Jahresbericht 2009 des Wirtschaftsrates der CDU e.V.

Wachstum und Innovation

aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Wirt- schaftsrat legte auf der Veranstaltung seine von drei Bundesfachkommissionen entwickelte „10-Punkte-Agenda zur Stärkung der Innovations- kraft in Deutschland“ vor. Die Kernelemente stellte der Vorsitzen- de der Bundesfachkommission Wachs- tum und Innovation, Wilhelm Bonse- Geuking, in den Energiewirtschaftlichen Tagesfragen vom Januar 2010 vor: „Die dramatische Haushaltslage und der fortschrei- Die Entwicklung von Leitlinien für eine effizi- tende demografische Wandel machen eine konse- ente Clusterförderung sowie die Identifizierung quente Innovationspolitik dringend erforderlich. und Etablierung von Leitmärkten bildeten 2009 Notwendig ist es, Wachstumsbremsen zu lösen, In- die Schwerpunkte der Kommissionsarbeit. Unter novationen zu fördern und eine Bildungsoffensive dem Vorsitz von Wilhelm Bonse-Geuking fun- zu starten. gierte die Kommission als Impulsgeber für die Absolute Priorität haben der Breitbandausbau, die Weiterentwicklung des Innovationsstandortes zügige Einführung einer steuerlichen Forschungs- Deutschland und erarbeitete konkrete Konzepte förderung und die Mobilisierung privaten Beteili- für einen erfolgreichen technologischen Para- gungskapitals. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs digmenwechsel. Ein kraftvolles Signal setzte der ist über die gesteuerte Zuwanderung Hochqualifi- Wirtschaftsrat mit dem Bundessymposion zierter hinaus eine Verbesserung der Qualität und „Kompetenzzentrum Deutschland – Neues Leistungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems Wachstum durch Innovationen“, bei dem sich notwendig.“ Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen Privates Beteiligungskapital für MdB zu der Forderung des Wirtschaftsrates be- kannte, Anstrengungen im Klimaschutz mit der Wachstumsfinanzierung mobilisieren! Stärkung der Innovationsfähigkeit zu verbin- In keinem anderen Land ist es für private den. Nur mit den besten Köpfen und innova- Kapitalgeber weniger attraktiv, in junge tivsten Ideen lässt sich die starke Position im glo- Wachstumsunternehmen zu investie- balen Wettbewerb künftig erfolgreich ren. Der Anteil der Risikokapital-Investiti- verteidigen. Doch zu vielen Bildungskarrieren onen am Bruttoinlandsprodukt erreicht droht der Absturz: 70.000 Schulabbrecher und in Deutschland nur die Hälfte des euro- 250.000 Sitzenbleiber pro Jahr sind verheerende päischen Durchschnitts. Die steuerlichen Alarmsignale. Deshalb nutzte der Wirtschaftsrat Rahmenbedingungen für Risikokapital im April 2009 sein Bildungssymposion „Jedem sind schnellstmöglich internationalen eine Chance – Bildung, Innovation, Aufstieg“ mit Standards anzupassen. Hierzu gehören: Bundesministerin Prof. Dr. n Besteuerung auf Anleger- statt auf Wilhelm Bonse-Geuking MdB und , Personalvor- Vorsitzender Fondsebene (Steuertransparenz der stand, Deutsche Telekom AG, als Startschuss für Bundesfachkommission Fonds), Wachstum & Innovation seine Initiative „Unternehmer in die Schulen“. n „Die Verbesserung unserer uneingeschränkte Beibehaltung von technologischen Fähig- Innovationskongress: Verlustvorträgen bei Kapitalmaß- keiten und schnelle Umset- nahmen, zung von Innovationen sind WR fordert Stärkung der Innovationskraft Voraussetzung dafür, dass Die Zukunftsperspektiven in den Bereichen Infor- n Befreiung der Fonds-Verwaltungs­ wir das Feld nicht anderen überlassen, die unsere mations- und Kommunikationstechnologien (IKT), kos­ten von der Mehrwertsteuer­ Ideen aufgreifen.“ Energie, Mobilität, Umwelt-, Klima- und Biotechno- erhebung. logien diskutierten 800 Teilnehmer der hochkarätig besetzten Veranstaltung „Kompetenzzentrum Datenschutz wirkungsvoll vorangetrieben Deutschland – Neues Wachstum durch Innovati- Unter Berücksichtigung der fortschreitenden Me­ onen“ gemeinsam mit Bundesumweltminister Dr. dien­­konvergenz braucht die Internet-Wirtschaft Norbert Röttgen MdB, den Ministerpräsidenten Ro- einen transparenten Regulierungsrahmen, der land Koch MdL, Dr. Jürgen Rüttgers MdL, Stanislaw Rechtssicherheit gewährleistet und Selbstregulie- Tillich MdL sowie weiteren namhaften Vertretern rungsmechanismen stärkt. Dieser Kernforderung

46 Wachstum und Innovation der Arbeitsgruppe Telekommu- nikation und Medien des Wirt- Öffentliche Ausgaben für Bildung in Relation zum BIP in % schaftsrates schlossen sich füh- Dänemark 8

rende Politiker an und verankerten Schweden 6,8

sie im Koalitionsvertrag. Zudem Finnland 6,1 gelang es auf Initiative der Ar- Belgien 6 beitsgruppe unter dem Vorsitz von Frankreich 5,6 ­Dorothee Belz, Microsoft, bei der Verschärfung des Datenschutz- Vereinigtes Königreich 5,5 rechts einen besseren Schutz Niederlande 5,5 personenbezogener Daten ohne Ungarn 5,4 unverhältnismäßige Beeinträch- Österreich 5,4

tigungen des Geschäftsverkehrs Polen 5,3

und der Werbung zu erreichen. Italien 4,7 Wachstumskräfte durch Deutschland 4,4 Breitbandausbau freisetzen Spanien 4,3 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Massiven Nachholbedarf sieht der Prozent Wirtschaftrat beim Ausbau schnel- Quelle: OECD. Bildung auf einen Blick Copyright: Wirtschaftsrat der CDU e.V. ler Breitbandnetze. Deutschland gehört nicht einmal zu den Top 15 der Welt. Mit der KMU um ein Viertel zurückgegangen. Diesen Trend Anfang 2009 verabschiedeten Breitbandstrategie gilt es umzukehren. Um die Innovationskraft zu will die Bundesregierung gemeinsam mit Ländern, stärken und unbürokratisch einen Nachteilsaus- Kommunen und Wirtschaft den Breitbandausbau gleich zu gewähren, fordert der Wirtschaftsrat: entschlossen vorantreiben. Um diese Wachstums- n kräfte schnellstmöglich zu aktivieren, fordert die Einführung einer steuerlichen Forschungsförde- Bundesfachkommission: rung in Höhe von zehn Prozent der F&E-Aufwen- dungen als Steuergutschrift, n stabile regulatorische Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene, n Start eines Innovationsgutschein-Modells, um n klare Investitionsanreize durch attraktive Risiko- bundesweit KMU die Türen zu Forschungsnetz- prämien für Investoren, werken zu öffnen. Patentrecht modernisieren n Ergänzung des Infrastrukturatlasses um gesetz- liche, branchenübergreifende Zugangs- und Mit- In kaum einem anderen Land der Welt werden nutzungsansprüche zu allen Infrastrukturen mehr Patente angemeldet. Doch bei der Ummün- (Strom, Gas, Wasser etc.). zung von Erfindungen in Markterfolge hat Deutsch- land international das Nachsehen. Die Effizienz der Die FTD zitierte den Präsidenten des Patentverwertung erreicht gerade ein Drittel des Wirtschaftsrates, Prof. Dr. Kurt J. Lauk, britischen Niveaus. Dringend notwendig zur Stär- am 8. September 2009: kung der Forschung ist eine Modernisierung des „Die Bundesregierung sollte sich vordringlich ­darum Patentrechts durch: kümmern, alle Hindernisse aus dem Weg zu räu- men, die die wirtschaftliche Dynamik bremsen. Ge- n Erleichterung der Patentanmeldungen für kleine rade in der Krise ist es verheerend, dass in Deutsch- und mittlere Unternehmen, land private Investitionen in dreistelliger Milliarden- n Verringerung der Gebühren für innovative KMU höhe auf Eis liegen. Allein 35 Milliarden E könnten analog zum „Small Entity Status“ in den USA. bis 2020 in den Ausbau von Breitbandnetzen fließen – das brächte eine Million Arbeitsplätze und eine zu- sätzliche Wirtschaftsleistung von 0,6 Prozent.“ Trendwende in der Bildungspolitik erforderlich Bildung ist der Schlüssel für Deutschlands Zukunft. Innovationspotentiale von KMU ausschöpfen Bereits heute sind gerade die dynamischsten Wachs­ Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen tumsbranchen vom zunehmenden Mangel an Fach- (KMU) bleiben hierzulande Innovations- und Wachs- kräften betroffen. Schon 2020 werden zwei Millio- tumspotentiale vielfach ungenutzt. Seit Mitte der nen qualifizierte Köpfe fehlen – mit gravierenden 90er Jahre ist der Anteil kontinuierlich forschender Konsequenzen für Wirtschaft und Innovations-

Wachstum und Innovation 47 Jahresbericht 2009 des Wirtschaftsrates der CDU e.V.

potential. Umso wichtiger ist es, vorhandene Ta- n Schulen als Leistungszentren der Talententwick- lente zu aktivieren und bestmögliche Qualität auf lung stärken durch autonome Budgetverant- allen Stufen des Bildungssystems zu gewährleisten. wortung und Personalpolitik, In der FTD vom 08. September 2009 n Nachbesserung der Bachelor-/Master-Umstel- forderte Prof. Dr. Kurt J. Lauk Vorfahrt lung durch Straffung der Lehrpläne und stärkere für Bildung und Forschung: Internationalisierung der Studienprogramme. Mit über 120 Kampagne-Veranstaltungen bundes- „Heute geht der überwiegende Anteil der Staats- weit hat der Wirtschaftsrat das Thema Bildung in einnahmen in den Konsum, Tendenz steigend. Für den politischen Fokus gerückt. 2010 wird die erfolg- Zukunftsinvestitionen in Bildung und Forschung bleibt dagegen kaum Geld. Hier brauchen wir eine reiche Kampagne „Neues Wachstum durch Bildung klare Trendwende.“ und Innovationen“ flächendeckend fortgeführt. Der Wirtschaftsrat begrüßt, dass seine Vorschläge Initiative: Unternehmer in die Schulen zur Stärkung der Hochschulautonomie und zum Damit Absolventen schnell Anschluss an den Aufbau eines nationalen Stipendienprogramms ­Arbeitsmarkt finden und sich im Berufsleben be- Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden haben. währen, muss die Verzahnung von Hochschule und Nun kommt es darauf an, dass Bund und Länder das Wirtschaft gestärkt und Unternehmen zu Co-Pro- verabredete Sieben-Prozent-Ziel für Bildungsinves­ duzenten von Bildung gemacht werden. Dazu hat titionen bis 2015 konsequent umsetzen. Die vom der Wirtschaftsrat in Kooperation mit dem Net- Wirtschaftsrat geforderte Bildungsoffensive muss work for Teaching Entrepreneurship (NFTE) und das Bildungsniveau erhöhen und die Ungleichheit dem Netzwerk SCHULE-WIRTSCHAFT die Initiative der Bildungschancen verringern. „Unternehmer in die Schulen“ ins Leben gerufen. Die Bundesfachkommission hat dazu einen umfas- Anlässlich des Bundessymposions senden Forderungskatalog zur Stärkung der Bil- „Jedem eine Chance – Bildung, Inno- dungsqualität erarbeitet. Kernelemente sind: vation, Aufstieg“ mit der Bundesmi- n Kindergärten und Kitas zur ersten Stufe des Bil- nisterin für Bildung und Forschung, dungssystems ausbauen, erklärt Prof. Kurt J. Lauk am 22. April 2009: n Einführung eines bundesweit obligatorischen „Nicht nur in der Politik, auch in den Köpfen der Un- Vorschuljahres und Stärkung der Finanzierung ternehmer ist eine Revolution erforderlich. Sie sind privater Schulen, gefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen und Schüler zu begeistern für Wirtschaft, Natur- wissenschaften und Forschung. Der Wirtschaftsrat In der Bundesfachkommission gibt deshalb den Startschuss für seine Kampagne referierten u. a.: ‚Unternehmer in die Schulen‘. Wir wollen unsere Markus Haas Mitgliedsunternehmen bundesweit mobilisieren Vice President Corporate & Legal Affairs, und erreichen, dass Unternehmer in Schulen und Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG Schüler in Unternehmen gehen.“ MdB Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Bereits in den ersten Wochen haben mehr als 100 Prof. Dr. Hartmut Pohl Mitglieder des Wirtschaftsrates ihre Bereitschaft Lehrstuhl für Informationssicherheit, zu einem Engagement in den Schulen signalisiert. Hochschule Bonn-Rhein-Sieg; Mit der Initiative leistet der Wirtschaftsrat einen Leiter Initiative Deutscher Internet Rat (DIR) konkreten Beitrag zur Stärkung der ökonomischen Thomas Rachel MdB Parlamentarischer Staatssekretär Bildung junger Menschen und flankiert damit die bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung zusätzlichen Investitionen der neuen Bundesregie- MdB rung in Bildung und Forschung. Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundes­minis­ter für Umwelt, Ausblick 2010 Naturschutz und Reaktorsicherheit Im Jahr 2010 wird sich die Bundesfachkommission Prof. Dr. Norbert Walter mit der Ausgestaltung der steuerlichen For- Chefvolkswirt Deutsche Bank Gruppe und Geschäftsführer Deutsche Bank Research schungsförderung sowie neuen Strategien zum Schutz des geistigen Eigentums beschäftigen. Zu- MdB Vorsitzender der „Jungen Gruppe“ dem werden die Weiterbildungsoffensive für der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Deutschland und die Evaluierung effizienter und Mitglied im Unterausschuss Neue Medien Clusterförderung im Mittelpunkt stehen.

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