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Giovanni De Cesare, Cécile Münch-Aligné, Milad Daneshvari, Sebastian Schwindt und Fernando Biaggi Psamathe – Alternatives Konzept der Entsanderspülung Die vollständige Spülung von Dufour-Sandfängen geht einher mit erheblichen Verlusten des Triebwassers, wodurch der Anlagenertrag geschmälert wird. Die Effizienz eines neuarti- gen Spülsystems wird durch numerische Simulationen anhand einer Fallstudie eines Dufour- Sandfangs bewiesen. Das System ermöglicht gleichmäßige Geschwindigkeitsverteilungen entlang des Spülkanals im Bereich einer ausreichenden Sedimenttransportkapazität, im Ge- gensatz zu bestehenden Systemen, die erst im letzten Drittel des Spülkanals ausreichende Fließgeschwindigkeiten erreichen.

1 Einleitung Projektverantwortlichen die vorliegende setzverhalten zu fördern. Bei größeren Studie einer alternativen Entsanderspü- Durchflüssen werden mehrere Becken pa- Bereits die antiken Griechen wussten um lung ebenfalls nach Psamathe zu benen- rallel angeordnet, um ein gleichmäßiges die Bedeutsamkeit des Sandes und schrie- nen. Von größerer Relevanz als die der ter- Durchströmen zu ermöglichen [12]. Die ben dem Material mit Psamathe eine Göt- minologischen Historie dieser Studie sind abgelagerten Feststoffe müssen regelmä- tin zu. Sie ist eine der etwa 50 Nereiden, ihre technischen Aspekte, da Sand im ßig aus dem Absetzraum gespült werden. den Töchtern des und der . Triebwasser für Wasserkraftbetreiber ei- Obwohl es langjährig bewährte Systeme Der Ursprung ihres Namens liegt in den nen kritischen Aspekt darstellt. gibt, sollte der große Erfahrungswert mit griechischen Worten psammos, Sand, und Der sichere und ökonomische Betrieb bestehenden und gut funktionierenden , Göttin. [4] sowie eine lange Lebensdauer der Turbi- Systemen kein Hindernis darstellen, Gu- Einige Zeit nach der Antike wurde im nen, Leitapparate und Schieber einer Was- tes noch besser zu gestalten. Jahr 2007 der zuvor entdeckte dreizehnte serkraftanlage sowie das Verhindern un- Mond des Neptuns von der Internationa- gewollter Ablagerungen im System kön- len Astronomischen Union nach Psama- nen durch Installation eines Entsanders 2 Bestehende Spülsysteme the benannt, gemäß der NASA (solarsys- oder Sandfangs gewährleistet werden. bei Entsander tem.nasa.gov), die alle Monde des Nep- Grundsätzlich besteht dieser aus einem tuns in Anspielung an die Götter Neptun Absetzbecken, gebildet aus einem gera- Der wesentliche Parameter eines Sand- oder und deren Nachfahren be- den, relativ tiefen und breiten Kanal. Der fangs ist die mittlere Strömungsgeschwin- nennt, wie z. B. die Nereiden. Querschnitt des Kanals im Langsandfang digkeit, gekoppelt mit der Absetzge- Um dem Namen der Sandgöttin weite- wird in der Regel konstant gehalten, um schwindigkeit des maßgebenden Korns ren Ruhm hinzuzufügen, entschieden die Turbulenzen zu verringern und das Ab- (Dmin meistens im Bereich von 0,2 bis 0,3 mm) und der daraus errechneten er- forderlichen Beckenlänge. Der obere Teil des Sandfangs dient als Absetzbereich, die darunterliegende Zone als Ablagerungs- bereich. Im Idealfall kann sich das Sedi- ment bei ruhigem Abfluss kontinuierlich im Becken auf dessen gesamter Länge ab- setzen und wird dann von Zeit zu Zeit durch den darunterliegenden Spülkanal ausgewaschen [2]. Am unteren Ende des Beckens werden der Ausfluss und der Wasserstand durch eine Endschwelle oder durch eine Schütze gesteuert. Eine typische Form eines Sand- fangs ist in Bild 1 dargestellt. Eine klassische Entsanderanlage be- steht aus Einlaufkanal, Grobrechen, je Bild 1: Typische Form eines Sandfangs [10] nach Fassung einem Entkieserbereich,

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Feinrechen, Entsanderkanal, Spülsystem in der Menge des turbinierbaren Abflus- 3 Fallbeispiel eines und Überlauf am Ende des Entsanders zur ses bemerkbar macht. Zudem besteht eine Umbaukandidats Weitergabe des Wassers [10]. gesteigerte Unfallgefahr für Unterlieger Die bekanntesten Entsanderanlagen bei großen punktuellen Spülungen. Um den hydraulischen Wirkungsgrad ei- mit den entsprechenden Spülvorrichtun- Der Großteil der existierenden Entsan- nes Dufour-Sandfangs zu überprüfen, gen sind die Typen Büchi, Bieri und Du- deranlagen ist alt und muss in nächster wurde der bestehende Langsandfang der four [3] (Bild 2), welche im Folgenden kurz Zeit revidiert werden. Es liegt nahe, bei den Kraftwerksanlage Ernen-Mörel der Rho- beschrieben werden [9], [12]. geplanten Revisionen die Installation tech- newerke AG in Fiesch, Schweiz, als Refe- Im Sandfang nach Büchi (Bild 2a) wird nischer Maßnahmen zu erwägen, um den renzobjekt verwendet. Die Abflüsse der nach Teilschließung des Zuflusses und oben genannten Problemen zu begegnen. Rhone werden unterhalb des Zusammen- Öffnen des Spülschützes das Becken voll- Mit dem heutigen Stand der Technik flusses mit dem Wysswasser gefasst und in ständig entleert, so dass ein schießender können Entsander den Spülzeitpunkt die als Laufkraftwerk konzipierte Anlage Spülstrom die Ablagerungen auf der ge- selbstständig antasten und die Spülvor- geleitet, welche 1943 in Betrieb genommen neigten Sohle ins Unterwasser befördert. gänge technisch und ökonomisch optimal wurde und der Beschickung der Zentrale Das System Bieri (Bild 2b) trennt die in die Wege leiten. Mörel dient. Diese ist mit 3 Francis-­ Spülrinne vom Absetzraum durch zwei Letztlich kann durch ein neues Spül- Turbinen ausgerüstet, jeweils mit 18 MW übereinanderliegende Lochbleche (Lamel- konzept ein konstantes Wasserniveau im Kapazität bei einer Bruttofallhöhe von len). Durch Verschieben des oberen Ble- Entsanderbecken etabliert werden. Da- 249 m und einer Ausbauwassermenge von ches in Längsrichtung werden die Öffnun- durch muss der Betrieb der Turbinen nicht 22 m3/s . Das Wasser wird anschließend gen der Bleche übereinandergelegt und die mehr bedingt durch Abflussfluktuationen oberhalb der Fassung des Kraftwerks Ablagerungen aus dem Absetzraum gelan- alterniert werden. Massaboden der Rhone rückgeführt. gen in den Spülkanal. Für einen verlustfrei- en Betrieb kann auf ein Spülschütz am En- de der Spülrinne nicht verzichtet werden. Das System nach Dufour (Bild 2c) kann kontinuierlich oder temporär gespült wer- den. Die Sohle des Absetzraumes ist durch unbewegliche Leitblätter in Holzkästen von der Spülrinne getrennt. Die Abstände zwischen den Lamellen nehmen in der Re- gel vom Beginn bis zum Ende des Sand- fangs von ca. 20 cm auf 10 cm ab. Durch hohe Geschwindigkeiten in der Spülrinne soll bei eingestautem Betrieb ein kontinu- ierlicher Abfluss der abgesetzten Sedimen- te bei teilweise geöffnetem Spülschütz ge- währleistet werden (kontinuierlich). Für eine vollständige Spülung ist jedoch die vollständige Absenkung des Wasserspie- gels im Sandfang notwendig (temporär). Wie bereits angedeutet, wird die Spülwas- sermenge durch einen Schieber am Ende der Spülrinne kontrolliert. Als weitere Spülsysteme seien erwähnt das HSR-System [11], das von Støle [8] ent- wickelte Serpent-Sediment-Sluicing-Sys- tem (4S), der Slotted Pipe Sediment Slui- cer (SPSS) und der Saxophon Sediment Sluicer (SSS) [7]. Die in der Schweiz gebräuchlichen Ent- sanderanlagen funktionieren gut in Lagen oberhalb der Waldgrenze. Sobald sie un- terhalb davon liegen, treten häufig Proble- me auf, wie die Verstopfung des Spülsys- tems durch Geschwemmsel. Problema- tisch sind vor allem Kleinholz und Blätter, die durch den Grob- bzw. Feinrechen dringen. Bild 2: Die drei gebräuchlichsten Sandfang Spülsysteme, a) Büchi, b) Bieri und Ferner stellt die Spülwassermenge ein c) Dufour [12], mit: 1) Spülrinne, 2) Spülschütze, 3) Entsanderüberfall, 4) Beruhigungs­ Problem dar, da sich ihr Volumen direkt rechen, 5) Lamellen, 6) Leitblätter und 7) Spülschieber

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Die Entsanderanlage hat zwei paralle- le, 45 m lange sowie 5,85 m breite Becken und befindet sich praktisch im Original- zustand. Die Abflüsse bewegen sich zwi- schen 5 und 12 m3/s je Becken. Der Spül- prozess wird bei starkem Feststoffanfall oder signifikanten Ablagerungen manuell eingeleitet. Dabei wird in einem ersten Schritt die Spülung durch Absenken in ei- nem der beiden Becken durchgeführt. Das andere Becken wird mit der doppelten Wassermenge beschickt und entsandet so- mit nicht optimal. Eventuell verbleibende Sandreste zwischen den Spülöffnungen werden durch mehrmalige rasche Wasser- zugaben nahezu vollständig ausgewa- schen. Bild 3 zeigt den Sandfang während des Spülprozesses. Eine Spülung bis zur Wiederinbetrieb- nahme dauert bei vollständiger Absen- kung ca. 20 Minuten. Zum Vergleich mit den numerischen Simulationen wurde das linke Becken auf seiner gesamten Länge gespült. Dies funktioniert jedoch nur kor- rekt bei kompletter Absenkung. Bleibt das Becken voll, wird nur etwa das hinterste Bild 3: Aufnahme des bestehenden Entsanders des Typs Dufour der Kraftwerksanlage Drittel des Absetzraumes gespült. Ohne Mörel mit zwei parallelen Becken, in Fließrichtung: a) Anfang der Spülung durch Ab- vollständiger Entleerung beträgt die Spül- senken des linken Beckens; b) Sicht auf das Ende der Spüleinrichtung mit Spülschütze; wassermenge etwa 1/3 der Zuflusswasser- c) komplett gespültes Becken mit Sandresten zwischen den Öffnungen, welche durch menge, was ein Herunterfahren der Tur- mehrmalige schwallartige Wasserzugaben fast gänzlich weggespült werden; d) Auf- binen impliziert. Dadurch ist die einzig nahme der freigespülten original Holzkästen mit den Leitblättern sinnvolle Lösung im Ist-Zustand die der vollständigen Entleerung. nicht mehr infolge von Geschwemmsel spülende Sektionen erkannt werden. Sek- verstopfen und ferner große Spüldurch- tionen mit geringen Mengen an Absetz- flüsse durch sektionsweise automatische material können dadurch ihrem Bedarf 4 Alternatives Konzept der Spülungen vermieden werden. entsprechend seltener gespült werden. Die Entsanderspülung Die sektionsweise Entsandung nach Ablagerungshöhe, bei welcher eine Spü- dem neuen Konzept wird ermöglicht lung erfolgen muss, kann anhand von Si- Das neue Entsandersystem wurde von der durch 5 Spülsektionen je Becken, welche mulationen und Versuchen während der Firma Stahleinbau und Maschinen AG so unabhängig voneinander manuell oder Einfahrphase ebenso definiert werden wie konzipiert, dass die geometrisch angepass- automatisch angesteuert werden können. der notwendige Hub bei der Öffnung der ten Ablassöffnungen und das Spülrohr Mittels Sandniveausonden können zu Schlitze.

(c)

Bild 4: Psamathe-Spülsystem: a) Längsschnitt; b) Querschnitt mit Detail eines Spülschlitzes; c) Blick in eine Anlage bei einem Spülvorgang

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5 Numerische Simulationen

5.1 Technische Grundlagen Es kommen die beiden Softwarepakete ANSYS CFX [1] und FLOW-3D [5] zur Anwendung. Die beiden technisch füh- renden Simulationsprogramme zur Be- Bild 6: Fluidphasen in der numerischen rechnung von dynamischen Strömungen Simulation mit ANSYS CFX lösen die Navier-Stokes-Gleichungen mittels Finitem-Volumen-Verfahren. Das Spülrohr und die Schlitze wurden Basierend auf der oben beschriebe- geometrisch für bestmögliche Bedingun- nen Fallstudie der Kraftwerksanlage gen hinsichtlich Spülströmung und -ge- Mörel wurde für die Simulation in ei- schwindigkeit optimiert. Am Ende des nem ersten Schritt die Volumengeo- Spülrohrs befindet sich ein Spülschieber, metrie des Beckens bzw. des Fluides welcher entweder ganz offen oder voll- erstellt. Letzteres wurde durch 2 Pha- ständig geschlossen ist, was eine wesent- sen definiert: Wasser und Luft mit ei- lich längere Lebensdauer ergibt. ner Temperatur von 25° C. Das Becken Die Spülschlitze werden sektionsweise und der Spülkanal sind fast vollstän- Bild 5: 3-D-Ansicht der beiden Becken durch ein horizontales Schließrohr ange- dig mit Wasser gefüllt, lediglich zu- des Entsanders mit dem über Wasser steuert (Bild 5). Dieses besteht im Kern oberst wird eine feine Luftschicht an- ­angeordneten Hubsystem (a) und des aus einer Stahlkonstruktion und wird von genommen, um die Strömungsphäno- Hubsystems alleine (b) einem dickwandigen Gummischlag um- mene an der freien Oberfläche schlossen, welcher eine höhere Abdich- naturgetreu zu ­simulieren. Die Spül- Die Trennung von Absetzraum und tung in der geschlossen Position bewirkt zeit beträgt gemäß des Prototyps etwa Spülrohr besteht aus 22 vertikalen, 10 cm und den Stahlkern vor Abrasion schützt. 3 Minuten. breiten und ca. 1,5 m langen Spülschlitzen Jeweils zwei Hydraulikzylinder mit Folgende Randbedingungen wurden (Bild 4). Diese schließen zentriert an das Stahlzugstangen ermöglichen das Öffnen implementiert (Bild 6): darunterliegende Spülrohr an. Das Spül- und Schließen der einzelnen Sektionen. ■■ Eingang: Konstanter Zufluss von rohr und die Spülschlitze bestehen aus Das über 400 kg schwere Schließrohr wird 12 m3/s; Kunststoff (PVC), welcher leichter und durch die Zugstange bei der Öffnung hoch­ ■■ Ausgang 1: Hydrostatischer Druck in ­resistenter gegen Abrasion ist als Stahl [6]. ­gezogen und während des Schließens ge- Richtung Turbine (Phydro); Das Spülrohr wird dem vorhandenen schmeidig abgelassen, um Knickungen zu ■■ Ausgang 2: Atmosphärendruck im Spülkanal angepasst und kann ohne verhindern. Austritt des Spülkanals (Patm); bauseitige Arbeiten in einem bestehenden Da nicht mehr der ganze Kanal gespült ■■ Wasseroberfläche: Randbedingung Spülkanal einfach installiert werden. Das wird, wird weniger Spülwasser verbraucht mit „Free Slip Wall“; Gefälle und der Durchmesser werden und der totale Durchfluss sowie der Was- ■■ Wand: keine (vernachlässigbare) Rei- ebenfalls aus dem Bestand übernommen. serspiegel können gehalten werden. bung.

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wendige Fließgeschwindigkeit durch Öff- nen der ersten Sektion bereits nach weni- gen Metern erreicht werden.

5.3 Simulation mit FLOW-3D Die Grafiken in Bild 8 zeigen Längsschnit- te in der Mitte des simulierten Entsanders im Bestandszustand während der Spü- lung. Bild 8a entspricht der kompletten Öffnung beider Auslassorgane, d. h. des Grundablasses oberhalb des Spülschiebers und des Spülschiebers, entsprechend einer vollständigen Entleerung des Prototyps. Die Spülung beginnt oberhalb der End- schwelle und verläuft dann via den zuvor erwähnten Auslassorganen. Die Fließge- schwindigkeit variiert entlang des Spülka- nals und erhöht sich vor allem im letzten Drittel des Kanals. Bild 7: Fließgeschwindigkeit im Entsanderkanal des bestehenden und des neuen Zusätzlich wurde eine Simulation oh- ­Systems (ANSYS CFX) ne vollständiger Entleerung durchgeführt. Dabei wurde bei geöffnetem Spülschieber 5.2 Simulation mit ANSYS CFX ­ANSYS erhalten wurden, anhand der ho- und geschlossenem Grundablass mit ei- 3 Die Erstellung der Volumengeometrie mit rizontalen Fließgeschwindigkeit Cx des nem konstanten Zufluss von 5 bzw. 12 m /s unstrukturiertem Netz erfolgt hier mittels Wassers im Spülkanal über die gesamte gerechnet. Bild 8b zeigt den Geschwindig- des Programms ANSYS ICEM. An den Länge des Spülkanals dargestellt. Beim keitsbetrag im Längsschnitt des Entsan- Randregionen wurde das Netz verfeinert, bestehenden Entsander steigt die Fließge- ders bei einem Zufluss von 5 m3/s, wobei um die Randschicht adäquat zu simulie- schwindigkeit entlang des Spülkanals an. die Strömungsgeschwindigkeit entlang ren. Für die Turbulenzen wurde das Mo- Die minimale Fließgeschwindigkeit von des Spülkanals wieder ungleichförmig ist dell SST verwendet. 2 m/s, welche nötig ist, um einen zufrie- und sich erst im letzten Drittel auf einen In Bild 7 sind die Resultate des vorhan- denstellenden Sedimenttransport zu er- Betrag, der vollständigen Schwebstoff- denen und des neuen Entsanders, welche reichen, wird erst nach ca. 35 m erreicht. transport ermöglicht, erhöht. Der Aus- durch die numerische Simulation mit Durch das neue Spülsystem kann die not- fluss beträgt ca. 4 m3/s, wenn beide Aus- lassorgane geöffnet sind, und 2 m3/s, wenn nur der Spülschieber geöffnet ist. Der Betrag der Geschwindigkeit im Sandfang mit dem verbesserten Spülsys- tem wurde unter den Bedingungen einer Öffnung von 10 cm des ersten Zylinders bei einem Zufluss von 12 m3/s simuliert. Bild 8c zeigt das entsprechende Ergebnis der FLOW-3D-Simulation, welches dem der Simulation mit ANSYS CFX ähnlich ist.

6 Relevanz für die praktische Anwendung

Das neue System ist vor allem in hydrau- lischer Hinsicht interessant. Im bestehen- den und untersuchten Sandfang beträgt der Spüldurchfluss mit knapp 6 m3/s etwa die Hälfte des Gesamtdurchflusses. Beim neuen System kann der Spüldurchfluss auf unter 1 m3/s beschränkt werden. Damit verringert sich der Triebwasserverlust um mehr als 80 %. Bild 8: Geschwindigkeitsbetrag in [m/s]: a) während der Spülung durch vollständige Die Simulationen sowie das Fallbei- 3 3 Entleerung mit Qin = 0 m /s, b) ohne vollständige Entleerung mit Qin = 5 m /s und c) mit spiel zeigen, dass die Spülung im Bestand 3 dem verbesserten Spülsystem mit Qin = 12 m /s, FLOW-3D lediglich entlang eines kurzen Abschnitts

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nach den ersten 35 m, eine ausreichende Prof. Dr. Cécile Münch-Aligné [5] Flow Science Inc. (Hrsg.): Flow-3D User‘s Fließ­geschwindigkeit erreicht. Das neue HES-SO Wallis, Système Industriels ­Manual. New Mexico, USA, 2011. [6] Grein, H.; Schachenmann, A.: Solving prob- System erweist sich hier durch deutlich Route du Rawyl 47 1950 Sion, Schweiz lems of abrasion in hydroelectric machinery. niedrigere Spülwassermengen und kons- [email protected] In: Water Power & Dam Construction (1992), tant ausreichend hohe Fließgeschwindig- Heft 8; S. 19-24. keiten als ­effizienter und das Herunter- Fernando Biaggi, B. Sc. [7] Jacobsen, T.: Sediment control in small reser- fahren der Turbinen kann verhindert Stahleinbau + Maschinen AG voirs – Sediment removal through pipelines werden. Auch das Unfallrisiko für Unter- Ackersand or by open channel flow. In: Proc. Optimum 3922 Stalden, Schweiz lieger durch schwallartige Abflüsse redu- Use of Run-of-River Hydropower Schemes. [email protected] ziert sich durch die geringeren Spül- Trondheim, Norway, 1999. [8] Lysne, D. K.; Olsen, N. R. B.; Stole, H.; Jacobsen, durchflüsse und -zeiten. T.: Sediment Control: Recent Developments Literatur for Headworks. In: International Journal on [1] ANSYS Inc. (Hrsg.): ANSYS CFX 12: Solver The- ­Hydropower & Dams (1995), Heft 2, S. 46-49. 7 Schlussfolgerungen ory Manual. Canonsburg, USA, 2011. [9] Ortmanns, Ch.: Entsander von Wasserkraftan- [2] Bouvard, M.: Mobile barrages and intakes on lagen. In: Mitteilungen der VAW der WTH sediment transporting rivers. In: IAHR Mono- ­Zürich (2006), Nr. 193. Das verbesserte Spülsystem kann in exis- graph. Rotterdam: A. A. Balkema, 1992, S. 205- tierende Sandfänge des Typs Dufour im- [10] Schleiss A. J.: Aménagements hydrauliques 222 (Hydraulic structures). Lausanne: LCH, EPFL- plementiert werden. Die numerischen Si- [3] Dufour, H.: Le dessableur de l’usine de Lavey – Génie Civil. 2008, S. 179.192. mulationen konnten durch den Vergleich Résultats d’exploitation de 1950 à 1953. In: [11] Truffer, B.; Küttel, M.; Meier, J.: Wasserfassung mit einem Prototyp verifiziert werden und Bulletin technique de la Suisse Romande Titer der GKW – Entsanderabzüge System HSR zeigen die hydraulische Effizienz des neu- (1954), No. 10. in grossen Entsanderanlagen. In: Wasser Ener- en Systems auf, wobei sich eine maximale [4] Fink, G: Who‘s who in der antiken Mythologie. gie Luft 101 (2009), Heft 3, S. 207-208. 3 2. A. München: Deutscher Taschenbuch [12] Vischer, D.; Huber, A.: Wasserbau. Berlin: Sprin- Spülwasserrate von etwa 1 m /s als hinrei- ­Verlag, 1993. chend herausstellt, ohne dabei den Entsan- ger, 1993. der vollständig entleeren zu müssen, wo- durch das Herunterfahren der Turbinen nicht länger notwendig ist. Die größeren Giovanni De Cesare, Cécile Münch-Aligné, Milad Daneshvari, Abstände zwischen den mobilen Zylin- Sebastian Schwindt and Fernando Biaggi dern und den geneigten Seitenwänden er- leichtern die Spülung von Geschwemmsel. Psamathe – Alternative Sand Trap Flushing System

Complete sediment removal particularly in Dufour type sand traps can only be 8 Danksagung realized with a drawdown flushing resulting in significant water loss. This water is designated for energy production, so that its loss affects the plant profitability. Das Forschungsprojekt „Psamathée – The proposed alternative flushing system aims improving the sand trap flushing Nouvelle génération de la conception du efficiency by technical means. It intends to reduce the discharge required for système de purge des dessableurs“ wurde sediment flushing, estimated on the base of a numerical simulation with two von CimArk Wallis finanziell unterstützt. software packages. First, an existing Dufour flushing system is studied, then the Zusätzlich gilt der Dank der Autoren der alternative system is implemented, using the same sand trap as in a previously der HYDRO Exploitation SA in Sion als driven case study. The improved flushing system is proven to enable relevant Betreiber und der FMV SA (Forces Motri- flow velocities all along the flushing conduit, in contrast to the existing system ces Valaisannes) als Besitzer der Anlage. which operates efficiently only along the last third of the flushing channel.

Autoren Dr. Dipl.-Bauing. Giovanni De Cesare Sebastian Schwindt, Env. Eng. Джованни Де Чезаре, Сесиль Мюнх-Элайне, Милад Данешвари, EPFL-ENAC-LCH Себастиан Швиндт и Фернандо Биаджи Station 18 1015 Lausanne, Schweiz Псаматея – альтернативный метод промывки пескоуловителей [email protected] [email protected] Полная промывка пескоуловителей Дуфур (Dufour) связана со Milad Daneshvari, MAS Hydr. Eng. значительными потерями воды в гидросиловой установке, вследствие чего (ehemals EPFL-ENAC-LCH) снижается производительность установки. Эффективность новой системы SGI INGENIERE SA. промывки доказывается численными моделированиями на основе 46 Chemin de I‘Etang изучения пескоуловителя Дюфур (Dufour). Система позволяет осуществить 1219 Châtelaine-Genève, Schweiz равномерное распределение скорости вдоль канала промывки в области [email protected] достаточного объема перемещения седиментов, в противоположность к существующим системам, которые достигают достаточных скоростей потока только в последней трети промывочного канала.

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