Königliches Bergamt Bergamt & Grube „Hilfe Gottes“ am Wesemichshof

An der gegenüberliegenden Tal- seite der Kahl liegt (teilweise hinter Bäumen verborgen) der „Wese- michshof“, auf dessen Fläche einst das Gebäude des königlich-bayeri- schen Bergamtes stand. Der Bergbau auf den hier anste- henden Kupferschiefer wurde zu- sammen mit Huckelheim in einem Bergwerk 1703 unter der Regent- Gebäudepartie am Wesemichshof. Vom Amts- schaft der Grafen von Schönborn gebäude des königlichen Bergamtes gibt es kein Foto mehr. begonnen und mit vielen Unter- brechungen fortgeführt. Unter bayerischer Herrschaft baute man ab 1815 Brief vom 20. Mai 1819 an das Bergamt Siegel der „Königlich Bayerischen Berg- das unscheinbare, schwarze und nur bis zu einem halben Meter mächtige in (Groß-)Kahl. werks und Salinen Administration“ in München. Gestein in einem Stollensystem ab, das durch den 1820 angeschlagenen Maximilians- (damals regierender König in Bayern) und den mindestens 70 Jahre älteren oberen Augustin Bezold (1794-1841) Kahler Stollen erschlos- In dem Bergamt lebte seit 1823 sen ist. Die zugeschüt- August Bezold. Er studierte in teten Mundlöcher für die München, Freiberg und Hettstedt Entwässerung kann man Bergbau und Hüttenkunde und im Gelände an der Was- er hatte Kontakt zum berühmten sertretanlage am Kultur- Mineralogen Carl Caesar von weg unterhalb der Kahltal- Leonhard. Bezold brachte das straße erkennen, da das Kahler Bergwerk zur Blüte, litt Wasser weiterhin austritt. aber unter den Widrigkeiten des Über den Stollen erkennt Lebens in einer klimatisch nicht man im Wald zahlreiche begünstigten Region und der ein- Pingen (kreisrunde Wälle samen Lage des Bergamtes. Als Verstürzte und mit Wasser gefüllte Schachtpinge nördlich des Maximilians-Stollens. um einen zentralen, ver- er heiraten wollte, versagte dies fallenen Schacht). Diese sein Arbeitgeber, doch setzte er Schächte grub man jeweils bis zum darunter beindlichen Stollen für die sein Vorhaben gerichtlich durch. Licht- und Frischluftversorgung. 1835 wurde der Bergbau aus Mangel an abbauwürdigen Erzen aufgegeben. Die Stäube und Abgase aus dem Bergwerksbetrieb führten zur Er- Der bis zu max. 1,9 m mäch- krankung und er musste seinen tige Kupferschiefer enthält Beruf aufgeben. Bezold zog zu- kleine Erzkörnchen aus nächst nach , ging Teil einer Tafel mit Kristallskizzen aus der Feder Tennantit (Kupfer-Arsen- 1835 als Bergassessor zurück von Bezold. Sulid), Galenit (Bleisulid), nach München und hörte dort an Sphalerit (Zinksulfid) und der Universität bei Nepomuk zahlreiche weitere Erzmi- Fuchs mineralogische Vorlesun- neralien. Das summiert sich gen. zu einem durchschnittlichen Kupfergehalt von 0,4 bis Diese Kenntnisse wollte er in 0,6 %. Der Tennantit enthält einem Buch niederschreiben. neben Antimon auch bis zu Typischer Kupferschiefer (Haldenfund der Grube „Hilfe Drei Tafeln mit den Kristallskiz- Gottes“) 0,5 % Silber. Nach der För- zen hatte er bereits fertig, als er derung hat man den Kupfer- 1841 verstarb und ihm so die schiefer in einem Pochwerk zerkleinert, dann mit Wasser aufgeschlämmt Lehrbuchautorschaft versagt und anschließend das schwere Erz abgetrennt. Das so erhaltene Erzkon- blieb. Die Kristallskizzen zieren zentrat konnte in einem sehr komplexen Prozess aufgeschmolzen werden, im Anhang das Handbuch der um die Wertmetalle Kupfer und Silber zu gewinnen. In Großkahl konnte Naturgeschichte von Johann nur Schwarzkupfer hergestellt und verkauft werden. Andreas Wagner im 3. Band über das Mineralreich. Foto des Buches, das Bezold schreiben wollte. Königliches Bergamt Kahl (Groß-)Kahl war aufgrund seines Bergamtes weithin bekannt (nicht zu ver- wechseln mit dem damals überregional wenig bekannten Kahl am ). Mining of copper slate in the Kahl area started in 1703 under the regency Der Kupferschiefer wurde in dem Waschhaus aufbereitet, in dem auch of the Counts of Schönborn. Since 1815, when the territory had become Bavarian, mining took place in galleries. In Großkahl only the quite impu- die Amtsstube des Bergamtes untergebracht re black copper could be produced and sold. The processing of the ore was done in a war. Diese staatliche Stelle als Außenstelle der building that also housed the royal mining ofice, a branch of the Royal Bavarian Admini- Königlich Bayerischen General Bergwerks und stration of Mines and Salines in Munich, which was in charge of the mines from Salinen Administration in München verwaltete die to Lohr and from Kahl to Amorbach. The building was torn down in 1837, after the mine Bergwerke im von Alzenau bis Lohr und had been shut down. Unfortunately no drawing, and because of the early date also no photograph exists of this building. von Kahl bis nach Amorbach. Das Gebäude wurde nach der Aulösung 1837 C’est en 1703 (sous le règne des comtes de Schönborn) qu’on a initié abgebrochen. Da dies vor der Erindung der Fo- l’exploitation minière dans la vallée de la Kahl, et ce qu’on a voulu extraire, tografie ge- c’était le schiste cuprifère. Sous le règne des Rois de Bavière, on a employé des galeries pour l’extraction. A Großkahl, ce n’était que le cuivre bruit/le cuivre blister schah, gibt qu’on arrivait à produire et à vendre. L’installation de traitement (voie sèche, au water- es kein Foto jacket) se trouvait dans le «Waschhaus», édiice qui abritait aussi l’Ofice du service des und leider mines royal bavarois. Ce poste étatique était une succursale de la «Königlich Bayerische General Bergwerks und Salinen Administration» (l’Administation royale globale des mines auch keine Plan des Wesemichshofes et des salines en Bavière) à Munich et gérait les mines à trouver entre Alzenau et Lohr, Der Türsturz eines (inzwischen abgebro- Zeichnung. mit der Lage des königli- et entre Kahl et Amorbach. En 1837, après la fermeture de l’entreprise, on a démoli le chenen) Hauses in Großkahl erinnert an chen Bergamtes in Kahl die örtliche Bergbauvergangenheit nach Klaus Freymann. bâtiment, et, comme cela s’est passé avant l’invention de la photographie, ni une photo ni même un dessin n’en existe.

© Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Weitere Informationen bei: Der europäische Kulturweg in Kleinkahl wurde realisiert im Rahmen des Projekts «Pathways to Cultural Landscapes» mit Förderung von: Gemeinde Archäologisches Kleinkahl, Amt für Landwirtschaft und Forsten Karlstadt, Forstbetrieb Hei- Spessart-Projekt e.V. European Pathways to Cultural Landscapes genbrücken, Amt für ländliche Entwicklung Würzburg, Sparkasse Aschaffen- Treibgasse 3 burg-Alzenau, Main-Spessart-Gas, Raiffeisenbank Schöllkrippen, Gemeinde 63739 Aschaffenburg . Spessartkarte aus dem Pinzing-Atlas, Staatsarchiv Nürnberg (Nürnberger Karten und Pläne, Rep. 58, 230). Mit Unterstützung von Joach- www.spessartprojekt.de im Lorenz, Peter Steppuhn, Thomas Küntzel und des Bezirks Unterfranken. [email protected]