Praxis Distris für Alt-PCs (Teil 1) © Marcel Schauer, 123RF © Marcel

Linux für ältere Systeme (Teil 1) neben den bekannten Standard-Ab- kömmlingen viele Distributionen, die sich speziell älterer oder gar sehr betag- ter Hardware annehmen und darauf agil ihren Dienst verrichten. Flottgemacht Dabei bedeutet ein schlankes Design keineswegs einen Verzicht auf Komfort oder aktuelle Software: Da mehrere der Wer glaubt, ältere Computer taugten aufgrund zu geringer für schwachbrüstige Hardware entwi- ckelten -Derivate auf Standard-Dis- Leistung nicht mehr für aktuelle Software, der täuscht sich, tributionen wie oder aufsetzen und von diesen wichtige Sys- wie schlanke Linux-Distributionen beweisen. Erik Bärwaldt temkomponenten wie die Paketverwal- tung übernehmen, stehen stets auch die Software-Repositories der großen Brü- der im Hintergrund bereit. README Viele Anwender nutzen ältere Rechner, manche liebäugeln auch aus Kosten- Moderne Linux-Systeme setzen immer mehr Kriterien gründen oder wegen ökologischer Prä- Systemressourcen voraus. Es gibt aber auch ferenzen mit dem Kauf eines Gebraucht- Um als praxistauglich zu gelten und da- speziell für den Einsatz auf älterer Hardware PCs. Oft läuft auf dem Oldie obsolete mit eine gewisse Verbreitung zu erlan- optimierte Linux-Distributionen, die alten Software weiter, weil der Besitzer irrtüm- gen, müssen auch kleine Linux-Projekte Schätzchen zu einem zweiten Frühling ver- licherweise annimmt, Linux sei stets auf für ältere Systeme ein ergonomisches relativ neue Hardware angewiesen. Das Design und stimmige Bedienung bieten. helfen. Zu dieser Riege zählen beispiels- freie Betriebssystem mit weit über 300 Allzu viel Individualität, wie eine eigene weise AntiX, Bodhi Linux und . aktiv gepflegten Derivaten bietet jedoch Paketverwaltung, ein exotischer Desktop

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oder eine geringe Zahl alltagstauglicher ten Variante ein eigenes ISO-Image re- Applikationen, verringert dabei nur den mastern. Die Distribution steht in mehre- Nutzwert. Wesentlich erfolgverspre- ren 32- und 64-Bit-Varianten zum Down- chender erweist sich dagegen die Über- load bereit, wobei keine der ISO-Abbilder AntiX 17.1, Bodhi 4.5.0 Legacy, nahme und funktionelle Weiterentwick- 835 MByte Größe überschreitet. Linux Lite 3.8 (alle 32 Bit) lung einer anerkannten und praxiser- Im Test auf einem knapp neun Jahre bootfähig auf Heft-DVD probten Oberfläche, die für den Nutzer alten Rechner stach beim Start des Live- keine Überraschungen bereithält. Systems von einem USB-Stick aus das ra- Zudem muss das System trotz Bedien- sante Tempo ins Auge: Der IceWM-Desk- komfort schlank bleiben. Hinzu kommt, top baut sich inklusive des Conky-Sys- dass gerade für Einsteiger Hürden wie temmonitors in wenigen Sekunden voll- etwa fehlende Firmware-Dateien oft ein ständig auf, wobei auf dem Testsystem Hindernis darstellen, das die Lust auf das die Auslastung des Arbeitsspeichers ge- neue Betriebssystem schnell in Frust um- rade einmal 180 MByte betrug. schlagen lässt. Daher sollte die Distribu­ In den Menüs finden Sie bereits beim tion die zahlreichen Firmware-Dateien Live-System unzählige Anwendungen in für spezielle Hardware wie WLAN- oder knapp einem Dutzend Kategorien mit GSM/​UMTS-Karten mitbringen. verschiedenen Unterordnern. Dabei fin- In unserem Vergleich treten fünf den sich insbesondere in der Gruppe schlanke Linux-Derivate an, die sich als ­Anwendungen | Systemwerkzeuge viele alltagstaugliche, einsteigerfreundliche Applikationen zur Systemwartung und Betriebssysteme auch für ältere Hardware Datenrettung. Für den Alltagseinsatz ty- bestens eignen: AntiX 17 aus Griechen- pische Programme wie LibreOffice oder land, Bodhi Linux aus den USA, Linux Lite Firefox stehen auch im Live-Betrieb be- aus Neuseeland, Q4OS aus Deutschland reit. Über den Starter Install aktivieren und ROSA Desktop Fresh R10 mit LXQt- Sie den distributionseigenen Installati- Desktop aus Russland. onsassistenten, der das Betriebssystem Im ersten Teil unseres Workshops stel- in schlichter Optik und wenigen Schrit- len wir Ihnen in alphabetischer Reihen- ten auf den Massenspeicher befördert. folge die ersten drei Probanden vor, wäh- Bei vielen Werkzeugen nahmen die rend wir im zweiten Teil in der kommen- Entwickler Optimierungen vor, die der den Ausgabe die beiden letztgenannten Distribution zu einer geschmeidigen Ar- Kandidaten unter die Lupe nehmen. beitsweise auf älterer Hardware verhel- fen. So bringt AntiX ein eigenes Screen­ AntiX Linux

AntiX 17  1 basiert auf der „Stable“- Version von Debian, die durch umfang- reiche Tests vor der Freigabe Stabilität und Zuverlässigkeit gewährleistet. Unter der Haube setzt das griechische Debian- Derivat nach wie vor auf SysVinit als Init- System, anstelle des inzwischen weit verbreiteten Systemd. Die Systemvoraussetzungen gestalten sich sehr moderat: Das System benötigt lediglich einen Pentium-III-Prozessor, 256 MByte Hauptspeicher und mindes- tens 2,7 GByte freien Festplattenplatz. Die Entwickler empfehlen AntiX nicht nur als solider Allrounder für den täg­ lichen Einsatz, sondern auch als Rescue- System. Zusätzlich lässt es sich individu- 1 Das auf Debian „Stable“ basierende AntiX Linux nutzt als Desktop den besonders ell anpassen und aus der so modifizier- ­ressourcenschonenden Fenstermanager IceWM.

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top | Alternative Desktops das für Sie Pas- sende aus. Für Einsteiger bietet das Sys- tem zudem im Menü Hilfe unzählige ­Videos und Anleitungen sowie Hilfe­ seiten zu verschiedensten Themen. Bei der Systemverwaltung greift AntiX teilweise auf schlanke Standardpro- gramme zurück, die es in eigene Routi- nen einbindet: So verwendet der Instal- ler beispielsweise zur Partitionierung Gparted. Die Systeminformationen, die Sie im Kontrollzentrum finden, gestatten 2 Das griechische Debian-Derivat AntiX hat auch ein eigenes Kontrollzentrum. über verschiedene Auswahloptionen die Anzeige von Hardware- und Software­ informationen durch Tools wie Lspci shot-Programm mit, und auch beim Kon- oder Lscpu. Zum Einrichten des WLAN- trollzentrum zum Verwalten und Konfigu- Zugangs kommt dagegen der grafische rieren der Hard- und Software handelt es Netzwerkmanager Wicd zum Einsatz. sich um eine Eigenentwicklung 2. Das Kommandozeilenprogramm Inxi Für Freunde optisch aufgewerteter sorgt schließlich für einen detaillierten Desktop-Umgebungen finden sich im Überblick über die im System vorhande- Menü Themes mehr als 50 verschiedene ne Soft- und Hardware. Dekorationen, die den Fenstern und der AntiX bindet voreingestellt neben den Panelleiste ein individuelles Aussehen eigenen Software-Sammlungen gleich verleihen. Möchten Sie eine alternative Repositories von Debian mit ein, zur Ver- schlanke Arbeitsoberfläche nutzen, wäh- waltung dient der komfortable grafische len Sie aus einer stattlichen Anzahl zu- Paketmanager . Dadurch stehen sätzlicher Oberflächen im Menü Desk­ über 52 000 Pakete zur Installation be- reit. Zudem lassen sich auch Drittquellen nutzen, die Pakete für Debian anbieten. Aber bereits der ab Werk mitgelieferte Fundus an kleineren und größeren Pro- grammen kann sich sehen lassen, die Menüs sind prall gefüllt 3.

Bodhi Linux

Das aus den USA stammende Bo- dhi ­Linux  nutzt als einzige Distributi- on den Moksha-Desktop 4, eine Weiter­ entwicklung von E17. Die Entwickler von Bodhi schufen Moksha als Antwort auf die mangelhafte Enlighten- ment-E18-Oberfläche und befreiten es von experimentellen Funktionen. Sowohl der Desktop als auch das auf Ubuntu basierende Betriebssystem las- sen sich aufgrund des niedrigen Res- sourcenverbrauchs auch gut auf betag- ter Hardware einsetzen. Das System steht in zwei Varianten bereit, mit knapp 730 MByte Umfang für 32-Bit-Rechner und etwa 775 MByte Größe für 64-Bit- 3 AntiX wartet mit einer umfangreichen Softwareausstattung auf. Systeme. Beide Abbilder arbeiten hybrid,

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gestatten also auch die bootfähige In­ fiehlt sich ein Blick in die Menüs. Das stallation auf einem USB-Speicherstick. Live-System verfügt über eine konven­ Die als Legacy bezeichnete Variante tionelle Menüstruktur, die allerdings nur für 32-Bit-Hardware eignet sich für PCs, wenige kleinere Applikationen beher- die noch kein PAE unterstützen . Da- bergt. Bodhi eignet sich daher nur sehr mit lässt sich diese Version auch auf sehr eingeschränkt für den Produktiveinsatz betagten Pentium-M- und Core-Duo-Ge- aus dem Live-System heraus. räten betreiben. Als empfohlene System- Nach Anwahl des links in der Panel- voraussetzungen geben die Entwickler leiste angeordneten Starters Install Bodhi einen mit 1 GHz getakteten Hauptpro- Linux 4.4.0 startet das Einrichten auf der zessor, 512 MByte RAM und 10 GByte Festplatte über den Ubuntu-Installa­ Festplattenspeicher an. Damit läuft das Ubuntu-Derivat selbst auf Maschinen, die zehn oder mehr Jahre auf dem ­Buckel haben. Wie AntiX Linux bietet auch Bodhi kei- ne Möglichkeit, die Installation direkt aus dem Grub-Startbildschirm heraus anzustoßen – sie funktioniert nur aus dem Live-System heraus. Dieses geleitet Sie in einen in dunklen Grautönen ge- haltenen, unspektakulären Desktop mit einer horizontalen Panelleiste namens IBar am unteren Rand. Nach Anzeige des Desktops startet der schlanke -Webbrowser, der ein Quick-Start-Fenster mit zahlreichen Hin- weisen in englischer Sprache öffnet. Da der Desktop nach dem Schließen des 4 Die aus den USA stammende Distribution Bodhi Linux nutzt als Desktop die auf E17 Browsers keinerlei Starter aufweist, emp- fußende Eigenentwicklung Moksha.

5 Gewöhnungsbedürftig: Die Lokalisierung müssen Sie bei Bodhi in mehreren, unabhängigen Dialogen einstellen.

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6 Das Appcenter ersetzt in Bodhi die grafische Standard-Paketverwaltung Synaptic.

7 Das Ubuntu-Derivat Linux Lite benötigt ungeachtet seines Namens im Vergleich zum restlichen Testfeld relativ viele Systemressourcen.

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tionsassistenten Ubiquity. Diesen Starter bringt Bodhi in der Grundinstallation erreichen Sie alternativ auch über das ­allerdings nicht mit, es lässt sich jedoch Menü Applications | Preferences. manuell nachziehen. Nach einem abschließenden Reboot Bodhi bringt von Haus aus nur wenige erscheint der Moksha-Desktop ohne we- Programme mit, weswegen auch sentliche Modifikation, auch die Quick- Menürubriken wie etwa Büro- und Mul- Start-Seite öffnet sich erneut. Zunächst timedia-Anwendungen komplett fehlen. empfiehlt es sich, die deutsche Lokalisie- Über Synaptic oder das Appcenter las- rung nachzuinstallieren. Zwar bietet Ubi- sen sich gewünschte Programme aber quity das Laden deutscher Sprachein- komfortabel aus dem Ubuntu-Fundus stellungen an, Bodhi übernimmt diese beziehen. Setzen Sie das System auf hin- im Gegensatz zu den Tastatureinstellun- reichend leistungsfähiger Hardware ein, gen jedoch nicht ins Betriebssystem. können Sie dann auch ressourceninten- Das System lässt sich enorm detailliert sivere Applikationen wie LibreOffice, konfigurieren, allerdings auf mehrere Firefox oder Gimp nutzen. Werkzeuge verteilt. So gerät das Setup Bodhi Linux glänzt durch seinen sehr insbesondere für Neueinsteiger leicht niedrigen Ressourcenverbrauch: In un- zum Suchspiel. Zunächst müssen Sie im serem Test belegt es mit mehreren ge- Menü Settings | Modules das Untermenü öffneten kleinen Anwendungen rund Settings und in der angezeigten Liste das 340 MByte Arbeitsspeicher, wobei es die Modul Language laden, indem Sie es an- vorhandenen Prozessorkerne kaum aus- klicken. Dann betätigen Sie unterhalb des Listenbereichs die Schaltfläche Load. Nun schließen Sie dieses Fenster und öffnen im Menü Settings das Settings Pa­ nel. Hier finden Sie oben horizontal in der Schalterleiste die Option Language. Kli- cken Sie darauf und anschließend auf Language Settings. Im sich daraufhin öff- nenden Fenster wählen Sie die deutsche Lokalisierung an und klicken danach auf Apply und OK. Nun erscheinen alle Menüs und Fenster in deutscher Sprache 5. Die Konfigurationsmöglichkeiten un- ter Bodhi Linux weichen deutlich von denen anderer Oberflächen ab. So be- herbergen die Menüs Anwendungen | 8 Die Lokalisierung nehmen Sie Systemwerkzeuge und Anwendungen | in Linux Lite per Auswahlliste vor. Einstellungen mehrere Werkzeuge zum Anpassen des Systems. Für Betriebssys- temaktualisierungen bietet die Distribu- tion ebenfalls eine eigene Routine: Un- ter Anwendungen | Systemwerkzeuge ru- fen Sie dazu den System Updater auf, der Bodhi auf den aktuellsten Stand hievt. Unter Anwendungen | Systemwerkzeu­ ge erreichen Sie auch das Bodhi Appcen­ ter 6. Darin finden Sie einen Installati- onsassistenten für verschiedene, nach Anwendungsbereichen kategorisierte Programme. Über Apt lassen sich zudem sämtliche in Ubuntu verfügbaren Repo- sitories und jene von Drittanbietern nut- zen. Das grafische Frontend Synaptic 9 Hilfe einmal anders: Über verlinkte Seiten erhalten Sie in Firefox nützliche Infos.

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lastet. Auch das Öffnen von Libre­ in den Live-Modus. Nach kurzer Zeit er- Office 5.1.6 und Firefox Quantum 58.0.1 scheint der XFCE-Desktop mit einem Will- mit mehreren geöffneten Tabs erhöht kommensbildschirm und diversen Hin- den Speicherverbauch auf lediglich weisen. XFCE nutzt hier das Whisker-Me- rund 750 MByte, wobei die sehr agile nü, das eine moderne Bedienerführung ­Arbeitsweise des Systems positiv auf- ähnlich jener von KDE gewährleistet. fällt. Daher eignet sich Bodhi Linux auch Auf der Arbeitsoberfläche findet sich für Maschinen mit lediglich 2 GByte neben einem Icon zum Aufruf der Hilfe- RAM als solider Allrounder, erfordert funktion auch ein Starter für die Installa- ­jedoch wegen des Moksha-Desktops tion des Betriebssystems. Letzterer akti- ­einige Einarbeitungszeit. viert den Ubuntu-Assistenten Ubiquity, der das Betriebssystem in wenigen Linux Lite Schritten auf den Massenspeicher packt. Schon im Live-Modus bringt das System Laut Distrowatch.com zählt das aus Neu- reichlich Software mit, darunter auch seeland kommende Linux Lite 3.8  zu ressourcenlastige Applikationen wie den beliebtesten Distributionen für älte- ­LibreOffice, Firefox und Thunderbird. re Hardware 7. Es basiert auf Ubun- Das System benötigt bereits im Leer- tu 16.04.1 LTS und erhält entsprechend lauf über 400 MByte Arbeitsspeicher. bis April 2021 Updates und Bugfixes; als Entsprechend großzügig geben die Ent- Desktop kommt XFCE zum Einsatz. Das wickler daher auch die Systemanforde- System steht sowohl in 32- und 64-Bit- rungen an: Sie umfassen einen 1,5 GHz Versionen zum Download bereit, die schnellen Prozessor, 1024 MByte Arbeits- Images sind jeweils etwa 1,1 GByte groß. speicher und 20 GByte freien Platz auf Wie AntiX und Bodhi bootet auch dem Massenspeicher. Bei Grafikkarte ­Linux Lite ohne Installationsoption direkt und Monitor gibt sich Linux Lite eher moderat, es genügt ein XGA-kompati­ bles Display (1024 x 768 Punkte) mit VGA-, DVI- oder HDMI-Schnittstelle. Den in professionellen Umgebungen weit verbreiteten DisplayPort vergaßen die Entwickler dagegen. Linux Lite spricht voreingestellt Eng- lisch. Die Einstellungen zum Umstellen auf die deutsche Lokalisierung finden Sie unter Settings | Language Support. Beachten Sie, dass Sie die vorhandene englische Lokalisierung dabei nicht lö- schen dürfen, da das Setup andernfalls die Spracheinstellungen nicht ändert. Die in Ubiquity vorgenommene deut- sche Einstellung beeinflusst Menüs und Programme nicht, sondern ändert ledig- lich die Tastatureinstellung und die Schreibweisen von Maßeinheiten und metrischen Daten 8. Anschließend er- scheinen die meisten Einträge in den Me- nüs in deutscher Sprache. Da jedoch das Whisker-Menü noch nicht vollständig ­lokalisiert wurde, gibt es immer noch ­einige Starter in englischer Sprache. Bei der Integration von Hilfefunktio- nen gingen die Lite-Entwickler recht un- 0 Linux Lite verfügt über einen eigenen Software-Installer. konventionell vor. Neben dem Willkom-

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mensbildschirm, der bereits viele Hin- Zur Softwareinstallation bietet Linux Lite Verbesserungsbedarf besteht bei der weise und Informationen liefert, finden mehrere Instrumente. Da das System als deutschen Lokalisierung: Das Whisker- Sie auf dem Desktop im Live-System ein Ubuntu-Abkömmling auch dessen Repo- Menü hält immer noch viele Einträge Icon namens Help Manual. Es startet den sitories nutzt, steht der komplette Be- ausschließlich in englischer Sprache vor. Webbrowser und ruft eine interne Seite stand von Ubuntu 16.04 LTS mit mehr als Im Test fielen uns zudem auf mehreren in Kacheloptik mit verschiedensten ver- 56 000 Paketen zur Verfügung. Über In­ Maschinen nachvollziehbare Stabilitäts- linkten Hilfethemen auf 9. Im installier- stall/​Remove Software alias Synaptic aus probleme von Ubiquity auf, die nach Ab- ten System finden Sie das Help Manual dem Hauptmenü fügen Sie neue Pro- stürzen des Programms jeweils einen nicht mehr auf dem Desktop, sondern gramme hinzu oder entfernen alte. Darü- zweiten Durchlauf der Installation zur direkt nach dem Öffnen des Whisker- ber hinaus steht ein eigenes Software- Folge hatten. Menüs prominent an erster Stelle. Center zur Verfügung, das Sie im Menü Die Systemverwaltung nehmen Sie System über Lite Software erreichen. Es Fazit primär in den Menüs Einstellungen und erlaubt die Installation von Anwendun- System vor. Das XFCE-Kontrollzentrum, gen, wobei es deren Abhängigkeiten für Bereits die ersten drei Kandidaten unse- das ähnlich wie das KDE-Pendant viele den Anwender transparent nachzieht 0. res Workshops demonstrieren, dass auch Optionen rund um den Desktop bietet, Für einige Hardware-Komponenten ältere und im Mainstream der Industrie finden Sie unter Einstellungen mit einem stehen neben freien auch proprietäre als zu schwach für moderne Betriebssys- gleichnamigen Starter. In diesem Menü Treiber und Firmware bereit, so für GPUs teme angesehene Rechner durchaus lässt sich durch Wahl von Lite Upgrade von Nvidia und AMD/​ATI und für High- noch zu gebrauchen sind. Außerdem das System innerhalb eines Release-Zyk- End-CPUs von . Über Einstellungen | zeigen die vorgestellten Distributionen, lus auf die neueste Ausgabe aktualisie- Install Drivers richten Sie die proprietä- dass ein schlankes Design nicht zwangs- ren, inklusive der Erneuerung sämtlicher ren Treiber ein, die häufig mehr Funktio- läufig mit veralteter Software und rusti- Systemkomponenten. Der Schalter nen bieten als die freien Module. Dabei kalem Outfit einhergeht. Auch auf alten ­Install Updates im Hauptmenü installiert sucht der Assistent anhand der erkann- Computern muss also der Desktop dagegen nur Aktualisierungen für be- ten Hardware nach passenden Treibern längst nicht aus schnöder Einheitskost reits vorhandene Pakete, und zwar und findet gelegentlich für eine Kompo- bestehen, sondern lässt sich vielfältig ­zyklusunabhängig. nente auch mehrere alternative Module, gestalten, ohne dass es zu Leistungsein- Im Menü System findet sich außerdem von denen Sie eines aktivieren. bußen kommt. (tle) n der Eintrag Lite Tweaks, mit dem Sie das Linux Lite agiert zwar schnell und System auf Schwachstellen untersuchen: auch recht stabil, benötigt aber auch So findet die Routine überflüssige Datei- deutlich mehr Ressourcen als AntiX und Weitere Infos und en und problematische Einstellungen Bodhi Linux: im Leerlauf rund 560 MByte interessante Links und löscht diese, beziehungsweise RAM, bei geöffnetem LibreOffice und www.​­linux‑user.​­de/​­qr/​­40342 nimmt auf Wunsch Änderungen vor. Firefox bereits auf knapp 1 GByte.

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