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Jan Osmers Die Kirchen im Landkreis Ein Reiseführer Fotos von Barbara Osmers

Carl Schünemann Verlag

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 3 02.02.15 14:15 INHALT

Vorwort ...... 7

1 St. Martin, Otterstedt ...... 10 2 Unser Lieben Frauen, Fischerhude ...... 16 3 St. Christophorus, ...... 22 4 St. Lukas, Posthausen ...... 28 5 St. Matthäus, Stellenfelde ...... 32 6 St. Petri, ...... 34 7 St. Paulus, Oyten ...... 40 8 St. Laurentius, ...... 44 9 St. Matthias, Achim ...... 50 10 St. Ignatius, Achim ...... 54 11 Baden ...... 58 12 St. Sigismund, Daverden ...... 62 13 Zum Guten Hirten, Etelsen ...... 68 14 St. Andreas, Riede ...... 74 15 St. Maria Magdalena, ...... 84 16 St. Cosmas und Damian, Lunsen ...... 90 17 Blender ...... 94 18 St. Michaelis, Intschede ...... 98 19 Oiste ...... 102 20 Dom St. Maria und Cäcilia, Verden ...... 106 21 St. Andreas, Verden ...... 116 22 St. Johannis, Verden ...... 122 23 St. Nikolai, Verden ...... 132 24 St. Josef, Verden ...... 136 25 Zionskirche, Verden ...... 142 26 Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Verden ...... 148 27 Neuapostolische Gemeinde, Verden ...... 150

4 Inhalt

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 4 02.02.15 11:07 28 Baptisten-Gemeinde, Verden ...... 152 29 St. Petri, ...... 154 30 St. Matthäus, Brunsbrock ...... 158 31 St. Jacobi, Wittlohe ...... 160 32 St. Cosmas und Damian, Dörverden ...... 164 33 St. Georg, Barme ...... 170 34 St. Annen, Westen ...... 174 35 Christengemeinschaft, Ottersberg ...... 180 36 Moschee, Ottersberg ...... 182 37 Neuapostolische Gemeinde, Achim ...... 184 38 Gemeindeprojekt Achim e.V., Achim ...... 186 39 Freie Christengemeinde, Verden ...... 188

Die jüdischen Friedhöfe ...... 190 40 Jüdischer Friedhof, Ottersberg ...... 192 41 Jüdischer Friedhof, Achim ...... 194 42 Jüdischer Friedhof, Verden ...... 196

Zeittafel ...... 198 Glossar ...... 201

ERLÄUTERUNG ZU DEN INFO-KÄSTEN

Aller-Radweg · www.allerradweg.de

Weser-Radweg · www.weser-radweg.de

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> Nächstgelegener Bahnhof

Inhalt 5

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 5 02.02.15 11:07 1100 ••••••••••••••••1200 1300 1400 1500

Romanik Gotik

St. Andreas, Riede 14

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Königsdamm Gemeinde ThedinghausenL 331 Öffnungszeiten: So 11– 17 Lage: 23,2 km nordwestlich von Außerhalb der Öffnungszeiten ist Rienstraße Verden, 12,9 km südwestlich der Kirchenschlüssel im Pfarramt

von Achim erhältlich, Kirchenführungen auf K 72 Heiligenbruch

S traße Denkmalsdamm s ü ge m L 331 neknieMw m AnfrageRien ße an der Kreuzung L 103/L 331 in aße Rienstra retdets Okeler Da tr s ednAr ien R Kontakt: Im Alten Lande 32 Donnerstedter Weg hcaB eszloHi Richtung Riede abbiegen, 1,8Felde km et Zum Voßmeyer

L 333 edieHredfuA Felde 27339 Riede > Bahnhof Dreye, 8,1 km; Bahnhof Großer Damm Fel

d erBüro: Mo 9 –12; Do 16 – 18 Achim, 13,8 km; Direktverbin- Dorf st r aß L 333 Tel.: 0 42 94traße -2 67 e

Wittens dung mit demBenekendamm Bus 750 L 331 Am Moo eßartshcurBredleF [email protected] L 333 rgraben Bremen-ThedinghausenAuf der Heide Zur Schneede m m www.kirche-riede.deKleine Moorweide Dr a leke Donnerstedter Weg INFOS & KONTAKT & INFOS

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 74 02.02.15 11:08 1600 ••••••••••••••••1700 1800 1900 2000

Renaissance Barock Klassizismus Historismus Moderne

Die Rieder Kirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist die ein- zige Kirche in der Region, in der mittelalterliche Ausmalungen mit biblischen Bildergeschichten in einer solchen Fülle und Qualität erhalten sind. Aber sie hat noch viel mehr zu bieten. Die stattliche Kirche liegt mitten im Dorf Riede und ist von einem großen baumlosen Friedhof umgeben. Erstmals wurde sie 1185 er- wähnt, nach der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde dann das früh - gotische Kirchenschiff an den um einige Jahrzehnte älteren Turm angebaut. Der Turm besitzt teilweise Eckverzahnungen aus Sand- stein und wurde in späterer Zeit um etwa ein Drittel verbreitert bzw. ausgebessert. Er verjüngt sich nach oben und schließt mit einem schlichten spitzen Kupferdach ab. 1521 erhielt die Kirche im Süden einen querschiffartigen Anbau, die sogenannte »Neue Kirche« mit einer schönen spitzbogigen, Eingangstür und drei spitzbogigen schmalen Fenstern. An der Ostseite befindet sich ein harmonisch ausgeführter steinerner Treppenaufgang zur Empore der »Neuen Kirche«. In der letzten großen Bauphase von 1899/1900 wurde an der Nordseite eine neue Sakristei angebaut und die alte daneben liegende Sakristei zur Kirche hin geöffnet. Beide Gebäude, obwohl aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammend, harmonieren sehr gut miteinander. Die Fenster im Schiff wurden vergrößert, und die sechs Chorfenster erhielten farbenfrohe Glasmalereien mit den vier Evan- gelisten und den Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanch- thon. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen wurden auch die bis dahin unter einer Putzschicht liegenden Fresken freigelegt. Man betritt die Kirche durch ein neugotisch gestaltetes Portal im Turm. Über der Tür ist ein Brustbild des Schutzheiligen St. Andreas mit seinem Attribut, dem X-förmigen Kreuz, gemalt. Der erste Blick in das relativ niedrige Kircheninnere mit den Unmengen an Fresken ist überwältigend. Aber nicht nur die Abbildungen, auch die vielen Ornamente an den Gewölberippen tragen zu diesem großartigen

St. Andreas 75

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 75 02.02.15 11:08 Eindruck bei. Anhand der Bilder – man könnte sie auch »mittelalter- liche Comics« nennen – erklärte der Pfarrer früher der Gemeinde, deren Mitglieder in der Regel Analphabeten waren, die biblische Geschichte. Dass die Bildersprache in Teilen sehr drastisch ausfiel, insbesondere was die Höllenqualen angeht, war Absicht. Schon zu Lebzeiten sollte jeder Einzelne demütig sein, um nicht am Jüngsten Tag den Höllenqualen ausgesetzt zu werden. Im Mittelgewölbe sind vier Szenen der Kindheitsgeschichte Jesu dargestellt. Das erste Bild zeigt Marias Verkündigung der Geburt Christi, in der Mitte ist eine Lilie als Symbol der Jungfräulichkeit zu sehen. Dann folgt die Geburt Christi, die Huldigung durch die Heili - gen Drei Könige und schließlich die Darstellung Christi im Tempel. Höhepunkt sind die Fresken im Chorgewölbe mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts und des Sündenfalls. Im Zentrum aller Figurengruppen steht Christus als Weltenrichter am Tag des Jüngs - ten Gerichts. Er sitzt auf dem Regenbogen und wird von einem man - delförmigen Heiligenschein (Mandorla) eingefasst. Aus seinem Mund zeigt in Richtung Paradies eine Lilie als Zeichen der Unschuld und in Richtung Fegefeuer ein Schwert zum Zeichen der richter- lichen Verdammung. Die freien Gewölbeflächen sind mit eleganten Ranken verziert. Darunter sind gut ein Dutzend Menschen zu sehen, die aus ihren Särgen auferstehen, um sich dem Urteil des Jüngsten Gerichts zu stellen. Ungewöhnlich anschaulich sind die Fegefeuer- und Höllenszenen. Über dem Fegefeuer kniet Johannes der Täufer in einem Kamelhaar- mantel als Fürbitter der Sünder, die aus dem Fegefeuer noch gerettet werden können. Unter den Sündern sind gekrönte Häupter, Bischöfe und Gelehrte, Männer und Frauen, Alte und Junge. Hat man keine Gnade gefunden, führt der unumkehrbare Weg in die Hölle. Mit äu- ßerst drastischen Teufelsfratzen werden die Schrecken der Hölle dargestellt. Die Verdammten werden von den Teufelsgestalten in das

St. Andreas 77

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 77 02.02.15 11:08 Im Zentrum der Fresken steht Christus als Weltenrichter. Er sitzt auf einem Regenbogen und ist von einer Mandorla bzw. Aura umgeben

Die Heiligen Drei Könige

78 St. Andreas

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 78 02.02.15 11:08 1100 ••••1200 ••••1300 ••••1400 ••••1500

Romanik Gotik

St. Maria Magdalena, Thedinghausen 15

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gewnediew Lage: 7,3 km südwestlich vonretyEe Achim, Tel.: 0 42 04-73M 25, direkt neben der

n ielK t K8 naSmA L gaT 16,8 km nordwestlichd von Verden Kirche) erhältlich.an d greb r e rhew Eit A L 354 Kontakt: BraunschweigergewetneeM Straße 18 naSm liegt direkt dan diesem Radweg greb 27321 Thedinghausen K8

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d Kleine Eyter e Büro: Mo u. Di 9.30–11.30; n stic e h ß artSr 750 Bremen-Thedinghausen rh e w d n aL etlA gewlekniW Do 16–18 enepp hgnidehTa bzw. Bus 720 Verden-Theding- Tel.: 0 42 0 4 - 3 0 8 artSresuß e hausen [email protected] Öffnungszeiten: Der Kirchen- www.kirche-thedinghausen.de schlüssel ist im Pfarrhaus oder bei INFOS & KONTAKT & INFOS

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Renaissance Barock Klassizismus Historismus Moderne

St. Maria Magdalena ist eine neugotische Backsteinkirche mit einem auffallend schmalen und 42 Meter hohen Turm aus den Jahren 1867– 70. Sie war das Erstlingswerk des jungen Archi- tekten Ernst Wiehe. Der Innenraum erinnert in seiner Raumkon- zeption an Bauten der Schinkel-Nachfolge. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde erstmals eine Kapelle in The- dinghausen erwähnt. Ein Neubau aus dem Jahr 1610 hielt, wahr- scheinlich kriegsbedingt, nur zwanzig Jahre. Der dritte Bau war eine Fachwerkkapelle mit einem Backsteinturm, beides wurde in den Jahren 1867–70 durch die heutige Kirche ersetzt. Während der lan- gen Bauzeit lernte der aus Braunschweig angereiste Architekt Ernst Wiehe die Tochter des Thedinghauser Arztes, Luise Vetterlein, ken- nen und heiratete sie am 25. November 1869. Die schlanke St.- Maria-Magdalena-Kirche war sein Erstlingswerk, die vierzehn Jahre später von ihm in Sichtweite gebaute Lunser Kirche hat in ihrer Wuch- tigkeit kaum noch eine Gemeinsamkeit mit seinem ersten Gebäude. Die Kirche liegt in der Nähe des alten Amtshofes, der jetzt als Rathaus genutzt wird. Auf dem Vorplatz befinden sich drei sehr zeittypische Ehrenmale für die Toten der letzten drei großen Kriege. Das erste aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 ist als breite Siegessäule gestaltet und trägt die Aufschrift: »Ehrengedächtnis der im Kampfe gegen Frankreich 1870/71 für das Vaterland gestorbenen Krieger aus dem Amte Thedinghausen«. Das Denkmal für die Ge - töteten des Ersten Weltkrieges zeigt einen halb aufge- richteten, unbekleideten Krieger, der sein Schwert schon wieder bereithält. Das dritte Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges steht an der Kirchenwand und zeigt eine trauernde Mutter. Das Relief ist von Ernst Gorse-

Der Kirchenschlüssel

St. Maria Magdalena 85

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 85 02.02.15 11:08 Mahnmale für getötete Gemeindemitglieder in den Kriegen 1870 – 71, 1914 – 18 und 1939 – 45

Dreiteiliges Fenster mit Rippen aus Das Turmportal Sandstein

86 St. Maria Magdalena

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 86 02.02.15 11:08 mann geschaffen, die Namen der 159 Getöteten und Vermissten sind zu beiden Seiten in die Kirchenziegel eingraviert. Das durch Strebepfeiler gegliederte Kirchenschiff hat einen zwei- geschossigen Aufbau und schließt mit einem fünfeckigen Chor ab, der auch durch Strebepfeiler gegliedert ist. Auf beiden Längsseiten hat die Kirche im oberen Geschoss fünf große dreiteilige Fenster mit Rippen aus hellem Sandstein. Darunter befinden sich kleine schma le Fenster. Der Turm, durch den man die Kirche durch ein aufwendiges Portal betritt, ist sehr schmal und 42 Meter hoch. Die Inschrift über dem Haupteingang lautet: »Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« Das Innere ist groß und mächtig, die hohen schlanken Kreuzgrat- gewölbe erinnern an eine Kathedrale – doch wird diese Atmosphäre durch die dreiseitig umlaufenden Holzemporen, die auf sehr weit in den Raum hineinragenden Wandpfeilern ruhen, gestört. Man fühlt sich eingeengt, zumal die unteren Fenster nur sehr klein sind. Die Wandpfeiler wirken ein wenig klobig, sind aber ansprechend abge - setzt. Ein großzügiges Raumgefühl entfaltet sich dagegen auf den Emporen, hier wird der Blick nicht eingeengt, und die großen spitz - bogigen, dreibahnigen Fenster sorgen für einen stimmungsvollen Lichteinfall. Sie sind bleiverglast und mit einem farbigen Rand ab - gesetzt. Hier ist der Kathedralencharakter der Kirche zu spüren, den die Schinkel-Nachfolger erzeugen wollten. Es erscheint merkwürdig, dass sich die prächtigeren Fens- ter oben befinden, während man sich unten mit nur sehr kleinen Fenstern zufriedengab. Kirchenbänke, Emporen, Kan- zel, Orgel und Altaraufsatz sind, typisch für die Kirchen des His- Inschrift über dem Haupteingang torismus, aus dunklem Eichen-

St. Maria Magdalena 87

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 87 02.02.15 14:19 1100 ••••1200 ••••1300 ••••1400 ••••1500

Romanik Gotik

St. Jacobi, Wittlohe 31

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Gemeinde Kirchlinteln L 159 Öffnungszeiten: Mai– 3. Okt. tgl. Lage: 12,2 km südöstlich von Kontakt: Stemmener Straße 8 Verden 27308 Kirchlinteln Otersen liegt direkt an diesem Radweg Büro: Di u. Do 14.30–18.30 > Bahnhof Verden, 12,1 km; Tel.: 0 42 3 8 - 4 95 Bahnhof Dörverden via kg.wittlohe@evlka Allerfähre in Westen, 9,3 km www.kirchengemeinde-wittlohe.de INFOS & KONTAKT & INFOS

45_Kirchen_Inhalt_print.indd 160 02.02.15 14:20 1600 ••••••••••••••••1700 1800 1900 2000

Renaissance Barock Klassizismus Historismus Moderne

Das für das kleine Dorf Wittlohe etwas überdimensioniert wir- kende Äußere der St.-Jacobi-Kirche von 1894 steht in einem starken Kontrast zum warmen und stimmungsvollen Innenraum. Die Einrichtung stammt komplett aus der Erbauungszeit. Die stattliche St.-Jacobi-Kirche ist ohne Frage Mittelpunkt des kleinen, nur etwa 130 Einwohner zählenden Dorfes Wittlohe. Die neugotische Kirche wurde 1894 vom Architekten Karl Börgemann aus Hannover gebaut. Einen ganz ähnlichen Entwurf hatte er fünf Jahre zuvor im Bremer Stadtteil Hemelingen umgesetzt. Die alte romanische Vorgängerkirche blieb in Wittlohe noch eine Zeit ungenutzt neben der neuen bestehen, ehe 1908 das Kirchen- schiff und schließlich zwanzig Jahre später auch der einsam ste- hende Turm abgebrochen wurde. In St. Jacobi befi nden sich unter der Orgelempore historische Fotos aus der Zeit des Nebeneinan- ders. Das Inventar der alten Kirche wurde damals fast vollständig verkauft. Die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Kanzel und die Altarbrüstungen sind heute im Museum Nienburg/Weser zu sehen. Von außen fallen vor allem der hohe Kirchturm, das sehr breite Querschiff mit seinen beiden großen Fenstern nach Norden und Süden und der runde Chor im Osten auf. Die Kirche ist ein zeitty- pischer Ziegelbau und mit dunklen Schindeln gedeckt. Sie liegt in einem großzügigen, ländlich geprägten Umfeld mit einem großen Friedhof, einer Hofstelle, der alten Schule und dem Pfarrhaus. Am südwestlichen Rand des Friedhofs befi ndet sich das schöne ehema- lige Kapitelhaus, ein kleiner rechteckiger Backsteinbau des hohen Mittelalters, der als Gerichtsgebäude des Verdener Domkapitels diente. An der Ostwand ist ein Sandsteinrelief mit Wappen aus dem frühen 16. Jahrhundert zu sehen. Man betritt das Gebäude durch eine mit schmiedeeisernen Be- schlägen geschmückte Tür unterhalb des Turms. Das burgsaalar-

St. Jacobi 161

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