LUTHER IN LAACH

AUSSTELLUNG

Begleitbroschüre

MARIA LAACH BERLIN SPEYER

2 Was in der Vergangenheit geschehen ist, kann nicht geändert werden.

Was jedoch von der Vergangenheit erinnert wird und wie das geschieht, kann sich im Lauf der Zeit tatsächlich verändern.

Erinnerung macht die Vergangenheit gegenwärtig.

Während die Vergangenheit selbst unveränderlich ist, ist die Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart veränderlich.

Mit Blick auf 2017 geht es nicht darum, eine andere Geschichte zu erzählen, sondern darum, diese Geschichte anders zu erzählen.

Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Bericht der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit, 2013, Nr. 16 1 Einleitung

„Luther in Laach“ – das Thema unserer römisch-katholisch verortete Luthertum Ausstellung irritiert. Wann war denn mehr und mehr zu einer eigenständigen Luther in Laach? Und warum gibt es bis- lutherischen Konfessionskirche entwi- lang keine Erinnerungstafel an dieses ckelt. Verhärtetes Konfessionsbewusst- Ereignis? sein kann (auf lutherischer wie katholi- Die Antwort ist einfach: Luther war nicht in scher Seite) dabei zu einem Konfession- Laach – er ist es immer noch. Wer „Luther alismus führen, der nicht mehr dialogfähig in Laach“ kennenlernen möchte, wird ihm ist. Der neuere, bereits 50jährige katho- in der Bibliothek begegnen. In ihr ist er in lisch-lutherische Dialog versucht demge- seinen Werken weiterhin zugegen. genüber, ökumenische Perspektiven zu entdecken. Die Ausstellung will den Besucher in einen Dialog mit Luther und ausge- Die Exponate zeigen die Bedeutung der wählten Schwerpunkten seiner Theologie Sammlungsgeschichte der Bibliothek der bringen. Abtei Maria Laach. Das Leitmotiv der Sie präsentiert aber nicht nur das, was Ausstellung ist letztlich das Prinzip jeder Luther sagt. Sie veranschaulicht auch, Bibliothek: „Dialog“ – zwischen Büchern woher Luther das hat, was er sagt. Denn und Lesern, aber auch innerhalb der Be- Luther steht selbst in einem Dialog: mit stände. Dialogisches Verstehen ist darum der Heiligen Schrift, mit Augustinus und auch der Beitrag dieser Ausstellung zu Bernhard von Clairvaux, mit seinen einem ökumenisch verantworteten Re- Gegnern – und mit sich selbst. formationsgedenken.

Unsere Ausstellung zeigt den „Reform- katholiken“ Luther im Kontext des theo- logischen Diskurses der Kirche. Neben der (teilweise ganz überraschenden) Dr. Annette Gerlach katholischen Ursprünglichkeit der Theo- Leiterin Landesbibliothekszentrum logie Luthers lenkt sie aber auch die Auf- Rheinland-Pfalz merksamkeit auf die durchaus unter- schiedlichen Wirkungen der Wittenberger Reformimpulse.

Neben den reformkatholischen Ansatz Pater Dr. Augustinus Sander OSB tritt zunehmend die konfessionelle Sicht- Ausstellungskurator weise, bei der sich das zunächst inner-

2 I. IM DIALOG MIT LUTHER

Ein Holzschnitt, um 1520 in grober An- Luther stirbt am 18. Februar 1546. Sein lehnung an ein von Lukas Cranach ge- Freund Philipp Melanchthon (1497-1560) schaffenes Porträt entstanden, zeigt verfasst bald darauf eine Beschreibung Luther als Ordensmann. Dieser trägt von Luthers Person und Theologie, die als das klösterliche Gewand, den soge- Vorrede zum zweiten lateinischen Band nannten Habit. der Werke Luthers 1546 bei Hans Lufft in Wittenberg erscheint. Am 17. Juli 1505 hatte Luther um Aufnah- me in das Kloster der Erfurter Augustiner- Die in unserer Ausstellung präsen- Eremiten gebeten; am 16. Oktober 1524 tierte Lebensbeschreibung Luthers legt er in Wittenberg seinen Habit endgül- stammt aus einer später herausgege- tig ab. Nahezu zwanzig Klosterjahre sind benen Sammlung von Melanchthon- keine vorübergehende Episode, sondern texten. Melanchthons Kernzitate über besitzen eine geistliche und theologische Luthers Leben und Werk werden Ihnen Prägekraft, die durch alle biographischen in den einzelnen Vitrinen öfters begeg- Brechungen hindurch Bestand hat. nen und Sie wie ein roter Faden durch Man kann den Habit ablegen, aber nicht die Ausstellung führen. den Habitus. Wer sich über geschichtliche Persönlich- keiten informieren möchte, fragt zumeist nach deren Geburtsdatum. Mit Sicherheit wissen wir im Blick auf Luther nur, dass er an einem 10. November in Eisleben geboren wurde. Das genaue Geburtsjahr ist jedoch unbekannt; vieles spricht für 1483, aber auch 1482 oder 1484 sind auf- grund verschiedener Selbstäußerungen Luthers möglich.

Philipp Melanchthon, Selectae Declamationes, hrsg. von Caspar Peucerus, Bd. 4, Straßburg: 1566. Signatur: L.pr. 555,2

3 , De captivitate babylonica Ecclesiae praeludium, 1521. Signatur: Th.u. 205

Philipp Melanchthon, Selectae Declamationes, hrsg. von Caspar Peucerus, Bd. 4, Straßburg: 1566. Signatur: L.pr. 555,2

Seine Mutter Margaretha, die ich einige Male nach der Zeit fragte, wann ihr Sohn geboren sei, antwortete: An Tag und Stunde erinnere sie sich genau, aber hinsichtlich des Jahres habe sie Zweifel. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 24 I. IM DIALOG MIT LUTHER

Den Wandel in de durch Erlasse der Glaubenskongrega- der katholischen tion vom 14. Juni und 15. November 1966 Einschätzung Lu- schließlich formell abgeschafft. thers verdeutlich- In der Laacher Bibliothek überklebte en nicht zuletzt man die alten Signaturen. Seitdem ist die unterschied- Luther unter „allgemeine Theologie“ / lichen Signaturen „Theologia universalis“ zu finden! zweier Luther- bände des Laa- Einen Tag nach seiner Geburt wurde Lu- cher Bibliothek- ther am 11. November (1483?) getauft und bestands. erhielt den Namen des Tagesheiligen Die ursprüngli- Martin von Tours. Weniger bekannt ist sein c h e S i g n a t u r Klostername, den er als Ordensmann ordnete die Wer- trug: Augustinus. ke Luthers der Augustinus (354-430) gilt als einer der vier Kategorie der großen Kirchenväter, und sein Name ist „verbotenen Bü- auch für den Augustiner-Eremiten „Augus- cher“ / „Libri pro- tinus Luther“ theologisches Programm. hibiti“ zu. Diese Wir wissen, dass Luther 1517 eine (ver- Bücher standen lorengegangene) Rede über den heiligen nämlich auf dem Augustinus gehalten hat. sogenannten „In- Der Holzschnitt, den Sie in unserer dex“ (vgl. dazu Ausstellung sehen, schmückt eines Seite 47f.) und der Hauptwerke des Kirchenvaters, waren daher nicht „Vom Gottesstaat“ / „De civitate Dei“. der Allgemeinheit Es zeigt den Kirchenvater am Schreib- zugänglich; der pult bei der Abfassung seiner Schrift, katholische Leser die Luther übrigens 1509 mit Randbe- bedurfte zur Lek- merkungen versehen hat. türe einer kirch- lichen Sonderer- Abbildung linke Seite: laubnis. Martin Luther, Dr. Martin Luther's sämmt- Der „Index“ hatte liche Werke: 67 Bde., hrsg. von Ernst freilich schon vor Ludwig Enders (Bd. 1-20), Johann Konrad dem Zweiten Va- Irmischer (Bd. 21-67), Bd. 1-20 2. Aufl.; Bd. tikanischen Kon- 21-67 1. Aufl., a.M. und Erlangen: zil an Bedeutung Heyder & Zimmer, 1830-1881. verloren und wur- Signatur: Th.u. 200 (früher: L.pr. 1)

5 Aurelius Augustinus, De civitate Dei, [mit Kommentar von Thomas Waleys u. Nicolaus Trivet], Basel: Johann Amerbach, 1490. Signatur: Inc. 9

Ich bin in der Taufe Martinus genannt worden, später im Kloster Augustinus. (Martin Luther, Genesisvorlesung, 1535-1545) 26 I. IM DIALOG MIT LUTHER

Im Kloster lernt Luther die sogenannte „Augustinusregel“ (von ihr gibt es ver- schiedene Überlieferungsversionen) kennen, die Augustinus um 397 ge- schrieben hat. Im Mittelpunkt steht die Liebe zu Gott und zum Nächsten (Ordo monasterii 1).

Bereits im Noviziat, also der klösterlichen Ausbildungszeit, begegnet Luther damit die Frage nach der Möglichkeit bzw. Un- möglichkeit der reinen Gottesliebe. Er wird schließlich zu der Antwort gelangen, „wonach wir im Glauben schon jetzt die Liebe besitzen, um deren Vollendung wir in der Hoffnung und im harten Kampf ge- gen die bleibende Sünde ringen“ (Peter Manns).

7 Aurelius Augustinus, Opuscula plurima, Straßburg: Martin Flach, 1489. Signatur: Inc. 8

Doktor Staupitz erzählte mir einmal, was er vom Bischof von Worms gehört hätte: „Wenn der heilige Augustinus nichts anderes als die Regel geschrieben hätte, so müsste man dennoch sagen, dass er ein vortrefflicher weiser Mann gewesen wäre.“ Das ist wirklich und wahrhaftig auch meine Überzeugung. (Martin Luther, Von den Konzilien und Kirchen, 1539) 28 II. LUTHER IM DIALOG MIT DER HEILIGEN SCHRIFT

Im Kloster widmet sich Luther intensiv Der Vertrauenspsalm 23 („Der Herr ist dem Studium der Heiligen Schrift. mein Hirte“) – hier nach der lateinischen Melanchthon erwähnt dies ausdrücklich Vulgatazählung Psalm 22 – steht für in seiner Lebensbeschreibung Luthers: Luthers lebenslange Hochschätzung des „Er las selbst begierig die Quellen der Buchs der Psalmen. Luthers erste große himmlischen Lehre, nämlich die prophe- Vorlesung in Wittenberg (1513-1515) ist tischen und apostolischen Schriften.“ eine Auslegung der Psalmen.

Die Konstitutionen der Augustiner-Ere- miten von 1504, die u.a. auch die klöster- liche Ausbildung regeln, bestimmen, dass der Novize die Bibel „eifrig lesen, andäch- tig hören und mit Leidenschaft lernen“ soll. Diese Bestimmungen hat Luther später im Kleinen Katechismus fast wört- lich übernommen, wenn es dort in der Er- klärung des dritten Gebots (der Sonn- tagsheiligung) heißt, dass wir Gottes Wort „heilig halten, gerne hören und lernen“ sollen.

Die Schriftzentriertheit des künftigen Reformators bleibt ein ungebrochenes Erbe aus der Zeit des angehenden Augustiner-Eremiten. Biblia latein, Basel: Johannes Froben, 1491. Signatur: Inc. 105

Der aufgeschlagene Beginn des Römer- briefs soll die besondere Bedeutung der Schriften des heiligen Paulus aufzeigen, die Luthers Theologie entscheidend be- einflussten. In seiner ersten neutesta- mentlichen Vorlesung (1515/1516) kom- mentiert Luther den Römerbrief.

9 Biblia latein, Straßburg: Johann Grüninger, 1483. Signatur: Inc. 16

Ich habe in meiner Jugend viel die Bibel gelesen, weil ich ein Mönch war. Lest ihr sie auch fleißig; denn darauf allein kommt es an. (Martin Luther, Tischreden) 102 III. LUTHER IM DIALOG MIT AUGUSTINUS

Luther war nicht nur Augustiner-Ere- mit, er trug nicht nur den Ordensna- men „Augustinus“, er war auch und gerade ein „augustinischer“ Theologe. Philipp Melanchthon berichtet in der Lebensbeschreibung Luthers über dessen ausführliche und nachhaltig wirkende Augustinuslektüre. Nament- lich erwähnt Melanchthon Augustins Psalmenkommentar (den wir hier zeigen) und die Schrift „De spiritu et littera“ / „Vom Geist und Buchstaben“. Insbesondere in diesen Werken fand Luther „viele klare Aussagen, die die Lehre vom Glauben bestärkten und den Trost, der in seinem Herzen entzündet war.“

„Wir sind Bettler, das ist wahr.“ So lauten Luthers letzte geschriebenen Worte vom 13. Februar 1546. Weniger bekannt ist, dass Luther hier den heiligen Augustinus zitiert. Im Angesicht des Todes – gleich- sam als bittender Bettler – schreibt der ehemalige „Bettelmönch“ (so die volks- tümliche Bezeichnung der Mendikanten, zu denen auch die Augustiner-Eremiten zählen) ein Wort seines Ordens- und klös- terlichen Namenspatrons nieder. Dieser hatte zur geistlichen Bedeutung des Al- mosengebens in Sermo 83,2 gesagt: „Es bittet dich ein Bettler; auch du bist Gottes Bettler. Wir alle nämlich, wenn wir beten, sind Bettler Gottes und stehen vor der Tür des großen Hausvaters.“

11 Aurelius Augustinus, Explanatio libri Psalmorum, Basel: Johann Amerbach, 1489. Signatur: Inc. 7

Alle Werke des Augustinus hatte er oft gelesen und bestens im Gedächtnis. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 122 IV. LUTHER IM DIALOG MIT BERNHARD VON CLAIRVAUX

Neben Augustinus (354-430) kann die Es sei aber nicht nur im allgemeinen zu Bedeutung des heiligen Bernhard von glauben, dass Gott Sünden vergebe. Die Clairvaux (1090/91-1153) für Luthers Sündenergebung gelte auch nicht nur Theologie kaum hoch genug veran- einigen wenigen, sondern werde jedem schlagt werden. Bernhard galt in den einzelnen zuteil, der glaube. Greffenstein Kreisen des Humanismus „als der letzte habe ihn dann zur Bestätigung auf eine der Väter, aber sicherlich nicht geringer Predigt des heiligen Bernhard vom Fest als die ersten“ (Nicolas Faber). Diese der Verkündigung Mariens hingewiesen. eigentlich anachronistische Bezeichnung rührt daher, dass Bernhard als Vertreter Von Bernhard lernt Luther eine Theologie, einer späteren Zeit doch in der Art der die die Heilzusagen Gottes nicht nur „an alten Kirchenväter dachte und schrieb. sich“ wahr sein lässt, sondern „für mich“ Luther erwähnt in seinen Schriften durch den Glauben persönlich erschließt. Bernhard von Clairvaux über 500 Mal in wertschätzender und zustimmender Bernhards Predigt wird in der Ausstellung Weise. gezeigt. Der entscheidende (in der Vitrine durch einen Pfeil hervorgehobene) la- teinische Text, den auch Melanchthon wörtlich zitiert, lautet in deutscher Über- setzung: „Aber füge hinzu, dass du auch dies glaubst, dass durch ihn dir die Sünden erlassen werden. Das ist das Zeugnis, das der Heilige Geist in unserem Herzen gibt, wenn er sagt: Dir sind deine Sünden vergeben. So urteilt nämlich der Apostel: Umsonst wird der Mensch gerechtfertigt Die entscheidende Begegnung mit Bern- durch den Glauben.“ hard fällt in Luthers Erfurter Noviziats- bzw. frühe Klosterzeit. Melanchthon be- richtet davon in der Lebensbeschreibung Luthers. Ein weiser älterer Mitbruder, ge- meint ist der Novizenmeister Johannes Greffenstein, habe Luther in dessen innerem Ringen auf den Artikel von der Sündenvergebung hingewiesen, wie er im Glaubensbekenntnis bekannt werde: „Ich glaube die Vergebung der Sünden.“

13 Bernhard von Clairvaux, Opera. Bd. 1: Divi Bernardi, religiosissimi Ecclesiae doctoris, ac primi Clareuallensis coenobij abbatis, Opera, quae quidem colligi undequaque in hunc usque diem potuere omnia, Basel: Hervagen, 1552. Signatur: Schol. 59,4

Ich schätze den heiligen Bernhard höher als alle Mönche und Geistlichen auf Erden. Seinesgleichen habe ich weder gehört noch gelesen. (Martin Luther, Predigten über das 2. Buch Mose, 1525) 142 IV. LUTHER IM DIALOG MIT BERNHARD VON CLAIRVAUX

Neben der Predigt Bernhards vom Fest Theo Bell, ein Luther- und Bernhardfor- der Verkündigung Mariens und ihrer scher, resümiert, „dass Luther mit Bern- Kernaussage über die geschenkte Ge- hard die Auffassung teilte, dass der rechtigkeit des Glaubens ist es insbeson- paradoxale Weg des Kreuzes der einzige dere die Kreuzestheologie des „letzten Weg zur Gotteserkenntnis und Weisheit der Kirchenväter“, die Luther bleibend ist und jeder andere Weg um diesen prägen wird. herum heillos und zwecklos ist. Sowohl bei Bernhard als auch bei Luther berührt In der Ausstellung sehen Sie einen man in der Christologie das Herz ihrer Ausschnitt aus der Bernhardpredigt Theologie: die Hinwendung zur Niedrig- „Fasciculus myrrhae“ / „Myrrhenbü- keit des menschgewordenen und leiden- schel“ (vgl. Hld 1,19) über das Hohe- den Menschensohnes als dem einzigen lied. In dieser Predigt fasst Bernhard Weg zu Gottes Barmherzigkeit“. seine ganz auf den gekreuzigten Herrn konzentrierte antispekulative „Philo- sophie“ zusammen: „haec mea sublimior interim philoso- phia scire ihesum et hunc crucifixum“ / „Dies ist einstweilen meine höhere Philosophie: Jesus zu kennen, und zwar als den Gekreuzigten“.

In eben diesem Sinn schreibt Luther etwa im Jahr 1516 an einen klösterlichen Mit- bruder in Memmingen.

15 Bernhard von Clairvaux, Opuscula diui Bernardi abbatis Clareuallensis. Unacum epistola sua ad clerum spirensem et populum universum cum commendatione ciuitatis, Speyer: Drach, 1501. Signatur: Rara 203

Darum, lieber Bruder, lerne Christus und zwar als den Gekreuzigten. (Martin Luther an Georg Spenlein, Augustiner in Memmingen, 8. April 1516) 162 V. KRITISCHER DIALOG

Das Jahr 1520 wird insofern zu Luthers „Ein Christenmensch ist ein freier Herr Schicksalsjahr, weil man ihm am 6. Juni über alle Dinge und niemand untertan. 1520 den Bann androht. 41 Sätze Luthers Ein Christenmensch ist ein dienstbar- – kontextlos und isoliert wiedergegeben – er Knecht aller Dinge und jedermann werden als „häretisch oder anstößig oder untertan.“ falsch oder fromme Ohren verletzend oder einfache Gemüter verführend und der katholischen Wahrheit widerstre- bend“ verworfen. In diesem Zusammen- hang sind die im selben Jahr entstan- denen (später so genannten) Programm- schriften zu sehen, nämlich die Adels- schrift, die für die Gelehrten bestimmte, ursprünglich lateinische Schrift „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kir- Iudicium Martini Lutheri de votis, che“ und die hier gezeigte Freiheitsschrift scriptum ad episcopos et diaconos „De libertate christiana“. Wittenbergensis Ecclesiae, Ob sie trotz ihrer teilweise harschen Kritik Wittemberg: [Lotter], [1521]. systemsprengend waren, also unweiger- Signatur: Apol. 37 lich zum Bruch mit der katholischen Kir- che führen mussten, ist in der Lutherfor- Luthers Schriften über die Ordensge- schung umstritten. lübde polemisieren gegen ein Ver- ständnis der Gelübde, das diese auf Der Freiheitsschrift vorangestellt ist ein Kosten der Heiligen Taufe überhöhen. ehrfürchtiger Brief Luthers an Papst Die Taufe schenkt das ganze Heil und Leo X., in dem er seiner Kritik an der Kurie kann nicht überboten werden. Ich muss die Wertschätzung des Papstes gegen- nicht ins Kloster gehen, damit Gott mir überstellt und diesen bittet, sich seiner, gnädig sei. Eine solche Haltung macht Luthers Sache anzunehmen. das Gelübde ungültig, weil sie von fal- schen geistlichen Voraussetzungen aus- Die folgende Freiheitsschrift ist Leo X. geht. Für Luther ist das Klosterleben gewidmet und verdeutlicht „die Sum- jedoch, recht verstanden, eine bestän- me eines christlichen Lebens“. Diese dige „Übung der Taufe“. In diesem besteht in der Freiheit des gottgeschenk- Sinn hat es seine Bedeutung, und kann ten Glaubens und in der Bindung der da- auch ein ursprünglich unter falschen raus folgenden christlichen Liebe, die zu Voraussetzungen abgelegtes Gelübde jedem Dienst bereit ist: von innen her geheilt und dann neu gelebt werden.

17 Martin Luther, De libertate christiana. Martin Luther, De votis monasticis, Epistola ad Leonem X. Summum Basel: 1522. Pontificem, 1521. Signatur: Th.u. 205 Signatur: Th.u. 205

Da sagte Erasmus von Rotterdam ganz offen, Luther habe recht, aber er vermisse bei ihm die Sanftmut. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 182 V. KRITISCHER DIALOG

Mit der Bulle „Decet Romanum Ponti- Nach einer anfänglichen, humanis- ficem“ vom 3. Januar 1521 trifft Luther der tisch beeinflussten Sympathie für päpstliche Bann. Auf dem im selben Jahr Luther wird Cochläus seit 1520 dessen nach Worms einberufenen Reichstag ver- entschlossener Gegner und entfaltet weigert Luther den Widerruf seiner Lehre. eine umfangreiche kontroverstheolo- Daraufhin verhängt Kaiser Karl V. am gische Publizistik. Ende des Reichstags im Wormser Edikt die Reichsacht über den Ketzer Luther. Cochläus hatte in Köln, Bologna und Rom studiert und wurde 1517 in Ferrara zum An der Seite des Erzbischofs von Dr. theol. promoviert, ist aber als Theolo- nimmt Johannes Cochläus (1479-1552) ge „nicht überragend“ (Remigius Bäu- am Reichstag zu Worms teil. Am 24. April mer). Er war u.a. Hofkaplan Herzog Ge- 1521 kommt es dort zu einem – erfolg- orgs von Sachsen in Dresden und nahm losen – Gespräch zwischen ihm und an den Religionsgesprächen in Hagenau Luther. Davon berichtet die hier gezeigte (1540), Worms (1540/41) und Regens- Schrift „Colloquium Cochlaei“. burg (1541 und 1546) teil.

Folgenreich blieben seine (einseitigen) scharfen Urteile über Luther, die jahrhun- dertelang das katholische Lutherbild prä- gen sollten.

19 Johannes Cochlaeus, Colloquium Cochlaei cum Luthero, Vuormatiae olim habitum, : Behem, 1540. Signatur: Misc. 103

Auch Herzog Friedrich schrieb später einen sehr ernsten Brief an Luther und ermahnte ihn eindringlich, die Schärfe seines Stils zu mäßigen. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 202 V. KRITISCHER DIALOG

Der hier gezeigte, in drei Bücher unter- Das Benediktinerkloster Neustadt am teilte Cochläus-Druck enthält antiluther- Main und dessen umfangreiche Biblio- ische Streitschriften aus den Jahren thek wurde am 22. Januar 1803 aufge- 1522-1541 und steht daher exemplarisch hoben und fiel an Fürst Konstantin von für den kritischen Dialog mit dem Witten- Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. 1894 berger Reformator. schenkte Karl Fürst zu Löwenstein- Wertheim, der sich vergeblich um eine In unserem Zusammenhang liegt der Wiederbesiedlung Neustadts bemüht besondere Akzent dieses Exponats hatte, der Bibliothek der Abtei Maria jedoch auf den handschriftlichen An- Laach eine große Anzahl von Neustädter merkungen des ursprünglichen Be- Büchern – darunter auch unser Band. sitzers, mit denen (nicht nur) das Titel- blatt versehen ist. Sie geben ein schö- nes Zeugnis für den „kritischen Dia- log“, in den auch der Leser selbst ein- tritt.

Der Band gehörte zur Bibliothek des Neu- städter Benediktinerabtes Konrad Lieb, dessen Amtszeit von 1534-1554 dauerte und somit unmittelbar im zeitlichen Kon- text der Lutherkontroverse zu verorten ist.

21 Johannes Cochlaeus, In causa religionis miscellaneorum libri tres in diversos tractatus [...] digesti, Ingolstadt: Weißenhorn, 1545. Signatur: Apol. 61

Man muss zugeben, dass sich auch in die Auseinandersetzungen, die aus den gerechtesten Gründen entstanden sind, in dieser traurigen Verwirrung des menschlichen Lebens immer irgendetwas Unheilvolles einmengt. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 222 VI. ÜBERSETZUNG ALS DIALOG

Nach der Ankündigung der Reichsacht auf dem Reichstag zu Worms veranlasst Kurfürst Friedrich der Weise, dass Luther – nach einem fingierten Überfall in der Nähe von Burg Altenstein – am 4. Mai 1521 zu seinem Schutz heimlich auf die Wartburg gebracht wird. Während seines dortigen zehnmonatigen Aufenthalts erlebt Luther eine äußerst produktive Schaffensperiode. In nur zehn Wochen übersetzt er das vollständige Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Die heutige Laacher Bibliothek verfügt Luther hatte zunächst bei seinem Erfurter über keinen zeitgenössischen Druck Mitbruder Johann Lang Griechisch ge- der Lutherbibel. lernt und dann ab 1518 seine Sprach- Das hier gezeigte Evangelienbuch von kenntnisse mit Melanchthons Hilfe vertieft. 1910 – eingebunden in goldgeprägtes Pergament auf Holzdeckeln, im Zwei- Bereits vor Luther wurden zwischen 1466 farbendruck, mit illustrierten Vorsatz- und 1522 in Deutschland achtzehn deut- blättern – stellt gleichwohl eine Be- sche Vollbibeln, vierzehn hochdeutsche sonderheit dar. Der Text entspricht der und vier niederdeutsche, gedruckt. Diese Lutherrevision von 1892 und wurde Bibeln stellen allesamt Übersetzungen von dem Jenenser Neutestamentler der lateinischen Vulgata dar, während (und späterem Systematiker) Heinrich Luther unmittelbar auf die hebräischen Weinel durchgesehen. und griechischen Grundtexte der Heiligen Schrift zurückgreift. Als Schrifttype hatte man die „(Fette) Deutsche Schrift“ gewählt – die erste der Luther legt seiner Übersetzung des zahlreichen Schriften, die der namhafte Neuen Testaments die von Erasmus Künstler Rudolf Koch in Offenbach für die von Rotterdam (1466/69-1536) besorg- Schriftgießerei Gebr. Klingspor schrieb te Edition des griechischen Textes zu- und die 1908 als Druckschrift herauskam. grunde. Das hier gezeigte (unvollständi- Das Evangelienbuch wurde als numme- ge) Exemplar der Erstausgabe von 1516 rierte Vorzugsausgabe in einer Anzahl stammt aus dem Kloster Neustadt und von 1000 Exemplaren auf Halbbütten ge- enthält die Einleitungen des Erasmus, druckt. Bei unserem Exponat handelt es aber nicht die Anmerkungen („Annota- sich um einen schlichteren und unnum- tiones“). merierten Druck.

23 Die vier Evangelien Markus, Lukas, Matthäus und Johannes in der Übersetzung von Martin Luther. Der Text wurde durchgesehen von Prof. Heinrich Weinel in Jena. Gedruckt nach den Angaben von Rudolf Koch, Jena: Eugen Diederichs, 1910. Signatur: SS 01 44

Novum instrumentum omne, diligenter ab Erasmo Roterodamo recognitum et emendatum, non solum ad graecam veritatem, verum etiam ad multorum utrisque linguae codicum, eorumque veterum simul et emendatorum fidem, Basel: Johann Froben, 1516. Signatur: Rara 180

Auch Luther selbst fing an, sich dem Studium der griechischen und hebräischen Sprache zu widmen. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 242 VI. ÜBERSETZUNG ALS DIALOG

Im September 1522 erscheint die erste Insgesamt unterschied sich die korrigierte Auflage von Luthers Übersetzung des Version nur unwesentlich von Luthers Neuen Testamentes bei Melchior Lotter in Übersetzung – übrigens auch bis hinein in Wittenberg („Septembertestament“). Be- die Einzelheiten der Buchgestaltung und reits Anfang November desselben Jahres des Bildschmucks. lässt Herzog Georg von Sachsen alle Ex- emplare in seinem Land konfiszieren. Zu- Luther nennt Emser denn auch im „Send- dem fordert er von der Leipziger Theo- brief vom Dolmetschen“ von 1530 wenig logischen Fakultät und von seinem schmeichelhaft "den Sudler zu Dresden". Sekretär Hieronymus Emser entspre- Zugleich bemerkt er ironisch, dass auf chende anti-lutherische Stellungnahmen. diese Weise „des Luthers Buch ohne Lu- Emser (1478 in Weidenstetten bei Ulm thers Namen unter seiner Feinde Namen geboren) war zunächst stark humanis- gelesen werde“. tisch orientiert, hatte in Tübingen und Basel studiert, in Erfurt und Leipzig ge- Mit einem Augenzwinkern könnte man lehrt und u.a. Texte von Pico della sagen: Bei unserem Exponat handelt es Mirandola und Erasmus von Rotterdam sich in gewisser Weise um ein Plagiat mit ediert.1505 ging er als Sekretär von unbeabsichtigten ökumenischen Folgen. Herzog Georg von Sachsen nach Dres- den und entwickelte sich schließlich zum Hieronymus Emser stirbt am 8. Novem- unermüdlichen literarischen Gegner ber 1527 in Dresden und wird auf dem Luthers. alten Frauenkirchhof beerdigt. Ihm zu Ehren stiftet der Kaufmann Hieronymus In Emsers Todesjahr 1527 erscheint Walther ein leider nicht mehr erhaltenes seine eigene Übersetzung des Neuen Epitaph. Allerdings gibt es einen Holz- Testaments, die er im Auftrag des schnitt mit Text und Abbildung des sächsischen Herzogs angefertigt hat- Epitaphs, der in der in Leipzig 1528 er- te. „Emser hat Luthers Ausgabe zwar schienenen Emserausgabe des Neuen heftig kritisiert, aber deren Text über- Testamentes zu sehen ist. all, wo er ihn für korrekt hielt, einfach übernommen“ (Gottfried Mälzer). Er Unser Exemplar von 1527 zeigt eine überarbeitete Luthers Übersetzung mit- später, links neben dem Titelblatt einge- hilfe der lateinischen Vulgata, der vor- fügte kolorierte Nachzeichnung des lutherischen deutschen Bibel, teilweise „Epitaphium Emseri“, bei der Emser vor auch unter Heranziehung des griechi- dem gegeißelten Christus kniet. Der über chen Textes und passte mitunter die dem Bild angebrachte Widmungstext ostmitteldeutsche Sprache Luthers an lautet in deutscher Übersetzung : oberdeutsche Sprechgewohnheiten an.

25 „Der hier liegt, ist Emser, der Christus geweiht gegen Luther führte das Schwert ohne Wank, furchtlos im Ringen für Gott. Hielt die Reihen der Kirche so oft in schweren Gefechten. Trutzig, allzeit bereit, führte er mit Schärfe das Wort.“

(Übertragung von Dr. Gerhart und Dörte Grüninger)

Testamentum novum. Das naw testament, nach lawt der Christlichen Kirchen bewerter text, corrigirt und widerumb zu recht gebracht [Hieronymus Emser], Dresden: Wolffgang Stöckel, 1527. Signatur: Scr. 418,11

Denn ich habe Deutsch reden wollen, nicht Lateinisch oder Griechisch; denn meine Absicht war es, beim Übersetzen Deutsch zu reden. (Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen, 1530) 262 VI. ÜBERSETZUNG ALS DIALOG

Nach der Übersetzung des Neuen Testa- Eck erarbeitete seine Bibelübersetzung mentes hatte Luther, zusammen mit im Auftrag des bayerischen Herzogs Wittenberger Kollegen, nach und nach Wilhelm IV. und widmete sie dem Salz- einzelne Teile des Alten Testamentes burger Erzbischof Matthäus Lang von übersetzt und in Druck gehen lassen. Wellenburg. 1534 erscheint nun die erste Vollbibel in Luthers Übersetzung bei Hans Lufft in Wittenberg. Im selben Jahr bringt auch der Dominikaner und Luthergegner Jo- hann Dietenberger (um 1475-1537) eine komplette Bibelübersetzung heraus, wobei er beim Neuen Testament sich sehr eng an Emser hält, eigentlich also wie- derum an Luther.

In der Ausstellung sehen Sie ein wei- teres Exemplar aus der Reihe der anti- lutherischen „Korrekturbibeln“, näm- lich die von (1468-1543) herausgegebene Vollbibel, hier in der dritten Auflage von 1558 (erste Auflage 1537). Wie Johann Dietenberger übernimmt auch Eck zum überwiegenden Teil den Johann Eck, der in und Tübin- Emser-(Luther-)Text für das Neue Testa- gen studiert hatte und in Freiburg i. Br. ment. Freilich noch stärker als in Johann zum Doktor der Theologie promoviert Dietenbergers Korrekturbibel tritt bei Eck worden war, wurde 1510 Professor in der oberdeutsch-bayrische Sprachcha- Ingolstadt. 1520 reiste er nach Rom und rakter hervor. Beispielsweise ersetzt er wirkte bei der Abfassung der gegen das Wort „hügel“ durch „bühel“, „bersten“ Luther gerichteten Bannandrohungsbulle durch „brechen“ oder „beutel“ durch mit. „seckel“. Die „Eck-Bibel“ war daher insbe- Als Kontroverstheologe beeindruckte er sondere im Kurfürstentum Bayern, im „mehr durch die Anhäufung von Belegen Erzbistum Salzburg und in Österreich in als durch deren Durchdringung“ (Peter Gebrauch; 1630 erschien die siebte und Walter). letzte Auflage.

27 Bibel – Alt und nach dem Text in der hailigen Kirchen gebraucht durch Doctor Johann Ecken mit fleiß auff hochteutsch verdolmetscht. Von newem gemert und gebessert, Ingolstadt: Weißenhorn, 1558. Signatur: Scr. 418,26

Und es ist öfters vorgekommen, dass wir vierzehn Tage oder auch drei, vier Wochen lang nach einem einzigen Wort gesucht und gefragt haben, es aber mitunter doch nicht gefunden haben. (Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen, 1530) 282 VII. LUTHER IM DIALOG MIT LUTHER

Im Gespräch mit Kontroverstheologen, Luthers Theologie bewegt sich zwischen die die Notwendigkeit einer kirchlichen zwei Polen, aber sie zerfällt nicht in zwei Reform und Läuterung überhaupt in unversöhnliche Teile, sondern findet zu Frage stellen, wird Luther zum leiden- einer spannenden, mitunter auch spann- schaftlichen „Reformator“ und verwendet ungsreichen Synthese von Katholizität zugespitzte, oft auch bewusst überspitzte und Reform. Luther ist Reformer und Formulierungen. Katholik zugleich – genauer: Reformka- Für den späteren Leser besteht dann die tholik. Gefahr, dass er sich nur noch von diesem negativ-kritischen Duktus bestimmen Die ausgestellten Exponate können uns lässt, ohne das gemeinsame katholische heute durchaus helfen, diesen „dialo- Erbe in den Blick zu nehmen, das Luther gischen“ reformkatholischen Luther nä- bei aller notwendigen Kritik ganz selbst- her in den Blick zu nehmen. Freilich sind verständlich voraussetzt, ohne es noch sie von ihrer ursprünglichen Intention her einmal eigens zu benennen. ganz und gar nicht „ökumenisch“, son- dern bewusst anti-lutherisch ausgerich- Dass Luther von diesen katholischen tet. Grundvoraussetzungen ausgeht, wird deutlich, wenn er mit radikalen Neueren Der deutsche Jesuit Sigmund Ernhoffer spricht, die keine „erneuerte“, sondern (1547-1597) etwa charakterisiert Luther eine völlig „neue“ Kirche wollen. Da wird als „Wetterhahn“, dessen Lehre sich nach er zum leidenschaftlichen „Katholiken“, dem jeweils wehenden Wind dreht. Lu- der beispielsweise ganz traditionell die ther weiß nach Ernhoffers Einschätzung Kindertaufe, die Einzelbeichte, die reale gar nicht, was er will. Anhand ausgewähl- Gegenwart des geopferten Leibes und ter Zitate, die mal mehr katholisch, mal Blutes Christi in der Messe, die Verehrung mehr reformerisch klingen, will Ernhoffer der Mutter Gottes oder die göttliche aufzeigen, dass Luther „ungleiche Re- Stiftung des geistlichen Amtes verteidigt. den“ führt. Luther war ein unbeständiger Theologe voller Widersprüche, dem kein Wenn nun Luther gleichsam in einen Vertrauen geschenkt werden dürfe. Dialog mit Luther eintritt, so meint dies: In einem „inner-lutherischen“ Der „Evangelische Wetterhahn“, erstmals Austausch kommt neben dem ver- 1587 erschienen, wird hier in der Auflage meintlich typisch reformatorischen von 1606 und 1730 gezeigt. Protest Luthers auch die andere, oft unbekannte und für nicht wenige irritierende katholische Seite Luthers zur Sprache.

29 [Sigmund Ernhoffer], Enchiridion, das ist [Sigmund Ernhoffer], Der Evangelische der kleine und reine Catechismus Mit Wetter-Hahn, Das ist: Ungleiche Reden einer zugethaner nohtwendiger Schutzred, Martini Lutheri Von denen fürnehmsten sampt dem Evangelischen Wetter Han.[...] Articulen Christlicher Religion, erstlich Auß M. Lutheri eignen Schrifften und gedruckt zu Grätz, im Jahr Christi Anno Büchern, 1587, Anjetzo zum Andernmal in Ofen auf Mainz: Albin, Steinius, 1606. ein neues in Druck gegeben, Signatur: L.pr. 158,70 Ofen: Nottenstein, 1730. Signatur: SS 13 04 s

Luther hat bekanntlich keine neue Kirche gewollt. (Bischof Joachim Wanke, Erfurt 2001) 302 VII. LUTHER IM DIALOG MIT LUTHER

Der Jesuit Georg Kauffmann (1683-1742) Bonifatius konfrontiert Fidelis nun mit die- geht wie sein Mitbruder Sigmund Ernhoffer sen, seinen Freund mehr und mehr irritie- (1547-1597) von einem unversöhnlichen renden Aussagen. Fidelis wiederum vertritt Gegensatz zwischen Reform und Katho- Bonifatius gegenüber antikatholische lizität in der Theologie Luthers aus. Positionen, wie sie ihm aus den luther- ischen Predigten seiner Zeit (des 18. Jahr- Während jedoch Sigmund Ernhoffer hunderts) geläufig sind. Luther ganz unmittelbar als wider- sprüchlichen „Wetterhahn“ charakter- Bonifatius lässt im Verlauf dieses fik- isiert, wählt Georg Kauffmann einen tiven Dialogs Fidelis dann immer mehr anderen Weg der anti-lutherischen zu der Einsicht kommen, dass die „heu- Positionierung. tigen“ Lutheraner eine andere Lehre vertreten als Luther selbst. Die Konse- In seiner Schrift „Catholischer Lutheraner“ quenz für die beiden lutherischen Freunde formuliert er einen fiktiven Dialog zwischen deutet sich an, nämlich wieder katholisch zwei befreundeten Lutheranern, „Boni- zu werden, „ohne Einen Nagelbreit von der fatius“ und „Fidelis“: Dieser Dialog findet, reinen Lehr des Herrn Lutheri abzuwei- wie es Fidelis selbst sagt, ein Jahr nach chen“. der 200-Jahr-Feier der lutherischen Refor- mation, also 1718, statt.

Sein Freund Bonifatius hat kürzlich neben verschiedenen Predigtpostillen Luthers die acht deutschen Bände der Jenaer Luther- ausgabe (16. Jahrhundert) erstanden und sich in deren Lektüre vertieft. Dabei ent- deckt er zu seiner Überraschung den „katholischen“, ganz traditionell argumen- tierenden Luther.

31 [Georg Kauffmann], Catholischer Lutheraner, Das ist: handgreiflicher Beweiß auß denen Schrifften D. Lutheri, Daß ein Lutheraner den wahren Catholisch- Römischen Glauben annehmen, und öffentlich bekennen könne, ohne einen Nagelbreit von der reinen Lehr des Herrn Lutheri abzuweichen, in einem Gespräch zwischen zweyen Lutheranern Bonifacio und Fideli vorgestellt, Köln, Frankfurt und Bonn: Heinrich Noethen, 1760. Signatur: SS 13 04 s

Luther hat die Kirche reformieren wollen. (Bischof Joachim Wanke, Erfurt 2001) 322 VII. LUTHER IM DIALOG MIT LUTHER

Georg Kauffmanns Dialog ist in zahl- Kauffmann macht durch die Auswahl reichen Auflagen bis in die Mitte des 19. seiner Lutherzitate zudem darauf auf- Jahrhunderts hinein erschienen – dabei merksam, dass die „katholischen“ Argu- konnten, wie in der Ausstellung präsen- mente Luthers sich keineswegs auf tiert, Bonifatius und Fidelis auch zeitge- dessen noch vor-reformatorische Früh- mäßere Namen wie „Gottlieb“ und „Wil- zeit beschränken lassen. Luther vertritt helm“ erhalten. als Reformkatholik durchgängig katho- lische und reformerische Positionen – in Kauffmanns polemische anti-lutherische allen Phasen seines Lebens. Intention war trotz der originellen Form unverkennbar. Etliche Gegenschriften Gerade darin liegt die vorkonfession- von evangelisch-lutherischer Seite inspi- elle Herausforderung der Theologie rierten ihn, ein weiteres fiktives Gespräch Luthers für das heutige ökumenische zwischen den inzwischen konvertierten Gespräch. Es greift jedenfalls zu kurz, Freunden Bonifatius und Fidelis und wenn man etwa Luthers Sakramenten- einem Lutheraner namens „Daniel“ zu lehre zu den biographisch bedingten In- verfassen. konsequenzen des Reformators zählt, als nicht überwundene katholische „Rest- Bei aller Einseitigkeit der Argumen- bestände“, die aber eigentlich dem „pro- tation Kauffmanns – auch er zerreisst testantischen Prinzip“ widersprechen. ja die „reformkatholische“ Synthese Luthers – wird doch zugleich deutlich, dass es im Kontext der inzwischen voll ausgebildeten lutherischen Konfes- sionskirche eine Art der Lutherrezep- tion gibt, die die zweifellos vorhande- ne katholische Seite des Reformators mehr und mehr zurückdrängt.

33 Gottlieb und Wilhelm, oder: tolerante Unterhaltungen zweier Lutheraner über die katholische Religion; ein Beitrag zur Aufklärung, 2. verb. Aufl., Mainz: Kirchheim, Schott und Thielmann, 1842. Signatur: SS 13 05

[Georg Kauffmann], Der katholische Lutheraner, das ist handgreiflicher Beweis aus den Schriften Luthers, daß ein Lutheraner den wahren römisch- katholischen Glauben annehmen und öffentlich bekennen kann, ohne einen Nagelbreit von der Lehre Luthers abzuweichen, in einer Unterredung zwischen zwei Lutheranern Bonifacius und Fidelis dargestellt [Ausg. A. Biermann], Münster: Aschendorff, 1868. Signatur: Apol. 451,14

Ja – Luther war ein Reformkatholik. (Bischof Joachim Wanke, Erfurt 2001) 342 VII. LUTHER IM DIALOG MIT LUTHER

Aus Anlass des 400. Geburtstags Dieser Katechismus geht nun wiederum Martin Luthers im Jahr 1883 gibt der auf das „Enchiridion“ zurück, das der uns katholische Theologe Georg Michael bereits bekannte Jesuit Sigmund Ern- Schuler (1833-1909) einen Luther- hoffer (1547-1597) aus „katholischen“ Katechismus ganz eigener Art heraus. Lutherzitaten zusammenstellte.

Im Vorwort schreibt er in feiner Ironie: „Auch ich möchte eine Festgabe dar- bringen; aber ich bin ein armer Mann. Gold und Silber habe ich nicht; doch was ich habe, das will ich geben. Ich verfüge über ein kleines Curiosum, welches dazu noch überdies alt ist. Dieses will ich als Festgabe zum Jubeljahre widmen. Ich biete also hiermit das Curiosum eines Römisch-katholischen Katechismus, verfasst von Martin Luther, verfasst in den Jahren nach seinem Abfalle von der Kirche [1519-1544]. Gewiss eine kleine Merkwürdigkeit.“

Georg Michael Schuler macht keine nä- heren bibliographischen Angaben zu der in seinem Besitz befindlichen „kuriosen“ Schrift. Ein textkritischer Vergleich lässt jedoch den Schluss zu, dass es sich bei der Vorlage – die Schuler leicht bearbeitet – um folgendes, 1741 in Heidelberg er- schienene Werk handelt: „Curioser Christ-Catholischer Catechismus: Aus denen Bücheren D. Martini Lutheri ge- zogen. Anno MDCCXLI. Denen Herren Lutheranern Zum Neuen-Jahrs-Ge- schenck.“

35 Martin Luther, Römisch-katholischer Katechismus, eine Festgabe für das Jubeljahr 1883, Würzburg: Bucher, 1883. Signatur: Apol. 369,16

362 VIII. BEKENNTNIS IM DIALOG

Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 Philipps Verteidigungsschrift überlesen: haben die Anhänger der Wittenberger die gefällt mir sehr wohl und weiß nichts Reformbewegung die Gelegenheit, daran zu bessern noch ändern, würde öffentlich zu bekennen, dass sie keine sich auch nicht schicken, denn ich so Ketzer oder Kirchenspalter sind, son- sanft und leise nicht treten kann.“ In dem dern Katholiken Augsburgischen Be- ihm eigenen Pathos kann er die Con- kenntnisses. fessio Augustana sogar als „göttliches Buch“ bezeichnen. Dieses unter Federführung von Philipp Melanchthon (1497-1560) konzipierte Diejenigen Reichsfürsten, die die Not- Bekenntnis – auch „Confessio Augus- wendigkeit einer Reform im Sinn der tana“ genannt – wird am 25. Juni 1530 Confessio Augustana ablehnen, lassen von dem sächsischen Kanzler Christian durch ihre Theologen, insbesondere Beyer auf Deutsch vor Kaiser Karl V. ver- unter maßgeblicher Beteiligung von lesen. Johann Eck (1486-1543), eine Entgeg- Die in lateinischer und deutscher Sprache nung, die „Responsio catholica“, erar- verfasste Confessio Augustana stellt ein beiten. Deren polemische Schärfe findet reformkatholisches Bekenntnis dar. Eine bei ihnen und Kaiser Karl V. allerdings notwendige Reform der Kirche steht für keine Zustimmung. Schließlich wird am die Bekenner von Augsburg außer Zwei- 3. August 1530 die weitaus gemäßigtere fel, doch ebenso auch deren bleibende „Confutatio Confessionis Augustanae“ Verortung in der bestehenden katholisch- verlesen. Weitere Vergleichsgespräche en Kirche. „Die Confessio Augustana geht scheitern jedoch. Das Augsburgische klar davon aus, dass Kirchengemein- Bekenntnis gilt als widerlegt, Melanch- schaft besteht. Ziel der Confessio Augus- thons „Apologie“, der Versuch einer Ver- tana ist nachzuweisen, dass man ... keine teidigung des Bekenntnisses, nicht mehr Konfessionskirche neben anderen er- angenommen. richten will.“ (Erwin Iserloh). In der Ausstellung sehen Sie eine ge- Nicht selten geriet und gerät das reform- meinsame Ausgabe von Confessio katholische Augsburgische Bekenntnis Augustana und Apologie sowie die unter den Verdacht unaufrichtiger Zurück- „Historia“ des Theologen und His- haltung auf Kosten der Eindeutigkeit torikers David Chytraeus (1530-1600), Luthers. Die dann gerne bemühte „Leise- in der er den Verlauf der Augsburger treterei“ Philipp Melanchthons wird frei- Religionsverhandlungen beschreibt. lich von Luther anders verstanden, näm- lich nicht vorwurfsvoll, sondern durchaus als indirektes Lob: „Ich habe Magister

37 Confessio fidei exhibita invictiss. Imp. Carolo V. Caesari Aug. in comitiis Augustae anno 1530, Addita est Apologia Confessionis, Jena: Christian Rödinger und Thomas Rebart, 1570. Signatur: H.e. 569,12

David Chytraeus, Historia Der Augspurgischen Confession wie sie erstlich berathschlagt, verfasset und Keiser Carolo V. vbergeben ist sampt anderen Religionshandlungen, so sich dabey auff dem Reichstag zu Augspurg, Anno M.D.XXX zugetragen, durch D. Davidem Chytreum erstlich zusamen geordnet und newlich vermehret, Rostock: Lucius, 1577. Signatur: L.pr. 175,41

Was Luther beibehalten wollte und welche Form der Lehre und der Sakramentenfeier er guthieß, geht klar aus dem Bekenntnis hervor, das der Kurfürst von Sachsen, Johann, und Fürst Philipp, der Landgraf von Hessen, und andere 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. übergaben. (Philipp Melanchthon, Über das Leben Martin Luthers, 1546) 382 VIII. BEKENNTNIS IM DIALOG

Die Confessio Augustana ist in zwei deutung der Confessio Augustana. Sie Hauptteile gegliedert. Der erste Teil be- will die Einheit mit der römischen Kir- steht aus 21 Artikeln, in denen die Katho- che, also der lateinischen Kirche des liken Augsburgischen Bekenntnisses den Westens, festhalten. Aufgrund des gemeinsamen Glauben bekennen. Im kirchlichen Reformbedarfs angesichts zweiten Teil, der die Artikel 22-28 umfasst, bestehender Missstände ist ein Bekennt- werden die abgeschafften Missbräuche nis notwendig; doch handelt es sich beim benannt. Augsburgischen Bekenntnis nicht um die Sie sehen zunächst ein aufgeschla- „konfessionelle“ Schrift einer von Rom genes Exemplar der Confessio Augus- getrennten lutherischen Konfessionskir- tana, das der von David Chytraeus er- che. Vielmehr ist die Confessio Augus- stellten „Historia“ entnommen ist. Es tana „konfessorisch“ ausgerichtet. Sie be- zeigt den Text der Zusammenfassung kennt sich bewusst zur Reform innerhalb („Summa“) des ersten Hauptteils der der römisch-katholischen Kirche und re- Confessio Augustana. Die Glaubens- präsentiert katholische Gemeinden und artikel sind „in heiliger Schrift klar ge- Regionen, die sich dem Wittenberger gründet, und dazu auch der allgemein- Reformanliegen geöffnet haben. en Christlichen, ja Römischen Kirche [!], Durch einen allmählichen Prozess der so viel aus den Kirchenväterschriften Konfessionsbildung (nach Luthers Tod) zu erkennen ist, nicht zuwider noch wächst dem Bekenntnis, insbesondere entgegen.“ der Confessio Augustana, freilich dann Die „Apologie“ der Confessio Augustana eine neue und veränderte Bedeutung zu: verstärkt noch einmal diese Grundhalt- Es wird zur Bekenntnisgrundlage einer ung, obwohl sie auf dem Reichstag zu lutherischen Konfessionskirche, die sich Augsburg schließlich kein Gehör mehr mehr und mehr gegenüber der römisch- fand. Melanchthon weist in dieser seiner katholischen Kirche verselbständigt, sich Verteidigungsschrift ausdrücklich darauf dann auch bewusst anti-römisch-katho- hin, dass etwa Artikel 9 von der Taufe lisch positioniert. auch von den „Widersachern“, also den Das Konkordienbuch von 1580 mit den in Verfassern der antilutherischen „Con- ihm zusammengefassten Bekenntnis- futatio“, nicht beanstandet wird (vgl. die schriften steht dann gleichsam für den folgende Abbildung). Ebenso verhält es lehrmäßigen Abschluss der lutherischen sich mit dem gemeinsamen Bekenntnis Konfessionalisierung. Damit tritt aber der zur realen Gegenwart des Leibes und ursprünglich „typisch“ reformkatholische Blutes Christi im Herrenmahl. Ansatz in den Hintergrund und ebenso Diese den heutigen Leser u.U. irritier- der ursprüngliche, 1530 selbstverständ- enden Aussagen zeigen deutlich die lich vorausgesetzte, gemeinsame röm- ursprünglich vorkonfessionelle Be- isch-katholische Kontext des Verstehens.

39 David Chytraeus, Historia Der Augspurgischen Confession wie sie erstlich berathschlagt, verfasset und Keiser Carolo V. vbergeben ist sampt anderen Religionshandlungen, so sich dabey auff dem Reichstag zu Augspurg, Anno M.D.XXX zuge- tragen, durch D. Davidem Chytreum erstlich zusamen geordnet und newlich vermehret, Rostock: Lucius, 1577. Signatur: L.pr. 175,41

Concordia. Christliche, Widerholete, einmütige Bekentnus nachbenanter Churfürsten, Fürsten und Stende Augspurgischer Confession, und der- selben zu ende des Buchs underschriebener Theo- logen Lere und glaubens. Mit angeheffter in Gottes- wort als der einigen Richt- schnur wolgegründter erklerung etlicher Artickel bey welchen nach D. Martin Luthers seligen absterben disputation und streit vorgefallen, Dresden: Matthes Stöckel, 1580. Signatur: H.e. 569,11

Auch das sind geradezu göttliche Bücher: das Augsburgische Bekenntnis und dessen Apologie! (Martin Luther, Tischreden) 402 IX. LITURGIE ALS DIALOG

Gottesdienst ist Dialog, zuerst zwischen Das 1571 herausgegebene Gottesdienst- Gott und den Menschen, dann auch – von buch (hier in der zweiten Druckfassung) Gott her ermöglicht – zwischen den wurde in einer Auflage von etwa 4000 Menschen und Gott. Die liturgischen Exemplaren gedruckt, von denen aller- Ordnungen für dieses gottesdienstliche dings etwa 3000 Stück Anfang des 17. Geschehen sind in der „Agende“ zusam- Jahrhunderts der Gegenreformation zum mengefasst. Opfer fielen. Das Vorliegen dieser Agende war die von Wir zeigen Ihnen hier eine lutherische Kaiser Maximilian II. gestellte Bedingung, Agende, die von dem bereits erwähnten unter der die Stände des Adels und der David Chytraeus (1530-1600) – Theo- Ritterschaft im Erzherzogtum Österreich logieprofessor in Rostock, Historiker, unter der Enns auf der Grundlage der Schulorganisator, Mitverfasser der Kon- Confessio Augustana eine Konzession kordienformel von 1577 – und dem für die zur Religionsausübung erhielten. in Österreich unter der Enns bedeutenden Christoph Reuter (um In der Feier der hier vorgesehenen lu- 1520-1581) erstellt wurde. therischen Messe hat die in der litur- gischen Tradition vorgegebene „Prä- fation“ – ein lobpreisendes Gebet – weiterhin ihren Ort. Sie wird entweder in lateinischer (!) oder deutscher Spra- che gesungen und durch einen drei- gliedrigen Dialog zwischen „Priester“ und „Chor“ (stellvertretend für die Ge- meinde) eingeleitet.

Immerhin 41 Jahre nach dem Augsburg- ischen Bekenntnis von 1530 wird hier ex- emplarisch deutlich, dass der Beginn des 24. Artikels der Confessio Augustana (Über die Messe) durchaus seine Berech- tigung hat: „Zu Unrecht wird unseren Kirchen vorge- worfen, die Messe abzuschaffen. Denn bei uns wird die Messe beibehalten und mit höchster Ehrerbietung gefeiert. Nahe- zu alle gebräuchlichen Zeremonien wer- den bewahrt.“

41 [David Chytraeus, Christoph Reuter], Christliche Kirchen Agenda, wie die bey den zweyen Ständen der Herrn und Ritterschaft im Erzhertzogthumb Oesterreich unter der Enns gebraucht wirdt, [Rosenburg]: 1571. Signatur: F 01 92

Dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort, und wir wiederum mit Ihm reden durch Gebet und Lobgesang. (Martin Luther, Predigt bei der Weihe der Schlosskirche zu Torgau, 5. Oktober 1544) 422 IX. LITURGIE ALS DIALOG

Die hier aufgeschlagenen Seiten der Nach lutherischem Verständnis bezeu- niederösterreichischen Agende von 1571 gen die Einsetzungsworte das Sakrament zeigen Text und Noten für das Vaterunser des Altars als Stiftung Christi. und die Einsetzungsworte des Herren- mahls. Zugleich wecken sie den Glauben an die Dass die Einsetzungsworte zur Hör-Er- Verheißung dieses Sakramentes: die Ver- fahrung werden können, muss für die gebung der Sünden durch den Empfang zeitgenössische gottesdienstliche Ge- von Christi Leib und Blut. meinde eine ganz neues Erlebnis ge- wesen sein. In der vorreformatorisch- Schließlich sind sie Konsekrationsworte, en Messe wurde nämlich das Hochge- die als schöpferische und effektive Tat- bet einschließlich der Einsetzungs- worte Brot und Wein zu Christi Leib und worte mit kaum vernehmbarer Stimme Blut werden lassen. gebetet.

Dagegen wird nun in der lutherischen Messe ausdrücklich ein Tonmodell für den Gesang der Einsetzungsworte angege- ben und in den liturgischen Anweisungen für den Priester vorgeschrieben, dass diese Worte auf Deutsch („in bekannter Sprache“), gut verständlich („fein lang- sam, mit erhobener, deutlicher Stimme“) und ohne Skrupel und Gewissensängste („mit besonderer Tapferkeit“) vorgetragen werden sollen. Der Priester soll zudem der Gemeinde zugewandt zelebrieren und dabei die Schale mit den Hostien und entsprechend den Kelch mit Wein in die Hand nehmen.

43 [David Chytraeus, Christoph Reuter], Christliche Kirchen Agenda, wie die bey den zweyen Ständen der Herrn und Ritterschaft im Erzhertzogthumb Oesterreich unter der Enns gebraucht wirdt, [Rosenburg]: 1571. Signatur: F 01 92

442 IX. LITURGIE ALS DIALOG

Die Schrift des Kölner Stiftsherrn Dass das Sakrament daher vor dem Emp- Bernard Balduin Fley steht als Beispiel fang verehrt werden kann, ist für Luther für eine katholisch-lutherische Aus- selbstverständlich; ebenso, dass übrig einandersetzung um das Verständnis gebliebene Elemente, sofern sie nicht für der Konsekration von Brot und Wein. eine baldige Krankenkommunion aufbe- Fley konstatiert dabei einen wesent- wahrt werden, vollständig zu verzehren lichen Unterschied zwischen Luther sind. und den „wahren, alten“ Lutheranern auf der einen Seite und den „heuti- Nicht wenige „heutige“ Lutheraner – so- gen“, also Fleys Zeitgenossen des 18. wohl Fleys Zeitgenossen als auch die des Jahrhunderts, auf der anderen Seite. 21. Jahrhunderts – beurteilen eine solche Auffassung als „unlutherisch“ bzw. „ka- Ausgangspunkt seiner liturgietheologi- tholisch“. Doch genau dieser „konfession- schen Darlegung sind die Ordnung der alisierte“ Sprachgebrauch und das da- lutherischen Messe und die Spendung hinter stehende theologische Verständnis der Krankenkommunion nach der Bran- steht im Widerspruch zur ursprünglichen denburgischen Kirchenagende von 1572. reformkatholischen Überzeugung sowohl Dabei stellt er fest, dass die darin vorge- Luthers als auch der Confessio Augusta- schriebenen Gebete und die liturgischen na von 1530 und markiert damit eine erst Handlungsanweisungen für den zelebrie- später eingetretene Differenz. renden Priester durchgehend voraus- setzen, dass kraft der wirkmächtigen Einsetzungsworte der Leib und das Blut Christi auf dem Altar wahrhaft gegenwär- tig sind.

Das Wunder der Realpräsenz ist mithin schon vor dem Empfang der Kommunion gegeben. Die konsekrierten Gaben sollen natürlich nach dem Befehl Jesu gegessen und getrunken werden; die Kommunion ist ja der Zielpunkt der lutherischen Mes- se. Doch die Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi tritt nicht erst im Augenblick des Empfangs ein, wie Fleys lutherische Zeitgenossen meinen, sondern ist zuvor schon eine von Gott durch sein schöpfe- risches Wort geschenkte Wirklichkeit.

45 Bernhard Balduin Fley, Die Im Jahr 1572 zu Zeiten des Luthrischen Churfürstenthumbs Brandenburg in der Luthrischen Kirche übliche Meß, Köln: Aldenkirchen, 1732. Signatur: Apol. 107,61

In dem hochwürdigen und anbetungswürdigen Sakrament des Altars wird gereicht und genommen wahrhaftig und wesentlich der Leib und das Blut des Herrn Christus, und zwar sowohl von Würdigen als auch von Unwürdigen. (Martin Luther, Gegen die 32 Artikel der Theologisten zu Löwen, 1545) 462 X. VERWEIGERTER DIALOG

Auch Dialogverweigerung gehört oder Das aufgeschlagene Exemplar des „In- – hoffentlich – besser gesagt: gehörte dex“, hier in der Ausgabe von 1597, und zur katholisch-lutherischen Wirklich- die dortige Einordnung Luthers unter die keit. Je mehr der reformkatholische häretischen Autoren versinnbildlicht ein- Ansatz Luthers und des frühen Luther- en seinerzeit letztlich gescheiterten Dia- tums in den Hintergrund trat und je log. weiter die Konfessionsbildung voran- schritt und mit ihr eine antilutherische bzw. antikatholische Verfestigung, um so dialogunfähiger wurden beide Sei- ten.

Weil Luthers Werke zu den im Römischen Index verzeichneten „verbotenen“ Bü- chern gehörten, war es Katholiken nicht gestattet, ohne kirchliche Sondererlaub- nis, Luther zu lesen (vgl. auch Seite 5). Umgekehrt galt auf lutherischer Seite das ungeschriebene Gesetz: „Catholica non leguntur.“ / „Katholisches Schrifttum wird nicht gelesen.“

Ohne wirklich tiefere Kenntnis voneinan- der zu haben, wurden Vorurteile gepflegt und konfessionelle Klischees vertieft. Man wiederholte altbekannte Feindbilder, ohne deren tatsächliche Berechtigung zu überprüfen bzw. überprüfen zu wollen und zu können.

47 Index librorum prohibitorum cum regulis confectis per patres a Tridentina Synodo delectos; Instructione adiecta de exequendae prohibitionis deque sincere emendandi et imprimendi libros ratione, Köln: Cholinus, 1597. Signatur: Eccl. 87,5

Es war der Fehler des konfessionellen Zeitalters, dass wir weithin nur das Trennende gesehen und gar nicht existentiell wahrgenommen haben, was uns mit den großen Vorgaben der Heiligen Schrift und der altchristlichen Bekenntnisse gemeinsam ist. (Papst Benedikt XVI., Erfurt 2011) 482 X. VERWEIGERTER DIALOG

Zwei polemische antilutherische Schrif- Johann Pistorius d.J. (geboren 1546 in ten vom Ende des 16. Jahrhunderts und Nidda, gestorben 1608 in Freiburg im Br.), der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigen Sohn des hessischen Reformators Jo- schon durch ihre eindeutigen Titel, dass hann Pistorius d.Ä., Mediziner und His- hier ein verstehendes Bemühen nicht toriker, konvertierte 1588 in Speyer zur gewollt ist. In ihrer Einschätzung von Per- katholischen Kirche und wurde 1592 in son und Werk Luthers stehen sie in der Tra- Konstanz zum katholischen Priester ge- dition eines Johann Cochläus (1479-1552), weiht. der durch seine Polemik das negative Er stellt Luther, „den Gottlosen verdamp- katholische Lutherbild auf Dauer prägen ten Mann“ (so in der Vorrede zur „Ana- sollte (vgl. Seiten 19-21). tomia“), als von sieben bösen Geistern Besessenen dar und weist in der gezeig- ten Schrift allein 103 vermeintliche Irrtü- mer in dessen Gotteslehre nach.

Der Titel des antilutherischen Werkes von Johann Nicolaus Weislinger (geboren 1691 in Püttlingen, gestorben 1755 in Kappelrodeck) spricht für sich: „Friß Vogel / oder stirb!“. Das geht unmittelbar an die Adresse der „uncatholischen Prae- dicanten“, also insbesondere der luther- ischen Geistlichen. Anstelle einer differ- enzierten Auseinandersetzung tritt die klare Kampfansage.

Weislinger, der diese Schrift 1722 noch als gelehrter Laie verfasst hat und erst später in Straßburg zum Priester geweiht wurde, galt seinen katholischen Zeit- genossen als „athleta“ / „Krieger“ und „gigas“ / „Riese“ auf dem konfessionellen Kampfplatz. Johann Pistorius, Anatomiae Lutheri pars secunda […], Erster Theil, Köln: Quentel, 1598. Signatur: Apol. 113

49 Johann Nicolaus Weislinger, Friß Vogel oder stirb! Das ist: Ein wegen dem wichtigen Glaubens-Articul deß Christentums von der wahren Kirchen mit allen uncatholischen Praedicanten scharff vorgenommenes Examen und Tortur […], Straßburg: Lerse [1722]. Signatur: Apol. 139,32

502 X. VERWEIGERTER DIALOG

Nicht als bekannter Kontroverstheologe, Henniger, der historisch interessiert ist, sondern als unbekannter, aus dem thürin- gibt einen Abriss über Luthers Leben und gischen Röppisch gebürtiger Poet ver- Wirken in durchweg pathetisch-gefühlvol- fasst J. G. F. Henniger (seine Lebensda- lem Ton und trifft damit durchaus die Stim- ten konnten nicht recherchiert werden) mung seiner Zeit. ein eher volkstümliches 34seitiges Ge- dicht über „Luther, der Wahrheit Held und Dem Gedicht angefügt sind „Merkwürdige Sieger“. historische Notizen, Miscellen und Anec- doten aus D. M. Luthers Reformationsge- Darin nimmt er eine klare antikatho- schichte“. lische Position ein, die einen Dialog ebenfalls unmöglich macht. Denn aus Die letzte Strophe des Jubiläumsgedich- Anlass des 300jährigen - tes mag für sich sprechen: jubiläums 1817 geht es um die „Befrey- ung aus der päpstlichen Tyranney Und du, o Fest des Lichts! durch den Dienst des Unsterblichen sei uns willkommen! Dr. Martin Luthers“. Gesegnet uns, du heil'ger Jubeltag! In mild aufklärerischer Weise meint Du hast das Sclavenjoch Henniger zwar, dass „verständige Katho- von uns genommen; liken“ keine Bedenken gegen sein Jubi- In Preiß verwandelt läumsgedicht hegen dürften, polemisiert teutscher Völker Schmach! jedoch zugleich gegen die „ächtpapis- Heil dem, der deine tischen Papisten“, die „abermals viel Würde fühlen kann! wider unser heiliges Fest einzuwenden Er jauchze: Luther haben“. war ein großer Mann!

51 J. G. F. Henniger, Luther: der Wahrheit Held und Sieger […], Schleiz: Mauke, 1817. Signatur: H.e. 561,10 s

522 XI. ÖKUMENISCHER DIALOG

Was wurde aus dem, was Luther gesagt Das 1929 von Alfred von Martin heraus- hat? Wie wir gesehen haben, gibt es gegebene Buch „Luther in ökumenischer keine einfache Antwort auf diese Frage, Sicht“ ist gleichsam ein ökumenischer weil „die“ Wirkungsgeschichte der Witten- „Vorreiter“. Der Historiker und Soziologe berger Reformbewegung nicht einheitlich von Martin (1882-1979) war Mitbegründer verlaufen ist. des „Hochkirchlich-Ökumenischen Bun- des“ und wurde Herausgeber der öku- 1) Da gibt es das vorkonfessionelle Ver- menischen Zeitschrift „Una Sancta“ ständnis, das Katholizität und Reform (1925-1927), die aber ihr Erscheinen ein- nicht als Gegensatz, sondern als notwen- stellte, als das „Heilige Offizium“ in Rom dige reformkatholische Synthese auf- am 27. April 1927 die weitere Mitarbeit fasst. von Katholiken durch ein Dekret unter- 2) Es gibt den konfessionellen Zugang, sagte. Das bereits geplante Sonderheft der das Bekenntnis nicht mehr inner- der Zeitschrift erschien jedoch später als römisch-katholisch verortet, sondern als eigenständiges Buch. Sammlung von Bekenntnisschriften einer von Rom getrennten lutherischen Konfes- Dass sich die weitere ökumenische sionskirche interpretiert. Entwicklung schließlich doch nicht ohne die katholische Kirche vollziehen und 3) Das konfessionalistische Verständnis durch das Ökumenismusdekret des Zwei- ist Ausdruck einer strikt anti-katholischen ten Vatikanischen Konzils "Unitatis re- Haltung (in Reaktion auf eine anti-luther- dintegratio" lebendige Impulse erhalten ische Polemik), die letztlich zur Dialogun- sollte, zeigt der Band „Die Entdeckung fähigkeit führt. der Ökumene“. Er dokumentiert die Vor- träge, die im Jahr 2007 bei einer Tagung Diese verschiedenen Verstehensmög- aus Anlass des 50-jährigen Bestehens lichkeiten lösen sich nicht einfach im des (katholischen) Paderborner Johann- Laufe der Zeit ab, sondern können bis Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik ge- heute gleichzeitig nebeneinander be- halten wurden. stehen. 4) Einen Neuansatz bietet der ökume- nische Dialog, der vom Faktum der in- zwischen erfolgten Konfessionsbil- dung ausgeht, die Bedeutung der Theologie Luthers und des frühen Lu- thertums aber dennoch konfessions- übergreifend (transkonfessionell) ver- steht.

53 Alfred von Martin (Hg.), Luther in ökumenischer Sicht, von evangelischen und katholischen Mitarbeitern, Stuttgart: Frommanns Verlag, 1929. Signatur: F 28 90

Jörg Ernesti, Wolfgang Thönissen (Hgg.), Die Entdeckung der Ökumene. Zur Beteiligung der katholischen Kirche an der Ökumene, Paderborn / Frankfurt am Main: Bonifatius / Lembeck, 2008. Signatur: F 27 73

Ökumenischer Dialog bedeutet, sich von Denkmustern abzuwenden, die durch die Unterschiedlichkeit der Konfessionen entstanden sind und die deren Unterschiede betonen. (Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Bericht der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit, 2013, Nr. 34) 542 XI. ÖKUMENISCHER DIALOG

Zwei weitere ökumenisch bedeutsame In der zuletzt präsentierten Schrift „Vom Titel beschließen unsere Ausstellung Konflikt zur Gemeinschaft“ wird der Ver- und eröffnen zugleich weitere katho- such unternommen, ein gemeinsames lisch-lutherische Perspektiven über katholisch-lutherisches Wort zum Re- 2017 hinaus. formationsgedenken 2017 zu formulie- ren. Zum ersten Mal findet das Jahrhun- Die „Gemeinsame Erklärung zur Recht- dertgedenken in einem „ökumenischen“ fertigungslehre“ von 1999 ist die Frucht Zeitalter statt, verbunden mit der Erinner- eines gemeinsamen (!) Ringens um die ung an einen bereits 50jährigen katho- im 16. Jahrhundert so kontrovers beant- lisch-lutherischen Dialog. wortete Frage, wie wir Sünder ins Heil kommen und im Heil bleiben. Durch die „Luther in Laach?“ Luther bleibt auch am 31. Oktober 1999 in Augsburg erfolgte nach 2017 in Laach. Die Bibliothek als Unterzeichnung der „Gemeinsamen offi- Ort des Dialogs wächst weiter und mit ziellen Feststellung“ des Lutherischen ihr nicht nur der Buchbestand zur Weltbundes und der Katholischen Kirche katholisch-lutherischen Ökumene, wurde die „Gemeinsame Erklärung“ in sondern auch die Möglichkeit dia- ihrer Gesamtheit bestätigt. logischen Verstehens.

Katholiken und Lutheraner erklären nun- mehr gemeinsam: „Alle Menschen sind von Gott zum Heil in Christus berufen. Allein durch Christus werden wir gerecht- fertigt, indem wir im Glauben dieses Heil empfangen. Der Glaube selbst ist wiede- rum Geschenk Gottes durch den Heiligen Geist, der im Wort und in den Sakramen- ten in der Gemeinschaft der Gläubigen wirkt und zugleich die Gläubigen zu jener Erneuerung ihres Lebens führt, die Gott im ewigen Leben vollendet.“

55 Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Gemeinsame offizielle Feststellung. Anhang zur Gemeinsamen offiziellen Feststellung, Lutherischer Weltbund, Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, 3. Aufl., Frankfurt am Main / Paderborn: Lembeck / Bonifatius, 1999. Signatur: F 26 05

Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017; Bericht der Lutherisch/Römisch- Katholischen Kommission für die Einheit, 2. Aufl., Leipzig / Paderborn: Evang. Verlagsanstalt / Bonifatius, 2013. Signatur: F 28 68

Stattdessen blicken die Partner im Dialog zuerst auf das, was ihnen gemeinsam ist, und gewichten erst dann die Bedeutung der Unterschiede. (Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Bericht der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit, 2013, Nr. 34) 562 LITERATURVERZEICHNIS

Allgemeine Literatur

Peter Manns, Martin Luther, Freiburg im Breisgau u.a., 1982

Das Luther-Lexikon, hrsg. von Volker Leppin und Gury Schneider-Ludorff, Regensburg 2014 [= Das Luther-Lexikon]

Luther: Katholizität und Reform. Wurzeln, Wege, Wirkungen, hrsg. von Wolfgang Thönissen u.a., Paderborn/Leipzig 2016

I. Im Dialog mit Luther

Alfred Hagelstange, Die Wandlungen eines Lutherbildnisses in der Buchillustration des XVI. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 11 (1907/1908), S. 97-107

Jens Bulisch, Wie alt ist Martin Luther geworden? Zum Geburtsjahr 1482 oder 1484, in: Lutherjahrbuch 77 (2010), S. 29-39

Peter Manns/Rainer Vinke, Martin Luther als Theologe der Liebe, in: Caritas Dei. Festschrift für Tuomo Mannermaa zum 60. Geburtstag, hrsg. von Oswald Bayer u.a., Helsinki 1997 (Schriften der Luther-Agricola-Gesellschaft 39), S. 265-286

II. Luther im Dialog mit der Heiligen Schrift

Augustinus Sander, Art. Noviziat, in: Das Luther-Lexikon, Sp. 514a-515b

III. Luther im Dialog mit Augustinus

Hans-Ulrich Delius, Augustin als Quelle Luthers. Eine Materialsammlung, Berlin 1984

IV. Luther im Dialog mit Bernhard von Clairvaux

Theo Bell, Divus Bernhardus. Bernhard von Clairvaux in Martin Luthers Schriften, Mainz 1993 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Abteilung Religionsgeschichte 148)

Franz Posset, Pater Bernhardus: Martin Luther and Bernard of Clairvaux, Kalamazoo/Spencer 1999 (Cistercian studies series 168)

57 V. Kritischer Dialog

Theodor Dieter, Art. Bannandrohungsbulle/Bannbulle, in: Das Luther-Lexikon, Sp. 99b-100a

Heinz-Meinolf Stamm, Luthers Stellung zum Ordensleben, Wiesbaden 1980 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Abteilung Religionsgeschichte 101)

Remigius Bäumer, Art. Cochlaeus, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl., Bd. 2 (1958), Sp. 1243f.

VI. Übersetzung als Dialog

Gottfried Mälzer, Hieronymus Emsers deutsche Ausgabe des Neuen Testaments, in: Die Bibel in der Welt. Jahrbuch des Verbandes der Evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland 14 (1973), S. 40-54

Peter Walter, Art. Eck, Johannes, in: Das Luther-Lexikon, Sp. 180a-181a

VIII. Bekenntnis im Dialog

Erwin Iserloh, Kirche, Kirchengemeinschaft und Kircheneinheit nach der Confessio Augustana, in: Peter Brunner u.a., Evangelium, Sakramente, Amt und die Einheit der Kirche. Die ökumenische Tragweite der Confessio Augustana, hrsg. von Karl Lehmann und Edmund Schlink, Freiburg im Breisgau/Göttingen 1982 (Dialog der Kirchen 2), S. 13-27

Augustinus Sander, Luther und Melanchthon. Ökumenische Überlegungen zur Doppelspitze der Wittenberger Reformbewegung, in: Katholische Nachrichtenagentur – Ökumenische Information, Heft 27, 6. Juli 2010, Thema der Woche, S. 1-4

IX. Liturgie als Dialog

Herbert Krimm, Die Agende der niederösterreichischen Stände vom Jahre 1571, Wien 1933 (Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus im Ehemaligen und im Neuen Österreich, Sonderdruck 4)

582 Herausgeber: Benediktinerabtei Maria Laach 56653 Maria Laach E-Mail: [email protected] www.maria-laach.de

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Bahnhofplatz 14 56068 Koblenz E-Mail: [email protected] www.lbz.rlp.de

Texte: Pater Dr. Augustinus Sander OSB, Benediktinerabtei Maria Laach

Redaktion: Denise Bernhardt, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Dr. Annette Gerlach, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Jens Neumann, Benediktinerabtei Maria Laach Andrea Ordon, Benediktinerabtei Maria Laach Pater Dr. Augustinus Sander OSB, Benediktinerabtei Maria Laach

Fotos: Titelbild © h & d zielske; alle weiteren Bilder: LBZ / Christoph Mayr Erscheinungsjahr: 2017 Auflage: 5000

gefördert durch: Bischof Dr. Stephan Ackermann, Trier

Impressum Verein der Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach e.V.