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G N A G F L O W Talkshow-Gast Petry, Moderatorin Will: Alle an die Wand geredet „Moment, der Gegner?“ Parteien Soll man die AfD wie eine normale Partei behandeln? Keine Frage ist unter Politikern und Journalisten so umstritten wie die nach dem Umgang mit Populisten. Von Jan Fleischhauer

nde Januar saß der stellvertretende hatte er einen „Steckbrief“, den sie bei seiner Jacketttasche zum Einsatz. „Steck - SPD-Vorsitzende Ralf Stegner neben der AfD-Jugend verteilen. Er zeigt seinen briefe gegen demokratische Politiker“, rief EFrauke Petry in einem Fernsehstudio Kopf. Außerdem hatte er sich einige Sätze er: „Parteien, die so etwas machen, richten in Köln, um mit der AfD aufzuräumen. In zurechtgelegt, mit denen er punkten woll - unser Land zugrunde.“ der SPD tobte gerade die Diskussion, ob te. Ein paar Wochen zuvor hatte er Petry Doch Petry war nicht aus der Ruhe zu man sich zusammen mit AfD-Vertretern bei „Hart aber fair“ dabei zugesehen, wie bringen. Sie folgte Stegners Auftritt mit ei - gemeinsam vor der Kamera zeigen dürfe. sie alle an die Wand redete. Die anderen nem Lächeln, das auch bei den schärfsten Viele in seiner Partei waren der Meinung, Gäste hatten wie „brave Konfirmanden“ Sätzen nicht verrutschte. Als er ihr vor - dass es besser wäre, die Populisten zu boy - dagesessen, wie er fand. Stegner hatte sich hielt, ihre Leute würde zur Jagd auf Poli - kottieren. Aber Stegner, der zum linken vorgenommen, nicht wie ein Konfirmand tiker blasen, drehte sie den Spieß um und Flügel der SPD zählt, ist noch nie einem dazusitzen, während Petry redete. verwies auf die Angriffe, denen sie und Streit aus dem Weg gegangen. Er attackierte die AfD-Vorsitzende von Mitglieder ihrer Partei ausgesetzt seien. „Wenn ich nicht komme, dann kommt der ersten Minute an. Er erinnerte daran, Weil auch andere Gäste der Sendung einer von den Grünen“, erklärte er den dass der Tag der „Maischberger“-Sendung die AfD-Vorsitzende scharf angingen, Genossen, „da bin ich doch lieber selber mit dem Holocaust-Gedenktag zusammen - entstand der Eindruck, sie stehe allein ge - im Fernsehen.“ Also sagte er sofort zu, als fiel und die Rechten Deutschland immer gen ihre Kritiker. Viele Zuschauer emp - jemand aus der „Maischberger“-Redaktion wieder ins Unglück geführt hätten. Er warf fanden das als unfair, wie die Reaktionen anrief, um ihn zu einer Sendung über die Petry „Hetze gegen Flüchtlinge“ vor und zeigten. „Tabupartei AfD“ einzuladen. sagte, sie sei mitverantwortlich, „dass jede Wenn man Stegner heute fragt, ob er Stegner hatte sich auf den Auftritt vor - zweite Nacht ein Flüchtlingsheim brennt“. seinen Einsatz bei „Maischberger“ als Er - bereitet. In der Innentasche seines Sakkos Nach 24 Minuten kam auch der Zettel aus folg sieht, sagt er: „Fifty-fifty. Als Mann

32 DER SPIEGEL #" / #!"$ eine Frau zu attackieren, bringt nie Sym - dass viele Journalisten es offenbar als ihre pathiepunkte.“ Wer ihn kennt, weiß, dass Aufgabe ansehen, die AfD zu bekämpfen. man das fast als Eingeständnis einer Bei der Lektüre eines Kommentars in der Nieder lage verstehen muss. „Süddeutschen Zeitung“ war er über die Wie soll man mit der AfD umgehen? Aufforderung gestolpert, sie sollten „den Die Frage stellt sich seit den Erfolgen der Gegner studieren und dann schneller und Partei bei den Landtagswahlen in Baden- schlauer zuschlagen“. „Moment – ,den Württemberg und Rheinland-Pfalz für vie - Gegner‘“?, fragte sich Niggemeier. „Ist die le in Politik und Medien noch dringlicher. AfD unser Gegner? Sind Journalisten die Soll man die neue Partei als Teil der poli - Gegner der AfD?“ tischen Normalität akzeptieren? Soll man Niggemeier neigt politisch nach links. Er sie ignorieren oder lieber aktiv bekämp - hat sich einen Namen mit seinem „Bild - fen? Und wenn man sich für das Kämpfen blog“ gemacht, in dem er sich die Aufgabe entscheidet, was ist der beste Weg? Am stellte, dem Boulevardblatt Verletzungen Beispiel der Sendung mit Stegner kann der journalistischen Standards nachzuwei - sen. Die AfD ist ihm ein Graus, wie er frei - „So edel der Vorsatz war, mütig bekennt. Dennoch findet er es falsch, wenn Journalisten bei AfD-Vertretern Ge - die AfD zu boykot tieren, pflogenheiten verletzen, an die sie sich im zu Ende gedacht war er Umgang mit anderen Politikern halten. Neulich hat Niggemeier selbst ein Inter - leider nicht.“ view mit einem AfD-Politiker geführt. Sein Gesprächspartner war Armin-Paul Ham - man schon mal sehen, wie es eher nicht pel, ein ehemaliger ARD-Korrespondent, geht. der heute dem niedersächsischen Landes - In einer Demokratie dürfen alle mitre - verband vorsteht. In dem Interview ging den, die Meinungsfreiheit gilt als hohes es um die Vorschläge der AfD zur Reform Gut. Erst der Austausch von Argumenten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die und Positionen sorgt für die notwendige Abschaffung der Rundfunkgebühr ist eines Debatte. Andererseits gibt es in der Politik der großen Themen der Partei, neben dem keine Verpflichtung, sich mit Leuten an ei - Kampf gegen den Islam und der Rücknah - nen Tisch zu setzen, die man aus ganzem me des Atomausstiegs. Nachdem er den Herzen verachtet. Die Republikaner saßen Text auf seinem Mediendienst veröffent - in den Achtzigerjahren ebenfalls in Land - lich hatte, wurde Niggemeier von mehre - tagen. Dennoch lehnten es viele bei SPD ren Kollegen angesprochen, die fanden, er und Union ab, mit ihnen in der Öffentlich - sei zu unkritisch gewesen. Statt Hampel keit aufzutreten. mit Vorhaltungen zu begegnen, hatte er Auch für Journalisten ist es nicht ein - immer wieder nachgefragt, was genau die fach, den richtigen Umgang mit der AfD AfD an den Öffentlich-Rechtlichen eigent - zu finden. Schon die Frage, ob man über - lich auszusetzen habe. haupt mit , ihrem Vize Ale - Es gibt in der Interviewtechnik offene xander Gauland oder der Berliner Landes - Fragen und geschlossene Fragen. Eine of - vorsitzenden Beatrix von Storch reden soll, fene Frage hat den Vorteil, dass sie dem ist in vielen Redaktionen umstritten. Man - Gesprächspartner die Möglichkeit eröffnet, che Journalisten, aber auch etliche Leser etwas mitzuteilen, was man noch nicht und Zuschauer sind der Meinung, man dür - weiß. Der Nachteil ist, dass der Frager eher fe solchen Leuten keine Bühne bieten. neutral wirkt, so als habe er keine eigene Gerade von Journalisten wird Haltung Meinung zum Gesagten. Viele Journalisten verlangt. Aber der Grat zwischen Haltung entscheiden sich bei Interviews mit AfD- und Parteinahme ist schmal. Wer es als Politikern gegen offene Fragen, weil sie Journalist damit übertreibt, der als richtig fürchten, dass man sonst denkt, sie wären empfundenen Sache Wort und Stimme zu nicht hart genug. verleihen, wird schnell selbst zum Politiker. „Natürlich soll man über die AfD nicht Dass man sich mit einer Sache nicht ge - wie über eine normale Partei berichten“, mein machen sollte, auch nicht mit einer sagt Niggemeier. „Die AfD ist keine nor - guten, ist deshalb eine Warnung, die das male Partei. Aber wäre es nicht unsere andere Ende des journalistischen Selbst - Aufgabe als Journalisten herauszufinden, verständnisses markiert. Sie stammt von was genau die Leute denken, die an der Hanns Joachim Friedrichs, der lange die Spitze stehen, anstatt nur immer wieder „Tagesthemen“ moderierte und mit seiner das Bild zu bestätigen, das wir von ihnen hanseatisch-distanzierten Art zu einer Art haben?“ Übervater der Medienbranche aufstieg. Während sich in den Medien erst ein Der Medienjournalist Stefan Nigge- Konsens herausbilden muss, kann man in meier hat auf seinem Internetdienst „Über - der Welt der Politik schon beobachten, wie medien“ sein Unbehagen über den Um - sich die Beteiligten mit der neuen Wirk - gang der Medien mit der neuen Partei be - lichkeit arrangieren. Bei den etablierten schrieben. Niggemeier war aufgefallen, Parteien hatte man sich zunächst darauf

DER SPIEGEL #" / #!"$ 33 SPIEGEL TV MAGAZIN SONNTAG, 22. 5., 22.20 – 23.30 UHR | RTL verständigt, der Konkurrenz Aktenzeichen gelöst – 18 Jahre nach von rechts den Weg in die Öf - dem Tod von Tristan B. scheint fentlichkeit zu verstellen. Das eine der schlimmsten Mordserien war im Umgang mit der AfD aufgeklärt. Mindestens fünf weitere Phase Nummer eins. Im Dezember hatte der Ko - alitionsausschuss von Grünen und Sozialdemokraten in Ba - den-Württemberg an alle Par - teimitglieder die „Empfehlung“ ausgesprochen, sich nicht mit AfD-Vertretern auf Veranstal - tungen zu zeigen, im Nachbar - land Rheinland-Pfalz gab es ei - nem ähnlichen Entschluss. Also keine Podien, keine Streitge - spräche. Auch in Redaktionen war man übereingekommen, auf Einladungen an Politiker Verdächtiger Manfred Seel der AfD zu verzichten. Aber in dem Maße, in dem Morde werden dem Täter zuge - die Umfragewerte der AfD stie - ordnet. "! #$ hat die Sonder - gen, wurden Stimmen laut, die kommission exklusiv begleitet; ein Ende des Boykotts forder - Der dritte Mann – Wenn Whistleblower ten. Erst stiegen die Zeitungen O

selbst ins Visier geraten. aus, weil viele Leser die Ent - G A M I scheidung der Chefredaktion /

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heftig kritisierten. Dann ver - E B N

SPIEGEL GESCHICHTE suchte der Südwestrundfunk E F U A MONTAG, 23. 5., 21.50 – 22.45 UHR | SKY vor der Wahl, die Besetzung T S - R E

der sogenannten Elefantenrun - L L

Stalin und Trotzki: Die Todfeinde Ü den zu ändern. Wer die neue M Nach Lenins Tod setzte Josef Stalin Partei ausgrenze, verstärke nur AfD-Politikerin Storch: Inhaltlich stellen alles daran, seine Machtposition deren Märtyrerrolle, lautete auszubauen und zu festigen. Erbar - jetzt das Argument. Am Ende saß die AfD teien als nationalistisch, frauenfeindlich mungslos verfolgte er seine überall mit dabei. Das war Phase zwei. und autoritär gebrandmarkt wird. Widersacher. Einer seiner erbitter - „So edel der Vorsatz war, die AfD zu Manche verzichten inzwischen ganz auf ten Gegner war Leo Trotzki. boykottieren, zu Ende gedacht war er lei - Konfrontation. Als Innenminister Thomas der nicht“, sagt der baden-württembergi - de Maizière vor zwei Wochen bei „Anne sche SPD-Vorsitzende , der Will“ auf Frauke Petry stieß, um mit ihr SPIEGEL TV WISSEN sehr für den AfD-Bann geworben hatte. und drei weiteren Gästen über die Integra - MITTWOCH, 25. 5., 20.15 – 21.00 UHR | PAY-TV Schmid ist bis heute davon überzeugt, dass tionspolitik zu diskutieren, unterließ er BEI ALLEN FÜHRENDEN KABELNETZBETREIBERN es richtig gewesen wäre, die AfD nicht an jeden Versuch, die AfD-Vorsitzende anzu - Podiumsdiskussionen zu beteiligen. Für gehen. Es gab keine Vorwürfe an ihre Krav Maga – Schule der den Sozialdemokraten ist das eine Frage Adresse, stattdessen wies de Maizière Pe - Selbstverteidigung des Prinzips: Wenn sich eine Partei außer - try nur milde darauf hin, wo sie nach sei - Steigende Kriminalität und zuneh - halb des demokratischen Konsenses stelle, ner Meinung falsch lag oder sich in der mende Gewaltbereitschaft müsse das auch Konsequenzen haben, sagt Rechtslage ungenügend auskannte. steigern das Bedürfnis der Bürger er. Aber weil sich die Beteiligten keine Ge - Er hatte sich das gut überlegt. Auf kei - nach Schutz und Sicherheit. danken gemacht hatten, wie sie Kritik an nen Fall wollte de Maizière das Theater Viele Frauen lernen Krav Maga, dem Ausgrenzungsbeschluss hätten kon - wiederholen, das Stegner und andere vor - die Selbstverteidigungstechnik der tern können, trafen sie die kritischen Fra - her veranstaltet hatten. Er fand das unter israelischen Armee. gen unvorbereitet. seiner Würde. Außerdem sollte Petry nicht Der Boykottversuch gilt heute in der Füh - die Gelegenheit haben, die Sendung zu ka - rung der SPD als Fehler. Nun heißt es, man pern und zu einer AfD-Sendung zu ma - SPIEGEL TV REPORTAGE dürfe die AfD nicht dämonisieren, sondern chen, wie sie das zuvor immer wieder er - MITTWOCH, 25. 5., 23.25 – 0.25 UHR | SAT.1 müsse sie inhaltlich stellen. So hat es auch folgreich getan hatte. In einigen Bespre - Justizminister in einem Beitrag chungen stand anschließend, der Minister Abgewürgt! Anfänger hinterm auf "!   zum Wochenanfang habe gezeigt, wie man auf unaufgeregte, Steuer gefordert. Unter „inhaltlich stellen“ wird sachliche Weise mit der AfD-Vorsitzenden Quietschende Reifen, knirschende der Versuch verstanden, die Punkte im fertig werden könne. Der unbeabsichtigte Getriebe, schweißgebadete Fahran - AfD-Programm herauszuarbeiten, die nach Effekt dieser Strategie ist allerdings, wie fänger: der ganz normale Wahnsinn Ansicht von AfD-Gegnern wie Maas in die de Maizière selbst einräumt, dass AfD-Ver - auf einem Verkehrsübungsplatz. falsche Richtung weisen. Diese Strategie treter wie normale Gäste wirken, wenn Beifahrer müssen Nerven bewahren, lässt außer Acht, dass es möglicherweise man sie normal behandelt. wenn der Neuling mal wieder Gas eine große Anzahl von Wählern gibt, die Wie groß die Unsicherheit über den rich - und Bremse verwechselt. genau das gut finden, was von den Altpar - tigen Umgang ist, zeigt die Diskussion da -

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rüber, ob die Talkshows die AfD groß ge - Die Öffentlichkeit hat die AfD auch über die Jahre mit jedem gesprochen, der macht haben. Der Vorwurf tauchte zum deshalb vor allem über Talkshows wahr - dort etwas zu sagen hatte. ersten Mal im Januar während des Wahl - genommen, weil sich die Fernsehsender Als Moderator bekomme man immer kampfs auf. Am Dienstag kam die „Bild“- mit direkten Interviews zurückgehalten die Empfehlung, die Rechten zu knacken, Zeitung nach einem Vergleich zu dem Er - haben. Weder in den „Tagesthemen“ indem man sie bei ihrer inhaltlichen Leere gebnis, dass die Zahl der Auftritte von noch im „Heute Journal“ sind ihre Poli- packe, sagt Wolf, aber das sei leichter ge - AfD-Politikern seit dem Wahltag in den tiker bislang viel zu Wort gekommen. sagt als getan. „Die eigentliche Botschaft Polit-Talkshows noch einmal zugenommen Auch das wird sich ändern. Leute, die dieser Parteien ist im Kern keine rationale, habe. Man konnte daraus, wenn man woll - schon länger im Geschäft sind, bezwei - sondern eine emotionale. Sie sagen den te, die Mahnung ablesen, der Partei in Zu - feln allerdings, dass sich die Erwartung, Leuten: Ihr seid Opfer, und wir sind die kunft weniger Platz zu gewähren. hier würde die AfD entzaubert, erfüllen Einzigen, die euch verstehen. Wie wollen „Haben wir AfD-Politiker eingeladen? wird. Sie dagegen rational vorgehen?“ Natürlich haben wir das“, sagt Anne Will, „Wir sollten unsere Mittel nicht über - Das Einzige, was man als Journalist leis - die in diesem Jahr einmal Petry und zwei - schätzen“, sagt Armin Wolf, der im Nach - ten könne, sei, seine Gesprächspartner so mal Beatrix von Storch zu Gast hatte. „La - barland Österreich wegen seiner hart darzustellen, wie sie sind, lautet Wolfs den wir sie öfter ein als die Vertreter an - geführten Interviews so etwas wie eine Fazit nach 20 Jahren. „Was die Zuschauer derer Parteien? Nein.“ Und selbst wenn, Legende ist. Als ORF-Moderator hat Wolf dann damit machen, muss man ihnen was wäre daran falsch?, fragt Will: „Wir den Aufstieg der FPÖ begleitet und dabei überlassen.“ n überlegen uns bei einem Thema, wer dazu etwas zu sagen hat. Wenn das die AfD ist, dann ist sie dabei.“ Will hat sich früh dafür entschieden, mit Politikern von der AfD nicht anders umzu - gehen als mit anderen Politikern auch. Petry war im Februar 2014 zum ersten Mal bei ihr zu Gast, es ging um den Schweizer Volks - entscheid zur Zuwanderung. Schon damals versuchte die Moderatorin, weder beson - ders aggressiv noch polemisch zu fragen. Auch bei Will kann man sich sicher sein, dass sie keine Sympathien für die Rechts - partei und ihre Repräsentanten hegt. Aber Sympathie sei nichts, was bei ihrer Arbeit eine Rolle spielen sollte, sagt sie. „Alle meine Gäste haben den gleichen Anspruch auf Fairness. Wenn ich bei jemandem weiß, dass ich das nicht durchhalten kann oder will, darf ich ihn nicht als Gast einladen.“ Neulich hat sie sich eine winzige Abwei - chung von dieser Regel erlaubt. Als in ihrer Sendung zur Frage, wer zu Deutschland ge - höre, das Gespräch auf den Islam kam, un - „Die eigentliche Botschaft dieser Parteien ist keine rationale, sondern eine emotionale.“ terzog sie Petry einem kleinen Test. „Was schätzen Sie: Wie viel Prozent der hochre - ligiösen sunnitischen Muslime halten die Demokratie für eine gute Regierungs - form?“, fragte sie die Parteivorsitzende. Pe - try versuchte auszuweichen, weil sie die Zahl nicht kannte. Bevor die Sache zu pein - lich wurde, gab von der Linken die rettende Antwort: 90 Prozent der sunnitischen Muslime finden Demokra - tie gut, so hatte es eine Studie ergeben. Es gab viel Beifall für diese Szene, gera - de auch von Journalistenkollegen. Trotz - dem hat Will sich ein wenig über sich selbst geärgert. Wenn sie will, kann sie jeden Gast in Bedrängnis bringen. Sie muss dazu nur ihre Rolle als Moderatorin ausspielen.

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