DAV Panorama 2/2011

Wandern im Trentino Rund um die Dolomiti di Brenta

Blickgenuss am Sentiero Brentari: die zentrale Brenta mit dem unverkennbaren Campanile Basso. 40 DAV Panorama 2/2011 Brenta-Dolomiten | Unterwegs

Wandern im Trentino Rund um die Dolomiti di Brenta

Sie steht für hochalpine Klettersteige und klassische Kletterrouten in grandioser Felsszenerie, aber auch für stille, geschützte Bergnatur mit dichten Wäldern und urigen Almen. Den Reiz der ganzen Brenta erlebt, wer den westlichsten Dolomitenstock zu Fuß umrundet. Text und Fotos: Georg Hohenester Foto: Joachim Chwaszcza Joachim Foto:

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Die letzten Leitern am Castiglioni-Klettersteig führen zum Wandfuß der Cima d’Agola und zum Rifugio Agostini.

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um ersten Mal hat mich die Gletscher, zerklüfteten Grate, impo- belschwaden Richtung Cima d’Agola Brenta schon vor über drei- santen Dreitausender-Gipfel und steil und Bocchetta dei Due Denti. Al- ßig Jahren begeistert. Kaum abfallenden Felswände auf spektaku- les dicht. Auf 2859 Meter Höhe müs- den Führerschein in der Ta- lären Höhenwegen und Kletterstei- sen wir heute noch hinauf, und dann sche, waren wir auf Tour gen überwinden. Kletterer haben die- über den Castiglioni-Klettersteig run- Zin Südtirol, schauten von St. Felix im ses Felsdorado schon früher entdeckt ter zum Etappenziel Rifugio Agostini Nonsberg nach Südwesten und wuss- und in den lotrechten Wänden Klet- – nicht gerade ideal bei Schnürlregen. ten nicht recht, welche weiß überzu- tergeschichte geschrieben – an der Ci- Im holzgetäfelten Gastraum genie- ckerten Felsgipfel dort wie ein Boll- ma d’Ambièz, am Crozzon di Brenta, ßen wir rustikale Trentiner Küche, werk in den Himmel ragten. Ein Jahr an der Brenta Alta zum schlürfen einen perfekt später waren wir etwas schlauer und Beispiel oder am sagen- Jetzt können wir in Ruhe aufgeschäumten Cappuc- auf dem berühmten Bocchette-Weg haften Campanile Bas- mittagessen und den cino und blicken auf unterwegs, dem kühn angelegten Ei- so, der eleganten Felsna- Regen abwarten, bevor die Wanderkarte: Ges- senweg, der in einer Höhe zwischen del „Guglia di Brenta“. wir weitergehen. tern Nachmittag sind wir 2500 und 3000 Metern so einzigar- An diesem Wahrzeichen von Madonna über die tig durch den zentralen Teil der Bren- versuchen sich gestandene Kletterer Vallesinella-Hütte zum Rifugio Ai ta-Dolomiten führt. Seitdem habe ich seit der Erstbesteigung 1899 durch die Brentei aufgestiegen. Heute Morgen den Trentiner Dolomitenstock öfter Tiroler Otto Ampferer und Karl Berger. ging es dann auf der Route der Bren- besucht, im Sommer wie im Winter, Vor genau hundert Jahren übrigens, im ta-Trek-Runde auf dem an wenigen und mir jedes Mal wieder vorgenom- Sommer 1911, tanzte Paul Preuß hier Stellen versicherten Martinazzi-Weg men, den kolossalen Block einmal free solo die Ostwand hinauf und den entlang dem Westfuß des Crozzon komplett zu umwandern – dank des Normalweg wieder hinab. di Brenta und der Cima Tosa – mit gut ausgebauten Wege- und Hütten- 3173 Meter höchster Gipfel der Grup- netzes sollte das kein Problem sein. pe – über das Schneefeld der Vedret- Im letzten Frühjahr wurden wir aus Von Bocca zu Bocchetta ta dei Camosci zur Bocca dei Camosci, dem Trentino auf einen neu mar- Wir sputen uns und treten kaum zur Gämsen-Scharte, und hinunter zur kierten Brenta-Rundweg aufmerk- auf die Terrasse des Rifugio XII Apos- Zwölf-Apostel-Hütte. sam gemacht und gefragt, ob das nicht toli, als es zu regnen beginnt. „Glück Es regnet immer noch. Ein italie- ein Thema für DAV Panorama sein gehabt!“, sagt Italo Menapace, unser nisches Pärchen kommt durchnässt könnte. Da brauchte es nicht viele Ar- Bergführer. „Jetzt können wir in Ruhe zur Tür herein und wärmt sich auf. gumente, um nach Madonna di Cam- mittagessen und den Regen abwarten, Nach eineinhalb Stunden zieht es wei- piglio zu fahren und die „Experten- bevor wir weitergehen.“ Skeptisch ter, im Regen. Wir schauen fragend Runde“ des Dolomiti di Brenta Trek schauen wir durch die wabernden Ne- auf Italo, der nur den Kopf schüttelt. auszuprobieren. Durch die Felswände hinter der Agostini-Hütte führt Eisenwege im Felsdorado der lohnende Brentari-Steig. Die Brenta gilt als eine Wiege der „Vie Ferrate“ – die ersten mit Eisen ge- sicherten Wege entstanden dort be- reits Ende des 19. Jahrhunderts, in der Absicht, den Bergtourismus zu för- dern und den Zugang zum hochalpi- nen Felsreich zu erleichtern. Ab den 1930er Jahren errichtete der Trentiner Alpenverein SAT die ersten Abschnit- te der Bocchette-Wege. Sie nutzen die geografische Besonderheit der teilwei- se sehr schmalen und ausgesetzten horizontalen Felsbänder des Brenta- Hauptdolomits geschickt für die Weg- führung und führen von Bocc(hetta)a zu Bocc(hett)a, von Scharte zu Schar- te. So können erfahrene Bergsteiger seit Jahrzehnten die grandiose Fels- welt der Brenta erleben, die kleinen

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Nach einer weiteren Stunde meint DAV Summit Clubs hier logiert hat – schränkt sich auf wenige Hütten, ei- er schließlich: „Jetzt können wir uns wie klein die Welt doch ist. nige Biwakschachteln und Almen, langsam fertig machen, ich glaube, der Die Brenta-Gruppe erstreckt sich et- die sich inzwischen auf Bergwanderer Regen wird bald aufhören.“ Tatsäch- wa 45 Kilometer von Nord nach Süd, einstellen. Wer Einsamkeit und Stil- lich lässt er nach, und als wir durch den mit einer maximalen Breite von gut 20 le sucht, wird hier fündig. Zum Bei- Pappschnee des harmlosen Kilometern. Acht Gipfel spiel in der Campa-Gruppe, durch die Prato-Fiorito-Gletschers Zur vormittäglichen reichen über 3000 Meter, der Brenta Trek Expert auch führt. Seit Richtung Scharte hinauf- Pause blendet uns schon viele weitere über 2800 Sommer 2009 ist diese Route mar- stapfen, scheint kurzzei- die Aussicht auf den Meter. Der größte Teil der kiert. Sie verbindet einige der bekann- tig sogar die Sonne. Italo Campanile Basso. Brenta gehört zum Na- testen SAT-Wege mit wenig began- grinst zufrieden. Er kennt turpark Brenta Adamel- genen Pfaden und Steigen, um auf 90 die Brenta seit Kindertagen wie seine lo und steht seit Jahrzehnten unter Kilometern Strecke mit 8200 Metern Westentasche, offenbar inklusive ihrer Schutz. Der zentrale und südliche Teil Höhenunterschied die Gebirgsgrup- Wetterkapriolen. So können wir trotz umfasst die bekannten Felsgipfel. Hier pe zu umrunden. Offiziell sind elf noch ziemlich nasser Felsen und Lei- sind die meisten Besucher unterwegs, Etappen ausgewiesen, die erfahrene tern die 200 Höhenmeter auf dem Cas- nutzen das dichte Wegenetz inklusive und gut trainierte Bergsteiger in sechs tiglioni-Klettersteig durch die senk- der spektakulären Klettersteige und bis sieben Tagen erwandern kön- rechte Wandflucht der Cima d’Agola die gut geführten Berghütten. nen. Die anspruchsvollen Teilstre- problemlos zur Agostini-Hütte hinab- cken lassen sich über leichtere Varian- turnen. In der stattlichen, 1995 reno- ten umgehen, einige Abkürzungen/ vierten Hütte des SAT Trento beziehen Brenta Trek Expert Querverbindungen und verschiedene wir Lager und erfahren beim Abendes- Der nördliche wie der östliche Teil Einstiegsmöglichkeiten rund um den sen von Hüttenwirt Roberto, dass zwei der Brenta dagegen ist deutlich we- Gebirgsstock erlauben eine Planung Tage zuvor eine Klettersteiggruppe des niger besucht, die Infrastruktur be- nach individuellem Gusto.

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Brentatrekking – ein starkes Stück Natur

Linke Seite: Hinter dem Passo Clamer „Zwischen stillen Almwegen und legen- tenreich empfinde ich den Weg zur Malga, beginnt die stille Brenta. Rechte Seite: dären Hochgebirgshütten“ – zunächst bin die am Abend, wenn die Tagesgäste wie- beeindruckende Wegführung am Sentiero Brentari (l.o.); am Beginn ich meist skeptisch, wenn in mitteleuropä- der ins Tal abgestiegen sind, spätestens des langen Abstiegs ins Val Perse (u.); ischen Regionen ein „klassisches“ Trekking beim üppigen Trentiner Hüttenschmaus je- die urige Malga Spora im Morgen- licht (r.o.). angeboten wird. Für mich gehören zum den überzeugt. Einblick ins Almleben bie- Trekking die Annäherung, der Weg zum tet die Käserei, Kanadafeeling vermitteln Ziel und natürlich auch der Blick hinter die Bärenspuren und die weiten Wäl- die Kulissen. Von unserer Erkundungsrun- der. Italo, der die Touren führen wird, ist de quer durch die Brenta auf den Spuren hier aufgewachsen und hat viel zu erzäh- des „neu geschaffenen“ Brentatrekkings len. Dabei geht es nicht vorrangig um die war ich mehr als angetan. Denn vieles, sportlichen Aspekte, sondern ums „Heran- was ich vorfand und erlebte, hat mich führen an den Berg“. Nicht sofort ins Klet- dann doch an ein klassisches Trekking er- tersteigset geschlüpft und ab auf die Lei- innert. Die stärksten Momente dieser Tour, tern, sondern ganz bewusst sich annähern die auch als geführte Trekkingwoche beim und den Blick öffnen für die stille Schön- DAV Summit Club in Zusammenarbeit mit heit. Ein überzeugender Aspekt für all die- Trentino Marketing und DAV Panorama an- jenigen, die nicht nur Klettersteig-Aben- geboten wird, sind für mich die Wege über teuer suchen. Und spätestens dann, wenn den Monte Peller mit dem atemraubenden man an einer der Eisenleitern ansteht oder 360-Grad-Blick, dann über den Passo Pra von hinten die ach so aktiven „Powerstei- Castron zur Malga Tuena und am nächsten ger“ pushen, wird man sich nach der Stille Tag zum Rifugio Graffer. Das sind zwei Ta- der ersten Tage zurücksehnen. Also: Genie- ge mit einem grandiosen Auftakt in abge- ßen Sie das Brentatrekking von Anfang an legener Stille – ein Trekking-Erlebnis vom – der Weg ist das Ziel!

Feinsten. Kein Gepäckservice – und Kana- Joachim Chwaszcza, Spurensucher weltweit da lässt auch grüßen. Imposant und fin- beim DAV Summit Club

Am Sentiero Orsi Am nächsten Morgen strahlt die Son- ne von einem wolkenlosen Himmel. Wir brauchen nicht lange zu überlegen, um Italos Vorschlag zu folgen und den Sentiero Brentari mit seinem kurzen, anregenden Klettersteig in unser Ta- gesprogramm einzubauen. Zur vormit- täglichen Pause sitzen wir schon über dem unteren Tosa-Gletscher und lassen uns von der Aussicht auf Cima Marghe- rita, Campanile Basso (Guglia) und Ci- ma Brenta Alta blenden. Nicht zu lan- ge, denn Italo drängt und will sich nicht recht äußern, was die heutige Strecke Chwaszcza Joachim Foto: angeht. „Wir werden sehen, aber es ist ein weiter Weg.“ So fällt auch die Mit- tagspause im geräumigen Rifugio To- sa T. Pedrotti eher knapp aus und wir schwenken bald auf den Sentiero Or- si ein, der eine Etage unterhalb der Boc- chette-Wege die Kare der Ostabstür- ze aller zentralen Brentagipfel quert, von der Alta bis zur Cima

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Die „Experten-Runde“ um die Brenta führt Charakter über neunzig Kilometer Strecke und gut Hochalpine, teilweise anspruchsvolle Tour, 8000 Höhenmeter in fünf bis sieben Ta- die Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, gute gen um den westlichsten Dolomitenstock. Kondition und auch Klettersteigerfahrung In einer durchschnittlichen Höhe von 2000 erfordert. Klettersteigsets kann man auf Metern folgt man im südlichen und zen- den Hütten ausleihen (vorher erkundigen), tralen Teil bekannten Höhenwegen und für die Schneefelder/Gletscher sind ggf. Klettersteigen von Hütte zu Hütte, im we- Steigeisen/Pickel notwendig. nig bekannten östlichen Teil nächtigt man in Almen. Der Einstieg in die durchgängig Übernachtung beschilderte Strecke ist an verschiedenen n Rif. Graffer, Tel.: 0039/0465/44 13 58 o. Stellen möglich, bezeichnete Varianten er- 0039/(0)348/410 58 77, rifugio@graffer. lauben die Umgehungen anspruchsvoller com, www.graffer.com Abschnitte oder Abkürzungen, die zumal n Rif. Tuckett, Tel.: 0039/0465/44 12 26 o. in der wenig erschlossenen Almregion im 0039/0465/50 72 87, Nordosten durchaus Sinn machen. [email protected] n Rif. Ai Brentei, Tel.: 0039/0465/44 12 44 o. Anreise 0039/(0)328/757 14 63, info@rifugio bren- n Mit der Bahn über Bozen nach Trient. tei.it, www.rifugiobrentei.it Von dort per Bahn ins Valle di Non oder n Rif. XII Apostoli, Tel.: 0039/0465/50 32 mit Bus Richtung Paganella/Molvenosee; 18 o. 0039/(0)339/807 57 56, rifugio@ Info unter www.trenitalia.com, dodiciapostoli.it, www.dodiciapostoli.it www.ttspa.it n Rif. S. Agostini, Tel.: 0039/0465/73 41 38 Almidyll mit Brenta-Panorama – von n Über die Brennerautobahn bis zur Aus- o. 0039/(0)348/715 25 89, info@rifugio der Terrasse der Malga Tuena will fahrt San Michele all’ Adige/Mezzocorona, agostini.com, www.rifugioagostini.com man gar nicht aufbrechen; einsame Weite in der Campa-Gruppe (l.u.); Richtung Cles, Madonna di Campiglio, je n Rif. Tosa T. Pedrotti, Tel.: 0039/0461/94 oberhalb der Malga Campa bietet nach Einstiegsort. 81 15, [email protected], sich eine fantastische Aussicht (r.u.). www.rifugiotosapedrotti.it n Malga Spora, Tel.: 0039/(0)339/278 79 80 n Agritur Malga Tuena, Tel.: 0039/(0)348/ Brenta. Fantastisch weite Ausblicke er- 369 57 92 o. 0039/(0)338/178 32 21, limo laubt dieser Höhenweg, den außer uns [email protected], www.malgatuena.net an diesem Nachmittag nur eine Gruppe n Rif. Peller, Tel.: 0039/0463/53 62 21 o. Holländer in voller Klettersteig-Rüs- 0039/(0)336/21 60 05, [email protected] tung nutzt – als Rückwegvariante nach Begehung der Ferrata ein Stockwerk Karten höher. n AV-Karte 51, Brentagruppe, 1:25.000 n 4Land 129, Gruppo di Brenta, 1:25.000 Durch das Val Perse Literatur Am Aussichtspunkt an der Schulter n Franz Hauleitner: Brenta mit Adamello, zwischen Punta Mezzena und Naso dei und Paganella. Bergverlag Rother Massodi trinken wir einen Schluck und n Mark Zahel: 50 Touren Trentino Italo deutet mit der Hand weit nach Gardasee Adamello Brenta-Dolomiten. drüben, auf einen unscheinbaren Sattel Bergverlag Rother gegenüber: „Das ist der Passo Clamer. Und dahinter liegt die Malga Spora, wo Info wir heute übernachten. Aber erst ein- n www.dolomitibrentatrek.it (inkl. der mal müssen wir noch ein gutes Stück Etappen, mit allen Varianten, Broschüren- nach Norden, dann den Talschluss des Download) Val Perse ausgehen und bis in den Tal- n Trentino Marketing, Via Romagnosi 11, boden Vallazza absteigen. Und wieder I–38100 Trento, Tel.: 0039/0461/21 95 00, zum Pass hinauf.“ Wir schlucken. Gute [email protected], www.trentino.to vier Stunden haben wir schon auf dem DAV Panorama 2/2011 Brenta-Dolomiten | Unterwegs Foto: Joachim Chwaszcza Joachim Foto:

Buckel, bis zum Pass sind es geschätzte Einen derart zäh dem Gebirge ab- ewig weit ausladenden Amphitheaters zweieinhalb bis dreieinhalb, danach getrotzten Steig in einer so ursprüng- aus riesenhaften Felsabstürzen, die sich noch einmal …? So flott es die großen lich-wilden Landschaft im Abstieg und im an- Rucksäcke zulassen, marschieren wir wird man nicht oft fin- Italo deutet auf einen schließenden mühsamen weiter, queren das gesicherte abschüs- den in den Alpen. Zwar unscheinbaren Sattel Aufstieg zum Passo Cla- sige Band der „Sega Alta“, die massige lästern wir auf den etwa gegenüber: „Das ist der mer ergeben, brennen Ostwand der Cima Brenta, lassen die 800 Höhenmetern hi- Passo Clamer …“ sich ins Hirn. Trotzdem Abzweigung hinauf zur Bocca del Tu- nab nicht zu knapp über empfiehlt es sich nicht, ckett links liegen und beginnen auf dem das Val Per(ver)se und seinen „sen- wie wir aus Zeitersparnis zwei Etap- Sentiero del Val Perse abzusteigen. tiero“ – aber genau die Eindrücke des pen auf einen Tag zu legen: Die Strecke

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stiegen und auf dem Almgelände der Malga Campa Richtung Val Scura ab- gebogen. Der Abstieg über das gro- be Blockgelände des „dunklen Tales“ ging zwar noch mal in die Knie, kürzte aber einen gehörigen Schlenker der Brenta-Trek-Runde nach Norden ab. Im dichten Waldgebiet oberhalb des Tovelsees wandern wir durch Bä- renland – Kanadas endlose Nadelwäl- der lassen grüßen. Aufmerksam spä- hen wir beim Aufstieg vom Talboden Pian della Fontanella zur Malga Tuena vom Rifugio Tosa T. Pedrotti zur Mal- Brenta ihren Lebensraum. Dank des nach rechts und links – vielleicht ent- ga Spora genügt vollauf für einen üppig Projekts „Life Ursus“, das um die Jahr- decken wir ja Spuren von Meister Petz. ausgefüllten Tourentag. tausendwende einige slowenische Bä- „Schaut mal, da oben, eine Höhle…“, ren erfolgreich hierher umsiedelte, bemerkt Italo. Tatsächlich finden wir scheint das Überleben der Populati- im steilen Bergwald nicht weit vom Im Land der Bären on gesichert. Zumindest gibt es regel- Wegpfad einen geräumigen Felsvor- Am Passo Clamer beginnt die Cam- mäßig Nachwuchs, der allerdings hin sprung mit einem ziemlich großen pa-Gruppe, die wenig besuchte, die und wieder auch seine Kinderstube Tatzenabdruck im sandigen Boden – einsame Brenta. Nur vier Kilome- verlässt und auf Wanderschaft geht – und daneben einen Baum mit eindeu- ter lang ist diese Bergkette, mit un- der Fall des in Bayern vor einigen Jah- tigen Kratzspuren. Zumindest sind sie bekannten Gipfeln bis über 2600 Me- ren erschossenen „Problembärs“ Bru- für uns Hobby-Zoologen eindeutig. ter Höhe und grünen Talsenken. Auf no machte bekanntlich Schlagzeilen. Der stille Zauber des Tages wird erst den weiten Wiesenmatten stehen seit Heute Morgen sind wir von der unterbrochen, als wir dem Almgelän- Jahrhunderten genutzte Almen, ein- urigen Malga Spora durchs freund- de der Malga Tuena näherkommen. Es gerahmt von dichtem Wald. In dieser liche Val dei Cavai, das „Tal der ist Wochenende und die Sonnenter- stillen Ecke haben die Braunbären der Pferde“, zur Sella di Montòz aufge- rasse ein angenehmes Ausflugsziel für

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Familien – 700 Höhenmeter oberhalb bauen. Am Einschnitt des engen Val des Tovelsees. Die Kinder tollen auf Formiga, des „Ameisentals“, geht es den Almwiesen herum, die Eltern ge- noch einmal schweißtreibend zur Sa- nießen bei hausgemachtem würzigem che, dann ist das Hochplateau Pian del- Käse und feinem Speck die Sonne. Die la Nana erreicht, eine weitere entlegene Ruhe kehrt erst zurück, als die Aus- Brenta-Perle, eingerahmt von groß- flügler ins Tal aufbrechen und nur we- zügigen, rundkuppigen Berggestalten, nige Übernachtungsgäs- über die die Brenta-Trek- Hoch über dem Val di Sole setzt der Monte Peller den nördlichen Endpunkt te zurückbleiben. Lange Die Kinder tollen auf Route Richtung Madon- der Brenta; vor dem Aufstieg über sitzen wir und schauen den Almwiesen herum, na zurückführt. Nach kur- den Südwestkamm bietet die Malga zurück auf die Campa- zer Stärkung auf der Malga Tassulla Rastmöglichkeit – hinten die die Eltern genießen Hochfläche der Pian della Nana. Gruppe, die sich in die Käse, Speck und Sonne. Tassulla starten wir zum Bilderbuchlandschaft des allerletzten Aufstieg: 300 Brenta-Panoramas fügt. Stundenlang unschwierige Höhenmeter führen zum waren wir heute unterwegs und haben Monte Peller hinauf, von dessen Gip- nur einen einsamen Schäfer getrof- felwiese sich ein grandioser 360-Grad- fen und vier hagere Italiener, die im Blick auftut: zurück auf die nördlichen kurzen Höschen und Netzhemd ihr Brenta-Berge, auf Adamello und Presa- Berglauftraining absolvierten. nella, die Ortleralpen, den Nonsberg, Unsere letzte Brenta-Trek-Etappe die Palette der Dolomitenstöcke im Os- führt von der Malga Tuena zum Rifu- ten. Und weit unten schlängelt sich die gio Monte Peller ganz im Norden der Straße durch das Val di Sole. Wir haben Gruppe. Schmal schlängelt sich der gar keine Lust, hinabzusteigen und nach Pfad durch üppig-grüne, steile Berg- Hause zu fahren. Viel lieber würden wir wiesen, über denen sich malerisch die umkehren und den Ring schließen auf Felsabstürze der Pale della Valina auf- der Runde um die Brenta. o

Einmaliger DAV-Mitglieder-

Foto: Joachim Chwaszcza Joachim Foto: Preis: € 598,- Brenta-Trekking-Testival

Erleben Sie die wilde Schönheit der Brenta wäh- Grostè zum Rifugio Graffer führt. Dort erhalten Sie Voraussetzungen und Leistungen rend einer Trekking- und Klettersteigwoche – Ihr Klettersteigset und die notwendige Ausrüs-  Teilnehmer: 6 - 8 ein außergewöhnliches Programm für Pano- tung für die nächsten Tage. Italo gibt erste Tipps  Gute Kondition für Gehzeiten von 6-8 Stunden Bergerfahrung und Lust, auch einmal Klettersteige rama-Leser, ausgearbeitet von DAV Panorama, und führt in Praxis und Technik des Klettersteig-  auszuprobieren DAV Summit Club und Dolomiti Brenta Trek. gehens ein. Über den normalen DBT-Weg oder  Begleitung durch einen staatlich geprüften Bergführer, den SOSAT-Klettersteig erreichen Sie am Tag vier vorgesehen ist Italo Menapace Das Testival umfasst sieben abwechslungsreiche das Rifugio Ai Brentei, am fünften Tag über die  6 Übernachtungen mit Halbpension in 5 Berghütten Tage, klassisches Brentatrekking mit einigen Vedretta dei Camosci und die Via Ferrata Castigli- und einem Almbetrieb inkl. Frühstück u. Abendessen Reiserücktritt-/Abbruch-/Kranken-/Haftpflicht- der schönsten und nicht zu schwierigen Kletter- oni das Rifugio Agostini. Der sechste Tag bringt  versicherung steige, geführt vom einheimischen IVBV-Bergfüh- über die Ferrata Brentari zum Rifugio Tosa T. Pe-  Klettersteigset und Ausrüstung im Verleih inklusive rer Italo Menapace, der für den DAV Summit Club drotti und über die Bocca di Brenta zum Rifugio  Transfer zum Rifugio Peller am ersten Tag und nach schon viele Touren in den Südalpen geführt hat. Ai Brentei zurück. Nach der letzten Übernachtung Cles/Bersaglio am letzten Tag Sie starten von Bersaglio in Richtung Rifugio Pel- und Abgabe der Leihausrüstung wandern Sie am  „Dolomiti di Brenta Trek"-Wanderkarte 1:25.000 „Dolomiti di Brenta Trek"-Baumwolle-Innenschlafsack ler. Hier beginnt der Trekkingteil, der in zwei Ta- siebten Tag gemächlich an den Vallesinella-Was-   „ Dolomiti di Brenta Trek"-Funktionsshirt ­­­­ gen auf einsamen Steigen in das Herz der Bren- serfällen vorbei nach Madonna di Campiglio. Die ta-Dolomiten zur ersten Nacht auf der Malga Tour endet mit dem Transfer zum Ausgangspunkt Anmeldung über Tuena und über die Malga Flavona und den Passo bei Bersaglio nahe Cles. DAV Summit Club Tourcode: KWBRE Tel. 089/64 24 0-194 www.dav-summit-club.de Termine:  25. Juni mit 1. Juli  30. Juli mit 5. August  3. mit 9. September