Freundes- Und Förderkreis Des Händel-Hauses Zu Halle Ev 2 / 2016
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Mitteilungen Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e.V. 2 / 2016 1016_Mitteilungen.indd 1 31.10.16 10:16 WERDEN SIE MITGLIED Der »Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e.V.« unterstützt die Arbeit der Stiftung Händel-Haus ideell und finanziell in allen Belangen, die im Zusammenhang mit dem Geburtshaus von Georg Friedrich Händel stehen. Dazu gehören die Aufgaben als Musik- und Instrumentenmuseum, die Pflege der Musik des Meisters mit Konzerten und Veranstaltungen, die Erhaltung des Hauses selbst, die Händel-Forschung und die Forschung zur regionalen Musikgeschichte. Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, werden Sie Mitglied unseres Freundes- und Förderkreises. Der Mitgliedsbeitrag beträgt e 25.00 für Einzelpersonen und e 30.00 für Familien im Jahr. Das Aufnahmeformular erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle im Händel- Haus oder Sie finden dieses unter www.haendelhaus.de/Freundes- und Förderkreis/Mitgliedschaft. 1016_Mitteilungen.indd 2 31.10.16 10:16 3 Inhalt 5 Editorial 46 Jürgen Stolzenberg, Prominenter Besuch im 6 Interview mit dem Geschäfts- Händel-Haus zu Halle – Der Pianist führenden Vorstand der Sir András Schiff zu Gast Felix-Mendelssohn-Bartholdy- Stiftung und Direktor des 48 Bernd Koska, Mendelssohn-Hauses Leipzig, »Ich hab einen guten Kampf Herrn Jürgen Ernst gekämpfet« – Eine neuentdeckte Trauermusik von Reinhard Keiser 11 Annette Landgraf, Der Weg vom Frühdruck zur 52 Andreas Porsche und Hallischen Händel-Ausgabe – Heidelore Rathgen, Geschichte und Gegenwart der Die Geschichte des Händel-Editionen Carl-Loewe-Denkmals in Löbejün – Eine interessante Finanzierung 20 Stephan Blaut, Zur Problematik der verschiedenen 56 Bernhard Prokein, Fassungen von Händels größeren Jacob Simon – Trompetenbauer Vokalwerken und Puppenspieler 27 Teresa Ramer-Wünsche, 60 Wir trauern um unsere Mitglieder Zur Kompositionsweise und Rekonstruktion der Fassungen von 61 Nachrichten aus dem Freundeskreis Händels Serenata Parnasso in festa 62 Elisabeth Angermeier und 37 Manfred Rätzer, Hans-Christian Ackermann, Spitzenreiter Glosse: G. F. H. als Saubermann 40 Das Händelfestspielorchester Halle 64 Vorstandsmitglied Anne Schumann informiert im Konzert und auf CD 42 Gert Richter, 65 Autoren »Freunde musizieren für Freunde« – Gedanken zum Konzert der 66 Hinweise für Autoren & Cartoon Reihe am 5. Mai 2016 67 Impressum 45 Händel-Bildnis im Händel-Haus 1016_Mitteilungen.indd 3 31.10.16 10:16 4 1016_Mitteilungen.indd 4 31.10.16 10:16 5 Editorial Händel-Freunde können 2017 zweier besonderer Ereignisse gedenken: 275 Jahre zuvor wurde das Oratorium Messiah zum ersten Mal aufgeführt, und vor 75 Jahren nahm sich der große österreichische Dichter Stefan Zweig (1881–1942) das Leben. Zweig hegte große Bewunderung für Händel und dessen »Botschaft«, und er schenkte uns mit Georg Friedrich Händels Auferstehung eine bewegende Prosadichtung. War es Zufall, dass er an einem 23. Februar, dem Geburtstag des Komponisten, Suizid beging? – Das war 1942. Kurz zuvor hatte er seiner großen Enttäuschung über die damalige Situation u. a. mit den Worten Ausdruck verliehen: »… die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren …«, und in seinem Abschiedsbrief heißt es: »Ich grü- ße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht!« Nach den Schrecken des 2. Weltkrieges glaubten wir, diese Morgenröte erleben zu dürfen. Und nach 1989 fiel ein heller Schein der Hoffnung auf ein zukünftig einiges Europa, in dem die Menschen in Freiheit, Frieden und Geborgenheit leben könnten. – War dies ein Trugbild nur? Wie stellt sich Europa heute dar? Erlangen die verbalen, teilweise apodiktisch anmutenden Bekenntnisse zu »gemeinsamen Werten«, zu »Freiheit, Gleich- heit, Brüderlichkeit«, also zu unveräußerlichen Menschenrechten und Soli- darität, lediglich in »Sonntagsreden« eine scheinbare Realität? Wird unser gemeinsames kulturelles Erbe stark genug sein, wieder eine gemeinsame Sprache zu finden; oder katapultieren uns nationale Egoismen zurück ins 19. Jahrhundert sowie populistische Versprechen einfacher Lösungen unserer zunehmend komplexen Probleme wieder in totalitäre Staatsstrukturen? – Skepsis ist sicherlich angebracht, aber dürfen wir uns Resignation erlauben? Wir sollten die genannten Gedenktage nutzen und es als Aufgabe empfin- den, aktiv an Händel zu erinnern. Erfahrungsgemäß gelingt es leicht, die Menschen mit Händels Musik und speziell mit seinem Oratorium Messiah positiv emotional anzurühren und sie vielleicht auch »besser zu machen«, wie es nach der Überlieferung Händels Intentionen entsprach. Allerdings sind dazu Anstrengungen notwendig, möglichst vielen europäischen Bürgern eine vorauszusetzende kulturelle Bildung zu ermöglichen. Dies wäre u. a. ein treffliches Argument für eine Stärkung des schulischen Musikunterrichtes sowie eine auskömmliche öffentliche Kulturförderung, die auch sozial ver- trägliche Eintrittspreise ermöglicht. In diesem Sinne sei der halleschen Händel-Pflege weiterhin Erfolg gewünscht! Edwin Werner 1016_Mitteilungen.indd 5 31.10.16 10:16 6 Interview mit dem Geschäftsführenden Vorstand der Felix-Mendelsohn-Bartholdy-Stiftung und Direktor des Mendelssohn-Hauses Leipzig, Herrn Jürgen Ernst Herr Ernst, Sie sind sowohl Ge- und Materialwirtschaft. Ich will nicht schäftsführender Vorstand der Felix- verhehlen, dass das für alle Beteiligten Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung zuweilen sehr anstrengend ist, es aber als auch Direktor des Mendels- andererseits einen höchst effizienten sohn-Hauses zu Leipzig. Sind das und reibungsarmen Betrieb ermög- wirklich zwei verschiedene Aufga- licht. Ursprünglich waren natürlich fi- benbereiche? nanzielle Pressionen Ursache für die- Ja, die Stiftung ist als juristische Per- se Struktur. son Trägerin des Museums, und so für den Haushalt, die Vermögensverwal- Wie wird man Direktor des Mendels- tung, die Personalhoheit, die inhalt- sohn-Hauses, welche Voraussetzun- liche Ausrichtung der Stiftungsarbeit gen sind für eine solche Aufgabe zu etc. zuständig. Diese Aufgaben ver- erfüllen? antwortet der Geschäftsführende Zuerst einmal, wenn man von Kurt Vorstand der Stiftung nach Maßgabe Masur in dessen Eigenschaft als und in Zusammenarbeit mit dem Stif- Vorstandsvorsitzender des für die tungsrat. Der Direktor des Mendels- Rettung des Mendelssohn-Hauses ge- sohn-Hauses ist im operativen Tun, gründeten Vereins für diese Aufgabe in den musealen, wissenschaftlichen ausgewählt wurde. Gefragt war ein und künstlerischen Bereichen verant- Kulturmanager, der sowohl die bau- wortlich. Das könnten auch gut zwei liche Rettung des Hauses, als auch Personen sein, in der Stiftung und im den Ausbau, die Einrichtung des Mendelssohn-Haus gibt es aber eine Museums und dessen museale, wis- Vielzahl von Tätigkeiten, die wir ge- senschaftliche und künstlerische Aus- bündelt haben: so ist die Leiterin des richtung verantworten konnte. Dieses Museums auch die Leiterin der mu- wahrlich breit gefächerte Aufgaben- sikwissenschaftlichen Abteilung, die gebiet kam mir insoweit entgegen, Leiterin des Konzert- und Veranstal- weil ich über eine abgeschlossene in- tungsbüros ist gleichzeitig für die genieurwissenschaftliche Ausbildung Öffentlichkeitsarbeit zuständig und und auch über eine breite Bildung im die Leiterin der Buchhaltung managt Bereich Musikgeschichte und Kultur- auch gleichzeitig die Hausverwaltung management verfüge. 1016_Mitteilungen.indd 6 04.11.16 16:44 7 Auf Anregung des damaligen Ge- Ist diese Förderung vordergründig wandhauskapellmeisters Kurt Masur eine finanzielle Unterstützung? wurde 1991 ein Verein mit dem Ziel Natürlich gelten Fördervereine heute der Erhaltung des Wohnhauses von immer dann als besonders erfolgreich, Felix Mendelssohn Bartholdy in der wenn sie möglichst große Summen an Leipziger Goldschmidtstraße und Fördergeldern akquirieren können. Ich zur Einrichtung eines Museums ge- bin aber unbeirrt der Meinung, dass sie gründet. Sie sind seit der Eröffnung auch für die Kernaufgaben unserer Ar- des Museums 1997 sein Direktor. beit, die Bewahrung und Verbreitung Welche Aufgabe hat das Museum? des Erbes von Felix Mendelssohn Bar- Das Mendelssohn-Haus ist die ein- tholdy, durch Veranstaltungen, Lobby- zige bauliche erhalten gebliebene arbeit etc. viel beitragen können. Privatadresse und der Sterbeort des Komponisten, Musikers, Europäers Gibt es eine strukturierte Zusam- par excellence und Mittlers zwischen menarbeit zwischen dem Mendels- den Religionen. Es ist das Kompetenz- sohn-Haus und dieser Fördergesell- zentrum für die Bewahrung und Ver- schaft? breitung des Erbes dieses in jeder Hin- Ja, die gibt es, allerdings muss sich die sicht außergewöhnlichen Menschen. Arbeit der Gesellschaft erst noch nach- haltig festigen, weil sie durch den Be- Der Stiftung, die 2012 aus dem 1991 triebsübergang des Hauses und des gegründeten Verein hervorging, Museums an die Stiftung eine gänzlich stand kein Geringerer als Kurt neue Struktur und ein neues Selbst- Masur erst als Vorstandsvorsitzen- verständnis erfahren hat. Aber wir den- der und dann als Präsident vor. Sein ken, dass wir das in den kommenden Tod war für die gesamte Musikwelt Jahren erfolgreich gestalten werden. ein großer Verlust. Kann die Stif- tung ganz in seinem Sinne weiter- Im vergangenen Jahr haben Mitglie- arbeiten oder ergeben sich nun der unseres »Freundes- und Förder- konzeptionelle Änderungen? kreises des Händel-Hauses zu Halle« Tatsächlich hat Kurt Masur unsere das Mendelssohn-Haus besucht. Wir Arbeit über 25 Jahre hinweg geprägt. alle waren stark beeindruckt von der Natürlich wird sein Vermächtnis