2005

Inhaltsverzeichnis

Jahresbericht des Museumsleiters ...... 2 Stiftung Schlossmuseum , Jahresbericht ...... 9 Jahresrechnung der Stiftung ...... 14 Bildung und Vermittlung im Schlossmuseum (Museumspädagogischer Dienst) ...... 17 Förderverein Schlossmuseum Thun, Jahresbericht ...... 18 Jahresrechnung des Fördervereins ...... 21 Das Schloss erhält ein neues Kleid ...... 23 Fundberichte ...... 30 Robert Walser in Thun: Spuren in Thuner Dokumenten ...... 34 Jahresbericht des Museumsleiters

Gerhard Schmid

Das Berichtsjahr 2005 geht wiederum als Erfolg in die Geschichte des Schlossmuseum Thun ein. Bei den Besucherzahlen konnte gegenüber dem Vorjahr erneut eine Zunahme von über 1‘000 Eintritten registriert werden. Gesamthaft wurde das Schlossmuseum von 36’330 Personen besucht, davon 2‘238 in 115 Gruppen und 6’575 im Rahmen von 49 An- lässen im Rittersaal. Beliebt waren wiederum die Familienkarten mit 1‘398 Exemplaren. Diese berechtigen zum Eintritt von je zwei Erwach- senen und zwei Kindern.

BESUCHERZAHLEN 2005

Monat Erwachsene, Kinder Gratis Anzahl Personen Anlässe Personen Total AHV/IV, Gruppen (in Gruppen) Rittersaal Anlässe Stud., Militär

Januar 248 75 54 2 50 1 750 1’177 Februar 497 121 131 3 48 1 30 827 März 990 401 69 7 129 1 20 1’609 April 1‘347 620 185 7 176 1 85 2’413 Mai 2‘191 809 338 12 249 8 740 4’327 Juni 2‘189 984 316 23 483 12 *)1‘395 5’367 Juli 3‘341 1‘145 152 11 185 3 300 5’123 August 3‘872 1‘504 288 21 351 3 240 6’255 September 1’885 614 261 16 313 7 1’200 4’273 Oktober 1’523 449 156 9 152 2 560 2’840 November 179 101 14 1 25 4 645 964 Dezember 365 91 12 3 77 6 610 1’155 Total 18‘627 6‘914 1‘976 115 2‘238 49 6‘575 36’330

Total 1398 Familienkarten *) inkl. Schlosskonzerte

Spitzenmonate waren wie gewohnt Juni, Juli und August mit total 16‘745 Besuchern. Im August waren wir sogar auf Rekordkurs, bis das Hochwasser am 22. August Thun heimsuchte. Von einem Tag auf den andern sackten die Besucherzahlen markant ab. Offenbar wurde die Region auf Grund der Medienmeldungen sowohl von den Feriengäs- ten als auch von den Tagesausflüglern während rund zwei Wochen gemieden. Ohne dieses Naturereignis wäre ein Monatsrekord mög-

2 lich gewesen. Im Verhältnis zu den tragischen Konsequenzen, welche das Unwetter an verschiedenen Orten im Berner Oberland angerich- tet hat, ist der erlittene Verlust allerdings bedeutungslos. Bis zum Sai- sonende, d.h. in den Monaten September und Oktober normalisierte sich die Situation und die Besucherzahlen pendelten sich im Rahmen des Vorjahres ein. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die Be- suchereinnahmen erneut um über 10‘000 Franken gesteigert werden konnten, wobei dies vor allem auf die Zunahme der Anlässe im Ritter- saal zurückzuführen ist.

Erstmals konnten wir im Berichtsjahr den Besuchern zwei Sonderaus- stellungen im Dachgeschoss anbieten. Einerseits die vom Fördervereins- Vorstandsmitglied Georg Frank zusammen mit dem Armeemuseum gestaltete Ausstellung «Schwarzpulverherstellung und Pulvermühle Steffisburg 1586 – 1862» und andererseits eine Bilderausstellung mit dem Titel «Thun – gestern und heute», welche die Veränderungen des Stadtbildes in den letzten 100 Jahren auf eindrückliche Art dokumen- tierte. Die vielen positiven Reaktionen motivierten uns, diese Ausstel- lung in Buchform festzuhalten. Dies war allerdings nur möglich dank grosszügigen Sponsoren, so dass das Schlossmuseum ohne finanziel- les Risiko als Verleger auftreten konnte. Die historischen Fotos mit den entsprechenden Texten stellte uns Jon Keller vom Stadtarchiv zur Verfügung während für die aktuellen Aufnahmen und die Gestaltung Ruedi Spiess, Foto Grafik, Thun, verantwortlich zeichnete. Das Buch erschien gerade rechtzeitig auf Weihnachten und erzielte auf Anhieb einen sehr guten Verkaufserfolg über die örtlichen Buchhandlungen.

Scherzligbrücke um 1900. Bahnhofbrücke nach 1923.

3 Wir danken folgenden Institutionen, die mit ihrer Unterstützung die Realisierung des Buches ermöglicht haben:

– Amtsersparniskasse Thun – Burgergemeinde Thun – Berner Kantonalbank, Thun – Gemeindeverband Thuner Amtsanzeiger – Parkhaus Thun AG

Der im vierten Boden befindliche Aufzug mit Laufbalken hat beim Abtransport der Dauerausstellung erhebliche konstruktive Mängel offenbart, die 2006 durch die Vaporama-Werkstatt behoben werden.

Die Führungen durch das Schloss und das Museum wurden wiederum in Zusammenarbeit mit der Thun Tourismus Organisation TTO durch die kompetenten Stadthostessen in gewohnt ausgezeichneter Art ausgeführt. Auf die Durchführung eines aufwändigen Kinder-Schloss- festes wurde im Berichtsjahr verzichtet, dies mit dem Hintergedanken im Jahr 2006 wieder einen grösseren solchen Anlass zu organisieren. Die traditionellen Schlosskonzerte fanden im Juni mit drei sehr er- folgreichen Konzerten im Rittersaal statt. Daneben haben wir wie- derum eigene Konzerte organisiert und durchgeführt. Besonders zu erwähnen ist das vielbeachtete Konzert vom 10. Juni 2005 der Jazzle- gende Hazy Osterwald. Begleitet von vier erstklassigen Musikern war es zugleich sein letztes Konzert nach einer einmaligen internationa- len Karriere. Am 10. September haben wir mit den «SchlossClassics» eine neue Konzertreihe gestartet. Dabei wird Künstlern, welche in der Vergangenheit mit dem Thuner Kulturförderpreis ausgezeichnet wurden, eine würdige Plattform geboten. Mit Alexandre Dubach, Violine, Lorenz Indermühle, Violine, Ivona Schubert, Bratsche und Andreas Graf, Cello, waren erstklassige Interpreten am Werk, welche mittlerweile auch international Karriere gemacht haben.

Mit dem Thuner Philipp Fankhauser gastierte am 14. Oktober 2005 der zur Zeit schweizweit wohl bekannteste Bluessänger mit seiner Band. Der Andrang war dermassen gross, dass wir den Rittersaal zweimal hätten füllen können. Die SchlossSpiele gastierten erneut auf dem Schlossberg mit dem Stück «Herz & Leber, Hund & Schwein» von Hans- jörg Schneider unter der Regie von Kaspar Sigrist. Diese Produktion mit ca. 16 Aufführungen zwischen dem 16. August und 10. September litt dieses Jahr stark unter den ungünstigen Wetterverhältnissen.

4 PERSONELLES

2005 hat das bewährte Kassiererinnenteam mit den Damen L. Bug- mann, E. Eschle, A.-L. Hebler und Th. Zurbrügg erneut vorzügliche Ar- beit geleistet. Die Ablösungen haben zu jeder Zeit bestens geklappt. Für den tadellosen Einsatz sei hiermit der beste Dank ausgesprochen. Der Schlosswart, Hans Schütz, war wie gewohnt eine zuverlässige Stütze und hat wesentlich zum guten Betrieb beigetragen. Durch die Zunahme der Anzahl Anlässe im Rittersaal hatte er einen erhöhten Aufwand, oft mit langen Abenden, zu bewältigen. Auch ihm sei an dieser Stelle für seinen Einsatz herzlich gedankt.

AUSBLICK

Die Ziele für das Jahr 2006 sind vielfältig. Die Vorarbeiten für die Sonderausstellung «5000 Jahre. Abgetaucht – 20 Jahre Unterwasser- archäologie» haben bereits im Berichtsjahr begonnen. Diese vom Ar- chäologischen Dienst des Kantons gestaltete Ausstellung war aus praktischen Gründen, nicht wie bei Sonderausstellungen üblich, im Dachgeschoss möglich. Deshalb wurde sie für den 4. Boden, auch Militaria genannt, geplant. Ende der Saison 2005 wurde die bisherige Ausstellung im 4. Boden nach über 40 Jahren Dauer komplett abge- räumt. Die Systemvitrinen wurden teils zu kleineren Einheiten zusam- mengebaut, zum Teil wurden sie dem Schweizerischen Armeemuseum und der Stiftung Schloss Hünegg geschenkt, die 4 grossen Spezialvitri- nen mussten demontiert und beseitigt werden. Nach der Sonderaus- stellung wird der vierte Boden die neu gestaltete Dauerausstellung Militär und Tourismus aufnehmen.

Zur Werbung neuer Mitglieder für den Förderverein Schlossmuseum Thun wurden die vor fünf Jahren gestarteten Mailing-Aktionen wei- tergeführt.

Einen weiteren Schwerpunkt unserer Aktivitäten wird nach wie vor der Museumspädagogische Dienst, MPD, bilden. Neu nennt sich diese Dienstleistung «Bildung und Vermittlung» und steht Schulklassen und im Rahmen von Workshops einzelnen Kindern zur Verfügung. Diese Tätigkeit ist nicht kostendeckend, das Engagement wird jedoch seit ein paar Jahren als Investition in die Zukunft betrachtet. Die durch das bewährte Team Barbara Cadisch, Madeleine Kratzer und Moni- ka Loosli in «Workshops» oder im Klassenunterricht betreuten Kinder sind schliesslich unsere Museumsbesucher von morgen.

5 Ich hoffe, dass all unsere Anstrengungen auch im Jahr 2006 durch erfreuli- che Besucherzahlen honoriert werden. Dieses wird zudem zu meiner letz- ten aktiven Saison als Museumsleiter. Ende Oktober werde ich nach acht sehr schönen und erlebnisreichen Jahren altershalber in Pension gehen.

DANK

Zum Schluss möchte ich danken, und zwar allen, die mich in meiner täglichen Arbeit unterstützt haben und so zum erfolgreichen Ge- schäftsjahr beigetragen haben. Ganz besonders danken möchte ich den Kassiererinnen, dem Schlosswart und den Damen vom Museum- spädagogischen Dienst für die loyale und zuverlässige Zusammenar- beit sowie dem Stiftungsrat und dem Förderverein Schlossmuseum Thun für die mir gewährte Unterstützung. Ein spezieller Dank ge- bührt den auf S. 11 aufgeführten Personen, die das Schlossmuseum Thun mit einer besonders grosszügigen Spende unterstützt haben.

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

Museumsleiter Gerhard Schmid seit 1999 Schlosswart Hans Schütz seit 2001 Kasse Lotti Bugmann seit 2001 Erika Eschle seit 1995 Anna-Lore Hebler seit 2005 Theres Zurbrügg seit 2002 Museumspädagogik Barbara Cadisch-Wolf seit 2000 Magdalena Kratzer seit 1996 Monika Loosli seit 2002

NEUZUGÄNGE 2005

Von folgenden Personen und Institutionen durften wir Geschenke in die Sammlung aufnehmen: Beat Aebi, Oberhofen; Michael und Aenni Dähler-Jecker, Thun; Tam- bouren-Clairon-Verein Thun (Fritz Gruber, Heimberg); Urs Schaller, Thun, Artbeiterchor Thun, Vaporama, Thun. Accessoires: – 4 Hüte (6891, 6902) – 2 Damentaschen (6906, 6907)

6 – 1 Stola (6908) – 5 Paar Handschuhe (6909) – 5 Hauben (6910) – 4 Schirme (6917) – 5 Spazierstöcke (6918)

Bilder, Drucke, Bücher: – 20 Lithografien von Frank Buchser in Mappe (6904) – 1 Stich Schlacht bei Murten (6886) – 1 Foto Schloss von Nordwesten (6967) – 1 Buch: Treue und Ehre (7064) – 1 Buch: Glück und Treue der Menschheit (8002)

Einzelobjekte: – 1 Schreibmaschine (6888) – 1 Haushaltwerkzeuge (6895)

Holzbehälter: – 1 Spanschachtel (6890)

Militaria und Uniformen: – 1 Kepi (6903) – 1 Armbrust (7016) – 1 Hellebarde (7017) – 1 Säbel (7018) – 1 Krummsäbel (7019) – 3 Uniformen des Tambouren-Clairon-Vereins Thun (7070 – 7072), komplett mit 2 Paar Stiefeln (7074), 1 Paar Handschuhen (7075), 5 Dreispitz-Hüten (7073)

Landwirtschaft: – 1 Maltersack (Mehlsack) (6893)

Musikinstrumente: – 1 Mandoline (6900) – 1 Clairon (7098) – 1 Trommel (7099)

Nähen, Spinnen, Weben: – 1 Nähschatulle (6889) – 1 Strangenhalter (6901)

Reise: – 1 Spirituskocher (6894)

7 Spiel und Sport: – 1 Kasperlifiguren (6887) – 1 Puppengeschirr (6899) – Blei-/Zinnsoldaten (6905)

Textilien: – 6 Paar Strümpfe (6911) – 3 Blusen (6912, 6937, 6940) – 1 Kinderbluse (6913) – 2 Nachthemden (6914) – 1 Unterrock (6915) – 4 Schürzen (6916) – 2 Kragen (6920) – 1 Frack (6933) – 1 Gehrock (6934) – 1 Jupe (6935) – 1 Damenkleid (6936) – 2 Jacken (6938, 6939) – 1 Herrenhose (6941) – 1 Hose und 1 Gilet (6942) – 2 Gilets (6943, 6944) – 1 Nachthemd (6983) – 5 Kinder-Trachten (6986, 6987, 6988, 6989, 6990) – 2 Kinderschürzen (6991) – Säuglingskleider (6992) – 1 Taufkissen (6993) – 1 Decke (6994) – Vorhänge (6892, 6919)

Fahnen: – 1 Fahne Arbeitersängerbund (6961) – 1 Fahne Arbeiterchor (6962) – 1 Fahne Tambouren-Clairon-Verein (7069)

Folgende Objekte wurden im Berichtsjahr angekauft:

Musikinstrumente: – 1 Bariton-Horn, hergestellt beim Musikhaus Reiner, Thun (7076)

8 Stiftung Schlossmuseum Thun Jahresbericht

Hans Kelterborn, Präsident

Der Stiftungsrat traf sich im Berichtsjahr zu 5 Sitzungen.

An der Jahresversammlung des Fördervereins am 27. Juni 2005 wurde der langjährige Kassier der Stiftung, Reto Santschi, mit dem Dank der Stiftung für die geleisteten Dienste verabschiedet. In Reto Santschis Amtszeit fiel die Umgestaltung in eine Stiftung und die hauptamt- liche Besoldung des Konservators, was zu einer völlig neuen Budget- und Rechnungsstruktur und insbesondere zu einem schlagartig ver- grösserten Umsatz führte.

In der gleichen Versammlung wählte der Förderverein Roger Hunzi- ker als neues Mitglied des Stiftungsrates. Anschliessend bestimmte der Stiftungsrat Roger Hunziker als neuen Kassier der Stiftung.

Am 10. Dezember 2005 wurde die Stelle des Museumsleiters / der Museumsleiterin ausgeschrieben. Auf die Ausschreibung gingen 85 Bewerbungen ein, u.a. eine aus Hannover. Das Auswahlverfahren fand 2006 statt.

Der bereits 2003 beschlossene Neudruck des Museumsführers zum Schloss Thun durch die Schweizerische Gesellschaft für Kunstgeschich- te (SGK) in drei Sprachen ist im Berichtsjahr wegen der Fassaden- renovation ins Stocken geraten. Wir hoffen auf eine Erscheinung zu Beginn der Saison 2006.

Im Rittersaal hat sich der Kauf der mobilen Bühnenbeleuch- tung bereits mehrfach bewährt. Nach jahrelangen Diskussionen hat sich der Stiftungsrat für eine bescheidene Neuausrüstung des Rittersaales mit einem Mehr- zweckmöbel entschieden. Dieses soll in den eingebauten Tischvit- rinen einerseits kleine Exponate und zudem einen Teil der Be- stuhlung aufnehmen können.

9 Das Projekt zur bildlichen Darstellung der Siedlungsentwicklung der Stadt Thun vom gallo-römischen Tempelbezirk bis heute hat sich lei- der verzögert, wird aber weitergeführt.

Inzwischen haben wir die Initiative für ein weiteres Projekt ergriffen: die Transkription der so genannten Lohner-Chronik. Die Lohner-Chro- nik ist ein einzigartiges und unentbehrliches Quellenwerk für die Thuner Geschichtsschreibung. Streng tagebuchartig aufgebaut bietet es leider überhaupt keine Suchhilfen. Die bitter nötige Transkription in ein Computer-Dokument der rund 1600 Seiten in feiner Sütterlin- Schrift geschriebenen Chronik wird eine Person mindestens ein halbes Jahr lang beschäftigen. Die Chronik ist im Eigentum der Stadt Thun, befindet sich aber aus nahe liegenden Gründen im Burgerarchiv. Nach- dem uns aus zwei Basler Stiftungen ein Beitrag von zusammen 15‘000 Franken zugesichert worden war, haben wir entsprechende Gesuche bei der Stadt Thun, bei der Burgergemeinde Thun und beim Amtsan- zeigerverband eingereicht. Nachdem zur Zeit der Drucklegung dieses Berichts bereits weitere Beiträge zugesichert worden sind, konnte im Frühjahr 2006 ein junger Historiker mit der Arbeit betraut werden, welche bis Ende 2007 abgeschlossen sein sollte.

Die extern eingelagerte Sammlung hat uns das ganze Berichtsjahr über intensiv beschäftigt. Dank einem Einsatzprogramm des Schweizerischen Arbei- terhilfswerks SAH konnte eine arbeitslos gewordene Person während 10 Monaten in einem 40%-Pensum im Lager bei den diversen Inventarisierungs- und Einlagerungsarbeiten einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Im Jahr 2006 hat uns das SAH wiederum eine Person vermittelt, welche sich nun in einem 60%- Pensum vor allem mit der Konservierung stark angerosteter Metall- gegenstände befasst.

Der in einer Datenbank erfasste Katalog um- fasst rund 13‘500 Objekte. Inzwischen konnten bereits über 2500 Gegenstände fotografiert, inventarisiert und eingelagert werden. So- wohl die Wohn- und Arbeitsgemeinschaft für Körperbehinderte (WAG) als auch der Verein Transfair haben im Berichtsjahr alle 3000 Da- tensätze des Inventars 3 (Wuillemin) und mehr als die Hälfte der über 6000 Datensätze des

10 Inventars 4 (Buchs) in Excel-Dateien erfasst, welche ihrerseits mit dem Originalinventar in der Access-Datenbank verschmolzen werden.

Der Leiter des Schlossmuseums, Gerhard Schmid, wird Ende der Saison 2006 altershalber pensioniert werden. Der Stiftungsrat hat deshalb be- reits am Ende des Berichtsjahres die Nachfolge ausgeschrieben. Der Stiftungsrat geht davon aus, dass die Gesamtleitung mit einem Pen- sum von 80% zu bewältigen sein wird. Ein 2006 neu zu wählender wis- senschaftlicher Mitarbeiter oder eine wissenschaftliche Mitarbeiterin mit einem 30 – 40%-Pensum soll vor allem die Sammlung pflegen. (Siehe auch Seite 13: «Lilian Raselli wird neue Leiterin des Schlossmuseums»)

Für das Jahr 2007 ist eine Sonderausstellung über die Techniken der Scherenschnitt-Herstellung geplant.

Der Blitzschlag vom Juli 2004 ins Dach hat sowohl die gesamte Alarm- anlage als auch die Telefonanlage total zerstört. Dies war uns Anlass, auch weitergehende Folgen eines Blitzeinschlages zu bedenken. Nach vorgängiger Konsultation der Thuner Feuerwehr haben wir deshalb gegenüber dem Gebäudeeigentümer (Kanton) und der Gebäudeversi- cherung den nachdrücklichen Wunsch nach einer Wasserleitung bis ins Dach geäussert. Die Realisierung der Anregung steht zurzeit noch aus.

Sorgen bereiten uns derzeit auch die Auflagen der Gebäuderversiche- rung, welche Anlässe im Rittersaal mit mehr als 100 Personen künftig nur noch zulassen will, wenn umfangreiche bauliche Brandschutz- massnahmen realisiert werden.

Wir sind dankbar für die Unterstützung durch die Regionsgemeinden, die Stadt Thun und den Kanton. Unser besonderer Dank gilt dem frei- willigen Engagement der Fördervereinsmit­glieder und Gönner, ferner dem Museumspersonal und dem Museumsleiter sowie dem Museums- pädagogischen Dienst. Ihnen allen danke ich im Namen der Stiftung Schlossmuseum Thun ganz herzlich.

Die nachfolgend aufgeführten Institutionen und Personen haben das Schlossmuseum Thun besonders grosszügig unterstützt: – Burgergemeinde Thun – Emmi Fondue AG, Thun – QDM AG, Informatik-Dienstleistungen, Sempach-Stadt – Heewoo AG, Oberhofen – Restaurant Krone, Thun

11 – Roland Affentranger, Hilterfingen – Peter Ammann, Schlosswil – Barbara J. Andres, Basel – Ernst Bernhard, Utzenstorf – Erwin Bettschen-Sager, Thun – Walter Dällenbach, Bern – Dora Dimmler, Hünibach – Daniel Grimm-Genoud, Thun – Beat Hählen, Lenk – Beat Herzog-Kuster, Biel-Benken – Heinrich und Inge Hoffmann, Thun-Gwatt – Doris Im Obersteg, Riehen – Theodor Kästli-Aebi, Bolligen – Anton Lindgren-Besson, Bern – Hans Meier-Jirenec, Hünibach – Robert Meier-Odermatt, Meggen – Marcel Niethammer, Basel – Kurt Nyffenegger, Oppligen – Heidy Probst, Basel – Günther Sachs, Gstaad – Samuel Saurer-Wittwer, Spiezwiler – Werner Schmitz-Hille, Hünibach – Hans Spychiger, Oberburg – Marianne Suter, Goldiwil – Roland S. Umiker, Hilterfingen – Marco Vanoli, Zofingen – Erika von Selve, Bern – Robert Paul Walser, Allschwil – Fritz Zürcher, Thun

STIFTUNGSRAT

Präsident Hans Kelterborn, Vogelsangweg 4, 3600 Thun *

Vizepräsident Beat Gassner, Marienstrasse 1A, 3600 Thun *

Kassier Reto Santschi, Weinbergstrasse 6, 3612 Steffisburg(bis 27. Juni 2005) Roger Hunziker, Weieneggstr. 11A, 3612 Steffisburg (ab 28. Juni 2005)

12 Kantonsvertreter Bernhard Wyttenbach, Regierungsstatthalter, Schlossberg 4, 3601 Thun

Stadtvertreterin Martina Cadisch, Mönchstrasse 6, 3600 Thun

Vertreterin Förderverein und Regionsgemeinden Vreni Blum-Bruni, Buechwaldstrasse 19, 3627 Heimberg

Mitglieder Sara Hefti-Ott, Tannenhofstrasse 8, 3604 Thun * Markus Probst, Bösbachstrasse 12, 3612 Steffisburg Philipp Stämpfli, Ländlistrasse 18, 3047 Bremgarten b. Bern

*Mitglieder der Stiftungskommission

LILIAN RASELLI WIRD NEUE LEITERIN DES SCHLOSSMUSEUMS

Die Stiftung Schlossmuseum Thun hat rechtzeitig die Nachfolge von Gerhard Schmid geregelt, der Ende der Saison 2006 in Pension geht. Als Leiterin des Schlossmu- seums wurde Ende März 2006 die 43-jährige Historike- rin Lilian Raselli-Nydegger aus Münsingen gewählt.

85 Bewerberinnen und Bewerber haben sich auf das Inserat vom Dezember 2005 bei der Stiftung Schlossmu- seum Thun beworben, sechs davon aus Deutschland.

Lilian Raselli betreut seit sechs Jahren die Antikensamm- lung der Uni Bern und hat in verschiedenen Ausstellun- gen grosse Anerkennung erhalten. Sie bringt ein breites Spektrum an Museums- und Ausstellungstätigkeit mit.

Die Übergabe der Schlossleitung von Gerhard Schmid an Lilian Raselli wird im Verlaufe des Monats Oktober 2006 erfolgen.

13 Jahresrechnung der Stiftung BILANZ 31. DEZEMBER 2005 / Fr. 2004 / Fr. Flüssige Mittel 466‘857.42 485‘719.42 Forderungen 12‘212.70 10‘731.10 Vorräte 3‘000.00 3‘000.00 Aktive Rechnungsabgrenzungen 14‘635.85 8‘503.85 Umlaufvermögen 496‘705.97 507‘954.37 Finanzanlagen 407‘969.02 342‘418.90 Museumsgüter 5.00 5.00 Sachanlagen 46‘204.00 56‘752.00 Anlagevermögen 454‘178.02 399‘175.90 Aktiven 950‘883.99 907‘130.27

Fremdkapital 19‘920.25 16‘987.20 Gründungsbeiträge/Stiftungskapital – Verein Schlossmuseum Thun 100‘002.00 100‘002.00 – Kanton Bern 200‘000.00 200‘000.00 – Stadt Thun 100‘000.00 100‘000.00 – Zuwendungen Dritter 509‘305.00 509‘305.00 – Fonds für Spezialfinanzierungen 94‘432.30 95‘232.30 – Verlustvortrag -114‘396.23 -95‘179.83 – Jahresgewinn/-verlust 41‘620.67 -19‘216.40 Eigenkapital 930‘963.74 890‘143.07 Passiven 950‘883.99 907‘130.27

Zuwendungen Dritter Susanne Hodel, Merligen 5‘000.00 5‘000.00 Carlo Rubin, Magliaso 100‘000.00 100‘000.00 Gerberkäse AG 2‘000.00 2‘000.00 Elisabeth Rubin, Thun 5‘000.00 5‘000.00 Züsi Jakob, Thun 10‘000.00 10‘000.00 Pro Patria 15‘000.00 15‘000.00 Ch. & Th. Frieden 50‘000.00 50‘000.00 Jubiläum Ch. & Th. Frieden 30‘000.00 30‘000.00 Burgergemeinde Thun 100‘000.00 100‘000.00 Lotteriefonds 72‘305.00 72‘305.00 Gemeinde Steffisburg 10‘000.00 10‘000.00 Gemeinde Heimberg 10‘000.00 10‘000.00 Gertrud Krebser 100‘000.00 100‘000.00 Total Zuwendungen Dritter 509‘305.00 509‘305.00

14 ERFOLGSRECHNUNG 1.1. – 31.12. 2005 / Fr. 2004 / Fr. Betriebsertrag 202‘339.60 185‘283.15 Personalaufwand -222‘355.10 -208‘796.20 Übriger Betriebsaufwand -186‘465.70 -181‘136.45 Betriebsverlust Museum -206‘481.20 -204‘649.50 Betriebsbeiträge und Spenden 173‘332.00 166‘434.20 Finanzerfolg 74‘769.87 18‘998.90 Ausserbetrieblicher Gewinn 248‘101.87 185‘433.10 Jahresgewinn/-verlust 41‘620.67 -19‘216.40

SPEZIALFINANZIERUNGEN

Ankäufe Museumssammlung/Restaurierung Museumsgut Anfangsbestand 1.1. 95‘232.30 99‘368.15 Bildung Spezialfinanzierung für Museumssammlung 0.00 0.00 Umbuchung auf Spezialfinanzierung Ausstellungserneuerung -55‘000.00 0.00 Belastung Spezialfinanzierung für Ankäufe Museumssammlung -800.00 -3‘239.00 Belastung Spezialfinanzierung für Restaurierung Museumsgut 0.00 -896.85 Schlussbestand 31.12. 39‘432.30 95‘232.30

AUSSTELLUNGSERNEUERUNG Anfangsbestand 1.1. 0.00 0.00 Umbuchung aus SF Ankäufe Museumssammlung/Rest. Museumsgut 55‘000.00 0.00 Bildung SF für Ausstellungserneuerung 0.00 0.00 Belastung SF Ausstellungserneuerung 0.00 0.00 Schlussbestand 31.12. 55‘000.00 0.00 Total Veränderung Spezialfinanzierungen -800.00 -4‘135.85

15 Bericht der Kontrollstelle

Als Kontrollstelle haben wir die Buchführung und die Jahresrechnung (Bilanz, Erfolgsrechnung und Anhang) der Stiftung Schlossmuseum Thun für das am 31. Dezember 2005 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft.

Für die Jahresrechnung ist der Stiftungsrat verantwortlich, während unsere Aufgabe darin besteht, diese zu prüfen und zu beurteilen. Wir bestätigen, dass wir die Anforderungen hinsichtlich Befähigung und Unabhängigkeit erfüllen.

Unsere Prüfung erfolgte nach den Grundsätzen des Berufsstandes, wonach eine Prüfung so zu planen und durchzuführen ist, dass we- sentliche Fehlaussagen in der Jahresrechnung mit angemessener Si- cherheit erkannt werden. Wir prüften die Posten und Angaben der Jahresrechnung mittels Analysen und Erhebungen auf der Basis von Stichproben. Ferner beurteilten wir die Anwendung der massgeben- den Rechnungslegungsgrundsätze, die wesentlichen Bewertungsent- scheide sowie die Darstellung der Jahresrechnung als Ganzes. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine ausreichende Grundlage für unser Urteil bildet.

Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung Gesetz, Stiftungsurkunde und Reglement. Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen.

Thun, 1. Mai 2006

Dr. oec. Hans Peter Bieri Steuer-, Finanz- und Wirtschaftsberatung AG Thun

B. Aeschlimann Leitende Revisorin

16 Bildung und Vermittlung im Schlossmuseum (Museumspädagogischer Dienst)

Barbara Cadisch

Im Berichtsjahr haben wir den Namen «Museumspädagogischer Dienst» ge- ändert und der schweizweit gebräuch- lichen Bezeichnung «Bildung und Vermittlung im Museum» angepasst. Nach wie vor setzen wir uns zum Ziel, im historischen Museum Kindern jeder Altersgruppe die Geschichte durch das unmittelbare Erleben und Berühren begreifbarer und damit auch interes- santer darzustellen. Positive Erlebnisse sollen die Einstellung der Kinder zu Museen nachhaltig prägen und sie zu weiteren Besuchen motivieren.

Dem langfristigen Ziel, dass jedes Schulkind aus Thun und Umgebung zumindest einmal an einem Workshop im Schloss teilgenommen hat, kamen wir in diesem Jahr wieder etwas näher. Mit unserem Pro- grammangebot lockten wir über 60 Kindergarten- und Schulklassen ins Schloss Thun.

An verschiedenen Samstagen luden wir interessierte Kinder zu Work- shops mit speziellen Themen ein. Sie lernten die Geschichte des Feuers kennen, verglichen alte Spielsachen mit modernen (u.a. Schattenspie- le und Fernsehen) und übten sich in alten Schriften. Zum Jahresende im Dezember entdeckten sie den Schutzpatron der Stadt Thun, den Heiligen Mauritius auf dem Medaillonteppich und erfuhren etwas über dessen Leben.

Das Ferienpassangebot stand dieses Jahr unter dem Motto «Eine geheimnisvolle Abenteuerreise durch das Schloss Thun». Auf den verschiedenen Böden des Schlosses und im ehemaligen Untersu- chungsgefängnis erlebten die Kinder Spannendes, Geheimnisvolles, Märchenhaftes und Unheimliches.

Dank der grossen Nachfrage an Workshops schauen wir zuversichtlich ins neue Jahr.

17 Förderverein Schlossmuseum Thun Jahresbericht

DAS THUNER SCHLOSS SPÜRT DAS WETTER

Verena Blum, Präsidentin

Auch unser prächtiges Schloss bekommt das Wetter zu spüren, es ist wetterfühlig wie das bei älteren Herrschaften gelegentlich vorkommt, allerdings auf besondere Art:

Bis anfangs des 18. Jahrhunderts floss die Kander in Uetendorf ge- nau gegenüber der Zulg in die . Die drei richteten verheerende Überflutungen an, das Wasser staute sich bis zurück in den Thuner- see. Die Korrektion der Kander sollte Linderung bringen. Sie war der erste Eingriff in die natürlichen Flussläufe. Neu führte sie ihre Fluten durch den Strättlighügel direkt in den See. Das Resultat war nieder- schmetternd: der Seespiegel stieg kräftig an, die Stadt Thun wurde überschwemmt und das Hochwasser riss die Sinnebrücke mit. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch Aare und Zulg weiträumig korrigiert und in ihre heutigen Läufe verlegt. Das brachte einen gros- sen Gewinn an Kulturland und vermeintliche Sicherheit. Die Siedlun- gen der Heimberger und Uetendorfer waren nicht mehr vom Wasser bedroht und dehnten sich anfangs des 20. Jahrhunderts allmählich bis zu den Ufern der kanalisierten Flüsse aus. Zeitzeugen berichteten nach der kostspieligen Korrektion, woran sich weitere Kantone finan- ziell beteiligen mussten, euphorisch von einem Sieg über Aare und Zulg, die endlich gezähmt waren.

Dass der Biber und der Fischotter ausblieben, weil sich die Fliessge- schwindigkeit enorm erhöht hatte und sie nicht mehr sichere Burgen für ihre Jungen bauen konnten, schien ein kleiner Nachteil. Es war unwichtig, dass die Flüsse keinen Spielraum mehr hatten und sich bei Bedarf nicht mehr ausdehnen und sogar in Giessen liegen blei- ben konnten. Die raschere Fliessgeschwindigkeit führte dazu, dass die Stadt Bern und weitere am Unterlauf liegende Städte bis zum Rhein viel schneller von den Hochwassern der Alpen betroffen waren, statt Tage bloss wenige Stunden später. Experten warnten schon nach dem 2. Weltkrieg vor gravierenden Überflutungen. In der Bevölkerung führte erst das Hochwasser von 1999 und seine 2. Auflage im Sommer 2005 langsam zu einem Umdenken. Die Flüsse und Seen brauchen Stauraum, sonst nehmen sie ihn dort, wo es nicht erwünscht ist.

18 In weiser Voraussicht hatten die Thuner ihr Schloss auf einem Hügel erbaut, und der Förderverein und der Stiftungsrat sind ihnen sehr dankbar dafür. Die Unbill der Fluten trifft uns gottseidank nicht di- rekt, man stelle sich Wasserschäden und ihre Kostenfolgen am Schloss vor. Trotzdem ist das Schlossmuseum vom Wetter abhängig: bei den erneuten Wassermassen im August zog es weniger Gäste aufs Schloss, das Wetter war zu schlecht. Im sonnigen, warmen Oktober blieben leider viele Besucher aus, das Wetter war zu gut. Der Vorstand spürt also indirekt das Wetter auch, aber er kann sich trotzdem auf seine Hauptaufgabe konzentrieren, die Betreuung seiner Mitglieder.

Nach der Mitgliederversammlung im Juni 05 in der Kaserne Thun war es den Mitgliedern möglich, das umfangreiche Lager des Schloss- museums im Kehrli-Haus Thun einmal zu besichtigen. Die sorgfältige Lagerung und Inventarisierung der Sammlung sind jetzt einfacher geworden, weil das ganze Sammelgut zentral gelagert ist. Trotzdem ist die Konservierungsarbeit aufwändig.

Die Hauptarbeit für die Sammlung des Museums besteht seit rund 2 Jahren darin, die vier «alten» Inventare zu koordinieren und neu elektronisch zu erfassen. Alle Gegenstände werden fotografiert, er- fasst, inventarisiert und ihr Lagerplatz muss bestimmt und festgehal- ten werden. Weiter ist es nötig, die Eisen- und Metallteile zu säubern, entrosten und lagerfähig zu behandeln, damit sie nicht Opfer des Rosts oder der gefrässigen Holzwürmer werden.

Wie jedes Jahr sprachen sich die Mitglieder für einen Betrag an die Stiftung aus. Er wird verwendet werden, um den leeren Rittersaal zweckdienlich auszustaffieren. Für den Förderverein bilden die Jah- resbeiträge der Mitglieder und die Einnahmen des mailings die wich- tige finanzielle Basis. Wichtig ist aber auch die ehrenamtliche Arbeit der Vorstandsmitglieder, die sich zu drei Sitzungen trafen.

Der Förderverein führte einen Ausflug ins durch mit dem Thema «Spycher» und die Gäste wurden eingeführt in die wunder- same Welt der Speicher, die mit grossem handwerklichen Können er- baut wurden.

Neu bietet der Förderverein unter «Schloss classics» ein Konzert im Rittersaal an. Unter «Bildung und Vermittlung», früher Museumspäd- agogik, gab es Führungen und workshops für unsere kleinsten Gäste, die Kinder. Das Schlossmuseum wird auch im Ferienpass angeboten.

19 Die Präsidentin dankt den Vorstandsmitgliedern des Fördervereins und der Stiftung für die gute Zusammenarbeit:

Präsidentin Vreni Blum-Bruni, Buechwaldstrasse 19, 3627 Heimberg

Vizepräsident und Sekretariat Daniel Bähler, Talackerstrasse 43 i, 3604 Thun

Kassierin Barbara Mani, Schafmattstrasse 16, 3223 Belp

Mitglieder Barbara Cadisch-Wolf, Schlossberg 5, 3600 Thun Georg Frank, Lauenenweg 12, 3600 Thun Anne-Marie Hottinger, Rohrmatt 36, 3126 Kaufdorf Christoph Im Obersteg, Steinackerweg 1, 4105 Biel-Benken Magdalena Kratzer, Schwalmernstrasse 12, 3600 Thun

Revisoren Roger Hunziker, Weieneggstr. 11A, 3612 Steffisburg (bis 27. Juni 2005) Ruedi Keller, Dorfhalde 36, 3612 Steffisburg Christian Fröhlich, Hünibachstr. 4, 3652 Hilterfingen(ab 28. Juni 2005)

20 Jahresrechnung des Fördervereins

BILANZ 31. DEZEMBER 2005 2004 Fr. Fr. Flüssige Mittel 201‘580.73 186‘097.69 Andere Forderungen 2‘483.40 1‘235.45 Umlaufvermögen 204‘064.13 187‘333.14 Anlagevermögen (Finanzanlagen) 94‘312.10 93‘360.00 Aktiven 298‘376.23 280‘693.14 Vereinskapital 250‘693.14 245‘499.93 Reserve für Ankäufe 30‘000 30‘000.00 Jahresgewinn 17‘683.09 5‘193.21 Eigenkapital 298‘376.23 280‘693.14 Passiven 298‘376.23 280‘693.14

ERFOLGSRECHNUNG 1.1. – 31.12.

2005 2004 Fr. Fr. Betriebserlös 56‘971.12 62‘582.55 ./. Betriebsaufwand -31‘548.88 -41‘165.99 + Finanzertrag 3‘565.55 3‘776.65 ./. Zuwendung an die Stiftung Schlossmuseum -20‘000.00 -30‘000.00 + Auflösung Rückstellung 0.00 10‘000.00 + Rückzahlung Liquidation SLT 8‘695.30 0.00 Jahresgewinn 17‘683.09 5‘193.21

21 Revisorenbericht

Als Revisoren haben wir die Buchführung und die Jahresrechnung (Bilanz und Erfolgsrechnung) des Fördervereins Schlossmuseum Thun für das am 31. Dezember 2005 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft.

Für die Jahresrechnung ist der Vorstand verantwortlich, während un- sere Aufgabe darin besteht, diese zu prüfen und zu beurteilen.

Wir prüften die Posten und Angaben der Jahresrechnung gemäss den uns zur Verfügung gestellten Belegen und Unterlagen. Ferner beur- teilten wir die Anwendung der massgebenden Rechnungslegungs- grundsätze, die wesentlichen Bewertungsentscheide sowie die Dar- stellung der Jahresrechnung als Ganzes. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine ausreichende Grundlage für unser Urteil bildet.

Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung Gesetz und Statuten.

Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen.

Thun, 10. Mai 2006

R. Keller

Ch. Fröhlich

22 Das Schloss erhält ein neues Kleid, Teil 1

Fassadenrestaurierung am Schloss Thun

H. A. Fischer AG Restauratoren

Zustand von Verputz und Mauerwerk Die wachsenden Schäden an den Fassaden und Türmen des Schlosses Thun, am so genannten Donjon (Wehrturm) führten im Jahre 2005 zur ersten Etappe der laufenden Restaurierungsarbeiten, über die hier berichtet wird. Im Verlaufe der Zeit haben die mehrmals und nicht immer sachgerecht ausgeflickten Mörtel so stark gelitten, dass eine Intervention nicht mehr zu umgehen war. In den stark ausgewitterten Partien wurden die Mörtel partiell bis auf das Mauerwerk ausgespült. Auch die freiliegenden Köpfe aus porösem Gesteinsmaterial wurden bereits in Mitleidenschaft gezogen.

Lose und hinterspülte Putzpartien wurden im Verlaufe der Zeit stark ge- schwächt, immer grössere Putzpartien platzten ab, so dass substanzielle Ver- luste an der historischen Substanz hingenommen werden mussten.

Nord- und Westfassade des Schlosses nach der Konservierung/ Restaurierung.

23 Untersuchung und erste Befunde

Den Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten gingen bauge- schichtliche, naturwissenschaftliche, konservierungs- und restaurie- rungstechnische Untersuchungen voraus. Befunde und Erkenntnisse wurden parallel zu den Baumeisterarbeiten laufend nachgeführt und dokumentiert.1 Für die zweite Etappe, die zurzeit ausgeführt wird, sind diese Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.

Bei den ausgeführten Untersuchungen konnten folgende Feststel- lungen gemacht werden: Die bei der Restaurierung des Rittersaals freigelegten und konservierten Befunde bestätigten sich. Nebst einer Vielzahl von Reparaturmörteln, die zeitlich nur noch bedingt zuge- ordnet werden können, lassen sich drei verschiedene Mörtel isolieren und mit Sicherheit einer Bauphase zuordnen.

Einmal mehr verblüffte die ausserordentlich gute Qualität der ver- schiedenen Mörtel, die sich bis in die Bauzeit zurückverfolgen lassen.

An den Fassaden hat sich das ursprüngliche Putzkleid des Wehrturms, ein in der soge- nannten «Pietra-rasa»-Technik aufgetragener Verputz mit einzelnen sichtbaren Steinköpfen, in grossen Flächen bis heute erhalten. Die ers- te deckende Putzschicht entstand bei der Ge- samterneuerung 1430– 1436 durch den Staat Bern. Der zweite Deckputz gehört der Um- bau- und Umnutzungsphase des Donjons in ein Kornhaus 1616 – 1619 an. Diese drei Mör- tel sind auf allen Fassaden in einer erstaunlich guten Qualität grossflächig erhalten. Gerade wegen des sehr guten Erhaltungszustandes Freigelegte Fläche mit «Pietra-rasa». interessierten die Zusammensetzungen und die Granulometrien (Verteilung der Korngrös- sen) der drei verschiedenen Mörtel. Deshalb wurde eine naturwissen- schaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben.2

1 Archäologischer Dienst des Kantons Bern, H. Kellenberger, H.A. Fischer AG Restauratoren Bern, M. Fischer-Scherler

2 Bericht vom 16. 03. 2006 Expert-Center für Denkmalpflege Zürich, Frau Dr. Christine Bläuer-Böhm

24 Die Schichtenabfolge (Stratigraphie)

Mauermörtel und «Pietra-rasa»-Ver- putz unterscheiden sich sowohl von der Farbigkeit als auch von der Gra- nulometrie her nur unwesentlich, sind zusammen entstanden und stellen das primäre Putzkleid des Donjons dar. Der darauf folgende Deckputz ist wesent- lich feiner, flächig aufgetragen und mit der Kalkbürste strukturiert und ge- strichen. Dieser Putz befindet sich als primärer Mörtel auch an den vier aus Tuffsteinen gemauerten obersten Par- tien der Ecktürme, so dass wir sicher sind, dass er in der Zeit von 1430 – 1436 aufgetragen wurde. Die Aufnahme zeigt die ausgewitterte Oberfläche des ersten Deckputzes aus der Zeit des Umbaus von 1430-1436.

Konservierung und Restaurierung

Der sehr hohe Anteil an originaler Substanz und eine Vielzahl von Interventionen, die sich anhand der Mörtel – von der Bauzeit bis in unsere Zeit – zu einem grossen Teil ablesen und zeitlich auch zuord- nen lassen, gebot grösstmögliche Umsicht bei den Arbeiten.

Schadhafte, lose Partien wurden nur dort, wo sie nicht mehr zu retten waren entfernt. Junge, meist reine Zementflicke mussten aus konser- vierungstechnischen Überlegungen entfernt werden. Alle anderen Reparaturmörtel konnten belassen werden.

Um möglichst die ganze Substanz mit allen jüngeren Interventionen zu erhalten und zu schützen, fiel der Entscheid für das Aufbringen eines neuen Deckmörtels als neue schützende «Hülle».

Dieser Putz sollte dem ersten Deckputz in Material, Struktur und Far- be möglichst entsprechen. Um auf den verschiedenen Untergründen ein befriedigendes Resultat zu erreichen, wurde eine Musterreihe von verschiedenen Mörteln hergestellt. Diese konventionell auf der Bau- stelle hergestellten Mischungen sind Kalk-Zementmörtel.

25 Diesen Mörteln wurde ein Anteil an Ziegelmehl beigefügt, um mög- lichst nahe an die Farbigkeit des Originalmörtels heran zu kommen. Der alten Tradition folgend wurde der neue Mörtel unmittelbar nach dem Auftragen mit Kalkmilch strukturiert und «al fresco» in drei Ar- beitsgängen mit Kalkfarbe überstrichen.

Musterflächen am Turm.

Die Kalkfarbe wird mit eingesumpften Erdpigmenten (Umbra natur und Siena gebrannt) abgetönt.

26 Das Schloss erhält ein neues Kleid, Teil 2

Bericht der Architekten Gassner & Leuenberger Architekten AG

Nordfassade nach Restaurierung und Gerüstarbeiten an Ostfassade (zweite Etappe).

Die erste Etappe der Arbeiten an den Schlossfassaden wurde mit der Fertigstellung der Nord- und der Westfassade im Herbst 2005 beendet.

Zurzeit laufen die Arbeiten der zweiten Etappe: Die beiden stadtsei- tigen Fassaden sind eingerüstet und verhüllt. Diese Arbeiten werden bis im Sommer 2006 abgeschlossen.

Das altbekannte, grau gefleckte Erscheinungsbild des Schlosses wird nach der Restaurierung abgelöst von einem einheitlich und wesent-

27 lich helleren Bild. Der Donjon wirkt dadurch im Stadtbild prägnanter und gewinnt als Wahrzeichen von Thun an Präsenz. Auch wenn dieses Bild im ersten Moment ungewohnt ist, die Ablagerungen aus der Luft und vom Regen werden an den neuen Putzflächen bald die ersten Spuren hinterlassen und der noch etwas «geschleckten» Erscheinung wieder die vertraute Patina verleihen.

Eine besondere Baustelle

Gebaut wird an den Fassaden des Thuner Schlosses zwar nicht mehr wie zur Zeit der Zähringer – die Unterschiede sind aber gar nicht so gross:

Sämtliche Transporte erfolgen für das letzte Stück über den Schloss- hof von Hand oder mit einem kleinen Fahrgerät. In die Höhe gehievt wird das Material mit einem Materialaufzug. Der Kalkputz wird auch heute noch von Hand angerührt, mit der Kelle angeworfen sowie egalisiert und die Kalkfarbe mit der Bürste aufgetragen.

Das Stahlgerüst mit den bis zu 19 Etagen (Gerüst- gängen) ragt bei den Türmen fast 40 Meter in die Höhe. Früher waren das reine Holzkonstruk- tionen, deren Veranke- rung im Mauerwerk an einzelnen Stellen noch sichtbar sind (runde Lö- cher, zum Teil mit Holz- resten). Ein Gerüstnetz aus Kunstfasern verhin- dert, dass lose Putzteile bis in den Schlosshof hi- nunterfallen. Ausserdem schützt es die frisch ver- putzten Fassadenpartien vor direkter Sonnenein- strahlung. Gerüstloch mit Rundholzresten aus der Bauzeit.

28 Mauerökologie – auch Mauersegler sind Schlossbesucher

Die Mauern des Wehrturms sind eigentliche Felsbiotope. So wurden seit Jahren Mauersegler bei der Brut am Schloss beobachtet. Sie fin- den in den erwähnten Gerüstlöchern ideale Nistgelegenheiten. Um den Mauerseglern – und weiteren Höhlenbrütern – die Rückkehr nach der Sanierung zu erleichtern, wurden und werden geeignete Löcher im Mauerwerk bezeichnet und erhalten. Berater in Fragen der Mauer- ökologie ist Bruno Käufeler vom Büro Impuls, Thun.

Eindrückliche Zahlen – und der Vergleich mit der Bauzeit

Die insgesamt vier Fassaden des Schlosses erforderten total 3‘500 m2 Gerüst, das entspricht einem Gewicht von rund 55 Tonnen. Von den insgesamt rund 2‘200 m2 Putzflächen der beiden Etappen wurden zirka 24 Tonnen verwitterter, loser Verputz entfernt. Der neue Verputz mit einer Stärke von 12 bis 30 mm wiegt nass insgesamt zirka 90 Tonnen.

Wenn wir bedenken, dass bei der Restaurierung nur die äusserste Putzschicht neu aufgetragen wird und uns vorstellen, welch eindrück- liches Bauvolumen das Schloss insgesamt darstellt, können wir auch ermessen, welch immense Leistung hinter dem Bau aus dem 12. Jahr- hundert steckt: Da ging es um Hunderte von Tonnen Baumaterial, vor allem Steine und Mörtel, aber auch Holzbalken (z.B. die über 12 m langen massiven Balken über dem Rittersaal). Diese riesige Menge an Material musste auf den Schlossberg geschleppt und über primitive Gerüste bis zum Verwendungsort hochgezogen werden!

Die Kosten und die Handwerker

Die Gesamtkosten für die Instandstellung der Fassaden betragen zirka 900‘000 Franken und werden vom Kanton (Amt für Grundstücke und Gebäude) bezahlt, wobei das Bundesamt für Kultur an diese Summe einen Beitrag von 25 Prozent leistet. Alle beteiligten Handwerker – und ganz besonders die «Verputz- leute» der Firmen Fritz Steiner AG und Jesus Dapena aus Interlaken – haben die Herausforderungen dieser besonderen Baustelle hervor- ragend gemeistert.

29 Fundberichte Archäologische Beobachtungen des Jahres 2005

Daniel Gutscher, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Seit Jahren nutzt der Archäologische Dienst des Kantons Bern die Gelegenheit, bei Umbauten oder Werkleitungsgrabungen zu Tage tretende Spuren älterer Bauten und Siedlungsreste vor deren bau- bedingter Zerstörung oder vor deren hinter neuen Installationen und Verkleidungen Verschwinden für die nächsten Generationen zu dokumentieren. Dabei ist klar, dass nicht jede Beobachtung zur Ge- schichtsschreibung Thuns ein neues Bild liefert, jedoch die Summe der Mosaiksteinchen, d.h. die Kontinuität der Beobachtungen führt zu einem differenzierten Bild. Beobachtungen konnten im Berichts- jahr an folgenden Orten festgehalten werden: in Allmendingen an der Pfandernstrasse (Aushubbegleitung), im Bälliz 24 (siehe unten), an der Unteren Hauptgasse (Werkleitungssanierung mit zahlreichen Funden des Spätmittelalters), an der Oberen Hauptgasse 14 (Dach- stuhlaufnahme und Teiluntersuchung), an der Oberen Hauptgasse 17 (siehe unten), am Schloss (Bauanalyse an den Fassaden West und Nord des Donjons; Bericht nach 2. Etappe 2006) und an der Seestrasse 37 (Sondagen, Bericht nach Grabung 2006). Dass diese Arbeitsweise in unserer heutigen, nach Events und Grossereignissen schreienden Zeit noch möglich ist, verdient dankbare Erwähnung. Ohne die Toleranz von Hausbesitzern und Bauherrinnen, aber auch der Behörden und Unternehmungen wäre unsere Arbeit nicht möglich.

EIN SPÄTGOTISCHES FACHWERKHAUS AN DER OBEREN HAUPTGASSE 17

Der bevorstehende Totalumbau mit (Schloss-) bergseitigem Lift- schachtaushub gab Anlass für eine systematische Untersuchung der privaten Liegenschaft, die der Archäologische Dienst des Kantons Bern zwischen dem 7. Juni und 26. August 2005 durchführen durfte. Die im heutigen Haus überlieferten Baureste und Befunde reichen bis in die Zeit der romanischen «Versteinerung» der ältesten innerstädtischen Bauten zurück und können wie folgt zusammengefasst werden:

Phase I: Ältester Bauzeuge ist ein Bohlenständerbau an der Stelle des heu- tigen Hauses. Sein Nachweis gelang einzig durch Abdrücke seiner

30 leicht vorstehenden Konstruktionshölzer in der jüngeren westlichen Brandmauer. Er stand rückwärtig auf der Parzelle hart am Fuss des Steilhangs des Schlossbergs. Wohl 13. Jahrhundert.

Thun BE, Obere Hauptgasse 17. Längsschnitt mit Blick nach Westen.

Phasen II, III: Noch stand auf unserer Parzelle der Holzbau, als ebenfalls rückwärtig sowohl auf der westlichen wie der östlichen Nachbarparzelle erste Steinbauten (Nr. 15 u. 19) entstehen. Wohl 13./14. Jahrhundert.

Phase IV: Versteinerung und Erweiterung des Hauses Nr. 17 auf 11 m Tiefe in spätgotischem Habitus. Aufstockung um ein ca. 3,6 m hohes hölzer- nes viertes Geschoss mit rückseitiger Laube. Die dendrochronologische Analyse von Bauhölzern lässt ein Entstehungsdatum um 1449 oder kurz danach als wahrscheinlich nennen. Die Holzkonstruktion hat sich

31 in den beiden heutigen Brandmauern weitgehend vollständig erhal- ten. Die Überhöhe des Geschosses zeichnet den Bau als herrschaftlich aus; lag hier gar ein Festsaal?

Die kurz nach 1671 entstandenen Deckenmalereien und reichen Ver- täferungen der jüngeren Phasen des 17. und 18. Jahrhunderts (Pha- sen V–X) legen diesen Schluss ebenfalls nahe. Wie vielerorts in der Thuner Altstadt darf die Erneuerung der Gassenfassade in die Zeit um 1800 gesetzt werden (Phase XI).

EIN HALBRUNDTURM DER KYBURGISCHEN STADTBEFESTIGUNG AM BÄLLIZ 24

Thun BE, Bälliz 24. Aufsicht auf Stadtmauer und Schalenturmansatz.

32 Im Zuge eines Neubaus sollte zunächst ein bis ans Aareufer reichen- der grosser Keller erstellt werden. Dabei wurden erwartungsgemäss Reste der sog. zweiten kiburgischen Stadtbefestigung um 1300 frei- gelegt und durch den Archäologischen Dienst des Kantons Bern zwi- schen dem 23. Juni und 5. Juli 2005 dokumentiert. Die hohen Folge- kosten für eine Integration der geschützten Reste ins Neubauprojekt bewogen den Eigentümer schliesslich zu Ausführung eines kleineren Kellers, sodass die Reste zwar unsichtbar, aber doch erhalten bleiben.

Der aufgefundene Befestigungsrest ist ein Zweischalenmauerwerk aus Kieseln und Lesesteinen in einem grobkiesigen Kalkmörtel mit dem Ansatz zu einem stadtseitig zunächst offenen halbrunden Scha- lenturm. Die Mauerstärke beträgt 1,7 m im geraden bzw. 1,9 m im runden Teil, der 3,5 m vor die Mauerflucht tritt. Im Aufgehenden darf man sich den Halbrundturm rund 9,5 m breit vorstellen. Aareseitig lag zwischen Mauer und Flussufer eine 3 m breite Berme, ein Weg. In einer späteren Phase (15.–17. Jh.) wurde der Schalenturm stadtsei- tig mit einer 1,4 m dicken Kieselmauer verschlossen. Stadtseitig lagen zumindest im beobachteten 7 m breiten Streifen keine Fundamente von Häusern. Benützungsschichten von Werkplätzen sowie Reste von hölzernen Leichtbauten können vorhanden gewesen sein; sie sind durch Schuttablagerungen und Gartenbau weitgehend getilgt, bzw. umgeschichtet worden.

Beim halbrunden Schalenturm muss es sich um den von Peter Küffer als Nr. 8 identifizierten und mit Fragezeichen auf Parzelle Bälliz 20 lo- kalisierten Turm handeln, der bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden war. Bildquellen jener Zeit zeigen Gärtchen an dieser Stelle. (Küffer, Peter, Die Bällizbefestigung, in: Historisches Museum Schloss Thun, 1979, 4–21).

33 Robert Walser in Thun: Spuren in Thuner Dokumenten

EINE BIOGRAPHISCHE NOTIZ

Jon Keller, Stadtarchivar

«Ich kann die Gegend ein bisschen kennen, weil ich dort Aktienbraue- reiangestellter gewesen bin» schreibt Robert Walser über Thun und den Thunersee in seiner Erzählung «Kleist in Thun». Ferner geben uns zwei im Robert Walser-Archiv in Zürich aufbewahrte Briefe Details über seinen Aufenthalt in Thun im Frühling 1899. In einem Brief von Robert Walser an Peter Altenberg vom 15. April 1899 erfahren wir Walsers Wohnadresse in Thun: Obere Hauptgasse 39. Und in einem Brief teilt Franz Blei (Essaist aus Zürich) im März 1899 Otto Julius Bier- baum (Mitherausgeber der Zeitschrift «Die Insel», München) mit, Wal- ser arbeite auf der Spar- und Leihkasse Thun.

Finden sich auch in Thun Dokumente, die über den Thuner Aufent- halt von Walser Auskunft geben? Ja, aber meines Wissens sind es nur deren zwei.

Zum einen ist Robert Walser im Wohnsitzregister der Stadt Thun, Kan- tonsfremde Aufenthalter, Band 4, erwähnt. Das Datum der Anmel- dung auf der Einwohnerkontrolle lautet auf 24. April 1899, dasjenige der Abmeldung auf 1. Mai 1899. Vermerkt ist ferner der Wohnsitz: Robert Walser weilte, wohl in einem gemieteten Zimmer, an der Obe- ren Hauptgasse bei Frl. Uzinger. Was Walsers Anstellung bei der Spar- und Leihkasse Thun betrifft, wird man im Protokoll des Verwaltungsrates vom 28. April 1899 fündig. Zu lesen steht: «Der Verwalter berichtet ferner, dass der zweite Gehülfe

34 des Buchhalters, Herr Walser, letzten Samstag den 22. April 1899 auf seinen Wunsch entlas- sen worden sei...». Ob Walser nach seinem Abschied von der Bank am 22. April bis zu seiner Abmeldung am 1. Mai bei der Brauerei Feller gearbeitet hat- te, ist nicht nachzuweisen, da keine Akten der Brauerei erhal- ten geblieben sind.

Die beiden Dokumente aus Thun machen deutlich: Robert Walsers Aufenthalt in Thun war nur von kurzer Dauer. Dass da- bei die Sentenz «In der Kürze liegt die Würze» zum Tragen kam, ist kaum anzunehmen.

Die Bierbrauerei Feller an der Schwäbis- gassse, in welcher Robert Walser 1899 gearbeitet hatte. Im Hintergrund das Schwäbistor (Aufnahme von 1895).

35 Quellenhinweise

– Robert Walser, Sämtliche Werke in Einzelausgaben, 20 Bände, herausgegeben von Jochen Greven, Zürich und Frankfurt 1985/86.

– Mitteilungen von Bernhard Echte, Robert Walser-Archiv und -Stiftung, Zürich.

– Einwohneramt Thun, Wohnsitzregister Kantonsfremde Aufenthalter, Band 4, 1898– 1916, SAT WG 14 AN 48.

– Spar- und Leihkasse Thun, Protokoll-Band über die Verhandlungen des Verwaltungs- rates, Band III, 1888 – 1900, SAT 19-2 AN 2 – 241. Illustration: Stadtarchiv Thun.

Abbildungen

Umschlag Kurt Müller Seite 3 Stadtarchiv Thun / Ruedi Spiess Seiten 6, 7, 8,10 Schlossmuseum Thun Seiten 9, 13 Hans Kelterborn Seite 17 Christian Kauer Seiten 23 – 28 Michael Fischer-Scherler Seiten 31, 32 Archäologischer Dienst des Kantons Bern Seiten 34, 35 Stadtarchiv Thun

© Stiftung Schlossmuseum Thun 2006

36 Gerber Druck AG, Steffisburg Schlossmuseum Thun

SchlossmuseumSchlossberg 1 · 3600 Thun Thun · Tel. 033 223 20 01 · Fax 033 223 20 84 [email protected] 1 · www.schlossthun.ch 3600 Thun Tel. 033/223 20 01; Fax 033/223 20 84 e-mail: [email protected] www.schlossthun.ch Öffnungszeiten:

Februar / März täglich 13 – 16 Uhr April – Oktober täglich 10 – 17 Uhr November – Januar jeden Sonntag 13 – 16 Uhr Weihnachten – Neujahr täglich 13 – 16 Uhr Offnungszeiten: Februar, März täglich 13 - 16 Uhr April - Oktober täglich 10 - 17 Uhr November - Januar jeden Sonntag 13 - 16 Uhr Weihnachten - Neujahr täglich 13 - 16 Uhr

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