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Italienbilder zwischen Romantik und Realismus · Malerei des 19. Jahrhunderts zwischen Romantik AEE DES 19.MALEREI JAHRHUNDERTS und Realismus Italienbilder

Italienbilder zwischen Romantik und Realismus

MALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS

Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Heike Biedermann · Andreas Dehmer

Sandstein Verlag Dresden

2 3 Inhalt Vorwort

Vorwort »Et Ego In Arcadia!« Auch Ich in Arkadien – dieses berühmte HILKE WAGNER Motto, das Johann Wolfgang von Goethe den Erinnerungen an 5 seine »Italienische Reise« voranstellte (deren zwei erste Teile vor zweihundert Jahren erstmals erschienen) – brachte eine Leihgeber, Dank überwältigende Empfindung zum Ausdruck, die viele Künstler 7 aus dem Norden teilten, wenn sie das langersehnte Ziel ihrer Reise erreichten. Grußwort der Ernst von Siemens Kunststiftung Dem 22-jährigen Wilhelm Trübner dürfte es kaum anders er­­ 9 gangen­ sein, als er 1873 in Rom angekommen war. Sein Blick zum Unter italischen Himmeln Betrachter ist vieldeutig und unbestimmt: versonnen oder erwar- Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts. tungsvoll, herausfordernd und selbstbewusst? Inspirierend und oft Dresdner Voraussetzungen I auch respekteinflößend, ambivalent also wirkten und wirken die ANDREAS DEHMER überbordenden Eindrücke und Erlebnisse künstlerischer Italien­ Dresdner Voraussetzungen II aufenthalte­ in verschiedenster Art und Weise – damals wie heute. HEIKE BIEDERMANN Das »Klassische Land« übte mit seiner Kultur und Natur auf 10 die Künstler vielgestaltige Reize aus; seine Vergangenheit gab Anlass zur Auseinandersetzung mit der eigenen geschichtlichen Katalog Prägung. Die Zahl der Reisenden nahm im Verlauf des 19. Jahr- Italienbilder zwischen Romantik und Realismus hunderts stetig zu – bis hin zu so etwas wie einem künstlerischen HEIKE BIEDERMANN · HOLGER BIRKHOLZ · STEPHAN DAHME · ANDREAS DEHMER WILHELM TRÜBNER Massentourismus, auch wenn sich ab den 1840er und 1850er Selbstbildnis in Rom, 1873 CHRISTINE FOLLMANN · CLAUDIA MARIA MÜLLER · ASTRID NIELSEN · JULIA TIETZ Jahren das Interesse auch auf andere Reiseziele verlagerte: Die Öl auf Leinwand, 60,5 × 48,5 cm 24 Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Welt stand offen, ferne Orte wurden leichter erreichbar, und Paris Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2493 Italienreisen und Italienrezeption zwischen 1840 und 1900 entwickelte sich zu einem neuen künstlerischen Brennpunkt. Eine Chronologie Gleichwohl blieb Italien stets ein Ort des Staunens und der Wun­ STEPHAN DAHME · CHRISTINE FOLLMANN der – und ist zugleich seit jeher geprägt von verheerenden Natur- 170 katastrophen, aber auch von gesellschaftlichen wie politischen Missständen. ­wo zu erfahren waren. So berichtete beispielsweise Andreas Anhang Insbesondere Landschaftsmaler, wenigstens die meisten von Achenbach begeistert über »die großartige und in der Farben- Verzeichnis ausgewählter Italienbilder des 19. Jahrhunderts ihnen, fanden in Italien jedoch ein »Paradies auf Erden«, das vor kraft alles übertreffende sizilianische Natur« oder über atmo- aus dem Bestand des Albertinum / Galerie Neue Meister allem auch durch seine starke Verbindung mit der Antike wirkte. sphärische Phänomene in Oberitalien – »nur die Luft kann man 178 Römische Ruinen und mediterranes Klima, intensives Licht, tief- nicht beschreiben, so ein Licht habe ich noch nie gesehen, das blaue Himmel, das weite Mittelmeer, üppige Vegetation und Blau desselben ist nicht dunkler wie bei uns im Sommer, aber Personenregister markante Einöden, Farben und Formen der südlichen Gefilde warm und durchsichtig, als wenn es transparent wäre«.1 Gerade 188 vermittelten vollkommen neue Seherlebnisse, die kaum anders­ Besucher aus nördlichen Gegenden berauschten sich an den

Bildnachweis, Impressum 193

5 Unter italischen Himmeln DEUTSCHE MALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS. DRESDNER VORAUSSETZUNGEN

Abb. 2 GASPARD DUGHET, GENANNT GASPARD POUSSIN »Wir fuhren heute Morgen aus Rom in einem unangenehm dicken und der prächtige Kranz von , der den Teppich wie eine Campagnalandschaft, 1656/57 Leinwand, 72 × 96,5 cm Nebel, der uns die Gegenstände rund herum verdeckte; desto Arabesken-borde umschließt – und der reine blaue italische Him­ Gemäldegalerie Alte Meister, herrlicher war der Anblick, als wir, drei Meilen von Rom, den alba- ­mel, der über die ganze Gegend schwebte – Mich dünkte, als Staatliche Kunst­sammlungen Dresden, nischen Hügel hinauffuhren, und nun der Nebel sich zerstreute, schmeckte süß die Luft, holde Gerüche streuten mir die Frucht- Gal.-Nr. 734 die Sonne hervorbrach, und Rom, mit seinen Gärten umkränzt, in bäume zu, und überall Knospen u. Blüthen, die ganze Natur sah seinem ganzen ungeheuren Umfange, mit allen seinen Kuppeln aus wie ein funfzehnjähriges Mädchen.«5 in der einsamen Ebene ausgebreitet vor uns lag.«1 Der Schriftsteller hatte während seines Aufenthalts mehrmals Einem großen Panorama gleicht die Malerei des 19. Jahrhun- die Dresdner Museen besucht, die »Bildergallerie, die Gipsabgüs­ ­ derts mit ihrem Blick auf Italien. Aus Dresdner Perspektive wurde ­se, das Antikencabinet, die Kupferstichsammlung«.6 Dabei be­­ eine erste kurze Übersicht – mit Fokus auf die »Italienische Land- wunderte­ er insbesondere die »Sixtinische Madonna« von Raffael schaft der Romantik« – im vergangenen Jahr geboten.2 Mit vorlie­ (Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 93). Diese ehemalige Altar- gender Publikation soll der Nebelschleier in der Kunstgeschichte tafel, 1753 nach Sachsen gelangt, »besaß in Deutschland« – so ein Stück weiter aufgelöst werden.3 Hans Belting – »eine einzigartige Rezeptions­ ­geschich­­te, in der sie zum Kronbeispiel der deutschen Aneignung von bildender Kunst geworden war.«7 Nachdem Raffaels Marienbild um 1800 neu ent- I »Vor allem aber sind es die Kunst- und deckt worden war, trat es einen eindrucksvollen Siegeszug an: Alterthumssammlungen [. . .]. »ich muß bekennen, daß mich seine Madonna hier bis in’s In­­ Durch sie ist Dresden in Ansehung nerste meiner Seele erschüttert hat«, schrieb der knapp 24-jäh- rige aus Dresden an seinen Bruder Daniel am der Kunstschätze ein Deutsches Florenz 17. Juli 1801. In der Folge entstanden, noch während Runges Auf- 4 geworden.« enthalt in der Elbestadt, seine grundlegenden Bildfindungen zu den »Tageszeiten« sowie, einige Jahre später, die zwei gemalten Am 4. Mai 1801 schrieb aus der sächsischen Fassungen des »Morgen« (Hamburger Kunsthalle), in denen sich Residenzstadt an seine Verlobte: »Liebe Wilhelmine, heute lag das Erlebnis der »Sixtina« am eindrücklichsten widerspiegelt.8 ich auf den Brühlschen Terrassen, ich hatte ein Buch mitgenom- Selbst der mythologisch orientierte Arnold Böcklin zeigte sich – men, darin zu lesen, aber ich war zerstreut u. legte es weg. Ich am Ende des 19. Jahrhunderts – offensichtlich fasziniert von der Abb. 3 SALVATOR ROSA blickte von dem hohen Ufer herab über das herrliche Elbthal, es Dresdner Ikone und verarbeitete das Motiv der Erscheinung der Waldlandschaft mit drei Philosophen, lag da wie ein Gemälde von Claude Lorrain unter meinen Füßen Gottesmutter im Mittelbild seines Triptychons »Mariensage« von um 1660/70 – es schien mir wie eine Landschaft auf einem Teppich gestickt, 1890 (seit 1945 verschollen).9 Über hundert Jahre später interpre- Leinwand, 73 × 97,5 cm Gemäldegalerie Alte Meister, grüne Fluren, Dörfer, ein breiter Strom, der sich schnell wendet, tierte schließlich auch Georg Baselitz, sowohl mit Dresden als Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dreßden zu küssen u. hat er es geküßt, schnell wieder flieht – auch mit Italien biografisch eng verbunden, Raffaels »Sixtina« in Gal.-Nr. 470

12 13 einer eigenwilligen Paraphrase: mit dem Bild »Statement« von Frage und sagte: ›Lieber Freund, der Claude? Das sind lateini- 1999 (Albertinum / Galerie Neue Meister, Inv.-Nr. 2014/14). sche Zeilen, da werden wir zuvor noch ein Dutzend andere Bilder »Ihre größte Wirkung im geistigen Leben entfalteten die Dres- kopieren müssen.‹«14 dener Kunstsammlungen in den Jahrzehnten um 1800. Kaum ein Meist im unmittelbaren Zusammenhang mit Lorrain gesehen namhafter Künstler und Gelehrter versäumte es, sich wenigstens wurden seine Zeitgenossen Nicolas Poussin und Gaspard Dughet, auf der Durchreise einige Tage den Sammlungen zu widmen.«10 genannt Poussin, dessen Schwager (Abb. 2).15 Ihre Bildwelten So lässt sich dem vorangestellten Zitat von Kleist entnehmen, prägten eine Vorstellung von Italien, die nicht zuletzt Goethe in dass dort auch die Bildwelt eines anderen Künstlers aus Italien in seiner Naturwahrnehmung vor Ort maßgeblich beeinflusste, ihm nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat – als er Dresdens schließlich zur Norm und nur in seltenen Ausnahmen durchbro- weitläufige Umgebung mit den südlichen Gefilden der Werke von chen wurde. Um 1830 geschah dies durch einen Berliner Land- Claude Lorrain verglich. Seit 1751 besaß die Gemäldegalerie zwei schaftsmaler: »Das Normalbild, welches man sich von Italien von ihnen: die »Landschaft mit der Flucht nach Ägypten« von gemacht hatte, war aus Caspar Dughets und Claude Gelées 1647 (Gal.-Nr. 730) sowie die zehn Jahre später ebenfalls in Rom unsterblichen Werken abstrahiert, wozu vielleicht noch Züge von entstandene »Küstenlandschaft mit Acis und Galathea« (Abb. 1). Hackert und Catel hinzukamen. Jetzt sah man in Blechens Bildern Letztere bewunderte bereits Johann Wolfgang von Goethe als mit Erstaunen ein ganz anderes Italien. Dieses dunkle saftige »eins der schönsten gedachten« Landschaftsbilder.11 1799 wurde Grün, diese himmelhohen Zypressen, diesen Glanz des Lichtes, es auch von den Romantikern geadelt: »Das Stück, von welchem des Himmels, des Meeres, diese energischen Lokalfarben, diese die Rede ist, stellt eine wirkliche Gegend bey Neapel vor. Man gewaltsamen Ge­­gen­sätze.«16 sieht Ischia und Capri über den Horizont hervorragen. Zwey hohe Carl Blechen war 1823 (fünf Jahre vor seiner lang ersehnten Felsenparthien treten von der Rechten ins Meer hinein, und das Italienreise17) aus nach Dresden gekommen, um seinen Meer in Schatten zwischen sie. Dahinter ist die Stadt nebst Hafen Künstlerkollegen Johan Christian Dahl zu treffen, aber vermutlich und Schiffen angedeutet. Dicht vor dem Bilde verliert sich die auch, um die Niederländer des 17. Jahrhunderts in der Gemälde- Ferne, man wird kaum die Spur des Pinsels gewahr [...]. Auf der galerie zu betrachten. Ein Interesse vor allem an Ruisdael, dem linken Seite des schmalen Vorgrundes stehen ein Paar himmel- »nordischen Claude«, scheint gewiss – den tradierten Italien-­ hohe Bäume, die das Ganze für den ersten Blick so schön ein- Kanon ließ er allerdings außer Acht. schließen. Hinter dem Vorgebirge erhebt sich wie eine Wolke der Andere Künstler des späten 18., frühen 19. Jahrhunderts legten Gipfel des Vesuv, des­sen unterirdische Flammen vor der Morgen- ihr Augenmerk aber auch auf andere Vorbilder des 17. Jahrhun- sonne erblassen. Sie leuchtet mit sanftem Schein um die Felsen derts, wie beispielsweise der junge Johann Christian Reinhart, her. Keine lichtgesäumten Gewölke; es ist reiner Glanz, nur vom der 1783 nach Dresden gezogen war, wo er zum einen von Johann Hauch der Frühe gemildert, und der Körper selbst eben sichtbar, Christian Klengel unterrichtet wurde, zum anderen Studien in der Abb. 4 Abb. 5 der ihn ausströmt. Unbeschreiblich harmonisch vermischt er sich Gemäldegalerie und Landschaftsstudien in der Umgebung Dres- Aphrodite, Typus Kapitol (2. Hälfte des 2. Jhs., Statue eines jungen Athleten, sog. Dresdner Knabe mit dem grünlichen Meer, worauf auch der Nebel noch ruht, kaum dens betrieb.18 Ab 1789 über Jahrzehnte hinweg eine der prä- nach Praxiteles’ »Aphrodite von Knidos«) (1. Viertel des 1. Jhs., nach Polyklet) Marmor, 157 × 53 × 51 cm gefärbt von dem Strahle, welchen die Sonnenscheibe herübersen- gendsten Künstlerpersönlichkeiten in Rom, wurzelte sein Schaf- Marmor, 187 × 68 × 58 cm Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen det. Die ganze Luft ist mitgemahlt: kein Gegenstand steht nackt fen zu einem gewissen Teil im visuellen Gedächtnis der Dresdner Dresden, Inv.-Nr. Hm 308 Dresden, Inv.-Nr. Hm 088 da, ihr durchsichtiger Schleyer ist über ihn geworfen. Man sieht Bilder – seine charakteristischen Sturmlandschaften könnten in die Vertiefung zwischen die Felsen, oder auf die weite Meeres- durchaus, ebenso wie jene seines Lehrers Klengel, von Motiv­ fläche hinaus: der Gesichtspunkt ist überall gleich vortheilhaft.«12 findungen des »Anti-Claude« Salvator Rosa inspiriert gewesen antike Plastik seit der Renaissance zum Bildungskanon eines rezipierbar, deren originale Fassungen in Italien verblieben In den Bildern Claude Lorrains fanden sich demnach sowohl sein.19 Dessen »Waldlandschaft mit drei Philosophen« (Abb. 3) Künstlers. Johann Gottfried Seume etwa meinte 1805, »daß waren. Möglicherweise war dies für Julius Schnorr von Carolsfeld klassizistische als auch romantische Kunstauffassungen wieder, war, wie die beiden Landschaften Lorrains, zu Reinharts Aufent- Canova die schöne Stellung seiner Hebe [1796, Eremitage zu ebenfalls von Belang: 1794 in geboren, dürfte er bereits aus diesem bemerkenswerten Konsens wurde im Laufe der ers­­ haltszeit in Dresden bereits seit Jahrzehnten in der Gemälde­ Sankt Petersburg] von dem jungen Faun zu Dresden genommen in jungen Jahren die Dresdner Museen besucht haben – er war ten Hälfte des 19. Jahrhundert ein verbindlicher Kanon.13 Die Ge­­ galerie präsent. hat. Sie ist fast ganz dieselbe; und was meine Vermutung be­­ zwischen 1806 und 1811 mehrmals an den hiesigen Akademie-­ mälde der Dresdner Galerie übernahmen dabei eine regelrechte Wenn es um Maler idealer, »lateinischer« Landschaften ging, stärkt, er selbst hat vorher die Statüe in Dresden wiederholt Ausstellungen beteiligt. Als er 1820 in Rom das Gemälde »Bath- Vorbildfunktion; zuweilen erschienen sie als schier unerreich­ durch deren Augen der Betrachter selbst seine eigene reale Um­­ lange mit stillem Enthusiasmus beschauet.«21 seba« begann (S. 35), stand ihm ganz offensichtlich bei der bares Ziel künstlerischen Strebens. Als etwa der junge Ludwig ge­bung wahrnahm, wurden Lorrain, Poussin, Dughet und Rosa Die Sammlung der Antiken war und ist heute noch eine der Gestaltung des weiblichen Körpers eine klassische Skulptur vor Richter seinem Lehrer gegenüber »schüchtern den Wunsch äu­­ oft in einem Atemzug genannt.20 Daneben boten jedoch auch größten nördlich der Alpen – wesentlich ergänzt wurde sie ab Augen, die er schon in Dresden gesehen haben konnte (Abb. 4) ßerte, dereinst einen unserer schönen Claudes kopieren zu dür­ andere Gattungen in den Kunstsammlungen zu Dresden Anre- den 1790er Jahren durch die Mengs’sche Abgusssammlung.22 In und die er – in Originalgestalt der »Kapitolinischen Venus« vor fen, hustete er einigemal, räusperte sich erstaunt über die naive gung für Maler des 19. Jahrhunderts. Insbesondere zählte die Dresden war dadurch ein Großteil auch all jener Meisterwerke Ort – als biblischen Halbakt neu interpretierte.23

14 15 nehmen. [. . .] In Dresden fertigte sie einige Copien nach J. Ruis- dael in der königl. Gallerie und sammelte viele Studien von den für den Landschafter so reichen Umgebungen Dresdens. [. . .] Zu­­ gleich versäumte sie nicht, die entferntere Umgegend Dresdens, vorzüglich die sogenannte sächsische Schweiz mit ihren pittores- ken und höchst charakteristischen Felsgründen und anmu­­ ­thi­gen Thälern zu ihrem Studium zu wählen.«25 Die Landschaftsmalerin Evelina Stading aus Schweden kann als Beispiel gelten für viele Künstler des Nordens, die im 19. Jahrhundert auf ihrem Weg nach Italien über Dresden reisten (und einige Zeit dort blieben) – das somit eine wichtige Etappe bildete, manchmal aber auch den einzigen Ersatz bedeuten konnte, falls die Reisepläne scheiterten. Von 1824 bis 1827 in Dresden, folgte Stading offenbar den Spuren Johan Christian Dahls – in künstlerischer, aber ebenso in topografischer Hinsicht: Im Fokus stand die Sächsische Schweiz. Das »Übungsgelände« war bekannt. So wollte bereits 1816 der Mäzen und Kunstgelehrte Carl Friedrich von Rumohr dem jungen Maler Franz Horny, dessen langfristiges Ziel ebenfalls eine Italien­ reise war, eigentlich empfehlen, sich vorab in der sächsischen Landschaft zu schulen: »Ich rieth ihm nach München zu gehen, weil er dort wahrhaft malerischen Naturscenen­ so nahe seyn werde. Bey Dresden sey das Land mehr anmuthig, als malerisch. Ich habe dieser letzten Gegend verschiedentlich Unrecht gethan; denn seitdem ich sie specieller kennen gelernt, sehe ich wohl ein, Abb. 6 Abb. 7 WERKSTATT DES FRANCESCO ALBANI NICOLAS POUSSIN daß es nicht an der Natur liege, nur an den Malern selbst, welche Venus und Vulkan, um 1640/50 Pan und Syrinx, 1637 zu viel am Topographischen und Cultivirten hängen, und [an] den Leinwand, 139 × 184 cm Leinwand, 106 × 82 cm Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche vortrefflichen Landschaftselementen vorübergehn, um nur mit Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 341 Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 718 dürftigem Anbau und architectonischen Unformen sich zu be­­ schäf­ti­gen. Bey gründlichem Studio und etwas poetischem Geis­ ­te, würde in Dresden ein Landschaftsmaler, ohne je die obere Ebenso mutmaßen könnte man ferner, ob Hans von Marées Böcklins frühes Schaffen war zu einem nicht geringen Teil haben.«24 Ähnliche Vergleiche ließen sich zu Böcklins etwa zur Elbgegend zu überschreiten, doch das Vortreffliche leisten, ja nicht während seines Aufenthalts in Dresden 1872/73, als er auch geprägt durch die Werke von Nicolas Poussin. Dazu äußerte sich selben Zeit, 1854 in Rom entstandenem Werk »Pan und Syrinx« sehr weit gelangen können. Allein, wer, statt dem Fels, dem fal- den Auftrag zur Ausmalung eines Saals (der späteren Bibliothek) unter anderen auch sein Sammler und Mäzen Adolf Friedrich (S. 97) anstellen. Ein Besuch des Schweizer Künstlers in der Dresd- lenden und ruhenden Wasser, den schönen Erd- und Gebürgs­ in der Zoologischen Station Anton Dohrns in Neapel erhielt, eine Graf von Schack in München: »Ein Künstler, dessen Thätigkeit ich ner Gemäldegalerie ist zwar nicht bekannt, doch scheint eine linien, dem Pflanzenwuchse, den Baumgestaltungen, den Him- berühmte Statue der sächsischen Antikensammlung zum Refe- von jeher mit grösstem Interesse verfolgt habe, ist Arnold Böck- Kenntnis des seit 1742 dort verwahrten Poussin-­Bildes »Pan und melsgebilden, jedem für sich recht auf den Grund zu kommen renzwerk für eine seiner markantesten Figuren in dem Dekora- lin. Ich lernte ihn schon 1859 in München kennen und behielt Syrinx« von 1637 (Abb. 7) – vielleicht vermittelt durch Reproduk- [. . .] nur sich begnügt, irgend ein bekanntes Häuschen und Brück- tionsprogramm auserkoren haben könnte: Die Körperhaltung ihn und sein Wirken seitdem beständig im Auge, um die besten tionen und/oder durch einen aus Dresden stammenden Künstler- chen und sonstige Localität in stammbuchartiger, flüchtiger seines nackten »Orangenpflückers« (S. 110) im klassischen Kon- seiner Arbeiten mir nicht entgehen zu lassen. Als er später in freund in Rom, Heinrich Franz-Dreber – nicht abwegig. Behandlung so darzustellen, daß alle Damen des Hauses darin trapost erinnert nicht zuletzt an jene des »Dresdner Knaben« im Rom, dann in seiner Vaterstadt Basel und schliesslich in Florenz die Fensterscheiben zählen und ihre Zimmer wiederfinden Albertinum (Abb. 5). seinen Aufenthalt nahm, suchte ich ihn an diesen verschiedenen Vorbild Landschaft können; nun ja, wird der nicht selbst in Rom dabey stehen blei- Weitere mögliche motivische beziehungsweise kompositio- Orten zu wiederholten Malen auf und wurde durch die immer ben, den Vasi zu commentiren?«26 nelle Anleihen oder Analogien zu antiken und alten Meistern neuen Entfaltungen seines Talents, man darf wohl sagen seines »Die entschiedene Neigung, sich in der Kunst weiter auszubilden, Wenige Jahre zuvor stellte Karl August Böttiger ebenso einen lassen sich sowohl in Marées’ Werk (vgl. Abb. 6 und S. 109 im Genies, überrascht. [. . .] Ein ausgezeichnetes Beispiel seiner der Wunsch, durch das Studium nach ältern und neuern Werken­ Zusammenhang her zwischen ausübender Kunst und der Um­­ Hinblick auf seine Kinderdarstellungen in Nachfolge der seit der ersten Manier, als sich seine Eigentümlichkeit noch nicht ganz großer Meister in den Gallerien des Auslandes ihre Kenntnisse gebung, in der sie praktiziert wird: »Die Landschaftsmalerei kann Renaissance beliebten Putten, eingebettet in einer stimmungs- ausgebildet hatte, ist der Wald, in welchem eine Nymphe an einer zu bereichern, und zugleich die Natur des südlichern und milden als ein ganz eigenthümliches Erbtheil der Dresdner Kunstschule vollen Landschaft) als auch in jenem seines Freundes Arnold Quelle ruht. Hier wird man lebhaft an Poussin erinnert, und dieser Klimas kennen zu lernen, bewirkten bei der jungen Künstlerin angesehen werden. Die Natur selbst komponirt hier überall im Böcklin finden. grosse Landschaftsmaler möchte nichts Schöneres ge­­schaf­fen den Entschluß, eine Reise nach Deutschland und Italien zu unter- reichsten Stil.«27

16 17 Johann Christian Klengel (Kesselsdorf 1751–1824 Dresden)

Johann Christian Klengel war bereits im ausgehenden 18. Jahr- Seine Erinnerungen an das Land verband Klengel in der Folge­ hundert nach Italien gereist und zählt zu jenen Malern, die mit zeit mit Lorrains weit rezipierten Bildstrategien im Hinblick auf ihren Bildern und Vorstellungen jüngere Generationen des Komposition, Licht- und Farbwirkungen. Den Versuchen jüngerer frühen 19. Jahrhunderts prägten.1 Zusammen mit Jakob Philipp Maler, »durch höchst liebevolles Anschließen an die Natur« Hackert galt er in seiner Reifezeit als einer der anerkanntesten althergebrachte Traditionen aufzubrechen, stand er am Ende Vertreter seines Fachs. Ab 1800 außerordentlicher Professor für seines Lebens kritisch gegenüber.5 Gleichwohl schuf er sowohl Landschaftsmalerei an der Dresdner Kunstakademie, vermittelte wichtige Grundlagen als auch Reibungsfläche für die Künstler- Klengel später seine zum großen Teil an Claude Lorrain und Gas- jahrgänge zwischen Klassizismus und Romantik. pard Dughet (vgl. S. 10–14) geschulten Auffassungen an Künstler Andreas Dehmer wie Carl Ludwig Kaaz.2 »Eine neue Phase ging für Klengel’s Schöpfungen mit seiner 1 Zum Künstler s. Anke Fröhlich, »Glücklich gewählte Natur . . .«. Der Dresdner Landschafts- Reise nach Italien auf. Die grandiosen Reize dortiger Natur rissen maler Johann Christian Klengel (1751–1824). Monographie und Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen, Radierungen und Lithographien, Hildesheim 2005; dies., Land- ihn dergestalt hin, daß die meisten seiner nachherigen Kunst- schaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Weimar 2002, werke die deutlichste Spur davon an sich trugen. Die Wirkungen S. 148–162. 2 Vgl. Italienische Landschaft der Romantik. Malerei und Literatur, Ausst.-Kat. des mächtigern Sonnenstrahls ertheilten seinen Werken beson- Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Neues Schloss Bad Muskau 2016, hg. von Andreas Dehmer, Dresden 2016, S. 31 f. 3 Anonym, Rückblicke. Drei Landschaftsmaler [Friedrich, dere Anziehkraft [. . .]. Um seinen Gebilden einen besondern Klengel, Mechau], in: Blätter für literarische Unterhaltung 124–126 (1843), S. 493–495, Stempel der sonnigen Heimat aufzudrücken, versäumte er selten 497 f., 501 f., hier S. 497. 4 Zu dem Bild, erworben 1972 aus Dresdner Privatbesitz, s. Gemäldegalerie Alte Meister Dresden, Bd. 1. Die ausgestellten Werke, hg. von Harald Marx, ihre Ausschmückung durch römische oder griechische Ruinen, 2. Aufl., Dresden/Köln 2006, S. 586 (Text von Harald Marx). Die in Klengels Ansicht noch die sich seinem Studienbuche nicht hatten entziehen können, dargestellte fragmentarisch erhaltene Kuppel stürzte 1828 ein. 5 Vgl. Ludwig Richter, oder durch eine Staffage, welche die Nachbildung eigenthümli- Lebenserinnerungen eines deutschen Malers [1885], Berlin 2014, S. 62. cher Gebräuche und Gewohnheiten beim Landbau im reizenden Italien zum Gegenstande hatte.«3 Die idyllisch-bukolische Landschaft nahe Rom entstand noch während Klengels Italienaufenthalt (1790–1792) und ist von einer bemerkenswert minuziösen Gegenstandswiedergabe geprägt. Über der berühmten Ruine des antiken Kuppelbaus, ursprünglich wohl ein Nymphäum, leuchtet ein strahlend blauer Himmel.4

Landschaft mit der Ruine des sogenannten Tempels der Minerva Medica in Rom Um 1791 Öl auf Leinwand, 57 × 78,5 cm Bezeichnet links unten: Klengel f. à Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 3796

26 27 Antonio Canova (Obergibeln/Tirol 1768–1839 Rom) (Possagno 1757–1822 Venedig)

Der Österreicher Joseph Anton Koch verbrachte die längste Zeit Antonio Canova hatte seine Karriere als Steinmetzlehrling begon- seines Lebens in Rom und wurde in der Ewigen Stadt, neben nen. Er erwarb umfangreiche Kenntnisse zur Bildhauerei der Johann Christian Reinhart, zu einer der wichtigsten Identifi­ ­ka­ vergangenen Jahrhunderte, setzte seine Ausbildung in Venedig tionsfiguren­ der dort lebenden deutschen Landschaftsmaler. fort, wo er ein eigenes Atelier betrieb, und kam 1780 nach Rom. 1794 hatte ihm ein Stipendium eine Reise nach Italien ermög- Seine Anfangszeit dort war noch von der Kunst des veneziani- licht, das er bis auf einen dreijährigen Aufenthalt in Wien zwi- schen Barocks geprägt, bald schon verlieh er aber der neuen, von schen 1812 und 1815 nicht mehr verlassen sollte. In Rom war er Johann Joachim Winckelmann formulierten Ästhetik in vollkom- zunächst Schüler von Asmus Jakob Carstens, einem herausragen- mener Weise Ausdruck: Canova wurde zu einem der bedeutends- den Vertreter des deutschen Klassizismus, und verkehrte im Kreis ten Bildhauer, die Europa in der Zeit des Klassizismus hervorge- um den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen. bracht hat. Die »Landschaft mit dem heiligen Martin« hat ein im Format Zu seinen Hauptwerken zählen die römischen Grabmäler für identisches Pendant in der »Landschaft mit dem heiligen Benedikt« die Päpste Clemens XIII. und Clemens XIV., zudem heute weltbe- (Albertinum / Galerie Neue Meister, Gal.-Nr. 2464). Beide italie- rühmte Meisterwerke wie die Gruppe »Amor und Psyche« nisch anmutenden Gemälde wurden 1814 im Wiener Atelier des (Louvre, Paris) oder die Darstellung der »Paolina Bonaparte Bor- Malers in Auftrag gegeben1 – er signierte ebenso italianisierend ghese als Venus Victrix« (Galleria Borghese, Rom). Canovas Figur mit »G[iovanni]­ Koch«. Gegen Ende seines Aufenthalts in Wien der »Hebe« wurde später zum Vorbild für deren Interpretation entstanden, verdeutlichen sie einen Wandel in der Landschafts- von seinem größten Konkurrenten in Rom: Bertel Thorvaldsen auffassung Kochs. Klassizistische und romantische Elemente ver- (S. 31).1 Die Darstellung weiblicher Grazie, die virtuose Bearbei- banden sich zu einem neuen Typus der »Heroischen Landschaft«.2 tung des Marmors und die von seinen Auftraggebern als voll­ Mit solchen Bildern, die auf strenger, linienbetonter Struktu- endet empfundenen Neuschöpfungen der antiken Kunst trugen rierung basieren und bei Jüngeren wie den Nazarenern, Julius zu Canovas Ruhm bei. Schnorr von Carolsfeld und Ludwig Richter in hohem Ansehen Die »Venus Italica« gehört zum Spätwerk des Künstlers. Sie Landschaft mit dem heiligen Martin Venus Italica standen, positionierte sich Koch nicht zuletzt sehr vehement entstand als Ganzfigur 1804 im Auftrag des Königs von Etrurien, 1815 1816 gegen die Landschaftsdarstellungen von Jakob Philipp Hackert. Öl auf Lindenholz, 54,5 × 47,5 cm Ludovico I., sowie in einigen Versionen als Büste. Ganz offen- Marmor, 58,5 × 48,5 × 30 cm Seine eigenen Kunstauffassungen galten in späterer Zeit jedoch Bezeichnet links unten: G. KOCH Tyrolese fece. 1815. sichtlich ist ihre unmittelbare Nähe zu einer der berühmtesten Signiert und bezeichnet auf der Vorderseite unterhalb der Büste: V. CANOVA ebenso als überholt. – Kochs Skepsis gegenüber neuer Kunst Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Venusdarstellungen der Antike, der »Venus Medici«, die sie letzt- Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2463 Albertinum / Skulpturensammlung, Staatliche 2 unter dem Primat der Farbe kam unter anderem in seiner be­­ lich ersetzen sollte. Diese war im September 1802 von den napo- Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. ZV 4263 rühm­ten Kritik an den Gemälden von William Turner zum Aus- leonischen Truppen aus den Uffizien in den Louvre nach Paris druck, die jener 1828 in Rom ausgestellt hatte (vgl. S. 58 f.): »im überführt worden, von wo aus sie 1815 wieder zurückkehrte.3 Ganzen ist es nach dem englischen Mylord-Geschmack der ang- Astrid Nielsen likanischen Phan­tasie überlassen und ungefähr das, was die Franzosen tableau fouetté [ein schaumig geschlagenes Gemälde] 1 Fred Licht, Canova und Thorvaldsen, in: Künstlerleben in Rom. Bertel Thorvaldsen nennen [. . .].«3 Andreas Dehmer / Stephan Dahme (1770–1844). Der dänische Bildhauer und seine deutschen Freunde, Ausst.-Kat. Germani- sches Nationalmuseum, Nürnberg 1991 / Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottorf, Schleswig 1992, Nürnberg 1991, S. 45–51. 2 Florenz, Palazzo Pitti. Dazu u. a. Hugh 1 Galerie Neue Meister Dresden. Illustrierter Katalog in zwei Bänden, Bd. 1, hg. von Ulrich Honour, Canova’s Statues of Venus, in: The Burlington Magazine 114, Nr. 835 (Oktober Bischoff, Köln/Dresden 2010, S. 112 f. (Texte von Gerd Spitzer). 2 Vgl. Italienische Land- 1972), S. 658–671. 3 Die Dresdner Büste der »italischen Venus« wurde 2001 durch Museis schaft der Romantik. Malerei und Literatur, Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dres- Saxonicis Usui – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. aus dem Kunst- den, Neues Schloss Bad Muskau 2016, hg. von Andreas Dehmer, Dresden 2016, S. 16 f. handel erworben und geschenkt. 3 Moderne Kunstchronik. Briefe zweier Freunde in Rom und der Tartarei über das mo­­ derne Kunstleben und -Treiben; oder die Rumfordische Suppe, gekocht und geschrieben von Joseph Anton Koch in Rom [1834], Leipzig/Weimar 1984, S. 84.

28 29 Julius Schnorr von Carolsfeld (Leipzig 1794–1872 Dresden)

Schnorrs Familienbild von 1817 und sein Frauenakt (begonnen Begegnung zwischen den Familien Christi und Johannes’ des Täu- 1820, vollendet 1825) können in ihrer Malweise und ihren Themen fers, als Handreichung zwischen altem und neuem Bund. beispielhaft für zwei Phasen seines Lebens verstanden werden. Das Auf Einladung der gleichgesinnten Lukasbrüder wandte sich Familienbild steht am Ende von Schnorrs Studienzeit an der Wiener­­ Schnorr 1817 nach Rom. Schon auf der Reise und verstärkt in Akademie und zeugt von seiner Orientierung an der altdeutschen Italien zeichnete er Landschaften vor der Natur und legte ab 1819 Malerei. Der bereits in Italien entstandene Frauenakt zeigt im Hin- dafür einen Sammelband an.1 Sie entsprechen in ihrem Charakter tergrund eine Landschaft, die diese Bildsprache »italianisiert«. mit dem weiten Ausblick und den von Bäumen überwachsenen Julius Schnorr von Carolsfeld verließ 1811 sein Elternhaus in Ruinen jener Landschaft, die den Frauenakt seiner »Bathseba« Leipzig,­­ um an der Wiener Akademie zu studieren. Von der kon- hinterfängt. Gegenüber der Spontaneität der Zeichnungen ist die ventionellen Ausrichtung des Unterrichts enttäuscht, fand er malerische Ausführung jedoch stärker idealisiert. Mit den Oran- abseits der Akademie im Kreis der Wiener Romantiker um Ferdi­ genbäumen links und dem Laub des Lorbeers vorn an der Brüs- nand Olivier und Joseph Anton Koch die von ihm gesuchte Hin- tung betonte Schnorr südländische Motive, die an das alttesta- wendung zu religiösen Themen und die Weiterentwicklung seines­­ mentliche Thema des durch die Schönheit der Bathseba zum linearen Stils. Die Landschaft im Hintergrund von Schnorrs Fami- Schauen verführten König David anschließen. Im Gegensatz zu lienbild zeigt den Einfluss Kochs, der in seiner Malerei die Tradition den Lukasbrüdern, die sich auf männliche Modelle beschränk- der Weltlandschaft aus der altniederländischen Malerei mit Moti- ten,2 zeichnete Schnorr mit besonderer Vorliebe Frauenakte. In ven seiner alpenländischen Tiroler Heimat verband und sie in das einem Brief berichtete er, dass ihm in Rom »eine ganz besonders klare Licht Italiens setzte. Während bei Koch die Figuren jedoch oft schöne Modella zugebote« stand und er mit einem Bild wie der nur Staffage sind, dominieren sie bei Schnorr die Darstellung. Für Bathseba zeigen wolle, dass er »kein trockner Kopfhänger«3 sei. das Dresdner Bild wählte er ein heilsgeschichtliches Thema, die Holger Birkholz

1 Vgl. dazu sowie grundlegend zur Landschaftsauffassung Schnorrs ». . . ein Land der Ver- heissung«. Julius Schnorr von Carolsfeld zeichnet Italien, Ausst.-Kat. Haus der Kunst Mün- chen / Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2000/01, hg. von Petra Kuhlmann-Hodick in Zusammenarbeit mit Claudia Valter, Dresden/Köln 2000. 2 Zur Praxis des Aktzeichnens bei den Nazarenern vgl. Die Nazarener, Ausst.-Kat. Städel, Städ- tische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main 1977, S. 188. 3 Schnorr an Johann Gottlob von Quandt, 2. 8. 1823; zit. nach Julius Schnorr von Carolsfeld 1794–1872, Ausst.-Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig / Kunsthalle Bremen 1994, Leipzig 1994, S. 215, unter Angabe weiterer Briefstellen zum Entstehungsprozess des Bildes.

Die Familie Johannes’ des Täufers bei der Familie Christi Bathseba 1817 1820/25 Öl auf Leinwand, 123 × 102,5 cm Öl auf Leinwand, 73,5 × 62 cm Bezeichnet rechts unten: 18 JS 17 Bezeichnet in der Mitte unten: 18 JS 25 Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung, ­Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2217 Inv.-Nr. DAK 3257

34 35 Johan Christian Dahl (Bergen/Norwegen 1788–1857 Dresden)

»Nun kam Dahl nach Dresden, der in seinem damals alle Schran- Im Dezember bestieg Dahl sodann den Vesuv, dessen vul­ ken des Hergebrachten durchbrechenden Naturalismus ein mäch­ kanische Tätigkeit während der Weihnachtstage im vollen Gange ­tiger Impuls wurde für die Dresdner jüngeren Künstler [. . .]. Die war. Mit großer Neugier und einer gehörigen Portion Respekt Natur wurde nun nicht mehr in die fertige manirierte Kunstform wagte sich der 32-jährige Künstler offenbar bis an den Rand gepresst, – welches man idealisieren nannte, sondern man suchte des Nebenkraters Monte Somma; der rauchend Magma, Asche das Ideale mehr in tiefren, wahrern u[nd] klareren Erfassen der und Felsbrocken speiende Berg forderte regelrecht heraus zur Natur u[nd] ihrer ganzen Schönheit.«1 ­malerischen Auseinandersetzung mit dem Naturschauspiel. Der Norweger lebte seit 1818 dauerhaft in der sächsischen Zwar schilderten bereits im 18. Jahrhundert Künstler wie Jakob Residenzstadt; ab 1823 wohnte er im selben Haus wie Caspar Philipp Hackert, Pierre-Jacques Volaire und Michael Wutky den David Friedrich. 1824 wurde Dahl außerordentlicher Professor Ausbruch des Vesuv, jedoch fast ausschließlich als effektvolle der Kunstakademie. In der Zwischenzeit verbrachte er fruchtbare Nachtstücke. Dahl hingegen beschränkte­­ sich nicht auf das Monate in Italien. Auf Einladung des dänischen Kronprinzen Chris­ atmosphärische Glühen bei Dunkelheit, sondern verband das tian Frederik, der in seiner Sommerresidenz Quisisana am Golf nordisch-düstere Motiv in mehreren Versionen mit einer süd­ von Neapel weilte, reiste der Künstler im Juni 1820 gen Süden.2 lichen Stimmungslandschaft »à la Lorrain«. Und auch dort sieht Friedrichs Bekanntschaft hatte Eindruck hinterlassen – Dahl man – wie schon bei dem Terrassen-Bild­ vom 14. August 1820 – malte, nach einem kurzen Zwischenhalt in Rom, am 14. August zwei Gestalten von hinten, die am Atrio del Cavallo der Eruption in der näheren Umgebung seiner Unterkunft »Zwei Männer auf beiwohnen und zugleich dem Be­­trach­ter des Bildes das Maß einer Terrasse am Meer vor Neapel«, versetzte also Friedrichs des Menschen innerhalb dieser dramatischen Szenerie vor »Zwei Männer in Betrachtung des Mondes« von 1819/20 (Alber- Augen führen. tinum / Galerie Neue Meister) in mediterrane Gefilde, in Betrach- tung des weiten, lichten Mittelmeers mit der Insel Procida und dem Capo Miseno im Blickfeld.3 Wohl ebenfalls nahe Quisisana bei Castellammare (am 11. Ok­­ to­ber hatte Dahl noch Pompeji besucht) entstand am 12. Oktober die anatomisch genau erfasste Dresdner Esel-Studie, einen Monat später, am 11. November, eine bemerkenswerte, auf das Wesent- liche reduzierte Blitz-Studie. Sie zeugt von Dahls ausgeprägtem Interesse an Wetterphänomenen und zählt zu seinen eindrucks- Zwei Männer auf einer Terrasse vollsten Ölskizzen aus Italien, die wiederum von eminentem Ein- am Meer vor Neapel fluss auf den jungen Blechen waren (vgl. S. 42–45). Dahl ging es 1820 da­­rum, »große Massen zusammenzuhalten und Farbtöne und Öl auf Leinwand, 14,7 × 28,6 cm Bezeichnet links unten: d. 14 Augst 1820. Beleuch­­ ­tun­gen zu studieren« – ein »überraschend modernes Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Konzept also, das außer den Engländern wie Constable, Boning- Inv.-Nr. SZ Dahl 2 ton und Turner damals kein anderer europäischer Landschafts- maler so bewußt anstrebte«,4 abgesehen von Valenciennes-Nach- folgern in ihren (jedoch nicht für die Öffentlichkeit gedachten) Blitz-Studie am Golf von Neapel Ölstudien wie zum Beispiel die Franzosen Granet und Michallon 1820 oder der Belgier Simon Denis, mit denen Dahl in Rom auch per- Öl auf Papier, 18,3 × 25,5 cm Bezeichnet links unten: d. 11 Novbr 1820. sönlich Bekanntschaft geschlossen hatte. Die Internationalität Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, dieser Stadt bot beste Gelegenheit zum künstlerischen Austausch. Inv.-Nr. SZ Dahl 5

50 51 Johan Christian Dahls panoramaartige Gemälde fanden viel Johann Gottlob von Quandt über Dahl, »daß sowohl er als auch Anerkennung, das beweisen allein vier Versionen des von einer seine Arbeiten mir sehr wohl gefallen. [. . .] Daß er sehr schnell Anhöhe dargestellten Vesuv-Ausbruchs (Kopenhagen, 24. 12. 1820 malt, hat seine Richtigkeit, doch hab’ ich seine Arbeit nicht zu [Studie] und 21. 2. 1821; Bergen, 1821; Frankfurt am Main, 1826). flüchtig oder oberflächlich gefunden. [. . .] Er unterscheidet sich Über Jahrzehnte hinweg folgten zahlreiche weitere Darstellun- sehr von den hiesigen Malern (den andern deutschen nämlich) gen des qualmenden Vulkans, viele aus der Ferne, oft vom Posi- besonders da­­durch, daß er sich so eigensinnig in seiner nordi- lipp aus gesehen, bis hin zu einer regelrechten Vesuv-Miniatur schen Weise behauptet.«6 von 1847,5 wo abermals zwei Figuren das Geschehen betrachten Einen Widerhall von dieser ernsten nordischen Beharrlichkeit – gemalt auf der Rückseite einer Einladungskarte zu einer Mo­­ vermeint man in der »Landstraße bei La Storta« zu spüren. Bei nats­ver­samm­lung der Flora-Gesellschaft für Botanik und Garten- diesem Ort wurde die letzte Poststation vor Rom betrieben. In bau in Dresden. zahlreichen Reiseberichten ist er erwähnt, da von dort für erwar- Dahls Rückkehr nach Dresden führte über Rom, wo er sich ab tungsfrohe Ankommende aus dem Norden zum ersten Mal die Februar 1821 länger aufhielt. Dort studierte er in Kirchen und Kuppel des Petersdoms in der Ferne zu erkennen war. Dahls Dar- Museen die Werke älterer Meister und traf mit zahlreichen Künst- stellung eines einsamen Reiters in einer weiten Landschaft unter lern zusammen, Franzosen und Italienern, Dänen und Deutschen, wolkenverhangenem Himmel datiert vom 7. April 1821 – dem Tag nicht zuletzt mit den Nazarenern Friedrich Overbeck und Julius der Verabschiedung des abreisenden dänischen Kronprinzen.7 Schnorr von Carolsfeld. Letzterer (vgl. S. 34 f.) berichtete 1821 Der Künstler selbst verließ Rom am 27. Juni 1821. Andreas Dehmer

1 Ludwig Richter, zit. nach Gerd Spitzer, Meisterwerke der Romantik in der Dresdener Galerie, München/Dresden 2012, S. 160. 2 Ausführlich zu Verlauf und Werken von Dahls italienischer Reise s. J. C. Dahl i Italien. 1820–1821, Ausst.-Kat. Thorvaldsens Museum Kopenhagen 1987, Kopenhagen 1987; Marie Lødrup Bang, Johan Christian Dahl 1788–1857. Life and Works, Oxford 1987, Bd. 1, S. 48–63; Bd. 2, S. 101–125, bes. Nr. 217, 239, 244, 296, 297, 306 sowie S. 321, Nr. 1076; Bodil SØrensen, J. C. Dahl. Tegninger fra Italia-reisen 1820– 1821, Oslo 2004. 3 Friedrich schenkte das Bild seinem neu gewonnenen Freund kurz nach der Entstehung; Dahl und Friedrich. Romantische Landschaften, Ausst.-Kat. Nasjionalgal- leriet Oslo / Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2014/15, hg. von Petra Kuhlmann-Ho- dick, Gerd Spitzer u. a., Dresden 2014, S. 19, 37–39, 96 f. 4 Hans Joachim Neidhardt, Die Malerei der Romantik in Dresden, Leipzig 1976, S. 162 f. 5 Kunst des 19. Jahrhunderts, Aukt.-Kat. Grisebach, Berlin, 30. 11. 2016, Los-Nr. 143. 6 Briefe aus Italien von Julius Schnorr von Carolsfeld, geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und der Kunstbestrebungen jener Zeit, Gotha 1886, S. 217 (Erwähnung des Briefs in einem Brief an seinen Vater, Rom, 3. Mai 1821). Schnorr lernte Dahl bereits kurz Studie zweier Esel Ausbruch des Vesuv im Juli 1820 in Rom kennen, als sich jener auf der Durchreise nach Neapel befand; ebd., 1820 1821 S. 182. 7 Bang 1987 (wie Anm. 2), Bd. 2, S. 120. Das Bild schenkte Dahl dem dänischen Öl auf Pappe, 28,9 × 39 cm Öl auf Leinwand, 98,3 × 137,5 cm Bildhauer Bertel Thorvaldsen (vgl. S. 30), der durch seine zahlreichen Kontakte zu Künstlern Bezeichnet Mitte unten: d. 12 October 1820. Bezeichnet rechts unten: JDahl d. 21 Febr. 1821 in Rom eine beeindruckende Bildersammlung zusammengetragen hatte, da­­runter über Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, ein Dutzend Werke von Dahl (heute im Thorvaldsens Museum in Kopenhagen). Von dem Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2206 M Inv.-Nr. KMS 871 norwegischen Maler schuf der dänische Bildhauer 1821 eine Porträtbüste.

52 53 Die Küste von Neapel bei Mondschein 1821 Öl auf Leinwand, 49,7 × 68 cm Bezeichnet links unten: JDahl. Thorvaldsens Museum, Kopenhagen, Inv.-Nr. B 177

Der Vesuv, gesehen von Posillipo 1847 Öl auf leichtem Karton, 7 × 11,3 cm Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Erworben mit Hilfe der Ernst von ­Siemens Kunststiftung

Landstraße bei La Storta 1821 Öl auf Leinwand, 22,9 × 32,7 cm Bezeichnet rechts unten: d. 7 April 1821. Thorvaldsens Museum, Kopenhagen, Inv.-Nr. B 182

54 55 Maximilian Albert Hauschild (Dresden 1810–1895 Neapel)

Maximilian Albert, kurz Max Hauschild studierte an der Bau- In dem eindrucksvollen romanischen Kreuzgang sind Mönche schule der Dresdner Kunstaka­­ de­ ­mie Architektur und wandte sich verschiedenen Alters und unterschiedlicher Ordenszugehörigkeit 1833/34 während seines ersten Italienaufenthalts, unter dem versammelt. Sie deuten eine Entwicklungstendenz in Hauschilds Eindruck der frühchristlichen und mittelalterlichen Baukunst in Spätwerk an, in welchem die Architekturdarstellungen mehr und Rom, der Architekturmalerei­ zu. Weitere Reisen nach Italien folg- mehr durch genrehafte Figurenstaffagen belebt sind. ten 1841 und 1846, bevor der Künstler ab 1852 abwechselnd in Stephan Dahme seiner Dresdner Heimat und in Rom, später in Neapel lebte.1 In der sächsischen Residenzstadt zählte Hauschild neben Johann 1 Vgl. Eberhard Kasten, Hauschild, Max Albert, in: Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 70 Theodor Goldstein zu den bedeutendsten Architekturmalern (2011), S. 198. 2 Vgl. Hans Joachim Neidhardt, Die Malerei der Romantik in Dresden, Leip- zig 1976, S. 278. 3 Aus dem Jahr 1848 befand sich zudem ein Kircheninterieur mit dem 2 seiner Zeit. Um 1850 veröffentlichte er eine Bildmappe mit zwölf Titel »Inneres von S. Miniato zu Florenz« im Dresdner Albertinum (ehem. Gal.-Nr. 3092), Architekturdarstellungen unter dem Titel »Wanderung durch das 1998 rückübereignet worden ist und im März 2015 im Kunst- und Auktionshaus Wil- Plätze, Kirchen, Kreuzgänge etc. etc. Italiens und Siciliens«.3 helm M. Döbritz, Frankfurt am Main, zum Kauf angeboten wurde. 4 Vgl. Karl Woermann, Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden, Dresden 1887, S. 700. Das Motiv des 1848 geschaffenen Gemäldes »Bewirtung im Kloster« findet sich jedoch nicht darunter und konnte bislang nicht eindeutig lokalisiert werden. Im Bestandskatalog der Dresd- ner Gemäldegalerie von 1887 sah Karl Woermann die Darstellung dem Kloster Santa Scolastica in Subiaco entlehnt.4 Allein der Blick auf die sonnendurchflutete Terrasse im Hintergrund mit einem von üppigem Weinlaub umrankten Rebengang und auf eine Küs- tenstadt in blauem Meeresdunst legt jedoch eine Verortung in südlicheren Gefilden nahe, etwa in der Gegend um die Amalfi-­ Küste. Allerdings könnte das Motiv der lichterfüllten Pergola auch als Versatzstück in die Komposition eingefügt worden sein.

Bewirtung im Kloster 1848 Öl auf Leinwand, 115 × 92 cm Bezeichnet links unten: Max Hauschild 1848 Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2245

74 75 Sophie Prell, geb. Sthamer (Groß-Wehden/Lauenburg 1855–1940 Dresden)

Sophie Prell wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Kiel auf 1884 reiste sie erneut mit ihrer Mutter nach Italien, wo sie und erfuhr in einem kunstsinnigen Elternhaus frühzeitig künst- abermals auf Capri weilte sowie Rom und Florenz besuchte. Es lerische Förderung. Eine akademische Ausbildung als Malerin scheint, als habe sie sich nun als Künstlerin gefunden, denn sie gestaltete sich für sie ungleich schwieriger als für ihre männli- beabsichtigte, sich im Frühjahr 1886 als Porträtmalerin in Berlin chen Kollegen, war doch Frauen der Eintritt in die Kunstakade- niederzulassen. Anfang des Jahres traf sie jedoch mit Hermann mien zu jener Zeit nicht erlaubt. Beraten von Freunden wie dem Prell zusammen und heiratete ihn noch im selben Jahr. Ihre an­­ Kunsthistoriker Carl Justi und dem Berliner Historienmaler Anton schlie­ßende Hochzeitsreise führte sie an die italienische Riviera­ von Werner, trat sie 1873 in das Privatatelier von Carl Steffeck und küste, wo auch das auf einer dunkel lasierten Holztafel gemalte von 1875 bis 1878 in die private Damenmalschule des Porträt­ Stillleben mit einem »Orangenzweig« entstand. Es besticht durch malers Carl Gussow in Berlin ein. Unterstützt von ihren Eltern, penible Wiedergabe von Früchten und Blüten sowie durch einen setzte sie ihre Ausbildung 1879 in Paris und 1882 in Italien fort. ausgewogenen Farbklang von einem warmen Dunkelbraun zu Nach Aufenthalten in Rom, am Golf von Neapel und in Pompeji sattem Orange und strahlendem Weiß. ließ sie sich für einige Monate auf Capri nieder, wo sie im frucht- Trotz des sich ankündigenden Erfolgs gab Sophie ihre Karriere baren Austausch mit jungen Künstlern und Künstlerinnen im le­­ nach der Eheschließung auf. Es wird berichtet, dass sich ihr Mann gendären Hotel Pagano wohnte. Die Mutter berichtete von ihrer vor der Hochzeit abschätzig über ihre Malerei geäußert habe. intensiven Arbeit an Bildnissen und Landschaftsdarstel­lungen »Offenbar konnte Hermann Prell eine malende Frau an seiner (Albertinum / Galerie Neue Meister, Inv.-Nr. 09/28 und 09/33). Seite nicht ertragen.«2 Sie zeigte klaglos ein »musterhaftes Ver- Die Signatur des »Mädchenbildnisses« von 1882 verweist auf halten« als Ehefrau und Mutter und wollte nach eigenem Bekun- ebendiesen Entstehungsort. Wie bei der malerischen Darstellung den der Kunst ihres Mannes nicht im Wege stehen.3 eines »Hauseingangs auf Capri« nutzte die Malerin eine Holztafel­ Heike Biedermann als Bildträger. Im Vergleich zu ihren früheren, im Atelier ausge- führten Porträts vor dunkeltonigem Grund sind die am Mittel- 1 Sophie an ihre Mutter, Henriette Seelig (verw. Sthamer), Capri, 9. 8. 1883; zit. nach Ulrich meer geschaffenen Studien unter dem Eindruck des südlichen Schulte-Wülwer, Sophie Sthamer-Prell, in: ders., Kieler Künstler der Kaiserzeit 1871–1918, Heide 2016, S. 215, Anm. 144. 2 Ebd., S. 222; zur Ehe mit Prell vgl. Christel Wünsch, Leben Lichts entschieden aufgehellt. Zufrieden schrieb Sophie Sthamer, und Werk des Malers und Bildhauers Hermann Prell (1854–1922) unter besonderer Berück- dass sie »noch einige Köpfe im Freien malen [will], dabei lernt sichtigung seines Wirkens in Dresden. Ein Beitrag zur Geschichte der Monumentalkunst man doch am meisten.«1 im wilhelminischen Kaiserreich, Diss. TU Dresden 1994, S. 23 f. 3 Schulte-Wülwer 2016 (wie Anm. 1), S. 222. Ausgewählte Werke der Künstlerin zeigt aktuell die Ausstellung Kieler Künstlerinnen und Künstler in der Kaiserzeit 1871–1918, Stadtmuseum Kiel, bis 19. 3. 2017.

Hauseingang auf Capri Mädchenbildnis 1883 1882 Öl auf Holz, 28,5 × 20 cm Öl auf Holz, 32,5 × 22 cm Bezeichnet rechts unten: SS 83 Bezeichnet rechts unten: S. PRELL / CAPRI / 82 Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. 09/27 Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. 09/31

150 151 Paul Poetzsch Karl Leipold (Dresden 1858–1936 Dresden) (Duisburg 1864–1943 Würzburg)

Nur wenig ist über das Leben und Werk des Dresdner Malers auf den nassen Straßen, Bürgersteigen und Schirmen der Passan- Zwischen 1880 und 1890 in Düsseldorf, München und Paris (1906, ’12, ’26) malt er Ansichten von Venedig, die [. . .] diffuse Paul Poetzsch bekannt.1 Er erhielt seine Ausbildung an der Kunst­ ten. Momentaufnahmen des städtischen Alltags bei unterschied- künstlerisch ausgebildet, prägte Leipold am stärksten die form­ Licht- und Farbwerte über dem Wasser und der Stadtlandschaft akademie seiner Heimatstadt, wo er in den Jahren 1880 bis 1886 lichen Witterungen und Tageszeiten waren beliebte Motive der au­flösende Malerei von William Turner (vgl. S. 58–61), die sich wiedergeben und einen bedeutenden Teil seines Werks ausma- bei Leon Pohle und Ferdinand Pauwels studierte. 1886 wurde er Maler der Florentiner Künstlergruppe Macchiaioli oder des fran- bei ihm durch Eindrücke weiter Seereisen noch verstärkt nieder- chen.«4 Seine vedutenhaften und doch realitätsentrückt, zuwei- für sein Gemälde »Die Danaiden« mit dem Rompreis der Akade- zösischen Impressionismus. Verwiesen sei an dieser Stelle bei- geschlagen haben dürfte.1 len schwermütig wirkenden venezianischen Szenerien (unter mie ausgezeichnet.2 Das damit verbundene Stipendium ermög- spielsweise auf Gustave Caillebottes Gemälde »Straße in Paris, Das Motiv des Dresdner Bildes ist eine der bekanntesten anderem »Rialto«, »Kanal in Venedig bei Mondschein«, »Die lichte ihm von 1887 bis 1889 eine Studienreise nach Italien. Regenwetter« von 1877.3 Christine Follmann Ansichten der Lagunenstadt, die über Jahrhunderte hinweg von Piazzetta di San Marco mit dem Dogenpalast«) scheinen nicht Für sein Gemälde wählte der Künstler ein eher ungewöhnli- Malern festgehalten wurde, mit der Markusbibliothek, dem Cam- weit entfernt von dem symbolistisch-mystischen Licht- und Farb­ ches Thema: eine Straßenszene an einem Regentag. Anders als panile, der Markuskirche und dem Dogenpalast: eine unverwech- dunst eines Odilon Redon. Andreas Dehmer viele seiner deutschen Malerkollegen interessierten ihn in die­­ selbare Vedute,2 übertragen in ein ungewöhnliches, bewusst sem Bild weniger idyllische Darstellungen sonniger, heroisch eingesetztes Kolorit eines aus der Zeit gefallenen Malers des 1 Ulrich Schulte-Wülwer, Sehnsucht nach Arkadien. Schleswig-Holsteinische Künstler in 1 Poetzsch, Paul Rudolf Heinrich, in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der überhöhter oder pittoresker Landschaften. Mit lockeren, impres- frühen 20. Jahrhunderts. Dazu Leipold: »Töne bringen Formen Italien, [Heide] 2009, S. 340 f. 2 Vgl. Andreas Dehmer, »Vedutis(si)mo«. Gemalte Stadt- Antike bis zur Gegenwart, Bd. 27 (1933), S. 186. 2 Lutz Käubler, Der Dresdner Maler Paul ansichten von Cimabue bis Canaletto, in: Canaletto – Ansichten vom Canal Grande in sionistisch anmutenden Pinselstrichen bannte er die nur sche- Poetzsch (1858–1936), in: Südhang. Dresdner Stadtteiljournal 11, 6 (2008), S. 12 f. 3 »Rue hervor, welche wiederum in selbstzeugender Folge durch inneres Venedig, Ausst.-Kat. Gemäldegalerie Alte Meister Dresden 2008, hg. von Andreas Henning, menhaft zu erkennenden, hastig durch den Regen eilenden Men- des Paris; temps de pluie«, Öl auf Leinwand, 212 × 276 cm, The Art Institute of Chicago. Zu Zusammenklingen ein einheitliches Ganzes ergeben.«3 Axel Börner und Andreas Dehmer, Dresden 2008, S. 22–28. 3 Zit. nach Schulte-Wülwer diesem Gemälde haben sich zwei Vorstudien des Künstlers aus demselben Jahr sowie 2009 (wie Anm. 1), S. 341. 4 Axel Feuß, Leipold, Karl, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die schen auf die Leinwand. Sehr atmosphärisch und reizvoll erschei- Entstanden sind Leipolds Darstellungen der »Serenissima« mehrere Skizzen erhalten; s. Gustave Caillebotte. 1848–1894, Ausst.-Kat. Galeries Natio- bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 84 (2015), S. 13; dort allerdings die Ein- nen die Spiegelungen von Gegenständen sowie die Lichtreflexe nales du Grand Palais Paris / The Art Institute Chicago 1994/95, Paris 1994, S. 152–175. vermutlich erst nach 1900: »Im Anschluss an seine Italien-Reisen schränkung: »[. . .] die zeitgenössische Kunstentwicklung nimmt er nicht zur Kenntnis.«

Regen in Neapel 1888 Markuskirche in Venedig Öl auf Leinwand, 25 × 31 cm Nach 1900 Bezeichnet auf der Rückseite: Neapel 1888. Öl auf Leinwand, 71 × 81 cm Paul Poetzsch. Dresden Bezeichnet recht unten: Leipold Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2824 Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. 2794

166 167 Italienreisen und Italienrezeption ­zwischen 1840 und 1900 EINE CHRONOLOGIE

Fortsetzung der Chronologie in »Italienische Landschaft der Romantik. Malerei und Literatur«, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2016.

1839 Die Einweihung der Eisenbahnstrecke zwischen Neapel und Portici eröffnet ein neues Kapitel der touristischen Erschlie- ßung Italiens. Zugleich verändert die Erfindung der Fotografie nachhaltig die Wahrnehmung des Landes. In Rom stirbt mit Joseph Anton Koch ein bedeutender Neuerer der Landschaftsmalerei. Johann Wilhelm Schirmer, Mitbegründer der Düsseldorfer Malschule, begibt sich auf eine ausgedehnte Italienreise. Auch der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burck- hardt reist erstmals nach Italien. Nach weiteren Aufenthalten erscheint 1855 »Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens«.

1840 Mit und Carl Blechen sterben in Deutschland zwei Protagonisten der Kunst der Romantik. ­Während Friedrich selbst nie in Italien gewesen ist und die Italomanie seiner Zeitgenossen mit Argwohn betrachtete, vollzog Blechen unter dem Eindruck seiner Italienreise 1828/29 malerisch eine radikale Wende.

1842 Der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen, eine zentrale Figur im gesellschaftlichen Leben auswärtiger Künstler in Rom, kehrt nach über vier Jahrzehnten aus seiner Wahlheimat zurück nach Kopenhagen.

1843 Nach Aufenthalten 1825 bis 1828 und 1834 reist der Franzose Camille Corot ein letztes Mal nach Italien. Die Eindrücke führen ihn zu einem neuen Stil, der in seinen lyrischen Landschaften zum Ausdruck kommt und sein Spätwerk prägen wird. Zeitgleich siedelt Heinrich Dreber, genannt Franz-Dreber, nach Italien über und entwickelt dort einen ähnlichen Landschaftsstil. Auch Andreas Achenbach hält sich 1843 bis 1845 in Italien auf.

1844 Louis Gurlitt weilt bis 1846 in Italien und begegnet dort dem Schriftsteller Friedrich Hebbel, der sich für längere Zeit in Rom und Neapel aufhält und 1847 das »Trauerspiel in Sizilien« veröffentlicht. Auch der englische Schriftsteller Charles Dickens reist nach Italien und publiziert 1846 seine Eindrücke unter dem Titel »Pictures from « [Bilder aus Italien].

1845 Aus dem lockeren Verbund der Ponte-Molle-Gesellschaft wird in Rom der Deutsche Künstlerverein. Dessen Satzung verfasst der Kunstvertraute des bayerischen Königs Ludwig I., Johann Martin von Wagner, in der römischen Villa Malta. Der Blechen-Schüler Eduard Pape unternimmt eine ausgedehnte Studienreise nach Italien. 1849 bis 1853 wird er den römischen Saal des Neuen Museums in Berlin mit Wandmalereien dekorieren. Der junge Franzose Pierre Puvis de Cha- vannes fasst nach einem Italienaufenthalt 1845/46 den Entschluss, Maler zu werden.

1847 In Turin wird die Zeitschrift »Il Risorgimento« zum Sprachrohr der italienischen Einigungsbewegung unter Giuseppe Garibaldi. Nach einer Italienreise 1845/46 publiziert die Schriftstellerin Fanny Lewald (Schwägerin von Louis Gurlitt) ihre Erinnerungen unter dem Titel »Italienisches Bilderbuch«. In Rom stirbt Johann Christian Reinhart, der neben Thor- valdsen und Koch zu den zentralen Figuren der deutschen Künstlerkolonie in Rom zählt.

171 CARL BLECHEN HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Verzeichnis ausgewählter Italienbilder Galgenberg bei Gewitterstimmung, um 1835 Landschaft mit dem barmherzigen Samariter, 1848 Gal.-Nr. 2637 Gal.-Nr. 2258 1930 erworben aus Privatbesitz 1849 erworben vom Künstler aus dem Stipendienfonds des 19. Jahrhunderts → I, S. 74 f. der Dresdner Akademie → Abb. 2 ARNOLD BÖCKLIN AUS DEM BESTAND DES ALBERTINUM / GALERIE NEUE MEISTER Pan und Syrinx, 1854 HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Gal.-Nr. 2532 Das Bad der Diana, um 1862 1897 Schenkung Hofrat Wilhelm Lesky, Dresden Gal.-Nr. 2260 → II, S. 97 1897 Schenkung Hofrat Wilhelm Lesky, Dresden → II, S. 93 ARNOLD BÖCKLIN Der Sommertag, 1881 HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Gal.-Nr. 2534 Italienische Landschaft mit tanzenden Hirten, 1874 1902 Schenkung Karl August Lingner, Dresden Gal.-Nr. 2260 A → II, S. 99 1928 erworben von der Kunsthandlung Paul Rusch, Dresden → ohne Abb. Werke, die in dem Band OSWALD ACHENBACH ARNOLD BÖCKLIN »Italienische Landschaft der Romantik. Rocca di Papa am Albanergebirge, um 1865/75 Der Krieg, 1896 HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Malerei und Literatur« 2016 ­publiziert wurden, Gal.-Nr. 2358 Gal.-Nr. 2535 Hügellandschaft (Campagnahügel mit Mädchen, sind durch die den Seitenverweisen vorangesetzte 1876 erworben vom Künstler 1902 erworben vom Geheimen Regierungsrat Amoretten und Pan), 1874 Nummer I gekennzeichnet. → II, S. 138 Prof. Dr. Kaufmann, Berlin Gal.-Nr. 2260 B → II, S. 101 1943 Schenkung des Dresdner Museumsvereins Den Seitenverweisen zu den Werken OSWALD ACHENBACH → II, S. 94 in vorliegendem Katalog ist die Nummer II Am Golf von Neapel (Küste bei Massa Lubrense, EUGEN BRACHT vorangesetzt. im Hintergrund die Insel Capri), 1880 Oberitalienische Landschaft, 1864 HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Gal.-Nr. 2360 Gal.-Nr. 2915 Teich in der Campagna mit flötenspielendem Pan, 1874 1884 Vermächtnis Moritz Winkler, Dresden 1956 erworben von Käthe Walde, Dresden Gal.-Nr. 2260 C → Abb. 1 → II, S. 123 1943 Schenkung des Dresdner Museumsvereins → II, S. 94 RUDOLF VON ALT Der Vestatempel in Rom, um 1870 Das Kolosseum in Rom, nach 1828 HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Gal.-Nr. 2469 Gal.-Nr. 2215 N Landschaft am Meer (Felsiges Seegestade mit ruhender Venus, 1904 erworben aus Privatbesitz 1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden ­spielenden Nymphen und Putten), 1874 → II, S. 124 → I, S. 55 f. Gal.-Nr. 2260 D 1943 Schenkung des Dresdner Museumsvereins JOHANN CARL BAEHR CARL GUSTAV CARUS → II, S. 95 Blick auf Aurelianische Mauer und Blick auf Florenz, 1841 Caracallathermen, um 1834/35 Gal.-Nr. 2215 A HEINRICH DREBER, GEN. FRANZ-DREBER Gal.-Nr. 2698 1908 erworben von Robert Fischer-Peckel, Dresden Landschaft mit Weiher (Bach am Felshang, Narziß und Echo), 1874 1964 erworben von George Baehr, Dresden → II, S. 67 Gal.-Nr. 2260 E Abb. 1 → I, S. 67 f. 1943 Schenkung des Dresdner Museumsvereins LUDWIG THEODOR CHOULANT → II, S. 95 JOHANN CARL BAEHR In Venedig, 1870er Jahre Römische Landschaft, 1835 Gal.-Nr. 2907 FRIEDRICH DÜRCK Gal.-Nr. 3725 1955 erworben von Herbert Boden, Dresden Bildnis Marie von Toscana, um 1836/37 1968 Vermächtnis Charlotte Naumann, Dresden → II, S. 125 Gal.-Nr. 3396 → I, S. 69/71 Königliche Garde-Meubles-Verwaltung, Cap. I Aa, 255. JOHAN CHRISTIAN DAHL Nach 1945 zu den Dresdner Sammlungen EDUARD JULIUS BENDEMANN Studie zweier Esel, 1820 → ohne Abb. Zwei Mädchen am Brunnen, 1833 Gal.-Nr. 2206 M Gal.-Nr. 2652 1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden 1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden → II, S. 52 → ohne Abb. Abb. 2

178 179 ANSELM FEUERBACH LOUIS GURLITT WOLDEMAR HOTTENROTH Maria mit dem Kinde zwischen musizierenden Engeln, 1860 Italienische Landschaft mit Wegkreuz, 1850 Bildnis des Kardinals Giuseppe Mezzofanti, um 1843 Gal.-Nr. 2470 Gal.-Nr. 3167 Gal.-Nr. 3084 1881 erworben von Emil Rothepletz, Zürich 1960 erworben von Julie von Killinger, Dresden 1953 über den Rat der Stadt Dresden, → II, S. 103 → II, S. 83 vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz → ohne Abb. ANSELM FEUERBACH LOUIS GURLITT Landschaft mit Ziegen, 1873 Landschaft aus dem römischen Gebirge (Olevano), um 1855/60 WOLDEMAR HOTTENROTH Gal.-Nr. 2470 B Gal.-Nr. 2512 A Albaneserinnen, 1843 1930 erworben aus der Sammlung Simms, Hamburg, aus der Auktion 1911 erworben aus Privatbesitz über die Kunsthandlung Gal.-Nr. 2849 am 14. November bei Paul Cassirer und Hugo Helbing, Berlin Emil Richter, Dresden 1953 über den Rat der Stadt Dresden, Abb. 3 → II, S. 107 → II, S. 83 vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz → Abb. 5 JOHANN JAKOB FREY MAXIMILIAN ALBERT HAUSCHILD Campagnalandschaft, 1845 Bewirtung im Kloster, 1848 WOLDEMAR HOTTENROTH Inv.-Nr. 89/40 Gal.-Nr. 2245 Selbstbildnis mit Zeichenstift, 1844 Nach 1945 zu den Dresdner Sammlungen 1848 Schenkung Eduard Bendemann Gal.-Nr. 3080 → I, S. 81 f. → II, S. 75 1953 über den Rat der Stadt Dresden, vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz ERNST FRIES WOLDEMAR HERMANN → II, S. 76 Römische Gebirgslandschaft (Bei Olevano), 1828/30 Der Marktplatz von Perugia, 1831 Gal.-Nr. 2649 Gal.-Nr. 3024 WOLDEMAR HOTTENROTH 1935 erworben von Anna Rumpelt, Dresden Nach 1945 aus Schloss Weesenstein zu den Dresdner Sammlungen, Pilger und Gemüsehändlerin, 1857 → I, S. 49 f. 1950 Landesregierung Sachsen, Lbk Gal.-Nr. 3078 → ohne Abb. 1953 über den Rat der Stadt Dresden, HEINRICH GÄRTNER vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz Olivenhain am Gardasee, um 1860 LUDWIG VON HOFMANN → ohne Abb. Gal.-Nr. 3169 Steiles Ufer auf Capri, 1894 1952 über die Staatsanwaltschaft des Landgerichts Zwickau, Gal.-Nr. 3088 WOLDEMAR HOTTENROTH ehemals Privatbesitz, Meerane 1962 überwiesen vom Kupferstichkabinett Dominikanermönch → II, S. 84 → Abb. 4 Gal.-Nr. 2850 1953 über den Rat der Stadt Dresden, JOHANN THEODOR GOLDSTEIN LUDWIG VON HOFMANN vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz Capri, um 1825/34 Frühling, um 1895 → ohne Abb. Gal.-Nr. 2662 Gal.-Nr. 2509 B 1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden 1918 erworben von Adolf Rothermundt, Dresden, CARL MARIA NIKOLAUS HUMMEL Abb. 4 → I, S. 61 f. aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung Campagnalandschaft am Abend, um 1842/45 → II, S. 165 Gal.-Nr. 3218 CARL WILHELM GÖTZLOFF Nach 1945 aus Schloss Dahlen zu den Dresdner Sammlungen, 1996 Grotte bei Amalfi, um 1825/28 EDMUND HOTTENROTH rückübereignet an den Alteigentümer, 1996 als Schenkung Gal.-Nr. 2990 Brandung, um 1831/34 an die Galerie Neue Meister Nach 1945 zu den Dresdner Sammlungen Gal.-Nr. 3164 → I, S. 79 f. → I, S. 37 f. 1960 erworben aus dem Gebrauchtwarenhaus der Stadt Dresden → I, S. 57/59 CARL LUDWIG KAAZ OTTO GREINER Der Nemisee, 1805 Knabenkopf, 1899 EDMUND HOTTENROTH Gal.-Nr. 2642 Gal.-Nr. 2569 [ehem. Woldemar Hottenroth zugeschrieben] 1932 erworben von Leonhard Messow, Dresden 1901 durch das Kupferstichkabinett vom Künstler erworben Albanergebirge bei Rom, um 1850 → I, S. 32 f. und 1917 an die Gemäldegalerie überwiesen Gal.-Nr. 3066 → Abb. 3 1953 über den Rat der Stadt Dresden, EDMUND KANOLDT vormals Nachlass Hottenroth, ­Dresden-Wachwitz Felsenlandschaft mit Raubvogel, um 1874 JEAN ANTOINE THÉODORE GUDIN → II, S. 79 Gal.-Nr. 3332 Bei Neapel, 1839 Nach 1945 aus Schloss Wohla zu den Dresdner Sammlungen Gal.-Nr. 2520 A → II, S. 133 1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden → I, S. 75/77

180 181 19. schaftsdarstellungen dieNaturwahrnehmungbisweitindas zuNicolasPoussin undClaudeLorrain,bis hin deren Land gender Vorbilder früherer Jahrhunderte–vonderAntike Böcklin, aberauchmitzeitgenössischerSkulptursowieprä WilliamTurnerChristian Dahl,CamilleCorot, undArnold Arbeiten herausragender Maleranderer Nationen wieJohan Das Schaffendeutschsprachiger Künstler stehtimDi ­Fokus gerücktundinkunsthistorischeKontexte gesetzt. ­Bestand derStaatlichen Kunstsammlungen Dresden inden Erstmals wirdItalienbilder jener Zeit. hierzu der reiche Das AlbertinumzeigteinumfassendesPanorama gemalter seinen rauen undelegischenLandschaftenverzauberte. chen Stätten, mitseinerFülle anRenaissancekunst sowiemit Farben Italiens,dasebensomitseinenantikenundchristli ver In diesen Worten spiegelt sich die im 19. italische Himmel,derüberdieganze Gegend schwebte …« ­geküsst, schnellwieder flieht– der sichschnellwendet,Dresden zuküssen undhateres Teppich gestickt, grüneFluren, Dörfer, einbreiter Strom, –es schienmirwieeineLandschaftmeinen Füßen aufeinen Elbtal, es lagdawieeinGemäldevonClaudeLorrain unter »Ich blickte vondemhohenUfer herab überdasherrliche HEINRICH VON KLEIST SANDSTEIN 9 Jahrhundert hineinbeeinflussten. 783954 wurzelte deutscheSehnsuchtnachdemLichtundden 982684 , Dresden 1801

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Italienbilder zwischen Romantik und Realismus · Malerei des 19. Jahrhunderts