Umschlag 145.qxp 11.11.19 08:34 Seite 1

KIRCHEN MUSIKALISCHE MI EILUNGEN Nr. 145 JULI/AUGUST 2019

DIÖZESE RO E N B U R G - S T U G A RT ISSN 1436-0276 Inhaltsverzeichnis

 Liturgie aktuell

2 Anselm Grün • Das Psalmsingen als kontemplativer Weg 7 Wolfgang Brettschneider • Die Nähe des Unsagbaren spüren lassen 11 Andreas Grußmann • „schreiben und sagen und singen im Lärm“ St. Meinrad-Weg 6 · 72108 Rottenburg 13 Die Evangelien der Osterzeit zum feierlichen Vortrag im Gottesdienst Telefon (07472) 169 953

Telefax (07472) 169 955 www.amt-fuer-kirchenmusik.de  Schwerpunktthema Bürozeiten Jutta Steck Mo-Fr: 8.00 – 12.00 Uhr 14 Karl Echle • O lieber Jesu, denk ich dein (GL 368), Rottenburger Chorbuch S. 54 Di: 14.00 – 16.00 Uhr 16 Franz Günthner • Gott, du bist größer als unser Herz (GL 817), Rottenburger Chorbuch S. 174–176 Leiter des Amtes für Kirchenmusik Diözesanmusikdirektor Walter Hirt  Aus der Praxis e-Mail: [email protected] 18 Schwester m. Faustina Niestroj • DSGVO Datenschutz-Grundverordnung für Chöre ... Stellvertretender Leiter des Amtes 20 Thomas Meinert • Öffentlichkeitsarbeit für kirchliche Chöre – wirb oder stirb! für Kirchenmusik · Fachstelle für das 24 Rainer Schulte • Erstkommunion und Musikvermittlung Glockenwesen: Prof. Dr. Hans Schnieders Telefon (07472) 169 952 29 Jan Martin Chrost • Besonderheiten der Kinder- und Jugendchorleitung e-Mail: [email protected] 31 Thomas Petersen • Zum Todestag von Louis-James-Alfred Lefébure-Wély (1817-1869) Bürozeiten 32 Sebastian Tobias • Pueri-Cantores-Knabenchortreffen Kirchenmusik: Mo und Do Vormittag Glockenwesen: Di und Fr Vormittag Mitteilungen

Roman Schmid MITTEILUNGEN Betreuung des Glockenwesens 34 Amt für Kirchenmusik Impressum

Telefon: (07472) 169 956 37 Diözesan-Cäcilienverband e-Mail: [email protected] Mitarbeiter Thomas Blessing, Dr. Wolfgang Brettschneider, Bürozeiten: Mo und Di, ganztägig Berichte Jan Martin Chrost, Magdalena Dolp, Herlinde

BERICHTE Groß, Andreas Großmann, Dr. Anselm Grün, Eberhard Schulz, Orgelrevisor 39 Amt für Kirchenmusik Franz Günthner, Telefon (07472) 169 954 43 Aus den Dekanaten Vincenz Krol, Volker Linz, Thoms Meinert, e-Mail: [email protected] 46 Diözesan-Cäcilienverband Sr. M. Faustina Niestroj, Michael Saum, Tho- Bürozeiten: Di, Mi 9.00 – 18.00 Uhr mas Petersen, Roman Schmid, • Orgelwesen ORGEL Dr. Hans Schnieders, Eberhard Schulz, Orgel Reiner Schulte, Sebastian Tobias,

Jutta Steck, Sekretariat Telefon (07472) 169 953 48 Orgelbauten, Sanierungen Die KMM stehen Ihnen auch unter e-Mail: [email protected] 49 Orgelbaumaßnahmen 2018 www.amt-fuer-kirchenmusik.de 50 Jean Guillou verstorben im pdf-Format zur Verfügung. C-Ausbildung Sollten Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch Leitung: DMD Walter Hirt machen, so bitten wir Sie, uns zu informieren. Anmeldungen, Prüfungen, Informationen: Glocken Dadurch helfen Sie uns, Kosten zu sparen. GLOCKEN Herr Matthias Heid Herzlichen Dank! 53 Drei neue Glocken für Zimmerbach Telefon (07472) 169 823, Telefax 169 829 e-Mail: [email protected] Herausgeber: Amt für Kirchenmusik der Personalia Diözese Rottenburg-Stuttgart PERSONALIA DCV-Geschäftsstelle ISSN: 1436-0276 54 Stellenbesetzungen, Ernennungen Geschäftsführer: Sr. M. Faustina Niestroj Schriftleitung: Diözesanmusikdirektor e-Mail: [email protected] Walter Hirt

Telefon (07472) 169 958, Telefax 169 83958 Rezensionen Redaktion: Jutta Steck REZENSIONEN Bürozeiten: Beiträge: Auf CD oder per E-Mail Mo 9.00–12.00 Uhr, Fr 14.00–17.00 Uhr 56 Chornoten, Orgelnoten (jeweils im Word-Format) an das Amt für Kirchenmusik

Herstellung: Werner Böttler, Urkunden und Anträge Palestrinamedaille/ GrafikSatzBildDruck Zelterplakette anfordern bei Ursula Kluike 72141 Walddorfhäslach, (07472) 169 958 · [email protected] (07127) 927010 Auflage: 3.900 Exemplare Titelbild: Kirchenmusikalische Werk - woche 2019

Redaktionsschluss Nr. 146: 1. Oktober 2019

KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145  EDITORIAL Unsagbaren spüren lassen. Von den Lehrstuhlvertreter für Liturgiewissenschaft Chancen der Kirchenmusik in Zeiten an der Universität Tübingen, beendet der Gotteskrise“. Mit der Kirchenmusik seinen Artikel „Erfahrungen, Stimmun- „die Tradition der Erneuerung fortzu- gen, Werte. Populäre Kultur als Heraus- führen und die Erneuerung der Tradition forderung für die Theologie“ in der evan- zu wagen“ mögen wir uns von ihm ins gelischen Fachzeitschrift „musik & kirche“ Stammbuch schreiben lassen. (3/2019) mit folgenden Gedanken: „Die theologische Reflexion von populärer Mit dem Tod des Frankfurter Priesters, Kultur ist [somit] als Beitrag zu einer in- Dichters und Schriftstellers terdisziplinären Gegenwartsanalyse zu VEREHRTE LESERINNEN im Februar diesen Jahres verliert der begreifen. Die Bereitschaft, sich vorur- UND LESER, Kreis der wichtigsten Textautoren neuer teilsfrei darauf einzulassen, ohne pasto- geistlicher Lieder (die beiden Adjektive rale Strategien zu verfolgen, ist eine erste, dass das Psalmensingen als gesungenes sind bewusst kleingeschrieben!) eine unabdingbare Voraussetzung. Ziel ist Gebet bezeichnet werden darf, ist sicher. Lichtgestalt. Dass in der Fülle der neu der Erwerb von Sprachfähigkeit des ge- Schon weniger sicher ist, dass die Psalmen entstandenen Lieder der letzten Jahr- samten Gegenwartskultur. Eine kultur- des Stundengebets – bei Priestern und zehnte durch ihn unverzichtbare Qua- sensible Theologie schließt die Herme- Diakonen das tägliche – tatsächlich ge- litätsstandards hinsichtlich der Kunst neutik populärer Kultur mit ein, in dem- sungen werden. Doch anders werden der Poesie als auch der Zeitgenossenschaft selben Maße wie sie sich der Kunst und sie nur schwer ihre Wirksamkeit entfalten. in der theologischen Reflexion gesetzt vielen anderen anspruchsvollen Themen Sie brauchen einen Klangleib, um sich wurden, ist ein Segen für unseren Glau- widmet“. unmittelbar in Herz und Seele einsenken bensvollzug, für die Kirche. An diesen zu können. „Lieder zur Harfe“ - so die Standards sollte sich auch zukünftig die Um sich dieser Herausforderung zu stel- Übersetzung des griechischen Begriffs Flut der Liedproduktionen messen lassen len, hat die Kommission Kirchenmusik „Psalmoi“. Die Entstehung der Psalmen dürfen. Viele Lieder von ihm finden wir und die Sitzung des Bischöflichen Or- ist mit einer Klanglichkeit, mit einer im . Wir stehen im sechsten dinariats die Einführung von zwei wei- melodischen „Weise“ verknüpft, wie es Jahr seit dessen Einführung in unserer teren kirchenmusikalischen Ausbildungs- in vielen Einleitungen der Psalmen an- Diözese. Die Aneignung der „Nova“ er- gängen in die Wege geleitet. Diese werden gegeben ist. Wobei heutezutage leider folgt in unseren Gemeinden in unter- – als Erstinformation – vorgestellt. Und nicht mehr rekonstruiert werden kann, schiedlichen Geschwindigkeiten – ab- diese Ausbildungsgänge „Bandleiter/-in“ welche Melodien beispielsweise „Nach hängig von den Leitern der Gemeinde, und „Popchorleiter/-in“ sollen gewähr- der Weise Lilien“ oder „Nach dem Kel- vom Gottesdienstbesuch sowie (entweder leisten, dass „Sprachfähigkeit populärer terlied“ erklungen sind. „Gott-sei-Dank“ oder aber „leider“) von Kultur“ Hand in Hand geht mit der für Anselm Grün hat das Psalmensingen der kirchenmusikalischen Situation vor alle musikalischen Stile unabdingbaren als kontemplativen Weg beschrieben. Ort. Die Schätze des Gotteslob weiterhin Frage, ob die Musik in der Liturgie dem Seine tiefgehenden theologischen und zu heben, in konsequenter Beharrlichkeit, angemessen ist, was wir feiern. spirituellen Gedanken und Zitate der in geplanter Wiederholung zwecks Ver- Kirchenväter sind – obwohl schon vor tiefung ist noch für viele Jahre angesagt. Nach einer erfüllten kirchenmusikali- Jahren formuliert – noch nicht an die Dazu wollen weitere Liedportraits der schen Werkwoche geht es nun in die Basis der Kirchenmusiker und der pas- Regionalkantoren in dieser Ausgabe einen letzte Phase der Vorbereitung des Di- toralen Berufe angekommen. Deshalb Beitrag leisten. özesankinderchortages auf der Bundes- soll Ihnen ein wichtiges Kapitel zu diesem gartenschau in Heilbronn. Dass Sie diese Themenfeld in dieser Ausgabe der KMM Wenn in der Betrachtung des segensrei- und weitere Aktivitäten der Kirchenmusik vorgestellt werden. chen Wirkens von Lothar Zenetti von über die Kirchenmusikalischen Mittei- Qualitätsstandards gesprochen wurde, lungen mit Interesse verfolgen wünscht Der Allgemeine Cäcilienverband hat – so sind diese nicht nur für die Lieder sich ein Jahr nach unserem Diözesancäci- selbst entscheidend, sondern auch für lienverband! – sein 150jähriges Bestehen deren Ausführung, für die Begleitung, Ihr gefeiert. Prof. Wolfgang Bretschneider, für das Arrangement und den Klang. Walter Hirt den wir zu unserem Jubiläum nach Rot- Die stilistische Vielfalt der Kirchenmusik Diözesanmusikdirektor tenburg als Festredner eingeladen hatten, hat sich in den letzten Jahrzehnten hielt aus diesem Anlass wiederum die enorm verbreitert, auch durch popular- Festrede mit dem Titel „Die Nähe des musikalische Stile. Stephan Wahle, derzeit

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 1 Liturgie aktuell

Anselm Grün Bestimmend und vorherrschend bleibt gleichwohl der Eindruck von Monotonie, Gleichförmigkeit Das Psalmensingen und kaum überbietbarer Schlichtheit. Die Beschei- denheit des musikalischen Vorgangs, der radikale als kontemplativer Verzicht auf alle vordergründige melodische Aus- deutung von Inhalten oder Gefühlen zeigt deut- Weg lich, dass es hier nicht – wie etwa in der sogenann- ten Vorsänger-Psalmodie – um einen »darstellen- den« Vortrag der Psalmen geht (zu dem die Texte Das Chorgebet in den Klöstern hat mit anderen des Psalters ja wahrhaftig auch einladen). Die ge- Formen christlichen Gottesdienstes gewisse meinsame Psalmodie beschränkt sich gewisserma- Grund elemente gemeinsam: die Lesung, das Ge- ßen darauf, die heiligen Texte lediglich singend bet, das hymnische Lied und so weiter. Seine be- »aufzusagen«, damit sie nicht nur in Schrift und sondere Prägung aber empfängt es durch die Psal- Buchstabe, sondern in Klang und Laut der beten- Anselm Grün ist Bene- modie, das Singen der Psalmen. Dabei nimmt das den Gemeinschaft gegenwärtig sind und immer diktiner im Kloster Münsterschwarzach. Singen oder Rezitieren mehrerer Psalmen inner- neu mit Ohr und Herz behorcht und empfangen Von 1977 bis Oktober halb jeder Gebetsstunde einen beachtlichen Raum werden können. Gerade die ehrfürchtige Zurück- 2013 war er als Cellerar ein. Doch nicht nur das: auch die eigentümliche haltung, in der das geschieht, und die schlichte für die wirtschaftliche Leitung der Abtei Weise, in der das geschieht, ist auffällig. Diese alt- Gleichförmigkeit des musikalischen Vollzugs las- verantwortlich. überlieferte, aber keinesfalls ursprüngliche Art des sen aber – das bestätigt die Erfahrung vieler Sänger Er gilt als der erfolg- reichste deutschsprachi- Psalmengesangs scheint erdacht und in Gebrauch und Hörer der Psalmodie durch die Jahrhunderte ge Autor religiöser gekommen zu sein, als es darum ging, der Praxis hin – eine Atmosphäre entstehen, die das Herz in Bücher. Seine Schriften wurden in über des Mönchtums, Kontemplation auch und gerade eine wachsame Ruhe, eine empfängliche Stille füh- 30 Sprachen übersetzt. im täglichen gemeinsamen Beten vieler Psalmen ren kann. Warum man die Psalmen gerade auf die- zu üben, eine angemessene und hilfreiche Mög- se Weise singt und warum die Psalmodie von sich lichkeit des Vollzugs bereitzustellen. aus ein kontemplatives Klima schafft, darüber ha- ben sich die Kirchenväter und nach ihnen viele Bei dieser Form werden die Psalmverse von zwei geistliche Autoren Gedanken gemacht. gleich großen Gruppen abwechselnd gesungen. Je- de Gruppe praktiziert zwischen ihren beiden Die Psalmen werden wechselchörig gesungen. Halbversen ein eigentümliches Innehalten von gleichbleibender Dauer und von einer Nachdrück- Eine Chorhälfte singt der anderen einen Vers zu lichkeit, die offensichtlich weit über das hinaus- und diese antwortet mit dem nächsten. Man reicht geht, was das Bedürfnis nach Gliederung oder die sich gegenseitig den Text weiter. Die Kirchenväter Rücksicht auf den Textverlauf erwarten ließe. fühlen sich durch diese Praxis des Singens an die Engelchöre erinnert, die einander zusingen, sich Gesungen werden kann ausschließlich auf einer gegenseitig zum Lobpreis ermuntern, sich gegen- einzigen Tonhöhe – beim sogenannten Rezitieren seitig „in Stimmung“ halten. »recto tono«. Dieses will als die schlichteste Form des Singens verstanden werden und nicht etwa als Der wechselchörige Gesang hält das kontemplati- widernatürlich-gekünsteltes Sprechen. Anderer- ve Gebet in uns wach. Er erzeugt in uns eine Span- seits wird größtenteils auf einer nung des Betens, die durch das einzigen Tonhöhe gesungen, Die Glut, die durch gegenseitige Abwechseln lange wobei lediglich am Ende der das Singen angefacht wird, gehalten werden kann. Wäh- Halbverse kleine melodische kann im Hören und rend die andere Chorhälfte Abwandlungen eintreten, die Schweigen aufflammen singt, hören wir zu. Wir können aber wiederum Vers für Vers und den ganzen Leib uns in unserem Herzen, in un- unver ändert dieselben bleiben. durchdringen. serem Seelengrund sammeln. Allerdings gibt es gewisse »Ein- Die Glut, die durch das Singen färbungen« durch den textlichen Ausdruck und die angefacht wird, kann im Hören und Schweigen Tonart des rahmenden Wechselgesanges und aufflammen und den ganzen Leib durchdringen. durch die Verwendung verschiedener melodischer Auch der Kirchenvater Ambrosius hat den Wechsel Psallier-Modelle, der sogenannten »Psalmtöne«. der beiden singenden Gruppen im Auge, wenn er

2 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 beschreibt, wie schön und wie wohltuend die Psal- Im Singen kommen wir in Berührung mit den po- modie sein kann. Er tut das überraschenderweise sitiven Gefühlen wie Freude, Hoffnung, Sehnsucht in seinen Betrachtungen zum Sechstagewerk des und Liebe. Dadurch verlieren die negativen Gefüh- Schöpfers im Hinblick auf die Erschaffung des le ihre Macht über uns. Wir brauchen uns im Sin- Meeres, dessen Wunder er in dichterischen Worten gen nicht in Gefühle der Freude und Liebe hinein- rühmt: zusteigern. Wenn wir uns einfach auf das Singen Wie schön und gewaltig ist das Meer, wenn der Sturm einlassen, dann bewirkt es etwas in uns, dann stei- seine Wogen türmt; wie schön aber erst, wenn nur ein gen Freude und Sehnsucht in uns auf. Athanasius leiser Hauch die Wasserfläche bewegt und die Wellen beschreibt die Wirkung des rechten Psalmensin- mit jenem sanften, gleichförmigen Wohllaut ans Ufer gens mit dem Wort »rhythmizei«. Die Psalmodie schlagen, der die Stille nicht stört, sondern sie nur arti- »rhythmisiert« die menschliche Seele, sie bringt sie kuliert und hörbar macht. in Ordnung, schafft in ihr eine klare, gesunde Struktur. Oder man könnte Mit diesem ruhigen Wellenschlag vergleicht Am- auch sagen, sie bringt die See- Ein Besucher brosius das Psalmensingen: le in Bewegung, in ein geord- unseres Chorgebetes Eine Welle übernimmt von der anderen die Bewegung netes stimmiges Bewegtsein. hat es ähnlich ausgedrückt: und gibt sie wieder zurück – in einem beständig wogen- Diese geordnete Bewegung Er fühle sich, als ob er den Hin und Her, das doch von unfassbarer Ruhe ist. hält die Seele lebendig und am Strand sitze gesund. Und wie es die Erfah- und Welle um Welle gleite » Tranquillitas«, tiefe Ruhe, wird von den Vätern rung zeigt, gibt der Rhyth- über den Sand des Ufers wohl am häufigsten genannt, wenn sie sagen wol- mus der Seele Kraft und Aus- und schwemme allen Unrat fort. len, wessen die Psalmodie am nötigsten bedarf, dauer. Es entsteht in ihr eine was sie, recht vollzogen, aber auch am sichersten innere Festigkeit, in der sie die Probleme des All- zu wirken vermag. Ein Besucher unseres Chorge- tags mutig anpacken kann. Die Psalmodie erzeugt betes hat es ähnlich ausgedrückt: Er fühle sich, als keine wohlige Nestwärme, kein »Klebenbleiben- ob er am Strand sitze und Welle um Welle gleite wollen«, sondern Struktur, Ruhe, einen nüchter- über den Sand des Ufers und schwemme allen Un- nen Frieden und die Kraft, sich dem Leben zu stel- rat fort. Zuletzt bleibe der reine Sand. So hat für len. ihn das Psalmensingen eine reinigende Wirkung. Es wäscht den inneren Unrat, den Müll der Seele Durch das Psalmensingen klingen in uns Saiten, aus uns heraus und beruhigt dabei unser Herz. Da- die sonst stumm bleiben. Es entsteht ein Bewegt- her mag es rühren, dass wir oft nach einem gar sein des Gemütes, ein Ergriffensein von Freude nicht »andächtigen« Chorgebet doch ruhiger und und Liebe. Für Augustinus sind Freude und Liebe innerlich froher geworden sind. die wesentlichen Elemente des Singens. »Cantare amantis est«, sagt er. Singen kann nur, wer liebt. Basilius meint, das Psalmensingen befreie uns von Unser Singen kann die Liebe in uns wachsen las- Traurigkeit, es erheitere die Seele und bringe inne- sen. re Turbulenzen zum Schweigen. Oft spüren wir in uns einen Druck und Stau von Gefühlen und Ge- Singen hat auch mit Freude zu tun. Schon Plato danken. Aber wir können diesen Stau nicht defi- meint, das Wort »choros« komme von »chara«; von nieren und erklären. Wir wissen nicht, woher er der Freude. Und Augustinus zeigt den Zusammen- kommt und womit er zusammenhängt. Das Psal- hang zwischen Singen, Liebe und Freude in seiner mensingen kann uns von diesem Stau befreien. Es klassischen Formulierung: bringt uns in Berührung mit den positiven Gefüh- Wer singt, der lobt nicht nur, er lobt auch freudig. Wer len der Freude. In uns sind ja gleichzeitig positive lobsingt, der singt nicht nur, nein, er liebt auch den, und negative Gefühle, Traurigkeit und Freude, dem er singt. Angst und Vertrauen, Ärger und Zufriedenheit, Lie- be und Hass. Oft fixieren wir uns auf die negativen Im Singen entsteht ein Bild dessen, dem man Gefühle und meinen, sie seien die einzige Realität singt. In den Liebesliedern des Vaterlandes, wie in uns. In Wirklichkeit schneiden wir uns dadurch Augustinus die Psalmen nennt, entsteht ein Bild nur von den positiven Gefühlen ab, die im Grund der Heimat, ein Bild Gottes, bei dem unser Herz unserer Seele liegen, oft verdeckt durch die drü- zur Ruhe kommen kann. Im Singen wächst in uns ckende Last der Sorgen. die Sehnsucht nach dieser Heimat. Und es entsteht

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 3

Liturgie aktuell  Das Psalmensingen

das Bild des Vaters, der in den Psalmen zu uns singen erweist sich immer wieder als ein außeror- spricht, und dem wir in Gemeinschaft mit seinem dentlich gruppendynamischer Prozess. Da werden Sohn antworten. So geht es im Singen weniger um Rivalitätskämpfe hörbar, da gibt es – wie es ein die Worte als um die Gegenwart Gottes, dem man Mitbruder einmal formulierte – »akustische Um- singt und dessen Gegenwart einen im Seelengrund weltverschmutzung«, wenn man seine Gefühle un- berührt und alle Seelenkräfte im Herzen eint und kontrolliert und rücksichtslos hinausposaunt. Oft sammelt. Das Singen führt zum inneren Gebet, zur genug bleibt das Chorgebet auf dieser gruppendy- Kontemplation. namischen Ebene stehen und dringt nicht zur kon- templativen Dichte vor. Aber übersprungen wer- Die ausschließliche oder weitgehende Beschrän- den kann diese Ebene nicht. Denn Kontemplation kung der Psalmodie auf eine einzige Tonhöhe, ihr gibt es auch nur in der Realität unseres Lebens und beharrliches Festhalten am sogenannten »Ténor«, nicht in einer heilen Welt, in die wir uns flüchten fordert vom Sänger, dass er sich auf diesem und möchten. auf diesen Ton »sammle«. Indem er nicht aufhört, sich dieser Forderung zu stellen, vergewissert er Ein weiteres kontemplatives Element des Psalmen- sich seiner Bereitschaft, jetzt nur eines und ein ein- singens wird angesprochen, wenn etwa Basilius ziges zu wollen: alle Kräfte des Herzens sammeln sagt: »Durch das Singen der Psalmen bereiten sie und auf Gott hin ausrichten. sich ein aufmerksames Herz“, oder wenn Chrysos- tomus rechte Psalmodie daran erkennt, dass man Im gemeinsamen Sich-Einlassen auf den einen so singt, dass das Herz die Stimme hören kann, hö- Ton werden aber auch die Vielen . Immer wie- ren mag. Es geht also um ein hörendes Singen. In- der haben die Väter die Macht der Die Gegenwart dem wir hörend singen und singend Psalmodie bestaunt und gerühmt, die Gottes hören, wird unser Herz immer offe- Vielen zu einem einzigen Tun und in soll in der Art ner für den gegenwärtigen Gott, der einem einzigen Klang zu sammeln. des Singens im Wort auf uns zukommt. Die Ge- Welch ein Wunder, das so verschiede- erfahrbar werden, genwart Gottes soll in der Art des Sin- ne Leute und so unterschiedliche in der Präsenz gens erfahrbar werden, in der Präsenz Stimmen in einem Klang eins werden der Stimme, der Stimme, die die Präsenz des gan- lässt! Augustinus erklärt das Singen die die Präsenz zen Leibes voraussetzt und zugleich im Chor als »consensio cantantium«, des ganzen Leibes das klarste Zeichen für sie ist. Wir sin- als das Eines-Sinnes-Sein, das Sich- voraussetzt gen heilige Worte, Worte Gottes. Da- Zusammenführen des Singenden. Er her muss unser Herz der Stimme fol- sagt allerdings auch, dass ein einziger, der eigen- gen, sich angleichen an das Wort Gottes, eins wer- sinnig singt, genügt, um das Einswerden zu verhin- den mit ihm. Das setzt aber voraus, dass die Stim- dern. me achtsam und ehrfürchtig das heilige Wort arti- kuliert: Sie hat ja die Aufgabe, dem Wort Gottes – In seiner Auslegung des Johannes-Evangeliums in einem neuen Wunder der Inkarnation, der stößt Augustinus auf die Frage: Wie soll das mög- »Fleischwerdung« im klingenden Laut – den irdi- lich sein, dass wir, die Vielen, in Christus eins und schen Klangleib zu bereiten, der es unter uns und einer werden, ja dass wir miteinander Er selbst, der in uns hörbar gegenwärtig macht. Die Inkarnation Eine und Einzige sind? Und er scheut sich nicht, will sich in unserem Psalmensingen fortsetzen. zur Erklärung und Veranschaulichung auf die Psal- Wir sollen mit dem Wohlklang des Wortes Gottes modie zu verweisen, in der viele singen, damit sich in unserer Welt ein Stück Harmonie erzeugen und zeige, wie aus vielen einer werden kann. So ge- dem wirkmächtigen Gotteswort einen Weg berei- schieht der Wille dessen, der sie »unum in uno ad ten. Die Psalmodie steht ganz im Dienste des Wor- unum« machen will: eins in dem Einen zu einem tes Gottes; sie benutzt das Wort nicht für musikali- Einzigen. Die Zucht des Singens ist also nicht et- sche Zwecke, sondern dient dem Wort, damit es was rein Ästhetisches, sondern eine Hilfe für das mit dem Ohr und im Herzen wahrgenommen wer- kontemplative Beten, ein Weg, mit sich im eigenen den kann, heilend und Frieden schaffend. Herzen eins zu werden und Einheit mit der Ge- meinschaft der Beter zu erfahren. Bis allerdings Wird Psalmodie als hörendes Singen und singen- solche Einheit untereinander zu spüren ist, des Hören verstanden und vollzogen, dann darf sie braucht es ein gutes Aufeinanderhören. Psalmen- tatsächlich – in einer nur scheinbaren Paradoxie –

4 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 da gesungen hat. In der Pause soll im Herzen an- kommen, was man zuvor in Worten ausgedrückt hat. Es ist wie das Sich-Zurückziehen in den eige- nen Seelengrund, ein Hineinhorchen in den in- nersten Raum des Herzens, in dem die gesungenen Worte widerhallen, nicht nur in ihrer Bedeutung, sondern in ihrem Klang, in ihrem Geheimnis, in dem das Geheimnis Gottes selbst anklingt.

Der ehemalige Würzburger Bischof Paul Werner bezeichnet werden als »jene Art des Singens, die Scheele schreibt von der Pause in der Musik: das Schweigen nicht unterbricht «. Maurice Zundel Selbst während des Musizierens behält die Stille ihre sagt: Bedeutung. Das wird in den Pausen offenkundig, die Die Psalmodie hat das Geheimnis gefunden, die Worte wesenhaft dazugehören. Was kann sich alles in einer zu erschließen, ohne den Geist zu vergeuden, die Töne Generalpause in Bruckners Symphonien zutragen? zu verketten, ohne das Schweigen zu verletzen, die See- le im persönlichsten Gebet in ihrem Innersten zu sam- Gehört die Pause wesentlich zu jeder Art von Mu- meln und sie gleich im öffentlichen Gebet mit der Seele sik, dann erst recht zur Psalmodie. Die Pause, diese des Nächsten zu verbinden. Zone ausdrücklichen Schweigens in jedem Vers, will den Sänger dazu anleiten, auch während des Es ist nicht gleichgültig, welche Musik im Kult ver- Singens den Grund der Stille nicht zu verlassen, wendet wird. Eine für den Kult passende Musik die Haltung gesammelten Vernehmens und muss reinigende und läuternde Wirkung haben. schweigenden Hörens zu wahren. Ein so vom Was heute gern als »meditative« Musik bezeichnet Schweigen durchtränkter Ge- wird, ist oft eher gefühlsduselig und verklebt die sang führt zu intensiverem Gehört die Pause wesentlich Seele, statt sie zu öffnen, macht eher trunken, statt Schweigen als es durch bloßes zu jeder Art von Musik, in die nüchterne Trunkenheit (»sobria ebrietas«) Stillsein möglich wäre. Das dann erst recht zur Psalmodie ... zu führen, von der Ambrosius in einem Hymnus deutet Paul Claudel an, wenn spricht. Der gregorianische Choral hat sicher die er schreibt: »Durch den Klang Ein so vom Schweigen reinigende Wirkung, die zu echter Kultmusik ge- ist das Schweigen für uns zu- durchtränkter Gesang hört. Er entspringt tiefer Meditation des Gottes- gänglich und nutzbar gewor- führt zu intensiverem Schweigen wortes und führt Sänger und Hörer zur Meditation den“. Im Mit- und Ineinander als es durch bloßes und zur Stille. Joseph Samson, Domkapellmeister von Singen und Schweigen, Stillsein möglich wäre. in Dijon, fordert vom gottesdienstlichen Gesang: von Laut und Stille sollen wir Wenn der Gesang nicht da ist, um meine innere Unru- immer tiefer in den Raum des schweigenden Klin- he zu besänftigen, mögen die Sänger fortgehn. – Wenn gens und des redenden Schweigens hineinhor- der Gesang nicht den Wert der Stille hat, die er unter- chen, dorthin, wo das Geheimnis Gottes selbst im brach, möge man mir die Stille zurückbringen. – Jeder Grund unseres Herzens anklingt. Dann mag in der Gesang, der nicht dazu da ist, die Stille zu fördern, ist Psalmodie erfahrbar werden, was Günter Wohl- eitel. fart, Johann Georg Hamann interpretierend, vom dichterischen Wort sagt: Die Kunst, in der Haltung vernehmenden Schwei- In der Poesie als der »Aufhebung« der Stille kommt das gens zu singen, so zu singen, dass das Schweigen Schweigen zum Wort. Dichtung als Bestimmung und nicht unterbrochen wird, verlangt auch ein Achten Verdichtung der Stille ist der Versuch, die gesprochenen auf die Pause. Eine Pause mitten im Psalmvers zu menschlichen Worte in das ohne Worte redende göttli- machen, das ist ja die eigenartige, zunächst oft be- che Wort zusammen- und zurückzunehmen. Als Fas- fremdende Praxis beim Psallieren. Logisch ist das sungen des Schweigens, als Gefäße der Stille, sind die nicht, denn eher würde man doch eine Pause nach Worte der Dichtung Gefäße Gottes. Glückt der Gesang, jedem Vers erwarten. Aber die Pause mitten im Vers sprechend aus lauter Stille, so geht in den Worten das ist geradezu das Herz der Psalmodie. Sie lässt dem Licht des wortlosen Wortes Gottes auf. Wort Gottes Raum zum Nachklingen. In ihr horcht der Sänger, ob das Wort auch in seinem Herzen Re- Die Pause ist auch der Raum des Atmens. Dabei sonanz findet. Er sagt im Inneren Ja zu dem, was er geht es jedoch nicht darum, dass wir Luft »holen«

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 5

Liturgie aktuell  Das Psalmensingen  Die Nähe des Unsagbaren spüren lassen

(oder gar »schnappen«), sondern dass wir Atem »schöpfen«, einen Atemzug »machen«, um dann den zweiten Halbvers singen zu können. Die Pause im Vers – auch dies ist ein Grund für ihre Weite – lässt uns Zeit, den Atem von selbst kommen zu las- sen und zu spüren, dass uns der Hauch des Lebens wie dieses selbst geschenkt und umsonst gegeben wird. Und dürfen wir im geschenkten Atem nicht auch den erspüren, der in den Ursprachen der Bi- bel keinen anderen Na- Ich singe und schweige, ich men trägt als "Odem« schweige und singe, oder »Hauch«: ruah, weil in meinem Herzen pneuma, spiritus? Welch sein Wort klingen und sein befreiende Erfahrung, die Schweigen tönen will mich in dem, was mir als die Mühe meines Betens erscheint, die frei geschenkte Gnade erkennen lässt, die Gabe aller Gaben, in der der Geber sich selber schenkt: »Wer psalliert, wird vom Heiligen Geist erfüllt.« (Chrysostomus ) Ich bin also erlöst von dem Zwang, noch im Gebet etwas machen, et- was leisten zu müssen. Ich darf mich in der Psal- modie dem überantworten, der mir im geistge- zeugten Wort und im geistgewirkten Schweigen ge- genwärtig sein will. Ich singe und schweige, ich schweige und singe, weil in meinem Herzen sein Wort klingen und sein Schweigen tönen will. Am- brosius schreibt der Psalmodie die Freude an der Freiheit zu : Als die von Gott und zu Gott Befreiten dürfen wir uns in Freude dem überlassen, der in uns und mit uns betet und der in uns und zwi- schen uns Frieden schaffen kann.

Aus: Münsterschwarzacher Kleinschriften, herausgegeben von den Mönchen der Abtei Münsterschwarzach Band 50, Anselm Grün: Chorgebet und Kontemplation. Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach ❖

6 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Monsignore Professor Dr. Wolfgang Bretschneider

Die Nähe des Unsagbaren spüren lassen Von den Chancen der Kirchenmusik in Zeiten der Gotteskrise Festrede beim ACV in der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg am Samstag, 22. September 2018

Am Menschen gibt es mehr zu feiern als zu kritisie- allerdings nicht außer Raum und Zeit, vielmehr in ren. Diese Behauptung könnte gerade heute als unserer Zeit, die einmalig ist mit ihren Chancen Provokation verstanden werden. Zeigt der Mensch und Herausforderungen. Wenn wir die Kirchen- nicht in einer atemberaubenden Drastik, zu wel- musik nicht zur Ideologie machen oder sie im chen Ungeheuerlichkeiten er imstande ist, zumal, Plusquamperfekt ansiedeln wollen, dann müssen wenn sie sich noch mit anmutenden und from- wir sie in unsere Zeit einpflanzen, inkulturieren. men Etiketten präsentieren. Zumindest für unser Land können wir feststellen: Monsignore Professor Dennoch hält der Christ fest an der Überzeugung: Die Musik liegt voll im Trend der Gesellschaft. Dr. Wolfgang Bretschneider Am Menschen gibt es mehr zu feiern als zu kritisie- Mehr als drei Millionen Menschen singen in Chö- 1989 wurde Wolfgang ren. Die Begründung dafür sieht er nicht in sich, in ren oder spielen in Orchestern. Köstlich zusam- Bretschneider Präsident des seinen Leistungen, sondern im Glauben, dass er mengefasst in dem Wort „Von der Früherziehung Allgemeinen Cäcilien-Verban- des für Deutschland (ACV). von dem unendlichen, geheimnisvollen Gott ge- bis zum Silberlockenorchester, vom Kathedralchor Am 22. September 2018 schaffen, von seinem Atem beseelt ist, dass er et- bis zum Rudelsingen“. Auch im Bereich der Kir- wurde er verabschiedet und was von der göttlichen Schöpferkraft, ja auch von chenmusik können wir mit Zahlen aufwarten, um zugleich zum Ehrenpräsident auf Lebenszeit ernannt. dessen Schönheit in sich trägt. Das macht ihn so die uns viele andere Länder beneiden. Dafür sind wertvoll, verleiht ihm Würde, Menschenwürde. wir dankbar, wissen aber auch, wie viel engagier- ten Menschen wir dies zu verdanken haben. Jedem Darin liegt der erste und letzte Grund, weshalb es von uns ist aber bewusst, dass wir uns darauf nicht den Menschen drängt, seine Stimme zu erheben, ausruhen können. zu singen, aus sich herauszugehen, Grenzen zu sprengen, etwas von der unendlichen Weite des Kirche und damit die Kirchenmusik leben aber Sagbaren und Unsagbaren zu spüren, zu erahnen. nicht in sich, gleichsam wie in einer Blase, sondern Gerade der glaubende, liebende in einer lebendigen, immer neu und hoffende Mensch findet im herausfordernden Gesellschaft. Singen seine eigentliche Spra- Gerade der glaubende, lie- Deshalb muss es uns geradezu che. Was der Theologe Johann bende und hoffende Mensch drängen, immer wieder in sie Baptist Metz einmal über das findet im Singen seine hineinzuhören, sind wir doch Gebet gesagt hat, trifft ebenso, eigent liche Sprache. selbst ein Teil ihrer. Einige As- vielleicht noch mehr für das pekte mögen genügen: Im letz- Singen zu: „Die Sprache der Ge- ten Jahr haben 660.000 Men- bete – ergänzen wir: der Musik – ist viel umfassen- schen ihre Kirchen verlassen. Bald werden nur der als die Sprache des Glaubens; in ihr kann man noch 50 Prozent der Bevölkerung einer christli- auch sagen, dass man nicht glaubt. Sie ist die selt- chen Gemeinschaft angehören. Im Wendejahr samste und doch verbreitetste Sprache der Men- 1989 waren es noch 70 Prozent. Die beschämen- schenkinder, eine Sprache, die keinen Namen hät- den Nachrichten aus diesen Tagen werden ihre ei- te, wenn es doch Wort, Gebet, Musik, nicht gäbe. gene Wirkung haben. Gerade die Katholische Kir- Sie ist die Sprache ohne Sprachverbote und zu- che ist in besonderer Weise herausgefordert, steht gleich die Sprache voll schmerzlicher Diskretion.“ das Wertvollste, was sie ausmacht, auf dem Prüf- stand: die Glaubwürdigkeit. Das ist unser kirchenmusikalisches Glaubensbe- kenntnis. Davon erneut Zeugnis zu geben, tun wir Bis vor kurzem galt noch die Überzeugung nicht am 150. Geburtstag unseres Cäcilien-Verbandes, weniger Menschen: Gott ja, Kirche nein! bewusst und überzeugt. Wir bekennen uns dazu,

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 7

Liturgie aktuell  Die Nähe des Unsagbaren spüren lassen

Aber auch hier deutet sich eine Veränderung an. von Mainz, Kardinal Hermann Volk, 1964 gesagt Vor zwei Jahren gab es in Düsseldorf eine Ausstel- hatte, sollte sich bestätigen: „Heute wollen viele lung unter der Überschrift „The problem of God“. mehr, als sie dürfen, aber schon morgen werden 33 Künstler setzten sich mit der Frage nach Gott viele mehr dürfen, als sie können.“ Liturgie feiern auseinander. Im ersten Ausstellungsraum hing ei- ist anspruchsvoller geworden, für alle Beteiligten, ne Kirchenglocke. Aber das, was sie zum Klingen auch für die Kirchenmusiker. Erschreckend sind bringen sollte, fehlte: der Klöppel. Vom Gottes- die Klagen über blutleere, oberflächliche routine- glauben haben wir nur noch die äußere Hülle. Die- hafte Gottesdienste. Pauschalvorwürfe helfen se aber schweigt, ihre Botschaft ist verstummt. ebenso so wenig wie Pauschallösungen oder mo- Steht im Fokus der Kirchen noch das Zentrum, der nokausale Antworten. Ich darf einen Aspekt er- Glaube? Gott in Jesus Christus? Haben andere wähnen, der bei den guten Erneuerungsbemühun- Themen ihn verdrängt? Wer oder was ist Gott? Nie- gen oft vergessen worden ist. Er findet sich in dem mand hat Gott je gesehen, auch der Frömmste Werk von Romano Guardini „Besinnung vor der nicht. Sind wir so ehrlich, das zuzugeben? Oder Feier der heiligen Messe“, 1939: „Wenn mich aber tun wir so, als ob wir über Gott eigent- jemand fragte, womit liturgisches Leben anfange, „Wenn mich aber jemand lich ganz gut Bescheid wüssten? Wir würde ich antworten: dass man die Stille lernt. Oh- fragte, womit liturgisches verraten Gott, wenn wir nicht immer ne sie bleibt alles unernst oder doch vergeblich.“ Leben anfange, würde ich wieder bekennen: Gott ist und bleibt antworten: dass man die undurchdringliches Geheimnis, un- Den Sinn für Liturgie neu zu wecken ist uns gerade Stille lernt. Ohne sie endlich fern und – das ist das Paradox heute aufgetragen, ganz besonders auch für die bleibt alles unernst oder – doch so nah. Diese Überzeugung zu Kirchenmusiker. Voraussetzung dafür ist die Er- doch vergeblich.“ leben und zu verkünden heißt die schließung der Glaubenswahrheiten. Ein traditio- Spannung aushalten, die damit ver- nalistischer Ritualismus, eine feierlich-folkloristi- bunden ist, heißt Fragen stellen, auf die es keine sche Beigabe zum Familienfest tötet auf Dauer. Li- rationale Antwort gibt, heißt kämpfen und ringen turgie kann letztlich nur vom gelebten Glauben, mit ihm. Die ganze Bibel berichtet von Menschen, verstanden als eine Liebesbeziehung zwischen die davon Zeugnis geben. Wer Gott domestizieren, Mensch und Gott, Überzeugungskraft entfalten. wer aus ihm einen Kuschelgott machen will, hat „Daher muss Liturgie unbequem sein, wie die verloren. Thomas Mann hatte recht: „Gott ist an- menschliche Unruhe, aufmüpfig wie die Sehn- strengend, die Götter sind ein Vergnügen.“ sucht, laut wie die Verzweiflung, still wie die Er- wartung, widerborstig wie Leben, Leiden, Tod und Auf der anderen Seite aber machen wir eine er- Auferweckung Christi. Es braucht Gottesdienste, in staunliche Erfahrung. Martin Walser hat es ein- denen Menschen lernen können, achtsam zu sein, dringlich formuliert: „Ich glaube nicht an Gott. zu staunen, zu beten und vor allem – wirklich zu Aber ich sehne mich nach ihm.“ Der Gott, der ihm feiern, angesichts des Todes die Auferstehung, das in seiner Kindheit nahe gebracht worden war, hat ewige Leben, die Neuschöpfung der Unsterblich- ausgedient. In seinen Lebenswelten war er zum keit inmitten der Sterblichkeit. Gottes Ja zum Le- Nichts geworden. Dennoch spürte er eine Sehn- ben ist gottesdienstlich und sakramental hinein- sucht nach dem Geheimnisvollen. Der niederlän- zuspiegeln in Herz und Kopf, in die Sinne, in die dische Schriftsteller Cees Nooteboom (*1933) hat Seele – mit den besten Kräften der Kunst, der Mu- es klar auf den Punkt gebracht: „Gott klingt wie ei- sik, der Dichtung und ebenso der wissenschaftli- ne Antwort, und das ist das Verderblichste an die- chen Erkenntnisse der Gegenwart.“ (Christ in der sem Wort, das so oft als Antwort gebraucht wird. Er Gegenwart 44/2017). hätte einen Namen haben müssen, der wie eine Frage klingt.“ Das Herz der Kirche schlägt im Gottesdienst. Ein treffendes Wort des evangelischen Theologen Os- Jetzt wird es einen liturgischen Frühling geben. kar Söhngen. Ich führe den Satz gerne weiter: Das Davon waren wir junge Priester in den 1960er Jah- Herz des Gottesdienstes schlägt in der Musik. Das ren fest überzeugt. Dank dem Zweiten Vatikani- letzte Konzil hat die Bedeutung der Musik für die schen Konzil! Dass nach frühlinghaften Auf- Liturgie wiederentdeckt. Sie ist weit mehr als nur bruchsjahren so schnell der Herbst und auch der schmückendes Beiwerk oder klangvolle Beriese- Winter kommen würden, hat uns verunsichert und lung, sie ist Teil des Gottesdienstes selbst. Damit zu schaffen gemacht. Was der ehemalige Bischof erfuhr sie eine Auszeichnung, die nicht mehr ge-

8 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Ein besonderes Plädoyer für die steigert werden kann. Die Gemeinde bzw. der haben die Komponisten ihrer zeitgenössische Musik! Denn in ihr Chor, wieder ihre ursprünglichen Rechte zurücker- Zeit immer scharf beäugt. Sie können wir unsere Lebens- und haltend, sangen nicht mehr zum Gloria, sondern wussten, dass sie gefährlich Glaubenserfahrung besonders das Gloria selbst. Die Konsequenzen aus diesem werden konnten. Denn hier authentisch zum Ausdruck bringen. Paradigmenwechsel von der Priester- zur Gemein- konnte sich die ehrliche Über- deliturgie waren gravierend. So hat die Kirchen- zeugung der Menschen, eben auch ihr Protest, musik so viele Möglichkeiten der vielfältigen Ge- Ausdruck verschaffen, oft widerständig, gefährlich, staltung erhalten wie noch nie in ihrer Geschichte. nicht zurechtgestutzt und feingeschliffen. Man denke an die ersten Jahrhunderte, wo Instru- mente verboten waren als Abgrenzung gegen die 2. Im Heute feiern wir Liturgie. heidnischen, teilweise orgiastischen Theaterspiele. Bis zum Zweiten Vatikanum war nur das Latein als Gottesdienst ist keine Flucht in die Vergangenheit, offizielle Liturgiesprache erlaubt. Heute können aber auch keine nostalgische Vorwegnahme des wir in jeder Sprache singen. himmlischen Jerusalem. Liturgie ereignet sich im Heute, im Hodie. Erstaunlich, wie oft die liturgi- Die Kirchenmusik muss sich nun aber auch auf ih- schen Texte vom Heute sprechen. Ein Beispiel: Im re Liturgiefähigkeit prüfen lassen. Natürlich dür- Introitus von Heilig Abend heißt es: „Heute sollt fen die Grenzen nicht eng gezogen werden, wie es ihr es erfahren: Der Herr kommt, um uns zu erlö- lange, unheilvolle Praxis war. Deplaziert ist aber ei- sen.“ Wir leben aus der Vergangenheit auf Zukunft ne Haltung, wie sie sich in dieser humorvollen hin, aber jetzt. Die Erfahrung zeigt, dass sich Kir- Anekdote widerspiegelt: Sagt die Kirche zur Kir- che schwer tut, sich wirklich und ehrlich auf die chenmusik: Ich liebe dich. Antwortet die Kirchen- Gegenwart einzulassen. Bedenkenträger melden musik: Ich mich auch. Ein schönes Wort des gro- sich zu Wort, oft lautstark und zuweilen aggressiv, ßen Geigers Gidon Krämer mag auch für die got- und warnen vor dem Untergang des christlichen tesdienstliche Musik gelten: „Musik, die nur Ge- Abendlandes. Misstrauen und Ängstlichkeit waren danken auslöst, reicht nicht an die Flamme der allerdings noch nie kluge Ratgeber. Musik, gerade Wahrheit.“ ungewohnte und zunächst verunsichernde, kann helfen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und in ih- So ist es ihr gegeben, das Vertraute zu verfremden nen die Stimme Gottes zu vernehmen. Was will und das Fremde vertraut zu machen. Damit ist sie Gott uns in diesen Zeiten der Gottes- und Kirchen- hineingenommen in die drei wichtigen Ziele der krise und den vielen anderen sagen jetzt! In wel- liturgischmusikalischen Bildung: Nachdenklich- cher Form kann die Musik dabei eine Hilfe sein? keit, Empathie und Herzensbildung. Zum Schluss Im Sinn der Sensibilisierung und Achtsamkeit. Mit lassen Sie mich drei Aufgaben nennen, die uns Sicherheit nicht nach dem Motto: Weiter so! kreativ herausfordern sollen. 3. Habt auch die im Blick, die draußen sind! 1. Mut, die ganze Bandbreite der Kirchenmusik zu praktizieren. Grenzen sprengen und Neues zu wagen fällt schwer in einer Zeit, wo das Wort Wut mehr Kon- Uns stehen musikalische Reichtümer aus fast 2000 junktur hat als die Aufforderung Mut. Hier äußern Jahren zur Verfügung, um die uns viele beneiden. sich Verunsicherung und Ängste, wo bisherige Si- Arbeiten wir mit ihnen, innovativ, kreativ, mutig, cherungen zerbrechen. Handeln nicht viele Men- kompetent! Jede Monokultur läuft sich tot und schen auch in der Kirche nach dem Motto: Wir wird der Pluralität der Menschen mit ihren unter- möchten schon an die Zukunft denken, doch uns schiedlichen Hörgewohnheiten nicht gerecht. Ja, fehlt die Kraft der Visionen. Deshalb: Ein Blick die Herausforderungen an die Kirchenmusiker nach vorn und zwei zurück zur Tradition! Der Be- und die Chöre sind groß. Die Bandbreite geht von gründer von Apple, Steve Jobs, rief in einer Vorle- der Kunstmusik bis zum Kindermusical. Aber ge- sung kurz vor seinem Tod Studenten zu: „Bleiben nau das kann den Reiz von Kirchenmusik ausma- Sie hungrig und tollkühn!“ Wäre das chen. Ein besonderes Plädoyer für die zeitgenössi- nicht auch ein Motto für uns Kirchenmu- Malt die Zukunft in sche Musik! Denn in ihr können wir unsere Le- siker? Malt die Zukunft in leuchtenden leuchtenden Farben! bens- und Glaubenserfahrung besonders authen- Farben! Denn ihr habt die Zusage Got- Denn ihr habt die Zusage tisch zum Ausdruck bringen. Autoritäre Herrscher tes: „Ich bin bei euch.“ Musik in ihrer Gottes: „Ich bin bei euch.“

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 9

Liturgie aktuell  Die Nähe des Unsagbaren spüren lassen  „schreiben und sagen und singen im Lärm“

Unbegreiflichkeit, manchmal auch Unheimlich- gen, Rätebildungen usw. erfährt die Kirchenmusik keit vermag all dies zu vermitteln. In ihr können wenig Beachtung. Ob man sie als pastoral bezeich- Menschen auf Widerspenstiges, Zartes, Berau- net oder nicht, spielt zunächst nicht die Rolle. Ent- schendes, schwer Verdauliches stoßen. Sie können scheidend bleibt, welchen Stellenwert ich ihr im lächeln und fluchen und hinter dem Teufel den Gesamt der Pastoral gebe. Ich wünsche mir, dass Engel erkennen. (nach P.N. Wilson, Miles Davis, den Kirchenmusikern und Chören die Aufmerk- Sein Leben). Das wären Botschaften, die auch Men- samkeit, Achtung, Ernsthaftigkeit und der Respekt schen ohne kirchliche Bin- entgegengebracht werden, dung packen könnten. Mit Ich wünsche mir, dass den die der Bedeutung ihres ihnen ins Gespräch kom- Kirchenmusikern und Chören die geistlichen Tuns entspricht. men, würde auch uns, den Aufmerksamkeit, Achtung, so genannten Treuen gut Ernsthaftigkeit und der Respekt Am runden Geburtstag gilt tun. Mit einer Haltung der entgegengebracht werden, es Dank zu sagen für das Mittelmäßigkeit, heute der die der Bedeutung ihres überirdische Geschenk der größten Versuchung für die geistlichen Tuns entspricht. Musik, für die unendlich Christen, würden wir aller- vielen engagierten Men- dings Schiffbruch erleiden. schen, die die Kirchenmu- Letztlich können wir nur Aufmerksamkeit erwar- sik als ihre Berufung entdeckt und gelebt haben. ten, wenn wir vom Geheimnis künden. Das kann Ich bin fest überzeugt, dass es uns auch in Zukunft in einfachen Werken ebenso geschehen wir in gelingen wird, „die Tradition der Erneuerung fort- kunstvollen Kompositionen. Dann könnte sich zuführen und die Erneuerung der Tradition zu wa- das wiederholen, was Menschen schon immer fas- gen.“ (Klaus Hemmerle), mit begeisterten Men- ziniert hat: Je mehr ich von einem Geheimnis ver- schen. stehe, desto geheimnisvoller wird es. Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen, der mir zu- „Musik für Gott – Mit den Menschen“ – so wie es nehmend Sorge bereitet! Sie werden vielleicht jetzt unser Festtagslogo genial ins Bild gesetzt hat: Part- sagen: Das waren beeindruckende Gedanken. Aber nerin im gott-menschlichen Dialog – zur Vergewis- die Wirklichkeit sieht bei uns aber ganz anders aus. serung der eigenen Wurzeln und Werte sowie des Wir erfahren als Chöre, als Kirchenmusiker kaum gelebten Glaubens, und damit zur Visitenkarte der Anerkennung, oft wird uns Misstrauen und Christen als Zeitansage an eine suchende Welt. Ab lehnung entgegen gebracht. Das passiert in Pfarreien, aber auch auf Diözesanebene. Gerade in Gott gebe uns die Fähigkeit, uns immer neu zu Zeiten großer Umstrukturierungen, Neuordnun- wundern und andere zu verwundern.

Ich danke Ihnen. ❖

10 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Andreas Großmann „schreiben und sagen und singen im Lärm“ Vertonungen von Texten Lothar Zenettis (1926 - 2019)

Der Name Lothar Zenetti steht in einer Reihe mit und seinen würdigen, sprich: aufrichtigen Vollzug. den bekanntesten Textschöpfern geistlicher Lieder Die dem Gottesdienst eigene Sphäre ist keine sa- unserer Zeit: Kurt Marti, Arnim Juhre, Wilhelm krale Sonderwelt, die neben der realen profanen Wilms, , um nur einige zu nennen. Welt als Parallelwelt existiert. Die Verbindung von Mit Recht gilt Lothar Zenetti als einer der maßgeb- Gottes Wort und der aktualisierenden Überset- lichen Textautoren Neuer Geistlicher Lieder zung in die Gegenwart, bedeutet die „Zeichen der (NGL). Seine Texte haben mit dazu beigetragen, Zeit“ zu erkennen und im Licht der Botschaft des Andreas Großmann dass das Geistliche Lied in den vergangenen 50 Evangeliums zu deuten. ist Diözesankirchenmusik - Jahren eine Blüte erlebte, wie es seit den Zeiten ei- direktor der Diözese Limburg und leitet seit nes Paul Gerhardt nicht mehr der Fall war. Seine Lassen wir Lothar Zenetti selbst zu Wort kommen 2007 das Referat für Begabung als Theologe, Liturge und Seelsorger kul- darüber, was ihn antrieb, Texte niederzuschreiben: Kirchenmusik. minierte in der Fähigkeit, abstrakte und für viele „Ich habe die Freude an Texten und am Texten ja Zeitgenossen schwer verständliche Glaubensin- nicht aus bestimmten nachweisbaren Gründen halte anschaulich darzustellen und in poetisch- und Überlegungen heraus beschlossen. Ich habe kunstvoller Form in die heutige Zeit zu holen. Vie- dieses seltsame Interesse vorgefunden, eines Tages. le Menschen sind durch seine Texte und Lieder auf- Vielleicht ist es eine Art Begabung im wörtlichen merksam geworden auf etwas, das ihnen sonst Sinn. Ich nehme allen Ernstes an, dass es da etwas, vielleicht verborgen geblieben wäre. Andere fan- besser: Einen gibt, der mir das gegeben, mitgege- den sich darin in ihrem Glauben, ihren Fragen und ben hat. Der gewollt hat, dass ich eben diese und Sorgen, ihren Zweifeln und Freuden wieder. Über andere Leute eben andere Gaben und somit Aufga- zwei Dutzend Bücher zeugen davon in beeindru- ben bekommen. So etwas fällt freilich nicht senk- ckender Weise. Neben theologischen Schriften fin- recht vom Himmel, es entsteht, es wächst; es ent- den sich Erzählungen, Texte zu Kunst, Musik, wickelt sich: Freude am Lesen, am Hören, am Spre- Mundartbeiträge und Schilderungen von Volks- chen, am Schauen, am Machen. Freude an allem frömmigkeit und Bräuchen. Vor allem aber Ge- Schönen, an allen Formen, die Wahrheit zur Spra- dichte und Lyrik, die zahlreiche Komponisten zur che bringen. Erfahrungen auf der Suche nach dem Vertonung angeregt haben. wahren, sinnvollen, intensiven Leben. Und wie man das mitteilen kann. Ich habe dieses Leben un- Lothar Zenetti kann als stilbildender Autor be- ter Christen und innerhalb christlicher Gemeinde zeichnet werden, der es versteht, im Tonfall der erlebt. Trotz aller Menschlichkeiten und sogar Un- heutigen Zeit zu schreiben. Zenetti gelingt es da- menschlichkeiten, die man auch da (und ehrli- bei, heutige Sprachwendungen aufzugreifen und cherweise genau so in sich selbst) vorfinden kann. zu nutzen, um Aussagen über Glauben und Glau- Ich habe immer die Kluft empfunden zwischen bensinhalte poetisch-kunstvoll und zugleich prag- Anspruch und Verwirklichung des Evangeliums, matisch-verständlich zu formulieren. zwischen Überliefertem und Zeitgemäßem und gar Zukunftweisendem. Ich habe allmählich be- Zenettis Anliegen war es, den Menschen von heute griffen, dass manches scheinbar Veraltete wichti- Glauben und Glaubensinhalte in verständlicher ger, aktueller und zukunftweisender ist als man- und nachvollziehbarer, aber geistig anspruchsvol- ches Modische, Da ich Pfarrer bin, hatte ich in all ler Art näher zu bringen. Die Maxime, einfach und den Jahren zu verkündigen, zu reden, zu predigen, verständlich zu schreiben, entspringt dem An- zu unterrichten. Die Liedtexte sollten dem entspre- spruch des Evangeliums. Zenetti schilderte seine chen, was ich sage. Sie sollten glaubhaft Glauben Auffassung so, dass das Sprechen über religiöse In- aussprechen. (zitiert aus: „Singen um gehört zu . halte, Bilder und Symbole keine Sonderwelt ne- werden“, hrg. von Arnim Juhre, Jugenddienst-Ver- ben, über oder außerhalb der alltäglichen Wirk- lag) lichkeit unserer Umwelt ist, sondern dass es des unmittelbaren Bezugs zur Lebenswirklichkeit be- Viele Texte Lothar Zenettis arbeiten mit dem Stil- darf. Dies gilt insbesondere für den Gottesdienst mittel der Verfremdung, manche wirken als Provo-

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 11

Liturgie aktuell  „schreiben und sagen und singen im Lärm“

Die Überzeugung, dass die Botschaft des Glaubens immer wieder neu gesagt, anders vermittelt und neu ausgedrückt werden muss, um nicht überhört zu werden im Lärm und der Hektik unserer Zeit: Diese Überzeugung entspringt der Erkenntnis, dass der einfache Weg der Bequemlichkeit zur Er- starrung, zur Routine und zum Absterben führt - eine Gemeinde, die solche Pfarrer hat, darf sich glücklich schätzen!

Zenettis Texte sprechen eine zeitgemäße Sprache, Lothar Ze netti: „Wenn man sich nicht die anbiedernde Modernismen und sprachliche so viel Mühe damit Plattitüden meidet, den sprachlichen Nerv der Zeit macht, klingt LITUR- kation im eigentlichen Wortsinn. Zenetti versteht trifft und gleichzeitig durch die dahinter liegende GIE immer ein wenig wie LETHARGIE.“ es, Dinge zugespitzt und gedanklich geschärft dar- Gültigkeit der Aussage etwas Zeitloses besitzt: Ein zulegen. Ein wacher, kritischer und fragender Qualitätsmerkmal für Texte, das bleibenden Wert Geist, der festen Halt im Glauben hat, trifft zusam- hat. men mit einer sprachlich dichterischen Begabung, die sich aufgrund dieser Gabe herausgefordert Aus dem lyrischen Werk Zenettis wurden bis heute weiß. Viele Aussagen wirken deshalb provozie- rund 150 Gedichte vertont. Diese sind in zahlrei- rend, weil sie zum Nach- und Weiterdenken anlei- chen Liederbüchern und auf Tonmedien publi- ten wollen. Der mündige, kritisch-reflektierte ziert, darunter allen voran das katholische Gesang- Geist ist das Idealbild, nicht der angepasste, strom- buch „Gotteslob“ von 1975. Im neuen „Gottes- linienförmige Christ, der in sonntäglicher Routine lob“ von 2013 finden sich Lieder von Lothar Ze- seine Pflicht erfüllt. netti sowohl im Stammteil wie auch im Eigenteil der Diözese Rottenburg-Stuttgart (ET). Frag hundert Katholiken, was das Wichtigste ist in der Kirche. Einige Liedtexte wurden für das zweite „Gotteslob“ Sie werden antworten: Die Messe. 2013 neu vertont in der Hoffnung, durch neue Melodien diesen Texten eine wertschätzende Pfle- Frag hundert Katholiken, ge und größere Akzeptanz zu erhalten. was das Wichtigste ist in der Messe. Sie werden antworten: Die Wandlung. GOTTESLOB 2013 Sag hundert Katholiken, dass das Wichtigste in der Kirche die Wandlung ist. Auf unserm Weg durch das Leben Sie werden empört sein: Nein, alles soll bleiben 862 ET, (Übersetzung), Barbara Kolberg wie es ist! Das Weizenkorn muss sterben 210 Johann Lauermann, 1972 Die Freiheit eines Glaubenden, die sich im Letzten Das eine Brot wächst auf vielen Halmen von Gott gehalten weiß, atmet in den Texten von 737 ET, aus Israel Lothar Zenetti. „Was keiner wagt, das sollt ihr wa- Du teilst es aus mit deinen Händen gen, was keiner sagt, das sagt heraus. Was keiner 209 Kurt Grahl, 1947 denkt, das wagt zu denken. Was keiner anfängt, Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr das führt aus.“ (L. Zenetti: „Das Kreuz des Jesus 422 Bernhard Huijbers 1964 Christus“, in: Texte der Zuversicht, S. 253). Dieser Komme, geheimnisvoller Atem Text wurde durch Konstantin Wecker der populärs- 818 ET, Walter Hirt 2010 te Text aus Zenettis Feder, wenngleich Wecker die zentrale Rahmenstrophe weglässt und so dem In- 490 Michael Schütz 1993 halt eine rein philosophische Aussage, die den Seht, der Stein ist weggerückt theologischen Kerngedanken negiert, verleiht. 800 ET, Walter Hirt 2007 Ebenso haben sich Hannes Wader und Reinhard Sei hier zugegen, Licht unsres Lebens Mey dieses Textes angenommen. 557 (Übersetzung), Bernard Huijbers

12 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Tanzen, ja tanzen wollen wir und singen verbreiteten Melodien vorliegen. Auch wenn die 462 Norbert Caspers 1988 Melodien von Kurt Grahl nicht alle geeignet sind, Weder Tod noch Leben von einer Gottesdienstgemeinde gesungen zu wer- 881 ET, Georg Enderwitz, 2011 den, sind hierunter Schöpfungen, die es wert sind, Wir kommen und gehen nicht in Vergessenheit zu geraten. 880 ET, Wolfgang Biersack Sein Lebenswerk hat Lothar Zenetti in den Dienst Kurt Grahl (* 1947), früherer Kirchenmusiker der der Glaubensverkündigung und der Kirche Leipziger Propsteikirchengemeinde, und Schöpfer gestellt. Das Bistum Limburg, dessen Klerus Pfarrer der weithin bekannten Melodie „Wenn das Brot, Zenetti angehörte, darf sich glücklich schätzen, Lo- das wir teilen, als Rose blüht“, hat insgesamt 67 thar Zenetti in seiner Mitte gehabt zu haben. Seine Texte Zenettis als Lied- und Chorsätze vertont. Die- Texte und Lieder werden die Zeit überdauern. Zum se sind in zwei Bänden mit dem Titel „Gott - mit- Schluss ein typischer Ausspruch von Lothar Ze - ten unter uns“ im Strube-Verlag, München, heraus- netti: „Wenn man sich nicht so viel Mühe damit gegeben worden. Unter diesen Vertonungen befin- macht, klingt LITURGIE immer ein wenig wie den sich etliche „Klassiker“ von Lothar Zenetti, die LETHARGIE.“ teilweise auch von anderen Komponisten in weit ❖

Die Evangelien der Osterzeit zum feierlichen Vortrag im Gottesdienst

Nach dem Weihnachts-Evangelistar im vergange- nen Advent stellt das Deutschen Liturgischen Insti- tuts nun einen Oster-Evangelistar vor. Die Evange- lienperikopen für die Sonn- und Festtagsgottes- dienste der Osterzeit folgen der Einheitsüberset- zung von 2016. Erfahrene Kirchenmusiker haben die Kantillationen neu eingerichtet. Für die Feier der Osternacht, des Ostersonntags und des Oster- montags, von Christi Himmelfahrt und Pfingsten wurden die Texte der Lesejahre A, B und C in ver- schiedenen Lektionstönen ausgeführt. Die Ver- wendung der heute üblichen Fünflinien-Notation erleichtert den Vortrag. Dank der Maße von 19x28 cm kann das Heft in das Lektionar/Evangeliar ein- gelegt werden.

Zu Beziehen zum Stückpreis von 12,80 Euro über den Shop des Deutschen Liturgischen Instituts (zzgl. Versandkosten) ❖

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 13 Schwerpunktthema

Karl Echle GL 368: O lieber Jesu, denk ich dein

Rottenburger Chorbuch zum Gotteslob, Friedrich Dörr: S. 54 O lieber Jesu, denk ich dein, Friedrich Dörr (1908-1993), katholischer Priester strömt Glück in meine Seele ein; und Theologieprofessor, ist als Kirchenlieddichter doch meine höchste Freude ist, mehrfach im Gotteslob vertreten. In seinem 1969 wenn du, o Jesu, bei mir bist. verfassten „O lieber Jesu, denk ich dein“ nimmt er Bezug auf den in einem Kloster in Oxford entstan- Im Hymnus spricht die Liebe Jesu alle Sinne des Karl Echle denen alten lateinischen Hymnus „Jesu dulcis me- Menschen an: Gehör (Str. 2: kein Klang, kein Ton, moria“ aus dem 12. Jahrhundert. Dieser ursprüng- so lieblich klingt), Sehen (Str. 5: Licht; Str. 6: Son- lich sehr umfangreiche Hymnus (42 Strophen, ne), Tastsinn (Str. 4: verspürt, was deine Liebe später über 50 Strophen) fand in einer auf fünf schenkt), im lateinischen Text in der 1. Strophe Strophen reduzierten Fassung Eingang in das Anti- auch den Geschmackssinn (super mel et omnia). phonale Romanum von 1912, versehen mit einer gregorianischen Melodie. Die ersten vier und die Melodie und Chorsatz sechste Strophe von Friedrich Dörr sind Über - In seiner Übertragung ermöglicht es Friedrich Dörr tragungen der Strophen aus dem Antiphonale Ro- auch den heutigen Sängern und Betern, sich in die manum, die fünfte Strophe dichtet Dörr frei hinzu, mittelalterliche Frömmigkeit und Kontemplation ganz im Duktus des alten Hymnus. hineinzubegeben. Dazu trägt auch die gregoria- nisch nachempfundene Melodie des Liedes aus „Jesus dulcis memoria“ wurde bis ins 20. Jahrhun- dem Antiphonale Romanum bei. dert auf Grund seiner Jesus-Mystik dem heiligen Bernhard von Clairvaux zugeschrieben, im Barock wurde der Text auch „Jubilus Sancti Bernardi“ oder „Des heiligen Bernhard Freudengesang“ genannt. Der wahre Autor ist nicht bekannt, der Hymnus wurde bald mit dem Fest des Namens Jesus ver- bunden (seit 1721 offizielles Fest der katholischen Kirche), ein direkter Bezug wird in Strophe zwei deutlich: „ … kein Name bringt so reichen Lohn als Jesus Christus, Gottes Sohn.“ In ganz unterschiedlichen und vielfältigen Meta- phern wird die Liebe Jesu zu den Menschen geprie- Antiphonale Romanum 1912 sen: Glück, Freude, Seligkeit, Güte, Kraft, Licht – überschwängliche Attribute, die die grenzenlose Die kirchentonale Klanglichkeit sowie die rhyth- Liebe Jesu Christi zu den Menschen ausdrücken. mische und formale Einfachheit und Regelmäßig- Durch die Veränderung der Eingangszeile „Jesu keit prädestinieren das Lied für eine Chorimprovi- dulcis memoria“ zur persönlichen Anrede versenkt sation, welche der Schramberger Kirchenmusik - sich der Sänger/Beter in die Liebe Jesu hinein. direktor Rudi Schäfer eingerichtet hat, zunächst für das Stundengebet in einer kirchenmusikalischen Antiphonale Romanum: Werkwoche im Kloster Reute, nun für das Rotten- burger Chorbuch zum Gotteslob. Jesu dulcis memoria, Süß ist das Gedenken an Jesus, dans vera cordis gaudia: es schenkt die wahren Herzensfreuden: sed super mel et omnia, aber über Honig und alles eius dulcis praesentia. geht seine süße Anwesenheit.

14 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Ganz im Sinne eines Miteinanders von Chor und und Absprachen für den Chor notwendig, damit Gemeinde sind die Strophen 1, 3 und 5 dem jeder im Chor genau weiß, was er zu singen hat. Gemeindegesang zugeordnet, die Strophen 2, 4 und 6 dem Chor. Hierbei gibt es für den Chor In der zweiten Strophe sind für die Cluster in Frau- kaum „neue Noten“ zu lernen, bis auf eine Ostina- en- und Männerstimmen fünf Gruppen zu bilden, to- Figur der Männerstimmen in der sechsten Stro- jeder Gruppe wird ein Ton des Clusters, der stufen- phe singen alle Chorstimmen die Melodietöne. weise gebildet wird, zugeordnet. Durch unterschiedliche Chorimprovisationstech- niken entstehen drei verschiedene Chorstrophen, In der vierten Strophe werden vier Gruppen in den sich geschickt steigernd von Strophe zu Strophe. Frauenstimmen benötigt, die Männerstimmen sind nicht geteilt. In der zweiten Strophe wechseln sich Frauen- und In der sechsten Strophe variiert die Zahl der Grup- Männerstimmen in den Choralzeilen ab und bil- pen in den Frauenstimmen zwischen fünf und sie- den jeweils auf dem Schlusston der Choralzeile ei- ben, welche am Zeilenende auf ihrer jeweiligen nen stufenweisen Cluster mit leitereigenen Tönen Fermate stehen bleiben. Das Ostinato der Männer- (fünf Gruppen, um den Cluster über/unter der stimmen läuft durch, klar geregelt sein muss der Quinte zu bilden). Abwechslung ergibt sich durch Übergang zur dritten und vierten Choralzeile (Ab- den Wechsel von Frauen- und Männerstimmen so- schlag des Clusters in den Frauenstimmen; Wech- wie durch den sich auf- oder abwärts bildenden sel des Ostinatos einen Ganzton tiefer und wieder Cluster. zurück).

Die vierte Strophe bringt – zeilenweise ausgeführt Für den Chor bringt diese Chorimprovisation – einen vierstimmigen Kanon der Frauenstimmen, neue Erfahrungen und Klänge, mal etwas ganz zu dem sich dann die Männerstimmen mit dem „anderes“. Auch die Gemeinde wird aufhorchen cantus firmus in doppelten Notenwerten hinzuge- und es zu schätzen wissen, wenn der Chor mal un- sellt. Ist der c. f. der Männerstimmen beim Zeilen- orthodoxe Wege geht, zumal die Gemeinde durch schluss angekommen, singen die vier Gruppen der den Wechsel von Chor und Gemeinde selber betei- Frauenstimmen jeweils ebenfalls bis zum Zeilen- ligt ist. Nicht zuletzt wird durch diese Einrichtung schluss (Fermate). In dieser Art wird jede Choral- und Vertonung die Mystik des Textes neu und noch zeile durchgeführt. eindringlicher erfahrbar.

Die sechste Strophe beginnt mit dem nun rhyth- Noch steigerbar ist dieses Erlebnis durch die Auf- misch festgelegten Ostinato der Männerstimmen stellung des Chores im Kirchenschiff rund um die (4/2-Takt). Die Frauenstimmen setzen hierzu zu- Gemeinde herum verteilt, so dass die Gemeinde nächst unisono mit der Melodie ein (am besten in klanglich vom Chor umschlossen wird. Der Autor Halbenoten) und bilden durch Fermatenbildung hat dies im Gottesdienst praktiziert – mit überwäl- auf den letzten fünf bis sieben Noten der Choral- tigender Resonanz aus der Gemeinde – und auch zeilen unterschiedliche Cluster. In der dritten Cho- aus dem Chor. ❖ ralzeile wird die Ostinato-Figur der Männerstim- men um einen Ganzton nach unten versetzt, um dann in der vierten Choralzeile wieder in der ur- sprünglichen Form zu erklingen.

Mit einfachen Mitteln wird hier eine neue und sicher für die meisten Kirchenchöre ungewohnte Klanglichkeit erreicht. Anstelle von längerem Noteneinstudieren sind hier klare Anweisungen

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 15  Schwerpunktthema

Franz Günthner Gott, du bist größer als unser Herz (GL 817)

Rottenburger Chorbuch, S. 174-176 „weil der Heilige Geist es in uns singt, weil er durch unsere Stimme eine hörbare Stimme in der Welt be- Als Geheimtipp für Pfingsten und Firmung hat kommt“. Im Alltag, im diakonischen Handeln, im sich das Lied von Christoph Hönerlage im Eigen- kleinen wie im großen Geschehen, im liturgischen teil der Diözese Rottenburg-Stuttgart bereits etab- Feiern genauso wie im großen Engagement der liert. Bei uns in Leutkirch ist es an der Firmfeier Vielen, die sich bemühen, Hass zu entschärfen, Ge- mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Sowohl meinschaft zu stiften, Frieden zu schaffen – auch Text als auch Musik sind in einer modernen Spra- und gerade an den Peripherien des Lebens. „Wer ge- Franz Günthner che verfasst und greifen die Fragen des Lebens auf. troffen ist von Gottes Wort, der kann nicht anders, Mit seinem Schwung und seiner leichten Eingän- als das Feuer seiner Liebe gewissermaßen wieder gigkeit ist es sicher eine Bereicherung für alle Ge- aus dem Herzen herausfließen zu lassen.“ meinden. Nun hat Regionalkantor Wolfgang Weis dazu einen Chorsatz in E-Dur (Original F-Dur) Spannender Melodieverlauf mit obligater Orgelstimme verfasst, der vor allem – aber nicht nur – auf junge Chöre zugeschnitten ist Jede Strophe des Liedes entfaltet einen harmoni- und richtig Spaß macht. schen Spannungsbogen, der sich – ausgehend von der Tonika – stufenweise zur Dominante bewegt, Anlässlich einer Firmspendung im Jahr 2010 hat um dort vier Takte lang auf einer Art Orgelpunkt zu Christoph Hönerlage, der als Professor an der verharren. An dieser Stelle wiederholt und bekräf- Hochschule für Katholische Kirchenmusik in Re- tigt die singende Gemeinde den letzten Teil der gensburg lehrt, das Lied geschrieben. Und bereits in Strophe. Hier finden wir auch den Höhepunkt der der musikalischen Ausgestaltung will Hönerlage Melodie. Jede Strophe kulminiert im Kehrvers, im deutlich machen, dass er das Leben als ein Bezie- Ruf nach dem Heiligen Geist („Komm Heiliger hungsgeschehen zwischen Gott und Mensch be- Geist“), der deshalb so elektrifizierend wirkt, weil greift. In den Strophen bringen die Vorsänger die er in sich beschleunigt – von ruhigen zu schnellen elementaren Inhalte unseres Glaubens zum Aus- Notenwerten. druck, bevor dann die Gemeinde mit dem Kehrvers einstimmt. Jeder ist eingeladen, seinen Ton beizu- Chorsatz von Wolfgang Weis tragen und sich im Refrain einzufügen. Da wir ja ge- rade im Sakrament der Firmung aufgerufen sind, in Im Chorsatz von Wolfgang Weis finden wir die aller Freiheit „Ja“ zu Gott und zum Leben im Glau- Prinzipien des Liedes wieder: Nun bringt der Chor ben zu sagen, hat das Lied hier eine hervorragende als Vorsängergruppe in den Strophen die Grund- Verortung. „Wir dürfen aufmerksam hinhören auf melodien unseres Glaubens zum Ausdruck. Die das Wort, das uns entgegenkommt“, und können es singende Gemeinde antwortet mit der pfingstli- jenen Menschen weitergeben, die sich nach einem chen Bitte um den Heiligen Geist und das Feuer guten Wort sehnen. So wird dieses Lied zum Lied, seiner Liebe: „Jede Strophe mündet in diese Bitte. Denn das, was wir in jeder Strophe zu Gott und über ihn sagen, können wir nur tun, wenn der Geist Gottes selbst es uns erschließt, wenn er in uns betet (vgl. Röm 8,26)“ (C. Hönerlage).

Bass und Tenor begleiten und stützen die Melodie, welche gut singbar im Alt liegt, mit einer Tonsilbe und eröffnen den Chorsatz. Beide Männerstim- men agieren zunächst rhythmisch eigenständig. Dabei hat der Bass eher die Funktion einer Art tie- fen Tenorstimme und singt damit kaum die

16 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Grundtöne der Harmonien, wie es die Bassstimme den Rahmensatz der Strophen mit Sopran, Tenor sonst gewohnt ist. Hier liegt sicher eine kleine pro- und Bass zu erarbeiten. Im Takt 10 könnte der Bass bentechnische Herausforderung. Auf die harmoni- den Sprung zu Groß-Gis umgehen, in dem er das sche Verdichtung am Ende jeder Strophe verzichtet kleine gis singt. Gerade junge Chorstimmen haben Wolfgang Weis im Chorsatz zu Gunsten einer grö- mit sehr tiefen Tönen ihre Probleme. ßeren Flexibilität in den Außenstimmen. Sollte sich der Chorsatz der Strophe generell als zu Der Sopran nimmt den Ruf des Kehrverses („O schwierig erweisen, könnte der Chor auch erst komm, Heiliger Geist“) in seiner Stimme voraus beim Kehrvers einsetzen und die Melodie der Stro- und flankiert als Oberstimme den Alt. Wir hören phen von Jugendlichen solistisch bzw. mit weni- den Sopran viermalig mit diesem Ruf mit einem gen Sopranen in der Oberstimme gesungen wer- fanfarenartigen Rhythmus, meist mit einem auf- den. Damit hat jeder Chorleiter je nach Chorbeset- taktigen Oktavsprung beginnend. Diesen Rhyth- zung viele Optionen an der Hand. mus übernehmen im Refrain dann auch die Män- nerstimmen, die ansonsten dem Rhythmus des Die Orgelbegleitung enthält durchgängig die Lied- Kehrverses folgen. Bis auf kleine Fill-Ins unter- melodie, eignet sich deshalb grundsätzlich auch stützt der Alt die Gemeinde bei der Ausführung des zur Gemeindebegleitung und kann natürlich auch Kehrverses. Ganz anders der Sopran: Er zeigt sich auf einem E-Piano ausgeführt werden. Die unge- auch hier als eigenständige Stimme, die sich erst wohnte Tonart E-Dur sowie der rhythmische Duk- am Ende rhythmisch in den Chorsatz einfügt. Die tus erfordern eine gewissenhafte Einstudierung Spitzentöne (gis2) können mit Stichnoten umgan- und eine Portion Erfahrung. gen werden.

Eine Einstudierung in einem langsamen Tempo Daniel Psenner, Gott, du bist größer als unser Herz (GL wird dringend empfohlen, um den harmonischen 817), in: Johannes Kreidler (Hrsg.): Licht, Leben, Freud und wie rhythmischen Herausforderungen begegnen Wonne. Liedporträts zu den Gesängen aus dem Gotteslob, zu können. Auch ist es sicher hilfreich, zunächst Schwabenverlag Ostfildern 2017, S. 217-220. ❖

Ansgar Franz, Hermann Kurzke, Christiane Schäfer (Hg.), Die Lieder des Gotteslob.Geschichte- Liturgie –Kultur. Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart 2017.

Dieser Blick in die Wirkungsgeschichte der Lieder des Gottes- lobs birgt viele Überraschungen. Verschüttetes wird freige- legt: Vergessene Ursprungstexte, einst eingesungene, aber später verworfene Versionen, gestrichene Strophen, verloren- gegangene Überschriften, alternative Melodien und viele an- dere Aspekte erschließen die viel gesungenen und bekannten Lieder völlig neu.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 17 Aus der Praxis  Für die Praxis

Schwester M. Faustina Niestroj DSGVO… Datenschutz-Grundverordnung für Chöre – ein Jahr danach...

Allgemeines Kontoverbindung – in jedem Fall verarbeitet wer- den. Weitere Parameter wie Geburtsdatum, Freige- Seit über einem Jahr, genau seit dem 25. Mai 2018, ben der Email-Adressen an alle Mitglieder, damit gilt die Europäische Datenschutzverordnung in al- der Austausch untereinander funktioniert, Ver- len Ländern Europas. Diese hat auch den kirchli- wendung von Fotos etc. sind ja nicht zwingend chen Vereinigungen – zum Beispiel den Kirchen- zum «Zweck der Vertragserfüllung» erforderlich chören – manche Neuerungen eingebracht. Die und benötigen deswegen einer ausdrücklichen kirchlichen Gruppierungen orientieren sich aller- Einwilligung des Betroffenen. Schwester M. Faustina dings an dem KDG, dem Kirchlichen Datenschutz- Niestroj gesetz. Selbstverständlich ist dieses an die europäi- Datenschutzinformationsblatt schen Vorgaben angepasst. Mittels einer Datenschutzinformation möchte der Dieser Artikel sollte den Chören, eine Orientie- Kirchenchor die Öffentlichkeit über Art, Umfang rungshilfe bieten. Vieles wird ohnehin seit Jahren und Zweck der von ihm erhobenen, genutzten und richtig praktiziert - teilweise, ohne sich dessen be- verarbeiteten personenbezogenen Daten infor- wusst zu sein. Hier besteht nun die Chance, ein mieren. Ferner werden betroffene Personen mittels neues Bewusstsein für dieses sensible Thema der der Datenschutzinformation über die ihnen zuste- Verarbeitung von personenbezogenen Daten zu henden Rechte aufgeklärt. Die Verarbeitung perso- entwickeln und natürlich in konkreten Fällen auch nenbezogener Daten, wie beispielsweise Name, nachjustieren, was bis jetzt nicht ganz gesetzes- Anschrift oder Telefonnummer einer betroffenen konform lief. Person, erfolgt stets im Einklang mit dem Kirchli- chen Datenschutzgesetz (KDG). Es ist es wichtig, Handreichung für Chöre dass die Datenschutzinformation eine konkrete Person aus dem Chor als Verantwortliche für die In Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Daten- Daten nennt. Diese Person verpflichtet sich dazu, schutz der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben wir für die Umsetzung der Bestimmungen des Daten- zwei Formulare entwickelt, an denen sich Chöre schutzes im Chor zu sorgen. orientieren und Entsprechendes für ihre individu- ellen Zwecke entwerfen können. Es ist zum einen die Datenschutzinformation, die von Seiten des Grundmerkmale des Datenschutzes Chores erfolgt. Zum anderen ist es die Beitrittser- klärung eines Chormitgliedes, das sich gegenüber Zweckbindung und Rechtsgrundlage der dem Chor bereit erklärt, bestimmte Informatio- Verarbeitung: Die erhobenen Daten wer- nen über seine Person weiterzugeben. Damit ist den ausschließlich für die Abwicklung der die Grundlage einer „vertraglichen Beziehung“ Chorangelegenheiten, gemäß der gesetzli- hergestellt, die sozusagen sowohl die Pflichten, chen Regelungen erhoben, eingesehen, ge- wie die Rechte der beiden Partner regelt. Nach der speichert, verarbeitet und verwendet. Die gesetzlichen Grundlage dürfen Daten nur dann Verarbeitung erfolgt auf der rechtlichen verarbeitet werden, wenn es dafür entweder eine Grundlage von § 6 Abs. 1 lit. f) des Gesetzes entsprechende gesetzliche Grundlage gibt (wie ge- über den Kirchlichen Datenschutz (KDG). rade geschildert) oder aber eine ausdrückliche Ein- willigung der Betroffenen vorliegt. Im Fall eines Datenminimierung: Es werden nur die Da- Kirchenchores sind die Grenzen fließend. Teilwei- ten erhoben, die den Zwecken der Chöre se ist die gesetzliche Grundlage durch die Mitglied- dienen und erforderlich sind. schaft zum Chor gegeben. Somit dürften auf dieser Basis Daten wie Name, E-Mail-Adresse, Telefon- Richtigkeit: Falsche Daten sind zu löschen nummer, Stimmregisterangabe, gegebenenfalls und zu korrigieren.

18 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Speicherbegrenzung: Die Daten werden für die Erfüllung der o.g. Zwecke gespei- Kirchenchor [Name] chert. Sie werden gelöscht, wenn sie für die Abwicklung der Maßnahme nicht mehr er- Vorstand oder Verantwortlicher [Vorname, Name] forderlich sind. Die Betroffenen haben das Adresse

jederzeitige Recht auf Auskunft über die zu Ihrer Person gespeicherten Daten. Chor-Beitrittserklärung

Integrität und Vertraulichkeit: Die Daten Hiermit bestätige ich

sollten vor unbefugtem Zugriff, vor unbe- Name______absichtigtem Verlust oder versehentlicher Meine Mitgliedschaft zum Schädigung geschützt gespeichert oder ge- lagert werden. Chor ______

Rechte der Betroffenen: Beim Vorliegen Meine Kontaktdaten sind: der gesetzlichen Voraussetzungen bestehen 1) Adresse die Rechte auf Auskunft (§ 17 KDG), Be- ______richtigung (§ 18 KDG), Einschränkung der Verarbeitung (§ 20 KDG), Datenübertrag- ______

barkeit (§ 22 KDG), Widerspruch gegen die Verarbeitung (§ 23 KDG) und Löschung (§ 2) Telefonnummer

19 KDG) sowie das Recht zur Beschwerde ______

bei der Datenschutzaufsicht (§ 48 KDG). 3) Geburtsdatum

______Widerruf der Einwilligung zur Datenver- arbeitung: Es muss die Möglichkeit des Wi- 4) Stimmregister

derspruchs gegeben werden und klar sein, ______auf welchen Wegen man diese einreichen

kann. Für die Mitgliederverwaltung ist es praktikabel eine Liste mit allen Mitgliedern zu entwerfen. Sollten Sie hierfür mit der Weitergabe Ihrer Daten einverstanden sein, kreuzen Sie bitte folgende Kästchen an: o Adresse o Telefonnummer Hilfreiche Literatur zum Weiterlesen: o Geburtsdatum o Stimmregister o frühere Mitgliedschaft(en) in anderen Chören

• https://www.deutscher-chorverband.de/ service/datenschutz/ Ort Datum Unterschrift ______• http://www.amt-fuer-kirchenmusik.de/Inhalt/ Caecilienverband/Unsere_Choere/

• Kirchliches Amtsblatt 2018 Nr. 04 „Gesetz über den Kirchlichen Datenschutz (KDG)“

Letztendlich ist die Beziehung der Chormitglieder selbstverständlich von einem gegenseitigen Ver- trauen geprägt. Diese rechtlichen Vorgaben sollten das ursprüngliche Leben in der Chorgemeinschaft nicht einschränken.

Rottenburg, Juni 2019

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 19

Aus der Praxis für die Praxis  Öffentlichkeitsarbeit für krichliche Chöre

Thomas Meinert

Öffentlichkeitsarbeit für kirchliche Chöre Wirb oder stirb!

In der Werbewirtschaft gilt: „Wer nicht wirbt, der den häufig als „Selbst-Inszenierung“ empfunden stirbt“ oder: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit und abgelehnt. Gleichzeitig klagen viele Chöre der Zeit“. Nicht ohne Grund investieren Unterneh- über mangelnden Nachwuchs … men große Summen in Werbung und Öffentlich- keitsarbeit. Doch wie soll potentieller Nachwuchs auf einen Kirchenchor aufmerksam werden, der nichts un- Kirchenchöre könn(t)en daraus lernen: Wer nicht ternimmt, um wahrgenommen zu werden? „Öf- „sterben“ will, muss in der Öffentlichkeit positiv fentlichkeits-Arbeit“ heißt: Eine regelmäßige Prä- Thomas Meinert wahrgenommen werden! Stellen (und beantwor- senz im Bewusstsein der Öffentlichkeit ergibt sich ten) Sie sich als Kirchenchor einmal folgende Fra- nicht als „Nebenprodukt“ gottesdienstlicher Akti- ge: „Was zeichnet Ihren Kirchenchor aus?“ Eine vitäten, sondern muss aktiv geplant, aufgebaut Antwort könnte lauten: „Nichts – wir sind nur ein und gepflegt werden. ‚ganz normaler‘ Kirchenchor, der regelmäßig im Gottesdienst singt.“ Die Antwort könnte aber auch Wie eine effektive und positive Öffentlichkeitsar- lauten: „Wir sind die größte und aktivste Gruppe beit gestaltet werden kann, erfuhren die Teilneh- unserer Kirchengemeinde – durch unser singen im mer der Dekanatsversammlung der Organisten, Gottesdienst machen wir Liturgie lebendig und er- Chorleiter und Chorvorstände im Dekanat Balin- lebbar. Zudem trainieren unsere Mitglieder jede gen: Der Autor dieses Beitrags – Werbekaufmann, Woche Atmung und Gedächtnis!“ Freier Mitarbeiter mehrerer Tageszeitungen, Kir- chenchor-Vorsitzender, Dekanatssprecher der Kir- Die Redensart „Eigenlob stinkt“ verleitet viele chenchorvorsitzenden und Mitglied im Vorstand Chöre dazu, ihren Dienst in der Liturgie als selbst- des Diözesan-Cäcilienverbandes – referierte über verständlich und „nicht erwähnenswert“ zu be- das Thema „Öffentlichkeitsarbeit“. Nachfolgend trachten. Berichte über chorische Aktivitäten wer- das Skript zum Vortrag.

Definition Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations / PR)

„Tue Gutes und Der Begriff stammt von Henry Ford: Er erkannte, bzw. Vorsitzende/r) mit entsprechenden Kontakt- rede darüber!“ – dass neben Produkt/Leistung und Preis auch das daten (Telefon/E-Mail). oder: Image des Anbieters den Vertriebserfolg wesent- „Tue Gutes und lich beeinflusst. Imagebildende Maßnahmen las- schreibe darüber!“ sen sich leicht zusammenfassen mit dem Satz „Tue 1. PRÄSENZ ZEIGEN! Gutes und rede darüber!“ - oder: „Tue Gutes und schreibe darüber!“ Dabei steht „PR“ nicht nur für Präsenz im Probenraum „Pressearbeit“, sondern – übertragen auf einen Die meisten Kirchenchöre proben in einem Ge- Chor – für alle Maßnahmen, die den Chor in der meindehaus, das auch von anderen Gemeinde- Öffentlichkeit präsent machen. gruppen und von externen Besuchern genutzt wird (Vermietung, Veranstaltungen). Daher ist es wich- Entscheidend ist zunächst eine möglichst ständige tig, allen Besuchern des Gemeindehauses mitzu- Präsenz im Bewusstsein der Öffentlichkeit – nur teilen, dass (und wann) dort ein Kirchenchor ein Chor, von dem man weiß, dass er existiert, probt: kann mit Zulauf rechnen. Hierzu gehören Infor- mationen zum Probentermin (Zeit/Ort) und die • Schild am Klavier/Notenschrank Angabe eines Ansprechpartners (Chorleiter/in • Hinweis im Belegungsplan

20 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 • evtl. ein sichtbares „Schwarzes Brett“ im Proben- 2. PRESSEARBEIT raum (Probenplan, Chorfoto, Pressestimmen, ...) DSGVO: Gemäß Datenschutz-Grundverordnung • Auslage von Informationen am Schriftenstand muss vor einer Veröffentlichung von Daten/Bil- (z.B. Flyer, Visitenkarte mit Probentermin und dern einer Person diese Person über die geplante Ansprechpartner) Veröffentlichung informiert werden und ihr Ein- verständnis hierzu erklären! Präsenz in der Kirche Was fürs Gemeindehaus gilt, gilt ebenso für die In der Praxis ist dies manchmal nur schwer reali- Kirche: Auch hier sollte ein ständiger Hinweis auf sierbar (z.B. bei Berichten über Wahlen und Jubilä- den Chor sichtbar sein: en, oder wenn Veranstaltungsbesucher auf einem Foto erkennbar sind, mit dem über die Veranstal- • Auslage von Informationen am Schriftenstand tung berichtet wird); es kann jedoch ein allgemei- (z. B. Flyer, Jahresplanung mit Auftritten, …) ner Hinweis erfolgen („Wir weisen darauf hin, dass • Aushang im Schaukasten mit Text und Bild über die Veranstaltung berichtet • Schild am Aufgang zur Empore, an auf der Em- werden wird.“). pore gelagerten Podesten etc. • „Reserviert für Chorsänger“ an (hinteren) Kir- Anlässe für Pressearbeit chenbänken Internet: Im Laufe eines „Chorjahres“ gibt es zahlreiche An- Aktualität muss Präsenz außerhalb der Kirchengemeinde lässe, über die berichtet werden kann: jederzeit Eine Auslage von Informationsmaterial ist auf An- • Probenbeginn im neuen Jahr / nach der Som- gewährleistet frage oftmals auch an anderen Stellen möglich merpause / an einem neuen Werk sein (Ortschaftsverwaltung/ Rathaus, Festhalle, Ge- • Jahreshauptversammlung / personelle Verände- schäfte, Gastronomie, ...). Hierbei sollte regelmä- rungen / Jubiläen / Ehrungen ßig durch den Chor kontrolliert werden, ob noch • Singen im Gottesdienst oder Konzert / abwei- aktuelles Material in ausreichender Menge vorhan- chende Probenzeiten / Probenwochenende den ist und dieses bei Bedarf zeitnah ausge- • Ausflug oder sonstige gesellige / musikalische tauscht/aufgefüllt werden. Aktivitäten (z. B. Stimmbildungsworkshop)

Präsenz im Internet Über jedes dieser Ereignisse kann grundsätzlich in Die Einrichtung und regelmäßige (!) Pflege einer drei Formen berichtet werden: eigenen Homepage ist mit hohem Aufwand ver- 1. Ankündigung (Kurz-Information zu Anlass, bunden und nicht immer realisierbar. Es gibt je- Termin und Ort, wenige Sätze ) doch Möglichkeiten, eine vorhandene Internet- 2. Vorbericht (Ankündigung mit ausführlicher präsenz zur Präsentation des Chores zu nutzen: Beschreibung des Anlasses) Homepage der Kirchengemeinde, Homepage der 3. Nachbericht (Bericht über die stattgefundene Ortschaftsverwaltung, Homepage von Seelsorge- Veranstaltung, möglichst mit Fotos) einheit und Dekanat. Auch hier gilt: Aktualität muss jederzeit gewähr- Medien für Pressearbeit leistet sein – z. B. beim Wechsel eines Ansprech- partners, vor allem aber bei Veranstaltungshinwei- „Pressearbeit“ ist keineswegs auf die „Tagespresse“ sen (Konzert/Auftritt/Versammlung): Neue Infor- (Tageszeitung) beschränkt, sondern umfasst weite- mationen sind einzufügen und alte zu löschen. re Möglichkeiten: • kirchliche Mitteilungen (Gemeindebrief, Homepage, …) • Amtsblatt/Mitteilungsblatt der Ortschaftsver- waltung • Tageszeitungen • Sonderveröffentlichungen (z. B. Veranstaltungs- kalender, Ortschaftsportraits, ...) • regionale Magazine (z.B. Anzeigenblätter) • kirchliche Zeitungen

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 21

Aus der Praxis für die Praxis  Öffentlichkeitsarbeit für krichliche Chöre

Dazu zählen jeweils auch „Online-Ausgaben“ so- fentlichung in der gewünschten Form sehr groß; wie die überlokalen Medien (Seelsorgeeinheit, De- hierzu sollte man wissen, wie z.B. eine Tages - kanat, Landkreis, …). zeitung „funktioniert“, und welche Regeln sich da- raus für Beiträge ergeben. Zur Vorbereitung einer effektiven Pressearbeit ist es sinnvoll, einen entsprechenden Verteiler einzu- Wichtig: „mehr“ Text ist in der Regel besser! richten, also eine Liste mit (E-Mail-)Adressen, An- sprechpartnern der jeweiligen Medien sowie dem Eine Hauptaufgabe von Redakteuren ist es, einge- zu beachtenden Redaktionsschluss und weiteren reichte Texte zu kürzen, nicht jedoch eingereichte Besonderheiten (evtl. Vorgaben für Textmenge, Texte zu verlängern! Wenn ein Redakteur einen Dateiformat für Texte und Bilder etc.). Raum von z. B. 80 Zeilen zu füllen hat, ist es für ihn einfacher, einen Text mit 90 Zeilen zu kürzen, als Vom Beitrag zur Veröffentlichung zwei Texte mit je 50 Zeilen oder drei Texte mit je 30 Wer mehr Zeilen; hingegen wird er nicht einen eingereichten schreibt, erhält Eine Ankündigung wird meist vom Veranstalter Text mit 70 Zeilen um 10 Zeilen „erweitern“. Wer dadurch die eingereicht; ein Vorbericht vom Veranstalter oder also – vorausgesetzt, es gibt keine angegebene ma- Chance, dass (auf Anfrage des Veranstalters) von einem Mitar- ximale Textmenge – mehr schreibt, erhält dadurch auch mehr beiter der Zeitung; ein Nachbericht erfolgt meist die Chance, dass auch mehr veröffentlicht wird! veröffentlicht durch einen Mitarbeiter der Zeitung oder (auf An- wird! frage der Zeitung) durch den Veranstalter, wenn Struktur und Arbeitsweise einer Tageszeitung z. B. seitens der Zeitung kein Mitarbeiter verfügbar ist. Dabei erfolgt die Auswahl und Verpflichtung Eine Tageszeitung besteht in der Regel aus einem des Mitarbeiters grundsätzlich durch die Zeitung; Gesamtteil, der für das gesamte Verbreitungsgebiet der Veranstalter kann jedoch – z. B. im Zusammen- einheitlich ist, einem jeweiligen Lokalteil (bzw. hang mit der Ankündigung – anfragen, ob ein be- mehreren Lokalteilen) und gegebenenfalls einem stimmter Mitarbeiter die Berichterstattung über- Regionalteil, der sich über mehrere Lokalteile er- nehmen kann, oder ob der Veranstalter einen streckt. Jeder Teil wird durch eine eigene Redaktion Nachbericht liefern soll (vorausgesetzt er hat je- (= Textbearbeitung) betreut. Innerhalb der einzel- manden, der es kann). nen Redaktionen gibt es verschiedene Ressorts, die von spezialisierten Redakteuren betreut werden. Wer einen Beitrag an ein Medium versendet, er- wirbt dadurch keinen Anspruch auf eine (unver- Nachfolgend ein mögliches Beispiel (die Zahl, Na- änderte) Veröffentlichung! Werden jedoch einige men und Verteilung der Ressorts bzw. Regionalre- Regeln eingehalten, ist die Chance auf eine Veröf- daktion/en können lokal variieren):

Gesamtteil (Chefredaktion) aus aller Welt Wirtschaft/Börse Politik Gesundheit Film und Fernsehen / Theater- ...

Lokalteil/Lokalredaktion 1 Lokalteil/Lokalredaktion 2 Lokalteil/Lokalredaktion 3 Lokalteil/Lokalredaktion 4

Lokalpolitik • Kultur/Musik Lokalpolitik • Kultur/Musik Lokalpolitik • Kultur/Musik Lokalpolitik • Kultur/Musik Lokalsport • Vereinsleben Lokalsport • Vereinsleben Lokalsport • Vereinsleben Lokalsport • Vereinsleben Anzeigen • Trauerfälle- ... Anzeigen • Trauerfälle- ... Anzeigen • Trauerfälle- ... Anzeigen • Trauerfälle- ...

Regionalteil/Regionalredaktion 1 Regionalteil/Regionalredaktion 1

Veranstaltungskalender- Veranstaltungskalender- Kirche und Glaube Kirche und Glaube Polizeibericht- … Polizeibericht- …

22 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Der Arbeitstag in einer Redaktion beginnt meist lichkeit mehr, die Inhalte und Formulierungen des mit einer „Frühsitzung“, in der den einzelnen Res- Textes bzw. die Bildauswahl zu beeinflussen! sorts für die aktuelle Ausgabe eine bestimmte Sei- tenmenge zugewiesen wird; beispielsweise erhält Tipp: Hilfreich für einen Freien Mitarbeiter ist ein das Ressort „Musik“ an einem Montag drei Seiten, Zettel mit „Zahlen – Daten – Fakten“ („ZDF“), z. B. um über die Veranstaltungen des zurückliegenden Titel/Komponisten von Konzertzugaben oder die Wochenendes berichten zu können, und am Namen von Ausführenden/Jubilaren etc.; jedoch Dienstag eine Seite, weil dann erfahrungsgemäß kein fertiger, vorformulierter Bericht! weniger Texte vorliegen. Manche Ressorts erschei- nen nicht täglich, sondern nur bei Bedarf, wenn ei- Fotos ne ausreichende Textmenge zum Füllen einer Seite vorliegt und die Seitenkapazität dieses zulässt. Bilder machen einen Text interessant und sorgen für Aufmerksamkeit; außerdem geben sie dem Re- Textquellen dakteur die Möglichkeit, ohne großen Aufwand freien Platz zu „füllen“. Damit ein Foto veröffent- Eine Tageszeitung arbeitet mit unterschiedlichen licht werden kann, muss es bestimmte technische Textquellen und -lieferanten: und gestalterische Voraussetzungen erfüllen:

• Presseagenturen (überregionale/nationale/in- • Dateiformat jpg (Ausnahmen sind möglich) ternationale Meldungen), • ausreichend hohe Auflösung/Bildschärfe (ggf. • Textredaktionen (Beiträge zu Themen wie „Ge- erfragen) sundheit“ oder „Automobile“) • ausreichende Helligkeit und Kontraste • Redakteure (beauftragte Berichte zu bestimm- • Hintergrundfläche (für die Möglichkeit, einen ten Anlässen und Themen) Bildausschnitt zu wählen) • Freie Mitarbeiter (beauftragte Berichte zu Ver- • möglichst keine Bildbearbeitung (hierdurch anstaltungen) verringert sich oft die Auflösung) • Veranstalter (unbeauftragte Beiträge mit der • eindeutige Bezeichnung/Zuordnung (z. B. im Bitte um Veröffentlichung) Dateinamen) • Werbeagenturen (bezahlte Texte für Veröffentli- • Nutzungsrecht/Einverständnis der abgebilde- chungen mit redaktionellem Charakter) ten Personen • Anzeigenabteilung (bezahlte Veröffentlichun- • mehrere Bilder zur Auswahl (Perspektive, Eine kostenlose gen) Zoom, Situation, …) Möglichkeit zur • Leser (Leserbriefe) Übertragung Daten-Transfer von bis zu 2 GB Kein Veröffentlichungsanspruch! bietet Die Weiterleitung von Texten und Bildern an die wetransfer.com Wer als Veranstalter einen Text einreicht (z. B. An- jeweilige Redaktion erfolgt meist per Mail. Dabei kündigung oder Vorbericht), hat keinen Rechtsan- sollten die entsprechenden Dateien nicht in die spruch auf dessen Veröffentlichung oder einen Mail eingebettet, sondern als Anhang verschickt festgesetzten Veröffentlichungstermin; auch be- werden. Weil die maximale Größe eines E-Mail- hält sich die Redaktion in jedem Fall das Recht vor, Anhangs beim Absender/Empfänger meist be- einen eingereichten Text (auch von Freien Mitar- grenzt ist, empfiehlt es sich, für größere Daten- beitern) zu kürzen oder anderweitig zu bearbeiten. mengen (z. B. mehrere Fotos in hoher Auflösung) Gleiches gilt für eingereichte Bilder (Bildaus- einen Transferdienst zu nutzen. Eine kostenlose schnitt, Unterschrift etc.). Möglichkeit zur Übertragung von bis zu 2 GB bie- tet wetransfer.com: Der angegebene E-Mail-Emp- Soll ein Vor- oder Nachbericht erscheinen, ist es fänger (bis zu 3 Empfänger sind möglich) erhält sinnvoll, die Zeitung zu bitten, einen Freien Mitar- eine Mail mit einem Link zum Download der Da- beiter (oder Redakteur) mit der Erstellung des Be- teien. Dieser Link ist 7 Tage lang gültig – der Ab- richtes zu beauftragen – dadurch wird gleichzeitig sender/Versender wird per Mail benachrichtigt, die Einhaltung obligater Qualitätsstandards (z. B. wenn der Link versendet wurde und wenn der Text- und Bildqualität) gewährleistet. Allerdings Empfänger die Dateien heruntergeladen hat bzw. hat der Veranstalter in diesem Fall auch keine Mög- wenn der Link abgelaufen ist, ohne dass der Emp-

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 23

Aus der Praxis für die Praxis  Öffentlichkeitsarbeit für krichliche Chöre  Erstkommunion und Musikvermittlung

fänger die Dateien heruntergeladen hat. In der Di- sort „Kirche“ und wird u. U. im Regionalteil veröf- özese Rottenburg-Stuttgart wird der Transferdienst fentlicht. Eine Veröffentlichung im Ressort „Mu- „stransfer.drs.de“ verwendet. sik“ (wenn nur über die Chorbeiträge berichtet wird) ist eher unwahrscheinlich. Erforderliche Schritte: Tipp: Weiterleitung von Presseberichten an ex- Zum Einen freut • Upload der zu versendenden Dateien, terne Ausführende sich der Pfarrer, • Angabe der Empfänger-E-Mail-Adresse(n), Wer z. B. eine Orchestermesse mit Orchester und wenn er in der • Nachricht an den/die Empfänger, Solisten aufführt, sollte anschließend die erschie- Zeitung über • Angabe der Absender-E-Mail-Adresse. nenen Presseberichte an die Beteiligten weiterlei- seine Predigt lesen ten; wenn diese dann die „Pressestimmen“ auf ih- kann… Tipp: Gottesdienst-Bericht rer jeweiligen Homepage veröffentlichen, ist das Wenn ein Chor im Gottesdienst singt, sollte man eine zusätzliche, kostenlose Werbung für die kir- nicht nur über die Beiträge des Chores berichten, chenmusikalische Gruppierung, die ihr unter Um- sondern über den gesamten Gottesdienst (Predigt, ständen neue Zielgruppen erschließt. Ebenso Lesungen etc.)! Zum Einen freut sich der Pfarrer, selbstverständlich sollte es sein, die Presseberichte wenn er in der Zeitung über seine Predigt lesen auf der (soweit vorhanden) eigenen Homepage zu kann, zum Anderen gelangt der Bericht in das Res- veröffentlichen! ❖

Reiner Schulte Erstkommunion und Musikvermittlung

Meist merkt man es gar nicht. Aber Musikvermitt- ten anzuknüpfen oder gar mit den Kindern/Fami- lung findet in der Kirchenmusik allerorten statt. lien weiter in Kontakt zu treten. Was ich Ihnen hier Ob in der Chorprobe, beim Einüben von neuen vorstelle, ist bewusst auf einen längeren Zeitraum Liedern, oder wenn nach dem Gottesdienst ein Va- von drei bis vier Monaten angelegt. Wenn man ter mit seiner kleinen Tochter die Orgel bestaunt. Musikvermittlung als den Versuch versteht, Bezie- Sicher fallen Ihnen noch weitere Beispiele ein. hungen zwischen den großen und kleinen Hörern, Ich möchte Ihnen hier eine Projekt vorstellen, das der Musik und den Musikern zu stiften, dann ste- solche verschiedenen Musikvermittlungs-Baustei- hen die Chancen dafür umso besser, wenn es ver- Reiner Schulte ne zu einem Gesamtkonzept verknüpft und in die schiedene Angebote über einen längeren Zeitraum Erstkommunion-Vorbereitung integriert. Natür- gibt. lich gehe ich von den Gegebenheiten hier vor Ort, in Backnang, aus. Vieles lässt sich aber sicher auch Eine andere Überlegung, oder eher eine Beobach- auf Ihre Gemeinde übertragen. tung: Kirchenmusiker tun sich nicht selten schwer damit, im Team zu arbeiten. Der typische Kirchen- Vorab musiker macht lieber alles selber. Gerade die Zu- sammenarbeit mit den pastoralen Mitarbeitern Gleich wird es konkret, aber jetzt möchte ich noch scheint mir auf’s Ganze, freundlich ausgedrückt, vorab zwei allgemeine Überlegungen voraus- ausbaufähig. Auch hier setzt das Projekt an. Allein schicken. können Sie die Ideen, die hier beschrieben wer- den, nicht durchziehen. Für die meisten Termine Die erste: Einigen Musikvermittlungsaktivitäten brauchen Sie zumindest Helfer, besser noch Part- kann man vorwerfen, dass sie nicht nachhaltig ner. Die wichtigste Partnerin ist in diesem konkre- sind. Da werden tolle Veranstaltungen auf die Bei- ten Beispiel die pastorale Mitarbeiterin, die für die ne gestellt, die aber als Solitär verpuffen. Da gibt es Erstkommunion zuständig ist, bei uns in Back- vielleicht ein gelungenes (Orgel-)Kinderkonzert, nang war das Gemeindereferentin Carmen Walter. aber danach keine Möglichkeiten, an dem Erleb-

24 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Vorhandenen Strukturen nutzen

Ein großer Vorteil von kirchlicher Musikvermitt- lung sind die vorhandenen Strukturen in den Ge- meinden. Es bieten sich vielen Anknüpfungspunk- te: Kindergarten, Kinder-/Jugendgruppen, Minis- tranten, Firmnachmittage, Familienfreizeiten, Fa- miliengottesdienste, Familienkreise, Bibelkreise, Wort-Gottes-Feier-Team, Liturgieausschüsse, Se- niorennachmittage usw. Alle diese Gruppen haben punktuell auch mit Musik zu tun. Und die in den einzelnen Kreisen Verantwortlichen werden oft froh sein, wenn von Ihnen als Musiker ein Vor- schlag für ein musikalisches Angebot kommt.1 Die vorhandene Struktur, in diesem Fall die Erst- kommunionvorbereitung, besteht aus einer Reihe Terminen (Kennenlern-Nachmittag, Gruppen- nachmittagen, dem Vorstellungsgottesdienst, ei- Erstes Kennenlernen und das Mottolied ner Kirchen-Rallye und dem Erstkommunion-Got- tesdienst), der personellen Ausstattung (Gemein- Die Erstkommunionvorbereitung beginnt in Back- dereferentin/ehrenamtliche MitarbeiterInnen/Kir- nang im Dezember des Vorjahres mit dem Ken- chenmusiker), Haushaltsmitteln und den vorhan- nenlern-Nachmittag. Hier war gleich Gelegenheit, denen Räumlichkeiten. dass alle Beteiligten, die Erstkommunionkinder, Das ist doch schon mal ganz gut. die GruppenleiterInnen, die Gemeindereferentin und ich als Kirchenmusiker uns kurz kennenler- Bausteine nen konnten. Dabei wurde das Mottolied zum ers- ten Mal gesungen, das die ganze Erstkommunion- Das Gesamtprojekt habe ich in meiner Gesamtkir- zeit begleiten würde: „Ich bin ein Ton in Gottes 2 chengemeinde (St. Johannes und Christkönig, ins- Melodie“ gesamt ca. 7.000 Katholiken) in den Jahren 2014 und 2018 durchgeführt. Es hatte folgende Etap- R: Du bist ein Ton in Gottes Melodie. pen: Ein schöner Ton in seiner Symphonie. • Kurzes Singen des Mottolieds im Rahmen des Ob Dur, ob Moll, ob leise oder laut, Kennenlern-Nachmittags, Ausblick auf das Pro- mach dich mit Gottes Melodie vertraut. jekt. • Orgelführung (ca. 30 Minuten) im Rahmen der 1. Hier bist du willkommen, Kirchen-Rallye. keiner ist zu klein. • Pfeifenbauen mit dem Orgelbauer (90 Minu- Hier wirst du ernst genommen, ten). genau so soll es sein. • Vorstellungsgottesdienst mit musikalischer Prä-

sentation der gebauten Pfeifen. 2. Lasst die Stimmen klingen. 1 Wie solche musikalischen • Ausstellung der Orgelpfeifen in der Kirche. Was kann schöner sein, Dienste ggf. abzurechnen sind, steht auf einem an- • Familien-Orgelkonzert (mit Möglichkeit, die als miteinander singen? deren Blatt. Da wird es in Orgel auszuprobieren). Komm und stimm mit ein. sich wandelnden kirchen- • Liederüben für den Erstkommunion-Gottes- musikalischen Arbeits- feldern mehr Flexibilität dienst (30 Minuten) im Rahmen eines Grup- 3. Singt von seiner Güte, geben müssen. pennachmittags. singt von seiner Macht. 2 Text und Musik von Kurt • Erstkommunion-Gottesdienst, am Schluss Bitte, Gott behüte Mikula. Die Noten und Überreichen der Pfeifen. uns bei Tag und Nacht. weitere Materialien (bis hin zu kompletten Gottesdien- stabläufen für die Erstkom- An diesem Nachmittag wurde allen Beteiligten ein munion) gibt es unter: https://www.mikula- Überblick über die weiteren Aktivitäten gegeben. kurt.net/2013-1/du-bist-ein- Bei der Gelegenheit wurde übrigens auch gleich ton/

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 25

Aus der Praxis für die Praxis  Erstkommunion und Musikvermittlung

dazu aufgerufen, mit Namen bezeichnete https://www.dropbox.com/sh/h6ta8rh31bqe4fo/ Schraub zwingen mitzubringen, die später für die AABH7SOUoalMRWz-ITrL5eF_a? Pfeifenbauaktion benötigt wurden.

Kirchen-Rallye mit Orgelführung Ein Teil der Erstkommunionvorbereitung ist eine Kirchen-Rallye an einem Samstagvormittag (10 bis 12 Uhr). Hier wird mit kirchenraumpädagogi- schen Methoden von den Kindern die eigene Kir- che erkundet. Nach einer kurzen Kirchenführung sollen sie verschiedene Fragen zu verschiedenen Stationen (Sakristei, Taufbecken, Beichtstuhl, Am- bo usw.) beantworten. Die Orgel ist natürlich auch eine Station. (Aufgabe ist es, die Pedaltasten zu Mittlerweile bietet auch Orgelbauer Johannes Hüf- zählen). Hier entsteht der erste Kontakt zu dem ken aus Halberstadt unter dem Label Melopipe sonst meist unzugänglichen Instrument. (www.melopipe.de) Bausätze für eine Reihe von Pfeifen an. Ein diatonischer Bausatz C-d kostet bei Die eigentliche Rallye endet gegen 11.30 Uhr, so ihm z. B. 119,00 €. dass noch 30 Minuten Zeit für eine Orgelführung ist. Ein paar Stichworte zum Thema Orgelfüh- Zurück zu unseren Selbstbau-Pfeifen: Es gibt vom rung:3 Orgelbauer Zeichnungen und eine Bauanleitung • Orgelschuhe zeigen und anziehen. für eine 1‘-Holzpfeife. Durch Abschneiden ent- • Beginn mit einem Orgelstück (Bachs d-Moll- steht eine diatonische Tonleiter (C-c). Alle Pfeifen Toccata ist nach wie vor eine phantastische Er- haben eine einheitliche Mensur, sind also gleich öffnung). dick. Alles andere wäre zu kompliziert. Die Pfeifen • Blockflöte/Labialpfeifen erklären, ggf. ein Stück unterscheiden sich aber in der Aufschnitthöhe. mit einem charakteristischen Labialregister D.h. beim Aufleimen des Deckels muss das ent- spielen.4 (Holz-)Pfeife zeigen, Hinweis auf Pfei- sprechende Maß für den Abstand von Unter- und fenbauen. Oberlabium beachtet werden. • Evtl. Zungenregister erklären. Beispiel: Lineal an der Tischkante anzupfen. Ggf. ein Stück mit ei- Außer der technischen Planung des Orgelbauers 3 Die Waldkircher 5 Orgelstiftung bietet nem Zungenregister spielen. müssen folgende Dinge bedacht werden: im Rahmen des Pro- • Trakturen erklären. • Es müssen genügen Schraubzwingen vorhanden jekts „Deutsche Orgelstraße“ einen • Fragerunde. sein. Die Kinder müssen diese mitbringen, am Orgelkoffer an, in • (Motto-)Lied gemeinsam singen. besten schon im Vorfeld. Pro Kind braucht man dem sich ver- • Schlussstück (ggf. das gleiche, wie beim Erst- mindestens zwei Zwingen. schiedene Demon- strationsobjekte kommunion-Gottesdienst). Eine gekürzte Fas- • Jemand muss vorab die Holzteile vorbereiten. finden: Eine Holz- sung der Widor-Toccata (5. Symphonie, F-Dur). Am anspruchsvollsten: Der Deckel (die Vorder- Orgelpfeife, Material- proben (Leder, Zinn, seite der Pfeife) bekommt eine Abschrägung, Messing, Eichenholz, Alternativ zu so einer Orgelführung kann man das spätere Oberlabium, und der Kern einen V- Weichholz) usw., siehe www.deutsche- auch die Kinder die Orgel selbst erkunden lassen – Ausschnitt. Dazu braucht man entsprechendes orgelstrasse.de nach Anleitung, versteht sich (s.u. im Kapitel Fami- Werkzeug und schreinerische Grund kennt - 6 4 Z. B. Freiburger Orgel- lienkonzert). nisse. buch (Carus-Verlag), • Bei der Durchführung des Nachmittags sollten Mozart, Adagio KV Das Herzstück: Pfeifenbauen pro Gruppe von 4-6 Kindern zwei Erwachsene 356. Das zentrale Element des ganzen Konzepts ist der helfen. Eine dankbare Aufgabe auch für Väter, 5 Z. B. Freiburger Nachmittag, an dem jedes Kind eine Orgelpfeife die sich oft sehr interessiert gezeigt haben. Eine Orgelbuch (Carus- Verlag), Paul Bryan, baut (oder eher: montiert). Einweisung der Helfer erfolgt ca. 30 Minuten vor Trumpet Air. Beginn der Aktion.

6 Wer den Aufwand Orgelbaumeister Tilman Trefz (Kernen-Rommels- • Eine weitere Person betreut das Auf-Länge-Absä- scheut, bekommt hausen) hat 2014 die Planung für diese Holzpfei- gen der fertigen Pfeifen. Zwei Personen (z.B. die unter www. melopipes.de fertige fen gemacht. Die Anleitungen stehen zum Down - Gemeindereferentin und der Kirchenmusiker) Bausätze. load bereit: werden als Springer und Koordinatoren sehr ge-

26 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 fragt sein. Sie sollten keine Gruppe betreuen (Ggf. kann man vorher absprechen, in welcher Rei- müssen. henfolge die Töne erklingen sollen.) • Zwischendurch wird es für einzelne Kinder Leer- lauf geben, auch weil der Leim trocknen muss. So entsteht aus vielen Einzeltönen eine Melodie, Es bietet sich an, für die Pausen Ausmalbilder ein Aspekt, der auch in einer Geschichte („Vom (einer Orgel) oder andere themenbezogenen Streit der Orgelpfeifen“) aufgegriffen wird, die ggf. Beschäftigungsmöglichkeiten vorzusehen. als Lesung oder für die Ansprache verwendet wer- • Äußerst wichtig ist akkurates Arbeiten der Kin- den kann. (Die Geschichte findet sich auch im der. Sind die Teile nicht genau (!) in der Flucht, Downloadbereich, s.o.) entsteht unweigerlich irgendwo ein Spalt und die Pfeife wird nicht klingen. Von Expressleim Durch die Orgelimprovisationen ist auch eine Brü- würde ich eher abraten. Der wird so schnell fest, cke geschlagen von den kleinen, selbstgebauten dass bei ungenauem Arbeiten die Rohlinge Pfeifen der Kinder zur großen Kirchenorgel – auch kaum noch zu retten sind. eine Art der Musikvermittlung, ohne Wort. • Dauer: Mindestens 90 Minuten Ausstellung der Orgelpfeifen in der Kirche

Nach dem Vorstellungsgottesdienst werden die Pfeifen in der Kirche ausgestellt. Auf den Pfeifen klebt ein Portraitfoto der Kinder. So sind die Kin- der und das Musikprojekt über einige Wochen in der Gottesdienstgemeinde präsent.

Familien-Orgelkonzert

Auf dem Markt gibt es mittlerweile eine ganze Rei- Wir haben in Backnang eine kleine Truhenorgel, he von Orgelkonzerten für Kinder, auch solche die die habe ich als Anschauungsobjekt und für ein keine große Orgel oder virtuose OrganistInnen vo- abschließendes Musikstück in den Gemeindesaal raussetzen, z.B. von Christiane Michel-Ostertun. gebracht. Die meisten gehören dem Typus „Geschichte mit Musik“ an. Diese Stücke dauern oft weniger als 45 Nach der Aktion werden einige Pfeifen möglicher- Minuten, daher bietet es sich an, die Kinder im An- weise noch keinen schönen Ton von sich geben. schluss daran die Orgel ausprobieren zu lassen. Meist lässt sich mit etwas Feinarbeit am Labium, Auch dazu ein paar Stichworte: ggf. dem Aufkleben von Pappstreifen, um die Auf- • Einen begrenzten Tonraum vorgeben: Pentato- schnitthöhe zu verringern, das Problem beheben. nik („schwarze“ Tasten) oder Diatonik (Dorisch bietet sich an: d-e-f-g-a-h-c-d). Für all den Aufwand entschädigt aber ein beglü- • Immer drei Kinder gleichzeitig auf die Orgel- ckendes Erlebnis, an das ich mich noch sehr genau bank sitzen lassen: erinnere, als ich vorab einen Prototyp gebaut hatte: – Linkes Kind: Pedal-Orgelpunkt. Der Augenblick, wenn aus dem rohen, einfachen – Mittleres Kind: Quint-Liegeklang oder (bei Baumarkt-Material tatsächlich ein Ton entsteht. rhythmisch sattelfesten Kindern): Ostinato (Rhythmus über Sprache, z.B. „Schild-krö-te, Vorstellungsgottesdienst Schild-krö-te“ usw. – Rechtes Kind: schrittweise hoch und runter In einem Gottesdienst stellen die Kinder sich der (dorisch oder pentatonisch). Gemeinde vor, und zwar mit ihren Pfeifen. Grup- • Ggf. können weitere Kinder auf Zeichen be- penweise kommen Sie nach vorn, sagen ihren Na- stimmte Register ziehen (z. B. Zungen für ein men und spielen auf ihrer Pfeife ihren individuel- Forte). len Ton. Es ergibt sich pro Gruppe eine zufällige, • Kinder ihren Namen rhythmisiert auf einem diatonische Melodie, die der Organist aufgreifen oder zwei Tönen spielen lassen. kann und in einer kleinen Improvisation zu einer • Vielleicht kann ein Kind schon ein kleines Kla- zusammenhängenden Musik verbinden kann. vier-/Keyboardstück auf der Orgel spielen.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 27

Aus der Praxis für die Praxis  Erstkommunion und Musikvermittlung  Besonderheiten der Kinder- und Jugendchorleitung

Die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, ist für Kin- bauen. Und die Musik zur Kommunionausteilung dern besonders reizvoll. Bei dieser Gelegenheit und zum Auszug haben die Kinder vorher, bei der zeigen sich übrigens oft die besonders interessier- Orgelführung, schon einmal gehört und oben an ten Kinder und können gezielt angesprochen wer- der Orgel aus der Nähe erlebt. den: „Wäre das nicht auch mal was für dich?“ Nach dem Gottesdienst dürfen die Kinder dann – Liederüben für den Erstkommunion-Gottes- endlich – die Pfeifen mit nach Hause nehmen. Von dienst einigen weiß ich, dass Ihnen ihre selbstgebaute Pfeife noch nach Jahren wichtig ist. In den Kinder- Gegen Ende der Erstkommunionvorbereitung zimmern verweisen sie auf die große Schwester auf komme ich noch einmal zu einem Gruppennach- der Empore der Kirche und vielleicht auch auf die mittag und singe ca. 30 Minuten mit den Kindern Melodie, von der wir alle ein Ton sind. die Lieder für den Festgottesdienst. Es bietet sich an, diese Probe statt im Gemeindehaus an der Or- Du bist ein Ton in Gottes Melodie. gel zu machen. Ein schöner Ton in seiner Symphonie. Ob Dur, ob Moll, ob leise oder laut, Mitunter kam es vor, dass ein Kind ein Lied, das mach dich mit Gottes Melodie vertraut. Mottolied, zuhause auf dem Klavier geübt hatte, einstimmig oder mit einfacher Begleitung. Im Rah- Umsetzung men von so einer Probe wäre dann Gelegenheit, dass dieses Kind das Lied vorspielt oder sogar die Wenn Sie so ein Projekt in Ihrer Gemeinde umset- Gruppe begleitet. zen wollen und Unterstützung brauchen, können Sie sich gern melden bei Erstkommunion-Gottesdienst Reiner Schulte - Regionalkantor für die Der Festgottesdienst zur Erstkommunion bietet Vermittlung der Kirchenmusik noch einmal verschiedene Anknüpfungspunkte an Obere Bahnhofstraße 26 das Erlebte und bringt es zum Abschluss: Das Bild 71522 Backnang der Töne, die sich zu einer Melodie verbinden, die reiner.schulte@katholisch-backnang Symbolik der Orgel, der Verweis auf das Pfeifen- 07191-732604 ❖

Du bist ein Ton in Gottes Melodie!

28 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Jan Martin Chrost Besonderheiten der Kinder- und Jugend- chorleitung

Im Rahmen meiner Tätigkeiten in der Aus- und Lerntypen unterschieden, wobei hier in der Regel Fortbildung im Bereich Kinder- und Jugendchor- nicht ein Typ alleine zugewiesen werden kann. leitung stelle ich immer wieder fest, dass für die Ar- Dies ergibt eine Vielzahl individueller Lernansät- beit mit Kindern und Jugendlichen grundsätzlich ze. Da Kinder ihr eigenes Lernverhalten meist alle Regeln der klassischen Chorleitung gelten. An- nicht eigenständig einordnen (können), muss dies gefangen von Verbindlichkeit, langfristiger und die Chorleitung im Blick haben. Je größer die zielgerichteter Planung, einem sozialfördernden Gruppe ist, desto schwieriger wird es daher, auf je- Ansatz und Angebot, methodischer und didakti- den individuellen Lerntyp einzugehen. Der didak- scher Vielfalt, den eigenen künstlerischen und pä- tische Ansatz sollte daher schon in einer Probe im- Jan Martin Chrost dagogischen Fähigkeiten und Möglichkeiten der mer variieren sowie alle Bereiche der Lerntypen Chorleitung, didaktischem Geschick über ihre op- ansprechen. Komplexer wird diese Dimension, da timale Vorbereitung bis zu einem auf den Punkt sich die Kanäle der Ansprache im Leben immer bringenden und alles zusammenfassenden (Kon- wieder verändern. Dennoch ermutige ich stets da- zert-)Dirigat gelten alle Punkte uneingeschränkt in zu, „Elemente der Kinderchorleitung“ (intentiona- der musikalischen Nachwuchsförderung. Darüber le Stimmbildung, Integration von Bewegungen, hinaus gibt es jedoch, fundiert auf wissenschaftli- ganzheitliche Körper- und Stimmbildungsarbeit chen Erkenntnissen, manches zu beachten. etc.) verstärkt in die Erwachsenenarbeit einfließen zu lassen, und warne zugleich vor einem klischee- Entwicklungsstand und Psychologie haften und betont simplen oder unterschwelligen Ansatz in der Arbeit mit Kindern und Jugendli- Studiert man die Theorien der psychosozialen Ent- chen. Der für einen kurzen Zeitraum geformte wicklung z. B. nach Erik H. Erikson oder Jean Pia- Plan einer Probengestaltung ist Teil einer überge- get, wird schnell deutlich, dass die Probenmetho- ordneten langfristigen Ziel- und Entwicklungsset- dik der Chorleiter/innen sehr vielfältig und varia- zung. bel sein sollte, damit auf Situationen spontan und intuitiv reagiert werden kann. In der Leitung von Motivation von vorne Erwachsenenensembles ist eine derartige Vielfalt nicht zwingend notwendig, da Erwachsene ge- Ein (junger) Erwachsener entscheidet selbst, dass danklich anders mit Situationen umgehen (kön- er sich aufgrund seiner Freude am Singen einem nen). Sie reflektieren und analysieren bewusst und Chor anschließt und diesem Hobby nachgehen unbewusst das Probengeschehen und stellen die- möchte. Er differenziert aufgrund seines Interes- „Man kann ses in ein Verhältnis zu sich selbst. Gemeinsam ist senschwerpunktes, der sich durch viele Erfahrun- Kinder alle Entwicklungstheorien, dass die Dauer der Ent- gen ausgeprägt hat, seine Wahl des Ensembles, der und Jugendliche wicklungsphasen sich mit ansteigendem Lebensal- Chorleitung oder der Institution. Kinder und Ju- für jede Musik ter verlängert, während die Phasen in jungen Jah- gendliche sind hier „unbeschriebener“, woraus ei- begeistern!“ ren dichter aufeinander folgen. Dies hat unmittel- ne große Chance, aber auch eine noch größere Ver- bar Auswirkung auf die Gruppengröße und -zu- antwortung resultiert. Ich selbst sage häufig: „Man sammensetzung sowie die Interessenschwerpunk- kann Kinder und Jugendliche für jede Musik be- te von Kindern und Jugendlichen, denen sich zu- geistern! Es ist die Frage, wie ich sie im Gesamten dem die Probenmethodik des Chorleiters anpas- verpacke. Authentizität in Vermittlung sowie musi- sen sollte. kalischer Darstellung ist dabei Grundvorausset- zung.“ Nimmt man dies wörtlich, entkräftet dies Jeder lernt anders den Begriff der „kindgerechten Liedauswahl“ oder stellt diesen zumindest in manchen landläufig ge- Unabhängig vom Alter können Menschen in Lern- nutzten Kontexten in Frage. Nachvollziehbar typen eingeteilt werden. Nach Frederic Vester wer- bleibt eine Choralmelodie, womöglich mit kom- den optische, auditive, haptische und kognitive plexem (lateinischen) geistlichen Textinhalt,

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 29

Aus der Praxis für die Praxis  Besonderheiten der Kinder- und Jugendchorleitung  Zum 150. Todestag von Louis-James-Alfred Lefébure-Wély (1817-1869)

„schwere Kost“ und eine Hürde für Kinder. Aufge- Beziehungsarbeit führt mit einem gemischtstimmigen Chor und Or- chester wird diese jedoch zu einem Erlebnis und Die persönliche Bindung zwischen Chorleiter/-in einer unvergessliche Erfahrung für die Kinder. Die und Kindern/Jugendlichen ist bekannt. Doch ge- Entkräftung trifft auch für andere Bereiche zu, in hört sie in diesem Kontext und im Vergleich zur Er- denen die Klassifizierung „kindgerecht“ pauschali- wachsenenarbeit unbedingt erwähnt. Ich bin da- siert verwendet wird. von überzeugt, dass dies mit einer klaren Grund- Die meiste Motivation erfahren SängerInnen in ei- einstellung und nachvollziehbaren Leitlinien ner Probe über die Sprache. Beim Proben passie- überall gelingen kann. Dazu gehören: ren Fehler, sonst müssten wir nicht proben. Doch • eine positive Grundhaltung auf welche Weise mache ich auf den Fehler auf- • kein (unnötiger, übersteigerter) Zwang merksam? Ist es überhaupt notwendig auf diesen • Toleranz für Fehler und individuelle Umstände direkt hinzuweisen? In den meisten Fällen kann • Akzeptanz von Gefühlen und unterschiedlichen ich aus einer „Negativaussage“ eine „Positivaussa- Persönlichkeiten und Interessen. ge“ formulieren oder durch andere Schwerpunkte der Aufmerksamkeit und/oder Bewegungen neue Bei Beachtung dieser Grundprinzipien entsteht au- Impulse geben, die den Fehler automatisch behe- tomatisch eine Gleichbehandlung aller Sängerin- ben. Leistungsdruck wird so durch Lernen über Be- nen und Sänger und eine Gemeinschaft, die über stätigung ersetzt und steigert das Wohlgefühl in allem Genannten eine Bindungskraft erzeugt, die der Probe. ein einzelner nur schwer hervorrufen kann. Rituale und Traditionen in den Proben und im Jahrespro- Elternarbeit gramm untermauern dies. Enorme Bestärkung er- fährt die Chorgemeinschaft bei Chorfahrten. Hier Selten bleibt ein Kind langfristig dem Chor allein entsteht ein Gruppenzusammenhalt, wie er in der Laden Sie die aus Eigeninitiative erhalten, wenn es keine Bestär- begrenzten wöchentlichen Probezeit schwerlich Angehörigen kung vom Elternhaus erfährt. Die Motivation der erzeugt werden kann. Dies wird zudem positive doch beim Eltern und/oder Familien ist daher ebenso wichtig Auswirkungen auf die Klanglichkeit des Chores nächsten Konzert wie die Motivation der Kinder. Sie müssen über- und den verbindlichen regelmäßigen Probenbe- ein, ein Stück zeugt von dem chorischen Angebot und den chor- such haben. Bei Begegnungen mit anderen Chören mit den Kindern leiterischen Fähigkeiten sein. Je selbstverständli- wird für Kinder spürbar, dass sie mit ihrem Hobby gemeinsam zu cher sie ihr Kind beim Singen unterstützen, desto „nicht alleine“ sind, gerade in aktuellen Zeiten, in singen. stärker wird die Bindung an den Chor und seine denen das Singen in der Gesellschaft und zu Hause Leitung. Elternarbeit ist deshalb nicht allein auf nach wie vor abnimmt. administrativer, organisatorischer Ebene unab- kömmlich, sondern auch in der musikalischen Ar- Zusammengefasst ergeben alle diese Punkte eine beit zu empfehlen. Laden Sie die Angehörigen große und anspruchsvolle, aber zugleich überaus doch beim nächsten Konzert ein, ein Stück mit interessante und inspirierende Herausforderung. den Kindern gemeinsam zu singen. Das daraus re- Daher ist es ratsam, sich gewissenhaft ein gutes sultierende Zeichen für die Kinder ist hier neben- Team und/oder eine tragende Struktur für eine bei überragend und die generationsübergreifende fundierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu Außenwirkung öffnet einem vielleicht manche schaffen. Zugleich sichert dies die Beständigkeit Tür. und Nachhaltigkeit Ihrer Arbeit und bereitet im Austausch Freude über das Musizieren hinaus. ❖

30 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Thomas Petersen Zum 150. Todestag von Louis-James-Alfred Lefébure-Wély (1817-1869)

Im Jahr 2019 jährt sich zum 150. Mal der Todestag bei dem ab 1863 Charles-Marie Widor Kompositi- von Louis-James-Alfred Lefébure-Wély, dem ersten on studieren sollte, konfrontierte ihn beispielswei- großen französischen Organisten und Komponis- se mit der Unvereinbarkeit seines Stils mit der klas- ten des 19. Jahrhunderts, der die symphonischen sischen Orgelspielkunst. Adolph Friedrich Hesse Möglichkeiten und neuen Klänge, die der Orgel- (1809-1863) aus Breslau, der in Paris, insbesonde- bauer Aristide Cavaillé-Coll (1811-1899) geschaf- re durch sein Pedalspiel, Aufmerksamkeit erregt fen hatte, anzuwenden und zu nutzen wusste. hatte, äußerte sich in einem Artikel der Musikzeit- Thomas Petersen schrift „Urania“ über den Stil Lefébure-Wélys, in Louis-James-Alfred Lefébure-Wély wurde am 13. dem er schrieb, dass er in St. Sulpice einen Herrn November 1817 in Paris geboren. Sein Vater Isaac- Lefébure-Wély gehört hatte, der während der Messe François Lefébvre (sic!) war als Organist an der am Sonntag „ungeheure Heiterkeit“ verbreitet hät- dortigen Kirche St. Roch tätig. Louis-James-Alfred te, während er unter der Woche beim Requiem die vertrat ihn bereits in jungen Jahren an der Orgel Totenmesse in angemessener, ruhiger und getrage- und studierte zeitgleich am Conservatoire Orgel ner Form begleitet habe. Gioacchino Rossini bei François Benoist (1. Preis 1835), Klavier (bei (1792-1868) scheint einmal geäußert zu haben, Pierre Zimmermann). Komposition studierte er dass man ihn mehr wegen seiner Untugenden als bei Jacques Halévy, einem der wichtigsten Opern- wegen seiner Vorzüge geliebt habe. komponisten seiner Zeit. Trotz der umstrittenen Sichtweise, die man bis Da Lefébure-Wély im Jahr 1834 mit dem berühm- heute auf ihn hat, hat Louis-James-Alfred Lefébu- ten Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll in Kontakt re-Wély es als erster Pariser Organist verstanden, gekommen war, wurde er gebeten, dessen erstes die neuen Möglichkeiten der symphonischen Or- großes Werk in der Pariser Kirche Saint-Denis ein- gel von Cavaillé-Coll zu nutzen und die Orgelmu- zuweihen. Aufsehen erregte er im Jahr 1846 mit der sik, durch seinen unverwechselbaren Personalstil, Einweihung der neuen Cavaillé-Coll-Orgel in der (wieder oder erst recht) einem breiten Publikum Madeleine, an der er das Amt des Organisten über- zugänglich zu machen. nahm. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts galt er als der berühmteste französische Organist und wurde Lefébure-Wélys kompositorisches Hauptwerk stellt durch seine spektakulären Improvisationen im die Sammlung L’Organiste moderne dar, ein 1867- modernen Opernstil bekannt. Fortan wurde er re- 1869 erschienenes, aus zwölf Bänden bestehendes gelmäßig zu Einweihungen weiterer Orgeln von Werk, das liturgische Gebrauchsmusik enthält. Es Cavaillé-Coll eingeladen. Ähnlich wie Abbé Georg spiegelt den Stil wieder, in dem Lefébure-Wély in St. Joseph Vogler (1749-1814) in Deutschland zu Be- Sulpice im Gottesdienst improvisiert hat. Seine be- ginn des 19. Jahrhunderts, improvisierte auch Lefé- kanntesten Stücke sind wohl der Boléro de concert bure-Wély Gewitterszenen und andere Natur- op. 166 und das Sortie in Es-Dur aus Marche, Scène schauspiele, was ihm große Bewunderung eintrug. Pastorale, Sortie (aus den Méditations réligieuses op. Nachdem er einige Jahre ohne Organistenamt ge- 122). Dieses stellt ein typisches Beispiel für ein wesen war, um sich verstärkt der Opernkompositi- Nachspiel Lefébure-Wélys im Stil der Jahrhundert- on zu widmen, wurde er im Jahr 1863 - wiederum mitte dar, wie es sicher immer wieder in St. Sulpice Louis-James-Alfred auf Empfehlung von Aristide Cavaillé-Coll - als erklungen sein mag. Weitere Werke sind die Six Of- Lefébure-Wély (1817-1869) Nachfolger des gebürtigen Trierers Georges fertoires op. 34 aus dem Jahr 1857, die Six Offertoires (Georg) Schmitt (1821-1900) an die große Orgel op. 35, ebenfalls aus dem Jahr 1857, Six Morceaux von St. Sulpice berufen. Trotz aller Bewunderung pour l’Orgue, contenant trois Marches et trois Élevations und Begeisterung, die er mit seiner Musik entfach- op. 36 (1863). 1861 erschien die Sammlung L’Of- te, war Lefébure-Wély zu Lebzeiten nicht unum- fice catholique op. 148, die aus 120 Stücken besteht, stritten. Der Kompositionslehrer am Brüsseler Kon- die wiederum in zehn Suiten eingeteilt sind und für servatorium, François-Joseph Fétis (1784-1871), Harmonium oder Pfeifenorgel gedacht sind.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 31

Aus der Praxis für die Praxis  Pueri-Cantores-Kanbenchortreffen

Sebastian Tobias Pueri-Cantores-Knabenchortreffen anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Ulmer St. Georgs-Chorknaben

Am Mittag durfte sich jeder Chor hingegen selbst auf verschiedenen Plätzen der Ulmer Innenstadt den Passanten und Fußgängern präsentieren: Mit ihrem Dirigenten Johannes Schmid traten die St. Michael-Chorknaben hierbei auf dem Schuhhaus- platz und am Berblinger-Brunnen auf und gaben einige bekannte Stücke aus ihrem Repertoire zum Besten. Gemeinsam mit den Ulmer und den Mar- bacher Chorknaben folgte auch ein Auftritt im Pflegeheim St.-Anna-Stift, wo man den dortigen Bewohnern mit dem erfrischenden jugendlichen Gesang eine große Freude bereiten konnte. Zeit- gleich sangen die Chöre aus Biberach und Bad Saulgau in St. Maria Suso einen Evensong, die Rot- Der Ulmer Knabenchor nutzte seinen runden Ge- tenburger Domsingknaben und die Rottweiler burtstag aus, um groß zu feiern und hierfür alle Münstersängerknaben sangen derweil in der Wib- Knabenchöre der Diözese Rottenburg-Stuttgart am linger Basilika. letzten Oktoberwochenende 2018 in seine Heimat einzuladen. Unter den neun Chören, die unter der Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wurden den Trägerschaft des Diözesanen Pueri Cantores Ver- Gmündern bei einer kleinen Stadtführung präsen- bandes e.V. von Freitag bis Sonntag in der Donau- tiert: Hier durften die jungen Sänger das mächtige stadt verweilten, waren auch die St. Michael-Chor- Münster mit dem welthöchsten Kirchturm ebenso knaben Schwäbisch Gmünd, die somit die beson- wie das Schiefe Haus im Fischerviertel bestaunen dere Atmosphäre eines Knabenchortreffens mit und konnten erfahren, was es mit dem Ulmer über 300 Sängern selbst spüren durften. Spatz genau auf sich hat.

Mit knapp 30 Kindern und Jugendlichen reiste die Am Abend dann fanden die verschiedenen Grup- Gruppe am Freitagmittag nach Ulm, wo sogleich pierungen wieder in St. Georg zusammen, wo man die Eröffnung des Festivals auf sie wartete: Nach ei- einen gemeinsamen Tagesabschluss feierte: Bei nem reichhaltigen Snackbuffet für alle Sänger fand diesem sogenannten Abendlied, das sich als einer im Kornhaus die Begrüßungsfeier statt. Hierbei der absoluten Höhepunkte des Wochenendes he- präsentierten sich alle Knabenchöre sowohl über rausstellte, war die Kirche ausschließlich vom Licht einen ausgewählten musikalischen Beitrag als hunderter Kerzen beleuchtet. Stimmig zu dieser auch mit Hilfe eines selbst gedrehten Filmes, der einzigartigen Atmosphäre wurden liturgische Tex- die typischen Eigenschaften einer jeden Sänger- te vorgetragen, die den Kindern ans Herz legten, gruppe den anderen Gästen aufzeigen sollte. das Licht Christi selbst in die Welt hinauszutragen.

Am Samstag stand für die Chöre dann eine Menge an verschiedenen Aktivitäten auf dem Programm: Zur Morgenstunde versammelten sich alle Teilneh- mer in der Georgskirche, die für sie an diesem Wo- chenende zur zweiten Heimat wurde. Bei einer Probe für den gemeinsamen Abschlussgottes- dienst fanden die verschiedenen Stimmen unter der Leitung des Ulmer Dirigenten Thomas Stang nach und nach zusammen und entwickelten sich zu einem großen und einheitlichen Ensemble.

32 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Mit geistlicher Musik eines jeden Gastchores und gend zur Geltung kamen, endete der offizielle Teil dem gemeinsamen Segenslied „Before the ending des Festwochenendes, das allen Beteiligten noch of the day“ von David Orr wurden die Sänger und lange in schöner Erinnerung bleiben wird. Zuhörer entrückt und nachdenklich in die Nacht entlassen. Dass die St. Michael-Chorknaben auch sportlich mit ihren Sangeskollegen mithalten können, zeig- Am Sonntag dann versammelten sich alle Chöre ten sie im Anschluss dann beim abschließenden bei strahlendem Sonnenschein zur zweiten Glanz- Fußballturnier in der Keplerhalle, bei dem die stunde dieses Knabenchorfestivals wieder in St. Gastchöre um Urkunden und echte Pokale wettei- Georg: Beim festlichen Abschlussgottesdienst ver- ferten. Der absolute Schlusspunkt des Knaben- einigten sich alle einzelnen Sänger zu einem gro- chorfestivals war dann aber standesgemäß doch ßen Chor und ließen das Lob Gottes erschallen. von musikalischer Art: Mit dem allseits beliebten Begleitet von satten Orgeltönen und einem hell tö- Männerchor-Klassiker „Aus der Traube in die Ton- nenden Blechbläserquartett erklang hier unter an- ne“ vereinigten sich noch einmal sämtliche Stim- derem Charles Stanfords „O be joyful in the Lord“ men der verschiedenen Gastchöre, bevor jede und eine eigens für dieses Festival komponierte Gruppe wieder zurück in die eigene Heimat auf- Halleluja-Coda von Colin Mawby mit einem leb- brach. haften Schrei als Schlusspunkt.

In einer eindrucksvollen Predigt berichtete Ordi- nariatsrat Dr. Gerhard Schneider davon, wie er einst selbst als Kind durch den Gesang der Ulmer Georgs-Chorknaben einen ersten prägenden Ein- druck vom Wort Gottes erhalten hatte und erinner- te die versammelten Jugendlichen daran, dass sie alle selbst zusammen mit Jesus in einem Boot sit- zen würden. Mit John Rutters „This is the day“, bei dem die strahlenden und glasklaren Sopranstim- men der Knaben noch einmal besonders bewe- ❖

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 33 MITTEILUNGEN  Kompaktseminar zur  Kirchenmusikalisches Werkwochen- Berufseinführungsphase ende 2019

Nach dem Wunsch der der Deutschen Bischofskonferenz Vom 18.-20. Oktober 2019 findet im Kloster Reute (bei Bad wurde die Berufseinführungsphase für Kirchenmusikerin- Waldsee) das Kirchenmusikalische Werkwochenende statt. nen und Kirchenmusiker ins Leben gerufen. Seit 2002 rich- Zu dieser Fortbildungsveranstaltung in kompakter Form ten die Diözesen Freiburg, Fulda, Limburg, Mainz, Rotten- sind alle eingeladen, die als Chorleiter-/innen und/oder Or- burg-Stuttgart und Speyer , die sich dazu in einer Arbeitsge- ganisten und Organistinnen tätig sind. meinschaft zusammengefunden haben, dieses Angebot für Die Anmeldung ist über den Flyer auf der Startseite der Absolventen/-innen des Studiums der katholischen Kir- homepage www.amt-fuer-kirchenmusik.de möglich. chenmusik gemeinsam aus. A 1 Alle Jahre wieder? Der Chor und das Kirchenjahr Das diesjährige Kompaktseminar zur Berufseinführungs- Diözesanmusikdirektor Walter Hirt, Rottenburg phase findet vom 16. – 19. September im Johann-Baptist- Was ist das Gloria in theologischer Hinsicht? Wann im Kir- Hirscherhaus in Rottenburg statt. Anmeldungen bis 31.08. chenjahr kann, ja sollte man den 23. Psalm singen? Was hat sind über das Anmeldeformular auf der homepage der Palmsonntag mit dem Advent zu tun? Darf man ein www.amt-fuer-kirchenmusik.de/Ausbildung möglich. mehrstimmiges Magnificat in der Eucharistiefeier singen und wenn ja, warum? Gehört „Mariä Lichtmess“ zum Weih- nachtsfestkreis? Kann man Chorsätze auf Texte zum Heili- Nachstehende Themenfelder werden in diesem Jahr gen Geist auch zu anderen Anlässen singen und zu welchen? bearbeitet: Der Kurs will auf diese und viele weitere Fragen, die für Chorleiter relevant sind, eine Antwort geben, indem die in- Psychologische Aspekte der Chorleitung und des instru- neren theologischen Zusammenhänge und die daraus resul- mentalen Einzelunterrichts tierende Auswahl der liturgischen Texte erklärt werden. An- hand von zahlreichen Chorwerken aus neu erschienenen Selbstorganisation, Arbeitsstrategien und Zeitmanagement Publikationen wird aufgezeigt, wie diese im Kirchenjahr un- terschiedlich eingesetzt werden können. Finanzielle und juristische Rahmenbedingungen der Kirchenmusik A 2 Mein Orgelstück – immer besser gespielt. Offener Orgelunterricht. Wie bewerbe ich mich? Hinweise zur Bewerbung und Dekanatskirchenmusiker Jürgen Benkö, Bietigheim zum Bewerbungsverfahren Die Teilnehmer des Kurses werden gebeten, ein oder mehre- re Orgelwerke aus ihrem Repertoire vor der Gruppe vorzu- Kulturmanagement, Sponsoring und PR in der tragen. Dabei erhalten sie Hinweise zur Verbesserung der Kirchenmusik Spieltechnik, zur musikalischen Gestaltung und zur Regis- trierung. Auf diese Weise lernen Sie nicht nur zahlreiche Stü- Prävention, Kinder- und Jugendschutz. Schutzkonzept cke aus der Praxis kennen, sondern partizipieren am Lern- Kirchenmusik fortschritt der Kolleginnen und Kollegen. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, welche Orgelwerke Sie vortragen möch- Urheberrecht, Künstlerverträge, Steuerrecht ten (Komponist, Titel, Verlag).

Musik als Gebet? Eine Spurensuche zur Spiritualität von A 3 Das NGL im Gotteslob und die Jazz-Harmonik Komponisten Dekanatskirchenmusiker Nikolai Geršak, Friedrichshafen ❖ Dass man die Neuen Geistlichen Lieder auf der Orgel anders begleitet als ein Lied des 19. Jahrhunderts, hat sich mittler- weile herumgesprochen. Doch der eigentliche Schlüssel ei- ner gelingenden Begleitung liegt darin, das jeweilige NGL in stilistischer Hinsicht richtig zu erfassen, um es dann mit schlüssigen harmonischen und rhythmischen Mitteln zu be- gleiten. In diesem Kurs sollen hauptsächlich Techniken aus dem Jazz vermittelt werden, ergänzt um weitere popularmu- sikalische Elemente wie Swing, Blues und Latin. Die Teil- nehmer bekommen nach der Anmeldung zwei Lieder mit- geteilt, um sich im Vorfeld eine eigene Version zurechtlegen zu können, die im Kurs dann ausgebaut und vertieft wird.

34 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Die Lieder können wahlweise an der Orgel oder auf dem E-piano beglei- Die Teilnehmer/innen sollen die Fähigkeit erwerben, Bands tet werden. und Pop-Chöre qualifiziert zu leiten und speziell im Hin- B 1 Musikalischer Ausdruck im Dirigat blick auf die liturgische Gestaltung geschult werden sowie in Dekanatskirchenmusiker Jürgen Benkö, der Begleitung und im Zusammenspiel mit dem Gemeinde- Bietigheim gesang. Ein gutes Dirigat koordiniert nicht nur die Chorstimmen, sondern ver- mittelt über unterschiedliche Spannungs- und Entspannungsvorgänge in Gestik, Bewegung, Haltung und Mimik des Chorleiters den Klang, die Balance, die Intonation, die Dynamik, die Atemführung und vieles mehr. Zugang zur Ausbildung In praktischen Dirigierübungen sollen diese Vorgänge vermittelt und er- probt werden. Dabei erhalten die Teilnehmer individuelle Tipps, an wel- chem Detail sie ihr Dirigat verbessern können. Voraussetzungen B 2 Nachspiele für das ganze Kirchenjahr Diözesanmusikdirektor Walter Hirt, Rottenburg • Mindestalter 15 Jahre Sie suchen Orgelnachspiele, die als Abschluss des Gottesdienstes noch • Katholische Konfession und Bereitschaft zu einmal das „Gesicht des Sonntags“ in den Klang bringen? Dieser Kurs verantwortungsvoller Arbeit im kirchlichen Dienst stellt Ihnen Orgelliteratur in verschiedenen Stilen vor. Dabei wird die (über die Aufnahme von Bewerber/innen anderer Auswahl bestimmt von den unterschiedlichen Aussagen der Werke, um Konfessionen wird nach Antrag entschieden) so auf die großen Linien des Kirchenjahres einzugehen. Leistbarkeit im • Klavier- oder Gitarrenspiel (bei Chorleitern/innen wird Klavierspiel vorausgesetzt) Schwierigkeitsgrad und Prägnanz in der Formgebung sind weitere Aus- • Einfaches akkordisches Spiel wahlkriterien der Literatur. Hinweise zur Registrierung ergänzen den • Notenkenntnisse Kurs. • Gutes musikalisches Gehör

• Erste Erfahrungen mit musikalischen Gruppen B 3 Mein Orgelstück - immer besser gespielt. • Bildungsfähige Stimme Offener Orgelunterricht. • Empfehlungsschreiben des Ortspfarrers Dekanatskirchenmusiker Nikolai Geršak, Friedrichshafen Die Teilnehmer des Kurses werden gebeten, ein oder mehrere Orgelwer- ke aus ihrem Repertoire vor der Gruppe vorzutragen. Dabei erhalten sie Eignungstest mündlich/praktisch Hinweise zur Verbesserung der Spieltechnik, zur musikalischen Gestal- • Vorspiel zweier Klavierstücke – stilistisch frei tung und zur Registrierung. Auf diese Weise lernen Sie nicht nur zahlrei- (für Bandleiter ist auch Gitarrenvorspiel möglich) che Stücke aus der Praxis kennen, sondern partizipieren am Lernfort- • Vorsingen zweier Lieder (nach freier Wahl) schritt der Kolleginnen und Kollegen. Bitte geben Sie bei der Anmeldung a cappella und selbst begleitet an, welche Orgelwerke Sie vortragen möchten (Komponist, Titel, Verlag). • Nachsingen einfacher Melodieabschnitte (Chorleitung/in), Nachklatschen von Rhythmen Siehe beigelegten Flyer ❖ • Vom Blattspielen eines einfachen Liedes mit Akkordsymbolen (Bandleiter/in) • Gespräch über musikalischen Hintergrund

Eignungstest schriftlich  Kirchenmusikalische Ausbildung • Musiktheorie: Intervalle, Tonarten, Akkorde

Bandleiter/in, Pop-Chorleiter/in • Elementare Gehörbildunng In den letzten Jahrzehnten hat sich ein sich ständig erweitern- des popularmusikalisches Spektrum in der Kirche etabliert. Der erste Ausbildungsjahrgang startet im Mai 2020. Musik, die in die Tiefe führen will und unsere Gottesdienste und Konzerte bereichert, braucht Qualität.

Deshalb richtet die Diözese unter Leitung des Amtes für Kir- Ausbildung chenmusik die Möglichkeit ein, eine Ausbildung als Band- leiter/in oder Pop-Chorleiter/in absolvieren zu können. Ausbildungrahmen Die Ausbildung richtet sich einerseits an Haupt- oder Ehren- • Eignungstest amtliche der Jugendarbeit, die vielleicht schon Bands oder • zweijährige Ausbildungsdauer Chöre leiten, denen aber das nötige Knowhow und auch die • Probezeit: sechs Monate fachliche Kompetenz bisher fehlen, sowie an engagierte Ju- • Abschlussprüfung • Ausbildungskosten: 50,00 EUR monatlich gendliche selbst, andererseits an Kirchenmusikerinnen und (inkl. Einzelunterricht) Kirchenmusiker, die sich auf dem Gebiet von Jazz, Rock und Pop weiterbilden möchten.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 35  Mitteilungen

Ausbildung Organisationsstruktur

Ausbildungrahmen Dozent für Pop-Chorleitung KMD Thomas Gindele • Eignungstest Regionalkantor für Pop-Chorleitung • zweijährige Ausbildungsdauer • Probezeit: sechs Monate [email protected] • Abschlussprüfung

• Ausbildungskosten: 50,00 EUR monatlich Dozent für Bandleitung (inkl. Einzelunterricht) Martin Böhm Regionalkantor für Bandleitung Zentraler Ausbildungteil [email protected] • Ort: Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg Verwaltung • zehn Samstage im Jahr Frau Beate Zug (Sekretariat) • zwei Hauptamtliche Dozenten (Regionalkantoren) [email protected] • Möglichkeit zur Fortbildung als Gasthörer Telefon: 07071/569-400 Dezentraler Ausbildungsteil Termine Pop-Chorleiter/in: Wöchentlicher Unterricht in Klavier, Schlagtechnik und Gehörbildung (45 min.), wöchentlicher Chorprobenbesuch Bandleiter/in: Wöchentlicher Unterricht in Klavier Anmeldung für die Aufnahmeprüfung: 15. Februar 2020 oder Gitarre (Rhythmik/Stilistik – 45 min.) Aufnahmeprüfung: 28. März 2020 Lehrer: Dekanatskirchenmusiker oder Freie Mitarbeiter E-Learning (Unterrichtsplattform online) Ausbildungssamstage (jeweils 10.00 – 16.00 Uhr) Ort: Theologenkonvikt Wilhelmsstift Tübingen

2020: Start: 16. Mai 2020 Unterrichtsfächer Werkwoche: 1. – 6. Juni (Kloster Reute) 27. Juni – 18. Juli – 26. September – 17. Oktober – 21. November

2021: 23. Januar – 27. Februar – 20. März – 24. April – 8. Mai Pop- Werkwoche: 24. – 29. Mai (Kloster Reute) Chorleiter/in Bandleiter/in 26. Juni – 24. Juli – 25. September – 23. Oktober – 27. November Stimmbildung Rhythmik/Stilistik 2022: Schlagtechnik Arrangement 22. Januar – 26. Februar – 19. März Prüfungsvorbereitung Probenmethodik Gottesdienstpraxis 9. April Prüfung Literaturkunde Instrumentenkunde Bodypercussion Literaturkunde Chorpraktisches Probenmethodik Klavierspiel ❖

Gemeinsame Fächer Tonsatz Harmonielehre Gehörbildung Tontechnik Liturgie Musikgeschichte

36 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145

 Auf eine Wiedergabe des sehr umfangreichen Aufwandsentschädigungen für Kirchenmusiker/innen von Interesse sein Textes wird an dieser Stelle mit Verweis auf die und Honorar zahlungen könnte. Homepage der Diözese verzichtet, auf der seit

Mitte 2016 alle Ausgaben des Kirchlichen Unter dem Titel „Richtlinien für die So wird etwa erläutert, unter welchen Bedin- Amtsblatts eingestellt werden Auszahlung von Aufwandsentschädigungen an gungen der Übungsleiterfreibetrag Anwendung (https://www.drs.de/service/kirchliches-amts- ehrenamtlich Tätige in den Kirchengemeinden finden kann, was in Zusammenhang mit Reise- blatt.html). Der Text ist in der Ausgabe vom der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie Rege- und Fahrtkosten zu berücksichtigen ist oder 15.04.2019 (KABl 5/2019) auf den Seiten 141- lungen für Honorarzahlungen“ ist im April im wie Honorarzahlungen zu erfolgen haben. Als 164 veröffentlicht. Kirchlichen Amtsblatt ein Artikel erschienen, Anlage sind die aktuellen Fassungen der Vor- der sich zunächst an die ortskirchlichen Ver- drucke für die zugehörigen Erklärungen und waltungsmitarbeiter/innen richtet, aber auch Belege beigefügt. ❖

DIÖZESAN-CÄCILIENVERBAND

 Verliehene Auszeichnungen im Jahr 2018

! Ehrenbriefe des Bischofs Für Sänger/-innen 495 !"#$#%"&'()*+' Für Kirchenmusiker/-innen 16 !"#$%&''(&"$)*+,-*!./0'0,12,$3&1+,-* Ehrenurkunden des DCV +,$*4056,-,*7#)),138$9:;)8))9&$)*1&/"*<-$&,'*81+* Urkunden für Sänger/-innen 916 =&'.-)01&*2#>*?@A*30-*BCA*D.$6*BEBE* Urkunden für Kirchenmusiker/-innen 13 Ehrenbriefe für Sänger/-innen 495 Ehrenbriefe für Kirchenmusiker/-innen 16

=0'9,$$,0-,*+,-*!./0'0,12,$3&1+,-*+,$* Ehrenzeichen in gold für 40 Jahre 363 4056,-,*7#)),138$9:;)8))9&$)* Ehrenzeichen in silber für 25 Jahre 301 * I,0-)'0/",*J,9',0)819H** Zusmamenstellung: Ursula Kluike, Cäcilien- 4!K*=$.-,-*L"#>&-*;),09,$* * verband .B*'V"9D&)$"N'D*+'S"4$"1"N'#*'VD+2)'C#&'*)01'Y)Z)9"4' ❖ D*+' +"N' 5""' /"**"&)9"4' #*' /)$#$2)' 7'C"&D01"*' 5#"' N#4' D*&')D&3[19$#01'+#"':#9RD*%&&4244"*'V"&D'D*+'$)&&"*'5#"' +#"&"' +D901' -1B9%"&)*%' D*+' +#"' %"$"C4"' /"N"#*&01)34' $"C"*+#%'Q"9+"*\'' * ,#"' "9&4"*' O#"9' Y2014"' +"9' A"#&"' O"9C9#*%"*' 5#"' #*' M,$8-&',>W' QB' 5#"' +#"' Q#014#%&4"*' 1"#$#%"*' 54244"*' VD+2)&' C"&D01"*' Q"9+"*6' XD01' "#*' XD&3$D%' *)01' J,)',",>'#&4'%"T$)*46'5#"'C"&D01"*'+)&'L#),*D,,$*D*+' +)&' VB9+)*4)$6' ,"*' =6E"#$' +"9' A"#&"' O"9C9#*%"*' 5#"' #*' /)$#$2)' D*+' QB1*"*' +#9"R4' )N' ;,,* I,11,-&$,)W' QB' 5#"' +#"' Q#014#%&4"*' ]94"' +"&' :#9R"*&' V"&D' &"1"*' Q"9+"*6' S"&D01"'#*'N&6&$,)'D*+'E"$'XO#O'9D*+"*'+#"'A"#&"')C6' * :#9'39"D"*'D*&')D3'5#"\'S#44"'3B9+"9*'5#"'#*'+"9'/"&01234&7 &4"$$"'+"&'-20#$#"*O"9C)*+"&'Q"#4"9"'^*3B9N)4#B*"*')*6' * * 7,0-,F$,0-*F$#*=,$-#1*0>*4#FF,'60>>,$* ' )C_C#&'54D44%)94' '''''''''''O*?APC@QR' `D&01$)%'M#*Z"$Z#NN"9'' '''''O***ST@QR*

S#$+"9F'#&4B0RT1B4B60BN'U'VB1*'S)99*"44W'U'CT7X901#OW'#&4B0RT1B4B60BN'U'&4"O"*)$$"*'

;#1+,$F$#-F,G)H* K,$&1-)&'),$H* * ' ,-.'/"&0123&&4"$$"' J&U,$0-/",-*=0'9,$3V$#*,AKA** ,)01)D"9'549)a"'I' 54678"#*9)+7:"%';' <=>?@'AB44"*CD9%' @?LLJ'8[*01"*' E"$"3B*F'?;I'H'IJ@' E"$"3B*F'?@I7JGJ@>>7?' E"$"3)KF'B;I@L'H'IJ@'' E"$"3)KF'?@I7JGJ@>>7;I' MN)#$F'0)"0#$#"*O"9C)*+P+9&6+"' MN)#$F'#*3BPT#$%"99"#&"*6+"' QQQ6)N473D"97R#901"*ND&#R6+"' QQQ6T#$%"99"#&"*6+"'

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 37  Diözesanverband der Kirchenmusiker der Diözese Rottenburg-Stuttgart

VORSITZENDE: KMD Marianne Aicher Meisenweg 70 Arbeitsgruppe „Novellierung der Kirchenchorordnung“. ❖ 71083 Herrenberg V.l.n.r.: Klaus Rennemann, Thomas Meinert, Walter Hirt, Franziska Hahn. Tel. 07032/26935 [email protected]

STELLVERTRETER: KMD Matthias Wolf Mittwoch, 20. November 2019 Wilhelm-Schussen-Straße 34 88427 Bad Schussenried Studien- und Informationstag Tel: 07583/4283 [email protected] für alle an der kirchenmusikalischen Ausbildung Interessierten

SCHRIFTFÜHRER: Ausbildung zum Ausbildung zum KMD Volker Linz hauptamtlichen Kirchenmusiker nebenberu昀ichen Kirchenmusiker Am Kussenberg 7 Bachelor-/Masterstudiengänge In Verbindung mit dem 89584 Ehingen/Donau Aufbaustudiengänge Amt für Kirchenmusik Tel.: 07391/71424 C-Ausbildung – intern 1 Jahr [email protected] C-Ausbildung – extern 2 Jahre VERTRETER DER NEBENAMTLICHEN 10.00 Uhr  Begrüßung durch den Rektor KIRCHENMUSIKER/INNEN: Vinzenz Krol ab  Beratung zu den Ausbildungsmöglichkeiten und Keltenstraße 46 10.30 Uhr Berufschancen 71272 Renningen  Führungen durch die Hochschule Tel.: 0157/37796586  Möglichkeit des Vorspiels bei einem Professor und [email protected] persönliche Einzelberatung  Hospitation im Unterricht KASSIER: KMD Rudolf Hendel Anmeldung bis 19. Nov. 2019 möglich Höhenweg 52 72461 Albstadt Tel.: 07432/994582 28. bis 31. Oktober 2019 Fax: 03212/1396399  Hospitationsangebote oder Schnupperstudium wäh- [email protected] rend der Herbstferien (bitte um Anmeldung bis 21.10.) BEISITZER: DKM Jan Martin Chrost Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg Amt für Kirchenmusik Heinrich-Voelter-Straße 10 St.-Meinrad-Weg 6 St.-Meinrad-Weg 6 89158 Heidenheim 72108 Rottenburg am Neckar 72108 Rottenburg am Neckar Tel: 07321/924838 Tel. 07472/169-820 Tel. 07472/169-953 [email protected] Fax 07472/169-829 Fax 07472/169-955 ❖ [email protected] www.amt-fuer-kirchenmusik.de www.kirchenmusik-hochschule.org

Ansprechpartner: Ansprechpartner: Prof. i.K. Stefan Palm Diözesanmusikdirektor Walter Hirt

38 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Der Gottesdienst mit feierlichem Orgelspiel, Kantoren- und Scholagesang (herzlichen Dank auch an die Bachelor-Stu- denten der Hochschule für Kirchenmusik) wurde musika- lisch vom Gemeinschaftschor mit Gesängen aus dem Frei- burger Chorbuch 2 unter dem Dirigat der C-Absolventen ge- staltet. Zur Eröffnung erklang im Wechsel mit der Gemeinde und wanderndem Cantus firmus der Choral „Mein ganzes BERICHTE Magdalena Dolp Herz erhebet dich“. Das Kyrie vertonte der polyphone a cap- pella-Satz aus der Missa brevis in D von Johann Pachelbel,  Entsendungsgottesdienst der neben- bevor der Chor im Taizé-Gloria seine Kanon-Qualitäten un- amtlichen Kirchenmusiker ter Beweis stellte. Neben einem weiteren Stück aus der Vo- kalpolyphonie („ O sacrum convivium“ von Giovanni Cro- Am Samstag, 24. November 2018 (Vortag des Christkönig- ce) zur Gabenbereitung sollten eine Coda nach dem kir- festes) fand im Dom St. Martin in Rottenburg ein feierlicher chentonal mixolydischen Halleluja-Ruf (GL 175.5) und ein Gottesdienst mit Ordinariatsrat Dr. Gerhard Schneider statt, meditativer communio-Gesang auch das Gelernte im Fach der für die Teilnehmer der C-Ausbildung und Teilbereichs- Gregorianik verdeutlichen. qualifikationen Orgel/Chorleitung der krönende Abschluss einer intensiven Ausbildungszeit darstellte. Der Festgottesdienst endete mit der Zeugnisübergabe an alle Absolventen, die mit ordentlich Beifall beglückwünscht Der von Matthias Heid vorbildlich durchorganisierte Nach- wurden. mittag begann mit einer Chorprobe unter der Leitung von Chorleitungsdozent Prof. Alexander Burda. Ihm gelang es Nicht verwunderlich, dass das metrisch beschwingte wie gewohnt beeindruckend schnell, mit allen Sängern und Schlusslied „Stimmt unserm Gott ein Loblied an“ im stro- Sängerinnen der verschiedenen Kurse durch leicht umsetz- phenweisen Wechsel mit dem Gotteslobchoral Nr. 392 „Lo- bare Stimmbildungstipps einen gemeinsamen Chorklang be den Herren“ in einen gemeinschaftlichen Lob- und zu erzeugen, der alle mit Freude erfüllte. Großes Lob an den Dankgesang zum Abschluss einer bewegenden, anstrengen- Drittsemester-C-Kurs, der vollzählig anwesend war, um den, aber sehr schönen Zeit mündete. noch einmal mit uns im C-Kurs-Chor zu singen und mit uns Unser Dank gilt allen Dozenten, allen voran den Mitfeiern- zu feiern. den Herrn Diözesanmusikdirektor Walter Hirt, Herrn Mat- thias Heid, Herrn Prof. Alexander Burda, Frau Prof. Dr. Inga Nach der Probe in der Domsingschule gab es noch Gelegen- Behrendt und Herrn Bernhard Kugler für die Organisation, heit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen, bevor es zur Durchführung und Betreuung der Kompaktkurse und für al- Stellprobe in den Dom ging, wo uns schon unsere teils von les, was wir von Ihnen lernen und mitnehmen durften. weit angereisten Familien und Freunde erwarteten. Schön Großer Dank gilt aber auch unseren hauptamtlichen Kir- auch, dass ein Ortspfarrer mitanreiste und die Messe mitze- chenmusikern und Lehrern vor Ort, die uns mit viel Engage- lebrierte, was die Wertschätzung uns Kirchenmusikern ge- ment auf dem Weg zur selbstständigen Arbeit in unserer genüber zum Ausdruck brachte. Ortsgemeinde begleitet haben. ❖

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 39  Berichte

Volker Linz Der zweite Exkursionstag schloss mit der De- monstration der Behmann-Orgel aus dem Jahre  OSV-Tagung 2019 in der Region Bodensee 1927 in der Martinskirche Dornbirn da an, wo der erste Tag geendet hat. Prof. Lohmann inter- pretierte auf dem nahezu unveränderten Groß- instrument (mit 72 Registern die größte Orgel Vorarlbergs) „Ad nos, ad salutarem undam“ Hochromantisch und expressiv, raumfüllend von F. Liszt und legte nicht nur die intonatori- wie raumgreifend, facettenreich und harmo- sche Meisterschaft des Orgelbauers sondern nisch - und letzteres nicht nur in Bezug auf Or- auch seine eigene Virtuosität einmal mehr ein- geln sondern auch in kulinarischer und drucksvoll zu Tage. menschlicher Hinsicht. Eine kleine Auswahl an Adjektiven, mit denen sich die alle zwei Jahre Auch die sich anschließende Besichtigung der stattfindende und von Orgelrevisor Eberhard Werkstätte Rieger in Schwarzach (mit rund 60 Schulz in gewohnter Perfektion vorbereitete Mitarbeitern einer der größten Betriebe im und durchgeführte Orgelexkursion des Sachver- deutschsprachigen Raum) eröffnete wiederum ständigenkollegiums beschreiben lässt. neue Perspektiven; so konnte das Kollegium die Entwicklung einer elektrischen Spieltraktur se- Auf Anregung von Prof. Ludger Lohmann wur- hen, hören und fühlen, die Druckpunkt und den Instrumente aus der Zeit der vorvergange- Anspracheverhalten einer Mechanik simuliert. nen Jahrhundertwende besichtigt, Instrumente, Innovationskraft im Orgelbau - ein seltener wie die den Klangintentionen Max Regers und beglückender Passus. Franz Liszts entsprochen haben und einerseits den Schluss- und Hochpunkt der Orgelroman- tik in Deutschland markieren, andererseits die Suche nach Neuem (Elsässer Orgelreform), nach dem Aufbruch in die „Moderne“ und da- mit die Abkehr von der Hochromantik deutlich machen. Der Weg führte weiter nach Vorarlberg, in die Bregenzer Herz Jesu-Kirche, ein Bau von Archi- Die zweitägige Tour begann in Lindau am Bo- tekt J. Cades (der auch Pläne für einen nie reali- densee, wo Prof. Lohmann die Steinmeyer-Or- sierten Dombau in Rottenburg vorgelegt hat). geln im Münster „Unserer lieben Frau“ und in Gehört wurde die monumentale Orgel von der evangelischen Christuskirche u.a. Mit Wer- J. Behmann aus dem Jahre 1930 - monumental ken von M. Reger und J. Rheinberger vorstellte. in Bezug auf die Vielfalt der romantischen Nikolaus Schwärzler, Kantor am Münster, er- Klangfarben, die vom dortigen Organisten Hel- gänzte die Besichtigung mit Informationen zur mut Binder in dem klangstarken Kirchenraum Geschichte der Kirche und der Orgel. der Orgel entlockt wurden.

Den Abschluss der Fahrt bildete die von der Fir- ma Freiburger Orgelbau restaurierte und um neun Register erweitere Kiene-Orgel von 1897 in der Johanneskirche Friedrichshafen-Ailin- gen, ein Projekt, welches OSV Udo Rüdinger 2017 betreut hat. Ein gelungenes Beispiel für die Erhaltung historischer Substanz bei gleich- zeitiger Transformierung und Aktualisierung auf heutige liturgische und musikalische Anfor- derungen und Bedürfnisse hin.

Die Impressionen dieser Tagung werden bei al- len Teilnehmern tief und langanhaltend sein, bei einem Kollegen jedoch besonders: Eber- hard Schulz wurde von Bischof Gebhard Fürst zum Kirchenmusikdirektor ernannt - DMD Walter Hirt verlas das Ernennungsschreiben im Kreise der Kollegen. ❖

40 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Vincenz Krol

 Kirchenmusikalische Werkwoche 2019 der Diözese Rottenburg-Stuttgart

In der Pfingstwoche 2019 gab es für die Kir- lente Leitung des Werkwochenchores unter Be- chenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart weis gestellt hat. Daneben wirkten die Regio- ein Jubiläum zu feiern. Zum 25. Mal fand die nalkantoren Martin Böhm aus Geislingen, Mar- kirchenmusikalische Werkwoche als zentrale tin Chrost aus Heidenheim, Thomas Petersen Fortbildungsveranstaltung für nebenberufliche aus Ellwangen sowie die Dekanatskirchenmusi- Kirchenmusiker/-innen statt. Erstmals 1994 ker Stephan Debeur aus Weingarten und Tho- durch den damaligen Leiter des Amtes für Kir- mas Fischer aus Ochsenhausen mit. Die geistli- chenmusik, Dr. Stefan Klöckner initiiert, ist hier che Leitung lag in den Händen von Pfarrer ein „Selbstläufer“ entstanden, der unter den Klaus Rennemann, der als stellvertretender Prä- zahlreichen Fortbildungsangeboten der Diöze ses des Diözesancäcilienverbandes nicht nur se „seines Gleichen“ sucht. die liturgische Nacht in theologischer Hinsicht vorbereitet hatte, sondern auch wertvolle geist- Zumeist mit mehr Anmeldungen, als der Veran- lichen Impulse gab. staltungsort das Kloster Reute bei Bad Waldsee im Oberschwäbischen zu fassen vermag, denn Das über 150seitige Werkwochenheft begleitete mit 120 Teilnehmenden ist die maximale Ober- die Teilnehmer über die gesamte Woche. In ei- grenze erreicht. ner großen stilistischen Bandbreite fanden sich

Langjähriger Motor der einwöchigen Fortbil- darin zahlreiche Chorsät- dung war auch dieses Jahr wieder der Leiter des ze zu den musikalisch Amtes für Kirchenmusik, Herr DMD Walter reich gestalteten Stunden- Hirt, der seit 1999 von Jahr zu Jahr die Werkwo- gebeten, der eindrucksvoll che inhaltlich und konzeptionell weiterentwi- inszenierten liturgischen ckelt hat. Im Lauf der Jahre haben sich die Re- Nacht und einem feierli- gionalkantoren zu einer festen Größe im Kreis chen Abschlussgottes- der Werkwochen-Dozenten entwickelt, der diensten, an dem Bundes- durch verschiedene Dekanatskirchenmusiker/- preisträger von Jugend- innen der Diözese und externen Referenten be- musiziert an Violine, Cel- reichert wird. Dabei ist der Brückenschlag zu lo und Fagott aus dem den beiden Dommusiken in Rottenburg und Kreis der C-Schüler/-innen Stuttgart immer wieder eine Bereicherung ge- ebenso mitwirkten wie die wesen, was in diesem Jahr Frau Domkantorin Solosopranistin Regine Lydia Schimmer aus Stuttgart durch die exzel- Sturm aus Wilhelmsdorf.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 41  Berichte

Die Aufzählung der Komponisten, deren Werke einstudiert und musiziert wurden, kann ob der Fülle nur exemplarisch wiedergegeben werden: J. H. Schein, F. Mendelssohn-Bartholdy, Aaron Copland, J. K. Aiblinger, J. M. Haydn, aber auch viele Vertreter aus dem popularmusikalischen Genre.

Angeboten wurden täglich zwölf Kurse ver- sowohl das Wirken Joseph kanerinnen von Reute mit drei schiedenster kirchenmusikalischer Couleur: Gablers als auch dessen Haupt- Orgeln, idealen Kursräumen, Stimmbildung im Chor – Groove im Chor – werk vor. dem schönen Klostergelände, Das Orgelwerk von Louis Lefébure-Wely – Der einer hervorragenden Küche Chor und das Kirchenjahr – Von der Melodie Erfreulich ist die Teilnahme sowie den Schwestern und Mit- zur Partita – Liedbegleitung nach Akkordbezif- von vielen jungen angehenden arbeitern, die uns jeden ferung – Musikalischer Ausdruck im Dirigat – nebenamtlichen Kirchenmusi- Wunsch von den Augen abge- Bandwerkstatt für Kirchenmusiker - Wege zur kern. Im Rahmen der intern- und externen C- lesen haben, stellte wieder die ideale äußere Vo- Kunst der Modulation – Orgelwerke ober- Ausbildung sowie der Teilbereichsqualifikation raussetzung zum Gelingen der Werkwoche dar. schwäbischer Komponisten – Offener Orgelun- sind die Werkwochen auch Pflichtveranstaltun- terricht – Kinderchorleitung. Bei diesem inte- gen, da hier ergänzende Aspekte gelehrt wer- Gedankt sei an dieser Stelle DMD Walter Hirt ressanten Angebot fiel es nicht wenigen Teil- den. Darüber hinaus finden mit der Kinder- und allen Dozenten, die mit ihrem unermüdli- nehmern schwer, sich für zwei Kurse (und da- chorleiter-Ausbildung und zukünftig mit der chem Einsatz für einen sehr lebhaften und mit gegen die andere Kursangebote) zu ent- Bandleiter- und Popchorleiter-Ausbildung eige- schwungvollen Tagesablauf sorgten und die scheiden. ne Ausbildungskurse statt, die jedoch für alle Teilnehmer durch die Werkwoche geradezu Interessierten zur Teilnahme offen stehen. hindurchfluten ließen. Der reguläre Tagesablauf bestand wieder aus Laudes – Chorsingen im Plenum – Vormittags- Der Bunte Abend stand unter dem Motto: „25 Allen Interessierten sei der Rat gegeben, bei kurse - Nachmittagskurse – Vesper – Abendli- Jahre Werkwoche“, welches auch als Vorlage zur Ausschreibung der nächsten bevorstehenden ches Chorsingen im Plenum. Im Rahmen des Gestaltung des Hutdekorations-Wettbewerbes Werkwoche sich rechtzeitig anzumelden, um Ausflugs nach Weingarten zur größten Barock- stand. Dabei entstanden Kunstwerke, die so- auch einmal dabei zu sein, wenn für die Kir- basilika nördlich der Alpen stellte Basilikaorga- wohl Orgelbauer als auch manche Floristin vor chenmusik im Kloster Reute wieder einmal nist Stephan Debeur in eindrücklicher Weise Neid erblassen ließen. Das Kloster der Franzis- Fortbildung pur angesagt ist. ❖

42 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 AUS DEN DEKANATEN

Thomas Blessing (Maike Schnee), Pilot (Juliane Vollmer), König Michael Saum (Noah Stadelhofer), Eitle (Maike Bruns), Säufer  „Man sieht nur mit dem (Jonas Müther), Geschäftsfrau (Ronja Innocen-  Kirche auf der Bundesgarten- Herzen gut“ te), Laternenanzünder (Gerhard Blattau), Geo- schau Heilbronn graf (Arved Kube), Fuchs (Patrizia Eckstein) Von Herzen kam der überwältigende Applaus und Weichensteller (Johannes Maier). Ein de- Dekanat Heilbronn - Neckarsulm von ca. 700 Zuschauern bei den beiden Auffüh- zentes Bühnenbild mit projizierten Bildern, Am Karmittwoch, 17. April, war es so weit: rungen des Kindermusicals „Der kleine Prinz“. einfache Requisiten und neun weiße Hocker Nach über 12 Jahre langer Planung eröffneten Unter der musikalischen Leitung von Georg unterstützten die Darstellung der markanten Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und Fehrenbacher boten über hundert Sängerinnen Charaktere der Geschichte, die auch 70 Jahre Ministerpräsident Winfried Kretzschmann zu- und Sänger aus Vorschola, Kinder- und Jugend- nach ihrer literarischen Geburt nichts von ihrer sammen mit dem Heilbronner Oberbürger- kantorei, Sw.Pool, Chor-AG der RMS, Kirchen- Aktualität verloren haben. meister Harry Mergel die Bundesgartenschau chor und Eltern sowie ein kleines Orchester aus Heilbronn. Eine große Industriebrache im Her- Musikern/innen der Region eine beeindrucken- Am Ende galt der Dank von Georg Fehrenba- zen der Stadt, hinter dem Hauptbahnhof zwi- de Inszenierung der Geschichte von Antoine de cher und Thomas Blessing (Technik und Orga- schen Altneckar und Schifffahrtskanal gelegen, Saint-Exupéry. nisation) all denen, die dieses großartige Pro- wurde in eine neue blühende Stadtlandschaft jekt mitgetragen, ermöglicht und unterstützt verwandelt. Einzigartig ist das Zusammenspiel Nach einer intensiven Probenarbeit mit Isabelle haben, nicht zuletzt natürlich auch der Kompo- zukunftsweisender Stadtarchitektur und Ne- Groß de Garcia vom Zimmertheater Rottweil nistin Naho Kobayashi, die die Aufführung am ckarflusslandschaft. überzeugten die elf jungen Schauspieler/innen Sonntag besuchte. in ihren Rollen als Prinz (Kiran Heim), Blume Die Kirchen sind mit einem eigenen Gelände auf der BUGA vertreten. Der Kirchengarten liegt im sog. „Inzwischenland“, das nach der BUGA weiter bebaut wird, unweit des Haupteinganges am Experimenta-Platz. Das Projektteam „Kir- che auf der BUGA“, geleitet von Pfarrerin Esther Sauer (Evang. Kirchenbezirk) und Peter Seitz (Kath. Dekanat), bereitete sich 2 Jahre lang mit 6 Arbeitsgruppen in regelmäßigen Sitzungen und Schulungen auf die BUGA vor: 1) AG Got- tesdienste, 2) AG Tägliche spirituelle Impulse, 3) AG Programm und Zielgruppen, 4) AG Mu- sik und Kultur (Leitung: Dr. Winfried Dalferth und Michael Saum), 5) AG Ehrenamtliche und Dauerpräsenz und 6) AG Organisation und Technik. Das umfangreiche Programm der Kir- chen sowie Details zum Kirchengarten können auf der website https://kirche-buga2019.de/ eingesehen werden.

Bevor aber am Karmittwoch Bundespräsident und Ministerpräsident die BUGA eröffneten, feierten Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried Ju- ly und Diözesanbischof Dr. Gebhard Fürst ei- nen ökumenischen Gottesdienst in der bis auf den letzten Platz besetzten Kilianskirche. Das Motto der BUGA „Blühendes Leben“ findet im Engagement der Kirche „Leben schmecken“ sei- ne Ausdeutung und Konkretisierung. Kinder- gärten hatten zu diesem Thema übergroße Holzlöffel bemalt. Auf den Garten Eden und den Garten Gethsemane wurden in den Pre- digtworten Bezug genommen. Bischof Fürst brachte die Verantwortung für die Schöpfung und den Klimawandel ins Spiel (Fridays for Fu-

Foto: Sabine Blattau Foto: ture). An der Liturgie beteiligt waren neben den

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 43  Berichte

beiden Bischöfen Pfarrerin Es- führungen von Bischof Dr. Geb- ther Sauer, Peter Seitz, Pastor hard Fürst zu Schöpfung und Martin Grawert (Evangelisch- Klimawandel wurden anschlie- freikirchliche Gemeinde der ßend im gemeinsamen Lied Baptisten), Elyas Gelen (Syrisch- „Gott gab uns Atem, damit wir orthodoxe Kirche), Bernd Wer- leben“ kommentiert und zu- ner (Neuapostolische Kirche) sammengefasst. Quasi eine und Pastor Tilmann Sticher Mahnung zu beherztem gemein- (Evangelisch-methodistische schaftlichem Handeln mit Gott- Kirche). vertrauen ohne Angst vor der Zu- kunft war das Schlusslied „Ver- Was lag näher, als diesen Gottes- traut den neuen Wegen, auf die dienst mit Schöpfungsmusik zu der Herr uns weist.“ gestalten? Der Chor am Deutschordensmunster Heil- Am Nachmittag übergaben bronn und der Bachchor Kilians- dann die Bischöfe den Kirchen- kirche Heilbronn sowie das garten seiner Bestimmung. Froh Streichorchester Collegium Mu- und kräftig stimmten alle in den sicum Kilianskirche und Blaser von Herta und Michael Saum ge- musizierten aus Haydns Oratori- leiteten Kanon „Lobe den Herrn, um „Die Schöpfung“ die Chöre meine Seele“ ein. „Die Himmel erzählen die Ehre Der diesjährige Diözesankinder- Gottes“ und „Vollendet ist das chortag am Samstag, 28. Sep- große Werk“. Leitung und Flügel tember, auf der BUGA Heil- KMD Stefan Skobowsky (Kantor bronn, veranstaltet vom Amt für an der Kilianskirche), Orgel Kirchenmusik und dem Verband KMD Michael Saum (Kantor am Pueri cantores, beleuchtet unter Deutschordensmunster). Den dem Titel „Wasser, Feuer, Luft Ein stieg in den Gottesdienst bil- und Erde – singt, das Leben blü- dete das berühmte Paul-Ger- hend werde!“ die vier Elemente, hardt-Lied „Die güldne Sonne“, bevor am 6. Oktober die Bun- das Gottes Schöpfung besingt, desgartenschau dann ihre Pfor- aber in der 12. Strophe auch den ten schließend wird. ❖ himmlischen Garten, in dem uns „Freude in Fülle und selige Stille“ erwarten wird. Die Aus- Fotos: Luise Schadt

44 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Thomas Meinert melte Speisen“ und einem mit Liedtext unter- Herlinde Groß legten „Biermarsch“ eröffnet hatten, philoso-  13. Chorwochenende der phierte ein Damentrio aus Rottweil-Altstadt hu-  Dekanatskirchenmusiktag „Region I“ – im Jubiläumsjahr morvoll über die Körperfiguren von Frauen und der Kirchenchöre im Dekanats - Männern. Die männliche Antwort kam mit mit Rekordbeteiligung dem Titel „Männer mag man eben“ aus dem bezirk Spaichingen Kirchenchor Spaichingen. Nachdem die Teil- Vor 25 Jahren fand das erste gemeinsame Chor- nehmer, begleitet von Gitarren und Peter Unter der Gesamtleitung von Dekanatskirchen- wochenende der Dekanate Balingen, Rottweil Hirsch am E-Piano, selbst zum Chor wurden, musiker KMD Georg Fehrenbacher fand am und Tuttlingen-Spaichingen statt. Seither tref- schilderte ein ad-hoc-Männerchor mit dem Ti- Samstag, 17. November 2018 in der St. Martinus- fen sich Sängerinnen und Sänger aus den Kir- tel „Aus der Traube in die Tonne“ den Kreislauf kirche in Böttingen der Dekanatskirchenmusik- chenchören der drei Dekanate alle zwei Jahre des Rebensaftes. tag mit den Kirchenchören aus Aldingen, Aix- zum gemeinsamen Singen. Während die erste heim, Böttingen, Deilingen, Denkingen, Dürb- Veranstaltung 1994 in Hechingen zunächst an Der Abschlussgottesdienst in der 1972 geweih- heim, Gosheim, Königsheim, Mahlstetten und einer zu geringen Teilnehmerzahl zu scheitern ten Klosterkirche wurde zu einem besonderen Spaichingen statt. Das intensive Proben in den drohte, hatte die 13. Auflage im Kloster Unter- Erlebnis. Die Vinzenzkirche – eine Rundbaukir- Heimatchören hat sich gelohnt. Doch um alle marchtal mit 136 Teilnehmern die seither che nach den Plänen des Schweizer Architekten Chöre (mit ihren Eigenheiten) unter einen Hut höchste Beteiligung. Durchgeführt und geleitet Professor Hermann Baur – vereint ein moder- zu bekommen, war eine bereits im Oktober wird das Chorwochenende „Cantate Domino“ nes Ambiente mit schlichten Elementen und stattgefundene Gesamtprobe notwendig. Zu- von den fünf Dekanatskirchenmusikern Rudolf bietet mit ihrer halligen Akustik den passenden sätzlich brachte Georg Fehrenbacher vor dem Hendel (Balingen), Peter Hirsch und Rudi Rahmen für Musik aus unterschiedlichen Stil- Festgottesdienst mit seinen „Hilfsdirigenten“ Ul- Schäfer (Rottweil) sowie Georg Fehrenbacher epochen. Neben den Liedern aus dem Rotten- la Braun, Friederike Weber und Wolfang Hermle und Bernard Sanders (Tuttlingen-Spaichingen). burger Chorbuch, die teilweise im Wechsel mit in einer einstündigen Probe den Chören in der der Gemeinde gesungen wurden sowie im vollbesetzten Kirche den letzten Schliff bei. Nachdem die 141 Teilnehmer und Dozenten Wechsel mit Kantor und Schola, beeindruckte ihre Zimmer bezogen hatten, begann das Wo- das „Kyrie“ aus der 2018 entstandenen „Deut- Mächtig erklang dann zum Eingang im Wechsel chenende mit einer Begrüßung und einem ers- schen Messe“ (Butz Verlag) von Bernard San- ein- und mehrstimmig sowie mit dem Überchor ten Einsingen, bei dem die Sängerinnen und ders. In ergreifender Klangfülle und von Georg von der Empore „Erde singe, dass es klinge“ in Sänger von Rudi Schäfer bereits auf eine Chor- Fehrenbacher fein abgestufter Dynamik erklang dem Chorsatz von Stephan Rommelspacher. Improvisation aus dem neuen Rottenburger das „Heilig“ aus dem Oratorium „Elias“ von Fe- Obwohl dieser Satz für viele Sänger eine beson- Chorbuch zum Gotteslob eingestimmt wur- lix Mendelssohn, bei dem zu einem fünfstim- dere Herausforderung war, wurde er zu einem den, aus dem im Verlauf des Wochenendes migen Hauptchor ein vierstimmiger Frauen- Höhepunkt des Gottesdienstes. Dabei vergessen zwölf Chorsätze einstudiert und aufgeführt chor hinzutritt und die Rolle der Engelsstim- darf natürlich nicht das „Gloria“ von Henry wurden. Fünf weitere Sätze fanden sich im von men übernimmt. Moderne Klangsprache wur- Smart in der Einrichtung von Tobias A. Frank Rudi Schäfer zusammengestellten Chorheft. de bei der Chorimprovisation über „Wie mein mit seinem Chorsolistischen Mittelteil (Kir- Nach dem Abendessen begann eine erste Probe, Gott will“ aus dem Rottenburger Chorbuch chenchöre Mahlstetten und Dürbheim) und vor in der das Programm für das Abendlob in der (Andreas Weil) lebendig. Den fulminanten Ab- allem das „Credo“ Gl 355 im Satz von Tobias A. Rosenkranzkapelle des Klosters erarbeitet wur- schluss bildete der von Orgel und Schlagwerk Frank zusammen mit der Gemeinde, wo der in de und ein erster Ausblick auf das Programm begleitete Satz „All shall be Amen“ von James sieben Gruppen aufgeteilte Gesamtchor bei der des Abschlussgottesdienstes folgte. Das Abend- Whitbourn, der den Teilnehmern des Diöze- dritten Strophe mit der besonderen Klangcolla- lob wurde mit dem Hymnus „Der Lärm ver- sankirchenmusiktages bereits in der deutschen ge vom Leiden Christi bei der Aufführung zu ei- ebbt“, dem Psalmvers „Er befiehlt seinen En- Textfassung „Alles soll Amen und Halleluja nem richtigen Bekennerlied machte. Im Übri- geln“ und dem Lied „Von guten Mächten treu sein“ bekannt war. gen wurde der Gottesdienst mit Chorwerken des und still umgeben“ aus dem Rottenburger Diözesankirchenmusiktag 2017 gestaltet. Beim Chorbuch feierlich gestaltet. Danach fanden Beim Abschluss im großen Saal des Bildungsfo- Dirigieren wechselten sich dann die Leiter der sich die Teilnehmer zum gemütlichen Ausklang rums bedankten sich die Dozenten bei den Teil- Chöre ab. Den Antwortpsalm übernahm die in der Kellerbar des Klosters zusammen. nehmern für die hervorragende Disziplin und Gregorianik-Schola Spaichingen. An der Orgel Zusammenarbeit sowie für die gute Betreuung begleitete Volker Schweizer. Der Samstag wurde durch drei Probephasen be- durch das Küchen- und Verwaltungsteam des stimmt, in denen das Programm für den Ab- Klosters. Das Danklied „Danket dem Herrn“ nach Psalm schlussgottesdienst erarbeitet wurde. Die fünf 118 mit Überchor von Naho Kobayashi setzte Dekanatskirchenmusiker wechselten sich bei Auch die Teilnehmer dankten den Dozenten dem Gottesdienst einen glanzvollen Schluss- der Einstudierung und Begleitung der Werke ab, und übergaben liebevoll gestaltete Präsente. punkt auf. so dass sich die Probenarbeit kurzweilig und Dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit abwechslungsreich gestaltete. Doch auch die dem Verlauf der Veranstaltung überaus zufrie- Im Namen des Dekanats beglückwünschte Prä- Pausenzeiten kamen nicht zu kurz und boten den waren, zeigte sich bei der abschließenden ses Johannes Amann die Dirigenten Gebhard Gelegenheit für Gespräche oder einen Besuch Frage, wer zum nächsten „Cantate Domino“ in Glemser aus Dürbheim zum 60jährigen und im Klosterladen. Nach der Generalprobe in der zwei Jahren nicht mehr wiederkommen möch- Wolfang Hermle aus Gosheim zum silbernen Klosterkirche trafen sich die Teilnehmer erneut te: Es meldete sich niemand, so dass man auch Dirigentenjubiläum. Gleichzeitig nannte er den in der Kellerbar, wo sie neben geselligen Ge- für das nächste Chorwochenende 2021 von ei- Dekanatskirchenmusiktag einen ganz besonde- sprächen ein Unterhaltungsprogramm erwarte- ner großen Teilnehmerzahl ausgehen kann. ren Tag, der für alle Beteiligten viele wertvolle Er- te: Nachdem die Dozenten das Programm mu- ❖ fahrungen ermögliche. Sein Dank galt vor allem sikalisch mit einem Chorstück über „Vergam- Georg Fehrenbacher als Initiator und Leiter.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 45  Berichte

In der Gemeindehalle in Königsheim standen Chorwerke mit unterhaltsamen Charakter auf dem Programm. Hier gaben alle Chöre weltli- che Lieder zum Besten. So erlebte der Dekanats- kirchenmusiktag eine noch nie dagewesene Premiere: In Böttingen wurde der Gottesdienst gestaltet und in Königsheim gefeiert. Der gast- gebende Chor als „Agatha-Singers“ überraschte seine Gäste durch einen feierlichen Einzug mit dem Lied „Okaana ka meme Musik“ unter der Leitung von Ella-Maria Frech. Die Vorsitzende Annemarie Flad hatte herzliche Begrüßungs- worte parat, während Bürgermeister Konstantin Braun bei seiner Begrüßung den Anwesenden ein großes Kompliment für die gelungene und würdevolle Gestaltung des Festgottesdienstes aussprach. Weiterhin hob er die Verdienste des Königsheimer Chores hervor. Präses Amann und Dekanatskirchenmusiker Georg Fehrenba- cher sprachen vor dem gemeinsamen Schluss- lied „Bleib bei uns Herr“ von William Henry Monk eine große Dankesrunde. ❖

DIÖZESAN-CÄCILIENVERBAND

Thomas Meinert

 „Glaubensfreude unplugged“ Gospel und Spirituals als Schwerpunkt der 10. DCV-Chortage in der Liebfrauenhöhe

Die Chortage des Diözesan-Cäcilienverbandes technisches Know-how und Finanzmittel vo- rinnen und Teilnehmer. Der gemeinsam gesun- haben eine inzwischen zehnjährige Tradition: raus, die nicht in jeder Gemeinde vorhanden gene Kanon „I’m gonna sing“ aus der Feder Ul- Sängerinnen und Sänger aus den Chören der sind. Dass es auch anders geht, bewies Deka- rich Wolfs stimmte auf die englischen Liedtexte Diözese treffen sich an einem Wochenende, um natskirchenmusiker Ulrich Wolf aus Tübingen und auf Rhythmen mit Pausen auf den Haupt- unter der Leitung erfahrener Referenten beson- bei den diesjährigen Chortagen: Allein ein Flü- zählzeiten ein. Nach dem anschließenden dere Literatur zu erarbeiten, die dann im gel reichte ihm, um die 80 Teilnehmerinnen Abendessen trafen sich die Teilnehmer zu einer Abendlob am Freitag und im Abschlussgottes- und Teilnehmer der Chortage facettenreich zu ersten Chorprobe, in der die vier Stücke für das dienst am Sonntag zur Aufführung gelangt. begleiten. Das für die Chortage erstellte Arbeits- spätere Abendlob erarbeitet wurden: Drei Origi- Auch Chorleiterinnen und Chorleiter nehmen heft enthielt auf 48 Seiten nicht nur die Chor- nalsätze US-amerikanischer Komponisten und an den Chortagen teil, um neue Literatur ken- sätze in der bei den Aufführungen benötigten ein Satz von Ulrich Wolf bildeten musikalisch nenzulernen und wertvolle Impulse für die Ar- Reihenfolge, sondern auch den detaillierten Eingang, Meditation, Fürbittruf und Ende des beit in ihren heimischen Chören mitzuneh- Programmablauf des Wochenendes und die Abendlobes, zu dem Pfarrer Stefan Schacher in men. Gleichzeitig dienen die Chortage des Cä- Übersetzungen der englischsprachigen Liedtex- die Unterkirche der Krönungskirche eingeladen cilienverbandes auch der Gemeinschaftspflege te. Dass englischsprachige Chorliteratur eine ei- hatte. In seiner Auslegung des Lesungstextes be- und dem Erfahrungsaustausch der Teilnehmer gene Zielgruppe anspricht, zeigte sich bei den zeichnete er die Freude am Erlöst-Sein als ein we- und Referenten untereinander. Qualifizierte Anmeldungen: Im Vergleich zu bisherigen sentliches Merkmal des Christlichen Glaubens, Stimmbildung und eine Geistliche Leitung sor- Chortagen „fehlten“ einige „Stammteilneh- was durch Gospelmusik besonders gut zum Aus- gen dafür, dass neben den gesangstechnischen mer“; dafür war der Anteil der Erst-Teilnehmer druck komme. So wünschte er den Teilnehmern Inhalten auch die Spiritualität nicht zu kurz mit 20 Personen erfreulich groß. ein Freude-volles Wochenende, dessen erster kommt, zu der das Schönstattzentrum der Lieb- Abend nach dem Abendlob in der „Schwaben- frauenhöhe einen wichtigen Beitrag leistet. Opening und Abendlob stube“ der Begegnungsstätte ausklang.

Ohne technischen Großaufwand Nach dem Eintreffen der Teilnehmer und der Intensive Probenarbeit und Stimmbildung Ausgabe der Namensschilder und Chorhefte Wer an Gospelchöre denkt, hat oft einen gro- folgte das Opening, das dank des guten Wetters Anja Tschamler, Gesangspädagogin an der ßen technischen Aufwand vor Augen – mit E- im Innenhof der Begegnungsstätte stattfinden Würzburger Dommusik, bot parallel zu den Piano und weiteren Begleitinstrumenten, mit konnte: Schwester Faustina Niestroj als Kir- Chorproben Einzelstimmbildung an, bei der Lautsprechern, Verstärkeranlage, Mischpult chenmusikerin der Liebfrauenhöhe und Ge- sie in 20-minütigen Einheiten auf die individu- und Mikrofonen oder sogar mit einer Lichtan- schäftsführerin des Cäcilienverbandes und Ul- ellen stimmlichen Gegebenheiten der Teilneh- lage. Der Einsatz solcher Bühnentechnik setzt rich Wolf als Referent begrüßten die Teilnehme- mer einging und jeden einzelnen mit persönli-

46 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 chen Tipps für die Optimierung seiner Gesangs- Schacher widmete seine Predigt dem Thema der Chortage nicht geläufig gewesen seien. Ei- technik versorgte. Insgesamt 28 Teilnehmerin- Nächstenliebe und zeigte auf, wie sich die Liebe nen besonderen Applaus erhielten die 13 Män- nen und Teilnehmer nutzten das Angebot und Gottes im alltäglichen Leben offenbaren kann. nerstimmen, die der zahlenmäßigen Über- lobten die Fähigkeit der Referentin, auf jeden Das musikalische Programm beeindruckte macht der Frauenstimmen gekonnt und moti- Einzelnen ganz individuell eingehen zu kön- durch seine stilistische Vielfalt: Mitreißende Ti- viert Paroli boten. Gelobt wurde auch das Kü- nen. tel wechselten mit meditativen Balladen, mit chenteam der Liebfrauenhöhe, das die Teilneh- Stilelementen aus Swing, Pop, Blues und tempe- mer mit der erforderlichen leiblichen Nahrung Für den Samstag standen zwischen 9 und 21 ramentvollen karibischen Rhythmen. Die Got- versorgte, sowie Pfarrer Stefan Schacher, der mit Uhr insgesamt sieben Probeneinheiten auf dem tesdienstbesucher wurden durch Liedzettel mit seinen Glaubensimpulsen für die geistige Nah- Programm, in denen die elf Stücke für den Ab- Noten zum aktiven Mitsingen eingeladen und rung der Sängerinnen und Sänger sorgte und schlussgottesdienst sowie zwei weitere Kanons stimmten in die Kehrverse der Lieder ein. Neben das Zusammensein in der Schwabenstube erarbeitet wurden. Neben dieser intensiven Kompositionen von Ulrich Wolf erklangen Stü- durch seine gekonnt erzählten Witze und Anek- Probenarbeit gab es jedoch auch ausreichende cke aus dem Repertoire des bekannten „Oslo doten bereicherte. DKM Marianne Aicher nutzte Pausenzeiten zur Erholung und zum Erfah- Gospel Choir“ sowie amerikanische Komposi- als Vorsitzende des Verbandes der Kirchenmusi- rungsaustausch, für Kaffee und Kuchen oder ei- tionen und moderne Arrangements aus den Be- ker den Abschluss der Chortage für einen kur- nen Spaziergang über das weitläufige Gelände reichen Traditional, und zen Besuch, in dem sie die Arbeit des Verbandes der Liebfrauenhöhe. Ein Tisch mit Informati- auch aus dem Gotteslob. Der Funke der Glau- vorstellte und für eine Mitgliedschaft warb. onsmaterial bot viel Wissenswertes über die Ar- bensfreude sprang spürbar über, und die Kir- beit des Cäcilienverbandes. chenbesucher dankten den Ausführenden mit Nach dem Abschluss bot Schwester Annjetta einem anhaltenden Applaus. Hirscher in der Zeit bis zum Mittagessen einen Wie bereits der Freitag endete auch der Samstag Rundgang über die Liebfrauenhöhe an, auf für viele Teilnehmer in der „Schwabenstube“, Nach dem Gottesdienst versammelten sich die dem sie an verschiedenen Stationen deutlich und das dortige gemeinsame Singen bewies, Teilnehmer zum traditionellen Abschluss noch machte, wie Gottes Wirken in der Natur und im dass sogar nach 8 Stunden Probe noch genug einmal in der Aula der Liebfrauenhöhe. In den Alltag wahrgenommen werden kann und wel- Energie und Sangesfreude vorhanden waren. Dankesworten von Schwester Faustina Niestroj che Spuren der Glaube im Leben hinterlässt. Abschlussgottesdienst, Dank und Geistlicher und Ulrich Wolf wurde deutlich, dass die dies- Die Beispiele, wie man Gott im Alltag immer Impuls jährigen Chortage ein besonderes Erlebnis und wieder begegnen kann, knüpften an die Inhalte ein großer Erfolg waren. Im Namen der Teilneh- der Predigt an. Nach dem Mittagessen machten Den Schwerpunkt des letzten Tages bildete der mer blickte Frau Oberle auf die Chortage zurück sich die Teilnehmer erfüllt auf den Rückweg in Abschlussgottesdienst, in dem die Teilnehmer und lobte unter anderem die minutengenaue ihre Dekanate. den zahlreichen Kirchenbesuchern die Früchte Einhaltung der Proben- und Pausenzeiten. Ul- ihrer Probenarbeit präsentierten. Ein eigens zu rich Wolf zeigte sich sehr erfreut darüber, dass Im kommenden Jahr finden die Chortage des diesem Zweck in der Krönungskirche aufgestell- ein so umfangreiches Repertoire in einer so kur- Cäcilienverbandes in der Liebfrauenhöhe vom ter Flügel verlieh der Begleitung durch Ulrich zen Zeit erarbeitet werden konnte, zumal diese 10. bis 12. Juli unter der Leitung von DKM Ur- Wolf das erforderliche Klangfundament. Pfarrer Musikformen vielen Teilnehmern vor Beginn sula Jochim und DKM Bernard Sanders statt.

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 47 ORGEL Friedrichshafen-Ailingen St. Johannes Baptist Restaurierung und Erweiterung der historischen Kiene-Orgel (1897)

DIE KÖNIGIN

Orgelbau Freiburger Orgelbau Späth Orgelsachberatung: Udo Rüdinger

I. Hauptwerk C - g3 (h 3) III. Schwellwerk C-g3 (f4) Oktavkoppeln : 1) Bourdun 16‘ 19) Nachthorn 8‘ I-I Super, II-I Sub, III-I Super, III-I 2) Prinzipal 8‘ 20) Quintatön 8‘ Sub, III-I Super, II-II Sub, II-II Super, 3) Gamba 8‘ 21) Viola da Gamba 8‘ III-I Sub, III-II Super, 4) Flöte 8‘ 22) Vox coelestis 8‘ III-III Sub, III-III Super, 5) Dolce 8‘ 23) Fugara 4‘ II-P4‘, III-P4‘, II Aequal ab, III 6) Oktave 4‘ 24) Piccolo 2‘ Aequal ab 7) Gemshorn 4‘ 25) Progressio II-V Elektropneumatische Ton- und 8) Mixtur 3-fach 2‘ 26) Oboe 8‘ Registertraktur 27) Klarinette 8‘ Stimmung 440Hz bei 15·C; II. Schwellwerk C - g3 (f4) Tremulant Temperatur Janke I ❖ 9) Geigenprinzipal. 8‘ 10) Gedackt 8‘ Pedal C - f1 11) Salicional 8‘ 28) Subbass 16‘ 12) Aeoline 8‘ Zartbass 16‘ (Windabschwächung) 13) Liebl. Prinz. 4‘ 29) Violonbass 16‘ 14) Traversflöte 4‘ 30) Oktavbass 8‘ 15) Nasat 2 2/ 3‘ 31) Salicionalbass 8‘ 16) Blockflöte 2‘ 32) Choralbass 4‘ 17) Terz 1 3/ 5‘ 33) Liebl. Posaune 16‘ 18) Trompete 8‘ Tremulant Normalkoppeln: II-I, III-I , III-II, I-P, II-P, III-P

48 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Orgelbaumaßnahmen Ausgestellte Genehmigungen im Jahr 2018

Orgelneubauten Wiesenstetten, St. Stephanus Wiedenmann

Restaurierungen, Renovierungen Reinigungen, Erweiterungen, Umbauten Abtsgmünd, St. Michael Mühleisen Baiersbronn, St. Maria Stützle Oberrot-Hausen, St. Michael Vleugels Tigerfeld, St. Stephanus Vleugels Langenau, Mater dolorosa Rensch Heilbronn-Sontheim, St. Martinus Rensch Marbach, Zur Hl. Familie Rensch Achberg-Siberatsweiler, St. Georg J. Maier Ertingen, St. Georg Heiß Hohentengen, St. Michael Wiedenmann Zwiefalten-Upflamör, St. Blasius Wiedenmann Grünkraut, St. Gallus und Nikolaus (BA I u. II) J.Maier Ertingen-Erisdorf, St. Bartholomäus Heiß Backnang, St. Johannes Baptist Mühleisen (Fr) Herbertingen-Hundersingen, St. Martinus Stehle Ulm-Harthausen-Ermingen, St. Pankratius Wiedenmann Backnang, Christus König Trefz Aalen-Fachsenfeld, Herz Jesu Link Graufenau-Dätzingen, St. Leonhard Lenter Stuttgart-Mitte, St. Fidelis Vleugels Biberach, St. Martin Wiedenmann Stuttgart-Bad Cannstatt, Hl. Kreuz Rensch Mietingen-Walpertshofen, St. Pantaleon Pferdt Horgenzell-Kappel, St. Gallus Wylezol Rietheim-Weilheim, St. Georg Link Ellenberg, Zur Schmerzhaften Mutter Sandtner Waldachtal-Salzstetten, St. Agatha Rohlf Achstetten, St. Oswald Link

Aufstellung einer gebrauchten Orgel Ingelfingen, Hl. Kreuz Grüble Rechberghausen-Wangen, Mariä Himmelfahrt Wiedenmann ❖

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 49  Die Orgel

Eberhard Schulz Jean Guillou verstorben

sprung seiner freigeistigen Prägung, die letztend- lich zu einem unverwechselbaren Personalstil führte, bereits in der davor liegenden Zeit behei- matet. Bemerkenswert ist hier und nachdenklich macht, dass Jean Guillou als Kind keinen klassi- schen Klavier- oder Orgelunterricht erhielt, son- dern sich „nur“ autodidaktisch (!) mit diesen bei- den Tasteninstrumenten beschäftigte. Derart ge- rüstet begann er im Alter von 12 Jahren den Orga- nistendienst in der Kirche Saint-Serge, seiner Hei- matstadt Angers (Westfrankreich) auszuüben.

Zwischenstationen nach seinem Studium waren Lissabon sowie Berlin, bevor er schließlich 1963 zum Titularorganisten der Pariser Kirche St. Eusta- che ernannt wurde, wo er bis 2015 wirkte. Die dor- tigen Gottesdienste erhielten durch sein extraordi- Mit dem Tod von Jean Guillou (*1930) am 26. Ja- näres Orgelspiel eine ganz besondere Farbe, wur- nuar 2019 verlor die Orgelwelt einen ihrer innova- den in ein magisches Licht getaucht, das stets eine tivsten Musiker. Jean Guillou hat sein gesamtes Le- nichtirdische Welt anklingen ließ. ben in besonderer Weise der Orgel gewidmet, als Interpret, Improvisator, Komponist, Pädagoge, Pu- Als Konzertorganist bereiste Jean Guillou die gan- blizist sowie als Berater bei Orgelneubauprojek- ze Welt. 35 Jahre lang leitete er die Züricher Meis- ten. In all diesen Disziplinen bestritt er stets un- terkurse, gab dort sein Wissen und seine Ideen an konventionelle Wege, entzog sich Normen, brach die junge Organistengeneration weiter. Als Kom- Dogmen und war in seinem Tun wahrhaft zeitge- ponist verfasste er 87 Opus. Darunter finden sich nössisch. In seinen Kompositionen und insbeson- Kompositionen für Orgel, Klavier, Orchester und dere in seinen Orgelimprovisationen schuf er völ- andere Besetzungen sowie Orgeltranskriptionen lig neue Klangwelten, Klangwelten von denen eine von Klavier- und Orchesterwerken. Viele seiner große Faszination ausging, die die Hörerschaft auf- Werke führen den Interpreten aufgrund der spiel- horchen und staunen ließ, sie in eine andere Welt technischen Schwierigkeiten an die Grenzen des führte und ihr ekstatische Höhenflüge bescherte. Machbaren. Etwa 100 CDs liegen von ihm vor und Bild: www.jean-guillou.org geben Zeugnis von seinem kompositorischen Schaffen, seiner Improvisations- und Interpreta - Gleichzeitig brachten ihm seine extrem freiheit- tionskunst, seiner beeindruckenden Virtuosität. lich angelegten Bach-Interpretationen, die einer historischen Aufführungspraxis diametral entge- Als Orgelsachberater konzipierte er Instrumente, genstanden, in bestimmten Organistenkreisen die seinen persönlichen klanglichen Vorstellungen den Ruf eines „Enfant terrible“ ein. entsprachen, beispielsweise die 1978 von Detlef Kleuker erbaute Orgel in der Kirche Notre-Dame Es fällt schwer Jean Guillou einer bestimmten des Neiges in l’Alpe d’Huez oder die Orgel im Audi- Schule zuzuordnen. Zwar begann er als 15-Jähri- torio de Tenerife, erbaut 2005 von Orgues Blanca- ger am Pariser Konservatorium zu studieren - zu fort. Letzteres Instrument besteht aus acht Teilwer- seinen Lehrern zählten keine Geringeren als Mar- ken und setzt ansatzweise Jean Guillous Idee der cel Dupré (Orgel), Olivier Messiaen (Harmonie- „Orgue à strucrure variable“ um, welche vorsieht, lehre) sowie Maurice Duruflé (Kontrapunkt und dass die einzelnen mobil gestalteten Werke einer Improvisation) - doch möglicherweise ist der Ur- Orgel frei im Raum positioniert werden können.

50 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Ein großes Anliegen von Jean Guillou war, das In- strument Orgel einer breiten Öffentlichkeit zu- gänglich zu machen, sie außerhalb des Kirchen- raums zu etablieren, die primär kirchliche Veror- tung des Instruments aufzubrechen und somit Raum zu schaffen für eine freie autarke Orgelmu- sik, losgelöst vom sakralen Kontext.

Den ihm verliehenen „Französischen Ritterorden der Ritter der Ehrenlegion“ wies Jean Guillou zu- rück mit der Begründung, dass Frankreich sich zu wenig für seine Orgelkultur einsetze. Es bleibt zu hoffen, dass alle, die den weiteren Werdegang der Orgel beeinflussen können und hier Verantwor- tung tragen - gleich welcher Nationalität - sich dem Erbe verpflichtet wissen und Jean Guillous Appell beherzigen: „Die Orgel hat trotz aller ihrer Veränderungen jenes besonders Verführerische und Faszinierende, das selbst noch in der Zukunft Bestand haben wird, und es ist diese Zukunft, die wir begünstigen und wach halten müssen.“

Ein visionärer Créateur und großer Poet ist von uns gegangen. Das Requiem fand am 5. Februar 2019 in der Pariser Kathedrale Notre-Dame statt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Père La- chaise (Chemin du Quinconce, D1/4547).

Lese- und Hörempfehlungen: Die Orgel: Erinnerung und Zukunft (Veröffentlichungen der Gesellschaft der Freunde der Orgelmusik) / Dr. J. Butz Musikverlag Jean Guillou - Colloques: Biografie und Texte. Jörg Abbing / Dr. J. Butz Musikverlag Die Rhetorik des Feuers - La rhétorique du feu: Festschrift Jean Guillou zum 80. Geburtstag / Dr. J. Butz Musikverlag CD The Art of Improvisation / Dorian Recordings CD Bach: Goldberg Variationen / Dorian Recordings YouTube -Videos ❖

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 51 Roman Schmid Drei neue Glocken für Zimmerbach Die historische Lachamanglocke bekam Schwestern GLOCKEN Im Nordwesten des Dekanats Ostalb und der Ge- hart Lachaman 1494 aus guter Glockenbronze ge- meinde Durlangen zugehörig liegt das Dorf Zim- gossen hatte. Sie hat bei einem Durchmesser von merbach inmitten von bewaldeten Hügeln und 925 mm den Nominal a +8. An der Schulter steht stellt für unsere Diözese bis heute den Hauptort vor dem Gießernamen in Minuskelschrift: „ihe vs der Kirchengemeinde dar. Im Turm der 1851 als na erenvs rex ivdeorvm“ [Jesus von Nazareth, neoromanischer Werksteinbau errichteten Pfarr- König der Juden]. Nachdem die lädierte Glocke, kirche St. Cyriakus befand sich ein dreistimmiges die bis 1979 noch einen Vorkriegsflachklöppel be- Geläut mit zwei 1922 und 1923 (vermutlich von sessen hatte, im Laufe der Zeiten bereits mehrere der Firma Schilling & Lattermann in Apolda) ge- Male zur Schonung gedreht worden war, wurde gossenen Eisenhartgussglocken mit den Nomina- schließlich an ihrem abgenutzten Schlagring im Glockenschweißwerk Material aufgeschweißt.

Im Jahr 2008 wurden die beiden Eisenhartgussglo- cken vom Amt für Kirchenmusik stillgelegt, da die seit Jahrzehnten von innen her rostenden und mit Löchern übersäten Glockenkörper zu bersten drohten und in Verbindung mit den gusszeitli- chen, aufgestelzten Stahljochen Absturzgefahr be- stand. Zusätzlich bestand die Notwendigkeit, ei- nen neuen Holzglockenstuhl zu bauen. Die Gemeinde sah sich vor die große Auf- gabe gestellt, neue Glocken zu beschaffen. Da Bronzeglocken bei gleicher Tonhöhe eine geringe- re Größe als Eisenhartgussglocken haben, war es möglich, die Glockenstube mit nun vier Glocken zu füllen. So ist auch eine Schonung der über 500 Jahre alten Denkmalglocke leichter möglich. Über zehn Jahre sollte es insgesamt dauern, bis die neu- en Glocken auf dem Turm in St. Cyriakus Zimmer- bach einziehen konnten.

Die Verantwortlichen in der Gemeinde um den 2. Vorsitzenden Herrn Schmid und den Pastoralre- ferenten Herrn Jammer kümmerten sich beharr- lich und mit vielen guten Ideen. Es wurde sogar ein len g +1 und cis -5. Innenharmonie, Klangentfal- Blechblasensemble mit dem Namen „Brass for tung und Klangentwicklung ließen bei beiden In- Bells“ ins Leben gerufen um Spenden zu sammeln. strumenten sehr zu wünschen übrig. Das Material der nach dem Weltkrieg als Ersatz beschafften Glo- Mit der Glockengießerei Bachert konnte ein Un- cken war günstig und leichter zu gießen als Stahl, ternehmen gewonnen werden, das in der Lage ist, jedoch mit seinem hohen Kohlenstoffanteil nicht Glocken in einer rekonstruierten Lachamanrippe dauerhaft haltbar und hatte sich in 80 Jahren har- zu gießen. So wird erleichtert, dass die verschiede- ten Glockenlebens stark verändert. nen Glocken auf dem Turm gut harmonieren und ein klanglich geschlossenes Geläute bilden. Der Historisch bedeutend und hervorragend im Guss im Mai 2018 war einer der ersten, der in der Klang ist die damalige mittlere Glocke des Geläu- neuen Gussgrube der gerade nach Neunkirchen in tes, die der berühmte Heilbronner Meister Bern- Baden umgezogenen Traditionsgießerei stattfand.

52 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 Der Glockenguss gelang. Die drei neuen Glo- cken haben die Nominale e +10, g +9 und h +9 und „umrahmen“ die historische Glocke somit als neue Glocke 3. Alle drei Glocken waren klanglich gelungen und konnten in der Gießerei von den Glockensachverständigen abgenommen werden. Sie tragen die Namen Cyriakus, Antonius und Anna.

Diözesanbischof Dr. Gebhard Fürst persönlich weihte die Glocken am 30. September 2018 in Zimmerbach im Rahmen eines feierlichen Gottes- dienstes mit anschließendem Gemeindefest und unterstrich so die Bedeutung dieses Glockengus- ses. Bischof Fürst ging in seiner Ansprache auch besonders auf die von Kindern aus dem Ort gestal- tete Glockenzier ein. Eine der zwei Eisenhartguss- glocken steht nun auf dem Dorfplatz.

Ende Februar 2019 war es endlich so weit: Die Glocken befanden sich im Turm, alle Arbeiten wa- ren abgeschlossen und konnten vom Fachbereich Glockenwesen im Amt für Kirchenmusik ohne jeg- liche Beanstandungen abgenommen werden. Die drei neugegossenen Glocken nehmen die Denk- malglocke behutsam in ihre Mitte und schaffen beim Vollgeläut ausgewogene Balance. Insgesamt hat das Zimmerbacher Geläut sich wie zu erwarten vollständig gewandelt und überzeugt nun klang- lich auf ganzer Linie.

Roman Schmid, Glockensachverständiger des Amtes für Kirchen- musik

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 53 Walter Hirt  Theresa Schäfer zur Dekanatskirchen-

 musikerin ernannt Eberhard Schulz zum KMD ernannt

Herr Generalvikar Dr. Clemens Am 31. März 2019, am Sonntag Stroppel hat Frau Theresa Laetare, hat Bischof Dr. Geb- Schäfer, Kirchenmusikerin an hard Fürst den Dekanatskir- St. Paulus in Künzelsau zum 1. PERSONALIA chenmusiker und Orgelrevisor März 2019 die überörtlichen der Diözese, Herrn Eberhard Dienste als Dekanatskirchen- Schulz zum Kirchenmusikdi- musikerin für das Dekanat Ho- rektor ernannt. Dieser ist seit henlohe übertragen. 1986 in St. Josef Schwäbisch

Hall als hauptamtlicher Kir- Herzlichen Glückwunsch! chenmusiker tätig. In seinem Ernennungsschreiben würdigt der Bischof sowohl die Ver-  dienste von Eberhard Schulz Lucia Carstens zur Dekanatskirchen- hinsichtlich seiner kirchenmusikalischen Arbeit in der Kir- musikerin ernannt chengemeinde und im Dekanat als auch jene im Amt für Kir- chenmusik: „Im Jahr 2009 wurden Sie als Orgelrevisor in Herr Generalvikar Dr. Clemens das Amt für Kirchenmusik unserer Diözese berufen. Seither Stroppel hat Frau Lucia Cars- haben Sie das Orgelwesen unserer Diözese tatkräftig voran- tens, Kirchenmusikerin an St. gebracht und auf vielen Gebieten neu geordnet und struktu- Josef in Calw zum 1. März riert. Ihr Rat ist nicht nur bei den Orgelsachverständigen un- 2019 die überörtlichen Diens- serer Diözese, sondern auch bei den Ämtern für Kirchenmu- te als Dekanatskirchenmusike- sik anderer Diözesen gefragt. Mit diplomatischen Feinge- rin für das Dekanat Calw über- spür verstehen Sie es, zwischen den Interessenslagen zu ver- tragen. mitteln und die Orgelprojekte zu einem guten Abschluss zu führen. Herzlichen Glückwunsch! Unermüdlich verweisen Sie auf die Bedeutung der Orgel als „organon“, als Werkzeug im Dienst der Verkündigung, als Künderin des Unaussprechlichen, welche unsere Herzen mächtig zu Gott emporzuheben vermag (II. Vaticanum, Sa- crosanctum concilium). So haben Sie beispielsweise anläss-  Wolfgang Weis zum Dozent an der lich des ersten diözesanen Kinder-Orgeltags im Jahre 2016 mit einer weit über die Grenzen unserer Diözese hinaus ge- HfK Rottenburg berufen schätzten Arbeitshilfe auf die Bedeutung der Orgel als Teil unserer Gottesdienstkultur verwiesen.“ Bischof Dr. Gebhard Fürst hat Herzlichen Glückwunsch und ein aufrichtiges Wort des auf Vorschlag des Senats der Dankes für das unermüdliche Engagement im Dienste der Hochschule für Kirchenmusik Kirchenmusik und des Orgelwesens in unserer Diözese. Herrn Regionalkantor Wolf- gang Weis aus Rottweil zum 1. Oktober 2019 als Dozent für  Martin Böhm zum Regionalkantor er- Musiktheorie und Liturgisches Orgelspiel berufen. nannt Herzlichen Glückwunsch!

Herr Generalvikar Dr. Cle- mens Stroppel hat Herrn Mar- tin Böhm, Kirchenmusiker an St. Maria in Göpingen zum Thomas Meinert 1. Februar 2019 die überört- lichen Dienste als Regional-  Chordirektor-Titel für kantor für das Dekanat Göp- Peter Skobowsky pingen-Geislingen (Bezirk

Göppingen) sowie als Diöze- Sein 40jähriges Bestehen feierte der Chor der Herz-Jesu-Kir- sanbeauftragter für die kir- che Plüderhausen. Chorleiter Peter Skobowsky, der den chenmusikalische Ausbildung Chor seit 1990 leitet, widmete dem Chorjubiläum einen be- „Bandleitung“ über tragen. sonderen Festgottesdienst, in dem der Chor – verstärkt

durch Sängerinnen und Sänger umliegender Chöre sowie Herzlichen Glückwunsch! mit einem Blechbläserensemble – die „Cäcilienmesse“ von Josef Wöß zur Aufführung brachte. Dass Peter Skobowsky nicht nur als Organist und Chorleiter tätig ist, sondern auch

54 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145 als Arrangeur und Komponist, zeigten zahlrei- sammen erklingen, entstehe ein eigener Bann, richterstatter über kirchenmusikalische Veran- che Sätze aus seiner Feder, durch die der Fest- der Menschen verbinde und über sich hinaus- staltungen trägt er dazu bei, das geistliche Chor- gottesdienst eine besondere musikalische Ge- wachsen lasse. Der überdurchschnittlich hohe musikwesen einer breiten Öffentlichkeit zu- staltung erhielt: Beim Hallelujah nach der zwei- Anteil der Sängerinnen und Sänger in der Ge- gänglich zu machen. Herzlichen Glückwunsch! ten Lesung, dem Gesang zur Gabenbereitung meinde zeuge von der besonderen Gabe Ehr- und dem festlichen Auszug für zwei Orgeln und manns, die Menschen für das gesungene Wort Blechbläser wurde die kompositorische Hand- zu begeistern. So ließen es sich auch der Ge- schrift Skobowskys hörbar und erlebbar. Pfarrer meindratsvorsitzende Florian Nuber und der im Ruhestand Karl Blum ehrte die Jubilare des Bad Mergentheimer Oberbürgermeister Udo Kirchenchores und überreichte seinem Chorlei- Glatthaar nicht nehmen, Josef Ehrmann für ter die Ernennung zum Chordirektor DCV sein besonderes Engagement zu danken, mit durch Bischof Dr. Gebhard Fürst. Mit dem dem er den Ort über die Gemeindegrenzen hi- „Chordirektor“-Titel zeichnet der Diözesan-Cä- naus bekannt gemacht habe. Weitere Glück- cilienverband langjährige Chorleiter aus, die wünsche folgten u. a. durch die evangelische sich in besonderer Weise um die Kirchenmusik Nachbargemeinde und den Sängergau Hohen- verdient gemacht haben. Hierzu zählt auch die lohe, die die gemeindeübergreifende Arbeit kontinuierliche Zusammenarbeit mit anderen Ehrmanns in den Vordergrund rückten. Walter Hirt, Chören und Musikern über die Gemeindegren- Im Anschluss an den Festgottesdienst, der von zen hinweg, die Peter Skobowsky in vorbildli-  beiden Chören, Musikdirektor Hermann-Josef KMD Heribert Halbe verstor- cher Weise zeige. Beyer an der Orgel und einem Bläserensemble ben

mit der „Alpenländischen Messe“ von Lorenz Der Geehrte dankte seinen Wegbereitern und Maierhofer festlich gestaltet wurde, folgte ein Kirchenmusikdirektor Heribert Halbe, 1934 in Wegbegleitern für die große Hilfe, mit der sie Empfang, bei dem sich Josef Ehrmann für das Wanne-Eickel geboren, wirkte an St. Maria in sein Schaffen erst ermöglichten, getreu seinem wohltuende und überraschende Fest bedankte. Heidenheim von 1971 bis zu seinem Ruhestand Motto „Soli Deo Gloria“. Den Titel des Chordirektors habe er letztlich im Jahr 1997. Er verstarb am 14. Juni diesen Jah-

der Gemeinde sowie den Sängerinnen und Sän- res im Alter von 84 Jahren. Im Jahre 1955 legte gern zu verdanken, ohne die ein Organist und er am Konservatorium Dortmund das B-Exa- Thomas Meinert Chorleiter nichts ausrichten könne. men ab und war anschließend in Bochum-Hor- del, an der Wallfahrtskirche in Bochum-Stiepel  Josef Ehrmann wird zum und anschließend im westfälischen Altena als Kirchenmusiker tätig. 1971 wechselte er als De- Chordirektor ernannt kanatskirchenmusiker für die Dekanate Heiden-

heim und Neresheim in unsere Diözese. Nach der Anschaffung der neuen Orgel im Jahr 1974 in St. Maria Heidenheim gründete er die Kon- zertreihe „Musica sacra“, in welcher er 121 Kon- Foto: Chordirektor Josef Ehrmann und seine Frau zerte gestaltete oder organisierte. Im selben Jahr Conny (Mitte), umrahmt von den Gratulanten wurde er als Bischöflicher Orgelsachverständi- Florian Nufer, Diözesanpräses Pfarrer Thomas Steiger, Gemeindepfarrer Bogdan Stolarczyk und ger für die damaligen Dekanate Heidenheim, Oberbürgermeister Udo Glatthaar Aalen, Ellwangen und Neresheim berufen. In der Zeit bis zu seinem Ruhestand betreute er ins- gesamt 42 Orgelneubauten. 1977 erfolgte die  ACV-Verdienstnadel an Ernennung zum Chordirektor DCV, 1980 zum Kirchenmusikdirektor. 2003 erschien das von Bereits mit sechzehn Jahren übernahm Josef Thomas Meinert verliehen ihm verfasste Buch „Orgeln in katholischen Kir- Ehrmann erste Orgeldienste in seiner Heimat- chen Ostwürttembergs“, in welchem 110 Orgeln gemeinde Mariä Himmelfahrt in Hachtel, zwei Beim Abschluss eines festlichen Gottesdienstes beschrieben sind. Jahre später wurde er dort zum hauptamtlichen am 6. Juli diesen Jahres anlässlich des Deka-

Organisten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau natskirchenmusiktages im Dekanat Balingen KMD Heribert Halbe trug in vorbildlicher Wei- Conny gründete er vor mehr als 40 Jahren den wurde Herrn Thomas Meinert die ACV-Ver- se zum Gelingen der Einführung des Gesang- Hachteler Kirchenchor, den er seither leitet – dienstnadel verliehen. In seiner Laudatio hob buchs Gotteslob (1975) auch auf diözesaner ebenso leitet er den lokalen Männerchor, die DMD Walter Hirt die Verdienste von Herrn Mei- Ebene bei und engagierte sich wegweisend in „Ottmar-Mergenthaler-Sängerfreunde“ und nert hervor. Herr Meinert kann auf ein ehren- der Konzeption und Ausbildung des Kantoren- war über mehrere Jahrzehnte Mitglied im Kir- amtliches Engagement über die Dauer von dienstes sowie in der Ausbildung von Organis- chengemeinderat. mehr als 30 Jahren im Chor- und Blasmusikwe- ten und Chorleitern. sen zurückblicken. Er engagiert sich als Vorsit-

Für seine besonderen Verdienste um die Kir- zender des Katholischen Kirchenchores in Hau- Wir gedenken seiner in großer Dankbarkeit. Er chenmusik wurde er im Rahmen eines feierli- sen am Tann, als Chorsprecher der Evangeli- möge in ewigem Frieden Gottes Herrlichkeit chen Gottesdienstes zum „Chordirektor DCV“ schen Kantorei Balingen, als Dekanatssprecher schauen. ernannt. Diözesanpräses Thomas Steiger über- der Chorvorstände im Dekanat Balingen, als brachte die Ernennungsurkunde des Bischofs Vorstandsmitglied im Diözesancäcilienverband Walter Hirt, Diözesanmusikdirektor und lobte in seiner Laudatio den unerschütter- unserer Diözese und im Kirchengemeinderat lichen Glauben Ehrmanns: Wenn Stimmen zu- seiner Heimatgemeinde. Als regelmäßiger Be-

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 55 CHOR NOTEN Die 150 Psalmen des Alten Testaments drücken Jubel, Freu- de, Zuversicht, aber auch Klage, Trauer, Wut und sogar Zwei- fel aus. Bis heute sind sie im ganzen Christentum wie im Ju- dentum präsent und werden weltweit in unzähligen Verto- nungen gesungen. Das Chorbuch Psalmen zeigt die stanze  Die Kölner Chorschule für Kinder stilistische und sprachliche Vielfalt: vom besinnlichen (deutsch) schlichten „Anglican chant“ über russisch-orthodoxe Ho-

REZENSIONEN mophonie bis hin zur virtuosen Motette mit jazzartigen An- In 30 Schritten zum Blattsingen. Die Kölner Chorschule klängen. für Kinder. Set Pia Gensler, Odilo Klasen, Richard Mailänder, Matthias Ebenso breit ist das sprachliche Spektrum: vertreten sind Röttger, Klaus Wallrath englische, französische, deutsche, estländische, isländische Carus. 24074/00 und natürlich lateinische Psalmvertonungen (teils zusätz- lich mit deutschen Singtexten) wie auch Sätze in kirchensla- Das Blattsingen ist eine Kern- wischer und hebräischer Sprache – Transliterationen und kompetenz des Musizierens, singbare deutsche Übersetzungen sind jeweils beigegeben. die auch schon Kindern vermit- Während das Vorwort viele aufführungspraktische Hinweise telt werden kann. Die seit vie- bietet, hilft das ausführliche Register bei der genauen gottes- len Jahren in der Praxis erprob- dienstlichen Zuordnung nach anglikanischer, evangelischer te Kölner Chorschule stützt sich und katholischer (Lesejahr A, B, C) Leseordnung. dabei auf die relative Solmisati- on in Verbindung mit stimm- Herausgeber Stefan Schluck führt seit nunmehr 10 Jahren in bildnerischen Übungen. Die Berlin im NoonSong jede Woche zwei Psalmkompositionen Autoren stellen handliches und auf und hat aus diesem Repertoire von über 800 Werken die übersichtliches Material zur interessantestens Kompositionen in verschiedenen Schwie- Verfügung, das ohne aufwändige Vorbereitung in die regel- rigkeitsgraden zusammengestellt. Mit der dem Chorleiter- mäßige Probenarbeit eingebunden werden kann. Liedbei- band beigegebenenn CD-Einspielung ermöglichen Stefan spiele aus dem geistlichen und aus dem weltlichen Bereich Schuck und sein Ensemble sirventes das Kennenlernen vor lockern die Übungsblöcke auf. Angelegt in 30 Schritten und allem der unbekannteren Psalmvertonungen. für die Verwendung in Kinderchören, lässt sich das Curricu- lum jedoch flexibel anpassen. Durch die variable Präsentati-  onsform der Unterichtsmaterialien ist die Einsatzmöglich- Marco Enrico Bossi (1861-1925) keit unter unterschiedlichsten räumlichen und technischen Voraussetzungen gewährleistet. Missa pro defunctis Erste kirchliche Ausgabe op. 83 (lateinisch) Im Setz (Carus24.074/00) sind neben dem Chorleiterband, Coro SATB, (Harmonium, Org) 38 min der die Stundenabläufe erklärt, die Unterrichtsmaterialien Guido Johannes Joerg in gedruckter Form als Vorlage für Folien, als Plakate sowie Carus 27.304/00 digital als PDF auf der Material-CD enthalten. Für die Kin- der steht ein Hausaufgabenheft mit jeweils einer Übung und Das Requiem von Marco Enrico Bossi ist Platz für Notizen, Belohnungsstempel o.Ä. zur Verfügung eines seiner bedeutendsten geistlichen (in Chorstärke im Set enthalten). Chorwerke und verdient wiederent- deckt zu werden. Marco Enrico Bossi ist der bekannteste italienische Orgelkom-  Psalmen. Chorbuch für gemischte ponist und – virtuose vom Ende des Stimmen 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Er komponierte auch weltliche und geistli-

che Chormusik, die vom A-capella-Satz Stefan Schuck bis hin zum großbesetzten Oratorium reicht. In seiner Missa Carus 02.103/00 pro defunctis op. 83 für gemischten Chor sowie Harmoni-

um- oder Orgelbegleitung ad libitum fasste er die Bestre- Das Chorbuch Psalmen mit über 50 bungen des Cäcilianismus, der kirchenmusikalischen Res- Sätzen aus sechs Jahrhunderten für ge- taurationsbewegung des 19. Jahrhunderts, in eine überzeu- mischten Chor a cappella, teils mit Be- gende Klanggestalt. Die 1892/93 entstandene Erstfassung gleitung von Orgel oder Klavier, ist ei- der Totenmesse hatte Bossi noch zusammen mit einem Kol- ne wahre Fundgrube an Kompositio- legen geschaffen; 1906 ersetzte er die fremden Abschnitte nen verschiedener Stile und Schwierig- durch eigene. Jene Fassung letzter Hand liegt hier als erste keitsgrade. Spannende Neuentde- kritische Ausgabe vor. ckungen bereichern neben Klassikern

der Chorliteratur sowohl Gottesdiens- te als auch Konzerte.

56 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145  Ludwig van Beethoven gen Komposition aus dem Vorjahr legte Schu- fahrung mit dem Gospel-Stil haben, bietet die- (1770 – 1827) bert seiner Vertonung diesmal die deutsche ses Chorbuch von mittlerem Schwierigkeits- Übersetzung von Klopstock zu Grunde. Die grad einen leichten Zugang. Tipps der Heraus-

vorliegende Ausgabe ist die erste quellensichere geber zur Ausführung sowie eine CD-Einspie- Christus am Ölberge Ausgabe dieses Werkes mit komplettem Auf- lung mit einer Auswahl der Arrangements hel- Op. 85 (deutsch/englisch) führungsmaterial. Das Werk im dunklen f-Moll fen beim Einstudieren. Solo STB, Coro SATB (auch Männerchor stellt mit dem Klopstock schen Text Jesus Chris- In ihrer ausdrucksstarken berührenden Erzäh- TTTBB), 2 Fl, 2 Ob, 2 Clt, 2 Fg, 2 Cor, 2 Tr, tus, nicht Maria in den Mittelpunkt der Betrach- lung von Unterdrückung und Leid einerseits Timp, 3 Trb, 2 Vl, Va, Vc, Cb/55 min tung. Mit seinen Fugen, aber besonders im acht- und Erlösung und Freiheit durch den Glauben Carus 23.020/00 stimmigen klagenden Chor „Wer wird Zähren andererseits eignen sich die Spirituals und Gos-

sanften Mitleids“ zeigt sich Schubert auf der Hö- pels für viele Anlässe in Konzert und Gottes- In seinem Passionsorato- he seiner Schaffenskraft – nahezu gleichzeitig dienst. rium Christus am Ölberge entstand seine 4. Symphonie, die „Tragische“. gelang es Beethoven ei- Der Stabat Mater bietet eine dankbare Aufgabe nerseits, an eine Tradition für Oratorienchöre wie Kantoreien, weil der  des 18. Jahrhunderts an- Eine Messe für Västeräs Chor Hauptträger des Werkes ist und die Chor- zuknüpfen, andererseits partien nicht zu anspruchsvoll sind. Die Kom- aber auch die aufblühen- Märten Jansson: Missa Brevis Arosiensis position ist also auch für weniger leistungsstar- de Gattung des deutsch- SATB. Bärenreiter-Verlag ke Chöre ein schöner Einstieg in die chorsym- sprachigen Oratoriums 2019. BA 8527. phonische Musik Schuberts. mit seinem persönlichen Stil zu prägen – die Wiener Aufführungen der Schöpfung und der Märten Jansson hat sich Jahreszeiten von Haydn lagen erst wenige Jahre besonders mit seinen zurück. Er orientierte sich bei der Komposition  Hallelujah, Gospels und Messen inzwischen inter- an der zeitgenössischen Oper und verwendete Spirituals für gemischten Chor national einen Namen ge- z.B. den Text eines Opernlibrettisten, um die macht. Die Missa brevis dramatische Situation des zweifelnden Jesus im in es-Moll und die "Missa Stanlex Engebretson, Volker Hempfling Garten Gethsemane und die Gefangennahme Popularis" erscheinen re- Carus 02.104/00, Chorbuch, Chorleiterband, musikalisch umzusetzen. gelmäßig in Konzertpro- mit CD Man wird Beethovens Werk daher nicht gerecht, grammen. Die neue "Mis- wenn man es als Nachfolgewerke von Grauns sa Brevis Arosiensis" für vierstimmigen Chor a Das Chorbuch Hallelu- Tod Jesu oder gar Bachs Matthäus-Passion be- cappella knüpft stilistisch an diese Werke an. jah. Gospels und Spiritu- greifen will. Beethovens Christus am Ölberge Dabei ist sie durch ihren sehr moderaten als entführt in die faszi- ist weniger geprägt von religiöser andacht als Schwierigkeitsgrad, die überschaubare Länge nierende Welt der African vielmehr von der dramatischen Umsetzung ei- und die positive Grundstimmung auch für Lai- American Folk Songs. Die ner spezifischen Situation des Passionsgesche- enchöre gut zu bewältigen. rund 30 Spirituals und hens in musikalisch tiefempfundenen Szenen. Das Werk ist eine Auftragskomposition für Gospels sind für gemisch- Mit seiner großartigen, geradezu opernhaften den Marienchor in der schwedischen Stadt ten Chor a cappella oder Musik ist das Werk ein unbedingt hörens- und Västeräs (lateinisch Arosia). Auf diesen Ort be- mit Klavier gesetzt. Gele- erlebenswertes, anderes Passionsoratorium – zieht sich der Beiname "Arosiensis". gentlich sind Solostimmen (oder auch eine und in dieser Ausformung zweifellos einmalig kleine Chorgruppe) erforderlich. Die Arrange- in der Geschichte vokal-instrumentaler geistli- ments mit ihren packenden Thythmen, ihrem cher Musik.  Groove, dem Wechsel aus Call and Response, Kleine Kirchenwerke Franz ihren Blue Notes und anderen Elementen aus Schuberts Jazz und Blues können Interpreten und Zuhö-  Franz Schubert (1797-1828) rer gleichermaßen mitreißen. Franz Schubert: Stabat Materg-Moll D 175. Neben amerikanischen Klassikern (Amazing Bärenreiter Urtext. Hrsg. von Rudolf Faber. Stabat Mater grace, Go down Moses, Kumbaya, Deep river, Bärenreiter-Verlag 2019. BA 5656. Partitur, Jesus Christus schwebt am Kreuze D 383 Down by the riverside, Good news, O when the Klavierauszug BA 5656-90, Streicher, Orgel. (deutsch) saints, Nobody knows, Joshua fit the battle of Harmonie. Soli STB, Coro SATB, 2 Fl, 2 Ob, 2 Fg, Cfg, Jericho u.v.a.) finden sich in der Sammlung ei- Franz Schubert: Magnificat C-Dur 486. 2 Cor, 3 Trb, 2 Vl, Va, Vc, Cb/ 37 min nige Entdeckungen aus den Anfängen der Gat- Bärenreiter Urtext. Hrsg. von Stefan Schuck tung. Knapp die Hälfte der Arrangements wur- Rudolf Faber. Bärenreiter-Verlag 2019. BA Carus 70.065/00 de speziell für die Sammlung geschrieben. Jun- 5657. Partitur. Klavierauszug BA 5657-90, ge Komponisten aus den USA (wie Courtney Streicher, Orgel, Har- Im Frühjahr 1816 voll- Carey, Marques Garrett) sowie renommierte Ar- monie. endete der gerade neun- rangeure aus Kanada, Dänemark und Deutsch- zehnjährige Franz Schu- lang (unter ihnen Mark Sirett, John Hobye, Die Edition von Franz bert sein zweites Stabar Thomas Gabriel, Carsten Gerlitz, Gunther Mar- Schuberts „Stabat Mater“ Mater, inmitten einer tin Göttsche und Hans Lüdemann) haben zu D 175 basiert auf der ein- Zeit höchster Produkti- diesem stilistisch äußerst vielfältigen Chor- zig überlieferten Quelle vität. Im Gegensatz zur buch beigetragen. des Stücks: der autogra- ersten, nur fünfminüti- Auch für Chöre, die vielleicht noch wenig Er- phen Partitur des Kom-

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 57  Rezensionen

ponisten. Im Gegensatz zum gleichnamigen an Sänger und Gesangspädagogen wie an alle, Frescobaldi, Zipoli, Martini, Sweelinck, Peeters Schwesterwerk D 383 bedient sich Schubert die sich für Historische Aufführungspraxis inte- und Cabezón hier des Originalgedichts in lateinischer Spra- ressieren. Hrsg. Vom Amt für Kirchenmusik der Erzdiöze- che. ln seiner Vertonung vom April 1815 kon- (1.229 Zeichen) se Freiburg (Leitung: DKMD Godehard Weit- zentriert er sich auf die ersten vier Verse des Tex- hoff) tes - das mütterliche Leiden Mariens. Das „Sta- bat Mater“ gehört zu einer Reihe von Kirchen- musikwerken, die Schubert für seine Heimatge- ORGELNOTEN  Charles-Marie Widor meinde Lichtental komponierte. (1844-1937) Auch die Edition von Franz Schuberts „Magni-  ficat“ D 486 basiert auf der autographen Freiburger Orgelbuch 2 Symphonie No. V pour Orgue Partitur des Komponisten und berücksich- Op. 42,1 tigt erstmalig das von Schubert autorisierte Musik für Gottesdienst, Konzert und Unter- Org/35 min AufführungsmateriaL Sie bietet damit alterna- richt Georg Koch tive Lesarten, die die Aufführungspraxis der da- Georg Koch Carus 18.179/00 maligen Zeit für die heutige Praxis erlebbar Carus 18.076/00 machen. Das großbesetzte „Magnificat“ ent- Nicht von ungefähr ist die stand im September 1815. Wie auch das er- Toccata aus der 5. Orgelsym- Beide Ausgaben basieren auf dem Urtext der folgreiche Frei- phonie Widors bekannteste Neuen Schubert-Ausgabe und bieten ein infor- burger Orgelbuch Komposition. Wer könnte matives Vorwort des Herausgebers mit Hinwei- wendet sich das sich ihrer mitreißenden Verve sen zur Edition. Schuberts originale General- Freiburger Orgel- entziehen? Doch nicht nur bassbezifferung der Partitur wurde im Auffüh- buch 2 vor allem sie, auch die anderen Sätze dieses einzigartigen rungsmaterial modernisiert und den Erforder- an nebenberufli- Werkes der Orgelliteratur nehmen sofort für nissen heutiger Praxis angepasst. che Organistinnen und Organisten, die an- sich ein – der erste mit seinem marschartig – spruchsvolle Stücke mit klarer liturgischer Eig- majestätischen, vielfältig variierten Thema, der nung suchen. Alle liturgischen Situationen sind zweite mit seiner wunderbaren elegischen, über  Aufführungspraxis Solo- bedacht: feierlicher Einzug, Musik zur Gaben- Staccatosechzehntel dahinfließenden Oboen- bereitung und Kommunion, meditative Orgel- melodie, die beiden langsamen Sätze, von de- gesang musik und choralgebundene Stücke für die nen das schwermütige, fast statische Adagio den

Festzeiten des Kirchenjahres. denkbar größten Kontrast zur folgenden trium- Ein Handbuch für das Neben einem breiten Spektrum der deutschen phalen Toccata bildet. Singen alter und neuer und österreichischen Orgelmusik setzen ausge- Die Carus-Urtextedition basiert auf der letzten Musik wählte Werke französischer, englischer, spani- zu Lebzeiten Widors veröffentlichten Ausgabe, Handbuch Aufführungs- scher, italienischer und amerikanischer Kom- Paris 1928/29. Darüber hinaus wurden die Kor- praxis Sologesang. Hrsg. ponisten zusätzliche Akzente. Die Gliederung rekturen berücksichtigt, die der Komponist von Themas Seedorf. nach Orgel-Landschaften spiegelt die interna- nach Veröffentlichung dieser Ausgabe noch an- ISBN 978-3-7618-2345-3. tionale Ausrichtung wieder. Zu den Stücken gebracht hatte. Zudem werden zur Klärung ein- Bärenreiter-Verlag 2019. gibt es überdies kurze Kommentare, die auf die zelner Lesearten frühere Auflagen vergleichend 500 Seiten. Person des Komponisten und auf Fragen der hinzugezogen. Vorschläge des Herausgebers

Registrierung eingehen. zur Ausführung einzelner Stellen runden die Wie singt man ein Lautenlied von John Die Auswahl bietet eine große stilistische Viel- vorliegene Neuedition ab. Dowland? Wo ist ein Portamento ange- falt von der Toccata über das romantische Cha- Cahrles-Marie Widor: Die großen Orgelwerke bracht? Was bedeutet 11Cercar della nota"? rakterstück bis zum Vesper Voluntary. Der ein- Reihe A: Darf man Schubert-Ueder verzieren? Und wie- fache bis mittlere Schwierigkeitsgrad wird ins- - Symphonie II op. 13 no. 2 viel Spielraum haben Interpreten und Inter- besondere den nebenberuflichen Tätigen will- - Symphonie IV op. 13 no.4 pretinnen in Vokalwerken der Neuen Musik? kommen sein. Auch erfahrene Organistinnen - Symphonie V op. 42 no. 1 Das Handbuch gibt Antworten auf diese und und Organisten werden in dieser Edition einige - Symphonie VI op. 42 no. 2 viele andere Fragen. bislang kaum bekannte Schätze der Orgelmusik - Symphonie Romane op. 73 in Vorbereitung Gegliedert nach Jahrhunderten, stellt es die finden. Subskription bei Bestellung der Reihe A: 20 % Vokalpraxis von etwa 1600 bis zur Gegenwart Durch seine Bandbreite wird das Freiburger Or- Rabatt auf den gültigen Ladenverkaufspreis. vor: ln systematischer Weise erschließt es zu- gelbuch 2 auch zu einem wichtigen Kompendi- nächst Aspekte wie Stimmtypen, Gesangsästhe- um für den Orgelunterricht. Ausgewählte Wer- tik, historische Aussprache, Ornamentik und ke sind auf einer CD zu hören, exemplarisch Deklamation - stets mit Bezug auf die zeitge- eingespielt an neu erbauten sowie historischen nössischen Quellen. Darauf folgen kommen- Instrumenten der Erzdiözese Freiburg im Bo- tierte Beispiele aus den verschiedenen Gattun- densee-Raum (Konstanz, Hilzingen) und der gen der jeweiligen Zeit, die das Spektrum vo- Gegend um Karlsruhe. kaler Gestaltungsmöglichkeiten verdeutlichen Mit Kompositionen u.a. von Buxtehude, Pa- und so Interpreten von heute die Grundlagen chelbel, J.S. Bach, Mendelsohn Bartholdy, für die eigenen künstlerischen Entscheidun- Kirchner, Brahms, Rheinberger, Reger, Karg- gen an die Hand geben. Das Handbuch, ver- Elert, Janca, Planyavsky, Stanlex, Worgan, Elgar, fasst von acht Spezialisten, wendet sich ebenso Couperin, Boély, Franck, Widor, Tournemire,

58 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145  Ludwig van Beethoven auch farblich abgesetzte Texte zu verschiedenen Themengebieten wie Noten- und Musiklehre Fünf Stücke für Flötenuhr, Grenadiermarsch sowie Orgelkunde beinhalten. Die Übungen für Flötenuhr sind bewusst einfach gehalten und schreiten Severin Zöhrer langsam voran. Auch hier unterscheidet sich Carus 18.013/00 diese Schule von vielen anderen Orgelschulen, die meistens nach wenigen Kapiteln sehr zügig Mit der seltenen Kombi- fortschreiten. Erfreulicherweise finden sich auf nation „Beethoven und der beigefügten CD neben den Musikstücken Orgelmusik“ bringt die auch erste leichte Gehörbildungsübungen. Das vorliegende Ausgabe fri- sukzessive Erklären der Orgel mit ihren Klang- sche Farbe ins Repertoire. farben, Funktionsweisen und Pfeifenformen in Wie fast alle großen Kom- Wort und Bild (viele tolle Bilder von verschie- ponisten der Wiener Klas- denen Instrumenten) geschieht in einer moder- sik, so schrieb auch Beet- nen Sprache und zeigt viele Facetten dieses ein- hoven für die Flötenuhr, zigartigen Instrumentes auf. Leichte 4-händige also für die beim damaligen Publikum so be- Stücke sowie erste Improvisationsideen runden liebten mechanischen, von einer Stiftwalze ge- den positiven Eindruck ab. Da darf man auf den steuerten und mit Orgelpfeifen versehenen folgenden zweiten Band gespannt sein. Spielautomaten. Die betreffenden Kompositio- nen liegen in der Ausgabe komplett vor, sorgfäl-  tig eingerichtet für den Vortrag auf einer her- Orgelspiel, historisch kömmlichen Orgel. Damit stehen ausgespro- informiert chen charmante Werke bereit, geeignet nicht nur für den Konzertgebrauch, sondern mit ihrer Matthias Schneider: Handbuch Aufführungs- Länge von etwa zwei bis sechs Minuten auch praxis Orgel. Band 1: Vom Mittelalter bis hervorragend im gottesdienstlichen Spiel ein- Bach. ISBN 978-3-7618-2338-5. Bärenreiter- setzbar. Verlag 2019. 267 Seiten. Der Grenadiermarsch steht hier zum ersten Mal überhaupt in einer Bearbeitung (für Orgel zur Wer sich mit der Inter- Verfügung). pretation von Musik aus vergangenen Epochen befassen möchte, Franz Günthner kommt an der histori- schen Aufführungspra-  Carsten Klomp – Orgelspiel xis – und ab sofort an von Anfang an, Bd. 1 diesem Buch – nicht vorbei: Vor der Verwirk- Bonn: Butz-Verlag, 2018 – 103 S. Verlag-Nr. lichung eigener Ideen 2895 steht die Auseinandersetzung mit den Konven- tionen, die für die jeweilige Musik Gültigkeit Mit der neu erschienenen Orgelschule begeht haben. der Heidelberger Professor und Komponist Im ersten Teil seines zweibändigen Kompendi- Carsten Klomp einen vermeintlichen Tabu- ums entwirft Matthias Schneider ein Panorama bruch: Er propagiert einen Lernstart auf der Or- der Orgelspielkunst von den Anfängen bis zur gel ohne mehrjährigen Klavierunterricht im Bach-Zeit, von den norddeutschen Schulen bis Vorfeld. zu den Trends auf der iberischen Halbinsel. Und dass dies durchaus zielführend sein kann, Dabei gibt der Autor, Professor für Kirchenmu- zeigt Klomp gleich im Vorwort auf. In Zeiten sik und Orgelspiel an der Universität Greifs- schwindender zeitlicher Ressourcen bei Kin- wald sowie vielgefragter Organist, auf Grundla- dern fällt manchem Orgellehrer in der Tat die ge der historischen Quellen und seiner reichen Suche nach neuen Schülern immer schwerer. künstlerischen und pädagogischen Erfahrun- Deshalb macht diese Schule von Professor gen eine Fülle von aufführungspraktischen Klomp durchaus Sinn. Auch Erwachsene, wel- Hinweisen, wie die Orgelmusik einer bestimm- che längere Zeit keinen Klavierunterricht genos- ten Epoche oder eine Region angemessen zu in- sen haben und dennoch Orgel lernen wollen – terpretieren ist. Stichwort Organistenmangel – finden hier ei- nen passenden Einstieg für die Orgel, ohne den Umweg über das Klavier gehen zu müssen.

Seine Schule teilt Klomp in 41 Unterrichtsein- heiten, die neben den leichten Musikstücken

DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART 59 60 KIRCHENMUSIKALISCHE MITTEILUNGEN 145