Open Source in Kommunen (5/2021
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Logo-21-21.indd 1 18.01.2012 12:39:49 Open Source in Kommunen Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität Teil 1: Grundverständnis, Potenziale und Herausforderungen Bericht Nr. 05/2021 Dieser KGSt®-Bericht ist ein Produkt der KGSt®. Er steht unter der Creative-Commons- Lizenz CC-BY-SA 4.0 (Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die Bildnachweise beschreiben einige Aus- nahmen. KGSt Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement Gereonstraße 18-32 50670 Köln Telefon +49 221 37689-0 Telefax +49 221 37689-7459 E-Mail-Syntax: [email protected] Die KGSt im Internet: http://www.kgst.de Titelbild © ar130405 - stock.adobe.com Hinweis zur männlichen und weiblichen Schreibweise in KGSt®-Berichten: Überall dort, wo es sinnvoll ist, verwenden wir geschlechtsübergreifende Begriffe. Wenn es diese nicht gibt, verwenden wir im Allgemeinen die weibliche und männliche Sprachform. Sollte dies dazu führen, dass der Text dadurch schwer zu lesen ist, verwenden wir die männli- che Form. Im Einzelfall nutzen wir auch das Gendersternchen. KGSt® B 5/2020: Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität (Teil 1) KGSt®-Bericht 5/2021 Kennung für die Suche im KGSt®-Portal: 20210630A0003 Köln, den 09.07.2021 Anika Krellmann T +49 221 37689-38 [email protected] Was Sie in diesem Bericht erwartet Digitale Souveränität. Die aktuellen politischen Debatten, Veranstaltungen, Kongresse und Fachartikel greifen dieses Thema zunehmend auf. Bei der Souveränität geht es im Kern um Selbstbestimmung. Was meinen Sie, was macht die Selbstbestimmung in einer zunehmend digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt aus? In diesem KGSt®-Bericht erfahren Sie, dass die Digitale Souveränität viele Facetten hat – zwei bedeutende sind die technologische Souveränität und die Datensouveränität. Zentrale Hebel zur Stärkung dieser Facetten sind der Einsatz von Open-Source-Software (OSS) und Offenen Standards in der Verwaltung. Bereits im Jahr 2020 hat die KGSt® mit Unterstützung des Deutschen Städtetages und der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e. V. (VITAKO) eine Umfrage zum Thema „Open Source in Kommunen“ durchgeführt. Ergebnis: Viele Kommunen sehen sich in kritischer Abhängigkeit von einzelnen nationalen und internationalen Software-Anbie- tern. Gleichzeitig hat der Einsatz von Open-Source-Software, die sich gerade durch eine her- stellerunabhängige Lizenz auszeichnet, noch viel Potenzial. Vielfach fehlt es noch an Erfah- rung und Know-how. Chancen wie eine intensivere interkommunale Zusammenarbeit und gemeinsame Entwicklung und Nachnutzung technischer Lösungen bleiben aktuell noch unge- nutzt. Dabei ist gerade die IT-Verantwortung im Zuge der zunehmenden Digitalisierung Teil des kommunalen Gestaltungsauftrags und der kommunalen Selbstverwaltung. In einer gemeinsamen Initiative zum Thema „Digitale Souveränität“ haben der Deutsche Städ- tetag und die KGSt® das Thema aufgegriffen. Das Diskussionspapier „Digitale Souveränität von Kommunen stärken“ vom Deutschen Städtetag skizziert einen übergeordneten strategi- schen Rahmen.1 Dieser KGSt®-Bericht, der mit einer Vielzahl kommunaler Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen und weiteren Partnerinnen und Partnern aus dem Open-Source-Ökosystem entstanden ist, gibt konkrete Hinweise dazu, was genau „Open Source“ bedeutet, welche guten Beispiele es gibt, aber auch, vor welchen Herausforderungen Kommunen bei der Einführung und Nutzung von OSS stehen und mit welchen Vorurteilen OSS, sehr häufig zu Unrecht, behaftet ist. Die Arbeitsergebnisse helfen Ihnen, sich mit den Potenzialen von OSS für Ihre Kommune ganz konkret auseinanderzusetzen, den Weg hin zu 1 Vgl. Deutscher Städtetag (2020). Seite 3 KGSt® B 5/2020: Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität (Teil 1) mehr OSS zu ebnen und Ihre Verwaltung sukzessive auf die mit dem Einsatz von OSS ver- bundenen Steuerungsfragen vorzubereiten. Bitte bedenken Sie bei der Diskussion um OSS in Kommunen, dass es sich dabei stets nur um einen Baustein zur Stärkung der Digitalen Souveränität handelt. Wichtig ist, dass Sie in technologischer Hinsicht gestaltungsfähig sind und bleiben. Das ermöglichen auch hersteller- spezifische Software-Lizenzen, beispielsweise dann, wenn es am Markt eine Auswahl aus unterschiedlichen Software-Produkten gibt und sie jederzeit den Anbieter wechseln können, oder wenn Sie sich vertragliche Mitgestaltungsrechte gesichert haben, wenn Sie also keinem Herstellereinschluss2 unterliegen. Eine vollständige Autonomie ist – wie in anderen Markt- segmenten auch – nicht realisierbar, es ist allerdings wichtig, Abhängigkeiten zu erkennen und die Steuerungsfähigkeit zu erhalten. Daneben muss die datenschutzkonforme Datenverarbei- tung stets sichergestellt sein und die Kommune bzw. die Bürgerinnen und Bürger müssen souverän über ihre Daten verfügen können. In diesem KGSt®-Bericht liegt der Schwerpunkt auf dem Einsatz von OSS, weil die Gover- nance-Prozesse innerhalb der Verwaltung häufig noch zu wenig darauf ausgerichtet sind: Dafür ist zunächst ein Grundverständnis zu schaffen und Chancen sowie Herausforderungen sind zu transportieren. Dann ist eine Open-Source-Governance umzusetzen: Dabei geht es um Fragen der IT-strategischen Ausrichtung, der Vergabe und Beschaffung, der Revision, des Lizenzmanagements, aber auch der Nutzendenzentrierung. Diese Fragen wird die KGSt® in einem weiteren KGSt®-Projekt aufarbeiten. 2 Der sog. Herstellereinschluss (engl. Vendor-Lock-in) meint die Abhängigkeit von einem spezifischen IT- oder Cloud-Anbieter durch das Fehlen praktikabler Wechselmöglichkeiten. Alle Begrifflichkeiten, die mit einem gekennzeichnet sind, finden Sie ausführlicher erläutert im Glossar (vgl. Anlage 7). Seite 4 KGSt® B 5/2021: Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität (Teil 1) Inhalt 1 Diskussion über die Digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung 7 1.1 Bedeutung und gemeinsames Verständnis 8 1.1.1 Technologische Trends 9 1.1.2 Kommunale Gestaltungsfelder 11 1.1.3 Digitale Souveränität und zentrale Handlungsfelder für das kommunale Management 12 1.2 Einordnung in den internationalen und europäischen Kontext 19 1.3 Nationale Entwicklungen und aktuelle Aktivitäten des IT-Planungsrates 22 1.4 Bedeutung für Kommunen 24 2 Grundlagen zu Open-Source 27 2.1 Begriff und gemeinsames Verständnis von OSS 27 2.2 Chancen und Herausforderungen für Kommunen 29 2.2.1 Freiheit zur Nutzung der Software (Verwendung) 31 2.2.2 Freiheit zur Einsicht in den Quellcode (Verstehen) 33 2.2.3 Freiheit zur Veränderung des Codes (Verbessern) 33 2.2.4 Freiheit zur Nachnutzung der Software (Verbreiten) 35 2.3 Lizenzmodelle im Kontext von OSS 36 2.4 Offene Standards: Grundlage für eine digital souveräne Verwaltung 37 2.5 Anforderungen an eine Open-Source-Governance 41 3 OSS und Offene Standards in ausgewählten Bereichen 44 3.1 IT-Infrastruktur und Digitaler Arbeitsplatz 44 3.2 Geoinformationen und Geoinformationssysteme 49 3.3 Bildung und Schule 52 4 Mythos, Vorurteil oder Wahrheit? Wissenswertes zu OSS 57 5 Gutachtliches Verfahren 62 6 Literaturverzeichnis 65 Seite 5 KGSt® B 5/2021: Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität (Teil 1) 7 Glossar 74 8 Anlagen: Vertiefung und Good Practices im Kontext von OSS 83 8.1 Musterlastenheft kommunale Datensouveränität 84 8.2 Do-FOSS – Dortmunder Initiative für Freie und Open-Source-Software: Strategische Herangehensweise einer Großstadt am Beispiel der Stadt Dortmund 85 8.3 Die Analogie der Open-Source-Tomate 89 8.4 Erläuterung und Illustration sog. „Forks“ 90 8.5 Freie Software in Dortmund – Eine Auflistung 92 8.6 OPSI am Beispiel der Stadt Krefeld 95 8.7 Univention Corporate Server 98 8.8 Jitsi Meet am Beispiel der Stadt Bühl (u. a.) 101 8.9 Open-Source-Webkonferenzsystem – Big Blue Button 108 8.10 Nextcloud/ownCloud am Beispiel der Stadt Mannheim 111 8.11 Rocket.Chat: Die Open-Source Kommunikationsplattform am Beispiel der Stadt Neustadt an der Weinstraße 113 8.12 re@di – regional.digital in Mittelbaden 116 8.13 Projekt Phoenix – Der cloudbasierte Web-Arbeitsplatz für die Öffentliche Verwaltung (Dataport) 119 8.14 Masterportal.org – Open Source aus der Verwaltung für die Verwaltung 120 8.15 UCS@school 122 8.15.1 Zentrales Identitäts- und Berechtigungsmanagement für Schulträger 122 8.15.2 Schulserver und pädagogische Funktionen 123 8.15.3 Meinungen von Schulträgern zur UCS@school 124 8.16 ILIAS E-Learning (Landkreis Marburg-Biedenkopf) 126 8.17 DKAN in NRW 128 8.18 Machbarkeitsnachweise zur Stärkung der Digitalen Souveränität (BMI) 131 Seite 6 KGSt® B 5/2021: Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität (Teil 1) 1 Diskussion über die Digitale Souveränität der Öffentlichen Ver- waltung Die Digitale Souveränität ist längst ein Thema der Öffentlichen Verwaltung in Deutschland und zunehmend auch in Städten, Kreisen und Gemeinden. Dabei sollte man doch meinen, das Thema ist nicht neu. Wieso ist es höchste Zeit, dass sich das kommunale Management intensiv mit der Digitalen Souveränität auseinandersetzt? Und was sind konkrete An- satzpunkte für das kommunale Management, um die Digitale Souveränität zu stärken? Die Digitale Souveränität steht aktuell weit oben auf der politisch-strategischen Agenda und ist Diskussionsgegenstand auf Fachkongressen und in den Medien. Dabei handelt es sich um einen „schillernden Begriff“ mit vielen Facetten und unterschiedlichen Zugängen. Das erste Kapitel macht daher zunächst das weite Feld der Digitalen Souveränität auf und erläutert,