FILMLADEN Filmverleih präsentiert

DAS SCHMUCKSTÜCK Ein Film von Francois Ozon

Frankreich, 1:1,85, Farbe, 104 Minuten

Verleih: Filmladen GmbH. Mariahilfer Straße 58/7, A-1070 Wien Tel: 01/523 43 62-0 [email protected] www.filmladen.at

DAS SCHMUCKSTÜCK

Besetzung Suzanne Pujol Catherine Deneuve Maurice Babin Gérard Depardieu Robert Pujol Fabrice Luchini Nadège Karin Viard Joëlle Pujol Judith Godrèche Laurent Pujol Jérémie Renier Spanischer Fernfahrer Sergi Lopez Geneviève Michonneau Evelyne Dandry André Bruno Lochet Suzanne (jung) Elodie Frégé Maurice Babin (jung) Gautier About Robert Pujol (jung) Jean-Baptiste Shelmerdine Flavien Noam Charlier Stanislas Martin de Myttenaere

Stab Regie, Drehbuch, Adaption François Ozon Freie Adaption des Stückes von Barillet & Grédy Produktion Eric et Nicolas Altmayer Aufnahmeleitung Pierre Wallon Kamera Yorick Le Saux Ton Pascal Jasmes Szenenbild Katia Wyszkop Kostüm Pascaline Chavanne Regieassistent Hubert Barbin Casting Frankreich Sarah Teper, Leila Fournier Casting Belgien Mickael de Nijs Skript Joëlle Hersant Schnitt Laure Gardette Tonschnitt Benoît Gargonne Mischung Jean-Paul Hurier Standfotograf Jean-Claude Moireau Nicolas Schul Patrick Swirc

KURZINHALT

1977: Madame Suzanne (CATHERINE DENEUVE), Gattin des Regenschirm- fabrikanten Pujol (FABRICE LUCHINI), fühlt sich vernachlässigt. Sie vergleicht sich mit einer „Potiche“, einer Porzellanvase, die keinerlei Funktion hat und nur hübsch anzuschauen ist. Auch Pujol sieht in Suzanne lediglich ein dekoratives Schmuckstück. Viel lieber vergnügt er sich mit seiner Geliebten oder im Nachtclub, beutet die Arbeiter in seiner Fabrik nach Kräften aus und fühlt sich ganz wie ein Grandseigneur. Doch das Spiel hat ein jähes Ende, als Pujol einen Herzanfall erleidet. Suzanne übernimmt kurzerhand die Leitung der Fabrik, verordnet Wohlstand für alle und verbündet sich mit dem örtlichen Abgeordneten der kommunistischen Partei, Monsieur Babin (GÉRARD DEPARDIEU). Und schon bricht die künstlich errichtete, wunderschöne Fassade zusammen. Zwar entpuppt sich Suzanne als die bessere Chefin, doch was Suzanne und ihr Sohn aus der Firma machen, darf nicht sein…

Pressenotiz

Spätestens nach dem triumphalen Start in Frankreich und dem Publikumserfolg auf den Filmfestivals in Venedig und Toronto ist klar: Mit DAS SCHMUCKSTÜCK, seinem 13. Film, wird François Ozon an den internationalen Erfolg seiner „8 Frauen“ anknüpfen. Bei ihrer Verwandlung vom dekorativen Heimchen in die politisch aktive Powerfrau läuft Catherine Deneuve zu komödiantischer Hochform auf. Als Gegenspieler sorgen Fabrice Luchini als cholerischer Kapitalist und Gérard Depardieu als sentimentaler kommunistischer Bürgermeister für überraschende Tiefschläge, Tanzeinlagen und Schicksalswendungen. Ozon belebt die patri- archalische Gesellschaft der Siebziger Jahre liebevoll ironisch mit Kostümen, Farben, Ausstattung und französischen Chansons. In den spritzigen Dialogen nimmt die Komödie auch den heutigen französischen Politzirkus und den Präsidenten aufs Korn und gibt der Farce von der Revanche einer Frau eine bissige Aktualität.

INHALT

Im kleinen nordfranzösischen Städtchen Saint-Gudule ist der Frühling des Jahres 1977 angebrochen. Madame Suzanne Pujol (CATHERINE DENEUVE), die Gattin des lokalen Firmenchefs, hat die häuslichen Pflichten ruhen lassen, um sich die Beine zu vertreten. Sie joggt im roten Trainingsanzug und mit Lockenwicklern im blondierten Haar durch den Wald, grüßt unterwegs Rehe, Hasen oder Eichhörnchen und notiert ihre Eindrücke in einem Notizbuch.

In ihrer feudalen Villa kommt Robert Pujol (FABRICE LUCHINI), der Chef der Regenschirmfabrik, missmutig zum Frühstück und herrscht seine Frau an. Dass sie die Firma ihres Vater vor vielen Jahren als Mitgift in die Ehe gebracht hat, scheint ihn nicht weiter zu beeindrucken. Robert Pujol fährt in seine Firma, wo ihm seine eifersüchtige Sekretärin und Mätresse Nadège (KARIN VIARD) im knapp sitzenden Kostüm eine Szene macht. Zuhause räumt Suzanne derweil singend die Spülmaschine aus und erfährt von ihrer blond gelockten Tochter Joëlle (JUDITH GODRECHE), dass sie sich von ihrem Mann Jean-Charles scheiden lassen und in der Firma ihres Vaters arbeiten will, denn das Schlimmste wäre für sie, wie ihre Mutter zu werden - ein nutzloses Schmuckstück! Als Robert aus der Firma zurückkehrt, erinnert Suzanne ihn an ihren heutigen Geburtstag, aber Robert ärgert sich über seinen Sohn Laurent (JEREMIE RENIER), der die Tochter der Bäckerin heiraten will und macht sich überstürzt wieder auf den Weg, um den in seiner Fabrik ausgebrochenen Streik zu beenden.

Abends bereitet Suzanne ihr Geburtstagsessen umgeben von ihren Kindern vor. Laurent, der in Politik studiert und anders als seine konservative Schwester liberale Ideen vertritt, zeigt kein Interesse daran, an der Seite seines kapitalistischen Vaters in der Regenschirmfabrik zu arbeiten. Als Suzanne auf die Rückkehr des Hausherren wartet, platzt die Sekretärin Nadège mit der Nachricht ins Haus: Die streikenden Arbeiter haben Pujol als Geisel genommen, nachdem er einen Vorarbeiter geschlagen hat. Hart bleiben oder verhandeln? Die Familie ist sich nicht einig, bis Laurent sich als Austauschgeisel für seinen herzkranken Vater anbietet. Aber Laurent gelingt es nicht, seinen unnachgiebigen Vater zu einem Kompromiss zu überreden. Also will sich Suzanne als Unterhändlerin auf den Weg machen, um die Lage zu entschärfen.

Anstatt die Fabrik anzusteuern, fährt sie in ihrem roten Kleinwagen zur Neubauwohnung des örtlichen kommunistischen Abgeordneten und ehemaligen Gewerkschaftsführers Maurice Babin (GÉRARD DEPARDIEU). Babin empfängt Suzanne im Morgenmantel und versteht schnell, dass sie ihren Mann mit seiner Hilfe befreien will. Der allein lebende Volkstribun gibt sich hart und abweisend, aber wird weich, als Suzanne an ihre gemeinsame, weit zurückliegende Romanze erinnert. Damals waren sich der Arbeitersohn und die Fabrikantentochter nähergekommen, als die frisch verheiratete Suzanne auf einer einsamen Landstrasse eine Reifenpanne hatte und der junge Babin am Steuer seines Lastwagens des Weges kam. Damals hatte ihre nicht standesgemäße Romanze keine Zukunft, aber beide erinnern sich mit einer gewissen Sehnsucht an sie.

Babin verspricht, Suzannes Gatten zu befreien, aber stellt Bedingungen. Als der herzschwache Pujol nach Hause zurückkommt, ist er von der Aufregung gesundheitlich so angeschlagen, dass er das Bett hüten und auf die Firmengeschäfte vorerst verzichten muss. Dabei erfährt Suzanne auch, warum er so vehement gegen die geplanten Hochzeit seines Sohnes mit Floriane Marquiset, der Tochter der Bäckerin, ist: Er habe gute Gründe zu glauben, sie sei seine eigene Tochter, da ihre Mutter damals seine Geliebte war. Von diesem Tiefschlag verletzt, kündigt Suzanne ihrem Mann Rache an.

Babin trifft im Hause der Pujols ein und verlangt, auf die Forderungen der Gewerkschaften einzugehen. Aber Robert Pujol regt sich über den Auftritt seines Erzfeindes so auf, dass er eine Herzattacke erleidet und ins Krankenhaus muss. Wer soll die Firma bei den schwierigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften vertreten? Babin schlägt Suzanne vor, und nach kurzem Zögern akzeptiert sie die neue Aufgabe. Ihr Sohn ermutigt sie, die Zeichen der Zeit zu erkennen: überall würden die Frauen an die Macht kommen.

Anders als ihr verstockter Gatte und seine konservative Tochter Joëlle ist Suzanne bereit, mit den Arbeitern zu verhandeln. Zusammen mit dem äußerst kooperativen Babin bereitet sie ihre versöhnliche Rede vor und fährt in großer Abendgarderobe und mit Perlenketten um den Hals zum Treffen mit den Gewerkschaftlern. Zum Erstaunen aller beweist sie viel Geschick beim Verhandeln, kündigt Reformen an und geht auf einige Forderungen der Arbeiter ein, so dass diese ihren Streik abbrechen. Von ihrem ersten Etappensieg ermutigt, lädt die neue Chefin ihre Kinder ein, sie bei der Arbeit in der Firma zu unterstützen.

Zusammen mit Babin verbringt sie einen romantischen Abend in der örtlichen Disco „Badaboum“, wo beim Tanzen alte Gefühle wach werden. Der verliebte Babin will mit ihr ein neues Leben anfangen, aber die ebenso aufgewühlte Suzanne findet es vernünftiger, nicht von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Es bleibt bei einem letzten Kuss.

Das früher rein dekorative „Schmuckstück“ ist jetzt als Chefin im Aufwind: In der Firma herrscht ein freundliches Arbeitsklima, ihr kunstbegeisterter Sohn entwirft moderne Regenschirmmodelle und die Produktion floriert. Auch die Sekretärin Nadège hat sich vom unterwürfigen Püppchen ihres Chefs an der Seite Suzannes in eine engagierte Vertreterin der Arbeiterklasse verwandelt. Nichts ist wie früher, denn Suzanne macht alles besser. Das muss auch Robert Pujol erkennen, als er, tatendurstig und genesen, zurück auf seinen Chefsessel will. Aber Suzanne hat die Firma fest im Griff und ihm die Aktienmehrheit entzogen. Soll er nun selber ein Dasein als Heimchen und Schmuckstück fristen? Zu allem Überdruss gesteht Suzanne ihm auch noch, dass Laurent nicht sein Sohn ist, sondern aus einer Affäre stammt. Als Joëlle ihrem Vater ein Medaillon mit dem Foto des jungen Babin zeigt, dass sie bei ihrer Mutter gefunden hat, zieht Pujol seine Schlüsse und schwört auf Rache.

Er sucht seinen Rivalen und Erzfeind Babin in seinem Büro auf, um ihn unter Druck zu setzen und sich selbst wieder an die Macht zu bringen. Aber als Babin von Pujol erfährt, dass er wahrscheinlich der Vater Laurents ist, lebt der einsame Kämpfer auf und hofft auf ein spätes Familien-Wunder. Überglücklich fährt er mit Suzanne zur Stelle, an der sie sich vor 25 Jahre kennengelernt hatten. Er will die Wahrheit erfahren, aber sie muss ihn enttäuschen: Laurent ist nicht sein Sohn. Sie glaubt, dass er aus ihrer Affäre mit dem Notar stammt. Oder war es etwa der Tennislehrer? Sie ist sich da nicht ganz sicher. Die romantischen Träume Babins sind am Boden zerstört. Da er Suzanne nur noch als Vertreterin einer verlogenen Bourgeoisie sieht, kündigt er ihr klassenüberschreitendes Bündnis auf und lässt sie mitten auf der Landstrasse stehen.

Die Manipulationen Robert Pujols tragen erste Früchte. Denn in der Fabrik sorgt ein neoliberales Konzeptpapier aus der Feder von Joëlles Mann, das Stellenabbau und Delokalisierung vorschlägt, für Unruhe. Suzanne wird vorgeworfen, die Arbeiter zu hintergehen. Bei der Sitzung der Anteilseigner verliert sie die Aktienmehrheit, weil sich Joëlle überraschend auf die Seite ihres Vaters schlägt.

Pujol hat sein Ziel erreicht: seine Frau muss ihr Chefbüro wieder räumen. Aber eine Rückkehr ins Leben als Hausfrau kommt für sie nicht in Frage. Denn ihr Freiheitsdrang scheint unaufhaltsam. Sie will sich scheiden lassen.

Einige Monate später. Suzanne joggt wieder. Diesmal in Blau. Sie hat sich noch nicht scheiden lassen, und eröffnet ihrer verdutzten Familie beim Abendessen, dass sie bei den kommenden Parlamentswahlen gegen den amtierenden Abgeordneten Babin antreten will.

Im Wahlkampf sucht die selbstbewusste Powerfrau den direkten Kontakt zur Bevölkerung. Er führt sie zu den Milchbauern der Region, vor das Fabriktor der Pujol’schen Firma und an die Ausgänge der Kirche. Auf dem Wochenmarkt wirft sich Babin als Wahlkämpfer händeschüttelnd ins Zeug, aber seine resolute Herausforderin scheint mehr Begeisterung bei den Menschen auszulösen. Dass die Ära der Patriarchats vom alten Schlag abläuft, und künftig auch Frauen wie Suzanne den Ton angeben werden, dämmert selbst Pujol. Obwohl sie längst getrennt schlafen, will er eines Abends auf der Suche nach Zuneigung wie ein kleiner Junge unter ihre Decke kriechen. Er beschwört die Erinnerung an ihre Flitterwochen, und bittet Suzanne, sich nicht scheiden zu lassen. Sie fragt bloß, ob er auch für sie stimmen wird. Neue Machtverhältnisse liegen in der Luft.

Am Wahltag sieht alles nach einer Überraschung aus. Als am Abend die Stimmen ausgezählt werden steht Suzanne als Gewinnerin fest. Sie ruft ihren geschlagenen Kontrahenten Babin an und schlägt ihm vor, Freunde zu bleiben. Er ist gerührt und scheint sich darüber zu freuen, in seiner Funktion als Bürgermeister von Saint- Gudule mit der neuen Abgeordneten Suzanne Pujol künftig viel zu tun zu haben.

Vor ihren begeisterten Anhängern tritt die frisch gewählte Suzanne Pujol im strahlend weißen Kostüm auf und lässt sich feiern. In einer blumigen Rede verspricht sie, sich wie eine Mutter um die Belange ihrer „Kinder“ zu kümmern und verkündet, man solle zum Matriarchat und der glorreichen Epoche der Amazonen zurückkehren. Kein Zweifel: Das Schmuckstück ist an der Macht! Ihr Mann Robert verfolgt den Triumph seiner Frau mit zurückhaltender Bewunderung am Fernseher. Und auch Maurice Babin kann gar nicht anders, als am Radio mitzusummen, wenn Suzanne umringt von ihren Bewunderern „C’est beau la vie“ singt.

INTERVIEW MIT FRANÇOIS OZON

Am Anfang…

Mich reizte schon seit langem, einen Film über die Stellung der Frauen in der Gesellschaft und der Politik zu machen. Als ich vor ungefähr zehn Jahren das Theaterstück POTICHE von Barillet und Grédy entdeckte, war mir sofort klar, dass es eine gute Vorlage für einen Film sein würde. Aber ich brauchte eine gewisse Zeit, um mir das Stück anzueignen und um herauszufinden, wie ich es adaptieren und modernisieren könnte. Ich spürte, dass ich in der Adaption des Stücks den Ton und die Energie einiger amerikanischer Screwball-Komödien finden konnte, aber ich wollte keinen nostalgischen, realitätsfernen Film machen. Auslöser war meine Begegnung mit den Brüdern Altmayer, die mir als Produzenten einen politischen Film über Nicolas Sarkozy im Stil von Stephen Frears’ THE QUEEN vorgeschlagen haben. Außerdem war ich inspiriert von der letzten französischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2007 bei der ich den Aufstieg von Ségolène Royal verfolgt habe.

Adaption des Stückes

Mir wurde schnell klar, dass die Arbeit an der Adaption des Stückes diesmal anders sein würde. In den beiden früheren Adaptionen spielte der geschlossene Rahmen auch bei der Inszenierung eine Rolle und ich hatte dabei auch keinen Bogen um eine gewisse Theatralik gemacht. Bei der Verfilmung des Fassbinder-Stücks GOUTTES D’EAU SUR PIERRES BRULANTES („Tropfen auf heiße Steine“, 2000) ging es um das Eingeschlossensein und die Gefangenschaft des Paares. Bei 8 FEMMES („8 Frauen“, 2002) war die Idee, Frauen - oder besser gesagt Schauspielerinnen - in einen Käfig zu sperren und dann zu beobachten. DAS SCHMUCKSTÜCK („Potiche“) dagegen erzählt die Geschichte einer Emanzipation. Also mussten wir Suzanne aus ihrem anfänglichen Gefängnis befreien, um sie mit der Außenwelt zu konfrontieren. Der Film wurde also zu großen Teilen in natürlichen Dekors gedreht, im Gegensatz zu den beiden anderen Filmen, die vollständig im Studio entstanden.

Bei der Arbeit an der Adaption wurde mir klar, dass ich bloß die natürlichen Erzählstränge des Stücks weiterverfolgen musste, um Anklänge an die heutige Gesellschaft und Politik zu finden. Die Frauen sind zwar heutzutage stärker in der Politik und in den Chefetagen vertreten, aber viele Dinge und Ansichten haben sich in den letzen dreißig Jahren nicht geändert.

Das Theaterstück endet mit der Übernahme der Fabrik durch Suzanne und die Kaltstellung des kommunistischen Liebhabers und des Ehemanns. Ich habe einen dritten Akt hinzugefügt, in dem der Ehemann die Macht in der Fabrik wieder übernimmt. Und aus dieser Erniedrigung und Frustration heraus wächst bei Suzanne die Lust auf Revanche und auf eine politische Karriere. Dieser Schritt in die Politik wurde schon in dem Stück angedeutet. Dort sagt Suzanne an einer Stelle scherzhaft: „Eines Tages werde ich mich für die Wahlen aufstellen lassen. Ich habe eine Fabrik geleitet, ich könnte genauso gut Frankreich zu regieren.“

Ich habe mich beim Schreiben des Drehbuchs regelmäßig mit dem Autor des Stücks Pierre Barillet getroffen, damit er meine verschiedenen Versionen lesen konnte. Er hat mich unterstützt, mir viele Ideen gegeben und sich nicht gegen meine Änderungen gesträubt. Im Gegenteil, er war froh zu sehen, dass sein Stück wieder auflebte. Er hatte den Eindruck, dass ich seine Arbeit nicht verriet, sondern vertiefte.

Das Umfeld der Siebziger Jahre beibehalten

Die Handlung in den 70er Jahren spielen zu lassen, schaffte eine Distanz und erlaubte es uns, im Ton einer Komödie auf die heutige Wirtschaftskrise anzuspielen. Wenn die Handlung heute gespielt hätte, wäre daraus ein ernsterer Film geworden. Außerdem hätte man die Bedeutung von Maurice Babins Figur nicht verstanden: damals bekamen die Kommunisten in Frankreich noch 20% der Stimmen. Vor allem war die damalige Gesellschaft viel polarisierter. Die Rechten und die Linken vermischten sich nicht. Das waren zwei hermetische Welten, vor allem auf dem Land. Wenn die Fabrikantengattin mit dem kommunistischen Abgeordneten schlief, war das eine unerhörte Grenzüberschreitung! Es hat viel Spaß gemacht, diese Epoche wieder aufleben zu lassen. Damals war ich noch ein Kind und es war amüsant, mit meinen Erinnerungen zu spielen. Aber ich wollte auf keinen Fall der Nostalgie der 70er Jahre und ihrer Klischees erliegen: den Schlaghosen, dem psychedelischen Orange, der sexuellen Befreiung. Ich wollte eine eher realistische Sicht auf die 70er Jahre zeigen. Vor allem weil der Film in einer Kleinstadt spielt, wo die Menschen nicht sofort den neuesten Trends und Attitüden folgen. Suzanne sieht daher auch eher aus, als käme sie aus den 60er oder sogar den 50er Jahren.

Vom Boulevardtheater zum Melodram

Als ich das Stück las, fand ich es sehr witzig, aber am meisten berührte mich die beinahe tragische Beziehung zwischen Suzanne und Babin. Ich habe darin sofort ein melodramatisches Potenzial gesehen: das Vergehen der Zeit, die enttäuschte Liebe, das Altern, eine gewisse Melancholie... Ich liebte die Szene, in der Babin Suzanne vorschlägt, zusammen zu leben, sie aber findet, sie seien zu alt für solche Dinge. Ich spürte, dass man diese Szene ernster und nicht so ironisch spielen sollte wie es in Boulevardtheatern üblich ist. Das Stück war damals ganz auf die Schauspielerin Jacqueline Maillon zugeschnitten und sie spielte die Rolle auch so. Die Zuschauer kamen, um sie zu sehen und zu lachen. Die von ihr gespielte Suzanne hatte von Anfang an eine ironische Distanz und war daher auch nicht sonderlich verletzt, wenn ihr Mann oder ihre Tochter sie gemein behandelten. Sie behielt immer das letzte Wort. Für den Film wollte ich hingegen, dass Suzanne die Brutalität der verbalen und psychologischen Angriffe spürt, dass sie sich erniedrigt fühlte. Die Schauspielerin sollte es ganz direkt spielen. Die ersten Szenen, die die Zuschauer im Theater so zum Lachen brachten, sind in meinem Film besonders grausam. Von Anfang an zu dieser Grausamkeit zu stehen macht die vielen Schicksalswendungen im Laufe des Films um so befreiender. Der Zuschauer soll mitfühlen und sich mit dieser Trophäenfrau identifizieren, „die nicht als Schmuckstück im Regal stehen bleibt“. In diesem Sinne ist DAS SCHMUCKSTÜCK („Potiche“) ein feministischer Film: er nimmt den Weg der Figur ernst: Man folgt Suzanne, man liebt sie und freut sich über ihre Entfaltung, so wie in den amerikanischen Erfolgsgeschichten. In den für das französische Boulevardtheater typischen leichten Komödien spielt man mit gesellschaftlichen, familiären, emotionalen und politischen Grenzüberschreitungen, aber am Ende kommt jeder wieder auf die Beine. Die bürgerlichen Zuschauer wollen über das lachen, was ihnen Angst einjagt, aber unter der Bedingung, dass am Ende wieder Normalität einkehrt. In meiner Bearbeitung des Stücks wollte ich die Verhältnisse wirklich verändern: Suzanne findet als Frau einen wirklichen Platz in der Gesellschaft, sie stellt das Patriarchat tatsächlich auf den Kopf und ihr Sohn hat wirklich eine inzestuöse Beziehung. Catherine Deneuve als Schmuckstück

Anstatt eine fade Imitation von Jacqueline Maillon zu finden, wollte ich eine Schauspielerin ganz gegen ihren Typ besetzen und habe diese Rolle Catherine Deneuve angeboten. Ich wusste durch unsere Zusammenarbeit bei 8 FEMMES („Acht Frauen“ 2002), dass sie diese Figur von Innen heraus verkörpern und ihr genügend Tiefe geben konnte, um dem Publikum zu erlauben, sich mit ihr zu identifizieren. Catherine Deneuve als geerdete Schauspielerin schafft es, Situationen realistisch darzustellen und baut eine echte Nähe zur Figur auf. Anfangs wirkt Suzanne so karikaturhaft wie alle anderen Figuren: Sie ist die liebe Gattin eines kleinstädtischen Firmenchefs, die sich um die Familie kümmert, aber sie befreit sich und verwandelt sich in eine neue Frau. Ich habe diese Figur als Ausgangspunkt genommen, um sie als Frau zu erforschen, die dann in der letzten Szene des Films als Schauspielerin endet. Es war ein Vergnügen, wieder mit Catherine Deneuve zu arbeiten. Bei 8 FEMMES („Acht Frauen“) gab es einige Spannungen, weil ich mich bei diesem Star-Ensemble auf eine gewisse Neutralität beschränken musste: Catherine war nur eine unter acht Schauspielerinnen. Also konnten wir nicht die besondere Beziehung entwickeln, die wir uns beide gerne gewünscht hätten. Bei DAS SCHMUCKSTÜCK („Potiche“) waren wir dagegen vom Anfang des Projekts bis zum letzten Drehtag echte Komplizen. Ich habe mich schon früh mit ihr getroffen, noch bevor ich Produzenten für diesen Film gefunden hatte: „Würde es Sie amüsieren, ein Schmuckstück zu spielen?“ Sie war sofort dazu bereit. Für mich war ihr grundlegendes Einverständnis entscheidend, um das Projekt zu lancieren. Sie hat die ganze Entwicklung begleitet: das Schreiben, die Produktion, das Casting. Sie hat sich stark in die Figur eingebracht, die sie liebte und wir hatten beim Drehen eine Menge Spaß.

Suzannes Männer

Um dieser französischen Frau Suzanne jemanden zur Seite zu stellen, brauchte ich zwei Schwergewichte, zwei starke Männer, die sich miteinander messen können, zwei französische Darsteller, die zwei ganz verschiedene Schauspielarten verkörpern. Wenn man einen Filmliebhaber für Catherine Deneuve sucht, kommt einem als allererstes Gérard Depardieu in den Sinn. Durch alle diese Paare, die sie schon im Kino zusammen gespielt hatten, war mir klar, dass es funktionieren würde. Es gibt eine besondere Chemie zwischen den beiden. Ich wusste, dass sie gerne zusammen vor der Kamera stehen würden und dass es dem Publikum gefallen würde, sie als alte Liebhaber wiedervereint zu sehen. Babin ist eine meiner Lieblingsfiguren: Ein hoffnungsloser Romantiker, der in der Vergangenheit lebt und mit seinen politischen Überzeugungen verheiratet ist. Ich finde ihn ergreifend, denn er will sein Leben ändern, Vater werden, mit Suzanne zusammen sein und so etwas wie eine bürgerliche Existenz aufbauen: „Habe ich nicht auch das Recht, glücklich zu sein?“ Um diesen starken und rauen Mann zu verkörpern, der seine Verletzlichkeit und seine sentimentale Ader verbirgt, konnte ich mir keinen anderen als Gérard Depardieu vorstellen. Gérard fand diese Figur von Anfang amüsant und vertraut. Für seine besondere Frisur haben wir uns vom Topfschnitt des französischen Gewerkschaftsführers Bernard Thibault inspirieren lassen.

Für die Rolle von Robert Pujol kam von Anfang an Fabrice Luchini in Frage. Ich fand es riskant aber interessant, ihn mit Catherine Deneuve zu konfrontieren. Sie sind ganz unterschiedlich - in ihrer Art zu arbeiten, in ihrer Ausstrahlung und in der Wahl ihrer Filme. Sie sind ein unwahrscheinliches Paar, so wie Robert und Suzanne, aber ich spürte, dass es für die Komödie förderlich sein konnte. Im Theaterstück ist Robert das Klischee eines unausstehlichen Gatten und Chefs. Er ist reaktionär, unehrlich und tyrannisch seiner Familie und den Arbeitern gegenüber – so wie die Figuren, die Louis de Funès in den Siebziger Jahren spielte. Aber ich wollte ihm auch eine andere, kindlichere Seite geben. Gegen Ende des Films verwandelt sich dieser Mann, der den hartherzigen Boss und Macho verkörpert, in einen kleinen Jungen, der sich von seiner Frau verschlingen lässt und sie in ihrem Bett um einen Kuss anbettelt. Fabrice Luchini wusste, dass ich ihn seit langem in den Filmen Eric Rohmers bewunderte, aber er war überrascht, als ich ihm diese ganz andere Rolle Robert Pujols anbot. Er hat sich diese Figur schnell angeeignet und ihr seine frenetische, exzessive Schauspielerverrücktheit hinzugefügt. Er ist ein furchtloser Darsteller, der sich über das kleinste Detail amüsieren kann.

Suzannes Kinder

Die drei anderen Figuren, die Kinder und die Sekretärin, waren im Theaterstück kaum ausgeführt und hatten kein wirkliches Eigenleben. Ich musste also Geschichten für sie schreiben und sie bereichern. Wie in den Filmen von Douglas Sirk wollte ich zeigen, dass die Kinder oft viel konservativer sind als ihre Eltern. Das betrifft besonders die Figur der Tochter Joëlle (Judith Godrèche), die sich nicht stark entwickelt, aber letztlich zu erkennen gibt. Am Anfang glaubt Papas Töchterchen besonders modern zu sein und wirft ihrer Mutter vor, altmodisch zu sein. Aber wenn sich die Mutter in der zweiten Hälfte des Films dann emanzipiert, verliert sie ihre Anhaltspunkte und erkennt, dass sie konservativ ist, eine Gefangene der Konventionen, unfähig, sich scheiden zu lassen, abzutreiben und ihre eigene Freiheit zu finden. Bei den Proben hat Judith Godrèche sofort verstanden, dass Joëlle ein richtiges Biest sein musste, das die grausamsten Bemerkungen mit einem natürlichen Lächeln versieht. Sie hat nicht versucht, ihre Figur um jeden Preis sympathisch zu machen, denn sie weiß, dass es sich immer auszahlt, die Rolle des Bösen zu spielen. Sie fand es auch amüsant, sich körperlich in eine Art wiedergeborene Farah Fawcett zu verwandeln, mit ihrer aschblonden Lockenmähne und dem extrem strahlenden Lächeln. Äußerlich mag Joëlle wie die modernste dieser Figuren im Kontext der Siebziger Jahre wirken, aber letztlich ist sie die konservativste von allen. Der Sohn Laurent (Jérémie Renier) ist eine typische Figur aus den Komödien Molières. Jacques Demy hat diese Tradition in seinen Filmen aufgenommen: junge Menschen verwickeln sich unschuldigerweise in inzestuöse Liebesgeschichten, bis ein deus ex machina die Spannung auflöst. Ursprünglich sollte Paul nicht homosexuell sein, aber dadurch konnte ich eine letzte Wendung herbeiführen. Ich wollte die Idee vom Inzest auf eine Beziehung zwischen zwei Männern übertragen, die die Frage aufwirft: Ist es auch Inzest, wenn keine Gefahr besteht, ein Kind zu bekommen? Die finale Wendung ist nicht, dass er schwul ist – das merkt man, wie ich glaube, sehr schnell – sondern, dass er unwissentlich eine Beziehung mit seinem Halbbruder hat. Oder auf jeden Fall mit jemandem, der sein Halbbruder sein könnte. Es war wunderbar, zehn Jahre nach LES AMANTS CRIMINELS („Ein kriminelles Paar“, 1999) wieder mit Jérémie Renier zu arbeiten. Ich habe seine Karriere verfolgt und bewundere seine Arbeit als Schauspieler. Ich wollte ihn in diesem Film lächeln sehen, fröhlich, kess und sexy – ganz anders als in den düsteren Rollen, die er normalerweise spielt. Seine blonden Haare und seine schlanke Erscheinung passten ganz hervorragend zum Look der Siebziger Jahre.

Die Sekretärin

Karin Viard lag daran, dass sich ihre Figur politisiert, emanzipiert und befreit anstatt - wie im Stück – nur dazu da sein, um Fotokopien zu machen. Die Sekretärin hat erst einen männlichen, dann einen weiblichen Chef, aber unterwegs verändert sie sich: „Ich habe gelernt, dass eine Frau weiterkommen kann, ohne die Beine breit zu machen!“ Ihre kleine Rede „Du wirst eine Sekretärin sein, meine Liebe“ – eine Anspielung auf Kiplings Buch „If“ („Du wirst ein Mann sein, mein Sohn“) – habe ich in einer Fernsehreportage über Sekretärinnenschulen gehört, die im Rahmen der französischen Sendung „Aujourd’hui Madame“ („Die Frau von heute“) ausgestrahlt wurde. Ich war mir bis zum Schnitt nicht sicher, ob ich diesen Monolog behalten sollte. Es ist ein surrealistischer Moment, der keiner besonderen narrativen Logik folgt – außer dass er die Lage der Frau in der Gesellschaft beschreibt – aber Karin hat ihn so überzeugend verkörpert, dass er Teil des Films geblieben ist. Sie hat als Schauspielerin keine Angst, Stereotypen zu spielen, weil sie mit Tiefe und Gefühl weit über sie hinausgeht. Sie war perfekt für diese Rolle.

Die Musik und die Chansons

Ich sah keinen Grund, aus diesem Stück ein Musical zu machen, aber ich wollte die Epoche mit der Musik und den Chansons aus dieser Zeit aufleben lassen. Für die Original-Musik habe ich den Komponisten Philippe Rombi gebeten, sich vom Esprit der französischen Komödien der Siebziger Jahren inspirieren zu lassen, der Stimmung der Musik von Vladimir Cosma oder von Michel Magne. Er sollte dabei zwei atmosphärische Stränge entwickeln: einen eher komischen, an die Figur Robert Pujols gebundenen, und einen eher sentimentalen, der zurückführt zur Liebes- geschichte von Suzanne und Babin. Der Film bewegt sich in zwei Richtungen: zu Fabrice Luchini und zu Gérard Depardieu. Mit Catherine Deneuve in der Mitte, die zwischen Komödie und Melodram pendelt.

„Emmène-moi danser ce soir“ von Michèle Torr war das Lied, das sich in Frankreich in den Jahren 1977/78 am besten verkauft hat. Es handelt von einer Frau, die ihren Mann bittet, sich so um sie zu kümmern, wie er es früher getan hat. Das entspricht ganz direkt Suzannes Lage zu Beginn des Films. Auch wenn Catherine Deneuve in der Küche singt und tanzt, war uns wichtig, dass die Figur in der Realität verankert bleibt, dass sie ihren üblichen Aufgaben nachgeht. Der Zuschauer sollte spüren, dass diese Frau in ihrer Küche trotz allem glücklich ist. Als wir diese Szene abgedreht hatten, gestand mir Catherine, nachdem sie die Spülmaschine ein Dutzend Mal ausgeräumt hatte: „Das erinnert mich an die Szene des Liebeskuchens in PEAU D’ÂNE („Eselshaut“, 1970).“ Daran hatte ich zwar überhaupt nicht gedacht, aber ihre Bemerkung hat mich berührt.

Für die Tanzszene im Nachtklub „Badaboum“ hat mir Benjamin Biolay einen Chanson der Gruppe „Il était une fois“ vorgeschlagen, den ich nicht kannte: „Viens faire un tour sous la pluie“ („Ein Spaziergang im Regen“). Der Song hat den Vorteil, dass er aus der Epoche kam und für die Choreographie zwei verschiedene Tempi anbot: einmal im Genre des Slows, aber auch im Stil von Disco, so wie bei den Bee Gees. In der Tanzszene zwischen Suzanne und Babin wollte ich das legendäre Kinopaar Deneuve/Depardieu feiern. Sie wirkt absichtlich künstlich. Beide schauen in die Kamera. Es ist ein zeitloser, beinahe magischer Moment. Ich suche hier keinen Realismus, sondern die Verkörperung und Wahrheit dieses Paares, das eine große Zärtlichkeit spürt und sich zusammen amüsiert.

Den Chanson „C’est beau la vie“, den Suzanne am Ende des Film singt, hatte Jean Feret in den Sechziger Jahren für Isabelle Aubret geschrieben, nachdem sie einen schweren Autounfall überlebt hatte. Ihn in einem politischen Rahmen zu benutzen – nach dem Wahlkampftreffen, nachdem wir Suzannes Emanzipation mitverfolgt haben – gibt ihm eine ganz andere Dimension. Benjamin Biolay und ich wollten Catherine Deneuves Stimme ganz in den Vordergrund stellen und dabei ganz natürlich und ungeschönt aufnehmen – in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit und Wahrheit.

Es war im Drehbuch nicht vorgesehen, dass Babin diesen Chanson Suzannes im Radio hört, aber ich habe diese Szene am Ende eines Drehtages mit Gérard Depardieu improvisiert. Ich wollte, dass man ihn nach ihrem letzten Telefongespräch noch einmal auf der Leinwand sieht. Ich habe also die Musik gespielt, um zu sehen, wie er reagiert und ließ ihn dann einfach improvisieren. Zu sehen, wie er Catherines Stimme lauschte und dabei selber mitsang, war für mich einer der emotionalsten Momente der Dreharbeiten. Interview mit Catherine Deneuve

François Ozon hat schon sehr früh mit Ihnen über sein Projekt DAS SCHMUCKSTÜCK geredet.

Ja, so wie bei 8 FEMMES („8 Frauen“, 2002). Ich war in das Projekt von Anfang an verwickelt, habe all seine Etappen bis zum Schluss verfolgt. Ich mag es, schon früh beteiligt zu sein, um den Film wirklich zu verstehen, um meine Meinung einzubringen und zu diskutieren. Ich habe versucht, die von François gewünschte Richtung einzuschlagen. Er kann sehr gut vermitteln, was er macht oder machen will. Manche Schauspieler wollen erst arbeiten, wenn das Drehbuch abgeschlossen ist, aber ich will lieber schon vorher eingebunden sein. Ich brauche Informationen aus allen Richtungen, damit die Figur schrittweise Form annimmt. Ich kann sie nicht allein vor dem Dreh erfinden. Ich habe natürlich schon eine Idee von ihr, aber kann keine Figur schaffen, wenn ich im Abstrakten bleibe.

Wie haben Sie anfangs auf das Projekt reagiert?

Ich kannte zwar die Schauspielerin Jacqueline Maillan, aber nicht das Stück von Barillet und Grédy – und habe es seitdem auch weder gesehen noch gelesen. Aber als mir François Ozon von dem Stück erzählte und von seiner Absicht, es zu verfilmen, fand ich die Idee großartig. Vor allem wegen ihm: er hat das Talent, Dinge zu dekonstruieren und ich wusste, dass er ein solches Boulevardstück mit seiner scharfen, modernen und ironischen Vision bereichern konnte. Ich benutze das Wort „Boulevard“ gar nicht im abwertenden Sinne. Ich konnte mir leicht vorstellen, was er mit einem solchen Stoff machen würde. Außerdem spielte auch das Vergnügen eine Rolle, wieder mit ihm zu arbeiten. Er hat dann schnell ein lustiges und lebendiges Drehbuch voller Anklänge auf die Stellung der Frau in der heutigen Gesellschaft geschrieben. Natürlich hat sich einiges in den letzten 30 Jahren geändert, aber nicht so viel, wie man denkt. Das Stück spielt zwar in den 70er Jahren, aber vieles darin ist heute noch aktuell: die Streiks, die Geiselnahme der Unternehmer und Frauen, die im Vergleich zu den Männern kaum Macht haben. Die Frauen und die Macht – dieser Kampf ist noch lange nicht vorbei!

Wenn Ihre Figur in die Politik geht, muss man an Ségolène Royal denken...

Im Laufe des Films hatte ich eine Menge Vorbilder und Beispiele in meinem Kopf, die der jeweiligen Situation entsprachen. Persönliche Beispiele und symbolische Bilder, Namen, die ich nicht nennen will, weil ich damit das Thema des Films verstellen oder verkleinern könnte. Aber eines ist klar: Ich habe an viele verschiedene Menschen gedacht.

In den 70er Jahren engagierten Sie sich in der Frauenbewegung und kämpften für das Recht auf Abtreibung, indem Sie das von Simone de Beauvoir verfasste „Manifeste des 343 salopes“ („Das Manifest der 343“) unterzeichneten.

Ich habe bei den Dreharbeiten nicht daran gedacht, aber dieses Engagement ist natürlich ein Teil von mir. Wenn mir Joëlle (Judith Godrèche) im Film erklärt, dass sie nicht abtreiben kann, dann führt mich das schlagartig zurück in diese Epoche. Schwanger zu sein, aber nicht abtreiben zu wollen oder zu können oder seinen Mann nicht verlassen zu können: Ich erinnere mich, wie verbreitet dieses Dilemma war. Die jungen Frauen von heute sind mit diesen Rechten aufgewachsen und merken kaum, welche wesentlichen Veränderungen vor dreißig Jahren stattfanden. Ich muss sagen, dass damals alles unglaublich schnell geschah.

Wie war das Wiedersehen mit François Ozon?

Die Erfahrung, schon zusammen gearbeitet zu haben, machte alles viel leichter. Ich kenne ihn, er kennt mich und so haben wir viel Zeit gewonnen. Das war auch nötig, denn ich fürchtete mich vor dem harten Drehplan und davor, in fast jeder Szene des Films zu spielen... In der Tat mussten wir unglaublich schnell drehen, das passte gut zum Rhythmus der Filmhandlung. François verliert keine Zeit, bei ihm muss man nie warten. Er ist schnell, intensiv, lebendig und scharfsinnig. Gleichzeitig ist er auch akribisch. Ich spürte schnell, dass wir auf einander abgestimmt waren und synchron arbeiteten. Die Dialoge und die Struktur des Films waren stark festgelegt, aber innerhalb dieses Rahmens ließ François Ozon seinen Schauspielern viele Freiheiten. Ich fühlte mich dem Film und dem ganzen Projekt eng verbunden und hatte den beruhigenden Eindruck, getragen zu werden. Dazu kam, dass wir in Belgien drehten. Es ist immer besser, außerhalb von Paris zu drehen: denn dann sieht man sich gegenseitig mehr, als wenn jeder abends nach Hause geht. So entsteht ein Gruppengefühl. Die Dreharbeiten waren fröhlich und intensiv, die belgische Crew war wunderbar und wir waren traurig, als wir Abschied nehmen mussten. Die Atmosphäre bei den Dreharbeiten ist unvorhersehbar, vieles hängt vom Regisseur und der Crew ab. Aber sie ist entscheidend für das Gelingen des Films, besonders bei einer Komödie: da muss es eine gewisse Leichtigkeit und Fröhlichkeit geben. Erst als ich den Film abgedreht hatte, erschien mir das Tempo beim Dreh rückblickend ganz schön brutal!

Ihre Fähigkeit, ganz direkt zu spielen, ist erstaunlich. Man ist von der Figur der Suzanne zugleich amüsiert und gerührt.

Ja, es gibt eine Mischung aus Komödie und Gefühl. Ich wollte so ehrlich sein wie möglich, meine Figur und die Situationen ohne Umwege ganz direkt spielen. Wir haben mit François viel darüber geredet. Ich wollte nichts fabrizieren, um so authentisch wie möglich zu bleiben, um ein Mitgefühl zu schaffen, um zu zeigen, wie sehr Suzanne von ihrem autoritären Mann unterdrückt wird. Als sie an die Macht kommt, wünschen wir uns diese Wende, wir freuen uns über ihre Rache.

Die Kleidung Suzannes verändert sich im Laufe des Films stark. Haben Ihnen die Kostüme geholfen, Ihre Figur zu verkörpern?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe diese Erfahrung schon bei PRINCESSE MARIE („Marie Bonaparte“, 2004) von Benoît Jacquot gemacht. Wenn viel Wert auf die Kostüme gelegt wird und man viel Zeit mit den Anproben verbringt, passiert auf einer unbewussten Ebene etwas mit der Figur: die Kleider weisen auf eine bestimmte Haltung, auf eine Attitüde hin. Pacaline Chavanne ist eine großartige Kostümbildnerin. Sie ist eine wahre Goldgrube, denn sie macht erst unglaublich genaue Recherchen und schlägt dann eine breite Palette von Möglichkeiten vor. Schritt für Schritt zeichnet sich eine Silhouette ab; das ist besonders hilfreich, wenn man eine für sich so untypische Figur erfinden muss wie ich in DAS SCHMUCKSTÜCK. Es gab keine feste Ausgangsidee, aber im Laufe der Anproben kam alles zusammen. Wir lernten, welche Farben und Schnitte funktionierten. Die Herausforderung war, der Epoche der Figur zu entsprechen und dabei ihren persönlichen Stil zu finden. Die Kostüme mussten gleichzeitig lustig und glaubwürdig sein.

Das ungewöhnlichste Kostüm ist der rote Jogginganzug, den Suzanne am Anfang des Films trägt, als sie noch die gute kleine bürgerliche Hausfrau ist.

Dieser Jogginganzug entspricht dem Schnitt und dem Stoff der Siebziger Jahre. Der besondere Look in der Eröffnungsszene gibt zwar an, dass sich Suzanne emanzipieren, weiterentwickeln wird. Ich schlug vor, dass sie dabei noch die Lockenwickler im Haar hat, um das allzu moderne Bild vom Jogginganzug zu brechen. Wenn sie zusätzlich noch ein Schweißband im Haar getragen hätte, hätte man sie für eine befreite bürgerliche Frau halten können, die sie aber noch nicht ist. Wir mussten für diese erste Szene ein etwas schrulliges und verschrobenes Aussehen erfinden, um dem Film von Anfang an die richtige Grundstimmung zu geben.

Wie war es, nach sieben gemeinsamen Filmen wieder mit Gérard Depardieu zu arbeiten?

Wir haben uns im Laufe der Jahre immer wieder getroffen und jedes Mal ist es ganz natürlich. Ich liebe und bewundere ihn sehr. Er ist als Schauspieler so präsent und warm mit seinen Filmpartnern. Außerdem ist er lustig und… sehr ungeduldig. Er will nicht proben, sondern drehen, und neigt dazu, die Dinge zu beschleunigen. Zum Glück ist François ähnlich. Ich glaube, Gérard hat es wirklich Spaß gemacht, diesen Gewerkschaftler zu spielen. Er wirkte sofort natürlich in der Rolle, so mühelos. François hat sich der besonderen Ausstrahlung Gérards schon bedient, als er die Szenen schrieb. Er wusste genau, dass Gérard Depardieu den Text und die Situationen auf eine ganz andere Dimension hieven würde.

Sie haben bei diesem Film zum ersten Mal mit Fabrice Luchini gearbeitet.

Gérards Schauspiel ist direkt und instinktiv, während sich Fabrice lange vorbereitet. Wenn er auf dem Set auftaucht, hat er seine Figur schon für jede Situation entwickelt und ausgearbeitet. Er ist vor allem ein Theaterschauspieler. Mit Gérard kann man Dinge bis zur letzten Minute ändern. Mit Fabrice ist das komplizierter, weil seine Technik das Gegenteil von Gérards Arbeitsweise ist. Er ist unglaublich brillant und hat viel Autorität. Fabrice ist wirklich lustig in der Rolle. Er treibt Pujol an den Rand seiner nervösen, jähzornigen und cholerischen Persönlichkeit, aber er macht ihn am Ende auch sympathisch, wenn er merkt, dass niemand unersetzlich ist, selbst er nicht. Er ist eben kein Citizen Hearst!

Ozons Filme 8 FRAUEN und DAS SCHMUCKSTÜCK gehen auf Theaterstücke zurück, aber unterscheiden sich sehr.

Ja, für mich haben beide Filme nichts miteinander gemein. Vor allem, weil 8 FRAUEN nur mit einem einzigen Dekor im Studio entstand, während DAS SCHMUCKSTÜCK viele verschiedene Drehorte hatte. Beide Filme erzählen eine ganz andere Art von Geschichte und vor allem gab es in 8 FRAUEN viel weniger Emotion. Der Film konzentrierte sich auf andere Dinge: komplizenhafte Schauspielerinnen, das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern. Die Stimmung war spielerischer.

Sie treten nicht im Theater auf, haben aber keine Angst vor theatralischen Rollen im Kino...

Ja, weil Theater und Kino vollkommen unterschiedlich sind. Theatralisches Spielen im Film bleibt Film. Aber was mir am Theater Angst macht, ist die Einheit des Ortes, die Tatsache, dass man vorher alles im Voraus geplant und entschieden haben muss, dass alles vorbereitet ist und dass man immer dasselbe machen muss. Das fällt mir schwer. Dazu kommt das Lampenfieber, vor einem Publikum auf der Bühne, im Zentrum der Aufmerksamkeit, zu stehen. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, Theater zu machen.

HINTER DER KAMERA

François Ozon

François Ozon wurde am 15. November 1967 in Paris als Sohn eines Biologen und einer Französischlehrerin geboren und wurde katholisch erzogen. Nach einem Filmstudium an der Pariser Sorbonne, unter anderem bei seinem Vorbild Eric Rohmer, begann er ein Regiestudium an der französischen Filmschule La Fémis. Schon bald machte er mit seinen Kurzfilmen UNE ROBE D’ETE („Ein Sommerkleid“, 1996) und REGARDE LA MER („Blicke auf das Meer“, 1997) auf sich aufmerksam. 1998 drehte er seinen ersten Spielfilm SITCOM, eine grelle Farce über eine den Vater meuchelnde Familie. In seinem zweiten Film LES AMANTS CRIMINELS („Ein kriminelles Paar“) probierte er eine Mischung aus Krimi und Märchen. Im erotischen Kammerspiel GOUTTES D’EAU SUR PIERRES BRÛLANTES („Tropfen auf heiße Steine“, 2000) adaptierte er das Theaterstück seines Idols Rainer Werner Fassbinder über eine grausame Dreiecksbeziehung und verhalf dabei der jungen Ludivine Sagnier zu ihrer ersten großen Rolle. Ozon hatte seine Karriere als provokanter „Zerstörer der Familie“ in der Tradition der Farcen von Pedro Almodovar oder der Gesellschaftssatiren eines Claude Chabrols begonnen. Schnell fand der junge Regisseur zu seinem eigenen Stil und persönlichen Themen. Das Spiel mit verschiedenen Genres, Formen und Filmzitaten wurde dabei zu seinem Markenzeichen. Der Durchbruch als Regisseur gelang ihm erst mit SOUS LE SABLE („Unter dem Sand“, 2001), dem feinfühligen Porträt einer Frau, die den Tod ihres Manns nicht überwinden kann. Verkörpert wurde sie darin subtil und an die Nieren gehend von Charlotte Rampling, die mit diesem Film ihr überraschendes Comeback feierte. Durch diesen Erfolg bestärkt versammelte Ozon 2002 die großen weiblichen Stars des französischen Kinos Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant, Emmanuelle Béart und die Jungschauspielerinnen Virginie Ledoyen und Ludivine Sagnier in der kitschigen Krimikomödie 8 FEMMES („8 Frauen“). Auf der Berlinale wurden die acht Schauspielerinnen auf der Berlinale als Beste Darstellerinnen ausgezeichnet und der Film erwies sich als der bisher größte Kassenschlager des jungen Regisseurs. Seine Lust an der Manipulation und am Sexappeal der Darsteller ließ er in dem in Cannes vorgestellten Thriller SWIMMING POOL („Swimming Pool“, 2003) wieder freien Lauf, in dem Charlotte Rampling als zugeknöpfte Schriftstellerin von der freizügigen Ludivine Sagnier provoziert wird. Es folgte das rückwärts erzählte Ehedrama 5X2 („Fünf mal zwei“, 2004) mit Valeria Bruni-Tedeschi. 2005 zeigte er im eindringliche Porträt eines sterbenden Fotografen LE TEMPS QUI RESTE („Die Zeit die bleibt“), dass ihn das Thema der Todes nicht losließ; erstmals stellte der „Frauenregisseur“ dabei eine männliche Figur ins Zentrum des Geschehens. Mit ANGEL („Angel - Ein Leben wie im Traum“, 2007) versuchte sich Ozon am historischen Melodram in englischer Sprache, bevor ihm mit seinem zehnten Film RICKY („Ricky - Wunder geschehen“, 2008) eine überraschende Mischung aus Sozialdrama und Märchen gelang. Überraschen und schnell weitermachen – so scheint seine Devise. Auf diese Art brachte er pro Jahr beständig einen Film ins Kino. 2009 drehte er mit LE REFUGE („Rückkehr ans Meer“) ein elegisches Drama über die Liebe und die Trauer, die kein breites Echo fand. Im massenkompatiblen Rahmen angelegt dagegen ist seine spritzige Sozialkomödie DAS SCHMUCKSTÜCK. Mit bissigen Dialogen, scharfen Schicksalswendungen und einer neben Gérard Depardieu und Fabrice Luchini glänzend aufgelegten Catherine Deneuve wird Ozon an den Erfolg seiner 8 FRAUEN anknüpfen.

Filmografie

1988 PHOTO DE FAMILLE (Kurzfilm) 1994 UNE ROSE ENTRE NOUS (Kurzfilm) 1995 LA PETITE MORT (Der kleine Tod) (Kurzfilm) 1996 UNE ROBE D’ETE (Ein Sommerkleid) (Kurzfilm) 1997 REGARDE LA MER (Blicke auf das Meer) (Kurzfilm) 1998 SITCOM 1999 LES AMANTS CRIMINELS (Ein kriminelles Paar) 2000 GOUTTES D’EAU SUR PIERRES BRÛLANTES (Tropfen auf heiße Steine) 2001 SOUS LE SABLE (Unter dem Sand) 2002 8 FEMMES (8 Frauen) 2003 SWIMMING POOL (Swimming Pool) 2004 5X2 (5x2 - Fünf mal zwei) 2005 LE TEMPS QUI RESTE (Die Zeit die bleibt) 2006 UN LEVER DE RIDEAU (Kurzfilm) 2007 ANGEL (Angel - Ein Leben wie im Traum) 2008 RICKY (Ricky - Wunder geschehen) 2009 LE REFUGE (Rückkehr ans Meer) 2010 DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche) Vor der Kamera

Catherine Deneuve

Catherine Deneuve wurde am 22. Oktober 1943 als Catherine Fabienne Dorléac während der deutschen Besatzung in Paris als eine von vier Schwestern geboren. Ihr Vater, Maurice Dorléac, und ihre Mutter waren beide Schauspieler. Als Kind war sie verträumt und reserviert, aber kommt durch ihre ältere Schwester, die Schauspielerin Françoise Dorléac, zu ersten kleinen Rollen wie in LES PORTES CLAQUENT (Die kleinen Sünderinnen, 1960). Mit siebzehn Jahren verliebte sie sich in den Regisseur und Lebemann Roger Vadim und zog bei ihren Eltern aus. Sie färbte ihre dunklen Haare blond und nahm den Mädchennamen ihrer Mutter an, um nicht mit der bereits berühmten Schwester Françoise verwechselt zu werden. Nach einer für sie unpassenden Rolle in Vadims LE VICE ET LA VERTU („Laster und Tugend“, 1962) engagierte sie der „Nouvelle Vague“-Regisseur Jacques Demy für das gesungene Liebesmelodram LES PARAPLUIES DE CHERBOURG („Die Regenschirme von Cherbourg“, 1963). Catherine Deneuve verkörperte darin mit einer besonderen Grazie die Rolle der jungen Regenschirmverkäuferin voller Romantik und Melancholie. Die Geschichte, Darstellung und die Musik Michel Legrands rührten das Publikum, der Film Demys gewann in Cannes den Großen Preis der Jury und machte Deneuve weltweit bekannt. Kurz darauf bot ihr der junge Roman Polanski die Hauptrolle seines Psychothrillers REPULSION („Ekel“, 1965) an. In der Rolle einer jungen Schizophrenen, die eingeschlossen in ihrer Londoner Wohnung lebt und im Wahn einen Mord begeht, konnte Deneuve eine andere, radikale Seite ihres Talents – weitab vom romantischen Mädchen mit dem klassisch schönen Gesicht – zeigen. Das Jahr 1967 war für sie entscheidend: Sie spielte zusammen mit ihrer Schwester Francoise Dorléac in Jacques Demys Musical LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT („Die Mädchen von Rochefort“, 1967) die singenden und tanzenden Zwillingsschwestern Solange und Delphine und feierte einen großen Erfolg. Das mitreißende Duo der ungleichen Schwestern blieb ihr letzter gemeinsamer Auftritt, denn einige Monate später starb Françoise bei einem Autounfall. Ihr tragischer Tod überschattete Catherine Deneuves weiteres Leben – erst 1996 hat sie in einem Buch und einem Dokumentarfilm über ihre Schwester dieses Trauma erstmals zur Sprache gebracht. 1967 spielte Deneuve auch in BELLE DE JOUR („Belle de Jour – Schöne des Tages“) des subversiven Altmeisters Luis Buñuel eine masochistische Ehefrau, die heimlich als Edelprostituierte arbeitet. Eine vielschichtige Rolle über verbotene Träume, die ihr Bild von der kühlen Blondine mit der geheimnisvollen Aura festigte und mit der sie das weltweite Publikum bis heute am meisten identifiziert. Sie wurde zum internationalen Star. Einige Jahre später spielte sie an der Seite Jean-Paul Belmondos in François Truffauts LA SIRENE DE MISSISSIPI („Das Geheimnis der falschen Braut“, 1969) eine femme fatale in der Tradition Hitchcocks, und fand Buñuel für TRISTANA („Tristana“, 1970) und sich als Prinzessin im Märchen PEAU D’ANE („Eselshaut“, 1970) von Jacques Demy wieder. Als Star des europäischen Kinos drehte sie nicht nur in Frankreich, sondern auch in Italien mit Regisseuren wie Marco Ferreri oder Dino Risi. Dort lernte sie bei Dreharbeiten kennen. Ihre gemeinsame Tochter Chiara kam 1972 zur Welt. Für François Truffaut war sie eine „Schauspielerin der Träumerei“ und er sagte über sie „Sie führt auf der Leinwand ein Doppelleben vor: das öffentliche und das geheime Leben.“ In diesem Sinne gab er ihr eine ihrer schönsten Rollen: Als leidenschaftliche Schauspielerin Marion Steiner versteckt sie in LE DERNIER METRO („Die letzte Métro“, 1980) als Geliebte Gérard Depardieus ihren jüdischen Ehemann im Keller des Theaters vor den Nazis. Der Film wurde zum weltweiten Triumph und Deneuve mit dem französischen César ausgezeichnet. In den 80er Jahren stand sie immer wieder mit Gérard Depardieu vor der Kamera, darunter in LE CHOIX DES ARMES („Die Wahl der Waffen“, 1981) von Alain Corneau. Sie spielte dann in allen möglichen Filmgenres – vom großen Fresko INDOCHINE („Indochine“, 1991) von Régis Wargnier, für das sie ihren zweiten César gewann, bis zur populären Komödie wie BELLE MAMAN („Meine schöne Schwiegermutter“, 1999). Neben ihrer florierenden Kinokarriere warb sie mit ihrem Gesicht in den USA für Chanel, verkörperte in den Kleidern ihres Freundes Yves Saint-Laurent die französische Eleganz und diente 1985 den französischen Marianne-Büsten als Modell. Der ständig drohenden Gefahr, in ihrer unnahbaren Noblesse als nationale Luxus-Ikone zu versteinern, ging sie aus dem Weg, in dem sie neben den populären Großproduktionen immer wieder auch Mut zu Experimenten bewies, die ihr glamouröses Image hinterfragten. So spielte sie für Lars von Trier an der Seite Björks im Musical DANCER IN THE DARK („Dancer in the dark“, 2000) eine Fabrikarbeiterin und in Leo Carax’ Drama POLA X („Pola X“,1998) die Mutter von Guillaume Depardieu. Sie stand in mehreren Filmen André Téchinés vor der Kamera, dem es als Intimfreund gelang, ungewöhnliche Facetten ihrer Persönlichkeit ans Licht zu bringen, z.B. in LES VOLEURS („Diebe der Nacht“, 1996) oder LES TEMPS QUI CHANGENT („Changing Times“, 2004). Der Zauber Catherine Deneuves schien immer darin zu liegen, dass ihr oft so abwesendes, perfektes Gesicht zum Spiegel der Phantasien der Zuschauer wurde. Intelligent und unabhängig vom Massen- geschmack suchte sich Deneuve als überaus aktive Grande Dame des französischen Kinos ihre Filmprojekte aus. Dabei drehte sie in den letzten Jahren nicht nur mit Regieveteranen wie Manoel de Oliveira oder Raoul Ruiz, sondern auch mit jungen Regisseuren wie Arnaud Desplechin (UN CONTE DE NOEL, 2008), Marjane Satrapi (PERSEPOLIS, 2007) oder Valérie Lemercier (PALAIS ROYAL!, 2005) die das Spektrum Deneuves erweiterten. Als Teil des Starensembles in François Ozons Komödie 8 FEMMES („8 Frauen“, 2002) erlebte sie einen riesigen Erfolg – unvergessen in der Szene, in der sie sich mit Fanny Ardant auf dem Boden wälzt. In DAS SCHMUCKSTÜCK bietet Ozon Catherine Deneuve acht Jahre später eine neue Chance zum Imagewechsel: Deneuve, einst die distinguierte Belle de Jour, im roten Jogginganzug, die sich zur Chefin einer Regenschirmfabrik mausert und am Ende Karriere in der Politik macht. Ihr unwiderstehlicher Aufstieg ist nur eine von vielen Verwandlungen, mit denen Catherine Deneuve ihre Zuschauer weiterhin überraschen wird.

Filmografie (Auswahl)

1962 LE VICE ET LA VERTU (Laster und Tugend), Regie: Roger Vadim 1963 LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (Die Regenschirme von Cherbourg), Regie: Jacques Demy 1965 LA VIE AU CHATEAU (Leben im Schloss), Regie: Jean-Paul Rappeneau REPULSION (Ekel), Regie: Roman Polanski 1967 LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (Die Mädchen von Rochefort) Regie: Jacques Demy BELLE DE JOUR (Belle de Jour – Schöne des Tages), Regie: Luis Buñuel BENJAMIN (Benjamin – Aus dem Tagebuch einer männlichen Jungfrau) Regie: Michel Deville 1968 LA CHAMADE (Herzklopfen), Regie: Alain Cavalier 1969 TRISTANA (Tristana), Regie: Luis Buñuel LA SIRÈNE DU MISSISSIPI (Das Geheimnis der falschen Braut) Regie: François Truffaut 1970 PEAU D’ÂNE (Eselshaut), Regie: Jacques Demy 1971 LIZA (Allein mit Giorgio), Regie: Marco Ferreri ÇA N’ARRIVE QU’AUX AUTRES (Das passiert immer nur den anderen) Regie: Nadine Trintignant 1972 UN FLIC (Der Chef), Regie: Jean-Pierre Melville 1975 LE SAUVAGE (Die schönen Wilden), Regie: Jean-Paul Rappeneau 1976 SI C’ÉTAIT À REFAIRE (Ein Hauch von Zärtlichkeit), Regie: ÂMES PERDUES, Regie: Dino Risi 1977 L’ARGENT DES AUTRES (Das Geld der anderen), Regie: C. Challonge 1979 COURAGE FUYONS (Jetzt oder nie), Regie: Yves Robert 1980 JE VOUS AIME (Die Männer, die ich liebte), Regie: Claude Berri LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Métro), Regie: François Truffaut 1981 LE CHOC (Der Schock), Regie: Robin Davis LE CHOIX DES ARMES (Wahl der Waffen), Regie: Alain Corneau HÔTEL DES AMÉRIQUES (Begegnung in Biarritz), Regie: André Téchiné 1982 THE HUNGER (Begierde), Regie: Tony Scott L’AFRICAIN (Der Buschpilot), Regie: Philippe de Broca 1983 FORT SAGANNE (Fort Saganne), Regie: Alain Corneau LE BON PLAISIR (Le bon plaisir – Eine politische Liebesaffäre) Regie: Francis Girod 1984 PAROLES ET MUSIQUES (Duett zu dritt), Regie: Elie Chouraqui 1986 LE LIEU DU CRIME (Schauplatz des Verbrechens), Regie: André Téchiné 1988 DRÔLE D’ENDROIT POUR UNE RENCONTRE (Nächtliche Sehnsucht – Hemmungslos), Regie: François Dupeyron 1991 INDOCHINE (Indochine), Regie: Régis Wargnier 1992 MA SAISON PRÉFÉRÉE (Meine liebste Jahreszeit), Regie: André Téchiné 1994 LE COUVENT (Das Kloster), Regie: Manoel de Oliveira 1995 LES VOLEURS (Diebe der Nacht), Regie: André Téchiné 1996 GÉNÉALOGIES D’UN CRIME (Genealogien eines Verbrechens) Regie: Raul Ruiz 1998 POLA X (Pola X), Regie: Léos Carax PLACE VENDÔME (Place Vendôme), Regie: Nicole Garcia 1999 DANCER IN THE DARK (Dancer in the dark), Regie: Lars Von Trier EST-OUEST (Est-Ouest – Eine Liebe in Russland), Regie: Régis Wargnier BELLE-MAMAN (Meine schöne Schwiedermutter), Regie: Gabriel Aghion LE VENT DE LA NUIT, Regie: Philippe Garrel 2001 AU PLUS PRÈS DU PARADIS (Dem Paradies ganz nah), Regie:Toni Marshall 8 FEMMES (8 Frauen), Regie: François Ozon 2004 LES TEMPS QUI CHANGENT (Changing Times), Regie: André Téchiné ROIS ET REINES, Regie: Arnaud Desplechin 2005 PALAIS ROYAL!, Regie: Valérie Lemercier 2006 APRÈS LUI, Regie: Gaël Morel LE HÉROS DE LA FAMILLE, Regie: Thierry Klifa 2007 UN CONTE DE NOËL, Regie: Arnaud Desplechin 2008 LA FILLE DU RER, Regie: André Téchiné 2009 L’HOMME QUI VOULAIT VIVRE SA VIE, Regie: Eric Lartigau 2010 LES YEUX DE SA MÈRE, Regie: Thierry Klifa DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon

Gérard Depardieu

Gérard Xavier Marcel Depardieu wurde 27. Dezember 1948 im französischen Städtchen Châteauroux, im Zentrum Frankreichs geboren. Mit 13 verließ er die Schule, verdiente sich sein Geld auf dem Schwarzmarkt mit den amerikanischen Soldaten, und versuchte sich in verschiedenen Jobs, darunter als Strandjunge in Cannes. Erst bei einer Reise nach Paris entdeckte der notorische Herumtreiber in einem Schauspielkurs seine Leidenschaft für das Theater. Er, der Proletariersohn, verschlang bald die französischen Klassiker Corneille, Racine oder de Musset und begann seine Karriere auf der Wanderbühne des „Café de la Gare“. Nach ersten kleineren Filmrollen Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Jahre kam sein Durchbruch beim großen Publikum in LES VALSEUSES („Die Ausgebufften“, 1974) von Bertrand Blier. Dort spielte der sanfte Wilde an der Seite Patrick Dewaeres und Miou-Mious einen Kleingauner und Bürgerschreck auf der Flucht und verbreitete dabei den verführerischen Charme der sexuellen Anarchie. Depardieu zeigte schnell, dass er nicht nur den charismatischen Schwerenöter spielen konnte, sondern ein breites Repertoire besaß. In Italien drehte er mit Bernardo Bertolucci 1900 („1900“, 1976) und mit dem provokanten Marco Ferreri. Depardieu kannte dabei keine Grenzen: er konnte schon früh in seiner Karriere vom anspruchsvollen Kunstkino einer Marguerite Duras in LE CAMION („Die wilden Mahlzeiten, 1977) mühelos zum Klamauk an der Seite des Slapstickkomikers Pierre Richard in LA CHEVRE („Der Hornochse und sein Zugpferd“, 1981) von Francis Veber wechseln, der ihm ein Massenpublikum verschaffte. Seine Zusammenarbeit mit Bertrand Blier setzte er erfolgreich fort, in bissigen Gesellschaftssatiren wie TENUE DE SOIRÉE („Abendanzug“, 1986) oder BUFFET FROID („Den Mörder trifft man am Buffet“, 1979) oder später in TROP BELLE POUR TOI („Zu schön für Dich!“, 1988). Depardieu wurde auch der Begleiter anderer wichtiger Autorenfilmer wie etwa Maurice Pialat, mit dem er vier Filme drehte: er war LOULOU („Der Loulou“, 1980), spielte in POLICE („Der Bulle von Paris“, 1985) und den von Zweifeln geplagten Geistlichen in der Bernanos-Verfilmung SOUS LE SOLEIL DE SATAN („Unter der Sonne Satans“, 1986), mit dem Pialat in Cannes die Goldene Palme gewann. Am meisten aber verdankte Depardieu seiner Begegnung mit François Truffaut. Der populärste Regisseur der Nouvelle Vague gab Depardieu die dramatische Rolle des Liebhabers von Catherine Deneuve in LE DERNIER MÉTRO („Die letzte Metro“, 1980) über eine Theatertruppe während der deutschen Besetzung von Paris. Es knistert zwischen Deneuve und Depardieu auf der Leinwand und der Film wurde als Meisterwerk gefeiert. Beide erhielten für ihre Darstellung einen César. Der Film wird zum Wendepunkt ihrer Karriere. Gemeinsam mit Truffaut drehte Depardieu noch LA FEMME D’A CÔTE („Die Frau nebenan“, 1981) die Geschichte einer zerstörerischen Leidenschaft mit Fanny Ardant. In den kommenden Jahren verkörperten Depardieu und Deneuve das französische Kinopaar par excellence – sei es in LE CHOIX DES ARMES („Wahl der Waffen“, 1981) oder in DRÔLE D’ENDROIT POUR UNE RENCONTRE („Nächtliche Sehnsucht - hemmungslos“, 1988). Durch den Erfolg von LE DERNIER METRO beflügelt, wurde Depardieu zum größten Star des französischen Kinos der 80er und 90er Jahren und begann, eine Reihe von historischen Figuren zu spielen: von Auguste Rodi, über Danton, Balzac, Alexandre Dumas und Columbus bis hin zu seiner Meisterleistung in CYRANO DE BERGERAC (1990) von Jean-Claude Rappeneau, für die er einen César, den Darstellerpreis in Cannes und eine Oscar®-Nominierung bekam. Als internationaler Star machte er auch einige Ausflüge nach Hollywood, erst für GREEN CARD („Green Card – Scheinehe mit Hindernissen“, 1990) von Peter Weir, später für 1492 („1492 - Die Eroberung des Paradieses“) von Ridley Scott, um den Entdecker der Neuen Welt zu spielen. In seiner französischen Heimat zog der Unersättliche in den letzten Jahren alle Register, so als wolle er nichts unversucht lassen: Er trat in Massenkomödien, etwa als Obelix in den bisherigen ASTERIX-Filmen, auf. Er drehte Krimis wie MESRINE: L’INSTINC DE MORT („Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt“, 2008), gab sich für viele teure Produktionen (darunter einige Flops) her und stellte in epischen Fernsehserien wie „Balzac“, „Der Graf von Monte Cristo“ oder „Les Misérables“ seinen allmächtigen Starstatus zur Schau. Zwischendurch aber spielte er aber auch in kleineren, intimen Dramen wie in AIME TON PERE („Liebe deinen Vater“, 2002) bei dem das konfliktreiche Verhältnis zu seinem Sohn, dem Schauspieler Guillaume Depardieu ins Spiel kam, den er im Jahr 2008 unter tragischen Umständen verlor. Als populärer Star mit viel Präsenz und Mut zur Lächerlichkeit und als sensibler künstlerischer Koloss verbindet Depardieu wie kaum ein anderer französischer Schauspieler die Extreme. Auch nach über 180 Filmen scheint sein Appetit auf weitere Rollen unbegrenzt, seine Karriere noch lange nicht beendet. Neben dem Kino sind Depardieus andere Leidenschaften der Wein und das gute Essen. Inzwischen besitzt Depardieu in der Region Anjou mehrere Weingüter und zwei Edelrestaurants in Paris. Nach Jahren des weniger künstlerisch als kommerziell orientierten Arbeitswahns schien sich Depardieu erst in den letzten Jahren auch wieder als sensibler Schauspieler ernst zu nehmen. Er spielte Rollen, mit denen er Kritik und Publikum wieder gleichermaßen bewegen konnte. Etwa als abgehalfterter Schlagersänger in QUAND J’ETAIS CHANTEUR („Chanson d’Amour“, 2006), als ehemaliger Schlachter in MAMMUTH („Mammuth“, 2009) oder als verletzlicher Kommissar BELLAMY („Kommissar Bellamy“, 2009) im letzten Film Claude Chabrols. Als Nächstes wird er zum vierten Mal den Obelix spielen und ist in den Roman-Verfilmungen SMALL WORLD („Small World“, 2010) von Bruno Chiche und in Jean Beckers LA TETE EN FRICHE („Das Labyrinth der Wörter“ 2010) zu sehen. Beeindruckend zeigte er in Téchinés Film LES TEMPS QUI CHANGENT („Changing Times“, 2004) noch wie hilflos und unglücklich verliebt er in Catherine Deneuve sein kann. Es dauerte dann weitere sechs Jahre, bis François Ozon das legendäre Paar des französischen Kinos in DAS SCHMUCKSTÜCK für eine gemeinsame Tanzeinlage auf das Parkett bitten konnte.

Filmografie (Auswahl)

1973 LES VALSEUSES (Die Ausgebufften), Regie: Bertrand Blier NATHALIE GRANGER (Nathalie Granger), Regie: Marguerite Duras 1974 STAVISKY (Stavisky), Regie: Alain Resnais 1976 NOVECENTO (1900), Regie: Bernardo Bertolucci BAROCCO (Mord um Macht), Regie: André Téchiné 1977 LE CAMION (Die wilden Mahlzeiten), Regie: Marguerite Duras 1978 PREPAREZ VOS MOUCHOIRS (Frau zu verschenken), Regie: Bertrand Blier 1979 BUFFET FROID (Den Mörder trifft man am Buffet), Regie: Bertrand Blier 1980 JE VOUS AIME (Die Männer, die ich liebte), Regie: Claude Berri LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Métro), Regie: François Truffaut LOULOU (Der Loulou), Regie: Maurice Pialat 1981 LA FEMME D’À CÔTÉ (Die Frau nebenan), Regie: François Truffaut LE CHOIX DES ARMES (Wahl der Waffen), Regie: Alain Corneau 1982 DANTON (Danton), Regie: Andrzej Wajda LE RETOUR DE MARTIN GUERRE (Die Wiederkehr des Martin Guerre), Regie: D. Vigne 1983 LES COMPÈRES (Zwei irre Spaßvögel), Regie: Francis Veber LA LUNE DANS LE CANIVEAU (Mond in der Gosse), Regie: Jean-Jacques Beineix 1984 RIVE DROITE RIVE GAUCHE (Die Enthüllung), Regie: Philippe Labro LE TARTUFFE (Tartuffe), Regie: Gérard Depardieu 1985 POLICE (Der Bulle von Paris), Regie: Maurice Pialat JEAN DE FLORETTE (Jean Florette), Regie: Claude Berri 1986 LES FUGITIFS (Zwei irre Typen auf der Flucht), Regie: Francis Veber SOUS LE SOLEIL DE SATAN (Unter der Sonne Satans), Regie: Maurice Pialat TENUE DE SOIRÉE (Abendanzug), Regie: Bertrand Blier 1987 CAMILLE CLAUDEL (Camille Claudel), Regie: Bruno Nuytten 1988 TROP BELLE POUR TOI (Zu schön für Dich!), Regie: Bertrand Blier DRÔLE D’ENDROIT POUR UNE RENCONTRE (Nächtliche Sehnsucht – Hemmungslos), Regie: François Dupeyron 1989 CYRANO DE BERGERAC (Cyrano de Bergerac), Regie: Jean-Paul Rappeneau 1990 GREEN CARD (Green Card – Scheinehe mit Hindernissen), Regie: Peter Weir 1991 MON PÈRE CE HÉROS (Mein Vater der Held), Regie: Gérard Lauzier TOUS LES MATINS DU MONDE (Die Siebente Saite), Regie: Alain Corneau 1992 GERMINAL (Germinal), Regie: Claude Berri 1492 (1492 – Die Eroberung des Paradieses), Regie: Ridley Scott 1993 LE COLONEL CHABERT (Die Auferstehung des Colonel Chabert), Regie: Yves Angelo 1994 LES ANGES GARDIENS (Die Schutzengel), Regie: Jean-Marie Poiré 1995 ELISA (Elisa), Regie: Jean Becker LE GARÇU (Mein Vater, das Kind), Regie: Maurice Pialat 1997 THE MAN IN THE IRON MASK (Der Mann in der eisernen Maske), Regie: R. Wallace 2000 VATEL (Vatel), Regie: Roland Joffé UN PONT ENTRE DEUX RIVES, Regie: Gérard Depardieu & Frédéric Auburtin 2001 LE PLACARD (Ein Mann sieht rosa), Regie: Francis Veber 2002 ASTÉRIX ET OBÉLIX: MISSION CLÉOPÂTRE (Asterix & Obelix: Mission Kleopatra), Regie: Claude Zidi 2003 NATHALIE… (Nathalie – Wen liebst du heute Nacht?), Regie: Anne Fontaine 2004 LES TEMPS QUI CHANGENT (Changing Times), Regie: André Techiné 36, QUAI DES ORFÈVRES (36 – Tödliche Rivalen), Regie: Olivier Marchal 2006 QUAND J’ETAIS CHANTEUR (Chanson d’Amour), Regie: Xavier Giannoli 2007 ASTÉRIX AUX JEUX OLYMPIQUES (Asterix bei den Olympischen Spielen) Regie: Frédéric Forrestier und Thomas Langmann LA MÔME (La Vie en Rose), Regie: Olivier Dahan 2008 MESRINE : L’INSTINC DE MORT (Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt) Regie: J.-F. Richet BABYLON A.D. (Babylon A.D.), Regie: Mathieu Kassovitz 2009 BELLAMY (Kommissar Bellamy), Regie: À L’ORIGINE, Regie: Xavier Giannoli SMALL WORLD (Small World), Regie: Bruno Chiche MAMMUTH (Mammuth), Regie: Benoît Délepine und L’AUTRE DUMAS, Regie: Safy Nebbou 2010 LA TETE EN FRICHE (Das Labyrinth der Wörter), Regie: Jean Becker DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon

Fabrice Luchini

Als Sohn italienischer Einwanderer, die als Obst- und Gemüsehändler arbeiteten, wurde Fabrice Luchini am 1. November 1951 im populären Norden von Paris geboren. Mit 13 Jahren begann er eine Ausbildung in einem Friseursalon, aber er interessierte sich vor allem für die Literatur von Balzac, Flaubert und Proust. Seine Begeisterung für den Soul trieb ihn in die Diskotheken. Dort entdeckte ihn Philippe Labro und gab ihm seine erste Rolle in TOUT PEUT ARRIVER (1969). Kurz darauf wurde Eric Rohmer auf den jungen Verführer aufmerksam, der in seinem Schauspielkurs Nietzsche wie kein anderer deklamierte. Der legendäre Nouvelle- Vague-Regisseur engagierte den 20jährigen Luchini für einen kleinen Auftritt im Liebesreigen LE GENOU DE CLAIRE („Claires Knie“, 1970) und vertraute ihm später die Titelrolle im experimentellen Film (1978) an. Luchini hatte in Rohmer seinen Mentor gefunden und spielte in drei weiteren seiner Filme, darunter in LES NUITS DE LA PLEINE LUNE („Vollmondnächte“, 1984) als Schriftsteller und eifersüchtiger Liebhaber. Dem großen Publikum blieb er dennoch lange unbekannt. Dies änderte sich 1990 mit seiner Rolle des melancholischen Verführers in LA DISCRÈTE („Die Verschwiegene“) von Christian Vincent. Neben seiner nun in Schwung kommenden Kinokarriere begann Luchini auch im Theater sein Image als exzentrischer und eloquenter Dandy zu festigen. Dort etablierte er sich mit virtuosen Monologen nach Texten von La Fontaine, Céline oder Barthes. Seine Rolle als überforderter Manager in der Satire RIENS DU TOUT („Kleine Fische, große Fische“, 1992) war seine erste Zusammenarbeit mit dem jungen Regisseur Cédric Klapisch, der ihn später in PARIS („So ist Paris“, 2008) an die Seite Juliette Binoches stellte. Nachdem er für seine Rolle in Claude Lelouchs TOUT ÇA POUR ÇA („Alles für die Liebe“, 1993) nach einigen vergeblichen Anläufen den César als Bester Nebendarsteller gewonnen hatte, wurden ihm auch größere Filme angeboten, etwa die Komödie BEAUMARCHAIS, L’INSOLENT („Beaumarchais – Der Unverschämte“, 1996). Nach einer Reihe erfolgreicher Kostümfilme, darunter LE BOSSU („Duell der Degen“, 1997) oder MOLIÈRE (2007), gelang es dem raumgreifenden und wortverliebten Luchini, sich auch mit leiseren Tönen, etwa als schüchterner, in Sandrine Bonnaire verliebter Steuerberater in CONFIDENCES TROP INTIMES („Intime Geständnisse“, 2004) von Patrice Leconte zu beweisen. Inzwischen ist er zu einem der bestbezahlten Stars des französischen Kinos aufgestiegen. Seine egozentrischen Auftritte in Talkshows oder als Versteigerer kostbarer Weine sind berühmt und berüchtigt. Zuletzt triumphierte der redselige Vollblutkomödiant in Anne Fontaines Komödie LA FILLE DE MONACO („Das Mädchen aus Monaco“, 2008) in einer unwiderstehlichen Paraderolle als biederer Anwalt, der von einer viel jüngeren Frau um den Verstand gebracht wird. Glücklicherweise bot François Ozon ihm an, als Gatte Catherine Deneuves in seiner neuen Komödie DAS SCHMUCKSTÜCK („Potiche“) seine Waffen mit Gérard Depardieu zu kreuzen. Denn Luchini übertrifft sich in der Rolle des cholerischen Firmenchefs Robert Pujol selbst. Um kommende Herausforderungen muss er sich keine Sorgen machen: 2011 wird er aller Wahrscheinlichkeit nach als Julius Caesar Depardieus Obelix in ASTERIX CHEZ LES BRETONS („Asterix bei den Briten“) wieder gegenüberstehen.

Filmografie (Auswahl) 1970 LE GENOU DE CLAIRE (Claires Knie), Regie: Éric Rohmer 1974 CONTES IMMORAUX (Unmoralische Geschichten), Regie: Walerian Borowczyk 1978 PERCEVAL LE GALLOIS, Regie: Éric Rohmer VIOLETTE NOZIÈRE (Violette Nozière), Regie: Claude Chabrol 1981 LA FEMME DE L’AVIATEUR (Die Frau des Fliegers), Regie: Éric Rohmer 1983 ZIG ZAG STORY (Verdammt nochmal…), Regie: Patrick Schulmann 1984 LES NUITS DE LA PLEINE LUNE (Vollmondnächte), Regie: Éric Rohmer 1984 EMMANUELLE 4, Regie: Francis Leroi 1985 P.R.O.F.S. (P.R.O.F.S – Und die Penne steht Kopf), Regie: Patrick Schulmann 1986 MAX MON AMOUR (Max mon amour), Regie: Nagisa Oshima 1987 LES AVENTURES DE REINETTE ET MIRABELLE (4 Abenteuer von Reinette und Mirabelle), Regie: Éric Rohmer 1990 LA DISCRÈTE (Die Verschwiegene), Regie: Christian Vincent URANUS (Uranus), Regie: Claude Berri 1992 LE RETOUR DE CASANOVA (Casanovas Rückkehr), Regie: Edouard Niermans RIENS DU TOUT (Kleine Fische, große Fische), Regie: Cédric Klapisch 1993 TOUT ÇA POUR ÇA (Alles für die Liebe), Regie: Claude Lelouch L’ARBRE, LE MAIRE ET LA MÉDIATHÈQUE (Der Baum, der Bürgermeister und die Mediathek), Regie: Éric Rohmer 1994 LE COLONEL CHABERT (Die Auferstehung des Colonel Chabert), Regie: Yves Angelo 1996 HOMMES, FEMMES, MODE D’EMPLOI, Regie: Claude Lelouch BEAUMARCHAIS, L’INSOLENT (Beaumarchais-der Unverschämte), Regie: Edouard Molinaro 1997 LE BOSSU (Duell der Degen), Regie: Philippe De Broca 1998 PAR COEUR, Regie: Benoît Jacquot 1999 PAS DE SCANDALE, Regie: Benoît Jacquot RIEN SUR ROBERT, Regie: Pascal Bonitzer 2001 BARNIE ET SES PETITES CONTRARIÉTÉS, Regie: Bruno Chiche 2004 CONFIDENCES TROP INTIMES (Intime Geständnisse), Regie: Patrice Leconte 2006 JEAN-PHILIPPE, Regie: Laurent Tuel 2007 MOLIÈRE, Regie: Laurent Tirard 2008 PARIS (So ist Paris), Regie: Cédric Klapisch LA FILLE DE MONACO (Das Mädchen aus Monaco), Regie: Anne Fontaine 2010 LES FEMMES DU 6e ÉTAGE, Regie: Philippe Le Guay LES INVITÉS DE MON PÈRE, Regie: Anne Le Ny DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon

Karin Viard

Karin Viard wurde am 24. Januar 1966 in Rouen als Tochter des Leiters einer Ölplattform geboren und wuchs überwiegend bei ihren Grosseltern auf. Schon früh stand sie auf der Bühne des örtlichen Konservatoriums, bevor sie als 17jährige ihr Glück als Schauspielschülerin in Paris versuchte. Nach einigen Fernsehrollen entdeckte auch das Kinopublikum das ungewöhnliche Talent der rothaarigen Schauspielerin in erfolgreichen Komödien wie TATIE DANIELLE („Tante Danielle“, 1990) von Etienne Chatilliez und DELICATESSEN („Delicatessen“, 1991) von Marc Caro & Jean-Pierre Jeunet oder später in LES RANDONNEURS („Singles unterwegs“, 1997) von Philippe Harel. Im Jahr 2000 gewann sie den César als Beste Darstellerin für HAUT LES COEURS („Hoch die Herzen“, 2000) von Solveig Anspach in der Rolle einer schwangeren Frau, die an Brustkrebs erkrankt. Drei Jahre später wurde sie als beste Nebendarstellerin für EMBRASSEZ QUI VOUS VOUDREZ („Küss mich wenn du willst“, 2002) von wieder mit dem César ausgezeichnet. Die vielseitige Schauspielerin trat in den letzten Jahren vor allem in komischen Rollen auf, etwa in LE CODE A CHANGÉ („Affären à la Carte“, 2009) von Danielle Thompson. Als Sekretärin eines tyrannischen Firmenchefs kann sie jetzt in DAS SCHMUCKSTÜCK glänzen und wird demnächst in Filmen von Dany Boons und Cédric Klapisch zu sehen sein.

Filmografie (Auswahl)

1990 TATIE DANIELLE (Tante Danielle), Regie: Etienne Chatilliez 1991 DELICATESSEN, Regie: Marc Caro & Jean-Pierre Jeunet 1992 RIENS DU TOUT, Regie: Cédric Klapisch MAX ET JÉRÉMIE, Regie: Claire Devers 1994 LE FILS PRÉFÉRÉ (Der Lieblingssohn), Regie: Nicole Garcia LA SÉPARATION (Trennung), Regie: Christian Vincent 1995 LA HAINE (Hass), Regie: Mathieu Kassovitz ADULTÈRE (MODE D’EMPLOI) (Seitensprung für Anfänger), Regie: Christine Pascal 1996 LE JOURNAL DU SÉDUCTEUR (Tagebuch des Verführers), Regie: Danièle Dubroux 1997 LES RANDONNEURS (Singles unterwegs), Regie: Philippe Harel 1999 LA NOUVELLE EVE (Die neue Eva), Regie: Catherine Corsini HAUT LES COEURS (Hoch die Herzen), Regie: Solveig Anspach 2000 LA PARENTHÈSE ENCHANTÉE (Die Sache mit dem Sex & der Liebe), Regie: Michel Spinosa 2001 UN JEU D’ENFANTS (Kinder der Furcht), Regie: Laurent Tuel L’EMPLOI DU TEMPS (Auszeit), Regie: Laurent Cantet 2002 EMBRASSEZ QUI VOUS VOUDREZ (Küss mich wenn du willst), Regie: Michel Blanc 2004 JE SUIS UN ASSASSIN, Regie: Thomas Vincent 2005 LE COUPERET (Die Axt), Regie: Costa-Gavras L’ENFER (Wie in der Hölle), Regie: Danis Tanovic 2006 LES AMBITIEUX, Regie: Catherine Corsini 2009 LES DERNIERS JOURS DU MONDE, Regie: Jean-Marie et Arnaud Larrieu LE CODE A CHANGÉ (Affären à la Carte), Regie: Danielle Thompson PARIS (So ist Paris), Regie: Cédric Klapisch LES RANDONNEURS À SAINT-TROPEZ, Regie: Philippe Harel LE BAL DES ACTRICES, Regie: Maïwenn 2010 MA PART DU GÂTEAU, Regie: Cédric Klapisch RIEN À DÉCLARER, Regie: DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon

Judith Godrèche

Judith Godrèche wurde am 23. März 1972 in Paris geboren und stand schon in jungen Jahren als die Tochter von Claudia Cardinale in L’ETE PROCHAIN von Nadine Trintignant vor der Kamera. Mit 14 Jahren spielte sie ihre erste große Rolle in LES MENDIANTS von Benoît Jacquot. 1989 verhalf ihr Jacques Doillon mit LA FILLE DE 15 ANS („Eine Frau mit 15“) zum Durchbruch beim französischen Publikum und sie wurde als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Rolle in LA DÉSENCHANTÉE („Die Entzauberte“, 1990) von Benoît Jacquot für den César nominiert. Im Laufe der folgenden Jahre spielt sie in Filmen von Olivier Assayas (PARIS S’EVEILLLE, 1991) und später mit Cédric Klapisch (L’AUBERGE ESPAGNOLE, 2002). Zwei Kostümfilme, RIDICULE („Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins“, 1996) von Patrice Leconte und BEAUMARCHAIS L’INSOLENT („Beaumarchais – der Unverschämte“, 1996) von Edouard Molinaro machten sie auch außerhalb Europas in den USA bekannt. Kurz darauf war sie in Hollywood mit Leonardo di Caprio in THE MAN IN THE IRON MASK („Der Mann mit der eisernen Maske“, 1998) zu sehen. Eine amerikanische Karriere aber wollte sie damals nicht weiterverfolgen, sondern sich lieber um ihre Familie kümmern. Der französische Star Sophie Marceau wählte Judith Godrèche als Darstellerin ihres alter ego für ihre erste Regiearbeit, dem Trennungsdrama PARLEZ-MOI D’AMOUR (2002). 2009 wagte Judith Godrèche selber den Schritt hinter die Kamera mit ihrem persönlichen Film TOUTES LES FILLES PLEURENT. Sie übernahm darin die Hauptrolle und sang auch die von Benjamin Biolay und Julien Doré komponierten Chansons des Films. Nach ihrer Rolle als konservative Fabrikantentochter in Ozons SCHMUCKSTÜCK wartet jetzt eine Reihe weiterer Komödien auf sie.

Filmografie (Auswahl)

1985 L’ÉTÉ PROCHAIN, Regie: Nadine Trintignant 1987 LES MENDIANTS, Regie: Benoît Jacquot 1989 LA FILLE DE QUINZE ANS (Eine Frau mit 15), Regie: Jacques Doillon 1990 LA DESENCHANTEE (Die Entzauberte), Regie: Benoît Jacquot 1991 PARIS S’EVEILLE (Paris erwacht), Regie: Olivier Assayas FERDYDUKE, Regie: Jerzy Skolimowski 1993 TANGO (Tango Mortale), Regie: Patrice Leconte UNE NOUVELLE VIE (Ein neues Leben), Regie: Olivier Assayas 1994 GRANDE PETITE (Große Kleine), Regie: Sophie Fillières 1996 RIDICULE (Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins), Regie: Patrice Leconte BEAUMARCHAIS L’INSOLENT (Beaumarchais - Der Unverschämte), Regie: Edouard Molinaro 1998 THE MAN IN THE IRON MASK (Der Mann mit der eisernen Maske), Regie: Randal Wallace 2002 L’AUBERGE ESPAGNOLE (Barcelona für ein Jahr), Regie: Cédric Klapisch PARLEZ-MOI D’AMOUR, Regie: Sophie Marceau 2003 FRANCE BOUTIQUE, Regie: Tonie Marshall UN TUEUR AUX TROUSSES, Regie: John Mackenzie 2005 PAPA, Regie: Maurice Barthelémy TOUT POUR PLAIRE, Regie: Cécile Telerman TU VAS RIRE MAIS JE TE QUITTE, Regie: Philippe Harel 2007 JE VEUX PAS QUE TU T’EN AILLES, Regie: Bernard Jeanjean 2009 TOUTES LES FILLES PLEURENT, Regie: Judith Godrèche FAIS MOI PLAISIR, Regie: Emmanuel Mouret 2010 HOLIDAY, Regie: Guillaume Nicloux DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon 2011 LOW COST, Regie: Maurice Barthelémy L’ART D’AIMER, Regie: Emmanuel Mouret

Jérémie Renier

Jérémie Renier wurde am 6. Januar 1981 in Brüssel geboren und begann schon früh mit dem Schauspielunterricht. Als Kind spielte er im Theater und in Fernsehfilmen, bevor die Brüder Luc und Jean-Pierre Dardenne dem 15jährigen 1996 mit einer Rolle in LA PROMESSE an der Seite Olivier Gourmets zum Durchbruch im Kino verhalfen. Nach seiner Beteiligung an François Ozons LES AMANTS CRIMINELS („Ein kriminelles Paar“, 1999) spielte Renier in der Superproduktion LE PACTE DES LOUPS („Der Pakt der Wölfe“, 2001) von Christopher Gans. Im Jahr 2005 verkörperte er den jungen überforderten Vater in L’ENFANT („Das Kind“, 2005) der Brüde Dardenne, die mit ihrem packenden Sozialdrama ihre zweite Goldene Palme nach ROSETTA („Rosetta“, 1999) gewannen. 2008 stand er wieder für die Dardenne-Brüder in LE SILENCE DE LORNA („Lornas Schweigen“) vor der Kamera. Renier wurde 2006 mit dem Prix ausgezeichnet und lebt wie viele seiner berühmt gewordenen belgischen Schauspielkolleginnen (Natacha Regnier, Cécile de France, Marie Gillain) seit einigen Jahren in Paris. Nach seinem Auftritt als femininer Sohn Catherine Deneuves in François Ozons SCHMUCKSTÜCK, stilecht im Rollkragenpullover der 70er Jahre, wartet schon die nächste (historische) Herausforderung auf den junge Belgier: Er soll die französische Schlagerlegende Claude François in CLOCLO unter der Regie von Florent Emilio Siri wiederaufleben lassen.

Filmografie (Auswahl) 1996 LA PROMESSE, Regie: Jean-Pierre et Luc Dardenne 1999 LES AMANTS CRIMINELS (Ein kriminelles Paar), Regie: François Ozon 2000 SAINT-CYR, Regie: Patricia Mazuy 2001 LE PORNOGRAPHE (Der Pornograph), Regie: Bertrand Bonello LE PACTE DES LOUPS (Der Pakt der Wölfe), Regie: Christopher Gans 2003 VIOLENCE DES ÉCHANGES EN MILIEU TEMPÉRÉ (Eine einmalige Chance), Regie: Jean-Marc Moutout 2004 LE PONT DES ARTS, Regie: Eugène Green 2005 L’ENFANT (Das Kind), Regie: Jean-Pierre et Luc Dardenne 2006 NUE PROPRIÉTÉ, Regie: Joachim Lafosse 2008 LE SILENCE DE LORNA (Lornas Schweigen), Regie: Jean-Pierre et Luc Dardenne L’HEURE D’ÉTÉ, Regie: Olivier Assayas BON BAISERS DE BRUGES (Brügge sehen…und sterben?), Regie: Martin McDonagh COUPABLE, Regie: Laëtitia Masson 2009 DEMAIN DÈS L’AUBE, Regie: Denis Dercourt 2010 PIECE MONTÉE, Regie: Denys Granier-Deferre PHILIBERT, Regie: Sylvain Fusée POSSESSIONS, Regie: Eric Guirado DAS SCHMUCKSTÜCK (Potiche), Regie: François Ozon ORIGINAL-MUSIK

Philippe Rombi

“Slow Giradschi” (Stelvio Cipriani) 1973 - CAM

“Teen agers cha cha cha” (Stelvio Cipriani) 1973 - CAM

Die Songs

“Emmène-moi danser ce soir” (F. Valery / J. Albertini) Gesungen von Michèle Torr 1978 Mercury France

“Parlez-vous français ?” (Franck Dostal / Rolf Soja) Gesungen von Baccara 1978 BMG Ariola Hamburg GmbH

“Viens faire un tour sous la pluie” (Richard Dewitte / Serge Koolenn) Gesungen von Il Etait Une Fois 1975 Capitol Music

“More than a woman” (B. Gibb - R. Gibb - M. Gibb) Gesungen von The Bee Gees 1977 Barry Gibb, Under exclusive License to Rhino Entertainment Company, a Warner Music Group Company

“Cu-cu-rru-cu-cu Paloma” (Thomas Mendez) Gesungen von Fernando Production Compagnies Spectacle

“1 2 3” (J.P. Cara / J.P. Cara - T. Rallo) Gesungen von Catherine Ferry 1976 Barclay

“C’est beau la vie” (Claude Delecluse - Michèle Senlis / Jean Ferrat) Gesungen von Catherine Deneuve Réorchestré par Benjamin Biolay aux Studios de la Seine Musiciens : Elsa Benabdallah, Christophe Morin, Nicolas Fiszmann, Denis Benarroch Voix : Rachel Pignot Mandarin Cinéma - Foz