technikdenkmale Technikdenkmale im Alb-Donau-Kreis

Inhalt Spurensuche der technischen Entwicklung

Rechtenstein S 6 - 10 Technikdenkmale sind wichtige Mit dieser Broschüre möchten S 11 Zeugen der Zeitgeschichte. wir die Erinnerung an frühere S 12 Sie dokumentieren eindrucksvoll, ­Zeiten aufrecht erhalten und für S 13 - 14 wie unsere Vorfahren vor bereits jüngere Generationen erlebbar Öpfingen S 15 100 Jahren oder auch schon machen. Die Zeitzeugen der Tech­ S 16 ­früher Erfindungen und Entwick­ nikgeschichte sind nur noch an Allmendingen S 17 - 19 lungen vorangetrieben haben, wenigen Objekten im Landkreis S 20 - 22 um in der Landwirtschaft, im Ge­ ersichtlich. Diese Broschüre soll S 23 werbe und in der Industrie, bei Ihnen helfen, sich auf Spuren­ S 24 - 25 der Energieerzeugung oder beim suche zu begeben und nebenbei S 26 Transport von Gütern und Waren die Landschaft auf der Alb und S 27 die damaligen Bedingungen stän­ entlang der Donau zu entdecken. S 28 - 31 dig zu verbessern. Viele Relikte Albwasserversorgung S 32 - 37 dieser Zeit sind die Vorläufer un­ Die Broschüre Technikdenkmale S 38 - 42 serer heutigen Technik, die sich wurde gefördert durch die Ober­ -Berg S 43 häufig nicht grundlegend verän­ schwäbischen Elektrizitätswerke Oberes Schmiechtal S 44 - 45 dert hat, wie etwa bei Wasser­ (OEW). Blaubeuren S 46 turbinen, Windrädern oder der S 47 Zementherstellung.

2 3 Alb-Donau-Kreis Die Schwäbische Alb ist seit 2002 Nationaler GeoPark und seit 2004 auch ­Europäischer und UNESCO Geopark. Ein Geopark ist ein Gütesiegel für be­ Gerstetten Würzburg sonders heraus­ragende Landschaften, die ein bedeutendes geologisches, ­archäologisches und kulturhistorisches Erbe enthalten. www.geopark-alb.de Schalkstetten 117 Stuttgart Stubersheim Lokalbahn /Alb Amstetten 118 Urspring Albbähnle Lone­ 7 quelle Lone Lindenau 60 Oppingen Westerstetten 61 Westerheim 8 Breitingen B 10 Lone Lone Nau­ LANGENAU LAICHINGEN quelle Landeswasser­ 119 versorgung

Dorn­ Nau stadt Beimer­ 65 Berghülen stetten B 19

Lautern 64 120 8 Lauter­ 62 63 quelle LEIPHEIM Kl. Lauter B 10 8 B 28 BLAUBEUREN MÜNSINGEN München Blautopf DONAU Blau 121 Blau Technikdenkmal Gunders­ Urspring Ach NEU­ULM hofen Schmiech­ Hütten Ach­ quelle quelle SCHELKLINGEN B 311 Iller Tourist Information Tal- Teurings- Schmiechen steußlingen hofen B 28 B 465 B 492 GeoPark Infostelle ERBACH

Allmendingen 122 Schmiech SENDEN Iller

Öpfingen 7 123 EHINGEN DONAU Große Lauter Schloss Mochental VÖHRINGEN B 30 Weihung Lauterach B 311 Berg MUNDERKINGEN Rechten- B 465 stein Iller LAUPHEIM ILLERTISSEN Ober- Unter- Rotten- 124 marchtal marchtal acker

DONAU Kempten

4 5 Rechtenstein

Rechtenstein Holzstofffabrik

Rechtenstein Holzstofffabrik

Das malerisch im engen Tal der Donau lie­ Mit dem Bau des Fabrikgebäudes Das Kraftwerk besitzt drei gende Rechtenstein bietet ein anschauliches wurde 1905 begonnen. Bei Holz­ Francis-Schacht­turbinen mit je Beispiel für Industrie- und Technikgeschichte stoff handelt es sich um fein ge­ 9 cbm/s von 1905; Steuerung, auf dem Land. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts mahlenes und aufgeschlämmtes ­Generator und Getriebe wurden entschieden sich zwei Göppinger Fabrikanten Holz. Es ist ein wichtiger Rohstoff 1975 erneuert. zur Gründung von Fabriken in Rechtenstein: zur Papierherstellung. Das Kraftwerk leistet 280 kW und Hermann Krum für eine Holzstofffabrik, In der west­­lichen Gebäudehälfte erbringt 1,8 GWh im Jahr. ­Bernhard Gutmann für ein Zementwerk. wurden Vorrichtungen zur Sortie­ ­Während Gutmann sein Zementwerk zügig rung des Holzstoffes aufgestellt, Elektrische Rollbahn aufbaute und 1903 in Betrieb nahm, zögerte im öst­lichen befinden sich drei Krum mit dem Baubeginn. 1905 verkaufte er Tur­binen, die die Schleifer zur Die Gleise der elektrischen Roll- schließlich die Mühle und die Baukonzession Holzzerkleinerung antrieben. bahn für den Transport des Roh- an den Papierfabrikanten Jakob Kraemer Ihr Laufraddurchmesser beträgt stoffs Holz und des Produkts aus Scheer bei Sigmaringen. 2 m, die Schaufelhöhe 0,77 m, ­Holzstoff führen vom Fabrikge­ die Einlassfallen­ ­besitzen eine bäude zum Bahnhof. Im Juni 1922 Die Geschichte der beiden Unternehmen lädt Breite von 4,80 m. ging sie in Betrieb. Eine von der zu einem Spaziergang von der Holzstofffabrik Bei 15 cbm/s leisten die Turbinen Maschinenfabrik Esslingen er­ in Rechtenstein zum Kraftwerk Alfredstal 408 PS. Im März 1906 nahm die baute elektrische Lokomotive bei Obermarchtal ein. Holzstofffabrik den Betrieb auf, mit den Maßen 1,40 m Breite und die 1993 ihre Tore schloss. 2,20 m Länge zog die Wagen. Der Strom wird seither in das Die Betriebsspannung betrug ­­ Netz der EnBW eingespeist. zwischen den Polen 220 Volt. Das Gleis und zwei Gittermasten sind erhalten geblieben.

6 7 Rechtenstein Rechtenstein

Transformatorenstation Villa Incanto

Transformatorenstation Villa Incanto

Wenige 100 m nach dem Bahnhof Eine Freileitung führte zum Brühl­ Wir gehen die Brühlhofstraße steht links am Hang die 1912 im hof und zur Villa Kraemers, eine entlang und erreichen etwas für ein solches Gebäude unge­ zweite zu einem neu errichteten ­außerhalb des Orts nach dem wöhnlichen historisierenden Stil Schuppen auf dem betriebs­ Brühlhof das ehemalige reprä­ errichtete Transformatoren­ eigenen Holzplatz am Bahnhof. sentative Wohnhaus Bernhard station, die in einem mit Zinnen Die Hauptleitung führte auf den Gutmanns (Brühlhofstraße 60), versehenen­ Turmbau unter­ Sommerberg, von wo aus die das er nach den Plänen des gebracht war. Die Hochspannung Holzstofffabrik und das Dorf mit ­Göppinger Architekten Karl von 3 000 Volt wurde auf eine Strom versorgt wurden. Kübler bauen ließ. ­Niederspannung von 220 Volt Das im Stil des ausgehenden (Drehstrom mit 50 Perioden) ­Historismus vielgestaltig geglie­ transformiert. derte Gebäude besitzt ein massiv gemauertes Erdgeschoss und darüber einen Fachwerkbau, der im Obergeschoss mit Schindeln verkleidet ist. Später erwarb dann der Holzstofffabrikant Kraemer die Villa.

8 9 Rechtenstein Obermarchtal

Trockenofen des Zementwerks Turbinen- und Generatorenhaus Kraftwerk Alfredstal

Ruine des Zementwerks Kraftwerk Alfredstal

An der Villa Incanto führt links Die Ruine der 1899 abgebrann- In den ersten Wochen des Jahres der Weg zu den imposanten Rui­ ten und erstmals 1258 bezeugten 1903 war das Wasserkraftwerk nen des Zementwerks, vor allem ­Klostermühle in Obermarchtal Alfreds­tal fertig gestellt. der in Beton ausgeführte Sockel an der Donau erwarb 1900 der des Trockenofens beeindruckt. Göppinger Textilfabrikant 1910 erwarb der Papierfabrikant Die Zementfabrik bestand aus ­Bernhard Gutmann. Jakob Kraemer das Wasserkraft­ ­einem Ringofen, dessen Schorn­ werk Alfredstal, das die Holzstoff­ stein 70 m in den Himmel ragte, Am 95,5 m langen Wehr der ehe­ fabrik und die Gemeinde Rechten­ zwei Trockenöfen, einem Klinker­ maligen Klostermühle beginnend stein von 1912 an mit Strom ver­ schuppen, einer Zementmühle wurde ein rund 1100 m langer, sorgte. Seit 1993 wird der Strom und einem Zementmagazin. 15 m breiter und 2 m tiefer Kanal in das Netz der EnBW einge­ 1903 nahm sie ihre Produktion in östlicher Richtung dem Talhang speist. Das Kraftwerk besitzt drei auf und gab rund 100 Menschen entlang von Italienern gegraben, Francis-Turbinen mit je 8 cbm/s; Arbeit. Anfang 1904 ging weshalb er im Volksmund noch eine Turbine mit Holzkammrädern Bernhard Gutmann in Konkurs heute den Namen „Canale stammt aus dem Jahr 1905. und die Süddeutsche Cement­ ­grande“ trägt. In das im Grün­ Das Kraftwerk leistet 450 kW und verkaufsstelle in Heidelberg derstil erbaute­ Turbinen- und erbringt 2,5 GWh im Jahr. ­(heute Heidelberger Zement) ­Generatorenhaus wurden drei übernahm das Zementwerk und ­Reaktionsturbinen mit je einem Info l Elmar Reitter Wasserkraft­ das Wasserkraftwerk Alfredstal. Laufraddurchmesser von 2,40 m anlagen, Besichtigung möglich, Am 27. Oktober 1904 zerstörte ein ein­gebaut. Bei 15,5 cbm/s er­ Telefon 07375 / 92 23 69 Brand die Zement­fabrik. brachten sie eine Leistung von (Wolfgang Bechny). 568 PS. Die Fallhöhe beträgt www.mum-wasserkraft.de 2,70 m. Trockenofen des Zementwerks

10 11 Munderkingen Rottenacker

Der Enkel Karl Mohns, Karl Fried­ rich Mohn, setzte dagegen auf die elektrische Energie, wie so zahl­ reiche Müller, die in einer Zeit des Mühlensterbens ihr Heil im Um­ bau ihrer Mühlen in Kraftwerke suchten. 1894 brannten erstmals elektrische Glühbirnen in seiner Mühle. Im Kampf um die Strom­ versorgung setzte sich Mohn Kraftwerk Stadtmühle ­gegen die Stadtmühle durch. Weberei Rall Von August 1899 an versorgte sein Kraftwerk 32 Haushalte in Munderkingen.

Kraftwerk Stadtmühle Auch die Stadtmühle setzte nun Weberei Rall auf die Stromerzeugung, jedoch Die Konkurrenz zweier Mühlen ohne rechten Erfolg. Erst nach der Im Jahr 1895 errichtete die Baum­ prägte die Anfänge der Strom­ Gründung der Elektrizitätswerke wollspinnerei Rall in Rottenacker versorgung von Munderkingen. Munderkingen 1911 gelang unter an der Donau ein Fabrikgebäude Georg Mohn baute 1837 mit gro­ Beteiligung der Firma Robert in der zeittypischen Fabrikarchi­ ßem Kapitaleinsatz eine neue Bosch der Ausbau zu einem Über­ tektur. Zur Energiegewinnung für Mühle oberhalb der Stadtmühle. landwerk. Bereits zwei Jahre spä­ die Spinnmaschinen wurden zwei Gut fünf Jahrzehnte gingen die ter versorgte es 66 Ortschaften Francisturbinen mit je 2,44 m beiden Müller ihren Geschäften vom Ulmer Hochsträß bis Riedlin­ Durchmesser eingebaut. Bei einer nach, ohne dass es zu nennens­ gen, vom Federsee bis zur Donau. Fallhöhe von 2,44 m und 15 000 l/ werten Konflikten kam. Erst mit Die Oberschwäbischen Elektrizi­ sec leisteten die Turbinen 446 PS. dem technischen Fortschritt tätswerke (OEW) kauften 1914 Diese Kraft konnte die Spinnerei ­änderte sich das Verhältnis. das Munderkinger Kraftwerk auf. bei weitem nicht nutzen. Das Mühlengebäude wurde vor Rund 250 PS blieben ungenutzt. 1877 wurden in die Stadtmühle wenigen Jahren abgerissen, er­ Daher baute man einen Generator zwei Turbinen eingebaut, die halten geblieben ist das Turbinen­ ein und lieferte ab 1899 Drehstrom 172 PS und ab 1904 nach einer haus in der für die 1920er Jahre mit einer Spannung von 5000 Volt ­Erhöhung des Wehrs 205 PS typischen Industriearchitektur. an die Baumwollspinnerei Leng­ ­leisteten. Dennoch verhinderte weiler in Ehingen. der Turbinenbau nicht den Kon­ kurs im Jahr 1890, aus dem die Stadtmühle Munderkingen AG hervorging.

12 13 Rottenacker Öpfingen

Windturbine Haldenberg Kraftwerk am Öpfinger Stausee

Windturbine Kraftwerk mit Stausee

1926 erwarb ein Bauer in Rot­ Die Stadt Ulm begann 1895 mit Doch die Fische hatten längst ihre tenacker eine amerikanische der elektrischen Stromversor­ Fischtreppe bekommen, und die Windturbine nach dem Konstruk­ gung. Vorsorglich kauften die Stadtwerke Ulm als Betreiber tionsprinzip des US-Amerikaners ­Ulmer 1903 das Donauwehr in mussten regelmäßig junge Fische Daniel Halladay. Sie war zuvor um ­Öpfingen, um sich so Wasserkraft einsetzen. Heute ist der Öpfinger 1923 in Honau bei Reutlingen auf­ zu sichern. Da es Ulm nicht ge­ Stausee zudem ein Vogelparadies gestellt worden. Der Bauer nutzte lang, Wasserkraftwerke an der und als Landschaftsschutzgebiet bis in die 1950er Jahre die Wind­ ­Iller zu bekommen, baute die ausgewiesen. kraft für das Häckseln und Stadt 1921/23 ein Kraftwerk mit Strom wird fast unbemerkt auch ­Schroten von Viehfutter für den Stausee an der Donau östlich von erzeugt, mit drei Turbinen bei Eigenbedarf. Öpfingen. Wegen des Bauwerks 2,7 MW Ausbauleistung und Standort: Haldenberg. gab es ­keine Schwierigkeiten in 75 cbm/s Wasser immerhin über Bezug auf Umweltschutz; 12 Mio. kWh im Jahr. Donau ab­ das Problem der Finanzierung wärts arbeiten die Kraftwerke war in der damaligen Inflation ­Donaustetten (1926: 4,5 MW, weitaus schwieriger. Später hat­ ­Jahresleistung 25 Mio. kWh) ten ­Naturschützer Bedenken, ob und Wiblingen (1907: 1,25 MW, der Schwell­betríeb des Werks ­Jahresleistung 9 Mio. kWh). (immer wieder etwas Wasser an­ Auch diese Anlagen sind sehens­ stauen, wenn nötig abarbeiten - wert. aber kein „echtes“ Speicherwerk) die Umwelt nicht belaste.

14 15 Untermarchtal Allmendingen

Kalkofen Zementmahlmühle

Kalkofen Zementindustrie

Kalkstein zum Bauen, Weißkalk Nur im Kalkwerk selbst half ein Zement und Beton sind zwei Zu Ende des 18. Jahrhunderts zum Tünchen von Wänden, Benzinmotor mit 5 PS (später ein ­Begriffe für das Bauwesen, die ­erfand James Parker in England Schwarzkalk für den Mörtel das E-Motor) mit, die harte Handarbeit in unserer Region erst seit 1850 in eine neue Art eines hydraulischen sind Kalkanwendungen, welche zu unterstützen. Winters stand großem Umfang verwendet wer­ Bindemittels und nannte es, in man kennt. Dass Kalk in der In­ der Ofen kalt, im Frühjahr begann den. Doch schon die Römer kann­ Anlehnung an die Römer, Roman­ dustrie von Eisen und Stahl bis in die Arbeit mit dem Brennen von ten ihr „opus caementum“, einen zement. die Pharmazie benötigt wird, ist Weißkalk und endete wieder im Vorläufer des Betons, mit dem sie Aus den Steinbrüchen von Port­ in den Details weniger bekannt. Herbst. In der Sommer-Hauptsai­ ihre Bauwerke gemörtelt haben. land kam ein Material, das sich im Die Kalkvorkommen der Schwäbi­ son wurde der Ofen durchgehend Auch die berühmten römischen Vergleich zu allen anderen am be­ schen Alb wurden seit frühen Zei­ betrieben und Schwarzkalk her­ Aquädukte und Wasserfernlei­ sten zur Herstellung von Zement ten ausgewertet. Da ist der Kalk­ gestellt. Kennen Sie all diese Be­ tungen sind mit diesem wasser­ eignete. ofen bei Untermarchtal an der griffe? Das Werk ist als Techni­ dichten Material hergestellt wor­ B 311 nicht nur klein, sondern sches Museum hervorragend ein­ den. Im Mittelalter ging diese auch relativ jung (1922 begonnen) gerichtet und lässt keine Frage ­frühe Betontechnik weitgehend und hatte eine nur kurze Lebens­ unbeantwortet. verloren, auch weil Bögen und dauer (bis 1939). Das Material Räume als selbst tragende Ge­ wurde an den Hängen hinter dem Info l Geöffnet April bis Oktober wölbe ausgeführt wurden. Ofen - großteils von Hand - abge­ sonntags/feiertags 11 - 17 Uhr, baut und zum Ofen transportiert. für Gruppen nach Vereinbarung, Brennmaterial (meist Koks) Telefon 0 73 93 / 91 73 83. ­musste ebenso wie das Wasser zum Kalk-Löschen (mit Fässern aus der Donau) angefahren ­werden.

16 17 Allmendingen Allmendingen

Zementmahlmühle und Leube-Ofen

Gustav Leube, Eduard Schwenk von der Kupferhammerschmiede in Ulm und der Maurer Johann Daniel Weil von Ochsenwang auf der Alb sind die Begründer der Zementindustrie im Raum Ulm- Ehingen. Im Werk Allmendingen Zementmahlmühle der Firma Schwenk-Zement Das heutige Zementwerk in Allmendingen ­stehen heute noch die Reste des „Leube-Ofens“ - leider innerhalb des Werksgeländes, so dass eine direkte Besichtigung nicht mög­ Nun versuchte man überall, lich ist. Info l Am Ortsende von Allmen­ ­dieses neue und hervorragende dingen in Richtung Altheim führt ­Baumaterial selbst herzustellen. Trotzdem gibt es für ­Interessenten nach den letzten Häusern ein Für Württemberg wurde ein Gelegenheit, bei Allmendingen Weg links zum Wald hoch. ­Friedrich Schmidt mit einem auf Entdeckungstour zu gehen. Im Wald der nächste Weg links, ­„königlichen“ Fragenkatalog So steht mitten im Wald westlich und man steht vor der Ruine der ­versehen und als früher Industrie­ von Allmendingen eine einge­ Zementmühle. spion nach England geschickt. wachsene Ruine, die man fast Selbstverständlich wurde auch für eine alte Burg halten könnte. Der Leube-Ofen ist zu sehen, hier in Deutschland Forschung Es handelt sich aber um eine wenn man am Nordrand des heu­ betrieben, für Ulm und den Ulmer ­Zementmahlmühle von 1876. tigen Zementwerks die Straße Raum vor allem von dem Ulmer ­Auffallend in der Ruine ist rechts hochfährt. Rechts ist, hinter einem Apotheker Dr. Gustav Leube sen. ein langer, schmaler Raum. kleinen Wäldchen, ein Umspann­ (1808 - 1881). Er fand heraus, dass Hier arbeitete ein Wasserrad mit werk zu erkennen. Von dessen bestimmte Kalkmergel der Ulmer 14 m Durchmesser, das Wasser Zaun hat man einen Blick auf den Alb zur Herstellung von Zement wurde in der Längsachse dieser Leube-Ofen und spürt direkt die hervorragend geeignet waren. überdimensionalen Radstube vom Entwicklung von der früheren Seine Zementmühle in Ulm wurde Hang herunter geführt. Der große ­Innovation zum heutigen innova­ erst spät (1863) errichtet und Durchmesser war nötig, um bei tiven Werk. stand an der Stelle der heutigen geringer Wassermenge (wenn Textilfirma Gläser (Blaubeurer auch gutem Gefälle) ein hohes Straße 263). Drehmoment (evtl. für einen ohne­ hin langsam laufenden so ge­ nannten Kollergang) zu gewinnen.

Leube-Ofen

18 19 Schelklingen Schelklingen

Eine Zahnradbahn erklomm die 2,15 km lange Strecke zwischen den Bahnhöfen Honau und ­Lichtenstein und überwand 179 Höhenmeter bei einem Maximal­ wert von 1:10. Gebaut wurde die Zahnradbahn nach dem System Riggenbach, das eine Art eiserne Leiter ist, die mittig zwischen den Schienen eingebaut wird. Bahnhof Schelklingen Güterhalle Schelklingen Der Bau des Schmiechtalprojekts begann im Juli 1899. Wiederum gingen Streitereien voraus. ­Dieses Mal stritten sich die Ge­ Schwäbische Albbahn meinden Gundershofen, Sonder­ nach und Hütten um die Strecken­ Fast 30 Jahre dauerte es, bis die 1868 bildeten sich in Urach und führung, Grundstücke und vor Idee einer Eisenbahn von Schelk­ Münsingen Eisenbahnkomitees, ­allem um die Lage der Bahnhöfe. lingen über Münsingen nach welche die Regierung mit Einga­ So forderte Sondernach einen Reutlingen Wirklichkeit wurde. ben und Petitionen von der Not­ ­eigenen Bahnhof an Stelle einer Zunächst forderte Münsingen in wendigkeit der Bahn zu überzeu­ Bahnstation in Hütten. Angesichts den 1860er Jahren, als der Bau gen versuchten. Kaum hatte man der Kosten wollte man ihn dann der Donautalbahn von Ulm nach damit begonnen, trat ein potenter doch nicht und schlug stattdessen Sigmaringen geplant wurde, den Konkurrent auf die Bühne. für den Kartenverkauf das Gast­ Bau einer Staatsstraße durch Das Reutlinger Eisenbahnkomitee haus zum Lamm vor. So kam es, das Schmiechtal zum Bahnhof in verlangte den Eisenbahnan­ dass der Lammwirt zum halboffi­ Schelklingen. Ein kluger Kopf, schluss nach Münsingen in der ziellen Bahnhofsvorstand wurde den wir nicht kennen, schlug vor, eigenen Stadt. Nach Jahren des Stellwerk Schelklingen und seine Gastwirtschaft auch neben der Straße auch eine Streits wendete sich 1878 das Schalterhalle wurde. Schließlich ­Eisenbahn zu bauen, die bis über Blatt zugunsten der Stadt Reut­ und endlich wurde am 1. August Urach nach Metzingen führen lingen. Das Gutachten eines Inge­ So konnte der Bau schließlich 1901 die 23,73 km lange Strecke sollte, wodurch ein Anschluss nieurs befürwortete wegen der 1891 beginnen und am 1. Oktober zwischen Schelklingen und an die Neckarbahn hergestellt höheren Bevölkerungszahl die die 23,48 km lange Strecke von ­Münsingen ihrer Bestimmung würde. Überzeugend an diesem Trassenführung durch das Echaz­ Reutlingen über Honau nach übergeben. Vorschlag war der Bau einer tal. Schließlich siegte das finanz­ Münsingen ihrer Bestimmung Bahn von Metzingen nach Urach, starke Reutlingen, das in weit übergeben werden. Der Aufstieg den beide Städte planten. ­größerem Maße als Urach die vom Tal der Echaz hinauf auf die von der Regierung geforderten Albhochfläche stellte eine tech­ Kostenbeiträge aufzubringen in nische Meisterleistung­ dar. der Lage war.

20 21 Schelklingen Blaubeuren

Schwäbische Albbahn „Ulmer Spatz“ Bahnhof Blaubeuren

Donautalbahn

Entgegen allen Befürchtungen Nach der Schließung des Trup­ Das ruhige Leben änderte sich, Es waren zahlreiche Brücken, entwickelte sich die Albbahn zu penübungsplatzes Münsingen als im Blautal Mergel gefunden Dammbauten und Einschnitte einem finanziellen Erfolg. Ende 2005 war auch der weitere wurde, der sich bestens zu Ze­ ­nötig, bis am 2. August 1868 der Der Bahnhof in Münsingen gehör­ Bestand der Schmiechtalstrecke ment verarbeiten ließ. Die Eisen­ erste Zug in den neuen Bahnhof te zu den in Personen- und Güter­ zunächst ungewiss. Ziel ist es je­ bahn und der Bau der Ulmer Blaubeuren einfahren konnte. verkehr überdurchschnittlich doch, die Gleisanlagen langfristig ­Bundesfestung brauchten viel Das Bahnhofsgebäude erhielt - ­frequentierten Bahnhöfen in zu erhalten. ­Zement. Im Blautal entstand eine Blaubeuren war schließlich Ober­ Württemberg. Auch touristisch rasch wachsende Zement­ amtsstadt! weitgehend den Stil schrieb die Strecke eine Erfolgs­ Touristisch ist die Bahn nach wie industrie. eines italienischen Palazzo und geschichte. An Wochenenden vor ein Juwel. Seit 1999 veran­ Das gab erheblichen Transport­ erscheint heute noch, von der ­zogen Scharen von Ausflüglern stalten die Schienenbusfreunde bedarf, so etwa für die Firma Karlstraße her durch die Bäume auf die Schwäbische Alb, wie das Ulm während der Sommermonate Schwenk, die 1847 im Söflinger gesehen, als fast protziger Bau. „Albhotel Traifelberg“ bezeugt. Freizeitfahrten von Ulm nach Klosterhof eine Zementmühle ein­ Die anderen Bahnhöfe an der ­Kleinengstingen. Die Fahrt mit gerichtet hatte, das Material aber Strecke sind bescheidener aus­ Wie viele andere Nebenbahnen dem historischen Schienenbus per Pferdefuhrwerk vom Blautal gefallen: Herrlingen1868; Ehren­ war die Albbahn der Konkurrenz „Ulmer Spatz“ führt durch die ankarren musste. So erwartete stein 1892; Klingenstein 1905; durch die Straße nicht gewach­ reizvolle Landschaft des Blau- man die Eisenbahn nicht nur we­ ­Söflingen (ursprünglich südlich sen. 1969 wurde der Personen­ und Schmiechtals auf die Schwä­ gen des Personen-, sondern auch der Strecke) entstand 1907 in verkehr (Reutlingen - Münsingen) bische Alb. Viele Sehenswürdig­ wegen des Warenverkehrs sehn­ ­heutiger Form; Gerhausen 1910. eingestellt, nur noch von Reutlin­ keiten entlang der Strecke er­ lichst. Doch die Trasse Ulm-­ Ein Haltepunkt Arnegg kam gen bis Honau fuhren Personen­ warten die Ausflügler. Blaubeuren-Ehingen-Sigmaringen nicht zustande. züge. Der Güterverkehr von Reut­ wurde erst 1865 festgelegt. lingen bis Münsingen wurde Info l www.ulmer-spatz.net schrittweise bis 1995 eingestellt.

22 23 Amstetten Amstetten

„Albbähnle“ Amstetten-Oppingen „Lokalbahn“ Amstetten-Gerstetten

Albbähnle und Lokalbahn

Um 1880 war der Ausbau des Am 20. Oktober 1901 wurde die Beide Nebenbahnen nahmen Doch auf Dauer waren die beiden ­Eisenbahnnetzes in Württemberg 19,96 km lange Schmalspurbahn eine erfolgreiche Entwicklung. Bahnen der Konkurrenz der Stra­ weitgehend abgeschlossen. (1000 mm), das „Albbähnle“, von Die Zü­ge brachten die Arbeiter in ße nicht mehr gewachsen. Die württembergische Eisenbahn­ Amstetten nach Laichingen er­ das Industriezentrum Geislingen, Am 31. August 1985 wurde der politik richtete sich nun auf die öffnet. Nach dem Bahnhof Am­ brachten Rohstoffe zu den In­dus­ Betrieb des „Albbähnle“ einge­ ­Erschließung des bisher nicht be­ stetten dreht das Gleis nach Süd­ triebetrieben und beförderten stellt. Bis auf die rund sechs Kilo­ rücksichtigten ländlichen Raums westen ab und überwindet den ­deren Produkte nach Amstetten, meter lange Teilstrecke Amstet­ durch Nebenbahnen, die vom fünf Kilometer langen Aufstieg auf von wo sie an ihre Bestimmungs­ ten-Oppingen wurden die Gleis­ Staat finanziert wurden. Sie ließ die ­Albhochfläche mit einer 29 ‰- orte gebracht wurden. Nur die anlagen abgebaut. Das Ende der aber auch anderen Initiativen ­Steigung, steiler als die Geislinger Kriege, die Inflation (1923) und „Lokalbahn“ kam am 1. März 1996. ­genügend Raum für Projekte, die Steige mit maximal 22,5 ‰. die Weltwirtschaftskrise Ende der Glücklicherweise konnte der Ab­ ausschließlich mit privaten Mit­ ­Laichingen, einem bedeutenden 1920er Jahre unterbrachen den bau der Gleise verhindert ­werden. teln realisiert wurden. So war Ort der Textilindustrie, brachte stetigen Aufwärtstrend. eine Strecke von Heidenheim das „Albbähnle“ den direkten Auch in den Nachkriegsjahren Info l Heute unterhalten die Ulmer über Herbrechtingen, Gerstetten, ­Anschluss an das internationale und in der Zeit des Wirtschafts­ ­Eisenbahnfreunde die beiden Amstetten und Laichingen nach Eisenbahnnetz. wunders erwirtschafteten die Strecken und veranstalten vor Reutlingen geplant. ­beiden Bahnen, mittlerweile im ­allem in den Sommermonaten Die Lokalbahn von Amstetten Dieselbetrieb, positive Betriebs­ ­regelmäßig Museums- und Die Württembergische Eisen­ nach ­Gerstetten in Normalspur ergebnisse. Dampfzugfahrten. bahngesellschaft baute in der ging am 1. Juli 1906 in Betrieb. www.ulmer-eisenbahnfreunde.de Phase der Hochkonjunktur des Auch sie überwindet den Aufstieg Nebenbahn- und Privatbahnbaus auf die Albhochfläche in einer nach der Jahrhundertwende zwei steilen, 4,4 km langen Steigung Nebenbahnen, die ihren Aus­ (25 ‰). Nach 20,048 km endet die gangspunkt in Amstetten hatten. Lokalbahn in Gerstetten.

24 25 Westerstetten Breitingen

Schönrainmühle

Kaum erinnert der Anblick des Info l Geöffnet am Tag der Mühle nüchternen Gebäudes an eine (Pfingstmontag) und am Tag des Mühle. Doch es birgt in sich ein offenen Denkmals (2. Sonntag im mittlerweile selten gewordenes September) technisches Denkmal. Die etwa einen Kilometer unterhalb von Breitingen stehende Mühle be­ stand schon im 14. Jahrhundert. Alter Bahnhof Westerstetten Über ihre Geschichte ist jedoch wenig bekannt. 1821 errichtete der Müller ein Göpelwerk, das von einem Pferd angetrieben ­wurde, um auch bei dem häufig Albaufstieg auftretenden Wassermangel der Lone Getreide mahlen zu können - Am 29. Juni 1850, dem Tag der Die jüngere Generation der Inge­ nur wenige hundert Meter weiter ­feierlichen Eröffnung der Würt­ nieure setzte sich durch und ­unten verschwand die Lone in tembergischen Staatseisenbahn, mach­te den Weg frei für eine den Tiefen des Karsts. Die Mühle ­erreichte erstmals ein Zug technische Meisterleistung. besaß zwei oberschlächtige ­Wester­stetten. Fortschrittlich Denn die Bewältigung des Albauf­ ­Räder. 1889 wurde eines durch ­gesinnte Männer aus Handel und stiegs auf einer Länge von 5,6 km ein mittelschlächtiges Rad mit Gewerbe aus Oberschwaben, Ulm und 112 Höhenmetern mit einer 2,30 m Durchmesser ersetzt. und dem Filstal sorgten gemein­ maximalen Steigung von 1:44,5 Bei 130 Sekundenliter erbrachten sam mit den Gemeinderäten und (22,5 ‰) war größer, als man bis­ die beiden Räder eine Leistung Eisenbahnkomitees ihrer Städte, her in Europa auf größeren Stre­ von 5,2 PS. dass die Trasse von Stuttgart cken in Anwendung gebracht nach Ulm über die Alb geführt ­hatte; die mittlere Steigung des Ende der 1940er Jahre erfolgte wurde und nicht über die Rems/ Albaufstiegs beträgt 20,0 ‰. ein umfassender Umbau der Brenztal-Linie. ­Mühle. Das mechanische Mühl­ Erst 1876 erhielt Westerstetten werk wurde fast vollständig ent­ Der Albaufstieg stellte für die den heute liebevoll restaurierten fernt (nur noch wenige Reste ­Ingenieure eine große Heraus­ Bahnhof. Im Bahnhofsgebäude ist sind im Untergeschoss erhalten forderung dar. Diskutiert wurden nun ein Eisenbahnmuseum einge­ geblieben) und das alte Mühlen­ drei Varianten: ein Pferdebetrieb, richtet, das zahlreiche Gegen­ gebäude durch einen Neubau ein Betrieb mit stehenden Dampf­ stän­de aus der Eisenbahnge­ ­ersetzt. Elektrischer Strom trieb maschinen und der Lokomotiv­ schichte sowie eine Modelleisen­ nun die Mühle bis zu ihrer Still­ betrieb. bahnanlage zeigt. legung 1996 an.

Info l www.modellbahn- Schönrainmühle westerstetten.de

26 27 Langenau Langenau

Wasserrad der Öchslesmühle Dorfmühle

Mühlen und Wasserräder

Langenau war eine Stadt der Die Öchslesmühle (Achstraße 52) Mühlen. Elf Mühlen nutzten die liegt nur wenige 100 Meter von Kraft der wasserreichen Nau. der Nauquelle entfernt. 1536 ging Um 1900 betrug die Leistung aller die erstmals 1436 urkundlich ge­ Mühlwerke 71,2 PS. nannte Quelle aus dem Besitz des Klosters Anhausen an die Reichs­ Heute ist nur noch die Ostermühle stadt Ulm über. Benannt wurde in Betrieb, nur drei Mühlenge­ sie nach einem Müller Öchsle und bäude sind erhalten geblieben. besaß ein Wasserrad mit 4,5 m Ein Wasserrad im Stadtpark Durchmesser und 1,3 m Breite. Wörth erinnert an die Mühlen­ Die Leistung betrug 4,6 PS. 1942 tradition ­Langenaus. wurde der Betrieb eingestellt.

Info l Für Wanderer und Spazier­ Die Dorfmühle (Wasserstraße 23) gänger ist der Jubiläumsweg und befand sich um 1515 im Besitz der für Radler die Tour Wasserspuren Gemeinde Langenau, die zu einem interessant. unbekannten Zeitpunkt die Mühle www.langenau.de von der Reichsstadt Ulm für 250 Goldgulden auf zwanzig Jahre er­ worben hatte.

Wasserrad im Stadtpark Wörth in Langenau

28 29 Langenau Langenau

Ostermühle Landeswasserversorgung, Wasserspeicher

Landeswasserversorgung im Langenauer Ried

Die für den Müller gebräuchliche 1844 verfügte die Ostermühle Um den Trinkwasserbedarf der Bezeichnung „Gemeindmüller“ über drei kleinere Wasserräder. ­infolge der Industrialisierung und der Name Dorfmühle selbst 1894 wurde ein Zuppingerrad mit ­rasant wachsenden Bevölkerung erinnern an diese Zeit. Erst nach einem Durchmesser von 5,1 Me­ in Stuttgart und in den Gemeinden 1642 bürgerte sich der Name tern und mit 12,4 PS Leistung an­ im Fils- und Remstal zu sichern, Langmühle ein, aus welchen stelle zweier Wasserräder einge­ begann im Jahr 1912 der Bau der Gründen entzieht sich unserer baut, das 1974 durch eine Turbine Landeswasserversorgung, des Kenntnis. Der Betrieb der Lang­ ersetzt wurde. Heute ist die Mühle ­ersten modernen Fernwasser­ mühle, die zwei Mahlgänge und auf Dinkelprodukte spezialisiert versorgungsunternehmens in einen Gerbgang hatte, wurde und bietet ein breites Angebot, Deutschland. Noch während des 1950 eingestellt. vom Mehl über die (mehrfach Ersten Weltkrieges, im Sommer preisgekrönte) Dinkel-Creme- 1917, wurde sie fertig gestellt. Die Ostermühle ist die älteste, im Suppe nach einem Rezept der Jahr 1297 urkundlich belegte hl. Hildegard bis zum Dinkelbier Info l Besichtigung des Wasser­ Mühle Langenaus und war die und Dinkelschnaps an. werks im Langenauer Ried und Bannmühle für die Gemeinden der Ausstellung „Erlebniswelt Rammingen, und das Info l In Langenau dem Wegwei­ Grundwasser“ für Gruppen ab Kloster Lindenau. Von den im Jahr ser „Landeswasserversorgung“ 10 Personen nach Vereinbarung, 1722 noch erwähnten Mühlarten folgen, 100 m nach Ortsende Telefon 0711 / 21 75 - 12 11 (Säge- und Ölmühle) blieb bis rechts abbiegen. (Hauptverwaltung Stuttgart). heute nur noch die Mahlmühle. Mühlenladen Mo - Sa geöffnet, www.lw-online.de 1807 erwarb Georg Mack die für Gruppen Mühlenführungen, Mühle, die seither von der Familie www.ostermuehle.de Ostermühle Mack betrieben wird.

30 31 Albwasserversorgung Albwasserversorgung

Idee und Planung der ­Albwasserversorgung

Für den häuslichen Bedarf wurde Wie hätte sich der Zustand än­ das Wasser der Dächer in eige­ dern können? Zentrale Behörden nen Zisternen gesammelt; das sahen wenig Anlass, die Bürger­ waren die „Dachbrunnen“. meister konnten nichts tun, die „Was von Ziegeldächern abfließt, Menschen nahmen die Situation ist gemeinlich so klar als Quell- als gottgegeben hin. Da legte ein wasser. Was aber von den Stroh- Karl Ehmann 1866 unaufgefordert Denkmal der Pioniere der Albwasserversorgung in Blaubeuren dächern abläuft, hat meistens einen „Plan zur Versorgung der ­einen faulen Geschmack und wasserarmen Ortschaften der eine gelbliche Farbe“, Württembergischen Alb mit flie­ heißt es in ­einem Bericht von ßendem Trink- und Nutzwasser“ 1793. Man versuchte, dem durch dem königlichen Ministerium des Hülen und Dachbrunnen Einwerfen von Kochsalz oder Innern in Stuttgart vor. Ehmann Scheiten aus ­Birkenholz zu be­ hatte am damals jungen Polytech­ Von der Felskante des Albtraufs Gegebenfalls konnte man solche gegnen. Normalerweise musste nikum Stuttgart (der heutigen neigt sich die Albhochfläche nach Vertiefungen auch mit Lehm das Wasser vor Benutzung zum Technischen Universität) Maschi­ Südosten. Obenauf liegt mit einer künstlich abdichten. Geeignet Trinken abgekocht werden. nenbau studiert (ein technisches Mächtigkeit von um die 200 m die ­waren auch ehemalige kleine In sehr niederschlags­armen Zei­ Diplom gab es damals noch nicht). schief gestellte Platte des Weißen Ausbruchsröhren von Vulkanen, ten wurde das Wasser mühsam In England war er in der Berg­ Jura. Regen und Schnee sickern deren Füllung mit Tuff und per Fuhrwerk vom Tal geholt. werksentwässerung tätig, in den in diese poröse Schicht ein, schu­ ­Breccien (grobkörniges Sedi­ Das sollen etwa im Winter 1865/66 USA lernte er als technischer fen im Lauf der Zeiten Spalten, mentgestein) relativ wasser­ täglich 190 Fuhren zu je rund 500 ­Direktor in Industriewerken das Klüfte und auch Höhlen, bis das undurchlässig ist. Diese als Hülen Litern zum Versorgen von Justin­ Organisieren größerer Projekte. Wasser auf undurchlässige oder Hülben ­bezeichneten offe­ gen, Ingstetten und Ennabeuren 1857 kehrte er nach Stuttgart Schichten gelangt. Dort sammelt nen Speicher sammelten das gewesen sein, die bei Hütten aus ­zurück und baute als „Civil­ es sich und tritt in Quellen und ­Niederschlagswasser. der Schmiech Wasser geholt hat­ ingenieur“ umfangreiche Wasser­ Quelltöpfen ans Tageslicht. In den ten. Mit wachsender Bevölkerung leitungen und aufwändige Pump­ Tälern am Südrand der Alb gibt es Einen Ausnahmefall bildet der Ort und intensiverer Landwirtschaft werke. genügend Wasserläufe und auch Seißen oberhalb von Blaubeuren. auf der Alb wuchs die Wassernot Grundwasser. Die Hochfläche Dort liegt eine Art Insel aus Sedi­ im 19. Jahrhundert. Da half auch ­jedoch ist äußerst wasserarm, menten des tertiären Molasse­ die Äußerung nicht mehr: „’s Vieh war aber immer besiedelt. meeres, auf welcher sich ein sauft‘s nemme, mir kennets jô fir Also mussten die Bewohner das ­kleines eigenständiges Grund­ ôns abkôcha“. Niederschlagswasser sammeln. wasservorkommen bilden konnte. Dies geschah in Erdmulden, meist Deswegen hatte Seißen außer natürlicher Art wie Senken oder ­einer Dorfhüle sogar einige Dolinen. Sammelte sich das Was­ ­Brunnen. ser von selbst, war zumindest eine Tiertränke gegeben.

32 33 Albwasserversorgung Albwasserversorgung

Pumpwerk Blaubeuren

Etwas abgelegen am Blautopf in der Nähe des Hammerwerks, steht das Pumpenhaus der Alb­ wassergruppe III (Berghülen, Bühlenhausen, Seißen, Suppin­ gen, Wippingen). Es arbeitet seit 1876 und bekam erst 1962 statt des Wasserrades eine Francis­ Pumpwerk Teuringshofen turbine. Förderleistung 360 Liter/ Pumpwerk Blaubeuren Minute 250 m hoch. Leider kann man wegen der Umzäunung nicht einmal zu den Fenstern hinein­ sehen und die hervorragend her­ Pumpwerk Teuringshofen gerichteten Pumpen betrachten. Am Rand des Blautopfs ist jedoch Ehmanns Plan der Albwasser­ Hochgepumpt wurde Wasser aus ein Denkmal gut sichtbar. Es erin­ versorgung fand Zustimmung und der Schmiech nach Aufbereitung nert an Karl Ehmann, seinen wurde den Gemeinden per Erlass durch eine Grobfilteranlage. ­Vetter und Nachfolger Hermann zur Annahme empfohlen. Bei einem Nutzgefälle von 6 m Ehmann und an Oskar Groß, der ­Zunächst sollten 60 Gemeinden, ­leistete das Werk je nach Umdre­ sich vor allem um die Landes­ aus Gründen der Wirtschaftlich­ hungszahl des oberschlächtigen wasserversorgung verdient keit zu acht Versorgungsgruppen Wasserrades 22-25 PS (16-18 kW). ­gemacht hat. zusammengelegt, mittels im Tal Das Pumpwerk samt früherer Ein­ stehender wasserradgetriebener richtung ist erhalten, im Oberge­ Die Francisturbine ist eine Über­ Pumpwerke ihre Wasserversor­ schoss ist ein kleines Wassermu­ druckturbine, bei der das Wasser gung erhalten. Mit der Gruppe VIII seum eingerichtet. Heute werden auf ein feststehendes Laufrad mit und den Orten Justingen, Ingstet­ die Albwassergruppen VIII und IX verstellbaren Schaufeln geleitet ten und Hausen sollte begonnen gemeinsam von einem 1974 ge­ wird, mit deren Hilfe die Drehzahl­ werden. Das alte Pumpenhaus in bauten Pumpwerk zwischen leistung der Turbine konstant ge­ Teuringshofen stammt von 1871. ­Hütten und Gundershofen ver­ halten werden kann. Unterschie­ Das Wasserrad hatte 5,8 m sorgt, Förderleistung 420 l/Min den wird die Francis Spiralturbine Durchmesser bei 2,5 m Schaufel­ bei bis zu 400 m Förderhöhe. und die Francis Schachtturbine. breite und konnte 300 Liter Was­ ser je Minute 220 m hoch in die Info l Besichtigung historisches Dörfer pumpen. Pumpwerk Teuringshofen mit ­Museum, Mai bis Oktober jeden 1. Sonntag im­ Monat nachmittags und nach Vereinbarung, Telefon 0177 / 373 50 10 Pumpe im Pumpwerk Blaubeuren (Dieter Schrade)

34 35 Albwasserversorgung Albwasserversorgung

Dorf- und Feldhülen heute

Seit es die Albwasserversorgung Es gibt einen Hülenfußweg (7 km) gibt, waren die Dorfhülen nicht und eine Hülenradweg (31 km). mehr benötigt und verfielen. Start ist am Parkplatz der Auhalle Erst in jüngerer Zeit hat man sie in Berghülen, für Gruppen werden als ­lebendiges Teil der Ortsbilder Führungen angeboten, erkannt und zum Teil liebevoll her­ Telefon 0 73 44 / 92 13 76 gerichtet. Auch als Wasserreser­ (BUND-Gruppe Berghülen, voir für Feuerlöschzwecke sind Dr. Beate Arman) sie durchaus sinnvoll. Die Feld­ hülen außerhalb der Orte sind weniger gepflegt. Als Tümpel, oft hinter einem Wall von Sträuchern Pumpwerk Lautern verborgen haben sie sich zu wert­ vollen Biotopen entwickelt.

Dorfhülen gibt es in den Blau­ beurer Teilorten Asch und Seißen, Pumpwerk Lautern in Berghülen-Bühlenhausen, in ­Laichingen-Feldstetten (Trocken- Das Pumpwerk der Gruppe IV In den 1970er Jahren entstand in Hüle), in Ehingen-Tiefenhülen steht am Quelltopf der kleinen Lautern ein neues Pumpwerk, (dort auch ein moderner Dach­ Lauter in Blaustein-Lautern und nahe der Kirche. Leider kaum brunnen mit Speicherka­nister). hat noch seine Pumpenanlage; sichtbar, weil total eingewachsen. das Wasserrad wurde aber längst Der heutige Zweckverband Was­ Feldhülen finden Sie auf der durch eine Turbine ersetzt. serversorgung Ulmer Alb (Nach­ Dorfhüle in Berghülen-Bühlenhausen ­Blaubeurer und Laichinger Alb, ­Allerdings ist die Anlage nicht folger der Albwasserversorgung z. B. Bucher Hüle zwischen Son­ mehr in Betrieb und auch nur sel­ Gruppe IV) baute in Blaustein 2001 derbuch und Wippingen und ten zugänglich. Ein Blick durch ein neues Trinkwasserwerk. Schorrenhüle südlich von Laichin­ die Fenster in das Innere ist mög­ gen-Suppingen. In der Umgebung lich. Das Pumpwerk versorgte Info l Spannende Kulturfahrten von Berghülen Silahopp-Hüle, die Ortschaften Bermaringen, lassen sich leicht zusammen­ Oberweiler Hüle, Haldenhüle, Bollingen, Böttingen, , stellen, wenn Ausflüge zu diesen Waldhüle und Sauhüle. Scharenstetten, Temmenhausen, technischen Denkmalen durch die Tomerdingen und Weidach seit Besichtigung benachbarter Info l In und um Berghülen kön­ 1874, wie der Tafel am Gebäude Kunstdenkmale wie etwa Kloster nen entlang des „Hülenpfades“ zu entnehmen ist. und Klosterkirche Blaubeuren an 6 verschiedenen Dorf- und oder das Kirchlein in Lautern mit Feldhülen die Besonderheiten der seinem herrlichen ­gotischen Altar, auf der Albhochfläche einzigen abgerundet werden. Oberflächengewässer entdeckt Schorrenhüle bei Suppingen werden.

36 37 Lauterach Lauterach

Kalktuffsteinsäge bei Lauterach

Kraftwerk Kalktuffsteinsäge

Das untere Große Lautertal Nahe Lauterach am Parkplatz bietet einige, dort unvermutete beim Eingang zum Wolfstal steht technische Sehenswürdigkeiten. ­ eine restaurierte Kalktuffstein­ Zwischen Lauterach und Unter­ säge, die an den Tuffsteinabbau marchtal, nicht weit von der Mün­ erinnert, der von der Mitte des dung der Großen Lauter in die Do­ 19. Jahrhunderts an rund 100 Jah­ nau, steht ein kleines Kraftwerk, re betrieben wurde. Angetrieben das die Kongregation der Barm­ von einem Lanz-­Bulldog zersägte herzigen Schwestern von Unter­ sie die Tuffsteinbrocken zu qua­ marchtal 1925 errichten ließ. derförmigen Bausteinen. Das Kraftwerk besitzt zwei Fran­ cisturbinen von 0,60 und 0,65 m Durchmesser. Bei 1460 Sekunden­ litern leisten sie insgesamt 108 PS, die Betriebsspannung beträgt 3000 Volt. Ein teilweise in und durch den Fels gehauener Kanal führt das Wasser den Turbinen zu. Aus Landschaftsschutzgründen wurde das Kabel in das Bett der Großen Lauter verlegt. Erst unter­ halb der Eisenbahn­brücke wurde der Strom über eine Hochspan­ nungsleitung zum Kloster nach Untermarchtal geführt.

38 39 Lauterach Lauterach

Laufenmühle

Mit Überraschung erblickt der Zunächst trieb das Wasserrad ei­ Wanderer im engen Tal der Lauter nen Generator an, später brachte ein beeindruckendes, in Tuffstein Haible eine Turbine in einem Ne­ ausgeführtes Gebäude in histori­ benbau unter, in dem sich heute sierendem Stil, das sich als eine die Toiletten befinden. Die Elektri­ ehemalige, schon 1105 urkundlich sche Strombezugsgenossen­ genannte Mühle erweist und heu­ schaft Lauterach und Umgebung te ein beliebtes Ausflugsziel ist. errichtete die Hochspannungslei­ Laufenmühle Im Herbst 1875 zerstörte ein Feuer tungen, Ortsnetze und drei Trans­ die Mühle völlig bis auf den Was­ formatorenstationen in Lauterach, serbau. An Stelle der vorherigen Reichenstein und Neuburg. fünf unterschlächtigen Wasser­ Am 1. Dezember 1919 schlossen räder erhielt der Neubau ein sich die Gemeinden Erbstetten oberschlächtiges Rad, dessen und Unterwilzingen an. Durchmesser 6,75 m und Breite 1,50 m betrugen. Wie zuvor besaß Unterdessen kam der Bau des die Mühle vier Mahlgänge und neuen Kraftwerks nicht recht vor­ ­einen Gerbgang. an. Der Tod Haibles im Jahre 1927 und seines Schwagers, eines Das Nutzgefälle von 6,82 m und ­Regierungsbaumeisters, sechs 550 Sekundenliter erbrachten Jahre später, brachten den Bau eine Leistung von 50 PS. zum Erliegen, so dass die Baukon­ zession 1934 erlosch. Fertig ge­ Müller Rudolf Haible nahm im stellt waren rund 600 m des Jahre 1918 ein ehrgeiziges Pro­ Oberkanals und 250 m des Unter­ jekt, den Bau eines neuen Kraft­ kanals. Eine Turbine lag seit 1921 werks zur Gewinnung elektrischer fabrikneu in der Laufenmühle Energie, in Angriff. Noch bevor auf Lager. der erste Spatenstich getan war, schloss er am 7. September 1918 So nimmt es kein Wunder, dass einen Stromlieferungsvertrag mit man über den zögerlichen Bau der Gemeinde Lauterach ab. verärgert war und sich die Klagen ­Dieser verpflichtete ihn, bis zur über die öftere mangelhafte Fertigstellung des neuen Kraft­ Stromlieferung häuften, die ihre werks die Wasserkraft seiner Ursache in den unterschiedlichen Mühle für die Stromerzeugung zur Wasserständen der Lauter hatten. Verfügung zu stellen und mit der Die Glühbirnen flackerten oder Stromlieferung zum 1. Dezember ­erloschen ganz, wenn beispiels­ 1918 zu beginnen. weise die Lauter eingefroren war.

40 41 Lauterach Ehingen-Berg

Oberkanal Berg-Brauerei Brunnenhaus

Berg-Brauerei

Schließlich löste sich die Bezugs­ Seit Jahrhunderten wird in Berg Im „Alten Brauhaus“ ist ein genossenschaft auf und die Ge­ Bier gebraut. Erstmals wird in Brauereimuseum untergebracht. meinden Lauterach und Reichen­ ­einem Lehensbrief Erherzogs Es zeigt die technische Entwick­ stein bezogen vom 1. Juni 1930 an ­Albrecht von Österreich aus dem lung im Brauereiwesen in den elektrische Energie von den Ober­ Jahre 1466 ein Wirtshaus ge­ vergangenen 100 Jahren und schwäbischen Elektrizitätswerken nannt, in dem gestattet war, Bier ­Maschinen und Gerätschaften, (OEW). Am 1. Juli 1931 ging das zu brauen. 1757 heirateten die deren ­älteste aus dem Jahre Kraftwerk Laufenmühle auf die Wirtstochter Maria Anna Weber 1756 stammt. OEW über und wurde stillgelegt. und Cyriakus Zimmermann, ein Info l www.bergbier.de Müllersohn aus Mühlhausen im Telefon 0 73 91 / 77 17 - 10 1948 erwarben der Ehinger Fabri­ Täle. Die Familie betreibt nun in (Brauerei) kant Friedrich Heinlin und seine der neunten Generation die Berg­ Tochter die Turbine, Pläne, Grund­ Brauerei. Von Ehingen kommend steht stücke und Kanalbauten ein­ rechts am Dorfeingang das alte Oberkanal schließlich der Konzession und Das Wirtshaus wurde 1911 Brunnenhaus, das um 1890 erbaut vollendeten das Kraftwerk. ­errichtet. Die Gaststube hat ihren wurde. Der Oberflächenwasser­ Oberhalb der Laufenmühle wird rustikalen Charakter erhalten. brunnen versorgte die Brauerei die angestaute­ Lauter in zwei, in In einem Rohr fällt das Wasser Ebenso befindet sich der holzver­ Berg und die Gemeinde, bis ­unserer Gegend seltenen Trog­ 26,41 m tief in das Maschinen­ täfelte Saal im Originalzustand. 1949/50 die öffentliche Wasser­ brücken aus Eisen über die tief haus. In diesem sind zwei Turbi­ Gast­stube und Terrasse laden versorgung eingerichtet wurde. eingeschnittene Lauter geführt. nen untergebracht. Bei 550 l/sec zum Vespern und Biertrinken ein. Bereits 1876 bezog die Brauerei Insgesamt beträgt die Länge des (Turbine 1) und 950 l/sec (Turbine Wasser aus einem Brunnen, der Kanals rund 1,3 km. 2) beträgt die Gesamtleistung 528 sechs weitere Häuser mit Trink­ PS und produziert 1,55 Mio. kWh. wasser belieferte.

42 43 Oberes Schmiechtal Oberes Schmiechtal

Fallenstock im oberen Schmiechtal Wasserrad der ehemaligen Talsteußlinger Mühle

Fallenstöcke Talsteußlinger Mühle

Südlich von Schelklingen kreuzt Weiterhin dienten die Fallen zur Kurz vor Hütten stehen etwas ab­ die Bundesstraße 492 die Bahn­ Wiesenbewässerung mit fisch­ seits der Straße das Wasserrad linie nach Ehingen. Hier geht beim grätenartig von ihnen abgehen­ und ein großes Zahnrad der Ort Schmiechen das Sträßlein den kleinen Gräben, die man teils ­früheren Talsteußlinger Mühle, nach Westen ab zum Oberlauf der heute noch erkennen kann. schön aufgestellt und mit Info- Schmiech; auf den ersten Blick ­Bewässerung bis kleine Über­ Tafel versehen. Früher mussten eines der üblichen, nicht allzu flutung gab Frostschutz in klaren auch kleine Wasserkräfte genutzt sehr eingeschnittenen Täler am Frühjahrs- und Herbstnächten, werden, zum Antrieb von Mühlen Südrand der Schwäbischen Alb. Verringerung der Bodenerwär­ und später auch Pumpwerken. Wer genauer hinschaut, dem fällt mung in heißen Sommern, Eintrag Das Wasserrad hat 5 m Durch­ auf, dass dem Bachlauf entlang von Mineralstoffen zur Düngung messer bei einer Schaufelbreite viel mehr Fallenstöcke zu sehen sowie Dezimieren von Schädlin­ von 1,5. Es leistete bei 450 l/sec sind als sonst üblich an einem gen wie Käfern oder Mäusen. Wasser sowie 1,75 m Gefälle kleinen Bach. Sie stammen aus Das Handhaben der Bewässe­ ­immerhin 10,5 PS (7,7 kW). In sol­ der Zeit um 1880 und sollten vor rungstechnik war eine gewisse chen Zuppinger-Rädern floss das allem dem Pumpwerk der Alb­ Kunst, die sich in Oberschwaben Wasser in den lang gezogenen wasserversorgung (Gruppe VIII), bis ins Mittelalter nachweisen Schaufeln sozusagen bergauf, erbaut 1870 in Teuringshofen, lässt. gab seine Geschwindigkeitsener­ ­einen gleichmäßigen Zufluss für gie ab und drehte das Rad durch das Wasserrad sichern. sein Gewicht zusätzlich, bis es abfloss. Diese Räder hatten sehr gute Wirkungsgrade, kamen aber erst in der 2. Hälfte des 19. Jahr­ hunderts auf.

44 45 Blaubeuren Laichingen

Hammerschmiede am Blautopf Mühlengebäude auf dem Bleichberg Konstruktionszeichnung

Hammerschmiede Windturbine

Am malerischen Blautopf erwar­ Die Daumen drücken beim Umlauf Windmühlen kennen wir aus Das Windrad mit 82 Schaufeln tet den Besucher ein technisches auf das Schwanzende des Ham­ Norddeutschland. Es gab aber und 12 m Durchmesser war in Denkmal besonderer Güte: mers, heben ihn hoch und durch auch in unserer Region Versuche, Holstein gebaut worden und sollte die Hammerschmiede, die 1744 sein Eigengewicht fällt sein vor­ Windmühlen zu bauen. So wurde bei Windgeschwindigkeiten von aus einer Waffenschmiede her­ deres Ende, der Bär, auf den Am­ 1832 eine Windmühle in Ulm beim 5-6 m/s um die 12 PS bringen. vorging. 1889 wurde sie in eine boss. Die Blaubeurer Hammer­ Ehinger Tor gebaut, die jedoch nie Die damit betriebene Mühle war mechanische Werkstatt umge­ schmiede besitzt drei Hämmer. lief. Denn in und um Ulm reichen auf vier Gänge ausgelegt, man baut, die 1956 stillgelegt und aus­ Den mittleren mit geringer die Windgeschwindigkeiten nicht hoffte sogar, mit überschießender geräumt wurde. Mitte der 1960er Schlag­­zahl und 120 kg Bärgewicht aus. So muss man „höher hinaus­ Windenergie noch Strom erzeu­ Jahre baute man wieder eine benutzte man zum Vorschmieden, gehen“, etwa auf die Alb. gen zu können. Das Windrad hielt Hammerschmiede ein, die aus die beiden anderen (jeweils sich nicht an die Voraussagen Bad Oberdorf im Allgäu stammt. 100 kg Bärgewicht und bis zu 100 Das ist 1902 auf dem Bleichberg und lief nur ab und zu. So wurde So kann heute anschaulich die Schlägen in der Minute) dienten (774 m) in Laichingen geschehen. ein Gasmotor nötig, um die man­ Funktionsweise einer Hammer­ dem Fertigschmieden. Noch heu­ Das Mühlengebäude steht heute gelnde Windenergie zu ergänzen. schmiede gezeigt werden. te wird an dem hinteren Hammer noch als ein markanter Backstein­ Bald musste er jedoch den Dauer­ geschmiedet. bau. Man wollte an möglichst betrieb übernehmen. Denn ein Ein Schieber reguliert den Was­ ­exponierter Stelle den rauen Wind wirklich „überschießender“ Wind, serzulauf zu dem unterschläch­ Info l Geöffnet der „rauen“ Alb nutzen. Denn der ein Sturm, hatte das Windrad so tigen Wasserrad und damit die von Palmsonntag bis 31. Oktober, Weg zu den nächstgelegenen beschädigt, dass sich eine Repa­ Schlagzahl der Hämmer. täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr. Wassermühlen in Blaubeuren ratur nicht lohnte. Die nicht wind­ Die Wasserkraft wird über den 1. November bis Palmsonntag und Urach war weit und kostete betriebene Laichinger Windmühle Wellbaum, einen massiven Sa/So/Feiertag 11.00 - 16.00 Uhr viel Zeit. lief bis 1972. ­Eichenstamm von 70 cm Durch­ Telefon 0 73 44 / 92 10 27 Standort: Mühlgasse messer, übertragen, an dem (Familie Schönhofer) ­Daumenkränze angebracht sind. www.blaubeuren.de

46 47 technik denkmale

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Ausgabe 01/2009

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