Leonhard Euler. Ölgemälde Von Emanuel Handmann Schlaganfall Und Stirbt Rasch Und Schmerzlos
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Leonhard Euler Autor(en): Emil A. Fellmann Quelle: Basler Stadtbuch Jahr: 1983 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/f109628c-d89d-4d81-a3ea-6f629aa4e5aa Nutzungsbedingungen Die Online-Plattform www.baslerstadtbuch.ch ist ein Angebot der Christoph Merian Stiftung. Die auf dieser Plattform veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung gratis zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online- Publikationen ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des vorherigen schriftlichen Einverständnisses der Christoph Merian Stiftung. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Die Online-Plattform baslerstadtbuch.ch ist ein Service public der Christoph Merian Stiftung. http://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.chhttp://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.ch EMIL A. FELLMANN Leonhard Euler Es ist das Schicksal der Elefanten, Hauptperioden von Eulers Wirken stets kleiner gezeichnet zu werden, als sie in Wirklichkeit sind. 1707-1727 Basel Jonathan Swift 1727-1741 Petersburg 1741-1766 Berlin 1766-1783 Petersburg Prolog Basel, St. Petersburg (Leningrad) und Berlin bis zu seiner sechzehnseitigen <Habilitations- fixieren exakt die drei Punkte der historischen schrifb über den Schall erst zwei kleine Arbei Ebene, auf welcher im Jahre 1983 Leonhard ten von drei bzw. fünf Dmckseiten publiziert, Euler weltweit gefeiert wurde, und der Name und zweitens war sein Lehrer Johann Ber seiner Geburtsstadt - unserer Stadt - ist wohl- noulli der einzige, der die im jungen Leonhard bekannt, ja berühmt in der Geschichte der schlummernden ungewöhnlichen Anlagen zu mathematischen Wissenschaften: die Brüder erkennen vermochte. Als Bernoulli, der nach Jakob und Johann Bernoulli erhellten im aus Newtons Tod (1727) zum ersten Mathemati gehenden siebzehnten Jahrhundert als Dop ker der Welt aufgerückt war, im Jahre 1748 peltem erster Grösse das mathematische Fir einundachtzigjährig starb, berief man nämlich mament, indem es ihnen der mächtig treiben sofort Euler nach Basel, der diesen Ruf jedoch de Keim des Leibnizschen Infinitesimalkal dankend ablehnte: er hatte ein seinem Taten küls - gewissermassen Familiengeheimnis - drang und Genius angemessenes Wirkungs ermöglichte, die Mathematik bis ins nächste feld in der grossen Welt und personifizierte so Jahrhundert hinein weitgehend zu monopoli zusagen die beiden <Mammut-Akademien> sieren. Ihr Glanz sollte erst überstrahlt werden von Berlin und St. Petersburg. Im neunzehn von der <Sonne aller Mathematiker des acht ten Jahrhundert liess die Stadt Basel durch zehnten Jahrhunderts >, wie man Euler ge den Bildhauer Heinrich Ruf (1878) die heute nannt hat, der als Phänomen ebenso einzigar in der Eingangshalle des Bernoullianums ste tig in der Geschichte der Wissenschaften da hende Marmorbüste Leonhard Eulers anferti steht wie seine Vaterstadt am Rheinknie in der gen und benannte eine Strasse nach ihrem Geschichte Europas. grossen Sohn, die - leider wohl nur durch Zu Man tut Basel unrecht mit dem (oft erhobe fall - die Fortsetzung der Leonhardstrasse ist, nen) Vorwurf, Euler ungebührlich schlecht so dass wir heute eine <Leonhard-Euler-Stras- behandelt und sein Genie nicht frühzeitig ge se> haben. Doch als schönsten ( und teuer nug erkannt zu haben, bloss weil man den sten!) Tribut, den die Stadt Basel Leonhard noch nicht zwanzigjährigen Jüngling nicht Euler bis heute gezollt hat, ist wohl der im gleich zum Professor gemacht hat, als er sich 200. Todesjahr erschienene stattliche Ge im Frühjahr 1727 um den physikalischen denkband* zu nennen, der auf 555 Seiten Lehrstuhl bewarb. Denn erstens hatte Euler dreissig Beiträge von neunundzwanzig Ge- 121 lehrten aus zehn Nationen und vier Kontinen <Mathematikerfürsten> und fordert ihn ent ten vereinigt - lauter Arbeiten, die nach dem scheidend durch Hinweise auf die Werke der neuesten Stand der Eulerforschung das unge Meister, vor allem jedoch durch seine persön wöhnlich breit gefächerte Spektrum von Eu liche Unterweisung in den damaligen Front lers wissenschaftlichen Aktivitäten nach ei gebieten mathematischer Forschung. nem wohlüberlegten Plan abdecken. 1727 Euler bewirbt sich mit einer Dissertation Auf nationaler Ebene gedachte man 1979 des <Über den Schall > um die vakante Physikpro grössten Baslers aus dem kleinsten Kanton fessur in Basel, kommt jedoch als erst Zwan mit der kleinsten Banknote grössten Umlaufs zigjähriger nicht in die Ränge. So folgt er ei (die leider mit mehr als nur einem einzigen nem durch die Bernoullis vermittelten Ruf an peinlichen Sachfehler behaftet ist), und die die 1725 von Peter dem Grossen gegründete Edition von Eulers Gesamtwerk, ein Millio Akademie der Wissenschaften in St. Peters nenunternehmen (!), wurde und wird seit burg. Hier wirkt er zunächst als Adjunkt, 1907 nicht nur von der Privatindustrie, son dann seit 1730 als Professor und Akademie dern auch von eidgenössischen Instanzen mitglied (ohne Lehrverpflichtung, wenn man grosszügig unterstützt und gefördert. von der Autorschaft elementarmathemati Man kennt Eulers Grösse wohl: er war nicht scher Unterrichtmittel absieht). Die Haupt nur der weitaus produktivste Mathematiker werke dieser < ersten Petersburger Periodo der bekannten Menschheitsgeschichte, son sind die zweibändige <Mechanik>, die Musik dern auch einer der grössten Gelehrten aller theorie > und die doppelbändige < Schiffstheo Zeiten. Kosmopolit im wahrsten Sinne des rie >, die allerdings erst später im Druck Wortes - er verlebte seine ersten zwanzig Jah erschien. re in Basel, wirkte über dreissig Jahre in St. Pe 1734 Anfang Januar Heirat mit Katharina tersburg und ein Vierteljahrhundert in Berlin Gsell, einer Tochter des in St. Petersburg wir - gelangte er wie nur wenige Gelehrte zu einer kenden Schweizer Kunstmalers Georg Gsell. Popularität und Berühmtheit, wie sie nur et Ende November Geburt des Sohnes Johann wa mit derjenigen von Galilei, Newton oder Albrecht, der als einziger Sprössling Leon Einstein verglichen werden kann. hards Mathematiker und in der Akademie sein Nachfolger werden sollte. Von den insge Kurzvita Leonhard Eulers samt 13 Kindern Leonhard Eulers überleben 1707 am 15. April in Basel als Sohn des refor ihn bloss drei, die ihm jedoch 21 Enkel hinter mierten Pfarrers Paul Euler und der Margare lassen. tha Brucker geboren. 1738 Verlust des rechten Auges durch einen 1720 Leonhard bezieht die Basler Universität, gefährlichen Abszess. welche schon im Jahre 1460 gegründet wurde. 1741 Im Hinblick auf die politischen Wirren Anfänglich studiert er Theologie, orientali im russischen Reich akzeptiert Euler einen sche Sprachen und Geschichte, bald jedoch Ruf Friedrichs des Zweiten an die neu zu Mathematik bei Johann Bernoulli gründende Preussische Akademie (<Berliner (1667-1748), der nach dem Tod von Isaac Akademie>) und siedelt mit seiner Familie Newton (1643-1727) zum weltgrössten Ma nach Berlin über. Dort amtiert er als Präsident thematiker avanciert. Bernoulli erkennt im der Mathematischen Klasse. Maupertuis, der jungen Euler schon früh den zukünftigen sich mit der spektakulären Lapplandexpedi- 122 berühmt gewordenen <Algebra> datiert noch aus der Berliner Zeit. Während dieser Periode unterhält Euler ohne Unterbruch aktive Be ziehungen zur Petersburger Akademie und wirkt als <goldene Brücke> zwischen zwei Akademien mit Weltgeltung. 1766 Das Unverständnis und Fehlverhalten Friedrichs des Zweiten erleichtert Euler die Annahme eines Rufes der russischen Kaiserin Katharina II. nach Petersburg, wo er bis zu seinem Tod verbleibt. 1771 Als Folge einer missglückten Staropera tion verliert der Mathematiker auch sein linkes Auge und erblindet fast völlig. Während der grossen Feuersbrunst in Petersburg wird er mit knapper Not vom Basler Handwerker Peter Grimm aus dem brennenden Haus gerettet. Nun steigert er seine Produktion ins Unvor stellbare: rund die Hälfte seines gewaltigen Opus entsteht in der <zweiten Petersburger Pe- riode>, darunter die dreibändige Hntegralrech- nung>, die ebenfalls dreibändige <Dioptrik> so wie die endgültige Fassung der <Algebra>. 1773 Nach dem Tod der Gattin Katharina heiratet Euler 1776 deren Halbschwester Ab igail Gsell. 1783 Am 18. September erleidet Euler einen Leonhard Euler. Ölgemälde von Emanuel Handmann Schlaganfall und stirbt rasch und schmerzlos. (1756). Aula der Museen an der Augustinergasse in Basel. Eulers Charakter Über den Charakter Eulers äussem sich alle tion von 1736 (Gradmessung zwecks Nach Zeitgenossen und Biographen einhellig: er weis der Abplattung der Erde) einen Namen war ein Sonnenkind, wie die Astrologen sagen gemacht hat, wird Präsident der Akademie; würden, von offenem und heiterem Gemüt, als Wissenschafter jedoch stand er weit unter unkompliziert, humorvoll und gesellig. Ob Euler. wohl in seiner zweiten Lebenshälfte recht In der Berliner Periode entstehen neben Hun wohlhabend, war er in materieller Hinsicht derten von Abhandlungen