Viel Neues Im Osten Die Polnische Stadionlandschaft Steht Vor Großen Veränderungen
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Stadionwelten Henryk Hoschkara, Benjamin Voigtländer, Rupert Bogensperger, Stadionwelt Rupert Bogensperger, Voigtländer, HenrykBenjamin Hoschkara, Fotos: Liga der Kontraste: Spröder Charme des Ostblocks in Stettin, Warschau (Polonia) und Chorzow, moderne Tribüne bei Wisla Krakau Viel Neues im Osten Die polnische Stadionlandschaft steht vor großen Veränderungen n Zeiten, in denen die polnische Natio- 5.230 Zuschauer pro Spiel zu den Erstli- ril wie viele Neubauten im Westen. Einfa- nalmannschaft nur einen Punkt hinter ga-Partien (Rang 19 in Europa). Kein ein- che „Schüsseln“ ohne markante Merkmale IEngand ihre WM-Quali kationsgrup- ziger Verein erreichte einen Schnitt von (wie das größte Ligastadion in Lubin oder pe abschließt und sich direkt für das Tur- 10.000 Besuchern, auch wenn Pogon Stet- das Stadion in Zabrze) sind in der ersten nier quali ziert, steht der Ligafußball des tin und Wisla Krakau diesen nur knapp und zweiten Liga selten anzutreffen, auch Landes im Schatten dieses Erfolges. Seit verfehlten. Dennoch: Es scheint sich ein wenn die früher obligatorische Laufbahn acht langen Jahren konnte sich kein polni- Aufwärtstrend abzuzeichnen. Lag man in immer noch exakt die Hälfte der Spielstät- scher Meister mehr für die Gruppenphase den 90er Jahren durchweg um die 4.000, ten beider Spielklassen kennzeichnet. In der Champions League quali zieren. Und konnte in den letzten drei Spielzeiten die weiteren fünf Arenen der Ekstraklasa und im UEFA-Cup verbuchte im letzten Jahr- 5.000er-Schwelle durchbrochen werden. deren sechs in der „II. Liga“ ist nach wie zehnt einzig Wisla Krakau 2002/2003 mit Versucht man, die polnische Stadion- vor zu erkennen, dass die Aschenbahn ein- dem Einzug ins Achtel nale einen nen- landschaft mit einem Wort zu beschrei- mal bestand – auch wenn inzwischen Gras nenswerten Erfolg. ben, ist „interessant“ der wohl tref- darüber gewachsen ist. Echte, reine Fuß- Die polnischen „Kibice“ (polnisch für fendste Begriff. Viele Spielstätten sind ballstadien be nden sich somit heute noch „Fans“) hingegen haben deutlich mehr betagt und in mäßigem Zustand. Hinzu in der klaren Minderheit. zu bieten. Sehr lautstarke und ausdau- kommen oft spartanische Einrichtungen Um der Entwicklung des modernen ernde Anfeuerung ist in den Stadien zu in Bezug auf Funktionsräume, sanitäre Fußballs Rechnung zu tragen und in Euro- vernehmen. Auch auf Gegengerade und Anlagen und Versorgung der Zuschau- pa wieder wettbewerbsfähiger zu werden, Haupttribüne sind sich die Zuschauer oft er sowie der kaum vorhandene Wetter- erkennt man heute auch in Polen, dass die nicht zu schade, ihr Team zu unterstüt- schutz der Ränge. Auch VIP-Logen im Stadien attraktiver werden müssen. An zen. Kehrseite der Medaille sind häu ge modernen Sinne gibt es bisher nur in Projekten mangelt es seit kurzem wahrlich gewaltsame Zusammenstöße zwischen den Stadien von Wisla Krakau und Wis- nicht, vor deren Umsetzung stehen aller- den verschiedenen Fanlagern, weswe- la Plock. Anderswo werden Privilegierte dings vielerorts Fragezeichen. Für einen gen bei einer beträchtlichen Anzahl von entweder auf klassischen Ehrengastplät- Teil der Vorhaben wird auch die Vergabe Spielen Gästesperren bestehen. Letzteres zen in der Mitte der Haupttribüne oder der EURO 2012, Polen bewirbt sich zu- sowie das eher bescheidene Niveau des wie in Lubin oder Posen auf einem Bal- sammen mit dem Nachbarland Ukraine, Ekstraklasa-Fußballs sind wohl entschei- kon untergebracht. entscheidend sein. Sechs Städte, aus denen dende Ursachen für den niedrigen Zu- Aber die polnischen Arenen atmen im Falle des Zuschlags vier als endgültige schauerzuspruch: 2004/2005 kamen nur spürbar den Fußball, sie wirken nicht ste- Spielorte ausgewählt werden, be nden 126 Stadionwelt April/Mai 2006 s126-129_polen.indd 126 26.03.2006 21:40:58 Stadionwelten sich in der engeren Auswahl: Chorzow, gen und die Hintertortribünen direkt am Posen, Krakau, Breslau, Danzig und War- Rande der Rasen äche neu errichtet. Stadionprojekte schau. Bereits laufende Um- oder Neu- Der zweite Zuschauermagnet der Liga, bauten sind in der Ekstraklasa zurzeit in Pogon Stettin, wird dagegen wohl noch Chorzów – Stadion Slaski drei Städten zu verzeichnen: Krakau, Po- eine Weile mit seiner nach der lebenden Modernisierung 2006 – 2008 sen und Kielce. Stettiner Fußballlegende Florian Krygier Kapazität: 60.000 Sitzplätze Das Stadion von Zuschauerkrösus Wis- benannten Arena in Hufeisenform leben Kosten: 94 Mio. € la Krakau bot bis vor drei Jahren lediglich müssen – von einem Neubauprojekt ist einen unüberdachten Ausbau beider Gera- derzeit nichts bekannt. Auch wenn im ers- den und eine provisorische Stahlrohrtribü- ten polnischen Stadion, das komplett mit ne zur Unterbringung der Gäste hinter ei- Plastiksitzen ausgestattet wurde, die Lauf- nem der Tore. Unabhängig von der EURO bahn inzwischen mit Gras überwachsen 2012 wird hier bis 2009 ein modernes Stadi- ist, sieht man ihm das Baujahr 1948 doch on mit vier einzeln stehenden und jeweils an. Eine moderne Ausstattung ist ebenso von einer transluzenten Dachkonstruktion wenig vorhanden wie eine nennenswerte gedeckten Tribünen für 34.500 Zuschauer Überdachung der Ränge. Wenigstens die entstehen. Schon 2004/2005 vollzog man mittleren Blöcke der Haupttribüne (1.020 die erste Etappe, eine neue Hintertortri- Plätze) haben vor kurzem ein Dach erhal- büne für die Heimfans. Nun werden die ten, das im weiten Rund allerdings verlo- Bild: Zaklad Projektowania i Wdrozen TB sp. z.o.o. gegenüberliegende Tribüne und anschlie- ren wirkt und bei etwas Wind kaum mehr ßend die Renovierung und Überdachung Schutz bietet. Danzig – Arena Baltycka sowohl der Gegengeraden als auch der Ein weiteres unüberdachtes Stadion in Neubau 2007 – 2010 Haupttribüne folgen. Letztere wird dabei Hufeisenform steht in Posen – oder besser Kapazität: 44.000 Sitzplätze als einzige einen Oberrang erhalten, die gesagt: stand bis 2003. Denn das Miejski Kosten: 80 Mio. € Flutlichtmasten bleiben übrigens entgegen Stadion, Heimstätte des WKP Lech, erhielt dem allgemeinen Trend bestehen. als ersten Ausbauschritt zwischen Juni Beim Stadtrivalen Cracovia benannte 2003 und März 2004 eine zweirangige Hin- man das Stadion Cracovii im letzten Jahr tertortribüne auf der offenen Seite, die im nach dessen bekanntestem Fan, Johannes Gegensatz zum Gegenstück in der anderen Paul II. 2004 hatte man außerdem auf der Kurve direkt an das Spielfeld anschließt. Haupttribüne eine relativ einfache Pavil- Seit Oktober 2005 ist nun auch deren Dach- lon-Überdachung aufgebaut, die leider mit konstruktion in Arbeit. Ebenso wird die Bild: Miasto Gdansk ihren Stützen die Sicht einschränkt. Kurio- alte Kurve abgerissen, um Platz für die sität in diesem Rund: die Reste der ehe- zweite neue Tribüne zu schaffen. Bis 2010 Posen – Stadion Miejski maligen Radrennbahn in den Kurven, die sollen auch die beiden Seitentribünen er- Schrittweiser Komplettumbau zu Werbe ächen umfunktioniert wurden. neuert sein, die dann auf drei Rängen (eine 2003 – 2010 Auch bei Cracovia gibt es ein Projekt; bis Premiere in Polen) Zuschauer unterbringen Kapazität: 40.000/46.500 Sitzplätze 2008 soll das Stadion ein reines Fußballsta- können. Zu diesem Zeitpunkt werden auch Kosten: 60 Mio. € dion mit einer elegant bogenförmig über- die beeindruckend geneigten Flutlichtma- dachten Haupttribüne und einer erweiter- sten ihren Platz geräumt haben. Noch un- ten Kapazität von 15.059 Plätzen sein. Für klar ist hingegen, ob das Stadion im End- 21 Millionen Euro wird zudem die Gegen- zustand 40.000 oder 46.500 Plätze erhalten gerade näher an das Spielfeld herangezo- wird, sowie die Anzahl der VIP-Lo- � Die Stadien der Ekstraklasa (1. Liga) Verein Stadion Kapazität Zaglebie Lubin Stadion Zaglebia 34.000 Lech Posen Stadion Miejski 26.481 Bild: WKP Lech Poznan Pogon Stettin Stadion im. Floriana Krygeria 17.783 Gornik Zabrze Stadion im. Ernesta Pohla 17.722 Krakau – Stadion Wisły Wisla Krakau Stadion Wisly 16.072 Schrittweiser Ausbau 2004 – 2009 Korona Kielce Stadion Pilkarski 15.500 Kapazität: 34.500 Sitzplätze Legia Warschau Stadion Wojska Polskiego 13.662 Kosten: unbekannt Wisla Plock Stadion im. Kazimierza Gorskiego 12.290 Cracovia Krakau Stadion im. Jana Pawla II 11.076 Arka Gdingen Stadion Miejski GOSiR 11.000 Gornik Leczna Stadion Gornika 7.200 Polonia Warschau Stadion Polonii 7.081 GKS Belchatow Stadion GKS-u 6.870 Odra Wodzislaw Stadion Odry 6.607 Groclin Grodzisk Stadion Groclinu 5.383 Amica Wronki Stadion Glowny Bazy Sportowy KS Amiki 5.296 Bild: TS Wisła Kraków Stadionwelt April/Mai 2006 127 s126-129_polen.indd 127 26.03.2006 19:22:10 Stadionwelten Posen: Demnächst dreirangige Tribünen statt imposanter Flutlichtmasten Foto: Lukas Die letzten Vorbereitungen im neuen Stadion in Kielce Foto: stadionkorony.prv.pl gen. Die Vergabe der EURO 2012 wird das einfache Rund mit seinem von zwei da die Beleuchtung in die Dachkonstruk- hier entscheidend sein, da für ein etwa- Reihen Stützen getragenem Haupttribü- tion integriert wird. Bereits heute sind iges Halb nale 40.000 Nettoplätze benö- nendach sicherlich eine Sensation. Erst im die VIP-Bereiche mit 800 Sitzen zwischen tigt werden. Interessantes Detail: In Posen letzten Jahr aber wurden auf Haupttribü- Ober- und Unterrang der 2002 renovierten kann man hinter der neuen Tribüne das ne und Gegengerade Sitzschalen instal- Haupttribüne auf in Polen einzigartigem erste und bisher einzige elektronische Kar- liert, den Rest des Ovals zieren nach wie Niveau. Des Weiteren wird angestrebt, teneinlasssystem Polens bestaunen. vor in den Vereinsfarben gelb-grün-weiß die Zuschauerkapazität