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Französische Filmwoche Hommage an Anouk Aimée Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main I 27. Juni – 6. Juli 2008 Inhalt

2 Grußwort der Veranstalter

5 Grußwort des französischen Botschafters

6 Eine wahre Frau: Die Schauspielerin Anouk Aimée Hommage Anouk Aimée

13 Neues französisches Kino

17 Impressum

Christophe Honoré LES CHANSONS D’AMOUR 2007 Philippe Claudel IL Y A LONGTEMPS QUE JE T’AIME 2008

Bruno Dumont FLANDRES 2006 Céline Sciamma NAISSANCE DES PIEUVRES 2007

Laurent Cantet ENTRE LES MURS 2008 Eric Lartigau PRÊTE-MOI TA MAIN 2006 Französische Filmwoche FILMPROGRAMM 27. Juni bis 6. Juli 2008

Fr 27.6. 20.00 Uhr Jacques Demy LOLA 1961 OmeU S. 11 in Anwesenheit von Anouk Aimée (angefragt) 22.45 Uhr Bruno Dumont FLANDRES 2006 OmeU S. 15

Sa 28.6. 18.00 Uhr Bruno Dumont FLANDRES 2006 OmeU S. 15 20.00 Uhr Claude Lelouch UN HOMME ET UNE FEMME 1966 OmeU S. 11 22.45 Uhr Anne Le Ny CEUX QUI RESTENT 2007 OmeU S. 13

So 29.6. 18.00 Uhr Eric Lartigau PRÊTE-MOI TA MAIN 2006 OmeU S. 17 20.30 Uhr Anne Le Ny CEUX QUI RESTENT 2007 OmeU S. 13 zu Gast: Anne Le Ny

Di 1.7. 18.00 Uhr Claude Lelouch UN HOMME ET UNE FEMME 1966 OmeU S. 11 20.00 Uhr Céline Sciamma NAISSANCE DES PIEUVRES 2007 OmU S. 16 zu Gast: Céline Sciamma

Mi 2.7. 18.00 Uhr Alexandre Astruc LE RIDEAU CRAMOISI 1953 OF S. 9 Jacques Becker MONTPARNASSE 19 1959 OF S. 10 20.30 Uhr Marceline Loridan-Ivens LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX 2003 OmU S. 12

Do 3.7. 18.00 Uhr André Delvaux UN SOIR, UN TRAIN 1968 OF S. 12 20.30 Uhr Sandrine Bonnaire ELLE S’APPELLE SABINE 2007 OmU S. 14

Fr 4.7. 18.00 Uhr Christophe Honoré LES CHANSONS D’AMOUR 2007 OmeU S. 14 20.00 Uhr Philippe Claudel IL Y A LONGTEMPS QUE JE T’AIME 2008 OmU S. 16 22.30 Uhr Marceline Loridan-Ivens LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX 2003 OmU S. 12

Sa 5.7. 18.00 Uhr Jan Kounen 99 FRANCS 2007 OmU S. 13 20.00 Uhr Laurent Cantet ENTRE LES MURS 2008 OmU S. 15

So 6.7. 18.00 Uhr Christophe Honoré LES CHANSONS D’AMOUR 2007 OmeU S. 14 20.00 Uhr Federico Fellini LA DOLCE VITA 1960 DF S. 10

Anouk Aimée in Abkürzungen

Jacques Becker MONTPARNASSE 19 1959 DF Deutsche Fassung OF Originalfassung Jacques Demy LOLA 1961 OmU Original mit deutschen Untertiteln Marceline Loridan-Ivens OmeU Original mit englischen Untertiteln LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX 2003 Grußwort der Veranstalter

Viel hört man dieser Tage über das französische Kino. Sei es, dass im Über 200 Filme werden jährlich in Frankreich produziert, manche Februar erstmals in der Geschichte der Academy Awards mit Marion erreichen Besucherzahlen von mehreren Millionen, doch bedauerli- Cotillard eine französische Schauspielerin den Oscar als beste weib- cherweise schaffen es nur wenige von ihnen in die deutschen Kinos. liche Hauptdarstellerin gewann oder dass Ende Mai ENTRE LES MURS Mit der ersten Französischen Filmwoche laden das Deutsche Film- von Laurent Cantet mit der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen museum DIF e.V., das Institut Français und die Deutsch-Französische von Cannes ausgezeichnet wurde und nach 21 Jahren erstmals wie- Gesellschaft Sie deshalb vom 27. Juni - 6. Juli zur ersten „Französi- der ein französischer Film den Hauptpreis gewann – die Kinoindustrie schen Filmwoche“ in Frankfurt ein. Neben einer Hommage an einen unseres Nachbarlandes arbeitet aktiv und erfolgreich wie lange nicht französischen Filmkünstler werden wir Ihnen jedes Jahr einen Über- mehr. Fast 50 Jahre nach Entstehung der legendären Nouvelle vague, blick über aktuelle Entwicklungen und aufstrebende Filmemacher die dem französischen und internationalen Kino Ideen, filmische verschaffen und die neuesten und erfolgreichsten Produktionen Innovation und Modernität brachte, haben sich neue Talente und ein unseres Nachbarlandes in der Originalsprache vorstellen. Gegenwartskino voller Vielfalt etabliert. Besonders fällt die hohe Zahl von erfolgreichen Debütfilmen auf, die ihm neue Stimmen und neue Die Hommage der ersten französischen Filmwoche ist der Schau- künstlerische Ansätze verleihen. spielerin Anouk Aimée gewidmet, die in einigen der größten Filme des vergangenen Jahrhunderts brillierte und noch heute regelmäßig inte- ressante und wichtige Rollen übernimmt. 1932 in Paris als Françoise Sorya Dreyfus in einer Schauspielerfamilie geboren, begann sie ihre Karriere schon mit 14 Jahren. Sie spielte unter der Regie Ronald Neames in GOLDEN SALAMANDER (1950), in Alexandre Astrucs LE RIDEAU CRAMOISI (1953) und in Jacques Beckers MONTPARNASSE 19 (1959). Mit der Rolle der gelangweilten Societyfrau Maddalena in Federico Fellinis LA DOLCE VITA (1960) und der Ehefrau des Regisseurs Marcello in 8 1/2 (1963) etablierte sie sich als bedeutende europäische Schau- spielerin. Für ihre Darstellung einer verwitweten Mutter in Claude Lelouchs mit dem Oscar und der Goldenen Palme prämierten Meisterwerk UN HOMME ET UNE FEMME (1966) erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und wurde zum Weltstar. Sie spielte unter der Regie André Delvaux’ in UN SOIR, UN TRAIN (1968) und nahm sich dann sechs Jahre Auszeit vom Filmgeschäft. Nach ihrer Rückkehr erhielt sie in Cannes den Preis als beste Darstellerin für ihre Rolle in Mario Bellocchios SALTO NEL VUOTO (1980). Eine ihrer letzten Rollen war die

Claude Lelouch Un homme et une femme 1966

2 Grußwort

einer Holocaust-Überlebenden in Marceline Loridan-Ivens’ LA PETITE Oben war schon die Rede von ENTRE LES MURS (2008), dem diesjährigen PRAIRIE AUX BOULEAUX (2003). 2003 wurde sie mit dem Goldenen Bären Gewinner der Goldenen Palme. Sie haben nun die Möglichkeit, für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. „Anouk Aimée gehört zu den gro- Laurent Cantets Film als Preview in Frankfurt zu sehen. Es ist die Ge- ßen europäischen Stars, denen wir unvergessliche Kinomomente schichte des Lehrers François, gespielt vom Autor der Romanvorlage, verdanken. Mit ihrem unverwechselbaren Spiel von Melancholie und der in einem Pariser Problembezirk versucht, seinen schwierigen Leidenschaft hat sie in zahlreichen Filmen ihr großes schauspieleri- Schülern, deren viele aus einem Migrationshintergrund stammen, die sches Können gezeigt“, hieß es in der Begründung. Wir zeigen mit Freude am Lernen und den Glauben an sich selbst beizubringen. sieben Filmen einen Ausschnitt aus dem vielfältigen Schaffen dieser Besondere Eindringlichkeit bezieht das Werk aus seinen dokumenta- einzigartigen Schauspielerin. risch wirkenden Bildern und seiner Ehrlichkeit. LES CHANSONS D’AMOUR (2007) von Christophe Honoré zeigt, musikalisch Aus den aktuellen französischen Filmproduktionen haben wir interes- untermalt, das Dreiecksverhältnis zwischen einem jungen Mann und sante und zugleich unterschiedliche Werke ausgewählt. Ein Beispiel zwei Frauen, gespielt von den größten Jungstars des französischen für einen auf Festivals und von der Kritik gefeierten Debütfilm ist Kinos. Honoré verbeugt sich vor seinem Idol Jacques Demy und des- Céline Sciammas NAISSANCE DES PIEUVRES (2007) über drei junge Mäd- sen Klassiker LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (1964), daneben erweist der chen in einer Phase der Selbstfindung und des ersten Verliebtseins. Haben sich in der Vergangenheit schon Regisseure wie Jacques Doillon, Louis Malle und Yves Allegret der Lebenswelt Heranwach- sender und ihrer Probleme in sensibler Weise angenommen, so por- traitiert auch Sciamma auf ehrliche, authentische und zugleich liebe- voll-ironische Art die Sommererlebnisse ihrer Protagonistinnen. Sie gewann den französischen Louis-Delluc-Preis für das beste Erst- lingswerk und wurde für einen César nominiert. Céline Sciamma wird zu Gast sein und ihren Film persönlich vorstellen. Mit CEUX QUI RESTENT (2007) führte die Schauspielerin Anne Le Ny zum ersten Mal Regie bei einem Film, welcher von Agnès Jaoui produziert wurde. In einem Krankenhaus begegnen sich ein Lehrer und eine Grafikerin, als sie ihre kranken Partner besuchen wollen. Aus der zufälligen Begegnung entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit, mei- sterhaft dargestellt von zwei der besten Charakterdarsteller des Landes. Anne Le Ny wird bei der Deutschlandpremiere ihres César nominierten Films zu Gast sein.

Christophe Honoré LES CHANSONS D’AMOUR 2007

3 sehens- und hörenswerte Film eine Reverenz an das Kino der Alain Chabat und Sängerin und Schauspielerin Charlotte Gainsbourg Nouvelle vague – Beispiel für eine gelungene Synthese aus Rück- in den Hauptrollen. Chabat spielt einen Charmeur à la Cary Grant, besinnung und Modernität. dessen Junggesellentum den Frauen in seiner Familie größten Unmut Ebenso mit einem Meister des französischen Kinos, nämlich Robert bereitet. Ihrer Verkupplungsversuche überdrüssig, heuert er die Bresson, wird der Regisseur Bruno Dumont in Verbindung gebracht. Schwester eines Freundes an, die seine Verlobte spielen und sich bei Genauso wie der filmische Asket Bresson reduziert der studierte der Familie so daneben benehmen soll, dass das Thema Heirat end- Philosoph Dumont seine Werke auf das Wesentliche, um „zu den tie- gültig passè ist. feren Schichten“ vorzudringen. FLANDRES (2006), der nicht in die deut- schen Kinos kam und deshalb, obwohl schon vor zwei Jahren ge- Die Filmwoche findet statt in Kooperation mit dem Institut Français dreht, in das Programm aufgenommen wurde, erzählt die Geschichte und der Deutsch-Französischen Gesellschaft und in Zusammenarbeit des Landwirts Demester, der einen fürchterlichen Krieg erlebt und als mit dem Bureau du Cinéma in Berlin. anderer Mensch nach Hause kehrt. Der Film wurde 2006 bei den Film- festspielen in Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Unser Dank gilt der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH für ihre groß- Auch Sandrine Bonnaire stellte im letzten Jahr ihr Regiedebüt ELLE zügige finanzielle Unterstützung, ohne welche die französische Film- S’APPELLE SABINE (2007) vor, das ergreifende Portrait ihrer autistischen woche nicht stattfinden könnte. Schwester, für das sie in Cannes den FIPRESCI-Preis der internatio- nalen Filmkritiker erhielt. Dokumentation einer verhängnisvollen, unheilbaren Krankheit, ruft es zugleich zu einem humaneren, ange- Wir freuen uns, Sie im Kino begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen messeneren Umgang mit den Betroffenen auf. interessante und anregende Stunden. 99 FRANCS (2007) erzählt die Geschichte Octave Parangos, der in der Werbebranche reüssiert, aber gleichzeitig die Verlogenheit und Ober- Vive le septième art! Vive le cinéma! flächlichkeit seines Berufs erkennt. Seine Flucht in sexuelle Aus- schweifungen und Gewalt stürzt ihn nur tiefer in die Ausweglosigkeit. Ulrike Stiefelmayer Der renommierte Filmemacher Jan Kounen übertrug den in seiner Kinoleitung Deutsches Filmmuseum DIF e.V. Direktheit und Schonungslosigkeit an Michel Houellebecq erinnern- Bruno Peyrefitte den Stil der Romanvorlage Frédéric Beigbeders in seine eigene virtu- Leiter des Institut Français Frankfurt ose und temporeiche Filmsprache, die schwarzen Humor, Konsum- kritik und Analyse einer menschlichen Krise meisterhaft bündelt. Christophe Braouet Ein weiterer Beleg dafür, dass das französische Kino nach wie vor Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft ausgezeichnete Komödien zu drehen vermag, ist PRÊTE-MOI TA MAIN (2006) von Eric Lartigau mit dem Komiker, Produzenten und Regisseur

4 Grußwort des französischen Botschafters Mot d’introduction de Monsieur l’Ambassadeur

Je souhaite beaucoup de succès à la nouvelle Semaine du cinéma musique et Swann d’Or du meilleur réalisateur au 21ème festival français de Francfort. Né d’un projet commun de la Société franco- romantique de Cabourg), soit ont de grandes qualités, comme les pre- allemande de Francfort, du Deutsches Filmmuseum, du Bureau du miers films de Sandrine Bonnaire, Céline Sciamma, Anne Le Ny ou cinéma de l’Ambassade de France et de l’Institut Français de Philippe Claudel, dont le film IL Y A LONGTEMPS QUE JE T’AIME fut présenté Francfort, et soutenu par Sanofi-Aventis, ce festival mettra en valeur en compétition cette année au Festival International du Film de le film français actuel, qui se distingue par sa variété et sa vitalité Berlin. créatrice. S’il est difficile – voire impossible – de connaître les 250 films produits en moyenne en France chaque année, ce premier festi- La Semaine du cinéma français de Francfort souhaite chaque année val offrira l’occasion de découvrir quelques films de ces deux derni- rendre un hommage à un grand nom du 7ème art et a choisi l’actrice ères années. Les onze œuvres sélectionnées, soit ont déjà été récom- Anouk Aimée pour cette première édition. En la voyant chanter dans pensées, comme c'est le cas de LA GRAINE ET LE MULET d’Abdellatif LOLA ou courir sur la plage dans UN HOMME ET UNE FEMME, le public se Kechiche (4 Césars et 3 prix à la Mostra de Venise l’an dernier) ou des rappellera de son œuvre, riche de 80 films, tournés pour le cinéma et CHANSONS D’AMOUR de Christophe Honoré (César 2007 de la meilleure la télévision entre 1947 et 2007. Elle a travaillé avec de grands réali- sateurs comme Robert Altman, Federico Fellini ou Claude Lelouch et incarné des rôles variés mettant toujours en lumière un personnage féminin qui sait nous toucher.

Grâce à ce rendez-vous, le public de la Hesse connaîtra mieux l'ac- tualité du cinéma d’Outre-Rhin et nos deux pays seront plus proches. C’est cela le rôle irremplaçable du cinéma.

Bernard de Montferrand Ambassadeur de France en Allemagne

Laurent Cantet ENTRE LES MURS 2008

5 Eine wahre Frau: Die Schauspielerin Anouk Aimée Hommage an Anouk Aimée

Anne und Jean-Louis sitzen nebeneinander an einem Tisch, gegen- schauer das Gefühl geben, man habe sie nur einen halben Meter ent- über ihre beiden Kinder, ihre Tochter und sein Sohn. Jean-Louis, der fernt vor sich sitzen, machen das Spiel Anouk Aimées in Claude Rennfahrer, erzählt auf Bitten Annes von seinem Beruf. Er nennt den Lelouchs UN HOMME ET UNE FEMME unvergesslich. Ob sie mit Jean-Louis Namen des Rennfahrers Alberto Ascari und fragt, ob Anne von ihm Trintignant im Auto sitzt und ihm von ihrem ersten Mann erzählt oder gehört habe. Sie macht, ihr Gesicht im Profil von den auf dem Tisch ob die Kamera eine halbe Minute lang Annes Reaktion festhält, als stehenden Blumen leicht verdeckt, zunächst ein fragendes, unwis- Jean-Louis ihre Hand ergreift und es eine halbe Minute lang in der sendes Gesicht, schaut etwas in die Höhe, lächelt, haucht geradezu Schwebe ist, ob sie ihm zulächeln oder ihre Hand wegziehen wird, ein „Oui, je crois“, „Ja, ich glaube“, dreht ihren Kopf etwas, wie um ohne dass man wüsste, welche Gedanken hinter ihrem ausdruckslo- ihre leichte Unsicherheit zu betonen. Ein vielversprechender Renn- sen Blick vorgingen – jede Einstellung zeigt eine verletzte, unsichere, fahrer, der beim privaten Test eines Sportwagens ums Leben kam. hoffnungsvolle, liebende Frau, eine der nuanciertesten, uneindeutig- Anne nickt, und ihr eben noch heiter-unbefangener Ausdruck nimmt sten und deshalb realistischsten Gestalten der Filmgeschichte, eine eine Trauer, eine Ernsthaftigkeit an, die von dem ganzen Ausmaß die- Frau zum Verlieben. ses Unglücks zeugt. Sie hört Jean- Louis weiter zu, dann macht ihre Diese Rolle in UN HOMME ET UNE FEMME als verwitwete Mutter, die sich Tochter etwas für den Zuschauer Un- in einen verwitweten Vater verliebt, begründete Anouk Aimées sichtbares, Anne dreht den Kopf zu ihr, Weltruhm. Sie wurde für den Oscar nominiert und erhielt den Golden sieht sie an, mit strengen, mütterlichen Globe. Die Szenen wurden der Authentizität willen größtenteils Augen, flüstert ein „Psst!“, schmollt improvisiert, immer lief beim Dreh im Hintergrund der jeweilige Aus- dabei leicht mit den Lippen und zieht zug aus der Filmkomposition Francis Lais, die inzwischen aus der die rechte Augenbraue hoch, um den Reihe berühmter Kinomelodien nicht mehr wegzudenken ist, und fast kleinen Vorwurf zu akzentuieren. Dann jede Einstellung wurde von Lelouch mit einer Handkamera gedreht. dreht sie sich wieder zu Jean-Louis, Das Ergebnis ist ausdrucksstarker Beleg für das schauspielerische hört ihm, das Kinn auf die rechte Hand Genie Anouk Aimées und ihres Filmpartners Jean-Louis Trintignant. gestützt, zu, ohne Ausdruck, als würde Eine weitere, nicht weniger aussagekräftige Bestätigung dafür gab sie sich ganz auf seine Worte einlas- der italienische Meisterregisseur Federico Fellini. „Anouk Aimée ist sen und nur sie verinnerlichen. die beste Schauspielerin der Welt“, sagte er, „nach Giulietta Masina“, seiner Ehefrau. So verwundert es denn nicht, dass sie Szenen wie diese, in denen sie inner- gleich in zwei seiner Filme mitspielte, LA DOLCE VITA und 8 1/2. halb weniger Sekunden zwischen ver- schiedensten Gesichtsausdrücken und Als Fellini sie 1960 in LA DOLCE VITA besetzte, hatte sie bereits 13 Jahre Befindlichkeiten wechselt, die dem Zu- Schauspielkarriere hinter sich. Der zweite Film, in dem sie mitspielte,

Porträt: Anouk Aimée

6 Hommage an Anouk Aimée

war Marcel Carnés LA FLEUR DE L’ÂGE aus dem Jahre 1947, unter ande- Dann kam Fellini und gab Aimée in LA DOLCE VITA (1960) die Rolle der rem mit der großen Aktrice Arletty und dem Schauspieler und Maddalena, reiche, gelangweilte Societyfrau, die eine zufällige, fol- Chansonnier Serge Reggiani. Aus zensurrechtlichen Gründen aber genlose Nacht mit dem Klatschreporter Marcello, gespielt von wurde das Projekt immer wieder verschoben, bis man es endgültig Marcello Mastroianni, verbringt. Zwar ist ihr Part in dem knapp drei aufgab. Das gesamte Filmmaterial ist im Laufe der Jahre verschollen, Stunden langen Klassiker nur vergleichsweise geringen Ausmaßes, aber dennoch hatten diese Dreharbeiten größte Bedeutung für die aber sie selbst sagte einmal dazu: „Es ist besser, einige Szenen mit erst 19jährige: Der Drehbuchautor Jacques Prévert bemerkte die einem guten Regisseur als viele mit einem schlechten zu haben“. angehende Darstellerin und sprach sie an: „Er meinte, ich solle mich Diese Rolle und ihre nächste, als lebensfrohe, träumerische und ver- doch so nennen, wie er mich sähe – viel geliebt, beliebt, aimée“. Ein führerische Sängerin Lola in Jacques Demys gleichnamigem Debüt- Jahr zuvor hatte sie ihre erste Filmrolle in LA MAISON SUR LA MER von film LOLA (1961), die sie bis heute zu den ihr am nächsten stehenden Henri Calef erhalten und ihren Rollenvornamen Anouk übernommen. zählt, etablierten Aimée im europäischen Kino. So wurde innerhalb eines Jahres aus Françoise Sorya Dreyfus, am 27. April 1932 geborene Tochter des jüdischen Schauspielers Henry Dreyfus, der sich später Miller nannte, und der Schauspielerin Geneviève Sorya, die Schauspielerin Anouk Aimée. Henri Calef war es im übrigen auch, der Aimée mit 14 Jahren beim Spazieren mit ihrer Mutter entlang der rue Colisée in Paris erblickte und fragte, ob sie nicht in seinem Film spielen wolle.

Ihre ersten größeren Rollen spielte sie in LES AMANTS DE VÉRONE (1949) von André Cayatte an der Seite Serge Reggianis und Pierre Brasseurs, unter Ronand Neame in GOLDEN SALAMANDER (1950) und Alexandre Astruc in LE RIDEAU CRAMOISI (1953), der vor allem filmhistorisch große Bedeutung hat. Es folgten Rollen an der Seite von O. Fischer und Karlheinz Böhm und in englischen Produktionen, in denen sie aber noch auf ein verhältnismäßig starres Rollenschema, die Liebhaberin oder die geheimnisvolle, unnahbare Sängerin, festgelegt war. MONTPARNASSE19 (1959) von Jacques Becker zeigt sie ebenfalls noch als aufopfernde Geliebte des Künstlers Modigliani, die inszenatori- sche Kunst Beckers aber lässt ihr bereits Raum zum Entfalten ihres eigenen Stils, der selbst zum großen Teil auf Natürlichkeit beruht.

Federico Fellini LA DOLCE VITA 1960

7 Trotz des großen Erfolgs von LOLA in Frankreich spielte Aimée die Ihre nächsten drei Filme drehte sie in den USA: JUSTINE (1969) von nächsten fünf Jahre ausschließlich in italienischen Produktionen, George Cukor an der Seite Dirk Bogardes, MODEL SHOP (1969), aber- unter anderem in Fellinis Meisterwerk 8 1/2 (1963) als Ehefrau des von mals unter der Regie Jacques Demys, der einen Bezug zu ihrer Rolle künstlerischen und privaten Krisen geplagten Regisseurs Marcello, in LOLA herstellt, und THE APPOINTMENT (1969) von Sidney Lumet mit dem abermals verkörpert von Fellins Alter ego Mastroianni. Erst 1966 Filmpartner Omar Sharif. Das Angebot eines Siebenjahresvertrags in konnte Claude Lelouch sie für einen französischen Film gewinnen: Hollywood schlug sie jedoch aus, ging nach London und zog sich für Besagten UN HOMME ET UNE FEMME. sechs Jahre komplett vom Film zurück. Ihm folgte André Delvaux’ UN SOIR, UN TRAIN (1968) an der Seite Yves Montands, ein rätselhaftes, philosophisches, vom Schweigen Im ersten Film nach der Auszeit spielte sie an der Seite Catherine geprägtes Werk, in dem sie die plötzlich verschwindende Geliebte Deneuves in Claude Lelouchs SIC'ÉTAIT À REFAIRE (1976). Die Rolle einer eines Literaturprofessors verkörpert. an Leukämie erkrankten Mutter, die sich auf eine letzte Reise mit ihrem Sohn begibt, der von Richard Berry dargestellt wird, übernahm Aimée in dem ganz auf sie zugeschnittenen MON PREMIER AMOUR (1978) von Elie Chouraqui. 1980 gewann sie bei den Filmfestspielen von Cannes den Preis als beste Darstellerin für das Portrait einer zwi- schen Wahn und Depression schwankenden Frau in Marco Belloc- chios SALTO NEL VUOTO.

Ob in UN HOMME ET UNE FEMME – 20 ANS DÉJÀ (1986), der Fortsetzung von UN HOMME ET UNE FEMME, Robert Altmans PRÊT-À-PORTER (1994) oder Marceline Loridan-Ivens’ LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX (2003) – bis heute ist Anouk Aimée im Filmgeschäft mit wichtigen und interessan- ten Rollen aktiv.

2003 erhielt sie den César für ihr Lebenswerk, im gleichen Jahr wurde sie auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären für ihre schauspieleri- sche Arbeit ausgezeichnet. „Anouk Aimée gehört zu den großen europäischen Stars, denen wir unvergessliche Kinomomente verdan- ken. Mit ihrem unverwechselbaren Spiel von Melancholie und Leidenschaft hat sie in zahlreichen Filmen ihr großes schauspieleri- sches Können gezeigt“, lautete die Begründung für den Ehrenpreis.

Jacques Demy LOLA 1961

8 Hommage an Anouk Aimée LE RIDEAU CRAMOISI

Mi 2.7. 18.00 Uhr Ihr „Jahrhundertgesicht“ (Wilfried Wiegand), ihr geheimnisvolles Die zwanzigjährige, strahlend schöne Anouk Aimée spielt eine Äußeres, die langen dunklen Haare, die aussagekräftigen, dunklen Bürgerstocher, die sich in einen bei ihren Eltern einquartierten napo- Augen, machen Anouk Aimée zu einer unverwechselbaren Erschei- leonischen Offizier verliebt. Zu seiner Überraschung zeigt sie ihm ihre nung des internationalen Kinos und innerhalb der französischen Zuneigung, und er willigt ein, sich mit ihr in der Nacht zu treffen. Mit Schauspielerinnen. Bemerkenswert, sofort erkennbar, gänsehauter- dieser untypischen Verfilmung einer romantischen Novelle des regend ist auch das Timbre ihrer Stimme, oftmals kein Sprechen, son- Schriftstellers Jules Barbey d’Aurevilly setzte der Filmkritiker dern ein Hauchen, ein hauchendes Fragen, ein (unbewusstes) Alexandre Astruc seine Theorie vom caméra-stylo, der Kamera als Hinterfragen der eigenen Worte durch ihr Unterbetonen, prädesti- Pendant zum Stift des Dichters, also als Ausdruck seines persön- niert für Figuren, die durch Unsicherheit und Verletzlichkeit gekenn- lichen Stils, in die Praxis um. Eine Off-Stimme liest zu Beginn den zeichnet sind. Originaltext vor, dazu sind tonunterlegte Szenen, in denen nicht gesprochen wird, zu sehen. Ein filmhistorisch bedeutendes, selten Anouk Aimée setzte sich selbst nie gezeigtes Experiment, mit dem Astruc zum Wegbereiter der Nouvelle dem Licht der Öffentlichkeit aus, Vague wurde. vermied es, nach großen Erfolgen noch größere anzustreben, son- Alexandre Astruc wurde 1923 in Paris geboren. Er absolvierte ein dern wartete auf die richtigen Jura- und ein Kunststudium, bevor er Autor bei den Cahiers du ciné- Rollen, die sie mit Bedacht und Um- ma wurde. Ende der 40er begründete er die Theorie des caméra- sicht auswählte. Dies bewahrte sie stylo, was ihn zu einem der wichtigsten französischen Filmtheoretiker davor, mit medialem und skandal- machte. Ab den 1970ern arbeitete er ausschließlich für das Fern- trächtigem Auftreten, wie etwa sehen. Brigitte Bardot, die Ausdruckskraft Filmographie: LE RIDEAU CRAMOISI ihrer Rollen zu überdecken. Bei- (1948), LES MAUVAISES RENCONTRES spielhaft steht ihre Karriere für eine (1955), UNE VIE (1958), LA PROIE starke Persönlichkeit mit Überzeu- POUR L’OMBRE (1961), L’ÉDUCATION gungen und Konsequenz, für eine SENTIMENTALE (1962), EVARISTE aufrichtige, ernsthafte Zuneigung GALOIS (1965), LA LONGUE MARCHE zum Beruf der Schauspielerin und (1966), FLAMMES SUR L’ADRIATIQUE überragendes Können, durch das (1968) sich ihr Künstlername, Aimée, bei Filmbesuchern aller Welt bewahr- heitet hat.

Porträt: Anouk Aimée Regie Alexandre Astruc Frankreich 1953, 44 min, OF Drehbuch Alexandre Astruc Kamera Eugen Schüfftan Produktion Sacha Kamenka Darsteller Anouk Aimée, Jean-Claude Pascal, Marguerite Garcya, Jim Gérald, Yves Furet

9 Hommage an Anouk Aimée MONTPARNASSE 19 LA DOLCE VITA Das süße Leben

Mi 2.7. 18.00 Uhr So 6.7. 20.00 Uhr Das letzte Lebensjahr des berühmten Malers Amadeo Modigliani: Der Moloch Rom ist das Betätigungsfeld für den Klatschreporter Von Misserfolgen und Alkoholexzessen gezeichnet, findet er in der Marcello. Wenn er nicht gerade arbeitet, zieht er von einer Party der Bürgerstochter Jeanne Hébuterne eine Verbündete. Sie steht ihm für Schickeria zur nächsten. An einem solchen Abend trifft er die reiche seine Bilder Modell und ist in schwersten Phasen an seiner Seite, Maddalena, mit der er eine Nacht verbringt, während seine Frau zu wodurch er neue Inspiration gewinnt. Als ihre reichen Eltern von der Hause auf ihn wartet. Am nächsten Morgen gehen sie wie Fremde Verbindung erfahren, brechen sie jeden Kontakt zur Tochter ab und auseinander. Als ein schwedisches Starlet in der italienischen Haupt- entziehen ihr die finanzielle Unterstützung. Modigliani nimmt alle stadt erscheint, vergnügt er sich tanzend und durch die nächtliche Kraft zusammen, um eine Ausstellung seiner Werke zu arrangieren, Stadt fahrend mit ihr, am Schluss steht das ominöse Bad im Trevi- doch der Erfolg bleibt aus. Kurz nach Beginn der Dreharbeiten starb brunnen. Er trifft andere Frauen, doch die Begegnungen berühren der Regisseur Max Ophüls, und Jacques Becker wurde mit der Fertig- kaum die Oberfläche seiner Empfindungen. Die Nachricht von einer stellung des Films beauftragt. Tragödie in Marcellos Freundeskreis lässt ihn die Sinnlosigkeit seiner Es entstand eine beklemmende Studie über menschliche Einsamkeit Existenz begreifen, doch es fehlt ihm an Kraft und Willen, sie zu ver- und menschliche Güte, in der Anouk Aimée an der Seite des überra- ändern. Federico Fellini inszenierte eine schonungslose, triste Studie genden Gérard Philipe eine ihrer ersten wichtigen, weil nuancierten menschlicher innerer Vereinsamung, die filmisch und schauspiele- Rollen hat. risch zu den meisterhaftesten Kinoerlebnissen überhaupt gehört.

Jacques Becker wurde 1906 in Paris geboren. Nach einem Treffen Federico Fellini wurde 1920 in Rimini geboren. Mit zwölf Jahren mit US-Regisseur King Vidor, der ihn für den Film begeisterte, wurde brannte er von zu Hause durch, um zum Zirkus zu gehen. In Rom arbei- er von 1932-39 Regieassistent Jean Renoirs. Nach einem Jahr Kriegs- tete er als Comiczeichner und Drehbuchautor. Seit seinem Welterfolg gefangenschaft in einem deutschen Lager begann er 1942 Spielfilme LA STRADA, mit seiner Frau Giulietta Masina in der Hauptrolle, galt er zu drehen. Von den Regisseuren der als Repräsentant des neuen italieni- Nouvelle Vague wurde er wegen des schen Films und feierte internationa- Durchbrechens filmischer Konven- le Erfolge. Mit einem eigenwilligen, tionen gefeiert. Becker, der nur 13 Ästhetik und Üppigkeit mischenden Filme drehte, starb 1960 in Paris. Stil schuf er einige der bedeutend- Spielfilme (Auswahl): DERNIER ATOUT sten Werke der Filmgeschichte. (1942), ANTOINE ET ANTOINETTE (1947), Spielfilme (Auswahl): LUCI DEL VATIETÀ CASQUE D’OR (1952), LES AVENTURES (1950), LA STRADA (1954), LA DOLCE VITA D’ARSÈNE LUPIN (1957), MONTPARNASSE (1960), 8 1/2 (1963), ROMA (1972), 19 (1958), LE TROU (1960) AMARCORD (1973), GINGER E FRED (1986)

Regie Jacques Becker Regie Federico Fellini Frankreich/Italien 1959, 108 min, OF Italien/Frankreich 1960, 171 min, DF Drehbuch Michel-Georges Michel Drehbuch Federico Fellini, Ennio Flaiano, Tullio Pinelli Kamera Christian Matras Kamera Otello Martelli Schnitt Marguerite Renoir Schnitt Leo Catozzo Produktion Sandro Pallavicini, Henry Deutschmeister Musik Nino Rota Produktion Giuseppe Amato, Franco Magli, Angelo Rizzoli Darsteller Anouk Aimée, Gérard Philipe, Lino Ventura, Lili Palmer, Lea Padovani, Lila Kedrova, Gérard Séty Darsteller Marcello Mastroianni, Anouk Aimée, Anita Ekberg, 10 Yvonne Furneaux, Lex Barker, Magali Noël, Alain Cuny Hommage an Anouk Aimée LOLA UN HOMME ET UNE FEMME Lola, das Mädchen aus dem Hafen Ein Mann und eine Frau

Fr 27.6. 20.00 Uhr in Anwesenheit von Anouk Aimée (angefragt) Sa 28.6. 20.00 Uhr I Di 1.7. 18.00 Uhr Bei einem Aufenthalt in Nantes erkennt die Nachtclubsängerin Anne und Jean-Louis, von Beruf Rennfahrer, sind Witwer und haben Cécile, die für ihre Bühnenauftritte den Namen Lola wählt, in einem jeweils ein Kind aus der vorherigen Beziehung. Als sie ihre Kinder in Einkaufscenter ihren Jugendfreund Roland, einen träumerischen, einem Internat besuchen, treffen sie sich, und Jean-Louis fährt sie mit ziellos durch das Leben streifenden Mann. Kurz nach ihrem Wieder- dem Auto nach Paris zurück. Sie beschließen, sich eine Woche spä- sehen gesteht er ihr seine Liebe und bittet sie, bei ihm zu bleiben. ter am gleichen Ort zu treffen. Als sie feststellen, dass jeder seinen Cécile aber möchte sich nicht binden, da sie schon seit Jahren auf Ehepartner auf tragische Weise verloren hat, suchen sie Halt in den den verschwundenen Vater ihres Sohnes, einen amerikanischen Armen des anderen. Durch den intensiven Einsatz von Handkameras Matrosen, wartet. Regisseur Jacques Demy widmete sein zauberhaf- und das weitestgehend improvisierte Spiel der Darsteller, die beim tes „Musical ohne Musik“, bei dem Jean-Luc Godard die künstleri- Drehen immer die inzwischen zum Klassiker gewordene Filmmusik sche Aufsicht hatte, dem Meisterregisseur Max Ophüls, dem er in Stil Francis Lais hörten, entwickelte sich ein zutiefst ehrlicher, berühren- und Eleganz der Inszenierung huldigt. Angelehnt an Marlene der Film, dessen Bilder und Geschichte in die Filmgeschichte einge- Dietrichs Figur aus „Der blaue Engel“, brilliert Anouk Aimée in der gangen sind und der für die faszinierend spielende Anouk Aimée den Rolle der attraktiven, körperliche Präsenz ausstrahlenden Tänzerin größten Erfolg ihrer Karriere bedeutete. und wartenden Frau. Claude Lelouch, 1937 in Paris geboren, erhielt schon mit 13 Jahren Jacques Demy wurde 1931 in Pontchâteau geboren. Nach einem einen Kurzfilmpreis. Er arbeitete als Kameramann, filmte unter ande- Filmstudium in Nantes und Paris arbeitete er mit dem Zeichentrick- rem den Budapester Aufstand von 1956, drehte Kurzfilme und Werbe- filmer Paul Grimault und drehte Kurzfilme. Seinem ersten Spielfilm spots, bis ihm mit UN HOMME ET UNE FEMME, unter anderem mit dem LOLA folgten Filmklassiker wie LES PARAPLUIES DE CHERBOURG, LES Oscar und der Goldenen Palme der Filmfestspiele in Cannes ausge- DEMOISELLES DE ROCHEFORT und PEAU D'ANE. Demy, bis zu seinem Tod ver- zeichnet, der große Durchbruch gelang. heiratet mit der Filmemacherin Agnès Spielfilme (Auswahl): LE PROPRE DE Varda, starb 1990 in Paris. L’HOMME (1961), UN HOMME ET UNE Spielfilme (Auswahl): LOLA (1961), LES FEMME (1966), LE VOYOU (1970), TOUTE PARAPLUIES DE CHERBOURG (1964), LES UNE VIE (1974), LES UNS ET LES AUTRES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (1966), (1981) MODEL SHOP (1968), PEAU D’ANE (1970), UNE CHAMBRE EN VILLE (1982)

Regie Jacques Demy Regie Claude Lelouch Frankreich/Italien 1961, 90 min, OmeU Frankreich 1966, 102 min, OmeU Drehbuch Jacques Demy Drehbuch Claude Lelouch, Pierre Uytterhoeven Kamera Raoul Coutard Kamera Claude Lelouch Schnitt Anne-Marie Cotret, Monique Teisseire Schnitt Cloude Barrois Musik Michel Legrand Musik Francis Lai Produktion Georges de Beauregard, Carlo Ponti Produktion Cloude Lelouch Darsteller Anouk Aimée, Marc Michel, Jacques Harden, Darsteller Anouk Aimée, Jean-Louis Trintignant, Alan Scott, Elina Labourdette Pierre Barouh, Valérie Lagrange, Antoine Sire 11 Hommage an Anouk Aimée UN SOIR, UN TRAIN LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX Ein Abend … ein Zug Birkenau und Rosenfeld

Do 3.7. 18.00 Uhr Mi 2.7. 20.30 Uhr I Fr 4.7. 22.30 Uhr Der flämische Linguistikprofessor Mathias streitet sich mit seiner Myriam, Filmemacherin und Reporterin, die das KZ Auschwitz über- französischen Geliebten Anne über moralische Fragen. Dann fahren lebt hat, kehrt nach langen Jahren wieder auf das Gelände des sie mit dem Zug zu einem wissenschaftlichen Kongress. Während der Vernichtungslagers zurück und erinnert sich alles Verdrängten, sieht Fahrt schläft Mathias ein, träumt, hat Bilder seiner Frau vor Augen ihren ermordeten Vater wieder vor Augen. Bei ihren Erkundungen und sieht einen schweren Unfall. Als er aufwacht, steht der Zug still, trifft sie auf den jungen deutschen Fotografen Oskar, der es sich zur und Anne ist verschwunden. Auf der Suche nach ihr steigt er aus Aufgabe gemacht hat, das Unsichtbare zu zeigen, das sich in den KZ- dem Zug, der plötzlich ohne ihn weiterfährt. Zusammen mit zwei Ruinen befindet. Er bittet sie, ihm beim Entschlüsseln der Spuren zu ebenfalls ausgestiegenen Männern wandert er durch die irreal helfen. Nach anfänglicher Ablehnung gibt sie seinem Drängen nach, anmutende Umgebung, in der die Menschen seine Sprache nicht ver- und sie durchstreifen zusammen den Ort des unsichtbaren stehen und er der Fähigkeit zu kommunizieren beraubt ist. Der flämi- Schreckens. Marceline Loridan-Ivens, die Witwe des bedeutenden sche Regisseur André Delvaux meditiert auf rätselhafte und sugge- Dokumentarfilmers Joris Ivens, bannt eigene Erinnerungen auf die stive Weise über Liebe, Einsamkeit und Tod und nicht zuletzt die Leinwand und thematisiert die tragische Grausamkeit des Shoa- Spaltung eines Landes und der Menschen durch die Sprache. Überlebens, aber auch Formen des Überwindens und der Trauerar- beit. Als erste Filmemacherin erhielt sie für ihr Debüt, das sie wegen André Delvaux wurde 1926 in Heverlee geboren. Nach einem Studium Finanzierungsproblemen sieben Jahre lang vorbereiten musste, die der Rechtswissenschaften, der Philologie und der Musik drehte er Erlaubnis, auf dem Gelände Auschwitz-Birkenaus zu filmen. Dokumentarfilme für das belgische Fernsehen. Er wird weithin als Begründer des modernen belgischen Kinos angesehen. Delvaux Marceline Loridan-Ivens wurde 1928 in Epinal als Marceline starb 2002 in Valencia. Rosenberg geboren. Sie wurde 1943 mit ihrem Vater nach Auschwitz Spielfilme (Auswahl): DE MAN DIE ZIJN HAAR KORT LIET KNIPPEN (1965), UN deportiert, der dort umkam. Nach ihrer Heirat mit dem Dokumentar- SOIR, UN TRAIN (1968), RENDEZ-VOUS À BRAY (1971), BELLE (1973), L’ŒUVRE AU filmer Joris Ivens arbeiteten sie bis NOIR (1988) zu seinem Tod zusammen. LA PETITE PRAIRIE AUX BOULEAUX ist ihr erster Spielfilm. Spielfilme: LA PETITE PRAIRIE AUX BOULE- AUX (2003)

Regie André Delvaux Regie Marceline Loridan-Ivens Frankreich/Belgien 1968, 85 min, OF Frankreich/Deutschland/Polen 2003, 91 min, OmU Drehbuch André Delvaux nach dem Roman von Johan Daisne Drehbuch Marceline Loridan-Ivens, Jeanne Moreau, Kamera Ghislain Cloquet Elisabeth D. Prasetyo, Jean-Pierre Sergent Schnitt Suzanne Baron Kamera Emmanuel Machuel Produktion Mag Bodard Schnitt Catheriene Quesemand Produktion Ariel Askénazi, Bénédicte Lesage, Alain Sarde, Peter Sehr Darsteller Yves Montand, Anouk Aimée, Adriana Bogdan, Hector Camerlynck, François Beukelaers, Michael Gough Darsteller Anouk Aimée, August Diehl, Marilu Marini, 12 Zbigniew Zamachowski, Claire Maurier, Nathalie Nerval Neues französisches Kino 99 FRANCS CEUX QUI RESTENT 39,90 Sa. 28.6. 22.45 Uhr Sa 5.7. 18.00 Uhr So 29.6. 20.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Octave Parango arbeitet in der Werbebranche und nennt sich selbst Der Deutschlehrer Bertrand besucht jeden Nachmittag seine im „Weltverschmutzer“, denn er hat die Verlogenheit seines Berufes Krankenhaus liegende Frau, die an Brustkrebs leidet. Eines Tages längst erkannt. Mit allen Mitteln versucht er, entlassen zu werden, trifft er auf die junge Grafikerin Lorraine, der gerade ein Stapel aber er wird dadurch immer weiter befördert. Seine Frustration entlädt Papiere herunterfällt, als sie auf der Suche nach der Abteilung ist, in sich in Gewalt, Konsumkritik und sexuellen Ausschweifungen, die in die ihr Freund eingeliefert wurde. Zufällig treffen sie sich wieder, ver- ihrer Schonungslosigkeit an die Romane Houellebecqs erinnern. Kein abreden sich auf einen Kaffee und lernen sich näher kennen. Zufall, denn gerade dieser war es, der dem Autor der international Allmählich entsteht zwischen dem Melancholiker und der unbeküm- erfolgreichen gleichnamigen Romanvorlage, Frédéric Beigbeder, riet, merten Frau, die Angst vor Verantwortung hat, Vertrauen und dessen Erfahrungen durch die Arbeit in einer Werbeagentur zu Zuneigung, doch zugleich fühlen sich beide ihren Partnern verpflich- Papier zu bringen. Jan Kounen, be- tet. In den Hauptrollen des ernsten kannt für seinen stilistischen Einfall- Films, der einfache Antworten reichtum, gelang mit der Verfilmung scheut, agieren zwei der besten ein Feuerwerk an schwarzem Humor, Charakterdarsteller des französi- eine engagierte Tirade und eindring- schen Kinos, die ihren Figuren Nuan- liche Analyse eines orientierungs- cen und liebenswerte Schwächen losen Gegenwartsmenschen. verleihen.

Jan Kounen wurde 1964 in Utrecht Anne Le Ny spielte in zahlreichen geboren. Er studierte an der École Film- und Fernsehproduktionen mit. Nationale des Arts décoratifs in Für ihren von Agnès Jaoui produzier- Nizza und machte sich durch Werbe- ten Debütfilm CEUX QUI RESTENT, in dem spots und Musikvideos einen Namen. sie eine Nebenrolle spielt, erhielt sie Vor seinem Spielfilmdebüt drehte er Césarnominierungen für Regie und mehrere preisgekrönte Kurzfilme. Drehbuch. Spielfilme: DOBERMANN (1997), BLUE- Spielfilme: CEUX QUI RESTENT (2007) BERRY (2004), D’AUTRES MONDES (2004), 99 FRANCS (2007)

Regie Jan Kounen Regie Anne Le Ny Frankreich 2007, 100 min, OmU Frankreich 2007, 93 min, OmeU Drehbuch Nicolas & Bruno, Jan Kounen nach dem Roman von Frédéric Beigbeder Drehbuch Anne Le Ny Kamera David Ungaro Kamera Patrick Blossier Schnitt Anny Danche Schnitt Idit Bloch Produktion Alain Goldman, Marc Vadé Produktion Jean-Philippe Andraca, Christian Bérard Darsteller , Jocelyn Quivrin, Darsteller Vincent Lindon, Emmanuelle Devos, Yeelem Jappain, Patrick Mille, Vahina Giocante, Anne Le Ny, Grégoire Oestermann, Christine Murillo 13 Neues französisches Kino LES CHANSONS D’AMOUR ELLE S’APPELLE SABINE Sie heißt Sabine

Fr 4.7. 18.00 Uhr I So 6.7. 18.00 Uhr Do 3.7. 20.30 Uhr Ismaël, Julie und Alice führen ein Dreiecksverhältnis, das zwischen Über Jahre hinweg filmte die bekannte Schauspielerin Sandrine Verlangen und Beleidigung, Zärtlichkeit und Schmerz hin und her Bonnaire ihre autistische Schwester Sabine. Bilder einer schönen, pendelt. Dann kommt es zu einem Unfall, einem Abschied, der vor fröhlichen Frau wechseln sich mit Belegen einer tragischen und allem das Leben Ismaëls aus der Bahn wirft. Nach einer langen unheilbaren Krankheit. Sabines Jahre in der geschlossenen Phase der Leere, der Abwesenheit eines Lebensinhalts, kehrt die Psychiatrie und die schrecklichen Folgen dieser Behandlung Hoffnung jedoch allmählich wieder zu ihm zurück. Nicht nur durch die („Sabine hatte trotz ihrer Krankheit viele Fähigkeiten. In der Dreiteilung des Sujets gibt sich der im Stil der nouvelle vague gedreh- Psychiatrie wurden sie zerstört, abgetötet“, so Bonnaire) sind te Film, in dem einige der besten Jungschauspieler Frankreichs agie- zugleich ein Plädoyer für einen humaneren, angemesseneren ren, als Liebeserklärung an LES PARAPLUIES DE CHERBOURG zu erkennen, Umgang mit Erkrankten. „Sie hat Hoffnung, das erhält sie – wie uns sondern auch durch die Gesangsein- alle – am Leben“, sagt Bonnaire über lagen, die entscheidende Situationen die Portraitierte, die sie mit gleicher geschickt akzentuieren und für deren Liebe und schwesterlicher Zunei- Musik – eine interessante Synthese gung mit der Kamera festhält wie aus Michel Legrand, Jacques Brel Maximillian Schell seine Schwester und Carla Bruni – Alex Beaupain mit Maria. Für ihre Dokumentation er- einem César ausgezeichnet wurde. hielt sie bei den Filmfestspielen in Cannes 2007 den FIPRESCI-Preis der Christophe Honoré, 1970 in Carhaix in internationalen Filmkritik. der Bretagne geboren, begann 1995 als Kritiker für die Cahiers du cinéma Sandrine Bonnaire wurde 1967 in zu schreiben. 1996 erschien sein Clermont-Ferrand geboren. Ihre erster Jugendroman, seitdem sind Schauspielkarriere begann sie be- zahlreiche weitere Bücher veröffent- reits mit 16 Jahren. Sie spielte unter licht worden. Er verfasst Theater- der Regie von Jacques Rivette, stücke und Drehbücher, zuletzt für Agnès Varda, André Téchiné, Claude APRÈS LUI (2006) von Gaël Morel. Chabrol und wurde mit zahlreichen Spielfilme: 17 FOIS CÉCILE CASSARD Filmpreisen ausgezeichnet. ELLE S’AP- (2000), MA MÈRE (2004), DANS PARIS PELLE SABINE ist ihr Debütfilm. (2006), LES CHANSONS D’AMOUR (2007) Filme: ELLE S’APPELLE SABINE (2007)

Regie Christophe Honoré Regie Sandrine Bonnaire Frankreich 2007, 100 min, OmeU Frankreich 2007, 85 min, OmU Drehbuch Christophe Honoré, Gaël Morel Drehbuch Sandrine Bonnaire, Catharine Cabrol Kamera Rémy Chevrin Kamera Sandrine Bonnaire, Catharine Cabrol Schnitt Chantal Hymans Schnitt Svetlana Vaynblatt Musik Alex Beaupain Musik Jefferson Lambaye, Nicola Piovani Produktion Paulo Branco Darsteller Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni, 14 Clothilde Hesme, Grégoire Leprince-Ringuet, Alice Butaud Neues französisches Kino ENTRE LES MURS FLANDRES Die Klasse

Sa 5.7. 20.00 Uhr Fr 27.6. 22.45 Uhr I Sa 28.6. 18.00 Uhr Erst am letzten Wettbewerbstag des diesjährigen Filmfestivals in Der flämische Landwirt Demester und Barbe sind seit Kindertagen Cannes gezeigt, ging das Werk des Regisseurs Laurent Cantet am Freunde. Sie schlafen miteinander, dauerhaft binden möchte sich Ende als strahlender Sieger der Goldenen Palme hervor und gewann Barbe jedoch nicht. Dann wird Demester als Soldat zum Krieg in ein die Trophäe als erster französischer Film nach 21 Jahren. Schon von fremdes Land einberufen, wo er mit zwei Freunden schrecklichste Anfang an stand fest, dass jene Filme zu den Favoriten zählen wür- Gewalt erlebt. Als einziger seiner Einheit kehrt er für immer verändert den, die sich mit den sozialen und politischen Problemen der nach Hause zurück, wo Barbe zunehmend von Wahnanfällen gepei- Gegenwart beschäftigen – diese Vorgaben erfüllt die Verfilmung des nigt wird. Direkte, realistische Inszenierung und eine nihilistische gleichnamigen Romans von François Bégaudeau punktgenau. Prota- Sicht prägen den Stil Bruno Dumonts, der, allen Konventionen des gonist des im dokumentarischem Stil gedrehten Films ist der Lehrer Filmerzählens trotzend, das Geschehen in Bresson’scher Tradition François, gespielt vom Autor selbst, der an einer Schule in einem auf das Nötigste reduziert und die Pariser „Quartier difficile“ unterrichtet und mit den Problemen der Wirklichkeit in ihre Phänomene zer- größtenteils aus einem Migrantenmilieu stammenden Schüler kon- legt: „Ich will sehen, ob es mir frontiert wird. Ein Jahr lang folgt der Zuschauer seinen eindringlichen gelingt, die Oberfläche filmisch zu und unterhaltsamen Annäherungsversuchen. negieren und zu den tieferen Schich- Laurent Cantet wurde 1961 in Melle geboren. Nach einem Regie- ten vorzudringen“. 2006 wurde sein studium am Pariser Institut des hautes études cinématographiques Film mit dem Spezialpreis der Jury in (La fémis) drehte er 1994 seinen ersten Kurzfilm, für den er den Jean- Cannes ausgezeichnet. Vigo-Preis erhielt. Für seinen ersten Spielfilm RESSOURCES HUMAINES (1999) wurde er mit dem César für das beste Erstlingswerk ausge- Bruno Dumont wurde 1958 in Bailleul zeichnet. geboren. Nachdem er an mehreren Spielfilme: RESSOURCES HUMAINES (1999), L’EMPLOI DU TEMPS (2001), VERS LE Filmhochschulen abgelehnt wurde, SUD (2005), ENTRE LES MURS (2008) studierte und unterrichtete er Philo- sophie und drehte Werbefilme. Schon mit seinem zweiten Film L’HUMANITÉ gewann er den großen Preis der Jury in Cannes. Spielfilme: LA VIE DE JÉSUS (1997), L’HUMANITÉ (1999), TWENTYNINE PALMS (2003), FLANDRES (2006)

Regie Laurent Cantet Regie Bruno Dumont Frankreich 2007, 128 min, OmU Frankreich 2006, 91 min, OmeU Drehbuch François Bégaudeau, Robin Campillo, Laurent Cantet Drehbuch Bruno Dumont nach dem Roman von François Bégaudeau Kamera Yves Cape Kamera Pierre Milon Schnitt Guy Lecorne Schnitt Robin Campillo Produktion Rachid Bouchareb, Jean Bréhat Caroline Benjo, Carole Scotta Produktion Darsteller Adélaïde Leroux, Samuel Boidin, Henri Cretel Darsteller François Bégaudeau, Nassim Amrabt, Laura Baquela, Juliette Demaille Jean-Marie Bruveart, David Poulain 15 Neues französisches Kino IL Y A LONGTEMPS QUE JE T'AIME NAISSANCE DES PIEUVRES Wasserlilien

Fr 4.7. 20.00 Uhr Di 1.7. 20.00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Nach 15 Jahren wird Juliette, die ihren sechsjährigen Sohn getötet Die Freundinnen Marie und Anne sind 15 und leben in einem Vorort hatte, aus der Haft entlassen und von ihrer kleinen Schwester Léa, zu von Paris. Es ist Sommer, und man geht ins örtliche Schwimmbad. der sie die ganze Zeit über keinen Kontakt hatte, aufgenommen. Während Anne schon über weibliche Reize verfügt, schämt sich Bleiben sie zunächst noch kühl und distanziert, merken die Marie wegen ihres noch sehr jungenhaften Körpers. Das Mädchen Schwestern zunehmend, wie sehr sie einander gefehlt haben, und verliebt sich in die attraktive Synchronschwimmerin Floriane, kann nähern sich an, zum Unwillen von Léas Mann. Das gegenseitige ihre Schüchternheit aber nicht überwinden und sich dieser annä- Misstrauen besteht aber weiter, bis die Hintergründe von Juliettes hern. Unterdessen eifert Anne um die Gunst François’, der wiederum Tat ans Licht kommen. Langsam und sorgfältig, voller Zärtlichkeit und nur an Floriane denkt. Auch deren Angst vor Nähe und Unsicherheit Respekt gegenüber den Figuren entwickelt sich die Geschichte portraitiert der Film auf sensible, dabei genaue und doch ironisch- zweier Schwestern, die, so Regisseur distanzierte Weise. Zugleich verfügt Philippe Claudel, von „unseren Ge- er über eine eindrucksvolle künstle- heimnissen und unserem Einge- rische Ebene, indem die Symbolik sperrtsein“ handelt. Claudels Debüt- des Wassers und der Farben unauf- film erhielt auf der diesjährigen dringlich ihre Wirkung im Gang der Berlinale den Preis der Ökumeni- Handlung entfaltet. schen Jury. Céline Sciamma wurde 1980 in Philippe Claudel wurde 1962 in Dom- Cergy-Pontoise geboren. Nach dem basle-sur-Meurthe geboren. Nach Abschluss des Studiums der franzö- einem Lehramtsstudium unterrichte- sischen Literatur studierte sie Dreh- te er an einem Gymnasium. 2004 buch an La fémis, der bedeutendsten erschien sein Erfolgsroman „Die französischen Filmhochschule. Für grauen Seelen“. Er veröffentlichte ihren Debütfilm erhielt sie drei César- weitere Romane und Erzählungen und nominierungen und bei den Französi- hat eine Professur im Fachbereich schen Filmtagen 2007 in Tübingen Literatur an der Universität Nancy II. den Preis der Deutsch-Französischen IL Y A LONGTEMPS QUE JE T’AIME ist sein Jugendjury. Debüt als Regisseur. Spielfilme: NAISSANCE DES PIEUVRES Spielfilme: IL Y A LONGTEMPS QUE JE T’AIME (2007) (2008)

Regie Philippe Claudel Regie Céline Sciamma Frankreich 2008, 115 min, OmU Frankreich 2007, 85 min, OmU Drehbuch Philippe Claudel Drehbuch Céline Sciamma Kamera Jérôme Alméras Kamera Crystel Fournier Schnitt Virginie Bruant Schnitt Julien Lacheray Produktion Yves Marmion Produktion Bénédicte Couvreur, Jérôme Dopffer Darsteller Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge Hazanavicius, Darsteller Pauline Acquart, Louise Blachère, Laurent Grévill, Frédéric Pierrot, Claire Johnston Adele Haenel, Warren Jacquin 16 Impressum PRÊTE-MOI TA MAIN

So 29.07. 18.00 Uhr Erfolgreich, gut betucht, im besten Alter und Junggeselle – der Veranstalter Parfumeur Luis genießt sein Leben und das Ungebundensein in vol- Deutsches Filminstitut e.V. / Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main len Zügen. Seine Familie, die unter anderem aus einer Mutter, fünf In Zusammenarbeit mit Schwestern und einer noch größeren Anzahl Nichten besteht, sieht dem Bureau du Cinéma de l’ Ambassade de France, dies mit Unmut. Ihrer Verkuppelungsversuche überdrüssig, heuert er Julien Lamy, Karine Azoubib, dem Institut Français die Schwester eines Freundes an, die seine Verlobte spielen und sich Frankfurt, Bruno Peyrefitte und Ricarda Oeler sowie bei der Familie so daneben benehmen soll, dass das Thema Heirat der Deutsch-Französischen Gesellschaft, Christophe Braouet endgültig passé ist. Alain Chabat, erfolgreicher Komiker, Produzent Herzlichen Dank an und Regisseur, spielt einen Charmeur à la Cary Grant, Sängerin und Ministère des Affaires étrangères, Paris Schauspielerin Gainsbourg seine Studio Canal +, Paris I Films distribution, Paris freche Komplizin. Innovativ, stilsicher Tamasa Distribution, Paris I Cinémathèque / Ville de Luxembourg I Royal Belgian Filmarchive, Brüssel und in bester französischer Tradition Bundesarchiv-Filmarchiv Intramovies, Rom inszeniert, lockte die Komödie in Warner Bros. Pictures Germany, Hamburg Frankreich mehr als 3,5 Millionen Alamode Film, München I Concorde Filmverleih Zuschauer in die Kinos. GmbH, München I Arsenal Filmverleih, Tübingen BFILM Verleih, Berlin I Pro-Fun Media, Frankfurt Eric Lartigau wurde 1964 geboren. Programmheft Zwischen 1988 und 1993 arbeitete er Texte Gary Vanisian Redaktion Ulrike Stiefelmayer, Winfried Günther als Regieassistent unter anderem für Gestaltung conceptdesign günter Illner, offenbach Pascal Thomas und Edouard Moli- Anschrift naro und führte Regie für das Fern- Deutsches Filmmuseum I Schaumainkai 41 sehen. 60596 Frankfurt am Main Info und Kartenreservierung: Tel. 069 / 961 220 220 Spielfilme: MAIS QUI A TUÉ PAMELA www.deutsches-filmmuseum.de ROSE? (2003), UN TICKET POUR L’ESPACE (2006), PRÊTE-MOI TA MAIN (2006) Mit freundlicher Unterstützung von

Regie Eric Lartigau Frankreich 2006, 85 min, OmeU Drehbuch Alain Chabat, Philippe Mechelen, Laurent Tirard, Grégoire Vigneron, Laurent Zeitoun Kamera Régis Blandeau Schnitt Jueliette Welsling Produktion Amandine Bilot, Patrick Bordier, Alain Chabat Darsteller Alain Chabat, Charlotte Gainsbourg, Bernadette Lafont, Wladimir Yordanoff, Véronique Barrault 17 Bureau du Cinéma Berlin Institut Français Frankfurt Deutsch-Französische Gesellschaft