Nina Stefitz

Die frühen Staufer

Herkunft und Abstammung eines deutschen Herrschergeschlechts

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

Magistra der Philosophie

Studium: Lehramtsstudium UF Deutsch UF Geschichte, Sozialkunde, Polit.Bildg.

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Begutachter Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Johannes Grabmayer Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Institut für Geschichte

Klagenfurt, Juni 2018

Eidesstattliche Erklärung

Ich versichere an Eides statt, dass ich - die eingereichte wissenschaftliche Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe, - die während des Arbeitsvorganges von dritter Seite erfahrene Unterstützung, einschließlich signifikanter Betreuungshinweise, vollständig offengelegt habe, - die Inhalte, die ich aus Werken Dritter oder eigenen Werken wortwörtlich oder sinngemäß übernommen habe, in geeigneter Form gekennzeichnet und den Ursprung der Information durch möglichst exakte Quellenangaben (z.B. in Fußnoten) ersichtlich gemacht habe, - die eingereichte wissenschaftliche Arbeit bisher weder im Inland noch im Ausland einer Prüfungsbehörde vorgelegt habe und - bei der Weitergabe jedes Exemplars (z.B. in gebundener, gedruckter oder digitaler Form) der wissenschaftlichen Arbeit sicherstelle, dass diese mit der eingereichten digitalen Version übereinstimmt.

Mir ist bekannt, dass die digitale Version der eingereichten wissenschaftlichen Arbeit zur Plagiatskontrolle herangezogen wird.

Ich bin mir bewusst, dass eine tatsachenwidrige Erklärung rechtliche Folgen haben wird.

Stefitz Nina e.h. Klagenfurt, 06.06.2018

ABSTRACT

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Abstammung und Herkunft der frühen Staufer. Angesichts des Mangels an Quellen sind die staufischen Ahnen und ihr Herkunftsort bis heute ein unzureichend erforschtes Gebiet. Der erste Teil der Arbeit definiert daher eine allgemeine Beschreibung des Terminus der Genealogie. Hierbei werden die Entwicklung des Begriffes sowie unterschiedliche Arten der Darstellung näher erläutert. Weiters wird die Entstehung der Geschlechter in den Vordergrund gestellt. Im Zuge der Veränderung der Relevanz der jeweiligen Geschlechterlinien muss die Selbstwahrnehmung der einzelnen Mitglieder beschrieben werden. Historiographische Quellen werden näher behandelt und die Geschichtsschreibung des Mittelalters und ihre Tendenzen analysiert. Damit verbunden wird näher auf die Gesta Friderici Ottos von Freising eingegangen, die trotz fehlerhafte Zeitangaben und eventueller Verklärung ihren Anspruch erfüllt. Die beiden Hauptquellen der Genealogie- Forschung der Staufer bilden den weiterleitenden Teil. Die Gesta Friderici und die Tabula consanguinitatis bilden bis heute die größtmögliche zeitgenössische Quellenlage der Staufer. Das Leben der beiden Geschichtsschreiber muss hinsichtlich ihrer Positionen genauer erklärt werden. In vielen Forschungen wird die Gesta Friderici als subjektiv gefärbtes Werk angesehen, was angesichts der verwandtschaftlichen Beziehung des Bischofs Otto von Freising zur staufischen Dynastie nicht weiter verwunderlich wirkt. Zu bemerken ist jedoch, dass der primäre Auftrag Ottos explizit eine Niederschrift der Taten Friedrich Barbarossas forderte. Infolgedessen erfüllte Otto von Freising diesen Auftrag durchaus, wenngleich einige Daten und Fakten ungenauen Charakters sind. Die Tabula consanguinitatis Wibalds von Stablo ist bis heute die einzige mittelalterliche Überlieferung, welche die früheren staufischen Generationen festhält. Der Tafelbrief bietet einen ungefähren Anhaltspunkt in Hinsicht auf die Erforschung der ersten Staufer, obwohl der Grund für die Erstellung die Ehescheidung Friedrichs Barbarossa war. Die Staufer als Geschlecht mitsamt ihrem Selbstverständnis bilden einen Hauptpunkt dieser Arbeit. Das deutsche Adelsgeschlecht genießt bis heute eine bedeutende Popularität, die nicht zuletzt der Grund für zahlreiche Mythen ist. Der Aufstieg der Familie erfolgte primär durch die Erhebung Friedrichs I. zum Herzog von Schwaben im Jahr 1079. Man verstand die Staufer nach der Vermählung mit der Tochter Heinrichs IV. zu einem Adelsgeschlecht von übernationalen Größe zu erheben, die bis heute Eindruck in den Geschichtsbüchern hinterlassen hat. Hinsichtlich dieses Umstandes ist es unabdingbar, auf die Entstehung des Namens „Staufer“ einzugehen und festzulegen, wann der

Leitname „Friedrich“ eine tragende Rolle zugeschrieben bekam. Das Selbstverständnis des Geschlechts orientierte sich in erster Linie an den verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Saliern. Nicht umsonst betrachteten zeitgenössische Geschichtsschreiber die Staufer als Nachfahren der Waiblinger. So etablierten sich die mütterlichen Vorfahren in der Forschung zu einem dementsprechend relevanten Element. Obwohl man die Staufer ab dato nur mehr als Nachkommen des salischen Hauses ansah, spielte diese Kategorisierung, was das Selbstverständnis betraf, nur eine geringe Rolle. In der heutigen Zeit erwähnt die Forschung zwar die Verwandtschaft der beiden Dynastien, jedoch werden die Staufer als ein eigenständiges Geschlecht angesehen, welches nicht nur durch kluge Heiratspolitik die damalige Herrschaft erbaute. Die ersten Staufer waren laut einschlägiger Literatur bereits im Besitz bestimmter Grafschaften. Nicht nur Graf Friedrich im Ries spielte eine wichtige Rolle für den späteren Ruhm der Familie, auch sein Sohn Friedrich von Büren konnte eine große Anzahl an Gütern in den staufischen Besitz bringen. Friedrich I. gelang es nicht nur den ersten Stammsitz der Familie auf dem zu erbauen, sondern ebenso das Herzogamt für seine Nachfahren zu sichern. Somit wäre es falsch anzunehmen, dass Friedrich Barbarossa der Wichtigste aller Staufer war. Seiner Person kann man sehr wohl die größte Popularität zugestehen, jedoch konnte er seine Macht nur aufgrund der bereits bestehenden Herrschaftsbasis seiner Ahnen ausüben. Dadurch sind die frühen Staufer, trotz spärlicher Überlieferungen und ihrem Wirken im Hintergrund des Geschehens, eine unabdingliche Komponente in der Geschichte eines der größten deutschen Adelsgeschlechter.

The following work deals with the ancestry and origins of the early Staufers. In view of the lack of sources, the Hohenstaufen ancestors and their place of origin are still an insufficiently researched area. The first part of this paper features a general description of the term “genealogy”. Here, the development of the term as well as different types of presentation are explained in more detail. Furthermore, the emergence of the houses is discussed. Regarding varying levels of influence of the respective noble families, the self- perception of individual members must be addressed. As such, historiographical sources of the and their overall tendencies are analysed, for instance, the Gesta Friderici of Otto of Freising, which fulfils its purpose despite containing erroneous dates and engaging in whitewashing. The two main sources of Staufer genealogy form the next part. While the Gesta Friderici and the Tabula consanguinitatis still constitute the largest contemporary sources on the Staufers, the lives of their authors need to be examined in terms of their positions. In many scientific papers, the Gesta Friderici is regarded as a

biased work, which is not surprising in view of the relationship of bishop Otto of Freising to the Staufer family. It should be noted that Otto's primary mission explicitly demanded that Frederick Barbarossa's deeds be recorded, and while the bishop complied, some passages feature inaccurate information. The Tabula consanguinitatis Wibald's of Stablo is to this day the only medieval work that records the earlier Hohenstaufen generations. Although the reason for its creation was completely different from the Gesta Friderici, the chart offers insight into the lives of the early Staufers, including their family identity. The German aristocratic family, around which many myths have been woven, still enjoys great popularity today. The rise of the Staufers took place primarily through the elevation of Frederick I to the in 1079, and after a strategic marriage to the daughter of Henry IV, the Staufians managed to rise to a supranational greatness that has left its mark in the history books to this day. With regard to this fact, it is indispensable to investigate the origins of the name “Staufer” and to determine when the popular name “Frederick” was attributed a leading role. The self-image of the family was primarily based on their relationship to the Salians. It is not without reason that contemporary historians regarded the Staufers as descendants of the Waiblingeners. As a consequence, the maternal ancestors of the Staufers became a relevant element of research. Although from then on, the Staufers were only regarded as descendants of the Salian house, this categorization played only a minor role in their self-image. While research today mentions the relationship between the two dynasties, the Staufians are regarded as an independent family, which based their rule on clever marriage politics. The first Staufers were, according to relevant literature, already in possession of certain counties. Count Frederick of Riesgau then played an important role in increasing the family’s level of influence, and his son Frederick of Büren also managed to contribute by bringing a large number of goods into Staufer possession. Frederick I. succeeded not only in building the first ancestral seat of the family on Hohenstaufen, but also in securing the dukedom for his descendants. It would therefore be wrong to assume that Frederick Barbarossa was the most important of all the Staufers. One can very well acknowledge his outstanding popularity, but he could only exercise his power on the basis of his ancestors' already existing basis of power. This makes the early Staufer dynasty an indispensable component in the history of one of the greatest German aristocratic families, despite the scarce records.

INHALTSVERZEICHNIS

ABSTRACT ...... 3

1. EINLEITUNG ...... 8 1.1. Quellen und Literaturlage ...... 11

2. GENEALOGIE IM MITTELALTER ...... 14 2.1. Arten der genealogischen Darstellung ...... 15

3. DIE ENTSTEHUNG VON GESCHLECHTERN ...... 18 3.1. Historiographische Quellen ...... 20 3.2. Die Hauptquellen der Genealogie-Forschung ...... 20 3.2.1. Otto von Freising ...... 21 3.2.2. Wibald von Stablo ...... 26

4. DIE STAUFER ...... 30 4.1. Entstehung des Namens „Staufer“ ...... 31 4.2. Das Selbstverständnis der Staufer ...... 33 4.3. Die ersten Staufer ...... 37 4.3.1. Graf Friedrich – Der mögliche Vater des Grafen Friedrich ...... 38 4.3.2. Graf Friedrich ...... 39 4.3.3. Die Mutter Friedrichs von Büren ...... 41 4.3.4. Friedrich von Büren ...... 42 4.3.5. Hildegard von Mousson-Mömpelgard ...... 44 4.3.5.1. Der Spitzenahn der Staufer ...... 47 4.3.6. Friedrich I...... 48 4.3.7. Agnes von Waiblingen ...... 52

5. HERKUNFTSORT DER FRÜHEN STAUFER ...... 53 5.1. Die ersten Friedriche und Siegharde im Alpenvorland ...... 53 5.2. Remstal ...... 54 5.3. Ries ...... 56 5.4. Wäschebeuren ...... 58

6. DIE BESITZTÜMER DER FRÜHEN STAUFER ...... 60 6.1. St. Fides zu Schlettstadt ...... 60 6.2. Der Heilige Forst und Hagenau ...... 61

6.3. Lorch ...... 62

7. DAS STAUFISCHE WAPPEN UND SIEGEL ...... 64

8. DIE BURG HOHENSTAUFEN ...... 68 8.1. Der Burgenbau im Mittelalter ...... 68 8.2. Merkmale der staufischen Bauweise ...... 72 8.3. Die namengebende Burg ...... 75

9. CONCLUSIO ...... 80

10. LITERATURVERZEICHNIS ...... 85

11. ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...... 91

1. EINLEITUNG

„Er wird das Reich wie ein Fuchs an sich bringen, wie

ein Löwe regieren und wie ein Hund sterben.“1

So wurde Friedrich Barbarossa sein Leben bereits im Kindesalter prophezeit. In der Tat bewahrheitete sich diese Aussage und den Staufer erwartete eine dynamische Herrschaftszeit. Die Beschäftigung mit Kaiser Friedrich I. wurde primär im 19. Jahrhunderts praktiziert. In diesem Zeitraum entstanden zahlreiche Mythen über den staufischen Herrscher. Oft genug wurde der Staufer von diversen Historikern hochgepriesen, sodass sich sein Leben und Wirken zu einem regelrechten Nationalmythos entwickelten. Noch im 19. Jahrhundert galt Friedrich als Figur, welche in Folge des Zerfalls des deutschen Reiches zu einem Symbol der erhofften nationalen Einheit wurde.

Sehr rar ergibt sich ein Bild der Vorfahren dieses mythischen Herrschers. Zwar wurde Friedrich I. als eine Projektionsfläche der politischen Sehnsüchte verwendet, doch seine Ahnen blieben bis auf seltene Ausnahmen im Dunkeln. Die heutige Forschung zeigt das Abbild einer Dynastie, mit deren Name man eine Zusammengehörigkeit aller Mitglieder vermuten könnte. Trotz dieser Zusammenfassung unter dem Begriff „Staufer“ erscheinen sowohl Friedrich von Büren als auch Herzog Friedrich I. als eher blasse Personen, die hinter der Verklärung von Friedrich Barbarossa wenig Beachtung finden. Dieser Umstand wirkt selbsterklärend für eine schwache Erforschung der Ahnen des Kaisers.

„Es sind in der Tat eindrucksvolle Spuren, die dieses begabteste unter den deutschen Herrschergeschlechtern, wo immer seine Häupter und seine Anhänger in Erscheinung 2 getreten sind, hinterlassen hat.“ Dieses bezeichnende Zitat von FLECKENSTEIN unterstreicht den Charakter eines Geschlechts, dessen Glanz und Wahrhaftigkeit all zu leicht Einzug in das historische Gedächtnis fand. Trotzdem ergibt sich hier das Paradoxon eines Geschlechts, von dem man bis heute nicht genau weiß, ob man ihm diesen Status tatsächlich zusprechen kann.

1 Görich Knut, Friedrich Barbarossa. Eine Biographie (München 2011), S.1. 2 Fleckenstein, Josef, Das Bild der Staufer in der Geschichte. Bemerkungen über Möglichkeiten und Grenzen nationaler Geschichtsbetrachtung. Für Professor Gerhard Joppich zum 80. Geburtstag (Göppingen 1984), S.6. Seite 8

Forschungsmeinungen könnten in Hinsicht auf den Ursprung und die Herkunft der staufischen Herrscher nicht differenzierter sein. Zwar sprechen diverse Quellen von einem „Aufstieg“ der Staufer, obwohl sie nicht mit völliger Sicherheit beweisen können, welche Positionen die Ahnen väterlicherseits bereits bekleideten. Man tituliert diese als „unbedeutend“ und gibt an, dass deshalb wenig überliefert wurde. Die ausschlaggebende Tat der Vorfahren vor dem Herrschaftsantritt Friedrich Barbarossas wird fast durchwegs mit dem Ehebündnis Herzogs Friedrich I. mit der salischen Königstochter Agnes erläutert. Sofern man einen Blick auf das Leben Friedrichs von Büren wirft, wird ebenso nahezu ausschließlich die Verbindung mit Hildegard von Schlettstadt erwähnt. Dadurch ist man versucht, den Staufern keine größeren Handlungen zuzusprechen als eine durchdachte Ehepolitik.

Sofern man dieser Annahme Glauben schenken kann, wäre eine tatsächliche Erforschung der frühen Staufer hinfällig. Die ehelichen Bündnisse hingegen setzten einen ebenbürtigen Stand der männlichen Linie voraus. Dies wäre bereits einer vieler Gründe, die weit verbreitete Meinung des kleinen schwäbischen Geschlechts zu revidieren. Infolgedessen müssen die Vorfahren Kaisers Friedrich I. eine gewisse Relevanz zugesprochen bekommen, die in weiterer Folge dazu führte, dass sich die Staufer zu einem der bedeutsamsten und einflussreichsten Geschlechter des gesamten Mittelalters etablieren konnten.

Die einzigen Quellen, welche explizit die staufischen Agnaten behandeln, sind der Feder der kaiserlichen Hofschreiber entsprungen. Die Ahnenforschung, welche von Friedrich Barbarossa selbst in Auftrag gegeben wurde, diente nicht ausgesprochen dem Zweck die Vorfahren darzustellen. Dies impliziert, dass die Erforschung gemäß Kaiser Friedrichs Vorstellungen erstellt wurde. Ein Zeitgenosse der staufischen Kultur, der hier erwähnt werden muss, ist Bischof Otto von Freising. Er gilt bis heute als das wichtigste „staufische Zentrum der Historiographie.“3 Mit Hilfe seiner Gesta Frederici erhält man zwar einen Einblick in das frühe staufische Haus, dennoch bleibt dieses Werk hinterfragungswürdig, da es die Herkunft Kaiser Friedrichs I. in einer relativ allgemeinen Art und Weise widerspiegelt.

3 Hampe, Karl, Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer (Heidelberg 1986), S.85. Seite 9 Die zweite Hauptquelle der Forschung ist als Tabula consanguinitatis bekannt. Die genealogische Aufstellung Friedrichs I. durch Wibald von Stablo, ebenfalls eine von ihm in Auftrag gegebene Arbeit, bietet bestenfalls nur fragmentarisch realitätsgetreue Erkenntnisse über den Ursprung der Dynastie. Das heißt, dass der Forschung lediglich zwei subjektiv geprägte Werke zur Verfügung stehen. Dementsprechend sind Theorien und Festlegungen als äußerst ambivalent anzusehen.

Obgleich einige Historiker das Geschlecht der Staufer als urschwäbisch oder gar salzburgisch einschätzen, bleibt festzuhalten, dass eine sogenannte Urheimat bis heute nicht mit vollkommener Sicherheit festgelegt werden kann. In Anbetracht früher urkundlicher Erwähnungen lässt sich zwar eine gewisse Komponente erkennen, jedoch werden immer wieder neue Thesen aufgestellt. Dadurch bleibt sowohl der genaue Ursprung des bedeutenden Geschlechts, als auch dessen Herkunft bis heute umstritten.

Im Zuge des Versuchs einer ungefähren Festlegung müssen einige Faktoren beachtet werden. Zunächst soll der Terminus der Genealogie in den Vordergrund gestellt und die Arten der Darstellung erläutert werden. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung von Geschlechtern im allgemeinen Sinne. Darauf bedacht, diese Thematik in Verbindung mit Quellen zu bringen, wird näher auf die bereits erwähnten Werke und das Leben der beiden Geschichtsschreiber eingegangen. Die angefügte Quellenkritik soll vor Augen führen, auf welche Behauptungen sich einige Forschungen blindlings stützen. Der Hauptteil der vorliegenden Arbeit setzt sich aus dem dritten und vierten Kapitel zusammen. Dieser Abschnitt behandelt eine universelle Beschreibung der Entstehung eines Geschlechtes und des daraus resultierenden Selbstverständnisses. Das darauffolgende Unterkapitel stellt den Versuch an, mit Hilfe von breit gefächerten Forschungsmeinungen die ersten Staufer ausfindig zu machen. Diese Aufstellung beginnt mit dem in der einschlägigen Literatur erwähnten „ersten“ Friedrich und endet entsprechend der Relevanz mit Agnes von Waiblingen, die eine der ausschlaggebendsten Personen für die staufische Dynastie und ihr Selbstverständnis war. Der zweite Abschnitt des Hauptteiles analysiert den frühen Besitz und erste urkundliche Erwähnungen mit dem Ziel, den Herkunftsort der frühen Staufer herauszufiltern. Die namengebende Burg Hohenstaufen sowie ihre Entstehungsgeschichte bilden Themen des abschließenden Teils.

Seite 10 Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht aus einer ungefähren Festlegung der Herkunft der Staufer, sowohl im personellen, als auch im örtlichen Bereich. Für dieses Vorhaben ist es notwendig, einen Blick auf die Vorfahren, ausgehend von Friedrich Barbarossa, zu tätigen. Anhand unterschiedlicher Forschermeinungen soll versucht werden, die Quintessenz herauszuarbeiten. Primär ist der Quellenstand das ausschlaggebende Element der Annahme oder Revidierung von unterschiedlichen Forschungen. Da die Hauptquellen in einigen Teilen mehr als fragwürdig erscheinen, ist es notwendig, relativ gesicherte Thesen zu bewerten und gegenüberzustellen, mit denen die größte Wahrscheinlichkeit festgehalten wird.

1.1. Quellen und Literaturlage Bezüglich der Quellenkunde zu den frühen Staufern wären Franz-Josef Schmale mit seiner Monografie Die Taten Friedrichs oder richtig Cronica4 sowie Heinz Krieg mit dem Werk Herrscherdarstellung in der Stauferzeit5 zu nennen. Schmale dokumentiert eine genaue Darstellung des Lebens und Wirkens Ottos von Freising und bietet eine deutsche Übersetzung seiner Gesta Friderici. Heinz Krieg stellt in seiner Schrift den eigentlich zu verwendenden Titel der Gesta fest. Ein weiterer Autor, der sich mit dem Bischof beschäftigt ist Joachim Ehlers mit seiner Veröffentlichung Otto von Freising.6 In Bezug auf die zweite Hauptquelle, die Tabula consanguinitatis Wibalds von Stablo, halten das Buch Knut Görichs Friedrich Barbarossa7 sowie der Aufsatz von Eduard Hlawitschka Weshalb war die Auflösung der Ehe Friedrich Barbarossas und Adelas von Vohburg möglich?8 das Wichtigste fest.

Die Publikationen hinsichtlich der frühen Staufer sind nicht viele. Zwar versuchen Forscher wie Hansmartin Decker-Hauff mit seinem Aufsatz Das staufische Haus9 mit Hilfe des Roten Buchs eine Aufstellung der frühen Staufer zu erstellen, wobei diese als sehr fragwürdig angesehen werden kann. Decker-Hauff verbindet seine Thesen, gestützt auf Heinz Bühler und Ernst Klebel, schlüssig mit dem Lorcher Translationsverzeichnis

4 Frisingensis, Otto, Rahewimus, Die Taten Friedrichs oder richtig Cronica. Franz-Josef Schmale (Hrsg.) (Berlin 1965). 5 Krieg, Heinz, Herrscherdarstellungen in der Stauferzeit. Friedrich Barbarossa im Spiegel seiner Urkunden und der staufsichen Geschichtsschreibung (Ostfildern 2003). 6 Ehlers, Joachim, Otto von Freising. Ein Intellektueller im Mittelalter (München 2013). 7 Görich, Knut, Friedrich Barbarossa. Eine Biographie (München 2011). 8 Eduard Hlawitschka, Weshalb war die Auflösung der Ehe Friedrich Barbarossas mit Adela von Vohburg möglich? In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Fried, Johannes (Hrsg.), Band 61 (Wien, Köln, Weimar 2005). 9 Decker-Hauff, Hansmartin, Das staufische Haus. In: Hausherr, Reiner (Hrsg.), Die Zeit der Staufer. Geschichte, Kunst, Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977 (Stuttgart 1977). Seite 11 und stellt die Behauptung auf, dass die staufischen Agnaten aus der Gegend um Salzburg und Wien stammten. Hans-Martin Maurer relativiert diese Interpretation in seinem Werk Der Hohenstaufen. Geschichte der Stammburg eines Kaiserhauses10. Mit Hilfe dieser Schrift bietet er einen Einblick in die mutmaßliche Entstehung des Geschlechts und der namengebenden Burg. Ein oft verwendetes Buch in dieser Arbeit ist Eduard Hlawitschkas Die Ahnen und hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihre Gemahlinnen11. Diese Schrift behandelt explizit den Versuch der quellenbasierten Rekonstruktion der ersten staufischen Familienmitglieder. Während Walter Ziegler in seinem Aufsatz Zur Herkunft der Staufer12 genauer auf das Leben und Ehebündnis Friedrichs von Büren mit Hildegard von Schlettstadt eingeht, verweist Werner Hechberger in seiner Publikation Staufer und Welfen13 auf das Selbstverständnis der Adelsfamilie, das primär durch Agnes von Waiblingen geprägt wurde.

Tobias Weller beschreibt in seiner Veröffentlichung unter dem Titel Auf dem Weg zum >staufischen Haus<14 in sehr detaillierter Art und Weise die Abstammung und Verwandtschaft der Dynastie. In seinem Aufsatz Die Staufer – Ein elsässisches Adelsgeschlecht?15 versucht Daniel Ziemann die frühesten nachweisbaren Besitzungen der Familie zu erörtern und diese in Verbindung mit einem möglichen Herkunftsort zu bringen. Manfred Ackermann wird hier direkter, indem er in seiner Schrift Die Staufer. Ein europäisches Herrschergeschlecht16 behauptet, dass die Staufer seiner Meinung nach ihre Anfänge in Ostschwaben fanden. Dieser Ansatz wird von Jürgen Dendorfer in seiner Publikation Königsland? – Die Staufer und das Ries17 relativiert. Die Festlegung der Riesgaugrafschaft, die der erste aller Friedriche angeblich bekleidet haben soll, sei kritisch zu hinterfragen.

10 Maurer, Hans-Martin, Der Hohenstaufen. Geschichte der Stammburg eines Kaiserhauses (Stuttgart u.a. 1977). 11 Hlawitschka, Eduard, Die Ahnen und hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihre Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk. Band III: 1138-1197 (Hannover 2009) 12 Ziegler, Walter, Zur Herkunft der Staufer. In: Rueß, Karl-Heiz, Ziegler, Walter (Hrsg.) Die Staufer (Göppingen 2000). 13 Hechberger, Werner, Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft (Köln, Weimar, Wien 1996). 14 Weller, Tobias, Auf dem Weg zum >staufischen Haus<, Zur Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium der frühen Staufer. In: Seibert, Hubertus, Dendorfer, Jürgen (Hrsg.), Grafen Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1097-1152) (Ostfildern 2005). 15 Ziemann, Daniel, Die Staufer – Ein elsässisches Adelsgeschlecht? In: Seibert, Hubertus, Dendorfer, Jürgen (Hrsg.), Grafen Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1097-1152) (Ostfildern 2005). 16 Ackermann, Die Staufer. Ein europäisches Herrschergeschlecht (Stuttgart 2003). 17 Dendorfer, Jürgen, Königsland? – Die Staufer und Ries. In: Verein Rieser Kulturtage e.V. (Hrsg.), Eine Landschaft stellt sich vor. Dokumentation, Band XIX/2012 (Nördlingen 2014). Seite 12 Hinsichtlich der Entstehung der namengebenden Burg Hohenstaufen wäre Thomas Biller mit seinen Aufsätzen Burgen zwischen praktischer Funktion und Symbolik18 sowie Technischer Wandel im Burgenbau19 zu nennen. Manfred Ackermann tritt mit seiner Publikation Hohenstaufen. Kurzführer zur Geschichte von Geschlecht und Burg der Staufer20 als ein Experte des staufischen Burgenbaus auf und bietet einen aufschlussreichen Ansatz bezüglich der Überreste der ersten Staufer-Anlage. Einen allgemeinen Überblick über den Burgenbau und die Charakteristika einer Befestigung legen Hans-Werner Goetz Leben im Mittelalter21 sowie Großmann Ulrich Die Welt der Burgen22 und Otto Piper Burgenkunde23 fest.

Ein Werk, welches sich ausschließlich mit den ersten Staufern beschäftigt, konnte im Zuge dieser Arbeit nicht entdeckt werden. Grund hierfür könnten der Quellenmangel des Themas und die bis dato unzureichenden Überlieferungen sein.

18 Biller, Thomas, Burgen zwischen praktischer Funktion und Symbolik. In: Schneidmüller, Bernd, Weinfurter, Stefan, Wieczorek, Alfred (Hrsg.) Verwandlungen des Stauferreichs. Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa (Darmstadt 2010). 19 Biller, Thomas, Technischer Wandel im Burgenbau. In: Lindgren, Uta (Hrsg.), Europäische Technik im Mittelalter (Berlin 1996). 20 Ackermann, Manfred, Hohenstaufen. Kurzführer zur Geschichte von Geschlecht und Burg der Staufer (Göppingen 1972). 21 Goetz, Hans-Werner, Leben im Mittelalter. Vom 7. Jahrhundert bis zum 13. Jahrhundert (München 1986). 22 Großmann, G. Ulrich, Die Welt der Burgen. Geschichte, Architektur, Kultur (München 2003). 23 Piper, Otto, Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen innerhalb des deutschen Sprachgebietes, n.A. (Hamburg 2014). Seite 13 2. GENEALOGIE IM MITTELALTER

Die Definition des Begriffes der Genealogie wurde im Universal-Lexicon von Johann

Heinrich ZEDLER im Jahre 1735 wie folgt dargestellt: „Genealogie heißt die Wissenschaft die Vorfahren eines Geschlechts in gehöriger Folge anzugeben. Dahero wird’s auch die Geschlechts-Kunde genennet.“24 Diese Erläuterung findet sich in etwas abgeänderter

Darstellung bei SCHULZ, als dieser im Jahre 1847 von der Genealogie als „die wissenschaftliche Darstellung des Ursprungs der Fortpflanzung und des hierdurch begründeten Zusammenhangs der Geschlechter“25 spricht. Die Gemeinsamkeit der beiden Begriffsbestimmungen findet sich darin, dass man die Genealogie als eine historische Epistemologie der verwandtschaftlichen Beziehungen ansieht und sie nicht zuletzt als einen wissenschaftlichen Terminus auffasst.26

Die Konsequenz aus diesem Vorgang bestand darin, dass sich die Genealogie seit dem 18. Jahrhundert unweigerlich zu einem wissenschaftsgeschichtlichen Begriff mit demselben Gebrauch entwickelte. Die definitorischen Erweiterungen, welche im Laufe der Zeit mit dem Begriff in Verbindung gebracht wurden, stellen die heutige Forschung vor die Schwierigkeit, die Betrachtung des 18. Jahrhunderts vor ihren semantischen Veränderungen darzulegen. Sofern die Genealogie als ein Argument oder eine Denkform angesehen wird, treten nicht mehr wissenschaftliche Theorien in den Vordergrund, sondern die Kompetenz zeitliche und räumliche Verbindungen zu erfassen.27

Die Abstammungsforschung stand bis in das 18. Jahrhundert für eine große Anzahl von Ableitungs- und Kontinuitätsvorgängen, welche alleinstehende Elemente oder Personen miteinander in Relationen bringen konnte. Der Hauptfaktor hierbei war die Ableitung voneinander. Mit Hilfe dieser Erkenntnis konnte im Rahmen der aristotelisch- scholastischen Lehre die Geschichte ihre heilsgeschichtliche Dignität erlangen. Die ursprüngliche Schwäche des Elements konnte im Zuge der Ernennung von kausalen Zusammenhängen aufgewertet werden. In Hinsicht auf diese Umstände wurde die Genealogie im Laufe der Zeit, ein nennenswerter Rahmen wäre das 14. bis 18. Jahrhundert, eine zentrale Materie hinsichtlich der Kontinuität und Veränderung innerhalb der Gesellschaft, indem sie eine Gedächtnisbildung im sozialen System der Verwandtschaft vollführte. Gleichzeitig hatte das genealogische Strukturprinzip eine

24 Heck, Killian, Genealogie als Denkform im Mittelalter und Früher Neuzeit (Tübingen 2000), S.1. 25 Ebd. 26 Vgl.: ebd. 27 Vgl.: ebd. Seite 14 weitere Ursache für die soziale Ordnung: Die menschliche Eheverbindung besaß für

Claude LÈVI-STRAUSS, französischer Ethnologe und Begründer des ethnologischen Strukturalismus, auch eine anthropologische Eigenschaft. Die daraus ableitenden Prinzipien bildeten laut diesem die früheste Form einer kulturellen Handlung.28

Wolfgang SPEYER spricht von der Genealogie als „ältesten Versuch einer wissenschaftlich zu nennenden Systembildung“29 und erkennt diese zugleich als eine 30 „Urform des Weltverstehens“ an. Klaus HEINRICH wiederum setzte hierbei einen entscheidenden Zugang. Er spricht von dem Charakteristikum der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Genealogie, die primär eine Person als Ausgangspunkt ansah, von deren Standpunkt aus eine Kette von verwandtschaftlichen Beziehungen abgeleitet werden konnten. Ferner wird der Proband in das Beziehungsgefüge eingebunden, was wiederum einen deduktiven Schluss mit Bezug auf das Allgemeine herstellt. Er erklärt diese These wie folgt: „Die Macht der Ursprünge erhält sich durch die Kette der genera, der Geschlechter hindurch.“31

Die Religion des Christentums stellte die Beziehung zwischen einzelnen Personen in besonderer Art und Weise in den Vordergrund. In zahlreichen spätmittelalterlichen Genealogien wurde die Existenz der Familie von Christus und Maria abgeleitet. Infolgedessen sah man sich bezüglich der Verfassung einer genealogischen Forschung damit konfrontiert, dass man begründen musste, wie beispielsweise ein einzelner regierender Fürst das Endprodukt der vorgelebten Geschichte des Gottessohnes sein könne. Sofern diese Verbindung hergestellt werden konnte, galt der Fürst als Nachfolger Christi und ihm gebührte eine besondere Würde. Unter Vorbehalt eines Erfolges hinsichtlich des genealogischen Modells behauptete Ernst KANTOROWICZ, die mittelalterliche Bevölkerung sah ab diesem Zeitpunkt den Heiligen Geist im Blut des Fürsten.32

2.1. Arten der genealogischen Darstellung Der Anfang der Ahnenforschung manifestierte sich in einem Denken, welches ein bestehendes Element mit Hilfe eines Verweises auf ein vorhergegangenes beschrieb. Hierbei war es wichtig, Unterschiede zwischen dem Bestehenden und Vergangenen

28 Vgl.: ebd. S.1f. 29 Vgl.: ebd. S.1ff. 30 Ebd. S.2. 31 Vgl.: ebd. 32 Vgl.: ebd. Seite 15 aufzuweisen, ansonsten hätte sich eine ins Unendliche fortsetzende Kette herausgebildet, welche letztendlich nichtssagend gewesen wäre. Die genealogische Betrachtung der Menschen geht noch heute von der natürlichen Grundannahme aus, dass zwischen mindestens zwei Personen ein Verhältnis besteht, in welchem sich erstere als Erzeuger und letztere als Geborener gegenüberstehen. Betrachtet man die Seite des Erzeugers, können seine Nachfahren entweder unmittelbar oder mittelbar erfasst werden. Die erste Betrachtungsweise dieser Darstellung erfolgt über die Deszendenztafel, welche alle Personen umfasst, die direkt der geraden Linie von einem sogenannten Stammvater oder einer Stammmutter entspringen. In Anbetracht dessen ist es nicht von Wichtigkeit, ob die Abstammung rein agnatischer Natur ist, oder ob Frauen ebenfalls als Bindeglieder zwischen dem Stammvater und seinen Nachkommen miteinbezogen werden. Die Deszendenztafel umfasst demzufolge alle Individuen, in denen das Blut eines gemeinsamen Stammvaters fließt.33

Betreffend den zweiten Grundtypus des genealogischen Denkens eröffnet die passive Seite, der Erzeugte, eine andere Form der Illustration. Sofern die Genealogie versucht diese Perspektive zu erläutern, entwickelt sich eine Aszendenztafel. Diese Veranschaulichung bietet einen Einblick in die Darstellung aller Personen, von denen sich ein Mensch in gerader Linie herleiten lässt. Hierbei werden wiederum sowohl Männer als auch Frauen als betroffene Vorfahren wahrgenommen. Im Gegensatz zur Deszendenztafel erhebt die Aszendenztafel alle Menschen, deren Blut in einer anderen Person, dem Erzeugten, fließt.34

Die Deszendenztafel findet in der Praxis kaum Anwendung, da die Darstellung aller Nachkommen von einer Person für die historische Seite der Genealogie keinen großen Stellenwert hat. Weit häufiger als die reine Deszendenztafel waren und sind Stammtafeln. Lange Zeit wurden sämtliche Arten der genealogischen Darstellungen als Stammtafeln betitelt, ohne eine Differenzierung zwischen den einzelnen Typen vorzunehmen. Theoretisch betrachtet ist die Stammtafel ein Auszug aus einer Deszendenztafel, die lediglich jene Personen miteinschließt, die von einem gemeinsamen Stammvater explizit durch Zeugung in gerader Linie abstammen. Hierbei werden nur Männer als Bindeglieder zwischen dem Stammvater und seinen Nachfahren angesehen. Juristisch betrachtet ist die

33 Vgl.: Forst, Otto, Genealogische Tafeln, In: Dr. Eduard-Heydenreich (Hrsg.) Handbuch der praktischen Genealogie, Band 1 (Leipzig 1913), S.42. 34 Vgl.: ebd. S.42f. Seite 16 Stammtafel eine tabellarische Darstellung von Agnaten. Ein äußerliches Charakteristikum diesbezüglich bildet der gleiche Familienname. Der wichtigste Nutzen der Stammtafel in der Geschichte legte sich im Thronfolgerecht fest. Die Erbfolgeordnung besagte, dass der Thron bis zum Aussterben des Mannesstammes im Besitz der agnatischen Familie bleibt. Eine Unterkategorie der Stammtafel bildet die Regententafel. Dieser Typus verzeichnet lediglich die zum Thron gelangten Mitglieder eines Herrscherhauses und berücksichtigt ebenfalls nur die männlichen Glieder eines Familienbundes. Die primäre Eigenschaft der Deszendenztafel mitsamt ihren Unterkategorien bildet die vollständige Unregelmäßigkeit. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Deszendenztafeln einander in keiner Weise gleichen. Dieser Umstand wird nicht zuletzt durch die wechselnde Anzahl der Mitglieder einer Generation begründet, welche folglich ein individuelles Gepräge benötigen. Das äußerliche Erkennungskriterium der Tafel wird durch die Tatsache definiert, dass von der ersten Generation, also vom Stammvater an, zeitlich vorwärts gearbeitet wird.35

Das Pendant zur Deszendenztafel bildet die Aszendenztafel. Im deutschen Sprachraum ist für diesen Typus der Ausdruck Ahnentafel gebräuchlich. Den Ausgangspunkt der Ahnentafel bildet eine Person, ein sogenannter Proband, dessen Vorfahren festgehalten werden. Das wichtigste Merkmal einer Ahnentafel ist ihr strikter, gesetzmäßiger Aufbau. In Hinsicht dessen gleicht der äußere Habitus einer Ahnentafel jeder anderen. Im Zuge ihrer Aufstellung betrachtet man die passive Seite eines Ahnenverhältnisses und listet, von einem Probanden ausgehend, zeitlich rückwärtsschreitend die Vorfahren auf. Gleichgesetzt mit der Stammtafel enthält die Ahnentafel für die Genealogie ebenso praktische Bedeutung. In Bezug auf die juristische Bedeutung regelt die Ahnentafel das Erbrecht, da sie die Grundlage der Erbfolgeordnung nach Stämmen darstellt. Ein weit größerer Nutzen der Ahnentafel im Mittelalter festigte sich im Gebiet des Rechts. Für die Zugehörigkeit zu einem Geburtsstand war die Tafel ein ausschlaggebendes Element. Obwohl die Zugehörigkeit des Adels per Geburt geregelt war, versuchte man mit Hilfe der Abstammung eine Abgrenzung voneinander durchzuführen. Infolge der Übernahme von geistlichen und weltlichen Ämtern wurde oftmals eine sogenannte Ahnenprobe verlangt, mit welcher betreffende Person ihre Abstammung nachweisen musste. Die Ahnenprobe fand ihren Ursprung in der Entwicklung der Berufsstände zu Geburtsstände. Zur Abgrenzung von anderen Ständen erwies sich der sogenannte Vier-Ahnen-Beweis

35 Vgl.: ebd. S.43f. Seite 17 als der entscheidende Nachweis. Die vier Generationen der Großeltern des jeweiligen Probanden mussten für eine erfolgreiche Legitimierung demselben Stand angehören. Im Falle der Genealogie der Staufer wird im weiteren Verlauf primär auf die Stammtafel zurückgegriffen werden.36

3. DIE ENTSTEHUNG VON GESCHLECHTERN

Gemäß der Definition der Genealogie als „agnatische Abstammungsgemeinschaft von Vater-Sohn-Folge“37, ergibt sich das Bild eines Geschlechtes. Diese Begriffsbestimmung legt fest, dass es eine Reihe bestimmter Regeln für die Existenz einer Dynastie oder eines Adelsgeschlechts gab. Ein Geschlecht wurde in diesem Sinne durch den jeweils ältesten Sohn fortgesetzt, während jüngere männliche Nachkommen die Möglichkeit zu einem

Aufbau von Nebenlinien hatten. Spuren dieses Prinzips konnten laut HECHBERGER im bundesdeutschen Familienrecht bis in die Anfänge der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts gefunden werden.38 Wichtig diesbezüglich ist, die Theorie nicht mit dem Selbstverständnis der damals lebenden Familien gleichzusetzen. Daher steht die Forschung vor der großen Schwierigkeit, die Frage, in welchen verwandtschaftlichen Beziehungen sich die mittelalterlichen Menschen selbst sahen, zu beantworten. Ältere Forschungen gingen lange Zeit davon aus, die heutigen Vorstellungen einer Familie seien gleichzusetzen mit denen des frühen und hohen Mittelalters. Neuere Untersuchungen, wie beispielsweise SCHMID, hingegen haben belegt, dass die damaligen Ansichten eine erhebliche Unterscheidung zu den aktuellen aufweisen.39

Im Früh- und Hochmittelalter ergaben die natürliche Familie sowie die weitere Verwandtschaft den zentralen Bezugspunkt der einzelnen Person. Primär leitete sich die soziale Stellung von Besitz oder Amt ab, welche wiederum in den meisten Fällen von den Verwandten abhängig waren. Besonders in Königshäusern hatten verwandtschaftliche Beziehungen einen besonderen Stellenwert. In der mittelalterlichen Epoche beschränkte sich das Familienbewusstsein auf eine spärlich stabile Struktur, die in erster Linie die

36 Vgl.: Lubich, Gerhard, Wie die Ehre erblich wurde. Kursorische Bemerkungen zu honor und „konsensualer Herrschaft“ zwischen Amt und Ehre, Institution und Person. In: Brandt, Hartwin, Köhler, Karin, Siewert, Ulrike (Hrsg.), Genealogisches Bewusstsein als Legitimation, Inter- und intragenerationelle Auseinandersetzungen sowie Bedeutung von Verwandtschaft bei Amtswechseln (Bamberg 2009), S. 17 und Harding, Elizabeth, Adelsprobe, https://www.historisches-lexikon- bayerns.de/Lexikon/Adelsprobe (14.04.2018) und Kopp-Colomb, Henning http://www.adelsrecht.de/Lexikon/A/Ahnenprobe/ahnenprobe.html (17.05.2018). 37 Hechberger, Staufer, S.105. 38 Vgl.: ebd. S.105. 39 Ebd. S.106. Zur Forschung über das adlige Selbstverständnis vgl. Schmid, Karl, Über die Struktur des Adels (1983). Seite 18 lebenden Kognaten und Agnaten umfasste. Die Vorfahren der jeweiligen Familien wurden selten bis fast gar nicht erforscht, da das Interesse an diesen relativ gering ausfiel. Sofern die Situation eintrat, dass Verwandte oder Ahnen mütterlicherseits ein größeres Ansehen genossen als die väterlichen, wurden sie von den betroffenen Personen in den Vordergrund gestellt. Folglich spielten die Agnaten nicht nur für das Selbstverständnis der Adelshäuser eine wichtige Rolle, sondern waren in vielen Fällen hinsichtlich Namensgebung ausschlaggebend.40

Diese Denkweise relativierte sich weitestgehend im Laufe des 11. Jahrhunderts. Burgen oder befestigte Adelssitze erhielten nicht nur den Status fixierter Herrschaftssitze, sie wurden auch in Hinsicht auf die geistige Orientierung von immenser Bedeutsamkeit. Angesichts der Erbbarkeit von Lehen und Ämtern nahm die Rolle der Königsnähe zunehmend ab und es stellte sich ein stetig steigendes Selbstbewusstsein des Adels ein. Die Bezeichnung der Adelssitze bildete vorerst noch keinen fixen Bestandteil in Namen der Geschlechter, wurde jedoch an den eigenen Namen als eine Angabe der Herkunft hinzugefügt. Im Verlauf der Entwicklung von Herrschaftszentren kristallisierte sich im Normalfall ein Stammsitz heraus, welcher oft in Verbindung mit einem Hauskloster auftrat. Im Zuge der Vererbung dieser Stammsitze durch die väterliche Linie, traten die kognatischen Verwandten in den Hintergrund und die Adligen wurden seit dem 12. Jahrhundert nach diesen benannt. Somit endete in dieser Zeit die Wandlung einer lose verknüpften Adelsfamilie hin zu einem dynastischen Adelshaus. Das Selbstverständnis der Geschlechter hingegen überdauerte diese Evolution und blieb trotz Wechsel der Generationen weitgehend gleichbleibend. Als Abschluss dieser Entwicklung sah man die Untrennbarkeit zwischen Stammsitz und Adelsnamen. Zu bemerken ist, dass dieses

Entwicklungsmodell von SCHMID zwar nicht widerlegt werden kann, jedoch wirkt die Theorie nur in bestimmten sachlichen, räumlichen und zeitlichen Grenzen. Es gab im 12. und 13. Jahrhundert durchaus noch bestehende kognatische Verwandtschaftsbeziehungen, welche ausschlaggebende Elemente für das adlige

Selbstverständnis waren. Man kann SCHMIDS Modell in Anbetracht dessen allenfalls modifizieren, eine Widerlegung scheint laut Forschung nicht möglich.41

40 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.106. 41 Vgl.: ebd. S.106-109. Seite 19 3.1. Historiographische Quellen Die Geschichtsschreibung des Mittelalters bietet nicht nur eine große Anzahl an Quellen bezüglich der herrschaftlichen Verhaltensweisen, sondern sie stellt gleichzeitig eine ganz spezifische Gattung hinsichtlich der Ideen- und Mentalitätsgeschichte dar. Im Vergleich zu normativen Quellen besitzen die historiographischen den Vorteil der prinzipiellen historischen Wirklichkeit. Somit haben sie die Aufgabe, einen Herrscher in korrekten Zusammenhängen und realitätsgetreuen Situationen wiederzugeben. Mittelalterliche Geschichtsschreiber erhoben selbst den Anspruch der Wahrhaftigkeit. Beispielsweise behauptete Gottfried von Viterbo bezüglich seiner Geschichtsdichtung, dass es sich hierbei um eine cronica, nicht etwa um eine fabula 42 handle. Trotz einiger Irrtümer und fehlerhaften Zeitangaben waren Chronisten wie Gottfried sehr darum bemüht, den Vorrang und die Größe des Herrschergeschlechtes in den Vordergrund zu stellen. Helmut

BEUMANN spricht in seiner Untersuchung der historischen Objektivität davon, dass, obwohl einige „Faktizitäten unterlaufen sein mögen,“43 die Wesensbestimmung des entsprechenden Königs mit „einer fast pedantischen Genauigkeit“ 44 festgehalten wurde.

Insbesondere unter Friedrich Barbarossa erlebte die Geschichtsschreibung eine enorme Aufwertung. Diese Annahme wird nicht zuletzt durch die im Umfeld des Staufers entstandenen historiographischen Werke gestützt. Allgemein spricht KRIEG in Hinsicht auf diese Tatsache von verschiedenen Hauptquellen: Die Gesta Friderici Ottos von Freising und Rahewins, die Gesta Friderici Gottfrieds von Viterbo, ausgewählte Chroniken Ottos von St. Blasien und Burchards von Ursberg sowie die Chronik von Otto und Acerbus Morena. 45 Die genannten Werke bieten beträchtliche Unterschiede, welche ferner durch die Nähe zu Barbarossa und seinem Hof erklärt werden können. 46

3.2. Die Hauptquellen der Genealogie-Forschung Der breit ausgelegten Quellenlage der Geschichtsschreibung steht eine spärliche bezüglich der Herkunft der frühen Staufer gegenüber. Deshalb besitzt die Forschung lediglich zwei Hauptquellen, auf welche sie ihre Theorien stützen kann. Erstere ist unter dem Titel Gesta Friderici bekannt, während die zweite als Tabula consanguinitatis angeführt wird. Bevor die beiden Quellen näher beleuchtet werden, ist es nötig, in

42 Krieg, Herrscherdarstellung, S.19. 43 Ebd. S.19. 44 Ebd. S.19. 45 Krieg, Herrscherdarstellung, S.21. 46 Vgl.: ebd. S.20f. Seite 20 knapper Form auf das Leben und Wirken der beiden Verfasser Otto von Freising und Wibald von Stablo einzugehen.

3.2.1. Otto von Freising Das Geburtsdatum des Geschichtsschreibers wird in der einschlägigen Literatur ungefähr auf das Jahr 1111/12 geschätzt. Einige Forschungen gehen mit dieser Meinung nicht konform und setzen die Geburt von Otto in der Zeit zwischen 1114/16 fest. Der Vater, Leopold III. von Österreich, war der zweite Mann der Mutter Agnes, Tochter Kaisers Heinrich IV. 1126 wurde Otto als Propst in dem von seinem Vater gegründeten Stift eingesetzt. Vor diesem Berufsstand studierte er vermutlich zwischen 1127/28 bis 1132/33 in Paris, wobei mehrere Forschungsstände auch die Stadt Chartres (Eure-et-Loir) ins Auge fassen. Nach Beendigung seines Studiums trat er in das Zisterzienser-Kloster Morimond ein und wurde im Jahre 1138 zum Abt ernannt. Im gleichen Jahr erfolgte die Einsetzung zum Bischof von Freising. Seine Hauptaufgaben bestanden in der Verteidigung von Gütern und Rechten seiner Kirche und der Reformation der Domschule und des Domkapitels. Infolge des Auftrages von König Konrad III., seinem Halbbruder, nahm Otto den Platz als Gesandter an der Kurie ein und wohnte des Weiteren dem zweiten Kreuzzug als Heerführer bei. Bis zum Jahre 1156 hatte er angesichts von Streitigkeiten zwischen den Welfen und den Babenbergern um das Herzogtum Bayern, später auch zwischen Friedrich I. und Papst Hadrian IV., eine vermittelnde Stellung inne. 47 Bestimmt durch das bischöfliche Amt, für welches er die Regalien durch seinen Bruder König Konrad III. empfing, wurde Otto unter den weltlichen Fürsten eingereiht. In seiner Chronica sive Historia de duabus civitatibus ließ der Schreiber erkennen, dass er der welthistorischen Lage mit keinem allzu großen Enthusiasmus entgegentrat. Mit Hilfe von sieben Büchern wird die Geschichte der Welt behandelt, welche mit der eigenen Gegenwart Ottos endet. Das achte Buch beschäftigt sich mit den letzten Dingen, den sogenannten Eschata. In Anbetracht dessen wäre das Werk Ottos im Vergleich zu anderen Weltchroniken keine Besonderheit gewesen, hätte der Bischof nicht das Werk De civitate Dei als Vorbild gehabt. Der Kirchenvater griff die Idee Augustins der zwei Staaten auf:

Die Kirche als das Neue wird dem irdischen Weltstaat Babylon, der den Staat des Teufels versinnbildlicht, gegenübergestellt. Mit diesem Akt ließ Otto klar erkennen,

47 Vgl.: Otto episcopus Frisingensis, http://www.geschichtsquellen.de/repPers_118590782.html (03.04.2018). Seite 21 dass er nicht nur als Geschichtsschreiber, sondern vielmehr als Theologe, der die Geschichte deutet, verstanden werden wollte. 48

Im Jahre 1152 verstarb König Konrad III. und Ottos Neffe Friedrich Barbarossa nahm den Thron ein. In Bezug auf dieses Ereignis veränderte sich das Verhältnis des Bischofs zu den weltlichen Angelegenheiten. Nicht seine vermittelnde Stellung mit einhergehender direkter Beteiligung in den oben genannten Streitigkeiten war ausschlaggebend für seinen Wandel, sondern Friedrich erweckte in ihm das Bild eines Friedensherrschers, der dazu imstande war, das Recht und die Ordnung des Reiches wiederherzustellen. Otto von Freising starb am 22. September 1158 in seinem Heimatkloster Morimond auf dem Weg zum Generalkapitel der Zisterzienser. Vor seinem Ableben begann er, auf Bitten von Friedrich Barbarossa, die Geschichte der Stauferzeit unter dem Titel Gesta Friderici I imperatoris, kurz Gesta Friderici, zu schreiben. 49

3.2.1.1. Gesta Friderici I imperatoris „Aber bevor ich die Reihe deiner Taten zu erzählen beginne, habe ich gedacht, über deinen Großvater, Vater und Oheim einiges in der Kürze vorauszuschicken, damit so, gleichsam an einem Faden der Erzählung herabsteigend, durch den Glanz ihrer Taten noch glänzender erscheine, was

über deine Person gesagt werden muß.“50

Mit diesen einleitenden Worten in seiner Vorrede beschrieb Otto von Freising seine Gesta in all ihrer Wirkung. Friedrich Barbarossa wurde von Anfang an in eine Familie eingeordnet, der bereits in den Anfängen die Möglichkeit zugesprochen wurde, die vorhandenen Umstände zu verbessern. Die Grundtendenz dieses Buches orientierte sich an der Familie der Staufer, die sich, laut der Meinung des Geschichtsschreibers, auf dem Weg zum Gipfel befand und eine stetige Steigerung ihres Triumphes gewiss erschien.51 Ein weiteres Charakteristikum der Schrift war die Bedeutung für die an den Staufern orientierte zeitgenössische Geschichtsschreibung. Bevor auf die allgemeine Erklärung eingegangen wird, muss bemerkt werden, dass die Gesta in den verschiedenen

Forschungsständen mit verschiedenen Titeln angeführt wird. CUSPISIAN führte das Werk in seiner Ausgabe von 1515 unter der Bezeichnung De gestis Friderici primi an, während

48 Vgl.: Ketelhohn, Robert, Otto von Freising, http://www.domus-ecclesiae.de/historica/otto- frisingensis/otto-frisingensis.vita.html (16.04.2018). 49 Vgl.: ebd. 50 Kohl, Die Taten, S.119. 51 Vgl.: ebd. S.7. Seite 22 der weit verbreitete Titel mit Gesta Friderici einigermaßen einheitlich erscheint. Der Bischof sprach selbst in einer Handschrift davon, die res gestae Friedrichs verfasst zu haben, weswegen des Öfteren von den Res gestæ im Allgemeinen gesprochen wird, wobei diese Bezeichnung nie weiter ausgeführt wurde. Hier lässt sich die Eventualität entdecken, die Forschermeinungen könnten deshalb davon ausgehen, dass das Werk nach dem Vorbild der Res gestæ verfasst wurde.52 In Wahrheit hätte es keinen Grund dafür gegeben, sich über den Titel Gedanken zu machen. In allen Handschriften Ottos trägt seine Arbeit den einfachen Titel Chronica, daher müssen es Otto und Rahewin selbst vermutlich ebenfalls so genannt haben. Eine wohl begründete Situation jedoch führte zur Veränderung der Bezeichnung. Der Name Chronica hatte sich bereits für das ältere und größere Werk des Bischofs eingebürgert und somit wäre enorme Verwirrung eingetreten, sofern man die Gesta als Chronica angeführt hätte.53 Trotz dieser Umstände wird die Schrift im Rahmen dieser Arbeit weiter als Gesta angeführt werden, wobei man sich der Tatsache bewusst sein sollte, es hätte sich bei der Auswahl des Titels nur um Willkür handeln können.

Otto von Freising begann mit seiner Schrift 1157 und konnte bis zu seinem Tod zwei Bände fertigstellen. Das erste Buch behandelt den Zeitraum vom Kirchenbann Heinrichs IV. bis zum Ableben König Konrads III. im Jahre 1152. Das zweite Werk unterrichtet von der Königserhebung Friedrichs bis hin zu der Beilegung des bereits erwähnten welfisch-babenbergischen Streits. Die essenzielle Grundlage des Werks fußt auf der Auflistung der Taten Friedrichs Barbarossa. Otto bat Friedrich um Unterlagen, mit welchen er „die ruhmvolle Reihe seiner Taten dem Gedächtnis der Nachwelt [...] überliefern“54 wollte. Im Zuge dieser Handlung wird die Gesta in der Forschung des Öfteren als inszeniertes Werk betrachtet. Forschungsstände sprechen hierbei davon, dass man „sagen [könnte], hier habe Friedrich selbst Geschichte geschrieben oder wenigstens bestimmt, was über ihn zu schreiben sei und was nicht.“55 Diese These wird in einer weiteren einschlägigen Forschung von DICK gestützt. Die Darstellungen von Friedrich wurden mit der Intention gewählt, die Tugenden des Kaisers und seine Taten noch

52 Vgl.: ebd. S.75. Krieg erwähnt in seinem Werk, dass die Gesta nach dem Vorbild der Res gestæ des Augustus verfasst wurde. 53 Vgl.: Kohl, Die Taten, S.76. 54 Krieg, Herrscherdarstellung, S.22. 55 Krieg, Herrscherdarstellung, S.22. Seite 23 56 glänzender erscheinen zu lassen. In anderen Forschungen, hier wäre EHLERS zu nennen, ergibt sich das Bild eines durchaus kritischen Otto von Freising in Hinsicht auf die Taten des Staufers. In dieser spricht man von einer indirekten Stauferkritik.57

Nach dem Tod des Verfassers schrieb sein Kaplan Rahewin das Werk weiter und verfasste die Bücher III und IV. Diese beinhalten die Ereignisse der Jahre 1157 bis 1160 und besitzen eine außerordentlich umfangreiche Zitierung zeitgenössischer Dokumenten. Seine Bücher beendete der Schreiber im Frühjahr 1160 und übersandte sie an den Kaiserhof. 58 Im Vergleich zu Otto von Freising legte Rahewin eine höhere Gewichtung auf unterschiedliche Quellen. Folglich war seine Darstellung geprägt von historischen Fakten, welche er aus Bullen, Reden, Zitaten sowie Urkunden ausarbeitete. Rahewin tritt in seinen Büchern als unparteilicher Berichterstatter auf, der es dem/r Leser/in theoretisch überlässt, welches Urteil man sich bildet. Praktisch ebnet er jedoch bei näherer Betrachtung in Hinsicht auf die Auswahl des Materials den Weg hin zur kaiserlichen Partei. Diese Sicht auf die Ereignisse kann man dem Kaplan jedoch nicht zum Vorwurf machen, denn er hatte weder Position noch Status, um auf andere Informationsquellen zuzugreifen. Er war im Gegensatz zu Otto darauf angewiesen, die ihm bereit gestellten Dokumente zu verarbeiten, woraus sich zwangsläufig eine Einseitigkeit ergab.59

3.2.1.1.1. Quellenkritik Für Otto hatten die Chronologie der Ereignisse und eine dementsprechend realitätsgetreue Verknüpfung keinen primären Stellenwert in der Erstellung den Gesta. Im Vordergrund stand das Vorhaben, die Deutung der Rolle Friedrichs, seine Taten und Familie in der Geschichte besser dastehen zu lassen. Grund für diese Annahme ist beispielsweise der Umstand, dass Otto einen Friedrich I. von Schwaben in seiner, Chronica nur einmal ganz beiläufig, längst nach seinem Tod, erwähnte. In diesen Schriften deutet nichts auf die Wichtigkeit Friedrichs von Schwaben hin. In den Gesta hingegen gewinnt Friedrich für Otto einen ganz neuen Stellenwert. Im achten Kapitel De comite Friderico, quod gener imperatoris factus ducatum Suevie obtinuit, erfährt dieser eine enorme Aufwertung:

56 Vgl.: Dick, Stefanie, Die Königserhebung Friedrich Barbarossas im Spiegel der Quellen. Kritische Anmerkungen zu den „Gesta Friderici“ Ottos von Freising. In: Zeitschrift der Sauvigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Knütel Rolf u.a. (Hrsg.), Band 121 (Wien, Köln, Weimar 2004), S.207f. 57 Vgl.: Ehlers, Otto, S.219. 58 Vgl.: Otto episcopus Frisingensis, Gesta Friderici I imperatoris, http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03777.html (17.04.2018). 59 Vgl.: Ketelhohn, Otto von Freising (17.04.2018) Seite 24 „Um diese Zeit hatte Friedrich aus einem der vornehmsten Geschlechter Schwabens Staufen gegründet; er hatte dem Kaiser in allen Gefahren zu Seite gestanden. [...] Bester der Männer, den ich unter allen im Frieden als den treuesten und im Kriege als den tapfersten erprobt habe. [...]“60

Hier erscheint die Darstellung durch Otto für SCHMALE als nichts Geringeres als eine regelrechte Investitur des staufischen Herzogs. Der Staufer wird als ein Mann dargestellt, der dazu befähigt war, die Krise des damaligen Reiches zu überwinden. Gerade mit Hilfe dieser Stilisierung wurde die Bedeutung des staufischen Hauses sichtbar und das erste Buch der Gesta erscheint dadurch als weit mehr als die bloße Vorgeschichte von Friedrich

Barbarossa. Die philosophisch orientierten Exkurse verwendete der Bischof laut KOHL, weil „Otto der Stoff, den er im ersten Buch zu behandeln hatte, offenbar nicht fesselnd genug war.“61 In Anbetracht dieser Meinung erscheinen die Gesta als eine regelrecht subjektive Geschichte des Schreibers. Ein weiterer Anhaltspunkt für diese Mutmaßung stellt die Gewichtung der unterschiedlichen Gegebenheiten dar. Sehr akribisch wurde Tadel von seiner Seite vermieden, sofern durch den ein Schatten auf das staufische

Geschlecht hätte fallen können. Hierbei erwähnt SCHMALE beispielgebend die Auseinandersetzung Friedrichs von Schwaben mit dem Erzbischof von Mainz sowie die Erhebung Konrads III., den laut den Gesta alle Fürsten einstimmig gewählt haben. Die ältere Chronik des gleichen Verfassers bietet hingegen hier einen weit weniger verschönerten Tatbestand. Des Weiteren lassen sich gewisse Stellen festmachen, mit welchen man in direkter Weise an der Objektivität des Bischofs zweifeln könnte. Die bisherigen Erläuterungen könnten noch als subjektive Meinung Ottos gewertet werden. In einigen Stellen seines Werkes werden bei anderen Männern gewisse Ereignisse so weit verdunkelt, dass dem/r Leser/in die Staufer in einem noch helleren Licht erscheinen. Ein Exempel hierfür bietet die Wahl Lothars III. Während Otto noch in seiner Chronik lediglich Auskunft darüber gibt, dass es vier Kandidaten gegeben hatte, von welchen schließlich Lothar gewählt wurde, schildert er dies in den Gesta so, als sei Friedrich II. von Schwaben nur mittels Machenschaften des Bischofs von Mainz um seinen Thron gebracht worden. 62

60 Kohl, Die Taten, S.9. 61 Ebd. S.10. 62 Vgl.: ebd. S.10f. Seite 25 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Otto durchaus von der Auswahl Friedrichs hinsichtlich der ihm zugesandten Dokumente abhängig war, er in seinen zwei Büchern der Gesta Friderici trotzdem die staufische Vergangenheit um jeden Preis verklärte. Die Geschichtsphilosophie und die höfische Tendenz des Werkes waren die Quelle des glänzenden staufischen Geschlechtes bei Otto. Der Geschichtsschreiber verfasste laut Schmale „mit vollem Bewusstsein, wie Friedrich sich als Herrscher selbst sehen und wie er allen sonstigen etwaigen Lesern seines Werkes erscheinen soll.“ 63

Aufgrund dieser Umstände sollte bei weiterer Behandlung hinsichtlich des Forschungsstandes zu den frühen Staufern eine kritische Reflexion erfolgen.

3.2.2. Wibald von Stablo Wibald von Stablo wurde im Jahr 1089 in Lothringen geboren und fand seinen Ursprung in einer Ministeriallenfamilie der Remaclus-Abtei. Die Stabloer Privaturkunden sprechen von zwei Brüdern Wibalds, Erlebald und Erchembert.64 Wibald verbrachte seine Jugend als Schüler in Lüttich (Belgien) und wurde nach seiner Existenz als Mönch im Kloster Waulsort Lehrer im Kloster Stablo. Im Jahr 1131 wurde er zum Abt von Stablo, 1137 zum Abt von Montecassino sowie 1146 zum Abt von Corvey gewählt. Infolge der Auseinandersetzungen Konrads III. mit Heinrich dem Stolzen ergriff Wibald für den Staufer Partei. Konrad nahm den Abt daraufhin in seine Reichskanzlei auf und setzte ihn von da an als Diplomat bei unterschiedlichen Missionen ein. In Verbindung mit der Übernahme der Abtei Corvey, welche im Einflussgebiet Heinrich des Löwen lokalisiert war, wurde Wibald in den Konflikt zwischen den beiden Machthabern miteinbezogen. Zeit seines Lebens hatte er neben Konrad ebenfalls bei Heinrich V., Lothar III. und Friedrich I. beratende Tätigkeiten inne. Wibald von Stablo starb auf einer Gesandtschaftsreise für Friedrich im Jahre 1158.65

Seine Haupttätigkeit als Abt von Stablo und Corvey veranlasste Wibald dazu, sich in erster Linie auf die Sicherung und den Ausbau des finanziellen und wirtschaftlichen Lebens dieser Klöster zu konzentrieren. Der umfangreichste Bericht des Abtes wurde unter dem Titel Epistolae (auch Codex epistolaris)66 überliefert. Hierbei handelt es sich

63 Ebd. S.13. 64 Vgl.: Jakobi, Franz-Josef, Wibald von Stablo und Corvey (1098-1158). Benediktinischer Abt in der frühen Stauferzeit (Münster, Westfalen 1979), S.40. 65 Vgl.: Wibaldus abbas Stabulensis et Corbeiensis, http://www.geschichtsquellen.de/repPers_118632213.html (19.04.2018). 66 Schütte, Bernd, Nachrichtenaustausch und persönliche Beziehungsgefüge im Spiegel von Wibalds Briefbuch. In: Concilium medii aevi, Kruppa, Nathalie (Hrsg.), Band 10 (2007), S.114. Seite 26 um eine umfangreiche Sammlung von Briefen, welche in den Jahren 1147-1157 entstanden ist. Diese stellt sich sowohl aus der eigenen Korrespondenz Wibalds, als auch aus Briefen von Königen, Päpsten sowie Urkunden, an welchen Wibald selbst mitwirkte, zusammen.67

3.2.2.1. Die Tabula consanguinitatis Das bislang sicherste Wissen über die Herkunft der frühen Staufer beschränkt sich auf die äußerst wortkarge genealogische Aufstellung Wibalds von Stablo. Der Abt erhielt im Jahre 1153 durch Friedrich höchstpersönlich den Auftrag, die sogenannte Tabula consanguinitatis zu erstellen.68 Der Begriff Konsanguinität leitet sich vom lateinischen consanguinitas ab und bedeutet Blutsverwandtschaft. Folglich ist die Tabula consanguinitatis als eine Konsanguinitätstafel, bei näherer Betrachtung als eine Blutsverwandtschaftstafel, zu verstehen.69

Wibald verfasste, basierend auf dem Wissen Friedrichs, eine väterliche Abstammungstafel, die auf fünf Generationen zurückblickte:

„Friedrich zeugte Friedrich von Büren (de Buren). Friedrich von Büren zeugte Herzog Friedrich (I.), der Staufen (Stophen) gründete. Herzog Friedrich (I.) von Staufen zeugte mit der Tochter König Heinrichs (IV.) Herzog Friedrich (II.). Herzog Friedrich (II.) zeugte König Friedrich (Barbarossa).“70

Unverkennbar steht hier die salische Großmutter Friedrichs als einzige Frau im Mittelpunkt. Friedrich konnte sich überdies an die Namen seines Ur- und Ururgroßvaters erinnern, die ansonsten in keiner Quelle überliefert wurden.71

Friedrich Barbarossa verfolgte mit der Beauftragung die Absicht, sich von seiner ersten Frau Adela von Vohburg scheiden zu lassen. Die tatsächlichen Motive für diese Ehescheidung erschließen sich in der Forschung nicht eindeutig, da sie sich zumeist auf spekulative Annahmen reduzieren. Nach geltender Auffassung der katholischen Kirche, die heute noch in Gebrauch ist, gilt ein geschlossener Bund im Prinzip als unauflösbar. Barbarossas Verbindung hingegen konnte nach dem damals waltenden Kirchenrecht

67 Vgl.: ebd. S.114. 68 Vgl.: Görich, Friedrich. S.21. 69 Vgl.: Koblank, Peter, Tabula consanguinitatis von Wibald von Stablo. http://www.stauferstelen.net/texts/wibald-tabula.htm (20.04.2018). 70 Görich, Friedrich, S. 21. 71 Vgl.: ebd. Seite 27 getrennt werden, da sie aufgrund eines Hindernisses ungültig war. Im Falle des Kaisers belief sich dies, hypothetisch betrachtet, auf einen zu engen Grad der Blutsverwandtschaft, welcher aus kirchlicher Sicht als Inzest gewertet wurde.72

Weitere Ehehindernisse gemäß dem katholischen Recht waren beispielsweise ein bereits gelobter Eintritt in ein Kloster vor dem Abschluss des Ehebundes oder ein vorangegangenes gültiges Eheversprechen. Kinderlosigkeit, Untreue, Zerrüttung der Verbindung sowie machtpolitische Überlegungen waren im Mittelalter keine Scheidungsgründe.73

Friedrich Barbarossa war daher dazu gezwungen, dem damals amtierenden Papst Eugen III. eine zu nahe Verwandtschaft in der Ehe mit seiner Frau Adela zu beweisen. Was diese Situation betrifft, überlieferte Abt Wibald von Stablo in seinem Briefbuch das Schlüsseldokument der Stauferforschung. Bezüglich der Annullierung der Ehe von Friedrich und Adela, die etwa in den Jahren 1147 oder 1149 geschlossen wurde, liegen in der heutigen Zeit mehrere Quellen vor. Unersichtlich bleibt jedoch, wieso nicht Otto von Freising als naher Verwandter des Kaisers bereits vor Wibald dieses Thema dokumentierte. Er erwähnte um 1157 im Zusammenhang der Erläuterung von den Bemühungen Friedrichs bezüglich der Sicherstellung des Friedens im Reich, dass seine Ehe im März 1153 in Konstanz mit Hilfe päpstlicher Legaten geschieden worden sei: „Rex [...] non multo ante hec per apostolice sedi legatos ab uxore sua ob vinculum consanguinitatis separatus fuerat.“74 Anhand dieser Niederschrift legte der Bischof den offiziellen Scheidungsgrund für die Öffentlichkeit fest. Weitere prostaufische Geschichtsschreiber, wie beispielsweise der Propst Burchard von Ursberg, beriefen sich auf diese Begründung.75

3.2.2.1.1. Quellenkritik Trotz der fortwährenden Übernahme dieser Begründung zeigt die Konsanguinitätstafel Wibalds die eigentlichen Hintergründe der Scheidung nicht in der zu nahen

Blutsverwandtschaft. HLAWITSCHKA und LEGL stellen fest, dass Wibald gewiss wusste, dass die Ehe Friedrichs gemäß dem Kirchenrecht keine legitime Scheidung erfahren hätte, denn laut seiner Auflistung befand sich Friedrich in einem 6:5

72 Vgl.: ebd. 73 Vgl.: ebd. 74 Hlawitschka, Die Auflösung, S.513. 75 Vgl.: Ebd. S.513f. Seite 28 Verwandtenverhältnis zu Adela von Vohburg. Das Kirchenrecht hingegen legitimierte die Auflösung nur bis zu einem Gradverhältnis von 3:4. Folglich hätte Wibald eine viel nähere Verwandtschaft konstruieren müssen, als es letztendlich der Fall war.76 Spätere Quellen der Mediävistik vertraten weitgehend die Meinung, der Ehebruch von Seiten Adelas sei der eigentliche Trennungsgrund gewesen und die zu nahe Blutsverwandtschaft stellt nur einen für die Öffentlichkeit bestimmten Scheidungsgrund dar. Hier fällt ein offensichtlicher Mangel auf, denn Friedrich schloss nur drei Jahre nach Adela von Vohburg mit seiner zweiten Ehefrau Beatrix von Burgund die Ehe, die im exakt gleichen Verwandtschaftsgrad zu dem Staufer stand.77

Forscher, welche das Leben Friedrichs intensiv studierten, gehen davon aus, dass die überlieferte Blutsverwandtschaftstafel des Abtes das maßgebliche Dokument darstellte, das in Rom bezüglich der Eheauflösung vorgebracht wurde. Insofern wäre die Ehe mit Adela von der Kirche mit einem Widerspruch in Hinsicht auf ihre Regeln geschieden worden. HLAWITSCHKA klärte diese unvereinbare Sachlage auf: Die Tabula war für Friedrich kein ausschlaggebendes Dokument, denn er präsentierte sie bei den Verhandlungen nicht einmal. Der Staufer hat wahrscheinlich eine andere genealogische Aufstellung dargeboten, welche den Regelungen der Kirche entsprach. Realitätsgetreu betrachtet bestand zwischen Adela und Friedrich eine weit engere Verbindung als in der Tafel angegeben. Kaiser Heinrich III. war sowohl der Ur-Urgroßvater von Friedrich I., als auch von Adela von Vohburg. Dazu muss erwähnt werden, dass Wibald dieser Faktor eventuell gar nicht bekannt war, wohl aber den beiden Ehepartnern.78

Unabhängig von der genannten Nutzlosigkeit für die Eheauflösung ist die Ahnentafel bis heute das einzige Dokument, das eine brauchbare Quelle hinsichtlich der Vorfahren des ersten Stauferherzogs darstellt. Otto von Freising schrieb in seinen Gesta lediglich allgemein nieder, der Herzog würde „ex nobilissimis Suevie comitibus“79 abstammen. Ferner wurde der Stammtafel Wibalds in der Vergangenheit eine erhebliche Wichtigkeit zugestanden, da man davon ausging, die Tafel bereits vom Papst und seinen Beratern eingehend überprüft zu erhalten. Die Historiker haben sich daraufhin auf die Spuren der verschiedenen Personen mit dem Leitnamen Friedrich begeben, um die von Wibald erwähnten Stauferahnen zu lokalisieren. Die Grundlage des Briefbuches, in welchem die

76 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S. 15. 77 Vgl.: Hlawitschka, Die Auflösung, S.517. 78 Vgl.: Koblank, Tabula consanguinitatis (17.04.2018). 79 Schmale, Die Taten, S.144. Seite 29 Konsanguinitätstafel überliefert wurde und welche Informationen der Abt zu Rate zog, kann die Forschung bis heute nicht eindeutig festlegen. Folglich ist eine bewusste Konstruktion seitens des Schreibers von eigentlich längst vergessenen Vorfahren wohl nicht auszuschließen.80

4. DIE STAUFER

Die Staufer gingen in die Historie als ein Adelsgeschlecht ein, das neben zahlreichen Herzögen von Schwaben ebenso römisch-deutsche Könige und Kaiser sowie Könige der Region Sizilien und Jerusalem hervorbrachte. Der primäre Herrschaftszeitraum lässt sich in das 13. Jahrhundert festlegen. Das Machtgebiet der Familie erstreckte sich von Lübeck bis Palermo und von Lyon bis nach Wien. 81 Im 12. und 13. Jahrhundert gab es in der Geschichte Europas neben der christlichen Religion keinerlei geistigen Gemeinsamkeiten. Die staufische Sippe förderte vor allem durch ihre Kreuzzüge ins Heilige Land ein Zusammenwachsen der lateinischen Christen. Die Stauferkaiser Heinrich IV. und Friedrich II. herrschten über ein riesiges Gebiet und verstanden es, die Hausmacht ihres Geschlechts auszubauen und zu sichern. Die Staufer waren ein deutsches Adelsgeschlecht, welches erstmals über die Grenzen ihres Landes dachten und regierten. Nicht zuletzt wegen dieser Eigenschaft bietet die Familie auch noch heutzutage eine optimale Vorlage für eine regelrechte „Stauferitis“.82 Ihre Dynastie war und ist in der heutigen Forschung dermaßen populär, sodass andere Herrschergeschlechter des Mittelalters, wie die Salier oder die Ottonen, ihnen diesen Rang nicht streitig machen können.

Ihr Aufstieg begann mit dem Jahr 1079, als der salische König Heinrich IV. aufgrund machtpolitischen Kalküls den jungen Grafen Friedrich zum Herzog von Schwaben erhob und ihm seine damals 7-jährige Tochter Agnes zur Frau versprach. Bernd

SCHNEIDMÜLLER kommentiert die Faszination des Geschlechts, indem man sie zu einer „nationale[n], ja übernationale[n] Größe zu zelebrieren“83 verstanden hatte. Die ersten staufischen Fürsten entpuppten sich als überaus markante Gestalten, die „charismatische

80 Vgl.: Koblank, Tabula consanguinitatis (25.04.2018). 81 Vgl.: o.A. http://www.stauferstelen.net/staufer.htm (26.04.2018). 82 Graf, Klaus, Der Mythos Staufer – Eine schwäbische Königsdynastie wird erinnert und instrumentalisiert. In: Schwäbische Heimat, Band 6 (2010), S.296 und Vgl.: Koblank, Die Staufer, (05.05.2018). 83 Grossbongard, Annette, Pieper, Dietmar (Hrsg.), Die Staufer und ihre Zeit. Leben im Hochmittelalter (München 2010), S. 15. (E-Book) Seite 30 Herrschaft“84 betrieben. Umso länger diese Personen der heutigen Sicht entfernt sind, desto glanzvoller erscheinen ihre Taten und Herrschaft. Primär ist hierbei Barbarossa zu erwähnen, der als Inbegriff des mystischen Kaisers in die Geschichte einging. Diese Staufer-Begeisterung verankerte sich jahrhundertelang sowohl in der historischen Forschung, als auch in der Literatur. Der altbekannte Staufer-Mythos stellt jedoch kein Konstrukt der Neuzeit dar, sondern war bereits im Mittelalter zu finden. Bereits zu seinen Lebzeiten wird Friedrich II. zum „größten unter den Fürsten“, zum „stupor mundi“ oder zum „Staunen der Welt“85 erhoben.86 Friedrich Barbarossa wurde vom Kölner Vagantendichter Archipoeta über alle Maßen lobgepriesen:

„Kaiser Friedrich, in der Welt bist du Herr der Herren, dass Posaunen dir des Feindes Burgen niederzerren. Wir verneigen uns vor dir, Ameise wie Tiger, Busch und Zeder Libanons beugen sich dem Sieger.“87

Für Klaus SCHREINER ist dies kein Anlass zur Verwunderung. Die Zeiten, in denen die Staufer herrschten, stellten für die damalige Bevölkerung eine große Herausforderung dar. Die Pestwelle wütete, das Land war zersplittert, die Kirche und Krone standen im dauerhaften Konflikt. Die Sehnsucht des Volkes nach einem politischen Messias, der alle Wirren im Land lösen könne, war dementsprechend groß. Infolgedessen erschien Friedrich als eine „Rettergestalt [...] aus dem Geschlecht der Staufer.“88

Als der erste sagenumwobene Stauferkaiser sein Amt antrat, war die Frage nach seiner Herkunft nicht weiter relevant. Viel zu sehr war das Volk versucht, ihm seine ganze Hoffnung entgegenzubringen. Friedrich selbst wusste über seine Ahnen, die salischen Kaiser, Bescheid und das allein war Grund genug für seine Kaiserkrönung. Ein Graf namens Friedrich war irrelevant und die agnatischen Vorfahren wurden immer mehr aus dem kulturellen Gedächtnis des staufischen Hauses verdrängt.

4.1. Entstehung des Namens „Staufer“ Der Name „Staufer“ etablierte sich zum ersten Mal in einer Quelle, die zu einem Zeitpunkt entstand, zu dem sich das Geschlecht bereits kurz vor dem Aussterben befand. Die heute bekannte Bezeichnung „von Staufen“ kann als ein modernes Konstrukt

84 Ebd. S. 15. 85 Ebd. S. 16. 86 Vgl.: ebd. S. 14ff. 87 Ebd. S.16. 88 Ebd. S.18. Seite 31 angesehen werden. Die Verwendung wurde lediglich für drei Herzöge in Schwaben festgestellt. Demnach wurde im zwölften Jahrhundert dieser Zusatz nicht als Bestandteil des Namens, sondern eben als Herkunftsbezeichnung angesehen. MAURER geht davon aus, dass nur die Fürsten, die auf der Burg Hohenstaufen herrschten, in den Niederschriften den Beisatz de Stoupha erhielten. Diese These kann gestützt werden, da weder Konrad III., noch Friedrich Barbarossa in den Quellen von den damaligen Zeitgenossen mit dieser Ergänzung erwähnt wurden. Dieselbe Situation lässt sich beim Pfalzgrafen Konrad festmachen. Dieser verdankt seinen Namenszusatz allein der modernen Literatur.89

Erst in der Zeit von Friedrich II. wurde die Beifügung mit den Kaisern in Verbindung gebracht. Zunächst erwähnen zwei Quellen aus Oberschwaben, naheliegend hinsichtlich der Lokalisierung, den Zusatz. Walter von Marchtal sprach um 1215 von den imperatores de stophin, während in der um 1240 entstandenen Gründungsgeschichte des Klosters Adelberg vom castrum in Stophin die Rede ist. Die einzige Überlieferung, in der sich ein staufischer Herrscher persönlich als domus Stoffensis bezeichnete, stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Hierbei ist von einem Brief Friedrichs II. die Rede, der bislang jedoch nie näher betrachtet wurde. In einer Androhung bezüglich der Anerkennung als Kaiser verzeichnete Innozenz IV. gegenüber Friedrich II.: „sed Fridericum tantum de Stoupha appellaret.“90 Infolgedessen scheint die Bezeichnung „von Staufen“ erstmals für Friedrich II. verwendet worden zu sein. Im voranschreitenden 13. Jahrhundert hingegen wurde Friedrich I. ebenfalls mit diesem Beinamen angeführt.91

Bei genauerer Betrachtung der Namen von mittelalterlichen Herrschergeschlechtern ergibt sich das auffallende Charakteristikum der erheblichen Unterscheidung der Namen. Stellt man die Merowinger, Karolinger, Kapetinger, Ottonen und Salier den Staufern gegenüber, lässt sich erkennen, dass sich der Name im Gegensatz zu den anderen Geschlechtern von einem Ort ableitet: Dem Berg und der Burg Staufen. Dementsprechend wurden alle Mitglieder der Familie in der Forschung mit dem Namen des Herrschaftssitzes Staufen angeführt. Hierbei eröffnet sich die Frage, ob der Burgerbauer bereits ein Staufer war oder nicht. Sofern es noch keinen befestigten

89 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.110f. 90 Ebd. S.112. 91 Vgl.: ebd. S.111f. Seite 32 namensgebenden Sitz gab, konnte dieser Friedrich nur im übertragenen Sinne als Staufer bezeichnet, wenn nicht lediglich als „Vorfahre“ der Staufer angesehen werden.92

Die fortwährende Weitergabe von ganz bestimmten Namen, beispielsweise Heinrich, Friedrich, Konrad sowie die Wahl eines identen Namengliedes, besaßen die Eigenschaft, die Familien- und Sippenzusammenhänge anzuzeigen. Mit dem Rückgang der Namensfülle etablierte sich der Prozess der Entstehung von Familien- und Geschlechternamen. Der erste genannte Friedrich besaß in den Quellen noch keinen Zunamen, da er zu Lebzeiten an keinen Sitz oder Ort gebunden war. Sein Sohn, Friedrich von Büren, wurde hingegen mit einem Zusatz erwähnt. Der für ihn namensgebende Sitz Wäschebeuren entwickelte sich in der Forschung, wenngleich wahrscheinlich zu Unrecht, zum Stammsitz des Geschlechts. Erst der Erbauer der Burg Staufen, Herzog Friedrich von Staufen, wird von der Forschung als „Spitzenahn“ der Familie betrachtet.93

Fest steht, dass sich bis zum Ende des 12. Jahrhunderts kein Mitglied der staufischen Familie selbst nach der Burg oder dem Berg Stauf(en) betitelte. Ausnahmen sind in ihrer Gesamtheit als Fremdbezeichnungen anzusehen, die in den meisten Fällen von Notaren und Urkundenausstellern nach außen hin weitergegeben wurden.94

4.2. Das Selbstverständnis der Staufer Da sich die Bezeichnung Staufer im zwölften Jahrhundert als noch nicht zeitgenössisch behaupten konnte, eröffnet sich hier die Frage, unter welchem Sammelbegriff die Familie in dieser Zeit bezeichnet wurde. Otto von Freising sprach von Friedrich als einem Nachfahren der Heinricorum de Gueibelinga95, während sein Bruder Konrad zu den progenies imperatoris Heinrici gezählt wurde. 96

Friedrich Barbarossa war Zeit seines Lebens sehr bemüht, sich als Spross des königlichen Stammes der Waiblinger darzustellen. Der wiederum, konnte dank der Geschichtsschreiber mit den Merowingern und den Karolingern verwandtschaftliche Verbindungen aufweisen. Buchard von Ursberg weist in einer Mitteilung in seiner

92 Vgl.: Schmid, Karl, Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge (Sigmaringen 1983), S. 461. 93 Vgl.: ebd. S.461f. 94 Seibert, Hubertus, Die frühen >Staufer<: Forschungsstand und offene Fragen. In: Seibert, Hubertus, Dendorfer, Jürgen (Hrsg.), Grafen, Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079-1152) (Ostfildern 2005), S.11f. 95 Ebd. S.134. 96 Vgl.: ebd. S.134. Seite 33 Chronik darauf hin, dass Kaiser Friedrich aus der regia stirps Waiblingensium und über diese hinaus aus der duplex proposia videlicet Clodoverum et Carolinum stammte. Daher sollte Friedrich nicht nur als ein Glied der Staufer verstanden werden, sondern ebenso als Teil einer zusammengesetzten Kette von Geschlechtern und Herrschern, die über Teilketten bis in die mythischen Anfänge der Frankenherrschaft zurückreichten. Buchard bezog sich für diese These auf Otto von Freising, welche noch näher beleuchtet wird und erläuterte diese wie folgt: Konrad war für ihn Nachfahre des dux Wormacensium in Hinsicht auf die männliche Linie. Seitens der Mutter fand er seine Herkunft in den bedeutendsten principes der Gallier, die im alten Stamm der Trojaner, dem Clodii sive Clodovei, ihren Ursprung fanden. Die Gemahlin Konrads leitete zudem ihre Herkunft aus 97 dem alten und durchaus ruhmreichen Geblüt der Karolinger ab. WELLER kommentierte die Abstammungsreihe von Buchard und stellt fest, dass die stirps Waiblingensium tatsächlich in einer direkten Abstammungslinie zu den Karolingern stand. Gisela, die Frau Konrads, ging aus der Blutlinie Karls des Großen hervor, die Verbindung zu den Merowingern ist hingegen als ein historiographisches Konstrukt zu betrachten.98 Die Verbindung zwischen den Merowingern und den Waiblingern stützte Burchard mit Hilfe eines Grabmals in Waiblingen, welches der Geschichte nach von König Clodius und seiner Frau dort errichtet worden war. Folglich wurde Waiblingen als Herkunftsort der beiden Geschlechter gewertet. Zweifellos handelt es sich hierbei um eine Spekulation, die Friedrich Barbarossa als Abkömmling der beiden bekanntesten Dynastien des frühen Mittelalters darstellen sollte. 99

SCHMID fordert auf, die Formulierung Heinrici de Gueibelinga Ottos von Freising kritisch zu hinterfragen. Der Begriff sollte laut dem Verfasser der Gesta zwar beide Dynastien unter einem Oberbegriff zusammenfassen, jedoch sieht SCHMID diesen eher als alternativ an. Vor dem Regierungsantritt Friedrichs I. wurde diese Bezeichnung in keiner Quelle angeführt. Die ältere Forschung ging lange Zeit davon aus, dass der Freisinger Bischof mit dieser Formulierung auf die älteren Vorfahren hinweisen wollte, obwohl er hiermit wahrscheinlich die Kaiser vor 1125 definierte. Dieser Vorsatz wird in anderen

Forschungen wiederum in gewisser Hinsicht relativiert. BORST spricht davon, dass Otto mit seinen Gesta nicht die Ahnen genauer festhalten wollte. Der Bischof selbst erwähnte gegenüber Friedrich, dass er das Werk nur verfasste „damit das, was von deiner

97 Vgl.: Schmid, Gebetsgedenken, S. 454f. 98 Vgl.: Weller, Auf dem Weg, S.47. 99 Vgl.: Hechberger, S.144. Seite 34 Persönlichkeit zu sagen sein wird, durch den Glanz ihrer Taten noch glänzender erscheine.“ 100

Sofern der Zusatz näher betrachtet wird, fällt auf, dass der Ausdruck „von Waiblingen“ unüblich sowohl für das salische, als auch für das staufische Haus war. Die Salier wurden zu keiner Zeit mit Waiblingen in Verbindung gebracht, außer innerhalb von Spekulationen bezüglich des Geburtsortes. Die Frage, ob die salischen Heinriche ihr Leben tatsächlich in Waiblingen begannen, ist bis heute nicht geklärt. Infolgedessen schließt die Forschung auf eine gewisse Bedeutung des Ortes für die Staufer und ihre Dynastie, er jedoch keineswegs ausschlaggebend für das Selbstverständnis erschien. Waiblingen war weder Herrschaftszentrum, noch hatte es in der Politik der Familie eine spezifische Rolle inne. Der Freisinger Bischof verwendete die Angabe am ehesten wegen ihres symbolischen Wertes. Die alte karolingische Pfalz Waiblingen ging höchstwahrscheinlich durch die Ehe Konrads II. mit Gisela in den Besitz der Staufer über, da die Anlage bereits vor dem Tod Heinrichs V. zum Eigentum Friedrichs I. gehörte. Otto war es mit Hilfe der Benennung Heinrici de Gueibelinga möglich, Friedrich II., Konrad III. und Friedrich Barbarossa als Mitglieder der regum familia und somit indirekt als Nachfahren des germen Karoli bekannt zu geben. Auf diese Art und Weise konnte er die 101 verschiedenen Fürsten anhand von Besitzkontinuität miteinander verbinden. ENGELS spricht ebenso davon, Otto von Freising stellte Friedrich Barbarossa nicht als einen Fortsetzer des salischen Geschlechtes dar, sondern etablierte ihn als ein Mitglied der Dynastie der Waiblinger. Dieser Begriff umfasste hinsichtlich genannter Definition sowohl die Salier als auch die Staufer. ENGELS definiert die Dynastie der Waiblinger als ein zentrales Element der staufischen Herrschaftsideologie während des 12. 102 Jahrhunderts. SCHMID hingegen kommentiert die Bezeichnung der familia Heinricorum de Gueibelinga oder auch Heinrici de Gueibelinga als irreführend. Mit dem Namen Heinricus waren wohl die salischen Herrscher gemeint. In Bezug auf diese Kategorisierung ist es unabdinglich, die Staufer unter den salischen Heinrichen unterzuordnen. Die Charakterisierung der Staufer als „Heinriche von Waiblingen“ wurde 103 primär von Otto von Freising initiiert, was laut SCHMID „ungenau, ja irreführend“

100 Borst, Arno, Die Staufer in der Geschichtsschreibung. In: Hausherr, Reiner (Hrsg.), Die Zeit der Staufer. Geschichte, Kunst, Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977 (Stuttgart 1977), S.263f. 101 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.141. 102 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.134f. 103 Schmid, Gebetsgedenken, S.457. Seite 35 104 105 erscheint und nicht zuletzt als „künstlich“ angesehen werden kann. BORST fügt zu dem Zusammenschluss der beiden Familien durch Otto hinzu, dass, obwohl er den Herzog von Schwaben als einen Abkommen eines vornehmen Geschlechts ansah, er ihm keinen eigenen staufischen Herkunftsnamen zusprach, sondern ihn unter den Sammelbegriff stellte. In politischer Hinsicht betrachtete der Schreiber die Staufer somit lediglich als Erben des salischen Hauses.106

SCHMID führt neben Otto und Burchard von Ursberg noch einen weiteren Autor ein, der eine weitere Vorlage für die Thesen entwickelte: Wipo und seine Gesta Chuonradi. Er tradierte die Herkunft der Salier und brachte diese ebenfalls mit den Merowingern und Karolingern in Verbindung. Durch ihn wurde die merowingische Abstammung durch die Mutter Konrads II. Adelheid und die karolingische Abstammung durch Konrads II. Gemahlin Gisela in die Familie eingebracht. Der salischen Herkunft von Agnes’ zufolge wurde die Abstammung mit Hilfe dreier Frauen an die Staufer partizipiert. Interessant hierbei ist, dass die Frauen nicht nur einen gewissen Anteil an diesem Prozess hatten, sondern mittelalterlichen Geschichtsschreiber die Meinung vertraten, sie würden das königliche Geschlecht geradezu vollenden. Dieser Umstand kommt laut SCHMID im Selbstverständnis der stirps regia zum Vorschein.107

Andere zeitgenössische Schreiber gingen mit der Meinung von Otto, Buchard und Wipo nicht konform. Der Verfasser einer Kaiserliste sah Friedrich I. sowie alle anderen Könige seit dem Ableben von Ludwig dem Kind, explizit nicht als Mitglieder der Karolinger. Der Schreiber Richer von Senones behauptete im 13. Jahrhundert in einigermaßen lapidarer Art und Weise, Friedrich I. stamme aus einer Dynastie, aus welcher sich niemals zuvor Kaiser etablierten. In weiterer temporärer Entwicklung entstanden noch andere Versionen und Vorstellungen über die Herkunft der staufischen Machthaber. Die aktuelle Forschung arbeitet mit mehreren Quellen, sodass eine vorherrschende Sichtweise nicht festlegbar ist.108

SEIBERT macht darauf aufmerksam, dass durch die dynastische Verortung unter der Bezeichnung Waiblinger der Grundstock für einen neuen Parteinamen gelegt wurde, der in weiterem Verlauf zu einem politischen Habitus wurde. Im frühen 13. Jahrhundert

104 Ebd., S.457. 105 Vgl.: ebd. S.457. 106 Borst, Die Staufer, S.263. 107 Schmid, Gebetsgedenken, S.455f. 108 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.147f. Seite 36 bezeichnete man die Anhänger Friedrichs II. in Florenz als „Partei des Gibellingen“. Dieser Terminus wurde fortan als Synonym für die kaiserliche, staufische Partei in Italien angesehen. Das eigene dynastische Bewusstsein einer Zugehörigkeit zu einer stirpe et cognationa imperatorum de Stophin oder gar einer domus Stoffensis hingegen lässt sich bis heute nicht mit absoluter Sicherheit feststellen.109

4.3. Die ersten Staufer Während ihrer Regierungszeit waren die Staufer durchaus bestrebt, der Öffentlichkeit vor allem ihre verwandtschaftliche Beziehung zu den Saliern darzulegen. Die zeitgenössischen Quellen stützten sich dementsprechend nahezu durchgängig auf die ihnen vorgegebene Abstammung der staufischen Herrscher im Sinne der Tabula consanguinitatis. Infolgedessen bietet die Quellenlage diesbezüglich wenig Einblick in die Vorfahren der bekannten Machthaber.

Obwohl der salische König Herzog Friedrich I. von Schwaben im Jahr 1079 seine Tochter Agnes zur Gemahlin versprach, überlieferten die erzählenden Quellen in keiner Art Hinweise über die Herkunftsfamilie des aufstrebenden Herzogs. Otto von Freising, der engste verwandte Geschichtsschreiber, äußerte in seiner Gesta zur Enttäuschung der heutigen Forschung nichts Präzises über die frühen Staufer. Dies war laut HLAWITSCHKA ein Hinweis darauf, dass die Staufer aus keinem hoch angesehenen Geschlecht entstammten, sondern ihre Ahnen am ehesten in der mittleren Grafenschicht zu finden wären.110 Ob dies wirklich der Fall war, wird noch zu klären sein.

Um eventuellen Verwirrungen hinsichtlich der unterschiedlichen Personen mit dem Namen Friedrich vorzubeugen, stützt sich folgende graphische Darstellung auf

HLAWITSCHKA, der in geradliniger Veranschaulichung die Tabula des Wibalds, skizziert:

109 Vgl.: Seibert, Die frühen >Staufer<, S.47. 110 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.13. Seite 37 Ex uno patre et una matre nati

Berta Fridericus

Berta (genuit) (Fridericus) genuit Bezelinum de Vilingen Fridericum de Buren

Fridericus de Buren Bezelinus de Vilingen genuit ducem genuit Bertolfum cum Fridericum, qui Stophen barba condidit

Dux Fridericus de Bertolfus cum barba Stophe ex filia regis genuit Luitgardim Heinrici genuit ducem Fridericum

Litardis genuit Dux Fridericus genuit marchionem Theobaldum Regem Fridericum

Marchio Theobaldus geniut Adelam

4.3.1. Graf Friedrich – Der mögliche Vater des Grafen Friedrich Das Wissen über die Existenz eines Grafen Friedrich geht primär von einem Diplom Ottos III. aus dem Jahre 987 für das Kloster Ellwangen aus. In diesem wurden die zwei

Grafen Sigehard und Friedrich bezüglich einer Vogteifrage erwähnt. BÜHLER hält es für möglich, in dem erwähnten Friedrich den „Vater des ersten Riesgrafen namens Friedrich“111 zu sehen. Sigehard sei hierbei als „Amtsvorgänger des ersten Friedrichs aus staufischem Haus und mit diesem daher verwandt“112 anzusehen. Der Name Sigehard hingegen war bereits vor dem besagten Dokument aus Urkunden des bayrisch- salzburgischen Raums geläufig. Dementsprechend kann das Dokument von Otto III. als ein Schlüsseldokument der staufischen Geschichte angesehen werden.113

Der weitere Wortlaut besagt: „Wir nehmen an, daß Graf Friedrich (987) mit der Schwester des Riesgrafen Sigehard vermählt war und daß nach dessen Tod der Neffe 114 Friedrich [...] die Riesgrafschaft übernommen hat.“ Demensprechend ist BÜHLER überzeugt davon, dass Sigehard den Status eines nahen Verwandten des ältesten Friedrich innehatte und mutmaßt zudem, er sei ein Bruder Friedrichs gewesen. Eine Absicherung im weitesten Sinne erhält die These durch das Rote Buch. In Bezug auf diesen Quellentext geht die Forschung davon aus, dass „dem Schwabenherzog nicht nur zwei, sondern drei

111 Ebd. S.35. 112 Ebd. S.35. 113 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.342. 114 Hlawitschka, Die Ahnen, S.35. Seite 38 115 Generationen von Friedrichen“ vorausgingen. BÜHLER rechnet des Weiteren damit, dass der Friedrich der dritten Vorgängergeneration längst das Amt des Pfalzgrafen bekleidete und wohl um 970-75 geboren wurde und nach dem Jahre 1030 starb. Hierbei muss jedoch auf eine Absicherung verzichtet werden.116 Laut dem Heidenheimer

Historiker kann der besagte Friedrich als ein Graf in Ostschwaben angesehen werden, der schon um die Jahrtausendwende hohe Reichsämter im Bereich des Nördlinger Rieses und in der heutigen Stadt Donauwörth besetzte.117

Eine große Anzahl der Mutmaßungen, die hier erwähnt wurden, stützt sich auf das sogenannte Rote Buch aus Lorch. Diese Quelle wurde im Zuge des zweiten Weltkrieges allerdings stark beschädigt, sodass große Teile wieder restauriert werden müssen. Die wiederhergestellten Teile können die Herkunft des ersten Friedrichs nicht bestätigen. Folglich müssen bestimmte Formulierungen und Aussagen der Forschungen mit

Zurückhaltung betrachtet werden. Nach DECKER-HAUFF wurde Graf Friedrich in Salzburg und Kärnten lokalisiert und erhielt die Tochter des schwäbischen Grafen Kuno von Öhningen zur Frau. Er vermutet für diese Dame den Namen Kunigunde. In der Historia Welforum hingegen spricht man davon, dass der benannte Graf Kuno von

Öhningen seine Töchter dem Grafen von Dießen bzw. Andechs zur Frau gab. BÜHLER geht wiederum davon aus, die Enkelin des Königs Konrad von Burgund habe den ältesten Staufer geheiratet. Stichhaltige Beweise können für keine der beiden Theorien vorgelegt werden.118

4.3.2. Graf Friedrich Das einzige Zeugnis über die Vorfahren von Kaiser Friedrich Barbarossa bildet, wie bereits erwähnt, die Tabula consanguinitatis Friderici et Adelae. Die Tafel kann als besonderes Element des Erinnerungs- und Abstammungswissens der frühen Staufer angesehen werden und ist laut SEIBERT „Ausdruck des erinnerten Wissens Friedrich Barbarossas, das ihm offenbar von seinen Vorfahren tradiert wurde.“119 Da die Zuverlässigkeit der Schrift Wibalds in jüngster Zeit immer mehr in Kritik geraten ist, steht die Forschung immer noch vor der Schwierigkeit, den ersten aller Friedriche zu lokalisieren. Infolgedessen müssen mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.

115 Ebd. S.36. 116 Vgl.: ebd. S.35f. 117 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.14. 118 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.36f. 119 Ebd. S.14. Seite 39 Sofern Forschungen davon ausgehen, dass Herzog Friedrich I. um 1050 geboren wurde, was die weit verbreitetste Meinung darstellt, so könnte man für seinen Vater Friedrich von Büren eine Geburtszeit von circa 1015/25 annehmen. BÜHLER bestätigte für ihn eine Geburtszeit „um 1020-1025“ und legte den Tod zwischen „1060-1065“120 fest. Diese Annahme belegt er durch den Umstand, nach dem Friedrich von Büren seinem Vater nur in der Grafenwürde im Ries, nicht aber in der Pfalzgrafenwürde folgte, da er wahrscheinlich zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters gerade erst die Mündigkeit erreicht hatte. Für den erstgenannten Friedrich, der in Wibalds Aufstellung als Bruder einer Berta dargestellt wird, würde eine Geburtszeit um circa 990-995 in Frage kommen, 121 wobei HLAWITSCHKA davon ausgeht, dass es genauso das Jahr 1000 hätte sein können.

Für den Fall, dass die Forschung einen in den Quellen erwähnten Herzog Friedrich in den Jahren 1027, 1030 und 1053 betrachtet, ergeben sich mehrere Möglichkeiten. Falls Herzog Friedrich I. tatsächlich um 1050 zur Welt kam, wäre es angesichts seines zu jungen Alters nicht möglich, dass er mit dem als comes bezeugten Fridericus, der wahrscheinlich ein direkter Nachfahre des comes palatii Fridericus war, eine verwandtschaftliche Beziehung innehatte. Daher könnte der 1053 quellenkundig bezeugte comes Fridericus nur mit seinem circa 1015/25 geborenen Vater Friedrich von Büren gleichgesetzt werden. Daraus würde sich ergeben, dass der comes palatii Fridericus aus dem Jahre 1053 gleichzusetzen wäre mit dem Bruder von Berta auf Wibalds Tafel. Seine Geburtszeit könnte daher in den Jahren 990, genauer gesagt 985/95 liegen. DECKER-HAUFF hingegen legt für den besagten Friedrich, bei ihm als filius Friderici angeführt, eine Geburtszeit von 997-999 fest, wobei er diese zeitliche Vorstellung primär wiederum auf das Rote Buch bezieht.122 Die Pfalzgrafschaft könnte am Reichstag von Ulm im Jahr 1027 an den Genannten übertragen worden sein, da er eventuell eine wichtige Stütze König Konrads III. gegen den Aufstand Herzog Ernsts II. war. Ferner der Geburtszeit des comes palatii Fridericus, müsste seine Schwester Berta, die Mutter Bezelins von Villingen und Großmutter Herzogs Berthold I. von Kärnten, ebenso um 985/90 bzw. 995 geboren worden sein. Aus der Bearbeitung der Zähringer- Vorfahren stellt sich für Berta eine ungefähre Geburtszeit zwischen 965/70 ein. Dieser Umstand weist darauf hin, dass Wibald eventuell eine Generation auf Seiten der Staufer nicht erwähnt hat, oder eine Differenz von circa 20-25 Jahren bezüglich der Geburt bei

120 Ebd. S.18. 121 Vgl.: ebd. S.18f. 122 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.343. Seite 40 den Geschwistern vorlag. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich, sofern die Diskrepanz der vermuteten Geburtszeiten von Berta und Friedrich noch weiter ausgedehnt wird. Hier wäre es möglich gewesen, den Friedrichen, zumindest Friedrich von Büren und seinen Sohn Herzog Friedrich I., erst in fortgeschrittenem Alter den Eintritt in die Ehe zuzuschreiben. Dieser Umstand könnte dadurch belegt werden, dass die Gemahlin Friedrichs von Büren Hildegard diesen um fast 40 Jahre überlebte.123

Folgt man dieser These, würden sich laut HLAWITSCHKA folgende Geburtsdaten ergeben:

Berta (*ca. Friedrich (*ca. 967/70) 975/80)

Bezelin v. Friedrich von Villingen (*ca. Büren (*ca. 985) 1005/10)

Herzog Berthold Herzog Friedrich I. (*ca. 1008/10) I. (*ca. 1035/40)

Herzog Friedrich Liutgard II.

Friedrich Diepold Barbarossa

Des Weiteren ist die Ansicht DECKER-HAUFFS, der schreibt, dass der erste Friedrich zwei Mal verheiratet war, wenig überzeugend. Hierbei stellt er die Behauptung in den Raum, Friedrich ehelichte nach der Mutter Friedrichs von Büren die Tochter des Duria-Grafen Manegold. Der Forscher leitete diese Mutmaßung aus dem Lorcher Translationsverzeichnis ab, wobei es sich höchstwahrscheinlich um wenig plausible besitzgeschichtliche Überlegungen handelt.124

4.3.3. Die Mutter Friedrichs von Büren Im Vorhinein muss erwähnt werden, dass bezüglich der Mutter Friedrichs von Büren anlässlich der nicht vorhandenen Personifizierung in den Quellen nur Vermutungen aufgestellt werden können. BÜHLER versuchte in Bezug auf die Namensgebung und die Besitzgeschichte, die Tochter des Filsgaugrafen Walter als Gemahlin des Riesgrafen Friedrich und folglich als Mutter Friedrichs von Büren darzustellen. Diese Meinung teilt

DECKER-HAUFF, indem er die Einbindung der Besitztümer durch die Heirat um 1015/1020 bestätigt. Diese werden in der heutigen Zeit als eigentliches Stauferland

123 Vgl.: Hlawtischka, Die Ahnen, S.19ff. 124 Vgl.: ebd. S.21 und 25. Seite 41 angesehen. Hierzu zählen die drei „Kaiserberge“ Staufen, Stuifen und Rechberg dazu Besitz in Gmünd, Lorch, Waldhausen, Göppingen sowie Boll.125

Verantwortet wird diese Spekulation laut BÜHLER durch den Namen Walter, der sowohl für den Sohn Friedrichs von Büren, als auch für die Stiftersippe von Anhausen gewählt wurde. Ein weiterer Faktor, der dafürsprechen könnte, wäre der Wechsel zwischen der Anhauser-Stiftersippe und den Staufern hinsichtlich des schwäbischen Pfalzgrafenamtes. Dieser reibungslose Prozess könnte nicht zuletzt ein Umstand von verwandtschaftlichen Beziehungen gewesen sein. Die dazukommenden Besitzverankerungen der Anhauser sowie der Staufer im Ries würden den Gesichtspunkt einer nahen Verwandtschaft ebenso bekräftigen. Der letzte Umstand, der BÜHLER Recht zu geben scheint, ist der Name Adelheid. Dieser wurde von der Gemahlin des Pfalzgrafen von Manegold für die Tochter Friedrichs von Büren und seiner Frau Hildegard übernommen. Deshalb weist

HLAWITSCHKA auf die Annahme hin, dass die Mutter Friedrichs von Büren durchaus den Namen Adelheid getragen haben könnte.126

Angesichts dieser Situation würde sich jedoch noch eine weitere Möglichkeit ergeben. Der Name Adelheid wurde in der Anhausener Familie bereits eine Generation vor den Staufern erwähnt und zwar für die Manegoldgemahlin. Diese könnte unter Umständen die Schwester Friedrichs von Büren gewesen sein. Der Name Walter hingegen wurde von der Mutter Friedrichs von Büren in die Familie der Staufer vermittelt. Besagte Dame müsste logischerweise den 998 bezeugten Filsgaugrafen Walter als Vater wahrgenommen haben. Hierfür gibt es jedoch keinerlei genealogische Angaben und die Annahme stützt 127 sich primär auf STÄLIN, SCHMID und STEICHELE.

4.3.4. Friedrich von Büren Die Geschichte des ersten dokumentierten Staufers begann im Gegensatz zum Leben von Friedrich Barbarossa eher unauffällig. Friedrich von Büren, der Sohn des Pfalzgrafen Friedrich, wurde 1153 erstmals von Abt Wibald von Stablo in seiner Tabula unter dem Namen Fridericus de Buren angegeben und gilt in einem Großteil der einschlägigen Literatur als erster bekannter Staufer. Er war mit der Gräfin Hildegard von Schlettstadt verheiratet, die dem Hause Mousson-Mömpelgard entsprang.128

125 Decker Hauff, Das staufische Haus, S.344. 126 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.25f. 127 Vgl.: ebd. S.26. 128 Vgl.: Oppl Ferdinand, Friedrich Barbarossa (Darmstadt 1990), S.20. Seite 42 Bezüglich der Standeszugehörigkeit Friedrichs von Büren ergeben sich mehrere

Forschungsmeinungen. Einerseits behaupten BÜHLER und ACKERMANN, dass der genannte Staufer bereits die schwäbische Pfalzgrafenwürde ausgeübt hätte, während

STÄLIN dazu vermerkt: „Das Geschlecht der Hohenstaufen [...] ging von einem kleinen Ursprung aus. Der Urgroßvater [...] nannte sich noch einfach Herr von Büren [...].“129 Der Historiker wird angesichts dieses Standpunktes noch etwas konkreter: „Einige schreiben ihm mit wenig überzeugender Unterlage eine Abkunft aus vornehmem Geschlechte zu. Die meisten jedoch sehen in ihm einen einfachen Freibauern, einen Dorfführer [...].“130

Diese Thesen hingegen bleiben nicht frei von Kritik. KIRSCHMER hält dahingehend fest, „daß die Familie keineswegs dem niederen Adel, sondern den edelsten Dynastien Schwabens angehörte.“131 Diese Meinung stützt sich primär auf die Aussage Ottos von Freising, der in seinen Gesta den Stauferherzog Friedrich von Schwaben auf die „edelsten 132 Grafen Schwabens“ zurückführt. ACKERMANN spricht Friedrich von Büren ebenso einen höheren Status zu als den eines freien Bauern. Laut dem Historiker konnte er den angesehenen und wohlhabenden Ministerialen zugeordnet werden, darauf deutet nicht 133 zuletzt die Vermählung mit Hildegard von Schlettstadt hin. DECKER-HAUFF weist ebenso auf den Umstand hin, dass Friedrich, sofern er aus einem niederen Geschlecht gewesen wäre, keine Möglichkeit gehabt hätte, mit Hildegard den Ehebund zu schließen. Nicht nur ihre Verbindung zu Karl dem Großen, sondern ebenso die Abstammung aus dem ottonischen Kaiserhaus von Seiten seiner Gemahlin lassen darauf schließen, dass Friedrich von Büren ihrer ebenbürtig war.134

Die verklärte und kaum beachtete Erscheinung Friedrichs von Büren lag laut Forschung nicht an seiner niederen Herkunft. Der Grund hierfür war nicht zuletzt sein früher Tod. Der Staufer starb vor seinem Vater und hatte somit keine Gelegenheit, das Pfalzgrafenamt von diesem zu übernehmen. Infolge seiner Heirat konnte er seinen Nachfahren dennoch eine beträchtliche Bedeutung einräumen.135

Was die Todeszeit Friedrichs von Büren betrifft, kann die Forschung nur Spekulationen anstellen, da nichts Sicheres bekannt ist. SCHWARZMAIER geht davon aus, dass Friedrich

129 Maurer, Hohenstaufen, S.15. 130 Ebd. S.15. 131 Ebd. S.15. 132 Görich, Knut, Die Staufer. Herrscher und Reich (München 2016), S.11. 133 Ackermann, Hohenstaufen, S.4. 134 Decker-Hauff, Das Staufische Haus, S.339. 135 Vgl.: ebd. S.339. Seite 43 von Büren „um 1050/60 [gestorben ist], begraben in Kloster Lorch.“136 Diese Vermutung kann bis dato mit keiner klaren Zuweisung gestützt werden. Die Bestattung der Gebeine der älteren Staufer hingegen wurde durchaus ins Rote Buch eingetragen, wobei mit der Niederschrift nicht Friedrich von Büren direkt, sondern gegebenenfalls auch ‚andere Verwandte’ gemeint sein können.137

Die Lokalisierung des Wohnortes Friedrichs von Büren blieb bis dato primär der Aufzeichnung Wibalds überlassen. Trotz vieler Beuren Orte, Beuren im alpenländischen Raum, Beuren auf dem Hädstfeld, Beuren bei Heubach sowie Birenbach wurde der genannte Staufer ohne belegbare Quelle mit Beuren, dem späteren Wäschebeuren unweit von Göppingen, in Verbindung gebracht.138 Sein Name „von Büren“ leitete sich laut einschlägiger Literatur von einer kleinen Burg nordwestlich vom Hohenstaufen ab. 139

Hildegard schenkte während ihrer elfjährigen Ehe mit Friedrich fünf Söhnen und einer Tochter das Leben. Die Lebenswege von Ludwig, Walter, Konrad und Adelheid erscheinen bis heute zum größten Teil nicht nachvollziehbar. Hildegards Sohn Otto wählte die geistliche Laufbahn und wurde im Jahre 1084 in das Bistum Straßburg aufgenommen. Den entscheidenden Impuls für das staufische Geschlecht hingegen leitete Friedrich, offenbar der älteste Sohn Friedrichs von Büren und seiner Gemahlin, ein.140

4.3.5. Hildegard von Mousson-Mömpelgard Hildegard von Schlettstadt, auch bekannt als Hildegard von Bar-Mousson oder Hildegard von Dasgburg-Egisheim, stammte aus einer vornehmen gräflichen Familie im Elsass. Ihre Eltern waren unter den Namen Graf Ludwig von Mousson und Sophie von Lothringen bekannt. Graf Ludwig galt als Wohltäter der Abtei St. Mihiel sur Meuse, während die

Mutter als die Gründerin mehrerer Klöster und laut DECKER-HAUFF als Tochter des Herzogs Friedrich II. von Oberlothringen angesehen wurde.141 Hier wiederum scheiden sich die Forschungsmeinungen, denn STÄLIN behauptet im Gegensatz dazu, dass die Mutter Hildegards die Tochter des Herzogs Otto II. von Schwaben war. Otto II. stammte aus der Familie des rheinischen Pfalzgrafen Ezzo und seiner Frau Mathilde, Tochter Ottos II. und der byzantinischen Prinzessin Theophanu. Insgesamt gebar Mathilde zehn Kinder,

136 Hlawitschka, Die Ahnen, S. 21. 137 Vgl. ebd. S.21. 138 Vgl.: Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.344. 139 Vgl.: Engels, Odilo, Die Staufer (Stuttgart 1972), S.9. 140 Vgl.: Weller, Auf dem Weg, S.44. 141 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S. 344. Seite 44 die verschiedene Berufe ausübten. Die jüngere Theophanu war als Äbtissin von Essen bekannt, während ihr Bruder Otto im Jahre 1045 von Heinrich II. zum Herzog von Schwaben erhoben wurde. Er vermählte sich mit der Gräfin von Egisheim, die aus einer reichen und einflussreichen Familie aus den Gebieten Elsass und Lothringen stammte, in der ebenso die Mutter des Saliers Konrad ihren Ursprung hatte. Zu Hildegards Onkeln zählte nicht zuletzt Bischof Bruno von Toul, später als Papst unter dem Namen Leo IX. bekannt.142 Zur Geburtszeit Hildegards gibt es nur wenig quellengestützte

Überlieferungen. Sicher ist, dass sie vor 1038 geboren wurde. HLAWITSCHKA geht im sichersten Fall vom Jahr 1020 aus. Die Verheiratung mit Friedrich von Büren wirft ebenso Vermutungen auf. Lorenz spricht hierbei von einer Zeit „um die Mitte des 11. 143 Jahrhunderts, vielleicht noch in den vierziger Jahren.“ DECKER-HAUFF hingegen gibt ohne weitere Begründung an, Friedrich sei „bald nach 1053“144 verstorben und Hildegard habe daraufhin eine zweite Ehe mit einem namentlich nicht bekannten Herrn geschlossen. Innerhalb dieser Verbindung schenkte sie laut dem Forscher zwei weiteren Kindern das 145 Leben, wobei nur eines von ihnen als Manegold überliefert wurde. ENGELS wiederum spricht sogar von einem dritten Ehebündnis. Ausgangspunkt für diese Mutmaßung ist ein 146 Aufsatz KLEBELS, wobei die hier dargestellte Quelle mit Vorsicht zu betrachten ist.

Otto, Herzog von Schwaben, starb im Jahre 1047 in Köln und hinterließ seine namentlich nicht bekannte Frau, eine Egisheimer Gräfin sowie zwei Töchter, Hildegard und Richenza. Richenza wurde im weiteren Verlauf zweimal mit angesehenen Persönlichkeiten vermählt. Die erste Ehe führte sie mit Graf Hermann von Werl, die zweite mit Otto von Northeim, der als Gegenspieler Heinrichs IV. bekannt war. Aus diesem Bündnis stammte Richenza, die sowohl als Frau Lothars von Supplinburg, als auch als Großmutter Heinrichs des Löwen bekannt war. Die zweite Tochter Ottos Hildegard heiratete Friedrich von Büren. Daher ergab sich bereits in der frühesten Stauferzeit eine gemeinsame Vorfahrenlinie der Staufer und Welfen. 147 Der Besitz der Gemahlin brachte erwähnenswerte Erweiterungen der Macht in die Ehe mit ein. Folglich

142 Vgl.: Frommer, Hansjörg, Die Perle der Krone. Die Staufer und ihr Herzogtum Schwaben (Karlsruhe 1996), S. 3f. (E-Version). 143 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.23. 144 Ebd. 145 Vgl.: Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.344. 146 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.22f. 147 Vgl.: Frommer, Die Perle, S.3f. Seite 45 gingen Güter im Unter- und Oberelsass in den Herrschaftsbesitz des staufischen Hauses über, was das Ansehen entsprechend aufwertete.148

Abbildung 1: Totenmaske Hildegards (?) aus der St. Fides Kirche Im Jahr 1892 stieß man im Zuge von Restaurierungsarbeiten der Schlettstädter St. Fides- Kirche auf ein Grab mit den Überresten eines Frauenskelettes. Dieses wurde mit einer dünnen Schicht von gelöschtem Kalk präpariert und konnte mit einem Gipsausguss kopiert werden. Das Antlitz setzten Forscher zu Zeit der Hildegard oder ihrer Tochter Adelheid fest. Die beteiligten Archäologen schätzen das Alter der Frau auf circa 38 bis 45 Jahre. Mit dieser Bestimmung kann es sich bei der Toten rein rechnerisch nicht um Hildegard von Schlettstadt handeln, da ihre Söhne Friedrich und Otto um die Mitte des elften Jahrhunderts geboren wurden. Infolgedessen müsste sie bei ihrem Ableben mindestens 60 Jahre alt gewesen sein. Forschungen vermuten, dass es sich bei der Toten am ehesten um die Tochter Hildegards Adelheid handelt.149

148 Vgl.: Maurer, Der Hohenstaufen, S.14f. 149 Vgl.: Ziegler, Zur Herkunft, S.27f. Seite 46 4.3.5.1. Der Spitzenahn der Staufer Ein weiteres Charakteristikum, mit welchem Friedrich von Büren in der einschlägigen Literatur dargestellt wird, ist die Rolle des Stammvaters. Unter diesem Begriff versteht man nicht die Anfänge eines Geschlechts im biologischen Sinne. Sofern die Forschung nicht einfach den frühesten, identifizierbaren Vorfahren einer Dynastie als solchen angeben kann, verweist HAUCK darauf, dass eine Person mit Hilfe einer geschlechtsbegründenden Tat, wie beispielsweise dem Bau einer namengebenden Burg, die Position des „Spitzenahns“ zugeschrieben bekommt. Hierbei ist nicht der Burgenbau als solcher ausschlaggebend, vielmehr muss der „Stammvater“ gemäß dieser Tat in der Erinnerung der Nachkommen verankert werden. Im Falle der Staufer führte diese Theorie zu der Ernennung von unterschiedlichen Stammvätern und -müttern und entstand durch die gezielte historische Erinnerung. Nach der Meinung SCHMIDS hätte Friedrich I. die Rolle des Stammvaters als Erbauer der Burg einnehmen können, wenn er die Kaisertochter nicht geehelicht hätte und Heinrich V. ohne Erben gestorben wäre. Infolge der historischen Vorkommnisse, rückte jedoch Friedrich I. im Bewusstsein seiner Nachfahren in den Hintergrund. Konrad III. erwähnte seinen Vater in keiner einzigen Urkunde und unter Friedrich Barbarossa wurde dem Burgerbauer ein einziger Eintrag in einem Diplom zugestanden.150

Verschiedene Forschungsmeinungen zeigen auf, wie viele Personen unterschiedlichster

Position als Stammvater oder -mutter angesehen werden: GLÄSSNER behauptet, Agnes

„von Waiblingen“ sei die Stammmutter der Staufer sowie der Babenberger. WERLE hingegen schreibt diese Position der Gemahlin Friedrichs von Büren Hildegard zu.

Herzog Friedrich I. wurde von SCHMID als Stammvater betitelt und von HAUCK als der staufische Spitzenahn angeführt. BOSHOF weist als ein Vertreter der weitverbreitetsten

Meinung auf Friedrich von Büren als Spitzenahn hin, während KIMPEN dessen Vater Graf Friedrich als solchen tituliert.151

Fraglich hierbei bleibt, ob die staufischen Herrscher ihren schwäbischen Vorfahren tatsächlich eine gewisse Relevanz zusprachen. Folgt man den urkundlichen Erwähnungen und der Aufstellung der Tabula, die nicht zuletzt durch das Wissen von Friedrich Barbarossa persönlich entstanden ist, weist alles darauf hin, dass die Staufer sehr wohl über ihre Agnaten Bescheid wussten, diese jedoch für das Selbstverständnis und ihre

150 Vgl.: Hechberger, Staufer, S.166f. 151 Vgl.: ebd. S.168. Seite 47 Vorhaben als irrelevant ansahen. Die wichtigste „Tat“, die Friedrich seinem Großvater Friedrich I. zusprach, war laut der Aufzeichnung Ottos von Freising lediglich die Heirat mit der Tochter Heinrichs IV.152

4.3.6. Friedrich I. Dem wohl bekanntesten Vorfahren Friedrichs Barbarossa, Friedrich I. von Schwaben, schreibt die historische Forschung den ausschlaggebenden Faktor hinsichtlich des Aufstiegs dem staufischen Haus zu. Der Sohn Friedrichs von Büren und Hildegards von Schlettstadt wurde um circa 1050 geboren und hatte vor seiner Erhebung zum Herzog wahrscheinlich die Würde eines Grafen inne, wobei diese Stellung quellentechnisch nicht abgesichert werden kann. Friedrichs jüngerer Bruder Otto schlug den geistlichen Lebensweg ein, während ein anderer Bruder namens Ludwig die Pfalzgrafschaft in Schwaben übernahm.153 Mit diesem Friedrich I. setzte sowohl die staufische Familiengeschichte, als auch die durchgehende genealogische Darstellung der Dynastie nach Otto ein. Zur Geburtszeit des Staufers gibt es in der Forschung verschiedene

Ansichten. DECKER-HAUFF äußert die Meinung, Friedrich I. sei „um 1047/48“geboren worden und habe vor der Verlobung mit der salischen Königstochter bereits eine Ehe geführt. Nach späterer Lorcher Überlieferung wurde diese Frau laut dem Historiker namentlich als Beatrix oder Mathilde gekennzeichnet. Sie wurde etwa um 1050 geboren, starb „spätestens Ende 1078“ und schenkte ihrem Gatten „mehrere Kinder, darunter 154 mindestens fünf Töchter.“ Die Schicksale dieser Kinder seien laut DECKER-HAUFF jedoch bis heute nicht erforscht. HLAWITSCHKA äußert hierzu, dass diese Angaben, welche vorgeblich aus dem Roten Buch stammen sollen, freie Erfindungen darstellen.155

Die Gelegenheit für den Aufstieg Friedrichs I., der seinem Herrscher gegenüber jahrelange Treue leistete, bot eine Folge von Problemen, in welche der salische König Heinrich IV. involviert war. Ein großer Anteil des Adels erhob sich zu dieser Zeit gegen den Salier und wählte Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. Friedrich hingegen entschied sich dafür, Heinrich IV. weiterhin zu unterstützen. Rudolf von Rheinfelden setzte zu Beginn des Jahres 1079 seinen Sohn Berthold als seinen Nachfahren in das Herzogamt von Schwaben ein. Heinrich IV. übergab daraufhin das Herzogtum seinem treuen Gefolgsmann Friedrich I. Außerdem versprach ihm der Salier seine Tochter

152 Vgl.: ebd. S.168f. 153 Vgl.: Neuhold, Helmut, Die Staufer. Von 1025 bis 1268 (Wiesbaden 2014), S.15, (E-Book). 154 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.346. 155 Vgl.: Hlawitschka, Die Ahnen, S.9. Seite 48 Agnes, die zu dieser Zeit erst in ihrem siebenten Lebensjahr war, zur Frau. Die Ehe wurde deshalb erst im Jahre 1086 vollzogen und war ab dato einer der bedeutendsten Akte für die staufische Dynastie. Nachdem Rudolf von Rheinfelden sein Leben in einer unentschiedenen Schlacht im Oktober 1080 verlor, hatte Heinrich IV. die Möglichkeit, seine Herrschaft wiederherzustellen. Trotz dieser Entwicklung konnte Friedrich I. sein Amt längere Zeit nur im Norden des Herzogtums behaupten, da es ihm nicht möglich war, sich gegenüber Berthold zu behaupten. Als dieser 1090 starb, vererbte er seine bereits umstrittene Herzogswürde an Berthold II. von Zähringen, der schon länger in Konflikt mit dem Staufer stand. Mit Hilfe des Papstes und der Unterstützung der Welfen gelang es ihm, gegen Friedrich I. zum Herzog von Schwaben gewählt zu werden. Zu einem Ausgleich bezüglich dieses Konfliktes kam es im Jahr 1098. Der Zähringer verzichtete auf Schwaben, behielt jedoch seinen Herzogtitel und erhielt im Gegenzug die Vogtei über Zürich. Von nun an war die Herrschaft des Staufers in Schwaben gesichert.156

Die Hausmacht seiner Familie erweiterte Friedrich I. zu Beginn seines Herzogamtes in erster Linie gen Norden. Im Laufe seiner Herrschaft konnte er eine starke regionale Machtposition aufbauen, die sich bis zu den Gütern der Salier in Rheinfranken erstreckte. Während des unglücklichen Italienzuges Kaiser Heinrichs IV. erwies der Staufer wiederum ein hohes Maß an Loyalität, indem er dem umstrittenen Salier zur Seite stand. Diese Treue rentierte sich für den Herzog ab dem Jahre 1098, nachdem der Kaiser seine Macht wieder festigen konnte.157

Viele zeitgenössische Chronisten brachten den enormen Herrschaftsaufstieg des staufischen Hauses in Verbindung mit der Erbauung der Burg auf dem Hohenstaufen durch Friedrich I. um 1080. In der Tat hatte es den Anschein, dass der neue Herzog sich mit Hilfe der Burg, die sich auf einer weit sichtbaren Anhöhe befand, seiner neuen Würde Ausdruck verlieh. Bereits der Name des Berges „Stauf“ wurde infolgedessen zum Namenskennzeichen seiner Familie. Die Schreiber kennzeichneten Herzog Friedrich, allen voran Otto von Freising, ab dato immer regelmäßiger mit der Bezeichnung „de Stouphin“ oder „de Stophen“, also „von Staufen“.158 Hierzu muss bemerkt werden, dass der Name „Staufen“ in keiner Weise einen tieferen symbolischen Charakter innehat. Ein „Stauf“ stellt ein Trinkgefäß dar, einen Pokal ohne Fuß, der, umgekehrt aufgestellt, eine

156 Vgl.: Neuhold, Die Staufer. S.15f. 157 Vgl.: ebd. S.16. 158 Vgl.: Schwarzmaier, Hansmartin, Die Welt der Staufer. Wegstationen einer schwäbischen Königsdynastie (Karlsruhe 2016), S.12. Seite 49 Kegelform darstellt. Einige Berge in Baden-Württemberg, beispielsweise der Staufen im Breisgau sowie Staufenberg in Ortenau, haben die gleiche Beschaffenheit wie der genannte Staufen. Der Abfall nach allen Seiten gab dem auf der Burg residierenden Herrscher einen Überblick über sämtliche Orte und Ländereien seines Gebietes.159 Trotz dieser Namensgebung implizierten die Chronisten diesen Ort keineswegs mit einer besonderen Funktion. Man sah die Burg Stauf nicht als einen vermeintlichen dynastischen oder politischen Mittelpunkt des Herzogs an, obwohl die Benennung in weiterer Folge diese Funktion erfüllte.160 Es ist zu erwähnen, dass obwohl sich der Name „Staufer“ oder „von Hohenstaufen“ ab Friedrich I. zu einer Bezeichnung für die Kaiserdynastie etablierte, kein Nachfahre des Herzogs sich nach dem Stammsitz benannte.161

Das hohe Selbstbewusstsein des neu erhobenen Herzogs ließ sich nicht nur anhand der geografischen Lage seiner Burg festlegen, sondern ebenso bei der Auswahl des Ortes hinsichtlich seines Hausklosters Lorch. Für dieses wählte er eine Lage, welche in früherer Zeit die Grenze des römischen Reiches zum freien Germanien bildete. Laut Forschung endete hier im 11. Jahrhundert ebenfalls die politische Grenze von Schwaben und Franken. Friedrich I. war darauf bedacht, sein Hauskloster an eine Straßenverbindung entlang der Rems zu positionieren, die vom mittleren Neckar bei Cannstatt bis nach Ulm führte. Ob hinter der Errichtung ein strategisches Konzept des Staufers lag, kann die Forschung bis heute nicht quellenfundiert beweisen.162

159 Vgl.: ebd. S.12. 160 Vgl.: Seibert, Die frühen Staufer, S.7. 161 Vgl. Görich, Die Staufer, S. 10. 162 Vgl.: Schwarzmaier, Die Welt, S.12f. Seite 50

Abbildung 2: Der Hohenstaufen und seine Umgebung - Die Besitztümer Ein großer Anteil der Forscher geht von folgender Annahme aus: Herzog Friedrich I. sei explizit mit der Erbauung der Burg in der Ahnenreihe der Staufer besonders hervorgehoben worden. MAURER spricht von Friedrich I. als „dem Burgengründer“ und 163 als „Bauherrn von Hohenstaufen“. SEIBERT hingegen erhebt die Bewohnbarmachung der Burg zur entscheidenden Tat des Herzogs, während SCHWARZMAIER belegt, dass Otto von Freising hier einen entscheidenden Hinweis hinterließ. Der Geschichtsschreiber führt Friedrich in seinen Gesta folgendermaßen ein: „Ea tempestate comes quidam Fredericus nomine, ex nobilissimis Suevie comtibus originem trahens, in castro Stophye dicto coloniam posuerat.“164 So ergibt sich bereits aus der Zeitform des Plusquamperfekts im Satz das Bild, dass nach der Wahrnehmung des Schreibers der Burgbau vor der Erhebung zum Herzog im Jahre 1079 erfolgte und nicht der Bau, sondern das Anlegen der Siedlung in der Burg Staufen die glorreiche Tat war. Otto weicht durch diese Feststellung von der heute weit verbreiteten Meinung Wibalds ab. Die bisherige Forschung bezieht diese Mitteilung auf das Dorf Hohenstaufen, welches unterhalb der Burg auf halber Höhe des Berges lokalisiert wurde. Gemäß dem eindeutigen Wortlaut der Chronik hingegen, lag die errichtete Siedlung des Staufers jedoch in keiner anderen Lage als innerhalb der Burg (in castro). Somit war der Bau einer Dauersiedlung, sozusagen das Bewohnbarmachen 165 der Burg, laut MAURER die ausschlaggebende Handlung Friedrichs I.

163 Mauer, Der Hohenstaufen, S.15 und S.17. 164 Ebd. S.13. 165 Vgl.: ebd. S.13. Seite 51 Aufgrund der bereits dargestellten Vorfahren des Herzogs kann gesagt werden, dass Friedrich I. keineswegs ein „homo novus“, wie ihn einige einschlägige Werke bereits betitelten, war, sondern, laut MAURER, als ein „Träger einer langen hocharistokratischen Tradition“166 angesehen werden kann.167

Herzog Friedrich I. hinterließ bei seinem Tod, der auf das Jahr 1105 festgelegt werden kann, zwei Söhne im Jugendalter: Den 15-jährigen Friedrich sowie den 12-jährigen Konrad. Bei ihnen geht die Forschung davon aus, dass beide möglicherweise bereits auf dem Hohenstaufen geboren wurden. Friedrich wurde trotz seines jugendlichen Alters als Herzog von Schwaben angeführt und wurde mit Hilfe seines Onkels, Kaiser Heinrich V., zunehmend in die Reichspolitik eingeführt. Konrad wird in den kaiserlichen Urkunden hingegen nicht erwähnt und Forschungen vermuten, dass er höchstwahrscheinlich die Familiengüter verwaltete. Wer von dem Geschwisterpaar die namengebende Burg Hohenstaufen innehatte, wird in keiner Quelle erwähnt.168

4.3.7. Agnes von Waiblingen Wie bereits erwähnt wurden die Staufer nach der Heirat Friedrichs I. und der salischen Königstochter unter der Bezeichnung „von Waiblingen“ angeführt, was sie unmissverständlich als die salischen Erben darstellte. Die salische Erbin wurde wahrscheinlich 1072, spätestens jedoch im Jahre 1073, als Tochter Kaisers Heinrich IV. und seiner ersten Frau Bertha von Savoyen geboren. Bertha war als Tochter des Grafen Otto von Savoyen und Adelheid von Turin bekannt. Agnes von Waiblingen wird in einigen Quellen als Adelheid, entweder nach ihrer savoyischen Großmutter oder nach einer der früh verstorbenen älteren Schwester, bezeichnet.169

Mit Agnes gelangte das bereits erläuterte Selbstverständnis einer Abstammung von den Waiblingern in die staufische Familie. Aus der Ehe mit Herzog Friedrich I. entstammte der ihm nachfolgende Herzog Friedrich II. mit dem Beinamen „der Einäugige“, der zukünftige König Konrad III. und eine Tochter.170 Nach dem Tod Friedrichs I. im Jahre 1105 heiratete Agnes den Babenberger Leopold III. Diese Heirat wurde primär durch den Bruder von Agnes Heinrich V. initiiert. Die Babenberger unterstanden als Markgrafen dem Herzogtum Bayern und waren mit der Sicherung der Reichsgrenze gegen Osten

166 Maurer, Der Hohenstaufen, S. 17. 167 Vgl.: ebd. 168 Vgl.: ebd. S.21ff. 169 Vgl.: Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.346, 170 Vgl. Bedürftig, Friedemann. Taschenlexikon Staufer (Zürich 2000), S.11. Seite 52 beauftragt. Im Zuge der Auflehnung gegen Kaiser Heinrich IV. 1005 waren nicht nur die Schwaben, sondern auch Leopold III. treue Anhänger der kaiserlichen Partei. Angesichts der stets auf den Frieden bedachten Politik war Leopold stets darum bemüht, eine aussichtslose Schlacht zu vermeiden. Als Dank für seine Loyalität erhielt er Agnes zur Frau.171

Der Ehe von Agnes und Leopold III. schreibt die Forschung 18 Kinder zu, welche innerhalb von zwölf Jahren, vom 34. bis zum 46. Lebensjahr der Mutter, auf die Welt kamen. Die rein biologisch betrachtete Unmöglichkeit lässt darauf schließen, dass hier die Nachkommen aus erster Ehe mit dem Stauferherzog hinzugezählt werden. In Hinsicht auf die dynastische Frage jedoch, hatte diese Situation lediglich eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger hierbei erschien die mit Hilfe von Agnes gegründete Verbindung zwischen den Staufern und den Babenbergern, die vor allem unter Friedrich Barbarossa und Otto von Freising Bedeutung erlangte.172

5. HERKUNFTSORT DER FRÜHEN STAUFER Die Genealogie der frühen Staufer lässt erahnen, dass sich sowohl bei den Personen, auch bei deren Leben hinsichtlich der Geburts- und Sterbezeit einige Ungereimtheiten eröffnen. Nicht anders ergeht es der Forschung mit dem Herkunftsort und den frühen Besitztümern des Geschlechts.

Bei Friedrich Barbarossas Regierungsantritt als Kaiser war die Frage nach seiner Herkunft für die Zeitgenossen geklärt. Seine Ahnen waren die Heinriche von Waiblingen, die salischen Kaiser, denn nur diese waren sowohl für den Schreiber Otto, als auch für den Staufer von Belang.

5.1. Die ersten Friedriche und Siegharde im Alpenvorland Anhand der regional begrenzten Urkundensammlung gehen viele Recherchen davon aus, die frühen Begründer des Herrscherhauses seien auf schwäbischen Boden zu suchen. Laut

ROEMER wäre es auch möglich, den staufischen Besitz in Salzburg und Niederösterreich lokalisieren zu können. Hierbei stützte er sich primär auf die Erwähnung des Sieghard und Friedrich aus der bereits genannten Urkunde des Hoftages in Ulm 1027. WELLER versuchte diese These zu relativieren, indem er behauptete: „Die Staufer sind und bleiben

171 Vgl.: Röhring Floridus, Staufer und Babenberger. In: Rueß, Karl-Heinz, Ziegler, Walter (Hrsg.) Die Staufer (Göppingen 2000), S.32. 172 Vgl.: Bedürftig, Taschenlexikon, S.9f. Seite 53 173 Schwaben. Das deutsche Volk verbittet sich österreichische Hohenstaufen.“ KLEBEL hingegen legte fest, dass die ältesten schwäbischen Friedriche, STÄLIN deutet diese als Ries-Grafen, aus einer Groß-Familie abstammten, die sowohl in Franken als auch im Salzburgischen und Wiener Becken gleichzeitig auftrat. Diese besagte Familie wurde unter der Bezeichnung Sieghardinger angeführt. Ihre Herkunft wird von KLEBEL auf den untersten Neckar an der Bergstraße vom Kraichgau festgelegt. Außerdem hatte die Familie eine bedeutende Rolle in und um Wien gespielt. Welche Stellung sie innehatte, wird jedoch nicht weiter erläutert.174

Im Zuge der Ungarneinfälle wurde die Großfamilie der Sieghardinger in ihrer Existenz bedroht und verlagerte ihren Sitz laut KLEBEL in das salzburgische und bayrische Alpenvorland. In diesem Gebiet verweilte ein Teil des Verbandes bis in das Hochmittelalter, während die angeblichen Vorfahren der Staufer in Bayern ihre Heimat fanden. KLEBEL behauptet infolgedessen seit 1951, dass Bayern als die Stauferheimat angesehen werden kann. DECKER-HAUFF bemerkt hierzu, es wäre sehr wohl möglich, die Vorfahren der Staufer auf Salzburger Boden zu suchen. Laut ihm kann man ab der zweiten Hälfte des ottonischen Jahrhunderts Vorfahren der später nach Schwaben übersiedelten Familienmitglieder sowohl in Salzburg, als auch in Melk sichern. Diese

These fixiert DECKER-HAUFF mit der Urkunde Ottos III., die er als „Schlüssel zur früheren staufischen Geschichte“175 ansieht. Die Schrift offenbart laut dem Forscher die Mitglieder eines wichtigen Herrschergeschlechtes in und um Salzburg, an der Donau und in der Wachau, welche erstmals in Verbindung mit Schwaben gebracht werden. Weiters spricht DECKER-HAUFF davon, dass die Friedriche als Erben der Grafen von Öhningen, begründet durch eine Eheverbindung zwischen den Sieghardingern und den Öhningern, ab dem Jahr 987 nach Schwaben kamen. Die bayrisch-salzburgischen Gebiete blieben hingegen seiner Meinung nach ein wichtiger Besitz für die folgenden zwei Generationen.176

5.2. Remstal Das heutige Remstal zeichnet sich primär durch seine besondere geografische Lage aus. Das Tal liegt unweit von Stuttgart und bietet zahlreiche historische Ortschaften. Hierbei wären Schorndorf, Waiblingen, Lorch sowie Schwäbisch Gmünd, das dezidiert als die

173 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.341. 174 Vgl.: ebd. 175 Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.342. 176 Vgl.: ebd. S.342ff. Seite 54 Stauferstadt dargestellt wird, zu nennen Das Gebiet um Schwäbisch Gmünd kann als eines der ältesten Teile des Stauferlandes angesehen werden. Bereits am Beginn des 11. Jahrhunderts wurde die bestehende Siedlung zu einer größeren Ortschaft ausgebaut. Das Stadtrecht wurde Schwäbisch Gmünd unter König Konrad III. zugesprochen.177

Die frühesten nachweisbaren Besitzungen der Staufer beschränkten sich nach ZIEMANN auf das Gebiet um Schlettstadt, Elsass und das Remstal. Ein großer Anteil an Forschungen geht bis heute davon aus, dass die elsässischen Güter des staufischen Hauses im Zuge der Heirat von Friedrich I. und Hildegard in die Familie übergingen. Die Besitzungen im

Remstal hingegen werden bei ZIEMANN als genuin staufische Komponente angesehen. Daher suchte die Forschung die mit dem Namen Friedrich angeführten Ahnen fortwährend im schwäbischen Raum. KLEBEL weist damit auf eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1053 hin, die besagt, dass ein gewisser Pfalzgraf Friedrich sowie ein Graf Friedrich als Anrainer der Schenkung eines Forstes an der Wörnitz im Ries beiwohnten. Die Identifizierung fiel auf den von Wibald genannten Friedrich von Büren und seinen

Vater, den Pfalzgrafen Friedrich. KLEBEL stützte diese These mit der Tatsache, dass im Jahre 1188 die Staufer im Zuge der besagten Schenkung erwähnt wurden und des Weiteren den angrenzenden Ort Aufkirchen zu ihrem Besitz zählten.178 Die Hinweise, welche auf das Remstal deuten, sind vielfältig. Hier liegen nicht zuletzt unter anderem die Orte Lorch und Waiblingen, die in vielerlei Weise die Staufer unterstreichen. Waiblingen betitelt sich in der heutigen Zeit als eine Stauferstadt, da in diesem Ort Teile eines Hochwachtturms aus der Stauferzeit vorgewiesen werden können.179

BÜHLER fixierte neben seiner These, dass das staufische Geschlecht seinen Ursprung in Bayern, wenn nicht sogar in Salzburg fand, den Raum zwischen Fils und Rems als die sogenannte Urheimat der Dynastie. Der staufische Besitz zwischen Filstal, Remstal und dem Welzheimer Wald war im Vergleich zu den Herrschaftsgebieten der anderen Adelsfamilien nicht von umfangreichem Charakter. Die Staufer selbst hatten diesen

Besitz laut MAURER erst im elften Jahrhundert geerbt oder erworben. Erstere Situation wäre durch die Nachfolgerschaft des Filsgaugrafen Walter möglich gewesen, der zweite Umstand könnte durch die Übernahme des salischen Besitzes infolge der Heirat mit

177 Vgl.: o.A., https://www.remstalkellerei.de/das-remstal (10.05.2018) und Hermann, Klaus Jürgen https://www.schwaebisch-gmuend.de/7082-1.-Schwaebisch-Gmuend-und-die-Staufer.html (04.06.2018). 178 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.105f. 179 Vgl.: Mertens, Jürgen, http://www.staufer-spektakel.de/Historisches/Die-Geschichte- Waiblingens,160.php (10.05.2018). Seite 55 Agnes entstanden sein. BÜHLER spricht davon, dass der Großteil der altstaufischen Güter gen Osten, im Ries und seiner Umgebung lagen.180

5.3. Ries Vor rund 15 Millionen Jahren schuf ein Meteorit im Zuge eines Einschlages auf die Erde das Nördlinger Ries. Der heutige Naturraum befindet sich zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb im Städtedreieck zwischen Nürnberg, Stuttgart und München.181

Abbildung 3: Nördlinger Ries

STÄLIN wies bereits vor 130 Jahren im Zuge seiner Analyse der frühen Staufer darauf hin, dass ein Graf namens Friedrich in Verbindung mit den Grafen des Rieses stand. Er verband den Gedanken, die so karg bezeugten Vorfahren der Dynastie zumindest in verwandtschaftliche Beziehung mit diesem Mann zu bringen. DECKER-HAUFF spricht daher von einer Verbindung zu den Sieghardingern und geht, gleich wie BÜHLER, davon aus, der erste Staufer sei im Ries nachweisbar. ZIEMANN bemerkt die zu dünne Basis dieser Konstruktion. Im Ries wurde in der Zeit vor 1007 kein einziger Graf bestätigt.

DECKER-HAUFF versucht laut ZIEMANN diese Vermutung mit Hilfe des Roten Buches zu

180 Vgl.: Maurer, Der Hohenstaufen, S.16f. 181 Vgl.: Sperling, Franziska, Biogas – Macht – Land. Ein politisch induzierter Transformationsprozess und seine Effekte (Göttingen 2017), S.35. Seite 56 stützen. Dieses scheint jedoch nach jüngster Forschung über die bisher bereits bekannten Staufer hinausgehende Ahnen nicht zu nennen.182

Obwohl BÜHLER Ries und seine Umgebung in Betracht zieht, spricht ZIEMANN von dem Faktum, dass bis heute kein expliziter Nachweis für einen frühen staufischen Besitz im

Ries existiert. BÜHLER erwähnt die Erhebung der Orte Bopfingen, Dinkelsbühl, Aufkirchen und Weißenburg zu Städten durch die staufischen Herrscher sowie die dortige Erwähnung des Leitnamens Friedrich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und die Burgen Flochberg und Wallerstein als Beweis für die Verbundenheit der Familie zum Ries. Die Nennung zweier Friedriche als Pfalzgraf und Inhaber der Riesgrafschaft untermauern seiner Meinung nach die Herkunft aus dem Gebiet.183

Wann genau das Ries staufisch wurde, ist nach DECKER-HAUFF noch nicht geklärt. Hierbei stellt er die These auf, dass man Ries lediglich durch das Amt des Riesgaugrafen mit dem ersten erwähnten Friedrich in Verbindung brachte. Der Forscher erwähnt, Friedrich soll in späterer Zeit wiederum in Maria-Saal in Kärnten sowie in Salzburg urkundlich erwähnt worden sein. Dieser Umstand wäre mit der Mobilität der reisenden

Oberschicht erklärbar. Infolgedessen hatte Friedrich laut DECKER-HAUFF ausgedehnte Besitzungen in Fils, Rems, Göppingen, Staufen, Lorch, Gmünd Fuß und Altbesitz zwischen den Alpen und Donau. Seiner Meinung nach war Ries nicht die ursprüngliche Heimat der Staufer. Diese kamen erst durch reiche Erbheiraten nach Schwaben. 184

ACKERMANN spricht aus Überzeugung, wenn er feststellt, dass die Anfänge des staufischen Geschlechts mit dem Grafen in Ostschwaben 987 beginnen. Er nennt hierbei Besitztümer im Ries, um Wallerstein und bei Hartburg.185

Kritisch beurteilt wird der Ursprung im Ries von DENDORFER. Laut seinem Forschungsstand hätten die Staufer bereits vor der Mitte des 12. Jahrhunderts „den einen oder anderen Besitztitel im Ries gehalten haben, in ihnen aber schon die Riesgaugrafen des elften Jahrhunderts zu sehen, erscheint nicht plausibel.“186 Er spricht von den Staufern, die erst ab Konrad III. in der Mitte des 12. Jahrhunderts in Ries Fuß fassten. Alle Thesen, die von einem vorherigen Zeitraum sprechen, könnten laut dem Forscher

182 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.106ff. 183 Vgl.: Maurer, Der Hohenstaufen, S.16f. 184 Vgl.: Decker-Hauff, Das staufische Haus, S.342f. 185 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.14. 186 Dendorfer, Königsland, S.153. Seite 57 einer Überprüfung nicht standhalten. Eine weitere kritische Betrachtung sei bei der Festlegung der Riesgaugrafschaft anzuwenden. Ob die staufischen Familienmitglieder mit diesem Amt in Verbindung gebracht werden könnten, sei „ebenso fraglich.“187

Mit dieser Meinung geht ZIEMANN konform, wenn er feststellt, dass erst wesentlich spätere Quellen staufische Besitztümer im Ries überliefern. Dementsprechend könnte sich hier folgendes Bild ergeben: Ries wurde und wird als Urheimat der Staufer falsch interpretiert. Gemäß diesen Forschungen ergibt sich der Umstand einer wesentlich späteren Besiedlung durch die Herrscherfamilie. Diese These stützt der Forscher mit Hilfe der Überlieferung einer Aufteilung der Güter nach dem Tod Herzog Friedrichs I. Der Besitz sollte nach der Tradition auf die beiden Brüder Herzog Friedrich II. von Schwaben und den späteren König Konrad III. aufgeteilt werden. Ob Ries zu diesem Zeitpunkt bereits im staufischen Güterbesitz befand, konnte bis dato nicht sicher belegt werden. Allein die Nennung des Leitnamens Friedrich sollte hierbei keine explizite Identifizierung darstellen.188

5.4. Wäschebeuren Im Zuge des Lebens und Wirkens Friedrichs von Bürens, herrscht in der Forschung gemeinhin die weit verbreitete Meinung vor, der erste dokumentierte Staufer sei untrennbar mit Wäschebeuren verbunden gewesen. Infolge des Pfalzgrafen Friedrichs, gelangte der Besitz von Büren, das heutige Wäschebeuren im Kreis Göppingen, in den 189 familiären Besitz. BACHTELER stellt hierzu die These auf, die Herrschaft Büren hätte eventuell bereits unter den Karolingern existiert. Ob es sich dabei um mögliche Vorfahren Friedrichs von Büren handelte, ist bis heute nicht erwiesen.190 In Anbetracht der räumlichen Nähe von Lorch zum Hohenstaufen nimmt die Forschung an, dass das stetig genannte Büren in Verbindung mit Friedrich das nahegelegene Wäschebeuren im Remstal darstellt. Es muss darauf geachtet werden, dass der Ortsname Büren zu dieser

Zeit keine Seltenheit darstellte. Zu der bereits kritischen Hinterfragung durch DECKER-

HAUFF bezüglich der Lokalisierung von Friedrich von Büren in Wäschebeuren, ergaben archäologische Ausgrabungen keinerlei Anzeichen über eine Anlage, oft als Wäscheschloss oder Wäscherschlössle angeführt, welche als Sitz des Staufers in Frage

187 Ebd. S.148. 188 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.107ff. 189 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.14. 190 Vgl.: Bachteler, Kurt, Das Wäscherschloss und seine Betreuer. In: Die Karawane, 9/4/ S.74. Seite 58 gekommen wäre.191 Obwohl einige Quellen Hildegard als Initiantin dieses Baus ansehen, konnte man eine entschiedene Verbindung nie mit völliger Sicherheit festgelegen. Die einzige Quelle, die Friedrich von Büren mit dem Ort in Verbindung bringt, stammt von Wibald von Stablo. Regionale Überlieferungen hingegen kannten weder den Familiennamen, noch den Herrensitz „Beuren“.192

Abbildung 4: Rekonstruktion des Wäscherschlosses nach Andreas Kireser aus dem Jahr 1688

BACHTELER und LEHMANN berichten von einem Fridericus de Buren, der eine kleine Burg in dem genannten Ort erbaute. Aufgrund der Lage der Festung im Tal an einem Bach, bürgerte sich die Bezeichnung Wäschebeuren ein, wobei wäschen vom germanischen Wortstamm Water/Wat abstammt und einen feuchten Boden oder eine Wiese bezeichnen soll.193 Das Wort Bur bedeutet im Althochdeutschen Haus oder Hütte, in jedem Fall meint es ein Gebäude. Betrachtet man Wäschebeuren infolge der Definition als Haus in Wiesen, kann es östlich von Stuttgart zwischen Schwäbisch Gmünd und Göppingen eingeordnet werden. Hierbei handelt es sich um ein kleines Dorf, in dessen Nähe sich noch heute das sogenannte Wäscherschlössle befindet. Die heutige Anlage zeigt den damaligen Bau zwar nicht originalgetreu, befindet sich jedoch auf dem gleichen Platz. Infolge der Errichtung des Wäscheschlosses, wiederum nicht deutlich mit Friedrich von Büren identifizierbar, deutete die Forschung Wäschebeuren lange Zeit als ältesten Hauptsitz der Familie. In unmittelbarer Entfernung dieses Gebäudes befindet sich der bereits beschriebene Hohenstaufen. Der Besitz der Wäscheburg wurde von den Staufern

191 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.109. 192 Vgl.: Weller, Auf dem Weg, S.4. 193 Vgl.: Lehmann, Die Staufer, S.15. Seite 59 höchstwahrscheinlich aus Kriegsgründen verkauft, denn im Testament von Konrad III. aus dem Jahr 1268 wird kein Besitz in dieser Gegend mehr erwähnt. 194

6. DIE BESITZTÜMER DER FRÜHEN STAUFER Im Zuge der Heirat Friedrichs von Büren mit Hildegard von Schlettstadt gelangten zahlreiche Besitzungen um Schlettstadt und Hagenau in den staufischen Besitz. Diese Güter bildeten eine stabile Grundlage in der späteren Territorialpolitik des Herrschergeschlechts. Des Weiteren zählte die Familie Eigentümer zwischen Filstal, Remstal und Welzheimer Wald zu ihrem Herrschaftsgebiet. Diese erfuhren im Verlauf der staufischen Regierung keine besondere Expansion, da sie von allen Seiten durch andere Herrschaften begrenzt wurden. Den Besitz innerhalb dieser Gegenden erhielten die Staufer entweder durch ein Erbe oder durch einen Erwerb im 11. Jahrhundert. Sofern ersteres der Fall war, wären die Eigentümer durch den Filsgaugrafen Walter, welcher Anfang des 11. Jahrhunderts verstarb, in die staufische Hausmacht übergegangen. Der zweite Fall wäre im Zuge der Übernahme des salischen Besitzes durch Herzog Friedrich I. möglich gewesen. Der Großteil der altstaufischen Güter befand sich im Ries und dessen Umgebung. Im 12. Jahrhundert wurden die Orte Dinkelsbühl, Bopfingen, Weißenburg und Aufkirchen durch die Regenten erhoben. Die Burgen Wallerstein und Flochberg zählten ebenso zu diesem Bestand.195

6.1. St. Fides zu Schlettstadt Schlettstadt im Elsass gehört zu den am frühesten und eindeutig nachweisbaren Besitztümern der staufischen Familie. Ein Teil davon, das Kloster St. Fides in Schlettstadt, wurde belegbar als Besitzkomplex vermerkt. Hildegard schenkte zusammen mit ihren Kindern Otto, Friedrich, Ludwig, Walther, Konrad sowie Adelheid die Kirche in Schlettstadt an die Atbei St. Fides von Conques. Dieser Vorgang lässt sich mit Hilfe einer hierüber ausgefertigten Urkunde aus dem Jahr 1094 belegen. Dem Abt von Conques wurde hierbei eine Art Leitungsfunktion übergeben. Bei dieser Urkunde handelt es sich, wie im Falle Lorchs nicht dezidiert um eine Gründungsbestätigung, sondern um eine Übertragung einer bereits bestehenden Kirche. Die Erbauung muss demnach vor 1094 erfolgt sein.196

194 Vgl.: ebd. S.15. 195 Vgl.: Maurer, Der Hohenstaufen, S.16f. 196 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.117f. Seite 60 Zur Übertragung der Kirche kam es im Zuge einer Wallfahrt, die im Zeitraum zwischen 1087 und 1094 erfolgte. Bischof Otto von Straßburg gab in der Urkunde an, das Gebäude auf dem väterlichen Erbe gemeinsam mit seinen Brüdern errichtet zu haben. Daraus ergibt sich die Annahme der Übergabe des Besitzes durch Friedrich von Büren an seine Söhne. Trotz der urkundlichen Belege wird die Heimat von den Forschern nur bedingt in Schlettstadt vermutet, da man die Anlage auf den ersten Blick mit Hildegard in Verbindung bringen könnte. Trotzdem wäre es möglich, die Besitzungen zum staufischen

Hausgut zu zählen. Nicht umsonst erwähnt ZIEMANN, dass Otto dezidiert sein Erbe als väterliches charakterisierte. Deshalb wäre es problematisch, diese Anlage Hildegard von 197 Schlettstadt aufgrund der Namensverwandtschaft zuzuschreiben. ZIEGLERS Meinung besagt, als eine der wenigen in der Forschung trotz der Überlieferung von Otto, Hildegard hätte seitens der väterlichen Großmutter eine große Anzahl an Gütern im Unter- und Oberelsass geerbt. Auf diesen soll sie laut dem Historiker zwischen 1087 und 1094 das Kloster St. Fides in Schlettstadt gegründet haben. Das Gründungsdatum geht mit anderen Forschungen zwar konform, dennoch ist es fraglich, ob Hildegard den ursprünglichen Besitz innehatte.198

6.2. Der Heilige Forst und Hagenau Neben Schlettstadt zählte ein Teil des Heiligen Forsts zu den frühen nachweisbaren Besitzungen der Staufer im Gebiet Elsass. In der Forschung herrschen verschiedene Meinungen vor, ab wann der Heilige Forst tatsächlich von den Staufern als deren Eigentum angesehen wurde. Im Heiligen Wald herrschten mehrere Familien gleichzeitig. Am Ende des 11. bzw. Anfang des 12. Jahrhunderts waren sowohl Heinrich V. als auch seine Miterben Fürst Peter von Lützelburg und Herzog Friedrich I. vermerkt, Schenkungen aus ihrem Vermögen im heiligen Wald getätigt zu haben. Somit hatten sowohl der Salier, als auch der Lützelburger und Staufer die Verfügung über einen Besitz im Heiligen Wald inne.199

Als erster Schenker wurde König Heinrich V. von Rechten und Gütern im Heiligen Wald erwähnt. In einem Diplom aus dem Jahre 1106 überließ er Liegenschaften und Nutzungsrechte dem Kloster St. Walburg. Peter von Lützelburg und Herzog Friedrich von Schwaben wurden in weiteren Urkunden als seine Miterben angeführt. Die

197 Vgl.: ebd. S.118f und 122f. 198 Vgl.: Ziegler, Zur Herkunft, S.27. 199 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.124. Seite 61 Bestätigung über dieses Erbe wurde in päpstlichen Dokumenten verzeichnet und sowohl der Stauferherzog als auch Peter von Lützelburg wurden in diesen als coheredes bekräftigt. Das Gründungsjahr des Heiligen Walds hingegen wurde zwar in späteren Zeugnissen angeführt, jedoch wird diese Festlegung kritisch hinterfragt. Laut einer heute nicht mehr existenten Inschrift über der Sakristeitür in St. Walburg soll das Gebiet von Theoderich von Mömpelgard im Jahre 1074 erschlossen worden sein. Diese These wird durch den Amtmann Bernhard Herzog aus Wörth im 16. Jahrhundert bestätigt. Er behauptete, dass neben der Inschrift eine Klostergeschichte Theoderich als Gründer angab.200

Sofern man diesen Annahmen Glauben schenkt, regierte Herzog Friedrich I. zu Beginn seines Amtes noch nicht nachweisbar im Heiligen Forst. Erst unter Herzog Friedrich II., der dort seine letzte Ruhestätte fand, wurde die Regentschaft aktiv. Dieser Umstand lässt vermuten, dass sich der Besitz im Heiligen Forst zuerst in salischer Hand befand und erst durch das Erbe Agnes’ an Herzog Friedrich II. überging.201

6.3. Lorch

Abbildung 5: Lorch im Mittelalter Zu Zeiten Herzog Friedrichs I. zählten neben dem Hohenstaufen lediglich das Kloster Lorch im Remstal zu den sicher fassbaren Besitztümern der Staufer. In Anbetracht von Wibalds Überlieferung errichtete der erste staufische Herzog den Stauf auf dem Hohenstaufen. Neben dieser Tat gesteht der Schreiber ihm ebenfalls die Gründung des

200 Vgl.: ebd. S.125f. 201 Vgl.: ebd. S.126f. Seite 62 Klosters Lorch zu. Bisweilen vermuteten Untersuchungen den ehemaligen Adelssitz der Staufer in Lorch. Dieser Umstand wird nicht zuletzt durch die Errichtung des Klosters und der dort angesiedelten Grablege der Dynastie gestützt. Die Quelle für diese These bietet eine Aufzeichnung Jakob Spindlers aus dem 16. Jahrhundert. Darin berichtet er von dem Umbau des castrum in ein Kloster durch Friedrich I. Das Rote Buch überliefert auch eine ähnliche Information. Hierin ist zwar nur von einem Platz (locus) die Rede, der jedoch vor der Darbietung zu Ehren Gottes für weltliche Geschäfte genutzt wurde. Zwar geht die einschlägige Literatur von der Möglichkeit eines früher angelegten Adelssitzes aus, es gibt jedoch keine weiterführenden Hinweise für diese These.202 Die erste urkundliche Nennung des Klosters Lorch im Remstal lässt sich auf das Jahr 1102 zurückverfolgen, als Herzog Friedrich I. von Schwaben gemeinsam mit seiner Gemahlin Agnes und seinen beiden Söhnen Konrad und Friedrich das Anwesen dem Heiligen Stuhl in Rom überreichte. Diese Übergabe war laut dem Staufer im Sinne seines Vaters Friedrich von Büren. Gemäß dem bereits erkundeten Sterbedatum des Grafen, schließt die Forschung auf einen Errichtungszeitraum um 1090.203

Die einschlägige Literatur sieht das Kloster Lorch als die Familiengrablege an. Das ist jedoch nur bedingt korrekt. Otto von Freising überlieferte, dass sowohl der Klostergründer Herzog Friedrich I., König Konrad III. sowie sein früh verstorbener Sohn Heinrich dort ihre letzte Ruhestätte fanden. Konrad III. äußerte explizit den Wunsch, seine Grablege in Lorch zu finden. Die Überlieferungen aus dem Kloster hingegen sind durchaus als fehlerhaft anzusehen und wurden zu einem gewissen Teil von dem Wunsch beeinflusst, den Status eines staufischen Hausklosters zu erreichen. Die Gemahlin Herzog Friedrichs I., die salische Königstochter Agnes, und Gertrud, die Gemahlin Konrads III., wurden beispielsweise an anderen Orten begraben. Lorch gab jedoch an, dass die beiden Frauen ebenda die letzte Ruhe fanden. Die sehr früh verstorbenen Kinder von Friedrich Barbarossa könnten indes im Kloster begraben worden sein, diese Vermutung könnte ebenfalls auf die Geschwister von Herzog Friedrich I., Walther und Ludwig, zutreffen.204

Laut ZIEMANN sind keine gesicherten Schlüsse zu ziehen, die auf einen Adelssitz vor der Klostergründung hinweisen. Wann genau der Besitz, auf welchem die vermeintliche Burg und das Kloster errichtet wurden, an die Staufer überging, blieb bisher ungeklärt. SEIBERT 205 und ZIEMANN schließen eine spätere Vermittlung durch Agnes nicht aus. ACKERMANN

202 Vgl.: Maurer, Der Hohenstaufen, S.109f. 203 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.25. 204 Vgl.: Ziemann, Die Staufer, S.112f. 205 Vgl.: ebd. S.115f. Seite 63 bemerkt zudem, dass das Lorcher Kloster mit ziemlicher Sicherheit als der Begräbnisplatz der Welfin Judith, der Mutter Friedrichs Barbarossa, definiert werden kann.206

7. DAS STAUFISCHE WAPPEN UND SIEGEL Das Wort „Wappen“ wurde vom mittelhochdeutschen Begriff „wâpen“ abgeleitet, der wiederum aus dem Niederländischen entlehnt wurde und ursprünglich „Waffen“ bedeutete. Die Bezeichnung Wappen bezog sich jedoch nicht von Anfang an auf die Waffen im Allgemeinen, sondern auf ein Bild in Verbindung mit einem Schild. Unter Wappen versteht die Forschung farbige Zeichen, die mit mittelalterlichen Schutzwaffen kombiniert sind. Außerdem bringen sie eine Beziehung zwischen ihnen und ihrem Eigentümer zum Ausdruck.207

Die Grundbestandteile eines Wappens sind in der Regel Helm, Schild, Helmzier und Helmdecken. Schildhalter, Würdezeichen, Schlachtrufe und Wahlsprüche stellten weitere Elemente dar. Das Wappen an sich ist ein Schildzeichen, wenngleich dessen Entstehung nur bedingt an ein Schild gebunden war. Die europäische Tradition des Mittelalters hingegen sah das Wappen als für den Schild bestimmt an. Kurz nach der Entstehung der Heraldik wurde es zu einem dauerhaften Zeichen eines Geschlechts oder einer Person. Die Zeichen blieben veränderbar, obwohl es nur eingeschränkt möglich war das Wappen willkürlich zu ändern. Hierfür waren bestimmte Gründe notwendig, die in den heraldischen Regeln festgelegt wurden. Somit hatte man am Ende des 13. Jahrhunderts Wappen mit einer einigermaßen feststehenden Form, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln konnte.208

Das heutige Landeswappen von Baden-Württemberg greift in seiner Konstruktion auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Es knüpft an das Wappen der Staufer aus dem 13. Jahrhundert an. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurden die Wappen im deutschen Raum eingeführt. Der drittälteste Sohn Friedrichs Barbarossa Abbildung 6: Siegel Herzog Friedrichs IV. mit aufsteigendem Löwen (1188) Herzog Friedrich IV. führte im Jahre 1181 ein Siegel ein

206 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.26. 207 Vgl.: Leonhard, Walter, Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. (München 2003), S.16 und Philippi, Friedrich, Wappen. Versuch einer gemeinfasslichen Wappenlehre (Limburg, Lahn 1967), S.11. 208 Vgl.: Filip, Václav Vok, Einführung in die Heraldik (Stuttgart 2000), S.48f. Seite 64 das einen steigenden Löwen im Schild abbildete. Das Siegel seines jüngeren Bruders Philipp, der spätere König von Schwaben, trug ebenfalls drei Löwen übereinander. Die Urkunde, auf die dieses Siegel gesetzt wurde, wird in der Forschung jedoch mit Vorsicht angeführt, da man nicht ausschließen kann, dass es sich bei dem stark beschädigten Siegel um eine Fälschung handeln könnte.209 Das Siegel bot die Möglichkeit, die Person und das dazugehörige Geschlecht nach außen hin zu repräsentieren. Das Siegel war seit der Antike bekannt und galt bis in das Frühmittelalter als ein wesentliches Reichsinstrument. Ab dem 12. Jahrhundert verbreitete es sich in Verbindung mit der zunehmenden Schriftlichkeit und entwickelte sich zu einem Element des neuen adeligen Selbstbewusstseins.210

Am Beginn der heraldischen Zeit führten einige Dienstmannen die Wappen ihrer Herren. Dadurch konnte man die Ministerialienwappen zuordnen. Einige staufische Ministerialen wie die Herren von Staufeneck, von Waldburg sowie von Rechberg führten entweder einen, zwei oder alle drei Löwen der Staufer in ihren Wappen. Zuerst trug das staufische Wappen nur einen Löwen, wobei sich dieser im 13.Jahrhundert um zwei weitere Löwen ergänzt wurde. Der ausschlaggebende Grund für die Änderung ist bis heute nicht 211 geklärt. Die Löwen stellen laut STÄLIN eigentlich Leoparden, auch als leopardierte Löwen bekannt, dar. Diese Darstellung wurde im weiteren Verlauf als das Wappen des Herzogtums Schwaben übernommen. Das Wappen war ursprünglich höchstwahrscheinlich in Naturfarben koloriert, wurde jedoch im Laufe der Zeit meist mit den Farben Schwarz in Gold, Gold in Rot aber auch Rot in Gold überliefert.212

209 Koblank, Peter, https://www.stauferstelen.net/texts/stauferwappen.htm (04.06.2018). 210 Vgl.: Scheibelreiter, Das Mittelalter. Band 11 (2006) 2, S.12. 211 Vgl.: Koblank (04.06.2018), und Stälin, Paul Friedrich, Geschichte Württembergs. 1 Band, Erste und zweite Hälfte (Gotha 1182), S.392, (Online Ressource). 212 Vgl.: ebd. Seite 65 Das älteste erhaltene Drei-Löwen- Wappen befindet sich auf einer Urkunde Herzog Heinrichs von Schwaben aus dem Jahr 1120. In dieser bestätigte der damals neunjährige Heinrich den Inhalt einer Urkunde des Zisterzienserinnenklosters Wald, die bereits sein Vater Friedrich II. im Jahre 1216 ausgestellt hatte. Das Dokument Herzog Heinrichs wurde zwar auf das Jahr 1216 datiert. Forschungen gehen aber davon aus, dass das Schriftstück früher entstanden sein musste. Der

Abbildung 7: Siegel Herzogs Heinrich von Schwaben von Staufer führte den Herzogtitel erst ab 1220. dem Jahr 1220, nach dem Aussterben der Zähringer im Jahre 1218.213 Die Abbildung zeigt ein Reitersiegel, das einen Ritter auf einem galoppierenden Pferd sitzend mit Helm und Kettenhemd darstellt. Auf dem Schild in seinem linken Arm sowie auf der Speerfahne in seiner Rechten sind drei Löwen abgebildet. Im Vergleich zu späteren Darstellungen blicken die Löwen nicht geradeaus, sondern in die Richtung des Betrachters. Hierbei sprechen Heraldiker wiederum von den heraldischen Leoparden, die sich in markanter Art und Weise vom realen Leopard unterscheiden. Erstere haben keine Flecken und in den meisten Fällen eine Mähne. Dadurch gleichen sie eher einem Löwen und werden außerhalb der Fachwelt meistens als solche wahrgenommen und in weiterer Folge als staufisches Wappentier bezeichnet.214

HECHBERGER weist darauf hin, dass es durchaus Abbildung 8: Wappen der Staufer als Herzöge von problematisch sei, den Löwen als die staufische Schwaben Wappenfigur anzusehen. Seiner Meinung nach

213 Vgl.: Koblank, (04.06.2018) 214 Vgl.: ebd. Seite 66 könnte der Herzog zu dieser Zeit zum ersten Mal ein Wappen gewählt haben, wobei dieses, angesichts der Ähnlichkeit und der Einführung nach dem Antritt des Erbes Welfs VI. 1101, eventuell einen welfischen Ursprung haben hätte können.215

Das oben angeführte Wappen der Staufer zeigt sich in der Form eines gotischen Schildes, welches sich in Verbindung mit der Entwicklung der Rüstung formte. Nachdem die Knie eines Ritters durch Kniescheiben und der Kopf durch einen Topfhelm geschützt wurden, verkürzte sich das ursprüngliche Normannenschild stark und die primäre obere Rundung wurde begradigt. Am Ende dieser Veränderung entstand eine typische gotische Dreiecksform, die sich nicht zuletzt in der Darstellung der Wappen niederschlug. Die drei Löwen der Staufer lassen sich auch im Wappen der römisch-deutschen Könige wiedererkennen. Hier ziert das Schild die Brust des Abbildung 9: Wappen der Staufer als römisch-deutsche Könige Adlers.216

215 Vgl.: Hechberger, Staufer und Welfen, S.342. 216 Vgl.: Filip, Heraldik, S.49f. Seite 67 8. DIE BURG HOHENSTAUFEN

Die in der Forschung als einstiger Stammsitz angesehene Burg Hohenstaufen stellt die Forschung bis heute vor ein ungeklärtes Phänomen. Die bereits erläuterte Ungereimtheit, ob Herzog Friedrich I. von Schwaben die Burg von Grund auf erbaute oder nur die Bewohnbarmachung seine aussagekräftigste Tat war, ist nur eine von vielen offenen Fragen in Hinsicht auf die namengebende Anlage.

8.1. Der Burgenbau im Mittelalter Der Begriff Burg und seine Bedeutung sind sehr ambivalent. Im engeren Sinne wurde im Mittelalter unter einer Burg primär der befestigte Einzelwohnsitz eines Grundherrn verstanden. Baulich war das Gebäude geprägt durch die Merkmale der Bewohnbarkeit und der Verteidigung. Der ursprüngliche Nutzen als Wohnsitz des Grundherrn kam jedoch selten vor. Die Burg wurde vielfach als Wohnung an bezahlte Burgvögte übergeben, als Lehen übertragen oder es war gemeinschaftlicher Besitz einer Familie.217

Die Vorstufen der bekannten mitteleuropäischen Burg können mit großer Wahrscheinlichkeit in drei Gruppen eingeteilt werden. Hier wäre die Turmhügelburg zu nennen, die unter dem Begriff Motte bekannt ist. Dieser Typus wurde meist auf einem künstlich errichteten Hügel, zunächst aus Holz, in weiterem Verlauf aus Steinen erbaut. Für den Daueraufenthalt von Rittern und deren Anhang boten weiterentwickelten Fluchtburgen eine passende Unterkunft, die ursprünglich nur in Zeiten der Not benutzt wurden. Den dritten Typ bildeten kleine befestigte Siedlungen, meist mit einer Steinmauer umrandet, aus welchen sich in den meisten Fällen Burgen entwickelten.218

Vereinfacht betrachtet dienten die Burgen als Behausung von Rittern, dennoch gab es Unterschiede hinsichtlich der Gründe für die Errichtung einer Anlage. Der Schutz war unter anderem eine dieser Anregungen. Das Gebäude und die dazugehörige Mauer boten eine Grenze gegen mögliche Angreifer und eine Sicherheit der Herrschaft über ein Gebiet oder eine Stadt. Burgen lagen im Normalfall am Rand einer gesicherten Stadt. Dadurch boten sie im Falle einer erfolgreichen Belagerung oder eines Bürgeraufstandes eine Ausgangsmöglichkeit ins freie Land. Dies war vor allem im 13. Jahrhundert ein wichtiger

217 Vgl.: Piper, Burgenkunde, S.3. 218 Vgl.: Krahe, Friedrich-Wilhelm, Burgen und Wohntürme des deutschen Mittelalters (Stuttgart 2002), S.9. Seite 68 Aspekt, da in dieser Zeit der Versuch der Emanzipation vieler Städte erfolgte. Das Herrschaftssymbol war ein weiterer Faktor der Burg.219

Der Beginn des deutschen Burgenbaus erfolgte mit Beginn der Dynastie der Salier. Die Bauten war zunächst äußerst bescheiden, größere Burganlagen besaßen noch keinen Mauerring, sondern einen Wall. Innerhalb diesem entwickelten sich nach und nach die ersten Steinbauten. Frühere Datierungen von Burgbauten sieht die Forschung als fragwürdig an. Vor allem die Überlieferungen von steinernen Burgen aus dem 11. Jahrhundert werden angezweifelt. Primär herrschte in dieser Zeit der Holzbau vor, während der Steinbau erst später Einzug in das Bauvorhaben fand. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren Turmhügel die am weitesten verbreitete Form des 11. Jahrhunderts. Rechteckige Türme waren zwar eine Ausnahme, wobei der runde Typus vorherrschend war.220 Die Form einer Befestigung variierte von Region zu Region. In Mittel- und Westeuropa erfreute sich die Turmhügelburg besonderer Beliebtheit. Während man in Frankreich und Italien vornehmlich quadratische und rechteckige Turmburgen präferierte.221

Die Adelssitze waren bis ins 9. Jahrhundert hinein unbefestigter Natur. Vermutungen legen nahe, dass diese sich als unbefestigte Wohnsitze in der Mitte des Besitzes des jeweiligen Adels befanden, damit sie für Jedermann erreichbar waren. Mit dem Beginn des Burgenbaus wurden von der Natur geschützte, höhere Plätze immer wichtiger. Was die Umwelt nicht bot, wurde künstlich erstellt. Im Allgemeinen werden drei Burgentypen erwähnt, die im europäischen Raum vorherrschend waren. In der norddeutschen Tiefebene und in den heutigen Niederlanden waren ein knappes Drittel aller Burgen Flachlandburgen. Forschungen sprechen davon, dass der Anteil an Flachburgen zu Beginn des Burgenbaus noch wesentlich größer ausgefallen sein dürfte. Der Grund hierfür ist nicht zuletzt der noch gemäßigte Drang nach einer sicheren Lage des Anwesens. Die Höhenburgen erwiesen sich im Gegensatz zu der Flachlandburg als ungemein sicherer. Trotz der teilweise aufwendigen Erdarbeiten blieb eine Burg in flacher Ebene angreifbar. Dadurch verlagerte man ab circa 1100 die Burgen auf höhere Stellen. Knapp 60 Prozent der bis heute erhaltenen Anlagen liegen auf einem höheren Niveau, wobei man starke Differenzierungen in Bezug auf die

219 Vgl.: ebd. S.14. 220 Vgl.: ebd. S.15. 221 Vgl.: Goetz, Leben, S.174. Seite 69 Verteidigungsmöglichkeiten erkennen kann. Die günstigste Lage einer Höhenburg war der steile Berg, der auf allen Seiten vor feindlichen Angriffen schützte. Der letzte bekannte Typ dieser Art waren die Felsenburgen, die auf einem steilen Felsen errichtet wurden und im damaligen Deutschen Reich eine Seltenheit darstellen.222 Die Spornburg bildete neben der Höhen- und Flachlandburg eine weitere wichtige Kategorie der Burgtypen. Diese Bauweise benötigte lediglich auf einer Seite einen besonderen Schutz und umfasste circa 23 Prozent aller heute erhaltenen Burgen. Der Vorteil der Höhe war in erster Linie die Wehrfunktion. Sie symbolisierte zugleich eine klare Abgrenzung bzw. Distanzierung des Adels von der restlichen Bevölkerung. Der Bau einer Burg auf einem höheren Bodenniveau beanspruchte natürlich einen enormeren Aufwand in Bezug auf die Bauzeit. Diese betrug bei einer Burg von durchschnittlicher Größe mehrere Jahre.223 Festungen wurden in Mitteleuropa aus Stein, Holz und Lehm errichtet. Auch wenn nach der heutigen Meinung der Steinbau am dominantesten erscheint, wurde keine mittelalterliche Burg rein aus diesem Material erbaut. Der größte Teil der frühmittelalterlichen Anlagen wurden in sogenannten Holz-Erde-Konstruktionen angefertigt. Hölzerne Bestandteile spielten bis weit in das Spätmittelalter eine große Rolle hinsichtlich der Form von Gebäudeaufbauten oder gar ganzen Gebäuden.224

Die grundsätzlichen baulichen Bestandteile einer Burg waren eine Ringmauer, Wehrgänge, ein Burgtor, einen Palas, eine Küche, einen Wohnturm sowie einen Bergfried. Der mit Abstand wichtigste Turm der Herrschaftsanlage war der Bergfried. Dieser Bau überragte die übrige Burg deutlich, stand weitestgehend frei und besaß seinen Eingang meist im Obergeschoss. Der Bergfried war ein charakteristisches Merkmal des Burgenbaus in Mitteleuropa und Italien, während dieser in Frankreich und England von einem bewohnten Hauptturm abgelöst wurde. Die frühesten nachweisbaren Bergfriede stammen aus dem 11. Jahrhundert, während ab der Mitte des 12. Jahrhunderts eine Burganlage nur mehr in seltensten Fällen ohne Bergfried gebaut wurden. Der markante Turm blieb bis weit in das 16. Jahrhundert ein Hauptbestandteil der Burg. Sein Grundriss war meist quadratisch, wobei keine der Formen einen eindeutig wehrtechnischen Vorteil aufweisen konnte. Hinsichtlich der genauen Funktion herrschen in der Forschung verschiedene Meinungen vor. Für die hauptsächlich militärische Bestimmung des

222 Vgl.: Krahe, Burgen, S.20-23. 223 Vgl.: Goetz, Leben, S.174 und Großmann, Burgen, S.25. 224 Großmann, Burgen, S.46. Seite 70 Begrfrieds spricht der Umstand, dass der Bau bei Burgen mit einer markanten Angriffsseite auf diese ausgerichtet wurden.225

Die Ringmauer übernahm die Aufgabe der Hauptsicherung einer Festung und umschloss die Kernburg von allen Seiten. Sofern eine Vorburg existierte, konnte diese mit Hilfe einer eigenen Ringmauer vor der Kernburg positioniert werden. Die Ringmauer wies erhebliche Unterschiede zu einer schlichten Einfassungsmauer in Hinsicht auf ihre Stärke, Höhe und ihren Nutzen auf. Sie besaß die Möglichkeit, der Burg einen aktiven Schutz zu bieten und verfügte dadurch über mindestens einen Wehrgang. Obwohl man mit dem Begriff Ringmauer eine durchgehende Mauer assoziiert, konnte diese ebenfalls abschnittsweise errichtet werden. Gerade in Fällen von frühen oder kleineren Anlagen spricht die Forschung davon, dass nicht sofort eine vollständige steinerne Ringmauer gebaut wurde, sondern diese an weniger gefährlichen Seiten aus einer hölzernen Befestigung bestehen konnte. Der Aufbau und die Gestaltung des Burgbestandteils variierte erheblich. Eine Ringmauer wurde stets aus dem im Ort vorhandenem Gestein errichtet. In Regionen mit Sand- und Kalksteinvorkommen verwendete man ab der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts mit Vorliebe den Buckelquarder.226

Ein weiteres charakteristisches Merkmal einer Burganlage waren die weit auslaufenden baulichen Verbindungen zwischen den Wehr- und Wohnelementen. Mit der Weiterentwicklung des Burgenbaus entstanden unterschiedliche Varianten solcher Verbindungen. Sofern einzelne Bauten der Kernburg in direktem Anschluss an die Ringmauer positioniert waren, wurden die Wehrgänge des Öfteren in die Wohnbauten miteinbezogen. Die deutlichste Verknüpfung in diesem Sinne lässt sich bei Wohntürmen und sogenannten Festen Häusern beobachten. Der Wohnturm war ein Bauwerk mit rundem oder quadratischem Grundriss. Er wurde im Normalfall höher als breiter errichtet und stellte dadurch das höchste Bauwerk der Burg dar.227

Der Palas zählte zum Wohn- und Repräsentationsteil einer Anlage. Meist war eine Kapelle mit diesem Raum verbunden. Die staufischen Burgen besaßen oft Doppelkapellen nach dem Vorbild der Bischofspfalzen, die sowohl für die Herrscher als auch für das Gesinde geplant waren. Der übrige Platz wurde von Wohn- und

225 Vgl.: ebd. S.75-78. 226 Vgl.: ebd. S.62f. 227 Vgl.: ebd. S.78f. Seite 71 Wirtschaftsbauten eingenommen. Somit entstand ein recht enger Burghof, der zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Anlage wurde. Hier feierten die Burginhaber Zusammenkünfte und Feste. Die Wasserversorgung des Baus erfolgte über einen Brunnen, während das Regenwasser in einer Zisterne gespeichert wurde.228

8.2. Merkmale der staufischen Bauweise Die Residenz eines mittelalterlichen Herrschers glich in keiner Weise der modernen Vorstellung großer Schlösser. Die damaligen Burgen sowie fürstlichen Pfalzen vermittelten ein Gefühl der Enge. Der frühmittelalterliche Burgenbau entwickelte sich in erster Linie durch die jeweiligen Landesverteidigungen gegen die Normannen, Slawen und Ungarn. Im Vordergrund stand die Schutzfunktion, obwohl das Selbstverständnis und die Repräsentation der Macht ebenso miteinwirkten. In Franken und Flandern wurden die ersten Adelsburgen mächtiger Geschlechter im neunten Jahrhundert erbaut, in Schwaben wurden sie im 11. Jahrhundert festgestellt. Das Ende dieser Entwicklung bietet eine breite Streuung von Ministerialenburgen im 13. Jahrhundert.229

Seit dem zehnten Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung des Nutzens einer Burg. Ab dato wurde nicht mehr nur die Schutzfunktion, sondern auch die Bewohnbarmachung der Anlage als wesentliches Kriterium erachtet. Die Zeit des Burgenbaus begann in Deutschland ab dem hohen Mittelalter. Herzog Friedrich II. von Schwaben wird als ein Mann erwähnt, der „am Schweif seines Pferdes stets eine Burg hinter sich her [zieht]“. Die Schilderung dieser Situation beschreibt die Vorgehensweise des Staufers: „Denn immer den Rhein hinabziehend, errichtete er bald an einem geeigneten Platz eine Burg und unterwarf die Umgebung, bald verließ er die bisherige Burg und errichtete eine neue [...]“230 In der Tat setzte unter der Regierung der Staufer ein regelrechter Höhepunkt hinsichtlich der Errichtung von Burgen ein.231

Der Übergang vom Holzbau zum Mörtelbau wurde primär durch die Entwicklung des Sakralbaues im achten bis 12. Jahrhundert initiiert. Die zentrale Rolle dieser religiösen Institutionen wurde auf den Selbstdarstellungsanspruch des Adels projiziert und die Bauweise dieser Anlagen wurde übernommen. Die Verwendung von Mörtel und dem damit verbundenen repräsentativen Quaderwerk konnte bei Sakralbauten im Allgemeinen

228 Vgl.: Goetz, Leben, S.175f. 229 Vgl.: ebd. S.173. 230 Ebd. S.173. 231 Vgl.: Biller, Burgen, S.421. Seite 72 früher beobachtet werden als bei den Burganlagen. In einer klassischen Adelsburg lässt sich ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Präferenz zu diesem Baustil feststellen. Ab dato spielte das vorher dominante Element Holz nur mehr eine untergeordnete Rolle. Die Ausnahme hierbei bildeten Nebenbauten wie beispielsweise Wirtschaftsgebäude, Wehrgänge und Nebenbauten, bei welchen Holz noch längere Zeit zum Einsatz kam. 232

Eine spezifische Ausprägung des Quaderwerkes stellte der Buckelquader dar. Der staufische Burgenbau war im Wesentlichen ein Steinbau. Sofern Holzteile verwendet wurden, waren diese von keiner besonderen Präsenz. Sie wurden in den meisten Fällen nur als Dachstühle, oberstes Fachwerksgeschoss oder für das Innenhaus verwendet. Die Palassäle der staufischen Burgen waren des Öfteren mit Balken gedeckt. Das markanteste Zeichen einer Staufer-Burg war der Buckelquader. Über die Entstehung dieses Merkmals herrschen in der Forschung verschiedene Meinungen vor. MAURER lehnt die These, dass die Verbreitung des Buckelquaders entweder auf die Römer oder die Kreuzzüge zurückzuführen sei, mit Hilfe zahlreicher Beispiele ab. MAURER schließt aus seiner Beschäftigung, dass der Buckelquader „wie keine andere Steinbearbeitung [...] den Trotz und das Selbstbewusstsein der ritterlichen Burgherrn verkörperte. Der [...] wohl vorhandene praktische Zweck trat hinter der psychischen Wirkung des Abschreckens und der ästhetischen der Repräsentation zurück.“233

Die oft gestellte Frage, ob sich der staufische Buckelquader in Deutschland entwickelte, kann laut BILLER bejaht werden. Mit Hilfe des Elements schufen die Staufer einen Ausdruck ihrer Wirkung nach außen. Die sogenannten „Megalith“-Türme waren Vorbilder für die später entstandenen Buckelquader-Bergfriede der Dynastie. Anhand dieser lässt sich die Entwicklung der Steinverarbeitung hin zum staufischen Buckelquadergefüge nachvollziehen. Das auf den ersten Blick primitiv erscheinende Charakteristikum der Steinbauten war anscheinend gewollt. Der grobe Eindruck der Mauern strahlte in der damaligen Zeit eine gewisse Sicherheit und Abwehrfähigkeit der jeweiligen Burg aus. Dem Burgbewohner wurde dadurch die Gewissheit vermittelt, dass seine Anlage im übertragenen Sinne auf einem Felsen gegründet worden war. Gelegentlich verstärkte man diese Wirkung mit unbehandelten Blöcken in Bruchsteinmauern wie beispielsweise auf Pfäffingen bei Basel. Der Anblick dieser

232 Biller, Technischer Wandel, S.96. 233 Hotz, Walter, Pfalzen und Burgen der Stauferzeit. Geschichte und Gestalt (Darmstadt 1992), S.21. Seite 73 Mauern hatte die primäre Bestimmung, eventuellen Angreifern die Vergeblichkeit ihrer Mühen vor Augen zu führen.234

Die Grundformen einer staufischen Burg erwiesen sich hingegen als sehr differenziert. Sowohl die Lage als auch die Form der Burgen variierten stark. Die Entwicklung der Turmhügelburg hin zu einem Wohnturm- und einer Turmpalasburg war hingegen ein einheitlicher Prozess. Viele Befestigungsanlagen waren innerhalb einer polygonalen Ringmauer platziert und waren als Randhausburgen bekannt. Einige Zentralanlagen wurden in der Form eines Quadrats oder Achteckes errichtet. Eine weitere Abweichung stellten die Rechteckburgen, Burgen mit einem Frontturm oder einer Schildmauer sowie zweitürmigen Anlagen in ovaler Form dar. Die Bauherren dieser Anlagen waren nicht nur in Hinsicht auf die Abwandlung ihres Baustiles interessant, sondern nahmen auch im politischen Geschehen des Reiches eine besondere Stelle ein. Betrachtet man die Burgen von Friedrich II. in Unteritalien und Sizilien, fällt eine gewisse Regelmäßigkeit auf. Diese Bauten waren quadratisch mit Ecktürmen, meist an Meeresufern oder auf Berghöhen lokalisiert und erreichten ihren Höhepunkt im Achteck des Castel del Monte.235

Abbildung 10: Castel del Monte Die Beweggründe für diesen Bau können bis heute nur vermutet werden. Die Burg wurde höchstwahrscheinlich zwischen 1240 und1250 erbaut, in einer Zeit, in der sich Friedrich II. in Apulien befand. Die endgültige Fertigstellung des Innenbaus des Castel del Monte, ursprünglich Castrum Sancta Maria de Monte genannt, trat laut Forschung nie ein. Der

234 Vgl.: ebd. S.21f. 235 Vgl.: ebd. Seite 74 eigentliche Nutzen der Burg für den Staufer ist ebenso ein kaum analysierter Aspekt, die Meinungen reichen von der Verwendung als Jagdschloss bis hin zur Aufbewahrungsstätte des Staatsschatzes.236 Die Burgen der Stauferzeit in Italien und Deutschland wurden mit Ausnahme des Castel del Monte nach den gleichen Grundsätzen erbaut. Auf der gesamten Apenninenhalbinsel entstanden beachtlich ausgebaute Türme, primär in Buckelquadern sowie in fünfeckiger oder „Bügeleisen“-Form.237

Das Hauptaugenmerk der Baukunst war auf die möglichst wehrhaften Mauern gerichtet war. Trotzdem ergaben sich Entwicklungen, bei denen die staufischen Herrscher federführend mitwirkten. Die Forschung legt sich fest, dass die Stauferzeit als ein wahrlicher Höhepunkt des quantitativen als auch des qualitativen Burgenbaus angesehen werden kann. Der bisher klassische Typus der einfacheren Anlagen erfuhr eine enorme qualitative Aufwertung hinsichtlich der Architektur. Im Zusammenhang mit dem ökonomischen Fortschritt und der Weiterentwicklung repräsentativer Erwartungen veränderte sich der Burgenbau in eine qualitativ anspruchsvolle Tätigkeit. Der mengenmäßige Höhepunkt der staufischen Bauten lässt sich im 13. Jahrhundert festlegen und hielt in einigen Regionen bis in das 14. Jahrhundert an. Verbunden mit der neuen Architektur war es möglich, zahlreiche Burgen weiterzuentwickeln oder diese in ähnlicher Bauform an unterschiedlichen Orten zu errichten.238

8.3. Die namengebende Burg Charakteristisch für die Landschaft zwischen dem Fils- und Remstal ist der Blick auf die drei sogenannten Kaiserberge. Dazu zählen der Hohenstaufen (648 Meter), der Hohenrechberg (707 Meter) und der Stuifen (751 Meter). Nach seiner Erhebung zum Herzog im Jahre 1079 errichtete Friedrich I. eine Burg, die zunächst bescheidener Natur war. Trotzdem sah man ab dato die namengebende Anlage als den Stammsitz aller familiären Linien, Treffpunkt für hauspolitische Besprechungen sowie als Verwaltungssitz hoher staufischer Ministerialen an. Nach dem Ableben ihres Gemahls Philipp von Schwaben verbrachte Königin Irene von Byzanz laut Überlieferungen ihre letzten Tage auf der Burg.239 Soweit die Forschung den Urkunden Glauben schenkt, weilte selbst Friedrich Barbarossa im Jahre 1181 in castro Stoufen. Im Zuge der Weihung

236 Vgl.: o.A., https://whc.unesco.org/en/list/398 (17.05.2018). 237 Vgl.: Hotz, Pfalzen und Burgen, S.23. 238 Vgl.: Biller, Technischer Wandel, 419ff. 239 Vgl.: Schwarzmaier, Die Welt, S.211. Seite 75 des Hochaltars der Adelberger Klosterkirche ist anzunehmen, dass der Kaiser ein weiteres Mal auf der Burg einkehrte. 240.

Abbildung 11: Einzige Ansicht der Burg Staufen vor ihrer Zerstörung Nach dem Untergang der Dynastie bemächtigten sich die Grafen von Württemberg in einem Interregnum der herrenlos gewordenen Burg. Sie setzten diesen Anspruch trotz Widerständen zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch. Dorf, Burg und Amt des Hohenstaufen wurden seitdem von württembergischen Vögten verwaltet. Hinsichtlich ihrer einstigen strategischen Bedeutung verlor die Burg nach und nach an Wert, sodass keine wirkungsvolle Verteidigung mehr nötig bzw. möglich war. Dieser Umstand führte dazu, dass 300 Bauern im Jahre 1525 die Burgmauern bereits beim zweiten Ansturm überwinden konnten. Dieses verhängnisvolle Ereignis besiegelte das Schicksal der Festung. Kurz nach der Mitte des 16. Jahrhunderts begann Herzog Christoph von Württemberg die Steine der Stauferburg zugunsten der Errichtung des Schlosses in Göppingen abtragen zu lassen. Im Verlauf dieses Prozesses entstanden immense Lücken in den einst schön behauenen Quadern der Mauern. Die Bauern der Umgebung nutzten die Gelegenheit, um im Zuge ungezählter Fronfuhren das Baumaterial vom Berg nach Göppingen zu transportieren.241

240 Vgl.: Ackermann, Die Staufer, S.20. 241 Vgl.: ebd. S.21f. Seite 76 Der initiierte Abbruch der Burg dauerte bis Ende des 16. Jahrhunderts an. Diese These wird durch die Tagebucheintragungen des Professors Martin Crusius bestätigt. Der Tübinger Historiker stattete dem Hohenstaufen im Jahr 1588 einen Besuch ab und hielt die damalige Situation fest: „[...] Ich hoffte, noch etwas gemahltes daselbst zu sehen [...] jetzt war nichts zu sehen, als bloße Mauern ohne Thürme, ohne Ziegel und Holtz. Lieber Gott, soll eine so große Herrlichkeit der mächtigsten Fürsten und Monarchen zu einem so scheußlichen Anblick gediehen seyn?“242

Neben der detaillierten Beschreibung der Umstände des Hohenstaufen überlieferte Crusius Skizzen der damaligen Anlage. Von besonderem Wert erwies sich die Skizze des Grundrisses, da auf diesem nicht nur die noch vorhandenen Gebäudereste und das Burgtor, sondern auch die zwei Türme festgehalten wurden, die in der Forschung als wichtig angesehen werden.243

Abbildung 12: Skizzen der Burgrunie Hohenstaufen 1588 nach Matrin Crusius. Grundriss, Süd- und Westansicht. Mit Hilfe dieser Skizze lassen sich sowohl der Hauptturm der Burg, bekannt unter der Bezeichnung Mannsturm sowie der schwächere Turm, positioniert an der Westflanke und als Bubenturm bezeichnet, festmachen. Die beiden Türme treten durch den Winkel der Ansicht von Süden deutlich hervor, während man im Westen lediglich den Bubenturm erkennen kann. Wie man dem Grundriss entnehmen kann, bestand die Stauferburg aus

242 Ebd. S.23. 243 Vgl.: Ackermann, Hohenstaufen, S.20. Seite 77 den wesentlichen Elementen der damaligen Baukunst. In schlichter Form reihten sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude aneinander, es gab eine Kapelle und einen Bergfried. Diese Bauten wurden von einer Toranlage mit anschließender Ringmauer ummantelt. Das Burgareal erschloss sich auf circa 135 Meter Länge und 45 Meter Breite. In der Anlage befand sich, neben den Wohnräumen des Personals, ein vermutlich anschaulicher Palas. Laut Forschung stellte die Stammburg ein Meisterstück der damaligen Burgenbaukunst dar. Sie entsprach den modernsten wehrtechnischen Anforderungen und wurde daher als sicherer Zufluchtsort anerkannt. Der Umbau im 12. Jahrhundert wurde vom Einzug einer Trennmauer begleitet, welche die Anlage in eine Vor- und Hauptburg gliederte. Dadurch entstand ein besonders gesicherter Innenbereich in der westlich gelegenen Hauptburg, der die Wehrhaftigkeit des Baus nochmals verbesserte. Die zweite Bauphase zog die Erweiterung des Palas nach Osten hin mit sich. Des Weiteren legte man eine Zisterne an. Die Ringmauern wurden durch einen Zinnenkranz und einen Turm im Westen verstärkt. Der Bergfried erfuhr mit Hilfe eines Fachwerkgeschosses eine Erweiterung und erhielt dadurch einen markanten Charakter. Das Burgtor wurde im Zuge des Umbaus nach Osten verlegt und mit einem Torturm gesichert.244

Abbildung 13: Modell der Burg um 1500 Die nächste und zugleich letzte Illustration wurde zwischen 1680 und 1688 von Andreas Kieser, dem württembergischen Kriegsrat, angefertigt. In dieser ist noch ein großer Anteil der zinnenbewehrten Ringmauer, der Mannsturm mit einer Höhe von circa zehn Metern

244 Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg http://www.schloesser-und- gaerten.de/monumente/burgen/burgruine-hohenstaufen/ (18.05.2018). Seite 78 und der alte Zugang zu erkennen. 50 Jahre nach der Entstehung der Abbildung trugen Soldaten Herzogs Karl Alexander die letzten verbliebenen Mauerreste der Ruine ab. Der Berggipfel wurde im Zuge dessen planiert und für eine neue Festungsanlage bereitgestellt, die jedoch aufgrund des plötzlichen Ablebens des Herzogs nicht erbaut werden konnte. 245

Anhand der erhaltenen Ansichten in Verbindung mit den Ergebnissen der Ausgrabungen lässt sich die einstige Stauferburg in gewisser Hinsicht rekonstruieren. Die Burganlage des 11. Jahrhunderts kann als deutsche „Randhausburg“ in einfachster Form verstanden werden. Der Bergfried wies eine quadratische Form auf, die Nebengebäude waren höchstwahrscheinlich aus Holz angefertigt worden und vor der erwähnten Erweiterung fehlte dem Burgtor ein Turm. Das Tor wurde mit Hilfe einer Zugbrücke bewehrt und befand sich über einem Trockengraben. Forscher gehen davon aus, dass der Bubenturm erst im Zuge des Umbaus errichtet wurde. Der Anbau der Kapelle wies gotische Elemente auf, was auf einen frühen Einfluss dieses Baustils hinweist. Westlich des erweiterten Bergfrieds wurde ein weiteres Wohngebäude angelegt. Der Zweck der erwähnten Trennmauer ist bis heute nicht vollends geklärt. Forschungen vermuten, dass er eventuell der Abgrenzung des Herrschaftsteils im Westen vom Gesindeteil im Osten diente.246

Die beiden nachfolgenden Modelle veranschaulichen die Burg Hohenstaufen vor und nach ihrer Erweiterung:

Abbildung 14: Modell I.: Zustand um 1100 - Modell II. Zustand um 1500

245 Vgl.: Ackermann, Hohenstaufen, S.21f. 246 Vgl.: ebd. S.22ff. Seite 79 9. CONCLUSIO

Der genealogische Ursprung einer Familie ist seit Anbeginn der Zeit ein unabdingliches Element innerhalb der Forschung. Die Herkunft legitimiert nicht nur bestimmte Herrschaftsansprüche, sondern hält auch Hinweise bezüglich des adligen Selbstverständnisses und politischen Handelns einer Dynastie fest. Die Genealogie erlebte im Laufe der Zeit stetige Veränderungen, trotzdem ist ihr Grundprinzip bis heute gegebenen, die Vorfahren eines Geschlechts anzugeben.

Ein Familienverbund hatte nur mit Hilfe der Genealogie die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit als ein Geschlecht zu präsentieren. Es gab bestimmte Regeln für die Existenz einer Dynastie, die nur in Verbindung mit der genealogischen Erforschung der Ahnen eingehalten werden konnten. Die Forschung steht bis heute vor dem Problem, den Wert der Selbsteinschätzung der mittelalterlichen Menschen in Bezug auf die verwandtschaftlichen Beziehungen ausfindig zu machen. Fakt ist, dass die damaligen Familien ihre Verwandtschaft und eigene Herkunft aus einem anderen Blickwinkel betrachteten, als es heute der Fall ist. Obwohl im Früh- und Hochmittelalter den kognatischen Vorfahren die gleiche Gewichtung zugesprochen wurde wie den agnatischen, wurden erstere im Laufe der Zeit immer unbedeutender. Dieser Umstand wurde nicht zuletzt durch die Etablierung von Burgen oder befestigten Adelssitzen herbeigeführt. Im Zuge der immer größer werdenden Relevanz von fixierten Herrschaftssitzen, wurden die Agnaten ins Zentrum des Interesses gestellt. In Hinsicht auf das Patriarchat wurde der Stammsitz durch die männliche Linie weitervererbt. Somit erfuhren die männlichen Vorfahren eine enorme Aufwertung. Die Übertragung eines Stammnamens war ebenso ein Grund dafür. Die Staufer nahmen innerhalb dieser Entwicklung eine Sonderposition ein. Bei ihnen waren weniger die männlichen, als vielmehr die Ahnen aus der weiblicher Linie das ausschlaggebende Element für ihr Selbstverständnis. Der Ehebund Herzog Friedrichs I. mit der Salierin Agnes war von so immenser Wichtigkeit für ihre Nachfahren, dass ein erwähnter Friedrich von Büren nur mehr beiläufig in den Schriften angeführt wurde.

Obwohl die Geschichtsschreibung des Mittelalters auf einer breit ausgelegten Quellenlage fußte, wurde die Herkunft der frühen Staufer nur sehr spärlich behandelt. Eine der Hauptquellen über diesen Bereich wurde nicht nur von Kaiser Friedrich I. selbst in Auftrag gegeben, sondern auch von einem nahen Verwandten des Herrschers verfasst. Otto von Freising gab in seinem Werk zwar an, dieses mit größtmöglicher Objektivität

Seite 80 verfasst zu haben, dennoch kann die Gesta Friderici als ein durchaus subjektiv gefärbtes Werk angesehen werden. Dieser Stand wurde zum größten Teil durch seine Tätigkeit als Hofschreiber hervorgerufen. Er erhielt explizit die Aufgabe, seinem Herrscher Friedrich Barbarossa damit ein Denkmal zu setzen. Dies gelang ihm durch hochgepriesene Ausdrucksweise und teilweiser Ignoranz gewisser Fakten, die einen schlechten Eindruck von Friedrich hinterlassen hätten können. Die genealogische Tatsache der Abstammung Friedrich Barbarossas wurde nur nebenbei erwähnt, denn sie war von keiner besonderen Relevanz. Die Fortsetzung des Werkes durch seinen Kapelan Rahewin war zwar um eine differenzierte Quellenlage bemüht, dennoch war der Schreiber von dem ihm zugesandten Material durch Kaiser Friedrich I. abhängig. Somit ergibt sich das Bild der Gesta als ein Werk, welches man durchaus für die Erforschung der Staufer verwenden kann, in Hinsicht auf die genealogische Komponente jedoch keine nennenswerten Neuerungen entdecken wird.

Im Zuge der Ehescheidung Friedrichs Barbarossa von seiner Frau Adela von Vohburg, beauftragte der Staufer einen weiteren Hofschreiber, namentlich als Wibald von Stablo bekannt, mit der Anweisung, eine Blutsverwandtschaftstafel anzufertigen. Wibald verfasste, basierend auf dem Wissen Friedrichs I., eine väterliche Abstammungstafel die bis heute unter den Namen Tabula consanguinitatis bekannt ist. Mit der Schrift, die fünf Generationen umfasste, erhielt die Forschung eine weitere Quelle über die frühen Staufer. Unverkennbar jedoch liegt die Gewichtung der Tafel nicht auf einer ordentlichen Erforschung der Ahnen, sie diente vorrangig dem Zweck, die Ehe des Kaisers auflösen zu können. Sofern die Aufstellung näher betrachtet wird, fällt auf, dass sie für diese Situation streng genommen keine Verwendung fand. Das dargestellte Verwandtschaftsverhältnis hätte keine Ehescheidung legitimieren können und die Forschung ist bis heute unsicher, was der eigentliche Zweck der Tabula consanguinitatis war. Ein weiteres Charakteristikum ist die Betonung der Großmutter Friedrichs I., der Königstochter Agnes. Eventuell war die Schrift das ausschlaggebende Dokument für die Annahme, dass die Staufer ihr Reich, ihre Herrschaft und Politik nur auf ihre salischen Vorfahren gründen konnten. Wibald skizzierte zwar einen Friedrich von Büren, ging aber nicht weiter auf sein Leben und seine politische Bedeutung ein. Insofern hält sich bis heute hartnäckig die Behauptung, dass sich die Staufer aus einem recht irrelevanten Geschlecht ableiten und erst durch Agnes von Waiblingen bedeutende Größe einnahmen.

Seite 81 Der Name „Staufer“ fand erstmals seine Erwähnung zu einem Zeitpunkt, zu welchem sich die Bedeutung des Geschlechts stetig verkleinerte. Betrachtet man die ersten Erwähnungen in Schwaben, ist man versucht, diese Personen aufgrund der Namensgleichheit der staufischen Sippe zuzuschreiben. Einige Forschungen übernehmen diese Annahme, wobei sich in weiterer Folge herausstellt, dass der Name Friedrich nicht nur den Staufern zugeschrieben werden kann. Lange Zeit betitelte sich keines der Mitglieder der Familie selbst als Staufer. Sie kannten zwar den von Herzog Friedrich I. erbauten Hohenstaufen, sahen die Anlage aber wahrscheinlich nicht als ihren Stammsitz an. Deshalb war auch der Dynastiename irrelevant für ihre Vorhaben. Sie verstanden sich als Nachfahren der Salier, als Waiblinger, was ihr Selbstverständnis und ihre eigene Position in ungemeiner Weise beeinflusste. Angesichts der Politik und der Person Heinrichs V. hätte die Positionierung als Nachfahren der Salier durchaus negative Auswirkungen auf die Staufer haben können. Das Selbstverständnis des staufischen Hauses war somit ein zweischneidiges Schwert. Sowohl die Gegner als auch Anhänger des Herrschergeschlechts nahmen dieses differenziert wahr. Laut Otto von Freising wurde die Wahl Konrads im Jahre 1138 erst durch die Niederlegung des Hasses gegen Heinrich V. innerhalb der Bevölkerung möglich.247 Folglich kann die Verbindung zum salischen Geschlecht nicht nur als positiv bewertet werden, auch wenn sie in der Geschichtsschreibung gerne als solche postuliert wird. In Bezug auf das Wappen versuchten die Staufer sich als eigene Dynastie zu etablieren. Vergleicht man die Embleme der beiden Familien fällt auf, dass diese sehr unterschiedlich ausfallen. Während man auf dem staufischen Wappen drei übereinander positionierte Löwen feststellen kann, befindet sich auf dem der Salier lediglich ein rot-goldener (springender) Löwe auf schwarzem Hintergrund. Das salische Wappen wird bis heute als die Flagge der Region Pfalz geführt.248

Otto von Freising war bei der Bezeichnung der Staufer als Nachkommen der Heinricorum de Gueibelinga federführend. Das Verständnis über die Staufer wurde durchwegs nur mit diesem Begriff in Verbindung gebracht. Hier lässt sich erkennen, dass die staufische Familie nie als eigenständiges Konstrukt verstanden wurde, sondern nur als eingeheiratete Abkommen der Salier. Dementsprechend ist es schwierig, herauszufiltern wie sich die staufischen Herrscher selbst sahen. Es wäre irreführend alle staufischen Friedriche als Waiblinger anzusehen. Es handelte sich nach wie vor um zwei

247 Vgl.: Hechberger, Staufer und Welfen, S.137. 248 Vgl.: Jürgen Kaltschmitt, https://www.flaggenlexikon.de/fpfalz.htm (06.06.2018). Seite 82 verschiedene Geschlechter, wobei eines von der Forschung im großen Stil in den Hintergrund gestellt wurde. Natürlich waren die Salier eine wichtige Komponente für die späteren Staufer, verband sie die Familie nicht zuletzt mit den Karolingern. Trotzdem kann man über das familiäre Denken Friedrichs Barbarossa nur Vermutungen anstellen, denn nichtsdestotrotz bewies er im Zuge der Erstellung der Tabula, dass er sehr wohl ein gut basiertes Grundwissen über seine männlichen Ahnen besaß. Es wäre daher inkorrekt, die Staufer lediglich als Erben des salischen Hauses anzusehen.

Der erste urkundlich angeführte Staufer mit dem Leitnamen Friedrich trat laut Forschung erstmals im Jahr 987 auf. In den meisten Fällen sind sich die Historiker einig, dass man den besagten Friedrich tatsächlich zu den staufischen Ahnen zählen kann. Die Grafschaft wiederum wird in vereinzelten Forschungsmeinungen kritisch hinterfragt. Örtlich wird dieser Friedrich in Ostschwaben lokalisiert, genauer gesagt im Nördlinger Ries. Sein Sohn, Graf Friedrich, bekleidete ebenfalls das Grafenamt im Ries. Mit Verweis auf frühe Besitztümer, urkundliche Erwähnungen des Namens Friedrich und die Erwähnung des Pfalzgrafenamtes wären mitunter halbwegs stichhaltige Verbindungen gefunden, um Ries sozusagen als Heimat der Staufer anzusehen. Im Vergleich zu anderen dargebotenen Lokalisierungen wie beispielsweise Salzburg oder Lorch wäre es zwar möglich, die Staufer mit Ries zu verknüpfen. Es muss erwähnt werden, dass es sich hierbei um eine spekulative meinerseits Annahme handelt. Hinsichtlich aller anderen Orte sind entweder zu wenig Quellen vorhanden, oder der weitere historische Verlauf würde mit der Festlegung nicht konformgehen.

Friedrich von Büren tritt in vielen Forschungen als eher blasse Figur auf, die neben dem Ehebündnis mit Hildegard von Schlettstadt recht wenig Erwähnungen auf sich zieht. Über das Leben des Grafen und seiner Frau werden ebenso vielerlei an Thesen aufgestellt, die mehr oder weniger in weiterem Verlauf relativiert werden können. Die Verortung Friedrichs in Wäschebeuren stellt sich als ambivalentes Merkmal dar. Einerseits wäre es gemäß dem Besitz logisch, ihn mit dem Gebiet in Verbindung zu bringen, andererseits kann diese These, wie so viele andere, nicht explizit durch Quellen gestützt werden.

Mit Herzog Friedrich I. beginnt die durchgehende genealogische Aufstellung der männlichen Staufer. Insofern sind alle Anstellungen über Personen davor mehr oder minder Behauptungen, die im besten Falle mit einigen Urkunden oder Besitztümern erläutert werden können. Über das Leben von Friedrich I. ist im Vergleich zu seiner Eheschließung mit Agnes wiederum recht wenig bekannt. Die Erhebung zum Herzog Seite 83 durch den Salier Heinrich IV. und die Beziehung zu dessen Tochter hingegen waren Elemente, die der staufischen Familie von da an eine immense Aufwertung gewährten. Die von ihm initiierte Erbauung der Burg Hohenstaufen wird dem Staufer zwar zu Gute gehalten, jedoch angesichts der salischen Verknüpfung weitestgehend nicht beachtet.

Betrachtet man die Erbauung der Burg Hohenstaufen näher, fällt auf, dass sich die Tat selbst durchaus als relevant für die Dynastie darstellte. Mit ihr erhielt die staufische Sippe eine Anlage, die erstmals explizit und unwiderruflich mit ihnen in Verbindung gebracht werden konnte. Trotz der durchaus beeindruckenden Baukunst erfuhr die Burg im Laufe der Geschichte ein eher tristes Schicksal. Gleich wie ihre Erbauer, fand sie nach einigen Jahren des Glanzes ihr Ende und blieb, wie die Staufer, ein Phänomen des Mittelalters.

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Seite 90 11. ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Totenmaske Hildegards (?) aus der St. Fides Kirche 46

Quelle: Quelle: ZIEGLER, Walter, Zur Herkunft der Staufer. In: Rueß, Karl-Heinz, Ziegler, Walter (Hrsg.) Die Staufer (Göppingen 2000), S.28.

Abbildung 2: Der Hohenstaufen und seine Umgebung - Die Besitztümer 51

Quelle: SCHWARZMAIER, Hansmartin, Die Welt der Staufer. Wegstationen einer schwäbischen Königsdynastie (Karlsruhe 2016), S.13.

Abbildung 3: Nördlinger Ries 56 Quelle: http://www.riesgau.de/Infos/Landkarte/landkarte.html (letzter Aufruf am 12.04.2018).

Abbildung 4: Rekonstruktion des Wäscherschlosses nach Andreas Kireser aus dem Jahr 1688 59 Quelle: http://www.riesgau.de/Infos/Landkarte/landkarte.html (letzter Aufruf am 12- 04.2018).

Abbildung 5: Lorch im Mittelalter 62 Quelle: http://www.schule-bw.de/faecher-und- schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde- landesgeschichte/module/epochen/mittelalter/kloster/karte.htm (letzter Aufruf am 16.05.2018).

Abbildung 6: Siegel Herzog Friedrichs IV. mit aufsteigendem Löwen (1188) 64

Quelle: KOBLANK, Peter, Stauferwappen https://www.stauferstelen.net/texts/stauferwappen.htm (letzter Aufruf am 04.06.2018).

Abbildung 7: Siegel Herzogs Heinrich von Schwaben von 1220. 66

Quelle: KOBLANK, Peter, Stauferwappen https://www.stauferstelen.net/texts/stauferwappen.htm (letzter Aufruf am 04.06.2018).

Abbildung 8: Wappen der Staufer als Herzöge von Schwaben 66 Quelle: https://heraldik-wiki.de/wiki/Staufer (letzter Aufruf am 05.06.2018)

Abbildung 9: Wappen der Staufer als römisch-deutsche Könige 67 https://heraldik-wiki.de/wiki/Staufer (letzter Aufruf am 05.06.2018).

Seite 91 Abbildung 10: Castel del Monte 74 Quelle: http://www.weltkulturerbe.com/weltkulturerbe/europa/castel-del-monte.html (letzter Aufruf am 08.05.2018).

Abbildung 11: Einzige Ansicht der Burg Staufen vor ihrer Zerstörung 76 Quelle:http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/mittelalter/sta ufer/burgen/hohenstaufen.html (letzter Aufruf am 08.05.2018).

Abbildung 12: Skizzen der Burgrunie Hohenstaufen 1588 nach Matrin Crusius. Grundriss, Süd- und Westansicht. 77

Quelle: ACKERMANN, Manfred, Hohenstaufen. Kurzführer zur Geschichte von Geschlecht und Burg der Staufer (Göppingen 1972), S.20.

Abbildung 13: Modell der Burg um 1500 78

Quelle: STAATLICHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN BADEN-WÜRTTEMBERG, http://www.schloesser-und-gaerten.de/monumente/burgen/burgruine-hohenstaufen/ (letzter Aufruf am 22.04.2018).

Abbildung 14: Modell I.: Zustand um 1100 - Modell II. Zustand um 1500 79

Quelle: ACKERMANN, Manfred, Hohenstaufen. Kurzführer zur Geschichte von Geschlecht und Burg der Staufer (Göppingen 1972), S.31.

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