BikhkimatwtichtszBir - MONATSBEILAQE DES REMSCHEIDER QENERAL-ANZEIGERS

Nr. 5 / 42. Jahrgang Mitteilungsblatt des Bergischen Geschichtsvereins Ä— Abteilung Remscheid Mal 1975

Lenneper Tuchfabrikanten machten in unserem Raum den Anfang - Eine Zusam menfassung von Wolfgang Hoth

die in Lennep seit dem 17. Jahrhundert als Kauf- leute und Tuchverleger großen Einflulz hatten Die ersten Dampfmaschinen in strielle Dampfmaschine “von Ja- und im allgemeinen dem technischen Fortschritt Rheinland-Westfalen wurden im hann Dinnendahl in einer- Duisbur- sehr aufgeschlossen gegenüberstanden. schon am 30. August 1824 hatte Carl Hölterhoff an Bergbau eingesetzt. Nach dem ger Baumwollspinnerel aufgestellt. Friedrich Harkort in Wetter an der ge- Bergbau war die Eisenlndustrie der 1818 zählte man in der Rheinpro- schrieben: „Es wäre mir lieb. wenn Sie so gütig wären. mir das Kostenquantum von einer zweite Gewerbenveig, der Nutzen vlnz schon 33 Dampfmaschinen. aus dem neuen Energieerzeuger Davon entflelen 18 auf den Regie- Dampfmaschine von 6 bis 8 Pferde Kraft, anzu- geben." Im verlauf der nächsten Jahre scheint zog. Die erste industrielle Dampf- rungsbezirk Düsseldorf und 15 auf die Fa. Hölterhoff den scharfen Konkurrenz- den Reglerungsbezirk . Die maschine des rheinlsch-westiäli- kampf auf dem Dempfmaschinenmarkt ausge- _ schen Industriegebietes lief seit Maschinen arbeiteten überwiegend nutzt zu haben, um die Maschine so billig wie August 1812 für die Friedrich-Wil- im Bergbau, nur sieben waren für eben möglich zu beschaffen. Schließlich wurde die Textilindustrie tätig. Im Gebiet eine zehn PS starke Maschine bei der Fa. Reule- helms-Elsenhütte in Gravenhorst aux. Englerth & Dobs in Eschweiler/Aachen. die bei Ibbenbüren (Kreis Tecklen- der heutigen Stadt Remscheid be- auf Dampferzeuger für Tuchfabriken speziali- burg). Zwei Jahre später wurde dle fand sich zu dieser Zeit noch keine siert war, gekauft. Leider steht auch hier das ge- nachweisbare textilindu- Dampfmaschine in Betrieb. naue Datum der Aufstellung nicht fest. erste Die bis dahin stärkste Dampfmaschine im ge- samten wurde 1834 von der Tuchfa- brik Johann Wülfing & Sohn in Dahlerau in Be- trieb gesetzt. Die Angaben über die PS-Zahl Mit der zunehmenden lndustrialisierung nach Tuchfabrik in Dahlhausen, daß dort eine schwanken in den Quellen allerdings zwischen dem Ende der iconünentalsperre erwies sich je- Dampfmaschine in der Spinnerei 138 Stühle an- 34 und 50. Gerade bei der Firma Wülfing konnte doch in den nächsten Jahren die Einrichtung ei- treibe. 1831 soll die Tuchfabrik Peter Schürmann anfangs durch den Einsatz der Dampfmaschine ner ständig betriebsbereiten. vollmechanischen & Schröder in Vogelsmühle eine Dampfma- die Produktionsmenge noch erheblich gestei- Autriebskraft als immer notwendiger. Der Eis— schine aufgestellt haben. Leider fehlt für diese gert werden, ehe ein Großbrand am 8. Juli 1836 gang im Winter, das Hochwasser im Herbst und beiden Maschinen in den entsprechenden Akten fast die gesamte Fabrikanlage in Dahlerau zer- die Trockenperioden im Sommer bewirkten zu der Regierung Düsseldorf jeder statistische störte. viele Unterbrechungen des Manufakturbetrie- Nachweis. Auch eine der größten Maschinenbauanstalten bes. Oft mußte wieder auf die menschliche oder Die ersten beiden Dampfmaschinen im Gebiet Westdeutschlands, die Gutehoffnungshütte in tierische Arbeitskraft zurückgegriffen werden, der heutigen Stadt Remscheid sind erst 1831 -Sterkrade. stellte schon frühzeitig um den naturbedingten Produktionsausfall in eindeutig nachgewiesen (Hauptstaatsarchiv Dampfmaschinen-für Firmen im Remscheider etwa wettzumachen. Erst die Dampfmaschine Düsseldorf, Akten Landratsamt Lennep, Nr. Raum her, so 1834 für die Tuchfabrik Carl Bock- machte die Betriebe von den jahreszeitlich und 142). Beide Maschinen standen im Stadtteil hacker in Hückeswagen eine 12 PS starke, dop- witterungsbedingten Wasserverhältnissen der Lennep. Lt. Akte XF/ 18 im stadtarchiv wurde die pelt wirkende Hochdmck—Dampfmaschine zum und ihrer Nebenbäche unabhängig. erste Dampfmaschine Remscheids bei der Fa. Preise von 2 450 Tlm. und 1835 für die Tuchfas Doch die Einführung der Dampfmaschine war in Friedrich Haas (heute Büttner-Schilde-Haas brilc Gebr. Schnabel in Hückeswagen einen 20 Remscheid mehr als die Aufnahme einer neuen AG) am schwelmer Tor aufgestellt. Die Haas- PS starken Dampferzeuger zum Preise von 4 400 — Produktionstechnik. Sie wirkte sich in einer ent— sche Fabrik befand sich damals genau an der Tlrn. Insgesamt wies die erste deutsche Dampf- scheidenden Ändemng der wirtschaftlichen Stelle, wo die Hackenberger Straße von der maschinenstatistik. die 1836 für den Regie- Struktur aus. Denn die Folge der allmählichen westfälischen Provinzialstraße (heute schwel- rungsbezirk Düsseldorf erstellt wurde, für den Verbreitung war eine Konzentration der ge- mer Straße) abzweigte und wo sich heute die Kreis Lennep neun Maschinen mit 144 PS aus.— werblichen Produktion in Fabriken und damit Weberei Schulte befindet. Der Inhaber Friedrich Davon befand sich je eine Maschine inLennep die Verschiebung des bisherigen Verhältnisses Haas (1803—1870), ein Mann mit großer Unter- (10 PS) und Dahlerau (34 PS), das damals zur zwischen dem Anteil des Handwerks und dem nehmungslust und Erfindergeist. war 1826 aus Zürgermeisterei Lüttringbausen gehörte, vier der Industrie an der gewerblichen Produktion. Stolberg bei Aachen nach Lennep gekommen Maschinen mit 56 PS standen in Hückeswagen somit konnte die Zahl der in Betrieb genomme- und hatte dort eine mechanische Werkstätte er- und drei Maschinen mit zusammen 44 PS in Re- nen Dampfmaschinen im frühen 19. Jahrhundert richtet, die als eine der ältesten Maschinenfa- devormwald. Die oben erwähnte Haassehe Ma- als Gradmesser des lndustrialisierungsprozesses briken Deutschlands bezeichnet werden kann. schine scheint am 15. April 1836. dem Stightag im Remscheider Raum gelten. Das erforgerliche technische Wissen, besonders für die Statistik, außer Betrieb gewesen zu sein, Das Remscheider Wirtschaftsgebiet war mit der über den au von Textilmaschinen, hatte er sich Einführung der ersten Dampfmaschine im Ver- im belgischen Verviers angeeignet. So konnte es (Fortsetzung auf der nächsten seite) gleich zu anderen Gewerbestädten im Rhein— eigentlich nicht überraschen, daß Friedrich land etwas in zeitlichen Rückstand geraten. In Haas bald einige von ihm konstruierte Scher- Köln soll die erste Maschine 2. B. schon 1813 und Rauhrnaschinen für die Tuchherstellung mit ' oder 1814 in der Baumwollspinnerei von Fried- einer selbsterbauten Dampfmaschine betrieb Sergischer sprachschatx rich Bemberg & Co. aufgestellt worden sein, in Wenige Jahre später wurden auch Bohrmaschi- wlrd neu aufgelegt lief seit 1816 eine Dampfmaschine in ei- nen und Drehbänke, die zur Bearbeitung der Gußstücke aus der Haasschen Eisengießerei ner Tuch-fabrik. Die erste Maschine des Bergi- Aufgrund der großen Nachfrage bringt dienten, von dieser Dampfmaschine angetrie- schen Landes wurde 1821 in Wuppertal-Elber- — die Abteilung Remscheid des Bergischen der feld in Betrieb genommen, in kann ben. Geschichtsvereins Anfang septemben Das Zweite-Unternehmen Remscheids, das sich neue Energiespender erstmals 1829 im stadtteil eine Neuauflage . des „Bergischen zu einer bedeutenden Investition in Form einer Wald nachgewiesen werden. Im Remscheider Sprachschatz“ von Gustav Hermann Raum wares wie in Aachen und Krefeld die Tuch- Dampfmaschine entschloß, war die Tuchfabrik Haibach in einer Auflage von 1000 Stück als der Gebrüder Carl und Peter Caspar Hölterhoff industn‘e, die zuerst die Dampfmaschine heraus. subskriptionen zum Preis von 20 kontinuierlichen Antrieb für ihre Arbeitsma- in Lennep. Die Familie Hölterhoff besaß im Mark nimmt der Vorsitzende des Rem- berichtete Tuchmachergewerbe eine lange Tradition. Sie schinen verwendete. Im Jahre 1829 scheider BGV, Erich Thienes. entgegen. der preußische staatsrat Kunth auf seiner Reise gehörte zur Gruppe der lutherischen Familien in die Rheinprovinz von der Bauendahlschen (Frowein. Hardt. Leverkus. Moll und Wülfing).

der Walzenstraße benötigte Dampfmaschine aus, « Wetter a. d. Ruhr geliefert worden war, konnte stärkere Maschinen im Einsatz . das neue Walzwerk am 1. März 1861 die Arbeit aufnehmen. Trotz dieser Beispiele blieben die in Alt-Rem- (Fortsetzung von vorheriger Seite) scheid meist im Dienst der Eisenindustrie ste- ; tigen, ob es nicht ratsam sei, nach dem Vorbild henden Dampfanlagen selbst in den 60er Jahren wurde aber wahrscheinlich am 28. Juli 1837 als der Textilfabriken an der oberen Wupp'er die des 19. J ahrhunderts nur Einzelfälle. Einige Ma- « Balancierrnaschine wieder in Betrieb gesetzt; Wassertriebwerke durch Dampfmaschinen zu schinen muBten sogar kurze Zeit nach ihrer Auf- · Nach dem 15. April 1836 wurden neue Dampf- ersetzen. Was die meisten Betriebe in Alt-Rem- stellung den Betrieb wieder einstellen. Erst nach maschinen nur in Lennep, dem damaligen ge- scheid bisher davor abgeschreckt hatte, waren dem Eisenbahnanschluß im Jahre 1868 setzte A werblichen bzw. industriellen schwerpunkt der zum einen die hohen Anschaffungskosten für die auch in Alt-Remscheid ;. ...« neuen Dampfmaschinen und die dazu gehörigen sich die Dampfmaschine heutigen stadt Remscheid, aufgestellt. Zunächst in größerem'Umfang durch. bezog 1836 die Fa. J . W. Strohn Ambr. Sohn, die Öfen; zum anderen die enorm hohen Beschaf- als erstes Unternehmen Lenneps im Jahre 1804 fungskosten für die Kohle. Da kam Albert Böker; eine schermaschine aufgestellt hatte, von der Inhaber der Firma Halbach—Franzen, der auf Gutehoffnungshütte eine Dampfmaschine von dem Platz in Hasten einen Wasserharnmer (Raf- „Monumenta 18 PS Stärke zur Tuchfabrikation. Am 15. August finierhammer) besaß, auf die Idee, einen Dampf- 1836 erhielt die Tuchfabrik und streichgarns erzeugungskessel auf das Herdfeuer des Ham- spinnerei von Carl Knapp zu Buchholzmiihle die merwerkes zu setzen und damit eine sechs PS landrätliche Erlaubnis für die lnbetriebnahme starke Dampfmaschine anzutreiben. Die Kraft Annonis“ einer Dampfmaschine. Die sechs PS leistende dieser Maschine sollte zweifach genutzt werden. Maschine wurde wenig später von der Firma Sie sollte neben dem Dampfhammer ein Kol- Reuleaux & Co. in Eschweiler geliefert. 1838 bengebläse in Bewegung setzen, das das Feuer in Köln baute Friedrich Haas für die Tuchfabrik der Ge- anfechte. Die Ausführung dieses Planes erfor- brüder F. und L. Thüring in Lennep eine 14 PS derte zwar eine sondergenehmigung der Regie- Eine ebenso informierende wie anspruchsvolle erbringende Dampfmaschine. wobei die Fabri- rung, die aber bald erteilt wurde. Damit klopfte Ausstellung irnlcölner Schnütgen-Museum, die kanten mit der Qualität der Maschine „ganz zu- seit 1848 auf dem Platz der erste Dampfhamrner, ..Monumenta Annonis", bietet- zur Zeit Gele- frieden waren". und es lief dort auch die erste Dampfmaschine genheit, den politischen und geistigen Kosmos Je näher die Jahrhunderimitte rückte, desto Alt-Remscheids. » des Mittelalters nachzuempfinden. Das Ansstel- stärkere Dampfmaschinen wurden benötigt Die nächsten Dampfanlagen wurden in Schleife- lungsthema kreist dabei um die Persönlichkeit vbzw. bereits vorhandene verstärkt. So setzte z. B. reien eingerichtet und bereiteten die Reform der des Kölner Erzbischofs Anno II. (gestorben 1075) Friedrich Haas in Eigenarbeit die Energielei- schleiferei, dieses für die Herstellung der Rem- und dokumentiert in ausgewählten Objekten: stung seiner Maschine auf 20 PS herauf. Die scheider Fertigwaren so wichtigen-—l-lilfsgewer· Weltbild und Kunst eines Säkulums. Kraft der bei den Gebr. Hölterhoff installierten bes, vor. Gustav Röder errichtete 1853 an der Maschine wurde dagegen von der Hersteller- Chaussee von Remscheid nach Lennep (der heu— Die Leihgaben kommen aus in- und ausländi— firrna auf 18 PS erhöht. Mit fortschreitender In- tigen Lenneper Straße) eine kleine Dampfschlei- schen Archiven und Bibliotheken: aus London, dustrialisierung gingen einige größere Unter- ferei, in der eine Dampfmaschine von acht PS die dem Vatican, Brüssel, Wien. Troyes. Paris, Nan- nehmen sogar dazu über. eine zweite Dampfma- schleifmaschinen bewegte. Größere Bedeutung cy, , . , /Saale, Wolfen- schine in ihrem Betrieb arbeiten zu lassen. so gewann die 1854 von den Brüdern Robert und büttel, , und Münster, War-· stellte Friedrich Haas 1847 eine weitere Ma- Heinrich Böker an der „Wendung“ der Land- schau und Düsseldorf. Die Darstellung der Kost-« schine auf, die von der Fa. C. W. Moll in Schede straße von Remscheid nach Müngsten erbaute barkeiten schriftlicher Natur schafft dabei ein« bei Wetter gebaut worden war. Die Gebrüder Darnpfschleiferei· Für diesen Betrieb wurden eigenes Erlebnis. Wertvolle Objekte, etwa Kai-' serurkunden, erzbischöfliche und päpstliche’ Hölterhoff kauften 1852 bei der Fa. G. Dupuis in eine größere Dampfmaschine — eine liegende Aachen eine neue, 16 PS starke Maschine, die Hochdruckmaschine von 36 PS — und zwei Urkunden, stammen aus rheinischen Archiven. fortan neben der alten lief- Dampfkessel angeschafft. DieMaschine. von der Die Ausstellung rückt zwei Städte in ihren Mlt- Wesentlich langsamer als in Lennep vollzog sich Friedrich-Wilhelm-Hütte in Mülheim/Ruhr ge— telpunkt: Köln und Siegburg. Annos Kloster- die Entwicklung hinsichtlich der Einführung der baut, kostete mit Montage 3 900 Tlr. und die gründung auf dem siegburger Michaelsberg Dampfkraft in der benachbarten schwesterstadt Dampfkessel 6 295 Th.; für die damalige Zeit erweist sich dabei mehr als ein bergischer und '" Lüttringhausen. Erst im Jahre 1850 ließ dort Jo- eine kostspielige Angelegenheit. rheinischer Bezug der „Monumenta Annonis". hann Peter Stursberg zu Lenhartzhammer eine Es stellte sich jedoch bald heraus, daß die Der mit der frühen und problematischen Territo- englische Dampfmaschine aufstellen, um damit Dampfschleifereien nach Inbetriebnahme der rialgeschichte dieses Landes vertraute Besucher ' die früheste Remscheider Dampfschleiferei zu modernen Kraftquelle sehr unwirtschaftlich ar- dieser Ausstellung erinnert sich zwangsläufig betreiben. Doch die Miligunst der Wasserschlei- beiteten." Denn der ungeheure Aufwand an Koh- daran, daß es Anno II. war, der die Macht der ? fer, ständiger Betriebsstörungen der Dampfkes- len. die von den nächstliegenden Bahnhöfen Rit- rheinischen Pfalzgrafen brach, wodurch unter sel und Kapitalmangel verhinderten, daß das tershausen oder Vohwinkel mühsam auf Fuhren anderem auch bergische Eigengeschichte ihren Unternehmen zu hoher Blüte gelangte. Am 10. herantransportiert werden mußten. stand nicht Ansatz finden konnte. März 1856 erteilte die Königliche Regierung in im Verhältnis zum Ertrag der Schleiferei, deren So sind Annoschrein und die Krümme seines Bi- Düsseldorf die Konzession für die zweite Lütt- Preise auf die billigere Wasserkraft zugeschnit- schofsstabes die sichtbaren Reste einer Vergan- ‘ ringhauser Dampfmaschine. die schließlich von ten waren und nicht ohne weiteres beträchtlich genheit,‘ die für die siegburger Benediktinerab- - C. Friedrich Goldenberg zum Färben und Ap- erhöht werden konnten. So erwies sich auch die tei im ehemaligen Auelgau einmal mit der ‘ pretieren von Textilien benutzt wurde. . Dampfschieiferei der Gebrüder Böker auf die Reichsunmittelbarkeit für Kloster und abteiei- Als in Lennep schon sechs Dampfmaschinen lie- Dauer als nicht rentabel. Deshalb wurde das un- gene stadt verbunden war und die 1676 zugun- fen, nämlich im Jahre 1847, begann man sich tere Stockwerk des Fabrikgebäudes in ein Walz— sten des Landes Berg zu Ende ging. auch in Alt-Remscheid mit der Frage zu beschäf- werk umgewandelt. Nachdem die zum Antrieb K. W. Heuser Eine derer-ten Darnpfrneochlnonim Remscheider Raum lief in der Sauendahlsohen Tuchfabrik in Dahlhausen.

Gasen? eitle ten seit Toll Mersümich '

Ein bergischer Adelssitz im Wandel der Zeit - Eine Untersuchung von Karl Wilhelm Heuser - 2. Teil

Am St. Bartholomäustag (24. August) des Jahres Haus Ophoven bei Opladen war Stammsitz des Bereits unter Dietrich v. Hall, der der neuen 1515 stiftete Heinrich v. Ossenberg zu Ehren des Geschlechtes derer von Hall, und der Altbesitz Lehre anhing (sich also zur Reformation bekann- Heiligen Kreuzes und des Heiligen Marschalls lag im Raum Opladen—Lützenkirchen-Neukir- te), war im Jahre 1590 der in wir- Cornelius einen Altar und drei erbliche Messen chen. Doch auch linksrheinischer Besitz und kende Vikar Adolf Sunderrnann dortselbst Pa- in der Kirche zu Schlebuschrath. Nikolaus Os- die adeligen Häuser Strauweiler (bergische Un- stur geworden. In den Vorjahren war dieser senberg, Pfarrer zu Haan und vermutlich ein terherrschaft Odenthal) und Landscheid sowie durch sein reformatorischesVerhalten entschei- (naher) Verwandter, siegelte ebenfalls auf die- Besitzungen in den Kirchspielen Burscheid. dend für die dortigen Verhältnisse gewesen. ser Urkunde. ‘ « Leichlingen, Witzhelden« solingen, Hohkeppel Unmittelbar danach scheint dann eine zweite sicher ist« daß Heinrich v. Ossenberg im Jahre und anderswo, z. T. aus Nesselrodeschem Erbe, Pfarrstelle eingerichtet worden zu sein, für die . 1529 nicht mehr lebte. Vermutlich war er zwei- war in den Händen des ritterlichen Geschlech- Arnold Pollich beauftragt wurde. Beide Geistli- mal verheiratet, gingen aus seiner ersten Ehe tes. Der neue Herr zu Morsbroich, Dietrich v. chen schlossen sich 1591 der Reformierten Sy— zwei Söhne und drei Töchter hervor. Seine Hall, war mit Margarethe v. Wylich verheiratet- node zu Elberfeld an. ‘ — Witwe wird in mehreren schriftstiicken genannt, Die Erbin der Eheleute, die Tochter Elisabeth v. Es bedarf noch einer gründlichen Untersuchung- in denen örtliche, Haus Morsbroich und kirchli- Hall· heiratete caspar v. Elvexveldt zu Isenburg, wie die Radevormwalder Kirchenverhältnisse che Angelegenheiten behandelt werden. den Angehörigen eines ritterlichen Geschlech- damals ihren weiteren Verlauf nahmen. Vermut- Der älteste Sohn, Wilhelm v. Ossenberg, heira- tes aus Berg, das sich besonders in der Grafschaft lich hat Dietrich v. Hall das Kollationsrecht an tete Ursula Pampus, Tochter des Johann Parn- . Mark niedergelassen hatte. Dieser kaufte am 8. - einen Johann von dem Berg in Köln übertragen. « pus, herzoglich-bergischer Rentmeister zu Win- November 1597 Haus Morsbroich von seinem der dasselbe dann 1626 an einen Feldkaplan Ar- deck. Über-seinen Bruder Heinrich v. Ossenberg Schwiegervater. Mit Morsbroich und seinem nold von Grootveldt weitergab. Wenig später. d. Jüngeren erfahren wir nur« daß er Ansprüche Gutsbesitz und Zubehör scheinen auch die 1628, soll Grootveldt (der auch als Pastor zu Ra- auf Einkünfte und Naturalabgaben (z. B. Holz Rechte in Radevormwald den Besitzer gewech- devorrnwald bezeichnet wurde) das Kollations- und Heu) aus den Morsbroicher Gütern hatte selt zu haben. obwohl später von einer Bindung recht wieder abgegeben haben. Doch bevor 1651 und erhielt, ferner sollte ihm ein Gut zu Deutz der Radevorrnwalder Kirche und eines dortigen nach den Bestimmungen des Westfälischen gehören. Hofgerichtes an Morsbroich so gut wie nicht Friedens die Radevormwalder Kirche endgültig Von den Töchtern Jutta, Catharina und Adelheid mehr die Rede war. in die Hand der hart bedrängt gewesenen Re- wissen wir, daß Jutta den Johann Sass zu Neu- kirchen und Catharina den Tillmann Heß zu Hunf (Honnef?) heiratete. » Es sieht so aus« als habe Wilhelm v. Ossenberg nicht zu Morsbroich gewohnt, dafür aber sein Schwager Johann Sass. Undurchsichtig sind auch hier die weiteren Erbverhältnisse, obwohl mit Sicherheit feststeht. daß das adelige Haus Morsbroich mit dem größten Teil seiner unmit— telbaren Ländereien und dem Radevormwalder Patronat iiber die Eheleute Sass-Ossenberg an die nächste Generation weitergegeben wurde. Vier Söhne, nämlich Adolf, Wilhelm, Dietrich und Christian Sass traten als Erben auf. Von den drei Töchtern Elisabeth, Anna und Agnes wissen wir nur, daß Elisabeth einen Heinrich von Bom- hausen heiratete. Während Christian Sass Gut Schlebuschrath (ein freiadeliges Anwesen, das mit dem adeligen Haus und Gut schlebusch weithin seine alte Geschichte teilt) erhielt. wer- den Adolf und Dietrich Sass als direkte Erben für Morsbroich angegeben. Doch Deitrich sass, ver- heiratet mit sibylla von Deutz, scheint tatsäch- lich Herr zu Morsbroich gewesen zu sein. Doch bereits 1575 kam es zum erneuten Wechsel durch Verkauf. Dietrich v. Hall, Amtmann des bergischen Amtes Monheim und einem einfluß- reichen, uradeligen Geschlecht angehörend, erwarb Morsbroich mit Zubehör und Rechten. .

Unser sommerprogramm

samstag, 28. Juni: studienfahrt nach Kreuzberg, Wippedürth und Hückeswagen. Führung: Karl Wilhelm Hauser. (Abfahrt: 13 Uhr, Stadttheater Rem- scheid. Sonntag, 27. Juli: « studienfahrt nach Rheydt und Mönchen- gladbach (Schloß und Renaissance-Ba— rock-Museum mit Weberel-Abt«eilung)- Be- sichtigung vom Münster in Mönchenglad- bach. Leitung: Erich Thienes. Abfahrt: 8.30 Uhr, Stadttheater Remscheid.

Sonntag, 21. September: studlentahrt nach Mülheim/Ruhr (Schloß Broich, Kirchenberg Mülheim, Kloster Saam. Schloß Hugenpoet etc.). Führung: Dr. Walter Lorenz. (Abfahrt: 8 Uhr, Stadttheater Rem- ‘ scheid).

Eventuelle telefonleche Rückfragen und Anmeldung unter Remscheid 3435 28, BGV—Abtellung Remscheid, Erich Thie- nes, Saarbrücker Straße 10. lgnatz von Roll, der letzte Ordenskomtur von Morsbroicn.

? Zeit so gut wie unbekannt. Der Komtur v. N essel— 1 “Ein Notverkauf vun Morsbroich rode — dem Angehörigen des sicherlich im Laufe vieler Jahrhunderte bedeutendsten bergischen Adelsgeschlechts —ließ im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert das Schloß zu ei- formierten kam« war die Gelenische Stiftung in gung an Adolf von dem Bongardt verkauften. nem guten Teil erneuern und umgestalten. Ein Köln für alle Belange zuständig gewesen. Dieser war Landkomtur der ‚Ballei des Bild von 1762 zeigt das Schloß, dessen Kern eine Die aus Kempen im Kurstaat und Erzbistum Köln Deutschen Ritterordens. Renaissance-Anlage war. Türme und Erker des gebürtigen Theologen Johann (1585—1631) und Die Eheleute v. Elverveldt wohnten nicht zu wasserumgebenen Hauses waren damals an- Aegidius Gelenius (1595—1656) waren als rö- Morsbroich. Caspar v. Elverveldt zu lsenburg an scheinend ebenso neu wie möglicherweise ein misch-katholische Reformtheologen in der Köl- der Ruhr war Amtmann des märkischen Amtes kleinerer Flügel des schlosses. Uber die mittei- ner Kirche bedeutend. Johann. zuletzt General- Wetter. Man weiß über ihn, daß er in jenen Jah- alterliche Bausubstanz wissen wir nichts. Hin- vikar, hinterließ seinem Bruder Aegidius eine ren ziemlich verschuldet war und beträchtliche sichtlich der Größenverhältnisse und des ur- begonne. umfangreiche Quellensammlung zur Gelder in Köln aufnahm. so dürfte die Veräuße- sprünglichen Aussehens ist jedoch anzuneh- Kölner Geschichte. Daraufhin widmete sich die- rung von Morsbroich auch ein Notverkauf gewe- men« daß hier ein einfaches, rechteckiges. ser gänzlich und mit großem Fleiß historischen sen sein, zumal eine Weitervererbung bei zahl- mehrgeschossiges, vielleicht mit einem Eckturm und wissenschaftlichen Aufgaben, vervollstän- reichen Kindern« darunter etlichen Söhnen, na- versehenes Burghaus mit hohem Dach gestan- digte das Quellenwerk in beeindruckender hegelegen hätte. den hat. Die Vorburg entstand ebenfalls unter Weise und zum Nutzen der späteren Geschichts- Adolf von dem Bongardt, der Morsbroich . für Komtur v. Nesselrode größtenteils neu; ferner forschung. Aufgrund seiner Wertschätzng 20 000 Reichstaler erstand« nahm nun dort sei- lieliereinen neuen Park anlegen- wurde er zudem mit Reformaufgaben nach den nen Wohnsitz« wie fast alle seine Nachfolger in Im ubngen war durch Komtur v. Reuschenberg Richtlinien des Trienter Konzils beauftragt. Die- der Ballei. wenngleich Koblenz auch Ordens- schon 1666 der Rittersitz Schlebusch erworben ses Reformwerk. ebenfalls aufbauend auf den verwaltungssitz blieb. Mit dem Verkauf von worden« an dem auch das adelige Gut Schle- Vorarbeiten des Johann Gelenius. wurde in eine 1619 endete die alte Geschichte des bergischen buschrath an der Dhünn hing (dort befand sich Stiftung eingebracht, hinter der Domkapitel und Rittersitzes Morsbroich. Unklarheit herrscht auch die Pfarrkirche in einem heute nur noch ar- bedeutende Kölner Stifte standen. noch darüber. ob der Verkauf Morsbroichsan chäologisch untersuchbaren Gelände). Schle— Es heißt, daß 1637 die Radevormwalder Kirche in _ Bongardt diesem-als Privatmann galt und ob die- buschrath war, wie oben erwähnt, im 16. Jahr- die Hände der Gelenischen stiftung kam. Be- ser das Haus schließlich seinem Orden übereig- hundert einmal in den Händen des“ Christian merkenswert ist jedoch, daß erst 1645 Aegidius nete. oder ob Eongardts Erben dem Deutschen Sass gewesen. Verkäufer des Schlebuscher Gü- Gelenius von Herzog Wolfgang Wilhelm von Jü- Ritterorden Morsbroich verrnachten bzw. ver— terkomplexes war Adrian v. Vimmundt. lichsBergersucht wurde, im Herzogtum eine Be- kauften. Auf jeden Fall war aberum 1650 der Rit- Eine weiteresVergröBerung der Liegenschaften standsaufnahme vorzunehmen, um Maßnahmen tersitz in der Hand dieses bedeutenden geistli- erfuhr Morsbroich. indem Komtur scheiffart v. im katholischen Kirchenbereich zu ergreifen. chen Ritterordens. der wie die Templer und J o- Merode um 1680 Haus und Hof zum Büchel (Bü- Geienius nahm Visitationen vor, besonders in hanniter während der Kreuzzüge im Heiligen chelter Hof) erstand. Das Haus nahe der Dhünn konfessionell strittig gewordenen Gebieten. Er Land. nämlich 1190/98 gegründet worden war und des heutigen kulturellen Mittelpunktes (Fo- appellierte an die Dechanten« die Reformpunkte und der seine größte Leistung im östlichen deut- rum) der Stadt « war als adeliges An- gewissenhaft zu erfüllen. schen Geschichtsraum erbracht hatte. Winrich v. wesen im Besitz der Familie v. Omphal gewesen. Die eigentliche Gelenische Stiftung aber kam Kniprode, 1351 bis 1382 Hochm’eister des Deut- Durch sie (und ihren gelehrten, 1559 geadelten erst zustande, als Aegidius (der vor allem auch schen Ordens auf der Residenz Marienburg in Vertreter Jacob v. 0.) war die Bezeichnung im erzbischöflichen Oberstift erfolgreich visi- Westpreußen, war selber ein Sohn der Grafschaft « „Doktorsburg“ für das Haus aufgekommen und tierte) wenige Monate nach seiner Ernennung Berg. Der bedeutende Mann wurde auf Gut Kni- übertrug sich auch auf den Neubau von 1682. zum Weihbischof von 0snabrück 1656 dort prode zu Monheim geboren. Später« 1724. hat Komtur v. Droste-Senden den plötzlich verstarb. Zu dieser Zeit aber hatten sich Unter Bongardts Nachfolger als Landkomture Adelssitz Steinbüchel hinzuerworben, so daß die unsicheren Verhältnisse in vielen Gemein- der Ballei Koblenz, die vermutlich alle in Mors- Morsbroich im 18. Jahrhundert für bergische den. so auch in Radevormwald, wieder gefestigt. broich wohnten, finden wir die Namen von Verhältnisse überdurchschnittlichen Grundbe- Was aber Morsbroich anbelangt, so ist hierüber Heinrich v. Reuschenberg, Johann Wilhelm v. sitz hatte. (wird fortgesetzt) zu vermerken. daß die Eheleute caspar von El- Metzenhausen, Goswin scheiffart von Merode« verveldt und Flisabeth geb. v. Hall im Jahre 1619 Johann Goswin Nesseirode-Ehreshoven und (20. November) das adelige Haus mit Zubehör Jobst Moritz v. Droste zu Senden. Druck und Verlag J. F. Zie ler KG. Remscheid nach Einholung der landesherrlichen Genehmi- Die Baugeschichte Morsbroichs ist für die ältere Verantwortlich: Jürgen Fel

w W im 18. Jahrhundert