Diese Seite enthält im Original Werbung EDITORIAL 1

annehmen möchte. Zum ersten Thema hat die VdS erstmals im März eine Presse- mitteilung herausgegeben, die von der VdS-Fachgruppe Dark-Sky verfasst wurde. Dabei eine Karte aller bekannten Liebe Mitglieder, Standorte von Sky-Beamern in Deutsch- land. Der Himmel als Werbefläche, eine liebe Sternfreunde, traurige Bilanz. Lesen Sie mehr dazu in diesem Journal. vor Ihnen liegt die erste von drei Ausgaben unserer Mitgliederzeitschrift „VdS-Jour- Zum Thema Jugendarbeit können wir nal für Astronomie“, die in diesem Jahr berichten, dass die VdS in diesem Jahr, erscheinen wird. neben dem traditionellen Jugendlager der Moerser Astronomischen Organisation Auch diese Ausgabe dokumentiert auf sehr (M.A.O.), das von der VdS-Fachgruppe eindeutige Weise die Vielschichtigkeit Jugendarbeit um Iris Fleischer, Susanne unseres Hobbys, die Amateur-Astronomie. Hoffmann und Oliver Jahreis betreute Über 100 Beiträge dieser Ausgabe spre- astronomische Sommerlager ASL sowohl chen für die Leistungsfähigkeit unserer finanziell als auch ideell stärker unter- Mitglieder und zeugen von der fachlichen stützen wird. Mit dem Schullandheim Kompetenz der VdS-Fachgruppen. Hobbach bei Aschaffenburg ist wohl der ideale Standort gefunden. Den Organisato- Das VdS-Journal befindet sich nun im ren und Aktiven wünschen wir viel Erfolg fünften Jahr seit der Erstausgabe 1997. und den jugendlichen Teilnehmern ein tol- Bisher sind in den acht Ausgaben über 300 les Erlebnis. verschiedene Autoren zu Wort gekommen, oder konnten ihre fotografischen Ergeb- Der angekündigte Beitrag über die Aus- nisse einem interessierten Publikum vor- wertung des VdS-Fragebogens erscheint stellen. Was unserem gemeinsamen leider erst in der nächsten Ausgabe. Magazin allerdings fehlt, sind Beiträge, die Einerseits gingen bis Februar immer noch sich in Wort und Bild an Einsteiger rich- Antworten ein und andererseits gestaltet ten. Deshalb richten wir an Sie, liebe Leser, sich die Auswertung schwieriger und zeit- die Bitte, uns verstärkt auch solche Beiträge aufwendiger als erwartet. einzusenden. Die Redaktion ist für alle Berichte offen und druckt solche sehr Schließlich enthält diese Ausgabe eine gerne ab. Schreiben Sie uns! Redaktions- neue Rubrik: Mit „Nach Redaktions- schluss für die nächste Ausgabe ist der schluss“ sind in Zukunft zwei Seiten beti- 25. Mai. telt, die uns nach dem Abgabetermin errei- chen und sowohl brandaktuell als auch von Die Redaktion bedankt sich bei allen allgemeinem Interesse sind! Schreiben Sie Autoren, Mitgliedern und Fachgruppen die uns! zum Gelingen dieser acht Ausgaben beige- tragen haben. Und für die zehnte Ausgabe Zuletzt noch eine Bitte: Nach dem Tod von im Dezember suchen wir noch ein entspre- Dr. Klaus Güssow, unserem langjährigen Unser Titelbild: chendes Titelfoto! Herzlichen Dank sagen Vorsitzenden, ist die Rubrik „Rechnende wir aber auch unseren Mitgliedern, die Astronomie“ verwaist. Nun gibt es erfreuli- Das abwechselnde Miteinander von hel- durch ihre Spenden in den zurückliegenden cherweise Versuche von Mitgliedern, die- len Sternwolken und Dunkelmaterie im Jahren die VdS finanziell unterstützt sen Bereich als Fachgruppe „Computer- Bereich Schütze, Schlangenträger, haben. astronomie“ fortzuführen. Welche Mit- Skorpion und Norma erscheint in die- glieder sind an einer solchen Fachgruppen- sem Foto recht beeindruckend. Im Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe arbeit interessiert und wollen mitarbeiten? Bereich des Pipe steht strahlend ist die Astrofotografie. Auf zahlreichen Allen Sternfreunden wünschen wir interes- der Planet Mars. Das Band der Seiten dieses Heftes informiert eine der sante und nützliche Informationen sowie Milchstraße ist von zahlreichen rot- ältesten und eine besonders aktive VdS- viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe. leuchtenden Emissionsnebeln durch- Fachgruppe über den Bereich der fotogra- Ebenso wünschen wir uns allen viele klare setzt. Aufnahme vom 20. Juni 2001, fischen Himmelsbeobachtung. Nächte und Spaß beim Beobachten. Belichtungszeit 92 Minuten auf Mittelformatfilm Kodak Ektachrome In der letzten Ausgabe (Seite 1/II-2001) Ihre 200 mit 1:2,8/80 mm (Blende 4). haben wir angekündigt, dass sich der Autoren: Rainer Sparenberg und Vorstand zukünftig verstärkt der Themen Volker Robering. Lichtverschmutzung und Jugendarbeit Otto Guthier Werner E. Celnik 2 INHALT

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NACH REDAKTIONSSCHLUSS 4

SCHWERPUNKTTHEMA Astrofotografie - 20 Jahre VdS-Fachgruppe Astrofotografie 6 - Astro-Farbfotografie unter dem Vorstadthimmel 7 - Deep-Sky-Astrofotografie in lichtverschmutzten 11 Gebieten - Die Dunkelwolken im südlichen Schlangenträger 15 - Kometen mit dem T-Max 3200 18 Astrofotografie vom Feinsten - Zur Hypersensibilisierung von Farbnegativfilmen 20 Seite 9 - Polarlichter vom 11. April 2001 24 - Piggyback-Astrofotografie ohne motorische 26 Nachführung - Projekt „Wechselwirkende Galaxien“, Teil 3 28 FACHGRUPPENBEITRÄGE Amateurteleskope - Wie gut sind Kaufhausteleskope? 33 - Erfahrungen mit dem Bresser-Pulsar 120/1000 mm 34

Selbstbau - Ein 18"-Fensterglasdobson – ein unseriöses 39 Spiegelschleifprojekt? - Über den Dächern der Stadt Lüneburg – 42 Eine Dachsternwarte im Selbstbau

Kaufhausfernrohre Atmosphärische Erscheinungen - 46°-Ring 46 Seite 33 - Horizontalkreis 46

CCD-Technik - Aus dem Pixelkästchen 48 - Selbstbau-CCD-Astrokamera für jedermann, Teil 1 48 - Astrofotografie mit der Nikon Coolpix 990 52

Meteore - Fotografische Meteorbeobachtung – eine kurze 57 Einführung

Planeten - Jupiterreport 2001 60 - Erfahrungsbericht über die Saturnbedeckung vom 62 03.11.2001

Ein „alter“ Bekannter... Kometen - Komet WM1 – Erste Ergebnisse 64 Seite 52 Kleinplaneten - Kleinplanetenpositionen 2001 im deutsch- 67 sprachigen Raum - Kleinplanetenjagd am Südhimmel 68 - Erdbahnkreuzer Planetoid 2001 YB5 70

Spektroskopie - Spektroskopie für Einsteiger mit dem Baader- 70 Gitter, Teil 1

Sternbedeckungen - ϑ Virginis bedeckt – vom Krater Eichstadt über 72 Magellan zum Houtermanns –

Deep-Sky - Neues aus der Fachgruppe Deep-Sky 74 74 Sternschnuppenbeobachtung - Deep-Sky in Deutschland, Teil 2: Blick über den Tellerrand Seite 59 - Gravitativ wechselwirkende Galaxienpaare – visuell 77 - Des Rätsels Lösung 79 - Deep-Sky-Zeichnungen am 20 x 125 80

Veränderliche - Gemeinsam langperiodische Bedeckungsveränderliche beobachten 82 - Die BAV in der VdS 85 - Vorhersagen für Sterne aus dem BAV Circular 85 - Rechnen mit JD-Tagesbruchteilen 86 Kleinplanetenjagd Seite 69 INHALT 3

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Sonne - Sonne-online 87 - Lichtbrücken – ein kaum beachtetes Phänomen, 87 Teil 2 - Eine gekühlte CCD-Kamera am Protuberanzenansatz 92

Jugendarbeit - Astronomisches Sommerlager – ASL 2002 94

Populäre Grenzgebiete - Neues aus der Fachgruppe „Populäre Grenzgebiete“ 96

Dark-Sky - Aktuelles aus der Fachgruppe Dark Sky – 97 Initiative gegen Lichtverschmutzung Deep-Sky Zeichnung - Wie viele Sterne sehen wir noch ? – Ein Projekt 98 Seite 81 zur Bestimmung von Grenzhelligkeiten - Wie dunkel ist Ihr Himmel wirklich? 99

SERVICE - M wie Messier 101 - M16, NGC 6611, Schwanz der Schlange 101 - M17, NGC 6618, Schütze 102

BEOBACHTERFORUM - Hypernova SN 2002ap in M 74 104 - Ein extrem heller Ausbruch von V838 Monocerotis 105 - Chronologie einer ungewöhnlichen Kleinplaneten- 105 Sonnenprotuberanzen Entdeckung Seite 93 - Phoebe S9 - ein Wechselbad der Gefühle 107 - Planetoiden - von der Erde bis zum Jupiter 109 - Muli Bwanji? Sonnenfinsternis in Sambia 110 - Die Reise zur totalen Sonnenfinsternis in Madagaskar 112 - Die große Sculptor-Galaxie NGC 253 114 - Auf der Suche nach einem „Schattenkreuz“ 116 - Dokumentation der Saturnbedeckung vom 117 3.11.2001 mit Video - Saturnbedeckung am 3.11. 2001 120 - Die Bedeckung des Saturn durch den Mond 121 - Astro zum Schmunzeln 121 Nochmals: SoFi 2001 - Keine Angst vor Minus 40 Grad! 124 Seite 111

VDS-NACHRICHTEN - Bericht des Vorstandes 2001 126 - Die Mitgliederentwicklung der VdS 127 - Das 4000ste VdS-Mitglied 127 - Spenden an die VdS 130 - Jubiläen 131 - Leserbriefe 132 - Wir begrüßen neue Mitglieder 133

VDS VOR ORT - Die Geburtsstunde von KOS und MOS 133 - In einer Baustelle des Asteroiden-Wissens 134 Saturnbedeckung durch den Mond - Der 3. Stuttgarter CCD-Workshop 136 Seite 62, 117 ff - Die 20. Bochumer Herbsttagung 2001 137

IMPRESSIONEN 138 VORSCHAU - Terminkalender 142 - Vorschau auf astronomische Ereignisse 2002 143 - und im nächsten Heft lesen Sie... 137

HINWEISE - Impressum 10 - Inserentenverzeichnis 25 - Autorenverzeichnis 144 Leonidenspuren - Adressen der Fachgruppenredakteure 104 Seite 141 - Errata 38 4 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

Liebe Leserinnen und Leser

An dieser Stelle hat die Redaktion eine neue Rubrik eingefügt, die Sie von Fall zu Fall schnell über aktuelle Beobachtungen und Ergebnisse informieren soll. Diese Informationen gehen wegen der langen Vorlaufzeit unseres Journals meist erst nach Redaktionsschluss ein. Die Redaktion und unsere Mitarbeiter im Bild- und Textlayout versuchen hier noch im letztmög- lichen Augenblick vor der Drucklegung interessante aktuelle Informationen im Journal unterzubringen. Diese Rubrik lebt von Ihren Schnellmitteilungen. Bitte schreiben Sie uns. Teilen Sie uns die wirklich „brandheißen News“ mit.Wir werden versuchen, sie noch zu ver- wenden, solange der Platz und die Zeit ausreichen. Viel Spaß bei der Lektüre dieser Seiten. Sollte die Vorlaufzeit des Journals für ein wichtiges unvorhergesehenes Ereignis wirklich zu lang sein, werden wir uns weiterhin bemühen, Sie mit Hilfe des Schnellzirkulars (s.Abb. rechts) zu informieren. Der Vorstand Komet C/2002 C1 (Ikeya-Zhang) hell am Frühjahrshimmel ! von Maik Meyer

Abb. 1: Abb. 2: Sichtbarkeitsdiagramm der helleren Frühjahrskometen am Sichtbarkeitsdiagramm der helleren Frühjahrskometen am Morgenhimmel Abendhimmel

Visuelle Amateurentdeckungen haben in den aktuellsten Bahnelementen und letzten grammen sind auch die Kometen C/2000 Zeiten automatischer Suchprogramme, wie Beobachtungen könnte der Komet Ende WM1 (LINEAR) und C/2001 OG108 z. B. LINEAR, einen hohen Seltenheits- März bis zu 3 mag hell werden. Die nach- (LONEOS) dargestellt, die – wenngleich wert. Am 1.2.2002 entdeckten die Ama- folgende Ephemeride enthält neben den schwächer als C/2002 C1 – auch mit dem teure Kaoru Ikeya (Japan) und Daqing Positionen auch Angaben zur Beobacht- Feldstecher beobachtbar sein sollten. Zhang (China) unabhängig voneinander barkeit. Danach wird er bis Anfang April Aktuelle Ephemeriden und Helligkeits- visuell einen 8 mag hellen Kometen im tief am Horizont abends sichtbar sein, angaben finden sich hierzu auf den Sternbild Walfisch. Kaoru Ikeya hat übri- wobei eine gute und dunstfreie Sicht erfor- Internetseiten der Fachgruppe Kometen gens in den 60er Jahren bereits 5 Kometen derlich ist. In der Folge steigt er am http://www.fg-kometen.de. entdeckt, darunter den hellen Kreutz- Morgenhimmel steil höher, um im Mai im Kometen C/1965 S1 (Ikeya-Seki). Zenit mit vielleicht 6 mag beobachtbar zu Anmerkung der Redaktion: Die ersten Bahnrechnungen ließen erken- sein. Die weitere Entwicklung wird noch Am 20.2.2002 wurde auf Veranlassung des nen, dass der Komet C/2002 C1 (Ikeya- bis weit in den Sommer zu verfolgen sein. Vorstandes der VdS das Schnellzirkular Nr. Zhang) ein Perihel in geringem Sonnen- Der Komet wird Ende April seine geringste 4 an die Mitglieder verschickt. Anlass war abstand durchlaufen würde, und Beobacht- Erddistanz bei etwa 0,4 AE erreichen und die Voraussage der hohen Helligkeit des ungen kurz nach der Entdeckung zeigten damit ein ausgedehntes Objekt darstellen. Kometen. Der Vorstand dankt Maik Meyer ein gut kondensiertes Objekt, welches Abschätzungen der maximalen Schweif- für das Verfassen des Textes für das selbst in geringen Horizonthöhen leicht mit länge nach einer empirischen Formel von Zirkular. Die Redaktion weist in diesem einem Feldstecher beobachtbar war. Die Andreas Kammerer ergeben Längen um 5° Zusammenhang auch ausdrücklich auf das zweite Bahn verschob den Periheldurch- Ende März, wobei dies aber eine klare periodisch erscheinende Mitteilungsblatt gang um 10 Tage auf den 18.3.2002 bei Sicht erfordert. der Fachgruppe Kometen der VdS hin: einer Sonnendistanz von nur 0,5 AE. Nach In den abgebildeten Sichtbarkeitsdia- „Schweifstern“. NACH REDAKTIONSSCHLUSS 5

Abb. 3 (rechts): Komet C/2002 C2 Ikeya-Zhang am 8.2.2002, aufgenommen von 17:22 bis 17:45 von Michael Jäger mit einer 200/300-mm-Schmidt-Kamera. Erfertigte ein Komposit aus zwei Aufnahmen an, die 13 Minuten auf Kodalith (hyp.) bzw. 6 Minuten auf TP (hyp.) belichtet wurden.

Abb. 4 (ganz rechts): Komet C/2002 C2 Ikeya-Zhang am 15.2.2002, aufgenommen von 18:05 bis 18:42 UT von Konrad Horn. Er belichtete an einem 100 / 500-mm- Refraktor 30 x 60 Sek. mit einer AUDINE CCD-Kamera.

Daten R.A. Dek. r delta Hell. R.A. Dek. Topt H 2 0 0 0 . 0 1 9 5 0 . 0 UT h m ° ‘ AE AE mag h m ° ‘ hh:mm ° 2002 3 1 1 01,6 0 07 0,66 1,17 5,4 0 59,1 -0 09 19:15 10 2002 3 5 1 09,6 3 45 0,61 1,09 4,9 1 07,0 3 29 19:22 11 2002 3 10 1 18,6 8 50 0,55 1,00 4,3 1 16,0 8 35 19:30 12 2002 3 15 1 25,2 14 33 0,52 0,90 3,8 1 22,6 14 17 19:39 13 2002 3 20 1 27,9 20 48 0,51 0,80 3,4 1 25,2 20 33 19:48 13 2002 3 25 1 25,0 27 28 0,53 0,71 3,3 1 22,3 27 12 19:57 14 2002 3 30 1 15,3 34 21 0,57 0,63 3,4 1 12,5 34 06 20:06 14 2002 4 4 0 57,7 41 21 0,64 0,56 3,6 0 54,9 41 05 20:16 14 2002 4 9 0 29,9 48 18 0,71 0,51 3,9 0 27,2 48 01 3:38 22 2002 4 14 23 47,9 54 55 0,79 0,47 4,1 23 45,4 54 39 3:25 32 2002 4 19 22 44,3 60 31 0,87 0,43 4,4 22 42,4 60 15 3:11 43 2002 4 24 21 14,4 63 35 0,95 0,41 4,7 21 13,3 63 23 2:58 55 2002 4 29 19 33,0 62 30 1,04 0,41 5,1 19 32,4 62 24 2:44 67 2002 5 4 18 09,5 57 25 1,12 0,41 5,4 18 08,7 57 24 2:30 79 2002 5 9 17 12,8 50 09 1,21 0,44 5,9 17 11,5 50 12 2:05 89 2002 5 14 16 35,5 42 24 1,29 0,47 6,3 16 33,9 42 30 1:08 82 2002 5 19 16 10,5 35 05 1,38 0,52 6,8 16 08,7 35 12 0:23 75 2002 5 24 15 53,2 28 35 1,46 0,58 7,3 15 51,2 28 43 23:45 68 2002 5 29 15 41,0 22 58 1,54 0,65 7,8 15 38,8 23 07 23:13 63 2002 6 3 15 32,2 18 11 1,62 0,73 8,2 15 30,0 18 21 22:46 58 2002 6 8 15 26,1 14 06 1,70 0,81 8,7 15 23,7 14 17 22:59 53 2002 6 13 15 21,8 10 37 1,77 0,91 9,1 15 19,4 10 48 23:11 47 2002 6 18 15 19,1 7 37 1,85 1,00 9,5 15 16,7 7 48 23:18 42 2002 6 23 15 17,6 5 01 1,93 1,11 9,9 15 15,1 5 12 23:21 37 2002 6 28 15 17,1 2 45 2,00 1,22 10,3 15 14,6 2 55 23:17 33

Tab. 1: Ephemeride für Komet C/2002 C1 (Ikeya-Zhang)

Bahnelemente (MPEC 2002-C60): T = 2002 - 03 - 18,9118; Länge des aufsteigenden Knotens = 93,2016°; Argument des Perihels = 34,2075°; Bahnneigung = 28,1176°; q = 0,510190 AE; e = 1,0

Erläuterungen zur Tabelle: r = Abstand zur Sonne in AE; delta = Abstand zur Erde in AE; Hell. = Helligkeit in Größenklassen; Topt = optimale Beobachtungszeit in MEZ (Sonne mindestens 16° unter dem Horizont); H = Höhe am Himmel bei Topt. 6 SCHWERPUNKTTHEMA

20 Jahre VdS-Fachgruppe Astrofotografie von Peter Riepe

Im Jahre 1982 wurde die VdS-Fachgruppe Astrofotografie anlässlich der Jubliläums- tagung der Volkssternwarte Bonn gegrün- det. Rainer Beck - damaliges VdS-Vor- standsmitglied und reger Aktivist in Bonn - sah die Notwendigkeit, den VdS-Mit- gliedern endlich auch eine Gruppe astrofo- tografisch erfahrener Sternfreunde als Berater zur Seite zu stellen [1]. Zunächst wurde die Fachgruppe von den Mitgliedern der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Bochum geführt. Bald aber schon schlos- sen sich Sternfreunde aus ganz Deutsch- land an. Damals übernahm Werner Celnik die Fachgruppenleitung, die später an Peter Riepe überging. Abb. 1: Welche Aufgaben hat die Fachgruppe? In Aus „alten Tagen“. Bochumer Sternfreunde (Interessengemeinschaft Astrofotografie erster Linie soll sie die VdS-Mitglieder bei Bochum und Astronomische Arbeitsgemeinschaft Bochum) zu Besuch bei den der Ausübung ihres Hobbies unterstützen. Astrofotografen der Düsseldorfer Benzenberg-Sternwarte im Jahre 1982. Die Das geschieht grundsätzlich auf drei Kontakte zwischen rheinischen und westfälischen Amateuren haben sich bis heute Wegen: bestens gehalten und wurden in der regelmäßig von Bernd Koch geführten a) durch Beantwortung von Anfragen zu „Solinger Stammtischrunde“ wesentlich erweitert. theoretischen Grundlagen und Praxis der Astrofotografie, selbst wenn sie vorher der VdS-Geschäfts- ammenstellung druckfertiger Manuskripte. b) durch Publikation von Artikeln in astro- stelle zugeschickt wurden. So hilft die Fach- Alle Fachgruppenmitglieder betreiben die nomischen Zeitschriften und gruppe dem Redaktionsteam bei der Zus- Astrofotografie als intensives Hobby. c) durch Veranstaltung einer jährlichen Schwerpunkte dabei sind: Stellarfotografie astronomischen Tagung (BoHeTa), bei mit kurzen, mittleren und langen Brenn- der der Erfahrungsaustausch mit ande- Heute umfasst die VdS-Fachgruppe weiten (wobei unterschiedliche Teleskop- ren Sternfreunden Vorrang hat. Astrofotografie den folgenden Kern typen zum Einsatz kommen), Kometen- Die früher ausgedehnten brieflichen An- aktiver Astrofotografen: fotografie, Mond- und Planetenfotografie, fragen sind mittlerweile stark zurückgegan- Instrumententechnik, Aufnahmetechnik gen. Sie werden heute zum größten Teil Ulrich Brämer, Bochum und Bildverarbeitung (konventionelle über E-Mail abgewickelt. An die E-Mail- Michael Breite, Wuppertal Film- und Labortechnik, CCD-Technik), Adressen der Fachgruppenmitglieder Peter Bresseler, Lüneburg astrofotografische Exkursionen. kommt man über die Homepage: Dr. Werner Celnik, Rheinberg Im Oktober 1993 wurde innerhalb der http://www.vds-astro.de/fg-astrofotografie. Dr. Livia Cordis, Berlin Fachgruppe Astrofotografie der „Arbeits- Ab Mitte der 80er Jahre arbeitete die Bernd Flach-Wilken, Wirges kreis CCD-Technik“ gegründet, der im Fachgruppe Astrofotografie lange Zeit Otto Guthier, Heppenheim März 1994 zur eigenständigen „VdS- redaktionell mit „Sterne und Weltraum“ Philipp Keller, Pentling Fachgruppe CCD-Technik“ geworden ist. (SuW) zusammen. Das bedeutete in der Bernd Koch, Sörth Wer zum Thema CCD Fragen hat, sollte „Vor-Neckel-Zeit“, dass Amateur-Artikel Michael Kunze, Moers unterscheiden, ob es sich um die fotografi- für SuW auch von Mitgliedern der Fach- Bruno Mattern, Hamburg schen Anwendungen handelt (dann: Fach- gruppe redigiert wurden. SuW-Leser kön- Dr. Dennis Möller, Göttingen gruppe Astrofotografie kontaktieren) oder nen noch heute ihre Astrofotografie- Josef Müller, Irmtraud mehr um die technischen Probleme (dann: Manuskripte zur kritischen Durchsicht der Bernd Reitemeier, Bochum Fachgruppe CCD-Technik). Fachgruppe zusenden. Lange Zeit gab es Peter Riepe, Bochum Inzwischen ist eine enge Zusammenarbeit die von uns betreute Rubrik „SuW im Bernd Schatzmann, Flensburg mit der VdS-Fachgruppe Deep-Sky ent- Bild“, die vielleicht einmal wieder Bernd Schröter, Melle standen. Es gibt übergreifende Projekte, erblühen könnte. Rainer Sparenberg, Haltern z.B. „Galaxiengruppen“ und „Wechselwirk- Inzwischen ist die Einsendung astrofoto- Dirk Sprungmann, Sprockhövel ende Galaxien“ oder das neue Gemein- grafischer Artikel und Bildresultate zur Dr. Norbert Stapper, Monheim schaftsprojekt „Zwerggalaxien“. Die von Publikation im VdS-Journal gut angelau- Dr. Harald Tomsik, Marl den visuellen Deep-Sky-Beobachtern jähr- fen. Grundsätzlich gehen alle Astrofoto- Volker Wendel, Mutterstadt lich auf dem Eisenberg veranstaltete „Deep- grafie-Berichte an die Fachgruppenleitung, Guido Weselowski, Köln Sky-Tagung“ beinhaltet grundsätzlich auch SCHWERPUNKTTHEMA 7

einen astrofotografischen Vortragsteil unter Fachliteratur arbeitet. Sie kann auf dem Literaturhinweise Mitwirkung unserer Fachgruppe. Postweg bei der Fachgruppenleitung be- [1] P. Riepe et al.: Neue VdS-Fachgruppe Die Fachgruppe hat eine 85-seitige Infor- stellt werden, die Kosten betragen 6 € für Astrophotographie; SuW 21, 538 (12/1982) mationsschrift „Einführung in die Stellar- VdS-Mitglieder (Selbstkosten = Kopier- fotografie“ herausgegeben. Diese Schrift kosten + Porto) bzw. 7,50 € für Nichtmit- richtet sich in erster Linie an den Anfänger, glieder (jeweils Verrechnungsscheck beifü- der noch nicht mit der fortgeschrittenen gen). Astro-Farbfotografie unter dem Vorstadthimmel von Bernd Bleiziffer

Obwohl ich mich schon seit vielen Jahren der Astrofotografie - speziell im Bereich Deep-Sky - verschrieben habe, haben sich für mich seit der Anschaffung des IDAS- Interferenzfilters, das ich als Gelegenheit auf dem astronomischen Tausch- und Trödeltreff (ATT) in Essen im Mai 2001 erstand, völlig neue Perspektiven eröffnet. Der IDAS-Filter blockt den größten Teil des von den künstlichen Lichtquellen erzeugten Spektrums ab, lässt aber die für die Astrofotografie wichtigen Emissionen - besonders im Hα-Bereich - weitgehend durch. Diese Eigenschaften sind nicht neu, da es bis zur Markteinführung den Lumicon Deep-Sky-Filter gab (und heute auch noch gibt), der prinzipiell den glei- chen Zweck erfüllt. Neu ist aber, dass der IDAS-Filter im Gegensatz zum Lumicon Abb. 1: Deep-Sky-Filter keinen Magentastich hin- Fokalaufnahme des Crescent-Nebels NGC 6888 mit Celestron 8 (f = 2230 mm). terlässt, sondern einen schönen natürlichen Belichtungszeit 150 Minuten auf Kodak Ektachrome 200 professional inkl. IDAS- blaugrauen Hintergrund erzeugt. Dazu Filter. kommt noch, dass die Belichtungszeit- verlängerung nicht so hoch ausfällt, so dass man problemlos auch mit Öffnungsverhält- nissen von f/10 bis f/12 bei Belichtungs- zeiten ab 60 Min. gut gedeckte Dias bzw. Negative erhält. Natürlich hängt das auch von der allgemeinen nominalen als auch von der spektralen Empfindlichkeit des verwendeten Filmes ab, sowie von der Helligkeit des Objektes selbst. Das Beispiel Bubble-Nebel, dessen Belichtung ich unfreiwillig wegen aufziehender Zirren nach 60 Minuten abbrechen musste, zeigt das deutlich. Der Auslöser für die Anschaffung des IDAS-Interferenzfilters lag darin begrün- det, dass ich - bis auf Ausnahmen (z. B. Galaxienfotografie) - nicht mehr grund- sätzlich bereit bin, weite Anfahrtswege in Kauf nehmen zu müssen, um unter den Abb. 2: guten Himmelsbedingungen in der Eifel Im Fuhrmann liegt IC 405, eine Mischung aus Emissions- und Reflexionsnebel. oder ähnlichen ländlichen Regionen gute Instrument, Film und Filter wie Abb. 1, Belichtungszeit 108 Minuten. bis brauchbare Astrofotos zu machen. 8 SCHWERPUNKTTHEMA

Der Crescent-Nebel NGC 6888 (Abb. 1) war das erste Objekt meiner Begierde, das ich mit dem IDAS-Filter fotografierte. Der Schwan befand sich zum Aufnahme- zeitpunkt im Südosten und war noch etwa 20° vom Zenit entfernt. Von der Milch- straße kaum eine Spur zu sehen, stellte ich mit Hilfe der digitalen Teilkreise den Nebel ein. Visuell war er nicht sichtbar, aber anhand der markanten rautenförmigen Sternkonstellation, in der sich NGC 6888 befindet, konnte ich ihn schnell auf der Mattscheibe zentrieren. In der sternenrei- chen Region hatte ich auf Anhieb einen schwachen aber geeigneten Leitstern gefunden, im Doppelfadenkreuzokular zentriert und dieses gegen den ST-4-Kopf ausgetauscht. Nach Einstellung der Parameter konnte ich dann in den Abb. 3: Trackmodus wechseln. Erschwerend kam Dieses Bild vom Bubble-Nebel ist ein Komposit. Die erste Aufnahme wurde 120 jedoch hinzu, dass ich eine Integrationszeit Minuten belichtet, die zweite 67 Minuten. Instrument, Film und Filter wie in Abb. 1. von 7 Sekunden einstellen musste, um auf einen ausreichend hellen Wert im Value- Feld zu kommen. Er lag zwischen 10 und 15, trotz maximaler Erhöhung der Empfindlichkeit. Das mag auch am nicht besonders guten Seeing gelegen haben, das den Leitstern wahrscheinlich zu einem mehr oder weniger großen Scheibchen auf dem Pixelfeld verschmiert hat. Dann hatte ich zudem zeitweise mit einem böigen Wind zu kämpfen, besonders während der ersten 60 Minuten. Aber dank der Stabilität der G11-Montierung hat der ST-4 die Abweichungen, die durch die Windböen verursacht wurden, kompensieren können, so dass die Sterne während der insgesamt 2,5-stündigen Belichtungszeit exakt punkt- förmig abgebildet wurden. Bei der ersten Betrachtung der entwickel- ten Aufnahme fiel auf, dass der Himmels- hintergrund durch die Verwendung des Abb. 4: IDAS-Filters nicht grün wiedergegeben Der weniger bekannte Nebel NGC 7538 steht im Cepheus. Instrument, Film und wird, wie es bei Belichtungen ohne Filter Filter wie in Abb. 1, Belichtung 120 Minuten. mit dem E 200 typisch ist, sondern sehr natürlich in einem neutralen grau-blau. Und nicht nur das: Auch die Sterne behal- Hinzu kommt, dass ich nicht mitten in der empfindlich ist. Allerdings lasse ich diesen ten weitestgehend ihre natürlichen Farben, Stadt wohne, sondern in einer Hofschaft, Film aufgrund des kleinen Öffnungsver- die unter Verwendung des Lumicon Deep- ganz am Stadtrand von Solingen gelegen, hältnisses meines C8 (2230 mm, f/11) auf Sky-Filters magentastichig wiedergegeben wo die Bedingungen deutlich besser sind Pushstufe 2 (ISO 640) entwickeln, um die werden. Das hat zur Folge, dass sich das als aus der Stadt selbst heraus. Sie sind Belichtungszeit von standardmäßig 2 bis Objekt schon unbearbeitet sehr gut und aber immer noch nicht gut genug, um maximal 2,5 Stunden nicht überschreiten kontrastreich abhebt. Astrofotografen, die brauchbare Nebelaufnahmen ohne Filter zu müssen, was auch nicht notwendig ist, nicht über konventionelle oder digitale machen zu können. Und genau hier zeigt denn der Himmelshintergrund tritt bei die- Weiterverarbeitungsmöglichkeiten verfü- sich die wahrlich überwältigende Wirkung ser langen Belichtungszeit auch mit Filter gen, erhalten damit ein Optimum an des IDAS-Filters, der insbesondere mit schon in Erscheinung. Er ist aber noch dun- Qualität. dem allseits bekannten Farbfilm „Kodak kel genug, so dass sich das fotografierte Nach mehrwöchiger Astroabstinenz Ektachrome 200 Professional” hervorra- Objekt noch sehr deutlich abhebt. Somit ist (Sommerpause) hatte ich dann Gelegen- gend harmoniert. Hinzu kommt, dass der E eine wirkungsvolle Bearbeitung des Roh- heit, am 16. Oktober 2001 die Probe aufs 200 besonders im roten Bereich extrem scans möglich. Exempel machen zu können, denn ich hatte SCHWERPUNKTTHEMA 9

Abb. 5: Der farbenprächtige Reflexionsnebel NGC 1977 steht knapp nördlich von M 42, dem bekannten Orion-Nebel. Instrument und Film wie in Abb. 1, hier aber ohne Filter als Zweifach-Komposit jeweils 120 Minuten belichtet.

an diesem Abend keine Lust, meine Einstellung des Leitsterns und der ST-4- unmittelbarer Nähe zum Bubble-Nebel Astroausrüstung ins Auto zu packen und Parameter konnte ich dann loslegen und gelegenen NGC 7538 (Abb. 4) auf. mich auf einen Acker nur ein paar hundert belichtete die erste Aufnahme 2 Stunden. Diesmal entwickelte ich die Aufnahme Meter von der Wohnung entfernt zu stellen. Während dieser Zeit zeigte mir das Display selbst. Ein Unterschied zu den im Ich entschloss mich daher, die Sachen durchweg gute Werte. Da ich mich zu Fachlabor entwickelten Aufnahmen war direkt hinter unserem Haus aufzubauen. Hause befand und alleine am Fernrohr kaum zu sehen, was mir zeigte, dass das Dabei habe ich die störende Nachbar- stand, wurde es ziemlich langweilig. Ich Fachlabor, bei dem ich meine Aufnahmen schaftsbeleuchtung, die sich nur etwa 10 bin dann in die Wohnung gegangen und entwickeln ließ, nicht nur saubere Arbeit bis 30 Meter von mir entfernt befand, habe mich während der Belichtung ander- leistete, sondern auch mit relativ frischer bewusst in Kauf genommen. Mir war es weitig beschäftigt. Allerdings bin ich etwa Chemie die Filme entwickelte. wichtig zu erfahren, wo die Grenzen des alle 30 Minuten wieder zum Fernrohr Fazit bezüglich Nebelfotografie im Hα- IDAS-Filters liegen, wenn in unmittelbarer gegangen und habe nachgesehen, ob der Bereich: Der IDAS-Filter ist für Astro- Nähe störendes künstliches Nebenlicht Autoguider gut lief, was er auch immer tat, fotografen, die Wert auf höchste Qualität einschließlich Weihnachtsbeleuchtung vor- getreu nach dem Motto: Vertrauen ist gut - unter lichtverschmutzem Himmel legen, handen ist. Die Aufnahmen von IC 405 Kontrolle ist besser. Nach der ersten ein absolutes MUSS. Zwar wären unter (Abb. 2) und NGC 2174 (s. u.) sind unter Aufnahme wollte ich für ein Komposit dunklerem Himmel noch bessere Ergeb- diesen Bedingungen entstanden. noch eine zweite machen, musste aber die nisse erreichbar, jedoch ist es nicht mehr An Dunkeladaption der Augen war nicht zu Belichtung wegen aufziehender Zirren zwingend erforderlich, weitere Anfahrts- denken. Bei nur mäßiger Durchsicht (visu- nach einer Stunde abbrechen. Einige Tage wege in Kauf zu nehmen. Was die elle Grenzhelligkeit vielleicht 5 mag) war später brachte ich dann den Film ins Belichtungszeiten bei Blende 10 bis 11 in es nicht ganz einfach, die zuvor in Guide Fachlabor und war begeistert: Trotz der Verbindung mit dem E 200 angeht, so 7.0 ausgedruckte Sternkonstellation, in der widrigen Bedingungen hatte ich beim erreicht man unter aufgehelltem Himmel sich der Bubble-Nebel (Abb. 3) befand, im Bubble-Nebel quasi die gleiche Qualität mit Filter einen ähnlich hellen Hintergrund Kamerasucher zu identifizieren. Ich mus- erreicht wie bei NGC 6888, den ich ja wie unter dunklem Himmel ohne Filter. So ste mit einer Hand immer das Licht einer unter vergleichsweise besseren Beding- kam auch der Reflexionsnebel NGC 1977 Lampe abschirmen, um die Sterne einiger- ungen auf freiem Feld fotografiert hatte. farbenprächtig heraus (Abb. 5). In wel- maßen gut erkennen zu können. Das ging Etwa 4 Wochen später nahm ich dann eben- chem Maße die Rohscans allerdings noch dann auch recht gut. Na ja, nach falls direkt hinter unserem Haus den in zu bearbeiten sind, ehe die endgültigen 10 SCHWERPUNKTTHEMA

Resultate vorliegen, zeigt das Beispiel der HII-Region NGC 2174 (Abb. 6a und Abb. 6b). Zugegebenermaßen ist der IDAS-Filter mit ca. 350,- € Anschaffungskosten kein billi- ges Vergnügen. Wenn man aber schon viel Geld in eine Montierung, Optik und sonsti- ges teures Zubehör investiert, dann sollte man auch hier nicht sparen, sofern es der Geldbeutel zulässt. Diese Investition lohnt sich auf jeden Fall, was auch viele Auf- nahmen anderer Astrofotografen belegen.

Abb. 6: In den nördlichsten Ausläufern des Orion liegt die helle HII-Region NGC 2174-5. Abgesehen von der IDAS- Filterung ist noch eine intensive Bildbearbeitung der Rohscans nötig: (oben) Rohscan einer 108-minütigen Einzelbelichtung, (unten) Komposit zweier Fokalaufnahmen, 108 und 120 Minuten belichtet mit dem Celestron 8 (Endbearbeitung).

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Deep-Sky-Astrofotografie in lichtverschmutzten Gebieten von Bernd Reitemeier und Dirk Sprungmann

Nur wenige Amateurastronomen genießen Abb. 1: den Vorzug, ihr Hobby daheim unter einem Feste Säule zur stationären dunklen Himmel praktizieren zu können. Aufstellung der Montierung Die Mehrheit hingegen ist darauf angewie- sen, die Städte zu verlassen, um Orte gerin- ger Lichtverschmutzung aufzusuchen; das Filme und Filter heißt, dass Mobilität verlangt wird. Deep-Sky-Fotografie aus der Stadt Allerdings hat diese Anforderung der bedeutet zugleich eine Beschränk- Mobilität gerade im Hinblick auf die Deep- ung auf Schwarz-Weiß-Filmma- Sky-Astrofotografie mehrere entscheiden- terial, da aufgrund der kurzen de Nachteile, die effektiv dazu führen, dass Ausbelichtungszeiten auch geringe das Hobby zu selten betrieben werden Objektschwärzungen zu erwarten kann. Möchte man einen dunklen Ort sind, die eine hohe Gradation erfor- abseits der Heimatstadt aufsuchen, so dern. Nach unserer Kenntnis kostet dies aufgrund des Gerätetransportes kommt man daher nicht um den samt Auf- und Abbau Zeit, die aus berufli- gehyperten Technical Pan Film von chen Gründen hauptsächlich nur am Kodak herum. Andere S/W-Filme Wochenende zu finden ist, leider ist dann wie der Kodak T-Max oder der Agfa meist das Wetter instabil oder der Vollmond Pan 400 erreichen nicht den zerstört die Vorfreude auf die nächtliche Kontrast des TP-2415 und besitzen Fotoexkursion. Auch der Komfort ist auch ein wesentlich größeres besonders im Winter während des mobilen Schwarzschildverhalten, was den Einsatzes nicht groß, so dass man sich in Einsatz dichter Rotfilter (z.B. RG solchen Nächten oft ins heimische Wohn- 645, Lumicon Hα-Pass) hinsicht- zimmer versetzt wünscht - zumal man dank lich der Ausbelichtungszeiten er- des ST-4 Trackers während der schwert. Zudem bricht die spektrale Belichtung ohnehin nicht ausgelastet ist. Empfindlichkeit des T-Max im Hα- Es wäre daher ideal, wenn man der Leidenschaft der Deep-Sky-Fotografie auch spontan daheim nachgehen könnte und die mobilen Einsätze auf die wenigen Nächte des Jahres konzentriert, die sich hierzu anbieten. Auf diese Weise sollte die Zahl der Beobachtungen beträchtlich steigen.

Vorüberlegungen Befindet sich das Heim nicht direkt inmit- ten eines Großstadtkernes, sondern etwas abgelegen am Stadtrand (Grenzgröße ca. 4,8 bis 5,0 mag) und besitzt man die Möglichkeit das Instrument eventuell sogar fest auf einem Balkon oder einer Terrasse zu installieren, so hat man bereits gute fotografische Voraussetzungen. Gerade wenn man in der Lage ist, das Instrument bzw. nur die Montierung fest zu installie- ren, erreicht man einen hohen Grad an Spontaneität, Beobachtungen durchzu- führen. Abb. 1 zeigt eine Säule, die dazu Abb. 2: dienen sollte, die Montierung fest aufzu- Transmissionskurve der Kantenfilter RG 610, RG 645 und des Interferenzfilters stellen, um die Polachse fixieren zu können. Lumicon Deep-Sky. 12 SCHWERPUNKTTHEMA

Spektrum aufweisen, auch Kometen kön- nen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten bereiten; bei diesen Objekten möchte man also so wenig Licht wie möglich aus dem Gesamtfluss verlieren. Daher bietet sich in diesem Fall ein Interferenzfilter an, der lediglich den von der Lichtverschmutzung betroffenen Spektralbereich abhält. Bewährt hat sich das Lumicon Deep-Sky- Filter, das auch mit T-Gewinde erhältlich ist. Seit kurzem ist von der Firma Vixen das sogenannte Tokai-Filter auf dem Markt, das sich an das Deep-Sky-Filter anlehnt. Einige Amateure konnten mit diesem Filter sogar in Farbe auf Kodak E 200 gute Ergebnisse aus der Stadt gewinnen. Bei der Fotografie von HII-Regionen, die vornehmlich im Hα-Licht bei 656 nm strahlen, wird man bei der Wahl des Filters flexibler. Wasserstoffnebel lassen sich ebenfalls mit dem Deep-Sky Filter von Lumicon kontrastreich darstellen. Als Beispiel hierfür dient die Aufnahme der HII-Regionen um γ Cygni, welche am Stadtrand von Bochum entstand. Nun kom- men jedoch auch die Kantenfilter RG 610 und RG 645 von Schott zum Zuge, da die Wasserstoffnebel nur im roten Licht strah- len und der Bereich vor 656 nm daher nicht von Interesse ist. Der RG 610 ist allerdings nur eingeschränkt einsetzbar, da dieser bereits bei 600 nm transparent wird und daher noch städtisches Streulicht passieren lässt – er lohnt sich hingegen bei helleren Objekten, die nur kurze Belichtungszeiten erfordern. Der RG 645 hingegen erlaubt bereits bei relativ lichtstarken Optiken lange Ausbelichtungszeiten auf TP. Am Abb. 3: Bochumer Stadtrand konnten wir bei einer Orionnebel mit Refraktor 101/540 mm, Lumicon Deep-Sky-Filter, weitere Grenzgröße von ca. 5,0 mag im Zenit bei Beschreibung s. Text. Blende 4 auf TP 2415 hyp. mit dem RG 645 eine Ausbelichtungszeit von 120 Min. Bereich stark ein, so dass dieser Film zum während λ die Wellenlänge des Lichtes in erzielen. Fotografieren von HII-Regionen ohnehin Nanometern darstellt. Beim Lumicon Interessanterweise hat sich gezeigt, dass ungeeignet ist. Deep-Sky erkennt man gut den lokalen der Kontrast von Deep-Sky-Aufnahmen Filter dienen zudem der Kontrast- Transmissionseinbruch im Wellenlängen- steigt, wenn der Himmelshintergrund auf steigerung, indem sie den primären spek- bereich der Lichtverschmutzung. dem Negativ nicht andeutungsweise, son- tralen Anteil der städtischen Lichtver- dern bereits deutlich erkennbar wird. Der schmutzung im Bereich 540 nm bis 630 nm Konkrete Filter in Kombination Grund hierfür wird in der Anbelichtung lie- absorbieren und auf diese Weise die mit dem TP gen, die die Emulsion durch den diffusen Differenz zwischen Objektsignal und Der Einsatz bestimmter Filter richtet sich Himmelshintergrund erfährt und damit für Grundschwärzung vergrößern. Dieser grundsätzlich nach dem zu fotografieren- das direkte Licht des Himmelsobjektes Wellenlängenbereich kann entweder selek- den Objekt. Der Einsatz eines steilen sensibilisiert wird. Es existiert dabei ein tiv mittels eines Interferenzfilters abge- Kantenfilters, der erst ab 630 nm transpa- Kontrastmaximum, da der Kontrastgewinn blockt werden oder man lässt mittels eines rent wird, dürfte zum Ablichten eines des Sensibilisierungseffektes bei längerer steilen Kantenfilters erst Wellenlängen ab Objektes, das bei 500 nm strahlt, wenig Belichtung durch das „Zulaufen“ des 630 nm passieren. Das Diagramm in Abb. erfolgversprechend sein. Vor der Aufnahme Himmelshintergrundes wieder aufgehoben 2 zeigt die Transmissionskurven τ(λ) der sollte einem also klar sein, in welchem wird. Kantenfilter RG 610, RG 645 und die des Spektralbereich das Objekt Licht emittiert. Man kann die optimale Ausbelichtungszeit Interferenzfilters Lumicon Deep-Sky. Probleme bereiten hier besonders experimentell ermitteln und anschließend Dabei ist τ die Transmission (1 = 100%), Galaxien, da diese ein kontinuierliches den ortsspezifischen Belichtungsfaktor der

14 SCHWERPUNKTTHEMA

Abb. 4: Abb. 5: Region um γ Cygni mit Refraktor 101/540 mm, Lumicon NGC 281 in Cassiopeia, mit 200/800 mm Newton, Lumicon Deep-Sky-Filter, weitere Beschreibung s. Text. Deep-Sky-Filter, weitere Beschreibung s. Text.

Himmelsaufhellung berechnen. Dies er- Nach unserer Erfahrung kann für den sollte man Wert auf eine geringe folgt über Bochumer Stadtrand ein Belichtungsfaktor Vignettierung legen. von k = 125 angegeben werden. Für den Bei Newtonreflektoren und Refraktoren (2/p) k = tmax E / N (1) Lumicon Deep-Sky Filter ergab sich ein bzw. grundsätzlich bei Instrumenten größe- Verlängerungsfaktor von ξ = 4,5; der des rer Öffnung müssen Filter im Strahlengang mit den Variablen RG 645 liegt bei ξ = 12. eingefügt werden. Da das Filterglas dann nicht mehr von einem parallelen sondern tmax = Ausbelichtungszeit in Minuten Gesichtspunkte zu den von einem konvergierenden Lichtbündel k = Belichtungsfaktor resultierend Aufnahmeoptiken durchsetzt wird, findet am Filter Brechung aus der Himmelsaufhellung Grundsätzlich können alle fotografischen statt, so dass der Fokus in Richtung des N = Öffnungsverhältnis der Optiken auch in der Stadt genutzt werden. Films verschoben wird. Leider kann die Aufnahmeoptik Dabei erweisen sich normale Fotoobjektive Fokussierung durch die dichten Kanten- p = Schwarzschildexponent (beim zur Belichtung ausgedehnter Wasserstoff- filter RG 645 etc. nicht mehr erfolgen, da TP 2415 hyp. ist p=1) nebelfelder der Milchstraße als besonders visuell keine Sterne mehr erkannt werden E = Filmempfindlichkeit in ASA dankbar, da sie mit den relativ preiswerten können. Man muss vielmehr die optischen Kantenfiltern (RG 610, RG 645) frontsei- Dicken – also die Strecke um die der Fokus Auf die gleiche Weise können im folgen- tig bestückt werden können. Da der versetzt wird – der Filter vermessen und den die Verlängerungsfaktoren ξ der ent- Himmelshintergrund auf den Aufnahmen nach der filterlosen Fokussierung diese sprechenden Filter ermittelt werden : deutlich sichtbar wird, sollte man auf eine Korrektur über eine Messuhr an den vignettierungsfreie oder zumindest vignet- Okularauszug übertragen. Mit der folgen- ξ (2/p) ∆ = tfilter E / (k N ) (2) tierungsarme Optik achten, um später in den Gleichung kann die optische Dicke x der Dunkelkammer ein homogenes Positiv theoretisch ermittelt werden. Da jedoch mit den Variablen erzeugen zu können. Der zum Bildfeldrand Glasdicke d, Brechungsindex n und Öff- hin zunehmende Lichtabfall kann durch nungsverhältnis N nicht exakt bekannt tfilter = Ausbelichtungszeit mit Filter Abblenden verringert werden. Gerade sind, sollte man für jedes Filter individuell ξ = Verlängerungsfaktor des Filters wenn man später in der Dunkelkammer ∆x durch einen Feinoptiker vermessen las- Kontrastverstärkungen anfertigen möchte, sen. SCHWERPUNKTTHEMA 15

∆x = d - [2 N d tan [arcsin [(1/n) sin [arc- TP und Deep-Sky-Filter Verwendung. Die wir weitere Amateure dazu ermutigen ihr tan (1/(2N))]]]] (3) Belichtungszeit betrug 60 Min. am selben fotografisches Glück auch aus der Stadt Ort. Negativentwicklung jeweils: Kodak heraus zu versuchen, zumal sich mittler- Drei Fotografien als Beispiel D-19, 6min bei 20°C. weile mit Hilfe der digitalen Bild- Um einige Beispiele dafür zu liefern, was Abb. 5: Die HII-Region NGC 281 in der bearbeitung noch ein deutlicher Informa- unter lichtverschmutzten Himmeln foto- Cassiopeia entstand bereits am 18.11.1997 tions- und Qualitätsgewinn erzielen lassen grafisch erreichbar ist, sind drei Deep-Sky- bei mäßig guter Durchsicht. Am Bochumer sollte. Somit erscheint die Astrofotografie Aufnahmen abgebildet, die im folgenden Stadtrand wurde 55 Min. durch einen aus lichtverschmutzten Gegenden wenn kurz erläutert seien. 200/800 mm Newton auf TP 2415 hyp. auch bezüglich der Reichweite nicht opti- Abb. 3: Der Orionnebel M 42 wurde mit belichtet. Als Filter kam auch hier das mal, so doch hinsichtlich Ausbeute und einem Genesis-Refraktor 101/540 mm 28 Lumicon Deep-Sky zum Einsatz. Negativ- Erfahrungsgewinn sehr lohnenswert zu Min. auf Kodak TP 2415 hyp. belichtet. Als entwicklung: Kodak D-19, 10min. bei sein. Filter kam das Lumicon Deep-Sky zum 21°C. Einsatz; Aufnahmeort war der Bochumer Stadtrand mit einer abgeschätzten durch- Zum Abschluss Literaturhinweise schnittlichen Grenzgröße von ca. 5,0 mag. Wir hoffen, mit diesem Artikel gezeigt zu [1] Handbuch der Astrofotografie, Bernd Koch, Abb. 4: Ähnlich zu Aufnahme 1 entstand haben, dass Deep-Sky-Astrofotografie in Springer-Verlag die Fotografie um γ Cygni. Auch hier fand lichtverschmutzten Gebieten, wenn auch [2] City Astronomy, Robin Scagell, der Genesis-Refraktor in Kombination mit begrenzt, möglich ist. Vielleicht können Sky & Telescope Observer`s Guide

Die Dunkelwolken im südlichen Schlangenträger von Peter Riepe und Rainer Sparenberg

Im Frühsommer kulminieren gegen Dunkelwolkenkette, bestehend aus B 59, B mählich dünner werdend auf die Mitternacht die schönsten Partien der 65, B 66 und B 67. Südlich davon gibt es Sternengruppe um Antares zu läuft. Milchstraße. Der Skorpion mit seinen hel- im Skorpion noch weitere ähnliche, aber Die zahlreichen parallel bzw. schindelför- len Sternen geht voran, ihm folgt der schwächere Staubstreifen. Bei klarer Sicht mig angeordneten Dunkelwolken treffen Schütze mit den ausgedehnten Sternen- entdeckt man, dass der mittlere Horizon- relativ steil auf den galaktischen Äquator. wolken im Bereich des galaktischen talstrich des großen E eine lange Fort- Insofern können sie keine parallel verlau- Zentrums. Im südlichen Schlangenträger - setzung nach Westsüdwesten hat, die all- fenden Begleiter der Spiralarme unserer zwischen Schütze und Skorpion - entdeckt α δ man bei sehr dunklem Landhimmel bereits Kugelhaufen (2000) d / ' mv / mag Klasse mit dem bloßen Auge zahlreiche markante NGC 6235 16 53,4 -22 11 5,0 10,2 10 Staubwolken. Sie verlaufen in Streifen, bil- NGC 6266 17 01,2 -30 07 14,1 6,6 4 den dunkle Knoten und durchsetzen in auf- NGC 6273 17 02,6 -26 16 13,5 7,15 8 fälligen Mustern das Milchstraßenband. NGC 6284 17 04,5 -24 46 5,6 9,0 9 Das gilt insbesondere für die große „E-för- NGC 6287 17 05,2 -22 42 5,1 9,2 7 mige Dunkelwolke“ (Abb. 1). Dieser von NGC 6293 17 10,2 -26 35 7,9 8,2 4 uns gewählte Objektname entstammt nicht NGC 6304 17 14,5 -29 28 6,8 8,42 6 der offiziellen astronomischen Nomen- NGC 6316 17 16,6 -28 08 4,9 9,0 3 klatur, sondern der Amateur-Praxis. Er NGC 6325 17 18,0 -23 46 4,3 10,7 4 spiegelt sehr treffend die Objektform wie- NGC 6333 17 19,2 -18 31 9,3 7,9 8 der, auch wenn der südliche Bereich dieses NGC 6342 17 21,2 -19 35 3,0 9,9 4 spektakulären Dunkelwolkenkomplexes NGC 6355 17 24,0 -26 21 5,0 9,6 - den meisten wohl eher als „Pipe Nebula“ NGC 6356 17 23,6 -17 49 7,2 8,4 2 geläufig ist. Der etwa 2° große Pfeifenkopf NGC 6401 17 38,6 -23 55 5,6 9,5 8 wird von der Dunkelwolke Barnard 78 (B Palomar 6 17 43,7 -26 13 7,2 13,6 11 78) gebildet. E. E. Barnard befasste sich seinerzeit mit der systematischen fotografi- schen Erfassung der Dunkelwolken in Tabelle 1: unserer Milchstraße. Nach Westen setzt bei Kugelsternhaufen im Gebiet um ϑ Ophiuchi. Die Klassen sind von 1 bis 12 definiert B 78 der Pfeifenstiel an, eine rund 5° lange und beschreiben mit zunehmenden Werten den abnehmenden Konzentrationsgrad. 16 SCHWERPUNKTTHEMA

Abb. 1: Der E-förmige Dunkelwolkenkomplex im Ophiuchus, aufgenommen am 16.7.1993 in Namibia (Farm Tivoli) mit 1:2,8/120 mm (Blende 4) auf Scotch Chrome 400, Belichtung 60 Minuten. Autoren: Dieter Sporenberg, Stefan Binnewies, Peter Riepe.

Galaxis sein. Auch in anderen Galaxien, z.B. in der edge-on-Galaxie NGC 891, wer- den solche Staubstreifen beobachtet, die kaminartig aus der äquatorialen Ebene hin- auslaufen. Im unteren Drittel der E-förmigen Dunkelwolke liegt eine Anordnung von vier Sternen, die die geometrische Figur eines auf dem Kopf stehenden Drachens von 4° Höhe einnehmen. Der südlichste und hellste Stern davon ist ϑ Ophiuchi, ein 3,3 mag heller und sehr leuchtkräftiger B2-Typ mit einer absoluten Helligkeit von Mv = -3 mag. In seinem Umfeld von ca. 10° x 15° liegt eine geballte Fülle weniger bekannter Kugelsternhaufen mit relativ kleinen scheinbaren Durchmessern (Tab. 1). Der Schlangenträger ist so reich an Kugelsternhaufen wie kein anderes Sternbild. Knapp 1,5° nordnordöstlich von ϑ Ophiuchi (Abb. 2) befindet sich die Dunkelwolke B 72, die durch ihre S-Form ins Auge sticht. Dieser „Snake Nebula“ (Schlangen-Nebel, Abb. 3) zählt nicht unbedingt zu den leichten Fotomotiven.

„In Hartungs Handbuch ‚Astronomical Objekts for Southern Telescopes’ fiel mir der Snake-Nebel Barnard 72 zwar auf, dennoch dachte ich zunächst nicht an eine Aufnahme. Als ich nun in der kleinen Bibliothek der Farm Tivoli stöberte, hielt ich nach kurzer Zeit die Uranometria 2000.0 in Händen. Dort bemerkte ich eine Bleistiftzeichnung von einem anderen Sternfreund, in der die Schlangenstruktur von Barnard 72 sehr gut wiedergegeben worden war. Von dieser Zeichnung angeregt, wollte ich das Objekt in der kommenden Nacht fotografieren. Von einer anderen Fotografie des Objekts wusste ich, dass neben dem Snake-Nebel noch wei- tere Dunkelwolken stehen. Diese Globulen sollten unbedingt noch mit auf meine Aufnahme. Mein Vorhaben teilte ich meinen anderen mitgereisten Sternfreunden mit. Die einen stimmten mir zu und ermutigten mich, das Objekt zu fotografieren. Ein anderer gab aber zu bedenken, dass Mars dem Snake-Nebel relativ nahe stand und das Bild durch Reflexe beeinträchtigt werden könnte. Ich entschied mich trotz der Bedenken dennoch für eine Aufnahme. In der folgenden klaren Nacht lag ich nun auf den Boden der Sternwarte, um das Objekt einzustellen. Da der Snake-Nebel sehr zenitnahe stand, musste ich diese unbequeme Haltung beibehalten - in der einen Hand die Uranometria, in der anderen die Rotlichtlampe. Beim Einstellen gab es noch ein kleines Problem. Sternhaufen und leuchtende Gasnebel waren meist so hell, dass man sie gut im Sucher der Kamera sehen konnte. Beim Objekt Barnard 72 war es nicht so, es war nur anhand der Sterne in der Uranometria einzustellen. Zunächst habe ich wie gewohnt einen hellen Stern im Zentrum des Gesichtsfelds gesucht und die Elektronik darauf kalibriert. Anschließend ließ ich das Teleskop selbstständig zu dem Objekt fahren. Die Erfahrungen haben aber gezeigt, dass das Objekt nie ganz in der Mitte war und immer wieder kleinere Korrekturen durchgeführt werden mussten. Weiterhin sollten neben dem Snake-Nebel auch noch die anderen Globulen im Gesichtsfeld der Kamera sein, so dass ich die gewohnte Nord- Süd-Ausrichtung der Kamera entsprechend ändern musste. Ich verglich immer wieder die Sterne im Gesichtsfeld mit den Sternen der Uranometria. Nach ca. 15 Minuten des Vergleichens hoffte ich, dass ich richtig lag und die Kamera auch richtig gedreht hatte, um alle Objekte im Gesichtsfeld zu haben. Ich belichtete die Aufnahme 90 Minuten, die Nachführung mit der ST-4 lief gut. Als ich später den Snake-Nebel mit den Globulen als Negativbild betrachtete, waren die Objekte im Gesichtsfeld genau so wie ich sie mir vorgestellt hatte und ich war froh, dass ich mir so viel Zeit beim Einstellen des Objekt gelassen hatte.“ Anzeige 1/3 Seite- hoch Intercon Spacetec

FILMMONTAGE Abb. 2: Tiefes Sternfeld östlich von ϑ Ophiuchi, fotografiert am 16.7.1993 in Namibia (Farm Tivoli). Schmidtkamera 1:1,65/225 mm, Belichtungszeit 60 Minuten auf TP 2415 (hyp), Rotfilter W 92. Autoren: Dieter Sporenberg, Stefan Binnewies, Peter Riepe.

Warum - das wird aus dem authentischen den Eindruck von Filamenten. Bericht von Rainer Sparenberg ersicht- Etwa 20' südlich von B 72 zieht sich die lich (siehe Kasten). im Bericht genannte kleine Kette dunkler Das „S“ des Snake-Nebels selbst hat Globulen von Ost nach West. Die östlich- Abmessungen von 17' x 12'. Nach Osten ste, B 70 mit Namen, gleicht einem tief- hin gibt es eine Fortsetzung, die gemäß schwarzen Halbkreis von 8' x 5'. Extrem Abb. 2 diffus in den mittleren Teil der E- sind die Verhältnisse bei der nierenförmi- förmigen Dunkelwolke übergeht. Der gen Globule B 68, die 20' westlich von dem Stern SAO 185357 (mv = 6,7 mag, SAO 185357 liegt. Sie ist etwa 400 Spektraltyp K0 III) nächstgelegene Lichtjahre entfernt und hat einen wahren Bereich von B 72 besticht durch seine Durchmesser von 0,4 Lichtjahren. extreme Schwärze. Hier dringt nur das Messungen in verschiedenen Wellen- Licht ganz weniger Sterne durch die längenbereichen von J. Alves et al. am dichten Staubmassen. Von seiner Form VLT der Europäischen Südsternwarte her ist auch das 30' x 60' große, zerfa- ergaben ein sehr genaues Dichteprofil serte Dunkelwolkensystem 1° nördlich von B 68. Daraus konnte gefolgert wer- von B 72 auffällig. Die abschließenden den, dass diese Molekülwolke offenbar Bögen am Nord- und Südrand erwecken kurz vor dem Gravitationskollaps steht, 18 SCHWERPUNKTTHEMA

Objekt α (2000) δ d

„E-Wolke“ 17 22.0 - 22 45 9° x 6° B 72 17 23.5 - 23 38 17' x 12' B 68 17 22.6 - 23 44 4' x 3' B 70 17 23.5 - 23 58 8' x 5'

Tabelle 2: Dunkelwolken im südlichen Schlangenträger

d. h. aus ihr wird sich ein neuer Stern der Milchstraße bilden. In SuW 40, 625 (8/2001) gab es einen Bericht dazu („Molekülwolke von hinten durchleuch- tet“; leider unterlief ein Zahlendreher - nicht B 86!). Was die Wissenschaft für die Theorie der Sternentwicklung im Inneren von Globulen dringend benötigt, ist deren Gehalt an molekularem Wasserstoff. Der aber kann bei den extrem niedrigen Temperaturen in Dunkelwolken nicht direkt gemessen werden. Anhand von B 68 wurde nun ein Verfahren entwickelt, aus parallelen Extinktionsmessungen im mm- Wellenlängenbereich und im IR-Bereich die totale Masse solcher Dunkelwolken zu bestimmen (ESO Messenger No. 106, 42, Abb. 3: December 2001). Daraus wiederum lässt Die Dunkelwolke Barnard 72, aufgenommen am 19.6.2001 auf Farm Tivoli/Namibia. sich unter Annahme eines gewissen Mit dem Hypergraphen 400/3200 mm von Bernd Schröter wurde 90 Minuten auf Staub/Wasserstoff-Verhältnisses der Anteil Fuji NHG II 800 belichtet. Autoren: Rainer Sparenberg und Volker Robering. an molekularem Wasserstoff gewinnen.

Kometen mit dem T-Max 3200 von Bernd Gährken

Kometen bewegen sich oft recht schnell exponent mit ca. 0,7 eher mäßig und das mag und ca. 2,5 Bogensekunden pro über den Sternenhimmel. Bei einer Korn nach dem Extrempush recht grob. Minute. Bei einem Seeing von ca. 5 Nachführung per Leitstern kann dies Durch eine Addition mehrerer Negative Bogensekunden hätte also zu Anfang etwa Probleme ergeben. Die Eigenbewegung lässt sich jedoch die Deckung vergrößern 1 Min. und am Ende etwa 2 Min. belichtet führt zu einem Verschmieren des Objekts und das Kornrauschen verringern. werden können. Zur Vorbereitung wurde und Detailstrukturen verschwinden. Eine die Technik zunächst am 8 mag hellen Nachführung auf den Kern ist auch nicht Als im Sommer 2001 gerade zur Sicht- Hantelnebel getestet. Abb. 1a zeigt eines immer einfach. Bei vielen Kometen ist er barkeit des Kometen Linear A2 der der mit 2700 dpi gescannten 2-Min.- zu schwach oder verschwindet in einer dif- Deklinationsmotor meiner Montierung Rohbilder. Abb. 1b ist aus der Mittelung fusen Koma. Eine Alternative ist die defekt war, ergab sich eine günstige von 12 Negativen entstanden. Die Verwendung hochempfindlichen Films mit Gelegenheit, die Methode zu testen. Die Verarbeitung erfolgte mit „Giotto” von kurzen Belichtungszeiten. Am besten eig- beste Beobachtungszeit für Linear A2 lag Georg Dittié. Die Körnigkeit konnte so auf net sich der Kodak T-Max 3200. Er kann zwischen dem 11.7. und dem 31.7.2001. In ein erträgliches Maß reduziert werden. Die standardmäßig auf ISO 25000 gepusht den ersten Tagen zog er bei ca. 4 mag mit 7 Resultate bei M 27 waren so ermutigend, werden, doch sollen auch ISO 50000 mög- Bogensekunden pro Minute über den dass man den Einsatz bei Linear A2 riskie- lich sein! Leider ist sein Schwarzschild- Himmel. In den letzten Tagen lag er bei 7 ren konnte. SCHWERPUNKTTHEMA 19

Die Aufnahmen entstanden in der Nacht vom 21. auf den 22.7.2001. Zu dieser Zeit war die Helligkeit des Kometen schon auf ca. 6 mag zurückgegangen. Die Belicht- ungszeit lag bei 210 Sekunden. Dies führte zwar zu einer Bewegungsunschärfe von ca. 10 Bogensekunden pro Aufnahme, doch dafür ist der schwache Schweif insgesamt besser durchgezeichnet. Die Abb. 2a zeigt ein unbehandeltes Original, Abb. 2b ein digitales Komposit aus 11 Einzelbildern. Durch die Bearbeitung wurden die Sterne zu schwachen Linien auseinandergezogen, der Komet ist jedoch recht gut sichtbar. Bei Abb. 2c wurde das Bild so bearbeitet, dass Abb. 1: der Kometenkern deutlicher aus der Koma (a) M 27, eine von 12 Aufnahmen, die am 23./24.06.2001 mit einem 180-mm-Newton hervortritt und dadurch der feine innere 2 Minuten auf T-Max 3200 (ISO 25000) belichtet wurden, mit 2700 dpi gescannt Schweifansatz sichtbar wird. und um den Faktor 2 vergrößert. Es ist interessant, die Ergebnisse mit den (b) Digitales Komposit aller 12 Einzelaufnahmen. Die Körnigkeit wird drastisch zahlreich publizierten CCD-Aufnahmen zu reduziert.

Abb. 2: (a) Eines von 11 Einzelbildern des Kometen Linear A2, mit einem 180-mm-Newton f/5 am 21./22.07.2001 auf T-Max 3200 (ISO 25.000) 210 Sekunden belichtet. (b) Mittel aus allen 11 Einzelbildern. (c) Leichtes logarithmisches Skalieren zeigt eine kleinere Koma, auch der feine Schweifansatz am Kometenkern kommt ein wenig besser heraus. vergleichen. Die digitalen Lichtsensoren sind immer noch mindestens um den Faktor 10 empfindlicher und die Auflösung ist eindeutig besser! Doch nicht jeder besitzt eine CCD-Kamera, die „klassische“ „Na Kinder… Wie hat es euch denn bei KOS und MOS Filmtechnik ist zudem handlicher und auf der Sternwarte gefallen?“ leichter zu transportieren. „Das war ganz toll, Tante Helga, aber der Mond müsste sein Gesicht immer mit Clerasil waschen!“ 20 SCHWERPUNKTTHEMA

Zur Hypersensibilisierung von Farbnegativfilmen von Jens Moser, Stefan Binnewies und Frederico Juan Fisch

Die Belichtungszeiten möglichst kurz zu halten, ist seit Entdeckung der Fotografie vor mehr als 150 Jahren ständiges Bestreben nahezu aller Fotografen. In der konventionellen Astrofotografie, der Arbeit mit Filmemulsionen, haben sich dazu drei Verfahren etabliert: die Hypersensibili- sierung vor der Belichtung, die Tief- kühlung während der Belichtung und das Pushen nach der Belichtung. Dieser Artikel beschäftigt sich ausschließ- lich mit der Gashypersensibilisierung, ins- besondere mir der Gashypersensibilisier- ung von Farbnegativfilmen. Allerdings Abb. 1: sind die folgenden Handhabungshinweise Laborbelichtungsreihen eines Feldes Leuchtdioden über 2, 4 und 8 Minuten. Oben auch auf Schwarz/Weiß- und Diapositiv- unhypersensibilisierter, unten hypersensibilisierter Kodak Supra 400 prof. material übertragbar, nur müssen für alle hier nicht aufgeführten Emulsionen Temperatur, Druck und Zeit gesondert durch Versuchsreihen ermittelt werden. Die Dadurch wurde die Schärfe und Farb- Der Schwarzschildeffekt Grenze jeder Hypersensibilisierung setzt wiedergabe verbessert. Die gesamte Wenn für ein Foto im Gegensatz zu einer dabei der ansteigende Grundschleier des Schichtdicke liegt heute bei Farbnegativ- anderen Aufnahme nur noch die Hälfte der unbelichteten Films. Auch in Zeiten der filmen zwischen 0,015 bis 0,020 mm, bei Lichtmenge zur Verfügung steht, muss bei CCD-Fotografie halten wir das Arbeiten Diafilmen zwischen 0,020 bis 0,030 mm. gleicher Blende die Belichtungszeit ver- mit Filmemulsionen im allgemeinen und Aufgebracht werden die lichtempfind- doppelt werden. Daraus folgt, dass Belicht- das Arbeiten mit hypersensibilisierten lichen Schichten auf einen Filmträger, ungszeiten bzw. die zu erwartenden Filmen im besonderen für weiterhin sinn- meist Acetylzellulose oder Polyester. Trotz Filmschwärzungen linear nach dem von voll. Dem Anfänger bietet sich so eine rela- des komplizierten Aufbaus ist die Bunsen und Roscoe aufgestellten Rezi- tiv preiswerte Möglichkeit zum Einstieg in Handhabung eines Farbfilms in der norma- prozitätsgesetz errechnet werden können. die Astrofotografie und der alte Hase freut len Fotografie unproblematisch, alle So ergibt sich die Schwärzung eines Films sich über die Möglichkeit mehrere einges- Parameter sind für die klassische Foto- aus dem Produkt von auftreffender Energie cannte Negative am PC, möglicherweise grafie perfekt aufeinander abgestimmt. und Belichtungszeit. Nach dem Rezi- noch mit einem monochromatischen CCD- Wenn aber das Feld der „normalen“ prozitätsgesetz ist es gleich, ob die Bild zu überlagern, um ein hochaufgelöstes Fotografie verlassen wird, funktioniert ein Filmschwärzung aus hoher Lichtintensität und farbsattes Bild zu erhalten. Einige der Farbfilm nicht mehr so perfekt. In der und kurzer Belichtungszeit oder langer spektakulärsten amateurastronomischen Astrofotografie liegt das größte der auftre- Belichtungszeit und niedriger Lichtintensi- Ergebnisse sind so innerhalb der letzten tenden Probleme in der unterschiedlichen tät resultiert. Dieser Umstand trifft aber nur Jahre entstanden. Seit Anfang der achtziger Abnahme der Empfindlichkeit einzelner für Belichtungszeiten von unter einer Jahre werden in Deutschland von Astro- Filmschichten, beispielsweise während der Sekunde zu. Bei längeren Belichtungen, amateuren Filme hypersensibilisiert [1] längeren Belichtung eines Gasnebels. So und diese sind in der Astrofotografie die und entsprechend der oben aufgeführten wird ein Negativfilm, dessen Gelbschicht Regel, treten Abweichungen vom Rezipro- Beispiele sehen wir für dieses Verfahren eine über die Zeit gleichbleibendere zitätsgesetz auf. Die Zeit muss nämlich für weiterhin eine Zukunft. Empfindlichkeit als die übrigen Schichten eine Verdoppelung der Filmschwärzung aufweist, mit zunehmender Belichtung überproportional verlängert werden. Dieser Der Aufbau des Farbfilms blaustichig ausfallen. Durch die Hyper- Effekt wurde nach dem über die fotografi- Moderne Farbnegativfilme sind aus einer sensibilisierung lässt sich allerdings das sche Photometrie arbeitenden Astronomen Vielzahl von Schichten aufgebaut. Neben Problem der filmschichtspezifischen Karl Schwarzschild „Schwarzschildeffekt“ den lichtempfindlichen Gelb-, Purpur- und Empfindlichkeitsabnahme reduzieren. Das benannt. Schwarzschild hat das Rezipro- Blaugrünschichten werden mittlerweile Geheimnis liegt in einer deutlichen Ver- zitätsgesetz dann auch durch Einführung mehrere Filter- und Schutzschichten auf minderung des von der Belichtungsdauer eines Exponenten p, des „Schwarzschild- den Filmträger aufgebracht. Durch Weiter- abhängigen Empfindlichkeitsverlustes exponenten“ ergänzt. Eine Herleitung die- entwicklungen in der Herstellungstechnik (Schwarzschildverhalten) mit dem Ergeb- ses Sachverhaltes mit Beispielrechnungen konnte gleichzeitig die jeweilige Schicht- nis einer besseren Farbbalance bei gleich- ist in [2] zu finden. Der Schwarzschild- dicke immer mehr verringert werden. zeitig „schneller“ werdendem Film. exponent ist im übrigen ein von der SCHWERPUNKTTHEMA 21

Abb. 2: NGC 281 in der Cassiopeia, 40 Minuten auf unhypersensibilisiertem (links) und 40 Minuten auf hypersensibilisiertem (rechts) Agfa Optima II 400 prof. belichtet.

Nennempfindlichkeit des Film unabhängi- bei einem p von 0,8 wird die Belichtung einige Galaxien brennen in ihren zentralen ger Wert. Es gibt genügend Beispiele, in sogar 181 Minuten andauern müssen. Nun Regionen weniger stark aus. Allerdings denen ein Film mit geringerer Nenn- kann aber durch die Hypersensibilisierung benötigen Farbnegativfilme im Gegensatz empfindlichkeit während einer Langzeit- der Schwarzschildexponent auf Werte über zum Diafilm eine weitere Nachbearbeitung belichtung einen ursprünglich höher emp- 0,95 angehoben werden. Nicht wenige (Umkopie, Ausbelichtung, Fotoabzug). findlichen Film auf Grund des größeren Filme werden erst dadurch für die Wer aber die Möglichkeit der digitalen Schwarzschildexponenten „überholt“. Astrofotografie tauglich. Der Idealwert von Bildbearbeitung besitzt und das ist eigent- Bei den aktuellen Farbnegativfilmen liegt p gleich 1 wird aber auch durch die lich jeder, der einen Computer sein eigen der Schwarzschildexponent p um 0,8. Für Hypersensibilisierung nicht erreicht. nennt, muss sich davor nicht mehr scheuen. Langzeitbelichtungen bedeutet das aller- Die Möglichkeiten sind immens und zum dings ein erhebliches Anwachsen der not- Dia- oder Negativfilm? Teil leicht erlernbar, so dass wir, wenn wendigen Belichtungszeiten und genau da Im Gegensatz zu Diapositivfilmen haben immer möglich, dem Negativfilm den setzt die Hypersensibilisierung an. Zur Farbnegativfilme eine deutlich flachere Vorzug geben. Und für viele Diafilme gilt, Veranschaulichung dient die Tabelle 1. Gradation, d.h. sie können große Hellig- dass sie nach der Hypersensibilisierung Während sich bei Belichtungszeiten bis zu keitsunterschiede differenzierter darstellen. Farbstiche zeigen oder an Kontrastumfang 5 Minuten die Verlängerungen durch den Zudem hat ein Negativfilm bei gleicher verlieren, so dass wir zur Zeit diesbezüg- Schwarzschildeffekt noch in Grenzen hal- Empfindlichkeit im Gegensatz zum lich keine Empfehlungen abgeben können. ten, machen sie sich bei längeren Diafilm das feinere Korn. Für Objekte mit Belichtungszeiten sehr deutlich bemerkbar. einem großen Helligkeitsumfang ist die Wirkungsweise Eine Belichtung von 64 Minuten bei einem bessere Halbtonwiedergabe des Negativ- Bei der Hypersensibilisierung wird das p von 1 entspricht bei einem p von 0,9 einer films ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Schwarzschildverhalten des behandelten notwendigen Belichtung von 102 Minuten, Gasnebel wie M 42 oder M 8 aber auch Films durch Einwirken von Wärme und

Schwarzschildexponent Belichtungszeit in Minuten

1,00 1 248163264128256 0,95 1 2 4 10 19 39 80 169 343 0,90 1 2 5 11 22 48 102 224 474 0,80 1 2 6 14 32 78 181 442 1024

Tabelle 1: Abhängigkeit der Belichtungszeit vom Schwarzschildexponenten p unter Konstanthaltung der Filmschwärzung beim Abblenden eines Objektives um jeweils eine Blendenstufe. 22 SCHWERPUNKTTHEMA

es bereitet aber auch keine großen Schwierigkeiten eine Anlage selber zu bauen. Allerdings, der Zugang zu Maschinen für die Metallbearbeitung sowie ein zumindest mäßiges handwerkliches Geschick sind hierbei Voraussetzungen. Eine Zeichnung zum Bau einer Hyper- sensibilisierungsanlage ist in der Abbild- ung 3 beigefügt. Alternativ kann eine Kammer zur Hypersensibilisierung auch aus einem Schnellkochtopf hergestellt wer- den. Eigene Erfahrungen liegen uns dazu aber nicht vor. Ein passendes Modul für die Temperatursteuerung wird von der Firma Conrad angeboten, erfordert beim Zusam- menbau aber etwas Fingerspitzengefühl. Wer die Möglichkeiten und Fähigkeiten zum Selbstbau hat, wird sicher nicht mehr als 150 an Materialkosten aufbringen müssen. Die Abbildung 4 zeigt eine solche selbst hergestellte Anlage zur Hypersensi- Abb. 3: bilisierung. Formiergas wird von der Firma Technische Zeichnung einer Hypersensibilisierungskammer. Material Aluminium, Linde in sog. „Minicans“ vertrieben. Das Wandstärken zwischen 10 und 20 mm empfohlen. sind 1 Liter-Einwegflaschen unter einem Druck von 12 bar. Eine solche Flasche kostet ca. 75 und reicht für den gelegent- Gas verbessert. Auf die Grundempfind- wurde auf unhypersensibilisiertem (links) lichen Gebrauch aus. Werden allerdings lichkeit des Films hat das aber keinen und hypersensibilisiertem (rechts) Agfa Filme öfter hypersensibilisiert, empfiehlt Einfluss. So kann ein Film mit einer Optima II 400 jeweils 40 Minuten belich- sich die Anschaffung einer wiederbefüllba- Empfindlichkeit von ISO 100/21° nicht in tet. Die Abbildung 1 lässt wie schon die ren Gasflasche. So eine 10 Liter-Flasche einen solchen mit ISO 400/27° verwandelt Tabelle 1 erkennen, dass sich die Hyper- kostet inkl. Druckminderer und einer 150 werden. In der Literatur finden sich unter- sensibilisierung besonders mit Zunahme bar-Füllung (1.500 Liter!) ca. 600 , ist schiedliche Angaben darüber, was dem ver- der notwendigen Belichtungszeit lohnt, allerdings bei dieser Füllmenge eine besserten Schwarzschildverhalten eines also zumeist, wenn unter einem wirklich Investition für das Leben. Zusätzlich wird hypersensibilisierten Films zugrunde liegt. dunklen Himmel astrofotografisch gearbei- noch eine Pumpe zur Erzeugung des Plausibel erscheint uns die Theorie, tet werden soll. Vakuums benötigt. Als einfache Lösung wonach die Wasserstoffmoleküle des übli- bieten sich Handpumpen oder Wasser- cherweise bei der Gashypersensibilisierung Die Anlage zur Hypersensibilisierung strahlpumpen an. Die elegante Lösung benutzten Wasserstoffgases die in der Eine solche Anlage besteht im wesentli- einer elektrischen Pumpe ist sehr teuer, der Filmschicht eingelagerten Wassermoleküle chen aus einem luftdicht schließenden Preis rechtfertigt die gewonnene Bequem- ersetzen. Wasserstoff ist erheblich leichter Gehäuse, einer Temperatursteuerung mit lichkeit nicht. anregbar als Wasser, dadurch können die Heizmanschette und einer Gasflasche mit einfallenden Photonen die Filmschicht Druckminderer. Zumeist befüllt wird das Die Hypersensibilisierung schneller schwärzen. Theorien, die als Gehäuse mit einem unter dem Namen Wir hypersensibilisieren Kleinbildfilme in Grund für das verbesserte Schwarzschild- Formiergas bekannten Gasgemisch beste- der Patrone und können entgegen der weit- verhalten die Austrocknung des Filmes hend aus 90 % Stickstoff und 10 % verbreiteter Meinung keinen Unterschied während der Hypersensibilisierung ange- Wasserstoff. Hypersensibilisierungsan- zur Hypersensibilisierung auf einer Ent- ben, erscheinen uns weniger wahrschein- lagen werden von verschiedenen Her- wicklerspule feststellen. Diese Vorgehens- lich. Dann müsste die alleinige Vakuum- stellern angeboten (z. B. Firma Lumicon), weise hat den Vorteil, dass alle Arbeits- trocknung des Films schon reichen, ein Phänomen, das wir aber bisher nicht beob- achten konnten. Film Druck über Normal Temperatur Zeit Anhand von Testbildern lässt sich die Wirkung der Hypersensibilisierung gut Agfa HDC plus 400 0,2 bar 57° Celsius 6,0 Std. dokumentieren. Die Abbildung 1 zeigt Agfa Optima II 400 prof. 0,2 bar 57° Celsius 6,0 Std. Probebelichtungen eines Diodenfeldes Fuji Superia 800 0,2 bar 57° Celsius 6,0 Std. über 2, 4 und 8 Minuten auf Kodak Supra Kodak Supra 400 prof. 0,2 bar 57° Celsius 4,0 Std. 400 ohne (oben) und nach (unten) Hyper- sensibilisierung. In der Abbildung 2 wird dieser Effekt an Hand eines astronomi- Tabelle 2: schen Objektes demonstriert. NGC 281 Empfohlene Hypersensibilisierungsparameter. SCHWERPUNKTTHEMA 23

Abb. 4: Fazit Komplette Anlage Die Hypersensibilisierung von Farbfilmen zur Hypersensibili- ist keine Geheimwissenschaft, sie kann mit sierung. Neben der relativ einfachen Mitteln von Amateuren Temperatur- durchgeführt werden. Besondere Beacht- steuerung von ung erfordern allerdings neben der Conrad und der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften Wasserstrahlpumpe beim Umgang mit Wasserstoffgas die ist auch eine Hypersensibilisierungsparameter. Ins- Minican-Flasche besondere die Temperatur lässt nur einen der Firma Linde zu geringen Spielraum zu, dann folgt die Zeit erkennen. und zuletzt der Druck. Eigene Versuche sind durchaus lohnenswert, es gibt sicher unter den aktuellen Filmen noch einige astrotaugliche Emulsionen zu entdecken. schritte bei Tageslicht erledigt werden kön- Eingefroren bei –18° Celsius dürften sich Und was die Zukunft bringt - wer weiß? nen und der Film nach der Hypersensibili- hypersensibilisierte Farbfilme noch um Für die eigene astrofotografische Arbeit ist sierung nicht mehr berührt werden muss. einiges länger halten. Hier ergaben eigene uns jedenfalls die Hypersensibilisierung Allein die Rollfilme werden im Dunkeln Versuche nach 3 Monaten erste Verluste. von Farbfilmen weiterhin unverzichtbar. entgegen der Wicklung etwas aufgedreht, Sehr wichtig ist jedenfalls die Vermeidung allerdings werden auch sie nicht auf eine von Feuchtigkeit. Der Film sollte sich so Spule gezogen sondern einfach in das auch nur während der Belichtung in der Literaturhinweise Druckgefäß gestellt. Nach dem luftdichten Kamera befinden und bis zur Entwicklung [1] Stättmayer, P.: Gashypersensibilisierung Verschließen der Hypersensibilisierungs- des latenten Bildes wieder in Silicagel oder von Filmmaterial. Sterne und Weltraum 21, kammer und Erzeugung eines Unterdrucks besser noch unter einem Vakuum gelagert Nr. 12, 532 (1982). (das durch eine Wasserstrahl- oder Hand- werden. Ist man sich nicht sicher, ob ein [2] Koch, B. (Hrsg.): Handbuch der pumpe zu erzielende „Vakuum“ reicht völ- Negativfilm noch genügend hypersensibili- Astrofotografie, Springer-Verlag 1995 lig aus), heizen wir eine Stunde vor. siert ist, kann er wenigstens für die norma- Anschließend wird die Kammer kurz mit le Fotographie verwendet werden. Eine Formiergas gespült und erneut evakuiert. erneute Hypersensibilisierung empfiehlt Dann lassen wir das Formiergas bis zu dem sich allerdings nicht, zu sehr verfärbt sich Druck, unter dem das Backen der Filme zu sonst die Maske des Films. erfolgen hat, einströmen. Drücke, Tempera- turen und Behandlungszeiten für besonders empfehlenswerte Filmemulsionen führt Bezugsquellen: Tabelle 2 auf. Daten zur Hypersensibili- Lumicon, 6242 Preston Avenue, Livermore, CA 94550, U.S.A. sierung weiterer Filme sind auf unserer Conrad Eletronic GmbH, Klaus-Conrad-Str.1, D-92240 Hirschau Homepage unter www.sternenphoto.de ab- Linde AG, Karl-von-Linde-Straße 25, D-85716 Unterschleißheim zurufen. Nach Beendigung des Back- vorgangs und Ablassen des Überdruckes werden die Filme bei –18° Celsius einge- froren. Um die Rückdiffusion von Wasser zu vermindern, geben wir als Wasserfalle Silicagel dazu. Wenn wir die frisch hyper- sensibilisierten Filme noch am gleichen Tag benötigen, füllen wir etwas Silicagel in einen Gefrierbeutel, leiten Formiergas zu und transportieren die Filme so zu unserem Beobachtungsort. Da Wasserstoff bereits in einer Konzentration von 10 % brennbar ist, muss bei allen Arbeitsvorgängen vorsichtig mit dem Formiergas umgegangen werden.

Lagerung der Filme Hypersensibilisierte Farbfilme können in einem luftdichten Kunststoffbeutel mit etwas Silicagel bei Zimmertemperatur ca. 1 bis 2 Wochen gelagert werden. Nach unse- ren Tests ist nach einer Woche nur ein „So… bitte… Wir haben jetzt zwei Herschelprismen, ein Coronado-Filter, ein Daystar-Filter, geringer Anstieg des Schwarzschild- einen Projektionsschirm, einen Protuberanzenansatz, diverse Sonnenfilter… Was wollen Sie verhaltens zu verzeichnen gewesen. denn mit dem ganzen Zeug, Herr Sonnemann?“ „Ach wissen Sie… Mein Name verpflichtet!“ 24 SCHWERPUNKTTHEMA

Polarlichter vom 11. April 2001 von Udo Bojarra

Unser Rundrufsystem, das für besondere Ereignisse abgesprochen war, klappte sehr gut. Am 11. April gegen 22 Uhr rief mich Jürgen Behler an. Im Norden sei ein grünes Band zu sehen, und es könnte sich als schö- nes Polarlicht ausweiten. Nachdem ich meine Rundrufe beendet hatte, packte ich mein Stativ und diverse Fotoapparate, die immer bereit stehen, zusammen und mach- te mich auf den Weg. Da ich in einer dunklen Gegend im Sauerland wohne, brauche ich nicht weit zu gehen. Leider werde ich bei solchen Ereignissen immer sehr hektisch. Ich rann- te durch den Garten, dann ein paar Treppen rauf um über den Schützenplatz zu laufen. „Wo ist meine Taschenlampe? Ach egal, ich kenne mich hier aus. Irgendwo hier steht doch eine Bank? Da ist sie ja! Au ver- Abb. 1: flucht!” Während des Sturzes fiel es mir Grüne und rote Lichter in Richtung Fuhrmann / Zwillinge am Westhimmel: wieder ein, es gab hier zwei Bänke! Ich 11.4.2001, Objektiv 2,8/20 mm, Kodak Elite 400, 20 Sek. belichtet. brauchte einige Sekunden, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, denn beide Schienbeine schmerzten wie die Hölle. Dann bemerkte ich auch, wie ich gefallen war. Nämlich mit hoch erhobenen Händen, um Kamera und Stativ bloß nicht zu beschädigen. Zum Glück bin ich mit dem Oberkörper in weichem Gras gelan- det. Benommen stand ich auf und humpel- te weiter. Ich vergaß den Vorfall jedoch ziemlich schnell, als ich zum ersten Male das Himmelsschauspiel sah. Vom Osten spannte sich ein grünes Band über 180° bis zum Westen, über den klei- nen Ort Obermarsberg, der genau im Norden liegt. Ich machte einige Fotos und wartete darauf, dass noch mehr passieren würde. Fast glaubte ich nicht mehr daran, als innerhalb von Sekunden im Osten am Ende des grünen Bandes eine rote Säule von 30-40° aufstieg. Dann kamen überall aus dem Band rote kleine Fackeln hervor- Abb. 2: geschossen. Was sich dann ereignete, war Strahlen im Großen Wagen: 11.4.2001, Objektiv 1,7/50 mm, Kodak Elite 400, 20 mit Abstand das Schönste, was ich gesehen Sek. belichtet. habe, und das, obwohl ich schon öfter Polarlichter im Sauerland beobachtet habe. schwächer, und dennoch traten immer wie- dazu im Kontrast die schwarze Himmels- Ein riesiger Vorhang faltete sich auf, gut der rote Säulen auf. halbkugel im Süden. Jetzt hätte man ein 120° breit und 40-50° hoch. Bisher kannte Gegen 1 Uhr kam es - wie bei einem tollen Fischaugenobjektiv haben müssen! Drei ich nur die Farben Grün und Rot von Feuerwerk - zum Finale. Das Polarlicht war rote Ausläufer gingen durch den Großen Polarlichtern, aber jetzt gingen die Farben nun zwar nicht mehr so hell wie vorher, Wagen, der im Zenit stand. Sie bewegten von grün, blau, Magenta bis rot. Immer aber es ging 180° von Osten bis Norden sich wie eine in Zeitlupe aufgenommene wieder gab es Lichtsäulen in diesem und bis in den Zenit. Auch waren alle Fahne im Wind. Vorhang. Das Spektakel dauerte gut 1 Farben wieder vertreten. Es sah einfach toll Das erste Mal habe ich 1989 Polarlichter Stunde, dann wurde der Vorhang aus: Eine riesige Halbkugel aus Farben, im Sauerland gesehen, dann im April 2000. SCHWERPUNKTTHEMA 25

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Meade Instruments Europe 47 Abb. 3: Strahlen im Wagen / Löwe: 11.4.2001, Obkjektiv 2,8/20 mm, Kodak Elitechrome O.S.D.V. Göttker/Pietsch GmbH, Münster U3 400, 20 Sek. belichtet. Teleskop-Service Wolfgang Ransburg, München 95

Vehrenberg KG, Meerbusch-Osterath U4

Spektrum der Wissenschaft Verlagsgeselschaft mbH 129

Abb. 4: Rotes und grünes Polarlicht Richtung Fuhrmann: 11.4.2001, Objektiv 2,8/24 mm, Kodak Elitechrome 400, 20 Sek. belichtet.

Werde ich wieder 11 Jahre warten müssen mit Reihenbelichtungen von 5, 10 und 20 bis hier wieder Polarlichter zu sehen sind? Sekunden bei offener Blende (1,8 bzw. Als ich meine Fotoapparate einpackte, 2,8). Wer noch weitere Fotos sehen möchte, merkte ich auch meine Schienbeine wieder. kann dieses auf meiner Internetseite Zuhause im hellen Zimmer sah ich dann die www.bojarra.de. Dort findet man unter dicken blauen Flecken an beiden Beinen. anderem auch Satellitendaten über die „Na KOS… Skiurlaub?“ Aktivität der Polarlichter, diese Daten wer- „Nein… Gewichte am Refraktor Tipps zur Fotografie den alle 10 Minuten aktualisiert. ausgetauscht!!!“ Bewährt hat sich der Kodak Elite 400 ASA 26 SCHWERPUNKTTHEMA

Piggyback-Astrofotografie ohne motorische Nachführung von Christian Weis

In diesem Artikel stelle ich anhand eines bekannten Teleskops eine Art der Deep- Abb. 1: Sky-Astrofotografie vor, die besonders für Siberia 110 M Schüler und Studenten in Frage kommt. mitsamt Kamera Gleichzeitig zeige ich die Möglichkeiten und Teleobjektiv und auch die Grenzen anhand von 1:8/500 mm. Beispielen auf. In jedem Buch, das sich mit Astro- fotografie beschäftigt, ist sinngemäß etwa folgendes geschrieben: „Jeder, der den Sternenhimmel mit bloßen Augen oder mit einem Teleskop bewundert, will das Gesehene irgendwann in Bildern fest- halten ...”. Auch bei mir war das nicht anders. Allerdings möchte ich gleich anmerken, dass ich mich eher der visuellen Beobachtung verschrieben fühle und nur einen kleinen Bruchteil meiner zur Beobachtung verfügbaren Zeit mit der ge dessen keine großen Luftsprünge erlau- • Der Aufbau ist schnell, da der Aufwand Fotografie verbringe. Die in diesem Artikel ben konnte. Meine Kosten beliefen sich sich nur auf das Montieren der Kamera vorgestellten Fotografien bezeichne ich insgesamt gesehen lediglich auf die Kosten beschränkt. daher als Anfängerbilder. der Kamera, der Objektive und der Filme. • Es ist kein besonders gutes Nach reichlicher Überlegung entschied ich Beobachterauge und Dunkeladaption Eingangsüberlegungen mich, eine Kamerahalterung auf den notwendig. Kleine Brennweiten sind für große Rohrschellen anzubringen. Dafür drehte • Reisetauglichkeit ist gegeben (alle neuen Himmelsabschnitte (z. B. für Übersichts- ich noch ein zusätzliches Gegengewicht. Zubehörteile mit Ausnahme der Kamera aufnahmen) noch gut geeignet. Die Die Besitzer dieses Teleskops werden sich und den Objektiven passen in die Kompensation der Erddrehung kann oft- vielleicht fragen, warum ich nicht die mit- Transportkiste des Teleskops). mals vernachlässigt werden, wenn die gelieferte Kamerahalterung für die Belichtungszeit nicht zu groß gewählt wird Gegengewichtsstange verwende. Dies hat Allerdings gibt es auch eine Reihe von [1, 2]. Wie aber soll man größere Brenn- folgenden Grund: Die Siberia 110 M (M Nachteilen, die ich nicht verschweigen weiten (über 100 mm) einsetzen können, wie manuell) ist mit jeweils einem Handrad möchte: wenn kein Geld für eine motorische für Rektaszension und Deklination aus- • sehr unbequeme Handhabung (siehe Nachführung vorhanden ist? Die Lösung gerüstet. Leider funktioniert die Verstel- Text) war relativ schnell nach dem Motto „Not lung in Deklination nur auf der Tubusseite, • Die Brennweite ist nach oben scharf macht erfinderisch” gefunden: Piggyback d. h. eine möglicherweise notwendige begrenzt und vom Feingefühl des mit Handnachführung - was auch sonst? Nachführkorrektur in „Dec“ infolge unge- „Bedieners” abhängig; die größte von Bei der Piggyback-Fotografie [3, 4] wird nauer Polaufstellung (die bei mir immer mir verwendete Brennweite beträgt 500 die Kamera mitsamt dem Objektiv einfach auftritt, weil ich zu faul bin, sehr genau mm, allerdings dürften auch 800 mm Huckepack auf den Tubus oder die nach Norden auszurichten) ist auf der noch im Rahmen des Machbaren liegen. Gegengewichtsstange geschnallt und mit Gegengewichtsstange nicht möglich. Des • Die Belichtungszeit ist durch das Rec- dem Teleskop nachgeführt. Meine Ein- weiteren baute ich noch eine einfache Handrad begrenzt (allerdings bewegen gangskriterien waren folgende: Das vor- Höhenverstellung, da ich oft auf unebenem sich die von mir verwendeten Belicht- handene Teleskop mit Montierung (Siberia Gelände fotografiere. ungszeiten allesamt in diesem Rahmen). 110 M) sollte verwendet werden, eine netz- • Eine starke Konzentration ist notwendig, bzw. batteriegebundene Nachführung mit Vor- und Nachteile um Fehler zu vermeiden. einer Selbstbau-Nachführung schied für Neben den schon beschriebenen Eingangs- • Es wird ein heller Referenzstern in der mich aufgrund der Transportabilität und kriterien gibt es eine Reihe von Vorteilen Nähe des Objektes bzw. auf etwa der mangels Erfahrung im Elektronikbau aus. der Piggyback-Fotografie: gleichen Deklination benötigt. Der finanzielle Aspekt war für mich der • Sie ist mit verhältnismäßig kleinen • Das fotografierte Himmelsgebiet ist, entscheidende. Die Kosten sollten natürlich Teleskopen machbar (allerdings ist eine besonders beim Newton, nicht einsehbar. möglichst gering sein, da ich zu diesem parallaktische Montierung, wie sollte es • Während der Beobachtung sind keine Zeitpunkt noch Lehrling war und mir infol- auch anders sein, unbedingt erforderlich). anderen Tätigkeiten möglich. SCHWERPUNKTTHEMA 27

Abb. 2 (links): Die Plejaden M 45 bei 6 Minuten Belichtungszeit am 20.11.2000 mit 300 mm f/5,6.

Abb. 3 (unten): Die Region um α Per (Melotte 20) bei 7 Minuten Belichtungszeit am 20.12.2000 mit 135 mm f/2.8.

• Eine stabile Montierung ist notwendig. steht (der Autor hat • Die Fotografie ist eigentlich nur im schlechte Erfahr- Süden bequem, im Westen stößt man ungen mit h + Chi evtl. mit dem Tubus an die Stativsäule Persei bei 1/60 s oder man muss „über Kopf ” belichten. Belichtungszeit ge- • Es ist nur eine Kamera bedienbar, bei macht). mehreren gleichzeitig kommt es unwei- Die nachfolgenden gerlich zu Fehlern. Minuten sind die • Die fotografierten Objekte sind meist langweiligsten, die nicht durch die Kamera zu sehen. man sich in der Hobbyastronomie Die Fotografie vorstellen kann. Die Fotografie selbst ist denkbar einfach: Man klebt förmlich Man richtet das Teleskop nach Norden aus mit dem Auge am (diese Ausrichtung muss nicht hundertpro- Okular und führt zentig genau sein, da die Deklination leicht einen defokussier- durch das Handrad korrigiert werden ten Sternenklecks kann), befestigt die Kamera auf dem nach. Dabei Teleskop und schon kann der „Spaß” umgreift die rechte beginnen. Dies sieht in der Regel so aus, Hand auf der rech- dass ich einen möglichst hellen Stern, den ten Seite das Rec- Leitstern, in der Nähe des jeweiligen Handrad und mit Objektes aufsuche und Teleskop und der linken wird Kamera auf diesen Stern einstelle. Der ausgelöst bzw. das Leitstern kann auch eine vom Fotomotiv Dec-Handrad be- unterschiedliche Himmelsposition haben. dient. Aber anson- Eine zu große Distanz ist aber nicht zu sten heißt es war- empfehlen, weil sonst mögliche Aufstel- ten, warten und lungsfehler deutlicher zu erkennen sind. Ist nochmals warten; diese Sache erledigt, stelle ich den solange, bis der Leitstern bei höchstmöglicher Vergrös- Zeitpunkt zum serung (162x) unscharf, so dass sich das Beenden der verwendete Fadenkreuz deutlich vor dem Belichtung gekom- Stern abhebt. men ist; oder man Die Belichtung kann nun gestartet werden, selbst eingeschla- wobei jedoch beachtet werden muss, dass fen ist (Tee und die Nachführung schon laufen muss und Radio halten mich keine großen Erschütterungen die Kamera wach). Typischer- erfassen. Dies kann man sehr gut mit der weise belichte ich Abb. 4: Hutmethode einhalten. Ebenso sollte man zwischen fünf und Der Große Orionnebel M 42 bei ungefähr 500 Sekunden beachten, dass die Kamera in Stellung „B” zehn Minuten. An Belichtungszeit am 25.02.2000 mit 500 mm f/8. 28 SCHWERPUNKTTHEMA

Abb. 5: sem Film liegen noch nicht vor. Bisher Doppelsternhaufen habe ich die (subjektive?) Erfahrung h + Chi Per bei gemacht, dass Diafilme einen absolut dun- 6 Minuten klen Hintergrund zeigen, allerdings schwa- Belichtungszeit che Details nicht so gut herauskommen wie am 20.11.2000 bei einem Negativfilm. mit 300 mm f/5.6. Fazit Ich habe mit diesem Artikel versucht zu zeigen, dass Astrofotografie nicht unbe- dingt teures Equipment voraussetzt. Mit ein wenig Fleiß, Geschick und Eigen- initiative sind auch für bescheiden ausgerü- stete Hobbyastronomen gute Ergebnisse erzielbar.

Literaturhinweise [1] Andreas Bender: Astrofotografie mit nicht eine Ausbelichtung ist bei diesen relativ sprichwörtlich ins Wasser fiel) angefangen nachgeführter Kamera; Magellan 1/2001, kurzen Zeiten natürlich nicht zu denken, zu fotografieren. Aus diesem Grunde habe S. 51 aber die hier gezeigten Ergebnisse zeigen ich zunächst mit weniger empfindlichen [2] Knapp/Hahn: Astrofotografie als Hobby; doch schon eine erstaunliche Detailfülle. ISO 100 Farbdiafilmen fotografiert. Erst vwi Verlag, 1980 später begann ich, ISO 400 Negativfilme [3] B. Bleiziffer: Piggyback-Astrofotografie; Eingesetzte Filme (Kodak Royal Gold 400) zu verwenden. is Nr. 12, 12 (Oktober-Dezember 1997) Eigentlich habe ich nur anlässlich der Ein ISO 800 Film (Fuji Superia 800) ist in [4] K.-P. Schröder: Astrofotografie für Sonnenfinsternis von 1999 (die bei mir der Erprobung, erste Ergebnisse von die- Einsteiger

Projekt „Wechselwirkende Galaxien“ von Peter Riepe, Harald Tomsik und Peter Bresseler

Einzelgalaxien prallt aufeinander, heizt sikalischen Gesetzen erwarten sollte. - Teil 3 - sich auf und emittiert elektromagnetische Daraus folgern die Astrophysiker, dass die Strahlung. Beobachtungen beweisen: kolli- Scheibengalaxien von immensen Mengen In diesem dritten und letzten Teil unseres dierende Galaxien verraten sich durch star- an „Dunkler Materie“ umgeben sind [5, 6]. Berichtes über wechselwirkende Galaxien ke Radiostrahlung [2]. Dieser dunkle Halo scheint erheblich stellen wir die wirklichen „kosmischen Neutraler Wasserstoff ist ein Haupt- größer zu sein als bisher allgemein ange- Kollisionen“ vor [1]. Bei solchen Zusam- bestandteil einer gewöhnlichen Spiral- nommen. So könnte der Halo des menstößen - so könnte man zunächst ver- galaxie. Seine Verteilung im Galaxien- Andromedanebels wie auch der unserer muten - prallen Unmengen an Sternen auf- körper folgt der Spiralstruktur, verläuft Milchstraße einen Durchmesser von ca. einander. Aber eine Kollision zweier darüber hinaus aber auch bis weit in den 500.000 Lichtjahren besitzen [7]. Demnach Galaxien verläuft doch anders, denn die Außenbereich der Galaxie. So wurden bei stünden die Magellanschen Wolken im durchschnittlichen Sternabstände in einer M 81 Arme aus atomarem Wasserstoff Halo unserer Milchstraße. Und selbst der Galaxie sind sehr groß. Unsere Sonne bei- gefunden, die sich mehr als doppelt so weit Halo unserer kleineren Nachbargalaxie M spielsweise ist vom Nachbarstern Alpha in den Raum erstrecken wie die optisch 33 soll bereits bis zum Andromedanebel Centauri so weit entfernt, dass man beide sichtbaren und an den Begleiter NGC 3077 reichen, 50 Milliarden Sonnenmassen mit zwei 200 km voneinander entfernten heranreichen [3]. Diese kleine elliptische beinhalten und damit 10 mal mehr Materie Erbsen vergleichen kann. Das macht Galaxie hat den Wasserstoffarm höchst- in sich bergen als der sichtbare anschaulich klar, dass selbst bei einem wahrscheinlich bei einem nahen Vorüber- Galaxienanteil [5]. Als Masse für die Halos direkten Zusammenstoß zweier Stern- gang vor etwa 300 Millionen Jahren größerer Galaxien wird eine Größen- systeme kein nennenswerter Prozentsatz erzeugt [4]. ordnung um 1000 Milliarden Sonnen- von Sternen unmittelbar miteinander kolli- Die gemessenen Rotationskurven der mei- massen angedacht. Es scheint letztlich, als dieren kann. Die Galaxien werden sich sten Sc-Galaxien zeigen, dass die sei die eigentliche, mit leuchtenden durchdringen, und genau dabei laufen Rotationsgeschwindigkeit bis weit in den Sternen angefüllte Galaxienscheibe nur die gewaltige physikalische Veränderungen ab. Außenraum viel zu hoch bleibt und sich Spitze eines „Eisberges“. Im Halo wird ein Denn die interstellare Materie beider nicht so verhält, wie man es nach den phy- beachtlicher Prozentsatz an massearmen SCHWERPUNKTTHEMA 29

Abb. 1a (oben): NGC 4038/39 im Corvus. Als helle Kleckse sind einige Superstern- haufen zu sehen. Aufnahme vom 31.05.95 mit Celestron 11 f/4.8, Starlight XPress, 8 Minuten belichtet. Autor: Bernd Koch. Abb. 1b (rechts): Am 6. April 2000 aufgenommen mit Hypergraph 400/3200 mm und Apogee AM 13, Belichtung 4 x 10 Minuten. Autor: Bernd Flach-Wilken.

Sternen vermutet, z. B. die MACHO’s [8], verstärkter Infrarotstrahlung - neben der messer aufgelöst werden könnten. Das darüber hinaus gewaltige Mengen an kal- Radiostrahlung ein weiteres Charakteristi- Hubble Space Telescope, das seine 2,4 m tem Gas. kum kollidierender Galaxien [10]. Zwei Öffnung im Vakuum des Weltalls ohne Auch diese immense Halo-Materie prallt der hellsten bekannten Infrarotgalaxien Störung durch die Erdatmosphäre entfalten bei einer Galaxienkollision aufeinander, (NGC 6240 und Arp 220) sind kollidieren- kann, enthüllte in NGC 4038/39 Details, und zwar schon lange bevor sich die sicht- de Systeme [11]. wie sie mit erdgebundenen Teleskopen nur baren Galaxienkörper berühren. Die zu- Das Paradebeispiel eines kosmischen im vergleichsweise nah gelegenen sammenstoßenden Gaswolken erzeugen Unfalls spielt sich 65 Millionen Lichtjahre Andromedanebel erkennbar sind. Derzeit- verdichtete Schockzonen, bei deren Ab- entfernt im Sternbild Corvus ab. Das Paar iger Kenntnisstand: In der „Unfallzone“ kühlung spontan eine hohe Sternent- NGC 4038/39 (= Arp 244 bzw. VV 245) von NGC 4038/39 kollidiert das interstella- stehung stattfinden kann [9]. So wird die befindet sich in Kollision. Die Sc-Spirale re Gas der Einzelgalaxien miteinander, und Bildung von Materiebrücken mit leuchten- NGC 4038, so zeigt die langbrennweitige das wiederum führte neben der Entstehung den Gasnebeln bei engen Galaxien- Aufnahme (Abb. 1) deutlich, kollidiert mit starker Radiostrahlung auch zu einer begegnungen verständlich. In kollidieren- NGC 4039, einem Smp-Typ. Zwar sind die schockartig eingeleiteten Sternbildung. den Galaxien setzt die Sternbildung in wei- beiden das nächstgelegene Kollisionspaar, Die knotigen Details sind Klumpen neu ten Bereichen simultan ein, so dass die das aber für erdgebundene Teleskope entstandener Sterne und vieler großer offe- Rate der Sternentstehung weit über der immer noch viel zu weit entfernt ist, als ner Sternhaufen [12]. Die Hubble-Daten einer normalen Galaxie liegt. Das führt zu dass Details unter 150 Lichtjahren Durch- offenbarten auch zahlreiche junge Kugel-

Galaxie α(2000) δ(2000) Ø(') m (mag) Typ vr (km/s) E (Mio. Lj)

NGC 520 01 24 34,2 +03 47 46 1,9 x 0,7 12,4 S pec 2266 103 UGC 957 01 24 24,4 +03 52 56 1,2 x 0,9 18 Irr/Im 2152 97 NGC 2623 08 38 24,2 +25 45 15 0,6 x 0,5 B14,4, V13,8 pec 5535 250 NGC 4038 12 01 52,8 -18 51 54 5,2 x 3,1 11,20 SB(s)m pec 1642 75 NGC 4039 12 01 53,8 -18 53 06 3,1 x 1,6 11,08 SA(s)m pec 1641 75 NGC 4676A 12 46 10,07 +30 43 55,3 2,3 x 0,7 14,7 Irr 6613 300 NGC 4676B 12 46 11,23 +30 43 21,6 2,2 x 0,8 14,4 SB(s)0/a pec 6607 300 UGC12342 23 04 53,5 +16 40 42 1,3 x 0,5 15,0 SB? 8477 380

Tabelle 1: Daten der wechselwirkenden Galaxien des Fachgruppenprojekts (NASA Extragalactic Database). Aus den Radialgeschwindigkeiten wurden die Entfernungen über H0 = 72 km / (s · Mpc) berechnet. 30 SCHWERPUNKTTHEMA

Abbildung sehr klar erkennbar, könnten In der kontrastverstärkten Abb. 2 werden Staubanhäufungen sein. die zwei markanten Streamer deutlich, die Bei neuen Untersuchungen mit dem VLA NGC 4038/39 den Namen „Antennen- bei 4 und 6 cm Wellenlänge wurden in Galaxien“ eingebracht haben. Dabei han- NGC 4038/39 zahlreiche starke thermische delt es sich um Materiewolken, die bei und auch nichtthermische Radioquellen beginnender Annäherung der Galaxien gefunden [16]. Bei den nichtthermischen durch eine Kombination aus Gezeiten- handelt es sich um Supernovaüberreste. kräften und Rotation wie ein Federbusch Die Supernovahäufigkeit liegt immens herausgeschleudert wurden. Die Spektren hoch, bei 0,2 bis 0,3 Ereignissen pro Jahr. der Gezeitenschweife zeigen keinen Die thermischen Quellen stimmen größten- Unterschied zu den Galaxienspektren teils mit optisch sichtbaren Sternhaufen selbst, Emissionslinien sind auch nicht vor- und Supersternhaufen überein. Für sie las- handen. Daher ist die Schweifzusammen- sen sich etwa 10.000 bis 100.000 setzung vermutlich wie die der Galaxien, Sonnenmassen an jungen Sternen ableiten. d.h. die Antennen setzen sich aus Sternen, Die stärkste thermische Quelle fällt mit Staub und neutralem Gas zusammen [19]. einem Strahlungsmaximum bei Wellen- An der Spitze des südlichen Schweifs - auf längen des Kohlenmonoxids zusammen. unserer Aufnahme so eben erkennbar - fan- Dies wird so interpretiert, dass ein riesiger den Astronomen einen abgelösten Bereich Abb. 2: Sternhaufen sich noch in dichten Staub- aktiver Sternbildung [20]. Offenbar ist hier NGC 4038/39, aufgenommen mit einer massen verborgen hält. Ein Großteil der eine neue irreguläre Zwerggalaxie entstan- FFC 1:3,5/500 mm am 15. Juli 1995 in kollisionsbedingten Sternentstehung wird den. Sie enthält eine Kette von Nebeln, die Namibia (Negativdarstellung). OES sich unseren Blicken entziehen. durch kürzlich entstandene massive Sterne LcCCD 11N, Belichtung 6 x 8 Minuten. Was die weitere Entwicklung von NGC ionisiert werden. Diese Sterne sind in eine Autoren: P. Riepe, H. Tomsik, S. 4038/39 betrifft, so sind die Auffassungen Hülle gebettet, die aus HI-Gas besteht und Binnewies, B. Schröter. unterschiedlich: Nach [17] werden die zur im optischen Bereich mit niedriger Zeit noch weit auseinanderliegenden Flächenhelligkeit leuchtet. Die Position Galaxienkerne in einigen Millionen Jahren dieser Zwerggalaxie ist etwa 100 kpc vom sternhaufen [13, 14]. Ein gründliches miteinander verschmelzen und ein neues Ort der Galaxienkollision entfernt. Damit Überdenken der bisher gängigen Theorien, „Feuerwerk“ entzünden. Die gegenteilige wurde eine alte Theorie des bekannten dass Kugelsternhaufen uralte Gebilde sein Vermutung ist, dass beide Individual- Astronomen F. Zwicky bestätigt, der sollen, scheint nötig, zumal die HST- galaxien unabhängig voneinander bleiben bereits vor 40 Jahren vorgeschlagen hatte, Kameras auch in NGC 1275 junge und nicht verschmelzen, sondern nach etwa Gas und anderes Material aus Kugelsternhaufen fanden [15]. Die fahle- einer Milliarde Jahren wahrscheinlich wie- Gezeitenschweifen massiver kollidierender ren, homogen wirkenden Gebiete im der zur gravitativen Ordnung ihrer Galaxien könne zur Entwicklung neuer Außenraum von NGC 4038/39, in unserer Kollisionsüberreste zurückfinden [18]. Zwerggalaxien führen. Inzwischen zählen

Abb. 3 (oben): „Die Mäuse“ NGC 4676 A/B, fotografiert am 6. April 2000 mit Hypergraph 400/3200 mm und Apogee AM13, Belichtung 3 x 10 Minuten. Autor: Bernd Flach-Wilken.

Abb. 4 (rechts): „Rattenschwanzgalaxie“ NGC 2623. Aufnahmedatum, Instrument, Kamera, Belichtung und Bildautor wie in Abb. 5. SCHWERPUNKTTHEMA 31

Abb. 5: der Literatur wieder. Die eine Quelle UGC 12342 im bezeichnet den Typus von NGC 4676A als Pegasus; NGT 18, pekuliären S0-Typ, die andere Quelle als f = 4080 mm, irregulär. Bei NGC 4676B wird einmal von 90 min auf TP einer pekuliären Balkenspirale geredet, an 2415 hyp am anderer Stelle von einer Sa-Spirale. An der 18.10.93. Autor: nordöstlichen Flanke von NGC 4676B ist Harald Tomsik. eine separate Materieballung wahrzuneh- men - ein Staubarm oder eine Sternen- wolke? Das längliche Objekt verläuft von Nordwest nach Südost und geht diffus in den südlichen Gezeitenschweif über. Zwischen den Partnergalaxien, die nur etwa 35“ Distanz haben, hat sich eine kräf- tige Materiebrücke ausgebildet. NGC 2623 im Krebs, die „Rattenschwanz- galaxie“ [23], ist aufgrund ihrer Ent- fernung von 250 Millionen Lichtjahren ziemlich unscheinbar. Bei einer Aus- dehnung von nur 0,6' x 0,5' sind lange Aufnahmebrennweiten zu wählen, um die Einzelgalaxien genügend aufgelöst zu erfassen. In Wirklichkeit ist das Objekt mit den Katalognummern Arp 243 bzw. VV 79 ein Dreifachsystem. Zwei Galaxien stehen sehr dicht in Ost-West-Richtung nebenein- ander, befinden sich zurzeit gerade im Stadium der Durchmischung („merging“ weitere aus Gezeitenwirkungen geborene „The Mice“ (die Mäuse). Während der [24]) und erscheinen in Abb. 4 nicht Zwerggalaxien zu den Forschungsobjekten nördliche Schweif ziemlich dünn und kon- getrennt. Die dritte Galaxie liegt deutlich [4, 21, 22]. zentriert erscheint, wirkt der südliche dif- getrennt etwa 13“ südlich von ihnen. Die Galaxien NGC 4038/39 sind mit ihren fus verbreitert und kommt erst durch genü- Ein wenig bekanntes Paar ist UGC 12342 auffälligen Gezeitenschweifen nicht ein- gende Kontrastverstärkung einigermaßen im Sternbild Pegasus (Abb. 5). Gemäß [25] malig. Ein weiteres ähnliches Kollisions- zur Geltung. Die fotografische Erfassung handelt es sich um zwei Balkenspiralen. paar ist NGC 4676A/B (Arp 242 = VV ist insgesamt schwieriger als bei NGC Das können wir aufgrund der Winzigkeit 224) im Sternbild Coma Berenices (Abb. 4038/39, zumal die Partnergalaxien bei des Objektes aber nicht nachvollziehen. 3). Es hat eine große Ähnlichkeit mit den einer Gesamtausdehnung von 2,8' x 0,6' Die wegstrebenden Gezeitenschweife sor- Antennen-Galaxien. Die ausgeprägten jeweils nur über eine scheinbare Helligkeit gen jedenfalls für eine sehr große Ähnlich- Gezeitenschweife dieses 300 Millionen von 14 mag verfügen. Dass die Klassifi- keit mit den Antennengalaxien. Die Ent- Lichtjahre entfernten Paares erinnern an zierung der Einzelgalaxien aufgrund der fernung dieses Objekts beträgt ungefähr „Mauseschwänze“, daher auch der Name Kleinheit sehr schwierig ist, spiegelt sich in 380 Millionen Lichtjahre.

Abb. 6a (oben): Negativdarstellung von NGC 520, aufgenommen am 16.10.99 mit einer ST-7 am Celestron 11 bei 1:5.6 und LPR- plus IR- Sperrfilter, 2 x 2-Binningmodus. Autor: Norbert Stapper.

Abb. 6b (rechts):Aufnahme vom 15.10.99 mit Apogee AM 13 am Hypergraphen 400/3200 mm, Belichtung 3 x 15 Minuten. Autor: Bernd Flach-Wilken. 32 SCHWERPUNKTTHEMA

Die Morphologie von NGC 520 (= Arp 157 der Nordwestpeak der Bulge einer der zwei [11] K.-W. Hodapp: Zusammenstoßende bzw. VV 231) im Sternbild Pisces ist Galaxien im System ist. Der andere größe- Galaxien; Kurzbericht SuW 24, 8 (1/1985) gekennzeichnet durch zwei Gezeiten- re Bulge wird im K-Band klar erkennbar, [12] Offene Sternhaufen in der Antennen- schweife, die schon in der Amateur- und zwar in der Mitte des Staubbandes Galaxie; SuW 34, 508 (7/1995) Aufnahme (Abb. 6) deutlich zu sehen sind. [29]. Die spektralen Befunde legen nahe, [13] J. Roth: When Collide; Sky & Tel. Sie streben in unterschiedlichen dass im Zentrum des größeren Bulges der 95, No. 3, 48 (March 1998) Richtungen vom Objekt weg. Großteles- Überrest eines gasreichen irregulären [14] H. Jost-Hediger: Hubble enthüllt stellares kopische Aufnahmen zeigen im Zentral- Systems vorliegt. Feuerwerk; Orion 56, No. 284, 10 gebiet ein chaotisches Durcheinander mit An dieser Stelle soll der Bericht über das (Februar 1998) einem dunklen Band - staubförmige Fachgruppenprojekt „Wechselwirkende [15] T. Althaus: Junge Kugelsternhaufen in der Materie, die für Scheibengalaxien typisch Galaxien“ enden. Sicherlich gäbe es noch Radiogalaxie NGC 1275; SuW 31, 699 ist. In [26] wird NGC 520 als ein „verzerr- zahlreiche schöne Beispiele, die eine (11/1992) tes oder eruptives System“ bezeichnet, Veröffentlichung wert wären. Wir können [16] S.G. Neff, J.S. Ulvestad: VLA Observations doch kann es keine ernsthaften Zweifel uns von daher gut vorstellen, von Zeit zu of the Nearby Merger NGC 4038/4039: H darüber geben, dass sich hier in einer Zeit über weitere Ergebnisse zu berichten. II Regions and Supernova Remnants in the Entfernung von 100 Millionen Lichtjahren „Antennae“; Astronomical Journal, Vol. eine heftige Galaxienkollision abspielt. Literaturhinweise 120, Issue 2, 670 (8/2000) Das System besteht zumindest aus der [17] D. Malin: Blick ins Weltall. Neue Bilder Scheibengalaxie NGC 520 und der [1] B. Parker: Colliding Galaxies; Plenum vom Kosmos; Franckh-Kosmos, Stuttgart Zwerggalaxie UGC 957 (= PGC 5208), die Publishing Corp., New York 1990. Sky & 1994 sich 6' entfernt schwach im Nordwest- Tel. 77, No. 1, 18 (Januar 1989) [18] S. Laustsen, C. Madsen, R.M. West: bereich abzeichnet. War sie schon vor dem [2] Galactic Collision Remnants; Sky & Tel. Entdeckungen am Südhimmel; „Crash“ als Begleiter da oder ist sie erst 81, No. 6, 580 (Juni 1991) Springer/Birkhäuser 1986 jüngst entstanden? Was spielt sich außer- [3] S. Eckardt: Die Verteilung atomaren [19] H.H. Voigt: Abriß der Astronomie; dem im chaotischen Mittelteil von NGC Wasserstoffs in der Galaxiengruppe um M Bibliographisches Institut, Mannheim 1975 520 ab? In Computerberechnungen [27] 81; SuW 34, 345 (5/1995) [20] I.F. Mirabel, H. Dottori, D. Lutz: Genesis konnte die äußere dynamische Erscheinung [4] A. Heithausen, F. Walter: Phönix aus der of a dwarf from the debris of the nur dadurch treffend simuliert werden, dass Asche; in: Blick in die Forschung, SuW 38, Antennae; Astronomy and Astrophysics, insgesamt drei Galaxien angenommen 941 (11/1999) vol. 256, no. 1, L19 (3/1992). wurden. Insbesondere der südliche Ge- [5] C. Wolf: M 33 von Dunkler Materie domi- [21] G. Radons: Garland - eine ungewöhnliche zeitenschweif und die nordwestliche niert; in: Blick in die Forschung, SuW 39, Zwerggalaxie; SuW 25, 512 (10/1986) Massenkonzentration ließen sich dadurch 318 (5/2000) [22] P.-A. Duc, I.F. Mirabel: Tidal Dwarf erklären, dass NGC 520 selbst aus zwei [6] H. Schulz: Das Rätsel der dunklen Galaxies; ESO The Messenger No. 89, 14 kollidierenden Scheibengalaxien besteht. Materie (Teil 2); SuW 28, 656 (11/1989) (September 1997) Die Zwerggalaxie UGC 957, ursprünglich [7] F. Casoli: Halos - La face cachée des [23] K. Wenzel: NGC 2623 - womöglich ein Satellit einer der beiden galaxies; Ciel et Espace No. 311, 38 Rattenschwanzgalaxie im Krebs; interstel- Scheibengalaxien, könnte den diffusen (März 1996) larum Nr. 10, 8 (April-Juni 1997) Nordschweif gebildet haben, als sie NGC [8] M. Vogel: Wer sind die MACHOs im galak- [24] J. Roth: Merging Galaxies: Step by Step; 520 umrundete. Eindeutig ist, dass ein Arm tischen Halo? in: Blick in die Forschung, in: News Notes, Sky & Tel. 92, No. 2, 12 aus neutralem Wasserstoff von UGC 957 SuW 34, 432 (6/1995) (August 1996) auf NGC 520 hin gerichtet ist, die [9] D. Lutz: Verschmelzende Galaxien und [25] M. Cragin, J. Lucyk, B. Rappaport: The Zwerggalaxie selbst sitzt in einer Sternentstehung; SuW 24, 512 (10/1985). Deep Sky Field Guide to Uranometria Wasserstoffwolke [28]. Neue Langspalt- [10] W.C. Keel: Crashing Galaxies, Cosmic 2000.0, Willman/Bell 1993 Spektroskopie im Optischen und Bilder im Fireworks; Sky & Tel. 77, No. 1, 18 [26] R. Burnham jr.: Burnham's Celestial nahen Infrarot deuten stark darauf hin, dass (Januar 1989) Handbook, Bd. 3, S. 1763-93; Dover Publications, New York 1978 [27] S.A. Stanford, M. Balcells: Dynamical simulations of the interacting galaxies in the NGC 520/UGC 957 system; Astrophysical Journal, Part 1, vol. 370, 118 (March 1991) [28] S.A. Stanford: The H I Tidal Tail between NGC 520 and UGC 957; Astrophysical Journal vol. 358, 153 (7/1990) [29] S.A. Stanford, M. Balcells: The kinematics „Ich war gestern bei den beiden in der Sternwarte. and morphology of NGC 520: One, two, Diese Astrologen sind ja or three galaxies; In NASA, Marshall sooo romantisch… Sie haben Space Flight Center, Paired and mir erzählt, dass alle Interacting Galaxies: International Sternbilder auf der Epileptik stehen… Astronomical Union Colloquium No. 124, Was sagst Du nun?“ 347 (11/1990) FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE 33

Wie gut sind Kaufhausteleskope? von Herbert Zellhuber

Vor kurzem erhielt ich einen mit insgesamt 1,5 kg reicht es Anruf von einer älteren Dame, aber aus. Etwas kritischer sehe ob ich Verwendung für ein klei- ich jedoch den Aufbau der nes Teleskop hätte. Ich könnte Montierung. Der Tubus ist es umsonst haben! Sie schenk- nicht wie bei einem Dobson im te das Fernrohr vor über 20 Schwerpunkt gelagert, sondern Jahren ihrem Mann, der jedoch dieser liegt hier oberhalb. Steht nicht damit zurecht kam. Wie der Tubus schräg und lässt man er sagte, ist die Montierung diesen los, so kippt dieser nach eine ziemlich wacklige Ge- hinten. Deshalb muss man die schichte. Nun gut, bevor es im Schiebestange zwischen Mon- Müll landet, hole ich das Gerät tierung und Tubus klemmen. ab. Das Instrument ist ein Durch das Drehen der Rändel- Refraktor 60/700 mm auf einer mutter an der Stange ist dann azimutalen Montierung. Als eine Höhenfeinbewegung Zubehör sind dabei: ein Sucher möglich. Da die Lagerung in 5 x 24, drei Okulare mit 24,5er Azimut und noch im stärkeren Steckhülse (6, 10 und 20 mm Maße das Höhenlager relativ Brennweite), eine 2-fach- viel Spiel aufweist, hat man Barlowlinse, ein Zenitprisma beim Einstellen des Fernrohrs und jeweils ein Okularfilter für auf ein Objekt Schwierig- die Mond- und Sonnenbeob- keiten. Laut Bedienungs- achtung. anleitung liest man folgendes: „Dieses Teleskop ist so gebaut, Als erstes wollte ich das dass selbst ein Kind das Objektiv testen. Mir fiel gleich Teleskop mit Leichtigkeit und auf, dass die Streulichtblende Vergnügen benutzen kann.“ im Tubus sehr eng gewählt ist; Dem kann ich jedoch nicht 300 mm hinter dem Objektiv zustimmen! Will man ein ist eine solche im Durchmesser Himmelsobjekt im Fernrohr von 26 mm angebracht. Auch zentrieren, so ist jedes Mal das das innere Rohr am Okular- Spiel von den Lagern und der auszug, welches zum groben Mechanik über Schiebestange Fokussieren per Hand verscho- Abb. 1: usw. zu berücksichtigen. Und ben wird, hat jeweils zwei wei- Dieses Kaufhausfernrohr lag 20 Jahre in einer Ecke. das sind immerhin mehr als 2°! tere 14-mm-Blenden. Ich ent- Warum eigentlich? Auch das Aufsuchen eines fernte deshalb die Blende im Objekts über den Sucher ist nur Tubus sowie das innere bedingt möglich. Bei näherer Auszugrohr, damit ich auch mit Betrachtung entpuppte sich der meinen 11/4”-Okularen testen 5 x 24 Sucher als ein schlechter konnte. Hierzu befestigte ich noch ein pas- Das Objektiv ist also nicht schlecht! Aber Witz. Er hat zwar eine Linse mit 24 mm sendes Rohrstück am Okularauszug. Zuerst mir fiel bei der Handhabung des Instru- Durchmesser, ist aber kurz hinter dem probierte ich mit dem 32er Okular und mentes auf, dass die Mechanik der Objektiv auf 6 mm abgeblendet! Offen- konnte feststellen, dass das Bild recht pas- Montierung einige Macken hat. Das Ein- sichtlich sollten damit die störenden sabel war. Dann das 20er Okular: Auch hier stellen, besonders bei hoher Vergrößerung, Farbsäume des einlinsigen Chromaten war die Abbildung gut und von der war alles andere als einfach. Deshalb nahm unterdrückt werden. Mit dem Konstrukteur „Farbe“, also dem sekundären Spektrum, ich die mechanischen Komponenten etwas dieses „Suchers“ würde ich mich gerne war kaum etwas zu sehen. Nun sollte das genauer unter die Lupe. unterhalten... Hat man es trotzdem Verhalten am künstlichen Doppelstern geschafft, ein Objekt am Himmel zu fin- geprüft werden. Dazu wählte ich ein 6er Das Dreibein besteht aus Stahlrohren, den, geht es mit dem Nachführen weiter. Okular, was einer Vergrößerung von 116- wobei mit dem inneren Rohr die Höhe ein- Und dafür ist sehr, sehr viel Feingefühl fach und einer Austrittspupille von 0,5 mm gestellt wird. Mit 2 kg ist es um ein halbes nötig! Man versucht an der Montierung die entspricht. Ich war erfreut, als ich damit Kilo schwerer als mein Fotostativ, ist azimutale Richtung sowie gleichzeitig einen Doppelstern mit einem Abstand von jedoch nicht stabiler als dieses. Zum durch Drehen der Rändelmutter die Höhe drei Bogensekunden leicht trennen konnte. Tragen der Montierung und dem Fernrohr zu verstellen. Manchmal tut sich gar nichts 34 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE

und dann fängt es gleich wieder zu hüpfen das war noch nicht alles: In der hervor, dass das Objektiv eigentlich recht an. Wie schon gesagt, das Spiel... Die Bedienungsanleitung wird auf eine 233,3- gut ist. Mit einer ordentlichen mechani- Mechanik ist dann noch mit honigzähem fache Vergrößerung mit der 2fach- schen Verarbeitung des Tubus und entspre- Fett eingeschmiert, was das feinfühlige Barlowlinse hingewiesen! Als weiteres chend berechneter Streulichtblenden, um Nachführen zusätzlich erschwert. Hier Zubehör finde ich noch ein Okularfilter für auch 11/4“-Okulare verwenden zu können, kann man eher von Frust als von die Mond- und Sonnenbeobachtung. Es ist hätte man ein Gesichtsfeld von über zwei Beobachtungsgenuss sprechen. ja bekannt, dass ein Sonnenokularfilter Grad zur Verfügung. Dann hätte man ein höchst gefährlich ist, da es durch die enor- durchaus brauchbares Fernrohr zum Ich möchte noch kurz auf das restliche me Hitzeeinwirkung zerspringen kann und Beobachten von Sonne (natürlich mit den Zubehör eingehen: Das Zenitprisma ergibt dem Auge dann irreparable Schäden bis zur nötigen Sicherheitsmaßnahmen!), Mond, in Verbindung mit dem 20er Okular ein völligen Erblindung drohen! Auf einen Test Planeten und helleren Deep-Sky-Objekten. akzeptables Bild, berücksichtigt man das dieses Zubehörteils wurde deshalb verzich- Dazu gehört natürlich ein Sucher, mit dem geringe Eigengesichtsfeld des Okulars von tet. man auch etwas findet, und eine stabile 40°. Das entspricht im Teleskop ca. 1°. Das Montierung. Die Montierung braucht dabei ist nicht viel. Mit dem 10er und 6er Okular Am Schluss stellt sich die Frage, ob der nicht unbedingt parallaktisch sein, man ist ein Nachführen bei dieser Qualität der Kauf eines solchen Billigfernrohres sinn- hätte aber damit gewisse Vorteile. Aber das Montierung schon fast unmöglich. Bei den voll ist. Bedenkt man, dass dieses Teleskop bekommen Sie natürlich nicht zum Preis Vergrößerungen mit diesen beiden über 20 Jahre nur ungenutzt herumlag, war eines Kaufhausteleskops... Okularen stößt auch das Zenitprisma an es sicher keine gute Anschaffung. Es sollte seine Grenzen, was am künstlichen klar sein, dass an einem Fernrohr in dieser Doppelstern leicht zu erkennen ist. Man Preisklasse (ein gutes Weitwinkelokular könnte Planeten und Doppelsterne zwar im kann durchaus teurer sein) bei der geradsichtigen Einblick beobachten, aber Verarbeitung eben etliche Abstriche hinzu- hierbei kommt mit dem unbequemen nehmen sind. Diese können so krass sein, Einblickverhalten eben das noch größere dass ein Beobachten damit gar keinen Spaß Problem mit dem Nachführen hinzu. Aber machen kann! Wiederum ging aus dem Test

Erfahrungen mit dem Bresser-Pulsar 120/1000 mm von Wolfgang Sorgenfrey

Die Berichte der Teleskopbesitzer sind Erfahrungsbericht ist händlerunabhängig denn es ist lediglich aufgeschraubt und ver- außerordentlich different und spalten diese und bezieht sich auf mein über eine hindert damit zunächst eine vielleicht auch emotional in gegensätzliche Lager. Flohmarkt-Zeitung erworbenes Teleskop, anfallende Korrektur der Kollimation. Ich werde an die 60er Jahre erinnert, als die einem Bresser-Pulsar 120/1000 mm. Eine Der Okularauszug, stets ein Qualitäts- ersten Japaner zum Billigpreis in den eta- repräsentative Aussage ist somit nicht mög- kriterium, läuft sanft in einer 70 mm langen blierten Astromarkt eindrangen (und in der lich und auch gar nicht beabsichtigt. Alle Dreibackenführung mit Kunststoffbelag Tat erst einmal Schrott verkauften). Wohin Erkenntnisse sind unter amateurastronomi- und kann in seinen Laufeigenschaften an die Entwicklung führte, wissen wir heute schen Bedingungen und Möglichkeiten zwei versenkten Schräubchen korrigiert allzu gut! gewonnen, wenn auch mit der Erfahrung werden. Eine Feststellschraube für das China wird in Zukunft nachziehen und einer über 40jährigen Praxis. Auszugsrohr ist vorhanden. Für Okulare sowohl Kaufhaus- als auch Superqualität Nun zur Sache: Das lichtstarke Teleskop mit großer Feldlinse ist der 2”-Anschluß anbieten. Noch gilt das Riesenreich als mit einem klassischen Fraunhoferobjektiv vorgesehen und lässt sich reduzieren auf Billiglohnland und wir Verbraucher können wird weltweit unter den verschiedensten die Standardokulare mit 11/2” Durchmesser. davon profitieren. Es obliegt den Impor- Vertriebsmarken angeboten (z. B. Bresser, Auch ein T2-Fotoanschluß ist hier vorhan- teuren, ob wir mit der Ware zufrieden sein Celestron, Sky-Watcher, Antares, Helios, den. Gut gelöst: das Reduzierstück besitzt können, denn diese haben die Pflicht, ange- Orion). Oft unterscheiden sie sich durch eine Ringschwalbe, die mittels zweier messene Qualitätskontrollen durchzu- unterschiedliche Lackierungen, wobei Schrauben in beliebige Position geklemmt führen, die bei einer so knallharten mein Bresser-Pulsar in Schwarz eine gute wird. Der Hub des Auszugrohres beträgt 80 Massenfertigung einfach anzuraten sind. Figur macht, aber besser bei Sonnenbeob- mm und lässt den Einsatz meines 60°- Ein Umtauchrecht sollte zwar selbstver- achtungen wegen des Aufheizungseffektes Binos zu. Mit einem bisschen bastlerischen ständlich sein, doch zeigt eine eine helle Farbe haben sollte Die Bauweise Geschick lässt sich auch anderes kritisches Inanspruchnahme vielleicht nur, dass der ist den japanischen Vorbildern nachemp- Zubehör, wie z. B. der Radialguider von Händler dieser Pflicht nicht genügend funden, die eine Unterscheidung erschwert. Celestron, adaptieren. nachkam. Das gilt auch für die dazugehörige EQ-5- Nicht nur im Teleskoptubus sondern auch Die in letzter Zeit zunehmenden kontrover- Montierung, die bei meinem Kauf jedoch im Okularauszugsrohr befinden sich eine sen Diskussionen via Internet veranlassen nicht enthalten war. Augenfälligstes Anzahl Blenden, die das Streulicht in den mich zu folgender Feststellung: Mein Merkmal ist das nicht justierbare Objektiv, Griff bekommen sollen. Blickt man in den FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE 35

Prüfung der mecha- war. Also raus mit dem kompletten, mehr- nischen und opti- teiligen Auszug und dem Objektiv oben- schen Eigenschaf- drein! Letzteres hätte nicht sein müssen, ten vor Ort anzura- denn das Wiederanschrauben auf das recht ten. Hilfreich ist z. unsaubere Feingewinde erwies sich als B. die Betrachtung Geduldsspiel, denn mit jedem Versuch eines Sternes oder erzielte ich zum Teil erhebliche Verkip- (am Tage) eines pungen der Fassung, ohne dass sogleich hellen punktförmi- eine spürbare Schwergängigkeit im gen Lichtreflexes in Gewindegang fühlbar wurde. Ich habe den der Umgebung. Ist Verdacht, dass die Chinesen diese unpräzi- dieser bei extra- se Eigenschaft nutzen, um die entspre- und intrafokaler chend nötige Justage ausüben zu können. Einstellung nicht Mir jedenfalls blieb nichts anderes übrig. deformiert und im Am Okularauszug blieb ein Auswechseln Wesentlichen der Kunststoffbeläge ohne Auswirkung auf gleichmäßig, so die Shiftanfälligkeit. Auch die Mittigkeit scheint kein gravie- des Auszugsrohres war so nicht machbar. render Fehler an der Blieb also nur ein Überarbeiten der Optik vorzuliegen. Gussteile, des Auszuges an seinen Pass- Meist ist der Ver- ungen mit Hilfe der Drehbank. Abb. 1: käufer auch ver- Dabei verschwanden auch die hineingelau- Serienmäßiges und Fremd-Zubehör: 1) 6x30 Sucher, 2) Stein- ständnisvoll und fenen Farblacknasen, die zur Dejustierung heil-Mittenzwey 50 mm, 3) bis 5) Kellner 6,3 mm, 10 mm, 25 gestattet ein Rück- des Okularauszuges beitrugen. Zur exakten mm, 6) Zenitprisma, 7) Adapter 2” / 11/4”, 8) 2”-Okularaus- gaberecht. So in- Führung des Auszugsrohres setzte ich am zug, 9) Mikroskop-Bino mit Vergrößerungswechsler, 10) truiert, erwarb ich vorderen und hinteren Ende des Führungs- Celestron Radialguider mit Fadenkreuzokular und Kamera das Gerät und rohres je eine schmale Laufbuchse ein. Praktica VLC. konnte den näch- Dadurch wurde Mittigkeit und ein shiftfrei- sten klaren Himmel es Gleiten beim Fokussieren erreicht. Die gegen den hellen Himmel gerichteten im Juli 2000 kaum erwarten. Führungsbacken wurden überflüssig. Teleskoptubus, kann man von weitgehend- Bis dahin nutzte ich die Zeit, um mir die Der nächste Schreck ließ aber nicht lange ster Sreulichtfreiheit sprechen, sieht man Details des Instruments genauer anzuse- auf sich warten: Der von Objektiv und einmal davon ab, dass die kleinen Blenden hen. Die Justierunfähigkeit des Schraub- Okularauszug befreite Teleskoptubus aus 2 im Auszugsrohr an ihren Kanten und zahl- objektivs lag mir schwer im Magen! Was mm starkem gezogenen Aluminium war reichen Aussparungen anfällig sind. Das tun, wenn die Kollimationsüberprüfung mit deformiert. Es hob sich die Mitte einer Fraunhoferobjektiv selbst wirkt sehr klar dem Justierset negativ ausfiel? Zudem Seite beim Abrollen auf einer Ebene um 5 (Mehrschichtvergütung), ist aber nicht hatte ich bereits entdeckt, dass der mm (!) ab, während die Gegenseite gerade ganz staubfrei. Es kann mit einer 160 mm Okularstutzen nicht ganz korrekt in das blieb. Zuerst nannte ich das Rohr eine chi- langen Taukappe versehen werden, die aber Zentrum des Objektivs zeigte um ca. 0,8 nesische Banane, in der eine Optik nichts die ohnehin deutliche Kopflastigkeit des mm achsenversetzt in seiner Führung saß. zu suchen hat. Später erkannte ich, dass das Teleskops um 600 Gramm steigert. Ein Am künstlichen Stern (Lichtleiterbündel) Rohr in seiner Gesamtheit wohl eine Eigenbau aus schwarzem Karton ist emp- konnte ich zwar keine wesentliche Gerade, aber einseitig konkav eingefallen fehlenswert. Qualitätsminderung erkennen, was wieder- war. Auf die Kollimation hätte das folglich Der 6x30-Sucher ist optisch makellos und um für eine gewisse statthafte Fehler- keine Auswirkung, jedoch ist diese kann mit seiner einbeinigen Halterung vom toleranz sprach, aber meine Pingeligkeit Unsauberkeit dann unangenehm, wenn das Tubus ausgeklinkt werden. Die Passung ist siegte und hatte Folgen. Fernrohr in seinen Rohrschellen gedreht dort recht grobschlächtig. Justiert wird mit Im Chesire war eine kleine Missweisung oder gewechselt wird: Das anvisierte Ziel 3 Schrauben, wobei eine davon federnd ist der Reflexe erkennbar, und bei stärkerer bleibt nicht im Gesichtsfeld und der und dadurch der Mechanik unvermittelt Vergrößerung war ein Shifting des Okular- Deklinationskreis wird ungenau. einen höherwertigen Touch verleiht. auszuges störend, welches auch nicht mit Der Zusammenbau führte letztendlich zum Zwei Rohrschellen mit einer Anschlus- Hilfe der Einstellschräubchen zu beheben Erfolg: das Okularrohr zeigt in die Mitte sschiene, ein Zenitprisma (11/2”) und drei Kellner-Weitfeld (WA)-Okulare (25, 10, und 6,3 mm) ergänzen mein Teleskop, für Name a d Helligkeit Distanz Erscheinung das mir 700,00 DM mehr als angemessen erschienen. Zeta Boo 14h 41,1m 13° 44´ 4,5 / 4,6 1,0 ” eindeutig stabförmig Mit dieser Ausstattung sollte man zufrie- ADS 4208 05h 37,2m 26° 56´ 6,4 / 6,5 1,1 ” dunkler Zwischenraum den sein, der Kenner aber wird genauer hinsehen und je nach Sensibilität im Detail etwas nachbessern wollen. Gerade beim Tabelle 1: Gelegenheitskauf ist schon einmal eine Testdoppelsterne für die Leistungsgrenze 36 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE

des Objektivs, und nach geduldigem eine Grenze gesetzt, dann nämlich, wenn Halbmondphase nicht nötig, erst bei Aufschrauben desselben ist die Kollima- die Vergrößerung und vor allem die zunehmender Helligkeit empfiehlt sich tion perfekt, so dass einer optischen Objekthelligkeit hohe Werte annehmen. So auch hier ein Filter. Prüfung am Himmel nichts mehr im Wege empfand ich die zwar messerscharfe Venus Ganz ohne Filter kommt man bei Jupiter stand. mit ihrer blauen Umhüllung (sek. Spek- und Saturn aus. Letzterer zeigte sich in Bei einer Vergrößerung von 33x (Celestron trum) als Extrembeispiel weniger genus- einer geschnittenen Schärfe, die auch durch Ultima 30 mm) war der Anblick vom sreich, Wega jedoch völlig akzeptabel mit Hinzufügen einer Barlowlinse (2x) bei V = Doppelsternhaufen h + χ Per dermaßen ihrem fast unauffälligen, tiefblauen 318x kaum vermindert wurde. Die Cassini- überwältigend, dass ich sogleich mein 8 „- Farbsaum. Dort, wo die Helligkeiten sehr Teilung war lediglich vor der Planeten- SC-Teleskop als Vergleichsfernrohr heran- stark kontrastieren, ist also mit deutlichen scheibe etwas schwieriger zu verfolgen. ziehen wollte. Nadelstichfeine, völlig far- Farbfehlern zu rechnen. So lassen Sonne Jupiter stand dem nicht nach und forderte breine kleine Diamanten auf streulichtfrei- und Vollmond bei Übersichtsvergrößerun- regelrecht zum Zeichnen auf. Störende em Untergrund breiteten sich im Gesichts- gen je nach Einblickverhalten einen gelben Farbränder waren bei V = 158x noch nicht feld des Refraktors randscharf aus! (objekteinwärts) oder blauen (außerhalb festzustellen, erst der direkte Vergleich mit Das hätte ich von einem Fraunhofer dieser des Objekts) Saum erkennen. Wird die meinem 150/3000-mm-Faltrefraktor (FH- Größe mit dem gewagten Öffnungsverhält- Sonne stärker vergrößert, nimmt der Optik Lichtenknecker) ließ bei diesen die nis von f / 8,3 nicht erwartet. Im 8 „- Kontrast an einem Sonnenfleck ab, da der bessere chromatische Korrektur erkennen, Schmidt-Cassegrain war natürlich die sekundäre spektrale Blauanteil des hellen was sich hauptsächlich durch ein neutrale- Grenzgröße der Sterne und die Bild- Umfeldes in die Umbra hineinschwappt res Gesamtbild, ähnlich wie im Spiegel- helligkeit augenfällig, gleichzeitig aber und aufhellend wirkt. Ein Grünfilter teleskop, äußerte. Mein „Chinese“ neigt im auch die typische Bildfeldwölbung. schafft Abhilfe und der Beobachter hat ein allgemeinen zu einer gelblichen Wieder- Chromatisch gab es kaum einen Unter- steinhartes Bild zur Verfügung, an dessen gabe. Das Trennvermögen von Doppel- schied. Farbe man sich sogar schnell gewöhnt. Am sternen ist die hohe Schule eines Teleskops. Freilich ist der Farbreinheit im Refraktor Mond ist diese Maßnahme bis etwa Nach Dawes muss eine Teleskopoptik mit

Abb. 2: Abb. 3: Mond am 1.4.2001 um 21:23 MESZ, mit 120/1000 mm Mond am 1.4.2001 um 21:17 MESZ, technische Daten wie Fraunhofer-Refraktor 6 Sek. (!) belichtet auf EFKE-KB50 Abb. 1. plus Gelbfilter. Okularprojektion mit KE 10 mm WA. Effektivbrennweite 10 m, Öffnungsverhältnis N 83. FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE 37

N 4 5 6 7 8 10 12 15 18 fernrohr werden (bzw. das Objektiv dazu). Eine Verhütung wäre eine Sünde gewesen. V.W. / mm 0,036 0,056 0,08 0,11 0,14 0,22 0,32 0,50 0,72 Nun ist aus ihm ein richtiges As geworden! Tabelle 2: Erlaubte Vereinigungsweite in Abhängigkeit vom Öffnungsverhältnis N

120 mm Öffnung einen Doppelstern mit keit des Objekts oder 0,97 Bogensekunden Distanz und gleicher Belichtungsdauer werden vor- Helligkeit beider Komponenten länglich nehmlich blaue Falschfarben zeigen; nach Rayleigh soll bei 1,15 und aufgeblasene Sterne das Bogensekunden Abstand eine dunkle Astrofoto „bereichern“. Trennlinie dazwischen sein. Bedingung Einige Bildbeispiele sollen dazu ist eine sehr gute Luftruhe, die man zeigen, dass man damit auch mit kleineren Teleskopen öfter vorfindet leben kann. Ein vignettie- und somit die Leistung der Optik auch häu- rungsfreies und nahezu geeb- figer nutzen kann. netes Bildfeld im Kleinbild- Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, format kann z. B. ein wichtiges und ich habe am Ende meines Berichtes Argument für den Refraktor zwei dieser Prüfsterne aufgeführt. Auf- sein. Er ist hier im Vorteil fallend auch hier das ungequälte Bild. Man gegenüber meinem Schmidt- glaubt, das Objekt könne unbegrenzt ver- Cassegrain, der seine Domäne größert werden! in der längeren Brennweite Bei so viel Beifall machte es regelrecht ausspielen kann, sieht man von Vergnügen, am Stern die Überprüfung der seiner Farbreinheit einmal ab. Beugungsbilder vorzunehmen. Kreisrund quollen die feinen, scharfen Ringe aus dem Fazit: fokalen Stern hervor, wenn entsprechend in Mein kleiner Chinese ist mir beiden Richtungen defokussiert wurde. Die so richtig an`s Herz gewach- sphärischen und chromatischen Merkmale, sen, vielleicht auch deswegen, die man daraus erkennen kann, entsprachen weil ich ihn noch ein wenig Abb. 4: weitgehendst den Vorschriften. Im Zweifel- mit der Flasche aufpäppeln Pferdekopf- und Flammennebel im Orion, aufge- sfall könnte man der Optik vielleicht eine musste. Das „Kind“ war in nommen auf der Farm Hakos / Namibia am geringe sphärische Überkorrektur beschei- seiner derzeitigen Funktion 20.9.2001 um 4:33. 64 Minuten belichtet auf Kodak nigen. ungewollt, es sollte nämlich E 200 mit Bresser Pulsar 120/1000 mm plus Minus- Eine Methode, welche diese persönliche mein drittes Protuberanzen- Violett-Filter (Lumicon). Einschätzung definitiv in Zahlen belegt, ist die, wenn man die Vereinigungsweite zwei- er Zonen des Objektivs misst und daraus Gütezahlbestimmung eines Objektives eine Gütezahl bestimmt. Lichtenknecker hat in einer Beilage zu den VdS-Nach- (sinngemäß aus: D. Lichtenknecker, Monatsbeilage der VdS-Nachrichten 12/1957) richten 12/1957 das Verfahren beschrieben und ist hier im Kasten nacherzählt. Da für Wurde das Objektiv als chromatisch einwandfrei befunden und zeigten sich auch keine das Bresser-Pulsar-Objektiv eine Vereini- Anzeigen für Zonenfehler im Beugungsbild, kann man aus der Differenz der gungsweite von 0,15 mm erlaubt ist, liegt Vereinigungsweite der Strahlen zweier Zonen die Güte des Objektivs bestimmen. Dazu mein gemittelter Wert mit 0,08 mm in schneidet man aus Pappe zwei Blenden, deren eine die Objektivöffnung auf 71 % des einem hervorragenden Bereich und erzielt Durchmessers verringert (halbe Fläche der Gesamtöffnung), während die andere das eine Gütezahl von 0,55. Gegenstück dazu darstellt. Mit hoher Vergrößerung werden jeweils pro Blende einige Aufgrund seines chromatischen Korrektur- genügend sichere Fokussierungen am Stern vorgenommen und die Stellung des zustandes ist ein Fraunhofer f / 8.3 nicht Okularauszugs auf möglichst 0,10 mm genau abgelesen (Schieblehre, Messuhr). Bei unbedingt für die Astrofotografie geeignet, der Gegenüberstellung der so erhaltenen gemittelten Messwerte stellt man fest, dass und nicht umsonst werden die besten die Brennpunkte der beiden Zonen nicht zusammenfallen. Die Größe der erlaubten Aufnahmen mit sehr kostspieligen Apo- Differenz hängt ab vom Öffnungsverhältnis N des Objektivs und von der chromaten oder Spiegeloptiken gemacht. Lichtwellenlänge. Ist das Objektiv gut, muss der ermittelte Messwert innerhalb des Trotzdem sollte der Qualitätsfanatiker ein erlaubten Betrages liegen (s. Tabelle 2). Auge zudrücken und dem Anwender seine zu nichts verpflichtende Liebhaberei ausle- Eine Gütezahl, die zum Vergleichen von Objektiven und Spiegeln geeignet ist, lässt ben lassen. sich ableiten, in dem man die gemessene Differenz durch die maximal zulässige divi- Zumindest in der S/W-Fotografie lässt sich diert. Ist die Zahl kleiner als 1, so ist das Objektiv gut. Bei größeren Werten als 1 ist mittels Gelb- oder Grünfilter der Farb- der durch die ungenügende Strahlenvereinigung hervorgerufene Zerstreuungskreis fehler beseitigen. Beim Farbfilm aber muss größer als das durch die Größe der wirksamen Öffnung bestimmte Beugungsbild und man´s nehmen, wie es ist: je nach Hellig- beeinträchtigt das Trennvermögen der Optik. 38 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE

Abb. 5: Tarantelnebel im Doradus, auf genom- men auf der Farm Hakos / Namibia am 19.9.2001 um 0:57. 40 Minuten belich- tet auf Kodak E 200 mit Bresser Pulsar 120/1000 mm plus Minus-Violett-Filter (Lumicon).

Errata Leider sind der Redaktion in der letzten Ausgabe ( II / 2001) einige Fehler unterlaufen. Wir danken unseren Lesern für die Hinweise: • S. 31: Bei den Beiträgen „Zirkumzenitalbogen“ und „Pollenkorona“ fehlt die Angabe des Textautors. Aus den vorliegenden Unterlagen lässt sich ver- muten, dass der Autor Gerald Berthold ist. • S. 36: Im Beitrag „Das LRGB-Verfahren mit Filmemulsionen in der digita- len Dunkelkammer“ ist der Inhalt der Abb. 1 verloren gegangen. Hier das korrekte Bild. • S. 51: Der Beitrag „Das Feuerkugelnetz des DLR“ gehört nicht zur Fachgruppe „Atmosphärische Erscheinungen“ sondern zur Fachgruppe „Meteore“. • S. 52: In der letzten Zeile des Beitrags „Das Feuerkugelnetz des DLR“ müssen die Symbole korrekt lauten: aR = 130°, dR = 20° und v• = 28 km/s • Seite 76: Der Beitrag „Leoniden 2001 – ein erster Bericht“ ist nicht von der Fachgruppe Meteore eingereicht worden, wie die Seitenüberschrift Abb. 1: „Fachgruppe Meteore“ vermuten lässt. Der Beitrag sollte in der Rubrik So sieht das korrekte Bild zu Abb. 1 des Beitrages „Beobachterforum“ erscheinen. „Das LRGB-Verfahren mit Filmemulsionen in der • S. 139: Bei den Impressionen muss die Bildunterschrift zu Bild 13 lauten: digitalen Dunkelkammer“ im VdS-Journal II/2001 Abb. 13 (unten): Die partielle Phase der totalen Mondfinsternis am 9.1.2001 aus. konnte Karlheinz Seeger durch Wolkenlücken verfolgen. Ihm gelang diese Aufnahme bei einer 1/60 Sekunde Belichtungszeit mit einem 400-mm-Objektiv auf Agfa HDC 200 Film. Standort war Nagold. • S. 142: Der Autor der Rezension: „Drehbare Kosmos-Sternkarte“ ist Axel Thomas. Wir bitten unsere Leser die Fehler zu entschuldigen. FACHGRUPPE > SELBSTBAU 39

Ein 18”-Fensterglasdobson – ein unseriöses Spiegelschleifprojekt? von Rüdiger Heins

Die vor einigen Jahren aus den USA herü- Anleitungen wird - obwohl hier natürlich berschwappende „Dobsonwelle“ hat das etwas dickeres Pyrexglas favorisiert wird - Gesicht der hiesigen Amateurastronomie auch auf dünnes „Plateglass“ eingegangen. verändert. Die Handhabung von Dobson- Einige US-Spiegelschleifer haben aus die- teleskopen ist leicht und man kann im sem Material schon erfolgreich eine große Selbstbau relativ große Öffnungen realisie- Optik gefertigt. Hierzulande gibt es im ren. Allerdings kostet die Beschaffung Glasfachhandel „normales“ Fensterglas bis eines kommerziellen Hauptspiegels, z. B. zu einer maximalen Stärke von 24 mm. Die mit Durchmessern von 16 bis 20 Zoll, viele Kosten für eine 18“-Scheibe schwanken tausend Mark. Eine Alternative dazu wäre zwischen ca. 400.- und 600.- DM (Stand der Selbstschliff. Inzwischen gibt es einige 2000). Dieser Preis schien mir für etwas gute Instruktionen in englischer Sprache mit Versuchscharakter durchaus akzepta- Abb. 1: im Internet. Besonders hervorzuheben ist bel, also bestellte ich. Grobschliff: Der Spiegel ist unten. hier „Large Thin Mirror Making“ von Mel Oben befindet sich das Bartels. Kurz und kompetent werden hier Ein paar Wochen später lag dann der 10 kg Schleifwerkzeug, eine mit unglasierten die Schwierigkeiten bei der Herstellung schwere Rohling vor mir. Als Gegenstück Badezimmerfliesen beklebte großer Optiken beschrieben. Ein weiterer, beim Grobschliff diente eine 6 cm dicke Gipsscheibe. recht umfangreicher Artikel von dem ame- Gipsscheibe im Durchmesser von 39 cm, rikanischen Optiker Robert Kestner befin- welche mit unglasierten Badezimmer- det sich im Anhang der „Dobson-Bibel“ fliesen beklebt worden war. Der „The Dobsonian Telescope“. Grobschliff begann mit Karbo 60. In der Anfangsphase wurde mit dem zukünftigen Basierend auf diese beiden Anleitungen Spiegel oben geschliffen, mit w-förmiger wollte ich versuchen einen 18“-Spiegel zu Strichführung und sehr viel Druck, um eine schleifen. Die ersten Probleme traten schon schnelle Aushöhlung zu erreichen. bei der Beschaffung des Rohlings auf. In Dadurch war die Standzeit des Schleif- Deutschland kosten Rohlinge in dieser mittels mit 4-5 Minuten sehr kurz. Nach Größe mit einer Dicke von 5 cm ab 3.000.- 11/2 Stunden konnte man dann auch schon DM für Duran 50, bis über 8.000.- DM für eine Vertiefung von 0,6 mm feststellen. Sie Abb. 2: Quarz. Da das Risiko des Scheiterns durch- wird als Pfeilhöhe bezeichnet und mit Guss der vorgekrümmten Schleifschale aus bestand, waren solche Investitionen für einem Balkensphärometer gemessen. aus Gips für den Feinschliff. mich nicht akzeptabel. Zu diesem Normalerweise haben 18“-Spiegel ein Öff- Zeitpunkt begann ich das erste Mal über nungsverhältnis von f/4,5. Aufgrund des Fensterglas nachzudenken. In beiden unüblichen Materials und dem Dicke- verhältnis der Glasscheibe von knapp 1:20 wählte ich ein Öffnungsverhältnis von Abb. 3: f/5,5. Die erforderliche Pfeilhöhe liegt hier Feinschliff- bei ca. 5,2 mm. Nach insgesamt 91/2 Schleifschale mit Stunden Grobschliff betrug die Vertiefung aufgeklebten 3,5 mm. Der Rand war in einem Bereich Karosseriescheiben. von 14 mm überhaupt noch nicht bearbeitet worden. Um diesen auch auszuschleifen und die sphärische Form zu gewährleisten, wurden Schleifschale und Rohling ver- tauscht. In einer Gesamtzeit von 18 Stunden konnte der Grobschliff nach Erreichen einer Pfeilhöhe von 5 mm been- det werden. Durch den Verbrauch von 6 kg Karbo 60 war die Schleifscheibe total ver- schlissen.

Von der Spiegeloberfläche machte ich für den Feinschliff und die nachfolgende 40 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

abgesunkene Kante gesellte sich dazu. Aber dafür war jetzt nur noch lagerungsbe- dingter Astigmatismus nachweisbar.

Jetzt kam es darauf an, den Spiegel auszu- polieren und nur gelegentlich zu testen. Nach 18 Stunden war es soweit: Der Zentralberg existierte immer noch und die abgesunkene Kante hatte sich bis zu einer Breite von ca. 10 mm ausgedehnt. Es war an der Zeit, sich um die Spiegelfehler zu Abb. 4 (oben): kümmern. Der Kante rückte ich mit einem Vorbereitung zur Herstellung einer Pech-Tool im Durchmesser 4 cm zu Leibe. streifenförmigen Pechhaut. Es gelang mir, die Absenkung bis auf 5 mm zu reduzieren, was bei dieser Spiegelgröße tolerierbar war. Allerdings Abb. 5 (rechts): hatte ich nun einen Graben im äußeren „Behandlung“ der abgesunkenen Kante Bereich. mit dem kleinen Pech-Tool. Durch Veränderungen der Pechhaut und unterschiedliche Strichführung konnte ich Politur jeweils Gipsabdrücke. Zum senkrechte Lagerung astigmatische den Graben beseitigen, sowie den Feinschleifen beklebte ich die neue Verspannungen aufweisen, die sich durch Zentralberg deutlich verkleinern. Der Schleifschale mit Karosseriescheiben. elliptische, jeweils um 90° gekippte Spiegel zeigte nun im Foucaulttest - bis auf Dieser Tipp aus dem Internet funktioniert Abbildungen der intra- und extrafokalen die Reste des Zentralberges - eine perfekte nur auf vorgekrümmten Flächen. Der nach- Scheibchen bemerkbar machen würden. Sphäre, so dass ich mit dem Parabolisieren folgende Feinschliff, der Spiegel lag wei- Wenn der Spiegel nur einen lagerungsbe- beginnen konnte. terhin unten, verlief wirklich erstaunlich dingten astigmatischen Fehler hätte, blie- schnell. Bereits nach 15 Minuten mit K 120 ben die Ellipsen bei Drehung des Spiegels Zur Vertiefung der Mitte benutzte ich waren keine groben Löcher vom K 60 mehr immer in der gleichen Orientierung stehen. abwechselnd ein 25 cm Tool und den 39 cm zu erkennen. Zur Sicherheit arbeitete ich So hoffte ich zumindest, aber die Polierer. Nach einiger Zeit konnte die erste mit der Körnung noch eine weitere Wirklichkeit ist immer grausamer. Ein Zonenmessung vorgenommen werden. Der Viertelstunde. Dann folgten nach jeweils deutlich sichtbarer Astigmatismus war Spiegel wurde in fünf Messzonen unter- 30 Minuten K 240, K 500 und 9 My erkennbar und bei Drehung des Spiegels teilt. Ich verwendete dazu eine Nagelleiste, Microgrit WCA bildete den Schluss. wanderte er mit. Wahrscheinlich war eine die ich kurz vor der Spiegeloberfläche plat- Bis jetzt lief alles nahezu perfekt, aber die Lage Teppich doch größten Hürden standen ja noch bevor: Das zu wenig, so dass fehlerfreie Auspolieren und anschließende der Fehler schon Parabolisieren. Die Herstellung einer strei- beim Schleifen fenförmigen Pechhaut auf dem 39 cm entstanden sein durchmessenden Tool klappte auf Anhieb. kann. Das verwendete optische Schwarzpech Astigmatismus Härte 24 bezog ich von der Fa. Piering aus auszupolieren ist Eich in Sachsen. Als Poliermittel kam ein ziemlich aus- Ceroxyd von Pieplow&Brandt zum sichtsloses Unter- Einsatz. Es hatte sich in der Vergangenheit fangen. Ich musste schon ausgezeichnet bewährt und stellt nochmals zu Karbo einen guten Kompromiss zwischen glatter 240 zurück. Oberfläche und schnellem Auspolieren dar. Auf zwei dicke Zum Polieren blieb der Spiegel auch wei- Lagen Teppich als terhin in unterer Position. Nach den ersten Unterlage ging der 45 Minuten zeigte er überall schon einen Feinschliff von ganz ordentlichen Glanz und der erste vorn los und nach Foucaulttest konnte beginnen. Hierzu relativ kurzer Zeit lagerte der Spiegel in einer Schlinge. Nach konnte ich weiter- dem Ausrichten zeigte sich ein mäßiger polieren. Im Zentralberg. In meinem Foucaulttester Foucaulttest fast hatte ich einen künstlichen Stern einge- alles wie gehabt: baut, um die Optik auch auf einen mögli- Der Zentralberg Abb. 6: chen Astigmatismus zu überprüfen. erschien wieder Der Foucaulttester, im Hintergrund der Spiegel; Der dünne Spiegel muss durch die fast und eine leicht Messstrecke über Flur und Zimmer. FACHGRUPPE > SELBSTBAU 41

Abb. 7 (oben): Hauptspiegellagerung mit Luftpolsterfolie.

Abb. 8 (rechts): Das Oberteil, befestigt mit vier Fahrradsattel-Spannern.

zierte. Die Nägel markierten jeweils die lagert. Dieser Versuchung erlag ich nach waren werkseitig schon gequetscht und Mitte der einzelnen Zonen. Ein kurzem Ringen, war doch der Arbeits- durchbohrt. Sie sind preiswerter als die Parabelschatten war schon erkennbar und aufwand um ein Vielfaches geringer. Alurohre aus dem Baumarkt und über den in einer erste Messreihe ergab das zur Zusätzlich gab es da noch einen weiteren Campingfachhandel Fritz Berger zu bezie- Auswertung benutze PC-Programm Vorteil der „Knallfolie“: Da Fensterglas hen. Die Stangen wurden am oberen Ende „Parabel“ von Martin Trittelvitz einen eine dreimal größere Wärmeausdehnung paarweise zusammengefasst. Die Befes- Wellenfrontfehler von 1/1 Lambda. In hat als Duran 50, muss es langsamer tigung am Oberteil erfolgt mit Fahr- halbstündigen Arbeitsschritten konnte ich abkühlen, um seine Form nicht zu gefähr- radsattel-Spannern. Unten erfüllen Flügel- laufend bessere Werte erhalten. Nach den. Hierzu bildet die Folie ein ausgezeich- schrauben ihren Zweck. knapp fünf Stunden Parabolisieren schien netes Isoliermaterial. Zusätzlich wurde der es geschafft. Als gemitteltes Ergebnis aus Spiegel seitlich mit Neopren umfasst. Das Dobson wurde recht zügig fertigge- sechs Einzelmessungen spuckte der PC Als Grundplatte für die Folie dient eine stellt und ich hatte schon bald - mit noch einen Wellenfrontfehler von Lambda 1/10 MDF-Platte. Normales Sperrholz könnte unverspiegelter Optik - „First Light“. aus. Die schlechteste Einzelmessung lag sich bei Feuchtigkeit, bedingt durch die Ziemlich aufgeregt blickte ich zuerst durch bei Lambda 1/6. Eigentlich zu schön um Maserung, in eine Richtung verziehen und wahr zu sein, der Test am Stern würde dann Astigmatismus erzeugen. Die sichelförmi- zeigen was diese Messungen wirklich wert gen Höhenräder wurden ein wenig bei waren. Bernd Schatzmann abgeguckt und als Gegenfläche für das Teflon mit Alustruk- Während des gesamten Poliervorganges turblech belegt. Als Oberteil wählte ich gab es mit dem Fensterglas keine nennens- einen einzelnen Holzring, der noch aufge- werten thermischen Probleme. Es ließ sich bohrt wurde. Gegenüber dem NGF- obendrein schneller schleifen und polieren Okularauszug verhindert eine abnehmbare als z. B. Duran 50. Die Fertigstellung des Gegenlichtblende aus Isoliermatte den Spiegels gelang nach insgesamt 60 Streulichteinfall. Stunden. Aufgrund der Brennweite von 2,5 Metern Anschließend erfolgte der Bau des war es möglich, einen Fangspiegel mit nur Dobsonteleskops. Da die Optik sehr leicht 65 mm Durchmesser zu verwenden. Für war, konnte die Spiegelbox ein wenig robu- alle zu fertigenden Rundungen hatte ich ster ausfallen. Alles oberhalb des zukünfti- mir von einem Freund eine Oberfräse aus- gen Schwerpunktes sollte hingegen in geliehen. Diese Maschine war eine Leichtbauweise gefertigt werden. Ein so Offenbarung, alles ging viel leichter, dünner Spiegel braucht normalerweise eine schneller und präziser. Zu schade, dass ich 27-Punkt-Entlastungslagerung. Ich hatte sie wieder zurückgeben musste. Die jedoch von einem Engländer gehört, der Verbindung zwischen Ober- und Unterteil Abb. 9: seine dünnen Optiken auf Luftpolsterfolie erfolgte mit Alu-Zeltstangen. Die Enden „Second Light“ vor der Haustür. 42 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

mein 30 mm Leitz-Okular auf einen mittel- werden bei entsprechendem Seeing - auch hellen Stern im Pegasus, der sich dann auf bei hoher Vergrößerung - sehr kontrast- den Punkt scharfstellen ließ. Das beruhigte, reich und detailliert abgebildet. Beim reichte aber noch nicht; erst bei hoher Saturn zeigte sich manchmal die Encke- Vergrößerung ist eine wirkliche Beur- Teilung. Planetarische Nebel gehen auch teilung der optischen Qualität möglich. Mit noch bei 700-facher Vergrößerung. Also den Bewertungsmustern aus dem Buch ein fast optimales Teleskop ohne irgendei- „Star Testing Astronomical Telescope“ im ne Macke? Nicht ganz. Gelegentlich tritt Kopf und einem 9 mm Nagler ging es wei- Astigmatismus auf, der sich aber meistens ter. Hierbei war dann ein Hauch durch einen leichten Tritt gegen die Unterkorrektur feststellbar, aber besser als Spiegelbox beseitigen lässt. Wenn er mal Lambda 1/4 und ein klein wenig schlechter hartnäckiger ist, muss ich den Spiegel um als Lambda 1/8. Das reichte als Grund, um 90° drehen. Das war’s dann aber wirklich. die Sektkorken fliegen zu lassen. Es ist also tatsächlich möglich, einen Parabolspiegel für visuelle Zwecke aus Nach dem Belegen wurde der Spiegel wei- Fensterglas zu schleifen, der sich vor kom- ter ausgiebig getestet. Die wirklich gute merziellen Optiken nicht zu verstecken optische Qualität bestätigte sich. Die braucht. Die Herstellung ist nicht einmal Formveränderung durch thermische übermäßig schwierig und mit etwas Abb. 10: Schwankungen hält sich in Grenzen. Im Geduld gut zu schaffen. Wer so etwas plant, Bis zum BTM 2001 wurden zwecks Laufe der Nacht kommt es zu einer leichten sollte aber schon einen kleineren Spiegel Gewichtserleichterung noch einige Überkorrektur, die aber immer noch inner- erfolgreich geschliffen haben. Löcher ausgesägt und eine größere halb der Beugungsgrenze liegt. Planeten Blende montiert.

Über den Dächern der Stadt Lüneburg - Eine Dachsternwarte im Selbstbau von Peter Bresseler

Die mangelnde Stabilität der Mechanik, Vorbereitungen und Umsetzung direktes Streulicht und die langen Vorab stellte sich neben der technischen Rüstzeiten für das Auf- und Abbauen der Umsetzung die Frage, ob bei einem sol- Ausrüstung haben mich veranlasst, einem chen Standort das „lokale“ Seeing eine lang gehegten Wunsch nachzugehen, den Beobachtung stark einschränkt bzw. gar Aufbau einer eigenen Sternwarte. Als nicht erst zulässt. Schließlich soll meine meine Planungen konkreter wurden, sam- Sternwarte primär für die langbrennweiti- melte ich Anregungen zu diesem Thema in ge CCD-Astrofotografie mit einem C14 der einschlägigen Literatur und im genutzt werden. Ein System mit einer Internet. Dabei wurde schnell deutlich, Brennweite von 3.911 mm und Öffnung dass es keine Patentlösung gab und das von 14 Zoll reagiert naturgemäß sehr emp- sich die Amateurvorhaben stark an den findlich auf atmosphärische Störungen. individuellen Ansprüchen und an der ein- Abb. 1 Daher führte ich über einen Zeitraum von gesetzten Gerätekombination orientieren. NGC 7479, aufgenommen mit mehreren Wochen Testbeobachtungen aus C14–SCT bei f/7 mit ST-8-CCD- dem angrenzenden Dachfenster durch. Standortfrage Kamera, Maßstab 18m / Pixel entspr. Doppelsterne unterschiedlicher Helligkeit- Die bisherigen Beobachtungsaktivitäten 1,5“/Pixel, 600 Sek. belichtet. en und Abstände gehörten zu meinen führte ich primär von der Gartenterrasse Beobachtungskandidaten. Den Bereich unseres Hauses durch. Die Bedingungen hinter dem Dachfenster trennte ich proviso- waren insgesamt nicht ideal. Einerseits risch vom übrigen Dachboden ab, so dass wurde die sichtbare Hemisphäre durch die auch unter urbanen Beobachtungsbeding- ein kleiner isolierter Raum entstand. Die umliegenden Häuser und Bäume einge- ungen beherrschbar ist und ich der schnel- Beobachtungsergebnisse verbesserten sich schränkt, andererseits erlaubte der aufge- len und spontanen Beobachtungsmöglich- schlagartig, da kaum noch Zugluft entste- hellte Stadthimmel visuell nur eine keit eine hohe Priorität einräumte. Bedingt hen konnte. Erst danach waren die Grenzgröße von 5,0 bis 5,2 mag. Dennoch durch die Lage und Ausrichtung schien ein Ergebnisse vielversprechend. favorisierte ich eine „räumlich nahe“ ebenerdiger Beobachtungsplatz keine Die spätere Dachöffnung sollte sich primär Lösung, da das Thema Lichtverschmutz- wesentlichen Vorteile zu bringen, daher am Schwenkbereich der Kombination ung bei der Deep-Sky-CCD-Astrofotogra- tendierte ich zu einer Sternwarte im Dach „Montierung und Tubus“ orientieren, und fie - meinem Beobachtungsschwerpunkt – unseres Stadthauses. der betrug bei meiner Gerätekombination, FACHGRUPPE > SELBSTBAU 43

Rückseite des V2A-Bleches Aluminium- winkelprofile. Eine umlaufende Silicon- Isolierung dichtete das Fenster mit dem Holzrahmen ab. Seitlich angebrachte Schnappverschlüsse verschließen das Fenster sturmsicher, mit Hilfe großdimen- sionierter Scharniere ist das Öffnen sicher- gestellt. Die Aufstellung der Montierung bereitete eigentlich die größten Probleme, denn der tragende Fußboden bestand nicht aus Abb. 2 Beton, sondern aus einer Kombination aus Abb. 4 NGC 7331, aufgenommen mit Spanplatten und tragende Holzsparren. Ein NGC 1275, aufgenommen mit C14–SCT bei f/7 mit ST-8-CCD- kräftiger Tritt auf den Fußboden ließ die C14–SCT bei f/7 mit ST-8-CCD- Kamera, Maßstab 18m / Pixel entspr. unmittelbare Umgebung vibrieren. Daher Kamera, Maßstab 18m / Pixel entspr. 1,5”/Pixel, 600 Sek. belichtet. musste der Unterbau so verändert und sta- 1,5” / Pixel, 600 Sek. belichtet. bilisiert werden, dass einerseits mögliche Schwingungen kompensiert werden und andererseits keine Masseverlagerung unter der permanenten Last der Geräte stattfin- den konnte. Wenigstens war die Aussage des Statikers eher beruhigend, denn die maximale Tragkraft datierte er auf ca. 250 kg/m2. Zunächst fertigte ich einen Unterbau aus schachbrettartig angelegten Holzbalken und verschraubte darauf Leimholzplatten. Holz lässt sich einerseits gut bearbeiten, Abb. 3 andererseits zielte ich auf die schwin- NGC 1023, aufgenommen mit gungsdämpfenden Eigenschaften dieses Abb. 5 C14–SCT bei f/7 mit ST-8-CCD- Materials. Auf diesem neuen Unterbau Cygnus A, aufgenommen mit C14–SCT Kamera, Maßstab 18m / Pixel entspr. platzierte ich einen Schlitten, auf Metall- bei f/7 mit ST-8-CCD-Kamera, 1,5”/Pixel, 300 Sek. belichtet. rollen gelagert und auf einem Winkelprofil Maßstab 18m / Pixel entspr. 1,5” / geführt, der ein Heranführen der Pixel, 600 Sek. belichtet. dem C14 und der Alt 5-ADN, ca. 1,20 m. Montierung aus einer zurückliegenden Unter Berücksichtigung der Abstände der Position (Parkposition) an die Fenster- Gefühl, die sichtbare Hemisphäre erheblich Dachsparren und des notwendigen öffnung ermöglicht. Durch einen einfachen größer als vorher von der Terrasse aus. Der Bewegungsspielraumes ergab sich letzt- Hubmechanismus, basierend auf Gewinde- freie Blick war lediglich durch den endlich ein optimales Öffnungsmaß von stangen, lässt sich das gesamte System zur Dachfirst im Norden und durch hohe 140 cm x 180 cm. Nach Absprache mit Beobachtung auf Schwingmetallpuffer Bäume im Westen eingeschränkt. einem Dachdecker plante ich ein großzügig absenken, so dass der Schlitten fest und dimensioniertes Fenster. Da die avisierten vibrationsfrei auf dem neuen Unterbau First Light Öffnungsmaße sich aber nicht mit den gän- sitzt. Nach der Beobachtung wird der Nach dem Auskühlen des Tubus zentrierte gigen Fenstergrößen am Markt ansässiger Schlitten angehoben, in die Parkposition ich den 1,3 mag hellen Regulus mit der Hersteller deckten oder konstruktionsbe- zurückgeführt und dort gesichert. Primärbrennweite von knapp 4 m. dingt unzweckmäßig waren, kam nur eine Im Frühjahr 2000 erfolgte dann der Einbau Phasenweise vergrößerte und verkleinerte Lösung in Eigenregie in Betracht. des Fensters fachmännisch durch einen sich sein Zerstreuungskreisdurchmesser Zunächst fertigte ich den Fensterrahmen, Dachdecker. Das erste Öffnen war schon merklich – ein Zeichen für die starke der einerseits die Öffnung begrenzt und ein spannender Moment und ein tolles Luftunruhe, die zur Beobachtungszeit vor- andererseits die Kräfteverteilung sicher- Aufnahmedaten stellt, aus massiven 60-mm-Leimholz. Da das Fenstermaterial nicht unbedingt licht- NGC 7479 C14 f/7 18µ Pixel ST-8 600 s. durchlässig, aber beständig, hagelschlag- NGC 7331 C14 f/7 18µ Pixel ST-8 600 s. fest und abgedichtet sein musste, entschied NGC 1023 C14 f/7 18µ Pixel ST-8 300 s. ich mich für ein 1 mm starkes V2A- Stahlblech. Das Material bezog ich aus NGC 1275 C14 f/7 18µ Pixel ST-8 600 s. dem Fachhandel. Ebenfalls fand dort die Cygnus A C14 f/7 18µ Pixel ST-8 600 s. Grundbearbeitung des Bleches wie der Zuschnitt und das Abkanten nach meinen Die Winkelauflösung betrug bei sämtlichen Aufnahmen ca. 1,5 Bogensekunden pro Anforderungen statt. Um ein Durchbiegen Pixel. Die Aufnahmen sind in etwa Maßstabsgetreu, wobei es sich wegen vorhande- zu verhindern, verschraubte ich auf der ner Vignettierung jeweils um Bildausschnitte handelt. 44 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

Abb. 7 Seitenansicht. Das Fenster wurde zum Auskühlen der Geräte um einen kleinen Spalt geöffnet. Abb. 10 Abb. 6 Innensicht: Rot- oder Normalbeleuch- Außensicht im geschlossenen Zustand. cherweise nicht ihre Wirkung, Schwing- tung ist von außen einschaltbar. Die Einbauhöhe beträgt ca. 7 m. Der ungen waren kaum noch nachzuweisen Holzrahmen wird durch eine bzw. wurden recht schnell kompensiert. Bleimanschette vor Feuchtigkeit Ebenso war eine Verschlechterung des geschützt. Seeings durch „selbstverursachte“ Faktoren nicht festzustellen. Nach dem Öffnen fand herrschte. Der untergehende Mond, der sofort ein kompletter Luftaustausch statt, Freizeit umgesetzt wurden. Der Aufwand sich anschickte, den Dachfirst zu berühren, warme Innenluft konnte durch die hat sich aber gelohnt. Ein nächtelanges zitterte und waberte unruhig. Wie schon in Raumkapselung nicht mehr nachströmen. Durchbeobachten kann ich mir aus berufli- den vorherigen Tests deutlich wurde, schien Die besten Aufnahmen sind mir dann chen Gründen nicht mehr leisten, um so das Problem vorhandene Zugluft zu sein. gelungen, wenn die Optik und die mehr hat sich der Wunsch nach spontaner Daher trennte ich die Sternwarte vom übri- Sternwarte vollständig ausgekühlt waren Beobachtung, allein oder mit Freunden, gen Dachgeschoss durch eine Leichtbau- und ein leichter Wind vorherrschte. Dann voll erfüllt und dem Hobby eine neue wand ab, so dass kein permanenter Luft- gelang mir mit der ST-8 in Verbindung mit Qualität gebracht. Den Erfolg dieses klei- austausch stattfinden kann. Eine eingelas- dem C14 bei f/ 7 und einer Belichtungszeit nen Projektes sollen die hier illustrierten sene Tür stellt den Zugang sicher. So ent- von 20 Minuten eine stellare Grenzgröße Deep-Sky-Aufnahmen zeigen. stand ein kleiner Raum mit einem Volumen von ca. 20 mag! Interessant war ebenso Die Material- und Lohnkosten beliefen von ca. 6 m3. Diese Maßnahme war ent- festzustellen, dass bei visueller sich auf ca. zweitausend Mark. Der größte scheidend und brachte eine durchschlagen- Beobachtung keine merkliche Teil, der hierbei natürlich nicht ins Gewicht de Verbesserung in der Abbildungsgüte. Verschlechterung der Abbildung bedingt fällt, sind die vielen eigenen Arbeits- Des weiteren platzierte ich sämtliche wär- durch meine Anwesenheit festzustellen stunden, die zur Realisierung notwendig meproduzierenden Geräte außerhalb des war. waren. Für weitere Informationen in diesem Beobachtungsraumes, die Ansteuerung der Zusammenhang sei auf meine Homepage Montierung und der CCD-Kamera erfolgte Fazit verwiesen unter http://home.t-online.de/ via PC von außen. Von den ersten Planungsansätzen bis hin home/pbresseler, unter der weitere detail- In den darauffolgenden Monaten sammelte zur Fertigstellung verging fast ein ganzes lierte Informationen zu allen Phasen der ich Erfahrungen mit dem Umgang der Jahr. Das lag letztendlich daran, dass ich Erstellung abgerufen werden können. Geräte und der Einrichtung. Die bautechni- einerseits handwerkliches Neuland betrat, schen Vorkehrungen verfehlten glückli- andererseits sämtliche Aktivitäten in der

Abb. 8 Das C14 in der Beobachtungsposition. Das Fenster wurde komplett nach unten heruntergeklappt und wird durch zwei links und rechts angebrachte Ketten gehalten. Als Sicherung Abb. 9 dienen jeweils zwei 5 mm Stahlseile. Das C14 in Parkposition: Fensterspalt leicht geöffnet zum Auskühlen der Instrumente. FACHGRUPPE > SELBSTBAU 45

Abb. 11 (links): Teleskop in „Parkposition”. Unten, zug- luftgeschützte Kabelführung zum PC oder zu den Netzteilen.

Abb. 12 (rechts oben): Schlitten und Hubmechanismus. Aus der Parkposition wird der Schlitten in die Beobachtungsposition gerollt und mit Hilfe der Gewindestangen auf die Schwingmetallpuffer abgesenkt.

Abb. 13 (rechts unten): Schlitten vor der Beobachtungsposition. Seitlich werden Kabel nach außen geführt.

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FILMMONTAGE 46 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Name: 46°- Ring

Typ: Brechungshalo (90°)

Medium: kurze hexagonale Säulchen, Hauptachse regellos orien- tiert

Häufigkeit: weniger häufig, nur rund 2 % aller Erscheinungen

bekannt seit: Altertum

Beschreibung: Ein Ring um die Sonne mit einem Radius von 46°. Er ist breiter als der 22°- Ring, aber seine Helligkeit ist geringer. Dafür sind seine Farben etwas besser entwickelt. Meist sind nur Bruchstücke sichtbar. Bei geringen Sonnenhöhen ist eine Unterscheidung zwischen 46°-Ring und Supralateralbogen meist nicht möglich. Die unterschiedliche Häufigkeit des 46°-Rings und des 22°-Rings trotz gleicher Kristallart legt die Vermutung nahe, dass die Qualitätsanforderungen an die Kristallstruktur beim 46°-Ring wesentlich höher sein müssen. Text: Gerald Berthold Abbildung: Simulation eines 46 0-Ringes, innen ist der 22 0-Ring zu erkennen.

Name: Horizontal- kreis Typ: Spiegelungshalo

Medium: Plättchen und Säulchen, Hauptachse streng orien- tiert, spiegelnde Flächen senkrecht

Häufigkeit: weniger häufig, nur rund 3 % aller Erscheinungen

bekannt seit: Altertum

Beschreibung: Ein weißer Ring durch die Sonne, parallel zum Horizont verlaufend, der den ganzen Himmel umspannen kann. Seine Breite ist bei optimaler Kristallausrichtung ebenso breit wie der Sonnendurchmesser. Ist die Kristallausrichtung und Homogenität der Zirrusschicht weniger perfekt, treten Verdickungen auf, was die Identifizierung seltener Nebensonnen schwierig macht. Meistens treten nur Bruchstücke auf, selten ist das Auftreten eines vollständigen Horizontalkreises, was nur ca. 1 bis 2 mal im Jahr vorkommt (dann meist bei höher stehender Sonne). Oft ist der geschlossene Horizontalkreis Bestandteil eines Halophänomens, da dann der Himmel mit Eiskristallen hoher Qualität angereichert ist, welche meist auch seltenere Haloerscheinungen mit hervorrufen. Text: Gerald Berthold Foto: Wolfgang Hinz, 15. April 2000, Chemnitz Anzeige 1/1 Seite Meade Instruments Europe

FILMMONTAGE 48 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Aus dem Pixelkästchen...

Mancher Pixelfreund wird sich nach dem Effekt, als blank-frame bekannt – vom die Ausgewogenheit der Beiträge zum Auslesen des Journal 2/2001-Kästchens Pixelfresser ganz zu schweigen! Auch Opfer gefallen ist. sicher gewundert haben, den entsprechen- wurde der Artikel nicht in meinem Archiv Mit dem größeren Platzangebot durch das den Beitrag für die als jüngste Schöpfung gebunkert – so etwas soll es ja geben – dritte Jahresheft soll das alles besser wer- der Selbstbaukameras angekündigte denn ich habe schon Mühe, meine eigenen den, auch was manches bisher scheinbar MR_084 nicht gefunden zu haben. Dateien zu verwalten. vergeblich eingesandte CCD-Bild angeht. Vielmehr kann man besser von einer asyn- Die diesbezügliche Ursache ist weder ein chronen Signalaufbereitung sprechen als Dunkelbild noch ein eklatanter Blooming- Folge von Kapazitätsdefiziten, denen auch Ihr Hans-Joachim Leue

Selbstbau-CCD-Astrokamera für jedermann von Matthias Rimkus

- Teil 1 - (z. B 640 x 240) Pixel untergebracht. Die Videoauflösung von 640 x 400 Pixel eine Verdopplung der vertikalen Bildzeilen Auflösung von 320 x 200 Pixel für Astro- Vor sechs Jahren habe ich mir, nach dem geschieht während der Belichtung der zwecke. Nach diesem Verfahren arbeitet Buch von Richard Berry, „The CCD- Halbbilder durch das Anlegen unterschied- zum Beispiel die Kochbuch-Kamera Camera-Cookbook“, eine Kochbuch licher Spannungen am Chip. Dies hat einen CB245. Kamera gebaut. Aufgebaut mit diskreten Effekt, als ob der Chip vertikal um einen Der Vorteil bei der Verwendung dieser Bauteilen, stellte die Kamera im Jahre halben Pixel hin und her geschoben würde. Chips liegt darin, dass sie ein Massen- 1995 eine preiswerte Alternative zu kom- Bei Langzeitbelichtungen können jedoch produkt sind und zur Belichtungssteuerung merziellen Kameras dar. Leider wurde das nur effektiv vorhandene Pixel zur Ladungs- einen elektronischen Shutter besitzen. Mit Projekt von Berry nicht weitergeführt, so sammlung benutzt werden. Damit haben dem elektronischen Shutter kann die dass das Kameradesign nach heutigen diese CCD-Chips für eine Astroanwendung Belichtungszeit über ein elektrisches Maßstäben veraltet ist. immer nur die halbe vertikale Auflösung. Signal gesteuert werden. Fehlt diese Deshalb habe ich mich im Sommer 2000 Um weitgehend rechteckige Pixel zu erhal- Steuermöglichkeit, sollte die Kamera für entschlossen, mit der Entwicklung eines ten, werden deshalb noch zwei vertikale Kurzzeitbelichtungen einen mechanischen eigenen CCD-Kamera-Bausatzes zu begin- Pixel zu einem Pixel zusammengefasst. Shutter besitzen. nen. Um auch dem interessierten Neuein- Somit ergibt sich aus der ursprünglichen Damit sind wir bei der zweiten Gruppe von steiger das Thema nahe zu bringen, werden CCD-Chips angelangt: den Chips speziell zuerst alle wichtigen Eigenschaften einer für astronomische Anwendungen. Sie wur- CCD-Kamera dargestellt. Alle Besitzer den speziell für die Langzeitbelichtung einer „Cookbook“-Kamera können aus optimiert. Deshalb fehlt ihnen ein elektro- dieser Einleitung die Weiterentwicklung nischer Shutter. Der am meisten bekannte der CCD-Technik seit 1995 ableiten. Chip dieses Typs dürfte der KAF400 von Kodak sein. Der KAF400, sowie sein Der wichtigste Teil einer Kamera ist der CCD-Chip Er bestimmt die wichtigsten Parameter der Abb. 1: Kamera wie Chipfläche, Anzahl der Pixel, Gesamtansicht MR_084. Dunkelstrom, spektrale Empfindlichkeit und Ausleserauschen. Deshalb stand die sorgfältige Auswahl eines CCD-Chips an Abb. 2: erster Stelle. MR_084 am 4“-Refraktor. Die drei CCD-Sensor-Grundtypen Die meisten kleinen oder preiswerten Kameras verwenden CCD-Chips aus der Videotechnik. Diese haben alle einen gemeinsamen Nachteil. Beim Fernsehen wird das Bild aus zwei sich abwechselnden Halbbildern erzeugt (interlaced mode). Halbbild Eins enthält die Bildzeilen 1, 3, 5 … und Halbbild Zwei die Bildzeilen 2, 4, 6 ... . Auf dem CCD-Chip sind jedoch nur FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 49

Abb. 3: Abb. 4: Spektrale Augenempfindlichkeit. Spektrale Empfindlichkeit verschiedener CCD-Sensoren.

größerer Bruder der KAF1600 wird in den einer Auslesezeit von 10 Sekunden eine Infrarot-Sperrfilters bei der Aufnahme des meisten im Preis höher liegenden Kameras 100-fache Überbelichtung dieses Bild- Rotanteils lässt sich dies teilweise korrigie- verwendet, wobei auch der mechanische bereiches. ren. Jedoch sinkt dadurch die Empfindlich- Shutter seinen Anteil zum Preis beiträgt. Die CCD-Chips aus Videoanwendungen keit, da die Maximalempfindlichkeit des Die effektive Anzahl von Pixeln z. B. 768 x besitzen Antiblooming, jedoch wird für die Sensors ja im Infraroten liegt. 512 beim KAF400 kann für die Belichtung Leitungen zum Ableiten der überlaufenden Für Farbaufnahmen ist deshalb ein Sensor benutzt werden. Ladungen Chipfläche benötigt. Dadurch ideal, welcher der spektralen Empfindlich- Um eine möglichst große Empfangsfläche sind die Empfangsflächen und Ladungs- keit des Auges angepasst ist. pro Pixel zu erreichen, besitzt der KAF400 speicher bei einem Chip mit Antiblooming In Abb. 3 ist die relative Augenempfind- kein Antiblooming. Mit Antiblooming immer kleiner. lichkeit und in Abb. 4 sind die absoluten bezeichnet man die Fähigkeit des CCD- Seit etwa drei Jahren entwickelte sich eine Empfindlichkeit verschiedener CCD- Sensors, bei Überbelichtung einzelner dritte Gruppe von CCD-Chips, die „non Sensoren dargestellt. Man sieht, dass die Pixel ein Überlaufen der Ladungen auf interlaced“ CCD Sensoren. Ihre Anwend- spektrale Empfindlichkeit des ICX084 am benachbarte Pixel zu vermeiden. Wird die- ung finden diese Sensoren für Digital- besten zur Empfindlichkeit des Auges ses Überlaufen nicht vermieden, ergeben kameras, PC-Videoanwendungen, Bild- passt. Eine weitere nicht zu vernachlässi- sich weiße Streifen im Bild , die von der verarbeitung usw., wo die volle Auflösung gende Tatsache ist, dass Optiken nur für Stelle der Überbelichtung nach außen wan- eines Bildes ohne Halbbilder benötigt den sichtbaren Spektralbereich optimiert dern. Schaut man sich Hubble-Teleskop- wird. Somit ist die volle Anzahl der ange- wurden. Kurzwellige Blauanteile sowie Bilder mit überbelichteten Sternen an, so geben Pixel auch für Astroanwendungen langwellige Rotanteile werden zu einer sind diese Streifen auch dort sichtbar, da nutzbar. Nach der Überprüfung einiger großen Beugungsscheibe verschmiert. Bei auch der im Hubble- Teleskop verwendete Datenblätter kam ich zum Schluss, dass die hochauflösenden Bildern sollte deshalb der Chip kein Antiblooming besitzt. beiden Sony-Chips ICX084 und ICX085 Infrarotanteil immer ausgefiltert werden. Hat die Kamera keinen mechanischen die beste Leistung bieten. Interessanter- Zu Testzwecken habe ich den Stern Wega Shutter, geht die Belichtung weiter, weise verwenden die LISÄÄ, sowie die mit meinem 4“-Fraunhofer-Refraktor und während das Bild aus dem CCD-Sensor in HX-Kameraserien von Starlight-Xpress die der CCD-Kamera CB245 über ein den Computer eingelesen wird. Dies führt gleichen CCD-Chips. Beugungsgitter aufgenommen. zu zwei Effekten: Wird z. B. 10 Sek. In der Bildmitte der Abb. 5 und 6 ist jeweils belichtet und es werden 10 Sek. für die Die spektrale Empfindlichkeit Wega mittig und links und rechts davon das Übertragung zum PC benötigt, so weisen Die spektrale Empfindlichkeit gibt an, wie Beugungsspektrum erster Ordnung sicht- die ersten Pixel eine Belichtungszeit von viel Prozent der einfallenden Photonen in bar. Abb. 5 zeigt das Spektrum ohne und 10 Sekunden und die letzten eine Elektronen umgewandelt und gespeichert Abb. 6 mit Infrarotsperrfilter. In Bild Abb. Belichtungszeit von 20 Sekunden auf. Für werden. Die Empfindlichkeit ist nicht für 5 ist die Zerstreuung des Lichts insbeson- photometrische Anwendungen sollte dies jede Wellenlänge gleich. So ist die Rot- dere bei Wellenlängen größer als 650 nm bedacht werden. Erst wenn die Belicht- und Infrarotempfindlichkeit meist höher sichtbar. In Abb. 6 wurde der Infrarotanteil ungszeit viel größer als die Auslesezeit ist, als die Blauempfindlichkeit. Dies führt ausgefiltert; die Zerstreuung des Lichts im kann dieser Effekt vernachlässigt werden. dazu, dass bei Farbaufnahmen der Infraroten verschwindet. Da die Maximal- Viel schlimmer wirkt sich das fehlende Blauanteil länger als der Rotanteil belichtet empfindlichkeit des „Cookbook“-Kamera- Antiblooming bei hellen Objekten und kur- werden muss. Durch die hohe Rot/Infrarot- Chips TC245 bei circa 750 nm liegt (siehe zen Belichtungszeiten aus. Werden z. B empfindlichkeit des Sensors wird der Abb. 4), gehen durch das Infrarotsperrfilter 100 ms für die Ausbelichtung von Rotanteil des Bildes falsch dargestellt. circa 70 % der Gesamtempfindlichkeit ver- Marsbildern benötigt, so erfolgt während Durch das Zwischenschalten eines loren. 50 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Abb. 5: rauschen von √ (0,01 x 600) = 2,5 Elek- Spektrum der tronen. Der Dunkelstrom sollte deshalb Wega ohne IR- kleiner als 0,01 Elektron/ Pixel/Sek. sein, Sperrfilter. um die maximale Leistungsfähigkeit einer CCD-Kamera zu gewährleisten. Das minimale Ausleserauschen wird durch den inneren Aufbau des CCD-Sensors begrenzt. Wird ein 16 bit Analog/Digital- Wandler mit sauber aufgebautem Messver- stärker verwendet, ist sein Beitrag am Abb. 6: Ausleserauschen zu vernachlässigen. Bei Spektrum der einem 12 bit A/D Wandler ist der Beitrag Wega mit IR- des Wandlers am Ausleserauschen cirka Sperrfilter. 50%. Um keine Empfindlichkeit am CCD-Sensor zu verschenken, sollte immer ein 16 bit A/D-Wandler eingesetzt werden.

Netzteil, Peltier-Kühler und Temperaturregelung Insbesondere im blauen und grünen absenkung. Der Dunkelstrom wird durch Die CCD-Kamera sollte einen Spannungs- Bereich bietet der ICX084 eine wesentlich thermische Elektronen erzeugt, die den eingang für 12 V besitzen, so dass die höhere Empfindlichkeit als der TC245 oder Ladungsspeicher jedes Pixels langsam fül- Kamera wahlweise mit einem Steckernetz- der Kodak KAF400/1600 Chip. Der blau- len. Die Chiptemperatur sollte über ein teil oder einer Batterie betrieben werden verbesserte KAF400 bietet eine gleiche Peltier-Kühler soweit gesenkt werden, dass kann. Alle notwendigen Spannungen zum Blau/Grün-Empfindlichkeit wie der das Dunkelstromrauschen nach einer typi- Betrieb sollten innerhalb der Kamera aus ICX084, jedoch sind mehr als 50 % der schen Belichtungszeit (30 Sek. ...10 Min.) der 12V-Eingangsspannung abgeleitet wer- Gesamtempfindlichkeit im Infraroten und noch zu vernachlässigen ist. Bei angenom- den. Werden die zum Betrieb notwendigen gehen beim Einsatz eines Infrarotsperr- menen 1 Elektron/Pixel/Sek. und 10 Min. Spannungen extern in einem 220 V- filters verloren. Für eine hohe Empfind- Belichtungszeit ergeben sich im Mittel 600 Netzteil erzeugt, ergeben sich zusätzliche lichkeit im sichtbaren Bereich sowie für thermische Elektronen pro Pixel. Diese Störeinstreuungen und Kabelsalat; ein farbgetreue Bilder ist der ICX084 also erzeugen ein Rauschen von cirka √ (1 x direkter Feldbetrieb mit Batterie ist nicht bestens geeignet. 600) = 25 Elektronen. Bei angenommenen möglich. Das 220 V-Netzteil muss sich 10 Elektronen Ausleserauschen ist der immer innerhalb eines Gebäudes im Dunkelstrom, Ausleserauschen Betrag des Dunkelstromrauschens also 2,5 Trocknen befinden, da eine mögliche und Messelektronik mal so groß wie das Ausleserauschen. Von Taueinwirkung zu einem Stromschlag Der Dunkelstrom einer CCD- Kamera wird Vernachlässigung des Dunkelstrom- führen kann! Der Energieverbrauch der in Elektronen pro Sekunde und Pixel ange- rauschens bei 1 Elektron/Pixel/Sek. kann Kamera sollte so gering wie möglich sein, geben. Er ist prinzipiell durch das Design also nicht gesprochen werden. Wird ein um nicht während einer Nachtsitzung eine des CCD-Chips vorgegeben, halbiert sich Dunkelstrom von 0,01 Elektron /Pixel/Sek. Autobatterie zu entleeren. aber bei jeweils sechs Grad Temperatur- angenommen, ergibt sich ein Dunkelstrom- Der Peltier-Kühler sorgt für die nötige Kühlung des CCD-Chips, um den Dunkel- strom zu verringern. Je weniger Abkühlung für einen kleinen Dunkelstrom notwendig ist, um so besser ist es. Tiefe Kühltempera- turen erfordern mehr Kühlleistung und die Gefahr für Reifbildung auf dem CCD- Sensor wächst. Da sich der Dunkelstrom mit der Temperatur ändert, ist eine Temperatur- regelung am CCD-Sensor sinnvoll. So kön- nen alle Aufnahmen bei der exakt gleichen CCD-Temperatur aufgenommen werden. Auf die Aufnahme von Dunkelbildern während der Aufnahme kann somit ver- zichtet werden, da bei der späteren Bildverarbeitung früher aufgenommene Dunkelbilder verwendet werden können.

„Hallo KOS… Ja – schöner Sternenhimmel… selbstverständlich in der Sternwarte… Weiter geht’s im nächsten Heft. Was… Ja… Nehme gerade mein Lieblingsgerät in Betrieb!“ SERVICE 51

Liebe Mitglieder, so läuft es für Sie richtig gut!

Sie sind umgezogen und wollen Infos Sie möchten „Sterne und Weltraum“ fest entschlossen sind, beachten Sie bitte, der VdS, das VdS-Journal und Ihre und/oder „Star Observer“ über die VdS dass der Austritt zum Jahresende nur mit abonnierten Zeitschriften weiterhin zu ermäßigten Abo-Preisen beziehen? einer dreimonatigen Frist möglich ist, d.h. pünktlich erhalten? Wenn Sie die Zeitschrift/en noch gar nicht Ihre Kündigung muss laut Satzung späte- Dann geben Sie uns Ihre neue Anschrift im Abonnement beziehen, genügt es, wenn stens am 30.9. bei uns vorliegen. schnellstens bekannt. Wenn Sie Zeitschrif- Sie uns schriftlich mitteilen, ab wann das Nur zur Erinnerung: Eine Mitgliedschaft ten im Abonnement über die VdS bezie- Abo über die VdS beginnen soll. Wir ist auch ohne Bezug einer Zeitschrift mög- hen, geben wir die Anschriftenänderung veranlassen dann alles Weitere. lich! Und so erreichen Sie uns: automatisch an Wenn Sie schon Direkt-Abon- VdS-Geschäftsstelle/Vorsitzender die Verlage nent sind, prüfen Sie bitte, zu Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim weiter! welchem Termin Ihr Abon- Tel.-Nr. 0 62 52 / 78 71 54 nement-Vertrag auslaufen kann und Fax-Nr. 0 62 52 / 78 72 20 Sie haben uns eine Einzugsermächti- kündigen Sie diesen selbst fristgerecht E-Mail Geschäftsstelle: gung erteilt und Ihre Bankverbindung beim Verlag. Dann teilen Sie uns den Start- [email protected] hat sich geändert? Termin für Ihr Abo über die VdS mit. E-Mail Vorsitzender: Informieren Sie die Geschäftsstelle bitte [email protected] schriftlich. Ansonsten Sie möchten SuW und/oder Star VdS-Sekretariat – Frau H. Plötz erbitten wir Zahlungen Observer ab 1.1. des nächsten Jahres Jagdfeldring 31, D-85540 Haar auf unser Konto 11745 abonnieren bzw. zum 31.12. dieses Fax-Nr. 0 89 / 68 84 36 0 bei der Sparkasse Jahres kündigen? Wenn es für Sie gut läuft, dann sind auch Starkenburg, Heppen- Teilen Sie uns dies bitte schriftlich bis zum wir zufrieden. Für Ihre Unter- heim, BLZ 509 514 69. Zur Vermeidung 15.11. mit! Wir finden es schade, stützung herzlichen Dank! unnötigen Verwaltungsaufwandes bitte falls Sie unsere Vereinigung ver- VdS-Geschäftsstelle immer mit Angabe Ihrer Mitglieds-Nr. lassen möchten! Aber wenn Sie Charlotte Wehking

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FILMMONTAGE 52 FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK

Astrofotografie mit der Nikon Coolpix 990 von Stefan Korth

CCD-Kamera ganz anders… ner ist als das Kleinbildformat, entsprechen Seit 1994 beschäftige ich mich der diese Werte in etwa den Brennweiten von Astrofotografie per CCD-Technik. Mein 38 bis 115 mm einer Kleinbildoptik. ganz persönliches himmelsfotografisches Dieses Objektiv kann nicht entfernt wer- Weltbild ist damals dank der Möglich- den, es ist fest in das Kameragehäuse ein- keiten dieser Kameras und der digitalen gebaut! Dieser Umstand ist sehr wichtig, Nachbearbeitung auf den Kopf gestellt denn somit scheidet die gewohnte Montage worden. der Kamera per T-Ring und Kameraadapter an einem Teleskop aus. Außerdem lässt das Beeindruckt hat mich aus Sicht des Vorhandensein eines nicht entfernbaren Großstadtbeobachters die Perspektive, Abb. 1: Objektivs nur das Arbeiten mit der soge- auch unter starkem Streulichteinfluss Die Nikon Coolpix 990, am 11/4”- nannten „afokalen Methode“ zu: Um über- Deep-Sky-Objekte erreichen zu können, Steckanschluss eines Vixen 20-cm- haupt ein fokussierbares Bild zu erhalten, die der konventionellen Astrofotografie Newton-Reflektors mit den Vixen- muss eine Zwischenoptik in Form eines unter vergleichbaren Bedingungen ver- Digitalkamera-Adaptern befestigt. Okulars her. Somit ist klar - diese Digital- schlossen blieben. Bei Planetenbildern Dieser Adapter erlaubt ausschließlich kamera kann wie die Systeme anderer wiederum konnte dank der hohen Grund- die Verwendung von Vixen LV- Hersteller ausschließlich per Okular- empfindlichkeit einer Starlight XPress- Okularen. projektion verwendet werden. CCD-Kamera mit deutlich verkürzten Belichtungszeiten gearbeitet werden - selbst an einem 36-cm-Spiegelteleskop war Abb. 2: es so möglich, beugungsbegrenzte Aufnah- Halbmond im men zu erzielen. Vixen 20 cm-f/4- Newton-Teleskop. Schade nur, dass diese Resultate lediglich Als Zwischen- als Schwarz-Weiß-Abbildungen vorlagen. optik wurde ein Dreifarbenkomposite von Planeten per 25 mm-LV-Okular Filterrad zu gewinnen, erschien mir ange- von Vixen verwen- sichts der sehr stark schwankenden Seeing- det. Die Belicht- bedingungen und der Vielzahl benötigter ungszeit betrug Einzelaufnahmen für ein brauchbares 1/56 Sekunde bei Endresultat zu mühsam. Einstellung ISO 100. Seit dem Frühjahr 2001 weiß ich aber, dass es auch anders und vor allem einfacher geht: Die Astrofotografie per Digital- kamera bietet eine Reihe von Vorzügen, die diese neuen Fotosysteme zu einem vielver- sprechenden Arbeitsmittel für den Him- melsbeobachter machen können.

Ab Januar 2001 stand mir eine Nikon Coolpix 990 zur Verfügung. Bei dieser Digitalkamera wird ein CCD-Chip mit bis zu 1.536 x 2.048 Pixel Bildgröße verwen- det. Der CCD-Chip der Nikon Coolpix 990 hat eine Größe von 5,1 x 7,6 mm, somit liegt die Ausdehnung der einzelnen Pixel bei 3,3 x 3,7 µm.

Diese Kamera besitzt ein fest montiertes elektronisches Zoom-Objektiv, dessen Brennweiten zwischen 8 und 24 mm verän- dert werden kann. Da der CCD-Chip der Coolpix-Kamera immer noch deutlich klei- FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK 53

Abb. 3: Abb. 4: Jupiter am 31.1.2001 als Komposit aus 7 Einzelaufnahmen Diese Saturn-Aufnahme entstand am 9.2.2001 mit derselben mit 1/15 bis 1/60 Sekunde Belichtungszeit (ISO 100). Teleskop-Okular-Kombination wie Abb. 8. Das Komposit Die Aufnahmeoptik war ein Vixen 20-cm-Field-Maksutov- wurde aus 17 Einzelbilder à 1/30 Sekunde (Empfindlich- Reflektor mit 20-mm-LV-Okular. keitseinstellung ISO 400) erstellt.

Die Montage am Teleskop stecken kann. Dieser Weg hat zwei Kameraadapter gibt und die ausschließlich Um Digitalkameras oder Camcorder mit Vorteile: Beim Zentrieren des zu fotogra- über einen 11/4”-Okularanschluss verfügen. festem Objektiv am Okularauszug eines fierenden Objekts kann man schnell zwi- Teleskops befestigen zu können, haben schen Kamera und Aufsuchokular wech- Die Coolpix 990 in der Praxis sich Amateure eine Reihe teilweise sehr seln und erleichtert sich so den Für meine ersten Versuche mit der Nikon aufwändiger Adapter einfallen lassen. Seit Einstellvorgang. Außerdem können so Coolpix 990 habe ich ein Vixen VMC200L dem Herbst 2000 bietet die Firma Vixen für auch Teleskope für die Astrofotografie ein- verwendet. Bei diesem Teleskop handelt es verschiedene Kamerasysteme Adapter an, gesetzt werden, für die es sonst keine sich um einen Field-Maksutov-Cassegrain- die man direkt in das Objektivfilter- gewinde einschrauben kann – vorausge- Abb. 5: setzt, die Kamera verfügt über ein solches Die (Abb. 1). Mondformationen Apeninnen, Am anderen Ende des Adapters wird ein Kaukasus und Vixen LV-Okular eingesetzt. Da der Mare Serenitatis, Adapter „von hinten“ über das Okular bei leichtem Dunst geschoben wird, ist eine herstellerunabhän- mit 1/15 Sekunde gige Lösung nicht möglich, dieser Adapter (Einstellung ISO kann nur mit LV-Okularen funktionieren. 100) fotografiert. Da diese aber über einen Augenabstand Zum Einsatz kam von 20 mm verfügen, sind sie ohnehin bes- ein Vixen 20-cm- ser für die afokale Methode geeignet als z. Field-Maksutov- B. Plössl-Okulare. Der Grund: Bei einem Reflektor mit 20- so großen Augenabstand ist es einfacher, mm-LV-Okular. die Austrittspupille und die Frontlinse des Das Bild wurde Objektivs zueinander zu bringen. Auf diese mit unscharfer Weise lässt sich die Randabschattung des Maskierung leicht Okulars reduzieren oder gar komplett nachgeschärft. beseitigen.

Ein weiterer afokaler Adapter ist vom ame- rikanischen Hersteller TeleVue für dessen Radian-Okulare erhältlich. Auch dieser wird von hinten auf das Okulargehäuse gesetzt, ebenso verfügen auch diese Okulare über einen Augenabstand von 20 mm. Setzt man Okular, Adapter und Kamera zusammen, dann hat man ein Einheit, die man als Ganzes direkt in den 11/4”-Okularstutzen eines Teleskops ein- 54 FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK

Abb. 7: Abb. 6: Sonnenflecken im Detail – ein weiterer „Schuss“ vom ITV, Auf dem ITV 2001 entstand diese Sonnenaufnahme mit dieses Mal an einem Vixen-140-mm-Neoachromaten mit 10- einem Vixen-ED114-SS-Apochromaten und 18-mm-LV- mm-LV-Okular, montiert auf einer New-Atlux-Montierung. Okular. Aus der ursprünglichen RGB-Datei wurde nur der Dank des verwendeten Herschel-Keils war bei ISO 100 eine Blau-Kanal bearbeitet, weil so größtmöglicher Kontrast Belichtungszeit von nur 1/668 Sekunde möglich. Auch hier ist erzielt werden konnte. Bei der Einstellung ISO 100 wurde nur der Blau-Kanal der ursprünglichen Farbdatei wieder- 1/419 Sekunde mit einem AstroSolar-Sonnenfilter belichtet. gegeben.

Reflektor mit 200 mm Öffnung und 1.980 manuellen Betriebsmodus der Kamera die und Objekten getestet, die Abbildungen 2 mm Brennweite. Dieses wurde mit einem Wahl zwischen den Empfindlichkeiten ISO bis 10 stellen die Resultate vor. Die Vixen 20-mm-LV-Okular kombiniert. 100, 200 oder 400. Ich habe mich zugun- Tatsache, dass Okular, Adapter und Ebenfalls zum Einsatz kam eine Vixen GP sten kurzer Belichtungszeiten für die höch- Kamera eine sehr handliche, leicht bedien- DX-Montierung mit Skysensor 2000 PC- ste Empfindlichkeitsstufe entschieden, da bare Einheit bildet, haben sich vor allem Computersteuerung. auf diese Weise auch der Einfluss der auf dem Teleskoptreffen am Vogelsberg Luftunruhe spürbar reduziert werden konnte. bewährt – dort konnte ich „pixelschnor- Als erster Schritt wird das gewünschte Die Coolpix erlaubt eine Vielzahl an rend“ von Gerät zu Gerät ziehend unter- Objekt im Okular zentriert und fokussiert. Belichtungsmessungen, aber ich habe hier schiedlichste Eindrücke sammeln. Den Anschließend verbindet man Okular und einfach ein wenig mit der manuellen Höhepunkt waren dabei Hα-Aufnahmen Adapterring, schaltet die Kamera ein und Belichtungssteuerung experimentiert. Bei mit einem azimutal montierten 4”- hat bereits einen ersten optischen Eindruck Jupiter wurde üblicherweise 1/60 Sekunde Apochromaten buchstäblich „aus der hoh- vom zu fotografierenden Himmelsobjekt. belichtet, bei Saturn variierte dieser Wert len Hand“ geschossen (Abb. 9). Da die Coolpix ein geteiltes Gehäuse mit zwischen 1/15 und 1/30 Sekunden. drehbarem Monitorblock besitzt, kann Unglaublich einfach lief der Fokussier- Im Langzeitbereich kamen die Grenzen man auf ein Zenitprisma verzichten und hat vorgang ab, denn ich konnte mich tatsäch- modernen Digitalkameras noch deutlich sehr bequeme, individuell einstellbare lich auf den Autofokus der Coolpix verlas- zutage: Bei 8 Sekunden Belichtungszeit Betrachtungspositionen. Das 28 x 37 mm sen! Hier wurde wirklich der Wunschtraum war ein deutliches Rauschen zu erkennen, messende TFT-Display ist deutlich beque- vieler vergeblicher Fotonächte Wahrheit, das zeigt, wie sehr der CCD-Chip von der mer als jeder übliche Kamerasucher. Um denn so manchmal hatte ich mir Planeten- elektronischen Abwärme im Kamera- sicher zu stellen, dass das Objekt auch nach fotografie per Autofokus gewünscht… gehäuse beeinflusst wird. Dennoch hat es der Montage von Adapter und Kamera auch seinen Reiz, einmal auf diese Weise noch im Feld ist, sollte man vor dem ersten Leider hat die Coolpix 990 wie die meisten den Orion-Nebel abzulichten (Abb. 10). Es Bild die kürzeste Objektivbrennweite Digitalkameras keinen Anschluss für einen sollte in diesem Zusammenhang aber auch wählen. mechanischen Fern- bzw. Drahtauslöser. erwähnt werden, dass in diesem Fall und Um daher eventuell auftretende Wackler auch bei anderen Versuchen mit mehr oder Meine ersten Beobachtungsobjekte waren während des Auslösevorgangs zu vermei- weniger hellen Fixsternen im Feld der Jupiter und Saturn, bei denen ich nach dem den, habe ich mit der Vorauslösung gear- Autofokus völlig versagt hat. Kein Wunder, Zentrieren direkt auf die maximale beitet, die der Montierung 3 bzw. 9 denn beim Hin- und Herfokussieren regi- Objektivbrennweite von 24 mm gezoomt Sekunden Zeit zum Ausschwingen gibt. strierte die Kameraelektronik plötzlich das habe. Die Voreinstellungen im Coolpix- In den folgenden Wochen wurde die Abbild des Fangspiegels vor dem unschar- Setup erlauben in Verbindung mit dem Coolpix an unterschiedlichen Teleskopen fen Sternscheibchens – und versuchte die- FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK 55

sen Bildeindruck zum Scharfstellen zu ver- Website http://utopia.ision.nl/users/rjstek/ dies ein legitimer und letzlich auch erfolg- arbeiten. english/software/index.htm. Die weitere reicher Weg, um ein entrauschtes Bild vom Schnell war die im Lieferumfang der Bearbeitung wie z. B. Tonwertanpassung Orion-Nebel zu erzeugen. Kamera enthaltene 16-MB-Compact- und Nachschärfung erfolgt mit „Adobe Wie auch sonst bei der digitalen Flash-Speicherkarte voll (bei der von mir Photoshop 5.0 LE“, das im Lieferumfang Astrofotografie hat sich hier einmal mehr gewählten Auflösung fasste sie je nach der Nikon Coolpix 990 enthalten ist. Dank gezeigt, dass das gelungene Endresultat Motiv 30 bis 40 Aufnahmen). Das Aus- der hohen Rechengeschwindigkeit dieser einer elektronischen Himmelsaufnahme lesen der Bilddaten erfolgte problemos professionellen Software und ihren gut ebenso viel Zeit erfordert wie früher die direkt über Kabel an die USB-Schnittstelle beherrschbaren Funktionen ist die Bild- Arbeit in der Dunkelkammer. Was man an von Macintosh- wie auch Windows-PCs. verarbeitung ein Spaß für sich. Vor allem Zeitaufwand sparen könnte, dass investiert die Anpassung von Gradationskurve und man nun in die unzähligen Möglichkeiten Bildbearbeitung Tonwerten sowie die exzellente unscharfe einer leistungsfähigen Bildverarbeitungs- Einmal gespeichert musste vor allem bei Maskierung sind unverzichtbare software. Aber was soll´s, dafür ist ja die den Planetenbildern noch viel Zeit in die Werkzeuge. Freizeit da… Bildbearbeitung am Rechner investiert werden. Um die auf den Einzelbildern vor- Bei der Bearbeitung von Deep-Sky- Fazit handenen Informationen gut darstellen zu Aufnahmen wie in Abb. 10 ist es mir merk- Meine letzten analogen Astroaufnahmen können, wurden diese daher als Komposite würdigerweise nicht gelungen, trotz waren die der totalen Sonnenfinsternis weiterverarbeitet. Unter Windows habe ich Dunkelbild das Rauschen zu beseitigen. vom August 1999. Und dabei wird es wohl hierzu das Freeware-Programm „Astro- Über die Photoshop-Funktion „Pixel auch bleiben, denn dank der Möglichkeiten Stack“ von R.J. Stekelenburg (Nieder- Interpolieren“ konnten die das Rauschen einer Nikon Coolpix 990 steht für mich lande) verwendet, das dem Beobachter die abbildenden Bildelemente fast vollständig fest: An einem Teleskop hat Film nichts mühseelige Mittelung vieler Einzelbilder entfernt werden. Da sich Sterne bei Deep- mehr verloren. Während mir gekühlte abnimmt (ein sehr empfehlenswertes Sky-Aufnahmen in Okularprojektion CCD-Kameras im Langzeitbereich unter Freeware-Program, beziehbar über die immer über mehrere Pixel ausbreiten, war mäßigen Großstadtbedingungen neue a1 Erlebnis Astronomie Brandneu: Der systematische Fotoatlas des gesamten Himmels

Axel Mellinger/Susanne Hoffmann > 30 fotografische Sternkarten Der große Kosmos Himmelsatlas des Nord- und Südhimmels 96 Seiten, 30 bedruckte Folienseiten, im Maßstab 2°/cm 30 fotografische Sternkarten, > Sterne bis 9m, Gasnebel, ca. 150 Farbfotos und -illustrationen, Galaxien und Sternhaufen Hardcover mit Spiralbindung > € € Ausführliche Informationen 29,90(D); 30,80(A); sFr 52,– zu den Sternen und der isbn 3-440-09155-4 Mythologie von Sternbildern > Sicheres Erkennen der Sternbilder durch Folienblätter > Über 140 bemerkenswerte Deep-Sky-Objekte und Einzelsterne

www.kosmos.de 56 FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK

Abb. 8 (links): Kein April-Scherz – am 1.4.2001 hatte ich das Glück, während eines Besuchs der Volkssternwarte Hof mit dem dortigen 80-mm-Protuberanzenfernrohr beobachten zu können. Die Belichtungszeit betrug 1/119 Sekunde bei Einstellung ISO 200.

Abb. 9 (unten): Ebenfalls auf dem ITV 2001 gelang am 25. Mai diese Hα- Sonnenaufnahme an einem 4”-Apochromaten mit Coronado- AF90-Interferenzfilter auf azimutaler Giro-II-Montierung. Bei 1/125 Sekunde wurde ISO 400 als Empfindlichkeits- einstellung gewählt.

Horizonte erschlossen haben, zeigen die Möglichkeiten einer Digitalkamera, dass auch gelungene Sonnen-, Mond- und Planetenfotos viel einfacher zu erlangen sind. Es begeistert mich, wie unkompliziert man auch an den verschiedensten Teleskopen mit verhältnismäßig wenig Aufwand schnell zu akzeptablen Resul- taten gelangt.

Für mich ist klar, dass Astrofotografie per Digitalkamera sehr viel mehr Spaß macht – und darum geht es schließlich beim Hobby Astronomie. Abschließend noch ein Wort zur Kamera: Die Nikon Coolpix 990 wird inzwischen nicht mehr vertrieben, sie ist durch das Nachfolgemodell Coolpix 995 ersetzt worden.

Wer an einzelnen Rohbilder interessiert ist, der kann sich gerne an mich wenden, ich sende sie ggfs. per E-Mail zu. Sie erreichen Abb. 10: mich unter [email protected]. Das Zentrum des Orion-Nebels Weitere Digital- und CCD-Aufnahmen nach 8 Sekunden sind außerdem auf meiner Website Belichtungszeit www.astrodigital.de zu finden. (ISO 400). Teleskop und Okular wie in Abb. 8. FACHGRUPPE > METEORE 57

Fotografische Meteorbeobachtung - eine kurze Einführung von Ulrich Sperberg

Gerade ist der Leonidenschauer vorüber Spaß! Zweiter Punkt: Man kann mit den mehr Licht kommt in die Kamera. und schon findet man in Zeitschriften oder Bildern auch noch „was machen“. Das ist Natürlich spielt auch die Filmempfind- im Internet eine Vielzahl schöner Auf- z. B. die Bestimmung der genauen Position lichkeit (g) eine Rolle. Empfindlichkeiten nahmen dieses Ereignisses. Vielleicht sind des Radianten von schwachen Meteor- von ISO 800 sind ausreichend, höhere auch dem einen oder anderem Leser einige strömen, die Bestimmung der atmosphäri- natürlich effektiver. Fotos gelungen. Leider sind solche heraus- schen Bahn, die gerade bei hellen Die Grenzhelligkeit kann dann näherungs- ragenden Ereignisse mit Zenitraten über Feuerkugeln wichtig ist, bei denen auch weise nach folgender Formel (Hawkins Tausend selten. Sind so viele helle Meteore Meteoritenfälle möglich sind. Des weiteren 1964) berechnet werden. Sie gilt nur für wie bei den Leoniden im November 2001 ist eine Bestimmung des Orbits des perfekten Himmel! zu sehen, kann man bei der Fotografie Meteoroiden vor der Kollision mit der Erde 2 -1 praktisch nichts falsch machen. Aber wie möglich. LM = 2,512 · log10 (d · f · g) – 9,95 (1) ist vorzugehen, wenn die Rate, wie im Erläuterungen zur Formel siehe oben, LM Normalfall, gering (10-20 Meteore pro Kamera und Objektiv in mag, d und f in mm, g in ISO. Stunde und Beobachter) oder durch die Die Anforderung an die Kamera sind denk- Die Effektivität kann im Brennweiten- Aktivität eines oder mehrerer Ströme wie bar gering, da sie im wesentlichen nur als bereich 15 mm bis 80 mm mit folgender der Quadrantiden, Perseiden oder Gemini- Filmhalter fungiert. Wichtig ist die Formel berechnet werden: den vielleicht die Marke 100 pro Stunde Möglichkeit der Dauerbelichtung, in der und Beobachter erreicht. Dazu sollen hier Regel mit „B“ bezeichnet. Außerdem sollte E = d2/f (2) einige Hinweise gegeben werden. ein Drahtauslöser oder ähnliches an- schließbar sein. Je weniger Elektronik die Für einige gebräuchliche Objektive sind in Einleitung Kamera hat, desto weniger kann schief Tabelle 1 die Grenzhelligkeiten angegeben. Die Fotografie von Meteoren unterscheidet gehen. Also möglichst alle automatischen sich von der anderer astronomischer Funktionen abschalten. Gerade in kalten f in mm f . d-1 d in mm LM in mag Objekte besonders durch den Fakt, dass der Winternächten versagen elektronische Beobachter nicht weiß, wann und an wel- Kameras oft ihren Dienst, da die Batterien 28 2,8 10,0 -1,3 chem Ort ein Ereignis stattfindet, also die nicht ausreichen, den Verschluss offen zu 35 1,8 19,4 -0,1 nächste Sternschnuppe oder Feuerkugel halten. Eine einfache, gebrauchte, mecha- erscheint. Die Position eines planetarischen nische Kamera reicht aus, ist oft sogar die 35 2,8 12,5 -1,0 Nebels kann im Sternatlas gefunden wer- beste Lösung. Ein Stativ ist hilfreich, not- 50 1,4 35,7 +0,9 den, ein Meteor kann überall am Himmel falls kann die Kamera aber auch auf den 50 1,7 27,8 +0,3 auftauchen. Der Nebel steht auch morgen Boden gelegt werden. Dann kann natürlich 50 2,8 17,9 -0,6 und übermorgen noch an der gleichen nur in Zenitrichtung fotografiert werden. 75 4,5 16,7 -1,2 Stelle und hat sein Erscheinungsbild im Eine Montierung mit Nachführung ist nicht Normalfall nicht verändert, ein Meteor ist notwendig. Tabelle 1: eine kurzlebige Erscheinung, deren Dauer Grenzhelligkeiten für gebräuchliche nur selten länger als ein oder zwei Von größerer Bedeutung ist das Objektiv. Objektive für Kleinbildkameras, Sekunden ist. Somit ist die Belichtungs- Für jedes Objektiv sind zwei Werte ent- bezogen auf ISO 800/30° Film. dauer nicht von der Himmelshelligkeit scheidend: oder der Meteorhelligkeit sondern allein von der Aufleuchtdauer der Sternschnuppe - Die Grenzhelligkeit (LM) des Objektives, Film und Belichtungszeit begrenzt. Dies macht das Fotografieren also mit welcher Helligkeit m ein Meteor An dieser Stelle ein Wort zum Film. von Meteoren so schwer und so leicht gerade noch aufgenommen werden kann Wichtig ist, sich im Vorfeld klar darüber zu zugleich. Schwer deswegen, weil der Zufall - Die Effektivität (E) des Objektivs, die werden, welches Ziel man mit seinen die Meteorspur immer neben dem einen Vergleich mit anderen Objektiven Aufnahmen verfolgt. Will man nur „schö- Gesichtsfeld der Kamera erscheinen lässt, erlaubt. Ein Objektiv mit E = 2 bildet in ne“ Bilder, ist man sicherlich mit einem leicht weil die technischen und apparativen der selben Zeit doppelt so viele Meteore Farbpositiv- oder -negativfilm gut bedient. Anforderungen vergleichsweise gering ab wie eines mit E = 1. Sollen jedoch Lichtkurven der Meteore sind. Eine normale Kleinbildkamera reicht Die Grenzhelligkeit des Objektivs hängt bestimmt werden, so ist dies nur mit aus um gute Ergebnisse zu erbringen. Aus von der Brennweite f ab. Je größer die Schwarzweiß-Filmen möglich. Gute diesem Grunde ist gerade die Meteorfoto- Brennweite, desto geringer das Gesichts- Ergebnisse sind z. B. mit dem Ilford HP5 grafie ein ideales Betätigungsfeld für feld. Somit hat das Licht vom Meteor weni- erzielbar. Er lässt sich von ISO 400 pro- Einsteiger in die Astrofotografie. ger Zeit eine bestimmte Stelle des Films zu blemlos auf ISO 6400 pushen. Bei Welchen Sinn macht es eigentlich Meteore belichten. Ein weiterer Faktor ist die freie Objektiven mit geringerer Öffnung oder aufzunehmen? Erster Punkt: Es macht Öffnung d. Je größer die Öffnung, desto unter exzellenten Bedingungen ist auch der 58 FACHGRUPPE > METEORE

α-Capricorniden (CAP)

Radiantposition α 307° (20h28m) δ -10° Radiantenhöhen Drift ∆α +0°.9 ∆δ +0,3° für verschiedene geografische Breiten Sichtbarkeit 03. 07. - 15. 08. Geografische Breite Maximum λΘ 127° (30. 07.) Ortszeit 30°N 40°N 50°N 60°N Populationsindex r 2,5 22 42 34 25 17 Zenitrate ZHR 4 23 48 39 29 19 Geozentrische Geschwindigkeit v∞ 25 km/s 00 50 40 30 20 Anfangshöhe 98 km 01 47 38 28 19 Endhöhe 86 km 02 40 32 24 15 Mutterkörper (2101) Adonis oder 45P/Honda-Mrkos-Pajdusáková 03 25 20 14 8 04 18 14 9 9

Bahnelemente Ωωi e q [AE] a [AE] t [a] α-Capricorniden 126°.9 270°.2 7°.3 0,758 0,587 2,421 3,8 (2101) Adonis 350°.58 41°.69 1°.36 0,764 0,443 1,87 2,6 45P/Honda-Mrkos-Pajdusáková 89°.17 326°.02 4°.2 0,824 0,533 3,03 5,3 FACHGRUPPE > METEORE 59

Abb. 1: Abb. 2: Geminid im Dezember 1996, Aufnahme von Jürgen Rendtel, Typischer Perseid Potsdam.

Ilford Delta 3200 eine gute Wahl, der sich halb der großen Ströme, kann man etwa Auffinden von Meteoriten ist z. B. ein Ziel wiederum bis ISO 12500 pushen lässt. mit einem Meteor pro hundert Stunden des DLR-Feuerkugelnetzes [3]. Für Über- Vorteil dieser Filme ist, dass nach der Belichtungszeit rechnen. Natürlich ist die wachungszwecke eignen sich am besten Belichtung durch die Entwicklung die Ausbeute in Zeiträumen mit aktiven Fish-Eye-Objektive, die fast den ganzen Empfindlichkeit festgelegt werden kann großen Strömen höher, aber auch über das Himmel abdecken können. und so auf die speziellen Umstände bei der ganze Jahr können helle Meteore und Geht es bei der fotografischen Beobacht- Belichtung reagiert werden kann. Feuerkugeln auftreten. Gerade die sind ung aber mehr darum, Stromradianten Die Belichtungszeit richtet sich natürlich wichtig zu dokumentieren, könnte es doch genau zu bestimmen, eine Aufgabe, die nach den örtlichen Gegebenheiten, zum sein, dass es sich um einen sogenannten heute mehr und mehr durch Videobeob- Teil auch nach dem Zweck der Aufnahmen. Meteoritendroper handelt, also um eine achtungen wahrgenommen wird, sind am Sollen vor allem schwache Meteore aufge- helle Feuerkugel, bei der nach dem besten Felder um den Radianten des ent- nommen werden, benötigt man einen emp- Verlöschen die restliche Masse als Meteorit sprechenden Stromes geeignet. Sinnvoll ist findlichen Film und belichtet eher kürzer, zur Erde fällt. Oft sind diese gewiss nicht, es, dazu verschiedene Felder zu nutzen, z. wenn es darum geht z. B. nur Feuerkugeln, aber leider sind, wenn sie dann vorkom- B. östlich und westlich des Radianten. also sehr helle Meteore ab etwa -5 mag auf- men, oft nur visuelle Beobachtungen, meist Letzterer muss nicht im Gesichtsfeld der zunehmen, kann man auch deutlich über- von Zufallsbeobachtern vorhanden und Kamera liegen. Je näher die Meteore am belichten, die Feuerkugel ist trotzdem noch die sind zwangsläufig ungenauer. Das Radianten auftreten, desto langsamer sind zu sehen. In diesem Fall langen auch zwei bis drei Aufnahmen über die ganze Nacht. Auf jeden Fall sollte man mit Probe- ISO 400 ISO 800 ISO 1600 ISO 3200 belichtungen die optimale Zeit bestimmen. Die nachfolgende Tabelle 2 kann als sehr dunkler Himmel, kein Dunst 40 30 20 15 Anhaltspunkt dienen. dunkler Himmel, kein Streulicht 30 20 15 10 klarer Himmel, entferntes Licht 20 15 10 5 Wann und wo sollte fotografiert werden? dunstiger Himmel, Stadtnähe 10 5 - - Auch hier ist wieder das Ziel entscheidend. Je öfter Aufnahmen gemacht werden, desto Tabelle 2: öfters sind auch Meteore auf dem Film zu Mögliche Belichtungszeiten in Minuten für verschiedene Filmempfindlichkeiten erwarten. Betrachtet man die Zeit außer- unter verschiedenen Himmelsbedingungen für Objektiv f/1,8, f = 50 mm. 60 FACHGRUPPE > METEORE > PLANETEN

sie, im Radianten erscheinen sie punktför- dann auf einem sicheren Stativ betrieben Kamera nur 20 Minuten belichtet. Auch die mig. In den Morgenstunden erscheinen werden. Sinnvoll ist auch eine Objektiv- Helligkeit der Sternstrichspuren reduzieren mehr Meteore als in den Abendstunden. heizung, da sich gerade bei langen Belicht- sich im gleichen Maße. Auf die Wer also kann, sollte auch nach ungen Tau auf den Linsen niederschlägt. Empfindlichkeit für Meteore hat der Mitternacht noch aktiv bleiben. Eine inter- Shutter aber keinen Einfluss, einzig, dass essante Aufgabe sind sogenannte Double- Auf eine weitere Ergänzung soll etwas aus- einige Details in der Helligkeitsent- Station-Beobachtungen. Dazu wird von führlicher eingegangen werden. Es handelt wicklung (z. B. Endblitz) verloren gehen. zwei Beobachtern, die etwa 50 Kilometer sich dabei um einen rotierenden Shutter, Ich hoffe mit diesem Artikel etwas Lust entfernt voneinander beobachte, dasselbe der vor der Kamera platziert wird. Dieser gemacht zu haben, Lust auf fotografierte Atmosphärenvolumen fotografiert. Ein besteht zumeist aus zwei oder vier Flügeln, Meteore. Wie wäre es mit dem vorgestell- Meteor kann dann von beiden Kameras die mit einem Synchronmotor betrieben ten Strom der Capricorniden? Auch wenn aufgenommen werden, natürlich an einer vor der Linse rotieren und den Strahlen- die Aktivität mit einer stündlichen anderen Position am Himmel. Die gang etwa 15 mal in der Sekunde unterbre- Zenitrate von vier nicht gerade hoch ist, so Auswertung solcher Fotografien ermög- chen. Der Shutter bewirkt, dass das Meteor ist er doch über einen langen Zeitraum licht es dann, die Bahn des Meteoroiden zu auf dem Bild in mehrere kleine Abschnitte aktiv, die geozentrische Geschwindigkeit berechnen. Um für zwei oder mehr „zerhackt“ wird. Bei bekannter Frequenz der Meteore mit 25 km/s niedrig, sogar Kameras die entsprechenden Areale be- des Shutters ist so eine Bestimmung der niedriger als die des ekliptikalen Strom- rechnen zu können existiert das kleine DOS- Aufleuchtdauer und der Geschwindigkeit systems, wodurch die Wahrscheinlichkeit Programm QRicht von Marc de Lignie, des Meteors möglich. Ein weiterer Vorteil steigt, sie auf den Film zu bannen und der welches bei ftp://ftp.imo.net/pub/software/ ist, dass bei kontinuierlichen Aufnahmen, Populationsindex von 2,5 verspricht einige qricht zum Download bereitsteht [1]. also Aufnahmen ohne Shutter, verschiede- helle Schnuppen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist bisher noch ne andere Objekte am Himmel wie nicht zur Sprache gekommen. Es handelt Meteore erscheinen, etwa Satelliten, Literaturhinweise sich um die Zeitbestimmung. Um aus nicht Flugzeuge oder anderes. Besonders die [1] de Lignie, M.: Practical Meteor nachgeführten Aufnahmen die genauen Satelliten bewegen sich aber so langsam, Photography Part V: Planning of Double- Koordinaten des Meteors bei bekannter dass sie bei geshutterten Aufnahmen weiter Station Photography, WGN, the Journal Aufleuchtzeit bestimmen zu können, sind als Linie erscheinen, Meteore aber wie of the IMO 24:6 (1996), 200 exakte Zeitangaben unumgänglich. Es soll- beschrieben unterbrochen werden. [2] Hawkins, G.: Meteors, Comets & te zur Gewohnheit werden, sowohl Anfang Ein weiterer nicht unwichtiger Aspekt ist, Meteorites. McGraw-Hill Book Co. 1964 als auch Ende der Belichtung mit dass durch den Shutter die Hintergrund- [3] Heinlein, D.: Das Feuerkugelnetzes des Sekundengenauigkeit anzugeben. Das glei- helligkeit reduziert wird, da ja die DLR, VdS-Journal für Astronomie II/2001, che gilt für helle Meteore, die im Belichtungszeit des Himmelshintergrundes 50 Gesichtsfeld der Kamera beobachtet werden. sich auch reduziert. Macht man seine [4] Rendtel, J.: Handbook for Photographic Beobachtungen also oft an relativ hellem Meteor Observations. International Meteor Sinnvolles Zubehör Himmel in der Nähe der Wohnung, ist es Organization Monograf No 3, Wer regelmäßig versuchen will, Meteore sinnvoll einen Shutter zu konstruieren, des- Potsdam 1993 aufzunehmen, für den empfiehlt sich wei- sen Flügel z. B. je 120° abdecken. Dadurch [5] Sperberg, U.: der Meteorströme, teres Zubehör. Erstens sollte die Kamera wird der Himmel pro Einsatzstunde der Arbeitskreis Meteore, Salzwedel 1998

Jupiterreport 2001 von André Nikolai

Seit August 2001 ist Jupiter wieder vom bene Oval, das sich aus dem Verschmelzen Auffällig sind mehrere Störungen. Die Morgenhimmel an beobachtbar und wurde der drei WOS-FA, BC und DE gebildet hat. ersten beiden sind sogar sehr markant und zum Jahreswechsel 2001/02 zum am Anfang Februar schickt sich das Oval an, relativ leicht zu beobachten. Einmal eine Himmel hochstehenden, lang beobachtba- den GRF zu passieren. Es gibt im Moment helle Unterbrechung (NEB-RIFT), die sich ren Objekt. Seine Oppositionsstellung war Spekulationen darüber, ob das WOS mit sehr lang quer durch das nördliche äquato- das erste astronomische Neujahrsereignis, dem Große Rote Fleck (GRF) interagiert riale Band (NEB) zieht. Es hat sich in den am 1. Januar 2002. Der maximale schein- und sich eventuell auflösen könnte. Die letzten Wochen deutlich in die Länge gezo- bare Durchmesser wird zwar nicht mehr weiteren Wochen werden zeigen, wie es gen, was zeigt, dass diese Störung von den ganz erreicht, ist aber immer noch recht weitergeht. beiden Rotationssystemen I und II beein- groß. flusst wird. Gleiches gilt für die direkt Der GRF ist derzeit bei etwa 80° (System benachbarte dunkle Störung, die am Nord- Die interessantesten Ereignisse sind derzeit II) und wandert langsam retrograd, d. h. in rand des NEB mit einem dunklen Barren die weitere Entwicklung des White Oval der entgegen gesetzten Rotationsrichtung (Fleck) endet und sich nahezu parallel zur Spot WOS-BA. Es ist ja das letzte verblie- Jupiters. hellen Störung durch das NEB zieht. FACHGRUPPE > PLANETEN 61

Abb.1: Eine mit Hilfe einer Phillips-Webcam erstellte Gesamtkarte Jupiters zu seiner Oppositionsstellung am 1.1.2002 von Patrick Chevalley, Genf. Norden ist oben, vorangehend rechts.

Abb.2: Die anderen beiden Störungen sind etwas Driftkarte weniger auffällig in der südlichen Jupiters. Die Hemisphäre gelagert. In der südlichen sub- roten Kreise tropischen Zone (StrZ) hat sich dem GRF markieren die vorangehend wieder ein Band gebildet, wie Positionen des auch schon 1998 beobachtet. Der Anfang GRF, während dieser Störung liegt bei etwa 50° (System die leeren Kreise II) und bildet zugleich den Auslöser einer das WOS-BA weiteren Störung, der schon länger bekann- darstellen. ten STB-Dislocation (STB-DISLOC). Das Die Kreuze sind neue Band in der StrZ drängt das STB wei- weiße Flecken ter nach Süden. im SSTB/SSTZ. Eine weitere Störung ist ebenfalls weiter vorangehend im südlichen gemäßigten Band (STB) zu beobachten. Dort gabelt sich das STB in zwei schräg zueinander stehende Fragmente auf. In dem weiter Abb.3: südlicher gelegenen SSTB tritt auf selber Videobild Länge eine auffällige Verdickung auf. Jupiters von Jörg Meyer et al. Weiter gut zu beobachten sind die Barren von der am Nordrand des NEB und die ebenfalls Schulsternwarte dort zu findenden weißen Flecken. Gudensberg, 3.1.2002, 22:43 Wer Beobachtungsergebnisse hat, sende sie UT. Das Bild mir bitte zwecks Auswertung zu. Dazu ist zeigt noch ein- jedoch eine genaue Datierung (besonders mal sehr schön bei CCD und Video) notwendig, damit die die im Text Objektpositionen genau erfasst werden beschriebenen können. Einzelheiten. Literaturhinweise [1] www.jupos.de [2] www.schulsternwarte-gudensberg.de 62 FACHGRUPPE > PLANETEN

Erfahrungsbericht über die Saturnbedeckung vom 03.11.2001 von Giovanni Caronti

Meine letzten Planetenaufnahmen habe ich Abb. 1: am 20.11.2000 gemacht, am Tage der Saturn kurz vor Jupiteropposition. Darüber habe ich im der Bedeckung, VdS-Journal I/2001 berichtet. Damals 3.11.2001, 22:00:21, hatte ich mir als nächstes Ziel vorgenom- Belichtungszeit men, Mars aufzunehmen, der am 13. Juni Saturn: 590/1000 2001 in Opposition zur Sonne gelang. Sek., Mond: 6/1000 Leider hatte ich bei diesem geplanten Sek., technische Vorhaben nicht daran gedacht, dass der rote Daten s. Text. Planet im Juni 2001 bei einer Deklination Aufnahme von etwa -27° recht tief am Horizont her- Giovanni Caronti. umwandern würde und ich mit meinem LX 200, der in meiner Gartensternwarte per- manent installiert ist, lediglich Objekte bis maximal -16° aufnehmen kann. Deshalb habe ich meinen Plan auf das Jahr 2003 Abb. 2: verschoben, in dem die Marsopposition Saturnring berührt wesentlich günstiger ausfallen wird. Auf Mondrand, meine erste Planetenbedeckung, die 22:00:57, weitere Saturnbedeckung vom 3.11.2001, wartete Daten wie Abb. 1. ich deshalb nach langer Planeten- Abstinenz besonders gespannt. Es galt mehrere Hindernisse zu bewältigen: Das Wetter, die Sichtverhältnisse, die Wahl der Brennweite, die Wahl der richtigen Belichtungszeit bei Eintritt des Ring- planeten in den von der Sonne voll beleuchteten Mondrand und bei Austritt aus dem nicht beleuchteten Mondrand. Bei Abb. 3: Eintritt hatte ich mir keine Hoffnungen Saturn zu 1/3 gemacht, mit einer einzigen Belichtungs- bedeckt, 22:01:16, zeit zwei stark unterschiedlich helle weitere Daten wie Objekte auf ein Bild so festzuhalten, dass Abb. 1. beide Planeten richtig belichtet sind. So beschloss ich im voraus, meine Belicht- ungszeit auf Saturn zu konzentrieren und unmittelbar nach der vollständigen Bedeckung den Mond aufzunehmen und beide Aufnahmen digital zu kombinieren. Als erste Vorbereitungsmaßnahme hatte ich in TheSky die Saturnbedeckung eingestellt und sowohl den Ein- als auch den Austritt ausgedruckt. Dabei zeigte mir das Abb. 4: Programm folgende Daten: Beginn der Saturn zur Hälfte Bedeckung 22:01 Uhr, Vollständige bedeckt, 22:01:34, Bedeckung nach einer guten Minute. weitere Daten wie Beginn des Austritts um 23:05 Uhr, Abb. 1. Vollständige Sichtbarkeit nach gut einer Minute.

Die ersten Aufnahmen habe ich dann um 21:49 Uhr gemacht. Leider waren in Planetennähe ein paar kleinere Schleier- wolken, die bei mir etwas Unruhe verur- FACHGRUPPE > PLANETEN 63

genau auf einen Stern ausgerichtet hatte, hat sich als sehr hilfreich erwiesen.

Kurz vor 23 Uhr begann ich mit den CCD- Aufnahmen. Etwas Hektik kam dann auf, als ich bei den Aufnahmen ab 23:05 Uhr auf dem Bildschirm nur Teile des Mondes erblicken konnte. Wo war Saturn geblie- ben? Als ich dann durch das Leitfernrohr schaute, stellte ich fest, dass die Nach- führung nicht so genau gearbeitet, wie ich mir vorgestellt hatte. Saturn war außerhalb des CCD-Chips! Ich konnte durch das Leitfernrohr den äußeren Ring Saturns gerade erkennen wie er plötzlich aus dem dunklen Mondrand auftauchte, und ver- Abb. 5: Abb. 6: suchte, gleich über die Handsteuerbox Dunkler Mondrand bedeckt Teil Saturn wieder in voller Größe sichtbar, Saturn im beleuchteten 9 mm Fadenkreuz- des Ringes beim Austritt, 3.11.2001, 23:06:45, weitere Daten wie Abb. 5. Okular, das in eine 2-fach-Barlowlinse 23:06:27, Belichtungszeit 131/1000 Sek., steckte, zu zentrieren. Dies gelang mir in technische Daten s. Text, der Hektik aber leider zu spät. Lediglich Aufnahme Giovanni Caronti . das erste Bild (Abb. 5) zeigt, dass der Mondrand einen Teil des linken Saturnringes bedeckt. Die weiteren sachten, die aber dann gnädigerweise kurz könnte. Ich vertraute meiner Nachführung, Aufnahmen (Abb. 6) zeigten bereits Saturn vor der Bedeckung weitergezogen waren. zumal ich erst vor ein paar Wochen nach in voller Größe. Schade. Die kurz nacheinander mit meiner Pictor der Scheinermethode mein Teleskop ausge- 416 xt gemachten Aufnahmen habe ich richtet hatte. Insgesamt gesehen war die Saturn- dann in PhotoShop kombiniert (Abb. 1 bis bedeckung durch den Mond sowohl visuell 4). Etwa eine halbe Stunde vor Austritt ging als auch fotografisch ein voller Genuss. Nachdem ich den Eintritt erfolgreich auf- ich wieder in die Sternwarte und überprüf- Meine Frau, die sich immer mehr von der genommen hatte, blieb bis zum Austritt te zunächst durch Mondaufnahmen den erlebten Astronomie begeistern lässt, war über eine Stunde Zeit. Hier gab es das Focus. Es lief alles nach Plan. Durch mein ebenfalls sehr angetan, als Sie durch das Problem, dass ich nicht genau vorhersagen Nachführteleskop verfolgte ich die Nachführfernrohr bei einer Vergrößerung konnte, ob meine Teleskopnachführung Mondoberfläche bis zum Verlassen des von etwa 100 und wahrlich ausgezeichne- nach einer Stunde Nachführung Saturn beleuchteten Randes. Das Nachführ- ten Sichtbedingungen die Annäherung und genau in die CCD-Chipmitte festhalten teleskop, das ich mit dem Hauptteleskop auch die Bedeckung Saturns durch den Mond beobachten konnte.

Ich war von diesem Erlebnis so stark inspi- riert worden, dass ich beschloss, sobald wie möglich, den Ringplaneten mit einer größeren Brennweite aufzunehmen. Durch das wunderbare Wetter, das bis Mitte November andauerte, konnte ich am 10.11.2001, kurz nach Mitternacht, meine bisher beste Saturnaufnahme in Farbe machen (Abb. 7).

Mein nächstes Ziel ist die Aufnahme der Jupiter-Bedeckung am 23. Februar 2002. Hoffentlich spielt der Wettergott mit. Bis dahin wünsche ich allen Astrofotografen das Gelingen schöner Aufnahmen.

Weitere Aufnahmen und Videosequenzen Abb. 7: können Sie auf meiner Homepage sehen: Saturn am 3.11.2001 mit LX 200 SCT, Effektivbrennweite 9,6 m, Belichtungszeiten http://home.t-online.de/home/caronti/ mit Pictor 416 xt CCD-Kamera in LRGB 1 / 1 / 3 Sek., Aufnahme Giovanni Caronti. astrofotografie.htm 64 FACHGRUPPE > KOMETEN

Der Komet C/2000 WM1 (LINEAR) im Herbst/Winter 2001/02 von Andreas Kammerer

Der Komet C/2000 WM1 (LINEAR) Helligkeit mit nur noch 6 mag prognosti- durchmesser stagnierte bei knapp 20’. wurde mehr als ein Jahr vor seinem Peri- ziert wurde. Auch der Durchmesser der Letzteres bedeutete aber, dass die Koma heldurchgang entdeckt. Die Bahnbestim- mäßig kondensierten (DC 3) Koma war absolut gesehen bereits wieder ge- mung zeigte, dass dieser Komet sein trotz der relativen Erdnähe erst auf 5’ schrumpft war (auf 290.000 km). Die Perihel am 22. Januar 2002 in der (190.000 km) angewachsen. Koma selbst war deutlich kondensiert (DC Sonnendistanz von 0,56 AE durchlaufen 5) und wies einen etwa 11 mag hellen, und der Erde am 2. Dezember 2001 bis auf In den Folgetagen veränderte sich die sternförmigen "false nucleus" auf. Bis zum 0,32 AE nahe käme. Eine durchschnittliche Entwicklung aber zum Positiven. Über drei Verschwinden über dem Südhorizont war Helligkeitsentwicklung vorausgesetzt Wochen hinweg stieg die Aktivität überpro- die Helligkeit wieder leicht zurückgegan- wurde eine maximale Helligkeit von 4 mag portional an: die Helligkeit stieg auf 5,7 gen und der scheinbare Komadurchmesser prognostiziert, was ein nettes Fernglas- mag und lag damit nur noch 1 mag unter – als Folge der wieder zunehmenden objekt ergäbe. den ursprünglichen Prognosen. Deutlich Erddistanz - auf nur noch 11’ geschrumpft, angewachsen war auch die Koma: Ihr abso- während er absolut gesehen nur geringfü- Mit entsprechender Spannung wurde daher luter Durchmesser lag nunmehr bei gig auf 250.000 km zurückging. das Sichtbarwerden des Kometen am mor- 320.000 km, was aufgrund der kontinuier- gendlichen Sommerhimmel erwartet. Die lich abnehmenden Erddistanz zu einem Erste Schweifsichtungen wurden Mitte ersten visuellen Schätzungen gelangen im scheinbaren Durchmesser von knapp 20’ Oktober gemeldet. Mitte November konnte August und zeigten den Kometen mit etwa führte. der nach Westen gerichtete Schweif visuell 14 mag rund 1 mag schwächer als progno- über eine Länge von 0,4° erkannt werden. stiziert. Bis etwa zum 10. November, als Der Höhepunkt für mitteleuropäische Am 20. November kreuzte die Erde die der Komet eine Helligkeit von 8,5 mag auf- Beobachter wurde in der ersten Dezem- Kometenbahnebene und als Folge hiervon wies, blieb die Entwicklung hinter den berwoche erreicht. Die Helligkeit betrug drehte der Schweif innerhalb weniger Tage Erwartungen zurück, so dass die maximale nunmehr 5,4 mag, der scheinbare Koma- von West nach Ost! In der ersten

Abb. 1 (oben): Zeitliche Entwicklung der Helligkeit und des Komadurchmessers beim Kometen C/2000 WM1 (LINEAR)

Abb. 2 (rechts): Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am 12.10.2001 um 22:42 UT mit Schmidt-Kamera 255/435 mm f/1,7 von Gerald Rhemann 9 Min. belichtet auf TP 6415 hyp. Film, Koma-Durchmesser 2’. FACHGRUPPE > KOMETEN 65

Dezemberhälfte wurden schließlich Längen von etwa 1° gemeldet. Insgesamt war der Schweif visuell aber eher schwierig zu erkennen.

Bis zum 26. Januar konnten die Süd- hemisphärenbeobachter die abnehmende Entwicklung des Kometen weiter verfol- gen. Nicht nur, dass sich der Komet wieder von der Erde entfernte, die Aktivität hatte erkennbar abgenommen. Bis zu diesem Tag war die Helligkeit auf 6,2 mag zurückge- gangen und die Koma auf 4’ geschrumpft; der Schweif konnte aufgrund der geringen Horizonthöhen in diesem Zeitraum kaum ausgemacht werden.

Am 27. Januar, 5 Tage nach dem Perihel- durchgang, kam es dann aber zu einem Abb. 3: Abb. 4: deutlichen Helligkeitsausbruch, der den Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am Kometen drei Tage später bis 2,9 mag hell 19.10.2001 um 20:19 UT mit Schmidt- 10.11.2001 um 18:50 UT mit Schmidt- und damit mit bloßem Auge erkennbar Kamera 140/225 mm f/1,6 von Gerald Kamera 200/350 mm f/2,3 von David werden ließ! Die Koma war in jenen Tagen Rhemann 9 Min. belichtet auf TP 6415 Bender 10 Min. belichtet auf TP hyp. hochverdichtet (DC 8) und zeigte im Fern- hyp. Film, Koma-Durchmesser 2’. Film, Koma-Durchmesser 6’, Helligkeit glas die klassische Parabelform und im 8,5 mag. Teleskop Jetstrukturen. Der Schweif konnte visuell, trotz der ungünstigen Sichtbarkeits- verhältnisse, über mehr als 3° Länge aus- gemacht werden.

Bis zum 6.2. war die Helligkeit wieder auf 4,5 mag zurückgegangen. Die weitere Ent- wicklung ist naturgemäß schwierig vorher- zusagen. Der Komet kann wieder zu sei- nem ursprünglichen Helligkeitsverlauf zurückkehren, überproportional schnell schwächer werden (Erschöpfung der Gas-/ Staubvorräte) oder insgesamt heller bleiben als vor dem Ausbruch (Aktivierung eines größeren Reservoirs durch den Ausbruch). Ich selbst tippe auf das letztere Szenario mit einer Helligkeit etwa 1 mag über den Prognosen im letzten VdS-Journal (S. 63/64).

Der Helligkeitsverlauf vor dem Ausbruch kann mit Hilfe der folgenden Formeln befriedigend simuliert werden:

T< -55d: m=7,2 mag+5· log D+ 10·log r Abb. 5: Abb. 6: (1) Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am T>-55d: m=7,5 mag+5·log D+6,8·log r 23.11.2001 um 21:30 UT mit Schmidt- 1.12.2001 um 7:44 UT mit Refraktor (2) Kamera 200/350 mm f/2,3 von David 100/500 mm und AUDINE-CCD- Bender 11 Min. belichtet auf TP hyp. Kamera, 20 x 60 Sek. belichtet von Die weitere Entwicklung bleibt spannend. Film, Koma-Durchmesser 19’, Konrad Horn. Der Komet wird für Mitteleuropa in den Helligkeit 5,5 mag. letzten Februartagen wieder sichtbar. Sollte sich die Helligkeit wie von mir erwartet entwickeln wird der Komet mit einer Helligkeit von etwa 7 mag nochmals im Fernglas sichtbar sein. 66 FACHGRUPPE > KOMETEN

Abb. 7: Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am 9.12.2001 um 19:05 UT mit Schmidt-Kamera 255/435 mm f/1,7 von Gerald Rhemann 2 x 5 Min. belichtet auf Fuji NPH 400 6x6-Film, Komahelligkeit 5,3 mag.

Abb. 9: Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am 9.12.2001 um 19:15 UT mit Schmidt- Kamera 140/225 mm f/1,6 von Stefan Beck 7 Min. belichtet auf TP 2415 Film, Koma-Durchmesser 5,2’.

Abb. 8: Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am 9.12.2001 um 18:42 UT mit Schmidt-Kamera 255/435 mm f/1,7 von Gerald Rhemann 10 Min. belichtet auf TP 6415 hyp. Film, Koma-Helligkeit 5,3 mag. Das Bild zeigt einen stark gestörten Schweif, der sich nach ca. 1,5° teilt. Der Staubschweif ist gekrümmt. FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN 67

Kleinplanetenpositionen 2001 im deutschsprachigen Raum von Gerhard Lehmann

Die Astrometrie, also die men, als professionelle Positionsastronomie, stellt Sternwarten. Von den dort schon immer eine an- gezeigten konnten 78% spruchsvolle Aufgabe für Kleinplanetenpositionen für den engagierten Amateur- das Jahr 2001 verbuchen. astronomen dar. Seit 1998 wird eine kleine Noch vor wenigen Jahren Statistik über die Positionen wurden die Positionen mit geführt, die durch Amateur- Hilfe der Fotografie ge- sternwarten im deutschspra- wonnen. Es scheiterte aber chigen Raum erhalten wur- oft an der Auswertung, den, von denen 78% in der denn ein geeignetes Koor- FG vertreten sind. Waren es dinatenmessgerät oder ein 1998 noch ca. 4.100, hat sich genauer Sternkatalog die Zahl auf ca. 9.700 im waren für viele Stern- Jahr 2001 erhöht. Das freunde das Problem. bedeutet eine Steigerung um Heute, wo die Positionen immerhin 136%. Über die mit einer CCD-Kamera Jahre 1998 bis 2001 gezählt ermittelt werden, helfen ergeben sich ca. 30.000 Computerprogramme beim Positionen. Messen, aber auch bei der In der Abbildung 2 ist die Bereitstellung geeigneter Verteilung der Positionen für Sternkataloge. Informa- das Jahr 2001 zu sehen. Von tionen werden dank des den dort aufgeführten 19 Internets in Sekunden- Stationen sind 16, also 84%, schnelle von einem Ende Mitglied der FG Kleine der Welt zum anderen aus- Planeten der VdS. Im glei- getauscht. Abb. 1: chen Jahr konnten an 4 Da ist es nicht verwunder- Kleinplanetenstationen im deutschsprachigen Raum Stationen 103 Kleinplaneten lich, dass auch die Zahl neu entdeckt werden. der astrometrierenden Wenn Sie nun Lust bekom- Sternfreunde zugenom- men haben, mit Ihrer CCD- men hat. Allein im vergangenen Jahr 2001 Die Abbildung 1 zeigt, dass sich im Kamera an der Astrometrie von Klein- haben sich die an der Astrometrie beteilig- deutschsprachigen Raum weit mehr planeten mitzuwirken, dann sind Sie dazu ten Stationen um 5 auf 19 erhöht. Amateursternwarten der Astrometrie wid- recht herzlich eingeladen. Informationen zur FG Kleine Planeten der VdS, aber auch zur Beobachtung, finden sie im Internet unter http:// www.kleinplanetenseite.de/.

Alljährlich treffen sich die Mitglieder der FG Kleine Planeten der VdS zu ihrer Jahrestagung. In diesem Jahr findet vom 22.-23.Juni 2002, zum 5. Mal in Folge, die Kleinplanetentagung in der traditions- reichen Sternwarte Sonneberg/Thüringen statt. Wenn Sie wollen, nehmen Sie teil und treffen Sie sich mit Gleichgesinnten.

Abb. 2: Kleinplaneten- positionen im Jahr 2001 68 FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN

Kleinplanetenjagd am Südhimmel Über Kleinplaneten-Beobachtungen und eine Neuentdeckung an der Sternwarte der IAS in Namibia im Mai/Juni 2001

von Dieter Husar

Ist es heutzutage vermessen, nur mit Die gute Transparenz des Himmels in Astrometrie von helleren Kleinplaneten Amateur-Ausrüstung noch auf Klein- Namibia erlaubt mit dem C14 das (ca. 14 bis 16 mag.) zu qualifizieren. Man planetenjagd zu gehen? Kleinplaneten- Erreichen einer stattlichen Grenzgröße erhält dann einen „Observatory-Code“. Entdeckungen durch Amateure finden im unter 20 mag nach wenigen Minuten Wie das geht, hatte ich bereits zuhause deutschsprachigen Raum überwiegend an Belichtungszeit. Bei typischen Winkel- geübt: Seit 1998 bin ich mit dem „obs code gut eingerichteten Volkssternwarten (z. B. Geschwindigkeiten von Kleinplaneten von 637 Hamburg-Himmelsmoor“ für das Bergisch-Gladbach, Drebach, Heppen- 30“/h bringen Belichtungszeiten über 6 MPC von Hamburg aus tätig. Erwartet heim) statt, die sich auf die systematische Minuten in der Regel kaum zusätzlichen wird eine „regelmäßige“ Beobachtungs- Verfolgung von Kleinplaneten spezialisiert Gewinn, wenn man von einer Stern- tätigkeit und der Nachweis, dass man in der haben. Kleinplanetenjagd erscheint heute abbildung mit 3“ Halbwertsbreite ausgeht. Lage ist, Astrometrie mit ca. 1 Bogen- als Gebiet, in dem die Blütezeit für Ama- Immerhin ist 20-21 mag die Grenzgröße sekunde Genauigkeit durchzuführen. teure schon fast wieder zu Ende geht, nach- des Palomar Observatory Sky Survey, der dem sich große Survey-Programme ameri- mit dem dortigen 1,80 m Schmidtspiegel Nun benötigt man noch einen Überblick kanischer Institutionen dieser Aufgabe durchgeführt wurde. Diese Grenzgröße über bereits bekannte Objekte. Dazu dient annahmen und haufenweise Neuentdeck- konnte mit einer CCD-Kamera ST8E am die Datei „MPCORB“ des MPC mit allen ungen produzieren. Hier ist das Ziel, bis C14 in der Regel erreicht werden. Bei Kleinplaneten-Bahndaten, deren neuste zum Ende dieses Jahrzehnts 90% aller Erd- reduzierter Brennweite (fª2,70 m) wurde Version ich mir noch zuhause aus dem bahnkreuzer ausfindig zu machen. Alles die Kamera im 2 x 2-binning mode (ent- Internet beschaffte [4] (ca. 6 MB groß). noch kein Grund aufzugeben, denke ich. sprechend 18 mm Pixelgröße) eingesetzt. Damit konnte ich mir alle bis zu diesem Das ergab meist Halbwertsbreiten von 1,5- Zeitpunkt bekannten Objekte auf dem Dies hat mich in die neue Sternwarte der 2,0 Pixel (entsprechend 2-3“). Die einge- Rechner für jedes Beobachtungsfeld dar- IAS (Internationale Amateur-Sternwarte setzte Methode der Bildaddition (9 stellen lassen (z. B. mit dem Programm e.V.) nach Namibia gelockt. Sie liegt auf Aufnahmen mit jeweils 30 Sek. Be- „Guide7“ [5]). dem Gelände der Gästefarm Hakos (Länge lichtungszeit werden zu einem „Median“- 16° 21' O, Breite 23° 14' S, Höhe 1.832 m), Bild zusammengesetzt) unterdrückt stören- Weiterhin muss man in der Lage sein, die 140 km südwestlich von Windhoek. Das de Bildfehler, was das Auffinden schwa- Positionen zur Wiederauffindung am erste größere Instrument, das dort seit cher Objekte erleichtert. Folgetag zu berechnen. Zu Hause nutze ich Anfang 2001 zur Verfügung steht, ist ein hierzu den praktischen Ephemeriden- 35-cm-Schmidt-Cassegrain (C14) auf sta- Mit solchen CCD Aufnahmen hat man gute Rechner, über eine Internet-Seite des biler Montierung. Weitere Informationen Erfolgsaussichten auf seiner Kleinplaneten- MPC [4]. Hier kann man auf der Basis der finden sich auf der Homepage der IAS [1]. Entdeckungsreise. Alles weitere ist inzwi- gemessenen Positionen eines Objekts des- Etwas Glück gehört schon dazu, einen schen relativ einfach geworden: Astrome- sen Bahn für die nächsten Tage berechnen. neuen Kleinplaneten zu entdecken. trie bedeutet heutzutage nicht mehr stun- Ohne Internetzugang vor Ort fehlte diese Immerhin gibt es schon über 25.000 denlange Vermessungen oder Berechnun- Möglichkeit leider und musste durch ein bekannte und bereits nummerierte Objekte. gen auszuführen! Hierfür stehen gute und eigenes Programm zur Extrapolation der In guten Beobachtungsnächten, wenn eine preiswerte Astrometrie-Software (z. B. Bahn ersetzt werden. Grenzgröße von 20 mag erreicht wird, fin- Astrometrica [2], PinPoint [3]), sowie det man aber gar nicht so selten unbekann- Sternkataloge auf CD (USNO-SA2.0, Wichtig ist auch die genaue Uhrzeit. te Objekte. Nach einer solchen Neuent- USNO-A2.0) zur Verfügung. Mittels einer Funkuhren oder eine Software, die vor deckung stellt sich dann sofort als CCD-Kamera und der genannten Software Beobachtungsbeginn über Modem oder Hauptaufgabe die Wiederauffindung des ist heute jeder Amateur in der Lage, Internet die PC-Uhr stellt, funktionieren in Objektes in einer folgenden Nacht. Dies Positionen mit einer Genauigkeit von <0,5 Namibia leider noch nicht. Da bleiben nur wird in Deutschland oft durch ungünstige Bogensekunden zu bestimmen. Vor zehn der Empfang von Zeitzeichen über Witterung vereitelt. In Namibia gibt es Jahren erforderte das noch einen immensen Kurzwelle oder ein GPS-Empfänger (GPS dagegen viele klare Nächte mit ausgezeich- Aufwand! Neben einer automatischen = „global positioning system“). Letzteres neter Transparenz und bestem „Seeing“. Detektion für hellere Objekte, verfügt jedes hat auch noch den Vorteil - neben der Das im Südwinter sehr konstante Wetter dieser Programme über einen Blink-Mode, genauen Zeit - die exakte Position der trägt wesentlich dazu bei, das Wieder- der auch das Aufspüren lichtschwacher Sternwarte liefern zu können. auffinden eines neuentdeckten Objekts in Kleinplaneten ermöglicht. einer Folge-Nacht zu erleichtern. Zudem Beobachtungsergebnisse werden interna- Beobachtungsergebnisse stehen in Äquatornähe pro Nacht ca. 12 tional am MPC (Minor Planet Center der Zunächst wollte ich mir einen viel beob- Stunden Beobachtungszeit zur Verfügung - Harvard University [4]) gesammelt. Es ist achteten Schnellläufer nicht entgehen las- eine ziemliche Herausforderung! sinnvoll, sich dort zunächst mit der sen: Der erdnahe Kleinplanet 1999 KW4 FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN 69

Abb. 1: Als Beispiel möge die Lichtkurve des Spur des Kleinplaneten Heidelberga (325) dienen, Kleinplaneten die aus Messdaten von drei Nächten mit 1999 KW4 am einer Periode von 6,737 Stunden reduziert 29.5.2001, 40 wurde. Die Amplitude des Lichtwechsels Minuten von beträgt lediglich 0,175 Größenklassen. 21:24 bis 22:07 UT belichtet. Wenig spektakulär, jedoch eine wichtige Aufgabe für Amateure sind „Recovery“- Beobachtungen und astrometrische Mes- sungen zur Bahnverbesserung von noch nicht nummerierten Kleinplaneten (Klein- planeten mit provisorischen Bezeich- nungen). Einige Objekte zeigten Positions- abweichungen von mehreren Bogenminu- ten zu den berechneten Positionen.

Was wurde nun aus der Suche nach neuen Kleinplaneten? Hier wollte ich „ganz nebenbei“ ja auch mitspielen!

Während Astrometrie und Lichtwechsel- messungen auch während der anfänglichen Vollmondphase gut möglich waren, erwies sich in dieser Zeit die Kleinplanetenjagd natürlich als erschwert, da eine Grenz- helligkeit unter 19 mag nur schwer erreich- bar war. Bereits 4 Tage nach Vollmond gelang jedoch am 10.6.2001 die erste Kleinplaneten-Neuentdeckung auf Hakos (von mir zunächst „IAS001“ genannt) in der Nähe der Kleinplaneten Heidelberga Abb. 2: (325) und 2000 AE53. Gesamt-Lichtkurve des Kleinplaneten (325) Heidelberga, aus Messungen vom 8.-10.6.2001 mit einer Periode von 6,737 Stunden reduziert. Die Grenzhelligkeit lag bei der Entdeckungsaufnahme unter 20 mag. Das neu entdeckte Objekt mit einer Helligkeit konnte 16 Bogenminuten entfernt von der Roddy, Toronto) wurden jeweils in mehre- von ca. 19,7 mag (V) erhielt vom Minor berechneten Position aufgefunden werden. ren Nächten fotometriert. Der Licht- Planet Center die vorläufige Bezeichnung Abbildung 1 zeigt die 15 Bogenminuten wechsel dieser Objekte war mehrheitlich „2001 LD18“. Voraussetzung dafür war, lange Spur des Kleinplaneten. Die bislang nicht bekannt und kann nun dazu dass ich es in der folgenden Nacht erneut Belichtungsdauer betrug für jedes genutzt werden, um Aufschluss über die beobachten konnte. Insgesamt wurden in 4 Spursegment 60 Sekunden. Form dieser Objekte geben. Nächten 50 Positionen ermittelt. Leider

Mit einer astrometrischen Mess-Serie am Abb. 3: Kleinplanet (3873) RODDY begann die Entdeckungs- eigentliche Arbeit: Mit diesen Daten aufnahme des konnte vom Minor Planet Center der Kleinplaneten Harvard University der „observatory code“ „2001 LD18“ 221 für die IAS Sternwarte erlangt werden. (IAS001), Da ich zuhause hauptsächlich auf dem in der Nähe der Gebiet der Veränderlichenbeobachtung Kleinplaneten arbeite, interessierten mich Untersuch- Heidelberga (325) ungen des Lichtwechsels von helleren und 2000 AE53 Kleinplaneten. Dies stellt allein schon ein (=K00A53E). interessantes Gebiet dar und erfordert auf- grund der Bewegung der Messobjekte durch das Sternenmeer viel Umsicht.

Einige Kleinplaneten (Balder, Heidel- berga, Merman, Moguntia, Odysseus, 70 FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN

verhinderte dann meine Abreise die weite- re Verfolgung des Objektes und der beob- Erdbahnkreuzer achtete Bahnbogen blieb mit 5 Tagen recht mager. Es ist sehr fraglich, ob dies zur Planetoid 2001 YB5 Wiederauffindung in der nächsten von Hans-Günter Diederich Opposition ausreicht. Immerhin reichen die Beobachtungen, um sicher zu sein, Der 300 m große Planetoid 2001 YB5, ein Vermutung, dass er die Erde treffen würde. dass der kleine „Brocken“ mit ca. 5 km PHA und NEA, näherte sich am Abend des Aufgrund intensiver Beobachtungen konn- Durchmesser der Erde nicht gefährlich te diese Möglichkeit inzwi- nahe kommen wird, sondern im schen für die nächsten 90 Hauptgürtel seine Bahn zieht. Bis zu einer Jahre ausgeschlossen wer- Wiederauffindung und ggfs. Nummer- den. Träfe er die Erde, ierung mit anschließender Namensgebung würde er dort einen Krater (erfordert weitere Beobachtungen in meh- von 6 km Durchmesser reren Oppositionen) ist es noch ein weiter, schlagen ... spannender Weg. Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, sich in der IAS mit Aufnahmetechnik Kleinplaneten-Beobachtungen zu engagie- 7-Zoll-Mak f/15 in Alt-Az ren – die IAS freut sich über neue montiert, Fokalreduktor Mitglieder! f/6.3, ST-7 (bei minus 12 Grad Celsius Umgebungs- Literaturhinweise temperatur ungekühlt), [1] IAS: http://www.ias.webwide.de/ Einzelbilder nicht redu- [2] Astrometrica: 4.1.2002 der Erde, um am darauf folgen- ziert. Der Hinweis kam über „AstroAlert“, http://www.astrometrica.at/astrometrica.html den Wochenende in einem Abstand von nur die Bahnelemente wurden vom MPC über- [3] PinPoint: http://www.dc-3.com/ 830.000 km (zweifacher Erde-Mond- nommen. [4] MPC: http://cfa- Abstand) an der Erde vorbeizufliegen. www.harvard.edu/iau/mpc.html [5] Guide7: http://www.projectpluto.com/ Das Summenbild, aus der Addition von 27 Abkürzungen Einzelbildern a 15 Sek. entstanden, zeigt die Spur des Planetoiden von 20:59:08 bis PHA = Potentially Hazardous Asteroid 21:17:43 MEZ. Entdeckt am 27.12.2001 NEA = Near Asteroid bestand die ersten Tage danach die MPC = Minor Planet Center Spektroskopie für Einsteiger mit dem Baader-Gitter Teil 1: Visuelle Beobachtungen von Martin Federspiel

Im ersten Teil dieses Beitrages wird das Gitter gibt, lässt sich die Antwort ohne gelernt, diese im Spektrum verborgenen Baader-Blaze-Gitter vorgestellt und die großen Aufwand direkt am Fernrohr Informationen zu dechiffrieren. Jeder kann visuelle Beobachtung von Sternspektren zumindest illustrieren. diesen Schlüssel bei seinen Beobachtungen mit diesem kleinen Zusatzinstrument Es ist die Strahlung – hier konkret das anwenden und zum Beispiel einen heißeren beschrieben. Der zweite Teil beschäftigt sichtbare Licht, die eine Fülle von Hauptreihenstern wie Wega oder Sirius von sich mit der Aufnahme von Sternspektren Informationen über die Lichtquelle, z.B. einem kühleren Roten Riesenstern (z. B. mit dem Gitter in Verbindung mit einer einen Stern, in verschlüsselter Form ent- Beteigeuze oder Antares) anhand seiner CCD-Kamera. Anwendungsmöglichkeiten hält. Mit einem Spektroskop wird diese spektralen Eigenschaften unterscheiden. für den Astroamateur werden aufgezeigt. Strahlung analysiert, d.h. nach Farben Das ist live erlebte Astrophysik! (genauer Wellenlängen) sortiert abgebildet. „Woher weiß man das eigentlich alles: wie Je nach Lichtquelle erscheint dabei ein Wie ein Spektrum entsteht heiß und schwer sind die Sterne, woraus Muster aus hellen und dunklen Linien, die Spektren lassen sich auf zweierlei Weise bestehen sie? Da ist doch noch keiner sogenannten Fraunhofer- oder Spektral- erzeugen: durch Brechung oder Beugung. gewesen und hat das alles nachgemessen!“ linien. Diese Linien sind die Fingerab- Fällt weißes Licht (ein Gemisch verschie- Ungläubiges Staunen schwingt in dieser drücke der chemischen Elemente, aus dener Farben) auf ein Glasprisma, so wird Frage mit, die jeder wohl schon einmal so denen die Lichtquelle besteht, und den der blaue Lichtanteil durch das Glas stärker oder ähnlich gehört hat, der Interessierten physikalischen Bedingungen, die dort herr- gebrochen als der rote. Auf einem Schirm durch sein Fernrohr tieferen Einblick in das schen. Seit den Pionierzeiten von Fraun- hinter dem Prisma werden die verschiede- Universum gewährt hat. Seit es das Baader- hofer, Kirchhoff und Bunsen hat die Physik nen Farben nicht alle auf den gleichen FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE 71

Fleck, sondern zu einem farbigen Band auseinandergezogen abgebildet. Der Spektroskopie mit einem optischen Gitter, das man sich als eine regelmäßige Anordnung von Spalten nebeneinander vorstellen kann, liegt dagegen das Prinzip der Beugung zugrunde. Beim Durchgang von weißem Licht durch das Gitter entste- hen an jeder Gitterfurche („Spalt“) soge- nannte Elementarwellen. Die Elementar- wellen aus verschiedenen Gitterfurchen überlagern sich nun wie Wellen an der Abb. 1: Wasseroberfläche. Je nach Wellenlänge Entstehung eines Spektrums mit einem Transmissionsgitter. Das Licht fällt und Richtung verstärken sie sich gegensei- zunächst auf einen Spalt (z. B. aus zwei Rasierklingen), der im Brennpunkt eines tig zu Maxima bzw. löschen sich gegensei- Kollimators (z. B. ein Teleobjektiv) steht. Das vom Spalt kommende Licht verlässt tig aus (Minima). Bei einem Gitter entste- den Kollimator als paralleles Bündel und trifft auf das Gitter. Durch Beugung an hen so mehrere Spektren in – wie man sagt den Gitterfurchen entstehen Elementarwellen, die sich in bestimmte Richtungen – verschiedenen Ordnungen. konstruktiv überlagern („Maxima in verschiedenen Ordnungen“). Diese Interferenz Abbildung 1 zeigt schematisch den ist wellenlängenabhängig, d. h. die Maxima verschiedener Farben liegen innerhalb Versuchsaufbau, wie er im Allgemeinen einer Ordnung in verschiedenen Richtungen. Das so nach Wellenlängen zerlegte zur Erzeugung eines Spektrums verwendet Licht wird schließlich durch ein Objektiv (z. B. Auge, Fernglas, kleines Fernrohr) wird. Das Licht passiert zunächst einen zu einem Spektrum abgebildet. Der Übersichtlichkeit halber ist nur eine der meist Spalt, der im Brennpunkt einer Sammel- zahlreichen Ordnungen eines Gitters eingezeichnet. linse (Kollimator) steht. Nach dem Durch- gang durch die Kollimatorlinse ist das Licht parallel und wird im Prisma/Gitter tiv langbrennweitigen Schmidt-Casse- Spektralfaden mit Hilfe einer mitgeliefer- nach Wellenlängen zerlegt. Dahinter über- grain-Optiken mit f/10 konnte ich mit dem ten und auf das Okular gesteckten nimmt ein Objektiv die Abbildung des 11/4-Zoll-Gitter lediglich ein Auflösungs- Zylinderlinse aufgeweitet wird. Spektrums. Weitere Einzelheiten zur vermögen von etwa 25 Å (1 Å = 0,1 nm = Besonders dankbare Objekte für die visuel- Funktionsweise eines Spektroskops/ Spek- 10-10 m) erreichen, während der theoreti- le Beobachtung sind helle Sterne mit auf- trografen entnehme man bitte einschlägi- sche Wert des Gitters bei rund 1 Å liegt. fälligen Spektren: Sterne der Spektral- gen Optikbüchern. Bei lichtstärkeren Optiken wird das erziel- klasse A, bei denen die Wasserstofflinien te Auflösungsvermögen noch schlechter der Balmer-Serie ihre maximale Stärke Das Baader-Gitter sein. haben, sowie kühlere Riesensterne der Das holografisch hergestellte Baader- Um die Qualität des Gitters zu testen, habe Klassen K und M, deren Spektren durch Gitter hat 207 Linien/mm und ist in einer ich es in einem Versuchsaufbau wie in Abb. Titanoxid (TiO)-Banden dominiert werden. 11/4-Zoll und einer 2-Zoll-Variante erhält- 1 im parallelen Licht verwendet. Ein Spalt Man teilt Sternspektren aufgrund ihrer lich [1]. Es wird in Durchsicht (Trans- aus Rasierklingen, ein Teleobjektiv als Charakteristika in diese Spektralklassen mission) betrieben. Bei der Astrospektros- Kollimator und ein Fernglas als Objektiv ein. Die Hauptklassen werden historisch kopie hat man es meist mit lichtschwachen dienten als weitere optische Komponenten. bedingt mit den Buchstaben OBAFGKM Objekten zu tun; jedes Photon ist kostbar. Zunächst beeindruckte im Sonnenspek- bezeichnet. Die Spektralklassen sind eine Die Furchen des Baader-Gitters sind daher trum bei visueller Beobachtung die Fülle Sequenz abnehmender Temperatur. Die so geformt, dass möglichst viel Licht in von Spektrallinien. Die beiden etwa 6 Å Klasse O enthält die heißesten Sterne, eine der beiden ersten Ordnungen gelenkt auseinanderliegenden Natriumlinien D1 während unter M kühle Sterne zusammen- wird (Blaze-Gitter). Diese erscheint viel und D2 erschienen ohne Schwierigkeiten gefasst werden. Die unterschiedliche heller als die andere erste und als die höhe- getrennt. Das Gitter an sich ist also qualita- Energieverteilung verschieden heißer ren Ordnungen. Im Folgenden werden wir tiv hochwertig, zumindest wenn es sich um Sterne fällt bei der Beobachtung unmittel- nur in der ersten geblazten Ordnung beob- ein neueres aus der zweiten Generation bar ins Auge. Bei den kühleren Sternen achten. handelt. Leider gelang es in diesem ersten erscheint der rote Teil des Spektrums ver- Spektroskopie mit dem Baader-Gitter ist Versuch nicht, die visuell beobachteten gleichsweise heller als der blaue; bei bestechend einfach und relativ preiswert: Details auch fotografisch zu dokumentie- heißen Sternen ist es gerade umgekehrt. Das Gitter wird wie ein Filter in eine mit- ren (Abb. 2a). Weitere spektrale Einzelheiten sind visuell gelieferte Halterung oder direkt ins Okular meist nur schwer zu erkennen. Da die eingeschraubt. Kein Spalt, kein zusätzli- Visuelle Beobachtung von Sternspektren Anordnung spaltlos ist, macht sich starke cher Kasten am Teleskop. Diesem großen Das Baader-Gitter macht aus einem durch Luftunruhe (schlechtes Seeing) dadurch Vorteil steht freilich ein gravierender die Teleskopoptik annähernd punktförmig bemerkbar, dass die Spektrallinien bis zur Nachteil gegenüber: Da das Gitter nicht im abgebildeten Stern in den verschiedenen Unkenntlichkeit verschmieren können. Der parallelen Licht, sondern im konvergenten Ordnungen farbige Spektralfäden. Der fehlende Spalt lässt auch nur die Beob- Strahlengang in Fokusnähe betrieben wird, Spektralfaden der geblazten ersten Ord- achtung von punktförmigen Objekten zu. leidet das spektrale Auflösungsvermögen nung ist dabei besonders hell. Spektral- Eine Ausnahme bilden Planetarische Nebel erheblich. Bei meinen Versuchen mit rela- linien werden erst sichtbar, wenn dieser mit hoher Oberflächenhelligkeit. Von die- 72 FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE

Abb. 2: Fotografische Beispielspektren aufgenommen mit dem Baader-Gitter im parallelen Licht (optische Anordnung wie in Abb. 1). a) Vermutlich wegen zu geringer Brennweite des abbildenden Objektivs und nur bedingt geeignetem Filmmaterial (Fuji Sensia 100 Diafilm) sind im Vergleich zur visuellen Beobachtung nur wenige Absorptionslinien im Sonnenspektrum zu erkennen. Das visuell klar getrennte Natrium-Dublett (Na D1/2) erscheint hier nicht aufgelöst. Die Helligkeitssprünge sind eine Folge der Zusammensetzung des Spektrums aus unterschiedlich belichteten Teilspektren. b) Von Emissionslinien dominiertes Spektrum einer Energiesparlampe.

sen kann man im günstigsten Fall mehrere Gitter ganz einfach und sogar ohne viele für die jeweilige Lichtquelle charak- (evtl. überlappende) Bilder der verschiede- Teleskop betrachtet werden: An einem teristische Spektrallinien sichtbar. Noch nen Emissionslinien sehen. Die Grenzgröße Ende einer Pappröhre, in der sonst Poster mehr spektrale Details treten hervor, wenn für die visuelle Beobachtung von Stern- verschickt werden, bringt man einen engen das Gitter mit Zusatzoptik im parallelen spektren mit dem Baader-Gitter liegt nach Spalt an (z. B. aus zwei 0,5 mm auseinan- Licht wie in Abb. 1 verwendet wird. (Siehe meiner Erfahrung bei etwa 2 mag in derstehenden Rasierklingen). Das Gitter dazu auch Abb. 2; die dort gezeigten Kombination mit einem Teleskop von 20 befindet sich am anderen Röhrenende in Spektren wurden zwar im parallelen Licht cm Öffnung. Damit bieten sich am ganzen der Nähe des Auges (ohne Okular und wei- aufgenommen, erreichen jedoch nicht die Himmel rund 100 Sterne als Beobacht- tere Optik). Richtet man dieses „Papprohr- visuell beobachtete Detailfülle.) ungsobjekte an. Das Sonnenspektrum und Spektroskop“ auf eine helle Wolke, die das Literaturhinweise Spektren von Gasentladungslampen (die Sonnenlicht reflektiert und das Spektrum [1] Baader Planetarium GmbH, Zur meisten Straßenlampen und Leuchtstoff- kaum verändert (Vorsicht mit direktem Sternwarte, 82291 Mammendorf, röhren) können ebenfalls mit dem Baader- Sonnenlicht!) oder eine Lampe, so werden http://www.baader-planetarium.de ν Virginis bedeckt - vom Krater Eichstadt über Magellan zum Houtermanns -

von Eberhard H. R. Bredner

Prolog Natürlich -!- immer wenn ich ins Freie trete, richten sich meine Augen fragend zum Himmel: Wie könnte sich das Wetter zum Abend / zur Nacht entwickeln? - gibt es wohl Beobachtungsmöglichkeiten heute? Und das besonders sehnsüchtig um die Zeit des ersten und letzten Viertels, denn meine Leidenschaft sind Sternbe- deckungen durch den Mond.

Abb. 1: Video-Ausrüstung : oben – Restlichtverstärker und Kamera etwa 1990; unten – Kamera mit gesteigerter Empfindlichkeit von 2001; weitere Beschreibung siehe Text. FACHGRUPPE > STERNBEDECKUNGEN 73

Voraussetzungen: Für eine auch wissenschaftlich verwertbare Messung einer Sternbedeckung sind drei Angaben notwendig: Ort, Zeit und Stern. Heutzutage ermittelt ein Amateur Koor- dinaten und Höhe seines Beobachtungs- ortes ausreichend genau mit einem GPS- Empfänger. Den Zeitpunkt seiner Messung kann er in Mittel-Europa, etwa 1.500 km um Frankfurt herum, über das Signal des Zeitzeichen-Senders DCF 77,5 bestim- men. Die Angaben zum Stern entnimmt man Jahrbüchern oder speziellen Vorher- sagen (IOTA/ES, ILOC-Japan). Wer noch nie eine totale Sternbedeckung durch den Mond beobachtet hat, sollte mit der Beobachtung eines hellen Stern am dunklen Mondrand beginnen und sich so prüfen, ob das ein Arbeitsgebiet sein kann.

Die 10tel Sekunde: Visuelle Beobachtungen von totalen Sternbedeckungen leiden unter der Reaktions-„Trägheit“ des Beobachters, wir sprechen dabei von der „persönlichen Gleichung“. Ein sehr guter Beobachter wird eine Zeitverzögerung von 0,2 Sekun- Abb. 2: den erreichen (zumindest anstreben), bei Sternbedeckung von υ Virginis am 31.1.2002, Einzelheiten siehe Text. ungünstigen Bedingungen können es aber auch 0,8 Sekunden werden, und das ist immer abhängig von der Tagesform. Es die Terrasse geschleppt, alles justiert und bei elektrischer Nachführung (Sternge- liegt nahe, den Ablauf per Videoauf- dann die Annäherung des Sterns an den schwindigkeit) im Okular über etwa 60 zeichnung zu objektivieren. hellen Rand des Mondes verfolgt, wie es Minuten zu verfolgen, ob die Mond- etwa die Abbildung 2 zeigt. Der Mond war formationen auf der Linie in Abb. 2 nach Video am Fernrohr zu 87% beleuchtet, der Terminator und nach im Gesichtsfeld auftauchen. (Schattengrenze) ist durch Pinn-Nadeln Besonders auffallend ist dabei die Land- Leider hatten Video-Kameras noch vor gar angedeutet, rechts von den Nadeln ist der schaft um den Krater Magellan am Termina- nicht langer Zeit (1990) nur geringe Mond unbeleuchtet. Aber weder mit dem tor. Es kam wie vermutet, eine kleine Empfindlichkeiten, deshalb „sahen” sie Photonensauger „Auge” noch mit dem Korrektur in Deklination war notwendig. immer viel weniger Sterne als ein geübter CCD-Chip war die Bedeckung beobacht- Beobachter. Mit zusätzlichen Restlichtver- bar, der leichte Dunst am Mondrand über- Erfolg – und Schluss stärkern konnte man den Bereich auswei- strahlte den Stern. Dabei sollte ϑ Virginis Wenn nach allen sorgfältigen Vorbereit- ten. Abbildung 1 zeigt eine Lösung: Oben am linken Mondrand in der Nähe des ungen (zu Hause und vor Ort) der Stern Restlichtverstärker mit angeschlossener Kraters Eichstadt verschwinden, etwa auf urplötzlich am dunklen Mondrand im Video–Kamera (Grenzbereich etwa 9. der markierten Linie hinter dem Mond her Gesichtsfeld der Kamera auftaucht - so war Größe für Sternbedeckungen am C8), wandern, um dann am unbeleuchteten es glücklicherweise am 31. Januar - ist unten auf dem Bild sieht man eine neue Mondrand beim Krater Houtermanns wie- „Freude” angesagt. Fehler sind nämlich nie Kamera (2001) mit vergleichbarer Em- der aufzutauchen. Und das ist gerade mit auszuschließen. Leider gibt es für die pfindlichkeit wie die der Kombination, einem transportablen Gerät nicht einfach Vorbereitung auch keine Einheitlichkeit in aber viel kleiner und auch viel preiswerter. zu beobachten. der Darstellung des Mondes (Anblick und Diese Kamera liefert noch ein Bild bei Bei einem zu 87% beleuchteten Mond ist Gradeinteilung) von „Berliner Mondatlas”, einer Helligkeit von nur 3 Millilux (0,003 der unbeleuchtete Teil auch im Fernrohr „Rückel” und Mondkarte. Lux), auch damit will der Umgang gelernt nicht zu sehen. Wenn dieses auch nicht Lassen Sie sich davon jedoch nicht entmu- sein. 100 %-tig aufgestellt werden konnte, war- tigen und versuchen Sie Ihr Glück (oder Ihr tet man unter Umständen an der falschen Geschick) bei nächster Gelegenheit! Für ϑ Virginis Stelle auf den hervortretenden Stern! Das Einsteiger gibt es einige empfehlenswerte Am Abend des 31. Januars 2002 passte mal ist mir in meiner Anfangszeit mehrmals Termine: 19. + 23. Juni, 28. + 30. Juli, 1. + alles - der Himmel war klar, die angekün- passiert, und heute „mit Video” ist das 6. August! digte Regenfront verspätete sich um einige Gesichtsfeld noch einmal verkleinert! Ich Jegliche mögliche Unterstützung biete ich Stunden. Dolberg Observatory (siehe VdS- helfe mir damit, das Fernrohr auch im Ihnen an unter [email protected] J I/2001, S. 89) wurde aus dem Keller auf Felde möglichst gut aufzustellen und dann 74 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Neues aus der Fachgruppe Deep-Sky von Wolfgang Steinicke

Zunächst einmal allen Deep-Sky Begeis- Abb. 1: terten ein erfolgreiches neues Beob- FG-Stand auf der achtungsjahr! letzten VdS- Tagung mit v. l. Tagungen und Treffen Carola Volkwein, Im letzten Jahr gab es noch drei Termine, Jürgen an denen die FG beteiligt war. Da war Lamprecht und zunächst mal die VdS-Tagung am 6. und 7. Hans-Günter Oktober 2001 in Frankfurt. Hierzu gibt es Diederich. auch Infos im VdS-Journal II/2001 sowie auf der Webseite der VdS (www.vds- astro.de). Die FG war mit einem Stand ver- treten (siehe Abb. 1), an dem, trotz der ins- gesamt etwas geringen Besucherzahl, eini- scher Radioquellen” (Artikel in interstella- Tätigkeit. Großen Zuspruch findet auch die ges los war. Danke auch für die Hilfe an rum 20, 2002). Mailingliste ([email protected]), die durch Carola Volkwein, Jürgen Lamprecht, Hans- Momentan laufen bereits die Vorberei- hohen Informationsgehalt und ein ange- Günter Diederich, Josef Müller und Klaus tungen für die nächste DST2002 auf dem nehmes Klima besticht. Ausnahmen Wenzel. Es gab Vorträge von Hans-Günter Eisenberg, die vom 19. - 21. April 2002 bestätigen die Regel und so gibt es doch Diederich (Beobachtung von extragalakti- stattfinden wird. Für den zentralen DS- gelegentlich Unruhestifter, die ermahnt schen Kugelsternhaufen) und Wolfgang Vortrag konnten wir Owen Brazell aus dem werden müssen. Steinicke (Deep-Sky in Deutschland). Auf Vorstand der Webb Society gewinnen, dem Die bestehenden Projekte laufen weiter und der VdS-Mitgliederversammlung wurde englischen Gegenstück zu unserer FG es wird auf der nächsten DST wieder aus- Wolfgang Steinicke in den neuen Vorstand Deep-Sky. Wer sich hierüber informieren führlich über unsere Aktivitäten berichtet gewählt. Seine Aufgabengebiete sind möchte, schaue auf deren Webseite werden. Bei den „großen PN” (Jens Bohle) neben der Redaktion des VdS-Journals (www.webbsociety.freeserve.co.uk); übri- kommen immer wieder interessante auch die Öffentlichkeitsarbeit nebst Presse- gens sind Jens Bohle und Wolfgang Aufnahmen und Beobachtungen zustande, dienst sowie der Kontakt zwischen den Steinicke dort Mitglied. Neben dem ebenso bei den „Galaxiengruppen”. Ein Fachgruppen. Hierdurch wird sicherlich Kontakt nach Grossbritannien gibt es auch neues Thema sind die Zwerggalaxien, wie- auch der Einfluss der FG Deep-Sky weiter enge Verbindungen zur DS-Szene in der in bewährter Kooperation mit der FG steigen. Frankreich (Ciel extreme, Jan Pothier) und Astrofotografie (siehe VdS-J II/2001). Jens Bohle hat die FG auf dem ATN in den USA. Zum Deep-Sky Buch findet Anfang 2002 Duisburg vertreten. Abschluss bildete die eine Redaktionssitzung statt, bei der über BoHeTa in Bochum. Hier gab es wieder Webseite, Mailingliste, Projekte diverse Verlagsmöglichkeiten diskutiert einen Stand und einen Vortrag von Die Webseite der Fachgruppe ist unter wird. Hier gibt es neue Aspekte von Seiten Wolfgang Steinicke über die „Kosmische www.fachgruppe-deepsky.de zu erreichen. der VdS, über die ich zu gegebener Zeit A-Klasse – Visuelle Beobachtung histori- Dort gibt es jede Menge Infos zu unserer berichten werde.

Deep-Sky in Deutschland Teil 2: Blick über den Tellerrand

von Wolfgang Steinicke

Im ersten Teil meiner Betrachtungen habe Projekte, Programme und Ideen jährlichen Deep-Sky Tagung (DST)? Hier ich erläutert, was unter „Deep-Sky“ zu ver- Was ist also los am deutschen Himmel? trifft man sich bewusst nicht zum stehen ist und das Ergebnis einer Umfrage Glaubt man dem, was alles publiziert wird, Beobachten, sondern zum Kennenlernen vorgestellt [1]. Im zweiten Teil geht es um so wimmelt es von Objekten, Projekten, und Fachsimpeln. Das wirkliche Himmels- Projekte, Programme und Ideen innerhalb Beobachtungslisten und Ideen. Zweifel leben ist demnach eine einsame Ange- der Fachgruppe Deep-Sky. Wir schauen sind angebracht, das zeigen z. B. meine legenheit, eine Gruppe findet sich eher aber auch über den Tellerrand hinaus und Erfahrungen auf Teleskoptreffen. Hier wird selten. Die meisten bevorzugen einfaches fragen nach Verbindungen zu anderen VdS- gar nicht so viel (Verschiedenes) beobach- Spazierensehen, besuchen dabei alte Fachgruppen. Hier ergeben sich aus meiner tet, es geht vielen mehr um die Technik - es Bekannte mit dem Anfangsbuchstaben Sicht interessante Möglichkeiten zur ist eben ein „Teleskoptreffen“ und kein „M“. Wem das auf Dauer nicht reicht, sucht Kooperation. „Beobachtungstreffen“. Was ist mit der sich gezielt Objekte heraus oder stellt ein FACHGRUPPE > DEEP SKY 75

kleines Beobachtungsprogramm zusam- • PN mit „2 Nummern”: Von ihren zeigt [15] oder zu untersuchen, wie Hans- men [2]. Beispiele hierfür sind etwa Entdeckern als zwei getrennte Nebel Günter Diederich zeigt [16]. Fazit: „Kugelsternhaufen im Ophiuchus“, gesehen und katalogisiert, physikalisch Deutsche Beobachter sind erstaunlich „Doppelsterne im Löwen“, „Galaxien im aber ein Einzelobjekt. Schöne Beispiele aktiv. Nur gut, dass genügend Photonen für Virgohaufen“ oder „helle Planetarische sind M 76 = NGC 650/51 im Perseus alle da sind! Das gilt natürlich nicht für Nebel“; frei nach dem Schema: gleiche und NGC 2172/73 in den Zwillingen [9]. OVNG-Objekte: „Oft versucht, nie gese- Objektklasse oder gleiches Himmelsareal. Erscheint das Objekt visuell getrennt hen“ - eine Klasse, die auch den härtesten Mit dem passenden Gerät und der richtigen oder zusammenhängend? Deep-Sky‘ler in die Schranken weist. Vorbereitung stellen sich sicher Erfolge ein Beispiele sind: der Zentralstern des und die Motivation steigt. Vielleicht resul- Bei den Sternhaufen gibt es das FG-Projekt Andromedanebels, der Pferdeschwanz- tiert daraus ein kleiner Beobachtungs- „Offene Sternhaufen“, wobei es hauptsäch- nebel oder die GKMW (die Ganz Kleine bericht und andere können von den lich um Objekte geht, die nicht im NGC Magellansche Wolke) am Westpol des gemachten Erfahrungen profitieren. Auch enthalten sind. Schwierig? Muss nicht Himmels. die Fachgruppe bietet Projekte an, die aber unbedingt sein, gibt es doch bereits großteils – und das wurde auf der Feldstecherobjekte wie IC 4665, IC 4765, Verbindungen zu anderen Fachgruppen DST2001 kritisiert – als zu schwer emp- Stock 1 oder Collinder 399, der „Kleider- Als letzten Punkt noch die Frage, wo es funden werden. Vielleicht muss auch nicht bügel“. So taucht man ohne Mühe in die Verbindungen zwischen Deep-Sky und alles gleich „Projekt“ heißen? Das hat den Welt jenseits von M (und sogar NGC) ein! anderen VdS-Fachgruppen gibt (in Touch des „Offiziellen“ und wirkt eher Bei den Kugelsternhaufen locken echte Kommentaren zum Fragebogen [1] wurden abschreckend. Es reichen schon Beobach- Raritäten, z. B. die Palomar-Haufen [10]. „Kooperationen“ ausdrücklich gewünscht). tungsprogramme oder -listen, die als An- Auch hier ist Öffnung nicht alles, es Als Redakteur dieses Journals habe ich regung gedacht sind. Hier wollen wir uns in kommt eher auf eine große Austrittspupille viele Kontakte mit anderen Fachgruppen. Zukunft stärker engagieren und Vorschläge (kleine Vergrößerung, großes Gesichtsfeld) So ergab es sich auch, dass ein Mitglied der für alle Schwierigkeitsgrade, besonders an. Nur so können sich die ausgedehnten, FG Spektroskopie auf der DST2001 über aber für Einsteiger, machen. Hier einige lichtschwachen Objekte vom Hintergrund „Die Farben der Sterne“ referierte und ich Beispiele für kleinere Teleskope: abheben. Gerade kleinere Teleskope liefern stelle mir vor, dass auch die FG Deep-Sky erstaunliche Ergebnisse! mal „auswärts“ über ihre Arbeit berichtet. • Rote Sterne oder Doppelsterne mit Bei den Galaxien gibt es die größte Mit der FG Astrofotografie ist der Kontakt großem Farbkontrast (Thomas Jäger [3]), Auswahl. Aber Vorsicht, die Beliebtheit ist bereits sehr eng, was sich an gemeinsamen • Doppelsterne in der Leier, die von oft umgekehrt proportional zum optischen Projekten (Wechselwirkende Galaxien Friedrich oder Otto v. Struve entdeckt Eindruck, will heißen: Der Großteil ist [17], Zwerggalaxien [18]) zeigt. Was ist wurden (Idee von Andreas Abe [4]), schwach, klein und schwierig! Dafür ist der aber mit den anderen FG’s? Gibt es etwa • Galaxien bei hellen Sternen [5], psychologische Eindruck von „Tiefe“ hier Gemeinsamkeiten mit den Kometenbeob- • berühmte nahe Sterne, wie z.B. Barnards am stärksten (vielleicht nur noch übertrof- achtern? Per definitionem wohl nicht, aber Pfeilstern, Lalande 21185 oder Wolf 359 fen bei Quasaren). Hoch im Kurs stehen was ist mit folgender Idee? Betrachtet man [6]. Edge-On-Galaxien [11] oder Galaxien- die Bildreihe in Abb. 1 (ohne vorher den gruppen [12], wo man gleich mehrere Text zu lesen!), so sieht man nur Kometen. Geht man die Reihe der Deep-Sky Objekte Typen auf einmal sieht. Hin und wieder In Wahrheit ist aber nur ganz links ein ech- durch (s. Tab. 1 in [1]), so ergeben sich wei- lohnt es auch, eine extragalaktische ter Komet zu sehen. Das zweite und dritte tere Möglichkeiten: Von einfachen Sachen Supernova zu beobachten [13] - die galak- Bild zeigen „kometarische Nebel“, eine bis hin zu echten „challenges“ (Ent- tischen sind leider zu selten. Bei helleren seltene Klasse galaktischer Nebel. Ganz schuldigung: Herausforderungen). Hier Exemplaren reicht schon ein 8-Zöller. rechts sind „Kometengalaxien“ zu sehen, weitere Beispiele: Gleiches gilt für Quasare [14]; so ist 3C eine extrem seltene Klasse von Galaxien 273 in der Jungfrau bereits mit 6“ kein [19]. Also gleiche (optische) Morphologie, • Große Planetarische Nebel [7] oder PN’s Problem. Auch hierzu existiert ein FG- aber unterschiedliche physikalische Natur. mit äußerem Halo, wie etwa der Projekt. Es gibt auch noch was zu ent- Diese Kategorie ist doch allemal eine Katzenaugennebel NGC 6543 [8]. decken, wie der Fall von „Weselowski 1“ Beobachtung wert, oder?

Abb. 1: v.l.n.r: Komet Halley, Kometarische Nebel NGC 2261 und Parsamyan 21, Kometengalaxien UGC 10491 und UGC 5938/42 (Erläuterung im Text). 76 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Es gibt eine FG Jugendarbeit und wir sind Abb. 2: hier alle gefordert, unsere Erfahrungen Links: Williamina (Beobachtungstipps, Techniken, Kennt- Fleming (stehend) nisse der Astrophysik?) weiterzugeben. In mit Kolleginnen einem astronomischen Jugendlager oder am Harvard auf Teleskoptreffen bieten sich vielfältige Observatorium um Möglichkeiten. Da viele Kids mit dem 1900. Computer aufwachsen, ergibt sich ein Rechts eine ihrer großes Potential in puncto „Astronomie Entdeckungen: und Computer“ (Programme, Astrodaten). Der kompakte Es fehlt eine Fachgruppe, denn die klassi- Planetarische sche „Rechnende Astronomie“ liegt derzeit Nebel IC 1747 in im Koma - vielleicht eine Anregung zur der Cassiopeia. Wiederbelebung?

Bei den FG’s „Dark-Sky“ und „Amateur- und voll von Fehlidentifikationen, wie z. B. Helligkeitsausbruchs („burst“). Es kann teleskope“ sind die Verbindungen ebenso im Fall des bipolaren Nebels NGC 2163 sowohl visuell beobachtet und geschätzt offensichtlich. Wir sind besonders von den [23]. Noch ein Beispiel (Thema „Frauen in werden, wie es Klaus Wenzel praktiziert, Sichtbedingungen abhängig - und die wer- der Astronomie“): Die Amerikanerin als auch per CCD-Fotometrie. Ein Thema, den ständig schlechter, etwa durch die Williamina Paton Fleming hat Ende des 19. was sicher für die FG „Veränderliche üblen Sky-Beamer. Wer sich mit seinem Jahrhunderts Pionierarbeit bei der spektro- Sterne“ interessant ist. Teleskop beschäftigt oder für den skopischen Suche nach Planetarischen Zum Schluss noch etwas zum Verhältnis zu Selbstbau interessiert, findet innerhalb der Nebeln geleistet; im Jahre 1905 entdeckte den Fachgruppen „Planeten“ und „Klein- VdS reichlich Kontakt. Was ist dagegen sie z.B. IC 1747 in der Cassiopeia (Abb. 2). planeten“. Der Kontrast zwischen Near- mit Spektroskopie? Diese Disziplin Diese Objekte wurden aufgrund ihrer stel- und Deep-Sky könnte kaum größer sein. erscheint vielen kompliziert - es riecht laren Erscheinung übersehen. Interessant Trotzdem gibt es zunächst eine begriffliche nach Physik! Trotzdem kann es nicht scha- ist, sie heute visuell (mit oder ohne Filter) Verbindung: Planet - Planetarischer Nebel. den, etwas über die physikalischen zu beobachten und sich zu fragen: Hätte Die Bezeichnung „Planetarischer Nebel“ Eigenschaften der Objekte zu wissen. Ein man ihre wahre Natur bemerkt? stammt von William Herschel. Er meint besonderes Erlebnis ist die visuelle Eine ähnliche Frage stellt sich bei optisch damit Objekte, die in seinem Teleskop an Spektroskopie mit einem Blaze-Gitter. variablen Galaxien, die zunächst für verän- den von ihm 1781 entdeckten Planeten Hier kann man Spektrallinien oder -banden derliche Sterne gehalten wurden. Sie waren Uranus erinnern. Ein ähnliches Scheibchen (wie bei extrem roten Sternen) direkt z. T. über Jahrzehnte in einschlägigen zeigte auch M 57 in der Leier, 1779 von sehen. Interessant sind auch Planetarische Katalogen verzeichnet, bis man ihre wahre Darquier entdeckt, mit dem Unterschied Nebel, die sich durch ihr Emissions- Natur erkannte - eine spannende Ge- seiner fixen Position. Man konnte von sol- linienspektrum (die berühmte grüne OIII- schichte [24]. Beispiele sind BL Lacertae, chen Objekten irregeführt werden und sie Linie!) deutlich von den umgebenden W Comae oder V1102 Cygni (Abb. 3). für neue Planeten oder Kometen halten - Sternen, die ein kontinuierliches Spektrum Allesamt aktive Galaxien, die einen irre- übrigens ein wichtiger Beweggrund für zeigen, abheben. Wem das nicht reicht, gulären Lichtwechsel zeigen, manchmal Messiers Katalog. Die Planetensuche stand kann auch die Rotverschiebung von wird man sogar Zeuge eines enormen auch beim Amerikaner David Todd im Quasaren messen. Vordergrund. Er jagte Ende des 19. Jahrhunderts den Trans-Neptunischen Zur FG Radioastronomie, von der leider in Planeten - erfolglos, wie wir wissen. Dabei letzter Zeit wenig zu hören ist, kam mir die entdeckte er 8 NGC-Objekte, darunter die Idee für ein kleines Programm: Die visuel- Galaxie NGC 3134 im Löwen. Es ist sicher le Beobachtung der historisch ältesten (und interessant, diese Objekte heute zu beob- stärksten) Quellen. Gemeint ist die „kos- achten - mit viel Nostalgie, versteht sich. mische A-Klasse“ [20], also Objekte wie Ein letzter Aspekt sind Konjunktionen A (Krebsnebel M1), Cygnus A zwischen Planeten (oder Kleinplaneten) [21], Virgo A (M 87) [22] oder Centaurus und Deep-Sky Objekten. Das ist purer A (NGC 5128 am Südhimmel). Alle haben Spaß und man kann (wissenschaftlich völ- eine interessante Geschichte, die Anfang lig unbelastet) beobachten, wie zwei der 50er Jahre spielt. Damit sind wir schon Objekte aus verschiedenen „Tiefen“ sich bei einer weiteren FG, die ebenfalls kaum treffen! So geschehen am 22.10.2001 beim Lebenszeichen von sich gibt: „Geschichte „Durchgang“ von (1310) Villigera zwi- der Astronomie“. Meiner Meinung nach schen NGC 404 und b And. ein zentrales Gebiet, denn es macht großen Abb. 3: Spaß, etwas über die Historie der Objekte Die variable Galaxie V1102 Cygni Hier endet mein Ausflug in den Deep-Sky. zu erfahren - das belebt die Beobachtung (markiert); unten links die Galaxie Vielleicht konnte ich die eine oder andere ungemein. Die Liste der Entdecker und UGC 11412. Zeichnung des Autors mit Erkenntnis vermitteln (was den Zustand Entdeckungen ist lang und verwirrend - 20" f/5 Dobson bei 500x (24.8.2001). der deutschen Deep-Sky Szene angeht) FACHGRUPPE > DEEP SKY 77

oder Anregungen für die eigene Tätigkeit ein interessanter Planetarischer Nebel, Reihen in Spiralgalaxien, VdS-Journal geben. Ich bin gespannt, ob sich zwischen VdS- Journal II/2001, S. 14 II/2001, S. 104 den Fachgruppen - und damit sind natür- [8] Bohle, J., Die großen Planetarischen [17] Riepe, P., et al., Wechselwirkende lich die beteiligten Personen gemeint - Nebel, Magellan 3 /2001, S. 14 Galaxien; Teil 1: VdS-Journal I/2001, etwas entwickelt! [9] Töpler, R., NGC 2172-2173 im Detail, S. 42, Teil 2: VdS-Journal II/2001, S. 32 Magellan 2/2001, S. 20 [18] Riepe, P., Steinicke, W., Zwerggalaxien, [10] Steinicke, W., Kugelsternhaufen Marke VdS-Journal II/2001, S. 40 Literaturhinweise Palomar, interstellarum 17, 22 (2001) [19] Steinicke, W., In Quest of Deep-Sky [1] Steinicke, W., Deep-Sky in Deutschland, Teil [11] Kleisa, M., Seitenstiche, VdS-Journal Comets, Astronomy (erscheint 2002) 1: Bestandsaufnahme, VdS-Journal II/2001, II/2001, S. 8 [20] Steinicke, W., Die A-Klasse des Deep-Sky, S. 4 [12] Steinicke, W., Das Projekt interstellarum 20, 50 (2002) [2] Siehe hierzu etwa: Karkoschka, E., Atlas für Galaxiengruppen, Teil I: interstellarum 17, [21] Steinicke, W., Cygnus A - Beobachtung Himmelsbeobachter, Kosmos Verlag 1997; 29 (2001), Teil II: interstellarum 18, 35 einer außergewöhnlichen Radiogalaxie, Stoyan, R., Deep-Sky Reiseführer, Oculum (2001), Teil III: interstellarum 19, 46 interstellarum 18, 26 (2001) Verlag 2001 (2001) [22] Richardsen, F., Visuelle Beobachtung des [3] Jäger, T., Farbige Sterne - die Deep-Sky- [13] Steinicke, W., Die Supernova SN2001c und Jets in M 87, interstellarum 18, 50 (2001) Juwelen, VdS-Journal II/2001, S. 11 die Mächte der Finsternis, Sternzeit [23] Steinicke, W., Verloren und wiedergefunden [4] Abe, A., Struve-Doppelsterne in der Leier, 2/2001, S. 71 - Der bipolare Reflexionsnebel NGC 2163, interstellarum 18, 34 (2001) [14] Steinicke, W., Im Quasar-Fieber, interstel- Sterne u. Weltraum, Februar 2001, S. 82 [5] Steinicke, W., Galaxien bei hellen Sternen, larum 14, 24 (1998) [24] Steinicke, W., Extragalactic Objects Magellan 4/2001, S. 35 [15] Weselowski, G., Steinicke, W., Weselowski 1 Discovered as Variable , Webb Society [6] Jäger, T., Starhop zu den nächsten Sternen, - Entdeckung einer Nachbargalaxie im 2002; siehe auch meine Homepage interstellarum 9, 41 (1996) Cepheus?, VdS-Journal I/2001, S. 91 http://www.klima-luft.de/steinicke (Button [7] Bohle, J., Das Katzenauge im Drachen - [16] Diederich, H.-G., Vorontsov-Velyaminov- „Biblio“)

Gravitativ wechselwirkende Galaxienpaare - visuell von Manfred Kleisa

Ich möchte hier vier Galaxienpaare vorstel- im südlichen Teil von NGC 4485. Etwas (SN 1990b), die im Maximum heller als len, welche einer gravitativen Deformation nördlich abgesetzt von NGC 4490 nimmt 14,5 mag war; Position 12h36m33,8s unterliegen. Wer sich für die physikali- man eine nahezu gerade Linie wahr, welche +11°14‘30”. schen Hintergründe interessiert, dem sei auf DSS-Bildern als drei nebeneinander das aktuelle Projekt der Fachgruppe liegende HII-Regionen zu identifizieren NGC 4656 / 4657 „Astrofotografie” ans Herz gelegt [1, 2]. sind. 1982 fand in NGC 4490 eine Südöstlich vom Heringsnebel NGC 4631 Supernova vom Typ II statt (SN 1982f) befindet sich das Galaxienpaar NGC NGC 4485 / 4490 statt, deren maximale Blauhelligkeit bei 4656/57 (Abb. 3), beide vom Typ SBm. Die Ein Präzedenzfall für eine solches Paar ist 15,5 mag lag. Die Position war 12h30m38s Wechselwirkung kann man gut am östli- die SB(s)d Galaxie NGC 4490 sowie die +41°38,0‘. Drei Röntgenquellen sind in chen Ende von NGC 4656 beobachten. gravitativ gebundene Nachbargalaxie NGC dieser Galaxie zu verzeichnen. Westlich des Zentrums endet die große 4485 mit der Klassifizierung IB(s)m (Abb. Galaxie in einem diffusen Nebel. Im 1). Die letztgenannte, kleinere Galaxie ver- NGC 4567 / 4568 Kernbereich befindet sich ein Vorder- biegt die Scheibe ihrer großen Schwester in Als die Siamesischen Zwillinge (Abb. 2) grundstern. Der östliche Teil ist sehr hell nördlicher Richtung. Die einander zuge- bekannt sind die größere SA(rs)bc Galaxie und hat am Ende bei NGC 4657 helle wandten Seiten beider Galaxien sind mit NGC 4568 sowie die kleinere, nördliche Knoten, wobei keine klare Trennung zu mehreren HII-Regionen durchsetzt, eine Galaxie NGC 4567 gleicher Klassifikation. NGC 4657 auszumachen ist. Die Folge der Gravitationskräfte, welche in den Die gravitative Deformierung zeigt sich Morphologie von NGC 4656 ist nicht Spiralarmteilen von NGC 4485 und in dem hier deutlicher an NGC 4567, wobei der genau bestimmbar. Wie schon im ersten irregulären Nachbarn wirken. Gasmassen nördliche Spiralarm in Richtung NGC Beispiel ist auch hier eine Röntgenquelle werden hierdurch teilweise stark verdichtet, 4568 verbogen ist. Im 18-Zöller ist dies im zu verzeichnen. Ebenso auffällig sind die so dass Sternentstehungsgebiete entstehen. Ansatz zu sehen. Auf DSS-Bildern Häufungen von HII-Regionen im gravitati- Auf den DSS-Bildern wird dieser Effekt bemerkt man weitere Abnormalitäten im ven Einflussbereich der kleinen Schwester verdeutlicht. Im 18-Zöller sieht man bei südlichen Spiralarm von NGC 4568. Wie NGC 4657. 290x deutlich die Deformation von NGC in unserem ersten Beispiel gab es hier am 4490 sowie eine Aufhellung (HII-Region) 18. Januar 1990 eine Supernova vom Typ I 78 FACHGRUPPE > DEEP SKY

NGC 5394 / 5395 Die Galaxie NGC 5395 vom Typ SA(s)b hat einen diffusen helleren Kernbereich. Westlich erkennt man den Ansatz eines Spiralarms in Richtung der SB(s)b Galaxie NGC 5394 (Abb. 4). Diese kleine Galaxie hat einen stellaren Kern. Diffus erkennt man bei 290x eine Brücke zwischen den beiden Galaxien (im Bild nicht darstell- bar). Dies ist ein Teil des sehr schwachen Spiralarms von NGC 5395. Bei diesem findet man auch die auffälligste Deforma- tion. Auf DSS-Bildern erscheint er unge- wöhnlich weit abgesetzt und verbogen, ähnlich wie bei M 51. Eine weitere Abb. 1: Abb. 2: Abnormalität ist eine große, abgesetzte Zeichnung von NGC 4495/90 Zeichnung von NGC 4567/68 Aufhellung im nördlichen Bereich von am 18" Dobson am 18" Dobson NGC 5395. Diese war im 18-Zöller nicht zu beobachten. Und auch bei dieser Galaxie fand erst kürzlich eine Supernova vom Typ I statt, welche im Maximum heller als 16,7 mag war. Die Position von SN 2000cr war 12h58m38,4s +37°26‘12”. Auffällig erschien mir das häufige Auftreten von Supernovae bei diesen Beispielen. Dies ist durch die bereits erwähnte hohe Sternentstehungsrate zu erklären. Dabei bilden sich häufig masse- reiche Sterne, die nach kurzem Leben als Supernovae vom Typ I enden. Beim Typ II handelt es sich um ein Doppelsternsystem mit einem weißen Zwerg, der vom Hauptstern Materie abzieht, dabei über eine kritische Masse kommt und schließ- lich explodiert. Abb. 3: Abb. 4: Zeichnung von NGC 4656/57 Zeichnung von NGC 5394/95 am 18" Dobson am 18" Dobson

Literaturhinweise [1] Riepe, P., Binnewies, S., Tomsik, H., [2] Riepe, P., Tomsik, H., Bresseler, P., [3] Weitere Zeichnungen findet man unter Das Projekt „Wechselwirkende Galaxien“, Wechselwirkende Galaxien - ein Projekt der www.astrozeichnungen.de VdS-Journal I/2001, S. 42 Fachgruppe Astrofotografie, VdS-Journal II/2001, S. 32

Galaxie Koordinaten (2000.0) Stb URA V (mag) Größe (´) z Besonderes

NGC 4485 12h30m31,1s +41°42‘01” CVn 75 11,9 2,3 x 1,6 0,001644 NGC 4490 12h30m36,1s +41°38‘34” CVn 75 8,9 6,3 x 3,1 0,001885 X-ray, SN 1982f NGC 4567 12h36m32,7s +11°15‘28” Vir 194 11,3 3,0 x 2,0 0,007585 NGC 4568 12h36m34,3s +11°14‘17” Vir 194 10,8 4,6 x 2,0 0,007522 SN 1990b NGC 4656 12hh43m57,7s +32°10‘05” CVn 108 10,5 10,0 x 1,8 0,002155 X-ray NGC 4657 12h44m07,1s +32°12‘31” CVn 108 10,9 1,3 x 0,6 0,002048 NGC 5394 13h58m33,6s +37°27‘13” CVn 110 13,8 1,7 x 1,0 0,011581 NGC 5395 13h58m38,1s +37°25‘30” CVn 110 12,8 2,9 x 1,5 0,011645 SN 2000cr

Tabelle 1: Daten der Galaxien (Stb = Sternbild, URA = Uranometria, V = visuelle Helligkeit, z = Rotverschiebung) FACHGRUPPE > DEEP SKY 79

Des Rätsels Lösung

Die Lösung des Deep-Sky Rätsels aus dem VdS-Journal II/2001, S. 18 lautet: 349.

Nahe dem Roten Riesen Antares steht der Kugelsternhaufen M 4, der 1745 von Jean Phillipe Loys de Cheseaux auf seiner Amateursternwarte in Lausanne entdeckt wurde. Hier noch eine schöne Aufnahme des Objekts, die Rainer Sparenberg in Namibia gelun- gen ist.

Aufnahmedaten

Ort: Farm Tivoli Datum: 14.6.2001, 20.13-21.13 UT Optik: 400 mm Hypergraph/1:8 Kamera/Film: Pentax 67/Fuji NHG II 800

WS. 80 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Deep-Sky-Zeichnungen am 20 x 125 von Uwe Glahn

Zum Beobachtungsgerät Abb. 1: Im Jahr 1999 entschied ich mich für ein 20 5-Zoll-Feldstecher x 125 Fernglas der Firma Vixen und kauf- auf Parallelogramm- te mir damit ein Instrument, welches im montierung astronomischen Gerätedschungel sehr sel- ten anzutreffen war und damit eine Art Exot darstellte. Ausschlaggebend war für mich das binokulare Beobachten bei einem großem Gesichtsfeld, einer Öffnung von mindestens 4" und eine gute Transport- fähigkeit. Mit einem Gesichtsfeld von 3°, einem Gewicht von 11 kg und einem Winkeleinblick fiel meine Entscheidung auf diesen 5"-Feldstecher. Etwa ein Jahr später bestellte ich mir aus den USA eine Parallelogrammmontierung, die mir in jeder Fernglaslage einen bequemen Ein- Die ersten Zeichnungen zerischen Wallis veranlasste mich mit dem blick garantierte (Abb. 1). Ab diesem Bald stellte sich jedoch die Frage der Beginn meiner ersten Zeichnungen. Durch Zeitpunkt begann ich ernsthaft mit der Dokumentation meiner Beobachtungser- meine persönlichen Ansprüche der mög- Deep-Sky-Beobachtung und spezialisierte gebnisse. Ich suchte eine neue Heraus- lichst genauen Darstellung des Beob- mich auf großflächige Nebelobjekte. Das forderung und fand sie in der Deep-Sky- achteten auf schwarzem Karton stieß ich Instrumentarium erlaubte mir jetzt solch Zeichnung. Begeistert von Zeichnungen schnell an die Grenze der „einfachen „tiefe Einblicke“, wie ich es von diesem bekannter Amateure und schließlich ein Zeichnung“. Mein Wunsch war eine Gerät kaum erwartet hätte. Aufenthalt auf dem Gornergrat im schwei- Kombination von einer exakten, maßstabs- getreuen Wiedergabe des Gesehenen und die eher künstlerische Darstellung auf schwarzem Karton. Durch diese persönli- che Maßgabe entwickelte ich eine aus einer Rohzeichnung und einer endgültigen Zeichnung bestehende Technik, die ich in den folgenden Abschnitten Schritt für Schritt am Beispiel des Californianebels vorstellen möchte.

Anfertigung der Rohzeichnung Grundlage hiefür bildet ein Ausdruck aus einem Sternkartenprogramm, z. B. Guide. Ich blende dabei das 3° große Gesichtsfeld ein und stimme die Grenzgröße der darge- stellten Sterne mit der erreichbaren Grenzgröße des Fernglases ab. Der somit gestaltete einfache Ausdruck, der mittig auf den Nebel ausgerichtet wurde und mit einer Grenzgröße von etwa 13 mag noch eine übersichtliche Anzahl von Sternen zeigt, kann nun zum Beobachtungsort mit- genommen werden. Der Ausdruck der Sterne hat zwei wichtige Vorteile. Zum einen entfällt die schwierige und zeitauf- wendige Darstellung der Sterne in der Zeichnung und zum anderen ist eine maß- stabsgetreue Ausdehnung des Nebels anhand der Sterne möglich. Der auf einem Abb. 2: Klemmbrett befestigte Ausdruck kann nun Die fertige Rohzeichnung vor Ort am Fernglas mit den wichtigsten FACHGRUPPE > DEEP SKY 81

Details des Nebels und des Sternumfeldes ausgedruckte Gesichtsfeldkreis sein sollte. besteht und im angespitzten Zustand die gestaltet werden. Dazu reichen ein weicher Nachdem ich nun die Rohzeichnung vom Kohlestift gezeichneten Konturen Bleistift und eine Rotlichtlampe aus. Nun deckungsgleich auf den Karton gelegt mehr oder weniger „verwischen“ kann. Es stelle ich die markanten Lichtgrenzen mit habe, beginnt das „durchlöchern“ der kommt nun auf das eigene Geschick und mehr oder weniger dicken Bleistiftstrichen Skizze. Ich steche dabei über die darzustel- ein wenig Übung darauf an, wie gut die dar. Dunkelwolken markiere ich mit gestri- lenden Sterne ein Loch, welches auf den Nebeldetails auf den Karton dargestellt chelter Linienführung. Diffus auslaufende Karton nachher zu sehen sein sollte. Die werden. Prinzipiell gilt: je mehr Kreide auf Nebelbereiche kann man mit gezackter Vorteile knapp über dem Stern zu stechen dem Karton, umso heller das Gebiet; je Linienführung darstellen. Die somit erhal- sind zum ersten die bessere Erkennbarkeit mehr „gewischt“ wird, umso dunkler das tene Skizze zeigt in einer sehr einfachen der bereits gestochenen Sterne und zum Detail. Für den Anfang sollte man jedoch Art alle gesehenen Details des Nebels und anderen der Umstand, die weiße Tusche nicht zuviel Kreide auf den Karton geben, reicht zur Umsetzung auf den schwarzen nicht direkt in das Loch zeichnen zu müs- da sonst das Nebeldetail eventuell zu hell Karton völlig aus. Außer den Nebeldetails sen. Des weiteren sollte man darauf achten, dargestellt wird. Hier ist ähnlich wie beim halte ich noch die Markierung von auffälli- das Loch weder zu stark noch zu schwach Stechen Ausprobieren angesagt – es ist halt gen Sternketten für wichtig. Da sich ja alle zu stechen. Bei zu starkem Druck entste- noch kein Meister vom (Stern-)Himmel zu sehenden Sterne auf dem Ausdruck hen auffällige Löcher im Karton, bei zu gefallen. Nachdem man den Nebel darge- befinden, reicht ein Kreis um die auffallen- schwachem Druck findet man nachher kein stellt hat, markiert man noch am den Sterne aus. Die nun fertige Rohzeich- Loch mehr wieder. Nach dem Stechen von Gesichtsfeldkreis die Himmelsausrichtung nung (Abb. 2) sollte alle Einzelheiten des beliebig vielen Sternen kann man nun die und schreibt die wichtigsten Daten auf den betroffenen Gesichtsfeldes enthalten. Rohzeichnung entfernen und anfangen, Karton. Es ist nun Geschmackssache, ob unter den sichtbaren Löchern die weiße die Objektdaten, die Beobachtungsbeding- Innendienst Tusche zu zeichnen. Als Tuschestift hat ungen und die Geräteeigenschaften auf die Nun gilt es die am Fernglas gezeichnete sich ein weißer Edding mit 0,8 mm Vorder- oder Rückseite geschrieben wer- Skizze in wärmeren und bequemeren Strichstärke bewährt. Mit diesem Stift ist den. Nach diesen letzten Einzelheiten soll- Gefilden auf schwarzen Karton umzuset- es leicht möglich, auch schwache und te die Reinzeichnung fertig sein (Abb. 3) zen. Als Karton empfehle ich die im somit sehr kleine Punkte auf dem Karton und man kann zu recht mit Stolz auf das Fachhandel erhältlichen, auf A4 zuge- zu postieren. Nach dem Trocknen der gezeichnete Endprodukt schauen. schnittenen schwarzen Zeichenkartons. Im Tusche kommen nun ein weißer Kreidestift ersten Schritt zeichne einen weißen Kreis und ein Wischer zum Einsatz. Ein Wischer Fazit auf den Karton, der genau so groß wie der ist eine Art Stift, der aus Filzmaterial Natürlich kann man diese Technik auch mit kleineren Ferngläsern oder mit Teleskopen nutzen. Wichtig ist, dass man sich nicht von den hier aufgeführten Arbeitsschritten abschrecken lässt. Spätestens nach der zweiten Zeichnung stellt sich eine gewisse Routine ein, durch welche man solch eine Zeichnung auch mit einem recht kleinen Zeitaufwand herstellen kann. Vorteile von Zeichnungen sind, dass man sich intensiv mit dem Beobachtungsobjekt auseinander- setzt, seine eigenen Sehfähigkeiten übt und am Ende ein Produkt in der Hand hat, wel- ches einen schönen Erinnerungswert mit einer gewissen Ästhetik verbindet. Man kann nun auch Astrofotografen besser ver- stehen, die uns oft mit einem gigantischen Aufwand tolle Aufnahmen vom Himmel zeigen. Ich möchte mit diesem Bericht jeden Sternfreund dazu animieren, einmal selbst eine Zeichnung zu versuchen und getreu nach dem Motto „back to the roots“ den Himmel auf diese Art und Weise ken- nen zu lernen. Das Allerwichtigste jedoch ist den richtigen Aufwand für sich persön- lich zu finden und den Spaß am schönsten Hobby – der Astronomie – in den Vorder- grund zu stellen.

Abb. 3: Die Reinzeichnung 82 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

Gemeinsam langperiodische Bedeckungsveränderliche beobachten von Jan Gensler

Das Beobachten von Bedeckungsver- versuchen? Wenn mehrere Beobachter jeweils schon einige Vergleichssterne aus- änderlichen kann man mit einem Fass ohne jeweils ein paar Einzelbeobachtungen bei- gesucht und deren Helligkeiten in zehntel Boden vergleichen. Es gibt einfach so tragen, kann schnell eine brauchbare Größenklassen auf die Karten notiert (101 viele, dass es für uns Veränderlichen- Lichtkurve entstehen. bedeutet 10,1 mag). Die Helligkeiten ent- liebhaber vollkommen unmöglich ist, den Ich habe fürs Erste drei „Versuchsobjekte“ sprechen den Johnson-V-Helligkeiten (ent- Überblick über die Lichtwechselelemente ausgewählt. Die Amplitude soll etwa eine nommen aus Guide 7.0) und stimmen gut aller Sterne zu behalten. Wenn Be- Größenklasse (oder mehr) betragen, dass mit der von mir schon vor einigen Jahren deckungsveränderliche über ein paar Jahre die wohl zu erwartende Streuung nicht so bestimmten relativen Stufenskala überein. hinweg nicht beobachtet werden, kann es sehr ins Gewicht fällt. Außerdem habe ich Nun zu den drei „Auserwählten“: sein, dass sich die Periode in der Zwischenzeit ändert und sich das beobach- tete Minimum gegenüber dem berechneten um einiges verschiebt. Dann muss man unter Umständen erst die neue Lage der Lichtschwächung im Periodenverlauf suchen. Bei der Auswahl, welche Sterne man als nächstes beobachtet, lässt man gerne die Langperiodischen Bedeckungsveränder- lichen unter den Tisch fallen. Der Grund ist, dass es sich bei diesen Objekten um Sterne handelt, bei denen man als Alleinbeobachter viel Geduld aufweisen muss, um eine brauchbare Lichtkurve zu erhalten. Die Dauer der Bedeckung (also des Mini- mums) ist sehr verschieden. Sie kann Werte zwischen einem halben Tag und mehreren Monaten – im Extremfall mehre- re Jahre – annehmen. Wenn das Minimum mindestens mehrere Wochen beträgt, kann man, falls das Wetter mitspielt, innerhalb eines Zyklus' eine komplette Lichtkurve ableiten. Liegt die Länge der Bedeckung aber im Bereich von Tagen, kommt man um das Reduzieren der Ergebnisse auf eine Grundperiode nicht herum. Das erfordert einiges an Rechenaufwand; außerdem muss genau geplant werden, wann der Stern wieder im Minimum ist und somit auf das Beobachtungsprogramm gesetzt wird – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit... Ein Minimum eines langperiodischen Bedeckungsveränderlichen zu beobachten erfordert also wesentlich mehr Geduld und Aufwand als etwa die Ableitung eines Ergebnisses bei einem kurzperiodischen oder RR-Lyr-Stern. Die Folge ist, dass bei vielen Exemplaren schon seit mehreren Jahrzehnten keine Beobachtung mehr gemacht wurde! Abb. 1: Was spricht also dagegen, es einmal BAV-Aufsuchekarte Detail zu AQ Cas mit Vergleichssternen und Telrad-Sucher- zusammen bei ein paar dieser Sterne zu Kreisen AQ Cas: Achtung: Auf Grund der großen Amplitude Dieser Stern ist Mitglied des BAV- geht der Lichtwechsel relativ schnell Programms Langperiodische Bedeckungs- voran! veränderliche (LB). Seine Helligkeit vari- iert zwischen 10,0 und 11,0 mag bei einer V643 Ori: Periode von 11,72092 Tagen und einer Die Amplitude liegt hier nur bei etwa Bedeckungsdauer von D = 51 Stunden. 0,8mag, die Vergleichsterne liegen aber Das Minimum ist laut SAC 2001 zu erwar- ganz gut, so dass auch bei diesem ten bei JD2436128,+28 + 11,72092d x E. Kandidaten etwas zu erreichen sein sollte. Das Minimum dauert 5,2 Tage. 1995 fand RS Cep: ich es bei einem B-R von +53h (SAC63). Die Amplitude beträgt 1,7 mag! Im Inzwischen ist meine Beobachtung die Maximum ist RS Cep 10,2 mag hell. Die Ausgangsepoche der aktuellen Elemente partielle Phase der Bedeckung dauert 24 des SAC: Stunden, die totale 11 Stunden. Min = JD2450076,81 + 52,42197d x E Min = JD2438266,84 + 12,42011d x E Diese hat B. Hassforther inzwischen mit-

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Abb. 2: BAV-Aufsuchekarte Übersicht zu AQ Cas 84 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

tels seiner Untersuchung mit Stardial glän- zend bestätigt. Anschließend sind noch einige Minima der nächsten Zeit aufgelistet. Das Datum ist in Tagesbruchteilen (Weltzeit) angegeben. Bei AQ Cas sollte ca. 25 Stunden, bei RS Cep ca. 15 und bei V643 Ori ca. 80 Stunden um den Minimumszeitpunkt herum (je in beide Richtungen) beobachtet werden. Vor allem bei letzterem wird es wohl Jahre dauern, bis ein Ergebnis vor- liegt. Haben sie Lust bekommen, ein paar Mal diese Sterne aufzusuchen und deren Helligkeit zu schätzen? Je mehr Interes- sierte sich beteiligen umso besser! Einzelbeobachtungen (Beobachtungszeit- punkt, Helligkeit und Beobachtungsum- stände) sollten bitte per E-Mail oder per Post an mich geschickt werden. Ich bin gerne bereit, Fragen zu beantwor- ten. Falls es beim Aufsuchen der Sterne Probleme gibt, stehe ich zur Lösung zur Verfügung. Sobald eine gute Gemeinschaftslichtkurve entstanden ist, werde ich sie im Journal veröffentlichen.

Abb. 3: AQ Cas RS Cep V643 Ori BAV-Aufsuchekarte Detail zu RS Cep mit Vergleichssternen

Mär 28,255 Mär 30,164 Apr 18,875 Apr 8,976 Apr 11,585 Jun 10,297 Apr 20,697 Apr 24,005 Aug 1,719 Mai 2,418 Mai 6,425 Sep 23,141 Mai 14,139 Mai 18,845 Nov 14,563 Mai 25,860 Mai 31,265 Jan 5,985 Jun 6,580 Jun 12,685 Feb 27,407 Jun 18,301 Jun 25,105 Jun 30,022 Jul 7,525 Jul 11,743 Jul 19,945 Jul 23,464 Aug 1,366 Aug 4,185 Aug 13,786 Aug 15,906 Aug 26,206 Aug 27,627 Sep 7,626 Sep 8,348 Sep 20,046 Sep 20,069 Okt 2,466 Okt 1,790 Okt 14,886 Okt 13,511 Okt 27,306 Okt 25,231 Nov 8,726 Nov 5,952 Nov 21,146 Nov 17,673 Dez 3,567 Nov 29,394 Dez 15,987 Dez 11,115 Dez 28,407 Dez 22,836

Tabelle 1: erwartete Minima zu 2002. Die Nach- kommastellen geben die Uhrzeit als Abb. 4: Julianische Tagesbruchteile an. BAV-Aufsuchekarte Detail zu V643 Ori mit Vergleichssternen FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE 85

Die BAV in der VdS Einstieg in die Beobachtung dürfte mit einem langperiodischen Mirastern am von Dietmar Bannuscher leichtesten fallen, er wird zum Maximum meist recht hell und man braucht ihn meist Die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft zum Teil in Echtzeit (innerhalb von ca. 3 nur einmal in der Woche zu schätzen. für Veränderliche Sterne e. V. (BAV) ist die Std.) eine Pulsation bzw. Bedeckung eines Selbst wer sich nur sporadisch dem einen Fachgruppe Veränderliche in der VdS. Aus Sterns oder erzielt nach einer monatelan- oder anderen Stern widmen kann oder will, dem Kreis der mehr als 220 BAVer über- gen Beobachtungsreihe endlich die Licht- verbraucht keine wertvolle Zeit, die wachen und schätzen die aktiven Beob- kurve eines Mirasterns. Schätzung ist auch einfach „zwischen- achter 249 kurzperiodische und 107 lang- durch“ möglich. periodische BAV-Programmsterne. Dies Jedes Mitglied kann sich sein Beobach- sind Mirasterne, Halbregelmäßige, Erup- tungsprogramm selber auswählen, kann Wir hoffen, den einen oder anderen für tive und Bedeckungsveränderliche, ebenso sich mit einem oder mehreren Mitstreitern unsere Astronomiesparte gewinnen zu kön- RR-Lyr-Sterne und Cepheiden. Auch wer- zusammentun und erfährt durch die nen und sind erreichbar unter BAV, den immer wieder neue Veränderliche Leitung und die Sektionsleiter viel Hilfe Munsterdamm 90, 12169 Berlin oder durch BAV-Mitglieder entdeckt. bei Fragen und Informationsbeschaffung. Internet (http://thola.de/bav.html). Die Mitglieder beobachten mit dem bloßen Neben den interessanten astrophysikali- Auge, mit Feldstecher, Teleskop, CCD- schen Hintergründen erlebt der Beobachter Kamera und auch mittels Internet. Der Vorhersagen für Sterne aus dem BAV Circular von Dietmar Bannuscher

Name Helligk.-Ampl. Periode Typ Rec Dec Bemerkungen zur Beobachtung RS Boo 10,84-9,69 mag 0,37733856 d RRAB 14h33m33s +31°45,3’ kurzperiodisch Veränderlicher Zeitpunkt JD Mit der Beobachtung sollte etwa 2 Std. vor 03. Mai 01,17 2452397,47 dem angegebenen Zeitpunkt begonnen 04. Mai 22,38 2452399,36 werden. Alle Zeiten sind in MESZ und 07. Mai 23,07 2452402,38 datumkorrigiert, d.h., evtl. muss die 10. Mai 23,22 2452405,39 Beobachtung am „Vortag“ vor Mitternacht 13. Mai 23,50 2452408,41 begonnen werden. Mit dem Julianischen SW Dra 10,94-9,94 mag 0,56967214 d RRAB 12h17m46s +69°30,6’ 01. Mai 23,36 2452396,40 Datum und der Periode können weitere 05. Mai 23,22 2452400,39 Minima- und Maximazeitpunkte errechnet 09. Mai 23,07 2452404,38 werden. Siehe hierzu den entsprechenden 27. Mai 01,17 2452421,47 Artikel im Heft. Karten hierzu gibt es bei 31. Mai 01,02 2452425,46 der BAV. V 874 Her 9,9-10,9 mag 0,2554171 d Algol 17h11m31s +48°50,4’ 10. Mai 23,07 2452405,38 Bemerkungen zur Beobachtung 11. Mai 23,36 2452406,40 langperiodisch Veränderlicher 13. Mai 00,05 2452407,42 Die Beobachtung langperiodischer Pulsa- 22. Mai 23,07 2452417,38 23. Mai 23,36 2452418,40 tionssterne (Mira-Sterne und Halbregel- 25. Mai 00,05 2452419,42 mäßige) sollte man zwei bis drei Monate AN Ser 11,44-10,4 mag 0,5220712 d RRAB 15h53m13s +12°58,3’ vor dem angesagten Maximum beginnen, 04. Mai 22,53 2452399,37 Schätzungen ein- bis zweimal die Woche 06. Mai 00,05 2452400,42 sollten genügen. Bei SY Her empfiehlt es 16. Mai 23,07 2542411,38 sich öfters zu schätzen, da die Periode sehr 18. Mai 00,05 2452412,42 kurz ist. Zum Aufsuchen und Schätzen 28. Mai 23,22 2452423,39 benötigt man Vergleichssternkarten, die bei TX UMa 7,06-8,76 mag 3,063323 d Algol 10h45m20s +45°34,0’ der BAV erhältlich sind. 16. Mai 22,53 2452411,37 20. Mai 00,19 2452414,43 Im Internet findet der geneigte Beobachter 04. Jul 23,07 2452460,38 auch alle Karten zu diesen Sternen bei der 08. Jul 00,34 2452463,44 AAVSO (http://charts.aavso.org/) Tabelle 1 (oben): Vorhersagen für kurzperiodische Sterne

Name Amplitude Periode Maximum X Aql 9,0 – 14,9 mag ca. 347 d Mitte Juli U Cyg 7,8 – 11,1 mag ca. 463 d Anfang Juli Tabelle 2 (rechts): SY Her 8,4 – 14,0 mag ca. 116 d Ende Juli Vorhersagen für Langperiodische Sterne S Ser 8,8 – 13,5 mag ca. 371 d Mitte Juli 86 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

Rechnen mit JD-Tagesbruchteilen von Dietmar Bannuscher

Hier geht es um 307,35 + 0,356123 = 307,706123 erneuten Ereigniszeitpunkt gefunden hat. (2. Febr. 2002, 5:48 Uhr MEZ) Die Angaben hier sind nur auf zwei Nach- • Rechnungen mit Tagesbruchteilen kommastellen angegeben. Dies genügt für das Julianische Datum Da nicht zu erwarten ist, dass der auch, da der Beobachter ca. 2 Stunden vor Beobachter beim Maximum/Minimum um dem Voraussagezeitpunkt mit der Beobach- • Umwandlung von Julianischem 5:48 Uhr MEZ den Ab- oder Anstieg tung beginnen sollte. Die Rechnung aller- Datum hinter dem Komma in wegen des aufkommenden Tages sieht, dings muss ganz streng mit der ganzen Uhrzeit MEZ muss er hier weiterrechnen: Periode erfolgen, sonst erhält man kein genaues Endergebnis. Der 1. Januar 2002 hat das Julianische 307,706123 + 0,356123 = 308,062246 Datum 2452276,00 (ab 13.00 Uhr MEZ). (2. Febr. 2002, 14:30 Uhr MEZ). Mit Taschenrechner und Computer ist das Die Stunden, die nach dem 13.00 Uhr - Weiterrechnen gar nicht mehr kompliziert. Wechsel beginnen, werden hinter dem Am Tage sieht der Beobachter erst recht Auch hier macht die Übung den Meister. Komma in Dezimalzahlen umgewandelt. nichts, also weiterrechnen: Alle Vorhersagen sind im BAV-Circular Demzufolge muss der Sterngucker, der 2002 enthalten, welches über die BAV z.B. Veränderliche schauen möchte, sich 308,062246 + 0,356123 = 308,418369 bezogen werden kann (5,- €+ Porto), eben- die Zeiten aus dem Julianischen Datum (2. Febr. 2002, 23.05 Uhr MEZ) so sind alle Angaben zum JD für das (JD) und der Periode des Sterns errechnen. gesamte Jahr darin verzeichnet. Mit Hilfe der untenstehenden Tabelle kön- Das Ergebnis zeigt, dass der Beobachter nen Nachkommastellen in Uhrzeit MEZ nach nur viermal Weiterrechnen einen Viel Spaß beim Rechnen! umgewandelt werden. Zum Beispiel würde die Zahl JD 2452276,23 den Zeitpunkt 1.1.2002, 18:31 Uhr MEZ, angeben. Es geht also um die ersten beiden Zahlen nach dem Komma, wobei die erste Nach- kommazahl oben und die zweite links abzulesen ist. Für unser Beispiel JD ,23 würde der Leser also in der Spalte unter .20 d schauen und dann die Uhrzeit wählen, wo links die .03 d steht.

Mit der gegebenen Periode und einem Ausgangs-JD kann man sich nun selbst die weiteren sichtbaren Ereignisse (Minima oder Maxima) ausrechnen. Der geneigte Beobachter zählt zu dem JD die Periode so oft wieder dazu, bis eine weitere Abend- oder Nachtsichtbarkeit hervortritt. Wichtig ist hierbei, dass, obwohl das JD um Mitternacht nicht vor dem Komma wech- selt, das bürgerliche Datum bei Uhrzeiten nach Mitternacht gewechselt wird.

Beispiel (erfundener Stern) Gegebenes JD: 2452307,35 (1. Febr. 2002, 21.24 Uhr MEZ), Periode des Sterns: 0,356123d

Rechnung: 2452307,35 + 0,356123 = 2452307,706123

Der Einfachheit halber werden die ersten vier Ziffern des JD bei der Rechnung weg- gelassen. Also: FACHGRUPPE > SONNE 87

SONNEonline • aktuelle Sonnenbilder, z. B. von SOHO • weitere Online-Veröffentlichungen der von Andreas Zunker Fachgruppe, z. B. - Einführungsschrift - SONNE-Datenblatt 2000 Seit 1995 hat die VdS-Fachgruppe Sonne • viele interessante Links im Internet eine Website (http://www.VdS- • ein Diskussionsforum Sonne.de). Seit einem Jahr ist nun auch • ein Archiv SONNE, das Mitteilungsblatt der Amateur- • einen Chat (Donnerstag, 20.30 Uhr) sonnenbeobachter, im Netz: http://www.SONNEonline.org Ein weiterer Service von SONNEonline ist „SONNEnews“, eine Mailingliste, die Aktuelle Artikel kann man online schon interessante aktuelle Meldungen rund um lesen bevor das neueste Heft gedruckt und das Thema Sonne (z. B. auch Flare- und verschickt wird. Danach gibt es außerdem Polarlichtwarnungen) sammelt und weiter- die Möglichkeit, sich das Heft herunterzu- leitet. Der überwiegende Teil dieser Mails laden, auszudrucken und wie gewohnt off- ist in Englisch. Info und Anmeldung bei line zu lesen. SONNEonline unter News. Wie die gedruckte SONNE, so ist auch Außerdem bietet SONNEonline momentan SONNEonline auf Hinweise, Verbes- folgende Inhalte: serungsvorschläge, Anregungen etc. der Leser angewiesen. Auch die aktive • Übersicht der Arbeitsgruppen und deren Mitarbeit bei der Gestaltung von aktuelle Beobachtungsdaten SONNEonline ist ausdrücklich erwünscht! • Downloads Surfen Sie doch einfach mal vorbei!

Lichtbrücken - ein kaum beachtetes Phänomen von Heiko Bromme und Manfred Holl

- Teil 2 - Jahren wahre Pionierarbeit geleistet, sich Einzeldarstellungen des Phänomens an später aber nicht mehr darum kümmern sich und den Ergebnissen einzelner Beob- Im VdS-Journal I / 2001, Seiten 105-108, können, so dass dieses Aufgabengebiet achter. Das ist natürlich für eine sinnvolle erschien der erste Teil dieses Berichtes. eine Zeit lang brach lag. Auswertung wenig hilfreich, die zum Ziel Dort stellten unsere Autoren das Phänomen Diese Situation sollte nun verändert wer- haben sollte, die Häufigkeit von Licht- der Lichtbrücken vor, beschrieben ihr den. Nach anfänglichen intensiven Diskus- brücken, die Verteilung bestimmter Licht- Erscheinungsbild und ihre Klassifikation sionen innerhalb der Beobachtergruppen brückentypen auf die einzelnen Wald- und diskutierten die Entstehung und und gemeinsam, entweder telefonisch oder Entwicklung von Lichtbrücken und ihre beispielsweise auf der ATT in Essen (1998) Beobachtung. Im vorliegenden zweiten Teil einigten wir uns auf folgende Ziele der AG des Beitrages wird über Lichtbrücken- Lichtbrücken [9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16]: Neue Kontaktadresse Beobachtungsprogramme und ihre Aus- • Definition von Lichtbrücken wertung berichtet. • Sichtbarkeit von Lichtbrücken in Mit Beginn dieses Jahres hat die neue Abhängigkeit von Teleskopöffnung und Kontaktadresse der Fachgruppe Sonne 5. Beobachtungsprogramme Seeing ihre Arbeit aufgenommen. Für Fragen Auf der SONNE-Tagung vom 8. bis 11. • Bestimmung des Lichtbrückentyps und Wünsche zum Thema Sonne wenden Mai 1997 in Berlin wurde das Licht- • Ermittlung der Lichtbrückenzahl Sie sich bitte an nachfolgende Adresse. brücken-Ressort im Redaktionsstab von • Praktisches Einarbeiten der Bitte vergessen Sie bei allen Anfragen SONNE, also innerhalb der VdS-Fach- Lichtbrückenbeobachter nicht das Rückporto. gruppe Sonne von den Unterzeichnern als • Übernahme und Weiterentwicklung Vertreter der Beobachtergruppe der Volks- der Hilbrechtschen Klassifikation Steffen Janke sternwarte Wertheim e.V. und der Sektion • Sammlung und Auswertung von Sternfreunde im FEZ e. V. Sonne der Gesellschaft für volkstümliche Beobachtungen, Zeichnungen und Fotos. An der Wuhlheide 197 Astronomie e. V. (GvA) Hamburg, neu ge- 12459 Berlin gründet. Die Lichtbrückenzahl Lbz Heinz Hilbrecht hatte auf dem Gebiet der Die Beobachtung und Auswertung von An dieser Stelle möchten wir auch Peter Lichtbrücken gerade für den Amateur- Lichtbrückenerscheinungen beschränkte Völker ganz herzlich danken, der diese sonnenbeobachter in den 70er und 80er sich in den letzten Jahrzehnten zumeist auf Aufgabe 31 Jahre lang betreut hat! 88 FACHGRUPPE > SONNE

Abb. 1: Abb. 2: Gesamtübersicht über die Lichtbrückenzahlen 1999 Lichtbrückenzahlen für die Nordhemisphäre der Sonne im Jahr 1999

Abb. 3: Abb. 4: Lichtbrückenzahlen für die Südhemisphäre der Sonne Gegenüberstellung der Aktivitätsentwicklungen der im Jahr 1999 Relativzahl gegenüber der Lichtbrückenzahl im Jahr 1999.

meierklassen sowie die Entwicklung von den. Hierzu wurde von einem leider inzwi- Entwicklung von Lichtbrückentypen Lichtbrücken innerhalb von Flecken- schen verstorbenen Beobachter der GvA- Die Wertheimer Sternfreunde unter der gruppen über einen längeren Zeitraum hin- Sektion Sonne ein Vordruck in WORD Leitung von Heiko Bromme beschäftigen weg zu bestimmen. erstellt, der später von den Wertheimer sich indes mit der Frage nach der Am 5. Mai 1998 hat es über diese Punkte Sternfreunden ins praktikablere EXCEL- Entwicklung von Lichtbrücken. Hierfür ist auf dem monatlichen Treffen der GvA- Format übertragen wurde. Gegen Übersen- es absolut notwendig, die ungefähren Sektion Sonne eine sehr intensive dung von 3 DM Rückporto an einen der Positionen aller Gruppen und Flecken auf Diskussion gegeben, an deren Ende folgen- Unterzeichner (Holl) kann der Vordruck ein eigens dafür entwickeltes Formblatt de Überlegung stand: Da sich die Häufig- bzw. eine Diskette mit der entsprechenden (Tageskarte) einzutragen, damit bei der keit von Lichtbrücken und deren Verteilung Datei abgefordert werden. Auch eine Über- späteren Auswertung eine richtige Zuord- auf Waldmeierklassen aus den vorhande- sendung per E-Mail ist möglich. nung der einzelnen Lichtbrücken zu den nen Beobachtungsunterlagen nicht er- Im Gegensatz zu den Relativzahlen nach jeweiligen Fleckengruppen möglich ist. Es schließen lassen, weil diese insgesamt zu Wolf oder Pettis wird bei der Licht- reicht ein Einkreisen der Stelle, wo unge- lückenhaft sind, sollte mit der Bestimmung brückenzahl Lbz (zunächst) auf die fähr die Fleckengruppe auf der Sonne zu der Lichtbrückenzahl auswertbares Zahlen- Vorgabe einer bestimmten Formel verzich- sehen ist. Jede Fleckengruppe bekommt material geschaffen werden. tet, da diese sich erst aus dem sich aufbau- hier eine eigene Nummer, die sie bis zur Bei der Bestimmung der Lichtbrückenzahl enden Zahlenmaterial ableiten soll, wenn vollständigen Auflösung behält. Die erste Lbz hat der Beobachter die Aufgabe, neben überhaupt. Von vornherein einen Faktor Zahl ist die lfd. Nr. im jeweiligen Monat, den üblichen Standardwerten die Zahl der wie bei der Wolfschen Relativzahl einzu- die zweite Zahl der Monat und die dritte insgesamt auf der Sonne zu beobachtenden führen hätte bedeutet, das Ergebnis schon Zahl das Kalenderjahr (z.B. 01/01/99). Lichtbrücken durch einfache Zählung zu vor der eigentlichen bzw. mit der Daten- Eine genaue Positionsbestimmung mittels bestimmen. Dies können Beobachter, die erhebung zu beeinflussen und das wäre Ausmessen und Errechnen in Bezug auf Positionen bestimmen, auch getrennt für eine wissenschaftlich eher unübliche das Sonne-Gradnetz ist sinnvoll und nütz- die Nord- und Südhemisphäre der Sonne Vorgehensweise. Auf die erste Auswertung lich, aber nicht unbedingt erforderlich. Des vornehmen. Im weiteren soll der Licht- der Lichtbrückenzahl Lbz kommen wir Weiteren sollen alle vier Himmels- brückentyp nach Hilbrecht bestimmt wer- unter Punkt 6 zurück. richtungen bzw. die Rotationsrichtung FACHGRUPPE > SONNE 89

Monat LBn LBs LBg n n’ Re (S.I.D.C.) Formblatt Lichtbrückenprotokoll angelegt. Januar 7,4 3,8 10,1 16 16 62,4 Es wurden bewusst nur 13 Zeilen gewählt, Februar 5,4 3,3 639 19 14 66,1 da eine Fleckengruppe zwischen Auf- tauchen am Ostrand und Abtauchen am März 5,1 2,4 7,0 20 20 69,1 Westrand nicht mehr als 13 Tage zu sehen April 1,8 3,4 4,1 23 19 63,8 ist. Es ist auch sinnvoll, bei einer Mai 4,8 1,6 4,5 18 16 106,2 Fleckengruppe, bei der nach Erscheinen Juni 19,7 7,0 7,6 17 3 137,4 am Ostrand erst nach 1-2 Tagen Licht- Juli 7,9 6,8 11,8 27 25 113,5 brücken sichtbar werden, rückwirkend auf August 8,0 9,9 10,1 14 8 93,7 das Formblatt Lichtbrückenprotokoll ein- zutragen. Das heißt, das erste Erscheinen September 7,0 2,7 7,8 24 23 70,9 bzw. den Erstentstehungstag oder erste Oktober 7,3 8,0 8,9 10 3 111,2 Sichtung unter lfd. Nr. 1 zu setzen und ent- November 0,7 10,0 7,6 8 3 132,7 sprechend täglich fortzufahren. Werden ein Dezember – – 6,0 6 0 86,4 oder mehrere Tage nicht beobachtet, sollte man entsprechend diese lfd. Nr. – Zeilen Tabelle 2: frei lassen. Monatsmittel 1999 Die Ermittlung der restlichen Licht- In der Tabelle bedeuten LBn: Lichtbrückenzahl Nordhemisphäre der Sonne, LBs, brücken in den anderen Fleckengruppen Südhemisphäre der Sonne, LBg, Gesamtzahl der Lichtbrücken, n = Gesamtzahl der kommen ohne Zeichnung auf das Form- ausgewerteten Lichtbrückenzahlen, n’ = Gesamtzahl der ausgewerteten Licht- blatt Lichtbrückenerscheinungen. Gerade brückenzahlen, getrennt nach Nord und Südhemisphäre der Sonne, Re (S.I.D.C.) = jetzt, wo wir uns quasi im Maximum der Provisorische Relativzahlen des Sunspot Index Data Center in Brüssel, Belgien. Sonnenaktivität befinden und die Flecken- gruppen immer komplexer werden, ist es kaum noch möglich (oder nur mit erhöhtem Zeitaufwand) jeden Tag jede Flecken- angegeben werden. wird von mir in den PC eingescannt und gruppe mit Lichtbrücken auf das dafür vor- Alle Zeichnungen von Flecken und dort verwaltet. Die Zeichnungen sollten gesehene Formblatt zu zeichnen. Statt Fleckengruppen mit Lichtbrücken sollten daher mit einem geeigneten Stift (ein dün- dessen schlagen wir vor, A–, B–, einfache auf das Formblatt Lichtbrücken-Protokoll ner, spitzer, nicht zu weicher Bleistift, Fein- C– und D– Gruppen sowie G–, H– und in die Spalte Zeichnungen und Bemerkun- schreiber, Kugelschreiber o.ä.) und in einer J– Gruppen genauer nach Lichtbrücken zu gen gemacht werden. Dabei ist darauf zu dunklen Farbe (schwarz o. ä.) erfolgen. untersuchen und wenn vorhanden entspre- achten, dass beim Zeichnen und Be- Damit die Entwicklung der einzelnen chend zu protokollieren. Für die anderen schriften nicht über das Kästchen hinaus Lichtbrücken in den Fleckengruppen über- Gruppen wird eine fotografische Aus- gezeichnet oder beschriftet wird. Dieses sichtlicher verfolgt und ausgewertet wer- wertung am PC (in Form von Video-, CCD, Kästchen (jedes getrennt voneinander) den kann, wird für jede Fleckengruppe ein oder digitalen Aufnahmen) angestrebt.

Abb. 5: Abb. 6: Lichtbrücken Reihe 10 01, Gruppennummer 30\07\00, Lichtbrücken Reihe 10 02, Gruppennummer 30\07\00, 28.7.-2.8.2000 4.-9.8.2000 90 FACHGRUPPE > SONNE

Abb. 7 (oben): Sonne im weißen Licht am 25.4.2000 um 10:30 MEZ, Aufnahme von Erich Kopowski mit Apochromat 127/1100 mm bei Effektivbrennweite 7,1 m und Objektivfilter ND3- Orange 1/500 Sek. belichtet auf TP 2415.

Abb. 8 (rechts): Sonne im weißen Licht am 14.5.2000 um 15:31 MEZ, Aufnahme von Erich Kopowski mit Apochromat 127/1100 mm bei Effektivbrennweite 2,1 m und Objektivfilter ND3-Orange 1/4000 Sek. belichtet auf TP 2415.

Leider gibt es auf diesem Gebiet noch Penumbra sehen, ob sie mit großen oder 6. Die Auswertung der Lichtbrücken- keine oder zu wenig Erfahrungen. Wer kleinen Buchstaben typisieren. zahl für das Jahr 1999 natürlich darüber hinaus trotzdem alle Noch ein Hinweis bei der Aufnahme von wurde von der GvA-Sektion Sonne Gruppen oder Teile daraus mit Licht- Lichtbrückenklassifizierungen in komple- (Andreas Pätzold und der Autor) nunmehr brücken genau von Hand aufzeichnen xen und fleckenreichen Gruppen: Sind pro durchgeführt [17]. Nach einer Konsoli- möchte, kann es gerne auf dem Formblatt Fleck mehr als 6 Lichtbrücken zu sehen, so dierungsphase im Jahr 1998 liegt nunmehr Lichtbrückenerscheinungen in der Spalte ist in der nächsten Zeile in der selben die erste komplette Jahresübersicht der Bemerkungen tun. Auch hier bitte daran Spalte weiter zu schreiben. Sind in mehr Lichtbrückenzahl vor. Im vergangenen Jahr denken, dass einzelne Zeichnungen von als 5 Flecken Lichtbrücken zu sehen, kann reichten 6 Beobachter insgesamt 353 mir eingescannt werden können. man vom 1. f-Fleck bis zum 4. f-Fleck in Lichtbrücken-Zahlen zur Auswertung ein. Für welche Fleckengruppen letztendlich der nächsten Zeile 1. f a-Fleck bis 4. f a- Leider konnten nicht alle möglichen ein Lichtbrückenprotokoll angelegt wird, Fleck eintragen. In beiden Fällen muss Beobachtungstage abgedeckt werden, son- ist einem selbst überlassen. Ich mache es unter Bemerkung darauf hingewiesen dern nur 202 (150 für Nord- und Süd- meistens, wenn die Fleckengruppe noch werden. Beobachtungen), das entspricht 55,5 % ziemlich östlich steht. Bei A– und B– Wer seine Auswertung auf dem PC durch- aller möglichen Beobachtungstage. Gruppen lege ich grundsätzlich ein führt und mit den Programmen Excel 97 Die Einzelergebnisse sind für eine Ver- Lichtbrückenprotokoll an, weil es nicht all bzw. Excel 5.0 arbeitet, kann von mir öffentlichung an dieser Stelle zu umfang- zu häufig vorkommt und die Lebensdauer (Bromme) per Mail oder per 3 1/2"-Diskette reich, können aber auf Wunsch bei einem der Gruppen sehr kurz sein kann. die nötigen Formblätter erhalten. der Autoren (Holl) gegen Beilage des Alle Lichtbrücken in Flecken mit Penum- bren bzw. alle Lichtbrücken in Penumbren werden mit einem großen Buchstaben gekennzeichnet. In Flecken ohne Penum- Beobachter Instrument Anzahl der Beobachtungen bra bleibt es wie bisher – mit einem klei- Dietmar Bannuscher Refl. 254/1300 mm 75 nem Buchstaben. Auch wenn jetzt mancher sagt, er habe noch keine Lichtbrücken in Heiko Bromme Refr. 155/1402 mm 88 Flecken ohne Penumbra gesehen. Ich Martin Hörenz Refr. 63/840 mm 37 (Heiko Bromme) möchte trotzdem diese Manfred Holl Refr. 80/400 mm 13 Grobeinteilung einführen. Diese Erschei- Wolfgang Nenno Refr. 90/1000 mm 25 nungen habe ich schon häufig beobachtet und sie werden in Zukunft intensiver von Hugo Stetter Refr. 125/1875 mm 115 mir untersucht werden. Im Grunde genom- men ist es für die Beobachter egal, die Tabelle 3: keine Lichtbrücken in Flecken ohne Lichtbrückenbeobachtungen 1999. FACHGRUPPE > SONNE 91

Rückportos (3 DM) auf Diskette abgefor- dert oder per E-Mail übersandt werden. In Tabelle 2 sind daher lediglich die durch- schnittlichen Monatsmittel aufgeführt, Tabelle 3 gibt Auskunft über die beteilig- ten Sonnenbeobachter, ihre eingesetzten Instrumente und die Gesamtzahl ihrer Lichtbrückenbeobachtungen im Jahr 1999. Zwischen der Zahlenreihe der provisori- schen Relativzahlen des S.I.D.C und den von den Lichtbrücken-Beobachtern einge- reichten Daten scheint es keinen signifi- kanten Zusammenhang zu geben. Sieht man sich die Einzelergebnisse in Tabelle 2 einmal genauer an, so stellt man zwischen der Gesamtzahl LBg und der Ver- gleichsreihe keinen auffälligen Zusam- menhang fest, so steigt LBg an, wo Re abnimmt (Juni/Juli) und umgekehrt (Januar/Februar). Andererseits verlaufen Anstiege und Abstiege bei LBg wesentlich Abb. 9: flacher, als bei den Relativzahlen. Und Sonne im weißen Licht am 14.5.2000 um 15:30 MEZ, Aufnahme von Erich manchmal steigen die Lichtbrückenzahlen Kopowski mit Apochromat 127/1100 mm bei Effektivbrennweite 7,1 m und mit den Re-Werten an, was man eigentlich Objektivfilter ND3-Orange 1/1000 Sek. belichtet auf TP 2415. auch erwarten müsste, da statistisch gese- hen bei einer höheren Relativzahl mehr Fleckengruppen auf der Sonne vorhanden sind, die auch Lichtbrücken hervorbringen. Literaturhinweise Lichtbrücken aktuell, SONNE 84, 234, und Das kann aber auch ein reiner Auswahl- SONNE 87, 82 effekt sein, der dadurch entsteht, dass z. B. [1] Heinz Hilbrecht: „Lichtbrücken - ein wie- [12] Manfred Holl: Sektion Sonne, Sternkieker in den Sommermonaten einfach aufgrund derentdecktes Beobachtungsgebiet für den 172 (1/98), 8 des höheren Sonnenstandes mehr beobach- Amateur“, SONNE 2, Juni 1977, 72f [13] Manfred Holl: Jahresbericht 1997 der tet und daher dann auch mehr Lichtbrücken [2] Udo Reffke: „Zerstörung eines GvA-Sektion Sonne, Sternkieker 173 gesehen werden. Der momentane Höchst- Sonnenflecks durch Lichtbrücken“, (2/98), 80f stand der Sonnenaktivität ist dabei ein SONNE 13, April 1980, 17 [14] Heiko Bromme, Manfred Holl: Ein neues ebenso wenig zu vernachlässigender Fak- [3] Ludwig Sienel: „Lichtbrücke - oder Lichtbrückenprogramm, SONNE 86, 55 tor. Zu bedenken ist auch, dass nur für Weißlichtflare?“, SONNE 24, September [15] Manfred Holl: Sonne aktuell, Sternkieker einen Teil der möglichen Beobachtungs- 1982, 168 174 (3/98), 129f tage auch tatsächlich Daten vorliegen, noch [4] Heinz Hilbrecht: „Lichtbrücken“ [16] Heiko Bromme, Manfred Holl: dazu mit den unterschiedlichsten Instru- Handbuch für Sonnenbeobachter, Lichtbrücken, SONNE 94, 39 menten. Daher ist es sehr wahrscheinlich, Berlin/Bonn (1982), 403ff [17] Manfred Holl: Lichtbrücken-Auswertung dass die Antikorrelationen nur vorge- [5] Heinz Hilbrecht: „Lichtbrücken“ in „Die 1999, SONNE 94, 43 täuscht werden, also auf einem Schein- Sonne beobachten“, 129 ff, Heidelberg effekt beruhen. (1999) [6] Heinz Hilbrecht: „Verteilungsstatistik der 7. Fazit und Ausblicke Lichtbrücken“, SONNE 4, November Die Bestimmung der Lichtbrückenzahl und 1977, 145ff die Beobachtung der Entwicklung von [7] Heinz Hilbrecht: „Lichtbrücken“, Kapitel Lichtbrückentypen stehen noch ganz am 5.4 in: Sonne beobachten, Astropraxis, Anfang, so dass langfristige Aussagen der- SuW-Taschenbuch, Hüthig-Verlag (1999), zeit noch nicht möglich sind. Auch planen 129ff Heiko Bromme und Wolfgang Nenno, die [8] Dieter Brauckhoff: „Lichtbrücken – Einrichtungen der VdS-Sternwarte Kirch- Erfahrungen und Ergebnisse nach zwei- heim dazu zu nutzen, einmal die Ent- jähriger Beobachtung“, SONNE 34, Juli wicklung von Lichtbrücken innerhalb einer 1985, 34ff Fleckengruppe von Sonnenaufgang bis [9] Heiko Bromme, Manfred Holl: Sonnenuntergang zu verfolgen. Wir möch- Beobachternetz Lichtbrücken, SONNE 82, ten hier am Schluss ambitionierte Sonnen- 169 beobachter aufrufen, sich je nach Interes- [10] Manfred Holl: Sektion Sonne, Sternkieker senlage mit einem der Unterzeichner in 170 (3/97), 114 Verbindung zu setzen [11] Heiko Bromme, Manfred Holl: 92 FACHGRUPPE > SONNE

Eine gekühlte CCD-Kamera am Protuberanzenansatz von Richard Robitschek

Seit Jahren bemühe ich mich, für die Abb. 1: Rubrik „Sonne“ einer italienischen astro- 21.9.2001, 13:20 UT, nomischen Sachzeitschrift aktuelle Fotos ruhende Sonnen- unter dem Motto „Protuberanz des protuberanz im Monats“ zu liefern. Die Technik war Hα Licht, anfangs die übliche: Refraktor, Baader- Achromat AK Ansatz nach Lille, Technical Pan usw. 125/1300 mm, Gestresst durch den Zeitaufwand und der CCD Kamera Erkenntnis, dass dem Qualitätsgewinn MX512, Ansatz Grenzen gesteckt waren, faszinierten mich nach Lille-Baader, die Digitalaufnahmen der professionellen Äquivalentbrenn- Sonnenobservatorien, die ja die Foto- weite 2.500 mm, technik, soweit mir bekannt, vollständig Belichtung 1/125 s, verlassen haben. So drängte sich spontan Ort : Lanzo der Gedanke auf, es auch digital zu versu- d'Intelvi, Italien. chen. Dazu kam noch folgende Überle- gung: das in Sachzeitschriften veröffent- lichte Bildmaterial über die Sonnen- Abb. 2: aktivität der Amateure besteht fast aus- 21.9.2001, 13:29 UT, schließlich aus Fotos. Was alle tun, zum die gleiche Teil mit besseren Geräten und unter günsti- Protuberanz wie geren atmosphärischen Bedingungen, ist Abb.1 nach 9 Min., unmotivierend. Wolfgang Lille, dem ich Daten wie Abb1. meine Gedanken anvertraute, meinte dazu, dass sich hier die Gelegenheit böte, Erstlingsarbeit zu leisten. Also nichts wie Abb. 3: ran! 21.9.2001, 13:42 UT, die gleiche Eines stand von Anfang an fest: es sollten Protuberanz wie keine eklatanten Kunstwerke höchster Abb.1 nach 22 Auflösung geschaffen werden, sondern mit Min., Daten wie minimalen Aufwand, unter weitgehender Abb. 1. Verwendung der vorhandenen Ausrüstung, laufend die Aktivität am Sonnenrand über- wacht und in möglichst professioneller Qualität dokumentiert werden. Und dies im Dateiformat, ungescannt, wie es die Redaktionen verlangen. Ein schöner Farb- ausdruck auf Hochglanzpapier war damals Sonnenfleckenbeobachtung war auch vor- eines Projektionsobjektivs mit verlängerter noch ein Wunschtraum, ist aber inzwischen handen, jedoch im Programm auf später Brennweite gefallen lassen. Alle Teile, mit kein Problem mehr. verschoben. Als Kamera stand eine kleine, Ausnahme des ERF-Filters, stammten aus einstufig gekühlte SW Starlight Xpress dem Gebrauchthandel, allerdings mussten Diese Zielbegrenzung stellte auch die MX512 (unter 2.000 DM!) mit relativ klei- verschiedene Gewindeadapter und Schwal- Beschaffung eines Daystar- bzw. Coro- nen Pixeln 12,6 x 9,6 µ, die im Raster 290 benringe neu gedreht werden. nadofilter mit 0,5 Å HWB außer Frage, x 510 eine für die Äquivalentbrennweite Die Umrüstung erforderte einige Zeit, aber nicht nur aus Kostengründen, sondern weil gerade noch ausreichende Auflösung ver- im Frühjahr 2000 war es endlich soweit, der Ansatz nach Lille mit Kegelblende sprachen. Die Verwendung dieser Kamera dass First Light aus Protuberanzen gegeben auch schwächere Protuberanzen heller und erforderte noch verschiedenes Zubehör, werden konnte. Der Erfolg übertraf meine kontrastreicher erscheinen lässt. u. a. ein Kippspiegel mit ERF Filter, ein kühnsten Erwartungen. Nach Optimierung Meine Ausrüstung bestand zu jener Zeit Compur-Zentralverschluss und ein als von Fokus und Belichtungszeiten erhielt aus einem parallaktisch montierten Zeiss- Exzenter dienender Fokussierschlitten, mit ich auf dem Bildschirm meines PC nach AS Refraktor 80/1200 und dem oben Zahntrieb (!) aus einem ausgedienten einfachster Bearbeitung Abbildungen von genannten Protuberanzenansatz mit 1,5 Å Comet-Catcher. Auch der Baader-Ansatz fotografisch bis dahin unerreichter Hα Filter. Ein Herschelprisma für die musste sich eine Umrüstung in Gestalt Schärfe, Auflösung und Dynamik. Eine FACHGRUPPE > SONNE 93

Abb. 4: (a) 14.10.2001, 14:27 UT, eruptive Sonnenprotuberanz, Daten wie Abb. 1 (b) Das Falschfarbenbild vermittelt Informationen über die Verteilung der heißesten und dichtesten Partien der leuchtenden Gaswolke.

Beschreibung der Apparatur erschien kurz milder unscharfer Maskierung schnell und Weitere Bearbeitung wie Drehung, danach im Mitteilungsblatt der Fachgruppe wirksam bearbeitet werden. Das so gewon- Beschneidung, Beschriftung und Simu- Sonne 97, 109 (2000). nene Primärbild 6 cm x 4,4 cm weist nach lierung der Hα-Farbe (letzteres nicht Umformatierung auf TIF eine Auflösung anders wie es die Profis tun!) geschieht Durch dieses unverhoffte Resultat ange- von 85 Pixel / cm aus, und kann unter gün- anschließend mit den bearbeitungsüblichen spornt bat ich Wolfgang Lille, mir einen stigen Bedingungen bis auf 12 cm x 9 cm Grafik-Programmen, in meinem Fall eine größeren Refraktor mit AK Objektiv nachvergrößert und ausgedruckt werden. alte ADOBE Version 5.0. Komplizierteren 125/1300 mm von Lichtenknecker zu ferti- Die Bildqualität mag dann höheren Algorithmen gehe ich aus dem Wege, nur gen. Auch am Ansatz wurden einige Ansprüchen nicht mehr ganz genügen. Mit gelegentlich, wenn es sich wirklich lohnt, Verbesserungen eingeführt und u. a. die Mosaiktechnik erzielte ich gelegentlich lasse ich eine automatische Deconvolution Äquivalentbrennweite auf 2,5 m erhöht. eine erheblich verbesserte Auflösung, aller- (maximale Entropie) laufen, z. B. über Die Leistungsfähigkeit der Geräte kann aus dings auf Kosten des Abbildungsmaßstabs. ASTROART. Ein Nachteil muss in Kauf den hier vorgestellten Abbildungen beur- Der entsprechende Aufwand würde jedoch genommen werden: die MX512 liefert als teilt werden. Das Rohbild sieht zunächst über die eingangs aufgestellte Zielsetzung einstufig gekühlte Kamera über 25°C nicht besser aus als ein Foto, kann aber einer einfachen und unmittelbaren Über- Umgebungstemperatur im Schatten keine noch im FITS-Format mit Stretchen und wachungsmethodik hinausgehen. Bilder mehr! Abschließend kann ich das beschriebene Verfahren allen empfehlen, die an syste- matischer Beobachtung der Sonnenprotu- beranzen interessiert sind. Die Kompo- nenten sind im Handel erhältlich und der Zusammenbau ist relativ einfach. Zusätzlich zu den Vorteilen der Ablage in Dateien wird die digitale Bildbearbeitung mit dem Hintergrundsrauschen leichter fertig und stellt somit geringere Ansprüche an Sicht und Streulicht im Teleskop und Ansatz. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass hier eine Behelfslösung mit einer für Kurzzeitbelichtung nicht konstru- ierten Kamera vorgestellt wird. Die Vorteile der digitalen Bildaufnahme gegenüber der chemischen Photographie sind damit noch lange nicht ausgeschöpft. Die neuere Entwicklung der Digital- und Videokameras, zu erschwinglichen Preisen Abb.5: und immer weiter gefächerter Leistungs- Der umgebaute Protuberanzenansatz in der Sternwarte des Autors in Lanzo palette, ist eine Quelle weiteren Fort- d'Intelvi. schritts! 94 FACHGRUPPE > JUGENDARBEIT

Astronomisches Sommerlager - ASL 2002 von Iris Fleischer und Oliver Jahreis

Unser Jugendlager hat sich etabliert und müssen, um Leben möglich zu machen. Selbstverständlich kommt die Praxis nicht findet regen Zuspruch. Mittlerweile im Wer seinen Computer für die Beobachtung zu kurz. Die Workshops werden nicht nur dritten Jahr laden wir über 50 Jugendliche nutzen möchte, kann in der AG „Astro- von Teilnehmern und dem Leiterteam zwischen 14 und 24 Jahren ins Schul- nomie am PC“ die Möglichkeiten dazu angeboten, auch die erfahrenen Amateur- landheim Hobbach bei Aschaffenburg ein. kennen lernen. Die AG, in der wohl am astronomen und Wissenschaftler werden In den zwei Wochen zwischen dem 27.7. meisten experimentiert wird, ist „Physik im Projekte anbieten. Außerdem bieten einige und 10.8.2002 bieten wir ein vielfältiges Alltag“. Dem Dauerbrenner-AG „Astrofoto- VdS-Fachgruppen Anleitungen zum Ein- Programm für Anfänger und Fortgeschrit- grafie“ steht sogar ein eigenes Fotolabor stieg in ihr Fachgebiet an. Die Palette reicht tene, Theoretiker und Beobachter an. zur Verfügung. Bei „Pseudowissenschaf- von „Raketenbau“, „Basteln astronomi- In über 10 Arbeitsgruppen werden ver- ten“ werden umstrittene Theorien kritisch scher Geräte“ über „Frisieren von Kauf- schiedene naturwissenschaftliche Themen- hinterleuchtet und wissenschaftlich hausteleskopen“ sowie „Astrofotografie gebiete intensiv behandelt. Mit fünf Tagen betrachtet. Für eher theoretisch Interes- mit der Webcam“ bis hin zu „Einstieg in Dauer sind die Arbeitsgruppen der wichtig- sierte werden die Arbeitsgruppen, „Quan- die Spektroskopie“ oder „Beobachtung ste Programmpunkt. Jeder Teilnehmer tentheorie“, „Kosmochemie“ und die veränderlicher Sterne“. Doch auch kreative nimmt im Verlauf des Camps an zwei Klassiker-AG „Kosmologie“ angeboten. Themen wie Zeichnen, die Gestaltung der Arbeitsgruppen teil. Auch in diesem Jahr erwarten wir wieder Internetseiten über das Camp oder eine namhafte Wissenschaftler von Univer- Theatergruppe werden angeboten. Für Für die Anfänger gibt es wie immer die sitäten und Forschungseinrichtungen. Sie jeden ist da etwas dabei! „Einführung in die Astronomie“. Die AG werden über ihr Fachgebiet referieren und „Planeten“ wird das Sonnensystem unter für Fragen und Diskussionen zur Ver- Bei der Präsentation der Arbeitsgruppen die Lupe nehmen, während es bei „Stern- fügung stehen. Auch Teilnehmer und und Workshops hat jeder die Gelegenheit, physik“ um die Entwicklung der Gestirne Amateurastronomen werden über ihre das Camp aktiv mit zu gestalten und einen geht. In der AG „Exobiologie“ erfährt man, Erfahrungen berichten und viele Tipps Überblick über die Ergebnisse der anderen welche Voraussetzungen erfüllt werden geben. Teilnehmer zu erhalten. Insbesondere ist FACHGRUPPE > POPULÄRE GRENZGEBIETE 95

jeder dazu eingeladen, Berichte zu verfas- noch mehr neue Objekte kennen zu lernen Ausführliche Informationen über das näch- sen, die im VdS-Journal III / 2002 mit dem gibt es auch. Einige Amateure kommen ste und vergangene VdS-Jugendlager gibt Schwerpunktthema Jugend erscheinen sol- eigens nur dafür ins ASL und bringen so es auf der ASL-Homepage unter: len. Jede Menge Anregungen und Gelegen- ziemlich alle Arten und Größen von mobi- www.vds-astro-jugend.de/sommerlager heit zum Üben gibt es dabei in der campei- len Teleskopen bis hin zum 20-Zoll- Außerdem kann ein Infoheft bei folgender genen „Freien-Astronomischen-Sommer- Dobson mit. Adresse bestellt werden: Presse“ (FASP). Beim allabendlichen NAP (Nicht-Astro- VdS-Jugendreferat Die Nächte werden so oft wie möglich zum nomisches-Programm) steht der Spaß im Susanne Hoffmann Beobachten genutzt. Dazu gibt es rund um Mittelpunkt. Meist geht es vollkommen Carl-von-Ossietzky-Str. 5 das Schullandheim mehrere dunkle Plätze unwissenschaftlich zur Sache, man lernt 14471 Potsdam mit guter Sicht um Teleskope aufzustellen andere Teilnehmer und jede Menge lustige Email: [email protected] oder den nächtlichen Himmel mit bloßem Spiele kennen. Wer auch mal seine müden Auge und Feldstecher zu genießen. Viele Knochen bewegen will, kann dies auf den Teilnehmer bringen ihre eigene Ausrüstung Sportanlagen oder in der Turnhalle des mit. Schullandheims tun.

Diejenigen, die noch kein eigenes Dieses Jahr fahren wir auch noch für einen Beobachtungsgerät haben, können die von Tag nach Frankfurt. Selbstverständlich den Firmen Vehrenberg, Baader- kann man einkaufen gehen und sich die Planetarium, Intercon-Spacetec und Tele- Stadt ansehen. Zusammen mit dem Optic zur Verfügung gestellten Geräte aus- Physikalischen Verein werden wir aber führlich testen und so Erfahrungen beim auch ein alternatives Programm bieten. Umgang mit einem Teleskop sammeln. Zum Beispiel haben wir Freikarten für das Gelegenheit mit erfahrenen Beobachtern Senckenberg-Museum. an größeren Teleskope zu beobachten und 96 FACHGRUPPE > POPULÄRE GRENZGEBIETE

Neues aus der Fachgruppe „Populäre Grenzgebiete“ von Edgar Wunder

Das mit Abstand auflagenstärkste und benötigt, um Blutungen zu kompensieren, stische Analyse, sondern auch einen histo- somit populärste deutschsprachige Buch noch war die Verweildauer im Spital (als rischen Überblick zur Geschichte solcher der 90er Jahre, in dem Astronomisches Indikator für die Genesungszeit) verlän- Mond-Glaubenssysteme sowie zu weiteren behandelt wurde, hieß: „Vom richtigen gert. Die Behauptungen von Paungger und empirischen Untersuchungen, die zu die- Zeitpunkt – Die Anwendung des Mond- Poppe können also guten Gewissens als sem Themenkreis durchgeführt wurden. kalenders im täglichen Leben“. In diesem empirisch unhaltbar zurückgewiesen wer- Um hier weitere Fortbildungsmöglich- Millionen-Bestseller geben die Autoren den. keiten für Amateurastronomen und andere Johanna Paungger und Thomas Poppe astronomisch Interessierte zu bieten, wur- Ratschläge, welche menschlichen Aktivi- den im Jahr 2002 von der Fachgruppe täten zu welcher Mondphase unternommen bereits zwei Ganztages-Seminare zu zwei oder unterlassen werden sollten, um mög- Themen durchgeführt, auf die der lichst erfolgreich zu sein. Beispielsweise Astronom zu seinem Leidwesen in der solle man Wäsche vorzugsweise bei abneh- Öffentlichkeit immer angesprochen wird: mendem Mond waschen, weil zu dieser Astrologie und UFOs. Beide Fortbildungs- Zeit auch die Flecken leicht abnehmen. seminare fanden mit gutem Erfolg (37 Andere in diesem Buch enthaltene Rat- bzw. 24 Teilnehmer) an den Sternwarten in schläge sind geeignet, Menschen zu ver- Nürnberg bzw. Heilbronn statt (vgl. Sterne ängstigen, indem Unheil angedroht wird, und Weltraum 7/2001, S. 594). Für die falls etwas zur falschen Mondphase getan Zukunft ist geplant, ähnliche Seminare zu werde. Beispielsweise wird davor gewarnt, diesen und verwandten Themen turnus- sich bei Vollmond einer Operation oder mäßig alle zwei Jahre an wechselnden anderen medizinischen Eingriffen zu Orten anzubieten. Sie werden von der unterziehen, da dann das Komplika- Fachgruppe, die von mir koordiniert und tionsrisiko und die Gefahr schwer stillba- aus einem lockeren Netzwerk von VdS- rer Blutungen deutlich erhöht und die Mitgliedern besteht, in Zusammenarbeit Genesungszeit wesentlich länger sei. Auch mit dem Verein Forum Parawissenschaften Operationen bei zunehmendem Mond oder Abb. 1: e.V. organisiert, dessen Geschäftsführer ich bei Mondständen in bestimmten Tier- Der Millionen-Bestseller "Vom richti- auch bin. kreiszeichen seien in dieser Hinsicht pro- gen Zeitpunkt" – eine populäre Quelle Am 13. Juli 2002 wird in Braunschweig blematisch. modernen Mond-Aberglaubens. zunächst einmal ein Fortbildungsseminar Wie mir von verschiedenen Chirurgen zum Thema „Parapsychologie“ stattfinden, berichtet wurde, sei es der „Erfolg“ dieses das zwar nicht unmittelbar astronomischen Buches, dass es seit einigen Jahren immer Bezug hat, jedoch im Kontext astrologi- mehr Patienten gibt, die vor einem ohnehin Hier entsprechend aufklärend zu wirken, scher Behauptungen immer wieder einmal belastenden, schweren medizinischen ist sicher auch eine Aufgabe der astronomi- auftaucht. Anfang 2003 wird dann im süd- Eingriff völlig verängstigt die Operation schen Volksbildungsarbeit, zumal man z.B. deutschen Raum von uns eine größere kurzfristig absagen wollen, nachdem sie an Volkssternwarten immer wieder auf Tagung zum Thema „Die religiöse bemerken, dass am Operationstag Voll- diverse behauptete Mondeinflüsse auf den Dimension des Außerirdischen“ ausgerich- oder zunehmender Mond ist. Menschen angesprochen wird. Dazu muss tet werden. Dabei geht es um versteckte Um solchen Ängsten fundiert begegnen zu man aber auch gut informiert sein, sowohl religiöse und andere weltanschauliche können, unternahm ich zusammen mit über die entsprechenden Behauptungen als Elemente, die in Science Fiction, in einem österreichischen Chirurgen eine auch über Untersuchungen, in denen diese Spekulationen über außerirdisches Leben, umfassende empirische Studie, bei der 228 überprüft wurden. Spott und bloße im UFO-Mythos oder auch in diversen ufo- Knie- und Hüftoperationen, die im Laufe Erklärungen, dass etwas nicht sein könne, logischen Sektenbildungen zu beobachten eines Kalenderjahres am Landeskranken- sind die Argumente des Dogmatikers, die sind, wozu u. a. prominente Religions- haus Kirchdorf/Krems (Oberösterreich) oft auch als solche erkannt werden und des- wissenschaftler referieren und sich der durchgeführt wurden, hinsichtlich eventu- halb nicht verfangen. Deshalb möchte ich Diskussion stellen werden. Wer an näheren eller Effekte der Mondphasen untersucht jenen, die dieses Thema in der Öffentlich- Informationen zu diesen Veranstaltungen wurden. Das Ergebnis überrascht nicht: keit aufgreifen möchten, die Lektüre der interessiert ist, kann sich gerne an mich Weder war bei den von Paungger und ausführlichen Fassung der Studie (18 wenden. Poppe als kritisch angegebenen Mond- Seiten) ans Herz legen, die in Ausgabe phasen oder Mondstellungen in den 1/2002 der „Zeitschrift für Anomalistik“ Edgar Wunder Tierkreiszeichen die Komplikationsquote (http://www.anomalistik.de) erschienen ist. Heidelberger Straße 16 erhöht, noch wurden mehr Blutkonserven Sie enthält nicht nur eine detaillierte stati- 69207 Sandhausen FACHGRUPPE > DARK SKY 97

Aktuelles aus der Fachgruppe DARK SKY - Initiative gegen Lichtverschmutzung von Andreas Hänel und Torsten Güths

Der Nachthimmel über Deutschland wird Abb. 1: stetig heller! Öffentliche Beleuchtung wird Lichtverschmutzung – oft aus falsch verstandenem Sicherheits- durch Lichtkunst: denken – weiter ausgedehnt. Leuchtre- Aus Anlass des klame wird aggressiver und durch neue 100jährigen Bestehens Spielarten ergänzt. Sogenannte „Licht- der Stadtwerke war kunst“ soll die Nacht erhellen und immer in Osnabrück für etwa mehr Privatleute meinen, ihren Garten 2 Monate ein Laser beleuchten zu müssen. Dennoch: Die installiert. In einer Anliegen der Astronomen allgemein, unse- klaren Nacht er- rer Fachgruppe und der Naturschützer, die streckte sich der um die nachtaktive Tierwelt bangen, wer- Strahl selbst in den besonders durch die Lichtverschmutz- 20 Kilometern ungskarten von Pierantonio Cinzano von der Entfernung noch Presse mit großem Interesse aufgenommen. über den ganzen So erschienen zum Beispiel in der Süd- Himmel und war deutschen Zeitung, im Hörfunk des Bayri- im Zenit heller als schen Rundfunks und im Arte-TV umfas- die meisten astrono- sende Reportagen zur Lichtverschmutz- mischen Objekte ungsproblematik. Aktivitäten in anderen (Milchstraße und Ländern lassen etwas Hoffnung schöpfen: Andromeda-Nebel). Sie gipfeln in den ersten Lichtverschmutz- ungsgesetzen, erlassen in der Lombardei in Italien und in Katalonien, denen weitere uns eine stärkere Sensibilisierung der sind zu einem Informationsaustausch herz- Regionen Spaniens folgen sollen. Allgemeinheit auf die Auswirkung der lich eingeladen! Eine Bestätigung, daß Licht ein Ärgernis Lichtverschmutzung! sein kann, erhielt die deutsche Öffentlich- Noch ein wichtiger Hinweis: Die Fach- Webadressen zum Thema: keit durch das Wiesbadener Urteil zu gruppe Dark Sky trifft sich wieder im http://lightpollution.it einem Nachbarschaftsstreit um eine blen- Rahmen des Vogelsberger ITV's am Sams- http://www.lichtverschmutzung.de dende 40-W-Lampe. Doch hoffentlich tag, den 11. Mai, um 14 Uhr im Johannis- http://www.physik.uni-osnabrueck.de/ müssen nicht viele Sternfreunde eine sol- hof in Stumpertenrod. Alle Interessierten ~ahaenel/darksky/aktuel.htm che Meinungsverschiedenheit vor dem Kadi austragen, um ihrem Hobby nachzu- gehen, oder gar zu Hilfsmitteln greifen, wie in der Karikatur im letzten VdS- Journal auf Seite 129 humorvoll gezeigt wurde. Um neben unseren Aufklärungsaktivitäten auch den nötigen Einblick in das Ausmaß Okay… du sagen: alte ZEISS- der derzeitigen Lichtverschmutzung zu Refraktor sein DEUTSCHE Wertarbeit… Ich sagen: diese erhalten, fehlt zuverlässiges Datenmaterial. Rotwein sein ITALIENISCHE Das kann nach der Methode gewonnen Wertarbeit… noooo… nix trinken, werden, wie sie Heinz Kerner in seinem könne putze Linse von nachfolgenden Artikel beschreibt. Um Refraktor… nix besser!!!" jedoch ein quantitativ vergleichbares Datenmaterial zu erhalten, möchten wir zusätzlich alle Sternfreunde bitten, an der im Folgenden dargestellten Grenzhellig- keitsaktion der Fachgruppe mitzuwirken. Nehmen Sie bitte rege daran teil! Verläuft sie nämlich erfolgreich, wollen wir versuchen, das Datenmaterial auch von breiteren Bevölkerungsschichten gewinnen zu lassen. Auf diese Weise versprechen wir 98 FACHGRUPPE > DARK SKY

Wie viele Sterne sehen wir noch? - Ein Projekt zur Bestimmung von Grenzhelligkeiten

von Andreas Hänel

Um zuverlässiges Datenmaterial für bestimmen, gab es in den vergangenen ermöglicht werden. Zudem würde damit Maßnahmen gegen die Lichtverschmutz- Jahren mehrere, in Großbritannien 1996 verstärkt auf das Problem der Lichtver- ung zu sammeln sollten möglichst viele (Starwatch), in Europa 1996 (im Rahmen schmutzung aufmerksam gemacht werden, Sternfreunde und Amateure an dieser von Astronomy online), in Österreich 2001 besonders wenn in einer Fortsetzung des Aktion teilnehmen! (www.astro.univie.ac.at/~scw/). Kürzlich Experiment einmal breitere Bevölkerungs- Alle Amateurastronom klagen über die ist eine Arbeit von P. Cinzano, F. Falchi und schichten angesprochen werden sollen. zunehmende Lichtverschmutzung, beson- C. D. Elvidge erschienen, in der die Grenz- ders in den letzten Jahren konnte ein immer helligkeiten in Europa berechnet wurden Wie soll die Grenzhelligkeit bestimmt ungehemmterer Umgang mit Licht beob- (zu finden auch im Internet unter werden? achtet werden. Immer mehr und aggressi- www.lightpollution.it/dmsp/index.html). Am sinnvollsten wäre eine Hellig- vere Lichtwerbung, immer hellere Straßen- Ausgehend von den Nachtaufnahmen der keitssequenz nahe dem Zenit, die mög- lampen, die mehr Sicherheit suggerieren amerikanischen Verteidigungs-Wetter- lichst in einer bestimmten Nacht beobach- sollen, wobei auch möglichst die letzte Satelliten (DMSP) wurde die Streuung des tet wird. Da dies nur schwer realisierbar ist, dunkle Ecke ausgeleuchtet werden soll. Lichts in der Atmosphäre modelliert und soll so vorgegangen werden: Dabei wird sehr viel Licht in Richtung die Himmelshintergrunds-Helligkeit und In einer mondlosen, möglichst klaren Himmel gelenkt und trägt durch Streuung die Grenzhelligkeit berechnet. Diese Nacht soll die Grenzhelligkeit im Kleinen in der Lufthülle zur Aufhellung des Karten fordern zu einem Experiment her- Wagen (Ursa Minor) mit Hilfe der Karte Himmels bei. Die Himmels-Hintergrunds- aus: bestimmt werden. Dabei ist es wichtig, eine helligkeit steigt an, dadurch nimmt die Welche Grenzhelligkeit ist an einem Nacht mit möglichst guten atmosphäri- Grenzhelligkeit zu und damit die Zahl der bestimmten Ort erreichbar und in wie weit schen Bedingungen auszuwählen. In sichtbaren Sterne ab. stimmt diese Grenzhelligkeiten mit den Norddeutschland sollten natürlich die Leider gibt es kaum ausführlichere Mes- Modellrechnungen überein? Wenn mög- Nächte der Mitternachtsdämmerung ver- sungen, etwa sich über mehrere Jahre lichst viele Sternfreunde in ganz Deutsch- mieden werden. Es sollte aber auf jeden erstreckende Messreihen der Himmels- land an dem Projekt teilnehmen, könnte Fall nicht nur von einem dunklen Beob- Hintergrundshelligkeit. trotz vieler Unsicherheiten ein Vergleich achtungsplatz aus beobachtet werden, denn Experimente, die Grenzhelligkeiten zu mit den Vorhersagen von Cinzano u. a. auch die Grenzhelligkeiten in Städten sind

Bestimmung der Grenzhelligkeit im Kleinen Wagen

Beobachter: Name: Adresse: Straße PLZ, Ort email

Beobachtungsort: geografische Koordinaten: Länge Breite Beobachtungszeit (MEZ): h m beobachtete Grenzhelligkeit: Beobachtungsbedingungen: Atmosphäre: Störende Lichtquellen: Art: Richtung:

weitere Anmerkungen:

zurück an: Dr. Andreas Hänel Am Sportplatz 7 D-49124 Georgsmarienhütte oder als E-Mail: [email protected] FACHGRUPPE > DARK SKY 99

Abb. 1: chen Orten, deren Position aber möglichst Der Kleine Wagen genau anzugeben ist, mitteilen, auch mit den Vergleichs- Aufzeichnungen aus dem Beobachtungs- sternen, wobei die buch, wenn sie nicht Jahre zurückliegen, Dezimalpunkte können verwendet werden. bei den Hellig- Alle notwendigen Informationen sollten keiten weggelassen dann im Internet unter www.astro-os.de wurden. oder www.lichtverschmutzung.de in ein Formular eingetragen werden. Dieser Weg ist vorzuziehen, um die Auswertung mög- lichst einfach zu gestalten. Andernfalls können folgende Angaben auch per email an [email protected] oder notfalls auch per Post an mich geschickt werden, wobei die kursiv gedruckten Angaben unbedingt notwendig sind. Die Fachgruppe DARK SKY hofft, bis November genügend Beobachtungen zu- sammenzubekommen, um eine Karte der beobachteten Grenzhelligkeiten und damit der Lichtverschmutzung in Deutschland zu erhalten. In einem zweiten Schritt soll dann versucht werden, weitere Bevölker- für einen Vergleich wichtig! Vermieden erleuchteter Sportplatz, Einkaufszentrum). ungskreise einzubeziehen und auf diese werden sollte allerdings die Nachbarschaft Selbstverständlich kann ein Beobachter Weise auf das Problem der Lichtver- zu starken lokalen Aufhellungen (etwa auch Grenzhelligkeiten von unterschiedli- schmutzung aufmerksam zu machen. Wie dunkel ist Ihr Himmel wirklich? von Heinz Kerner Es gibt kaum noch Bereiche der Amateur- Klassifikation mit sehr treffender Be- umgeben ist, so sind Teleskop, Fahrzeug Astronomie, die nicht von der zunehmen- schreibung vorgelegt [2]. Versuchen Sie und Gefährten völlig unsichtbar. den Aufhellung des Nachthimmels durch doch einmal, die Güte des Himmels an künstliche Lichtquellen beeinträchtigt wer- Ihrem Beobachtungsort anhand der nach- Klasse 2: Ort mit typisch den. Viele Anfänger aber auch fortgeschrit- folgenden Skala zu bestimmen. Ich fürchte, dunklem Himmel tene Sternfreunde überschätzen die Qualität viele Sternfreunde werden die Beurteilung Airglow kann entlang des Horizonts des Himmels an ihrem Beobachtungsort, ihres Himmels korrigieren müssen. schwach erkannt werden. M 33 ist bei weil sie einen wirklich dunklen Himmel direkter Beobachtung einfach zu sehen. noch nicht erlebt haben. Hat man einmal Die Dark-Sky Skala nach Bortle Die Sommermilchstraße ist für das bloße die Gelegenheit einen solchen zu sehen Klasse 1: Ort mit exzellentem Auge in hohem Maße strukturiert und die (Kanarische Inseln, Namibia), erfährt man dunklem Himmel hellsten Stellen sehen im einfachen regelrecht einen Schock. Zodiakallicht, Gegenschein und Zodiakal- Fernglas verästelt und marmoriert aus. Das Als Maß für die Güte des Nachthimmels band sind sichtbar, das Zodiakallicht in Zodiakallicht kurz nach dem Ende der wird häufig die visuelle Grenzsternhellig- eindrucksvoller Weise, und das Zodiakal- Abenddämmerung und kurz vor Beginn keit, die Helligkeit der schwächsten, mit band umspannt den ganzen Himmel. Sogar der Morgendämmerung ist immer noch so dem bloßen Auge gerade noch sichtbaren bei direkter Beobachtung ist die Galaxie hell, um schwache Schatten zu werfen. Die Sterne, angegeben [1]. Die visuelle Grenz- M 33 ein auffälliges Objekt für das bloße Farbe des Zodiakallichts ist deutlich gelb- sternhelligkeit ist aber ein sehr subjektives Auge. Gebiete der Milchstraße im Skor- lich im Vergleich zu der bläulich-weißen Maß und stark von der individuellen Seh- pion und Schütze werfen diffuse Schatten Farbe der Milchstraße. Irgendwelche Wol- leistung abhängig. Flächenhafte Objekte auf den Boden. Die Grenzsterngröße für ken am Himmel sind nur als dunkle Löcher wie Galaxien, Kometen und Nebel leiden das bloße Auge liegt bei 7,6 bis 8,0 mag vor dem Sternenhintergrund sichtbar. Das darüber hinaus in ihrer Sichtbarkeit viel (mit Mühe). Die Anwesenheit von Jupiter Teleskop und Dinge in der Umgebung sind stärker unter der Himmelsaufhellung als oder Venus am Himmel scheint die nur vage zu erkennen. Viele der Messier- Sterne und „ertrinken” schneller im Dunkelanpassung des Auges zu beeinträch- Kugelsternhaufen sind deutliche Objekte für Himmelshintergrund. tigen. Airglow ist augenscheinlich. Mit das bloße Auge. Die Grenzsternhelligkeit für John Bortle aus Amerika, bekannter einem 32-cm-Instrument können mit Mühe das bloße Auge liegt bei 7,1 bis 7,5 mag und Beobachter von Kometen und veränderli- Sterne bis 17,5 mag ausgemacht werden ein 32-cm-Teleskop erreicht 16 oder 17 mag. chen Sternen mit fast 50jähriger Beobach und bei mittlerer Vergrößerung erreicht ein tungserfahrung, hat sich zu diesem Thema 50-cm-Instrument 19 mag. Beobachtet Klasse 3: Ländlicher Himmel Gedanken gemacht und eine Nachthimmel- man auf einer Wiese, die von Bäumen Einige Anzeichen von Lichtverschmutzung 100 FACHGRUPPE > DARK SKY

Abb. 1: Lichtemission einer Kleinstadt von rund 30.000 Einwohnern (Uelzen, Niedersachsen) aus 25 km Entfernung. Aufnahme von Heinz Kerner mit 1:2,8/50mm-Objektiv, 4 Minuten auf Kodak Elitechrome 400 belichtet.

zeigen sich entlang des Horizonts. Wolken Herbst ist das Zodiakallicht nur andeu- Grenzsternhelligkeit des bloßen Auges ist erscheinen an den hellsten Stellen des tungsweise zu sehen. Die Milchstraße nahe 5,0 mag (wenn man sich anstrengt) und ein Himmels nahe dem Horizont schwach dem Horizont ist sehr schwach oder gar 32-cm-Instrument wird kaum 14 mag beleuchtet, sind aber über Kopf dunkel. Die nicht sichtbar und sieht über Kopf ausge- erreichen. Milchstraße ist immer noch komplex und waschen aus. Lichtquellen erscheinen in den Kugelsternhaufen wie M 4, M 5, M 15 und meisten, wenn nicht in allen Richtungen. Klasse 8: Großstadthimmel M 22 sind alle auffällige Objekte für das Wolken sind merklich heller als der Der Himmel glüht weißlich-grau oder bloße Auge. M 33 ist bei indirekter Beob- Himmelshintergrund. Die Grenzsternhellig- orange und man kann ohne Schwierig- achtung einfach zu sehen. Das Zodiakal- keit für das bloße Auge liegt bei 5,6 bis 6,0 keiten Zeitungsüberschriften lesen. Ein licht ist im Frühling und Herbst eindrucks- mag und mit einem 32-cm-Teleskop erfahrener Beobachter mag in guten voll (wenn es nach der Abenddämmerung erreicht man 14,5 bis 15 mag. Nächten M 31 und M 44 schwach erahnen und vor der Morgendämmerung mehr als können und nur die hellen Messier-Objekte 600 Höhe über dem Horizont erreicht) und Klasse 6: Heller Kleinstadthimmel sind in Teleskopen mittlerer Öffnung zu seine Farbe ist zumindest schwach ange- Keine Anzeichen des Zodiakallichts sind entdecken. Einige Sterne, die die vertrau- deutet. Das Teleskop ist aus einer Entfern- erkennbar, nicht einmal in den besten ten Sternbilder bilden, sind schwer zu ung von 6 bis 9 Metern vage zu erkennen. Nächten. Die Milchstraße ist nur andeu- sehen oder fehlen völlig. Das bloße Auge Die Grenzsternhelligkeit des bloßen Auges tungsweise im Zenit sichtbar. Bis zu einer sieht bestenfalls Sterne mit 4,5 mag, wenn ist 6,6 bis 7,0 mag und ein 32-cm-Teleskop Höhe von 350 über dem Horizont leuchtet man weiß, wo man suchen muss, und die erreicht 16 mag. der Himmel gräulich-weiß. Wolken an Grenzsternhelligkeit in einem 32-cm- jeder beliebigen Stelle des Himmels Teleskop ist etwas besser als 13 mag. Klasse 4: Ländlicher/kleinstädtischer erscheinen ziemlich hell. Okulare und Übergang Teleskopzubehör auf einem Beobachtungs- Klasse 9: Innergroßstädtischer Himmel In mehreren Richtungen sind die Licht- tisch sind problemlos zu erkennen. Ohne Der ganze Himmel ist hell beleuchtet, glocken von Ortschaften sichtbar. Das Zodi- Fernglas ist es unmöglich, M 33 zu sehen sogar im Zenit. Viele Sterne, die die akallicht ist deutlich zu sehen, reicht aber und mit dem bloßen Auge ist M 31 nur bekannten Sternbilder ausmachen, sind zum Beginn oder Ende der Dämmerung mäßig sichtbar. Die Grenzsternhelligkeit nicht sichtbar und schwache Sternbilder nicht einmal halbwegs zum Zenit hinauf. ist ungefähr 5,5 mag und ein 32-cm- wie Krebs oder Fische sind völlig unsicht- Deutlich über dem Horizont ist die Milch- Teleskop bei mittlerer Vergrößerung zeigt bar. Abgesehen vielleicht von den Plejaden straße immer noch eindrucksvoll, es fehlen Sterne von 14,0 bis 14,5 mag. kann kein Messier-Objekt mit dem bloßen aber fast alle auffälligen Strukturen. M 33 Auge gesehen werden. Die einzigen himm- ist bei indirekter Beobachtung ein schwie- Klasse 7: Kleinstädtischer/städtischer lischen Objekte, die im Teleskop einen loh- riges Objekt und nur bei Höhen über 500 Übergang nenden Anblick bieten, sind der Mond, die erkennbar. In Richtung der Quellen der Der gesamte Himmel hat eine nicht genau Planeten und einige wenige helle Stern- Lichtverschmutzung sind Wolken beleuch- bestimmbare grau-weiße Färbung. Helle haufen (wenn man sie denn findet). Die tet, aber nur schwach und immer noch dun- Lichtquellen zeigen sich nach allen Grenzsternhelligkeit des bloßen Auges ist kel über Kopf. Aus einiger Entfernung ist das Richtungen. Die Milchstraße ist völlig oder 4,0 mag oder weniger. Teleskop klar auszumachen. Die Grenzstern- fast völlig unsichtbar. Mit dem bloßen helligkeit für das bloße Auge liegt bei 6,1 bis Auge sind M 44 oder M 31 vielleicht zu 6,5 mag und ein 32-cm-Teleskop zeigt bei erahnen, aber nur sehr unbestimmt. Wolken Literaturhinweise: mittlerer Vergrößerung Sterne von 15,5 mag. werden brillant beleuchtet. Selbst in [1] Ulrich Sperberg, Bestimmung von visuellen Teleskopen von mittlerer Öffnung erschei- Grenzhelligkeiten, VdS-Journal II / 2000 Klasse 5: Kleinstädtischer Himmel nen die hellsten Messier-Objekte als blasse [2] John Bortle, Introducing the Bortle Dark- In den besten Nächten im Frühling und Geister ihres wahren Aussehens. Die Sky Scale, Sky & Telescope, Feb. 2001 SERVICE 101

M wie Messier 51 in den Jagdhunden, M 5 in der Schlange (Kopf), M 45 im Stier, M 53 in Coma von Torsten Güths Berenices, M 60 in der Jungfrau und M 67 im Krebs. Bitte schicken Sie Ihre Beobachtungs- Der französische Astronom Charles Details aufweisen können. eindrücke zu diesen Objekten direkt an den Messier lebte in den Jahren 1730 bis 1817. Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser Verfasser dieser Rubrik, Stichwort Er stellte ab 1758 die wohl heute noch Rubrik anregen, ihre eigenen Objekt- „Messierobjekte”, zu! Einsendeschluss ist populärste Listung von nichtstellar erschei- beschreibungen einzureichen! In der vor- der 25.5.2002. Vergessen Sie bitte nicht, nenden Himmelsobjekten zusammen. Sie liegenden Folge unserer „M”-Serie sind die Beobachtungsumstände anzugeben: diente ihm wohl als echte Arbeitsunterlage, Berichte von Winfried Kräling und mir zumindest die Grenzgröße mit bloßem um bei der Suche nach Kometen nicht irr- selbst enthalten. Aufgrund der knappen Auge, die Öffnung Ihrer benutzten Instru- tümlich einen der fixen Nebel mit einem Zeit zwischen Erscheinen des letzten Hefts mente und die eingesetzten Vergrößerun- neuen Komet zu verwechseln. und Redaktionsschluss der vorliegenden gen. Eine Dateiform wie Word 97 oder Die heutige Messierliste umfasst 110 Ausgabe sprang ich selbst in die Bresche. älter (doc, txt, wpd) wäre gut. Objekte, von denen einige bereits dem unbewaffneten Auge zugänglich sind. Mit Aufgrund der nunmehr drei Ausgaben pro Neue Anschrift: einem guten Fernglas werden immerhin Jahr des VdS Journals liegen die Termine Torsten Güths schon die Hälfte sichtbar. Somit eignen sie für die Beobachtungsberichte sehr knapp. Keltenweg 21 sich besonders für Astronomieeinsteiger Daher kann ich nur hoffen, dass Sie auf D-61231 Bad Nauheim und Anwender kleinerer Fernrohre, für die ältere Beschreibungen zurückgreifen kön- oder: [email protected] die Messierobjekte bereits eine Fülle von nen. Die nächsten Objekte werden sein: M (möglichst maximal 200 KB Dateigröße)

M 16, NGC 6611, Schwanz der Schlange

Objekttyp: Offener Sternhaufen Sucherfernrohr 6x30: den Adlers“ erst mit dem Einsatz eines Entfernung: 6.500 Lichtjahre M16 ist als nichtaufgelöstes Nebel- UHC-Filters wirklich deutlich. Ohne Filter Reale Ausdehnung: 40 Lichtjahre fleckchen erkennbar. ist eine diffuse Aufhellung am Sternhaufen Scheinbare sichtbar. (Winfried Kräling) Helligkeit: 6 mag Fernglas 10x50: Winkelausdehnung: 21' Ein deutlicher, etwas unregelmäßig ge- Fotografie: Koordinaten: RA: 18h 19m formter Nebelflecken mit den ersten Der Sternhaufen M 16 ist nicht zuletzt Dekl. -13°47' Sternen zeichnet sich ab. Dank des ihn umgebenden Emissions- nebels ein lohnenswertes Objekt für die Historisches: 11 cm Öffnung: Astrofotografen. Ab 135 mm Brennweite Der schweizer Astronom P. L. de Cheseaux Der Sternhaufen steht brilliant im Okular sind Sternhaufen und Nebel trennbar. Der war möglicherweise der erste Beobachter bei geringer Vergrößerung (ca. 30fach). Sternhaufen selbst verschmilzt allerdings dieses Sternhaufens. Im Juni des selben Vom Nebel konnte ich ohne Nebelfilter noch zu einem weißen Flecken. Ab 300 Jahres, 1764, beschrieb ihn Messier. nichts erkennen. Im „Astroscan“-Teleskop mm Brennweite können Sie ihn schon in Bekannt ist M 16 eher durch den ihn ein- und 63facher Vergrößerung mit UHC- seiner markanten Form ablichten. Je dunk- hüllenden Emissionsnebel IC 4703, der als Filter ist der Adler schön sichtbar. ler der Himmel, desto besser kommen „Adlernebel“ populär ist. Seit der Auf- (Winfried Kräling) beim Ausbelichten noch weiträumige nahme des Hubble-Space-Teleskops im Nebelausläufer auf den Film. Die zentra- Jahre 1995 sind seine zentralen Dunkel- 25 cm Öffnung: len Pillars zeigen sich ab 500 mm Brenn- wolken zur allgemeinen Berühmtheit Ohne UHC-Filter stört der Sternhaufen weite, jedoch sollten Sie hierfür den Film gelangt. Messier war möglicherweise der schon ein wenig und vom Nebel stellte ich nicht ausbelichten. Uneingeschränkt em- erste, der diesen Nebel zu erkennen glaub- nur einen strukturlosen Schimmer mit pfehlenswert ist der Einsatz des Kodak te, doch ist auch eine Fehlinterpretation einer dunkleren Abgrenzung beim Stern- Elitechrome 200 Diafilms und seiner „pro- dank der bescheidenen Optik möglich. haufen fest (70fach). Mit UHC-Filter zeigt fessional“ Version. Der Kodak Supra 400 der Adler seine Schwingen und bei ist gut geeignet für die Ablichtung auf Objektbeschreibungen unter guten Vergrößerungen um 100fach erkannte ich Negativfilmmaterial. Bedingungen auch die innere, berühmte Dunkelzone (Grenzgröße ungefähr 6 mag) gerade so als V-förmige Struktur.

Auge: 36 cm Öffnung: Ich konnte ihn nicht ausmachen. Der Nebel zeigt die Form eines „fliegen- 102 SERVICE

M 17, NGC 6618, Schütze

Objekttyp: Offener Sternhaufen mit Emissionsnebel Entfernung: 6.800 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 40 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 6,0 mag Winkelausdehnung: 20’ x 15' Koordinaten: RA: 18h 21m Dekl. -16° 11’

Historisches: Der schweizer Astronom P. L. de Cheseaux fand diesen auffälligen Nebel im Frühjahr des Jahres 1764. Durch die räumlich enge Lage zu M 16 wurde auch er im Juni des selben Jahres durch Messier aufgezeich- net. Die bemerkenswerte Helligkeit er- möglichte auch bereits diesen Astronomen die Erkennung von mehr Details als nur eine formlose Aufhellung. Die charakteri- stische Form war Anlass zu diversen Namensgebungen, wovon wohl Omega- nebel, durch Herschel vergeben, oder Schwanennebel die populärsten sind.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingunge (Grenzgröße ungefähr 6 mag) Abb. 1: Aufsuchekarte für M 16 und M 17 Auge: Als kleiner unscharfer Stern sichtbar. 25 cm Öffnung: Zentralregion benötigt nur moderate Sucherfernrohr 6x30: Ohne UHC-Filter konnte ich mit dem Belichtungszeiten und kann demnach auch M 17 ist ein gut sichtbarer Nebel, kaum zu Einsatz hoher Vergrößerungen ab 125fach bei lichtverschmutzten Himmelsver- verfehlen. eine Menge an Strukturen im hellen hältnissen detailliert abgelichtet werden. Zentrum erkennen. Ich gewann den Ab 1000 mm Brennweite offenbart sich Fernglas 10x50: Eindruck, als ob die Nebelpartien irgend- eine Fülle von Strukturen im Zentrum. Unter dunklem Himmel beginnt der wie dahin „walzen“, wie eine Raupe. Die Empfehlenswert ist der Einsatz des Kodak Omeganebel Strukturen zu zeigen. Eine Randausläufer sah ich bei geringeren Elitechrome 200 Diafilms und seiner „pro- längliche helle Nebelzone ist von einem Vergrößerungen nur unter sehr dunklem fessional“ Version. Der Kodak Supra 400 diffusen Schleier umgeben. Himmel oder mit dem Einsatz eines UHC- ist gut geeignet für die Ablichtung auf Filters. Der Schwanenhals löste sich in Negativfilmmaterial. 9 cm Öffnung: eine gebogene Kette von Gaswolken auf. Unter mäßigen Bedingungen (etwas ver- Der Sternhaufen spielt nur eine unbedeu- schleierter Himmel) konnte ich mit tende Rolle im Gesamtbild. 50facher Vergrößerung nur eine längliche Form ohne weitere Details erkennen. Fotografie: Der Gasnebel M 17 ist ein gut geeignetes 11 cm Öffnung: Objekt für die Astrofotografen mit kleine- Abb. 2: Im „Astroscan“-Teleskop bei 18facher rer Ausrüstung. Ab 135 mm Brennweite M 16 und M 17 (unten), aufgenommen Vergrößerung erinnerte M 17 an eine wird seine charakteristische Form deut- am 3.6.2000 von Bernd Flach-Wilken schwimmende Ente. Erst mit einem UHC- lich. Ab 300 mm Brennweite können Sie und Otto Guthier mit Deltagraph Filter bei 63x beobachtet wurde er seinem ihn schon anschaulich ablichten. Je dunk- 1:3,3/990 mm, 30 Min. belichtet mit Namen gerecht. Die schwächeren Nebel- ler der Himmel, desto besser kommen Tokai-DS-Filter auf Ektachrome 200 ausläufer schlossen sich zu einem Omega: beim Ausbelichten noch weiträumige prof. 6x6-Film, Aufnahmeort: Ω. (Winfried Kräling) Nebelausläufer auf den Film. Die helle Gornergrat / CH.

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Adressen der Fachgruppenredakteure

Fachgruppe Name Vorname Straße PLZ Ort

Amateurteleskope Remmert Elmar Herlsener Weg 1 58769 Nachrodt Amateurteleskope/Selbstbau Zellhuber Herbert Kreuzeckstr. 1 82380 Peissenberg Astrophotographie Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum CCD-Technik Langenbach Dirk Goethestr. 6 58089 Hagen Dark Sky Hänel Dr. Andreas Am Sportplatz 7 49124 Georgsmarienhütte Geschichte Hamel Dr. Jürgen Alt-Treptow 1 12435 Berlin Jugendarbeit Jahreis Oliver Berlinstr. 92 55411 Bingen Kleinplaneten Kandler Jens Straße der Jugend 26 09430 Drebach Kometen Kerner Heinz Gerdehaus 11 29328 Fassberg Meteore/Atmos. Erscheinungen Sperberg Ulrich Südbockhorn 59 29410 Salzwedel Planeten Nikolai André Plangasse 10 71263 Weil der Stadt Populäre Grenzgebiete Wunder Edgar Heidelberger Str. 16 69207 Sandhausen Sonne Völker c/o Peter Weskammstr. 13 12279 Berlin Spektroskopie Hunger Thomas Rütscher Str. 165, Zi. 113 52072 Aachen Sternbedeckungen Bredner Dr. E. Ginsterweg 14 59229 Ahlen-Dolberg VdS-Sternwarte Schulz Dr.Jürgen Arnstädter Str. 49 99334 Kirchheim Veränderliche Bannuscher Dietmar Burgstr. 10 56249 Herschbach Visuelle Deep-Sky Beobachtung Steinicke Wolfgang Gottenheimerstr. 18 79224 Umkirch

„Hypernova“ SN 2002ap in M 74 von Hans-Günter Diederich

Am Nachmittag des 2.2.2002 wurde ich Aufnahme dieser Stelle vor, d. h. ohne SN) von einem Sternfreund animiert, trotz und zwei Karten mit Vergleichssternen von etwas kräftiger Zirren mit hinaus in den der AAVSO wurden gesaugt, ausgedruckt, Odenwald zu fahren. Das Wetter ent- ergänzt um einen Guide-Sternkartenaus- wickelte sich günstig, und es standen neben druck und zu einem Projektdokument einigen Weißen Zwergen vor allem zwei zusammengefasst. Objekte auf dem Programm: Die Helligkeit von SN 2002ap stieg an und Zunächst die Supernova (SN) SN 2002ap erreichte schließlich am Tage vor unserer in M74 und dann eine Wiederholungs- Beobachtung 13,3 mag. Klar, dieses Pro- Abb. 1: beobachtung des zu diesem Zeitpunkt noch jekt lag oben auf – „Prio 1“. Skizze der Position der Supernova SN nicht getauften seltsamen Veränderlichen 2002ap in M 74 V838 Mon. (Zu letzterem s. den zweiten Inzwischen kam in der weltweiten Dis- Beitrag von H.-G. Diederich). kussion die Vermutung auf, es könne sich aufgrund der hohen Ausbreitungsge- Beim Sternfreund konnte ich die SN in Diese Supernova in der Spiralgalaxie M 74 schwindigkeit, der sehr hohen Explosions- dessen Dobson visuell beobachten, dann wurde am 29.1.2002 von dem japanischen energie um eine sog. „Hypernova“ handeln, fertigte ich ein CCD-Bild an. Dessen Daten Sternfreund Yoji Hirose entdeckt. Sie hatte einen Stern, der mindestens 40 Sonnen- sind: 7-Zoll-Mak in Alt-Az, ST-7 (non- zu diesem Zeitpunkt eine Helligkeit von massen aufweist und in einer erheblichen ABG), bin3-Modus, 41 x 20 s. 14,4 mag. Falls es sich um eine SN vom heftigeren Explosion nicht zu einem Typ Ia handelte, wurde eine Steigerung auf Neutronenstern wie massenärmere Vor- 11 mag als möglich vorhergesagt. Damit gängersterne, sondern zu einem Schwarzen wäre es die hellste SN seit 1993. Loch zusammenstürzt und dabei vielleicht auch einen Gammastrahlenblitz (gamma Diese Meldung ging über das VSNET in ray burst – GRB) aussendet. Das alles alle Welt und landete auch in meinem elek- zusammen, zudem in einer nahen Galaxie, tronischen Briefkasten. Entdeckungs- das war wie auf einem Präsentierteller. aufnahme, ein „prediscovery image“ (d. i. BEOBACHTERFORUM 105

Ein extrem heller Ausbruch von V838 Monocerotis von Hans-Günter Diederich

Der Abend sollte interessant werden. Den wurde (musste) sogar eine spezielle (ersten) Ausbruch dieses Sterns am Mailing-Liste ausschließlich für V838 Mon 9.1.2002 (?), der zunächst als „mögliche beim VSNET eingerichtet werden. Zur Zeit Nova VAR MON 02“, dann als „GSC unserer Beobachtung betrug die Helligkeit 4822.39“ und schließlich mit „V838 ca. 8,1 mag (und erreichte bei Niederschrift Monocerotis“ (V838 Mon) bezeichnet dieser Zeilen 6,9 mag, und steigt immer wurde, entdeckte N. J. Brown. Als noch). Koordinaten wurden im VSNET angege- ben: RA = 7h 04m 04,801s und DEC = -3° Die Meldungen überschlugen sich und 50' 50,77“. Dieser Ausbruch eines zunächst drängten selbst die Hypernova SN 2002ap unbekannten Sterns war spektroskopisch Abb. 1: auf den zweiten Platz: O-Ton VSNET: nicht eindeutig als „klassische Nova“ ein- Aufnahme von V 838 Mon am 2.2.2002, „incredible rate of 2.37 mag/day“, zuordnen. Aber egal. Ich beobachtete ihn mit 7-Zoll-Maksutov in Alt-Az, ST-7 „EXTREMLY BRIGHT“, „totally unex- erstmals am 15.1.2002 visuell und schätzte (non-ABG) CCD-Kamera im bin3- pected extreme explosion“. ihn auf 10,6 mag. Weil es sehr dunstig, kalt Modus, 12 x 10 Sek. belichtet von (minus 12°C) und feucht (95 %) war, ver- Hans-Günter Diederich. Ich überlege mir inzwischen, nach dem zichtete ich auf eine CCD-Aufnahme. Am Notebook auch den Internet-Anschluss mit 2.2.2002 wurde diese dann nachgeholt. auf den Acker zu nehmen, um noch aktuel- ler Informationen zu erhalten und auch Mir erschien der Stern ungewöhnlich hell, selbst ins Internet einspeisen zu können. aber ich dachte mir nichts weiter dabei, führte keine Photometrierung durch, merk- Beides zusammen, eine Hypernova außer- te folglich auch nicht, dass auf meinem halb der Milchstraße und einen extremen Bild der Stern bereits in der Sättigung war. Ausbruch in unserere eigenen Galaxie in Ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, der selben Nacht visuell und ccd-mäßig erlebten wir aber gerade einen zweiten beobachtet zu haben, das war ein tolles Ausbruch des sich bereits im Ausbruch Erlebnis: wir schätzten uns überglücklich. befindlichen Sterns. Abb. 2: Am nächsten Tag quoll der Briefkasten Vergleich der Aufnahme aus Abb. 1 mit über, mehr als 70 E-Mails trafen ein, es der Darstellung des Feldes in GUIDE 7.

Chronologie einer ungewöhnlichen Kleinplaneten-Entdeckung von Philipp Keller und Christian Fuchs

In der Nacht vom 17.2. auf den 18.2. nah- len und man sich nachträgliche Retuschier- klar ein ca. 17 mag heller Kleinplanet zu men wir mit dem azimutal montierten 0,8- arbeit spart. Die Medianmethode berück- erkennen, der sich während der 30 Minuten m-Pollux, welches sich derzeit auf unserer sichtigt nur die Bilddetails, die sich bei dauernden L-Aufnahmen um 22 Bogen- Außensternwarte in einer Testphase befin- allen Bildern wiederfinden lassen. Dabei sekunden in Richtung Galaxie bewegt det, die Galaxie M 99 aufs Korn. Erst am fallen selbstverständlich alle bewegten hatte. Eine Kontrolle beim Minor Planet Mittwoch kamen wir dazu, die Bilder zu Objekte aus der kombinierten Aufnahme Center MPC (dort kann man unter der web- bearbeiten. Die CCD Aufnahmen nehmen raus. Daher fiel uns erst am endgültig bear- Adresse http://scully.harvard.edu/~cgi/ wir in der LRGB-Technik auf, wir nehmen beiteten Farbbild eine kleine Regen- CheckMP überprüfen, ob sich zu der ent- also nacheinander zuerst jeweils 4 bis 8 bogenstruktur auf, rechts unterhalb des sprechenden Zeit ein Kleinplanet oder ungefilterte und dann die gefilterten Kerns der Galaxie, die auch auf dem obi- Komet in Objektnähe befunden hat) ergab, Auszüge auf. Die einzelnen Aufnahmen gen Farbbild noch schwach erkennbar ist. dass es sich bei dem Kleinplaneten um den kombinieren wir dann meist mittels Das war ein klarer Hinweis auf ein beweg- 17,4 mag hellen 1998 HG39 handelte. Wir Median-combine, weil dann alle Artefakte tes Objekt und wir schauten uns nochmals bastelten aus den einzelnen L-Aufnahmen (Cosmics etc.) aus den Aufnahmen wegfal- die ungefilterten Aufnahmen an. Dort war ein animiertes GIF und setzten das auf 106 BEOBACHTERFORUM

unsere Web-Page. Erst durch den Film, den man sich unter http://www.astrooptik.com/ Bildergalerie/PolluxGallery/M99.htm anschauen kann, fiel uns ein sehr schwa- ches Objekt auf, welches sich etwa 1 Bogenminute entfernt vom ersten Klein- planeten durch die Galaxie bewegte. Ohne das animierte GIF wäre er mit Sicherheit nicht entdeckt worden, weil er in den Knoten der Galaxienarme von M 99 nicht aufgefallen wäre! Abb. 1: Abb. 2: Auf den beiden Aufnahmen der Galaxie ist Die beiden Kleinplaneten (mit Pfeilen Die beiden Kleinplaneten (mit Pfeilen der schwache Kleinplanet (auch mit gekennzeichnet) am 17.2.2002 in der gekennzeichnet) am 18.2.2002 in der Pfeilen gekennzeichnet) nur sehr schwer Galaxie M 99 im Sternbild Coma, Galaxie M 99 im Sternbild Coma, auszumachen. Die Helligkeit dürfte zwi- aufgenommen mit einer ST-10 CCD- aufgenommen mit einer ST-10 CCD- schen 19 und 21 mag liegen, aber hierzu Kamera an einem 80-cm-Teleskop Kamera an einem 80-cm-Teleskop fehlen uns noch genaue Messungen. bei 30 Min. Belichtungszeit. Aufnahme bei 30 Min. Belichtungszeit. Aufnahme Das Objekt ergab keine Übereinstimmung von Philipp Keller und Peter Fuchs. von Philipp Keller und Peter Fuchs. mit Objekten im MPC. Wir versuchten die Bahn aufgrund der sehr kurzen Bahnkurve zu bestimmen, was sich aufgrund der geringen Helligkeit und der Galaxie nicht stimmung aufnehmen zu können, weil er zustande gekommen war. Dass bei der als einfach erwies. uns sonst wieder verloren geht. Kleinplanetenentdeckung auch ein hüb- In der darauffolgenden Nacht konnten wir Wir haben daraus gelernt, dass wir unsere sches Farbbild von M 99 (siehe Bild) her- dann aber trotz Mondlicht den neuen Aufnahmen vor einem Median-Combine ausgekommen ist, ist eine nette Zugabe. Kleinplaneten in einem kurzen Zwischen- zunächst mittels Blink (gibt es in vielen hoch nur 3 Bogenminuten von der berech- Bildbearbeitungsprogrammen, ähnlich neten Position entfernt wiederfinden – eine einem Blink-Komparator für Film) auf wesentlich größeren Fehler hätten wir uns potenzielle Kleinplaneten untersuchen. bei einem Feld von 10 x 14 Bogenminuten Natürlich ist so eine Kleinplanetenent- (ST-10 bei 3,55 Metern Brennweite) auch deckung nichts besonderes - es gibt einige nicht erlauben können. Teams in Deutschland und Österreich, die Nun hoffen wir in den nächsten 14 Tagen schon viele Kleinplaneten nummerieren auf eine weitere Möglichkeit den konnten. Für uns aber schon, da es unsere Kleinplaneten für eine bessere Bahnbe- erste war und unter so skurrilen Umständen

Abb. 3: Die neu entdeckte Kleinplaneten (mit Pfeil gekennzeichnet) am 19.2.2002 in der Galaxie M 99 im Sternbild Coma, aufgenommen mit einer ST-10 CCD- Kamera an einem 80-cm-Teleskop bei 8 Min. Belichtungszeit. Aufnahme von Philipp Keller und Peter Fuchs.

Abb. 4: Die Galaxie M 99 im Sternbild Coma. Aufgenommen im Februar 2002 von Philipp Keller und Peter Fuchs mit einer ST-10 CCD-Kamera an einem 80-cm-Teleskop. BEOBACHTERFORUM 107

Phoebe S9 - ein Wechselbad der Gefühle Beobachtung der Jupiter- und Saturnmonde J8, J11 und S9 von Hans-Günter Diederich

In den Jahren 2000 und 2001 hatte ich mit den Jupitermond J11 (Carme), der laut bestimmt. Und alle Sterne, die aufgrund 7-Zoll-Mak und ST-7 im Odenwald die Guide mit einer Helligkeit von 18,1 mag ihrer Position mit J11 verwechselt werden Jupitermonde Himalia (J6), Elara (J7) und aufwartete. Und J11 erwies sich als wirk- konnten, waren schwächer als diese und den Saturnmond Hyperion aufgenommen lich „harte Nuss“. Nicht nur war er sehr somit auf meiner Aufnahme nicht zu sehen. und darüber im VdS-Journal berichtet. schwach, sondern es gab in seiner engeren Also musste der kleine, extrem schwache Beide Planeten verfügen aber über weitere, Umgebung im entsprechenden DSS-Bild Fleck dort J11 sein. allerdings schwächere Monde. Das Projekt eine Reihe ebenfalls sehr schwacher Aber das reichte mir noch nicht. Die spek- wurde also fortgesetzt, diesmal mit einem Sterne. Es bestand somit die Gefahr, einen trale Empfindlichkeit der rotempfindlichen 14-Zoll- bzw. 16-Zoll-SCT. Dabei gab es schwachen Stern fälschlicherweise als J11 DSS-Fotoplatte könnte sich von der spek- wiederum interessante Erlebnisse. In der zu identifizieren. tralen Empfindlichkeit des CCD-Chips der folgenden Schilderung wird der Leser eini- Ich hakte also zunächst in meiner ST-9E unterscheiden, und diese Identi- ge Hinweise finden, die ihm helfen könn- Aufnahme, entstanden aus 5 Einzelbildern fizierung damit unsicher erscheinen lassen. ten, das Problem der geringen Helligkeit a 60 Sek. und 4 Einzelbildern a 180 Sek. Welche Möglichkeiten standen noch zur der Planetenmonde, der gleißenden im bin1-Modus (Integrationszeit 1.020 s, Verfügung? Nun die Position des vermeint- Helligkeit ihrer Planeten und der veränder- 16-Zoll-SCT, wie oben), und im dazu pas- lichen J11 und des nahegelegenen „Sterns“ lichen Position zu meistern. senden DSS-Bild alle Sterne ab, die auf im DSS-Bild, also die Objekte mit der Der Jupitermond J8 (Pasiphae) wurde am beiden Aufnahmen zu sehen waren. Noch größten Gefahr einer Verwechslung. 19.10.2001 mit einem 16-Zoll-SCT mit jetzt, beim Schreiben dieses Aufsatzes, An dieser Stelle hätten transparente Folien Fokalreduktor und ST-9E aufgenommen. sehe ich dieses Sternfeld vor mir, so sehr mit und ohne Gitternetze zum Einsatz Bereits im 10-Sek.-Einzelbild zum hat es sich dabei eingeprägt. Anhand meh- kommen können, mir war das aber alles zu Zentrieren des Teleskops auf die vom rerer Sterne im DSS-Bild wurde die aufwendig. Ich wählte eine einfachere Me- Sternkartenprogramm Guide 7 gelieferte Grenzgröße meiner eigenen Aufnahme thode: Beide Bilder wurden so groß wie Position, glaubte ich ihn zu erkennen. Bedenken kamen erst später, als ich mir noch einmal die geringe Helligkeit verin- nerlichte: 17,1 mag. Das konnte eigentlich nicht stimmen. Und so blieb die Identi- fizierung der Bildbearbeitung und -auswer- tung nach Rückkehr aus dem Urlaub vor- behalten. 6 Einzelbilder a 30 Sek. und 1 Einzelbild à 10 Sek. im bin1-Modus wurden kombiniert und zeigten mehr Lichtpünktchen als im Kartenbild zum Aufnahmezeitpunkt ange- zeigt worden waren. Befand sich J8 darun- ter? Und wenn ja, welcher war J8? Hier bot sich nur der Vergleich mit einem Bild an, Abb. 1: das zu einem anderen Zeitpunkt aufgenom- Der Jupitermond J8 (Pasiphae), Aufnahme von H.-G. Diederich und DSS- men wurde. Entweder musste ich die Vergleichsbild, technische Beschreibung s. Text. Aufnahme mit gleichen Koordinaten zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen (zeitaufwendig) oder dieses zweite Bild aus dem Internet besorgen. Letzteres war einfa- cher und schneller, und so „saugte“ ich mir einfach eine DSS-Aufnahme. Die Arbeit bestand jetzt nur noch darin, jeden Punkt in meiner Aufnahme mit der entsprechenden Stelle im DSS-Bild zu ver- gleichen. Und in der Mitte meiner Auf- nahme entdeckte ich schließlich einen Punkt, der auf dem DSS-Bild nicht zu sehen war. Das also konnte nur J8 Abb. 2: (Pasiphae) sein. Der Jupitermond J11 (Carme), Aufnahme von H.-G. Diederich und DSS- Beim nächsten Objekt handelte es sich um Vergleichsbild, technische Beschreibung s. Text. 108 BEOBACHTERFORUM

war also gelungen und durch eine unabhän- Die entsprechende Aufnahme entstanden gige Methoden bestätigt worden. mit einer Integrationszeit von 600 Sek. Und jetzt zum Saturnmond S9 (Phoebe) der (Kombination von 5 Einzelaufnahmen à mit 16,3 mag angenehm hell ist und keine 120 Sek. im bin1-Modus mit einem 14- größeren Probleme bereiten sollte. Zoll-SCT, Fokalreduktor und derselben Ich möchte an dieser Stelle zunächst einige Kamera wie oben bereits erwähnt). Details von Phoebe erwähnen, die aus dem Zunächst fielen extrem starke Lichtreflexe Internet stammen und über eine nicht-astro- durch den nahen Saturn auf. Zum nomische Suchmaschine gefunden wurden. Zeitpunkt der Aufnahme betrug der Phoebe ist einer der 18 Saturnmonde, auch Abstand Phoebe – Saturn 9 Bogenminuten. bekannt als Saturn IX (oder S9) und wurde Saturn hatte eine Helligkeit von –0,1 mag 1898 von William H. Pickering entdeckt. und Phoebe eine solche von 16,3 mag, ein Sein Durchmesser beträgt 220 km, seine Unterschied also von 16,4 mag. Dies war Rotationsperiode 9 Stunden und er um- also die erste, allerdings nicht unerwartete kreist Saturn innerhalb von 550 Tagen. Er Herausforderung. Häufig – wie ich hier – ist der einzige der Monde, die Saturn auf hilft es, das Gesichtsfeld der Kamera so zu einer retrograden Bahn – also „verkehrt“ wählen, dass die Lichtreflexe an der ver- herum – umläuft. Aus [1] stammen die fol- muteten Stelle des schwachen Mondes Abb. 3: Vermessung von Abb. 2: genden Informationen: Phoebe reflektiert nicht allzu stark sind. Bildbearbeitung ist Jupitermond J11 (Carme), technische nur 6 % des ihn treffenden Sonnenlichts eine weitere Hilfe. So kann von der Beschreibung s. Text. und ist rötlich. Entgegen den anderen Aufnahme eine mediangefilterte Auf- Monden (mit Ausnahme von Hyperion), nahme abgezogen oder durch diese geteilt werden. Die Bilder sehen danach allerdings nicht mehr ganz so schön wie vorher aus ... Aber das brauchte ich hier nicht: S9 war an der von Guide angezeigten Position vor- handen. Ich freute mich. Aber nicht lange, denn der Vergleich mit dem DSS-Bild ergab, auch hier war das Objekt vorhanden, also ein Stern und kein S9: Enttäuschung! Beim Vergleich und Abhaken alle Punkte vergingen die Viertelstunden und es stellte sich langsam Frust ein. Bis ich aus nichti- gem Anlass meine Lesebrille aufsetzte und feststellte, dass der „Stern“ an der Position von S9 im DSS-Bild ein Stern war, in mei- ner Aufnahme aber ein „Doppelstern“. Getrennt durch eine schmalen dunklen Spalt waren da tatsächlich ZWEI Licht- pünktchen zu sehen. Hurra! S9 war identi- fiziert. Das war aber knapp. Bei dem Gedanken, ich hätte diese Aufnahme kurz Abb. 4: Der Saturnmond S9 (Phoebe), Aufnahme von H.G. Diederich und DSS- vorher oder nachher durchgeführt und S9 Vergleichsbild, technische Beschreibung s. Text. und dieser Stern wären vollkommen in Deckung gewesen ... Bei diesem Gedanken möglich auf Papier ausgedruckt und mit wendet er nicht ständig dieselbe Seite läuft mir noch heute ein Schauer den dem Lineal die Abstände zu zwei Refe- Saturn zu. Seine Oberfläche ähnelt der von Rücken hinunter. renzsternen gemessen. Die Maßstäbe der dunklen kohlenstoffhaltigen Planetoiden. Das war also das im Titel erwähnte beiden Ausdrucke waren natürlich unter- Vermutlich entstand er im äußeren „Wechselbad der Gefühle“. Ich wünsche schiedlich, also musste das Verhältnis der Sonnensystem als „Kuiper Belt Object“ allen Lesern viel Freude bei der Beob- Abstände für jede Aufnahme getrennt be- (KBO) und wurde von Saturn eingefangen. achtung der Monde unser äußeren stimmt und anschließend verglichen wer- Von ihm könnte auch das dunkle Material Planeten. Und wenn es nicht auf Anhieb den. stammen, das eine Seite von Iapetus funktioniert, Planeten und Monde kommen Für den „vermeintlichen J11“ ergab sich bedeckt und dessen Lichtwechsel bei der immer wieder. Nicht alle astronomischen 77/ 45 = 1,7 und für den Stern im DSS-Bild Umkreisung von Saturn hervor ruft. Auch Objekte sind so benutzerfreundlich ... 128 / 58 = 2,2. Damit war jetzt klar, dass die dunkle Oberfläche von Hyperion könn- sich beide Objekte an unterschiedlichen te ihren Ursprung auf Phoebe haben. Literaturhinweise Positionen befanden, der schwache Stern Nun aber zurück zum Versuch, von diesem im DSS-Bild in meiner Aufnahme nicht interessanten Objekt ein CCD-Bild zu [1] Alpha Centauri's Universe Planetarium: sichtbar und der „vermeintliche J11“ dort erstellen und ihm damit eindeutig nachzu- Exploration Of Phoebe (http://www.to- der wirkliche J11 war. Die Identifizierung weisen. scorpio.com/phoebefacts.htm) BEOBACHTERFORUM 109

Planetoiden - von der Erde bis zum Jupiter von Hans-Günter Diederich

Jens Kandler hatte in der letzten Ausgabe Planetoiden im „Formationsflug“ zeigen: des VdS-Journals (Heft I / 2001) über die Bei der Vorbereitung zur Aufnahme einer Trojaner, Planetoiden welche dem Jupiter Konjunktion von (10) Hygiea mit Sigma- auf dessen Bahn um 60° vorauseilen bzw. Scorpii am 4.5.2000 um 23:45 MDT ent- ihm im Abstand von 60° nachfolgen, deckte ich in Guide, dass fast parallel zu berichtet und die Leser aufgerufen, Auf- (10) auch der sehr viel schwächere nahmen von Trojanern an die Redaktion Planetoid (6320) Bremen vorbeiziehen einzusenden. Im Astrourlaub konnte ich würde. Ich ließ die Konjunktion also blei- mit einem 12-Zoll-SCT und einer ST-8 ben und konzentrierte mich stattdessen dar- (ABG) folgende Trojaner aufnehmen: auf, die gemeinsame Wanderung der bei- Abb. 4: (4348) Poulydamas, (617) Patroclus, den Planetoiden zu dokumentieren. Es ent- 2001.10.14 (3451) Mentor (Skizze). (1172) Aeneas, (3451) Mentor. standen bis zum nächsten Morgen mehrere Aufnahmen a 200 Sek. mit einem 12-Zoll- und einer ST-9E. Aus den 18 Einzelbildern SCT und einer ST-8 (ABG), die zu einer a 40 Sek. (sehr helle Sterne im Gesichts- Blinking-Sequenz verarbeitet wurden. feld ließen eine längere Belichtungszeit Hieraus in den Abb. 6 und 7 zwei Dateien: nicht zu) erstellte ich eine animierte .gif und ein Summenbild, das (3753) Cruithne als aus Punkten bestehende Bahnspur zeigt. Auf der Website von Paul Wiegert, Queen's Abb. 1: University Astronomy Research Group 2001.10.14 (617) Patroclus (Skizze). (http://www.astro.queensu.ca/~wiegert), ist eine ausführliche und verständliche Be- schreibung zu finden, die auch entspre-

Abb. 6: (10) Hygiea, (6320) Bremen 2000.05.05 02.40.

Abb. 5: Abb. 2 : 2001.10.17 (3753) Cruithne (720s) 2001.10.14 (4348) Poulydamas (Skizze). (plus).

chende Skizzen enthält. Inzwischen wur- den vier weitere Planetoiden mit außerge- wöhnlichen Beziehungen zur Erde ent- deckt. Es bleibt also ausreichend viel zu beobachten. Abb. 7: Um all diese Planetoiden einzeln, mit allen (10) Hygiea, (6320) Bremen 2000.05.04 Angehörigen ihrer Gruppe oder alle 23.50. Planetoiden gleichzeitig die Sonne umkrei- sen zu sehen, bietet sich das Programm Abb. 3: EasySky von Matthias Busch an. Außer (10) Hygiea konnte ohne Mühe visuell 2001.10.14 (1172) Aeneas (Skizze). Trojanern gibt es ja zum Beispiel auch beobachtet werden, (6320) Bremen mit noch die sog. Hilda-Planetoiden, die einer 16,1 mag wäre dagegen ohne CCD- Durch diesen Aufsatz wurde ich auch ani- 3:2-Resonanz mit Jupiter stehen, und deren Kamera nicht zu identifizieren gewesen. miert, (3753) Cruithne, der sich in einer Bewegungen relativ zu ihrer Gruppe einen Auch von „normalen“ Planetoiden lassen 1:1-Resonanz zur Erde befindet, ebenfalls ungewohnten Verlauf nehmen. sich also mit einer CCD-Kamera durchaus aufzunehmen. Dies erfolgte mit einem C14 Zum Abschluss möchte ich noch zwei reizvolle Aufnahmen machen. 110 BEOBACHTERFORUM

Muli Bwanji? Sonnenfinsternis in Sambia von Michael Mushardt

Selbst schuld. Hatte uns nicht Erich Kar- hätte das 1 Kilo auch nicht mehr viel aus- koschka kurz vor unserer ersten Sonnen- gemacht...) finsternis am 11.7.1991 auf der Baja Bei dieser Finsternis hatte ich mein California in Mexiko vor dem Suchtrisiko Fotoprogramm recht kurz gehalten, ich gewarnt, das eine solche Beobachtung wollte viel Zeit zum Schauen haben. Das birgt? Wir ignorierten seine wohlgemeinten hat auch gut geklappt, die schönsten Warnungen, und seitdem muss ich, wo Eindrücke waren die weit ausgedehnte immer möglich und bezahlbar, den Korona im 7x50 und die Protuberanzen mit Mondschatten jagen und einen Blick auf der inneren Korona bei 42-facher Ver- die Korona erhaschen. Nun stand die Abb. 1: größerung im 80-mm-Refraktor. Bei der Beobachtung meiner fünften Sofi an.... Zu diesem großen Ereignis hatte die nächsten Sofi 2006 werde ich wieder eine Nach der verregneten Finsternis in sambische Post Sonderbriefmarken vergleichbare Ausrüstung mitnehmen. Deutschland begann im Jahr 2000 die herausgegeben. Nach gut 3 Minuten wurde es am westli- Planung, wo man in Afrika am besten und chen Rand der Korona langsam heller, und sichersten die Finsternis am 21.6.2001 nach 3 Minuten und 34 Sekunden wuchsen beobachten könnte. Nach langem Suchen großes schwarzes Loch am Himmel steht wieder Schatten an Menschen, Bäumen wurden wir bei einem Safariveranstalter silbrig die Korona, weit ausgedehnt und und Teleskopen. Jubel brandete auf, der die fündig, und am 19.6. trafen sich 6 Nord- mit Strahlen, darin sind schon mit bloßem Begeisterungsschreie während der Totalität lichter am Flughafen Hannover, vereinten Auge einige rote Protuberanzen zu sehen. um ein Vielfaches übertraf. Die Gesichter sich in Amsterdam mit knapp 20 Schwaben Im Teleskop sind neben einer großen der Menschen, die vor einer Sonnen- und landeten am 20.6. morgens ins Lusaka, Protuberanz viele kleine Sprenkel zu finsternis immer angespannt sind, waren der Hauptstadt von Sambia. sehen, rot inmitten der silbrigen Korona, nun gelöst und locker, jeder erzählte, was Im Gepäck hatten wir diverse kleinere phantastisch. Im 7x50-Feldstecher bietet ihm am beeindruckendsten erschien und Teleskope, Feldstecher, Stative und anderes die Korona einen unbeschreiblichen was in ihm vorging. Entspannt verfolgten astronomische Zubehör, aber auch Schlaf- Anblick. (Wer behauptet eigentlich, dass wir den weiteren Verlauf der Finsternis bei sack und Luftmatratze, denn wir wollten in man mit einem 7x50-Feldstecher gut langsam wieder ansteigenden Temperatur- Zelten übernachten. Der erste Abend in der freihändig beobachten kann? Vor Auf- en und bauten dann gemütlich die Geräte Nähe von Lusaka bot uns am südlichen regung und Begeisterung wackele ich hin zur Rückreise zum Campingplatz ab. Sternhimmel die bekannten Paradeobjekte, und her und bedauere meinen Entschluss, Am Abend wurde mit einem großen die trotz der Lichtfülle auf dem Camping- das Einbeinstativ zu Hause gelassen zu Barbecue gefeiert, es war zugleich der platz und der Nähe zu Lusaka gut zu beob- haben. Bei meinem Gepäck von 66 Kilo Abschied von den „Kurztripplern“, die achten waren. Am nächsten Morgen reisten wir auf unse- rem zu einem Safarireisemobil umgebau- ten Büssing-LKW zu der Farm Oribi an der Zentrallinie. Dort waren auf einer Wiese neben Kühen knapp 300 Sternfreunde aus Italien, Holland und Deutschland versam- melt und bauten in der üblichen Aufregung ihre Instrumente auf. Unter einem weit aus- ladenden Baum nahmen wir ein Mittags- buffet zur Stärkung ein, und dann konnte das Schauspiel beginnen. Der Mond er- schien pünktlich am Sonnenrand und ver- schluckte langsam die Sonne. Mit fort- schreitender Bedeckung stieg die Aufreg- ung, einige Buschfeuer in der Nähe ver- nebelten unseren Blick zur Sonne an einem sonst wolkenfreien Himmel zwar leicht, aber behinderten die Sicht nicht ernsthaft. In den letzten Minuten vor der Finsternis konnten auf ausgelegten weißen Tüchern fliegende Schatten beobachtet werden, und dann war es endlich nach gut dreijähriger Abstinenz wieder soweit: Totalität – wer es Abb. 2: noch nicht gesehen hat, kann es wohl nur Die Korona (aufgenommen mit „Russentonne“, Brennweite 1200 mm). schwer nachvollziehen. Rings um ein BEOBACHTERFORUM 111

nach 2 Nächten zurückflogen, während 15 dort wollten wir dann richtig beobachten... Beobachten. In unseren unbeleuchteten von unserer Gruppe noch weitere 10 Tage An eben diesem Park angekommen, wur- Zelten (dunkle Zelte halten die Elefanten durch Sambia und Malawi reisen wollten, den wir auf die vielen Affen hingewiesen, für Felsen und gehen drum herum, durch um Land und Leute und den Südhimmel zu die recht dreist alles Interessante mopsen erleuchtete gehen sie hindurch(!), Reisen erkunden. würden, also konnte nichts aufgebaut ste- bildet!) weinten wir uns in den Schlaf. Am nächsten Morgen begann unser hen bleiben. Zudem wurde der Camping- Dann ging es weiter nach Malawi. Deutlich „Urlaub“ mit Aufstehen um 5 Uhr. Da die platz noch von einer sehr lustigen Truppe war als erstes am Straßenzustand zu Tage in Äquatornähe jahreszeitunabhängig bevölkert, die zu einem Campingurlaub ins spüren, dass dieses Land in der Vergang- immer mehr oder weniger 12 Stunden lang staubige Afrika mit einer Unmenge von enheit von den USA finanziell unterstützt sind, und wir lange Fahrstrecken vor uns sperrigen Samsonite-Koffern gereist war, wurde. An einem malerischen Camping- hatten, frühstückten wir immer bei mit schneeweißen Bademänteln zu den platz am Malawisee schlugen wir unsere Sonnenaufgang um 6 Uhr (das bedeutete: Duschen gingen und nachts, obwohl Zelte auf und machten hier tatsächlich eini- Zelt ist abgebaut und im Truck verstaut!, Astronomen, sehr viel Licht verbreiteten. ge Astrofotos unter mit Neonröhren sonst gab es nichts zu Essen). Nun lernten Beobachten fiel also aus. Nach zwei Tagen behängten Palmen. An einem weiteren wir die „Hauptstrassen“ von Sambia ken- reisten die Kollegen ab, und wir wollten Lagerplatz am See konnten wir beim nen, Qualität: Feldweg von eher schlechter nun aber wirklich endlich beobachten. Es Baden und Schnorcheln den Staub der ver- Qualität, geteerte Abschnitte sind nur an sollte nicht sein. Eine Herde von 25 gangenen Tage abspülen. den Stellen, an denen sonst während der Elefanten war zu nächtlicher Stunde auf Am Lilongwe International Airport mit Regenzeit gar nichts mehr geht. dem Platz unterwegs, die Tierchen knab- immerhin 12 Starts und Landungen an Bei jedem Halt wurden wir von Kindern berten an den Büschen und Bäumen einem Tag hieß es dann Abschied nehmen umringt, die Erwachsenen hielten sich herum, die tagsüber Schatten spenden soll- von unserer Tourguide Allie und Fahrer etwas mehr im Hintergrund. In Chipata ten, und verhinderten auch hier wieder das John, der uns nun eröffnete, dass er unend- beim Einkaufen lich dankbar gewesen sei, als die Truppe waren auch die mit den Samsonite-Koffern nicht in seinen Erwachsenen neu- Truck einstieg. gieriger, wir wur- Nach einer langen Reise mit Zwischen- den befragt, woher stopp in Nairobi, wo wegen Baumaß- wir kämen, wohin nahmen im gesamten Flughafen das wir weiter reisen Wasser abgestellt war, konnte ich bei wol- wollten usw. Ein kigem Himmel in Hannover meine Familie Bayern-München- wieder begrüßen und viel erzählen, um sie Fan wollte mit mir auf unsere nächste, dann gemeinsame Sofi- unbedingt die Tour am 29.3.2006 in die Türkei vorzube- Mannschaftsauf- reiten. stellung beim letz- ten Spiel gegen irgendeine andere Mannschaft disku- tieren, aber dafür war ich ein denkbar Abb. 3 (links): ungeeigneter Part- Die mitgebrachten Sofi-Brillen fanden ner. Kurz: Die reißenden Absatz. Menschen dort sind von einer offenen Freundlichkeit, die sehr angenehm ist. Auf unserer weiteren Reise hofften wir nun immer auf einen dunklen Campingplatz, um den südlichen Himmel genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber meist war noch relativ viel Licht vorhanden, so dass wir in der Hoffnung, am nächsten Platz würde es besser werden und angesichts der frühen Abreise meist nur mit Feldstechern ein bis- schen spazieren beobachteten. Am dunkel- sten Platz unserer Tour waren wir erst um 21 Uhr angekommen. Nach zwölfstündiger Fahrt ziemlich müde, verzichteten wir auch dort leider auf den Aufbau der Geräte. Wir hatten ja noch 3 Nächte an derselben Stelle Abb. 4: in South Luangwa National Park vor uns, Unsere Gruppe nach der erfolgreichen Beobachtung. 112 BEOBACHTERFORUM

Die Reise zur totalen Sonnenfinsternis in Madagaskar von Claudia Johannsen und Dietrich Ehmann

Montag, 18. Juni 2001 Abb. 1 und 2: Morondava. 100 km trennen uns noch von Die Aufnahmen der der Zone der totalen Sonnenfinsternis. Totalität sind mit 9.500 km von Deutschland entfernt, 290 einem Maksutov- km südwestlich von Antananarivo, wo wir Objektiv 1:8 / 500 am 12.6. gegen Mittag mit dem Flugzeug mm auf Kodak landeten, ist Morondava unser erster Supra 400 entstan- Zwischenstop, an dem wir für ein paar den. Aufnahmen Tage verweilen. von D. Ehmann. Unser Weg führte von Antananarivo süd- lich nach Antsirabe auf der gut ausgebau- ten RN 7, dann nach Miandrivazo. Von hier führt zunächst in südliche Richtung eine Piste, die jedem Hard-Core-Achterbahn- freund nur empfohlen werden kann. Über vier Stunden wühlte sich unser vierradge- triebenes Fahrzeug aus einem metertiefen Kraterloch in das unmittelbar folgende. Jeder, der Morondava auf dem Landweg BEOBACHTERFORUM 113

erreichen will, muß diese Kabinenbereich, das Cockpit Teststrecke überstehen. Die ist aber vollgestopft mit Fahrer, die ihre Fahrzeuge – modernster Flugtechnik. Ich gleich, ob LKW oder zu ahne, daß ein außergewöhnli- Massentransportmitteln um- ches Flugerlebnis bevorsteht. funktionierten PKW, oder die Die Piloten prüfen die Funkt- komfortablen Nissan Patrols ionen des Fliegers doppelt, über diesen Weg steuern, ken- bevor die Reise losgeht. nen jedes einzelne der Löcher Dann schließlich ist es soweit: persönlich und die beste Strate- Flug Nummer MD 2805 von gie, sie zu überwinden. Morondava nach Morombe Würden wir unser eigenes Auto wird vom Tower freigegeben durch dieses Gelände steuern, Abb. 3: und ohne Verzug geht es auf wäre nach zwanzig Metern der Am Strand von Morombe hatten sich etwa 250 angereiste die Reise. Sanfter Start, leicht Auspuff abgerissen, und nach Sonnenfinsternisfreunde eingefunden, um das Ereignis bei hebt sich das Flugzeug in die weiteren 20 Metern läge die besten meteorologischen Bedingungen zu verfolgen Höhe. Die Reisehöhe bietet Hinterachse abgetrennt in der Aufnahme von C. Johannsen. wunderschöne Ausblicke über Landschaft. Eine eindrucks- das Land. volle Tor-Tour durch wunderbare Land- Tour zu diesem Sightseeing-Muss anzubie- Madagaskar ist ein (nicht nur) optisch schaften und viel Spaß. Vorbei an Dörfern ten. Minibusse voller hellhäutiger strömen ansprechendes Land. Was wir aus rund aus einigen Palmwedelhütten, vor denen stadtauswärts zur Allee der Riesenbäume. 1.000 Meter Höhe sehen, ist ein optischer die Bewohner im halbdunkel im Schein Ein wenig wehmütig genießen wir das Leckerbissen und zeigt eine Welt natürli- einer einzelnen Kerze sitzen, erreichten wir letzte Abendessen in Morondava. cher Fraktalmuster. Wie chinesische Freitag gegen Mitternacht die Stadt Drachen winden sich Mangroven gesäumte Morondava an der Westküste Madagaskars. Mittwoch, 20. Juni. Flüsse aus dem Landesinneren zur Straße Ein wenig fühlten wir uns wie Tourismus- Wir hatten uns ein Taxi zum Flughafen von Mozambique. Wir fliegen in die Pioniere. Aber wir sind nicht die einzigen. bestellt und wurden pünktlich am Hotel meteorologisch idealste Beobachtungs- Langsam beginnt sich die Stadt mit „Arche Noah“ abgeholt. Zehn Minuten position für die erste totale Sonnenfinster- Sonnenfinsternis-Hungrigen zu füllen. In sollte die Fahrt dauern. Für eine solche nis des neuen Jahrtausends und bekommen Morondava ist eine nur 98-prozentige par- Fahrt hatten wir vor zwei Tagen 2.000 als Dreingabe ein Erlebnis, das im Nach- tielle Sonnenfinsternis zu erwarten – Franc Malgache bezahlt. Heute waren hinein betrachtet das der Sonnenfinsternis gleichwohl schlägt das örtliche Gast- 25.000 fällig. Die Sonnenfinsternis erzeugt an optischer Sensation sogar übertrifft. gewerbe mit einem 150-prozentigen eine erstaunliche Inflation der Preise. „Eclipse-Tarif“-Aufschlag großzügig zu. Gut 90 Minuten vor dem Abflug nach Donnerstag, 21. Juni. Vor der Weiterfahrt in südlicher Richtung Morombe checken wir am Abflugschalter Morombe (großer Strand) erschließt sich zur Finsterniszone wird in allen Reise- ein. Bordkarte eins und zwei. Die Twin dem Besucher nicht sofort. Die Stadt, die führern für Madagaskar ausdrücklich ge- Otter, ein zweimotoriges Hochdecker- eher ein größeres Dorf ist, macht auf den warnt: Hier wartet eine weitere Marter- Flugzeug, steht schon bereit. In der letzten ersten Blick den irritierenden Eindruck strecke auf den Reisenden. Dennoch, als Stunde vor dem Start können wir leider einer französischen Cowboy-City in wir heute die für Morondava-Besucher nicht auf dem Rollfeld warten, wir werden Afrika. Der Verfall der französischen obligatorische Ausflugstour zu den Bao- in die Abflughalle zurückgeschickt und die Kolonialkultur hat hier fast sein End- bab-Bäumen unternahmen, sahen wir erste Tür zum Rollfeld wird geschlossen. stadium erreicht. Jeeps in die Straße Richtung Süden einbie- „Sicherheit wird also groß geschrieben bei Die erstaunlicherweise vorhandene Hotel- gen. „Auf wiedersehen in Morombe!“. Wir Air Mad“ denke ich mir, und bin erfreut, lerie hat in Erwartung der Sonnenfinster- nehmen übermorgen das Flugzeug, die 20- daß auch die Sicherheit meines Film- nis-Gäste die Preise für Übernachtung und sitzige Twin-Otter von Air Madagascar materials gewährleistet wird, denn es gibt Verpflegung derartig angehoben, dass viele nach Morombe. Acht Uhr ab Morondava. erfreulicherweise keine Röntgendurch- Besucher sehr verärgert reagieren. Es wer- Laut unverbindlichem Flugplan wird leuchtung des Fluggepäcks. Inzwischen den aber dennoch große Flächen im Ort für Morombe zweimal pro Woche angeflogen, werden auch die Bordkarten drei bis fünf die Übernachtung im mitgebrachten Zelt zur Sonnenfinsternis werden sicher ausgegeben. angeboten. Insgesamt haben sich aber Sonderflüge in den Flugplan eingefügt. Wir Nachdem die beiden Piloten in das aufge- erstaunlich wenige Sonnenfinsternis- sind gespannt auf „Air Mad“! tankte Flugzeug eingestiegen sind, öffnet Beobachter in Morombe versammelt. Eine sich auch für uns wieder die Tür zum größere Anzahl hält sich aber doch noch Dienstag, 19. Juni. Rollfeld. Etwas verloren pilgern fünf außerhalb des Ortes auf. Die Nacht vor der Morondava wird seit gestern von einer Fluggäste und ein Flugbegleiter zu ihrem Sonnenfinsternis konnten wir noch im Schar aus aller Welt angereister Menschen Flieger, vorbei an der Dame vom check-in luxuriösen Bungalow des Baobab-Hotels überschwemmt. Die große Zahl gelände- die noch schnell cadeau-Sonnenfinster- verbringen, zwar etwas teuer, aber gerecht- gängiger Fahrzeuge erzeugt brodelnde nisbrillen mit Air Madagascar-Aufdruck fertigt für fließendes Heißwasser und Staubwolken in den Straßen der Stadt. verteilt. Klimaanlage. Die Nacht nach der Sonnen- Überall hört man „Allee de Baobab?“. Die Twin Otter verströmt das Flair einer finsternis schlafen wir in der Hängematte Jeder Taxifahrer versucht noch schnell eine Berliner S-Bahn der sechziger Jahre im unter und zwischen zwei Bäumen. 114 BEOBACHTERFORUM

Mit jeder Sonnenfinsternis verbindet sich loupe, die glückliche Jagd auf die richtige eine neue Geschichte. Die Jagd auf die Wolkenlücke in Frankreich mit dem heran- Sonnenfinsternis in Madagaskar war für rasenden Mondschatten und der hochstruk- uns eigentlich lange vorüber bevor der turierten Maximum-Korona als dramati- Mond die Sonne berührte. Mit dem Flug- schen Höhepunkt. Und nun dieses sanfte ticket nach Madagaskar und dem Reiseziel Verlöschen des Tagesgestirns über dem Morombe hatten wir nahezu 100-prozenti- Meer eine gute Stunde vor Sonnen- ge Erfolgsgarantie erworben. Entsprechend untergang. Dieser steuerte noch eine so entspannt gingen wir dem großen Augen- nicht vermutete Dramatik bei: Wird der blick entgegen. Unter sattblauem Himmel Abb. 4: Mond die Sonnenscheibe bei Sonnen- am Palmenstrand und mit der Routine Obwohl Sonnenfinsternis-Schutzbrillen untergang verlassen haben? Die NASA- schon mehrfacher erfolgreicher Sonnen- in Madagaskar in ausreichender Menge Berechnungen, die wir hatten, bedeuteten finsternis-Beobachtung, war Spannung angeboten wurden, war der ein Finsternisende bei 0 Grad Sonnenhöhe. eigentlich nicht mehr vorhanden. Verkaufspreis von umgerechnet zwei Unsere Beobachtung ließ keinen Zweifel Der erste Kontakt wurde noch ausgerufen, Mark für die meisten Einheimischen zu, kurz bevor die Sonne hinter dem dann verlief alles erstaunlich ruhig. Viele viel zu hoch. Diese beiden Damen Horizont verschwand, gab der Mond die große Sonnenflecken nahm die bedeckende waren jedoch bestens ausgerüstet. Sonne wieder vollständig frei. Wir hatten Mondscheibe auf ihrem Weg zu Diamant- Aufnahme von C. Johannsen. also die Sonnenfinsternis in Morombe in ring und Korona. In der letzten halben voller Länge beobachtet. Bei keiner Stunde vor der Totalität fiel die Temperatur über Madagaskar, kurz vor dem Abheben Sonnenfinsternis bisher war uns der Ablauf um etwa 10 Grad auf immer noch erträgli- von der Erdoberfläche über dem Indischen der Ereignisse so vertraut und der Erfolg so che 24 Grad im (Mond-)Schatten. Schließ- Ozean. sicher. lich ein langer Diamantring: Über 30 In der von den meisten anwesenden Sekunden schmolz der letzte Lichtschein Beobachtern als auffällig unstrukturiert Abschied dahin, während die Korona schon als zarter beschriebenen Maximum-Korona leuchte- Bis zum 14. Juli blieben wir noch auf der Ring sichtbar wurde um schließlich als voll ten viele, mit bloßem Auge als nadelfeine großen Insel, sahen wunderschöne Land- entwickelte Maximum-Korona aufzuleuch- kleinste rote Sprenkel am Sonnenrand schaften, fuhren mit der einzigen Eisen- ten. Der Übergang verlief erstaunlich sichtbare Protuberanzen. Jedoch keine der- bahn des Landes durch den tropischen undramatisch. Keine fliegenden Schatten art auffällig, wie die der 1999er Sonnen- Regenwald an der Ostküste und besuchten wurden gesichtet. Durch unseren Standort finsternis. Mit 2 Minuten 20 Sekunden den Nationalpark Ranomafana. Wir haben auf Meereshöhe blieb das Heraneilen des Totalität bleiben wir in Morombe etwa 20 auf unserer Reise durch das Land bettelnde Mondschattens unsichtbar. Auch das rote Sekunden hinter der auf der Zentrallinie Kinder und alte Leute gesehen, wir haben Leuchten der Chromosphäre, das bei der möglichen Dauer zurück. Der Aufwand, in auch gesehen, daß auf den Märkten und in Sonnenfinsternis 1995 in Indien besonders das nur mit Allradfahrzeugen erreichbare den Geschäften alles lebensnotwendige auffällig war, blieb aus. Delta des Mangoky-Flusses vorzudringen reichlich angeboten wird. Während die Korona über uns trotz der um eine kurze zusätzliche Zeit herauszuho- Wir sahen eine ausgesprochen junge und bescheidenen Horizontdistanz von 13 Grad len, erschien uns angesichts der ausge- kinderreiche Bevölkerung, das ständige in erstaunlicher Höhe feierlich strahlte, zeichneten meteorologischen Situation in „Bonjour, wâsa !“, mit dem uns die Kinder dunkelte der Himmel nur auf eine helle Morombe nicht gerechtfertigt. in Stadt und Dorf aus jedem Haus und Dämmerung ab. Östlich und westlich von Seit 1995 haben wir vier eindeutig ver- jedem Winkel begrüßten, wird uns eine der uns blieb der Horizont gelborange während schiedene Sonnenfinsternisse erlebt: Magi- Erinnerungen an Madagaskar bleiben. er sich vor uns graublau verdunkelte. Dies sche 50 Sekunden am frühen Morgen in Madagaskar, dieses schöne Land bereisen zu war die Folge der sehr lang gestreckten Indien, das Hereinbrechen der Abend- können, war ein Abenteuer, nicht immer ein- Schattenellipse des Mondes auf dem Weg dämmerung mitten am Tage in Guade- fach, aber voller positiver Überraschungen.

Die große Sculptor-Galaxie NGC 253 oder ein 130 mm-Refraktor lässt tief blicken von Michael Hoppe Ein absolutes „Muss“ für Deep-Sky-Fans Auch mit kleineren Instrumenten offenbart eine Beobachtung mit bloßem Auge mög- am Südhimmel ist die sogenannte „große diese helle Galaxie viele Strukturen und lich ist. Die Nachbargalaxie ist zudem auch Sculptor-Galaxie“ mit der Katalogbezeich- kann daher als Beobachtungsobjekt auch leicht auffindbar über die Sternenkette β − nung NGC 253. Neben den bereits mit dem für Einsteiger nur empfohlen werden. µ − υ Andromedae [1]. Weitere interessan- bloßen Auge beobachtbaren Nachbargala- Am Nordhimmel ist es die bekannte te Galaxien sind z. B. im Frühjahr die xien unserer Milchstraße, den Magellan- „Andromedagalaxie“ (M 31), die oft als Whirlpool-Galaxie (M 51 + NGC 5195) schen Wolken, ist insbesondere die Galaxie bevorzugtes Deep-Sky-Objekt eingestellt oder die schöne Edge-On NGC 4565. Am NGC 253 ein Highlight des Südhimmels. wird, zumal unter Landhimmel auch schon Südhimmel findet man weitere beein- BEOBACHTERFORUM 115

reiche Galaxie. Im Jahre 1997 ging es dann nach Namibia und unter dem dunklen, phantastisch klaren Himmel, fast im Zenit stehend, war die Galaxie bereits im 6x30- Sucher ein längliches Objekt. Mit dem Celestron 5 (125/1.250 mm SC) sowie einem eudiaskopischen 30 mm-Okular (42-fach) und einem LV 10 mm-Okular (125-fach) zeigte sich trotz der relativ klei- nen Öffnung eine längliche Galaxie (ca. 5:1) die deutlich strukturiert erschien [5]. Bei meinem letzten Namibiaaufenthalt im Jahre 2000 konnte ich dann mit meinem StarFire 130- EDF (130/780 mm)-Refraktor schöne Aufnahmen gewinnen. Besonders interessant ist hierbei, dank des im roten Spektralbereich sehr empfindlichen Kodak Abb. 1: E 200 prof. Filmmaterials, dass auf den Galaxie NGC 253 und Kugelsternhaufen NGC 288, 30 Minuten belichtet von Aufnahmen u. a. auch Emissionsnebel (HII- Michael Hoppe mit Teleobjektiv 1:4,0/200 mm (abgeblendet auf 1:5,6) auf Regionen) in NGC 253 zu erkennen sind. Ektachrome 200 prof. Film, Aufnahmeort: Farm Hakos / Namibia. Literaturhinweise: druckende Galaxien. Im Sternbild „Bild- -25° 17’ (RA 0h 47,6m), nie sehr hoch über [1] Ronald Stoyan, Deep-Sky Reiseführer, hauer“ (lat. Sculptor) befindet sich eine 7,6 den Horizont. Gut beobachtbar ist NGC Oculum Verlag mag helle Galaxie, von der nunmehr die 253 jedoch schon von den Kanaren aus. [2] Agnes Acker, Praxis der Astronomie, Rede sein soll. Bei meinem ersten Astrourlaub auf der Birkhäuser/Springer Verlag NGC 253 ist eine acht Millionen Lichtjahre Kanareninsel „La Palma“ stand daher NGC [3] The Night Sky Observer`s Guide, Willmann- entfernte Galaxie, die u. a. mit NGC 55 und 253 als Wunschobjekt auf dem Beobacht- Bell, Inc., Volume 1 (Autumn & Winter) NGC 247 im Walfisch (lat. Cetus) eine ungsplan [4]. Diese erste Beobachtung [4] Die Kanareninsel La Palma aus amateura- Galaxiengruppe bildet [1]. Entdeckt wurde unter „guten“ Bedingungen war dann auch stronomischer Sicht, SuW 7/96, 580 NGC 253, die eine Ausdehnung am sehr beeindruckend. Das Celestron 8 (200/ [5] Namibia - Astronomie unter dem Kreuz des Himmel von 20’ x 4’ hat, im Jahre 1783 2.000 mm SC) zeigte eine helle, struktur- Südens, VdS-Journal 1999, 80 von Karoline Herschel, einer Schwester von Wilhelm Herschel [1]. Die Klassifi- zierung der Galaxie ist jedoch schwierig, es handelt sich wahrscheinlich um eine Galaxie vom Typ Sc oder Sbc [2]. Der Durchmesser von NGC 253 soll etwa 70.000 Lichtjahre betragen und die Heimat für ca. 4,8 Milliarden Sonnen sein [3]. Als mögliche Aufsuchhilfe für die Galaxie kann β Ceti dienen und von diesem ausge- hend, findet man ca. 4° südlich ein Dreieck von 6-mag-Sternen und von hier aus sind es noch 3° weiter südlich bis zu NGC 253 [1]. Zusammen mit dem 2° südöstlich gele- genen Kugelsternhaufen NGC 288, der etwa 30.000 Lichtjahre entfernt ist, bildet NGC 253 ein hübsches Paar. Ein reizvoller Anblick im Fernglas oder einem kurz- brennweitigen Instrument. Fotografisch interessant ist dieses Paar schon ab 200 mm Brennweite, für die fotografische Erfas- sung von Strukturen in der Galaxie werden jedoch mindestens 500 mm Brennweite benötigt. Fotografisch kommen daher z. B. bereits die bekannten, kleineren Maksutov- Teleobjektive („Russentonnen“) MTO Abb. 2: 1:6,3/500 mm oder Rubinar 1:5,6/500 mm Die Sculptor-Galaxie NGC 253, 30 Minuten belichtet von Michael Hoppe mit in Betracht. Von Mitteleuropa aus kommt StarFire EDF-Refraktor 130/780 mm auf Ektachrome 200 prof. Film, die Galaxie, aufgrund der Deklination von Aufnahmeort: Farm Hakos / Namibia. 116 BEOBACHTERFORUM

Das „X“ markiert den Schatz - Auf der Suche nach einem „Schattenkreuz“ von Oliver Klös und Stefan Messer

Die Entdeckung liegt das Gebiet garantiert am Kartenrand brechung im Westen. Seit Robert L. Stevensons „Die Schatz- und man muss ständig hin- und herblättern Der Kopf des Kreuzes ist der Krater insel“ weiß jedes Kind: Wo auf einer - Murphy' s Law). Wir ärgerten uns, dass Apollonius X (das „X“ auf unserer Schatz- Schatzkarte ein „X“ gemalt ist, dort befin- wir nicht bei der Aufnahme die Koordi- karte). In Richtung Süden erstreckt es sich det sich der Schatz. Wir hatten das verges- naten aufgezeichnet hatten. Wir hätten uns weiter über Apollonius B, bis es im Fuß in sen. Es hätte so nützlich sein können ... die ganze Sucherei sparen können. den kleinen Kratern Apollonius A, J und V Am 4. Oktober 2001 hatten wir eine klare Doch dann hatten wir Erfolg. Der helle endet. Die Waagerechte beginnt nördlich Nacht mit recht gutem Seeing. So ent- Krater am linken Bildrand und die gewun- der beiden Krater Apollonius F und Daly schlossen wir uns, mit der SAC IV [1], eine dene Schlucht identifizierten wir schließ- im Osten und geht zwischen den Kratern für astronomische Zwecke umgebaute lich auf der Karte 37 im Mondatlas. Die Apollonius X und B hindurch bis zu einem Webcam, ein paar Testbilder vom Mond Region, die das Kreuz ausmachte, war Tal nördlich des Kraters Abbot im Westen. aufzunehmen. Durch die guten Beobach- kaum auf der Karte 38 zu erkennen. Eine Bergformation unterbricht den tungsbedingungen konnten wir eine Barlow- Schatten westlich des Mittelpunktes. Bei linse (Meade Series 4000) einsetzen. Am Als wir das Kreuz erkannt hatten, sahen dem hellen Krater im Westen handelt es Terminator entlang machten wir ein paar wir, dass die Stelle mit einem „X“ gekenn- sich um Asada. Die Balken haben je eine Aufnahmen. Aufnahmezeitpunkt und zeichnet war - wie auf einer Schatzkarte. Länge von ca. 100 km. Ca. 75 km nördlich Koordinaten waren nicht wichtig; wir woll- Robert L. Stevenson lässt grüßen .... des Kreuzes beginnt das Mare Crisium. ten doch nur die Kamera testen und ein bis- schen die Bedienung der Kamera üben. Die Schattenformation Offene Fragen Ein Bild mit einer eigenartigen Schatten- Das „Apollonius Kreuz“ - diesen Namen Leider haben wir diese Formation bisher formation fiel uns zwar auf, doch das wählten wir, weil der Schatten die Form nur einmal beobachtet und so bleiben einige Ungewöhnliche an diesem Schattengebilde eines Kreuzes hat, mit einer kleinen Unter- Fragen: wurde uns erst am nächsten Tag bewusst. Doch wo auf dem Mond hatten wir es auf- genommen? Die Suche begann ... Zum Glück hatten wir das Bild mit der Colongitude bei 121,3° Datum Zeit UT Mond über dem Horizont Software „AstroVideo“ [2] aufgenommen (±15 min.) bei geograf. Länge E 8,5° und im FITS-Format gespeichert. So konn- ten wir den genauen Zeitpunkt der 2002 Aufnahme aus dem FITS-Header entneh- 27. Juni 21:00 Nein men. Mit GUIDE 7.0 [3] simulierten wir 27. Juli 08:00 Nein den Terminator zum Zeitpunkt der 25. August 19:15 Nein Aufnahme und erhielten so genaue Anga- 24. September 07:15 Ja ben zur selenografischen Länge des Termi- 23. Oktober 20:00 Ja nators. Die Größe des Bildausschnitts 22. November 09:30 Nein 22. Dezember 00:00 Ja *) bestimmten wir grob an Hand von anderen Aufnahmen des Mondes. 2003 Da wir die Monddarstellung mit Aufnah- 20. Januar 14:45 Nein men der CLEMENTINE-Sonde in GUIDE 19. Februar 05:15 Ja 7.0 benutzten, mussten wir unsere Suche 20. März 19:00 Nein hier bald abbrechen. Die Bilder der Sonde 19. April 07:30 Nein geben mehr den Anblick bei Vollmond wie- 18. Mai 19:30 Nein der und sind für die Suche einer Schatten- 17. Juni 06:30 Nein region am Terminator nicht geeignet. 16. Juli 17:30 Nein 15. August 04:30 Ja Wir nahmen den Mondatlas von Rükl [4] 13. September 16:15 Nein zur Hilfe und tasteten uns an der selenogra- 13. Oktober 04:45 Ja fischen Länge des Terminators entlang. 11. November 18:00 Ja Auch hier war es sehr schwierig für uns, 11. Dezember 08:15 Ja die gezeichneten Karten auf das Foto zu übertragen. Erschwert wurde die Suche *) Beste Beobachtungsmöglichkeit noch dadurch, dass die Region oft am Kartenrand lag. (Wer kennt das nicht: Tabelle 1: Immer, wenn man den Autoatlas braucht, Beobachtungsmöglichkeiten (Berechnung mit GUIDE 7.0) BEOBACHTERFORUM 117

Abb. 1: Das „Apollonius Kreuz“. Aufnahme von Oliver Klös und Stefan Messer am 4.10.2001 um 22:14 UT (Mondalter 17,49 Tage), mit Teleskop 10"-LX200 f/10, mit 2x-Barlowlinse Series 4000 und Kamera SAC IV, 320 x 240 Pixel. Selenografischer Mittelpunkt: N 6°40' E 58° 0', seleno- grafische Colongitude der Sonne: 121,34°, Libration: B 5,89 L –4,33, Bildausschnitt 2,2' x 1,7'. Aufnahme mit der Software „AstroVideo“ als 32-bit FITS-file, verarbeitet als 16-bit FITS-file mit IRIS [5] (Kontrast, Helligkeit, unscharfe Maske). Exportiert als Bitmap.

• Wie lange ist das Kreuz zu sehen, nur selten beobachten (Tabelle 1). Immer www.ip.pt/coaa/software.htm während die Mondrotation fortschreitet? bleiben Fragen offen, doch das Spannende [3] Bill Gray: GUIDE 7.0, • Wird sein Erscheinen von der Libration ist die Schatzsuche und nicht der Schatz www.projectpluto.com des Mondes beeinflusst? selbst. [4] Antonin Rükl: Mondatlas, Verlag Werner • Wie sieht die Formation bei zunehmen- Dausien, Hanau, 1990 dem Mond aus, wenn der Terminator Literaturhinweise [5] Christian Buil: IRIS, sich westlich des Kreuzes befindet? [1] SAC-IMAGING, www.sac-imaging.com www.astrosurf.com/buil/us/iris/iris.htm Leider kann man das Apollonius Kreuz [2] Bev Ewen-Smith: ASTRO VIDEO,

Dokumentation der Saturnbedeckung vom 3.11.2001 mit Video von Hans-Günter Diederich

Am 3.11.2001 fand ein seltenes Ereignis Zur Vorbereitung hatte ich in meinem Vollmondrand eine Videoaufnahme nicht statt: die Bedeckung des Planeten Saturn Planetariums-Programm Guide 7 mittels ermöglichen würde. durch den Mond. Das dieses Mal gut geeig- Animations-Tool die Kontaktzeiten be- nete Wetter ermöglichte vielen Stern- und stimmt und diese aufgeschrieben. Das Sowohl im 24 mm- als auch im 9 mm- Planetenfreunden eine erfolgreiche Beob- Wetter war überraschend gut. Also packte Okular des 7“-Mak zeigt sich der achtung. Einige von uns nahmen auch die ich alles zusammen, fuhr in den Odenwald Hintergrund um Saturn lichtüberflutet, und Gelegenheit war, die Bedeckung fotogra- und stellte nach dem Aufbau des Teleskops an manchen Stellen sehe ich sogar farbige fisch zu dokumentieren. Ich möchte hier ein exzellentes Seeing fest. Reflexe. Aber die Luft steht wie eine „1“, über meine Videobeobachtung berichten, wie es nur sehr selten vorkommt. Saturn einige Hinweise zur benutzten Technik Der helle Lichtpunkt des Saturn konnte gibt ein ungemein plastisch wirkendes Bild geben und auch ein Bild präsentieren. noch mit bloßem Auge links vom Mond ab. Die Cassini-Teilung ist gestochen Bereits seit über einem Jahr standen diese gesehen werden. Der Mond selber zeigte scharf, und ich verspüre den starken Drang, und die nächste Saturnbedeckung in mei- einen Hof, zerzauste Jetstreifen bedeckten Saturn anzufassen und aus seinem Ring- nem Kalender. Die Information dazu ent- fast den ganzen Himmel. Bei 82 % Luft- system herauszuheben. Diese Bedingungen stammten dem „Sternenhimmel“, einem feuchtigkeit war auch die Taukappen- bei Neumond .... astronomischen Jahrbuch. Aber auch auf heizung von Anfang an eingeschaltet. verschiedenen Webseiten war bereits vor Obwohl die Videoausrüstung mit dabei Noch 25 Minuten bis zum geplanten noch längerer Zeit hierauf aufmerksam war, wollte ich diese zunächst nicht auf- Beginn des Ereignisses. Ich entscheide gemacht worden. bauen. Ich befürchtete, dass der helle mich jetzt doch noch für den Versuch einer 118 BEOBACHTERFORUM

Videoaufnahme. Sollte das daneben gehen, mentiert. Aufgeregt und mit Vorsicht spule Als ich Saturn schließlich finde, steht er würde ich mittels Klappspiegel aufs Okular ich das Band zurück, und jetzt auf Wieder- bereits zu 3/4 frei. Aber es ist jetzt ein viel und damit auf die visuelle Beobachtung gabe: Die Bedeckung ist im Kasten, d. h. schönerer Anblick als zu Beginn: links die umschalten. auf dem Band. Aufatmen!!! Ich kann es ausgeblutete Vollmondscheibe, rechts fol- noch gar nicht fassen. gend der Terminator, dann alles dunkel und Dank meines Video-Koffers mit ange- in der Mitte des Gesichtsfeldes Saturn mit schraubten und angekletteten Teilen, und In 45 Minuten steht das nächste Ereignis Ringsystem, von dem eine deutliche überwiegend vorverkabelten Kompo- an: das Wiederauftauchen von Saturn auf Portion wie mit der Schere abgeschnitten nenten, geht der Aufbau flüssig vonstatten. der dunklen Mondseite. Also stelle ich fehlt. Diese Nacht ist ein toller Erfolg und 7 Minuten vor dem ersten Kontakt bin ich wieder meinen Astro-Küchenwecker und hat mir große Freude bereitet. Abbau und fertig und nach 30 Sekunden beim Saturn, lege aus Sicherheitsgründen ein zweites Rücksturz zur Erde ... der noch alleine stehend gut fokussiert auf Band ein. Alles bleibt so stehen, trotz des dem LCD zu erkennen ist. VHS-Kassette Taufalls. Mir ist die Gefahr einfach zu Am nächsten Abend eingeschoben, zwei Tasten gedrückt und groß, dass beim Abbauen etwas mit den bestimmte ich mittels Framegrabber und schon läuft die Aufnahme. Die Konfi- Kabeln passiert. Und üblicherweise bin ich Einzelbildschaltung des VCR die Kontakt- guration sieht jetzt wie folgt aus: 7“-Mak beim Einpacken immer etwas unordentli- zeiten, was gar nicht so einfach war. Das (Alt-Az montiert), Kippspiegel mit 24,5- cher als beim Auspacken. Problem bestand dabei nicht in der mm-Okular, Astro-Videokamera B05-M3 Genauigkeit der Zeitaufzeichnung (ca. 20 (Vixen), Time-Inserter (Prof. Cuno), 3.11.2001, 23:08 MEZ ms) sondern im Erkennen, auf welchem DCF77-Empfänger (Conrad). Obwohl jetzt die Sichtbedingungen am Halbbild nun das Ringsystem den hellen dunklen Mondrand viel besser sind, ist es Mondrand berührt und auf welchem noch 3.11.2001, 21:54 MEZ für mich jetzt schwieriger: Da in Alt-Az nicht. Zudem trat knapp vor dem ersten Ich verfolge das Ereignis jetzt am LCD- aufgebaut, kann ich das Teleskop nicht ein- Kontakt eine „Brücke“ auf, welche die Monitor des VCR. Der DCF77-Empfänger fach laufen lassen, ich muss Saturn also bei Unsicherheit vergrößerte. ist synchronisiert und piept im Sekun- laufendem VCR suchen. Erschwerend dentakt vor sich hin, der Time-Inserter kommt hinzu, dass der dunkle Mondrand Die ermittelten Kontaktzeiten sind in blendet Wochentag, Datum, Uhrzeit und im Videobild nicht zu erkennen ist. Eine Tabelle 1 dargestellt. Die ganze Auswert- Halbbildnummer ins Videobild ein. Ein gewisse Ablenkung durch den prächtigen ung ist zwar wissenschaftlich ohne Bedeut- Lichtreflex kündigt den nahenden Voll- kraterübersäten Terminator tut ein übriges. ung, stellte aber auf jeden Fall eine gute mondrand an. Übung für den wissenschaftlich interessan- ten Fall einer streifenden Sternbedeckung 3.11.2001, 21:56 MEZ durch den Mond, einer „normalen“ Stern- Und da ist der Mond: Langsam schiebt er Mond berührt ... bedeckung (Doppelsternauflösung) oder sich von rechts in das Gesichtsfeld auf den einer Sternbedeckung durch einen Planeto- Außenrand Ring 22:01:16,6 Saturn zu. Und dessen Scheibe einschließ- iden (mit Bestimmung der Geometrie die- Innenrand Ring 22:01:31,3 lich seines Ringsystems bleibt deutlich ses Objektes) dar. Saturnrand 22:01:41,6 sichtbar, auch wenn es etwas schwächer wird. Die Scheibe des Mondes ist vollkom- Saturnrand 22:02:19,6 Aus dem Videoband habe ich sechs men überbelichtet, aber dennoch scharf Innenrand Ring 22:02:30,6 Einzelbilder gewonnen und zu einer begrenzt. Kein Wackeln, Wabern oder Außenrand Ring 22:02:40,6 Montage zusammengestellt, die für mich Zittern: ein Spitzen-Seeing. Gesamtdauer: 84 s das Erlebnis meiner ersten Saturnbe- Dauer Saturnbedeckung: 38 s deckung zusammenfasst. 3.11.2001, 22:00 MEZ Ringbreite 1: 15 s Saturn befindet sich nur noch einen Ringbreite 2: 10 s Nachtrag: Durchmesser des Ringsystems vom Mond- Zwischenraum 1: 10 s Die Art, wie man bei Bedeckungserleb- rand entfernt. Die Helligkeit des Planeten Zwischenraum 2: 11 s nissen seine Technik transportiert und auf- auf dem Monitor nimmt ab, die gleißende baut, hat bei Stern- und Planetenbe- Helligkeit des Mondes fordert ihren Tribut. deckungen einen ungemein größeren es erscheint vom Saturn ... Einfluss auf den Erfolg als bei normalen 3.11.2001, 22:01:22 MEZ Außenrand Ring - Beobachtungen, die einem nicht weglau- Kontakt! Der Mondrand berührt den Rand Innenrand Ring - fen. Ich möchte daher einige Hinweise des Ringsystems, streicht über die Saturn- Saturnrand - anfügen: ringe hinweg, durchmisst den dunklen Saturnrand 23:06:20,8 Zwischenraum zwischen Innenkante Ring Die Einzelkomponenten meiner Videoaus- Innenrand Ring 23:06:30,8 und Rand des Planeten, wandert über die rüstung wurden nach und nach zusammen- Außenrand Ring 23:06:43,9 Planetenscheibe hinweg und anschließend gekauft. Ausgangspunkt war der auch Ringbreite 2: 14 s über die linke Hälfte des Ringsystems. heute noch reizvolle Gedanke, auch bei Zwischenraum 2: 10 s mäßigem Seeing durch die kurze Belicht- 3.11.2001, 22:02:42 MEZ ungszeit einer Videokamera von 20 ms Saturn ist verschwunden. Ein tolles Tabelle 1: (Halbbild) brauchbare Bilder gewinnen zu Erlebnis. Und jetzt auch hoffentlich doku- Kontaktzeiten (in MEZ) können. Die nächste Erweiterung stellte BEOBACHTERFORUM 119

Abb. 1: Saturnbedeckung am 3.11.2001, Ausschnitte aus einer Videosequenz. Technische Daten s. Text. dann das Einblenden exakter Zeiten durch eingestöpselt werden müssen. Kabel sind VCR festgeschraubt ist. LCD-Monitor und einen Zeitzeichensender dar, um auch sol- der Feind des Astronomen und haben DCF77-Empfänger kommen an die che Ereignisse präzise auswerten zu kön- nachts, zudem wenn schwarz, immer min- Deckelinnenseite. Zukünftig stelle ich die- nen, die wie Sternbedeckungen durch destens drei Enden. sen Koffer dann einfach neben das Mond und Planetoiden eine Dokumen- Teleskop, Deckel auf, mit 12 V verbunden, tation der Kontaktzeiten auf Sekunden und Es steht jetzt der zweite Umzug an: Statt Kassette eingeschoben und fertig. Hiermit manchmal auch auf Bruchteile von eines mehrere hundert DM teuren stabilen wird dann der technikbedingte Aufbau- Sekunden genau erfordern. Koffers (billigere Varianten ließen bisher stress vollkommen vermieden. Einer ge- nie den Betrieb des VCR im Koffer zu) nüsslichen oder/und interessanten Beob- Diese Technik unterscheidet sich von der fand ich durch Zufall einen passenden achtung von Stern- und Planetenbe- visuellen Beobachtung und der Aufnahme Plastikkoffer für 30 DM. Dieser wird mit deckungen steht dann nichts mehr im von Bildern mit CCD-Kameras. Daher einer Holzplatte verstärkt, auf dem der Wege. wurde bereits sehr früh eine Kiste zusam- mengestellt, die speziell die Video-Technik für diese Art von Beobachtungen zusam- menfasste und dann schnell ins Auto gestellt werden konnte, ohne etwas zu ver- gessen. Aber das Verkabeln vor Ort im Dunkeln und unter dem enormen Zeit- druck, der gelegentlich durch Wolken- lücken entsteht (oder weil man kurzzeitig im Schlamm stecken geblieben ist, der Mond aber nicht wartet) erforderten eine bessere, narrensichere Konfiguration. Somit erfolgte ein erster Umzug in einen umgebauten Pilotenkoffer, in dem alles sei- nen festen Platz hat, viele Geräte festge- schraubt oder mit Klettband befestigt sind und nur ein einziges Kabel zum 12 V- Anschluss verlegt werden muss. Allerdings müssen immer noch der VHS-Recorder und der LCD-Monitor herausgehoben und „Du musst zugeben, KOS: Diese auf einen Tisch gestellt werden. Ihre 12 V- Aufnahme ist doch hervorragend! Dunkle Materie!“ „Aber MOS, Kabel sind so sperrig, dass auch sie jeweils das Dia ist doch vollkommen getrennt gestaut und bei jedem Aufbau neu schwarz!!!“ „Eben…“ 120 BEOBACHTERFORUM

Die Saturnbedeckung am 3.11.2001 von Reinhard Lehmann, Volkmar Koch und Werner Hasubick

Diese Saturnbedeckung konnte auch in der Bilder bei sehr gutem Seeing. Beobacht- LV-Okular und Olympus Camedia C-3030 Volkssternwarte der Astronomischen ungsinstrument war der 440/2.000 mm Digitalkamera erhalten. Belichtungszeit Gesellschaft Buchloe e.V. gut beobachtet Newton der Sternwarte. Die Bilder wurden war ca. 1/2 Sekunde. werden. Dabei gelangen eine ganze Reihe durch Okularprojektion mit Vixen 5-mm-

Abb. 1: Abb. 2: Aufnahmeserie vom Eintritt, technische Daten s. Text. Aufnahmeserie vom Austritt, technische Daten s. Text. BEOBACHTERFORUM 121

Die Bedeckung des Saturns durch den Mond am 3. November 2001 - eine Bilddokumentation von Oliver Klös und Stefan Messer

Bildgewinnung und –verarbeitung:

• Instrument: 10" LX 200 f 10, auf Polhöhenwiege, primärer Fokus • Aufnahme: 3 AVI-files, 320 x 240 Pixel, aufgenommen mit SAC IV • Umwandlung von AVI-Dateien in Bitmap-Dateien mit AVI2BMP • Weitere Verarbeitung mit Corel Photo- Paint 7

Zuerst haben wir ein AVI-file mit der Mondoberfläche (Shutter 1/180) aufge- nommen, um später die unterschiedliche Helligkeit von Mond und Saturn auszuglei- chen. Drei Minuten vor der Bedeckung begann mit der SAC IV die Aufnahme mit 9 Bildern pro Sekunde, bis Saturn hinter dem Mond verschwunden war. Um 21:02:26 UT war die Hälfte des Saturns bedeckt (Abb. 2). In der Nachbearbeitung suchten wir die schärfsten Bilder der Bedeckung aus und bearbeiteten sie in Kontrast, Helligkeit, Saturn verschwindet: Abbildungen 1-3 Saturn taucht auf: Abbildungen 4-6 Farbbalance und mit der unscharfen Maske. Ein Bild des AVI-files der Mond- 62 Minuten später erschien der Saturn am Helligkeit, Kontrast, Farbbalance, unschar- oberfläche haben wir in die Bedeckungs- dunklen Rand des Mondes wieder. Jetzt fe Maske. Zusätzlich kam die adaptive bilder eingefügt, um die überbelichtete hielten sich die Helligkeiten der beiden Unscharfmaske zum Einsatz. Mond und Mondoberfläche zu ersetzen. So geben die Objekte die Waage. Wir brauchten die Saturn bearbeiteten wir getrennt. Die Bilder den Eindruck der Beobachtung Mondoberfläche nicht separat einfügen. Mondoberfläche hatte einen Farbstich, den durch ein Teleskop wieder. Auch hier benutzten wir die „Tools“ wir entfernen mussten.

Astro zum Schmunzeln von Marko Klüven

Die Beteiligten: Die Vorgeschichte: Ca. 2 Monate nichts getan wegen schlech- der „alte Astro-Hase“ - Franz (F) ten Wetters. die Astro-Laien - Marco-1 (M-1) und Hendrik (H) aus Neumünster Die Nacht bricht über Schleswig-Holstein (kaum bekannt), Marko-2 (M-2) aus Bad Segeberg (kennt herein. Herbst 2000. Marko-2 fährt von der eh keiner) und Rainer (R) aus Bornhöfed (out of area) Arbeit nach Hause. Wolken, Wolken, ... vom Sternenhimmel keine Spur. Wieder die schwarze Stehleiter - zum Erreichen des Okularauszugs nix mit Hobby. Wolken, Wolk-hah – eine Lücke! Mal abwarten, ob die größer wird. ein GA-2 - beleuchtetes Fadenkreuz. Zu Hause in Bad Segeberg angekommen, 122 BEOBACHTERFORUM

ist die Wolkenlücke mächtig gewachsen. M-1 steigt von der Leiter, geht zur Tür Alles von vorn. Ringnebel und Leitstern, Die Nase in den Wind – Ostwind, das und ruft ins untere Stockwerk: gesucht und gefunden. Und wieder: könnte klappen. Abendbrot mit einem „Fraaanz?!“ R: „Wieso kriege ich auf dem Monitor Auge zum Fenster. Franz diskutiert mit Hendrik. kein Bild?“ Franz ruft an: „Hier in Neumünster klart es M-1: „Na gut, dann eben Ringnebel.“ F: „Hendrik, hast du noch deinen auf, ist aber zu windig für Fotos vom Feld. Gesagt – getan. Leitstern?“ Kommst du zur Sternwarte?“ M-2 fummelt an der Minolta herum: H: „Hach Franz, die Montierung läuft M-2: „Jo!“ „Dieses miese Kugelgelenk! Da hält doch nicht richtig mit.“ Astro-Gerödel geschnappt, Frau geküsst nix!“ F: „Wieso!?“ und ab dafür – hoffentlich reicht das Ben- Hendrik kommt zurück, hat eine größere H: „Ich kann drücken, wie ich will, ich zin im Auto, denn Tanken ist lästig. Stadt- Batterie gefunden, ein bisschen Kabel und komme nicht hinterher. Ich hör auf. Ich grenze Neumünster – Mist, lange Unter- (?… richtig!) Klebeband. Er bastelt und schau nur noch.“ hose vergessen. gewinnt. Franz kommt mit der Steckhülse – Sagt er, steht auf und schaut aus dem In der Kuppel der Sternwarte (im 4. Stock- was für`n Glück. Marco-1, Franz und Kuppelspalt zum Himmel. werk) haben sich schon Franz, Henrik, Rainer am PC, Marko-2 an der CCD- H: „Ist auch schön.“ Marco-1 und Rainer eingefunden und Kamera – Fokus suchen – gefunden. Das Alle wollen Hendrik aufmuntern: suchen bereits das Verbindungskabel der erste gute Testbild. Weitere sollen folgen, „Hendrik, komm, mach doch weiter.“ CCD-Kamera und sonstige wichtige aber: H: „Na gut.“ Kleinigkeiten – wie immer. Endlich alles M-1: „Ich bekomme überhaupt nichts Alles von vorn. Ringnebel und Leitstern, gefunden und angeschlossen – Computer mehr auf den Schirm!“ gesucht und gefunden. Marko-2 stolpert läuft. H am GA-2: „Ich kann auch nichts über etwas, nicht die schwarze Leiter! sehen.“ R am PC: „Mensch, wer reißt denn da am Das Spiel beginnt F peilt über die Schulter: „Dreh mal die Kabel!?“ M-1: „Ich will mal M 51 fotografieren. Kuppel!“ M-1: „Der PC steht ja plötzlich so nah an Franz, sag mal, wo steht denn der?“ Hendrik dreht, das Objekt ist wieder auf der Tischkante!“ Franz sagt wo. dem Monitor zu sehen. Er schaut ins GA-2. M-2: „Mist! Wer hat denn das PC-Kabel M-1: „Dann hol` ich mal die Leiter. Vor- H: „Ich finde aber nichts.“ über die Gegengewichte gehängt? Das sicht, ich sehe kaum was!“ F: „Schau mal nach dem Schutzdeckel.“ Kabel ist ganz stramm.“ H: „Warte, ich leuchte Dir. Wo ist denn H: „Danke!“ Marko-2 will zum Schalter der meine Lampe?“ Hendrik nimmt Deckel vom Leitfernrohr Montierung und den Motor stoppen. Die schwarze Leiter zum Teleskop: ab, sucht und findet Leitstern. Die schwarze Leiter zu M-2: „Donk!“ „Donk!“ H: „Das wackelt alles so.“ F: „Jetzt wissen wir auch, warum alles F: „Passt bloß auf!!“ R: „Marko, hör mal kurz auf an der auswandert. Das Kabel blockiert den M-2: „Ich möchte meine Minolta mit Minolta rumzufummeln.“ Motor. Wenn man doch was zum einem 300-er Tele mit aufsetzen. Franz, M-2: „Sorry.“ Hochbinden hätte, sonst liegt das Kabel hält das Kugelgelenk das?“ H: „Der wandert ewig aus.“ auf der Erde.“ F: „Nö.“ R am Bildschirm: „Stimmt, hier auch.“ Franz ereifert sich: „Immer das gleiche M-2: „Und nu?“ F: „Sind die Achsen fest?“ alte Spiel, aber da wird an 30,- DM- F: „Versuch mal das 135-er Tele, das ist M-2: „Nö – aber jetzt.“ Artikeln gespart. Genau wie die Steck- nicht so schwer.“ M-1: „Jetzt ist wieder alles verstellt!“ hülse am Okularauszug. Wir brauchen M-2: „Blödes Kugelgelenk. Na gut.“ Alles von vorn. Ringnebel und Leitstern, noch eine kürzere für die Kamera. Seit H: „Ich will heute mal am Leitfernrohr gesucht und gefunden. Alle außer Hendrik ewigen Zeiten predige ich das schon. Und nachführen.“ starren auf den Bildschirm. Nach ca. 2 auch das Kugelgelenk, wie lange ich da F: „Ich finde die Steckhülse für die CCD- Minuten Testbilder machen: schon ...“ Kamera nicht! Ich muss noch mal runter- M-2: „Verdammt! Ich muss noch die ASA Revolutionslieder wollen gesungen wer- gehen.“ einstellen.“ den. Aber da keiner eines kennt, pahh. Alte Marco-1 schaut gequält durch den Sucher. Marko-2 schiebt sich zwischen Menschen- Geschichten folgen, ca.15 Min später: M-1: „Franz, ich finde den M 51 nicht.“ traube und Montierung seitlich in Richtung M-1: „Mir ist saukalt. Ich geh nach M-1, ohne den Kopf abzuwenden: Minolta, schielt dabei zum Monitor. Hause.“ „Fraanz? Fraaanz!?“ Die schwarze Leiter zu M-2: „Donk!“ M-2: „Nix da, nun geht`s doch erst los !“ R: „Franz ist unten.“ Marko-2 klettert auf der Leiter zur Minolta M-1 leise: „Na gut.“ H: „Hach, die Batterie vom GA-2 ist leer. und stellt die ASA ein. Das Kabel wurde befreit, alles ist heil Haben wir noch eine?“ F zu M-2: „Hast du schon gespannt ?“ geblieben. Wat`n Glück! Alles von vorn. Alle: „Nein!“ M-2: „Äh - nöö. Aber jetzt.“ Ringnebel und Leitstern, gesucht und H: „Dann bau` ich was. Ich geh` mal run- F: „Nun bin ich auch gespannt!“ gefunden. Hendrik führt nach. ter.“ Und siehe da! M-1: „Ich kriege nur das halbe Objekt auf Marco-1 sucht immer noch M 51: H: „Alles wieder weg.“ den Monitor.“ M-1: „Wo bleibt denn Franz?? Ich finde R macht ein Testbild: „Hier auch.“ F: „Hendrik, hast du deinen Leitstern?“ das Ding nicht.“ M-2: „Sorry.“ H: „Hach, Franz. Ich weiß auch nicht, was M-2: „Ich weiß auch nicht wo der steht – Marco-1 läuft sauer durch die Kuppel. hier los ist.“ nimm doch den Ringnebel.“ Die schwarze Leiter zu M-1: „Donk !“ F: „Welche Schalter drückst du denn. Bei BEOBACHTERFORUM 123

diesem Handtaster musst du umdenken!“ Franz verliert den Leitstern. machen noch ein paar Stimmungsfotos von H: „Ach, ich hör auf. Ich schau nur F: „Weg is` er. Was ist bloß heute los der Dämmerung. Sie schalten das Licht noch.“ hier?“ aus, schließen alles zu und gehen zufrieden Hendrik steht auf und schaut aus dem M-1: „Mir ist kalt!“ nach Hause. Kuppelspalt. H: „Ich schau nur noch.“ Alles ist gut. H: „Ist auch schön.“ M-2: „Ein Mist hier.“ Wenn da nicht ein Elektromotor unermüd- Alle wieder: „Hendrik, komm und mach Marko-2 bricht die Minolta-Aufnahme ab. lich an der Stundenachse drehen würde und wieder mit.“ R: „Ich glaube, ich geh` gleich nach mit dem Hauptteleskop die schwarze Leiter F: „Hendrik, du bist zu warm, die Luft Hause.“ in Richtung des kleinen Refraktors zu Fall flimmert vorm Rohr. Geh` vom Spalt H: „Ich komm` mit.“ brächte, der noch seit letzter Woche unbetei- weg.“ F: „Aber der Himmel wird immer bes- ligt auf dem Dreibein in der Kuppel steht … M-2: „Ja, warmer Hendrik. Geh` vom ser!“ Aber das ist eine andere Geschichte und Spalt weg!“ M-2: „Stimmt.“ soll ein anderes Mal erzählt werden. Alle haben Spaß. Hendrik lacht auch, alles F zu M-2: „Wollen wir noch Mond und wieder in Butter. Er will aber nicht mehr Planeten fotografieren auf Kleinbild?“ PS: Inzwischen haben wir eine silberne nachführen. Franz muss ran. Alles von M-2: „Jo!“ Alu-Leiter. vorn. Ringnebel und Leitstern, gesucht und R zu M1: „Hast Du eigentlich was gespei- gefunden. chert?“ Diese Geschichte möchte ich Franz Haar Marko-2 schaut Franz zu, da fällt ihm die M-2: „Sollte ich??“ aus Neumünster widmen. Ein Mensch, der Minolta ein. R: „Ach, Bildschirmschoner sind ja auch für alle andern immer da ist, nur nie für Er schleicht rückwärts an M-1, R und H ganz hübsch.“ sich selbst. Er hat mir und andern vorbei und schaut noch mal zum Monitor. 1:20 Uhr morgens – die andern sagen Sternfreunden in den letzten Jahren seine Die schwarze Leiter zu M-2: „Donk!“ Tschüß und gehen nach Hause. Zeit so intensiv geopfert, dass er eigentlich M-2 auf der Leiter: „So, nun löse ich M-2 zu F: „Und heute ist ein neuer Tag.“ nichts mehr für sich selbst erreicht hat. gleich die Minolta aus. Achtung - jetzt.“ Franz und Marko-2 klemmen die Minolta Jetzt aber fruchten langsam seine Marko-2 steigt von der Leiter und schaut hinter einem 10-mm-Okular an den Bemühungen, aus uns anständige auf die Uhr. Rainer wartet 10 Sekunden Okularauszug und haben bis 3:10 Uhr Spaß Amateurastronomen zu machen. Die bei- und startet dann die CCD-Aufnahme. mit Mond, Planeten und der schwarzen gefügten Fotos habe ich mit seiner Hilfe an Hendrik will an Marko-2 vorbei zu seinem Leiter. Man hat endlich mal wieder was der Volkssternwarte Neumünster gemacht. Astro-Koffer. gemacht! – Nichts besonderes, aber für mich ein Die schwarze Leiter zu H: „Donk!“ Danach räumen sie in der Kuppel auf und Anfang.

Abb. 1: Der Mond am 22.9.2000 um 3:00 Uhr, Aufnahme von Marko Klüven mit einem 10"-Newton f/6, Okular- projektion mit 10-mm-Okular, elektrisch nach- geführt, auf Kodak 400 Gold, 1/2 Sek. belichtet.

Abb. 2: Saturn am 22.9.2000 um 1:30 Uhr, Aufnahme von Marko Klüven mit einem 10"-Newton f/6, Okular- projektion mit 10-mm-Okular, elek- trisch nachgeführt, auf Kodak 800 Farbwelt (gepusht), Belichtungszeit 1/2 Sek. 124 BEOBACHTERFORUM

Keine Angst vor minus vierzig Grad! von Rainer Mannoff

Um es gleich vorweg zu nehmen: Niemand In fast jeder Ausgabe einer astronomischen erläuterung. Eine Farm in Namibia ... soso muss sich warm anziehen. Ganz im Gegen- Fachzeitschrift sind sie zu sehen: Auf- ... naja, was soll`s. Unser Sternhimmel ist teil; im folgenden Artikel geht es um den nahmen des südlichen Himmels. Die Nebel ja auch nicht schlecht. Sommer. Was dieser mit minus vierzig um Eta Carinae, der Kugelsternhaufen Grad zu tun hat? Eigentlich nichts – wenn Omega Centauri oder die Staubstrukturen Zugegeben, ein Aufenthalt auf einer südli- man dabei an Temperaturen denkt. Nein, es im Schlangenträger – um nur einige High- chen Farm, jede Nacht ein Sternenmeer, geht um Koordinaten; Himmelskoor- lights zu nennen. Das wären doch einmal das ist auch für mich ein Traum. dinaten, um es genauer zu sagen. Warum Objekte für uns nordländische Stern- Andererseits, müssen wir denn wirklich so diese Angst machen können? Nun, das... Gucker und -Fotografen! Die Ernüchterung weit „hinunter“, um diese Himmelsattrak- aber lesen Sie doch erst einmal weiter! kommt dann aber fast immer bei der Bild- tionen bestaunen zu können? Eine große Anzahl von südlichen Objekten können wir auch von der Nordhalbkugel aus sehen – und fotografieren. Oftmals trauen wir uns nur nicht, etwas tiefer am Horizont den Auslöser zu betätigen.

Ich selbst wohne in Karlsruhe, also auf dem 49. Breitengrad. Der Himmelsäquator steht im Meridian bereits 41 Grad über dem Horizont. Theoretisch könnte ich also Objekte „ergattern“, die eine Deklination von minus 41 Grad haben. Theoretisch ... praktisch sind dem natürlich viele Grenzen gesetzt: die zum Horizont hin schlechter werdende Durchsicht, Aufhellungen durch künstliches Licht und nicht zuletzt die Tatsache, dass tief im Süden stehende Objekte nur für kurze Zeit sichtbar sind, bevor sie wieder unter den Horizont ver- schwinden. Der Stern Antares im Skorpion hat eine Deklination von minus 26 Grad. Obwohl er in Karlsruhe bis zu 15 Grad über dem Horizont steht, erkenne ich zuge- gebenermaßen nur einen schwachen Licht- punkt über den Häusern der Nachbar- schaft. An eine Aufnahme von hier aus ist gar nicht zu denken. Aber kennen wir denn nicht alle einen Ort mit Sicht bis zum Horizont, möglicherweise auch noch mit geringer Lichtverschmutzung? In einem nahen Mittelgebirge, in den Alpen oder ... vom Urlaub in südlichen Europa her?

Meine Familie und ich waren im letzten Sommer in Spanien. Natürlich hatte ich die Astroausrüstung im Gepäck. Unser Ur- laubsort lag am 39. Breitengrad und eine Berglandschaft, die Sierra de los Filabres mit dem Calar Alto, war nur wenige Autostunden entfernt. Als „die Sterne gün- stig schienen“ und ich auf dem Weg zum Calar Alto war, musste ich an meinen Streit Abb. 1: mit Werner Celnik denken. Hatte er doch Gasnebel IC 4628 und Sternhaufen NGC 6231 im Skorpion, aufgenommen von wirklich behauptet, daß man von seiner ge- Rainer Mannoff am 22.6.2001 mit einem Spiegelobjektiv 1:5,6 / 1.000 mm, 30 Min. liebten Sierra Nevada aus „einen sehr schö- belichtet auf Ektachrome 200 (Push1), Aufnahmeort: Calar Alto / Spanien, 2110 m. nen Blick hinunter in die Inversionssuppe BEOBACHTERFORUM 125

des Calar Alto hätte“. Das hatte ich so nie gelten lassen können. Warum hätte man denn unter diesen Umständen ein Obser- vatorium auf den Calar gebaut? In der Abenddämmerung kam ich am Calar Alto an... in der Inversionssuppe. Sorry Werner; Du hast ein Bier gut.

Der Lichtkegel der direkt südlich gelege- nen Stadt Almeria entwickelte sich mit zunehmender Dunkelheit immer prächti- ger. Wirklich schlechte Bedingungen, und gerade tief im Süden stehenden Objekte hatte ich mir vorgenommen. Trotz allem begann ich mit der „Jagd“; Schließlich habe ich ja keine Angst vor Minusgraden.

Mein erstes und nördlichstes Fotoziel waren der Trifid- und der Lagunennebel auf minus 23 beziehungsweise 24 Grad Deklination. Sie kulminierten erst gegen 2 Uhr, so daß ich sie zwar tief stehend, aber noch vor der „Almeriaglocke“ ablichten konnte. Für mein nächstes Ziel, NGC 6357, ging es dann 10 Grad abwärts. Die schöne Wasserstoffregion konnte ich ebenfalls noch knapp vor seiner Kulmination ablich- ten. Dies gelang mir jedoch nicht bei NGC 6334, dem bekannten Katzenpfotennebel, der sich bei fast minus 36 Grad befindet. Er stand direkt im Süden. Ob diese Fotos wohl etwas werden? Wenigstens gelang es mir dann wieder, meine südlichsten Fotoziele, Abb. 2: die Wasserstoffregion IC 4628 und den Der „Katzenpfotennebel“ NGC 6334 im Skorpion, aufgenommen von Rainer offenen Sternhaufen NGC 6231, knapp Mannoff am 22.6.2001 mit einem Spiegelobjektiv 1:5,6 / 1.000 mm, 35 Min. hinter ihrer „Almeria-Kulmination“ zu belichtet auf Ektachrome 200 (Push1), Aufnahmeort: Calar Alto / Spanien, 2110 m. erwischen. Sie stehen immerhin bei minus 40 bzw. 42 Grad.

Völlig verunsichert hinsichtlich der Ergeb- nisse fuhr ich am nächsten Morgen zurück zum Urlaubsort. Noch am selben Tag ent- wickelte ich die Aufnahmen und siehe da: Trotz der wirklich schlechten Verhältnisse und der bis unter minus 40 Grad tief ste- henden Objekte konnte ich mich über recht gelungene Aufnahmen freuen!

Ich habe mir bereits weitere südliche Objekte ausgesucht, die ich von Europa aus fotografieren möchte. Ich hoffe, daß ich viele „Nordländer“ ermuntern konnte, mei- nem Beispiel zu folgen. Alles kann man natürlich nicht ergattern. Die Magellan- schen Wolken bleiben auch im südlichsten Spanien noch fast 30 Grad unter dem Horizont. Die möglicherweise geplante Reise nach Namibia oder Australien muß Abb. 3: also nicht ausfallen! Der Gasnebel NGC 6357 im Skorpion, aufgenommen von Rainer Mannoff am 22.6.2001 mit einem Spiegelobjektiv 1:5,6 / 1.000 mm, 30 Min. belichtet auf Ektachrome 200 (Push1), Aufnahmeort: Calar Alto / Spanien, 2110 m. 126 VDS > NACHRICHTEN

Bericht des Vorstands 2001

Im Jahr 2001 fand sich der Vorstand zu ins- externer Organisationen und arbeitet im Organisation der VdS-Jugendarbeit. Zu gesamt vier Sitzungen zusammen: am 24. Team der Redaktion des VdS-J. weiteren kooptierten Vorstandsmitgliedern Februar in Frankfurt/Main, am 9. Juni in wurden Dr. Axel Thomas (Nieder-Olm) Kirchheim/Th., am 6. Oktober auf der Dr. Werner E. Celnik als Schriftführer teilt und Dr. Jürgen Schulz (Kirchheim/Th.) VdS-Tagung in Frankfurt/Main und am 10. sich mit O. Guthier den Schriftverkehr des ernannt. Axel Thomas hält den schriftli- November in Heppenheim. Vorstands, betreut verschiedene VdS- chen Kontakt zu den Fachgruppen und Rubriken in anderen Zeitschriften, führt arbeitet in der Redaktion des VdS-J mit. Da die Zusammenarbeit zwischen den die Protokolle auf Sitzungen, bearbeitet Jürgen Schulz ist unser Kontakt zu unserer Fachgruppen der VdS untereinander und Mitgliederanfragen und arbeitet im engen Partner-Organisation der VdS- mit dem Vorstand gestärkt werden soll, gab Redaktionsteam des VdS-J mit. Sternwarte. es zusätzlich ein Treffen der Fachgruppen- leiter, der Redakteure für das VdS-Journal Unser neu gewählter Schatzmeister Leider konnte die Auswertung der hochre- und dem Vorstand am 9. Juni in der VdS- Thomas Kessler hat die Geschäftsführung sonanten Mitgliederumfrage wegen der Sternwarte Volkssternwarte Kirchheim/Th. unserer Vereinigung inne, betreut das hohen Arbeitsbelastung der Geschäftsstelle Haupt-Arbeitsschwerpunkte des Vorstands Belegwesen, die Abrechnungen und die noch immer nicht abgeschlossen werden. im Jahr 2001 waren u. a. die Vorbereitung Buchhaltung, führt den finanziellen Wir bitten unsere Mitglieder bis zur der VdS-Tagung mit Mitgliederversamm- Schriftverkehr und erstellt den jährlichen Veröffentlichung des Ergebnisses um lung im Oktober in Frankfurt/Main, die Wirtschaftsplan. Vor allem ihm obliegt die Verständnis und Geduld. Herausgabe des VdS-Journals, die Zu- schwierige Aufgabe der Umstellung der sammenarbeit mit kommerziellen Zeit- Vereinsbuchhaltung und Mitgliederver- Sehr positiv ist die Resonanz auf die schriften, die Neugestaltung des VdS- waltung. Schnellmitteilungen an unsere Mitglieder Infostandes, die Zusammenstellung eines gewesen. Die Schnellmitteilungen werden Angebotes an Werbematerialien wie Stoff- Wolfgang Steinicke betreut als neues zusätzlich zum VdS-Journal als Brief an taschen, Aufkleber, T-Shirts oder Mouse- Vorstandsmitglied den erfolgreichen Presse- unsere Mitglieder versandt, wenn unvor- Pads, ein neues Faltblatt, sowie die Pflege dienst der VdS, die VdS-Publikationen wie hergesehene astronomische Ereignisse eine und Gestaltung der VdS-Homepage das Schnellzirkular, intensiviert die Kon- kurzfristige Beobachtung erfordern und (www.vds-astro.de). takte zu Volkssternwarten und Planetarien wirklich lohnen, wie z. B. hellere Kometen, und arbeitet im Team der VdS-J-Redaktion. Novae oder Supernovae. In der amateur-astronomischen Szene gewinnen die Preise und Würdigungen der Peter Völker kümmert sich weiterhin um Unsere Vereinszeitschrift „VdS-Journal für VdS für herausragende Leistungen von unseren Infostand und hat diesen völlig neu Astronomie“ erfährt immer mehr Zuspruch Amateur-Astronomen an Bedeutung. konzipiert. Kommen Sie zu den großen von Mitgliedern und auch Nicht-Mit- Wolfgang Lille erhielt die VdS-Medaille Tagungen und Messen und schauen Sie gliedern, die sie als Publikationsorgan nut- 2001 für seine herausragenden Sonnenauf- sich den Stand doch einmal an! zen möchten. Sind Sie als Leser ebenso nahmen, Günter D. Roth wurde für seine begeistert von „unserer Zeitschrift“ wie wir Verdienste um unsere Vereinigung zum Silvia Otto betreut den VdS-Termin- in der Redaktion? Haben Sie konstruktive Ehrenmitglied ernannt. kalender und organisiert die Wanderschaft Kritik zu üben an der Arbeit des Vorstands, des Infostandes. Sie koordiniert zusammen der Redaktion, der Fachgruppen, an Sind Sie schon einmal hinter einem Auto mit Axel Thomas die übergreifende Arbeit Erscheinungsbild oder Inhalt des Journals? mit VdS-Aufkleber hergefahren? Haben der Fachgruppen und betreut das Werbe- Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Bitte Sie auf Sonnenfinsternis- oder Meteor- konzept der VdS. Zurzeit bereitet sie das schreiben Sie uns, in Form eines Leser- Expeditionen in andere Länder VdS- für 2002 geplante zweite Brainstorming briefes oder persönlich an den Vorstand. Taschen und Aufkleber entdeckt? Die net- der VdS vor. Das hilft allen an der Arbeit beteiligten, ten und praktischen Werbemittel der VdS noch besser zu werden. wurden im VdS-Journal I / 2001 vorgestellt Unser neu in den Vorstand gewähltes und können bei der Geschäftsstelle bestellt Mitglied Oliver Jahreis ist zuständig für Die Geschäftsstelle ist besetzt montags und werden. EDV-Fragen, betreut die Jugendseiten der donnerstags von 8 bis 12 Uhr, Tel. 06252 / VdS im Internet und ist Hauptan- 74 71 54, Fax 74 72 20. Dort bearbeitet Die Konstituierung und Aufgabenverteil- sprechpartner für die Nachwuchsarbeit der unsere Mitarbeiterin Frau Charlotte ung des neu gewählten Vorstands wurden VdS. Wehking Mitgliederanfragen und Ver- auf der Novembersitzung diskutiert. Otto waltungsvorgänge und nimmt ihren Anruf Guthier als Vorsitzender und Sprecher der Uwe Reimann hat zwar auf der Mit- gerne entgegen. VdS organisiert die Arbeit der Geschäfts- gliederversammlung im Oktober nicht wie- stelle und des Vorstands, bearbeitet der kandidiert, übernimmt aber als koop- Werner E. Celnik Anfragen von Mitgliedern und astrono- tiertes Vorstandsmitglied ohne Stimmrecht misch Interessierten an die Geschäftsstelle, weiterhin die Pflege der VdS-Webseiten hält den Kontakt zu den Ansprechpartnern und unterstützt Oliver Jahreis bei der VDS > NACHRICHTEN 127

Die Mitgliederentwicklung der VdS

Unsere Vereinigung konnte im Dezember 2001 das 4.000ste Mitglied begrüßen! (s. auch der Bericht von Andreas Dehning in dieser Ausgabe.) Im Jahr 2001 sind exakt 305 (Vorjahr 354) Neumitglieder der VdS beigetreten. Zu- sammen mit den Wiedereintritten betrug der Bruttozuwachs 313 Mitglieder (Vorjahr 373), was einem Wachstum von 8,3 Prozent entspricht. Damit hat sich das Tempo verlangsamt. Die Zahl der Ausschlüsse wegen Ausfall der Zahlungsbereitschaft oder der fehlen- den Angabe der neuen Adresse nach einem Umzug konnte durch den Einsatz von Frau C. Wehking reduziert werden. Im Jahr 2001 mussten 36, in den Vorjahren noch jeweils 75 Mitglieder (!) leider ausgeschlossen werden. 1997 1998 1999 2000 2001 Die Zahl der Adressänderungen ist mit 306 (Vorjahr 299) leicht gestiegen, was die Mitgliederstand per 1. Januar 2918 3217 3414 3583 3757 hohe Mobilität unserer Gesellschaft belegt. Neueintritte 367 312 317 354 305 Die Mitgliederliste wird von Frau Plötz seit Wiedereintritte 23 33 33 19 8 nunmehr 35 Jahren akurat geführt und Eintritte (gesamt) 390 345 350 373 313 gepflegt. Die Zahl der eigentlichen Auf- 13,3 % 10,7 % 10,3 % 10,4 % 8,3 % kündigungen ist mit 150 (Vorjahr 111) Austritte 91 148 181 199 206 erneut deutlich gestiegen. Die Zahl der 3,1 % 4,6 % 5,3 % 5,5 % 5,4 % Austritte hat damit deutlich zugenommen. Davon Als Gründe werden persönliche Umstände, - durch Tod 8 16 14 13 20 wie Beruf, Familie und Aufgabe des - unbekannt verzogen 11 9 28 35 12 Hobbys genannt. An zweiter Stelle werden - keine Beiträge gezahlt 20 31 47 40 24 die hohen Abonnement-Kosten der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ (SuW) - Austrittserklärung 52 92 92 111 150 genannt. Offenbar ist diesen Sternfreunden Nettozuwachs 299 197 169 174 107 nicht klar geworden, dass eine Mit- 10,2 % 6,1 % 4,9 % 4,9 % 2,9 % gliedschaft auch ohne den Bezug von SuW Tabelle 1: möglich ist. Auch die VdS wird als Grund VdS-Mitgliederbewegung 1997-2001 für den Austritt genannt, offenbar werden andere oder mehr Leistungen erwartet. Mit für Schüler und Studenten sollte nicht der Helfen Sie mit, Neumitglieder für die VdS dieser gesamten Entwicklung wird sich der Hauptgrund sein. Klar ist, dass eine Zahl zu werben und Sternfreunde von den VdS-Vorstand zu befassen haben. Nach- von 4.500 Mitgliedern zum 50jährigen Vorteilen einer Mitgliedschaft in unserer denklich stimmt diese Entwicklung schon, Bestehen unserer Vereinigung im Jahr 2003 Vereinigung zu überzeugen. denn ein Jahresbeitrag von 25 € und 18 € nicht mehr realistisch erscheint. Otto Guthier, VdS-Vorstand

Sterne. Ich kann mich kaum noch an die Das 4000ste VdS-Mitglied Details erinnern, was wir gesehen bzw. beobachtet haben, nur so viel hat sich mir von Andreas Dehning eingeprägt: Ich habe nie das Gefühl der Begeisterung und Erhabenheit, den Sternen In der letzten Hälfte des Jahres 2001 reifte 3.000. Mitglied, gebeten ein paar Zeilen zu jemals so nah gewesen zu sein, verlieren bei mir der Entschluss der VdS beizutre- verfassen. Dieser Bitte komme ich gerne können. In mir hat sich der Wunsch verfe- ten. Wie ich darauf gekommen bin, dazu nach. Wie hat alles angefangen? Der Aus- stigt, irgendwann ein Teleskop zu besitzen. später mehr. Ich war sehr überrascht als ich löser meiner Astronomiebegeisterung liegt Es sollte Jahre dauern bis es so weit war. In kurz vor Weihnachten einen Anruf des in meiner frühesten Jugend. Zusammen mit der Zwischenzeit verfolgte ich andere Vorsitzenden Otto Guthier erhielt, der mir meinen Vater beobachtete ich gemeinsam Ziele, die mich immer wieder davon mitteilte, dass ich das 4.000. Mitglied der von der Terrasse meines Elternhauses mit abbrachten diesen Wunsch nachzugehen. VdS sei. Auch ich wurde, wie bereits das einem geliehenen 114-mm-Newton die Erst zum Ende des Jahres 2000 konnte ich 128 VDS > NACHRICHTEN

mir meinen Traum erfüllen und erwarb Einige Teilnehmer sind Mitglieder in der einen 10"-Newton auf einer Dobson- VdS und in den Fachgruppen tätig, ihr Montierung. Der Weg dorthin war steinig, Engagement beeindruckte mich. Ich las denn wie jeder Anfänger war ich von der auch zum ersten mal ein „Journal für Vielfalt und den Möglichkeiten der ver- Astronomie“, Inhalt und Aufmachung schiedensten Teleskope überrascht, um gefielen mir so gut, dass dies mit einer der nicht zu sagen überfordert. Ich informierte Gründe war, der Vereinigung der Stern- mich lange und ausführlich über die unter- freunde beizutreten. schiedlichsten Systeme. Am Anfang wech- In Embsen traf ich auch eine Abordnung selten die von mir favorisierten Teleskope der Sternenfreunde aus Munster, einem häufig, je nach Grad der Beeinflussung Städtchen nicht weit von meinen Heimat- durch Dritte. Von 100 befragten Personen Abb. 1: ort. Schnell kamen wir ins Gespräch und erhielt ich auf die Frage - welches Teleskop Auf unserem Beobachtungsplatz aufge- ich wurde eingeladen an den monatlichen ist das beste? - 100 unterschiedliche Ant- baute Instrumente. Der Dobson ist Treffen in Munster teilzunehmen. Mittler- worten. Heute weiß ich, dass schon die Art mein Instrument, Blickrichtung ist weile habe ich bei den Sternenfreunden aus der Frage nicht richtig war. Es gilt bei der Südost. Munster meine astronomische Heimat Teleskopwahl einen Kompromiss zu fin- gefunden. Wir verabreden uns zu gemein- den, der den eigenen Neigungen am näch- samen Beobachtungen, wobei es mich sten kommt. Jedes Teleskop hat seinen besonders freut, dass mein alter Beob- Himmel UND seinen Benutzer. achtungsplatz, ein kleiner Hügel mit einer So fiel meine Wahl auf einen Newton, und phantastischen Rundumsicht (und wirklich nachdem klar war, dass ich nicht fotogra- zappenduster, ca. 7 mag) von allen ange- fieren will, entschloss ich mich zu einer nommen und als „Haushügel“ akzeptiert Dobson-Montierung. Ich habe das Glück in wird. Um die Abende möglichst sinn- und einer noch sehr dunklen Gegend (Lüne- genussvoll zu gestalten, arbeiten wir an burger Heide) Deutschlands zu wohnen. unseren Treffen gemeinsame Beobach- Also war die Idee einen Newton mit mög- tungsprogramme aus, die in irgendeiner lichst großer Öffnung zu erwerben nicht Form dokumentiert werden. Sei es nun als verkehrt. Zeichnung oder als Fotografie. Nun, ich Als ich dann das Gerät vor mir stehen sah, gebe zu, dass meine Fähigkeiten als war ich doch über die Größe erstaunt. Zeichner eher bescheiden sind, aber ich Glücklicherweise spielte das Wetter ein werde es weiter versuchen. paar Tage später auch noch mit, was im Mein liebstes Steckenpferd ist die Deep Winter keine Selbstverständlichkeit ist. Sky-Beobachtung. Dabei beschränke ich Mein erstes Beobachtungsobjekt war der Abb. 2: mich bisher auf die einfachen Messier- Jupiter. Nach all den Jahren war es wieder So beobachte ich an meinem Objekte und einige NGC-Objekte. Ein da, jenes Gefühl, das ich damals auf der Instrument (hier natürlich gestellt). „Starhopp“ im Virgohaufen führte dazu, Terrasse meines Elternhauses hatte. dass ich in den Galaxien „ersoff“ und völ- Der anfänglichen Begeisterung folgte so Frage zu stellen, bin ICH alleine ? lig die Orientierung verlor. An diese mancher Dämpfer, stundenlanges, erfolg- Ein Sternenfreund im Internet machte mich Objekte wage ich mich erst später wieder loses Suchen in den Weiten des Alls ließen auf eine Gruppe aufmerksam die sich alle 2 ran. Mein Lieblingsobjekt ist M 13, an die- mich manchmal zweifeln. „Starhopping“ in Monate in dem kleinen Ort Embsen in der sem Kugelsternhaufen kann ich mich nicht allen Ehren, aber auch hier trifft die Nähe von Lüneburg trifft. Mein erster satt sehen. In der Regel ist dies mein erstes Weisheit zu, man sieht oft den Wald vor Besuch war gleich eine Überraschung für Objekt welches ich in einer Beobachtungs- lauter Bäumen nicht. Diese Kunst der mich, meine Befürchtungen waren grund- nacht einstelle. Mittlerweile beurteile ich Orientierung will gelernt sein und ist längst los, ich bin definitiv nicht alleine. die Qualität der Nacht und der Luft daran nicht so einfach wie es manchmal beschrie- Hocherfreut stellte ich fest, dass es sogar wie gut sich mir M 13 präsentiert. Aber ben wird. Noch heute habe ich meine liebe recht viele Sternenfreunde im Norden gibt, auch h und χ im Perseus sind wahre Mühe damit. nahm ich doch zuvor an, dass dieses Hobby Prachtobjekte. Es gibt so viel Schönes dort Auch die Tücken der Technik trugen eini- überwiegend in Süddeutschland betrieben oben zu entdecken, dass es eigentlich ver- ges an anstrengenden Stunden bei. Wie wird. Ich war überrascht über die messen ist einige hervorzuheben. justiere ich einen Newton, brauche ich Professionalität, mit der die Anwesenden Im Laufe der Zeit habe ich an meinem einen Laser und was hat es mit diesem ihr Hobby betreiben, sei es nun Fotografie, Teleskop einige Kinderkrankheiten besei- Fangspiegel-Offset auf sich? Schnell wurde Kometen oder andere astronomische tigt. Diese bleiben nicht aus, wenn man mir klar, dass sich nicht alle Probleme Disziplinen. Mittlerweile ist der Besuch in sich für ein preiswertes Teleskop entschei- durch das Internet lösen lassen. Manchmal Embsen für mich obligatorisch, die vielen det. Allerdings sind diese Kinderkrank- ist es erforderlich die Probleme praktisch Fach- und Diavorträge, die dort abgehalten heiten mit einigen Geschick einfach von anzugehen und im persönlichen Gespräch werden, sind begeisternd. Oft werden auch selbst zu beseitigen. Die Mehrkosten für zu lösen. Also machte ich mich auf die Teleskope oder technische Detaillösungen das „perfekte“ Teleskop können für gute Suche nach Gleichgesinnten. Lange Zeit vorgestellt und erläutert. Dort kam ich das Okulare gespart werden. Bei diesen tat sich nichts und ich fing an, mir die erste Mal richtig in Kontakt mit der VdS. Arbeiten reifte die Vorstellung, ein Teleskop VDS > NACHRICHTEN 129

Abb. 3: Abb. 4: Sternenfreunde aus Munster mit ihren Instrumenten. Der Beobachtungsplatz, Blickrichtung Westen.

selber zu bauen. Nachdem ich mir zunächst letzten Ausbaustufe soll dieser Dobson eine einmal die „Bibel“ der „Dobsonbauer“ motorische Nachführung besitzen. Zunächst („The Dobsonian Telescope“, Kriege/Berry) aber möchte ich in diesem Jahr einige zugelegt hatte und feststellte, dass ich mich Teleskoptreffen besuchen, um mit anderen nicht übernehme, startete ich das Projekt „Dobsonbauern“ Erfahrungen auszutau- mit dem Jahr 2002. Derzeit befinde ich schen. Und vielleicht kann und werde ich mit Abb. 5: mich noch in der Planungsphase für den den neuen Dobson auch CCD fotografieren, Das 4.000. zukünftigen 15“-Gitterrohrdobson. In der wenn mir die Zeichenstifte ausgehen... VdS-Mitglied. 130 VDS > NACHRICHTEN

Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e. V. Der Vorstand bedankt sich herzlich für folgende Spenden, die für 2001 eingegangen sind: Spenden von Mitgliedern

Mitglieds-Nr. Name DM

7925 Dr. Joachim Ansorge 100,00 3406 Hermann Gössling 7,20 6249 Michael Kunze 50,00 1817 Bruno Breunig 37,20 3921 Stephan Küppers 37,20 7028 Joachim Uhlig 50,00 7536 Marcel Wietor 18,00 7319 Axel Rönnfeldt 3,00 3046 Werner Kuhlmann 37,20 6146 David Przewozny 18,00 3312 Peter Fischer 37,20 6681 Gerhard Walitzki 2,20 3605 Hans Gahler 37,20 6891 Günther Bendt 17,20 2098 Peter Ranly 17,20 3703 Wolfgang Freimüller 37,20 5254 Dr. Volker Zillessen 37,20 5734 Stud.-Dir. Gerhard Miedaner 37,20 3419 Hans Michael Fritz 37,20 1815 Peter Berger 37,20 2765 Dr. Otto Vogt 87,20 6774 Erich Gans 37,20 1803 Horst Mack 87,20 3091 Günter Dass 37,20 1459 Friedhelm Dorst 37,20 7300 Kurt Tiede 8,00 4617 Dipl.-Inf. Wolfgang Grimm 37,20 3448 Günter Stück 37,20 7156 Dr. Konrad Wenning 150,00 6188 Dipl.-Inf. Volker Lausch 7,20 2275 Robert Wurm 37,20 6288 Erich Schäffauer 108,00 5543 Horst Zimmer 17,20 7246 Tobias Feigel 33,45 2265 Kurt Decker 17,20 6637 Gerald Rhemann 2,99 3546 Dipl.-Ing. Wolfgang Wildmann 37,20 5350 Dipl.-Kfm. Rudolf Stähler 58,00 3531 StR. Michael Korff-Karlewski 17,20 6621 Walter Halbwax 5,20 6245 René Purwin 37,20 5434 Dipl.-Ing. Gerhard Cerny 7,20 1533 Wolfgang Wichmann 37,20 5127 Eberhard Quaas 87,20 7238 Klaus Müller 17,80 5952 Burkhard Arts 60,40 714 Michel Lienau 17,50 6790 Alexander Walter 116,00 7631 Martin Supp 162,80 7571 Roger Thielmans 50,00 3581 Bernd Wippich 87,20 4130 Peter Schulte 17,20 3920 Michael Wenzel 137,20 6602 Stefan Grießinger 15,00 7271 Monika Siebensohn 10,20 1324 Dr. Rainer Fuchs 32,20 4949 Jürgen Jaspert 37,20 3211 Peter Hosters 32,20 3553 Karl Ernst Döttling 2,20 5518 Stefan Paulick 37,20 7446 Reinhold Dietze 3,00 6787 ORBIT COMPUTER, Rainer Schulze 32,20 7221 Wolfgang Motl 7,20 1998 Gunnar Glitscher 82,20 2714 Dipl.-Kfm. Werner Braune 8,00 5423 Dipl.-Ing. Peter Hettlich 5,00 7019 Christian Mikolaschek-Schmitz 8,00 7069 Willi Kalter 2,20 2233 Hans Ilincic 7,20 7998 Dipl.-Soz. Päd. Peter Böttcher 48,80 2088 Dipl.-Ing. Peter Hoebel 7,20 7989 Dipl.-Ing. Christoph Petermann 46,50 6552 Peter Schmidt 7,20 1669 Lothar Klaffke 37,20 6994 Frank Wächter 7,20 6357 Dipl.-Ing. Hans-Günter Diederich, 867 Dr. med. Roman Schmid 37,20 Spende für die Fachgruppe Spektroskopie 250,00 7349 Bernd Juwig 7,20 5949 Roland Scharff 50,00 2145 Dr. Ulrich Hopp 12,20 7193 Herbert Zellhuber 75,00 3631 Adam Renner 17,20 5971 Manfred Pralle, Spende für die Jugendarbeit 50,00 6360 Dr. Norbert Stapper 8,00 8090 Dr. Gerhard Weiss 16,50 7252 Olaf Kohlberg 2,20 VDS > NACHRICHTEN 131

Jubiläen

Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert folgenden Mitgliedern für die jetzt 20jährige, 30jährige und 40jährige Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue.

20jährige Mitgliedschaft Mitglieds-Nr. Detlev Niechoy, Göttingen 3245 Prof. Dr. Wolfram Winnenburg, Dülmen 2049 P. Gregor Helms, Augsburg 3246 Georg Reus Groß-Umstadt/Dorndiel 2053 Frank Killich, Bad Zwesten-Niederurff 3249 Dr. Peter Zenner, Saarbrücken-Bübingen 2057 Jost Jahn, Bodenteich 3250 Dr. Thomas Reddmann, Karlsruhe 2058 Jürgen Kemmerer, Regensburg 3253 Dr. Gero Rupprecht, Eching-Viecht 2063 Martin Hofberger, Söchtenau 3256 Dr. Fritz Kropf, Passau 2064 Peter Postler, Tirschenreuth 3260 Ulrich Fritz, Schwaikheim 2067 StR. Eckhard Götze-Besselmann, Lingen/Ems 3261 Ulrich Görze, Oberkochen 2069 Martin Götz, DK-2100 Copenhagen 3266 Thomas Keßler, Lüneburg 2075 Dr. Harald Kohl, Birkenwerder 3267 Hans Peter Ortner, Traben-Trabach 2085 Moerser Astronomische Organisation, Moers 3268 Dipl.-Ing. Peter Höbel, Buckenhof 2088 Dr. Torsten Kraus, Langen 3272 Peter Ranly, Langensendelbach 2098 Fritz Giese, Erftstadt-Blessem 3273 Christoph Münkel, Hamburg 2101 Andreas Delp, Langen 3274 Andreas Kriegler, Ahrensburg 2104 Susanne Friedrich, Pörnbach 3275 Kurt Vay, Bad König 2108 Dr. Ulrich C. Kolb, GB-Buckingham 3276 Horst Groß, Hagen 2109 Joachim Mueller, Hermeskeil 3277 Jörg Güttler, Holzkirchen 2116 Robert Wirz, CH-6356 Rigi Kaltbad 3278 Dipl.-Ing. Franz Mayer, Landshut 2123 Peter Kaltenhäuser, Herzogenaurach 3279 Rolf Bitzer, Albstadt 2129 Franz Schwab, Stutensee 3280 Hartmut Unger, Dortmund 2135 Dieter Martini, Zeltingen-Rachtig 3286 Klaus-Dieter Unger, Bochum 2136 Matthias Schenk, Weste 3287 Wilhelm Bauer, Nürnberg 2137 Ludwig Sienel, Bibertal (Kissendorf) 3290 Martin Quaiser, Bad Nauheim 3295 Alfons Lieser, Bernkastel-Kues 3297 40jährige Mitgliedschaft Mitglieds-Nr. Thorsten Ambröster, Göttingen 3302 Dipl.-Ing. Otto Engel, Echzell 891 Michael Schwab, Niederkassel 3308 Harald Marx, Korntal-Münchingen 893 Wolfgang Renz, Karlsruhe 3310 Dr. Bernd Mollerus, Berg 917 Peter Fischer, Oberhausen 3312 Dipl.-Ing. Fritz Wenchel, Ladenburg 918 Dr. Klaus Hunger, Kelkheim 3314 Volkssternwarte Frankfurt / Physikalischer Verein, Manfred Hoersch, Eckenthal 3315 Frankfurt 930 Dr. Hans Jakob Staude, Heidelberg 3316 Dr. med. Gerd Heimann, Weeze 942 Gymnasium Weingarten, StR. Laepple, Weingarten3317 Ansgar Korte, Essen 950 Otto Farago, Stuttgart 3320 Julius Glitzner, Solms 952 Dipl.-Ing. Bernd Weisheit, Pforzheim 3332 Dipl.-Ing. Karl Guhr, Giessen 955 Dipl.-Ing. Gerhart Walther, Mühltal 3333 Dipl.-Ing. Klaus Klebert, Fellbach 963 Prof. Dr. Markus Hilmar Wörner, Irland-Galway 3335 Heinz-Peter, Spatenka, Berlin 970 Ralph W. Zimmer, Bergisch-Galdbach 3336 Ernst Häring, Bergheim 971 Mario Costantino, Starnberg 3337 Werner Liesmann, Lennestadt 981 Dr. med. Hans-Jürgen Froehlich, Mannheim 3340 Dr. Karl-Heinz Gluzek, Alpen 985 Josef Bastl, Zwiesel 3345 Dr. Karl Schaifers, Heidelberg 994 Hans Wahle, Lich 3351 Siegfried-Hans Nimmrt, Hattingen 996 Dr. Klaus-Dieter Göcking, Niederzier 3360 Prof. Dr. Hans Elsässer, Heidelberg 999 Eric Stöver, Aschaffenburg 3370 Jürgen Reichert, Karlsruhe 1005 Uwe J. Siegel, Duisburg 3374 Erich-Hans Tietz, Bensheim 1008 Dipl.-Ing. Johannes Schiller, Köln 3375 Berthold Hermes, Hemer 1013 Karl Eisensteger, Gersthofen 3376 Martin Paesler, Augsburg 1015 Michael Speckmann, Groß-Gerau 3381 Ehrenmitglieder Mitglieds-Nr. 30jährige Mitgliedschaft Mitglieds-Nr. Günter Dietmar Roth, Icking 14 Dr. Martin Bressler, A-4862 Seewalchen a.A. 2019 Edgar Mädlow, Berlin 16 Wolfgang Mahlmann, Embsen 2022 Hans Oberndorfer, München 55 Richard Ludacka, Regensburg 2025 Karl Schaifers, Heidelberg 994 Dr. Uwe Mackenroth, Hamburg 2026 Otto Kruse, Elmshorn 2038 132 VDS > NACHRICHTEN

Leserbriefe zum VdS-Journal I / 2001

... So, nu ist das Heft auch in weiter nördlich der Elbe liegende Regionen vorgestoßen. Ich habe zwar gerade eben nur kurz drin herum- geblättert und kann die hier gemachten Äußerungen auf den ersten Blick vollauf bestätigen. Auch dieses Heft ist wieder ganz toll gewor- den. Bei dem sich bereits jetzt abzeichnenden Artikelstau sollte wirklich überlegt werden, ob das Heft nicht vierteljährlich erscheint, auch wenn dafür der Mitgliedsbeitrag ansteigt! Manfred Holl, Mitgl.-Nr. 4913

... tolles Heft! Es wird ein schöner Querschnitt der einzelnen Fachgruppenarbeiten gezeigt. Vor allem die Artikel über den Selbstbau haben mir sehr gut gefallen, denn gerade dieser Bereich wird in anderen Zeitschriften immer weiter nach hinten gedrängt. Das durchgehend far- bige Layout vermittelt einen professionellen Eindruck. Weiter so!... Stefan Ueberschaer, Mitgl.-Nr. 7731

... Nur soviel: Am Wochenende war das Journal im Briefkasten. Ich hatte bisher auch leider nur 10 Minuten zum Durchblättern. Aber das war schon echt Klasse!!! Glückwunsch. Im Laufe der Woche komme ich in der S-Bahn dann hoffentlich zum ausführlicheren Lesen... Torsten Schäfer, Mitgl.-Nr. 7375

...Das VdS-Heft habe ich bekommen und gleich mal mit einem „alten“ verglichen. Toll! Allein schon die Qualität der Farben macht viele Artikel zum Eye-Catcher. Ich gratuliere Euch!! Als „Mitteilungsschrift“ muss es leider hier und da etwas sehr sachlich sein, manch ein Artikel eignet sich bestimmt nur für einige (Fach-)Lesergruppen. Trotzdem ist es sehr abwechslungsreich. Ich freue mich auf’s nächste..... Rainer Mannoff, Mitgl.-Nr. 6435

... Wie mir das neue VdS-Journal gefällt? Noch besser, abwechslungsreicher, interessanter und noch wunderbarer auf den praktischen Beobachter zugeschnitten als das letzte Journal, bei dem ich glaubte, dass es eine Verbesserung nicht geben könnte. Wieder ist der VdS ein toller Wurf gelungen – eine klasse Abwechslung im amateurastronomischen Blätterwald. Darauf lohnt es sich zu warten und ist jede müde Mark Mitgliedsbeitrag wert. Einziger Nachteil: Es erscheint nur zweimal im Jahr. Die beste Astrolektüre des Jahres! Dirk Lucius, Mit.-Nr. 3062

Leserbriefe zum VdS-Journal 2/2001

Das beigelegte Journal für Astronomie II / 2001 ist sehr gut gestaltet. Ich freue mich schon auf die für 2002 geplanten 3 Journalhefte. Besten Dank! Herbert Fabritz, Mitgl.-Nr. 7903

...Das VdS-Journal sollte nicht dem SuW-Schatten hinterherhecheln. Dagegen ist der Beitrag von Gisela Steinicke „Deep-Sky“ nur Männersache, ansprechend, inspirierend, motivierend, voller Fantasie und interessant! Auch der Beitrag, Teleskoptreffen im Vogelsberg, ist spannend – leider viel zu kurz. Zum Beispiel wäre eine nähere Beschreibung der einzelnen Selbstbaugeräte mit Fotos eine brennend interessante Variante für unzählige Sternfreunde. Hochspannend der 80-cm-Dobson auf Seite 131, was für ein riesiger Sonnenfilter wurde hier benutzt, wie wurde er hergestellt ...usw. usw.. über das Beste leider kein Wort. Schade, schade.. Reinhold Dietze, Mitgl.-Nr. 7446

... Seit einigen Tagen bin ich Mitglied in der „Vereinigung der Sternfreunde“. Ich war schon einmal Mitglied vor vielen Jahren (Nr. 1573). Vor einigen Tagen wurden mir verschiedene Unterlagen zugesandt, von denen ich das VdS-Journal für sehr gute halte!!! Hier kommen verschiedene Gruppen und Arbeitsgemeinschaften zu Wort, die es in dem schönen Gebiet der „Amateurastronomie“ gibt. Aber auch „Einzelkämpfer“ äußern ihre Beobachtungsgedanken... Günther Krisch, Mitgl.-Nr. 8029

...Wenn ich schon dabei bin, Ihnen zu schreiben, dann kann ich ja noch das los werden: Ich finde das Journal ist der Hammer, richtig pro- fessionell, allerdings von Amateuren, die es in ihrer Freizeit formen. Ein großes Lob und Respekt, Respekt. Frage könnte man nicht mal einen Artikel ins Journal bringen, der beschreibt, wie aufwendig so ein Magazin zu machen ist? Ich glaube es wäre recht interessant! Karsten Höhne, Mitgl.-Nr. 7235

...Ich hatte mein Heft gestern im Briefkasten. Wenn man mal davon ausgeht, das alle Hefte ungefähr zur gleichen Zeit bei der Post abge- geben werden, ist es faszinierend zu sehen, mit welch unterschiedlicher Geschwindigkeit die Hefte dann weiter transportiert werden. Unterschiede von bis zu einer Woche und mehr sind – aus mir vollkommen unverständlichen Gründen – anscheinend immer möglich. Steffen Janke, Mitgl.-Nr. 5881 VDS > VOR ORT 133

Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder

Herzlich Willkommen in der VdS!

8105 Dipl.-Ing. Dietmar Böcker, Rüsselsheim 8127 Michael Roller, Neubulach 8106 Michael Balzer, Glienicke 8128 Dipl.-Ing. Horst Schröter, Bremen 8107 Franz Stark, Recklinghausen 8129 Dr. Thomas Harms, Schwarmstedt 8108 Oberbayerische Volkssternwarte Berg e.V., 8130 Dr. Manfred Rudolf, München Prof. Dr. Christian Jutz, Berg 8131 IG Astronomie Crimmitschau e.V., Crimmitschau 8109 Sebastian Krotki, Wittenberge 8132 Peter Karcher, Haslach 8110 Frank Hollemans, Offenbach 8133 Reinhard Hoffmann, Wiehl 8111 Dipl.-Ing. Andreas Dehning, Wriedel 8134 Astronomische Vereinigung Bodensee e. V., Eriskirch 8112 Stefan Müdders, Krefeld 8135 Alexander Haege, Ulm 8113 Martin Krahn, Ehrsten 8136 Dipl.-Ing. (FH) Andreas Kriz, Tamm 8114 Lutz Thomas, Kerpen 8137 Dr. Dietmar Früh, Petersberg 8115 Thomas Ebert, Berlin 8138 Dipl.-Ing. (FH) Tom Licha, Deining 8116 Kai Brunner, Elbtal 8139 Dr. Dietmar Vötisch, Bad Mergentheim 8117 Rüdiger Kasch, Süderbrarup 8140 Astronomische Arbeitsgemeinschaft Aalen e. V., 8118 Heinz Meidel, Waghäusel Ulrich Görze, Oberkochen 8119 Rüsselsheimer Sternfreunde e. V., Frank Nitschke, 8141 Christoph Kommer, Weingarten Rüsselsheim 8142 Dipl.-Ing. Peter Flisikowski, NL-Vaals 8120 Roland Zeising, Bensheim 8143 Ralf Pisarek, Munster 8121 Stefan Nolte jun., Lichtenau-Henglarn 8144 Dr. Martin Schäfer, Maisach 8122 Dr. Ursula Hill-Samelson, Seefeld 8145 Michael Strohe, Coesfeld 8123 Werner Weber, Reutlingen 8146 Stefan Grüne, Dorsten 8124 Carola Thomas, Berlin 8147 Hans-Peter Ulmer, Schorndorf 8125 Dipl.-Ing. Jörg Bronold, Wolfsburg 8148 Udo Baum, Seefeld 8126 Lothar Zilinski, Würzburg

Die „Geburtsstunde“ von KOS und MOS

Es ist schon eine merkwürdige Sache, Jahren war, durfte ich - das war 1941 - mei- Stadt. Manchmal sehnt man die Zeiten wenn man aufgefordert wird, etwas über nen Großvater, der uns alle paar Wochen zurück, wo ein eifriger Blockwart abends sich selbst zu schreiben. Eigentlich müsste besuchte, abends mit meiner Mutter zur die Verdunklung kontrollierte, damit aus das ein anderer tun. Vielleicht ein guter Straßenbahn bringen. Er war ein weltoffe- keinem Fenster auch nur der kleinste Freund, oder noch besser, einer, der einen ner, belesener Mensch, der in vielen Lichtstrahl fiele. Wenn dann aber der nicht leiden kann. Der würde bestimmt Sparten zuhause war. Gleichwohl kein Großstadthimmel von den Scheinwerfern auch die Eigenschaften breittreten, die man Akademiker, kannte er sich am Himmel der Flak, den Leuchtspurgeschossen der allzu gerne vermeidet, wenn man sich aus wie keiner, zeigte mir Sternbilder, Vierlings-MG’s oder den Christbäumen selbst portraitieren muss...falls man diese Sterne und erzählte mir vom Sonnen- (farbige Leuchtkugeltrauben, mit denen die überhaupt selbst erkennt. system. alliierten Bomber ihr Zielgebiet markier- Nun – als der „Vater“ der beiden Figuren Wenn ich auch damals noch nicht meinen ten) taghell erleuchtet wurde, war der wun- KOS und MOS, die regelmäßig in unserem Namen schreiben konnte, so war ich doch derbar dunkle Himmel als trügerisch ent- geliebten VdS-Journal erscheinen, wurde in der Lage bald , Sirius und das larvt, und ich ziehe heute ganz entschieden ich vom Vorstand aufgefordert, meine Sternbild Andromeda einwandfrei staunen- die allgegenwärtige Lichtverschmutzung Person etwas transparenter zu machen, den Erwachsenen am Himmel zu zeigen. vor, zumal die Häuser der Nachbarn auch damit die Leser wissen, wer die beiden Dieses Interesse hat mich mein ganzes am nächsten Morgen noch dastehen, was Kerle zeichnet. Leben nicht mehr losgelassen und als ich in damals oft nicht der Fall war. Ich bin, solange ich zurückdenken kann, die Schule kam, erhielt ich von besagtem Nachdem ich also in dieser schlimmen Zeit Amateurastronom. Heute versteht man dar- Opa mein erstes „Brillenglasfernrohr“ vom meine ersten Beobachtungen gemacht unter meistens ernsthafte Leute, die teil- Kosmos-Verlag. Phantastische Zeiten, hatte, ließ mich die Astronomie nie mehr weise so professionelle Beiträge zur Astro- obwohl es ja mitten im Krieg war. Aber ganz los und der ewige Traum von einem nomie leisten, dass einem die Spucke weg- gerade dessen Konsequenzen schenkten größeren Instrument hat mich die ganzen bleibt. So einer bin ich nicht und kann es den damaligen Sternguckern einen pech- Jahre danach begleitet. Während meiner auch leider nicht sein. schwarzen Himmel, von dem man heute Schulzeit und meines Studiums, war ich Als ich ein kleiner Junge von vielleicht vier nur träumen kann – und das mitten in der allerdings von der Erfüllung diese Traumes 134 VDS > VOR ORT

mangels „Masse“ und Praxis weit entfernt. Aber es wuchs in diesen Tagen eine Bibliothek von beträchtlichem Umfang heran. Natürlich beschäftigte mich damals mehr die Raumfahrt, die mit der geplanten und später erfolgten Mondlandung im Vordergrund stand und – nicht zu verges- sen – das weibliche Geschlecht, so dass meine Beobachtungen, soweit sie nicht letzteres betrafen, doch sehr vernachlässigt wurden. Als ich dann meinen Beruf als Architekt ausüben durfte (musste), fehlte mir leider oft die Zeit zu astronomischen Studien und mein Sohn, der daran wenig Interesse zeigte, stahl mir den Rest der Freizeit mit Angeln und unserer Modelleisenbahn. Bei der Modelleisenbahn bin ich geblieben und ich gestehe allen Sternfreunden, dass sie nach wie vor mein Hobby Nummer 1 ist. Als mein Sohn jedoch heiratete und seine eigene Firma und Familie gründete, bekam ich die eine oder andere Zeitschrift in die Hand, die in den Reklameseiten das eine nicht soweit, professionelle oder semiprofes- aufzulockern. Dieser Bitte kam ich gerne oder andere Teleskop anpriesen. Da ist es sionelle Beiträge zur Astronomie zu leisten. nach. Ich erkannte sofort, dass ich jetzt dann passiert und da mein Geldbeutel Meine Amateurastronomie beschränkt sich auch „meinen Beitrag zur Amateurastro- etwas dicker geworden war, als es der auf die sogenannten „Spaziergänge“ am nomie leisten konnte.“ Student Walther gewohnt war, stand auch Himmel. Aber die Technik, die in Ver- So erfand ich dann die beiden Figuren KOS bald ein 102-mm-Refraktor von Vixen im bindung mit den auf dem Markt befindli- und MOS. Den etwas hageren, intellektuel- Garten. Die Fülle der Instrumente, des chen Geräten steht, fasziniert mich außer- len KOS und den etwas bodenständigeren, Zubehörs, der Fachbücher und Zeit- ordentlich und zahlreiche Besuche auf bauernschlauen MOS, die sich aber ganz schriften, die mich in der Zwischenzeit Astromessen und der Gedankenaustausch gut verstehen. Natürlich sind in die darge- „rechts überholt“ hatten, brachten mich mit Gleichgesinnten, nimmt mich doch stellten Anekdoten auch persönliche Erleb- ganz schnell wieder zur Astronomie sehr gefangen. nisse eingeflossen und trotzdem ist es nicht zurück. Noch vor dem Ausscheiden aus Selbstverständlich wurde ich Mitglied bei immer ganz einfach, von den beiden etwas meinem Beruf, hatte ich eine eigene der VdS und lernte dabei Herrn Guthier Neues zu erfahren, was auch den Lesern Sternwarte mit Schiebedach, in der ein kennen, der eine flüchtig von mir skizzier- des Journals – zumindest – ein Schmunzeln 10“-SC von Meade, mir gute Dienste lei- te Zeichnung in die Hände gespielt bekam, abringt. Wenn die beiden das aber manch- stet, soweit es Lichtverschmutzung und auf der ich die Teilnehmer eines Treffens mal erreichen, bin ich der glücklichste Großstadtdunst zulassen. karikiert hatte. Sofort schlug er mir vor, „Vater“ der Welt ... nein, des KOS-MOS. Mein Ehrgeiz geht zwar in der Zwischen- dass ich für das VdS-Journal doch mein zeit soweit, dass ich für meine Modellbahn Zeichentalent in dessen Dienst stellen Lokomotiven im Selbstbau herstelle, aber könnte, um die „Trockensubstanz“ etwas Gerhart Walther In einer Baustelle des Asteroiden-Wissens - Bericht über die vierte Tagung der FG Kleine Planeten der VdS

von Markus Griesser

Am 9. und 10. Juni 2001 genossen die Baukräne waren dabei geradezu ein es sehr erfreulich, wie die Teilnehmer- Asteroiden-Freunde des deutschen Sprach- Sinnbild für diese Tagung, sind doch auch zahlen der Kleinplaneten-Tagungen von raums Gastrecht in der Archenhold-Stern- die Beobachter von Kleinplaneten in ihren Jahr zu Jahr zulegen. Zweifellos hat dies warte, Berlin-Treptow. Dank der sorgfälti- heimischen Baustellen gezwungen, ihr auch mit dem Fachgruppenleiter Gerhard gen Vorbereitungsarbeit von Andreas Fachwissen laufend zu renovieren. Lehmann zu tun. Der Drebacher hütet nicht Doppler und seinen Helfern und dank der Man mag allerdings darüber rätseln, wes- nur seine Kleinplaneten (und seine exzel- vielen interessanten Referate wurde die halb es bei einem Fachgruppenbestand von lente Homepage zu diesem Thema!), son- Tagung erneut zu einem Erlebnis. Die vie- 44 Nasen gleich 59 Planetoiden-Freunde dern kann eben auch sehr gut mit den etwas len in der Bundeshauptstadt sichtbaren nach Berlin verschlagen hat. Jedenfalls ist speziellen Menschen dieser Szene umge- VDS > VOR ORT 135

hen. Denn Kleinplanetler sind im Grunde Axel Martin aus Mühlheim stellte das Gerhard Lehmann aus Drebach. Mit der genommen nicht ganz einfach strukturierte Astrometrieprogramm „Canopus“ näher Taufe zweier Drebach-Asteroiden nach Individualisten, die lieber in den heimi- vor. Wie alle anderen modernen Messpro- dem ersten deutschen Kosmonauten schen Refugien ausspähen, scharren und gramme verwendet es hochautomatisierte Sigmund Jähn (17737) und dem verdienten grübeln, als sich „coram publico“ in ihr Features. Doch ähnlich wie Computer Astronomie-Lehrer und Sternwarten-Be- Wissenskämmerlein blicken zu lassen ... Aided CAA gehört „Canopus“ gründer Edgar Penzel (19022) setzt die im deutschsprachigen Raum eher zu den Drebacher Sternwarte die Ehrung lokaler Schwaches Licht mit Variationen Exoten. Persönlichkeiten fort. Mit seinem Referat über die „Astrometrie Werner Hasubick gehört mit seinem visuel- Die beiden öffentlichen Vorträge zum lichtschwacher Objekte“ gelang Herbert len Beobachtungen von erdnahen Objekten Abschluss des Samstages zu „200 Jahre Raab aus Linz gleich mal ein fulminanter zu den stehenden Werten jeder Klein- Asteroiden-Forschung“ lösten zwar einen Einstieg in den bunten Vortragsreigen. planetentagung. Mit seinem 44-cm-New- nicht gerade überwältigenden Besucher- Dass die Linzer mit ihrem so prächtigen ton und dem 20-cm-Meade sind ihm mitt- aufmarsch aus. Doch André Knöfel rief mit 60-cm-Spiegel auf einer computergesteuer- lerweile schon zahlreiche NEOs ins Netz seinem historischen Exkurs auch gar so ten Leichtbaumontierung mittlerweile die oder im wahrsten Sinn des Wortes ins Auge manchem gestandenen Asteroiden-Spezie 22. Grössenklasse kitzeln, hat auch mit der gegangen. wieder mal die historischen Wurzeln seines konsequenten Optimierung Tuns ins Gedächtnis. der Aufnahmetechnik zu tun. Ein Hochgenuss fürs Auge bot Arno Gnädig zeigte mit eini- abschliessend zur samstäglichen gen prächtigen Simulationen, Vortragsrunde Thomas Payer wie sich die Lichtspur in aus Essen mit seinen prächtigen einem Asteroiden-Trail auf- Aufnahmen der Polarlichter, wie baut. Mit seinem Thema sie im vergangenen April über „Abbildungseigenschaften Zentral- und Nordeuropa zu bewegter Lichtquellen auf sehen gewesen sind. Film und CCD-Frames“ ließ sich der Spezialist für das Von Brauen Zwergen und Aufspüren von Asteroiden- anderen dunklen Sternen Spuren in DSS-Platten ein Abb. 1: Dr. Freimut Börngen, der lie- wenig in seine reich assortier- Tagungsteilnehmer 2001 benswürdige Fachastronom aus ten Karten mit vielen Tautenburg, startete am Sonn- Trümpfen gucken. Trojaner und entschwindende NEO’s tagmorgen mit einem etwas besonderen Ein beeindruckendes Instrumentarium, Dr. Gerhard Hahn vom DLR erweist ver- Thema. Die erst seit 1995 bekannten wenn zum Teil auch mit antiquierten dienstvollerweise jedem Kleinplaneten- „Braunen Zwerge“ bilden in Größe und Rechnern, setzt Dr. Helmut Denzau aus Treffen seine Referenz. Der geschätzte physischen Eigenschaften gewissermassen Heisingen für die Photometrie von außer- Profi referierte diesmal über die besonde- das Bindeglied zwischen Sternen und gewöhnlichen Ereignissen im Reich der ren Eigenschaften der Trojaner, von denen Planeten. Die in Schulstunden so oft gehör- Planetenmonde sowie bei ausgewählten momentan 625 im L4- und 382 im L5- ten Fragen „Was ist ein Stern? – Und was Asteroiden ein. Bei der Kurzzeit-Photo- Punkt ihr komplexes Kräftespiel mit dem ist ein Planet?“ erfuhren durch die Braunen metrie arbeitet er mit Belichtungszeiten Planetenriesen Jupiter pflegen. Saturn ver- Zwerge eine neue Dimension und sind von 20 Millisekunden bis zu einer fügt aufgrund der instabilen Verhältnisse heute nicht mehr so klar und so eindeutig Sekunde, was vor allem bei der gegenseiti- über keinen Trojaner, auch die Erde ist tro- zu beantworten. gen Bedeckung von Planetenmonden nötig janerlos, hingegen wurden bei Mars schon Dass man mit Hilfe von Sternbedeckungen ist. fünf dieser besonders gebundenen Planeto- auch zu Erkenntnissen über Grösse und iden nachgewiesen. Form von Kleinplaneten gelangen kann, Wo steckt denn nur mein Asteroid? Aus dem Linzer Team berichtete Erich dokumentierte Mike Kretlow aus Siegen Hinter dem Kürzel LOV steckt ein sehr Meyer über seine immer wieder aufsehen- und zugleich europäischer Vertreter der wichtiges Tool für all jene Kleinplaneten- erregenden Follow-up-Beobachtungen an IOTA. Besonders wichtig sind die „Last beobachter, die entweder in der Vergangen- erdnahen Objekten. Er hat sich darauf spe- Minute Predictions“, weil sie den ur- heit oder in der Zukunft „ihren“ Klein- zialisiert, in den jeweiligen Oppositionen sprünglich auf mehrere hundert Kilometer planeten suchen. Die „Line of Variation“, gewissermassen die Abschlussbeobacht- veranschlagten Verdunklungskorridor auf so zeigte Arno Gnädig in seinem zweiten ungen beizusteuern. Da er sich ganz gezielt wenige Kilometer eingrenzen. Referat, ist die auf eine Linie reduzierte auf wenig beobachtete Objekte jenseits der Die in Berlin beobachtete Verfinsterung und entsprechend handliche Such- 20. Grössenklasse konzentriert, konnte er des Sternes HIP 103334 durch (476) “Ellipse“, in der sich der vermisste Plane- schon oft zu erheblichen Bahnbogenver- Hedwig war das Thema gleich zweier toid aufhält. Da bei den Positionsabweich- längerungen beitragen. Referate. Wie Sven Anderson aus den ungen die Bahnelemente „Grosse Halb- zusammengefassten Auswertung eigener achse“ a, „Exzentrizität“ e und „Mittlere Futter für die informationshungrige und mehrerer weiterer Berliner Beobachter Anomalie“ M dominieren, kann die eigent- Öffentlichkeit darlegen konnte, dürfte Hedwig etwa 130 x liche Fehlerellipse, der „Zeppelin am Zwei Sachsen ins All geschickt haben – 90 km Ausdehnung haben. Der erst 15- Himmel“, auf eine Linie reduziert werden. zumindest symbolisch – Jens Kandler und jährige Kai Schmitz von der Wilhelm- 136 VDS > VOR ORT

Foerster-Sternwarte heimste mit der Nach dem Ende des französisch-deutschen Kleinplaneten (20.000) Varuna auf gleich Präsentation seiner preisgekrönten Arbeit Projektes ODAS ist offenbar jetzt ein mehreren DSS-Platten. über die anspruchsvolle astrometrische Teamwork zwischen Italien und Deutsch- Gerhard Lehmann ist nicht nur der rührige Auswertung seiner Beobachtungsresultate land im fortgeschrittenen Aufbau. Das Obmann der Fachgruppe Kleinplaneten, einen besonders herzlichen Applaus ein. Projekt ADAS sucht mit der 67-cm- sondern auch ein begnadeter Statistiker - Schmidtkamera der italienischen Stern- enge Freunde reden sogar von einem richti- Blicke in die Zukunft warte Asiago und einem 2048 x 2048-Chip gen Zahlen-Fetischisten. Und so servierte Auf der Zielgerade der Tagung stieg dann in jenen Gebieten nach NEOs, die von den der sympathische Drebacher all jenen, die der unermüdliche Arno Gnädig zum dritten grossen Surveys eher vernachlässigt wer- sein umfangreiches, vollständiges und Mal in die (Referenten-) Hosen. Nach den, d. h. also in Gegenden mit E >90° vom jederzeit auf dem neusten Stand gehaltene Entdeckungen und den bei schnellen Oppositionspunkt. Zahlen-, Daten- und Faktenmaterial nicht NEO’s besonders wichtigen Follow-ups André Knöfel, der von Berufs wegen emsig schon ohnehin von der Kleinplanetenseite gelten die Recherchen-Programme Wetterdaten sammelt und verteilt und her bestens kennen, ein Konzentrat seiner ANEOPP und DANEOPS als dritte Säule dazwischen mit seinem DAPS gar so man- Statistiken. in den weltweit momentan hochaktiven chem Mainbelter schon den Weg zum NEO-Surveys. Doch der Referent, bekannt Multi-Opp-Objekt gewiesen hat, liess uns Auf Wiedersehen in Sonneberg! für seine selbstkritisch-satirischen und auch noch kurz in seine Zauberkiste Mit dem Referat von Erwin Schwab „Vier erfrischend offenen Meinungsäußerungen, blicken. DAPS ist heute ein 5-Mann- 611er auf dem Calar Alto“ ging im gastli- sieht in den Suchprogrammen trotz zahlrei- Unternehmen geworden, hat bis Juni 2001 chen und weltoffenen Berlin erneut eine cher Pre- und Re-Coveries nur ein „halbes insgesamt 543 Kleinplaneten untersucht rundum erfreuliche Kleinplaneten-Tagung drittes Bein“. Kontrovers wurde vom und zahlreiche Erfolge verbucht. Bei 261 zu Ende. Und bereits beginnt wieder die Plenum auch seine ziemlich düstere nummerierten Kleinplaneten konnte DAPS, Vorfreude fürs nächste Mal, - dann im Einschätzung beurteilt, die momentan sehr nach Auflistung des Düsseldorfers, gewis- Thüringer Wald: Dank der freundlichen aktiven Such-Programme seien ab 2005 sermassen Hebammendienste leisten. Der Bereitschaft von Dr. Peter Kroll darf die leider „so ziemlich tot“! größte Erfolg, der inzwischen in die Fachgruppe vom 21. bis 23. Juni 2002 in Auch Dr. Gerhard Hahn meldete sich Kleinplaneten-Geschichte eingegangen ist, der berühmten Sternwarte Sonneberg zu nochmals mit einer Präsentation zu Wort. war zweifellos das Rückverfolgen des Gast sein .. Der 3. Stuttgarter CCD-Workshop von Silvia Kowolik

Vom 26. bis 28. Oktober 2001 fand im Am Samstag Morgen begann der eigentli- Am Sonntag Morgen wurde in einem wei- Keplersaal des Carl-Zeiss-Planetariums in che Workshop im Carl-Zeiss-Planetarium teren Referat eine eindrucksvolle Anima- Stuttgart der 3. CCD-Workshop statt. Stuttgart. 7 Referenten aus Deutschland, tion einer Sonnenprotuberanz aus ca. 20 Dieser Workshop war eine Gemein- Österreich, der Schweiz und Italien spann- CCD-Einzelaufnahmen gezeigt. Nach dem schaftsveranstaltung des Carl-Zeiss-Plane- ten dabei den Bogen von Themen wie letzten Referat hatten die Teilnehmer in tariums Stuttgart und dem Verein „Dateiorganisation zur besseren Hand- einer offenen Diskussionsrunde noch die Schwäbische Sternwarte e.V. habung der Beobachtungsergebnisse“ über Gelegenheit, den Referenten weitergehen- Den Auftakt zum Workshop bildete die „Hilfsmittel während der Beobachtung“ bis de Fragen zu stellen und selbst über ihre Registrierung und Begrüßung der Teil- hin zu „Bildbearbeitung der gewonnenen Erfahrungen zu sprechen. nehmer auf der Beobachtungsterrasse der Beobachtungen“. Nach dem Mittagessen wurden Fahr- Sternwarte auf der Uhlandshöhe. Bei Zwischen den Vorträgen gab es genügend gemeinschaften gebildet, um die Stern- zunehmend klarem Himmel konnten die Pausen, in denen die rund 80 angemeldeten warte Welzheim zu besichtigen. Teilnehmer den Mond, Mars und weitere Teilnehmer Zeit für ausgiebigen Informa- Der 3. CCD-Workshop wurde sowohl von Objekte am Himmel mit den Instrumenten tionsaustausch hatten. An einem PC im den Teilnehmern als auch von den Veran- der Sternwarte Stuttgart beobachten. Mit Foyer des Keplersaales ergab sich zudem staltern als erfolgreich bewertet. Hilfe einer CCD-Kamera, einem Foto- die Möglichkeit, die vorgestellten Pro- Voraussichtlich in 2 Jahren wird es einen objektiv und einem Stativ wurden bei fest- gramme zu testen. 4. Workshop in Stuttgart geben. stehender Kamera Kurzzeitbelichtungen Für die Verpflegung war ebenfalls gesorgt, des Himmels gewonnen. Bei Belicht- Kaffe, Tee und Kaltgetränke sowie belegte ungszeiten unter 15 Sekunden waren die Brötchen und Kuchen sorgten für das leib- Links Aufnahmen noch punktförmig. Trotz die- liche Wohl. Carl-Zeiss-Planetarium Stuttgart: ser kurzen Belichtungszeit zeigten die Leider war am Samstag Abend der Himmel http://planetarium.stuttgart.de Aufnahmen schon überraschend viele bewölkt, so daß der Praxisteil des Work- Sternwarte Stuttgart: http://sternwarte.de Details. shops auf der Sternwarte Stuttgart ausfiel. Bericht vom CCD-Workshop: Beim anschließenden Abendessen in einer Dafür waren die Diskussionen beim ge- http://www.sternwarte.de/verein/ccd-ws/2001/ Wirtschaft konnten sich die Teilnehmer meinsamen Abendessen um so lebhafter. bericht/bericht.asp gegenseitig kennenlernen und über ihre Neue Bekanntschaften wurden geknüpft, Sternwarte Welzheim: bisherigen Erfahrungen fachsimpeln. alte Bekanntschaften aufgefrischt. http://www.sternwarte-welzheim.de/ VDS > VOR ORT 137

Die 20. Bochumer Herbsttagung 2001 von Werner E. Celnik und Peter Riepe

Peter Riepe hat es mal wieder geschafft: den Radioquellen Casssopeia A, Centaurus zu diesem Spektakel. Bilder der zentralen Am 3. November 2001 trafen sich über 200 A & Co. wurden mit Aufnahmen aus dem Bedeckung zeigten detailliert die Chromo- Amateur-Astronomen aus ganz Deutsch- Palomar Observatory Sky Survey (über sphäre mit Protuberanzen. land im Hörsaal HMA 10 der Ruhr- Internet erreichbar) und zahlreichen Nach der Kaffeepause folgte der traditio- Universität Bochum. Und das zum nun- Amateurfotos dokumentiert. nelle Fachvortrag, diesmal von Prof. mehr 20. Mal. Neben einem attraktiven Iris Fleischer aus Mainz und Oliver Jahreis Kristen Rohlfs, Ruhr-Universität Bochum. Vortragsprogramm hat er mit seinen aus Bingen stellten das Thema vor, für das Sein Thema „Moderne Trends in der Helfern Ausstellungstische zur Präsen- sie sich vehement engagieren: „Die VdS- Entwicklung von Radioteleskopen“ belegte tation bereitgestellt. U. a. war auch die VdS Jugend und das Astronomische Sommer- übersichtlich die Entwicklung der mit ihrem neuen Stand vertreten. Einige lager 2001“. Man merkte, da kommt fri- Radioteleskope aus den 50er Jahren bis zu VdS-Fachgruppen präsentierten ihre scher Wind auf, es tut sich was in der modernen Projekten. Dabei ging er auf die Arbeit. Und ebenso wichtig: Zahlreiche Szene. verschiedensten Einsatzmöglichkeiten Stelltafeln im Hörsaalfoyer standen den moderner Radioteleskope ein. Amateuren zur Verfügung, um Ergebnisse Nach der Mittagspause referierte zunächst Den dritten Sonnenfinsternis-Bericht lie- darzustellen: astronomische Aufnahmen, Dieter Goretzki aus Langenselbold über ferte Dr. Wolfgang Strickling aus Haltern. Zeichnungen, Messungen und auch Über- „Sternspektroskopie mit einem Objektiv- Sein Videofilm „Schwarze Sonne über dem sichten über Vereinsaktivitäten. prisma“. Die aufbereiteten Ergebnisse Schwarzen Kontinent“ zeigte neben Land Im Vortragsprogramm war wieder für jeden bewiesen, dass auch mit bescheidenen und Leuten auch beigeisternde Finsternis- etwas dabei. Nach der Tagungseröffnung Mitteln relativ gut aufgelöste Spektren von Szenen. Sehr schön die Dokumentation der durch Peter Riepe und den Grußworten von hellen Sternen erzielbar sind, die auch selten dargestellten „fliegenden Schatten“. Prof. Wolfram Schlosser (Ruhr-Universi- Spektrallinien zeigen. Zum Schluss entführte uns Dieter Friedrich tät), Prof. Johannes V. Feitzinger (Stern- Stefan Karge aus Frankfurt dokumentierte aus Essen nach Namibia, wo er seine warte Bochum) und Dr. Werner E. Celnik ausführlich seine Arbeit der letzten Jahre. „African Dreams“ verwirklicht hat – ein (VdS) zeigte Uwe Reimann aus Ostfildern In seinem Thema „Quasare visuell“ regte eigenes, fest montiertes Teleskop, mit dem seine Ergebnisse zur Sonnenfinsternis vom er an, die übliche Liste der Deep-Sky- ihm sehr schöne Farbaufnahmen der klassi- 21.6.2001: „Dem Mondschatten auf der Objekte auch auf die punktförmigen schen Südhimmelobjekte gelangen. Spur“. Das Bedeckungsereignis wurde Extrem-Objekte auszudehnen. Ist es nicht durch schöne Dias der Sonne und der schön, in wirklich „unendliche Weiten“ Der anschließende traditionelle und gern Annäherung des Mondschattens auf der abzutauchen? besuchte gemütliche Tagungsausklang im Erdoberfläche dokumentiert. Restaurant Mediterrannee war für einen Mike Kretlow aus Mainz berichtete „Über Peter Bresseler aus Lüneburg stellte uns Großteil der BoHeTa-Besucher wieder ein- die Bedeckung von HIP 106829 durch seine Selbstbau-Sternwarte vor: „Über den mal willkommener Anlass zum ausführli- Titania am 8. Sept. 2001“, beobachtet von Dächern der Stadt - Eine Dachsternwarte in chen Erfahrungsaustausch. Einige Aktive Mitgliedern der IOTA. Besonders interes- Planung und Umsetzung“. In längerer hatten es diesmal aber eiliger als sonst: sant das Computervideo, animiert aus einer Arbeit entstand ein Beobachtungsplatz, stand doch nach 22 Uhr noch die Reihe von Bedeckungsaufnahmen, die auf von dem aus er bequem mit seinem C14 Saturnbedeckung durch den Mond an. der Bedeckungslinie entstanden waren. Astroaufnahmen machen kann. Die 21. BoHeTa wird aller Voraussicht Bernd Brinkmann aus Herne präsentierte nach am 19. Oktober 2002 stattfinden. Danach demonstrierte Stefan Korth aus mit seinen stets sehr beeindruckenden Nähere Einzelheiten werden zu gegebener Meerbusch, was die „Astrofotografie per Aufnahmen die „Sonnenfinsternis am 21. Zeit unter http://www.boheta.de zu lesen Digitalkamera“ so interessant macht. Juni 2001 in Sambia“, den zweiten Beitrag sein. Stefan, der sich selbst oft als „Pixel- schnorrer“ bezeichnet, weil er an allen nur Und das lesen Sie u. a. im nächsten Heft … greifbaren Teleskopen seine Kamera „dran- hängt“, konnte mit erstaunlich scharfen Mond- und Planetenaufnahmen aufwarten, • Rauschreduzierung in CCD-Aufnahmen zeigte aber auch, dass Deep-Sky-Schnapp- • Selbstbau-CCD-Kamera Teil 2 schüsse wegen des starken Rauschens • Fotografie von Sternfeldern mit Normal- und Weitwinkelobjektiven ungekühlter Chips nur in begrenztem Maße • Per Aspera Ad Astra – Mein Weg zu den Sternen möglich sind. Die Digitalkamera könnte • Erfassung und Vermessung lichtschwacher Punktquellen durchaus zum Einsteigerinstrument für • Dunkelkammertechnik für Hα-Aufnahmen Aufnahmen mit einem Teleskop werden. • Eye Telescope – Ein neues Programm für die visuelle Beobachtung Wolfgang Steinicke aus Umkirch präsen- • Auswertung der Leonidenbeobachtung 2001 tierte „Die kosmische A-Klasse - Beob- • Astro-Urlaub auf den Kanaren achtung historischer Radioquellen“. Die • Vergleichstest: Astronomical Image Processing (AIP) und ASTROART interessant aufbereiteten Recherchen zu • u. v. m. 138 IMPRESSIONEN

Abb. 1: Das Bild des Pelikan- nebels im Sternbild Schwan ist ein Ausschnitt aus einem Komposit von vier einzelnen 6x8- Aufnahmen des „Spiegelteams“ (V.Wendel, R. Eberle, S. Eisenhauer). Sie belichteten jeweils 90 Minuten mit einem 15- Zoll-Astrographen f/5,2 mit einem Rotfilter RG 630 auf Technical Pan Film (hyp.).

Abb. 2 (unten links): Die Galaxien um NGC 3190 im Sternbild Löwe, aufgenommen von Peter Bresseler mit einem 10-Zoll-SCT f/5,5, 4 x 300 Sekunden belich- tet mit einer ST-7-ABG CCD-Kamera. Aufnahmeort Lüneburg, Winkelauflösung ist 2,8 Bogensekunden/Pixel.

Abb. 3 (unten rechts): Die Galaxie M 63 im Sternbild Jagdhunde, aufgenommen von Peter Bresseler mit einem 10-Zoll-SCT f/5,5, 3 x 300 Sekunden belichtet mit einer ST-7-ABG CCD- Kamera. Aufnahmeort Lüneburg, Winkelauf- lösung ist 2,8 Bogen- sekunden/Pixel. IMPRESSIONEN 139

Abb. 4: Der Pelikannebel IC 5067-70 im Sternbild Schwan. Aufgenommen von Andreas Masche am 22.8.2001 mit einer ST-10E CCD- Kamera an einem Pentax SDUF II. Er verwendete ein Hα-Filter und belichtete in R, G und B insgesamt 12 x 750 Sekunden. 140 IMPRESSIONEN IMPRESSIONEN 141

Leoniden 2001

Liebe Leser, wie auch in der letzten Ausgabe des VdS-Journals können wir Ihnen auch in diesem Heft nur einige Aufnahmen präsentieren. Für die kommende Ausgabe, die im Sommer 2002 erscheinen wird, ist der Redaktion ein ausführlicher Bericht über den Leonidenschauer 2001 angekündigt, der neben schönen Aufnahmen auch eine Auswertung durch die Fachgruppe Meteore vorle- gen wird. Freuen wir uns gemeinsam darauf!

Abb. 6 (linke Seite): Der „Bubblenebel“ NGC 7635 im Sternbild Cassiopeia. Aufnahme mit dem 60-cm-Cassegrain-Teleskop des Physikalischen Vereins Frankfurt auf dem Kleinen Feldberg im Taunus. Christoph Lichtblau hat 65 Min. auf Kodak E 200 Diafilm bei 6 m Brennweite belichtet. Digitale Bildbearbeitung mit Photoshop 5.0.

Abb. 7 (oben): Der Leoniden-Meteorschauer am 18.11.2001, 19:33 UT-19:36 UT, mit 2,8/29 mm Objektiv auf Kodak TMax 3200. Aufnahmeort: Bohyunsan Optical Astronomy Observatory, Südkorea. Aufnahme von Lukas Bolz.

Abb. 8 (mitte): Die Leoniden am 18.11.01, Hartwig Lüthen belichtete mit einem Objektiv 1:2,8/28mm 10 Minuten auf Ektachrome 400 (auf ISO 800 gepusht). Aufnahmeort: Bohyunsan Optical Astronomy Observatory, Südkorea.

Abb. 9 (unten): Leoniden am 18.11.2001 mit -10 mag heller Feuerkugel um 18:08 UT. Frank Enzlein belichtete ohne Nachführung von 18:03 bis 18:10 UT mit einem Objektiv 1:2,8 / 16 mm auf Ilford Delta 3200 S/W-Film. Aufnahmeort: Ulan Bator /Mongolei, Observatorium „Khurel Togoot“. 142 VORSCHAU

TerminkalenderTerminkalender

Mai 2002 Juli 2002

Fr 3.5. – So 5.5.2002 Sa 21.7. – Sa 10.8.2002 Tagung der VdS-Fachgruppe Spektroskopie IAYC, International Astronomical Youth Camp Ort: Kopernikusschule und Sternwarte Freigericht Ort: Schullandheim Eichenberg, Eichendorf, Bayern bei Hanau Veranstalter: IAYC Workshop Astronomy e.V. Veranstalter: VdS-Fachgruppe Spektroskopie Info: E-Mail: [email protected] Info: Ernst Pollmann, Charlottenburger Str. 26 c, 51377 Leverkusen, Tel. 0214/91829 Sa 27.7. – Sa 10.8.2002 E-Mail: [email protected], ASL 2002, Astronomisches Sommerlager der VdS Ort: Schullandheim Hobbach bei Aschaffenburg Fr 3.5. – So 5.5.2002 Veranstalter: Jugendreferat der VdS 9. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik Info: www.vds-astro-jugend.de/sommerlager, in Kirchheim/ Thüringen Susanne Hoffmann, Carl-von-Ossietzky-Str. 5, Ort: VdS-Sternwarte Volkssternwarte Kirchheim e.V. 14471 Potsdam, Tel. 0331/9792037, Info: Dennis Möller, E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] http://ccd.istcool.de August 2002 Sa 4.5.2002, 10:00 bis 17:00 Treffen der Veränderlichenbeobachter Fr 30.8. – So 1.9.2002 Ort: Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte, Hartha, Sachsen VdS-Regionaltreffen der Volkssternwarte Bonn e.V. Info/Anmeldung: Werner Braune, Münchener Str. 26, Ort: Jugendhof Rheinland bei Königswinter 10825 Berlin, Tel. 030/7848453, Info: Volkssternwarte Bonn e.V. und Paul Hombach, E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Mi 8.5. – So 12.5.2002 September 2002 ITV, Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg Ort: Vogelsberg bei Fulda Fr 6.9. – So 8.9.2002 Info: gegen frankierten Rückumschlag. 2. Internationales Heide-Teleskoptreffen IHT Walter Kutschera, Ulrichsteiner Str. 24, Ort: Camp Reinsehlen bei Schneverdingen 36325 Feldatal, Tel. 06645/8754, Veranstalter: Astrogarten Fax: 06645/8756, Info/Anmeldung: Astrograten, Nils Kloth, Eickenscheidtstr. 3, E-Mail: [email protected] 45886 Gelsenkirchen, Tel. 0209/1701619, 0173/4178429 Do 9.5. – So 12.5.2002 26. SONNE-Tagung/Jubiläumstagung 25 Jahre SONNE Fr 6.9. – So 8.9.2002 Ort: Bollmannsruh am Beetzsee 2. Teleskopmeeting der Astronomischen IG Passau (40 km westl. v. Berlin) Ort: Gasthof Sonnenalm, Geiersberg bei Hauzenberg Veranstalter: VdS-Fachgruppe Sonne Veranstalter: Astronomische Interessengemeinschaft Passau Info/Anmeldung: VdS-Fachgruppe Sonne, c/o Planetarium am Info/Anmeldung: Tel. 0171/8802039 Insulaner, Munsterdamm 90, 12169 Berlin Fr 20.9. – So 22.9.2002 Fr. 17.5. – Di 21.5.2002 BAV-Tagung der Veränderlichenbeobachter 21. Planeten- und Kometentagung Ort: Museum und Planetarium Osnabrück, Ort: Bruder-Klaus-Heim, Violau bei Augsburg Niedersachsen Info: Wolfgang Meyer, Martinstr. 1, 12167 Berlin Veranstalter: BAV Info: BAV, Werner Braune, Münchener Str. 26, Sa 25.5.2002 10825 Berlin, Tel. 030/7848453, 18. ATT, Astronomischer Tausch- und Trödel-Treff E-Mail: [email protected] Ort: Gesamtschule Bockmühle, Ohmstr. 32, 45143 Essen Fr 27.9. – So 29.9.2002 Veranstalter: Verein für volkstümliche Astronomie e.V. (VVA) 9. Schwäbisches Amateur- und Fernrohrtreffen SAFT 2002 Info: gegen mit 3,- DM frankierten C5-Rückumschlag Ort: Rossberg bei Reutlingen-Gönningen VVA, Weberplatz 1, 45127 Essen, Tel./Fax: Veranstalter: Sternwarten Albstadt, Reutlingen, Tübingen 0201/510401, E-Mail: [email protected] Info: gegen mit 1,10 DM frankierten Rückumschlag Sternwarte und Planetarium, Hartmannstr. 140, Juni 2002 72458 Albstadt-Ebingen

Fr 7.6. – So 9.6.2002 Oktober 2002 Festveranstaltung des Physikalischen Vereins e.V. Frankfurt 7.6. Festvortrag: „Auf der Suche nach Planeten um fremde Fr 4.10. – So 6.10.2002 Sonnen“. 18. ITT Kärnten 7.-9.6. Ausstellung: „Astronomie im Physikalischen Verein: Ort: Emberger Alm, Kärnten, Österreich gestern-heute-morgen“. Info: Wolfgang Ransburg, Wasserburger Landstr. 18 a, Veranstalter: Physikalischer Verein e.V. D-81825 München, Tel./Fax: 089/425531 Infos: Physikalischer Verein e.V., Robert-Mayer-Str. 2-4, 60054 Frankfurt am Main, Tel. 069/704630 Sa 26.10. – Sa 2.11.2002 Seminar „Praktische Astronomie – eine Einführung“ Fr 21.6. – So 23.6.2002 mit praktischen Beobachtungen 5. Kleinplanetentagung der VdS-Fachgruppe Kleinplaneten Ort: Kulm-Hotel Gornergrat, Zermatt, Schweiz Ort: Sternwarte Sonneberg, Thüringen Veranstalter: Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier Info: Gerhard Lehmann, Persterstr. 6 h. 09430 Info/Anmeldung: W. E. Celnik, Graudenzer Weg 5, Drebach, Tel. 034341/7590, E-Mail: g.leh- D-47495 Rheinberg, [email protected] E-Mail: [email protected]

Bitte beachten Sie auch die aktuellen Termine auf der VdS-Homepage: www.vds-astro.de VORSCHAU 143

Vorschau auf astronomische Ereignisse 2002 von Werner E. Celnik

April Erstes Viertel 6:47 MESZ 22. bis 4.5. Merkur am Abendhimmel, 21:30-22:00 MESZ 20. Mond 6° nordöstl. Antares, 23:00 MESZ 25. Mars 9,5 Bogenminuten nördl. Kappa Tauri 23. 29-Amphitrite (9,3 mag) in Opposition im Sternbild (4,2 mag), 22:30 MESZ Schütze 27. Vollmond, 5:00 MESZ 24. Vollmond, 11:07 MESZ 28. Mond 3 Bogenminuten südlich Beta Scorpii, 28. Südl. Delta-Aquariiden, Meteorstrom bis 20/Std., 3:00 22:23 MESZ MESZ 9-Metis (10,9 mag) 44 Bogensekunden südwestl. SAO 29. Mond bedeckt 33 Piscium (4,6 mag), ca. 3:10 – 4:30 79991 (6,4 mag), Krebs, 4:00 MESZ MESZ 30. Planetenkette im Westen, Abendhimmel Merkur 6° westl. Venus August 1. Letztes Viertel, 12:22 MESZ Mai Mond bedeckt Xi1 Ceti (4,5 mag), ca. 1:20-2:20 4. Letztes Viertel, 9:16 MESZ MESZ Merkur am Abendhimmel, 22:00 MESZ Ende Mondbedeckung von 64 Ceti (5,6 mag), ca. 1:20 6. Eta-Aquariiden, Meteorstrom-Maximum bis 60/Std., MESZ 3:30 MESZ Neptun in Opposition (Steinbock) 7. Venus 2° nördl. Saturn, 22:15 MESZ 4. Ende Bedeckung HU Tauri (SAO 76680, 5,7 mag) 10. Venus 18 Bogenminuten nördl. Mars, 22:20 MESZ durch den Mond, ca. 2:15 MESZ 12. Neumond, 12:45 MESZ 5. Mond nördl. Saturn, 4 :00 MESZ 13. Mond 3° südl. Merkur, 21:45 MESZ 6. streifende Sternbedeckung durch den Mond: SAO 14. Mond 1° südl. Mars, 21:53 MESZ 78557 (6,4 mag) im Wassermann, Nordpol, Grenzlinie Mond 3° südwestl. Venus, 21:53 MESZ = Bruxelles-Bremen-Hamburg-Lolland, ca. 4:00 MESZ 16. Mond 4° östl. Jupiter, 22:00 MESZ 8. Neumond, 21:15 MESZ 19. Erstes Viertel, 21:24 MEZ 12. Perseiden, Meteorstrom bis 200/Std., 5:00 MESZ 20. Mond 3,5° nördl. Regulus, 1:00 MESZ 2-Pallas (9,4 mag) in Opposition im Delphin 25. 6-Hebe (9,6 mag) 2,9 Bogenminuten südl. V Aquilae 15. Erstes Viertel, 12:12 MESZ (6,7 mag), 2:30 MESZ 20. Uranus (5,7 mag) in Opposition im Steinbock 26. Vollmond, 13:51 MESZ 23. Vollmond, 0:29 MESZ 28. Venus 18,5 Bogenminuten südl. Epsilon Geminorum 24. 7-Iris (7,7 mag) in Opposition im Wassermann (3,0 mag), 23:00 MESZ 29. 2-Pallas (9,5 mag) 3,5 Bogenminuten östl. Kappa Delphini (5,2 mag), 23:00 MESZ 31. Letztes Viertel, 4:31 MESZ Juni 3. Letztes Viertel, 2:05 MESZ September Venus 1,6° nördl. Jupiter, 24:00 MESZ 2. Ende Bedeckung des Sternhaufens M 35 durch den 5. 15-Eunomia (9,9 mag) 2,3 Bogenminuten östl. Mond, Zwillinge, ca. 2:30 MESZ 3 Piscium (6,2 mag), 3:00 MESZ Mond bedeckt 5 Geminorum (5,8 mag), ca. 2:30-3:25 7. Pluto 2 Bogenminuten nördlich SAO 160261 MESZ (6,9 mag), in Ophiuchus, 0:23 MESZ, 5. Jupiter 1° südl. Sternhaufen Praesaepe (M 44) im Pluto (13,7 mag) in Opposition Krebs, 4:30 MESZ 11. Neumond, 1:46 MESZ 7. Neumond, 5:10 MESZ 12. Planetenkette am Abendhimmel: Mars, Mond, Jupiter, 13. Erstes Viertel, 20:08 MESZ Venus, 22:00 MESZ Mond bedeckt Theta Ophiuchi (3,2 mag), ca. 21:20- 13. Mond 50 Bogenminuten nordwestl. Venus 22:20 MESZ Mond 6° südöstl. Pollux, 22:50 MESZ 14. Uranus 5,3 Bogenminuten südl. My Capricorni (5,2 15. Mond 5° nordwestl. Regulus, 24:00 MESZ mag), 22:00 MESZ 17. Mond bedeckt Ny Virginis (4,2 mag), 22:12 MESZ 15-Eunomia (8,0 mag) in Opposition im Pegasus 18. Erstes Viertel, 2:29 MESZ 19. Mond bedeckt Tau1 Aquarii (5,7 mag), ca. 23:00-0:10 19. Mond bedeckt 74 Virginis (4,8 mag), ca. 23:30 Uhr MESZ MESZ 20. Mond bedeckt Tau2 Aquarii (4,0 mag), ca. 0:40-1:55 20. Mond 5° nordöstl. Spica, 1:28 MESZ MESZ 21. Sommeranfang, 15:24 MESZ 21. Vollmond, 15:59 MESZ 23. Mond 5° nordwestl. Antares, 2:00 MESZ 28. 18-Melpomene in Opposition (7,8 mag), Walfisch 24. Vollmond, 23:42 MESZ 23. Herbstanfang, 6:55 MESZ Halbschatten-Mondfinsternis, 23,5 %, 23:27 MESZ 24. Mond bedeckt Xi Arietis (5,5 mag), ca. 21:45-22:45 kürzeste Vollmondnacht 2002 MESZ 29. streifende Sternbedeckung d. d. Mond: SAO 164827 26. 1-Ceres (7,7 mag) 2,7 Bogenminuten nördl. 32 Ceti (6,4 mag) im Wassermann, Nordpol, Grenzlinie = (6,6 mag), 4:30 MESZ Zürich-Fürth-Dresden, ca. 2:45 MESZ 29. Letztes Viertel, 19:03 MESZ Neptun (7,9 mag) 2,0 Bogenminuten südl. SAO Juli 163811 (7,1 mag) im Steinbock, 22:00 MESZ, ebenso 1. 6-Hebe (8,8 mag) in Opposition im Sternbild Schild 30.9. 2. Letztes Viertel, 19:19 MESZ 30. streifende Sternbedeckung durch den Mond: SAO 5. 7-Iris (9,2 mag) 1,4 Bogenminuten nordwestl. 60 78828 (7,4 mag) in den Zwillingen, Nordpol, Grenzlinie Aquarii (5,9 mag), 24:00 MESZ = Luxemburg-Frankfurt-Gotha-Leipzig, ca. 4:30 7. Mond 6° nordwestl. Aldebaran, 4:30 MESZ MESZ 8. Mond 4,8° nordwestl. Saturn, 4:00 MESZ streifende Sternbedeckung durch den Mond: 10. Neumond, 12:26 MESZ 37 Geminorum (5,8 mag) in den Zwillingen, Nordpol, 13. Mond 4° nordöstl. Venus, 22:45 MESZ Grenzlinie = Colmar-Tübingen-Regensburg, ca. 5:40 Mond 7° nordöstl. Regulus, 22:45 MESZ MESZ 17. Mond 7° nördl. Spica, 0:30 MESZ