Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

Glückstadt und Umland

Endbericht

im März 2014

Gertz Gutsche Rümenapp GEWOS GmbH Stadtentwicklung und Mobilität GbR Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH Dipl.-Ing. Martin Albrecht Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche Dipl.-Geogr. Felix Arnold Dipl.-Geogr. Anne Kis Dipl.-Geogr. Gesine Holst

Ruhrstraße 11 Maurienstr. 5 22761 Hamburg 22305 Hamburg Tel: (040) 85 37 37 – 41 Tel: (040) 697 12-0 Fax: (040) 85 37 37 – 42 Fax: (040) 697 12-220 [email protected] [email protected] www.ggr-planung.de www.gewos.de

Förderhinweis:

Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland erfolgte durch Mittel des Bundes, des Landes Schleswig- Holstein und der Stadt Glückstadt im Rahmen des Städtebauförderungsprogrammes „Kleinere Städte und Gemeinden- überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis 4

Tabellenverzeichnis 7

1 Einleitung 8

1.1 Hintergrund und Aufgabenstellung 8

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes 9

1.3 Methodik 9

2 Rahmenbedingungen 13

2.1 Allgemeine Rahmendaten 13

2.2 Bisherige Bevölkerungsentwicklung 18

2.2.1 Geburten und Sterbefälle 23 2.2.2 Zu- und Abwanderungen 24 2.3 Künftige Bevölkerungsentwicklung 28 2.3.1 Basis-Szenario 28 2.3.2 Maximal-Szenario 30

3 Themen der Daseinsvorsorge 33

3.1 Auswahl der Infrastrukturbereiche 33

3.2 Infrastrukturbereiche, die nicht oder nur am Rande Berücksichtigung fanden 34

4 Status Quo und Handlungsbedarfe in den vertiefend betrachteten Infrastrukturbereichen 35 4.1 Brand- und Katastrophenschutz 35 4.2 Mobilität und Erreichbarkeit 49 4.3 Jugendarbeit und Freizeit 63 4.4 Pflege 72 4.5 Medizinische Versorgung 84 4.6 Breitbandversorgung 93 4.7 Arbeitsgruppe „Wohnen“ (Wohnungsmarktkonzept) 101

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

5 Zukunftskonzept Daseinsvorsorge 104

5.1 Herausforderungen und Schwerpunktsetzungen 104

5.2 Leitziele 106

5.3 Maßnahmenkonzept 107

6 Erläuterung der Maßnahmen im Detail 110

6.1 Brand- und Katastrophenschutz (BK) 110

6.1.1 Prioritäre Maßnahmen 110

6.1.2 Weitere Maßnahmen 112

6.2 Mobilität und Erreichbarkeit (ME) 114

6.2.1 Prioritäre Maßnahmen 114

6.2.2 Weitere Maßnahmen 119

6.2.3 Nachrichtlich: Handlungsempfehlungen Zusatzgutachten zur Barrierefreiheit 122

6.3 Jugendarbeit und Freizeit (JF) 125

6.3.1 Prioritäre Maßnahmen 125

6.3.2 Weitere Maßnahmen 128

6.4 Pflege (PF) 130

6.4.1 Prioritäre Maßnahmen 130

6.4.2 Weitere Maßnahmen 134

6.5 Medizinische Versorgung (MV) 137

6.5.1 Prioritäre Maßnahmen 137

6.5.2 Weitere Maßnahmen 137

6.6 Breitbandversorgung (BB) 138

6.6.1 Prioritäre Maßnahmen 138

6.6.2 Weitere Maßnahmen 139

7 Umsetzungsprozess 140

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Das Untersuchungsgebiet des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge und des Wohnungsmarktkonzeptes Glückstadt und Umland ...... 9

Abbildung 2 Analysephase des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge ...... 10

Abbildung 3 Strategieentwicklung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge ...... 12

Abbildung 4 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Glückstadt und Umland, 2000 bis 2012 ...... 14

Abbildung 5 Einpendlerinnen und Einpendler sowie Auspendlerinnen und Auspendler in Glückstadt, 2000 bis 2012 ...... 15

Abbildung 6 Pendlerbewegungen in Glückstadt und Umgebung, 2012 ...... 16

Abbildung 7 Arbeitslose nach SGB II und III in Glückstadt und Umland, 2005 bis 2012.... 17

Abbildung 8 Kaufkraft pro Person differenziert nach Gemeinde/Stadt, 2012 ...... 17

Abbildung 9 Bisherige Bevölkerungsentwicklung in Glückstadt und den Umlandgemeinden (Absolutwerte, 2000-2011) ...... 18

Abbildung 10 Bisherige Bevölkerungsentwicklung in Glückstadt und den Umlandgemeinden (relative Entwicklung, 2000-2011) ...... 19

Abbildung 11 Veränderung der Einwohnerzahl zwischen 2005 und 2012 nach Stadtquartier und Umlandgemeinde...... 20

Abbildung 12 Anteil der unter 18-Jährigen Ende 2005 in Glückstadt und den Umlandgemeinden (oben) und Veränderung der Zahl der unter 18-Jährigen bis 2012 (unten) ...... 21

Abbildung 13 Anteil der über 65-Jährigen Ende 2005 in Glückstadt und den Umlandgemeinden (oben) sowie Veränderung der Zahl der über 65-Jährigen zwischen 2005 und 2012 (unten)...... 22

Abbildung 14 Geburten und Sterbefälle in Glückstadt und Umland (2006 bis 2011) ...... 23

Abbildung 15 Geburten und Sterbefälle je 1.000 EW in Glückstadt und Umland (2006 bis 2011) ...... 24

Abbildung 16 Wanderungssaldo 2003-2010 in Glückstadt und den Umlandgemeinden...... 25

Abbildung 17 Wanderungssaldo 2003-2010 nach Altersgruppe/Geschlecht differenziert, Glückstadt ...... 26

Abbildung 18 Wanderungssaldo 2003-2010 nach Altersgruppe/Geschlecht differenziert, Umland ...... 27

Abbildung 19 Basis-Szenario der kleinräumigen Bevölkerungsprognose (Glückstadt und Umland) ...... 28

Abbildung 20 Basis-Szenario nach Altersklassen (Glückstadt) ...... 29

Abbildung 21 Basis-Szenario nach Altersklassen (Umlandgemeinden) ...... 30

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 22 Maximal-Szenario im Vergleich zum Basis-Szenario (zukünftige Bevölkerungsentwicklung 2010 bis 2025) ...... 31

Abbildung 23 Maximal-Szenario nach Altersklassen (Glückstadt)...... 32

Abbildung 24 Standortstruktur der Freiwilligen Feuerwehren im Untersuchungsraum ...... 36

Abbildung 25 Anzahl der Feuerwehrangehörigen in den Einsatz-, Reserve und Jugendabteilungen (ohne Ehrenabteilungen) (Stand: 2013) ...... 37

Abbildung 26 Altersstruktur in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren. Ausscheiden aus Altersgründen bis 2020 bzw. 2030 (gegenüber 2013) ...... 39

Abbildung 27 Anzahl der innerhalb von 8 bzw. 13 Minuten ausrückebereiten Einsatzkräfte differenziert nach Einsatzperiode ...... 42

Abbildung 28 Anzahl der Einsätze im Tagesverlauf ...... 43

Abbildung 29 Anzahl der Einsätze in der Untersuchungsregion ...... 44

Abbildung 30 Anteil der Einsätze nach Einsatzart...... 45

Abbildung 31 Einsätze in Glückstadt: Anteil der Einsätze nach Anzahl der beteiligten Feuerwehren ...... 46

Abbildung 32 Einsätze in den Umlandgemeinden: Anteil der Einsätze nach Anzahl der beteiligten Feuerwehren ...... 47

Abbildung 33 Anzahl der Einsätze der FW Glückstadt sowie der FW nach Zielorten...... 48

Abbildung 34 Stadtbusverkehre Glückstadt ...... 51

Abbildung 35 Veränderung der Altersstruktur in Glückstadt und den Umlandgemeinden .... 52

Abbildung 36 Vergleich der aktuellen (oben) und der zukünftigen (unten, Planungsstand: September 2013) Anbindung Glückstadts in Richtung Hamburg...... 54

Abbildung 37 Vergleich der Wegzeit (= Wartezeit + Fahrzeit) ab jeder Minute („Wunschstartzeit“) zum Hamburger Hauptbahnhof sowie nach Hamburg Altona (oben); Fahrzeitveränderung (ohne Wartezeit) zu allen Schnellbahnhalten im HVV (unten) ...... 55

Abbildung 38 Negative und positive Aspekte der geplanten Fahrplanumstellung für die Hamburg-Anbindung von Glückstadt ...... 56

Abbildung 39 Fahrzeugtyp FLIRT, ab 2014 für den Einsatz durch die Regionalbahn auf der Strecke Hamburg-Glückstadt vorgesehen (Bild: Fa. Stadler) ...... 57

Abbildung 40 Aktuelle HVV-Verbundraumgrenze (oben) sowie Verbundraumerweiterungen seit 2000 (unten) ...... 58

Abbildung 41 Vergleich der Tarife im Bahnverkehr: Relationen ab Glückstadt (aktueller SH Tarif) mit vergleichbar langen Relationen innerhalb des HVV sowie mit Übergangstarifen aus Niedersachsen...... 59

Abbildung 42 Vergleich der Tarife für Arbeitgeberzeitkarten für Relationen ab Glückstadt (aktueller SH Tarif inkl. neu eingeführtem SH-Firmenabo) mit vergleichbar langen Relationen innerhalb des HVV (oben) sowie Vergleich der Tarife im

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Stadtbusverkehr Glückstadt mit Stadtbusverkehren innerhalb des HVV (unten) ...... 60

Abbildung 43 Parkplatzsituation in Glückstadt ...... 63

Abbildung 44 Pflegeversorgung in Glückstadt und Umland - Status Quo GEWOS-Abfrage 2013 ...... 76

Abbildung 45 Auslastung im Bereich Pflege in Glückstadt und Umland - Status Quo GEWOS- Abfrage 2013 ...... 77

Abbildung 46 Verteilung der betreuten Senioren auf die Pflegestufen in Glückstadt und Umland je Pflegeform in % - Status Quo GEWOS-Abfrage 2013 ...... 78

Abbildung 47 Vorausschätzung des zukünftigen Pflegebedarfs nach dem Standardszenario und dem Maximalszenario (insgesamt)...... 80

Abbildung 48 Vorausschätzung des zukünftigen Pflegebedarfs nach dem Standardszenario und dem Maximalszenario (nach ambulant, vollstationär und Pflegegeldbezug differenziert)...... 81

Abbildung 49 Vorausschätzung der Entwicklung Anzahl der Menschen mit demenzieller Erkrankung ...... 82

Abbildung 50 Hausärztliche Versorgung in Glückstadt und Umland (Daten: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein) ...... 85

Abbildung 51 Fachärztliche Versorgung in Glückstadt und Umland (Daten: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein) ...... 86

Abbildung 52 Ergebnis der aktuellen Bedarfsplanung für die einzelnen Planungsbereiche in Schleswig-Holstein, Beispiel: „Augenheilkunde“ (Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein) ...... 87

Abbildung 53 Altersstruktur der Hausärztinnen und Hausärzte im Kreis (Daten: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein) ...... 89

Abbildung 54 Altersdifferenzierter Versorgungsbedarf (Daten: GEK Gesundheitsreport) ..... 90

Abbildung 55 Künftiger hausärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölkerungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008) ...... 91

Abbildung 56 Künftiger augenärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölkerungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008) ...... 92

Abbildung 57 Künftiger kinderärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölkerungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008) ...... 92

Abbildung 58 Alle Technologiegruppen mit mehr als 2 MBit/s...... 97

Abbildung 59 Leitungsgebundene Technologien mit mehr als 2 MBit/s ...... 98

Abbildung 60 Alle Technologiegruppen und mehr als 6 MBit/s ...... 98

Abbildung 61 Alle Technologiegruppen mit mehr als 6 MBit/s im Umlandgebiet ...... 99

Abbildung 62 Alle Technologiegruppen mit mehr als 16 MBit/s ...... 100

Abbildung 63 Stärken und Schwächen des Wohnungsmarktes - GEWOS nach AG Wohnen 101

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 64 Ableitung von Handlungsfeldern - GEWOS nach AG Wohnen ...... 102

Abbildung 65 Grundsätzliche Herausforderungen für die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden ..... 104

Abbildung 66 Ausgewählte prioritäre Handlungsfelder für das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge...... 105

Abbildung 67 Bearbeitung der Handlungsfelder in unterschiedlichen Erarbeitungsprozessen 105

Abbildung 68 Leitziele für die sechs prioritär im Rahmen des Zukunftskonzeptes behandelten Handlungsfelder ...... 106

Abbildung 69 Gliederung der entwickelten Maßnahmen in „prioritäre“ und „weitere Maßnahmen“ ...... 108

Abbildung 70 Gesamtübersicht über die Maßnahmen des Zukunftskonzepts Daseinsvorsorge ...... 109

Abbildung 71 Beispiel für einen Bürgerbus – hier: Rotenburg (Wümme)...... 116

Abbildung 72 Beispiel für ein bestehendes Mitfahrportal ...... 117

Abbildung 73 Projektidee „GlückGarantie“: Ohne formalen HVV-Beitritt garantiert die Stadt Glückstadt ihren Bürgerinnen und Bürgern, dass deren ÖPNV-Ticket nie teurer wird als wenn Glückstadt im HVV wäre...... 121

Abbildung 74 Große Deichstraße (links), Schenckstraße (rechts) ...... 123

Abbildung 75 Wegeverbindung zum/ab Marktplatz/Große Kremper Straße...... 124

Abbildung 76 Verstetigungsstruktur ...... 141

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Anzahl der innerhalb von 8 bzw. 13 Minuten nach Alarmierung ausrückebereiten Einsatzkräfte nach Einsatzperiode...... 42 Tabelle 2 Besucherzahlen des Fortuna Freibades im Jahr 2013 ...... 69

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

1 Einleitung Auf zahlreiche Kleinstädte im ländlichen Raum - unter anderem auch auf die Stadt Glückstadt - kommen neue Herausforderungen zu. Allmählich werden die seit langem diskutierten Aus- wirkungen des demografischen Wandels sichtbar. Vielerorts sind Bevölkerungsrückgänge und Alterungsprozesse zu beobachten. Hierbei treten allerdings deutliche regionale Unterschiede auf. Viele Kommunen im ländlichen Raum müssen sich auf schrumpfende oder allenfalls stagnierende Bevölkerungszahlen einstellen. Hierbei ist auch eine zunehmende Verschiebung der Altersstruktur zu verzeichnen. Die fortschreitende Alterung der geburtenstarken Jahr- gänge aus den 1950er und 1960er Jahren wird in vielen Kommunen des ländlichen Raumes durch altersselektive Abwanderungen verstärkt. Junge Erwachsene verlassen vielfach ihre Heimatorte und siedeln sich in den Ausbildungs- und Arbeitsplatzzentren der Großstädte an.

Die Stadt Glückstadt stellt sich gemeinsam mit dem Umland den Herausforderungen des de- mografischen Wandels, um in Zukunft ein bedarfsgerechtes Angebot bereitstellen zu können. Mit der Aufnahme in das Bund-Länder-Programm „Kleinere Städte und Gemeinden - überört- liche Zusammenarbeit und Netzwerke“ wurde die Stadt Glückstadt in die Lage versetzt, ein Zukunftskonzept Daseinsvorsorge erarbeiten zu lassen und im Rahmen der Städtebauförde- rung umzusetzen. Das Ziel des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ist es, dass Städte und Gemeinden wie Glückstadt als „Ankerpunkt der Daseinsvorsorge für die Zukunft handlungsfähig gemacht werden und […] ihre zentralörtliche Versorgungsfunkti- on dauerhaft, bedarfsgerecht und auf hohem Niveau […]“ sichern können.

1.1 Hintergrund und Aufgabenstellung Das Planungsbüro Gertz Gutsche Rümenapp Stadtentwicklung und Mobilität GbR und GE- WOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH wurden von der Stadt Glückstadt und den Umlandgemeinden beauftragt, ein Zukunftskonzept Daseinsvorsorge zu erarbeiten. Daneben wurde GEWOS beauftragt, ein Wohnungsmarktkonzept für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden zu erstellen. Das Wohnungsmarktkonzept analysiert das derzeitige Wohnungsangebot sowie die Wohnbauflächenpotenziale vor dem Hintergrund der zukünftigen Nachfrage. Die Ergebnisse des Wohnungsmarktkonzeptes werden in einem separaten Bericht dargelegt.

Unter Berücksichtigung aktueller und zukünftiger demografischer Entwicklungen wurden auf Basis einer umfassenden Infrastrukturanalyse Strategien zur Daseinsvorsorge erarbeitet, um die Region auf zukünftige Herausforderungen im Rahmen des demografischen Wandels vor- zubereiten.

Die zentrale Aufgabe des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge besteht in der bedarfsgerech- ten Anpassung der sozialen und technischen Infrastruktur an die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Fragen, die innerhalb des Erarbeitungsprozesses betrachtet werden können, sind z.B. in welcher Form die schulische Versorgung in der Fläche gewährleistet werden kann oder ob die gesundheitliche Versorgung aufrechterhalten und junge Ärztinnen und Ärzte für periphere Standorte gewonnen werden können.

Die Konzepte der Daseinsvorsorge unterscheiden sich wesentlich von anderen Planwerken. Die Komplexität der Thematik, die verschiedenen Wechselwirkungen und ein großer Zeitbe- darf bei der Anpassung bedürfen eines langen Planungshorizontes. Dabei darf ein solches Konzept nicht als formelles Planwerk missverstanden, sondern kann als ein Diskussionspro- zess über Qualitäten und Bedarfe der Daseinsvorsorge angesehen werden, der in umset- zungsorientierten Anpassungsstrategien und Maßnahmen münden kann. Entscheidend ist

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

eine integrierte Betrachtung der Themenfelder. Hierzu gehört auch die Identifikation von Synergieeffekten im Bereich der infrastrukturellen Versorgung innerhalb eines weiter gefass- ten Verflechtungsraumes.

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Die Stadt Glückstadt ist eng mit ihren Umlandgemeinden verflochten. So werden die vorhan- denen Infrastrukturen der Stadt (Kultur- und Einzelhandelsangebote unter anderem) nicht nur von Glückstädterinnen und Glückstädtern, sondern auch von Bewohnerinnen und Be- wohnern, Vereinen und Institutionen der umliegenden Gemeinden nachgefragt. Das Verhält- nis zwischen Stadt und Umland hat somit symbiotischen Charakter: Das Umland ist auf die Angebote Glückstadts angewiesen, die Trägerinnen und Träger der infrastrukturellen Ange- bote wiederum auf die Nachfrage aus dem Umland. Im System der zentralen Orte innerhalb des Landes Schleswig-Holstein nimmt Glückstadt die Aufgaben eines Unterzentrums für seine rund 11.100 Einwohner und die Umlandgemeinden wahr (Zensus 2011, Stichtag 09.05.2011). Insgesamt umfasst das Untersuchungsgebiet des Zukunftskonzeptes Daseins- vorsorge mit der Stadt Glückstadt und Umlandgemeinden eingerechnet rund 26.300 Perso- nen (Zensus 2011, Stichtag 09.05.2011). Grundvoraussetzung für die Sicherung der Da- seinsvorsorge in der Region ist daher eine Zusammenarbeit der Stadt Glückstadt mit den umliegenden Gemeinden. Die Basis hierfür ist der Dialog und das Querschnittsdenken über Ressort- und Institutionengrenzen hinaus, um integrative Lösungen für regionale Herausfor- derungen herbeiführen zu können. Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge umfasst neben der Stadt Glückstadt die Umlandgemeinden Blomesche Wildnis, , Engelbrechtsche Wild- nis, und . Das von GEWOS erarbeitete Wohnungsmarktkonzept umfasst neben der Stadt Glückstadt ebenfalls die Gemeinden Blomesche Wildnis, Borsfleth, Engelb- rechtsche Wildnis, Herzhorn und Kollmar.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Untersuchungsgebiet des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzeptes

Abbildung 1 Das Untersuchungsgebiet des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge und des Woh- nungsmarktkonzeptes Glückstadt und Umland

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

1.3 Methodik Die Erstellung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge umfasst zwei Arbeitsphasen: Basie- rend auf einer umfassenden Analyse der Angebots- und Nachfragesituation in den relevanten Themenfeldern (‚Analysephase‘, Abbildung 2) wurden im zweiten Schritt Strategien für die Gestaltung der zukünftigen Daseinsvorsorge erarbeitet und bewertet (‚Strategieentwicklung‘, Abbildung 3). Der Erstellungsprozess des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge wurde von einer Lenkungsgruppe inhaltlich und konzeptionell begleitet. Mitglieder der Lenkungsgruppe des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge sind Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung der Stadt Glückstadt, Vertreterinnen und Vertreter der Politik sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Umlandgemeinden.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Methodik des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge Analysephase

Baustein 1 – Auswahl Infrastrukturen Auftakt- Versand der gespräch Erstellung der Erhebungsbögen an Auswertung Erhebungsbögen 1. Fachabteilungen Lenkungsgruppen- sitzung Baustein 2 – Fachübergreifende Analysen

se Entwicklung von Szenarien -> Bevölkerungsprognose

a Analyse der

ph Siedlungsstruktur Gebietstypisierung e s

y Baustein 3 – Analysen und Modellrechnungen

al für einzelne Infrastrukturen n Infrastruktur Infrastruktur Infrastruktur A …. A B C

Zwischen- Erfassung des Bilanzierung von bericht infrastrukturellen Angebots Angebot und Nachfrage 2. Lenkungsgruppen- Nachfrageprognose sitzung

Datenbasis: GEWOS

Abbildung 2 Analysephase des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge

Auswahl Infrastrukturbereiche

Am Anfang des Analyseprozesses stand die Auswahl der zentralen Infrastrukturbereiche, für die im Projektverlauf konkrete Anpassungsstrategien erarbeitet werden sollten. Die Auswahl basierte auf den Ergebnissen einer Akteurs- und Trägerbefragung unter den verschiedenen Trägerinnen und Trägern der Infrastrukturen in Glückstadt und dem Umland. Insgesamt um- fasste diese erste Bestandsaufnahme 23 verschiedene Infrastrukturbereiche von Bildungsan- geboten über die Haus- und Facharztversorgung, Telekommunikation und Breitband oder den Bereich Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), zu denen die Trägerinnen und Träger bzw. Akteurinnen und Akteure ihre Einschätzungen bezüglich des Handlungsbedarfs, der Trägereinbindung, den Steuerungsmöglichkeiten und Lösungsansätzen geben konnten.

Nach Auswertung der Akteursbefragung erfolgte eine Auswahl der Schwerpunktthemen des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge für Glückstadt und Umland innerhalb der ersten Sitzung der Lenkungsgruppe. Als Schwerpunktthemen des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge wur- den folgende Arbeitsgruppen festgelegt:

• Arbeitsgruppe 1: Brand- und Katastrophenschutz • Arbeitsgruppe 2: Mobilität

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

• Arbeitsgruppe 3: Pflege, Haus- und Facharztversorgung • Arbeitsgruppe 4: Jugendarbeit, Sport und Freizeit • Arbeitsgruppe 5: Breitbandversorgung • Arbeitsgruppe Wohnen (Wohnungsmarktkonzept)

Fachübergreifende und themenspezifische Analysen

Bevor mit in die Arbeitsgruppenphase begonnen wurde, erfolgte über Gespräche mit Exper- tinnen und Experten sowie die Abfrage von Daten eine Analyse des Angebots und der Aus- lastung der relevanten Infrastrukturen und Dienstleistungen als Basis für eine Gegenüber- stellung von Angebot und Nachfrage.

Bei der weitergehenden Analyse der Vertiefungsthemen war zu klären, ob die aktuell in Glückstadt und Umlandgemeinden vorhandenen Infrastrukturen langfristig quantitativ und qualitativ ausreichend sind oder eine zukünftige Angebotsanpassung notwendig wird. Hierzu fanden im Vorfeld der Arbeitsgruppensitzung zahlreiche Gespräche mit Expertinnen und Ex- perten statt, um erste Handlungsbedarfe in den Themenfeldern aufzudecken. Mit Hilfe einer Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage, beispielsweise bei der Kinderbetreuung oder der Versorgung pflegebedürftiger Seniorinnen und Senioren, wurden erste Handlungsbedarfe in den verschiedenen Schwerpunktthemen deutlich.

Um den Versorgungsgrad der Bevölkerung in unterschiedlichen Wohnlagen der Stadt und des Umlandes zu bestimmen, wurden kleinräumige, homogene Siedlungszellen in Glückstadt und im Umland definiert

Um die zukünftige Entwicklung der Nachfrage abschätzen zu können, haben GGR und GEWOS auf die kleinräumige Bevölkerungsprognose des Kreises Steinburg zurückgegriffen. Im Rahmen des Zukunftskonzeptes wurde für Glückstadt ein weiteres, optimistischeres Sze- nario berechnet.

Strategiephase Insgesamt fanden pro Arbeitsgruppe1 je zwei Sitzungen an zwei Terminen mit den Expertin- nen und Experten statt, die jeweils von GGR und/oder GEWOS moderiert wurden. In einer ersten Sitzung der Arbeitsgruppen wurden die bisherigen Analysen der Themenbereiche vom Gutachterteam vorgestellt sowie die ermittelten Handlungsbedarfe diskutiert und ergänzt. In einer zweiten Sitzung wurden Anpassungsstrategien in Form von Projektideen und Maßnah- men zur Begegnung der festgestellten Handlungsbedarfe erarbeitet, die als Handlungsemp- fehlungen im vorliegenden Endbericht formuliert wurden. Zusätzlich gab es eine AG Wohnen im Rahmen des Wohnungsmarktkonzeptes, in der Vertreterinnen und Vertreter des Woh- nungsmarktes, Projektentwicklerinnen und -entwickler neben Interessenvertreterinnen und - vertretern ebenfalls zweimal zusammen gekommen sind.

1 Die AG Breitband stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar (siehe Kapitel 4.5).

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Methodik des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge Strategieentwicklung

Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- pensitzung A pensitzung B pensitzung C pensitzung D

Entwicklung von Vergleichende Bewertung der 3.

g Lenkunsgruppen- Anpassungsszenarien Anpassungsszenarien sitzung

un Interkommunale ickl Abstimmungsrunde

w

nt Präsentation der Ergebnisse in den Arbeitsgruppen

iee g

e Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- Arbeitsgrup- t pensitzung A pensitzung B pensitzung C pensitzung D a r t 4.

S Lenkunsgruppen- sitzung Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

Öffentliche Veranstaltung

Datenbasis: GEWOS

Abbildung 3 Strategieentwicklung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge

Darüber hinaus wurde eine öffentliche Zukunftswerkstatt durchgeführt. Eingeladen waren alle interessierten Bürger aus Glückstadt und den Umlandgemeinden. Im Rahmen der Zu- kunftswerkstatt wurde ein kurzer Überblick über die bisher erarbeiteten Ergebnisse geben. Ferner wurden zentrale Projekte und die jeweiligen Ansprechpartner vorgestellt. Zudem hat- ten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen und Anregungen einzubringen. An vier Thementischen wurden in Gruppen von bis zu 20 Personen die wesentlichen Hand- lungsansätze/-ziele für die zukünftige Entwicklung diskutiert. Auf dieser Basis konnten die erarbeiteten Handlungsempfehlungen weiter konkretisiert werden.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

2 Rahmenbedingungen Als Grundlage für das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge ist eine Analyse der verschiedenen Rahmenbedingungen des Untersuchungsgebietes der Stadt Glückstadt und Umlandgemein- den unersetzlich. Die Betrachtung der Rahmenbedingungen schafft die Basis für weiterge- hende Analysen und trägt maßgeblich zum Erfolg des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge bei. Im Folgenden werden daher sowohl allgemeine Rahmenbedingungen zum Themenbe- reich Wirtschaft beschrieben als auch die bisherige Bevölkerungsentwicklung erläutert. Da- neben werden Prognosen zur zukünftigen Einwohnerentwicklung bis zum Jahr 2025 skizziert, bevor auf die Themen der Daseinsvorsorge (siehe Kapitel 3) eingegangen wird.

2.1 Allgemeine Rahmendaten Die Glückstädter Wirtschaft wird durch einen Branchenmix aus Gewerbe, Dienstleistungen, Logistik und Industrie charakterisiert und besteht vorwiegend aus kleinen und mittelständi- schen Betrieben. Zu den wichtigsten Arbeitgebern zählen die Papierfabrik Steinbeis und der Farbenhersteller Wilckens.

Das Einzelhandelsangebot in der historischen Innenstadt ist insgesamt attraktiv, in der sich noch viel alt eingesessener Facheinzelhandel mit individuellen Geschäften aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Schmuck, Spielwaren und Optik befinden. Dies wird durch ein vielfälti- ges Gastronomieangebot komplettiert, welches besonders in Sommermonaten eine hohe Aufenthaltsqualität schafft. Dienstags und freitags fungiert der Wochenmarkt auf dem histo- rischen Marktplatz als Anziehungspunkt, der eine gewisse Fußgängerfrequenz generiert. Trotz dieser positiven Attribute werden in der Innenstadtentwicklung der vergangenen Jahre aber auch negative Tendenzen sichtbar. Es bestehen Leerstände in guter Lage, die Ange- botsvielfalt einzelner Sortimentsschwerpunkte ist verbesserungswürdig und das Flächenpo- tenzial der Innenstadt ist begrenzt. Zudem fehlt ein funktionaler Übergang zwischen Hafen und Innenstadt, sodass die Fußgängerströme unterbrochen werden. Ferner sind bauliche Mängel an der Gebäudesubstanz sichtbar. Hamburg, Elmshorn und stellen bedeu- tende Konkurrenzstandorte auch im Hinblick auf den periodischen Bedarf für Glückstadt dar.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Glückstadt betrug 2012 ca. 2.600 Personen. Innerhalb der letzten Jahre hat eine Reihe größerer Arbeitgeber den Standort Glückstadt verlassen. In der Folge hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in Glückstadt seit dem Jahr 2000 um 670 bzw. 21 % reduziert (vgl. Abbildung 4). Mit dem Wegbrechen der Arbeitsplätze sind viele ehemals Beschäftigte und deren Familien aus Glückstadt fortge- zogen. Im Jahr 2000 betrug die Zahl der in Glückstadt lebenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten noch 4.100 Personen. Bis 2012 reduzierte sich deren Zahl um ca. 400 bzw. 10%.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2000 bis 2012

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Wohnort Glückstadt Arbeitsort Glückstadt Wohnort Umland Arbeitsort Umland

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 4 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Glückstadt und Umland, 2000 bis 2012

Mit dem Rückgang der Arbeitsplätze in Glückstadt geht eine Zunahme der Pendlerbewegun- gen einher. Während im Jahr 2000 noch ca. 2.200 Personen täglich aus Glückstadt auspen- delten, waren es im Jahr 2012 bereits 2.600 (vgl. Abbildung 5). Dies entspricht einer Zu- nahme von ca. 13%. Parallel dazu blieb die Zahl der Einpendlerinnen und Einpendler (1.500 Personen) weitgehend stabil. Der negative Pendlersaldo hat sich in den letzten zehn Jahren vergrößert (-681 im Jahr 2002 auf -1.108 im Jahr 2012). Im Umland von Glückstadt haben sowohl die Zahl der Einpendlerinnen und Einpendler als auch der Auspendlerinnen und Aus- pendler zugenommen.

Die steigende Zahl der Auspendlerinnen und Auspendler ist Ausdruck einer mobiler werden- den Gesellschaft und ein deutlicher Hinweis auf den Bedeutungsgewinn der großen wirt- schaftlichen Zentren als Ort der Arbeit und Beschäftigung. Dies hat auch Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Organisation des Alltags. Beispielsweise gelingt es Paaren ins- besondere in Klein- und Mittelstädten immer seltener, Wohn- und Arbeitsplatz zusammenzu- führen. In der Folge legen die Berufstätigen immer längere Strecken für den Weg zur Arbeit zurück. Für Glückstadt stellt die größer werdende Anzahl an Auspendlerinnen und Auspend- lern eine Gefahr dar, da diesbezüglich eine Abnahme der Einwohnerinnen und Einwohner möglich ist.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Ein- und Auspendlerinnen und –pendler 2000 bis 2012 (Glückstadt)

2.000

1.500

1.000

500

0

-500

-1.000

-1.500

-2.000

-2.500

-3.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Einpendler Auspendler Pendlersaldo

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 5 Einpendlerinnen und Einpendler sowie Auspendlerinnen und Auspendler in Glückstadt, 2000 bis 2012

Die stärksten Pendlerverflechtungen bestehen zwischen Glückstadt und den Umlandgemein- den (vgl. Abbildung 6). Gegenüber dem Umland und einzelnen Gemeinden des Umlands von Itzehoe hat Glückstadt einen positiven Pendlersaldo. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer aus den ländlichen Gemeinden nutzen das größere Arbeitsangebot in der Stadt. Demge- genüber weist Glückstadt einen negativen Wanderungssaldo mit den größeren Arbeitsmarkt- zentren der Region auf. Dazu gehören vor allem Elmshorn, Itzehoe und Hamburg, aber auch Brunsbüttel. Diese Städte bieten ein deutlich größeres und differenzierteres Arbeitsplatzan- gebot. Mehr als 1.400 Glückstädterinnen und Glückstädter pendeln täglich in diese vier Zen- tren.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Pendlerbewegungen mit dem Quell- bzw. Zielort Glückstadt 2012

Brunsbüttel Itzehoe

Glückstadt Elmshorn

Hamburg

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 6 Pendlerbewegungen in Glückstadt und Umgebung, 2012

Die Zahl der gemeldeten Arbeitssuchenden hat sich in den letzten Jahren trotz des Verlustes von Arbeitsplätzen im Zuge der guten konjunkturellen Entwicklung verringert (siehe Abbil- dung 7). Im Jahr 2005 waren in Glückstadt noch 834 Personen arbeitslos gemeldet. Bis 2012 hat sich die Zahl nahezu halbiert und lag bei 422 Personen. Im Umland Glückstadts ist die Arbeitslosenanzahl seit 2005 ebenfalls deutlich (ca. 45%) zurückgegangen 2012 waren ledig- lich 90 Personen ohne Beschäftigungsverhältnis. Allerdings beziehen sich diese positiven Ar- beitsmarkteffekte ausschließlich auf den Zeitraum zwischen 2005 und 2008. Seit dem stag- niert sowohl in Glückstadt als auch in den Umlandgemeinden die Zahl der Arbeitslosen.

Die Kaufkraft pro Einwohner liegt in Glückstadt mit 19.306 Euro um 1.463 Euro unter dem schleswig-holsteinischen Durchschnitt (vgl. Abbildung 8). Im Vergleich mit dem Umland und den regionalen Zentren ist nur in der Engelbrechtschen Wildnis und in Itzehoe die Kaufkraft niedriger. Die Umlandgemeinden Herzhorn und Kollmar weisen hingegen ein überdurch- schnittliches Kaufkraftniveau auf.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Arbeitslose nach SGB II und SGB III 2005 bis 2012

900

800

700

600

500

400

300

200

100

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 SGB II SGB III Arbeitslose insgesamt Arbeitslose Umland insgesamt

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 7 Arbeitslose nach SGB II und III in Glückstadt und Umland, 2005 bis 2012

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Kaufkraft pro Person 2012

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

306 631 240 415 463 509 165 494 769 769 ...... 19 20 20 18 21 22 19 20 22 20

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n E Quelle: GFK

Abbildung 8 Kaufkraft pro Person differenziert nach Gemeinde/Stadt, 2012

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

2.2 Bisherige Bevölkerungsentwicklung In den letzten 11 Jahren hat die Stadt Glückstadt kontinuierlich an Einwohnerinnen und Ein- wohnern verloren. Wie Abbildung 9 zeigt, summieren sich die Verluste über 11 Jahre auf etwas mehr als 700 Personen. Das entspricht etwa 6% der Ausgangsbevölkerung im Jahr 2000.

Die Umlandgemeinden konnten bis etwa 2005 noch einen leichten Gewinn an Einwohnerin- nen und Einwohnern verzeichnen. Seitdem ist auch hier die Einwohnerzahl rückläufig. Inzwi- schen liegt sie 3% unter dem Ausgangswert im Jahr 2000 (vgl. Abbildung 10).

Abbildung 9 Bisherige Bevölkerungsentwicklung in Glückstadt und den Umlandgemeinden (Abso- lutwerte, 2000-2011)

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 10 Bisherige Bevölkerungsentwicklung in Glückstadt und den Umlandgemeinden (relati- ve Entwicklung, 2000-2011)

Detaillierte Daten der Einwohnermeldeämter ermöglichen für die Jahre 2005 und 2012 eine kleinräumige und altersdifferenzierte Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung. So zeigt Abbildung 11 die Veränderung der Einwohnerzahl innerhalb der Glückstädter Stadtquartiere. Jeder grüne Punkt steht dabei für einen Zuwachs um zwei Personen, jeder rote Punkt für einen Rückgang der Einwohnerzahl um zwei Personen. Die Lage der Punkte innerhalb der Grenzen der Stadtquartiere (Glückstadt) bzw. der Gemeindegrenzen (Umland) ist zufällig.

Sichtbar wird dabei, dass innerhalb eines allgemeinen Rückganges der Zahl der Einwohne- rinnen und Einwohner einzelne Stadtquartiere zwischen 2005 und 2012 auch einen Zuwachs an Einwohnerinnen und Einwohnern erlebt haben. Dies betrifft vor allem den Bereich Tegel- grund im Nordosten Glückstadts.

Betrachtet man ausschnittsweise die Altersgruppe der unter 18-Jährigen (vgl. Abbildung 12), so zeigt sich ein nahezu flächendeckender Rückgang dieser Altersgruppe. Selbst im Bereich Tegelgrund hat zwischen 2005 bis 2012 die Zahl der unter 18-Jährigen abgenommen. Die Umlandgemeinden starten vielfach mit einem höheren Anteil an Kindern und Jugendlichen im Ausgangsjahr 2005. Gleichwohl sind auch hier deutlich Rückgänge zu verzeichnen.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 11 Veränderung der Einwohnerzahl zwischen 2005 und 2012 nach Stadtquartier und Umlandgemeinde

Wie bereits mehrfach ausgeführt steigt die Zahl der über 65-Jährigen in allen Gemeinden kontinuierlich an. Wie die kleinräumige Auswertung in Abbildung 13 verdeutlich, kommt es dabei jedoch zu deutlichen Unterschieden der Entwicklung innerhalb der einzelnen Stadt- quartiere Glückstadts. So nimmt die Zahl der über 65-Jährigen in fast allen Stadtquartieren westlich der Straße Am Neuendeich sowie in der Innenstadt und im Bereich Tegelgrund zu, während es in den Bereichen Boje, Glückstadt Nord und Marineviertel zu Rückgängen der Zahl der über 65-Jährigen kommt.

In Boje sowie der Marinesiedlung ist der Rückgang der Gesamtbevölkerung so deutlich, dass hier sogar die insgesamt wachsende Gruppe der über 65-Jährigen zurückgeht. Anders stellt sich die Situation in Glückstadt Nord da. Hier ist insgesamt eine stabile Einwohnerzahlent- wicklung zwischen 2005 und 2012 zu beobachten. Die Altersstruktur verschiebt sich jedoch – eher ungewöhnlich – in Richtung der 18- bis 65-Jährigen. Sowohl bei den unter 18-Jährigen wie auch bei den über 65-Jährigen sind merkliche Einwohnerrückgänge zu verzeichnen.

Im Umland kam es 2005 bis 2012 zu einer nahezu flächendeckenden Zunahme der über 65- Jährigen. Interessante Ausnahmen finden sich jedoch in Herzhorn und Borsfleth, wo die Zahl der über 65-Jährigen leicht rückläufig war.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 12 Anteil der unter 18-Jährigen Ende 2005 in Glückstadt und den Umlandgemeinden (oben) und Veränderung der Zahl der unter 18-Jährigen bis 2012 (unten)

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Abbildung 13 Anteil der über 65-Jährigen Ende 2005 in Glückstadt und den Umlandgemeinden (oben) sowie Veränderung der Zahl der über 65-Jährigen zwischen 2005 und 2012 (unten)

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2.2.1 Geburten und Sterbefälle Die Bevölkerungsentwicklung setzt sich zusammen aus dem Ergebnis der natürlichen Bevöl- kerungsentwicklung (Geburten und Sterbefälle) und dem Wanderungssaldo (Zuzüge und Fortzüge).

Abbildung 14 zeigt eine Auswertung der Geburten und Sterbefälle für den Zeitraum 2006 bis 2011. Sowohl in Glückstadt wie in den Umlandgemeinden versterben jedes Jahr deutlich mehr Menschen als neu geboren werden. Bei diesem Grundelement der demografischen Entwicklung in Deutschland bildet der Stadt-Umland-Bereich Glückstadt somit keine Ausnah- me.

Abbildung 14 Geburten und Sterbefälle in Glückstadt und Umland (2006 bis 2011)

Aus den Werten in Abbildung 14 könnte man den Schluss ziehen, die natürliche Bevölke- rungsentwicklung wäre im Umland ausgeglichener als in Glückstadt. Bezieht man die Zahl der Geburten und Sterbefälle jedoch auf die jeweilige Einwohnerzahl, so zeigt sich, dass sich in Glückstadt und dem Umland sehr ähnliche Prozesse vollziehen (vgl. Abbildung 15).

Auf die jeweilige Bevölkerungszahl bezogen werden in Glückstadt und im Umland pro Jahr etwa gleich viele Kinder geboren. Aufgrund der etwas älteren Bevölkerung in Glückstadt liegt hier die Sterbequote etwas höher, so dass sich ein etwas niedrigerer Gesamtsaldo einstellt. Die Unterschiede zwischen Stadt und Umland hinsichtlich der natürlichen Bevölkerungsent- wicklung sind jedoch insgesamt sehr gering.

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Abbildung 15 Geburten und Sterbefälle je 1.000 EW in Glückstadt und Umland (2006 bis 2011)

2.2.2 Zu- und Abwanderungen Neben den Geburten und Sterbefällen bestimmen die Zu- und Abwanderungen die Bevölke- rungsentwicklung. Abbildung 16 zeigt das Wanderungssaldo für Glückstadt und die Umland- gemeinden im Zeitraum 2006 bis 2011. Das Wanderungssaldo entspricht in jedem Jahr der Zahl der zuziehenden Personen minus der Zahl der fortziehenden Personen.

Sowohl in Glückstadt wie auch im Umland schwanken die Wanderungssalden um die Nullli- nie. Insgesamt ist das Wanderungssaldo somit in etwa ausgeglichen. Im Umland ist eine leichte Tendenz in Richtung negatives Wanderungssaldo erkennbar. Für Glückstadt sind Tendenzaussagen aufgrund der hohen Ausschläge in den Jahren 2008 und 2009 schwierig. Bundesweit haben in diesen Jahren Registerbereinigungen stattgefunden, deren Ergebnisse häufig als Wanderungen verbucht wurden. Lässt man die Jahre 2008 und 2009 aus der Be- trachtung heraus, ergibt sich eine relativ stabile bis annähernd positive Entwicklung des Wanderungssaldos für Glücksstadt.

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Abbildung 16 Wanderungssaldo 2003-2010 in Glückstadt und den Umlandgemeinden

Differenziert man die Wanderungssalden nach dem Alter der umziehenden Personen, so werden unterschiedliche Wanderungsmuster in Glückstadt (vgl. Abbildung 17) und den Um- landgemeinden sichtbar (vgl. Abbildung 18):

• Glückstadt verliert die meisten Fortzüglerinnen und Fortzügler in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Diese Abwanderung ist i.d.R. mit dem Einstieg in die Berufsaus- bildung, dem Studium, der ersten Festanstellung oder ganz allgemein dem Auszug von den Eltern verbunden. Noch deutlicher fällt dieser Wanderungsverlust bei den Umlandgemeinden aus. Obwohl sie insgesamt nur halb so viele Einwohnerinnen und Einwohner haben, liegen die Fortzüge in dieser Altersklasse in den Umlandgemeinden sogar über denen von Glückstadt. Sowohl in Glückstadt wie im Umland zeigt sich da- bei eine besonders hohe Wegzugsneigung der jungen Frauen. Bundesweite Analysen zu diesem Trend erklären dies u.a. mit dem besseren Bildungsniveau der jungen Frauen, der größeren Bereitschaft zum Aufbruch und der besseren Möglichkeiten in den größeren Städten, Ausbildung, Beruf und Familie zu kombinieren. • Auch in der Altersgruppe der 25- bis 30-Jährigen verliert Glückstadt Einwohnerinnen und Einwohner durch Fortzüge. Dass in dieser Altersgruppe bereits das Thema „Fami- liengründung“ eine Rolle spielt, wird bei einem Vergleich mit den Umlandgemeinden deutlich. Diese verbuchen bei den 25- bis 30-Jährigen Wanderungsgewinne durch Randwanderung aus Glückstadt und Zuzug von außen. • Besonders stark sind die Wanderungsgewinne der Umlandgemeinden in der Alters- gruppe der 25- bis 30-Jährigen bei den Frauen. Deren im statistischen Mittel ältere Lebenspartner gehören häufig bereits zur Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen. Ent-

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sprechend verwundert es nicht, dass die Umlandgemeinden in dieser Altersgruppe vor allem Wanderungsgewinne bei den Männern verzeichnen. • In den Altersgruppen ab 50 Jahren kann Glückstadt im Durchschnitt über die letzten Jahre Wanderungsgewinne verzeichnen, was auf die gute Infrastrukturausstattung als Unterzentrum zurückgeführt werden kann. Im Umland überwiegen mit steigen- dem Alter hingegen die Wanderungsverluste. Während sich jüngere Rentnerhaushalte deutschlandweit zunehmend in Richtung städtischerer Lagen orientieren, kommen bei Personen im sehr hohen Alter häufig auch Umzüge in Pflegeeinrichtungen dazu. Auch diese befinden sich i.d.R. in den zentralen Orten wie Glückstadt.

Abbildung 17 Wanderungssaldo 2003-2010 nach Altersgruppe/Geschlecht differenziert, Glückstadt

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Abbildung 18 Wanderungssaldo 2003-2010 nach Altersgruppe/Geschlecht differenziert, Umland

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2.3 Künftige Bevölkerungsentwicklung Grundlage der Analysen und Diskussionen in den Arbeitsgruppen sowie der Herleitung von Handlungserfordernissen im Bereich Daseinsvorsorge ist eine kleinräumige Bevölkerungs- prognose. Diese wurde im Vorfeld des Projektes „Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland“ für alle Gemeinden des Kreises Steinburg auf Basis der Landesprog- 2 nose berechnet.

2.3.1 Basis-Szenario Ergebnisse für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden aus der eben zitierten klein- räumigen Bevölkerungsprognose wurden in ein Basis-Szenario der zukünftigen Entwicklung überführt. Nahezu alle Auswertungen und Analysen orientieren sich an diesem Basis-Sze- nario. Zusätzlich wurde ein Maximal-Szenario entwickelt. Dessen Hintergrund und Inhalt wird im nachfolgenden Abschnitt 2.3.2 erläutert.

Abbildung 19 zeigt das Ergebnis des Basis-Szenarios für Glückstadt und die Umlandgemein- den. Demnach ist davon auszugehen, dass die Bevölkerung Glückstadts von etwa 11.500 Einwohnerinnen und Einwohnern im Basisjahr 2010 um ca. 14% auf ungefähr 10.000 Ein- wohnerinnen und Einwohner zurückgehen wird. Für das Umland ist laut Basis-Szenario von einem Bevölkerungsrückgang bis 2025 um etwa 9% auszugehen (2010: knapp 5.200 Perso- nen, 2025: etwa 4.700 Personen).

Abbildung 19 Basis-Szenario der kleinräumigen Bevölkerungsprognose (Glückstadt und Umland)

2 Gertz Gutsche Rümenapp: Kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Kreis Steinburg.

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Innerhalb dieser Entwicklung der Gesamteinwohnerzahl setzt sich die seit vielen Jahren wir- kende Altersverschiebung weiter fort. Abbildung 20 macht dies in Form einer Säulengrafik für Glückstadt deutlich. So nimmt hier der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtbevölke- rung von 28% auf 23% ab, während der Anteil der über 65-Jährigen kontinuierlich von 22% im Jahr 2010 auf 29% im Jahr 2025 ansteigt. Die Altersgruppe der Personen im erwerbsfähi- gen Alter (20 bis 65 Jahre) geht leicht um etwa 2%-Punkte zurück.

Abbildung 20 Basis-Szenario nach Altersklassen (Glückstadt)

Eine ganz ähnliche Altersverschiebung ist auch in den Umlandgemeinden zu beobachten (vgl. Abbildung 21). Während sich die Entwicklung bei den jüngeren Jahrgängen sehr ähnlich wie in Glückstadt entwickelt, ist der Anstieg des Anteils der über 65-Jährigen hier etwas geringer. Zudem bleibt der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter (20-65 Jahre) mit 51% an der Gesamtbevölkerung konstant.

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Abbildung 21 Basis-Szenario nach Altersklassen (Umlandgemeinden)

2.3.2 Maximal-Szenario Wie viele Städte und Gemeinden im weiteren Hamburger Umland bemüht sich auch die Stadt Glückstadt um einen stärkeren Zuzug aus dem Kernbereich des Großraums Hamburg. Auf Wunsch der Lenkungsgruppe zum Zukunftskonzept Daseinsvorsorge wurde daher im Rah- men eines Maximal-Szenarios untersucht, welche demografische Entwicklung zu erwarten wäre, wenn es Glückstadt gelingen sollte, deutlich mehr Randwanderinnen und Randwande- rer aus Hamburg und dem näheren Umland an sich zu binden.

Für das Maximal-Szenario wurde davon ausgegangen, dass die angespannte Wohnungs- marktsituation in der Metropolregion verstärkt zu einem Zuzug von Familien mit Kindern führt. Voraussetzung hierfür ist die Schaffung von attraktivem und relativ preiswertem Wohnraum. Es wurde zudem davon ausgegangen, dass 50% der Nachfragerinnen und Nach- frager neu nach Glückstadt ziehen. Neben Familien wird dabei auch ein vermehrter Zustrom von Älteren aus dem Umland und der Region aufgrund der besseren Infrastrukturausstat- tung angenommen.3 Dies, so die Annahmen, wird durch die Schaffung von günstigem Wohn- raum für Ältere (z.B. Glückstadt-Nord und EAW-Gelände) weiter verstärkt. Insgesamt wird im Maximal-Szenario von einem Wohnungsneubau in der Größenordnung von 240 Wohnungen für Ältere und knapp 100 Wohnungen für Familiengründer im Betrachtungszeitraum ausge-

3 Damit wird in der Annahme ein Trend verstärkt, der bereits in den aktuellen Wanderungsdaten abzu- lesen ist (Abschnitt 2.2.2).

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gangen. Dies entspricht einer Steigerung des Wohnungsbaus um etwa 50% gegenüber den letzten Jahren.

Auch bei einer solch massiven Steigerung der Wohnungsbautätigkeit (und einer damit ein- hergehenden, für das Szenario unterstellten Zuwanderung) sinkt die Einwohnerzahl Glückstadts deutlich ab. Der Rückgang vollzieht sich jedoch langsamer als im Basis-Szenario. So steht einem Einwohnerrückgang von etwa 1.560 Einwohnerinnen und Einwohnern im Basis-Szenario ein abgemilderter Rückgang von etwa 670 Einwohnerinnen und Einwohnern im Maximal-Szenario gegenüber.

Durch den gesteigerten Wohnungsbau in Glückstadt liegen die Verluste an Einwohnerinnen und Einwohnern der Umlandgemeinden im Maximal-Szenario um etwa 40 Personen höher als im Basis-Szenario.

Abbildung 22 Maximal-Szenario im Vergleich zum Basis-Szenario (zukünftige Bevölkerungsentwicklung 2010 bis 2025)

Durch den angenommenen Zuzug junger Familien vollzieht sich im Maximal-Szenario auch die Altersstrukturverschiebung langsamer als im Basis-Szenario. So geht der Anteil der Kin- der und Jugendlichen unter 20 Jahre im Maximal-Szenario von aktuell 28% nur auf 26% (2025) zurück. Im Basis-Szenario liegt der entsprechende Anteil 2025 bei 23% (vgl. Abbil- dung 20).

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Abbildung 23 Maximal-Szenario nach Altersklassen (Glückstadt)

Bei der Interpretation des Maximal-Szenarios ist zu beachten, dass es aktuell wenig Anzei- chen für eine gesteigerte Dynamik auf dem Wohnungsmarkt in Glückstadt gibt.

Glückstadt hat seit 2000 rund 10% seiner Arbeitsplätze verloren. Gleichwohl kann in den letzten Jahren eine Stabilisierung festgestellt werden. Zudem steigt die Zahl der Auspendle- rinnen und Auspendler kontinuierlich (+20% seit 2005), was ein hohes negatives Pendlersal- do zur Folge hat.

Trotz der „Strahlkraft“ der Metropolregion Hamburgs auf den Glückstädter Arbeitsmarkt kön- nen bisher kaum vergleichbare Wirkungen auf dem Wohnungsmarkt festgestellt werden. Stattdessen zeigt sich in Glückstadt weiterhin ein geringes Mietpreis- und Verkaufspreisni- veau. Zudem ist bisher keine Dynamik festzustellen, die einen Hinweis darauf geben könnte, dass sich an der Wohnungsmarktsituation zeitnah etwas ändert.

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3 Themen der Daseinsvorsorge Die Auswirkungen des demografischen Wandels erstrecken sich auf eine Vielzahl von unter- schiedlichen sozialen wie technischen Infrastrukturen der Daseinsvorsorge. Zu nennen sind unter anderem die folgenden Themen bzw. Infrastrukturbereiche:

• Bildungsange • Gesundheit/Ärztliche Versor- • Wasser /Abwasser bote gung • Nahversorgung

• ÖPNV • Post, Banken, • Armut/Schuldnerberatung Dienstleistungen • Pflege • Breitbandangebot • Jugendarbeit • Kinderbetreuung • Menschen mit Behinde- • Brandschutz • Kultur rungen • Sport/Freizeit • Wohnen

Die hervorgehobenen Infrastrukturbereiche wurden im Rahmen des Zukunftskonzeptes bzw. im Rahmen der parallel erstellten Wohnungsmarkt- und Einzelhandelskonzepte untersucht.

Für eine tiefergehende Analyse eignen sich grundsätzlich alle Bereiche der Daseinsvorsorge. Sowohl private oder kommunale wie auch freiwillige oder pflichtige Aufgaben können Gegen- stand von Daseinsvorsorgekonzepten sein. Die Berücksichtigung aller Aspekte/ Infrastruktu- ren ist dabei jedoch wenig zielführend, da die Gefahr besteht, sich in der Fülle der Informati- onen zu verlieren bzw. Arbeitsfelder zu untersuchen, für die bereits tragfähige Lösungen existieren. Daher wurde bereits am Anfang der Konzepterstellung eine Auswahl der zentralen und wichtigsten Infrastrukturen getroffen, die im weiteren Verlauf der Untersuchung dann eingehender untersucht wurden. Die Auswahl erfolgt auf einem mehrstufigen Auswahlpro- zess, der im Folgenden kurz dargestellt wird.

3.1 Auswahl der Infrastrukturbereiche In einem ersten Schritt wurde in Abstimmung mit der Stadt Glückstadt eine erste Auswahl von Infrastrukturen vorgenommen. Nach Abstimmung dieser Bereiche wurde eine Befragung von Expertinnen und Experten, Trägerinnen und Trägern sowie Fachplanerinnen und Fach- planern zu den einzelnen Infrastrukturen durchgeführt. Anhand eines Bewertungsbogens konnten die Adressatinnen und Adressaten der Befragung Angaben zur Relevanz und Bedeu- tung der einzelnen Infrastrukturen machen. In einem nächsten Schritt wurden die Befra- gungsergebnisse aufbereitet. Die Ergebnisse wurden im Lenkungsgremium vorgestellt und diskutiert, so dass schließlich eine Auswahl von Infrastrukturbereichen getroffen werden konnte.

Im Auswahlprozess wurde deutlich, dass für einige Themen bereits tragfähige Lösungen existieren bzw. konkrete und absehbare Handlungsbedarfe derzeit nicht erkennbar sind. Darüber hinaus gab es Themenfelder, in denen ein Handlungsbedarf zwar absehbar ist, Steuerungsmöglichkeiten jedoch nicht bestehen, so dass auf eine vertiefende Analyse ver- zichtet wurde. Im Ergebnis wurden Infrastrukturbereiche ausgewählt, die einerseits einen hohen Handlungsdruck aufweisen und anderseits sollte gewährleistet sein, dass die lokalen Akteurinnen und Akteure (Kommunen, Institutionen und Vereine) grundsätzlich die Möglich-

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keiten haben, eigenständig Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen. Im Ergebnis wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet, die folgende Infrastrukturbereiche abdecken:

• Arbeitsgruppe 1: Brand- und Katastrophenschutz • Arbeitsgruppe 2: Mobilität • Arbeitsgruppe 3: Pflege, Haus- und Facharztversorgung • Arbeitsgruppe 4: Jugendarbeit, Sport und Freizeit • Arbeitsgruppe 5: Breitbandversorgung

3.2 Infrastrukturbereiche, die nicht oder nur am Rande Berück- sichtigung fanden Die Schulen wurden nur insofern berücksichtigt, als dass diese durch die Angebote im Rah- men des offenen Ganztagsangebots eine wichtige Einrichtung im Bereich der Jugendarbeit und Nachmittagsbetreuung sind. Standort- oder Ausstattungsfragen wurden hingegen nicht thematisiert. Durch den kürzlich beschlossenen Schulentwicklungsplan und das erwartete neue Schulgesetz für das Land Schleswig-Holstein wird im Bereich der Bildungsangebote kein Handlungsbedarf gesehen. Auch die Kinderbetreuung wird in Glückstadt als gut bewertet. Der Ausbau an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige ist fast abgeschlossen. Zum 01.08.2013 wurden zwei weitere Krippengruppen eröffnet, so dass die geforderte Quote von 35% erreicht wird. Die tatsächlichen Bedarfe, die Einführung des Rechtsanspruches ab 01.08.2013 sowie die Auswirkungen der Einführung des Betreuungsgeldes und damit ver- bunden das Anmeldeverhalten bleiben abzuwarten. Nach Einschätzung der lokalen Akteurin- nen und Akteure ist Glückstadt jedoch gut aufgestellt, so dass auch durch den neuen Rechtsanspruch keine Engpässe auftreten werden. Angebotsüberhänge in Folge der demo- grafischen Entwicklung werden ebenfalls nicht erwartet. Vor diesem Hintergrund wurde keine vertiefende Betrachtung der Kinderbetreuung durchgeführt. Auch für die städtische Volks- hochschule und die Bücherei wurde kein Handlungsbedarf festgestellt.

Den netzgebundenen Infrastrukturen wird derzeit noch kein Handlungsbedarf zugeschrieben. Lediglich bezüglich der Telekommunikation und Breitbandversorgung stellt sich ein hoher Handlungsdruck im Umland heraus. Aus diesem Grund wurde dieser Komplex gemeinsam mit den Umlandbürgermeisterinnen und -bürgermeistern und dem Amtsvorsteher sowie den Stadtwerken Glückstadt im Rahmen einer Expertengruppe erörtert (vgl. Kapitel 4.6).

Dem Bereich der Armuts- und Schuldnerberatung wird grundsätzlich eine wichtige Funktion beigemessen. Insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Zahl älterer Menschen, die von Armut bedroht sind, wird dieses Thema weiterhin im Fokus stehen. Derzeit ist die Stadt Glückstadt jedoch gut aufgestellt. Strukturelle Veränderungen oder ein Ausbau des Bera- tungs- und Informationsangebots sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich.

Dienstleitungsangebote wie beispielsweise von Post und Banken sind in Glückstadt vorhan- den. Im Umland gibt es entsprechende Angebote zwar nicht, dennoch wird die Situation als zufriedenstellend eingestuft, so dass eine weitere Analyse nicht erforderlich ist. Eine umfas- sende Analyse und Bewertung des Glückstädter Einzelhandels erfolgt im parallel erstellten Einzelhandelskonzept, auf das an dieser Stelle verwiesen wird.

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4 Status Quo und Handlungsbedarfe in den vertiefend betrachteten Infrastrukturbereichen

4.1 Brand- und Katastrophenschutz Zur Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes sowie der Technischen Hilfe unterhalten die Gemeinden als Aufgabe der Selbstverwaltung in Schleswig-Holstein „den örtlichen Ver- hältnissen angemessene leistungsfähige öffentliche Feuerwehren“ (vgl. § 2 Brandschutzge- setz (BrSchG)). In der aus der Stadt Glückstadt und den fünf Umlandkommunen gebildeten Untersuchungsregion sind insgesamt acht Freiwillige Feuerwehren ansässig, die die gesetz- lich normierten Aufgaben - z.T. auch in Kooperation untereinander bzw. gemeinsam mit Freiwilligen Feuerwehren aus angrenzenden Teilräumen - sicherstellen (vgl. Abbildung 24). Neben den bereits genannten Aufgabenbereichen sind die Feuerwehren auch im Bereich der medizinischen Hilfeleistung („First Responder“), bei Gefahrgut-, Unfall- oder sonstigen Hilfe- leistungseinsätzen sowie bei der Verhütung von Bränden (vorbeugender Brandschutz) tätig.

Aus § 6 (1) Brandschutzgesetz ergibt sich zudem, dass die Gemeinden mit ihren Freiwilligen Feuerwehren - neben anderen öffentlichen und privaten Trägerinnen und Trägern - im Kata- strophenschutz mitwirken.4 Nicht zuletzt sind die Freiwilligen Feuerwehren vor allem in länd- lich geprägten Teilräumen eine tragende Säule des dörflich-kulturellen Lebens.

4 Nach Auffassung der Arbeitsgruppenmitglieder sind alle Maßnahmen, die die Leistungsbereitschaft der Feuerwehren auch vor dem Hintergrund der künftigen Entwicklungen erhalten oder sogar stärken gleichzeitig Maßnahmen, die dem Katastrophenschutz zugutekommen. Auf eine differenzierte Analyse und Diskussion von Belangen, die speziell mit dem Katastrophenschutz in Verbindung stehen, wurde daher im Rahmen der Arbeitsgruppenarbeit verzichtet.

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Abbildung 24 Standortstruktur der Freiwilligen Feuerwehren im Untersuchungsraum

Damit die Feuerwehren die ihnen übertragenen Aufgaben bedarfsadäquat und wirkungsvoll erfüllen können, ist neben der benötigten materiellen Ausstattung vor allem auch die perso- nelle Leistungsfähigkeit (ausreichende Anzahl entsprechend qualifizierter und kurzfristig ein- satzbereiter Feuerwehrangehöriger) sicherzustellen. Dies betrifft im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung und ihrer Folgewirkungen vor allem Fragen der Personal- und Nachwuchsgewinnung, der Einsatzbereitschaft sowie der kooperativen Aufgabenwahrneh- mung, um künftig das aus normativen Gründen gewünschte Schutzniveau sicherstellen zu können.

Für eine Diskussion der bestehenden Situation im Bereich des Feuerwehrwesens, der Identi- fikation der künftigen Handlungsbedarfe sowie die Ableitung von Handlungsempfehlungen kam die Arbeitsgruppe 1 im Juli sowie im September 2013 zusammen. Mitglieder der Ar- beitsgruppe waren:

• Herr Frank Raether, Kreiswehrführer, Kreisfeuerwehrverband Steinburg, • Herr Ties Tiessen, Wehrführer, FF Glückstadt, • Herr Wolfgang Krause, Amtswehrführer, Amt Horst-Herzhorn, • Herr Torsten Heins, Amtswehrführer, Amt Wilstermarsch, • Herr Manfred Riemann, Amtswehrführer, Amt Krempermarsch, • Herr Michael Rave, Wehrführer FF Süderau, • Frau Veronika Westphal, Jugendwartin der Jugendfeuerwehr Glückstadt, • Herr Frank Raudszus, Kooperative Leitstelle West, Elmshorn, • Herr Dr. Klaus Kruse, Bürgermeister der Gemeinde Kollmar, • Frau Heike Schmidt, Stadt Glückstadt sowie • Martin Albrecht, Büro GGR

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Die im Rahmen der Arbeitsgruppenarbeit durchgeführten Analysen und Diskussionen lassen sich grob in die drei Handlungsfelder

• Personal, • Alarmbereitschaft sowie • Einsatzzahlenentwicklung und Kooperation einteilen. Für diese Handlungsfelder werden im Folgenden die Ergebnisse der Analysen zum Status Quo, zur möglichen künftigen Entwicklung sowie die daraus resultierenden Hand- lungsbedarfe zusammenfassend dokumentiert.

Personalentwicklung

Die Anzahl der Personen in den Einsatzabteilungen unterscheiden sich zwischen den Freiwil- ligen Feuerwehren im Untersuchungsraum zum Teil erheblich: Während der Einsatzabteilung der FW Glückstadt 74 Personen angehören, sind es bei der FW Blomesche Wildnis, der FW Herzhorn sowie der FW Kollmar-Bielenberg jeweils etwa 40 Feuerwehrangehörige. Die Ein- satzabteilungen der FF Borsfleth, FF Langenhals sowie der FF zählen rund 20 bis 25 Mitglieder, bei der FF Gehlensiel sind es knapp 20 (Stand: September 2013; vgl. Abbildung 25).

Abbildung 25 Anzahl der Feuerwehrangehörigen in den Einsatz-, Reserve und Jugendabteilungen (ohne Ehrenabteilungen) (Stand: 2013)

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Rund 8% der in den Einsatzabteilungen aktiven Feuerwehrangehörigen in der Untersu- chungsregion sind weiblich (FF Glückstadt: 20%), etwa 15% der aktiven Einsatzkräfte waren vorher in der Jugendfeuerwehr aktiv (FF Glückstadt: 55%!).

Im Hinblick auf die künftige Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren stellt sich im Themenfeld Personal vor allem die Frage nach der Anzahl der aktiven Feuerwehrangehörigen in den Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren.

Im Rahmen des Projektes wurde durch die Stadt Glückstadt daher eine schriftliche Befra- gung der Feuerwehren im Untersuchungsraum durchgeführt, in der u.a. die Entwicklung der Anzahl der Mitglieder, die Anzahl der Ein- und Austritte sowie die Gründe für die Austritte aus den Einsatzabteilungen thematisiert wurden.

Drei Aspekte sollen an dieser Stelle aus der Auswertung dieser Befragung als Grundlage für die weitere Diskussion von Handlungsbedarfen und -empfehlungen festgehalten werden:

• Die Anzahl der Mitglieder in den Einsatzabteilungen ist in den vergangenen Jahren über alle in die Betrachtung einbezogenen Feuerwehren vergleichsweise konstant ge- blieben und nur leicht zurückgegangen.5 Ein etwas stärkerer Rückgang lässt sich in Bezug auf die FF Blomesche Wildnis feststellen (Bilanz 2008-2012: -7 aktive Feuer- wehrangehörige (-10%)), die Anzahl der Mitglieder in der Einsatzabteilung der FF Kollmar-Bielenberg ist im gleichen Zeitraum um rund 15 % angestiegen (+5). • Ein Teil der „Neumitglieder“ geht den Feuerwehren bereits in den ersten Jahren nach Eintritt wieder „verloren“. Aus den vorliegenden Grundlagendaten ergibt sich, dass bereits drei Jahre nach Eintritt nur noch rund zwei Drittel der „Neumitglieder“ aktiv sind, nach vier Jahren sind es nur noch etwa die Hälfte. • Das Ausscheiden aus den Einsatzabteilungen wird nur zu rund einem Viertel auf Al- tersgründe zurückgeführt. Demgegenüber werden für rund drei Viertel der Mitglieder „sonstige Gründe“ angeführt.

Der künftige Bedarf nach „Neumitgliedern“ für die Einsatzabteilungen der Feuerwehren im Untersuchungsgebiet wird vor allem durch die im Folgenden beschriebenen Faktoren be- stimmt.

Alterung heute aktiver Einsatzkräfte und altersbedingtes Ausscheiden

Von den heute in den Einsatzabteilungen aktiven Einsatzkräften ist rund ein Drittel 50 Jahre alt oder älter. § 9 BrSchG bestimmt, dass der aktive Dienst mit Vollendung des 60. Lebens- jahres, auf Wunsch des Mitgliedes spätestens mit dem Ende des Jahres, in dem das 67. Le- bensjahr vollendet wird, endet. Mit Hilfe eines Alterungsmodells lässt sich damit herleiten, dass bis zum Jahr 2020 voraussichtlich rund 10% der heutigen Mitglieder der Einsatzabtei- lungen aus Altersgründen ausscheiden werden (ca. 30 Personen). Bis zum Jahr 2030 werden dies rund 35% sein (ca. 100 Personen). Diese Entwicklung wird die Feuerwehren im Unter- suchungsraum nicht im gleichen Maße betreffen. Abbildung 26 zeigt den Anteil der bis zu den Jahren 2020 bzw. 2030 ausscheidenden aktiven Feuerwehrangehörigen.

5 Diese Aussage bezieht sich nicht auf alle Feuerwehren im Untersuchungsraum. Entsprechende An- gaben liegen nicht für die FF Glückstadt und nicht für die FF Herzhorn vor.

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Abbildung 26 Altersstruktur in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren. Ausscheiden aus Alters- gründen bis 2020 bzw. 2030 (gegenüber 2013)

Es wird deutlich, dass aufgrund der bestehenden Altersstruktur in den Einsatzabteilungen bis zum Jahr 2020 insbesondere für die FW Gehlensiel (-20%), die FW Langenhals (-17%) sowie die FF Blomesche Wildnis (-15%) mit höheren Anteilen der aus Altersgründen ausscheiden- den Einsatzkräfte gerechnet werden muss. Eher gering werden diese Anteile voraussichtlich bei der FW Engelbrechtsche Wildnis sowie der FW Glückstadt ausfallen (vgl. Abbildung 26).

Bis zum Jahr 2030 wird in der FW Gehlensiel mit rund 90% ein Großteil der heute in den Einsatzabteilungen tätigen Feuerwehrangehörigen aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sein. Hohe Anteile an altersbedingt ausscheidenden Einsatzkräften lassen sich zudem für die Feuerwehren Blomesche Wildnis (-44%), Herzhorn (-40%), Langenhals (-39%) sowie die FW Borsfleth (-36%) erwarten. Demgegenüber werden diese Anteile für die FW Engelbrechtsche Wildnis (-15%) sowie die FW Glückstadt (-21%) vergleichsweise gering ausfallen (vgl. Abbildung 26).

Übergänge aus den Jugendabteilungen und Eintritte in die Einsatzabteilungen

Damit stellt sich im Hinblick auf die künftige Personalsituation die Frage, wie diese Abgänge kompensiert werden können.

Eine zentrale Funktion für die Sicherung des Nachwuchses für die Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren übernehmen Jugendfeuerwehren. Die FF Glückstadt ist die einzige Feuerwehr im Untersuchungsraum, die eine eigene Jugendfeuerwehr unterhält. Diese hat aktuell 26 Mitglieder (23 Jungen, 3 Mädchen) im Alter von 10 bis 16 Jahren. Es ist davon

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auszugehen, dass ein beträchtlicher Teil des Nachwuchses der FW Glückstadt aus den Rei- 6 hen der eigenen Jugendfeuerwehr stammt.

Grundsätzlich steht die Jugendfeuerwehr auch Jugendlichen aus den umliegenden Gemein- den offen. Allerdings hat die Auswertung der durchgeführten Befragung ergeben, dass in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren der Umlandgemeinden Übergänge aus der Jugend- feuerwehr in die Einsatzabteilungen quantitativ nur eine untergeordnete Rolle spielen, son- dern Eintritte eher im Erwachsenenalter und ohne Vorbildung aus der Jugendfeuerwehr er- folgen. Zudem zeigt auch die Auswertung der Personalstatistiken für die FW Glückstadt, dass in Glückstadt anteilig im zunehmenden Maße Menschen für die Einsatzabteilungen gewonnen werden können, die vorher nicht in der Jugendfeuerwehr aktiv waren.

Ein besonderer Fokus im Hinblick auf die Sicherstellung des künftigen Personalbestandes liegt daher insbesondere auch auf der Entwicklung von Strategien zur Gewinnung erwachse- ner Menschen für ein Engagement in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren.

Ausscheiden aktiver Mitglieder aus „sonstigen Gründen“

Wie beschrieben, ergibt sich der künftige Bedarf zum einen aus einem zu erwartenden Rück- gang der Anzahl der Mitglieder in den Einsatzabteilungen durch altersbedingtes Ausscheiden. Wie bereits erwähnt wurde, legen jedoch die Ergebnisse der schriftlichen Befragung den Schluss nahe, dass vor allem andere als altersbedingte Gründe eine Rolle für die Entschei- dung, die Mitwirkung in der Einsatzabteilung zu beenden, maßgeblich sind (in den vergange- nen 5 Jahren rund 25% der Austritte aus „Altersgründen“, etwa 75% aus „sonstigen Grün- den“).

Diese „sonstigen Gründe“ sind jedoch aufgrund der starken Einzelfallabhängigkeit kaum prognostizierbar. Naheliegend ist, dass hier insbesondere Gründe eine Rolle spielen, die sich mit den individuellen Anforderungen an einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz in Zusammen- hang bringen lassen (Wegzug aus beruflichen Motiven oder Gründen der beruflichen oder universitären Ausbildung). Es steht also zu vermuten, dass der vorstehend beschriebene Rückgang der Mitgliederzahlen noch deutlicher ausfallen könnte bzw. dass ein Teil der künf- tig zu gewinnenden Einsatzkräfte ihr Engagement aus „sonstigen Gründen“ wieder beenden werden.

Sollte die These stimmen, dass ein Teil dieser „sonstigen Gründe“ mit Ausbildungs- und Ar- beitsplatzmotiven in Zusammenhang stehen, so ist dies durch die Feuerwehren nur bedingt gestaltbar. Wichtig erscheint vor diesem Hintergrund jedoch, die „Stimmung“ in der Wehr auch weiterhin im Blick zu behalten und ggf. Maßnahmen zu ergreifen, die einen Verbleib in der Einsatzabteilung ermöglichen. Eine zentrale Herausforderung betrifft also das „Halten“ und Motivieren der aktiven Einsatzkräfte.

Handlungsbedarf im Bereich „Personal“

Für die künftige Sicherung des Personalbestandes stellen sich aus den vorstehend beschrie- benen Gründen also zuvorderst folgende Herausforderungen:

• Wie können Kinder und Jugendliche für ein Engagement in der Jugendfeuerwehr be- geistert und gewonnen werden?

6 Angaben über die Anzahl der in den vergangenen Jahren von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzab- teilung der FW Glückstadt übergegangenen Mitglieder liegen nicht vor und sind aus den verfügbaren Datenquellen auch nicht eindeutig ableitbar.

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• Wie kann der Übergang in die Einsatzabteilungen gestaltet werden, sodass ein län- gerfristiger Verbleib in den Feuerwehren ermöglicht wird? • Wie können erwachsene Menschen für die Einsatzabteilungen gewonnen werden? • Wie kann der gegenwärtig zu beobachteten Tendenz des Ausscheidens eines erhebli- chen Anteils der „Neumitglieder“ schon wenige Jahre nach Eintritt in die Einsatzabtei- lungen entgegengewirkt werden?

Alarmbereitschaft

Insbesondere in Bezug auf zeitkritische Einsätze (z.B. Brandeinsätze mit Personengefähr- dung) kommt es nicht nur darauf an, wie viele Einsatzkräfte in den Einsatzabteilungen ge- zählt werden, sondern wie viele kurzfristig ausrückebereit sind und möglichst schnell nach einer Alarmierung für einen Einsatz zur Verfügung stehen. Mit Hilfe einer durch den Kreis- feuerwehrverband durchgeführten schriftlichen Befragung konnten Grundlagendaten zur Anzahl der innerhalb von 8 bzw. von 13 Minuten nach Alarmierung ausrückebereiten Feuer- wehrangehörigen gewonnen werden.

Von den 287 in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren im Untersuchungsraum aktiven Einsatzkräften sind in der Einsatzperiode „werktags tagesüber“ (montags bis freitags 8 bis 18 Uhr) im „Normalfall“ 53 innerhalb von 8 Minuten nach Alarmierung ausrückebereit (dies entspricht einem Anteil von rund 18%), innerhalb von 13 Minuten sind es weitere 36 (knapp 13%). Demgegenüber sind es in der Einsatzperiode „Wochenende“ (freitags 18 Uhr bis mon- tags 8 Uhr) 156 innerhalb von 8 Minuten (54%) und weitere 44 innerhalb von 13 Minuten (15%) (vgl. Tabelle 1).

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Einsatzperiode Anzahl der ausrückbereiten Einsatzkräfte (Anteil an allen Einsatzkräften)

in unter 8 Min. in 8 bis unter 13 Min.

Woche tagsüber (Mo-Fr 8-18h) 53 (18%) 36 (13%) Woche nachts (Mo-Do 18-8h) 148 (52%) 43 (15%) Wochenende (Fr 18h - Mo 8h) 156 (54%) 44 (15%)

Tabelle 1 Anzahl der innerhalb von 8 bzw . 13 Minuten nach Alarmierung ausrückebereiten Einsatzkräfte nach Einsatzperiode (Datenquelle: Datenerhebung durch den Kreisfeu- erwehrverband Steinburg (2013))

Abbildung 27 stellt die Anzahl der innerhalb von 8 bzw. zusätzlich innerhalb von 13 Minuten nach Alarmierung ausrückebereiten Einsatzkräfte differenziert nach Einsatzperiode auf Ebene der Feuerwehren des Untersuchungsraums dar. Es zeigt sich, dass grundsätzlich am Wo- chenende mehr Einsatzkräfte innerhalb kürzerer Zeiträume für Einsätze zur Verfügung ste- hen, als dies in der Einsatzperiode „werktags tagsüber“ der Fall ist. Dies lässt sich zuvorderst mit beruflich bedingter Abwesenheit vom Wohnort zu „Normalarbeitszeiten“ erklären (Aus- rückezeiten und -stärken in der Einsatzperiode „werktags nachts“ sind mit denen der Ein- satzperiode „Wochenende“ vergleichbar).

Abbildung 27 Anzahl der innerhalb von 8 bzw. 13 Minuten ausrückebereiten Einsatzkräfte diffe- renziert nach Einsatzperiode

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In den vergangenen Jahren erfolgten rund 42% der Einsätze an den Wochentagen Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr. Demgegenüber wurden die Einsatzkräfte für etwa 58% der Einsätze am Abend, in der Nacht sowie an Wochenenden alarmiert. Damit ergeben sich näherungsweise 7,6 Einsätze je 100 Stunden in der Einsatzperiode „werktags tagsüber“ ge- genüber nur etwa 4,4 Einsätzen je 100 Stunden in der Nacht bzw. am Wochenende. Anteilig erfolgen also mehr Alarmierungen in den Stunden, in denen die Ausrückezeiten und -stärken vergleichsweise geringer sind.

Eine Auswertung der Anzahl der Einsätze im Tagesverlauf zeigt, dass ein Großteil der Einsät- ze sowohl der FW Glückstadt als auch der Feuerwehren der Umlandgemeinden in den Nach- mittags- und frühen Abendstunden stattfinden (vgl. Abbildung 28). Letzteres ist für die FW Glückstadt auch auf vermehrte Einsätze der medizinischen Hilfeleistung („First Responder“) zurückzuführen, die vor allem deswegen erfolgen, weil in diesen Stunden weniger Einsatz- mittel für den Rettungstransport vorgehalten werden.

Abbildung 28 Anzahl der Einsätze im Tagesverlauf

Handlungsbedarf im Bereich „Alarmbereitschaft“

Die zentrale Herausforderung besteht auch künftig darin, die erforderlichen Einsatzstärken auch zu „Normalarbeitszeiten“ sicherzustellen. Dies betrifft zum einen die gezielte Gewin- nung und Einbindung von Einsatzkräften, die zu den gewünschten Einsatzzeiten vor Ort sind. Zum anderen lassen sich aus den Ergebnissen Erfordernisse für das Alarmierungshandeln ableiten (siehe dazu auch den nachstehenden Absatz).

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Einsatzzahlenentwicklung und bestehende Kooperation

Die Anzahl der Einsätze unter Beteiligung von Feuerwehren aus dem Untersuchungsgebiet lag in den vergangenen Jahren zwischen etwa 275 und 325 Einsätzen pro Jahr. Mit 80-85% war die FW Glückstadt an einem Großteil der Einsätze beteiligt. Sie spielt daher für die Siche- rung des abwehrenden Brandschutzes sowie der technischen Hilfeleistung nicht nur in Glückstadt selbst, sondern darüber hinaus in der gesamten Untersuchungsregion eine ent- scheidende Rolle.

Abbildung 29 Anzahl der Einsätze in der Untersuchungsregion

Betrachtet man nun einmal die Entwicklung der Einsatzzahlen nach Einsatzart, so zeigt sich, dass insbesondere Einsätze der medizinischen Hilfeleistung tendenziell zugenommen haben: Konnten im Jahr 2007 noch etwa 13% der Einsätze dieser Kategorie zugeordnet werden, so waren es im Jahr 2012 schon rund 29% (Im Jahr 2009 hat es zwischenzeitlich mit etwa 38% der Einsätze einen erheblichen „Peak“ gegeben).

Diese Entwicklungsdynamik wurde von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe grundsätzlich be- stätigt. Der Anstieg der Einsatzzahlen im Bereich der medizinischen Hilfeleistung lässt sich dabei insbesondere auch auf infolge der wachsenden Anzahl älterer Menschen steigende Bedarfe zurückführen. Hinzu kommt, dass sich in den vergangenen Jahren sukzessive Ein- schränkungen der Möglichkeiten zur Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten im Klinikum Glückstadt ergeben haben. In deren Folge mussten immer mehr Notfallpatientinnen und -patienten stattdessen zur Versorgung ins Klinikum Itzehoe transportiert werden. Dies ist jedoch mit längeren Abwesenheiten der Rettungsmittel verbunden, so dass die Zeiträume, in denen Parallelereignisse auftreten können, tendenziell angewachsen sind. In der Folge kam es zu einer deutlich wachsenden Zahl der „First-Responder-Einsätze“ der Feuerwehr

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Glückstadt. Darauf wurde mit der Anschaffung eines zusätzlichen Rettungstransportwagens für die Rettungswache Glückstadt reagiert. Im Zeitverlauf lässt sich jedoch dennoch ein ten- denzieller Anstieg der Einsatzzahlen im Bereich der medizinischen Hilfeleistung empirisch zeigen.

Abbildung 30 Anteil der Einsätze nach Einsatzart

Die Auswertung nach Anzahl der alarmierten Dienststellen zeigt, dass die Kooperation zwi- schen den Feuerwehren im Untersuchungsgebiet weit fortgeschritten ist und dass die Leit- stelle die Kenntnisse über die Ausrückezeiten und -stärken hinsichtlich des Alarmierungshan- delns bereits berücksichtigt:

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Ist bei Einsätzen im Bereich der Stadt Glückstadt in weit mehr als 90% der Alarmierungen der Einsatz einer Feuerwehr ausreichend und bedarfsadäquat (vgl. Abbildung 31), so zeigt sich in Bezug auf die Einsätze in den Umlandgemeinden, dass hier nur in etwa 30-40% der Einsätze eine Feuerwehr die erforderlichen Kapazitäten für den jeweiligen Einsatz beibringen kann. In etwa 60-70% der Einsätze müssen mehrere Feuerwehren ausrücken, um am Ein- satzort für die Sicherstellung der erforderlichen Kapazitäten zu sorgen. In den vergangenen Jahren war im Mittel bei etwa der Hälfte der Einsätze in den Umlandgemeinden, die die Alarmierung mehrerer Feuerwehren erforderten, die FW Glückstadt beteiligt. Entsprechend kamen bei rund der Hälfte der Einsätze, die mehr als eine Feuerwehr erforderten, mehrere Umlandfeuerwehren ohne die FW Glückstadt zum Einsatz (vgl. Abbildung 32).

Abbildung 31 Einsätze in Glückstadt: Anteil der Einsätze nach Anzahl der beteiligten Feuerwehren

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Abbildung 32 Einsätze in den Umlandgemeinden: Anteil der Einsätze nach Anzahl der beteiligten Feuerwehren

Die hoch entwickelte Kooperation zwischen den einzelnen Feuerwehren zeigt sich auch in der Auswertung der Einsatzorte der einzelnen Wehren. Exemplarisch sei an dieser Stelle eine Darstellung aller Einsatzorte der FW Glückstadt bzw. der FW Blomesche Wildnis gezeigt, aus der die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Feuerwehren deut- lich wird (vgl. Abbildung 33).

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Abbildung 33 Anzahl der Einsätze der FW Glückstadt sowie der FW Blomesche Wildnis nach Zielor- ten

Handlungsbedarf im Bereich Alarmierungshandeln und Kooperation

Sofern die erforderlichen Einsatzstärken durch die ortsansässigen Feuerwehren nicht kurzfris- tig zu gewährleisten sind, besteht ein probates Mittel zur Sicherung ausreichender Kapazitä- ten in der Alarmierung auch benachbarter Feuerwehren. Dies wird in der Untersuchungsregi- on bereits heute praktiziert. Die Herausforderung besteht darin, das Alarmierungshandeln weiter zu optimieren, um das Schutzniveau für die Bevölkerung auch künftig sicherstellen zu können.

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4.2 Mobilität und Erreichbarkeit Schwerpunkt der Arbeitsgruppe 2 („Mobilität“) waren die Verkehrsmittel des Umweltverbun- des (Fuß, Rad, ÖPNV). Aspekte des motorisierten Individualverkehrs wurden nicht behandelt.

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung lag der Schwerpunkt im Bereich des Fußverkehrs bei Fragen der Barrierefreiheit. Beim ÖPNV stand neben dem Stadtbusverkehr vor allem die Anbindung Glückstadts an Hamburg im Mittelpunkt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe waren:

• Gerhard Blasberg, Stadt Glückstadt • Deborah Azzab-Robinson, Stadt Glückstadt • Esther Patyk, Stadt Glückstadt • Dr. Klaus Kruse, Gemeinde Kollmar • Martin Scholz, Zweckverband ÖPNV Steinburg • Dr. Jens-Martin Gutsche, Büro GGR • Mone Böcker, Büro raum+prozess • Sina Rohlwing, Büro raum+prozess • Uta Bauer, Büro BiP Berlin • Emanuel Gaenslen, Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie/Glückstädter Werkstätten • Martina Malessa, Lokales Bündnis für Familien Glückstadt

Eingeladen waren zudem Greta Zschoche (Kinder- und Jugendforum) und der Seniorenbeirat der Stadt Glückstadt, der zum Zeitpunkt der Arbeitsgruppensitzungen jedoch nicht besetzt gewesen ist.

Fußverkehr - Barrierefreiheit

Im Rahmen des Gutachtens „Barrierefreies Glückstadt“ wurde eine umfangreiche Bestands- aufnahme der Barrierefreiheit wichtiger Straßenräume in Glückstadt sowie häufig frequen- tierter privater und öffentlicher Einrichtungen durchgeführt.

Dabei zeigte sich insbesondere bei folgenden Punkten Handlungsbedarf:

• systematischer Ansatz für die Gestaltung von Wegen • Lücken im Netz barrierefreier Wegeverbindungen • unzureichende Information und Orientierung • fehlende Aufenthaltsqualität auf Wegen und auf Plätzen • Konflikte im Fuß- und Fahrradverkehr • temporäre Barrieren • Barrieren in öffentlichen Gebäuden

7 Für die detaillierte Beschreibung dieser Handlungsbedarfe wird auf das genannte Gutachten verwiesen.

7 raum + prozess, BiP Berlin (2013): Barrierefreies Glückstadt. Untersuchung im Rahmen des „Zu- kunftskonzepts Daseinsvorsorge“. Hamburg. Berlin.

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Radverkehr

Glückstadt bietet beste Voraussetzungen für einen hohen Fahrradanteil. Wesentliche Plus- punkte sind:

• die Stadtgröße: groß genug, um wichtige Wegeziele (Arbeit, Einkauf, Schule, Ärztin bzw. Arzt, Restaurant, Kneipe, Bahnhof …) am Ort zu haben und klein genug, um diese in attraktiven Fahrraddistanzen zu erreichen. • die Topografie: weitestgehend ebenes Gelände • die gute Erreichbarkeit des Bahnhofes sowie dessen gute Bahnverbindungen

Aus dem zuletzt genannten Punkt ergibt sich zudem ein großes Bike&Ride-Potenzial. Sowohl die im vorigen Abschnitt erwähnte Studie „Barrierefreies Glückstadt“ wie auch ver- schiedene Diskussionen im Rahmen von Veranstaltungen8 während der Erarbeitungsphase des Zukunftskonzepts weisen auf punktuelle Mängel und Gefahrenpunkte hin. Diese betref- fen z.B. die Stadtstraße.

Die einleitend formulierten Radverkehrspotenziale werden in Glückstadt nicht in dem Maße genutzt, wie es möglich wäre. So fehlt innerhalb des gesamten Stadtgebietes z.B. ein nach- vollziehbares Radwegenetz.

Dies ist umso bedeutender, als die historischen und stadtstrukturellen Gegebenheiten in Glückstadt dazu führen, dass viele Fußwege einfach zu schmal sind, um als kombinierte Fuß- Radwege genutzt werden zu können. Daraus ergibt sich eine Gefährdung sowohl der Rad- fahrerinnen und Radfahrer wie auch der Fußgängerinnen und Fußgänger. Zudem sind gera- de im historischen Stadtkern eine Vielzahl an Regelverstößen durch Radfahrerinnen und Rad- fahrer festzustellen.

Dem Fehlen eines nachvollziehbaren Radverkehrsnetzes innerhalb des Stadtgebietes ent- spricht das Fehlen eines Radverkehrskonzeptes auf Seiten der städtischen Gremien bzw. der Stadtverwaltung. Im Rahmen eines solchen Radverkehrskonzeptes könnten die wichtigsten Radverkehrsverbindungen identifiziert und in ein Radverkehrsnetz überführt werden. Darauf aufbauend könnte eine schlüssige Prioritätensetzung zur Behebung dieser Mängel sowie zur gezielten Steigung der Attraktivität bestimmter Radrelationen abgeleitet werden.

ÖPNV – Stadtverkehr und Umlandanbindung

Wie einleitend dieses Kapitels bereits erwähnt, ist beim Themenfeld „ÖPNV“ zwischen dem Stadtverkehr innerhalb Glückstadts (samt der Anbindung des Umlandes) und der großräumi- gen Anbindung Glückstadts an die Metropole Hamburg zu unterscheiden. Ersteres ist Gegen- stand des nachstehenden, letzteres des darauffolgenden Abschnitts.

Innerhalb Glückstadts sind Linienführung und Taktung des Stadtverkehrs bis (je nach Linie) etwa 18 bzw. 19 Uhr zufriedenstellend (Abbildung 34). Danach endet das Angebot des Stadtverkehrs. Der weiter unten noch im Detail diskutierten Zielsetzung, die Anbindung Glückstadts an Hamburg zu verbessern, widerspricht die eher mäßige Anbindung des Bahn- hofes durch den Stadtbusverkehr.

8 Außer in den Arbeits- und Lenkungsgruppensitzungen fanden diese Diskussionen u.a. auf einer Ver- anstaltung des lokalen Bündnisses für Familien zum Thema „Mobilität“ am 19. September 2013 statt.

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Betriebswirtschaftlich besteht innerhalb des Stadtverkehrs eine ausgeprägte Abhängigkeit zwischen den Linien. Rückgrat des Bussystems bildet die Linie 6201 mit ihrer Schleife u.a. durch Glückstadt Nord mit einer relativ hohen Frequenz und Nachfrage. Das (eine!) Fahrzeug samt Fahrpersonal, das durch die Bedienung der Linie 6201 vor Ort ist, ermöglicht die Ange- bote der deutlich schwächeren Linien 6202, 6203 und 6204 zu geringen Mehrkosten. Anpas- sungen der Linienverläufe sind daher durchaus möglich, solange nicht ein zusätzliches Fahr- zeug notwendig wird.

Die Umlandanbindung wird im Wesentlichen durch den Schülerverkehr bestimmt. In Diskus- sionen9 wird eine Nachfrage nach Relationen ins Umland sowie aus dem Umland zu kulturel- len Veranstaltungen in Glückstadt artikuliert. Zugleich verschiebt sich die Altersstruktur der potenziellen Nachfragerinnen- und Nachfragergruppen des ÖPNV deutlich von den Schülerin- nen und Schülern hin zu den Seniorinnen und Senioren (Abbildung 35).

Abbildung 34 Stadtbusverkehre Glückstadt

9 Z.B. der bereits erwähnten Veranstaltung des lokalen Bündnisses für Familien.

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Abbildung 35 Veränderung der Altersstruktur in Glückstadt und den Umlandgemeinden

Insgesamt zeichnet sich für die Anpassung der ÖPNV-Angebote eine Entwicklung der Nach- fragestrukturen ab, die eher für alternative Bedienformen als für ein klassisches ÖPNV- Angebot (Standardlinienbus mit Taktfahrplan) geeignet ist. Kennzeichen dieser Nachfra- gestruktur sind: ein steigender Anteil an Seniorinnen und Senioren, unregelmäßige Fahrt- wünsche, eine Nachfrage nach 18 Uhr sowie eine Nachfrage im Zusammenhang mit kulturel- len Veranstaltungen.

Von zentraler Bedeutung ist zudem die Frage der Finanzierung des ÖPNV. Aktuell sind deutli- che Bestrebungen erkennbar, innerhalb des ÖPNV-Zweckverbandes Steinburg nach Kosten- optimierungsmöglichkeiten zu suchen, um die Zweckverbandsumlage zu senken. Parallel dazu wird insbesondere durch die Piraten-Partei die Idee eines „fahrscheinlosen ÖPNV“ for- muliert, mit deren Umsetzung erhebliche Veränderungen der Finanzierungsstrukturen des ÖPNV verbunden wären.

ÖPNV – Strategisches Ziel: Möglichst gute Anbindung an Hamburg

In den Diskussionen der Arbeits- und Lenkungsgruppen zum Zukunftskonzept Daseinsvor- sorge wurde immer wieder deutlich, dass eine möglichst gute Anbindung Glückstadts an die Metropole Hamburg zu einem der wichtigsten strategischen Ziele für die Gesamtentwicklung in Glückstadt zählt. Nur so kann der Wohn- und Arbeitsstandort Glückstadt so attraktiv ge- 10 halten werden, dass die Bevölkerungsrückgänge etwas abgemildert werden können.

10 Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Szenarienbetrachtungen zur Bevölkerungsentwicklung in Abschnitt 0.

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Im Bereich des ÖPNV gliedert sich das strategische Ziel einer möglichst guten Anbindung an Hamburg in die folgenden drei Bausteine:

• Baustein 1: Taktung und Führung der Bahnlinien (NOB und Regionalbahn SH) • Baustein 2: Tarif / HVV-Integration • Baustein 3: Attraktivität des Bahnhofs und seine Erreichbarkeit

Hamburg-Anbindung Baustein 1: Taktung und Führung der Bahnlinien (NOB und Regionalbahn SH)

Nach dem aktuell diskutierten Planungsstand der LVS wird ab 2014 eine Reihe von Halten der NOB von und nach Hamburg-Altona in Glückstadt entfallen. Dafür wird die Anbindung Glückstadts an den Hamburger Hauptbahnhof verbessert. Diese erfolgt vor allem über die Regionalbahn Schleswig-Holstein.

Zwar verringert sich – nach Planungsstand im September 2013 – die Zahl der Abfahrten in Richtung Hamburg von bisher 40 auf 27 deutlich (Abbildung 36). Aufgrund der gleichmäßige- ren zeitlichen Verteilung der Abfahrten sowie der Umsteigemöglichkeiten in Elmshorn sinken die Erreichbarkeitswerte jedoch deutlich weniger ab als die Zahl der Abfahrten. In den Pend- lerstoßzeiten bleibt auch die Erreichbarkeit Altonas unverändert.

Durch die Fahrplanumgestaltung entstehen zum Teil etwas längere Zeitlücken zwischen den einzelnen Abfahrten in Richtung Hamburg. Insbesondere in Richtung Hauptbahnhof Ham- burg verbessert sich aber die Fahrzeit (Abbildung 37) sowie häufig auch die Wegzeit (bei spontanem Fahrtwunsch). Aufgrund der herausgehobenen Bedeutung des Hauptbahnhofs im HVV-Schnellbahnnetz werden in der Folge auch fast alle anderen Schnellbahnhalte schneller ab Glückstadt erreicht.

Außerhalb der Pendlerzeiten verlängert sich die Fahrzeit nach Altona um etwa 10 Minuten. Der attraktive, weil treppenfreie Umstieg auf den Fernverkehr bleibt hingegen über den gan- zen Tag erhalten, findet nun häufig aber am Bahnhof Dammtor statt. Hier entfällt sogar der Weg zu einem anderen Bahnsteig.

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Abbildung 36 Vergleich der aktuellen (oben) und der zukünftigen (unten, Planungsstand: Septem- ber 2013) Anbindung Glückstadts in Richtung Hamburg

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Abbildung 37 Vergleich der Wegzeit (= Wartezeit + Fahrzeit) ab jeder Minute („Wunschstartzeit“) zum Hamburger Hauptbahnhof sowie nach Hamburg Altona (oben); Fahrzeitverän- derung (ohne Wartezeit) zu allen Schnellbahnhalten im HVV (unten)

Insgesamt stehen den negativen Aspekten (weniger Zugverbindungen nach Hamburg, schlechtere Verbindungen nach Altona außerhalb der Hauptverkehrszeit, zusätzlicher Entfall von 2 Zügen Itzehoe – Glückstadt - Pinneberg in der Mittagszeit) auch positive Aspekte (bes-

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sere Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs und großer Teile des Hamburger Stadtgebiets) ge- genüber. Abbildung 38 listet diese noch einmal auf.

Abbildung 38 Negative und positive Aspekte der geplanten Fahrplanumstellung für die Hamburg- Anbindung von Glückstadt

Unter den positiven Aspekten benennt Abbildung 38 auch zwei möglicherweise aktivierbare Verstärkerzüge in Richtung Hamburg-Altona. Diese Züge fahren nach dem aktuellen Fahrpla- nentwurf (September 2013) mit Fahrgästen von Hamburg-Altona nach Itzehoe, werden aber vermutlich als Leerzüge zurück nach Hamburg-Altona überführt. Hier könnten ggf. mit gerin- gem Mehraufwand zwei weitere Abfahrten in Glückstadt aktiviert werden.

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Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang der Imageeffekt der aktuellen Diskus- sion. Dies gilt sowohl für die Wahrnehmung der Glückstädter wie für die Wahrnehmung nach außen. Die NOB wird als „fast schon Fernbahn“ wahrgenommen, die Regionalbahn als „rosti- ger Bummelzug“. Dies gilt, obwohl die Fahrzeitunterschiede bereits heute sehr gering sind.

Für 2014 plant die Regionalbahn Schleswig-Holstein den Einsatz neuer Fahrzeuge auf der Strecke Hamburg-Glückstadt. Zum Einsatz kommen sollen Fahrzeuge vom Typ FLIRT (Abbildung 39).

Abbildung 39 Fahrzeugtyp FLIRT, ab 2014 für den Einsatz durch die Regionalbahn auf der Strecke Hamburg-Glückstadt vorgesehen (Bild: Fa. Stadler)

Hamburg-Anbindung Baustein 2: Tarif / HVV-Integration

Der HVV-Verbundraum endet etwa 10 km vor Glückstadt an der Grenze der Kreise Pinneberg und Steinburg (Abbildung 40). Die Luftlinienentfernung zwischen dem Bahnhof Glückstadt und dem Hamburger Hauptbahnhof beträgt etwa 47 km. Die überwiegende Zahl der Bahn- höfe in Schleswig-Holstein und Niedersachsen in dieser Entfernung gehören zum HVV. Ins- besondere in Schleswig-Holstein liegen zudem viele noch weiter von Hamburg entfernte Bahnhöfe im HVV-Verbundgebiet.

Von vielen Seiten wird in Glückstadt der Wunsch nach einer Ausweitung des HVV-Verbund- raums in den Kreis Steinburg hinein artikuliert. Diese Zielsetzung ist ein wesentlicher Bau- stein, um eine möglichst gute Hamburg-Anbindung zu erreichen. Diese wurde in den vorste- henden Abschnitten bereits mehrfach als einer der wesentlichen Standortfaktoren für die Gesamtentwicklung in Glückstadt benannt. Eine HVV-Integration hätte vor allem tarifliche Effekte für die Kunden. Spürbare Angebotsausweitungen sind von einer HVV-Integration hingegen nicht zu erwarten. Niemand kann heute genau sagen, welche Tarife für Fahrten innerhalb bzw. von und nach Glückstadt gelten würden, wenn der Kreis Steinburg ganz oder teilweise dem HVV beitreten würde. Einige Anhaltswerte lassen sich aus einem Vergleich der aktuell gültigen Tarife ableiten.

Wie Abbildung 41 zeigt, sind die HVV-Tarife nicht in allen Fällen günstiger als die aktuell gül- tigen Tarife. Insgesamt fällt der Tarifunterschied in den dargestellten Vergleichen nicht sehr groß aus. In manchen Konstellationen liegen die HVV-Tarife sogar über den aktuell für Glückstadt gültigen SH-Tarifen. Die größten tariflichen Vorteile eines HVV-Beitritts könnten sich – legt man die Vergleiche der Abbildung 42 zugrunde – im Bereich der Arbeitge- berabonnements ergeben.

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GERTZ GUTSCHE RÜMENAPP Stadtentwicklung und M obllltU Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland Planung Beratung Forschung GbR

Die Erfahrungen aus den zurückliegenden Verbundraumerweiterungen zeigen,dass vor allem kurze Strecken in den gemeindlichen Stadtverkehren durch die HW-Tarifintegration teurer werden,sofern die betreffenden Kommunen nicht zusätzliche Mittel in das Verbundsystem zuschießen. Die Ergebnisse des Tarifvergleichs für den Stadtbusbereich (Abbildung 42, un­ ten) weisen in eine ähnliche Richtung.

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Aktuelle Grenze des HW-Tarifgebiets Ausschnitt Glückstadt - Harnburg

lichclelisdonn Westerland - Hamburg-Aitona über Keitum·Monum • Klanxbütl - NiebüH-Langenhorn• Bredstedt-Husum-Friedlichstadt -lurw:Jen-Heide­ ltzehoe•Glikkstadt Elmshom ltzehoe - Hamburg-Aitona BAHN über ·KrempeG· lückstadt •Herzhorn • (QID ElmshOf'n •Tornesch • Prisdorf •Pinneberg BAHN ?e-:t - Elmshom •TorMsch -Prisdorf (QID

Reinfeld

HW­ Verbundgrenze

HW-Verkehrsraum und Erweiterungen seit 2000

ErweiterungsgebietSHab 15.12.2002

• Erweiterungsgebiet NDS ab 12.12.2004

Quelle für die Grundlagenkarten: oben: LVS / DB AG;unten: HW

Abbildung 40 Aktuelle HW-Verbundraumgrenze (oben) sowie Verbundraumerweiterungen seit 2000 (unten)

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Abbildung 41 Vergleich der Tarife im Bahnverkehr: Relationen ab Glückstadt (aktueller SH Tarif) mit vergleichbar langen Relationen innerhalb des HVV sowie mit Übergangstarifen aus Niedersachsen

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Abbildung 42 Vergleich der Tarife für Arbeitgeberzeitkarten für Relationen ab Glückstadt (aktueller SH Tarif inkl. neu eingeführtem SH-Firmenabo) mit vergleichbar langen Relationen innerhalb des HVV (oben) sowie Vergleich der Tarife im Stadtbusverkehr Glückstadt mit Stadtbusverkehren innerhalb des HVV (unten)

Der HVV hat sich vor etwa 10 Jahren räumlich deutlich erweitert. Zurzeit ist die Haltung der bisherigen Gesellschafterinnen und Gesellschafter des HVV zu weiteren Erweiterungen eher zögerlich; nicht zuletzt, weil sich daraus vermutlich verbundweite Tarifanpassungen ergeben würden. Gleichwohl wird das Thema „Verbundraumerweiterung“ in den kommenden Jahren durch die verstärkte Zusammenarbeit in der Metropolregion vermutlich immer wieder auf die Agenda kommen. Angesichts von Lage und Pendlerverflechtung wäre der Kreis Steinburg dabei einer der aussichtsreichsten Bewerber.

Der Kreis Steinburg hat bereits mehrfach großes Interesse an einer HVV-Integration artiku- liert. 2012 haben intensive Gespräche zwischen dem Kreis und dem HVV stattgefunden. Mo-

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dellrechnungen im Zuge dieser Gespräche haben ergeben, dass im Falle einer HVV- Ausweitung auf den Kreis Steinburg Ausgleichszahlungen für Durchtarifierungseffekte in ei- ner Größenordnung von mehr als einer Millionen Euro pro Jahr zukommen würden. Der Großteil dieser Mittel betrifft den Schienensektor.

Seit dem Bekanntwerden dieser finanziellen Größenordnung zeigen sich innerhalb des Krei- ses Steinburg deutliche Unterschiede bezüglich des Interesses und der Zahlungsbereitschaft der einzelnen Gemeinden für einen HVV-Beitritt. Im Groben gilt: Je weiter nördlich die Kom- munen liegen und je schlechter sie zum Schienennetz liegen, desto geringer fällt die Unter- stützung des Projekts „HVV-Beitritt“ aus. Nicht zuletzt aufgrund des Schülerverkehrs er- scheint eine nur teilweise Integration des Kreises Steinburg in den HVV aber wenig realis- tisch. Das Ziel „Glückstadt in den HVV“ ist somit nur über einen breiten Konsens innerhalb des Kreises Steinburg zu erreichen.

Auch auf Landesebene ist eine HVV-Verbundraumerweiterung in Richtung Steinburg kein politischer Selbstläufer. Vielmehr planen das Land Schleswig-Holstein und seine LVS noch in diesem Jahr die Gründung eines eigenen „Verkehrsverbundes Schleswig-Holstein“, dessen räumlicher Zuschnitt sich aus den Landesgrenzen abzüglich des HVV-Gebiets ergibt. Entspre- chend gering ist das Interesse auf Landesebene, dass sich weitere Kreise und kreisfreie Städte aus Schleswig-Holstein dem HVV anschließen. In den Diskussionen zu einem mögli- chen HVV-Beitritt des Kreises Steinburg hat sich das Land zudem bisher geweigert, die antei- lig auf das Kreisgebiet anfallenden Regionalisierungsmittel des Bundes für die Finanzierung einer Verbundraumerweiterung nach Steinburg zur Verfügung zu stellen.

Die HVV-Integration Glückstadts muss ein zentrales politisches Anliegen bleiben. Die aktuelle politische Situation stellt der Erreichung dieses Zieles aber noch einige dicke Bretter in den Weg. Für einen Zwischenzeitraum könnten daher auch alternative Pfade beschritten wer- 11 den.

Hamburg-Anbindung Baustein 3: Bahnhof und Bahnhofserreichbarkeit

Der Bahnhof ist der zentrale Knotenpunkt der ÖPNV-orientierten Hamburg-Anbindung. Die Attraktivität eines „Wohnen in Glückstadt – Arbeiten/Lernen/Ausgehen/… in Ham- burg/Elmshorn/Itzehoe“-Modells entscheidet sich täglich neu auch daran, wie angenehm das Hinkommen, Umsteigen und Warten am Glückstädter Bahnhof ist.

Die Attraktivität des Knotenpunkts „Bahnhof Glückstadt“ setzt sich aus mehreren Elementen zusammen:

Bahnhofsgebäude Glückstadt hat ein schönes Bahnhofsgebäude, das unter Denkmal- schutz steht. Leider ist es in einem wenig einladenden Zustand. Zudem ist es im Besitz einer Privatperson, so dass die Stadt nur sehr begrenzten Einfluss nehmen kann. Bahnsteige Die Bahnsteige sind nur bedingt barrierefrei (vgl. Bestandserhebung im Gutachten „Barrierefreies Glückstadt“) Fußläufige Der Bahnhof ist fußläufig gut erreichbar. Verbesserungsmöglichkei- Erreichbarkeit ten bestehen vor allem aus Richtung Südost (Christian IV-Straße).

11 Vgl. die entsprechenden Handlungsempfehlungen zur HVV-Verbundraumerweiterung sowie zur „GlückGarantie“ im Abschnitt Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden..

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Erreichbarkeit Glückstadt ist hinsichtlich Größe, Topografie und Lage des Bahnhofs mit dem Rad die perfekte Bike&Ride-Stadt. Das Potenzial an attraktiver Bike& Ride-Infrastruktur am Bahnhof erscheint jedoch noch nicht ausge-

schöpft. Das Fehlen eines stadtweit nachvollziehbaren Radver- kehrsnetzes betrifft auch den Bahnhof, der eines der wichtigsten Wegeziele eines solchen Netzes sein müsste.

Erreichbarkeit Laut P&R-Konzept der Metropolregion Hamburg (bzw. den damali- mit dem Pkw gen Angaben der Stadt Glückstadt) lag die Auslastung 2010 insge- samt bei 67%. Dabei werden die stadtseitigen Plätze (Am Güter- bahnhof: 173 Plätze) vermutlich aufgrund der morgendlichen Ab- fahrten in Richtung Hamburg deutlich stärker (ca. 75% Auslastung) nachgefragt als die P&R-Plätze in der Pentzstraße (50 Plätze, 40% Auslastung, Abfahrtsrichtung Itzehoe bzw. Ankunft der Züge aus Hamburg).

ÖPNV Der Bahnhof wird über die Linie 6202 nur neun Mal am Tag direkt angefahren (Abbildung 34). Der Fußweg vom Markt ist gerade noch akzeptabel. Aufgrund der Stadtgröße ist die Nutzung des Buses zum Bahnhof gegenüber dem Fahrrad (und nicht selten auch dem zu Fuß gehen) eher wenig attraktiv.

Motorisierter Individualverkehr

Über die Bundesstraße 431, die durch die Stadt führt, ist Glückstadt mit Elmshorn verbun- den, das sich etwa 22 km entfernt befindet. Die Entfernung nach Itzehoe beträgt ca. 21 km, ist jedoch nur über die Landesstraße erreichbar. Die Autobahn A 23 von Hamburg nach Hei- de befindet sich in etwa 15 km Entfernung nördlich von Glückstadt. Mit einer Fahrzeit von ca. einer Stunde bis in das Hamburger Zentrum nimmt Glückstadt eine Randlage im weiteren Hamburger Umland ein.

Profitieren könnte Glückstadt von der geplanten Verlängerung der A 20, die aus Richtung Bad Segeberg verlaufend südöstlich von Glückstadt die Elbe queren soll und über Bremer- haven an die A 28 nördlich von Oldenburg anschließt. Die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen, die von Hamburg aus flussaufwärts die derzeit einzige Elbquerung ist und Glückstadt über die B 495 an Niedersachsen anbindet, verschafft Glückstadt überregionale Bekanntheit, sie ist als Standortfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung jedoch von untergeordneter Bedeu- tung.

Parkplätze Die Glückstädter Innenstadt bietet zahlreiche Parkmöglichkeiten, so dass alle Sehenswürdig- keiten, Geschäfte und Restaurants auf kurzen Wegen erreicht werden können.

Kostenfreie Parkplätze stehen an folgenden Standorten zur Verfügung: • Am Güterbahnhof • Bohnstraße • Kleine Danneddelstraße • Am Kommandantengraben • An der Feuerwache, Christian-IV-Straße

In zahlreichen Seitenstraßen der Innenstadt und am Binnenhafen kann mit Parkscheibe für 2 Stunden frei geparkt.

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Kostenpflichtige Parkplätze stehen an folgenden Standorten zur Verfügung: • Am Fleth • Am Markt • Am Wochenende stehen auch diese Parkplätze kostenfrei zur Verfügung.

Abbildung 43 Parkplatzsituation in Glückstadt

Im Rahmen der unterschiedlichen Konzepte - insbesondere Einzelhandelskonzept - wurde der Bedarf einer Überprüfung der Parkplatzsituation in Glückstadt artikuliert.

4.3 Jugendarbeit und Freizeit Der Teilnehmerinnen- und Teilnehmerkreis der Arbeitsgruppe „Jugend, Sport und Freizeit“ setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Schulen, Sportvereine, Kinder- und Ju- gendeinrichtungen sowie Ansprechpartnerinnen und -partnern der Stadt Glückstadt zusam- men. Frau Jönßon-Rieck (Bürgerschule Glückstadt), Herr Pede (Regionalschule Glückstadt) und Herr Appel (Dethlefsengymnasium) kamen aus den Reihen der Schulen in Glückstadt. Unter den Vertreterinnen und Vertretern der Sportvereine waren Frau Wolter und Herr Bialas (ETSV Fortuna Glückstadt e.V.), Frau Pätzmann (TSV Borsfleth e.V.), Frau Fischer (TSV Koll- mar e.V.) sowie Herr Glöckner und Herr Heiden (MTV Herzhorn e.V.) in den Arbeitsgruppen anwesend. Darüber hinaus nahmen vom Jugendzentrum in Glückstadt Herr Klaedtke und Frau Vogel sowie vom Kinder- und Jugendforum Frau Zschoche mit zwei Schülervertreterin- nen und -vertretern teil. Darüber hinaus waren der AWO Landesverband Schleswig-Holstein mit Frau Layden, Frau Schmidt und Herrn Orkan vertreten. Von der Stadt Glückstadt beglei- teten Frau Tesch, Frau Ehlert und Herr Dr. Busch die Sitzungen der Arbeitsgruppen.

Nachfolgend wird die Ausgangssituation im Bereich „Jugend, Sport und Freizeit“ in Glückstadt und den Umlandgemeinden geschildert. Es wird dezidiert auf den Handlungsbe- darf eingegangen, der im Rahmen der durchgeführten Trägerbefragung sowie der nachfol- genden qualitativ durchgeführten Analyse in der Arbeitsgruppe ergänzt und diskutiert wurde. Darauf aufbauend folgen die spezifischen Handlungsempfehlungen und Projektideen, die gemeinsam mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren erarbeitet wurden und deren Umset- zung als notwendig erachtet wird.

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Allgemeine Rahmenbedingungen

Die Bevölkerungsprognosen für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden (Kap. 2.3) zeigen, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen abnehmen wird. Aufgrund von veränder- ten Arbeits- und Familienstrukturen ist es jedoch notwendig, Sport- und Freizeitangebote für die jüngeren Altersgruppen auch zukünftig sicherzustellen. Zum einen findet ein tief greifen- der Wandel der Institution Familie statt. Das traditionelle Familienmodell, in dem der Vater einen Beruf ausübt und die Mutter den Haushalt sowie die Kinderbetreuung übernimmt, wird von einer zunehmenden Müttererwerbstätigkeit konterkariert. So sehen sich immer mehr Eltern der Herausforderung gegenübergestellt, neben der Berufstätigkeit die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen. Zum anderen gibt es immer mehr alleinerziehende Elternteile. Insbe- sondere für diese Familienkonstellationen ist es wichtig, vermehrt ganztägige Betreuungs- möglichkeiten zu schaffen, um ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Aufgrund des wachsenden Anteils einkommensschwacher Familien sind zudem niederschwellige Ange- bote für ihre Kinder von hoher Wichtigkeit. Zusammenfassend gilt es, auf folgende gesell- schaftliche Veränderungen zu reagieren:

• Steigende Erwerbstätigkeit der Mütter • Zunahme der Ganztagsbeschäftigung der Eltern • Steigerung der Haushaltsanteile von alleinerziehenden Elternteilen

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen gehen neue Herausforderungen für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen einher. Aufgrund der sich wandelnden Haushaltsstrukturen und Erwerbsarrangements der Eltern steigt die Nachfrage nach Nachmittagsbetreuung. Dar- über hinaus ist ein gutes Betreuungsangebot ein entscheidender Standortfaktor für Familien bei der Wohnungssuche. Ausreichende und qualitativ hochwertige Angebote für Kinder und Jugendliche gewinnen somit an Bedeutung. Um für Bürgerinnen und Bürger sowie potenziell zuziehende Familien weiterhin attraktiv zu sein, sollte ein gutes Betreuungsangebot gewähr- leistet sein. Es gilt, demnach ausreichend Angebote für Kinder und Jugendliche in Glückstadt und dem Umland bereitzustellen und gegebenenfalls zu erweitern.

Derzeitige Angebotsstruktur in Glückstadt und den Umlandgemeinden

Zentrale Infrastrukturen im Bereich der Nachmittags- und Ferienbetreuung von Kindern und Jugendlichen sind in Glückstadt und den Umlandgemeinden ausreichend vorhanden. In Glückstadt und drei Umlandgemeinden befinden sich Kindergärten oder kindergartenähnliche Einrichtungen. Die bestehende Struktur der Schulen deckt den Bedarf an allen Schularten für die Schülerinnen und Schüler in Glückstadt und dem weiteren Einzugsbereich. Das schulische Nachmittagsangebot wird durch die Offenen Ganztagsschulen (OGS) bereitgestellt. In dem Kinder- und Jugendforum befassen sich Schülerinnen und Schüler mit Themenbereichen, die ihr Leben betreffen und bringen ihre Ideen ein. Ergänzt wird das Nachmittags- und Ferien- angebot durch das Jugendzentrum Glückstadt (JuZe) sowie die Arbeit in den Vereinen, die zahlreiche Sport- und Freizeitangebote in ihren Programmen anbieten. Glückstadt ist grund- sätzlich gut aufgestellt, was die Angebotsstrukturen vor Ort und im Umland betrifft. Dennoch besteht Handlungsbedarf, um die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren sowie Institutionen zu stärken und zu verbessern.

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Zentraler Handlungsbedarf

Das übergreifende Ziel im Bereich Jugend, Sport und Freizeit ist der Erhalt und die Stärkung bestehender Strukturen in Glückstadt und den Umlandgemeinden. Die finanziellen Mittel der Städte und Kommunen sind jedoch begrenzt. Daher gilt es primär, Netzwerke und Koopera- tionen sowie das Ehrenamt und die Freiwilligendienste zu fördern. Investigative Mittel sind einzusetzen, wenn Räumlichkeiten verbessert bzw. geschaffen werden müssen, um die aktu- ellen Bedarfe der Bevölkerung zu befriedigen. Da die Einkommensschere auseinandergeht, ist es zudem unerlässlich, weiterhin niederschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche bereitzustellen und das Angebot auszuweiten.

Spezifischer Handlungsbedarf

Kindergärten und kindergartenähnliche Einrichtungen

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Ziel für Städte und Kommunen, wenn es darum geht, das Wohlstandsniveau zu halten und attraktiv für Familien zu sein. Zwar wird nach der Bevölkerungsprognose die Zahl der Kinder in den kommenden Jahren rückläufig sein, dennoch ist es nach wie vor wichtig, ein umfassendes und qualitativ hoch- wertiges Betreuungsangebot bereitzustellen. Zumal derzeit - trotz rückläufiger Kinderzahlen - der Bedarf an Krippenplätzen steigt, da immer mehr Eltern Betreuungsangebote in Anspruch nehmen wollen bzw. müssen.

Betreuungseinrichtungen in Glückstadt und den Umlandgemeinden

In Glückstadt gibt es sieben Betreuungseinrichtungen. Die evangelisch-lutherische Kirchen- gemeinde Glückstadt ist Träger von insgesamt vier der sieben Einrichtungen. Hierbei handelt es sich um die evangelische Kindertagesstätten „Am Burggraben“, „Bole“, „Nord“ und „Nordmarkstraße“. Die Familienbildungsstätte ist seit 2013 Träger der Einrichtungen „Deich- bande“ und „Elbbande“. Die Sonnige Spielstube e.V. ist ein eingetragener Verein, der als eigenständiger Träger ebenfalls ein Betreuungsangebot anbietet. Die Sonnige Spielstube ist die einzige Einrichtung in Glückstadt, in der keine Krippengruppe besteht.

Drei der fünf Umlandgemeinden des Untersuchungsgebietes verfügen ebenfalls über Kinder- betreuungseinrichtungen. In Borsfleth gibt es einen Kindergarten, der von der Gemeinde betrieben wird. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Herzhorn ist Träger des ansäs- sigen Kindergartens. In Kollmar wird der evangelisch-lutherische Kindergarten auch von der örtlichen Kirchengemeinde, der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Kollmar / Neuen- dorf, geführt.

Handlungsbedarf: Aufgrund der Bedeutung einer ausreichenden Kinderbetreuung vor Ort sind die Auslastung, die Ausstattung und die Räumlichkeiten seitens der Stadt und des Um- landes zu prüfen. Auffällig ist, dass es in Glückstadt derzeit keinen integrativen Kindergarten gibt. Das bedeutet, es gibt kein Angebot für Kinder mit besonderem Förderbedarf.

Schulische Angebote und Offenes Ganztagsschulangebot

Aufgrund der oben skizzierten gesellschaftlichen Veränderungen steigt die Notwendigkeit, die Betreuung für Schülerinnen und Schüler auch nach dem Unterricht sicherzustellen. Durch die Einführung der Offenen Ganztagsschule werden durch die Schulen wichtige Beiträge geleis- tet. Im Rahmen des Konzeptes wird das bestehende Angebot an Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler dargestellt. Dabei stehen nicht das inhaltliche Bildungsangebot der

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Schulen im Fokus der Analyse, sondern die Passgenauigkeit der Betreuungsangebote sowie die vorhandenen Kooperationen. Mit der Einführung des Betriebes der Offenen Ganztags- schule an allen Schulen in Glückstadt und den Umlandgemeinden wird dem gewachsenen Bedarf an Nachmittagsangeboten Rechnung getragen.

Schulen in Glückstadt und dem Umland

Derzeit gibt es in Glückstadt eine Grundschule (Bürgerschule) und eine Regionalschule, die beide dem Schulverband Glückstadt angeschlossen sind. Der Schulverband Glückstadt ist ein Zweckverband im Sinne des Schulgesetzes und des Gesetzes über kommunale Zusammenar- beit. Die beiden Grundschulen in Herzhorn und Kollmar (Schule am Deich) gehören ebenfalls zu dem Schulverband Glückstadt. Träger des Detlefsengymnasiums ist der Kreis Steinburg. Auch das Förderzentrum Steinburg-West am Standort Glückstadt ist eine wichtige Einrich- tung und untersteht dem Schulverband Krempermarsch.

Der Bedarf an allen Schularten ist somit für die Schülerinnen und Schüler in Glückstadt und dem weiteren Einzugsbereich gedeckt. Mit Ausnahme der Grundschule in Kollmar werden laut des Schulentwicklungsplans des Schulverbandes Glückstadt (Stand 01.06.2012) bis 2017/2018 die Mindestschülerzahlen erreicht. Aus diesem Grund wird zur Fortführung des Standortes aktuell die Fusion der beiden Grundschulen Kollmar und Herzhorn angestrebt.

Alle Schulen haben inzwischen das Modell der Offenen Ganztagsschule eingeführt. Die Teil- nahme an den Angeboten der OGS ist grundsätzlich freiwillig. Teil des Konzeptes ist die Be- reitstellung eines Angebotes an Nachmittagskursen an mindestens drei Tagen pro Woche.

Trägerinnen und Träger sowie Anbieterinnen und Anbieter von Angeboten der Offenen Ganz- tagsschule

Für die Schulen des Schulverbandes Glückstadt plant und koordiniert seit Beginn des 2. Schulhalbjahres 2011/2012 die Steinburg Sozial gGmbH als freie Trägerin die Leitung und Organisation des Ganztagsbetriebes. Die Kurse beginnen eine Stunde vor Schulbeginn und enden in der Regel gegen 16 Uhr. Am Freitag gibt es kein Angebot im Rahmen der OGS.

Das Angebot reicht an allen Schulen von Hausaufgabenbetreuung über diverse Kreativkurse bis hin zu Sport- und Freizeitangeboten. An den Grundschulen Kollmar und Herzhorn werden die Betreuungsangebote ausschließlich von Fördervereinen durchgeführt. An den Schulen in Glückstadt ergänzen weitere Vereine das Kursangebot. Kooperationspartnerinnen und -partner der Offenen Ganztagsschule in Glückstadt sind u.a. der ETSV Glückstadt (Tennisab- teilung), die Familienbildungsstätte, der Förderverein betreute Grundschule Bürgerschule e.V., die Musikschule, das türkische Konsulat, die Freiwillige Feuerwehr Glückstadt sowie ehrenamtlich tätige Personen.

Die Auslastung der Angebote an der Bürgerschule ist seit der Einführung nachweislich ge- stiegen. So verzeichnet die Bürgerschule inzwischen wöchentlich etwa 500 Teilnehmerstun- den bei der Hausaufgabenbetreuung und 200 Teilnehmerstunden bei der Freizeitbetreuung.

An der Regionalschule nutzen insbesondere Eltern jüngerer Schülerinnen und Schüler das Angebot der Früh- und Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder. Ab der 7. Klasse finden Wahl- pflichtkurse statt, die kreative und bildende Kurse im Angebot haben. Da diese verpflichten- den Kurse im Konzept der Regionalschule verankert sind, nehmen Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse seltener an den Angeboten der OGS teil als Kinder der Orientierungsstufe.

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Das Förderzentrum in Glückstadt bietet den Schülerinnen und Schülern ebenfalls die Möglichkeit, an den Nachmittagsangeboten im Rahmen der Offenen Ganztagsschule teilzu- nehmen.

Mit dem Beginn des Schuljahres 2013/2014 setzt das Detlefsengymnasium als letzte Schule im Untersuchungsgebiet offiziell das Modell der Offenen Ganztagsschule um. Träger der OGS des Gymnasiums ist der „Verein der Freunde und Förderer des Detlefsengymnasiums“. Die Angebote der Offenen Ganztagsschule sind hier kostenlos und finden an allen fünf Wochen- tagen statt. Die Angebote beginnen zu unterschiedlichen Zeiten frühestens ab 12.20 Uhr und reichen zum Teil bis in die Abendstunden hinein. Aufgrund der aktuellen Einführungsphase der OGS können keine Aussagen zu einer Entwicklung der Teilnehmerzahlen an den Nach- mittagsangeboten gemacht werden.

In der Ferienzeit wird kein Angebot von den Schulen oder der Offenen Ganztagsschule ge- macht. Es gibt zwar einzelne Anbieterinnen und Anbieter von singulären Ferienaktivitäten in Glückstadt und den Umlandgemeinden, doch finden diese Angebote bislang ohne gegenseiti- ge Beachtung und Abstimmung statt.

Handlungsbedarf: Hinsichtlich der Ausweitung der Angebote im Rahmen der Offenen Ganz- tagsschule ist das Ziel die Aufhebung der Konkurrenzsituation zwischen den Schulen und Vereinen hin zu einem Miteinander. Im Idealfall profitieren sowohl Vereine als auch Schulen von der neuen Kooperation.

Synergieeffekte sind auch für die Ferienbetreuung herzustellen, indem ein gemeinsames Programm veröffentlicht und an die Schülerinnen und Schüler verteilt wird.

Vereine und Einrichtungen im Bereich Sport und Freizeit

Im Untersuchungsgebiet des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge für Glückstadt und die Um- landgemeinden gibt es diverse Vereine, die Kurse und Aktivitäten im Freizeitbereich für junge und alte Menschen anbieten. Hierzu zählen Sportvereine, die Stadtbücherei, die Volkshoch- schule Glückstadt e.V., die Musikschule Glückstadt, die Familienbildungsstätte, das Detlefsen Museum sowie die Kirchen (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Glückstadt, Freie Kir- che Glückstadt, Gemeinde St. Marien Glückstadt).

Hinsichtlich der außerschulischen Angebote für Kinder und Jugendliche nehmen insbesonde- re die Sportvereine eine wichtige Rolle ein. Das Thema Sport und Bewegung hat nach wie vor einen hohen Stellenwert. Es wird während der sportlichen Betätigung nicht nur Bewe- gungsmangelerkrankungen vorgebeugt, sondern es werden wichtige Werte und Normen vermittelt, die eine sozialisierende Funktion aufweisen. Zudem übernehmen die Sportvereine im Rahmen der Offenen Ganztagsschule zunehmend eine bedeutende Rolle, da sie das Kurs- programm der OGS durch sportliche Angebote ergänzen. Die beispielhafte Kooperation zwi- schen der OGS und dem ETSV zeigt, dass Synergieeffekte zwischen den Institutionen mög- lich sind. Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen der Offenen Ganztagsschule an den Sportangeboten teilnehmen, können gleichzeitig als neue Mitglieder der Sportvereine ge- wonnen werden. Zwar gab es in der Einführungszeit der Offenen Ganztagsschule Bedenken, da die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Ausweitung der Schulzeiten nicht an den Sportangeboten der Sportvereine teilnehmen konnten. Durch die vermehrte Einbindung der Vereine in die Offene Ganztagsschule und verbesserte Abstimmungsprozesse zwischen den Akteurinnen und Akteuren konnte das Konkurrenzdenken abgebaut werden.

Der Erhalt von Sportstätten ist unabdingbar. Bei dem Fortuna Freibad handelt es sich sogar um eine identifikationsstiftende Einrichtung, was das Engagement der Bürgerinnen und Bür- ger im Förderverein „Fortuna-Bad Glückstadt e.V.“ für den Erhalt deutlich macht.

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Sportvereine

Die Vereine sind wichtige Akteure, was die Betreuung und Jugendarbeit betrifft. Die Vereine in Glückstadt und im Umland bieten ein breites Sport- und Freizeitangebot an. Neben dem VfB Glückstadt 1986 e.V., dem TSV Kollmar e.V., der Seglervereinigung Glückstadt e.V. und dem MTV Herzhorn Sportverein nimmt in der Vereinslandschaft der Eisenbahner Turn- und Sportverein Fortuna e.V. (ETSV) eine besondere städtische und regionale Bedeutung ein. Der Einzugsbereich des Vereins, der im 19. Jahrhundert gegründet wurde, reicht im Westen bis nach Brunsbüttel. Das Angebot reicht von Mannschaftssportarten über Fußball bis hin zu einem vielfältigen Turnprogramm. Darüber hinaus werden eine Vielzahl von neueren Sportar- ten (u.a. Zumba, Pilates) angeboten. Das Angebot richtet sich an Jung und Alt. Im Bereich Gesundheit und Rehabilitation werden auch sportliche Maßnahmen angeboten. Die Auslas- tung der einzelnen Angebote unterscheidet sich. Zurzeit gibt es ca. 2.000 Mitglieder. Somit beträgt die Mitgliederzahl knapp ein Fünftel der Stadtbevölkerung. Jährlich kommen 40 bis 50 neue Mitglieder hinzu. Der ETSV wird vor allem durch die Stadt bezuschusst.

Handlungsbedarf: Von allen Vereinen wird ein Mangel an Übungsleiterinnen und -leitern be- klagt. Die Stärkung des Ehrenamtes ist insbesondere für Sportvereine notwendig, da sie an- dernfalls kaum Angebote stellen können. Kleinere Sportvereine weisen überdies auf ihren Mitgliederschwund hin. Durch die Kooperationen mit den Schulen entsteht eine Chance, Kin- der und Jugendliche für den Sport zu begeistern und als neue Mitglieder zu gewinnen, die in die Rolle einer Übungsleiterin bzw. eines Übungsleiters hineinwachsen können.

Sportstätten

Im Stadtgebiet Glückstadts gibt es drei Sportstätten, die von den Vereinen als auch Schulen stark frequentiert werden. Unter anderem handelt es sich um die nördlich gelegene Sportan- lage am Sperforkenweg. Die Sportstätte setzt sich zusammen aus einem großen Sportplatz mit Tartanlaufbahn und Sprunggrube, einer Sporthalle („Fortunahalle“), Trainingsplätzen und einem Vereinsheim. In der Vergangenheit gehörten diese Anlagen zur Marinekaserne und werden nun vom ETSV Fortuna Glückstadt e.V. verwaltet. Weiter südlich gelegen, an der Königsberger Straße, befindet sich ebenfalls eine Sporthalle („Halle Nord“) mit einem Sport- platz, der überwiegend von der Regionalschule genutzt und vom Schulverband Glückstadt unterhalten wird. Die dritte Sportstätte „Königskoppel“ liegt im Süden nahe der Elbe im Mo- lenkiekergang. Dort bestehen derzeitig drei Rasenplätze, ein Kunstrasenplatz sowie das an- grenzende Vereinsheim mit Umkleidekabinen. Der ETSV greift darüber hinaus unter anderem auf die Sportanlagen der Schulen (Bürgerschule und Gymnasium) zurück, um entsprechend Angebote stellen zu können.

Handlungsbedarf: Die Sportstätten, die primär durch den ETSV genutzt werden, weisen gro- ßen Sanierungsbedarf auf. Die Rasenflächen des Sportplatzes „Königskoppel“ sind durch die starke Beanspruchung im Laufe der letzten Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Alle Rasenflächen der drei Sportplätze bedürfen daher der Instandhaltung/Erneuerung. Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich nach Angaben des ETSV Fortuna Glückstadt e.V. auf ca. 16.000 Euro. Obwohl das Gebäude des Vereinsheimes noch nicht alt ist, besteht auch hier dringender Sanierungsbedarf. Unter anderem weist das Vereinsheim eine veraltete Hei- zungsanlage auf. Der Boiler sollte in naher Zukunft ausgetauscht werden, damit das Gebäu- de nicht weiterhin unter der hohen (Luft-)Feuchtigkeit und Kälte insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten leidet und weiteren Schäden wie bereits im Keller vorgebeugt werden kann. Der Kunstrasenplatz am gleichen Standort gehört der Stadt Glückstadt. Dem Platz sieht man ebenfalls deutliche Abnutzungsspuren an, weshalb eine Sanierung ebenfalls not- wendig erscheint. Ein weiteres Problem ist die beengende Situation der vier Umkleidekabi-

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nen, welche von insgesamt 19 Mannschaften zum Teil parallel genutzt werden. Zudem findet derzeit keine geschlechterspezifische Trennung der Umkleideräume statt. Um den Frauen- mannschaften hier entgegen zu kommen, wurden alternative Nutzungen zwischen den Ver- einen abgesprochen. Dies stellt jedoch keine dauerhafte Lösung dar, da die räumlichen Ka- pazitäten hierdurch noch mehr beansprucht werden. Es bedarf einer großzügigeren Umklei- demöglichkeit für Frauen und Männer.

Der ETSV hat keine Möglichkeiten eine Tartanlaufbahn zu nutzen, da sich die beiden Anlagen in Glückstadt in einem desolaten Zustand befinden. Die Rundlaufbahn mit Tartanbelag im Marineviertel sei nach Angaben eines Gutachters nicht mehr zu sanieren, sondern müsse komplett erneuert werden.

Fortuna Freibad

Eine Bereicherung der Sportangebote stellt in den Sommermonaten das gut erreichbare For- tuna Freibad dar. Es liegt im westlichen Stadtteil Glückstadts. Die DLRG Glückstadt e.V. bie- tet Kurse zur Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung im Fortuna Freibad an. Trägerin des 1959 geplanten und 1963 vom Eisenbahner Turn- und Sportverein (ETSV) übernomme- nen Freibades ist die Stadt Glückstadt. Mit der Verantwortlichkeit für das Freibad sind die Stadtwerke Glückstadt beauftragt. Die Öffnungszeiten des Freibades reichen abhängig vom Wetter von Mai bis September. Unter der Woche hat das Freibad von 6 - 19 Uhr und am Wochenende von 8 - 18 Uhr geöffnet. Vereinzelt finden den Sommer über Aktionen wie Kraulschwimmkurse für Erwachsene, Aqua-Fitness-Kurse oder das 24-Stunden-Schwimmen statt. Gefördert werden unterschiedliche Veranstaltungen und Neuerungen durch den 2011 gegründeten gemeinnützigen Förderverein Fortuna-Bad Glückstadt e.V. (FFBG). Ein Ziel des FFBG ist, die Minimierung der Kosten zu erreichen. Der Kapitalaufbau wird über Mitglieder- beiträge, Veranstaltungserlöse und Spenden betrieben. Die Anstrengungen zum Erhalt des Freibades, die seitens der Stadt und der Bürgerinnen und Bürger unternommen werden, spiegeln die hohe Verbundenheit mit dem Bad wider. Jährlich registrieren die Betreiber etwa 45.000 Besucherinnen und Besucher. Davon kommt der Großteil aus Glückstadt (schät- zungsweise 80 - 90 %). Die weiteren Besucherinnen und Besucher sind Touristinnen und Touristen oder stammen aus dem Umland. Die Besucherzahlen variieren je nach Monat (Tabelle 2).

Monat (2013) Besucher/Tag Mai 88 Juni 233 Juli 366 August 387 September 215

Tabelle 2 Besucherzahlen des Fortuna Freibades im Jahr 2013

Die jährlichen Einnahmen liegen bei 59.000 Euro. Bezuschusst wird der Erhalt des Bades mit ca. 4 Euro pro Badegast. Dadurch weist das Freibad jährlich etwa 180.000 Euro Verlust aus. Diesbezüglich wurde ein Verlustausgleichsvertrag der Stadt mit den Stadtwerken geschlos- sen. Ein Vergleich der Besucherzahlen der letzten Jahre verdeutlicht die tendenziell rückläufi- gen Besucherzahlen des Freibades.

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Handlungsbedarf: Gemeinsames Ziel des FFBG und der Stadt Glückstadt ist die Erhöhung der Auslastung des Bades sowie die Akquise neuer Finanzierungsquellen. Ferner ist anzuführen, dass das Freibad derzeit nicht barrierefrei zugänglich ist und damit bestimmte Zielgruppen das Freibad nicht nutzen können.

Jugendbeteiligung und Jugendzentrum (JuZe) Glückstadt

Neben den Angeboten der Offenen Ganztagsschule und Vereine haben Kinder und Jugendli- che in Glückstadt die Möglichkeit, zum einen die Nachmittagsangebote des Kinder- und Ju- gendforums Glückstadt wahrzunehmen. Zum anderen verfolgt das Jugendzentrum Glückstadt (JuZe) das Prinzip der „Offenen Tür“. Sowohl das Jugendzentrum als auch das Kinder- und Jugendforum sind weitere wichtige Akteure bzw. Institutionen vor Ort.

Kinder- und Jugendforum

Das Kinder- und Jugendforum Glückstadt ist eine Einrichtung zur Förderung der Partizipation der jungen Menschen vor Ort. Es bietet eine Plattform zum regelmäßigen Austausch über das Geschehen und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Zudem wird das gemeinsame Engagement gefördert. Das Forum ist für alle Kinder und Jugendlichen vor Ort offen. Dar- über hinaus besteht eine feste Arbeitsgruppe. In die Arbeitsgruppe sind Delegierte aus Glückstädter Vereinen, Verbänden, Institutionen und Schulen involviert, die Jugendarbeit leisten. Das Kinder- und Jugendforum organisiert zudem selbst stadtweite Projekte und Akti- onen. Das Fortbestehen des Forums ist auf engagierte Mitglieder angewiesen.

Handlungsbedarf: Derzeit scheiden viele Kinder und Jugendliche aufgrund der langen Umset- zungsphasen der Projekte aus. Die Erfolgserlebnisse der Teilnehmer sollten durch kürzere Laufzeiten einzelner Projekte gefördert werden. Zudem besteht der Teilnehmerkreis des Fo- rums aktuell fast ausschließlich aus Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Eine heterogene Zusammensetzung des Forums ist grundsätzlich vorgesehen, um stellvertretend für die Be- lange aller Schülerinnen und Schüler in Glückstadt einzutreten.

Jugendzentrum Glückstadt (JuZe)

Das Jugendzentrum Glückstadt ist ebenfalls eine fest verankerte Institution in Glückstadt und liegt gut erreichbar im Zentrum der Stadt (Am Kirchplatz 4). Es wird kein festes Regelange- bot seitens des Jugendzentrums bereitgestellt. Das Konzept des Jugendzentrums sieht vor, dass die Jugendlichen ihre Nachmittage in Eigenregie gestalten. Gefördert werden soll in erster Linie das soziale Miteinander.

Die Zielgruppen sind Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 25 Jahren. In der Regel sind die Nutzerinnen und Nutzer zwischen 16 und 20 Jahre alt. Täglich registriert das JuZe durch- schnittlich ca. 40 jugendliche Nutzerinnen und Nutzer, von denen 90 % einen Migrationshin- tergrund aufweisen. Dieser Treffpunkt bietet den Jugendlichen eine eigenständige Freizeit- gestaltung unter der Begleitung und Unterstützung ihrer Projekte durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die potenzielle Angebotspalette des Jugendzentrums reicht von Bewer- bungstrainings, Veranstaltung von Konzerten, Diskoabenden, Bastel- und Kreativaktionen über spielerische und sportliche Aktivitäten. Zum Teil finden Aktivitäten außerhalb der Räum- lichkeiten des Jugendzentrums statt (z.B. Schwimmen im Freibad). Die Lage wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als optimal beurteilt, da der Kontakt zu den Jugendlichen von diesem Standort aus leicht hergestellt werden kann und Jugendliche auch kurzfristig und spontan vorbeikommen. Aus den Analysen geht hervor, dass einige Jugendliche aus dem

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Umland (insbesondere aus Krempe) das Jugendzentrum frequentieren, was den Standort in fußläufiger Entfernung zum Bahnhof sehr attraktiv macht. Die Öffnungszeiten sind: Mo. 17 - 21 Uhr, Di. und Mi. 14 - 20 Uhr, Do. 17 - 21 Uhr, Fr. 15- 21 Uhr und die ersten drei Samsta- ge im Monat von 14 - 20 Uhr. Sonntags ist das Jugendzentrum geschlossen.

Das Jugendzentrum verfügt über einen Werkstatt- und einen Billardraum. Für die sportlichen Angebote steht den Jugendlichen ein Tanz- und Fitnessraum zur Verfügung. Der Außenbe- reich des Jugendzentrums befindet sich hinter dem Haus und ist von der Stadt Glückstadt gepachtet. Derzeit ist lediglich ein Basketballkorb auf einer Betonfläche aufgestellt, dabei würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendzentrums den Jugendlichen gerne mehr sportliche Aktivitäten ermöglichen. Insgesamt sind die Nutzungsmöglichkeiten der Au- ßenfläche des Jugendzentrums somit derzeit beschränkt.

Der Binnenhafen ist ein beliebter Treffpunkt im Freien für die Jugendlichen in Glückstadt. Bisher kam es bedauerlicherweise des Öfteren zu Streitigkeiten zwischen Jugendlichen und den Anwohnerinnen und Anwohnern bzw. des eingesetzten Sicherheitsdienstes. Der Grund ist insbesondere der erhöhte Lärmpegel, der durch die Jugendlichen verursacht wird. Das Ziel ist die Entschärfung des Konfliktes mit allen beteiligten Parteien.

Anmerkung: Im Rahmen der städtebaulichen Konzeption für die Freiflächen am Außenhafen (die „Docke“) ist u.a. die Integration einer Skateanlage für Kinder und Jugendliche vorgese- hen. Ein Schallschutzgutachter bestätigte die immissionsschutzrechtliche Verträglichkeit der Anlage mit der Nachbarschaft.

Handlungsbedarf: Freie und überdachte Räumlichkeiten für Kinder und Jugendliche, die nicht von Vereinen organisiert oder von den Schulen betreut werden, sind kaum vorhanden. Aus diesem Grund ist das Jugendzentrum um die Außenflächen zu erweitern.

Da es bislang zu wenige geeignete Freiflächen für Jugendliche in Glückstadt gibt, sind die Konflikte am Binnenhafen zu entschärfen.

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4.4 Pflege Arbeitsgruppe

Die Themen „Pflege“ und „Medizinische Versorgung“ wurden in einer gemeinsamen Arbeits- gruppe bearbeitet. Die Ergebnisse zum Pflegebereich sind in diesem, die zur haus- und fach- ärztlichen Versorgung im nächsten Abschnitt (4.5) dargestellt.

In der gemeinsamen Arbeitsgruppe „Pflege und Haus- und Facharztversorgung“ war mit Frau Goffrier (Vitanas Psychiatrisches Centrum-Pflegebereich), Frau Kruse (DRK-Seniorenzentrum Glückstadt), Frau Kirschberger (Diakonie- und Sozialstation Glückstadt - ambulante Pflege), Frau Junge (DRK OV Glückstadt) und Frau Peters (DRK OV Herzhorn) insbesondere die Gruppe der Pflegeeinrichtungen stark vertreten. Ein Seniorenbeirat war während der Durch- führung der Arbeitsgruppen nicht besetzt. Aus diesem Grund war keine entsprechende Ver- treterin bzw. kein entsprechender Vertreter in der Arbeitsgruppe anwesend. Weiterhin anwe- send waren Frau Tesch, Fachbereichsleiterin FB III Bürgerdienst der Stadt Glückstadt, Frau Dr. Vollmers, Leiterin des Gesundheitsamt des Kreises Steinburg und der Kreisstellenvorsit- zenden der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Herr Dr. Heger, der zudem die Ärzteschaft der Stadt vertrat. Angefragt waren darüber hinaus Ärztinnen und Ärzte aus Glückstadt und den Umlandgemeinden sowie Frau Werner als Vertreterin des MVZ sowie der Stadtklinik Glückstadt.

Ausgangslage

Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Anteils Älterer rückt das Schwerpunktthema „Pfle- ge“ in den Fokus des Zukunftskonzepts Daseinsvorsorge für Glückstadt und Umland. Der Bereich der Pflege gliedert sich generell auf in die Bereiche der häuslichen, ambulanten, teil- stationäre Tagespflege und stationären Voll-, Kurz- und Verhinderungspflege. Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt Pflegegeld - als auch Pflegesachleistungen an versicherte Pflegebe- dürftige aller Pflegearten nach dem Sozialgesetzbuch (SGB)- Elftes Buch (XI). Dabei gilt der Grundsatz der Pflegeversicherung „ambulant vor stationär“ nach §3 SGB XI: „Die Pflegeversi- cherung soll mit ihren Leistungen vorrangig die häusliche Pflege und die Pflegebereitschaft der Angehörigen und Nachbarn unterstützen, damit die Pflegebedürftigen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. Leistungen der teilstationären Pflege und der Kurzzeitpflege gehen den Leistungen der vollstationären Pflege vor“. Grundvoraussetzung für das Pflegegeld im Rahmen ambulanter, Verhinderungs- und (teil-)stationärer Pflegedienst- leistungen ist ein entsprechender Rahmenvertrag der Einrichtungen mit den gesetzlichen Krankenkassen. Für das Land Schleswig-Holstein sind der Rahmenvertrag über die ambulan- te pflegerische Versorgung sowie der Rahmenvertrag für die vollstationäre pflegerische Ver- sorgung gemäß §75 Abs. 1 SGB XI für die zugelassenen ambulanten und (teil-)stationären Einrichtungen des Vertrages unmittelbar verbindlich.

Die gesetzliche Pflegeversicherung gewährt Pflegegeld- und Pflegegeldsachleistungen zudem differenziert nach der Schwere des Pflegebedarfs bzw. der Pflegebedürftigkeit der Antragstel- lerin bzw. des Antragsstellers. Ein Antrag auf Pflegestufe ist bei der zuständigen Pflegekasse zu stellen, die eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen vor- sieht. Dieser erstellt ein Gutachten, das den Umfang der Pflegebedürftigkeit dokumentiert und festlegt. Die Pflegekassen unterscheiden drei Pflegestufen: die erhebliche Pflegebedürf- tigkeit (I), die Schwerpflegebedürftigkeit (II) und die Schwerstpflegebedürftigkeit (III) sowie so genannte Härtefälle. Härtefälle können in der Pflegestufe III bei außergewöhnlich hohem Pflegebedarf vorliegen. Seit dem Jahr 2013 werden zudem Pflegegeld- und Pflegesachleis- tungen bei attestierter eingeschränkter Alltagskompetenz mit und ohne Demenz, wenn keine Pflegestufe vorliegt (so genannte Pflegestufe 0), gewährt.

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Häusliche Pflege

Die häusliche Pflege umfasst die Betreuung von Pflegebedürftigen durch Angehörige in der eigenen Wohnung bzw. häuslichen Umgebung.

Ambulante Pflege

Die ambulante Pflege durch professionelle Dienstleisterinnen bzw. Dienstleister erfolgt stun- denweise in der Häuslichkeit. Die ambulante Pflege kann die häusliche Pflege ergänzen und so zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen.

Teilstationäre Tagespflege

Die teilstationäre Tagespflege ist als Ergänzung der häuslichen und ambulanten Pflege zu sehen. Sie sieht eine stundenweise Betreuung in einer stationären Pflegeeinrichtung vor. Die Bereitstellung eines geregelten Tagesablaufs bei gleichzeitiger Bewahrung der Selbständig- keit der Pflegenden mit Pflege und Freizeitangeboten (Biografie-Arbeit, Gedächtnistraining, Gymnastik etc.) gehört genauso dazu wie Grundpflege (Hilfe bei der Körperpflege, Nah- rungsaufnahme, Mobilität u.a. immer vor dem Hintergrund einer unterstützenden Hilfe für ein möglichst selbständiges Agieren der Pflegenden (aktivierende pflegerische Hilfen). Diese Form der Betreuung ist insbesondere für Demenzkranke geeignet und trägt zu einer maß- geblichen Entlastung (berufstätiger) pflegender Angehöriger bei.

Alternative Wohnformen im Alter

Alternativ zu einer Vollzeitunterbringung in einem stationären Senioren- und Pflegeheim un- terscheidet man das Betreute Wohnen neben einer ambulant betreuten Wohngruppe und dem Mehrgenerationenwohnen. Beim Betreuten Wohnen handelt es sich um eine senioren- gerechte, barrierefrei gestaltete Wohnanlage oder einen Gebäudekomplex, der von mehreren oder einem ambulanten Pflegedienst - häufig auch mit einer Vorortpräsenz eines ambulanten Dienstes und entsprechenden Sprechzeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner - betreut wird.

Eine ambulant betreute Wohngruppe ist ein Zusammenschluss mehrerer Seniorinnen und Senioren in einer Wohngemeinschaft, die bei Bedarf einen gemeinsamen ambulanten Pflege- dienst bestellen, der die Versorgung ggf. übernimmt. Bei den ambulant betreuten Wohn- gruppen unterscheidet man zwischen Alltagsbegleitung durch eine Bewohnerin bzw. einen Bewohner in der Seniorenwohngemeinschaft selbst oder einer Alltagsbegleitung durch einen ambulanten Pflegedienst. Des Weiteren wird im Rahmen einer Seniorenwohngemeinschaft eine 24 Stunden-Betreuung von einer stundenweisen Betreuung der Wohngemeinschaft dif- ferenziert.

Mehrgenerationenwohnen beschreibt den Wunsch von Menschen unterschiedlicher Alters- klassen, gemeinsam unter einem Dach zu leben. Aufgrund der Pluralisierung der Lebensstile und gleichzeitigem Auflösen familiärer Netzwerke stellt gemeinsames Wohnen im Familien- verbund gegenwärtig die Ausnahme dar. Das Mehrgenerationenwohnen tritt an diese Stelle und macht den Wunsch des gemeinsamen Wohnens möglich. Häufig wird das Mehrgenerati- onenwohnen in Form einer selbst organisierten Genossenschaft organisiert, die gemeinsam ein Gebäude bezieht und ggf. für die Ansprüche entsprechend saniert oder neu baut.

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Stationäre Vollzeitpflege

Mit stationärer Vollzeitpflege wird die Unterbringung von Pflegebedürftigen in einem Senio- ren- und Pflegeheim beschrieben. Die stationäre Vollzeitpflege kommt dann in Betracht, wenn eine alternative Pflegeform aufgrund der Pflegebedürftigkeit und persönlichen Um- stände im familiären Umfeld nicht möglich ist.

Stationäre Kurzzeitpflege

Beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt ist insbesondere für Alleinstehende die Rückkehr in das eigene Wohnumfeld nicht immer sofort möglich. Für diesen Fall besteht für den Pflegebedürftigen die Möglichkeit, kurzfristig - häufig bereits ab drei Tagen - in einem stationären Senioren- und Pflegeheim aufgenommen zu werden. Die Kurzzeitpflege wird von der gesetzlichen Pflegeversicherung für maximal 28 Tage im Jahr gewährt.

Verhinderungspflege

Eine Verhinderungspflege sieht eine Unterbringung in einer stationären Pflegeeinrichtung vor, wenn pflegende Angehörige, die einen Pflegebedürftigen seit mindestens sechs Monaten zu Hause pflegen, eine Auszeit benötigen und in den Urlaub fahren möchten. Eine Verhinde- rungspflege kann ebenfalls für maximal 28 Tage im Jahr genehmigt werden.

Status Quo im Bereich „Pflege"

Angebotsstruktur

Für eine aktuelle Angebotsübersicht im Bereich „Pflege“ konnte der Pflegebedarfsplan der ambulanten Dienste und der stationären Einrichtungen des Kreises Steinburg vom Kreisge- sundheitsamt aus dem Jahr 2004 (Stichtag 31.05.2004) nur bedingt dienen. Daher wurde die Heimaufsicht des Kreises Steinburg kontaktiert, um eine aktuelle Übersicht aller stationären Pflegeangebote im Untersuchungsgebiet zu erhalten. Gleichzeitig fand eine Abfrage aller ambulanten Pflegedienste in Glückstadt und Umlandgemeinden beim Verband der Ersatzkas- sen in Schleswig-Holstein statt. Ergänzt wurden diese Informationen durch die Broschüre „Älter werden im Kreis Steinburg - Heime und Wohnungen für alte Menschen im Kreis Stein- burg“ sowie das „Das Gelbe Heft“ des Gesundheitsamtes des Kreises Steinburg (Ausgabe Januar 2013) mit Informationen zu Beratungsmöglichkeiten im Bereich Gesundheit und Pfle- ge bei Organisationen, Sozialstationen, Behörden und Selbsthilfegruppen im Kreis Steinburg.

Um eine aktuelle Übersicht über die Auslastung der vorhandenen Pflegeeinrichtungen vor Ort zu bekommen, führte GEWOS eine Umfrage bei Pflegeeinrichtungen in Glückstadt und Um- landgemeinden durch. Neben der aktuellen Auslastung der Einrichtungen und der maximal möglichen Anzahl betreuter Seniorinnen und Senioren wurden auch spezielle Angebote für Demenzkranke, Kooperationen mit anderen Trägerinnen und Trägern, die Verteilung der Pflegebedürftigen auf die einzelnen Pflegestufen sowie Handlungsbedarfe im Bereich der Pflege abgefragt. Derzeit gibt es im Untersuchungsgebiet eine stationäre gerontopsychiatri- sche Pflegeeinrichtung, zwei stationäre Senioren- und Pflegeheime, drei Anbieter bzw. Wohnanlagen für Betreutes Wohnen, eine ambulant betreute Seniorenwohngruppe in Bors- fleth, sechs ambulante Pflegedienste neben zwei Sanitätshäusern und vier Apotheken in Glückstadt zuzüglich einer Apotheke in Herzhorn (siehe Abbildung 44). Der Kreis Steinburg verfügt über keinen Pflegestützpunkt. Die Pflegeversorgung im Untersuchungsgebiet, diffe- renziert nach Pflegeform, gestaltet sich wie folgt:

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Stationäre Pflegeeinrichtungen

• Stationäre gerontopsychiatrische Pflege im Pflegebereich des Vitanas - Psychiatri- sches Centrum mit 109 Plätzen in Vollzeitpflege, Grillchaussee 77, Engelbrechtsche Wildnis • Stationäres Senioren- u. Pflegeheim mit 92 Plätzen in Voll- und Kurzzeitpflege, DRK- Seniorenzentrum Glückstadt, Schenckstraße 8, Glückstadt • Wohn- und Pflegezentrum Landhaus Glückstadt, mit 52 Plätzen in Voll- und Kurzzeit- pflege, Möwenweg 5, 25348 Glückstadt

Betreutes Wohnen

• Wohn- und Pflegezentrum Landhaus Glückstadt mit 19 Apartments und einem Bunga- low, Möwenweg 5, 25348 Glückstadt • DRK-Wohnanlage "Betreutes Wohnen Klein Neuwerk“ mit 30 Plätzen , Klein Neuwerk 15, 25348 Glückstadt • DRK-Wohnanlage "Betreutes Wohnen Schenckstraße“ mit 43 Plätzen, Schenckstraße 8a-8c, 25348 Glückstadt

Ambulant betreute Wohngruppe

• Op'n Dörp tohuus Seniorenwohngemeinschaft Borsfleth mit neun Plätzen, Büttel 44, 25376 Borsfleth

Ambulante Pflege

• Diakonie- und Sozialstation Glückstadt, Große Nübelstraße 3, 25348 Glückstadt • DRK-Sozialstation Glückstadt, Schenckstraße 8c, 25348 Glückstadt • Glückstädter Pflegedienst, Rhinstraße 5a, 25348 Glückstadt • Häusliche Alten- u. Krankenpflege Glückstadt, Steinburgstraße 1, 25348 Glückstadt • Lebenswelt und Pflege, Am Fleth 8, 25348 Glückstadt • A.H.B. Ambulanter Pflegedienst für Krempe u. Umgebung - Zweigstelle Glückstadt, Bolehörn 1, 25348 Glückstadt

Ambulanter Hospizdienst

• Hospiz-Förder-Verein e.V. Itzehoe, Steinbrückstraße 17, 25524 Itzehoe - Hospizgrup- pe Glückstadt mit ehrenamtlicher Sterbebegleitung

Sanitätshäuser

• TEWAmed VVS GmbH Sanitätshaus KO, Am Fleth 46, 25348 Glückstadt • Thies Gesundheitspartner GmbH, Große Kremper Straße, 25348 Glücktstadt

Apotheken

• Apotheke am Fleth, Am Fleth 44, 25348 Glückstadt • Nord Apotheke, Königsbergerstraße 25b, 25348 Glückstadt • Stadt Apotheke, Große Deichstraße 8, 25348 Glückstadt • Steinburg Apotheke, Am Markt 8, 25348 Glückstadt • Rhin-Apotheke , Steindamm 12, 25379 Herzhorn

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Pflegeversorgung in Glückstadt und Umland Status Quo

Datenbasis: GEWOS (2013))

Abbildung 44 Pflegeversorgung in Glückstadt und Umland - Status Quo GEWOS-Abfrage 2013

Ein Mehrgenerationenwohnprojekt ist den Arbeitsgruppenteilnehmerinnen und -teilnehmern im Untersuchungsgebiet nicht bekannt. Derzeit gibt es außerdem keine teilstationäre Tages- pflegeeinrichtung im Untersuchungsraum. Studien empfehlen bei der Nutzung einer Tages- pflegeeinrichtung eine Fahrtzeit von 30 Minuten für die Pflegebedürftigen nicht zu über- schreiten. In der Regel bieten die Tagespflegeeinrichtungen einen Hol- und Bring-Service für die Pflegebedürftigen an, der von den Pflegekassen im Rahmen der pflegerischen Höchstbe- träge übernommen wird, in der Regel jedoch hierfür nicht ausreicht. Folgende Einrichtungen der Tagespflege, die eine Fahrtzeit von 30 Minuten nicht überschreiten, können vom Unter- suchungsgebiet aufgesucht werden:

• Landhaus Humanitas, Bekenreihe 11, mit 32 Plätzen • Tagespflege im evangelischen Alten- und Pflegeheim Ahsbahs Stift gGmbH, Stiftstra- ße 21, Krempe mit 12 Plätzen • Tagespflege im Seniorenzentrum Itzehoe Ohlendeel, Wilhelm Biel-Str. 2, Itzehoe mit 12 Plätzen

Eine stundenweise Betreuung von Demenzkranken wird zudem vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Itzehoe an zwei Nachmittagen die Woche jeweils von 14:00 bis 17:00 Uhr angebo- ten. Auch in findet vom DRK dienstags von 14:00 bis 17:00 Uhr in der DRK- Begegnungsstätte eine Betreuung von Demenzkranken statt.

Das Landhaus Glückstadt bietet Mittagessen auch für externe Gäste an. Einmal in geraden Monaten (Februar, April, Juni etc.) bietet das Landhaus einen Informationsabend für Interes- sierte zum Thema Demenz an. In ungeraden Monaten (Januar, März, Mai etc.) bietet das Landhaus einmal im Monat Informationsabende zum Thema Palliativpflege und Sterbebeglei- tung in Kooperation mit der Hospizgruppe Glückstadt des Hospiz-Fördervereins Itzehoe e.V. an.

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Nachfragestruktur 12 Abbildung 45 gibt die Auslastung der Dienstleistungsangebote im Bereich Pflege wider.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland Auslastung im Bereich Pflege Status Quo

Datenbasis: GEWOS (2013))

Abbildung 45 Auslastung im Bereich Pflege in Glückstadt und Umland - Status Quo GEWOS- Abfrage 2013

Anhand der Nachfragestruktur wird deutlich, dass die Angebote des DRK für Betreutes Woh- nen in Glückstadt derzeit voll ausgelastet sind. Im Bereich Betreutes Wohnen verfügt das Landhaus Glückstadt über 19 Apartments und ein Bungalow. Über die Auslastung können keine Aussagen getroffen werden. Die ambulanten Pflegedienste verfügen dagegen über freie Kapazitäten. Die Seniorenwohngemeinschaft in Borsfleth wird vom Glückstädter Pflege- dienst betreut und ist mit derzeit sechs von neun möglichen Plätzen nicht voll ausgelastet, ebenso wie das stationäre Senioren- und Pflegeheim DRK-Seniorenzentrum. Die stationäre gerontopsychiatrische Pflege des Vitanas kann mit 109 Plätzen derzeit keine weiteren Pflege- bedürftigen in der angebotenen Vollzeitpflege aufnehmen. Das stationäre Wohn- & Pflege- zentrum Landhaus Glückstadt bietet 52 Plätze für Voll- oder Kurzzeitpflege an. Über die Aus- lastung wurden auch in der Vollzeitpflege keine Angaben gemacht. Das Mittagsangebot wird derzeit von zwei externen Gästen regelmäßig nachgefragt; hier bestehen noch ausreichend freie Kapazitäten.

12 Es ist festzuhalten, dass sowohl vom Wohn- und Pflegezentrum Landhaus Glückstadt, das eine sta- tionäre Voll-/Kurzzeitpflege und Betreutes Wohnen anbietet, als auch vom ambulanten Pflegedienst Häusliche Alten- u. Krankenpflege Glückstadt leider keine Angaben trotz mehrfacher Anfragen ge- macht wurden. Zudem beziehen sich die Angaben des A.H.B. Ambulanter Pflegedienst für Krempe und Umgebung auf das gesamte Einzugsgebiet des Pflegedienstes. Die Angaben der DRK-Sozialstation wurden für den Gesamtkreis Steinburg gemacht.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Verteilung der betreuten Senioren auf die Pflegestufen in Glückstadt und Umland Je Pflegeform in %

50,00%

45,00%

40,00%

35,00%

30,00%

25,00% Anteil stationärer Pflege

20,00% (Kurz- & Vollzeit) Anteil ambulanter Pflege 15,00%

10,00%

5,00%

0,00% 0 0 mit 1 1 mit 2 2 mit 3 3 mit Härtefälle Demenz Demenz Demenz Demenz

Datenbasis: GEWOS (2013))

Abbildung 46 Verteilung der betreuten Senioren auf die Pflegestufen in Glückstadt und Umland je Pflegeform in % - Status Quo GEWOS-Abfrage 2013

Abbildung 46 stellt die Verteilung der betreuten, pflegebedürftigen Seniorinnen und Senioren auf die einzelnen Pflegestufen (mit und ohne Demenz) differenziert nach Pflegeart (stationä- re Kurz- und Vollzeitpflege oder ambulante Pflege) dar. Die ambulante Pflege umfasst dabei nicht die Pflegeform des Betreuten Wohnens. Hier können von den Trägern keine Angaben über die Verteilung der Seniorinnen und Senioren auf die Pflegestufen gemacht werden. Ebenso ausgeklammert sind Daten der stationären Kurz- und Vollzeitpflege im Wohn- u. Pflegezentrum Landhaus Glückstadt, von denen keine Angaben vorliegen. Die Abbildung zeigt, dass die meisten Pflegebedürftigen, die in Glückstadt und Umlandgemeinden sowohl in stationären Einrichtungen der Voll- und Kurzzeitpflege als auch von ambulanten Pflegediens- ten in der Häuslichkeit betreut werden, der Pflegestufe I angehören. Unter der Annahme, dass Pflegebedürftige alle Pflegestufen im zeitlichen Verlauf ihrer Pflegebedürftigkeit durch- laufen, ist von einer zukünftigen Zunahme von Pflegebedürftigen in Pflegestufe II, III und Härtefällen auszugehen. Dies ist jedoch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Morbidität bei höherer Pflegebedürftigkeit zu betrachten. Generell dominiert bis zur Pflegestufe II die ambulante vor der stationären Versorgung. Eine Ausnahme stellt der Anteil der Pflegestufe 0 dar. Dieser Anteil stationärer Pflege ist auf Seniorinnen und Senioren der Pflegestufe 0 im DRK-Seniorenzentrum Glückstadt zurückzuführen. Generell spiegelt die Abbildung den Wunsch eines Alterns in der Häuslichkeit mit Unterstützung ambulanter Pflegedienstleistun- gen wider. In den höheren Pflegestufen II und III wird es mit zunehmendem Pflegebedarf jedoch schwierig, diesem Wunsch nachzukommen. Zum einen wird dies in dem kaum zu leistenden erhöhten Pflegeaufwand für pflegende Angehörige höheren Alters (Ehepartnerin bzw. Ehepartner) begründet - trotz Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes. Zum anderen wird dies mit der Berufstätigkeit pflegender Angehöriger in Verbindung gebracht, die nur bedingt mit der häuslichen Pflege koordiniert werden kann. Auch in Glückstadt und Umlandgemeinden werden die meisten Seniorinnen und Senioren der Pflegestufe II und III in stationären Einrichtungen gepflegt. In Bezug auf Demenzkranke wird in der Abbildung

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deutlich, dass die meisten Seniorinnen und Senioren mit Demenz zu Hause mit Unterstüt- zung ambulanter Pflegedienste gepflegt werden. Dies spiegelt die hohe Bedeutung eines gewohnten Wohnumfelds für Demenzerkrankte wider ebenso wie den Wunsch der Angehöri- gen, an demenzkranke Familienmitglieder so lange wie möglich im gewohnten Wohnumfeld zu betreuen.

Zukünftige Entwicklung der Menschen mit Pflegebedarf und demenzieller Erkrankung Auf Basis der kleinräumigen Bevölkerungsprognose13 für Glückstadt und die Umlandgemein- den wurden Vorausschätzungen zum künftigen Pflegebedarf und der künftigen Demenzent- wicklung im Untersuchungsraum abgeleitet.

Die Daten zum aktuellen Pflegebedarf lagen vom Statistikamt Nord nur auf Kreisebene vor. Für die Vorausschätzung des künftigen Pflegebedarfs wurde daher die derzeitige Alters- und Geschlechterverteilung der Leistungsempfängerinnen und -empfänger im Kreis Steinburg (Daten des Statistikamtes Nord) nach Quotenbildung auf die kleinräumige Bevölkerungs- prognose für Glückstadt und das Umland angewendet. Das Ergebnis zeigt (sowohl für das Standardszenario als auch das Maximalszenario) eine deutlich zunehmende Entwicklung der Leistungsempfängerinnen und -empfänger (Abbildung 47). Nach den Berechnungen ist da- von auszugehen, dass die Anzahl der Personen mit Pflegebedarf bis 2025 um etwa 1/4 ge- genüber 2011 ansteigen wird.

Werden die einzelnen Pflegearten in ihrer zukünftigen Entwicklung genauer betrachtet (Abbildung 48), so wird deutlich, dass mit der ambulanten Pflege noch vergleichsweise weni- ge Personen erreicht werden. Nach den Berechnungen wird diese Form der Pflege mit +32% (Standardszenario, +34% Maximalszenario) in Zukunft jedoch den größten prozentualen Anstieg verzeichnen. Die Anzahl der vollstationären Leistungsbezieherinnen und -bezieher wird um etwa 30% (Standardszenario, +32% Maximalszenario), die Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher um ca. 16% (Standardszenario, +19% Maximalszenario) zunehmen. Für die Interpretation der Ergebnisse muss jedoch zweierlei beachtet werden:

• Zum einen lagen für den Untersuchungsraum keine kleinräumigen Ausgangsdaten zum Pflegebedarf vor. Diese mussten anhand von Kreiszahlen und der Alters- und Geschlechterverteilung umgeschätzt werden.

• Zum anderen wurden für die Vorausschätzung der zukünftigen Entwicklung konstante Inanspruchnahmewahrscheinlichkeiten angenommen.

13 Gertz Gutsche Rümenapp: Kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Kreis Steinburg.

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Abbildung 47 Vorausschätzung des zukünftigen Pflegebedarfs nach dem Standardszenario und dem Maximalszenario (insgesamt)

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Abbildung 48 Vorausschätzung des zukünftigen Pflegebedarfs nach dem Standardszenario und dem Maximalszenario (nach ambulant, vollstationär und Pflegegeldbezug differen- ziert)

Für die Vorausschätzung der Menschen mit demenzieller Erkrankung wurde in ähnlicher Form wie bei der Vorausschätzung des Pflegebedarfs mit Quoten gearbeitet (Datenbasis: Berlin- Institut 2012). Anders als bei der Vorausschätzung des Pflegebedarfs lagen die Daten jedoch nicht auf Kreis-, sondern lediglich auf Bundesebene vor. Diese bundesweiten Quoten wurden in einem nächsten Schritt auf die kleinräumige Bevölkerungsprognose für Glückstadt und Umland angewendet. Aufgrund der altersstrukturellen Veränderungen in der Gesamtbe- völkerung ist davon auszugehen, dass ähnlich wie beim Pflegebedarf, sich die Anzahl der Menschen mit demenzieller Erkrankung in Zukunft deutlich erhöhen wird. Auch hier ist von einem Anstieg (sowohl Standard- als auch Maximalszenario) um etwa ein Drittel bis 2025 auszugehen. Jedoch sollte an dieser Stelle ebenfalls auf die Einschränkung der Interpretation der Daten hingewiesen werden. So lagen ebenfalls keine kleinräumigen Daten zur De- menzerkrankung im Untersuchungsraum vor. Die in Abbildung 49 dargestellten, absoluten Werte sind Schätzungen.

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Abbildung 49 Vorausschätzung der Entwicklung Anzahl der Menschen mit demenzieller Erkran- kung

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass der deutliche Anstieg (bis zu +1/3 der derzei- tigen Größenordnung) im Bereich der Pflege und auch der Demenz die bestehenden Leis- tungssysteme vor einen erheblichen Anpassungsbedarf stellt bzw. stellen wird. Um den Ent- wicklungen mit passgenauen Maßnahmen zu begegnen, wurden in der Arbeitsgruppe Strate- gieansätze diskutiert und entwickelt, die im Folgenden genauer beschrieben werden sollen.

Handlungsbedarf

Aus den im Vorfeld der Arbeitsgruppensitzungen geführten Expertengesprächen, der Umfra- ge bei örtlichen Pflegedienstleisterinnen und -dienstleistern und aus den Diskussionen inner- halb der Arbeitsgruppen ergeben sich für den Teilbereich „Pflege“ drei zentrale Herausforde- rungen, für die mit Hilfe der Arbeitsgruppenteilnehmerinnen und -teilnehmer in der zweiten Sitzung der Arbeitsgruppe Anpassungsstrategien erarbeitet wurden:

• Zukünftig steigender Pflegebedarf und fehlendes Fachpersonal neben fehlenden Be- treuungsformen • Transparenz über Pflegeangebote • Kultur-sensible Pflege von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund

Im Folgenden wird der Handlungsbedarf vorgestellt, der im Rahmen der erwähnten Heraus- forderungen festgestellt wurden.

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Zukünftig steigender Pflegebedarf und fehlendes Fachpersonal neben fehlenden Betreuungs- formen

Vor dem Hintergrund einer steigenden Anzahl Älterer und pflegedürftiger Seniorinnen und Senioren mit Demenz ist mit einem steigenden Pflegebedarf für das Untersuchungsgebiet zu rechnen. Gleichzeitig spricht die Bundesagentur für Arbeit von einem flächendeckenden Fachkräftemangel im Bereich der Pflege. Im Bundesdurchschnitt dauere es 115 Tage, eine offene Stelle mit einem Altenpfleger/-in zu besetzen. Auch im Untersuchungsgebiet sei der Fachkräftemangel laut Expertinnen und Experten angekommen. In Bezug auf den Fachkräf- temangel sehen die Expertinnen und Experten vor Ort einen erheblichen Handlungsbedarf, der jedoch strukturelle Ursachen habe und daher schwer vor Ort zu beheben sei. Beispiels- weise haben auch überregionale Stellenanzeigen der Pflegedienstleisterinnen und Pflege- dienstleister die Anzahl der Bewerbungen nicht erhöht. Der Pflegeberuf müsse generell mehr Anerkennung innerhalb der Gesellschaft finden und angemessen entlohnt werden. Derzeit müssen zudem Prüfungs- und Schulentgelte von den Auszubildenden im Beruf der Altenpfle- gerin bzw. des Altenpflegers selbst getragen werden, sofern nicht auf Fördergelder des Lan- des Schleswig-Holstein zurückgegriffen werden kann. Dies stelle eine Eingangsbarriere für Auszubildende im Pflegebereich dar.

Vor dem Hintergrund des eklatanten Fachkräftemangels vor Ort wurde innerhalb der Ar- beitsgruppe die Notwendigkeit einer Lenkung und Vernetzung von Ehrenamtlichen zur Ent- lastung des Pflegefachpersonals diskutiert. Im Bereich ehrenamtlicher Tätigkeiten für Senio- rinnen und Senioren sind im Untersuchungsgebiet insbesondere die DRK-Ortsvereine in Glückstadt, Herzhorn und Kollmar aktiv und bieten verschiedene Freizeitangebote und Aktivi- täten für Seniorinnen und Senioren vor Ort an.

Der Fachkräftemangel würde auch einen Ausbau von Betreuungsformen beispielsweise der stundenweisen Betreuung von Demenzkranken in der Häuslichkeit durch ambulante Dienste beschränken. Gerade im Bereich des Ausbaus von Betreuungsformen sehen die Expertinnen und Experten jedoch Bedarf. So wurde im Rahmen der Arbeitsgruppe der Aufbau einer teil- stationären Tagespflege in Glückstadt und Umlandgemeinden zur Entlastung häuslicher Pfle- ge, insbesondere bei demenzkranken, pflegebedürftigen Angehörigen diskutiert. Derzeit gibt es vor Ort keine teilstationäre Betreuung von Demenzkranken (siehe Status Quo). Eine stun- denweise Betreuung von demenziell Erkrankten findet im Untersuchungsgebiet einzig von ambulanten Diensten in der Häuslichkeit statt.

Zusätzlich sollten außerdem alternative Betreuungsformen vor Ort aufgebaut werden, um mehr Beschäftigungsformen für Seniorinnen und Senioren zu generieren und der Vereinsa- mung in der Häuslichkeit vorzubeugen. Als Beispiele wurden hier Café-Nachmittage von Se- niorinnen und Senioren mit Schulklassen oder Konfirmandengruppen in Glückstadt genannt.

Laut Expertinnen und Experten wünschen sich die Seniorinnen und Senioren ein möglichst langes Altern in den eigenen vier Wänden. Um dem zukünftigen Pflegebedarf in der Häus- lichkeit im Untersuchungsgebiet nachkommen zu können, müssen die vorhandenen ambu- lanten Pflegedienste daher hinsichtlich zusätzlichen Personals und Betreuungsangebote wei- ter ausgebaut werden.

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Transparenz über Pflegeangebote

Laut Expertinnen und Experten fehlt derzeit ein aktueller Überblick über Pflegeeinrichtungen und Betreuungsmöglichkeiten im Bereich der Pflege. Auch Informationen über vorhandene Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige werden vermisst.

Kultur-sensible Pflege von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund

Derzeit gibt es laut Arbeitsgruppenteilnehmerinnen und -teilnehmern im Untersuchungsge- biet nur eine stationäre Einrichtung, die mehrsprachiges Personal führt. Hinsichtlich eines steigenden Bedarfs von Pflegebedürftigen wird auch ein erhöhter Anteil Pflegebedürftiger mit Migrationshintergrund prognostiziert. Laut Expertinnen und Experten stellt die interkulturelle Öffnung der Einrichtungen daher eine Grundvoraussetzung für eine kultur-sensible Pflege dar. Hierzu sollte vermehrt mehrsprachiges Personal mit Migrationshintergrund eingestellt werden.

4.5 Medizinische Versorgung Die Sicherstellung von medizinischen Versorgungsleistungen unter den absehbar eintreten- den Entwicklungen (z.B. Alterung der Bevölkerung, Wiederbesetzungsbedarfe von Arztpra- xen) ist zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge. Zwar obliegt der Kassenärztlichen Verei- nigung grundsätzlich die flächendeckende Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versor- gung, jedoch ist zunehmend auch die Aktivität anderer vom medizinischen Bedarfsplanungs- prozess betroffener Akteurinnen und Akteure wie kommunale Vertreter und Landkreise er- forderlich, die bislang aufgrund der Rechtslage nur wenig Handlungsspielraum haben.

Für eine aktuelle Angebots- und Bedarfsübersicht wurden Daten, die von der Kassenärztli- chen Vereinigung im Rahmen dieses Projektes zur Verfügung gestellt wurden, zusammenge- tragen und ausgewertet.

Ausgangslage

Standortstruktur

Abbildung 50 zeigt die derzeitige räumliche Verteilung aller in Glückstadt und Umgebung tätigen Hausärztinnen und -ärzte. Der Großteil der Ärztinnen und Ärzte ballt sich dabei im Unterzentrum. Insgesamt sind neun Hausärztinnen und -ärzte in Glückstadt zugelassen, sechs von ihnen in Vollzeitbeschäftigung. Im Glückstädter Umland sind vier Hausärztinnen und -ärzte tätig.

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Abbildung 50 Hausärztliche Versorgung in Glückstadt und Umland (Daten: Kassenärztliche Verei- nigung Schleswig-Holstein)

Im Hinblick auf die fachärztliche Versorgung zeigt sich für Glückstadt und Umgebung ein ähnliches Bild. Der Großteil der im Untersuchungsraum praktizierenden Fachärztinnen und - ärzte ballt sich in Glückstadt, während im direkten Glückstädter Umland lediglich ein Psycho- therapeut tätig ist. Insgesamt ist von allen betrachteten Fachrichtungen nur eine, nämlich Urologie, nicht im Untersuchungsraum vertreten (Abbildung 51). Für ggf. auftretende lokale Versorgungslücken können die Einwohnerinnen und Einwohner zusätzlich von der räumlichen Nähe zu den Mittelzentren Itzehoe und Elmshorn profitieren.

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Abbildung 51 Fachärztliche Versorgung in Glückstadt und Umland (Daten: Kassenärztliche Vereini- gung Schleswig-Holstein)

Weiterhin auffällig ist eine hohe Anzahl medizinischer Kooperationen in Form von Gemein- schaftspraxen bzw. Berufsausübungsgemeinschaften, eines Ärztehauses (Am Fleth 42), so- wie eines Medizinischen Versorgungszentrums (Steinburgstr. 17). Insbesondere Medizinische Versorgungszentren (MVZ) werden in Debatten zur Sicherstellung der medizinischen Versor- gung vielfach als wichtige Lösungsstrategie angesehen. In der Organisationsstruktur sind sie v.a. für junge Ärztinnen und Ärzte interessant, da sie das finanzielle bzw. unternehmerische Risiko deutlich minimieren (die meisten Ärztinnen und Ärzte sind im MVZ angestellt), einen fachlichen Austausch ermöglichen und die Option von flexiblen Arbeitszeitmodellen bereithal- ten. Gerade der letzte Aspekt ist für den immer größer werdenden Anteil von Frauen in der Medizin besonders relevant.

Bedarfsplanung

Die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen ist ein Instrument, mithilfe dessen bundesweit eine ausgewogene haus- und fachärztliche Versorgung sichergestellt sowie eine Unter- oder Überversorgung vermieden werden soll. Seit dem 1.1.2013 ist die neue Bedarfs- planungs-Richtlinie des VersorgungsStrukturGesetzes (VSG) in Kraft getreten. Inhalt dieser neuen Richtlinie ist zum einen ein modifizierter Demografiefaktor14, der die Veränderung der

14 Mit der Einführung des Demografiefaktors hängt der Versorgungsbedarf in einem Planungsbereich nicht mehr nur von der Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner, sondern auch von der Altersstruk-

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Altersstruktur in der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung besser berücksichtigen soll. Eine weitere Neuerung betrifft den Aspekt der Bedarfsräume. Während im letzten Jahr die Kreisebene noch alleinige Bedarfsebene war, wurden seit diesem Jahr für die Bedarfspla- nung der Hausärztinnen und -ärzte kleinteiligere Räume, so genannte Mittelbereiche, einge- führt, die sich an den Zentralen Orten der Raumordnung orientieren. Der Kreis Steinburg wurde auf Basis dessen in zwei Mittelbereiche aufgeteilt: Metropolregion Südwest und Mit- telbereich Itzehoe. Glückstadt gehört zum Mittelbereich Metropolregion Südwest. Als Ergeb- nis hat sich für den Glückstädter Bereich formell nichts geändert. Wie der Gesamtkreis noch 2012 ist der Mittelbereich Metropolregion Südwest heute ebenfalls für neue Hausarztstellen geöffnet. Konkret liegt der Versorgungsgrad derzeit bei 107,6% (idealer Versorgungsgrad: 110%), was im Umkehrschluss sechs offene Hausarztstellen bedeutet. Im wenige Kilometer entfernten Wilster, was zum Mittelbereich Itzehoe gerechnet wird, ist der Planungsbereich für neue Hausarztzulassungen hingegen mit der neuen Bedarfsplanung gesperrt.

Abbildung 52 Ergebnis der aktuellen Bedarfsplanung für die einzelnen Planungsbereiche in Schleswig-Holstein, Beispiel: „Augenheilkunde“ (Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein)

Für die allgemeine fachärztliche Bedarfsplanung bleibt die Kreisebene weiterhin Planungs- ebene, für die spezialisierte fachärztliche Versorgung sind es die Raumordnungsregionen des BBSR. Für alle fachärztlichen Bereiche (ob allgemein oder spezialisiert) wurde eine Zulas- sungssperre für die Planungsbereiche, denen Glückstadt zugehörig ist, ausgewiesen (Beispiel

tur ab. Damit wird dem höheren Versorgungsbedarf älterer Patientinnen und Patienten Rechnung getragen.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 52). Ärztinnen und Ärzte, die sich in den Bereichen niederlassen wollen, müssen entweder einen Sonderantrag bei der KV stellen, oder eine Praxis übernehmen.

Handlungsbedarfe

Zusammenfassend konnte in der Arbeitsgruppe auf Basis der neuen Bedarfsplanung und aktuellen Standortstruktur festgehalten werden, dass die medizinische Versorgungssituation in Glückstadt und Umgebung formal betrachtet positiv zu bewerten ist. Dennoch ließen sich 15 über die Vorabrecherche, die Beiträge der Arbeitsgruppenmitglieder sowie eine Befragung Glückstädter Ärztinnen und Ärzte für den Teilbereich „Haus- und Facharztversorgung“ drei zentrale Handlungsfelder identifizieren, die insbesondere in Zukunft mit den demografischen Veränderungen verstärkt in Erscheinung treten werden:

• Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte sowie Wiederbesetzungsbedarf

• Nachbesetzung von Arztstellen

• Zukünftig steigender Arztbedarf trotz Rückgangs der Bevölkerung

Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte sowie Wiederbesetzungsbedarf

Zwar kann die derzeitige ärztliche Versorgungssituation unter Berücksichtigung der o.g. As- pekte als zufriedenstellend eingeschätzt werden, wird jedoch die Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte für die Betrachtung hinzugezogen, so ergibt sich für die Zukunft ein anderes Bild.

Eine weitere Auswertung der Daten der Kassenärztlichen Vereinigung zeigt die Altersstruktur der im Kreis Steinburg niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Nahezu alle Fachrichtungen offenbaren ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren. Einige Fachbereiche sogar von über 55 Jahren. Wird die Altersstruktur der Hausärztinnen und -ärzte genauer betrachtet (Abbildung 53), so zeigt sich im Detail, dass von den 90 derzeit im Kreis Steinburg tätigen Hausärztinnen und -ärzten etwa 2/3 älter als 50 Jahre sind. 11% sind sogar älter 65 Jahre. Viele sind demzufolge noch über das Renteneintrittsalter hinaus als Ärztin bzw. Arzt tätig16.

15 Im Juli 2013 wurde von GGR und der Stadt Glückstadt ein Schreiben an in Glückstadt praktizierende Ärztinnen und Ärzte versendet. Teil dieses Schreibens war ein 2-seitiger Fragebogen zur Nachfolgere- gelung, zu allgemeinen Handlungsbedarfen und möglichen Anpassungsstrategien im Hinblick auf die medizinische Versorgung in Glückstadt und den Umlandgemeinden. Ziel der Befragung war es, die Ergebnisse der Arbeitsgruppendiskussion durch eine stärkere Einbindung der Ärzteschaft zu festigen bzw. ggf. zu ergänzen. Insgesamt haben vier Ärztinnen und Ärzte eine Rückmeldung gegeben.

16 Eine standortgenaue Auswertung für den Glückstädter Raum war leider aufgrund des geringen Rücklaufs der Befragung Glückstädter Ärztinnen und Ärzte nicht durchzuführen. Von den vier Rück- meldungen waren alle Ärztinnen und Ärzte über 40 Jahre alt, ein Arzt bzw. eine Ärztin über 50 Jahre. Alle vier gaben an, keine Nachfolgeregelung bislang in die Wege geleitet zu haben.

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Abbildung 53 Altersstruktur der Hausärztinnen und Hausärzte im Kreis Steinburg (Daten: Kassen- ärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein)

Dieser Umstand ist insbesondere vor dem Hintergrund der Nachbesetzung und aktuellen Bedarfsplanung problematisch. Wie im vorherigen Abschnitt deutlich wurde, ist der Glück- städter Planungsbereich für Neuzulassungen in allen Fachbereichen (außer Hausärztinnen bzw. Hausärzte) gesperrt. „Weiche“ Übergänge, die eine längerfristige Nachbesetzung er- möglichen würden, sind mit der vorhandenen Planungsstruktur nicht umsetzbar.

Nachbesetzung von Arztstellen

Wenngleich die letzte Grafik verdeutlicht, dass viele der im Kreis Steinburg niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auch über die Altersgrenze von 65 Jahren hinaus im Dienst sind, kann dennoch von einem erhöhten Wiederbesetzungsbedarf in den nächsten 5 bis 15 Jahren aus- gegangen werden. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die freien Stellen im gleichen Maße mit neuen Ärztinnen und Ärzten wiederbesetzt werden können. Bundesweit zeichnet sich ein Problem der Nachbesetzung insbesondere von Landarztstellen ab. In der Arbeits- gruppe wurden mehrere Ursachen hierfür diskutiert. Neben einer mangelhaften Ausprägung von Standortfaktoren (wie z.B. eine unzureichende Anbindung zu Zentralen Orten) wurde v.a. das unternehmerische Risiko bedingt durch Budgetierungen, damit einhergehende dro- hende Regressforderungen von Krankenkassen, Reglementierungen, Bürokratisierungen und schlechte Vergütungen, die im SGB V festgeschrieben sind, als zentrales Hemmnis für eine Niederlassung im ländlichen Raum herausgestellt. Insbesondere ein mangelnder Informati- onsaustausch zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren wird als Hauptursache ge- sehen, weshalb bislang kaum Änderungen vom Gesetzesgeber unternommen wurden, um das finanzielle Risiko und den bürokratischen Aufwand für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte entsprechend anzupassen.

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Zukünftig steigender Arztbedarf trotz Rückgangs der Bevölkerung

Daten des GEK Gesundheitsreports zeigen eine deutliche Altersabhängigkeit des ärztlichen Versorgungsbedarfs (Anzahl der Arztkontakte, Abbildung 54): „Je älter wir sind, desto häufi- ger gehen wir zur Ärztin/zum Arzt.“ Als Ursache kann zum einen die Zunahme von Multimor- bidität, zum anderen aber auch das gesteigerte Bedürfnis nach sozialem Austausch/Kontakt im Alter angenommen werden.

Abbildung 54 Altersdifferenzierter Versorgungsbedarf (Daten: GEK Gesundheitsreport)

Werden die Zahlen zum ärztlichen Versorgungsbedarf nun mit den Daten zur kleinräumigen Bevölkerungsprognose17 verschnitten, so zeigt sich, dass trotz eines für die Zukunft konsta- tierten Rückganges der Bevölkerung, der hausärztliche (Abbildung 55) und in Abhängigkeit der Fachrichtungen auch fachärztliche Versorgungsbedarf nahezu konstant bleiben, wenn nicht sogar leicht ansteigen werden (Abbildung 56 und Abbildung 57). So kann zwar bei den Augenärztinnen und -ärzten (als im höheren Alter relevante Fachrichtung) von einem stei- genden Versorgungsbedarf ausgegangen werden, bei den Kinderärztinnen und -ärzten ist jedoch ein Rückgang des Versorgungsbedarfs aufgrund eines Rückgangs der jüngeren Al- tersgruppe anzunehmen.

Mit dieser künftig zu erwartenden Bedarfsentwicklung geht auch eine v.a. für Hausärztinnen und -ärzte steigende Arbeitsbelastung einher. Denn insbesondere ältere Patientinnen und Patienten benötigen Hausbesuche, die sich jedoch für die ausführende Ärztin bzw. den aus- führenden Arzt in den meisten Fällen finanziell nicht lohnen. Steigt der Anteil der älteren Patientinnen und Patienten, steigt damit auch der Bedarf an Hausbesuchen, die mit den vor-

17 Gertz Gutsche Rümenapp: Kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Kreis Steinburg.

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herrschenden gesetzlichen Rahmenbedingungen in Zukunft jedoch schwieriger umgesetzt werden können (siehe auch Nachbesetzung frei gewordener Arztstellen).

Abbildung 55 Künftiger hausärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölke- rungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008)

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Abbildung 56 Künftiger augenärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölke- rungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008)

Abbildung 57 Künftiger kinderärztlicher Versorgungsbedarf (Datenbasis: kleinräumige Bevölke- rungsprognose und GEK Gesundheitsreport 2008)

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4.6 Breitbandversorgung Im Rahmen der Arbeitsgruppe „DSL-Breitband“ fanden keine Arbeitsgruppensitzungen, son- dern ein Treffen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Glückstadt und den umlie- genden Gemeinden mit Vertreterinnen und Vertretern der Glückstädter Stadtwerke, statt. Hier wurde darüber informiert, welche technischen Möglichkeiten das Funk-DSL der Stadt- werke bietet. Im Folgenden wird als erstes auf die Bedeutung der flächendeckenden Breit- bandversorgung für die Daseinsvorsorge eingegangen sowie die verschiedenen Versorgungs- techniken dargestellt, bevor die Ist-Situation und die Handlungsbedarfe für die Stadt Glückstadt aufgezeigt werden.

Bedeutung der flächendeckenden Breitbandversorgung für die Daseinsvorsorge

Die Entwicklung der Telekommunikation und der dazugehörigen Branchen gehört zweifels- ohne zu den bedeutendsten Treibern des gesellschaftlichen Wandels in den letzten zwei De- kaden. Der Wandel von der Dienstleistungs- zur Informationsgesellschaft wird in erster Linie durch die Expansion des Internets und die technischen Entwicklungen zu dessen Nutzbarma- chung vorangetrieben. In den letzten Jahren ist dabei der Trend weg von der stationären hin zur mobilen Nutzung unübersehbar geworden.

Die Anwendungsmöglichkeiten beschränken sich dabei schon seit geraumer Zeit nicht mehr nur auf das schnelle Nachschlagen eines Wortes oder das Lesen von Nachrichten. Die multi- mediale Vernetzung ist inzwischen aus vielen Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Sie durchdringt den privaten Bereich durch die immer stärkere Einbindung sozialer Netzwerke in das tägliche Leben. Aber sie verändert auch maßgeblich die betrieblichen Abläufe, sei es in Bezug auf die Nutzung von Cloud-Anwendungen, das Home Office oder die betriebliche Kommunikation.

Das fortschreitende Absinken der preislichen Hürden die in den letzten Jahren vorangetrie- bene Erschließung sowie in hohem Maß die immer einfachere Bedienbarkeit der Endgeräte haben dazu beigetragen, den Fokus der Entwicklung auf Anwendungsbereiche zu lenken, die breiten Bevölkerungsschichten eine effizientere Gestaltung des Alltags einerseits und ein völ- lig neues Dienstleistungsspektrum andererseits zu bieten.

Neben der Vielzahl von Kommunikationsdiensten – u.a. Videotelefonie, Chatanwendungen, Nachrichtendienste der sozialen Netzwerke etc. – existiert im privaten Bereich inzwischen eine Vielzahl von Multimedia-Diensten, die vom fast schon klassischen Online-Spiel-Angebot über die Bereitstellung von Film- und Fernsehinhalten bis zur Organisation der privaten Mu- sik- und Fotosammlung reicht. Zusammen mit der fortschreitenden Auslagerung von Unter- nehmensprozessen in das Internet und die Nutzung von sog. Clouddiensten sind an dieser Stelle bereits die Hauptquellen für den zukünftig wachsenden Bedarf von Übertragungsge- schwindigkeiten im Breitbandbereich auszumachen.

Ein wachsendes Potential betrifft die zunehmende Bedeutung des Internets für Dienstleis- tungen, z.B. im Bereich des E-Commerce, E-Government oder E-Health. Während die ersten beiden Aspekte zu einer effizienteren Gestaltung der Geschäfts- und Behördenprozesse bei- tragen, ist es insbesondere der letzte Punkt, der zur Lösung eines gravierenden Problems der zurückgehenden Landbevölkerung beitragen könnte, dem Ärztemangel. Ungeachtet der ge- setzlichen und vor allem datenschutzrechtlichen Hürden ist bereits jetzt erkennbar, dass die- se Entwicklung die genannten Bereiche nachhaltig verändern wird.

Alle Entwicklungen haben einen zentralen Aspekt gemeinsam: der Bedarf an Übertragungsra- ten wird auch zukünftig deutlich ansteigen. Das stellt insbesondere den ländlichen Raum vor Herausforderungen, sei es aufgrund der sinkenden Zahl potentieller Nachfragerinnen und

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Nachfrager und damit einem geringeren ökonomischen Anreiz für Versorgungsanbieterinnen und -anbieter oder aufgrund höherer technischer Hürden bei der Erschließung.

Übertragungsraten von 2 MBit/s, dem derzeitigen Mindestwert für eine Breitbandverbindung, können bereits in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend für einen Großteil der gängigen Anwendungen sein. Studien zeigen, dass der durchschnittliche Bedarf auf Unternehmensseite bereits in den nächsten Jahren auf mehr als 25 MBit/s ansteigen wird. Diese Größenordnun- gen werden nach heutigem Stand gerade im ländlichen Raum – wenn überhaupt – nur in den zentrumsnahen Gebieten erreicht. Dabei nimmt die Bedeutung der Breitbandverfügbar- keit für den Unternehmensstandort ebenfalls stetig zu.

Damit entsteht im ländlichen Raum in naher Zukunft ein hoher Bedarf an Breitbandkapazität sowohl für Bestandsunternehmen und potentielle Neuansiedler als auch mit etwas längerem Horizont für den Privatanwenderbereich. Diesen Bedarf mit dem gleichzeitig sinkenden Nach- fragepotential in Einklang zu bringen und eine nachhaltige und effiziente Versorgung sicher- zustellen, ist fraglos die größte Herausforderung auf Seiten der Kommunen und Gemeinden.

Zur Sicherstellung des Bedarfs sind heute verschiedene technische Möglichkeiten am Markt vertreten, mit jeweils eigenen Vor- und Nachteilen.

Das folgende Kapitel soll deshalb zunächst einen Überblick geben, welche Alternativen der Breitbandversorgung heute bereits zur Verfügung stehen.

Versorgungstechniken im Breitbandbereich

Neben der klassischen Variante der Anbindung über das Telefonnetz existiert inzwischen ein breites Spektrum an Alternativtechnologien.

Anbindung über DSL

Die „Digital Subscriber Line“ (DSL) oder „Digitaler Teilnehmeranschluss“ ist der häufigste Breitbandanschlusstyp in Deutschland. Die Übertragung erfolgt in der Regel mittels Kupferlei- tungen und ermöglicht in der Praxis Bandbreiten bis zu 100 MBit/s. Die Erschließung ist auf- grund der bereits bestehenden Telefonanschlussleitungen relativ simpel, da vielerorts keine neue Infrastruktur am Anschluss der Endverbraucherin bzw. des Endverbrauchers installiert werden muss.

Der Hauptunterschied zum ISDN-Standard ist der höhere Frequenzbereich und die damit mögliche höhere Übertragungsgeschwindigkeit. Das DSL-Signal wird über die Telefonan- schlüsse an die nahegelegene Vermittlungsstelle geleitet und dort vom Telefonsignal des Haushalts getrennt. Die Langstreckenübertragung erfolgt dann über das Glasfasernetz der Dienstanbieterin bzw. des Dienstanbieters. Die Trennung der Signale ermöglicht eine deutlich bessere Auslastung der Übertragungskapazität.

Für die Verfügbarkeit eines Anschlusses spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zu den wichtigsten gehören die DSL-Fähigkeit der Vermittlungsstelle, die Entfernung zu ebendieser, die Übertragungsfähigkeit der Leitungen und die Anzahl der Empfängerinnen/Empfänger. Das „Nadelöhr“ für die Performance des Anschlusses stellt zumeist das letzte Verbindungs- stück zum Anschluss des Haushalts dar, da hier z.B. aufgrund schlechterer Isolierung der Kabel der Großteil der nicht nutzbaren Kapazität verloren geht. Die maximale Übertragungs- geschwindigkeit liegt bei etwa 16 MBit/s, diese kann allerdings je nach Zusammenspiel der o.g. Faktoren deutlich geringer sein.

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Neuere Entwicklungen wie z.B. VDSL nutzen einen nochmals höheren Frequenzbereich und ermöglichen Übertragungsraten von bis zu 50 Mbit/s im Endanwenderbereich. Modernere und bessere Leitungen spielen beim Ausbau des DSL-Netzes eine entscheidende Rolle. Mit der breiteren Verwendung der Glasfaseranschlüsse bis zum Haushalt selbst sind auch Über- tragungsraten jenseits der 100 MBit/s realisierbar.

Im Jahr 2012 betrug der Anteil der DSL-Verbindungen an allen Breitbandanschlüssen etwa 83%. Damit ist der DSL-Standard die am häufigsten genutzte Form des Internetzugangs und bietet gleichzeitig ein breites Spektrum von Dienstanbieterinnen und anbietern im Wettbe- werb.

Anbindung über das Kabelfernsehnetz

Bei dieser Anbindungsform wird – ähnlich wie beim DSL-Verfahren – auf eine bereits beste- hende Infrastruktur zurückgegriffen, in diesem Fall auf das Kabelnetz des Fernsehens. Mit der Erweiterung der Netztechnik um die Möglichkeit der Zweiwegekommunikation, wie sie für eine Internetverbindung notwendig ist, ermöglicht diese Art der Anbindung theoretische Übertragungsraten von bis zu 160 Mbit/s und ist damit vergleichbar mit VDSL-Anschlüssen, die eine geringe Entfernung zur Vermittlungsstelle aufweisen.

Der Vorteil der Anbindung über das Kabelnetz ist wie auch bei der DSL-Anbindung der hohe Anteil bereits angeschlossener Haushalte auch in vielen ländlichen Gebieten und die Kombi- nierbarkeit von Kabelfernsehinhalten und Internetangeboten. Im Jahr 2012 waren etwa 78% der Haushalte an das Kabelfernsehnetz angeschlossen.

Ein Nachteil gegenüber dem DSL-Standard ist aus marktwirtschaftlicher Sicht die deutlich geringere Anzahl von Dienstanbieterinnen und -anbietern. Im Zuge einer breiteren Nutzung der Netzinfrastruktur für Internetdienste könnte sich dieser Zustand allerdings – ähnlich dem historischen Verlauf im Bereich der Internetanschlüsse – in Zukunft ändern.

Im Jahr 2012 entfielen von den 28 Millionen Breitbandanschlüssen rund 4,4 Millionen auf das Segment der Kabelanschlüsse. Das entspricht einem Anteil von knapp 16%. Erstmals kam es im letzten Jahr allerdings zu einem Rückgang der DSL-Anschlüsse bei einem gleichzeitigen sprunghaften Anstieg der Kabelinternetanschlüsse. Diese Entwicklung – sollte sie die nächs- ten Jahre anhalten – könnte zu einer Annäherung der beiden Kerntechnologien in Bezug auf die Marktanteile führen. Das könnte insbesondere dann der Fall sein, wenn auf dem Markt für Internetanschlüsse mittels Kabel ein höherer Wettbewerb einsetzt.

Anbindung über Funktechnologien

Die zunehmende Bedeutung der mobilen Internetnutzung hat in den letzten Jahren zu einem starken Ausbau der Übertragungskapazitäten mittels Funktechnologien geführt. Die techni- schen Möglichkeiten reichen von Richtfunkanbindungen über WLAN-Stationen bis hin zur Nutzung der Mobilfunkstandards.

Die verschiedenen Technologien weisen für die Nutzung als Breitbandanbindung allerdings diverse Hürden auf. Richtfunk benötigt eine mehr oder weniger durchgehende Sichtverbin- dung zwischen Sender und Empfängerin bzw. Empfänger, womit insbesondere zerklüftete, waldreiche und bergige Landstriche aufwändig in der Erschließung sind, gleiches gilt für die Verwendung von WLAN-Stationen. Die Mobilfunkstandards auf der anderen Seite hängen in ihrer Kapazität stark von der Anzahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer ab und sind im Be- reich der Übertragungsgeschwindigkeiten limitiert, was sie für die Nutzung von Breitbandan- wendungen im eigenen Zuhause stark einschränkt. Zudem sind die Angebote bisher meist

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mit einer monatlichen Volumenbegrenzung versehen und bieten im Vergleich zu DSL- und Kabeltechnologie damit ein deutlich schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Anbindung über Satellitentechnologie

Bei dieser Art der Breitbandanbindung erfolgt die Datenübertragung mittels Satelliten in geo- stationärer Umlaufbahn. Die Übertragungsraten reichen im Endanwenderbereich bis etwa 20 MBit/s.

Ein großer Vorteil ist die flächendeckende Empfangbarkeit des Satellitensignals und die Tat- sache, dass es keiner zusätzlichen Infrastruktur bedarf.

Ein Nachteil ist die hohe sog. Latenzzeit, also die Zeit, welche das Signal für den Weg zwi- schen Empfängerin bzw. Empfänger und Satellit benötigt. Diese kann bis zum 35fachen des DSL-Wertes betragen und macht Satellitenverbindungen damit insbesondere für Anwendun- gen uninteressant, welche eine schnelle Reaktionszeit der Datenverbindung benötigen (u.a. Online-Spiele).

Zusammen mit den Funkstandards und weiteren Unterarten mit geringer Verbreitung (u.a. die sog. Powertrain-Verbindungen über das Stromnetz) machten diese Breitbandverbindun- gen gerade rund 1% aller Anschlüsse aus.

Zwischenfazit

Die verschiedenen Technologien weisen diverse Vor- und Nachteile auf. Unter dem Aspekt der Daseinsvorsorge und der Bereitstellung hoher und stabiler Bandbreiten liegt das größte Potenzial bei den DSL-Anschlüssen – hier insbesondere im Ausbau der Glasfaseranschlüsse direkt bis zur Endverbraucherin bzw. zum Endverbraucher – und dem Ausbau der Nutzung des Kabelfernsehnetzes. Diese ermöglichen den Rückgriff auf bereits vorhandene Infrastruk- turen und weisen die größte Marktdurchdringung auf.

Die Hauptkostentreiber sind die Erhöhung der Bandbreiten mittels fortschrittlicher Kabeltech- nologie und im Fall von Neuanschlüssen die notwendigen Tiefbauarbeiten für die Verlegung der Kabel, welche bis zu 70% aller anfallenden Kosten darstellen können.

Für den Ausbau der Breitbandversorgung im ländlichen Raum ist das jeweilige Szenario ent- scheidend. Abhängig von der Lage und der Beschaffenheit des Umlandes kann der Aufbau einer Versorgung mittels Funktechnologie kosteneffizienter sein. Für interessierte Gemeinden ist die Gründung eines Zweckverbands oder einer Interessengemeinschaft zweifelsohne ein wichtiger erster Schritt, gemeinsam eine effiziente und nachhaltige Breitbandanbindung zu realisieren.

Status Quo und Handlungsbedarf

Wie bereits erwähnt wird in den nächsten Jahren der Bedarf an größeren Übertragungsraten, sowohl im Unternehmens- wie auch im Privatanwenderbereich, stetig zunehmen. Um diesem Bedarf Rechnung zu tragen, ist der zeitnahe Ausbau einer flächendeckenden Versorgung die tragende Säule in der telekommunikativen Daseinsvorsorge für die Stadt Glückstadt und Um- landgemeinden.

Nachfolgend wird die derzeitige Versorgungslage in Glückstadt und dem Umland dargestellt. Die folgenden Grafiken entstammen dem Breitbandatlas (www.zukunft-breitband.de) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Dabei wird zwischen den Technologie- gruppen „Leitungsgebunden“ und „Drahtlos“ auf der einen Seite und der verfügbaren Band-

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

breite auf der anderen Seite unterschieden. Für die Analyse wurden Übertragungsgeschwin- digkeiten von 2 MBit/s, 6 MBit/s und 16 MBit/s näher betrachtet. Für die Versorgung des Glückstädter Umlandes existiert derzeit ein auf Richtfunktechnologie basierendes Angebot der Stadtwerke Glückstadt. Dieses dient zur Überbrückung der momentan noch existierenden Versorgungslücke des Umlandes und stellt eine Mindestversorgung auch in den ländlich ge- prägten Regionen dar.

Betrachtet wird zunächst der aktuelle Versorgungsstand mit der Mindestschwelle von mehr als 2 MBit/s als Datenübertragungsgeschwindigkeit.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Breitbandversorgung in Glückstadt und Umland

Datenbasis: BMWI (2013)

Abbildung 58 Alle Technologiegruppen mit mehr als 2 MBit/s

Hier zeigt sich zunächst ein meist positives Bild. Der überwiegende Teil der Haushalte verfügt nach gängiger Definition über den Zugang zu einem Breitbandanschluss. Defizite sind allen- falls im östlich gelegenen Raum Herzhorn auszumachen.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Breitbandversorgung in Glückstadt und Umland

Datenbasis: BMWI (2013)

Abbildung 59 Leitungsgebundene Technologien mit mehr als 2 MBit/s

Das Bild wandelt sich bereits recht stark, wenn man nur die leitungsgebundenen Anschlüsse und damit die im Vorfeld als Hauptträger hoher Übertragungsraten identifizierten Anschluss- typen betrachtet. Dann zeigt sich, dass ein überwiegender Teil der peripher gelegenen Haushalte nicht über eine Breitbandverbindung in Form eines Leitungsanschlusses verfügt, sondern den Zugang über eine Drahtlostechnologie realisiert und damit vorrangig das Ange- bot der Stadtwerke in Anspruch nimmt.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Breitbandversorgung in Glückstadt und Umland

Datenbasis: BMWI (2013)

Abbildung 60 Alle Technologiegruppen und mehr als 6 MBit/s

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Bei einer Erhöhung der Eintrittsschwelle auf 6 MBit/s sinkt die Quote der angeschlossenen Haushalte erwartungsgemäß bereits recht stark. Auch hier ist zu erkennen, dass eine zufrie- denstellende Versorgung hauptsächlich im Kerngebiet von Glückstadt vorliegt, während die umliegenden Randlagen nicht oder nur unzureichend versorgt werden. Dies ist zum großen Teil der Versorgung mittels Drahtlostechnologien und deren begrenzter Übertragungskapazi- tät zuzuschreiben.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Breitbandversorgung in Glückstadt und Umland

Datenbasis: BMWI (2013)

Abbildung 61 Alle Technologiegruppen mit mehr als 6 MBit/s im Umlandgebiet

Bei einer Vergrößerung des Maßstabs und einer Einbeziehung des Umlandgebiets ist deutlich erkennbar, dass der zentral gelegene ländliche Raum ein deutliches Versorgungsdefizit ge- genüber den Gemeindekernen aufweist. Hier zeigt sich das Potential einer Bündelung der Aktivitäten beim Aufbau einer flächendeckenden Breitbandversorgung sehr deutlich. Hier könnte z.B. mittels des Aufbaus stärkerer Richtfunkantennen eine deutliche Verbesserung der Versorgungssituation erzielt werden, sodass die hohen Erschließungskosten für eine lei- tungsgebundene Versorgung umgangen werden können.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Breitbandversorgung in Glückstadt und Umland

Datenbasis: BMWI (2013)

Abbildung 62 Alle Technologiegruppen mit mehr als 16 MBit/s

Bei einer weiteren Erhöhung der Eintrittsschwelle auf 16 MBit/s – ein Wert, der in vielen ur- banen Gebieten bereits zur Standardversorgung gehört – fällt noch einmal ein großer Teil der Haushalte insbesondere im südlichen Stadtgebiet aus der Versorgung. Dieser Wert dürfte für Nachfragerinnen und Nachfrager auf Seiten der Unternehmen bereits in kurzer Zeit als Mindestgrenze für eine Breitbandversorgung angesetzt werden.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

4.7 Arbeitsgruppe „Wohnen“ (Wohnungsmarktkonzept) Nicht nur in Bezug auf die öffentliche Daseinsvorsorge, kommen auf viele Klein- und Mittel- städte sowie Gemeinden im ländlichen Raum neue Herausforderungen zu. Neben dem demo- grafischen Wandel, gibt es eine Reihe weiterer Entwicklungen, wie die zunehmende Singula- risierung, die erhebliche Auswirkungen in Bezug auf die qualitative und quantitative Woh- nungsnachfrage haben.

Um mit den bereits heute sichtbar werdenden Auswirkungen umzugehen, sind die Kenntnis des Wohnungsmarktes und die Formulierung von Zielen für die zukünftige Entwicklung uner- lässlich. Daher erarbeitet Glückstadt gemeinsam mit den fünf Umlandgemeinden, parallel zum Zukunftskonzept Daseinsvorsorge, ein Wohnungsmarktkonzept.

Die naturräumliche Einbindung in die Marschlandschaft und die Lage an der Elbe machen Glückstadt und die Umlandgemeinden zu einem attraktiven Wohnstandort. Auch die infra- strukturelle Ausstattung ist derzeit gut, die zukunftsfähige Gestaltung dieser Angebote soll auf Basis der Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge erreicht werden und so auch zur Stärkung des Wohnstandortes beitragen. Mit der guten Anbindung an Hamburg, einem moderaten Preisgefüge und einem hochwertigem Angebot an Wohnbauland bietet Glückstadt gute Vo- raussetzungen für eine positive Entwicklung des Wohnungsmarktes.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Stärken und Schwächen des Wohnungsmarktes

Stärken - Potenziale Schwächen - Handlungsbedarfe

. Attraktive naturräumliche Lage/ Lage an der . Distanz zur Autobahn Elbe . Perspektive Generationenwechsel . Wohngebiete liegen fußläufig zur Elbe und problematisch - Marktgängigkeit zu Grünflächen . Hoher (energetischer) Sanierungsbedarf . Gutes Nahversorgungsangebot . Sanierung der Altstadt - Denkmalschutz . Gute Infrastrukturelle Versorgung (ÖPNV, . Geringe Neubautätigkeit - (bezahlbares) Bildung, Kultur) altersgerechtes Wohnungsangebot fehlt . Gute Anbindung an Hamburg . Mangel an „guten“ Mietwohnungen für . Hochwertiges Wohnbauland vorhanden Singles, Familien und Senioren . Steigende Nachfrage nach Wohnformen für . Hohe Diskrepanz zwischen ältere Menschen Bestandsmieten und Mieten im . Moderates Preisgefüge freifinanzierten Wohnungsneubau . Städtebauliche Qualitäten - barocke . Teilräumlich hohe Leerstandsquoten Stadtanlage (hist. Bausubstanz) . Z.T. Polarisierungs-/ Segregationstendenz - Glückstadt-Nord als „Problemquartier“ . Geringe Kaufkraft

Abbildung 63 Stärken und Schwächen des Wohnungsmarktes - GEWOS nach AG Wohnen

Dennoch war in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang der Einwohnerzahlen zu beobachten. Nach den Bevölkerungsprognosen wird sich diese Entwicklung auch in Zukunft fortsetzen. Einhergehend mit der negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung und dem ausbildungs- und arbeitsplatzbedingten Fortzug von jüngeren Personen (18- bis 30-Jährige) ist, neben der quantitativen Veränderung der Einwohnerzahl, auch eine deutliche Verschie- bung innerhalb der Altersstruktur verbunden.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Der höhere Anteil von Älteren führt zum einen zu einer Überalterung einzelner Einfamilien- hausquartiere aus den 1950er bis 1970er Jahren, die zum Teil von geringerer Marktgängig- keit sind und in denen in Zukunft mit Leerständen zu rechnen sein dürfte. Die Unterstützung dieses Generationenwechsels und die Nutzung der freiwerdenden Gebäude- und Flächenpo- tenziale sind daher ein zentrales Handlungsfeld des Wohnungsmarktkonzeptes. Zum anderen geht mit der Zunahme von Seniorinnen und Senioren ein ansteigender Bedarf an altersge- rechten und barrierearmen Wohnungen einher. Diese Angebote sind in Glückstadt und dem Umland nur in geringem Umfang vorhanden. Dies macht zum einen Beratungsangebote not- wendig, mit deren Hilfe ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben in der eigenen Woh- nung unterstützt wird, aber vor allem eine Ausweitung des Wohnungsangebotes. Der Umbau des vorhandenen Wohnungsbestandes ist vergleichsweise aufwändig und der Neubau - durch die Landesbauordnung Schleswig-Holsten - zwar gesichert, aber durch die Diskrepanz zwischen Bestandsmieten und den Mieten im freifinanzierten Wohnungsbau für Investorin- nen und Investoren vergleichsweise unattraktiv. Weiterhin ist zu beobachten, dass der Wohnstandort Glückstadt für Seniorinnen und Senioren aus dem Umland an Bedeutung ge- winnt, was in Zuzügen dieser Altersgruppe mündet, die die Nähe zu Infrastrukturen und so- zialen Angeboten suchen.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Handlungsbedarfe und Handlungsfelder

Schwächen - Handlungsbedarfe Handlungsfelder

 Perspektive Generationenwechsel „Goldene Hochzeit-Gebiete“

problematisch – Marktgängigkeit Energetik und Wohnqualität

ung  Hoher (energetischer) Sanierungsbedarf l k  Sanierung der Altstadt – Denkmalschutz Innerstädtisches Wohnen wic nt  Geringe Neubautätigkeit - (bezahlbares)

se Barrierearmes Wohnen altersgerechtes Wohnungsangebot fehlt

tand  Teilräumlich hohe Leerstandsquoten Benachteiligte Stadtquartiere es  Z.T. Polarisierungs-/ Segregationstendenz B  Glückstadt-Nord als „Problemquartier“ Preisgünstiges Wohnen  Hoher Bedarf an preisgünstigen Angeboten

 Mangel an „guten“ Wohnungen für Singles, Wohnungen mit hoher Qualität/

au Familien u. Senioren - Qualitativer Bedarf Ergänzende Wohnungsangebote b u  Diskrepanz zwischen Bestandsmieten und e Barrierearmes Wohnen

N Mieten im freifinanzierten Wohnungsbau

Abbildung 64 Ableitung von Handlungsfeldern - GEWOS nach AG Wohnen

Von besonderer Bedeutung für die zentralörtliche Versorgungsfunktion ist in diesem Zusam- menhang die Glückstädter Innenstadt. Dort konzentrieren sich Einkaufmöglichkeiten, medizi- nische Einrichtungen und soziale Angebote. Allerdings ist das Wohnungsangebot wenig diffe- renziert und vor allem barrierearmer Wohnraum kaum vorhanden. Der Umbau der histori- schen Bausubstanz ist auch in Bezug auf den Denkmalschutz schwierig. Weiterhin besteht ein Nachholbedarf im Zusammenhang mit der (energetischen) Modernisierung des Gebäude- und Wohnungsbestandes unter der Prämisse des Erhaltens der städtebaulichen Identität. Die Innenstadt nimmt vor diesem Hintergrund - analog zum Zukunftskonzept Daseinsvorsorge -

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

ein zentrales Handlungsfeld des Wohnungsmarktkonzeptes ein. Ziel ist es die Attraktivität als Wohnstandort zu erhalten und zu erhöhen.

Allerdings nicht nur in der Innenstadt von Glückstadt, auch in den äußeren Stadtbereichen und im Umland, gewinnt das Thema (energetische) Modernisierung und Wohnqualität vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele und einer Ausdifferenzierung der Lebensstile stärker an Bedeutung. Neben den älteren Einfamilienhausgebieten gibt es insbesondere im Ge- schosswohnungsbau erheblichen Nachhol- und Anpassungsbedarf um die Marktgängigkeit zu erhalten, den Wohnungsbestand an die Nachfrage anzupassen und zu ertüchtigen.

Vielfach ist eine Modernisierung vor dem Hintergrund des Mietniveaus und der Bewoh- nerstruktur nur schwer darstellbar und eine Umlage von Modernisierungskosten nicht mög- lich. Ziel muss es daher sein, den Wohnungsbestand zukunftsfähig zu gestalten und gleich- zeitig die hohe Nachfrage nach preisgünstigen Wohnungsangeboten zu befriedigen.

Das zweite räumliche Handlungsfeld innerhalb des Wohnungsmarktkonzeptes bildet der süd- liche Bereich des Stadtteils Glückstadt-Nord. Dieses überwiegend durch Geschosswohnungs- bau geprägte Quartier weist erhebliche Mängel in Bezug auf die Gebäudequalität und das Wohnumfeld auf. Darüber hinaus sind überdurchschnittlich hohe Leerstände und eine Reihe sozialer Probleme zu beobachten. In diesem Zusammenhang sind umfassende Maßnahmen notwendig, um einen Imagewandel dieses - ehemals sehr beliebten - durch seine Nähe zur Innenstadt durchaus attraktiven Stadtbereichs einzuleiten. Einen Beitrag dazu wird unter anderem die Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt“ leisten können, welches Maßnah- men zur Wohnumfeldaufwertung, Stabilisierung der Bewohnerstrukturen und Investitionen in Beschäftigungs- und Freizeitangebote unterstützt.

Die detaillierte Analyse des Wohnungsmarktes in Glückstadt und Umland, eine Wohnungs- marktprognose auf Basis der kleinräumigen Bevölkerungsprognose, Charakteristika der ein- zelnen Stadtteile, Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen können dem Bericht zum Woh- nungsmarktkonzept für Glückstadt und Umland entnommen werden. Der Bericht zum Woh- nungsmarktkonzept befindet sich derzeit von GEWOS in Bearbeitung. Kapitel 4.6 soll eine kurze Zusammenfassung des Berichtes zum Thema Wohnen in Glückstadt und Umlandge- meinden bezüglich der derzeitigen Angebotsstruktur und Handlungsbedarfe sowie der abge- leiteten Handlungsempfehlungen geben. Diese Zusammenfassung wird von GEWOS nachge- liefert, sobald der Wohnungsmarktbericht fertig gestellt ist.

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5 Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

5.1 Herausforderungen und Schwerpunktsetzungen Ziel des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge ist es, eine realisierbare Strategie mit konkreten Projekten für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden vor dem Hintergrund der im vorigen Kapitel beschriebenen Handlungsbedarfe zu entwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden nicht nur dem demographischen Wandel, sondern darüber hinaus auch weiteren Herausforderungen stellen müssen. Von be- sonderer Bedeutung für die strategische Ausrichtung und die Entwicklung von Projekten ist dabei die geographische Randlage innerhalb des weiteren Hamburger Umlandes sowie die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen der kommunalen Verwaltungen (Abbildung 65).

Abbildung 65 Grundsätzliche Herausforderungen für die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes für die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser begrenzten Ressourcen ist es wichtig, sich auf zen- trale Handlungsfelder zu konzentrieren. Aus diesem Grunde wurden zu Beginn des Erarbei- tungsprozesses Handlungsfelder ausgewählt, bei denen von den betreffenden Akteuren zum einen die höchsten Handlungsbedarfe und zum andern die besten Erfolgsaussichten gesehen wurden. Ergebnis dieser Auswahl (Abschnitt 3.1) war eine Konzentration auf die in Abbildung 66 dargestellten Handlungsfelder. Sechs dieser Handlungsfelder wurden im Rahmen des Ar- beitsprozesses des Zukunftskonzeptes direkt im Detail behandelt (Abbildung 67). Drei weite- re waren Gegenstand der parallelen Erarbeitungsprozesse des Wohnungsmarktkonzeptes, des Einzelhandelskonzeptes sowie des Zusatzgutachtens zur Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Zu diesen drei Gutachten stellt das Zukunftskonzept an den relevanten Stellen Quer- bezüge her.

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 66 Ausgewählte prioritäre Handlungsfelder für das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

Abbildung 67 Bearbeitung der Handlungsfelder in unterschiedlichen Erarbeitungsprozessen

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge ist als Startpunkt in eine systematische Beschäftigung in der Stadt Glückstadt und den Umlandgemeinden mit den Auswirkungen des demographi- schen Wandels zu verstehen. Es ist zu erwarten, dass sich in den kommenden Jahren auch Herausforderungen in den nicht prioritäre betrachteten Handlungsfeldern ergeben werden. Nach Abarbeitung des Großteils der im Rahmen des Zukunftskonzeptes entwickelten Maß- nahmen und Projekte (Abschnitt 5.3) wird sich die Lenkungsgruppe (Kapitel 7) in regelmäßi- gen Abständen auch diesen Handlungsfeldern zuwenden müssen.

5.2 Leitziele In den thematischen Arbeitsgruppen zu den sechs prioritär behandelten Handlungsfeldern (Brand- und Katastrophenschutz, Mobilität und Erreichbarkeit, Jugendarbeit und Freizeit, Pflege, medizinische Versorgung sowie Breitbandversorgung) wurde eine Vielzahl von Ideen und Projektansätzen entwickelt. Um angesichts der begrenzten Personal- und Finanzkapazi- täten der Gemeinden zu einer sinnvollen Prioritätensetzung zu kommen, wurden aus Sicht einer gemeindlichen Gesamtstrategie für die einzelnen Handlungsfelder Leitziele formuliert (Abbildung 68).

Eines der wichtigsten Leitziele der Daseinsvorsorge ist die Grundversorgung der Bevölkerung mit elementaren öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Dieses Leitziel hat vor allem in den Bereichen Brand- und Katastrophenschutz, medizinische Versorgung und Breitband zen- trale Bedeutung.

Abbildung 68 Leitziele für die sechs prioritär im Rahmen des Zukunftskonzeptes behandelten Handlungsfelder

Ein zweites wichtiges Leitziel, das mehr als einen Infrastrukturbereich betrifft, ist der Grund- gedanke der Schaffung regionaler Bindungen. Ein Blick in die Wanderungsstatistiken (Ab-

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

schnitt 2.2.2) zeigt, dass sowohl Glückstadt als auch die Umlandgemeinden nur in sehr be- grenztem Maße von einer Zuwanderung aus dem Großraum Hamburg profitieren. Diese Zu- wanderung ist – auch bei positiven Zukunftsannahmen – voraussichtlich nicht in der Lage, die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung (weniger Geburten als Sterbefälle) auszu- gleichen. Von entsprechend strategischer Bedeutung ist es daher, möglichst starke regionale Bindungen bei den bereits in Glückstadt und den Umlandgemeinden lebenden Kindern, Ju- gendlichen und jungen Erwachsenen auszuprägen. Besondere Bedeutung hat dieses Leitziel in den Handlungsfeldern „Jugend und Freizeit“ und „Brand- und Katastrophenschutz“.

In den Diskussionen der Arbeitsgruppen sowie der Lenkungsgruppe ist immer wieder deut- lich geworden, welch große Bedeutung der Problematik der Randlage (Abbildung 65) zu- kommt. Diese ist unmittelbar mit den eben diskutierten Wanderungseffekten verknüpft. Im- mer wieder wurde von vielen unterschiedlichen Akteuren betont, wie wichtig eine gute Ham- burg-Anbindung für die Zukunftsentwicklung der Stadt Glückstadt und der Umlandgemeinden ist. Die Verbesserung der Anbindung an die Stadt Hamburg bildet daher eines der beiden Leitziele für das Themenfeld „Mobilität und Erreichbarkeit“. Das zweite Leitziel dieses The- menfeldes ist die Verbesserung der innergemeindlichen Erreichbarkeit von Einrichtungen angesichts einer älter werdenden Gesellschaft. Hierbei spielt die Zielsetzung des Abbaus von Barrieren eine zentrale Rolle.

Ebenfalls mit der älter werdenden Gesellschaft unmittelbar verknüpft sind die Herausforde- rungen im Bereich der Pflege. Als entsprechende Leitziele für das Zukunftskonzept wurde hier zum einen das Ziel formuliert, durch entsprechende Angebote Ältere im Alter vor einer sozialen Isolation zu bewahren. Zum anderen wurde immer wieder die Bedeutung der Ent- lastung der pflegenden Angehörigen – ohne die das bundesweite Ziel „Ambulant vor statio- när“ nicht zu erreichen ist – von den Akteuren in der betreffenden Arbeitsgruppe betont.

5.3 Maßnahmenkonzept Auf Basis dieser Leitziele sowie einer Einschätzung der Umsetzungsmöglichkeiten wurden die einzelnen Maßnahmen- und Projektvorschläge aus den Arbeitsgruppen von der Lenkungs- gruppe im Dialog mit den Gutachtern in „prioritäre“ und „weitere Maßnahmen“ aufgeteilt (Abbildung 69). Jeder prioritäre Maßnahme wurde eine verantwortliche Person aus dem Teil- nehmerkreis der Lenkungsgruppe bzw. aus der Stadtverwaltung Glückstadt zugeordnet. Die- se Person soll sich in den kommenden Monaten besonders darum kümmern, dass ein Umset- zungsprozess für die betreffende Maßnahme in Gang und in der Folgezeit nicht zum Erliegen kommt.

Den „weiteren Maßnahmen“ wurde keine für die Umsetzung verantwortliche Person zuge- ordnet, da diese Maßnahmen aller Voraussicht nach erst nach der Umsetzung des Großteils der prioritäre Maßnahmen angegangen werden können. Um gleichwohl sicherzustellen, dass diese Maßnahmen und Projektideen nicht in Vergessenheit geraten, sollen sie in regelmäßi- gen Abständen durch die Bauverwaltung erneut in die Diskussion der Lenkungsgruppe ein- gebracht werden (Kapitel 7).

Zur besseren Orientierung wurden die Maßnahmen durchnummeriert. Die ersten beiden Buchstaben stehen dabei für das Themenfeld (z.B. „ME“ für „Mobilität und Erreichbarkeit“). Eine detailliertere Beschreibung der einzelnen Maßnahmen findet sich in Kapitel 6. Dort be- schrieben sind sowohl „prioritären“ wie auch die „weiteren Maßnahmen“.

Eine Gesamtübersicht der Maßnahmen des Zukunftskonzepts Daseinsvorsorge mit einer Kennzeichnung der Verantwortlichkeiten für die prioritäre Projekte zeigt .

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Abbildung 69 Gliederung der entwickelten Maßnahmen in „prioritäre“ und „weitere Maßnahmen“

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Heraus- Demografischer Wandel & Randlage & Ressourcenknappheit forderung

Aufgabe Brand- und Katastrophenschutz Mobilität und Erreichbarkeit Jugendarbeit und Freizeit Pflege Medizinische Versorgung Breitbandversorgung

Erreichbarkeit Grund- Im Alter Leitziele & Bindung Hamburg- für ältere Bindung Entlastung Grundversorgung Grundversorgung versorgung & & nicht allein Anbindung Bewohner Angehöriger

1 2 7 11 BK Gemeinsame ME Weiterhin mehr Abfahrten in JP PF BB Übergangslösung durch Ehrenamtsbörse – Koordinierungsstelle Ehrenamt einrichten 1 Materialbeschaffung 1 Richtung Hamburg fordern 1 1 1 Funk-DSL B Qualifizierung für die gemeinsame 2 Materialnutzung

1 3 8 10 ME Nicht nachlassen JF PF Begegnungsstätte gegen BK Anreizsysteme Stärkung des Jugendforums 3 für Arbeitgeber 2 beim HVV-Beitritt 2 2 Isolation im Alter BK Bonus- und Anreizsysteme 4 für Feuerwehrangehörige

Prioritäre 4 9 10 BK Marketing- und 1 ME Alternative JF PF Mehr Betreuungsangebote für Maß- Vernetztes Ferienprogramm 5 Kommunikationsstrategie 3 ÖPNV-Bedienformen 3 3 Demenzerkrankte nahmen

ME 5 JF Multifunktionsfläche (inkl. Nach- 6 PF Informationsbroschüre Pflege 10 Radverkehrskonzept 4 barschaftsverträglichkeit) 4 und Tag der offenen Tür 4 ME Optimierung der Bike&Ride- JF Erneuerung bzw. Erweiterung 5 Angebote am Bahnhof 5 der Sportstätten

ME 6 Bahnhof zum Wohlfühlen 6 12 = Verantwortlichkeiten ME Verbesserung der Bahnhof- 7 zugänglichkeit von Südosten 1 Herr Tießen Herr Frauen Herr Blasberg Herr Krause Querbezug: Querbezug: Quer- Gutachten/Konzept Wohnungsmarkt- 2 AG Marschbahn bezüge Barrierefreiheit konzept 3 Herr Goronczy Herr Frauen

12 4 Herr Dr. Kruse Weitere JF Transparenz bei den Hallenzeiten, MV BK Gezielte Ansprache ME Chancen des neuen Informationsveranstaltung Maß- 6 des Jugendzentrums 8 Fahrplankonzeptes erkennen 6 Mitnutzung Kunstrasenfläche 1 5 Frau Steup nahmen JF MV Frühzeitige Nachfolgeregelung einfach BK Diskussions- und Runder Tisch am Hafen 6 Herr Dr. Busch 7 2 durch Dialog unterstützen umsetzbar 7 Fortbildungsveranstaltungen 7 Herr Blasberg

12 JF Angebot MV 8 Frau Steup BK Gebührenerhebung ME Konzept „Fahrscheinloser ÖPNV“ PF Überblick und Koordination Aktive Standortwerbung 9 konkretisieren 8 an Bolzplätzen schaffen 3 Herr Rohleder 8 für Kleinsteinsätzen 5 von Freizeitangeboten BK Rückmeldeoption einsatzbereiter ME Konzeptidee „GlückGarantie“ JF Selbstverwalteter Raum für PF BFD/FSJ/freiw. Engagierte als Ent- 9 Frau Ehlert 9 Jugendliche Weitere 9 Mitglieder 10 prüfen 6 lastung des Pflegepersonals 10 Stadtverwaltung + Maß- BK ME Optimierung der Buslinienführung PF Seniorenbeirat + nahmen Nutzung von Grundlagendaten 11 (inkl. Bahnhofanbindung) Kultursensibles Pflegeangebot 10 JF Freibad: Angebotsausweitung / 7 Frau Steup ggf. auf- 10 Barrierefreie Gestaltung BK Internes Austauschformat wendiger 11 Herr Jacobs 11 (Arbeitsort) Herr Kühl BK JF Prioritäre Alarmierung Integrative Kindertagesstätte 12 11 12 Koordinator der Umsetzungsphase Herr Dr. Busch EAbbildndbeunrichg t7 0 Gesamtübersicht über die Maßnahmen des Zukunftskonzepts DaseinsvorsorgeSei te 109

6 Erläuterung der Maßnahmen im Detail

6.1 Brand- und Katastrophenschutz (BK)

6.1.1 Prioritäre Maßnahmen

BK-1: Erarbeitung und Einführung eines Konzeptes zur gemeinsamen Materialbe- schaffung

Die Auswertungen haben gezeigt, dass die Kooperationen zwischen Feuerwehren in der Un- tersuchungsregion schon weit fortgeschritten sind (Abschnitt 4.1). Eine konsequente Weiter- führung der guten Zusammenarbeit zwischen den Freiwilligen Feuerwehren in Glückstadt und den Umlandgemeinden besteht in einer zwischen den Gebietskörperschaften abge- stimmten Strategie zur Materialbeschaffung. Damit sind Hoffnungen auf die Sicherstellung des Vorhandenseins der benötigten Ausrüstungsgegenstände bei gleichzeitig effizienterem Mitteleinsatz verbunden. Den Stadt- und Gemeindevertretungen wird daher von der Arbeits- gruppe empfohlen, ein entsprechendes Beschaffungskonzept in interkommunaler Zusam- menarbeit unter Beteiligung des Kreisfeuerwehrverbandes sowie der Feuerwehren des Un- tersuchungsraums zu erarbeiten.

BK-2: Qualifizierung von Einsatzkräften für die Nutzung des bei anderen Feuer- wehren vorhandenen Materials

Ein darauf aufbauender nächster Schritt wäre, sicherzustellen, dass Einsatzkräfte für die Nut- zung des bei benachbarten Feuerwehren verfügbaren Materials entsprechend qualifiziert sind, um im Einsatzfall eine routinierte und sichere Anwendung gewährleisten zu können. Dies lässt sich jedoch nur durch regelmäßige gemeinsame Übungen erreichen. Der Kreisfeu- erwehrverband wird daher von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe gebeten, die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten und in Abstimmung mit den Feuerwehren entsprechende Übungstermine vorzuschlagen.

Sowohl die gemeinsame Materialbeschaffung als auch die Qualifizierung von Einsatzkräften für das bei benachbarten Feuerwehren vorhandene Material wurden von den Teilneh- mer/innen des Thementisches „Brand- und Katastrophenschutz“ im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung am 8. März 2014 als wichtige und den Herausforderungen angemessene Maß- nahmen bestätigt.

BK-3: Ansprache von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und Einführung von An- reizsystemen

Die Erfahrung zeigt, dass Feuerwehrangehörige häufig nicht die gewünschte Unterstützung am Arbeitsplatz für ihr Engagement erfahren. Dies betrifft vor allem Verzögerungen im Ar- beitsablauf und in der Fertigstellung von Arbeitsergebnissen infolge von Abwesenheit durch Einsätze (Abschnitt 4.1). Mittels einer gezielten Ansprache lokaler Arbeitgeberinnen und Ar- beitgeber soll daher ein Klima der Gemeinsamkeit erzeugt werden, in dem Unklarheiten be- seitigt und die spezifischen Bedürfnisse von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern berücksich- tigt werden. Dies beinhaltet auch Beratungsleistungen vor allem in Bezug auf Abrechnungs- modalitäten. Letztlich sollen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern die Vorteile von in der Feu- erwehr tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch für das eigene Unternehmen (betrieb- licher Brandschutz, Teamfähigkeit, technisches Know-How) deutlich gemacht werden.

Bestandteil dieses strategischen Ansatzes ist zudem die Prüfung von Vergünstigungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die Feuerwehrangehörige beschäftigen sowie die Etab- lierung einer jährlichen öffentlichen Auszeichnung für einen besonders „feuerwehrfreundli- Endbericht Seite 110

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

chen“ Betrieb, der das jeweilige Unternehmen in das Licht der Öffentlichkeit rückt und als Werbung genutzt werden kann (z.B. über ein speziell eingeführtes Siegel).

Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen ist die Hoffnung verbunden, aktive Mitglieder in den Einsatzabteilungen zu „halten“ und neue zu gewinnen (Abschnitt 5.2). Den Stadt- und Ge- meindevertretungen wird die Umsetzung daher von Seiten der Arbeitsgruppe empfohlen.

Dies wird auch von den Teilnehmer/innen des Thementisches „Brand- und Katastrophen- schutz“ als sinnvoll erachtet. Es wurde jedoch ergänzend vorgeschlagen, neben Maßnahmen zum Einleiten eines „Bewusstseinswandels“ auch Möglichkeiten zur Einführung konkreter monetärer Anreize für die Arbeitgeber, die Einsatzkräfte beschäftigen, zu prüfen (z.B. Steu- ervergünstigungen oder vergünstigte Beitragszahlungen für Versicherungen).

BK-4: Etablierung von Bonus- und Anreizsystemen für Feuerwehrangehörige

Als Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit sowie als strategisches Element der Mitglie- dergewinnung sollen Bonus- und Anreizsysteme für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren entwickelt und etabliert werden. Dies betrifft z.B. Vergünstigungen bei der Nutzung von der Stadt getragener Einrichtungen aber auch Vergünstigungen z.B. in Zusammenarbeit mit Sportangeboten (z.B. Fitnessstudios). Hier gilt es zunächst, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, strategische Partnerinnen und Partner zu gewinnen und einzubinden. Die Etablie- rung von Bonus- und Anreizsystemen für Feuerwehrangehörige würde zudem dem Leitziel „Schaffung bzw. Ausweitung regionaler Bindungen“ folgen. Die Verantwortlichkeit für eine solche Maßnahme läge bei den Stadt- und Gemeindevertretungen bzw. -verwaltungen. Der Kreisfeuerwehrverband würde koordinierend wirken.

Aus der Diskussion am Thementisch „Brand- und Katastrophenschutz“ lässt sich festhalten, dass die Teilnehmer/innen die Gewährung von Vergünstigungen auch außerhalb des eigenen Gemeindegebietes als sinnvoll erachten (z.B. vergünstigte Nutzung von Einrichtungen in Glückstadt auch für Einsatzkräfte aus den Feuerwehren der Umlandgemeinden). Weiterhin wird darauf hingewiesen, Vergünstigungen möglichst unabhängig von der Qualifikation zu gewähren. Ein zentraler am Thementisch diskutierter und im Konsens als sinnvoll erachteter Vorschlag betraf die Prüfung der Möglichkeiten zur Einführung einer öffentlich geförderten „Feuerwehrrente“, durch die aktive Einsatzkräfte im Rentenfall höhere monatliche Zahlungen erhalten.

BK-5: Erarbeitung einer „Marketing-“ und Kommunikationsstrategie zur Werbung von Mitgliedern

Die Arbeitsgruppe sieht die in vielen bisherigen Strategien zur Mitgliederwerbung angewand- te Kommunikationsstrategie (überspitzt: „Hilfe! Wir werden weniger!“) als wenig zielführend an. Daher soll eine Marketing- und Kommunikationsstrategie entwickelt werden, die die Feu- erwehren als „starke Gruppen“ präsentiert und die selbstbewusst die Möglichkeiten der eige- nen Bedürfnisbefriedigung (körperliche Fitness, technische Weiterbildung, Gruppengefühl) in einer starken Gemeinschaft in den Mittelpunkt der Ansprache stellt. Die Strategie soll dabei die Ergebnisse der z.T. bereits auf Landesebene diskutieren Ansätzen nutzen und die spezifi- schen Bedingungen in Feuerwehren im städtischen (eher eigene Verwirklichung in der Grup- pe) bzw. ländlichen Kontext (eher Gemeinschaftsgefühl) betonen.

Ziel dieser Strategie wäre es vor allem, zu einem Imagewechsel der Feuerwehr beizutragen. Daher sollen in diesem Rahmen auch tradierte Elemente des Feuerwehrwesens auf ihre Ak- tualität und ggf. kontraproduktive Wirkung hin auf den Prüfstand gestellt werden (z.B. Uni- formzwang/Kleiderordnung, Präsentationsform, feuerwehrspezifische Rituale).

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Wie jede Maßnahme, die darauf abzielt, Menschen für ein Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr zu gewinnen, ist auch die Erarbeitung einer „Marketing-“ und Kommunikations- strategie an den Leitzielen zur Gewährleistung einer Grundversorgung für die Bevölkerung sowie zur Schaffung bzw. zum Ausbau regionaler Bindungen orientiert (Abschnitt 5.2).

In einem ersten Schritt soll die Erarbeitung eines Detailkonzeptes durch den Kreisfeuerwehr- verband sowie die Städte und Gemeinden unter Beteiligung der Feuerwehren initiiert wer- den.

6.1.2 Weitere Maßnahmen

BK-6: Ansprache des Jugendzentrums Glückstadt durch die Jugendfeuerwehr

Um mehr Jugendliche für die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr zu gewinnen, ist vorge- sehen, die Verantwortlichen im örtlichen Jugendzentrum anzusprechen und für Aspekte der Nachwuchsgewinnung zu sensibilisieren. Dies könnte im Zusammenwirken zwischen der Stadt Glückstadt mit der Jugendfeuerwehr Glückstadt übernommen werden.

Nach Auffassung der Teilnehmer/innen am Thementisch „Brand- und Katastrophenschutz“ im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung am 8. März 2014 sollten Ansätze zur Gewinnung von Nachwuchskräften auf zusätzliche Bereiche ausgeweitet werden: So wurde eine weitere Ver- knüpfung zwischen Feuerwehren und Schulen, Bildungsstätten sowie Anbietern von Freizeit- angeboten für Jugendliche angeregt sowie das gute Beispiel eines Halbjahresprojektes zum Thema Feuerwehr an einer Schule in Horst thematisiert, in dessen Folge mehrere Jugendli- che der örtlichen Feuerwehr beigetreten sind.

BK-7: Einführung gemeinsamer Diskussions- und Fortbildungsveranstaltungen sowie Etablierung geselliger Zusammenkünfte

In aller Regel fällt die Zusammenarbeit leichter, wenn man sich kennt. Daher empfiehlt die Arbeitsgruppe der Stadt Glückstadt, den Gemeinden sowie dem Kreisfeuerwehrverband, re- gelmäßige gemeinsame Diskussions- und Fortbildungsveranstaltungen für Angehörige ver- schiedener Feuerwehren im Untersuchungsraum sowie weitere gesellige Zusammenkünfte anzubieten, durch gezielte Ansprache in die Wahrnehmung der einzelnen Wehrführungen und Mitglieder zu rücken und diese so zu etablieren.

BK-8: Gebührenerhebung für Kleinsteinsätze

Eine ergänzende Handlungsempfehlung betrifft die Erarbeitung und Einführung eines Kon- zeptes zur Gebührenerhebung für Kleinsteinsätze in den Umlandgemeinden (in Glückstadt werden dafür Gebühren erhoben). Insbesondere im Bereich der technischen Hilfe sowie der so genannten „Schlüsseldiensteinsätze“ erbringen die Feuerwehren für die Verursacherin bzw. den Verursacher kostenfrei Leistungen, die auf dem entsprechenden Markt kosten- pflichtig wären. Die Arbeitsgruppe empfiehlt den Stadt- und Gemeindevertretungen daher die Prüfung, inwieweit eine Gebührenerhebung für Kleinsteinsätze unter bestimmten Bedingun- gen möglich ist und die Erarbeitung und Umsetzung eines darauf angepassten Konzeptes.

BK-9: Einführung von Technologien, die eine Rückmeldeoption einsatzbereiter Mitglieder erlaubt

Eine wirklich bedarfsgerechte Alarmierung scheitert häufig daran, dass für die Leitstelle als alarmierende Instanz nicht deutlich wird, wer tatsächlich einsatzbereit ist und mit wie vielen Kräften eine Feuerwehr wann ausrücken kann (Abschnitt 4.1). Daher bedarf es eines Kon- zeptes zur Einführung (und Finanzierung) von Technologie, die eine Rückmeldung der alar- mierten Einsatzkräfte an die Einsatzstelle erlaubt - und so die Umsetzung bedarfsgerechter

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Alarmierungsstrategien erlaubt. Hierzu sollen ein Konzept zur Einführung der entsprechenden Technologie sowie ein Finanzierungskonzept erarbeitet werden. Als verantwortlich für die Konzepterarbeitung und Umsetzung sind Kreisfeuerwehrverband, Leitstelle sowie Stadt- und Gemeindevertretungen vorgesehen.

BK-10: Nutzung von Datengrundlagen für bedarfsgerechte Alarmierungsstrate- gien

Mit der durch den Kreisfeuerwehrverband durchgeführten schriftlichen Befragung der Weh- ren im Untersuchungsraum wurden wichtige Grundlagendaten bezüglich der tageszeitabhän- gigen Ausrückezeiten und -stärken zusammengetragen (Abschnitt 4.1). Die Datenerfassung wird durch den Kreisfeuerwehrverband auch auf die anderen Feuerwehren im Kreis Stein- burg ausgeweitet. Nach Abschluss der Datenerhebung liegen damit wertvolle Datengrundla- gen vor, die die Umsetzung bedarfsgerechter Alarmierungsstrategien durch die Leitstelle erlauben. Um sicherzustellen, dass die damit geschaffenen Möglichkeiten für die Umsetzung bedarfsgerechter Alarmierungsstrategien genutzt werden können und durch die beteiligten Feuerwehren getragen werden, soll ein entsprechende Konzept durch Kreisfeuerwehrver- band und Leitstelle erarbeitet und die Umsetzung durch eine Informations- und Diskussions- veranstaltung mit den Feuerwehren im Untersuchungsraum vorbereitet werden.

BK-11: Einbindung von Feuerwehrangehörigen anderer Wehren am Arbeitsort

Viele Einsatzkräfte sind berufsbedingt zu ihren Arbeitszeiten nicht für Einsätze für die Feuer- wehr an ihrem Wohnort verfügbar, so dass die Einsatzstärken zu „Normalarbeitszeiten“ häu- fig deutlich geringer sind als am Wochenende. Eine Einbindung von „fremden“ Feuerwehran- gehörigen am Arbeitsort findet (noch) zu selten statt (Abschnitt 4.1). Dies auch deswegen, weil eine systematische Erfassung der Arbeitsorte von Feuerwehrangehörigen nicht erfolgt und eine gezielte Kontaktherstellung daher erschwert wird. Ziel der hier empfohlenen Maß- nahmen ist daher, die Etablierung eines internen Austauschformates über Arbeitsorte aktiver Feuerwehrangehöriger und die Vorbereitung eines Konzeptes zur Einbindung der Feuerwehr- angehörigen anderer Wehren auch in die Feuerwehren am Arbeitsort. Ein erster vorbereiten- der Schritt zur Umsetzung soll daher in der Vorstellung und Diskussion des Ansatzes mit den Wehrführern und Feuerwehrangehörigen im Kreis bestehen. Die Umsetzungsverantwortung für diesen ersten Schritt liegt nach Auffassung der Arbeitsgruppenmitglieder beim Kreisfeu- erwehrverband.

BK-12: Erarbeitung eines Konzeptes zur prioritären Alarmierung einzelner Feuer- wehrangehöriger für Kleinsteinsätze

In engem Zusammenhang mit den vorstehend beschriebenen Ansätzen zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Alarmierung steht die Frage nach der Alarmierung von Einsatzkräften für Kleinsteinsätze. Ohne die Option einer Rückmeldung durch den einzelnen Feuerwehran- gehörigen werden heute selbst bei Kleinsteinsätzen viele Einsatzkräfte alarmiert, um sicher- zustellen, dass die erforderliche Personalkapazität am Einsatzort erreicht wird. Für den Ein- zelnen kann dies zu Konflikten im Arbeits- oder Privatleben beitragen sowie zu Frustrationen führen, wenn am Einsatzort bereits mehr Einsatzkräfte als benötigt verfügbar sind (Abschnitt 4.1). Es soll daher geprüft werden, ob abwechselnd verschiedene Gruppen von Feuerwehr- angehörigen für Kleinsteinsätze prioritär alarmiert werden können und welche Erfordernisse sich aus diesem Ansatz für Alarmierungshandeln und Einsatzorganisation ergeben. Der Vor- teil für den Einzelnen bestünde darin, dass zu anderen Zeitpunkten vermutlich weniger Alar- mierungen für Kleinsteinsätze erfolgen würden, da die Zuständigkeit wechseln würde.

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Es wird daher empfohlen, dass der Kreisfeuerwehrverband ein entsprechendes Konzept in Abstimmung mit den Freiwilligen Feuerwehren entwickelt.

6.2 Mobilität und Erreichbarkeit (ME)

6.2.1 Prioritäre Maßnahmen

ME-1: Mehr Abfahrten in Richtung Hamburg

Im Sinne des Leitziels (Abschnitt 5.2), eine möglichst gute Anbindung an Hamburg zu erhal- ten bzw. zu schaffen, sollte jede Möglichkeit genutzt werden, um die LVS bzw. die Landesre- gierung zu bewegen, weitere Halte für Glückstadt zu bestellen.

Ein Baustein könnten dabei die beiden – bereits in Abbildung 38 angesprochenen – Rück- fahrten von Verstärkerzügen Hamburg-Alt o n a It ze h o e s e in . Würd e m an d eren s o wies o stattfindende Leerfahrten durch Glückstadt in Verkehrsfahrten umwandeln, so könnte man zwei zusätzliche Abfahrten am Nachmittag (Abfahrt ab Glückstadt in Richtung Hamburg ca. 16.05 Uhr bzw. 17.05 Uhr) generieren. Bei einer entsprechenden Anfrage an die LVS kann auf den Landtagsbeschluss Bezug genommen werden, wonach realisierbare Verbesserungs- möglichkeiten hinsichtlich der Anbindung von Glückstadt zu nutzen sind.

Darüber hinaus sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, auf planerischem und politi- schem Wege für zusätzliche Halte in Glückstadt zu werben.

Die Diskussion am Thementisch „Mobilität“ der öffentlichen Veranstaltung hat zudem das Augenmerk auf die Anbindung am Wochenende und in den Tagesrandzeiten („Frühschicht“) gelenkt. Angeregt wurde auch, das Potenzial für Fernbussen genauer zu prüfen.

ME-2: Nicht nachlassen beim Thema „HVV-Beitritt“

Aktuell stehen dem Ziel, Glückstadt in den HVV-Verbundraum zu integrieren, von mehreren Seiten Widerstände entgegen.18 Trotzdem darf das Ziel einer perspektivischen Integration des Kreises Steinburg nicht aus den Augen verloren werden.

Im Gegenteil: Alle Parteien, Interessensverbände und bürgerschaftlichen Organisationen in Glückstadt und den Umlandgemeinden sollten genutzt werden, um immer wieder für dieses Ziel zu werben. Adressaten sind dabei sowohl der Kreis (notweniger breiter Konsens, finanzi- elle Auswirkungen) als auch das Land (aktuell gegenläufige Tendenz „Verkehrsverbund Schleswig-Holstein“, Umgang mit den Regionalisierungsmitteln).

Der Wunsch nach einem HVV-Beitritt war bei den Teilnehmer/innen des Thementischs „Mobi- lität“ der öffentlichen Veranstaltung am 8.3.2014 deutlich wahrnehmbar – allerdings z.T. gepaart mit einer Skepsis bezüglich der Umsetzbarkeit dieses Ziels. Die entsprechende Dis- kussion hat gezeigt, dass es gelingen muss, eine ähnliche Dynamik der öffentlichen Positio- nierung wie für das Thema „Marschbahn“ zu erreichen. Sehr wichtig ist dabei auch die ge- meinsame Positionierung der Stadt Glückstadt und der Umlandgemeinden.

18 Vgl. die detaillierteren Ausführungen im Abschnitt 4.2.

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ME-3: Einführung alternativer ÖPNV-Bedienformen für Glückstadt und das Um- land

Der Regionale Nahverkehrsplan sieht den verstärkten Einsatz so genannter „flexibler“ oder „alternativer“ ÖPNV-Bedienformen vor. In Deutschland findet sich bereits eine Vielzahl sol- cher Modelle. Dazu zählen u.a. die Modelle • Anruf-Sammel-Taxi (AST): ein kleineres Fahrzeug bedient eine im Fahrplan angege- bene Linie nur dann, wenn sich zuvor Fahrgäste per Telefon melden • Richtungsbandbetrieb: ein Bus fährt zwischen den Endhaltestellen seiner Strecke auf flexiblen Wegen, je nach vorher telefonisch angekündigten Fahrtwünschen • Bürgerbus: Ehrenamtliche fahren einen Bus, i.d.R. mit festem Fahrplan und Haltestel- len (Abbildung 71) • Fifty-fifty-Taxi: Die Gemeinde übernimmt – unter bestimmten Bedingungen (z.B. „nach 18 h“ oder „für Jugendliche“) – 50% der Kosten von Taxifahrten • Organisierte Mitnahme, z.B. durch einen Pendlerparkplatz oder ein Onlineportal • Koordinierte Nutzung bestehender Online-Portale wie flinc19: Die Kommune ruft zur Nutzung eines bestimmten Mitfahrportals auf, um dort lokal eine attraktive Angebots- 20 und Nachfragemenge zu generieren

Der Zweckverband ÖPNV Steinburg plant in 2014 die Vergabe eines Gutachtens, das sich zur Vorbereitung der anstehenden Ausschreibung der einzelnen Teilnetze innerhalb des Kreisge- bietes intensiv mit den Möglichkeiten alternativer Bedienformen in den einzelnen Teilräumen beschäftigen soll. Dazu sollen noch in 2014 mit den Gemeinden des Kreises Regionalkonfe- renzen durchgeführt werden. In allen Regionalkonferenzen sollen neben einer Bestandsauf- nahme sowie einer Optimierung der bestehenden Verkehrsleistung u.a. auch die Möglichkei- ten für die Einführung alternativer Bedienungsformen erörtert und anschließend geprüft werden. Dies gilt auch für die Regionalkonferenz für das „Teilnetz Süd“, zu dem Glückstadt und die Umlandgemeinden zählen.

Da das „Teilnetz Süd“ erst zu einem relativ späten Zeitpunkt (2021) ausgeschrieben wird, sollte von Seiten der Stadt geprüft werden, ob einzelne Bausteine aus dem Gutachten ggf. auch schon früher initiiert werden können. So hängt z.B. die Realisierung von Ansätzen wie Bürgerbussen, Fifty-Fifty-Taxi oder koordinierte Nutzung bestehender Mitfahrbörsen eher an der einzelkommunalen Initiative bzw. am bürgerschaftlichen Engagement als einem kreiswei- ten Gesamtkonzept. Letzteres verliert dadurch nicht an Bedeutung, sondern erhält vielmehr konkrete lokale Anknüpfungspunkte.

Ziel der Maßnahme ME-3 muss es daher sein, die thematische Aufmerksamkeit sowie das gutachterliche Potenzial im Laufe des Jahres 2014 zu nutzen, um zu konkreten Ansatzpunk- ten für alternative Bedienformen vor allem in den Umlandgemeinden zu kommen.

Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung am 8.3.2014 wurde die Bedeutung besserer ÖPNV-Angebote mehrfach bestätigt. Zudem wurde der Aspekt der Anbindung des Bahnhofs Glückstadt für die Bewohner der Umlandgemeinden angesprochen.

Für Glückstadt wurde von einem Teilnehmer die Einführung eines Nachtbusses für Glückstadt in Zusammenarbeit mit den Glückstädter Werkstätten vorgeschlagen. Auch wurde vorge- schlagen, das Potenzial für CarSharing-Angebote in Glückstadt genauer zu prüfen.

19 www.flinc.de

20 Es erscheint inzwischen wenig sinnvoll, als Kommune oder Stadt-Umland-Bereich ein eigenes Portal aufzubauen. Viel wichtiger ist die Koordination der Nutzung eines der bestehenden Mitfahrportale.

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Abbildung 71 Beispiel für einen Bürgerbus – hier: Rotenburg (Wümme)

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Abbildung 72 Beispiel für ein bestehendes Mitfahrportal

ME-4: Radverkehrskonzept

Glückstadt nutzt sein großes Potenzial in Sachen Radverkehr (inkl. Bike&Ride) nicht aus. Wichtigstes Instrument, um diese Chancen besser zu nutzen, ist die Erarbeitung eines Rad- verkehrskonzepts. Dieses dient sowohl dem Leitziel der besseren und barrierefreieren inner- gemeindlichen Erschließung wie auch – über die Verbesserung der Bike&Ride-Angebote und der Anbindung des Bahnhofs – dem Leitziel einer besseren Hamburg-Anbindung (Abschnitt 5.2).

Ein Radverkehrskonzept sollte beinhalten: • Identifikation der wichtigen Radverkehrsverbindungen innerhalb der Stadt Glückstadt sowie vom Umland nach Glückstadt und zurück • Darauf aufbauend: Definition eines Radwegenetzes für Glückstadt • Mängelanalyse mit Schwerpunkt auf dem hergeleiteten Radwegenetz • Erarbeitung eines Konzepts zur Kennzeichnung des Radwegenetzes im Straßenraum • Zusammenstellung von Maßnahmen zur Beseitigung der erfassten Mängel sowie zur gezielten Attraktivitätssteigerung bestimmter Radverkehrsrelationen • Priorisierung dieser Maßnahmen • Wichtiger Schwerpunkt dabei: Anbindung des Bahnhofs und attraktive Bike&Ride- Infrastruktur am Bahnhof (vgl. auch die nachstehende Maßnahme ME-5)

Mit dem letzten Punkt bildet das Radverkehrskonzept einen zentralen Baustein in der Strate- gie, mit einer möglichst guten Hamburg-Anbindung die Stadt Glückstadt als Wohnstandort attraktiv zu halten und so die demografische Entwicklung ein Stück abzumildern.

Zudem sollte das Radverkehrskonzept auch Anregungen aus dem parallel zum Zukunftskon- zept erarbeiteten Gutachten „Barrierefreies Glückstadt“ aufnehmen, die sich explizit auf den

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Radverkehr beziehen. So wird dort u.a. vorgeschlagen, aufgrund der vielerorts engen Bür- gersteige den Radverkehr eher in Richtung Straße zu orientieren.

Die Bedeutung eines Radverkehrskonzepts darf nicht unterschätzt werden. Von allen Maß- nahmen im Mobilitätsbereich bekam dieses Projekt im Rahmen der öffentlichen Veranstal- tung am 8.3.2014 die meisten „Zustimmungspunkte“. Die Realisierung der Maßnahme kann dabei durchaus auch sehr pragmatisch erfolgen. Wichtig ist vor allem die Umsetzungsorien- tierung.

ME-5: Optimierung der Bike&Ride-Angebote am Bahnhof

Wie in der Beschreibung der vorstehenden Maßnahme ME-4 („Radverkehrskonzept“) er- wähnt, dient die Verbesserung der Radverkehrsverhältnisse in Glückstadt zu einen großen Teil auch dem Ziel, die Hamburg-Anbindung des „Wohnstandortes Glückstadt“ zu verbes- sern. Durch die zentrale Lage des Bahnhofs, die ebene Topografie sowie die überschaubare Stadtgröße bietet Glückstadt perfekte Voraussetzungen als Bike&Ride-Stadt. Fast alle Wohn- quartiere erreichen den Bahnhof in wenigen Radminuten. Entsprechend ist das Rad in aller 21 Regel das attraktivere Zubringersystem als z.B. der Stadtbus.

Während sich das Radverkehrskonzept (Maßnahme ME-4) vor allem um die Wegeführung zwischen den Wohnquartieren und dem Bahnhof kümmern soll, stehen bei der Maßnahme ME-5 die infrastrukturellen und gestalterischen Fragestellungen direkt am Bahnhof im Mittel- punkt. So sollten die Fahrradabstellmöglichkeiten ausgeweitet und gestalterisch aufgewertet werden. Zudem sollten die Möglichkeiten und Vorteile der Nutzung von Bike&Ride – ggf. in Kooperation mit dem GlücksWerk – noch deutlich sichtbarer beworben werden.

Grundsätzlich sollte bei der Gestaltung des Bahnhofsbereiches – auch im Zuge der nachfol- gend beschriebenen Maßnahme ME-6 – dem Thema „Bike&Ride“ Vorrang vor dem Thema „Park&Ride“ gegeben werden. Für einen Ausbau von Park&Ride-Angeboten eignen sich eher die Haltepunkte Herzhorn und Krempe. Diese Haltepunkte sind staufreier zu erreichen, ha- ben im Umfeld eher Flächen für Parkanlagen und haben ab dem Fahrplan 2014 voraussicht- lich fast das gleiche Fahrtenangebot in Richtung Hamburg wie Glückstadt.

Es sollte zudem die Möglichkeit geprüft werden, Maßnahmen zum Ausbau der Bike&Ride- Angebote teilweise über Mittel der Städtebauförderung zu finanzieren.

ME-6: Den Bahnhof zum Wohlfühlort machen

Bei der Hamburg-Anbindung führt kein Weg am Bahnhof vorbei. Dieser muss nicht nur infra- strukturell gut erreichbar sein (Maßnahmen ME-4 und ME-7) und über attraktive Bike&Ride- Angebote (Maßnahme ME-5) verfügen, sondern vor allem eines sein: Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Anders wird man kaum Menschen davon überzeugen, dass es sich lohnt, nach Glückstadt zu ziehen und jeden Tag (über diesen Bahnhof) in Richtung Hamburg, Itzehoe oder Heide zu pendeln.

Die Überlegungen zur Verbesserung der Zuwegung (Maßnahmen ME-4 und ME-7) sowie zum Ausbau der Bike&Ride-Angebote (Maßnahme ME-5) sollten daher in eine grundsätzliche

21 Nicht zuletzt aus diesem Grunde ist die Maßnahme ME-5 als prioritäre Maßnahme und die Maßnah- me ME-11 („Optimierung der Buslinienführung im Stadtverkehr samt besserer Anbindung des Bahn- hofs“) als weitere Maßnahme eingestuft.

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Überplanung des Bahnhofsbereichs eingebettet werden. Ein großer Vorteil dabei ist die enge Anbindung des Bahnhofsareals an den attraktiven Innenstadtbereich von Glückstadt. Eine Herausforderung bildet der private Besitz des Bahnhofsgebäudes, das damit – ebenso wie die eigentlichen Bahnanlagen – nicht im direkten Zugriff der Stadt Glückstadt.

Entsprechend sollte geprüft werden, ob die rechtlichen Möglichkeiten eines Sanierungsge- biets hier zusätzliche Handlungsmöglichkeiten eröffnen. In jedem Fall sollte der Bahnhofsbe- reich (inkl. des räumlichen Umgriffs für die nachstehende Maßnahme ME-7) Teil des Gebiets der Vorbereitenden Untersuchungen nach §141 BauGB sein.

Die studentischen Entwürfe der FH Lübeck haben gezeigt, dass in einer engeren Verknüp- fung des Bahnhofsgeländes (insbesondere des Bereichs der Straße „Am Güterbahnhof“) mit der Grün- und Wasserfläche des Battardeau noch erhebliche städtebauliche Potenziale schlummern. Diese sollten genutzt werden, um den Bahnhofsbereich insgesamt aufzuwerten und den „ersten Eindruck“ von Ankommenden der eigentlichen (aktuell vom Bahnhof aus aber kaum sichtbaren) Schönheit der Stadt Glückstadt ein Stück näher zu bringen.

ME-7: Zugänglichkeit des Bahnhofs von Südosten verbessern

Die kleinräumige Anbindung des Bahnhofs Glückstadt erfolgt vor allem von Nordwesten her. Der ebenerdige Zugang aus Richtung Itzehoer Straße bzw. Große Kremper Straße ist – so- fern die Schranke nicht geschlossen ist – verhältnismäßig gut. Auf der Südost-Seite des Bahnhofs ist die Zugänglichkeit des Bahnhofs hingegen deutlich unbefriedigender. Teilweise ist sie gar nicht, teilweise nur über Umwege gegeben. Nicht zuletzt durch die Straßenbrücke der Christian-IV-Straße entsteht eine städtebaulich wenig ansprechende und für Fußgänger eher unattraktive Gesamtsituation.

Ziel der Maßnahme ME-7 ist daher eine Verbesserung der Zugänglichkeit des Bahnhofs aus Richtung Südost durch neue Wegeverbindungen bzw. städtebauliche Aufwertungen. In die- sem Zusammenhang sollte auch die Möglichkeit einer Fußgängerbrücke vom Güterbahnhof zur Pentzstraße erfolgen. Eine solche Querungsmöglichkeit der Bahngleise für Fußgänger würde auch die Problematik der Schranke am Nordwestende des Bahnhofs relativeren. Wäh- rend eine Fußgängerbrücke hier aufgrund der direkten Verknüpfung mit der Einkaufsstraße (Große Kremper Straße) städtebaulich nur schwer vorstellbar ist, bietet das Südostende diesbezüglich mehr Gestaltungsfreiheit.

6.2.2 Weitere Maßnahmen

ME-8: Die Chancen des neuen Fahrplankonzepts erkennen und nutzen

„Glückstadt wird abgehängt und muss nun mit der rostigen Bummelbahn fahren!“ Diese Bot- schaft darf nicht am Ende des intensiven Ringens um das neue Fahrplankonzept der LVS (Maßnahme ME-1) in den Köpfen der Bevölkerung hängen bleiben – weder in den Köpfen der Glückstädterinnen und Glückstädter noch in denen potenzieller Zuziehender.

Die deutliche Verbesserung der Fahrzeiten zum Hamburger Hauptbahnhof und zum überwie- genden Teil der U- und S-Bahnhöfe in und um Hamburg (Abbildung 37) müssen ebenso deutlich kommuniziert werden wie die Perspektive neuen Wagenmaterials ab 2014 (Abbildung 39). Letzteres gehört zum Wagenpark der Regionalbahn Schleswig-Holstein, dem voraussichtlichen Hauptbediener des Halts in Glückstadt ab 2014.

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Die Maßnahmen ME-1 und ME-8 stehen sich inhaltlich nicht ganz widerspruchsfrei gegen- über. Entsprechend besteht die Herausforderung darin, einerseits so intensiv wie möglich um zusätzliche Halte zu kämpfen (Maßnahme ME-1)22, andererseits zum richtigen Zeitpunkt aber das Neue bzw. das Erreichte auch als positiv zu kommunizieren. Die Priorisierung der beiden Maßnahmen (ME-1 als prioritäre Maßnahme, ME-8 als weitere Maßnahme) macht die Schwerpunktsetzung für die kommenden Monate deutlich.

ME-9: Prüfung des Konzeptansatzes „Fahrscheinloser ÖPNV“

Bezüglich der Zielsetzung, einen möglichst nutzerfreundlichen ÖPNV in Glückstadt und den Umlandgemeinden anzubieten, wird seit einer Zeit der Konzeptansatz eines „fahrscheinlosen ÖPNV“ in die Diskussion gebracht. Grundidee ist ein aus Steuermitteln oder einer Zusatzab- gabe aller Haushalte grundfinanzierter ÖPNV, dessen Nutzung dann nicht mehr den Kauf eines Fahrscheins erforderlich macht.

Diesem Ansatz sollte die Möglichkeit gegeben werden, etwas detaillierter und konkreter zu benennen, wie die Finanzierung dieses Modells funktionieren würde und an welchen Punkten die bestehenden Strukturen der ÖPNV-Finanzierung verändert bzw. ergänzt werden müss- ten. Dabei sollte auch die Perspektive eines möglichen HVV-Beitritts (Maßnahme ME-2) im Blick behalten werden, dem dieser Ansatz nicht im Wege stehen darf.

ME-10: Konzeptidee „GlückGarantie“ prüfen

Der HVV-Raum definiert für viele standortsuchende Haushalte und Unternehmen den Raum, innerhalb dessen man noch „nahe an Hamburg“ wohnt. Assoziiert werden damit erträgliche Pendeldistanzen, ein übersichtlicher Verbundtarif und ein „nicht zu weit rausgezogen“-sein. Möchte Glückstadt von diesem Standortsuchprofil profitieren, muss es in den HVV (Maßnah- me ME-2). Falls sich dies nicht realisieren lässt, muss Glückstadt etwas entwickeln, was ähn- lich hell leuchtet wie die drei Buchstaben „HVV“.

22 Dass dies Sinn macht, zeigen die bereits erzielten Erfolge.

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Abbildung 73 Projektidee „GlückGarantie“: Ohne formalen HVV-Beitritt garantiert die Stadt Glückstadt ihren Bürgerinnen und Bürgern, dass deren ÖPNV-Ticket nie teurer wird als wenn Glückstadt im HVV wäre

Eine dazu in der Arbeitsgruppe „Mobilität“ andiskutierte Idee ist die „GlückGarantie“ (Arbeits- titel). Das einfache Prinzip der GlückGarantie wäre:

• Die Stadt Glückstadt garantiert ihren Bürgerinnen und Bürgern, dass deren ÖPNV- Ticket nie teurer wird als wenn Glückstadt gleichzeitig im HVV und im Verbundtarif nah.SH wäre. • Unterstellt wird das jeweils aktuelle HVV-Tarifsystem sowie die Annahme, dass Glückstadt (wie Horst und Elmshorn) in der (sehr attraktiven!) HVV-Tarifzone 602 liegt (Abbildung 73). • Ist der geltende Schleswig-Holstein-Tarif günstiger (Abbildung 41), profitieren die Bürgerinnen und Bürger davon. • Zur Nutzung der GlückGarantie reichen die Bürgerinnen und Bürger ihre Fahrscheine bei der Stadt ein und erhalten eine Erstattung des Differenzbetrags. Alternativ sollte geprüft werden, ob eine entsprechende Tariftaste in die Automaten von HVV und nah.SH integriert werden kann. • Die GlückGarantie ist vor allem eine Imagekampagne für den Standort Glückstadt. Sie funktioniert nur dann, wenn sie sehr offensiv über alle verfügbaren Pressekanäle kommuniziert wird, damit möglichst viele vom „Gallischen Dorf mit der Glücksgaran- tie“ hören. Eine Vermengung mit dem Thema der wegfallenden NOB-Halte ist dabei in jedem Fall zu vermeiden – z.B. indem die GlückGarantie erst einige Zeit nach der Fahrplanumstellung sowie nach der Einführung der FLIRT-Fahrzeuge (Abbildung 39) publikumswirksam eingeführt wird.

Die „Glücksgarantie“ ist ein Alternativmodell zum HVV. Die Kunst bei der Entwicklung von Alternativmodellen ist es, sie gedanklich möglichst weit vorzubereiten, ohne dabei die Reali-

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sierungschancen der eigentlich priorisierten Maßnahme (hier: HVV-Beitritt, vgl. Maßnahme ME-2) zu gefährden. Dieses – nicht ganz widerspruchsfreie – Zusammenspiel der Maßnah- men ME-2 und ME-10 spiegelt sich auch in der Priorisierung der beiden Maßnahmen (ME-2 als „prioritäre“, ME-10 als „weitere Maßnahme“).

ME-11: Optimierung der Buslinienführung im Stadtverkehr samt besserer Anbin- dung des Bahnhofs

Wie in Abschnitt 4.2 dargestellt, basiert das Linien- und Fahrplankonzept des Stadtverkehrs Glückstadt auf einem Fahrzeug mit einem (schichtweise besetzten) Fahrer. Es sollte geprüft werden, ob mit diesem einen Fahrzeug samt Fahrpersonal durch eine Optimierung der Lini- enführung bzw. des Fahrplans ggf. noch eine bessere Angebotsqualität erreicht werden kann.

Dabei sollte auch geprüft werden, ob – im Sinne des Ziels einer möglichst guten Hamburg- Anbindung (Abschnitt 5.2) – die Stadtbusanbindung des Bahnhofs verbessert werden kann. Diese erfolgt aktuell vor allem über den Marktplatz (samt Fußweg durch die Große Kremper Straße) und nur punktuell durch direkte Anfahrt über die Linie 6202.

Hinsichtlich der Bahnhofsanbindung ist zu berücksichtigen, dass

• die Busanfahrt des Bahnhofs bisher immer nur von Nordosten, d.h. der dem Markt abgewandten Seite (Bahnhofstraße) her erfolgt, • durch die – für ein ÖPNV-Angebot – eher geringe Größe der Stadt Glückstadt eine bessere Bahnhofsanbindung sich nur dann eines Zuspruchs der Fahrgäste erfreuen wird, wenn die Ankunfts- und Abfahrzeiten sehr gut auf die Zugabfahrts- und -an- kunftszeiten abgestimmt sind. Dabei sind die laufenden Neuplanungen für die Schie- nenanbindung Glückstadts (s.u.) zu beachten. Da vermutlich Prioritäten bei der An- schlusssicherung gesetzt werden müssen, sollten am Vormittag die Ankunftszeiten der Busse auf die Abfahrtszeiten in Richtung Hamburg und nachmittags die Abfahrts- zeiten der Busse auf die Ankunftszeiten aus Richtung Hamburg abgestimmt werden.

6.2.3 Nachrichtlich: Handlungsempfehlungen aus dem Zusatzgutachten zur Barrierefreiheit Im Kontext der Arbeitsgruppe „Mobilität“ wurde durch die beiden Büros raum&prozess (Ham- burg) und BIP (Berlin) ein Zusatzgutachten „Barrierefreies Glückstadt“ erarbeitet. Die zentra- len Handlungsempfehlungen aus diesem Gutachten werden im Folgenden nachrichtlich wie- dergegeben. Für genauere Ausführungen sowie weitere Handlungsempfehlungen auf der Detailebene wird auf das genannte Gutachten verwiesen.

Systematischen Ansatz der Straßenraumgestaltung weiterentwickeln

Auf wichtigen Wegeverbindungen sind einheitliche Gestaltungsprinzipien in der baulichen Anlage und der technischen Ausstattung von Straßenräumen anzustreben. Denn grundsätz- lich gilt: Ein Überfluss an Materialvielfalt in einer Stadt kann Verwirrung erzeugen und die Orientierung erschweren. Weniger ist mehr!

• Der in Glückstadt verfolgte Ansatz, einer einheitlichen Gestaltung der Hauptwege mit rotem Kleinpflaster, hellen Bordsteinkanten und historischem Kopfsteinpflaster ist po- sitiv zu bewerten und fortzuführen (z.B. Große Deichstraße). Dabei sollte das rote

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Kleinpflaster bei zukünftigen Umgestaltungen durch ein rutschfesteres Kleinpflaster ausgetauscht werden.

• Auf den Nebenwegen ist eine neue Aufteilung des Straßenraumes dort zu empfehlen, wo die Gehwege zu schmal sind (z.B. Namenlose Straße). Hier könnte das Parken nur auf einer Fahrbahnseite zugelassen werden, so dass der Gehweg verbreitert werden kann. Vorhandene Gestaltungsprinzipien bei den Spielstraßen (z.B. Schenckstraße) sind fortzuführen und durch einen taktilen und optisch wahrnehmbaren Kontraststrei- fen (z.B. helle Muldenrinne) zu ergänzen. Sofern notwendig, ist eine Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden herbeizuführen.

• Das Kopfsteinpflaster ist in stark frequentierten Straßen wie der Großen Kremper Straße oder der Marktplatzumfahrt nicht nur eine Barriere für mobilitätseingeschränk- te Menschen, es führt auch zu Konflikten mit den Fahrradfahrerinnen und Fahrradfah- rern, die häufig auf die Gehwege ausweichen. Prinzipiell bieten sich folgende Lösun- gen an: Das Füllen der Fugen, das Abschleifen des Kopfsteinpflasters oder das Erset- zen des historischen Pflasters durch gesägte Steine jeweils flächendeckend oder in Form von befahrbaren Streifen.

Abbildung 74 Große Deichstraße (links), Schenckstraße (rechts)

Lücken im Netz barrierefreier Wegeverbindungen schließen

Mobilitätseingeschränkte Personen sind sehr umwegempfindlich. In Glückstadt sind zwar viele Gehwege abschnittsweise barrierefrei nutzbar, nicht abgesenkte Bordsteine oder zu querende Abschnitte mit Kopfsteinpflaster unterbrechen die Wegekette in Glückstadt an vie- len Stellen.

Im Gutachten „Barrierefreies Glückstadt“ werden konkrete Maßnahmen auf insgesamt vier wichtigen Wegebeziehungen in Glückstadt beschrieben, die dazu beitragen, ein barrierefreies und möglichst umwegfreies Gehwegenetz zu schaffen, das wichtige Quellen und Ziele für mobilitätseingeschränkte Personen verbindet. Maßnahmen zur barrierefreien Umgestaltung in Glückstadt sollten prioritär auf diesen Wegeverbindungen umgesetzt werden. Der entspre- chende Bedarf wurde auch von den Teilnehmer/innen der öffentlichen Veranstaltung zum Zukunftskonzept Daseinsvorsorge am 8.3.2014 artikuliert.

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Abbildung 75 Wegeverbindung zum/ab Marktplatz/Große Kremper Straße

Informationen zu barrierefreien Angeboten verbessern

Mobilitätseingeschränkte Personen gehen in der Regel nicht uninformiert los. Ob eine Ein- richtung barrierefrei zu nutzen ist, kann man heutzutage problemlos im Internet recherchie- ren. Zur besseren Orientierung wird in Glückstadt deshalb empfohlen:

• ein deutlich sichtbares Leitsystem für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Fahrrad- fahrerinnen und Fahrradfahrer einzuführen. (wichtige Standorte: Bahnhof, Marktplatz, Hafen) • Informationen zur barrierefreien Zugänglichkeit an öffentlichen und privaten Einrich- tungen zu verbessern (Zertifizierungen und Signets) • Informationen zur Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von öffentlichen Einrichtungen im Internet anzubieten (Homepage der Stadtverwaltung, Touristeninformation und zu- sätzlich über die Plattform www.wheelmap.org)

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Im Dialog mit Anliegerinnen und Anliegern mehr Sitzgelegenheiten schaffen

Attraktive und vielseitig nutzbare öffentliche Aufenthaltsorte sind ein wesentliches Element einer barrierefreien Stadt. In Glückstadt lässt sich die Ausstattung mit Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum mit „zu wenig“ und nur „einseitig nutzbar“ beschreiben. Insbesondere im Zentrum rund um den Markt finden sich bis auf den Platz vor der Kirche keine Sitzgelegen- heiten, die ohne Verzehrzwang nutzbar wären.

Weiterhin sind in Glückstadt die Wege von den Wohngebieten zu Lebensmittelmärkten oder in das Stadtzentrum relativ lang. Für ältere Menschen bedeuten Gehpausen unter dem Strich mehr Mobilität. Im Dialog mit den Betroffenen (Glückstädter Werkstätten, Seniorenwohn- heime) und der Gastronomie sowie den Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern sollte nach Standorten geeigneter Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum gesucht werden.

Temporäre Barrieren beseitigen

Besonders in den stark frequentierten Bereichen in Glückstadt – der Großen Kremper Straße und rund um den Marktplatz – versperren temporäre Barrieren wie Kundenstopper, Waren- auslagen und Außengastronomie häufig die Gehwege.

Hier sollte die Verwaltung prüfen, inwieweit die geltende „Sondernutzungssatzung“ den An- forderungen für eine barrierefreie Nutzung der Großen Kremper Straße noch gerecht wird.

Neben ordnungsrechtlichen Maßnahmen wird weiterhin empfohlen, den Dialog mit den Ein- zelhändlern und Gastronomen zu suchen, Bewusstsein zu schaffen und gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen.

In immer mehr Kommunen bewähren sich inzwischen digitale Anliegen- und Beschwerdema- 23 nagements, die erfolgreich dazu beitragen, temporäre Barrieren zu beseitigen.

Die Problematik der temporären Barrieren wurde auch – ohne vorherige Abfrage – von Sei- ten der Teilnehmer/innen der öffentlichen Veranstaltung am 8.3.2014 angesprochen.

6.3 Jugendarbeit und Freizeit (JF)

6.3.1 Prioritäre Maßnahmen

JF-1: Ehrenamtsbörse – Koordinierungsstelle Ehrenamt einrichten (wegen Syner- gie mit dem Bereich Pflege zugleich auch Maßnahme PF-1)

In vielen Bereichen von Stadt und Umland sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ein wichtiger Bestandteil des Gemeinschaftslebens. Angebotsergänzungen sind zum Teil nur durch die Einbindung des Ehrenamts möglich.

23 Links: http://maerker.brandenburg.de/brandenburg und http://anliegen.bonn.de

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a) Um eine Anlaufstelle für potenzielle Ehrenamtliches zu schaffen, könnte eine (online) Eh- renamtsbörse aufgebaut werden. Die Börse könnte Informationen über freie Stellen und An- sprechpartnerinnen und -partner zur Verfügung stellen und damit Nachfrager und potenzielle Freiwillige zusammenbringen. Dieser Projektansatz könnte mit vergleichsweise geringem Aufwand umgesetzt werden. b) Bedarfsgerechter wäre die Schaffung einer Koordinierungsstelle für das Ehrenamt. Die Einführung einer Halb- bzw. Ganztagsstelle dient der permanenten Zusammenführung von Informationen und Akteurinnen und Akteuren. Zentrale Aufgabe der Koordinatorin bzw. des Koordinators besteht in der Vernetzung der engagierten Bürgerinnen und Bürger mit den Institutionen, die ehrenamtlich tätige Personen beschäftigen. Dabei werden bestimmte Fä- higkeiten und Eigenschaften der koordinierenden Person für unerlässlich erachtet. Sie muss nicht nur Kontakte aufbauen und beständig pflegen, sondern auch die Akteurinnen und Ak- teure vor Ort motivieren und die Bereitschaft wecken, ein Ehrenamt zu übernehmen.

Der Aufgabenbereich der Koordinierungsstelle sähe folgende Funktionen vor:

• öffentlichkeitswirksame Aktionen, um das Ehrenamt zu aktivieren • professionelle Einteilung der Freiwilligen • permanente Neugewinnung weiterer Engagierter • Kontaktpflege mit Einrichtungen der Stadt und der Umlandgemeinden • Professionalisierung der Personen im Ehrenamt

Diese Maßnahmen richten sich an Personen, die bereit sind, ein Ehrenamt zu übernehmen, denen aber der Zugang zu einer ehrenamtlichen Stelle fehlt. Gleichzeitig dient sie den Insti- tutionen, die einen Mangel an ehrenamtlich Tätigen melden, als zentraler Ansprechpartner.

Gegebenenfalls ist der Einsatz Freiwilliger (Freies Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst) für den Aufbau der Koordinierungsstelle zu prüfen. Anzumerken ist, dass Freiwillige nur un- terstützend tätig sein können, wenn sie gut in ihren Tätigkeitsbereich eingearbeitet werden. Darüber hinaus ist der Einsatz dieser engagierten Personen auf ein Jahr begrenzt, so dass der Einsatz Freiwilliger keine permanente Entlastung bedeutet. Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung am 8. März 2014 wurde die Einrichtung einer Koordinierungsstelle als zentrale Maßnahme in diesem Handlungsfeld bestätigt.

JF-2: Stärkung des Jugendforums

Ein Anliegen der Gemeinden ist die Verbesserung der Artikulationsfähigkeiten der Jugendli- chen in und um Glückstadt und Umland. Eine wichtige Einrichtung ist das bestehende Kin- der- und Jugendforum. Allerdings ist die Beteiligung der Jugendlichen derzeit eher gering. Wünschenswert sind das Engagement von mehr Schülerinnen und Schülern und eine Erhö- hung der Zahl der aktiven Mitglieder.

Ein Ansatz zur Stärkung des Jugendforums ist die Gewinnung von Paten, die Kinder und Ju- gendliche gezielt ansprechen und sie motivieren, an Veranstaltungen des Kinder- und Ju- gendforums teilzunehmen. Potenzielle Paten sind Personen, die in den Vereinen oder ande- ren Einrichtungen (Schulen etc.) direkt mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten.

Ferner sollte zur Gewinnung neuer aktiver Mitglieder ein Tag der offenen Tür veranstaltet werden. Ein Konzert oder eine Feier könnte in diesem Zusammenhang ein „Türöffner“ sein.

Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung am 8. März 2014 wurde zudem deutlich, dass Jugendliche, die sich im Rahmen der „Koordinierungsstelle Integration“ engagieren, auch

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Interesse haben, am Jugendforum mitzuwirken. Diese Gruppe der Jugendlichen sollte daher nochmals gezielt angesprochen werden.

JF-3: Vernetztes Ferienprogramm

Die Ferienbetreuung ist bisher nicht abgestimmt und insgesamt unübersichtlich (vgl. 4.3). Ziel ist es deshalb, ein abgestimmtes Ferienprogramm aufzubauen und eine Verbesserung der Kommunikation zwischen den Anbieterinnen und Anbietern zu erreichen.

Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit der einzelnen Programme besteht die Notwendigkeit, ein gemeinsames Programm für die Sommerferien zu veröffentlichen. Das Programm sollte in Form eines Infoheftes erscheinen, das bei den verschiedenen Institutionen ausgelegt und an die Schülerinnen und Schüler bzw. Eltern verteilt wird.

Das Angebot richtet sich primär an Schulkinder und Jugendliche. Insbesondere die Anbiete- rinnen und Anbieter von Ferienangeboten werden aufgerufen, sich einzubringen und an der gemeinsamen Erarbeitung eines Ferienprogramms zu beteiligen.

Die Ferienangebote sollten hierzu im Rahmen einer Abstimmungsrunde rechtzeitig (im Herbst) von den Anbieterinnen und Anbietern vorgestellt und abgestimmt werden. Neben den Anbieterinnen und Anbietern sollte auch das Kinder- und Jugendforum eingeladen wer- den. So können die Jugendlichen ihre Vorschläge und Ideen bezüglich wünschenswerter Fe- rienangebote einbringen.

Die Umsetzungsverantwortung liegt bei der Stadt Glückstadt, die eine koordinierende Aufga- be bei der Zusammenstellung der Ferienangebote übernimmt und die Akteurinnen und Ak- teure an einen Tisch bringt. Akteurinnen und Akteure sind in diesem Sinne alle Anbieterinnen und Anbieter von Ferienangeboten in Glückstadt und dem Umland. Hierzu zählen u.a. die Diakonie, Sportvereine, das Fortuna Bad sowie das Kinder- und Jugendforum.

JF-4: Prüfung der Möglichkeiten für eine Multifunktionsfläche am Jugendzentrum

Derzeit können die Außenflächen des Jugendzentrums nur eingeschränkt genutzt werden. Daher sollte die Realisierung einer Multifunktionsfläche am Jugendzentrum geprüft werden.

Zur Umsetzung der Multifunktionsflächen sollte ein gemeinsames Konzept vom Jugendzent- rum und der Stadt Glückstadt entworfen werden, in dem sich mit Ideen der Planung und Gestaltung auseinandergesetzt wird. In diesem Rahmen ist auch der Lärmschutz für die An- wohner zu berücksichtigen.

Die Stadt Glückstadt ist für die Realisierung der Multifunktionsfläche am Jugendzentrum ver- antwortlich.

JF-5: Erneuerung bzw. Erweiterung der Sportstätten

Der Erhalt der Sportstätten in Glückstadt ist wichtig, um einerseits das bestehende Sportan- gebot aufrechterhalten zu können und anderseits mehr Personen zu motivieren, in die Sport- vereine einzutreten.

Handlungsbedarf besteht unter anderem bei der Rundlaufbahn im Glückstädter Marineviertel, die aufgrund ihrer starken Abnutzungsspuren erneuert werden muss. Die drei Rasenflächen der Sportplätze Königskoppel sowie die Kunstrasenfläche sollten ebenfalls erneuert werden.

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Zudem weist das Vereinsheim des ETSV Feuchtigkeitsschäden auf, die auf eine veraltete Heizungsanlage zurückzuführen sind. Darüber hinaus sind die Umkleidekabinen nicht auf die gleichzeitige Nutzung durch Männer- und Frauenmannschaften ausgelegt und sollten daher erweitert werden.

Die Stadt Glückstadt sollte gemeinsam mit dem Vorstand des ETSV Fortuna Glückstadt als größtem Verein vor Ort die Anlagen begehen und ein Konzept zur Sanierung vorlegen.

6.3.2 Weitere Maßnahmen

JF-6: Transparenz bei den Hallenzeiten, Mitnutzung der Kunstrasenfläche

Freizeitgruppen oder Gruppen anderer Vereine sollte die Möglichkeit gegeben werden, Spiel- und Sportflächen der Stadt oder der Vereine zu nutzen. Freie Zeitblocks gibt es jedoch kaum. Allerdings werden die Sporthallen nicht immer optimal genutzt. Beispielsweise stehen sehr kleinen Gruppen teils große Hallenflächen zur Verfügung.

Daher sollte bei der Vergabe der Hallenzeiten und der Belegung der Sportflächen eruiert werden, ob die Spiel- und Sportflächen ggf. von mehreren Nutzergruppen in Anspruch ge- nommen werden können. Grundsätzlich sollte die Vergabe der Hallenzeit möglichst transpa- rent gemacht werden.

Erforderlich ist eine abgestimmte Vergabe von Nutzungszeiten der einzelnen Sportflächen. Die Stadt Glückstadt koordiniert die Belegung der Sporthallen im Verantwortungsbereich des Schulverbandes, die Belegung der Halle des Gymnasiums erfolgt durch den Kreis und der ETSV ist verantwortlich für den Belegungsplan des Sportplatzes. In einem ersten Schritt soll- ten diese Angebote zusammengeführt werden. Anschließend sollte geprüft werden, ob durch den Tausch von Spielzeiten oder Spielflächen zusätzliche Kapazitäten generiert werden kön- nen.

JF-7: Runder Tisch am Hafen

Ein weiteres Ziel ist die Entschärfung des Konfliktes um den Aufenthalt von Jugendlichen am Binnenhafen.

Hierzu sollte ein Runder Tisch initiiert werden. Der Austausch zwischen den Jugendlichen, den Anwohnerinnen und Anwohnern am Hafen und dem Sicherheitsdienst der Stadt könnte die verhärteten Fronten aufweichen.

JF-8: Sicherstellung eines ausreichenden Angebotes an gut erreichbaren Bolz- plätzen

Ein weiteres Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen in Glückstadt Bolzplätze zur Verfügung zu stellen.

Grundsätzlich bestehen ausreichend viele Bolzplätze, jedoch sind einige nur eingeschränkt nutzbar. Zur Überprüfung des aktuellen Angebotes ist eine Bestandsaufnahme der vorhan- denen Plätze notwendig.

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Hierzu sollte die Nutzungsintensität sowie der Zustand bzw. die Qualität des Platzes erfasst werden. In einem nächsten Schritt kann dann durch vergleichsweise einfache Maßnahmen wie dem Einebnen der Spielflächen die Nutzbarkeit erhöht werden.

Die Umsetzungsverantwortung liegt bei der Stadt Glückstadt. Die Bestandsaufnahme könnte jedoch von den Jugendlichen (Jugendforum) durchgeführt werden.

JF-9: Selbstverwalteter Raum für Jugendliche

Die Jugendlichen in Glückstadt wünschen sich Räumlichkeiten, in denen sie in ihre Freizeit verbringen können. Ein Projektansatz ist die Bereitstellung eines Raums, der von Jugendli- chen selbst verwaltet wird. Dieses Projekt kann jedoch nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Jugendlichen ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein mitbringen.

Die Kinder und Jugendlichen vor Ort sind nicht nur Adressat dieser Überlegungen zur Ver- besserung bzw. Schaffung von Freizeiträumen, sondern sie sind gleichfalls aufgerufen, sich aktiv an den Diskussionen zu beteiligen und ihre Wünsche zu artikulieren.

Somit ist die Projektidee eines selbstverwalteten Raumes seitens der Stadt Glückstadt zu prüfen.

JF-10: Stärkung des Fortuna-Freibades durch Angebotsausweitungen und Events

Die Steigerung der Besucherzahlen des Fortuna Freibades ist wichtig für den Erhalt des Ba- des.

Eine Idee ist die Wiederaufnahme der Triathlon-Disziplin in den Sportvereinen. Der Schul- Triathlon wurde bereits einmal durchgeführt und ist bei den Schülerinnen und Schülern gut angekommen. Die Angebotsausweitung richtet sich an alle interessierten Kinder und Jugend- liche. Doch auch Erwachsenen sollte die Möglichkeit geboten werden, im Rahmen eines er- weiterten Sportprogramms der Vereine teilzunehmen.

Damit das Bad auch für ältere Besucherinnen und Besucher attraktiver wird, sind ein senio- rengerechter Ausbau und die Attraktivierung des Bades empfehlenswert. Die Liegewiese könnte beispielsweise mit ansprechendem Mobiliar ausgestattet werden.

JF-11: Eröffnung einer integrativen Kindertagesstätte in Glückstadt

Glückstadt verfügt über keine integrative Kindertagesstätte. Zur Ergänzung des bestehenden Angebotes durch die Einrichtung einer integrativen Betreuungseinrichtung, sollte in einem ersten Schritt ein Nutzungskonzept erstellt werden. Darüber hinaus sollten potentielle Stand- orte erörtert werden. Ein potenzieller Standort für eine integrative Betreuungseinrichtung ist das Paul-Gerhardt-Haus. Die Umsetzung in diesen Räumlichkeiten ist durch die Stadt Glückstadt und den künftigen Träger zu prüfen.

Das Angebot richtet sich Kindern mit besonderem Förderbedarf.

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6.4 Pflege (PF)

6.4.1 Prioritäre Maßnahmen

PF-1: Ehrenamtsbörse – Koordinierungsstelle Ehrenamt einrichten (wegen Sy- nergie mit dem Bereich „Jugendarbeit und Freizeit“ zugleich auch Maßnahme JF- 1)

Vgl. die Maßnahmenbeschreibung zur Maßnahme JF-1 (Abschnitt 6.3.1). Zur Erreichung bei- der Leitziele des Handlungsfeldes Pflege a) der Entlastung pflegender Angehöriger und b) dem Vorbeugen einer Isolation im Alter ist eine Unterstützung freiwillig Engagierte in Glückstadt und Umlandgemeinden notwendig. Nur so sind alternative, bedarfsgerechte Frei- zeit- und Betreuungsangebote für Senioren, aber auch ehrenamtliche Unterstützungsangebo- te zur Entlastung pflegende Angehörige in der Häuslichkeit vor Ort möglich. Das Projekt „Eh- renamtsbörse“ soll Gesuche und Angebote im Rahmen einer Koordinierungsstelle zusam- menbringen und so bedarfsgerechte Freizeit- und Unterstützungsangebote für Senioren und pflegende Angehörige vor Ort sicherstellen. Auf diese Weise soll ein Hilfenetzwerk entstehen, das als Pool freiwillig Engagierter zu sehen ist, die Alltagshilfen und Freizeitangebote zum Beispiel für Seniorinnen und Senioren anbieten:

• Begleitung zu Arztbesuchen • Generationenpatenschaften von Jugendlichen/Kindern mit Seniorinnen und Senioren in Form einer Tandempartnerschaft • Alltags-Hilfestellung in der Häuslichkeit

Der Aufbau einer Ehrenamtsbörse sieht die Einrichtung einer Homepage vor, die Gesuche und Angebote online zusammenführt und Projekte und Freizeitangebote u.a. für Senioren und pflegende Angehörige auf diese Weise sichtbar macht. Zur Etablierung dieses Hilfenetz- werkes bzw. der Freiwilligenbörse ist die Schaffung einer Koordinationsstelle der Stadt Glückstadt notwendig, an die sich Hilfesuchende und freiwillig Engagierte wenden können. Für die Besetzung der Koordinationsstelle ist die Ausschreibung einer Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in Erwägung zu ziehen. Hierfür könnte die Stadt Glückstadt als Trägerin fungieren. Des Weiteren sollte mit der Koordinierungsstelle eine Anlaufstelle für Interessierte geschaffen werden, wo man sich beispielsweise in Bezug auf versicherungs- technische Fragen rund um das Thema „Ehrenamt“ informieren kann. Zudem sollte die Koor- dinierungsstelle über Weiterbildungsmöglichkeiten beispielswese der Ehrenamtsakademie Westholstein in Itzehoe informieren. Auch im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland wurde die Etablierung einer Ehrenamtsbörse von den Teilnehmern befürwortet. In diesem Zusammenhang wurde vorgeschlagen, die Koordinationsstelle in der Begegnungsstätte für Jung & Alt (siehe PF-2) einzurichten. Eine entsprechende Personalres- source für die Betreuung der Homepage und Beratung in der Koordinationsstelle könnte bei- spielsweise auch über einen Finanzpool der lokalen Vereine und Verbände vor Ort geschaffen werden. Auch eine Zusammenarbeit mit der Freiwilligenbörse des Vereins neues Ehrenamt e.V. in Itzehoe ist in diesem Zusammenhang denkbar. Falls eine eigene Ehrenamtsbörse vor Ort mit einer Personalstelle in Glückstadt nicht möglich ist, sollte eine Zusammenarbeit der lokalen Vereine und Verbände mit der Ehrenamtsbörse in Itzehoe geprüft werden. Derzeit verfolgt der Itzehoer Verein neues Ehrenamt e.V. den Aufbau einer Ehrenamtsbörse vor Ort. Der Glückstädter Seniorenbeirat nimmt gegenwärtig Kontakt mit den Ansprechpartnern in Itzehoe auf, um sich über etwaige Vernetzungsmöglichkeiten zu informieren. Ansprechpart-

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

ner für das Projekt „Ehrenamtsbörse“ ist der Bürgermeister der Stadt Glückstadt, Herr Blas- berg.

Zur Unterstützung ehrenamtlichen Engagements ist zudem generell der Einsatz von Kräften des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) von den Akteu- rinnen und Akteuren der Wohlfahrtspflege (AWO, DRK uvm.) in Erwägung zu ziehen, die alternative Betreuungsangebote stellen bzw. stellen möchten. Zur Schulung der ehrenamtli- chen Helferinnen und Helfer sollten die Angebote der Ehrenamtsakademie Westholstein ge- nutzt werden.

PF-2: Begegnungsstätte gegen Isolation im Alter

Die Alltagsbewältigung stellt viele Seniorinnen und Senioren in der eigenen Häuslichkeit vor große Herausforderungen. Viele Ältere leben sehr isoliert und sind mit der Bewältigung ihres Alltags überfordert und haben gleichzeitig große Hemmschwellen, aktiv um Hilfe zu fragen bzw. wissen nicht, an wen sie sich wenden könnten. Um der abnehmenden Alltagsbewälti- gung von Seniorinnen und Senioren in der Häuslichkeit zu begegnen, soll mit Hilfe einer Eh- renamtsbörse (siehe PF-1) ein ehrenamtliches Hilfenetzwerk aufgebaut werden. Um eine soziale Isolation von Senioren im Alter in der Häuslichkeit vorzubeugen, soll zusätzlich ein Ort der Begegnung geschaffen werden. Hierzu ist eine Begegnungsstätte für Jung & Alt in der Stadt Glückstadt umzusetzen. In der Begegnungsstätte sollten verschiedenen Freizeit- und Beratungsangebote für Senioren angeboten werden. Auf diese Weise könnten eingeschlafene Senioren-Kaffeenachmittage wie sie früher bereits der DRK Ortsverein angeboten hatte, wie- der aufleben. So könnte u.a. ein Seniorencafé eingerichtet werden oder sich ein wöchentli- ches Seniorenfrühstück als regelmäßiger Treffpunkt etablieren. In diesem Zusammenhang sollte vor dem Hintergrund steigender Altersarmut die finanzielle Hemmschwelle möglichst gering sein und eine kostengünstige Verpflegungsregelung angestrebt werden.

Als Ort dieser Begegnungsstätte ist das Gelände der ehemaligen Stadtschule vorgesehen, auf dem derzeit u.a. das Jugendzentrum zu finden ist. Bei der Einrichtung der Begegnungsstätte muss insbesondere auf eine barrierefreie Nutzung der Räumlichkeiten und Sanitäranlagen geachtet werden. Mit dem Aufbau der Begegnungsstätte gegen Isolation im Alter sind fol- gende Baumaßnahmen notwendig:

• Abriss der ehemaligen Stadtschule • Ausbau der Straßen „Am Wall“ bis „Schulgang“

Derzeit befindet sich die Stadt Glückstadt mit einem potenziellen Träger, der den Betrieb der Begegnungsstätte übernehmen könnte, im Gespräch. Als schwierig wird in diesem Zusam- menhang die laufende Finanzierung der Begegnungsstätte angesehen.

Neben der Einrichtung einer Begegnungsstätte wurde im Rahmen der öffentlichen Veranstal- tung auch das aktive, ambulante Aufsuchen von Senioren in der Häuslichkeit durch ehren- amtliche Helferinnen und Helfer (siehe PF-1) angesprochen, um auch solche Senioren zu erreichen, die ihre eigenen vier Wände nicht gern verlassen oder immobil sind. Zudem soll- ten auch Hausärzte als Ansprechpartner für Seniorinnen und Senioren als Multiplikatoren genutzt werden und über die Angebote der Begegnungsstätte aber auch sonstige Betreu- ungsmöglichkeiten im Bereich Freizeit und Pflege informieren (siehe PF-4). Ansprechpartner für das Projekt Begegnungsstätte für Jung und Alt bei der Stadt Glückstadt ist Frau Steup.

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PF-3: Mehr Betreuungsangebote für Demenzerkrankte

Um das Ziel „ambulant vor stationär“ auch in Bezug auf demenziell Erkrankte realisieren zu können, sind Entlastungsmöglichkeiten für pflegende, berufstätige Angehörige notwendig, die pflegebedürftige Familienmitglieder in der Häuslichkeit betreuen. Derzeit findet eine Be- treuung von Demenzkranken von ambulanten Pflegediensten stundenweise in Einzelbetreu- ung ambulanter Pflegedienste in der Häuslichkeit statt. Des Weiteren bietet das DRK in der DRK-Begegnungsstätte in Itzehoe und in Wilster eine Betreuung in Form einer Gruppenbe- treuung für Demente an zwei Nachmittagen die Woche an. Zudem gibt es in Krempe das Evangelische Alten- und Pflegeheim Ahsbahs Stift und die Tagespflege Olendeel in Itzehoe sowie die Tagespflege Landhaus Humanitas in Kiebitzreihe mit einem speziellen Konzept im Rahmen der sozialen Sicherung von Demenzkranken (vgl. Kapitel 4.4). Alle Betreuungsfor- men liegen außerhalb des Untersuchungsgebietes des Zukunftskonzepts Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland, weshalb hier von den Expertinnen und Experten Bedarf gesehen wird, eine niederschwellige, (teil-) stationäre Betreuung vor Ort zu etablieren bzw. die ambu- lante Betreuung in der Häuslichkeit weiter auszubauen. Eine erste Bedarfsüberprüfung durch GEWOS in Bezug auf die über 65-Jährigen im Untersuchungsgebiet (3.621 Personen nach Zensus 2011, Stichtag 09.05.2011) ergab eine Nachfrage von 11 Personen, die eine teilstati- onäre Einrichtung vor Ort nachfragen würden (0,25-0,30% allgemeiner Richtwert für Grund- bedarf an Tagespflegeplätzen nach dem Kuratorium Deutsche Altershilfe). In der Regel wer- den pro Tagespflegeeinrichtung 10 bis 14 Plätze angeboten. Damit bestünde in Glückstadt eine ausreichende Nachfrage für ein entsprechendes Angebot.

Hinsichtlich der Errichtung einer niederschwelligen, stundenweisen Betreuung von Demenz- kranken in Glückstadt sollte eine Zusammenlegung mit der gegenwärtig geplanten Begeg- nungsstätte für Jung & Alt von der Stadt Glückstadt geprüft werden und in deren Konzept Berücksichtigung finden. So könnte in der Begegnungsstätte eine stundenweise Betreuung von Demenzerkrankten nach dem Vorbild des DRK in Wilster und Itzehoe an einem oder zwei Nachmittagen angeboten werden. Alternativ hierzu könnte eine teilstationäre Tages- pflege vor Ort angekoppelt an einen stationären oder ambulanten Pflegedienst eingerichtet werden. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Tagespflege nach Expertenmeinung in der Regel erst ab 15 Gästen pro Tag finanziell tragbar ist. Daher wird seitens des Gutach- terteams als erster Schritt die Etablierung eines niederschwelligen Betreuungsangebotes an ein bis zwei Tagen empfohlen.

Als erster Schritt zur Initiierung einer teilstationären Tagespflege bzw. eines stundenweisen Betreuungsangebotes für Demenzkranke vor Ort wird eine Einladung der Stadtverwaltung in Kooperation mit dem Seniorenbeirat für einen Runden Tisch „Tagespflege für Demenzkranke in Glückstadt“ an alle privaten Pflegedienstleisterinnen und -dienstleister sowie örtlichen Ak- teurinnen und Akteure der Wohlfahrtspflege (DRK-Ortsvereine, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt (AWO) u.a.) empfohlen. Mit Hilfe des Runden Tisches sollte eine Bedarfsüberprüfung statt- finden und die Möglichkeit einer teilstationären Tagespflege vor Ort ebenso diskutiert werden wie die Möglichkeit einer stundenweisen Betreuung in der geplanten Begegnungsstätte in Glückstadt durch einen oder mehrere Trägerinnen und Träger in Kooperation.

Im Rahmen des Ausbaus der stundenweisen ambulanten Betreuung in der Häuslichkeit ob- liegt es den ambulanten Pflegediensten ihre Kapazitäten auszuweiten und an die Nachfrage anzupassen sowie öffentlich-wirksam hierauf aufmerksam zu machen.

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PF-4: Informationsbroschüre Pflege (+ medizinische Versorgung) und Tag der offenen Tür (Transparenz über Pflegeangebote in Glückstadt und Umland erhö- hen)

Um einen besseren Überblick über die Pflegeangebote vor Ort generieren zu können, soll in Ergänzung zur überregionalen Kreisinformation „Das gelbe Heft“ eine lokale Informations- broschüre erarbeitet werden mit allen Pflegeangeboten ambulanter und stationärer Pflege- dienstleistungen sowie den Angeboten der (ehrenamtlichen) Wohlfahrtspflege für pflegebe- dürftige Seniorinnen und Senioren. Mit Hilfe der empfohlenen Informationsbroschüre soll pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen erleichtert werden, sich über die lokalen Pflegeanbieter und -leistungen zu informieren. Zudem sollte die Broschüre nach Meinung der Teilnehmer der öffentlichen Veranstaltung des Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland die Broschüre auch Information zur medizinischer Versorgung (Auflistung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte und solcher, die Hausbesuchen machen) vor Ort be- inhalten. Die Broschüre sollte sowohl in digitaler als auch in Papierform zugänglich sein. Nie- dergelassene Haus- und Fachärzte sollten zudem als Multiplikatoren für die Verbreitung von Information zum Thema Pflegeangebote vor Ort genutzt werden, indem diese regelmäßig von den Angebotsstellern informiert und auf dem Laufenden gehalten werden. Hierfür sollte die Informationsbroschüren auch in Praxen ausgelegt werden. Um eine Übersicht aller Ange- bote zu ermöglichen, ist eine Zusammenarbeit aller Angebotsstellerinnen und -steller im Be- reich Pflege notwendig. In einem ersten Schritt sollten hierfür alle Angebote zusammenge- tragen und gebündelt werden. Als Initiator hierfür sollte die Stadtverwaltung in Zusammen- arbeit mit dem Seniorenbeirat der Stadt Glückstadt tätig werden.

Um Hemmschwellen sowohl bei pflegenden Angehörigen als auch Pflegebedürftigen abzu- bauen und sie über Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten zu informieren, soll zudem ein Tag der offenen Tür initiiert werden, an dem sich Angehörige sowie Betroffene über Angebote vor Ort unverbindlich informieren können. Hierauf soll öffentlich wirksam aufmerksam ge- macht werden. Die Organisation der Veranstaltung sollte in Form einer Kooperation zwischen den ambulanten und stationären Pflegedienstleisterinnen und -dienstleistern, dem DRK- Ortsverein Glückstadt, dem Seniorenbeirat Glückstadt und sonstigen Akteurinnen und Akteu- ren der Wohlfahrtspflege erfolgen. Als Initiatorin wird die Stadt Glückstadt in Zusammenar- beit mit dem Seniorenbeirat empfohlen, die einen Arbeitskreis zur Organisation der Veran- staltung initiiert und die oben genannten Akteurinnen und Akteure hierzu einlädt. Auf der öffentlichen Veranstaltung wurde betont, dass für den Tag der offenen Tür ein niederschwel- liger Titel festgelegt werden sollte, der das Interesse möglichst vieler weckt. Vorgeschlagen wurde hierfür „Wohnen im Alter“. Als Veranstaltungsort des Tages der offenen Tür wird das Theater am Neuendeich in Glückstadt als geeignet betrachtet. Für die Gestaltung der Veran- staltung wird ein eingangs gehaltener Informationsvortrag zum Thema Pflege vor Ort emp- fohlen. Für Fachvorträge beispielsweise zum Thema „Wohnen im Alter - Gemeinsam oder einsam“ wird empfohlen ggf. auf externe Experten zurückzugreifen. Des Weiteren sollten einzelne Informationstische der Trägerinnen und Träger sowie Vereine der Wohlfahrtsver- bände vor Ort anzutreffen sein, an denen sich Interessierte anschließend unverbindlich in- formieren können.

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6.4.2 Weitere Maßnahmen

PF-5: Schaffung eines Überblicks über Freizeitangebote verschiedener Trägerin- nen und Träger /Institutionen für Seniorinnen und Senioren

Derzeit gibt es keine zentrale Auflistung aller Freizeitangebote für Seniorinnen und Senioren in Glückstadt und Umland. Viele verschiedene Angebote werden von unterschiedlichen Trä- gerinnen und Trägern sowie Institutionen einzeln angeboten, so dass es für Interessierte schwierig ist, sich einen Überblick über die Vielzahl von Angeboten verschiedener Träger zu verschaffen. Vielen Seniorinnen und Senioren sind entsprechende Angebote nicht bekannt. Um dies zu ändern und zudem der Isolation im Alter weiter vorzubeugen, sollte insbesondere für aktive Senioren (ab 65 Jahren) die Möglichkeit bestehen, sich umfassend über Freizeit- angebote in Glückstadt und Umgebung zu informieren. Daher wurde von den Expertinnen und Experten ein Überblick in Form einer Internetpräsenz auf der Homepage der Stadt Glückstadt bzw. in Form einer schriftlichen Broschüre gewünscht. Gegebenenfalls ist eine Integration der Freizeitangebote in die Informationsbroschüre „Pflege“ (siehe PF-4) zu ver- folgen. Außerdem sollten generell Kooperationen zwischen den einzelnen Anbieterinnen und Anbietern geprüft werden hinsichtlich gemeinsamer Angebote für Seniorinnen und Senioren gerade auch im Hinblick mangelnder engagierter Freiwilliger in den Ortsvereinen der Wohl- fahrtspflege. Dies könnte durch die Einrichtung einer zentralen Koordinationsstelle im Rah- men der Freiwilligenbörse der Stadt Glückstadt (siehe PF-1) auch nach Meinung der Teil- nehmer der öffentlichen Veranstaltung realisiert werden. Alle Anbieterinnen und Anbieter von Angeboten sollten ggf. von der Koordinationsstelle aufgefordert werden, ihr Angebot mitzu- teilen. Auf diese Weise soll ein Netzwerk der Trägerinnen und Träger sowie Institutionen geschaffen werden, die sich untereinander austauschen und Kooperationen eingehen (z.B. hinsichtlich Übungsleiterinnen und -leiter etc.). Als Voraussetzung hierfür ist jedoch die Ein- richtung einer Personalstelle für die Koordinierung des Ehrenamts und der lokalen Angebote der Vereine und Verbände die Grundvoraussetzung.

PF-6: BFD/JSF/freiwillige Engagierte als Entlastung des Pflegepersonals

Um dem örtlichen Fachkräftemangel in Glückstadt und Umland erfolgreich entgegenzutreten, sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und des Frei- willigen Sozialen Jahres (FSJ) zur Entlastung des Pflegepersonals in stationären Einrichtun- gen und ambulanten Pflegediensten geworben werden. Hierzu müssen die Pflegedienstleiste- rinnen und -dienstleister entsprechende Anträge auf Anerkennung von Einsatzstellen und - plätzen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim Bundesamt stellen. Dabei gelten alle aner- kannten Beschäftigungsstellen und Dienstplätze des ehemaligen Zivildienstes als bereits an- erkannte Einsatzstellen und -plätze des Bundesfreiwilligendienstes. Diese müssen sich einer Zentralstelle anschließen, die als vermittelndes Element zwischen Stellenausschreiberin bzw. -ausschreiber und Freiwilligen zu sehen ist. Beispielsweise der Paritätische Wohlfahrtsver- band Schleswig-Holstein bietet diesen Vermittlungsservice einer Zentralstelle an. Als gesetz- lich zugelassene Trägerinnen und Träger für das FSJ gelten zudem alle in der Bundesarbeits- gemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossenen Verbände und ihren Un- tergliederungen, Religionsgemeinschaften mit dem Status einer öffentlich-rechtlichen Körper- schaft, die Gebietskörperschaften sowie nach näherer Bestimmung der Länder sonstige Kör- perschaften des öffentlichen Rechts. Der Dachverband der Wohlfahrtsverbände wie AWO, Diakonie, DRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband und vielen mehr in Schleswig-Holstein ist das so genannte Forum Pflegegesellschaft.

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Insbesondere die Glückstädter Werkstätten haben bereits Erfahrung mit dem Einsatz von Freiwilligenkräften des BFD und FSJ. Beim Einsatz von BFD und FSJ-Stellen ist nach Erfah- rung der Glückstädter Werkstätten zu berücksichtigen, dass für mehrere BFD-Stellen auch gleichzeitig entsprechende FSJ-Stellen zur Verfügung gestellt werden müssen. Zudem be- schränkt sich der Einsatz von FSJ und BFD-Kräften auf Hilfs- und niederschwellige Betreu- ungsdienste für Pflegebedürftige und kann dem Fachkräftemangel daher nur bedingt entge- genwirken. Ziel sollte es daher sein, mit dem Einsatz von BFD- und FSJ-Kräften eine Entlas- tung des Fachpflegepersonals zu erreichen. Ergänzend sollen freiwillig Engagierte vor Ort helfen, dem Fachkräftemangel durch nied- rigschwellige Betreuungsangebote entgegenzuwirken (siehe PF-1). Als Initiatorinnen und Initiatoren stehen die örtlichen Pflegedienstleisterinnen und -dienstleister in der Pflicht, ihre Bedarfe der vorgeschlagenen Freiwilligenbörse zu melden und aktiv potenzielle Engagierte für ihre Vorhaben anzusprechen. Die bereits beschriebene Freiwilligenbörse vor Ort kann auf diese Weise helfen, den entsprechenden Bedarf an Ehrenamtlichen zu decken.

PF-7: Sicherstellung eines kultursensiblen Pflegeangebots für Menschen mit Mig- rationshintergrund

Um auch Menschen aus anderen Kulturkreisen eine adäquate Pflege vor Ort bieten zu kön- nen, wird den stationären und ambulanten Pflegedienstleisterinnen und -dienstleistern emp- fohlen, mehrsprachiges Personal mit Migrationshintergrund einzustellen. Vor dem Hinter- grund des bereits beschriebenen Fachkräftemangels wird dieses Vorhaben seitens der Pfle- gedienstleisterinnen und -dienstleister vor Ort als schwierig eingestuft. Es sollten entspre- chende Anzeigen überregional zur Anwerbung bilingualen, multikulturellen Personals in den entsprechenden Online- und Printmedien geschaltet werden. Des Weiteren sollte mit der Integrationsstelle Glückstadt zusammengearbeitet werden, die auf dieses Angebot einer kul- tur-sensiblen Pflege vor Ort hinweisen sollte. Hierfür sollten die Pflegedienstleisterinnen und -dienstleister vor Ort das Gespräch mit der Integrationsstelle suchen, um sich über dieses Vorhaben und weitere Möglichkeiten der Anwerbung von Personal auszutauschen.

Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung wurde von den Teilnehmern ergänzt, dass um generell ausreichend Fachpflegekräfte generieren zu können, die Kernbetreuungszeiten für Kinder auf die Schichtdienste der Pflegekräfte abgestimmt werden sollten. Auf diese Weise soll die Stadt Glückstadt als Arbeits- und Wohnort für Pflegefachkräfte mit Kindern attraktiver gestaltet werden. In diesem Zusammenhang wurde eine Kernbetreuungszeit von 5.30/5.45h bis 21.30/22h als notwendig angesehen. Insbesondere für weibliche Fachpflegekräfte würde auf diese Weise der Berufseinstieg nach der Elternzeit erleichtert werden. Derzeit ist in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen eine Betreuung ab 7 Uhr möglich, wenn Bedarf da ist; derzeit wurde hierfür jedoch noch kein Bedarf an die Stadt herangetragen. Zudem bestehen derzeit nach 17 Uhr keine Betreuungsangebote, da auch hierfür keine Bedarfsmel- dung an Stadt gegangen sind (vgl. Kapitel 4.3). Um Angebot und Nachfrage zukünftig be- darfsgerechter abstimmen zu können, wird von den Teilnehmern der öffentlichen Veranstal- tung festgehalten, dass eine Abfrage der Pflegedienstleister nach dem Kinderbetreuungsbe- darf ihrer ArbeitnehmerInnnen stattfinden sollte. Gleichzeitig sollte auch die Bereitschaft der Arbeitgeber für eine finanzielle Beteiligung an den Betreuungskosten abgefragt werden, um die Finanzierung des zusätzlichen Angebotes zu organisieren. Des Weiteren wäre mit einer Angebotserweiterung die Einstellung weiterer Kinderbetreuungskräften sowie zusätzliche Kosten für die Eltern in Bezug auf die Kinderbetreuung verbunden. Ansprechpartner für die

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Erweiterung der Kinderbetreuungszeiten der Stadt Glückstadt ist Frau Tesch des Fachbe- reichs Bürgerdienste.

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6.5 Medizinische Versorgung (MV)

6.5.1 Prioritäre Maßnahmen Aus den Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe für den Bereich der medizinischen Ver- sorgung wurden durch die Lenkungsgruppe keine prioritären Maßnahmen ausgewählt.

6.5.2 Weitere Maßnahmen

MV-1: Informationsveranstaltung

Vor dem Hintergrund der Komplexität der Herausforderungen im Bereich der medizinischen Grundversorgung erscheint es wichtig, ein Informationsaustausch für alle relevanten Akteu- rinnen und Akteure zu organisieren, der sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen wie auch die konkreten zukünftigen Herausforderungen der medizinischen Versorgung in Glückstadt und den Umlandgemeinden sowie im gesamten Kreis Steinburg berührt (Abschnitt 4.5).

Dieser Informationsaustausch wird von der Arbeitsgruppe als strategische Grundsäule für die künftige „Haus- und Facharztversorgung“ in Glückstadt und Umgebung eingestuft. Sie ist notwendig, um die anderen Maßnahmen im Bereich der medizinischen Versorgung umzuset- zen und damit auf lange Sicht die medizinische Versorgung in Glückstadt und Umgebung, aber auch im gesamten Kreisgebiet sicherzustellen (Abschnitt 5.2). Eine stärkere Vernetzung bis hin zur Kooperation aller Akteurinnen und Akteure wird von allen Arbeitsgruppenmitglie- dern als sinnvoll erachtet.

Konkret wird von der Arbeitsgruppe empfohlen, kurzfristig eine Informationsveranstaltung zu organisieren, mit dem Ziel, die Ergebnisse des Zukunftskonzeptes nach außen zu tragen, über Probleme und Herausforderungen im Bereich der medizinischen Versorgung aufzuklären und ein akteursübergreifendes „Brainstorming“ anzustoßen.

Dabei sollte explizit ein Austausch der Ergebnisse anderer Projekte aus der Region zu diesem Thema (AktivRegion Steinburg24, Zukunftskonzept Wilster) forciert werden, um Synergien zu nutzen und kostenintensive Doppelstrukturen zu vermeiden.

Die Veranstaltung ist an Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Glückstadt und Umlandge- meinden, weiterer Städte und Gemeinden, des Kreises (Kreisgesundheitsamt), der Kassen- ärztlichen Vereinigung (Kreisstelle Steinburg), des Vereins der niedergelassenen Ärzteschaft Kreis Steinburg e.V., sonstige Ärzteverbände, Ärztekammer, der kommunalen Politik und Patientinnen- und Patientenvertretungen gerichtet und sollte von der Stadt Glückstadt, der Kreisstelle Steinburg der Kassenärztlichen Vereinigung S-H und des Kreisgesundheitsamtes mit Unterstützung der Umlandgemeinden und weiteren Städten und Gemeinden organisiert und koordiniert werden.

24 Derzeit läuft im Kreis Steinburg ein Projekt der AktivRegion zur medizinischen Versorgung. Dabei wird die Zukunftsfähigkeit der hausärztlichen Versorgung in drei Modellregionen untersucht: Wilster, Wacken und . Die Auftragnehmerin Frau Moormann hat hierfür Interviews mit allen rele- vanten Akteuren (Hausärzte, Kassenärztliche Vereinigung, Bürgermeister) geführt, um auf Basis der Aussagen Anpassungsstrategien zu entwickeln, die die hausärztliche Versorgung auch in Zukunft im Kreis Steinburg sicherstellen.

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MV-2: Frühzeitige Nachfolgeregelung durch Dialog unterstützen

Zwar ist aus den Ergebnissen der Status Quo-Analysen (Abschnitt 4.5) kein akuter Hand- lungsbedarf hinsichtlich der haus- und fachärztlichen Versorgung in Glückstadt und Umge- bung festzustellen – die derzeitige Versorgungssituation wurde von der Arbeitsgruppe als zufriedenstellend eingeschätzt –, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Situation in absehbarer Zeit vor dem Hintergrund der altersstrukturellen Veränderungen der Bevölkerung, aber auch der praktizierenden Ärzteschaft sowie der kommunalen Konkurrenz in Fragen der Nachbesetzung von Arztstellen ändern wird (Abschnitt 4.5). Insbesondere das Thema „Alterung der Fachärztinnen und -ärzte“ ist ein kreisweites Problem und erfordert eine Strategieentwicklung, die über die Grenzen des Untersuchungsraums hinaus geht und ein koordiniertes Vorgehen der Gemeinden untereinander mit Unterstützung des Kreises um- fasst.

Um zukünftige Wiederbesetzungsschwierigkeiten v.a. im Bereich der hausärztlichen Versor- gung entgegenzuwirken, ist eine frühzeitige Nachfolgeregelung (bis 5 Jahre vor Ruhestand der praktizierenden Ärztin bzw. des praktizierenden Arztes) anzustreben.

Hierzu wird von der Arbeitsgruppe empfohlen, mittelfristig ein Netzwerk z.B. in Form eines regelmäßigen Runden Tisches einzurichten, an dem die niedergelassenen Ärztinnen und Ärz- te der Region, die Stadt mit den Umlandgemeinden und die Kassenärztliche Vereinigung ak- tuelle Entwicklungen diskutieren sowie passgenaue Maßnahmen entwickeln.

Für die fachärztliche Versorgung sollten die Kreisebene und andere Kommunen/Städte sowie das Mittelzentrum Itzehoe mit dem Klinikum Itzehoe einbezogen werden.

MV-3: Aktive Standortwerbung

Weiterhin wird von der Arbeitsgruppe empfohlen, dass sich die Stadt längerfristig um den Erhalt der für die Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten attraktiven Rahmenbedingungen (z.B. flexible Kinderbetreuung, ÖPNV-Anbindung zu den Mittelzentren und der Metropole Hamburg) bemühen sollte (Abschnitt 4.5). In zukünftigen Planungsvorhaben sollte diese Empfehlung Berücksichtigung finden.

Zuletzt sollten mittelfristig Maßnahmen zur Standortwerbung seitens der Stadt geprüft wer- den (Messen wie der Doc-Steps oder an Universitäten).

6.6 Breitbandversorgung (BB)

6.6.1 Prioritäre Maßnahmen

BB-1: Übergangslösung durch Funk-DSL

Die Versorgung der Glückstädter Bürger mit Breitbandanschlüssen ist derzeit ganz überwie- gend gegeben. Zumindest in einigen Stadtquartieren entsprechen die derzeit verfügbaren Bandbreiten jedoch nicht den zukünftigen Anforderungen.

Viele Bürgerinnen und Bürger des Umlandes können schon heute nicht auf ein leistungsstar- kes Netz zurückgreifen. Hier steht nur ein analoger Telefonanschluss oder der Satellitenemp- fang als Übertragungstechnik zur Verfügung. Eine bessere Versorgung strebt der Zweckver- band „Breitbandversorgung Steinburg“ (ZVBS) an.

Der ZVBS beabsichtigt, die erforderliche Infrastrukturmaßnahme "Schnelles Internet" für seine Mitgliedsgemeinden zu verwirklichen. Konkret soll die Breitbandversorgung für über 95

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der Mitgliedsgemeinden (ca. 35.000 Haushalte) des Zweckverbandes erfolgen. Dazu wurde im Sommer 2012 eine europaweite Ausschreibung initiiert. Die Stadtwerke Neumünster ha- ben im November 2013 den Zuschlag für den Ausbau in vier Ämtern erhalten. Das Amt Horst-Herzhorn bleibt jedoch zunächst außen vor. Die eingereichten Angebote für das Amts- gebiet waren wirtschaftlich nicht darstellbar. Eine neue Ausschreibung soll im Jahr 2014 er- folgen. Der Ausgang des Verfahrens bleibt jedoch ungewiss.

Vor diesem Hintergrund sollte im Rahmen eines „Runden Tisches Breitband“ eruiert werden, ob und wenn ja, in welchem Umfang das Angebot der Stadtwerke Glückstadt als Übergangs- lösung fungieren kann. Es wird daher ein Treffen der Umlandbürgermeisterinnen und -bürgermeister sowie der Stadtwerke Glückstadt zu Beginn des Jahres 2014 angeregt. Ziel ist es, Wege auszuloten, im Umland eine Übergangslösung anzubieten.

6.6.2 Weitere Maßnahmen Für den Bereich der Breitbandversorgung wurde keine weitere Maßnahme definiert.

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7 Umsetzungsprozess

Das Zukunftskonzept sollte kontinuierlich fortgeschrieben und mit Leben gefüllt werden. Nach einer intensiven konzeptionellen Phase im Rahmen der Erstellung des Zukunftskonzep- tes Daseinsvorsorge muss nun die Umsetzung der Maßnahmen in den Mittelpunkt von Stadt und Gemeinden rücken. Eine verstärkte Umsetzungsorientierung in Politik und Verwaltung ist direkt im Anschluss an die Erstellung eines Zukunftskonzeptes notwendig, um den „Entwick- lungsschub“, der von der Konzepterstellung ausgeht, für die Maßnahmenumsetzung nutzen zu können.

Mit der im Rahmen des Zukunftskonzeptes installierten Lenkungsgruppe besteht bereits ein grundsätzlich geeignetes Gremium, das wie bisher eine Steuerungs- und Koordinierungsfunk- tion einnehmen kann.

Darüber hinaus müssen die Projekte und Handlungsempfehlungen inhaltlich weiterentwickelt werden. Die Umsetzung der Projekte und Handlungsempfehlungen kann und soll jedoch nicht allein durch die Stadt Glückstadt und die Umlandgemeinden erfolgen. Für einen größt- möglichen Umsetzungserfolg sind je nach Maßnahme relevante weitere Akteure frühzeitig einzubeziehen. Mit der Festlegung von Verantwortlichkeiten für die prioritären Maßnahmen wurde ein erster wichtiger Schritt unternommen (vgl. Kap. 5.3). Allein können diese Perso- nen jedoch die teils komplexen und umfassenden Projektansätze nicht weiterentwickeln. Daher sollten auch zukünftig Arbeitsgruppen initiiert werden und ggf. Aufgaben verteilt wer- den. Sofern eine fundierte Fachexpertise notwendig ist oder Themen sehr stark politisch auf- geladen sind, sollten gegebenenfalls auch neutrale externe Akteure hinzugezogen werden.

Spätestens wenn Fragen zur Finanzierbarkeit aufkommen, müssen weitere Akteure hinzuge- zogen werden. Hierbei sind zum einen öffentlich-rechtliche Institutionen wie zum Beispiel das Innenministerium Schleswig-Holstein oder relevante Abteilungen des Kreises Steinburg anzu- sprechen. Zum anderen sollten auch privatwirtschaftliche Institutionen wie zum Beispiel die lokale Wohnungswirtschaft einbezogen werden.

Der gesamte Koordinierungs- und Steuerungsprozess erfordert einen nicht unerheblichen organisatorischen Aufwand. Lenkungsgruppensitzungen und andere Abstimmungs- und Ent- scheidungsprozesse müssen vor- und nachbereitet werden. Zudem müssen gegebenenfalls Arbeitsgruppen initiiert und die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt werden. Zugleich muss konti- nuierliche Netzwerkarbeit betrieben werden. Diese Aufgaben können angesichts der knappen personellen Ressourcen von der Verwaltung kaum gestemmt werden. Vor diesem Hinter- grund ist die Einrichtung einer Koordinationsstelle zu prüfen. Da zusätzliches Personal wohl nicht eingestellt bzw. finanziert werden kann, sollte geprüft werden, ob eine zeitlich befristet, förderfähige Projektstelle („Kümmerer“) möglich ist.

Die Umsetzung der im Endbericht benannten Ziele und Maßnahmen sollte durch ein kontinu- ierliches Monitoring flankiert werden. Hierzu sollten die Projektverantwortlichen in den fol- genden Lenkungsgruppensitzungen jeweils einen mündlichen oder ggf. auch schriftlichen Kurzbericht über den Realisierungsstand geben. Zu Beginn des Umsetzungsprozesses sollten die Lenkungsgruppensitzungen mindestens halbjährlich erfolgen.

Folgende Abbildung verdeutlicht die Umsetzungsstruktur:

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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Glückstadt und Umland

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge und Wohnungsmarktkonzept Glückstadt und Umland

Konzeption Verstetigungsstruktur und Öffentlichkeitsbeteiligung Verstetigungsprozess / Zukunftskonzept Öffentlichkeitsbeteiligung

Handlungsempfehlungen Lenkungsgruppe Koordinator „Verstetigung“ (Stelle) „Zukunftskonzept Daseinsvorsorge“ Budget für berichten Öffentlichkeits- Fortschritt an arbeit

Verantwortliche/r A

Zielgruppen- Verantwortliche/r B veranstaltungen

Verantwortliche/ C Projekt- werkstätten … etc…

Abbildung 76 Verstetigungsstruktur

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