Interview 5 „Sozialwissenschaftlichen Nachwuchs stärken“ Prof. Dr. Thomas Saalfeld über die neu gegründete Graduate School of Social Sciences

Hintergrund 6 Langzeitprojekt Welterbepark Prof. Dr. Achim Hubel über die Reaktivierung der Klosterlandschaft St. Michael

Wissenschaft & Praxis 16 Zum Bummeln mit dem Auto in die Altstadt Bamberger Geographen untersuchen Nutzung der Innenstadtparkplätze

Lehre & Studium 22 Freude an Musik vermitteln Der Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik feierte sein 30-jähriges Bestehen

Kultur & Sport 36 Eine Sprache fi nden Robert Schindel war uni.kat Poetikprofessor 2010 Zeitung der Otto-Friedrich- Wintersemester Universität Bamberg 2010/2011 Hochschulpolitik Einmaliger Masterstudiengang lockte nach Bamberg 2 Einmaliger Mehr Frauen in die Wissenschaft 3 Masterstudiengang Impulse für die Forschung 4 Interview lockte nach Bamberg „Sozialwissenschaftlichen Nachwuchs stärken“ 5 Die Universität Bamberg begrüßt den Hintergrund 10.000sten Studierenden Langzeitprojekt Welterbepark 6

Portrait Am Montag, den 11. Oktober, war es soweit. An der Universi- Der Blick für das Wesentliche 9 tät Bamberg wurde die Marke von 10.000 Studierenden über- „Ottfried“ gehört weiter zu den Besten 10 schritten. Vizepräsident Sebastian Kempgen und Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser ließen es sich nicht nehmen, den Wissenschaft & Praxis 10.000sten Studierenden persönlich willkommen zu heißen. Die USA – Freund oder Feind 11 Studierende im Fokus 12 Stefan Burzer war ziemlich überrascht, als er nach der Ein- schreibung an der Universität Bamberg von Universitätsvi- Bayern sagt...Ja! 13 zepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen und Kanzlerin Dr. Und die Erde ist doch...flach! 14 Dagmar Steuer-Flieser persönlich in Empfang genommen Charisma als Waffe 15 wurde. „Ich darf Ihnen gratulieren, Sie sind der 10.000ste Stu- dierende an der Universität Bamberg“, verkündete Kempgen. Zum Bummeln mit dem Auto in die Altstadt 16 „Barocker denn je“ 18 Von Anfang bis Ende gut betreut Ostkirchliches Zentrum gegründet 19 Der aus Weiden in der Oberpfalz stammende Stefan Bur- zer hat an der Fachhochschule seinen Diplom- Von Grenzgängern und Weltrettern 20 abschluss im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen gemacht. Lehre & Studium An der Universität Bamberg will er jetzt noch den Master in Antritte und Abschiede 21 Wirtschaftspädagogik mit Schwerpunkt Wirtschaftsinforma- tik draufsetzen. Dieser besondere Studiengang ist es, der ihn Freude an Musik vermitteln 22 nach Bamberg gelockt hat. Burzer: „Dieser Master ist einma- Wissenschaft hautnah erleben 24 lig in Deutschland und ich habe sehr viel Gutes von der Uni Der Lehrer – das Feindbild? 25 hier gehört. Also bin ich nach Bamberg gekommen.“ „Glück auf!“ fürs Studium 26 Vizepräsident und Kanzlerin versicherten ihm die richtige Entscheidung getroffen zu haben und wünschten ihm viel Er- Eltern schnupperten Bamberger Luft 27 folg. „Sie werden sehen, hier an der Uni Bamberg werden Sie Gute Schule? Gute Schule! 28 vom Anfang bis zum Ende Ihres Studiums gut betreut“, so Service & Verwaltung Dagmar Steuer-Flieser. „Schaut euch diesen Rohbau an, hier ist alles wohlgetan!“ 29 So viele Studierende wie noch nie Gutes Zeugnis für die Unibib 30 Maria Steger von der Studentenkanzlei händigte Stefan Bur- Sehen und gesehen werden 30 zer seine Studienunterlagen und den Studentenausweis aus und gab ihm noch einige Tipps zur Wohnungssuche. Zum „Unverzichtbarer Teil der Stadt- und Universitätsgeschichte“ 31 Wintersemester 2010/2011 haben sich an der Universität Uni international Bamberg so viele Leute eingeschrieben wie noch nie. Man Von der Untergrundliteratur zum Jazz-Festival 32 zwar für 2010 auf eine weitere Steigerung gefasst, aber nicht um eine um 10 Prozent. Das ist in den letzten zehn Jahren die Keine Sommerpause in der Forschung 33 höchste Zunahme an Studierenden. Rainer Schönauer Rückkehr nach zweijährigem „Urlaub“ 34 „Die Tallinn University ist nun auch meine Universität“ 35 Kultur & Sport Eine Sprache finden 36 An einem Sonntag im Oktober 37 Altbewährtes in neuem Gewande 38 Alumni & Ehemalige Absolventenfeiern 39 Tripel für die Randgruppe 40 Meldungen Maria Steger von der Studentenkanzlei überreicht Stefan Burzer den Personalia 41 Studierendenausweis. Hochschulpolitik

Mehr Frauen in die Wissenschaft Universität Bamberg erhält Förderung vom Bund

Die Universität Bamberg erhält im Rahmen des Professorinnen- Netzwerk für Bamberger Wissenschaftlerinnen programms des Bundes eine Förderung in Höhe von rund Ein Großteil des Geldes soll in Postdoc- und Habilitationssti- 225.000 Euro. Das Geld wird für gleichstellungsfördernde Maß- pendien fließen, die es qualifizierten Wissenschaftlerinnen er- nahmen und ein Mentoringprogramm verwendet. lauben Forschungsprojekte durchzuführen. Außerdem inve- stiert die Universität in Führungskräfteschulungen, wodurch die „Hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen gehören in Spitzen- Beteiligten stärker für die Themen Familienfreundlichkeit und positionen!“ Diese Losung gab Bundesforschungsministerin Gleichstellung sensibilisieren sollen. Ebenso werden die Bemü- Annette Chavan aus, als im November 2007 das Professorin- hungen der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte In- nenprogramm des Bundesministeriums für Bildung und For- formatik unterstützt, mehr Frauen und Mädchen für ein techni- schung ins Leben gerufen wurde. Ziel des Programms ist es, sches Studium zu begeistern. innerhalb von fünf Jahren 200 zusätzliche Stellen für Profes- Kern des Maßnahmenpakets und aus Bamberger Sicht völ- sorinnen an deutschen lig neu ist die Etablie- Hochschulen zu schaf- rung eines Mentoring- fen. Dazu stellt der Bund programms für Frau- 75 Millionen Euro zur Ver- en. Unter dem voraus- fügung und durch Betei- sichtlichen Titel „FeR- ligung der Länder ergibt Net“ (Female Researcher sich ein Gesamtfördervo- Network) soll eine Bam- lumen von 150 Millionen berger Netzwerkstruk- Euro. tur für Wissenschaftle- Auch die Universität rinnen geschaffen wer- Bamberg hat sich mit ei- den. Der Verein „Forum nem Gleichstellungskon- Mentoring“ e.V., in dem zept beworben und erhält alle Mentoringprogram- nun Mittel aus dem För- me deutscher Universi- dertopf. Mit dem Geld täten organisiert sind, wird die Regelprofessur hat Grundstandards für für „Betriebswirtschafts- das Mentoring entwic- lehre insbesondere Inter- kelt und sichert die Qua- nationale Rechnungsle- lität des Programms. Als gung und Wirtschaftsprüfung“ zur Hälfte für die Dauer von fünf Mentorin oder Mentor sollen Professorinnen und Professoren Jahren finanziert. Die dadurch frei gewordenen Mittel werden gewonnen werden, zu denen seitens der Mentee (Bezeichnung zusammen mit einem gleich hohen Finanzierungszuschuss der für eine Wissenschaftlerin, die das Mentoringprogramm in An- Universität Bamberg über einen Zeitraum von fünf Jahren in spruch nimmt) keinerlei Abhängigkeiten (z.B. Arbeitsverhältnis- zusätzliche gleichstellungsfördernde Maßnahmen investiert. se) bestehen. Mentorinnen oder Mentoren können Angehörige „Das ist insgesamt ein erheblicher Betrag, den wir zielgerich- der Universität Bamberg oder anderer Universitäten sein und tet in gleichstellungsfördernde Unterstützungsprojekte stecken. können von der Mentee auch gezielt vorgeschlagen werden. Dadurch wird sichtbar, wie ernst uns dieses Anliegen ist“, so Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser. Vielfältige Frauenfördermaßnahmen Frauen, die sich für das Programm interessieren, durchlaufen ein Auswahlverfahren und Mentorinnen und Mentoren wer- IMPRESSUM - uni.kat den auf ihre Aufgaben vorbereitet. Wenn ein Tandem Mentorin/ Herausgeber: Der Präsident, Mentor und Mentee zustande kommt, wird eine Vereinbarung Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert zwischen beiden geschlossen, die zum Beispiel die Häufigkeit Redaktion: Tanja Eisenach, Dr. Monica Fröhlich, und die Art der Kontakte regelt und die Teilnahme an minde- Rainer Schönauer stens einem angebotenen Workshop festlegt. Personalia: Alexandra Morgenroth Die Frauenbeauftragten streben Kooperationen mit anderen Satz und Design: Andreas Stadtmüller, Teresa Zak, Universitäten an. An Seminaren und Workshops könnten dann Rainer Schönauer Druck: Louis-Hofmann-Druck, 96242 Sonnefeld Teilnehmerinnen mehrerer Mentoringprogramme partizipieren. Auflage: 3.000 Ergänzt wird das Mentoringprogramm durch bestehende Ange- Redaktionsanschrift: Dezernat Kommunikation, bote der Frauenbeauftragten, wie das Kolloquium „Forschende Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Frauen in Bamberg“. Kapuzinerstraße 16, 96047 Bamberg, Das Mentoringprogramm erweiterte das von den Frauenbe- Tel.: (0951) 863 1156, Mail: [email protected] auftragten angebotene Spektrum an Frauenfördermaßnahmen. Abbildungen: Dezernat Kommunikation, Die bewährten Initiativen PUSh, Step by Step und Forschende wenn nicht anders vermerkt Redaktionsschluss: 15. April 2011 nächste Ausgabe: Mai 2011 Frauen werden selbstverständlich weitergeführt und nach Mög- ISSN 1861-9215 lichkeit ausgebaut. Rainer Schönauer

3 Hochschulpolitik

Impulse für die Forschung Auftaktveranstaltung der Bamberger Trimberg Research Academy

DFG, EU, Stipendien, Graduate Schools – TRAc richte sich sowohl an Promovieren- und Forscher, wie Giersig ausführte: „In die Angebote zur Forschungsförderung de in strukturierten Programmen und In- Zeiten der Bedeutungszunahme drittmit- werden immer vielfältiger. Mit der Trim- dividualpromovierende, als auch an er- telfinanzierter Forschung gegenüber wis- berg Research Academy (TRAc) verfügt fahrene Forscherinnen und Forscher. senschaftlichen Planstellen hilft TRAc bei die Otto-Friedrich-Universität nun über Dies spiegele sich auch in ihrer dreiglied- der Anbindung unabhängiger Drittmit- eine zentrale Einrichtung, die sowohl rigen Struktur „Schools“, „Emeriti of Ex- telprojekte an die Universität Bamberg. Promovierende als auch erfahrene Wis- cellence“ und „Projects“ wider. „Neben der formaljuristischen Angliede- senschaftlerinnen und Wissenschaftler In der Sektion Schools werden be- rung leistet TRAc konzeptionelle Bera- unterstützt. stehende strukturierte Promotionsfor- tung, Hilfe bei der Kontaktaufnahme mit men, beispielsweise die in Bamberg ver- den Förderinstitutionen und begleitet die Namensgeber der neugegründeten Trim- tretenen DFG-Graduiertenkollegs, da- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- berg Research Academy ist Hugo von bei unterstützt, ihr Programm zu pla- ler vor, während und nach der Antragstel- Trimberg, Didaktiker des späten Hoch- nen. Außerdem wird hier die Nachfra- lung. Aber auch bei der privaten Lebens- mittelalters, der mehrere Jahrzehnte das ge der Promovierenden nach Seminaren, planung, die sich für Forschende sowie Stift St. Gangolf in Bamberg leitete. Von die Schlüsselqualifikationen wie Rheto- auch deren Partner und Familien heute Trimberg war ein Universalgelehrter, der rik oder Konfliktmanagement vermitteln, immer komplizierter gestaltet, wird Un- alles Wissens- und Bil- terstützung angeboten. „Da- dungsgut seiner Zeit zu- bei arbeiten wir auch mit den sammenfassen wollte. anderen Service-Einrichtun- „Dieser Forschergeist ist gen der Universität wie dem es, der ihn auch im Jahre Welcome Center, dem Eltern- 2009 noch zum passen- Service-Büro oder dem Frau- den Namenspatron der enbüro zusammen“, ergänz- neu gegründeten Trim- te Giersig. berg Research Academy Eine Besonderheit der der Universität macht“, Bamberger Akademie sind so Universitätspräsident die „Senior Researchers“. In Prof. Dr. Dr. habil. Gode- dieser Sektion können ent- hard Ruppert bei der fei- pflichtete oder bereits pen- erlichen TRAc-Auftakt- sionierte Professorinnen und veranstaltung am 9. Juni Professoren, die sich in der in der AULA. „Die Trim- Forschung und für die Otto- berg Research Academy Friedrich-Universität Bam- ist eine zentrale wissen- Marion Hacke, Nicolas Giersig und Anna Steinweg (v.l.n.r.). berg besonders verdient ge- schaftliche Einrichtung macht haben, von der Uni- der Universität“, betonte Prof. Dr. Anna gebündelt und koordiniert. Doch der Sci- versitätsleitung zu „Emeriti of Excellence“ Susanne Steinweg, die als Vizepräsiden- entific Career Service (SCS) fungiert auch ernannt werden. Als solche leiten und be- tin für Forschung und wissenschaftlichen als Anlauf- und Servicestelle für alle Pro- treuen sie Forschungsprojekte und kön- Nachwuchs die Leitung von TRAc inne- movierenden und an der Promotion In- nen sowohl den jüngeren Professorin- hat. Es werde eine Unterstützungsstruk- teressierten. „Bisher gab es Zu- nen und Professoren, den Forscherin- tur geschaffen, die wichtige Impulse für spruch“, so Hacke, „sowohl bei den Be- nen und Forschern in der Sektion „Pro- die Forschung geben soll. ratungsanfragen als auch bei den Anmel- jects“ als auch den Promovierenden mit dungen zur im Aufbau befindlichen neu- ihrer Erfahrung weiterhelfen. Im Rahmen TRAc geht einen innovativen Weg en Promovierendendatenbank.“ der Auftaktveranstaltung wurde Prof. Dr. Steinwegs Team, bestehend aus Dr. Ma- Der SCS unterstützt also zum einen Dietrich Dörner, ehemaliger Inhaber des rion Hacke und Dr. Nicolas Giersig, nutz- die deutschlandweit immer wichtiger Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie, te die Gelegenheit, um sowohl sich als werdenden Promotionsprogramme, be- von Vizepräsidentin Prof. Dr. Anna Su- auch Aufgaben und Struktur der Aka- rät aber ausdrücklich auch alle Individu- sanne Steinweg und Präsident Godehard demie vorzustellen. Giersig sagte zum alpromovierenden. Denn „auch die Indi- Ruppert geehrt und feierlich als erster Selbstverständnis der neuen Instituti- vidualpromotion soll nicht schlecht gere- „Emeritus of Excellence“ aufgenommen. on: „TRAc setzt sich als service- und be- det werden“, forderte Präsident Ruppert. Andreas Christ ratungsorientierte Schnittstelle dafür ein, Forscherinnen und Forscher auf un- Service für Postdocs terschiedlichen Karrierestufen anzuzie- Die Zielgruppe der „Projects“ hingegen hen und konzeptionell zu unterstützen.“ sind bereits promovierte Forscherinnen

4 Interview

„Sozialwissenschaftlichen Nachwuchs stärken“ Prof. Dr. Thomas Saalfeld über die neu gegründete Bamberg Graduate School of Social Sciences

Herr Saalfeld, eine Graduiertenschule ist eine Einrichtung im Hochschulbereich, die der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen soll. An welche Art Nachwuchs richtet sich die neue Graduiertenschule?

Das Programm der Graduate School richtet sich vorrangig an Graduierte mit einem deutschen Master-, Magister- oder Di- plomabschluss und an Graduierte nichtdeutscher Universitäten mit äquivalenten Qualifikationen. Außerdem wollen wir außer- gewöhnlich qualifizierte Absolventinnen und Absolventen eines Bachelorstudiums unter bestimmten Bedingungen aufnehmen, um den exzellenten Nachwuchs schon so früh wie möglich zu fördern.

Und was bietet die Graduate School dem wissenschaftlichen Nachwuchs?

Den Promovenden wird ein eigenes Qualifizierungsprogramm angeboten, das flexibel auf den Bedarf der einzelnen Personen abgestimmt werden kann. Es steht auf drei Säulen: Zuerst wer- den den Promovierenden die notwendigen fachlichen und me- thodischen Grundlagen zur Durchführung ihrer Forschungs- projekte vermittelt. Dazu gehören zum Beispiel Veranstaltun- gen zu Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie. Das Der wissenschaftliche Nachwuchs profitiert also von einer reizvollste am Programm der Graduate School ist sicher der auf ihn und seine Bedürfnisse angepassten hervorragenden zweite Schwerpunkt, nämlich die Gelegenheit, Projektentwür- Forschungsumwelt. Und wie steht es dabei um die fe und inhaltliche Ideen mit Gleichgesinnten und Fachleuten in- Internationalität? tensiv zu diskutieren. Der dritte Schwerpunkt liegt dann auf den sogenannten „soft skills“ zur Durchführung des Projekts, aber Unser Ziel ist es, die verfügbaren Synergien in der Universität eben auch zur Planung der eigenen Laufbahn. konsequent zur Erarbeitung und Bereitstellung eines national und international konkurrenzfähigen Betreuungs- und Ausbil- Welche inhaltliche Ausrichtung hat denn diese Graduate dungskonzepts für Promovierende zu nutzen und die Attrak- School – Social Sciences sind ja ein weites Feld? tivität der Universität in diesem Bereich weiter zu erhöhen. In- ternationalität gehört daher in allen Bereichen des Angebots Die Graduate School setzt zunächst zwei inhaltliche Schwer- dazu: Die Promovenden selbst sind international und diskutie- punkte, die bereits seit vielen Jahren zu den profilbildenden ren ihre Themen mit in- und ausländischen Wissenschaftlern Bamberger Forschungsfeldern gehören: Zum einen „Bildung, – in Bamberg und auf nationalen und internationalen wissen- Entwicklung und Lernen – Bedingungen, Prozesse und Konse- schaftlichen Kongressen; viele Veranstaltungen sind bereits auf quenzen für Familie und Arbeitsmarkt“. In der empirischen Bil- Englisch. Und die Beratung und Betreuung des wissenschaftli- dungsforschung ist die Otto-Friedrich-Universität Bamberg ja chen Nachwuchses findet stets mit Blick auf internationale Wer- in den vergangenen Jahren insbesondere durch die Einwerbung degänge statt. Ziel ist es auch, die internationalen Netzwerke großer Drittmittelprojekte wie dem Nationalen Bildungspanel der Mitglieder der Graduate School gezielt zu nutzen, um inter- zu einem der wichtigsten Standorte in Deutschland geworden. national anerkannte Wissenschaftler nach Bamberg zu bringen. Und zweitens „Governance, institutioneller Wandel und bürgerliches Engagement im transnationalen Kontext“. Die For- Wie viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- schergruppe dieses Schwerpunkts arbeitet u.a. an der Theorie schaftler werden von diesem Angebot profitieren können? und Empirie des institutionellen Designs transnationaler und internationaler Organisationen (z.B. beim Klimaschutz oder der Zurzeit werden von den Gründungsmitgliedern der Graduate Bewältigung von Flüchtlingsströmen), des Regierens in Meh- School über 90 Promovierende betreut. Insgesamt gehen wir rebenensystemen (z.B. in der EU) und der Anpassung natio- daher von einer realistischen Stärke der Graduate School von naler Institutionen (z.B. Parlaments- oder Verwaltungsreform). etwa 60 bis 90 Promovierenden aus. Bei einer angenommenen Auch hier kann die Graduate School auf dem bereits gewonne- dreijährigen Promotionsphase bedeutet das ca. 20 bis 30 Neu- nen Profil und dem Erfolg des Graduiertenkollegs „Märkte und aufnahmen pro Jahr. Sozialräume in Europa“ und verschiedenen extern geförderten Projekten aufbauen. Vielen Dank für das Gespräch!

5 Hintergrund

Langzeitprojekt Welterbepark Prof. Dr. Achim Hubel über die Reaktivierung der Klosterlandschaft St. Michael

Die unendliche Geschichte von der Reaktivierung der Kloster- telang favorisiert wurde. Sie hätte die Klosterlandschaft von St. landschaft St. Michael begann vor etwa dreißig Jahren. Damals Michael komplett durchschnitten und damit zerstört. Schließ- sollte eine Ringstraße durch die einmalige Kulturlandschaft ge- lich gelang es, dieses Projekt zu verhindern. Stattdessen sollte baut werden, die die historischen Strukturen zerstört hätte. die bedeutende Klosterlandschaft, die in ihren Strukturen noch Stattdessen konnten Konzepte zur Restaurierung und Rekulti- weitgehend erhalten war, restauriert und rekultiviert werden. vierung durch Studierende des Aufbaustudiums Denkmalpfle- Bereits 1983 entwickelten Studierende des Aufbaustudiums ge der Universität Bamberg auf den Weg gebracht werden. Ach- Denkmalpflege der Universität Bamberg im Rahmen einer Ab- im Hubel, Professor für Denkmalpflege an der Universität Bam- schlussarbeit ein Konzept zur Sanierung des äußerst baufälli- berg, über die vielen kleinen Schritte zur Reaktivierung der Klo- gen Südlichen Gartenpavillons im barocken Terrassengarten sterlandschaft und über seine Vision „Welterbepark St. Mi- von St. Michael. Der Pavillon wurde unter der Leitung des da- chael“. maligen Absolventen Wolfgang Frickert von 1985 bis 1989 sa- niert. Trotz der arbeitsintensiven Sanierung war man noch lan- Die „unglaublichen Reize“ der Weltkulturerbestadt verzauber- ge nicht am Ziel, denn der barocke Terrassengarten selbst war ten Achim Hubel schon, als er das erste Mal durch Bamberg noch immer gänzlich zugewachsen. „Daher entwickelte der spazierte. Speziell die Klosterlandschaft St. Michael hatte es Gartenarchitekt und -denkmalpfleger Helmut Wiegel, ebenfalls ihm angetan. Sie war damals – in den 1980er Jahren – erheb- ein Absolvent der Universität Bamberg, auf der Basis einer ge- lich gefährdet, weil die sogenannte Bergverbindungsstraße ge- nauen Bestandsdokumentation ein Parkpflegewerk für eine Re- plant war, die als Relikt einer veralteten Vorstellung von der „au- konstruktion des Gartens“, erklärt Hubel. Hierbei stieß Wiegel togerechten“ Stadt in den 60er Jahren entwickelt und jahrzehn- allerdings auf heftige Proteste. Vor allem der Bund für Umwelt und Naturschutz befürchtete, es könne ein mittlerweile ent- standenes, wertvolles Biotop zerstört werden. Schließlich einig- te man sich auf einen Kompromiss. In den Jahren 1996 bis 1999 wurden die geplanten Maßnahmen, zu denen auch die Sanie- rung des Nördlichen Gartenpavillons gehörte, umgesetzt. Nachdem abgestorbene Bäume und Gestrüpp entsorgt wur- den, folgte die Freilegung bzw. Neupflanzung der ursprüngli- chen Bestückung mit Kornelkirschen und Obstbäumen. Da- bei legten die Denkmalpfleger Wert darauf, dass im Terrassen- garten wichtige Eigenschaften des früheren Biotops bewahrt wurden, um den Lebensraum von Tierarten wie den selten ge- wordenen Schwarzblauen Ameisenbläuling zu erhalten. Diese Schmetterlingsart ist zum Überleben auf seine Wirtspflanze, den Großen Wiesenknopf, und seinen Hauptwirt, die Rotgelbe Knotenameise, angewiesen. Als Bamberg den Zuschlag für die Landesgartenschau 2012 erhielt, sah Hubel neue Chancen für die Klosterlandschaft. Er schlug vor, das Areal in die Landesgartenschau einzubeziehen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln, dessen Realisierung das mittelalterliche Gebäude-Ensemble und seinen Garten wie- der stärker in das Bamberger Leben integrieren soll. Die Lan- desgartenschau Bamberg GmbH stimmte dieser Idee zu. Dr. Achim Hubel, Professor für Denkmalpflege an der Universität Bamberg. 6 Hintergrund

Rekultivierung des Weinbergs gelegten Terrassen zutage getreten. Die Finanzierung der Gra- Zunächst richtete sich die Aufmerksamkeit auf den ehemali- bung erfolgte je zur Hälfte durch die Bürgerspitalstiftung und gen Weinberg am Südhang des Klosters, der schon seit dem 12. die Landesgartenschau GmbH. Jahrhundert für die Weinwirtschaft genutzt worden war, bis man Die Gartenarchitektin und Denkmalpfl egerin Marion Dubler, im Lauf des 19. Jahrhunderts den Weinbau allmählich aufgab. auch eine Absolventin des Bamberger Aufbaustudiums Denk- Stattdessen entstanden ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- malpfl ege, entwickelte ein Konzept für die Wiederherstellung derts einige Streuobstwiesen, die aber zu Beginn des 21. Jahr- des Weinbergs. Hierbei sollten in den Randbereichen die Obst- hunderts weitgehend verwildert waren. Viele Obstbäume waren bäume stehen bleiben, wohingegen auf der Hauptfl äche die verholzt oder sogar abgestorben. Grünfl ächen wurden durch Obstbäume durch Weinreben ersetzt werden sollten. Darauf- liegengebliebenes Fallobst übersäuert. In der Folge begannen hin entstanden neue Proteste und die Bürgerinitiative „Rettet dort Gras und Brombeerdickichte zu wuchern. An den nörd- die Streuobstwiesen“ formierte sich. In kürzester Zeit wurden lich anschließenden Stützmauern zum Abteigelände und an der so viele Unterschriften gesammelt, dass die Stadt verpfl ichtet Außenwand eines Südfl ügels begannen die Pfl anzen sogar, die war, einen Bürgerentscheid durchzuführen. Dank des „Förder- Bausubstanz zu zerstören: „Dort wuchs Efeu hoch, der mit teil- vereins Landesgartenschau Bamberg e.V.“ und mithilfe zahlrei- weise armdicken Stämmen in den Mauerfl ächen verwurzelt war cher Vorträge von Achim Hubel gelang es, die „Weinbergsgeg- und den Quaderverband erheblich gesprengt hatte. Es bestand ner“ dazu zu bewegen, den Antrag auf den Bürgerentscheid zu- die Gefahr, dass die Mauern bersten und das darüber liegende rückzuziehen. Schließlich konnte im Frühjahr 2009 mit der Be- Plateau mit der Orangerie abrutscht“, erzählt Hubel. pfl anzung des Weinbergs begonnen werden. Schließlich ermöglichte die bevorstehende Landesgarten- schau eine Rekultivierung des Weinbergs, da die ehemalige Ab- Großer Auftritt: Landesgartenschau 2012 tei mit ihren Grünfl ächen in das Ausstellungskonzept einbezo- Unter Berücksichtigung der historischen Grünfl ächen ist ge- gen wurde. Im August 2008 fand eine archäologische Lehrgra- plant, die Klosterlandschaft St. Michael in die Landesgarten- bung für Studierende der Denkmalpfl ege im Bereich des Wein- schau 2012 mit einzubeziehen. „Aufgrund des Welterbestatus bergs statt. Hierbei ist die barocke Struktur der 1743 neu an- und der herausragenden Bedeutung des Klosters vom Mittel-

Übersichtsplan des Zentralteils der Klosterlandschaft.

7 Hintergrund

alter bis zur Säkularisation könnten hier auf innovative Weise Die zweite Stelle besetzt der Landschaftsplaner Felix Lüdic- historische Aspekte der Landschafts- und Gartennutzung auf- ke, welcher von Prof. Dipl.-Ing. Regine Keller vom Lehrstuhl für gearbeitet und demonstriert werden“, meint Hubel. Allerdings Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum an der Techni- teilte diese Ansicht anfangs nicht jeder. So dauerte es ein Jahr, schen Universität München betreut wird. Er soll zum einen die bis finanzielle Unterstützer für das Projekt gewonnen werden Klosterlandschaft St. Michael nach allen historischen Spuren konnten. Der Grund für die anfängliche Skepsis der Sponsoren durchsuchen und inventarisieren, damit möglichst viele Infor- liegt für Achim Hubel klar auf der Hand: „Vielen ist gar nicht be- mationen aus dem noch erhaltenen Bestand heraus gewonnen wusst, um was es hier geht. Die Besonderheit dieses Projekts werden können. Zum anderen soll er Planungen erarbeiten, die kann man nicht am Biertisch erklären. Man muss die Schön- auf eine zukünftige Gestaltung der Klosterlandschaft abzielen. heit der Klosterlandschaft selbst erleben und sich die Geschich- „Ob bis zur Landesgartenschau Teilprojekte realisiert wer- te dazu erzählen lassen.“ Glücklicherweise erhält das Projekt den können, lässt sich derzeit noch nicht absehen“, so Hubel. nun finanzielle Unterstützung von der Oberfrankenstiftung, der Allerdings sei während der Landesgartenschau auf jeden Fall Sparkassenstiftung Bamberg, der Edgar Wolf’schen Stiftung eine Ausstellung in der ehemaligen Orangerie des Klosters ge- und der Landesgartenschau GmbH. Dadurch wurde es mög- plant. Sie soll die gewonnenen historischen Erkenntnisse zu- lich, zwei wissenschaftliche Mitarbeiter jeweils für die Dauer ei- sammenfassen und auf der Basis von Kartenmaterial und viel- nes knappen Jahres zu beschäftigen. fältigen Informationen die Geschichte der Klosterlandschaft Der Historiker Dr. Hans-Jörg Künast, der von Prof. Dr. Mark darstellen. Weiterhin sollen die Besucher im Anschluss an die Häberlein vom Lehrstuhl für Neuere Geschichte betreut wird, Ausstellung durch die Klosterlandschaft geführt werden, wobei soll das Archivmaterial bezüglich der Klosterlandschaft aufar- sie – durch Hinweistafeln und Aussichtspunkte – auf die Beson- beiten. Das einschlägige Kartenmaterial der relevanten Bestän- derheiten und die Relikte der alten Nutzungen und Strukturen de wurde bereits von der Arbeitsgruppe „Inventarisierung der aufmerksam gemacht werden könnten. Stadt Bamberg“ des Bayerischen Landesamts für Denkmalpfle- Darüber hinaus hat Achim Hubel folgende Vision: „Bis zum ge zusammengetragen. Auch die Pläne wurden georeferenziert tausendjährigen Gründungsjubiläum der Abtei St. Michael im und zeitlich differenziert dargestellt in Bezug auf historische Jahre 2015 ist eine Art Welterbepark geplant, in welchem die Wege, Gebäude, Waldungen und landwirtschaftliche Flächen, ehemaligen, immer noch erhaltenen Wege der Klosterland- die abermals aufgeschlüsselt wurden nach Wein-, Obst- und schaft saniert und die vielen, zum Teil sehr alten Hecken ent- Gartenbau. Die Zeitschnitte reichen bis etwa 1750 zurück. „Die lang der Wege zurückgeschnitten, nachgepflanzt und gepflegt Aufgabe von Hans-Jörg Künast wird es nun sein, die Zeitschnit- werden sollen. Vielleicht lassen sich auch einige der früheren te noch detaillierter zurückzuverfolgen. Außerdem sollen ein- Obstbaumfelder oder weitere Weinbergflächen rekonstruieren.“ schlägige Informationen zu allen Arten des Gebrauchs der Klo- Durch Informationstafeln werde das Leben und der Alltag einer sterlandschaft recherchiert werden“, erklärt Hubel. Dabei unter- mittelalterlichen Benediktinerabtei anschaulich gemacht. Zu- sucht man Obstbaumfelder, Waldbewirtschaftung, Steinbrüche, dem könnten Kunstwerke im freien Raum die Parkflächen be- Weinbau und Kelterei, Fischweiher und Fischerhäuser, Schaf- reichern, und dazu beitragen, dass hier eines der attraktivsten , Schweizerei (Hof für Vieh- und Milchwirtschaft), Kleintier- Naherholungsgebiete für die Bamberger Bürger entstehen wür- haltung, Wald- und Weideflächen, Imkerei sowie verschiedene de. Aber auch für Touristen aus aller Welt würde Bamberg noch Wirtschaftsformen und die Bepflanzung des barocken Terras- interessanter werden, da sie neben dem Weltkulturerbe auch sengarten und der übrigen Gärten. den „Welterbepark St. Michael“ kennen lernen könnten. Verena Krones

Planung des Weinbergs am Südhang des Klosters St. Michael: abgestorbene und verholzte Obstbäume durch Weinreben ersetzen. 8 InterviewPortrait clix/stock.xchng

Der Blick für das Wesentliche (An-)Sichten eines Prozessoptimierers

Seit gut einem Jahr hat Thomas Lang die den beteiligten Mitarbeitern führen. ge Jahre Jugendarbeit und ein Master im Stabsstelle Prozesssteuerung inne, die Management von Gesundheits- und Sozi- an das Amt der Kanzlerin der Universität Vertrauen als Arbeitsgrundlage aleinrichtungen komplettieren sein Profi l. Bamberg angegliedert ist. Für uni.kat ent- Dazu bedarf es neben ganz konkretem „In meinen früheren Tätigkeiten habe ich stand das Portrait einer ungewöhnlichen Wissen um Verwaltungsstrukturen oder mit vielen unterschiedlichen Menschen Aufgabe. Methoden der Gesprächsführung vor zusammengearbeitet und durch diese allem eines: Vertrauen. „Ich muss mir Begegnungen einiges gelernt, was mir Thomas Lang ist Prozessoptimierer. Sei- zu jeder Zeit überlegen, ob es hilfreich bei meiner jetzigen Arbeit hilft“, meint ne Aufgabe: Abläufe in der universitären ist, die Informationen, die ich erhalten Lang. „Man muss zum Beispiel den Mut Zentralverwaltung aufnehmen, analysie- habe, weiterzugeben und wenn ja, wel- haben, auch vermeintlich dumme Fragen ren und Ideen dafür entwickeln, wie sie che Stellen über diesen Sachverhalt Be- zu stellen. Oder auch eingespielte Abläu- optimiert werden können. Damit das ge- scheid wissen sollten oder müssten“, er- fe hinterfragen, mit denen alle Beteilig- lingen kann, muss Lang diese Vorgänge klärt Lang. „Denn nur wenn klar ist, dass ten zufrieden sind.“ Denn gerade in Din- erst einmal rekonstruieren und sichtbar ich mit den Informationen angemessen gen, die off ensichtlich und klar scheinen, machen – zum Beispiel auf einer Wandta- umgehe, kann sich ein off enes und ehr- steckt oftmals Potential. fel, die nach der Beschriftung fotografi ert liches Gespräch entwickeln, das mir ein wird. Dies dient sowohl zur Dokumenta- authentisches Bild von bestehenden Pro- Service für die Wissenschaft tion als auch als Diskussionsgrundlage. zessen vermittelt.“ Und so geht es Thomas Lang besonders Denn um Prozesse aufzudecken und zu Vertrauen gewinnen – was einfach um die kleinen alltäglichen Routinegriff e, verbessern, muss Lang Gespräche mit klingt, ist oftmals harte Arbeit. Bei dieser die in ihrer Gesamtheit das große Gan- nicht immer leichten Aufga- ze bilden, das sich Verwaltung nennt. be kommt Thomas Lang Dazu gehören Prozesse des Beschaf- seine Ausbildung und Be- fungswesens genauso wie die Handha- rufserfahrung zugute. bung von Ministeriumsschreiben. Die Nach seinem Bakkalau- Prozessoptimierung ist für die Verwal- tung ebenso wichtig wie für Forschung und Lehre. „Es gibt viele Serviceprozesse, rents- die aus der Verwaltung heraus kommen, und Di- aber für die gesamte Universität wichtig plomab- sind. Das betriff t Raumbuchungen eben- schluss arbei- so wie beispielsweise die Abläufe bei ei- tete der studierte ner schriftlichen Prüfung“, erläutert der Philosoph und Sozial- Prozesssteuerer. „Da die Verwaltung mit pädagoge in der Erwach- dem Wissenschaftsbetrieb derart eng senenbildung, dort unter verzahnt ist, können so auch Studieren- anderem im Bereich Qua- de und Lehrende von der Arbeit profi tie- litätsmanagement. Eini- ren.“ Tanja Eisenach

9 Portrait

„Ottfried“ gehört weiter zu den Besten Bamberger Studentenzeitung erfolgreich beim Pro Campus-Presse Award

Der „Ottfried“ ist beim Pro Campus- Studierenden herausgegebenen Cam- Chefredakteur des Fränkischen Tages, Presse Award wieder einmal unter die pus-Printmedien aus und würdigt damit und Oberbürgermeister Andreas Starke zehn besten deutschsprachigen Studen- herausragende journalistische Leistun- habe man schon als Kritiker gewinnen tenzeitungen gewählt worden. Seine gen studentischer Hochschulredaktio- können. Stärke ist vor allem die Unabhängigkeit, nen. Eine besondere Ehre und ein schö- meint Herausgeber Jan David Sutthoff . ner Erfolg für die „Ottfrieds“, denn in der Ein Gemeinschaftserlebnis Trotzdem: Manchmal wäre man gern Jury sitzen so namhafte Journalisten wie Die Motive, ehrenamtlich für den Ott- noch etwas kritischer. Rafaela von Bredow (UniSPIEGEL), Ju- fried zu schreiben, sind unterschiedlich. lian Hans (ZEITCampus) oder Dr. Nor- „Manche wollen berufl ich im Journalis- Die letzte Redaktionssitzung vor dem bert Lossau (Axel Springer Verlag). Wie mus unterkommen“, erklärt Jan David Layout-Wochenende: Nächste Woche soll erreicht man das? Sutthoff . „Andere haben einfach Spaß die neue Ottfried-Ausgabe erscheinen. „Wir sind nieman- am Schreiben, vielen gefällt auch einfach Alle Themen werden noch einmal durch- dem verpfl ich- die Gemeinschaft.“ Natürlich schließen gegangen. Welche Texte sind schon da, sich die Motive nicht gegenseitig aus. welche kommen noch beziehungs- Katarina Johannsen schreibt seit einem weise sollten noch kommen? Semester für den Ottfried. Sie will Jour- Wie lang sind die bereits nalistin werden: „Ich habe hier schon eingetroff enen Texte, für sehr viel gelernt.“ Aber sie hat auch viele welche Fotos hat man neue Freunde gefunden: „Durch das Lay- sich entschieden? Jeden out-Wochenende wird die Gemeinschaft Montagabend triff t sich das gestärkt. Es ist immer lustig.“ Auch die Redaktionsteam in der Regel „Ottfahrt“, der jährliche Ausfl ug des im „Balthasar“ an der Schran- Redaktionsteams, sei ein tolles Er- ne und spricht die Themen für lebnis gewesen. die nächste Ausgabe durch. 20 „feste“ und etwa zehn Nun fi ebern alle dem bevor- „schwebende“ Mitarbeiter stehenden Layout-Wochenende habe der Ottfried, schätzt entgegen. Diese Wochenenden fi n- Jan David. Bei jeder Aus- den immer von Donnerstagmittag gabe wechselt die Chef- bis Sonntag bei einem Ottfried-Mitar- redaktion, damit kein beiter zu Hause statt. Es werden mög- „Filz“ entsteht. Meist ar- lichst viele Helfer gebraucht, denn die beitet das Team kostendek- Seiten werden „gebaut“, Texte redigiert kend, manchmal kommt auch ein und gegebenenfalls gekürzt. Manchmal kleiner Gewinn heraus. Neben Anzeigen kocht auch jemand für die ganze Grup- tragen auch Mitgliedsbeiträge aus dem pe. Nervennahrung, denn es kann schon Förderverein zur Finanzierung bei. mal stressig werden. „Oft dauert die Ar- tet“, erklärt Ottfried- beit bis spät in die Nacht, aber sie macht Herausgeber Jan David Sutthoff auf die „Sollten noch kritischer sein“ auch viel Spaß und ist ein echtes Grup- Frage nach dem Erfolgsgeheimnis. „Vie- Unter den Studierenden ist der Ottfried, penerlebnis“, sind sich die fl eißigen Re- le Studentenzeitungen an anderen Unis der in einer Aufl age von 3000 Stück er- dakteure einig. Nach dem Layout-Wo- gehören irgendeinem Institut. Dadurch scheint, für seine kritische Berichterstat- chenende muss die Zeitung in den Druck haben sie viel mehr fi nanzielle Mittel als tung sehr beliebt. Ein besonderes Plus gehen, damit sie noch in derselben Wo- wir, aber sind dafür weniger unabhängig.“ des Ottfried besteht darin, dass auch che erscheinen kann. Gemessen an seinen bescheidenen Mit- hochschulpolitische Themen aufgegrif- teln leiste das Ottfried-Team sehr gute fen werden. Da kann es schon mal zu Ganz wichtig ist die Unabhängigkeit Arbeit. Meinungsverschiedenheiten mit dem ei- Doch meist lohnt sich der Aufwand: Im So gebe es Foto-Experten und Karika- nen oder anderen Universitätsangehöri- März 2010 wurde Ottfried beim Pro Cam- turisten, das Layout wirke im Vergleich gen kommen. „Aber das muss man aus- pus-Presse Award zum wiederholten Mal zu vielen anderen Studentenzeitungen halten“, meint Jan David. „Ich fi nde, wir zu einer der zehn besten deutschspra- sehr professionell. Nach jeder Veröff ent- sollten manchmal noch etwas kritischer chigen Studentenzeitungen gewählt. Der lichung im Abstand von zwei Monaten sein.“ Preis wird bereits zum fünften Mal verge- gebe es eine Blattkritik mit einem Exper- Im Herbst dieses Jahres soll der In- ben und ist Teil der Initiative „Pro Cam- ten. Unter anderem mit Prof. Dr. Mar- ternetauftritt der Zeitung überarbeitet pus-Presse“, die der Verlag Rommerskir- kus Behmer, der seit 2009 eine Profes- werden. Das Team will mehr in Richtung chen 2004 ins Leben rief, um das jour- sur für Kommunikationswissenschaft an „Cross-Media“ gehen, setzt also auf Syn- nalistische Engagement an Hochschulen der Universität Bamberg innehat. Auch ergieeff ekte zwischen verschiedenen Me- zu fördern. Er zeichnet die besten von Martin Utz, ehemaliger stellvertretender dien. Philipp Demling

10 Wissenschaft & Praxis

Die USA – Freund oder Feind? Forschungsprojekt untersucht Einstellungen zur Außen- und Sicherheitspolitik

„Deutschlands Sicherheit wird auch am Unter den prüfenden und wachenden die Kommunikation ihrer außen- und si- Hindukusch verteidigt.“ „Ein Terroran- Augen von Prof. Dr. Harald Schoen, Inha- cherheitspolitischen Entscheidungen be- schlag in den USA ist Dank des Irak- ber des Lehrstuhls für Politische Soziolo- triff t. Warum also fi el die Wahl auf den kriegs unwahrscheinlicher geworden.“ – gie, möchte er in vorerst drei Jahren her- im Vergleich eher unspektakulär anmu- Wer glaubt denn so etwas und wer nicht? ausfi nden, wie die deutsche Bevölkerung tenden Zeitraum der letzten 20 Jahre? Ein Verbundprojekt des Bamberger Lehr- auf die Außen- und Sicherheitspolitik der „So unproblematisch waren die letzten stuhls für Politische Soziologie und des Bundesregierung im Zeitraum von 1990 zwei Jahrzehnte gar nicht“, weist Harald Lehrstuhls für Vergleichende Verhaltens- bis heute reagiert hat. Interessant ist für Schoen die Frage zurück. „Immerhin ha- forschung der Universität Mannheim ihn dabei unter anderem der Prozess ben sie uns mit dem Mauerfall und dem möchte es genauer wissen und unter- der politischen Repräsentation: Und was Ende des Kalten Krieges eine Zeitenwen- sucht die Meinungen von Bürgern und denken die politischen Entscheidungs- de beschert. Die klare, bipolare Welt ist Eliten in Deutschland und den USA. träger zu all dem? Achtet die Politik auf einer ‚neuen Unübersichtlichkeit‘ gewi- die Einstellungen der Bevölkerung? Oder chen. Gerade im Verhältnis zwischen den „Eigentlich gibt es unzählige Daten zum übernehmen die Bürger die Positionen USA und Deutschland stellt sich jetzt die Thema ‚Außen- und Sicherheitspolitik‘. der Entscheidungsträger? Während in spannende Frage, ob sich beide Länder Trotzdem ist bisher nur sehr wenig über Bamberg zunächst vor allem die Einstel- ohne den großen gemeinsamen Feind die Einstellungen der deutschen Bürger lungen auf deutscher Seite untersucht auseinanderleben.“ zu diesem Themenkomplex bekannt“, werden sollen, übernimmt der von Prof. begründet Matthias Mader die Entste- Dr. Hans Rattinger geleitete Mannheimer Einstellungen als kontextabhängige hung des Forschungsprojekts „Außen- Standort den Gegenpart innerhalb dieses Momentaufnahmen und sicherheitspolitische Orientierungen Projekts, also die Haltung der US-Bürger Die USA – Freund oder Feind? Wie in vie- in den USA und der Bundesrepublik. Ein zur amerikanischen Außen- und Sicher- len anderen Fragen zur Außen- und Si- Vergleich von Strukturen, Dynamik und heitspolitik. cherheitspolitik auch, gehen die Meinun- Determinanten auf Bevölkerungs- und Schon oft stand die Bundesrepublik gen der Bürger hier weit auseinander. Die Elitenebene“. vor ungewöhnlichen Zerreißproben, was Einstellungsforschung bietet eine Reihe

Prof. Dr. Harald Schön (li.) und Mathias Mader.

11 Wissenschaft & Praxis

unterschiedlicher Ansätze, um diese Un- logie, Kommunikationswissenschaft und zweite Projektphase geplant, in der die terschiede zu erklären. Neuere, kogniti- Psychologie. Komplexe Fragestellungen beiden von der retrospektiven in die pro- onspsychologisch informierte Ansätze erfordern umfassende Erhebungsverfah- spektive Betrachtungsweise umschwen- gehen beispielsweise davon aus, dass ren, deren Ergebnis mehr oder weniger ken. Eine eigene, genau auf die Bedürf- Einstellungen in gewisser Weise Mo- übersichtliche Datensätze sind. „Stellen nisse der Bamberger und Mannheimer mentaufnahmen sind. Wie man zu etwas Sie sich einfach einen Steinbruch vor“, Forscher zugeschnittene Umfrage soll oder jemandem steht, hängt demnach erklärt Matthias Mader die erste Projekt- die Basis für eine stärkere theorie- und davon ab, welche Eindrücke, Vorstellun- phase. „Darin befi nden sich sehr viele grundlagenorientierte Arbeit bilden. gen, Situationen oder Ereignisse zu ei- bereits bestehende Umfragen zum The- Euro-Sinkfl ug, Afghanistan-Einsatz, nem bestimmten Zeitpunkt aus eige- ma Außen- und Sicherheitspolitik in un- israelischer Siedlungsbau im Gaza-Strei- ner Perspektive gerade besonders wich- serem Untersuchungszeitraum. Es geht fen: Wie nehmen die Bürger die deut- tig sind. nun erst einmal darum, diese an Tages- sche Außen-und Sicherheitspolitik wahr? Ob die USA von den deutschen Bür- licht zu befördern und zu schauen, wel- Ändern sie ihre Einstellungen, gerade gern als kriegslüstern oder als friedens- che Qualität sie haben und was damit an- auch zum großen Bruder USA? Entspre- orientiert angesehen werden, kann dann zufangen ist. Denn heute werden in der chen sich die Einstellungen von Bevölke- davon abhängen, ob der US-Präsident in Einstellungsforschung eben andere Fra- rung und politischer Elite? Nicht zuletzt der Tagesschau als Kampfpilot auf einem gen diskutiert als zum Erhebungszeit- die mediale Aufmerksamkeit, die diesen Flugzeugträger zu sehen ist oder bei ei- punkt.“ Fragen zuletzt zugekommen ist, unter- ner Preisverleihung in Stockholm. Apro- streicht die Bedeutung dieses Themas. pos kriegslüstern: Ist es ein „Krieg“, den Die Mühen des Untergrunds Wenn der Kerngedanke von Demokratie die Bundeswehr in Afghanistan führt Die beiden Wissenschaftler müssen nun ist, dass das Volk der Souverän ist, dann oder nicht? Aus kognitionspsychologi- jeden Stein, also jeden bestehenden Da- kommt den Einstellungen der Bürger scher Perspektive ist davon auszugehen, tensatz einzeln bearbeiten, abklopfen, ka- eine zentrale Bedeutung zu. Die Ergeb- dass auch politische Rhetorik einen Ef- talogisieren, harmonisieren, vergleichen. nisse des Forschungsprojekts von Matt- fekt auf die Einstellungen der Bevölke- Erst mit einer Neuordnung können sie hias Mader und Harald Schoen verspre- rung in dieser Sache hat: Denn mit Krieg sich eine für ihre Einstellungen passge- chen, für das Feld der Außen- und Sicher- werden wahrscheinlich weniger erfreuli- naue Struktur schaff en. „Das bedeutet heitspolitik wichtige neue Erkenntnisse che Dinge assoziiert als etwa mit einer richtige Fleißarbeit: Hart, unerfreulich, zu liefern. Tanja Eisenach „Friedensmission“. aber sehr wichtig“, beschreibt Mader die Politik im Spannungsfeld von Sozio- aktuelle Situation. 2012 bis 2013 ist die

Studierende im Fokus NEPS befragt Studienanfängerinnen und Studienanfänger

In Politik und Gesellschaft wird heftig mehrmals an verschiedenen Stationen auf ein möglichst umfassendes Bild des und viel über Bildungskonzepte und -re- ihres Bildungsweges befragt. Die einzel- Studierens: „Das NEPS wird es ermög- formen diskutiert. Dazu muss man Bil- nen Momentaufnahmen werden zu ei- lichen, auch interessante und oft über- dung aber erst verstehen und in seiner ner Bilderfolge zusammengefügt erge- sehene Typen von Bildungsbiografi en Ganzheit erfassen können. Dies hat ben eine Bildungsgeschichte. So kann zu beleuchten. So wollen wir die häufi g sich das Nationale Bildungspanel zur man bestimmte Ereignisse – wie einen mit einem Happy End, manchmal aber Aufgabe gemacht. Im Wintersemester Wechsel der Hochschule oder den er- auch nicht so gut ausgehenden Ge- werden deswegen Studienanfängerin- folgreichen Einstieg ins Berufsleben – schichten derer erzählen, die auf dem nen und Studienanfänger befragt. auf ihre Ursachen zurückzuführen. Bildungsweg ins Stolpern kommen und Umwege machen müssen. Das Nationale Bildungspanel oder In den Befragungen geht es haupt- NEPS (National Educational Panel Stu- sächlich um Bildungsentscheidungen, dy) ist die bislang größte Bildungsstu- Kompetenzentwicklung und die Ergeb- die in Deutschland. Im Gegensatz zu Im Wintersemester 2010/2011 be- nisse von Bildungsanstrengungen. Aber anderen Bildungsstudien (z.B. PISA) ginnt an den deutschen Universitäten auch die Bedingungen in der Herkunfts- liefert das NEPS nicht nur eine Mo- und Hochschulen die Untersuchung familie, die Studienfi nanzierung, die ge- mentaufnahme des Bildungswesens, „Hochschulstudium und Übergang in sundheitliche Situation und die Bedin- sondern ermöglicht es zum ersten Mal, den Beruf“ als Teil der NEPS-Studie. gungen des Lernens und Studierens an Bildung über die ganze Lebensspanne Studienanfängerinnen und Studienfän- der Hochschule werden erfasst. Nur so hinweg zu betrachten – vom Neugebo- ger werden einen Fragebogen erhalten. entsteht ein vollständiges Bild. renen über den Kindergarten und die Für die Durchführung der Befragung Der Erfolg und die Repräsentativi- Schule, die Berufsausbildung und das ist das HIS-Institut für Hochschulfor- tät der großen „Bildungsstudie“ hängt Studium bis zur Weiterbildung im Er- schung in Hannover verantwortlich. Dr. ganz entscheidend davon ab, dass mög- wachsenenalter. Hildegard Schaeper, Leiterin des NEPS- lichst viele an ihr mitwirken und ihre Er- Dazu werden dieselben Personen Teams am HIS-Institut legt großen Wert fahrungen einbringen.

12 Wissenschaft & Praxis

Bayern sagt...Ja! Harald Schoen über die Ergebnisse des Volksentscheids zum Nichtraucherschutz

Drei Dinge wurden im Zusammenhang der Wahlberechtigten. Unsere Studie, in entscheid von den Agenden der Medien- mit dem bayerischen Volksentscheid der wir das Abstimmungsverhalten der vertreter, so dass bis kurz vor der Abstim- zum Nichtraucherschutz kontrovers dis- Bürger beim Volksentscheid zum Nicht- mung am 4. Juli nur wenig Berichterstat- kutiert: die geringe Wahlbeteiligung von raucherschutz untersucht haben, belegt, tung zu verzeichnen war. Besonders au- 37,7 Prozent, die Frage, warum ein emo- dass etliche Stimmberechtigte auch un- genfällig macht dies ein Vergleich mit der tionales Thema die Bürger nicht erreicht mittelbar vor der Abstimmung am 4. Juli öff entlichen Aufmerksamkeit für Wahlen. hat, sowie die Probleme des Aktions- wesentliche Inhalte des Gesetzentwurfs bündnisses „Bayern sagt nein“, Wähler nicht kannten. Auch waren vielen Bür- Polarisierung führte zu zu mobilisieren. Erklärungen dazu von gern wichtige Regeln des Abstimmungs- Stimmverlusten für „Bayern sagt nein“ Politikwissenschaftler Harald Schoen. verfahrens unbekannt.“ Vom im Großen und Ganzen eher spär- In Einklang damit zeigt Schoens Pro- lichen Interesse der Stimmberechtigten Es war eine heiße Zeit in Bayern: Nicht jekt weiterhin, dass der Anteil derjeni- konnten die Gegner des Gesetzentwurfs nur das Wetter, auch der Gesetzesent- gen Wahlberechtigten, denen der Volks- nicht profi tieren. Den Mitgliedern von wurf über ein verschärftes Rauchver- entscheid persönlich wichtig war, „Bayern sagt nein“ gelang es bot, den das Aktionsbündnis „Für ech- in den letzten vier Wo- mit ihrem Wahlergebnis ten Nichtraucherschutz“ am 4. Juli zur chen vor dem Stich- von nur 39 Prozent Abstimmung stellte, erhitzte die Gemü- tag zwar deutlich weder die Raucher ter. Während Tabakindustrie, Wirte und stieg, sich die- als ihr ureigenes Kneipenbesitzer ihre Existenz bedroht ses Anwach- Klientel voll- sahen, sprachen die Befürworter von Ge- sen aber mit ständig zu mo- sundheitsschutz, Jugendprävention und insgesamt bilisieren noch mehr Lebensqualität. Je näher der Wahl- rund zehn aus dem La- tag rückte, desto schärfer wurde der Ton Prozentpunk- ger der Nicht- zwischen den beiden Lagern: Was als ten in einem raucher genug Ringen um ein Sachthema begann, ent- moderaten Stimmen zu ge- puppte sich zunehmend als Grundsatz- Rahmen beweg- winnen. „Der An- und Prinzipiendiskussion, in der sich te. Ähnlich wuchs satz des Bündnis- Raucher wie Nichtraucher diskriminiert der Anteil derjeni- ses, die Abstimmung und in ihren menschlichen Grundrech- gen, die sich über den zu einer Frage nach Frei- ten beschnitten fühlten und sogar Ver- Volksentscheid gut infor- heit und Toleranz zu machen, gleiche mit der Judenverfolgung im Drit- miert fühlten, leicht an, ohne jedoch war strategisch sehr gut gewählt. Denn ten Reich nicht scheuten. ein hohes Niveau zu erreichen. allein die Raucher, eine Minderheit in Bayern, konnten kaum mit einem Sieg „Ein völlig normales Ergebnis“ Andere Themen waren wichtiger in der Abstimmung rechnen“, erläutert Ein derart emotionales Thema interes- Es scheint also nicht gelungen zu sein, Schoen. „Allerdings haben viele Mit- siert die Bürger und lässt sie an die Ur- bei vielen Bürgern Interesse für den glieder und Anhänger diese Idee off en- nen strömen, dachten viele Aktivisten Volksentscheid zu wecken, sie darüber bar nicht so weit verinnerlicht, dass sie und auch einige Medienvertreter. Das Er- zu informieren und für die Stimmabga- mit ihr geworben hätten und in der Öf- gebnis belehrte eines Besseren: Nur 37,7 be zu mobilisieren. Die Ursachen hier- fentlichkeit durchgedrungen wären. Das Prozent der stimmberechtigten Bayern für sind Schoens Meinung nach vielfäl- führte wiederum zu genau der Polarisie- fanden den Weg ins Wahllokal. Prof. Dr. tig. Zum einen seien die Ressourcen bei- rung – Nichtraucher stimmen für, Rau- Harald Schoen, Inhaber des Lehrstuhls der Aktionsbündnisse – entgegen einiger cher gegen den Gesetzentwurf –, die man für Politische Soziologie an der Univer- Unkenrufe aus dem Lager der Nichtrau- eigentlich vermeiden wollte.“ Außerdem sität Bamberg, betrachtet diese Zahl mit cher, die bei ihren Gegnern eine „Mate- sei zu beobachten gewesen, dass gerade weniger erstauntem Blick: „37,7 Prozent rialschlacht mit Unterstützung der Ta- auch viele Raucher nicht wussten, wel- ist ein völlig normales Ergebnis für einen baklobby“ wahrgenommen zu haben che Veränderungen mit dem neuen Ge- Volksentscheid, wie man im Vergleich glaubten – sehr begrenzt und entspre- setzentwurf auf sie zukommen. mit früheren Abstimmungen leicht er- chend klein gewesen. Dieses klare Wahlergebnis zu sei- kennen kann.“ Zum anderen schaltete sich die nach nen Ungunsten will das Aktionsbündnis Mag sein, aber in diesem speziellen wie vor wohl schlagkräftigste politische „Bayern sagt nein“ aber nicht auf sich sit- Fall, in dem viele Bürger ihre persönliche Organisation in Bayern, die CSU, nicht zen lassen. Der VEBWK, Verein zum Er- Betroff enheit zum Ausdruck gebracht in Diskussion um den Gesetzesentwurf halt der bayerischen Wirtshauskultur, haben, hätte man doch mehr erwarten ein, sondern vermied – aus politisch ver- prüft gerade juristische Maßnahmen müssen, oder? „Nicht unbedingt“, meint ständlichen Gründen – das Thema, wo und wirbt um Betroff ene und Sympathi- der Politikwissenschaftler. „Das Thema es nur ging. Weiterhin verdrängten ande- santen. Das Ringen um (Nicht-)Raucher- wurde heftig diskutiert, aber eben nur re Themen wie die Wahl des Bundesprä- schutz geht also weiter. von einem vergleichsweise kleinen Teil sidenten oder die Fußball-WM den Volks- Tanja Eisenach

13 Wissenschaft & Praxis

Und die Erde ist doch…fl ach! Neueste Erkenntnisse aus der Kognitionspsychologie

Hätten Sie’s gewusst: Ganze Kontinente manchmal nichts anderes sind als sub- der Mensch hat dabei je nach persönli- driften mit atemberaubender Geschwin- jektive Realitäten. Oft geht es uns wie cher Herkunft und Lebenserfahrung eine digkeit auseinander und die Erde ist eine dem Kind vor der Herdplatte: Wir müs- ganz eigene kognitive Karte eines Rau- Scheibe. Claus-Christian Carbons Studi- sen uns erst die Finger verbrennen, um mes oder Ortes“, beschreibt Carbon sei- en zeigen, wie Einstellungen und Erfah- unser Wissen in den Lebensalltag inte- nen Forschungsgegenstand. „Mich inter- rungen dem Gehirn oft ein Schnippchen grieren zu können. Prof. Dr. Claus-Chri- essiert nun, ob diese kognitiven Karten schlagen. stian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für tatsächlich völlig individuell sind oder Allgemeine Psychologie an der Univer- sich nicht doch bestimmte Gesetzmä- Jeder kennt es, das Beispiel von der hei- sität Bamberg, ist dieses Phänomen zur ßigkeiten in Bildung und Ausprägung er- ßen Herdplatte und dem ungezogenen Genüge bekannt. Er ist kognitiver Wahr- kennen lassen.“ Kind. Aller Warnungen der besorgten nehmungs- und Experimentalforscher, Im ersten Experiment mussten 224 Mutter zum Trotz legt es die Hand dar- außerdem Spezialist in den Bereichen Freiwillige die Entfernung in Kilome- auf und verbrennt sich die Finger. Wie Ästhetikforschung, Gesichtserkennung tern von jeweils sechs europäischen und kann das sein, fragt man sich, schließlich und -verarbeitung sowie kognitive Kar- amerikanischen Städten sowie Bagdad hat es doch gewusst, dass es sich weh tenforschung. Auf diesem Gebiet hat er untereinander schätzen. Anschließend tun wird, oder? Diese vermeintlich harm- gerade zwei Studien durchgeführt, die beantworteten sie einige Fragen bezüg- lose Frage ist mitnichten klar und einfach erheblich an unserem scheinbar klaren lich ihrer Haltung zum Irak-Krieg und ge- zu beantworten, sie öff net im Gegenteil Weltbild kratzen: Abhängig von Einstel- genüber den US-Bürgern. Dabei trat un- den Weg zu einem ganzen wissenschaft- lungen und persönlichen Erfahrungen ter anderem zu Tage, dass Teilnehmer, lichen Reich, der Kognitionspsychologie. driften ganze Kontinente mental ausein- die sowohl dem Irak-Krieg als auch den Die Kognitionspsychologie untersucht ander und die Erde ist mitnichten immer US-Bürgern ablehnend gegenüber ste- mentale Prozesse und Strukturen eines eine Kugel… hen, die Entfernung zwischen den bei- Individuums wie Gedanken, Meinun- den Kontinenten wesentlich überschätz- gen, Einstellungen, Wünsche, Absich- Kognitive Karten ten. Der gleiche Eff ekt trat im umgekehr- ten. Sie will verstehen, was und wie wir Grundlage für die beiden Studien ist die ten Fall ein, also bei Teilnehmern, die Menschen denken, erkennen, wahrneh- Arbeit mit sogenannten kognitiven Kar- zwar generell US-Bürgern gegenüber po- men, erinnern, warum wir das genau in ten, also mit mentalen Repräsentatio- sitiv gestimmt sind, aber den Irak-Krieg dieser Form tun und was dieses subjek- nen eines geographischen Raumes oder ablehnen: dann wurden Distanzen zwi- tive Wissen für uns und unsere Weltsicht räumlicher Zusammenhänge. Dem Be- schen US-Städten und europäischen Me- bedeutet. griff liegt die Annahme zugrunde, dass tropolen deutlich unterschätzt. Ihre Ergebnisse sind des Öfteren er- das menschliche Gehirn Information „Im ersten Fall können wir das Test- nüchternd. Denn sie zeigen, dass wir viel über Räume und Landschaften in land- ergebnis als deutlichen Abgrenzungs- weniger wissen als wir annehmen und kartenähnliche Bilder umsetzt, die sich wunsch werten“, erläutert der Psycho- dass scheinbar objektive Wahrheiten im Grunde auch zeichnen lassen. „Je- loge. „Im zweiten Fall führte die star- ke Identifi kation der Teilnehmer mit den USA verbunden mit der negativen Ein- stellung gegenüber dem Irak-Krieg wahr- scheinlich dazu, dass der ganze ameri- kanische mental näher an den europä- ischen Kontinent rückte, da man mehr Verantwortung für die Belange der USA empfand. Entsprechend dem geowis- senschaftlichen Phänomen des Konti- nentaldrifts bezeichnet Carbon diesen Eff ekt mentaler Distanzverzerrungen als „kognitiven Kontinentaldrift“.

Die mentale Mauer Die Studie zeigt, dass persönliche Hal- tungen, Einstellungen, Überzeugungen oder Emotionen unser Wissen beeinfl us- sen und verändern. Ihre Ergebnisse ka- men für Carbon allerdings nicht überra- schend. Schon in früheren Experimen- ten hatte sich dieser Zusammenhang gezeigt. Beispielsweise fand Perry W. Thorndyke heraus, dass Versuchsperso-

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nen die Distanz zwischen zwei Städten, chen Erfahrungen mit der Erdform be- zwischen denen eine direkte Verbindung fragt. existierte, deutlich geringer schätzten als Teilnehmer, die mindestens einmal zwischen zwei Orten, die keine solche ein signifikantes persönliches Erlebnis Verbindung besaßen. An seiner früheren hatten, dass die Erde eine Kugel ist (bspw. Wirkungsstätte an der FU Berlin zeigte am Strand beim Blick auf die nicht per- er, dass deutsche Bundesbürger, die eine fekt gerade Horizontlinie oder beim Be- negative Einstellung gegenüber der deut- trachten von langsam verschwindenden schen Wiedervereinigung hatten, Städ- Schiffen am Horizont) schätzten die Di- te im jeweils anderen Teil Deutschlands stanzen, die kompatibel mit einem sphä- weiter weg schätzten als Städte mit glei- rischen Modell der Erde sind. Teilnehmer, cher Entfernung, die sich in „ihrem“ Teil denen diese persönliche Erfahrung fehl- der Bundesrepublik befanden. „Je nega- te, schätzten Distanzschätzungen kon- tiver die Wiedervereinigung betrachtet kordant mit einem flachen Weltmodell. wurde, desto stärker wurden die Distan- „Cognitive continental drift: how atti- zen zwischen west- und ostdeutschen tudes can change the overall pattern of Städten überschätzt“, resümiert Carbon. cognitive distances“ und „The Earth is ‚Mentale Mauer‘ nennt er dieses Phäno- flat when personally significant experi- men, ein kognitives Pendant zum be- ences with the sphericity of the Earth are rühmten, längst eingerissen geglaubten absent“: Zwei Studien, die die hohe Rele- Eisernen Vorhang. gnitive Landkarte der Menschen? Nicht vanz der kognitiven Psychologie als mo- unbedingt, lautet die kognitionspsycho- dernen Forschungsbereich untermauern. Eigene Erfahrungen sind logische Antwort. 44 Versuchspersonen, Denn selbst wenn Menschen das Wissen ausschlaggebend die alle nicht daran glaubten, dass die über bestimmte Sachverhalte besitzen, Im Zuge der Carbonschen Studien taucht Erde eine Scheibe ist, mussten die Ent- so sind es doch oft die persönlichen Er- ein weiteres Phänomen wieder auf, das fernung zwischen sechs Metropolen, je- fahrung, die erst ein diesem Wissen ent- längst seinen Platz in den Geschichts- weils auf unterschiedlichen Kontinenten sprechendes Verhalten ermöglichen. So büchern gefunden hatte. Die Gestalt der auf der Erde, schätzen. Danach wurden ist es mit der Gestalt der Erde eben wie Erde ist eine runde – soviel ist sicher und sie zu ihren Reisegewohnheiten, geogra- mit dem Kind und der Herdplatte. naturwissenschaftlich unumstößlich; fischen und topografischen Kenntnissen, Tanja Eisenach aber gilt diese Tatsache auch für die ko- aber auch zu ihren bisherigen persönli-

Charisma als Waffe Dissertation entschlüsselt ein Erfolgsgeheimnis Hitlers

Hitler und die Deutschen – eine charis- Diktator, Antisemit, Völkermörder. Das Anhängern des NS-Regimes gelegt. Die matische Beziehung? In der gleichnami- sind nur einige Stichworte, die einem Anhängerschaft wird zum einen von Jo- gen Dissertation analysiert die Psycholo- zu Adolf Hitler einfallen. Als Sympathie- seph Goebbels repräsentiert, der als gin Anja Geßner Tagebücher von Anhän- träger oder Menschenfreund würde ihn Reichsminister für Volksaufklärung und gern und Gegnern des Diktators. wohl niemand betiteln wollen. Nichtsde- Propaganda in persönlichem Kontakt stotrotz kann ihm aus psychologischer mit Hitler stand. Weiterhin untersuchte Sicht die Rolle eines „charismatischen Geßner die Tagebucheinträge von Lore Führers“ zugeschrieben werden. In ihrer Walb, einer Anhängerin aus der Bevöl- Dissertation verfolgt Doktorandin Anja kerung. Karl Ley wurde als Vertreter der Geßner die These, dass er seine Anhän- Oppositionellen ebenso ausgewählt wie ger durch Charisma, also eine besonders William Shirer. Der amerikanische Korre- gewinnende Ausstrahlung, an sich band. spondent berichtete aus der Perspektive Viele Menschen nahmen Hitler als „er- eines außenstehenden Beobachters. Aus folgreich“ und „mächtig“ zugleich aber den schriftlichen Aufzeichnungen lassen auch als „menschlich“ wahr. Was heute sich wichtige Erkenntnisse für die Nach- schwer nachvollziehbar sei, könne aller- welt ziehen: „Sie gewähren Einblick in dings mittels Tagebüchern belegt werden, die subjektive Sicht auf Hitlers Führung so die Promovendin. und ermöglichen es, die charismatische Beziehung bzw. die Distanzierung jedes Erkenntnisse für die Nachwelt Tagebuchschreibers individuell zu rekon- Grundlage für die fast 600-seitige Arbeit struieren“, begründet Geßner. bildet die Inhaltsanalyse von Tagebü- chern aus der Zeit des „Dritten Reichs“. Wie Hitler die Bevölkerung für sich Besonderes Augenmerk wird dabei auf gewann jeweils zwei Einzelfälle von Gegnern und Ein Merkmal charismatischer Beziehun-

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opferung für Hitler bewirkte. Zum ande- Anja Geßner im Laufe ihrer Tätigkeiten ren hätte die Einsicht, dass das Vertrau- als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am en auf Hitler falsch war, auch das Einge- Lehrstuhl für Persönlichkeitspsycholo- ständnis einer Mitschuld an den fatalen gie. Eine Inspirationsquelle bot unter an- Folgen von Hitlers Politik bewirkt. „Die derem Lehrstuhlinhaber und Doktorva- Verteidigung des Führers war somit auch ter Prof. Dr. Lothar Laux. Dieser forschte eine Form der Selbstverteidigung“, so im Rahmen von Studien zum Persönlich- Geßner. Die Anhänger hielten deshalb keitscoaching über charismatische Füh- meist an ihrem idealisierten Bild Hitlers rung. Außerdem stellte er im Jahre 2006 fest und blendeten seine Schwächen aus, bei einem Vortrag an der Georgetown während Regimegegner seine Fehler ge- University seine Untersuchungen zur nau reflektierten und sich daraufhin di- klassischen charismatischen Selbstdar- stanzierten. stellung Hitlers anhand von Bildaufnah- men vor. Im Prozess der Themenfindung Wie distanzierten sich die machte Emeritus Prof. Dr. Dietrich Dör- untersuchten Gegner von Hitler? ner die Promovendin auf das Tagebuch So nahmen die Regimegegner von Be- Lore Walbs aufmerksam, das sich als er- ginn an die verschlechterten Lebensbe- giebiger Einzelfall herausstellen sollte. gen ist, dass Umweltbedingungen sowie dingungen sowie die verübten Verbre- Unterstützend bei der Entwicklung der die jeweilige persönliche Situation der chen wahr, die aus Hitlers Politik resul- Kategorien und Erklärungsmodelle wirk- Geführten und des Führenden in eine dy- tierten. Zudem vertraten sie Werte, die te auch die Kooperation mit drei Diplo- namische Wechselwirkung zueinander Hitlers Ideologie grundlegend widerspra- mandinnen der Otto-Friedrich-Universi- treten, die über Entwicklung und Ausprä- chen. Darüber hinaus distanzierten sie tät Bamberg. gung dieser besonderen Beziehung ent- sich, indem sie über Hitlers Schwächen Die allseitige Unterstützung bewer- scheidet. „Die Anhänger empfanden das – u.a. auch sehr ironisch und sarkastisch tet Anja Geßner als äußerst positiv: „Ins- außergewöhnliche Führungsverhalten – reflektierten. Ihre Haltung brachte die besondere bei einer berufsbegleiten- Hitlers als charismatisch, weil dieser die Regimegegner in eine schwierige Positi- den Promotion ist die Unterstützung Notsituation und die Bedürfnisse der Ge- on: Sie sahen Handlungsbedarf und ka- des Teams sehr wichtig.“ So konnte in führten erkannte und seine Selbstdarstel- men diesem nach, indem sie Anhänger gut drei Jahren eine Dissertation entste- lung gezielt darauf abstimmte“, erklärt durch ihre offene Kritik zum Nachden- hen, deren Thema trotz des historischen Geßner. Mit seiner selbstbewussten Dar- ken bringen wollten und aktiven bzw. Bezugs aktuell bleibt. „Die charismati- stellung, der Nutzung von Massenmedi- passiven Widerstand leisteten. Weder sche Beziehung zwischen Hitler und den en und dem Aufbau gemeinsamer Feind- die negativen Emotionen, die sie in ihrer Deutschen war in ihren Konsequenzen bilder sicherte sich Hitler die Unterstüt- schwierigen Lage erlebten, noch das gro- tragisch und verhängnisvoll für Millionen zung seine Anhänger. ße Risiko für Leib und Leben hielten sie von Opfern, für Deutschland und weite Überraschend ist, dass die charis- davon ab, an ihrer regimekritischen Hal- Teile der Welt. Gerade deshalb ist ihre matische Beziehung zu den Deutschen tung und ihrem Verhalten festzuhalten. Untersuchung auch heute noch wichtig trotz ausbleibender Führungserfolge be- und lohnenswert“, findet Geßner. stehen blieb. Grund dafür war zum einen Entstehungsprozess Dagmar Schönowsky die besondere Intensität der Beziehung, Die Idee zu diesem historisch beein- die eine Bereitschaft zur kompletten Auf- flussten Dissertationsthema entwickelte

Zum Bummeln mit dem Auto in die Stadt Bamberger Geographen untersuchten Nutzung der Innenstadtparkplätze

Laut dem Masterplan Innenstadt sind sie Bamberger Geographie Tradition. „Das an den Kranen ausschwärmten und dort nicht notwendig und sollen verschwin- Geländepraktikum ist Teil des anwen- Parker befragten und beobachteten, sei- den – der innerstädtische Handel will je- dungsbezogenen Lehrangebots und soll en Bürger und die Lokalpresse auf die doch nicht auf sie verzichten: Die Kurz- den Studierenden mit konkreten Pro- Geographen zugekommen, erinnert sich zeitparkplätze an der Promenade, in der blemfällen auch für die Zeit nach dem der Professor. Langen Straße und am Kranen sind zum Studium das geeignete Rüstzeug vermit- Das starke Interesse der Bamberger Politikum und Zankapfel geworden. teln“, sagt Prof. Dr. Daniel Göler, Inhaber an dem Thema erwies sich laut dem wis- Bamberger Geographie-Studierende ha- der Professur für Geographische Migrati- senschaftlichen Mitarbeiter Dominik Kre- ben sich mit ihren Dozenten Prof. Dr. Da- ons- und Transformationsforschung. Das mer aber bei der Erhebung sogar als Vor- niel Göler und Dominik Kremer dem Pro- öffentliche Echo auf die Studie „Kurzzeit- teil: Die meisten Befragten seien froh ge- blem empirisch genähert. parkplätze in der Bamberger Innenstadt“ wesen, sich mit einbringen zu können fiel allerdings doch größer als gewöhn- und entsprechend viele nahmen enga- Bei der Ausbildung von Studierenden ak- lich aus. Schon während die Geographen giert an der Studie teil. „Die Studieren- tuelle Themen aufzugreifen hat bei der in die Lange Straße, die Promenade und den können einüben, was für viele spä-

16 Wissenschaft & Praxis

ter im Beruf ihr täglich Brot sein wird“, erklärt Göler, „und die Barrieren, die man anfangs überwinden muss, werden schnell abgebaut, wenn sie sehen, dass die Befragungen problemlos laufen.“ Zu- sätzlich waren die Studierenden aber auch „undercover“ unterwegs. Mit GPS- Geräten ausgerüstet folgten sie Parkern und zeichneten so deren Bewegungspro- fi le auf. „Dafür wird die GPS-Technik mit Google Earth kombiniert und man erhält ein sehr nützliches Werkzeug für die So- zialgeographie.“

Empirische Ergebnisse … Was haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun genau über die Kurzzeitparker herausgefunden? Bei der Art der Besorgungen dominierten Besor- gungen im lokalen Einzelhandel mit 44 Das Bewegungsprofi l zeigt, dass viele die Kurzzeitparkplätze nicht zum zum Einkauf, sondern Prozent deutlich. Damit gingen jedoch auch zum Bummeln nutzen (Grafi k: Institut für Geographie). immerhin 56 Prozent anderen Beschäf- tigungen nach, etwa Arztbesuchen, be- Interesse der Bamberger Bürger. Wäh- erledigen, nun wenig, wie die Stadtplaner rufl ichen Geschäften oder setzten sich rend die Geographen den Anspruch hat- fi nden, oder schon viel und für den Ein- in Cafés oder Restaurants. Die Dauer der ten, die Erhebung möglichst wissen- zelhandel unverzichtbar wie das Stadt- Parkvorgänge überschritt in zwei Drit- schaftlich und objektiv durchzuführen, marketing meint? Die Forscher wollen teln aller Fälle nicht die 30-Minutenmar- war ihnen klar, dass die Ergebnisse den sich nicht zu einer Bewertung hinreißen ke und ein Drittel der Einkäufer gab nicht Interessensgruppen Spielräume zur In- lassen: „Wir haben die Daten in die Dis- mehr als zehn Euro aus. Was die Geogra- terpretation geben würden. „Ein gutes kussion eingebracht und werden sehen, phen dagegen etwas überraschte waren Beispiel ist die Art der Besorgungen“, wie sie verläuft.“ Alter und Herkunft der meisten Kurzzeit- führt Göler aus: Sind die 50 Prozent der Geographie als praktische Planungshilfe parker: Die Mehrheit der Befragten kam Kurzzeitparker, die rasche Besorgungen Die Geländepraktika und die Unter- aus dem Bamberger Stadtgebiet und war suchung relevanter Konfl iktfälle bieten zwischen 25 und 45 Jahre alt. Außerdem dem Fach Geographie über die Ausbil- brachten nur fünf Prozent der Einkäufer dung der Studierenden hinaus noch wei- aus den Geschäften Waren in einem sol- tere Vorteile: Das Fach wird in der Öff ent- chen Umfang mit, dass sie auf das Auto lichkeit wahrgenommen, nicht in Form als Transportmittel angewiesen waren. abstrakter Theorie, sondern im Zusam- Zwei Drittel der Befragten saßen allein menhang mit lebensweltlichen Themen. in ihren PKWs. „Erstaunlich waren auch „Für die Verkehrsplanung sind die Ergeb- die teilweise extremen Wege, die von den nisse solcher Geländepraktika hilfreich, Leuten zurückgelegt wurden“, fügt Kre- weil den Behörden oft die Ressourcen mer hinzu. Die Bewegungsprofi le man- zur eigenen Erhebung fehlen,“ sagt Kre- cher Parker (siehe Grafi k) und die Be- mer. „Der Verkehr ist in Bamberg immer obachtungen der Studierenden zeigen, ein Thema“, fügt Göler hinzu, die Situa- dass die Kurzzeitplätze nicht nur für ge- tion werde durch das historische Stadt- zielte Einkäufe, sondern auch zum Bum- gefüge erschwert. „Es wird viel geredet, meln genutzt werden. aber die Grundlagen fehlen.“ Es gäbe also noch viel Forschungsarbeit für die … und ihre Instrumentalisierung Bamberger Geographen. Dennoch pla- Mit ihrer Erhebung stellten die Geogra- nen Göler und Kremer erst einmal kei- phen in der aufgeheizten Diskussion um ne weiterführenden Studien zu den Park- die Parkplätze objektive Daten zur Ver- plätzen. Der Aufwand für die Gelände- fügung. Die Ergebnisse seien entspre- praktika und nachfolgende Ergebnisprä- chend rasch vorgedrungen, so Göler. So- sentationen sei hoch. Allerdings wer- wohl das Stadtmarketing Bamberg als de man weitere solche Projekte als For- auch die Stadtplaner griff en die Daten schungsarbeit durchführen und so über auf; eine Reihe weiterer Kontaktaufnah- die reine Lehre in Wert setzen, betonen men per Telefon oder E-Mail zeugt vom die zwei Wissenschaftler. Andreas Christ

Daniel Göler (li.) und Dominik Kremer (re.) haben die Studie zusammen mit ihren Studierenden erstellt.

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„Barocker denn je“ Hegelwoche über Wert und Funktion von Rekonstruktion

Um Bedeutung und Gefährlichkeit von bolkraft sein könne. Man denke nur an Beispiel für ihn: Frankfurt am Main. Die Rekonstruktion ging es am letzten den spanischen Diktator Franco, der hessische Hauptstadt plant, knapp 200 Abend der Hegelwoche am 17. Juni im den Alcázar von Toledo rekonstruierte, Millionen Euro zu investieren, um die Gespräch zwischen Architekturprofes- da er ein wesentliches Element franqui- Altstadt Frankfurts zu rekonstruieren. sor Winfried Nerdinger und Denkmal- stischer Propaganda darstellte. Mit Hil- Dabei sollen jedoch nur vier Gebäude pfl eger Professor Achim Hubel. fe von Denkmälern können Staatsmän- komplett und darüber hinaus nur eini- ner sowohl ein Gefühl nationaler Zu- ge Fassaden wieder hergestellt werden. Eine Fassade vermittelt einen ersten sammengehörigkeit erzeugen als auch Hubel kritisiert, dass hier wirtschaftli- Eindruck – schaut man dahinter, ist staatliche Machtansprüche auf symbo- che Interessen eindeutig vor denkmal- man oft überrascht. Doch auch, wenn lische Art geltend machen, so die The- pfl egerischen stünden. Außerdem dür- das Innere eines Gebäudes mit der Fas- se Nerdingers. fe man die zeitgenössischen ästheti- sade nicht mehr viel zu tun hat, kommt Doch auch die Erinnerung an bedeu- schen Urteile nicht zum Maßstab ma- der Rekonstruktion die wichtige Funk- tende Persönlichkeiten der Geschich- chen. Den Abriss des in den 70er Jahren tion der Erinnerung zu. Der Grand Sei- te werden in Rekonstruktionen be- preisgekrönten Technischen Rathauses gneur der Architekturgeschichte Prof. wahrt. Man stelle sich nur vor, das Ge- in Frankfurt hielt er für unrefl ektiert und Dr. Winfried Nerdinger stellte diese kul- burtshaus Johann Wolfgang von Goe- zu kurzfristig gedacht. turhistorisch und anthropologisch wich- thes in Frankfurt am Main wäre nicht Die größte Gefahr neben unüberleg- tige Funktion von Rekonstruktion in den im Charme eines spätbarocken Bürger- ten und nicht wieder gut zu machenden Mittelpunkt seiner Argumentation. Wie hauses wieder aufgebaut worden, son- ad-hoc-Entscheidungen sieht Hubel in die Rekonstruktion eines historischen dern würde mit einer modernen Glas- der Täuschung, in der Fälschung von Gebäudes dazu beiträgt, das kulturel- front glänzen - wer könnte sich schon Geschichte. Im Falle der rekonstruierten le Gedächtnis der nachfolgenden Ge- in die Zeit hineinversetzen, als Goethe Stadt Dresden beispielsweise habe man nerationen zu prägen, zeigte er an einer dort sein Frühwerk „Die Leiden des jun- das Gefühl, dass nach 1800 die Zeit Fülle von Beispielen aus verschiedenen gen Werthers“ verfasste? Das kulturelle stehen geblieben sei, so barock verein- Jahrhunderten. Gedächtnis zu bewahren, ist für Nerdin- heitlicht sei das Erscheinungsbild rund ger eine der Hauptaufgaben von Rekon- um die Frauenkirche. „Barocker denn Erinnerung schaff en durch struktion. Und dafür müsse die Bausub- je“, ironisierte Hubel den Versuch der Rekonstruktion stanz nicht unbedingt original sein. Stadt, sich ein Stadtbild zu geben, das Der Direktor des Architekturmuseums so nie gewesen sei. und Professor für Geschichte der Archi- Gefährliche „Verhübschung“ des Die Erinnerung bewahren, ein kul- tektur und Baukonstruktion an der TU Stadtbildes turelles Gedächtnis durch Bauwerke München stellte die kulturhistorische Ohne der Rekonstruktion ihre wichti- erzeugen – dies sind zentrale Aufga- Dimension von Rekonstruktion klar: Re- ge Erinnerungsfunktion abzusprechen, ben der Architektur und Denkmalpfl e- konstruktion sei keine bloße Kopie, ein wies der Bamberger Denkmalpfl eger ge, darin sind sich beide Redner einig. Abguss kein Verbrechen. In vielen Jahr- Prof. Dr. Achim Hubel in seiner Gegen- Bauwerke dienen aber überdies immer hunderten seien Zitate Gang und Gäbe. rede jedoch auf die Gefahren hin, die mehr dazu, die eigene Lebenswelt zu Eine Rekonstruktion stelle immer auch eine unbedachte und oftmals historisch gestalten, wie Christian Illies zum Ab- die Konstruktion der Vergangenheit dar falsche „Verhübschung“ des Stadtbil- schluss der diesjährigen Hegelwoche – die von ganz unterschiedlicher Sym- des mit sich brächte. Ein markantes betonte. Anja Bartsch

Achim Hubel (li.) und Winfried Nerdinger (re.) im Gespräch mit Christian Illies (Foto: Christian Herse). 18 Wissenschaft & Praxis

Ostkirchliches Zentrum gegründet Universitäten Bamberg und -Nürnberg werden künftig gemeinsam forschen und lehren

Ihre Kompetenzen in Forschung und Chance zur Vernetzung ergriff en Publikationen, Exkursionen und Tagun- Lehre zu den Ostkirchen koordinieren, „Wir haben die Möglichkeiten genutzt, gen zugute kommen. Bamberger Do- bündeln und weiterentwickeln – das wol- die uns die Reform des Hochschulgeset- zentinnen und Dozenten wird es ermög- len die Universitäten Bamberg und Erlan- zes gegeben hat“, sagt Lange, denn die- licht, an der Universität Erlangen-Nürn- gen-Nürnberg mit der Einrichtung eines ses erlaubt nun die Einrichtung univer- berg Lehrveranstaltungen abzuhalten gemeinsamen „Ostkirchlichen Zentrums sitätsübergreifender Forschungs- und und umgekehrt; die Studierenden kön- Erlangen-Nürnberg-Bamberg“. Am Frei- Lehrzentren. Dabei konnten die beiden nen sich erworbene Leistungen hier wie tag, den 9. Juli, unterzeichneten die bei- Wissenschaftler auf die Unterstützung dort anrechnen lassen. In den Studienan- den Universitätspräsidenten Prof. Dr. ihrer Universitätsleitungen zählen. „In geboten der beiden Universitäten könn- Karl-Dieter Grüske von der Universität der heutigen Hochschullandschaft muss te mittelfristig ein besonderer Schwer- Erlangen-Nürnberg und sein Amtskolle- man sich vernetzen“, betont Lange, des- punkt „Ostkirchliche Studien“ einge- ge Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert halb solle das neue Zentrum auch kei- führt werden. Zudem ist die Gründung von der Universität Bamberg den Grün- nesfalls eine Konkurrenz zu den ostkirch- des Ostkirchlichen Zentrums ein wichti- dungsvertrag. lichen Forschungen in Würzburg, Re- ger Schritt bei der Profi lbildung der Ot- gensburg oder Eichstätt sein. „Wir wol- to-Friedrich-Universität in den Bereichen Obwohl in Deutschland mit vielen Gläu- len unsere Ressourcen bündeln, ökume- Slavistik und Orientalistik und zur Stär- bigen vertreten, stehen die orthodo- nisch und interdisziplinär forschen und kung der Kompetenzen in der Islamwis- xen und orientalischen christlichen Kir- dabei mit den Kollegen zusammenarbei- senschaft der Friedrich-Alexander-Uni- chen häufi g weder im Fokus der Öff ent- ten, eine Plattform schaff en.“ versität Erlangen-Nürnberg. lichkeit noch der Wissenschaft. Prof. Dr. Neben der evangelischen und katho- Mit der Unterzeichnung der Vereinba- Hacik Rafi Gazer von der Universität Er- lischen Theologie werden sich vor allem rung über die Gründung eines Ostkirchli- langen-Nürnberg und Dr. Christian Lan- Vertreter der Slavistik und Orientalistik chen Zentrums am 9. Juli haben die bei- ge von der Universität Bamberg wollen an dem neuen Ostkirchlichen Zentrum den Universitätspräsidenten Karl-Dieter das Verständnis der Geschichte und der beteiligen. Insgesamt konnten Gazer Grüske und Godehard Ruppert den of- Gegenwartslage der „Ostkirchen“ vor- und Lange 25 Professorinnen und Pro- fi ziellen Startschuss gegeben. Im kom- anbringen. Deshalb haben sie die Grün- fessoren verschiedenster Disziplinen bei- menden Wintersemester geht es nun dung des universitätsübergreifenden der Universitäten als Mitglieder des Zen- darum, die Strukturen für das Zentrum Ostkirchlichen Zentrums initiiert. Gazer, trums gewinnen. Die Forschungsfelder zu schaff en, im Sommersemester 2011 der in Erlangen Geschichte und Theolo- werden das Verhältnis von „Ostkirchen“ wird dann eine wissenschaftliche Tagung gie des christlichen Ostens lehrt, reprä- und Islam, der Einfl uss dieser Kirchen in sichtbares Zeichen für die Aufnahme des sentiert dabei die evangelische Sicht auf Osteuropa, der ökumenische Dialog mit Forschungs- und Lehrbetriebs sein. die Ostkirchen. Lange, der die Bamber- den Kirchen des Westens und die Situati- Andreas Christ ger Arbeitsstelle „Kunde des christlichen on der orthodoxen und altorientalischen Orients und der ostkirchlichen Ökume- Christen in Deutschland sein. Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.n.r.): ne“ leitete, untersucht diese von Seiten Christian Lange, Godehard Ruppert, Rafi der katholischen Theologie. Impulse für Forschung und Lehre Gazer und Karl-Dieter Grüske bei der Der Lehre sollen nicht nur gemeinsame Vertragsunterzeichnung. 19 Wissenschaft & Praxis

Von Grenzgängern und Weltrettern Hans-Löwel-Preis geht an sieben Nachwuchswissenschaftler der Universität Bamberg

Zum siebten Mal zeichnete die Hans-Lö- Ausgezeichnete Arbeiten mit men mit seiner Frau Edith die Hans-Lö- wel-Stiftung herausragende Nachwuchs- vielfältigen Themen wel-Stiftung mit einer Stiftungssumme forscher der Universität Bamberg aus, Andere Arbeiten glänzen mit nahezu ta- von mehreren Millionen DM ausstattete. dieses Jahr mit einer Preissumme von gespolitischer Aktualität: Dr. Michael insgesamt 25.500 Euro. Grund zur Freu- Kerler befasste sich am Beispiel der Welt- Löwel-Stiftung beendet ihre Arbeit de für die Prämierten, aber auch für ihre bank damit, wie in internationalen Orga- Alle zwei Jahre wird der Preis des Plaue- Alma Mater: Sie sieht ihren Kurs als im- nisationen gut regiert werden kann und ner Unternehmers Hans Löwel verliehen. pulsgebende und forschungsintensive Dr. Daniel Kohlert überprüfte die Quali- Prämiert werden wissenschaftlich her- Universität bestätigt. tät der Anlageberatung von Privatkun- ausragende, spannende, gut lesbare Ar- den. Dr. Joachim Stempfle habe sogar beiten, die praxis- und zeitnah sind und die „Instrumente zur Rettung der Welt“ darüber hinaus neue Forschungsme- geliefert, meinte sein Laudator Prof. Dr. thoden aufweisen. Die Jury besteht aus Dietrich Dörner, ehemaliger Inhaber des hochkarätigen Vertretern aus Politik und Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie an Wirtschaft, darunter auch Oberbürger- der Universität Bamberg, mit einem Au- meister Andreas Starke. genzwinkern. Die Frage sei nur, ob die Er- Die Stiftung beendet gemäß Stifter- kenntnisse seiner Doktorarbeit „Die Psy- willen Ende 2011 ihre Arbeit. Ihr Vermö- chologie des Problemlösens – Was Kom- gen geht in die Universitätsstiftung über, munikation in Entscheidungsgruppen er- die weiterhin Wissenschaftspreise verge- folgreich macht“ von der Welt auch ange- ben wird. Ruppert deutete aber an, dass nommen werden würden, fügte er ernst das Vermögen der Universitätsstiftung hinzu. Bamberg auch dazu genutzt werden sol- Auch Verena Kaufmann, Dr. Florian le, den lang gehegten Wunsch nach ei- Meinfelder und Dr. Michael Oberländer nem internationalen Gästehaus zu ver- durften sich über einen Preis der Löwel- wirklichen. „Ein Gästehaus mitten in der Stiftung freuen. Die Wichtigkeit von re- Altstadt, mitten im Weltkulturerbe – das gionalen Netzwerken und bürgerschaftli- ist das Feinste, was wir internationalen chem Engagement betonte auch der Prä- Forschungsgästen bieten können.“ sident der Universität Bamberg, Prof. Dr. Carolin Regler Dr. habil. Godehard Ruppert. Damit erin- nerte er an den Stiftungsgründer Hans Innovativität und Interdisziplinarität wer- Löwel, der als erfolgreichen Unterneh- den bei der Vergabe des Löwel-Preises mer kurz vor seinem Tod 1996 zusam- großgeschrieben, das machten sowohl die Preisträger, die ihre Arbeiten dem Pu- blikum kurz vorstellten, als auch die be- treuenden Erstgutachter in ihren Würdi- gungen deutlich. Dr. Paul-Bellendorfs Dissertation beispielsweise trägt den Ti- tel „Metallene Grabplatten in Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18. Jahr- hundert – eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Ge- fährdung durch Umwelteinflüsse“. Die Arbeit vereint kunsthistorische, werk- stoffwissenschaftliche und denkmalpfle- gerische Forschung und zeigt nach Laudator Dr. Rainer Drewello, Professor für Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege an der Universität Bamberg, das Potenzial der Verbindung von geistes- bzw. kulturwissenschaftli- cher, naturwissenschaftlicher und ingeni- eurwissenschaftlicher Forschung „zwi- schen den Welten“. Michael Oberländer (li.) war einer von sieben Preisträgern, die Universitätspräsident Godehard Ruppert mit dem Hans-Löwel-Preis 2010 auszeichnete (Bild: Christian Herse).

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Antritte und Abschiede

Antritt Prof. Dr. Brigitte Eierle Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Interna- tionale Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung Antritt Prof. Dr. Christian Schäfer Lehrstuhl für Philosophie I

Abschied Prof. Dr. Lothar Laux Lehrstuhl für Psychologie IV Persönlichkeitspsychologie

Antritt Prof. Dr. Lale Behzadi Professur für Arabistik

Antritt Prof. Dr. Olaf Struck Professur für Arbeitswissenschaft

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Freude an Musik vermitteln Der Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik feierte sein 30-jähriges Bestehen ilco/stock.xchng

Doppelt hält besser: Anfang Juli beging pädagogik im Haupt- oder Nebenfach dung musste im Zuge der Umstellung der Lehrstuhl für Musikpädagogik und eines Magister- bzw. Diplomstudien- auf Bachelor- und Masterstrukturen Musikdidaktik gleich zwei Jubiläen; seit gangs entschieden hatten. modularisiert werden. Die außerschu- 30 Jahren bereichert er das Studienan- lische Musikpädagogik wurde zum Ba- gebot, die Forschung und das kulturelle Neustrukturierung des Studiums als chelor-Nebenfach umstrukturiert. Leben an der Otto-Friedrich-Universität Herausforderung „Mit weiteren neuen Studienangebo- und seit 20 Jahren können Studierende Weyers Nachfolger Hörmann bekam es ten sind wir vorsichtig,“ sagt Hörmann, der Musikpädagogik beim Irmler-Mu- in der ersten Dekade des 21. Jahrhun- „denn die Politik verändert weiterhin die sikwettbewerb ihr Können unter Beweis derts mit den Chancen und Problemen Rahmenbedingungen.“ Seitens der Stu- stellen. der hochschulpolitischen Reformen zu dierenden nachgefragt würden z. B. ein tun. Die begleitenden Fächer Musikwis- Hauptfachbachelor-Studium der Mu- Ein Tag der Forschung, ein Tag der Leh- senschaft und Ethnomusikologie wur- sikpädagogik und ein kulturpädagogi- re und ein Tag der Begegnung – der den nach Würzburg verlagert und die sches Studienangebot mit musikpäd- Lehrstuhl für Musikpädagogik und Mu- Volksschullehrerbildung in ge- agogischem Schwerpunkt. „Noch wis- sikdidaktik zeigte schon in seinem Pro- strichen, wodurch Bamberg eine größe- sen wir aber nicht genau, was fi nanzi- gramm für das Jubiläumsfest 2010, auf re Studierendenzahl in diesem Bereich ell und personell zu stemmen ist“, gibt welchen drei Säulen seine Arbeit seit zu bewältigen hat. Die Musiklehrerbil- Hörmann zu bedenken. der Gründung 1980 ruht: der Forschung zu verschiedenen musikpädagogischen Neue Akzente in Forschung und Bereichen, der Ausbildung angehen- Lehre der Musiklehrer und -pädagogen sowie Nichtsdestotrotz gelang es ihm in den dem Angebot regelmäßiger Konzerte letzten Jahren, nicht zuletzt durch den für Universität, Stadt und Region. Einsatz von Studienbeitragsmitteln, das „Die Musiklehrerbildung ist dabei Lehrpersonal aufzustocken und das Anfang und Kern des Fachs“, so Prof. Dr. Lehrangebot zu diversifi zieren. Dabei Stefan Hörmann, der den Lehrstuhl seit lag es Hörmann am Herzen, für ver- 2001 leitet. Im Rahmen der Neugrün- schiedene Altersstufen sowie musikpä- dung der Hochschule Bamberg als Uni- dagogische Ausbildungsbereiche und versität war die Musikpädagogik 1980 Lernfelder mehr zielgruppenspezifi sche zum Lehrstuhl ausgebaut worden. Der Lehrveranstaltungen anzubieten. erste Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Rein- In der Forschung wurde in letzter hold Weyer suchte sich ein Team von Zeit neben der Historischen Musikpäd- Lehrenden, das zum Teil heute noch agogik ein weiterer Schwerpunkt im Be- aktiv ist, etwa Universitätsmusikdirek- reich Systematischer Musikpädagogik tor Dr. Michael Goldbach oder Dr. Ro- etabliert. Unter anderem widmet man land Kocina, der unter anderem die Uni- sich hier der fachlichen Strukturierung Big-Band leitet. Neben Studierenden und Terminologie. Hörmann hat ein der Lehrämter an Grund-, Haupt-, Real- Team aus Wissenschaftlern und fortge- und Berufl ichen Schulen wurden schon schrittenen Studierenden gebildet, das bald auch Studierende betreut, die sich zu mehr begriffl icher Klarheit und zu für das neu geschaff ene Fach Musik- Lehrstuhlinhaber Stefan Hörmann. einer besseren Orientierung im Fach

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beitragen möchte. Erste Ergebnisse der gen motivieren soll. Bärbel Irmler führte richt aussehen könnte. Es bot verschie- Arbeit wurden am 2. Juli in einem For- das Engagement auch nach dem Tod dene Workshops an, in denen sich Lehr- schungskolloquium anlässlich des Jubi- ihres Mannes weiter, so dass nun schon kräfte aus Grund-, Haupt- und Realschu- läumsfests zur Diskussion gestellt. zwanzig Jahre lang Studierende für ihr len zum Thema „Musik lebendig unter- musikalisches Können ausgezeichnet richten“ fortbilden konnten. „Bei ent- Ein guter Ruf in Stadt und Land werden können. sprechender Nachfrage können wir sol- Über die Grenzen von Universität che Angebote öfter machen“, sagt Hör- und Stadt hinaus bekannt ist die Was die Zukunft bringt … mann über die gut besuchte Veranstal- Bamberger Musikpädagogik mit Eine exzellente musikpraktische Schu- tung, „allerdings nur den musikalischen Darbietungen lung ist auch jenseits von Wettbewerben in enger Verzah- ihrer Studierenden, Lehrenden und und Konzerten für angehende Musikleh- nung mit der uni- Ensembles wie Chor, Orchester und Big rerinnen und -lehrer unerlässlich. Die An- versitären Leh- Band. „Eine hochrangige Musikpraxis, forderungen an eine moderne Musikleh- rerausbildung.“ die solch eine Reihe wie ‚Musik in der rerausbildung standen am 9. Juli, dem Universität’ erst möglich macht, ist keine zweiten Tag des Jubiläumsfestes, im Fo- Selbstverständlichkeit“, betont Hörmann. kus. Unter der Leitung von Dr. Thomas Dazu benötige man gleichermaßen das Beck vom Bamberger Zentrum für Leh- Engagement der Lehrenden und der rerbildung (BAZL) diskutierten Studierenden wie auch die notwendige Stefan Hörmann und Florian Mey- finanzielle Grundlage, um etwa er als studentischer Vertreter hochwertige Instrumente mit Vertretern aus anschaffen zu können. Politik, Kultur, Ver- Dass dies in Bam- bänden so- Hörmann

schwebt auch fangol/stock.xchng eine Art Ge- sprächszirkel vor, bei dem Lehrkräfte, wie Studierende und Dozierende sich aus- Schulpraxis- und Verwaltung tauschen und voneinander profi tieren zum Thema „Musikunterricht 2020“. können. In dem Projekt „Neue Musik berg zusammen kommt, ist nicht zu- Die Diskutanten waren sich einig, dass und ihre Vermittlung an Schüler und Stu- letzt das Verdienst des Ehepaares Irm- der Musik im Stundenplan wieder mehr dierende“ hat sich der Lehrstuhl bereits ler. Schon sehr bald standen Dr. Her- Beachtung geschenkt werden müsse, ge- mit Kulturträgern und Schulen vernetzt. mann und Bärbel Irmler dem Lehrstuhl rade im Hinblick auf eine ganzheitliche Eine Veränderung räumlicher Art erwar- als Mäzene zur Seite, indem sie erstklas- Bildung der Schülerinnen und Schüler. tet die Bamberger Musikpädagogen zum sige Instrumente zur Verfügung stell- Auch wurde der Politik aufgetragen, für Sommersemester 2012. Dann nämlich ten. 1990 wurde darüber hinaus auf In- die zu einer guten Musiklehrerausbil- sollen sie in Räumlichkeiten auf dem itiative von Dr. Herman Irmler der Irm- dung nötigen Rahmenbedingungen zu ehemaligen ERBA-Gelände umziehen. ler-Musikwettbewerb ins Leben geru- sorgen. Hörmann und sein Team freuen sich be- fen, der die Studierenden zu überdurch- Am Vormittag hatte das Lehrstuhl- reits auf die Möglichkeiten des neuen schnittlichen musikalischen Leistun- team bereits gezeigt, wie ein guter Unter- Musiktrakts. Andreas Christ

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Wissenschaft hautnah erleben Erste Bamberger Schnupper-Uni

Was genau machen eigentlich Ethnolo- per-Uni, um sich unverbindlich über eini- Wer jetzt Blut geleckt hatte, durfte gen, Historiker oder Orientalisten? Und ge Fächer, darunter z.B. Ethnologie, Ger- sich denn auch gleich einschreiben. Ma- wie funktioniert Studieren überhaupt? manistik, Angewandte Informatik und ria Steger, Leiterin der Studentenkanzlei, Die Schnupper-Uni am 14. Juli gab Schü- Wirtschaftsinformatik oder Geschichte, hatte schon einmal vorsorglich zwei Ter- lerinnen und Schülern Einblick in das In- und deren Arbeitsweisen zu informieren. minals aufgebaut: „Ca. 20 Schülerinnen nenleben einiger Fächer und zentralen An Infoständen war dann Gelegenheit, und Schüler haben diese Möglichkeit Dienste. um mit Fachvertretern und Studieren- wahrgenommen, ein schönes Ergebnis den ins Gespräch zu kommen. Die Stu- für unsere erste Schnupper-Uni.“ „Und jetzt alle zusammen: Ahlan wa-sahl- dienberatung informierte über das Ange- Tanja Eisenach an!“ Zögern, zaudern, verlegenes Um- bot an der Universität Bamberg, sich-Blicken. Schließlich kamen die jun- aber auch über die neuen Studi- gen Besucherinnen und Besucher des Al- enstrukturen und die Möglich- ten Senatssaals den Anweisungen des keiten, die Bachelor- und Master- Dozenten doch nach: „Ahlan wa-sahlan“ Programme bieten. Großen An- tönte es diesem entgegen. Dr. Abd el-Ha- klang fanden vor allem die Tipps lim Ragab nickte zufrieden und erläuterte und Hinweise des Akademischen gleich die nächste Lektion. Keine 15 Mi- Auslandsamtes zu den Möglich- nuten später konnten die Schülerinnen keiten im Ausland zu studieren und Schüler nicht nur einen Willkom- oder während des Studiums ein mensgruß aufsagen, sondern sich auch Praktikum zu absolvieren. noch vorstellen - auf Arabisch, versteht sich. „Nicht schlecht für den Anfang“, Quer durchs Welterbe resümierte Dr. Lale Behzadi, Professo- Uni-Interessierte, de- rin für Arabistik an der Universität Bam- nen nach all den vie- berg, die gemeinsam mit ihrem Kollegen, len Eindrücken der Kopf Arabisch-Lektor Abd el-Halim Ragab, die brummte, konnten sich Einführungsveranstaltung „Orientierung bei einer Bibliotheksral- im Orient. Was beschäftigt einen Orien- lye oder einem Rund- talisten?“ bestritt. gang durch den Innen- „Echt gut“, fanden das auch Laura stadt-Campus ein wenig und Tina, die gemeinsam aus zur entspannen, die Welt der Schnupper-Uni gekommen waren. Ob Bücher genießen oder sie sich denn nach diesem kleinen Work- die abwechslungsreiche shop vorstellen könnten, nächstes Jahr Geschichte der Uni-Ge- nach ihrem Abitur Orientalistik zu stu- bäude auf sich wirken dieren? „Hmmm, weiß net“, meinte Tina. lassen. „Spaß machen würde es mir bestimmt. Aber die Berufsperspektiven sind mir, glaube ich, zu unsicher.“

Irren ist menschlich Einen sicheren Job, den möchte auch Markus aus Würzburg, weswegen er sich über ein Anglistik-Studium auf Lehr- amt informieren wollte. In Dr. Isolde Schmidts Kurzseminar „Verfl ixte Feh- ler – oder To err ist human“ bekam er dann auch prompt Einblick in eine „ech- te“ Klassensituation und vor allem in den Umgang eines Lehrers mit den Fehlern seiner Schützlinge. Für Markus kein ab- schreckendes Beispiel, sondern Ansporn: „Ich kenne diese Situationen aus meiner Schule und möchte es einmal besser ma- chen.“ Laura, Tina und Markus nutzten ne- ben vielen anderen Schülerinnen und Schülern die erste Bamberger Schnup-

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Der Lehrer – das Feindbild? Seminargruppe entwickelte Theaterstück zum Schüler-Lehrer-Verhältnis

Konfl iktfrei ist das Verhältnis zwischen Paukern und den ihnen euch ab“ von Morton Rhue nachempfunden. Dieses handelt Anvertrauten nie gewesen. Die Seminargruppe „Das fl iegende von einem Amoklauf in einer Schule in den USA. Die Mitschü- Klassenzimmer. Theaterpädagogische Inszenierungen im Un- ler des Amokläufers suchen anschließend nach Erklärungen terricht“ hat ein Theaterstück geschrieben, das typische Schü- für den unerwarteten Gewaltausbruch. ler-Lehrer-Klischees aufgreift. Am Montag, 19. Juli, war die Ur- auff ührung. Arbeitsbedingungen werden schwieriger Freilich übt das Stück „Lehrer haben vormittags Recht und „Wir wollen Lehrer werden!“ „Warum?“ „Weil ich Kinder mag!“ nachmittags frei“ nicht nur Kritik an Lehrern. Es thematisiert „Weil ich gerne Unterrichtsstunden halte“ „Wirklich?“ „Neeee- auch ihre immer schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen. ein!“ „Weil ich dann jeden Tag nur bis 13 Uhr arbeiten muss!“ Lehrer, so zeigt eine Szene, müssen im 21. Jahrhundert einen „Weil ich verbeamtet bin und mir keiner mehr was kann!“ „Au- regelrechten „Spagat“ hinbekommen: Einerseits werde die ßer: Die Kollegen...die Eltern...die Schüler...und die Gesell- Unterrichtszeit immer knapper, andererseits nehme die Stoff - schaft. Aber die kann uns mal: Wir werden trotzdem Lehrer!“ menge immer mehr zu. Außerdem müssten Lehrer häufi g Er- Ist es um die Motivation unserer Lehrer wirklich so ziehungsaufgaben übernehmen, für schlecht bestellt? Das Theaterstück „Lehrer haben vormittags die eigentlich die Eltern zustän- Recht und nachmittags frei“ geht dieser Frage nach. Entwik- dig seien. Im internationalen kelt haben es Teilnehmer des Seminars „Das fl iegende Klas- Vergleich würden Lehrer in senzimmer. Theaterpädagogische Inszenierungen im Unter- Deutschland zwar sehr gut richt“ unter Leitung von Privatdozentin Monica Calla am Lehr- bezahlt, jedoch sei ihr ge- stuhl für Schulpädagogik. Es ist ein „biographisches“ Theater- sellschaftliches Anse- stück, bildet also keine zusammenhängende Handlung, son- hen hierzulande niedri- dern besteht aus einzelnen Szenen. Außerdem gibt es keine ger als in anderen eu- festen Rollen, stattdessen übernimmt jeder Studierende in je- ropäischen Ländern. der Szene einen anderen Part. Am Montag, den 19. Juli, wurde Außerdem, so das Stück im Marcus-Haus aufgeführt. macht das Stück deutlich, haben sie Szenen selber entwickeln es auch mit den „Es war viel Engagement von Seiten der Studierenden notwen- Schülern nicht im- dig, um die Szenen selber zu entwickeln“, meint Monica Calla. mer leicht: Am An- „Der Prozess des Entstehens ist genauso wichtig wie das Ergeb- fang ihrer Schullauf- nis.“ Auch außerhalb des Seminars hätten die Teilnehmer viel bahn sind sie noch Zeit für das Schreiben und Einstudieren der Szenen verwendet. bestens motiviert und „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei“ ist singen: „Hurra, ich bin durch mehrere Werke beeinfl usst worden. Ende April hat sich ein Schulkind und nicht mehr die Seminargruppe eine Auff ührung des Ein-Mann-Theater- klein / Hier hab‘ ich viele Freunde, das fi nd‘ ich fein“. stücks „Klamms Krieg“ in der Uni angesehen. Darin geht es Später, in der Pubertät, wird daraus ein lustloses: „Hurra, ich um einen Lehrer, der einen Schüler absichtlich durch‘s Ab- bin ein Schulkind und nicht mehr klein / Ich hab‘ kein‘ Bock itur fallen ließ, worauf dieser sich daraufhin umbringt. In dem auf Lernen und mag kein Schwein“. Stück sieht sich Lehrer Klamm dann einer streikenden Schul- Viele Teilnehmer des Seminars wollen selbst Lehrer wer- klasse gegenüber und hält einen Monolog, in dem sein Gewis- den. Doch wie schaff t man es, nicht der kleinkarierte Spie- senskonfl ikt ebenso deutlich wird wie seine zynische Haltung ßer zu werden, als die die Lehrer im Stück dargestellt werden? gegenüber seinem Beruf. „Selbstrefl exion ist ganz wichtig“, meint eine Studentin. „Man Einige Szenen des Theaterstücks, das die Seminargrup- muss ständig an sich arbeiten.“ pe entwickelte, sind auch Passagen aus dem Buch „Ich knall` Philipp Demling

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„Glück auf!“ fürs Studium Feierliche Begrüßung der Erstsemester in der Konzert- und Kongresshalle

Am Freitag vor Semesterbeginn hießen Universität und Stadt Bereitstellung von Wissen. In diesem Zusammenhang proble- die Neuimmatrikulierten in Bamberg willkommen. Mehrere matisierte er die Erhebung von Studienbeiträgen. hundert Besucher kamen in die Konzert- und Kongresshalle. Zur Begrüßung wurde ihnen ein feierliches und informatives Festvortrag: „Gute Bücher, schlechte Bücher“ Programm geboten, zu dem auch die Eltern der Studierenden Schließlich versuchte Prof. Dr. Friedhelm Marx mit seinem Fest- herzlich eingeladen waren. vortrag „Gute Bücher, schlechte Bücher - Lesen lernen in der Universität“ die Erstsemester für die „schöpferische Kraft guter „Gedenke derer, die einst Gespräche wie Bäume gepflanzt“, mit Bücher“ zu sensibilisieren. Vor allem im Studium seien Bücher dieser Zeile aus Peter Huchels Gedicht „Der Garten des Theo- und Sprache wohl die wichtigsten Medien, die es auf die rich- phrast“ begrüßte Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Rup- tige Art zu lesen und zu interpretieren gelte. Dies eigenverant- pert die Erstsemester als neue Mitglieder der Universitätsfami- wortlich zu bewerkstelligen und sich einen eigenen Kanon „gu- lie. Er gratulierte ihnen zu dem Entschluss, in einer „Perle unter ter Bücher“ zusammenzustellen, sei eine grundlegende Voraus- den deutschen Städten“ das Studium aufzunehmen. setzung für ein erfolgreiches Studium, erklärte der Bamberger Literaturwissenschaftler, der in seinem Vortrag auch gleich zahl- Atmosphäre, Spezialisierung und Internationalität reiche Leseempfehlungen untergebracht hatte. Bamberg habe es trotz einer Anzahl von mittlerweile über Zum Abschluss spielte die „Pop Combo“ des Lehrstuhls 10.000 Studierenden geschafft, sich eine familiäre und Atmo- für Musikpädagogik und Musikdidaktik, die den Abend musi- sphäre zu bewahren. Diese Qualität sei an vielen Universitä- kalisch begleitet hatte, ehe der Präsident die Erstsemester mit ten im 19. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit gewesen – einem herzlichen „Glück auf!“ in ihren neuen Lebensabschnitt und heute an Massenuniversitäten leider verloren gegangen. In entließ. Anschließend konnten sich die neuen Studierenden im Bamberg würden aber nach wie vor intensive Gespräche zwi- Foyer gezielt weiter über die Universität, studentische Gruppie- schen Lehrenden und Lernenden geführt. Neben einer guten rungen und die Stadt Bamberg informieren. Anna Schenker Kommunikationsbereitschaft überzeuge die Otto-Friedrich-Uni- versität, so Ruppert, durch fachliche Spezialisierung und Inter- nationalität. Eine hohe Prozentzahl Studierender könne durch Auslandsaufenthalte und das damit verbundene Kennenlernen anderer Kulturen auch anderswo „Bäume“ und die bereits er- wähnten „Gespräche“ pflanzen. Im Namen der Stadtverwaltung, der Bürgerschaft und des Oberbürgermeisters Andreas Starke begrüßte auch Stadtrats- und Universitätsmitglied Dr. Christian Lange die Neuankömm- linge in der Welterbestadt. Bamberg besteche sowohl durch wei- che Standortfaktoren wie die schöne Altstadt, als auch durch kulturelle und sportliche Highlights.

Bildung mit hohem gesellschaftlichem Wert Auch die Studierendenvertretung hieß die Erstsemester in Bam- berg willkommen. In seinem Grußwort wies Benjamin Bauer auf den hohen gesellschaftlichen Wert von Bildung hin und die Gute Bücher, schlechte Bücher - Literaturwissenschaftler Friedhelm Bedeutung von Universitäten als unabhängige Institutionen zur Marx gab in seiner Festrede Empfehlungen zum Umgang mit Literatur.

Fetzig, rhythmisch, motivierend: Die Popcombo des Lehrstuhls für Die Studierendengruppen hatten großen Zulauf und rekrutierten für Musikpädagogik und Musikdidaktik begleitete den Abend. ihre Vereine, Gruppen und Redaktionen unter den neuen Studierenden. 26 Lehre & Studium

Eltern schnupperten Bamberger Luft Eltern von Erstsemestern informierten sich über Bamberg als Studienstandort

Welche Qualitäten zeichnen die Otto-Friedrich-Universität aus? Auch Studienbeiträge, soziale Projekte sowie die Vorbereitung Und was hat die Welterbestadt Bamberg noch zu bieten? Am auf den Doppelten Abiturjahrgang im Jahr 2011 waren Gegen- Samstag vor Semesterbeginn konnten sich die Eltern der frisch- stand seines Vortrags, der den Eltern und Studierenden viele gebackenen Erstsemester einen Eindruck über den zukünftigen Fragen beantwortete. Studienort ihrer Sprösslinge verschaffen. In einem Virtuellen Stadtrundgang wurden die Hauptstand- orte der Universität in der Innenstadt und der Feldkirchenstra- Knapp 400 Mütter und Väter strömten am Samstag in die AULA ße vom Dezernat für Kommunikation bilderreich vorgestellt. in der ehemaligen Dominikanerkirche und nutzten das Ange- Dr. Monica Fröhlich und Rainer Schönauer nahmen die Besu- bot, die Universität und die Stadt Bamberg beim Elternwochen- cher auf eine Reise zu den zahlreichen und mitunter geschichts- ende kennenzulernen. trächtigen Gebäuden der Universität und deren Vergangenheit In seiner Begrüßung ging Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Go- mit. dehard Ruppert auf den Ort der Veranstaltung in der Dominika- nerkirche und dessen Geschichte ein. Nicht nur der als Aula ge- nutzte Sakralbau sei eine „Baustelle“, mit der man kreativ um- gehen müsse, sondern auch die Universität selbst. Die steigen- den Studierendenzahlen der letzten Jahre würden sich auch in Zukunft fortsetzen und man müsse stetig in die Forschung und Lehre investieren, aber auch an zusätzlichen Kulturangeboten arbeiten. Eltern und „Erstis“ erfuhren gleich beim ersten Pro- grammpunkt, dass ein Studium in Bamberg nicht nur Mühe, sondern auch Muße bedeutet.

Erlebtes „Work in progress“ Unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Dr. Michael Keine Sorgen vor dem Zensus Goldbach ließen Solisten, Chor und Orchester der Universität Nach den Vorträgen zum Studium und der Stadt Bamberg nämlich gleich ihr Publikum an der Generalprobe zum Geist- konnten sich die Eltern selbst noch einmal wie im Hörsaal füh- lichen Konzert teilhaben. Schon eingangs hatten die Sänger len. Prof. Dr. Susanne Rässler vom Lehrstuhl für Statistik und Eltern und Studierende mit Einsingübungen unterhalten, die Ökonometrie hielt eine Probevorlesung und berichtete in ih- ebenso zu einer Probe dazugehören wie letzte Anweisungen rer Funktion als Mitglied der Zensuskommission des Innen- und gelegentliches Nachstimmen. Dies ließ keinen Zweifel dar- ministeriums aus erster Hand über die 2011 durchzuführen- an aufkommen, dass die tatsächliche Aufführung am darauffol- de Volkszählung. Gewissermaßen als „Inventur für das ganze genden Tag ein voller Erfolg werden würde: Die Interpretatio- Land“ sei ein Zensus dringend notwendig, um die erhobenen nen der Werke von Bach, Haydn und Hensel-Mendelssohn fan- Daten aus der Bevölkerung beispielsweise zu Zwecken der Pla- den bei den Zuhörern großen Anklang und wurden mit viel Ap- nung oder des Finanzausgleichs zu verwenden und „Karteilei- plaus belohnt. chen“ aus den Akten zu nehmen. Nach einem Mittagessen in der Mensa, die eigens für das Im Anschluss der Veranstaltung hatten Eltern und Studie- Elternwochenende vom Studentenwerk Würzburg am Samstag rende Gelegenheit, im persönlichen Gespräch Fragen an die an- geöffnet war, gab Vizepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen ei- wesenden Professoren und die Universitätsleitung zu richten. nen Einblick in die Struktur des Studiums an der Otto-Friedrich- Felicia Geuder-Hanslik Universität. Dabei stellte er zunächst die Geschichte der Uni- versität und ihr Profil vor und wandte sich anschließend dem Bild oben: Godehard Ruppert begrüßt die Erstsemsterstudierenden und neuen Modulsystem der Bachelor- und Masterstudiengänge zu. ihre Eltern. Im Hintergrund steht der Chor der Universität.

27 Lehre & Studium

Gute Schule? – Gute Schule! Aufgaben und Ziele des Bamberger Zentrums für Lehrerbildung

Studium + Staatsexamen = vollständige auf die „Nachsorge“, das heißt auf Fort- dem bieten sie Konzepte und Ideen für Ausbildung? Weit gefehlt! Das Bamber- und Weiterbildung von bereits im Schul- den Schulalltag. Ging es beim ersten ger Zentrum für Lehrerbildung (BAZL) dienst befi ndlichen Absolventen. Wich- Ganztagsschulkongress „Ganztagsschu- zeigt, wie viele Aufgaben Pädagogen im tiges Element dabei ist die „hauseige- le. Forschung, Erfahrungen, Praxis“ noch heutigen Schulalltag meistern müssen, ne“ Forschung. Denn das BAZL stellt darum, Bedeutung, Chancen und Lei- und unterstützt sie. Der springende nicht nur Koordinierungs- und Servicelei- stungen dieses Schulkonzepts darzustel- Punkt dabei: Ein Lehrer lernt nie aus. stungen zur Verfügung. Es beteiligt sich len, stand bei der zweiten Tagung „Ganz- auch aktiv an der Förderung und Entwick- tagsschule organisieren – ganztags Un- Die pädagogische Ausbildung in Bam- lung zukunftsfähiger Forschungsprojek- terricht gestalten“ die Bewältigung des berg hat Tradition. Schließlich ent- te und neuer Studiengänge, richtet For- Schulalltags im Mittelpunkt. „Mit dem stammt die Otto-Friedrich-Universität schungskolloquien, Tagungen oder Kon- zweiten Kongress wollten wir wichtige der Zusammenlegung aus einer philo- gresse aus oder initiiert bildungstheore- Fragen und Probleme ansprechen, un- sophisch-theologischen und einer päd- tische Debatten. Der unermüdlichen Tä- seren Teilnehmern eine Art ‚Hilfe zur agogischen Hochschule. Ihr ausgepräg- tigkeit der letzten Jahre ist es zu verdan- Selbsthilfe‘ bieten, sie fi t machen für die tes geistes- und kulturwissenschaftli- ken, dass es sich mittlerweile ein deut- Ganztagsschule“, blickt Thomas Beck ches Profi l sowie der in Bayern einzig- liches Profi l erarbeitet hat: die Schwer- zurück. „Bei der nächsten Veranstaltung artige Studiengang „Berufl iche Bildung/ punkte der Lehrerfortbildung in Bamberg im Jahr 2012 wird dann der gegenseitige Fachrichtung Sozialpädagogik“ macht liegen in der allgemeinen Schulentwick- Austausch zentrales Thema sein.“ sie heute noch jedes Semester zum An- lung und in der Ganztagsschulentwick- Schwerpunkte im Forschungsbe- ziehungspunkt für zahlreiche Lehramts- lung. Aktuell gibt es dazu gleich zwei reich allgemeine Schulentwicklung sind studierende. Grund genug, auch in der Forschungsprojekte. Zur Überführung Prävention und Qualitätssicherung. An- Lehrerausbildung auf Qualitätssicherheit der Forschungsergebnisse in die Praxis gesichts zunehmender Gewalt, Diskri- zu achten. Denn die jungen Pädagogen hilft zum Beispiel der Ganztagsschulkon- minierung und Ausgrenzung aber auch müssen speziell für den Lehrerberuf per- gress, der seit 2008 im Zweijahresrhyth- steigendem Leistungsdruck und Versa- sönliche Kompetenzen entwickeln oder mus stattfi ndet. gensängsten an deutschen Schulen wird entwickelt haben, die – bislang jedenfalls der Ruf nach vorbeugenden, integrativen – nicht Teil der allgemeinen Wissensver- Dritter Ganztagsschulkongress im und abmildernden Maßnahmen immer mittlung in Schule und Hochschule sind. Jahr 2012 lauter. Mit Vorträgen oder Tagungen wie Nur dann sind sie auch für Schulen in so- Vorträge und Workshops dienen Lehrer- „Soziale Arbeit und Schule – Ressourcen zialen Brennpunkten gut gerüstet. innen und Lehrern, Pädagoginnen und gemeinsam entdecken und dann?“ so- Pädagogen aber auch Wissenschaftle- wie mehrstündigen Fortbildungen wie Betreuung und Beratung rinnen und Wissenschaftlern sowie Per- „Mobbing unter Schülerinnen und Schü- Genau hier kommt das Bamberger Zen- sonen aus der Schulaufsicht zum Er- lern“ greift das BAZL diese wichtigen ge- trum für Lehrerbildung ins Spiel. Es bie- fahrungsaustausch und zur Präsentati- sellschaftlichen Themen auf. tet Hilfestellung in allen Fragen zum The- on neuer Forschungsergebnisse. Außer- ma „Lehramt“, berät und betreut die Stu- dierenden und vor allem auch Studien- interessierte. „Qualitätssicherung in der Lehrerbildung – das kann im Einzelfall eben auch heißen, von einem Lehramts- studium abzuraten“, erklärt Dr. Thomas Beck, Geschäftsführer des BAZL. Sei- ne Aufgaben sind jedoch noch um eini- ges vielfältiger. Gemeinsam mit Sozio- loge und Arbeitswissenschaftler Markus Heibler und Prof. Dr. Sibylle Rahm, Inha- berin des Lehrstuhls für Schulpädagogik und Leiterin des BAZL, ist er auch für Or- ganisationsentwicklung zuständig, koor- diniert die Lehramtsstudiengänge, unter- stützt beim Bologna-Prozess, berät Uni- versitätsleitung und Fakultäten in Fra- gen der Lehrerbildung oder sorgt für Ver- netzung des BAZL mit Schulen in Ober- franken, anderen Lehrerbildungszentren oder den zuständigen staatlichen Stellen. Thomas Beck, Sibylle Rahm und Markus Heibler (v.l.n.r.) vom Bamberger Zentrum für Besonderes Augenmerk legt das BAZL Lehrerbildung.

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Qualitätssicherung beim BAZL hern. Diese Form der Interdisziplinari- gik an der Universität Bamberg oder dem Ähnlich vielfältig sind die Angebote des tät ist durchaus ein Alleinstellungsmerk- Verein für soziale Dienstleistungen iso BAZL im Bereich Qualitätssicherung, wie mal“, stellt Beck fest. Und noch etwas ist e.V bündeln wir Kompetenzen und schaf- die Tagung „Wer steuert wie die gute für das BAZL sehr wichtig – die Koope- fen Synergieeff ekte“, meint Thomas Beck. Schule?“ oder der Vortrag „Kollegiale Pra- ration mit Partnern aus Forschung, Ver- „Gemeinsam lässt sich einfach mehr er- xisberatung“ zeigen. „Das Besondere am waltung und Praxis. „Durch gemeinsame reichen, nicht nur in der Schule, auch bei BAZL ist, dass wir uns dem Arbeitsplatz Veranstaltungen, beispielsweise mit dem uns.“ Tanja Eisenach Schule auch aus arbeitswissenschaftli- Pädagogischen Institut der Stadt Nürn- cher und soziologischer Perspektive nä- berg, dem Lehrstuhl für Schulpädago-

„Schaut euch diesen Rohbau an, hier ist alles wohlgetan!“ Richtfest auf dem Marcusgelände

Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Landtagsabgeordneter Heinrich Rudrof, dass ohne den Neubau der Doppelte Auf dem Marcusgelände steht das Be- die Bundestagsabgeordneten Thomas Abiturjahrgang 2011 in Bamberg nicht tongerüst des neuen Universitätsgebäu- Silberhorn und Sebastian Körber, sowie zu stemmen wäre. „Man darf nicht auf des. Allen witterungsbedingten Bauver- Oberbürgermeister Andreas Pump bauen,“ warnte Herrmann, „aber zögerungen zum Trotz konnte der Roh- Starke. man muss Prioritäten setzen. Investitio- bau termingerecht fertiggestellt werden. In seiner Begrüßungsrede lobte der nen in die Bildung sind das Wichtigste Die Politprominenz aus Bamberg und Leitende Baudirektor Fritz Angerer vom für die Zukunft unseres Landes.“ In die Bayern ließ es sich nicht nehmen, beim Staatlichen Bauamt Bamberg die Zu- beiden Bauabschnitte auf dem Marcus- Richtfest dabei zu sein. sammenarbeit und Abstimmung aller gelände werden insgesamt 14,5 Millio- Beteiligten und versprach den Mitarbei- nen Euro investiert. Rund die Hälfte da- „Schaut euch diesen Rohbau an, hier terinnen und Mitarbeitern der Universi- von fl ießt aus dem Konjunkturpaket II ist alles wohlgetan“, so tönte es am 22. tät Bamberg: „Sie werden hier ein schö- in den zweiten Bauabschnitt. „Nirgend- September vom Rohbau auf dem Mar- nes und wirtschaftliches Gebäude erhal- wo ist Ihr Geld so gut aufgehoben wie cusgelände, aus schwindelerregender ten.“ Ende August 2011 sollen die Bauar- in Bamberg“, versicherte der Bamberger Höhe auf die Zuhörer herab. Reinhold beiten abgeschlossen sein. Dann stehen Oberbürgermeister Andreas Starke dem Seuff ert, Polier des Bauunternehmens für die beiden Fakultäten Human- sowie Innenminister. Denn die Universität sei „Glöckle“ aus Schweinfurt, verlas bei Geistes- und Kulturwissenschaften rund zu einem unverzichtbaren Teil der Stadt strahlendem Sonnenschein, den Richt- 1.800 Quadratmeter Nutzfl äche für Lehr- geworden. spruch, trank zum Dank für die Bemü- veranstaltungen und knapp 900 Qua- Doch Raum ist gerade in der Stadt hungen aller Beteiligten einen Schoppen dratmeter an Büro- und Funktionsfl ä- ein knappes Gut und wird umso wertvol- und zerwarf das Weinglas – traditionsge- chen zur Verfügung. Neben den zusätzli- ler, je weniger davon zur Verfügung steht. mäß und zum Nachdruck – auf dem Be- chen Büro-, Seminar- und Computerräu- Dies betonte auch Dr. Dagmar Steuer- tonboden. men soll vor allem ein Hörsaal mit fast Flieser, Kanzlerin der Universität Bam- 400 Plätzen die Raumnot der Universität berg in ihrer Rede. Sie verteidigte den Im Zeitplan dank Sonderschichten lindern. Der neue Hörsaal ist damit der Baustandort: „In diesen neuen Häusern In der Stimme des Poliers klang der Stolz größte in der Innenstadt. Daneben ist werden Professuren der Fakultäten der auf seine Arbeiter mit, die aufgrund der geplant, die ehemalige Ärztevilla, in der Geisteswissenschaften und die der Hu- langen Frostperiode im Winter auch momentan noch das Akademische Aus- manwissenschaften untergebracht sein. samstags arbeiteten, um im Zeitplan zu landsamt und die Studienberatung un- Diese Wissenschaften, die sich mit dem bleiben. Es ist gelungen. Knapp ein Jahr tergebracht sind, zu einem Kinderhaus Menschen auseinandersetzen und den nach dem Spatenstich wurde das Richt- umzubauen. Eltern sollen entlastet und aktiven, kommunizierenden Menschen fest gefeiert. Unter den zahlreichen Zu- das Studieren mit Kind dadurch erleich- im Blickfeld haben, können nicht vor die schauern und Gästen waren unter ande- tert werden. Tore der Stadt verfrachtet werden. Sie rem der Bayerische Innenminister Joach- müssen dort sein, wo Menschen sind.“ im Herrmann, Staatssekretärin und Ku- Für den Doppelten Abiturjahrgang Rainer Schönauer ratoriumsvorsitzende der Universität 2011 gut gerüstet Bamberg Melanie Huml, Oberfrankens Innenminister Joachim Herrmann Regierungspräsident Wilhelm Wenning, wie auch Melanie Huml betonten,

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Gutes Zeugnis für die Unibib Universitätsbibliothek Bamberg erreicht gute Platzierung beim Bibliotheksindex BIX

Fast pünktlich zum Ende des Schuljahres tung ist. Sie heißt BIX, Bibliotheksindex, wieweit die Bibliothek Zukunftstrends er- bekommt auch die Universitätsbiblio- und wird seit sieben Jahren vom Deut- kennen und sich ihnen anpassen kann. thek Bamberg gute Noten: Beim bundes- schen Bibliotheksverband durchgeführt. Viele Nutzer – richtiges Angebot weiten Bibliotheksranking BIX verbesser- In Bamberg stellt man sich diesem Test Eine Spitzennote erreichte die Bamber- te sie sich in der Kategorie einschichtige gerne: „Der BIX ist ein sehr gutes Instru- ger Unibib in den Bereichen Nutzung Bibliotheken vom 13. auf den 8. Platz ment, um zu sehen, wo wir stehen und und Effizienz. „Es freut uns sehr, dass und erreichte damit ihr bislang bestes Er- was wir noch verbessern müssen“, er- unsere Studierenden sowie die Wissen- gebnis. zählt Bibliotheksdirektor Fabian Franke. schaftlerinnen und Wissenschaftler un- Der BIX kontrolliert die sere Teilbibliotheken so fleißig nutzen. teilnehmenden Einrich- Das zeigt uns, dass wir das richtige An- tungen in den Bereichen gebot bereitstellen“, meint Fabian Franke. Angebote, Nutzung, Ef- Der BIX gibt außerdem Aufschluss dar- fizienz und Entwicklung. über, wie gut das elektronische Angebot Während die Katego- angenommen wird. „Auch hier sind wir rie „Angebote“ vor allen mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, freut Dingen die Infrastruktur sich der Bibliotheksdirektor. der Bibliothek unter die Etwas Nachsitzen muss Fabian Fran- Lupe nimmt, also perso- ke noch in der Kategorie „Angebote“: nelle und finanzielle Res- „An der Universität Bamberg herrscht im- sourcen sowie räumliche mer noch eine angespannte Raumsitua- Gegebenheiten beurteilt, tion. Auch wir in der Universitätsbiblio- geht es im Bereich „Nut- thek haben damit zu kämpfen und kön- zung“ darum, wie die an- nen nicht so viele Arbeitsplätze anbie- Beim Thema „Leistungsvergleich“ denkt gebotenen Dienstleistungen von den Be- ten, wie wir gerne möchten“, erläutert er. man unwillkürlich an Matheunterricht suchern angenommen werden. Kennzei- „Aber wir sind dabei, Stück für Stück Ver- oder Deutsch-Aufsätze. Kaum einer weiß, chen sind hier zum Beispiel die Zahl der besserungen durchzuführen, wie aktuell dass es auch für Bibliotheken eine Prü- Besucher. „Effizienz“ bezieht sich auf die in der Teilbibliothek 3, wo wir gerade ei- fung gibt, die Mitarbeitern und Nutzern Verwendung finanzieller Mittel, während nige Regale zugunsten von Arbeitsplät- zeigt, wie qualitätvoll „ihre“ Einrich- der Faktor „Entwicklung“ überprüft, in- zen abbauen“. Tanja Eisenach

Sehen und gesehen werden Im Rechenzentrum gibt es jetzt einen Videokonferenzraum für Gruppen

Das Rechenzentrum der Universität Bamberg hat sein Dienst- auch bis zu 13 Personen an den Videokonferenzen teilneh- leistungsangebot erweitert: Seit Kurzem gibt es dort einen Vi- men.“ deokonferenzraum für Veranstaltungen mit bis zu 13 Teilneh- Prof. Dr. Susanne Rässler vom Lehrstuhl für Statistik und merinnen und Teilnehmern. Dies soll die Vernetzung mit an- Ökonometrie in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften deren Universitäten und Wissenschaftlern fördern und so nutzt den Videokonferenzraum bereits. Im Masterstudien- dem Wissenstransfer zugute kommen. gang Survey Statistics finden gemeinsame Seminare mit Prof. Dr. Ralf Münnich vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozial- Eine Webcam, ein Mikrofon und das geeignete Programm, statistik der Universität Trier und mit Prof. Dr. Ulrich Rendtel mehr braucht es eigentlich nicht, um eine Videokonferenz ab- vom Institut für Statistik und Ökonometrie der Freien Univer- zuhalten. Videokonferenzen gehören heute für große Unter- sität Berlin statt. nehmen bereits zum Arbeitsalltag. ITfL-Service hilft Vorteile für die Lehre Für Beschäftigte der Universität Bamberg ist die Nutzung des Auch Universitäten erkennen zunehmend die Bedeutung von Raums kostenlos. Cordula Schwiderski vom ITfL-Service ver- Videokonferenzen für das e-Learning und die positive Auswir- sichert, dass auch Neulinge nach einer entsprechenden Ein- kung auf Lehre und Wissenstransfer. Deswegen stellt das Re- führung problemlos in der Lage sein werden, eine Videokon- chenzentrum allen Beschäftigten der Universität Bamberg im ferenz einzurichten und zum Laufen zu bringen. Raum RZ 2.09 ein für Gruppen geeignetes Videokonferenzsy- Auf der Internetseite www.uni-bamberg.de/itfl-service stem zur Verfügung. Dr. Rudolf Gardill, Leiter des Rechenzen- sind alle nötigen Informationen über Anmeldung, Raumbu- trums, erklärt die Neuerungen: „Videokonferenztechnik bie- chung und Durchführung einer Videokonferenz zusammen- ten wir schon seit längerem an. Nun können aber erstmals gestellt. Rainer Schönauer

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„Unverzichtbarer Teil der Stadt- und Universitätsgeschichte“ Vogelsaal im Naturkundemuseum nach Renovierung wieder eröffnet

Dem umfassenden naturhistorischen versitätsgeschichte“, so Steuer-Flieser. gespannt lauschenden Publikum das Anspruch wieder stärker gerecht werden 1255 Vögel – das sind bereits zehn Renovierungskonzept in sechs Schrit- – das wollten die Restauratoren des Vo- Prozent aller registrierten Vogelarten – ten: Raumschale, Ausstattung, Fußbo- gelsaals im Naturkundemuseum Bam- sind hier zu sehen, neben anderen Prä- den, Beleuchtung, Klima und Exponate berg, der am 4. Mai nach anderthalbjähri- paraten aus dem Tierreich, Kristallen, - für jeden der Schritte seien umfangrei- ger Renovierung in einer Einweihungsfei- Mineralien, Fossilien und Modellen der che Befunde und Analysen gemacht und er der Öffentlichkeit präsentiert wurde. berühmten historischen Wachsfrüchte- z.T. historische Texte hinzugezogen wor- sammlung, der sogenannten Pomologi- den, bevor man eine Entscheidung ge- Als Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal schen Sammlung. Die knapp 1000 Präpa- troffen habe. 1791 beschloss, im Jesuiten-Kolleg, dem rate, die nicht dem Vogelreich entstam- Den Besucher erwarten heute also heutigen Naturkundemuseum, ein Na- men, zeigen die große Vielfalt der Arten nicht nur 2199 aufgefrischte und zum turalienkabinett einzurichten, hatte er ei- und Sorten und unterstreichen zugleich Teil erstmals ausgestellte Exponate, er nes der höchsten Ziele der Aufklärung im einen wesentlichen Aspekt des Renovie- wandelt auf 197 qm historischem Fuß- Sinn. Er wollte einen Ort des Anschau- rungskonzepts: Der neu eröffnete Saal boden, sieht Büsten, deren ursprüngli- ens und Studierens schaffen, der nicht soll dem umfassenden naturhistorischen che Farbe mit einer alten Technik aufge- zuletzt auch dem theologischen Auftrag Anspruch wieder stärker gerecht werden. tragen wurde, und erlebt den Saal in neu- gerecht wurde: der wahrhaftigen Darstel- en Farben, die die alten sind: bergblaue lung der Schöpfung Gottes. In ihrer Be- „Kein Quadratzentimeter nicht Vitrinenrückwände etwa, oder graue Ge- grüßung der zur Eröffnung des renovier- behandelt“ länder. ten Vogelsaals geladenen Gäste erinner- Doch nicht nur die Exponate und deren Fast eine halbe Million hat die Reno- ten sowohl Uni-Kanzlerin Dr. Dagmar Zusammenstellung, sondern auch die vierung des Vogelsaals insgesamt geko- Steuer-Flieser in ihrer Eigenschaft als Räumlichkeiten und deren Anmutung stet. Die Oberfrankenstiftung, die Bay- Vorsitzende der Lyzeumstiftung als auch und Ausstattung wurden dort, wo es erische Landesstiftung, die Nichtstaatli- Regierungspräsident Wilhelm Wenning möglich war, in einen Zustand gebracht, chen Museen sowie Stadt und Landkreis an die aufklärerischen Wurzeln des Pro- der dem historischen Erscheinungsbild Bamberg haben die Sanierungs- bzw. Re- jekts. Der Vogelsaal, Heimat der Natura- nahe kommt. Was die Restauratoren, novierungsmaßnahmen in Höhe von liensammlung und heute größter und be- Ausstatter und Preparatoren in den ver- 350.000 Euro finanziell unterstützt. Kanz- rühmtester Ausstellungssaal des Natur- gangenen anderthalb Jahren alles getan lerin Steuer-Flieser bedankte sich bei al- kundemuseums, der nach anderthalbjäh- haben, um diesem Anspruch zu genügen, len Geldgebern. Die Bauerhaltungsmaß- riger Renovierung der Öffentlichkeit prä- klang in der Erzählung von Museumsdi- nahmen in Höhe von ca. 116.000 Euro sentiert wurde, sei von besonderer kul- rektor Matthias Mäuser mehr als span- sind von der Universität bzw. dem Frei- turgeschichtlicher Bedeutung und ein nend: „Es wurde kein Quadratzentimeter staat Bayern finanziert worden. „unverzichtbarer Teil der Stadt- und Uni- nicht behandelt!“ Mäuser erklärte dem Monica Fröhlich

31 Uni international

Von der Untergrundliteratur zum Jazz-Festival Internationale Sommeruniversität 2010 in Bamberg

„Gegenwartsliteratur 1945-2010“ war das an der Otto-Friedrich-Universität Bam- Thema der Internationalen Sommeruni- berg eingeschrieben. Manches ist wie zu Hause versität 2010. Neben Kursen zu deut- So erfuhren die Teilnehmer bei einer scher Sprache und Literatur standen Deutsche Sprache und Kultur erleben Stadtführung einiges über die Dom- auch viele landeskundliche Freizeitange- Zum Thema „Gegenwartsliteratur 1945 stadt und hatten bei zahlreichen Emp- bote auf dem Programm. Zwei Studieren- - 2010“ konnten sie den gesamten Au- fängen in Bamberg und Ausflügen nach de berichten von ihren Erfahrungen. gust über aus einem umfangreichen Kur- Nürnberg oder München die Möglich- sangebot wählen und Literaturseminare, keit, bayerisch-fränkische Spezialitäten Damjan Pungračič reiste mit gemisch- Kurse zu Grammatik, Stilistik und Wort- kennen zu lernen, aber auch altbekann- ten Gefühlen aus Slowenien nach Bam- schatz oder Übersetzungsübungen bele- te Köstlichkeiten wiederzutreffen: „Einen berg. Weltkulturerbe schön und gut, aber gen. Die Themen der Seminare reichten Ort, den wir in guter Erinnerung behalten das fast eine ganz Stadt diesen Titel trägt, von der Lyrik der 50er Jahre, Rumänien- werden, ist unsere Mensa. Besonders die kam dem jungen Germanistikstudenten deutscher Literatur und Gegenwartspro- Italiener waren mit den dort zubereiteten doch ein bisschen komisch vor: „Ich be- sa bis hin zur Literatur der DDR, Lyrik- Spaghetti zufrieden und fühlten sich wie kam bei meinen Internetrecherchen das parodien und deutscher Untergrund-Li- zu Hause“, meint Diana schmunzelnd. Gefühl, dass Bamberg ein Freilichtmuse- teratur. Zahlreiche Workshops boten den Filmabende, Sportnachmittage, Vorträ- um ist, weil ständig vom Unesco Welter- Teilnehmern eine theoretisch-praktische ge, Lesungen und zahlreiche weitere Ver- be die Rede war. Ich dachte schon, dass Annäherung an Schauspiel und Improvi- anstaltungen rundeten das Freizeitange- ich die ganze Zeit aufpassen müsste, wo sation, Poetry Slam, deutsche Tänze und bot ab. Hier konnten die Studierenden ich hintrete, damit ich ja nichts zerbreche Volkslieder. ihre Sprachkenntnisse üben und vertie- und es dann mein Leben lang abbezah- Viele dieser Angebote hat sich auch fen, Kontakte knüpfen und vieles über len muss.“ Vier Wochen später hat sich die polnische Juristin Diana Gajda näher die Bamberger und ihre Gewohnheiten Damjans Furcht in Luft aufgelöst: Die angesehen. Ihr war es vor allem wichtig, lernen. „Die Menschen hier sind sehr historischen Gebäude Bambergs sind die eigenen Deutschkenntnisse zu vertie- nett und ganz anders, als ich erwartet wohlauf und haben die Besichtigungs- fen. Gesellige Runden und gemeinsame habe. Ich habe sie mir „bayerischer“ vor- touren des Studierenden und seiner zahl- Veranstaltungen durften aber trotzdem gestellt und dachte, dass sehr viele Bür- reichen Kommilitonen gut überstanden. nicht fehlen: „Das Bamberger Jazz Festi- ger sich in Tracht zeigen und insgesamt „Mittlerweile gefällt mir die Stadt sehr val hat mir besonders gut gefallen. Sin- sehr konservativ sind“, berichtet Damjan. gut, ich entdecke jeden Tag neue Details gen, tanzen oder einfach die Musik be- Aber ich wurde eines Besseren belehrt, an ihr, die sehr interessant sind und mich wundern, dies hat meinen Kommilitonen und weiß jetzt, dass hier Franken leben, immer wieder überraschen.“ und mir viel bedeutet.“ Aktive Freizeitge- die zwar lustig sprechen, aber alle sehr Mit dem Slowenen haben sich noch staltung ist ein Stichwort, dass den Or- nett sind.“ 81 weitere Teilnehmerinnen und Teil- ganisatoren rund um die beiden Germa- Zwar geht es jetzt für die Sommeruni- nehmer aus Bosnien-Herzegowina, Chi- nistinnen Prof. Dr. Andrea Bartl und Pe- Studierenden wieder zurück in ihre Hei- na, England, Frankreich, Georgien, Grie- tra Uhsemann sowie ihren Mitstreitern mat, viele haben sich aber bereits vorge- chenland, dem Irak, Irland, Italien, Japan, Dr. Andreas Weihe und Sabine von Witz- nommen, wieder nach Bamberg zu kom- Kroatien, Kenia, Mazedonien, den Nie- leben vom Auslandsamt besonders wich- men. „Heimweh? Dieses Wort haben wir derlanden, Polen, Portugal, der Republik tig war. Schließlich gehe es bei der Som- schon lange vergessen“, winkt Diana ab. Korea, Russland, der Schweiz, der Slowa- meruniversität nicht nur um die Vermitt- „Wir fühlen uns hier mittlerweile wie zu kei, Slowenien, Tadschikistan, der Tsche- lung von Deutschkenntnissen, sondern Hause. Jetzt führen für uns alle Wege chischen Republik, Tunesien, den U.S.A., auch darum, außerhalb der universitären nach Bamberg.“ der Ukraine, Ungarn und Usbekistan für Veranstaltungen in die deutsche Kultur Annika Westphal und Tanja Eisenach die 32. Internationale Sommeruniversität einzutauchen, erklärt Andrea Bartl.

32 „Endlich kannichumfassendeInforma- „Das isteineeinzigartigeChancefüruns, „Politikwissenschaftler beschäftigen sich Aufmerksamkeit erheischen,ludThomas Während imBundestagundauchEu- Chance, sichmitdemeuropäischen Par- Die geballteExpertiseinSachenParla- Kollegen zu treff en, die sich wie sie mit sie wie treff sich zu die Kollegen en, Parlamenten“, erklärtLouiseThomp- Basdeo aus Trinidad und Tobago wardie zurzeit wenigmitderErforschungvon stemen beschäftigen. son. UmsomehrfreutsichdiejungePo- sich austauschenkönne.Für Maukesh sich anderSummerSchoolzubeteiligen. von der Universität Bukarest bewogen, aus allerWelt nachBambergeingeladen. päischen Parlament,auseinandersetzen mente hatauchRoberta-ManuelaOgaru randen zudiskutierten“,sagtThompson. rismusforscher sowie18Doktoranden men mitDr. ShaneMartinvonderDu- ren vonParlamenteninpolitischenSy- mente untersuchten,undmit denensie projekt arbeitet.InihremHeimatland fen undmitihnenanderenDokto- gebe eskaumWissenschaftler, dieParla- Bamberg ein. bis 14.AugustnamhafteParlamenta- blin CityUniversitydieSummerSchool Summer SchoolonParliamentsnach Shane MartinPolitikwissenschaftlerzur Saalfeld mitseinemirischenKollegen on Parliamentsorganisiertundvom2. chende Politikwissenschaft,hatzusam- des Bamberger Lehrstuhls für Verglei- der Rolle,denStrukturenundProzedu- en darüber, inBambergKolleginnen und die seitdreiJahrenanihremForschungs- eine solcheAuswahlanExpertenzutref- tionen bekommen“,betontdieRumänin, litikwissenschaftlerin ausGroßbritanni- lamentarismus, insbesondere demEuro- mit spektakulärenVorschlägen mediale herrscht undhöchstensHinterbänkler ropäischen Parlament Sommerpause Keine Sommerpause inderForschung Summer SchoolonParliamentsanderUniversitätBamberg Prof. Dr. ThomasSaalfeld,Inhaber Aber auch die Otto-Friedrich-Universi- Aufgaben dieserStandingGroupsgehört Anstrengungen School imSinn.Für beideOrganisatoren Summer SchoolinBambergauszurich- Gruppe gebetenwurde,2010die erste Political Research(ECPR),Saalfeldlang- Nachwuchswissenschaftler mitinter- Martin beiderKonzeption derSummer zu können,einausschlaggebenderFak- sind.“ Diesseiwichtiggewesen,umin- samen Forschungsprojekten entstanden sehr guteKontakte habe,dieausgemein- sitzender der„StandingGrouponPar- sten wissenschaftlichenArbeitsgebiete sentationsforschung einesihrerwichtig- stellt dieParlamentarismus-undReprä- se undfortgeschritteneForschungsme- vermutlich ausschlaggebend,dassich Bamberg Der Lohngemeinsamer rikanischen Parlamentarismusforschern mee erworbenhaben.SoistMartinVor- Parlamenta- rismusforschern zusammenzubringen, profi lierten sehr national gewinnen zukönnen. nerhalb wichtigerTeilgebiete derPolitik- große Rolle“,betontSaalfeld,dervon unter deneuropäischenundnordame- Internationales Networkingin dar, indemsieinternationalesRenom- der Parlamentarismusforschungvorstel- die ihnenneuesteForschungsergebnis- es, wissenschaftlicheKooperationen in- tor fürdieweiteReise. ternational renommierteGastdozenten thoden ineinigenSchlüsselbereichen tät profi tiert von der Summer School: Summer der von profi tiert tät ten. „AusSichtderStandingGroupwar jähriges MitgliedderGruppe.Zuden liaments“ desEuropeanConsortium for len –diesesZielhattenauchSaalfeldund ligen Feld zufördern. wissenschaftlichen Nachwuchsimjewei- wissenschaft zukoordinierenundden „Summer Schoolsspielendabeieine 33 „Da icheineArbeitsstelleParlamenta- Trinidad und Tobago sowieUSA,unter- Thompson, Ogaru und Basdeo neben Zeit gefundenzuhaben,das Weltkultur- Vorträgen, Diskussionenundder vorbe- Bamberger Politikwissenschaftlerdurch Italien, Niederlande,Portugal,Rumäni- Deutschland, Finnland,Großbritannien, zu bringen“,soSaalfeld.Undhatten sich gezeigt, dassdie Parlamentarismus- sich gelohnt:„Dasaußerordentlichposi- streiche. BambergalsVeranstaltungsort schaftlerinnen und-wissenschaftlernaus vom Lehrstuhl für Vergleichende Politik- voll aufging“,freutsichSaalfeld.Eshabe aufbauen will,warichselbstsehrdaran renden beweist, dass die Organisation ration undgroßenEinsatzdesTeams national vergleichendenForschung zuin- perten und Nachwuchswissenschaftler rismus- undRepräsentationsforschung mes nur schwerzu bewältigen gewesen formieren. reitenden LektürevonFachliteratur noch ßer Aufwandnötig,derohnedieKoope- und Lehrkonzeption der Summer School über neuesteEntwicklungeninderinter- und Repräsentationsforschung ein in- der Veranstaltung warjedocheingro- die SummerSchoolMöglichkeit,sich der HausmeisterindesPestalozziHei- den beidenaußereuropäischenLändern, en, Schweiz,Spanien,Tschechien und elf europäischenLändern,Dänemark, die Teilnahme vonNachwuchswissen- erbe zubesichtigen. tive Feedback vonTeilnehmern undLeh- in diesemArbeitsgebietnachBamberg interessiert, internationalführendeEx- ternational dynamischerBereichderPo- ters ebenfallszugefallen.Sofreutensich landsamts, desRechenzentrumsund litikwissenschaft ist,wasnichtzuletzt wäre. Aberdie Anstrengungen haben wissenschaft, desAkademischenAus- wusste denGästentrotzdesRegenwet- Für dieerfolgreicheDurchführung Uni international Andreas Christ

Povilas / stock.xchng Uni international

Rückkehr nach zweijährigem „Urlaub“ Gastdozent geht zur Partneruni in Santa Fe zurück

In den letzten zwei Jahren war Fernando losophie) ist der häufigste Doktorgrad in takte knüpfen. Inzwischen hat er aber ge- Macias als wissenschaftlicher Mitarbei- englischsprachigen Ländern. Vorausset- nug Leute kennen gelernt, die Englisch ter an der Professur für Grundlagen der zung für ein Doktorstudium mit dem Ziel oder sogar Spanisch sprechen. „Ich bin Informatik tätig. Anfang Juli kehrt er wie- Ph.D. ist ein Master-Studium. „In Mexi- überrascht, wie viele Deutsche Spanisch der nach Mexiko-Stadt zurück – und wird ko haben die meisten Lektoren nur den sprechen“, meint Macias. Bamberg vermissen. Master“, erklärt Macias. „Man will sie er- Allerdings fehlt ihm das mexikani- muntern, den Ph.D. zu machen.“ sche Essen. Zwar schmeckt ihm auch „Fast wie Urlaub“, findet Fernando Ma- Deshalb vergibt der mexikanische die Schweinshaxe mit Klößen – aber die cias das Leben in Bamberg. Nicht dass Staat großzügig Stipendien für Aus- scharf gewürzten Speisen seiner Hei- es ihm an Arbeit gemangelt hätte. In landsaufenthalte. Auch Fernando Ma- mat sind eben durch nichts zu erset- diesem Semester erteilt er jeden Diens- cias profitierte davon. Mit der Zusatz- zen. Nicht mal durch deutsches Bier, das tag und Donnerstag englischsprachige qualifikation des Ph.D. konnte er an sei- mehr Aroma, mehr „Persönlichkeit“ hat Übungen über „Grundlagen der Theore- ner Heimatuniversität, der „Tecnológico als in anderen Ländern. tischen Informatik (Machines and Lan- („Tec“) de Monterrey“ unterrichten, die Nun kehrt er also wieder an seine guages)“ und hält regelmäßige Sprech- in ganz Mexiko ihre Fakultäten hat. Seit Heimatuniversität in Mexiko-Stadt zu- stunden ab. Außerdem arbeitet er als 2009 ist Macias‘ Fakultät in Santa Fe, Me- rück. In Mexiko beginnt das Semester wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assi- xico-Stadt, eine Partneruniversität Bam- bereits im August. Macias kennt seine stent von Prof. Dr. Michael Mendler, dem bergs. Michael Mendler und Macias' Fächer, die er unterrichten muss, noch Auslandsbeauftragten der Fakultät für Freund und Kollege Joaquín Aguado, der nicht. Viel Vorbereitungszeit wird er also Wirtschaftsinformatik und Angewandten auch zurzeit als Dozent in Bamberg ist, nicht haben. Die Bürokratie, so schätzt Informatik, der die Professur für Grund- ermunterten Macias, sich als Gastdozent er, wird ihn auch mindestens eine Wo- lagen der Informatik innehat. In mehre- in Bamberg zu bewerben. Im Jahr 2008 che kosten. Er muss sich bei der Melde- ren früheren Seminaren, die er gestalte- erreichte ihn eine Zusage von der Univer- behörde wieder anmelden, beim Finanz- te, hat Macias die Konstruktion und Pro- sität Bamberg. Im Juni desselben Jahres amt, sein Bankkonto neu eröffnen, und grammierung von „Lego Mindstorms“ – also schon gegen Ende des Sommerse- vieles mehr. Robotern gelehrt, die nicht nur Kindern mesters – kam Macias in die Weltkultur- In sein Heimatland kehrt Macias mit sondern auch Studenten der Informatik erbestadt. gemischten Gefühlen zurück: „Ich liebe viele spannende Herausforderungen bie- meinen Job in Bamberg“, sagt er. „Aber ten. „Sehr viele sprechen Spanisch“ der Preis, den ich dafür zahlen musste, An Urlaub erinnert ihn allerdings, Doch aller Anfang war schwer – wegen ist, dass ich meine Freunde und meine dass er mit dem Fahrrad in die Uni fah- seiner fehlenden Deutschkenntnisse Familie sehr lange nicht sehen konnte.“ ren kann – das wäre in Macias' Heimat konnte Macias zunächst nur schwer Kon- Philipp Demling Mexiko-Stadt absolut undenkbar. Dort muss er das Auto nehmen, was kein Ver- gnügen ist. „Ich brauche mit dem Auto eine Stunde zu meinem Arbeitsplatz, mit dem Bus wären es eineinhalb“, erzählt der Gastdozent. „Es gibt endlose Staus, die Straßen sind vollgestopft mit verrück- ten, neurotischen Autofahrern.“ In Bamberg geht es ruhiger zu. Schon bei seinem ersten Besuch im Jahr 2004 hatte Fernando Macias einen positiven Eindruck von der Stadt: „Bamberg ist sehr lebendig. Es wirkt überhaupt nicht wie eine Kleinstadt. Und es hat ein rei- ches kulturelles Angebot.“

Kennenlernen in Sheffield Der Kontakt zu Stadt und Universität Bamberg entstand durch Michael Mend- ler. Die beiden lernten sich im Jahr 2001 an der Universität Sheffield in England kennen, als Macias dort noch als Lektor tätig war. Der Mexikaner schrieb damals gerade an seiner Ph.D.-Arbeit. Der Ph.D. („Philosophiae Doctor“, Doktor der Phi-

34 Uni international

„Die Tallinn University ist nun auch meine Universität“ Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld erhielt Ehrendoktorwürde

Am 18. März feierte die Tallinn University in Estland ihren fünf- Büchern mitgewirkt, die von Blossfeld herausgegeben und in ten Geburtstag. Bei dieser Feier wurde die Ehrendoktorwürde prominenten englischsprachigen Verlagen publiziert wurden. an vier Professoren verliehen. Unter den Ausgezeichneten war „Einige unserer Forscher haben Erfahrungen an der Universität auch der Bamberger Soziologe und Bildungsforscher Prof. Dr. Bamberg gesammelt, was zu einem Sprungbrett für ihre weite- Hans-Peter Blossfeld vom Lehrstuhl für Soziologie I der Univer- ren Forschungen an anderen europäischen Universitäten wur- sität Bamberg. de“, so Ellu Saar.

Blossfelds Verbindung mit dem Institut für Internationale So- Die erste Ehrendoktorwürde zialwissenschaften in Tallinn reicht bis in die Mitte der 1990er Nachdem Rektor Prof. Rein Raud dem Bamberger Soziologen Jahre zurück. Über die Jahre hinweg haben er und estnische die rote Ehrendoktor-Schärpe umgehängt hatte, bedankte sich Wissenschaftler zusammen an Projekten und Publikationen ge- Blossfeld für diese Auszeichnung, die er als eine große Ehre arbeitet, Workshops, Summer Schools und Konferenzen orga- empfand: „Für mich ist es ein besonderer Augenblick, da ich nisiert und waren Partner in mehreren Europäischen Wissen- zum ersten Mal in meinem Leben mit einer Ehrendoktorwürde schaftsnetzwerken. Blossfeld war maßgeblich daran beteiligt, ausgezeichnet wurde. Die Tallinn University ist nun auch mei- dass ein Erasmus-Abkommen zwischen der estnischen Univer- ne Universität.“ sität und der Universität Bamberg unterzeichnet wurde. Für sei- In seiner Dankesrede blickte er noch einmal kurz zurück: ne herausragenden Leistungen als Sozialwissenschaftler und „Als ich vor 15 Jahren mit meinen Nationen übergreifenden sein interuniversitäres Engagement, verlieh die Tallinn Univer- Vergleichsstudien begann, versuchte ich Beziehungen zu For- sity ihm die Ehrendoktorwürde. schern aus dem Baltikum zu knüpfen. Ich fragte im Kollegen- kreis nach und wurde auf exzellente Sozialwissenschaftler und Einer der meist zitierten Soziologen der Welt Demografen in Tallinn verwiesen.“ Die damals vergleichswei- In ihrer Laudatio lobte Prof. Ellu Saar vom Institut für Interna- se kleine Zahl der Sozialwissenschaftler sei mittlerweile bedeu- tionale Sozialwissenschaften der Tallinn University Blossfeld tend angewachsen, freut sich der Bildungsforscher: „Verglichen nicht nur als einen der meist zitierten Soziologen der Welt, son- mit den alten europäischen Universitäten ist die Tallinn Univer- dern stellte auch die großen von ihm geleiteten internationalen sität zwar noch eine junge Einrichtung, aber sie entwickelt sich Projekte, wie Globalife, TransEurope, Flexcareer und zurzeit das schnell. Ihre Abteilungen für Sozialwissenschaften und Demo- Nationale Bildungspanel (NEPS) heraus. Ihm sei es zu verdan- grafie sind ausgezeichnet und ihre starke internationale Aus- ken, dass Wissenschaftler der Tallinn University engere Bezie- richtung hat sich schon große Anerkennung erworben.“ Bei sei- hungen mit Forschergruppen in ganz Europa knüpfen konnten. nem Gastaufenthalt im Herbst 2009 sei Blossfeld vor allem von „Forscher des Instituts für Internationale Sozialwissenschaften dem dynamischen Klima an der Universität, ihren exzellenten und des Instituts für Estnische Demographie der Tallinn Uni- Wissenschaftlern und ihren hoch motivierten Doktoranden be- versity haben bei mehreren von Prof. Dr. Blossfeld geleiteten eindruckt gewesen. Forschungsprojekten teilgenommen und haben bei zahlreichen Rainer Schönauer

Hans-Peter Blossfeld freute sich über seine Rektor Rein Raud (li.) hängt Hans-Peter Blossfeld (re.) die rote Ehrendoktor-Schärpe um (Bilder: erste Ehrendoktorwürde. Toomas Kongi). 35 Kultur & Sport

Eine Sprache fi nden Robert Schindel eröff net Poetikprofessur 2010

„Fährmann sein. Zum Übersetzen von Erschwiegenem“ lautet Ein Thema sucht sich einen Autor das Thema der diesjährigen Poetikprofessur mit Robert Schin- Schindel selbst hat sein Schreiben nicht in der Obhut einer del. In seinem ersten Abendvortrag sprach er darüber, wie er als derartigen Institution ausgebildet – er musste seinen Weg al- Autor der zweiten Generation eine Sprache gefunden hat für leine fi nden. Als 15-Jähriger habe er begonnen, regelmäßig zu das Gedenken an die Shoah. schreiben und mit 17 sei er sich sicher gewesen, Dichter wer- den zu wollen. Robert Schindel erzählte davon, wie er „als jun- Eine vielschichtige Wiener Melange: Im Werk des österreichi- ger Mensch und Kommunist“ Gedichte in Handlungsanleitun- schen Kaff eehausliteraten, bildmächtigen Lyrikers, Romanciers gen zu übertragen versuchte. Erst mit 35 Jahren habe die Trau- und diesjährigen Poetikprofessors Robert Schindel mischt sich er um seine ausgelöschte Familie von ihm Besitz ergriff en. Die Süßes mit Bitterem. Zu den Tonarten, die er beherrscht, zäh- Frage, ob man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben kön- len Humor und derber Witz ebenso wie Melancholie oder Trau- ne und dürfe und die Refl exion darüber, mit welchen Worten er bei der Erinnerung an den Holocaust, dem der 1944 gebo- man das Unsagbare ausdrücken kann, beschäftigt den Autor rene beinahe zum Opfer gefallen wäre. Seine Texte kreisen um bis heute. „Finde eine Sprache im Gerede!“ ist seine Maxime die Frage der Identität und thematisieren das Verhältnis zwi- und sein Anspruch. schen Juden und Nichtjuden der zweiten Generation in Öster- reich. Aber auch für die Liebe, Sinnlichkeit und Alltägliches fi n- Poetisch kompostierte Worthaufen det er Worte. Zudem ist Robert Schindel nicht nur Lyriker, son- Robert Schindel las an diesem ersten Bamberger Abend aus dern auch Romanautor, Dramatiker, Regisseur, Drehbuchautor seiner Jugendlyrik und schlug mit einer Mischung aus Gedich- und Essayist. ten und Essayauszügen einen Bogen bis zu dem Romanmanu- In Bamberg eröff nete Schindel am 1. Juli die Vorlesungsrei- skript „Der Kalte“, das nach „Gebürtig“ die geplante Trilogie he der Poetikprofessur mit Refl exionen über die poetologischen „Die Vorläufi gen“ fortsetzen soll. Er bewies nicht nur, dass er ein sowie politischen und gesellschaftlichen Aspekte seines Schrei- begeisterter und begeisternder Vortragender ist, sondern auch, bens. dass er trotz der Schwere seiner Themen ein äußerst humorvol- ler Mensch ist. „Die Lyrik Schindels resigniert nicht, sie verzwei- Das Kind österreichischer Kommunisten jüdischer Herkunft felt nur und lacht dabei über sich selbst.“ hatte Prof. Iris Her- „Robert Schindel wird am 4. April 1944 in Oberösterreich ge- mann bereits in ihrer Einleitung zu Recht angekündigt. Im ab- boren. Seine Eltern sind Wiener, sie sind Kommunisten, Wi- schließenden Gespräch mit dem Publikum zeig- derstandskämpfer und Juden und kämpfen gegen Hit- te er sich selbstironisch: Gedichte entstün- ler, was seinen Schergen nicht unverborgen bleibt. den dadurch, dass er Worthaufen poe- Beide werden von der Gestapo verhaftet, ins Kon- tisch kompostiere und die Anonymität zentrationslager verbracht, der Vater wird kurz des Kaff eehauses habe er zwar als vor Kriegsende in hingerichtet, seine Jugendlicher für den „intimen Mutter aber überlebt. Sie überlebt Auschwitz, Vorgang“ der Gedichtprodukti- kehrt nach Wien zurück und sucht Robert, fi n- on gebraucht, sich dieses zeit- det ihn und sie beginnen ihr gemeinsames Le- raubende Ritual mittlerweile ben fast noch einmal neu. – Diese Geschich- aber aus Altersgründen abge- te erzählt jeder, der über Robert Schindel wöhnt. berichten will.“ Mit diesen Worten begrüßte Carolin Regler Dr. Iris Hermann, seit dem Wintersemester 2009/10 Professorin für Neuere deutsche Li- teraturwissenschaft, den von ihr eingeladenen Autor, dessen Herkunft und Biografi e sein Den- ken und Schreiben immer geprägt haben. Robert Schindel konnte seine literarische Begabung zum Beruf machen, ist heute frei- er Schriftsteller und zudem ordentli- cher Professor für Sprachkunst an der Hochschule für angewandte Kün- ste Wien – dem österreichischen Äquivalent des Deutschen Li- teraturinstituts Leipzig oder des Studiengangs „Kreati- ves Schreiben und Kul- turjournalismus“ der Universität Hil- desheim.

36 Kultur & Sport

An einem Sonntag im Oktober… Blatt:werk! – Ein literarisch-künstlerischer Spaziergang durch Bamberg

„Um 16 Uhr am Bootshaus“ lautete die spieler Leiß „Herr von Ribbeck auf Rib- Nach einer Stärkung durch Blätterteig- Verabredung zum literarischen Herbst- beck im Havelland“ aufsagte. gebäck ging es weiter zur Staatsbiblio- spaziergang, der in Bamberg die bun- thek in der Neuen Residenz am Dom- desweite Aktionswoche „Treff punkt Bi- Bedruckte Blätter aus der Ming- platz. bliothek. Information hat viele Gesich- Dynastie ter“ einleitete. Das literarisch-künstleri- Je näher die literarische Herbstdemon- Blätter der Freundschaft aus vier sche Gemeinschaftsprojekt vom E.T.A.- stration der Villa Concordia rückte, de- Jahrhunderten Hoff mann-Theater, Internationalen sto ungemütlicher wurde das Wetter. In der prunkvoll verzierten Sala terre- Künstlerhaus Villa Concordia, der Mit einem letzten Gedicht von Heinz na empfi ng Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Staatsbibliothek Bamberg und der Otto- Erhardt „Überlistet“ ließ man zwar Werner Taegert die Spazierenden und Friedrich-Universität machte Station in nicht den Winter, aber doch den Herbst präsentierte ‚Blätter der Freundschaft’ drei Kulturinstitutionen, geführt von vor der Tür und hörte im Warmen und aus vier Jahrhunderten. Schauspieler Gerald Leiß. Trockenen einen Vortrag von Susanne In den 1540er Jahren begannen Stu- Röckel über chinesischen Buchdruck. denten und bald auch Adlige, Freund- Die Sonne lugte durch die Wolken und Die derzeitige Stipendiatin der Lite- schaftsalben – sogenannte „Alba ami- setzte die bunten Blätter in Szene. Das ratur im Internationalen Künstlerhaus corum“ bzw. „Stammbücher“ – anzu- Wetter war ganz Herbst, so wie es sich Villa Concordia lebte anderthalb Jahre legen, in denen sie bei ihren häufi gen für einen 24. Oktober gehört, und gut in China und stellte ein kostbares Werk Ortswechseln handschriftliche Erinne- fünfzig Personen – unter ihnen einige aus dem Jahre 1644 vor, das erst 1948 rungszeugnisse an freundschaftliche Neu-Bamberger – warteten vorm Boots- wieder gefunden wurde. Die dünnen Begegnungen sammelten. Es galt als haus darauf, dass Gerald Leiß, Schau- Reisblätter sind mit Holztafeln bedruckt Zeichen besonderer Wertschätzung, die spieler am E.T.A.-Hoff mann-Theater, – jede Farbe in einem eigenen Druckvor- Blätter professionell bemalen zu lassen. zum Spaziergang auff orderte. gang. Seit dem Zeitalter der Empfi ndsam- Der Weg führte durch den Hain, an Die 283 Motive zeigen Prestigeob- keit im letzten Viertel des 18. Jahrhun- der Regnitz entlang, an der Schleuse jekte der Gelehrten, Blüten, bizarr ge- derts wurden Stammbücher auch von 100 vorbei, über die Obere Mühlbrük- formte Steine als ‚Energiekapseln der Frauen geführt. Seither gewann zuneh- ke hin zur ersten institutionellen Sta- Natur’ oder langhalsige Kraniche als mend das eigene – bisweilen unbeholfe- tion, der Villa Concordia. Wo immer Symbol für ‚gute Beamte, die alles se- ne – kreative Bemühen bei den Bildern Leiß einen umgefallenen Baumstamm, hen’. Aber auch Einsiedler und Fabelwe- Salonfähigkeit. Der Stammbuch-Brauch eine Bank oder ein Flussgeländer fand, sen sowie eine chinesische Art des lite- lebt bis heute in den Poesiealben fort. sprang er hinauf und zitierte die schön- rarischen Bilderrätsels fi nden sich auf Besonders kunstvoll ist eine Seiden- sten Herbstgedichte von Rilke, Hölder- den Blättern, die in ihrer Schönheit und stickerei eines Rosenblütenkranzes aus lin, Storm und vielen anderen. Gibt es Präzision kaum von Aquarellen zu un- der Biedermeierzeit. Das Widmungs- einen besseren Ort, sich Gedichte über terscheiden sind. Die Motive werden blatt befi ndet sich in der Albumkasset- den Herbst vortragen zu lassen? Fahr- von Röckel als Selbstbesinnung der Ge- te der Bambergerin Maria Anna Remeis, radfahrer versuchten vergeblich, sich lehrten interpretiert. Sie zeigen, was der Mutter von Karl Remeis, dem Bam- den Weg frei zu klingeln, als der Schau- für die Welt zu dieser Zeit wichtig war. berg die nach ihm benannte Sternwar-

„Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß...“ Gerald Leiß vom E.T.A.-Hoff mann-Theater präsentierte Lyrisch-Herbstliches vor schönsten Kulissen. 37 Kultur & Sport

te und die Villa Remeis zu verdanken hat. „schwarz auf weiß nach Hause zu tragen“. der Boomerang von der Antike über den Andererseits warf Schäfer einen humor- Orient zurück zu den vielen Tausend Bü- Die Untiefen der Gelehrtenexistenz vollen Blick Richtung Orient und die dor- chern, die in der Universitätsbibliothek In der Teilbibliothek 4 für Sprach- und Li- tige Vergötterung des Buches, die bis zur stehen. In der Universität, so Schäfer, teraturwissenschaften hielt Prof. Dr. Chri- Einrichtung von Schlafgemächern für die vereine sich das gesammelte, überliefer- stian Schäfer eine rhetorisch-raffinierte geschriebenen Werke reicht. te Buchwissen mit dem Dialog zwischen Philosophiestunde über die ‚Gelehrten- Passend zu diesen konträren ‚Buch- Gelehrten und Lernenden. Und damit lö- existenz im Blätterwald’. Dabei ging es Haltungen‘ wurden die geistreich-ironi- ste sich auch das Gemeinschaftsprojekt einerseits um Platons gebrochenes Ver- schen Erzählungen „Von Patmos nach der vier großen Bamberger Kulturinstitu- hältnis zu Büchern und seine Ansicht, Salamanca“ von Umberto Eco und „Das tionen bei Wein und Schnittchen in anre- dass man nur durch den Dialog lerne Sandbuch“ von Jorge Luis Borges von gende Dialoge auf. und nicht aufgrund der Tatsache, etwas Gerald Leiß vorgetragen. Am Ende kam Katharina Müller-Güldemeister

Altbewährtes in neuem Gewande Altstadtnachfolger uni.fest bestand Feuertaufe

In neuer Form präsentier- sikalischen Programm zu te sich das beliebte Alt- verdanken war: Zunächst stadtfest in diesem Jahr: stimmte die Jazzcombo Aufgrund der Bauarbeiten ihr Publikum mit eingän- auf dem Marcusgelände gigen Jazzstandards wie trafen sich die zahlrei- „Autumn Leaves“ oder chen Besucher nun im „Take the A-Train“ auf ei- Burgershof inmitten der nen im wahrsten Sin- historischen Universitäts- ne des Wortes „heißen“ gebäude in der Innen- Abend ein und machte stadt. dann der siebenköpfigen Dixielandgruppe „Foot- Mit viel Wehmut wurde warmers UB“ die Bühne im Juli 2009 das Uni-Alt- frei. Anschließend heiz- stadtfest auf dem Mar- te die Percussiongruppe cusgelände zwischen Markusstraße 6 und Steinertstraße ver- den Zuschauern mit flotten Rhythmen ein, und auch die Uni Big abschiedet – dort entstehen seit Oktober 2009 ein Hörsaal- und Band, die das kulturelle Programm des restlichen Abends be- ein Institutsgebäude. Ob die mittlerweile schon zur Tradition stritt, veranlasste den einen oder anderen dazu, an den letzten gewordene Veranstaltung wohl weiter geführt werde, und wenn Spanienurlaub zu denken oder ließ mit groovigen Funknum- ja, wie und wo, wollten viele Besucher schon damals von den mern so manchen vor der Bühne die Hüften schwingen. Universitätsangehörigen wissen. Ein Jahr später lüftete sich das Auf der Nebenbühne An der Universität 11 ging es eher ru- Geheimnis: Die Universität feiert weiter und lud ganz traditio- higer zu: Die getragenen irischen Popballaden des Duos Judith nell am ersten Freitag im Juli zum uni.fest, dem Nachfolger des Hutzel (Harfe/Gitarre, Gesang) und Michael Weisel (Bass, Ge- Altstadtfestes ein. Wegen der Bauarbeiten auf dem Marcusge- sang) und die Pop- und Rockmelodien des Duos „[k?m]2gether“ lände ist das uni.fest kurzerhand in den Burgershof zwischen mit Jessica und Gabriel Kamm waren der perfekte Rahmen für Stangsstraße, Heumarkt, An der Universität und Kapuzinerstra- einen kleinen Plausch bei einem Gläschen Wein. ße umgezogen. Nicht nur die Örtlichkeiten, auch das Rahmenprogramm Neue Umgebung, vertraute Bekannte der Veranstaltung hatte sich geändert: Es wurde kleiner und das Wie gewohnt war natürlich für die kulinarischen Genüsse be- Kulturprogramm auf den zwei Bühnen ausschließlich durch stens gesorgt: Cocktails, Bier, Wein, Sekt und Longdrinks fan- Musiker und Künstler der Universität bestritten. So spielten bei- den guten Anklang bei den Besuchern und diejenigen, denen spielsweise auf der Hauptbühne in der Kapuzinerstraße die En- eher nach etwas Sättigendem zumute war, konnten sich an sembles des Lehrstuhls für Musikpädagogik und Musikdidak- Flammkuchen, Bratwürsten, Crêpes und Eis gütlich tun. tik der Universität Bamberg. Wegen dieser deutlichen Hervor- In diesem Ambiente um die wunderschönen Universitätsge- hebung der eigenen kulturellen Stärken heißt das Altstadtfest bäude und dem beeindruckenden Glasbau der Bibliothek war es jetzt auch uni.fest. kein Wunder, dass bei den zahlreichen Besuchern beste Som- merstimmung aufkam und der Abend so bei netten Unterhal- Schwungvolle Rhythmen oder ruhige Unterhaltung bei tungen mit alten Freunden wie im Fluge verging. Auch der neue bester Verpflegung Rahmen des ehemaligen „Altstadtfestes“ kam gut an: „Die At- Schnell war klar, dass diese Neuerungen der ausgelassenen mosphäre ist kuscheliger und alles ist viel kompakter angelegt“, Stimmung keinen Abbruch taten. Studierende, Alumni, Uni- lobte ein Besucher. So ist also auch das uni.fest auf dem be- versitätsangehörige und Freunde der Universität feierten und sten Weg, sich unter den Studierenden zum „Kult“ zu entwic- tanzten wie eh und je, was nicht zuletzt dem vielseitigen mu- keln. Felicia Geuder-Hanslik

38 Alumni & Ehemalige

Absolventenfeier GuK, 19. Juni 2010

Absolventenfeier Lehramt

Absolventenfeier WIAI, 29. Mai 2010

Absolventenfeier SoWi, 17. Juli 2010

Mehr Absolventenbilder fi nden Sie im Virtuellen Campus, im Kursbereich der jeweiligen Fakultät. 39 Alumni & Ehemalige

Tripel für die „Randgruppe“ Alumni-Fußball-Turnier in der Feldkirchenstraße

Was zeichnet ein heißes Fußballfestival aus? Erstens: Tempera- Real“ blieb als Trost der dritte Platz, den die Mannschaft im Elf- turen von rund 35 Grad. Zweitens: Ein Alumni-Turnier mit acht meterschießen gegen die „Knochenmühle“ holen konnten. hochmotivierten Mannschaften. Und drittens: Das WM-Viertel- fi nale Deutschland-Argentinien. Fußballherz, was willst du Von der „Randgruppe“ bis zu Jogis Löwen mehr? Im Finale stand zwischen der „Randgruppe“ und ihrem dritten Sieg in Folge nur noch der „AS Bamberg“. Die „Randgruppe“ Bei strahlend blauem Himmel hatte das Quecksilber bereits ging off ensiv in die Partie und übte früh Druck auf das Tor ihres kurz nach 10 Uhr die 30-Grad-Marke überstiegen. Trotzdem Gegners aus, der vor allem aus Kontersituationen heraus Nut- drehte sich am Samstag, den 3. Juli, alles ums runde Leder. zen zu schlagen versuchte. Doch das half den AS-Spielern wenig Beim traditionellen Alumni-Turnier beherrschte König Fußball und sie gerieten kurz vor Ende der ersten Halbzeit in Rückstand. den Sportplatz an der Feldkirchenstraße. Die „Randgruppe“ dominierte auch die zweite Halbzeit und Acht Mannschaften hatten sich dieses Jahr angemeldet: die ging nach einem Freistoß mit 2:0 in Führung. Auch wenn die „Randgruppe“, „IR Real“, die „Old Stars“, die „Austreet Krauts“, Führenden nun etwas Tempo aus ihrem Spiel nahmen, blieben die „Knochenmühle“, „AK Footpol“, „AS Bamberg“ und die die Angriff e von „AS Bamberg“ an der guten „Randgruppen“- „Young Boys Bernd“. Klarer Favorit war die „Randgruppe“, die Abwehr hängen. Der Siegerpokal ging damit auch dieses Jahr das Turnier in den vergangenen Jahren zwei Mal in Folge für verdient an die „Randgruppe“. sich entscheiden konnte. Nun waren die Kicker heiß auf das Tri- pel. In der Vorrunde demonstrierten sie mit drei klaren Siegen und einem Torverhältnis von 16:4 ihre überragende Stärke und wurden verdient Gruppenerster, gefolgt von „IR Real“. In Grup- pe B konnten sich „AS Bamberg“ und die „Knochenmühle“ ins Halbfi nale schießen. Wer nicht über den Platz hetzte, gönnte sich im Schatten unter den Pavillons eine Verschnaufpause und ein kühles Getränk oder stärkte sich an den Steaks und Brat- würsten, die Margit Heer vom Personalratsbüro auf dem Grill zubereitete.

Der Weg ins Finale: Die Spreu trennt sich vom Weizen Die Plätze von 8 bis 5 wurden dieses Jahr nicht ausgespielt, son- dern durch Elfmeterschießen ermittelt. Otto J. Band, Personal- rat der Universität Bamberg und Veranstalter des Alumni-Tur- Ein bedeutendes Spiel stand an diesem Tag aber noch aus: niers, nannte den Grund: „Dieses Jahr haben wir die Konstel- Das Viertelfi nale der Fußball-WM 2010 zwischen Deutschland lation, dass das unsere Veranstaltung und das Viertelfi nale der und Argentinien. In der nahegelegenen Sporthalle standen Bän- Fußball-WM 2010, bei dem die deutsche Nationalmannschaft ke, Beamer, Leinwand und Lautsprecher für das ersehnte Public gegen Argentinien spielt, auf den gleichen Tag fallen. Deswegen Viewing bereit. Schreckensmoment: Bis kurz vor Anpfi ff streik- haben wir die Spielzeit gekürzt und danach ein gemeinsames te der Beamer, was Otto J. Band fast zur Verzweifl ung brachte. Public Viewing organisiert.“ Doch der Fußballgott hatte ein Einsehen und pünktlich zum An- Vorher wurden aber noch das Halbfi nale und das Finale des pfi ff spielte auch die Technik mit. Alumni-Turniers ausgetragen. Im Halbfi nale traf die „Randgrup- Als dann das erste Tor für Deutschland gefallen war und pe“ auf die „Knochenmühle“ und zermalmte diese mit einem der Jubel durch die ganze Halle drang, hielt es kaum noch je- 5:1-Torhammer. Bei der zweiten Partie zwischen „AS Bamberg“ manden im Freien und der 4:0-Viertelfi nalsieg von Jogis Löwen und „IR Real“ gab es nach der regulären Spielzeit noch keinen (Deutschland) gegen Maradonnas Mannen (Argentinien) wur- Sieger. Beim folgenden Elfmeterschießen setzten sich aber die de zum krönende Abschluss eines heißen Fußballfestivals. Spieler von „AS Bamberg“ knapp mit 6:5 Toren durch. Für „IR Rainer Schönauer

40 Personalia

Rufe an die Uni Bamberg Prof. Dr. Bettina Wiese, Universität Zürich, auf die W 2-Professur für Organisationspsychologie, Fakultät Rufe erhalten haben Humanwissenschaften Prof. Dr. Alexander Fliaster, Wissenschaftliche Hochschule Ernannt wurden Lahr, zum W3-Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Innovationsmanagement (Lehrprofessur), Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Universität Wien, zum Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften W 3-Professor für Allgemeine Psychologie in der Fakultät Humanwissenschaften mit Wirkung vom 15.08.2010 Prof. Dr. Tom Gross, Universität Weimar, zum W 3-Professor für Mensch-Computer-Interaktion, Fakultät PD Dr. Christine Gerhardt, Deutsch-Amerikanisches Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik Institut Freiburg, zur Professorin (W 2) für Amerikanistik in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften mit Prof. Dr. Bernhard Löffler, LMU München, zum Wirkung vom 01.10.2010 W 3-Professor für Neuere und Neueste Ge-schichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte, Fakultät Geistes- und Dr. Johannes Giesecke, Wissenschaftszentrum Berlin, zum Kulturwissenschaften Professor (W 3) für Soziologie, insbesondere Methoden der empirischen Sozialforschung in der Fakultät Sozial- und Dr. Johannes Marx, Universität Mainz, zum W3-Professor Wirtschaftswissenschaften mit Wirkung vom 01.09.2010 für Politikwissenschaft, insbesondere Politische Theorie, Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften PD Dr. Geoffrey Haig, Universität Kiel, zum Professor (W 3) für Allgemeine Sprachwissenschaft in der Fakultät Geistes- Prof. Dr. Carmella Pfaffenbach, RWTH Aachen, zur und Kulturwissenschaften mit Wirkung vom 01.07.2010 W 3-Professorin für Geographie I – Kulturgeographie mit Schwerpunkten im Bereich der Sozial- und Prof. Dr. Cornelia Kristen, Universität Göttingen, Bevölkerungsgeographie-, Fakultät Geistes- und zur Professorin (W 3) für Soziologie, insbesondere Kulturwissenschaften Sozialstrukturanalyse in der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit Wirkung vom 01.08.2010 Prof. Dr. Astrid Schütz, Technische Universität Chemnitz, zur W 3-Professorin für Persönlichkeitspsychologie und Dr. Karsten Lambers, Universität Konstanz, zum Psychologische Diagnostik, Fakultät Humanwissenschaften Juniorprofessor ( W 1) für Informationsverarbeitung in der Geoarchäologie in der Fakultät Geistes- und Prof. Dr. Eva Traut-Mattausch, Paris-Lodron- Kulturwissenschaften mit Wirkung vom 01.10.2010 Universität Salzburg, zur Professorin (W 2) für Organisationspsychologie in der Fakultät Prof. Dr. Hans-Ingo Radatz, Universität Frankfurt/Main, Humanwissenschaften zum Professor (W 2) für Romanische Sprachwissenschaft/ Schwerpunkt Hispanistik in der Fakultät Geistes- und PD Dr. Eveline Wittmann, Deutsches Institut für Kulturwissenschaften mit Wirkung vom 01.10.2010 Internationale Pädagogische Forschung Berlin, zur W 2-Professorin für Wirtschaftspädagogik, Fakultät Sozial- PD Dr. Jascha Rüsseler, Universität Magdeburg, zum und Wirtschaftswissenschaften W 2-Professor für Allgemeine Psychologie in der Fakultät Humanwissenschaften mit Wirkung vom 01.10.2010 Rufe abgelehnt haben Dr. Andreas Schäfer, Universität Jena, zum Professor (W 2) Dr. Christian Harteis, Universität , auf die für Ur- und frühgeschichtliche Archäologie in der Fakultät W 2-Professur für Wirtschaftspädagogik, Fakultät Sozial- Geistes- und Kulturwissenschaften mit Wirkung vom und Wirtschaftswissenschaften 01.07.2010 Dr. Cornelius König, Universität Zürich, auf die PD Dr. Andrea Stieldorf, Universität Bonn, zur W 2-Professur für Organisationspsychologie, Fakultät W 2-Professorin für Historische Grundwissenschaften, Humanwissenschaften Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften mit Wirkung Dr. Stefan Kopp, Universität Bielefeld, auf die W 3-Professur vom 01.10.2010 für Mensch-Computer-Interaktion in der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik Rufe an eine auswärtige Hochschule Prof. Dr. Wilfried Kunde, Technische Universität Dortmund, Rufe erhalten haben auf die W 3-Professur für Allgemeine Psychologie, Fakultät Prof. Dr. Sabine Föllinger, Fakultät Humanwissenschaften, Humanwissenschaften an die Universität Marburg Prof. Dr. Andreas Pott, Universität Osnabrück, auf die Prof. Dr. Lorenz Korn, Fakultät Geistes- und W 3-Professor für Geographie I – Kulturgeographie Kulturwissenschaften, auf die Ieoh Ming Pei Professorship mit Schwerpunkten im Bereich der Sozial- und in Islamic Art and Architecture an der University of Oxford Bevölkerungsgeographie-, in der Fakultät Geistes- und (Großbritannien) Kulturwissenschaften Prof. Dr. Frank Westerhoff, Fakultät Sozial- und Prof. Dr. Cornelia Rauh-Kühne, Universität Hannover, auf Wirtschaftswissenschaften, zum Professor für die W 3-Professur für Neuere und Neueste Geschichte Volkswirtschaftslehre/Volkswirtschaftspolitik an der unter Einbeziehung der Landesgeschichte in der Fakultät Universität Bielefeld Geistes- und Kulturwissenschaften Rufe angenommen haben Prof. Dr. Michael Stephan, Universität Marburg, auf die Prof. Dr. Steffen Schaal, Fakultät Humanwissenschaften, an W 3-Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg angenommen Innovationsmanagement, Fakultät Sozial- und zum 01.04.2011 Wirtschaftswissenschaften Rufe abgelehnt haben Prof. Dr. Philipp Ther, Europäisches Hochschulinstitut Florenz, auf die W 2- Professur für Geschichte Mittel- und Prof. Dr. Claus Carstensen, Fakultät Humanwissenschaften, Osteuropas mit einem Schwerpunkt in der Zeitgeschichte auf eine W 2-Professur für Empirische Methoden der in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften Erziehungswissenschaftlichen Forschung an der Universität Jena

41 Personalia

Prof. Dr. Gabriele Lingelbach, Fakultät Geistes- und Erteilung der Lehrbefugnis und Bestellung Kulturwissenschaften, auf die W 3-Professur für Geschichte an der Universität Lüneburg zum Privatdozenten/zur Privatdozentin Prof. Dr. Matthias Muck, Fakultät Sozial- und Dr. phil. Dr. phil. habil. Hans Ernst mit Wirkung vom Wirtschaftswissenschaften, an die WHU-Otto Beisheim 08.07.2010 für das Fachgebiet „Schulpädagogik“, Fakultät School of Management Vallendar Humanwissenschaften Prof. Dr. Thorsten Schneider, Fakultät Sozial- und Dr. phil. Frithjof Grell mit Wirkung vom 27.08.2010 für das Wirtschaftswissenschaften, auf die W 2-Professur für Fachgebiet „Pädagogik“, Fakultät Humanwissenschaften Bildungssoziologie an der Universität München Dr. phil. Uwe Konerding mit Wirkung vom 07.09.2010 für das Fachgebiet „Psychologie“, Fakultät Neue Professurvertretungen Humanwissenschaften Dr. phil. Franz Bettmer vertritt die W 3-Professur für Dr. rer. nat. Matthias Möller mit Wirkung vom 22.06.2010 Sozialpädagogik, Fakultät Humanwissenschaften ab dem für das Fachgebiet „Geographie“, Fakultät Geistes- und 04.10.2010 Kulturwissenschaften PD Dr. theol. habil. Jürgen Bründl vertritt die W 3-Professur für Fundamentaltheologie und Dogmatik, Fakultät Geistes- Eintritt in den Ruhestand mit Ablauf des und Kulturwissenschaften ab dem 01.10.2010 30.09.2010 Dr. phil. Barbara Drechsel vertritt die W 2-Professur für Prof. Dr. Lothar Laux, Lehrstuhl für Psychologie IV – Psychologische Grundlagen in Schule und Unterricht ab Persönlichkeitspsychologie dem 01.09.2010, Fakultät Humanwissenschaften Akad. Direktor Dr. Harald Meyer, Lehrkraft für besondere Prof. Dr. Bernhard Köppen vertritt die W 3-Professur für Aufgaben Fachgebiet „Psychologie“ Geographie I (Kulturgeographie mit Schwerpunkt im Prof. Dr. Richard Pieper, Professur für Urbanistik und Bereich der Sozial- und Bevölkerungsgeographie) ab dem Sozialplanung 15.10.2010 Prof. Dr. Reinhard Zintl, Lehrstuhl für Politikwissenschaft I Dr. phil. Mishael Milakovic vertritt die W 3-Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Versetzung in den Ruhestand auf Antrag Wirtschaft ab dem 01.10.2010, Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit Ablauf des 30.09.2010 Apl. Prof. Dr. Matthias Schulz vertritt die W 2-Professur Prof. Dr. Gudrun Cyprian, Soziologie I für Deutsche Sprachwissenschaft/Deutsch als Fremdsprache (während der Beurlaubung von Prof. Dr. Versetzung in den Ruhestand auf Antrag Helmut Glück) ab dem 01.10.2010, Fakultät Geistes- und mit Ablauf des 30.09.2010 Kulturwissenschaften Akad. Direktor Dr. Johann Schuierer, Lehrkraft für Dr. rer. nat. Judith Volmer vertritt die W 2-Professur für besondere Aufgaben Fachgebiet „Kunstpädagogik“ Organisationspsychologie ab dem 01.10.2010, Fakultät Humanwissenschaften

Die Universität Bamberg trauert um ihre Mitarbeiter

Prof. Dr. Hans-Ulrich Derlien Prof. Dr. Johannes Schwarze * 20.07.1945 * 12.03.1959 † 14.07.2010 † 12.09.2010

42 Personalia

Dienstjubiläen

25-jähriges Dienstjubiläum Iris Negrini 40-jähriges Dienstjubiläum Alfred Thomalla 25-jähriges Dienstjubiläum Regina Henninges

25-jähriges Dienstjubiläum Elfriede Heilmeier 25-jähriges Dienstjubiläum Elfriede Bihler 25-jähriges Dienstjubiläum Sabine Zeilinger

25-jähriges Dienstjubiläum Rudolf Steger 25-jähriges Dienstjubiläum Prof. Dr. Walter Bender 25-jähriges Dienstjubiläum Batrice Hartmann

40-jähriges Dienstjubiläum 40-jähriges Dienstjubiläum Prof. Dr. Richard Münch 25-jähriges Dienstjubiläum Erhard Graser Prof. Dr. Heinz-Dieter Wenzel und Werner Auer

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