Psychotherapeutenjournal 1/2010 (.Pdf)
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, der erste Beitrag dieses Heftes hat unmit- vorkommt. Oft schon vor längerer Zeit. Der telbaren Praxisbezug: S. Behrendt und J. Artikel führt Beispiele aus körperpsycho- Hoyer möchten die Optionen zur ambu- therapeutischen, humanistischen und psy- lanten Behandlung von PatientInnen mit choanalytischen Verfahren an. Es lassen einem Substanzmissbrauch erweitern und sich m. E. Ähnlichkeiten ausmachen, aber beschreiben Möglichkeiten und Grenzen. auch erhebliche Unterschiede. Achtsam- keit in der Verhaltenstherapie ist offenbar Mehrere der weiteren Artikel knüpfen an etwas anderes als etwa die „freischwe- die bereits im letzten Heft des PTJ aufge- bende Aufmerksamkeit“ im psychoanalyti- nommene Diskussion um die Bindung an schen Verständnis. Aus meiner Sicht führt ein Verfahren und um die Frage, ob und dies für die PsychotherapeutIn notwendig wie Konzepte über Verfahren hin über- zu einer Überlegung: Wie steht und passt tragbar sind, an. Die GutachterInnen des dieses Konzept zu meinem (bisherigen) Forschungsgutachtens haben, den Befra- behandlungstechnischen Konzept und zu gungsergebnissen folgend, im Wesentli- einem oder „meinem“ Verfahren und wel- chen die Beibehaltung einer verfahrens- che Konsequenzen bringt das mit sich? bezogenen Ausbildung empfohlen. Sie Weiss und Harrer verweisen auch darauf, lungen sich für die Zukunft daraus ablei- schlagen aber auch Modifikationen der dass die „radikalen Wurzeln“ des Konzepts ten lassen. Ausbildung vor. Damit tragen sie dem Be- der Achtsamkeit, „viele paradigmatische dürfnis vieler KollegInnen Rechnung, über Selbstverständlichkeiten … zutiefst in Fra- Die Diskussion, ob die Berufe des Psycho- den Tellerrand des eigenen Verfahrens hi- ge stellen“. logischen Psychotherapeuten und des KJP naus zu gucken und – ohne dabei eine ei- berufsrechtlich und in weiten Teilen der gene Verfahrensbindung oder -orientierung Ich denke, hieran kann stellvertretend die Ausbildung zusammengeführt oder getrennt aufzugeben – mehr von anderen Konzep- gelegentliche Kritik, insbesondere die Ver- gehalten werden sollen, kann ebenfalls im ten und Verfahren zu erfahren und mög- haltenstherapie eigne sich unter eigenem Licht der oben angerissenen Überlegungen licherweise in ihre eigene Behandlungs- Namen zunehmend Konzepte anderer verstanden werden. Auch die Delegierten konzeption zu integrieren. Bei der Lektüre therapeutischer Verfahren an oder es wer- des kommenden Deutschen Psychothera- einiger Artikel hat sich mir die spannende de alter Wein in neuen Schläuchen ange- peutentages werden hierzu diskutieren. P. Frage aufgedrängt, wie denn Psychothera- boten, differenziert überdacht werden. Lehndorfer gibt die Position des Vorstandes peutInnen zu den spezifischen Konzeptua- der BPtK mit einer Präferenz für eine weitge- lisierungen ihrer Behandlungen gelangen. Einem wichtigen Aspekt der Frage, wie hende Zusammenlegung wieder. M. Schwarz Dies ist nicht nur eine psychotherapieso- PsychotherapeutInnen zu ihren Behand- – ebenfalls Kinder- und Jugendlichenpsycho- ziologische Frage. Sie hängt auch sehr mit lungskonzeptionen gelangen, widmen therapeutin – plädiert für die Beibehaltung dem zusammen, wozu wir in unserer Ar- sich K. Jeschke und S. Wolff. Ausgehend zweier eigenständiger Heilberufe. beit täglich aufgefordert sind: sich und die von der Beobachtung öfter anzutreffen- eigene Konzeption zu hinterfragen. der krisenhafter „Stagnation“ im psycho- R. Nübling, J. Schmidt und D. Munz disku- therapeutischen Berufsleben, resümieren tieren die Ergebnisse einer Untersuchung Zum Nachdenken über diese Fragen bietet sie die Ergebnisse zweier amerikanischer zur zukünftigen psychotherapeutischen der von spürbarer Begeisterung getragene Untersuchungen zur professionellen Ent- Versorgung in Baden-Württemberg. Ange- Artikel über das Konzept der Achtsamkeit wicklung von PsychotherapeutInnen über sichts eines vermutlich relativ hohen Aus- von H. Weiss und M. E. Harrer eine gute die Lebensspanne bzw. nach Abschluss scheidens von PsychotherapeutInnen aus Plattform. Die Autoren beschreiben Acht- der Ausbildung. Dabei werden unter- Altersgründen in den nächsten 20 Jahren samkeit als ein aus dem Buddhismus schiedliche Tendenzen zwischen „Sta- machen sie sich für einen Ausbau von spe- stammendes, vor allem in die Verhaltens- gnation“ und „Wachstum“ ausgemacht, zifischen Studiengängen stark. therapie integriertes theoretisches und be- die im Sinne eines Zyklus jeweils eine handlungstechnisches Konzept. Sie stellen Eigendynamik entwickeln. Die Autorinnen Ich hoffe, dass die Lektüre dieser Ausgabe auch dar, wie dieses Konzept in verschie- stellen Überlegungen an, wie Stagnation des PTJ Ihr Interesse findet. denen anderen psychotherapeutischen vorgebeugt werden kann, ob und wie Verfahren unter gleichem oder unter an- diese Ergebnisse auf hiesige Verhältnisse Ulrich Wirth (Hamburg) derem Namen, aber mit ähnlichem Inhalt übertragbar sind und welche Fragestel- Mitglied des Redaktionsbeirates Psychotherapeutenjournal 1/2010 1 Inhalt Editorial . 1 Originalia Silke Behrendt & Jürgen Hoyer Einsatzfelder ambulanter Psychotherapie bei Substanzstörungen . 4 Die Optionen einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung bei Patienten mit Substanzstörungen werden zu wenig wahrgenommen und diskutiert. Die Autoren verdeutlichen, in welchen Fällen ambulante Psychotherapie möglich ist und wie sie in der Versorgung von Patienten mit Substanzstörungen eine sinnvolle, größere Rolle spielen kann. Halko Weiss & Michael E. Harrer Achtsamkeit in der Psychotherapie . Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel? . 14 Vor dem Hintergrund buddhistischer Tradition, aktueller Forschung und achtsamkeitsbasierter Psychotherapieformen werden die klassischen Grundlagen der Achtsamkeit als „Bewusstseinsschulung“ sowie ihre Anwendungen in der Verhaltenstherapie und der Tiefenpsychologie vorgestellt. Die besondere Rolle des Körpers, der täglichen Praxis und der persönlichen Erfahrung der Therapeuten mit Achtsamkeit wird betont und Grenzen ihrer Nutzung beschrieben. Karin Jeschke & Sabine Wolff Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung von Psychotherapeut/inn/en über die Lebensspanne . 25 Dieser Beitrag stellt die zwei international bedeutendsten empirischen Studien zur professionellen Entwicklung von Therapeuten vor: die Minnesota Study of Counselor and Therapist Development sowie die International Study on the Development of Psy- chotherapists. Prozesse und Faktoren, die zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen von Therapeuten beitragen und Möglich- keiten, einem negativen Entwicklungsverlauf vorzubeugen, werden behandelt. Peter Lehndorfer Ausbildung der Zukunft: Ein Beruf Psychotherapeut/in mit Schwerpunkt für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen bzw . Erwachsenen? . 34 Ausgehend von der Ankündigung des BMG, die Ausbildung zum Psychotherapeuten novellieren zu wollen, werden Ausbildungs- modelle, die das Modell des Common Trunk und der Schwerpunktausbildung beinhalten, beschrieben und Aussagen zur Frage einer möglichen künftigen Gestaltung des Berufs des Psychotherapeuten getroffen. Marion Schwarz Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP . 39 Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob der Beruf des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als eigenständiger Heil- beruf erhalten bleiben soll oder, wie derzeit vorgeschlagen wird, in einem Beruf „Psychotherapeut“ aufgehen soll. Rüdiger Nübling, Jürgen Schmidt & Dietrich Munz Psychologische Psychotherapeuten in Baden-Württemberg – Prognose der Versorgung 2030 . 46 Etwa 80% der Psychologischen Psychotherapeuten werden bis 2030 altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden. Ergebnis der hier vorgenommenen Schätzung der Versorgung 2030 ist, dass sie sich zwischen Erhalt und einer deutlichen bis dramatischen Unterversorgung bewegen wird. Die Autoren sehen Handlungsbedarf in Richtung Ausbau vorhandener Kapazitäten an den Hochschulen. Buchrezensionen Vera Kattermann Schlingensief, Christoph (2009) . So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! Tagebuch einer Krebserkrankung . Köln: Kiepenheuer & Witsch . 54 Schaeffer, D . (2009) . Bewältigung chronischer Krankheit im Lebenslauf . Bern: Verlag Hans Huber . 54 Peter Kosarz Hanisch, E . (2009) . In jeder Mücke steckt ein Elefant . Gute Gründe, sich über Kleinigkeiten aufzuregen . München: dtv premium . 56 Volker Tschuschke Frohburg, I . (2009) . Wirksamkeitsprüfungen der Gesprächspsychotherapie – Kommentierte bibliografische Synopse zu den sozialrechtlich relevanten Nutzenbeurteilungen . Köln: GwG . 57 2 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Inhalt Horst Kächele Müller-Braunschweig, H . & Stiller, N . (Hrsg .) . (2010) . Körperorientierte Psychotherapie . Methoden – Anwendungen – Grundlagen . Heidelberg: Springer Medizin Verlag . 58 Nachruf Dr. Franz-Rudolf Faber. 59 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammern Bundespsychotherapeutenkammer . 60 Baden-Württemberg . 64 Bayern . 68 Berlin . 72 Bremen . 78 Hamburg . 82 Hessen . 86 Niedersachsen . 91 Nordrhein-Westfalen . 92 Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer . 97 Rheinland-Pfalz . 101 Saarland . 10 5 Schleswig-Holstein . 10 9 Leserbriefe . 113 Inserentenverzeichnis . 115 Kontaktdaten der Kammern . 115 Stellen-/Praxismarkt . 9, 11 , 21, 116 Kleinanzeigen . 118 Branchenverzeichnis . 119 Impressum . 120 Hinweis: Alle Beiträge können Sie auch als PDF-Dokumente von der Internetseite der Zeitschrift www .psychotherapeutenjournal .de herunterladen. Den Exemplaren der folgenden Länder liegen in dieser Ausgabe