Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der erste Beitrag dieses Heftes hat unmit- vorkommt. Oft schon vor längerer Zeit. Der telbaren Praxisbezug: S. Behrendt und J. Artikel führt Beispiele aus körperpsycho- Hoyer möchten die Optionen zur ambu- therapeutischen, humanistischen und psy- lanten Behandlung von PatientInnen mit choanalytischen Verfahren an. Es lassen einem Substanzmissbrauch erweitern und sich m. E. Ähnlichkeiten ausmachen, aber beschreiben Möglichkeiten und Grenzen. auch erhebliche Unterschiede. Achtsam- keit in der Verhaltenstherapie ist offenbar Mehrere der weiteren Artikel knüpfen an etwas anderes als etwa die „freischwe- die bereits im letzten Heft des PTJ aufge- bende Aufmerksamkeit“ im psychoanalyti- nommene Diskussion um die Bindung an schen Verständnis. Aus meiner Sicht führt ein Verfahren und um die Frage, ob und dies für die PsychotherapeutIn notwendig wie Konzepte über Verfahren hin über- zu einer Überlegung: Wie steht und passt tragbar sind, an. Die GutachterInnen des dieses Konzept zu meinem (bisherigen) Forschungsgutachtens haben, den Befra- behandlungstechnischen Konzept und zu gungsergebnissen folgend, im Wesentli- einem oder „meinem“ Verfahren und wel- chen die Beibehaltung einer verfahrens- che Konsequenzen bringt das mit sich? bezogenen Ausbildung empfohlen. Sie Weiss und Harrer verweisen auch darauf, lungen sich für die Zukunft daraus ablei- schlagen aber auch Modifikationen der dass die „radikalen Wurzeln“ des Konzepts ten lassen. Ausbildung vor. Damit tragen sie dem Be- der Achtsamkeit, „viele paradigmatische dürfnis vieler KollegInnen Rechnung, über Selbstverständlichkeiten … zutiefst in Fra- Die Diskussion, ob die Berufe des Psycho- den Tellerrand des eigenen Verfahrens hi- ge stellen“. logischen Psychotherapeuten und des KJP naus zu gucken und – ohne dabei eine ei- berufsrechtlich und in weiten Teilen der gene Verfahrensbindung oder -orientierung Ich denke, hieran kann stellvertretend die Ausbildung zusammengeführt oder getrennt aufzugeben – mehr von anderen Konzep- gelegentliche Kritik, insbesondere die Ver- gehalten werden sollen, kann ebenfalls im ten und Verfahren zu erfahren und mög- haltenstherapie eigne sich unter eigenem Licht der oben angerissenen Überlegungen licherweise in ihre eigene Behandlungs- Namen zunehmend Konzepte anderer verstanden werden. Auch die Delegierten konzeption zu integrieren. Bei der Lektüre therapeutischer Verfahren an oder es wer- des kommenden Deutschen Psychothera- einiger Artikel hat sich mir die spannende de alter Wein in neuen Schläuchen ange- peutentages werden hierzu diskutieren. P. Frage aufgedrängt, wie denn Psychothera- boten, differenziert überdacht werden. Lehndorfer gibt die Position des Vorstandes peutInnen zu den spezifischen Konzeptua- der BPtK mit einer Präferenz für eine weitge- lisierungen ihrer Behandlungen gelangen. Einem wichtigen Aspekt der Frage, wie hende Zusammenlegung wieder. M. Schwarz Dies ist nicht nur eine psychotherapieso- PsychotherapeutInnen zu ihren Behand- – ebenfalls Kinder- und Jugendlichenpsycho- ziologische Frage. Sie hängt auch sehr mit lungskonzeptionen gelangen, widmen therapeutin – plädiert für die Beibehaltung dem zusammen, wozu wir in unserer Ar- sich K. Jeschke und S. Wolff. Ausgehend zweier eigenständiger Heilberufe. beit täglich aufgefordert sind: sich und die von der Beobachtung öfter anzutreffen- eigene Konzeption zu hinterfragen. der krisenhafter „Stagnation“ im psycho- R. Nübling, J. Schmidt und D. Munz disku- therapeutischen Berufsleben, resümieren tieren die Ergebnisse einer Untersuchung Zum Nachdenken über diese Fragen bietet sie die Ergebnisse zweier amerikanischer zur zukünftigen psychotherapeutischen der von spürbarer Begeisterung getragene Untersuchungen zur professionellen Ent- Versorgung in Baden-Württemberg. Ange- Artikel über das Konzept der Achtsamkeit wicklung von PsychotherapeutInnen über sichts eines vermutlich relativ hohen Aus- von H. Weiss und M. E. Harrer eine gute die Lebensspanne bzw. nach Abschluss scheidens von PsychotherapeutInnen aus Plattform. Die Autoren beschreiben Acht- der Ausbildung. Dabei werden unter- Altersgründen in den nächsten 20 Jahren samkeit als ein aus dem Buddhismus schiedliche Tendenzen zwischen „Sta- machen sie sich für einen Ausbau von spe- stammendes, vor allem in die Verhaltens- gnation“ und „Wachstum“ ausgemacht, zifischen Studiengängen stark. therapie integriertes theoretisches und be- die im Sinne eines Zyklus jeweils eine handlungstechnisches Konzept. Sie stellen Eigendynamik entwickeln. Die Autorinnen Ich hoffe, dass die Lektüre dieser Ausgabe auch dar, wie dieses Konzept in verschie- stellen Überlegungen an, wie Stagnation des PTJ Ihr Interesse findet. denen anderen psychotherapeutischen vorgebeugt werden kann, ob und wie Verfahren unter gleichem oder unter an- diese Ergebnisse auf hiesige Verhältnisse Ulrich Wirth (Hamburg) derem Namen, aber mit ähnlichem Inhalt übertragbar sind und welche Fragestel- Mitglied des Redaktionsbeirates

Psychotherapeutenjournal 1/2010 1 Inhalt

Editorial ...... 1 Originalia Silke Behrendt & Jürgen Hoyer Einsatzfelder ambulanter Psychotherapie bei Substanzstörungen ...... 4 Die Optionen einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung bei Patienten mit Substanzstörungen werden zu wenig wahrgenommen und diskutiert. Die Autoren verdeutlichen, in welchen Fällen ambulante Psychotherapie möglich ist und wie sie in der Versorgung von Patienten mit Substanzstörungen eine sinnvolle, größere Rolle spielen kann.

Halko Weiss & Michael E. Harrer Achtsamkeit in der Psychotherapie . Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel? . . . . 14 Vor dem Hintergrund buddhistischer Tradition, aktueller Forschung und achtsamkeitsbasierter Psychotherapieformen werden die klassischen Grundlagen der Achtsamkeit als „Bewusstseinsschulung“ sowie ihre Anwendungen in der Verhaltenstherapie und der Tiefenpsychologie vorgestellt. Die besondere Rolle des Körpers, der täglichen Praxis und der persönlichen Erfahrung der Therapeuten mit Achtsamkeit wird betont und Grenzen ihrer Nutzung beschrieben.

Karin Jeschke & Sabine Wolff Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung von Psychotherapeut/inn/en über die Lebensspanne ...... 25 Dieser Beitrag stellt die zwei international bedeutendsten empirischen Studien zur professionellen Entwicklung von Therapeuten vor: die Minnesota Study of Counselor and Therapist Development sowie die International Study on the Development of Psy- chotherapists. Prozesse und Faktoren, die zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen von Therapeuten beitragen und Möglich- keiten, einem negativen Entwicklungsverlauf vorzubeugen, werden behandelt.

Peter Lehndorfer Ausbildung der Zukunft: Ein Beruf Psychotherapeut/in mit Schwerpunkt für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen bzw . Erwachsenen? ...... 34 Ausgehend von der Ankündigung des BMG, die Ausbildung zum Psychotherapeuten novellieren zu wollen, werden Ausbildungs- modelle, die das Modell des Common Trunk und der Schwerpunktausbildung beinhalten, beschrieben und Aussagen zur Frage einer möglichen künftigen Gestaltung des Berufs des Psychotherapeuten getroffen.

Marion Schwarz Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP ...... 39 Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob der Beruf des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als eigenständiger Heil- beruf erhalten bleiben soll oder, wie derzeit vorgeschlagen wird, in einem Beruf „Psychotherapeut“ aufgehen soll.

Rüdiger Nübling, Jürgen Schmidt & Dietrich Munz Psychologische Psychotherapeuten in Baden-Württemberg – Prognose der Versorgung 2030 ...... 46 Etwa 80% der Psychologischen Psychotherapeuten werden bis 2030 altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden. Ergebnis der hier vorgenommenen Schätzung der Versorgung 2030 ist, dass sie sich zwischen Erhalt und einer deutlichen bis dramatischen Unterversorgung bewegen wird. Die Autoren sehen Handlungsbedarf in Richtung Ausbau vorhandener Kapazitäten an den Hochschulen. Buchrezensionen Vera Kattermann Schlingensief, Christoph (2009) . So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! Tagebuch einer Krebserkrankung . Köln: Kiepenheuer & Witsch ...... 54 Schaeffer, D . (2009) . Bewältigung chronischer Krankheit im Lebenslauf . Bern: Verlag Hans Huber ...... 54 Peter Kosarz Hanisch, E . (2009) . In jeder Mücke steckt ein Elefant . Gute Gründe, sich über Kleinigkeiten aufzuregen . München: dtv premium ...... 56 Volker Tschuschke Frohburg, I . (2009) . Wirksamkeitsprüfungen der Gesprächspsychotherapie – Kommentierte bibliografische Synopse zu den sozialrechtlich relevanten Nutzenbeurteilungen . Köln: GwG ...... 57

2 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Inhalt

Horst Kächele Müller-Braunschweig, H . & Stiller, N . (Hrsg .) . (2010) . Körperorientierte Psychotherapie . Methoden – Anwendungen – Grundlagen . Heidelberg: Springer Medizin Verlag ...... 58

Nachruf Dr. Franz-Rudolf Faber 59

Mitteilungen der Psychotherapeutenkammern Bundespsychotherapeutenkammer ...... 60 Baden-Württemberg ...... 64 Bayern ...... 68 Berlin ...... 72 Bremen 78 Hamburg ...... 82 Hessen ...... 86 Niedersachsen ...... 91 Nordrhein-Westfalen ...... 92 Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer ...... 97 Rheinland-Pfalz 101 Saarland ...... 10 5 Schleswig-Holstein ...... 10 9

Leserbriefe ...... 113 Inserentenverzeichnis ...... 115 Kontaktdaten der Kammern ...... 115 Stellen-/Praxismarkt ...... 9, 11 , 21, 116 Kleinanzeigen ...... 118 Branchenverzeichnis ...... 119 Impressum ...... 120

Hinweis: Alle Beiträge können Sie auch als PDF-Dokumente von der Internetseite der ­Zeitschrift www .psychotherapeutenjournal .de ­herunterladen. Den Exemplaren der folgenden Länder liegen in dieser Ausgabe wichtige Unterlagen bei:

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Silke Behrendt1, Jürgen Hoyer2 1 Institut für klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden 2 Institutsambulanz und Tagesklinik für Psychotherapie, Technische Universität Dresden

lang gering war, konzentriert sich dieser Zusammenfassung: Substanzstörungen sind sehr häufig. Sie haben gravierende Beitrag vornehmlich auf die zusätzlichen negative Folgewirkungen. Das gilt auf der individuellen, familiären und sozialen Ebe- Möglichkeiten, aber auch auf die Grenzen ne, aber auch im Hinblick auf die immensen gesellschaftlichen Kosten. Trotz der der Behandlung von Substanzstörungen großen Bedeutung des Problems werden die Optionen einer ambulanten psycho- in der ambulanten Psychotherapie. Eine therapeutischen Behandlung bei Patienten mit Substanzstörungen, insbesondere ambulante Behandlung dieser Störungen was die frühen Stadien einer Substanzstörung anbetrifft, zu wenig wahrgenommen auf anderen Versorgungswegen, z. B. im und diskutiert. In diesem Beitrag möchten wir anhand einiger praxisnaher Beispiele Rahmen der Suchtkrankenhilfe, kann un- verdeutlichen, in welchen Fällen ambulante Psychotherapie möglich ist und wie abhängig davon sinnvoll sein. Da diese sie in der Versorgung von Patienten mit Substanzstörungen eine sinnvolle, größere Möglichkeiten aber weitaus besser be- Rolle spielen kann. kannt sind, wird darauf hier nicht weiter eingegangen. 1. Einleitung und Weiterhin existiert die Einschätzung, dass Hintergrund innerhalb des Suchthilfesystems in der Bundesrepublik Deutschland in erster Linie 2. Bedeutung von Sub­ Patienten mit einer längerfristig bestehen- Patienten mit einer Substanzstörung1 wie stanzstörungen in der den, schweren Substanzstörung erreicht zum Beispiel einer Alkoholstörung ma- werden (Lindenmeyer, 2005). Hier könnte ambulanten Psycho- chen nur einen kleinen Teil der Patienten ambulante Psychotherapie eine sinnvolle, therapie in ambulanter Psychotherapie aus (Bührin- spezifische Ergänzung des existierenden ger, Behrendt, Hoch, Perkonigg & Sassen, differenzierten Angebotes leisten. Dafür, dass die Behandlung von Substanz- 2009). Die geringe Behandlungsquote störungen auch in der ambulanten Psy- dieser Störungsgruppen scheint den Psy- chotherapie eine wichtige Rolle spielen chotherapierichtlinien zu entsprechen, die Dass in der ambulanten Psychotherapie sollte, sprechen gute Gründe: eine Behandlung von akut bestehenden für Substanzstörungen erhebliche Chan- Substanzstörungen im Rahmen ambulan- cen liegen, ist erst in letzter Zeit verstärkt 1. Substanzstörungen sind häufige psy- ter Psychotherapie nicht vorsehen (Bun- diskutiert worden (Bilitza, 2009; Bühringer chische Störungen. Besonders häufig desministerium für Gesundheit, 2009). Sie et al., 2009; Missel, 2009a; Rist, 2009). sind dabei in der deutschen Allgemein- mag zum Teil aber auch durch Vorurteile Besondere Beachtung fand dabei die bevölkerung Alkoholstörungen und die gegenüber Patienten mit Substanzstörun- mögliche Bedeutung ambulanter Psycho- Abhängigkeit von Nikotin bzw. Tabak gen bedingt sein (Bilitza, 2009). Patienten therapie für die Behandlung von Frühsta- (Kraus, Rösner, Baumeister, Pabst & mit Substanzstörungen werden in der Bun- dien von Substanzstörungen. Ziel dieser Steiner, 2008) mit einer 12-Monatsprä- desrepublik Deutschland hauptsächlich im Arbeit ist es, diese Diskussion um konkrete valenz von je knapp 8%. Für Cannabis, Rahmen der vielfältigen ambulanten und Handlungsvorschläge für Möglichkeiten als der in der BRD am häufigsten kon- stationären Behandlungsangebote des gut des Umgangs mit Substanzstörungen als sumierten illegalen Substanz (Pfeiffer- ausgebauten Suchthilfesystems (Hilde- Haupt- und Nebendiagnosen im Rahmen Gerschel, Kipke, David-Spickermann brand, Sonntag, Bauer & Bühringer, 2009) ambulanter Psychotherapie zu ergänzen. & Bartsch, 2007), beträgt die 12-Mo- versorgt. Allerdings ergeben Hochrechnun- Dabei soll auf Substanzmissbrauch und gen der Suchthilfestatistik 2007, dass trotz -abhängigkeit ebenso eingegangen wer- dieses gut ausgebauten Systems die Errei- den wie auf die Themen Entzug und Kon- 1 Mit dem Begriff der „Substanzstörung“ sind chungsquoten gerade für Personen mit Al- trolle der Abstinenz. Da gerade die Rolle dabei im Folgenden die Kategorien Subs- tanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit kohol- und Cannabisstörungen relativ nied- der ambulanten Psychotherapie für die nach DSM-IV bzw. Substanzabhängigkeit und rig sind (6-8%; Hildebrand et al., 2009). Behandlung von Substanzstörungen bis- schädlicher Konsum nach ICD-10 gemeint.

4 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychother der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psycho- Albert Lenz hritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Ps Martin Hautzinger rtschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte de Albert Lenz FortschritteMartin der Psychotherapie Hautzinger Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte apie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortsch erapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fort- chotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Ressourcen fördern Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychother Akute Depression Ressourcen fördern der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psycho- hritte der AkutePsychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Ps Materialien für die Arbeit mit Kindern Materialien für die Arbeit mit rtschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte de (Reihe: »Fortschritte der und ihren psychisch kranken Eltern FortschritteDepression der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte apie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortsch erapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fort- Psychotherapie«, Band 40) mit CD-ROM Kindern und ihren psychisch chotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychother der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psycho- 2010, VI/94 Seiten, kranken Eltern hritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Ps rtschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte de Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte € 19,95 / sFr. 33,90 apie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortsch 2010, IX/221 Seiten, erapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fort- chotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie (Im Reihenabonnement Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychother inkl. CD-ROM, der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psycho- hritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Ps € 15,95 / sFr. 26,80) rtschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte de € 29,95 / sFr. 49,90 Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte apie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortsch ISBN 978-3-8017-2144-2 erapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fort- chotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie ISBN 978-3-8017-2218-0 Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychother der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Psycho- hritte der Psychotherapie Fortschritte der Psychotherapie Fortschritte der Ps

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Praxis der psychodynamischen Psychotherapie – Dt. Bearbeitung herausgegeben analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Reihe: »Praxis der psychodynamischen und eingeleitet von Psychotherapie – analytische und tiefen- Andreas Maercker. psychologisch fundierte Psychothera- 2009, 205 Seiten, pie«, Band 1). 2010, X/140 Seiten, € 26,95 / sFr. 44,90 € 24,95 / sFr. 42,– ISBN 978-3-8017-2193-0 ISBN 978-3-8017-2149-7

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natsprävalenz einer diesbezüglichen beachtliche Differenz zwischen dem 3. Ausgewählte Einsatz- Substanzstörung immerhin 2% (Kraus durchschnittlichen Alter bei Beginn ei- bereiche ambulan- et al., 2008). 5,6% berichten einen zu- ner Alkoholabhängigkeit (27,5 Jahre) mindest problematischen Medikamen- und dem durchschnittlichen Alter bei ter Psychotherapie tenkonsum (Kraus et al., 2008). Ange- Beginn einer ambulanten Behandlung bei ­Patienten mit sichts dieser hohen Prävalenzzahlen ist (43,2 Jahre) (Pfeiffer-Gerschel, Hilde- ­Substanzstörungen der Einbezug aller geeigneten Behand- brand & Wegmann, 2009). Hier könnte lungsoptionen unerlässlich. ambulante Psychotherapie ebenso wie Patienten mit Substanzstörungen stel- 2. Substanzstörungen sind ernste psychi- die Suchtberatungsstellen die wichtige len eine sehr heterogene Gruppe dar. sche Störungen. Sie sind, gerade im Aufgabe der Intervention bei Frühstadi- Sie unterscheiden sich nach Art, Verlauf, Fall der Substanzabhängigkeit, verbun- en von Substanzstörungen erfüllen. Chronizität und Schweregrad der Sub­ stanzstörung (Hingson, Heeren & Winter, den mit beachtlicher Chronizität, einem 5. Ambulante Psychotherapie wird von 2006; Perkonigg et al., 2008) sowie nach erhöhten Risiko körperlicher Erkrankun- Personen mit Substanzstörungen als Art und Ausprägung der mit der Störung gen, mit Einschränkungen der indivi- passende Anlaufstelle angesehen, oft einhergehenden Probleme, Belastungen duellen Funktionsfähigkeit und mit ei- eher als z. B. Suchthilfeeinrichtungen. und Einschränkungen (Hasin et al., 2007; nem erhöhten Mortalitätsrisiko (Hasin, So wenden sich junge Erwachsene mit Wittchen et al., 2009). Daher sind einfa- Stinson, Ogburn & Grant, 2007; Rehm, Substanzstörungen häufig an Psycho- che, allgemeine Regeln für die Planung Taylor & Room, 2006; Wells, Horwood therapeuten, wenn sie Hilfe suchen der Behandlung dieser Patienten (z. B. & Fergusson, 2006). Angesichts dieser (Perkonigg et al., 2006; Wittchen et die grundsätzliche Empfehlung stationärer gravierenden Folgeschäden kommt al., 2009). Dieser motivationale Impuls Therapie) oder die Einschätzung ihrer Pro- neben der Prävention (Mühlig & Hoy- sollte therapeutisch nicht ungenutzt gnose (z. B. die grundsätzliche Annahme er, 2007) auch der frühen Intervention bleiben. einer schlechten Prognose) ungeeignet (Lubman, Hides, Yücel & Toumbourou, 6. Umgekehrt sind die Optionen einer und beim einzelnen Patienten gegebenen- 2007; Toumbourou et al., 2007) be- ambulanten Psychotherapie auch bei falls unzutreffend. sondere Bedeutung zu. bereits stationär behandelten Patienten 3. Substanzstörungen treten häufig ko- wichtig. Dies lässt sich zum Beispiel aus Ziel der folgenden Darstellung ist deshalb, morbid mit anderen, typischerweise in dem zentralen Aspekt der Bearbeitung aufzuzeigen, in welchen Fallkonstellationen ambulanter Psychotherapie behandel- des Rückfallgeschehens ableiten: Rück- gerade die ambulante Psychotherapie – in ten Störungen auf, wie z. B. Angst- und fälle gehören in vielen Fällen zum Ge- Ergänzung zu etablierten therapeutischen affektiven Störungen (Burns & Teess- nesungsverlauf bei Substanzstörungen Angeboten (stationäre Entwöhnungsbe- on, 2002). Dabei ist nur eine Minder- und sind auch nach der stationären handlung, Suchtberatung, Substitutions- heit aller Fälle komorbider Störungen Behandlung nicht selten. Treten Rück- therapie) – die Versorgung genauso wie substanzinduziert (Grant et al., 2004). fälle (relapses) oder Vorfälle (lapses) die langfristigen Erfolgsraten verbessern Gleichzeitig ist die Komorbidität von während eines ambulanten Behand- kann. Dabei soll die Rolle der ambulanten Angst- und affektiven Störungen und lungsintervalls auf, so bietet sich die Psychotherapie für die Versorgung früher Substanzstörungen mit dem Hilfesuch- Möglichkeit, sie therapeutisch zu be- Manifestationen von Substanzstörungen verhalten der Betroffenen assoziiert arbeiten, was die Wahrscheinlichkeit im Vordergrund stehen. Es ist evident (Grant et al., 2004; Perkonigg et al., eines kontinuierlich günstigen Verlaufs (Lindenmeyer, 2005), dass das deutsche 2006). Psychotherapeuten werden al- erhöht (Marlatt & Donovan, 2005). Suchthilfesystem einseitig auf die Versor- so selbst dann mit Substanzstörungen 7. Und nicht zuletzt: Ambulante Psycho- gung schwerer und chronischer Formen konfrontiert, wenn sie eigentlich auf an- therapie ist bei der Behandlung von von Substanzstörungen ausgerichtet ist. dere Störungen spezialisiert sind. problematischem Substanzkonsum und 4. Ambulante Psychotherapie könnte dazu Substanzstörungen insgesamt nach- Auch bei der langfristigen Behandlungs- beitragen, die bestehende Lücke in der weislich erfolgreich (Beckham, 2007; perspektive nach erfolgter Entwöhnungs- Versorgung von Personen mit Substanz- Copeland, Swift, Roffman & Stephens, behandlung bei Patienten mit chronischen störungen zu schließen. Das Suchthilfe- 2001; Dennis et al., 2004; Magill & Ray, und schwer ausgeprägten Substanzstörun- system in der BRD versorgt hauptsäch- 2009; The Marijuana Treatment Project gen kann die ambulante Psychotherapie lich Patienten mit schwerer, seit langem Research Group, 2004). Aufgaben übernehmen – dieser Aspekt bestehender Abhängigkeit (Bühringer scheint uns aber weitaus besser bekannt et al., 2009). Der typische Patient in Damit sind gewichtige Gründe genannt, zu sein und wir werden darauf nicht näher einer stationären Behandlungseinrich- sich mit der Option der Behandlung von eingehen (vgl. z. B. Wagner et al., 2004, tung leidet durchschnittlich seit mehr Patienten mit Substanzstörungen im Rah- und Krampe et al., 2006). Ausgehend als 10 Jahren an Alkoholabhängigkeit men der ambulanten psychotherapeuti- von diesen Überlegungen stellen wir im (Missel, 2009b). Die Deutsche Sucht- schen Versorgung in Deutschland zu be- Folgenden ausgewählte mögliche Aufga- hilfestatistik verzeichnet für 2008 eine fassen. benfelder für den ambulanten Psycho-

6 Psychotherapeutenjournal 1/2010 S. Behrendt, J. Hoyer

therapeuten im Suchtbereich vor, die aus wahrnehmen. Hierdurch sehen Betroffene 3.2 Substanzabhängigkeit unserer Sicht verstärkte Aufmerksamkeit die Verantwortung für durch den Substanz- als Haupt- oder Neben­ verdienen. Dabei erläutern wir die Hand- konsum verursachte Probleme oft zunächst diagnose lungsmöglichkeiten anhand kurzer Indika- bei anderen: sie meinen zum Beispiel, ihre Ambulante Psychotherapie kann nach tionsbeispiele. Probleme seien allein der „Intoleranz ihrer Psychotherapierichtlinien bei Patienten Umwelt“ geschuldet. Die motivierende Ge- mit Substanzabhängigkeit im Rahmen der 3.1 Substanzmissbrauch sprächsführung stärkt demgegenüber die Nachsorge nach stationärem Entzug oder Wahrnehmung der eigenen Verantwortung Die Diagnose eines Substanzmissbrauchs Entwöhnung erfolgen. Es stellt sich aller- und die Autonomie in der Entscheidung für wird in den Psychotherapierichtlinien im dings die Frage, ob die Psychotherapie ei- oder gegen Substanzgebrauch. Kapitel „Anwendungsbereiche“ nicht geson- ner Substanzabhängigkeit nur nach erfolg- dert erwähnt. Damit wird zwar einerseits an- tem (stationärem) Entzug erfolgen kann. Im Rahmen einer ambulanten psycho- gedeutet, dass eine Entgiftungsbehandlung Eventuell kann ambulante Psychotherapie therapeutischen Behandlung kann im An- nicht wie bei den Abhängigkeitsstörungen unter bestimmten Voraussetzungen schon schluss an die Motivierung eine Kurzzeit- einer ambulanten Behandlung vorausge- parallel zum Entzug beginnen. Dies gilt evtl. therapie durchgeführt werden, wenn sich hen muss, eine ausdrückliche Indikation für besonders für erst kurzzeitig bestehende der Patient dafür entscheidet. Dies kann Psychotherapie wird andererseits offenbar Substanzabhängigkeiten mit noch mäßig z. B. in Form einer empirisch fundierten, aber ebenfalls nicht gesehen. In der Praxis schwerer Ausprägung. Zum Beispiel wen- modularisierten Kurzzeitpsychotherapie scheint uns letztere aber durchaus gut be- den sich Jugendliche und junge Erwachse- für Cannabisstörungen umgesetzt werden gründbar zu sein. ne mit Substanzabhängigkeit unabhängig (Hoch et al., 2007). Im Rahmen dieser von der Art der Abhängigkeit häufiger an Indikationsbeispiel „Substanzmissbrauch“: umfassenden (verhaltenstherapeutisch Psychotherapeuten als an Suchthilfeein- Der 25-jährige Patient stellt sich mit Proble- orientierten) Therapie werden folgende In- richtungen (Perkonigg et al., 2006). Eine men im Studium, in der Familie und in der halte bearbeitet: Psychoedukation zur Wir- möglichst schnelle Intervention wäre in Beziehung zu seiner Lebensgefährtin in der kung von Cannabis, Entwicklung eines in- diesen Fällen besonders wichtig, um eine Ambulanz für Psychotherapie vor. Das dia- dividuellen Störungsmodells, Einüben von weitere Stabilisierung der Störung und des gnostische Interview ergibt neben der Dia- Fertigkeiten zur Beendigung des Konsums Konsummusters zu verhindern. Eine lang- gnose Cannabismissbrauch keine weiteren und zum Umgang mit Risikosituationen wierige stationäre Entwöhnungsbehand- Diagnosen (gerade bei z. B. Alkoholmiss- und Craving, Einüben alternativer Verhal- lung würde auf diese Patienten aber even- brauchsdiagnosen ist die Rate komorbider tensweisen und Einholen sozialer Unter- tuell eher abschreckend wirken und ist Störungen geringer als bei Alkoholabhän- stützung. Außerdem kann ggf. soziales tatsächlich eher für chronische und schwe- gigkeit; vgl. Grant et al., 2004). Der Patient Kompetenztraining und die Behandlung re Formen von Substanzabhängigkeit kon- konsumiert mehrmals täglich Cannabis. Sei- komorbider Störungen stattfinden (Hoch zipiert. Zwar muss ein Entzug durchgeführt ne geschilderten sozialen und ausbildungs- et al., 2007). Bei der Therapieplanung wird werden, dies ist aber durchaus kurzfristig bezogenen Probleme stehen alle in direkter ein Tag für den Konsumstop festgelegt und möglich und muss auch nicht unbedingt Verbindung mit dem Cannabiskonsum, al- in einem schriftlichen Abstinenzvertrag stationär erfolgen. Damit ist eine Entzugs- lerdings erfüllt der Patient nicht die Kriterien festgehalten. Dieser Vertrag enthält auch behandlung in die Planung einer ambu- der Cannabisabhängigkeit. Der Patient ist mit dem Patienten erarbeitete Abmachun- lanten Therapie durchaus integrierbar, wie zunächst hauptsächlich ärgerlich darüber, gen zum Umgang mit Verstößen gegen die auch umgekehrt während der stationären dass „die anderen mir wegen dem Kiffen Abstinenzregel und mit Rückfällen (z. B. Entzugsbehandlung (insbesondere im so immer solchen Ärger machen!“ Offenheit gegenüber dem Therapeuten, genannten „qualifizierten Entzug“) bereits Beendigung der Therapie nach dem zwei- an der motivationalen Voraussetzungen für Vorgehen: Mit dem Patienten werden zu- ten Verstoß gegen die Abstinenzregel). Die eine ambulante Therapie gearbeitet wer- nächst im Rahmen der motivierenden Ge- Abstinenz wird mit Hilfe des Hausarztes den kann (John, Veltrup, Driessen, Wetter- sprächsführung (Motivational Interviewing durch ein regelmäßiges, vom Arzt kurzfris- ling & Dilling, 2003). nach Miller & Rollnick, 2002) intensiv die tig angemeldetes Drogenscreening über- Vor- und Nachteile seines Konsums, aber prüft. Angesichts der Tatsache, dass die auch die Vor- und Nachteile des Aufhö- Behandlung von Cannabisstörungen eher Besonders hilfreich ist die Möglichkeit einer rens, erörtert, um Ambivalenz erlebbar zu vergleichsweise gute Erfolgsraten aufweist, ambulanten Psychotherapie gerade auch machen und Verantwortungsübernahme stellt sich die Frage, ob sich ein solcher im für Patienten mit Substanzabhängigkeit und und Veränderungsbereitschaft aufzubauen Setting der ambulanten Psychotherapie einer komorbiden psychischen Störung. (decisional balance sheet, Miller & Rollnick, gut umzusetzender Ansatz auch auf an- Dies wurde insbesondere für die integrierte 2002). Dies ist bei Patienten mit der Diag- dere Formen des Substanzmissbrauchs Behandlung von Angst- und Substanzstö- nose eines Substanzmissbrauchs besonders übertragen lässt. Positive Effekte des Moti- rungen gezeigt (Conrod & Stewart, 2005; wichtig, da diese manchmal die negativen vational Interviewing wurden aber z. B. bei Conrod & Stewart, 2008). Wenn die Sub- Folgen ihres Konsums zunächst nur in Form Personen mit riskantem Alkoholkonsum stanzabhängigkeit noch nicht schwer und negativer Rückmeldungen ihrer Umwelt nachgewiesen (Beckham, 2007). chronisch ausgeprägt und außerdem ein

Psychotherapeutenjournal 1/2010 7 Einsatzfelder ambulanter Psychotherapie bei Substanzstörungen

ambulanter Entzug möglich ist, so besteht therapie von Substanzstörungen allgemein erhält die Diagnosen Alkoholabhängigkeit für diese Patienten im Rahmen ambulanter sprechen auch schwere körperliche und und soziale Phobie. Die Symptome der so- Psychotherapie die Möglichkeit, dass ohne psychische Probleme, Suizidalität und ein zialen Phobie, die seit dem 12. Lebensjahr weitere Verzögerung durch einen statio- problematisches soziales Umfeld; diese besteht, versuchte er ab dem 16. Lebens- nären Entzug und im gewohnten sozialen Faktoren indizieren eher eine stationäre jahr durch zunehmenden Alkoholkonsum Umfeld eine gezielte psychotherapeutische Therapie (Schmidt et al., 2009). Ferner in sozialen Situationen zu bewältigen. So Behandlung beider psychischer Störungen spricht für den stationären Entzug auch ein trinkt er aktuell an Wochenenden bei Partys begonnen werden kann – Einsicht in das erhöhtes Risiko von schweren körperlichen eine ganze Flasche Wodka, nach eigener Problem, die Bereitschaft zum ambulanten oder psychischen Problemen während des Aussage „um lockerer zu werden“. Unter Entzug und zur Kooperation mit Hausarzt Entzugs, das auf jeden Fall vor Entzugsbe- der Woche trinkt er jedoch kaum. Seit zwei oder Psychiater und dem Psychologischen ginn medizinisch beurteilt werden muss. Jahren besteht eine Alkoholabhängigkeit. Psychotherapeuten sind dabei allerdings Der Patient ist dennoch in der Lage, sei- unverzichtbare Voraussetzungen. Indikationsbeispiel „Substanzabhängig- ner Arbeit nachzugehen und pflegt einige, keit als Hauptdiagnose“: Die 30-jährige wenn auch wenige, soziale Kontakte. Gerade bei Patienten, bei denen ein funk- Patientin erlebt in den letzten sechs Mo- tionaler Zusammenhang zwischen der ko- naten erstmalig Symptome von Alkoho- Vorgehen: In diesem Fall ändert sich das morbiden psychischen Störung und der labhängigkeit (Toleranzentwicklung, hoher oben für die Behandlung der Substanzab- Substanzstörung besteht, könnten von der Zeitaufwand für den Konsum und Erholung hängigkeit beschriebene Vorgehen in der gleichzeitigen Behandlung beider Störungen von den Folgen des Konsums, Reduktion psychotherapeutischen Behandlung der- profitieren (Conrod & Stewart, 2008). Aller- wichtiger Aktivitäten zugunsten des Kon- gestalt, dass die Behandlung der sozialen dings muss genau geprüft werden, ob die sums). Sie trinkt in den letzten 6 Monaten Phobie in die Behandlung integriert wird. Charakteristika der vorliegenden komorbi- täglich ca. einen halben Liter Wein. Eine Besonders wichtig ist dabei die Information den Störung die Behandlung im ambulanten komorbide psychische Störung liegt nicht des Patienten über die Funktionalität seines Setting verunmöglichen. So können evtl. die vor. Die Patientin sucht therapeutische Hil- Alkoholkonsums als Sicherheitsverhalten motivationalen Veränderungen im Rahmen fe, da ihr Konsum zunehmend ihrer Kont- im Rahmen der sozialen Phobie und die einer mittelgradigen bis schweren depressi- rolle entgleitet und ihren Alltag belastet. Erarbeitung alternativer Bewältigungsstra- ven Episode dazu führen, dass ein Patient im tegien im Umgang mit Angst. Problemati- ambulanten Setting überfordert ist. Vorgehen: Bei akut bestehender Subs- sche soziale Situationen werden unter den tanzabhängigkeit mit körperlichen Ent- Gesichtspunkten der Angstbewältigung Grundsätzlich besteht die Frage, welche zugserscheinungen muss zunächst je nach sowie der Kontrolle des Konsumverhaltens Patienten für einen ambulanten Entzug Schweregrad der Entzugserscheinungen besprochen. Es ist sehr wichtig, die mög- mit parallel einsetzender Psychotherapie ein ambulanter oder stationärer Entzug liche Eigendynamik der Substanzabhängig- in Frage kommen. Für einen ambulanten stattfinden. Die Entscheidung über die keit zu jeder Zeit zu beachten. Auch wenn Entzug können neben dem Frühstadium Form des Entzuges sollte in Abstimmung die Entwicklung der Substanzstörung durch der Abhängigkeit z. B. eine ausreichende mit einem Arzt erfolgen. Schon während eine andere psychische Störung (mit)be- berufliche Integration, eine ausreichende eines qualifizierten ambulanten Entzu- dingt wurde, darf nicht davon ausgegangen Wohnsituation und ein intaktes soziales ges können ambulante psychotherapeu- werden, dass mit erfolgreicher Behandlung Umfeld sprechen. Allerdings ist z. B. Ar- tische Gespräche z. B. mit dem Ziel der der primären Störung die Substanzstörung beitslosigkeit unter Patienten von ambu- weiteren des Patienten oder und damit verbundene Probleme wie z. B. lanten sowie stationären Suchthilfeeinrich- mit Psychoedukation zum Umgang mit Craving verschwinden. Ebenso wichtig ist tungen sehr verbreitet (Hildebrand et al., Entzugssymptomen und Craving erfolgen es, den Patienten bei der Bearbeitung der 2009) und es muss im Einzelfall ermittelt (Scherle, Croissant, Heinz & Mann, 2003). beiden Störungen nicht zu überfordern, ge- werden, ob das ambulante Setting für den Im Anschluss daran kann in der Entwöh- rade auch in der Phase des Entzugs. Un- Patienten geeignet ist. Gegen einen in die nungsphase eine ambulante Psychothera- seres Erachtens nach sollte eine stationäre ambulante Psychotherapie eingebetteten pie durchgeführt werden, bei der die unter Behandlung aber trotz dieser Einschränkun- Entzug sowie gegen eine ambulante Psy- Punkt 3.2 genannten Therapieverfahren gen kein Automatismus sein, sondern nur chotherapie von Substanzstörungen im und Interventionen zum Einsatz kommen abhängig von der prognostischen Einschät- Allgemeinen kann eingewandt werden, (Lindenmeyer, 2005). Auch hier sollte ein zung erfolgen. dass zumindest einige Patienten von die- Abstinenzvertrag geschlossen und dessen 3.3 Problematischer Substanz- sem Vorgehen und seinen spezifischen Einhaltung mit Screenings kontrolliert wer- konsum ohne Substanz- Anforderungen überfordert sein können. den. Ergänzend ist eine Einbindung der störungsdiagnose – was Dies gilt evtl. besonders für Patienten mit Patienten in Selbsthilfegruppen (z. B. An- können ambulante Psycho- lange bestehender, schwer ausgeprägter onyme Alkoholiker) sinnvoll. therapeuten tun? Abhängigkeit. Gegen einen in die ambu- lante Psychotherapie eingebetteten Ent- Indikationsbeispiel „Komorbide Sub­ Manche Patienten weisen ein problema- zug sowie gegen eine ambulante Psycho- stanzabhängigkeit“: Der 22-jährige Patient tisches Substanzkonsumverhalten auf,

8 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Stellenmarkt

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Zu unserer Einrichtung gehö-  ren weiter eine integrative Kindertagesstätte, eine Förderschule mit            den Schwerpunkten ganzheitliche und motorische Entwicklung, eine          Tagesförderstätte sowie Ambulante Dienste. Angegliedert ist eine        Werkstatt für Menschen mit Behinderung.               Für den medizinisch/therapeutischen Dienst sowie für        die Stelle der/des Qualitätsbeauftragten im Zentrum    der Einrichtung suchen wir zum 01 .04 .2010 mit einem  Stundenumfang von 30 Wochenstunden eine/n     Diplom-Psychologin/               Diplom-Psychologen                      Ihre Aufgabengebiete sind:  • Leitung des therapeutischen Bereiches   • Diagnostik, Beratung und therapeutische   Begleitung von Bewohner/innen  • Beratung der Mitarbeiter/innen   • Maßnahmen der Qualitätssicherung   • Übernahme von Projektaufgaben Ihre Qualifikationen: Für unsere Fachklinik für Abhängigkeitserkran- kungen inAiglsdorf (Nähe Freising) suchen wir • (begonnene) systemische Therapieausbildung ab sofort in Vollzeit (40 Std./Woche) oder Teilzeit • testpsychologische Fertigkeiten (20bzw.30 Std./Woche) • positive Einstellung zur und Erfahrung in der 1�approbierten�Psychologischen Arbeit mit Menschen mit Behinderung Psychotherapeuten�oder • Bereitschaft und Fähigkeit zur Dipl.-Psychologen�in�ent- berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit Prop e. 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Psychodia- Caritasverbandes gnostik,Einzel-undGruppenpsychotherapie,Teil- • Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung nahme an Team-und Verlaufsbesprechungen und Berichtswesen. Berufserfahrung im Suchtbereich Für Rückfragen steht Ihnen Dipl.-Psychologin istwünschenswert. Claudia Schönershoven, Tel. 02607 69172 gerne zur Wir bieten Ihnen eine leistungsgerechte Bezah- lung und Supervision. Der Vertrag ist zunächst auf Verfügung. 2Jahre(inkl.Probezeit)befristet,einanschließen- Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche setzen der unbefristeter Vertrag ist möglich. Bei Ein- stellung ist ein polizeiliches Führungszeugnis not- wir voraus. wendig. Weckt diese Aufgabe Ihr Interesse? Nähere Informationen erhalten Sie auf unserer Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung: Prop�e.�V. Homepage unter www.prop-ev.de. Für Rück- z.�Hd.�Frau�Kannabich fragen steht Ihnen Frau Heigl unter der Tel.-Nr. Herz-Jesu-Haus Kühr Hirtenstraße�26 08756/913900gerne zur Verfügung. 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ohne die erforderlichen Kriterien für Sub- der Behandlung von Substanzstörungen für die ambulante Psychotherapie relevant stanzstörungsdiagnosen zu erfüllen. Zu eine wichtige, bislang wenig wahrgenom- sein können, sollen abschließend disku- den problematischen Arten des Konsums mene Aufgabe erfüllen kann: die Interven- tiert werden: Nikotinabhängigkeit und der gehört das sogenannte Binge Drinking, zu- tion bei Substanzmissbrauch und bei Sub- Gebrauch von bzw. Substanzstörungen meist definiert als das Trinken von mindes- stanzabhängigkeit, besonders wenn diese im Zusammenhang mit Benzodiazepinen. tens 5 Standarddrinks Alkohol innerhalb erst relativ kurzzeitig gegeben sind und/ Zu den Substanzabhängigkeiten gehört weniger Stunden (SAMHSA 2006), sowie oder komorbid mit anderen psychischen auch die in Deutschland mit einer 12-Mo- der nach Definition der WHO potentiell Störungen auftreten. natsprävalenz von 7,7% sehr verbreitete gesundheitsschädliche Alkoholkonsum Nikotinabhängigkeit (Kraus et al., 2008). von täglich mehr als 20 Gramm Reinalko- In Bezug auf die psychotherapeutische Inter- Diese ist aufgrund ihres hohen Morbi- hol bei Frauen und mehr als 40 Gramm vention bei problematischem Konsum for- ditäts- und Mortalitätsrisikos (110.000 – bei Männern. Andere Patienten berichten dert die Bundespsychotherapeutenkammer 140.000 Todesfälle jährlich in der BRD; einzelne Substanzstörungssymptome, zu Recht eine Richtlinienänderung, der zu Batra, Friederich & Lutz, 2009) eine in der erreichen aber nicht die diagnostische Folge im Rahmen der ambulanten Psycho- Psychotherapie keinesfalls zu vernachlässi- Schwelle. Diese subklinischen Substanz- therapie auch der schädliche Konsum nach gende psychische Störung. Nikotinabhän- störungen und problematischen Konsum- ICD-10 als alleinige Diagnose behandelt wer- gigkeit kann im Prinzip in ambulanter Psy- muster sind mit einem erhöhten Risiko für den können soll (Konitzer, 2009). Dem ist chotherapie behandelt werden wie andere die Entwicklung von Substanzstörungen hinzuzufügen, dass es sinnvoll wäre, wenn Substanzstörungen. Als besonders effektiv verbunden und verdienen somit klinische eine solche Regelung auch Missbrauchsdia- hat sich die Kombination von Psychothe- Aufmerksamkeit (Behrendt et al., 2008; gnosen und evtl. sogar Frühstadien von Sub- rapie und Substitutionsbehandlung erwie- Pollock & Martin, 1999). Allerdings würden stanzstörungen (z. B. bei Bestehen einzelner sen, wobei Konzepte für sowohl Einzel- als die Kosten einer Psychotherapie bei dieser Symptome) einschließen würde. Auch for- auch Gruppentherapie vorliegen (Batra Ausgangslage von der Krankenversiche- dert die Bundespsychotherapeutenkammer et al., 2009). Aufgrund der großen mit rung nicht erstattet, da hier eine präventive die vermehrte Behandlung von komorbiden Nikotinabhängigkeit verbundenen Risiken Maßnahme und keine Intervention vorlie- Störungen nach Entzug und Entwöhnung (Batra et al., 2009) sollten Psychothera- gen würde. Stellt sich ein Patienten mit (Konitzer, 2009). Hier ist mit Blick auf die peuten diese Diagnose auch dann anspre- einer entsprechenden Problematik und obigen Ausführungen anzuschließen, dass chen, wenn der Patient die Behandlung ohne weitere Hauptdiagnose bei einem auch die Substanzstörung selbst und gera- zunächst aus anderen Gründen aufsucht ambulanten Psychotherapeuten vor, so de Substanzstörungen in Frühstadien ihrer und aufgrund (noch) fehlender Einschrän- sollte angesichts der geschilderten Risiken Entwicklung in ambulanter Psychotherapie kungen und Probleme im Alltag durch die im Rahmen der probatorischen Sitzungen vermehrt behandelt werden sollten und Nikotinabhängigkeit wenig motiviert ist, die Möglichkeit wahrgenommen werden, dass dies auch bei fehlender Komorbidität diese behandeln zu lassen. Hier ist wiede- psychoedukativ über die mit bestimmten geschehen sollte. rum motivierende Gesprächsführung von Konsumformen wie Binge Drinking (Stolle, hoher Bedeutung. Nikotinabhängigkeit al- Sack & Thomasius, 2009) und mit einzel- Darüber hinaus ist sogar, wie unter Punkt lein führt kaum zur Aufgabe der normalen nen Symptomen verbundenen Risiken zu 3.2 angesprochen, grundsätzlich in Frage Lebensführung, so dass eine Behandlung informieren. Gerade Toleranzentwicklung zu stellen, ob psychologische Psychothe- in ambulanter Psychotherapie für diese ist ein häufiges Erstsymptom von Alkoho- rapie von Substanzstörungen nur nach Störung sehr gut in Frage kommt. labhängigkeit, das mit einem erhöhten Ri- erfolgtem Entzug stattfinden sollte, wie in siko der Alkoholabhängigkeitsentwicklung den Psychotherapierichtlinien vorgeschrie- Der Konsum von Benzodiazepinen ist gera- verbunden ist (Behrendt et al., 2008), ben. So ist eine erfolgreiche psychothera- de bei Patienten mit Angststörungen verbrei- von Patienten aber evtl. nicht kritisch ge- peutische Behandlung von Cannabisstö- tet (Ahmed, Westra & Stewart, 2008). Hier sehen wird („etwas vertragen können“). rungen, die schon vor der Beendigung gilt es im Rahmen einer Psychotherapie, Im Rahmen des „Motivational Interview- des Konsums beginnt, durchaus möglich zunächst das Vorliegen einer Abhängigkeit, ing“ können mit dem Patienten Vor- und (Copeland et al., 2001). Dieses Vorgehen auch bei niedrigen Konsummengen, abzu- Nachteile des Konsums erörtert werden kann den Vorteil haben, dass dem Pati- klären und vor dem Absetzen der Medikati- und der Patient kann zum Aufsuchen einer enten ein Behandlerwechsel nach dem on einen Arzt hinzuzuziehen, um eventuelle Suchtberatungsstelle motiviert werden, in Entzug erspart bleibt und das Erlernen von schwere Risiken des Entzugs (gesundheit- der die Möglichkeit früher Intervention und Strategien zur Bewältigung von Entzugs- liche Risiken und das Risiko substanzindu- Prävention gegeben ist. symptomen von Beginn an Teil des The- zierter psychischer Störungen einschließlich rapiekonzeptes ist (Bühringer et al., 2009; Psychosen) abschätzen und diesen begeg- Dittmer et al., 2008; Pixa et al., 2008). nen zu können. Hierbei ist es aufgrund der 4. Perspektiven bestehenden schweren Risiken angezeigt, in Zwei in diesem Artikel bisher nicht näher jedem Fall konservativ vorzugehen. Gerade Die genannten Beispielkonstellationen be- betrachtete Substanzstörungen bzw. For- bei der Psychotherapie von Angststörungen legen, wie ambulante Psychotherapie bei men des problematischen Konsums, die kann eine wichtige Aufgabe der Psychothe-

10 Psychotherapeutenjournal 1/2010 S. Behrendt, J. Hoyer

rapie darin bestehen, den Patienten psy- fähigungen Psychologische Psychothera- und die Einbeziehung der Psychothera- choedukativ auf die mit dem Benzodiaze- peuten nach Beendigung ihrer Ausbildung peuten. Sucht Aktuell, 1, 44-47. pinentzug verbundenen Entzugssymptome zur Behandlung von Substanzstörungen Bundesministerium für Gesundheit. im Allgemeinen und speziell auf die den haben und ob diesbezüglich evtl. eine (2009). Richtlinien des gemeinsamen Angstsymptomen ähnlichen Entzugssym- Erweiterung der Curricula sinnvoll ist. In- Bundesausschusses über die Durch- ptome vorzubereiten. Beachtenswert sind teressant wäre auch zu untersuchen, wie führung der Psychotherapie (Psycho- hier Konzepte in deren Rahmen ein solcher groß die Behandlungsbereitschaft und die therapierichtlinien) in der Fassung vom Entzug unter Umständen auch ambulant mit Akzeptanz für Patienten mit Substanzstö- 17. Juli 2008/16. Oktober 2008. BAnz Hilfe von psychoedukativen Materialien be- rungen bei niedergelassenen Psychothera- Nr. 8 (S. 212) vom 16.01.2009. wältigt werden kann (Ahmed et al., 2008), peuten überhaupt ist. Burns, L. & Teesson, M. (2002). Alcohol allerdings sind hier unserer Meinung nach use disorders comorbid with anxiety, im Einzelfall die Risiken vorher genau medi- depression and drug use disorders. Fin- Literatur zinisch abzuklären. dings from the Australian National Sur- Ahmed, M., Westra, H. A. & Stewart, S. H. vey of Mental Health and Well Being. (2008). A self-help handout for benzo- Drug and Alcohol Dependence, 68, diazepine discontinuation using cogni- 299-307. 5. Schlussbetrachtung tive behavioral therapy. Cognitive and Conrod, P. J. & Stewart, S. H. (2005). A Behavioral Practice, 15, 317-324. critical look at dual-focused cognitive- Abschließend lässt sich konstatieren: Ange- Batra, A., Friederich, H. M. & Lutz, U. (2009). behavioral treatments for comorbid sichts der hier aufgezeigten Möglichkeiten Therapie der Nikotinabhängigkeit. Eine substance use and psychiatric disor- der Behandlung von Substanzstörungen Aufgabe für Psychiatrie und Suchtmedi- ders: Strengths, limitations, and future in ambulanter Psychotherapie, aber auch zin. Nervenarzt, 80, 1022-1029. directions. Journal of Cognitive Psycho- angesichts der Vielzahl der praktischen Beckham, N. (2007). Motivational inter- therapy, 19 (3), 261-284. Fragen, die sich bezüglich der psychothe- viewing with hazardous drinkers. Jour- Conrod, P. J. & Stewart, S. H. (Eds.). rapeutischen Behandlung von Patienten nal of the American Academy of Nurse (2008). Anxiety and substance use dis- mit Substanzstörungen stellen, kann nur Practitioners, 19 (2), 103-110. orders. New York: Springer. verwundern, wie wenig dieses Thema in Behrendt, S., Wittchen, H.-U., Höfler, M., Copeland, J., Swift, W., Roffman, R. & Ste- der klinisch-psychologischen Therapiefor- Lieb, R., Low, N.C.P., Rehm, J. et al. phens, R. (2001). A randomized con- schung beachtet wird (vgl. Bühringer et (2008). Risk and speed of transitions trolled trial of brief cognitive-behavioral al., 2009). So könnte in zukünftiger For- to first alcohol dependence symptoms interventions for cannabis use disorder. schung weiter untersucht werden, welche in adolescents: a 10-year longitudinal Journal of Substance Abuse Treatment, Patienten von ambulanter Psychotherapie community study in Germany. Addic- 21, 55-64. bei Substanzstörungen gut profitieren und tion, 103, 1638-1647. Dennis, M., Godley, S. H., Diamond, G., welche Arten der hier wiederholt ange- Bilitza, K. W. (2009). Praxis der ambulan- Tims, F. M., Babor, F., Donaldson, J. et al. sprochenen und unverzichtbaren Vernet- ten Psychotherapie der Sucht. Sucht (2004). The Cannabis Youth Treatment zung mit anderen Fachkräften wie z. B. Aktuell, 1, 57-62. (CYT) Study: Main findings from two Medizinern und Suchthilfeeinrichtungen Bühringer, G., Behrendt, S., Hoch, E., Perko- randomized trials. Journal of Substance bei welcher Art der Substanzstörung be- nigg, A. & Sassen, M. (2009). Versorgung Abuse Treatment, 27, 197-213. sonders hilfreich sind. Es wäre außerdem von Personen mit Substanzstörungen in Dittmer, K., Hoch, E., Noack, R., Rohrba- von Interesse zu untersuchen, welche Be- Deutschland: Allgemeine Strukturfragen cher, H., Henker, J., Bühringer, G. et al.

Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychiatrie Zur Erweiterung unseres Teams suchen wir einen/eine Psychologischen Psychotherapeut/in und / oder Diplom-Psychologe/in mit klinisch-psychologischer Berufserfahrung In einem persönlichen Gespräch erhalten Sie gerne weitere Informationen zur Klinik, dem methodenübergreifenden Behandlungskonzept und dem Umfeld. Ärztlicher Direktor / Geschäftsführer: Dr. med. Lutz-Peter Sasse 72461 Albstadt, Unter Nank 64, Telefon 07432 /90717-0, www. buchtal-klinik.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 11 Einsatzfelder ambulanter Psychotherapie bei Substanzstörungen

(2008). Das Entwöhnungsprogramm hebung zum Gebrauch und Missbrauch festatistik 2008. Alle Bundesländer. CANDIS – effektiv zur Reduktion can- psychoaktiver Substanzen bei Jugendli- Tabellenband für ambulante Bera- nabisbedingter Probleme?! Sucht, 54 chen und Erwachsenen in Berlin. Mün- tungs- und/oder Behandlungsstellen, (3), 152-190. chen: IFT Institut für Therapieforschung. Fachambulanzen und Institutsambu- Grant, B. F., Stinson, F. S., Dawson, D. A., Lindenmeyer, J. (2005). Alkoholabhängig- lanzen (Typ 3 und 4). Bezugsgruppe: Chou, S. P., Dufour, M. C., Compton, W. keit. Göttingen: Hogrefe. Alle Betreuungen ohne Einmalkontak- et al. (2004). Prevalence and Co-occur- Lubman, D. I., Hides, L., Yücel, M. & Toum- te. München: IFT Institut für Therapie- rence of substance use disorders and bourou, J. W. (2007). Intervening early to forschung. independent mood and anxiety disor- reduce developmentally harmful subs- Pfeiffer-Gerschel, T., Kipke, I., David-Spi- ders. 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12 Psychotherapeutenjournal 1/2010 S. Behrendt, J. Hoyer

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IFT-Gesundheitsförderung München 

 Mainz 19. – 22. März 2010  Eröffnungsveranstaltung:  Schematherapie    Meiringen 26. – 28. März 2010   Eröffnungsveranstaltung:  Neue Entwicklungen in der Psychotherapie   Dresden  30. April – 04. Mai 2010 Eröffnungsveranstaltung:     Wie viel Zeit braucht die Veränderung?         Lübeck 18. – 21. Juni 2010  Eröffnungsveranstaltung:  Ostrazismus: Sozialer Ausschluss und  psychische Störung  Freiburg  17. – 21. September 2010  Eröffnungsveranstaltung:  Soziale Beziehung – soziale Störung   Die IFT-Gesundheitsförderung ist ein von  der Bayerischen Psycho therapeutenkammer  akkreditierter Fortbildungsveranstalter. IFT-Gesundheitsförderung, Gesellschaft mbH  Montsalvatstrasse 14 · 80804 München Tel. 089/36 08 04-94 · [email protected] www.vtwoche.de · www.ift-gesundheit.de  2010 Verhaltenstherapiewochen  

Psychotherapeutenjournal 1/2010 13 Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

Halko Weiss1, Michael E . Harrer2 1Hakomi-Institute of Europe, Nürnberg 2Psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis, Innsbruck

ge. Wenn das Konzept in seinem Wesen Zusammenfassung: Die auffallend schnelle Verbreitung und weite Anwendung verstanden und verinnerlicht wird, hat es des buddhistischen Konzepts der Achtsamkeit in der gegenwärtigen Verhaltensthe- durchaus das Potential zu einer „Achtsam- rapie und in der Tiefenpsychologie wird beschrieben und auf einige traditionelle keits-Revolution“ (Wallace, 2006). Ihre An- Hintergründe eingegangen. Wirkmechanismen der Achtsamkeit werden dargestellt wendung ist daher für Psychotherapeuten, und auf psychologische sowie neurobiologische Forschung hingewiesen. Ein be- die sich ernsthaft und praktisch mit ihr be- sonderes Augenmerk wird auf die tiefere Bedeutung der Achtsamkeit für die Hal- schäftigen, eine große professionelle und tung und das Vorgehen von Therapeuten und Therapeutinnen gerichtet und die persönliche Herausforderung. persönlichen Herausforderungen betont, die eine gründliche Auseinandersetzung mit ihr nahelegen. Dabei werden auch Aspekte einer auf Achtsamkeit beruhenden Im Bewusstsein der Unmöglichkeit, in die- therapeutischen Beziehung angesprochen. Schließlich werden mögliche Gefahren sem Rahmen auf alle Entwicklungen einzu- und Grenzen der Anwendung von Achtsamkeit mitreflektiert. gehen, folgt eine Übersicht zu Bedeutung, Forschung und Anwendung von Achtsam- Einleitung Lieberman et al., 2007; Siegel, 2007; Lie- keit. Auf dem Hintergrund des inhärenten berman, 2008). Menschenbildes soll untersucht werden, welche Impulse von achtsamkeitsbasierten Selten – vielleicht noch nie – hat ein für die Das große Echo könnte auch darin begrün- Psychotherapieformen ausgehen könnten. akademische Psychologie so ungewöhnli- det sein, dass Achtsamkeit schon eine lan- Dabei stehen der Einbezug des Körpers, ches Konzept wie das der Achtsamkeit so ge, 2500 Jahre alte Tradition hat und das die achtsame Präsenz der Therapeuten schnell und breit Anklang gefunden. Eine „Herz der buddhistischen Psychologie“ ist und die Ergebnisoffenheit achtsamer The- Flut von Publikationen (Johanson, 2006) (Germer, 2009a, S. 28). Auch wenn sich rapieprozesse – insbesondere in der Tie- beschreibt ihre Wirkungen in unterschied- die buddhistische Psychologie mit den fenpsychologie – im Mittelpunkt. lichsten Anwendungsbereichen: etwa bei grundsätzlichen Quellen der Entstehung Stress, bei der Rückfallprävention von De- von Leid und der Befreiung davon ausein- pressionen, bei Persönlichkeitsstörungen, andersetzt und die westliche Psychothera- Definitionen bei Ängsten, Zwängen, traumabedingten pie individuelles Leiden fokussiert, so gibt Störungen, bei Krebs und chronischen es doch wesentliche Überschneidungen. Die moderne Anwendung der Achtsamkeit Krankheiten bis hin zur Paartherapie. Die Bei der Zusammenführung dieser Wege bezieht sich auf drei Aspekte: einen Zu- psychologischen Auswirkungen eines kon- hat die Verhaltenstherapie eine führende stand (state), eine überdauernde Haltung sequenten Achtsamkeitstrainings kann Rolle übernommen. Sie bezeichnet die (trait) oder gar Lebenshaltung und ein Trai- man im Zusammenhang mit funktionellen Einbeziehung der Bewusstseinsentwick- ningsverfahren zur Geistesschulung. und strukturellen Veränderungen im Ge- lung durch Achtsamkeit als „dritte Welle“ hirn verstehen. Aus diesem Grund ist auch ihrer Geschichte. Der vietnamesische buddhistische Mönch die neurobiologische Forschung der phy- Thich Nhat Hanh, einer der Lehrer, die siologischen Basis der Achtsamkeit – als Doch ist die Achtsamkeit ein Wolf im Achtsamkeit im Westen populär gemacht einer trainierbaren, wesentlichen mensch- Schafspelz: ihre radikalen existenziellen haben, beschreibt sie folgendermaßen: lichen Fähigkeit – auf der Spur (Creswell, Wurzeln stellen viele paradigmatische Way, Eisenberger & Lieberman, 2007; Selbstverständlichkeiten der aktuell eta- „Achtsamkeit ist die Fähigkeit, in jedem Davidson et al., 2003a; Farb et al., 2007; blierten Psychotherapien zutiefst in Fra- Augenblick unseres täglichen Lebens wirk-

14 Psychotherapeutenjournal 1/2010 H. Weiss, M. E. Harrer

lich präsent zu sein. … Achtsamkeit ist ei- Das psychotherapeutische Verständnis von 3. Achtsamkeit bedient sich bestimmter ne Art von Energie, die jedem Menschen Achtsamkeit ist durch vier Dimensionen Techniken: Konzentration und Fokus- zur Verfügung steht. Wenn wir sie pflegen, charakterisiert: sierung der Aufmerksamkeit führen zu wird sie stark, wenn wir sie nicht üben, innerer Ruhe; aus der „Zugangskon- verkümmert sie. … Achtsamkeit lässt uns 1. Achtsamkeit ist mit einem bestimmten zentration“ entsteht die grundlegende erkennen, was im gegenwärtigen Augen- Modus des Seins verbunden: Dieser Fähigkeit zu immer genauerem und blick in uns und um uns herum wirklich besteht in einem rezeptiven Beobach- konstanterem Gewahrsein. Einzelne geschieht“ (Thich Nhat Hanh, 1998, S. ten und Gewahrsein dessen, was innen Wahrnehmungselemente können auch 19). und außen im gegenwärtigen Moment innerlich benannt („etikettiert“) werden, vorgeht. Automatische Reaktionen auf ohne sie einer Analyse zu unterziehen. Achtsamkeit ist dabei aber keineswegs an der Handlungsebene werden unter- 4. Achtsamkeitsschulung hat Auswirkun- eine Religion gebunden. Sie ist eine phä- lassen, ihre Impulse aber beobachtet. gen: Einsicht, Ruhe, inneren Frieden, nomenologisch orientierte Methode der Achtsamkeit steht somit im Gegensatz Gelassenheit und Gleichmut; die Ent- Erkenntnis, ein Weg zur Untersuchung und zum Alltagsbewusstsein, von Kabat-Zinn wicklung von „Liebender Güte“, von Schulung des Bewusstseins (vgl. u. a. Bat- „Autopilotenmodus“ genannt (2006a). Mitgefühl und Mitfreude; Gegenwär- chelor, 1997). Sie schließt eine Bewusstheit über den tigkeit/Präsenz; eine Verbesserung der Prozess der Aufmerksamkeitslenkung Selbstregulationsfähigkeit und Offen- Eine moderne, praxisorientierte Definition selbst ein. heit für neue Erfahrungen. „Einsicht“ von Achtsamkeit stammt von Jon Kabat- 2. Achtsamkeit bedeutet, der Erfahrung ge- bedeutet in diesem Zusammenhang, Zinn, der entscheidend zur ihrer Verbrei- genüber eine bestimmte Haltung einzu- sich von Konzepten zu lösen und die tung in Medizin und Psychotherapie bei- nehmen: Dinge – äußere Objekte, aber Welt einschließlich sich selbst immer getragen hat: auch innere Vorgänge wie Gedanken genauer und umfassender so wahrzu- und Gefühle – werden so akzeptiert wie nehmen, wie sie ist. „Achtsamkeit ist jenes Gewahrsein, das sie sind. Sie werden nicht bewertet, es entsteht, wenn sich die Aufmerksamkeit erfolgt keine Einordnung in bestehende Eine Reihe von Fragebögen erfasst mit un- mit Absicht und ohne zu bewerten auf die Konzepte, auch keine Verknüpfung mit terschiedlichen Schwerpunkten diese Di- Erfahrungen richtet, die sich von Moment vergangenen Erfahrungen. Dinge wer- mensionen (Brown & Ryan, 2003; Lau et zu Moment entfalten“ (Kabat-Zinn, 2003, den im „Anfänger-Geist“ (Suzuki, 1975) al., 2006; Baer et al., 2004, 2006, 2008; AnzeigeS. 145, Übersetzung Oberberg durch2010 die Autoren). betrachtet, mit Interesse und Neugier. Buchheld, 2000; Walach et al., 2004).

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Psychotherapeutenjournal 1/2010 15 Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

Weiterhin lassen sich vier essentielle Kom- Akzeptanz bedeutet aus dieser Sicht al- Anwendungen von ponenten von Achtsamkeit beschreiben: lerdings keineswegs Resignation oder ein Achtsamkeit Sich-abfinden. Ganz im Gegenteil: Akzep- Aufmerksamkeit/Gewahrsein tanz ist Voraussetzung dafür, genau und Der „Achtsamkeits-Boom“ ist vor allem unvoreingenommen wahrzunehmen, wie Jegliches Erleben kann auch im Zusam- auf die Arbeit von Jon Kabat-Zinn (2003, die Dinge sind. Gerade das kann zum menhang mit Prozessen der Aufmerksam- 2006a, 2006b) und die von ihm initiier- Ausgangspunkt für Veränderungsprozesse keitslenkung verstanden werden. In der ten Forschungen seit Ende der 1970er werden. Regel erfolgt diese Lenkung jedoch nicht Jahre zurückzuführen: Sein Anliegen war bewusst, sondern weitgehend automatisch. es, Achtsamkeit bei chronisch körperlich Der Innere Beobachter Achtsamkeitsschulung fördert (1) ein Be- kranken Menschen als komplementäres wusstsein darüber, worauf die Aufmerksam- Übung von Achtsamkeit kann auch ver- Angebot in die Medizin einzuführen. keit von Augenblick zu Augenblick gerichtet standen werden als die Entwicklung ei- Das achtwöchige Gruppenprogramm ist; (2) die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit nes „Inneren Beobachters“ (Kurtz, 1994). „Mindfulness-Based Stress-Reduction“ absichtsvoll zu lenken, sie zu öffnen und Dieses Konstrukt weist auf die Meta-Per­ (MBSR) wird inzwischen an über 240 zu weiten („Panoramabewusstsein“) aber spektive hin, auf das Beobachten aus Kliniken in Nordamerika und Europa in auch, sie zu fokussieren und konzentriert zu einer gewissen Distanz, das aber – im unterschiedlichen Indikationsbereichen bleiben; (3) die Fähigkeit, Aufmerksamkeit Gegensatz zur Dissoziation – zugleich angewendet. Umfangreiche Evaluations- auf das Gewahrsein selbst zu richten, un- teilhabend ist. Der Denkende wird vom studien zeigen beeindruckende Ergeb- abhängig von wechselnden Objekten („of- Gedanken, der Fühlende vom Gefühl, der nisse (Grossman, Niemann, Schmidt & fenes Gewahrsein“; vgl. Williams, Teasdale, Erfahrende von der Erfahrung differen- Walach, 2004). Die MBSR-Tradition legt Segal & Kabat-Zinn, 2009). ziert. Gedanken muss aus dieser Perspek- dabei großen Wert auf die Modellfunk- tive nicht mehr unbedingt geglaubt wer- tion eines authentischen „Lehrers“, die Gegenwärtiger Moment/­ den. Achtsamer Umgang mit Emotionen sich auf seine persönlichen Erfahrungen Präsenz bedeutet, sich nicht von ihnen fortreißen mit Achtsamkeit gründet. zu lassen oder in sie hineingesogen zu Achtsamkeit bedeutet, sich dem gegen- werden, sondern einfach zu beobachten, Achtsamkeitsbasierte verhal- wärtigen Erleben zuzuwenden. Sie eröffnet wie sie kommen und auch wieder gehen. tenstherapeutische Verfahren damit die Wahlmöglichkeit, die gewohn- Diese zentrale Wirkdimension von Acht- heitsmäßige Beschäftigung mit Vergangen- Die Erfolge der MBSR regten Psychothe- samkeit wird mit unterschiedlichen Ak- heit und Zukunft zu unterbrechen. Diese rapeuten und Psychiater dazu an, das Pro- zentuierungen unterschiedlich bezeich- „Vergegenwärtigung“ erhöht außerdem die gramm störungsspezifisch zu modifizieren. net, etwa als „Meta-Kognition“ (Flavell & Intensität des Erlebens und führt zu einer Hier ist vor allem die „Mindfulness-Based Wellman, 1977), „Observing Self“ (Deik- Qualität von „Präsenz“. Cognitive Therapy“ (MBCT) zu nennen. man, 1982), „kognitive Defusion“ in der Bei der Entwicklung von MBCT hatten ACT (s. u.) oder „Monitor-Position“ (Bo- die aus der Verhaltenstherapie kommen- „Wirkliches Leben erfahren wir nur im Hier hus & Huppertz, 2006). und Jetzt. Die Vergangenheit ist schon vor­ den Autoren Segal, Williams und Teasdale über, und die Zukunft ist noch nicht da. (2008) eine klare Zielvorstellung: die Re- Nur im gegenwärtigen Augenblick können duktion der Rückfallhäufigkeit bei depressi- wir das Leben wirklich berühren“ (Thich Praxis ven Erkrankungen. Bei der Integration von Nhat Hanh, 1998, S. 17). Teilen der MBSR erkannten sie, dass Acht- Achtsamkeit als Geistesschulung bedient samkeit nicht einfach als zusätzliches Ele- sich einer Kombination aus verschiedenen ment zu einem verhaltenstherapeutischen Akzeptierende, nicht Wegen der Praxis. Unter formaler Praxis Programm hinzugefügt werden kann. Sie bewertende Zuwendung versteht man, sich mehr oder weniger re- erfordert aus ihrer Sicht eine grundsätzli- Achtsamkeit begegnet dieser intensivier- gelmäßig für einen bestimmten Zeitraum che Haltungsänderung der Therapeuten ten Erfahrung aus einer wohlwollend inter- Übungen zu widmen, wie beispielsweise und damit eine persönliche Praxis der essierten und akzeptierenden Haltung. Sie der Atembeobachtung. Informelle Pra- Achtsamkeit. pflegt eine fast wissenschaftlich-neutrale xis meint, alltägliche Aktivitäten bewusst Offenheit gegenüber allen Prozessen der achtsam auszuführen. Ein Retreat ist ein Die geringen Erfolge klassisch verhal- Innen- und Außenwelt, wie sie sich im zeitlich befristeter Ausstieg aus dem Alltag, tenstherapeutischen Vorgehens bei chro- jeweiligen Moment zeigen. So wird etwa um sich ausschließlich der Übung zu wid- nisch suizidalen Borderline-Patientinnen das Kommen und Gehen von Gedanken, men. Typischerweise wird der Übungsweg führten zur Entwicklung der „Dialektisch Gefühlen und Empfindungen einfach be- mit der Beobachtung des Atems begon- Behavioralen Therapie“ (DBT) durch obachtet, es erfolgt aber keine Bewertung, nen, wobei eine Vielzahl von Methoden Marsha Linehan (1996). Im Rahmen ei- keine Bevorzugung angenehmer und keine und Übungen beschrieben werden (vgl. nes einjährigen Gruppenprogramms mit Vermeidung unangenehmer Erfahrungen. Weiss, Harrer & Dietz, 2010). dem Schwerpunkt Emotionsregulation

16 Psychotherapeutenjournal 1/2010 H. Weiss, M. E. Harrer

wird Achtsamkeit als Skill vermittelt. Der cing“ oder „decentering“ genannt (Segal faktor der Psychotherapie. Die Vielfalt und Achtsamkeitspraxis der Therapeuten wird et al., 2008). Breite der Wirkprinzipien erklären auch keine besondere Bedeutung zugemes- das weite Spektrum der erfolgreichen An- sen, allerdings ist ihre Fähigkeit zu „radi- Die Wahrnehmung aus dieser spezifischen, wendung achtsamkeitsbasierter Verfah- kaler Akzeptanz“ beim wertschätzenden für Klienten zumeist neuen Perspektive ren. Beispielhaft seien aufgeführt: Unspe- Umgang mit den Lösungsversuchen der nennen Shapiro, Carlson, Astin und Freed- zifischer Stress bei Gesunden (Chiesa & Patienten gefragt. man (2006) „repercieving“. Neue, „korri- Serretti, 2009; Weinstein, Brown & Ryan, gierende Erfahrungen“ werden möglich. 2009), Rückfallprophylaxe bei Depression In der „Akzeptanz- und Commitmentthera- Das Verweilen in der Beobachterhaltung (Ma & Teasdale, 2004; Michalak, Heiden- pie“ (ACT) (Hayes, Smith & Kugler, 2007) ermöglicht auch ein Aussteigen aus Au- reich, Meibert & Schulte, 2008), akute werden mit Hilfe von Übungen Elemente tomatismen: „deautomatization“ (Deik- therapieresistente Depression (Kenny & von Achtsamkeit wie „Akzeptanz dessen, man, 1982; Safran & Segal, 1990) oder Williams, 2007), Angst (Miller, Fletcher was gegenwärtig ist“ und Disidentifikation „detachment“ (Bohart in Martin, 1997, S. & Kabat-Zinn, 1995; Evans et al., 2008), im Sinne der „kognitiven Defusion“ bei 298). Die Aktivierung kognitiv-emotionaler Sucht (Hayes et al., 2004b; Heidenreich, unterschiedlichen Störungsbildern in der Schemata mit ihren Handlungstendenzen Schneider & Michalak, 2006), Essstö- Einzeltherapie oder in der Gruppe ange- und -entwürfen kann beobachtet und da- rungen (Bays, 2009), Burnout-Syndrom wendet. mit relativiert werden (Bohus & Huppertz, (Hayes et al., 2004a; Mackenzie, Poulin & 2006). Achtsames Innehalten verhindert Seidman-Carlson, 2006; Harrer, 2009a), Wirkmechanismen von Handlungsautomatismen in der Therapie Persönlichkeitsstörungen (Bosch, Koeter, Achtsamkeit wie im Alltag. Stijnen, Verheul & Brink, 2005; Fassbin- Wenn Verhaltenstherapeuten von der der et al., 2007), Traumafolgestörungen „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie Durch die differenzierte und differenzie- (Reddemann, 2006; Ogden, Minton & sprechen, meinen sie damit eine „Lösung rende Beobachtung der Komponenten Pain, 2009), Psychosen (Bach & Hayes, zweiter Ordnung“ (Watzlawick, Weakland des jeweils gegenwärtigen Erlebens, 2002; Chadwick, Newman Taylor & Abba, & Fisch, 1979). Therapieziel ist nicht mehr, wie Empfindungen, Gedanken und Ge- 2005), Zwang (Singh, Wahler, Winton & Gedanken und Gefühle zu verändern, son- fühlen erfolgt eine „Dekonstruktion“ von Adkins, 2004; Patel, Carmody & Simpson, dern die Beziehung der Klienten zu ihren komplexen Erfahrungen oder auch des 2007), Schmerz (Grossman, Tiefentha- Gedanken und Gefühlen. Sie werden daher Selbstbildes. Dies kann selbst Schmer- ler-Gilmer, Raysz & Kesper, 2007; Moro- nicht mehr angeleitet, negative Gedanken zen ihren überwältigenden Charakter ne, Greco & Weiner, 2008), Krebs (Carl- oder Selbstbilder auf ihren Wahrheitsgehalt nehmen und sie handhabbar machen son, Speca, Faris & Pate, 2007; Dobkin, zu überprüfen und sie durch andere, po- (Young, 2004). 2008), Palliativmedizin (Harrer, 2009b), sitive Gedanken zu ersetzen. Stattdessen sexuelle Störungen (Brotto, Basson & Lu- werden diese „einfach“ als Gedanken und Achtsamkeit wird somit über mehrere ria, 2008), Paartherapie (Atkinson, 2005; Konstrukte erkannt und verlieren damit an Mechanismen wirksam. Martin (1997) Christensen, Atkins, Yi, Baucom & Geor- Bedeutung. Dieses Vorgehen wird „distan- sieht in ihr sogar einen allgemeinen Wirk- ge, 2006).

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Psychotherapeutenjournal 1/2010 17 Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

Achtsamkeit in psychodynami- So verwundert es nicht, dass es ein Kör- wird davon ausgegangen, dass Menschen schen, körperorientierten und perpsychotherapeut war, der amerikani- im Alltagsbewusstsein normalerweise mit humanistischen Verfahren sche Psychologe Ron Kurtz, der in den ihren jeweiligen Zuständen „identifiziert“ 1960er und 1970er Jahren bei der Ent- sind, insbesondere unter starken emotio- Auf Achtsamkeit oder analogen Prinzipien wicklung der Hakomi-Methode als erster nalen Belastungen. Dazu eine Fallvignette: beruhende methodische Ansätze gibt es die Achtsamkeit systematisch, explizit und in den psychodynamischen und körperpsy- konsequent in ein psychodynamisches Ein 44-jähriger Buchhalter beschreibt sei- chotherapeutischen Verfahren schon seit Verfahren integrierte (Kurtz, 1994). Auch nen aggressiven Dauerzustand folgen- über 100 Jahren. Dies wird bei der Rezepti- Eugene Gendlin (1998) nutzte im Focu- dermaßen: „Ich bin ein total wütender on ihrer aktuellen Anwendung in der Verhal- sing den Körper als das zentrale Objekt Mensch ... ich könnte gerade herumgehen tenstherapie oft übersehen, wie etwa von achtsamer Beobachtung und auf diese und ein paar Leute umhauen.“ „Ich“ und Huppertz (2009). Selbst Freud könnte man Weise auch als Ausgangspunkt für aufde- die Wut sind dabei verschmolzen, er er- zuschreiben, mit der „gleichschwebenden ckendes Erleben in der Psychotherapie. Zu lebt den wütenden Zustand als er selbst. Aufmerksamkeit“ und dem „freien Assozi- der Zeit, in der die Verhaltenstherapie die Das passiert auch, wenn sein Zustand ieren“ der Achtsamkeit verwandte Konzep- Achtsamkeit entdeckte, hatte sich somit in sich plötzlich verändert: Er trifft seine seit te vorgeschlagen zu haben (vgl. Schade, den tiefenpsychologischen und humanisti- Langem im Ausland lebende Tochter und 2007). Einer der frühen Psychoanalytiker, schen Verfahren bereits eine bedeutsame weint vor Glück. Auch diesen Zustand er- Roberto Assagioli (1992) entwickelte – von Entwicklungslinie etabliert, die auf eine lebt er als „Ich“: „Ich bin so glücklich“, sagt östlicher Philosophie beeinflusst – die Psy- reiche Erfahrung mit der Anwendung von er in der darauf folgenden Sitzung. chosynthese. In Deutschland waren es am Achtsamkeit – oder achtsamkeitsähnlicher Beginn des letzten Jahrhunderts vor allem Methodik – zurückblicken konnte. Das regelmäßige Training der Achtsam- die Jugendreformbewegung sowie das keit führt dazu, dass der Klient anfängt, große Interesse an östlichem Gedanken- Auch in der Psychoanalyse gibt es seit den die Zustände auf neue Weise zu erleben: gut und die phänomenologische Philoso- 1970er Jahren zahlreiche Versuche, die Pra- Er gewinnt ein Gefühl für ein „Ich“ in ei- phie, die einen Hintergrund für achtsame xis der Achtsamkeit für den therapeutischen ner Beobachtungsposition, aus der dieses Formen der Bewegungs- und Tanztherapie Prozess nutzbar zu machen (Epstein, 1998; „Ich“ den Zustand der Wut oder den Zu- schufen. Dabei wurde die Arbeit von Elsa Safran, 2003; Germer, Siegel & Fulton, stand des Glücks wahrnimmt. Gindler (Weaver, 2006) und Charlotte Sel- 2009; Weischede & Zwiebel, 2009). ver (Brooks, 1997) zum Ausgangspunkt für Das beobachtende Wahrnehmen der In- eine Reihe von Therapieformen. Sie inspi- Grundsätzlich gibt es zwei Formen ihrer nenwelt wird dabei zu einer ruhigen und rierte auch Fritz Perls und seine Gestaltthe- konkreten Integration in Psychotherapien: immer konstanteren Begleitung seiner rapie (Perls, Hefferline & Goodman, 2006). zum einen das Einfügen kleiner Übungen in wechselnden Zustände, die z. B. die Wut Wenn auch dessen Konzepte von „aware- den Therapieverlauf oder in den Alltag des wahrnimmt und fühlt, aber eben nicht mit ness“ und „Hier und Jetzt“ nicht die Genau- Klienten (Weiss, Nordlie & Siegel, 2005), ihr identifiziert ist. igkeit und Konsequenz des buddhistischen zum anderen die achtsame Haltung des Verständnisses enthielten, war es doch der Das Beispiel verdeutlicht, wie sich das Erle- Therapeuten. Vor allem der zweite Ansatz achtsame östliche Geist, der sich in sei- ben des „Ich“ zunehmend mit dem „Inne- wird im Rahmen der Psychoanalyse derzeit nem und vielen anderen humanistischen ren Beobachter“ verbindet. Dieser nimmt – auch in der Ausbildung von Psychothe- Verfahren widerspiegelt. Bundschuh-Müller nicht nur einzelne Gedanken, Empfindun- rapeuten – verfolgt, und die sich daraus (2007) macht für die Gesprächspsychothe- gen und Gefühle wahr. Mit der Zeit werden ergebenden Auswirkungen auf die Thera- rapie geltend, dass sie ein „achtsamkeits- auch wiederkehrende Aktivierungsmuster peut-Klient-Beziehung diskutiert (Hick & basiertes personzentriertes Verfahren“ sei, als „Zustände“ bzw. wechselnde Identifi- Bien, 2008). Inzwischen liegt auch eine da die von Rogers vertretene Grundhaltung zierungen mit Persönlichkeitsanteilen er- Studie vor, die zeigt, dass sich das Üben Achtsamkeit impliziere. Ein Gesichtspunkt, kannt. Diese in einem disidentifiziertem der Achtsamkeit auf Seiten der Therapeu- der auch von Walsh (2008) speziell für den Zustand teilhabend zu beobachten und tinnen günstig auf die Therapieergebnisse Aspekt der Empathie diskutiert wird. immer genauer und akzeptierend wahrzu- auswirkt (Grepmair & Nickel, 2007). nehmen, ist ein Weg zu ihrer Integration (Siegel, 2007). Auch die buddhistische Für die meisten von der Achtsamkeit in­ Disidentifikation spirierten Therapiemethoden war es offen- Psychologie misst dem Erkennen und sichtlich, dass diese Art von Bewusstseins- Unabhängig davon, wie Achtsamkeit geübt Loslassen von Identifizierungen mit Per- schulung mit der genauen, nach innen wird, im Alltag, in Trainingseinheiten, in sönlichkeitsanteilen bzw. Selbstkonzepten gerichteten Beobachtung körperlicher kleinen Übungen während der Sitzungen eine zentrale Bedeutung zu. Dafür muss Phänomene einhergehen muss. Auch in oder in der Interaktion mit dem Therapeu- aus psychologischer Perspektive mögli- der traditionellen buddhistischen Übung ten – der zentrale Wirkmechanismus auch cherweise zunächst ein reifes „Ich“ ent- steht der Körper zunächst fast immer im in den tiefenpsychologischen Methoden wickelt sein. Engler (2003) beschreibt ein Vordergrund und wird zum Ankerpunkt für ist die bewusst gemachte Trennung von „being somebody“ als Voraussetzung für das gegenwärtige Erleben. Beobachtetem und Beobachter. Dabei ein „being nobody“.

18 Psychotherapeutenjournal 1/2010 H. Weiss, M. E. Harrer

Einsicht allein ist zu wenig, um Verände- mentan im Körper gespürt wird, das Agens Ein 34-jähriger Standesbeamter kommt rungsprozesse in Richtung disidentifizier- des Veränderungsprozesses“ ist (2007, S. wegen Schlafstörungen und unkontrol- ter Zustände herbeizuführen. Es bedarf 80). In der Psychoanalyse plädiert Stern lierbarer Nervosität in Gegenwart seiner eines konsequenten Trainings, das aus (2005) für die Beachtung der verändern- Vorgesetzten in Therapie. Er bemerkt, Sicht neurobiologischer Forschung einen den Kraft des „Gegenwartsmoments“. dass er sofort den Blicken seines Thera- Umbau der Hirnarchitektur zur Folge hat peuten ausweicht, sobald sich die beiden (Davidson et al., 2003a; Smith, Davidson Erst durch die Übung von Achtsamkeit wird auch nur für einen Moment anschauen. & Kabat-Zinn, 2004; Farb et al., 2007; Lu- es möglich, längere Zeit mit der Aufmerk- Der Therapeut führt ihn in einen acht- ders, Toga, Lepore & Gaser, 2009) und der samkeit in der Gegenwart zu verweilen samen Zustand, hier mit geschlossenen die neuronale Basis für disidentifizierte Be- und nicht Gedankenketten folgend, in Ver- Augen. Dann bittet er ihn, ganz genau obachtungsprozesse bildet. gangenheit oder Zukunft zu wandern. Ei- zu beobachten, was im Inneren passiert, nem entsprechend geübten Klienten wird wenn er sich vornimmt, die Augen zu öff- Der Klient wird dann beispielsweise nicht es zunehmend möglich, immer genauer nen – im Wissen, dass der Therapeut ihn mehr von seinen selbstverurteilenden Ge- seine automatisch ablaufenden inneren anblickt. Nach einigen Sekunden fängt er dankenautomatismen gefangen gehalten Prozesse zu beobachten. Die habituellen an, zu beschreiben, wie sich bei dieser (Linehan, 1996) oder von traumatischem Er- Abläufe des prozeduralen Gedächtnisses Vorstellung sein Bauch verkrampft. Der leben überrollt (Ogden et al., 2009; Redde- sowie die der mentalen Prozesse werden Therapeut fragt nun nach und untersucht mann, 2006). Er kann bei seiner Wahrneh- wohlwollend erlaubt, unter Umständen in einem achtsamen, nach innen gerich- mung bleiben, statt zu dissoziieren (Michal auch erforscht, sich daraus ergebende Im- teten Zustand gemeinsam mit ihm die et al., 2007) und gewinnt eine größere Tole- pulse aber nicht in Handlung umgesetzt genauen Empfindungen im Bauch. Diese ranz gegenüber aversivem Erleben, was sich (Weiss, 2009). werden beiden nun immer feiner und de- etwa auch im Umgang mit Schmerz auswirkt taillierter bewusst. Über mehrere Minu- (Grant & Rainville, 2009). Mit Hilfe eines trainierten „Inneren Beob- ten wird die damit verbundene intensive achters“ wird damit in der psychodyna- Angst deutlich, die den ganzen Körper Die Beobachtung von mischen Therapie ein besonderer, neuer erfasst und ihn subtil „vibrieren“ lässt. ­Aktivierungen des „impliziten Arbeitsmodus möglich: ein andauerndes, Nun studieren beide gemeinsam diese Gedächtnisses“ im gegen­ genaues, nach innen gerichtetes Studi- Angst und deren Qualitäten. Dabei tau- wärtigen Moment um der gegenwärtigen Aktivierungen des chen plötzlich Bilder von bösen, bohren- Die Bedeutung des „Hier und Jetzt“ wird in „impliziten“ Gedächtnisses (Roth, 2003; den Augen auf, die der Klient aus seinen der Humanistischen Psychologie schon seit Schacter, 1992). Hiermit sind in erster Li- Träumen kennt. Er bemerkt, dass er intu- einem halben Jahrhundert betont (Perls et nie emotionale und körperliche Phänome- itiv zu erwarten scheint, dass die Augen al., 2006). Bundschuh-Müller macht darauf ne gemeint, die auftreten, wenn aufgrund anderer Menschen feindlich und drohend aufmerksam, dass in E.T. Gendlins erlebens- individueller Auslöser automatische, meist auf ihn gerichtet sind, besonders dann, bezogenem Focusing-Ansatz „...das gegen- unbewusste Reaktionen ablaufen (Bargh & wenn diese Personen „größer“ sind, als wärtige Erleben der Person, so wie es mo- Chartand, 1999). Ein Fallbeispiel: er selbst.

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Psychotherapeutenjournal 1/2010 19 Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

Orientierung auf den Körper Klientin: (Gesicht wird ernst) „Nein, ... nein, Therapeut: „Wollen wir einen Moment und die Gefühle ... das ging mir schon ganz schön nahe.“ dabei bleiben und es genauer untersu- (Die Klientin berichtet im Alltagsbewusst- chen?“ Achtsamkeit hat ihren Ausgangspunkt im sein, entfernt vom gegenwärtigen Mo- Körper, ihr Körperbezug ist essentiell. So ment. Um einen Schritt in die Achtsamkeit Klientin: (Nickt langsam) „Ja, ... ja, … beginnt etwa die auf Buddha zurückge- vorzubereiten nutzt der Therapeut den Wi- mein Gott, das ist, als wenn jede Zelle sich hende Achtsamkeitsmeditation (Vipassa- derspruch zwischen zwei „Teilen“, die sie verkrampft.“ na) mit der inneren Betrachtung körperli- bemerkt: einem beschämten und einem, cher Phänomene, wie der Atemtätigkeit. der die Scham verbergen will.) In der Folge erlaubt sich Frau L., langsam Der Körper ist zugleich das einfachste ihren Schamzustand entstehen zu lassen, Objekt der Beobachtung und der Ort an Therapeut: „Das trifft dich irgendwie?“ (Er um ihn zu erkunden. Sie bleibt für etwa dem sowohl prozedurale, als auch emoti- spricht in der Gegenwartsform.) zehn Minuten in Achtsamkeit, um heraus- onale Ereignisse wahrgenommen werden. zufinden, wie dieses Gefühl der Scham Dazu gehören etwa in der frühen Mutter- Klientin: „Ja, das ist mir unheimlich pein- beschaffen ist und seine Hintergründe ins Kind-Interaktion erlernte motorische Sche- lich.“ Bewusstsein treten zu lassen. Sie ist im Zu- mata (Stern, 1979; Downing, 2006; Sie- stand der Scham und studiert zugleich die- gel, 2006). Die Bedeutung des „Körpers“ Therapeut: „… richtiges Schämen?“ sen Zustand aus der Beobachterposition. bzw. seiner mentalen Repräsentanz beim Klientin: „Ich glaub´ schon.“ Erleben von Emotionen (Damasio, 2000, Orientierung auf die Erfahrung 2004) und bei der Selbstorganisation der menschlichen Psyche ist auch auf der Ba- Therapeut: „Hättest du Interesse, dieses Das Wesen der Achtsamkeit steht im Wi- sis der neurobiologischen Forschung all- Gefühl einmal genauer zu erforschen?“ derspruch zu einem mental reflektieren- gemein anerkannt (Davidson, Scherer & Klientin: „Naja, … ich schäm’ mich ja viel den Vorgehen. Wenn Reflexionen auftau- Goldsmith, 2003b; Damasio, 2005). ...“ chen, werden diese – wie auch andere Phänomene – aus einer wohlwollend-di- So fördern etwa die Gestalttherapie und Therapeut: „Eigentlich‚ ’ne wichtige Sa- stanzierten Perspektive beobachtet. Sie verschiedene Körperpsychotherapien mit che?“ werden bemerkt und studiert, aber nicht ihrem Fokus auf sinnlicher Selbstreflexivität als Ausdruck der Realität verstanden. (Marlock, 2006) eine genaue Leibwahr- Klientin: „Das stimmt.“ nehmung. Sie nutzen Methoden, die der Achtsamkeit eignet sich aus diesen Grün- Achtsamkeit zumindest nahe kommen. Therapeut: „Dann nimm dir doch mal den besonders für eine Nutzung innerhalb Dabei werden Klienten angehalten, aus ei- einen Moment Zeit, um achtsam zu wer- der von Greenberg, Watson und Lietaer nem nach außen gerichteten, automatisch den.“ (Die Klientin hat schon Erfahrung (1998) als „erfahrungsorientiert“ bezeich- (selbst)organisierten Zustand im Alltagsbe- mit Achtsamkeit.) neten Psychotherapieformen wie der Ge- wusstsein in einen selbstwahrnehmenden sprächstherapie, Focusing und bestimmten und untersuchend-achtsamen Zustand zu Klientin: (Setzt sich zurück, der Blick senkt Körperpsychotherapien, somit Verfahren, wechseln. sich, sie fokussiert nach innen.) die sehr großes Gewicht auf die Rolle des Bewusstseins, der Gefühle und meist auch Therapeut: „Lass die Szene doch noch Der Ablauf kann dem ähneln, was im Pro- des Körpers legen. Er schreibt: tokoll einer körperpsychotherapeutischen einmal vor deinem geistigen Auge ablau- Sitzung mit einer 26-jährigen Studentin fen.“ „Es wurde (von Greenberg et al., Anm. der beschrieben wird: Autoren) kürzlich ein dialektisch-konstrukti- Klientin: (Nickt nach einer Weile) vistisches Modell einer erfahrungsorientier- Klientin: (Erzählt von einem Streit mit ten (experientiellen) Therapie vorgeschla- Therapeut: „Was kannst du bemerken? … ihrer Chefin bei einer Tele-Marketing- gen, in dem Erfahrungstheorie auf einer Wie reagiert dein Inneres?“ Firma) „Dabei hatte ich sehr wohl beide Linie mit modernen Sichtweisen von Emoti- Zettel ausgefüllt … sie hatte nur nicht Klientin: (Pause) „Alles zieht sich zusam- on, von konstruktiver Kognition und von der richtig nachgeschaut. Jedenfalls hat sie men ... ich fühle, wie ich zu lächeln anfan- Arbeitsweise dynamischer Systeme integ- mich derart angebrüllt, dass mir fast das ge ... da ist nur ein Impuls ... nur weg!“ riert und entwickelt wird. ... Aus dieser Sicht Trommelfell geplatzt ist ... und alle haben wird eine Person als ein symbolisierendes, natürlich herübergeschaut.“ (Spricht mit Therapeut: „Da passiert ´ne ganze Menge Bedeutung schaffendes Wesen verstanden, lächelndem Gesicht.) auf einmal?“ (Pause) das als ein dynamisches System handelt und ständig Informationen aus vielen Ebe- Therapeut: „Du lachst (Pause) aber es Klientin: „Ja, aber dieses Kontrahieren ... nen der Verarbeitung, sowohl aus inneren scheint dir nicht wirklich nach Lachen zu- dieses Wegschrumpfen ... das ist richtig als auch äußeren Quellen, in bewusste Er- mute zu sein?“ intensiv.“ fahrung synthetisiert. Drei Hauptebenen der

20 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Fort- und Weiterbildung/Stellenmarkt

Die Alexianer sind eine Unternehmensgruppe der Gesundheits- und Sozial- wirtschaft. Bundesweit betreiben wir Krankenhäuser, Heime der Alten- und Behindertenhilfe, ambulante Versorgungs- und Pfl egeeinrichtungen sowie Werkstätten für behinderte Menschen und Integrationsfi r men. Als Tochter des Ordens der Alexianerbrüder mit über 800-jähriger Tradition sind wir Arbeitgeber für mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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SIE VERFÜGEN ÜBER: t FJOFBCHFTDIMPTTFOFPEFS[VNJOEFTUXFJUGPSUHFTDISJUUFOF8FJUFSCJMEVOH Deutsche Gesellschaft für t 7FSBOUXPSUVOHTCFSFJUTDIBGUTPXJF*OUFHSBUJPOTVOE5FBNGÊIJHLFJU t ,FOOUOJTTFJO1MBOVOHVOE%VSDIGàISVOHWPOQTZDIPQBUIPNFUSJTDIFO Hypnose und Hypnotherapie (DGH) Testungen t (SVOELFOOUOJTTFJOOFVSPQTZDIPMPHJTDIFS%JBHOPTUJLVOE5IFSBQJFXÊSFO wünschenswert

Hypnotherapieweiterbildung WIR BIETEN IHNEN: t FJOFÊV•FSTUBCXFDITMVOHTSFJDIFVOEWJFMTFJUJHF5ÊUJHLFJUNJUFJOFNHSڕU für  NÚHMJDIFO.B•BO4FMCTUWFSBOUXPSUVOHVOEFJHFOTUÊOEJHFS0SHBOJTBUJPO  t TFISHVUF"SCFJUTCFEJOHVOHFO BVGHFTDIMPTTFOFT HVUFJOHFTQJFMUFT5FBNTPXJF DiplompsychologInnen, ÄrztInnen  LPMMFHJBMFVOEGSFVOEMJDIF"SCFJUTBUNPTQIÊSFJOHSP•[àHJHFO NPEFSOFO3ÊVN lichkeiten mit psychodiagnostischem Testlabor) Konstanz und WIESBADEN t FJOF MFJTUVOHTHFSFDIUF 7FSHàUVOH OBDI "73$BSJUBT FJOTDIMJF•MJDI BMMFS 4P[JBM leistungen und einer zusätzlichen Altersversorgung Referent: Prof. Dr. Walter Bongartz t CFJFOUTQSFDIFOEFS&JHOVOHEJF.ÚHMJDILFJU[VTÊU[MJDIFS&JOOBINFOJN3BINFO www.hypnose-kikh.de  EFT-JRVJEBUJPOTSFDIUFTEFT$IFGBS[UFT t 6OUFSLVOGUTNÚHMJDILFJUJN1FSTPOBMXPIOIFJN Beginn des curriculums: Konstanz: 02.10.2010 t EJF.ÚHMJDILFJU *ISF,JOEFSCFUSFVFO[VMBTTFO Wiesbaden: 23.10.2010 t EFS$IFGBS[UWFSGàHUàCFSFJOF[XFJKÊISJHF8FJUFSCJMEVOHTCFGVHOJTGàSEBT(FCJFU Psychiatrie und Psychotherapie Kursinformationen/ K.I.K.H. (Klingenberger Institut für Anmeldung: Klinische Hypnose) 'àSOÊIFSF"VTLàOGUFTUFIU*IOFO$IFGBS[U%SNFE Färberstr. 3A 44QJUUMFSHFSO[VS7FSGàHVOH5FM   78467 Konstanz Fon/Fax: 07531 - 6060350 Unsere Arbeitsatmosphäre ist geprägt durch ein Mit- [email protected] einander, das durch das christliche Menschenbild bestimmt ist. Wir wünschen uns dabei Ihre aktive Mitwirkung. COESFELD Ihre Bewerbung richten Sie bitte an: Referentin: Dr. Helga HÜSKEN - JANSSEN Krankenhaus Maria-Hilf GmbH Krefeld www. dgh-hypnose.de Chefarzt Dr. med. S. Spittler Psychiatrische Institutsambulanz Beginn des curriculums: COESFELD: 03.12.2010 Oberdießemer Straße 136 · 47805 Krefeld Kursinformationen/ Westfälisches Institut für Anmeldung: Hypnose und Hypnotherapie Druffelsweg 3 Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter: 48653 Coesfeld Fon: 02541 - 6500 www.maria-hilf.de · www.alexianer.de · www.alexianer-kloster.de [email protected] Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

Verarbeitung – die angeborene sensumo- ken eine ergebnisoffene, akzeptierende dem dieser jeden Inhalt bewahren kann, torische, die des emotional-schematischen Grundhaltung, die aus der Perspektive der ohne das Bedürfnis, diesen zurückzuwei- Gedächtnisses und die Verarbeitung auf der Achtsamkeit Voraussetzung für exaktes Be- sen oder durch eine Handlung loszuwer- konzeptuellen Ebene – werden identifiziert. obachten und zunehmenden Frieden mit den (vgl. Pelled, 2007). Dabei werden Menschen so verstanden, sich selbst und Anderen ist (Germer, 2006; „„Achtsamkeitsschulung erhöht die Em- dass sie ihre Erfahrungen in Schemata hin- Kornfield, 2008). Eine solche Haltung wi- pathiefähigkeit (Shapiro & Izett, 2008), ein organisieren, die auf der Gefühlsebene derspricht in vielerlei Hinsicht dem vorherr- indem vermehrte Selbsteinfühlung verankert sind und die dann eine zentrale schenden Behandlungsparadigma unserer auch zu einem tieferen Verständnis da- Rolle in der Funktion und bei der Schaffung Zeit. Die Umstellung auf eine achtsame rüber führt, wie Menschen ihre eigene von Bedeutung spielen“ (Greenberg et al., Haltung ist daher für Therapeuten in der Welt erschaffen. Mitgefühl für andere 1998, S. 42-43, Übersetzung und Hervorhe- Regel eine große Herausforderung. Wenn und sich selbst (Self-Compassion, vgl. bung durch die Autoren). sich die Wirkung der Achtsamkeit entfal- Neff, 2003; Germer, 2009b) wird ge- ten soll, muss ein Therapeut sie vorleben fördert. Da Achtsamkeit in der Therapie dazu genutzt können. Sie spiegelt sich dann in einer lie- „„Die Fähigkeit des Therapeuten, inten- werden kann, diese inneren Verarbeitungs- bevollen und präsenten therapeutischen sive Gefühle wahrzunehmen und aus- prozesse und Schemata zu beobachten, zu Beziehung wider (Hick, 2008). zuhalten, wirkt für Klienten als Modell, aktivieren und ins Erleben zu heben, ist auch sich ihnen ebenfalls zuzuwenden und ein Durcharbeiten dieser Erfahrungen mög- Die therapeutische Beziehung gilt allgemein sich ihnen auszusetzen. lich, sowie die Vermittlung „korrigierender“ als wichtigster einzelner Wirkfaktor der Psy- Erfahrungen (Alexander & French, 1946). chotherapie (Lambert, 1992). Der Achtsam- „„Eigene Theorien und Modelle werden Solche Prozesse werden zum Beispiel bei keit kann bei ihrer bewussten Gestaltung zunehmend als solche erkannt und da- Kurtz (1994) und Weiss, Harrer und Dietz vielleicht eine bedeutsame Rolle zugebilligt durch weniger für „wahr“ gehalten. The- (2010) beschrieben. Dabei werden, anders werden (Fulton, 2009). Psychotherapeuten rapeuten sind dann auch weniger an sie als in den klassischen Achtsamkeitsübungen, können durch eine geschulte Achtsamkeit gebunden und werden ergebnisoffener. beobachtete Objekte nicht nur wahrgenom- auf mehrfache Weise zum Gelingen des „„Achtsamkeit verhilft zu einem bewusste- men und dann aus der Wahrnehmung „fal- therapeutischen Prozesses beitragen: ren Umgang mit eigenen narzisstischen len gelassen“. Stattdessen können dabei auf- Themen, mit Selbstbild und Selbstwert tretende, problematische Zustände mit Hilfe „„Ihre Präsenz (Gehart & McCollum, und zu einer höheren Toleranz gegen- des Therapeuten über längere Zeit bewusst 2008) und Aufmerksamkeit für das Er- über den eigenen Grenzen. fokussiert und vertiefend erforscht werden. leben des Klienten sowie ihr gleichblei- Das entstehende, zunehmend komplexe bendes Interesse („wholehearted at- Es gibt allerdings bisher nur vereinzelt do- Erleben kann nach seiner Aktivierung durch tention“; Horney, 1951) können an sich kumentierte, dafür aber vielversprechende genau konzipierte neue Erfahrungen positiv schon zu einer für viele Klienten neuen, Versuche, Achtsamkeitsschulung in die verändert werden (vgl. Grawe, 2004, S. 429; heilsamen Erfahrung werden. Ausbildung von Psychotherapeuten zu in- Nadel, 1994; Nader, 2003). „„Die Fähigkeit zur „bifokalen Wahrneh- tegrieren (Fulton, 2009; Gehart & McCol- mung“ wird verfeinert, indem Thera- lum, 2008; Grepmair et al., 2007). peuten lernen, das Erleben des Klienten Achtsamkeit der und zugleich ihr eigenes zu beobach- Therapeuten ten. Weischede und Zwiebel (2009, S. Grenzen der Anwendung 39) beziehen sich auf Freud und das von Achtsamkeit Bei achtsamkeitsbasiertem Vorgehen wird von ihm beschriebene Beobachten der der Achtsamkeit des Therapeuten zumeist eigenen psychischen Vorgänge unter Die Anwendung des buddhistischen Kon- eine besondere Bedeutung zugesprochen. Vermeidung kritischer Bewertungen. Al- zepts der Achtsamkeit in der modernen Wegen ihrer wachsenden Popularität lerdings hätten weder Freud noch seine Psychotherapie stößt auch an Grenzen. könnten sich allerdings auch Therapeuten Nachfolger beschrieben, wie diese Hal- Ganz grundsätzlich lässt sich mit Grossman zur Nutzung der Achtsamkeit hingezogen tung kultiviert werden könnte. (2008) kritisch fragen, inwieweit die moder- fühlen, die wenig eigene Erfahrung mit „„Die akzeptierende Haltung dient dem nen westlichen Versuche, Achtsamkeit zu Achtsamkeitspraxis haben. Auf dieses Pro- Klienten als Modell, sich eigenen abge- konzeptualisieren, zu operationalisieren und blem wurde auch in der Verhaltenstherapie lehnten Anteilen wohlwollend und ohne zu messen überhaupt der Breite und Tiefe ausführlich hingewiesen, beispielsweise Selbstkritik zuzuwenden, sie zu verstehen des Konzepts gerecht werden. Es bestünde von Segal, Williams und Teasdale (2008). und anzunehmen. In der Begrifflichkeit die Gefahr, Achtsamkeit zu trivialisieren. Insbesondere zielorientierte und manuali- Bions könnte man Achtsamkeit auch als sierte Interventionen behindern unter Um- Erweiterung der Fähigkeit des Therapeu- Die Anwendung von Achtsamkeit ist mit ständen die wissenschaftlich-neugierige ten zu „Reverie“ oder als Verbesserung großen Herausforderungen an die Thera- Haltung der Achtsamkeit. Sie beschrän- des „inneren Containers“ verstehen, in- peuten verbunden:

22 Psychotherapeutenjournal 1/2010 H. Weiss, M. E. Harrer

„„Die Haltung der Ergebnisoffenheit: Es gibt dazu Grenzen auf der Seite der Eine potentielle Gefahr liegt in einer aus Diese steht in einem grundsätzlichen Klienten: Achtsamkeit ist eine komplexe Sicht der Autoren falsch verstandenen Spannungsfeld zu den Veränderungs- psychische Leistung, die meist erst im Achtsamkeitspraxis im Sinne von Disso- ansprüchen der Klienten, den Anforde- Verlauf der Psychotherapie entwickelt ziation und einem Vermeiden von Unan- rungen des Gesundheitssystems und und geübt werden muss. So verhin- genehmem und Schmerzlichem, oder der der Therapeuten an sich selbst (vgl. Lau dert etwa ein erhöhtes oder zu gerin- Abspaltung von unakzeptablen Persön- & McCain, 2005). ges Aktivierungsniveau den Zugang zu lichkeitsanteilen. Speziell „klassische“ An- „„Der Umgang mit der Paradoxie einer ak- achtsamen Zuständen. Bei Klienten mit leitungen zur Konzentration etwa auf den zeptanzbasierten Veränderung, die aus strukturellen Störungen sind oft am Be- Atem und dem Loslassen aller anderen dem „Nicht-Verändern-Wollen“ entsteht, ginn einer Therapie eine differenzierte- Wahrnehmungen könnten in diesem Sin- und doch die Veränderung intendiert. re Wahrnehmung des Körpers und eine ne verstanden und wirksam werden. Beobachtung und Beschreibung von Ge- „„Die Widersprüche zwischen den Kon- danken und Gefühlen ohne unmittelbar Achtsamkeit stößt zuletzt noch auf die kultu- zepten diagnostischer Einordnung und zu handeln nahezu unmöglich. Dann be- rell-weltanschaulichen Grenzen des Anwen- störungsspezifischer, bisweilen sogar darf es einer längeren, strukturbildenden dungskontextes. Ihr Welt- und Menschbild manualisierter Vorgehensweisen und Vorarbeit, um Achtsamkeit überhaupt steht im Widerspruch zu dem der „Repara- einer bewusst ohne Konzepte gestal- erst zu ermöglichen. Die Entwicklung turmedizin“ und des Gesundheitssystems, teten Begegnung mit dem Klienten selbstreflexiver Fähigkeiten in Form eines das die aktuelle Psychotherapieauffassung im „Anfängergeist“ und eines prozess­ wohlwollenden „Inneren Beobachters“ prägt (Linford & Arden, 2009). orientierten Vorgehens. Dies ist mit ist dann u. U. ein jahrelanger Prozess dem Verlust einiger Dimensionen einer (vgl. Günther, 2006). Sicherheit gebenden Expertenrolle ver- bunden. Ausblick Beschreibungen von „Nebenwirkungen“ „„Die grundlegende Akzeptanz auch von Achtsamkeitstrainings beziehen sich Es ist anzunehmen, dass die Integration schwieriger Persönlichkeitsanteile der nicht auf die beschriebenen Anwendun- von Achtsamkeit in psychotherapeutische Klienten, besonders wenn diese selbst gen, sondern auf längere Intensiv-Retreats Prozesse keine Modeerscheinung ist. darunter leiden. (Shapiro, 1992). Die Sorge, dass Achtsam- Der Stand der Forschung und Praxis ist „„ Die Nähe und Intimität der Begegnung, keit zu einer psychischen Dekompensation bereits sehr fortgeschritten und scheint die das präsente, achtsame Miteinan- führen kann, wird von Bohus & Wolf (2009, darauf hinzuweisen, dass Achtsamkeits- der herstellt. S. 85) entkräftet: Sie betonen, dass sie bei übungen einen tiefen Einfluss auf die „„Die Modellfunktion, welche der Thera- ihren über 500 mit der DBT behandelten Struktur des Bewusstseins und des Ge- peut auf der Basis seiner persönlichen Borderline-Patientinnen während oder nach hirns ausüben. Solch ein Bewusstseins- Erfahrung das Konzept – im engeren Achtsamkeitsübungen noch nie eine psy- training eröffnet eine inspirierende neue Sinne des Wortes – verkörpert. chotische Entgleisung beobachtet hätten. Perspektive in der Psychotherapie, da ei-

Universitätsverb u n d f ü r Fo r t b i l d u n g in Psychologischer Ps y c h o t h e r a p i e Praxissymposium (8 Fortbildungspunkte, LPPKJP-Hessen) Sa. 12. Juni 2010, 9:00 – 18:00 Körper, Emotion und Selbstwert in der Psychotherapie Prof. Paul Gilbert: Compassion Focused Therapy; UK Prof. Dr. Georg Eifert: Selbstwert in der aktzeptanzbasierten Therapie; USA PD Dr. Johannes Michalak: Achtsamkeit, Emotion und Körper; GER Dr. Anne Dyer: Körperbildtherapie; GER Informationen/Anmeldung: Dr. Heike Winter, Ausbildungsprogramm Psychologische Psychotherapie, Postfach 11 19 32, Fach 120, 60054 Frankfurt/Main Tel.: 069-798 23723, Mail: [email protected], Web: www.psychotherapie-ausbildung-frankfurt.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 23 Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – ein Paradigmenwechsel?

ne fundamentale Ressource aktiviert zu werden scheint.

„Psychologische Techniken aus einer 2500 Jahre alten Tradition zur Verfügung zu haben, die offensichtlich unser Gehirn verändern, unser Verhalten zum Besseren formen und intuitive Einsichten ermög- lichen, wie man das Leben vollständiger lebt, sind eine Gelegenheit, die Psychothe- rapeuten schwerlich ignorieren können. Die Zeit wird erweisen, was wir daraus machen“ (Germer, 2009a, S. 49).

Literatur Dipl.-Psych. Halko Weiss Ph.D. Dr. med. Michael E. Harrer Die Literatur zu diesem Artikel finden Sie auf der Internetseite der Zeitschrift unter Psychologischer Psychotherapeut, Psychiater und Psychotherapeut (Ka- www.psychotherapeutenjournal.de, wei- Mitbegründer und Senior Trainer des Ha- tathym imaginative Psychotherapie, komi Institute in Boulder, Colorado, USA Hypnosepsychotherapie, Hakomi) und terführendes zu Achtsamkeit unter www. Trainer, Coach, Supervisor Supervisor in freier Praxis in Innsbruck achtsamleben.at. Lagerlöfstraße 22 Jahnstraße 18 22391 Hamburg A-6020 Innsbruck [email protected] [email protected]

24 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung von Psychotherapeut/inn/en über die Lebensspanne

Karin Jeschke1 und Sabine Wolff2 1 Psychotherapeutenkammer Berlin 2 Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT), Berlin

im Collaborative Research Network zu- Zusammenfassung: Wie gelingt es Psychotherapeuten, trotz widriger Einflüsse sammen, um die persönliche und beruf- die Freude an der Arbeit nicht zu verlieren, sich Routine und Desillusionierung zu liche Entwicklung von Therapeut/inn/en widersetzen und sich zu entwickeln? Dieser Beitrag stellt die zwei international be- über die Lebensspanne systematisch zu deutendsten empirischen Studien zur professionellen Entwicklung von Therapeut/ untersuchen. Bis zum heutigen Zeitpunkt inn/en vor: Die Minnesota Study of Counselor and Therapist Development sowie wurden in die groß angelegte International die großangelegte International Study on the Development of Psychotherapists, bei Study on the Development of Psychothe- der mehr als 7000 Therapeuten aus über 20 Ländern in eine umfangreiche empi- rapists (ISDP) über 7000 Psychothera- rische Analyse einbezogen wurden. Beide Studien berücksichtigen sowohl positive peut/inn/en aus über zwei Dutzend Län- als auch negative Aspekte der Entwicklung und beschreiben zwei parallel laufende dern, besonders aus Deutschland (21,7%), Zyklen während der Tätigkeit als Psychotherapeut/in. Es werden Prozesse und Fak- den USA (17,3%), Norwegen (16,5%) und toren vorgestellt, die zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen von Therapeut/ Südkorea (11%), in eine umfangreiche inn/en beitragen. Schließlich wird aufgezeigt, wie Praktiker/innen einem negativen empirische Analyse einbezogen (Orlinsky Entwicklungsverlauf vorbeugen können. & Ronnestad, 2005; Ronnestad & Orlins- ky, 2006). Diese Studie steht im Zentrum Modelle beschränken sich aber auf die Einleitung des vorliegenden Beitrags. Ergänzend wird Phase der Ausbildung und weisen eine un- die Minnesota Study of Counselor and zureichende empirische Basis auf. Erst seit Wie gelingt es Psychotherapeut/inn/en, Therapist Development für diesen Beitrag den 90er Jahren wird in diesem wichtigen trotz widriger Einflüsse die Freude an der herangezogen, die Anfang der 90er Jah- Feld verstärkt empirisch geforscht und die Arbeit nicht zu verlieren, sich Routine und re – unabhängig von der ISDP – begon- Entwicklung über die gesamte berufliche Desillusionierung zu widersetzen und sich nen worden war (Skovholt & Ronnestad, Lebensspanne untersucht. Was also wis- weiterzuentwickeln? Wie verändert sich das 1995). professionelle Selbstbild von Psychothera- sen wir tatsächlich auf empirischer Basis über unseren Beruf? peut/inn/en über die Lebensspanne? Wel- Im Folgenden werden zunächst kurz Fra- che Erfahrungen beeinflussen diesen Ent- gestellung und methodisches Vorgehen wicklungsverlauf? Dass Psychotherapeut/ In diesem Beitrag werden die zwei aktuell der beiden Studien vorgestellt. Anschlie- inn/en sich für sich selbst interessieren bedeutsamsten internationalen Studien ßend wird anhand der Studienergebnisse und mehr über ihre Berufsgruppe wissen zur professionellen Entwicklung von The- dargestellt, wie Psychotherapeut/inn/en wollen, verdeutlicht anschaulich der Titel rapeut/inn/en sowie einige ausgewählte ihre tägliche Arbeit mit Patient/inn/en er- des vor vier Jahren erschienenen Buches Ergebnisse vorgestellt und kommentiert. leben, welche Entwicklungsverläufe von „Wir: Psychotherapeuten über sich und ih- Auf dieser Basis werden Implikationen für Therapeut/inn/en sich häufig beobachten ren ‚unmöglichen’ Beruf“ (Kernberg, Dulz praktisch tätige Psychotherapeut/inn/en lassen, und welche Prozesse und Faktoren & Eckert, 2006). Mit Fragen der professio- diskutiert. zu diesen Verläufen beitragen. Schließlich nellen Entwicklung von Psychotherapeut/ wird aufgezeigt, wie Praktiker/innen einem inn/en befassen sich zudem verschiedene 1989 schlossen sich 20 Mitglieder der So- negativen Entwicklungsverlauf vorbeugen theoretische Modelle. Die meisten dieser ciety for Research (SPR) können.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 25 Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung über die Lebensspanne

Fragestellung und die einbezogenen Therapeut/inn/en lässt Interessant ist nun, dass heilendes und auf- ­methodisches Vorgehen sich wie folgt charakterisieren (wobei die reibendes Engagement sich nicht gegen- Therapeut/inn/en sich nicht zwischen ver- seitig ausschließen, sondern auch gleich- der Studien schiedenen Orientierungen entscheiden, zeitig auftreten können. Zum Zeitpunkt der sondern ihre Zugehörigkeit zu mehreren Befragung betrifft dieses beanspruchende Ausgehend von vorhandenen theoreti- therapeutischen Ansätzen auf einer 6-stu- Arbeitsleben („challenging practice“), bei schen Modellen der Entwicklung von The- figen Skala einschätzen sollten): 57,6% dem die betreffenden Therapeut/inn/en rapeut/inn/en1 arbeiteten Skovholt und analytisch-dynamisch, 14,2% behavioral, gleichzeitig deutlich positiv und negativ Ronnestad (1995) in ihrer qualitativen Stu- 23,9% kognitiv, 10,7% kognitiv-behavioral, involviert sind, immerhin 23% der Befrag- die – der Minnesota Study of Counselor 31,2% humanistisch, 20,9% systemisch, ten. Und 10% werden durch ihren Beruf and Therapist Development – anhand von 13,4% andere. Neben den am häufigsten sogar ständig aufgerieben (aufreibendes 100 Interviews mit Therapeut/inn/en in vertretenen Professionen Psychologie und Arbeitsleben/„distressing practice“), ohne verschiedensten Phasen der Entwicklung Medizin wurden je nach Land Sozialarbeit, dabei überhaupt noch heilendes Engage- (vom/von der Ausbildungsteilnehmer/ Counseling, Nursing und am Rande Lai- ment zu erfahren. Lediglich die Hälfte der in bis zum/zur erfahrenen Psychothera- entherapeuten in die Stichproben einbe- Befragten berichtet von einem effektivem peut/in) ein empirisch fundiertes Modell zogen. Was sind nun also die wichtigsten Arbeitsleben („effective practice“), in dem der beruflichen Entwicklung heraus. Dabei Ergebnisse der beiden Studien? heilendes Engagement deutlich über- ergaben sich acht Entwicklungsphasen wiegt und aufreibendes Engagement nur („stages“), die aufeinander aufbauen und selten vorkommt. Die restlichen 17% der die mit den Interviewpartner/inn/en in ei- Psychotherapeut/inn/en erfahren weder nem Folgeinterview validiert wurden.2 Der Wie erleben Psychothera- aufreibendes noch heilendes Engagement verwendete halbstrukturierte Interviewleit- peut/inn/en ihre tägliche („disengaged practice“) und scheinen sich faden bezog sich auf die gesamte profes- Arbeit mit Patient/inn/en? möglicherweise emotional aus ihrer Arbeit sionelle Lebensspanne und fragte neben Wie häufig kommt es vor, herausgezogen zu haben. beruflichen auch private Einflüsse ab. dass die therapeutische Fazit: Erfahrungen von aufreibendem En- Die International Study on the Develop- Arbeit als erfüllend oder gagement sind nicht ungewöhnlich und ment of Psychotherapists (ISDP) wurde aufreibend erlebt wird? kommen bei vielen Praktikern vor. Wie die unabhängig von der Minnesota Study ini­ Gruppe mit einem effektiven Arbeitsleben tiiert und verfolgte folgende Forschungsfra- Zunächst stellt sich die Frage, wie Psycho- (50%) zeigt, ist aber ein Arbeitsleben mit gen: 1. Wie entwickeln sich Therapeut/inn/ therapeut/inn/en ihre tägliche Arbeit mit wenig aufreibendem Engagement grund- en? 2. Wodurch wird die Entwicklung von Patient/inn/en erleben. Wie lassen sich sätzlich möglich und kann einen überwie- Therapeut/inn/en beeinflusst? 3. Welche ihre Erfahrungen am besten beschreiben? gend positiven Entwicklungsverlauf des Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt Der ISDP (Orlinsky & Ronnestad, 2005) Therapeuten/der Therapeutin anstoßen es in der Entwicklung von Therapeut/inn/ zufolge erleben Therapeut/inn/en auf der und aufrechterhalten. Wie solch ein Ent- en aus unterschiedlichen Ländern, Diszip- einen Seite ein Gefühl der Kompetenz und wicklungsverlauf aussieht und was The- linen und theoretischen Orientierungen?3 Wirksamkeit, einen positiven Umgang mit Als Instrument zur Erfassung der persön- Patient/inn/en, ein echtes persönliches En- 1 Für eine Übersicht siehe Skovholt und Ron- lichen und beruflichen Entwicklung wurde gagement in der Arbeit, Flow-Erfahrungen nestad (1995, S. 5-16). in dieser quantitativen Studie der soge- (Csikszentmihályi, 1990, zitiert nach Orlins- 2 Mithilfe einer skalierten Einschätzung sowie nannte „Development of Psychotherapists ky & Ronnestad, 2005) in der Sitzung und offener Fragen wurde jede/r Praktiker/in ge- Common Core Questionnaire“ (DPCCQ) einen konstruktiven Umgang mit Schwierig- beten, die Hauptergebnisse der Analyse zu kommentieren. Dieser Schritt der Datener- entwickelt. Dieser Fragebogen enthält ca. keiten in der Praxis. Flow (englisch: fließen, hebung erinnert an das Vorgehen bei einer 400 Items, zumeist mit Antwortvorgaben rinnen, strömen) bedeutet das Gefühl des Delphibefragung von Expert/inn/en. und Ratings, sowie einige offene Fragen. völligen Aufgehens in einer Tätigkeit, auf 3 Das genaue Design, die Fragestellung und die Forschungsinstrumente der Studie sind Die Items beziehen sich auf neun Bere- Deutsch in etwa Schaffens- oder Tätig- von Orlinsky et al. (1999) sowie im deutsch- iche (1. Amount and types of professional keitsrausch, Funktionslust.4 Diese Aspekte sprachigen Raum von Ambühl (1994) detail- training, 2. professional experience to therapeutischer Arbeit werden zusammen liert beschrieben worden. 5 4 Mihaly Csikszentmihalyi hatte die Flow-The- date, 3. overall development as a thera- als heilendes Engagement („healing in- orie im Hinblick auf Risikosportarten entwi- pist, 4. experience of personal therapy, 5. volvement“) bezeichnet.6 Daneben gibt es ckelt. Heute wird sie auch für rein geistige orientation of therapeutic work, 6. current jedoch auch die Erfahrung von Schwierig- Aktivitäten in Anspruch genommen (siehe development as a therapist, 7. settings, keiten in der Praxis, Ängsten und Langewei- z. B. Csikszentmihalyi, 2000). 5 Die deutschen Begriffe sind aus Ronnestad treatment modalities, and clientele in cur- le in den Sitzungen sowie einen defensiven und Orlinsky (2006) übernommen. rent therapeutic practice, 8. experienced und vermeidenden Umgang bei auftreten- 6 Heilendes Engagement ist – ebenso wie auf- quality of therapeutic work, 9. personal den Problemen mit Patient/inn/en, was reibendes Engagement – das Ergebnis einer Faktorenanalyse zweiter Ordnung. Diesen life and self-experience of therapist). Die in der ISDP als aufreibendes Engagement Faktoren liegen 22 Faktoren bzw. Facetten theoretische Orientierung der in die Stu- („stressful involvement“) bezeichnet wird. therapeutischer Arbeit zugrunde.

26 Psychotherapeutenjournal 1/2010 K. Jeschke, S. Wolff

rapeut/inn/en tun können, um ihn in die Beim positiven Entwicklungszyklus stehen gewünschte Richtung zu lenken, wird im heilendes Engagement in der praktischen Folgenden dargestellt. Arbeit und erlebtes Wachstum als Thera- peut/in in positiver Wechselwirkung mitei- nander: Das Erleben der therapeutischen Wie lässt sich die Entwick- Arbeit als heilendes Engagement führt lung von Therapeut/inn/ zu einem Gefühl des aktuellen Wachs- tums als Psychotherapeut/in. Das Gefühl en beschreiben? Wie sieht des Wachstums („currently experienced ein positiver Entwicklungs- growth“) umfasst hier das Gefühl des The- verlauf aus? Wie ein rapeuten/der Therapeutin, sich aktiv zu negativer? verändern, ein vertieftes Verständnis des therapeutischen Prozesses zu entwickeln, Nachdem nun das tägliche Erleben von eigene Fertigkeiten zu verbessern und Therapeut/inn/en charakterisiert wurde, frühere Grenzen als Therapeut/in zu über- stellt sich als nächstes die Frage, wie die winden. Dieses Gefühl von Wachstum und beruflicheEntwicklung von Therapeut/inn/ Zufriedenheit als Therapeut/in führt wiede- en beschrieben werden kann: Wie gestal- rum zu einer positiven Arbeitsmoral. Diese tet sich also – jenseits der geschilderten ermöglicht es ihm/ihr, gegenüber den Pati- Zwang Verteilung des momentanen Erlebens der ent/inn/en Engagement, Optimismus und ausschalten! Offenheit zu vermitteln. Dadurch wird die täglichen Arbeit – die berufliche Entwick- Wir bieten: Wahrscheinlichkeit von positiven Patien- lung von Psychotherapeut/inn/en über die ■ individuelle Einzeltherapie Zeit? Sowohl die Ergebnisse der Minneso- tenkontakten erhöht, was eine Erneuerung mehrere Stunden täglich ta Study (Skovholt & Ronnestad, 1995) von Interesse und Optimismus und heilen- ■ Vor-Ort-Therapie 9 als auch der ISDP (Orlinsky & Ronnestad, dem Engagement zur Folge hat. (dort, wo der Zwang auftritt) 2005) zeigen, dass sich die Entwicklung ■ bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 14 Jahren von Therapeut/inn/en zwischen Stag- Hier schließt sich ein Kreislauf, den man ■ sich als eine aufwärtsgerichtete Spirale auch bei starker nation und Wachstum bewegt. Während Chronifi zierung vorstellen kann. Diese reziproke Beziehung jedoch in der Minnesota Study noch eine ■ wissenschaftliches und Gegenüberstellung eines Entwicklungs- zwischen der Arbeitsmoral des Therapeu- fundiertes Behandlungskonzept gleises („developmental track“) und eines ten/der Therapeutin und seinem/ihrem ■ kurze Aufenthaltsdauer Erleben der therapeutischen Arbeit kann Stagnationsgleises („stagnation track“) Zusätzlich bieten wir spezifi sche wohl als eines der wichtigsten Ergebnisse vorgenommen wird, zeigt die ISDP zwei Interventionen insbesondere bei: gleichzeitig verlaufende Entwicklungszyk- für praktizierende Therapeut/inn/en be- ■ Angststörungen len auf – einen positiven und einen negati- zeichnet werden: Sie impliziert, dass der ■ Magersucht Stein, wenn er erst einmal ins Rollen ge- ven Entwicklungszyklus. Demzufolge kann ■ Bulimie kommen ist, fast von alleine weiter in die sich ein/e Therapeut/in nie vollständig po- ■ Depressionen sitiv entwickeln oder komplett stagnieren. ■ Asperger-Autisten Vielmehr sind beide Anteile, Wachstum 7 Dieses mag trivial klingen, aber viele Model- Kostenübernahme: und Stagnation, immer zeitgleich vorhan- le der Entwicklung von Therapeut/inn/en Beihilfe, Privatversicherungen, den und nicht als „entweder-oder“ zu ver- berücksichtigen tatsächlich den Aspekt des negativen Entwicklungsverlaufs wenig und GKV-Einzelfallentscheidung. 7 stehen. Ob die Gesamtentwicklung des fokussieren vorrangig die Wachstumsseite Therapeuten/der Therapeutin unter dem der Entwicklung – anders als die in der ISDP Strich positiv oder negativ verläuft, hängt an einer großen Stichprobe empirisch ermit- telten parallel verlaufenden Entwicklungszyk- Weitere Informationen davon ab, inwieweit ein positiver oder ein len. erhalten Sie auf negativer Entwicklungszyklus überwiegt. 8 Orlinsky und Ronnestad (2005) unterschei- www.c-d-k.de Ausschlaggebend ist demzufolge die Ba- den dabei einen Zyklus für die aktuelle und einen Zyklus für die lebenslange Entwicklung lance der beiden Zyklen im Leben eines des Therapeuten/der Therapeutin. Wir stel- Therapeuten/einer Therapeutin. len hier der Übersichtlichkeit halber nur den Kreislauf für die aktuelle Entwicklung dar. 9 Der Einfachheit halber stellen wir diese Zu- Schauen wir uns nun als nächstes diese sammenhänge hier als Wirkkreisläufe dar 8 Entwicklungszyklen an. Kommen wir zu- und folgen damit der Darstellung der Auto- nächst zur aktuellen Entwicklung des The- ren, obwohl zu berücksichtigen ist, dass es Christoph-Dornier-Klinik GmbH sich methodisch betrachtet lediglich um kor- Tibusstraße 7 – 11, 48143 Münster rapeuten/der Therapeutin im positiven Tel. 0251 48 10-110 relative Zusammenhänge handelt, die keine Entwicklungszyklus (siehe Abbildung 1), Aussage über Wirkzusammenhänge im Sinne Ärztliche Leitung: Dr. med. Schide Nedjat der hier vereinfacht dargestellt wird. einer kausalen Einflussnahme ermöglichen.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 27 Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung über die Lebensspanne

im Vordergrund stehen, ob der positive oder negative Entwicklungszyklus domi- niert? Und wie können Praktiker/innen selber eine Stagnation verhindern und ihre Entwicklung in eine positive Richtung len- ken?

Welche Faktoren beein- flussen den Entwicklungs- verlauf?

Abbildung 1: Aktueller positiver Entwicklungszyklus Sowohl die Minnesota Study als auch die ISDP ergaben, dass der Verlauf der profes- sionellen Entwicklung von Therapeut/inn/ en einerseits durch strukturierende Fak- toren („structuring factors“), andererseits durch individuelle Faktoren („individual factors“) beeinflusst wird.

Zu den strukturierenden Faktoren, die dazu beitragen, dass ein positiver oder negativer Entwicklungsverlauf im Vordergrund steht, zählen der ISDP zufolge beispielsweise die Länge der Berufspraxis, die Breite und Tie- fe der praktischen Erfahrung und die Breite Abbildung 2: Aktueller negativer Entwicklungszyklus des theoretischen Hintergrunds, der sich nicht auf einen therapeutischen Ansatz beschränkt. Aber auch die Frage, welche gewünschte Richtung rollt. Was der Prakti- stecken zugleich Risiko und Chance. Ein Unterstützung jemand von seinem pro- ker/die Praktikerin tun kann, um das Rollen Verlassen des vorrangig negativen, aber fessionellen Umfeld erhält, ist von großer in Gang zu bringen und es in die richtige auch ein Abgleiten aus einem überwie- Bedeutung. In der Minnesota Study wird Richtung zu lenken, wird später ausführli- gend positiven Entwicklungszyklus ist da- zudem die Balance zwischen Assimilati- cher behandelt. Der eben beschriebene bei möglich. Durch kleine Veränderungen, on und Akkommodation, d. h. zwischen selbst verstärkende Effekt gilt jedoch nicht die weiter unten exemplarisch aufgezeigt Wissenserwerb und Informationsaufnah- nur für den positiven Entwicklungszyklus, werden, kann der Entwicklungsverlauf ver- me einerseits und der Verarbeitung und sondern auch für den mit Stagnation ver- ändert werden, indem ein positiver oder Anwendung andererseits, als wichtiger bundenen negativen Entwicklungszyklus. negativer Entwicklungszyklus in Gang ge- strukturierender Einflussfaktor diskutiert setzt wird. Beispielsweise könnte ein/e (weitere Faktoren finden sich bei Skovholt Beim negativen Entwicklungszyklus nimmt Therapeut/in mit einem überwiegend & Ronnestad, 1995, sowie Orlinsky & Ron- die Wechselwirkung zwischen Engagement negativen Entwicklungsverlauf mit dem nestad, 2005). in der Arbeit und Entwicklung als Thera- Ziel einer positiven Veränderung dennoch peut die entgegen gesetzte Form einer ab- berufliche Reflexion betreiben. Er/Sie Individuelle Faktoren, die den Entwick- wärtsgerichteten Spirale an (siehe Abbil- könnte jetzt erst recht mit Engagement lungsverlauf beeinflussen, sind demgegen- dung 2). Hier schaukeln sich aufreibendes bei den Therapien sein und in der Folge über laut Minnesota Study die Intensität Engagement und Erschöpfung gegenseitig eine graduelle positive Veränderung be- von beruflichen Motiven, die Ausprägung hoch und führen durch Demoralisierung, wirken. Ebenfalls könnte es einen parallel eines Selbstheilungs-Fokus, die Einstellung Unzufriedenheit und Interessenverlust zu im Hintergrund verlaufenden negativen gegenüber Herausforderungen und Neu- immer größerer Stagnation. Entwicklungsstrang verstärken, wenn der/ em, die Fähigkeit zur Modulation von ne- die Therapeut/in im beschriebenen po- gativen Affekten und das Bewusstsein für Fazit: Das Engagement in der praktischen sitiven Entwicklungsverlauf sich auf den ein Metaziel der eigenen professionellen täglichen Arbeit mit Patient/inn/en ist der „bisherigen Lorbeeren“ ausruhte. Entwicklung. In der ISDP erwies sich zudem ISDP zufolge zugleich Ursache und Folge die Bedeutung, die der Therapeut/die The- der Entwicklung eines jeden Therapeu- Was aber sind genau die Faktoren, die be- rapeutin seiner/ihrer weiteren professionel- ten und einer jeden Therapeutin. Darin einflussen, ob Wachstum oder Stagnation len Entwicklung beimisst, als zentral für den

28 Psychotherapeutenjournal 1/2010 K. Jeschke, S. Wolff

Entwicklungsverlauf. Diese Faktoren werden modation work is completed. It is an un- nun in Tabelle 1 näher erläutert. conscious, predominantly defensively mo- tivated, distorted process that sets in when Ressourcen Wie hängen nun diese verschiedenen Ein- the challenge is too great” (S. 135). flussfaktoren des Entwicklungsverlaufs zu- aktivieren sammen? Was steht im Zentrum eines vor- Als nächstes stellt sich die Frage, was Prak- rangig konstruktiven vs. eines stagnierenden tiker/inn/en tun können, um eine Stagna- Entwicklungsverlaufs? Skovholt und Ronne- tion zu verhindern. stad (1995), die Autoren der Minnesota Stu- dy, sehen im Zentrum einer gelungenen Ent- wicklung die kontinuierliche professionelle 2010. Manual Was können Praktiker/ mit 104 S. Text, Reflexion des Therapeuten/der Therapeutin. inn/en tun, um Stagnati- Bildkartei mit Diese spielt auch bei Orlinsky und Ronne- 64 Motiven, on zu verhindern und ihre Verp. i. Schuber, stad (2005) in der ISDP eine wichtige Rolle. Kt � 119.00 / Die ISDP hebt zudem die sich selbst verstär- Entwicklung in die „richti- CHF 199.00 ISBN 978-3-456- kenden Kreisläufe hervor, die bereits weiter ge“ Richtung zu lenken? 84746-7 oben dargestellt wurden. Im Folgenden wird Frank Krause / Maja Storch daher auf die besondere Bedeutung der Folgt man den Autoren der Minnesota Stu- kontinuierlichen professionellen Reflexion dy, ist die stetige, umfassende Reflektion Ressourcen aktivieren von Therapeut/inn/en eingegangen. der eigenen therapeutischen Tätigkeit der mit dem Unbewussten Manual und ZRM-Bildkartei Königsweg, um Stagnation in der professi- onellen Entwicklung zu verhindern. Zudem Das vorliegende Trainings-Tool im steht der/die Therapeut/in vor der Aufga- «Zweierpack», das Manual und die Kontinuierliche professi- Bildkartei, wurde vor allem für Prak- onelle Reflexion im Zen- be, seine/ihre Haltung bezüglich der in Ta- tiker entwickelt. belle 1 genannten Faktoren zu reflektieren. trum professioneller Ent- Dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, wicklung dass der Zeitaufwand für die fortwährende Evaluation aller genannten Faktoren und Zentrales Merkmal einer positiven professi- daraus ggf. folgenden Verhaltensänderun- onellen Entwicklung von Psychotherapeut/ gen immens wäre. Entsprechend konzent- inn/en ist dem von Skovholt und Ronne- rierten sich die Autoren der ISDP zehn Jah- 1. Nachdruck stad (1995) vorgestellten Modell zufolge ei- re später darauf herauszufinden, ob und 2009 der 1. Aufl. ne fortlaufende, umfassende professionelle 2008. 75 S., wie der Einfluss der einzelnen Faktoren zu 6 Abb., 3 Tab., Reflexion des Therapeuten/der Therapeu- gewichten ist. Das ermutigende Ergebnis 3 Arbeitsblätter, tin: „A reflective stance ... involves continu- dieser Studie zeigt, dass für eine Verän- Kt � 14.95 / CHF 24.90 ally reflecting upon and processing one’s derung des Entwicklungsverlaufs nicht die ISBN 978-3-456- experiences“ (S. 134). Die große Aufgabe Veränderung aller genannten Einflussfak- 84578-4 besteht für Therapeut/inn/en darin, sich ei- toren notwendig ist, sondern bereits eine Christoph Flückiger / ne Offenheit und ein Bewusstsein für die Reflexion und Veränderungen einiger we- Günther Wüsten Komplexität psychischer Prozesse zu erhal- niger Aspekte den positiven Entwicklungs- Ressourcenaktivierung ten und nach einem immer noch genau- zyklus gegenüber dem negativen stärken Ein Manual für die Praxis eren und tieferen Verständnis zu suchen. kann: Der Praktiker/die Praktikerin muss zu Wie können die persönlichen Fähig- Geht diese Offenheit verloren und geben Beginn „lediglich“ dafür sorgen, dass der keiten und Stärken einer Person in Praktiker/innen sich mit simplizistischen Stein erst einmal ins Rollen kommt, denn Therapie und Beratung berücksich- tigt und in Therapiekonzepte inte- bzw. reduktionistischen Vorstellungen zu- dann rollt er anschließend möglicherweise griert werden? frieden, steigt die Wahrscheinlichkeit für fast von alleine weiter in die gewünschte eine Stagnation als Therapeut/in. Richtung.

Der offenen und selbstreflexiven Hal- Welcher Weg dabei gewählt wird und „an tung stellen die Autoren den Prozess der welcher Stelle“ der Stein dabei ins Rollen „premature closure“ (auf Deutsch etwas gebracht werden soll, kann jede/r Thera- .com unschön übersetzt als: „vorzeitiges Sich- peut/in für sich selbst entscheiden, ihm/ Erhältlich im Buchhandel oder über ww.verlag-hanshuber Verschließen“) gegenüber. Hier wird eine ihr stehen dabei prinzipiell verschiedene w reflexive Haltung verlassen: „Premature Ansatzpunkte der Veränderung zur Verfü- closure means interrupting the reflection gung: Bezüglich der strukturierenden Be- process before the assimilation/accom- dingungen kann sich beispielsweise jede/r

Psychotherapeutenjournal 1/2010 29 Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung über die Lebensspanne

Tabelle 1: Faktoren, die Weiterentwicklung oder Stagnation beeinflussen

Strukturierende Fa k t o r e n („structuring f a c t o r s “)

Länge der Berufspraxis Die Frage, wie lange jemand bereits praktiziert und Erfahrungen als Therapeut/in gemacht hat, ist von großer („practice duration“) Bedeutung. So konnte die ISDP zeigen, dass Anfänger/innen im Vergleich zu erfahrenen Therapeut/inn/en seltener ein effektives Arbeitsleben mit vorrangig heilendem Engagement erleben.

Breite und Tiefe der praktischen Die Länge der Berufspraxis reicht aber nicht aus. Entscheidend ist zudem die Breite und Tiefe der Erfah- Erfahrung rung mit Patient/inn/en: Je mehr praktische Erfahrungen in verschiedenen Behandlungsmodalitäten (z. B. („breadth and depth of case experi- Einzel vs. Gruppe, ambulant vs. stationär) der Therapeut/die Therapeutin gemacht hat, desto mehr wird ein ence”) positiver Entwicklungsverlauf gestärkt. Die dadurch ermöglichte Erfahrung von Kontrasten und Ähnlichkeiten stimuliert die professionelle Entwicklung von Therapeut/inn/en.

Breite des theoretischen Hinter- Durch einen breiten theoretischen Hintergrund ist der Therapeut/die Therapeutin nicht darauf angewiesen, grunds die Klient/inn/en einer einzigen vorhandenen theoretischen Schablone anzupassen. Ein breit angelegter („theoretical breadth“) theo­retischer Hintergrund, der sich nicht auf einen therapeutischen Ansatz beschränkt, verbessert die Fähig- keit des Therapeuten/der Therapeutin, den verschiedenen Herausforderungen, die unterschiedliche Patient/ inn/en mitbringen, durch flexible Anpassung und Auswahl der passenden Methoden zu begegnen.

Unterstützung durch das professio- Je mehr Unterstützung durch das professionelle Umfeld der Therapeut/die Therapeutin erhält, desto höher nelle Umfeld ist die Wahrscheinlichkeit eines überwiegend positiven Entwicklungsverlaufs. Professionelle Isolation führt („professional development resources” demgegenüber eher zu Stagnation. Die ISDP hebt hier auch die aktive Rolle des Therapeuten/der Thera- & „work support and satisfaction“) peutin hervor, indem er/sie Unterstützung, z. B. in Form von Weiterbildung, Supervision, Intervision oder Eigentherapie, aufsucht. Die Minnesota Study betont das Gleichgewicht von Unterstützung – vor allem in Krisenzeiten – und Herausforderung des Therapeuten/der Therapeutin.

Balance zwischen Assimilation und Für eine überwiegend positive Entwicklung ist eine Balance notwendig zwischen Wissenserwerb und Lernen Akkommodation (Assimilation) auf der einen und Anwendung und Verarbeitung (Akkommodation) auf der anderen Seite. Die („assimilation/accommodation meisten Ausbildungs- und Arbeitsumfelder lassen nicht genügend Zeit, um Erfahrungen zu verinnerlichen balance“) und praktisch anzuwenden (Akkommodation).

Individuelle Fa k t o r e n („i n d i v i d u a l f a c t o r s “)

Intensität von beruflichen Motiven Unterschieden werden bewusste (z. B. „Menschen helfen wollen“, „professionell arbeiten wollen“) und („intensity of motives“) unbewusste berufliche Motive (z. B. „Fortsetzung der Vermittlerrolle in der Herkunftsfamilie“, „Einsamkeit ver- meiden“). Skorholt und Ronnestad (1995) gehen davon aus, dass es nicht sinnvoll ist, Motive in funktionale und dysfunktionale zu unterteilen. Jede/r Therapeut/in weise alle Motive auf, funktional werden diese Motive dann, wenn sie eine mittlere Intensität aufweisen. Entscheidend für die professionelle Weiterentwicklung ist demnach nicht, einige Motive per se zu vermeiden, sondern deren Intensität zu regulieren.

Selbstheilungs-Fokus In eine ähnliche Richtung weist der Aspekt der Selbstheilung: Steht die Befriedigung eigener Bedürfnis- („excessive self-healing“) se – im Sinne eines exzessiven Selbstheilungs-Fokus – im Vordergrund, ist eine Stagnation als Therapeut wahrscheinlich, der Klient/die Klientin wird zum Erfüllungsgehilfen. Steht jedoch der Klient/die Klientin im Vordergrund, ermöglicht dies auch dem Therapeuten/der Therapeutin ein intellektuelles, emotionales und ggf. spirituelles Wachstum.

Einstellung gegenüber Herausforde- Therapeut/inn/en unterscheiden sich deutlich in ihrer Einstellung gegenüber unbekannten, herausfordern- rungen und Neuem den Situationen. Einige bringen eine bessere Fähigkeit mit, die mit neuen und unbekannten Situationen („attitude towards challenge“) einhergehenden Gefühle und Ängste zu bewältigen. Die Bereitschaft, sich mit Unbekanntem auseinander zu setzen, begünstigt die eigene Weiterentwicklung.

Fähigkeit zur Modulation von nega- Damit verknüpft ist die Fähigkeit zur Modulation von negativen Emotionen, die jeweils im Verlaufe der tiven Affekten professionellen Entwicklung im Vordergrund stehen (z. B. Unsicherheit als Anfänger/in, Desillusionierung als („ability to tolerate and modulate erfahrene/r Praktiker/in). Die Fähigkeit, mit negativem Affekt umzugehen und Lernerfahrungen daraus zuzu- negative affect“) lassen, ist essentiell für eine professionelle Weiterentwicklung. Unnachgiebigkeit im eigenen Abwehrsystem führt zu „premature closure“, einem „vorzeitigen Sich-Verschließen“.

Bewusstsein für ein Metaziel der ei- Ein langfristiges Ziel der eigenen professionellen Entwicklung vor Augen zu haben, fördert die Auseinander- genen professionellen Entwicklung setzung mit dem professionellen Selbst und unterstützt die positive Weiterentwicklung. Als Metaziel nannten („awareness of a developmental die erfahrenen Therapeut/inn/en der Minnesota Study beispielsweise „to become more fully oneself“, metagoal“) sinngemäß „noch mehr man selbst werden“.

Bedeutung, die der Therapeut/die Gibt der Therapeut/die Therapeutin die Motivation sich weiterzuentwickeln auf, so ist die Wahrscheinlichkeit Therapeutin seiner/ihrer weite- einer tatsächlichen Stagnation deutlich erhöht. Allein der Wunsch, sich als Therapeut/in weiter entwickeln zu ren professionellen Entwicklung wollen, kann einen positiven Entwicklungsverlauf begünstigen. beimisst („felt importance of further develop- ment“)

30 Psychotherapeutenjournal 1/2010 K. Jeschke, S. Wolff

Therapeut/in selbst überlegen, ob er/sie Nützlich für die Begleitung und Überprü- lieber seine/ihre Behandlungsmodalitä- fung beruflicher Veränderungsprozesse ten erweitern, sich im Arbeitsumfeld Un- kann für Therapeut/inn/en Supervision terstützung holen oder den theoretischen oder eine eigene Psychotherapie sein (be- Hintergrund ergänzen möchte (wobei eine sonders bei Therapeut/inn/en mit wenig Der Körper in der Erweiterung über das eigene Verfahren hi- heilendem und viel aufreibendem Enga- Psychotherapie naus in Deutschland – zumindest im Rah- gement, Orlinsky & Ronnestad, 2005). men der Erstausbildung von Therapeuten Denkbar wäre auch eine Art kollegiale Einjährige Fortbildung – nicht so einfach ist wie in anderen Län- Intervision, die den Psychotherapeuten/ (160 FP (PTK Berlin)) dern). Dieses kann vor dem Hintergrund die Psychotherapeutin unterstützen kann, Zeitraum: 16.4.10 – 12.12.10 einer individuellen Bestandsaufnahme aus einer vor allem negativen Entwick- erfolgen („Wo punkte ich bereits?“, z. B.: lungsdynamik einen Weg heraus zu finden 20 Tage / 7 Wochenenden, „Ich bringe bereits viel Berufserfahrung mit und erste Veränderungsschritte zu gehen. 6 Supervisionsabende € und habe einen breiten Hintergrund, mein Hierzu ist aus unserer Sicht ein geschütz- Kosten: 1795,– Arbeitsumfeld bietet mir aber wenig Zeit ter Rahmen notwendig, in dem Raum für und Raum für Akkommodationsprozesse unterstützende und zugleich aufrichtige Leitung, Info: – was kann ich tun?“). Außerdem können Rückmeldung gegeben wird. Dr. Dipl.-Psych. Manfred Thielen die individuellen Faktoren reflektiert wer- Cosimaplatz 2, 12159 Berlin, den („Ich stelle einen starken Selbsthei- Gleichzeitig bedeuten die sich selbst ver- Tel.: 030/22327203 stärkenden Kreisläufe aber auch, dass lungsfokus bei mir fest – wie und wo kann E-Mail: [email protected] kein/e Therapeut/in sich ob des Erreich- ich diesem außerhalb meiner Arbeit als Web: www.institut-koerper- ten zurücklehnen kann. Vielmehr sollten Therapeut/in verstärkt entsprechen?“ oder psychotherapie.de „Ich habe kein richtiges Ziel mehr in mei- sich Therapeut/inn/en kontinuierlich aktiv ner beruflichen Entwicklung – worin könn- um eine Aufrechterhaltung des positiven LehrtherapeutInnen: te dies bestehen?“). Die verschiedenen Entwicklungszyklus bemühen, um somit Einflussfaktoren stehen hier also in einem einem sich allzu leicht einschleichenden, Ebba Boyesen, Halko Weiss, kompensatorischen Verhältnis zueinander. vorrangig negativen Entwicklungszyklus Anna Willach-Holzapfel u.a. Junge Therapeut/inn/en haben beispiels- vorzubeugen. weise laut ISDP eine höhere Schwelle für Abschließend sollen im Folgenden einige einen positiven Entwicklungsverlauf (40% kritische Überlegungen zu den vorgestell- Institut für Integrative der Anfänger/innen berichten von einem Gestalttherapie ten Studien dargestellt werden. Anerkannter effektiven Arbeitsleben, dagegen 60% der Fortbildungsveranstalter

Therapeut/inn/en mit langjähriger Berufs- Weiterbildung in Gestalttherapie praxis). Die erfahrenen Therapeut/inn/ - Klinische Gestaltpsychotherapie (4 Jahre) Kritische Überlegungen zu - Schwerpunkt Beratung (3-4 Jahre) en weisen damit quasi einen „Bonus“ auf, der einen positiven Entwicklungsverlauf den Studien Fortbildung in Gestalttherapie (2 Jahre) Anerkannt bei der Bayerischen begünstigt, aber nicht sichert. Hat diese/r Psychotherapeutenkammer erfahrene Therapeut/in beispielsweise ei- Bei der ISDP fällt als erstes auf, dass die Informations- und Auswahlseminare 2010 nen exzessiven Selbstheilungsfokus oder praktischen Implikationen und Empfeh- München 25.-26.06.2010 Nürnberg 11.-12.06.2010 geringe Fähigkeiten der Affektmodulation, lungen für praktisch tätige Therapeut/inn/ Frankfurt 28.-29.05.2010 kann er/sie einen insgesamt negativeren en vergleichsweise allgemein und unkon- Zürich 23.-24.04.2010

Entwicklungsverlauf nehmen als ein/e re- kret ausfallen. Da wird beispielsweise die Kompakttraining in Integrativer lativ unerfahrene/r Therapeut/in, der/die Diversifikation der therapeutischen Arbeit Gestalttherapie vom 08.08. bis 20.08.2010 in St. Arbogast, hier bereits viel mitbringt. Ein besonders (z. B. Familien-, Paar- oder Gruppenthe- Götzis b. Bregenz, Österreich entscheidender Faktor, der einen positiven rapie statt ausschließlich Einzeltherapie) Systemisches GestaltCoaching Entwicklungsverlauf schon zu Beginn der und die Änderung der Fallzusammenset- 12-tägige Fortbildung Beginn: März 2010 in Würzburg therapeutischen Laufbahn in Richtung ei- zung empfohlen (Ronnestad & Orlinsky, Gestalt-, Kinder- und Jugendlichentherapie ner vorrangig positiven Entwicklung lenkt, 2006), ohne dass diese relativ intuitiv an- 16-tägige Fortbildung ist laut ISDP die Beziehungsfähigkeit („ba- mutenden Empfehlungen annähernd so Beginn: Juni 2010, Raum Frankfurt sic relational skills“) des/der Therapeut/in. ausführlich erläutert werden wie die an- Anmeldungen und ausführliches sonsten sehr umfangreichen und komple- Informationsmaterial erhalten Sie Diese stellt einerseits ein natürliches Talent von IGW Würzburg, Theaterstraße 4, („natural talent“, Orlinsky & Ronnestad, xen empirischen Ergebnisse der Studie. D-97070 Würzburg 2005, S. 176) von Therapeut/inn/en dar, Das ist bedauernswert, da die Ergebnisse Tel.: 0049 – (0) 931/35 44 50, Fax: 0049 – (0) 931/35 44 544 kann und sollte aber demnach darüber hi- somit erstens Gefahr laufen, etwas trivial E-Mail: Monika.Uhlschmidt@igw- naus ein wichtiger Schwerpunkt therapeu- zu wirken und zweitens möglicherweise gestalttherapie.de Internet: www.igw-gestalttherapie.de tischer Ausbildung sein. praktisch tätige Psychotherapeut/inn/en

Psychotherapeutenjournal 1/2010 31 Zwischen Wachstum und Stagnation – Die professionelle Entwicklung über die Lebensspanne

nicht erreichen. Auch die sehr interessan- cherweise interessante Gemeinsamkeiten zellente Beispiele dafür, dass auf diesem ten Maßnahmen zur Selbstüberprüfung und Unterschiede zwischen Therapeut/ Terrain viel Potential liegt. Die empirische („psychotherapists´ professional develop- inn/en verschiedener theoretischer Ori- Beantwortung vieler weiterführender Fra- ment scales“) finden sich etwas unver- entierung aufzeigen (z. B. Selbstreflexion gen steht noch aus. Beispielsweise wäre mittelt und wenig erläutert im Anhang der stärker im therapeutischen Selbstverständ- es interessant, Psychotherapeut/inn/en di- Studie.10 Da diese Instrumente eher den nis der humanistischen und psychoanalyti- rekt im Anschluss an eine berufliche Krise Status quo der Entwicklung erfassen, wä- schen Tradition verankert, welchen Einfluss zu befragen, um den Übergang von einem ren hier weitere Instrumente zur Beglei- hat dieses bezüglich der professionellen vorwiegend negativem zu einem überwie- tung von positiven Veränderungen in der Entwicklung der Therapeut/inn/en?). gend positiven Entwicklungsverlauf genau- beruflichen Entwicklung wünschenswert. er zu untersuchen und somit noch kon- Im vorliegenden Beitrag wird ein erster Darüberhinaus besteht ein Problem sowohl kretere Empfehlungen geben zu können. Versuch unternommen, einige weitere der ISDP als auch der Minnesota Study Neben umfassenden empirischen Daten praktische Implikationen aufzuzeigen. in der Untersuchung der Entwicklung von bieten die bisherigen Studien, wenn auch Dabei besteht aus Sicht der Autorinnen Psychotherapeut/inn/en durch Psychothe- in geringerem Umfang, auch jetzt schon dieses Beitrags der große Verdienst der rapeut/inn/en: Es stellt sich hier die Frage, praxisrelevante Empfehlungen an, so z. B. Studie (neben der empirischen Absiche- inwieweit eigene Schwächen, Schwierigkei- Maßnahmen zur Selbstüberprüfung. rung der oben genannten Entwicklungs- ten in der Praxis und Gefühle von Stagnation Den eigenen Status quo im Hinblick auf faktoren an einer ausgesprochen großen oder Unzulänglichkeit bei einer Befragung berufliche Entwicklung und mögliche Ver- Stichprobe) im Aufzeigen der komplexen ehrlich angegeben werden können – zumal änderungsoptionen muss jede/r Thera- Wechselwirkungen und „Aufschauke- in einem Beruf, in dem persönliche und peut/in für sich klären. Entscheidend ist, lungsprozesse“ der Entwicklungszyklen. professionelle Entwicklung stärker ineinan- dass jede/r etwas machen kann und sollte, Ein/e veränderungsmotivierte/r Thera- der greifen als in anderen Berufsgruppen. egal ob in der Krise oder nicht, ob alt oder peut/Therapeutin braucht demnach nicht Dieser Vorbehalt muss bei der Betrachtung jung, da sonst die „premature closure“, al- Ausschau nach dem einen richtigen Ent- der Angaben zum therapeutischen Arbeits- so ein „vorzeitiges Sich-Verschließen“, die wicklungsschritt zu halten, sondern sollte leben (siehe oben: 10% aufreibendes, eigene professionelle Entwicklung negativ vielmehr dafür sorgen, dass der positive 23% beanspruchendes, 50% effektives, zu beeinflussen droht. Entwicklungskreislauf an irgendeiner Stel- 17% distanziertes Arbeitsleben) mitbedacht le in Gang gesetzt wird. werden. Dasselbe gilt für die Tatsache, dass Literatur in der Studie nur die Therapeutensicht be- Weiterhin ist kritisch zu fragen, inwieweit rücksichtigt wurde und bisher ein Zusam- Ambühl, H.-R. (1994). Internationale Stu- ein Vergleich von Therapeuten/Therapeu- menhang zur Patientensicht und zum The- die zur Entwicklung der Psychothera- tinnen über verschiedene Länder – und rapieerfolg nicht untersucht wurde. Zuletzt peutinnen und Psychotherapeuten. somit verschiedenste gesetzliche und ge- ist bezüglich der Minnesota Study kritisch Psychotherapeut, 39, 336-338. sundheitspolitische Rahmenbedingungen auf die Frage der Verallgemeinerbarkeit der Csikszentmihalyi, M. (2000). Das Flow- von Psychotherapie hinweg – sinnvoll Ergebnisse hinzuweisen, ebenso wie auf Erlebnis. Jenseits von Angst und Lange- sein kann. Es bleibt unklar, inwieweit ein die relativ starke Theoriegeleitetheit des weile im Tun aufgehen (8. unv. Aufl.). allgemeines Modell der professionellen Erhebungsinstruments und der Analyse. Stuttgart: Klett. Entwicklung von Psychotherapeut/inn/ Dennoch überzeugt die Minnesota Study Kernberg, O. F., Dulz, B. & Eckert, J. (2006). en entworfen werden kann, wenn die durch ihre reichhaltige Analyse, in der die Wir: Psychotherapeuten über sich und verschiedensten Professionen von Psy- verschiedensten Facetten der therapeuti- chologie über Medizin bis hin zu Laienthe- 10 Es werden zwei Skalen vorgestellt: eine Ar- schen Entwicklung über verschiedene Pha- beitsengagementskala („Work Involvement rapeut/inn/en einbezogen werden. Hier sen hinweg sehr detailliert herausgearbeitet Self-Monitoring Scale”, z. B. „How much wäre ein systematischer Vergleich der ver- werden.11 satisfaction do you currently find in your schiedenen als Therapeut/inn/en tätigen work as a therapist?“, „How often do you feel unsure how best to deal effectively with Professionen interessant. Möglicherweise a patient?“ etc.) sowie eine aktuelle und hätte hier auch ein Vergleich weniger Län- berufliche Entwicklungsskala („Professional der mit ähnlicheren Rahmenbedingungen Fazit und Zusammen­ Development Self-Monitoring Scale“, z. B. zu aussagekräftigeren Studienergebnissen „How much do you feel you are changing fassung as a therapist?“, „Does this change feel geführt. Da die Verfahrensorientierung von like progress or improvement/decline, im- Psychotherapie in anderen Ländern als In Deutschland steckt die empirische Er- pairment?“, „How important to you is your Deutschland weniger stark im Vordergrund forschung der professionellen Entwick- further development as a therapist?“). 11 Das entwickelte Stufenmodell konnte hier steht, liegt der Schwerpunkt der ISDP auf lung von Psychotherapeut/inn/en noch nicht ausführlich dargestellt werden, es lässt der Untersuchung verfahrensübergreifen- in den Kinderschuhen. Bisher liegen hier sich nachlesen bei Skovholt & Ronnestad der Entwicklungsprozesse von Therapeut/ keine mit der Minnesota Study oder ISDP (1995). Ebenso findet sich dort eine inte- ressante zusammenfassende Darstellung inn/en. Eine verfahrensspezifische Unter- vergleichbaren größeren empirischen Un- prominenter Thesen therapeutischer Ent- suchungsperspektive könnte aber mögli- tersuchungen vor. Beide Studien sind ex- wicklung.

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ihren „unmöglichen“ Beruf. Stuttgart: Schattauer. Orlinsky, D. E. & Ronnestad, M. H. (Eds.). (2005). How psychotherapists develop. A study of therapeutic work and profes- sional growth. Washington, DC: Ameri- can Psychological Association. Orlinsky, D. E., Ambühl, H., Ronnestad, M. H., Davis, J., Gerin, P., Davis, M. et al. (1999). Development of psycho- therapists: Concepts, questions, and methods of a collaborative international study. Psychotherapy Research, 9, Dipl.-Psych. Dr. Sabine Wolff 127-153. Dipl.-Psych. Karin Jeschke Mitarbeiterin des DGVT-Ausbildungs- & Ronnestad, M. H. & Orlinsky, D. (2006). Wissenschaftliche Referentin der Psychotherapie-Zentrums Therapeutische Arbeit und berufliche ­Psychotherapeutenkammer Berlin Sybelstr. 12 Entwicklung. Psychotherapeut, 51, Kurfürstendamm 184 10629 Berlin 271-275. 10707 Berlin Skovholt, T. M. & Ronnestad, M. H. (1995). jeschke@psychotherapeutenkammer- The evolving professional self: Stages berlin.de and themes in therapist and counselor development. Chichester, UK: Wiley. Sonnenmoser, M. (2007). Lebenswelten von Psychotherapeuten: Supervision ist unerlässlich. Deutsches Ärzteblatt PP, 6, 227.

3. Sommerakademie der Akademie für Fortbildung in Psychotherapie Institut Rostock Ausgabe

2/2010 des

Fortbildung an der Ostsee: Qualifizieren und regenerieren! Psychotherapeuten­ journals “Zeitgeist” vom 24. - 26. Juni 2010 in Graal-Müritz

Die Zertifizierung bei der OPK ist beantragt. Die Akademie für Fortbildung in Psychotherapie erscheint ist eine Einrichtung der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) e. V.

Weitere Angebote der afp-süd im Institut München:

Traumatherapie am 16. Juni 2010 Start: 15. - 16. Mai 2010 + 5 weitere Termine Psychotherapie-Supervision Start: 1. - 3. Oktober 2010 + 10 weitere Termine www.afp-info.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 33 Ausbildung der Zukunft: Ein Beruf Psycho­ therapeut/in mit Schwerpunkt für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen bzw. Erwachsenen?

Peter Lehndorfer Bundespsychotherapeutenkammer und Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

Setting. Der Ansatz im Kindes- und Ju- Zusammenfassung: Ausgehend von der Ankündigung des Bundesgesundheits- gendalter ist stets systemisch auf die Fami- minsterium (BMG), die Ausbildung zum Psychotherapeuten1 novellieren zu wollen, lie bezogen und bezieht häufig noch wei- und den Aussagen des Forschungsgutachtens zur Psychotherapieausbildung werden tere Systeme wie die Schule mit ein. …. zunächst einige spezielle Kompetenzen beschrieben, die in der Psychotherapie mit Therapiemotivation und Compliance sind Kindern und Jugendlichen benötigt werden und die begründen sollen, dass auch in ebenfalls systembezogen und innerhalb Zukunft eine breite Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie nötig ist. des Systems durchaus unterschiedlich. …. Der Autor beschreibt Ausbildungsmodelle, die das Modell des Common Trunk und Besondere Berücksichtigung erfordert die der Schwerpunktausbildung beinhalten und trifft dann Aussagen zur Frage einer mög- Entwicklung, die, ohne die Tatsache einer lichen künftigen Gestaltung des Berufs des Psychotherapeuten. lebenslangen Entwicklung zu übersehen, im Kindesalter wesentlich dynamischer, Mindestens fünf Millionen Menschen des Europäischen Qualifikationsrahmens dramatischer, chancen- und risikoreicher leiden in Deutschland jährlich an einer (Masterniveau) erworben werden, um verläuft und nicht zuletzt einen stets aufs schweren psychischen Krankheit und sind wissenschaftliche Erkenntnisse eigenstän- Neue altersangepassten Norm- und Auffäl- dringend psychotherapeutisch behand- dig rezipieren, beurteilen und anwenden ligkeitsbegriff nach sich zieht. Unter dem lungsbedürftig. Darunter sind ca. 700.000 zu können. Dazu gehören Wissen in Form Einfluss des Entwicklungsgeschehens fin- Kinder unter 18 Jahren, ca. 2,9 Millionen von Grundlagenwissen, störungsbezoge- den wir im Kindes- und Jugendalter ein psychisch kranke Erwachsene zwischen nem und therapiebezogenem Wissen, wesentlich breiteres Spektrum psychischer 18 und 65 Jahren und etwa 1,5 Millionen Fachkompetenzen in psychotherapeuti- Störungen, das von Regulationsstörungen Menschen über 65 Jahren. Psychotherapie scher Gesprächsführung, in allgemeinen im Säuglingsalter über Trennungsangst, ist nachgewiesenermaßen für die Meisten und speziellen psychotherapeutischen Autismus, oppositionellem Verhalten, En- der geeignete Behandlungsansatz. Wenn Techniken und Regulationskompeten- kopresis, hyperkinetische Störung, Essstö- nun die Bundesregierung eine Novellie- zen und personale Kompetenz sowie die rungen, Depression bis hin zu Suchter- rung des Psychotherapeutengesetzes und Selbsterfahrung eigener Interaktionsmus- krankungen reicht“ (Esser, 2003, S. VIII). der Ausbildung zum Psychotherapeuten ter, Selbstreflexionsbereitschaft, Motivation anstrebt, muss sich dies vorwiegend an zu lebenslangem Lernen, emotionale Sta- Psychotherapie mit Kindern und Jugendli- den Bedürfnissen der Bevölkerung und bilität und Selbständigkeit, soziale Integrität chen erfordert eine hohe personale Kom- damit der Versorgung orientieren. und Kompetenz u.v.a.m. petenz. Kinder sprechen häufig nicht über ihre Probleme und Schwierigkeiten, son- Psychotherapeuten sollen in ihrer Aus- Es stellt sich dann die Frage, ob es spe- dern sie stellen sie im Rahmen eines hand- bildung Kompetenzen erwerben, um im zieller Kompetenzen für die psychothera- lungssprachlichen Austausches dar, was beruflichen Alltag den Anforderungen der peutische Behandlung von Kindern und ein hohes Maß an Wahrnehmungsfähigkeit Praxis gerecht zu werden. Da die Psy- Jugendlichen im Unterschied zur psycho- auch für Details erfordert. Kinder drücken chotherapieausbildung sehr praxisnah therapeutischen Behandlung Erwachse- sich häufig szenisch, symbolisch und sen- ausgerichtet ist, ist sicherzustellen, dass ner bedarf. Die klinische Psychologie und somotorisch aus. Dabei wird kreativ, viel- die akademischen wissenschaftlichen Psychotherapie des Kindes- und Jugend- 1 Der besseren Lesbarkeit geschuldet wird die Grundqualifikationen in den geeigneten alters „… unterscheidet sich von der des männliche Form verwendet. Die weibliche Studiengängen auf Qualifikationsstufe 7 Erwachsenenalters vor allem durch das Form ist immer mitenthalten.

34 Psychotherapeutenjournal 1/2010 P. Lehndorfer HAKOMI® Erfahrungsorientierte Körperpsychotherapie

Achtsamkeit – Schlüssel zum Unbewussten Seit über 30 Jahren integriert die HAKOMI Methode die aus den buddhistischen Traditi- onen entnommene Praxis der Achtsamkeit in den tiefenpsychologischen Prozess.

3-jährige HAKOMI Fortbildung Einführungsworkshops in die HAKOMI Methode (Processings) Praxisnahe, körperorientierte Weiterbildungsangebote Fort- & Weiterbildung für Menschen in therapeutischen Berufsfeldern – vielfach kammerzertifiziert Abbildung 1 Unsere Fortbildungsbroschüre erhalten Sie vom: HAKOMI INSTITUTE of Europe e.V., schichtig und vielfältig konkretisiert, was in der Lage sein, sich in die besonderen Weißgerbergasse 2a, 90403 Nürnberg, das Kind in seinem Inneren bewusst und Ausdrucksformen der psychischen und Telefon: 0049-(0)-911/30 700 71, [email protected] www.hakomi.de unbewusst beschäftigt. Psychotherapeuten, physischen Entwicklungsphase seines Pa- die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, tienten in seiner Umgebung einzustellen. Processing Orte: Berlin · Bochum · Bonn · Dresden · Essen · Freiburg Halle · Hamburg · Heidelberg · Heigerding · Köln · Leipzig brauchen die Kompetenz einer eigenen Dazu gehören Kenntnisse über Entwick- Locarno · München · Nürnberg · Potsdam · Rheinfelden · Wien · Zist Spielfähigkeit, mit der sie dem Kind im Rah- lungspsychologie und Entwicklungspsycho- men eines handlungsorientierten Dialogs pathologie, aber vor allem auch der Zugang antworten können. Sie müssen sich auf die zum eigenen Kind in sich und die gleich- MEISTERERNST altersspezifischen Ausdrucks- und Verarbei- zeitige Aufrechterhaltung der eigenen er- tungsmöglichkeiten der Patienten einstel- wachsenen Persönlichkeit. Dies kann zum DÜSING len können und häufig Übersetzungsarbeit Verstehen beitragen und dazu, eine diesem MANSTETTEN von der kindlichen Sprache und Ausdrucks- Patienten gegenüber angemessene Inter- Rechtsanwältinnen form in die Erwachsenensprache und dann vention und Antwort geben zu können, Rechtsanwälte · Notare wieder zurück in kindgerechte Sprache und die dieser dann im besten Fall verstehen, Interventionen leisten. Der sprachliche Dia- annehmen und für sich nutzen kann. Eine NUMERUS CLAUSUS log ist hierfür oft nicht ausreichend. Verän- für die Kinder- und Jugendlichenpsychothe- PROBLEME? derungen finden über szenische, d. h. am rapie notwendige Kompetenz ist die eige- besten alle Sinnesmodalitäten umgreifende ne triadische Fähigkeit. Eine Reflexion der Z.B. bis heute im Studienfach ganzheitliche Wahrnehmung und Erfahrun- unterschiedlichen Rollen, der bewusst und Psychologie: gen statt. Psychotherapeuten müssen ihre unbewusst zugeschriebenen Aufgaben und Erfolgsquote 100% Wahrnehmung hinsichtlich ihrer eigenen ein flexibler Umgang damit, ist eine Voraus- bei Studienplatzklagen körperlichen Reaktionsbereitschaften und setzung für eine konstruktive Arbeitsbezie- mit unserer Strategie! Ausdrucksweisen geschärft haben (Stadler, hung zwischen Kindern, Jugendlichen, den außerdem: ZVS-Anträge 2008). Kinder triggern bei Erwachsenen, Eltern und dem Therapeuten (Lehndorfer, Auswahlgespräche · BAFÖG auch bei Psychotherapeuten, häufig Ge- 2008). Härtefälle · Prüfungsrecht fühle, die mit Erlebnissen aus der eigenen Kindheit verbunden sind. Das macht es Voraussetzung hierfür ist eine Ausbildung Wir haben die notwendig, in einem ständigen Prozess der in Psychotherapie mit einer Spezialisierung Erfahrung. Wahrnehmung des Kindes und sich selbst in Kinder- und Jugendlichenpsychothe- Geiststraße 2 die eigenen Gefühle von denen des Kindes rapie, die sich an der Versorgungsrealität D-48151 Münster getrennt zu halten. Da Empathie u. a. er- und dem aktuellen Stand der Wissenschaft Tel. 0251/5 20 91-0 fordert, auch die Perspektive des Patienten orientiert. Die Ausbildung mit einem Com- Fax 0251/5 20 91-52 in seinem sozialen Kontext zu übernehmen mon Trunk und einer Schwerpunktsetzung [email protected] und zu verstehen, soll der Psychotherapeut, in Psychotherapie mit Erwachsenen bzw. www.meisterernst.de der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, Kindern und Jugendlichen, wie sie das For-

Psychotherapeutenjournal 1/2010 35 Ausbildung der Zukunft: Ein Beruf Psychotherapeut/in

– weitgehend identische akademisch wis- senschaftliche Grundqualifikationen aus den Bereichen der Psychologie, Pädagogik bzw. Sozial- und Heilpädagogik (150 ECTS aus 300). Die Psychotherapieausbildung ist konzipiert mit einem „Common Trunk“, in dem beide Berufsgruppen die gleichen Inhalte lernen und einer Schwerpunkt- setzung für die Behandlung Erwachsener bzw. Kinder und Jugendlicher. Am Ende der Ausbildung erhält man eine Approbati- on als Erwachsenenpsychotherapeut bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Den jeweils anderen Schwerpunkt können alle Psychotherapeuten durch eine zweite (um den Common Trunk verkürzte) Aus- bildung erwerben und mit einer zweiten Approbation dokumentieren. Die Berufs- bezeichnung „Psychologischer Psychothe- Abbildung 2 rapeut“ würde es nicht mehr geben; sie würde durch die Bezeichnung „Erwachse- nenpsychotherapeut“ oder „Psychothera- peut für Erwachsene“ ersetzt werden, der dann weder berufs- noch sozialrechtlich Kinder und Jugendliche behandeln dürfte.

Modell 2: Auch hier haben Psychothe- rapeuten mit dem Schwerpunkt Erwach- sene bzw. Kinder und Jugendliche – wie von den Forschern (Strauß et al., 2009) vorgeschlagen – identische akademisch wissenschaftliche Grundqualifikationen aus den Bereichen der Psychologie, Päda- gogik bzw. Sozial- und Heilpädagogik (150 ECTS aus 300). Die Psychotherapieausbil- dung ist konzipiert mit einem „Common Trunk“, in dem alle Ausbildungsteilnehmer die gleichen Inhalte erfahren, und einer Schwerpunktsetzung für die Behandlung Erwachsener bzw. Kinder und Jugendli- cher. Am Ende der Ausbildung steht eine Approbation als Psychotherapeut. Erst im Abbildung 3 Zeugnis (Anlage 3 der APrV) würde neben dem Verfahrensbezug auch die Schwer- punktsetzung für Erwachsene bzw. Kinder schungsgutachten vorschlägt, ist hilfreich Diskutiert werden im Moment mehrere und Jugendliche dokumentiert (entspricht und sinnvoll, wenn in ihr das notwendige Ausbildungsmodelle. An dieser Stelle sollen einem Fachkundenachweis). Berufsrecht- und hinreichende Spektrum an Wissen zwei davon dargestellt werden, die am En- lich dürften alle Psychotherapeuten alle und fachlicher und personaler Kompetenz de zu zwei bzw. einer Approbation führen. Altersgruppen behandeln, sozialrechtlich für die jeweilige Altersgruppe erworben bliebe es bei der Aufteilung, dass Psycho- werden kann. Modell 1: Psychologische Psychothera- therapeuten mit dem Schwerpunkt Er- peuten und Kinder- und Jugendlichenpsy- wachsene auf die Behandlung Erwachse- Aber lässt sich daraus ableiten, dass es chotherapeuten haben – wie von den Au- ner, die mit dem Schwerpunkt Kinder und den eigenständigen Heilberuf des Kin- toren des Forschungsgutachtens zur Frage Jugendliche auf die Behandlung von Kin- der- und Jugendlichenpsychotherapeuten der Reform des Psychotherapeutengeset- dern und Jugendlichen beschränkt sind. In mit eigener Approbation braucht? zes (Strauß et al., 2009) vorgeschlagen den Berufsordnungen wäre zu regeln, dass

36 Psychotherapeutenjournal 1/2010 P. Lehndorfer

die Schwerpunktsetzung auf dem Praxis- wäre. Als sinnvoll und notwendig erweist psychotherapeutische Versorgung von schild geführt werden muss. Den jeweils es sich, wenn in dem einen Schwerpunkt Kindern und Jugendlichen deutlich ver- anderen Schwerpunkt könnte man z. B. auch Grundlagen des jeweils anderen schlechtern würde. Diese Annahme kann durch Weiterbildung – bundesweit einheit- Schwerpunkts vermittelt würden, da Psy- bereits heute als widerlegt gelten, wenn lich in den entsprechenden Ordnungen chotherapeuten mit dem Schwerpunkt man sich die Ausbildungszahlen anschau- der Landespsychotherapeutenkammern Erwachsene auch häufig mit den Kindern en. In den derzeitigen Ausbildungsgängen geregelt – erwerben. Die abgeschlossene von Patientinnen und Patienten in Berüh- für Kinder- und Jugendlichenpsychothe- Weiterbildung hat dann sozialrechtliche rung kommen und Therapeuten mit dem rapeuten sind bis zu 1/3 der Teilnehmer Auswirkungen. Dieses Modell bezweckt al- Schwerpunkt Kinder- und Jugendliche fast Diplompsychologen. Dabei handelt sich so die Verschmelzung zu einem Beruf: den immer mit den Eltern der in Behandlung um Ausbildungsteilnehmer, die ohne wei- des Psychotherapeuten und ermöglicht befindlichen Kinder arbeiten. Dies hätte ei- teres bereits heute die Ausbildung zum gleichzeitig die Fortsetzung der Tradition ne Erweiterung des Kompetenzspektrums Psychologischen Psychotherapeuten ma- der Kinder- und Jugendlichenpsychothe- für alle Psychotherapeutinnen und Psycho- chen könnten. Die psychotherapeutische rapie2 und den Fortbestand der berufs- therapeuten zur Folge. Versorgung von Kindern und Jugendlichen rechtlichen Behandlungserlaubnis für die ist also weder durch das Modell 1 noch Psychologischen Psychotherapeuten. Die von den Forschern vorgeschlagene durch das Modell 2 gefährdet, da die psy- Verkürzung der Ausbildung um 800 Stun- chotherapeutische Arbeit mit Kindern und Entscheidend für die Qualität der Ausbil- den (von 4.200 auf 3.400 Stunden) wür- Jugendlichen attraktiv ist und es immer an dung und damit für die Kompetenzen der de sich dann vermutlich nicht realisieren dieser Altersgruppe interessierte Kollegin- künftigen Psychotherapeuten ist die inhalt- lassen. Eine Verlängerung wäre aber auch nen und Kollegen geben wird – auch weil liche Gestaltung des Common Trunk und nicht nötig. Notwendigerweise müssen man weiß, dass man flexibel ist und durch der Schwerpunktsetzungen. Darüber hat auch Regelungen für Ausbildungsstätten Kompetenzerweiterung andere Schwer- die Diskussion gerade erst begonnen. Ab- erarbeitet werden, die nur in einer der punkte hinzufügen kann. bildung 3 soll ein solches Ausbildungsmo- beiden Schwerpunktsetzungen ausbilden dell skizzieren und zur Diskussion beitra- wollen. Der Begriff „Approbation“ bedeutet im gen, auch wenn dieses Modell noch weiter Zusammenhang mit Psychotherapie die auszudifferenzieren ist. Was können solche Ausbildungsmodelle für die psychotherapeutische Versorgung Selbsterfahrung, theoretische Grundkennt- von Kindern und Jugendlichen bedeu- 2 Zu erarbeiten sind auch Übergangsregelun- nisse, Hospitation und Kasuistik könnten ten? Gelegentlich wird die Befürchtung gen für jetzt approbierte Kinder- und Jugend- lichenpsychotherapeuten, damit diese nach im Common Trunk vermittelt werden, wäh- geäußert, dass dann alle, die es könnten, einer entsprechenden Kompetenzerweite- rend die praktische Ausbildung vorwiegend die Erwachsenenpsychotherapieausbil- rung auch die Behandlungsbefugnis für Er- im jeweiligen Schwerpunkt beheimatet dung beginnen würden, so dass sich die wachsene erwerben können.

ZUMEINFACHEN3CHREIBEN)HRER 6ISTAKOMPATIBEL !NTRAGSBERICHTEFàR0SYCHOTHERAPIE -AC/38IN6ORBEREITUNG !NTRAG0ROISTEIN0ROGRAMM MITDEM3IE)HRE!NTRËGEFàR0SYCHOTHERAPIEN PsycShCHoNtEhLLeUrNaDpEIeNuFAtCeHnSCjHoRuEIrBnEaNlK ÚNNEN-USTERTEXTEERLEICHTERNDIE!RBEIT !NTRAG0ROISTEINE$ATENBANK DIEMITWËCHST$ENN)HREEIGENEN"ERICHTE WWWANTRAG PRODE AS 1W1E.R2DE.2N0W1IE0DE RZUNEUEN-USTERTEXTVORLAGEN)NDERNEUEN6ERSIONWURDEN ODER  ET 9V2IE5LE.0&U3N.K1TI0ON ENVEREINFACHT SODASSDAS"ERICHTESCHREIBENJETZTNOCHLEICHTER VONDER(ANDGEHT PsyDV Software für Psychotherapeuten, Heckenweg 22, 53229 Bonn *14 Cent/Min. aus dem Festnetz, mobil ggf. mehr

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Der besondere Workshop: Neuropsychotherapy: Training psychotherapists to work with people with brain ill-  nesses in Würzburg am 17.-18. September 2010 mit Dr. Tedd Judd aus den USA      

Psychotherapeutenjournal 1/2010 37

1/6 Seite (17,8 cm x 4,1 cm) € 432 abzgl. 20 % Rabatt

 Ausbildung der Zukunft: Ein Beruf Psychotherapeut/in

Zulassung zu einem Heilberuf durch den würde für die Psychologischen Psycho- Jugendlichenanalytiker. Vortrag beim Gesetzgeber. Bei den anderen Heilberufen therapeuten die Einschränkung ihrer be- Workshop der VAKJP und StäKo zu Fra- wie zum Beispiel den Ärzten, den Zahn- rufsrechtlichen Behandlungsbefugnis auf gen der Selbsterfahrung, Berlin. ärzten, den Apothekern und auch den erwachsene Patienten bedeuten, Modell Strauß, B., Barnow, S., Brähler, E., Fegert, Psychologischen Psychotherapeuten wird 2 für die Kinder- und Jugendlichenpsycho- J., Fliegel, S., Freyberger, H.J., Goldbeck, in der Approbation keine altersabhängige therapeuten den Verlust der spezifischen L., Leuzinger-Bohleber, M. & Willutzki, Behandlungserlaubnis erteilt, wie dies bei Approbation. Eine Entscheidung für oder U. (2009). Forschungsgutachten zur den Kinder- und Jugendlichenpsychothe- gegen den einheitlichen Heilberuf des Ausbildung von Psychologischen Psy- rapeuten der Fall ist. Ärzte erwerben die Psychotherapeuten bedarf der breiten Zu- chotherapeutInnen und Kinder- und Ju- spezielle Kompetenz in der Behandlung stimmung der Profession, sowohl der Kin- gendlichenpsychotherapeutInnen. Ver- von Kindern und Jugendlichen nach der der- und Jugendlichenpsychotherapeuten fügbar unter: http://www.bmg.bund. Approbation durch Weiterbildung zum Kin- wie auch der Psychologischen Psychothe- de/cln_151/SharedDocs/Downloads/ der- und Jugendarzt bzw. zum Kinder- und rapeuten. DE/Standardartikel/P/Psychotherapie/ Jugendpsychiater. Modell 2 entspräche so- Psychotherapeuten__Gutachten,tem mit der Systematik der anderen Heilberufe Im Moment hat die Profession die Auf- plateId=raw,property=publicationFile. in Deutschland und könnte zu einer Schär- gabe, die unterschiedlichen Modelle und pdf/Psychotherapeuten_Gutachten.pdf fung des Profils der Psychotherapeuten Positionen darzustellen, zu beurteilen, zu [19.01.2010]. innerhalb der Heilberufe führen. modifizieren und letztlich nach gründlicher Diskussion Entscheidungen zu treffen, die Auch im Hinblick auf die Diskussion der dann mit der Politik kommuniziert werden können. Die Bundespsychotherapeuten- Berufsqualifikationsrichtlinie der Europä- 3 Gemeint ist, vereinfacht ausgedrückt: „eu- ischen Union bietet Modell 2 Vorteile. kammer (BPtK) wird im Frühjahr in zwei ropaweit einheitlich geregelt“, so dass die Es gibt in Europa so genannte geregelte Symposien unter breiter Beteiligung der Ausbildung in einem europäischen Staat die 3 Landeskammern, der Fachverbände und unmittelbare Tätigkeitsgenehmigung für die und ungeregelte Heilberufe . Zu den ge- anderen europäischen Staaten impliziert und der Ausbildungsträger die unterschiedli- regelten Heilberufen gehören derzeit die keine individuelle Prüfung mehr stattfinden Berufe des Arztes, Zahnarztes, Apothe- chen Modelle zur Diskussion stellen, um muss, wenn man in einem anderen europäi- schen Staat seine Berufstätigkeit aufnehmen kers und Tierarztes. Zu den ungeregelten mögliche Entscheidungen auf dem nächs- will. Heilberufen gehören (noch) die Psycho- ten Deutschen Psychotherapeutentag therapeuten. Es ist zu erwarten, dass es vorzubereiten. Die beiden vorgestellten in den nächsten Jahren eine Bewegung Modelle sind nur ein Teil der denkbaren in Europa geben wird, auch den Heilberuf Lösungsansätze. Die Diskussion und die des Psychotherapeuten zu regeln. Da es Entscheidung sollte von dem Bemühen al- europaweit den eigenständigen Heilberuf ler geprägt sein, die psychotherapeutische des Kinder- und Jugendlichenpsychothe- Versorgung der Bevölkerung zu verbes- rapeuten nicht gibt, besteht eine größere sern, gute Grundlagen für die zukünftige Chance, deutsche Ausbildungsstandards Position der Psychotherapeuten innerhalb für die Psychotherapieausbildung durchzu- der Heilberufe und des Gesundheitswe- setzen, wenn diese auch auf europäischer sens und eine attraktive Ausbildung und Ebene als ein Heilberuf Psychotherapeut Berufsperspektive für den Nachwuchs zu auftreten und argumentieren. schaffen.

Literatur Das Modell einer Ausbildung in einem Common Trunk und einer entsprechenden Esser, G. (2003). Lehrbuch der Klinischen Schwerpunktsetzung bietet gute Voraus- Psychologie und Psychotherapie des Dipl.-Soz.päd. Peter Lehndorfer setzungen dafür, dass den verschiedenen Kindes- und Jugendalters. Stuttgart: Altersgruppen der Bevölkerung auch in Thieme. Kinder- und Jugendlichenpsychothera- Zukunft eine wirksame und gute psycho- Lehndorfer, P. (2008). Kompetenzen in peut, niedergelassen in eigener Praxis, Mitglied im Vorstand der Bundespsycho- therapeutische Behandlung zur Verfügung der analytischen Kinder- und Jugendli- therapeutenkammer, Vizepräsident der chenpsychotherapie. Zeitschrift für Indi- stehen wird. Für die Option, nur noch eine PTK Bayern Approbation als Psychotherapeut mit der vidualpsychologie, 33, 255-269. PTK Bayern entsprechenden Schwerpunktsetzung vor- Stadler, T. (2008, März). Die Lehranalyse: St.-Paul-Str. 9 zusehen, gibt es derzeit bessere und mehr notwendige, aber nicht hinreichen- 80336 München Argumente. Der Konflikt ist klar: Modell 1 de Selbsterfahrung für Kinder- und [email protected]

38 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsycho­ therapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP

Marion Schwarz Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutische Praxis, Bad Schwalbach

Virginia Axline veröffentlichte 1947 ihre Zusammenfassung: Die derzeitige Diskussion um mögliche Veränderungen des Grundprinzipien der nicht-direktiven Spiel- Psychotherapeutengesetzes im Hinblick auf die psychotherapeutische Ausbildung therapie als personzentrierten Behand- und Fragen der Zugangsqualifikationen hat sich um die Frage des Erhalts der bei- lungsansatz für Kinder. B. Bettelheim, D. den Heilberufe bzw. Schaffung eines Heilberufes erweitert. In diesem Beitrag Winnicott und M. Mahler sind weitere Be- werden die besonderen Kompetenzen des Kinder- und Jugendlichenpsychothe- gründer einer eigenständigen Tradition der rapeuten dargestellt, für die es einer fundierten Ausbildung bedarf, sowie auf die Kinderpsychotherapie. In der Verhaltens- lange eigenständige Tradition der KJP, insbesondere auch unter dem Aspekt der therapie wurde lange Jahre die kinderpsy- Zugänge sowohl der Psychologen als auch der pädagogischen Studienabsolven- chotherapeutische Behandlung nicht als ten. Weiterhin wird die Bedeutung des eigenständigen Berufes KJP unter dem Ge- eigenes Fachgebiet betrachtet, erst in den sichtspunkt der Versorgung der Bevölkerung beleuchtet und Bezug auf den 13. letzten 15 Jahren haben sich zunehmend Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung genommen. Die Diskussion erfolgt differenzierte verhaltenstherapeutische sowohl auf Grundlage der Vorschläge des Forschungsgutachtens als auch dem Methoden und Techniken zur Behandlung Diskussionspapier der BPTK. von Kindern und Jugendlichen sowie für spezifische Störungsbilder im Kindesalter Einleitung mer in Hannover (September 2009) legte entwickelt (Borg-Laufs, 2007). der Vorstand der BPtK ein Diskussionspa- Die Diskussion um die Zukunft der psycho- pier vor, in dem von den bisherigen zwei Mit dem Psychotherapeutengesetz (1999) therapeutischen Ausbildung bewegt die eigenständigen Heilberufen Abschied ge- wurde nach jahrzehntelangen Bemühun- Profession nun bereits seit einigen Jahren. nommen wird und stattdessen ein Heilbe- gen und Auseinandersetzungen endlich Angestoßen durch die Veränderungen der ruf „Psychotherapeut“ (mit Schwerpunkt- die Rechtsgrundlage für die Heilberufe des Studiengänge (Stichwort: Bologna) sowie setzung für die Behandlung von Kindern Psychologischen Psychotherapeuten (PP) durch die unsäglichen Ausbildungsbedin- und Jugendlichen bzw. Erwachsenen) fa- und des Kinder- und Jugendlichenpsy- gungen in der Ausbildung während der vorisiert wird. Damit wurde die Diskussion chotherapeuten (KJP) geschaffen. Dabei Praktischen Tätigkeit (Stichwort: Psychiat- um den Fortbestand und die Eigenständig- wurde berufsrechtlich geregelt, dass Psy- riejahr) wurde die Bundesregierung 2007 keit des Kinder- und Jugendlichenpsycho- chologische Psychotherapeuten das ge- 1 dazu bewegt, ein Forschungsgutachten therapeuten neu entfacht. samte Altersspektrum behandeln dürfen, zur Evaluation der psychotherapeutischen während Kinder- und Jugendlichenpsycho- Ausbildung in Auftrag zu geben. Die Frage- therapeuten nur Kinder und Jugendliche stellungen umfassten sowohl Fragen der Tradition und Entwicklung bis zum 21. Lebensjahr behandeln dürfen. Strukturen der Ausbildung als auch der Zu- des Berufes Lediglich im Sozialrecht ist bei den PP die gänge zu den mit dem Psychotherapeuten- Zulassung auf die Behandlung der erwach- gesetz 1999 neu geschaffenen Heilberufe Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie senen Patienten (ab älteren Jugendlichen) des Psychologischen Psychotherapeuten hat, trotz des noch jungen Heilberufes eingeschränkt. und des Kinder- und Jugendlichenpsycho- des Kinder- und Jugendlichenpsychothera- therapeuten. Die Ergebnisse und Empfeh- peuten (KJP), eine weit zurückreichende lungen der Forschergruppe wurden Anfang Tradition. Bereits in den 20er Jahren des 1 Inzwischen hat die BPtK das Diskussions- 2009 veröffentlicht (Strauß et al., 2009) letzten Jahrhunderts entwickelten Anna papier zur Zukunft der Ausbildung in einem und werden seitdem intensiv, aber auch Freud und Melanie Klein ihre spezifischen Eckpunktepapier weiter präzisiert und dem 15. Deutschen Psychotherapeutentag im kontrovers diskutiert. Auf einem Sympo- psychoanalytischen Behandlungsansät- November 2009 (Lübeck) zur Diskussion sium der Bundespsychotherapeutenkam- ze für Kinder mit psychischen Störungen. vorgelegt.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 39 Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsycho­therapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP

Inzwischen gibt es insgesamt 33.077 Psy- in Kontakt mit dem sozialen Umfeld des peutische Arbeit bei hoch problematischen chotherapeuten (PP, KJP) in Deutschland, Kindes/des Jugendlichen und müssen Familienkonstellationen erfordert von dem davon sind 5.359 als Kinder- und Jugend- zunehmend auch kulturelle Hintergründe Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- lichenpsychotherapeuten approbiert, zu- der Familien berücksichtigen. Kooperation ten eine hohe Eigenreflexivität, um die Fä- dem gibt es 2.348 Doppelapprobierte mit verschiedensten Institutionen ist für higkeit zur Empathie in verschiedenen sozi- (PP/KJP).2 Fast die Hälfte (43,3%) der Kin- ihre Arbeit unerlässlich. Auf diese wichtige alen Kontexten entwickeln zu können. der- und Jugendlichenpsychotherapeuten Schnittstellenarbeit und Vernetzung weist arbeiten niedergelassen in Praxen, knapp auch der 13. Kinder- und Jugendbericht Auch die Ergebnisse des Forschungsgut- ein Drittel (28,6%) sind in ambulanten hin (Deutscher Bundestag, 2009). achtens weisen auf die Besonderheit und Einrichtungen und ca. 20% in stationären Spezifität des Berufes des Kinder- und bzw. teilstationären Einrichtungen tätig. Neben den erforderlichen fachlich-kon- Jugendlichenpsychotherapeuten hin und zeptionellen Kompetenzen werden von heben die Notwendigkeit einer fundierten In Ausbildung befinden sich derzeit nach Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- Ausbildung hervor. Kinder seien keine „klei- Angaben des Forschungsgutachtens über ten besondere und anspruchsvolle Be- nen Erwachsenen“, auch in der Rechts- 11.100 Ausbildungsteilnehmer, knapp ziehungskompetenzen eingefordert, wie sprechung habe sich durchgesetzt, dass 8.000 in der Ausbildung zum PP und et- z. B. die Fähigkeit zu altersgerechter und Kinder und Jugendliche Grundrechtsträger was über 3.000 zum KJP, sowie 170 in triadischer Kommunikation. Kinder- und sind und eines besonderen Schutzes be- einer Ausbildung zum PP und KJP. Damit Jugendlichenpsychotherapeuten müssen dürfen (Strauß et al., 2009, S. 368). liegt der Anteil der KJP-Ausbildungsteilneh- lernen, diese Mitteilungsformen zu verste- mer bei 27% und gewährleistet zukünftig hen, die kindlichen Aktivitäten und Sinne- die nötige Versorgung im Bereich der Kin- serfahrungen entsprechend zu begleiten, Zugänge zur Ausbildung der- und Jugendlichenpsychotherapie. anzuregen und in Beziehung zum Erleben des Kindes zu setzen sowie sich auf den In vielen Stellungnahmen zu Fragestellun- jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes/ gen des Forschungsgutachtens (Panel der Jugendlichen einzulassen, die jeweiligen Forschergruppe, Berlin, Januar 2009) wur- Spezifische Kompetenzen spezifischen Bedürfnisse zu erkennen, al- de auf die derzeitige schwierige Rechts- des Kinder- und Jugendli- tersentsprechende methodische Zugänge lage (Bachelor-/Master-Abschlüsse) und anzubieten und ein passendes Beziehungs- chenpsychotherapeuten die sich daraus ergebenden unterschied- angebot zu entwickeln. Zugleich muss der lichen Zugangsqualifikationen der Aus- Auf verschiedenen Veranstaltungen der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut bildungsteilnehmer hingewiesen. Aus Bundespsychotherapeutenkammer (Ber- in der Lage sein, die innerfamiliären Kon- inhaltlich-fachlichen Gründen müssen an lin, 2008) wurden begleitend zur Erstel- flikte zu verstehen, zu reflektieren und mit die Qualifikation von Kinder- und Jugendli- lung des Forschungsgutachtens Fragen der den entsprechenden Bezugspersonen zu chenpsychotherapeuten die gleich hohen Kompetenzen von Psychotherapeuten, thematisieren. Maßstäbe angelegt werden wie für Psy- der nötigen Grundqualifikationen und der chologische Psychotherapeuten. zukünftigen Struktur der Psychotherapie- Gerade die notwendigen personalen Kom- ausbildung diskutiert. In ihren Beiträgen petenzen als Kinder- und Jugendlichenpsy- Ziel einer psychotherapeutischen Ausbil- wiesen G. Esser, M. Borg-Laufs und J. Kahl- chotherapeut erfordern eine besondere dung ist die Fähigkeit zur wissenschaftlich Popp ausdrücklich auf die spezifischen Qualität und hohe Anforderungen, denen fundierten selbständigen und eigenverant- Kompetenzen von Kinder- und Jugend- auch die Ausbildung gerecht werden muss. wortlichen Ausübung der Heilkunde. Dem- lichenpsychotherapeuten hin. So sei der R. Richter (Berlin, 2008) beschreibt diese entsprechend müssen die akademischen Umfang der Störungsbilder im KJP-Bereich Kompetenzen als die Fähigkeit zur Selbst- Voraussetzungen zur Ausbildung ausge- erheblich größer und divergierender als der reflexion und Selbstwahrnehmung, z. B. bei staltet sein. Die erforderlichen Qualifikati- im Erwachsenenbereich, die Diagnostik der Reflexion der Intentionalität, bei der Un- onen entsprechen eindeutig der Stufe 7 müsse sich sowohl auf die Individualdiag- terscheidung von inneren Repräsentanzen des Deutschen Qualifikationsrahmens und nostik des Kindes/Jugendlichen beziehen, und äußerer Realität sowie der Herstellung damit dem Master-Abschluss, der vorsieht, als auch das familiäre und soziale Umfeld bedeutungsvoller Bezüge zwischen innerer dass neben Fakten- und Theoriewissen mit einbeziehen und die bisherige Kind- und äußerer Welt, die Fähigkeit zur Empa- auch Fertigkeiten notwendig sind, das Spe- heitsentwicklung berücksichtigen – wie thie und Rollenübernahme, die Fähigkeit zialwissen auch in komplexen Situationen überhaupt die Entwicklungsorientierung zur Selbstwirksamkeit und Selbstintegration, anwenden zu können, sowie Sozialkom- ein Spezifikum in der Psychotherapie mit zur Belastungsregulation und Herstellung petenzen, um in interdisziplinären Exper- Kindern und Jugendlichen sei. In der psy- emotionaler Stabilität, die Fähigkeit zur Ver- tenteams zu arbeiten und Anleitungsauf- chotherapeutischen Arbeit müssen Kinder- mittlung eines überzeugenden Erklärungs- gaben zu übernehmen (siehe Kliniken, und Jugendlichenpsychotherapeuten die modells (allegiance) und die Fähigkeit zur Bezugspersonen der Kindern und Jugend- Selbststeuerung eigener Affekte und Ver- 2 Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer, lichen mit einbeziehen, zusätzlich sind sie haltensimpulse. Gerade die psychothera- Stichtag: 31.12.2008.

40 Psychotherapeutenjournal 1/2010

M. Schwarz

Ambulanzen und Beratungsstellen). Die Zugangsvoraussetzung der pädagogischen Entwicklungen in der Psychotherapie und Studienfächer auf das Masterniveau eine XXIX International Symposium of the im Gesundheitswesen erfordern weiterhin Angleichung der Qualifikationskriterien German Academy for Psychoanalysis (DAP) e.V. Kompetenzen in Forschungs- und Kontroll- und verhindert damit die drohende Gefahr 16th WORLD CONGRESS methoden, um mehrperspektivisch und der Abqualifizierung des KJP zum Heil- of the World Association for interdisziplinär eigene Forschungs- und hilfsberuf. In dieser Hinsicht sind sich alle Dynamic Psychiatry WADP inc., Berne Praxisentwicklungsprojekte konzipieren zu „Akteure“ (Psychotherapeutenkammern, können, beispielsweise auch um notwen- Berufs- und Fachverbände) einig. dige Evidenzprüfungen und Evaluationen The Interpersonal durchführen zu können. Ein Master-Ab- Die Erweiterung der qualifizierenden Stu- schluss muss damit für beide Heilberufe diengänge hinsichtlich der pädagogischen Dynamics of Identity gleichermaßen gelten und somit auch für und sozialwissenschaftlichen Studiengän- Research, Pathology and die dazu qualifizierenden Studiengänge. ge sowohl für die Ausbildung zum KJP Treatment als auch zum PP (EP3) macht beide Be- st th Dieser Auffassung hat sich auch das For- rufe gleichwertig und eröffnet damit bei- March 21 – 25 2011 schungsgutachten (Strauß et al., 2009, den Berufsgruppen auch die Möglichkeit Psychiatric Hospital of the Ludwig-Maximilians-University Munich S. 351 ff.) angeschlossen, hält jedoch an- der späteren Qualifizierung zum anderen gesichts der Diversität der entstehenden Bereich. Hier gilt es, die spezifischen pä- Studiengänge eine inhaltliche Definition dagogischen und sozialwissenschaftlichen Congress Language: english derselben für unumgänglich (überprüfbar Inhalte dieser Fächer zu definieren und sie in Form von ECTS). als gleichwertig gegenüber den psycholo- Information gischen Grundlagen anzuerkennen (siehe Deutsche Akademie für Psychoanalyse (DAP) e.V. Goethestraße 54, 80336 München Weiterhin sollen neben der Psychologie die Borg-Laufs et al., 2009: Stellungnahme TEL ++49 (0) 89 53 96 -74, -75, bereits jetzt für die KJP-Ausbildung qualifi- der AZA und Psychotherapie-HS). FAX ++49 (0) 89 53 28 837 zierenden Studiengänge der Pädagogik, [email protected] Sozialpädagogik/Soziale Arbeit als Zugang Das Modell der Forscher sieht innerhalb www.wadp-congress.de zur Ausbildung erhalten bleiben. Sowohl der psychotherapeutischen Ausbildung die Forschergruppe als auch der Vorstand einen Common Trunk als gemeinsamen der BPtK (BPtK, 2009, Diskussionspapier Lernblock beider Ausbildungsschwerpunk- DAP_WADP_PTj_56x128.indd 1 10.02.2010 14:42:03 Uhr Symposium Hannover) sehen diese Stu- te vor, in dem gemeinsames Basiswissen diengänge neben der Psychologie als Zu- vermittelt wird, bevor man mit dem ge- gang für die Psychotherapieausbildung ins- wählten Schwerpunkt hinsichtlich der Pati- Hier könnte gesamt vor. Damit wäre es möglich, eine entenbehandlung beginnt. Auch die Prakti- tatsächliche Gleichwertigkeit der beiden sche Tätigkeit (PT) richtet sich hinsichtlich Ihre Anzeige Heilberufe herzustellen. der Auswahl der Ausbildungsorte nach dem gewählten Schwerpunkt (so könnte stehen: beispielsweise für die KJP-Ausbildung zu- Ein oder zwei Heilberufe künftig auch PT in Beratungsstellen vor- gesehen werden, um sich für die spezifi- schen Kenntnisse für die Berufstätigkeit als Während das Modell der Forschergruppe KJP zu qualifizieren). die Beibehaltung zweier Approbationen Für zum Ende der Ausbildung vorsieht, mit der Das Modell der BPtK sieht ebenfalls einen Möglichkeit auch in der Ausbildung beide EUR 455,– Common Trunk und Schwerpunktsetzung Schwerpunkte (Erwachsenen- und Kinder- vor, ohne jedoch genauer zu spezifizieren, & Jugendlichenbehandlung) zu absolvie- (s/w) wie die Ausbildung insgesamt ausgestal- ren und damit beide Approbationen zu tet sein müsste, um dem Anspruch einer erwerben, schlägt der Vorstand der BPtK erreichen Sie allumfassenden Approbation ohne Alters- eine Approbation als Psychotherapeut oh- begrenzung gerecht werden zu können. ne Altersbegrenzung vor, wobei zwar auch rund 37.000 Denn trotz Schwerpunktsetzung in der Pa- eine Schwerpunktsetzung während der tientenbehandlung soll für alle die gleiche Ausbildung vorgesehen ist, die jedoch nur Psycho­ Approbation gelten, demzufolge auch die sozialrechtlich (Kassenzulassung) von Be- gleiche staatliche Prüfung (gleicher Ge- deutung sein soll. genstandskatalog). Unabhängig von der therapeuten. Der Vorschlag der Forscher bedeutet für die Approbation als KJP bei Anhebung der 3 EP = Erwachsenenpsychotherapeut

Psychotherapeutenjournal 1/2010 41 Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsycho­therapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP

sozialrechtlichen Zulassung nach Fachkun- psychiatrie beinhalten sowie Patientenbe- sie derzeit tatsächlich versorgen. Erst in ei- denachweis (die dann altersbezogen sein handlungen der verschiedenen Altersspek- nem Jahr sollen dem Bundesministerium soll) dürfte sich jeder Psychotherapeut frei tren und der verschiedenen Geschlechter. für Gesundheit Daten von der Kassenärzt- niederlassen und alle Patienten behan- Eine „Schmalspurausbildung“ wäre fach- lichen Bundesvereinigung (KBV) vorgelegt deln. Denn die Approbation berechtigt zur lich kaum zu vertreten. werden, die den tatsächlich durchgeführ- eigenverantwortlichen und selbständigen ten Anteil der Behandlungen von Kindern Berufsausübung und ist nicht einschränk- und Jugendlichen dokumentieren. bar: Versorgung und Prävention Jedoch zeigen bisherige Umfragen und „Die durch die Approbation verliehene Die BPtK hat in verschiedenen Stellungnah- Untersuchungen einiger Landespsychothe- Berechtigung ist unteilbar und einschrän- men wiederholt darauf hingewiesen, dass rapeutenkammern hinsichtlich der Versor- kenden Nebenbestimmungen nicht zu- der Anteil der Kinder und Jugendlichen an gung von psychisch kranken Kindern und gänglich. Dies ergibt sich aus §2 Abs. 2 der Bevölkerung ca. 20% beträgt und die Jugendlichen, dass die bislang mit relativ BÄO. Das bedeutet, dass die fehlende Ein- Prävalenz psychischer Erkrankungen im kleinem Aufwand zu erwerbende „Abrech- schränkungsmöglichkeit ein Wesensmerk- Kindes- und Jugendalter vergleichbar hoch nungsgenehmigung“ für Psychologische mal der Approbation ist.“ (BVerwG, Urteil ist wie im Erwachsenenalter. Dem wird je- Psychotherapeuten, um mit Kindern/Ju- vom 09.12.1998 – 3 C 4/98, Rn. 24). doch der bisherige Anteil der zugelassenen gendlichen psychotherapeutisch arbeiten KJP in der ambulanten Versorgung nicht und innerhalb der GKV abrechnen zu Während sich die ärztliche Approbation gerecht. Bedingt durch die gemeinsame können, offenbar wenig für die wirklichen auf das allgemeine Studium der Medi- Facharztgruppe der PP und KJP sowie der psychotherapeutischen Anforderungen zin gründet und die Facharztausbildung ärztlichen Psychotherapeuten (die aller- qualifiziert. In der Umfrage der hessischen (Schwerpunktsetzung) anschließend über dings mit einem Mindestversorgungsanteil Kammer (2006) geben die PP an, dass die Weiterbildung geregelt ist, gründet sich von damals 40% nach PTG) war der Zulas- 88,5% ihrer Patienten 18 Jahre und älter die Approbation der PP und KJP auf die sung von zusätzlichen KJP enge Grenzen sind, Klein- und Vorschulkinder werden psychotherapeutische Ausbildung nach im Rahmen der Sonderbedarfszulassung von ihnen gar nicht behandelt, der Anteil dem Studium, deren wesentliche Mo- gesetzt, da nahezu alle Bezirke in Deutsch- von Grundschulkindern liegt bei 2,8%, der mente die unter Supervision stattfindende land gesperrt waren (Ausnahmen in den von älteren Kindern (bis 13 J.) bei 3,4% Patientenbehandlung sowie die erforder- Ostländern). und nur 4,7% der Patienten sind zwischen liche Selbsterfahrung sind. Gerade diese 13 und 17 Jahre alt. spezifischen Ausbildungsteile sind Grund- Auch die BELLA-Studie des Robert-Koch- lage für die Entwicklung der erforderlichen Institutes (2007) im Kinder- und Jugend- Eine fachlich auf die Behandlung von personalen Kompetenzen als Psychothe- gesundheitssurvey (KIGGS) verweist Kindern und Jugendlichen ausgerichtete rapeut. Erfolgt dieser Teil der Ausbildung darauf, dass die gesundheitsbezogene Ausbildung scheint unabdingbar, um den in einem Schwerpunkt, so muss folglich Lebensqualität psychisch auffälliger Kinder tatsächlichen Anforderungen für die psy- auch die Approbation diesen Schwerpunkt und Jugendlicher deutlich eingeschränkt chotherapeutische Arbeit gerecht werden dokumentieren. Entsprechend haben die sei und längst nicht alle betroffenen Kin- zu können. Forscher empfohlen, zukünftig beide Ap- der und Jugendlichen behandelt würden probationen spezifisch für die jeweilige (Ravens-Sieberer, Wille, Bettge & Erhart, Angesichts der zunehmenden Bedeutung Patientengruppe Erwachsene bzw. Kinder 2007). psychischer Erkrankungen im Krankheits- und Jugendliche zu definieren. Beide Beru- geschehen kommt einer guten und früh- fe klar zu erkennen und zu unterscheiden Auf die vielfältigen Initiativen der Psycho- zeitigen Behandlung psychischer Auffällig- wäre auch im Sinne der Patientensicher- therapeutenkammern und Verbänden hat keiten gerade im Kindes- und Jugendalter heit wünschenswert. Dies lediglich unter der Gesetzgeber nunmehr reagiert und große Bedeutung zu. Auch im Forschungs- dem Gesichtspunkt der Haftung dem je- 2008 eine spezielle Quote (20%) für die gutachten wird darauf hingewiesen, dass weiligen Psychotherapeuten überlassen zu Versorgung von psychisch kranken Kin- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wollen, kann unter Qualitätssicherungsas- dern und Jugendlichen beschlossen. Als die Resilienz unterstütze und sie somit ei- pekten nicht genügen. Behandler kommen hierbei nur Psycho- ne Prävention psychischer Störungen im therapeuten in Betracht, die in ihrer Praxis Erwachsenenalter darstelle (Strauß et al., Wollte man tatsächlich für einen (neuen) „ausschließlich“ Kinder und Jugendliche 2009, S. 358). Beruf „Psychotherapeut“ eine Ausbildung psychotherapeutisch behandeln. schaffen, die umfassend für das gesamte Auf dem 14. Deutschen Psychotherapeut- Altersspektrum ausbildet, müsste diese Allerdings sehen die Bestimmungen zur entag (Berlin, 2009) betonte R. Richter in neben umfassenden Theoriekenntnissen Umsetzungen der sog. „KJP-Quote“ laut seinem Bericht an die Delegierten den er- auch das Absolvieren der Praktischen Tätig- G-BA vor, dass PP mit Doppelzulassung normen Behandlungsbedarf insgesamt – keit sowohl in der Erwachsenenpsychiatrie mit dem Faktor 0,5 als KJ-Behandler ge- jährlich entwickelten ca. 5 Millionen Men- als auch in der Kinder- und Jugendlichen- zählt werden, unabhängig davon, wie viel schen psychische Störungen. Bei Kindern

42 Psychotherapeutenjournal 1/2010 M. Schwarz Für den und Jugendlichen liege der Behandlungs- sozialen Systemen in der psychothera- bedarf laut Ihle und Esser (2002) bei ca. peutischen Arbeit mit Kindern, Jugend- Berufseinstieg 700.000. Zur Bewältigung dieser Aufgabe lichen und ihren Familien wichtig. Eine seien eine Flexibilisierung der Behand- mögliche Ausweitung der pädagogischen lungsangebote, sowohl gestufte wie auch und sozialwissenschaftlichen Zugänge zur multiprofessionelle Angebote als auch sek- psychotherapeutischen Ausbildung insge- torenübergreifende Versorgungsstrukturen samt darf nicht zu Lasten der spezifischen nötig. pädagogisch-sozialwissenschaftlichen In- halte gehen. Die Breite der Zugänge er- So empfiehlt auch die Sachverständigen- fordert die Beibehaltung der postgradua- kommission der Bundesregierung in ihrem len Ausbildung, diese gewährleistet auch 13. Kinder- und Jugendbericht (Deutscher den Einstieg in die psychotherapeutische Bundestag, 2009) dringend die Vernetzung Ausbildung nach einer bereits erfolgten der verschiedenen Systeme der Gesund- Berufstätigkeit, bspw. als Sozialarbeiter in heitsversorgung (SGB V) und der Jugend- der Jugendhilfe. hilfe (SGB VIII): „Zehnte Leitlinie: Interpro- fessionelle Vernetzung: Die bestehenden Angesichts des enormen Bedarfes an Systeme der Kinder- und Jugendhilfe, des kinder- und jugendlichenpsychotherapeu- Approbiert, was nun? Gesundheitswesens und der Eingliede- tischer Kompetenz bei gleichzeitig beste- Berufseinstieg für Psychologische Psychothera- rungshilfe und Rehabilitation müssen in hender Unterversorgung und der Bedeu- peuten und Kinder- und Jugendlichenpsycho- einer Vernetzung auf kommunaler Ebene tung frühzeitiger Intervention/Prävention therapeuten weiterentwickelt werden, sodass – be- ist die Zielgerichtetheit einer psychothera- Von Dieter Best, Hartmut Gerlach, Ekkehard zogen auf die jeweiligen Personen und peutischen Ausbildung für die Behandlung Mittelstaedt u.a. 2008. XVI, 311 Seiten. Gruppen – bedarfsgerechte, passgenaue von Kindern und Jugendlichen unerläss- Kartoniert. � 49,-. ISBN 978-3-938909-27-0 Förderkonzepte gemeinsam gestaltet und lich. Eine Ausbildung, die mit einer Ap- realisiert werden können.“ probation für die Behandlung von Kindern Als Psychologische Psychotherapeuten befi nden Sie sich in einem Gesundheitssystem mit knappen und Jugendlichen abschließt oder dieses Ressourcen, komplizierten und sich ständig ändernden Gerade Kinder- und Jugendlichenpsycho- Altersspektrum inkludiert, muss diese spe- Vorschriften und heftiger Konkurrenz. therapeuten sind sowohl aufgrund ihrer zifische psychotherapeutische Arbeit, so- Qualifikation als auch aufgrund ihrer Tätig- wohl in der theoretischen Ausbildung als Das vorliegende Buch bietet den frisch approbierten keitsfelder für diese vernetzte Arbeit bes- auch in der praktischen Arbeit mit Patien- Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und tens ausgebildet und geeignet. Viele KJPs ten entsprechend beinhalten. Jugendlichenpsychotherapeuten einen kompakten arbeiten teamorientiert in Beratungsstellen Überblick beim Berufsstart und widmet sind den Themenblöcken Berufsrecht, Tätigkeit im Angestell- und der Jugendhilfe, kooperieren mit an- Die ausführlichen Diskussionen und Befra- tenverhältnis oder in eigener Praxis, Zulassung als deren Institutionen und sind in der Präven- gungen im Rahmen des Forschungsgutach- Vertragspsychotherapeut, Existenz-gründung und tion seit langem engagiert. Dieses Wissen tens haben die notwendige inhaltliche Dif- Kooperationsmöglichkeiten. und Können gilt es zukünftig vermehrt ferenzierung der Tätigkeit und spezifischen auch in der ambulanten Arbeit zu nutzen. Kompetenzen des Kinder- und Jugendli- Sie erfahren alles über die Aufgaben der Kammern wie chenpsychotherapeuten auf breiter Ebene z. B. die Berufsaufsicht, den Kollegenschutz, die Quali- bestätigt, wofür eine entsprechende spezi- tätssicherung und welche Leistungen die Kammern für Diskussion und Bewertung fische Ausbildung und Befähigung auch im ihre Mitglieder erbringen. Sinne einer fundierten Versorgung dieser Kennen Sie sich in Ihrem Berufsrecht aus? Die Themen Kinder- und Jugendlichenpsychothera- Bevölkerungsgruppe notwendig ist. Dement- Schweigepfl icht, Zeugnisverweigerungsrecht, Daten- peuten erbringen seit vielen Jahren eine sprechend schlägt das Forschungsgutachten schutz, Dokumentationspfl icht werden anschaulich spezifische und versorgungsangemessene gleichwertige, aber in ihren Ausbildungs- erläutert. Auch die rechtlichen Aspekte der Themen Arbeit auf der Grundlage einer fundierten strängen unterschiedene Schwerpunkte für Zulassung, Praxisgründung, Abrechnungsgenehmigung qualifizierten Ausbildung. Diese ist gegen- die Psychotherapie mit Erwachsenen bzw. usw. werden behandelt. über der psychotherapeutischen Arbeit mit mit Kindern und Jugendlichen vor. Eine Aus- Erwachsenen gleichwertig und verlangt bildung, die das gesamte Altersspektrum eine gleich hohe Zugangsqualifikation abbilde, müsse demzufolge länger und um- Psychotherapeutenverlag, medhochzwei Verlag GmbH, (Master-Studienabschluss) wie die zum fassender sein, dabei könne dann „die Dop- Alte Eppelheimer Str. 42/1, 69115 Heidelberg, Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, Psychologischen Psychotherapeuten. pelapprobation erworben werden“ (Strauß E-Mail: [email protected] et al., 2009, S. 370). Kundenbetreuung und Auslieferung über Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm Die unterschiedlichen Zugänge zur Aus- bildung, gerade auch der pädagogischen Die Approbation ist die „Berechtigung zur Studiengänge, sind für die Arbeit mit den dauernden, unbeschränkten, eigenverant-

Psychotherapeutenjournal 1/2010 Best-Approbiert-56x257.indd 1 03.03.1043 14:04 Heilberuf Kinder- und Jugendlichenpsycho­therapeut – Ein Plädoyer für den Erhalt des KJP

wortlichen und selbständigen Ausübung möglichst optimale Versorgung der Bevöl- und Kinder- und Jugendlichenpsycho- des ärztlichen Berufs; sie berechtigt auch kerung sicherstellen sollen“ (Strauß et al, therapeuten. Stellungnahme der AZA zur Niederlassung in freier Praxis, wobei die 2009, S. 299). und Psychotherapie-HS zu einigen Zulassung als Vertragsarzt an die Erfüllung Empfehlungen des Forschungsgutach- zusätzlicher Voraussetzungen geknüpft ist“ Wie Frau Behnsen in ihrem Vortrag auf tens. Psychotherapeutenjournal, 8 (4), (Haage, 2003). dem Symposium der BPtK (Hannover; 377-383. BPtK, 2009) ausführte, ist die Frage der Bundspsychotherapeutenkammer (2009). Aus diesem Verständnis der Approbation, Verschmelzung zweier Heilberufe vor allem Perspektiven der Psychotherapieaus- also der berufsrechtlichen Zulassung zur fachlich zu führen. Aus meiner Sicht sind bildung. Ein Diskussionspapier. Ver- Berufsausübung, ergibt sich klar, dass nur die Argumente für den Erhalt des Heilberu- fügbar unter: http://www2.bptk.de/ derjenige die Kenntnis der Behandlung fes vor allem aus Gründen der Qualität und uploads/bptk_diskussionspapier.pdf von Kindern und Jugendlichen erworben der Versorgung der Bevölkerung eindeutig [19.01.2010]. haben kann, der auch die entsprechend und tragend. Die Gefahren, die mit einer Bundespsychotherapeutenkammer (2008). fundierte Ausbildung und Prüfung absol- möglichen Verschmelzung einhergehen, Mindestversorgungsanteile für psycho- viert hat. wie Einengung der Zugänge bis hin zu einer therapeutisch tätige Ärzte und Psycho- Focussierung auf rein psychologisch orien- therapeuten (§ 101 Abs. 4 S. 5 SGB Gäbe es nur noch einen Heilberuf, ver- tierte Studiengänge als auch der Verwässe- V): Auslaufen der „Quotenregelung“ schwimmen dadurch die spezifischen rung der spezifischen KJP-Ausbildung sind am 31.12.2008. Verfügbar unter: ht- Profile der bisherigen zwei Heilberufe. Es deutlich zu erkennen. Dies kann im Sinne tp://www2.bptk.de/uploads/080108_ droht die Gefahr der Dequalifizierung der einer guten und qualitätsgesicherten Aus- mindestversorgungsquote_stn.pdf Ausbildung im Bereich der Kinder- und bildung nicht für das Modell „1 Heilberuf“ in [19.01.2009]. Jugendlichenpsychotherapie. Gerade die Kauf genommen werden. Deutscher Bundestag (2009). Bericht bisherige Berufspraxis der Psychologi- über die Lebenssituation junger Men- schen Psychotherapeuten dokumentiert, schen und die Leistungen der Kinder- Literatur dass diese in ihrer Ausbildung nicht gelernt und Jugendhilfe in Deutschland. 13. haben, Kinder und Jugendlichen zu behan- Axline, V. (1990). Kinder-Spieltherapie im Kinder- und Jugendbericht. Drucksache deln, dennoch verfügen sie über eine nicht nicht-direktiven Verfahren (7. Auflage). des Deutschen Bundestags. Bundes- alterseingeschränkte Approbation. Auf München: E. Reinhardt. drucksache 16/12860. Verfügbar un- diese Schieflage haben Berufs- und Fach- Behnsen, E. (2009, September). Grund- ter: http://dipbt.bundestag.de/dip21/ verbände in ihren Stellungnahmen zum rechtlicher Spielraum für die Regelung btd/16/128/1612860.pdf [19.01.2010]. Forschungsgutachten hingewiesen (bkj, der Profession des KJP, des EP, des DGVT (2008). Das Tübinger Modell. Eck- 2008; DGVT, 2008). Der Vorschlag der PP oder des P sowie einfachgesetz- punkte zur Revision der psychothe- Forschergruppe behebt diese Schieflage, liche Folgen einer Neuordnung für rapeutischen Ausbildung nach dem bedeutet aber für zukünftige PP (EP), dass die Berufsangehörigen. Vortrag am PsychThG. Tübingen: DGVT. ihre Approbation, wie derzeit ihre Fachkun- BPtK-Symposium, Hannover. Verfüg- Freud, A. (1983). Einführung in die Tech- de, auf die Behandlung von Erwachsenen bar unter: http://www2.bptk.de/up- nik der Kinderanalyse. Frankfurt/M.: beschränkt würde. Die Möglichkeit, in vol- loads/10_bptk_220909_behnsen.pdf Fischer. ler Breite die Ausbildung zu absolvieren [19.01.2010]. Haage, H. (2003). Stichwort: Approbation. und mit zwei Approbationen diese abzu- Berufsverband der Kinder- und Jugendli- In H.-J. Rieger, F. J. Dahm & G. Steinhil- schließen, stünde dann zukünftig allen chenpsychotherapeuten (bkj). (2008). per (Hrsg.), Heidelberger Kommentar Ausbildungsteilnehmern offen und nicht, Stellungnahme zu Fragen der zukünfti- – Arztrecht, Krankenhausrecht, Me- wie derzeit, nur den Psychologen. gen Ausbildung und zum Erhalt des ei- dizinrecht (6. Erg. Lieferung) (Gliede- genständigen Berufes des Kinder- und rungsnummer 160). Heidelberg: C. F. Auch wenn die derzeitigen europäischen Jugendlichenpsychotherapeuten. Bad Müller. Regelungen zur psychotherapeutischen Schwalbach: bkj. Ihle, W. & Esser, G. (2002). Epidemiologie Ausbildung noch sehr divergieren und es Borg-Laufs, M. (2007). Zur bisherigen psychischer Störungen im Kindes- und nicht in allen europäischen Staaten die und zukünftigen Entwicklung der Kin- Jugendalter: Prävalenz, Verlauf, Komor- Aufspaltung in zwei psychotherapeuti- der- und Jugendlichenpsychotherapie. bidität und Geschlechtsunterschie- sche Heilberufe gibt, so könnte gerade In M. Borg-Laufs (Hrsg.), Lehrbuch der de. Psychologische Rundschau, 53, das deutsche Modell Vorbild für eine hohe Verhaltenstherapie mit Kindern und Ju- 159-169. Qualität und damit zukunftsweisend sein. gendlichen, Band 2 (S. 913-924). Tü- Kassenärztliche Bundesvereinigung. (2010). Auch das Forschungsgutachten betont bingen: DGVT Verlag. Bekanntmachung eines Beschlusses in seiner Zusammenfassung zum Thema Borg-Laufs, M., Gahleitner, S., Helle, M. des Gemeinsamen Bundesausschus- „Entwicklung im Ausland“, dass zukünftige & Zurhorst, G. (2009). Zugangsvor- ses über eine Änderung der Bedarfspla- Regelungen innerhalb der EU „eine aus- aussetzungen für die Ausbildung zum nungs-Richtlinie: Quotenregelung zur reichend hohe Qualität besitzen und eine Psychologischen Psychotherapeuten psychotherapeutischen Versorgung von

44 Psychotherapeutenjournal 1/2010 M. Schwarz

Kindern und Jugendlichen. Deutsches LA-Studie im Kinder- und Jugendge- Ärzteblatt PP, 1, 47. sundheitssurvey (KiGGS). Bundesge- Klein, M. (1987). Die Psychoanalyse des sundheitsblatt, 50, 871-878. Kindes. Frankfurt/M.: Fischer. Strauß, B., Barnow, S., Brähler, E., Fegert, Landeskammer für Psychologische Psy- J., Fliegel, S., Freyberger, H.J., Goldbeck, chotherapeutinnen und -therapeuten L., Leuzinger-Bohleber, M. & Willutzki, und Kinder- und Jugendlichenpsy- U. (2009). Forschungsgutachten zur chotherapeutinnen und -therapeuten Ausbildung von Psychologischen Psy- Hessen. (2006). Mitgliederbefragung chotherapeutInnen und Kinder- und Ju- zur psychotherapeutischen Versor- gendlichenpsychotherapeutInnen. Ver- gung von Kindern und Jugendlichen fügbar unter: http://www.bmg.bund. Dipl.-Psych. Marion Schwarz in Hessen. Wiesbaden: LPPKJP Hes- de/cln_151/SharedDocs/Downloads/ Kinder- und Jugendlichenpsychothera- sen. DE/Standardartikel/P/Psychotherapie/ peutin, niedergelassen in eigener Praxis, Ravens-Sieberer, U., Wille, N., Bettge, S. & Psychotherapeuten__Gutachten,tem Mitglied im Vorstand der PTK Hessen Erhart, M. (2007). Psychische Gesund- plateId=raw,property=publicationFile. Brunnenstraße 53 heit von Kindern und Jugendlichen in pdf/Psychotherapeuten_Gutachten.pdf 65307 Bad Schwalbach Deutschland. Ergebnisse aus der BEL- [19.01.2010]. [email protected]

Abgabe, Kauf und Bewertung psychotherapeutischer Praxen

Der Prozess der Praxisübergabe der vertragspsychotherapeutischen Praxis ist ein komplexes Unterfangen. Das gilt für die Veräußerung genauso wie für den Kauf. Wie aber kann und sollte der Übergabeprozess gestaltet werden? Welche Handlungs- alternativen gibt es bei der Veräußerung, welche gibt es beim Kauf? Wie lässt sich der Wert einer Praxis feststellen? Das Werk wird den Besonderheiten psychotherapeutischer Praxen gerecht, zeigt Ge- staltungsvarianten, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf und umfasst die Themenkomplexe Vertragsarztrechtliche Bedingungen und Verfahren der Praxis- nachfolge, Vertragsgestaltung, Praxiswertberechnung und Bewertung der Investition „Praxiskauf“ (aus Käufersicht). Das Buch wendet sich nicht nur an Verkäufer und Käufer psychotherapeutischer Praxen. Praxisinhaber erfahren, was sich wertsteigernd auswirkt und verschaffen sich durch frühzeitiges Herangehen an das Thema mehr Chancen und Handlungsspielraum beim Von Dr. Uta Rüping und Verkauf. Ekkehard Mittelstaedt. 2008. XXI, 291 Seiten. Gebunden. � 49,-. ISBN 978-3-938909-23-2

Psychotherapeutenverlag, medhochzwei Verlag GmbH, Alte Eppelheimer Str. 42/1, 69115 Heidelberg Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: [email protected] Kundenbetreuung und Auslieferung über die Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm

Psychotherapeutenjournal 1/2010 RŸping-Abgabe-178x126.indd 1 11.02.10 13:5345 Psychologische Psychotherapeuten in Baden- Württemberg – Prognose der Versorgung 20301

Rüdiger Nübling, Jürgen Schmidt und Dietrich Munz Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg

raussetzung für den Zugang zur Ausbildung Zusammenfassung: Etwa 80% der Psychologischen Psychotherapeuten (PP) zum PP eine an einer Universität oder werden in den kommenden 20 Jahren altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden. gleichstehenden Hochschule bestandene In der vorliegenden Arbeit wird eine Schätzung der Versorgung durch PPs bis 2030 Abschlussprüfung im Studiengang Psycho- für Baden-Württemberg vorgenommen, wobei davon ausgegangen wird, dass zu- logie, die das Fach Klinische Psychologie mindest der heutige Stand an approbierten Psychotherapeuten gehalten werden einschließt (PsychThG §5, Abs. 1a). Bei der sollte. Unter zu Grunde legen optimistischer und pessimistischer Modellannahmen anstehenden Anpassung des PsychThG wird ein Korridor künftiger Versorgung abschätzbar. Ergebnis der Modellschätzung ist davon auszugehen, dass künftig der ist, dass sich für die zwei pessimistischen Schätzszenarien eine deutliche (83% Master-Abschluss Zugangsvoraussetzung des aktuellen „Bestandes“ an Psychologischen Psychotherapeuten) bis dramati- sein wird. Derzeit noch nicht klar ist dabei, sche (44%) Unterversorgung, für die beiden optimistischen hingegen nur in etwa ob und in welchem Umfang dabei das der Erhalt der aktuellen Situation (bei zunehmendem Behandlungsbedarf) ergibt. Schwerpunktfach Klinische Psychologie Die Autoren sehen Handlungsbedarf in Richtung Ausbau vorhandener Kapazitäten Bedingung sein wird oder ob und in wel-

an den Hochschulen. cher Form auch ein Psychologie-Master ohne klinische Psychologie ausreichend sein wird. Zur künftigen Übergangsquote 1. Einleitung diese Entwicklung durch neue approbier- Bachelor – Master existieren bislang keine te Kolleginnen und Kollegen aufgefangen empirischen Daten. Die aktuellen Planun- In Deutschland besteht bzgl. der psycho- werden kann. Entsprechende Analysen gen an den baden-württembergischen therapeutischen Versorgung eine „vielfälti- wurden in der jüngsten Vergangenheit von Universitäten mit Psychologie-Studiengän- ge und differenzierte Versorgungsstruktur den Landespsychotherapeutenkammern gen liefern hierfür erste Hinweise. im ambulanten und stationären Bereich in Bayern (Kümmler, Tritt & Vogel, 2007), mit einer erheblichen Versorgungskapa- Hessen (Hessisches Sozialministerium, In der vorliegenden Analyse wird die Frage zität“, wie in der Gesundheitsberichter- 2007; Walz-Pawlita, 2008a, b; Walz-Pawlita aufgeworfen, wie sich die Sicherstellung stattung des Bundes festgehalten wird et al., 2008) und Schleswig-Holstein (PTK der psychotherapeutischen Versorgung (Schulz, Barghaan, Harfst & Koch, 2008, S. Schleswig-Holstein, 2007) sowie von der in Baden-Württemberg bis 2030 durch 34). Demgegenüber wird nach wie vor nur Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK, Psychologische Psychotherapeuten (PP) ein Teil psychischer Erkrankungen richtig 2006) vorgelegt. Sie prognostizieren z. T. unter Berücksichtigung der aktuellen Ent- diagnostiziert und wiederum nur ein Teil einen Erhalt der aktuellen Anzahl von PPs wicklung an den Universitäten darstellen der erkannten Erkrankungen entsprechend (BPtK, 2006), sie legen aber z. T. auch ei- lässt.2 psychotherapeutisch behandelt (Kruse, ne mehr oder weniger deutliche Unterver- Heckrath, Schmitz, Alberti & Tress, 1999; sorgung nahe (z. B. Kümmler et al., 2007; Walz-Pawlita, 2008a). Mit Ausnahme einer 1 Für hilfreiche Anregungen sind die Verfasser Wittchen & Jacobi, 2001; BPtK, 2008), was folgenden Kollegen zu Dank verpflichtet: Su- einen (weiteren) Ausbau der psychothera- Studie (Walz-Pawlita, 2008a) wurden in sanne Walz-Pawlita (Gießen), Dr. Johannes peutischen Versorgung nahe legt. diese Analysen allerdings noch nicht die Klein-Heßling (Berlin), Günter Ruggaber (Tü- (möglichen) Folgen durch die derzeitige bingen) und David Kriz (Mannheim). 2 Die vorliegende Arbeit stellt eine Aktualisie- In den kommenden 20 Jahren werden Hochschulreform einbezogen. rung einer im Frühjahr 2009 erstellten Exper- etwa 80% der Psychologischen Psycho- tise der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg dar (Nübling, Schmidt & therapeuten (PPs) in Baden-Württemberg Durch die Reform zur Harmonisierung Munz, 2009). Die Autoren danken darüber altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden. des europäischen Hochschulraumes (Bo- hinaus den für Klinische und Rehabilitations- In vergleichbarer Größenordnung wird dies logna-Prozess) werden neue universitäre psychologie verantwortlichen Hochschul- lehrern der baden-württembergischen Uni- auch im gesamten Bundesgebiet der Fall Studiengänge und Abschlüsse (Bachelor/ versitäten für die kritische Diskussion dieser sein. Für die künftige psychotherapeutische Master) geschaffen. Aktuell gilt nach Psy- Expertise sowie für die Informationen zur Versorgung stellt sich die Frage, in wie weit chotherapeutengesetz (PsychThG) als Vo- aktuellen Situation in den Studiengängen.

46 Psychotherapeutenjournal 1/2010 R. Nübling, J. Schmidt und D. Munz

2. Methodik 2. Der Bedarf an PPs bleibt in den nächs- der PPs aus dem Beruf ausscheiden (vgl. ten 20 Jahren konstant. Tab. 2). 2.1 Allgemeine 3. Zu- und Abwanderungen zwischen den Vorgehensweise Bundesländern bleiben unberücksich- tigt. Zunächst wird auf der Grundlage der Mit- 4. Ausbildung zum ­PP gliederdaten der LPK Baden-Württemberg 4. Alle zur Verfügung stehenden Master- berechnet, wie viele PPs bis 2030 voraus- Studienplätze werden von den Studie- 4.1 Ausbildungsinstitute renden belegt. sichtlich aus Altersgründen aus dem Be- Über die aktuelle Situation an den Aus- ruf ausscheiden werden. Dabei wird eine 5. Zwischen 80% (pessimistische Schät- bildungsinstituten informiert eine Anfang Höchstgrenze für den Berufsausstieg von zung) – 95% (optimistische Schät- 2008 durchgeführte Befragung der staat- durchschnittlich 68 Jahren angenommen. zung) der Master-Studierenden ma- lich anerkannten Ausbildungsstätten in Nicht berücksichtigt werden mögliche To- chen einen Master-Abschluss4, davon Baden-Württemberg (Schmidt, 2008). An desfälle in diesem Zeitraum. In einem zwei- ca. 40% (pessimistische Schätzung) ihr beteiligten sich alle 21 Institute (14 psy- ten und dritten Schritt wird die mögliche An- – 65% (optimistische Schätzung) mit chodynamisch, 7 verhaltenstherapeutisch zahl neu Approbierter für die Zeit bis 2030 dem Schwerpunkt Klinische Psycho- ausgerichtet), wovon 18 Ausbildungsstät- kalkuliert, zum einen auf der Basis der aktu- logie (einschl. äquivalente Schwer- ten die Ausbildung zum PP anbieten. Die ellen Situation an den staatlich anerkannten punktfächer, hier speziell Rehabilitati- Anzahl genehmigter PP-Ausbildungsplätze Ausbildungsinstituten, zum anderen auf der onspsychologie) oder wenigstens mit pro Jahr liegt bei n=250 (78,4% aller Aus- Grundlage der verfügbaren Master-Studi- Minimalvorrausetzungen für eine PT- bildungsplätze). enplätze im Fach Psychologie an den Uni- Ausbildung.5 versitäten. Die hieraus abgeleitete Anzahl 6. Zwischen 45% (pessimistische Schät- 2007 hatten sich n=163 PP-Ausbildungs- potentiell jährlich zur Verfügung stehender zung) – 80% (optimistische Schät- teilnehmer/innen neu eingeschriebenen, Absolventen einer Psychotherapieausbil- zung) der Master-Absolventen, die die dies entspricht ca. 75% aller Neueinschrei- dung (in einem Richtlinienverfahren) wird Voraussetzungen zur Psychotherapie- bungen (bei ca. 25% Anmeldungen für die dann ihm Rahmen der Prognosemodelle ausbildung erfüllen, beginnen tatsäch- Ausbildung zum Kinder- uns Jugendlichen- mit der Anzahl der ausscheidenden PPs lich eine Ausbildung.6 kontrastiert und daraus die Versorgungssi- 7. Ca. 75% (pessimistische Schätzung) tuation für 2030 abgeleitet. – 95% (optimistische Schätzung) 3 Auch in diesem Zusammenhang muss ver- der Psychologen in Ausbildung (PiAs) merkt werden, dass die verfügbare Daten- 2.2 Prämissen schließen die Psychotherapieausbil- lage für einzelne Schätzparameter z. T. un- befriedigend ist und auch hier Initiativen zu 7 Für eine Modellschätzung sind verschie- dung ab und werden approbiert. einer psychotherapeutischen Versorgungs- dene Modellannahmen (Prämissen) un- forschung angemahnt werden müssen (vgl. verzichtbar. In der vorliegenden Analyse Schulz et al., 2006; Nübling, 2009). 4 Hierzu liegen bislang keine empirischen Da- wurde für die zentralen Parameter eine 3. Ausgangslage: ten vor, die beiden Größen sind Schätzungen jeweils optimistische und eine pessimis- der Autoren. tische Variante angenommen, um somit ­Altersstruktur der 5 Letztere Gruppe von Studierenden kann nur dann in die Prognose mit einbezogen wer- einen Korridor möglicher künftiger Versor- aktiven PPs in Baden- den, wenn in der Novellierung des PsychThG gung abbilden zu können. Dabei ist die Württemberg der Schwerpunkt Klinische Psychologie nicht „optimistische“ Variante im Sinne einer explizit als Zugangsvoraussetzung festgelegt wahrscheinlich bestmöglichen Versor- Tab. 1 zeigt die Altersverteilung der in BW werden wird. Aber auch wenn dies der Fall sein sollte, ist davon auszugehen, dass diese gungslage, die „pessimistische“ Variante approbierten Psychologischen Psychothe- eher selten eine Psychotherapieausbildung im Sinne einer wahrscheinlich schlechtest rapeuten (PP). beginnen werden; zu Grunde gelegt wird möglichen Versorgungslage zu verstehen. die (sehr optimistische) Annahme, dass dies (maximal) 50% dieser Gruppe sein werden. Die zu Grunde gelegten Zahlen für beide Der Altersschnitt liegt bei 52 Jahren. Die 6 Nach einer von Scheller & Schneider (2004) Varianten sind, wo möglich, vorhandenen Anzahl der PPs, die 56 Jahre und älter durchgeführten Absolventenbefragung kann Quellen entnommen, die alle mehr oder sind, liegt bei n=1.353 (36,8%), d. h. in errechnet werden, dass sich zwischen 45 3 und 70% der Absolventen mit Schwerpunkt weniger gesichert sind. den kommenden 10 Jahren müssen jähr- Klinische Psychologie die Absicht haben, ei- lich durchschnittlich etwa n=135 ausschei- ne Psychotherapieausbildung zu beginnen Es wurden im Einzelnen folgende Prämis- dende PPs ersetzt werden. Bereits in den (vgl. auch ZAV, 2005). Wir haben den oberen Wert optimistischer auf 80% festgelegt. sen festgelegt: beiden darauf folgenden 5-Jahreszeiträu- 7 Nach einer Befragung in Hessen erwägen 10 men werden weitere n=828 (n=166 pro bis 30% der PiAs den Abbruch der Ausbil- 1. Es wird nur die Situation der PPs unter- Jahr) sowie n=721 (n=144 pro Jahr) die dung (Hessisches Sozialministerium, 2007). sucht, die Prognose für die Kinder- und Altersgrenze von 68 Jahren erreichen. Ins- Strauß et al. (2009) hingegen berichten von ca. 1% der Ausbildungskandidaten, die einen Jugendlichenpsychotherapeuten wird gesamt werden in den nächsten 20 Jahren Abbruch erwägen. Der Range wurde hier um hier ausgeklammert. voraussichtlich ca. 79% (2.902 von 3.681) jeweils ca. 5 Prozentpunkte eingeengt.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 47 Psychologische Psychotherapeuten in Baden-Württemberg – Prognose der Versorgung 2030

psychotherapeuten). Gemessen an den bei 65%. Diese war bei den verhaltensthe- deutlich höher als bei den psychodynami- genehmigten Plätzen liegt die Auslastung rapeutischen Ausbildungsstätten mit 86% schen Instituten (48%). Die Anzahl der PP-Ausbildungsanfänger/innen schwankte Tab. 1: Altersverteilung der bei der LPK BW registrierten PPs (5-Jahres-Kategorien; Stand in den Jahren 2002 bis 2007 zwischen Januar 2010, nur aktive Mitglieder; ohne PP in Ausbildung) n=101 (2003) und N=163 (2007; vgl. Tab 4). Zum Stichtag 31.12.2007 waren Alter in Jahren Häufigkeit % cum % insgesamt n=744 Ausbildungsteilnehmer/ 69 und älter 60 1,6 1,6 innen für PP eingeschrieben. Von diesen hatten 75% das Vertiefungsfach VT ge- 66-68 109 3,0 4,6 wählt und 25% ein psychodynamisches 61-65 340 9,2 13,8 Vertiefungsfach (hier zumeist die integrier- 56-60 844 22,9 36,8 te Ausbildung AP/TP). Insgesamt 80% der eingeschriebenen Ausbildungsteilnehmer/ 51-55 828 22,5 59,3 innen sind Frauen (vgl. Schmidt, 2008; vgl. 46-50 721 19,6 78,8 hierzu auch Ruggaber, 2008; Walz-Pawlita

41-45 431 11,7 90,5 et al., 2008; Strauß et al., 2009). Die Zahl der abgenommenen Prüfungen, wie sie 36-40 204 5,5 96,1 durch das Institut für Medizinische und 31-35 134 3,6 99,7 Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP, 2009) dokumentiert wird, liegt im Schnitt 30 und jünger 10 ,3 100,0 der letzten 5 Jahre bei ca. 70, zuletzt Gesamt 3.681 100,0 (2009) waren es 84 (Durchfallquote ca. Altersschnitt 52,3 (s=8,3) 5%/Jahr). Quelle: Mitgliederdatenbank der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg. 4.2 Prognose möglicher jähr-

Tab. 2: Ausscheidende PPs/erforderliche Zahl von Neuapprobationen 2011-2030 licher Approbationen auf der Grundlage der aktuel- Erforderliche Zahl an Neuap- len Ausbildungszahlen Zeitraum Ausscheidende PPs probierten pro Jahr Auf der Grundlage der o. g. zwei Erhebun- 2011 – 2020 1.353 135 gen (Hessisches Sozialministerium, 2007; 2021 – 2025 828 166 Strauß et al., 2009; vgl. Fußnote 6) wird als optimistische Variante eine Abschluss- 2026 – 2030 721 144 Quote von 95% und als pessimistische Gesamt 2.902 145 Variante eine Quote von 75% (Anteil der Ausbildungsbeginner (s. o.), die die Aus- bildung abschließen) angenommen. Be- Tab. 3: Anzahl Beginner einer PP-Ausbildung 2002-2007, Schätzung der möglichen jährlichen zogen auf die durchschnittliche Anzahl von Neuapprobierten ab 2010ff Ausbildungsbeginnern zwischen 2002 nach Ausbildung zur Verfügung und 2007 ergeben sich auf dieser Grund- stehende PPs Anzahl Ausbildungs- lage in den kommenden Jahren zwischen Jahr beginner PPs etwa n=103 und n=133 jährliche Neuap- pessimistische Quote optimistische Quote 75% 95% probationen in Baden-Württemberg (Tab. 3). Geht man davon aus, dass sich die 2002 119 89 113 etwas höheren Zahlen der letzten vier hier 2003 101 76 96 abgebildeten Jahre weiterhin bestätigen 2004 142 107 135 werden, dann kann von einer jährlichen Approbationszahl von n=113 bis n=144 2005 155 116 147 gerechnet werden. 2006 144 108 137

2007 163 122 155

Summe 824 618 783 5. Studium der Psycholo-

Durchschnitt 137 103 131 gie (Universitäten BW)

Durchschnitt Ein weiterer wesentlicher Parameter 2004-2007 151 113 144 für die Schätzung der künftigen Versor-

48 Psychotherapeutenjournal 1/2010 R. Nübling, J. Schmidt und D. Munz

gung mit PP sind die derzeit verfügba- Tab. 4: Studienplätze für das Fach Psychologie an baden-württembergischen Universitäten; ren Bachelor-Studienplätze und v. a. die aktueller Planungsstand Dezember 2009 wahrscheinlichen bzw. bereits heute ver- ª Master- fügbaren Master-Plätze im Fach Psycho- ª Master- ª für PT- Plätze mit Plätze Ausbildung logie. Es wird davon ausgegangen, dass ª Bachelor- ª Master- Minimalvor- Universität Klinische Psy- relevante Plätze Plätze gesamt aussetzungen nur Master-Abschlüsse in Psychologie zu chologie und Master-Plätze für einer Ausbildung zum PP berechtigen äquivalente gesamt PT-Ausb . werden. Freiburg 100 75 50 25 75

5.1 Studienplätze Psychologie Heidelberg 100 60 30 30 60 (Universitäten BW) Konstanz 90 50 25 25 50 Tabelle 4 zeigt die aktuellen Planungs- Tübingen 100 60 30 20 50 zahlen der Psychologie-Studiengänge an den baden-württembergischen Uni- Mannheim 90 60 -- 30 30 versitätsstandorten Freiburg, Heidelberg, Ulm1) 100 602) 25 25 50 Konstanz, Tübingen, Mannheim und Ulm (Stand Ende 2009). Insgesamt stehen Summe 580 365 160 155 315 demnach aktuell 530, ab WS 2010/11 % von 580 62,9 27,6 26,7 54,3 580 Bachelor-Studienplätze im Haupt- fach Psychologie zur Verfügung. Der an % von 365 43,8 42,5 86,3 der Universität Ulm ab WS 2009/10 ein- 1) Ab WS 2010/11; Studiengang wurde neu eingeführt ab WS 2009/10, derzeit 50 Bachelor-Plätze. geführte Bachelor-Studiengang umfasst 2) Masterstudiengang ab WS 2012/13 geplant, Anzahl der Plätze derzeit noch offen, angenommene 60 Plätze entspricht etwa dem Mittel der anderen Standorte; dto. für die weiteren Spalten; erste derzeit noch 50 Plätze, soll aber ab WS Absolventen sind ab 2015 zu erwarten. 2010/11 auf 100 erweitert werden. Nach aktuellem Planungs- und z. T. schon Um- 5.2 Prognose möglicher jähr- Zwischen den beiden Varianten besteht setzungsstand werden nach Abschluss licher Approbationen auf eine erhebliche Differenz. Nach der pes- der Reform voraussichtlich insgesamt der Grundlage der aktuell simistischen Schätzung muss davon aus- etwa 315 Master-Plätze (entsprechend verfügbaren Studienplätze gegangen werden, das jährlich n=37 neu 54% der Bachelor-Plätze) eingerichtet approbierte PPs hinzukommen werden. Ausgehend von der Anzahl der aktuell bzw. sein. Dabei ist die Umstellung von Di- Demgegenüber werden es bei der opti- künftig im Fach Psychologie in Baden- plom auf Bachelor/Master an einigen mistischen Schätzung n=171 sein. Standorten schon vollzogen (z. B. Frei- Württemberg zur Verfügung stehenden burg, Heidelberg), an anderen noch im Masterplätzen kann unter Voraussetzung Planungsstadium (Tübingen, Ulm). Nach der in Kap. 3.2 ausgeführten Prämissen Vorgesprächen mit den verantwortlichen die schlechtest- („pessimistisches“ Sze- 6. Prognose der Versor- Lehrstuhlinhabern in Klinischer und Reha- nario) und die bestmögliche Variante gung durch Psycholo­ bilitationspsychologie kann aller Voraus- („optimistisches“ Szenario) der jährlich gische Psychothera- sicht nach mit ca. 160 Master-Plätzen mit verfügbaren Anzahl an Absolventen einer peuten 2030 Schwerpunkt Klinische Psychologie oder Psychotherapieausbildung hochgerechnet äquivalenten Schwerpunkten (Freiburg: werden. 6.1 Prognose auf der Grundla- Rehabilitationspsychologie und Psycho- ge der derzeitigen Ausbil- therapie) sowie weiteren ca. 155 Master- Wie ausgeführt, kann voraussichtlich von dungszahlen Plätzen, die mehr oder weniger wahr- ca. n=365 Plätzen im Masterstudiengang scheinlich vom Lehrinhalt und -umfang Psychologie ab WS 2010/2011 ausgegan- Für die Prognose der Versorgung auf der her die (Minimal-)Voraussetzungen (vgl. gen werden. Von diesen werden knapp Grundlage der Daten der Befragung der BPtK, 2009; Strauß et al., 2009, S. 359f) 45% (160 von 365) mit einiger Sicher- Ausbildungsinstitute (vgl. Kap. 4.3) wur- für die Aufnahme einer Psychotherapie- heit (in Ulm noch offen) Masterplätze de davon ausgegangen, dass die in den ausbildung in einem Richtlinienverfahren in Klinischer Psychologie (oder Rehabili- Jahren 2004 bis 2007 zu verzeichnende erfüllen dürften, gerechnet werden. tationspsychologie) sowie ca. 42% (155 Zunahme an Ausbildungskandidaten zu- von 365) Masterplätze in einem anderen mindest im Durchschnitt aufrecht erhalten Studierende an Fachhochschulen werden Schwerpunktbereich mit Minimalvoraus- werden kann. Für die Prognose der künf- hier nicht einbezogen, da in Baden-Würt- setzungen für eine Psychotherapieausbil- tigen Versorgungszahlen ergeben sich da- temberg kein Studiengang existiert, dessen dung sein. Nach den oben festgelegten mit folgende Szenarien. Abschluss die (aktuellen und künftigen) Prämissen können die beiden folgenden Zugangskriterien für eine Ausbildung zum Prognoseszenarien errechnet werden Nach dem pessimistischen Szenario würden PP erfüllt. (Tab. 5). pro Jahr n=32 Kandidaten zu wenig die Aus-

Psychotherapeutenjournal 1/2010 49 Psychologische Psychotherapeuten in Baden-Württemberg – Prognose der Versorgung 2030

bildung abschließen, um die aktuelle Versor- Tab. 5: Prognose möglicher jährlicher Approbationszahlen aufgrund der aktuell verfügbaren gungssituation konstant halten zu können. Studien-Plätze im Fach Psychologie Insgesamt würden demnach im Jahr 2030 pessimistisches optimistisches von aktuell n=3.681 PPs nur noch n=3.041 Szenario Szenario zur Gewährleistung der Versorgung zur Ver- fügung stehen, das sind ca. 83% des heu- Studienplätze Psychologie Bachelor BW 580 tigen Bestandes. Das optimistische Szenario voraussichtliche Anzahl Plätze Psychologie Master 365 hingegen ergibt, dass die Anzahl der PPs % n % n konstant bleiben wird (99,5%; Tab. 6). davon Absolventen mit Master 80 292 95 347

6.2 Prognose auf der Grund­ davon Schwerpunkt Klinische Psychologie ( + ggf. Master lage der verfügbaren mit Minimalvoraussetzung für Zulassung zur PT-Ausbildung) 40 117 65 225 ­Studienplätze davon Beginner einer PT-Ausbildung 45 52 80 180 Legt man die derzeitigen Planungen der davon Abschlüsse als PP/Approbation 75 39 95 171 baden-württembergischen Universitäts- standorte mit Studiengang Psychologie zu Grunde (vgl. 5.1), so zeigt sich voraus- Tab. 6: Übersicht Prognosemodelle; n=145 jährlich bis 2030 aus dem Beruf ausscheidende sichtlich folgendes Bild: Im Rahmen des PPs, Ausgangsstichprobe 2010: n=3681. pessimistischen Szenarios ergibt sich ein jährliches Defizit von n=106 Neuappro- aktuelle Beginner einer aktuelle/geplante Studienplätze Grundlage bationen, d. h. es werden jährlich n=106 PT-Ausbildung Psychologie

Kandidaten zu wenig die Ausbildung ab- pessimistisch optimistisch pessimistisch optimistisch schließen. Insgesamt werden demnach im Jahr 2030 von aktuell n=3.681 PPs Anzahl Neuappro- bationen pro Jahr 113 144 39 171 nur noch n=1.601 zur Gewährleistung der Versorgung zur Verfügung stehen, das Differenz zu Aus- sind etwa 45% des heutigen Bestandes. scheidenden PPs (20 Jahre) - 640 -20 - 2080 + 520 Im Rahmen des optimistischen Szenarios hingegen zeigt sich hingegen eine leich- „Bestand“ im Jahr 2030 3041 3661 1601 4201 te Steigerung, d. h. n=145 notwendigen Neuapprobationen stehen n=171 tatsäch- % des Ausgangs- liche gegenüber. Hiernach würde die An- bestandes (2010) im Jahr 2030 82,6 99,5 43,5 114,1 zahl der PPs auf n=4.201 ansteigen (114% des aktuellen Bestandes; Tab. 6).

Um die derzeitige Versorgung durch PPs und auf der Grundlage des Trends der letz- 7. Zusammenfassung und sicher zu stellen, d. h. die in Ruhestand ten vier Aufnahme-Jahrgänge (2004-2007, Diskussion gehenden Kollegen durch neu approbierte Durchschnitt n=144) zu einer in etwa dem PPs zu ersetzen, bedarf es jährlich durch- heutigen Stand entsprechenden Versor- Auf der Grundlage der aktuellen Alter- schnittlich ca. 145 Absolventen der psy- gung in 2030 führen würde. struktur der PPs in Baden-Württemberg chotherapeutischen Ausbildungsinstitute. sowie auf der Grundlage der derzeitigen Die Kapazität der in Baden-Württemberg Offen ist derzeit noch weitgehend, wel- Ausbildungs- und Studiensituation wurde angesiedelten Ausbildungsstätten könnte chen Einfluss der Bologna-Prozess auf die eine Prognose für die psychotherapeuti- diesen Bedarf mit insgesamt 250 Plätzen Entwicklung der künftigen Anzahl der Stu- sche Versorgung in 2030 erstellt. Hierfür gut decken. Die Zahl der Absolventen ei- dienabgänger mit einem Masterabschluss wurden jeweils pessimistische und opti- ner Psychotherapieausbildung hat zwi- haben wird. Ganz entscheidend hierfür mistische Modellschätzungen gegenüber- schen 2005 und 2008 zwar um ca. 135% wird sein, wie viele Masterstudiengänge gestellt. Nach diesen Schätzungen würde zugenommen, sie liegt aber derzeit mit 84 v. a. im Schwerpunkt Klinische Psychologie es bei zwei Varianten zu größeren bis er- Absolventen (2009) weiter deutlich unter (oder äquivalent Rehabilitationspsycho- heblichen Problemen in der Versorgung der Zahl der ausscheidenden Kollegen. Die logie) zur Verfügung stehen werden. Des psychisch Kranker durch PPs kommen. Die Anzahl der Beginner einer psychothera- Weiteren wird von Bedeutung sein, ob beiden anderen, deutlich optimistischeren peutischen Ausbildung ist zwischen 2002 künftig auch Psychologie-Masterabschlüs- Modellschätzungen gehen von einem und 2007 ebenfalls um über 35% ange- se mit Minimalvoraussetzungen (z. B. mit weitgehenden Erhalt bzw. einer leichten stiegen, eine erfreuliche Entwicklung, die Schwerpunktfach Arbeits-, Betriebs- und Steigerung der aktuellen Zahlen aus. allerdings nur bei optimistischer Schätzung Organisationspsychologie, Pädagogische

50 Psychotherapeutenjournal 1/2010 R. Nübling, J. Schmidt und D. Munz

Psychologie) zu einer Psychotherapieaus- wünschenswert, sondern dringend not- dung selbst (z. B. die immer noch hohen bildung zugelassen und wie viele der Ab- wendig (vgl. Nübling, 2009). Kosten der Ausbildung, die mangelhafte solventen mit diesen Schwerpunktfächern Bezahlung der praktischen Tätigkeit v. a. im tatsächlich auch eine Psychotherapie- Nach derzeitigem Stand muss insgesamt sog. Psychiatriejahr, die häufig überlangen ausbildung aufnehmen werden. Je nach gesehen damit gerechnet werden, dass die Lehranalysen in den psychoanalytischen Modellannahmen wird es zu einer Bei- hier durchgeführten optimistischen Schät- Ausbildungen oder die von manchen Aus- behaltung der Versorgungszahlen bis hin zungen nicht eingehalten werden können bildungsinstituten verlangten (zu) hohen zu einer dramatischen Verschlechterung und die künftigen Absolventen- bzw. Ap- Abgaben bei den Lehrtherapien) zu einer kommen. probiertenzahlen irgendwo zwischen den größeren Auslastung der Ausbildungsplätze beiden optimistischen und pessimistischen und damit einer künftig besseren Versor- Eine weitere Einschränkung der Versor- Schätzgrößen, vielleicht bei 70-75%, liegen gung beitragen. Selbstverständlich gehört gungslage könnte mittelfristig durch die werden. Dies würde zu einer deutlichen hierzu auch die Runderneuerung der Be- bereits heute absehbare deutliche Ver- Verschlechterung der aktuellen Versor- darfsplanungsrichtlinie auf der Grundlage lagerung der Geschlechtsverteilung der gungssituation führen. Darüber hinaus ist des tatsächlichen Versorgungsbedarfs, was Psychotherapeuten entstehen. Aktuell ist mit größerer Wahrscheinlichkeit von zusätz- zu einer Erhöhung der Niederlassungen im das Verhältnis weiblicher zu männlichen lichen Einschränkungen durch die Verlage- ambulanten Bereich führen müsste. PPs in Baden-Württemberg 63:37 (Mitglie- rung des Geschlechtsverhältnisses sowie derdatenbank der LPK BW), im Jahr 2030 der Nutzung halber Praxissitze bei gleich- Literatur und folgende kann von einem Verhältnis zeitiger Erhöhung des Behandlungsbedarfs Bundespsychotherapeutenkammer (2009). von ca. 80:20 ausgegangen werden (vgl. auszugehen, was insgesamt zu pessimisti- Voraussetzungen für den Zugang zur 4.2.). Dies würde möglicherweise, bei scheren Prognosen führen würde. Ausbildung zum Psychologischen Psy- gleichzeitiger Zunahme der Nachfrage von chotherapeuten und zum Kinder- und Teilzeitarbeitsplätzen (in allen Sektoren/ Zusammenfassend werden ernstzuneh- Jugendlichenpsychotherapeuten. Min- Tätigkeitsfelder) zu einer Verringerung der mende Tendenzen dahingehend gesehen, destanforderungen an qualifizierende durchschnittlichen individuellen Behand- dass in den nächsten 20 Jahren in Baden- Studiengänge. [Gemeinsamer Kriteri- lungskapazität pro Kopf und damit zur Württemberg nicht genügend approbierte enkatalog des BPtK-Vorstands und des Notwendigkeit der Erhöhung (nicht Kons- PPs zur Verfügung stehen werden, um Vorstands der Deutschen Gesellschaft tanthaltung, wie in den hier durchgeführ- den altersbedingten Ausstieg der heute für Psychologie (DGPs)]. Berlin: BPtK. ten Modellschätzungen angenommen) praktizierenden (sowohl niedergelassenen Bundespsychotherapeutenkammer. (2006). der aktuellen Anzahl verfügbarer PPs füh- als auch angestellten) Psychotherapeuten BPtK-Mitglieder: Altersstruktur und ren. Unter der Annahme einer mittelfristig kompensieren zu können. Ob diese Ten- Nachwuchsbedarf. BPtK-Newsletter, 6 geringeren durchschnittlichen Behand- denz auch auf den Bund übertragbar ist, (1), 6. lungskapazität müssten die hier berech- kann hier nicht eindeutig gesagt werden. Bundespsychotherapeutenkammer. (2008). neten Prognosemodelle ebenfalls nach Einzig für Hessen liegen vergleichbare BPtK-Spezial zum Morbi-RSA (Morbi- unten korrigiert werden. Zahlen vor, diese bestätigen die Schätzun- ditäts-Risiko-Strukturausgleich). Ver- gen für Baden-Württemberg (Walz-Pawlita, fügbar unter http://www2.bptk.de/ Kritisierbar an der hier vorgelegten Schät- 2008). Länderübergreifende Analysen, die uploads/bptk_spezial_morbi_rsa.pdf zung ist auch, dass von aktuellen, d. h. die möglichen Konsequenzen des Bolog- [27.01.2010]. 2010 vorgehaltenen Behandlungskapazität na-Prozesses mit berücksichtigen, stehen Hessisches Sozialministerium & Hessi- und nicht vom von der Versorgungslage derzeit noch aus. Da sowohl aus epidemio- sches Landesprüfungs- und Untersu- her begründbaren tatsächlichen Bedarf logischen als auch aus gesundheitsökono- chungsamt im Gesundheitswesen. ausgegangen wurde. Allein nach epide- mischen Gründen nicht nur der Erhalt des (2007). Evaluierung der Psychothe- miologischer Datenlage (Häufigkeit psy- Bestandes an Psychotherapeuten, sondern rapieausbildung in Hessen, Frankfurt, chischer Erkrankungen, Häufigkeit psychi- darüber hinaus eine Verbesserung der ak- März 2007. Frankfurt: Hessisches Sozi- scher Komorbidität bei primär körperlichen tuellen Versorgungslage anzustreben ist, alministerium. Erkrankungen) müsste ein höherer Bedarf muss aus Sicht der Autoren dringend heu- Institut für medizinische und pharmazeu- an psychotherapeutischer Versorgungska- te schon darüber nachgedacht werden, wie tische Prüfungsfragen (IMPP). (2009). pazität angenommen werden, wenn mehr künftig genügend junge Menschen für den Internetabfrage der dokumentierten Menschen mit einer psychischen Erkran- Beruf des Psychotherapeuten motiviert Prüfungen. Verfügbar unter: www.impp. kung a) diagnostisch erkannt und b) be- werden können. Neben der Vorhaltung de [19.01.2010]. handelt werden würden (vgl. z. B. Jacobi, einer ausreichenden Anzahl von entspre- Kruse, J., Heckrath, C., Schmitz, N., Alberti, 2009, Spissl & Jacobi, 2008, Wittchen & chenden Master-Plätzen im Studiengang L. & Tress, W. (1999). Zur hausärztlichen Jacobi, 2005; KV Bayern, 2007, zit. nach Psychologie, die um einiges höher liegen Diagnose und Versorgung psychogen Nübling, 2009). Darüber hinaus wäre die müsste als derzeit geplant bzw. eingerich- Kranker. Ergebnisse einer Feldstudie. Erhöhung der Kapazität auch aus gesund- tet, könnte auch die Reduktion einiger Psychotherapie Psychosomatik medizi- heitsökonomischer Perspektive nicht nur Stolpersteine der Psychotherapieausbil- nische Psychologie, 49, 14-22.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 51 Psychologische Psychotherapeuten in Baden-Württemberg – Prognose der Versorgung 2030

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Schaeffer, D. (Hrsg.). (2009). Bewältigung chronischer Krankheit im Lebenslauf. Bern: Verlag Hans Huber. 372 Seiten, 39,95 €.

Vera Kattermann

Die Bewältigung einer chronischen, mög- Wunde des Leben-Wollens und Sterben- prozess anbietet – nämlich das Wachsen licherweise tödlich endenden Krankheit Müssens.“ Christoph Schlingensief trifft an sich selbst, an der Angst und auch an ist eine existenzielle Herausforderung, die diese Feststellung in seinem (ursprünglich der Kraft, die freigesetzt wird in diesem aktuell immer detaillierter beforscht und auf Tonband gesprochenen) Tagebuch ei- Prozess. Für den oft manisch arbeitenden diskutiert wird. Kann sich diese Diskussion ner Krebserkrankung mit einer ambivalent Künstler bedeutet dies das Erlernen von einen ausschließlich wissenschaftlichen Zu- aufgeladenen Feierlichkeit. Sie spiegelt Selbstfürsorge in allerkleinsten Schritten. gang leisten, da sie seelische Grenzzustände sein seelisches Ringen mit der nackten Aus der Hilflosigkeit erwächst nach und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Angst vor dem Tod, seine Versuche, die- nach die Einsicht in die Notwendigkeit der Sterben und Tod berührt? Als Psychothera- se Angst zu überwinden und sein Hin-und Selbstachtung. Der Autor untersucht, was peutinnen und Psychotherapeuten wissen Hergeschleudert-Sein zwischen extremen in der Haltlosigkeit existenzieller Todesbe- wir, dass emotional intensive Themen zwar emotionalen Zuständen, die er mal duld- drohung noch Sicherheit zu bieten ver- durch sachliche Bearbeitung handhabbar sam, mal erschrocken und mal sich auf- mag. Ist es der Glaube? Ist es die Lust am werden, dass ihre umfassende Verarbeitung lehnend doch nicht anders kann als zu Denken? Aber vor der nackten existenziel- jedoch meist nur gelingen kann, wenn eine durchleben. Überforderung, Wut, Angst len Angst vermag beides nicht ausreichend Integration von Denken und Fühlen mög- und Scham brechen auf, werden ansatz- zu schützen. So spürt er immer deutlicher lich wurde. Vor diesem Hintergrund scheint weise integriert und brechen erneut auf. die Sehnsucht nach Geborgenheit in Be- es nicht nur folgerichtig, sondern auch not- Sie verschärfen sich in dem Maße, wie der ziehungen, die gerade im routinierten wendig, die wissenschaftliche Auseinander- Künstler durch die Krankheit und den dro- System der Krankenhausbehandlung setzung zu diesem Thema durch eine Hin- henden Tod sein bisheriges Leben, seine besonders dringlich hervorbricht. Die ge- wendung zur emotionalen Perspektiven der Erfolge und sein Scheitern in Frage gestellt wachsene Abhängigkeit von der Freundin, Betroffenen zu ergänzen. Zwei neuere Pu- sieht. Nichts gibt ihm noch selbstverständ- die zu spüren es Schlingensief zunächst blikationen ermöglichen diese Integrations- lichen Halt, nichts erscheint gesichert oder merkbar graut, kann er so letztlich doch leistung sehr eindrücklich. Sie beleuchten verlässlich. Die Normalität des Alltags wird als gewachsene, tiefe Verbundenheit aner- auf unterschiedliche Weise die spezifischen dem Leser so als Schutzraum deutlich, kennen. So wird auch deutlich, wie stark Problematiken, die Folgewirkungen, aber dessen Pforten sich jederzeit und vielleicht Vereinzelung und Isolation im Fall schwe- auch die existenziellen Chancen, welche sogar unwiderruflich schließen können: rer Erkrankungen wiegen. Offenbar ist es nach der Diagnose einer chronischen und der drohende Tod wirft in existenzielle Ob- die Scham, die diesen Rückzug häufig ver- möglicherweise tödlichen Krankheit aufbre- dachlosigkeit. Die damit verbundene see- ursacht. Schlingensief gelingt es als Künst- chen. Die Zusammenschau von Christoph lische Auseinandersetzung vermag Schlin- ler leichter, sie zu überwinden und – mit Schlingensiefs individuellem Erfahrungsbe- gensief etwas ungeschönter zu führen als Beuys Worten – die eigene Wunde zu zei- richt und einer theoretischen Überblicks- andere – etwa wenn er auch Tabuisiertes gen. Damit zeigt sich auch: Unabhängig- arbeit in Form eines von Doris Schaeffer zu thematisieren wagt, wie den plötzlich keit, Autonomie und eine weitgehend per- herausgegebenen Sammelbands kann uns noch aufkeimenden Kinderwunsch oder fekte Kontrolle der Lebensumstände sind als Leserinnen und Lesern die vielschichtige Neid und Eifersucht auf „die Gesunden“. allenfalls passagere Zustände, die jederzeit Thematik umfassend erschließen. In den gelingenden Momenten seiner umschlagen können in Erfahrungen von Auseinandersetzung wächst in ihm das Fremdbestimmung und Abhängigkeit. Das Zunächst zur subjektiven Perspektive: „Ich Gewahrsein, dass das Kranksein letzten in der individualisierten Gesellschaft hoch- habe die Wunde der Welt berührt, die Endes einen seelischen Transformations- gehaltene Ideal von Selbstverwirklichung

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bricht dann gleich einem Kartenhaus in text. So kann die interdisziplinäre Auseinan- Die Herausgeberin bemängelt, dass die sich zusammen, wenn diese nur noch mit dersetzung, in der psychologische, soziolo- Forschungslandschaft hierbei bislang allzu der Unterstützung und dem Gehaltensein gische und gesundheitswissenschaftliche medizinlastig und allzu sehr auf einzelne durch andere gelingen kann. Erlebt Schlin- Perspektiven vereint werden, das subjek- Krankheitsbilder konzentriert sei und es gensief dieses Geschehen anfangs als tive Erleben durch theoretische Reflektion zudem an einer patienten- und nutzerori- empörende „Freiheitsberaubung“ durch fundieren. Die Herausgeberin, Professorin entierten Forschung mangele. Ihr Aufsatz den „Dreckskerl Krebs“, der ihn auf einen für Pflegewissenschaft und Versorgungs- zum Status quo der Theoriediskussion „Horrortrip“ schickt, so wandelt sich die- forschung an der Universität Bielefeld, hat mahnt an, dass die bisherigen verschiede- se Wahrnehmung hin zu der Erkenntnis, ein wissenschaftliches Theoriedefizit im nen theoretischen Zugänge einem bunten dass ein Leben mit der Krankheit durch Bezug auf die Thematik festgestellt, das Flickenteppich gleichen, der keinerlei Mus- eine Intensivierung der Beziehungen und mittels des Bandes ausgeglichen werden ter oder Meta-Verständnis zu erkennen durch die existenzielle Sinn-Suche möglich soll. Eine vertiefte Auseinandersetzung gebe – das Gesamtbild sei zunehmend wird. Schlingensiefs Tagebuch ist damit scheint auch deswegen so dringend nötig, aus dem Blick geraten. Leider vermag ein beeindruckendes, schonungsloses, oft weil sich durch verbesserte medizinische auch dieses Buch die daraus hervorgehen- liebenswert selbstironisches Zeugnis einer Behandlungsmöglichkeiten Gestalt und de Forderung nach einer systematischen seelischen Suche, die durch die tödliche Verlauf vieler Krankheiten stark verändert Bündelung und Integration der verschie- Erkrankung unter geänderten Vorzeichen haben. Die längeren Verlaufsdauern von denen Theorieansätze und -perspektiven versucht werden muss. chronischen Krankheiten, welche Fragen nur ansatzweise einzulösen. Freut die Le- nach der Lebensqualität der Betroffe- serin sich auch über die klare inhaltliche Der von Doris Schaeffer herausgegebene nen neu stellen, konfrontieren chronisch Gliederung in vier Themenschwerpunkte, Sammelband „Bewältigung chronischer Kranke mit neuen Anforderungen, so z. B. so bleibt doch die angemahnte Aufgabe Krankheit im Lebenslauf“ spiegelt viele der durch häufiger auftretende Multimorbidi- einer Integration und Zusammenschau von Schlingensief angesprochenen emoti- täten, durch die oft verwirrende Überlage- der verschiedenen Zugänge weitgehend onalen Herausforderungen und bettet sie rung von Krankheits- und Therapiefolgen unbeantwortet. Vielmehr stehen Interakti- in einen wissenschaftlichen Erklärungskon- oder durch chronische Pflegebedürftigkeit. onstheoretische, Stresstheoretische, Sozi-

Praxisnah, verständlich, unverzichtbar

Die Musterberufsordnung der Bundespsychotherapeutenkammer fasst die Rechte und Pfl ichten zusammen, an denen sich Psychotherapeuten in ihrer täglichen Praxis zu orientieren haben. Detailliert wird jeder der dreißig Paragrafen der neuen Musterberufsordnung kommentiert. Musterberufsordnung Die Neuaufl age liefert Ihnen neben der kompletten Neukommentierung für die Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und JugendIichenpsychotherapeuten r abweichende Regelungsinhalte in den Berufsordnungen der Landeskammern Text und Kommentierung r drei ausführliche Beispiele zur Verwendung der MBO-PP/KJP in der Alltags- Von Dr. Martin H. Stellpfl ug und Inge Berns. arbeit von Psychotherapeuten, insbesondere unter berufsethischen Aspekten 2., neu bearbeitete und erweiterte Aufl age. 2008. r eine Sammlung einschlägiger Kommentierungen, zur Verfügung gestellt von X, 355 Seiten. Kartoniert. � 49,-. den Landeskammern. ISBN 978-3-938909-29-4

Psychotherapeutenverlag, medhochzwei Verlag GmbH, Alte Eppelheimer Str. 42/1, 69115 Heidelberg Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: [email protected] Kundenbetreuung und Auslieferung über die Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm

PsychotherapeutenjournalStellpflug-178x126.indd 1 1/2010 11.02.10 13:4855 Buchrezensionen

alstrukturelle und Lebenslauf-Perspektive jektiver Krankheitstheorien für das Bewäl- schichtigkeit der durch eine chronische unbezogen nebeneinander und überlas- tigungshandeln in repräsentativer Breite Erkrankung aufgeworfenen Fragestellun- sen mir als Leserin die Arbeit, eine Synthe- ausgeleuchtet und diskutiert. Zudem the- gen heranführen und für die seelischen se der Perspektiven zu versuchen. Im Zu- matisiert der wissenschaftliche Band auch Belastungen ebenso wie für die Chancen sammenspiel der verschiedenen Zugänge die Bedeutung chronischer Erkrankungen sensibilisieren. Als Leserinnen und Leser kann der Band jedoch viele Bewältigungs- im Kontext des Lebenslaufs: Denn je nach bleiben wir zurück mit einem geschärften anforderungen aufschlüsseln und theore- Lebensalter und biographischer Ausgangs- Gespür für die Zerbrechlichkeit in der Le- tisch reflektieren: Werden wir in Schlingen- situation wird eine chronische Erkrankung bendigkeit. Dies macht achtsamer für die siefs Bericht gleichsam ungefiltert Zeuge, unterschiedlich erlebt und auch bewältigt. oft unbemerkten und gar nicht spektaku- wie er mit dem Annehmen einer Patien- Im Rückbezug auf Schlingensiefs Tage- lären Glücksmomente des Alltags. Denn: tenrolle hadert und ringt, so widmet sich buch kann dann noch plastischer werden, „So schön wie hier kanns im Himmel gar im wissenschaftlichen Sammelband ein warum die Krebserkrankung ihn gerade als nicht sein!“. ganzes Kapitel der Diskussion dieses As- 47-jährigen im Zenit seiner künstlerischen pekts. Arbeitet sich Schlingensief mühsam Karriere so hart treffen muss. Dr. Vera Kattermann und in wiederkehrenden Zirkeln an einer Nollendorfstr. 20 individuellen Theorie zur Genese seiner Er- Beide Bücher können so aus unterschied- 10777 Berlin krankung ab, so wird die Bedeutung sub- licher Warte an die Komplexität und Viel- [email protected]

Hanisch, E. (2009). In jeder Mücke steckt ein Elefant. Gute Gründe, sich über Kleinigkeiten aufzuregen. München: dtv premium. 224 Seiten, 14,90 €.

Peter Kosarz

„Mach doch aus einer Mücke keinen Ele- rapieprozess besser verstehen, wie störende wenn wir lernen, unsere Grundbedürfnis- fanten“ – diesen meist gut gemeinten Satz Verhaltensweisen bis hin zu hartnäckigen se zu beachten, stehen uns statt alter ri- hat sicherlich jeder von uns schon einmal Symptomen letztlich aus frustrierten Grund- gider Selbstschutzprogramme konstruktive gehört, hat aber auch oft die Erfahrung ge- bedürfnissen und fehlgeschlagenen Kom- Problemlösungswege offen. Anhand vieler macht, dass dieser Rat nicht hilft. Einen ganz pensationsversuchen resultieren. Beispiele und Übungen wird skizziert, wie anderen Weg, mit „Alltagsmücken“ umzu- wir ein positives Selbstbild, damit ein re- gehen, weist Ernstfried Hanisch in diesem Die fünf Kapitel des Buches lassen sich in alistisches Bild vom anderen und letztlich Buch. Er zeigt, dass immer dann, wenn wir drei Abschnitte gliedern: Ausgehend von ein stabilisiertes inneres Gleichgewicht fin- uns über Alltagsereignisse über die Maßen vier kleinen Alltagsgeschichten (Kapitel den können. In diesen Passagen wird der ärgern, Grundbedürfnisse verletzt worden 1) wird erläutert, wie aus eigentlich unbe- psychotherapeutische Standort des Autors sind, was uns aber fatalerweise in diesem deutenden Alltagsärgernissen belastende deutlich. Er ist ein Anhänger der kognitiven Moment nicht bewusst ist. Anstatt zu ver- Situationen werden können, die uns mit Verhaltenstherapie, bereichert um eine suchen, sich einfach nicht zu ärgern, was heftigen Gefühlen reagieren lassen. Die tiefenpsychologische Perspektive und mit meistens nur darin mündet, dass man sich Ursache hierfür sind unter der Oberfläche Anleihen bei der Schematherapie, mit dem letzten Endes darüber ärgert, dass man sich verborgene Motive, die in unseren Grund- Wissen, wie sehr übergeordnete kognitive ärgert, schlägt er vor, diese „Elefanten“ hin- bedürfnissen nach Wertschätzung, Auto- Schemata unser Handeln über Situationen ter den Mücken zu erkennen. nomie und Sicherheit wurzeln. In Kapitel 2 hinweg steuern. Die Stärken des Buches und 3 führt uns der Autor in dieses Konzept sind unübersehbar: eine klare, leicht zu Gedacht ist dieses Buch als ein Selbsthilfe- ein und zeigt anschaulich, wie frustrierte verstehende Sprache, viele Beispiele und buch. Aus Sicht des Rezensenten ist es mehr: Bedürfnisse unsere Lebenserfahrungen Schaubilder und ein ausgiebiger Teil mit Natürlich können interessierte Leser mit Hilfe prägen und Spuren hinterlassen. Kapitel praktischen Übungen zu den einzelnen dieses Buches auf eine spannende Reise ge- 4 und 5 bilden den dritten Abschnitt des Kapiteln. Hier liegt allerdings auch eine hen, ihre Grundbedürfnisse und eventuelle Buches. Der Autor, selbst erfahrener Psy- (kleine) Schwäche dieses Buches. Vor al- Verletzungen erkennen und sich mit den chotherapeut, zeigt Wege auf, wie wir zu lem die vielen Fragebögen und grafischen hinter den Mücken versteckten Elefanten unseren inneren Elefanten, also Grundbe- Darstellungen in Kapitel 4 suggerieren verbünden. Ausgesprochen hilfreich kann dürfnissen und deren Verletzungen, Zu- dem Leser, dass es eigentlich ganz einfach dieses Buch aber auch für Patienten sein, gang finden können. Erst diese Erkenntnis- ist, seinen Grundbedürfnissen und vor al- die sich in einer Psychotherapie befinden. se geben uns eine größere Gelassenheit lem deren Verletzungen auf die Spur zu Sie erhalten hier eine fundierte Hilfestellung im Umgang mit Mücken, deren Stachel kommen. Erfahrene Therapeuten wissen, und können begleitend zu ihrem Psychothe- wir dann nicht mehr fürchten müssen. Erst dass dieser Prozess häufig von heftigen

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und sehr schmerzhaften Gefühlen beglei- Fazit: Es ist sehr tröstlich zu wissen, dass Dipl.-Psych. Dr. biol. hum. tet ist. An dieser Stelle wird der Leser etwas man, um glücklich und zufrieden zu wer- Peter Kosarz alleine gelassen und es fehlen Hilfestellun- den, sein Leben nicht immer neu erfinden gen im Umgang mit solchen Emotionen, muss, sondern dass es vielleicht auch aus- Institut für Fort- und Weiterbildung in klinischer Verhaltenstherapie bis hin zu der Empfehlung, gegebenenfalls reicht, die gewaltigen Elefanten hinter den Kurbrunnenstraße 21 a auch professionelle psychotherapeutische Mücken zu entdecken, die uns das Leben 67098 Bad Dürkheim Hilfe in Anspruch zu nehmen. so schwer machen. [email protected]

Frohburg, I. (2009). Wirksamkeitsprüfungen der Gesprächspsychotherapie – Kommen- tierte bibliografische Synopse zu den sozialrechtlich relevanten Nutzenbeurteilungen. Köln: GwG.

Volker Tschuschke

Inge Frohburg legt unter dem Datum Ap- von der Sicherung des „Bestandsschut- sprächspsychotherapie mit dem wichtigen ril 2009 eine kommentierte Synopse der zes“ der bereits etablierten Richtlinien- Hinweis auf eine entscheidende Änderung bis dato sozialrechtlichen Handhabung verfahren – weitere wissenschaftlich an- in den Psychotherapie-Richtlinien, die der der Nutzenbeurteilung der Gesprächs- erkannte Verfahren auf eine Anerkennung G-BA 2007 beschlossen hat und – bestä- psychotherapie in Deutschland vor. Die- hin überprüfen sollte und, im Falle der tigt durch das BMG – die in 2008 in Kraft se lesenswerte, weil höchst informative, Gesprächs­psychotherapie für Erwachsene getreten ist, nämlich die Umstellung von komprimierte Schrift stellt auf 51 Seiten 1999 zu dem Schluss gelangte, dass „... verfahrensbezogenen auf indikations- am Beispiel der Gesprächspsychothera- festgestellt werden (kann), dass es sich bezogene Wirksamkeitsprüfungen (G-BA, pie auch eine Zusammenfassung der ak- bei der Gesprächspsychotherapie um ein 2007). Diese Entscheidung unterstreicht tuellen Zulassungspraxis psychotherapeu- theoretisch hinreichend fundiertes The- die Positionen des WBP, der BPtK und des tischer Verfahren in den Leistungskatalog rapieverfahren handelt, das für die Berei- G-BA, eine symptombezogene Sicht der der gesetzlichen Krankenversicherung che Affektive Störungen, Angststörungen Psychotherapie einzunehmen und eine dar. sowie Anpassungsstörungen und soma- verfahrensbezogene (konzeptbezogene) tische Krankheiten als wissenschaftlich Haltung, wie sie noch im Forschungsgut- Die vorgelegte Schrift spannt den Bogen anerkannt gelten kann“ (WBP, 1999), so- achten für die Bundesregierung (Meyer von der Vorbereitung des Psychothera- wie 2002 feststellte: „Die Wirksamkeit der et al., 1991) und selbst bei Grawe et al. peutengesetzes (Forschungsgutachten zu Gesprächspsychotherapie ist durch zwei (1994) eingenommen worden war, aufzu- Fragen eines Psychotherapeutengesetzes Arbeiten für den Anwendungsbereich 3 geben. von Meyer et al., 1991, und der Metaana- (Belastungsstörungen [F43]) nachgewie- lyse von Grawe et al., 1994), über Stel- sen“ (WBP, 2002). Teil 2 der Synopse von Frohburg listet noch lungnahmen des Wissenschaftlichen Bei- einmal wesentliche Wirksamkeitsstudien rats für Psychotherapie (WBP) 1999 und Eine von der BPtK eingesetzte Experten- zur Gesprächspsychotherapie in den ver- 2002 bis hin zu den Ausführungen des kommission kam in 2008 zu dem eindeu- schiedenen Bereichen auf. Gemeinsamen Bundesausschusses der tigen Ergebnis, dass die Gesprächspsy- Ärzte und Krankenkassen (G-BA) 2008 chotherapie aufgrund ihrer überzeugend Teil 3 schließlich integriert die Ergebnisse und der Expertenkommission der Bun- nachgewiesenen wissenschaftlichen Fun- der Wirksamkeitsprüfungen seitens der despsychotherapeutenkammer (BPtK) in diertheit in den Leistungskatalog der Ge- bereits genannten Institutionen mit ergän- 2008. setzlichen Krankenversicherung (GKV) zenden persönlichen Anmerkungen der einzubeziehen sei (Strauß et al., 2008). Verfasserin. Die in drei Unterteilungen gegliederte Der G-BA schloss sich in 2006 (bestätigt Schrift behandelt im 1. Teil den „Kontext“ nochmals 2008) jedoch nicht der Emp- Es wird die auf der wissenschaftlichen der Wirksamkeitsprüfungen, speziell die fehlung des WBP an, da er die Wirksamkeit Seite eindeutige und international zwei- vorbereitenden Überlegungen des Meyer der Gesprächspsychotherapie, mit Aus- felsfreie Übereinstimmung im Hinblick auf et al.-Gutachtens (1991) und – bezogen nahme der Depression, als nicht belegt die wissenschaftlich nachgewiesene Wirk- auf die Gesprächspsychotherapie – ers- ansieht. samkeit der Gesprächspsychotherapie mit te bestätigende Ergebnisse der Berner breiter Indikationsbasis betont, während Metaanalyse von Grawe und Mitarbeite- Teil 1 schließt nach dieser chronologi- auf der anderen Seite die ablehnende Hal- rinnen (1994). Dem schließen sich die schen Darstellung der Geschichte der bis tung des G-BA kontrastierend gegenüber Aktivitäten des WBP an, der – ausgehend dato verhinderten Anerkennung der Ge- gestellt und kommentiert wird.

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Frohburg merkt zu Recht an, dass es bis genommen zu werden? Dass gerade die das diskrepante Urteil des WBP in Sachen heute (noch) keine allgemeingültigen RCT-Studien der kolossale Irrweg in der Gesprächspsychotherapie zum Urteil des Maßstäbe bzw. Kriterien zur Bewertung Psychotherapieforschung sein könnten – G-BA? von Psychotherapie-Verfahren gebe. Die und in vielen Bereichen der Medizin noch Autorin fokussiert den offensichtlich „kras- dazu – kein Gedanke daran. RCT-Studien Es stellt sich alles in allem die Frage, wie sen Widerspruch“ (S. 42) der G-BA-Posi- liefern gar keine Erkenntnisse über Psy- solche diskrepanten Entscheidungen zu- tion gegenüber den international „über- chotherapie, sie zielen auf ca. 15% der sammen passen: hier die Auffassung der einstimmend positiven Ergebnissen der Gesamtvarianz von Psychotherapie (das internationalen scientific community zur Wirksamkeitsprüfung zur Gesprächspsy- realisierte therapeutische Konzept) und Gesprächspsychotherapie und die Emp- chotherapie“ und bezeichnet die Haltung haben keinen Blick für über 80% der Ein- fehlung des WBP, dort die ablehnende Hal- des G-BA als „Außenseiterposition“, deren flüsse (Wampold, 2001). Stattdessen sind tung des G-BA? Frohburgs Synopse kommt Gründe sie aufzählt (u. a. veraltete Sicht hoch aufwendige naturalistische Studien zu dem Schluss: Handelte es sich um blo- der GT, laienhafte Verfahrensdefinition, zu Prozess-Ergebnis-Zusammenhängen in ße fachliche Inkompetenz beim G-BA oder RCT-Studien-Fixiertheit etc.). der Psychotherapie zu fordern (Tschusch- ginge es um eine gewollte Ignoranz? Was ke et al., 2009). wären dann die Hintergründe? Will man Die Diskussion um die methodisch zwei- vielleicht keine weiteren Therapieverfah- felhafte „Standardforderung“ nach Studien, Es dürfte ein interessanter Punkt sein, zu ren in der Kassenzulassung? Dann wäre die auf dem Level I-Kriterium der Evidence- klären, warum der G-BA in 2007 jenen das gesamte Verfahren mit den Instanzen Based Medicine (EBM) fußen – nämlich Schwenk von verfahrensbezogenen hin WBP und G-BA eine Farce! die ausschließliche Berücksichtigung von zu indikationsbezogenen Wirksamkeits- Studien nach dem „Goldstandard“ der prüfungen vorgenommen hat. Haben wir Die synoptische Schrift von Frau Frohburg randomisiert-kontrollierten Studie (Rando- es beim G-BA mit Inkompetenz in Sachen ist eine Dokumentation der gegenwärtigen mized-Controlled Trial, RCT) – nimmt zu Psychotherapie zu tun, wie Frohburg ver- bundesdeutschen politisch-bürokratischen Recht einen größeren Raum in Frohburgs mutet? Die (personelle) Zusammenset- Regulierungsmechanismen in Sachen Psy- Kritik an der Praxis des G-BA ein. Die Pro- zung des Ausschusses jedenfalls sei nicht chotherapie. Ein jahrelanges Trauerspiel blematik und methodische Fragwürdigkeit transparent, wessen Interessen würden am Beispiel der Gesprächspsychotherapie. einer Rekurrierung auf RCT-Studien (was dort verfolgt? Dem größten Teil des BPtK- Nicht nur für die Gesprächspsychotherapie, ist in der Psychotherapie eigentlich kon­ Expertengremiums jedenfalls ist die Ur- nicht nur für weitere bzw. zukünftige Ver- trollierbar?) zum Nachweis wissenschaft- teilskraft des G-BA suspekt (S. 10). fahren, die um Anerkennung einkommen lich begründeter Wirksamkeit von Psycho- werden, sondern für die gesamte psycho- therapie ist hinlänglich beklagt und belegt Die Position des WBP andererseits ist eine therapeutische Profession hierzulande ein worden (Revenstorf, 2005; Kriz, 2008; Hin- und Herlaviererei. Steht er nun auch nicht akzeptabler, nicht hinnehmbarer Zu- Tschuschke, 2005, 2010; Tschuschke et zur Anerkennung von naturalistischen stand. al., 2009). Muss man eine Anbiederung Studien und akzeptiert nicht nur „Labor- der Psychotherapie an das medizinisch- Studien“, sind Level II-Studien (also keine Univ.-Prof. Dr. Volker Tschuschke pharmakologische Modell unterstellen, RCT-Studien) ebenbürtig, oder stützt der Abteilung für Medizinische Psychologie wenn man die Eifrigkeit der Apologeten WBP den G-BA in dessen Sicht einer stö- Universitätsklinikum zu Köln des RCT-Paradigmas in der Psychothe- rungsspezifischen, symptombezogenen Kerpener Straße 62 rapie betrachtet, aus Angst, als Disziplin Sicht (siehe auch das Methodenpapier 50924 Köln innerhalb der Medizin für nicht vollwertig des WBP in 2007)? Wie aber passt dann [email protected]

Müller-Braunschweig, H. & Stiller, N. (Hrsg.). (2010). Körperorientierte Psychotherapie. Methoden – Anwendungen – Grundlagen. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. 282 Seiten, 39,95 €.

Horst Kächele

Körperorientierte Psychotherapie scheint in den Badearzt Georg Groddeck leicht etwas In der Tat, Heilslehren werden zu Recht Mode zu kommen, sichtet man die Kata- Anrüchiges an. Seine Arm- und Fußbäder, oder zu Unrecht mit der Arbeit am Körper loge der wissenschaftlichen Verlage. Aller- Massagen, seine Diätkost werden auch verbunden; Ganzheitlichkeit wird gerne dings wird schon seit vielen Jahrzehnten heute noch praktiziert, wenn auch die küh- beschworen. Doch in den letzten Jahren am und mit dem Körper gearbeitet. Dieser nen Heilslehren, mit denen er seine Patien- hat sich einiges geändert. Aus Außensei- psychotherapeutischen Vorgehensweise ten zusätzlich durchaus autoritär traktierte, termethoden, die anständige Psychothe- haftet jedoch seit seiner Erfindung durch heute zurückhaltender bewertet werden. rapeuten gerne der Esoterik überlassen,

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haben sich disziplinierte Anwendungs- bewegungspädagogische Konzept zur Ver- empirischen Mutter-Kind-Forschung und bereiche entwickelt, die heute in keiner besserung kognitiv-neuronaler Funktionen der zunehmenden neurobiologischen psychosomatischen Klinik mehr fehlen. in den fünfziger Jahren, das sich besonders Fundierung somato-psychischer Abläufe Inzwischen liegt ein umfangreiches Hand- in Musikerkreisen dank Menuhins Förde- entscheidende Anregungen für das Ver- buch vor (Marlock & Weiss, 2006). Wer rung früh etablieren konnte. Ganz neu im ständnis psychotherapeutischer Prozesse sich knapper informieren möchte, ist mit Konzert der körperorientierten Verfahren verdanken, die allerdings in der Zukunft dem neuen Kompendium von Müller- wird von einem der Herausgeber, Stiller, noch werden vermehrt ausbuchstabiert Braunschweig und Stiller gut bedient. Die die Zen-Meditation eingeführt. werden müssen. Denn es besteht noch wichtigsten Therapieverfahren werden gut eine erhebliche Transmissionslücke zwi- gegliedert, theoretisch aufbereitet und kli- Überraschend für den Leser werden auch schen der Welt der frühen Erfahrungen nisch anschaulich illustriert. Der Bandbrei- die Musiktherapie und die katathym-ima- und ihrer Wiederauftauchen in therapeu- te reicht von dem Autogenen Training, das ginative Psychotherapie unter die körper- tischen Situationen. Zuviel Metaphorik I. H. Schultz bereits 1932 monographisch orientierten Verfahren gelistet; konsequen- ist noch im Spiel, und statt Heilslehren dargestellt hat, über die Funktionelle Ent- terweise nimmt dann auch die analytische werden nun neurobiologische Modelle spannung, die im Umfeld von Viktor von Körperpsychotherapie durch einen aus- als Erklärungsskizzen eingesetzt. Positiv Weizsäcker nach dem 2. Weltkrieg von M. führlicheren Fallbericht einen angemesse- ist jedoch zu vermerken, dass in jedem Fuchs in Heidelberg entwickelt wurde. Auch nen Raum in diesem Band ein. Beitrag zumindest auf Therapiestudien die Konzentrative Bewegungstherapie, von hingewiesen wird, die dem Anspruch der H. Stolze auf den Lindauer Psychothera- Eingeleitet wird der Band durch eine Ein- körper­orientierten Therapien auf Wirk- piewochen bekannt gemacht, verdankt ihr bettung der körperorientierten Verfahren samkeit oder gar vermehrte Wirksamkeit theoretisches Erklärungsmodell diesem in die Grundprinzipien einer allgemeinen kritisch auf den Zahn fühlen. Umfeld, obwohl sie ursprünglich auf die Psychotherapie sensu Grawe; der Erst- Gymnastikbewegung der 20er Jahre des Herausgeber Müller-Braunschweig hebt – Marlock, G. & Weiss, H. (Hrsg.). (2006) letzten Jahrhundert zurückgeht. Die von W. wie fast alle Autoren dieser Beiträge – her- Handbuch der Körperpsychotherapie. Reich ebenfalls zwischen 1925 und 1950 vor, dass die „Sensibilität für Prozesse auf Stuttgart: Schattauer. entwickelte Praxis der körperbezogenen verschiedenen Entwicklungsebenen ein Psychotherapie regte die Entwicklung die entscheidender Faktor für den psychothe- vielfältigen Formen der Bioenergetischen rapeutischen Prozess“ ist, der mehr oder Prof. Dr. med. Horst Kächele Therapien an; Atemtherapie und Struktu- weniger unabhängig von der jeweiligen Universitätsklinik Psychosomatische Medi- relle Integration dürften hierzu zu zählen Schule sei (S. 36). zin und Psychotherapie sein. Ähnlich gelagert und doch theore- Am Hochstraess 8 tisch weitaus anspruchsvoller entwickelte Geteilt wird von allen Autoren dieses ge- 89081 Ulm der israelische Physiker M. Feldenkrais ein lungenen Übersichtsbandes, dass wir der [email protected]

Nachruf

Dr. med. Franz-Rudolf Faber

Am 24. Februar 2010 verstarb Dr. med. Franz-Rudolf Faber im Alter von 90 Jahren. Er gilt als einer der Väter der Psychotherapie-Richtlinien, die – nicht zuletzt durch den von ihm mit- verfassten Kommentar – seit mehr als 40 Jahren die psychotherapeutische Versorgung in Deutschland prägen.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 59 ­ Bundespsycho therapeutenkammer Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer

Das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Psychotherapeut darf nicht gestört werden Interview mit BPtK-Präsident Prof. Dr. Rainer Richter zur elektronischen Gesundheitskarte

Herr Prof. Dr. Richter, die elektro- Ärzten und Psychotherapeuten gewährleis- Telematik auf die Profession und ist hierzu nische Gesundheitskarte sorgt seit ten. Die elektronische Patientenakte, deren in direktem Austausch mit der gematik. Jahren für Kontroversen, ihre Einfüh- Vorratsdatenspeicherung auch von Psycho- Beim elektronischen Heilberufsausweis gibt rung hat sich immer weiter verzö- therapeuten sehr kritisch gesehen wurde, es zudem eine enge Kooperation zwischen gert. Die neue Bundesregierung kommt vorerst nicht. Auch das begrüßen allen Leistungserbringerorganisationen. plant eine kritische Bestandsaufnah- wir ausdrücklich, denn diese Anwendung me. Was gehört für Sie dazu? muss noch einmal genauestens überdacht Welche zentralen Forderungen hat werden. Eine Diskriminierung und Stigmati- die BPtK? Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sierung psychisch kranker Menschen muss will insbesondere die Organisationsstruktu- Für Psychotherapeuten ist zentral, dass die sicher ausgeschlossen sein. ren der gematik überprüfen. Außerdem wird Einführung der Telematik keine negativen noch einmal überdacht, was die Gesund- Bisher haperte es an der Zusammen- heitskarte bei ihrem Start überhaupt schon arbeit von gematik und Selbstver- leisten soll. Für die Bundespsychotherapeu- waltung. Ist Besserung in Sicht? tenkammer (BPtK) ist besonders wichtig, dass der Datenschutz und die Datensicher- Die gematik hat bisher in hohem Maße heit ohne Wenn und Aber gewährleistet technische Verfahren vorgegeben. Dies ist sind. Die besondere Vertrauensbeziehung aufgrund der Komplexität des Projekts zum zwischen Patient und Psychotherapeut er- Teil verständlich, vernachlässigt jedoch häu- fordert allerhöchste Maßstäbe. Dass Bun- fig berechtigte Anliegen der Anwender. Es desgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler darf keinen technokratischen Machbarkeits- dies noch einmal überprüfen möchte, be- automatismus geben. Wenn es ernsthafte grüßt die BPtK ausdrücklich. Genau deshalb Alternativen zu den bestehenden Konzep- kann es im Übrigen nicht so bleiben, dass ten gibt, dann muss die Zeit dafür da sein, wir bis heute in der Kommunikation zwi- diese zu prüfen. Erst auf Druck der Leis- Auswirkungen auf das Vertrauensverhältnis schen Ärzten und Psychotherapeuten kaum tungserbringer hat die gematik begonnen, zwischen Therapeut und Patient hat. Dies die Möglichkeiten eines sicheren Datenaus- einen USB-Stick-Speicher ernsthaft als Al- ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Be- tauschs nutzen. Vertraulichkeit sichern wir, ternative zur Server-Speicherung zu prüfen. handlung. Daher spielen Datenschutz und z. B. bei Arztbriefen, bisher nur auf dem Ob der USB-Stick tatsächlich sicherer ist, Datensicherheit sowie die informationelle Niveau eines Postkartenversands. Postkar- wird man dann gemeinsam sehen. Ohne Selbstbestimmung des Patienten und des ten kann auch jeder lesen. Das muss sich die Akzeptanz der Anwender halte ich eine Therapeuten eine so entscheidende Rolle. dringend ändern und genau hierin liegt eine erfolgreiche Einführung der elektronischen Die Nutzung z. B. der Patientenakte muss Chance der Telematik. Gesundheitskarte für nicht machbar. für Patient und Psychotherapeut freiwillig sein. Dies ist für die BPtK nicht verhandel- Wie weit ist die Bestandsaufnahme Welchen Einfluss hat die BPtK? bar. Außerdem muss die Technik praxis­ gediehen? Die BPtK hat in der Vergangenheit direkte tauglich und anwenderfreundlich sein. Je Die Gespräche zum weiteren Aufbau der Gespräche mit dem BMG zum Thema Te- mehr die neue Technik die gewohnten Telematikinfrastruktur im Gesundheitswe- lematik geführt und plant, diese Gespräche Praxisabläufe stört, desto weniger Akzep- sen wurden bereits im November 2009 mit der neuen Spitze des Hauses fortzu- tanz bekommt sie. begonnen und dauern noch an. Die Ge- führen. Darüber hinaus ist die BPtK auf der sundheitskarte soll jetzt vor allem ein si- Fachebene in einer Vielzahl von Gremien Die Kassenärztlichen Vereinigungen cheres Management der Versichertendaten vertreten und ist Mitglied des gematik-Bei­ planen, im nächsten Jahr den Heil- ermöglichen und die geforderte Datensi- rates. Eine BPtK-Kommission beschäftigt berufsausweis auch für die elektro- cherheit in der Kommunikation zwischen sich ausführlich mit den Auswirkungen der nische Abrechnung zu nutzen. Wann

60 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer ­ Bundespsycho therapeutenkammer kommt der elektronische Psychothe- rapeutenausweis? Bundesregierung antwortet auf Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen (BT-Drs. 17/250) Der neue Heilberufsausweis ermöglicht eine digitale Signatur, also eine elektroni- Die Bundesregierung hat auf eine Kleine ten der Bundesregierung Verwirrung. In sche rechtsverbindliche Unterschrift. Damit Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage wird kann dann zum Beispiel eine elektronische 90/Die Grünen zur 20-Prozent-Mindest- von 322 Doppelzulassungen ausgegan- Abrechnung durch den Arzt oder Psycho- quote für Kinder- und Jugendlichenpsy- gen. Diese Zahl kann aber nur erreicht therapeuten signiert werden. Die Ausgabe chotherapie geantwortet. Sie zeigte sich werden, wenn neben Doppelzugelasse- des entsprechenden Psychotherapeuten- optimistisch, dass es trotz der einschrän- nen auch Doppelapprobierte mitgezählt ausweises ist für alle Kammern eine große kenden Regelungen des Gemeinsamen werden. Die Berechnung der Mindest- technische und organisatorische Heraus- Bundesausschusses (G-BA) flächende- quote für Kinder- und Jugendlichenpsy- forderung. Wir müssen sicher sein, dass es ckend zu einer spürbaren Verbesserung chotherapie ist in der Bedarfsplanungs- keine „Planänderungen“ mehr von Seiten der ambulanten psychotherapeutischen Richtlinie offenbar so unklar geregelt, dass des Gesetzgebers gibt. Gleichzeitig gibt es Versorgung von Kindern und Jugendli- auch das Bundesgesundheitsministerium großen Abstimmungsbedarf zwischen den chen kommt. ins Schleudern gerät. Eine Approbation Kammern, denn alle Beteiligten wissen, allein ist bekanntermaßen noch nicht mit Die zusätzliche Zehn-Prozent-Mindest- dass ein solches Projekt nur gemeinsam einer Kassenzulassung verbunden. quote des G-BA bezeichnet die Bundes- zu schaffen ist. In der Psychotherapeuten- regierung als sachgerecht. Dadurch wür- Auf der Grundlage nicht berücksichti- kammer Nordrhein-Westfalen wird der Psy- den sich Psychotherapeuten zunächst gungsfähiger Behandler werden die ak- chotherapeutenausweis bereits in einem in besonders unterversorgten Regionen tuellen Versorgungsanteile für psychisch Pilotprojekt erprobt. Andere Kammern niederlassen. Nach dieser Regelung darf kranke Kinder und Jugendliche von der werden sicher bald folgen. die 20-Prozent-Mindestquote in einer KV Bundesregierung also grob überschätzt. solange nicht umgesetzt werden, bis in je- Die Bundespsychotherapeutenkammer dem einzelnen Planungsbereich mindes- hat das Bundesministerium für Ge- Quotensitze für Kinder- tens zehn Prozent der Psychotherapeuten sundheit daher in einer Stellungnahme und Jugendlichenpsycho- ausschließlich Kinder und Jugendliche gebeten, eindeutige und einheitliche therapie ausgeschrieben behandeln. Die BPtK erwartet, dass diese rechtliche Regelungen zur Umsetzung Stufenregelung massiv fehlsteuert, weil sie der Mindestquote zu schaffen, die si- Seit dem 18. November 2009 ist die geän- die bereits vergleichsweise gut versorgten cherstellen, dass auf die Quote nur Leis- derte Bedarfsplanungs-Richtlinie in Kraft, städtischen Regionen weiter bevorzugt. tungserbringer angerechnet werden, die nach der in jedem Planungsbezirk min- Die von der Bundesregierung vorgelegten ausschließlich Kinder und Jugendliche desten 20 Prozent der Psychotherapeuten Zahlen bestätigen die befürchtete Fehl- psychotherapeutisch behandeln bzw. „ausschließlich Kinder und Jugendliche be- steuerung für die alten Bundesländer. aufgrund einer Teilzulassung einen Auf- treuen“ sollen. Die Kassenärztlichen Ver- trag zur hälftigen Versorgung von Kindern Auch zur Frage der Berücksichtigung von einigungen (KVen) beginnen deshalb mit und Jugendlichen haben. Doppelzugelassenen stiften die Antwor- der Ausschreibung neuer Praxissitze. Nach Berechnungen des BMG ist mit rund 1.000 mit einem Faktor von 0,5 anzurechnen. Jugendlichenpsychotherapie entstehen, in Zulassungen in der gesetzlichen Kranken- Erste Rückmeldungen zu den Berechnun- Westfalen-Lippe dagegen nur 40 bis 50 – versicherung zu rechnen (siehe Kasten). gen der KVen zeigen, dass die Landesaus- bei annähernd gleicher Einwohnerzahl. schüsse diese Vorgabe des Gemeinsamen Doppelzugelassene und Dop- Bundesausschusses sehr eigenwillig inter- pelapprobierte dürfen nicht Psychotherapeuten mit hälfti- pretieren. In einigen Zulassungsbezirken pauschal auf die Quote ange- gen Versorgungsaufträgen für wie in Westfalen-Lippe (KVWL) werden rechnet werden Erwachsene und Jugendliche neben Teilzulassungen auch so genannte werden mit 0,5 auf die Quote Aus Sicht der BPtK werden bei der Be- „Doppelzulassungen“ mit dem Faktor 0,5 angerechnet rechnung des aktuellen Versorgungsanteils als Versorgungskapazität für Kinder und allerdings rechtswidrig auch Doppelzu- Jugendliche gezählt. Dies führt z. B. in Bei Doppelzulassungen handelt es sich gelassene oder sogar Doppelapprobierte Nordrhein-Westfalen dazu, dass die Versor- allerdings nicht um zwei Zulassungen mit berücksichtigt. Nach der Fußnote zu § 5 gung von Kindern und Jugendlichen nur in hälftigem Versorgungsauftrag, sondern um Abs. 6a der Bedarfsplanungs-Richtlinie sind einem Landesteil substanziell verbessert eine Zulassung, die die beiden Bezeich- auf den Anteil der Psychotherapeuten, die werden kann. Im Gegensatz zur KV West- nungen PP und KJP umfasst. Dies hat die ausschließlich Kinder und Jugendliche ver- falen-Lippe hat es in der KV Nordrhein BPtK gegenüber dem G-BA und dem BMG sorgen, „Kinder- und Jugendlichenpsycho- diese so genannten Doppelzulassungen klargestellt. So erhielten Psychotherapeu- therapeuten mit einer weiteren Zulassung nie gegeben. Daher können in Nordrhein ten etwa in Westfalen-Lippe mit einer als Psychologische Psychotherapeuten“ rund 160 neue Praxissitze für Kinder- und Doppelzulassung regelmäßig zunächst ei-

Psychotherapeutenjournal 1/2010 61 ­ Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer Bundespsycho therapeutenkammer ne Zulassung als Psychologischer Psycho- therapeut. Diese Zulassung wurde später KBV verhandelt desaströse Honorare im PKV-Basistarif um die Bezeichnung „Kiinder- und Jugend- Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat für Psychotherapeuten ein desast- lichenpsychotherapeut“ erweitert. Bei den röses Honorar für Leistungen im Basistarif der privaten Krankenversicherung (PKV) „Doppelzulassungen“ in Westfalen-Lippe verhandelt. Psychotherapeuten sollen künftig nur etwa die Hälfte der Honorare in der handelt es sich daher um „Psychologische gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erhalten. Psychotherapeuten mit einer Erweiterung der bereits bestehenden Zulassung auf Der PKV-Basistarif ist ein branchenweit einheitlicher Tarif, den private Krankenversi- das Fachgebiet Kinder- und Jugendlichen- cherungen seit dem 1. Januar 2009 anbieten müssen. In diesem Tarif erhält der Ver- psychotherapeut“, die nicht mit dem Fak- sicherte Leistungen, die in Art, Umfang und Höhe den Leistungen der gesetzlichen tor 0,5 auf die Quote angerechnet werden Krankenversicherung entsprechen. Im PKV-Basistarif müssen die privaten Krankenver- dürfen. sicherungen außerdem auf eine Gesundheitsprüfung verzichten. Damit können sich Menschen, die keinen Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung haben und bisher Weitere detaillierte Auskünfte finden Sie auf keine adäquate private Krankenversicherung abschließen konnten, erstmals ausrei- der Homepage Ihrer Landespsychothera- chend für ihr Krankheitsrisiko absichern. Privat Krankenversicherte haben keinen gene- peutenkammer oder unter www.bptk.de. rellen Anspruch auf psychotherapeutische Behandlung. Viele private Krankenversiche- rungen muten ihren Versicherten empfindliche Einschränkungen zu, die häufig nur im Kleingedruckten zu finden sind. Dazu gehören: Erster Aufschlag: Entwurf „„Ausschluss von Psychotherapie in so genannten Spartarifen, zum GKV-Änderungsgesetz „„Höchstgrenzen für Behandlungsstunden im Jahr, Gesamthonorar im Jahr oder Stundenhonorar, Das Bundesministerium für Gesundheit „„Ausschluss von „Psychologischen Psychotherapeuten“ und „Kinder- und Jugend- hat im Vorfeld der „großen“ Reform einen lichenpsychotherapeuten“, die die weit überwiegende Mehrheit der approbierten ersten Aufschlag gemacht. Seit Anfang Fe- Leistungserbringer für psychotherapeutische Behandlungen darstellen, bruar liegt der Referentenentwurf eines „„Fehlen eines transparenten und formalisierten Widerspruchverfahrens, wenn dem GKV-Änderungsgesetzes vor. Politisch inte- Versicherten Leistungen verweigert werden, ressant ist vor allem, dass der Weg für die „„ hausarztzentrierte Versorgung nach § 73b problematischer Datenschutz bei Gutachten. SGB V für ein weiteres Jahr freigemacht Für den PKV-Basistarif vereinbarte die KBV mit dem PKV-Verband jetzt den 1,2fachen wird. Bis zum 30. Juni 2011 soll die Vor- Gebührensatz der GOÄ (Gebührenordnung der Ärzte). Für eine Sitzung tiefenpsycho- schrift in § 120 Abs. 6 SGB V verlängert logisch-fundierte Psychotherapie oder analytische Psychotherapie erhält ein Psycho- werden, die es dem Hausärzteverband therapeut danach 48,26 Euro, für eine Sitzung Verhaltenstherapie 52,46 Euro. In der erlaubt, die Abrechnung ambulanter ärztli- GKV sind rund 80 Euro bundesweiter Standard und in der PKV werden normalerweise cher Leistungen nicht über die Kassenärzt- 92,50 bzw. 100,55 Euro gezahlt. lichen Vereinigungen, sondern über das eigene Rechenzentrum des Hausarztver- lehnt Bundesgesundheitsminister Philipp scher Sozialausgleich über das Steuersys- bandes abzuwickeln. Das heißt aber auch: Rösler bisher ab. Was der Minister aber un- tem erfolgen. Problem Nr. 1: Der Ausgleich Die Bereinigungen der Gesamtvergütung ter „intelligenter Steuerung durch ökonomi- funktioniert nur, wenn alle Bundesbürger ei- laufen weiter, voraussichtlich über den 30. sche Anreize und Wettbewerb“ versteht, hat ne Steuererklärung abgeben. Gerade dieje- Juni 2010 hinaus – mit den bekannten, er noch nicht konkretisiert. Auf der Einnah- nigen, die entlastet werden sollen, tun dies sehr empfindlichen Konsequenzen für den meseite bleibt Rösler bei seiner Forderung allerdings meistens nicht. Problem Nr. 2: einzelnen Arzt, dessen Honorar sich dann nach einem Systemwechsel in der GKV- Wie werden die Kosten von schätzungswei- nach entsprechend korrigierten Regelleis- Finanzierung. Die Krankenkassen sollen se 20 bis 35 Milliarden Euro für den Sozial- tungsvolumina berechnet, und für die Kas- sich auf den Ausgleich der Kosten zwischen ausgleich bei klammen öffentlichen Kassen senärztlichen Vereinigungen, denen die Gesunden und Kranken beschränken. Der finanziert? Durch einen Gesundheitssoli für Verwaltungseinnahmen wegbrechen. Ausgleich zwischen hohen und niedrigen Besserverdienende? Das ist schwer vorstell- Einkommen, der bisher durch prozentuale bar bei einer Bundesregierung, die verspro- Ob die Hoffnung des BMG auf ein schlankes Beiträge erfolgte, soll ins Steuersystem ver- chen hat, die Steuern zu senken. Zweifel an und schnelles Gesetz noch lange berechtigt lagert werden. der Realisierbarkeit des Konzepts mehren ist, scheint fraglich. Die weiter steigenden sich (BT-Drs. 17/386; BT-Drs. 17/691). Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversi- Jeder Versicherte zahlt dann zukünftig einen cherung und die zu erwartenden Zusatzbei- fixen Beitrag von z. B. 140 Euro. Versicher- Doch egal, ob eine große Gesundheitsre- träge bei der Mehrheit der Kassen setzen te mit einem Einkommen über 1.800 Euro form oder verschiedene Gesetzespakete auf die Gesundheitspolitik unter Druck. Ein Ein- würden entlastet und Versicherte, die dar- den Weg gebracht werden, die sich über die frieren der Ausgaben, z. B. für Arzneimittel, unter liegen, belastet. Für Versicherte mit Legislaturperiode verteilen: Die Gesundheits- wie es der GKV-Spitzenverband fordert, niedrigem Einkommen soll ein automati- politik kann nicht mehr lange zögern.

62 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer ­ Bundespsycho therapeutenkammer Neues Entgeltsystem nis für Krankenhausleistungen – der Opera- BPtK-Forderungen tionen- und Prozedurenschlüssel (OPS) – für Psychiatrie und Umstritten am jetzigen OPS ist, dass die erweitert werden. Diese Erweiterung wurde Leistungen zwar für die verschiedenen Be- Psychosomatik seit Frühjahr 2009 in verschiedenen Gremien rufsgruppen gesondert erfasst werden, also unter Beteiligung der Selbstverwaltungspart- Am 1. Januar 2009 ist das Krankenhausfi- sichtbar wird, wer den Patienten behandelt ner und medizinischer Fachgesellschaften nanzierungsreformgesetz (KHRG) in Kraft hat, aber im Prinzip nicht dokumentiert wird, diskutiert. Die letzte Entscheidung über die getreten. Damit ist der Startschuss für die wie der Patient behandelt wurde. So macht Erweiterung des OPS lag jedoch beim Deut- Entwicklung eines leistungsorientierten und es qualitativ einen Unterschied, ob ein Pa- schen Institut für Medizinische Dokumentati- pauschalierenden Vergütungssystems auf tient ein supportives Gespräch oder eine on und Information (DIMDI) und dem BMG. der Grundlage von tagesbezogenen Ent- Einzelpsychotherapie erhalten hat. Neben Die Entwicklung von Klassifikationssystemen gelten für psychiatrische und psychosoma- dieser eher grundsätzlichen Kritik gibt es aus ist keine Aufgabe der Selbstverwaltung. tische Einrichtungen gefallen. Das seit 1990 Sicht der BPtK im Moment vor allem an den gültige Vergütungssystem, die Psychiatrie- OPS 2010 folgenden Stellen Veränderungsbedarf: Personalverordnung (Psych-PV), wird hier- durch abgelöst. Die Entwicklung und An- Die BPtK hatte insbesondere eine transpa- „„Nach den nun gültigen Ziffern muss passung des Systems wird im Wesentlichen rente Leistungserfassung in psychiatrischen die Behandlung unter der Leitung eines durch das Institut für das Entgeltsystem im und psychosomatischen Einrichtungen ge- Facharztes erfolgen. Zwar ist ein Kran- Krankenhaus (InEK) geleistet. fordert. Sie hatte deshalb beim DIMDI ein kenhaus als „ärztlich geleitete“ Einrich- Konzept eingereicht, nach dem vor allem tung definiert, die Behandlungsführung BPtK beteiligt Behandlungsleistungen erfasst werden in psychiatrischen und psychosoma- sollen, die besonders aufwändig sind und tischen Einrichtungen kann aber nach Neben der Bundesärztekammer und den damit potenziell zur Unterschiedsbildung Auffassung der BPtK auch von einem Pflegeberufen räumt das Gesetz auch der zwischen Patientengruppen führen. Bisher Psychotherapeuten übernommen wer- BPtK Beteiligungsrechte ein, „soweit psy- ist nicht nachvollziehbar, welche Leistun- den. chotherapeutische und psychosomatische gen ein Patient im Einzelnen erhält, wenn Fragen betroffen sind“. Leistungen in psy- „„Leistungen von „Psychotherapeuten er sich in einem psychiatrischen oder psy- chiatrischen und psychosomatischen Kran- im Praktikum“ (Wortlaut OPS) werden chosomatischen Krankenhaus behandeln kenhäusern schließen stets die Behand- nicht kodiert. Dies ist problematisch, lässt. Es ist allerdings ein wichtiges Quali- lung mit Psychotherapie oder zumindest da in vielen Einrichtungen ein erhebli- tätsmerkmal, ob und wie häufig ein Patient psychotherapeutischen Mitteln ein. cher Anteil der psychotherapeutischen einzel- und gruppenpsychotherapeutische Leistungen von Psychotherapeuten in Behandlungen erhält. Zeitplan Ausbildung erbracht wird. In der Folge werden die Behandlungsleistungen, Nach der vom DIMDI veröffentlichten Die neuen tagesbezogenen Entgelte sollen die ein Patient erhält, nicht vollständig Fassung des OPS 2010 werden ärztliche, 2013 budgetneutral eingeführt werden. Im abgebildet mit entsprechenden Konse- psychologische, spezialtherapeutische so- ersten Halbjahr 2010 findet ein so genannter quenzen für die Repräsentativität der wie pflegerische Leistungen wöchentlich Pretest statt, in dem eher technische Fragen abgebildeten Kostenstruktur. der Datenerfassung und -übermittlung über- getrennt voneinander erfasst. Dabei wird „„Psychotherapeuten werden fälschli- prüft werden. 2011 soll eine Probekalkulation außerdem zwischen den Behandlungsberei- cherweise unter der Berufsgruppe der durchgeführt werden, die allen Beteiligten chen Regelbehandlung, Intensivbehandlung, Psychologen subsummiert. ermöglicht, die gesamte „Systementwick- psychotherapeutische Komplexbehandlung lung“ einmal durchzuspielen – von der Kal- und psychosomatische Komplexbehandlung Die BPtK hat am 17 . März 2010 einen kulation bis zur Entwicklung eines Groupers. unterschieden. Zusätzlich gibt es Kodes zur Workshop zum neuen Entgeltsystem Der Grouper ordnet einen Krankenhausfall Erfassung von besonders aufwändigen Leis- veranstaltet . Den Web-Bericht sowie anhand verschiedener Parameter, wie z. B. tungen, wie z. B. Kriseninterventionen. Au- die Vorträge finden Sie ab Ende März Hauptdiagnose, Prozeduren und Alter des ßerdem gibt es Ziffern zur Übermittlung der auf der Homepage der BPtK . Patienten, einer bestimmten Fallgruppe zu. Psych-PV-Eingruppierung. 2012 macht das InEK dann einen Vorschlag Der nun gültige OPS entspricht in Grund- für das neue Entgeltsystem. zügen dem BPtK-Konzept, nach dem für Geschäftsstelle die Ermittlung kostenhomogener Patien- Leistungsdokumentation tengruppen zunächst Einzelleistungen und Klosterstraße 64 10179 Berlin Um die Behandlungen in psychiatrischen insbesondere die Behandlungsleistungen Tel. 030 / 278785-18 und psychosomatischen Einrichtungen leis- erfasst werden sollten, die geeignet sind, Fax. 030 / 278785-44 tungsbezogen vergüten zu können, musste zwischen verschiedenen Patientengrup- [email protected] das gegenwärtige Dokumentationsverzeich- pen zu unterscheiden. www.bptk.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 63 Baden- Württemberg Mitteilungen der Landespsychotherapeuten­ kammer Baden-Württemberg

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die letzten Monate waren stark geprägt Vor der ersten Sitzung der neu gewählten Die Kammerarbeit „lebt“ natürlich nicht von den Wahlen zur Vertreterversamm- Vertreterversammlung fanden mehrere nur durch ihre Organe und Gremien lung im November sowie der Wahl des Gespräche zwischen Vertretern der Wahl- (Vorstand, VV, Ausschüsse), sondern v. a. Vorstandes und der Gremien Ende Ja­ listen statt, um die Wahl des Vorstands auch durch ihre Mitglieder. Über Ihre nuar. und der Ausschussmitglieder sowie der Rückmeldungen bzw. Mitteilungen Ihrer künftigen Delegierten für den Deutschen Anliegen würden wir uns deshalb freuen, Erstmals haben die Psychotherapeuten Psychotherapeutentag vorzubereiten. v. a. auch, um diese in unserer weiteren in der praktischen Ausbildung (PiAs), die Arbeit berücksichtigen zu können. freiwillige Kammermitglieder sind, eigene Die Wahllisten, aus denen die Mitglieder VertreterInnen in die VV gewählt, um so des bisherigen Vorstands kamen, sehen Wir wünschen Ihnen über die Osterfei- die Politik der Kammer mit zu gestalten. sich durch die Wahl in ihrer Arbeit bestä- ertage erholsame und schöne Frühlings- tigt und beschlossen, in Zusammenarbeit tage. Im Vergleich zur letzten Kammerwahl im mit der Wahlliste „Die Angestellten“, die Jahr 2005 haben sich 2009 mehr Listen künftige Vorstandsarbeit und Kammerpoli- Ihr Kammervorstand zur Wahl gestellt. Bei genauer Betrach- tik gemeinsam weiter zu gestalten. Dabei tung des Wahlergebnisses kann man werden sie wie bisher von den beiden Dietrich Munz, Martin Klett, ­ feststellen, dass sich die Verteilung der Wahllisten „Psychotherapie in Beratungs- Kristiane Göpel, Birgitt Lackus-Reitter, Stimmen auf die Wahllisten bzw. Wahl- stellen“ und „Kammer besser machen“ in Roland Straub bündnisse nur wenig verändert hat. der gemeinsamen Arbeit unterstützt.

Kammerwahl 2009 – Ergebnisse

Die vergangenen Herbst zwischen dem 15. Die Verteilung der Sitze wurde gemäß Stimmen) sowie die „Freie Liste“ (10,8%; Oktober und 16. November erfolgte Wahl Wahlordnung nach dem Verfahren von 274 Stimmen). Die ebenfalls neu formier- zur Vertreterversammlung der LPK Baden- Saint-Lagué/Schepers ermittelt. Danach te Liste „Die Angestellten“ konnte 8,8% Württemberg ergab folgende Ergebnisse stehen den PP 32 und den KJP 8 Sitze zur (224 Stimmen; 4 Sitze), die Liste „Kom- (eine ausführlichere Darstellung findet sich Verfügung. Für die PiA war die Anzahl der petenz und Vielfalt“ 5,9% (149 Stimmen; auf der LPK-Homepage vom 23.11.2009 Sitze gemäß § 7 Abs. 3a der Wahlordnung 3 Sitze) und die Liste „Psychotherapie in sowie in dem im Dezember herausgege- der Landespsychotherapeutenkammer von Beratungsstellen“ 5,3% (135 Stimmen; 2 benen Newsletter 3/2009): vornherein auf 2 festgelegt (vgl. Tabelle). Sitze) erlangen.

Gesamtergebnis/Sitzverteilung Ergebnisse Psychologische Insgesamt nahmen 2567 von 4107 wahl- ­Psychotherapeuten (PP) berechtigten Kammermitgliedern an der Wie bei der Kammerwahl 2005 wurde Wahl teil, was einer Beteiligung von 62,5% das „Psychotherapeutenbündnis Baden- Bezogen auf die Gesamtzahl der PP-Stim- entspricht. 31 Stimmen waren ungültig, Württemberg“ mit einem Stimmenanteil men (n=1984) ergeben sich folgende die Anzahl gültiger Stimmen betrug da- von 37,5% und 15 Sitzen stärkste Fraktion. Stimmenanteile: „Psychotherapeuten- mit 2536. Davon entfielen 1984 Stimmen Zweitstärkste Gruppe ist mit 8 Sitzen und Bündnis Baden-Württemberg“ 32,7%, (78,2%) auf die Psychologischen Psycho- einem Anteil von 20,5% der Stimmen die „Neue gemeinsame Liste“ 22,6%, „Freie therapeuten (PP), 473 (18,7%) auf die „Neue Gemeinsame Liste“ (NGL). Jeweils Liste“ 11,9%, Liste „Die Angestellten“ 11,3%, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- auf knapp über 10% (je 5 Sitze) kommen Liste „Kammer besser machen“ 10,2%, Lis- ten (KJP) und 79 Stimmen (3,1%) auf die die neu angetretene Liste mit dem Namen te „Kompetenz und Vielfalt“ 5,9% und Liste Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA). „Kammer besser machen“ (11,3%; 283 „Psychotherapie in Beratungsstellen 5,4%.

64 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Baden-Württemberg

Ergebnisse Kinder- und Jugend- Ergebnisse Psychotherapeuten Kandidat finden Sie ebenfalls auf www.lpk- lichenpsychotherapeuten (KJP) in Ausbildung (PiA) bw.de unter Aktuelles vom 23.11.2009.

Bei den KJP konnte das „Psychotherapeu- Für die Vertretung der PiA in der Delegier- Der Vorstand dankt dem Wahlleiter RA Baden- ten-Bündnis Baden-Württemberg“ fast 2/3 tenversammlung der LPK haben sich vier Dr. Joachim Steck, dem stellvertretenden Württemberg der abgegebenen Stimmen (64,1%) wie Kandidaten zur Wahl gestellt. Gewählt wur- Wahlleiter RA Dr. Dieter Vogel und den schon 2005 eine deutliche Mehrheit errei- den Kerstin Lutz, Esslingen (Liste „Kompe- Wahlausschuss-Mitgliedern Marita Seifer, chen. Zweitstärkste Liste wurde die NGL, die tenz und Vielfalt“, 32 Stimmen) und Kai Hedwig Böhning, Erdmute Rödel-Störk als einzige weitere über 10% kam (12,3%). Uwe Jörß (Liste „Kammer besser machen“, und Bernd Ochs-Thurner sowie den Mit- Alle anderen Bündnisse lagen unter 10%: 21 Stimmen). arbeitern der Geschäftsstelle und den stu- die Liste „Kammer besser machen“ (9,7%), dentischen Hilfskräften für ihr großes En- die „Freie Liste“ (8,2%) und die Liste „Psy- Eine komplette Liste der gewählten Ver- gagement bei der Durchführung der Wahl chotherapie in Beratungsstellen“ (5,7%). treter sowie der Verteilung der Stimmen je und der Wahlauszählung!

Ergebnis Kammerwahl 2009

PP KJP PiA Gesamt Listen n % Sitze n % Sitze n % Sitze n % Sitze

Die Angestellten 224 11,3 4 ------224 8,8 4 PT in Beratungsstellen 108 5,4 2 27 5,7 ------135 5,3 2 NGL 449 22,6 7 58 12,3 1 12 15,9 -- 519 20,5 8 Kammer besser machen 202 10,2 3 46 9,7 1 35 44,3 1 283 11,3 5 PT-Bündnis BW 649 32,7 10 303 64,1 5 ------952 37,5 15 Freie Liste 235 11,9 4 39 8,2 1 ------274 10,8 5 Kompetenz u . Vielfalt 117 5,9 2 ------32 40,5 1 149 5,9 3 Gesamt 1984 100 32 473 100 8 79 100 2 2536 100 42

Legende: n = Anzahl Stimmen, % = prozentualer Anteil der jeweiligen Gesamtzahl der Stimmen, Sitze = Anzahl der Mandate in der Vertre- terversammlung

Konstituierende Vertreterversammlung wählt Kammervorstand und Gremienvertreter

Die Vertreterversammlung der Kammer merführung den Service für die Kammer- könnten vor allem im Gesundheitssystem wählte in ihrer konstituierenden Sitzung mitglieder weiter verbessern werden. Auch durch vermehrte Öffentlichkeitsarbeit und am 30. Januar 2010 den neuen Kammer- die Darstellung des Berufs der Psychothe- eine stärkere Vertretung ihrer Anliegen in vorstand und die Vertreterinnen und Ver- rapeuten und der Psychotherapeutenkam- Politik und Gesellschaft helfen, dieses Ziel treter in die Kammergremien sowie die mer in der Öffentlichkeit ist dem Vorstand zu erreichen. Landesdelegierten des Deutschen Psycho- ein wichtiges Anliegen. Kristiane Göpel, therapeutentages. wies auf das besondere Beachtung verdie- Kammerausschüsse neu nende Anliegen der Vertretung der Kinder- gewählt Vier Kammervorstandsmitglie- und JugendlichenpsychotherapeutInnen Satzungsgemäß hatte die Vertreterver- der im Amt bestätigt – Roland und deren noch immer unterversorgten sammlung in ihrer konstituierenden Sitzung Straub neu im Vorstand jungen PatientInnen hin. Dr. Roland Straub, auch die Mitglieder der Ausschüsse zu wäh- Bei der Wahl des Kammervorstands wur- bisher Vorsitzender des Ausschusses „Psy- len, die wie folgt besetzt wurden (die jewei- den Dr. Dietrich Munz als Präsident so- chotherapie in Institutionen“ betonte, dass ligen Vorsitzenden hervorgehoben). wie der Vizepräsident Martin Klett, Birgitt die trotz des Psychotherapeutengesetzes Lackus-Reitter als Rechnungsführerin und weiterhin ausstehende Anerkennung des Haushaltsausschuss: In den Haushalts- Kristiane Göpel als KJP-Vertreterin als Vor- Berufes des Psychologischen Psychothera- ausschuss, dessen wichtigste Aufgabe die standsmitglieder durch die Vertreterver- peuten und Kinder- und Jugendlichenpsy- Erstellung des Haushaltsplanes und die sammlung bestätigt. Neu hinzu kam Dr. chotherapeuten in Kliniken und den meis- Kontrolle der Haushaltsführung ist, wurde Roland Straub als Vertreter der angestell- ten anderen Institutionen ein wichtiges Ziel Jürgen Pitzing zum Vorsitzenden gewählt. ten Psychotherapeuten. der Kammerarbeit sei, darüber hinaus die Ute Steglich, Michael Reisch und Kathari- Vernetzung der so betroffenen angestellten na Mayer wurden als Ausschussmitglieder Die Mitglieder des Vorstands bekräftigten, KollegInnen. Die Darstellung der Leistun- wieder gewählt, Dr. Dieter Horch wird neu dass sie neben einer wirtschaftlichen Kam- gen der angestellten Psychotherapeuten im Ausschuss mitarbeiten.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 65 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Vorsitzenden wurde Michaela Willhauck- Fojkar, als weitere Mitglieder Dorothea Groschwitz, Trudi Raymann, Michael Reis-

Baden- ch, Silke Sacksofsky und Sibylle Strässer- Württemberg Strobel gewählt.

Ambulante Versorgung: In diesen Aus- schuss wurde Rolf Wachendorf zum Vor- Der neue/alte Vorstand sitzenden, Dr. Wolfgang Bürger, Uwe Keller, v.l.n.r. Martin Klett, Charlotte Rothenburg und Thomas Müller- Birgitt Lackus-Reitter, Staffelstein als Mitglieder gewählt. Aufgabe Kristiane Göpel, Roland des Ausschusses wird sein, Versorgungs- Straub, Dietrich Munz modelle kritisch zu prüfen und Konzepte für eine bessere Versorgung psychisch Berufsordnung: Die Kommentierung der und Herrn Kai Uwe Jörß, weitere 9 Mit- Kranker zu erarbeiten. Berufsordnung wird weiterhin Aufgabe des glieder zu wählen. Unter dem Vorsitz von Ausschusses in der kommenden Legislatur- Mareke de Brito Santos-Dodt werden im Psychotherapie in Institutionen: Dem periode sein. Trudi Raymann wird künftig Ausschuss mitarbeiten: Prof. Dr. Josef Bai- Ausschuss wird Dieter Schmucker vorsit- das Amt der Vorsitzenden des Berufsord- ler, Ullrich Böttinger, Susanne Loetz, Sabi- zen, als Mitglieder wurden Ullrich Böttin- nungsausschusses ausüben. Als Mitglie- ne Schäfer, Elisabeth Schörry-Volk, Günter ger, Renate Hannak-Zeltner, Gunhild Ilisei, der wurden Dr. Matthias Fünfgeld, Jochen Ruggaber, Andreas Werning und Prof. Dr. Tilman Kluttig, Michael Müller-Mohnssen, ­Stien und Thomas Fröhlich gewählt. Dirk Zimmer. Elisabeth Noeske, Ulrike Tuchscheerer und Andreas Weber gewählt. Aus-, Fort- und Weiterbildung: Nach Ver- Qualitätssicherung: Nachdem in der öffentlichung des Forschungsgutachtens ambulanten und stationären Patienten- Delegierte für die Bundespsy- zur Psychotherapeutischen Ausbildung versorgung Qualitätsmanagementsysteme chotherapeutenkammer (BPtK) wird bundesweit die künftige Gestaltung eingeführt wurden, wird – wie vom Ge- der Psychotherapieausbildung intensiv setzgeber gefordert – ebenfalls die routi- Nach der Kammersatzung wurden die diskutiert. Diese Diskussion zeigt, dass bei nemäßige Erhebung von Therapieergeb- Delegierten für den Deutschen Psycho- einer Veränderung der Ausbildung kom- nissen ein Thema sein, mit dem sich der therapeutentag im prozentualen Stimm- plexe Zusammenhänge und Expertisen Ausschuss befassen muss. Neben dem verhältnis der Kammerwahlen gewählt aus sehr unterschiedlichen Bereichen zu Ausschussvorsitzenden Dr . Daniel Wei- (persönliche Stellvertreter in Klammern). beachten sind bzw. berücksichtigt werden mer wurden Dr. Peter Baumgartner, Klaus Mareke de Brito Santos-Dodt (Michaela müssen, was die aktuelle Bedeutung die- Aichele, Ronald Höfner, Pedro Vasco Dos Willhauck-Fojkar); Jürgen Doebert (Birgitt ses Ausschusses heraushebt. Daneben hat Santos und Werner Wiegand in den Aus- Lackus-Reitter); Marianne Funk (Susanne der Ausschuss weiterhin die laufenden An- schuss gewählt. Loetz); Friedrich Gocht (Sabine Schäfer); liegen und Weiterentwicklungen zur Fort- Kristiane Göpel (Dorothea Groschwitz); und Weiterbildung niedergelassener und Psychotherapeutische Versorgung von Martin Klett (Trudi Raymann); Kerstin angestellter Mitglieder aus unterschied- Kindern und Jugendlichen: Die Versor- Lutz (Kai Uwe Jörß); Dr. Dietrich Munz lichsten Berufsfeldern zu bearbeiten. Die gung von Kindern mit schwer körperlich (Dr. Daniel Weimer); Michael Reisch (Ull- Vertreterversammlung entschied aus die- oder psychisch kranken Eltern und die rich Böttinger); Günter Ruggaber (Renate sen Gründen den Ausschuss zu erweitern Vernetzung möglicher hilfreicher Angebo- Hannak-Zeltner); Dr. Roland Straub (Dieter und neben den Vertretern der Psychothe- te für diese Kinder wird eine der zentra- Schmucker); Rolf Wachendorf (Dr. Hans rapeuten in Ausbildung, Frau Kerstin Lutz len Aufgaben des Ausschusses sein. Zur Watzl).

Arbeitsgruppe „Standortfaktor im Gesundheitswesen“

Das Gesundheitsforum Baden-Württem- dernde Gesamtpolitik skizziert und die Ge- Konzept, zwingt auch die Gesundheitspoli- berg, das unterschiedlichste Akteure und sundheitsstrategie als Gemeinschaftsauf- tik zu einer Neuausrichtung: die Gesundheit Verantwortliche im Gesundheitswesen gabe beschrieben. Ziel ist, die Entstehung der erwerbstätigen und älteren Bürger und vereint und in dem auch die LPK Mitglied chronischer Erkrankungen zu vermeiden Bürgerinnen wird neben der Bildung zum ist, besteht seit ca. 10 Jahren. Im Rahmen oder hinauszuzögern, die Gesundheit in wichtigen wirtschaftlichen Standortfaktor. dieses Forums wurde die „Gesundheitsstra- allen Lebensphasen und Lebenswelten zu Es sieht zwischen dem Gesundheitsstatus tegie Baden-Württemberg“ entwickelt und fördern und durch Prävention die Wettbe- der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Mitte 2009 eingeführt. In ihrer Konzeption werbsfähigkeit Baden-Württembergs zu si- Leistungsfähigkeit einen positiven Zusam- wird der Rahmen für eine gesundheitsför- chern. Der demografische Wandel, so das menhang, weshalb Gesundheit zu einer

66 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Baden-Württemberg

der wichtigsten strategischen Ressourcen die bis Ende 2010 erste Ergebnisse vorle- gruppen die jeweils relevanten psychischen Baden-Württembergs werde. Im Zuge der gen sollen. Die LPK BW ist in drei der vier Aspekte einzubringen bzw. zu verankern. Einführung des Konzeptes wurde die AG gebildeten Projektgruppen („Gesundheits- Über die weitere Entwicklung werden wir

„Standortfaktor Gesundheit“ gegründet, die ziele“, „Gesundheitsberichterstattung“ und im Newsletter, auf der Homepage sowie Baden- Württemberg als Plattform für eine informative Koordina- „Betriebliches Gesundheitsmanagement“) den Länderseiten berichten. Weitere Infos tion, zur Umsetzung und Weiterentwicklung durch Präsident Dietrich Munz, Geschäfts- finden Sie unter www.sozialministerium- der Gesundheitsstrategie dienen soll. Die führer Christian Dietrich und Rüdiger Nüb- bw.de ž Themen ž Gesundheitsförderung inhaltliche Arbeit erfolgt in Projektgruppen, ling vertreten. Ziel ist es, in diesen Arbeits- und Prävention.

Prognose der Versorgung durch Psychologische Psychotherapeuten in BW 2030

Etwa 80% der Psychologischen Psychothe- schen und zwei optimistischen Schätzsze- der baden-württembergischen Standorte rapeuten (PP) werden in den kommenden narien, die im Rahmen einer Versorgungs- für ein Psychologie-Studium hat die LPK mit 20 Jahren altersbedingt aus dem Beruf aus- prognose von der Arbeitsgruppe R. Nübling, Wissenschaftsminister Frankenberg Kontakt scheiden. Nach einer Schätzung der LPK J. Schmidt und D. Munz errechnet wurden. aufgenommen. Sie sieht Handlungsbedarf BW kann davon ausgegangen werden, dass Den ausführlichen Beitrag können Sie in die- in Richtung Ausbau vorhandener Kapazitä- bis 2030 nur noch ca. 75% des heutigen sem Heft lesen. U. a. auch in Abstimmung ten an den Hochschulen. Ein ausführliches Standes erhalten werden kann. Dies ist in mit den Hochschullehrern für Klinische Psy- Gespräch mit dem Ministerium wird im etwa das Mittel zwischen zwei pessimisti- chologie und Rehabilitationspsychologie Frühjahr folgen.

Symposium „Amoklauf – fachliche Fragestellungen und Konsequenzen aus Schulmassakern“

Da die Kammer in die Suche nach Kolle- mit anderen Amoktaten über das Internet tuationen bisher Betroffene einzubeziehen gInnen, die unmittelbar nach dem Amok- beschäftigt haben. Nicht bestätigt werden und aus deren Erfahrungen zu lernen. lauf in Winnenden Betroffenen und Ange- konnte, dass sie sich alle mit PC-Gewalt- hörigen helfen konnten, einbezogen war spielen oder Gewaltdarstellungen befasst Zuletzt wurden aus dem Staatsministerium und darüber hinaus regelmäßig Fortbil- haben, dies scheint nur für einen großen die Konsequenzen berichtet, die aus der dungen zum Thema Psychotherapie bei Teil der Täter typisch zu sein. Arbeit der Expertenkommission gezogen akuten Traumatisierungen durchführt, war werden und die in Gesetzesanregungen die Veranstaltung der Abteilung für Kinder- In einem Vortrag wurden die ethischen und aufgenommen werden sollen. und Jugendpsychiatrie der Universität Ulm berufsrechtlichen Möglichkeiten des Um- (Leiter: Prof. Fegert), zu der die Kammer gangs mit Jugendlichen erörtert, bei de- Den Veranstaltern ist dafür zu danken, dass eingeladen war, von besonderem Interes- nen sich aus therapeutischem Kontakt der sie so kurze Zeit nach dem Amoklauf in se. Verdacht der Planung eines Verbrechens, Winnenden eine derart gute, sachliche, z. B. eines Amoklaufs ergibt. Das Dilemma umfassende und gleichzeitig die persön- Ausgehend vom Amoklauf in Winnenden liegt darin, die Schweigepflicht zu verletzen lichen Schicksale einbeziehende Fachta- beschäftigten sich die Referenten zunächst oder alle therapeutischen Möglichkeiten gung organisiert und durchgeführt haben. mit der Frage, ob es aus den bisherigen zu nutzen, um die Tat zu verhindern. In Kenntnissen über Amokläufer Hinweise diesem Zusammenhang wurde die Frage Prof. Fegert regte nach der Tagung an, ob auf spezifische Persönlichkeitscharakteris- aufgeworfen, ob Fortbildungsbedarf bei und mit welchen genauen Inhalten Fort- tika oder Verhaltensweisen der Täter, aber Psychotherapeuten und Ärzten besteht, bildungen für Psychotherapeuten und auch von sog. Trittbrettfahrern gibt. Hierzu um sowohl fachlich als auch berufsrecht- Ärzte, die mit Kindern- und Jugendlichen wurde ausgeführt, dass die Täter in der Re- lich der Auseinandersetzung mit potenziel- befasst sind, Fortbildungen zum Umgang gel eine deutlich narzisstische Persönlich- len Gewalttätern gewachsen zu sein. mit Schweigepflicht in Gefährdungssituati- keitsentwicklung verbunden mit sozialem onen gemeinsam von LÄK und LPK durch- Rückzug aufweisen. Hierbei auffällig sei, Die Tagung schloss mit einem bewegen- geführt werden können. Hierzu wurden dass Angebote, sich besser integrieren zu den Vortrag, in dem die persönlichen vorbereitende Gespräche aufgenommen. können sowie Hilfen zu Änderung des auf- Konsequenzen der betroffenen Angehöri- fälligen Verhaltens meist – ohne darüber gen und die Aktivitäten und Schlüsse des zu reden – nur als gegen sich gerichtet „Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden“ Geschäftsstelle erlebt werden kann, was Rachefantasien vorgestellt wurden. Es erscheint dringend Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart verstärke. Weiterhin sei aus Auswertungen notwendig, für die Planung von Hilfs- und Mo – Do 9.00 – 12:00, 13:00 – 15:30 Uhr der Fallberichte über Amokläufe ersicht- Unterstützungsmöglichkeiten für Angehö- Tel. 0711 / 674470 -0 lich, dass sich Täter vorab meist ausführlich rige und Helfer in derartigen Ausnahmesi- [email protected], www.lpk-bw.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 67 Mitteilungen der Bayerischen Landeskammer der Psychologi- schen Psychotherapeuten und

Bayern der Kinder- und Jugendlichen- psychotherapeuten

Ambulante psychoonkologische Behandlung von Brustkrebspatientinnen: Verbesserung überfällig

Brustkrebspatientinnen in Bayern erhalten im Rahmen einer psychoonkologischen Das Vorgehen im DMP sieht vor, dass die/ nur in sehr geringem Umfang eine be- Beratung eine behandlungsbedürftige psy- der koordinierende Ärztin/Arzt, in der Re- gleitende ambulante psychoonkologisch/ chische Störung erkannt wird, muss ggf. gel die/der behandelnde Gynäkolog/in/e, psychotherapeutische Behandlung im eine psychotherapeutische Behandlung welche/r die gesamte Behandlung über Rahmen des Disease Management Pro- angeboten werden. Psychoonkologisch/ Jahre hinweg steuert, die Patientin mit Hil- gramms (DMP) Brustkrebs, obwohl die psychotherapeutische Angebote sind so- fe eines Screening-Tests (Hospitality Anxie- Bedingungen dafür vergleichsweise gut wohl in stationären Einrichtungen als auch ty and Depression Scale, HADS) hinsicht- geregelt sind. Deshalb unterstützt die PTK im ambulanten Bereich unverzichtbar. lich ihres psychischen Befindens beurteilt. Bayern die Kassenärztliche Vereinigung Stellt sie/er einen Bedarf für eine psycho- Bayerns (KVB) dabei, dass deutlich mehr Ambulante Behandlung: DMP logische Intervention fest, so überweist Patientinnen diese wichtige Möglichkeit für Brustkrebs in Bayern die/der koordinierende Ärztin/Arzt die Pati- sich in Anspruch nehmen können. entin an eine/n am DMP teilnehmende/n Im ambulanten Bereich ist die psychoon- Psychotherapeut/in/en. kologische Versorgung gesetzlich kranken- Zum Hintergrund: Bei Frauen, die an Krebs versicherter Patientinnen durch das DMP erkranken, ist die Brust mit 25 Prozent Psychotherapeutische Brustkrebs geregelt. Seit 2004 sind in Bay- der Erkrankungen das am häufigsten be- Leistungen ern psychotherapeutische und psychoon- troffene Organ. Brustkrebs ist bei Frauen kologische Leistungen im DMP Brustkrebs In diesem „bayerischen“ DMP Brustkrebs auch die Krebsart mit der höchsten Zahl als zusätzliche Leistungen verfügbar. Ent- werden drei Stufen psychoonkologischer an Krebssterbefällen. Der Bedarf an psy- sprechende Verträge ist die KVB inzwi- und psychotherapeutischer Leistungen choonkologischer Unterstützung ist bei schen mit fast allen Kassen eingegangen. unterschieden. Stufe 1: Test – Beratung – diesem Krankheitsbild enorm. Er ergibt Diagnostik. Hier können Tests und Frage- sich aus Bewältigung der Diagnose, der Die PTK Bayern hatte sich bei der Um- bögen (abrechenbar mit je 15 Euro) sowie Begleitung medizinischer Maßnahmen setzung des DMP Brustkrebs in Bayern bis zu drei Diagnostiksitzungen (Vergütung und der psychischen Verarbeitung der Fol- intensiv dafür eingesetzt, dass die psy- mit 77 Euro je Sitzung) durchgeführt wer- gen medizinischer Behandlung und aus choonkologisch/psychotherapeutischen den. Stufe 2: Psychoonkologische Bera- der Unterstützung in palliativen Situatio- Behandlungsanteile in angemessener tungs- und Behandlungsangebote (ein- nen. Zentrales Moment jeder psychoonko- Form strukturell und finanziell berücksich- zeln oder in Gruppen) im Umfang von bis logischen Arbeit ist es, der Patientin dabei tigt werden. Bei Einführung dieses DMP zu sechs Sitzungen je Teilnehmerin. Die zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbes- hatte die PTK Bayern im Jahr 2005 zu- Vergütung erfolgt bei Einzelsitzungen mit sern oder zu erhalten, die Krankheitsverar- sammen mit der KVB auch entsprechende 85 Euro. Stufe 3: Spezifisches psychothe- beitung zu fördern sowie Autonomie und Fortbildungsmaßnahmen für Psychothera- rapeutisch-psychoonkologisches Angebot Würde zu stabilisieren. Im Unterschied zur peut/inn/en organisiert, die auf große Re- in Einzelsitzungen (ohne Begrenzung). klassischen Psychotherapie geht es bei sonanz gestoßen waren. Diese Leistungen werden mit 95 Euro pro dem größeren Teil der Patientinnen nicht Sitzung vergütet. um die Beseitigung einer Störung, mit der Derzeit umfasst die Liste der KVB 142 Psy- die Patientin zur/zum Therapeut/in/en chotherapeut/inn/en in Bayern. Aufgrund Wer darf am DMP Brustkrebs kommt, sondern um die, unter Umstän- einer Überweisung können diese Psy- teilnehmen? den lebenslange, Bewältigung einer Diag- chotherapeut/inn/en die Patientinnen im nose mit ihren vielfältigen Konsequenzen Rahmen des DMP Brustkrebs behandeln Psychologische Psychotherapeut/inn/en und enormen Belastungen im psychosozi- und eine extra-budgetäre Vergütung ab- mit KV-Zulassung, die psychoonkologisch alen Bereich. Für Patientinnen, bei denen rechnen. fortgebildet sind, können am DMP Brust-

68 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Bayern

krebs teilnehmen und psychoonkologische inn/en am DMP Brustkrebs teil. Es wurden logischer Leistungen im DMP Brustkrebs in Leistungen abrechnen. Zur Abrechnung allerdings nur 352 psychoonkologische der KVB Zeitschrift „PROFUND“. Die PTK von Leistungen der Stufe 3 muss der Nach- Einzelleistungen abgerechnet, d. h. nur Bayern hat zwei Fortbildungsveranstal- weis der psychoonkologischen Fortbildung ein äußerst geringer Teil der Patientinnen tungen am 2 . und 3 . Juli sowie am 5 . der PTK Bayern oder der Bayerischen Lan- nimmt dies in Anspruch. Diese Erfahrun- und 6 . November 2010 organisiert . Als desärztekammer oder eine vergleichbare gen werden uns auch von unterschiedli- Referenten konnten wir dafür Prof. Dr. Pe- Fortbildung, die durch die Vertragspartner chen Psychotherapeut/inn/en berichtet. ter Herschbach und Dr. Pia Heußner ge- anerkannt und zertifiziert wurde, vorgelegt Viele Kolleg/inn/en, die sich auf eine Mit- winnen. Das Zertifikat aus diesen Fortbil- werden. Die KVB hält auf ihrer Homepage arbeit eingestellt und die entsprechenden dungsveranstaltungen wird zur Teilnahme Bayern Informationen über Fortbildungsangebote Fortbildungen besucht hatten, sind darü- am DMP Brustkrebs (inklusive Stufe 3) verschiedener Fortbildungsträger bereit. ber enttäuscht, dass ihr Angebot bisher berechtigen. Wir wollen mit diesen Veran- Die PTK Bayern hat inzwischen eine Initi- nicht in Anspruch genommen wird. staltungen – und auch mit diesem Artikel ative ergriffen, um das Fortbildungsange- – dazu beitragen, dass sich kurzfristig das bot für interessierte Kammermitglieder zu Trotz prinzipiell günstiger Rahmenbedin- psychoonkologische Angebot verbessert. verbessern. Es werden 2010 zwei Fortbil- gungen gibt es also nur eine sehr unzu- dungsveranstaltungen angeboten, die zur reichende Versorgung mit psychoonko- Wir bitten alle Mitglieder, die sich für Teilnahme am DMP berechtigen. An der logischen Behandlungsangeboten . dieses Thema interessieren und die ent- Teilnahme am DMP Brustkrebs interessier- sprechenden Voraussetzungen haben, te Kolleg/inn/en müssen einen Antrag an Maßnahmen zur Verbesserung hier aktiv mitzuwirken . Hierzu gehört die KVB stellen. Entsprechende Formblät- der Versorgungssituation neben der nötigen Fachkenntnis auch die ter sind auf der Homepage der KVB ver- Um die Situation zu verbessern, unterstützt Bereitschaft, relativ kurzfristig einzelne Be- fügbar, sie werden auf Anfrage aber auch die PTK Bayern die KVB bei ihren entspre- handlungsplätze zusätzlich bereitzustellen. gerne zugeschickt. chenden Bemühungen. Die KVB hat aktuell Wichtig kann es auch sein, aktiv den Kon- folgende Maßnahmen geplant: Erstens die takt mit kooperierenden Gynäkolog/inn/ Zu geringe Inanspruchnahme wiederholte Information und Schulung der en zu pflegen. Das Modell wird erst dann psychoonkologischer Angebote koordinierenden Ärzte über den HADS-Test richtig laufen, wenn Gynäkolog/inn/en Psychoonkologische Leistungen werden und die Option der psychoonkologischen und Patientinnen nicht nur motiviert sind, im DMP noch viel zu wenig in Anspruch Mitbehandlung. Zweitens die Erstellung sondern auch wiederholt die Erfahrung ge- genommen. Bayernweit nahmen im Jahr und Verteilung eines Informationsflyers für macht haben, hier bei den entsprechen- 2009 17.800 Patientinnen, 2.600 koordi- Patientinnen. Drittens die Veröffentlichung den Psychotherapeut/inn/en gut „landen“ nierende Ärzte und 142 Psychotherapeut/ eines Artikels zur Bedeutung psychoonko- zu können.

„Für echten Nichtraucherschutz“: Volksentscheid am 4. Juli 2010 geplant

Nach dem Erfolg des Volksbegehrens „Für zunehmen. Der zuständige Fachausschuss Bayern ist damit das erste Bundesland, das echten Nichtraucherschutz!“, der Feststel- – der Ausschuss für Umwelt und Gesund- in einem Volksentscheid über dieses The- lung des endgültigen Ergebnisses durch heit – muss den Entwurf nun federführend ma abstimmen lässt. Entscheidet sich die den Landeswahlleiter am 21.12.2009 und beraten, ehe spätestens am 14.4.2010 die einfache Mehrheit für den Gesetzentwurf der Stellungnahme der Bayerischen Staats- abschließende zweite Lesung im Landtag „Für echten Nichtraucherschutz!“, tritt das regierung hat sich inzwischen auch der erfolgt. Beobachtern zufolge sei das aber Gesetz in Kraft. Verfehlt der Gesetzentwurf Bayerische Landtag mit dem Gesetzent- nur noch Formsache. Die Mehrheit im die einfache Mehrheit, so bleibt das derzeit wurf der Initiatoren des Volksbegehrens, Landtag wird sich endgültig gegen den gültige Nichtraucherschutzgesetz bestehen. der ein komplettes Rauchverbot ohne jede Gesetzentwurf aussprechen und damit für Nach seiner letzten Novellierung darf seit 1. Ausnahme in der bayerischen Gastrono- den dann erforderlichen Volksentscheid. August 2009 in Bier-, Wein- und Festzelten mie vorsieht, befasst. sowie in Einraumgaststätten mit weniger als Damit werden die bayerischen Wählerin- 75 m² Gastfläche wieder geraucht werden. Am 14.1.2010 ist der Gesetzentwurf „Für nen und Wähler nun beim Volksentscheid echten Nichtraucherschutz!“ zusammen das letzte Wort haben: Das Bayerische Die Bevölkerung wird wie bei Wahlen von mit der Stellungnahme der Staatsregierung Innenministerium hat als Termin für den amtlicher Seite über Ort und Zeit der Ab- dem Landtag offiziell vorgelegt worden. Volksentscheid den 4.7.2010 eingeplant. stimmung informiert, und es gibt die Mög- Am 4.2.2010 wurde der Gesetzentwurf im Da die schwarz-gelbe Regierung auf einen lichkeit der Briefwahl. Würde der Landtag Plenum in erster Lesung von den Land- alternativen Gesetzesvorschlag verzichtet, den Gesetzentwurf „Für echten Nichtrau- tagsabgeordneten aller Parteien diskutiert. haben die Wähler nur über den Gesetz- cherschutz!“ unverändert annehmen, wä- Die Koalitionsparteien CSU und FDP ent- entwurf „Für echten Nichtraucherschutz!“ ren der Volksentscheid nicht notwendig schieden sich dafür, den Entwurf nicht an- abzustimmen. und die dafür erforderlichen Mittel gespart.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 69 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Die Ablehnung des Gesetzentwurfes und Millionen Euro. Die PTK Bayern setzt sich und unterstützt im Volksentscheid die An- der dadurch vorgeschriebene Volksent- auch weiterhin für einen angemessenen nahme der Gesetzesänderung des erfolg- scheid kosten den Steuerzahler nun 13 Schutz vor den Schäden des Rauchens ein reichen Volksbegehrens.

Landesgesundheitsrat: Beschluss zur Gesundheitsförderung und Prävention

Bayern Der Landesgesundheitsrat hat sich in seiner bittet der Landesgesundheitsrat die Bay- Staatliche Maßnahmen sollen steuern und Sitzung am 7.12.2009 mit dem Thema „Wei- erische Staatsregierung, ein Zukunftspro- bestehende subsidiäre Strukturen und die terentwicklung von Gesundheitsförderung gramm Prävention für Bayern zu gestalten. Eigenverantwortung stärken. Gefordert und Prävention in Bayern“ befasst. Der Lan- Dieses Programm sollte u. a. diejenigen werden auch eine Gesundheitsberichter- desgesundheitsrat, in dem für die PTK Bay- Maßnahmen bevorzugen, die lebenswelt- stattung und Öffentlichkeitsarbeit. ern Nikolaus Melcop und Peter Lehndorfer und ressourcenorientiert sowie partizipativ mitwirken, berät den Bayerischen Landtag ausgerichtet sind, wissenschaftlich evalu- Zusätzlich angenommen wurde der von und die Bayerische Staatsregierung. iert werden und sowohl alle Altersgruppen Nikolaus Melcop eingebrachte Vorschlag: als auch spezifische Zielgruppen berück- Perspektivisch soll der bedarfsgerechte Nach einem einführenden Vortrag von Prof. sichtigen. Die aktive Beteiligung aller im flächendeckende Zugang aller Bürgerin- Dr. Wolfgang Caselmann vom Bayerischen Gesundheitswesen tätigen Einrichtungen nen und Bürger zu evaluierten präventiven Gesundheitsministerium wurde ein Leit- und Verbände, eine multiprofessionelle Maßnahmen einschließlich der dafür not- antrag zur Thematik vorgestellt und dann Herangehensweise und die höchstmög- wendigen Finanzierung ermöglicht wer- auch angenommen. In diesem Beschluss liche Nachhaltigkeit werden eingefordert. den.

Runder Tisch „Prävention und Versorgung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen in Bayern“

Das Bayerische Gesundheitsministerium Zunächst wurden zwei Unterarbeitsgruppen Sektoren des Gesundheitswesens (SGB V), (StMUG) lud im Frühsommer 2009 zum gebildet, eine zur Prävention und die ande- der Jugendhilfe (SGB VIII) und der Schule ersten Mal zu einem Runden Tisch ein, re zur Versorgung. Die PTK Bayern arbeitete vorgenommen und daraus Verbesserungs- bei dem über die Verbesserung von Prä- in beiden Arbeitsgruppen mit und beteiligte vorschläge erarbeitet. vention und Versorgung von Kindern und sich an der Erstellung zweier Papiere, die Jugendlichen mit psychischen Störungen als Ergebnisse der Unterarbeitsgruppen Es wurde bereits angekündigt, dass es im intensiv beraten wurde. Neben der PTK konsentiert wurden. Derzeit werden beide ersten Halbjahr 2010 eine Anhörung im Bayern waren u. a. Vertreter der freien Papiere zu einem zusammengeführt, das Bayerischen Landtag zur Frage der Situation Wohlfahrtspflege, der Jugendhilfe, des So- dann Grundlage für die Diskussion mit der von Menschen mit psychischen Störungen zialministeriums, des Kultusministeriums, Politik sein soll. Auf Basis einer Sachstands- in Bayern geben wird. Die Ergebnisse des der Schulpsychologie, der Kinder- und analyse wurden präventive Ansätze für die Runden Tisches werden dabei eine zentrale Jugendpsychiatrie, der LAG Bayern, des jeweiligen Entwicklungs- und Altersstufen Rolle spielen. Nach einer letzten Konsens- Kreis- und Städtetags, der KVB, der Kran- vorgestellt und diskutiert. Ferner wurde ei- runde mit allen Beteiligten wird das Papier kenkassen und der Patientenverbände ne Bestandsaufnahme der Versorgung in fertig gestellt und dann auch veröffentlicht. eingeladen. den unterschiedlichen Settings in den sta- Auf der Homepage der PTK Bayern werden tionären, teilstationären und ambulanten wir sie darüber informieren.

Kurznachrichten

Mitgliederveranstaltungen mit 2009 mit den Hauptthemen „Zukunft der den Veranstaltungen wurde ausführlich den Themen Zukunft der Aus- Psychotherapieausbildung“ und „Berufs- über die aktuellen Diskussionen zur Aus- bildung und Berufsordnung ordnung“. Nikolaus Melcop und Benedikt bildungsreform gesprochen und dieses Analog zu den beiden Mitgliederveranstal- Waldherr (Rosenheim) bzw. Peter Lehn- Thema sehr intensiv diskutiert. Weiterhin tungen in Würzburg und Nürnberg befass- dorfer und Bruno Waldvogel (München) wurde über die aktuelle Gesundheitspolitik ten sich auch die Infoveranstaltungen in informierten und diskutierten mit den und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rosenheim und München im November zahlreichen Teilnehmer/innen/n. In bei- der Kammer berichtet.

70 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Bayern

Neuapprobiertenveranstaltung in München; Klausurtagung „Fragen des Niederlassungsberatung: Vortrag mit den Versorgungsmanagements bei Patienten Themen „persönliche und gründungsrele- Nikolaus Melcop und Bruno Waldvogel be- mit psychischen Erkrankungen“ am 5. und vante Voraussetzungen, Finanzierung, wirt- grüßten am 5.12.2009 in der LMU München 6.2.2010 in Hamburg; BPtK-Symposium schaftliche Bedingungen, rechtliche und 37 neuapprobierte Mitglieder und informier- „Zukunft der Psychotherapieausbildung“ steuerliche Fragen“. Termin: 19.6.2010, ten sie über die Strukturen und Aufgaben am 22.2.2010 in Berlin (Schwerpunkte: 10.00 bis 14.15 Uhr. Ort: Geschäftsstel- der Kammer sowie über die Regelungen „Hochschulqualifikationen“ und „Einge- le der PTK Bayern, St.-Paul-Str. 9, 80336 zur Fortbildung und der Berufsausübung. Es schränkte Behandlungserlaubnis“). München. wurde angeregt und konstruktiv diskutiert, Bayern unterschiedliche Nachfragen, so z. B. zur ak- Sonstiges: Der Vorstand hat Kammerdele- Fortbildung für die psychoonkologische tuellen Bedarfplanung, wurden besprochen. gierte Michaela Schweiger beauftragt, wei- Praxis: Termine: 2./3.7. und 5./6.11.2010, terhin für die PTK Bayern am Arbeitskreis Fr 13.30 bis 19.30 Uhr, Sa 9.00 bis 19.00 Weitere Aktivitäten der Sucht der Stadt München teilzunehmen; Uhr. Ort: Geschäftsstelle der PTK Bayern, Kammer Vorstandsmitglied Angelika Wagner-Link St.-Paul-Str. 9, 80336 München. wird als Vertreterin der PTK Bayern in dem Auch in diesem Jahr nutzte der Kammer- neuen „Wissenschaftlich-gesellschaftlichen vorstand die verschiedenen Neujahrsemp- 4 . Bayerischer Landespsychotherapeut- Beirat“ des Münchener Bündnisses gegen fänge bei Ministerien, Krankenkassen u. a. entag mit dem Titel „Innovationen in Depression mitwirken. für politische Gespräche mit führenden der Psychotherapie“: Termin: 9.10.2010, 10.00 bis 18.00 Uhr. Ort: Gasteig, Rosen- Vertretern aus Politik und Gesundheitsin- Bevorstehende heimer Str. 5, 81667 München. Das An- stitutionen, so u. a. den Neujahrsempfang Veranstaltungen des Ministerpräsidenten Seehofer und das meldeformular wird rechtzeitig per Post Neujahrstreffen des Bayerischen Gesund- 9 . Suchtforum mit dem Titel „Prävention zugestellt. heitsministers Söder. – Zwischen Animation und Information – was hilft wirklich?“ in Kooperation mit der Nähere Informationen und Programme Die Kammer hat darüber hinaus im Rahmen Bayerischen Akademie für Sucht- und Ge- zu den Veranstaltungen sowie Anmel- folgender Veranstaltungen die Interessen sundheitsfragen (BAS), der Bayerischen deformulare finden Sie zeitnah auf un- der PTK Bayern vertreten: Mitgliederver- Landesärztekammer und der Bayerischen serer Homepage: www.ptk-bayern.de sammlung der Bayerischen Krankenhaus- Landesapothekerkammer. 1. Termin: gesellschaft am 4.12.2009 in München; 28.4.2010, 14.00 bis ca. 18.15 Uhr. Ort: Zentrum für Pharmaforschung Großhadern, „Verantwortung zur Gesundheit“, Hanns- Vorstand der Kammer: Seidel-Stiftung am 10.12.2009 in München; Butenandt-Str. 5-13, 81377 München. 2. Jahresversammlung des Gesundheitsbei- Termin: 22.9.2010, 14.00 bis ca. 18.15 Uhr. Nikolaus Melcop, Peter Lehndorfer, rats der Landeshauptstadt München am Ort: Friedrich-Alexander-Universität Erlan- Bruno Waldvogel, Gerda B. Gradl, 15.12.2009; Treffen mit Dr. Ralf Langejür- gen-Nürnberg, Hörsaal H1, Lange Gasse Heiner Vogel, Angelika Wagner-Link, gen, Leiter der Landesvertretung Bayern 20, 90403 Nürnberg. Anmeldungen: Bitte Benedikt Waldherr. des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) bei der Bayerischen Landesärztekammer am 27.1.2010 in München (Schwerpunkte: per Fax unter 089 / 4147-831 oder per E- psychotherapeutische Versorgungssituati- Mail unter [email protected]. on in Bayern, Problematik der nachzubes- sernden Bedarfsplanung, Möglichkeiten Kernkompetenzen in Leitungsfunktio- Geschäftsstelle nen: Intensivworkshop für PP und KJP in im Selektiv- und Kollektivvertragssystem); St.-Paul-Str. 9, 80336 München „Die Gesundheitsbranche nach dem Ko- Führungsfunktionen. Termin: 11.6.2010, Post: Postfach 151506, 80049 München alitionsvertrag – vom Kostenfaktor zum 10.00 bis 18.15 Uhr. Ort: Geschäftsstel- Tel. 089 / 51 55 55-0, Fax – 25 Wachstumsmarkt?“, Verband forschender le der PTK Bayern, St.-Paul-Str. 9, 80336 Mo – Do 9.00 – 15.30, Fr 9.00 – 13.00 Uhr Pharma-Unternehmen (vfa) am 1.12.2009 München. [email protected], www.ptk-bayern.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 71 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer Berlin

Kleine Anfrage zu einem großen Thema: Zur Umsetzung der KJP-Quote

Es wurde weiter angefragt, ob und inwie- schen Intention ist es versorgungspolitisch „Ich hatte von der Bundesregierung er- Berlin weit die Bundesregierung die Haltung der zu begrüßen, Anreize für die Niederlassung wartet, dass sie sich als Sachwalterin Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in derzeit weniger gut versorgten Planungs- für die Umsetzung der vom Bundestag teilt, die besagt, dass die vorgesehene bereichen zu schaffen... (a. a. O., S. 3) verabschiedeten – detaillierten – Rege- 10-Prozent-Quote zunächst vor allem in lung zur Einführung einer 20-Prozent- Städten zu einer besseren Versorgung …Übergeordnete Aufgabe des G-BA ist Mindestquote für Psychotherapeu- führen und gleichzeitig Verbesserungen in es in diesem Zusammenhang, durch die tInnen, die ausschließlich Kinder und ländlichen Gebieten verhindern wird. Bedarfsplanung eine bedarfsgerechte und Jugendliche behandeln, stark macht. gleichmäßige Versorgung der Versicherten Das ist nicht geschehen.“ Die Antwort(en): zu gewährleisten. … Der dadurch geschaf- fene Anreiz zur Niederlassung in bislang So beginnt der Kommentar der Grünen- Die Bundesregierung hat am 14.12.09 ge- schlechter versorgten Planungsbereichen Abgeordneten Birgitt Bender MDB zur antwortet und – wie vielleicht nicht anders ist unter Versorgungsgesichtspunkten zu Antwort der Bundesregierung auf eine zu erwarten war; das Bundesministerium begrüßen und entspricht der gesetzgeberi- bemerkenswert differenzierte kleine Anfra- für Gesundheit hatte immerhin den G-BA- schen Intention, die psychotherapeutische ge der Grünen-Fraktion (25.11.09) „…zur Beschluss nicht beanstandet – in seiner Versorgung von Kindern und Jugendlichen Verbesserung der ambulanten Versorgung Antwort die Übergangsregelung voll unter- flächendeckend zu verbessern.“ (a. a. O., psychisch kranker Kinder und Jugendlicher stützt. S. 9) durch eine Mindestquote – Umsetzung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Im Hinblick auf die 10-Prozent-Quote bzw. …Bei Verzicht auf die 10 Prozent-Über- Organisationsstrukturen in der GKV (GKV- die oben zusammengefasste Einschätzung gangsregelung hätte sich die Zahl der nicht OrgWG) durch den gemeinsamen Bun- der BPtK, fällt die Antwort etwas nebulös gesperrten kernstädtisch geprägten Pla- desausschuss.“ aus, tendiert aber eher zu der Prognose, nungsbereiche demgegenüber (25, durch dass umgekehrt eine Umverteilung zu- die Umsetzung der 10-Prozent-Quote, d. Die Anfrage(n): gunsten ländlicher Gebiete gefördert wird. Verf.) auf 63 erhöht. (a. a. O., S. 10) Es war – zusammengefasst – angefragt worden, wie die Bundesregierung zur ge- Aus der Vorbemerkung der Antwort der Das heißt, dass die 10%-Stufenregelung änderten Bedarfsplanungsrichtlinie des Bundesregierung: „Durch die Umsetzung Niederlassungen in einem erheblichen Gemeinsamen Bundesausschusses steht, der Quotenregelung des § 101 Absatz 4 Ausmaß verhindert, das aber bislang die am 18.11.09 in Kraft getreten ist. Diese Satz 5 SGB V in der Bedarfsplanungsricht- noch nicht konkret beziffert wurde. Hinzu besagt, dass linie werden neue Zulassungsmöglichkei- kommt, dass durch die Umsetzung der ten für psychotherapeutische Leistungs- 0,5-Prozent-Anrechnung weitere ca. 200 erstens PsychotherapeutInnen mit Dop- erbringerinnen und Leistungserbringer Niederlassungen (Schätzung der BPtK) pelzulassung (für Erwachsene sowie Kin- geschaffen, die sich auf die Behandlung verhindert werden. der und Jugendliche) mit dem Faktor 0,5 von Kindern und Jugendlichen konzen- auf die Quote anzurechnen sind – unab- trieren und dafür besonders qualifiziert Bezüglich der letztgenannten Regelung hängig davon, in welchem Umfang sie Kin- sind. Dies wird flächendeckend zu der von wird lapidar konstatiert, dass es keine der und Jugendliche behandeln und dem Gesetzgeber intendierten spürbaren Daten darüber gibt, in welchem Umfang Verbesserung der psychotherapeutischen doppelt zugelassene Therapeuten tatsäch- zweitens, dass Planungsbereiche im Be- Versorgung von Kindern und Jugendlichen lich Kinder und Jugendliche behandeln zirk einer Kassenärztlichen Vereinigung mit führen.“ (Antwort der Bundesregierung auf und in Aussicht gestellt, dass die Zahlen einem Versorgungsanteil über 10 Prozent die Kleine Anfrage, s. o. S. 2) nach einem Jahr überprüft und ggf. korri- so lange gesperrt bleiben, bis in jedem Pla- giert werden. An dieser Stelle gibt es aber nungsbereich ein Mindestversorgungsan- Soweit der hehre Anspruch, aber: „Vor dem offensichtlich eine erhebliche Konfusion teil von zehn Prozent erreicht worden ist. Hintergrund der erwähnten gesetzgeberi- zur Unterscheidung von „Doppelapproba-

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tionen“ und „Doppelzulassungen“. Erstere – gemessen an der 10-Prozent-Vorgabe – …„Ich fürchte, dass es zu sich lange sind in der Regel PPs mit einer zusätzli- gibt. Dies wird durchaus konzidiert, aber in hinziehenden Streits kommen wird, chen Abrechnungsgenehmigung für Kin- einer Art Milchmädchenrechnung darauf wie die Richtlinie des GBA zu inter- der und Jugendliche. Sie dürfen laut GBA gesetzt, dass nach „Auffüllen“ dieser Va- pretieren ist.“ (Kommentar von Birgitt nur dann auf die Behandlungsquote ange- kanz (NRW: 77 Sitze) eine selbstverständ- Bender MdB, gesundheitspolitische rechnet werden, wenn Sie zu mindestens liche Umorientierung aufs Land stattfinden Sprecherin Bundestagsfraktion Bünd- 90% Kinder und Jugendliche behandeln. kann. nis 90/Die Grünen zur Antwort der Letztere (Doppelzulassungen, die dann zu Bundesregierung im Nachgang der 0,5% anzurechnen wären) gibt es z. B. in Antwort des Gesundheitsministeriums Die Patienten Berlin überhaupt nicht und für den Rest auf die Kleine Anfrage zur Umsetzung Deutschlands gibt es keine Daten. (Die Betrachtet man aber zunächst die Seite der Mindestquote Kinder- und Jugend- Umsetzung der KJP-Quote erscheint in der Nachfrage, also der potentiellen Pa- lichenpsychotherapeutInnen – Drs. Berlin besonders kompliziert, da das Land tienten, so stellt sich die Frage: An wem Nr.17/250.) Berlin einen Versorgungsbereich darstellt. Laut oder was orientiert und wie berechnet sich Gesundheitsbericht der Senatsverwaltung der immer vorausgesetzte Bedarf eigent- So weit, so enttäuschend und beschä- Berlin 2008, 390 liegt der rechnerische lich? Ist es tatsächlich verantwortbar, die mend die Diskussion um die Umsetzung Grad an psychotherapeutischer Versor- Bedürftigkeit für psychologischen Beistand einer eigentlich klaren gesetzlichen Vorga- gung durch PP und KJP bei 160,2%. Des- in der Stadt bzw. auf dem Land grundsätz- be – aber damit auch ein Lehrstück über halb gibt es bereits eine Diskussion über lich gleichzusetzen? Ist zum Beispiel die deren Interpretationsspielräume. entsprechende Honorarabschläge mit der Herausforderung für ein Kind in der Groß- möglichen Folge, dass sich in Berlin nur stadt Berlin vergleichbar mit beispielswei- Einen positiven Nebeneffekt hat die restrik- noch sehr wenige Therapeuten niederlas- se dem eines gleichaltrigen im Landkreis tive und auslegungsorientierte Diskussion sen, was wiederum die bestehende völlige Parchim? Ist der Anteil von Kindern und immerhin: Sie lässt Raum, den politischen Unterversorgung von betroffenen Kindern Jugendlichen an der Bevölkerungszahl hier Diskurs zu ergänzen und zu erweitern. und Jugendlichen in bestimmten Problem- wie dort gleich? (Laut Schweriner Volkszei- bezirken zementieren würde.) tung vom 30.12.09 ist z. B. der Landkreis Ergänzende Überlegungen Parchim deutschlandweit das Schlusslicht einer niedergelassenen Kinder- einer Studie des Manager Magazins, die „Wenn es keine KJP mit Doppelzulas- und Jugendlichenpsychothe- sung gibt, würde dies auch erklären, die Zukunftschancen von Standorten in rapeutin – soziologische und der EU untersucht. Das Durchschnittsalter warum die kassenärztliche Bundes- sozialpsychologische Aspekte vereinigung keine Daten über den liegt demnach aktuell bei 45,2 Jahren und Umfang in dem diese Personengrup- Der Ausgangsgedanke des Gesetzes war steigt stetig an. In Berlin geht die Senats- pe Kinder und Jugendliche versorgt ja richtigerweise der, dass es insgesamt ei- verwaltung für Stadtentwicklung in ihrer besitzt. Denn wer nicht existiert, kann ne erhebliche Unterversorgung psychisch „Bevölkerungsprognose für Berlin und die auch nicht versorgen.“ kranker Kinder und Jugendlicher gibt – zu- Bezirke 2007 – 2030“ davon aus, dass es mal, nachdem flächendeckend die Leistun- in der Altersgruppe zwischen 0 und unter …„Aus grüner Sicht fallen Psychologi- gen der Jugendhilfe eingeschränkt wurden. 18 Jahren lediglich eine Verminderung von sche Psychotherapeuten, die wegen 20% Mindestquote sollte von daher von ca. 1 bis 5 Prozent geben wird. Quelle: einer Approbation als KJP oder dem vornherein im Wortsinn aufgefasst werden SenStadt_IA_25.11.2008) Nachweis einer zusätzlichen Fachkun- und nicht in hanebüchenen Winkelzügen de in einigen Kassenärztliche Verei- heruntergerechnet werden. Abgesehen von eventuell besseren Zu- nigungen automatisch eine Abrech- kunftschancen durch städtische Sozia- nungsgenehmigung als KJP erhalten Es ergibt keinen Sinn, auf die noch lisation: Welche besonderen Erschwer- haben, nicht unter Doppelzulassungen. schlechtere Versorgung auf dem Land zu nisse schafft andererseits das Leben in Diese Personengruppe hat explizit ent- verweisen, um damit die vorläufige Fest- der Stadt – z. B. höhere Scheidungsrate schieden, im Schwerpunkt Erwachsene schreibung der unzureichenden Versor- gegenüber ländlichen Gemeinden, die zu behandeln.“ gung in der Stadt zu begründen und zu selbstverständliche Fremdbetreuung we- legitimieren. gen Berufstätigkeit beider Eltern, Armut …„Die unklare Begriffsdefinition kann und „soziale Kälte“, häufigere Unterbrin- dazu führen, dass die bessere Versor- Setzt man neoliberales, also Markt-orien- gung in Heimen und Pflegefamilien? Die gung von psychisch kranken Kindern tiertes Denken voraus, so müsste dem Liste dieser Kriterien ließe sich beliebig und Jugendlichen weiterhin auf der Beobachter zu Denken geben, dass es tat- fortsetzen, jedenfalls braucht es sicher Strecke bleibt und sich die Umsetzung sächlich auch in den „attraktiven“ Städten genaue soziologische Einschätzungen, der seit 1.1.2009 in Kraft befindlichen (z. B. Bonn, Düsseldorf, Krefeld, Leverku- um die Notwendigkeit psychologischer gesetzlichen Regelung weiter verzö- sen, Mönchengladbach in NRW) immer Hilfsmaßnahmen zu beurteilen, zu bezif- gert.“ noch eine gravierende Unterversorgung fern und zu vergleichen.

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Die Therapeuten Arbeitsbedingungen sind unvergleichbar Aber vielleicht ist das ein frommer und besser als im ländlichen Raum, wo es naiver Wunsch und möglicherweise hat Was die „Angebotsseite“ angeht, so kann meist schon an der Präsenz unseres Be- die groteske Verbiegung der ursprünglich ich aus meiner Erfahrung als niedergelas- rufsstandes im Bewusstsein der Öffentlich- begrüßenswerten gesetzlichen Initiative sene KJP im Berliner Stadtteil Charlotten- keit mangelt, geschweige denn strukturel- eine handfeste immanente Logik, die burg vorwegschicken, dass auch in einem le Bedingungen vorhanden sind, die eine weder den Betroffenen, noch den Thera- der mit KJPs bestbestückten Bezirke die Niederlassung dort attraktiv macht. peuten, sondern ganz anderen Interessen Nachfrage nach freien Therapieplätzen das dient. Angebot bei weitem übersteigt. Deshalb kann die Politik es nicht bei einfa- chen Rechenübungen belassen; sie sollte (P.S.: Nach Redaktionsschluss: Die KV Ber- Und wenn ich weiterhin von mir persönlich über die Hintergründe des starken Stadt- lin hat 81 zusätzliche Zulassungen aus- ausgehe, so hat es durchaus gute Gründe Land-Gefälles in der Versorgung psychisch geschrieben. Interessierte sollten zeitnah in der – relativ – gut versorgten Stadt zu kranker Menschen räsonieren und tatsäch- entscheiden, ob sie sich auf einen freien Berlin praktizieren und nicht beispielsweise in liche und greifbare Anreize für Therapeu- Sitz bewerben.) Parchim. Die gute Infrastruktur, die gute tInnen schaffen, auch auf dem Land dazu Kooperation mit anderen Versorgungsins- beizutragen „persönliches Leid bei den Be- Christiane Erner-Schwab, Delegierte titutionen, die gute Vernetzung mit Kolle- troffenen sowie volkswirtschaftliche Kosten der Psychotherapeutenkammer Berlin gen und Ärzten, also ganz allgemein die zu vermeiden.“ (GKV-OrgWG) und Mitglied der Berliner Redaktion

Stationäre Psychotherapie – Methodenintegrative Therapie

Für den Bereich der ambulanten Versor- Allein Patienten mit einer chronischen so- therapie. Im stationären Setting sind nun gung ist in den Richtlinien-Psychotherapie matischen Erkrankung weisen im Vergleich schon fast „traditionell“ nonverbale und festgelegt, dass psychodynamisch begrün- zu einer körperlich gesunden Stichprobe verbale Verfahren ebenso ein Bestandteil dete Verfahren und die Verhaltenstherapie ein etwa 1,5- bis 2-fach erhöhtes Risiko des Behandlungsprogramms wie metho- zur Anwendung kommen dürfen. Im Ge- für eine komorbide psychische Störung denintegrative Ansätze. Ausgehend von gensatz dazu zeichnet sich die stationäre auf (Klesse et al.). Körperlich multimorbide den Möglichkeiten einer stationären Be- psychotherapeutische Versorgung durch Patienten mit mehr als zwei Erkrankungen handlung und unter Berücksichtigung der einen erweiterten Einsatz psychotherapeu- weisen 2-mal so häufig psychische Stö- Rahmenbedingungen einer Rehabilitati- tischer Verfahren und Methoden aus. Ziel rungen auf (Baumeister & Härter, 2007). onsklinik haben wir ein Konzept entwickelt, des Beitrages ist ein Einblick, auf welchen Psychische Erkrankungen gehen mit viel- das auf der Basis psychodynamischer Kon- Grundlagen und welchen psychotherapeu- fältigen psychosomatischen Störungen zeptualisierung das Spektrum verhaltens- tischen Anwendungsfeldern mit Patienten einher (Egle, 2003). Die Komorbidität zwi- therapeutischer und systemischer Ansätze in einer Klinik gearbeitet wird. Aufgrund des schen somatoformer Störung und affekti- und komplementäre Methoden, insbeson- begrenzten Umfangs kann nur ausschnitt- ven Erkrankungen ist teilweise sehr hoch, dere auf der Ebene körperbezogener Ver- haft auf die Möglichkeiten verschiedener aber auch Zusammenhänge bestehen zu fahren, integriert und diese übergreifend verfahrens- und methodenspezifischen Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, mit lösungs- und ressourcenorientierten Anwendungen am Beispiel der Arbeit der substanzbezogenen und posttraumati- und handlungsbasierten Methoden ver- Heinrich-Heine-Klinik in Potsdam-Neu schen Persönlichkeitsstörungen (Kappis, bindet. Dabei sei betont, dass es uns um Fahrland eingegangen werden. Egle, 2003). eine differenzierte Anwendung eines Ver- fahrens- und Methodenspektrums auf die Die Klinik Barghaan et al. (2007) fanden in Un- patientenbezogene Symptomatik, auf die Die Heinrich-Heine-Klinik ist ein Zentrum tersuchungen für Kliniken der psycho- individuelle Konfliktthematik und Berück- für Psychosomatik und Psychotherapie. somatischen Rehabilitation, dass eine sichtigung der spezifischen Struktur des Hauptbelegungsträger ist die DRV, aber schulenspezifische Trennung in der Ver- Patienten geht. Ziel ist es, für jeden Patien- auch Krankenkassen und sonstige Kosten- sorgungspraxis noch überwiegt und das ten ein individuelles, seinen Entwicklungs- träger. Das Indikationsspektrum der Klinik Behandlungskonzepte, die Elemente bei- potenzen entsprechendes differenziertes umfasst in der Mehrzahl affektive Störun- der Therapieschulen einsetzen, offenbar Therapieprogramm zu erstellen. gen, psychosomatische wie auch soma- noch selten zu finden ist. In den letzten topsychische Störungen, Angststörungen, Jahren hat sich die Einbeziehung weiterer In den Psychotherapie-Richtlinien wird Anpassungsstörungen, posttraumatische Psychotherapieverfahren und -methoden seelische Krankheit als krankhafte Störung Belastungsstörungen und Persönlichkeits- in der stationären Psychotherapie fort- „der Wahrnehmung, der Erlebnisverarbei- störungen. In der Regel handelt es sich bei gesetzt. Dazu zählen insbesondere die tung, der sozialen Beziehung und der Kör- den eingewiesenen Patienten um multi- Einbeziehung der Körperpsychotherapie, perfunktionen“ verstanden (Faber & Haar- morbide Patienten. Kunsttherapie, Tanztherapie und Musik- strick, 2005). Zielauftrag für die Therapie

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im Rahmen einer medizinischen Rehabili- und der Schmerzen umgehen zu können. Die Entwicklung des Selbst ist ein Prozess tation ist nicht nur die ätiopathogenetische Krankheit heißt auch immer, sich neu mit der Internalisierung von Körpererfahrun- Einordnung der Erkrankung, wesentlich dem eigenen Selbstbild und besonders gen. Diese tragen zu den ersten Körper- ist auch die Beachtung der Funktionsein- dem Körperselbstbild auseinander zu set- wahrnehmungen bei, zur Entwicklung schränkungen, die sich im beruflichen, fa- zen. Aber was heißt überhaupt Akzeptanz, einer körperlichen Autonomie, zur Diffe- miliären und Alltagsbereich einstellen. Bewältigung, Auseinandersetzung? renzierung von Selbst und Objekt und zur Realitätswahrnehmung. Bei negativen und In der psychodynamischen Diagnostik Der häufigste Versuch ist der, etwas ge- stressrelevanten Lebenserfahrungen kann werden Grundannahmen der operationa- gen die Erkrankung zu unternehmen mit es zu Störungen im Prozess der Desoma- lisierten Psychodiagnostik, in der verhal- der Frage: Was kann ich dagegen tun? tisierung kommen, was sich darin äußert, tenstherapeutischen Diagnostik die Verhal- Der Körper wird dabei als Gegner aufge- dass die Körpersprache in hohem Maße tensanalyse zugrunde gelegt, um über die fasst, den es zu bezwingen gilt. Der Kampf als Kommunikationsäquivalent erhalten Erfassung und Deskription der intrapsychi- nimmt dabei manchmal irrationale Züge bleibt. Daraus resultieren Schwierigkeiten, Berlin schen und interpersonellen Konflikte, des an. Bei den selten isoliert, sondern mit Gefühlszustände ausreichend wahrzuneh- Strukturniveaus des Patienten und dessen psychischen und somatischen Sympto- men und verbalisationsfähig zu halten. subjektiven Krankheitserlebens Differentia- men auftretenden somatoformen Störun- Durch sukzessive psychische Mikrotrauma- lindikationsstellungen für die Psychothe- gen und Schmerzsyndromen geht es nicht tisierungen oder traumatische Erfahrun- rapie zu ermöglichen. In der Konzeption nur um die Aufdeckung unbewusster Kon- gen im Erwachsenenalter aktivieren sich berücksichtigen wir psychoanalytische flikte oder um die bedingungsanalytische Resomatisierungsvorgänge. In deren Folge und lerntheoretische Modelle, wobei wir Herleitung der Beschwerden und deren kommt es zu einer erhöhten Somatisie- die neueren Erkenntnisse der Bindungs- Krankheitsverarbeitung, sondern zunächst rungsneigung mit dem Überwiegen einer psychologie, der Neurobiologie und der um den Zugang zum eigenen Körper, zum körperbezogenen Sprache, wie wir das in Erkenntnisse der Wechselwirkungen zwi- eigenen Körperbild, zum Erleben des eige- besondere Weise beispielsweise bei den schen Individuum, Genen und Umwelt nen Körperbildes und darüber zum emoti- chronifizierten Schmerzsyndromen finden. einbeziehen. onalen Erleben überhaupt und weiterfüh- Die eigentlichen Affekte sind nicht mehr rend dann zur gestörten Selbstregulation. ausreichend psychisch repräsentiert. Der Therapieansatz Exkurs: Körperkonzeptbildung Die therapeutische Arbeit Die therapeutischen Ansätze seien nun beispielhaft an somatoformen Störungen, Der Psychoanalyse haftet durch das Pri- Unser Krankheitskonzept basiert auf einem insbesondere somatoformen Schmerzstö- mat des verbalen Austausches immer ganzheitlichen Grundverständnis, d. h. so- rungen, dargestellt. Patienten benötigen noch das Bild einer Körperferne an. Dabei matische, psychische, geistige und soziale oft einen längeren Weg, die Psychogenese räumte Freud dem Körper frühzeitig einen Faktoren determinieren das Wohlbefinden. ihrer oft körperlich wahrgenommen und besonderen Stellenwert ein und verstand Psychosomatische und psychische Störun- attribuierten Beschwerden zu akzeptieren. körperliche Sensationen als Ausdruck psy- gen basieren pathogenetisch auf dispositi- Der Körper nimmt in der Wahrnehmung chischen Befindens, wie z. B. schon 1895 onellen, genetischen, persönlichkeitsstruk- von Beginn seines Leidensweges eine in der Krankenbehandlung der Elisabeth turellen und psychosozialen Merkmalen. zentrale Rolle ein. Patienten mit Somati- von R. verfolgt werden kann (Freud, 1894, Dabei kommt gestörten Interaktionen mit sierungsstörung weisen sich durch eine 1895). Dennoch blieb dann das Verbalisie- dem sozialen Umfeld und den dysfunktio- erhöhte Fixierung auf Veränderung der ren körperlicher Empfindungen lange ta- nalen Beziehungsmustern eine besondere Symptomatik aus, während interpersonale buisiert, da es als Widerstand oder Agieren Bedeutung zu. Intrapsychische Konflikte Ziele und Veränderungen in der Selbst- gedeutet wurde. sind mit interpersonellen Problemen ver- entwicklung zurückstehen (BIT-T, Grosse, schränkt. Holtforth & Grawe, 2000, 2002; Berking et In den ersten Lebensmonaten werden al., 2004; Grosse, Holtfort et al., 2004). In Affekte wesentlich als körperlich erlebt Die Indikationsstellung erfolgt nach psy- unserem konzeptionellen Herangehen ist und es kommt in der Entwicklung erst chotherapeutischen und medizinischen uns wesentlich, einen Zugang zur inneren allmählich zu einer Differenzierung von Explorations- und Anamnesegesprächen psychischen und somatischen Erlebniswelt Affekt und Körper. Mit der kognitiven, mo- und einer Zweitsichtung. Der Zeitrahmen des Patienten zu finden. torischen und emotionalen Entwicklung der Behandlung erfordert eine Fokussie- kommt es allmählich zu dem Vorgang rung und eine Besprechung der Möglich- In der Regel heißt chronische Erkrankung, der Desomatisierung, den Schur (1989) keiten und Grenzen der Therapie. Der Be- einen Teil der Kontrolle über den Körper „Psychisierung der Affekte“ nannte. Für handlungsplan wird interdisziplinär erstellt. verloren zu haben. Damit verbunden ist die Konstitution des Körper-Ich sind, über Neben den Psychotherapeuten und Ärzten nicht selten ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ent- Freud hinausgehend, der Charakter der sind der Sozialdienst, der Pflegebereich, Er- scheidend sind spezifische Kompetenzen, Selbst-, Objekt- und Beziehungsrepräsen- go-, Physio- und Sporttherapie gemeinsam um mit den Anforderungen, Herausforde- tanzen und die damit verbundenen affek- mit dem Oberarzt/Leitenden Psychologen rungen und den Folgen der Erkrankung tiven Steuerungsvorgänge von Bedeutung. am Austausch beteiligt.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 75 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Mit dem Bezugstherapeutensystem wird Erfahrungen auf der Körperebene. Der pas- Bedeutung der „szenischen Interaktion“ ein stabiler Rahmen auf zwei Ebenen rea- siv anwesende Körper des Patienten wird (Argelander, 1970) zu erkennen und zur lisiert. Auf der ersten Ebene steht ein wei- zum Impulsgeber therapeutischer Kontakt- Interpretation zu kommen, nehmen wir al- testgehend konstantes therapeutisches aufnahme und Interaktionsgestaltung. le verbalen und nonverbalen Mitteilungen Team zur Verfügung, auf der anderen auf und untersuchen diese im Bezug auf Ebene wird in geschlossenen Gruppen ein Wir gehen von der Lebensgeschichte des das Antwortverhalten, den Gruppenkon- stabil bleibendes soziales Umfeld geschaf- Patienten aus, die ihren Niederschlag im- text und das Übertragungsgeschehen. fen. Auf einer dritten Ebene ist der Patient mer auch in körperlichen Repräsentanzen durch die Einbettung in die Gesamtklinik findet. Es wird ein mehrstufiger Therapie- Die verbalen und nonverbalen Mitteilun- aber auch mit verschiedenen anderen Mit- prozess intendiert, der das (körperliche) gen werden als Kommunikationsformen arbeitern und Mitpatienten konfrontiert. Symptom zum Ausgangspunkt nimmt. betrachtet, in denen sich die aktuell mög- Dabei wird angestrebt, die fehlende Diffe- lichen Ausdrucksformen des Patienten Um eine stabile und offene therapeutische widerspiegeln. Die leiblichen Variablen Berlin renzierung von Schmerz und Affekt zu ver- Arbeit zu ermöglichen, haben wir Prinzipi- ändern, den Mangel an Symbolisierungs- können sich in motorischen Bewegun- en entwickelt, in dem auch nicht die häu- fähigkeit, die kommunikative Funktion und gen oder im mimischen oder gestischen fig in der Anfangsphase zu beobachtenden interpersonelle Bedeutung des Symptoms Ausdruck abbilden, im Sprechrhythmus, in Abwehrprozesse zusätzlich mobilisiert und aufzudecken, Affektkorrelate und Affek- den wechselnden Bewegungen des Pati- die Flucht- und Agiervarianten begrenzt täquivalente erlebbar werden zu lassen enten in der Sitzung vom Durchatmen bis werden sollen. Die Prinzipien intendieren und den Zusammenhang zwischen Kör- zum Berühren des eigenen Armes. In der einen Raum wohlwollender Atmosphä- persprache und psychischer Entbehrung therapeutischen Arbeit werden sowohl die re: 1. das Prinzip des Annehmens, 2. das wahrnehmbar zu machen und in den le- sprachlichen als auch die über Symbole, Prinzip des Kümmerns, 3. das Prinzip der bensgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Phantasien, Zeichen und Metaphern aus- Verbundenheit, 4. das Prinzip der Zugehö- gedrückten Mitteilungen auf ihre Bedeu- rigkeit, 5. das Prinzip der Einmaligkeit. Die- Es ist zu differenzieren zwischen einer akti- tung hin untersucht und verstanden. Dabei se Prinzipien sollen eine schnellstmögliche ven Einbeziehung des Körpers in die Thera- gilt es, oft in der Latenz liegende Bedeu- Integration in die Klinik und in die Bezugs- pie und der Berücksichtigung des Körpers. tungen bewusst zu machen. Um das Spek- gruppe ermöglichen und gleichzeitig die Aktive Einbeziehung des Körpers meint die trum der Ausdrucksformen zu erfassen, individuellen Besonderheiten wahren. Arbeit mit dem Körper. Die Berücksichti- setzen sich unsere Gruppenbehandlungen gung des Körpers umfasst alle vom Pati- aus verbalen und nonverbalen Therapie- Der Patient erhält ein hochfrequentes An- enten nonverbal und verbal mitgeteilten elementen zusammen. Über den Einsatz gebot in der Bezugsgruppe, Einzeltherapie, Körperempfindungen, Körpersensationen verschiedener Methoden können dem das Erlernen von Entspannungsverfahren und Körperreaktionen. Patienten Kanäle eröffnet werden, sich der und die Einbeziehung spezifischer Psy- unbewussten Bedeutung seines Bezie- chotherapien wie Körperpsychotherapie, hungsverhaltens, seiner Hemmungen und Zentraler Bestandteil ist die Arbeit in und Kunsttherapie, Musiktherapie und Tanzthe- Einschränkungen bewusst zu werden, da- an der therapeutischen Beziehung. Unter rapie. Die Behandlungsmaßnahmen wer- mit neue Kanäle zu eröffnen und sie aktiv besonderer Berücksichtigung von Über- den durch leibnahe Behandlungen ergänzt und übend zu überwinden. tragung und Gegenübertragung sowie der wie Yoga, Qi Gong, aber auch Sportthera- aktuellen Reinszenierung, d. h. des Beob- pie oder befundbezogene Anwendungen Fallbeispiele achtens und Verstehens, wie die Konflikte wie Krankengymnastik. des Patienten sich im Stationsalltag und in Als Beispiel sei ein Patient genannt, ein der Gruppe in seinem Verhalten abbilden großer, stattlicher, kräftiger Mann, der zu- Einen Schmelztiegel für Multimorbidität auf der Basis einer ausreichenden Struktu- nächst eine erfolgreiche Berufskarriere bilden die Patienten mit somatoformen rierung des Klinik- und Stationsalltags und machte, dann aber in Schwierigkeiten mit Störungen, insbesondere die mit anhal- an Hand des Lösungskonzeptes arbeiten seinem Vorgesetzten geriet und sich als tenden somatoformen Schmerzstörungen. wir die Problemstellung und den Behand- Mobbingopfer fühlte. So lange er in der Am Beispiel der somatoformen Schmerz- lungsfokus (Lachauer, 1986) heraus. Un- „Opfer“-Position verharrte, ließ sich für störung wird nachfolgend die Arbeitsweise ter Lösungskonzept verstehen wir, den ihn keine Klärung des Konfliktes finden. Er in der Heinrich-Heine-Klinik vorgestellt. Kompetenzen und Ressourcen besonde- konnte zunächst keine sprachlich vermit- re Beachtung zu schenken. In unserem telten Vorstellungen für das Verstehen des Therapie von Schmerzpatienten Ansatz verbinden wir die Psychodynamik Konfliktes und für Lösungsansätze finden. Schmerzpatienten zeichnen sich durch der Symptomentwicklung mit einer Res- eine oft ausgeprägte körperbezogene sourcendynamik der Lösungsfindung. In In der Kunsttherapie stellte er sich einmal Wahrnehmung aus, die in der Regel auch der Reinzenierung oder „körperzentrierten als sehr klein gegenüber einem als groß versprachlicht wird. Nicht die Prozesse des Interaktion“ (Worm, 1994) des Patienten und mächtig wirkenden Ungeheuer dar. Gefühlslebens erfahren eine Verbalisie- sehen wir ein wichtiges diagnostisches Über die Förderung der Wahrnehmung, rung, sondern die Wahrnehmungen und und therapeutisches Instrument. Um die dass er in dieser kleinen Position wenig

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ausrichten könne und gleichzeitig Teile des wo ihre „schmerzhaften Stellen“ sind und Verfügung. Das ermöglicht, sich aus einer in ihm verankerten Ungeheuers abweh- das In-Verbindung-Bringen mit ihren inne- monokausalen Sichtweise zu lösen und re, fand er einen Weg und einen Zugang ren emotionalen Befindlichkeiten, schloss einen interdisziplinär verankerten Behand- zur eigenen Beteiligung am konflikthaften die Patientin für psychosomatische- sozi- lungsansatz einzusetzen. Wir verbinden ver- Beziehungsgeschehen zum Vorgesetzten. ale Zusammenhänge auf. Der körperliche schiedene methodische Ansätze, die eine Ihm wurde klar, dass er die Konfliktkonstel- Schmerz wurde zunächst allmählich zu ei- persönlichkeits- und konfliktzentrierte mit lation mitgestaltet und nicht nur „passives nem psychischen Schmerz, manifestiert in einer lösungs- und handlungsorientierten Opfer“ sei. Mit Bewusstwerdung dieses As- verstärkter Depressivität. Arbeit verknüpfen. Die Methoden dienen pektes konnte sich der Patient viel offener, nicht einer eklektizistischen Vorgehenswei- aktiver und selbstbewusster in die Grup- „Schmerzhaft“ wurden ihre eigenen Prob- se, sondern einem gestuften, kombinierten pe einbringen und konkrete Vorstellungen lembereiche bewusst. Erst über die durch und komplementären Vorgehen. für eine Konfliktlösung entwickeln. Hieran die körperorientierte Arbeit angeregte wird deutlich, dass durch einen Prozess „Psychisierung der Affekte“ (Schur) wurde Jede Entwicklungsphase im Therapie- Berlin der Übersetzung und des Verstehens von sie emotional offener, weicher, und ihr ge- prozess bedarf eines phasen- und pro- Symptomen, Träumen, Zeichnungen und lang darüber erst eine stabile Integration zessbezogenen Angebotes, einer adaptiv anderen Manifestationen sich die Kom- in die Gruppe. Im Behandlungsprozess orientierten Herangehensweise, um eine munikationsmöglichkeiten erweitern und verstanden wir die Funktionen der Migrä- beziehungsbezogene Therapeut-Patient- dazu führen, dass das Problematische in ne als Form der Abgrenzungsmöglichkeit Passung und Passung von Methodik/Tech- eine Sprache gebracht werden kann, die gegen Überlastungen, aber auch als Ab- nik, um den Erkennens- und Verstehenspro- dem Patienten einen Austausch mit seiner wehr, die eigenen Selbstunsicherheiten im zess zu fördern sowie Veränderungswege Umwelt ermöglicht und damit zu befriedi- zwischenmenschlichen Bereich bewusst zu öffnen, einzuleiten und umzusetzen. genden Lösungen führen können (Batte- werden zulassen. Dies hätte nämlich mit Ziel ist es, den Patienten in seinem Verste- gay, 2000). ihrem äußerem und ihrem Selbst-Ideal- hensprozess seines pathologischen Bezie- Bild kollidiert, d. h. einer selbstbewusst hungsverhaltens und/oder der Krankheits- Dies gilt natürlich auch und insbesondere und konsequent das Leben meisternden verarbeitung sowie im Aktivwerden für eine für die „Körpersprache“, die bei psycho- Frau. Die Aufgabe des Symptoms war aber progressive Lösungsfindung zu fördern, um somatischen Patienten eine bedeutsame erst dann möglich, nachdem die kommu- eine adäquate Konflikt- und/oder Krank- Rolle spielen. Als weiteres Beispiel sei nikativen Fähigkeiten des Sich-Mitteilens, heitsbewältigung und eine zufriedenstel- kurz eine Patientin mit einer multiplen des bedürfnisbezogenen Artikulierens und lende Integration in seine psychosoziale Schmerzsymptomatik (Migräne, LWS- und der Selbstbehauptung erworben waren. Umgebung zu entwickeln. Es geht um eine HWS-Beschwerden) vorgestellt, die vor Hieran wird deutlich, wie die Aufgabe ei- Fokussierung auf Problemlösung unter Ein- allem im beruflichen Kontext und vor so- nes Symptoms mit einer gleichzeitigen beziehung der individuellen Ressourcen als zialen Situationen, wie z. B. Feiern auftrat. Entwicklung von defizit-überwindenden Erweiterung einer nur pathologiezentrier- In der verbal ausgerichteten Gruppe blieb Fähigkeiten und Fertigkeiten einhergehen ten Betrachtungsweise. sie zunächst einerseits sehr ruhig und zu- muss. Das therapeutische Milieu der Klinik rückhaltend, erschien sehr starr und an- und der Gruppe war für die Patientin auch Dipl.-Psych. Jürgen Golombek, gespannt, die Verspannung schien ihr ins eine „Probebühne“, auf der im Umgang PP, Leitender Psychologe der Heinrich- Gesicht geschrieben, andererseits domi- mit anderen Menschen „alte“, verschütte- Heine-Klinik in Potsdam-Neu Fahrland nierte eine Wahrnehmungsfokussierung te Fähigkeiten und Interessen wiederent- auf die körperlichen Beschwerden und deckt und auch Neues ausprobiert werden Literatur: www.psychotherapeutenkammer- somatische Kausalattribution. Außerhalb konnte, z. B. ohne Migräne an gemeinsa- berlin.de/publikationen der Bezugsgruppe fiel sie durch hohes En- men Aktivitäten der Gruppe teilzunehmen. gagement in den Gruppenaktivitäten auf, Das Meidungsverhalten konnte abgefedert Redaktion durch eine Leistungsorientierung im Sport, werden, so dass sich die Patientin aus ih- Inge Brombacher, Christiane Erner- geringer Fähigkeit, sich auf regressive Be- rem „somatischen Objektsein“ lösen und Schwab, Marga Henkel-Gessat, Dorothee handlungen einzulassen (Bäder, Entspan- zu einer auf sich gerichteten Betrachtung Hillenbrand, Pilar Isaac-Candeias, Dr. Bea- nungsverfahren) und in der Körperpsycho- geführt werden konnte. te Locher, Ute Meybohm, Brigitte Reysen- therapie durch Schwierigkeiten, Grenzen Zusammenfassung Kostudis, Christoph Stößlein, Dr. Manfred zu finden. Das, was wir im therapeutischen Thielen. Team wahrnahmen, vermochte die Pati- In der stationären Behandlung etablieren entin weder für sich wahrzunehmen, zu wir ein therapeutisches Milieu, in dem spüren oder gar zu versprachlichen. In der „korrigierende emotionale Erfahrungen“ Geschäftsstelle Gegenübertragung erlebte sich der Thera- ermöglicht und begünstigt werden. Im the- Kurfürstendamm 184, 10707 Berlin peut wie festgenagelt, gehemmt-gelähmt. rapeutischen Raum stellen wir ein komple- Tel. 030 887140-0; Fax -40 Erst über das körperbezogene und leibna- xes integratives medizinisches und psycho- [email protected] he Spüren in der Körperpsychotherapie, therapeutisches Behandlungsangebot zur www.psychotherapeutenkammer-berlin.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 77 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer Bremen

Qualitätszirkel: Essstörungen interdisziplinär behandeln!

* Kooperationsförderung * Fortbildung * Vernetzung *

Gelungener Auftakt lungsangebote für Hilfesuchende gebündelt gen (besonders bei schweren Krankheitsbil- und Behandlungspfade aufgezeigt werden. dern oder Essgestörten mit Komorbiditäten) Auf Initiative der Psychotherapeutenkam- werden zudem nicht angemessen vergütet. mer Bremen hat der professions- und

Bremen Erbringen niedergelassene Kolleginnen und therapieschulenübergreifende „QZ Ess- Die Inhalte und Themen des QZ werden Kollegen diese Leistungen, bedeutet dies störungen“ im Dezember 2009 seine von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Mehrarbeit und finanzielle Einbußen. Arbeit aufgenommen. Die Resonanz war selbst erarbeitet und festgelegt. Zu einzelnen groß: Auf der Gründungsveranstaltung dis- Themen und Fragestellungen können auch Referenten oder Gäste eingeladen werden. Behandlungsangebote und kutierten Kolleginnen und Kollegen aus der Wartezeiten stationären und ambulanten psychothera- Die Treffen werden moderiert, für die Teil- peutischen und psychiatrischen Versorgung nahme am QZ gibt es Fortbildungspunkte. Des Weiteren werden die mangelnde Erwachsener, Kinder und Jugendlicher, so- Transparenz und Bündelung des Behand- matisch tätige Mediziner/innen sowie Ver- Wo genau sind die lungsangebotes bemängelt sowie der treter/innen aus den Bereichen Prävention, Schwachstellen? erschwerte Zugang zur Psychotherapie: Selbsthilfe und Ernährungsberatung über Mehrfache Anrufe, Anrufbeantworter, aus- Anlass zur Gründung des QZ waren anhalten- Stärken und Schwächen des bestehenden bleibende Rückrufe, lange Wartezeiten. Be- de Klagen über Versorgungsengpässe und Versorgungssystems und über die anste- klagt wurde auch eine hohe Konzentration Lücken im bestehenden Versorgungssys- henden Ziele und Aufgaben des QZ. Essgestörter auf zu wenig Behandler/innen. tem. Zwar wurde die Versorgungssituation in Bremen insgesamt als qualitativ hoch- Primäres Ziel des QZ ist die Verbesserung In einer Umfrage der Psychotherapeuten- wertig und reichhaltig eingeschätzt, jedoch des fachlichen und kollegialen Austauschs kammer bei ärztlichen und psychologischen wurden auch Schwachstellen benannt, die untereinander und die bessere Vernetzung Psychotherapeutinnnen und -therapeuten dem Behandlungserfolg entgegenwirken: innerhalb des Versorgungssystems. Der und Kinder- und Jugendlichenpsychothe- Das notwendige engmaschige Hilfenetz, in Diskurs über Qualitätsstandards, Fort- rapeutinnen und -therapeuten haben sich dem die Anschlüsse und Übergänge zwi- und Weiterbildung und Versorgungsleit- für Bremen durchschnittliche Wartezeiten schen präventiven, medizinischen und psy- linien soll befördert, gleichzeitig aber auch von 5,3 Wochen auf ein Erstgespräch und chotherapeutischen ambulanten und (teil-) kritisch hinterfragt werden hinsichtlich 15,2 Wochen auf einen Therapiebeginn stationären Hilfen gestaltet werden, scheint seiner Wirkung auf die angestrebten Zie- ergeben. Zwar gaben erfreulicherweise rund nur ansatzweise gut zu funktionieren. Gera- le. Es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, 75 Prozent der Antwortenden an, innerhalb de bei Essgestörten, die in Kliniken außer- die sich vertiefend damit beschäftigen will, von sechs Tagen ein Krisengespräch anzu- halb Bremens behandelt wurden, kann die wie die Versorgung, Steuerung und das bieten, doch bleiben die langen Wartezei- ambulante Nachsorge (psychotherapeuti- Versorgungsmanagement Essgestörter in ten auf einen Therapieplatz bestehen. Für sche und hausärztliche Versorgung, betreu- Bremen verbessert werden kann. Essgestörte ist dies besonders dann nicht tes Wohnen usw.) oft nicht ausreichend zumutbar, wenn sie sich in einem kritischen organisiert werden, wodurch Rückfälle und Erste konkrete Schritte Gewichtsbereich und schlechtem Allge- erneute stationäre Behandlungen drohen. meinzustand befinden. Um den Problemen bei der Vermittlung in Kooperation, Übergänge und Verzahnung Vorgesprächen und Psychotherapie zu be- zwischen verschiedenartigen Einrichtungen Kooperation im diagnostischen gegnen, wurde als erster konkreter Schritt ein und Hilfen gelingen oft nicht zuverlässig Prozess E-Mail-Verteiler erstellt, der als Steuerungs- genug. Es wird vielfach beklagt, dass die instrument erprobt werden soll. Des Weite- professionsübergreifende Kooperation Essstörungen werden oft zu spät iden- ren soll eine Homepage erstellt werden, in häufig nicht oder nur mühsam zustande tifiziert und adäquat diagnostiziert: der vorhandene Beratungs- und Behand- komme. Notwendige Vernetzungsleistun- Beratung, stationäre und ambulante Be-

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handlung setzen zu spät ein oder werden krankheitseinsichtigen und behandlungs- Fazit nicht im nötigen Ausmaß von flankierenden willigen Kranken umgehen kann, wie man Das Bremer Versorgungssystem insgesamt Maßnahmen begleitet. Ein Grund dafür ist sie motivieren kann, notwendige Hilfen in ist sicher nicht so schlecht, wie es vieler- die seit langem bemängelte zu geringe Anspruch zu nehmen. orts beklagt wird. Aber es könnte an eini- Anzahl niedrigschwelliger Anlaufstellen gen Stellen optimiert werden. Insbesonde- (Beratungsstellen, Clearingstelle), für die re sollte der Zugang zu Psychotherapie für in Bremen bislang keine Finanzierung zu- Nachdenken über Essgestörte erleichtert und beschleunigt stande kam oder diese wieder gestrichen Optimierungspotentiale werden durch bessere Diagnostik, Auf- wurde. Es fehlt eine zentrale Koordina- klärung und Betreuung im Rahmen der tionsstelle, die die qualitativ guten Ange- Als an einigen Stellen hinderlich für sinn- Primärversorgung (ärztliche psychosoma- bote für die Hilfesuchenden bündelt und volle Behandlungen wurden die Rah- tische Grundversorgung), durch erleich- zeitnah konkrete Behandlungsangebote menbedingungen der ambulanten terten Zugang zu Erstgesprächen und Psy- und -pfade aufzeigt und organisiert. Hier psychotherapeutischen Versorgung chotherapie (zentrale Vermittlungsstelle, soll die oben erwähnte Internetseite erste (Psychotherapie-Richtlinien) benannt, Beratungsstelle) und durch bessere (zen- Abhilfe schaffen. Ob aber selbst bei opti- die dem spezifischen Bedarf Essgestör- trale) Information über vorhandene Hilfe- mierter Vernetzung und Vermittlung zeitnah ter oft nicht optimal entsprechen: angebote. genug Behandlungsplätze zur Verfügung gestellt werden können, bleibt abzuwarten. So ist die Einbeziehung von Bezugsper- Zentrales Anliegen des QZ ist es auch, struk- Bremen Es wurde daher auch diskutiert, ob und sonen lediglich im Bereich einer Kin- turelle und finanzielle Mittel und Wege für wie entsprechend qualifizierte approbierte der- und Jugendlichen-Psychotherapie eine bessere Vernetzung und Kooperati- Kolleginnen und Kollegen ohne Kassensitz vorgesehen. on zu finden. Vielfach gibt es den Wunsch stärker eingebunden werden könnten, um nach Steuerung dieses notwendigen Ver- eine zeitnahe Versorgung zu gewährleisten. Familientherapeutische Settings sind netzungsprozesses durch eine möglichst Auch die Notwendigkeit einer Tagesklinik im Rahmen der ambulanten Vertrags- „neutrale“ Stelle, die das komplexe Thema und strukturierender Gruppenangebote psychotherapie nicht zulässig. „Essstörungen“ professions- und fachüber- wurde diskutiert und zu einem Schwer- greifend thematisieren und in den verschie- punktthema erklärt. Auch die Einbeziehung anderer Berei- denen Anwendungs- und Handlungsfeldern che (Ernährungsberatung, Bewegungs- koordinieren kann. Schwerer gestörte Pati- Professionsübergreifende und Kunsttherapie usw.) oder andere enten brauchen zudem eine Anlaufstelle, Fortbildung flexible Settings wie therapieschulen- die einen Behandlungsplan erstellt, abge- übergreifende Konzepte oder die Kom- stimmt und kooperativ umsetzt . Um die Früherkennung zu verbessern, soll bination von Einzel- und Gruppenpsy- eine engere Kooperation zwischen somati- chotherapie sind kaum realisierbar. Wer diese Funktion übernehmen könnte, schen und psychotherapeutischen Behand- muss unter Abwägung der Vor- und Nach- lerinnen und Behandlern im diagnostischen Die Verzahnung von (teil-)stationärer teile diskutiert werden. Denkbar wären Prozess gefördert werden. Hier wurde über- oder tagesklinischer Behandlung mit zum Beispiel: legt, wie man diese Arztgruppen (hausärzt- bereits parallel beginnender oder wei- liche und internistische Versorgung, Kinder- tergeführter ambulanter Begleitung „„Zentrale Gesundheitskonferenzen, ärztinnen und -ärzte) besser informieren ist noch nicht im erforderlichen Maße und in die Behandlungskette einbinden „„Beratungsstelle, möglich. kann. Umgekehrt haben aber auch psy- „„zentrale Fach- oder Clearingstelle. chotherapeutisch tätige Kolleginnen und Kollegen Informationsbedarf bezüglich der Es soll darüber nachgedacht werden, ob im Egal welche Möglichkeit favorisiert wird, es somatischen Implikationen bei Essstörun- Rahmen der Integrierten Versorgung (IV) sollte berücksichtigt werden, dass sich die gen. Sinnvollerweise sollten die jeweiligen ergänzende Behandlungskonzepte für unbewusste Essstörungsdynamik auch medizinischen und psychotherapeutischen Essgestörte entwickelt werden können, die in der Zusammenarbeit spiegeln wird und Fachkompetenzen wechselseitig bekannt den Bedürfnissen der Erkrankten individu- nicht zu eliminieren, sondern nur immer und um die jeweils andere Perspektive er- eller und genauer angepasst werden kön- wieder bewusst zu machen und zu hand- gänzt werden. Dies soll zum Beispiel durch nen und vorhandene Schwachstellen der haben ist. professionsübergreifende Fortbildungen Versorgung ausgleichen. Denkbar wären und Fallbesprechungen geschehen, die kooperative Behandlungsmodelle wie die Die Herausforderung an alle in dem Feld durch den QZ initiiert werden. einer gleichzeitigen ambulanten psychothe- Essstörungen engagierten Berufsgruppen rapeutischen Behandlung in Kombination besteht darin, die durchaus vorhande- Ein von Medizinerinnen und Medizinern mit Maßnahmen von Institutsambulanzen ne öffentliche Aufmerksamkeit besser zu oft genannter Fortbildungsbedarf besteht von Kliniken und/oder Maßnahmen zur nutzen und fehlende konkrete Hilfen z. B. darin, wie man mit diesen oft nicht ambulanten psychiatrischen Pflege. vor Ort weiter zu entwickeln bzw. ihren

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Aufbau zu fördern. Dafür wären belastba- Mittel und Ressourcen ausreichen oder Modellprojekt könnte auch für andere Re- re Zahlen hilfreich, also wissenschaftliche professionelle Unterstützung und öffent- gionen ein nützlicher Vorreiter sein in der Versorgungsforschung sowie überzeu- liche Gelder notwendig und realisierbar bekanntermaßen schwierigen Versorgung gende Konzepte . Ob dafür die eigenen wären, muss geklärt werden. Ein Bremer von Menschen mit Essstörungen.

Neue KJP-Praxissitze: Eine unendliche Geschichte Weiterhin Verzögerungen in der Umsetzung der 20%-Mindestquote für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Wer Mitte November letzten Jahres ge- zwingend vorgeschrieben. Das Heft wird in Faktor 0,5 mitzuzählen. Das bedeutet für dacht hat, jetzt geht’s zügig voran mit der den ersten Apriltagen erscheinen. Parallel Bremerhaven einen Verlust von 0,5 und in Besetzung neuer KV-Sitze für Kinder- und wird die Entsperrung auf der Website der Bremen einen Verlust von 3,5 Sitzen. Jugendlichenpsychotherapie, der sah sich KVHB mitgeteilt. Ab diesem Zeitpunkt kön- getäuscht. Zwar wurde der G-BA-Beschluss nen Bewerbungen für die Sitze in Bremer- In einem ausführlichen Schreiben an die KV- zur Umsetzung der Mindestquote am haven innerhalb einer 6-Wochen-Frist ein- HB wies die PKHB darauf hin, dass in den ihr 18.11.09 im Bundesanzeiger veröffentlicht, gereicht werden. Bitte beachten Sie: Eine vorliegenden Beschlüssen des Zulassungs-

Bremen so dass der vorübergehenden Entsperrung Entsperrung für 4,5 Sitze in Bremen wird ausschusses stets von einer Zulassung als in Bremerhaven und im Anschluss in Bre- erst dann ausgesprochen werden, wenn in Psychologischer Psychotherapeut und als men, wenn in Bremerhaven mindestens Bremerhaven mindestens 10% der Quote, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut zehn Prozent besetzt sind, nichts mehr im also 4 Sitze, besetzt wurden. die Rede ist. Somit könne die obige Fußno- Wege stand – außer der weitergehenden te für Bremen schon aus formalen Gründen Verzögerungstaktik in der KVHB. Über die Bewerbungen auf die Bremer- nicht herangezogen werden. Darüber hinaus havener Sitze entscheidet der Zulassungs- legte die PKHB eine differenzierte rechtliche Die entsprechende Berechnung der Zah- ausschuss am 10.06.2010. Übersteigt die Stellungnahme vor, die diese Argumentation len aus den Vorgaben der Bedarfsplanung Zahl der Bewerbungen nicht die Zahl 7,5, untermauerte. Zuvor hatten sich schon die ist ein Leichtes. Entsprechende Berech- erhalten alle Bewerber den Zuschlag, so- Landesvorsitzenden der DPtV, Helga Friehe- nungen legte Kammpräsident Karl Heinz fern sie die Voraussetzungen für eine Kas- Rüdebusch, und der VAKJP, Margareta Zepf, Schrömgens schon Mitte November auf senzulassung erfüllen. Ein Kaufpreis für in Schreiben an die KV und der Landesaus- der Kammerversammlung der KVHB vor. den Sitz fällt nicht an. schuss gegen die Einbeziehung dieser Grup- In nur wenigen Tagen hätte die KVHB pe von Kolleginnen und Kollegen bei der Be- als Geschäftsstelle des Landesausschus- Neben dieser zeitlichen Verzögerung zeig- rechnung zur Umsetzung der Mindestquote ses Ärzte-Krankenkassen, ein paritätisch te sich im Berechnungsmodus selbst eine gewandt. Der stellv. Vorsitzende der KVHB besetztes Gremium der Gemeinsamen verengte Sicht der KVHB. In einer Fußnote sagte eine genaue Prüfung der vorgelegten Selbstverwaltung, die Zahlen vorlegen und zum Umsetzungsbeschluss des G-BA war Einwände zu. Ein Ergebnis lag bei Redakti- eine Beschlussfassung dieses Ausschus- angemerkt worden, dass Kinder- und Ju- onsschluss noch nicht vor. ses im schriftlichen Zustimmungsverfah- gendlichenpsychotherapeuten mit einer ren durchführen können. Dies verzögerte weiteren Zulassung als Psychologischer Sollte der Landesausschuss bei der Ein- sich so sehr, dass erst am 2. Februar ein Psychotherapeut mit dem Faktor 0,5 bei beziehung dieser Gruppe bleiben und es Beschluss des Landesausschusses auf Ent- der Berechnung der Bedarfszahlen auf der mehr Bewerberinnen und Bewerber um sperrung für Bremerhaven zustande kam. Basis der Mindestquote mitgezählt werden einen Sitz für Kinder- und Jugendlichen- Nach Auskunft der KVHB wird erst im Ap- (§ 5 Abs. 6a: Bedarfsplanungs-Richtlinie). psychotherapie geben als Sitze besetzt ril-Heft des Bremer Ärztejournals die kon- Dies nutzte die KVHB, um in Bremen die werden, dann können die abgelehnten tingentierte Entsperrung für 7,5 Sitze für Kolleginnen und Kollegen, deren Zulas- Personen aufgrund dieses Umstandes Wi- Bremerhaven verkündet werden. Die Ver- sung für die Fachgebiete PP und KJP aus- derspruch beim Berufungsausschuss ein- öffentlichung in diesem Journal ist durch gesprochen wurde, unabhängig von ihrem legen und im Falle des Nicht-Erfolges dort § 23, Abs. 3 der Bedarfsplanungsrichtlinie tatsächlichem Leistungsspektrum mit dem Klage beim Sozialgericht erheben.

Vorstandsvertreter der PKHB im Gespräch mit der Bremer Gesundheitssenatorin

Am 25. Januar trafen sich Gesundheitsse- wurde vertreten durch Isabel Bataller, Axel rapeutischen Versorgung im Land Bremen natorin Ingelore Rosenkötter und ihr Re- Janzen und Karl Heinz Schrömgens. statt. Frau Rosenkötter zeigte sich sehr in- feratsleiter Jürgen Nuschke mit Vertretern teressiert an der Umsetzung der 20%-Min- der Bremer Psychotherapeutenkammer im Zunächst fand ein reger Gedankenaus- destquote für Kinder- und Jugendlichen- Haus der Senatorin. Der Vorstand der PKHB tausch zu aktuellen Fragen der psychothe- psychotherapie und sprach die Erwartung

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aus, dass die darüber neu zugelassenen Als zweiten Schwerpunkt erörterten die Ver- samen Pool geführt werden müssen. Au- Psychotherapeuten sich jetzt auch in den treter der PKHB die gegenwärtigen Zugangs- ßerdem würde befürchtet, dass bei dem Stadtteilen niederlassen, in denen es bisher voraussetzungen für die Psychotherapieaus- gegenwärtigen Stellenabbau infolge der keine oder kaum Psychotherapeuten für bildung und begründeten die Notwendigkeit Altersstruktur der psychologisch-psycho- Kinder und Jugendliche gibt. Die Vertreter eines Masterabschlusses als Einstiegsvor- therapeutischen Mitarbeiter es zu einer der PKHB wiesen auf einige Probleme der aussetzung für die Ausbildung zum Kinder- Reduzierung dieser Stellen kommen kön- psychotherapeutischen Versorgung aus ih- und Jugendlichenpsychotherapeuten, auch ne. Dies könne nicht im Interesse einer rer Sicht hin, wie z. B. die verzögerte Umset- schon heute vor einer Novellierung des hochwertigen Versorgung von Menschen zung der KJP-Mindestquote, Erschwernisse Psychotherapeutengesetzes. Jürgen Nusch- mit psychischen Beschwerden sein, zu- in der Veräußerung von halben Praxissitzen ke erläuterte die Rechtslage aus seiner Sicht mal die Psychotherapeuten auf den psy- oder die Stilllegung von Praxissitzen. Eben- und betonte, dass sich das Land Bremen für chiatrischen Stationen für Kontinuität und falls informierten sie über erste Ergebnisse den Masterabschluss als Zugangsvorausset- Aufrechterhaltung der stationären und in einer Umfrage der Kammer zu Wartezei- zung zur KJP-Ausbildung auch gegenwärtig teilstationären Versorgung stehen wür- ten in der Psychotherapie, nach der Patien- ausspricht. Diese Haltung werde das Land den. Frau Rosenkötter zeigte sich zum ten im Durchschnitt fünf Wochen auf ein Bremen auch in die AG Berufe der „Arbeits- Abschluss sensibilisiert in diesen Fragen. Erstgespräch und 16 Wochen auf einen gemeinschaft der Obersten Landesgesund- Sie werde diese in Gesprächen mit der Therapiebeginn warten. In dem vom Insti- heitsbehörden“ AOLG einbringen. „Gesundheit Nord“ einbringen. tut für Public Health und Pflegeforschung Bremen in Kooperation mit der PKHB und anderen Als letzten Punkt brachten die Kammer- Zum Abschluss bedankte sich Kammer- Einrichtungen geplanten Forschungsprojekt vertreter ihre Besorgnis bezüglich des präsident Karl Heinz Schrömgens für die zur ambulanten psychotherapeutischen Status der psychologischen und psy- gute Zusammenarbeit, auch mit den Versorgung sah die Senatorin ebenfalls chotherapeutischen Mitarbeiter in den Fachabteilungen des Hauses, insbe- neue Erkenntnismöglichkeiten im Hinblick Kliniken des kommunalen Klinikverbun- sondere mit den Referatsleitern Jürgen auf bessere Vernetzung und Schnittstellen- des „Gesundheit Nord“ zum Ausdruck. Nuschke und Silke Stroth, und lud die management. Sie sprach sich ebenfalls für Insbesondere verwiesen sie darauf, dass Senatorin zur Festveranstaltung anlässlich eine Veränderung der gesetzlichen Grund- aus ihrer Sicht diese Mitarbeiter mit den des 10-jährigen Bestehens der PKHB im lagen zur Bedarfsplanung aus. ärztlichen Mitarbeitern in einem gemein- Oktober 2010 ein.

Nationale Versorgungsleitlinie Depression: Chance für eine bessere Versorgung?!

Experten aus 28 Fachgesellschaften und Das Bremer Bündnis gegen Depression vorstellen. Anschließend gibt es die Mög- Organisationen sowie zwei Patientenorga- informiert in einer Kooperationsveranstal- lichkeit zu Nachfragen und einer ausführli- nisationen haben unter Federführung der tung mit der Psychotherapeutenkammer chen Diskussion. Uni Freiburg und des ärztlichen Zentrums Bremen und der Ärztekammer Bremen Die Veranstaltung richtet sich an psycho- für Qualität und Medizin (ÄZQ) gemein- am 5. Mai 2010. logische und ärztliche Psychotherapeuten, sam eine neue evidenzbasierte Leitlinie Eingeladen sind Psychiater, Nervenärzte, Hausärzte sowie „Unipolare Depression“ erarbeitet. Dieser andere interessierte Fachgruppen und Pa- Prozess dauerte vier Jahre: nun liegt das Dipl .-Psych . Christa Leiendecker, tientenvertreter. Ergebnis vor. Es wurde Ende November Frankfurt und 2009 auf dem Kongress der Deutschen Ort: Kassenärztliche Vereinigung, Schwach- Prof . Dr . Henning Schauenburg, Gesellschaft für Psychiatrie, Psychothe- hauser Heerstr. 26-28, 28209 Bremen Heidelberg . rapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Zeit: 17.00 bis ca. 19.30 Uhr Berlin vorgestellt. Moderation: Dr . med . Dipl .-Psych . Anmeldung: Akademie für Fort- und Karsten Münch . Welche Bedeutung hat diese Leitlinie für Weiterbildung der Ärztekammer Bremen, die alltägliche ambulante und stationäre Frau Leiendecker und Herr Prof. Schauen- Schwachhauser Heerstr. 30, 28209 Bre- psychiatrische bzw. psychotherapeutische burg haben diese Leitlinie mitentwickelt men, Tel.: 0421/3404-261, -262, fb@ae- Versorgungspraxis? und werden deren Bedeutung und Inhalt khb.de

[email protected] Redaktion Bremer Geschäftsstelle www.pk-hb.de Kammerseiten Psychotherapeutenkammer Bremen Geschäftszeiten: Hollerallee 22, An diesen Seiten arbeiteten mit: Dr. Mo, Di, Do, Fr 10.00 – 14.00 Uhr 28209 Bremen Mi 13.00 – 17.00 Uhr Christine Block, Ursula Kappelhoff, Hans Fon: 0421 – 27 72 000 Sprechzeit des Präsidenten: Schindler, Karl Heinz Schrömgens. Fax: 0421 – 27 72 002 Di 12.30 – 13.30 Uhr

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Seelische Gesundheit heit, Lohn- und Gehaltseinbußen stellten angebotenen vier Workshops. Die richtige am Arbeitsplatz psychosoziale Belastungen dar, die krank Strategie, den richtigen Ton beim Ansprechen machten. In Hamburg ist die Rate der erkrankter Mitarbeiter finden, darum ging es Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer in dem Workshop „Umgang mit psychischen Wenn die Seele krank ist – dann bedeu- Erkrankungen eine der höchsten in der Erkrankungen im Betrieb“. Für eine bessere tet das, dass die Arbeitsleistung sinkt oder Bundesrepublik. (Anteil am Krankenstand Kommunikation zwischen Vorgesetzten und möglicherweise gar nichts mehr geschafft 2008: 25,8%). Betroffenen wurde in dem Workshop „Psy- wird, aber es bedeutet nicht unbedingt, chisch krank ohne Stigma“ geworben. Das dass dieses Kranksein auch erkannt und Suchtinterventionsprogramm von Ärzte- und akzeptiert wird. Prof. von dem Knesebeck stellte zwei Mo- delle vor, mit denen man psychosoziale Psychotherapeutenkammer wurde im Work- shop „Sucht“ als ein konkretes Beispiel für Allzu oft werden psychische Erkrankungen Belastungen am Arbeitsplatz messen kann: ein berufsbegleitendes Hilfesystem vorge- am Arbeitsplatz nicht wahrgenommen a) Das Anforderungs-Kontroll-Modell be- Hamburg stellt. Im Workshop „Was ist Psychotherapie? oder geleugnet, auch wenn Depressionen, sagt, dass bei geringem Kontroll- und Wie wirkt Psychotherapie?“ wurden den Burn Out und Angststörungen mittlerweile Entscheidungsraum für den Arbeitneh- interessierten Teilnehmern aus Betrieben, auf Platz vier der häufigsten Krankheiten mer die psychosoziale Belastung steigt. Gewerkschaften und sozialen Einrichtungen am Arbeitsplatz und der Hauptgrund für b) Nach dem Modell beruflicher Gratifikati- die verschiedenen, jeweils geeigneten Be- ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Be- onskrisen erkrankt eine Person dann, wenn handlungsmöglichkeiten insbesondere bei ruf sind. sie sich stark verausgabt und dafür nicht in angemessener Weise entschädigt wird. Depression, Stress und Traumabelastung vermittelt. Die Psychotherapeutenkammer und die Ärztekammer Hamburg haben am 18. No- Prof. Dr. Bernhard Strauß vom Institut für Die von allen Beteiligten als dringend not- vember 2009 eine gemeinsame Veranstal- Psychosoziale Medizin und Psychothera- wendig und äußerst bereichernd bezeich- tung durchgeführt, zu der Personalverant- pie am Klinikum der Friedrich-Schiller-Uni- nete Veranstaltung soll eine Fortführung wortliche, Arbeitsmediziner, Betriebs- und veriatät Jena berichtete in seinem Vortrag haben. Insbesondere das Zusammenwir- Personalräte und Vertreter von Selbsthilfe- „Psychotherapie hilft, nutzt und heilt“, dass ken von Psychotherapeuten- und Ärzte- gruppen eingeladen wurden. mindestens 30% aller Patienten im Akut- krankenhaus psychische/psychosomati- kammer wurde als Grundlage des Erfolgs der Veranstaltung gesehen. Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Ham- sche Störungen aufweisen. burger Psychotherapeutenkammer und Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident Der Nutzen von Psychotherapie ist nach der Hamburger Ärztekammer, erläuterten Prof. Strauß heute eindeutig belegt. „Psy- Erst die Ausbildung – und in ihren Grußworten, dass eine psychische chotherapie ist auch unter klinischen Rou- dann? Berufsaussichten Störung jeden treffen könne. Jeder dritte tinebedingungen wirksam, wirkt langfristig nach der Approbation erwachsene Deutsche leide im Laufe sei- und in der Regel dauerhafter als psycho- nes Erwerbslebens an einer psychischen trope Medikamente“, erklärt Strauß. Unter diesem Titel fand am 26. November Störung. Wichtig sei, das Problem über- im Kulturhaus Eppendorf eine Informati- haupt zu erkennen. Der Umgang mit psychischen Erkrankun- onsveranstaltung für PsychotherapeutIn- gen fällt Betroffenen und ihrer Umgebung nen in Ausbildung (PiA) statt, die von einer Der Medizinsoziologe Prof. Dr. Olaf von gerade im Arbeitsleben besonders schwer. Arbeitsgruppe aus approbierten Kollegin- dem Knesebeck, UKE, berichtete in seinem Die Unsicherheit ist bei Führungskräften nen und PiA (Silke Eggerichs-Petersen, Vortrag über den gegenwärtigen Stand der und Kollegen oft groß. Gerda Krause, Silke Meier, Kerstin Sude Forschung zu Ursachen und Auswirkungen und Ute Wiener) vorbereitet worden war. von psychosozialen Belastungen für die Um die Probleme und Unsicherheiten im Gesundheit. Wirtschaftskrise, Steigerung Erkennen und im Umgang mit psychischen Bisher sind ca. 190 PiA, d. h. ungefähr der Arbeitsintensität, Arbeitsplatzunsicher- Erkrankungen ging es in den am Nachmittag 40% aller Hamburger Psychotherapeu-

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tInnen in Ausbildung, Kammermitglied. Durch die kostenlose Mitgliedschaft erhal- ten PiA das aktive und passive Wahlrecht und können durch aktive Mitarbeit Einfluss auf die Politik der Kammer nehmen. Wei- tere Vorteile der Kammermitgliedschaft sind berufspolitische Informationen, Bera- tungsmöglichkeiten und die Teilnahme am Versorgungswerk.

Kerstin Sude und Silke Meier informierten über die Aktivitäten des PiA-Netz-Hamburg www.pia-netz-hamburg.de und forderten eine größere Transparenz der Ausbildungs- bedingungen, insbesondere der Kostenrege- lungen an den Hamburger Ausbildungsinsti- tuten sowie die Bezahlung der Praktischen Tätigkeit. Unter dem Motto „Ohne Koopera- tion und Bündnisse geht es nicht“ forderten die beiden Referentinnen die anwesenden Die Situation bei den wegen des Wegfalls der Altersbegrenzung, PiA auf, sich in der Kammer in Fach- und Be- Angestellten weiter gestreut ist. rufsverbänden und bei ver.di zu organisieren. Ungefähr ein Drittel der Hamburger Kam- Damit ver.di die Interessen der PiA bei den Bis 2016 werden fast 400 freiberuflich mermitglieder sind angestellt tätig. In 2016 Hamburg Tarifverhandlungen mit dem Krankenhaus- Tätige 65 Jahre und älter sein. Es ist da- werden ca. 100 dieser angestellten PP/ arbeitgeberverband vertreten kann, werden mit zu rechnen, dass viele freiberuflich KJP 65 Jahre und älter sein und aus Al- dringend weitere PiA gesucht, die sich ge- Niedergelassene über das 65. Lebensjahr tersgründen ihren Arbeitsplatz verlassen werkschaftlich organisieren. Nur bei einem hinaus tätig sein wollen und müssen, um haben. Für PiA bedeutet dies, falls es keine entsprechenden gewerkschaftlichen Orga- eine angemessene Rentenabsicherung zu Stellenstreichungen gibt, dass sie in den nisationsgrad kann ver.di eine angemessene erwerben. Dies hat zur Folge, dass eine nächsten Jahren mit diesen Arbeitsplätzen Vertretung übernehmen. Schätzung der Anzahl der zukünftig zum im Angestelltenbereich, insbesondere in Verkauf stehenden Praxissitze zunehmend Kliniken, Beratungsstellen, Heimen und Im zweiten Teil der Veranstaltung referierte schwieriger wird. sonstigen Arbeitsstellen rechnen können. Gerda Krause über das Thema „Berufs- aussichten nach der Approbation“. Auf Es besteht jedoch die Hoffnung, dass älte- Bei einer Befragung der Arbeitsagentur Grundlage von aktuellen Statistiken über re Kolleginnen und Kollegen unter diesen in Hamburg und des Institutes für Ar- die Altersstruktur der Hamburger Kammer- Voraussetzungen zunehmend bereit sein beitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in mitglieder, die dankenswerterweise Peter werden, nicht mehr voll genutzte Praxis- Nürnberg, erfuhr Ute Grottker-Wiener, dass Riedel erstellt hatte, wurde versucht, Aus- sitze mit jungen Kolleginnen und Kollegen die Arbeitsagentur kaum Arbeitsplätze für sagen über die mögliche Entwicklung von zu teilen. Dies bietet zum einen den jun- PP/KJP vermittelt. Erst seit 2009 wird der freien Stellen bzw. Praxissitzen in Hamburg gen KollegInnen die Chance zum Berufs- Arbeitsmarkt von PsychotherapeutInnen zu machen. Wie diese Statistik der Ge- einstiegs, es hätte aber auch den Vorteil, bundesweit durch die IAB erfasst, so dass samtheit der Mitglieder der PTK-Hamburg dass ein bisher nur teilweise genutzter bundesweite Aussagen für diesen Beruf zeigt, werden schon im Jahr 2009 125 Praxissitz, nun mit zwei voll ausgelasteten noch nicht möglich sind. Allerdings soll Kammermitglieder älter als 65 Jahre alt halben Sitzen, die Versorgungssituation für sich zunehmend ein Mangel an ärztlichen sein. Dieser Trend wird sich in den nächs- psychisch kranke Menschen in Hamburg PsychotherapeutInnen abzeichnen. ten Jahren verstärkt fortsetzen. verbessert. Die Situation bei den Im Jahr 2016 werden voraussichtlich ca. Die Möglichkeit, den eigenen Praxissitz freiberuflich Tätigen 500 der jetzigen Kammermitglieder über zu teilen, besteht durch Jobsharing mit 65 Jahre alt sein. Was bedeutet diese Etwa 2/3 der Hamburger Kammermitglie- einem Juniorpartner oder Anstellung einer Entwicklung für die Situation im Ange- der, etwa 980 Mitglieder, sind freiberuflich approbierten Kollegin. Neuerdings bietet stelltenbereich und bei den freiberuflich tätig, der überwiegenden Teil mit Kassen- der Gesetzgeber die Gelegenheit, einen arbeitenden Kammermitgliedern? Welche zulassung (ca. 700). Bei den freiberuflich halben Praxissitz zu veräußern und ohne Auswirkung wird diese Entwicklung auf die tätigen PP/KJP ist es schwieriger, Voraus- die Beschränkung auf den bisherigen Um- psychotherapeutische Versorgung in Ham- sagen über die Entwicklung zu machen, satz, unabhängig von einander, zwei halbe burg haben? da die Altersstruktur der FreiberuflerInnen, Praxissitze zu betreiben.

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reich vorgestellt. An der grundsätzlichen Unterversorgung hat sich laut der neue- ren Datenerhebung nichts geändert; auch nicht an der Verteilung von Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen auf die Stadtteile. Nach wie vor stimmt die Thera- peutInnendichte nicht mit den benötigten Therapieplätzen in den Stadtteilen überein.

Ein neues und wohl auch gravierendes Problem für die Kinder- und Jugendlichen- psychotherapeuten in Hamburg ergibt sich durch den verstärkten Ausbau der Ganz- tagsschulen. Viele KollegInnen klagen dar- über, dass sie die frühen Nachmittagsstun- den nicht mehr besetzen können und dass die Schulen wenig Bereitschaft zeigen, Kinder für Therapiestunden freizustellen. Hierzu wird die PTK Hamburg einen Fra- In der Veranstaltung wurden die verschiede- „„Welchen Stellenwert haben Kinder- und gebogen an alle KJPs verschicken, um auf nen Möglichkeiten (Jobsharing, Anstellung, Jugendlichenpsychotherapeuten in der dieser Grundlage dann Verhandlungen mit Verkauf/Kauf von ganzen und halben Pra- Hamburger Versorgungslandschaft? der Schulbehörde aufzunehmen. xissitzen) erläutert und auf die Möglichkeit „„Was bedeutet die Umsetzung der KJP- Hamburg einer Kostenerstattungspraxis hingewiesen. Quote für uns? (Die Folien des Vortrages von Gerda Krause „„Welchen Beitrag leisten Kolleginnen können Sie auf der Homepage www.ptk- Kammertag 2009 und Kollegen im Kostenerstattungsver- hamburg.de unter Aktuelles einsehen.) fahren? Ein Beruf Psychotherapeut oder zwei, PP „„Welche Auswirkungen hat die Verän- und KJP? „Common trunk“, aber mit wel- derung der Schulsituation für unsere chen Inhalten? Bachelor oder Master als Zukünftige Versorgung Arbeit? Zugangsvoraussetzung? – die Ausbildung im KJP-Bereich zum PP bzw. KJP ist seit Beginn des Bo- „„Was wird aus unserem eigenständigen logna-Prozesses und der Veröffentlichung Beruf? Das Rätselraten um die konkrete Umset- des Forschungsgutachtens in Bewegung zung der KJP-Quote, die damit verbunde- „„Wird bzw. soll es weiterhin eine eige- gekommen. Die anstehenden Fragen und nen Fragen bezüglich der Versorgungssitu- ne KJP-Approbation geben? Welche die zu lösenden Probleme beschäftigen ation im Kinder- und Jugendlichenbereich Vor- und Nachteile hat eine eigene KJP- die Profession. in Hamburg, die ungewisse Situation der Approbation? KollgInnen, die im Kostenerstattungsver- „„Wie wird sich die Ausbildungssituation Die Psychotherapeutenkammer Hamburg fahren arbeiten, die Verunsicherung über für die KJP verändern? hat deshalb einen Nachmittag ihres zwei- mögliche Veränderungen in der Ausbil- tägigen Kammertages für die Mitglieder dung zum KJP, die Auswirkungen der Um- Dabei wurden erhebliche Irritationen und der Delegiertenversammlung diesem The- gestaltungen in der Schullandschaft auf die Ängste deutlich. Insbesondere die Fragen, ma gewidmet. Arbeit in den Praxen – all das hat die Psy- wer im Rahmen der Umsetzung der KJP- chotherapeutenkammer Hamburg dazu Quote eine Zulassung bekommen würde Peter Lehndorfer, Vorsitzender der Vereini- veranlasst, zu einem Fachgruppentreffen und wie sich die Neuzulassungen auf die gung der analytischen Kinder- und Jugend- der Kinder- und Jugendlichenpsychothe- Auslastung der bestehenden Praxen aus- lichenpsychotherapeuten und Mitglied im rapeutenInnen und der Psychologischen wirken würden, beschäftigten die anwe- Vorstand der Bundespsychotherapeuten- PsychotherapeutenInnen mit Abrech- senden Kollegen und Kolleginnen sehr. kammer, hat in seinem Vortrag zu den Per- nungsgenehmigung KJP einzuladen. Die schon auf der Veranstaltung gegebene spektiven der Psychotherapieausbildung in Information, dass viele der neuzugelasse- einer sehr anschaulichen grafischen Darstel- Am 25.11.2009 diskutierten eine Vielzahl nen Kolleginnen und Kollegen bereits im lung die verschiedenen Optionen für die Wei- von Kolleginnen und Kollegen über folgen- System sind (Sonderbedarf, Kostenerstat- terentwicklung der Ausbildung vorgestellt: de Fragen: tung) hat sich inzwischen bestätigt. „„Option 1: Fortschreibung des Status „„Wie steht es mit der Versorgung im KJP- Auf der Veranstaltung wurde die Expertise Quo – unterschiedliche Zugänge und Bereich in Hamburg? 2008 zur Versorgungssituation im KJP Be- unterschiedliche Profile für PP und KJP.

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„„Option 2: „Common trunk“ (gemein- „„Was ist eine Genossenschaft? Wie Die BefürworterInnen einer Genossen- same (Teil-)Ausbildung) mit Fortschrei- funktioniert sie und was unterscheidet schaftsgründung sehen dagegen als Chan- bung der zwei Berufe. sie von anderen Gesellschaftsformen? ce Synergieeffekte z. B. zur Ergänzung des „„Option 3: Ein Beruf mit gemeinsamer Welche Aufgaben könnten sie überneh- Angebots der Richtlinienpsychotherapie Ausbildung in einem „Common trunk“ men? (z. B. im Bereich der Prävention und der und postgradualer und verfahrensori- „„Welche Genossenschaften gibt es bis- Kooperation) bzw. zur Verbesserung der entierter Schwerpunktsetzung PP und her im ärztlichen bzw. psychotherapeu- Versorgung Psychisch Kranker. Außerdem KJP. tischen Bereich? Welche Zielsetzungen wird hier vor allem eine Chance für den Be- rufsnachwuchs gesehen, der sich im Rah- „„Option 4: Direktausbildung zum Psy- haben sie? men genossenschaftlicher Organisations- chotherapeuten an der Universität. „„Können Genossenschaften Vertrags- formen neue Aufgabenfelder erschließen partner für Selektivverträge sein? Wel- könnte (z. B. Psychoedukationsangebote, che Vorteile und welche Nachteile Die anwesenden Hamburger Delegierten Beratungen im Rahmen des betrieblichen hätten solche Selektivverträge für das haben sich nach angeregter Diskussion na- Gesundheitsschutzes, Kriseninterventions- Kollektivvertragssystem ? hezu einstimmig für die Option 3 entschie- dienst). den, wohl wissend, dass damit erhebliche „„Beispiele für bereits abgeschlossene Entwicklungsschwierigkeiten verbunden Selektivverträge bzw. Verträge zur integ- Da die Kammer als öffentlich-rechtliche sein werden. Dass der Masterabschluss für rierten Versorgung: Inhalt, Vertragspart- Körperschaft selbst keine Genossenschaft den Beruf des Psychotherapeuten – so- ner, Vor- und Nachteile aus Sicht unse- gründen kann, soll das Thema mit den wohl PP als auch KJP – die einzig mögli- rer Berufsgruppe. Vorständen unserer Berufsverbände wei- che Zugangsvoraussetzung sein soll, darin „„Möglichkeiten für Kammermitglieder ter diskutiert werden. Ein entsprechendes waren sich die Hamburger Delegierten ohne KV-Zulassung im Rahmen von Treffen wurde für den 17.02.10 angesetzt. völlig einig. Genossenschaften. Über Ergebnisse kann hier noch nicht be- Hamburg richtet werden (Termin erst nach Redakti- Am zweiten Tag ging es dann unter ande- Bei der anschließenden Diskussion im onsschluss). rem um die Frage, ob die Gründung einer Plenum und in einer Arbeitsgruppe am PsychotherapeutInnen­genossenschaft in Kammertag wurde schnell deutlich, dass Hamburg sinnvoll sein kann oder nicht. das Thema Genossenschaft sehr kontro- Hierzu hatte die Delegiertenversammlung vers gesehen wird. Befürchtet werden vor im Frühjahr 2009 eine Arbeitsgruppe ein- allem eine Zersplitterung der Vertragsland- gesetzt, die sich intensiv mit dem Thema schaft und eine Schwächung des Kollektiv- Geschäftsstelle beschäftigen und dem Kammertag berich- vertragssystems durch Genossenschaften. Psychotherapeutenkammer Hamburg ten sollte. Von der Arbeitsgruppe wurden Außerdem wird eine mögliche Konkurrenz Hallerstraße 61 Informationen zu folgenden Themenberei- zur von einem großen Berufsverband auf- 20146Hamburg chen gesammelt und als Powerpointvor- gebauten Vertragsgesellschaft (als GmbH) Tel. 040/226226060 trag aufbereitet (als Download im Mitglie- befürchtet, ebenso ein Unterbietungswett- Fax. 040/226 226 derbereich der Webseite der PTK HH zu bewerb im Bereich der Preise durch meh- Internet: www.ptk-hh.de finden unter www.ptk-hh.de/): rere, konkurrierende Genossenschaften. EMail: [email protected]

Psychotherapeutenjournal 1/2010 85 Mitteilungen der Psycho­ therapeutenkammer Hessen

Praxisweitergabe und Liebe Kolleginnen und Bei diesem Bemühen haben wir die ­Verkauf halber Praxissitze Kollegen, Kammer in vielen kleinen Schritten gesell- schaftlich-kulturell etablieren können. Die Psychotherapeutentage und andere Ver- Kammermitglie­ unmittelbar nach anstaltungen waren dabei wichtige Stati- der, die ihre Gründung der onen. Die gesellschaftliche Verantwortung Praxis aus Alters- Kammer, als es da- und das Engagement der Psychothera- gründen been- rum ging, der neu- pie wurde unterschiedlich thematisiert: den und an eine en Institution eine Bedeutung der Arbeit und der Familie Nachfolgerin wei- Form zu geben, sowie wiederholt die Ökonomisierung tergeben wollen, habe ich oft von unserer Lebenswelt, besonders auch des aber auch Kol- unserer Kammer Behandlungswesen und der Psychothe- legen die einen als einer kulturel- halben Praxissitz Jürgen Hardt rapie. Mittlerweile ist auf unsere Initiative len Institution im Thomas Merz hin eine sehr aktive Arbeitsgemeinschaft abgeben möch- Gesundheitswesen gesprochen. Das hat der hessischen Heilberufekörperschaften ten und Neu-Ap- zum Teil Verwunderung, zum Teil Protest „Heilen und Helfen“ entstanden, in der probierte, die einen halben oder ganzen hervorgerufen: versteht man doch unter die verfassten freien Heilberufe gemein- Kassensitz erlangen wollen, wenden sich Kultur gemeinhin, was nicht zum Lebens- sam an die Öffentlichkeit treten, um ihrer regelmäßig auch an die Geschäftsstelle notwendigen gehört, wie Kunst, Theater gesellschaftlichen Bedeutung und ihrer der Kammer mit der Bitte um Informatio- und Museen oder gutes Benehmen, Sitte Verantwortung Ausdruck zu verleihen. nen. Sie sind häufig verunsichert durch die und Anstand und ähnliches mehr. Hessen Informationen, die sie von der Niederlas- In diesen Veranstaltungen zeigt sich, dass sungsberatung der KV erhalten haben. Dass mit Kultur etwas anderes, nämlich wir im politischen Raum aufmerksam die grundlegenden Einrichtungen unse- gehört werden, wohl weil alle für das Einige Mitglieder, die einen halben Praxissitz res gesellschaftlichen Zusammenlebens Gemeinwesen Verantwortliche wissen, abgeben wollten, haben uns berichtet, dass gemeint war, wie z. B. die solidarische zumindest ahnen, dass das diskrete Wis- ihnen von der KVH mitgeteilt worden sei, Krankenversorgung mit ihrer Ethik und sen vom Leben, das die Heilberufe in ihrer sie würden ihre Praxis ungenügend auslas- Aufgabenverteilung, daran dachten viele professionellen Tätigkeit erwerben, für die ten und könnten deshalb gar keinen halben nicht. Proteste rief diese Auffassung auch Bewältigung grundlegender gesellschaft- Sitz verkaufen. Mit dem Hinweis, dass ih- deswegen hervor, weil die von vielen un- licher Aufgaben unverzichtbar ist. Man nen ein ungenutzter hälftiger Versorgungs- geliebte Kammer, die zu allem Überfluss denke hier nur an den oft verantwortlich auftrag auch seitens der KV entzogen wer- auch noch Mitgliedsbeiträge erhob, sich gemachten menschlichen Faktor, wenn ir- den könne, sei Ihnen nahegelegt worden, ausschließlich um „Kernaufgaben“ küm- gendeine Krise zu bewältigen ist. Und wer auf den „ungenutzten“ halben Praxissitz zu mern und vielleicht noch im Geschäft könnte besser über den „menschlichen verzichten und eine entsprechende rechts- des Gesundheitsmarktes engagieren soll- Faktor“ Aufschluss geben als wir? verbindliche Verzichtserklärung zu unter- te, aber nicht darüber hinaus. schreiben. Wir können jeden Kollegen nur Die gemeinsamen Aktionen der Heilbe- warnen, dies voreilig zu tun! Setzen Sie sich Tatsächlich haben wir die Pflichtaufgaben rufekörperschaften haben den Psycholo- stattdessen bei Fragen zum Verkauf eines erfüllt und auch die Zusammenarbeit mit gischen Psychotherapeuten und den Kin- ganzen oder halben Praxissitzes direkt mit den sozialrechtlichen Institutionen läuft der- und Jugendlichenpsycho­therapeuten der Zulassungsstelle bei der KVH in Frank- sehr zufriedenstellend. Unser kulturelles in Hessen einen anerkannten Platz unter furt in Verbindung, denn rechtlich bindend Engagement ist aber auch kein Luxus, den Heilberufen verschafft. Eine Position, ist ausschließlich der Beschluss des Zulas- den wir uns als Körperschaft des öffent- die wir zu Beginn uns nicht hatten vor- sungs- bzw. des Berufungsausschusses! lichen Rechts leisten. Im Gegenteil ver- stellen können. Ich bitte Sie alle, diese pflichtet das Heilberufsgesetz die Kam- Kammerinitiativen weiter zu begleiten mern, zum Gemeinwohl beizutragen und Allgemein für den Verkauf einer Praxis und zu befördern. dazu gehört, dass wir gesellschaftliche gelten die Anforderungen an eine fortfüh- Vorgänge beobachten, uns äußern und rungsfähige und übertragbare „ganze“ psy- Ihr Jürgen Hardt einmischen. chotherapeutische Praxis laut BSG Urteil v. Präsident 29.09.1999 – Az: B 6 KA 1/99R:

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„„Besitz bzw. Mitbesitz von Praxisräumen striktive Linie gefahren und im letzten Jahr müssen. Das bedeutet, dass er spätestens „„Ankündigung von Sprechzeiten zahlreiche „hälftige Versorgungsaufträge“ in den letzten beiden Quartalen seine Pra- überwiegend problemlos erteilt. xis langsam herunterfährt und kaum noch „„Tatsächliche Entfaltung einer ärztlichen probatorische Sitzungen durchführt. Diese Tätigkeit unter den üblichen Bedingun- Auch über die Modalitäten der Praxisüber- Notwendigkeit wird i. d. R. vom ZA auch gen gabe aus Altersgründen kursieren verschie- bei der Bewertung des Praxisgeschehens „„Vorhandensein eines Patientenstamms dene Vorstellungen. Hier gibt es v. a. un- berücksichtigt. Trotzdem sind vereinzelt „„Bestehen einer Praxisinfrastruktur in terschiedliche Informationen darüber, wie KollegInnen den sichereren Weg gegangen apparativ-technischer Hinsicht groß ein Patientenstamm zum Zeitpunkt und haben für den Zeitraum ihres sukzes- des Verfahrens vor dem ZA noch sein siven Rückzuges aus der Praxis beim ZA ei- Diese Anforderungen lassen sich auf eine muss, damit es sich noch um eine fortfüh- nen Sicherstellungsassistenten beantragt. halbe Praxis nicht so ohne weiteres über- rungsfähige Praxis handelt. Es ist allgemein tragen. Einige Zulassungsausschüsse an- bekannt, dass ein Psychotherapeut, der Auch hier empfehlen wir Ihnen, sich mit derer KVen sind dazu übergegangen, eine seine Praxistätigkeit aufgeben möchte, im Ihren Fragen schon im Vorfeld an die Zu- Praxistätigkeit in einem bestimmten Um- letzten Jahr seiner Tätigkeit nur noch we- lassungsstelle zu wenden, um sich über fang oder das Vorhandensein eines zwei- nig neue Patienten annehmen kann, will er die geltenden Modalitäten zu erkundigen. ten Praxisraumes zur Voraussetzung zu nicht über den Zeitpunkt der Praxisabgabe machen. Der Zulassungsausschuss (ZA) hinaus noch Patienten weiterbehandeln Thomas Merz bei der KV Hessen hat hier bisher keine re- oder Behandlungen vorzeitig beenden Mitglied des Vorstands

„Neue Aufgaben der Psychotherapie?“ – Fachtagung der Psychotherapeutenkammer Hessen zur Kompetenz- und Befugniserweiterung der psychotherapeutischen Tätigkeit

Die Fachtagung „Neue Aufgaben der Psy- breite an möglichen Einstellungen und und bei welchen Aspekten heilkundlicher chotherapie? – Sollen Psychotherapeuten Haltungen innerhalb des Berufsstands Tätigkeit die Zusammenarbeit der ver- Hessen krankschreiben, einweisen und Psycho- zu einer eventuellen Kompetenz- und schiedenen Professionen notwendig sei. pharmaka verordnen dürfen?“ fand am 30. Befugniserweite­rung auf und machte auf- Januar 2010 in Frankfurt statt und war mit merksam, dass die Sichtweise zu Kompe- Sichtweise der Forschungsgut- rund 200 Teilnehmern gut besucht. tenz- und Befugnis­erweiterung innerhalb achter des Berufsstandes entscheidend vom Der Vormittag der Fachtagung wurde mit Psychotherapie – „Behandlung psychotherapeutischen Tätigkeitskontext zwei Hauptvorträgen ausgestaltet. Die Mo- von der Seele aus“ (etwa spezifische Patientengruppen, Praxis deration hatte Vorstandsmitglied Susanne vs. Klinik) abhängt. Kammerpräsident Jürgen Hardt wies ein- Walz-Pawlita. gangs auf das freundschaftliche Verhältnis zur Landesärztekammer hin, das auch bei Zunächst sprach Prof. Sven Barnow, Leiter der Vorbereitung dieser Tagung zum Tragen der Arbeitseinheit Klinische Psychologie gekommen sei. Zudem erinnerte Hardt und Psychotherapie des Psychologischen daran, dass es Konsens unter sämtlichen Instituts der Universität Heidelberg und Strömungen und Listen der Hessischen Mitglied der Gruppe von Wissenschaft- Psychotherapeutenkammer gab, Psycho- lern, die das Forschungsgutachten erstellt therapie bedeute die Behandlung von der haben. In dieser letztgenannten Funktion Seele aus. Damit sei auch gemeint, dass stellte er Daten aus dem Forschungsgut- Psychotherapie Patienten in die Lage ver- setzen soll, sich selbst so zu organisieren, dass sie ihr seelisches Leid bewältigen Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach bzw. lindern können. Alle Maßnahmen ei- ner Psychotherapie müssen daraufhin un- Ein freundliches Grußwort sprach der Prä- tersucht werden, inwieweit sie mit diesem sident der Landesärztekammer Hessen Dr. Ziel vereinbar seien. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach. Er betonte, dass es bei der Frage von Kompe- Den zweiten Teil der Einführung übernahm tenzen und Befugnissen von heilkundlich Vizepräsident Hans Bauer. Er spannte in Tätigen wichtig sei zu prüfen, bei welcher seinen Einführungsworten die Band- Berufsgruppe Kernkompetenzen liegen Prof. Sven Barnow

Psychotherapeutenjournal 1/2010 87 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

achten sowie die Haltungen der Gutacht- gehörigen auf berufliche Freiheit, der Pa- Forderungen, etwa zu Kompetenz- und ergruppe (in welche die Resultate aus der tienten an guter psychotherapeutischer Befugnis­erweiterungen, politisch durch- Datenauswertung eingeflossen sind) zu Versorgung sowie der Allgemeinheit an setzungsfähig stellen zu können. den Kompetenz- und Befugniserweite- effektiver sozialstaatlicher Krankenversor- rungsbereichen vor. gung und Gesundheitsvorsorge; berufs- „Eingriffe in die Lebensführung politische Gruppeninteressen dürfen den und in den Körper“ Was die Frage der Verordnung verschrei- Gesetzgeber nicht interessieren. Er könne bungspflichtiger Psychopharmaka betrifft, das PTG ändern, müsse es jedoch nicht. Der Nachmittag, moderiert vom Vorstands- so entwickelte die Gutachtergruppe eine Bei kontroversem Diskussionsstand dür- mitglied Uta Cramer-Düncher, teilte sich eher ablehnende Haltung: Befürwortet fe sich der Gesetzgeber jedoch auf gut in zwei kürzere Vorträge unter dem Motto wurde allerdings eine Erweiterung sozial- begründete Auffassungen verlassen und „Eingriff in die Lebensführung“ und zwei rechtlicher Ausbildungsmodule als Grund- er müsse unterschiedliche Meinungen Beiträge zum Motto „Eingriff in den Kör- lage zur Verschreibung von Heil- und aufnehmen, kennen lernen, beachten, per“. Hilfsmitteln (Soziotherapie, Ergotherapie, bewerten. Logopädie, Klingelmatte etc.). Barnow „Eingriff in die Lebensführung“ selbst hielt es aus seiner Erfahrung als lei- Francke plädierte dafür, die Kompetenz- – eine praxisnahe und person- tender Psychologe im stationären Bereich und Befugniserweiterung im Zusammen- zentrierte Perspektive für sinnvoll, PPs und KJPs psychopharma- hang mit Patientenversorgung und der Zunächst sprach Dirk Fiedler, Ausbilder kologische Weiterbildungen zu ermögli- Qualität der Ausbildung zu diskutieren, und Supervisor in Gesprächspsychothera- chen, um deren Stellung und Möglichkei- da diese Zusammenschau auch für den pie und in Offenbach als PP niedergelas- ten zu verbessern, Leitungsfunktionen zu Gesetzgeber relevant sein könnte. Was sen. Er verfügt über Erfahrungen gleicher- übernehmen. Was „krankschreiben“ zu die Patientenversorgung betrifft, so dürf- maßen aus ambulanter wie stationärer können betrifft, so befürwortete die Gut- ten den Gesetzgeber etwa die psycho- Psychotherapie – Sucht und Psychiatrie achtergruppe dies. Aber: Dafür müssten therapeutischen Versorgungsdefizite bei – und ist Vorsitzender des Kammeraus- rechtliche und diagnostische Aspekte stär- chronisch-psychiatrischen Patienten in- schusses für ethische Fragen und Berufs- ker in die PT-Ausbildung repräsentiert sein. teressieren. Was die Ausbildung angeht, ordnung. Er begann seine Ausführungen Was die Kompetenz- und Befugniserwei­ so zeigte Francke sich aus der Perspektive damit, dass ihm in der Vorbereitung erst Hessen terung betrifft, in stationäre Behandlung des Gesetzgebers überrascht über das einmal nur negative Auswirkungen der einweisen zu können, so ergab sich sei- Ausmaß privater Anbieter der PT-Ausbil- zur Diskussion stehenden Befugniser- tens der Gutachtergruppe eine deutliche dung z. B. im Vergleich zur Ausbildung weiterungen eingefallen seien: So wären Befürwortung. Aber: Zusatzmodule (SGB) zum Arzt. Staatlich gestaltete Ausbil- AU-Bescheinigungen verbunden mit ver- und Leitlinien müssten hierzu stärker inte- dungsstrukturen könnten vertrauensvoller mehrtem organisatorischem und bürokra- griert werden. Die deutlichste Ablehnung wirken als private. tischem Arbeitsaufwand. Mühevoll könne zeigte die Gutachtergruppe gegenüber der es auch sein, sinnvolle Arbeitsunfähigkeit Überlegung, die stationäre Unterbringung von sekundärem Krankheitsgewinn zu un- erwachsener Patienten anordnen zu kön- terscheiden. Zudem sah er u. a. die poten- nen. tielle negative Möglichkeit, dass Regress- forderungen auf den krankschreibenden Die rechtspolitische Sicht und Psychotherapeuten zukommen können. ein Appell zur Binnenkonsoli- Im Zuge einer näheren Beschäftigung ha- dierung be er jedoch positive Aspekte entdeckt. So Den zweiten Hauptvortrag des Vormittags halte er es für positiv, dass die therapeuti- hielt Robert Francke, emeritierter Pro- sche Beziehung durch die AU-Befugnis mit fessor für Öffentliches Recht am Fachbe- realer sozialer Wirksamkeit angereichert reich Rechtswissenschaft der Universität werden könnte. Auch sah er eine Chan- Prof. Robert Francke Bremen. Sein Augenmerk richtete sich als ce darin, dass durch diese Befugnis die Professionsexterner vor allem auf rechtli- Was eine mögliche Psychopharmakaver- Übertragungs- und Gegenübertragungs- che Voraussetzungen und Implikationen ordnung betrifft, so könne er sich dies Beziehung komplexer würde und differen- eventueller Kompetenz- und Befugnis­ überhaupt nur über den Weg einer fakul- ziertere Interventionen erforderlich würden erweiterungen für PP/KJP. Zunächst er- tativen Weiterbildung vorstellen, „die es – die steigende Komplexität der psycho- läuterte Francke die rechtspolitische Situ- in sich hat“ (denn diese müsse aus haf- therapeutischen Tätigkeit durch eventuelle ation: Tatsächlich dürfe der Gesetzgeber tungsrechtlichen Gründen dem Facharzt- Kompetenz- und Befugnis­erweiterungen den Beruf des PP/KJP „zuschneiden“ und standard entsprechen). Abschließend gab muss also nicht nur negativ konnotiert formen, solange er sich an folgende drei Francke dem Berufsstand den Rat, sich werden. Für die Befugnis, ins Krankhaus verfassungsrechtliche Grundlagen hält: zunächst nach innen hin zu konsolidie- einzuweisen sah Fiedler ähnlich positive das geschützte Interesse der Berufsan- ren, um dann mit der nötigen Fundierung Effekte.

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„Eingriff in die Lebensführung“ Wenngleich die Abstinenzproblematik sich on einer Weiterbildung in Psychopharma- – Auswirkungen auf das thera- im Rahmen dieses Diskurses aus ana- kologie für PP/KJP aus. peutische Bündnis lytischer Sicht verschärft stelle und die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung „Eingriff in den Körper“ – bio- Dr. Hans-Peter Hartmann, Privatdozent, (DPV) alle Kompetenz- und Befugniser- logisch, imaginativ und symbo- Psychoanalytiker und ärztlicher Direktor weiterungsansinnen ablehne und die, so lisch betrachtet des psychiatrischen Krankenhauses des thematisierte Hartmann doch, warum es Vitos Klinikums Heppenheim, erinnerte Rolf-Peter Warsitz, Psychiater, Psycho- so viele Widerstände bei den Therapeuten zur Einführung seines Beitrags an die un- analytiker und ärztlicher Psychotherapeut, gebe, die konkreten Lebensumstände der terschiedliche berufliche Sozialisation von zudem Professor für Theorie, Empirie und Patienten zum Gegenstand therapeuti- Psychologen und Ärzten: Mediziner wür- Methoden der Sozialen Therapie an der scher Interventionen zu machen. den von Anfang an zum Handeln, zum „wo Universität Kassel, stellte zu Beginn seiner hinein stechen“ ausgebildet; Psychologen Ausführungen die Frage, in welchen Körper entwickelten in ihrer Berufsqualifikation im „Eingriff in den Körper“ – von eigentlich bei der Applikation von Psycho- Vordergrund die Kompetenz, zu verstehen Placebotherapien und Absetz- pharmaka eingegriffen werde? Ausgehend – und nicht zu handeln. rechten… von seiner Unterscheidung zwischen dem Harald Rau, außerplanmäßiger Professor biologischen, dem imaginativen und dem an der Universität Tübingen sowie Vor- symbolischen Körper könne die Medika- standsvorsitzender der Zieglerschen An- mentenverabreichung etwa als eine die stalten Wilhelmsdorf, rekurrierte auf den imaginierte Patienten-Behandler-Einheit Trend der Biologisierung der Psychopa- lösende Intervention verstanden werden. thologie am Beispiel der Stoffwechseler- krankungshypothese der Depression. Rau Aus seiner langjährigen psychotherapeu- gab zu bedenken, dass PPs im Falle der tischen Erfahrung als Arzt sprach sich Verschreibungsbefugnis von Psychophar- Warsitz gerade bei der Behandlung so ge- maka wie Ärzte die Tür von Pharmavertre- nannter früher Störungen für eine strikte „Trennung der Sphären“ aus – also Psy- Uta Cramer-Düncher, Dr. Hans-Peter tern „eingerannt bekommen“ könnten, die chotherapie und Medikamentengabe nicht

Hartmann alle anhand einfacher Ursache-Wirkungs- Hessen Modellen versuchen würden, diese Hy- in Personalunion durchzuführen. Nur so Bezüglich Krankschreibungsbefugnis über- pothese „an den Mann“ zu bringen: Wie könne der trianguläre Rahmen auf eine legte Hartmann, was deren Gewährung bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes Art und Weise aufgespannt werden, die es oder Verweigerung für das therapeutische nun einmal Insulin dem Körper zugeführt ermöglicht, diesen mit Patienten mit frü- Bündnis bedeuten könnte. Bei Verweige- werden muss, so bei der Depression die hen Störungen benigne zu thematisieren rung könne es seitens des Patienten zu antidepressive Substanz. Und da man als und aufzuarbeiten. einem Erleben von Zurückweisung und im PP eben auch nur Mensch sei und es sich Stich gelassen werden kommen – oder deshalb auch mal gerne leicht mache, kön- Abschließend plädierte er, die Psycho- gar zum Abbruch der Behandlung führen. ne man der Verführung dieser Hypothese pharmakaapplikation nur durch erfahrene Zudem müsse genau erkundet werden, ob auch unterliegen und auch mal schneller Psychiater bzw. Fachärzte für Psychiatrie die Gewährung der Krankschreibung nicht „den Rezeptblock zücken“. durchführen zu lassen – weder durch an- Rückzugsverhalten unterstützt (und damit dere Organmediziner, noch durch Haus- etwa Angststörungen verstärkt) oder mali- ärzte. gnen Regressionstendenzen dient. In Kri- Rau legte Studienbefunde zu der Wirk- vor, die gro- sen könne andererseits eine Gewährung samkeit von Antidepressiva Plenum und abschließende ßen Zweifel an deren therapeutischer für den Patienten Stabilisierung bedeuten Anmerkungen und Haltefunktion des Therapeuten ver- Nützlichkeit im Vergleich zu verschiede- mitteln; der Therapeut könne zudem als nen Placebobedingungen wachriefen. Rau In einem abschließenden Plenum, mo- Solidarpartner im gemeinsamen Kampf fragte deshalb provokant: „Warum wollen deriert von Vorstandsmitglied Dr. Ulrich gegen widrige Lebensumstände erlebt wir einen so großen berufspolitischen Auf- Müller, äußerte Jürgen Hardt, dass es in werden. stand machen, um Zugang zu einer Pla- der Psychotherapie immer um Bedeu- cebotherapie zu bekommen?!“ Ein uner- tungsprozesse gehe; eine Erweiterung Bezüglich der Krankenhauseinweisungs- wartetes Pro-Argument von ihm war: Um der Befugnisse und Kompetenzen stelle befugnis argumentierte Hartmann, dass (neben dem Verordnungsrecht auch) das somit auch eine Bedeutungserweiterung auf Grundlage des strukturellen Niveaus Absetzrecht von psychoaktiven Substan- dar. In mehreren Redebeiträgen aus dem des Patienten (operationalisiert etwa ge- zen zu bekommen – denn nicht wenige Publikum wurde angeregt, getrennte Re- mäß OPD in gut, mäßig, gering, desinteg- Patienten würden oft mit abenteuerlichen gelungen für den ambulanten und statio- riert) eine differentielle Anwendung dieser Medikamentencocktails versorgt werden. nären Bereich zu entwickeln. Auch wurde Befugnis sinnvoll erscheint. Rau sprach sich abschließend für die Opti- seitens des Publikums empfohlen, mul-

Psychotherapeutenjournal 1/2010 89 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

tidisziplinäre Kooperationskompetenzen auf fachlich-inhaltlich hohem Niveau statt. Einführungstexte und Powerpointpräsenta- zu stärken anstelle von Befugniskompe- Die Diskussionskultur war anregend, fach- tionen der meisten Vorträge sind auf www. tenzen. lich getragen und fand in Respekt und ptk-hessen.de/ptj eingestellt. Eine Doku- Wertschätzung statt. Die starke Resonanz mentation der Fachtagung mit sämtlichen Insgesamt betrachtet kann die Veranstal- der Veranstaltung machte die große Be- Beiträgen in Printform ist geplant.) tung als ein großer Erfolg gewertet wer- deutung des Themas der Fachtagung im den. Die Vorträge fanden durchgehend Berufsstand deutlich. (Die vollständigen Dr. Matthias Ochs

Bezahlung für angestellte PP und KJP – Licht am Ende des Tunnels?

Die Psychotherapeutenkammer Hessen hat TVöD) eingestuft . PP kommen im BAT gen, in einem Konzerntarifvertrag die Ein- mich gebeten, etwas über die besondere nicht vor . Deshalb werden sie in der Regel gruppierung für PP und KJP vergleichbar Gemengelage bei der Bezahlung von PP, ebenso wie Diplom-Psychologinnen ein- dem ärztlichen Dienst durchzusetzen und KJP und PiA aus der Sicht eines Betriebsra- gestuft. Bei KJP stellt sich die Situation, falls gleichzeitig eine Bezahlung der PiA von tes und Mitgliedes der Bundesfachkommis- sie kein Hochschulstudium absolviert haben, über 1460,00 € im Monat zu vereinbaren. sion Psychologische Psychotherapeutinnen etwas anders dar. Im BAT sind die „Psych- Die Erfahrung hat jedoch auch gelehrt, und Kinder- und Jugendlichenpsychothera- agogen“ erwähnt. In Anlehnung daran kön- dass wir unsere Interessen in Häusern mit peutinnen von ver.di zu sagen. Ich bedanke nen KJP nach BAT III (EG 11 TVöD bzw . S einem sehr geringen Organisationsgrad in mich ganz herzlich für die Anfrage und grei- 17 SuE) eingeordnet werden. der Regel nicht durchsetzen können. fe diese Anregung gerne auf. Die Bundesfachkommission der PP und Wir werden unsere berechtigten Forderun- Am 1. Oktober 2005 trat nach langen Ver- der KJP vertritt den Standpunkt, dass PP gen nach einer angemessenen Bezahlung handlungen zwischen ver.di (vereinte Dienst- und KJP wegen ihrer hohen Qualifikati- aber nur erfolgreich vertreten können, wenn leistungsgewerkschaft, Zusammenschluss on, die sich auch in der Approbation aus- auch PP, KJP und PiA bereit sind, sich für ih- mehrere Gewerkschaften im DGB) und den drückt, in die EG 15 des TVöD eingrup- re Interessen – auch über die Gewerkschaf- Arbeitgeberinnen das neue Tarifrecht für den piert werden müssen. Diese Forderung ten – einzusetzen. Fragen der Bezahlung öffentlichen Dienst, der TVöD, in Kraft. Der wird in die für die Beschlussfassung über sind als Tariffragen immer auch Machtfra- Hessen TVöD löste den alten Bundesangestellten- Tarifforderungen zuständigen Tarifkommis- gen. Das war im Kapitalismus, der einfach tarifvertrag (BAT) ab. Die Verhandlungen sionen eingebracht. Sollten die Arbeitge- so funktioniert, schon immer so. (Gekürzte über das geplante neue Eingruppierungs- berinnen weiter die Verhandlungen über Fassung. Den vollständigen, ausführlicheren recht im TVöD, welches die Bezahlung der eine neue Entgeltordnung verweigern, wird und differenzierteren Text erhalten Sie beim unterschiedlichen Berufsgruppen festlegen ver.di versuchen, die PP und die KJP als Autor oder unter www.ptk-hessen.de/ptj.) soll, treten aber auf der Stelle. Bis zu einer neue Berufsgruppen in die bestehenden Einigung gilt für die Einstufung als Grund- Eingruppierungsvorschriften mit einer Ein- Michael Gutberlet lage der Bezahlung der alte BAT weiter. stufung in EG 15 aufzunehmen. Betriebsratsvorsitzender Vitos Klinik Eine Diplom-Psychologin wird also weiter Rehberg, PP und KJP, als „wissenschaftliche Angestellte“ bei einem Bei den Damp-Kliniken ist es auf Grund Austraße 40, 35745 Herborn, kommunalen Arbeitgeber in BAT II (EG 13 eines hohen Organisationsgrades gelun- [email protected]

Rubriken

Termine „„6 . November 2010: Fachtagung Redaktion „Neue Medien und Psychotherapie“, Hessische Kammerseiten: „„16 . – 17 . April 2010, Delegiertenver- Roncalli-Haus, 65185 Wiesbaden, Fried- sammlung, Heppenheim, Hotel am Uta Cramer-Düncher, Stefan Baier richstraße 26-28. Bruchsee. E-Mail: [email protected] Hessenseiten des Psychotherapeutenjour- „„18 . und 19 . Juni 2010: Gemeinsame Ergänzende Angaben zu Beiträgen nals im Internet: www.ptk-hessen.de/ptj Fachtagung mit der LÄK Hessen: und Termine unter: www .ptk-hessen . „Stiefkinder der psychotherapeutischen de/ptj . Versorgung – ältere Menschen, psycho- Geschäftsstelle somatisch Erkrankte, psychisch chro- Gedenken Gutenbergplatz 1 nisch Erkrankte, Migranten, Kinder und Wir gedenken unserer verstorbenen 65187 Wiesbaden Tel 0611. 53168 0 Jugendliche“; Frankfurt, Haus am Dom. Kollegin: Dipl.-Psych. Simone Malz, Fax 0611. 53168 29 „„29 . – 30 . Oktober, Delegiertenver- Mainhausen, geb. 17.12.1970, gest. E-Mail: [email protected] sammlung, Wiesbaden, Hotel Oranien. 01.12.2009. Internet: www.ptk-hessen.de

90 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen

Liebe Kolleginnen und gen, die außerhalb Niedersachsens leben haltlichen Arbeit, den Texten und Worten Kollegen, und trotzdem diese Texte lesen möchten, sowie allen Taten bedurfte es eines Iden- können die Beilage auf unserer Homepage tifikationsmerkmals, eben eines echten Er- finden. scheinungsbildes. Gemäß unserem Selbst- wenn Sie dieses Heft in den Händen hal- verständnis sollte unser Erscheinungsbild ten, gibt es bereits eine neue Zusammen- Sie werden diese Seite möglicherweise gar nicht – wie bisher – in den Hintergrund setzung der Kammerversammlung der nicht sofort gefunden haben bzw. sie nicht treten, sondern Vordergrund sein und sich PKN, die Sie durch Ihre Wahl bestimmt sofort als „niedersächsisch“ erkannt haben, auch in Konkurrenz zu anderen „Marken“ haben. Mit dieser neuen Zusammenset- denn zeitgleich mit dieser Ausgabe ändert positiv abheben. Dabei war es uns wichtig, zung – die Sie sich auf unserer Homepage sich nun auch das gesamte Erscheinungs- nichts Gegenständliches darzustellen, was ansehen können – wird eine Art Generati- bild der PKN: anstelle des gewohnten vielleicht ablenkt oder gar unerwünschte onswechsel verbunden sein, da viele Kol- blassen Blaugraus tritt jetzt ein tiefes und Assoziationen weckt. Unser neues Logo leginnen und Kollegen, die die Kammerar- sattes Rot, kombiniert mit einem grauen macht hoffentlich deutlich, dass uns all das beit seit Gründung der PKN im Jahr 2000 Schriftzug. Das Logo selbst besteht aus gelungen ist! mitgestaltet haben, nicht wieder kandidiert einer oben rechts abgerundeten roten haben. Einen offiziellen und vielleicht auch Fläche mit den Buchstaben „pkn“, unserer Mit der Einführung des neuen Logos wer- ein wenig festlichen Rahmen wird die- Abkürzung für unsere Kammer. den ab sofort die Layouts aller PKN-Medi- ser Wechsel am 24.04.2010 bekommen, en geändert. Sie werden das Resultat nicht wenn die alten und neuen Kammerver- Die Entwicklung eines Logos für die PKN nur im Internet sehen können, sondern bei sammlungsmitglieder nach der Wahl des ist notwendig geworden, da wir immer jeder schriftlichen Korrespondenz mit Ihrer neuen Vorstands und der Bildung der Aus- häufiger in Medien und in der Öffent- Kammer. schüsse zusammenkommen – auch dar- lichkeit aufgetreten sind, ohne wirklich in über wird unsere Homepage Sie zeitnah „Erscheinung“ zu treten. Neben all der in- Ihr PKN-Vorstand informieren. Niedersachsen

Dieser Wechsel und die Tatsache, dass die PKN jetzt 10 Jahre existiert, ist auch Anlass für einen Rückblick aus der ganz persönlichen Sicht der Vorstandsmitglie- der und der Vorsitzenden der Ausschüsse, die Ihnen einen Blick ermöglichen auf die Erwartungen, Hoffnungen, Erfolge, Misser- folge, Enttäuschungen, die mit der Kam- merarbeit in der Vergangenheit verbunden sind. Sie finden diese Texte als Beilage in diesem Heft.

Die Beilage ist nur in den in Niedersachsen ausgelieferten Heften enthalten. Diejeni-

Geschäftsstelle Tel.: 0511/850304-30 Sprechzeiten für Fragen zur Akkreditierung: Fax: 0511/850304-44 Mi. + Do. 09:00 – 11:30 Uhr Psychotherapeutenkammer Sprechzeiten allgemein: Mail-Anschrift: [email protected] Niedersachsen Roscherstr. 12 Mo, Mi, Do, Fr 09.00 – 11.30 Uhr Mail-Anschrift für Fragen zur Akkreditie- 30161 Hannover Mo, Di, Mi, Do 13.30 – 15.00 Uhr rung: [email protected] Internet: www.pknds.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 91 Mitteilungen der Psychotherapeuten- kammer Nordrhein-Westfalen

Kammerversammlung am 4. Dezember 2009 in Dortmund

Auf Bundesebene haben wir jetzt die gleiche Regierungskoalition wie in NRW, stellte Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW, auf der Kammerversammlung am 4. Dezember 2009 in Dortmund fest. In ihrer gesund- heitspolitischen Einleitung berichtete sie darüber, dass auch die schwarz-gelbe Bun- desregierung selbstverständlich eine große Reform angekündigt habe, mit der die Ein- nahmen- wie Ausgabenprobleme der ge- setzlichen Krankenversicherung dauerhaft gelöst werden sollen. Doch niemand wis- se, wie schnell diese Reform komme und wie sie aussehen werde. „Zurzeit folgt auf jede Äußerung des Gesundheitsministers Kammerversammlung oder seiner Staatssekretäre eine Meldung aus Bayern. Man kann fast den Eindruck nen uns deshalb nicht darauf verlassen, bleme der gesetzlichen Krankenversi- bekommen, die CSU sei die eigentliche dass wir von der stärkeren Orientierung cherung konzentrieren. Die gesetzliche gesundheitspolitische Oppositionspartei“, der schwarz-gelben Bundesregierung Krankenversicherung müsse an das ver- kommentierte Präsidentin Konitzer die an den Interessen der Ärzte, Apotheker änderte Krankheitsspektrum angepasst gesundheitspolitischen Zwistigkeiten, die und Zahnärzte automatisch profitieren“, werden. Der demographische Wandel bereits die ersten Wochen der neuen Bun- warnte die Präsidentin. Angekündigt sei- und die hohen psychischen Belastungen desregierung prägten. Auch der nordrhein- en im Koalitionsvertrag eine Überprü- einer modernen Dienstleistungsgesell- Westfalen Nordrhein- westfälische Gesundheitsminister Karl- fung der Honorarreform und eine stär- schaft erforderten eine Umgestaltung Josef Laumann habe bereits vernehmlich kere Regionalisierung der Vergütung im des Leistungskatalogs der gesetzlichen seinen Widerstand gegen einige Pläne des niedergelassenen Bereich. „Die Psycho- Krankenkassen. „Der Anteil psychischer FDP-Gesundheitsministers angekündigt. therapeutenkammer NRW wird genau Erkrankungen an Krankheitstagen und darauf achten, dass dabei nicht psycho- Frühverrentungen steigt ständig, wie zu- Koalitionsvertrag ohne therapeutische Honorare angetastet wer- letzt der AOK-Report wieder zeigte“, be- Psychotherapeuten den“, hob Konitzer hervor. Außerdem sei tonte Konitzer. Im Koalitionsvertrag fehl- „Psychotherapeuten kommen im Koali- das Psychotherapeutengesetz bis heute ten aber vollständig die Hinweise darauf, tionsvertrag nicht vor“, kritisierte Konit- nicht im Krankenhaus angekommen. Die dass diese neuen Herausforderungen von zer. Zwar gelte im SGB V die juristische Gleichstellung von Psychotherapeuten der neuen Bundesregierung überhaupt Regel, dass mit Vertragsärzten auch im- und Ärzten in Leitungsfunktionen sei erkannt würden. Schon jetzt bestehe eine mer Psychotherapeuten gemeint seien. deshalb einer der Schwerpunkte des gravierende Unterversorgung psychisch, Aber bei Themen wie z. B. Honorarstei- NRW-Vorstandes in dieser Wahlperiode psychosomatisch und chronisch kranker gerung, Gesellschafter in Medizinischen der Kammerversammlung. Menschen. Lange Wartezeiten und damit Versorgungszentren oder Beteiligung der Rationierung seien für psychisch Kran- Unterversorgung psychischer ke Versorgungsalltag. „Psychisch Kranke Selbstverwaltung ständen Psychothera- Krankheiten peuten oft in Konkurrenz zu den ärztli- brauchen endlich eine ausreichende Ver- chen Lobbyisten und würden von ihnen Die neue Bundesregierung könne sich sorgung in der gesetzlichen Krankenversi- nicht ausreichend vertreten. „Wir kön- nicht allein auf die Finanzierungspro- cherung“, forderte die NRW-Präsidentin.

92 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Nordrhein-Westfalen

G-BA blockiert bessere therapie muss selbst getragen werden. fundiert und detailliert, zeige Respekt vor ­Versorgung von Kindern und Oder, wie früher in der Kostenerstattung: den Gemeinsamkeiten und Unterschieden Jugendlichen Nur ein Teil der Kosten einer Sitzung wird der Verfahren, gehe vom aktuellen Stand gezahlt, z. B. das 1,0-fache der GOÄ.“ Wer der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus „Die Unterversorgung bei Kindern und den Leistungskatalog der gesetzlichen und argumentiere auf der Basis metho- Jugendlichen ist nicht akzeptabel, weil Krankenversicherung kappe, gefährde die disch und empirisch gut belegter Daten. die Gesetzeslage längst eine Entlastung Versorgung der Patienten mit den medi- Sie betone die Notwendigkeit vielfältiger ermöglicht!“ stellte die Präsidentin der zinisch notwendigen Behandlungen. Der therapeutischer Angebote, äußere sich Psychotherapeutenkammer NRW fest und medizinische Fortschritt käme nicht mehr nur zu den gestellten Fragen und wider- kritisierte scharf die Blockade der Min- allen Versicherten zugute. Sorgen müssten stehe der Versuchung, sich grundsätzlich destquote für Kinder- und Jugendlichen- sich Versicherte machen, die kein durch- zu äußern. Entscheidend für die Psycho- psychotherapie durch den Gemeinsamen schnittliches Einkommen haben und nicht Bundesausschuss (G-BA). Die beschlosse- bei bester Gesundheit sind. Denn die ne Richtlinie für die Umsetzung des GKV- Konsequenzen solcher Modelle lägen auf OrgWG, die nicht der Intention und dem der Hand: Auf ausreichende Versorgung Wortlaut des Gesetzes entspräche, schade könnten dann nur noch Patienten hoffen, vor allem psychisch kranken Kindern und die sich die Prämien für eine Zusatzversi- Jugendlichen, die auch 2010 monatelang cherung leisten oder die die Kosten selber auf einen Behandlungsplatz warten müss- tragen können, die von den gesetzlichen ten. Die gravierende Unterversorgung ver- Krankenversicherungen nicht gedeckt ringere sich kaum. „Die Kammer fürchtet, werden. „Patienten darf eine notwendi- dass sich 2010 nur 40 bis 50 Psychothe- ge Behandlung jedoch nicht vorenthalten rapeuten in NRW zusätzlich niederlassen werden, weil sie über keine finanziellen können, die Kinder und Jugendliche be- Mittel verfügen“, forderte die Kammerprä- handeln. Das Gesetz hatte vorgesehen, sidentin. Für diese sozialpolitischen Min- dass sechs- bis siebenmal so viele neue deststandards werde sie sich vehement Praxissitze geschaffen werden“, rechne- einsetzen. Präsidentin Monika Konitzer te Konitzer vor. Die Kammer habe nichts therapeutenkammer NRW sei, dass alle unversucht gelassen, um diese willkürliche G-BA überprüft Psychotherapie Verknappung der Behandlungskapazitäten wissenschaftlich-anerkannten Verfahren zu verhindern. „Wir werden die Unterver- Hermann Schürmann, Vizepräsident der für die Versorgung von psychisch Kranken sorgung von psychisch kranken Kindern Psychotherapeutenkammer NRW, begrüß- in der gesetzlichen Krankenversicherung und Jugendlichen auch im kommenden te die Stellungnahme der Bundespsycho- verfügbar sein müssen. Die Kammer sehe NRW-Landtagswahlkampf zum Thema therapeutenkammer (BPtK) zur Über- sich verpflichtet, sich für alle diese Verfah- machen.“ prüfung der Richtlinienverfahren durch ren gleichermaßen einzusetzen und sich den G-BA. Die BPtK-Stellungnahme sei „überparteilich“ zu positionieren. Das Medizinisch-Notwendige

muss für alle bezahlbar bleiben Westfalen Nordrhein- Unter der Überschrift „Wahl- und Entschei- dungsspielräume“ fände sich im neuen Koalitionsvertrag auch der Hinweis, den Leistungskatalog der gesetzlichen Kranken- versicherung künftig flexibler zu gestalten. „Verbirgt sich dahinter das Konzept einer Grund- und Zusatzversorgung oder eines Teil- und Vollkaskomodells?“ fragte Konit- zer kritisch nach. Dafür spreche, dass die schwarz-gelbe Regierung prüfen wolle, ob sich das Festbetragsmodell aus dem Arz- neimittelbereich auf andere Leistungsbe- reiche übertragen lasse. „Wir kennen das aus der privaten Krankenversicherung“, warnte die Kammerpräsidentin. „20 Stun- den Psychotherapie werden bezahlt, den Rest muss der Patient selber tragen. Oder: Psychopharmaka werden bezahlt, Psycho- Vorstand der Psychotherapeutenkammer NRW

Psychotherapeutenjournal 1/2010 93 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Operationen- und Prozeduren- Fraktionen Analytiker, Bündnis KJP und Ko- Schlüssel 2010 operative Liste eingebracht.

Schürmann berichtete über die Entwick- Prüfung des Erwerbs einer lung des neuen Operationen- und Proze- Immobilie duren-Schlüssels (OPS), der die Grundlage des zukünftigen Entgeltsystems für psych- Die Kammerversammlung diskutierte, ob iatrische und psychosomatische Kranken- der Haushaltsüberschuss 2008 für den häuser sei. Das neue Entgeltsystem werde Erwerb einer Immobilie für die Geschäfts- ab 2013 schrittweise eingeführt. Ziel des stelle der PTK NRW verwendet werden OPS sei gleiches Geld für gleiche Leistung. soll. Die Fraktionen VPP, QdM und OWL Um Psychotherapie im Krankenhaus sicht- argumentierten, der Immobilien- wie auch barer zu machen, habe die BPtK insbeson- der Kapitalmarkt stellten sich so günstig dere mehr Transparenz im neuen Entgelt- wie nie zuvor dar. Die Kooperative Liste system gefordert. Dies ließe sich dadurch wandte ein, dass über einen Immobilie- Hermann Schürmann erreichen, dass Einzelleistungen statt Kom- nerwerb nicht aufgrund der vorliegenden plexpauschalen und damit Psychotherapie nachzulesen sind. Dazu gehören insbeson- Informationen entschieden werden könne. ausdrücklich erfasst werden. Außerdem for- dere eine Stellungnahme zur Kinder- und Dem folgte die Kammerversammlung und dere die BPtK, dass zwischen unterschied- Jugendpsychiatrie im Landtag NRW und beschloss, die Möglichkeit eines Immobi- lichen Behandlungssettings differenziert der Relaunch der Homepage, die seit dem lienerwerbs vom Finanzausschuss prüfen und erhöhter Aufwand zusätzlich codiert 4. Januar online geschaltet ist. zu lassen. wird. Damit können personenzentrierte komplexe Behandlungskonzepte besser Haushalt Befreiung von der abgebildet werden. Die Forderungen sind Beitragspflicht im OPS 2010 weitgehend erfüllt: Die Kammerversammlung entlastete den Vorstand für das Geschäftsjahr 2008 und Die Fraktionen Kooperative Liste und Analytiker beantragten, dass Mitglieder, „„nicht jeder Handschlag muss erfasst genehmigte den Haushaltsplan für das die jedwede Erwerbstätigkeit endgültig werden, sondern nur Leistungen, die Jahr 2010. Schürmann berichtete, dass aufgegeben haben, sich von der Beitrags- mindestens 25 Minuten dauern, 2008 ein Überschuss von rund 400.000 Euro erwirtschaftet wurde, für den es ein- pflicht befreien lassen können. Dies sollte „„je Patient und Berufsgruppe erfolgt nur malige Gründe gebe: Das Aufkommen aus möglich sein, wenn die Erwerbstätigkeit eine Codierung pro Woche, in der alle Kammerbeiträgen sei höher als erwartet, mit dem 65. Lebensjahr oder aus Krank- Leistungen summiert sind, Stellenbesetzungen nicht zu realisieren heitsgründen endgültig aufgegeben wor- „„es wird dokumentiert, was für Leistun- und die BPtK-Umlage niedriger als veran- den ist. Das Ende der Erwerbstätigkeit sei gen erbracht werden (z. B. Einzel- und schlagt gewesen. Der Überschuss 2008 gegebenenfalls glaubhaft zu machen. Die Gruppenangebote) und wird nach dem Votum der Kammerver- Befürworter dieser Regelung argumentier- „„wer die Leistungen erbringt (Ärzte, Psy- sammlung für die allgemeine Rücklage ten, dass eine solche Regelung eine un- chologen, „Spezialtherapeuten“, Pflege- sowie zwei zweckgebundene Rücklagen bürokratische Lösung für ältere Mitglieder Westfalen Nordrhein- kräfte). („Telematik und EDV“, „Kammerwahl mit geringen Einkommen ermögliche. Die 2014“) verwendet. Der Haushaltsplan 2010 Kammerversammlung lehnte eine solche Dass im bisherigen OPS bisher noch von sieht Erträge und Aufwendungen von 2,6 Befreiung von der Beitragspflicht jedoch „Psychologen“ statt von „Psychotherapeu- Millionen Euro vor. Einsparungen erfolgten mehrheitlich ab. Die Härtefallregelung, die ten“ die Rede ist, sei mehr als ein seman- bei Personalkosten und Beratungskosten. eine Prüfung der Einkommenssituation tischer Lapsus, der unbedingt korrigiert Die Psychotherapeutenkammer NRW hat vorsieht, sei ausreichend. werden müsste. Außerdem müssten auch inzwischen 7.552 Mitglieder. Der durch- die Leistungen von Psychotherapeuten in schnittliche Beitrag beträgt 319 Euro. Beitragssenkung Ausbildung erfasst werden. Die Leitung der Die Fraktionen VPP, QdM, OWL beantrag- Behandlung, die bisher nur durch Fachärz- Prüfung einkommensab­ ten, den Haushaltsüberschuss 2008 zum te erfolgen könne, müsse auch für Psycho- hängiger Kammerbeiträge Anlass zu nehmen, die Kammerbeiträge therapeuten möglich werden. Die Kammerversammlung beauftragte zukünftig um rund 50 Euro zu senken. den Vorstand, Möglichkeiten für ein ein- Hermann Schürmann wies als Vorstands- Weitere Schwerpunkte der kommensabhängiges Beitragssystem zu verantwortlicher erneut darauf hin, dass Vorstandsarbeit prüfen, da ein fester Beitrag unabhängig die Haushaltsüberschüsse durch einma- Die Psychotherapeutenkammer erledigte von der wirtschaftlichen Leistungskraft lige Gründe entstanden seien. Die Kam- darüber hinaus umfangreiche Aufgaben, Mitglieder mit geringerem Einkommen merversammlung lehnte den Antrag auf die im schriftlichen Bericht des Vorstandes benachteilige. Der Antrag wurde von den Beitragssenkung mehrheitlich ab.

94 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Nordrhein-Westfalen

Aufwandsentschädigungen für merversammlung lehnte den Antrag Richtlinienverfahren von den Landesbehör- den Vorstand mehrheitlich ab. den zur vertieften Ausbildung zugelassen sind oder werden, ermöglicht wird. Die Fraktionen VPP, QdM, OWL bean- Weitere Beschlüsse der tragten, die Aufwandsentschädigungen Kammerversammlung Gesundheitspolitische Prüfsteine für den Vorstand auf die Gesamtauf- Ausbildung in Nichtrichtlinien­ wandsentschädigungen der Amtsperi- Die Fraktionen VPP, QdM, OWL beantrag- verfahren ode 2005 bis 2009 zu begrenzen. Da ten, den Kammervorstand damit zu beauf- der neue Vorstand von fünf auf sieben Die Kammerversammlung beschloss mehr- tragen, einen Fragenkatalog zu gesund- Mitglieder vergrößert worden ist, hätte heitlich, durch geeignete Maßnahmen ge- heitspolitischen Positionen zu erstellen. dies eine Absenkung der Aufwands- genüber dem zuständigen Ministerium dar- Die Reaktionen und Antworten der Par- entschädigungen für jedes einzelne auf hinzuwirken, dass die Ausbildung in den teien seien den Kammerangehörigen be- Vorstandsmitglied bedeutet. Die Kam- Psychotherapieverfahren, die neben den kannt zu machen. Die Kammerversamm- lung lehnte den Antrag mehrheitlich ab.

Gesundheit im interkulturellen Kontext – Referat Dr. Ali Kemal Gün

Dr. Ali Kemal Gün, Integrationsbeauftrag- „„höhere Raten von Infektionskrankheiten, nommen wird. Ärzte würden zwar häufig ter an der Kölner Klinik für Psychiatrie und Störungen im Magen-Darm-Bereich, wegen somatoformer Störungen aufge- Psychotherapie des Landschaftsverbands „„höhere Raten von Erkrankungen des sucht, psychische und psychosomati- Rheinland, beschrieb die Gründe, die dazu Stütz- und Bewegungsapparates, sche Probleme blieben dennoch meist führen, dass Migranten häufiger erkranken unerkannt oder werden einfach nicht „„höhere Raten von Arbeitsunfällen, Un- und seltener auf die Angebote des deut- mitgeteilt. Gün kritisierte, dass zahlrei- fällen im häuslichen Bereich sowie von schen Gesundheitssystems zurückgreifen. che Barrieren bestünden, die eine aus- Verkehrsunfällen, reichende und sachgerechte Versorgung „„frühzeitiger auftretende chronische von Zuwanderern erschweren: Krankheiten, „„häufigeres Aufsuchen gynäkologischer „„mangelnde Informationen über das be- Notfallambulanzen, stehende Angebots- und Versorgungs- „„doppelt so häufiges Auftreten von system, Schmerzsymptomen bei Ausländerin- „„Sprach- und Verständnisbarrieren, nen als bei deutschen Patientinnen, „„fehlende mutter- bzw. fremdsprachige „„stärkere Betroffenheit von Arbeitslo- Fachkräfte, sigkeit. Bei ausländischen Arbeitslosen „„ zeigt sich eine weit stärkere Konzentra- kulturelle und religiöse Hemmnisse, tion von gesundheitlichen Belastungen „„geschlechtspezifische Hemmnisse, Westfalen

als bei anderen Bevölkerungsgruppen Nordrhein- „„mangelhafte interkulturelle Kompetenz Dr. Ali Kemal Gün und der Fachkräfte, Er beschrieb zunächst die Geschichte der „„ausländische Arbeiter sind bereits im Al- „„Misstrauen gegenüber den Repräsen- Arbeitsmigration in Deutschland, die mit ter von 40-50 Jahren (zehn Jahre früher tanten der dominanten Mehrheitsge- den ersten „Gastarbeitern“ aus Italien, der als ihre deutschen Kollegen) von Invali- sellschaft, Türkei und Jugoslawien in den fünfziger und dität betroffen. sechziger Jahren begann. Anders als geplant „„nicht-ganzheitlicher Problemlösungsan- wurden aus den Arbeitskräften, die zunächst Gün berichtet, dass Migranten bei psy- satz, über eine begrenzte Aufenthaltserlaubnis chischen Problemen häufig erst sehr „„mangelnde Integration von beiden Sei- verfügten, bald Mitbürger, die dauerhaft in spät fachliche Hilfe in Anspruch nehmen, ten, Deutschland gebraucht wurden. Gün be- da sie oftmals im Vorfeld versuchen, ih- richtete, dass Migranten im Vergleich zu re Probleme im Familien-, Verwandten- „„zu sehr auf die Mittelschicht orientierter Deutschen größeren Krankheitsrisiken aus- oder Bekanntenkreis zu lösen. In der Therapie- und Beratungsansatz, gesetzt sind. Migranten hätten: Primärversorgung würden ihre Probleme „„Angst vor aufenthaltsrechtlichen bzw. nicht bzw. sehr spät erkannt, sodass die ausländerrechtlichen Folgen oder Kon- „„höhere Raten von Totgeburten, Säug- Erkrankungen oft bereits einen chroni- sequenzen (z. B. bei dem Verstoß Dro- lings-, Kleinkinder- und Müttersterblich- schen Verlauf angenommen haben, be- genabhängiger gegen das Betäubungs- keit, vor professionelle Hilfe in Anspruch ge- mittel-Gesetz).

Psychotherapeutenjournal 1/2010 95 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Achtung! Unseriöse Adressbuchverlage

Aus aktuellem Anlass weist die Psycho- Anfragen therapeutenkammer NRW darauf hin, Beratung am Telefon Fortbildungsakkreditierung dass immer wieder Adressbuchverlage Mo – Do: 13.00-15.00 Uhr Kammerangehörige anschreiben und um Berufsrechtliche Telefon 0211 / 52 28 47 26 Aktualisierung ihres Eintrags in einem Psy- Beratung durch einen Juristen chotherapeutenverzeichnis bitten. Dabei Mi :. 14.00-15.00 Uhr Anfragen wird der Eindruck erweckt, als ob es sich Telefon 0211 / 52 28 47 27 Fortbildungskonto nur um die Fortführung eines kostenlosen Mitgliederberatung Mo – Do: 13.00-15.00 Uhr Eintrages handelt. Im Kleingedruckten fin- durch den Vorstand Telefon 0211 / 52 28 47 31 det sich dann aber die Information, dass Mo: 12.00-13.00 Uhr Anfragen mit der Unterschrift nicht nur die Adres- 13.00-14.00 Uhr Mitgliederverwaltung senaktualisierung oder ein kostenfreier Di: 13.00-14.00 Uhr, Mo – Do: 14.00-15.00 Uhr Grundeintrag bestätigt wird, sondern die 18.30-19.30 Uhr Anfangsbuchstaben Verpflichtung zur Zahlung jährlich hoher Mi: 13.00-14.00 Uhr des Nachnamens: dreistelliger Eurobeträge für einen kosten- Fr: 11.00-12.00 Uhr A bis K pflichtigen Eintrag eingegangen wird. Telefon 0211 / 52 28 47 27 Telefon 0211 / 52 28 47 14 L bis Z Geschäftsstelle Telefon 0211 / 52 28 47 17 PTK NRW Willstätterstr. 10 40549 Düsseldorf Tel. 0211 / 52 28 47-0 Fax 0211 / 52 28 47-15 [email protected] www.ptk-nrw.de Westfalen Nordrhein-

96 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Mitteilungen der Ostdeutschen Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Psychotherapeutenkammer Thüringen Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als sachverständige Gutachter?

Wer nach langjähriger, umfangreicher und fortgesetzter Schulbummelei, Verstrickung „„Gäbe es andere Möglichkeiten, die Be- kostenintensiver Ausbildung die Approbati- in ein Drogenmilieu oder anderweitiger treuung entbehrlich zu machen? on zum Kinder- und Jugendlichenpsycho- dissozialer Entwicklung, gehen, die die Un- therapeuten erreicht hat, wird verständli- terbringung nötig macht. Zu unterscheiden Für Kinder- und Jugendlichenpsychothera- cherweise zunächst hauptsächlich nach sind dann die Unterbringung in der stati- peuten ist die Fragestellung insbesondere therapeutisch geprägten Arbeitsfeldern onären Kinder- und Jugendpsychiatrie zur bei geistig/psychisch Behinderten an der Ausschau halten. Weniger bekannt und be- Therapie von der langfristigen Unterbrin- Schwelle zum Erwachsenwerden relevant. achtet ist die Möglichkeit, als sachverstän- gung in der Jugendhilfe. Im Allgemeinen Neben der sorgfältigen Einholung von diger Gutachter tätig zu werden, obwohl ist die Unterbringung eine ultima ratio, Vorbefunden und Urteilen Dritter wird der wesentliche Fähigkeiten für den künftigen weshalb der Gutachter sehr genau abwä- Gutachter sich um ein intensives Kennen- Gutachter, wie Anamneseerhebung, Explo- gen muss, ob alle anderen Hilfsmaßnah- lernen der Lebensumstände des Klienten ration, psychopathologische Befunderhe- men ausgeschöpft sind. Die Fragestellung bemühen müssen. Meist ist eine engma- bung, Sicherheit im Umgang mit Diagnosen des § 1631b BGB trifft sich oft mit einem schige Zusammenarbeit mit Institutionen des Kapitels F der ICD-10 sowie Anwen- weiteren Paragraphen des BGB, dem der Jugendhilfe und den Bezugspersonen dung, Durchführung und Interpretation § 1666. Hier beurteilt der Gutachter, ob hilfreich und angebracht. psychodiagnostischer Verfahren, bereits in bei Ausbleiben einer bestimmten Maßnah- der Ausbildung vermittelt werden. Bei ent- me eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, Strafrechtliche Verantwort­ sprechendem Interesse und dem Willen zur was wiederum eine Zwangsmaßnahme lichkeit nach § 1, 3 JGG Fortbildung auf diesem Gebiet können sich rechtfertigen kann und dazu führen kann, Hierbei geht es um die Fragestellung, ob Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- dass eine Unterbringung auch gegen den ein Heranwachsender, der straffällig wurde ten in vielen Bereichen als Gutachter emp- Willen der Eltern durchgesetzt wird. und strafmündig (also mindestens 14 Jahre fehlen. Nachfolgend einige Beispiele. § 68b FGG: Betreuungs­ alt) ist, als sittlich und geistig strafrechtlich verantwortlich zu beurteilen ist. Die geistige Bei gutachterlichen Fragestellungen mö- gutachten Reife kann mittels psychometrischer Ver- gen die meisten KollegInnen zunächst an Auch für diese Fragestellung wird die Be- fahren eingeschätzt werden, wobei bereits Aufträge von Gerichten denken. Exempla- auftragung durch das Familiengericht vor- hier ein Interpretationsspielraum gegeben risch seien drei Fragestellungen herausge- genommen. Die Anregung hierfür kann ist. Hilfreich ist hierbei die traditionelle hoben, für die Kinder- und Jugendlichen- seitens der Erziehungsberechtigten oder Überlegung bezüglich des Intelligenzquo- psychotherapeuten seitens der Gerichte des Jugendamtes kommen. Hauptfrage tienten, wonach Entwicklungs- und Intel- als Gutachter bestellt werden können: ist, ob für den Betroffenen zur Besorgung ligenzalter aufeinander bezogen sind. Eine seiner Angelegenheiten ein gerichtlicher therapeutenkammer Intelligenzminderung kann entsprechend Ostdeutsche Psycho- § 1631b BGB, Notwendigkeit Betreuer zu bestellen ist. Hierbei wird aus- dem Lebensalter des Betroffenen in sein einer geschlossenen Unter­ zugsweise auf folgende Fragestellungen potentielles Entwicklungsalter zum jetzi- bringung eingegangen: gen und zum Tatzeitpunkt umgerechnet Gutachten mit dieser Fragestellung wer- werden. Damit diese Methode sinnvoll an- „„Liegen psychische oder körperliche den durch Amtsgerichte, insbesondere gewandt werden kann, müssen allerdings Krankheiten und/oder Behinderungen Familienrichter, in Auftrag gegeben. Wird mehrdimensionale Verfahren Anwendung vor? eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung finden, bei denen auch die einzelnen Un- gesehen, so hat der Gutachter auch für die „„Welche Angelegenheiten kann der Be- tertests entsprechend interpretiert werden. sofortige Einweisung Sorge zu tragen. Im troffene voraussichtlich nicht selbst be- Läge die Intelligenzminderung zum Tatzeit- ambulanten Setting wird es demgegen- sorgen? punkt auf der Hand und wäre eingleisig über häufiger um eine langfristige Ent- „„Wie lange wird die Einschränkung dau- nachweisbar, so wäre es mit Sicherheit wicklungsgefährdung, beispielsweise bei ern? nicht zum Gutachtenauftrag gekommen.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 97 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Die vorgestellten Fälle sind meist wesent- folgen. Grundlage ist ein vorliegender An- störung entstanden sein. Beispielsweise lich komplexer – oft ist die Differenz zwi- trag auf Hilfe zur Erziehung, den die Eltern können ständige schulische Misserfolgs- schen Lebens- und Entwicklungsalter nur beim Jugendamt gestellt haben. Besteht erlebnisse aufgrund einer LRS zu einer gering und will dann sorgfältig in Bezug auf der Verdacht, dass die Hilfe zur Erziehung emotionalen Störung führen. Wird eine die Tat interpretiert werden. notwendig wird, weil eine seelische Stö- Anpassungsstörung diagnostiziert, so kann rung beim Kind vorliegen könnte, so muss unter Umständen das 6-Monats-Kriterium Die Einschätzung der sittlichen Reife be- das Jugendamt eine fachliche Stellungnah- nicht mehr erfüllt sein. Es ist nicht Aufgabe darf einer komplexen Untersuchung und ist me einholen. Diese Stellungnahme kann des Gutachters, im Einzelnen zu entschei- noch schwerer evaluierbar als die geistige explizit laut Text des KJHG nicht nur von den, welche Maßnahmen zur Behebung Reife. Die Verfahrensweisen sind verschie- Kinder- und Jugendpsychiatern, sondern der Bedrohung oder des Bestehens einer dentlich wegen ihrer fragwürdigen Validität auch von Kinder- und Jugendlichenpsy- seelischen Behinderung erforderlich sind. und Objektivität kritisiert worden, insbeson- chotherapeuten oder Psychologischen Die einzelnen möglichen Hilfen sind dem dere die Einschätzung der moralischen Rei- Psychotherapeuten mit Erfahrung in der fallführenden Sozialarbeiter meistens auch fe im Sinne Kohlbergs. Als Gutachter sollte Behandlung von Kindern und Jugendli- besser bekannt. Andererseits muss ein man sich deshalb mit neueren Ansätzen chen vorgenommen werden. Gutachter, der eine psychische Störung zur Objektivierung auseinandersetzen. Die der Achse 1 diagnostiziert, mindestens geistige Reife kann neben der intellektuel- Auf der Grundlage der gutachterlichen eine Empfehlung geben können, wie die len Fähigkeit auch durch eine psychische Stellungnahme kann das Jugendamt be- Störung zu beheben wäre. Erkrankung eingeschränkt gewesen sein. stimmte Maßnahmen veranlassen. Dies Diesbezüglich wurde beispielsweise kontro- kann von ambulanten Maßnahmen wie Abschließend sei angemerkt, dass Gut- vers diskutiert, ob die Diagnose ADHS zur beispielsweise einer Legasthenie- oder achtertätigkeit auch der Pflege einer guten Feststellung einer eingeschränkten Schuld- Dyskalkulietherapie bis hin zu vollstationä- Zusammenarbeit mit den Auftraggebern fähigkeit führen kann. Bei unterschiedlichen ren Jugendhilfemaßnahmen bei schweren bedarf. So kann es hilfreich sein, die eige- Taten muss für jede einzelne Tat geprüft und chronischen psychischen Störungen ne Fachkompetenz durch ein Fortbildungs- werden, ob die sittliche Reife vorlag oder von Kindern und Jugendlichen, beispiels- angebot zur Fragestellung für die potenti- nicht. Es ist durchaus denkbar, dass einem weise Autismus oder schweren Störungen ellen Auftraggeber zu zeigen. Stets sind gerade strafmündig gewordenen Jugendli- des Sozialverhaltens und der Emotionen, regionale Besonderheiten zu beachten. chen die strafrechtliche Verantwortlichkeit reichen. Umschriebene Entwicklungsstö- Beispielsweise wird die hier beschriebene für ein Diebstahlsdelikt zuerkannt wird, wo- rungen stellen hierbei ein komplexes Feld idealtypische Vorgehensweise beim § 35a hingegen er für einen annähernd zeitgleich und eine Herausforderung für jeden Gut- KJHG bislang nicht von allen Jugendäm- begangenen sexuellen Übergriff als nicht achter dar. Keineswegs nämlich rechtfertigt tern regelhaft durchgeführt. Die Gutach- strafrechtlich verantwortlich beurteilt wird. die sachgerecht gestellte Diagnose einer tertätigkeit für ein Gericht oder ein Jugend- Hierzu bedarf es umfangreicher, detaillierter Legasthenie oder Dyskalkulie allein, dass amt führt nicht von selbst dazu, auch von Explorationen. Es empfiehlt sich, zu Zwe- eine seitens des Jugendhilfeträgers ent- anderen Gerichten oder Ämtern angefragt cken der späteren Nachvollziehbarkeit von sprechende Förderung zu erwarten bzw. zu werden. Bei regelmäßiger Beauftragung allen Explorationen Ton- oder sogar Video- zu erhalten ist. Der Nachteilsausgleich ist sollte sich der Gutachter aber auch selbst dokumentationen zu erstellen. zunächst eine Aufgabe der Schulen. fragen, ob die notwendige Unbefangenheit und Unabhängigkeit noch gegeben ist. Weitere mögliche gerichtliche Fragestel- Der mit der gutachterlichen Stellungnah- lungen, die hier nur erwähnt seien, sind me beauftragte Psychotherapeut muss zu- Es dürfte nunmehr deutlich geworden Glaubhaftigkeitsgutachten, familienrechtli- allererst feststellen, ob eine Achse-1-Diag- sein, dass gutachterliche Stellungnahmen che Probleme wie Sorge- und Umgangs- nose vorliegt. Er muss untersuchen, ob die ein komplexes und weites Feld darstellen, recht sowie anderweitige Stellungnahmen Diagnose bereits vor der umschriebenen das sich Kinder- und Jugendlichenpsy- therapeutenkammer Ostdeutsche Psycho- bei Verdacht auf Gefährdung des Kindes- Entwicklungsstörung vorlag oder aufgrund chotherapeuten erschließen können und wohls im Sinne des § 1666 BGB. Neben dieser entstanden ist. Ferner muss geklärt sollen, um es nicht weniger Qualifizierten Gerichten können auch Ämter als Auftrag- werden, ob die Diagnose die „Teilhabe am zu überlassen. Insbesondere dürfte dieses geber für Gutachten fungieren. Hierzu sei gesellschaftlichen Leben“ für mindestens Feld für diejenigen unter uns interessant die Vorgehensweise beim wohl häufigsten sechs Monate oder länger einschränkt. Die sein, die Freude an der Abfassung umfang- Auftrag im Rahmen der Kinder- und Ju- Achse-1-Diagnose kann bereits vor Feststel- reicherer Texte haben. Wer sich auf diesem gendlichenpsychotherapie beschrieben: lung der umschriebenen Entwicklungsstö- Gebiet fortbilden will, dem sei nachhaltig rung vorgelegen haben und dazu geführt die curriculare Fortbildung anempfohlen, § 35a KJHG: Vorliegen einer haben, dass Fördermaßnahmen seitens die seitens der Kammer ab Mai 2010 in seelischen Behinderung der Schule nicht mehr zielführend sind. Machern angeboten wird. Ein Gutachtenauftrag mit dieser Fragestel- Die Achse-1-Diagnose kann aber auch auf- lung kann seitens eines Jugendamtes er- grund der umschriebenen Entwicklungs- Dr. Wolfgang Pilz, KJP

98 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer

Verbund gemeindenahe Psychiatrie Leipzig – vorbildlicher Beitrag zur Basisversorgung für psychisch Kranke

Menschen mit psychischen Störungen und drei Modellprojekte bundesweit förderte, oder Ernährungsberatung teilnehmen. Die Erkrankungen finden in Leipzig neben der bei denen die Integration sozialpsychiat- Tageskliniken bieten als Alternative zur sta- Versorgung durch niedergelassene Psy- rischer Dienste erprobt werden sollte. Ei- tionären Therapie Patienten im Alter von chotherapeuten und Ärzte mit dem „Ver- ner der Modellverbunde Gemeindenaher 18 bis 60 Jahren mit Depressionen, Angst- bund Gemeindenahe Psychiatrie Leipzig“ Psychiatrie ging an Leipzig. Unser Verbund störungen, Anpassungsstörungen, Persön- ein dicht geknüpftes Behandlungs- und überlebte nach der Modellphase als Ein- lichkeitsstörungen oder schizophrenen Hilfeangebot vor, das bundesweit relativ ziger“, erinnert sich Nollau. Kooperations- Psychosen ein integratives Behandlungs- einmalig ist. Es zeichnet sich vor allem partner der Standorte des Verbundes sind konzept, das beispielsweise Frühsport, durch die Integration der sozialpsychiatri- sowohl verschiedenste komplementäre Visiten, Musik- und Gestaltungstherapie, schen Dienste und ein sternförmig über Einrichtungen wie Kontakt- und Beratungs- Ergotherapie, Gruppengespräche, Hirnleis- die Stadt verteiltes Versorgungsnetz aus. stellen, Außenwohngruppen, Betreutes tungstraining oder Einkauf- und Sozialtrai- Vergleichbare Versorgungsnetze für psy- Wohnen, Sozialcafés als auch Patienten-, ning umfasst. Einmal wöchentlich treffen chisch Kranke halten nur noch die Städte Angehörigen- und Selbsthilfevereine, mit sich Angehörige. Hannover, München und Bremen vor, er- denen feste Arbeitsbeziehungen bestehen. klärt der Psychiatrie-Koordinator der Stadt Ebenfalls feste Arbeitsbeziehungen beste- Als drittes Standbein leisten die Sozial- Leipzig, Dipl.-Psych. Thomas Seyde. hen von den fünf Standorten zu Kliniken psychiatrischen Dienste (SpDi) mit Sozi- ihres Stadtteils und zu niedergelassenen alpädagogen, Ärzten, Psychologen und Über die Entstehungsgeschichte, Arbeits- Psychotherapeuten und Psychiatern/Ner- Krankenschwestern eine Arbeit, die auf weise und die spannende Frage, wie sich venärzten oder einweisenden Hausärzten, Hilfestellungen für Menschen mit psy- der Verbund finanziert, sprach die Redak- sagt sie. Außerdem hält der Verbund für chosozialen Problemen, ihre Angehörigen tion mit der Chefärztin, Dipl.-Med. Maria Menschen in Krisensituationen ein Telefon und Betreuer ausgerichtet ist. Das schließt Nollau, die zugleich Leiterin des Standortes des Vertrauens bereit, erreichbar von 19 Hausbesuche ein. Die Betroffenen erhalten Südost/Süd ist. „Das Netzwerk ermöglicht bis 7 Uhr des Folgetages, insbesondere Hilfe bei Behördenangelegenheiten, der durch die Verknüpfung der drei Betreu- sonnabends, sonntags und an Feiertagen Bewältigung von Alltagsproblemen, wer- ungsebenen Institutsambulanz, Tageskli- rund um die Uhr, sowie eine Krisenkon- den bei der Tagesstrukturierung unterstützt nik und sozialpsychiatrischer Dienst eine taktstelle, die am Wochenende aufgesucht und bekommen weitere Hilfen vermittelt. Einheit von psychologisch/psychiatrischer werden kann. Die SpDi koordinieren weiterhin psychoso- und psychosozialer Betreuung. Durch die ziale Arbeitsgemeinschaften, arbeiten mit fünf Standorte ist eine wohnortnahe Er- Drei Betreuungsebenen Selbsthilfe- und Angehörigengruppen zu- reichbarkeit gewährleistet“ erläutert Nol- unter einem Dach sammen und organisieren Begegnungen für Senioren. Der Übergang zwischen den lau. Der Verbund besteht aus insgesamt Die Institutsambulanz an den fünf Stand- drei Versorgungsebenen ist ohne Zeitver- fünf Standorten (Stadtmitte, Südwest/ orten – so Nollau – sei zugänglich für zögerung und großen Aufwand möglich. West, Grünau im Westen Leipzigs, Südost/ Menschen mit psychiatrischen Erkrankun- Die Teams der Standorte arbeiten weitge- Süd und Nordost), wobei zum Standort gen und in psychischen Krisensituationen. hend selbständig, treffen sich aber auch zu Südwest noch eine Gerontopsychiatrische Es bestehen keine langen Wartezeiten! gemeinsamen Weiterbildungen. Innerhalb Tagesklinik gehört. Der Standort Nordost Sie übernehmen teilweise auch Patienten der Teams finden regelmäßige Weiterbil- hingegen hat keine Tagesklinik. nach stationären Behandlungen oder von dungen und Teambesprechungen statt. niedergelassenen Therapeuten, die weiter Die einzelnen Teams bestehen aus Ärzten, Die Ursprünge des Leipziger Verbundes der Betreuung bedürfen oder Personen, therapeutenkammer Psychologen, Ergo- und Physiotherapeu- Ostdeutsche Psycho- Gemeindenaher Psychiatrie reichen in die die durch komplementäre Einrichtungen ten, Krankenschwestern, Sozialpädago- Mitte der 1970er Jahre zurück, als auf In- betreut werden und von Zeit zu Zeit ärzt- gen/Sozialarbeitern und Verwaltungskräf- itiative der Uniklinik (Professor Dr. Klaus liche oder psychologische Hilfe benötigen. ten. Ihre Gesamtzahl beziffert Nollau auf Weise) einzelne Kliniken im Stadtgebiet Das Behandlungsteam bestehe aus Fach- circa 60 Personen. Sie sind beim Träger zur Versorgung psychisch Kranker in be- ärzten für Psychiatrie/Psychotherapie und des Verbundes, der städtischen Klinikum stimmten Stadtbezirken verpflichtet wur- Neurologie, Diplompsychologen, Ergo- und St. Georg gGmbH, angestellt, darunter ei- den. Zuvor waren bereits an allen Leipziger Physiotherapeuten sowie Krankenschwes- nige in Teilzeit. Polikliniken neuropsychiatrische Abteilun- tern. Sie führen psychiatrische und psy- gen mit multiprofessionellen Teams auf- chologische Diagnostik, Pharmakotherapie Wie finanziert sich der gebaut worden. „Diese guten Strukturen und Einzelpsychotherapie sowie Psycho- ­Verbund? wollten wir in der Wendezeit 1990/1991 edukation durch. Zudem können Patien- erhalten und hatten das Glück, dass da- ten je nach Bedarf an Entspannungsthera- Die Institutsambulanzen rechnen Fallpau- mals das Bundesgesundheitsministerium pieverfahren, Physiotherapie, Ergotherapie schalen ab. Die Tageskliniken erhalten

Psychotherapeutenjournal 1/2010 99 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Pflegesätze, die der Träger mit den Kran- rung der Angebote für erforderlich.“ Er be- Hand in Hand und kennen uns auch aus kenkassen verhandelt. Die Kosten der so- tont: „Vor zehn Jahren lebten in der Stadt gemeinsamen Qualitätszirkeln. zialpsychiatrischen Dienste finanziert zu rund 60 über 100jährige, heute sind es 40 Prozent das Land, 60 Prozent zahlt die 250. Alte Menschen sind häufig depressiv, Dipl.-Med. Angelika Röser, Fachärztin für Stadt Leipzig. „Insgesamt ist die Finanzie- viele von ihnen erhalten keine adäquate Neurologie und Psychiatrie, Leipzig: Gut, rung zwar knapp, die Fallpauschalen sind Behandlung.“ dass es den Verbund gibt, ich schicke öfter seit Jahren nicht erhöht worden“, bedau- Patienten von mir in die Tagesklinik. Doch ert Nollau. „Doch wir bemühen uns, damit ich wünsche mehr Informationen über Der Verbund im Urteil von den Leistungsumfang des Verbundes auf- die Arbeit des Verbundes, denn Patienten ­Kooperationspartnern und recht zu erhalten“, meint sie. Der Psychi- wollen wissen, was sie erwartet. Wir nie- Kranken: atrieverbund behandele und betreue pro dergelassenen Ärzte sollten besser in den Quartal rund 4000 Klienten. Hinzu kom- Dipl.-Psych. Maria Metzing, Praxis in Leip- Verbund integriert werden, zum Beispiel men circa 2000 weitere Kontakte über zig-Probstheida: In meinem Stadtgebiet durch gemeinsame Foren oder persönli- den SpDi, Telefonberatung etc. Nach ihren sind Psychotherapeuten sehr dünn gesät. che Treffen ein bis zweimal im Jahr. Da ich Wünschen für die Zukunft befragt, meint Patienten, die von sich aus Hilfe suchen, auch im Heim lebende geistig behinderte Nollau: „Wir möchten gern das Angebot haben es schwer, Betreuung zu finden. Für Patienten betreue, die unter Depressionen der Tageskliniken zum Beispiel für Patien- mich ist der Verbund ein Kooperationspart- leiden, vermisse ich für diese Personen- ten mit psychosomatischen Beschwerden ner, den ich schätze. Er ist ein wichtiger gruppe Angebote, die helfen würden, sie erweitern. Vor allem hoffe ich, dass un- Anlaufpunkt für sehr schwierige Patienten besser zu integrieren. ser gesamter Verbund geöffnet bleibt, für und ich schicke Patienten zur Nachsorge Menschen mit akuten Krisen und nicht auf hin. Große Bedeutung haben für mich Karin Raab, Ambulant betreutes Wohnen chronifizierte Schwerstkranke beschränkt auch die Gruppenangebote der Einrich- des „Wege e.V.“: Für die in unseren Wohn- wird, wie es sich in den jüngsten Verhand- tung, die meine Patienten gern als stüt- gruppen betreuten psychisch kranken Men- lungen zur psychiatrischen Institutsambu- zende Maßnahme annehmen. Ich wüsste schen hat der Verbund enorme Bedeutung. lanz auf Bundesebene abzeichnet.“ Tho- nicht, was ich ihnen alternativ empfehlen Sie bekommen in dringlichen Fällen sehr mas Seyde ergänzt: „Wichtig wäre mir eine sollte. Merke ich in der Sitzung, dass eine schnell Hilfe, die Behandlung wird als gut Erweiterung unseres Versorgungssystems Krisenintervention notwendig ist, bekom- empfunden und Angebote des Verbundes um berufliche Wiedereingliederung, denn me ich für diesen Patienten meist sehr nutzen unsere Klienten oft. Die Zusammen- wir haben zunehmend viele sehr junge Pa- rasch einen Tagesklinikplatz und werde am arbeit funktioniert ausgezeichnet. tienten. Und auch für ältere und sehr alte Ende frühzeitig informiert, um den Patient psychisch Kranke halte ich eine Erweite- wieder zu übernehmen. Wir arbeiten gut dür

Informationsveranstaltungen 2010

3. Informationsveranstaltungen 05 10. .2010 Thüringen; KV Thüringen, Zum Einladung mit allen Informationen zeitnah in den Ländern Hospitalgraben 8, 99425 Weimar zusenden. 06 10. .2010 Sachsen-Anhalt; KV Sachsen- Auch in diesem Jahr finden die Informa- Anhalt, Doctor-Eisenbart-Ring 2, 39120 tionsveranstaltungen der OPK statt. Fol- Magdeburg gende Termine und Orte sollten Sie sich 07 10. .2010 Sachsen; KV Sachsen, Braunstr. vormerken: 16, 04347 Leipzig

22 .09 2010. Mecklenburg-Vorpommern; Die Veranstaltungen beginnen 16 Uhr und Geschäftsstelle therapeutenkammer Ostdeutsche Psycho- Universität Rostock, Ulmenstraße 69, werden mit einem gemeinsamen Imbiss Karl-Rothe-Str. 4, 04105 Leipzig 18057 Rostock gegen 19.30 Uhr ausklingen. Das Thema Tel. 0341-462432-0 23 .09 2010. Brandenburg; KZV Land Bran- der diesjährigen Reihe steht noch nicht Fax. 0341-462432-19 denburg, Helene-Lange-Str. 4-5, 14469 fest, Sie dürfen aber Referate zu aktuellen www.opk-info.de Potsdam Themen erwarten. Wir werden Ihnen Ihre [email protected]

100 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Jahresempfang 2010 der rheinland-pfälzischen Kammern Sigmar Gabriel: Wer kein Gold im Boden hat, muss es im Kopf haben

In guter Tradition laden die rheinland-pfäl- und die bedeutendste zischen Kammern, darunter auch vier Heil- Chance, der Wirtschafts- berufskammern, zum größten regionalen krise langfristig und stabil Neujahrsempfang in die Rheingoldhalle zu begegnen. Er nannte in Mainz ein. Gastredner war dieses Jahr es „fahrlässig“, die Ein- Sigmar Gabriel, MDB und Vorsitzender der kommensteuer um 24 Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Milliarden Euro zu sen- Der Jahresempfang bietet den Vertretern ken und malte aus, wie der Kammern eine gute Gelegenheit, ih- dieses Geld den Ländern re Vorstellungen und Wünsche, aber auch und Kommunen fehlen Kritik direkt an die Politik in Berlin zu ad- werde, wenn es um den ressieren. Erhalt und die Förderung von Ausbildung gehe. Es Freiberuflichkeit lebt von hohen sei Aufgabe des Staates, Ansprüchen diejenigen Bereiche zu fi- nanzieren, die sich der Einzelne nicht leis- det. Das kann er sich hoch anrechnen, Prof. Dr. F. Hessenauer, Präsident der Lan- ten könne (Privatschulen, Privatuniversitä- denn er wusste, dass er nicht vor einem desärztekammer Rheinland-Pfalz, betonte ten, Privater Personenschutz u. v. m.). Er „Fanclub der SPD“ sprach. in seinem Eingangsstatement, dass sich al- reflektierte allerdings, dass es schwer falle, le veranstaltenden Kammern engagiert für Steuern zu zahlen, wenn der Bürger nicht Gemeinsamer Nenner der den Erhalt der Freiberuflichkeit einsetzen wisse, wie die Steuergelder verwendet ­Kammern wollen und werden, weil darin „viel Kraft würden. Mit Blick auf die Skandinavischen und Dynamik“ stecke. Hohe Qualifikation Die gegenseitige Unterstützung der Kam- Länder könne man deren Modell überneh- und strenge berufsständische Regelungen mern bietet eine wertvolle Hilfe bei der men: per Kreuzchen sein Geld für Bildung seien die zentralen Markenzeichen der Erreichung politischer Ziele. Ausbildung, oder Kultur oder Gesundheit oder andere Freien Berufe. Sehr kritisch sei die „zuneh- Steuern, Bürokratie, Berufsregulierungen, Bereiche bestimmen. Gabriel plädierte für mende Regulierung unserer Tätigkeiten“ Versorgungswerke sind gemeinsame The- mehr Verantwortung und Einflussmöglich- zu bewerten. Für Ärzte und für Psychothe- men. Die Kammern in Rheinland-Pfalz la- keiten in unserem Gemeinwesen. Nach rapeuten seien auch die neuen Bachelor- den als einziges Bundesland gemeinsam einer gelungenen Rede aus interessantem Studiengänge problematisch, da man be- zu einem Jahrsempfang der Wirtschaft und Blickwinkel auf die Zukunft Deutschlands fürchten müsse, dass damit die Qualität nutzen ihn intensiv zur Darstellung ihrer Tä- wurde er mit starkem Applaus verabschie- des Diploms nicht erreicht werde. tigkeiten in Tageszeitschriften sowie in Ra-

dio und Fernsehen. Gemeinsam kann man Pfalz

Gabriel: Freiheit und besser auf sich aufmerksam machen. Rheinland- Verantwortung für das Gemeinwesen Psychische Erkrankungen: zu viele Betroffene erhalten keine Gabriel wollte zum Nachden- entsprechende Behandlung ken anregen, so sagte er, und ging in seiner Rede besonders Die Landespsychotherapeutenkammer auf die Bedeutung der Bildung Rheinland-Pfalz nutzte die Gelegenheit des für Deutschland ein. Hier sieht Jahresempfangs, um auf die Zunahme psy- er die größte Herausforderung chischer Erkrankungen hinzuweisen. Die

Psychotherapeutenjournal 1/2010 101 Mitteilungen der LandesPsychotherapeutenKammer

wissenschaftlichen Forschungsergebnisse den demographischen Wandel wird sich Impressionen und alle Presseerklärungen belegen, dass sich die Gesundheit der Deut- unser Gesundheitssystem aber noch stär- der einladenden Kammern unter: www. schen in den letzten zehn Jahren verbessert ker den älteren Menschen mit psychischen jahresempfang.de. hat. Das ist die gute Nachricht. Mit Blick auf Störungen zuwenden müssen.

Der Gemeinsame Beirat der Landesärztekammer und Landespsychotherapeutenkammer stellt sich vor

Gemäß § 4 Abs. 3 des Heilberufsgesetzes des Landes Rheinland-Pfalz (HeilBG) in der Fassung vom 21. Februar 2001 bilden die Landesärztekammer und die Landes- psychotherapeutenkammer einen Ge- meinsamen Beirat. Aufgabe des Beirates ist die Abstimmung berufsübergreifender Angelegenheiten, vor allem in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Beide Kammern entsenden jeweils vier Mitglieder (Psycho- logische Psychotherapeuten und/oder Kin- der- und Jugendlichenpsychotherapeuten für die Landespsychotherapeutenkammer und ärztliche Psychotherapeuten für die Landesärztekammer) in dieses Gremium, die ihre Aufgaben ehrenamtlich erfüllen. Die Amtszeit der Mitglieder des Gemein- samen Beirates beträgt fünf Jahre.

Der Beirat kommt in der Regel zu vier Sitzungen pro Jahr zusammen. Die Ge- schäftsführung wird jeweils für die Hälfte an den beratenden Fachausschuss der ärztlichen Weiterbildung angestoßen der Amtszeit von der Landespsychothera- Kassenärztlichen Vereinigung. Nicht zu- werden. peutenkammer und der Landesärztekam- letzt sucht der Beirat den direkten Dialog mer übernommen. mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Ein grundlegendes Bestreben des Ge- Gesundheit, Familie und Frauen als über- meinsamen Beirates besteht nach wie vor Der Beirat erhält Arbeitsaufträge sowohl geordneter Behörde für die Heilberufkam- in der wechselseitigen Anerkennung von von außen, d. h. von den Vorständen der mern, die Krankenhausplanung und die zertifizierten Fortbildungsveranstaltungen, Kammern bzw. den Vertreterversammlun- Rechtsaufsicht über die Selbstverwaltung die inzwischen weitgehend etabliert ist. Ei- gen, diskutiert aber auch Fragestellungen, im Gesundheitssystem. ner gegenseitigen Anerkennung von Wei- die sich aus dem beruflichen Umfeld der terbildungsbefugnissen und Supervisionen Mitglieder (Klinik, Beratungsstelle, Pra- Die erste Amtsperiode des Gemeinsa- stehen aber (noch) grundlegende Unver- xis) und deren Tätigkeit in Aus-, Fort- und men Beirates seit Gründung der Landes- einbarkeiten in den Berufsordnungen der Weiterbildung ergeben. Dabei versteht der psychotherapeutenkammer Rheinland- beiden Berufsgruppen entgegen. Der Bei- Beirat seine Aufgabe über die durchaus Pfalz im Jahr 2002 stand vorwiegend im rat ist weiterhin bestrebt auch hinsichtlich kontroverse Diskussion der beiden Be- Zeichen der Verabschiedung der Weiter- bestehender Weiterbildungsbefugnisse rufsgruppen hinaus auch darin, zwischen bildungsordnung für Psychologische Psy- und ausgewiesener Supervisionen auf eine Pfalz den legitimerweise unterschiedlichen

Rheinland- chotherapeuten/Kinder- und Jugendli- gegenseitige Anerkennung hinzuarbeiten Sichtweisen und Interessen ärztlicher und chenpsychotherapeuten für die Bereiche und diese Position in den entsprechenden psychologischer Psychotherapeuten zu Neuropsychologie, Psychodiabetologie, Gremien zu vertreten. vermitteln und damit Kräfte zur Erreichung Spezielle Schmerzpsychotherapie, Psy- berufsgruppen-übergreifender Ziele zu choanalyse, tiefenpsychologisch fun- Ein Themenschwerpunkt der laufenden bündeln. Die beratende Funktion des Ge- dierte Psychotherapie, Verhaltensthera- Amtsperiode des Gemeinsamen Beirates meinsamen Beirates impliziert die Über- pie und Gesprächspsychotherapie. Hier ist die Nachwuchssituation in der ambulan- mittlung seiner Positionen und Beschlüsse konnten durch die engagierte Diskussion ten wie stationären psychotherapeutischen an die Kammern, den PPP-Ausschuss der des Beirates Korrekturen eingebracht Versorgung. Bei genauerer Betrachtung Landesärztekammer und gegebenenfalls und eine bessere Verzahnung mit der zeigt sich, dass vornehmlich im stationä-

102 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Rheinland-Pfalz

ren Bereich und in den psychiatrischen Weitere wichtige berufsgruppenübergreifen- Wenngleich der unmittelbare Einfluss des Institutsambulanzen die psychotherapeu- de Themen, die in der laufenden Amtsperi- Gemeinsamen Beirates auf politische Ent- tische Arbeit am Patienten von PP/KJP in ode ausführlich behandelt werden, sind die scheidungen auf den ersten Blick eher Ausbildung getragen wird, eine adäquate Auswirkungen des Forschungsgutachtens gering erscheinen mag, liegt seine Bedeu- Anleitung jedoch mit den Anforderungen zur Psychotherapeutenausbildung, der Bolo- tung neben Möglichkeiten der Vernetzung der klinischen Realität nicht immer verein- gna-Prozess und die Anbindung der Psycho- der berufspolitischen Gremien beider Be- bar ist. Die Gewährleistung angemessener therapeutenausbildung an die Universitäten rufsgruppen wohl auch darin, durch einen Ausbildungsbedingungen für die angehen- (Etablierung von Masterstudiengängen), die ebenso kontroversen wie konstruktiven Di- den PP/KJP, die auch finanzielle Implika- Neuregelung der Sozialpsychiatrie-Vereinba- alog Raum für Visionen und Entwicklungen tionen hat, greift hier unmittelbar über in rung, die Quotenregelung bei der Vergabe für den Beruf des Psychotherapeuten zu die Sicherstellung künftiger qualifizierter von KV-Zulassungen, sowie die Beteiligung ermöglichen. ambulanter und stationärer psychothera- der verschiedenen Berufsgruppen bei der peutischer Versorgung. Krankenhausbettenplanung des Landes.

Beschlüsse der Vertreterversammlung

Die Vertreterversammlung hat am 7. No- beauftragte mit der Erledigung einzelner Hebesatz vember unter anderem einen Beschluss Aufgaben betrauen. So hat der Vorstand Die Auswertung der Einkommensdaten zur Änderung der Hauptsatzung, gefasst. dies in der Vergangenheit mit Billigung der und der Beitragszahlungen der Mitglieder Darüber hinaus wurde im Januar im schrift- Vertreterversammlung bereits für die Öf- im vergangenen Jahr hat ergeben, dass lichen Verfahren die Höhe des Hebesat- fentlichkeitsarbeit und die Notfallpsycho- bei einem angenommenen Durchschnitts- zes, der für die Beitragserhebung im Jahr therapie sowie den Bereich der Forensik beitrag von 455,00 € die angestellten Mit- 2010 zu Grunde zu legen ist, beschlossen. getan. Da sich das Modell bewährt hat und glieder diesen Betrag nicht ganz erreicht Beide Beschlüsse wurden zwischenzeitlich auch eine deutliche Kosteneinsparung im haben, dafür die Niedergelassenen aber von der Aufsichtsbehörde genehmigt. letzten Jahr damit verbunden war, hat die wesentlich mehr im Durchschnitt gezahlt Vertreterversammlung jetzt diese Struk- haben. Die aus den Beitragseinnahmen er- Hauptsatzung tur in der Hauptsatzung verankert. Damit zielten Überschüsse im niedergelassenen verbunden sind verschiedene andere Fol- Die Änderung der Hauptsatzung wurde Bereich werden der Rücklage für Beitrags- geänderungen. Ebenso wurden einige Än- vom Vorstand der Kammer beantragt, weil entwicklungen zugeführt. Diese wird jetzt derungen, die die Gastmitgliedschaft der sich im Laufe der Zeit herausgestellt hat, dazu verwendet, eine deutliche Senkung Psychotherapeuten in Ausbildung betref- dass manche Bestimmungen flexibler ge- der Beiträge der Niedergelassenen zu fi- fen, verabschiedet. staltet werden können und dadurch ohne nanzieren. Weil die Angestellten 2009 ih- Qualitätsverlust effiziente Arbeit einerseits ren Anteil am Finanzvolumen der Kammer und Kostenersparnis andererseits realisiert Die einzelnen Beschlüsse werden am nicht vollständig erbracht haben, musste werden können. So wurde die Vorstands- Schluss des Textes veröffentlicht. Aus aber auch der Hebesatz für die Angestell- zusammensetzung flexibilisiert. Der Vor- Platzgründen wird nur die jeweilige Än- ten erhöht werden, damit deren Beiträge stand besteht jetzt grundsätzlich aus drei derung gedruckt, der vollständige Text der den prozentual auf sie fallenden Anteil am Mitgliedern, kann aber bei Bedarf auf ma- Hauptsatzung wird Ihnen mit der nächsten Haushalt decken. Der Höchstbeitrag wird ximal fünf Mitglieder erweitert werden. Da- Aussendung zugeschickt werden. Auf der danach fällig bei einem Einkommen für für kann der Vorstand situationsangepasst Homepage der Kammer ist er selbstver- € 92.858,– für Niedergelassene und für einzelne Themenbereiche Vorstands- ständlich auch ab sofort nachzulesen. € 76.471,– für Angestellte/Beamte.

Hebesatz gemäß § 3 Abs. 3 der Beitragsordnung für das Jahr 2010 Pfalz Rheinland-

Die Vertreterversammlung hat folgen- Der Hebesatz wird gemäß § 3 Abs. 3 der den Beschluss gefasst, der hiermit ver- Beitragsordnung festgesetzt und beträgt öffentlicht wird. für Niedergelassene: 0,70%, für Angestellte/Beamte: 0,85%.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 103 Mitteilungen der LandesPsychotherapeutenKammer

Hauptsatzung

§ 2 Abs. 4 wird Abs. 3 und erhält folgende und Weiterbildung sowie zu den Sitzungen Im Falle der Stimmengleichheit entschei- Fassung: des Vorstandes eingeladen werden, soweit det die Stimme der Präsidentin/des Prä- in diesen Gremien Ausbildungsangelegen- sidenten. Psychologische Psychotherapeutinnen/ heiten auf der Tagesordnung stehen. Psychologische Psychotherapeuten und § 12 Abs. 3 S. 2 erhält folgenden Wort- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu- Die bisherigen Abs. 3 – 7 werden Abs. 4 laut: tinnen/Kinder- und Jugendlichenpsycho- – 8. therapeuten in Ausbildung an einem aner- Die Protokolle werden­ von der Vorsitzen- kannten Ausbildungsinstitut (§ 6 PsychThG) § 7 Abs. 1 erhält folgende Fassung: den/dem Vorsitzenden und der/dem aus in Rheinland-Pfalz können beantragen, dem Kreis der Ausschussmitglieder be- Der Vorstand besteht aus der Präsidentin/ Gastmitglieder der Kammer zu werden. Sie stimmten Protokollantin/dem Protokollan- dem Präsidenten, einer Vizepräsidentin/ haben alle Rechte und unterliegen allen ten unterschrieben und den Ausschussmit- einem Vizepräsidenten und grundsätzlich Pflichten nach Maßgabe dieser Satzung. gliedern sowie dem Vorstand unverzüglich einem Beisitzer. Die Vertreterversammlung zugeleitet. kann zusätzlich bis zu zwei weitere Beisit- § 2 Abs. 3 wird Abs. 4. zer in den Vorstand berufen. § 18 In-Kraft-Treten der geänderten Sat- § 3 Abs. 1 wird wie folgt geändert: zung: § 8 Abs. 1 wird geändert in: Alle Kammermitglieder mit Ausnahme der Die geänderte Hauptsatzung tritt am Tag Gastmitglieder sind wahlberechtigt und Die Vorstandsmitglieder werden einzeln nach ihrer Veröffentlichung in Kraft. Gleich- wählbar zu den Organen der Kammer. in schriftlicher, geheimer Wahl aus der zeitig tritt die Hauptsatzung in der Fassung Mitte der Vertreterversammlung gewählt. vom 31.05.2006 außer Kraft. § 3 Abs. 2 e) wird geändert in: Zur Durchführung der Wahl bestimmt die Vertreterversammlung einen Wahlleiter. regelmäßige Mitteilungen über Kammer- Vor der Wahl wird auf Antrag die Anzahl angelegenheiten Am 17 . April 2010 findet die nächste zusätzlicher Beisitzer von der Vertreterver- Sitzung der Vertreterversammlung in sammlung durch Abstimmung mit einfa- § 3 Abs. 4 wird geändert in: der LPK statt . Hierzu sind alle inter- cher Mehrheit für die Dauer der Legislatur- essierten Mitglieder herzlich eingela- Die Kammermitglieder leisten zur Durch- periode festgelegt. den . Wir bitten aus organisatorischen führung der Kammeraufgaben Beiträge. Gründen um vorherige Anmeldung! Näheres regelt die Beitragsordnung. Im Falle des Rücktritts eines oder mehrerer Beisitzer während der Amtszeit entschei- An der Gestaltung dieser Seiten wirkten § 5 Abs. 1 wird wie folgt ergänzt: det die Vertreterversammlung darüber, in- mit: Gisela Borgmann-Schäfer, Birgit Hein- wieweit eine über § 7 S. 1 hinausgehende Die/Der Vorsitzende des Vorstandes führt rich, Jürgen Kammler-Kaerlein, Stefanie Besetzung wieder hergestellt wird. die Bezeichnung Präsidentin/Präsident, Keßeler-Scheler. die/der Stellvertretende Vorsitzende die § 9 Abs. 2 erhält folgende Fassung: Bezeichnung Vizepräsidentin/Vizepräsi- dent. Der Vorstand kann einzelne Aufgaben einem Vorstandsmitglied, einem Vor- Geschäftsstelle in § 6 wird ein neuer Abs. 3 eingefügt: standsbeauftragten oder Bediensteten Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 30 der Geschäftsstelle übertragen. Über die Der Vorstand kann aus dem Kreis der Gast- 55130 Mainz Beauftragung eines Vorstandsbeauftragten mitglieder bis zu drei Personen auswählen, Tel 06131/5 70 38 13 wird die Vertreterversammlung unverzüg- die in der Vertreterversammlung wie ge- Fax 06131/5 70 06 63 lich informiert. wählte Vertreterinnen/Vertreter in Angele- [email protected] www.lpk-rlp.de

Pfalz genheiten, die die Ausbildung zum PP/KJP Telefonische Sprechzeiten: Rheinland- In § 10 wird Abs. 4 geändert in: betreffen, Antrags- und Rederecht haben. Mo. – Fr. 10.00 – 12.30 Uhr Diese berufenen Personen können auch Der Vorstand ist beschlussfähig, wenn die und zusätzlich zu den Sitzungen des Ausschusses Aus- Mehrheit seiner Mitglieder anwesend ist. Di. – Do. 14.00 – 16.00 Uhr

104 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Diskussion um die Zukunft nicht, weshalb der Masterabschluss zur 4. Müssen die Ausbildungs- und Prüfungs- der Ausbildung in der Ausbildung des PP bundesweit unstrittig ordnungen angepasst werden? ist. Für die Ausbildung zum Kinder- und Psychotherapeutenkam- Jugendlichenpsychotherapeuten hinge- 1. Vergleichbarkeit der mer des Saarlandes gen ist ohne Angabe weiterer Vorausset- ­Abschlüsse zungen lediglich eine „Abschlussprüfung Zur Frage nach der Vergleichbarkeit der Ab- Die PKS hat noch vor Jahresschluss 2009 in den Studiengängen Pädagogik oder schlüsse gab der Leiter des Prüfungsamtes Gespräche mit allen an der Ausbildung Sozialpädagogik“ vorgeschrieben. Da der Fachrichtung Psychologie und Studien- beteiligten Akteuren im Saarland geführt. BA-Abschlüsse eigenständige Studienab- beauftragter für BA/MA an der UDS grund- Über den Verlauf möchten wir Sie im vor- schlüsse sind und die Präzisierungen des sätzliche und ausführliche Fachinformationen liegenden Beitrag informieren. Gleichzeitig PsychThG in den entsprechenden Passa- über Struktur und Inhalt der BA-MA-Studien- laden wir alle Kolleginnen und Kollegen gen ausstehen, erkennen etwa die Hälfte gänge. Er erläuterte die Folgen der diversifi- dazu ein, sich an der Diskussion der Zu- der Landesprüfungsämter neben den MA- zierten Studiengänge im Fach Psychologie, kunft unseres Berufsstands zu beteiligen. auch BA-Abschlüsse der Studiengänge die zu einer kaum überblickbaren Vielfalt in Pädagogik oder Sozialpädagogik für die der Angebotslandschaft geführt hätten. Be- Zulassung zur Ausbildung zum Kinder- sonders schwierig sei, dass man nicht wisse, und Jugendlichenpsychotherapeuten an. wieviel Psychologie ein Abschluss tatsächlich beinhalte. Klinische Lerninhalte vermittle in Meinungsaustausch mit den der Regel erst das Masterstudium, weshalb Ausbildungsinstituten und den die UDS eindeutig den Master als Zugang zu Hochschulen beiden Berufen befürworte. Zum Auftakt der Gespräche zum The- ma Ausbildung waren am 19. November 2. Zugangsvoraussetzungen Vertreter der vier saarländischen Ausbil- Auch die Ausbildungsinstitute positionier- dungsinstitute sowie der Universität des ten sich eindeutig für den Master, sowohl Saarlandes (UDS), Fachbereich Psycholo- für den Zugang zur Ausbildung zum PP als gie und der Hochschule für Technik und auch zum KJP: Die Vertreter des Saarlän- Hintergrund Wirtschaft (HTW), Fakultät für Sozialwis- dischen Instituts für Psychoanalyse und senschaften, in die Kammer gekommen. Die Flexibilisierung der Ausbildungs- und Psychotherapie (SIPP) bekannten sich Die TeilnehmerInnen begrüßten einhellig Studiengänge an den Hochschulen hat ebenso wie das Institut für Fort- und Wei- das Engagement der Kammer zum Thema dazu geführt, dass ein Hochschulab- terbildung in klinischer Verhaltenstherapie Ausbildung. Von Seiten der PKS wurde die schluss auf Masterniveau bundesweit und Verhaltensmedizin der AHG Klinik Problematik aus Sicht des Berufsstandes nicht mehr Standard für die Zulassung Berus (IVV) aus Gründen des Qualitätser- anhand von vier Fragen umrissen: zur Psychotherapeutenausbildung ist. Das halt für einen Master als Zugang für beide Psychotherapeutengesetz schreibt im § 5 Berufe. Auch die Vertreter des Instituts zur 1. Ist der Kompetenzerwerb in den BA/ Abs. 2 als Voraussetzung zur Zulassung Aus- und Weiterbildung in Psychotherapie MA-Abschlüssen den bisherigen Ab- für eine Ausbildung zum Psychologischen (SIAP) unterstützten den Master, wiesen schlüssen vergleichbar?

Psychotherapeuten vor, eine „Abschluss- jedoch gleichzeitig darauf hin, dass es Saarland prüfung im Studiengang Psychologie, 2. Wie müssen die Zugangsvoraussetzun- rechtlich kaum haltbar sei, Absolventen die das Fach Klinische Psychologie ein- gen zur Ausbildung sein? mit BA-Abschlüssen eine Ausbildung zum schließt“. In der Regel erfüllen BA-Studi- 3. Ist eine Anpassung des Psychothera- KJP zu verweigern. Die Vertreterinnen des engänge in Psychologie dieses Kriterium peutengesetzes erforderlich? Saarländischen Weiterbildungsinstitut für

Psychotherapeutenjournal 1/2010 105 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

tiefenpsychologisch fundierte Psychothe- Im Forschungsgutachten wird u. a. vorge- logie und Psychotherapie der Universität rapie (SITP) äußerten bedenken, dass im schlagen, die praktische Tätigkeit neben des Saarlandes, erläuterte den Aufbau der Saarland bei einer Verpflichtung auf den dem bisherigen ambulanten als stationären BA-Studiengänge an der UDS. Sie beinhal- Master als Zugang auch zur KJP-Ausbil- Teil der praktischen Ausbildung zu integrie- teten keine klinische Psychologie, lediglich dung sozial-pädagogische Kompetenzen ren. Einige Teilnehmern erhoben Zweifel, wenige Veranstaltungen mit Einführungen verarmen könnten. Dies vor dem Hinter- ob in diesem Falle die vorzuhaltende Su- und sehr allgemeiner Krankheitslehre, erst grund, dass die HTW als einzige saarlän- pervision den hohen Qualitätsanforderun- im MA würden spezifische klinische Inhalte dische Hochschule an der sozialpädagogi- gen an die Psychotherapieausbildung wür- gelehrt. Derzeit habe man 120 BA-Plätze sche Studienabschlüsse erworben werden de genügen können. Auch die Verlagerung und 80 MA-Plätze. Ziel sei, für alle BA- können, bislang keine Master-Abschlüsse von Teilen der Ausbildung in den universi- Absolventen einen MA-Abschluss anbieten in Sozialpädagogik anbiete. Dennoch sei tären Bereich wurde sehr kritisch und eher zu können. Mehrheitlich wollten Absolven- man wegen der Gefahren im Hinblick auf als schwierig angesehen, eine komplette ten im klinischen Bereich tätig werden und Qualität, die für den Beruf des KJP mit der Direktausbildung mehrheitlich abgelehnt. strebten eine Psychotherapeutenausbil- Anerkennung von BA-Abschlüssen verbun- In jedem Falle müsste bei Integration eines dung an. Davon wolle ca 70% der Absol- den seinen, grundsätzlich für den Master. Teils der Ausbildung eine gute Abstimmung venten die Ausbildung zum KJP machen. T. zwischen den Hochschulen und den post- Michael machte deutlich, dass es aus ihrer 3. Anpassung des Psycho­ gradualen Ausbildungsinstituten erfolgen, Sicht zur Sicherung der Qualität der Aus- therapeutengesetzes so die mehrheitliche Einschätzung der bildung unabdingbar sei, den Master als Hochschul- und Ausbildungsinstitutsver- Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung Die Frage nach der Notwendigkeit der treter. Zum Thema Kompetenzdiskussion: beider Berufe PP und KJP zu fordern. Anpassung des Psychotherapeutengeset- Diese sei wichtig, sollte allerdings nicht nur zes wurde im Rahmen dieses ersten Mei- im Hinblick auch fachliche sondern auch Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Charis Förster, nungsaustausches nicht explizit diskutiert. auf persönliche Kompetenzen im Sinne Professur für Theorie, Praxis und Empirie Eine Zustimmung der Gesprächsteilneh- von Beziehungskompetenz und persönli- der Pädagogik der Kindheit an der HTW, mer zum Erfordernis einer Präzisierung cher Eignung zu einem möglichst frühen Fakultät Sozialwissenschaften, Studiengang des §5 Abs. 2 kann allerdings aus der ein- Zeitpunkt – am besten vor Aufnahme der Soziale Arbeit und Pädagogik der Kindheit deutigen Positionierung zum Master ange- Ausbildung – diskutiert werden. berichtete, dass sich aus Gründen der Qua- nommen werden. Es wurde die Erwartung lität und Kompetenz auch die HTW prinzipi- an die Kammer geäußert, dass sie politisch Die PKS schlug in Anbetracht des deutlich ell der Forderung nach Master-Abschlüssen Einfluss nimmt, den Master als Zugangsvo- gewordenen Meinungsbildes der Teilnehmer als Zugangsvoraussetzung für die Ausbil- raussetzung im Saarland durchzusetzen. aller Institutionen vor, ein Schreiben zu erar- dung zum PP und KJP anschließen kön- beiten, in dem sich alle Ausbildungsinstitute ne. Die Fakultät könne derzeit jedoch nur 4. Anpassung der Ausbildungs- im Sinne einer Selbstverpflichtung äußern, Bachelor-Abschlüsse anbieten (313 Plätze, und Prüfungsordnungen nur Masterabschlüsse als Zugang zur Ausbil- jährlich ca. 80-100 Studienanfänger). Ge- Die Teilnehmer diskutierten Anregungen dung zu akzeptieren. Damit hoffe man nach plant sei, einen Masterstudiengang an der aus dem Forschungsgutachten des BMG dem Vorbild anderer Länder, zusätzlich Über- HTW einzurichten. Allerdings werde dies zur Zukunft der Psychotherapieausbildung. zeugungskraft in die Verhandlungen mit der nicht zum WS 2010 möglich sein. Die ers- Kontrovers äußerten sich die KollegInnen Politik einbringen zu können. Das Saarland ten Bachelorabsolventen machten im März über die Dauer der praktischen Tätigkeit. gehört zu der Hälfte der Länder, in denen die 2010 ihre Abschlüsse. Frau Förster sieht in Während ein Institut 1200 statt 1800 Std. Landesprüfungsämter auch BA-Abschlüsse den geforderten 150 ECTS (ECTS= Euro- praktische Tätigkeit als ausreichend ansah, für den Zugang zur KJP-Ausbildung anerken- pean Credit Transfer System) Psychologie betonte ein anderes Institut, dass durch nen. Da der Vertreter der HTW kurzfristig die innerhalb der BA-Studiengänge eine Hür- eine verlängerte praktische Tätigkeit den Teilnahme am Meinungsaustausch absagen de, die die HTW in ihren BA-Abschlüssen Ausbildungskandidaten eine Finanzierung musste, waren die Anwesenden sich einig, nicht nehmen könne. Hier sei ein Herab- der Ausbildung durch geringere Ausbil- zuvor die Hochschule für Technik und Wirt- setzen der Credit-Points erforderlich (max. dungskosten erleichtert werden könne. schaft (HTW) zu kontaktieren, um deren 120 ECTS). Inhalte des BA-Studiengangs Dadurch könne auch der finanzielle Mis- Einschätzung in die Diskussion und Entschei- seien im Bereich der Sozialpädagogik und stand der Psychotherapeuten in Ausbil- dung (Selbstverpflichtung Ausbildungsinsti- Sozialarbeit traditionell eher anwendungs- dung – insbesondere in der Zeit der prak- tute, Master als Zugang zur Ausbildung PP orientiert. Es bestehe die Sorge, dass die tischen Tätigkeit – und die von einigen und KJP) einzubringen. Sozialpädagogik als wichtiger Bestandteil betonte unhaltbare Vergütungssituation in der Ausbildung der KJP zu kurz kom- Weiteres Gespräch mit UDS entschärft werden. Andere Institute hoben me. Es wurde deutlich, dass Einzelheiten Saarland und HTW hervor, dass die Vergütung der PIA mit ca. im Zusammenhang mit der Organisation 1000 € Brutto und 60% Auszahlung der Am 17. Dezember fand das Gespräch mit der Studiengänge (Zugang, Übertragbar- Sätze in der praktischen Ausbildung in eini- Vertretern der UDS und der HTW statt. T. keit, Inhaltliches etc.) in weiteren Gesprä- gen Instituten gut seien. Michael, Professorin für Klinische Psycho- chen innerhalb der Hochschulen und im

106 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Saarland

Austausch untereinander erörtert werden rium beschritten hat, nämlich die Landes- terium daran interessiert sei, dass der müssen. Die PKS bot an, ihren Einfluss auf prüfungsämter in Bayern anzuweisen, nur hohe Qualitätsstandard der Ausbildung die Gesetzgebung und die Politik im Ge- Masterabsolventen für die PP- und KJP- der Psychotherapeuten erhalten werden spräch mit dem Wissenschaftsministerium Ausbildung zuzulassen, aus Sicht des Mi- müsse. Minister Weisweiler sicherte sei- geltend zu machen. nisteriums juristisch bedenklich sei. Beim ne Unterstützung für eine Beibehaltung Psychotherapeutengesetz handele es sich des Masterniveaus als Zugangsvoraus- um ein Bundesgesetz, welches nicht durch setzung für die Berufe des PP und KJP Gespräche mit dem Minis- Landesrecht entkräftet werden könne. zu. Bereits auf der Sitzung der Arbeits- terium für Gesundheit und gruppe „Berufe des Gesundheitswesens“ In einem weiteren Gespräch mit dem der AOLG am 09./10. Februar in Bremen Verbraucherschutz neuen saarländischen Gesundheitsminis- werde man seitens des Saarlandes die ter Georg Weisweiler konnte die Kammer Diskussion unterstützen, um Einfluss auf Am 24. November 2009 und am 04. Fe- noch einmal die Notwendigkeit einer ein- die Bundespolitik zu nehmen. Ziel müs- bruar 2010 führte der Kammervorstand heitlichen Zugangsvoraussetzungen auf se eine Gesetzesänderung zumindest Gespräche mit Vertretern des Gesund- Masterniveau zu beiden Berufen deut- im Hinblick auf die Präzisierung des § 5 heitsministeriums insbesondere zum The- lich machen, die im Dienste der Quali- Abs. 2 des Psychotherapeutengesetzes ma Ausbildung. Es wurde schnell deutlich, tätssicherung und des Patientenschutzes (PsychThG) sein, für die man auch bei dass der seitens der Kammer vorgetrage- dringend geboten ist. Der Minister be- anderer Gelegenheit auf Bundesebene ne Weg, den das bayerische Staatsministe- kräftigte, dass das saarländische Minis- werben wolle.

Der PiA-Ausschuss hat sich konstituiert

Bericht Ernst Kern

In der letzten Vertreterversammlung wurde die Bildung eines Ausschusses für die Psy- chotherapeuten in Ausbildung (PiA) be- schlossen, der sich am 17. 12. 2009 zum ersten Mal traf.

Als Mitglieder wurden Katja Klohs, Ulri- ke Linke-Stillger und Ernst Kern gewählt. Mitte: Minister Weisweiler, links: Dr. Schichtel, rechts: Dr. Lamberty Der Ausschuss wählte in seiner ersten Sitzung Katja Klohs als Vorsitzende. Hin- tergrund der Bildung des PIA-Ausschuss ist die ausgesprochen schwierige Lebens- situation, die durch die aktuellen Bedin- gungen für viele PiA entsteht, die sich für den Weg zur Approbation entschieden haben. Die Psychotherapeutenkammer muss und will sich hier engagieren. In der ersten Sitzung wurden einige Brenn- punkte benannt: Die Zugangsvorausset- zungen zur Ausbildung, die Bezahlung des praktischen Jahrs und die finanzi- elle Situation während der Ausbildung. Weitere Eckpunkte: Strukturierung des praktischen Jahrs in den Kliniken (Unter- stützung und Supervision), Qualität und

Transparenz der Ausbildungsinstitute so- Saarland wie eine unterstützende Vernetzung der PiA. In die Arbeit des Ausschusses wer- von links nach rechts: Vizepräsident Jochen Jentner, Minister Georg Weisweiler, Präsident den interessierte und engagierte PiA als Bernhard Morsch Ausschussteilnehmer mit einbezogen.

Psychotherapeutenjournal 1/2010 107 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

Tagung in der Saarländischen­ Klinik für Forensische­ Psychiatrie

Referenten Vorankündigung Teilnahmepreis: ren bzw. welche Ansätze es Dr. jur. Wolfgang Asmus 80,00`für beide Tage geben könnte, gemeinsam Am 27 ./28 . Mai 2010 findet in Merzig die Präsident des Landgerichts Kaiserslautern 45,00`für einen Tag auf ein alle Seiten zufrieden vierte von der SaarländischenDer Kostenbeitrag Klinik ist bei für Tagungsbeginn Dr. med. Dr. jur. Michael Gillner stellendes Ziel hinzusteuern. bar zu entrichten und enthält: Klinik für Forensische Psychiatrie, Stralsund Forensische Psychiatrie organisierte Fach- · Tagungsunterlagen Wie bei den vergangenen tagung statt mit dem Titel: Doz. Vesna Šendula Jengic´ MD Ph D · Pausenbewirtung Fachtagungen möchten wir Psychiatrisches Bezirkskrankenhaus, · Dokumentation auch die forensische Psych- Abteilung Forensik, Rab Kampor/Kroatien recht fordernde Patienten – Herausfor- Tagungsbüro: iatrie eines Herkunftslandes Dr. jur. Michael Lindemann derung für Maßregelvollzug und Justiz? Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Während der Veranstaltung einigerist das Tagungsbüro unserer Patienten ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter unter Tel.: 0160 / 90 514 270 vorstellen,erreichbar. wofür wir diesmal am Bundesverfassungsgericht Einführung in das eine Referentin aus Kroatien Dr. med. Nahlah Saimeh Unterkunft: Tagungsthema gewinnen konnten. Westfälisches Zentrum für Forensische Hotel-Restaurant Roemer, Merzig Psychiatrie, Lippstadt-Eickelborn Mitarbeiter in MaßregelvollzugseinrichtunTel.: 06861/9339-0 - Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Norbert Schalastgen erleben PatientenHotel Merll-Rieff,ganz unterschied Merzig- Das Programm kann auch Institut für Forensische Psychiatrie lich: sind sie eherTel.: „recht 06861/93952-0 fordernd“ oder über unsere Homepage der Universität Duisburg-Essen ihr „Recht fordernd“?jeweils BeidesStichwort: erschwert „Forensiktagung“ eingesehen werden. Wolfgang Thiele Tourismusverband Merzig-Wadern/ Staatsanwaltschaft, Gießen oft die therapeutische Arbeit, lenkt Pati- enten von ihrerTouristinfo therapeutischen Merzig Ausei- Trierer Straße 148 G Michael von der Haar Poststraße 12, 66663 MerzigWir freuen uns auf Ihren 66663 Merzig Niedersächsisches Landeskrankenhaus Brauel,nandersetzung mitTel.: Diagnose,06861/73874 Therapie oder 72120- Besuch! Telefon: 06861/708-286 Fachabteilung Bad Rehburg möglichkeiten undFax: Delikt 06861/73875 ab und oderbindet 839679 Telefax: 06861/708-280 Theresia Zürker Zeit und EnergieE-Mail: der [email protected] Klinikmitarbeiter. Dr. Irmgard oder Bücken Stellv. E-Mail: [email protected] Landgericht Landau [email protected] Entsprechend ist man geneigt, vorschnell Ärztl. Leiterin die Vielfalt der Forderungen, Eingaben 66663 Merzig 66663 G 148 Straße Trierer Psychiatrie Forensische für Klinik Saarländische Müller Andrea Frau Organisation Veranstaltungsort: und Beschwerden,Stadthalle unabhängig Merzig, von ihremZur Stadthalle, Anmeldung 66663 Merzig und Anmeldung: Inhalt und der Art, wie sie vorgebracht Programm: aus Richtung werden, gleich zu behandeln. Luxemburg Dabei sollte Bei schriftlicher Anmeldung verwenden Sie bitte A8 Saarländische Klinik für beiliegende Karte. eigentlich nicht vergessen werden, dass Anmelden können Sie sich auch per ­Forensische Psychiatrie diese zum Störungsbild des jeweiligenSaar FACHTAGUNG Fax: 06861 / 708-280 Trierer Str. 148 G E-Mail: [email protected] Patienten dazugehören bzw. therapeu- Stadthalle66663 Merzig wenn möglich bis zum 10. Mai 2010 tisch genutzt werden oder auch durchaus echt fordernde Patienten – Zähringerstraße 12 Tel.: 06861 708 286 r 66119 Saarbrücken berechtigt sein können. Es wäre jedoch AnsprechpartnerInnen: Fax: 06861 708 280 Herausforderung für Telefon: 0681/501-3119 erstrebenswert, wenn diese Differenzie- Telefax: 0681/501-3664 Ausfahrt [email protected]; Maßregelvollzug und Justiz? E-Mail: [email protected] Inhalte: rung sowohl von Seiten derMerzig Klinikmitar- Dr. Irmgard Bücken 06861 / 708-288 A8 www.skfp.saarland.de Unsere aktuellen Infos beiter als auch von den verschiedenen MERZIG finden Sie im Internet unter Ingwardt Tauchert 0681 / 501-3145 Organisation: juristischen Instanzen vorgenommen 27. und 28. Mai 2010 www.justiz.saarland.de Redaktion FORUM Dr. Irmgard Bücken 06861 / 708-288 werden könnte. aus Richtung Andrea Müller 06861 / 708-286 Saarbrücken und ­saarländischeBahnhof Stadthalle Merzig Kammerseiten im Wir möchten Sie als Klinikmitarbeiter und PTJ: Geschäftsstelle Juristen zu dieser Tagungsveranstaltung Vorstand PKS einladen, um die Verschiedenartigkeit der Scheidterstr. 124 66123 Saarbrücken Forderungen, Eingaben und Beschwerden Präsident: Bernhard Morsch Tel 0681. 95455 56 zu analysieren und miteinander zu disku- Vizepräsident: Joachim Jentner Fax 0681. 95455 58 tieren, was diese für die therapeutische Ar- Beisitzer: Irmgard Jochum, Katja Klohs, [email protected] beit bedeuten, wie sie die Arbeit erschwe- Michael Schwindling www.ptk-saar.de Saarland

108 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Mitteilungen der Psychotherapeuten- kammer Schleswig-Holstein

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

trocken und kühl daherkommt, beinhaltet fällt womöglich das Direktzugangsrecht eine explosive Brisanz für den sozialen Frie- weg, und benötigen die Versicherten ei- den unserer Gesellschaft. Es geht um nichts ne Überweisung? Es ist zu befürchten, weniger als darum, welche Gesundheits- dass immer dann, wenn es vorgeblich um leistungen zukünftig noch allen Versicher- Einsparungen geht, diese auf Kosten der ten uneingeschränkt zustehen. Hinter der Versicherten – und zwar in erster Linie der Frage der Versicherungsart – Kopfpauschale psychisch Kranken – erfolgen. Es könnte oder Bürgerversicherung, die die Versicher- also unseren Patientinnen und Patien- ten finanziell unterschiedlich fordern – steht ten der Zugang zu qualifizierter Psycho- vermutlich auch die Entscheidung darüber, therapie erschwert oder sogar verwehrt was genau im Krankheitsfall abgesichert werden. Nicht zuletzt würde dann unser ist. Bezogen auf unser Fachgebiet könnten Berufsstand in seiner Berufsausübungs- das Eis des Winters mag inzwischen ge- die Fragen lauten: Für welche psychische freiheit beschränkt werden. Dem gilt es, taut sein, aber die Diskussion um die rich- Störung oder Krankheit steht den Versi- vehement entgegen zu treten. tigen Weichenstellungen in der Gesund- cherten noch Psychotherapie zu? Wie lan- heitspolitik bleibt eisig-verhärtet. Was so ge darf die Psychotherapie dauern? Oder Juliane Dürkop

Berufsordnung und Beschwerdemanagement

In dieser Ausgabe des PTJ soll einem As- dem Ansehen des Berufsstandes generell Berufsausübungsstandards. Die meisten pekt der Kammerarbeit etwas mehr Auf- zugute kommt. Schließlich ist die Berufs- halten sich quasi automatisch daran und merksamkeit gewidmet werden, der zwar ordnung auch als Schutz für Sie selbst zu PatientInnen haben wohl auch deshalb einerseits eine zentrale gesetzliche Aufga- sehen. Wer sich an die Berufsordnung hält, selten Anlass, Beschwerde gegen KollegIn- be der Kammer darstellt, der andererseits ist berufsrechtlich immer auf der sicheren nen einzureichen. Liegt aber ein konkreter aber sicher eher zum Pflichtprogramm als Seite. Konfliktfall vor, ist die Berufsordnung auch zur Kür gehört. Mit der Kür nach außen immer wieder Anlass für ausführliche Dis- aufzutreten ist sicherlich vergleichsweise kussionen darüber, was mit der Berufsord- einfach, kann man mit ihr doch viel leich- nung eigentlich erreicht werden soll und ter auf Zustimmung für die eigene kreative wie manch konkreter Paragraph eigentlich Arbeit im Sinne des Berufsstandes hoffen. auszulegen sei. Es zeigt sich dann immer Der Komplex Berufsordnung/Beschwer- wieder, dass es innerhalb dieses Konsen- demanagement stellt hingegen einen ses auch genügend Raum für Kontrover- restriktiven Part der Kammerarbeit dar. sen gibt. Ich möchte Sie an dieser Stelle Die Kammer erlässt berufsrechtliche Re- herzlich einladen, die Berufsordnung ein- gelungen für die Berufsausübung und ist mal sorgfältig zu lesen (pksh.de) und uns gesetzlich verpflichtet, ihre Einhaltung zu mitzuteilen, an welchen Stellen Sie sie als Abb. 1: Anzahl der Beschwerden 2005 – 09 überwachen, ggf. die Nichteinhaltung zu eine Art Überregulation empfinden und an sanktionieren. Die begrenzte Attraktivität Kennen Sie die Berufsordnung eigentlich? welchen Stellen Sie sich ggf. konkretere dieser Aufgabe ist sicherlich mit Händen Die meisten von Ihnen werden in diesem und klarere Aussagen wünschen würden. zu greifen, letztlich ist es aber sicher gut für Zusammenhang wohl nie etwas mit der In diesem Spannungsfeld spielen sich die den Berufsstand, wenn sich alle Beteilig- Kammer zu tun haben und das ist auch gut Kontroversen nämlich ab. Das Bestreben, ten, und hier insbesondere PatientInnen, so. Die Berufsordnung regelt nichts Sen- über die Berufsordnung nur soviel zu re- darauf verlassen können, dass alle Psycho- sationelles. Sie ist von Praktikern gemacht gulieren, wie unbedingt nötig, birgt auf der therapeutInnen definierte Standards in der und fasst das in Worte, was im Berufsstand anderen Seite die Gefahr, dass ihre Para- Berufsausübung einhalten, was letztlich weitgehend konsensfähig ist hinsichtlich graphen so allgemein bleiben, dass sie im Holstein Schleswig- Psychotherapeutenjournal 1/2010 109 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

über Ausfallhonorare oder einen Beleg hierüber enthält die Stellungnahme nicht.

Da mit einer solchen Stellungnahme der Anfangsverdacht nicht ausgeräumt werden kann, sind weitere Ermittlungen erforder- lich. Weitere Ermittlungen werden jedoch dann nicht mehr von der Kammer selbst durchgeführt, sondern erfolgen durch ei- nen sogenannten Untersuchungsführer. Untersuchungsführer sind Juristen mit der Befähigung zum Richteramt, die für alle Heilberufekammern Schleswig-Holsteins berufsrechtliche Ermittlungen durchführen. Bis zur Erstellung eines Abschlussberichtes des Untersuchungsführers liegt das Verfah- ren also nicht mehr in Kammerhand. Stellt Abb. 2: Beschwerden 2005 – 2009 nach Kategorien (Anzahl, Prozent) der Untersuchungsführer keinen berufs- Konfliktfall zur Entscheidungsfindung nur kumentes bei, aus dem die erfolgte Aufklä- rechtlichen Verstoß fest, stellt die Kammer sehr begrenzt beitragen. Also: Die Berufs- rung über Ausfallhonorare hervorgeht. das Verfahren ein, erhärtet sich jedoch der ordnung wird von uns kontinuierlich reflek- Verdacht eines berufsrechtlichen Versto- tiert und weiterentwickelt und Sie können Die Berufsordnung formuliert eine Aufklä- ßes, ist die Kammer wiederum gesetzlich dazu einen aktiven Beitrag leisten. rungspflicht vor Beginn einer Psychothe- verpflichtet, diesem weiter nachzugehen. rapie, insbesondere über Ausfallhonorare. Zunächst muss sie den möglichen Verstoß Was tut die Kammer konkret Da hier offensichtlich kein Verstoß gegen werten. Kommt die Kammer zu der Wer- bei Beschwerden? die Berufsordnung vorliegt, wird das Ver- tung, dass es sich um einen geringfügigen fahren eingestellt. Leider sind Stellungnah- Verstoß handelt, bietet sie dem beschwer- Beschwerden gehen in der Regel von Pa- men häufiger nicht so eindeutig: ten Mitglied die Einstellung des Verfahrens tientInnen ein, gelegentlich auch von Kol- gegen Zahlung einer Geldbuße an. Geht legInnen oder Institutionen wie beispiels- Das beschwerte Mitglied verfasst eine das Mitglied hierauf ein, ist die Beschwer- weise Krankenkassen. Die Kammer ist sehr lange Stellungnahme und beschreibt de damit erledigt. Geht das Mitglied darauf dann verpflichtet, den erhobenen Vorwurf ausführlich die Psychopathologie des Be- nicht ein oder kommt die Kammer zu der zu prüfen. Sie prüft anhand der eingegan- schwerdeführers und seine Entwicklung Wertung, dass es sich um einen gravieren- genen Beschwerde zunächst, ob sie offen- in der Therapie. Es legt dar, dass sich die den berufsrechtlichen Verstoß handelt, ist sichtlich gegenstandslos ist oder ob ein Beschwerde geradezu logisch aus der sie wiederum verpflichtet, Anklage beim Anfangsverdacht für ein berufsrechtliches Psychopathologie des Patienten ergäbe Berufsgericht zu erheben, dem dann die Vergehen gegeben ist. Ist die Beschwerde und deshalb nicht verwundern dürfe. Kla- letzte Entscheidung in dem Beschwerde- nicht offensichtlich gegenstandslos, infor- re Aussagen zu einer erfolgten Aufklärung verfahren obliegt. mieren wir das Mitglied, gegen das die Beschwerde eingereicht wurde hierüber und bitten es um eine Stellungnahme. Im Idealfall kann mit dem Eingehen der Stel- lungnahme bei der Kammer der Fall ab- geschlossen werden, nämlich dann, wenn aus der Stellungnahme ersichtlich ist, dass ein berufsrechtlicher Verstoß nicht vorliegt. Ein Beispiel an dieser Stelle:

Ein Patient beschwert sich darüber, dass er von seinem Psychotherapeuten eine Rechnung über das Honorar einer Sitzung erhält, die gar nicht stattgefunden hat. Er gibt an, nicht darüber aufgeklärt worden zu sein, dass er ausgefallene Sitzungen selber zahlen muss. Das beschwerte Mitglied legt seiner kurzen Stellungnahme die Kopie eines vom Patienten unterzeichneten Do- Abb. 3: Beschwerden 2005 – 2009 nach Abschluss Holstein Schleswig- 110 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Schleswig-Holstein

Wie sehen die Beschwerden in fen Sie mich dazu einfach an. Tagsüber bin keine psychotherapeutische und damit Schleswig-Holstein eigentlich ich in der Regel gut zu erreichen unter Tel.: auch keine KV-Leistung. Das sah ein Ge- aus? 04561/611-5045, per Mail über bernhard. richt in Kiel ganz anders und formulierte [email protected] oder hinterlassen Sie in sehr deutlich, dass Notfallpsychotherapie Seit Verabschiedung der Berufsordnung der Geschäftsstelle der Kammer eine Tele- in den Leistungskatalog der KV gehört. In im Jahre 2005 bis Ende 2009 sind bei fonnummer oder eine Mail-Adresse. der Berufung wurde diese Haltung durch der Kammer insgesamt 46 Beschwerden das Oberlandesgericht in Schleswig nach- eingegangen. Im Jahre 2009 waren es 13. Bernhard Schäfer drücklich bestätigt. Ein zeitlich befristeter Nahezu 50% aller Beschwerdefälle bezie- Vergleich der Streitenden wird sicher die hen sich auf Honorarstreitigkeiten, etwas Situation gerade für traumatisierte Kinder weniger auf Verhalten von KollegInnen und Jugendliche in Schleswig-Holstein ver- allgemein. Zum Beispiel fühlen sich Pati- Notfallpsychotherapie bessern helfen. Die Kammer unterstützt entInnen durch Anmerkungen des The- und fördert seit 2005 im möglichen Rah- rapeuten beleidigt oder missachtet, oder Die Notfallpsychotherapie hat sich auch men die Bemühungen des Instituts um beklagen absonderliche Verhaltensweisen, im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein Verbesserung der Versorgungssituation wenn sie beispielsweise beschreiben, dass vorsichtig weiterentwickelt. Beeinflusst und Vernetzung der Akteure in diesem Tä- ein Therapeut bei der Verrichtung seiner wurde diese Entwicklung durch die im- tigkeitsfeld. Notdurft die Toilettentür habe offen stehen mer noch bestehende Unsicherheit, wann lassen (das ist kein Scherz, eine solche denn approbierte PsychotherapeutInnen Überraschend hatte im letzten Jahr der Beschwerde hat es tatsächlich gegeben) in akuten Belastungssituationen eigentlich Vertreter der Psychologischen Psycho- oder Klagen von Sorgeberechtigten, deren tätig werden (sollten). Die folgenden Bei- therapeutInnen der Kassenärztlichen Zustimmung zu einer Psychotherapie nicht spiele zeigen, dass es sich dabei wohl um Vereinigung Schleswig-Holstein eigene eingeholt wurde, usw. Mutmaßliche Verstö- die Kernfrage handelt. Bemühungen gestartet, die Notfallpsy- ße gegen Schweigepflicht, Auskunftspflicht Die Psychotherapeutenkammer hatte ini- chotherapeutische Versorgung in Schles- oder Datenschutz runden die Inhalte von tiativ in einem Brief an den (damaligen) wig-Holstein zu verbessern. In einem Beschwerden ab. 21 der 46 Beschwerden Innenminister die Kooperation und Un- Rundschreiben wurden Kolleginnen und waren entweder offensichtlich gegen- terstützung bei der Versorgung von Trau- Kollegen mit Kassensitz aufgefordert, sich standslos oder konnten nach Eingang der maopfern angeboten. Leider machte der für einen freiwilligen Bereitschaftsdienst zu Stellungnahmen der beschwerten Mitglie- Minister in seinem Antwortschreiben deut- melden. Grundsätzlich wird dieser Vorstoß der abgeschlossen werden. Wurde eine lich, dass bei uns im Lande Notfallpsycho- von der PKSH begrüßt, denn im Gegensatz Beschwerde an den Untersuchungsführer therapie mit laienbasierter Notfallseelsorge zu den Vorjahren erkennt der KV-Vertreter weitergereicht, kam dieser nur selten (ins- und Krisenintervention gleichgesetzt wird. damit ja nun endlich die Notwendigkeit gesamt dreimal) zu dem Ergebnis, dass Diese wird aber weitgehend durch ehren- einer akuten psychotherapeutischen Ver- kein berufsrechtlicher Verstoß vorliegt. Bis- amtliche und kirchliche Angebote durchaus sorgung an. Wenn es zukünftig gelingt, die lang gab es keinen einzigen Fall, in dem kompetent gedeckt. Das Innenministerium Aktivitäten der Kammer und der KV kollegi- ein berufsrechtlicher Verstoß von der Kam- stellte klar, dass es psychotherapeutische al abzustimmen und zu koordinieren, sind mer als gravierend gewertet wurde und Intervention erst nach Manifestation einer wir sicher einen erheblichen Schritt weiter aus diesem Grund Anklage beim Berufsge- psychischen Traumafolgestörung für erfor- in unserem Bemühen um eine qualifizierte richt erhoben werden musste. Die als ge- derlich und damit durch das bestehende Versorgung. ringfügig gewerteten Verstöße konnten in ambulante psychotherapeutische Angebot aller Regel gegen Zahlung einer Geldbuße der KV für geregelt hält. Hier ist wohl noch Erfreulicherweise gibt es seit 2009 für Psy- eingestellt werden. Bisher sahen sich zwei erhebliche Aufklärungsarbeit durch die chotherapeuten jetzt auch die Möglichkeit, Kammermitglieder (gegen die insgesamt Kammer erforderlich. in Schleswig-Holstein das Curriculum Psy- sechs Beschwerden eingingen) nicht in chotraumatologie gemäß den Richtlinien der Lage auf dieses Angebot einzugehen, Die Traumaambulanz des Instituts für der Deutschsprachigen Gesellschaft für sodass aus diesem Grunde Anklage beim Medizinische Psychologie und Medizini- Psychotraumatologie vollständig zu absol- Berufsgericht erhoben werden musste. sche Soziologie des Universitätsklinikums vieren. Ein Ausbildungsinstitut in Schles- Schleswig-Holstein (Campus Kiel) konnte wig-Holstein bietet diese von der PKSH Liebe KollegInnen, soviel an dieser Stelle gleich mehrere Teilerfolge verzeichnen. akkreditierte curriculare Fortbildung an. zu diesem Thema. Selbstverständlich ha- Der Antrag auf Ermächtigung zur Durch- ben wir ein Interesse daran, dass es mög- führung notfallpsychotherapeutischer Leis- Auf Bundesebene war die PKSH durch ih- lichst wenige Beschwerden gibt. Neben tungen bei der Kassenärztlichen Vereini- ren Beauftragten für Notfallpsychotherapie dem Verweis auf die Berufsordnung freue gung Schleswig-Holstein wurde zunächst in dem durch das Bundesamt für Bevölke- ich mich auch, wenn ich Sie bei berufs- auf allen Ebenen durch den Zulassungs- rungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rechtlichen Fragestellungen oder Unklar- ausschuss und den Berufungsausschuss initiierten Konsensusprozess vertreten. In heiten auch vorbeugend beraten kann. Ru- mit der Begründung abgewiesen, dies sei vier Arbeitsgruppen wurden hier Fragen Holstein Schleswig- Psychotherapeutenjournal 1/2010 111 Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer

zu Leitlinien und Standards zur Psychoso- winkeln stellten Referenten die möglichen mer steht bei Interessenvertretern wie zialen Notfallversorgung (PSNV) diskutiert. Perspektiven für die (psychotherapeuti- Krankenkassen, Pharmaindustrie und den Wie schon zuvor im Prozess wurde deut- sche) Versorgung der Versicherten bzw. verschiedenen Leistungserbringern sowie lich, dass die Rolle der Heilberufe nicht der PatientInnen dar. politischen Entscheidern die optimale Ver- endgültig geklärt und ihre Fachkompetenz sorgung der kranken Menschen im Vorder- in der PSNV noch nicht ausreichend be- Einerseits ging es (aus Sicht einer Kranken- grund, sondern die wirtschaftlichen Inter- rücksichtigt ist. Insgesamt ergaben sich kasse) um die Steuerung der Versorgung essen dominieren die fachlichen. zahlreiche juristische Fragestellungen, die in einer Region unter Einbindung der ge- nun durch ein umfangreiches Rechtsgut- samten Versorgungskette; dabei können Warum müssen wir uns achten geklärt werden sollen. Aus Sicht im Rahmen sektorenübergreifender Ver- einmischen? der BPtK ist die Frage nach einem Appro- sorgungspfade die Leistungen dort er- Weil Kostendruck gern als Vorwand ver- bationsvorbehalt für bestimmte Aufgaben bracht werden, wo sie am effektivsten wir- wendet wird, um unseren Berufsstand und Tätigkeiten im Feld der PSNV und ob ken. Unklar ist in diesem Modell noch, wer abzuwerten und unsere Berufsausübung sich daraus quasi im Rahmen von Fach- die Verantwortung für die Ergebnisqualität strukturell und finanziell zu begrenzen. bzw. Dienstaufsicht Leitungs- bzw. Wei- haben könnte. Davon abhängig können sungsbefugnisse ableiten lassen, zentral. Selektionseffekte entstehen. Das Thema der optimalen und ökonomi- Erfahrungsgemäß wird bis zur Publikation schen Krankenversorgung wird in seiner der Ergebnisse eines solchen Rechtsgut- Andererseits ging es (aus Sicht der Ärztege- Komplexität im PTJ weiter und ausführlich achtens allerdings noch eine lange Zeit nossenschaft Schleswig-Holstein – ÄGSH) zu diskutieren sein. Wir müssen und wer- vergehen. um die Möglichkeiten der Zusammenar- den uns daran beteiligen. beit der Heilberufe im Rahmen von kollek- Dr. Jens T. Kowalski tiv- und selektivvertraglichen Regelungen. Juliane Dürkop Die von der ÄGSH bisher geschlossenen Verträge beziehen Psychotherapeutinnen Wir müssen uns und Psychotherapeuten allerdings meist Geschäftsstelle einmischen! nicht ein. Alter Markt 1 – 2, 24103 Kiel Worum geht es? Tel. 0431/66 11 990 Das ist das Fazit der Klausurtagung zu Fra- Fax 0431/66 11 995 Wir sind herausgefordert, die hinlänglich gen des Versorgungsmanagements bei Pa- Mo bis Fr: 09 – 12 Uhr tientInnen mit psychischen Erkrankungen, bekannten Versorgungsdefizite bei be- zusätzlich Do: 13 – 16 Uhr zu der die LPK Hamburg Anfang Februar grenzten Ressourcen mit Versorgungs- Mail: [email protected] einlud. Aus zwei unterschiedlichen Blick- management zu beantworten. Nicht im- Homepage: www.pksh.de Holstein Schleswig- 112 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Leserbriefe

Die Redaktion begrüßt es sehr, wenn sich Leser in Briefen zu den Themen der Zeitschrift äußern; sie macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass sie sich vor allem angesichts der erfreulich zunehmenden Zahl von Zuschriften das Recht vorbehält, eine Auswahl zu treffen oder gegebenenfalls Briefe auch zu kürzen. Als Leser der Briefe beachten Sie bitte, dass diese die Meinung des Absenders und nicht die der Redaktion wiedergeben.

Jürgen Matzat: „Zehn Jahre Psychotherapeutengesetz aus Sicht der Patienten: Erstzugangsrecht gut und schön, aber sind die Probleme nicht die alten?“, Psychotherapeutenjournal 3/2009

Bestmögliche Versorgung zu Probleme unerschrocken ­ansprechen wenig im Vordergrund Sehr geehrter Herr Matzat, Lieber Herr Matzat, habe gerade Ihren Artikel im Psychotherapeutenjournal gelesen. Da ich befürchte, dass danke für Ihren Artikel im Psychotherapeu- Sie für diesen guten Artikel bösen Gegenwind diverser Interessenvertreter bekommen, tenjournal 3/2009! möchte ich Ihnen mein Lob und meine Freude über Ihre Darstellung unbedingt zukom- men lassen. Mit großem Interesse und großer Freu- de habe ich Ihren Artikel gelesen. Es ist Als niedergelassener freier psychologischer Psychotherapeut (VT, approb.) kann ich schön, auch einmal eine andere Sichtwei- all die angesprochenen Probleme als absolut praxisrelevant bestätigen. Da ich mich se als die der Therapeuten zu vernehmen. bisher wehrte, eine der verschacherten Praxen zu kaufen (sie sind bisher der Einzige, Sie haben in Ihrem Artikel tatsächlich die der das Kind hier unerschrocken beim Namen nennt!) arbeite ich außerhalb des Dinge auf den Punkt gebracht, die – bei KV-Systems. Ich habe dabei das Glück, genügend Patienten zu haben und so sehe unserer eigentlich guten Psychotherapeu- ich all Ihre genannten Schwierigkeiten (Wartezeiten, „Bedarfsplanung“, Praxenverkauf, tischen Versorgung im Land – leider noch fehlende Zuweisung/Passung, fehlende Erhaltungstherapien, Kurzzeitinterventionen nicht zufriedenstellend gelöst sind. etc.). Ich bin der Meinung, dass das Wohl der Patienten und deren bestmögliche Versor- Auch als freier Therapeut bin ich dankbar über die Einbindung der Psychologischen Psy- gung viel zu wenig im Vordergrund stehen. chotherapeuten in das System der GKV und die bisher erreichten Erfolge des Psycho- Lange Wartezeiten, die Versorgung chro- therapeutengesetzes, diese Errungenschaften dürfen nicht zur Disposition stehen. Aber nisch Kranker und die ungleiche Versor- gerade wenn es um die Weiterentwicklung eines eben etablierten, funktionsfähigen, aber gungssicherung der Menschen in Stadt einfach noch nicht wirklich bedarfsgerechten Systems geht, ist es wichtig, dass jemand und Land, Ost und West, oder je nach so- Probleme so unerschrocken anspricht wie Sie das getan haben. zialer Zugehörigkeit sind Punkte, die mich schon lange Zeit unzufrieden stimmen. Daher nochmal mein Dank und meine Sympathie!

Mit freundlichen Grüßen Mit besten Grüßen

Dipl.-Psych. Regina Weckesser Dipl.-Psych. Christian Sekot Psychologische Psychotherapeutin von Plüschow-Str. 12 82256 Fürstenfeldbruck 85077 Manching [email protected] [email protected]

Johannes Pabel: „Psychotherapeutengesetz: 10 Jahre und weit davor“, Psychotherapeutenjournal 3/2009

„Sachsen-anhaltinisches Jahre Psychotherapeutengesetz und die rufsgruppe mit den uns bisher möglichen ­Kooperationsverfahren“ Jahre davor! Freiräumen und jetzigen Begrenzungen in das vereinigte Deutschland einzubringen Lieber Johannes Pabel, Die Zeit unmittelbar nach der Wende, in und unseren Platz zu finden – das war herzlichen Dank für Deine „erlebnisbezo- der wir DDR-Psychologen versuchten, die- eine wirklich spannende, arbeits- und be- gene und persönliche“ Rückschau auf 10 se Pionierphase zu nutzen, um unsere Be- gegnungsintensive Zeit. Ich weiß noch, wie

Psychotherapeutenjournal 1/2010 113 Leserbriefe

wir in einer „Kammer-Arbeitsgemeinschaft“ Danke für den persönlichen teressant auch der Bogen, den Du spannst 1990 zusammen saßen und überlegten, Bericht zur Position der klinisch arbeitenden Psy- stritten, wie eine „Psychologenkammer“ chologen in der DDR. Lieber Johannes Pabel, aussehen könnte bzw. sollte. 17 Jahre spä- ter gab es dann wirklich die Ostdeutsche danke für den persönlichen Bericht, in dem Dr. Almut Gemkow Psychotherapeutenkammer. Du die fachpolitische Entwicklung und Eu- Glogauer Str. 19 b er Engagement in Halle beschreibst. Ich 10999 Berlin Als ich damals durch Besuche in Praxen fand ihn ausgewogen und gut zu lesen. In- [email protected] westdeutscher Kollegen genauer er- fuhr, unter welchen Bedingungen eine Niederlassung als Psychologe möglich Jürgen Hardt und Ulrich Müller: „Die Aufgabe der war, begann ich zu verstehen, wie viel Psychotherapie in der Gesundheitswirtschaft“, wichtiger es wurde, sich berufspolitisch Psychotherapeutenjournal 3/2009 zu engagieren. Ich konnte in meiner ei- genen späteren freiberuflichen Tätigkeit Kolonialisierung der Behand- formulierten etwas, das mir gefühlsmäßig erleben, welchen Wert unser „sachsen- lungskultur klar war, wenn auch noch nicht rational anhaltinisches Kooperationsverfahren“ in durchdrungen. dieser Zeit bekam. Mit dem Wechsel in Hallo Herr Hardt, ein anderes Bundesland bekam ich das Mit besten Grüßen danke für Ihren hervorragenden Artikel im besonders zu spüren und musste hier Psychotherapeutenjournal. Sie formulieren Dipl.-Psych. Christian Sekot bis zum Inkrafttreten des Psychothera- in klaren Worten, was systemisch vorgeht: von Plüschow-Str. 12 peutengesetzes wieder im Delegations- Eine Kolonialisierung der Behandlungskul- 85077 Manching verfahren arbeiten. tur durch Verwaltung und Wirtschaft. Sie [email protected]

Das Fehlen konkurrierender Berufs- und Fachverbände hatte es uns Klinischen bzw. Fachpsychologen der Medizin ermöglicht, Rüdiger Nübling: „Verankerung und Veränderung der gemeinsame Positionen unkompliziert, psychotherapeutischen Versorgung seit dem weil verbandsunabhängig bzw. -übergrei- Psychotherapeutengesetz“ 3/2009 fend zu erarbeiten und auch umzusetzen. Sehr geehrte Damen und Herren, letztlich staatliche Kontrollaufgaben übertra- Ich kann mich noch gut erinnern, dass gen sind, handelt es sich in gewisser Hin- dieses Herangehen, als auch unser eher in Rüdiger Nüblings insgesamt recht kon- sicht auch um eine Doppelbesteuerung. unkompliziertes Verhältnis zu den ärztli- sensfähigem Resümee der Wirkungen des chen Kollegen bei einem Teil der west- Psychotherapeutengesetzes lässt ein Pas- Eine erneute Beitragserhöhung würde nur deutschen Psychologen lange Zeit zu Ir- sus aufhorchen: Wenn da über „deutlich – sowieso bereits verbreitete – Wahrneh- ritation und Unverständnis führte. Es war mehr ... wissenschaftlich qualifiziertes Per- mungen der Kammern als Instrumente der Teil unserer Geschichte und ich wünsche, sonal in den Kammern“ und „Stärkung der Bevormundung der Therapeuten stärken. hier Bewahrenswertes erhalten zu kön- personellen und fachlichen Ressourcen“ Auch weil die Kammern eben nur partiell nen. Dass wir jetzt eine länderübergrei- laut nachgedacht wird, dann steht zu be- Interessensvertretung der Therapeuten fende Psychotherapeutenkammer haben, fürchten, dass hier … Beitragserhöhungen sein können (z. B. keine Vereinbarungen in der die einzelnen Bundesländer pari- vorbereitet werden sollen. Hier gilt es den hinsichtlich der Bezahlung therapeutischer tätisch vertreten sind, das ist schon ein Anfängen zu wehren! Leistungen treffen dürfen), wäre eine Bei- toller Erfolg. Danke an all die Kollegen, tragserhöhung eine Politik gegen die Mit- die sich hier in unserem Interesse so stark Wenn schon jetzt der Beitrag u. U. 20% des glieder. engagieren. Nettogehaltes eines angestellten Therapeu- Mit freundlichen Grüßen ten beträgt, ist die Grenze des Erträglichen Dr. Karin Trautwein bereits erreicht. Hier fällt besonders ins Dipl.-Psych. Burkhard Kensy, PP Reichenstr. 12 Gewicht, dass es sich um eine Zwangsmit- Am Dornbusch 20 I 19258 Boizenburg gliedschaft handelt. Da den Kammern auch 44803 Bochum

114 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Kontaktdaten der Psychotherapeutenkammern

Bundespsychotherapeuten­ Mo, Mi – Fr 9.00 – 14.00 Uhr Fax 0611/53168-29 Mo – Fr 10.00 – 12.30 Uhr kammer Di 14.00 – 19.00 Uhr Mo – Do 9.00 – 13.00 Uhr Di und Do 14.00 – 16.00 Uhr Klosterstraße 64 info@psychotherapeutenkammer- [email protected] [email protected] 10179 Berlin berlin.de www.ptk-hessen.de www.lpk-rlp.de Tel. 030/27 87 85-0 www.psychotherapeutenkammer- Saarland Fax 030/278785-44 berlin.de Niedersachsen Scheidterstr. 124 [email protected] Roscherstraße 12 66123 Saarbrücken www.bptk.de Bremen 30161 Hannover Tel. 0681/9545556 Hollerallee 22 Tel. 0511/850304-30 Fax 0681/9545558 Baden-Württemberg 28209 Bremen Fax 0511/850304-44 Mo, Di 8.30 – 12.30, 13.30 – Jägerstraße 40 Tel. 0421/27 72 000 Mo, Mi, Do, Fr 9.00 – 11.30 Uhr 17.30 Uhr 70174 Stuttgart Fax 0421/27 72 002 Mo, Di, Mi, Do 13.30 – 15.00 Uhr Mi 13.30 – 17.30 Uhr Tel. 0711/674470-0 Mo, Di, Do, Fr 10.00 – 14.00 Uhr Beitragsangelegenheiten: [email protected] Fax 0711/674470-15 Mi 13.00 – 17.00 Uhr Mo, Mi – Fr 9.00 – 11.30 Uhr www.ptk-saar.de Mo – Do 9.00 – 15.30 Uhr Sprechzeit des Präsidenten: Mo – Do 13.30 – 15.00 Uhr [email protected] Di 12.30 – 13.30 Uhr [email protected] Schleswig-Holstein www.lpk-bw.de [email protected] www.pknds.de Alter Markt 1-2 / Jacobsen-Haus www.pk-hb.de 24103 Kiel Bayern Nordrhein-Westfalen Tel. 0431/661199-0 St.-Paul-Straße 9 Hamburg Willstätterstraße 10 Fax 0431/661199-5 80336 München Hallerstraße 61 40549 Düsseldorf Mo – Fr 9.00 – 12.00 Uhr (Post: Postfach 151506 20146 Hamburg Tel. 0211/522847-0 Do 13 – 16 Uhr 80049 München) Tel. 040/226 226 060 Fax 0211/522847-15 [email protected] Tel. 089/515555-0 Fax 040/226 226 089 Mo – Do 8.30 – 16.30 Uhr www.pksh.de Fax 089/515555-25 Mo, Di, Do 9.00 – 15.00 Uhr Fr 8.30 – 14.30 Uhr Mo – Do 9.00 – 15.30 Uhr Mi 9.00 – 17.00 Uhr [email protected] Ostdeutsche Psychothera­ Fr 9.00 – 13.00 Uhr Fr 9.00 – 14.00 Uhr www.ptk-nrw.de peutenkammer [email protected] [email protected] Karl-Rothe-Str. 4 www.ptk-bayern.de www.ptk-hh.de Rheinland-Pfalz 04105 Leipzig Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 30 Tel. 0341/462432-0 Berlin Hessen 55130 Mainz Fax 0341/462432-19 Kurfürstendamm 184 Gutenbergplatz 1 Tel. 06131/5703813 [email protected] 10707 Berlin 65187 Wiesbaden Fax 06131/5700663 www.opk-info.de Tel. 030/887140-0, Fax -40 Tel. 0611/53168-0

Inserentenverzeichnis PTJ 1/2010 Akademie bei König & Müller, Würzburg 37 Klinik Wollmarshöhe, Bodnegg 19 Akademie für Fortbildung in Psychotherapie, Tübingen 33 Krankenhaus Maria-Hilf GmbH Krefeld, Krefeld 21 Buchtal Klinik GmbH, Albstadt 11 Oberberg Klinik Verwaltung GmbH, Berlin 15 Christoph-Dornier-Klinik GmbH, Münster 27 Prop e.V., München 9 CIP Medien, München 4. US Psych. Universität Frankfurt Ausbildungsprogramm, Deutsche Akademie für Psychoanalyse (DAP) e.V., Frankfurt 23 München 41 Psychiatrische Poliklinik USZ, CH-Zürich 13 EMDR-Institut, Bergisch-Gladbach 21 PsyDV Dieter Adler, Bonn 37 Epikursoftware, Berlin 17 Rhein-Haardt-Klinik, Bad Dürkheim 9 Ergosoft, Hassloch 2. US Springer Verlag, Heidelberg 3. US Hakomi Institute of Europe, Nürnberg 35 Verlag Hans Huber, CH-Bern 29 Hasomed, Magdeburg 3 Einer Teil- oder der Gesamtauflage sind Beilagen folgender Herz-Jesu-Haus Kühr, Niederfell 9 Institutionen beigefügt: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen 5 AWP Berlin, Berlin IfP Institut für Paartherapie e.V., Frankfurt 15 Helm Stierlin Institut, Heidelberg IFT Gesundheitsförderung, München 13 Institut für Traumatherapie, Berlin IGW Institut für integrative Gestalttherapie, Würzburg 31 Psych. Universität Frankfurt Ausbildungsprogramm, Frankfurt Institut für Körperpsychotherapie IFK, Berlin 31 Psychotherapeutenkammer Berlin Kanzlei Meisterernst, Münster 35 Psychotherapeutenversorgungswerk PVW, Langenhagen Klingenberger Institut für Klinische Hypnose, Konstanz 21 Waldburg-Zeil Kliniken, Isny-Neutrauchburg

Psychotherapeutenjournal 1/2010 115 Stellen-/Praxismarkt

Jobsharing Praxisabgabe Frankfurt / Rhein-Main-Gebiet Psychologischer Psychotherapeut (TP, PA) sucht Praxis zum Kauf in von Kinder- und Jugendlichenpsy- Berlin oder Brandenburg. KV Zulas- Psychologische Psychotherapie Stuttgart Innenstadt: chotherapeutin sung bzw. Teilzulassung Oberbergischer Kreis (Nähe Köln, (TP) Praxis zu kaufen gesucht erwünscht. Dortmund): Aus Altersgründen Biete Jobsharing VT Erw. KV-Zulassung erwünscht Praxisanteil zu verkaufen, KV Teil- Tel.: 069-13020765 0162- 473 68 43 zulassung ist möglich, Preis VB. E-Mail: [email protected] eMail: [email protected] Psychologische Psychotherapeutin/ Psychol. Psychotherapeutin (VT) VT sucht Praxis oder Praxisanteil sucht Praxis(-anteil) in Marburg zu in Frankfurt/Main zu kaufen. KV Praxis für Tiefenpsycholog. fundierte kaufen (ab Herbst 2010 (Teil-) Zulassung erwünscht. KV-Sitz (Lüneburg) für Einzel- Psychotherapie abzugeben, KV- oder später). KV (Teil-)Zulassung Tel.: 069/27298246 od. und Gruppentherapie über Zulassung vorhanden, in LEHRE, erwünscht. 0178/5315237 e.: psychotherapeu- Job-Sharing abzugeben. zw. Braunschweig u. Wolfsburg. [email protected] Tel.: 0178-6794991 Chiffre PTPJ 1001002 05306 - 99 03 79 Praxisvermietung

PP (VT, Erwachsene) Jobsharingpartner/in auf Angestell- Praxistausch sucht zu sofort oder später München: Schöne Praxis im DG tenbasis von PP-Praxisgemein- Praxisanteil, KV-Teilzulassung zu vermieten, 85 qm, 3 Zi, Kü, schaft (VT, Erw.) Region Ulm Psychologische erwünscht, in Hamburg. WC, Bad, Nähe U-Bahn, Treffauer / Augsburg (über A8 gut erreichbar) € Psychotherapeutin (VT) Straße, 1.350.- + 200.- NK. gesucht. 10 bis 20 Sitzungen/Wo. Tausche Praxis, KV-Zulassung vor- [email protected] abzugeben. handen, Nähe UELZEN, Nds., Tel. 089 7144109 Chiffre PTPJ 10001007 gegen Praxisanteil (50%), KV- Zulassung erwünscht, in BERLIN. Chiffre PTPJ 10001009 Reinheim/Nähe Darmstadt: zwei bundesweit PP sucht Job-Sharing, Räume (12, 16 qm) in KJP-Praxis Entlastungsassistenz ab sofort zu vermieten, zentrale Praxis zu kaufen gesucht im Raum MM, MN, BC, RV, NU Praxisübernahme Lage mit Perspektive Praxisübernahme von Psych. Psychotherapeutin Chiffre PTPJ 1001003 Tel.: 06162/939590 (VT, Erw.), Psych. Psychotherapeut. 45 Jahre, KV-Zulassung erwünscht Praxis o. Praxisanteil in HH zu München-Gräfelfing kaufen gesucht; KV Zulassung o. ab Ende 2010 Vermiete auch tageweise Jobsharing in Frankfurt/M. Teilzulassung erwünscht. Angebote schönen Praxisraum 2 Suche Kollegin (VT für an: [email protected] ca. 20 m mit Balkon in Gräfelfing Erwachsene), Telefon: 0171/4322894 5 Min. zur S-Bahn. ca. 15 Std./Woche, [email protected] ab Januar 2010 Praxis oder Praxisanteil im Tel: 089/ 89867366 Tel.: 069/730782 Raum Regensburg von Psychologischer Psychothe- Braunschweig: heller Therapie- rapeutin (TP) Kassel raum, 35qm, neu renoviert, in bester gesucht (Kauf oder Jobsharing). Lage zu vermieten. Mitbenutzung PPT seit 1999/VT mit Eintrag im AR Psychologische Psychotherapeutin von Wartezimmer, Küche und Büro KV Berlin sucht Job-Sharing, Ent- Tel. 0941 / 9308224 (VT, Erw.) inkl. lastungsassistenz im Raum Berlin. sucht Praxisanteil zu kaufen, Tel: 0171-4047836 KV-Teilzulassung erwünscht. Psychologische Chiffre PTPJ 10001008 Tel. 01705578520 Psychotherapeutin (VT) sucht halbe Praxis Frankfurt/M.-Nordend Heller Raum - 15,22 qm, Part. - in Kassel. Psychologische Psychologische in Zweier-PT-Praxisgemeinschaft Tel. 0561-2079138 Psychotherapeutin (VT, Erw.) Ca. 380,- € warm. Ab sofort frei. sucht Praxis / hälftigen Praxisanteil Tel. 069554044 Psychotherapeutin im Raum Psych. Psychotherapeutin (VT) sucht Einstieg in Job-Sharing ab Gießen / Marburg / Wetzlar / möchte in der Region Hannover Frankfurt. (ehemaliger Landkreis) Stellenangebote März 2010 im Raum Freiburg Praxis-/anteil kaufen. KV (Teil-) KV (Teil-) Zulassung erwünscht. Zulassung erwünscht. Tel.: 0641 / 1329140 E-Mail: [email protected] VT-Praxis in Ravensburg sucht Tel. 05103 / 7065867 PP (VT/Erw.) auf Honorarbasis/ Psychologische Anstellung für ca.10 Std/w. info@ Hannover Stadt Raum NW/ DÜW: Psychotherapeutin (VT) sucht psychotherapie-ravensburg.de KJP (TP, system.) bietet Mitarbeit ab Mai 2010 oder später Praxis (Assistenz, Jobsharing o. Teil­ Psychologische Psychotherapeutin oder Jobsharing, KV-Zulassung Tel. 0751 3525593 abgabe) m. Bindung an vorh. (VT, Erw.) sucht Praxisanteil zu erwünscht in L, Z, G, HAL, J, ABG, Praxisräume, KV-Sitz vorhanden. kaufen. C oder Umgebung. psy1234@ KV-Teilzulassung erwünscht. freenet.de oder 0174-4486231 Anzeigenschluss Chiffre PTPJ 1001004 Tel.: 06321/ 576560 für die nächste Ausgabe

Erfahrene Psychologische Psychologischer Psychotherapeut Praxis zu kaufen gesucht ist der 3. Mai 2010. Psychotherapeutin (47J. TP + in Dresden (auch anteilig) PTJ Ausgabe 2/2010 AP, Erw.) sucht Jobsharing, bietet sucht Praxisanteil, KV-Teilzulassung von Psychologischen Entlastungsassistenz in Bremen erwünscht, in Mainz-Stadt Psychotherapeuten (VT, Erw., KJ) u. Umgebung, nach 5 Jahren KV erscheint Tel. 0163-7430547 KV Zulassung erwünscht Zulassung erwünscht. Tel.: 0173/5967537 am 16. Juni 2010. 0421 - 24 04 290 email: [email protected]

116 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Stellen-/Praxismarkt

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Hinweis an unsere Anzeigenkunden zum Praxiskauf/-verkauf Das Psychotherapeutenjournal ist das Organ der Psychotherapeutenkammern. Die Psychotherapeutenkam- mern sind Körperschaften öffentlichen Rechts und als solche den gesetzlichen Regelungen besonders ver- pflichtet. Wir achten genau darauf, uns an das geltende Gesetz zu halten – auch beim Abdruck von (Klein-) Anzeigen (s. a. PTJ 3/09 S. 231). Bitte verwenden Sie daher folgende Formulierungen, wenn Sie eine Praxis kaufen oder verkaufen möchten:

„„Praxis zu verkaufen; KV Zulassung vorhanden. „„Praxisanteil zu verkaufen; KV Teilzulassung ist möglich. „„Praxis zu kaufen gesucht; KV Zulassung erwünscht. „„Praxisanteil zu kaufen gesucht; KV Teilzulassung erwünscht. Mit diesen Formulierungen sind alle relevanten Optionen abgedeckt und es wird allen Formalien entspro- chen. Wir erlauben uns, Ihre Anzeige ohne Rücksprache entsprechend anzupassen. Welche weiteren Beschreibungen der Praxis Sie hinzufügen, ist selbstverständlich Ihnen anheim gestellt. Ihr Anzeigenteam

Psychotherapeutenjournal 1/2010 117 Kleinanzeigen

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Hinweis an unsere Anzeigenkunden zum Leistungsantrag Wir möchten unsere Leser darauf hinweisen, dass ein Abgeben von Fallarbeit oder des Bericht-Schreibens an Dritte sowie die Übernahme von fertigen Textbausteinen gegen die Pflicht zur persönlichen Leistungserbrin- gung verstößt. Keine Einwendung besteht dagegen, wenn hierzu Supervision/Intervision oder Fortbildungs- veranstaltungen in ­Anspruch genommen werden.

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118 Psychotherapeutenjournal 1/2010 Branchenverzeichnis

FoBiS Institut für Traumatherapie Verlag Klett-Cotta Aus-, Fort- und Systemisches Institut für Bildung, Oliver Schubbe J. G. Cotta´sche Buchhandlung Weiterbildung Forschung und Beratung, Curricula Psychotraumatherapie, Nachfolger GmbH ­Psychotherapeutische Praxis (EMDR-) Vertiefungsseminare und Rotebühlstr. 77 Für die Anzeigen sind die Inserenten Altdorfer Str. 5 Brainspotting, kammerzertifiziert 70178 Stuttgart verantwortlich . Eine Überprüfung 71088 Holzgerlingen Tel.: 030-4642185 Tel.: 0711/66720 der Angaben durch die Tel.: 07031/ 60 59 88 [email protected] Fax: 0711/6672-2031 ­Psychotherapeutenkammern [email protected] www.traumatherapie.de findet nicht statt . www.fobis-online.de Institut für Verhaltenstherapie, Kliniken/Rehazentren Akademie bei König & Müller Fort- und Weiterbildungsinstitut Verhaltensmedizin u. Semmelstraße 36/38 MFK Münchner FamilienKolleg Sexuologie (IVS) Christoph-Dornier-Klinik D-97070 Würzburg Pfarrstr. 4, 80538 München Nürnberger Str. 22, für Psychotherapie Tel. 0931-46 07 90 33 Tel.: 089 - 22 29 92 90762 Fürth Tibusstr. 7-11 [email protected] [email protected] Tel.-Nr. 0911 / 78 72 72 7 48143 Münster www.koenigundmueller.de www.mfk-fortbildung.de FAX: 0911 / 78 72 72 9 Tel. 0251/4810-100 [email protected] Fax. 0251/4810-105 www.ivs-nuernberg.de Akademie für Fortbildung in [email protected] ­Psychotherapie (afp) Fortbildung Klinische Hypnose in Darmstadt. Veranstalter: DGH www.c-d-k.de Bundesakademie milton erickson institut berlin Postfach 13 43, 72003 Tübingen Tel.: 06033/73667 oder www.hypnoseausbildung.de wartburgstr. 17, 10825 berlin Tel.: 0700 23723700 fon & fax: 030 . 781 77 95 Fax.: 0700 23723711 büro: do 9 - 12 uhr Fachklinik Waren (Müritz) [email protected] [email protected] Auf dem Nesselberg 5, 17192 Waren www.afp-info.de GIPP e.V. Deutsche Gesellschaft www.erickson-institut-berlin.de Tel.: 01803/244142-0 für Integrative Paartherapie und Fax: 01803/244142-404 Paarsynthese AVT Köln GmbH Münchner Institut für Trauma- [email protected] Akademie für Verhaltenstherapie Keplerstr. 35, 22763 Hamburg www.fachklinik-waren.de Tel. 040-79301010, Fax 040-3907007 therapie (MIT) Venloer Str. 47-53 Leitung: Prof. Dr. Willi Butollo 50672 Köln [email protected] www.paarsynthese.de Zertifizierte Aus-/Fortbildung Tel.: 0221 – 42 48 570 Integrative Traumatherapie [email protected] & Dialogische Exposition Medizinisch-Psychosomatische www.avt-koeln.org INNTAL INSTITUT Information und Termine: Klinik Bad Bramstedt NLP und Systemische Ausbildung www.trauma-ambulanz.com Schön Kliniken BIF e.V. Anerkannt von PTK und Ärztekammer Birkenweg 10, 24576 Bad Bramstedt In München, Rosenheim, Ulm, Tel.: 04192/5040 Berliner Institut für Familienthera- Thies Stahl Seminare pie- Systemische Therapie- Super- am Bodensee und in Fax: 04192/504550 Norddeutschland alle Termine auf Dipl.-Psych. Thies Stahl KlinikBadBramstedt@schoen- vision – Beratung und Fortbildung Aus- und Fortbildung in NLP, e.V. www.inntal-institut.de kliniken.de INNTAL INSTITUT, Dipl.-Psych. Coaching, Mediation und www.schoen-kliniken.de Dudenstr. 10, 10965 Berlin Systemischer Aufstellungsarbeit [email protected] Claus & Daniela Blickhan [email protected] Tel.: 04106 645763 www.bif-systemisch.de [email protected] Internationale Arbeitsgemein- www.ThiesStahl.de Medizinisches Deutsche Akademie für schaft für Gruppenanalyse Versorgungszentrum Psychoanalyse Kreuzherrenstraße 65 Goethestr. 54, 80336 München 53227 Bonn Buchhandel/Verlage Timmermann und Partner Tel.: 089 - 53 96 74/75 Tel.: 0228 478951 MVZ für körperliche und [email protected] Fax: 0228 477872 CIP-Medien Verlagsbuchhandlung Psychische Gesundheit www.psychoanalysebayern.de [email protected] Nymphenburger Str. 185, Marienstraße 37, 27472 Cuxhaven www.gruppenanalyse.info 80634 München Deutsche Gesellschaft für Tel. 04721-393650 + 04721/396351 Tel. 089-130793-21, ­Verhaltenstherapie e.V. (dgvt) [email protected] www.psycho-vision.de [email protected] Fort- und Weiterbildung Virtuelle Realität in der Angstbe- www.cip-medien.com Postfach 13 43; 72003 Tübingen handlung www.cme-pt.de Zertifizierte Tel.: 07071-9434-34 Online-Fortbildung Fax: 07071-9434-35 Psychotherapeutenverlag Softwareanbieter [email protected] Helm-Stierlin-Institut Verlagsgruppe www.dgvt.de Hüthig Jehle Rehm GmbH Schloß-Wolfsbrunnenweg 29 ergosoft GmbH Im Weiher 10 69118 Heidelberg Postfach 12 26 D-69121 Heidelberg Deutsches Institut für Tel.: 06221-71409-0 67446 Haßloch Tel.: (0 62 21)4 89-0 Psychotraumatologie e.V. Fax: 06221-71409-30 Hotline: 06234/5995-11/-12-/13 Fax: (0 62 21) 4 89-52 9 Telefon: 02245-9194-0 [email protected] Tel.: 06324/5995-0 [email protected] www.psychotraumatologie.de www.hsi-heidelberg.com Fax: 06324/5995-16 [email protected] Zert. WB f. app. PPT, [email protected] www.psychotherapeutenjournal.de Mehrdimensionale Psycho- www.psychodat.de dynamische Traumatherapie Igw Institut für integrative www.ptv-anzeigen.de EMDR-Institut Deutschland ­Gestalttherapie 51427 Bergisch Gladbach Theaterstr. 4, 97070 Würzburg Schattauer GmbH 02204-25866 Fon: 0931/354450 Verlag für Medizin PsyDV [email protected] Fax: 0931/3544544 und Naturwissenschaften Dipl.-Psych Dieter Adler www.emdr.de [email protected] www.igw-gestalttherapie.de Hölderlinstr. 3 Heckenweg 22 70174 Stuttgart 53229 Bonn FAM.THERA.INSTITUT Tel. ++49 0711 22987-0 Tel.: 08105-012214 für Familientherapie und Institut für Systemaufstellungen Fax ++49 0711 22987-50 www.antrag-pro.de Systemische Beratung ISA Berlin [email protected] Lauterbacher Str. 22 Schustehrusstr. 27 www.schattauer.de 4668 Grimma OT Bernbruch 10585 Berlin Verlag Hans Huber Tel.: 03437/762871 Tel. 030-3424593 Hogrefe AG Epikursoftware Fax: 03437/702876 Fax 030-34702308 Länggassstr. 76 Praxisverwaltung Psychotherapie [email protected] [email protected] CH 3000 Bern 9 Tel.: (030) 21 23 25 63 www.fam-thera.de www.isa-berlin.de www.verlag-hanshuber.com www.epikur.de

Psychotherapeutenjournal 1/2010 119 Impressum Anzeigen Die verwendete Literatur ist nach den „Richt- Claudia Kampmann-Schröder, Tel.: 06221/ linien zur Manuskriptgestaltung“, herausgege­ ­ 437-042, Fax: 06221/437-109, cks-marketing ben von der Deutschen Gesellschaft für Psy- Das „Psychotherapeutenjournal“ publiziert @t-online.de chologie (Göttingen: Hogrefe Verlag, 1997), Beiträge, die sich – direkt oder indirekt – auf im Text zu zitieren und am Schluss des Ma- die Prävention, Therapie und Rehabilitation Verlag nuskripts zu einem Literaturverzeichnis zu- psychischer Störungen und auf psychische Psychotherapeutenverlag, Verlagsgruppe sammenzustellen. Jedem Manuskript ist eine Aspekte somatischer Erkrankungen sowie Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, Zusammenfassung von maximal 120 Worten auf wissenschaftliche, gesundheitspolitische, 69121 Heidelberg, Annette Kerstein, Tel.: und eine Kurzbeschreibung mit bis zu 50 berufs- und sozialrechtliche Aspekte der Aus-, 06221/91496-12; Fax: 06221/91496-20, an- Worten (für das Inhaltsverzeichnis) beizule- Fort- und Weiterbildung und der Berufspraxis [email protected] gen. Die Redaktion behält sich das Recht auf von Psychologischen Psychotherapeuten und Satz Kürzungen vor. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Strassner ComputerSatz Autoren erhalten jeweils zwei Belegexempla- beziehen. Das „Psychotherapeutenjournal“ 69181 Leimen re der Ausgabe des „Psychotherapeutenjour- ist der Methodenvielfalt in der Psychotherapie Druck nal“, in der ihr Beitrag erschienen ist. und ihren wissenschaftlichen Grundlagendis- Vogel Druck und Medienservice ziplinen sowie der Heterogenität der Tätig- Rechtseinräumung 97204 Höchberg keitsfelder der Psychotherapeuten verpflichtet. Der Autor bestätigt und garantiert, dass er un- Leserbriefe und andere Beiträge zu kammer- Bezug und -bedingungen eingeschränkt über sämtliche Urheberrechte spezifischen Themen werden nicht im redak- Inland € 72,– (inkl. Versandspesen) an seinem Beitrag einschließlich eventueller tionellen Teil der Zeitschrift abgedruckt. Sie Ausland € 75,– (inkl. Versandspesen) Bildvorlagen, Zeichnungen, Pläne, Karten, werden von den jeweiligen Landeskammern Studenten und Ausbildungsteilnehmer Skizzen und Tabellen verfügt, und dass der selbst bearbeitet und können ggf. auf ihren € 43,– (inkl. Versandspesen) Beitrag keine Rechte Dritter verletzt (dies gilt Mitteilungsseiten veröffentlicht werden. Alle Preise verstehen sich inkl. Mehrwertsteu- auch für die Wahrung der Anonymität des er. Der Abonnementpreis wird im Voraus in Patienten bei der Veröffentlichung von Fall- Herausgeber Rechnung gestellt und umfasst 4 Ausgaben berichten). Bundespsychotherapeutenkammer, Landes­ jährlich. Das Abonnement verlängert sich Der Autor räumt – und zwar auch zur Ver- psychotherapeutenkammer Baden-Württem­ zu den jeweils gültigen Bedingungen um wertung seines Beitrags außerhalb der ihn berg, Bayerische Landeskammer der Psycholo- ein Jahr, wenn es nicht mit einer Frist von enthaltenden Zeitschrift und unabhängig gischen Psychotherapeuten und der Kinder- und 8 Wochen zum Ende des Bezugszeitraumes von deren Veröffentlichung – dem Verlag Jugendlichenpsychotherapeuten, Kammer für gekündigt wird. räumlich und mengenmäßig unbeschränkt Psychologische Psychotherapeuten und Kin- Abonnementservice für die Dauer des gesetzlichen Urheber- der- und Jugendlichenpsychotherapeuten im medhochzwei Verlag GmbH, Alte Eppelhei- rechts das ausschließliche Recht der Verviel- Land Berlin, Psychotherapeutenkammer Bre- mer Str. 42/1, 69115 Heidelberg, Frau Sabine fältigung und Verbreitung bzw. der unkör- men, Psychotherapeutenkammer Hamburg, Hornig, [email protected], perlichen Wiedergabe des Beitrags ein. Der Landeskammer für Psychologische Psycho- Tel. 06221/91496-15, Fax 06221/91496-20 Autor räumt dem Verlag ferner die folgen- therapeutinnen und -therapeuten und für Kin- den ausschließlichen Nutzungsrechte am Erscheinungsweise der- und Jugendlichenpsychothe­rapeutinnen Beitrag ein: Das „Psychotherapeutenjournal“ erscheint und -therapeuten Hessen, Psychotherapeu- a) Das Recht zum ganzen oder teilweisen viermal jährlich. Für Mitglieder der Psycho- tenkammer Niedersachsen, Psychotherapeu- Vorabdruck und Nachdruck – auch in Form therapeutenkammern Baden-Württemberg, tenkammer Nordrhein-West­falen, Ostdeutsche eines Sonderdrucks, zur Übersetzung in Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Psychotherapeutenkammer, Landespsychothe- andere Sprachen, zur sonstigen Bearbei- Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rhein- rapeutenkammer Rheinland-Pfalz, Psychothe- tung und zur Erstellung von Zusammen- land-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein und rapeutenkammer des Saarlands, Psychothera- fassungen (Abstracts); der Ostdeutschen Psychotherapeutenkam- peutenkammer Schleswig-Holstein. b) das Recht zur Veröffentlichung einer mer ist der Bezugspreis durch den Kammer- ­Mikropie-, Mikrofiche- und Mikroform- beitrag abgegolten. Redaktionsbeirat ausgabe, zur Nutzung im Wege von Bild- Prof. Dr. Rainer Richter (BPtK), Dr. Dietrich Urheber- und Verlagsrechte schirmtext, Videotext und ähnlichen Ver- Munz (Baden-Württemberg), Mareke de Brito Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Bei- fahren, zur Aufzeichnung auf Bild- und/ Santos-Dodt (Baden-Württemberg), Dr. Niko- träge und Abbildungen sind urheberrechtlich oder Tonträger und zu deren öffentlicher laus Melcop (Bayern), Dr. Heiner Vogel (Bay- geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Wiedergabe durch Radio und Fernsehsen- ern), Anne Springer (Berlin), Dr. Manfred Thie- engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes dungen; len (Berlin), Karl Heinz Schrömgens (Bremen), ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig c) das Recht zur maschinenlesbaren Erfas- Hans Schindler (Bremen), Ulrich Wirth (Ham- und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver- sung und elektronischen Speicherung auf burg), Jürgen Hardt (Hessen), Uta Cramer- vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfil- einem Datenträger (z. B. Diskette, CD- Düncher (Hessen), Dr. Lothar Wittmann (Nie- mungen und die Einspeicherung und Ver- Rom, Magnetband) und in einer eigenen dersachsen), Prof. Dr. Hans-Joachim Schwartz arbeitung in elektronischen Systemen. Alle oder fremden Online-Datenbank, zum (Niedersachsen), N. N. (NRW), Prof. Dr. Jür- Rechte, auch das der Übersetzung, bleiben Download in einem eigenen oder frem- gen Hoyer (OPK), Alfred Kappauf (Rheinland- vorbehalten. den Rechner, zur Wiedergabe am Bild- Pfalz), Bernhard Morsch (Saarland), Juliane Manuskripte schirm – sei es unmittelbar oder im Wege Dürkop (Schleswig-Holstein), Bernhard Schäfer Redaktionsschluss der Ausgabe 3/2010 ist der Datenfernübertragung –, sowie zur (Schleswig-Holstein). der 25. Juni 2010, für Ausgabe 4/2010 der Bereithaltung in einer eigenen oder frem- 10. September 2010. Manuskripte sind elek- den Online-Datenbank zur Nutzung durch Anschrift Redaktion tronisch (CD, Email) im Word- oder rtf- Dritte; Karin Welsch Format an die Redaktion (s.o.) zu senden. d) das Recht zu sonstiger Vervielfältigung, Bayerische Landeskammer der Psychologi- Abbildungen sind jeweils zusätzlich als Ori- insbesondere durch fotomechanische und schen Psychotherapeuten und der Kinder- ginaldatei (jpg-Format, mind. 300 dpi), Ta- ähnliche Verfahren (z. B. Fotokopie, Fern- und Jugendlichenpsychotherapeuten bellen in getrennten Dateien einzureichen. kopie), und zur Nutzung im Rahmen ei- St.-Paul-Str. 9 Der Umfang des Manuskripts sollte im Re- nes sog. Kopienversandes auf Bestellung. 80336 München gelfall 35.000 Zeichen (mit Leerzeichen) Verantwortlich für den allgemeinen Teil ist Tel.: 089/515555-19 nicht überschreiten, während der Titel des der Redaktionsbeirat. 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