Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 r 1945

Eine Skizze. Teil 2 (Fortsetzung aus Sachor Heft Nr. 17 - 1/99, S.50-03)

von Joachim Hennig

Xlll. Das Jahr 1938 dertatbestände wie den der Spionage, den nächsten Krieg schon billigend in der Freischärlerei und vor allem den Kauf nehmenden Maßnahmen wurde Das Jahr 1938 markierte - wie später sehr bedeutsamen und äußerst dann die Kriegssonderstrafrechts-Ver- bereits im ersten Teil dieses Aufsatzes exzessiv angewandten Sonder- ordnung am 26. August 1939 in Kraft dargestellt wurde - einen Wendepunkt straftatbestand der "Zersetzung der gesetzt, wenige Tage später entfes- der Verfolgung im "Dritten Reich". Wehrkraft" (§ 5 KSSVO). Sie war als selte Hitler den Zweiten Weltkrieg. Dies ist aber keine Eigentümlichkeit "militärische Mobilmachungsmaßnah- der Koblenzer Verhältnisse, sondern me auf dem Gebiet der Kriegsstraf- In dieser Zeit entstanden noch ein generelles, reichsweit festzustel- rechtspflege" konzipiertss. Es war weitere "Schubladengesetze" zur lendes Phänomen. Auch insoweit dann dem Chef des Oberkommandos Kriegsvorbereitung, wie vor allem die zeigt sich, dass Koblenz eine ganz der Wehrmacht (!), General Keitel, "Verordnung über außerordentliche "normale" Stadt während des Natio- vorbehalten, diese Verordnung ein Rundfunkmaßnahmen", die "Kriegs- nalsozialismus war und man - umge- Jahr später, am 26. August 1939(!), wirtschaftsverordnung" und die "Ver- kehrt betrachtet - fast die gesamte am "Vorabend" des deutschen Über- ordnung gegen Volksschädlinge". Verfolgung und einen großen Teil des falls auf Polen, in Krallzu setzen. Diese Vorschriften, die nicht von dem Widerstandes jener Zeit auch vor Ort ohnehin längst entmachteten Reichs- in Koblenz wiederfindet - sofern man Zwischen den Vorarbeiten zu der tag, sondern als bloße Rechtsverord- nur genau genug hinschaut. Kriegssonderstraf rechts-Vero rdn un g nungen von Hitler und seinen Mini- von August 1938 und ihrem lnkrafttre- Ein solcher Wendepunkt gerade ten im August 1939 lagen wichtige für die Diskriminierung und Verfolgung Stationen der deutschen und auch *" der Juden (der schlimmsten von allen europäischen Geschichte: Am 12.113. BeiSog qetlblstf Verfolgungen) war die schon kurz März 1938 waren deutsche Truppen Coil I geschilderte sog. Reichspogromnacht in Österreich einmarschiert und hat- t' ", lr S 33 $drrütriq ü1.: lri:!r!.r(riiüi. in §LLrrrt rii ir r,i!trir:n vom 9. auf den 10. November 1938. ten den "Anschluss Österreichs" an §iinr! riirirtiirir,it1ii1.6l!!d.:.nLiil Sie war der Beginn systemati- Deutsche '_51; : L b" ...'.! :r r:,' I der das Reich bewirkt. Wenig It I l5 §!i. !ar!ii[t nLr trrdiLlltrft 1! \üsnMq th! lra irilii,rii{r :rriirtirir., ifr lriift u\r hi r.rrrl'r.n Eitri:! L1i; ( ''.,.,A li ,...,ii,.itr : schen und später fabrikmäßigen Ver- später, Ende Mai 1938, kündigte Hit- ' 11 3 35 tik llüiiltr\ ilr ttrrin,iilrt n,r trtirrtrri f{r !.üütr\ Lltrr nichtung der jüdischen Mitbürger. ler die Zerschlagung der Tschechoslo- ls Nrlrri!ii6.9i!ii!.riir:.r ir erl.(. nnf bn lri!trld:r Grniri l13l l6 | 3, l.unnn! iiil! lt ltrtriiitnt.Li lr \rrrrL!ir ikr f,r; :!tri'i, wakei an. lm September 1938 provo- id': ii n'' §itr,.r "f rrsi Einen Wendepunkt für die Verfol- zierte Hitler dann die Sudentenkrise, gung bedeutete das Jahr 1938 aber die aber wider Erwarten nicht zum E*ü!üng iiber br6 €oliefiofroÖf im §lir§e üuD bd lelot|6d Gitrldi auch, weil bereits damals Hitler die Krieg, sondern vielmehr zum sog. (§riegstotrD6lhnfteölddorOnff g)- Aon l1&q!lt i9§.

Entfesselung des Zweiten Weltkrie- Münchner Abkommen vom 29./30. §rieq6lonDerttrofr.ör I trtrtonm, bt 1., iliu rxrlhn ttritroi, üttilnqil itr [r. .[.i. car in tiL i?nl ges gezogen sr hdr ldjlimdl il üe!i.ni.,, !fren r.Ln ins Kalkül hatte und September 1938 führte. ln diesem od Jo4ri& thitr6, ini{i. ! irr iilt !rr'oih. ii l.h fllhririr!ii.irr J. t.rDNi, !i ir lnliirirrnni tuirüar Vorbereitungen getroffen wurden, um Abkommen gestanden England und h:6 trtrEnDüirn ift, iili ürd h. artirtn!6rdl trrün, m !itn: I qitt hmiil jn iihttrn!.i .ni El rrü itrt lstui.n iri fti irr n' rdhür Ll iiüJiut $16liluiqo$t6liluiq0 rili6'tr rh h, diesen Krieg im Sinne der Nationalso- Frankreich den Nationalsozialisten die :trr,16ri6fIiif!ülti r .lr:r id!trfttr iriLn hr iitritrtrsdn !Sr ritrr 15I,irb§ i,rtr6rnntrrk., zialisten "effektiv" führen und unter Angliederung des Sudetengebietes oonDedstberünoe rl eü afior/Sr iür tirfli6d !!dB,adr I ddr*4! iir unr foilu i6triNr,ütrtrü rt §? rl iß jtrtqriiiahrN|r O6rr&h unt nnn h dessen Ausnutzung die bisherigen an das Deutsche Reich zu. Wenige eliom§r rüfuü 3!lrii(i ii6t iilunli4 €i.6t N !) E.r$ gil!r!q. rnl ril a.tr ld. h1üir N! irntrtid dr utrhr iiliddn lruii! li tn J6ir rf qil^ni r.:.riqrrL Diskriminierungen und Verfolgungen Tage später marschierte die Deutsche nLtq.q.ltr hr &trd6rn d.: riio rSütilh IL!LnL dLl,d LL.if,^ tü.irir ü?L ünn rhir^ löL &L'llidr i', m,tnrr ilrL rr,n'i! l ausweiten und "perfektionieren" zt) Wehrmacht in das Sudetenland ein. rin.nr" ii!.tri ilL:ilrükh. liiftu tflf iui §in, §3 ndni! i.! !.hjtdrl üiur ftiol t&ii6iltil können. lm März 1939 überfiel Deutschland 0l A.q.n Srilddddri rirb ait 6.fr 1 nililL!r!r rL rrrr tr trr,.rrrr irii, trLi ditr il. r,:J!rlnr fu q{ r Irr l' i.iilrli'1 ilht in,d I r hni,ir 'i6h die Tschechoslowakei und auf seinen a.i1fri6r rirJduln inrt, unr i4 Jris, rdndr;B inhf,r ltiiidii .{ :i. üq(n tu !trtdliTl.i tin(r il fti,, $ifr$ .ilr ,üitr Beispielhaft enrvähnt sei in diesem Druck hin entstand das "Reichspro- Zusammenhang die "Verordnung über tektorat Böhmen und Mähren". Noch das Sonderstrafrecht im Kriege und im selben Monat marschierte Hitler- Titelblatt des Reichsgesetzblatts Terl I vom 26. August 1939, mit dem wentge Tage bei besonderem Einsatz' (KSSVO) Deutschland in litauische das Memel- vor dem Uberfall auf Polen mehrere vom 17. August 1938. Diese Verord- gebiet ein und gliederte es wieder ins ,,Schubladengesetze" rn Kraft gesetzt nung schalfte für den Kriegsfall Son- Deutsche Reich ein. Nach all diesen wurden. SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

stern beschlossen wurden, schafften dem Beginn des Zweiten Weltkrieges schriftllch festzuhalten. Er unter- oft nebulöse Sondertatbestände mit seinen Anfang nahm, hat demgegenü- schrieb auf privatem Briefpapier fol- drakonischen Strafen bis hin zur ber eine längere Vorgeschichte, die genden Text: "Reichsleiter Bouhler Todesstrafe. lm Zuge des Angriffs auf gar bis ins 19. Jahrhundert zurück- und Dr. med. Brandt sind unter Ver- Polen am 1. September 1939 traten reicht.s' ln der ldeologie des National- antwortung beauftragt, die Befugnisse diese "Schubladengesetze" dann alle- sozialismus hatte der Tod von etwa namentlich zu bestimmender Arzte so samt in Kraft. 400.000 psychisch Kranken seine zu erweitern, dass nach menschli- Der Beginn des Zweiten Weltkrie- Wurzeln in Hitlers "Mein Kampf" ("Es chem Ermessen unheilbar Kranken ges markierle in vielem eine schwer- ist eine Halbheit, unheilbar kranken bei kritischster Beurteilung ihres wiegende Verschärfung der innen- Menschen die dauernde Möglichkeit Krankheitszustandes der Gnadentod und außenpolitischen Verhältnisse einer Verseuchung der übrigen gewährt werden kann." Dieser sog. und eine weitere Radikalisierung der gesunden zu gewähren. Es entspricht Ermächtigungserlass wurde auf den Verfolgung durch die Nationalsoziali- dies einer Humanität, die, um dem 1. September 1939, den Tag des sten und ihre Helfer. Damit änderten einen nicht wehe zu tun, hundert Übertatts auf Polen, zurückdatiert und sich auch die Repressalien der Nazis andere zu Grunde gehen läß1."). Das auch nur im engsten Kreis Publik reichsweit und in dem von ihnen "Gesetz zur Verhütung erbkranken gemacht. Der Reichsjustizminister Dr. angegriffenen und besetzten Europa, Nachwuchses" aus dem Jahre 1933 Gürtner wurde - nachdem sich die aber ganz konkret auch in Koblenz. war bereits ein wesentlicher Schritt Strafanzeigen und Beschwerden Es änderte sich dabei nicht die Rich- auf dem Weg zu einer solchen "Ras- wegen derTötungen häuften - von Dr. tung der Verfolgung, wohl aber deren senhygiene".'e Schon Mitte der 30er Bouhler erst im August 1940 darüber Schwere und die Zahl der OPfer. Jahre wollte die NS-Spitze hierbei informiert. Der Erlass war bis zum Waren bisher - bis zum Beginn des aber nicht stehen bleiben, sondern Ende des "Dritten Reiches" die einzi- Zweiten Weltkrieges - die Toten noch war zur massenhaften Tötung von ge pseudo-rechtliche Grundlage Iür die Ausnahme, so war es in der Zeit Psychiatriepatientlnnen bereit. Hitler den Massenmord an mehreren hun- danach eher umgekehrt: Die Ausnah- entschloss sich, eine solche "Eu- derttausend Menschen. me waren die Überlebenden. thanasie"-Aktion aber erst im Kriegs- falle durchzuführen, da der Ausnah- Bei dieser sog. Vernichtung XlV. Die weitere Verfolgung von mezustand des Krieges die als lebensunwerten Lebens unterschei- Gewerkschaftern geheim geplante Erfassung und det man zwei Phasen: Die erste Ermordung der Kranken vereinfachen Phase dauerte bis August 1941 . Nach Von ähnlich langer Hand gePlant würde - zunächst hielt er "vorsichtiges einer Unterbrechung schloss sich die wie die Verschärfung des Strafrechts Abwarlen" für ratsam. Aber schon pa- zweite Phase, früher auch missver- war zum Kriegsbeginn am 1. Septem- rallel zu den Kriegsvorbereitungen ständlich "wilde" Phase der "Euthana- ber 1939 die Verfolgung von Funk- fanden ab Mitte 1939 Planungsge- sie" bezeichnet, von 1942 bis zum tionären der SPD, KPD, auch des spräche zur Organisation dieser Akti- Kriegsende an. Auch Koblenzer Mit- Zentrum und vor allem der Gewerk- on statt. lm Juli 1939 wurde dann in bürger wurden Mordopfer der T-4- schaften. Die davon betroffenen Per- der "Kanzlei des Führers" die "Eu- Aktion, und zwar sowohl solche der sonen standen auf einer sorgfältig thanasie"-Aktion, die wegen des Sit- ersten als auch der zweiten Phase. erstellten Liste. Entsprechend dieser zes der Behörden in §§,*L1ä.:{" X §}3§" wurden beim Kriegsausbruch am 1. der Tiergarten- "§*pä. September 1939 etwa 850 Funktionä- straße 4 in re der SPD, KPD, des Zentrum und den Namen "f-4- ħ§tf .§it§§§ der Gewerkschaften verhaftet. Einer Aklion" erhielt, von ihnen war der aus (Koblenz-)Met- beschlossen. Hier- ternich stammende und dort auch ver- für ermächtigte Hit- haftete Gewerkschafter und Sekretär ler den Reichsleiter der SPD Johann Dötsch. Er wurde in Bouhler und seinen 8llcbrlclitr Boubltr genommen, er seit Dr. Schutzhaft obwohl Begleitarzt §tr,§&*" §r*»§ä Jahren in Metternich zurückgezogen Brandt. Den Erlass gelebt und Kommunisten, die ihn - eines Gesetzes für e§sö letsr Yeraxtxe;tqn§ §§**§lr&§tr !!14 §cfag: * recht plump - für eine gemeinsame diese Morde lehnte Widerstandstätigkeit zu gewinnen ver- Hitler aber ab. lhm alera aaxaatl§& «e &*a§.i*x*aäar §r*ta eo §x *§' - sucht hatten, sogar bei der GestaPo lag an einer xa§{*ra, daaa e§.*k aaps*bllehe:* §raars*a L*rh*1X§ar angeschwärzt hatteuu. Dötsch wurde "u nbü rokratischen zu Kriegsbeginn in das Konzentrati- Prozedur" unter f,raaXco Ltl krliit bstcr Beuriollur; l\res fra&'t - onslager Sachsenhausen veschleppt, Umgehung mög- *ar §aa§*n§oä gar:1hr{ *erä** k*xx. dort blieb er bis zur Befreiung inhaf- lichst aller staatli- äal§*eu*tar§as tiertu'. cher Dienststellen bei völliger Geheim- *,: : haltung. Erst im T-4-Aktion Oktober 1939 war er XV. Die Opfer der Hitlers, dattert vom 1. September 1939, bisher ,,Euthanasie-Erlass" bereit, den dessen Kopie ausweislich des handschriftlichen Vermerks dem Der Massenmord an psychisch nur mündlich erteil- Reichsjustizminister Dr. Gürtner am 27. August 1940 von Kranken, der schon sehr bald nach ten Auftrag auch Bauhler übergeben wurde. Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz

Mit Sicherheit - so viel steht fest - im Kreis Koblenz bzw. in Ransbach. zeichnung -, vom 8. Dezember 1938 sind drei Opfer der ersten Phase der lhre Sterbedaten reichen von Novem- führte diese Klärung auch nicht her- Aktion in Koblenz geboren.60 lhr Ver- ber 1942 bis April 1945.u' bei, war aber Voraussetzung dafür folgungsschicksal aufzuklären, ist und legte das Verfahren für diese angesichts dieser sensiblen Materie Klärung fest. Danach war "die Rege- nicht leicht. Es kommt hinzu, dass die XVl. Erste Deportation der Sinti lung der Zigeunerf rage aus dem Nationalsozialisten diese Aktion ge- Wesen dieser Rasse heraus in Angriff heim hielten und sich um die Ver- Der Zweite Weltkrieg war weiter- zu nehmen". Alle Sinti und Roma, die schleierung der Morde bemühten. hin ein Anlass für die erste Deportati- das 6. Lebensjahr vollendet hatten, Zunächst wurden die psychisch Kran- on der Sinti aus Koblenz und Umge- waren erkennungsdienstlich zLt ken und geistig Behinderten in den bung im Mai 1940. Aber auch diese behandeln und nach "rassenbiologi- Heil- und Pflegeanstalten mit Hilfe Maßnahmen waren das Resultat einer schen" Gesichtspunkten zu klassifi- eines Vordrucks erfasst und die als planmäßigen Diskriminierung und zieren. Es gab drei Kategorien: "rein- "unheilbar" bezeichneten ausgeson- Drangsalierung dieser Mitbürger, die rassige Zigeune/', "Zigeunermischlin- dert. Aus diesen "Stammanstalten" dann später zum Völkermord an den ge" und "nach Zigeunerart umherzie- verschleppte man die Kranken in sog. Sinti und Roma führten. hende Personen". Die Klassifizierung Zwischen- oder Durchgangsanstalten. nahm die "Rassenhygienische For- Sie dienten zum einen als Tarnung - Die Sinti - Roma gab es hier bei schungsstelle" in Berlin vor. Mit pseu- für die Angehörigen der Kranken uns kaum - waren ebenfalls von den do-wissenschaftl ichen "Rassegutach- wurde es schwieriger, den Verbleib Nationalsozialisten als "rassisch min- ten" stellten deren Mitarbeiter die der verschleppten Anstaltsinsassen derwertig" eingestuft. Obwohl die "Zigeuner -Zu gehöri gkeit" f est. Dabei ausfindig zu machen. Zum anderen "Nürnberger Rassegesetze" von 1 935 richtete sich der Hauptangriff der For- konnte in den Zwischenanstalten erst die sog. Zigeuner nicht ausdrücklich schungsstelle nicht gegen die einmal ein großer Teil der Opfer unter- enruähnten, erkannte man ihnen - wie "stammechten Zigeuner", sondern gebracht werden, die dann nach und den Juden - die "Reichsbürgerschaft" gegen die "Zigeunermischlinge", zu nach auf Abruf in die Tötungsanstal- ab. Reichsbürger mit allen politischen denen man über 90 "Ä "der als Zigeu- ten verlegt wurden. Die Koblenz Rechten und Pflichten konnte nur ner geltenden Personen" rechnete. nächstgelegene Zwischenanstalt war sein, wer deutschen oder artverwand- Hintergrund hierfür war der Gedanke die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt ten Blutes ("deutschblütig") war. der "Rassenhygiene", es sollte eine Andernach. Von dort aus wurden die "Deutschblüiig" waren aber nicht nur "Vermischung der Rassen" unterbun- Opfer in die "Euthanasie"-Tötungsan- nicht die Juden, sondern eben auch den werden. Diesem Zweck wie auch stalt nach Hadamar bei Limburg ver- nicht die "Zigeuner" (und übrigens der Diskriminierung dienten etwa Ehe- legt.61 ln der dortigen Gaskammer er- auch nicht die "Neger" - was für das verbote, der Ausschluss aus bestimm- mordete man sie mit Kohlenmonoxyd Rheinland vor allem wegen der sog. ten Berufen, Wahlverbote, Schulver- und verbrannte sie. ln dem dicht Rheinland-Bastarde wichtig waru3). bote, Nachteile auf sozialrechtlichem besiedelten Gebiet und wegen vieler Gebiet, eine Sondersteuer, "Rasse- "Pannen" blieb die Aktion nicht unent- ln Koblenz lebten Anfang der 30er ausweise", der Ausschluss aus der deckt. Bekannt sind vor allem die Pre- Jahre Sinti im ehemaligen Kernwerk Wehrmacht u.a.m. digten des Bischofs von Münster, Cle- der Feste Franz. Seit Jahren hatte die mens August Graf von Galen, vom Stadt versucht, diese Mitbürger ein- Kurz nach Beginn des Zweiten '1941, August in denen er in aller fach "loszuwerden". Nach einigem Hin Weltkrieges, im Oktober 1939, erließ Öffentlichkeit die Anstaltsmorde heftig und Her war das Ergebnis genau das Himmler dann den sog. Festschrei- kritisierte. Das führte dann zum Ab- Gegenteil dieser Bemühungen: Die im bungserlass, mit dem den Sinti unter bruch der Aktion im August 1941 . Mittelrheingebiet lebenden "Zigeuner'' Androhung des Konzentrationslagers wurden - schon zur besseren Überwa- verboten wurde, ihren Wohnsitz zu Damit war die "Vernichtung chung - in Koblenz konzentriert. lhre verlegen. Es entstanden die ersten lebensunwerten Lebens" aber noch Wohnbezirke waren die Wöllers- und Sammellager. nicht beendet. Wie bereits erwähnt Weißergasse, die Fischel- und Kastor- ging die Aktion ab 1942 in der zweiten straße. Ende April 1940 befahl Himmler Phase weiter. ln dieser Zeit wurde schließlich die Deportation von 2.500 aber weniger auffällig gemordet, die Auch bei den Sinti ging der Verfol- "Zigeunern" aus Nord- und West- Kranken siarben an tödlichen Medika- gung die Erfassung voraus. Dabei deutschland, in das von den Nazis mentendosen und durch gezielte gestaltete sich in ihrem Fall die Fest- inzwlschen besetzte Polen (das sog. Mangelernährung. Aus dieser zweiten stellung der Andersartigkeit sehr viel Generalgouvernement). ln Ausführ- "Euihanasie"-Phase lassen sich sie- komplizierter als bei den Juden. Es ung dieses Erlasses wurden am 17. ben Opfer aus Koblenz und Umge- gab nämlich - anders als bei dem Mai 1940 - am 10. Mai 1940 hatte mit bung identifizieren: sechs von ihnen Discrimen Jude - Nichtjude ("arische dem Überfallauf Holland, Belgien und waren in der Stadt Koblenz geboren, Großmutter") definitorische Schwie- Luxemburg der "Westfeldzug" begon- eins stammte aus dem Kreis Koblenz. rigkeiten. Diese mussten erst noch nen - etwa zehn in Koblenz lebende Drei von ihnen hatten vor der Ermor- geklärt werden. Der dann ergangene "Zigeunef'familien (77 oder 78 Män- dung ihren letzten Wohnsitz in "Grunderlass" Himmlers, des Reichs- ner, Frauen und Kinder) aus ihren Koblenz - eines von ihnen lebte führers SS und Chefs der Deutschen Wohnungen herausgeholt, in der zulelzl im Altersheim in Koblenz- Polizei im Reichsministeriums des Thielenschule in der Goldgrube in Horchheim - und je ein Opfer wohnte lnnern - so seine offizielle Amtsbe- Koblenz gesammelt und mit Lastwa- in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit

denburg war der Soldateneid seit August 1934 auf Hitler persönlich zu leisten ("lch schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehor- sam leisten und als tapferer Soldat jederzeit bereit sein will, fÜr diesen Eid mein Leben einzusetzen.")' Da es eine Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen und auch generell keine Befreiung vom Wehrdienst gab, musste dieser Eid auf Hitler persön- lich von praktisch allen Wehrpflichti- gen geleistet werden. die Thielenschule, sammmelpunkt der stnti tn Koblenz ln cler Mitte des Bildhintergrundes und die vor der Deportation. Foto: Stadtarchiv Koblenz Die Eidesverweigerung Kriegsdienstvenrueigerung überhaupt 14 Tagen' waren nach dem fÜr den Krieg neu gen nach Köln transportiert. Dort war und für den Zeitraum von von geschaff enen Sonderstraftatbestand die zentrale Sammelstelle für West- so dass sich ein Gesamtbetrag ergab, zahlbar auf eine "Zersetzung der Wehrkraft" (§ 5 deutschland. Anschließend deportier- 225,89 Reichsmark Diese Vorschrift lautete in te man sie in Eisenbahnwaggons das Postscheckkonto des Polizeiprä- KSSVO). nach Osten. Manche von ihnen sidenten in Köln zum Betreff "W 4 ihrem Absatz 1: kamen nach Chelze. Um dort eine Transportbüro, Zigeunertransport"'6u Habselig- Wegen Zersetzung der Wehrkraft Überlebenschance zu haben, muss- Auch die zurückgelassenen bereiteten wird mit dem Tode bestraft: ten sie - auch selbst zehnjährige Kin- keiten der Deportierten Da die der - in Steinbrüchen u'ä. hart arbei- bürokratische Schwierigkeiten. pro 1. wer öffentlich dazu auffordert ten. Einige von ihnen, wie der aus "Evakuierten" nach den Richtlinien kg HandgePäck oder anreizt, die ErfÜllung der Dienst- Koblenz verschleppte Michael Böh- Person nur bis zu 50 die Mitnahme pflicht in der deutschen oder einer mefo, überlebten diese Tofiuren, hat- mitnehmen durften und war, muss- verbündeten Wehrmacht zu verwei- ten und haben daran aber ein Leben sperriger Güter verboten und Haushalts- gern, oder sonst öffentlich den Willen lang zu leiden. ten sie Einrichtungs- gegenstände zurücklassen. FÜr diese des deutschen oder verbündeten zur wehrhaften Selbstbehaup- Für die Stadt Koblenz hatte die versuchte das PolizeiPräsidium Volkes zu tung zu lähmen oder zu zersetzen Deportation noch ein bÜrokratisches Koblenz einen Unterbringungsort ihm angesProchene sucht; Nachspiel. Mit Schreiben vom 23. Juli finden. Die von lehnte das Ansinnen 1940 verlangte der Kölner Polizeiprä- Stadtverwaltung 2. wer es unternimmt, einen Sol- sident von ihr Verpflegungskosten für aber ab.6u daten oder Wehrpflichtigen des Beur- diese 77 OPfer bei einem Tagessatz laubtenstandes zum Ungehorsam, zur von 2.9337 Reichsmark Pro Person XVll. Die Verfolgung von Kriegs- Widersetzung oder zur Tätlichkeit oder zur 8 6 Deserteuren gegen einen Vorgesetzten Oer Sdiicilrüiibent dienstverweigerern, iilsüln ßI----ro:,:i*,, Fahnenf lucht oder unerlaubten Entfer- '." l,a'-.-'', "" u.a. nung zu verleiten oder sonst die Man- Mit Beginn des Zweiten Weltkrie- neszucht in der deutschen oder einer ges nahm naturgemäß die Zahl der verbündeten Wehrmacht zu untergra- & tudtu4 4.. 81.s6.. d.t U.n@s!t * ed a.f d.r Ddt!.h@ loIlkl i! E.1dhd!1.tot16 d.! Kriegsdienstverweigerer, der Deser- ben; rr.a r@ 4.4.1F - Y B ir. 9tl40/(!sn rdtr.ttrt'Dtl_ h;i,- tur.ü@ DD zrero.n. d'd u a.t.IF gU &E teure und anderer sich vom Kriegs- grc*o" tE!ryftl'd' iqlä..-t ry -.h r!!.obsu sich oder ia.I ztlt.! rr k.tdtt.@' lbdit 2 it tutffit+ von KamPf handlungen 3. wer es unternimmt, !ilaF .. iM al. r..ta ff! ar. r4' rqte Yasüa@ to! dienst und dd @dü d.! l.t.td ..b- od€! d zu' einen anderen durch SelbstverstÜm- ft6@. Dt... &.h td4d b.tt.^üotidtufr.. !.rqG 14"üt absentierender Wehrpflichtiger zlr.* sr uuo rp rql 951,s ! iF ' 2,!rt? t. durch ein auf Täuschung . .r..! d- !1r Erll@d@ B.!r.!t a{ ilEt{ qt' Allein dadurch wurden die Verweige- melung, !t!ab{11-tf.t!.t.i1. E ri?:190'lid ;t :ii[?crtreca Mittel oder auf andere verrru:rroatol arc l.ttt;! loh_ oa.t ado&t&!t rer und Deserteure aber noch nicht zu berechnetes * ruu 77 ,lEru.t b roilt.sdd.! !dr. h6o*1o!t des Wehrdien- *--.".ilffi"..*-. {[email protected] Verfolgten. Sie wurden es aber durch Weise der Erfüllung "**l-il,lst,f1.aqtune /lqq * oder zeitweise zu - 7r' die besonderen Umstände in der stes ganz, teilweise ror ilth da[otr dr. balde€11. ft€F.l3q diet'r auch entziehen. B€1rae6s ad dsu ?.6t.oh€.konto d6t sta.tu.h& !o1tt€*a8sa deutschen Wehrmacht wie &14, xöl! Ioeot b6t!. r.4 E!!A'!tBe' "ottlohoo*onto durch die jeglichen Maßstab verlieren- de Reaktion des NS-Staates auf sol- Die Strafdrohung lautete im Regel- Absatz 2 der ches abweichendes Verhalten. fall auf die Todesstrafe, Vorschrift sah "in minder schweren Gefängnis Grund zur Kriegsdienstverweige- Fällen" Zuchthaus oder Aburteilung war pf u n g skoste n schon die Eides- vor. Zuständig für die I te n d mac h u n g von Ve r leg rung war fÜr manche G e das während des Transports der Sinti rns sog leistung. Denn nach dem Tod des das höchste Militärgericht, Generalgouvernement Dokument: Stadt- greisen Reichspräsidenten von Hin- Reichskriegsgericht in Berlin. Es setz- archiv Koblenz. 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te die Vorschriften mit drakonischer Härte um. Nach seinem Selbstver- ständnis galt - bereits im Mai 1940 - die Todesstrafe "in dem Abwehrkampf Deutschlands (als) ein Gebot der Not- wehr". Allein 223 namentlich bekannte Kriegsdienstverweigerer verurteilte das Reichskriegsgericht zum Tode. Von diesen waren mehr als 200 Mit- glieder der Ernsten Bibelforscher, wie die Zeugen Jehovas früher hießen.

Einer dieser Eides- und Kriegs- dienstverweigerer war der Pallotiner- Pater Franz Reinisch.u' Er hatte schon bald seine theologische Heimat in der Schönstatt-Bewegung gefunden und gehöfte seit 1938 in Vallendar-Schön- statt bei Koblenz zum engsten Mitar- beiterkreis von Pater Josef Kentenich, dem Gründer der Bewegung. Pater Reinisch wurde wegen seiner Gewis- Das Coenen'sche Haus in Koblenz-Ehrenbreitstein: Sitz des Wehrmachtsgerichts. sensentscheidung, die als "Zerset- zung der Wehrkraft" angesehen verlegt wurde. Dort kam nach einem und eines gefallenen Bruders, nach wurde, zum Tode verurteilt und am 21. Bombenangriff Anfang Februar 1945 einer eigenen Verwundung und ange- August 1942 im Zuchthaus Branden- der Geschäftsbetrieb zum Erliegen. sichts der Schwierigkeiten zu Hause, burg-Görden enthauptet. Mit dem gesamten dann noch verblie- über die seine Mutter ihm in einem benen Personal bezog man Notquar- Brief gerade berichtet hatte, sich Nachweislich hat das Reichs- tiere im Reservelazarett Scheuern. - nachts an der Ostfront mit der Pistole kriegsgericht zwischen dem 26. lm Gegensatzhierzu sind die Unterla- in den linken Oberarm geschossen. August 1939 und dem 7. Februar gen über das Gericht der Division Nr. Diese Tat war nach Ansicht des 1945 1.189 Todesurteile verhängt, 172 sehr viel zahlreicher, wenn auch Koblenzer Feldkriegsgerichts todes- von denen 1.049 vollstreckt wurden. keineswegs vollständig. Von allen würdig, weil "die Selbstverstümme- Das sind Mindestzahlen, die wirkli- Zweigstellen des Gerichts der 172. lung zum Zwecke der Wehrdienstent- chen Zahlen liegen mit Sicherheit Division existieren etwa 4.200 Verfah- ziehung das Schlimmste und Schänd- noch einiges höher. rensakten, von der Zweigstelle in lichste ist, dessen sich ein Soldat Koblenz-Ehrenbreitstein sind es etwa schuldig machen kann". Aber selbst Wenig bekannt ist, dass es neben 740 Verfahrensakten sowie eine dem "Gerichtsherrn", dem (militäri- dem Reichskriegsgericht in Berlin Generalakte aus der Zeit von Dezem- schen) Befehlshaber, der solche auch eine Militärgerichtsbarkeit "vor ber 1943 bis Oktober 1944.6' Die Urteile routinemäßig zu überprüfen Ort" gab. So war etwa auch in Arbeitsbelastung der Koblenzer hatte, war diese Entscheidung zuhart. Koblenz ein Militärgericht tätig, genau Zweigstelle, die auch für alle politi- lm Gnadenwege wandelte er die genommen waren es sogar mehrere.6s schen und Fahnenflucht-Sachen der Todesstrafe in eine Zuchthausstrafe Zunächst war es das Gericht der 34. Lothringer und Luxemburger zustän- von 15 Jahren um, und zwar - wie es Division, später - nach Umorganisa- dig war, war so stark, dass die Kapa- hieß - mit Rücksicht auf die Familien- tionen im Krieg - war es eine Zweig- zität der Koblenzer Gefängnisse, in verhältnisse von Helmut Sch., insbe- stelle des Gerichts der 172. Divlsion. denen die Beschuldigten während der sondere auf seine vor dem Feinde lm Jahre 1944 gab es schließlich in Untersuchungshaft untergebracht stehenden Brüder. Die Spruchpraxis Koblenz - nach einer weiteren Umor- werden mussten, nicht ausreichte und der Koblenzer Zweigstelle des ganisation - außerdem noch das das Koblenzer Militärgericht bat, fest- Gerichts der 172. Division führte allein Gericht der Wehrmachtskommandan- genommene Lothringer und Luxem- in der Zeit von Dezembel1943 bis tur Koblenz. Der Sitz des Gerichts burger nur dann nach Koblenz zu Oktober 1944 zu mindestens acht bzw. der Gerichte befand sich in überführen, wenn das Gericht hierum Todesurteilen. ln diesem Zeitraum Koblenz-Ehrenbreitstein in der Hof- im Einzelfall ersucht hatte. wurden mindestens drei Todesurteile straße 272, dem Coenen'schen Haus. auch vollstreckt. Anschaulich wird die Arbeit der Von dem Gericht der 34. Division Koblenzer Zweigstelle des Feldkriegs- Zur Aburteilung solcher Wehr- wissen wir kaum etwas. Wenig gerichts der Division Nr. 172 an dem dienstentziehungen im weiteren Sinne bekannt ist auch über das Gericht der Verfahren gegen den Schützen Hel- waren aber nicht nur die Militärstraf- Wehrmachtskommandantur Koblenz. mut Sch.'.. lhn verurteilte man wegen gerichte, sondern auch die zivilen lmmerhin wissen wir von diesem "Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode. oder auch ordentlichen Strafgerichte, Gericht, dass es nach den schweren Er hatte - wie es in seinem Todesurteil wie der Volksgerichtshof in Berlin und Luftangriffen auf Koblenz Ende hieß - in "nervös überreizter Stim- die Sondergerichte, berufen. Vor November 1944 nach Nassauilahn mung" nach dem Tod seines Vaters allem die bei ausgewählten Landge- 10 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

richten eingerichteten Sondergerichte grober Missgriffe eines Operateurs geltenden Reichskonkordats und waren für Zivilisten wegen "Zersel- schon vertrauensvoll in seine Obhut?! angesichts der päpstlichen Enzyklika zung der Wehrkraft" zuständig. Nach "Mit brennender Sorge"(1937) - ein der Justizpolitik der Nationalsoziali- Dieser bereits erwähnte Wilhelm Stück Rückzugsgebiet erhalten konn- sten waren diese Gerichte - wie es der K. war Hilfsarbeiter bei der Rüstungs- te, eine Art lnsel der Nonkonformität, Staatssekretär im Reichsjustizmini- firma Krupp in Essen und wegen um sich der ldeologie und dem steriums anlässlich einer Tagung von Unabkömmlichkeit dort nicht zum Gleichschaltungsdruck des NS-Staa- Sonderrichtern im Jahre 1939 formu- Militärdienst eingezogen worden. tes zu entziehen. lm Ergebnis war lierle - die "Panzertruppe der Rechts- Familiäre Probleme - er war geschie- sich die nationalsozialistische pflege", "ebenso schnell" und "mit den und hatte ein Kind - und die wenig Führungsspitze einig: Aufgrund der ebenso großer Kampfkraft ausgestat- interessante Tätigkeit als Hilfarbeiter ideologischen Renitenz der Kirchen tet".'' in einem Rüstungsbetrieb setzten ihm war die Vernichtung des Christentums offensichtlich zu. Da freundete er sich notwendig. Wegen des Krieges war Während der 12jährigen NS-Herr- bei Krupp mit zwei französischen es aber eine Frage der Taktik, ob und schaft wurde die Zuständigkeit der Kriegsgefangenen an, die dort als in welchem Umfang man die Aktionen Sondergerichte erweitert und ihre Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Mit gegen die Kirchen fortsetzte. Hitler Zahl vermehrt. So richtete man im diesen und mit einer jungen Frau, die selbst war sich im klaren, dass Span- Jahre 1940 auch in Koblenz ein eige- offenbar mit einem der Zwangsarbei- nungen innerhalb der Bevölkerung nes Sondergericht ein. Zuvor war das ter angebandelt hatte, verabredete schädlich und die Geschlossenheit Sondergericht beim Landgericht in sich K. zur Ausreise in das unbesetz- ein Gebot der Stunde war. Deshalb Köln zugleich auch für den Landge- te Frankreich. Die vier reisten mit der verbot er nach Kriegsbeginn "jede richtsbezirk Koblenz zuständig gewe- Eisenbahn erst nach Köln und dann Aktion gegen die katholische und sen. nach Trier. ln der Bahnhofsvorhalle evangelische Kirche für die Dauer des von Trier fielen sie einem Beamten Krieges"'0. auf. Damit war ihre Reise schon zu Ende und sie wurden festgenommen. Diesen Sachverhalt nahm das Son- dergericht Koblenz mit Urteil vom 8. Oktober 1942'" zum Anlass, K. wegen "Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode zu verurteilen. Als todeswürdig sah es das Gericht an, dass er sich - wenn er auch uk-gestellt war - durch seine beabsichtigte Ausreise aus dem Deut- schen Reich letztlich der Erfüllung der Wehrpflicht habe entziehen wollen. Auch mildernde Umstände, etwa den, dass die Tat bei der Festnahme in Trier noch im Versuchsstadium steckengeblieben war, ließ das Gericht nicht gelten. Einen Monat spä- ter, am 12. November 1942, wurde Wilhelm K. im Gefangnis in Köln-Klin- gelpütz mit dem Fallbeil binnen weni- Landgericht Koblenz, Ansicht mit Haupt- ger Sekunden hingerichtet. portal, im 1. Stock die Fenster des Schwurgerichtssaales, der für wichtige Strafprozesse (mit-)benutzt wurde (vor Aufnahmen aus dem Gerichtssaal des 1e4:) XVIll. Weitere Verfolgung im Bereich der katholischen Kirche Landgerichts Koblenz (aus den 30er Jah- ren anlässlich von Prozessen gegen kathol isch e G eistl i che ) Um einen Eindruck vom Sonder- Der "Weltanschauungskampf" des gericht Koblenz zu erhalten, sei hier Nationalsozialismus gegen die katho- Diese Maxime wollte und konnte das Verfahren gegen den Hilfsarbeiter lische Kirche setzte sich mit Beginn der NS-Staat aber nicht auf Dauer Wilhelm K. aus Essen erwähnt.?, Es des Zweiten Weltkrieges forl. Zwar durchhalten. Zu sehr lag ihm an der ist sicherlich nicht typisch für das hatten es die neuen Machthaber Unterdrückung der anderen "Weltan- Koblenzer Sondergericht, aber solche geschafft, die katholische Kirche aus schauung" und seiner Vertreter und zu Veffahren gab es eben auch. tm Übri- der Gesellschaft zu verdrängen und weit war man darin schon forlgeschrit- gen beurteilt man beispielsweise das kirchliche Leben auf den Kirchen- ten. Beispielhaft deutlich wird dies an einen Arzt nicht entscheidend danach, raum zu beschränken ("Sakristeichri- den Schikanen und Verfolgungen, die dass er in 95 % seiner Operationen stentum"), doch war ihnen dies noch die Schönstatt-Bewegung in (Vallen- "fachgerecht" gehandelt, wenn er nicht genug. Der Nationalsozialismus dar-)Schönstatt zu erdulden hatte. andererseits in 5 o/o seiner Operatio- wollte es nicht dulden, dass sich die Seit einem "Sonderbericht" vom Sep- nen grobe Behandlungsfehler began- katholische Kirche - vor dem Hinter- tember 1935 wurde sie von der gen hat. Denn wer begibt sich bei 5 % grund des bis Kriegsende weiterhin Gestapo beobachtet und kontrolliert. Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 11

'.'a'.-'3'srchte die Zimmer der eingehenden Verhören. Die Lage für tiert worden. lm November 1942 r= '.s ':1 9:e Dossiers über leitende Pater Eise war sehr schwierig, war wurde sie endgültig in "Schutzhaft" '.'a" Scnönstatt-Bewegung =- ::' an, der Spitzel doch über die Tagung sehr genommen. Der Vorwurf lautete auf .:" .'.a : r]ge von ihnen und gut informiert; es kam hinzu, dass "Beunruhigung der Bevölkerung durch :=:--::^armte BÜcher.'u Ende man in seiner Aktentasche Mitschrif- die Wiedereinführung von katholi- .1939 'ria :-'a'g setzten die Nazis ten einer ganzen Reihe von Vorträgen schen Schulgebeten und Wiederan- r : -: ,- j des Studienheims der Pal- fand, die Pater Kentenich gehalten bringung des Christuskreuzes in den : -:'s: rrter Druck, dass diese ihre hatte. All dies war nicht nur für ihn Klassen" ihrer Schule sowie Weiter- -: '-.:^ schlossen und das Gebäu- selbst, sondern auch für den Gründer gabe verbotener Bücher. Auch lastete r= :=- Nazis für eine "Lehrerbil- der Schönstatt-Bewegung sehr bela- man ihr ihre Zugehörigkeit zur Schön- - --:::-s:a t' zur Verfügung stellten. stend. Noch während Pater Eise in statt-Bewegung an. Von Frankfurt/ Koblenz in Schutzhaft war, nahm die Main ging sie "auf Transport" ins Frau- '"' : Beginn des Zweiten Weltkrie- Koblenzer Gestapo Pater Kentenich en-KZ Ravensbrück. -.: -.^.r. die Repression in Schön- fest.?'gVier Wochen hielt man ihn im : ::. --o gegen die Schönstätter zu. Keller des Gestapo-Gebäudes in Dun- lhr folgte schon bald die frühere 3',-: age hiedür war ein als "Gehei- kelhaft. Dann verbrachte man ihn in Lehrerin Charlotte Holubars nach81. -: Reichssache" deklarierter das nahe gelegene Koblenzer Ge- Sie hatte sich wegen weltanschaulich- - -'a- _!reicher Bericht der Staatspoli- fängnis. Dies war ein ehemaliges Kar- pädagogischer Differenzen a)m := s:e e Fulda an das Reichsicher- meliterkloster und stand in baulicher Nationalsozialismus pensionieren Ias- -: s-auptamt.'u Die Durchsuchungen Verbindung mit der benachbafien Kar- sen, sich in Vallendar niedergelassen .', -':en daraufhin häufiger und stren- meliterkirche. Durch die Hilfe zuver- und ganz der Schönstätter Frauenbe- l:' lm Frühjahr 1940 änderte sich lässiger Katholiken in seiner Umge- wegung gewidmet. Diese Zugehörig- :a" d e Qualität der Drangsalierun- bung war es Kentenich möglich, Kon- keit sowie bei ihr gefundene Schriften ;=- C.e Schikanen schlugen in Ver- takt zu anderen Gefangenen und waren Anlass für ihre Verhaftung im ': I,rg um. Am 1. \lärz 1940 wurde auch zu der Außenwelt zu halten. November 1942 in Vallendar. Man ra.:, Josef Fischer während eines Eines Tages konnte er in der Karmeli- brachte sie nach Koblenz, inhaftierte .:'^3i's rn Koblenz festgenommen terkirche Pater Eise sogar noch die sie und machte ihr einen Prozess, in -^: r Frankfurt/Main inhaftiert." Eini- Beichte abnehmen. Am 12. November dem sie offenbar zu drei Jahren l= ,',icchen später - an "Führers 1941 kam Eise von Koblenz aus dann Gefängnis verurteilt wurde. Sie ver- 3::-rlstag". am 20. April 1940 - kam "auf Transport" ins Konzentrationsla- büßte hiervon aber nur einige Mona- .' z,',at wieder frei, blieb aber unter ger Dachau. ln der Folgezeit bemüh- te, dann verschleppte man sie aus ::::achtung der Gestapo und wurde ten sich die Schönstätter mit ihren dem Koblenzer Gefängnis ebenfalls -=:r seiner Rückkehr in die rheini- Beziehungen, die bis ins Koblenzer ins Frauen-KZ Ravensbrück, dort s:^e Heimat von der Koblenzer Gefängnis hineinreichten, Pater Ken- starb sie später. 3:siapo festgenommen. Mit seiner tenich dieses Schicksal zu ersparen. S:--:zhaft im Koblenzer Gerichtsge- Er aber ließ es nicht zu, dass er durch Die dritte hier zu erwähnende '=^1" . in der Karmeliterstraße, Ver- eine glückliche Fügung des Schick- Schönstätterin ist die aus Oberschle- -:":r tn der nahe gelegenen Gesta- sals vor diesem Leidensweg bewahrt sien stammende Hedwig Birnbach". : --Zeilrale im "Vogelsang 1" und sei- wurde. Schließlich wurde er am 11. Anlass für ihren Leidensweg, der sie -=' Deportation von Koblenz in das März 1942 nach Dachau deportiert. nach verschiedenen Stationen eben- ' : -zentrationslager Dachau. Einige lm KZ gründete er mit seinen Schön- falls nach Ravensbrück führte, war -:: scäter ging Pater Fischer einen stättern und anderen Schicksalsge- ihre Beschwerde bei der örtlichen -: r3.sweg, auf dem ihm alsbald nossen am 16. Juli 1942 zwei wichti- Gestapo gegen die Übergriffe der -:,- andere Patres aus der Schön- ge Zweige der Schönstatt-Bewegung. Nazis auf die polnische Minderheit. ----3ewegung und auch andere Das war in dieser "Hölle ohne Gott", Nach der Befreiung aus dem KZfand :' ::::r folgen sollten. wie Dachau von anderen genannt sie ihre geistige Heimat in der Schön- : : Zweiter wurde Pater Albert wurde, noch ein spiritueller Höhe- statt-Familie. Sie lebt noch heute in = .= '-.rs dem engeren Mitarbeiter- punkt für Pater Eise, ehe er dann bald Vallendar-Schönstatt und ist sicherlich . '= . =ater Kentenichs in Koblenz ver- in Dachau umkam. Pater Kentenich eine der allerletzten Zeitzeugen, wenn - =-":"' i\,4an hatte ihn schon länger und Pater Fischer blieben bis zur nicht gar die letzte Zeitzeugin aus : = - :: -':et und reglementiert. Zum Befreiung im Konzentrationslager. dem Koblenzer Raum überhaupt. :--:^:. s wurde ihm Anfang August - .-' . -e Tagung mit Studentinnen Es waren aber nicht nur die Patres Außer den zuvor erwähnten : -: r:' Schönstattbewegung, die der Schönstätter, die Vedolgung erlit- Patres, im Rahmen derer hier noch - 1' 1-s Sicherheitsgründen schon ten. Auch Frauen dieser Bewegung der in Koblenz geborene und aufge- - - S--:'statt nach Koblenz verlegt wurden zu Opfern. Drei von ihnen wachsene, später im KZ Dachau - =*. ::e'a le Vorsichtsmaßnahmen haben Bezüge zu Koblenz und seiner umgebrachte Jesuit Pater Dr. Albert ' 1 '.' ' :^ts, da sich unter die Teil- Umgebung. Maringu' genannt werden muss, wur- - :- *.- - ^:r ein Spitzel der Gestapo den auch Priester aus der Diözese : - -:::- l']en hatte. Eines Abends Eine war die in Niederselters im Trier vedolgt. Anlass für deren Verfol- -.-- . = (obLenzer Gestapo Pater Unterwesterwald geborene Lehrerin gung waren bisweilen recht harmlose : .= - :=' Kapelle des Barbara-Klo- Maria Hilfrichuo. Sie war schon länger regimekritische Außerungen oder :-.': - ::^ m Vortrag fest und unter- von der Gestapo beobachtet und andere Ausdrucksformen von Non- - -. -' ,', e auch die Teilnehmerinnen auch einmal für einige Wochen inhaf- konformität. Sie führten gleichwohl in Heft Nr, 1B 1i00 und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz - 12 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte

verhaf- Denunziation eine Hausdurchsu- erwähnten Fällen, wurden sie von der GestaPo den nachfolgend chung bei ihm durchführte. Dort fand früher als tet, ins Gefängnis von Andernach nachdem die Priester schon man zwar nicht, was man erwartet "unangePasst" im gebracht und zu dem Vorwurf verhört, "missliebi§" und hatte, aber um nicht unverrichteter waren, OOting nicht gegrüßt zu haben' lhr Sinne der Nazis aufgefallen zu gehen, entdeckte man - bei LeideÄsweg führte vom Konzentrati- Dinge zur Verhängung der "Schutzhaft", der konfessionelle Buchenwald, über das KZ einäm Priester! - Deportation ins Konzentrationslager onslager bis ins KZ Dachau' Schriften, die einen "hetzerischen" Dachau und zu ihrem Tod dort bzw' Sachsenhausen Pfar- waren Görings "Persönliche lnhalt hatten. Dies genÜgte, um nur ganz kurz nach der Befreiung' Sie zu verhaften und nach Gefangene". Beide starben im Herbst rer Ziegler Gefängnis zu bringen' 1942. Koblenz ins Den beiden Niedermendiger Prie- Aufgrund des dann erlassenen dem Pfarrer Peter Bechtel"und des stern, der Ostei- "schutzhaftbefehls" kam er Ende KaPlan Peter Schlicker'u Ein anderer Priester aus seinem Wilhelm Caroliss' Jahres 1942 ins Konzentrationslager wurde angelastet, dafür gesorgt zu fel war schließlich gehörte er zum Bistum Dachau, wo er 1944 starb' haben, dass ein in einer kirchlich Eigentlich Er hatte sich dort aber derar- ungültigen Ehe lebender Kriegsinvali- SpLyer, gegen die Nationalsoziali- de vor seinem Tod seine Verhältnisse tig aufrecht Emigranten - bis hin zu einer acht- XlX. Die Verfolgung der mit seiner Kirche in Ordnung bringen sien engagiert Ehe- monatigen Gefängnisstrafe "wegen konnte. Auf die Anzeige seiner Die Nationalsozialisten haben in im fortgesetzten Vergehens gegen das frau hin kamen beide Priester Herrschaft Unvorstellba- Flaggengesetz und Beleidigung" -, der Zeit ihrer Januar 1941 nach Koblenz in Schutz- anderer began- sich drängen ließ, sich in den res bei der Verfolgung haft und einen Monat sPäter ins Kon- dasi-er die Uber- versetzen zu lassen' Als gen. Gleichwohl erscheint zentrationslager nach Dachau' Pfar- Ruhestand der Emigran- kam er nach Kell nahe des ichrift "Die Verfolgung rer Bechtel starb im KZ, KaPlan Pensionär Denn wer emi- Sees und half seinem Bru- ten" unverständlich. Schlicker kurz nach der Befreiung an Laacher also aus dem Deutschen der, der dort Pfarrer war' Aber auch grierte, den Folgen der Haft' auswanderte, konnte hier war ihm kein ruhiger Lebens- Reich floh bzw. - so meint man aufs abend vergönnt. Ende 1941 verhafte- schlechterdings Dem Dechanten Josef Zillikenuu - jedenfalls nicht unmittel- ihn wegen angeblichen "Kan- erste nicht, und dem Pfarrer Johannes Schulz", te man ver- und verschleppte ihn bar, von den Nationalsozialisten von Gemeinden am Laacher zelmissbrauchs" - Pfarrer Dort starb er acht folgt worden sein. Trotzdem war dies 27 . Mai 1940 eine Ein- ins KZ Dachau' See, wurde am we-nn auch oft erst während des Zwei- "Wald- Monate sPäter. kehr im dortigen Ausflugshotel teri Weltkrieges - eine Realität, und frieden" zum Verhängnis' Während Emigranten haben diese Ein weiterer Priester, der fÜr sei- nicht wenige sie auf die Bedienung warteten, kam Paradoxie am eigenen Glauben sein Leben ließ, war scheinbare der "Generalfeldmarschall" Göring in nen sogar mit dem Pfarrer Jakob Ziegler aus Leib erfahren und Zivil mit weiteren Gästen an' Die Prie- schließlich war schon wieder- Leben bezahlen müssen. sich nicht stören und nah- Cochem-Cond". Er ster ließen schi- Göring, der sich darüber holt von den Nationalsozialisten men von Straf- Die Geschichte des Nationalsozia- Notiz. Dieser war kanieft und auch mit mehreren sehr ärgerte, keine Iismus ist nicht nur eine Geschichte der verfahren Überzogen worden, als die es dann auch, der die "schutzhaft" Verfolgung, sondern auch eine Gestapo im Juli 1941 aufgrund einer der Priester veranlasste. Noch am Abend Geschichte der Emigration und Flucht. ln den 12 Jahren der Naziherr- schaft verließen annähernd 400'000 Deutsche aus politischen oder rassi- schen GrÜnden ihre Heimat' Aus poli- tischen Gründen zur Flucht gezwun- gen waren vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter' lntellektuelle und Schriftsteller sowie auch einige Konservative und Libera- le.

Die ersten Politischen Gegner der Nationalsozialisten flohen schon kurz nach der sog. Machtergreifung, um den Verhaftungen im Zuge der Reichstagsbrand-Verordnung zu ent- gehen. Natürlicher Fluchtpunkt fÜr äiese ersten Emigranten aus Koblenz und Umgebung - wie ÜberhauPt aus dem Westen des Deutschen Reiches - war das damalige Saargebiet' Denn (Stadtgefängnis)' Gestapogebäude und gehörte (noch) nicht zum Deut- Laae von Karmeliterkirche, Karmetitergefängnis dieses "s t B B m o d i f i z i e r t La s e' i ä i o n' r u n v o n B ) t;;; ; ; ;ii Ä i i i* t, § schen Reich. Nach dem von Deutsch- ii,zi,;;L: ;;; ;i ; "'i e "n "i p I an : Stadtarch iv Kobl z Heft Nr. 18 1/00 SACHOR - - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 13

Iand verlorenen Ersten Weltkrieg galt Ieitung in Saarbrücken. Es kam so waren die meisten auf die Unterstüt- für das Saargebiet vielmehr ein Sta- weit, dass Thielen gar mit dem partei- zung durch verschiedene Hilfsorgani- tus quo das "Saarstatuf' und es unter- ausschluss gedroht wurde, wenn er sationen angewiesen. Dessen unge- stand dem - Völkerbund bis zu dem nicht nach Deutschland zurückkehrte. achtet gab es unter den'Emigranten schon damals vorgesehenen ,,partei- Termin Tatsächlich leistete er diesem zahlreiche lntellektuellen- und Künst- für eine Volksabstimmung. Zu den ins auftrag" im September 1934 Folge, lerzirkel, auch war die KPD mit Saargebiet einer zunächst Geflohenen kehrte ins Deutsche Reich zurück und zahlenmäßig starken Gruppe und gehörten mit - die Bezüge zu Koblenz wurde im September 1934 praktisch einer Auslandsleitung vertreten. paris werden später noch hergestellt - die bei seiner Ankunft in Berlin verhaftet. war eines der Zentren des politischen Kommunisten Andreas (Andr6) Hoe- Der Vorwurf gegen ihn lautete auf Exils. vel aus Wiesbadeneo und Hugo Salz- Betätigung für die Ziele der - inzwi- mann sowie dessen Ehefrau Julianna schen verbotenen - KPD. Mit Urteil Ein ganz beträchtlicher Teil dieser aus (Bad) Kreuznache,. des Volksgerichtshofs vom 2. Juli Emigranten verließ 1 936 Frankreich, 1 935s' wurde Thielen wegen Vorberei- um am Spanischen Bürgerkrieg teil- Ein weiterer Emigrant der ersten tung eines hochverräterischen Unter- zunehmen und auf Seiten der Spani- Stunde war der in St. Sebastian bei nehmens zu 15 Jahren Zuchthaus schen Republik gegen die Putschisten Koblenz geborene und zuletzt in Val- sowie 10 Jahren Ehrverlust verufieilt. unter Führung Francos zu kämpfen. lendar lebende frühere Reichstagsab- Die Strafe verbüßte er zunächst im Einer der ersten der etwa 5.000 deut- geordnete der KPD Nikolaus Thie- Zuchthaus Siegburg und später im schen Freiwilligen, die dort kämpften, len." Anlass für seine Flucht war ein Zuchthaus Walgheim. Am 18. Novem- war der bereits erwähnte Hermann am 1. März 1933 gegen alle kommu- ber 1943 überführte man ihn in das Geisen. ln Spanien wurde er im Okto- nistischen Abgeordneten ergangener Konzentrationslager Mauthausen in ber 1936 Kommandeur der Centuria allgemeiner Haftbefehl sowie ein bei Osterreich. Dort ist Nikolaus Thielen Thälmann, einer Brigade, die dann der Staatsanwaltschaft Koblenz am 6. Januar 1944 unter ungeklärten bald darauf in die lnternationalen anhängiges Bri- Strafverfahren wegen Umständen umgekommen. gaden eingegliedert wurde. Bei den eines Zusammensloßes mit einem Kämpfen wurde er im Oktober 1g37 Gemeindepolizisten im Januar 1933 Auch Andreas Hoevel ist - noch im schwer verwundet und büßte das in Faid. Thielen ftoh über die Nieder- Spätsommerl933 - aus dem Saarge- rechte Auge ein. Nach seiner lande, Belgien, Gene- Luxemburg und biet ins Deutsche Reich zurückge- sung kehrte er nicht an die spanische Lothringen, bis er dann im Saargebiet kehrt. Der Grund hierfür ist nicht Bürgerkriegsfront, sondern wohl im blieb. sicher feststellbar. Er wurde ebenfalls, September 1938 nach Paris zurück. wie später noch darzustellen sein Andere konnten oder wollten wird, bald darauf festgenommen und Ein anderer Spanienkämpfer war zunächst nicht fliehen. Einer von zu einer Haftstrafe verufteilt, dies war der Koblenzer Winand Schnitzler'u . Er ihnen war (Höhr-)Grenzhau- der aus der Beginn einer langen Leidensge- war schon während der Weimarer sen stammende Kommunist Hermann schichte eines aufrechten Mannes. Republik lange Jahre in Koblenz poti- Geisenn3 Er war in den ersten Mona- tisch aktiv gewesen, als er - wie viele ten nach der sog. Machtergreifung Die meisten der ins Saargebiet andere Kommunisten auch - im Zuge wiederholt längere Zeil in "schutz- geflüchteten Emigranten wanderten des Reichstagsbrandes Ende Febru- haft". Erst im September 1933 getang weiter nach Frankreich. So taten es arlAnfang März 1933 in "Schutzhaft,, ihm dle Flucht an die Saar. schon zu einem frühen Zeitpunkt die genommen worden war. Ohne dass Kreuznacher Hugo und Julianna Salz- Näheres bekannt ist, kam er frei, Das Saargebiet war für alle Emi- mann zusammen mit ihrem kleinen konnte emigrieren und nahm am Spa- granten kein Zufluchtsort auf Dauer. Sohn. Auch Hermann Geisen brachte nischen Bürgerkrieg teil. Mit dem Das lag zum einen an den unsicheren slch mit einem Grenzübertritt nach Ende des Bürgerkrieges kam er nach politischen Verhältnissen. Für Anfang Frankreich im Jahre 1935 gerade Frankreich. Dort gelang es ihm, unbe- 1935 stand nämlich die Volksabstim- noch rechtzeitlg in Sicherheit. schadet den Zweiten Weltkrieg zu mung über das weitere Schicksal des überstehen. Saargebiets an. Diese fiel im Januar Andere sind unmittelbar von 1935 - nicht zuletzt durch die ganz Deutschland aus nach Frankreich lm Laufe der Zeil spitzte sich für massive Propaganda Nazis - der zu geflohen. Eine von diesen war die die deutschen Emigranten die Lage in Gunsten einer Rückkehr zum Deut- schon längere Zeil vor der "Machter- Frankreich zu. Mit dem Abschluss des schen Reich aus. Die Rückkehr (,,Die greifung" in Koblenz ansässig gewor- Nichtangriffspaktes Deutschland- Saar kehrt heim") wurde dann am 1. dene, ursprünglich aus Hamburg Russland ("Hitler-Stalin-Pakt") am 22. März 1935 vollzogen. Zum anderen stammende Kommunistin Dora Lan- August 1939 eskalierte die Situation. wollte - jedenfalls die KPD für einige dahle'. Sle lebte bis Ende 1935 in Unter der Parole "Für den Kommunis- ihrer Funktionäre -, dass sie sich im Koblenz und emigrierte später nach mus ... ist kein Platz mehr in Frank- Saargebiet nicht sesshaft machten, Frankreich. reich" sah die französische Regierung sondern vielmehr zügig nach nicht nur die eigene kommunistische Deutschland zurückkehrten und dort Die Lage der zahlreichen deut- Partei als Gegner an, sondern die illegal arbeiteten. So führte etwa der schen Emigranten in Frankreich, von deutschen Kommunisten als "Fünfte ordnungsgemäße Nachzug der Fami- denen viele vor allem in Paris lebten, Kolonne" der Nazis. Das führle dazu, lie Thielens ins Saargebiet zu einem war schwierig. Nur selten bekamen dass die f ranzösische Regierung Zusammenstoß mit der KPD-Bezirks- sie eine Arbeitserlaubnis, deshalb Ende August 1939 die Verhaftung der Heft Nr. 18 1/00 und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz - - 14 SACHOR - Belträge zur Jüdischen Geschichte

Koblenz aus ins KZ dePor- führenden Funktionäre der KPD und Frau von worden war, wurde er auch nach die lnternierung aller deutscher Män- tiert ins Karmelitergefängnis ver- ner verfÜgte. Koblenz legt. Hier war er etwa ein Jahr lang in überführte man ihn nach Einer von ihnen war der mit seiner Hät. Oann vor dem Volksge- Familie in Frankreich verbliebene Berlin, um ihm dort richtshof den Prozess zu machen' Mit Hugo Salzmann. Er wurde am 1' SeP- vom 4. März 1943'8 wurde er, temner 1939 von der f ranzösischen Urteil er - wie es in dem Urteil hieß - "in Polizei verhaftet und dann mit ande- weil Funktionärsstellung ren nach Südfrankreich verschleppt' untergeordneter tggO bis 1939 in Paris für die Dort gab es inzwischen eine Reihe von Emigrantenorganisation von lnternierungslagern, Salzmann deutsche Zeitungen und son- kam in das "CamP de Conc6ntration" kommunistische Druckwerke vertrieben und an Le Vernet s/Ariöge. stige dei Herstellung einer Zeitung mehr- hat", wegen eines War der Aufenthalt in einem sol- mals mitgewirkt Verbrechens der Vor- chen lnternierungslager schon sehr "fortgesetzten zum Hochverrat" zu acht bedrückend, so verschärfte sich die bereitung Zuchthaus verurteilt' Die Stra- Situation noch einmal durch die deut- Jahren Hugo Salzmann im Zucht- sche Offensive im Westen und die fe verbüßte Butzbach in Hessen' Dort wurde in der Kapitulation Frankreichs am 22' Juni haus Das Stadtgefängnis von Koblenz im Mai 1945 von den Amerikanern (Aufnahme offenbar 1940. Mit dem Waffenstillstand wur- er kärmetiteistraße nach dem Krieg). den die Deutschen Besatzungsmacht befreit. im nördlichen und westlichen Teil Von Dora Landahl ist bisher nur Frankreichs - das Rest-Frankreich im verurteilt, weil er sich das bekannt, was das Reichssicher- Landesverrats" Süden stand unter der mit den Deut- dem von der deutschen Wehr- heitshauptamt unter dem Datum des ,,in schen kollaborierenden Regierung macht besetzten belgischen Gebiet 6. Oktober 1941 als wichtiges staats- des Marschall P6tain in VichY' des Russlandfeldzuges politisches Ereignis meldete:'e "Der nach Beginn 'stapostelle und Verbreitung (Staatspolizeistelle, der mit der Herstellung ln dem von deutschen TruPPen kommunisti- XoOtenz wurde aus Frankreich wehrkraftzersetzenden besetzten Teil waren die deutschen Veri.; befasst und die Buchhalterin Dora Lan- schen Schriftmaterials nicht mehr sicher' So kam die Emigrantin geplant Emigranten zu Hamburg' Verübung von Sabotageakten dass die GestaPo Julianna dahl (geb. am 21 .2.1902 Feind des es auch, gewesen Koblenz), die (und) damit zugleich den Salzmann dort suchte' Sie konnte sich wohnhaft (hat)". Das Urteil früher Funktionärin der KPD war' äeiches begünstigt mit ihrem Sohn zwar noch einige Zeit Todesstrafe. Hermann Gei- Verdachts hochverräterischer lauiete auf bei französischen Freunden ver- wegen sen starb am 21. APril 1943 im der Betätigung Überstellt." stecken, stellte sich dann aber Gefängnis Berlin-Plötzensee unter Gestapo, nachdem eine französische ganz besonderes Schicksal dem Fallbeil. Unterstützerin als Geisel fÜr sie ver- Ein (Höhr-)Grenzhausener Her- haftet worden war. Der Kreis der Ver- hat der Geisen erlitten. Nach seiner folgung schloss sich nach vielen Jah- mann Rückkehr aus SPanien war er nicht ren gleichsam, als Julianna Salzmann Verfolgung der Kom' in Frankreich geblieben, son- XX. Weitere aus-Frankreich zurück nach Deutsch- lange began sich im Jahre 1939 nach munisten land verbracht wurde. lhr Weg endete dern Beim Ünerfalt Hitler-Deutsch- zunächst in Koblenz. Hier wurde sie Brüssel. die rechtzeitig ins Aus- auf Belgien am 10' Mai 1940 Während eingehend verhört, ohne dass man lands Kommunisten wenig- er festgenommen und in das land emigrierten Belästendes gegen sie fand' Dann wurde Verfolgung ver- lnternierungslager stens zunächst von legte man aber eine Agentin der südfranzösische traf die im Deutschen verschleppt' lm Septem- schont blieben, in ihre Zelle und provozierte St. Cyprien Repression Gästapo gelang ihm von dort die Reich verbliebenen die sie dadurch zu regimekritischen oer ig+O an und mit äußerster und er kehrte daraufhin nach von Anfang Außerungen. Diese waren dann wohl Flucht wurde bereits im zurück. lm Rahmen seiner Härte. Hierüber der konkrete Anlass, um sie von Brüssel Aufsatzes berichtet die KPD verbreitete er ersten Teil dieses aus ins Frauen-Konzentrati- Tätigkeit für Koblenz mit denen die und es wurden auch Hochverratsver- zu deportieren' Zettäl und Flugblätter, ange- onslager RavensbrÜck zur fahren gegen Kommunisten Anfang deutschen Besatzungssoldaten Dort Jtarb Julianna Salzmann sprochen'o' Was bisher fehlte, waren Aufgabe des Kampfes veranlasst wer- Dezember 1944'"' l-iochverratsverfahren gegen Kommu- den sollten. Nach seiner Festnahme nisten aus Koblenz und dessen unmit- 18. August 1941 und seiner Uber- Noch im selben Jahr wie seine am aus diesen frühen nach Deutschland machte telbarer Umgebung war Hugo Salzmann den Deut- führung Recherchen hierzu Frau mit Gesinnungs- Jahren. Weitere die Hände gefallen: Die man ihm zusammen Erkenntnisse schen in vor dem Volks- haben nun neue hatte ihn - wie viele freunden den Prozess - damit die- Vichy-Regierung wurde er mit erbracht. Sie sollen hier lnter- gerichtshof. Von diesem - Antiäschisten auch - aus dem ses Wissen nicht verloren geht noch Ürteil vom 12. Januar 1943'oo wegen nierungslager der Gestapo ausgelie- kurz nachgetragen werden' "Zersetzung der Wehrkraft, Hoch- und fert. Nüht viel später, nachdem seine '. - I C0 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 15

Diese nur kurzen Hinweise aus dem KZ Moringen entlassen. Sie - =: -':': :-: c' e'ste Hochver- machen deutlich, dass mlt Beginn des kam aber schon im September 1934 '='.: ,:-1":- Seger KOblenzer Kom- Zweiten Weltkrieges der Widerstand erneut in Haft und wurde Ende 1934 - -- : :- ,,=' das Verfahren gegen und die Verfolgung von Kommunisten wegen illegaler Tätigkeit für die verbo- r=- =--^. :'a' Karl B. aus (Koblenz-) eine andere Qualität haben mussten tene KPD vom Oberlandesgericht -1, la" ,,"urde B. mit Urteil des als in den Jahren zuvor. Denn nach Kassel zu drei Jahren Zuchthaus ver- - . : : l:- :-ishof s vom 1 3./1 4. August den schweren Verfolgungen in den urteilt'ou. Mitte 1935 wurde Andre Hoe- ' : i: ' ,', egen Vorbereitung eines Jahren zuvor gab es nur noch den vel nach der Verbüßung der Haftstra- -::- . 3r'ä:e. schen Unternehmens zu "Widerstand auf kleiner Flamme" fe entlassen, aber bereits im August =' =' Z-cithausstrafe von einem Jahr (Peukert). Es bildeten sich kleine desselben Jahres erneut in "Schutz- -') z,',et Monaten verurteilt. Das Gruppen, deren Mitglieder sich aus haft" genommen, weil er - so die 3 ls-: cie Massenverfahren gegen der Nachbarschaft, aus f rüherer Begründung dafür - Kontakt zu frühe- ,|,:: 2.,Zer Kommunisten war das ver- gemeinsamer Arbeit für die KPD oder ren Mitgliedern der KPD gehalten ',"=^ Segen 21 von ihnen. Sie wur- von früheren Verfolgungen her kann- hatte. Diesmal strengte man kein l:^ - : Unei des Oberlandesgerichts ten und sich ihrer gleichen Gesinnung Strafverfahren gegen ihn an, sondern - a- - r,orn 14. November 1 936'o' und Verschwiegenheit gewiss waren. verschleppte ihn gleich ohne ein sol- ,',:ls' der Verteilung von Flugschrif- Man traf sich in einem solchen Kreis ches ins Konzentrationslager. :' -.0 Zeitungen sowie sonstiger gelegentlich zur Diskussion, Bewah- Zunächst kam er ins KZ Esterwegen 3::a: girng fur die inzwischen für ille- rung der politischen Gesinnung, im Emsland, dann ins KZ Sachsen- :? 2r< ärte KPD bestraft. Das Urteil Gegeninformation, zum Abhören aus- hausen bei Berlin und schließlich ins 2-ie:e auf Vorbereitung zum Hoch- ländischer Sender oder einfach nur, KZ Buchenwald bei Weimar. Unter- . :'rat und verhängte Zuchthausstra- um einen lockeren Kontakt unterein- dessen hatte Anneliese Hoevel die '.-',,3n brs zu sechs Jahren. Während ander zu bewahren. Erstaunlich war, dreijährige Zuchthausstrafe vollstän- r :ses Strafverfahrens wurde auch dass sich nach den Vedolgungen der dig verbüßt, kam aber nicht frei, son- ::' KPD-Bezirksleiter Hans Breuer ersten Jahre überhaupt noch Kommu- dern wurde im Konzentrationslager = ":e lv1ärz 1 936 in (Koblenz-)Arzheim nisten zu einem solchen "kleinen" Moringen erneut in "Schutzhaft" '.sicenommen. lhn hatte die Zenlrale Widerstand zusammenfanden - zumal genommen. Von dort aus brachte man ::" KPD in Amsterdam im Jahre 1935 sie nach dem Hitler-Stalin-Pakt am sie in das neu errichtete KZ Lichten- z-- Leiter des damaligen zum Bezirk Vorabend des Zweiten Weltkrieges in burg bei Prettin. Zu Weihnachten '.' ::e rheln gehörenden Unterbezirks ihrer politischen Haltung hätten sehr 1938 kam Andr6 Hoevel frei, Annelie- 1:c enz ernannt und nach Koblenz verunsichert sein müssen. se Hoevel wurde zu "Führers Geburts- ::3.dert, um die Organisation und tag" am 20. April 1939 entlassen. i':eit der KPD zu verbessern'oo. Ein solcher Kreis von Vertrauten Nach Jahren der Haft sahen sich die 3'eLer wurde vom Reichsanwalt und Gleichgesinnten hatte sich Eheleute in Berlin wieder. Von dort :e m Volksgerichtshof angeklagt'ou, 1939/40 auch in Koblenz-Metternich zogen sie schon wenige Wochen spä- ss n weiteres Schicksal ist nicht gebildet. Kopf und Herz dieser Grup- ter nach Koblenz. Grund hierfür war :e(annt. Das wohl letzte Hochverrats- pe waren die Eheleute Andr6 und der plötzliche Tod eines Schwagers . e'f ahren wegen kommunistischer Anneliese Hoevel'o'. Sie waren keine von Andr6 Hoevel, der in Koblenz- 3eiatigung in Koblenz und Umgebung gebürtigen Koblenzer, sondern Metternich einen Obst- und Gemü- .:' dem Krieg war das Verfahren stammten aus Trier bzw. Köln und sehandel betrieben hatte. And16 küm- legen einen bei der Deutschen hatten einige Jahre in Wiesbaden merte sich um die Familie des Ver- :':e tsf ront (DAF) beschäftigten gelebt. Als sie im Sommerl939 nach storbenen und auch um das Geschäft, -a'lsmeister und ein Ehepaar aus Koblenz kamen, hatten sie beide das bald floriefte. l:erfell. Es endete durch Urteil des schon ein langes und schweres Ver- .:

des Gemeinderates von Metternich von Schirach brachte es prägnat auf Jugendbundes "Neudeutschland". und Kandidat der KPD für die Kom- den Punkt: "Wie die NSDAP nunmehr Dann schloß er sich in Bonn, wo er munalwahlen im März 1933 nahm die einzige Partei ist, so muss die HJ alsbald zur Schule ging, einer bündi- man ihn im Februar 1933 in "Schutz- die einzige Jugendorganisation schen Gruppe an. Diese veranstaltete haft" und ließ ihn erst ein Jahr später sein."111 Nach dem Verbot bzw. der Lager und Fahrten nach bündischer wieder frei. Bereits im Oktober 1935 Selbstauf lösung der politischen Art, insbesondere wiederholt Lager im kam er in Koblenz erneut in Haft, dies- Jugendorganisationen brachen schon Westerwald, die - wie es später im mal in Untersuchungshaft, und wurde bald die nationalen Jugendbünde Urteil dazu hieß - nach rein bündi- in den bereits erwähnten Koblenzer zusammen, die meisten anderen frei- schem Muster durchgeführt wurden Hochverratsprozess mit Urteil des en Jugendbünde lösten sich ebenfalls und bei denen nur bündische Lieder Oberlandesgerichts Hamm vom 14. selbst auf und die evangelischen gesungen und nach bündischer Art November 193610'g wegen "Vorberei- Jugendverbände ließen sich klaglos regelrechte Kothenlager abgehalten tung eines hochverräterischen Unter- in die HJ eingliedern. wurden. ln den SommerJerien 1937 - nehmens" zu zwei Jahren und drei damals war Edgar L. 17 Jahre alt - Monaten Zuchthaus verufteilt - wobei Es blieben - zumal in Koblenz und fuhr er mit einem anderen Gruppen- ihm ein Jahr Untersuchungshaft ange- Umgebung - im wesentlichen nur die mitglied nach Paris zur Weltausstel- rechnet wurde. lm Februar 1938 kam katholischen Jugendverbände übrig. lung. Dort lernten sie zwei Mädchen, er dann aus der Strafhaft frei. Ungeachtet des Reichskonkordats Jüdinnen, kennen, die zum Kreis um von 1933 kam mit dem Jugenddienst- den Schriftsteller Karl Otto Paetel Ende November/Anfang Dezem- pflichtgesetz von 1936 aber selbst für gehörten. Paetel war langjähriges Mit- ber 1941 wurde die Gruppe entdeckt sie das Aus. Dieses Gesetz erklärte glied des nicht konfessionellen Bun- und es wurden u.a. Andr6 und Anne- die HJ zur Reichsjugend und schrieb des "Deutsche Freischar" gewesen. liese Hoevel sowie Jakob Newinger ihr das alleinige Jugenderziehungs- Wegen seiner sozialrevolutionären verhaftet. Der Vorwuff lautete auf Vor- recht außerhalb von Schule und Anschauungen (er galt als "National- bereitung eines hochverräterischen Elternhaus zu. Von diesem Ansatz her bolschewist"), war er aus dem Bund Unternehmens in Tateinheit mit Rund- hatten auch die katholischen Jugend- ausgeschlossen worden und nach der funkverbrechen. Schon ein halbes verbände keine Existenzberechtigung "Machtübernahme" der Nazis nach Jahr später wurden mit Urteil des mehr. Deshalb war es - vom national- Paris emigriert. Den Kontakt zu Pae- Oberlandesgerichts Kassel vom 26. sozialistischen Alleinerziehungsan- telvertieften Edgar L. und andere Mit- Juni 1942110 And16 und Anneliese spruch her - nur konsequent, dass die glieder der Gruppe bei der zweiten Hoevel zum Tode und Jakob Newin- Gestapo ab 1937 die letzten Schläge Reise nach Paris in den Sommerferi- ger zu zehn Jahren Zuchthaus verur- gegen diese Jugendverbände führte. en 1938. Sie fühften mit Paetel politi- teilt. Nachdem auch ein Gnadenge- lllegal wurden vor allem die bündi- sche Diskussionen und - so das Urteil such abgelehnt worden war, wurden schen Jugendverbände im Bereich - "gegen Abend wurden ein bündi- Andr6 und Anneliese Hoevel am Mor- der katholischen Kirche, die noch scher Betrieb aufgezogen und am gen des 28. August 1942 innerhalb lange recht aktiv waren. Verboten Lagerfeuer bündische Lieder gesun- von fünf Minuten im Gefängnis Frank- waren bündische Arbeit und bündi- gen". Diese und weitere Fahrten furVMain-Preungesheim mit dem Fall- sche Alltagskultur, wie die autonome sowie Lager in der näheren Umge- beil hingerichtet. Jakob Newinger ver- Fahrt, das Zelten in Kothen, das bung von Bonn bzw. Koblenz ließen büßte seine Strafe, offenbar bis er Gruppenerlebnis, die Erfahrung mit die Gruppe weiter zusammenwach- befreit wurde. Gleichaltrigen. sen. lm März 1939 - inzwischen hatte L. sein Abitur bestanden - fuhr man ln Koblenz gab es eine Gruppe wieder nach Paris und traf dort Pae- XXl. Die Verfolgung der Jugend des "Grauen Ordens", einer bündi- tel. Die politischen Diskussionen und schen Jungenschaft im Bereich der Unterweisungen wurden ebenso Unterdessen verfolgte der Natio- katholischen Kirche. Zwischen ihr und intensiver wie die Beziehungen zu nalsozialismus schon längst nicht dem späteren Mitglied der "Weißen den beiden Jüdinnen. L. jedenfalls soll mehr nur seine traditionellen Gegner. Rose", Willi Graf, bestanden übrigens mit einer von ihnen mehrmals Als totale Weltanschauung und als Kontakte zu der Zeit, als dieser noch "geschlechtlich verkehrt" haben. Auch totaler Staat ließ man in letzter Kon- in Bonn Medizin studierte. Mitglieder in der Folgezeit unternahm man noch sequenz keine autonomen lnstanzen der Koblenzer Gruppe wurden wegen einige Fahrten und Lager in der und Organisationen neben sich zu. Aktivitäten im "Grauen Orden" und Umgebung, hielt untereinander und Deshalb duldete man im Bereich der wegen heimlicher Treffen mit dem zu Gleichgesinnten brieflichen und Jugend auch keine autonomen Erzie- katholischen Jugendbund "Neu- sonstigen Kontakt. Durch diese Briefe hungsträger und keine autonomen deutschland" in "Schutzhaft" genom- wurde die Gruppe dann entdeckt. Gruppen und selbst kein nonkonfor- men und zu Geldstrafen verurteilt."' mes Verhalten einzelner. Diesen Tota- Zunächst wurde Edgar L. wegen litätsanspruch setzten die Nazis Die bündischen Aktivitäten brach- des Geschlechtsverkehrs mit dem immer mehr im Bereich der Jugend ten einen Andernacher Abiturienten Mädchen in Paris vom Landgericht durch. Schon 1933 war die Hitler- namens Edgar L. gar vor den Volks- Koblenz mit Urteil vom 5. September Jugend (HJ) mit einem Alleinerzie- gerichtshof. Er kam aus der konfes- 1940113 wegen Rassenschande zu hungsanspruch für die deutschen sionellen bündischen Jugend, war einer Gefängnisstrafe von neun Jugendlichen angetreten. Der bald f rüher Mitglied der katholischen Monaten verurteilt, die er auch ver- ernannte Reichsjugendführer Baldur Quickborn-Jungenschaft und des büßte. ln dem Verfahren vor dem Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 17

Volksgerichtshof lautete der Vorwurf ste bestätigt werde. Deshalb stimmte wegen versuchten Devisenvergehens dahin, von Sommer 1938 bis zum die Kreisleitung der NSDAP dem zu Gefängnis- und Geldstrafen verur- Sommer 1939 während einer Betäti- Antrag nicht zu. Das Polizeipräsidium teilt worden. Es lag auf'der Hand, gung für die verbotene Bündische hatte dann Kurts Großmutter mitzutei- dass Eintragungen hierüber in Jugend den Emigranten Paetel und len, dass ihre Eingabe ablehnend Führungszeugnissen bei den potenti- dessen Mitarbeiterkreis in Paris ken- beschieden worden sei. lm März 1942 ellen Zufluchtländern einen sehr nengelernt, durch Briefwechsel sowie hielt das zuständige Polizeirevier eine ungünstigen Eindruck machten. Des- durch Anknüpfung von Verbindungen Nachschau beider Familie. Man stell- halb versuchte man, straff reie mit weiteren Mitarbeitern Paetels im te fest, dass Kurts Vater der "Anord- Führungszeugnisse zu erhalten. Das Reich fortlaufend Beziehungen unter- nung bisher nicht Folge geleistet" und gelang auch, wenn den Behörden die halten zu haben, die dem Zweck dien- es "wiederholt geduldet habe, dass "möglichst schnelle Auswanderung ten, die politischen Pläne Paetels sich sein siebenjähriger Sohn ohne dringend erwünscht" war. ln diesen durch Zellenbildung im Reich zu för- Judenstern in der Offentlichkeit Fällen wurde ein strafvermerkfreies dern. Am 11. September 1941 wurde (gezeigt hatte)". Deswegen wurde Führungszeugnis erteilt, das lediglich Edgar L. - wie auch andere Gruppen- Kurts Vater 14 Tage in "staatspolizeili- f ür Auswanderungszwecke erteilt mitglieder - vom Volksgerichtshof che Haft" genommen und es wurde wurde und nur gültig war für fünf wegen Vorbereitung zum Hochverrat ihm, dem Vater, zugleich eröffnet, er Monate vom Tage der Ausstellung an zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt."* sei - ungeachtet seiner "Mischehe" - gerechnet. Das Gericht stellte dabei auch eine ebenfalls zum Tragen des Juden- Zuwiderhandlung gegen das Verbot sterns verpflichtet. Eine weitere Nach- Viele, viel zu viele waren so in die der Bündischen Jugend fest, bestrafte schau des Polizeireviers im Juli 1942 Mühlen der Bürokratie geraten und deswegen aber nicht gesondert, weil ergab dann, dass an Kurts Kleidern hatten keine Chance mehr, der Depor- die schwerere Tat der Vorbereitung und auch an den seines Vaters der tation zu entrinnen. Andere konnten zum Hochverrat diese Straftat über- "Judenstern" befestigt war. oder wollten Deutschland nicht verlas- deckte. Viele Juden hatten die Zeichen der sen. lhr Bleiben war der fast sichere Zeit erkannt. Ein Großteil bemühte Tod. sich, der drohenden Verfolgung durch XXll. Die Deportation der Juden die Flucht ins Ausland zu entkommen. lm November 1941 begannen die Auswanderung war die einzige Ret- Deportationen der Juden aus dem Die Verfolgung der Juden endete tung. Hierfür waren aber große Hür- Reichsgebiet ("Altreich" wie es bei m Völkermord. Seit der Reichspo- den aufgebaut. Die - bürokratischen - den Nazis hieß) in die Ghettos der gromnacht hatte sich ihre Lage weiter Schwierigkeiten begannen schon im besetzten Ostgebiete. Nachdem Ende zugespitzt. ln den folgenden Wochen lnland, wenn es galt, für ein Visum ein 1941 die Massenvernichtung von und Monaten ging ein Hagel diskrimi- polizeiliches Führungszeugnis zt) Juden durch fahrbare Gaskammern nierender Verordnungen auf sie nie- erhalten116. Nicht wenige Juden waren begonnen und am 20. Januar 1942 der, Ein Symbol war der gelbe Stern, nämlich, als sie versucht hatten, ihr die sog. Wannsee-Konferenz die er signalisierte den Beginn der plan- Geld ins Ausland zu transferieren Deportation und Ausrottung der 'näßigen Deporlation. Was sich dabei (was aufgrund der sehr restriktiven europäischen Juden verwaltungs- m Vorfeld des Völkermordes im Devisenbestimmungen auch nach mäßig geplant hatte, setzten ab März sozialen Alltag selbst in einer "privile- Zahlung der "Reichsfluchtsteuer" nicht 1942 auch die Deportationen der in g erten" "Mischehe" abspielte, mag möglich war), von den Strafgerichten Koblenz und Umgebung lebenden J e folgende Episode verdeutlichen:115

In Koblenz-Ehrenbreitstein lebte :arals ein inzwischen staatenlos 3:,',,ordener ehemaliger polnischer S:aatsangehöriger jüdischen Glau- ::'s, der eine "arische" Frau geheira- = ratte. Aus dieser Ehe war ein - -^!e namens Kurt hervorgegangen, :='- es damals hieß - "blutsmäßig '.,,ie ,: scher Mischling 1. Grades" war. I==sen "arische" Großmutter bean- -'=::: =nde 1941 die Befreiung des -:*a s siebenjährigen Enkelkindes :- l:"'-t Zwang, den "Judenslern" zu '-1:a- Dies war nach einer Ausnah-

- = , :'sa. rift unter ganz engen Vor- : -:s:.2-rgen möglich. Die Einschal- '-': *..'erer Stellen förderte zu -;:: :ass Kurt als "Volljude" anzuse- -:- tr: ,',eil er der jüdischen Religi- -:13-3 : rde angehöre, was durch Der Güterbahnhof ln Koblenz-Lützel (Aufnahme 1992): art des Abtransports der Juden :=- 3:s-3h der judischen Gottesdien- in die Vernichtung Heft Nr' 18 18 SACHOR - Beiträge zur JÜdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz -'ll00

überhaupt die letzte Amtshandlung Juden ein117. Der erste Transport, der Einer dieser Mitbürger war der jüdischen Rechtsanwalts/ in Güterwaggons vom Güterbahnhof Koblenzer Rechtsanwalt Dr. lsidor eines Rechtskonsulenten in Koblenz, war in Koblenz-Lützel aus erfolgte, war am Treidel"u. An seinem Schicksal wird vom 13. Juni 1943 an 22. März 1942. Mit ihm wurden 337 schlaglichtartig deutlich, wie der Völ- ein Schreiben des Landgerichts Juden aus dem Stadt- und Landkreis kermord an den Juden der grausame den Präsidenten zeigte er an, dass er Koblenz in das Konzentrationslager Höhepunkt ihres Sonderrechts im NS- Koblenz. In ihm "von hier abwande- lzbica bei Lublin deportiert. Es gab Staat war. Dr. Treidel war schon 1933 am 16. Juni 1943 dem Datum des 16. Juni dann noch fünf weitere Deportationen in seiner beruflichen Existenz bedroht, re". Unter 1 verfügte der Landgerichtspräsi- Koblenzer Juden, deren Zielorte die als Rechtsanwälten "nicht-arischer 943 "1 zu den Akten, 2. Akten weg- Konzentrationslager Theresienstadt Abstammung" durch das Gesetz über dent: . legen". Wenig später wurde Dr. lsidor und Auschwitz waren. Alle Verfolgten die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft mit seiner Ehefrau Erna nach verloren schon durch die bloße "Aus- vom 7. April 1933 die Zulassung ent- Treidel deportiert' Beide wanderung" gemäß der 11. Verord- zogen wurde. Damals war es sein Theresienstadt ums Leben. nung zum Reichsbürgergesetz vom "Glück", dass er schon Ende 1913 im kamen dort im Osten 25. November 1941 ihre deutsche Landgerichtsbezirk Koblenz als ein solches Staatsangehörigkeit. Verantwortlich Rechtsanwalt zugelassen war und Wie unentrinnbar jüdische Emigran- für die Deportationen war die Gehei- damit unter die Ausnahme fÜr "Alt- Schicksal selbst {ür die Nazis habhaft wur- me Staatspolizei - Staatspolizeistelle Rechtsanwälte" und "FrontkämPfer" ten war, denen Lebensweg des Koblenz. ln den Konzentrationslagern fiel. Dadurch konnte er wenigstens den, zeigt der Dr. Walter Brasch ll kamen mindestens 576 jüdische Mit- noch bis 1938 seinen Beruf als Rechtsanwalts Koblenz und seiner Familie"'. bürger aus dem Stadt- und Landkreis Rechtsanwalt ausÜben. Aufgrund der aus 1933 die Koblenz um, nur 24 Überlebten. Fünften :Verordnung zum Reichsbür- Nachdem ihm im Jahre Rechtsanwaltschaft Bereits mit der 13. - und letzten - Ver- gergesetz wurde auch seine Zulas- Zulassung zur er zunächst in ordnung zum ReichsbÜrgergesetz sung zum Rechtsanwalt mit Ablauf entzogen worden und "Konsulent" tätig vom 1. Juli 1943 war u.a. bestimmt des 30. November 1938 zurückge- Koblenz noch als floh er Mitte der 30er worden, dass nach dem Tod eines nommen. Der nationalsozialistische gewesen war, mit seiner Ehefrau und den klei- Juden sein Vermögen dem Reich ver- Staat duldete ihn nur noch als Jahre nach Amsterdam. fiel. "Rechtskonsulent" für jüdische Man- nen Kindern danten. Seine letzte Amtshandlung, Zunächst waren sie dort sicher, doch änderte sich das schlagartig mit dem "Westfeldzug" der deutschen Wehr- macht und der Besetzung der Nieder- 372 Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1943, Teil I lande. Alsbald wurde die ganze Fami- Dreizchute Verordnung zum Reichsbürgergesetz' lie - an das Schicksal der Anne Frank Vom 1. JuIi 1943. sei hier zum Verständnis der Situation Überlassuug holländische .\ul[irund des desReichsbürgetgesetzcsrorn {a) Der Auseleich kann durch nur erinnert - in das §3 dem übernommenen 15. 1035 I S 1146) voi Sacben und"Rechten aus ver- September iReich.geseizbl. hierfür er- lnternierungslager Westerbork wird folgendm verordnet: V..-oE.n gewährt werden, Für die tordärti"nei ne"btshandlungen werden G erichts- schleppt und von dort aus in das Kon- §1 gebühren nicht erhoben. zentrationslager Auschwitz deportiert. Irl Sirafbare Handlungen ron Juden werden Dorl kamen alle ums Leben. durih die Polizei geahndet. §3 tzt Dic Polenstra{1s' [r15r,'rordnungvonr 1 D'- Der Reichsminister des Innern erläßt im Eil- Obersten Reichs- zembcr I94l lReichsgeserzbl. I S.7ä9) gilt nichI o"-"nä"" mit den beteiligtea mchr für Juden. Uuno.ä"" die zur Durchfüürug ud'Ergänzuug und §2 dieser Verordnunq erforderlichen Rechts- XXlll. Die weiteren Deportationen Hierbei bestimmt er' Juder ver{rillt sein V".*a.liunesrorscfiriften. (r) Nar:h dorn Tode eires v*"rdnuug für Juden ausländi- der Sinti Yermögen dem Reich. i"*i"*"iiäi"." scher StaatsangehöriSkeit L''n 6ilt zl Das Reich kann .iei6nfi den nicbrjüdi'' ein -trbbcr, hriEten und I'ntcrhaIr'\'re'hrigien. die Die Sinti und Roma hatten ihren g.uöh-nlirhcn Aulcorhclt im Irland haben. §4 ähnliches Schicksal wie die Juden. einen -\usgleich get ährttt. Diese Verorduuug triti arn siebenten Tage lm Protekto- und Ver- (s) Der AuseLeich hann durch einen,-Xapital- o""l-iL"t Verktindile in Kraft' Auch ihre Diskriminierungen gili' sie {ür den Bereich Lelrag gerviilrrt N0rLFn I'.r Jrrf dre [["],' dc' ;;iilh;;, und Mährä folgung endeten in der massenmäßi- 1's1;lgi"11orr.s d"s in Jip Verfügungsg"rvall ä""-a."t..t"" Verwdtuig urd der deutschen auch auf protekto- de-s Deutschen Reit:hs iibergegangelen Vermö- ä".iäÄLt*"it, § 2 findei gen physischen Vernichtung. Grund- Anrvendung gens nicht überstcigen. rarsangehörige Juden lage dafür war der "Auschwitz-Erlass" 't6. 1942. Berlin, den 1. Juli 1943. Himmlers vom Dezember Danach waren "Zigeunermischlinge, tles Innern Der Reichsminister und nicht deutschblüti- Frick Rom-Zigeuner ge Angehörige zigeunerischer Sippen Der Leiter der Partei-Kanzlei balkanischer Herkunft" "nach be- lI. Bormann stimmten Richtlinien auszuwählen in einer Aktion von wenigen Der Reichsminister der tr'inanzen und Dauer in ein Konzentrations- Graf Schwerin von Krosigk Wochen lager einzuweisen". "Die Einweisung Der Reichsminister der Justiz erfolgt(e...) familienweise in das Kon- Dr. Thierack zentrationslager (Zigeunerlager) Au- schwitz". Die 13. - und letzte ,,Nach dem Tode ernes Juden verfällt sern Vermögen dem Rerch": Verordnung zum Retchsbürgergesetz vom 1 Juli 1943 Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 19

Die erste Deportation aus Koblenz Konzentrationslager. Schließlich kam Dezember 1941. Ihre Bezeichnung wurde mit Erlass des Reichssicher- es in der Nacht vom 2. aul den 3. war insoweit irreführend, als sie auch heitshauptamtes vom 29. Januar August 1944 zur "Liquidation des f ür alle nach Deutschland zur 1943 für den 10. März 1943 angeord- Zigeunerlagers": Die zulelzl im Lager Zwangsarbeit verschleppten polni- net."o Betroffen hiervon waren etwa befindlichen 2897 Sinti und Roma - schen Fremdarbeiter galt. Todeswür- 1 50 Personen, "Zigeunermlschlinge" vor allem alte Menschen, Frauen und dig waren danach beispielsweise wie sie die Nationalsozialisten nann- Kinder - wurden in den Gaskammern Polen, "wenn sie durch gehässige ten, die um 4.51 Uhr mit drei Waggons ermordet. oder hetzerische Betätigung eine vom Koblenzer Hauptbahnhof nach deutschfeindliche Gesinnung bekun- Auschwitz verschleppt wurden. den, insbesondere deutschfeindliche XXIV. Die Verfolgung von Zwangs- Außerungen machen oder öffentliche Inzwischen wurde auf weiteren arbeitern Anschläge deutscher Behörden oder Befehl Himmlers in Auschwitz-Bir- Dienststellen abreißen oder beschädi- kenau im Abschnitt B ll e ein beson- "Der nationalsozialistische'Aus- gen, oder wenn sie durch ihr sonsti- derer Lagerteil für Sinti und Roma ländereinsatz' zwischen 1939 und ges Verhalten das Ansehen oder das errichtet. Am 26. Februar 1943 trafen 1945 stellt den größten Fall der mas- Wohl des Deutschen Reiches oder dort die ersten Sinti und Roma ein. senhaften, zwangsweisen Verwen- des deutschen Volkes herabsetzen Mitte bis Ende März 1943 kamen dung von ausländischen Arbeitskräf- oder schädigen". Die Todesstrafe auch die etwa 150 Sinti aus Koblenz ten in der Geschichte seit dem Ende wurde etwa auch da verhängt, "wo und Umgebung in Auschwilz an. Zu der Sklaverei im 19. Jahrhundeft da/' das Gesetz Todesstrafe nicht vor- dieser Zeit waren im "Zigeunerlager" (Ulrich Herbert). lm August 1944 sieht..., wenn die Tat von besonders in Auschwitz-Birkenau bereits rund waren auf dem Gebiet des "Großdeut- niedriger Gesinnung zeugt oder aus 11000 Sinti und Roma interniert. schen Reiches" 7,8 Millionen auslän- anderen Gründen besonders schwer dische "Zivilarbeiter" und Kriegsgefan- ist"; in diesen Fällen war sogar die Was dort mit ihnen geschah, ist im gene als im Arbeitseinsatz beschäftigt Todesstrafe gegen Jugendliche zuläs- einzelnen nicht bekannt. Wir wissen gemeldet. Hinzu kamen etwa 500.000 sig. aber, dass gerade Sinti und Roma überwiegend ausländisch e KZ-Häll- Opfer medizinischer Experimente linge. Damit waren auf der Höhe des Nach dem "Westfeldzug" im Mai wurden. Erwähnt sei beispielhaft die Zweiten Weltkrieges knapp 30 "Ä der 1940 verschleppte man mehr als eine "Zwillingsforschung" des SS-Lager- in der gesamten Wirtschaft des Rei- Million französische Kriegsgefangene arztes von Auschwitz, Dr. Josef Men- ches beschäftigten Arbeiter und Ange- zur Zwan_gsarbeit nach Deutschland. gele. Auch kam es dort immer wieder stellten Ausländer. Die allermeisten Mit dem Uberfall auf die Sowjetunion zu Zwangssterilisationen. Bei "Selek- von ihnen wurden zwangsweise zum im Juni 1941 taten sich ganz neue tionen" sonderte man die "Arbeitsfähi- Arbeitseinsatz hierher gebracht. Möglichkeiten für den Arbeitseinsatz gen" aus und setzte sie im Rahmen von Fremdarbeitern auf. Allerdings des Programms zur "Vernichtung An dem Arbeitseinsatz kann man behandelte man die sowjetischen durch Arbeit" in SS-Betrieben und in die Entwicklung des Zweiten Weltkrie- Kriegsgefangenen - völkerrechtswid- privaten Rüstungsbetrieben als ges ablesen. Die ersten Fremdarbei- Arbeitssklaven ein. Dabei kam es ter waren polnische Kriegsgefangene, auch zu Verlegungen. So wurde etwa die nach dem Überfall auf Polen am S!. l{) lii &r !ltrB!r[: 1ü !!iln!8 19]i Sftorinlm iht bk aüoi.4li[ika. q!(.n tdln ntri tnirn ein aus Koblenz deportierter Sinto 1. September 1939 zwangsweise und ü &i .iit.(lniühn alürnthr. vom Konzentrationslager Auschwitz damit unter Verstoß gegen das totr l.a§onü{1 1c!. ghit.öt I eudlidd 5 ho'r Jk imrMhn6ttr$qib gu adrlboiiri ins Konzentrationslager Natzweiler Kriegsvölkerrecht überwiegend in i. riiu 6d.§ß0not, rird 6irr, drL etrih0fFr ton glNqüilbhr/ Dtuniti0n (,) lokn fi[ ]n!N iaü iidr in htr.ii+sli 0i{ lotrtiges bei Straßburg "verlegt". Nicht uner- landwirtschaftlichen Betrieben einge- rnlJEdnb en &ntf6{h .hrcEi frts§0{dr ick{itr bs&n d{ 6cin ii &n lürlt {sotrsüEßunülnrn$n hr bdti4et sldn66olh §anhi. t(bon ft6{Lür bib .nr Aritrhnil b*!dlt.n, €[bi6.d oileriuuntcdil[nr T& dE lüeii4 inuskuttcn s(lib.üri wähnt bleiben soll, dass eine Koblen- setzt wurden. Hieran schloss sich eine hdd b&506.i1 eioolJd)$mtr4d urrbsrünlctri FIdIf, Oq.nltdnte 6.fuür, !d .6 nntniiiri, lre &ull6.n adk dilriili{ i[. tu aSNi tribriügli4 uniligr itr dtdtki. zer Familie Ende 1943 aus Auschwitz massive Kampagne zur Anwerbung sii b(b$ fril rrh !b. &t$ti beu 0l it I!, trgri.ino o!trlidrtr1.eßü' thd 3!$rllLiqlrt il1m polnischer Nr.lÖrn adlilur rin. odoatttdt icsrq.n Fdu uü :dd hden dl4 eiü,ir hdr ,r gar entlassen wurde und sie sich Arbeiter an, die - als sie Ssn !t tdi6dStdis{.F trrt4or dß dtu td [] ai: ri{\rl iri. rün iür, rtr )nit. iirf,.. 6iodrh, b[ b.n §Luntgdintn ilnG teutt6un nil irrib.ilriLiir hi:in üin ilrn sqrn6t dann wieder in Koblenz niederließ. nicht den gewünschten Erfolg brach- LiiLhn iir s*{s@. io4 b6 in §or tiqqlilhrhn D[, iliiiil(t ü(r raniidr $tär rrr:il. ürxiinft. grbthn [Splqrbh otoniGiilbnbhi.ih ekd. Osii,itrtr.r il[i&n, rnrli0trer lüti6iii! te - in eine regelrechte Menschenjagd lnßnrqd rN6.. ü,r riin,trbr !ini6Liy Ae!übn 0ü liutridkn oh.iih obil ,i!ti/ obs FUil it il{6 iir imii.qd tü. 0) lllB 9t0ic( bd!& §.9,n 1l0ln nnb 5rtm ln der Folgezeit hat es mindestens mündete. hd hllj.i 6ft k§ aohl rri srü{6.d1 8rü.ft.frii., 6dsrdir ds rembs.i*ißkluns oü 6ri ütrri6en tdh6 t{iilohn obs eSÄiS, tEi!.itilroi. ii gtoilis{ h! bfui Dr noch mhn 6ß ir *in 54m. :il l6bnd 8ärki :[ eine Deportation von Sinti aus §.dqdiftd otiiqr sr [i3 !) aü btrfi,rii in ion, i nn(! r6rdr iftiititiirsi ih{i Koblenz gegeben. Diese fand am 25. Der Einsatz dieser Polen war zwar iillin trrt irlihihitii b.i.i, I i(m lr !rq.n rn$ ü(.6rLii.n ür ruri6u' (,) urf tobriftdic hn! elonnf bo hB oir! 5ilnr6' rlr 16(6 O(thr§, ir.uri60' fir oneür uu4 &i bo e.6{4lddfodir ildl April 1944 statt und hatte wiederum aus kriegswirtschaftlichen Gesichts- !J ni lri$tri(,6 lii.iiliitift, t{: t.i6$ bor[t!l,h6ln tr{dnal/D&nft til b.nb4on&rd iilüiirilrJ, ild hrtlir §Jrnr oi! ntürsr o{jnnung rug! o!ü oradnbftn Odnben rilr Ciiiii& S{ ok$arir hr llaaUt 6.Fß6§ t4hu iil, h rrFx Sdrn i[ tü*trhi! das "Zigeunerlager" im Konzentrati- punkten sehr wünschenswert und i r 6.Eilkr b{rirn, ou6 s.srn hqfrblidr edhFftso4e iuli,fi! 2 Eii:dnri$i hr üuri6rn A(tutar ßl on ili .inen turi6.n ctdslrt biftftnh '(ri ii, onsfager Auschwitz-Birkenau zum unbedingt nötig, mit Blick auf die Ras- .üilitrIfldln !!r aidrr, !t .hr llLllii Uii&IboM .ins ehff utrb ein. ibi!0o6 b! $r &n iiiiili6.i lrrltr üou, li:ijdrdl sJrftt6.ü et{. !n{d ni{l un.ddlthn tr.ü.', Ziel. Kaum waren sie dort, versuchte senpolitk der Nazis aber höchst pro- .§ fti brnn, idF ii6 il! gkdftd i!6fdr'i{tr1i4 (.sd, I Drrtr ri ilr trifuirLid$ t$r An. Ntr Nn !03 eiger sdt;rm ür tdhts i6rt. itrridr §.1üin üiitnr TrrNitrrni lrr G) ua edh dtrr ni4l 6.ilü66oan Odißiai die Lagerleitung Mitte Mai 1944, die blematisch. Um sie zu disziplinieren, lhudilriq oliFd{n !!! liiiiln, $t eM'ho.i bof, dn{ Ad! tis iu .inm :dii. I D.nrlislir§{rfthJ.innn,,6v6l :,1trili Sinti und Roma in die Gaskammern zu diskrimieren und zu separieren, ltn 1 lli 3ndhiii s.nlllrq u{iüdrn,jl 2. ekde{dt!6 rifu r:n[foit lrhotrlluii h.ih d'].!tr, II, itrr trt$ur{ fllihi 1lt rtr iin N FL6d ou olidriinbdrt trfthr endhk llr{6il* imür.i dtr irgri ir trtr rii: i.r Sd.n zu bringen. Das scheiterte aber am schuf man für sie ein Sonderrecht, die ubli!o! &rtr qtnilN diin oittrit dril:nh4ii Drd{ lil !\L üan lorirn ilL iüilI :ri il tu lt lihtr n16 ili,b.td trd.r iffi, Widerstand der Männer. lm Juli 1944 vom Ministerrat für die Reichsverteidi- qhrltah §indtr]i rnktr u.!.. trtrrinh, l* f4üü rr* ün lirrrh rdrllrii $r' 0l {!g.ur.i[ brtrn !dd] un!fuhn bln l.nr selektierte die Lagerleitung dann von gung mit Gesetzeskraft erlassene 6eriqdi4t d!" b.a qmtsruy'{. den noch lebenden 6000 Sinti und "Verordnung über die Strafrechtspfle- Roma noch einmal die "Arbeitsfähi- ge gegen Polen und Juden in den ein- Die sog. Polenstrafrechtsverordnung vom gen" und deportierte sie in andere gegliederten Ostgebieten" vom 4. 4. Dezember 1941 (Tetlabdruck). 20 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

rig - so schlecht, dass von den bis verurteilt. Nach seiner Entlassung aus naturgemäß fehlen. Überhaupt ist die- dahin mehr als 3 Millionen Gefange- der Haft im Koblenzer Gefängnis kam ser Bereich nur sehr schwer faßbar. nen bis März 1942 - wiederum völker- er zu einem Winzer in einem anderen Um wenigstens einen gewissen Ein- rechtswidrig - nur 160000 zum Arbeit- Moselort. Dort blieb er nur zwei druck davon zu ermitteln, seien hier - seinsatz im Reich zur Verfügung stan- Wochen. Er fiel auf, nachdem er drei ohne weitere Kenntnis der Personen den. Da dies für den Arbeitskräftebe- Gläser mit eingekochtem Fleisch und der näheren Umstände - zwei darf der deutschen (Kriegs-)Wirtschaft geöffnet, teilweise verzehrt und dann Meldungen des Reichssicherheits- nicht ausreichte, wurden etwa 2,5 Mil- wieder an ihren alten Platz gestellt hauptamts über wichtige staatspoliti- lionen Zivilisten aus der Sowjetunion sowie aus dem Keller eine angebro- sche Ereignisse mitgeteilt. ganz überwiegend gegen ihren Willen chene Flasche Wein ausgetrunken als Zwangsarbeiter nach Deutschland hatte. lm anschließenden Strafverfah- Ausweislich der ersten Meldung deportiert. ren ließ er sich dahingehend ein, er vom 13. August 1943 wurden von der habe das Fleisch gegessen, weil er Staatspolizeistelle Koble nz zw ei lran- Wie schon die erwähnte Polen- nach der Rückkehr aus dem Gefäng- zösische "Zivilarbeiter" namens Ray- straf rechts-Verordnung deutlich nis viel Hunger gehabt habe und auch mond P. und Roger C. festgenommen, machte, gab es eine gewisse natio- viel habe arbeiten müssen; leergeges- weil sie, die sie bei einem wehrwichti- nale Hierarchie unter den Fremdarbei- sen habe er die Gläser nicht, damit gen Betrieb beschäftigt gewesen tern. Während die Arbeiter aus den das nicht auffiele. waren, Teile für Wehrmachtsfahrzeu- besetzten Westgebieten und den sog. ge sowie eine Werkzeugmaschine in befreundeten Ländern vergleichswei- Das Koblenzer Sondergericht ver- Sabotageabsicht beschädigt hatten.l,4 se erträglich behandelt wurden, waren urteilte ihn wegen Diebstahls und der Die zweite Meldung vom 10. Dezem- die Polen und erst recht die "Ostarbei- inzwischen neu geschaffenen Polen- ber 1943 betraf einen "Ostarbeiter" ter", d.h. vor allem die Russen, - aus strafrechts-Verordnung zu drei Mona- und zwei "Mitwisser" von ihm. Der rassischen Gründen - erheblich ten Straflager - das war nach der Sabotageakt war das Überwerfen schlechter gestellt. Polenstrafrechts-Verordnung die Min- eines Blechstreifens an einer 11000 dest-Freiheitsstrafe. Dabei rechnete Volt Starkstromleitung in Ahrweiler. Das Wissen um diese Zwangsar- sie ihm die Untersuchungshaft an, so Dadurch gab es einen Kurzschluss beiter ist immer noch sehr begrenzt. dass er von der Strafe her nichts mehr und einen einstündigen Stromausfall Bekannt ist etwa, dass es in Koblenz zu verbüßen hatte. - Also alles in an der Ahr von Ahrweiler an aufwärts zeitweise 1.265 Fremdarbeiter gab, allem eine glimpfliche Entscheidung und in einem großen Teilder Eifel. Die vor allem Russen und Polen. ln für drei halbe Gläser eingekochtes Stapostelle Koblenz nahm deswegen Koblenz-Moselweiß existierte ein Fleisch und eine ausgetrunkene Fla- den "Ostarbeitel'Gregori P. und seine "Russenlager" und in Koblenz-Lützel sche Wein. Soweit ja, wenn da nicht "Mitwisser" Victor K. und lwan I. fest.''u ein "Ostarbeiterlager".rzt Die Zwangs- noch mehr gewesen wäre... Schon bei arbeiter waren bei öffentlichen Betrie- der ersten Vernehmung hatte sich die XXV. Die Verfolgung des Volkes ben und bei Privatfirmen beschäftigt Gestapo Koblenz eingeschaltet und und kehrten vielfach nach der Arbeit verfügt, dass Mieczylaus J. nach der Bisher wurde immer von Verfol- in die Sammelunterkunft zurück. Bei- Strafverbüßung bzw. - wenn es gar gungssituationen und von widerstän- spielsweise wissen wir auch in Umris- nicht zu einer Bestrafung käme - ihr digem Verhalten von Personen be- sen, dass einem recht großen Teil unmittelbar zugeführt werden sollte. richtet, die Mitglieder von Gruppen schwangerer Zwangsarbeiterinnen So konnte das Sondergericht Koblenz und deshalb widerständig und/oder ihre Leibesfrucht im städtischen Kran- mit dem Polen "gnädig" sein, wusste Opfer von Verfolgung waren. Der kenhaus Kemperhof abgetrieben es doch, dass er - gleichgültig wie es Betreffende wurde verfolgt, weil er wurde bzw. dass die Neugeborenen entschied - nicht freikam, sondern aus Kommunist, "Marxist" oder sonstiger alsbald starben."' der Haft der Gestapo zur "Sonderbe- tatsächlicher oder vermeintlicher Geg- handlung" zugeführt wurde. So kam ner des Nationalsozialismus, weil er lmmerhin besitzen wir aufgrund es dann auch. Unmittelbar aus der Zeuge Jehovas, katholischer Priester, eines Strafverfahrens und der dabei Untersuchungshaft übernahm ihn die Sinti, Jude, Zwangsarbeiter o.ä. war. entstandenen Strafakte einen willkür- Gestapo. Was mit Mieczylaus J. aus Auf der Höhe des Terrors wurde lichen aber durchaus interessanten Posen dann geschah, ergibt sich aus potentiell jedes nonkonformes Verhal- Einblick in die Lage solcher Zwangs- keiner Akte. Nach Lage der Dinge ist ten, ja jede abweichende, "defätisti- arbeiter. Davon betroffen war ein Pole aber von der Verschleppung in ein sche" Meinungsäußerung zum Ver- namens Mieczylaus J. aus Posen"', Konzentrationslager auszugehen ... brechen. Damit erreichte die Verfol- der nach dem Überfall auf Polen gung eine ganz neue Dimension: Es schon bald verwundet wurde und in Wegen der vielfach sehr harten kam zur Verfolgung des Volkes. deutsche Gefangenschaft geriet. Arbeits- und Lebensbedingungen und Nach seiner Genesung entließ man des latent ohnehin vorhandenen Pastor Martin Niemöller, einer der ihn nicht nach Hause, sondern beor- Unmutspotentials waren es vor allem aktivsten Köpfe der Bekennenden Kir- derte ihn als "Zivilarbeiter" nach Tra- die Zwangsarbeiter, die in die Kriegs- che und ab 1938 Schutzhäftling in den ben-Trarbach. Dort beging er wohl maschinerie - und nicht nur dort - KZ Sachsenhausen und Dachau, hat einen Diebstahl, jedenfalls wurde er Sand statt Öl kippten. Sie waren es, diese Entwicklung und die Unfähig- deswegen vom Schöffengericht die die meisten Sabotagakte ausführ- keit, dagegen wirksam protestieren zu Koblenz zu sechs Monaten Gefängnis ten, wenn auch exakte Zahlen dazu wollen und später zu können, in die Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 2',1

treffenden Worte gekleidet: aber ernstlich kann er das Gespräch umgewandelt wurde. nicht bestreiten. Es ist zudem durch Wie geradezu beliebig die Reak- Als die Nazis die Kommunisten die Aussage des einwandfrei tionen des nationalsozialistischen holten, habe ich geschwiegen, ich bewiesen." Das Urteil endet dann: Staates auf derartige Meinungsäuße- war ja kein Kommunist. "Wenn es auch nur eine kurze Unter- rungen waren, zeigt der Fall der sei- Als sie die Sozialdemokraten ein- redung war - ein solches Versagen nerzeit in Koblenz-Moselweiß leben- sperrten, habe ich geschwiegen, eines Mannes, der gebildet sein will den Gastwirtsfrau Anna Speckhahn."' ich war ja kein Sozialdemokrat. und deshalb ein besonderes Maß an lhr "Vergehen" war nicht einmal Als sie die Gewerkschafter holten, Verantwortung hat, ist Verrat an unse- Anlass für ein Strafverfahren, sondern habe ich geschwiegen, ich war ja rem kämpfenden Volk. Es schwächt führte statt dessen unmittelbar ins KZ kein Gewerkschafter. unsere Siegesfestigkeit, gefährdet und in den Tod. Als sie die Juden holten, habe ich also den Sieg. Es machte ihn zum für geschwiegen, ich war ja kein Jude. alle Zeil ehrlosen Hetzer im Dienste "Die Jugend im Bund deutscher AIs sie mich holten, gab es keinen der Zersetzung für unsere Kriegsfein- Mädel und in der Hitler-Jugend wird mehr, der protestieren konnte. de (§ 5 KSSVO, § 91 b SIGB). Darauf durch die gemeinsamen Fahrten sehr kann es nur eine Antwort geben, wenn verdorben. Ein Film wie 'Die Goldene Eine recht häufige Form von - wir unseren Sieg nicht gefährden wol- Stadt' sollte man der Jugend erst gar unorganisiertem - widerständigen Ver- len: die Todesstrafe." nicht zeigen. Viel besser wäre es, halten im weiteren Sinne waren wenn die Jugend wieder kirchlicher Unmutsäußerungen gegen Hitler, Diese Entscheidung stand - von erzogen würde." Diese Worte Anna gegen die Nationalsozialisten und der Form ganz zu schweigen - nicht Speckhahns beim Gespräch im Milch- gegen den immer aussichtsloser wer- nur in einem unerträglichen Missver- laden nebenan wurden ihr zum Ver- denden Krieg. Zum Gegenstand von hältnis zu der "begangenen Tät", son- hängnis. Eine Mitlauscherin verriet sie Strafverfahren und anderen Maßnah- dern war sogar unter Beachtung der an die Gestapo. Noch am selben Tag, men des NS-Staates wurden sie in vom NS-Staat aufgestellten Gesetze dem 5. Oktober 1943, wurde sie fest- aller Regel durch Denunzinationen. schlichtweg falsch. Denn zum Tatbe- genommen und in Koblenz in "Schutz- stand der Wehrkraftzersetzung gehör- haft" genommen. Dort war sie keine Ein Beispiel hierfür, das zugleich te es, dass die Tat "öffentlich" began- Unbekannte. Sie war schon länger den Einsatz der Justiz als Terrorinstru- gen worden war. Hiervon konnte aber beobachtet worden, man hatte aber ment zeigt, ist der Fall des Koblenzer keine Rede sein, wenn - wie hier - die nichts "Gerichtsverwerlbares" feststel- Medizinalrates Dr. Paul Kolf. Er wurde Bemerkung "über den Gaftenzaun" in len können. Die Koblenzer Gestapo am 18. Oktober 1943 vom Volksge- einem (vertraulichen) Gespräch mit behielt sie bis zum 10. Dezember richtshof in Berlin unter dem Vorsitz einem Nachbarn erfolgte. Diese vom 1943 in Haft. Dann ging sie "auf von Roland Freisler, dem "Mörder in Volksgerichtshof vorgenommene Transport" ins Frauen-Konzentrati- roter Robe", wegen ,,Zersetzung der äußerst extensive Auslegung des onslager Ravensbrück. Wie man noch Wehrkraft" zum Tode verurteilt"u. Begriffs "Öffentlichkeit" und der hart- weiß, wurde sie am 22. Dezember Wozu die Justiz in Teilen damals ver- näckige Einsatz mehrerer Familienan- 1943 dort eingeliefert und am 4. kommen war, macht schon der gehöriger führten dann aber wenig- Februar 1944 - sechs Wochen später Tenor(!) der Entscheidung deutlich, stens dazu, dass die Todesstrafe in - war sie tot. Dem Ehemann teilte die der wie folgt lautete: "Paul Kolf hat eine achtjährige Zuchthausstrafe Lagerleitung mit, sie sei an Alters- seinen Treueid als Beamter dem Füh- rer gegenüber gebrochen, denn auf ImNamen An 6 8 km er dr dem Vs (voftsgenossen. der Veri) ( ) H St, der h selben offener Straße sagte gegen lianse wohl. auf der Stde ins Gespräch Er sagre, er habe enen Bnef er des Deutschen Volkes bekomnen. dil cr scHechl ve.duilele St be$äigte das Nun neü1e er ..Ach was. das ist ja alles Unsmr, jn \ier Wocheo ist der hee doch aus" St Schluss des vierten Kriegsjahres, bei eNidene .,Nu nd legsan, Her Dortor, so schnel scheßetr de keußen In der Stafs&he geg@ dcht_ UndKolfentgegete ..Italien ällt ab, udw;k.rEtruß dml auch njcit dm Medizinalrat Dr. Paul K o I f aus KobleM, geborm m 23. Fettru 1891 itr uns könne es kommen wie in ltalien, neh. halten Es karn bei uN Senau so komen Ne D ltdien. Wem die Panei Bou nicht mehr beslehl wrd eber das Mlfte die Sache r die Hand nehnEn Italien falle von uns ab, und wir könn- d Zeit itr Polizeihaft, Brauchrtsch ßt schon sreder dal St mente ddad "So etrnch lst es doch wegmWehkafomg nicht " Und Koli gab Mck ..Passs Sie aü, D lier Wochen sprechen wir uns ten uns dann auch nicht mehr halten, hd ds volksgqichbhot 1. Sma! auf Gnmd ds HaupFerhedlüg rcm 18. Okobf, 1943, m wel€hs teilg@I)@@ habetr Sl. der üs dles heute uie schon Vonetrahr$ \o. der Polzei üd bei dann werde das Militär die Sache in als fuchtsi vg h Geg§.über$elmg mt Kolf besdmnt bekuldel lat, hat us gesagt, er sei Präsideil des Volksge.ichßhofs Dr. Freisls, Vorsim, eßchütet genesen. üd er habe sich gleich bei eDem Kurden, den er ah guten die Hand nehmen. Brauchitsch sei Dr. Lmdgerichbdirekor Schlm&n, Nationatsoialßtetr ud gebildeietr N1m \on Überblick kenne. die Ge$ßhen schon wieder da. Durch die Zerset- NsKKob€rgruppofflhrtr Otr@ \€rschffi. dil ilchts dde sei Koflersuchte ed bls ?uled. a' diesem ode. Gauhaupbtellenleitq AhrEls, JeneD won tuas a! deuteU aber emstlich kann er das Gespräch nlch zungspropaganda im Dienste unserer Ss-Brigadeffjtuer Z@er, besheiletr Es itzud€m durch die Au§rge des vg St ernwil&erbe*resen als Verkets des Obe[eichsmwalts: Kriegsfeinde ist er für alle Zeil ehrlos. Imdgfüchtsdircktor Schulze, Ma, bcdenke, Kolfsill eh gebildet€r Mmn seinr er ßr Me&hüat Er hat aß ( in fir Recht trkatuti Bemler ) dem F&er deD Treneid eeleßtet As sebildeter Mann hat er besonderem Male üe Pflicht, Beispiel ud Vorbild ar schi die Fe$rgkell Mserer Er wird mit dem Tode bestraft." Paul K o I f hat seinen ?Itrid als Bemts d@ Führ6 gegaübd gebroohen, Hdturg a süuen. Er aber hal sie eßchüfiefr, Lmd zsr hoch$ getxfich h tlem auf ofener Sftße sagt€ geg@ Schluß des viefr@ Kdegsjahres, 6 eDeD Ausenblick. h den cs bcsonders darauf nrm, Hä1M8 a rvtueD, votr ab, bei ms köme es k()@@ wie in Italieq lälim falle m ud v;t köd@ !tuilicl mch dem Badoe]io-Veml m Duce u d@ auch nicht mehr haltm; dm w6de das Militär die Sache in die IIatrd Auf knapp mehr als einer Seite(!) reh@, Bmrchibch sei sch@ wied6 da. Wem es auch nur eine turze Unteredus sil - exi solches versager eines Duch di6e Zqstugspropagdda im Ditrt msser Kriegsleinde ist er ftr alle Marnes. der sebildel sein sill ed deshdb eh beson&res Maß io. wird dann das Todesurteil "begrün- Zeit eklos Vermt{otu8lat, isr Verat d userem ktuptindcD Volk. Es schwacht usere lur Er wird mit dem Siegesfeslgkeit, 8etudel dso den Sieg. Es macile h zm alle Zeit el.losetr def'. Die Gründe beginnen mit: "Eine Hetär h Dierstc der Zersetzmg fü msere Kdegslende (§ 5 KSSVO , § 9l b S1GN ] kurze Unterredung ist es freilich nur, b€straft Dmaü kail es nB ere tusofr geben. ivem rü mseren Sieg nicht gelährden aber in ihr hat Paul Kolf sich als sollen: &e Todes*rafe gewissenloser und gefährlicher Gründe Weil Kolf vedeilt ßt, nd er auch die Kosten tagetr Defätist entlarvt." lm Rahmen der Eine kua Unteftedmg ist es fteilich nü, aber m rt[ hat Paul K o 1 f sich als sez D lreisler Dr. Scil€mm Beweiswürdigung heißt es dann: "Kolf gewissedoser ud gefibrlicher Deflilist eiltld. versuchte zwar bis zulelzt, an diesem Das Todesurteil des Volksgerichtshofs vom 18. Oktober 1943 gegen den Koblenzer oder jenem Wort etwas zu deuteln, Medizinalrat Dr. Paul Kolf (teilweise anonymisierte vollständtge Abschrift). 22 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

schwäche gestorben - diese resolute, Der "große" Widerstand des 20. len Juden und politisch Verfolgten tat- : d.h. das gescheiterte Atten- kräftige Hilfe. lm Laufe der Zeit gelang gerade 61jährige Gastwirtsfrau! Juli 1944, , Gegen Einzahlung von 50.-- Reichs- tat des Obersten i.G. Claus Schenk es der Gestapo, einen SPitzel in den mark erhielt die Familie eine Urne mit Graf von Stauffenberg im Führer- Solf-Kreis einzuschleusen. Er be- Asche. Nach dem Begräbnisamt in hauptquartier Wolfschanze in Ost- zeichnete Erxleben als die "treibende Koblenz nahm der Pfarrer die Urne in preußen auf Hitler anlässlich einer Kraft bei den defätistischen Unterhal- seine Hände und sagte leise: "Ob das Lagebesprechung und die sich daran tungen im Hause Solf". lm Mai 1944 wohl die Frau Speckhahn ist? Nie im anschließende Operation "Walküre", wurde Erzleben wegen seiner Verbin- Leben!" mit der der Umsturz im Reich bewerk- dungen zum Solf-Kreis verhaftet. Man stelligt werden sollte, haben allerdings hielt ihn gefangen in den Konzentrati- keine unmittelbaren Bezüge zt) onslagern Ravensbrück und Sach- XXVI. Widerstand im Umfeld des Koblenz und seiner Region. lndessen senhausen sowie im Gefängnis Ber- 20. Juli 1944 war der zum Attentat führende militäri- lin-Plötzensee. lm Oktober 1944 ver- sche Widerstand kein isoliertes Phä- legte die Gestapo Erxleben in das Bisher war hier nur von dem "klei- nomen. Er war eingebunden und - um Gestapogefängnis Lehrter Straße in nen" Widerstand die Rede, vom eine gewisse Chance auf einen poli- Berlin. Man machte ihm mit anderen Widerstand bzw. widerständigem, tisch-gesellschaftlichen Umsturz zu Mitgliedern des Solf-Kreises wegen nonkonformem Verhalten von Leuten haben - angewiesen auf andere Wehrkraftzersetzung und Feindbe- mit unterschiedlichen politischen, vor Widerstandskreise und -gruppen. Es günstigung den Prozess vor der allem linken, und religiösen Anschau- waren aber nun Mitglieder dieser Krei- Volksgerichtshof . lhm drohte die ungen, mit Problemen, Krankheiten, se, die Bezüge zu Koblenz und seiner Todesstrafe, doch erging in seinem mit andersartiger "Rasse", Herkunft Region hatten. Verfahren kein Urteil. ln der letzten und Lebensphilosophie. Viele, viel zu Phase des Krieges, nach der Bombar- viele Jahre waren diese Menschen, Einer von ihnen war der Armee- dierung des Volksgerichtsho{s durch Nachbarn, Mitbürger kein Thema der pfarrer und Professor der Philosophie die Alliierten und den Tod Freislers Geschichtsforschung. Die Ursachen Dr. Friedrich Erxleben, der im Jahre Anfang Februar 1945, konnte nämlich hierfür sind vielfältig und sind in einem 'l 883 in Koblenz geboren wurde.l'8 die Haupverhandlung nicht mehr großen poltisch-gesellschaftlichen Hier machte er Abitur und ließ sich "geordnet" durchgeführt werden. Bei Kontext zu sehen. Dies kann in die- zum Sänger und Violinvirtuosen aus- der Auflösung des Gestapogefängnis- sem Rahmen nicht dargestellt wer- bilden. Später studierte er Theologie, ses Ende April 1945 wäre Erxleben den. Festzuhalten ist aber, dass es in nahm als Armeepfarrer am Ersten wie manche andere politische Gefan- den 70er Jahren die ambitionierte Weltkrieg teil, war Dozent für Verglei- gene von den sich absetzenden Regionalforschung war, die diese par- chende Religionswissenschaften an Gestapoleuten fast noch ermordet tielle Geschichtslosigkeit zu beseiti- den Universitäten Prag und Wien, worden. Durch eine glÜckliche gen begann. Man entdeckte die Professor für alte Sprachen im Jesui- Fügung gelang es ihm aber freizu- Geschichte vor Ort, "grub da, wo man tenkolleg in Rom sowie ExPerte fÜr kommen. Unter der Haft hat er aber stand" und arbeitete in einer lokalen asiatische, insbesondere indische viel zu leiden gehabt, seelisch und oder regionalen "Geschichtswerk- Kultur; auch war er ein hervorragen- auch physisch, so war er beisPiels- statt". Die ersten Arbeiten befassten der Tenor und Oratoriensänger. Er weise wochenlang in einem Käfig ein- sich mit der regionalen Nachzeich- hatte Kontakte und Freundschaften zu gesperrt, in dem er weder sitzen noch nung des Völkermordes an den vielen Persönlichkeiten des öffentli- aufrecht stehen konnte. Juden. Später kamen andere Wider- chen Lebens, zu Dr. Carl Sonnen- stands- und OPfergruPPen hinzu. schein, Prof. Dr. Theodor Heuß, Carl Ein anderes Opfer des "großen" Widerstandes war die in BoPPard am Schließlich nahm -man - wie es auch Zuckmayer und zum französischen hier versucht wird - die gesamte Ver- Botschafter Francois-Poncet. Rhein geborene ."e Sie folgung und auch den gesamten war die Tochter eines an das Boppar- Widerstand vor Ort - so gut es nach Außerdem war er Mitglied des der Lehrerseminar versetzten Leh- vielen Jahren der Untätigkeit und des Solf-Kreises. Dieser zu Beginn der rers. Kaum war Maria ein Jahr alt, Schweigens möglich war - in den 30er Jahre um den ehemaligen deut- nahm der Vater eine Stelle im Osten Blick. schen Botschafter in Tokio Wilhelm an. Nach dem Ersten Weltkrieg kehfie Solf gebildete Kreis war eine lockere die Familie in das Rheinland zurück, Diese Beschäftigung mit dem "klei- "Teegesellschaft" mit Gesprächen zunächst war der Vater Prorektor am nen" Widerstand vor Oft weckte dann über Kunst, Literatur und Politik. Nach Lehrerseminar in Wittlich, dann Schul- andererseits auch neu das lnteresse dem Tod Wilhelm Solfs waren seine rat beim Regierungspräsidium in Köln in an dem "großen" Widerstand, an dem Ehef rau Johanna und deren ihre und schließlich Regierungsdirektor Widerstand des 20. Juli 1944, und gemeinsame Tochter Gräfin Lagi Bal- Düsseldorf. Zulelzl wurde er Vizeprä- zwar insofern, als man ihn nicht nur lenstrem die Gastgeberinnen. Es war sident des Oberpräsidiums von Pom- als lokales Ereignis in Berlin und ein Kreis von Gleichgesinnten, die in mern in Stettin. Dort machte Maria anderen bestimmten Orten verstand, Sorge das drohende Unheil f Ür Terwiel ihr Abitur und studierte an- sondern auch den Personen dieses Deutschland erkannten und die unter schließend Rechtswissenschaft. Nach Widerstandes in ihren regionalen Wissenschaftlern, Künstlern, Politi- der "Machtergrei{ung" wurde ihr Vater Wurzeln und den Auswirkungen die- kern und hohen Militärs ein Netz von wegen "politischer Unzuverlässigkeit" ses Widerstandes in den Regionen "sympathisanten" knüpften für die Zeit entlassen und in den Ruhestand ver- nachforschte. "nach Hitle/'. Der Kreis gab auch vie- setzt. Als Maria Terwiel feststellen Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 23

musste, dass sie als "Halbjüdin" - ihre Pädagogischen Akademie in Halle/ tionären, u.a. mit . Mutter war Jüdin - im Zuge der "Nürn- Saale und dort aus politischen Grün- Hierbei hatte sich ein Gestapo-Agent berger Rassengesetze" nach dem den im April 1933 entlassen. Danach eingeschlichen, der alles verriet und Studium keine Anstellung als Referen- war er Lehrer einer Dorfschule bei die Verhaftung Reichweins und der darin erhalten werde, brach sie ihr Berlin, entwickelte ein alternatives anderen Beteiligten am 4. Juli 1944 Studium ab. Sie ging daraufhin nach Schulmodell und war von 1939 bis bewirkte. Nicht zuletzt diese Verhaf- Berlin und arbeitete in einem franzö- 1944 Museumspädagoge in Berlin. tungswelle war für Stauffenberg sisch-schweizerischen Textilunterneh- Seit 1940 hatte er sich dem Freun- Anlass, kurzentschlossen und persön- men. Wegen der Rassengesetze war deskreis um Helmuth James Graf von lich das Attentat auf Hitler am 20. Juli eine Heirat mit ihrem Lebensgefähr- Moltke und Peter Graf Yorck von War- 1944 auszulühren. Reichwein wurde ten Helmut Himpel nicht möglich. tenburg, dem "Kreisauer Kreis", ange- dann 3 1/2 Monate in den Folterkel- Durch einen Patienten Himpels, der schlossen. Reichwein nahm nicht nur lern der Gestapo festgehalten, dabei Zahnarzl war, erhielten die beiden an den Tagungen dieser Widerstands- wurde er nicht nur schwer misshan- Kontakt zu der Harnacl

Den engsten Kontakt zum 20. Juli hatte von den hier erwähnten drei Widerständlern Professor Dr. Adolf Reichwein.'30 Geboren wurde er im Jahre 1898 in Bad Ems als Sohn eines aus Heckholzhausen im Westerwald stammenden Volksschul- lehrers. ln Bad Ems verbrachte er seine frühe Kindheit, bis sein Vater mit der Familie im Jahre 1904 nach Ober- Rosbach bei Friedberg in Hessen übersiedelte. Geprägt durch die Jugendbewegun g des "Wandervogel", nach Abitur, Kriegseinsatz, einem sehr breit angelegten Studium in FranHurUMain sowie in Marburg/Lahn und Promotion war der Pädagoge Reichwein in vielen Funktionen für den Aufbau von Volkshochschulen, für die Lehrerfofibildung und f ür die Erwachsenenbildung, speziell für die Bildung der Arbeiter, tätig. Er wurde Professor für Geschichte und Staats- bürgerkunde an der neueröffneten Hinrichtungsraum rm Hrnrichtungsschuppen des Gefängnisses Berlrn-Plötzensee 24 SACHOR - Beiträge zur JÜdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz Heft Nr. 1B - 1/0:

..Sippen- XXVll. Die Verfolgung der men. Von dort transporlierte man sie vom 20. Juli 1944 war ein Befeh häftlinge" noch nach Tirol, wo sie Anfang Mai Himmlers vom 17. August 1g44, m.. 1945 von den Amerikanern in ihre dem unter dem Decknamen ,,Aktior Das Attentat auf Hitler im Führer- Obhut genommen wurden. Gewitter" reichsweit eine große Ver- hauptquartier in Ostpreußen und die Unterdessen war ihre zehnjährige haftungswelle angeordnet wurde. Es sich daran anschließende Operation Tochter Marie-Luise - wie Frau Linde- war eine sehr weitreichende ,,präver. "Walküre" hatte unmittelbare Auswir- mann erst nach der Rückkehr ins tivmaßnahme", auf grund der alle kungen bis hin nach Koblenz und Nachkriegs-Deutschland erfuhr f rüheren Reichs-, Landtags- unc seine Region. Grund hierfür war die ebenfalls zum "Sippenhäfiling,, der Stadtverordnete (die Kreistagsabge. von den Nazis an Angehörigen von Nazis geworden. Ein Gestapo-Beam- ordneten wurden hierbei vergesser Widerständlern des 20. Juli 1944 ter '1944 hatte das Kind am 25. August von KPD und SPD, "gteichgüttig ..., o: praktizierte "Sippenhaft,,. aus Namedy abgeholt. Wie andere diesen im Augenblick etwas nachzu. Kinder von "Verschwörern des 20. weisen ist oder nicht", festzunehme- Diese traf u.a. Lina Lindemann Juli" auch verschleppte man sie in ein waren. Lediglich über 70jährige, Krar. und ihre Tochter Marie-Luise.,,, Ver- Kinderheim in Bad Sachsa im Harz. ke und solche, die sich mittlerweil= heiratet war Frau Lindemann mit dem Als der Plan, die Kinder zur l)merzie- um das System "verdient" gemacr-- Artilleriegen eral Frilz Lindemann. Er hung in Nazifamilien zu geben, schei- hätten, sollten verschont werden. A- war an der Verschwörung des 20. Juli terte, entließ man die Mehrzahl von 21. August wurde der Verhaftu beteiligt. Als die Gestapo dies erfuhr, ihnen zu Verwandten, 14 Kinder - da- fehl auf frühere Abgeordnete der Ze- fahndete man nach ihm und verhafte- runter auch Marie-Luise - blieben aber trumspartei ausgedehnt, jedoch zw: te ihn nach einer Denunziation am 3. dort. Die Kinder, die zunächst an sich Tage später teilweise wieder eing: September 1944- Dabei verletzte man nicht schlecht behandelt wurden, soll- schränkt. ln welchem Umfang d ihn schwer, so dass er am 22. Sep- ten vor allem ihre Herkunft vergessen. Koblenzer Gestapostelle diese tember 1944 in einem Krankenhaus Über das Schicksal ihrer Eltern Himmler-Befehl ausführte, starb. ist nicl erzählte man ihnen nichts, die Fotos bekannt. Wir wissen aber jedenfal von ihnen nahm man ihnen weg, von einer Koblenzer Abgeordnete- Frau Lindemann befand sich im trennte die Geschwister und verbot dass sie im Rahmen dieser ,,Ak Juli 1944 im Schtoss Namedy bei ihnen, ihre Familiennamen zu gebrau- Gewitte/' in Koblenz in Schu Andernach. Dort f ührte sie ihrer chen. Schließlich erhielten sie neue genommen wurde. Schwester, Ilse-Margot von Hohenzol- Familiennamen, so sollte aus Marie- lern-Sigmaringen, die nach einem Luise Lindemann ,,Krause" werden. Dies war die frühere Zenlru Unfall in der Klinik lag, den Haushalt. Auch nach Kriegsende lebten die Kin- tikerin Helene Rothländer.,., Sie Am 28. Juli 1944 erschienen in Name- der zunächst im Heim, wurden dann bis 1933 für das Zentrum Mitgtied dy zwei Gestapobeamte und brachten aber von einer Verwandten Stauffen- Koblenzer Stadtverordnete sie nach Koblenz ins Karmeliterge- bergs befreit. Erst im Spätsommer sammlung und Mitglied des preu_: fängnis. Es folgten nicht endenwollen- 1945 sahen sich Frau Lindemann und schen Landtages. Am 23. Augu de Verhöre, die erst nach dem Tod ihre Tochter Marie-Luise in Namedy 1944 wurde sie von zwei ihres Mannes, von dem sie allerdings wieder. amten in ihrer Wohnung zur yern nichts erf uhr, auf hörten. Bei den mung mitgenommen. lm schweren Luftangriffen auf Koblenz bäude ,,lm Vogelsang" unterzog m Ende 1944 wurde Gefängnis das sie zahlreichen Verhören und durch Bomben zerstört. Frau Linde- XXVII!. Die Verfolgung im Rahmen te ihr dabei, dass man sie wegen mann überlebte in einem Bunker der "Aktion Gewitter" früheren politischen Aktivitäten für d außerhalb der Haftanstalt. ln dem sich Zentrum in "Schutzhaft" nehme. anschließenden Chaos hätte sie flie- Eine weitere, eher mittelbare war dann mehrere Monate im hen können, unterlleß es aber aus Folge des gescheiterten Attentats zer Karmelitergefängnis inhaftiert. Rücksicht auf ihre Tochter und die übrige Familie. Nach kürzeren Aufent- halten im Gefängnis in Vallendar und im Ausländergefängnis in Altenkirchen wurde sie schließlich im Januar 1945 in das Frauen-KZ Ravensbrück und noch im selben Monat in das KZ Stutt- hof bei Danzig verbracht. ln Stutthof traf sie mit aus anderen Teilen Deutschlands herangeschafften*Sip- penhäftlingen" der Familien Stauffen- berg, Goerdeler und anderer Beteilig- ter des 20. Juli zusammen. Vor den anrückenden russischen Truppen ver- schleppte man diese "sippenhäftlin- ge" dann in mehrere Konzentrations- lager im Westen und Süden, bis sie Ende April 1945 im KZ Dachau anka- Karmeliterkirche und stadtgefängnis in Koblenz nach der Zerstörung im Jahr 1944 Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 25

politischer Gefangenen drohte ihr die 684/37, in: Bundesarchiv (BA), Strafsachenliste lll Nr. 107/42. Deportation ins KZ. Dies blieb ihr aber Bestand VGH/Z S 85. 71) Zit. nach: Bundesminister der Justiz 57) Vgl. dazu: Dieter Buslau: Carl (Hg.): lm Namen des Deutschen wegen des Wohlwollens einer Wacht- Vollmerhaus. Ein Leben für die Volkes. Justiz und Nalionalsozialis- meisterin und des sie untersuchenden Arbeitnehmer. Koblenz 1973, S. mus, Köln 1989, 5.209. Arztes erspart. Unterdessen nahmen 138f.,147, 178t. 72) Vgl. dazu den bereits oben (Anm. zum Folgenden: 68) erwähnten nicht veröffentl ichten die Bombenangriffe auf Koblenz im 58) Vgl. dazu und Landeswoh lfah rlsve rband H esse n Vortrag des Verfassers. OktoberiNovember 1944 immer mehr (Hg.): "Verlegt nach Hadamar". Die 73) Aktenzeichen 2 S Ls 90/42, zu.freffer schlugen auch im Karmeli- G esch ichte ei n e r N S :' Euthanasi e" - Landeshau ptarch iv Koble n z (LH A tergefängnis ein, so dass die sichere Anstalt, 2. Aufl., Kassel 1994, S. 36f. KO), Bestand 584,1 Nr. 2329; s. und 69ff. auch: Ministerium der Justiz Verwahrung der Gefangenen nicht 59) VgL dazu bereits den ersten Teil Rheinland-Pfalz (Hg.): Justiz im mehr gewährleistet war. Daraufhin dieses Aufsatzes in: Sachor, Heft 17 D ritte n Re i ch. N S - S ond e rge ri chtsve r- ließ man Helene Rothländer schließ- - 1/99, S. 50 - 56t. -. fahren in Rheinland-Pfalz. Eine in seinem D oku me ntati on. F ran kf u rt/M u. a. Iich frei. 60) So das Bundesarchiv Schreiben vom 12. Januar 1999 an 1994, S. 294 - 295. den Verfasser nach Auswertung 74) Nach einem SS-Befehl, zit. nach: eines Teils der Patientenkafiei (im Marc Steinhoff: Widerstand gegen XXIX. Schlusswort BA, Bestand R 179 Kanzlei des das Dritte Reich im Raum der Führers, Hauptamt llb - "Euthanasie"- katholischen Kirche. Frankfurt/M u.a. Patientenakten). 1997, 5.89- Die hier vorgelegte Skizze von 61) Vgl. dazu insbes.: Günter Haffke: 75) Vgl. Engelbert Monnerjahn: Häftling Verfolgung und Widerstand in " Eugen i k" u nd "Euth anasie" wäh re n d Nr. 29392. Der Gründer des Koblenz 1933 - 1945 kann nur unvoll- des Nationalsozialismus in Schö n stattwe rke s als Gefang e ne r Andernach, in: Historischer Verein der Gestapo 1941 - 1945, 2. Aufl., Wissen ständig sein. Vieles ist als Andernach (Hg.): Der Andernacher Vallendar-Schönstatt 1 973, S. 42tf . unwiederbringlich verloren, da die Spiegelcontainer. Mahnmal für die 76) Vgl. Engelbert Monnerjahn, a.a.O. Zeitzeugen inzwischen verstorben O pfe r de r nationalsozi al istisch e n (Anm.75), S.52tf. 77) Vgl. zu Pater Fischer: Maurus auch nicht erinnern Euthanasie in der ehemaligen sind, sich früher Rheinprovinz. Andernach 1998, S. 13 Münch: Unter 2579 Priestern in konnten oder wollten, sowie Akten - 43. Dachau, Trier 1970, S. 157 - 158; s. vernichtet, unbekannt oder unzugäng- 62) So die Mitteilung von Frau Dr. Vania auch: Engelberl Monnerjahn, a.a.O. lich sind. Möglich war die Skizze - vo m Lan deswoh lfah ftsve rband (Anm. 75), S. 48 und 69f. Hessen vom 17. November 1998 an 78) Vgl. zu Pater Eise u.a.: Elisabeth zumal in diesem Umfang - überhaupt den Vertasser. Schmäh: Pater Albert Eise, o.O., o.J. nur, weil doch manche (auto-)biografi- 63) Vgl. zu dieser Sonderproblematik: (wohl: 1963); Eugen Schmidt: Pater schen Aufzeichnungen und Gerichts- Reiner Pommerin: "Sterilisation der Al bert Eise. Val I e n dar- Schönstatt - urteile ausfindig gemacht werden Rhei nl and- Bastard e". D as Sch icksal 1981 ; Albert Eise: Seine Handschrift ei ne r farbi g e n deutschen M i nde rhe it G esch ichte (m it) g esch riebe n. Lebe n konnten. Dies macht aber auch die 1918 - 1937. Düsseldorf 1979; sowie und Wirken von Pater Albert Eise, 2. Grenzen unseres Wissens deutlich. den Aktenband "Rheinland- Aufl., Vallendar-Schönstatt 1 992 ; "Quod est in acta, id est in mundo". Bastarde", in: BA, Bestand R 18, sowie demnächst die Kurzbiografie in: Helmut Moil (Hg.), a.a.O. (Anm. kann mit 1271. Was sich in Akten befindet, 64) Vgl. zu Böhmer: Herbert Heuß: 67), 8d.2,5.823-826. etwas Glück und Verständnis der Darmstadt. Auschwitz. Die 79) Vgl. u.a.: Engelberl Monnerjahn, Archive der Öffentlichkeit zugänglich Verto@ung der Sinti in Darmstadt. a.a.O. (Anm.75), S.72ff; sowie - ders.: Pater Josef Kentenich. gemacht werden. Was sich nicht in Frandurt/M 1995, S. 82 85; sowie: auch: Vertasser: Arbeit im Steinbruch im Ein Leben für die Kirche, 3. Aufl., - Akten befindet ist weg. Alles in allem Alter von erst zehn Jahren, Rhein- Vallendar-Schönstatt 1 990, S. 1 87ff; war es aber sehr viel mehr, als man Zeitung (RZ) vom 20. Januar 1999 Josef Kentenich: Am Montagabend. zunächst zu hoffen gewagt hatte. 65) in: Stadtarchiv Koblenz, Bestand 623 Mit Familien im Gespräch, Bd. 1, 2. Aufl., Vallendar 1994, S.51ft. deshalb ein Nr.6105. Möge dieser Aufsatz 66) Vorgang in: Stadtarchiv Koblenz, 80) Vgl. dazu: Eugen Caspary: Anstoß sein, in Koblenz und auch Bestand 623 Nr. 6105. Hauptlehrerin Maria Hilfrich (1889 - anderswo weiter nachzuhaken, autzu- 67) Vgl. zu Reinisch u.a.: Klaus 1965). Eine Schönstätterin im klären und publik zu machen, und das Brantzen (Hg.): Pater Franz Widerstand, in: Archiv für Reinisch. Märtyrer der M ittel rhei n i sch e Ki rchengesch ichte, Ziel des Koblenzer Fördervereins, ein Gewissenstreue, Bd. 1, 2. Aufl., 1997, S. 293 - 318; lnternationale Mahnmal für Opfer des Nationalsozia- Vallendar-Schönstatt 1 987; Bd. 2, F ra u e n b e g e g n u n g sstätt e lismus in Koblenz zu errichten, ver- Vallendar-Schönstatt 1 987; Heinrich Rave n sb rück. Förderue re i n ( Hg. ) : Frauen im Widerstehen wirklichen helfen. Kreutzberg: Franz Reinisch. Ein Christliche Mäfirer unserer Zeit, Limburg 1953; gegen den Nationalsozialismus, Jutta Dirksen: Wagnis Freiheit. Pater Berlin 1998, S. 25 - 27. Franz Reinisch. Vallendar-Schönstatt 81) Vgl" zu ihr: Elisabeth Schmäh: Anmerkungen 1993; sowie die Kurzbiografie in: Adsum. Lebensbild von Lotte 55) So die Begründung zur Siebten Helmut Moll (Hg.): Zeugen für Holubars + im KZ. Wangen im D u rchf ü h ru n gsvero rd nu n g zu r Christus. Das deutsche Allgäu 1 954; lnternationale Kri e g sstrafu e rtah re n so rd n u n g v o m Mafirologium des 20. Jahrhunderts. F rau e n b e g e g n u n g sstätt e. 18. Mai 1940, zit. nach: Gedenkstätte 2 Bände, Paderborn 1999, Bd. 2, S. Förderverein (Hg.), a.a.O. (Anm. 80); Deutscher Widerstand (Hg.): Das 836-840. sowie die Kurzbiografie in: Helmut Reichskriegsg e ri cht u nd d e r 68) Vgl. dazu und zum Folgenden den Moil (Hg.), a.a.O. (Anm.67), Bd.2, Widerstand gegen die unveröffentlichten, am 20. Juli 1998 s.898-901. n ati o n al sozi al isti sche He rrschaft, in Koblenz gehaltenen Vortrag des 82) Vgl. zu Hedwig Birnbach: Berlin 1993, S. 12. Verfassers: NS-Militär- und - I nte rn atio n ale F rau enbegeg n u n g s- 56) Vgl. dazu die Anklageschrift des Strafjustiz am Beispiel Koblenz. stätte Raven sb rück. Fö rde rve re i n Oberreichsanwalts beim 69) Die Akten befinden sich im (Hg.), a.a.O. ( Anm. 80), S. 57 -58. Volksgerichtshof vom 28. März 1938, Bundesarchiv - Zentralnachweisstelle 83) Vgl. zu Maring demnächst die S. 19tt. und das Urteil des Kornelimünster. Kurzbiografie in: Helmut Moll (Hg.), Volksgerichtshofs vom 10. Juni 1938, 70) Vgl. die Vertahrensakte des Gerichts a.a.O. (Anm. 68), Bd. 2, S" 791-795. S. 14ff. - jeweils betreffend Georg S. der Division Nr. 172 - Zweigstelle 84) Vgl. zu ihm: Michael Hoellen: Pfarrer u.a. - Aktenzeichen jeweils I J Koblenz- E h re nbre itste i n -, Joseph Bechtel. Kaplan Peter 26 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

Deportationen von Schl icke r. M e ndi g e r M ärtYre r. 1933, a.a.O" (Anm" 91), Stichwort: Die iüdischen I Leutesdorl 1991; Martin Persch: Geisen, Hermann. Mitbürgern aus Koblenz und I Heft 5, 1993, "Meine Zeit hier ist reich ..." Die 94) Aktenzeichen 17 J 454/34, in: BA, Umgebung. in: Sachor. I - Trierer Mäfi rerqriester im Bestand R 3017 ORANGH. s. 52 4s-. I Konzentrationslager Dachau 1940 - 95) Vgl. zu ihr die Meldung wichtiger 119)Vgl. zu Dr. Treidel: Verfasser: Boykotl mutige 1945, in: Kurtrierisches Jahrbuch staatspol iti sch e r E rei g ni sse vom 6. und Depoftation für zwei 1997, S. 157 - 182 ( 170 - 17a); Oktober 1941 , in: BA, Bestand Rechtsanwälte, RZ vom 16./17. sowie demnächst die Kurzbiografie 58/197, fol. 1- 171 Nr. 3. Januar 1999; seine General-/ in: Helmut Moll (Hg.), a.a.O. (Anm. 96) lnformation vom Stadtarchiv Koblenz Personalakten als Referendar und sich in: LHA 68), 8d.1, S. 565-568. (Herr Kleber). Rechtsanwalt befinden Nr. 1701 . 85) VgL zu Kaplan Schlicker: Michael 97) Vgl. das Schreiben Hugo Salzmanns KO, Bestand 583,1 Hildburg-Helene Hoellen, a.a.O. (Anm. 84); Maftin vom 2. September 1948, in: BA, 119)Vgl. zu Dr. Brasch ll: Persch: "Meine Zeit hier ist reich...", Bestand Z 42/lV/4531, Bl. 134f. Thill: Lebensbilder iüdischer a.a.O. (Anm. B4), S. 166 - 170; sowie 98) Aktenzeichen 9 J 124/42, in: BA, Koblenzer und ihre Schicksale, und 363; demnächst die Kurzbiografie in: Bestand NJ 7702. Koblenz 1987, S. 200, 310 Helmut Moll (Hg.), a.a.O- (Ann. 68). 99) Vgl. Anm. 95. Erich Klinge: Geschichte der de rzeitigen Bezi rk 86 Vgl. zu ihm: Mariin Persch: l7?)Aktenzeichen 9 J 162/42 g, in: BA, Anwaltschaft im der "Meine Zeit hier ist reich ...", a.a O. BestandVGH/Z,G-58. des Landgerichts Koblenz von (Anm.84), S. 158 - 162; sowie seine 101)Vgl. dazu Sachor, Heft 17 - 1/99, S. Beendigung der Französischen Kurzbiografie in: Helmut Moil (Hg.), 50 - 55. Revolution bis zum Ende des a.a.O. (Anm. 68), 8d. 1, 5. 574'577- 1l2)Aktenzeichen 15 J 734/33, in: BA, Zweiten Weltkrieges, in: Geschichte 86) Vgl. zu Zilliken: Martin Persch: Bestand 3017. der Rechtsanwaltschaft im Zeit hier ist reich...", a. a. O. 113)Aktenzeichen 6 O. Js 656/35; von Obe rl and esge richtsb ezi rk Kobl e nz. ,,Meine - (Anm. B4), S. 158-162 sowie die dem lJrteil existiert nur noch der Neuwied und Berlin 1997, S. 1 51 Kurzbiografie in: Helmut Moll (Hg.), lJrleilseingang und die Ufteilsformel, (45). a. a. O. (Anm. 68), Bd. 1, S. 584- weiter vorhanden ist die 120)Vgl. hierzu und zum Folgenden die 587. Anklageschrift der Generalstaatsan- "Zigeunerakten" des Polizeipräsidi- Bestand 87) Vgl. zu ihm: Marlin Persch: "Meine waltschaft Hamm vom 29. Juli 1936, ums Koblenz in: LHA KO 211. Zeit hier ist reich ...", a.a.O. (Anm. be ides i n : N ord rh ei n-Westf äli sche s 517,1 Nr.210 und 84), S. 162 - 166; sowie die Staatsarch iv M ü n ster, S ig natu r : 121)Vgl. dazu: Hildegard Brog: Paar Schuhe Kurzbiografie in: Helmut Moil (Hg.), Generalstaatsanwaltschaft Hamm, 1 . Hingerichtet, weil er ein a.a.O. (Anm. 68), 8d. 1, S. 577-580. lnstanz, 1933 - 1945, Nr.8363 und stahl, RZ vom 23./24. SePtember 88) Vgl zu ihm: Eva Wetzler: Die Nr.8364. 1995. Katholische Kirche und der 104Vgl. Detlev Peukerl: Die KPD im 122)Akten über im städtischen Nationalsozialismus in Ludwigshafen Widerstand. Verlolgung und Krankenhaus Kemperhof in Koblenz- 1933 -1945. Speyer 1987, S. 46 - 52; lJntergrundarbeit an Rhein und Ruhr Moselweiß "behandeltef' - sowie seine Kurzbiografie in: Helmut 1933 bis 1945. WuPPertal 1980, S. Zwangsarbeiterlnnen befinden sich - Moll (Hg.), a.a.O. (Anm. 68), Bd. 1, 270. noch ungesichtet im Stadtarchiv s.561-564. 1?S)Aktenzeichen 9 J 907/35, in: BA, Koblenz. "... weil ich 89) Vgl. zu Pfarrer Ziegler: Mafiin Bestand VGH B 536 (Angaben nach 123)Vgl. zu ihm: Verfasser: Persch: "Meine Zeit hier ist reich ...", Detlev Peukert: Die KPD im Hunger hatte und so viel arbeiten a.a.O. (Anm. 84), S. 174 - 177; sowie Widerstand, a.a.O., Anm. 104); sowie musste", RZ vom 13. Januar 1999; demnächst die Kurzbiografie in: die Hinweise in der Anklageschrift Strafakte des Sondergerichts - 2 S 80/42, Helmut Moll (Hg.), a.a.O. (Anm. 68), de r G e ne ralstaatsanwaltsch aft Koblenz Aktenzeichen Bd"l 5.581-583 Hamm vom 29. Juli 1936 - in: LHA KO Bestand 584,1 Nr. 503; s' Ministerium Vgl. zu Andreas Hoevel u.a.: Antje Aktenzeichen 6 O. Js 656/35 -, auch: 90) (Hg.): Müller: Widerstand während des a.a.O., Anm. 103). der Justiz Rheinland-Pfalz NS- Nationalsozialismus in der Region 1?0)Aktenzeichen 9 J 684/37, in: BA, Justiz im Dritten Reich. Koblenz unter besonderer Bestand VGH/Z S 85. Son de rge richtsve rf ah re n i n Rheinland-Pfalz. Eine Dokumentati- Be rücksi chtig u ng des Ged e n ke n s 107)Vgl. dazu bereits oben bei Anm. 90; 1994, Teil 3, S. und der didaktischen Vermittlung. speziell zu Anneliese Hoevel: Jutta on. Frankfurl/M u.a. Wissenschaftliche Prüfungsarbeit an von Freyberg/Ursula Krause-Schmitt: 291f. 1 24) M eld ung w i chti ge r staatspoliti sch e r de r lJ n ive rsität Kobl e n z-Landau i n Moringen. Lichtenburg. Ravensbrück. ' 13. August 1943, in: 1999, 5.69 - 74; sowie Frauen im Konzentrationslager 1933 Ereignisse vom Koblenz, Nr.2 5.4. Verfasser: Der Roman "Nackt unter - 1945, Frankfutt/M 1997, S. 65 - 67; BA, Bestand R 58/211 1 u n g g e r staatspol iti sch e r Wölfen" wurde ihr "Denkmal", RZ sowie zur "GruPPe Hoevel-Noetzel": 2 5) M el d wichti Dezember 1943, vom 5. Januar 1999. Lothar BembeneU Axel Ulrich: Ereignisse vom 10. R 58/212 Nr. 2 S' 6. Vgl. zu Hugo Salzmann: Widerstand und Vetlolgung in in: BA, Bestand 91) NS' Biographisches Handbuch der Wiesbaden 1933 - 1945, Gießen 126)Vgl. dazu: Adalbert Rückerl: Verbrechen vor Gericht. 2. Aufl., de utsch sp rach i g e n E mi g ration nach 1990, S. 93 - 98. Strafakte 2 1933, Bd. 1, München u.a. 1980, 1??)Urteil vom 1. Dezember 1934 - Heidelberg 1984, S. 85f; VGH/Z Nr' Stichwort: Salzmann, Hugo; sowie Aktenzeichen O. J. 145/34, in: BA, J 584/43 in: BA, Bestand vor allem zu Julianna Salzmann: Bestand NJ, Nr. 9225. K 683 Lore Wolf: Ein Leben ist viel zu 11?)Aktenzeichen 6 O. Js 656/35, s. dazu 127)Vgl. zu Anna Speckhahn demnächst in: Helmut Moll wenig, 2. Aufl., (Ost-)Berlin 1979, S. bereits Anm. 103 dle Kurzbiografie (Anm.67), Bd.1, S. 72 - 84, 125 - 126. 11?)Aktenzeichen O Js 41/42, in: BA, (Hg.), a.a.O. 92) Vgl. zu Thielen: Martin Schumacher: Bestand NJ, Nr.2548 590-593. Erxleben: Wilfried Meyer M.d. R. Die Reichstagsabgeordneten 111)Zit. nach: Rolf Eilers (Hg.): Der Bund 128)Vgl. zu im KZ. Hans von der Weimarer RePublik in der Zeit Neudeutschland im Dritten Reich' (Hg.): Verschwörer und die Häftlinge des 20. des Nationalsozialismus, 3. Aufl., Mainz 1985, S. 13. Dohnanyi Juli 1944 im KZ Sachsenhausen. Düsseldorf 1 994, Stichwort: Thielen, 112)Vgl. dazu: Helmut KamPmann: - 231 sowie: Nikolaus; sowie: Günter Bers: Eine "Weiße Bose" erinnert an Koblenzer Berlin 1998, S. 228 ; Mut, Leidenschaft und Regionalgliederung der KPD. Der Grauen Orden, RZ vom 7. November Vertasser: - waren seine Bezirk Mittelrhein und seine 1994. Heiterkeit das RZ vom 23./24. Parteitage in den Jahren 1927/1929. 113)Aktenzeichen 2 Kls 8/40. Vermächtnisse, Reinbek bei Hamburg 1981 , S. lBg ' ll4)Aktenzeichen I J 162/40, in: BA, Januar 1999. zu Maria Terwiel: Johannes 190. Bestand NJ, Nr. 10143, Bd. 1. 129)Vgl. Tuchel: Maria Terwiel und Helmut 93) Vgl. zu Geisen: Deutsche 11 5)Vorgang in: LHA KO, Bestand 517,1 in der Hoten WiderstandskämPfer 1933 - 1945, Nr. 155. Himpel: Christen Bd.2 (Ost-) Berlin 1970, S.301 - 11i)Vorgang in: LHA KO, Bestand 517,1 Kapelle, in: /Jürgen Tuchel (Hg.): Die 302; Biographisches Handbuch der Nr. 179. Danyel/Johannes Ries: Rote Kapelle im Widerstand gegen d e utsch sprachi g e n E mi g ration nach 117)Vgl. dazu im Einzelnen: Elmar Heft Nr. 18 - 1/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 27

den Nationalsozialismus. Berlin 1 994, es keine Umwege." Adolf Reichwein schwerer Zeit. Privatdruck, S. 16 - S. 213 - 225; Rund um Boppard, 1898 - 1944. Reformpädagoge, 18. Vgl. zu ihr: Helmut Kampmann: i 1959, Nr.1 vom 3. Januar 1959 Sozial st, Wide rstands kämpf e r. 2 " Frauen in Koblenz machten "Maria Terwiel. Ein Bopparder Kind Aufl., Marburg 1999. Geschichte. Bonn 1999, S.95 - 98; Opfer des Widerstands", sowie: 131 )Vgl. zu ihnen: Bengt von zur Mühlen sowie die autobiografische Vertasser: Für die "Halbjüdin" hieß (Hg.): Sie gaben ihr Leben. Schilderung Helene Rothländers: "1 n es: "Har7 werden! Fest bleiben!, RZ Unbekannte Opfer des 20. Juli 1944. Deinen Händen ruhet mein vom 7. Januar 1999; neuestens die General Fritz Lindemann und seine Geschick." Erinnerungen aus Kurzbiografie in: Helmut Moll (Hg.), Fl uc hth e lfe r. Be rl i n - Kle i n mach n ow schwe re r Ze it, P rivatdruck. a. a. O. (Anm.67), Bd. 1,5.146-149. 1995, S. 86 - 93, 334f; Helene 130)Vgl. zu Adolf Reichwein u.a.: Ulrich Rothländer: "ln Deinen Händen ruhet Amlung: "... in der Entscheidung gibt mein Geschick." Erinnerungen aus

Gedenkstätten in Hessen schließen sich zt sammen von Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar und PD Dr. Georg Lilienthal

In Marburg wurde im September Gedenkstätten und lnitiativen in Hes- . inhaltliche und methodische eine ,,lnteressenvertretung der sen gebildet haben, erscheint eine Gemeinsamkeiten und Unterschie- Gedenkstätten und Erinnerungsinitia- gemeinsame Beratung und lnteres- de aufzeigen, um sowohl die tiven zur NS-Zeit in Hessen" gegrün- senvertretung überfällig. ln Baden- Gemeinsamkeit als auch das det. lhr gehören zwölf Gedenkstätten Württemberg und in Nordrhein-West- jeweils eigene Profil klarer hervor- und Erinnerungsinitiativen im Bundes- falen sind die dort arbeitenden Ein- treten zu lassen. land Hessen an. Lokale Erinnerungsi- richtungen längst zusammenge- nitiativen, die sich beharrlich seit Jah- schlossen; sie bilden nicht zuletzt Nach außen soll sie ren um den Erhalt einer in der Nazi- auch einen Gesprächspartner für die . Stellung zu aktuellen, die Gedenk- zeit zweckentfremdeten Dorfsynago- jeweiligen Landesregierungen. Unmit- stättenarbeit direkt oder auch indi- ge und um deren Wiederherstellung telbarer Anlass für den Zusammen- rekt berührende (2. B. Gewalttaten bemühen wie z.B. der Arbeitskreis schluss war die Absicht der Bundes- von Rechtsextremisten) Fragen Landsynagoge Roth bei Marburg oder regierung, dem Deutschen Bundestag beziehen, der Förderverein Jüdische Geschich- ein Konzept zur Förderung der . die Öffentlichkeit systematisch über te und Kultur im Kreis Groß-Gera zu Gedenkstätten vorzulegen. Und da die Arbeit der Gedenkstätten und gehören ebenso dazu wie die vom erscheint es sinnvoll, die fast zwanzi- Erinnergsinitiativen informieren (u. Land Hessen institutionell geförderte gjähringen Erfahrungen in Hessen zu a. in einer eigenen Homepage im Gedenkstätte Hadamar bei Limburg. formulieren und auch in Berlin zur lnternet), Das Dokumentations- und lnformati- Sprache zu bringen. . Gesprächspartner für die verant- onszentrum in Stadtallendorf erinnert Die lnteressenvertretung will die wortlichen Politiker in Wiesbaden an das damalige Außenkommando Wirkung der in den hessischen oder auch Berlin sein. des KZ Buchenwald, in dem aus Gedenkstätten und Erinnerungsinitia- Ungarn deportierte Frauen Zwangsar- tiven geleisteten Arbeit bündeln und Die Gründungsversammlung in beit verrichten mussten. dadurch stärken. Zu diesem Zweck Marburg wählte aus ihrer Mitte vier Der Arbeitskreis Spurensuche im soll sie Sprecher: Pfarrer Walter Ullrich (För- DGB Schwalmstadt geht der nach innen derverein Jüdische Geschichte und Geschichte des großen Kriegsgefan- . einen landesweiten lnformations- Kultur im Kreis Groß-Gerau), Doro- genenlagers lXA, aus dem der heuti- austausch untereinander fördern thee Lottmann-Kaeseler (Förderkreis ge Ort Trutzhain entstanden ist, nach. (vielleicht auch durch einen Rund- Aktives Museum Deutsch-Jüdischer ln Laubach hat sich die Baracke eines brief bzw. durch ein lnformations- Geschichte in Wiesbaden), PD Dr. ehemaligen Zwangsarbeitslagers heft), Georg Lilienthal (Gedenkstätte Hada- erhalten und in Breitenau bei Kassel . Kooperationen bei Veranstaltungen mar) und Prof. Dr. Dietfrid Krause- ist ein Gedenkort eingerichtet, der an (Ausstellungen, Gedenktagen und Vilmar (Gedenkstätte Breitenau). Wei- die gefangenen Menschen im Kon- Projekten) erleichtern, tere lnitiativen werden gebeten, sich zentrationslager und Arbeitserzie- . Rat und Unterstützung bei lokalen mit einem der Sprecher in Verbindung hungslager in der Nazizeit erinnert. Konf likten oder Schwierigkeiten zu setzen. Da sich in den letzten Jahren neue geben,