PROGRAMM EIN HEFT – ALLE VERANSTALTUNGEN Händel IM HERBST 13. BIS 17. NOVEMber 2013 IN HALLE (SAALE) DANKESCHÖN

Die Händel-Festspiele Halle bedanken sich bei allen Spendern, Künstlern, Zuschauern, Sponsoren, Partnern, Agenturen, Dienstleistern, Medien, Hotels, Festivals, Helfern und vielen weiteren für das Engagement und die Unterstützung. Jeder Beitrag hat geholfen, damit die traditionsreichen Händel-Festspiele auch weiterhin in Halle, der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels, ausgerichtet werden können. Wir sagen Danke und freuen uns mit Ihnen auf die Händel-Festspiele 2014 vom 5. bis 15. Juni!

MEDIEN- UND KULTURPARTNER Händel IM HERBST 13. BIS 17. NOVEMber 2013 IN HALLE (SAALE)

Schirmherr Dr. Reiner Haseloff Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

1 INHALT

Grußwort des Schirmherrn Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt 3

Grußwort Maren Sieb und Klaus Scharrenberg, Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt 4

Geistliche Konzerte | 13. November 2013 5 Johann Christian Schieferdecker: Operngraben & Orgelbank (Simone Eckert) 7 Künstlerbiografien 13 Das Textbuch 16

November Lounge | 14. November 2013 20 Zum Konzert 23 Künstlerbiografien 25

Cantate Italiane | 15. November 2013 29 Zum Konzert (Annette Landgraf) 31 Künstlerbiografien 34 Das Textbuch 36

Festkonzert mit William Christie und Les Arts Florissant | 16. November 2013 43 Zum Konzert (Teresa Ramer-Wünsche) 44 Künstlerbiografien 48 Das Textbuch 52

Handel with Care | 17. November 2013 55 Zum Konzert (Silke Leopold) 58 Künstlerbiografien 60

Almira | 17. November 2013 63 Almira, Königin von Kastilien (Teresa Ramer-Wünsche) 64

Wissenschaftliche Konferenz | 14. bis 16. November 2013 67

In eigener Sache 72

Künstlerverzeichnis 77

Museumsshop im Händel-Haus 78

Die Händel-Festspiele 2014 80

2 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Dr. Reiner Haseloff Ministerpräsident DES LANDES SACHSEN-ANHALT UND SCHIRMHERR DER „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE

GRUSSWORT

Liebe Musikfreunde, erstmals seit 1952 fanden in diesem Jahr keine Händel-Festspiele in Halle statt. Die Entscheidung, die Festspiele abzusagen, fiel der Stadt Halle nicht leicht. Aber sie war angesichts der dramatischen Hoch- wassersituation richtig. Es wäre unverantwortlich gewesen, in dieser für viele Menschen bedrohlichen und existenziellen Lage ein großartiges Musikfest zu feiern. Händel, der nicht nur als Komponist empathisch sein konnte, hätte die Absage bestimmt verstanden.

Die dramatischen Tage und Wochen im Juni 2013 werden wir nicht vergessen. Unvergessen bleiben auch die Solidarität, die Entschlossenheit und der selbstlose Einsatz zigtausender Menschen. Wenn es darauf ankommt, stehen wir solidarisch zusammen. Aber wir wollen auch nach vorne blicken. Die „Händel im Herbst“-Tage sollen ein klares Zeichen setzten: Die Händel-Festspiele leben, sie werden 2014 stattfinden, und sie sind aus dem kulturellen Leben unsers Bundeslandes nicht wegzudenken.

Darüber hinaus sind die „Händel im Herbst“-Tage ein Dank an alle Händel-Liebhaber in Deutschland und der Welt. Sie haben nicht nur Verständnis gezeigt für die Entscheidung, die diesjährigen Festspiele abzu- sagen. Viele von ihnen haben auch auf die Rückerstattungen von Eintrittskarten verzichtet oder Geld gespendet. Musiker, Techniker und andere Beteiligte haben auf ihre Forderungen verzichtet. Das sind imponierende Bekenntnisse zu den Händel-Festspielen in Halle!

Umso mehr freue ich mich, Sie, liebe Musikfreunde, als Schirmherr zu den „Händel im Herbst“-Tagen begrüßen zu können. Sie erwartet in den kommenden Tagen ein sehr anspruchsvolles Programm. Die „Händel im Herbst“-Tage sind Händel-Festspiele im Kleinen, quasi das Präludium zu den großen Händel- Festspielen im kommenden Jahr.

Mein Dank gilt allen, die die „Händel im Herbst“-Tage ermöglicht haben, in Sonderheit den Künstlerinnen und Künstlern sowie dem Intendanten der Händel-Festspiele, Clemens Birnbaum.

Dr. Reiner Haseloff Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

3 Maren Sieb & Klaus Scharrenberg Geschäftsführer der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt

GRUSSWORT

Liebe Musikliebhaber, als Georg Friedrich Händel vor über 250 Jahren seine weltberühmte „Wassermusik“ geschrieben hat, da hat er wohl keinesfalls daran gedacht, dass Wasser den renommierten Händel-Festspielen einmal einen Strich durch die Rechnung machen wird.

Wir alle haben noch die Bilder der unglaublichen Flut in diesem Frühjahr vor Augen. Viele von uns waren selbst betroffen, haben Sand geschippt und an den Deichen Sandsäcke gestapelt, haben beim Aufräumen danach unermüdlich mit angepackt. In dieser Zeit, in der wir alle zusammengehalten haben, um noch schlimmere Schäden zu verhindern, war es unmöglich, die Händel-Festspiele zu feiern. Dafür hatten wir alle Verständnis.

LOTTO Sachsen-Anhalt ist den Händel-Festspielen seit Jahren sehr gern ein verlässlicher Partner. Und so ist es für uns selbstverständlich, dass wir „Händel im Herbst“ genauso engagiert begleiten. LOTTO liebt Kultur.

„Händel im Herbst“ macht ganz viel Lust auf die Händel-Festspiele 2014. „Händel im Herbst“ ist ein Dankeschön an alle Fluthelfer. „Händel im Herbst“ zeigt die tiefe Verbundenheit der Hallenser zu ihrem Komponisten. Lassen Sie uns gemeinsam „Händel im Herbst“ zu einem ganz besonderen Musikereignis machen. Wir freuen uns darauf.

Maren Sieb und Klaus Scharrenberg Geschäftsführer der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt

4 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 MITTWOCH | 13. NOVEMBER 2013 | 19.00 Uhr | MORITZKIRCHE

Geistliche Konzerte

Dorothee Mields, Sopran

Klaus Mertens, Bass

Hamburger Ratsmusik Christop Heidemann, Gabriele Steinfeld, Barockvioline Bettina Ihrig, Barockviola Ulrich Wedemeier, Theorbe Anke Dennert, Cembalo/Orgel Barbara Hofmann, Violone Simone Eckert, Viola da gamba/Leitung

Begrüßung des Oberbürgermeisters der Stadt Halle (Saale) Dr. Bernd Wiegand, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Händel-Haus

Grußwort des Schirmherrn der „Händel im Herbst“-Tage Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

GEISTLICHE KONZERTE 5 DAS PROGRAMM

Johann Christian Schieferdecker (1679–1732) „Triumph, Triumph, Belial ist nun erleget“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen, Viola und Basso continuo Textdichter: unbekannt

Concert IX g-Moll Quverture – Courante – Sarabande – Aria – Menuet – Bourée – Trio für 2 Violinen, Viola und Basso continuo aus XII Musicalische Concerte, Hamburg 1713

Georg Friedrich Händel (1685–1759) „O qualis de coelo sonus“ HWV 239 Motette für Sopran, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt

Johann Christian Schieferdecker „Auf, auf, mein Herz, Sinn und Gemüte“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt

Pause

Johann Christian Schieferdecker „Weicht, ihr schwarzen Trauerwolken“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt

Concert X c-Moll Ouverture – Gavotte – Bourée – Menuet – Trio – Chaconne für 2 Violinen, Viola und Basso continuo aus XII Musicalische Concerte, Hamburg 1713

Georg Friedrich Händel „Coelestis dum spirat aura“ HWV 231 Motetto (in festo S. Antonii de Padua) für Sopran, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt

6 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 ZUM KONZERT

Johann Christian Schieferdecker: Operngraben & Orgelbank

In der Musikgeschichte taucht er meist nur als Fußnote auf, selbst sein Kollege, der Hamburger Musik- schriftsteller Johann Mattheson, gönnt ihm keinen eigenen Artikel in seiner Sammlung von Musikerbio- graphien, der Grundlagen einer Ehrenpforte (Hamburg 1740). Sucht man nach Johann Christian Schiefer- deckers Namen, wird man dort erst im Anhang und in den Korrigenda fündig. Aus den wenigen Details lässt sich bruchstückhaft ein Porträt erstellen, das sich vor allem vervollständigt durch seine erhaltene Musik und diese in ihrem musikhistorischen Kontext. Dabei hat er mit den ganz Großen im Operngraben zusammen gesessen und gearbeitet: Reinhard Keiser, Johann Mattheson und Georg Friedrich Händel!

1702 holt ihn der Hamburger Operndirektor Keiser als Korrepetitor und „Clavierspieler“ in das Haus am Gänsemarkt. Die beiden kennen sich aus frühester Jugend: Wie der nur fünf Jahre ältere Reinhard Keiser stammt auch Johann Christian Schieferdecker aus dem mitteldeutschen Teuchern nahe Weißenfels. Am 10. November 1679 geboren, wächst er dort als das dritte von vier Geschwistern auf. Schieferdeckers Vater Christian wirkt als Kantor, Organist und Lehrer am örtlichen Gymnasium, das sowohl Schieferdecker junior als auch Reinhard Keiser besuchen. Beide wechseln an die renommierte Thomasschule in Leipzig und anschließend an die dortige Universität. An der von Nicolaus Adam Strungk begründeten Leipziger Oper wirken mehrere zukünftige Hamburger Opernkoryphäen, darunter Christoph Graupner, Gottfried Grüne- wald und Georg Philipp Telemann. Hier werden während Schieferdeckers Zeit zwei seiner Opern – Justinus und Medea – aufgeführt. Aus der engen Verbindung Reinhard Keisers zu allen musikalischen Institutionen der Stadt Leipzig und ihren Mitgliedern, Thomasschule, Universität, Oper und dem Collegium musicum, entwächst die enge Verbindung zwischen der mitteldeutschen Musikszene und der Hamburger Oper. Aus diesem Pool wählt Keiser seinen Jugendfreund Schieferdecker als Verstärkung nach Hamburg. Hier öffnet 1678 die Oper, ermöglicht durch den Wohlstand der prosperierenden und vom 30-jährigen Krieg weitgehend verschont gebliebenen Stadt zwischen Nord- und Ostsee. Dieses erste bürgerliche Opernhaus außerhalb Italiens lockt junge Begabungen in das „Venedig des Nordens“.

In Hamburg taucht Schieferdecker sofort in die hyperaktive und kreative Atmsophäre der Oper ein. Im Jahr seiner Ankunft herrscht mit allein zehn Neuinszenierungen noch immer Aufbruchstimmung, wie Matthe- son in Grundlagen einer Ehrenpforte (S. 283) dokumentiert: „Es wurden im Jahr 1701. vier, und 1702. gar zehn neue Opern, worunter Matthesons zwote, nehmlich Porsenna, mit war, auf den Schauplatz gebracht, welches vielleicht in der Welt niemahls geschehen seyn mag. Eine derselben hieß Berenice, und es stehet irrig im musikal. Patrioten p.185. daß sie Schieferdecker verfertiget habe; indem die Musik von Bronner, die Worte aber von Hinsch herrühren. Mattheson agirte den Lucius Verus, die Hauptperson. Das Stück ist nicht über zweimahl gespielet, und daher sind die Umstände in Zweifel gerathen.“ Das kreative Chaos dieses Jahres lässt den diesmal vielleicht doch überforderten Mattheson die Oper Berenice fälschlich Schieferdecker zuschreiben. Zwei der Neuproduktionen von 1702, Alaricus und Regne- rus, ein Jahr zuvor in Weißenfels unter J. Ph. Krieger uraufgeführt, sind Schieferdeckers eigene Kompositio-

GEISTLICHE KONZERTE 7 nen. Eine dritte, Victor, Hertzog der Normannen, ist eine Beteiligung bei einer gemeinschafllichen Produktion mit seinen Kollegen Mattheson und Georg Bronner, einem weiteren Hamburger Komponisten und Orga- nisten. Es handelt sich dabei um eine Festoper zum Anlass der Krönung der englischen Königin Anne. Da zwischen dem Tod ihres Vorgängers Wilhelm III. am 8. März und ihrer Krönung am 4. Mai noch ein eigens dafür gedichtetes Libretto entsteht, drängt die Zeit für dessen Vertonung sehr. Deshalb arbeiten die drei Hamburger Komponisten gemeinsam „im Akkord“. Die Aufführung ist der Höhepunkt eines von der eng- lischen Kompanie in Hamburg veranstalteten Krönungsfestes. Im Text von Hinrich Hinsch findet sich in einer Arie des Königs Lahardt das Sturm und Drang vorwegnehmende Bild der „Schwarzen Trauer-Wolcken“, das viel später bei Schieferdecker in einem seiner Geistlichen Konzerte wieder auftauchen wird: „Die Schwarzen Trauer=Wolken sind Von schweren Keilen niemals leer; Und ein verwirrter Wirbel=Windt/ Stürmt auf den morschen Thron von allen Ecken her.“

Komponieren, Kopieren der Noten, die Proben, die weiteren Aufführungen und deren Vorbereitungen müssen ein straffes Tagespensum und einen engen Zeitplan mit sich gebracht haben. An diese Anfangs- erfolge von 1702 kann Schieferdecker später kaum heranreichen. Über die Gründe können wir nur spe- kulieren: Kann er sich nicht gegen seine Kollegen behaupten?

Ein Jahr später trifft Georg Friedrich Händel aus Halle in Hamburg ein. Damit arbeitet jetzt ein illustres Vierergespann am Haus am Gänsemarkt. Eine Blütezeit bricht an, in der alle gegenseitig voneinander profitieren und sich stilistisch prägen, allerdings durchsetzt von Turbulenzen und Intrigen: das legendäre Degenduell zwischen Händel und Mattheson oder Keisers Flucht vor Gläubigern, währenddessen Händel die Uraufführung der Almira an sich reißt – Johann Christian Schieferdecker ist immer Augenzeuge. Aber nach und nach ziehen sich alle vier Musikerkollegen aus dem Operngeschäft zurück. Ist die Atmo- sphäre des „Haifischbeckens Operngraben“ schuld oder die finanzielle Unsicherheit des Betriebs? Was treibt die vier in alle Himmelsrichtungen auseinander?

Den ersten Anlauf unternehmen Mattheson und Händel an einem Augusttag 1703, an dem sie von Hamburg nach Lübeck reisen, um sich dort bei Dietrich Buxtehude vorzustellen, als dieser bereits um einen Nachfolger für sein Amt sorgt. Die beiden Hamburger Grünschnäbel, zu diesem Zeitpunkt 21 und 18 Jahre alt, testen einen Tag lang sämtliche Orgeln, Cembali und Spinette von Buxtehude, lassen sich fein bewirten – und reisen wieder ab, im Nachhinein habe sie – laut Mattheson – die Bedingung, Bux- tehudes älteste Tochter heiraten zu müssen, von einer Bewerbung abgehalten. Machen sich die beiden auch lustig über die bereits 28-jährige Anna Margareta, mag ihre Zurückhaltung von dieser Bewerbung doch andere Gründe haben. Händel zieht es schon 1705 nach Italien, Mattheson erhält 1704 in Ham- burg die höher angesehenen Posten als Hofmeister, Sekretär und Korrespondent des englischen Gesand- ten und später als Musikdirektor am Hamburger Dom. Mit sicherem Auskommen bis ins hohe Alter. Keiser tingelt an den Höfen von Schwerin-Ludwigslust, Stuttgart und Kopenhagen, wo er den Titel des Königlichen Dänischen Kapellmeisters erhält. Nach wie vor der Hamburger Oper verbunden – unter Telemann werden weitere Opern von ihm aufgeführt – wirkt er noch als Kantor am Hamburger Dom und verschreibt sich ganz der Kirchenmusik.

8 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Lotto wünscht gute Unterhaltung bei Händel im Herbst und freut sich jetzt schon auf die Händel-Festspiele 2014.

LOTTO fördert Kunst und Kultur in Sachsen-Anhalt.

LOTTO liebt Kultur

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LSA_Anz_A5_Haendel_Herbst.indd 1 15.10.13 13:59 Johann Christian Schieferdecker seinerseits testet ein Jahr lang von Hamburg aus, offensichtlich mit Bedacht, das Lübecker Stellenangebot. Schließlich locken hier Bürgerrecht, Sesshaftigkeit und beständig Lohn und Brot, die „Sehnsucht nach einem ruhigeren Leben“ mutmaßt schon die übernächste Generation der Musikhistoriker (E. L. Gerber, Tonkünstler-Lexicon, IV. Teil, Leipzig 1814). Seit 1706 assistiert er dem angeschlagenen Buxtehude an der Orgel, wohl wissend um die Bedingungen der Nachfolge.

Parallel wird in Hamburg Schieferdeckers letzte Oper Justinus aufgeführt, währenddessen sich schon Buxtehude um ihn bei seinem Kirchenvorstand bemüht: „18/ ferner ist der Werckmeister Diederich Bux- tehude seine an die sampliche H. Vorsteher übergebene Supplicatum verlasen, darinnen er verlanget, daß die H. Vorsteher eine von seinen Töchtern nach seinem Tode mit seinen dienste Begünstigen wollen, wozu er ein gutes Subjectum im vorschlage hette. Darauff ist beliebet worden, wan sich künfftig würde ein gutes Subjectum angeben, so die H. Vorsteher anständig, und derjenige einen von seinen Töchtern heyraten würde, so würde derselbe auch ein gütlich resolution zu gewarten haben“. (zit. nach Kerala Snyder, Diete- rich Buxtehude, Leben und Werk, Kassel, 2007, S. 513) Schon ein Jahr später überstürzen sich die Ereignisse: Am 9. Mai verstirbt Dietrich Buxtehude, am 23. Juni wird Schieferdecker vom Lübecker Stadtrat als sein Nachfolger gewählt und am 19. August leistet er den Bürgereid. Am 5. September heiratet er die vier Jahre ältere, inzwischen 32-jährige Anna Margareta Buxtehude. „Johann Christian Schiefferdecker legte sich hernach näher zum Ziel, führte nach des Vaters, Buxtehuden, Tode, die Braut heim, und erhielt den schönen Dienst …“ schreibt Mattheson in seinem Reisebericht (in Grundlagen einer Ehrenpforte) wiederum nur beiläufig. Aus der Ehe geht eine Tochter, Johanna Sophia, hervor. Doch schon 1709 verstirbt Anna Marga- reta. Schieferdecker ist nun alleinerziehender Vater. Ob die Tochter in seinem Haushalt aufwachsen darf, ist nicht überliefert. Immerhin bleibt sie im sozialen Umfeld ihres Vaters, denn später heiratet sie wiederum einen Organisten, nämlich den von St. Aegidien. Ihr Sohn Gerhard Friedrich wird ebenfalls Organist, nun an St. Petri; ihre Tochter Catharina Magdalena heiratete den Sohn des Marienorganisten und Nachfolger seines Schwiegervaters an St. Aegidien. Zu deren Kindern gehört dann Buxtehudes Ururenkel, der in Lübeck als „Informator der Musik“ tätig ist.

Machen sich auch Johann Mattheson und Georg Friedrich Händel einst lustig über die Bedingung zur Heirat von Buxtehudes Tochter bei der Bewerbung um seine Nachfolge, so ist es seinerzeit nicht unge- wöhnlich in den Musikerfamilien, sondern wie innerhalb der Zünfte sogar üblich, dass ein Mann die Witwe oder Tochter des Amtsvorgängers heiratet. Schon Buxtehude selbst ehelicht eine Tochter seines Amtsvor- gängers Franz Tunder.

„Ich werde lediglich von einigen ihrer Gewohnheiten Notiz nehmen, worin sie sich von Holland unter- scheiden. Wenn ein Barbier, Schuster oder Handwerker unter Hinterlassung von Witwe und Kindern stirbt, so ist es einem anderen vom selben Gewerbe nicht gestattet, sich als Meister zu etablieren; es sei denn, daß er mit der Witwe um ein Stück Geld akkordiert, oder sonst sie selbst oder mit ihrer Zustimmung eine ihrer Töchter heiratet“ berichtet William Carr, der englische Konsul in Amsterdam, über seinen Besuch in Hamburg und Lübeck in den 1670er Jahren (zit. nach K. Snyder, a. a. O.). Sinn dieser Regelung und Ver- pflichtung ist, dass der neue Amtsinhaber die Verantwortung für die Hinterbliebenen seines Vorgängers übernimmt als Form der sozialen Absicherung. Durch diese „Heiratspolitik“ sind alle Musiker Lübecks seit Generationen miteinander verwandt. Die musikalische Begabung bleibt in der Familie und generiert neue

10 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 musikalische Begabung. Neben dem so entstehenden sozialen Netzwerk ist ein weiterer Vorteil dieser Zweckehen, dass die Frauen aus den Musikerhaushalten musikalisch ausgebildet sind, Noten kopieren, singen und mitreden können, wenn es um fachliche Dinge geht – eine hervorragende Grundlage für eine partnerschaftliche Kommunikation und Zusammenarbeit!

In Johann Christian Schieferdeckers Lübecker Haushalt ist auch ein Schüler nachweisbar: Wieder nur im Anhang, der Zugabe einiger zu spät erhaltenen Nachrichten von Matthesons Ehrenpforte (S. 402) schreibt Christian Friederich Fischer, geboren 1698: „Als nun meine Mutter 1720. auch das Zeitliche gesegnete, nahm mich der vor einigen Jahren verstorbene Organist an der H. Marien-Kirche, Johann Christian Schie- ferdecker, aus freien Stücken, zu sich ins Haus, und brachte mir, da ich von Natur einen Trieb zur Musik bezeigte, die Composition bey. Auf Gutbefinden des Rectoris und Cantoris wurde ich so dann anfänglich Concert-Tenorist …“ Der Lübecker „Buxtehude-Tourismus“ mit den Reisen Johann Sebastian Bachs (1705/06), Johann Mat- thesons und Georg Friedrich Händels geht in die Geschichte ein. Weniger diskutiert sind die nachweisli- chen Aufenthalte Dietrich Buxtehudes in Hamburg. Das legendäre Gemälde von Johannes Voorhout, heute beheimatet im Hamburger Museum, porträtiert 1674 die Musiker und Komponisten Adam Reinken und Johann Theile zusammen mit Buxtehude. Da sitzen die Gründungsmitglieder der Hamburger Oper in trauter Eintracht mit dem Lübecker Marienorganisten beisammen. Längstens vierzehn Jahre später, 1687, reist Buxtehude zur Begutachtung Arp Schnittgers neuer Nicolai-Orgel erneut nachweisbar nach Hamburg. Die enge Freundschaft zwischen Johann Theile, dem ersten Kapellmeister der Oper, mit dessen Oper Adam und Eva das Haus eröffnet wird, und Buxtehude ist dokumentiert in dem auf dem Gemälde abgebildeten Kanon über „Siehe, wie fein und lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“. Von größter Wahrscheinlichkeit ist zudem eine persönliche und musikalische Beziehung zwischen Buxtehude und dem ihm stilistisch sehr nahe stehenden Opernkomponisten Johann Wolfgang Franck. Buxtehude ist Zeitzeuge der Begeisterung für Musik und Theater am Gänsemarkt und vermutlich selbst infiziert. Dass seine erste dramatische Abendmusik Die Hochzeit des Lammes aus dem Jahr 1678, dem gleichen Jahr wie der ersten Hamburger Opernaufführung, stammt, ist sicher kein Zufall!

Die Leidenschaft für die Oper verbindet Buxtehude mit seinem Schwiegersohn. Vermutlich fehlen dem passionierten jungen Opernkomponisten in der Marienkirche nur die Balletteinlagen und Maschinen für Naturgewalten, Sturm und Gewitter. Nun kann er mit den legendären Abendmusiken dort sein Betätigungs- feld von der Oper in die Kirche verlagern. Dabei handelt sich um schon von Franz Tunder eingeführte Kirchenkonzerte in der Adventszeit – aber außerhalb der Liturgie, und damit im 17. Jahrhundert einzigartig. „Sonst nirgends wo“ bringen es Dietrich Buxtehude und andere Beschreibungen auf den Punkt, denn nirgendwo sonst gibt es öffentliche Konzerte in einer Kirche, die wie in Lübeck von privaten Sponsoren, speziell von den Kaufleuten finanziert werden. In diesem Rahmen kann schon Buxtehude eine eigene musikalische Gattung etablieren mit dramatischer, sogar opernartiger Musik: „… sie sind ein vollkommenes Drama per Musica (wie der Italiäner redet) und es fehlet nichts weiter, als daß die Sänger agiren, so wäre es eine geistliche Opera …“ (Caspar Ruetz, Widerlegte Vorurtheile von der Beschaffenheit der heutigen Kirchenmusic …, Lübeck 1752, zit. nach K. Snyder, Lübecker Abendmusiken, aus 800 Jahre Musik in Lübeck, hrsg. von A. Edler, W. Neugenauer, H.W. Schwab, Teil II, Lübeck 1983).

GEISTLICHE KONZERTE 11 Buxtehude entwickelt den Typus des biblischen Oratoriums von etwa einer Stunde Dauer bestehend aus Rezitativen, Arien, Duetten für Solostimmen, mehrstimmigen Chören, oft auch Choräle aus dem Gesang- buch, die von den Besuchern mitgesungen werden. Diese Tradition setzt Schieferdecker fort, wenn auch vermutlich mit dem neueren Kompositionsstil seiner Generation. Auch er komponiert eigens Abend- musiken, immer fromme Geschichten in der weltlichen Sprache der Oper. Diese dümpeln allerdings in der Musikgeschichtsschreibung wieder im Schatten seines großen Schwiegervaters: „Der berühmte Organist Diederich Buxtehude hat schon zu seiner Zeit die Abend-Musicken prächtig ausgezieret … Sein Nach- folger, Herr Schiefferdecker, hat auch nichts ermangeln lassen, den Ruhm dieser Musicken zu erhalten und zu vermehren …“ (C. Ruetz, a. a. O.)

Tragischerweise sind sie sämtlich verschollen, vermutlich schon ein früher Verlust verursacht durch den allzu sorglosen Umgang seiner Nachfolger mit den Musikalien ihrer Vorgänger: „Alles, was diese Männer mit saurer Mühe und Arbeit geschrieben, oder mit vielen Kosten gesamlet und abschreiben lassen, hat nicht den geringsten Wert mehr, ob gleich kein geringes Kapital darinnen steckt. Es ist diese Menge musicalischer Papiere von vielen Jahren her wohl bey nahe biß auf die Hälffte geschmoltzen, indem ein gar vieles dem Ofen zu Theil, und an statt der Spähne gebraucht worden, vieles zum häuslichen Gebrauch gewandt, und vieles an solche Leute, die zu ihren Geschäfften allerley Maculatur und Papiere gebrauchen, dahin gegeben worden … weil nichts unbrauchbarer als alte Noten“ (C. Ruetz, a. a. O.).

Die erhaltenen drei Kantaten für Bass und Streicher des Konzertes lassen vielleicht erahnen, wie die Abendmusiken und Opern Schieferdeckers geklungen haben könnten. Schieferdecker übernimmt darin gerne die Vorliebe für Ostinati, oder besser Pseudo-Ostinati, vorgetäuschte und dann frei weitergeführte Ostinato-Motive, wie seine Kollegen Kusser, Mattheson, Keiser und der junge Händel. Unisono-Takte als Steigerung oder Zusammenfassung erinnern ebenfalls an seinen Freund Keiser. Die Libretti dieser Kantaten sind von unbekannten Autoren.

Schieferdeckers weiteres Werk umfasst ursprünglich nachweisbare 23 Abendmusiken aus den Jahren 1707– 1729, von denen nur einige Libretti erhalten sind. Auch von einem Kantatenjahrgang ist die Rede (Johann Moller, Cimbria literata II, Kopenhagen 1740), mit seinen Geistliche Cantaten nach Ordnung der Sonn- und festtäglichen Evangelien muss er kontinuierlich auch für die Gottesdienste in St. Marien komponiert haben. Auch diese sind leider verloren (K. Snyder, Dieterich Buxtehude, a. a. O., S. 131–133). Zwei Hochzeitsmusiken befanden sich in der leider bis heute verschollenen, so genannten Musikmappe 1, die seit der kriegs- bedingten Auslagerung aus der Stadtbibliothek Lübeck in den Weiten Russlands vermutet wird.

Ein Jahr vor seinem eigenen Tod, im Sterbejahr seiner Mutter, hört er mit Komponieren auf. Am 3. April 1732 verstirbt Schieferdecker in Lübeck.

Steht Johann Christian Schieferdecker für die Musikgeschichtsschreibung im Schatten seiner Kollegen und Vorgänger, ist es dennoch sein Verdienst, Buxtehudes Vision von „Oper in der Kirche“ übernommen und sie für die nächste Musikergeneration auch stilistisch weiter transportiert zu haben.

Simone Eckert

12 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Dorothee Mields Klaus Mertens

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Dorothee Mields ist eine der führenden Interpretinnen für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und wird von Publikum und Presse besonders für ihr einzigartiges Timbre und ihre berührenden Interpretatio- nen geliebt. Ihre makellose Technik und die schwerelose Klarheit ihrer Stimme prädestinieren sie ebenso für die Werke zeitgenössischer Komponisten. Sie konzertiert regelmäßig mit dem Collegium Vocale Gent, dem Bachcollegium Japan, der Nederlandse Bachvereiniging, dem Freiburger Barockorchester, dem RIAS Kammerchor, dem Orchestra of the 18th Century, L’Orfeo Barockorchester, der Lautten Compagney und dem Klangforum Wien sowie mit Dirigen- ten wie Stefan Asbury, Ivor Bolton, Frans Brüggen, Beat Furrer, Paul Goodwin, Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt, Emilio Pomárico, Hans-Christoph Rademann, Masaaki Suzuki und Jos van Veldhoven. Dorothee Mields ist gern gesehener Gast internationaler Festspiele wie Bachfest Leipzig, Suntory Music Foundation Festival in Japan, Boston Early Music Festival, Festival van Vlaanderen, Wiener Festwochen, Händel-Festspiele Halle und Tanglewood Festival. Eine stetig wachsende Diskographie mit etlichen preisgekrönten Aufnahmen dokumentiert ihr künstleri- sches Schaffen. Die Künstlerin hat in Bremen und Stuttgart studiert und lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Hage.

Klaus Mertens, geboren in Kleve/Niederrhein, erhielt schon während seiner Schulzeit Gesangsunterricht. Nach dem Abitur studierte er Musik und Pädagogik, darauf folgte zunächst eine pädagogische Laufbahn. Seine Gesangsausbildung, welche er mit Auszeichnung abschloss, absolvierte er bei den Professoren Else Bischof-Bornes und Jakob Stämpfli (Lied/Konzert/Oratorium) und Peter Massmann (Oper). Unmittelbar nach Erhalt des Gesangsdiploms begann eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland. Klaus Mertens

GEISTLICHE KONZERTE 13 Hamburger Ratsmusik arbeitet zusammen mit vielen bedeutenden Spezialisten für Alte Musik. Hieraus ergab sich eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit renommierten Orchestern wie z.B. Amsterdam Baroque Orchestra, Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Rotterdam Philharmonic Orchestra, den großen Orchestern Berlins, Saint Louis Symphony Orchestra, Chicago Symphony Orchestra, Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra u.v.a. Bei den bedeutenden Festivals in Europa, USA und Japan ist der Künstler regelmäßig zu Gast. Klaus Mertens gilt als herausragender Interpret insbesondere der barocken Oratorienliteratur und widmet sich zugleich mit großem Erfolg dem Liedgesang von seinen Anfängen bis zur Moderne. Sein Repertoire im Konzertbereich spannt einen großen Bogen von Monteverdi bis zu zeitgenössischen Komponisten, welche ihre Werke teilweise sogar dem Sänger widmen. Seine Diskographie von derzeit mehr als 130 CDs und DVDs sowie zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen belegen Klaus Mertens’ Kompetenz als vielseitigen Sänger.

Die Hamburger Ratsmusik: Ein Ensemble mit 500-jähriger Geschichte, die zum kreativen Dialog zwischen Tradition und Gegenwart reizt. Die Anfänge der Hamburger Ratsmusik reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Nach dem Grundsatz „Gott zu Ehren und Hamburg zur Lust, Ergötzlichkeit und Nutz“ leistete sich die Stadt ein Eliteensemble von acht Ratsmusikern, das vielen fürstlichen Hofkapellen Konkurrenz machen konnte und seine erste Blüte im 17. und 18. Jahrhundert unter führenden Musikern wie William Brade, Johann Schop, Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach erreichte. Wieder auferweckt 1991 von der Gambis- tin Simone Eckert, hat das Ensemble mit Hingabe und Enthusiasmus ein umfangreiches und außergewöhn- liches Repertoire erarbeitet. Immer wieder lockt das Abenteuer der Neuentdeckung unbekannter alter Musik, die in Europas Bibliotheken schlummert. In Editionen für internationale Verlage, Konzerten, Rundfunk- und inzwischen über 20 CD-Einspielungen für die Labels Carus, cpo, Thorofon, NCA, Christophorus und Phoenix Editions präsentieren die Ratsmusiker ihre Entdeckungen dem Publikum. Seit 2009 veröffentlicht die Hamburger Ratsmusik deren Notenmaterial in einer eigenen Editionsreihe beim Verlag Walhall.

14 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Simone Eckert

Das Ensemble konzertiert auf den wichtigen Festivals in Deutschland, darunter sind die Göttinger Händel- Festspiele, die Barockfestspiele Bad Arolsen, die Händel-Festspiele Halle, das Bachfest in Hamburg, Bay- reuther Barock, die Thüringer Bachwochen, das Gottorfer Barockfest, die Darmstädter Residenzfestspiele, das internationale Buxtehudefest in Lübeck, die internationalen Heinrich-Schütz-Tage in Hamburg, das Bachfest Leipzig, die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, der MDR-Musiksommer, das Rheingau Musik- festival, die Internationalen Orgelwochen Nürnberg, das Festival Sandstein und Musik in Dresden, die Landshuter Hofmusiktage, die Europäischen Wochen Passau, das Festival Mitte Europa, das Musikfest Stuttgart, der Mainzer Musiksommer und das Fest für Alte Musik Köln besonders hervorzuheben. Die internationale Presse lobt die „Subtilität“ und die „exzellente Kenntnis des barocken Stils“ ihrer Interpretationen und die Hamburger Ratsmusik als „führendes Ensemble für Alte Musik“. 2006 wurde das Ensemble mit dem ECHO Klassik für die CD Lübecker Virtuosen ausgezeichnet. Seine CD Thomas Selle – Chorale Concertos & Chorale Variations erhielt den ECHO Klassik Sonderpreis 2010.

Simone Eckert lebt und arbeitet heute als freischaffende Musikerin bei Hamburg. Nach einem Musik- studium an der Musikhochschule Hamburg bei Professor Ingrid Stampa und an der Schola Cantorum Basiliensis bei Hannelore Mueller und Jordi Savall, das sie 1990 mit dem Diplom für Alte Musik abschloss, gründete sie 1991 das Ensemble Hamburger Ratsmusik. Seit 1992 ist sie Dozentin am Hamburger Kon- servatorium und leitet Seminare für Viola da gamba an verschiedenen Institutionen in Deutschland und . Neben dem Repertoire aus Renaissance, Barock und Frühklassik beschäftigt sie sich intensiv mit neuer Musik für Viola da gamba. Zahlreiche Werke sind ihr gewidmet und von ihr uraufgeführt worden. Regelmäßige Engagements führen sie als Solistin, Ensembleleiterin und Dozentin durch ganz Deutschland, zahlreiche Länder Europas und Japan.

GEISTLICHE KONZERTE 15 DAS TEXTBUCH

Johann Christian Schieferdecker (1679–1732) „Triumph, Triumph, Belial ist nun erleget“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen, Viola und Basso continuo Textdichter: unbekannt Triumph, Triumph, Belial ist nun erleget, und die Spieß er so beweget, sind durch Gott nunmehro stumpf. Triumph, Triumph. Zwar sah der Krieg gefährlich auß, den unsre Feinde hielten. Sie macheten zu Ach und Grauß, was nun die frohe Hand erjagte, doch wie sie vollends Meister spielten, so stellte sich der Himmels Herzog ein, der sie weit härter plagte und ihre Macht erschlagen hieße seyn. Wenn die Boßheit denkt zu siegen, schläget Gott die Raserey, wie der Wind den Schaum entzwey. So muß Satans Heer erliegen, der mit Boßheit und mit Wut schreckete der Christ en Blut. Drum lobt den Herren alle Welt, weil Er der Höllen Macht zerfällt. Es sind des Satans Waffen benebst der Riesen Macht entschlafen, den Christen steht der Himmel offen, derweil der Friede ist getroffen, indessen nimm den Dankes Thon von ir, o Davids Sohn. Jauchzet ihr Himmel besinget die Thaten, welche höchst rühmlich und herrlich gerathen, bringet die Palmen der Ehren herbey, Laßet anmuthige Sayten erthönen, um diese prächtigen Siege zu kröhnen, macht daß sein Ruhme verherrlicht sey. Heie liegt der stoltze Belial die Höllen Bürger allzumahl Sind samt der Schwefel Burg zerstöhrt, kein Feind sich wieder uns empöhrt.

Georg Friedrich Händel „O qualis de coelo sonus“ HWV 239 Motette für Sopran, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt Sonata Accompagnato O qualis de coelo sonus Was für ein Klang vom Himmel tamquam advenientis gleich wie herannahender spiritus vehementis stürmischer Geist totam reple domum amore? die ganze Welt mit Liebe füllt? Et suavis aurae sibilus Und das Säuseln der lieblichen Luft mortalium corda dum perflat, die Herzen der Sterblichen durchweht, ad sanctos amoris aestus und lässt sie plötzlich improvisus invitat? die Glut der heiligen Liebe genießen?

16 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Aria Ad plausus, ad jubila Düstere Herzen werden pellantur cordis nubila, zum Beifall, zum Jauchzen bewegt, recedat culpae nox. die Nacht der Schuld weicht zurück. Lux micat coelo fulgida, Schimmerndes Licht funkelt vom Himmel, aura spirat cordi turgida, wogende Luft erfüllt Herzen, sancti amoris blanda est vox. verlockend ist die Stimme der heiligen Liebe. Rezitativ Eja ergo, mortalis, Wohlan also, ihr Sterblichen, ignarae caecitatis procul vertreibt die unwissende pelle timores, blinde Furcht fort et tu, turba fidelis, und du, treues Gefolge, decantare divinos besinge die göttliche Liebe summi regis amores. des höchsten König. Aria Gaude, tellus benigna, Freue dich, gütige, herrliche decora, sanctus amor Erde, die heilige Liebe descendit ad te. steigt zu dir herab. Cordis laus sit plena, Möge der Herzen Lob erfüllt, sonora, mentes nostras wohlklingend sein, invitet ad se. und unsere Gedanken nähren. Alleluja. (Übersetzung von Ewa Wessel)

Johann Christian Schieferdecker „Auf, auf, mein Herz, Sinn und Gemüte“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: Auf auf mein Hertz Sinn und Gemüthe, stimme frohe Lieder an. Rühme deines Gottes Güte, was er hat an dir gethan. Wie soll das Dank-Lied schlafen ein, da Gott nur läßet fröhlich seyn. Nein! Nein! Ich will des Höchsten Nahmen jetzt zu Ehren, mit einem Dank-Lied auch vermehren; denn deine Gnad hat unser Feld, mit Früchten wohl bestellt, und selbige mit reichen Seegen, in unser Scheuern laßen legen. So soll mein Geist dich Gott im Himmel oben, mit allem was nur danken heist, aus allen Kräften loben. Es steige dieses Lob biß an des Himmels Thür ja was nur Odem hat erthöne jetzt mit mir.

GEISTLICHE KONZERTE 17 Da unser Feld und Acker grünet, so grünt auch meine Dankbarkeit. Sei jetzo und zu jederzeit von mir o Seegens Gott gepriesen, für das was Du mir hast erwiesen. Gott Vater dir sey Preiß hier und im Himmel oben Gott Heilger Geist dein Ruhm erschalle mehr und mehr o Herr dreieinger Gott, dir sey Lob, Preiß und Ehr.

Johann Christian Schieferdecker „Weicht, ihr schwarzen Trauerwolken“ Geistliches Konzert für Bass, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt Aria Weicht, ihr schwarzen Trauerwolken, denn das Licht bricht jetzt herfür. Jesus dämpft der Höllen Wolken, da er aus des Grabes Tür Heldenmütig tritt herfür. Rezitativ Der Wolf gedachte zwar, den Löwen zu erschlagen, es hat der Löw doch ohn Gefahr, nach ausgestandnen Krieg den Sieg mit Ruhm davongetragen. Es können jetzo Christi Schafe in sichrer Ruhe schlafen, dieweil ihr Hirt sie will beschirmen, wenn sie der Wolf gedenket zu bestürmen. Es ist nun alle Noth durch Christi Pein und Tod gehoben, drum will die Christenheit für die erwiesne Gütigkeit den Heyland loben, und da sie singet dankes Psalmen, so rühm ich die erfochtne Palmen. Aria Triumph! Die Feinde sind geschlagen. Spieß, Waffen, Schwerter sind ganz stumpf, drum will ich jauchzend sagen: Triumph! Es kommt mit Macht der Siegesfürst heut aus der Schlacht. Der seines Reiches Untertan schau heute sein Triumphfest an. Halleluja!

18 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Georg Friedrich Händel „Coelestis dum spirat aura“ HWV 231 Motetto (in festo S. Antonii de Padua) für Sopran, 2 Violinen und Basso continuo Textdichter: unbekannt Sonata Rezitativ Coelestis dum spirat aura, Himmlischer Hauch weht, divinus dum coelo ignis und göttlicher Feuer steigt in mortalium corda descendit, in die Herzen der Sterblichen herab, humana captivitatis vincula da Antonius, die menschlichen Fesseln de terra solvens Antonius der Knechtschaft von der Erde lösend, thriumphans ad astra conscendit. sich im Triumph zu den Sternen emporschwingt. Aria Felix dies, praeclara, serena, Glücklicher Tag, strahlend, heiter, o quam cara, quam amoena, wie teuer, wie lieblich, toti mundo jucunda tu es. der ganzen Welt bist du zur Freude. Immortali es gaudio plena, Ewige Freude erfüllt dich, nostri cordis dulcissima spes. du unseres Herzens süßeste Hoffnung. Felix dies … Glücklicher Tag … Rezitativ Vestro, religiosi principes, munere Mit eurer Hilfe, himmlische Fürsten, clarum de coelo sidus strahlt Antonius nobis fulget Antonius, als heller Stern vom Himmel. et lucidos protectionis radios Indem er leuchtende Strahlen pro te, Julianelle, difundens über dich ausgießt, Julianellus, divini amoris ignem ascendit in te. steigt das Feuer der göttlichen Liebe in dir empor. Aria Tam patrono singulari Einem solch einzigartigen Schutzherrn corda licet immolari soll man die Herzen opfern laudis in obsequium. in hingebendem Lob. Tibi optamus famulari, Wir wollen dir dienen, et cum audis invocari, und wenn du unseren Ruf hörst, dona patrocinium. schenke uns deinen Schutz. Tam patrono … Einem solch … Alleluja. Halleluja

(Übersetzung©Christophorus digital)

GEISTLICHE KONZERTE 19 20MDR SINFONIEORCHESTER „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Donnerstag | 14. November 2013 | 19.30 Uhr | Steintor Varieté

NOVEMBER LOUNGE – NEUE MUSIK UND BAROCK IM DIALOG

IMPULS-FESTIVAL

Chad Hoopes, Violine

Stefan Oppenländer, Raum- und Lichtkonzept

Fauré Quartett Erika Geldsetzer, Violine Sascha Frömbling, Viola Konstantin Heidrich, Violoncello Dirk Mommertz, Klavier

MDR Sinfonieorchester

Kristjan Järvi, Musikalische Leitung

HÄNDEL-FESTSPIELE „Songs without Words – Händels Opern in zeitgenössischem Gewand“

Johannes Malfatti, Komponist/DJ

Elbipolis Barockorchester Hamburg Anna Fusek, Blockflöte Jürgen Groß, Violine Albrecht Kühner, Violine Jochen Grüner, Viola Hannah Freienstein, Violoncello Ophira Zakai, Theorbe Jörg Jacobi, Cembalo

IMPULS-Festival in Kooperation mit dem MDR Sinfonieorchester und den Händel-Festspielen Halle

NOVEMBER LOUNGE 21 DAS PROGRAMM

Michael Gordon (*1956) Beijing Harmony Europäische Erstaufführung

John Adams (*1947) Body through which the dream flows Konzert für Violine und Orchester (---) – Chaconne: Body through which the dream flows – Toccare

Pause

Sven Helbig (*1969) Pocket Symphonies Am Abend – Gone – Rise – Schlaflied– Eisenhüttenstadt – Autumn Song – Frost – Zorn – A Tear – Sing For The Moment – Urban Perfume

Pause

„Songs without Words – Händels Opern in zeitgenössischem Gewand“

Georg Friedrich Händel (1685–1759) Giulio Cesare for a Flute Ouverture „Priva son” – Traurig „Se infiorito” – Noch’n Blumenstück

Concerto in B for Recorder and Strings Allegro (1. movement)

Rinaldo curiosly fitted & Contriv’d for a Single Flute Ouverture – Staccato – Jigg „Lascia ch’io pianga” – ein trauriges Stück „Bel piacere e godere” – Heiter „Abruggio, avampo e freno” – Furios

22 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 ZUM KONZERT

Mitten im kalten November verwandelt sich das Steintor Varieté in eine gemütliche Lounge, in der man in Sesseln und auf Sofas mit einem Drink ein Konzert der Extraklasse erleben kann. Dabei werden die Grenzen zwischen Genres, Stilen und Epochen aufgebrochen: Jazzige Grooves treffen auf Minimal Music, barocke Melodien auf elektronische Klänge. In Verbindung mit einem außergewöhnlichen Raum- und Lichtkonzept entsteht das Erlebnis direkter Nähe zu Musikern und Musik — in einer Atmosphäre, in der Neue Musik, Barock und DJ-Sounds aus New York, Dresden, San Francisco und Hamburg zum vibrierenden Puls der Metropolen verschmelzen.

Michael Gordon wurde 1956 in Florida geboren. Er sammelte Erfahrungen in New Yorker Underground- Rockbands und studierte Komposition bei Martin Bresnik an der Yale University. Beides schlägt sich in Michael Gordons Werken nieder, die u. a. den Strömungen des Post-Minimalismus zugerechnet werden. Neben Ensemble- und Orchesterwerken ist er mit Musiktheater-Kompositionen hervorgetreten, darunter What to Wear, uraufgeführt in Los Angeles, und Aquanetta für die Oper Aachen. Videokunst und experi- mentelle Präsentationsformen sind oft wichtige Gestaltungselemente seiner Werke. Michael Gordon ist außerdem mit Julia Wolfe und David Lang Gründer des Festivals Bang on a Can und des gleichnamigen legendären New Yorker Ensembles.

Rhythmische Kraft und physische Energie zeichnen das Violinkonzert von John Adams aus, das er als Metapher auf ein Gedicht des kalifornischen Poeten Robert Hass schrieb. Das Orchester steht dabei für den Körper aus Blut, Gewebe und Knochen, die Violine für den Traum der hindurchfließt.

Musik für die Hosentasche In seinem neuesten Projekt, den Pocket Symphonies, gelingt es dem Allrounder Sven Helbig, die unter- schiedlichen Einflüsse miteinander zu verschmelzen. Es sind kurze Stücke „mit sinfonischer Tiefe“ (Helbig), die den Hörgewohnheiten in Zeiten kurzer MP3-Clips entgegenkommen. „Wenn man eine dreieinhalb- minütige Sinfonie schreibt, entsteht automatisch ein Song. Es gibt da eine genetische Verwandtschaft. Damit meine ich das Kräftespiel von zwei dominanten Melodien. Viele gute Songs verdanken ihre starke Wirkung der polaren Spannung des Strophen- und Refrain-Themas. Oft kann man in solchen Songs sogar die Bestandteile eines Sonatenhauptsatzes ausmachen. Es gibt die Themen, die Durchführung, manchmal eine Modulation, Reprise. Natürlich ist es eine entfernte Verwandtschaft, aber wenn man eine Sinfonie in allen Dimensionen von Länge, Dynamik und Affekten staucht, bleibt ein Song übrig. Insofern sind die ‚Pocket Symphonies‘ tatsächlich sinfonische Songs.“ Dass die Stücke oft mit Filmmusikclips verglichen wurden, sieht Helbig gelassen: „Sobald man eine schöne Melodie schreibt, die zudem noch reflektiert, was man als heutiger Künstler empfindet, entsteht die Assoziation zum Film. Viele Komponisten wären total verunsichert, wenn man ihre Musik mit Filmmusik vergleichen würde. Ich finde das hingegen schön, denn diese Stücke sind kleine Spaziergänge durchs Leben.“ Und weiter: „Ich liebe ,gefällige‘ Musik und auch monochrome Alben, die in einer Stimmung verbleiben. Seit Beethoven wurde Musik immer mehr zu einer Sache auf Leben und Tod, zu Mozart, Bach und Palestrina hingegen, konnte man sich entspannen. Ich habe überhaupt nichts gegen Musik, die ,gut zum Essen funktioniert‘ – oder von mir aus ,gut im

NOVEMBER LOUNGE 23 Fahrstuhl‘ – das ist für mich ein Kompliment! Qualität hat nichts mit dem Grad an Anstrengung zu tun, den der Hörer aufwenden muss, um sich Musik anzuhören. ,Air‘ aus Bachs 3. Suite für Orchester oder Mozarts ,Kleine Nachtmusik‘ sind doch keine schlechten Musiken, das kann mir doch niemand erzählen!“ (Dr. Harald Hodeig, gekürzt)

Songs without Words: Das verspricht ein aufregendes Experiment zu werden. Im Konzert kommunizie- ren Musiker, die auf historischem Instrumentarium spielen, mit einem Künstler der elektronischen Avant- garde. Das Klangerlebnis im Konzert wird den Hörer überraschen. Werke von Georg Friedrich Händel werden remixt oder gesampelt, die Themen aus Händels Opern live gespielt und natürlich improvisiert, wie es im 18. Jahrhundert üblich war. Das Wechselspiel von barocken Klängen bringt Johannes Malfatti ganz zeitgenössisch auf Touren. Er arbeitet live an seinem Mischpult, verfremdet die Klänge des Orches- ters, manipuliert sie in Echtzeit. So entsteht ein ebenso subtil-musikalischer wie humorvoller Dialog mit dem Orchester.

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24 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013

mfsa148x105.indd 1 27.09.2013 12:38:41 Chad Hoopes Fauré Quartett

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Der amerikanische Violinist Chad Hoopes tritt, seit er den Yehudi Menuhin Preis gewonnen hat, mit zahlreichen Ensembles weltweit auf. Im Alter von vier Jahren begann er mit dem Violinunterricht. Später studierte er am Cleveland Institute of Music bei David Cerone und Joel Smirnoff. In der Saison 2011/2012 war Hoopes der dritte Artist in Residence in der Geschichte des „Classical Minnesota Public Radio“. Zu seinen jüngsten Debüts gehören Konzerte mit Orchestern wie dem Vancouver Symphony, dem San Francisco Symphony, dem Cleveland Orchestra, dem Kammerorchester Brüssel, dem Orchestra of the Welsh National Opera und dem Trondheim Symphony. Chad Hoopes ist seit 2009 regelmäßiger Gast beim Menuhin Festival in Gstaad. Er konzertierte beim Tuscan Sun Festival in Cortona und erhielt Einladungen u. a. zum Mecklenburg-Vorpommern Festival und den Dresdner Musikfestspielen. Der 1994 geborene Hoopes lebt in Cleveland. Er spielt eine Stradivari von 1713.

Das Fauré Quartett gründete sich 1995 und sorgt in der Welt der Kammermusik seit Jahren für Furore. Das Ensemble erforscht neue Klangfelder der Kammermusik. Es bringt Kompositionen auf die Bühne, die bislang oft wenig Beachtung fanden. Mittlerweile gelten die vier Musiker als Visionäre ihres Fachs. Ihre Auftritte mit Künstlern wie Rufus Wainwright, der NDR Big Band oder Sven Helbig haben dem Quartett Kultstatus eingebracht. Im Jahr 2010 erhielt das Ensemble den ECHO Klassik für „Klassik ohne Grenzen“, bereits der zweite nach den Klavierquartetten von Brahms 2008. Die Ehrungen reichen vom Preis des Deutschen Musikwettbewerbs und internationalen Wettbewerbspreisen über die Deutsche Schallplatten- kritik bis hin zum Brahmspreis der Brahms Gesellschaft Schleswig-Holstein 2012.

Das älteste Radio-Orchester Deutschlands ist der Botschafter für die reiche mitteldeutsche Musiktradition von Johann Sebastian Bach bis heute. Weltweit sind die Musiker auf Gastspielen und Tourneen oder über die Europäische Rundfunkunion zu hören und wurden für ihre Aufnahmen mehrfach ausgezeichnet. Über

NOVEMBER LOUNGE 25 Johannes Malfatti Kristjan Järvi die Tradition hinaus überschreitet das MDR SINFONIEORCHESTER als moderne Klanginstitution von Rang gern mit zeitgenössischen Kompositionen und innovativen Formaten die klassischen Grenzen und verlässt für musikalische Experimente den Konzertsaal. Ein besonderes Anliegen sind den Musikern die musikpädagogischen Programme des MDR SINFONIE- ORCHESTERS, die kommende Generationen begeistern. Chefdirigent ist seit der Saison 2012/13 Kristjan Järvi, selbst ein Garant für neue musikalische Wege.

Kristjan Järvi ist seit September 2012 Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters in Leipzig. Er wurde 1972 in Tallinn, Estland geboren und ist in den USA aufgewachsen. Er studierte Klavier bei Nina Svet- lanova an der Manhattan School of Music und Dirigieren bei Kenneth Kiesler an der University of Michigan in Ann Arbor. Nach seinem Studium arbeitete Järvi beim Los Angeles Philharmonic, dem Opern- und Sinfonieorchester Norrland, dem Königlichen Philharmonieorchester in Stockholm, Schweden, und dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich in Wien. Järvi ist Gründer und künstlerischer Leiter des Baltic Youth Philharmonic und ist Dirigent bei zahlreichen Orchestern, wie dem London Symphony Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre de Paris, der Sydney Symphony und den Berliner Philharmonikern. Sein Engagement für Musik aller Genres spiegelt sich wider in der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten wie John Adams, Benny Andersson, Goran Bregovic, Tan Dun, Renée Fleming, HK Gruber, Eitetsu Hayashi, Marcel Khalifé, Arvo Pärt, Paquito D’Rivera, Esa-Pekka Salonen und Joe Zawinul. Kristjan Järvi lebt mit seiner Familie in Florida und Leipzig.

Johannes Malfatti ist ein in Berlin lebender und arbeitender Komponist und Diplom-Tonmeister, und Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Mit seiner Band Transformer di Roboter ist er seit 2002 auf Bühnen in ganz Europa zu Gast, als Mitglied des Noise-Kollektivs Chlor-ge- schlecht, das für sein Album Unyoga eine Honorary Mention bei der ARS Electronica 2004 erhielt, trat er 2009 in Royan und Bordeaux auf. Mit dem kanadischen Pop-Trio „Ensemble“ arbeitete er mit Björk, Cat Power, Lou Barlow und Dominique A. zusammen. Malfatti komponiert elektronische Musik, macht

26 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Elbipolis Barockorchester Hamburg klassische Arrangements für kleine Besetzungen oder großes Orchester und schreibt Musik für zahlreiche Filme. Seit 2005 ist er in Tanz- und Theaterproduktionen unter anderem für Laurie Young, Mikel Arístegui und Rainer Strecker tätig und arbeitet mit Künstlern wie Candice Breitz, Arno Coenen, D-L Alvarez und Benny Nemerofsky Ramsay zusammen.

Das Hamburger Elbipolis Barockorchester (Elbipolis = Stadt an der Elbe) versteht sich als Ensemble mit regionalen Wurzeln und Verbindungen zur eigenen Musikgeschichte, das offen für vielfältige internatio- nale musikalische Entwicklungen und Traditionen ist. 1999 gegründet, kann das Barockorchester eine rege Konzerttätigkeit sowie zwei CD-Veröffentlichungen vorweisen. Einladungen in die Kölner Philharmonie und zum Alten Werk des NDR Hamburg, zu Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Händel-Festspielen Halle, den Musikfestspielen Potsdam-Sanssouci, den Tagen Alter Musik Herne, dem Bremer Musikfest, dem Festival Musica Antiqua Brügge und dem Rheingau-Musik Festival markieren Meilensteine in der Biografie. 2010 wurde das Ensemble vom Goethe-Institut zu Konzerten in Süd- amerika eingeladen, 2011 debütierte Elbipolis in Brüssel auf Einladung des Palais des Beaux Arts.

NOVEMBER LOUNGE 27 Die Welle mit Kultur

FIGARO ist Radiogenuss der schönsten Art. Ein werbefreies Programm mit handverlesener Musik für Hörer mit Geschmack und Köpfchen. Abwechslungsreich und wohltemperiert, anregend und besinnlich. Kurz: Kultur und gut.

Frequenzen und Livestream: Hörerin fi garo.de Sophia Baron

28 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 FREITAG | 15. NOVEMBER 2013 | 19.30 Uhr | Löwengebäude (Aula der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

CANTATE ITALIANE

Yetzabel Arias Fernandez, Sopran

Maria Hinojosa Montenegro, Sopran

La Risonanza Trompete: Paolo Bacchin Violine 1: Elin Gabrielsson, Silvia Colli, Chiara Zanisi Violine 2: Rossella Croce, Rossella Borsoni, Ulrike Slowik Viola: Gianni de Rosa Violoncello: Caterina Dell’Agnello Kontrabass: Roberto Stilo

Musikalische Leitung: Fabio Bonizzoni, Cembalo

CANTATE ITALIANE 29 DAS PROGRAMM

Georg Friedrich Händel (1685–1759) Diana cacciatrice: „Alla caccia” Kantate für Sopran mit Chor und Instrumente HWV 79 Textdichter: unbekannt (wahrscheinlich Franceso Mazziotti)

Georg Friedrich Händel Aminta e Fillide: „Arresta il passo“ Kantate für 2 Soprane und Instrumente HWV 83 Textdichter: unbekannt (wahrscheinlich Francesco Mazziotti)

30 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 ZUM KONZERT

Angeblich soll Gian Gastone de Medici Georg Friedrich Händel in Hamburg getroffen und ihn nach Italien eingeladen haben, um sich dort auf dem Gebiet der Musik weiterzubilden, den italienischen Stil und den italienischen Geschmack kennen zu lernen. Händel ließ sich inspirieren; er fuhr erst nach Florenz und traf spätestens im Dezember 1706 in Rom ein. Dort komponierte er zunächst für den Marchese Francesco Maria Ruspoli. In Italien hielt er sich in Florenz, Neapel, Venedig und Rom auf, schrieb die Opern Agrippi- na und Rodrigo, die Oratorien Il Trionfo del Tempo e del Disinganno und La Resurrezione, die Serenata Aci, Galatea e Polifemo, lateinische Kirchenmusik, einige Kammerduette und -terzette, zahlreiche Kantaten für Solo und Basso continuo und große Kantaten mit Instrumenten. Zu letzteren zählen auch die in diesem Konzert gespielten „Alla caccia“ und „Arresta il passo“.

„Alla caccia“ (Diana cacciatrice) HWV 79

„Alla caccia“ ist eine Jagdkantate, besetzt mit Solosopran, Chorsopran, Trompete, zwei Violinen und Basso continuo. Händel komponierte sie für seinen Gönner Francesco Maria Ruspoli. Dem neuesten Forschungs- stand zufolge war sie vermutlich zur Aufführung bei einer Rotwildjagd mit Pferden und Hunden auf Ruspolis Anwesen in Cerveteri im Februar 1707 bestimmt. Anhand von Dokumenten aus Ruspolis Besitz kommt Ursula Kirkendale zu dem Schluss, dass Diana cacciatrice am Abend des 23. Februar während einer conversazione, eines Gesellschaftsabends, erklungen sein muss. Die Hauptakteure waren die Sängerin Margherita Durastanti und Händel. Wer den Chorsopran (übrigens ebenfalls eine Solostimme) gesungen und wer die Instrumente gespielt hat, ist nicht bekannt. Bis heute konnte nicht vollständig geklärt werden, wie die Kantate in ihrer ursprünglichen Gestalt aussah. Ruspolis Rechnungsbüchern zufolge soll die Abschrift des Kopisten Antonio Angelini 52 Seiten umfasst haben (eventuell gehörten hier noch die ausgeschriebenen Stimmen dazu). Es sind bisher jedoch nur 12 Seiten von Händels originaler Handschrift aufgefunden worden. Das Autograph gelangte zunächst in den Besitz von Fortunato Santini, eines römischen Komponisten und Priesters, der Musikhandschriften sam- melte. Dieser zertrennte das Manuskript und verschenkte die einzelnen Teile an verschiedene Empfänger. Auch nach dem Fund eines weiteren Notenblattes aus dem Autograph (publiziert 2004) mit dem Rezita- tiv Tacete, olà, tacete, das in der Hallischen Händel-Ausgabe (1994/1999) noch nicht enthalten ist, und einer gestrichenen Version des Solo e Coro Alla caccia, von der man nicht weiß, ob Händel sie selbst verworfen hat oder ob sie aufgeführt wurde, ist es nicht sicher, ob nicht noch weitere Bestandteile fehlen. Wäre die Streichung vom Komponisten selbst, dann müssten die überlieferten Sätze folgendermaßen angeordnet werden: 1. La Marche, 2. Recitativo Alla caccia, 3. Aria Foriera la tromba, 4. Coro Alla caccia (2. Version), 5. Recitativo Tacete, olà, 6. Arietta Di questa selva. Fabio Bonizzoni hat sich dafür entschieden, die Kantate mit beiden Versionen des Coro Alla caccia aufzuführen. „Diana cacciatrice“ beginnt mit einem Marsch. Dann ruft Diana ihre Nymphen zur Jagd auf. Sie sollen ihre Waffen herrichten, die Hunderudel zusammenstellen und noch vor Sonnenaufgang zu Pferde in den Wald aufbrechen. Nicht das Horn, wie man es bei einem solchen Anlass erwarten würde, sondern die Trompete erklingt. Im Chor erschallt der Aufruf, den Gott der Liebe vorübergehend zu vergessen, sich ganz dem

CANTATE ITALIANE 31 Vergnügen der Jagd hinzugeben und die Beute zu hetzen. Diana und ihre Nymphen nähern sich schwei- gend dem Wald. So lange der treue Melampo Diana auf den unsicheren Wegen begleitet, fühlt die Göttin der Jagd sich im Wald sicher. (Melampo war einer der Hunde des Jägers Aktaeon, den Diana in einen Hirsch verwandelte und von seinen Hunden zerreißen ließ, weil er sie beim Baden beobachtet hatte.) Da die Kantate nach Abschluss der Jagd aufgeführt wurde, könnte man vermuten, dass dem Aufruf zur Jagd ursprünglich auch noch eine Beschreibung derselben folgte. Im gesamten Verlauf der Kantate sind deutlich die typischen Motive der Jagdmusik herauszuhören. Der Marsch beginnt mit Tonrepetitionen, nachempfunden dem Begrüßungssignal zur Jagd. Charakteristisch im weiteren Verlauf sind die Dreiklangsmotive und Quartsprünge. Mit einem Quartsignal beginnt auch das erste Rezitativ. Besonders reizvoll ist der Coro Alla caccia mit seinen zweifachen Echoeffekten: erst der zweite Sopran, dann die Trompete imitieren nacheinander das Motiv des ersten Soprans. Die Arie Di questa selva ist ein Menuett. Händel entlehnte dafür die Musik der Arie Hebet und senket den fertigen Fuß aus der Oper Die edelmütige Octavia, die der Geiger, Komponist und Tanzlehrer Pantaleon Hebenstreit 1705 für Reinhard Keisers Werk komponiert hatte. Als Abschluss erklingt die kurze Fassung des Coro und umschließt so den zweiten Teil der Kantate wie einen Rahmen.

Aminta e Fillide: „Arresta il passo“ HWV 83

„Arresta il passo“ ist eine dramatische Kantate für zwei Soprane, Streicher und Bassi von außergewöhn- licher Länge. Textdichter ist vermutlich Francesco Mazziotti. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, wann Händel das Werk komponiert haben könnte, doch die Theorie von Ursula und Warren Kirkendale, Händel habe sie für sein Debüt in Rom bei Marchese Francesco Maria Ruspoli geschrieben, wo sie ver- mutlich am 26. Dezember 1706 zu einer seiner regulären conversazioni aufgeführt wurde, ist sehr über- zeugend. „Arresta il passo“ kann die Aufforderung an den Neuankömmling Händel sein, bei Ruspoli zu bleiben. Dass die Aufführung bei der conversazione zu Weihnachten stattgefunden haben könnte, schließt Ursula Kirkendale aus der Textstelle „Dio bambin“ in der Arie Nr. 6. Man kann annehmen, dass Margherita Durastanti und Pasqualino Tiepoli die Sopranpartien gesungen haben. Die Kantate wurde noch erweitert: Die Arie „Chi ben ama“, das Rezitativ „E pur, Filli vezzosa“, die Arie „Non si può“ und das Rezitativ „O felice in amor“ wurden nachträglich eingeschoben. Später ließ Ruspoli das Werk am 14. Juli 1708 zur „Sommerweihnacht“, die die Accademia degli Arcadi zelebrierte, wie aus dem Bericht ihres Präsidenten Giovanni Maria Crescimbeni hervorgeht, noch einmal in seinem Garten in der via Merulana aufführen. Anna Maria de Piedz sang die Rolle des Aminta, Margherita Durastanti die der Fillide. Der Hirt Aminta hat sich in die schöne Nymphe Fillide verliebt. Sie weist ihn zurück und flieht vor ihm, er verfolgt sie. Es entspinnt sich ein Wortwechsel. Aminta wirft Fillide Grausamkeit vor, Fillide hält es für eine Torheit, jemanden anzubeten, der die Liebe verschmäht. Aminta versucht, sie zu überzeugen, dass Liebe etwas köstliches ist, doch die Nymphe will frei sein und kein Liebesleid erdulden müssen. Allmäh- lich zeigen jedoch Amintas Worte eine Wirkung auf Fillide, die sie aber nicht zulassen will. Er soll schwei- gen, denn seine Worte besitzen zu große Macht. Doch Aminta redet weiter und erweicht Fillides Wider- stand, bis sie sich schließlich nicht mehr wehren kann. In der Arie Nr. 6 „Sento il Cieco Dio bambin“ gibt sie zu, dass Amors Pfeil sie getroffen hat. Sie kann sich der Liebe nicht mehr entziehen. Aminta hat ge- siegt, und er verspricht Fillide die Treue. Der süße Liebesschmerz bringt beiden schließlich Freude und

32 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Zufriedenheit. Beharrlichkeit und Treue können mit Hilfe der Götter ein unerbittliches und grausames Herz doch besiegen. Händel greift geschickt die Grundstimmung der einzelnen Handlungsabschnitte auf und zeigt schon kurz nach seiner Ankunft in Italien die große Palette seiner ihm zur Verfügung stehenden Gestaltungsmöglich- keiten. Die Struktur der Orchesterbegleitung in den verschiedenen Sätzen ist sehr abwechslungsreich, und er verwendet viele Tanzsätze. Die Kantate beginnt mit einer getragenen französischen Ouverture (später für Rinaldo in gleicher Funkti- on verwendet), die in einen furiosen Teil (Flucht der Fillide vor dem sie verfolgenden Liebhaber) übergeht, der durch Amintas atemlosen Ausruf „Arresta, arresta il passo“ abrupt beendet wird. Aminta bittet die Nymphe, ihn anzuhören, die Instrumente begleiten den Gesang im A-Teil unisono. Der B-Teil, lyrisch und bittend, wird nur vom Continuo begleitet. Die folgende Arie „Fiamma bella“, entlehnt aus Reinhard Keisers Orpheus Ander Theil (Hamburg 1702), ist ein koketter Walzer im 9/8-Takt, ein richtiger Ohrwurm, den Händel in seiner Oper Agrippina gleich wieder verwendete, so wie auch viele der anderen Sätze dieser Kantate in den späteren Opern Händels neues Leben eingehaucht bekamen. „Forse ch’un giorno“ ist eine Continuo-Arie, charakterisiert von einem lebendigen Thema der Basslinie mit einem Dezimensprung am Anfang, das kontinuierlich in Sequenzen wiederholt wird. In „Fu scherzo, fu gioco“ animierte der Text Händel zu musikalischen Spielereien, die Leichtigkeit, Schwung und Humor in die Musik zaubern. Das sind beispielsweise die Kontraste zwischen Forte und Piano, Trio- lenpassagen, die einen reizvollen Kontrast bilden, und Wechsel zwischen Soli und Tutti. Wunderbar, elegisch und verführerisch ist die Arie Nr. 5 „Se vago rio fra sasse frange“ im 12/8-Takt. Das Orchester spielt pizzicato. Händel verwendete sie als Arie für zwei Sirenen „Il vostro maggio de’bei verdi anni“ in der zweiten Fassung von Rinaldo wieder. Nach dieser Arie Amintas gibt Fillide ihren Widerstand auf, und in der folgenden lyrischen Arie „Sento il Cieco Dio bambin“, überschrieben mit amoroso, gesteht sie, dass sie verwandelt ist. Verwandelt ist auch ihr musikalischer Tonfall, sie wirkt nicht mehr widerspenstig. Freudig bejubelt Aminta seinen Sieg in „Al dispetto“ in langen Koloraturen auf dem Rhythmus eines Menuetts. Fillides Arie „È un foco quel d’amore“ ist eine feurige Gigue mit retadierenden Momenten, die den Kon- trast der Gefühle der von Liebesglut durchdrungenen Nymphe eindrucksvoll widerspiegelt. Diese Arie wurde ebenfalls in Agrippina übernommen. Aminta besingt Beständigkeit und Treue in einer Bourrée: „Chi ben ama non paventi“. Die Streicher agieren hier im Wechsel zwischen tutti und soli, Liebe und Treue werden mit lang ausgehaltenen Tönen und ausgedehnten Koloraturen untermalt, die Arie verklingt im Pianissimo. Für Fillides letzte Arie, in der sie Glück und Liebesglut schildert, wählte Händel den Grundrhythmus eines Passepied, eines leichten französischen Rundtanzes, der den Hörer in eine heitere fröhliche Stimmung versetzt. Die Kantate schließt mit einem kontrapunktisch gearbeiteteten virtuosen Duett der zusammen- geführten Liebenden.

Annette Landgraf

CANTATE ITALIANE 33 Yetzabel Arias Fernandez Maria Hinojosa Montenegro Fabio Bonizzoni

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Die Sopranistin Yetzabel Arias Fernandez wurde in Kuba geboren und studierte Chorleitung am Ama- deo Roldán Konservatorium und Gesang am Instituto Superior de Arte in ihrer Heimatstadt Havanna. In Mailand vervollständigte sie ihre Studien bei Vincenzo Manno und Fernando Cordeiro Opa. Sie gewann zahlreiche Preise und arbeitete mit den besten italienischen Ensembles barocker Musik wie der Accademia Bizantina, La Risonanza, Academia Montis Regalis, dem Arion Ensemble, Orchestra Milano Classica, La Venexiana, I Barocchisti, Sinfonieorchester der RAI Turin mit Dirigenten wie Ottavio Dantone, Diego Fasolis, Antonio Florio, Ruben Jais, Helmuth Rilling. In Händels Il Trionfo del Tempo e del Disinganno sang sie die Rolle der Piacere. Mit Fabio Bonizzoni nahm sie mehrere CDs für das Label Glossa auf, dar- unter Händels Clori, Tirsi e Fileno.

Die spanische Sängerin María Hinojosa Montenegro wurde 1979 in Sabadell geboren und schloss ihr Diplom in Gesang und Lied an der ESMUC Barcelona mit dem höchsten Prädikat und einer Ehrenauszeich- nung ab. Es folgte eine intensive Tätigkeit als Sängerin bei den wichtigsten europäischen Festivals, in Südamerika und den USA in Interpretationen der Hauptrollen des barocken und des klassischen Reper- toires sowie des Belcanto. Sie arbeitet mit bekannten Formationen der Alten Musik zusammen, u. a. unter der Leitung von Gabriel Garrida, Ottavio Dantone, Rinaldo Alessandrini, Eduardo Lopez Banzo, Enrico Onofri, Pablo Heras Casado, Pablo Gonzalez und Martin Gester. Ihr Tätigkeitsfeld erstreckt sich auf Kom- positionen vom Barock bis hin zur zeitgenössischen Musik. Unter ihren zahlreichen CD-Produktionen finden sich beispielsweise Einspielungen von Gli Amori d’Apollo e di Dafne von Cavalli unter Gabriel Garrido, Peter Philips, un ingles en la Flandes espanola mit der Capella

34 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 La Risonanza

Mediterranea, Vivaldis Juditha Triumphans unter Ottavio Dantone, J. Castels barocke Zarzuelas La Fontana del Placer, Boccherinis La Clementina und G. Bonos L’Isola Disabitata unter Pablo Heras. Zu ihren nächsten Projekten zählen u. a. Rollen in Porporas Oper Semiramide riconosciuta mit der Accademia Bizantina und Pergolesis La Salustia beim Festival Pergolesi Spontini in Jesi.

La Risonanza, 1995 von Fabio Bonizzoni gegründet, ist ein Ensemble, das aus Sängern und Instrumen- talisten besteht. Das Kammerorchester musiziert auf historischen Instrumenten. Bevorzugtes Repertoire ist Musik im italienischen Stil vom Ende des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die erste CD, die das Ensemble 1996 einspielte, ist vollständig Girolamo Frescobaldi gewidmet. Es folgten CDs mit der Missa Non sine quare von Johann Caspar Kerll, Kantaten von Barbara Strozzi und Luigi Rossi, Giuseppe Sammartini, Michel Corrette und mit den Orgelkonzerten von Joseph Haydn. Seit 2002 arbeitet La Risonanza mit dem spanischen Label Glossa zusammen und spielte 2009 alle Kantanten mit Instru- menten von Georg Friedrich Händel ein. Die erste CD mit den Kantaten für Kardinal Pamphili wurde mit dem „Stanley Sadie Handel Recording Prize 2007“ ausgezeichnet.

Fabio Bonizzoni ist ein italienischer Cembalist und Organist. Er studierte von 1987 bis 1994 unter Ton Koopman am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Nachdem er, meist als Continuo-Spieler, in einigen der bedeutendsten Orchestern für Alte Musik wie Le Concert des Nations unter Jordi Savall, dem Amster- dam Baroque Orchestra unter Ton Koopman und Europa Galante unter Fabio Biondi gewirkt hatte, arbei- tet er jetzt vorwiegend als Solist und Leiter seines eigenen Ensembles La Risonanza. Fabio Bonizzoni ist Professor für Cembalo an den Konservatorien in Trapani (Italien), Lugano (Schweiz) und Den Haag (Holland). Er ist Präsident der Associazione Hendel, einer Gesellschaft, die sich dem Stu- dium von Händels Musik in Italien widmet.

CANTATE ITALIANE 35 DAS TEXTBUCH

Georg Friedrich Händel Diana cacciatrice: „Alla caccia” Kantate für Sopran mit Chor und Instrumenten HWV 79 Textdichter: unbekannt wahrscheinlich Francesco Mazziotti) Recitativo Alla caccia, o mie ninfe seguaci, Auf zur Jagd, zur Jagd, o meine getreuen Nymphen! pria che il sol coi raggi Noch ehe die Sonne mit ihren Strahlen den Tag vergoldet, il giorno indori, l’armi ognuna prepare, richte eine jede ihre Waffen her e il can veloce al proprio branco affidi. und teile den flinken Hund seinem rechten Rudel zu. Già son pronti I destrieri, Schon sind die Pferde bereit; andiam su liete alla vicina selva, lasst uns froh in den nahen Wald aufbrechen, dei cignali alla preda e d’ogni belva. den Eber jagen und alles Wild. 1. Aria Foriera la tromba Die weit tönende Trompete la meta c’addita, zeigt uns das Ziel, col suono c’invita mit ihrem Klang lädt sie uns a un sì lieto dì. zu einem solch frohen Tag. E allorchè rimbomba Und wenn sie schallt con voce scolpita, mit eherner Stimme, un eco l’imita ahmt ein Echo sie nach dicendo così: und ruft so: 2. Coro Alla caccia, Auf, zur Jagd, mie fide compagne, meine treuen Gefährtinnen, e solo un momento und für kurze Zeit ognuna dal core lasse eine jede im Herzen del nume d’amore ab von dem Gott der Liebe si privi e disfaccia. und sage sich los von ihm. Recitativo Tacete, olà, tacete, Schweigt, o schweigt, già vicina e la selva, schon nah ist der Wald, ove il valor di Filli, wo die Tüchtigkeit von Phyllis, di Clori ed Amarilli Cloris und Amarillis pompa far dee. Eindruck machen soll. Su via, nimfe seguaci, Los, Nymphen, folgt hierher! sitibonda ogn’un sia di preda, Eine jede sei begierig auf Beute, e intanto in voi sia desto und gleichzeitig sei in euch wach un nobile furore, ein edles Ungestüm, e gareggin fra lor und in euch wetteifere la destra e il colore. die Rechte mit dem Geist. 3. Arietta Di questa selva fra dubbie vie Auf unsicheren Wegen in diesem Wald Melampo fido sia scorta al piè. sei der treue Melampo* Geleit meinem Fuß. Nulla pavento, sia notte o die, Ich fürchte nichts, sei es bei Tag oder Nacht, mentr sicura son di sua fè. solange ich seiner Treue sicher bin. 4. Coro Alla caccia, Auf, zur Jagd, mie fide compagne, meine treuen Gefährtinnen,

36 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 e solo un momento und für kurze Zeit ognuna dal core lasse eine jede im Herzen del nume d’amore ab von dem Gott der Liebe si privi e disfaccia. und sage sich los von ihm. *ein Hund des Aktaeon (Ovid, Metamorphosen III) (Übersetzung von Frieder Flesch und Annette Landgraf)

Georg Friedrich Händel Aminta e Fillide: „Arresta il passo“ HWV 83 Kantate für 2 Soprane und Instrumente Textdichter: unbekannt (wahrscheinlich Francesco Mazziotti) Recitativo Rezitativ Aminta Aminta Arresta il passo, ninfa, di questo cor empia, Halt an den Schritt, Nymphe, grausame Tyrannin über dieses Herz! tiranna! E se il duol che m‘affanna, come Und wenn du von dem Leid, das mich quält figlio d‘amor udir non vuoi, soffri almen, als eine Folge der Liebe, nichts hören willst, so dulde es wenig- spietata, come effetto crudel de scherni tuoi. stens, Mitleidlose, als die grausame Wirkung deines Spotts. 1. Aria. Aminta 1. Arie. Aminta Fermati, non fuggir! Halt an, fliehe nicht, lasciami pria morir, erst lass mich sterben, Fillide ingrata! undankbare Fillide! Scorgi la mia costanza, Sieh meine Beständigkeit, poi, se rigor t‘avanza, dann, wenn deine Härte bestehen bleibt, scacciami del tuo sen, verjage mich aus deinem Herzen, bella ostinata! hartnäckige Schöne! Recitativo Rezitativ Aminta Aminta Questa sol volta almeno odi le mie querele, Wenigstens dieses eine Mal höre meine Klagen, ascolta i miei sospiri. höre auf meine Seufzer! Fillide Fillide Tu mi chiami crudele senz‘avvederti ancora Du nennst mich grausam, ohne auch nur zu bemerken, quanto lontan del giusto erri e deliri. wie weit du von der Wahrheit abweichst und irre redest. Aminta Aminta Dunque l‘amarti e l‘adorarti, o cara, stimi Also hältst du, o Geliebte, es für eine Torheit, una follia? dich zu lieben und anzubeten? Fillide Fillide Seguir chi fugge e chi l‘amor disprezza è Jemandem anzuhängen, der einen flieht und die Liebe ver- proprio d‘alma a delirare avvezza. schmäht, ist einem Herzen eigen, von dem man gewohnt ist, dass es nicht bei sich ist. 2. Aria. Fillide 2. Arie. Fillide Fiamma bella che la ciel s‘invia, Die schöne Flamme, die zum Himmel aufsteigt, s‘Euro infido gli nega l’effetto, muss ihre gewohnte Bahn ändern, cangia a forza l‘usato sentier. wenn der unbeständige Euro [der Südostwind] ihr die Wirkung streitig macht. Così ancora se cruda, se ria, So wende auch du, wenn ich hart und grausam te discaccio da questo mio petto dich aus meinem Herzen verjage, volgi altrove l‘amante pensier. woandershin deine verliebten Gedanken.

CANTATE ITALIANE 37 Recitativo Rezitativ Fillide Fillide Credi a’ miei detti, Aminta, e lascia in pace Glaube meinen Worten, Aminta, und lass mich in Frieden, me, che per genio e per costume antico ho die ich aus Vernunft und althergebrachter Gewohnheit troppo in odio l‘amorosa face. Hass hege gegen die Flamme der Liebe. Aminta Aminta Come in odio aver puoi quella face d‘amor Wie kannst du Hass empfinden gegen jene Fackel der Liebe, che ogni momento si vede sfavillar ne‘lumi tuoi? die man jeden Moment in deinen Augen strahlen sieht? 3. Aria. Aminta 3. Arie. Aminta Forse ch’un giorno il Dio d‘amore Vielleicht vermag eines Tages potrebbe al core der Gott der Liebe piaga formarti dir eine Wunde zuzufügen, che sia mortal. die tödlich sein wird. Che bel mirarti Wie schön, dich dann allor languire, schmachten, leiden sehen, penar, soffrire erdulden die scharfen Stiche l‘aspre punture d‘acuto stral. des spitzen Pfeils. Recitativo Rezitativ Fillide Fillide Invano, invan presumi scuotere il mio pensier Umsonst maßt du dir an, meine Meinung che di Cupido l‘arco schernisco e dello stral mi rido. zu erschüttern, denn ich verachte Cupidos Bogen, und seinen Pfeil verlache ich. Aminta Aminta Deh! per pietà rispondi, ninfa bella e crudele, Ach, um Himmels willen, antworte, schöne und grausame Nym- se ti specchiasti mai nel rio, nel fonte, phe, wenn du dich jemals im Bach, in der Quelle gespiegelt hast, come amor non asconde di tua rara beltade? wieso verbirgst du nicht deine Liebe zu deiner auserlesenen E se ami e se conosci del tuo volto gentil Schönheit? tutti i tesori perché non brami ancor che altri adori? Und wenn du alle Köstlichkeiten deines reizenden Antlitzes kennst und liebst, warum verlangt es dich nicht auch danach, dass ein anderer sie verehrt? Fillide Fillide Perché non vuò, pastor, ch’il fonte Weil ich nicht will, Schäfer, dass die Quelle und o il rio s‘accrescan coll‘umor del pianto mio. der Bach anschwellen von der Flut meiner Tränen. 4. Aria. Fillide 4. Arie. Fillide Fu scherzo, fu gioco Es war Scherz, es war Spaß, chi disse ch’il foco wer immer auch sagte, dass die Glut del nume di Gnido des Gottes von Gnido [Cupido] contento ci dà. Zufriedenheit schenkt. Quel cor che non pena So singt das Herz, nell‘aspra catena das nicht leidet così per diletto in harten Banden, cantando sen va. vergnügt vor sich hin. Recitativo Rezitativ Fillide Fillide Libero piè fugga dal laccio e i giorni Frei soll der Fuß der Schlinge entfliehen, coll‘aura sol di libertà respiri. und alle Tage will ich nur die Luft der Freiheit atmen. Aminta Aminta Quei che sembran martiri Was Leiden zu sein scheint, che han faccia di tormenti was den Anschein von Qualen hat, d‘ogni amator nel seno, wandelt sich, Fillide, im Herzen Fillide, in un baleno eines jeden Liebenden im Nu si cangiano in piaceri e contenti. in Vergnügen und in Freude.

38 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Dunque se ciò t‘affrena Wenn also dies dich zurückhält, vieni pur lieta, o cara, geh nur freudig, o Teure, incontro alla dolcissima catena. den süßesten Banden entgegen. Fillide Fillide Taci, pastor, non più. Schweig, Hirte, nicht weiter! Aminta Aminta Come dunque, crudele, So willst du also, Grausame, più ascoltarmi non vuoi? mich nicht länger anhören? Fillide Fillide No, perché han troppo forza i detti tuoi. Nein, denn deine Worte besitzen zu große Macht. Aminta Aminta Ah! barbara, inumana, Ach, Grausame, Unmenschliche, se la giusta cagione dell‘amor mio wenn du den rechten Grund meiner Liebe nel mio parlar comprendi, aus meinen Worten erkennst, wieso come di pari ardor tu non t‘accendi? entbrennst du nicht in gleicher Glut? 5. Aria. Aminta 5. Arie. Aminta Se vago rio Wenn der liebliche Bach fra sasse frange auch an den Felsen l‘amato argento, die geliebten Silberwellen al fin contento bricht, ruht er am Ende posa nel mare. doch zufrieden im Meer. Ma il ciglio mio Aber mein Auge, che sempre piange, das ständig weint, non trova seno findet kein Herz, che porge freno das sein Leiden endet. al suo penare. Recitativo Rezitativ Fillide Fillide D‘un incognito fuoco Schon fühle ich già sento a poco a poco in meiner Brust allmählich le vampe entro del seno. die eines unbekannten Feuers. Mia cara pace, addio! Mein geliebter Friede, lebe wohl! Vuol di me vendicarsi il cieco Dio. Der blinde Gott will sich an mir rächen. 6. Aria. Fillide 6. Arie. Fillide Sento il Cieco Dio bambin Ich spüre, dass der himmlische Knabe col strale suo divin mit seinem göttlichen Pfeil m‘ha il sen piagato. meine Brust verwundet hat, E già questo mio cor und schon lehnt dies più non ricusa amor mein Herz Liebe nicht mehr ab ed è cangiato. und ist verwandelt. Recitativo Rezitativ Aminta Aminta Felicissimo punto in cui nel seno Allerglücklichster Augenblick, la fiamma ti giunge, da meine Glut dich erreicht e l‘amoroso dardo il cor ti punge. und der Pfeil der Liebe das Herz dir verwundet. 7. Aria. Aminta 7. Arie. Aminta Al dispetto di sorte crudele Dem grausamen Schicksal zum Trotz costante e fedele wird diese Seele quest‘alma sarà. beständig und treu sein; Che se Filli ad amarmi si muove, denn wenn Fillide sich dazu son chiare le prove bewegen lässt, mich zu lieben, di sua fedeltà. sind klar die Beweise ihrer Treue.

CANTATE ITALIANE 39 Recitativo Rezitativ Fillide: Fillide Vincesti, Aminta, e l‘amoroso affanno Du hast gesiegt, Aminta, und das Liebesleid per dichiararmi affatto di libertade priva, macht sich schon zum Tyrannen über mein Herz, già nell‘anima mia si fa tiranno; um mich für gänzlich der Freiheit beraubt ma con tanta dolcezza zu erklären; aber mit solcher Süße usa i rigori che il rio martoro, gebraucht es seine Härte, dass die bittere Qual, quando mi giunge in seno wenn sie mein Herz trifft, in den Mantel veste manto di gioia e di tesoro. von Freude und von Köstlichkeit gekleidet ist. 8. Aria. Fillide 8. Arie. Fillide È un foco quel d‘amore Die Liebesglut che penetra nel core, durchdringt das Herz, ma come, non si sa. doch wie, das weiß man nicht. S‘accende a poco a poco Sie entzündet sich allmählich, ma poi non trova loco aber dann kennt sie keine Grenzen e consumar ti fa. und verzehrt dich ganz. Recitativo Recitativo Aminta Aminta Gloria bella di Aminta mirar Fillide Es ist Amintas schöner Ruhm, die reizende Fillide vaga dalla sua fedeltà costretta e vinta. von seiner Treue bezwungen und besiegt zu sehen. Fillide Fillide Sì, sì, vincesti. Ja, ja, du hast gesiegt. Aminta, Fillide Aminta, Fillide Ed io fedele amante … Und treu liebend … Ed io sempre costante … Und immer treu … Fillide Fillide dirò che non fu mai vana speranza werde ich sagen, dass es niemals eitle Hoffnung war, vincer l‘altrui rigor con la costanza. eines anderen Strenge durch Beharrlichkeit zu besiegen. Aminta Aminta ridir potrò, che spargere querele werde ich sagen können, dass man nie ein non fu mai vista indarno alma fedele. treues Herz vergeblich wehklagen gesehen hat. 9. Aria. Aminta 9. Arie. Aminta Chi ben ama non paventi Wer recht liebt, zweifle nicht, di trovar un dì pietà. eines Tages erhört zu werden; Che ministre dei contenti denn die Dienerinnen der Glücklichen son costanza e fedeltà. sind Beständigkeit und Treue. Recitativo Rezitativ Aminta Aminta E pur, Filli vezzosa risolvi di dar pace Und nun willst du, reizende Fillide, alle mie pene? meinen Leiden Frieden schenken? Fillide Fillide La mia gioia, il mio bene, Meine Lust, mein Glück altri non è che Aminta, ist kein anderer als Aminta, e questo core und mein Herz brennt ganz arde tutto per te d‘immenso amore. für dich in grenzenloser Liebe. 10. Aria. Fillide 10. Arie. Fillide Non si può dar un cor Es kann kein Herz geben, sì felice in amor das so glücklich in der Liebe come il cor mio. ist wie mein Herz. Quel bene che mi piace Der Geliebte, der mir gefällt, sente la stessa face, fühlt dieselbe Glut,

40 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 ed hanno le nostre alme und unsere Herzen un sol desio. haben nur einen Wunsch. Recitativo Recitativo Aminta / Fillide Aminta / Fillide O felice in amor dolce tormento, O glücklich der süße Liebesschmerz, se partorisce al fin gioie e contento! wenn er am Ende Freuden und Zufriedenheit hervorbringt! 11. Duetto. Aminta / Fillide 11. Duetto. Aminta / Fillide Per abbatter il rigore Um die Unerbittlichkeit eines grausamen, d‘un crudel spietato core mitleidlosen Herzens zu besiegen sind forte scudo è la costanza ein starker Schild die Beharrlichkeit e il valor di fedeltà. und die Tugend der Treue. Volga al cielo i sguardi, ai numi Wer am Glanz jener schönen Augen chi al fulgor di quei bei lumi die Hoffnung nähren will, eines Tages vuol nutrire la speranza Erhörung zu finden, richte zum Himmel, di trovar un dì pietà. zu den Göttern den Blick.

CANTATE ITALIANE 41 QUALITÄT IN OKTAVEN UND OKTAN

Georg Friedrich Händel begeistert auch heute noch viele Menschen mit seiner Musik. Wir wünschen allen Besuchern der „Händel im Herbst“-Tage ein klangvolles Vergnügen und freuen uns bereits heute auf die Händel- Festspiele vom 5. bis 15. Juni 2014.

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Festkonzert mit William Christie UND Les Arts Florissants

Emmanuelle de Negri, Sopran

Les Arts Florissants

Musikalische Leitung: William Christie

DAS PROGRAMM

Georg Friedrich Händel (1685–1759)

„The ways of Zion do mourn“ HWV 264 Funeral for Queen Caroline (Trauer-Anthem für Königin Caroline) Text: nach verschiedenen Texten des AT zusammengestellt von George Carleton (?)

Pause

„Silete venti“ HWV 242 Motette für Sopran und obligate Instrumente Text: Paolo Antonio Rolli (?)

Concerto grosso op. 6 Nr. 6 g-Moll HWV 324 Largo (e) affettuoso – A tempo giusto – Musette: Larghetto – Allegro – Allegro

„The King shall rejoice“ HWV 260 Anthem III Text: Psalm 21, V. 1, 5, 3 (Book of Common Prayer)

Das Konzert wird von MDR Figaro aufgezeichnet und am 17.11.2013, 19.30 Uhr, gesendet.

FESTKONZERT MIT WILLIAM CHRISTIE UND LES ARTS FLORISSANTS 43 ZUM KONZERT

Als Queen Caroline (Wilhelmine Karoline von Brandenburg-Ansbach) am 20.11.1737 nach langer Krankheit starb, verlor Großbritannien eine seiner beliebtesten und einflussreichsten Königinnen. Die Gemahlin von König Georg II. hatte sich nicht nur durch Toleranz, Klugheit und politisches Geschick ausgezeichnet, sondern auch durch ihr Engagement für Wissenschaft und Kunst. Einer ihrer besonderen Schützlinge ist Händel gewesen, den sie seit dessen Zeit in Hannover gekannt, geschätzt und hinsichtlich aller Belange, die mit seiner Position am Hof zusammenhingen, gefördert hatte. Wie hoch Händel in der Gunst der Königin – und des Königs – stand, zeigt sich nicht nur darin, dass er bereits zur Krönung von Georg II. und Caroline am 11. Oktober 1727 Musik komponieren durfte (Coronation ), sondern auch in seiner Bevorzugung vor einheimischen Komponisten bei der Auswahl der Trauermusik für Königin Caroline. Händel arbeitete vom 5. bis zum 12. Dezember 1737 an dem Anthem „The ways of Zion do mourn“. Auf- grund komplizierter Baumaßnahmen, die vorab am Bestattungsort vorgenommen werden mussten, wurde die Königin erst am Abend des 17. Dezembers in einer etwa dreistündigen Zeremonie in der Henry VII’s Chapel in der beigesetzt. Den Abschluss des Gottesdienstes bildete Händels Musik. Ohne Solisten, ausschließlich für fünfstimmigen Chor und Orchester geschrieben, ist das Funeral Anthem Händels einziges echtes „Full Anthem“. Mit zwei Oboen, zwei Violinen, Viola, Fagott und Basso continuo steht es der Gruppe der kleiner besetzten Anthems für die näher als den großbesetzten. 1737 jedoch wurde es in einer geradezu überwältigend starken Besetzung dargeboten. Die Literatur schwankt zwischen einer Zahl von 140 bis 180 Mitwirkenden, unter ihnen Musiker aus der königlichen Kapelle und dem Opernorchester und Choristen von der Chapel Royal, Westminster Abbey, St. Paul und Windsor. Obgleich kein öffentliches Begräbnis, wurde es einer Königin angemessen mit Pracht zelebriert. So ließ die königliche Familie eigens für die Aufführung von Händels Trauermusik vom hofeigenen Orgel- baumeister Christopher Shrider in der Kapelle eine Orgel errichten. Wie es in einem Brief des Bischofs von Chichester, Francis Hare, vom 18. Dezember 1737 an seinen Neffen geschrieben steht, wurde der englische Text des Funeral Anthem aus diversen Bibelversen vom „Sub- Dean“ zusammengestellt. Nach neuen Erkenntnissen handelt es sich hierbei wohl nicht, wie landläufig angenommen, um den Sub-Dean der Westminster Abbey, Edward Willes, sondern um den Sub-Dean der Chapel Royal, George Carleton. Vorlage für die Psalmverse war das Book of Common Prayer, für die üb- rigen Bibelstellen die King James . Im Einzelnen sind dies (nach der Zählung Martin Luthers): Nr. 2: Klagelieder Jeremias 1, V. 4 und 11; 2, V. 10 Nr. 3: 2. Samuel 1, V. 19; Klagelieder Jeremias 1, V. 1 Nr. 4: Hiob 29, V. 14 Nr. 5: Hiob 29, V. 11 (mit Ersetzung der 1. Person Sing. durch die 3.) Nr. 6: 2. Samuel 1, V. 19; Klagelieder Jeremias 1, V. 1 Nr. 7: Hiob 29, V. 12 (mit Ersetzung der 1. Person Sing. durch die 3.); Sirach 36, V. 25; Philipper 4, V. 8 (NT) Nr. 8: 2. Samuel 1, V. 19; Klagelieder Jeremias 1, V. 1 Nr. 9: Psalm 112, V. 6; Daniel 12, V. 3 Nr. 10: Sirach 44, V. 13

44 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Nr. 11: Sirach 44, V. 14 und 15; Weisheit Salomos 5, V. 15 Nr. 12: Weisheit Salomos 5, V. 16 Nr. 13: Psalm 103, V. 17. Die genannten Bibelstellen wurden nur in Teilen in den Text des Funeral Anthem übernommen, um einen fortlaufenden Wortsinn zu erhalten. Händel behandelte den Text dabei als Einheit und unterteilte ihn selbst in inhaltliche Abschnitte, denen bestimmte Emotionen zugrunde liegen. Die auf psychologisch und theo- logisch durchdachte Weise geordneten Stimmungen führen von expressiver Klage (Nr. 2, 3, 6, 8), friedvol- ler Trauer und Lobpreis auf die verstorbene Königin (Nr. 4, 5, 7) hin zu Hoffnung und Gotteslob (Nr. 9–13). Händels Komposition setzt diese Inhalte in wunderbare Musik um und gedenkt mit ihren Anklängen an lutherische Choräle, Johann Philipp Krieger, Heinrich Schütz und Jacobus Gallus der Herkunft der Queen.

Auf dem Gebiet der lateinischen Kirchenmusik ist die Motette „Silete venti“ für Sopran und Orchester eines der schönsten Werke Händels. Ihre Entstehungs- und Aufführungsgeschichte ist, anders als bei ihren Gattungsverwandten, weitgehend unbekannt. Nach neuesten Vermutungen ist ihre Komposition nicht mehr im Zusammenhang mit dem römischen Kardinal Carlo Colonna, den Händel von seinem Italienauf- enthalt in den Jahren 1706–1709 her kannte und den er 1729 erneut besuchen wollte, zu suchen, sondern vielmehr im Zusammenhang mit Händels Primadonna Francesca Cuzzoni, die aus Frankreich eine Ein- ladung für ein Gastspiel im Juli 1724 erhielt. Für diese Annahme sprechen u. a. zwei Gründe: Erstens verweist das Wasserzeichen des Autographs die Solomotette in die Zeit um 1724, als sich Händel in England befand. Es ist bekannt, dass Händel nur für bestimmte Aufführungen komponierte und reine Widmungswerke vermied. Zweitens enthält das Werk hochvirtuose Passagen der Sopranstimme, Anforde- rungen, bei deren Komposition Händel an eine bestimmte Sängerin – z. B. an die erst 1723 in London debütierte und sofort umjubelte Cuzzoni – gedacht haben könnte. Als Cuzzoni 1724 in Paris einige Kon- zerte mit Arien aus Händels neuesten und überaus erfolgreichen Londoner Opern Ottone und Giulio Ce- sare gab, sang sie auch in der Kapelle des Château de Fontainebleau vor König Louis XV. in einer Messe. Es wäre vorstellbar, dass sie hier oder bei ähnlicher Gelegenheit „Silete venti“ vorgetragen hat, zumal sie nach Johann Joachim Quantz „unter der Messe, nach dem Credo, gemeiniglich von einem der besten Sänger gesungen“ wurde (Versuch einer Anweisung, die Flöte traversière zu spielen, 1752). Das von Händel selbst als Mottetto bezeichnete Werk hält sich kompositorisch an die traditionelle Form der Solomotette, wie sie Quantz beschrieben hat: „eine lateinische geistliche Solocantate“ besteht „aus zween Arien und zweyen Recitativen“ und schließt mit einem „Halleluja“. Händel stellte den Gesangs- sätzen jedoch eine ungewöhnlich lange instrumentale Einleitung für Solooboe, Streicherapparat und Basso continuo voran, die mit ihren zeremoniös punktierten Rhythmen, doch nur zweiteilig, gewissermaßen eine französische Ouverture „en miniature“ darstellt. Dem Largo-Teil der Symphonia folgt ein kontrapunktisch gearbeiteter Allegro-Teil, der schließlich von der Aufforderung des lyrischen Ich unterbrochen wird, den Seelenfrieden nicht zu stören. Nun wird das Bild von Jesus als Gott der spirituellen Liebe heraufbeschwo- ren, der – analog zu Cupido als Gott der weltlichen Liebeserfahrung – seine Pfeile in die Herzen der Menschen schießt. Jesus stillt die Sehnsucht nach himmlischer Erfüllung, in einer bewegenden Andante-Arie folgt die Ehrerbietung. Der die Motette abschließende Lobpreis des Herrn in der Grundtonart B-Dur ist ein hochvirtuoser Satz, den Händel 1732 in der überarbeiteten Fassung von wiederverwendete.

FESTKONZERT MIT WILLIAM CHRISTIE UND LES ARTS FLORISSANTS 45 Der Verfasser des Motettentextes ist unbekannt, aus Händels Umgebung käme jedoch der italienische Literat Paolo Antonio Rolli infrage, der seit 1719 Texte für den Komponisten schrieb.

Händels zwölf Concerti grossi op. 6 oder Grand Concertos, wie auf dem Titelblatt der Erstausgabe von John Walsh junior zu lesen ist, entstanden im Herbst 1739 innerhalb von fünf Wochen als Einlagen von Oden und kürzeren Oratorien. Auf dem Spielplan der laufenden Saison am Theatre Royal, Lincoln’s Inn Field, das Händel für die Jahre 1739–1741 gemietet hatte, standen die Ode for St. Cecilia’s Day und Alexander’s Feast sowie das Oratorium L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato, Werke, die keine abend- füllende Länge aufwiesen und somit der Ergänzung durch Instrumentalwerke bedurften. Genaue Anga- ben zur Aufführung einzelner Konzerte sind nicht bekannt. Das sechste Konzert dieser Serie (op. 6 Nr. 6), wurde am 15. Oktober 1739 fertiggestellt. Ursprünglich war es viersätzig konzipiert, mit einer Gavotte als Schlusssatz. Die von Händel jedoch nur skizzierte Gavotte wurde durch zwei neue Allegro-Sätze er- setzt, die sich durch ihre Kürze besser in die Gesamtanlage des Stückes einfügen und es tonal abrunden. Der 1. Satz des Konzerts, Largo (e) affettuoso, ist von düsterer Stimmung und tragischem Pathos, wie man es von Händels dramatischsten Opernarien kennt. Er verlässt nur an wenigen Stellen das tonale Zentrum g-Moll und versinkt am Ende durch stetes Abwärtssteigen in der tiefen Melancholie. Im 2. Satz entwickelt sich in 47 Takten eine kurze strenge Fuge, die sich durch eine markante Chromatik auszeich- net. Die nun folgende Musette bildet mit ihrer Tonart Es-Dur, der Anmut einer Pastorale und einer Länge von 163 Takten unzweifelhaft den Höhepunkt des Werkes. Charles Burney berichtete, dass dieser Satz

46 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 oft einzeln als Einlagestück bei Oratorienaufführungen gespielt wurde. Händel griff hier auf Telemanns Harmonischer Gottes-Dienst zurück, ein Werk, das ihm auch schon für eine seiner bekanntesten Arien, „Son confusa pastorella“ aus Poro, als Inspirationsquelle diente. Der 4. Satz erinnert mit seinem italie- nischen Temperament an den Stil Antonio Vivaldis. Virtuose Soloeinlagen der 1. Violine lösen sich mit spritzigen Tuttipassagen ab. Der tanzartige Schlusssatz des Konzerts ist ohne die traditionelle Concertino- Ripieno-Gruppierung konzipiert. Er besteht aus zwei zu wiederholenden Teilen, moduliert im ersten Teil von der Tonika g-Moll in die Tonikaparallele und im zweiten Teil wieder zurück, eine Reminiszenz an die Cembalosonaten eines Domenico Scarlatti.

Am 9. September 1727 war in The Norwich Mercury zu lesen: „Herr Hendel, der berühmte Komponist der Oper, ist vom König dazu ernannt, das Krönungsanthem zu komponieren, das in Westminster Abbey zur Großen Zeremonie gesungen werden soll.“ Die Bekanntgabe des Komponisten, der die neue Musik zur Krönung Georgs II. schreiben würde, glich einer Sensation und dürfte nicht nur die Herren des Coro- nation Committee irritiert, wenn gar verstimmt haben. Obgleich Händel bereits seit 1713 für offizielle Anlässe der britischen Königsfamilie und Nation Musik schrieb, zunächst als Ausländer, seit 1723 als Komponist der Chapel Royal und schließlich seit Februar 1727 zudem als Staatsbürger, bedeutete seine Wahl einen massiven Traditionsbruch. In der Vergangenheit des britischen Königshauses stand es dem Organisten und Komponisten der Chapel Royal zu, den Thronfolger bei dessen Krönung mit einem neuen Werk zu ehren. Der langjährige Inhaber dieses Amtes, , war im August 1727 überraschend gestorben, doch trat Maurice Greene bereits im September die Nachfolge an. Entgegen der Aussprache des Bischofs von Salisbury für den jungen Greene als „the greatest Musical Genius we have“ entschied sich Georg II. für den deutschstämmigen Händel, vielleicht auf das Einwirken seiner Gattin Caroline hin, die Händel seit dessen Ernennung zum Kapellmeister des Kurfürsten von Hannover im Jahr 1710 sehr schätzte und ihm die musikalische Erziehung ihrer Töchter anvertraute, sicherlich aber aus dem politischen Motiv heraus, die dynastische Stellung des Hauses Hannover zu demonstrieren. Die „Große Zeremonie“ war für den 4. Oktober angesetzt und Händel hatte damit einen Monat Zeit, seine geplante Komposition von vier Coronation Anthems anzufertigen. Georg II. hatte ihm die Erlaubnis zur freien Textwahl erteilt, was konkret bedeutete, dass er aus den in den Krönungsformularen fest vorgege- benen Bibelstellen des Alten Testaments die Verse selbst bestimmen konnte. Seinem dritten Anthem, „The King shall rejoice“, legte er den Psalm 21 (Verse 1, 5 und 3) in der Fassung des Book of Common Prayer zugrunde. Aufgrund einer drohenden Sturmflut fanden die Krönungsfeierlichkeiten erst am 11. Oktober statt. „The King shall rejoice“ beschloss dabei vermutlich – der Gottesdienstablauf ist aufgrund von Überlieferungsunstimmigkeiten umstritten – den liturgischen Krönungsakt. Mit dem viersätzigen Anthem in heroischem D-Dur und feierlichem Duktus unter Einbezug der instrumentalen Herrschaftsinsignien (Pauken und Trompeten), einer reichen Orchesterbesetzung, einem sechsstimmigen Chor und von über 180 Mitwirkenden huldigte Händel dem neuen König Großbritanniens. Teresa Ramer-Wünsche ! TIPP! Die Händel-Festspiele 2014 widmen sich thematisch in besonderem Maße den Krönungsfeierlichkeiten der englischen Könige Georg I. und Georg II. Am Pfingstsonntag, 9. Juni 2014, werden in der Marktkirche zu Halle alle Coronation Anthems, die Händel für die Krönung Georg II. schrieb, aufgeführt.

FESTKONZERT MIT WILLIAM CHRISTIE UND LES ARTS FLORISSANTS 47 Emmanuelle de Negri

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Die junge Sopranistin Emmanuelle de Negri lernte zunächst Cello, bevor sie am Konservatorium in Nîmes bei Daniel Salas Gesang studierte. Zeitgleich belegte sie Schauspielkurse und schloss ein Studium der französischen Literatur an der Universität von Montpellier ab. Im September 2002 begann sie ihre Ausbildung am Conservatoire National Supérieur de Musique (CNSM) in Paris bei Gerda Hartmann, stu- dierte in der Liedklasse von Anne Grappotte und Jeff Cohen die Belcanto-Technik und erhielt bei Kenneth Weiss und Nicolau di Figuereido Impulse für ihre Interpretation Alter Musik. 2006 schloss sie ihre Ausbil- dung mit der besonderen Auszeichnung „Félicitations du jury“ ab. Es folgte am CNSM ein Aufbaustudium bei Susan Manoff und Olivier Reboul. In ihrem breiten Repertoire nimmt die Barockmusik einen herausragenden Stellenwert ein: 2009 über- nahm sie die Rolle des Attendant in Händels Susanna unter der Leitung von William Christie am Theater an der Wien und trat mit Les Arts Florissants in deren Nachwuchsprogramm „Le Jardin des Voix“ im Rahmen einer internationalen Tournee auf. In der mit Spannung erwarteten Wiederaufnahme von Lullys Atys sang sie 2011 die Nymphe Sangaride, dann u. a. die Belinda in Purcells Dido and Aeneas und Aréthuze in Charpentiers Actéon. Sie trat mit dem Orchestre Français des Jeunes in einem Programm um den Charakter der Armide an der Pariser Opéra Comique und im Grand Théâtre de Provence in Aix-en- Provence auf und sang Agilea in Händels Teseo mit Les Folies Françoise in Caen, Orléans und Paris (Théâtre des Champs-Elysées) und Amour in Rameaus Dardanus mit dem Ensemble Pygmalion.

Les Arts Florissants gehört mit seinen Vokalisten und Instrumentalisten zu den auf dem Gebiet der Alten Musik weltweit renommiertesten Ensembles. Der Barockmusik auf Originalinstrumenten gewidmet,

48 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Les Arts Florissants wurde das Ensemble 1979 von William Christie unter dem Namen einer kurzen Oper von Marc-Antoine Charpentier gegründet. Les Arts Florissants haben Pionierarbeit geleistet, um einem in der französischen Musiklandschaft lange Zeit verkannten Repertoire Geltung zu verschaffen, das heute wieder vielfach aufgeführt und bewundert wird, wobei sie manche insbesondere in den Sammlungen der Bibliothèque Nationale de France schlummernden Schätze hoben. Dies betrifft nicht allein die Musik des französischen Grand Siècle, sondern europäische Musik des 17. und 18. Jahrhunderts im Allgemeinen. Seit ihrem Triumph mit Lullys Atys an der Opéra Comique 1987 (Wiederaufnahme 2011) haben Les Arts Florissants ihre größten Erfolge auf der Opernbühne gefeiert. Zu den hochgeschätzten Produktionen zählen Werke von Rameau, Lully und Charpentier ebenso wie von Händel, Purcell, Mozart und die Opern-Trilogie von Monteverdi sowie von seltener aufgeführten Komponisten wie Landi, Cesti und Hérold. Auch im Kon- zertbereich besitzt das Ensemble ein breites Repertoire, von konzertanten oder halbszenischen Aufführun- gen von Opern über weltliche und geistliche Kammermusik hin zu den großen Oratorien Händels. Das Ensemble kann eine umfangreiche Diskographie vorweisen: Mehr als 100 Titel erschienen bei Har- monia Mundi, Warner/Erato und Virgin Classics. Die aktuellste Aufnahme ist Lamentazione, die erste Einspielung unter Leitung von Paul Agnew, und Duetti, eine Aufnahme von Duetten mit den Counter- tenören Philippe Jaroussky und Max Emanuel Cencic unter der Leitung von William Christie. Die Reihe an DVDs wurde kürzlich ergänzt durch La Didone von Cavalli (Opus Arte) und David et Jonathas (Bel Air Classiques). Im Herbst 2013 bringen Les Arts Florissants unter ihrem eigenen Label eine Aufnahme von Händels Belshazzar heraus, gefolgt von Le Jardin de monsieur Rameau, der sechsten Ausgabe von „Le Jardin des Voix“. In den letzten Jahren haben Les Arts Florissants verschiedene Programme zur Kulturvermittlung ins Leben gerufen: Das Programm „Arts Flos Juniors“ aus dem Jahr 2007 ermöglicht es, Studenten französischspra-

FESTKONZERT MIT WILLIAM CHRISTIE UND LES ARTS FLORISSANTS 49 chiger Musikhochschulen, das Orchester während einer Produktion von der ersten Probe bis zur letzten Aufführung zu begleiten. Die Akademie „Le Jardin des Voix“, gegründet 2007, findet alle zwei Jahre am Théâtre de Caen statt und hat bereits eine beachtliche Anzahl neuer Sänger hervorgebracht. Seit 2007 besteht eine Partnerschaft zwischen William Christie, Les Arts Florissants und der Juilliard School, die es ermöglicht, Brücken zwischen Europa und Amerika zu bauen. Hervorzuheben ist auch eine große Anzahl zeitlich begrenzter Bildungsmaßnahmen, besonders in der Region Basse-Normandie (ausgerichtet sowohl für Laien- als auch Nichtmusiker, Erwachsene und Kinder) und an Musikschulen in Pariser Vororten.

William Christie ist Cembalist, Dirigent, Musikwissenschaftler und Pädagoge. 1944 in Buffalo (im Staat New York) geboren, studierte er in Harvard und Yale Klavier, Orgel und Cembalo, bevor er 1971 nach Paris übersiedelte. Bei Kenneth Gilbert und David Fuller nahm er weiter Cembalounterricht und wurde schließ- lich Cembalist des 1977 durch René Jacobs gegründeten Concerto Vocale Gent. 1979 gründete er das Ensemble Les Arts Florissants, an dessen Spitze er das Konzert- und Opernpublikum mit seinen eigenen Interpretationen von vernachlässigten, vorwiegend französischen Barockwerken in den Bann zog. Einen wahrhaften Triumph beim Publikum erlebte er 1987 mit der Aufführung von Lullys Atys an der Pariser Opéra Comique, einer Produktion, die auf zahlreichen internationalen Bühnen Erfolge feierte (Wiederauf- nahme 2011). Als Gastdirigent wird William Christie regelmäßig zu Opernfestivals wie dem von Glyndebourne, wo er aktuell im Sommer 2013 in einer Produktion von Rameaus Hippolyte et Aricie gastierte, sowie an diverse Opernhäuser eingeladen, darunter die Metropolitan Opera of New York, das Opernhaus Zürich oder die Opéra national de Lyon. Zwischen 2002 und 2007 arbeitete er regelmäßig als Gastdirigent bei den Ber- liner Philharmonikern. Die Ausbildung junger Künstler und ihre Einführung in die Berufspraxis gehören zu seinen wichtigsten Anliegen. Als Professor am Conservatoire National Supérieur de Musique Paris leitete er von 1982 bis 1995 die Klasse für Alte Musik und wird häufig zu Meisterkursen oder Akademien eingeladen, wie etwa in Aix-en-Provence oder Ambronay. 2002 rief er in Caen mit seinem „Jardin des Voix“ eine neue Akademie für junge Sänger ins Leben, Preisträger waren beispielsweise Sonya Yoncheva, Christophe Dumaux, Em- manuelle de Negri, Marc Mauillon. Seit 2007 ist er Artist in residence an der Juilliard School in New York, wo er zweimal jährlich zusammen mit Mitgliedern von Les Arts Florissants Meisterkurse gibt. William Christie erhielt 1995 die französische Staatsbürgerschaft und wurde in die Ehrenlegion aufge- nommen. Seit 2010 ist er Mitglied der französischen Académie des Beaux-Arts. Das Konzert ist Teil einer Tournee der Konzertdirektion Schmid.

50 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 William Christie 51 DAS TEXTBUCH

Georg Friedrich Händel „The ways of Zion do mourn“ HWV 264 Funeral Anthem for Queen Caroline Text: nach verschiedenen Texten des AT zusammengestellt von George Carlton (?) 1. Symphony 1. Symphony 2. Chorus 2. Chorus The ways of Zion do mourn, and she is in bitterness; Die Wege Zions trauern, und die Stadt ist voll Bitterkeit; all her people sigh, and hang down their heads to the ground. all ihr Volk seufzt und lässt das Haupt zur Erde herabhängen. 3. Chorus 3. Chorus How are the mighty fall’n! Wie sind die Mächtigen gefallen! She that was great among the nations, Sie, die groß unter den Völkern and princess of the provinces! und Fürstin der Provinzen war! 4. Chorus 4. Chorus She put on righteousness, and it clothed her: Sie zog Gerechtigkeit an, und sie kleidete sie: her judgment was a robe and a diadem. Ihr Urteil war eine Robe und ein Diadem. 5. Chorus 5. Chorus When the ear heard her, then it blessed her; Wenn das Ohr sie hörte, dann segnete es sie; and when the eye saw her, it gave witness of her. und wenn das Auge sie sah, gab es Zeugnis für sie. 6. Chorus 6. Chorus How are the mighty fall’n! Wie sind die Mächtigen gefallen! She that was great among the nations, Sie, die groß unter den Völkern and princess of the provinces! und Fürstin der Provinzen war! 7. Chorus 7. Chorus She deliver’d the poor that cried, the fatherless, Sie errettete den Armen, der schrie, den Vaterlosen, and him that had none to help him. und ihn, der keinen hatte, der ihm half. Kindness, meekness and comfort were in her tongue; Güte, Bescheidenheit und Trost waren in ihrer Stimme. if there was any virtue, and if there was any praise, Wenn es irgendeine Tugend gab und irgendein Lob, she thought on those things. besann sie sich auf diese Dinge. 8. Chorus 8. Chorus How are the mighty fall’n! Wie sind die Mächtigen gefallen! She that was great among the nations, Sie, die groß unter den Völkern and princess of the provinces! und Fürstin der Provinzen war! 9. Chorus 9. Chorus The righteous shall be had in everlasting remembrance; Der Gerechte wird in ewigem Gedächtnis bleiben; and the wise shall shine as the brightness of the firmament. und der Weise soll leuchten wie die Helligkeit des Firmaments. 10. Chorus 10. Chorus Their bodies are buried in peace, Ihre Leiber ruhen in Frieden, but their name liveth evermore. aber ihr Name lebt allezeit. 11. Chorus 11. Chorus The people will tell of their wisdom, Das Volk wird von ihrer Weisheit erzählen and the congregation shall shew forth their praise; und die Gemeinde ihr Lob verbreiten. their reward also is with the Lord, Sie werden vom Herrn belohnt, and the care of them is with the Most High. und der Höchste sorgt für sie.

52 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 12. Chorus 12. Chorus They shall receive a glorious kingdom Sie werden ein herrliches Reich empfangen and a beautiful crown from the Lord’s hand. und eine wunderbare Krone aus der Hand des Herrn. 13. Chorus 13. Chorus The merciful goodness of the Lord Die barmherzige Güte des Herrn endureth for ever on them that fear him, besteht ewig fort für die, die ihn fürchten, and his righteousness on children’s children. und seine Gerechtigkeit für Kindeskinder. (Übersetzung von Annette Landgraf, HHA III/12)

„Silete venti“ HWV 242 Motette für Sopran und obligate Instrumente Text: Paolo Antonio Rolli (?) 1. Symphonia 1. Symphonia

2. Recitativo accompagnato 2. Recitativo accompagnato Silete venti, nolite murmurare, frondes, quia Schweiget, Winde! Blätter, säuselt nicht! anima mea dulcedine requiescit. Denn meine Seele ruht in seliger Lust.

3. Aria 3. Aria Dulcis amor, Jesus care, Süße Liebe, lieber Jesus, quis non cupit te amare? wer ersehnt nicht dich zu lieben? Veni, veni transfige me. Komm, komm, durchstoße mich! Si tu feris, non sunt clades Wenn du mich triffst, verletzen tuae plagae, sunt suaves, deine Schläge nicht, sind süß, quia totus vivo in te. weil ich doch in dir lebe. Dulcis amor, Jesus care, Süße Liebe, lieber Jesus, quis non cupit te amare? wer ersehnt nicht dich zu lieben? Veni, veni transfige me. Komm, komm, durchstoße mich!

4. Recitativo accompagnato 4. Recitativo accompagnato O fortunata anima, O beglückte Seele, o jucundissimus triumphus, erwünschtester Triumph, o felicissima laetitia! o seligste Freude!

5. Aria 5. Aria Date serta, date flores, Spendet Kränze, spendet Blumen, me coronent vestri honores, mögen eure Gaben mich bekränzen; date palmas nobiles. reichet edle Palmenzweige. Surgant venti et beatae Laßt die Winde sich erheben! spirent almae fortunatae O daß hold beglückend und beseligt auras coeli fulgidas. wehen des Himmels strahlende Lüfte! Date serta, date flores, Spendet Kränze, spendet Blumen, me coronent vestri honores, mögen eure Gaben mich bekränzen; date palmas nobiles. reichet edle Palmenzweige.

6. Aria 6. Aria Alleluia. Halleluja. (Übersetzung von Ernst-F. Podlesnigg, 1993)

FESTKONZERT MIT WILLIAM CHRISTIE UND LES ARTS FLORISSANTS 53 „The King shall rejoice” HWV 260 Coronation Anthem III Text: Psalm 21, V. 1, 5, 3 (Book of Common Prayer) 1. Chorus 1. Chorus The King shall rejoice in thy strength, o Lord! Der König soll sich deiner Macht erfreuen, o Herr!

2. Chorus 2. Chorus Exceeding glad shall he be of thy salvation. Überaus freudig soll er über deine Erlösung sein.

3. Chorus 3. Chorus Glory and worship hast thou laid upon him. Mit Ruhm und Ehre hast du ihn überhäuft. Thou hast prevented him with the Du hast ihm den Weg mit dem Segen der Frömmigkeit bereitet blessings of goodness, und ihm eine Krone and hast set a crown of pure gold upon his head. aus reinem Gold auf sein Haupt gesetzt.

4. Chorus 4. Chorus Alleluia. Halleluja. (Übersetzung von Pia Ramer, 2013)

Wir grüßen die Gäste und Freunde der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels Halle an der Saale und wünschen Ihnen gute Unterhaltung bei Händel im Herbst 2013

54 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013

Haendel-Festspiele_Anzeige_2013_09_12.indd 1 13.09.2013 14:58:32 Sonntag | 17. NOVEMBER 2013 | 11.00 Uhr FRANCKESCHE STIFTUNGEN, Freylinghausen-Saal

Handel with care

LAUTTEN COMPAGNEY Berlin Violine: Birgit Schnurpfeil, Anne von Hoff, Andreas Pfaff Viola: Ulrike Paetz Violoncello/Viola da gamba: Ulrike Becker Kontrabass: Annette Rheinfurth Trompete: Karel Mnuk Traversflöte: Mathias Kiesling Blockflöte: Martin Ripper : Markus Müller Fagott: Jennifer Harris Percussion: Peter Bauer Cembalo/Orgel: Mark Nordstrand Theorbe/Barockgitarre: Hans-Werner Apel

Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner, Theorbe

HANDEL WITH CARE 55 DAS PROGRAMM

Georg Friedrich Händel (1685–1759) „The Trumpet’s Loud Clangor Exites us to Arms” aus Ode for St. Cecilia‘s Day HWV 76

„Scherzano sul tuo volto” aus der Oper Rinaldo HWV 7

„Cara pianta” aus der Kantate Apollo e Dafne: „La terra è liberata” HWV 122

„Lascia ch’io pianga” aus der Oper Rinaldo HWV 7

„Deh v’aprite, oh luci belle” aus der Oper Teseo HWV 9

„Ti giurasti” aus dem Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno HWV 46a

Henry Purcell (1659–1695) Curtain Tune on a Ground aus der Semi-Oper Timon of Athens Z 632

Dance aus der Semi-Oper Prophetess or The History of Dioclesian (Akt V) Z 627

Georg Friedrich Händel „Conosco che mi piace” aus der Kantate Clori, Tirsi e Fileno HWV 96

Henry Purcell Hornpipe aus der Semi-Oper King Arthur Z 628

Georg Friedrich Händel aus der Oper Amadigi di Gaula HWV 11 „Dolce vita del mio petto” „Sussurrate, onde vezzose”

„Vezzi più amabili” aus dem Prolog Terpsicore HWV 8b

56 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 „M’adora l’idol mio” aus der Oper Teseo HWV 9

„Cease, ye slaves” aus dem Oratorium Theodora HWV 68

„Haste thee, Nymph” aus dem Oratorium L‘Allegro, il Penseroso ed il Moderato HWV 55

„Più non cerca libertà” aus der Oper Teseo HWV 9

PAUSE

Georg Friedrich Händel „But oh! What Art can Teach, what Human Voice can Reache” aus der Ode for St. Cecilia‘s Day HWV 76

„Vivo in te” aus der Oper Tamerlano HWV 18

Henry Purcell Entrance of Night aus der Semi-Oper The Fairy Queen Z 629

Ground in c ZD 221

Ouverture aus der Semi-Oper Timon of Athens Z 632/1

Georg Friedrich Händel „Dopo notte” aus der Oper Ariodante HWV 33

„Vanne lungi dal mio petto” aus der Oper Amadigi di Gaula HWV 11

Henry Purcell Chaconne – Dance for a Chinese Man and Woman aus der Semi-Oper The Fairy Queen Z 629/51

Georg Friedrich Händel „Desterò dall’empia Dite” aus der Oper Amadigi di Gaula HWV 11

HANDEL WITH CARE 57 ZUM KONZERT

Aktuelle Hits zu „covern“ war schon zu Händels Zeiten in der Musikszene gang und gäbe. In zahllosen Bearbeitungen für diverse Instrumente fanden seine Musiken den Weg in manches musikbegeisterte Haus und blieben so auch jenseits des kurzlebigen Opern- und Konzertbetriebs noch lange lebendig. Inspiriert von dieser Tradition, präsentiert die Lautten Compagney ihre Händel-Lieblingshits aus Kantaten, Opern und Oratorien einmal ganz ohne Sänger: in phantasievollen Instrumentalarrangements, die Wolf- gang Katschner seinem Ensemble auf den Leib geschneidert hat. Hier singen die Instrumente, zärtlich und leidenschaftlich, virtuos und expressiv, lassen Koloraturfeuerwerke steigen und zarte Liebesklagen erblü- hen – und beweisen einmal mehr, dass sie in puncto Ausdrucks- und Farbenreichtum der menschlichen Stimme in nichts nachstehen!

Arien ohne Worte – Händels Vokalmusik in Instrumentalbearbeitungen

Wer zu Händels Lebzeiten in Hamburg, Rom oder London die Musik des Komponisten hören wollte, musste gut betucht sein oder gute Beziehungen haben – oder beides. Denn Händel komponierte seine Werke nicht für die Straße oder für billige Etablissements. Die Oper war in ganz Europa eine kostspielige Unterhaltung, und es war fast ausschließlich der Adel, der sich dieses Vergnügen gönnte. Die Kantaten, die Händel in großer Zahl in Italien komponierte, entstanden im Auftrag reicher Mäzene wie etwa des Marchese Ruspoli oder des Kardinals Ottoboni, und zu den Aufführungen hatten nur geladene Gäste Zutritt. Und selbst die Eintrittskarten für die Londoner Oratorien, zu deren Publikum zunehmend auch das Bürgertum gehörte, waren so teuer, dass sich nicht jedermann einen Besuch leisten konnte. Dass Händel dennoch nicht nur zu den berühmtesten, sondern auch zu den populärsten Komponisten seiner Zeit gehörte, lag deshalb auch an den unzähligen Bearbeitungen seiner Werke, mit denen die Lon- doner Verleger John Walsh sen. und John Walsh jun. ein Vermögen verdienten. Gleich zwei Monate nach der Uraufführung von Händels erster Londoner Oper Rinaldo im Jahre 1711 erschien eine Anzeige in der Tageszeitung The Daily Courant, in der für einen Notendruck mit dem Titel „Song’s in the Opera of Rinaldo Compos’d by Mr Hendel“ geworben wurde. Nahezu alle Opern wurden zumindest in Auswahl gedruckt und konnten am häuslichen Cembalo nachgesungen werden. Und nicht nur als „Songs“ wurden Händels Opern unter die Leute gebracht: Viele erschienen auch in einer Instrumentalbearbeitung, etwa für die Traversflöte oder für das Cembalo. In den bürgerlichen Wohnzimmern wurden jene Arien, die auf der Opernbühne von den berühmtesten Sängern Europas gesungen wurden, zu populären Melodien, bei denen es schließlich keine Rolle mehr spielte, auf welchen Text sie ursprünglich einmal komponiert worden waren. Es galt oh- nedies als die vornehmste Aufgabe jedweden Instruments, die menschliche Stimme nachzuahmen; wenn also die Tochter des Hauses die zärtliche Arie eines Liebhabers auf der Traversflöte spielte, konnte sie nicht nur mit ihren technischen Fähigkeiten glänzen, sondern sich auch in die emotionale Situation einer Büh- nenhandlung hineinträumen, die sie niemals hätte zu Gesicht bekommen können.

In der Tradition dieser Instrumentalbearbeitungen vokaler Werke steht das Programm des heutigen Kon- zerts. Zu hören sind Instrumentalversionen von Arien aus in Italien komponierten Kantaten sowie Arien und Chöre italienischer Opern und englischer Oratorien aus London. Es sind keine zeitgenössischen,

58 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 sondern moderne, von Wolfgang Katschner selbst vorgenommene Arrangements. Mit der Instrumental- besetzung seiner Arien war Händel immer sehr sorgfältig umgegangen, und er hatte besonders mit den Blasinstrumenten in üblichen und weniger üblichen Kombinationen immer wieder außergewöhnliche Klangfarben erzielt. Diese basierten auch auf den überkommenen Charakteristika, die den verschiedenen Blasinstrumenten jeweils zugeschrieben wurden – wenn etwa die freie Natur mit den der Hirtenwelt nahe stehenden Rohrblattinstrumenten wie Oboe und Fagott beschrieben wurde oder der Schlaf mit dem sanften Klang der Traversflöte. Es ist deshalb durchaus im Sinne Händels, derartige Bearbeitungen seiner Arien, Duette oder Chöre vorzunehmen. Eine Besonderheit stellen dabei die beiden der Ode for St. Cecilia’s Day (1739) entnommenen Kompositionen dar. Cäcilienoden wurden seit dem späten 17. Jahrhundert regelmäßig am 22. November, dem Namenstag der Schutzpatronin der Musik, aufgeführt und hatten die Musik selbst und ihre Wirkung auf die Menschen zum Thema; im anglikanischen London dienten diese Cäcilienfeste nicht etwa der katholischen Heiligenver- ehrung, sondern der Selbstvergewisserung einer Gesellschaft, die die Musik als etwas Verbindendes, Ord- nung Stiftendes in Zeiten verstand, da England gesellschaftlich wie konfessionell tief gespalten war. Die Wirkungsmacht der Musik, besonders die der Trompete, aber auch die der menschlichen Stimme, spielte nicht nur in John Drydens Text der Cäcilienode eine Rolle, sondern später immer wieder auch in Händels Oratorien. Dass die Trompete ein kriegerisches Instrument ist, lässt Händel aber auch in anderen Zusammen- hängen durchblicken: Wenn etwa die böse Zauberin Melissa aus Amadigi (1715) beschließt, den edlen Ritter Amadigi und seine Geliebte Oriana zu vernichten, komponiert Händel ihr mit „Desterò dall’empia Dite“ eine hochvirtuose Trompetenarie, um ihre kämpferische Entschlossenheit hörbar zu machen.

Am einleuchtendsten ist es sicher, virtuose Vokalkompositionen instrumental zu bearbeiten, denn in den Koloraturen ähnelten sich Arien und Concerti am ehesten. Das halsbrecherische „Dopo notte“ aus Ariodante (1735) gibt darüber ebenso beredte Auskunft wie das nicht minder virtuose „M’adora l’idol mio“ aus Teseo (1713) oder die vom Chor beantwortete Arie „Haste thee, nymph“ aus dem allegorischen Oratorium L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato (1740). Doch auch in den pathetischen Arien, die eher vom emotionalen Ausdruck als von technischer Brillanz leben, zeigen die Instrumente ihre Befähigung nicht nur dazu, die menschliche Stimme nachzuahmen, sondern auch dazu, Gefühle zu vermitteln. Hiervon künden nicht nur so ausdrucksstarke Arien wie das berühmte „Lascia ch’io pianga“ aus Rinaldo (das Händel als Instrumentalsarabande für seine allererste Oper Almira erfunden hatte und in Il Trionfo del Tempo e del Disinganno wiederaufnahm, bevor er es mit verändertem Text Almirena in den Mund legte), sondern auch so tragische Situationen wie das Duett „Vivo in te“ aus Tamerlano (1725).

Das vorliegende Programm spannt einen weiten Bogen von den frühesten Kantaten wie Clori, Tirsi e Fileno oder Apollo e Dafne bis zu den letzten Oratorien Händels wie Theodora (1749) und präsentiert Werke aus mehr als vier Jahrzehnten seines Schaffens. Als Opernkomponist musste Händel erleben, dass ihm das Publikum abhanden kam. Nachdem er sich 1741 endgültig von der Oper abgewandt hatte, gerieten die Opern in Vergessenheit und wurden erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt. In ihren Melodien aber blieben sie, wenn auch für den Hausgebrauch bearbeitet, im Gedächtnis des Publikums präsent.

Silke Leopold (Abdruck aus dem Booklettext zur CD Händel with Care mit freundlicher Genehmigung von sony music)

HANDEL WITH CARE 59 Lautten Compagney Berlin

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Die Lautten Compagney Berlin zählt zu den renommiertesten deutschen Barockensembles. Eine ausgeprägt eigene Handschrift, originelle Programmideen und ansteckende Musizierfreude sind ihre Markenzeichen. In variabler Besetzung vom solistischen Kammerensemble bis zum Opernorchester präsentiert sich die Lautten Compagney bei namhaften Veranstaltern im In- und Ausland und erober- te während einer Tournee 2011 das neuseeländische Publikum im Sturm. Ihre Leidenschaft für das Musiktheater lebt sie in eigenen szenischen Produktionen aus, 2011 etwa mit dem Mailänder Mario- nettentheater Carlo Colla & Figli und einem umjubelten Rinaldo bei den Hallenser Händel-Festspielen sowie auf Tournee in Österreich und der Schweiz. 2012 folgte Händels frühes Oratorium La Resurre- zione in der Regie von Kobie van Rensburg. Mit dem hauseigenen Vokalensemble Capella Angelica realisiert die Lautten Compagney auch große geistliche Vokalwerke wie Händels Messiah oder Bachs Weihnachtsoratorium. Nicht zuletzt suchen die „Alten Musiker“ immer wieder die Begegnung mit anderen Künsten und neuen Klängen, so u. a. im Programm Timeless (Frühbarock & Philip Glass). Der Mut zum Experiment wurde 2010 mit einem ECHO Klassik belohnt. Auch mit dem Gewinn des „Rheingau Musik Preis“ 2012 verbin- det sich insbesondere eine Auszeichnung für die kreativen Konzertprogramme der Lautten Compagney. Zweimal jährlich lädt das Ensemble unter der künstlerischen Leitung Wolfgang Katschners ins branden- burgische Neuruppin ein: mit Aequinox, dem Musikfestival zur Tagundnachtgleiche.

60 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Wolfgang Katschner

Von Haus aus Lautenist, gründete Wolfgang Katschner 1984 zusammen mit Hans-Werner Apel die Lautten Compagney, Herzstück seines vielfältigen Wirkens als Musiker, Organisator und Forscher in den Klangwelten des Barock. In den letzten Jahren trat Wolfgang Katschner auch erfolgreich als Gastdirigent an deutschen Opernhäusern hervor. Hoch gelobt von Kritik und Publikum wurde sein 3-Jahres-Zyklus mit Monteverdi-Opern am Landestheater Niederbayern. Am Opernhaus Halle dirigierte er in der Spiel- zeit 2012/13 die Aufführungen von Georg Philipp Telemanns Der geduldige Socrates. Als musikalischer Leiter des „Winter in Schwetzingen“ (2012–2015) präsentiert er mit dem Theater und Orchester Hei- delberg u. a. die deutschen Erstaufführungen von Nicola Porporas Polifemo (Spielzeit 2012/13) und Tommaso Traettas Ifigenia in Tauride (2013/14). Verstärkt engagiert sich Wolfgang Katschner auch in der Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses. Im Rahmen einer Gastprofessur leitete er 2009 zusammen mit Musikern der Lautten Compagney eine Produktion von Monteverdis L’incoronazione di Poppea an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. 2011 und 2012 war er Artist in Residence bei „Barock vokal“, dem künstlerischen Exzellenzprogramm der Hochschule für Musik Mainz. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Wolfgang Katschner mit der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und dem Regisseur Elmar Fulda. Gemeinsam gelang ihnen 2010 die erfolgreiche Aus- grabung der lange verschollen geglaubten Scarlatti-Oper Didone delirante. 2012 und 2013 folgten Einladungen mit der Lautten Compagney zu den Weimarer Meisterkursen. Als Gastprofessor arbeitete er hierbei mit führenden Sängern auf dem Gebiet der Alten Musik zusammen. Wolfgang Katschners leidenschaftliches Engagement für eine lebendige Alte Musik wurde mit dem Preis der Dresdner Mu- sikfestspiele 2000 und dem Händel-Preis der Stadt Halle 2004 gewürdigt.

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1 4 . – 2 3 . MÄRZ 2014

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PAUL DOMBRECHT RIAS KAMMERCHOR MICHAEL SCHNEIDER HERMANN MAX ENSEMBLE CAPRICE LUDWIG GÜTTLER ARILA SIEGERT THEATER MAGDEBURG UND ANDERE62 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Sonntag | 17. NOVEMBER 2013 | 15.00 Uhr | Oper Halle

Almira – Königin von Kastilien

Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel

Libretto von Friedrich Christian Feustking, nach dem Libretto von Giulio Pancieri zu dem Dramma per musica L’Almira (Venedig 1691) von Giuseppe Boniventi

Musikalische Leitung: Andreas Spering Inszenierung: Axel Köhler Bühne: Frank Philipp Schlößmann Kostüme: Katharina Weißenborn

Die Personen Almira, Königin von Kastilien Ines Lex (Sopran) Edilia, eine Prinzessin Guibee Yang (Sopran) Consalvo Roland Schubert (Bass) Osman Christian Zenker (Tenor) Fernando Robert Sellier (Tenor) Raymondo, König aus Mauritanien Ki-Hyun Park (Bass) Bellante, Prinzessin von Aranda Susanne Ellen Kirchesch (Sopran) Tabarco, ein Knecht Björn Christian Kuhn (Tenor) Amor Rafał Zeh

Chor der Oper Halle

Händelfestspielorchester Halle (auf historischen Instrumenten)

Aufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe Gemeinschaftsproduktion der Oper Halle und der Händel-Festspiele Halle Ein gesondertes Programmheft ist in der Oper Halle erhältlich.

„Den Zuschauern ist es eine Freude, das modern und mit leichter Hand inszenierte Stück zu verfolgen. Immer wieder gibt es Szenenapplaus. Trotz einer Länge von mehr als drei Stunden kommt keine Langeweile auf. Axel Köhler ist eine muntere Inszenierung gelungen.“ Gisela Tanner (2013)

ALMIRA – KÖNIGIN VON KASTILIEN 63 ZUR OPER

Die Handlung der Oper ist von privaten Liebeswirren geprägt: An ihrem zwanzigsten Geburtstag wird Almira für volljährig erklärt und zur Königin von Kastilien gekrönt. Sie ernennt Fernando, dessen Herkunft unbekannt ist und den sie heimlich liebt, zu ihrem Sekretär. Ihr verstorbener Vater hat allerdings in seinem Testament bestimmt, Almira solle einen Nachkommen ihres Vormunds Consalvo heiraten. Dessen Sohn Osman macht sich Hoffnungen auf die Hand Almiras, stellt aber gleichzeitig der Prinzessin Edilia nach. Nach etlichen Verwirrungen stellt sich heraus, dass Fernando der verloren geglaubte Sohn Consalvos ist. Einer Hochzeit mit der geliebten Almira steht nichts mehr im Wege. Osman aber verspielt durch sein Verhalten die Liebe Edilias. Kurzerhand tröstet er sich mit einer dritten Prinzessin …

Almira, Königin von Kastilien Zur Erstaufführung der Oper nach der Hallischen Händel-Ausgabe (HHA)

In Halle erklang 2013 zum ersten Mal Händels Bühnenerstling Almira, Königin von Kastilien nach der im Rahmen der Hallischen Händel-Ausgabe erfolgten Edition von Dorothea Schröder (HHA II/1, 1994). Die Oper – oder das „Singspiel“, wie es im Libretto-Druck von 1704 heißt – feierte in ihrer ersten Spielsaison 1705 einen durchschlagenden Erfolg und ist der verheißungsvolle Auftakt der Laufbahn eines jungen Mannes, der einmal zu den berühmtesten Bühnenkomponisten der Geschichte werden sollte.

Händel war neunzehn Jahre alt und erst etwas über ein Jahr im Orchester der Hamburger Gänsemarkt- Oper tätig, als er 1704 von den beiden Direktoren der Oper, Reinhard Keiser und Drüsicke, den Auftrag bekam, ein abendfüllendes Werk für die Bühne zu komponieren. Das Textbuch lieferte der junge Theologe Friedrich Christian Feustking, der die venezianische Vorlage L’Almira von Giulio Pancieri gemäß der Ham- burger Tradition bearbeitete und zum großen Teil ins Deutsche übersetzte. Dem noch theaterunerfahrenen Händel lag damit ein interessanter Text vor, der durch seine bunten und prächtigen Bilder von Krönungs- zeremonie, Ballszene bei Hofe, Festaufzug mit Ballett, Statisten, Prunkwagen und exotischen Kostümen dem Komponisten vielfältige Möglichkeiten bot.

Angesiedelt ist die Handlung im mittelalterlichen Valladolid, der Residenzstadt der kastilischen Könige. Dort verlieben sich die Königin Almira und ihr Sekretär Fernando ineinander, einer Verbindung stehen je- doch Standeskonventionen und der testamentarische Wille des verstorbenen Königs auf eine politisch motivierte Heirat im Wege. Es entfaltet sich ein schwer durchschaubares, bis ins Extreme getriebenes Int- rigenspiel, an dem sieben Personen beteiligt sind und das der Diener Tabarco mit den Worten „Der Hof ist fast von vieler Liebe toll“ treffend beschreibt. Die Handlung nimmt ein gutes Ende: Die jungen Akteure ordnen sich zu drei Paaren und durch eine glückliche Fügung des Schicksals darf Almira ihren geliebten Fernando zum Mann nehmen.

Händel nutzte die Gelegenheit und vertonte in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Bühnenkomponisten und -darsteller Johann Mattheson das Almira-Textbuch. Vor dem Hintergrund einer starken Orientierung an Keisers und Matthesons Kompositionsstil schrieb Händel einige wunderschöne Stücke, die Vorlage für

64 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Szenenfoto „Almira“ 65 spätere Werke aus seiner Zeit in und kurz nach Italien wurden. Das wohl bekannteste Stück hiervon ist die Sarabande in F-Dur (Nr. 52), ein kurzer Tanz von Asiaten, den er in der Oper Rinaldo HWV 7a zu der anrührenden Arie Lascia ch’io pianga ausbaute.

Leider ist Händels Almira nicht vollständig überliefert. Das Autograph ist verschollen und die darauf zurück- gehende, einzige erhaltene Gesamtpartitur ist von Georg Philipp Telemann für seine Wiederaufführung des Werkes 1732 als Direktionsexemplar genutzt und so stark bearbeitet worden, dass die Musik des Chores Hoffe nur der rechten Zeit (Nr. 73) heute nur fragmentarisch bekannt ist und die Musik von Almiras Arie Ingrato, spietato (Nr. 28) lange Zeit als verloren galt. Auch neun Takte der Basso-continuo-Stimme der Arie der Bellante Ich brenne zwar (Nr. 71) galten als verloren, da diese Stimme in den Takten 19–27 (bzw. 39–47) ein leeres System aufweist. 2004 wurde von einem Quellenfund in der Bibliothek des Marien- gymnasiums Jever berichtet, einem Arienalbum aus dem frühen 18. Jahrhundert (Sign. C 1), das auch die in den Bassi fehlenden Noten der Arie Ich brenne zwar und die Arie Ingrato, spietato enthält. Zusätzlich zur HHA-Edition ist nun eine separate Publikation der beiden Arien erschienen, welche die fehlenden Takte der Bellante-Arie nach dem Jever-Manuskript ergänzt und die Almira-Arie mit dem sich anschließenden Ritornell in der nun vorliegenden, fragmentarischen Überlieferung zugänglich macht. Eine historisch-kritische Edition der Arie Ingrato, spietato im Rahmen der HHA befindet sich in Vorbereitung.

Teresa Ramer-Wünsche (2013, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Bärenreiter-Verlags)

! TIPP: Das Aufführungsmaterial ist im Bärenreiter-Verlag Karl Vötterle GmbH & Co. KG (Heinrich-Schütz-Allee 35, 34131 Kassel) erschienen.

! TIPP: Händels Almira können Sie auch bei den Händel-Festspielen 2014 am Mittwoch, dem 11. Juni 2014, in der Oper Halle erleben. Beginn: 19.00 Uhr.

66 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 14. November 2013, 9.00–17.00 Uhr 15. November 2013, 9.00–17.00 Uhr 16. November 2013, 9.00–12.30 Uhr Händel-Haus Halle | Kammermusiksaal

Macht und Ohnmacht der Musik. Händel, der Staatskomponist Internationale Wissenschaftliche Konferenz 2013

Der Schwerpunkt der Konferenz liegt auf rezeptionsgeschichtlichen Fragestellungen, dies auch in der Ab- sicht, in diesem Bereich zukünftige Felder der Händelforschung abzustecken und deren Bearbeitung anzu- regen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des an der Stiftung Händel-Haus durchgeführten, durch den Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien geförderten Forschungsprojektes „Grundlagenforschung zur Rezeptionsgeschichte Händels in den Diktaturen Deutschlands“ werden einen Teil ihrer Ergebnisse vorstellen, und eine Reihe von Referaten wie auch ein Zeitzeugengespräch wird sich mit den verschiedenen Formen der politischen Indienstnahme der Musik Händels speziell im DDR-Staat auseinandersetzen.

Veranstalter: Stiftung Händel-Haus Halle Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Musik, Abteilung Musikwissenschaft Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft (Internationale Vereinigung) e. V.

Die Konferenz wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei und steht allen Interessierten offen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

! TIPP: Besuchen Sie die Jahresausstellung der Stiftung Händel-Haus! Händel als Staatskomponist? Musik und Politik zu Lebzeiten des Komponisten und in den deutschen Diktaturen 23. Februar 2013 – 26. Januar 2014 Kuratoren: Katrin Gerlach, Dr. Lars Klingberg, PD Dr. Juliane Riepe und Susanne Spiegler sowie Gert Richter (Stiftung Händel-Haus) Unter dem Titel „Händel als Staatskomponist?“ befasst sich die Jahresausstellung der Stiftung Händel-Haus mit der Politisie- rung von Händels Musik zu dessen Lebzeiten und in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Dabei werden Arbeitsergebnisse einer Forschungsgruppe der Stiftung Händel-Haus präsentiert, die sich seit 2010 mit der Händel-Rezeption in den deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts beschäftigt. (Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundes- tages) Führung durch die Sonderausstellung Donnerstag, 14. November 2013, 17.15 Uhr

MACHT UND OHNMACHT DER MUSIK. HÄNDEL, DER STAATSKOMPONIST 67 DAS PROGRAMM

DONNERSTAG, 14. NOVEMBER 2013

9.00 Uhr Eröffnung und musikalische Einleitung

Georg Friedrich Händel (1685–1759) „He choose a mournful Muse“ / „He sung Darius great and good“ Accompagnato und Arie aus Alexander’s Feast HWV 75 (Fassung für Alt 1742)

„The mighty master smil’d to see“ / „Softly sweet in Lydian measures“ Rezitativ und Arioso aus Alexander’s Feast

Kantate zum Gedenken an die Gefallenen nach dem „Trauermarsch“ aus HWV 57 Bearbeitung von Hans Fischer (1936)

„Wer einmal vom Dämon der Liebe verwundet“ Arie aus der Oper Poro HWV 28 Freie Nachdichtung von Heinz Rückert (1960)

Ausführende Studierende des Instituts für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Sarina Meier, Alt Alexander Stepanov, Klavier

Begrüßung und Einführung Wolfgang Hirschmann, Halle

9.30–10.30 Uhr Albrecht Dümling, Berlin Musik als Mittel staatlicher Machtausübung Anmerkungen zum Verhältnis von Musik und Politik

11.00–12.30 Uhr Sektion 1 Leitung: Gerd Rienäcker, Mühlenbeck

Toby Thacker, Cardiff: Händel, Staatskomponist in der DDR. Warum haben die Briten daran teilgenommen?

Friedemann Stengel, Halle: Die SED und das christliche „Erbe“

68 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 13.45–15.15 Uhr Sektion 2 Leitung: Toby Thacker, Cardiff

Corinna Wörner, Göttingen: Zwischen Kulturpflege und Kulturpropaganda – Thomaner- und Kreuzchor als Kulturbotschafter zweier „deutscher“ Diktaturen?

Gerd Rienäcker, Mühlenbeck: Bemerkungen zu Händel-Bildern von Ernst Hermann Meyer

15.30–17.00 Uhr Sektion 3 Leitung: Lars Klingberg, Halle

Christoph Henzel, Würzburg: Händel-Filme made in GDR

17.15 Uhr Sonderführung durch die Jahresausstellung der Stiftung Händel-Haus Händel als Staatskomponist? Musik und Politik zu Lebzeiten des Komponisten und in den deutschen Diktaturen

FREITAG, 15. NOVEMBER 2013

9.00–10.15 Uhr Sektion 4 Leitung: Ursula Kramer, Mainz

Adrian La Salvia, Bochum: Macht und Ohnmacht der Übersetzung – Händel-Opernübersetzungen zwischen Anpassung und Widerstand

Susanne Spiegler, Halle: Händel-Inszenierungen als Widerspiegelungen staatlicher Ideologie? Zur Bearbeitungspraxis von Opern und Oratorien im Kontext der Händelfestspiele der DDR in Halle

10.30–12.45 Uhr Roundtable mit den Zeitzeugen Dr. h.c. Terence Best (Brentwood, UK), Prof. Dr. Hans Pischner (Berlin), Prof. Christian Kluttig (Dresden), Frieder Zschoch (Leipzig), Waldtraut Lewin (Berlin) Leitung: Wolfgang Hirschmann, Halle Gert Richter, Halle Diskussion

MACHT UND OHNMACHT DER MUSIK. HÄNDEL, DER STAATSKOMPONIST 69 13.45–15.00 Uhr Sektion 5 Leitung: Juliane Riepe, Halle

Ursula Kramer, Mainz: Händel und die falsche Mittelmeerromantik. Julius Cäsar in Darmstadt (1927) zwischen ästhetischer Innovation und politischer Rezeption

Klaus-Peter Koch, Bergisch Gladbach: „Festoratorium“, „Der Feldherr“ und „Das Opfer“ in Hermannstadt (Sibiu). Zu den Aufführungen Händel’scher oratorischer Werke in Siebenbürgen

15.15–17.00 Uhr Sektion 6 Leitung: Wolfgang Hirschmann, Halle

Juliane Riepe, Halle: „Wir dürfen stolz sein, daß dieser Heros ein Deutscher war“. Zur politisch-propagandistisch motivierten Stilisierung von Komponisten der Vergangenheit im Nationalsozialismus

Lars Klingberg, Halle: Die Göttinger Händel-Gesellschaft während der NS-Zeit

Katrin Gerlach, Halle: „Heldengedenken“ mit Händel im NS-Staat. Zur „Trauermusik“ aus dem Oratorium Samson

17.15–18.15 Uhr Karin Zauft liest aus ihrem 2009 erschienenen Buch „Faszination Händeloper – Halles legendäre 1950er Jahre. Vorläufer – Tendenzen – Wege“

SONNABEND, 16. NOVEMBER 2013

9.00–10.45 Uhr Sektion 7 Leitung: John Roberts, San Francisco, CA

Donald Burrows, Milton Keynes, UK The power of music – the significance of Handel’s Alexander’s Feast in his career

Matthew Gardner, Heidelberg: Alexander’s Feast and eighteenth-century perceptions of the power of music

Hans Dieter Clausen, Hamburg: Divine efficacy of music! Händels dritter Beweis: Salomos Masque für die Königin von Saba

70 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 11.00–12.30 Uhr Sektion 8 Leitung: Donald Burrows, Milton Keynes, UK

John H. Roberts, San Francisco, CA: The Queen’s Anthem and the Emperor’s Madrigals

Stefan Gasch, Wien / Rebecca Wolf, München: Georg Friedrich Händel als „comes pacis“. Die -Vertonung von 1713 und die Frage nach dem Frieden in der Musik

Schlussdiskussion

Schlusswort: Wolfgang Hirschmann, Halle

Wir erkennen Kunst. opernInformation. Orientierung. Unterhaltung.

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www.haendelhaus.de: In neuer Aufmachung Mit dem seit September 2013 veröffentlichten Internetauftritt wird die Stiftung Händel-Haus ihrer kom- plexen Struktur und aktuellen Anforderungen moderner Websites gerecht. Die Seite gliedert sich neu in die folgenden Bereiche: Händel-Haus, Händel-Festspiele, Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus und Freundes- & Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V. Alle an Händel, Musik und Geschichte interessierte Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaftler, Journalisten sowie Besucher mit den unterschiedlichsten Informationswünschen zum Händel-Haus Museum, dortigen Konzerten, Vorträgen, Führungen, Kinderangeboten, den Händel-Festspielen, dem Wilhelm-Friedemann- Bach-Haus usw. finden neue und überarbeitete Inhalte und Funktionen.

Grafisch entwickelte Till Brömme die Internetpräsenz der Stiftung Händel-Haus. Er zeichnet sich auch verantwortlich für das seit 2012 veröffentlichte Erscheinungsbild der Händel-Festspiele. Die neuen Inter- netseiten werden bildhaft und frisch dargeboten. Brömme beschreibt die Herangehensweise wie folgt: „Ziel war es, die umfangreichen Angebote der Stiftung Händel-Haus auf einen Blick, das heißt auf einer

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Plattform sichtbar zu machen. Die Komplexität, die sich aus allen Variablen und Konstanten ergab, hatte anfangs etwas von einer ziemlich passionierten Schachpartie, die wir alle im Team, glaube ich, ganz gut gemeistert haben.“ Die nun für den Benutzer freundliche Navigationsstruktur zeigt sich übersichtlich und strukturiert. Allge- meine Bereiche wie Service, Buchung, Impressum, Suche und Sprachwahl wurden im unteren Seitenbe- reich platziert. Mit der Neustrukturierung wurde auch das Domainkonzept überarbeitet und aufgeräumt. Die zentrale Hauptdomain der Stiftung Händel-Haus ist zukünftig www.haendelhaus.de.

Buchpaten gesucht! Durch das Engagement von Buchpaten für die Bestände der Bibliothek der Stiftung Händel-Haus konnte in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Bänden restauriert werden. Wenn auch Sie die Erhal- tung der historischen Dokumente in der Bibliothek der Stiftung Händel-Haus unterstützen möchten, bitten wir Sie herzlich um eine Spende an die Stiftung. Für die Übernahme einer Buchpatenschaft erhalten Sie eine Patenschaftsurkunde, eine für die Steuererklärung verwendbare Spendenquittung und auf Wunsch eine namentliche Nennung im Ex-Libris des Buches als Pate, die gegebenenfalls (bei Digitalisierung des Buches) auch im Internet sichtbar sein kann. Wenn Sie Pate für ein Buch sein möchten, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung (E-Mail: [email protected]; Telefon: +49 (0) 345 / 500 90 253).

Händel: . Erstausgabe, ca. 1748 Benjamin Cooke: An Ode to Handel. 1785

Die komplette Liste der Buchpatenschafts-Angebote finden Sie auf der Internetseite der Bibliothek unter http://www.haendelhaus.de/de/bibliothek/buchpatenschaften/.

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Händel im Bild Etwa 500 veröffentlichte Darstellungen Georg Friedrich Händels sind uns heute bekannt. Unter den zahl- reichen erhaltenen Gemälden und Skulpturen, die zu seinen Lebzeiten bzw. unmittelbar nach seinem Tod entstanden, befinden sich mehr als 20 authentische Porträts des Komponisten. Damit ist Händel der meist porträtierte Künstler vor Einführung der Fotografie. Die Stiftung Händel-Haus verfügt über eine der welt- weit größten Porträtsammlungen Händels, teils im Original, teils als hochwertige Reproduktionen. Edwin Werner, langjähriger Direktor des Händel-Hauses, und einer der profunden Kenner der Ikonografie Händels, legte nun eine Überblicksdarstellung über diese Bestände vor. Alle 130 Objekte wurden abge- bildet, zudem mit technischen Daten und weiteren interessanten Informationen sowie Literaturangaben versehen. Ein einführender Essay gibt zudem einen Überblick über Händel und seine Porträtisten. Die Broschur ist im Händel-Haus erhältlich.

! TIPP! Ab sofort im Museumsshop des Händel-Hauses erhältlich! Händel-Bildnisse. In den Sammlungen der Stiftung Händel- Haus. Dr. Edwin Werner, Broschur, 60 Seiten, zahlreiche Ab- bildungen, Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Preis 5,00 Euro, ISBN 978-3-930550-98-2

Juliane Riepe „Händel vor dem Fernrohr“ Neu im Museumsshop „Studien der Stiftung Händel-Haus“ sind eine neue wissenschaftliche Publikationsreihe, in deren Fokus Forschungsarbeiten zu Leben, Werk und Rezeption Georg Friedrich Händels, aber auch zur Musikge- schichte der Stadt Halle und ihrer Region stehen. Die Inhalte konzentrieren sich explizit auf musikwissen- schaftliche Themen, während Fragen der Restaurierung und Musikinstrumentenkunde, die eher einen naturwissenschaftlich-technisch interessierten Leserkreis ansprechen, künftig separat publiziert werden. Die „Studien der Stiftung Händel-Haus“ knüpfen an zwei Vorgängerreihen an. Eine „Schriftenreihe des Händelhauses in Halle“ wurde schon 1937 ins Leben gerufen, und 1977 begann man unter dem kaum

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merklich abgewandelten Titel „Schriften des Händel-Hauses in Halle“ eine neue Reihe. Die Bände erschienen aus Kostengründen im Selbstverlag des Händel-Hauses und nach 1990 in „selbstgestrickten“ Layouts. Als das Händel-Haus 2008 in eine Stiftung umgewandelt wurde, eröffneten sich neue Möglichkeiten. Es erwachte der Wunsch, eine Publikationsreihe ins Leben zu rufen, die, inhaltlich in ihrem Profil geschärft, in Zusammenarbeit mit einem Verlag in einem professionell erstellten Layout herauskommen sollte. In dem inzwischen schon renommierten ortus musikverlag Beeskow mit den beiden Musikwissenschaftlern Tobias Schwinger und Ekkehard Krüger fand die Stiftung Händel-Haus einen soliden Partner, mit dem sie 2012 einen Vertrag abschloss. Der Titel der neuen Reihe „Studien der Stiftung Händel-Haus“ trägt nun auch dem veränderten Status der Institution Rechnung. Als Auftaktband erschien 2013 das Buch von Juliane Riepe „Händel vor dem Fernrohr. Die Italienreise“, das auf der Habilitationsschrift der Autorin beruht. Ausgangspunkt der Darstellung sind Tagebuchaufzeich- nungen des Prinzen Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen, der sich 1707 im Rahmen einer Kavalierstour mehrere Monate in Rom aufhielt, dort Händel wiederholt begegnete und diese Begegnungen dokumen- tierte. Der mit 160 teils farbigen Abbildungen reich ausgestattete, umfangreiche Band vermittelt ein breites Panorama neuer Erkenntnisse zu Händels Leben und Wirken in Rom und seinem gesamten römi- schen Umkreis.

! TIPP! Ab sofort im Museumsshop des Händel-Hauses und im Buchhandel erhältlich! Studien der Stiftung Händel-Haus Band 1: Juliane Riepe, Händel vor dem Fernrohr. Die Italienreise ortus musikverlag Beeskow Broschur, ca. 500 Seiten mit 160 Abbildungen, zum Teil farbig ISBN 978-3-937788-26-5 ca. 60,40 Euro (om 146)

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Kultur live erleben!

Tickets in allen MZ-Service Centern und bei TiM Ticket IMPRESSUM in Text:der Silke Leopold,Galeria Teresa Ramer-Wünsche Kaufhof (Passage) Fotos: Archiv, Francesco Colletti, Mat Hennek, Andrea Hübner, Kristjan Jaervi, Gert Kiermeyer, Lisa-Marie Mazzucco, MDR – Edith Hotline:Held, Stefan Schweiger, 0345 Peter Serling, / 202 Ida Zenna, 97 Thomas 71 Ziegler www.tim-ticket.de (Mo.76 – Fr.: 7 – 19 Uhr, Sa.: 7 – 14 Uhr) „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Kultur live erleben! KÜNSTLERVERZEICHNIS DER „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 Dirigenten Chor/Vokalensemble Fabio Bonizzoni (Cantate Italiane) Chor der Oper Halle (Almira) William Christie (Festkonzert) Les Arts Florissants (Festkonzert) Simone Eckert (Geistliche Konzerte) Instrumentalensemble Kristjan Järvi (November Lounge) Elbipolis (November Lounge) Wolfgang Katschner (Handel with Care) Fauré Quartett (November Lounge) Andreas Spering (Almira) Händelfestspielorchester Halle (Almira) Bühnenbild/Kostüme/Ausstattung Hamburger Ratsmusik (Geistliche Konzerte) Frank Philipp Schlößmann (Almira) La Risonanza (Cantate Italiane) Katharina Weißenborn (Almira) Lautten Compagney Berlin (Handel with Care) Les Arts Florissants (Festkonzert) Inszenierung MDR Sinfonieorchester (November Lounge) Axel Köhler (Almira) Sonstige Solisten Johannes Malfatti (November Lounge) Bjorn Christian (Almira) Stefan Oppenländer (November Lounge) Emmanuelle de Negri (Festkonzert) Yetzabel Arias Fernandez (Cantate Italiane) Chad Hoopes (November Lounge) Susanne Ellen Kirchesch (Almira) Ines Lex (Almira) Klaus Mertens (Geistliche Konzerte) Dorothee Mields (Geistliche Konzerte) María Hinojosa Montenegro (Cantate Italiane) Ki-Hyun Park (Almira) Roland Schubert (Almira) Robert Sellier (Almira) Guibee Yang (Almira) Rafał Zeh (Almira) Christian Zenker (Almira) Tickets in allen MZ-Service Centern und bei TiM Ticket in der Galeria Kaufhof (Passage) Hotline: 0345 / 202 97 71 www.tim-ticket.de (Mo. – Fr.: 7 – 19 Uhr, Sa.: 7 – 14 Uhr) 77 DER MUSEUMSSHOP IM HÄNDEL-HAUS

Hier finden Sie die ganze Vielfalt an Präsenten der Stiftung Händel-Haus. Von Accessoires über Bücher bis Textilien. Für jeden Geschmack, für jedes Alter, vom originellen Mitbringsel bis zum wertvollen Geschenk. Gönnen Sie sich, ihren Freunden oder Familien ein Stückchen barocken Glanzes. Treten Sie dienstags bis sonntags ins Händel-Haus ein und stöbern in der Welt von Händel, Halle und Musik.

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80 HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 Händel-Festspiele Halle 2014

An authentischen Orten in der Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel Georg & Georg

Die Händel-Festspiele 2014 finden vom 5. bis 15. Juni in Halle und in der Umgebung wie dem historischen Goethe-Theater Bad Lauchstädt oder in Lutherstadt Eisleben statt. Ein besonderer Fokus wird inhaltlich auf den 300. Jahrestag der Krönungsfeierlichkeit Georgs I. zum englischen König am 20. Oktober 1714 in Westminster Abbey gesetzt. Georg I. residierte zuvor als Kurfürst Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg in Hannover. Dort hatte er Händel im Jahr 1710 als Kapellmeister angestellt, zu einem Zeitpunkt, als fest- stand, dass er nach dem Tod von Queen Anne aus dem protestantischen Teil des Hauses Stuart, deren Kinder nicht das Erwachsenenalter erlebten, auf den britischen Thron berufen wird. Grundlage hierfür war der vom englischen Parlament beschlossene, so genannte „Act of Settlement“ aus dem Jahr 1701. Ziel dieses Gesetzes war es, sämtliche Katholiken aus der englischen Thronfolge auszuschließen, wodurch ein jahrelanger politischer und religiöser Konflikt in England beendet wurde. Mit der Krönung Georg I. wurde die Dynastie des Hauses Hannover als Träger der britischen Krone begründet. Die heute regierende britische Königin Elisabeth II. ist eine direkte Nachfahrin Georgs I. Die skizzierten Hintergründe, die zur Krönung Georgs I. führten, sind ein Beispiel dafür, dass die Frage nach der Religionszugehörigkeit auch noch 200 Jahre nach der Reformation tief greifende politische Entscheidungen beeinflusst hat. Die thematische Ausrichtung der Händel-Festspiele 2014 ist unter diesem Aspekt gleichzeitig auch als ein Beitrag zum Themenjahr „Reformation und Politik“ der Luther-Dekade zu verstehen.

Im thematischen Kontext erklingen bei den Festspielen nicht nur eine musikalische Rekonstruktion der Krönungsfeierlichkeiten für Georg I. sowie ein bis heute nicht aufgeführter Abgesang auf den Tod Georgs I., sondern auch die Coronation Anthems von Georg Friedrich Händel, die anlässlich der Krönung Georgs II. im Jahr 1727 aufgeführt wurden. Eines dieser Anthems, the Priest, ist bis heute äußerst populär: Der Eingangschor fand u. a. auch als Hymne der Fußball-Champions-League Verwendung. Weitere Werke im Programm der Händel-Festspiele 2014 wie beispielsweise die szenische Aufführung der Oper Riccardo Primo (Richard Löwenherz), die als inoffizielle Krönungsoper für Georg II. rezipiert wurde, haben einen engen Bezug zum englischen Königshaus. So auch Händels Oratorium , das zu Händels Lebzeiten als eine Anspielung auf König Georg II. verstanden wurde. Die Entstehung von Händels Wassermusik oder seiner Serenade Il Parnasso in Festa, die Händel anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten der englischen Royal Princess Anne, Tochter König Georgs II. komponierte, gehen ebenso auf die Regentschaft König Georg I. bzw. Georg II. zurück.

HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 81 Das Motto „Georg & Georg“ schließt aber neben den „königlichen Georgs“ darüber hinaus noch zwei weitere „Georgs“ ein: Den Komponisten Georg Friedrich Händel und seinen Vater Georg Händel. Unter dem Titel „Georgs Musik“ erklingen Konzerte mit mitteldeutscher, protestantischer Barockmusik aus dem direk- ten Umfeld Georg Händels. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Sozialisation Georg Händels in die Mitte und Ende des 17. Jahrhunderts fällt und sich somit musikalisch von der hochbarocken Musiksprache Georg Friedrich Händels unterscheidet.

Im engen Kontext zu diesen Konzerten steht auch die Fortführung der Konzertreihe „Nach Luther“ an authentischen Orten der Reformation in Mitteldeutschland. Hier sei vor allem auf zwei Konzerte in der Andreaskirche in der Lutherstadt Eisleben und in St. Georg in Mansfeld-Lutherstadt hingewiesen: Die Be- sucher können dank der Kooperation mit der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt neben dem musikalischen Konzertgenuss auch „Luthers Sterbehaus“ sowie das erst am Konzerttag öffnende „Luthers Elternhaus“ besichtigen.

Mehrere szenische Produktionen sind 2014 geplant, darunter die bereits erwähnte Oper Riccardo Primo im historischen Goethe-Theater Bad Lauchstadt. Hinzu kommt die Neuproduktion an der Oper Halle von Händels Arminio sowie eine Aufführung des Händel’schen Pasticcio Giove in Argo. Außerdem ist eine szenische Produktion in Form einer hochbarocken Akademiesitzung im Löwengebäude zu erleben: Unter dem Titel Der Liebeswahn wird mit Musik Händels und unter Anleitung und Moderation des Marchese Francesco Maria Ruspoli die römische Accademia dell’Arcadia mit Ironie und Witz zum Leben erweckt. Dabei geht es nicht um historische Korrektheit, sondern darum, eine für uns ferne, bizarre Welt der öffent- lichen kulturellen Herrschaftspräsentation augenzwinkernd wieder auferstehen zu lassen.

Internationale Stars werden das Programm der Händel-Festspiele mitgestalten. Hierzu zählen die Gala- Konzerte mit Magdalena Kožená und dem Shooting-Star Julia Lezhneva. Spitzen-Ensembles aus fast allen Ländern Europas gastieren in den zehn Tagen der Händel-Festspiele 2014, darunter die polnische Capella Cracoviensis, das britische Orchestra of the Age of Enlightenment, die italienischen Ensembles Il Giardino Armonico sowie Il Complesso Barocco unter Leitung von Alan Curtis und die Schweizer Kammerorchester Basel und La Cetra. Während man sich einerseits auf ein Wiedersehen mit Jordi Savall und seinen Ensem- bles freuen kann, die als deutsche Erstaufführung ein spannendes, interkulturelles Konzert mit Musik zu Krieg und Frieden im barocken Europa darbieten werden, kommen andere Stars erstmals nach Halle. Nach dem musikalischen Feuerwerk wird der Abschluss der Händel-Festspiele mit der Feuerwerksmusik und mit einem großen Höhenfeuerwerk in der Galgenbergschlucht Open-Air gefeiert.

82 HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 Bernhard Forck Wolfgang Katschner Ottavio Dantone

PROGRAMMHÖHEPUNKTE

OPERN

Freitag, 06.06.2014, 19.00 Uhr, Oper Halle ARMINIO HWV 36 (PREMIERE) Szenische Aufführung der Oper von G. F. Händel (auch am 08.06. und 13.06.) Musikalische Leitung: Bernhard Forck Koproduktion Händel-Festspiele Halle und Oper Halle

Samstag, 07.06.2014, 14.30 Uhr, Goethe-Theater Bad Lauchstädt RICCARDO PRIMO HWV 23 (PREMIERE) Szenische Aufführung der Oper von G. F. Händel (auch am 08.06. und 9.06.) Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner, Regie: Elmar Fulda, Solisten des Weimarer Meisterkurses für Barockoper 2014 der Musikhochschule Franz Liszt, Weimar, Lautten Compagney Berlin

Samstag, 07.06.2014, 19.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE AMADIGI DI GAULA HWV 11 Konzertante Aufführung der Oper von G. F. Händel Musikalische Leitung: Ottavio Dantone, Solisten: Lawrence Zazzo, Roberta Invernizzi, Karina Gauvin, Filippo Mineccia u. a., kammerorchester basel

HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 83 Szenenfoto „Almira“ Roberta Mameli

Sonntag, 08.06.2014 (Pfingsten), 20.00 Uhr, Leopoldina, Festsaal UN(GE)HÖRTER LÖWENHERZ Musik aus Händels verschiedenen Versionen der Oper Riccardo Primo Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner, Solisten des Weimarer Meisterkurses für Barockoper 2014 der Musikhochschule Franz Liszt (Weimar), Lautten Compagney Berlin

Mittwoch, 11.06.2014, 19.00 Uhr, Oper Halle ALMIRA HWV 1 Szenische Aufführung der Oper von G. F. Händel (Wiederaufnahme) Musikalische Leitung: Andreas Spering, Inszenierung: Axel Köhler, Koproduktion Händel-Festspiele Halle und Oper Halle

Freitag, 13.06.2014, 19.00 Uhr, Goethe-Theater Bad Lauchstädt GIOVE IN ARGO HWV A14 (PREMIERE) Szenische Aufführung der Oper von G. F. Händel (auch am 14.06. und 15.06.) Musikalische Leitung: Werner Ehrhardt, Regie: Kay Link, Ausstattung: Olga von Wahl, Solisten: Roberta Mameli (Iside), Arantza Ezenarro (Calisto), David Menéndez (Erasto), Krystian Adam (Arete), Orchester & Vokalensemble l‘arte del mondo

ORATORISCHE WERKE UND KIRCHENMUSIK

Freitag, 06.06.2014, 17.00 Uhr, Marktkirche zu Halle MESSIAH HWV 56 Oratorium von G. F. Händel Musikalische Leitung: Jan Tomasz Adamus, Solisten: Natalia Kawalek, David DQ Lee, Krystian Adam, Lisandro Abadie, Chor und Orchester Capella Cracoviensis

84 HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 Andrea Marcon Laurence Cummings Jordi Savall

Mittwoch, 11.06.2014, 19.30 Uhr, Marktkirche zu Halle SOLOMON HWV 67 Oratorium Von G. F. Händel Musikalische Leitung: Peter Neumann, Solisten: Iestyn Davies, Maria Keohane, Virgil Hartinger, Wolf Matthias Friedrich, Constanze Backes, Kölner Kammerchor, Collegium Cartusianum

Montag, 09.06.2014 (Pfingsten), 11.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE PARNASSO IN FESTA HWV 73 Serenata von G. F. Händel Musikalische Leitung: Andrea Marcon, Solisten: Carlos Mena, María Espada, Ismael Arroniz, La Cetra Vokalensemble Basel, La Cetra Barockorchester Basel

Montag, 09.06.2014 (Pfingsten), 17.00 Uhr, Marktkirche zu Halle CORONATION ANTHEMS Werke von C. Ph. E. Bach, J. Ch. Bach und G. F. Händel Musikalische Leitung: Laurence Cummings (Cembalo), NDR Chor, FestspielOrchester Göttingen

KONZERTE

Samstag, 14.06.2014, 15.00 Uhr, Dom zu Halle KRÖNUNGSMUSIK FÜR GEORG I. Rekonstruktion der Krönungsmusik von 1714 Werke von H. Purcell, W. Turner, Th. Tallis, H. Lawes, J. Blow, J. Clark und W. Croft Musikalische Leitung: Jörg Breiding, Sprecher: Stefan Wiefel, Knabenchor Hannover, Stadtsingechor Halle, Musica Alta Ripa

HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 85 Magdalena Kožená Julia Lezhneva Marie-Claude Chappuis

Samstag, 14.06.2014, 19.30 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE KRIEG UND FRIEDEN IM BAROCKEN EUROPA Vom Dreißigjährigen Krieg zum Utrechter Frieden Werke von S. Scheidt, J. H. Schein, J. Rosenmüller, J.-B. Lully, G. F. Händel u. a. Musikalische Leitung: Jordi Savall (Viola da gamba), Nedyalko Nedyalkov (Kaval), Yurdal Tokcan (Oud), Hakan Güngör (Kanun), La Capella Reial de Catalunya, Hespèrion XXI, Le Concert des Nations

STARS IN CONCERT

Sonntag, 08.06.2014 (Pfingsten), 16.00 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche FESTKONZERT MIT MAGDALENA KOŽENÁ Musikalische Leitung: Andrea Marcon, La Cetra Barockorchester Basel

Dienstag, 10.06.2014, 19.30 Uhr, Dom zu Halle FESTKONZERT MIT DEM ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT Let God arise von G. F. Händel, Solomon von W. Boyce u. a. Musikalische Leitung: Steven Devine, Solisten: Lucy Crowe und James Gilchrist

Donnerstag, 12.06.2014, 19.30 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche FESTKONZERT JULIA LEZHNEVA UND GIOVANNI ANTONINI Werke von G. F. Händel und F. Geminiani Il Giardino Armonico

86 HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht

Freitag, 13.06.2014, 19.00 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche HANDEL ARIAS: THE HIDDEN AND THE HITS Werke von G. F. Händel Musikalische Leitung: Alan Curtis, Solistin: Marie-Claude Chappuis, Il Complesso Barocco

OPEN AIR

Samstag, 14.06.2014, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht Halle BRIDGES TO CLASSICS

Sonntag, 15.06.2014, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht Halle ABSCHLUSSKONZERT (Änderungen vorbehalten)

! TIPP: Das vollständige Programm der Händel-Festspiele ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de Der Vorverkauf der Händel-Festspiele 2014 beginnt am 16.11.2013. Sichern Sie sich rechtzeitig die begehrten Karten! Tickets: bundesweit in allen CTS-Eventim-Vorverkaufsstellen, in Sachsen-Anhalt auch bei TiM Ticket in den Service Centern der Mitteldeutschen Zeitung und Galeria Kaufhof Passage Halle Ticket-Hotline + 49 (0) 345 / 565 27 06 Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr

HÄNDEL-FESTSPIELE 2014 87 IMPRESSUM Herausgeber: Stiftung Händel-Haus Clemens Birnbaum, Direktor, Intendant der Händel-Festspiele Große Nikolaistraße 5, 06108 Halle (Saale) [email protected] www.haendelhaus.de Redaktion: Patricia Reese, Anja Telzer Redaktionsschluss: 02.10.2013 Anzeigen: Anja Telzer Gestaltung: Jo Schaller, Angela Schubert, Halle (Saale) Gestaltung Titel: Atelier Brömme, Fotografie Kampagnenmotiv: mettanest Dresden Druck: Impress Druckerei Halbritter KG, Halle (Saale) Auflage: 2.000 Einzelheftpreis: 3,00 E Fotos: S. 3 – Dr. Reiner Haseloff (Staatskanzlei Sachsen-Anhalt), S. 4 – Maren Sieb und Klaus Scharrenberg (Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt), S. 13 – Dorothee Mields (Annelies van der Vegt), S. 13 – Klaus Mertens (privat), S. 14 – Hamburger Ratsmusik (Andreas Hübner), S. 15 – Simone Eckert (Hamburger Ratsmusik), S. 20 – MDR Sinfonieorchester (MDR / Peter Rigaud) S. 25 – Chad Hoopes (Lisa-Marie Mazzucco), S. 25 – Fauré Quartett (Mat Hennek), S. 26 – Johannes Malfatti (Agentur), S. 26 – Kristjan Järvi (MDR / Edith Held), S. 27 – Elbipolis Barockorchester Hamburg (Marianne Mencke), S. 34 – Yetzabel Arias Fernandez (Agentur Ribaltaluce-Studio), S. 34 – María Hinojosa Montenegro (Caserta / F. Colletti), S. 34 – Fabio Bonizzoni (Marco Borg- greve), S. 35 – La Risonanza (Laura Crippa), S. 48 – Emmanuelle de Negri (Abdellah Lasri), S. 49 – Les Arts Florissants (Guy Vivien), S. 51 – William Christie (Denis Rouvre), S. 60 – Lautten Compagney Berlin (Ida Zenna), S. 61 – Wolfgang Katschner (Ida Zenna), S. 65 – Szenenfoto „Almira“ (Gert Kiermeyer), S. 72-75 (Archiv Stiftung Händel-Haus), S. 83 – Bernhard Forck (Gert Kiermeyer), S. 83 – Wolfgang Katschner (Ida Zenna), S. 83 – Ottavio Dantone (Agentur Ribaltaluce-Studio), S. 84 – Szenenfoto „Almira“ (Gert Kiermeyer), S. 84 – Roberta Mameli (www.robertamameli.com), S. 85 – Andrea Marcon (Agentur, Nana Watanabe), S. 85 – Laurence Cummings (Sheila Rock), S.85 – Jordi Savall (Teresa Llordes), S. 86 – Magdalena Kožená (Mathias Bothor), S. 86 – Julia Lezhneva (Uli Weber, Decca), S. 86 – Marie-Claude Chappuis (Jo Simoes), S. 87 – Stimmung Abschlusskonzert (Thomas Ziegler), Veranstaltungsorte (Thomas Ziegler) Programmänderungen vorbehalten. Die Daten und inhaltlichen Informationen beruhen auf den Angaben des jeweiligen Autoren/Veranstalters/Agentur. Alle veröf- fentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste bzw. Datenbanken und Internet sowie Vervielfältigungen dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers erfolgen. Zitate aus dem Inhalt des Programmbuches der „Händel im Herbst“-Tage 2013 erlaubt der Herausgeber, wenn die Quelle dabei angegeben wird und erbittet Belegexemplare.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Stö- rungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. © Stiftung Händel-Haus

88 „HÄNDEL IM HERBST“-TAGE 2013 STIFTUNG HÄNDEL-HAUS HALLE WILHELM-FRIEDEMANN-BACH-HAUS ÖFFNUNGSZEITEN ÖFFNUNGSZEITEN April bis Oktober: 10 bis 18 Uhr freitags und samstags geöffnet November bis März: 10 bis 17 Uhr April bis Oktober: 10 bis 18 Uhr Montag geschlossen November bis März: 10 bis 17 Uhr EINTRITT EINTRITT Erwachsene: 4 e | Ermäßigt: 2,50 e 2,50 e (keine Ermäßigung) Eintritt frei für Kinder bis 6 Jahre DAUERAUSSTELLUNG Gruppenkarte ab 10 Pers.: 2,50 e pro Person „Musikstadt Halle“ Familienkarte: 9 e (Eltern und Kind) DAUERAUSSTELLUNGEN „Händel – Der Europäer“ Historische Musikinstrumente JAHRESAUSSTELLUNG „Händel als Staatskomponist? Musik und Politik zu Lebzeiten des Komponis- ten und in den deutschen Diktaturen” bis 26. Januar 2014

WILHELM-FRIEDEMANN- BACH-HAUS Große Nikolaistraße 5 Große Klausstraße 12 (Eingang Hallorenring) 06108 Halle (Saale) 06108 Halle (Saale)

Kombi-Ticket Händel-Haus/Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus: Erwachsene: 6 e | Ermäßigt: 4 e HÄNDEL-FESTSPIELE 2014

„GEORG & GEORG“

5. BIS 15. JUNI 2014 IN HALLE (SAALE)

Vorverkaufsstart am 16. November 2013 Tickets: +49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag 7.00 bis 19.00 Uhr, Samstag 7.00 bis 14.00 Uhr) www.haendelhaus.de

Stiftung Händel-Haus Große Nikolaistraße 5 Telefon: +49(0)345/50090-0 [email protected] 06108 Halle (Saale) Fax: +49(0)345/50090-416 www.haendelhaus.de