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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Der Bayerische Wald

Jahr/Year: 2016

Band/Volume: 29_1-2

Autor(en)/Author(s): Zahlheimer Willy Albert, Teuber Ulrich, Herrmann Thomas, Ritt Rudolf, Punkenhofer Josef, Braun Ralf, Pontz Andreas, Mathyl Markus, Dentler Gudrun, Sommer Yvonne

Artikel/Article: Das Erdbrüst-Feuchtgebiet am Passauer Stadtrand, ein restauriertes Biotop-Ensemble 25-74 Der Bayerische Wald 29 / 1+2 NF S. 25-74 Dezember 2016 ISSN 0724-2131

Das Erdbrüst-Feuchtgebiet am Passauer Stadtrand, ein restauriertes Biotop-Ensemble

Willy Zahlheimer, Passau, Ulrich Teuber, Regensburg, Thomas Herrmann, Neuburg am Inn, Rudolf Ritt, Hauzenberg, Josef Punkenhofer, Schärding, Ralf Braun, Untergriesbach, Andreas Pontz, Passau, Markus Mathyl, Passau, Gudrun Dentler, Passau & Yvonne Sommer, Untergriesbach

Da die grundlegenden Entwick- lungsmaßnahmen inzwischen abgeschlossen sind, bot es sich an, eine Zwischenbilanz über das Erreichte zu ziehen. Um die Datenbasis dafür zu verbreitern, veranstaltete der Naturwissen- schaftliche Verein Passau zu- sammen mit dem Umweltamt der Stadt Passau und dem Bund Naturschutz am 18. Juni 2016 einen „GEO-Tag der Artenviel- falt“. Seine Ergebnisse bilden zusammen mit weiteren Beob- achtungen die Grundlage für diese Gebietsmonographie. Es zeigt sich eindrucksvoll, dass sich der nicht unerhebli- che Mitteleinsatz für das Na- turschutzprojekt gelohnt hat. Mehrere der untersuchten Or- ganismengruppen sind in beein- druckender Vielfalt und mit be- drohten Arten vertreten. Auch Im Westteil des Erdbrüst-Feuchtgebiets nach Rodung und Wiederherstellung von die Vegetation erweist sich als Nasswiesen (Foto: W. Zahlheimer, 06.05.2012). wertvoll, teilweise auch als ge- schützt: Aus einem in der frühe- Zusammenfassung ren Stadtbiotopkartierung nicht als besonders schutzwürdig 2005 wurde die untere Naturschutzbehörde auf das bis da- wahrgenommenen Areal wurde somit ein Lebensraum-En- hin „unauffällige“ Tälchen des Erdbrüstbachls im Nordosten semble von überörtlicher naturschutzfachlicher Bedeutung. der Stadt Passau gestoßen. Ein hydrologisch weitgehend in- Anregungen zu seiner Fortentwicklung schließen den Bei- taktes Feuchtgebiet mit einer Reihe von Quellaustritten und trag ab. einem Restbestand schutzwürdiger Pflanzen- und Tierarten animierte dazu, ein Naturschutzprojekt zu starten. Der Er- werb wichtiger Grundstücke durch Stadt Passau und Bund Einleitung Naturschutz bahnten den Weg für umfangreiche Natur- Als 2005 Gerald Meißner bei der unteren Naturschutzbehör- schutzmaßnahmen ab 2009, für die das Nutzungsbild und de der Stadt Passau seinen Zivildienst ableistete, schwärmte floristische Angaben des 19. Jahrhundert wichtige Anregun- er eines Tages über ein „Naturgebiet“ mit Molchen, Sala- gen lieferten. Ein besonders ehrgeiziges Teilvorhaben war mandern, Krebsen und Seidelbast in der Nähe seines Wohn- die Wiederherstellung quelliger Streuwiesen anstelle jahr- orts Passau-Grubweg. Da dort weder die Biotop- noch die zehntealter Gehölzbestände. Dafür wurde an anderer Stelle Amphibienkartierung Eintragungen aufwies, machte das der Weg zum Naturwald geebnet. Auch ein begradigter Ab- neugierig. Auf einer Führung Meißners für die ehrenamtli- schnitt des Erdbrüstbachls wurde renaturiert. chen Bachpaten der Stadt im Mai (Abb. 1) wurde deutlich,

25 Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet nordöstlich von Pas- sau-Grubweg am Erdbrüstbachl (Grenze rote Linie), sein Oberflächenwasser-Einzugsgebiet (blaue Linie) und das Teil-Einzugsgebiet des Bachs bis zum Forstweg (ge- schummert) auf der Topographischen Karte 1:25.000. – Nutzung der Geobasisdaten der Bayerischen Landes- vermessungsverwaltung. Geobasisdaten: © Bayerische Landesvermessungsverwaltung.

chungsgebietsfläche beträgt ca. 7,8 ha. Sein Westteil liegt im Blattquadranten 7446/2 (genauer: Kartenfeld 7446/222), Abb. 1: Gerald Meißner (rechts) bei der Vorstellung des sein Ostteil im Quadranten 7447/1 (Kartenfeld 7447/111). Erdbrüst-Feuchtgebiets am 11.05.2005 (Foto: W. Zahlhei- mer). dass er nicht untertrieben hatte – im Gegenteil: Es zeigte Klima sich, dass das Erdbrüstbachl und Teile seiner Umgebung sehr Nach Am Online Projects (2016) stellt sich die Situati- wertvolle Natur verkörpern und darüber hinaus Flächen mit on in Passau wie folgt dar: Die Temperaturamplituden der hohem Optimierungspotenzial vorhanden sind. Monatsmittel belaufen sich auf 21°C (Januar -2,3°C, Juli Mit diesem Zeitpunkt begann eine zunehmend intensive 18,7°C) bei einem Jahresmittel von rund 9°C. Sie belegen Durchforschung des Gebiets durch mehrere der Autoren, die die für Niederbayern bezeichnenden subkontinentalen Kli- noch so manche Überraschung brachte. mazüge. Bedingt durch die Staueffekte der Hochlagen des Bayerischen Waldes und des Sauwalds ist die jährliche Nie- derschlagsmenge mit durchschnittlich rund 920 mm aller- Lage und Untersuchungsgebiet dings deutlich höher als im südlichen und westlichen Nieder- bayern. Darüber hinaus ist die Niederschlagsverteilung im Das Untersuchungsgebiet (Abb. 2) liegt wenig unterhalb von Jahresverlauf zweigipflig; neben dem großen Niederschlags- Passau donaunah in einem Seitentälchen des Donau-Engtals. maximum in den Sommermonaten, zu dem Gewitterschauer Es handelt sich um das Muldentälchen des Erdbrüstbachls erheblich beitragen, gibt es ein kleineres im Dezember und mit den unmittelbar angrenzenden Hangabschnitten. Na- Januar. turräumlich gehört es zum Ilz-Erlau-Hügelland als Teil der Das Untersuchungsgebiet ist merklich kühler als die Passau- naturräumlichen Haupteinheit Passauer Vorwald bezie- er „Normallandschaft“, da sich über den Wiesenflächen am hungsweise „Neuburger Wald und Passauer Abteiland“ im Grund des Tälchens vermehrt Kaltluft bildet, deren Abfluss Bayerischen Wald (Bodemüller 1971). Im Norden bildet überdies durch Gehölz-Querriegel verzögert wird. Dazu seine Grenze der Breiteichweg, im Osten die Straße Sulz- kommt in den Wintermonaten eine weite Bereiche erfassen- steg, am Südwestrand (von Süden nach Norden) das Um- de Beschattung durch den südlich angrenzenden Wald. Mit spannwerk Grubweg, ein umzäuntes Wohngrundstück und den erniedrigten Temperaturen geht eine erhöhte Luftfeuch- die den Talgrund abschließende Böschungsoberkante. Öst- tigkeit einher und damit eine ausgeprägtere Humidität. lich des „Forstwegs“ bei Höhenpunkt 328 auf Abb. 2 gehört ein kleiner Plateau-Abschnitt (als Teil eines städtischen Pro- Nach der klimatisch bedingten Vegetationszonierung liegt jektgrundstücks) dazu. Das obere Ende des Untersuchungs- das Erdbrüst-Feuchtgebiet mit einem Niveau von ca. 310 bis gebiets ist dort, wo das Erdbrüstbachl nach Norden abknickt 335 m NN. im unteren Segment der submontanen Höhen- und normales Wirtschaftsgrünland beginnt. Die Untersu- stufe.

26 Abb. 3: Vergrößerter Ausschnitt des Urpositionsblatts Hals von 1839 mit dem linksseitigen Wall (Zentrum). – Nutzung der Geobasisdaten der Bayerischen Landes- vermessungsverwaltung. Geobasisdaten: © Bayerische Landesvermessungsverwaltung.

Geologie, Geländeformen und Böden Abb. 4: Skizze des aktuellen Gewässersystems, der Feucht- und Nassflächen (waagrecht schraffiert) sowie von Willy Zahlheimer der Weichboden-Hauptvorkommen (Kreuzschraffur). Die weißen Streifen mit Punktreihen am Erdbrüstbachl Obwohl durch eine Lücke zwischen den felsigen Donaulei- deuten die künstlichen Wälle an. ten mündend, spielen im Erdbrüst-Tälchen die klassischen Silikatgesteine des Bayerischen Walds keine Rolle. Nur am südlichen Sporn des Untersuchungsgebietes, unmittelbar außerhalb der Untersuchungsgebiets-Grenze an der Straße Sulzsteg, ist Gneisgestein aufgeschlossen. Das Untersuchungsgebiet bestimmen im Wesentlichen Um- lagerungs- und Verwitterungsprodukte des Tertiär (Obere Süßwassermolasse, ferner Brackwassermolasse). Talgrund und Unterhänge bestehen aus Tonablagerungen, die höheren Hangabschnitte aus Quarzkies unterschiedlicher Körnung. Aus diesem kommt auch das dem Ton auflagernde Sediment- band des Erdbrüstbachls einschließlich seines Sohlsubstrats.

Eitel (2002) zufolge änderte sich an der Wende vom Miozän zum Pliozän die Laufrichtung des großen Entwässerungs- systems am Südrand des Bayerischen Walds von West nach Ost. In der Folge soll sich eine Ur-Ilz entwickelt haben, die über unser Gebiet Richtung Passau-Lindau strömte. Sie hat demnach die breite Talung geschaffen, an deren Grund das Abb. 5: Das ca. 70 ha große Oberflächenwasser-Einzugs- Erdbrüstbachl mit seinem demgegenüber sehr schmalen ei- gebiet des Erdbrüstbachls bis zum Forstweg. Olivgrün = genen Tälchen fließt. Wiederholte Hebungen bis ins Quartär bestockte Flächen und Brachen, lindgrün = Grünland, hinein und darauf folgende Eintiefungen der Flüsse führten rot = Wohn- und Gartengrundstücke, gelb = Äcker. Hin- zum heutigen Donautal mit der Ilzmündung westlich des tergrund Höhenlinienkarte, – Nutzung der Geobasisda- Fuchsbergs. ten der Bayerischen Landesvermessungsverwaltung. Geobasisdaten: © Bayerische Landesvermessungsver- Die Geologische Karte 1:25000 für das Blatt 7446 gibt für waltung. die Leite im Bereich der Mündung des Breiteichwegs überra- schend „Rutschungsfläche“ an (Bauberger & Unger 1984). lehmigem Sand mit mäßigem Anteil an mehr oder weniger Auf Rutschungen in den letzten Jahrhunderten deutet dort feinem Quarzkies. Die Geologische Karte kam zu dieser allerdings nichts hin. Der Boden besteht aus durchlässigem, Einstufung wohl wegen des vernässten Unterhangs.

27 mineralisch durchschlämmt und geht fließend in Anmoor über, bei dem das Verhältnis von organischer Masse zu mine- ralischen Humuskomponenten deutlich kleiner ist als beim Torf. Ihren Schwerpunkt haben organische Weichböden in den Teilflächen Gq 1, Wq 1, Wt 2, Wt 3 sowie am West- und Nordrand von Wt 4 der Abb. 16. Der Talgrund und die Unterhanglagen werden von mehr oder weniger schluffigen bis sandigen Tonböden bestimmt. Pseudogley und Gley sind dort die herrschenden Bodenty- pen. Ausgesprochen nasser und humusreicher Gley (gerne Böden vom Typ des Anmoorgleys) begleitet die Quellen und Quellrinnsale und bedeckt die Verebnungen zwischen Hangfuß und Erdbrüstbachl beziehungsweise Wall im Wald vom Forstweg abwärts. Rund 100 m unterhalb von diesem stand im Schwarzerlen-Sumpfwald (Abb. 20) am Ende des Abb. 6: Erdbrüstbachl in Abschnitt E3 bei leichtem Hoch- ungewöhnlich niederschlagsarmen Dezember 2016 das Bo- wasser am 23.12.2012 (Foto: W. Zahlheimer) denwasser immer noch 15 cm unter Flur. Etwa bis in diese Tiefe reicht auch der schwarze Anmoor-Humus. Bis über Was in der Geologischen Karte nicht zum Ausdruck kommt, die erbohrten 1,2 m hinaus folgt dann ein an Pflanzenresten ist die deutliche anthropogene Überprägung des Talgrunds. reicher breiiger grauer Ton. Am Erdbrüstbachl wird der Ton Der südlichste Teil wurde offensichtlich vor etlichen Jahr- von einem sandig-kiesigen Sedimentband überlagert. – Die zehnten eingeebnet, als der Bachlauf im Zusammenhang mit quell- oder bodenwassernassen Flächen deutet Abb. 4 an. der Errichtung des Umspannwerks Grubweg verrohrt wurde. Schon erheblich früher wurden allem Anschein nach Flächen Frische Böden prägen bis zum Talgrund den Nordrand des am Erdbrüstbachl aufwärts bis zur querenden Forststraße Klosterholzes im Süden des Untersuchungsgebiets. Un- verändert, denn ihnen fehlen die in Auenbereichen üblichen ter einer um 5 cm dicken Moderschicht folgt dort zunächst Andeutungen ehemaliger Bachschlingen. Selbst unter Wald hellbrauner, dann hell-ockerfarbener schluffiger Tonboden. ist die Bodenoberfläche westlich der Hochspannungsleitung Deutlich trockener sind die Böden der Wälle und vor allem ungewöhnlich eben und die Humusauflage angesichts des die ins Untersuchungsgebiet einbezogenen mittleren Hang- Wasserüberschusses auf den Tonböden recht schwach ent- lagen des linken Talrands. Im kiefernreichen „Rutschhang“ wickelt. Es drängt sich der Gedanke auf, dass hier Materiali- (siehe oben) bildet eine 10 cm mächtige Rohhumusdecke en wie Ton für die Ziegel- oder Keramikindustrie in Passau den A-Horizont der zur Podsolierung neigenden lockeren oder gar Kaolinsand gewonnen worden sind. Schriftliche Braunerde. Zeugnisse darüber konnten wir leider nicht finden. Im Allgemeinen sind die Böden des Untersuchungsgebiets Für Passauer Verhältnisse sehr ungewöhnlich sind Struktu- kalkarm, aber nicht unbedingt auch basenarm. Eine Ausnah- ren, wie man sie gelegentlich im Hinteren Bayerischer Wald me bildet die schmale Bachaue. an Bachläufen antrifft, in denen Gold gewaschen wurde: Langgestreckte, mehrere Meter hohe Wälle aus lehmigem Sand mit Bachgeröllen (Abb. 4). Sie begleiten das Erdbrüst- Hydrographie bachl im Wald beidseitig auf 250 m Länge. Mit ihrer Auf- von Willy Zahlheimer schüttung wurde zwangsläufig die Bachsohle tiefer gelegt. Fassbar wird das Erdbrüstbachl bei der Einöde Erdbrüst Die Genese der Wälle liegt im Dunklen. Wichtig ist, dass auf 385 m NN. Bis zum Eintritt ins Untersuchungsgebiet den linksseitigen Strang bereits unverkennbar das 1839 auf- hat es ungefähr 950 m zurückgelegt und dabei zwei kleine genommene Urpositionsblatt zeigt (Abb. 3; der rechtsseitige Fischweiher passiert. Nach einer Länge von gut 1750 m ver- wäre wegen der Nähe der natürlichen Hangkante aufgrund schwindet es beim Umspannwerk Grubweg in einem Rohr. des gewählten Maßstabs 1: 25.000 kaum darstellbar gewe- Bis zur Mündung in die Donau nach insgesamt rund 2,5 km sen). Außerdem belegt die erfolgte Bodenbildung ein res- bei Donau-km ca. 2222,38 wechseln verrohrte Strecken mit pektables Alter. stark verbauten offenen Gerinnen ab. Die Bodenverhältnisse im Untersuchungsgebiet konnten nur Das Oberflächenwasser-Einzugsgebiet des Erdbrüstbachl sehr grob und stichprobenhaft sondiert werden (Bohrstock). von Kastenreuth bis Högl beträgt etwa 85 ha, bis zum que- Dass die Bezeichnung „Erdbrüstmoor“ ziemlich übertrieben renden Forstweg 70 ha. Von letzterem ist die Hälfte bewal- ist, legt schon ein Blick auf die Bodenschätzungs-Über- det, ein Fünftel entfällt auf zwei- bis mehrschüriges Grün- sichtskarte nahe: Sie gibt – allerdings stark vergröbernd – für land, ein knappes Siebtel wird von Wohngrundstücken und die Grünlandbereiche Lehmböden an. Moore besitzen defi- Gebäuden bedeckt, ein gutes Zehntel von Äckern. Den Rest nitionsgemäß eine mehr oder weniger mächtige Torfdecke. nehmen Straßen, Brachflächen und Gewässer ein (Abb. 5). Im Gebiet kommt Torf aber nur kleinflächig im Bereich der Quellaustritte vor. Er ist meist von breiiger Konsistenz, stark

28 Mithilfe des Makrozoobenthos ermittelte J. Punkenhofer an zwei Punkten für das Erdbrüstbachl Gewässergüteklasse II, mäßig belastet. Die Hauptbelastungsquellen dürften die teil- weise gewässernahen hängigen Äcker, das teilweise mehr als dreischnittige, güllegedüngte Grünland, und die Siedlun- gen sein. Am 29.12.2016 bei Niedrigwasser hatte das Erdbrüstbachl beim Forstweg einen Abfluss von rund 6 l/sec. Durch etli- che zufließende Quellen wird die Wasserführung im weite- ren Verlauf merklich aufgebessert – Ende Dezember 2016 bis zur oben erwähnten Verrohrung um insgesamt mindes- tens 2 l/s. Bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis (Annahme einstündiger Extremniederschlag) wird dort ein Abfluss von über 6000 l/s erwartet S( tadt Passau & Coplan AG 2016)! – Wegen des kleinen Einzugsgebiets verebben Hochwasser bereits wenige Stunden nach dem verursachen- den Ereignis. Zu häufigen und größeren Ausuferungen kommt es- ober halb des querenden Forstwegs (Bachabschnitt E1 von Abb. 7), weil der mit dem eingebauten Rohrdurchlass als Stau- körper wirkt. Der Bach sedimentiert dort stark und hat eine Abb. 7: Die Oberflächengewässer des rot umrande- ten Untersuchungsgebiets. E1 bis E6 Abschnitte des Neigung zur Schlängelung. Unterhalb des Rohres liegt die Erdbrüstbachls, Q1 bis Q7 Quell-Rinnsale. Luftbild vom Bachsohle dagegen über einen Meter tiefer, weil erst ab dem Hochsommer 2013. – Nutzung der Geobasisdaten der Eintritt in den alten Wald 100 m abwärts eine stabile Sohl- Bayerischen Landesvermessungsverwaltung. Geobasis- lage besteht. Bis 2009 floss das Wasser bis dorthin in einem daten: © Bayerische Landesvermessungsverwaltung. kerzengeraden tiefen Graben. Er wurde verfüllt, als südlich davon im Rahmen von Renaturierungs-Maßnahmen ober- unterhalb des Quellhorizonts – um Tümpelquellen. Das Ein- flächennah ein neues gewundenes Bachbett gebaut wurde zugsgebiet der Quellen unterscheidet sich zweifellos stark (Bachabschnitt E2). Dieses grub sich rasch in die tragende vom Oberflächenwasser-Einzugsgebiet und geht über dieses Tonschicht ein und weist nun besonders unterhalb des Forst- deutlich hinaus. wegs steile Erosionsböschungen auf. Vorhandene Verrohrungen von Quellrinnsalen wurden gro- Wo das Bächlein den Wald verlässt (Bachabschnitt E6), ist es ßenteils gleich zu Beginn des Renaturierungsprojekts besei- wiederum künstlich stark eingetieft und begradigt, zeigt aber tigt oder verschlossen. Auf einem ehemaligen Freizeitgrund- Ansätze einer spontanen sekundären Schlängelung. stück existieren zwei Quellfassungen. Der Schacht einer davon wurde geöffnet und mit Kies verfüllt; er speist einen Wenig unterhalb eines zweiten Querwegs (Zufahrt zu einem Brunnentrog (Abfluss am Stichtag 0,05 l/s). Leider aber gab Wohngrundstück) wird das Bächlein von dem genannten, es vor wenigen Jahren auch ungute Eingriffe: So wurde das mit Rechen bewehrten Rohr verschluckt. Bei Extremnie- aus dem ausgedehntesten Quellkomplex gespeiste Quell- derschlägen fasst das Rohr den Abfluss nicht; das Wasser bächlein durch den privaten Grundeigentümer auf halber strömt dann in einem schmalen Band oberflächlich am be- Strecke durchtrennt und abgeleitet (aus Q5 wurden Q5a und nachbarten Umspannwerk vorbei. Der obere Teil der etwa Q5b der Abb. 7; vgl. Abschnitt „Optimierungsmaßnahmen“ 300 m langen mittleren, durch den Wald führenden Hälfte und Abb. 35). der Bachstrecke im Untersuchungsgebiet (Abschnitte E3 und E4) bietet das Bild eines ausgesprochen naturnahen, Basiphyten wie Raue Segge (Carex davalliana), Seidelbast strukturreichen, geschlängelten Bachlaufs (Abb. 6). Bedingt (Daphne mezereum) und mehrerer „kalkliebende“ Moose durch gelegentliche Räumungen ist der untere Teil im Wald an den Rinnsalen ließen eine merkliche Quellwasserhärte (E4) indes vergleichsweise breit, seicht und strukturarm. – erwarten. Die Messung der elektrischen Leitfähigkeit des Fast überall besteht die Sohle aus Quarzkies, der punktuell Wassers im Auslauf der Tümpelquelle (Q4) durch Wiegel durch Ziegelbrocken verunreinigt ist. (2010) ergab am 12.10.10 im Quellabfluss aber nur etwa 130 µS/cm und einen pH-Werte von 6,8. Die Quelle zeichnet sich Die Vielzahl von Quellen ist eine der großen Besonderhei- somit durch ausgesprochen weiches, karbonatarmes Wasser ten des Untersuchungsgebiets: An keiner anderen Stelle im aus. Vermutlich unterscheiden sich die einzelnen Quellaus- Stadtgebiet Passau kommen sie in einer derartigen Dichte tritte in diesem Punkt jedoch deutlich. Demgegenüber stark vor (Abb. 8). Sie entspringen überwiegend dort, wo das Mul- erhöhte Werte lieferte der oberhalb gelegene Abschnitt des dentälchen in die Tonschichten einschneidet und damit einen Erdbrüstbachls (E3) mit einer doppelt so hohen Leitfähigkeit Quellhorizont erzeugt. Sein Niveau liegt zwischen etwa 322 und einem pH-Wert von 7,7. Messwerte vom 18.06.2016 m und 324 m NN. Meist handelt ist sich um Sickerquellen, vom Erdbrüstbachl aus Abschnitt E6 zeigt Tab. 1. Obwohl vereinzelt aber auch um kleine Sturzquellen sowie – deutlich

29 Abb. 8: Ausschnitt des Untersuchungsgebiets unterhalb des querenden Forstwegs von Norden. Rechts der schneefreie Breiteichweg. Quellen und Wasserläufe haben sich durch die dünne Schneedecke gepaust. Die stärker beschneiten Bäu- me sind Tannen (Drohnenfoto: Ingo Zahlheimer, 03.01.2016). die Quellen bereits dort einen erheblichen Anteil am Abfluss weise engen Einzugsbereichen zu Tage. Die Wasseraustritte haben, ist die Karbonathärte mit ca. 3°d recht gering. fallen durch Rostwolken auf, die unter Mitwirkung chemo- tropher Bakterien entstehen, indem diese zweiwertiges Eisen Unabhängig von den geschilderten Quellen tritt an verschie- oxidieren, das unter den sauerstofffreien Bedingungen in den denen Punkten im Talgrund Bodenwasser aus vergleichs- Sumpfböden in Lösung gegangen war. Pfützen im sumpfigen Gelände überzieht außerdem gerne ein ölartiger Film von Cyanobakterien.

Tab. 1: Physikalisch-chemische Gewässereigenschaften des Erdbrüstbachls oberhalb der Verrohrung, gemessen von J. Punkenhofer. SBV = Säurebindungsvermögen; ein Wert von 0,36 mmol/l entspricht 1°d (Deutsche Härte).

Abb. 9: Der eingestaute Widdertrichter (Foto: W. Zahl- heimer, Juli 2016).

30 Abb. 11: Nutzungswandel im weiteren Bereich des Erdbrüst-Feuchtgebiets. Untersuchungsgebiet rot umrandet. Oiiv- grün geschummert (Hauptfläche) Wald, lindgrün Grünland, gelb Sandgrube, blau Gewässer, orange Grünlandbra- che, ziegelrot Gebäude, rot geschummert Gartenflächen, Sport- und Betriebsanlagen, grau Straßen, violetter Streifen Hochspannungsleitung, Violetter Strich Kartenfeldgrenzen (TK 25-64stel). Kartenhintergrund Höhenlinienkarte – Nutzung der Geobasisdaten der Bayerischen Landesvermessungsverwaltung. – Geobasisdaten: © Bayerische Landesvermes- sungsverwaltung. Abschließend sei noch eine Besonderheit erwähnt: Auf der Wiesenfläche östlich des Umspannwerks befand sich ein Trichter, an dessen Grund ein hydraulischer Widder ins- talliert war. Er erhielt das Was- ser von einer oberhalb liegen- den Quelle und versorgte das landwirtschaftliche Anwesen Rendl an der Straße Sulzsteg mit Wasser. Das Überschuss- wasser wurde durch ein Rohr in das hier gleichfalls verrohr- te Erdbrüstbachl abgeschla- gen. Zu Beginn des unten beschriebenen Naturschutz- projekts war der Widder be- reits nicht mehr in Gebrauch. Nach der Demontage wurde der Abfluss verschlossen, der Trichter füllte sich mit Wasser (Abb. 9). Um Kinderunfällen vorzubeugen, musste er mit einem Zaun umgeben werden.

Nutzungsgeschichte von Willy Zahlheimer

Die Flurbezeichnung Kloster- wald für den Forst rechts des Abb. 10: Ausschnitt von Blatt NO 2361 der Flurkarten-Uraufnahme von 1827. Untersu- Erdbrüstbachls deutet eben- chungsgebiet rot umrandet, Oberflächenwasser-Einzugsgebiet bis zum Forstweg blau. so wie eine Notiz in Erhard Violett Kartenfeldgrenzen (TK 25-64stel). – Nutzung der Geobasisdaten der Bayerischen Landesvermessungsverwaltung. Geobasisdaten: © Bayerische Landesvermessungsver­ (1899, S. 145) darauf hin, waltung. dass die Gegend im Nordos-

31 ten der einst selbständigen Gemeinde Grubweg früher dem nun teilweise begradigt, teilweise verrohrt und die Land- Frauenkloster Niedernburg gehörte. Erhard zufolge wurde wirtschaft hat sich aus den Grenzertragslagen komplett zu- die Einöde Erdbrüst bereits im 12. Jahrhundert als „nie- rückgezogen. Überwiegend waren sie (besonders mit Fichte) dernburgische Besitzung“ erwähnt – allerdings unter dem aufgeforstet worden (Förderung in den 1960er Jahren), teil- Namen „Ermprunst“. Der mehrfach im Bayerischen Wald weise war die Wiederbewaldung durch spontane Sukzession anzutreffende Ortsnamen-Bestandteil Prunst (oder Prünst, erfolgt. Im Südosten haben sich ausgedehnte Sportanlagen Brünst) bedeutet laut Schmeller (Bayerisches Wörterbuch, etabliert (Tennisplätze, Schießplatz), außerdem ein Um- 1872-1877 Bd. 1, S. 361) soviel wie Brand und damit eine spannwerk mit einer nach Nordosten führenden Hochspan- auf Brandrodung zurückgehende Ansiedlung. „Erm“ könnte nungsleitung. Daneben gibt es Wohn- und Freizeit-Grund- „arm“ bedeuten, denn die standörtlichen Voraussetzungen stücke. An die Stelle der nicht mehr vom Kartenausschnitt für Landwirtschaft waren sicher nicht die besten. Die später erfassten Donauwiesen sind längst gewerbliche Anlagen ge- längere Zeit übliche Bezeichnung „Ehrenbrunst“ bringt bei treten, besonders die Zahnradfabrik und Supermärkte. der Erklärung des Ortsnamens nicht weiter. Da keine historischen Quellen durchforscht werden konnten, Naturschutzmaßnahmen beschränken sich die folgenden Ausführungen auf die jün- gere Zeit; zudem können sie nur recht allgemein gehalten von Willy Zahlheimer werden. Die erste exakte Unterlage stellt die Flurkarten-Ur- Beim Festakt zur 150-Jahr-Feier des Naturwissenschaftli- aufnahme der königlich bayerischen Landesvermessung dar. chen Vereins Passau im Herbst 2007 nutzte Dr. Zahlheimer Das Blatt mit unserem Gebiet datiert von 1827 (Abb. 10). die Gelegenheit, in seinem Vortrag für ein Naturschutz-Pro- Der gewählte Ausschnitt daraus zeigt eine starke Dominanz jekt „Erdbrüst“ zu werben. Im Vorfrühling 2008 lag dann ein von Wald. Auch die blanken Flächen im Norden („Wohl- gemeinsam von der Regierung von Niederbayern und dem lust“) und Osten sind bestockt (StW = Staatswald). Felder Umweltamt der Stadt Passau erarbeitetes Konzept für ein (gleichfalls blank) massieren sich im Südwesten. staatlich gefördertes Renaturierungsprojekt vor. Damit die Die an der Donau beginnenden und diagonal durch den Maßnahmen nach den naturschutzfachlichen Zielen umge- Blattausschnitt ziehenden Grünländer (zwischen Wiesen setzt werden können, erwies sich der Erwerb der betroffenen und Weiden wurde nicht unterschieden) folgen dem traditi- Flächen als sinnvoll. onellen Muster: Sie nehmen die wechselfeuchten bis nassen Die Kreisgruppe Passau des Bundes Naturschutz hatte schon Lagen ein, in denen die gute Wasserversorgung einen rei- frühzeitig ihr Interesse signalisiert, das Naturschutzvorhaben chen Aufwuchs an Gräsern und Kräutern verspricht. Typisch zusammen mit der Stadt zu stemmen. Als sich die Klärung ist dabei, dass sich selbst in größeren zusammenhängen- der Fördermodalitäten in die Länge zog, setzte der Bund Na- den Waldgebieten die Talgründe der Wasserläufe als Grün- turschutz noch 2008 mit dem Kauf eines ersten Grundstücks land präsentieren – so hier am Erdbrüstbachl und seinem (0,7 ha) den Auftakt zum Grunderwerb. Im Folgejahr gelang südwestlichen Zufluss. Die Unterbrechung durch schmale es dann der Stadt Passau mit hoher staatlicher Förderung Waldstreifen ist dabei wohl nur eine scheinbare, biologisch nach den Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien so- unbedeutende, da die damaligen Wälder gerne durch Wald- wie durch den Bayerischen Naturschutzfonds, bis auf ein – weide oder Streurechen verlichteten waren und gleitend ins allerdings recht großes – Waldgrundstück das übrige Pro- Offenland übergingen. jektgebiet zu erwerben (4,33 ha). Sehr erfreulich war dabei, Orstferne Wiesen und Weiden wie hier, waren damals in der dass auch ein Freizeitgrundstück mit seinen Quellen gekauft Regel ungedüngte Magerrasen, Feucht- und Streuwiesen. werden konnte (Abb. 12). Das Erdbrüst-Tälchen war Ausläufer eines breiten Extensiv- Noch im selben Jahr begann die untere Naturschutzbe- grünlandstreifens entlang der Donau vom Fuchsberg abwärts hörde, unterstützt von Landschaftspflegeverband Passau, bis Sulzsteg. Abb. 11 verdeutlich im linken Teilbild die his- städtischem Bauhof und Ortsgruppe Passau des Bundes torischen Grünlandflächen und das stark geschlängelte Erd- Naturschutz, kraftvoll mit der Umsetzung eines Naturschutz- brüstbachl. konzepts, dass das Ziel verfolgt, das Gebiet in einen natur- Flurkarten aus der Zeit um 1950 bieten das in Abb. 11 Mit- nahen Zustand zurückzuführen und einen Hort für alt-einhei- te wiedergegebene Bild: Aus den besonders schwer zu er- mische Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. reichenden und zu bewirtschaftenden Lagen hatte sich die Zunächst standen neben der Wiederaufnahme der Mahd Landwirtschaft zurückgezogen, dafür war am West-, Süd- auf den Brachflächen Entwicklungsmaßnahmen im Vorder- und Ostrand der Wald Grünlandflächen gewichen. Im Süden grund. Einerseits waren dies Renturierungsmaßnahmen im wurde Sand und wohl auch Ton abgebaut. Der Weiher war engeren Sinne, so als größte die Gestaltung eines naturnahen vermutlich auch auf einer Abbaufläche entstanden. In Süden Bachbetts unterhalb des Forstwegs (Bachabschnitt E2) und deuten erste kleine Gebäude auf eine beginnende Besied- das Verfüllen des begradigten Gerinnes. Bei diesen Arbeiten lung. Die Waldbestände werden von Nadelholz dominiert. kamen unerwartet „Altlasten“ zum Vorschein, ein umfang- Dramatisch war der Wandel dann bis 2007, also bis unmit- reiches Lager vergrabener Altreifen, die ordnungsgemäß zu telbar vor den Beginn des unten skizzierten Naturschutzpro- beseitigen waren. Kleinere Entwicklungsmaßnahmen waren jekts (rechtes Teilbild von Abb. 11). Das Erdbrüstbachl ist der Einbau von Stauen in Entwässerungsgräben und ande-

32 Abb. 12: Das Projektgebiet im Untersuchungsgebiet und Abb. 14: Pflegeeinheiten auf den „Naturschutzflächen“ die Eigentumsverhältnisse (Kreuzschraffur = Bund Natur- – horizontal schraffiert zweischürige Frisch- und Mager- schutz, senkrecht schraffiert = Stadt Passau, waagrecht wiesen, schräg schraffiert zweischürige Feucht- und schraffiert = privat). Die restlichen Flächen des Untersu- Nasswiesen, Kreuzschraffur Streuwiese (Herbstschnitt), chungsgebiets sind Staatsforst, zwei kleine Grundstücke horizontal schraffiert und grau Streuobstwiese -(zwei gehören als Begleitflächen entlang der Straße „Sulz- schürig), dunkelgrau Naturwald-Entwicklung. steg“ wiederum der Stadt (Baureferat). re, bereits bei der Hydrologie angesprochene Aktionen zur Der andere Teil der Entwicklungsmaßnahmen zielt auf die Wiedervernässung. Dazu kamen verschiedene Handlungen Wiederherstellung verlorengegangener Offenland-Lebens- zur Förderung einer naturgemäßen Pflanzendecke, so das räume, speziell von Streuwiesen und artenreichen (Futter-) Verringern des künstlich erhöhten Fichtenanteils im Wald, Wiesen. Hierzu wurde in zwei Schritten das Fichten-Stan- die Beseitigung gepflanzter oder verwilderter Fremdgehölze genholz auf den quellnassen Flächen nördlich des Erdbrüst- und der Schutz der Edeltannen-Verjüngung vor Wildverbiss bachl-Abschnitts E3 gerodet (0,6 ha), ebenso der Buschwald durch unbehandelte Schafwolle, da diese Baumart in der na- auf dem Hang im Bereich der Hochspannungsleitung (0,2 türlichen Waldvegetation auf den Tonböden eine besonders ha). Die Reste eines Stacheldrahtzauns deuteten dort darauf große Rolle spielt. Das brachgefallene Grünland beiderseits hin, dass der Hang noch vor wenigen Jahrzehnten bewei- des renaturierten Bachlaufs bleibt der spontanen Waldent- det wurde. Nach Einsatz von Wurzelstockfräsen und dem wicklung überlassen; gepflanzt wurden hier lediglich einige Herausrechen von Häckselgut und Streu kam auf die Ro- Flatterulmen (Ulmus laevis). dungsflächen in den Wintermonaten 2008/09 und 2009/10 im Naturschutzgebiet Schuttholzer Moor bei Schöllnach und im Gaißatal oberhalb Ritzing gewonnenes diasporenreiches Rechgut (Abb. 13). Dieses Verfahren zur Etablierung einer naturgemäßen Pflanzendecke ist auf Feuchtstandorten ideal. Es wird das Samenspektrum des ganzen Jahres erfasst und zusätzlich werden bewurzelungsfähige Pflanzenteile, Moose und lebende Kleintiere übertragen (vgl. Zahlheimer 2010, 2013). Die hervorragenden Ergebnisse bei der Untersuchung der aktuellen Moos- und Phanerogamenflora (siehe Teil „Biologische Ausstattung“) sind Früchte dieses Verfahrens. Zu den Feinarbeiten der Lebensraum-Entwicklung gehört ergänzend die gezielte (Wieder-)Ansiedlung seltener und bedrohter Pflanzenarten über im Nahraum gewonnene Sa- men oder aus solchen Samen herangezogene Topfpflanzen. Abb. 13: Verteilen von Rechgut durch Isolde Zahlheimer Welche das sein sollen, wurde zu Projektbeginn festgelegt. (Umweltamt Stadt Passau), Franz Elender, Josef Ascher Allerdings hat sich inzwischen gezeigt, dass entgegen der ur- und Patrick Rapp, alle Landschaftspflegeverband Pas- sprünglichen Annahme ausgesprochene Kalk-Kleinseggen- sau (LPV). Foto LPV, April 2010. riede nicht entstehen, da – wie erwähnt – der Karbonatgehalt

33 des Hangwassers dafür nicht ausreicht. Die Zielarten-Liste Tab. 2: Die am „GEO-Tag Erdbrüst-Feuchtgebiet“ Mitwir- musste inzwischen insofern etwas korrigiert werden. – Wel- kenden. Außerdem zeitweise Unterstützung durch Erich che Pflanzenarten Ansiedlungs-Gegenstand waren oder noch Wurstbauer (Fürstenzell) und Ingo Zahlheimer. sind und wie der Erfolg war, kann im Abschnitt „Farn- und Braun, Ralf (Passau; Haus Dentler, Gudrun (Passau; Blütenpflanzen Flora“ (Tab. 9) nachgeschlagen werden. – am Strom): Wildbienen Landesbund für Vogelschutz): Zahlreiche weitere Maßnahmen müssen in diesem Rahmen Amphibien und Reptilien unerwähnt bleiben. Grimbs, Gotthard (Fürsten- Grimbs, Gudrun (Fürsten- Die Entwicklungsmaßnahmen (einschließlich der Entwick- stein; NVPA): Pilze, Insekten stein): Pilze Hanslmeier, Martin (Passau): Hartmann, Dorothee (Neuburg lungspflege) enden nach wenigen Jahren, wenn sich eine Pilze a. Inn; NVPA): Organisation, „Vegetationsmatrix“ eingestellt hat, die dem Zielzustand Verpflegung angenähert ist oder zumindest alles auf „einen guten Weg“ Herrmann, Thomas (Neuburg Mathyl, Markus (Passau): gebracht ist. Bei den Gehölzbeständen lautet das Ziel „Na- a. Inn; NVPA): Vegetation Laufkäfer turwald“ beziehungsweise „Prozessschutz“. Das bedeutet, Pontz, Andreas (Passau; Punkenhofer, Josef (Schär- dass künftig nur mehr Maßnahmen getätigt werden, die zur NVPA, Bund Naturschutz): ding; Bezirksfischereiverein Verkehrssicherung, zur Borkenkäferbekämpfung oder der Vögel Passau): Fische, Makrozoo- Regulierung unerwünschter Neophyten erforderlich sind, benthos Ritt, Dr. Rudolf (Hauzen- Sommer, Yvonne (Gottsdorf; der Bestand ansonsten aber sich selbst überlassen bleibt. berg; NVPA): Schmetterlin- NVPA): Amphibien, Reptilien Auch Holzentnahme oder waldbauliche Eingriffe sind tabu. ge und andere Arthropoden Dass sich der Bachlauf ungestört entfalten soll, versteht sich Teuber, Ulrich (Regensburg; Zahlheimer, Isolde (Stadt von selbst. NVPA): Moose Passau – Umweltamt): Or- ganisation, Verpflegung Auf den Wiesen- und Streuwiesenflächen folgt nun die „Er- Zahlheimer, Dr. Willy (Pas- Zechmann, Alois (Passau; haltungspflege“. Bei Letzteren besteht diese in der herbst- sau; NVPA): Flora, Gesamt- NVPA): Pilze, Flora lichen Mahd (Mitte September), die traditionell als Futter- leitung wiesen dienenden Frisch-, Feucht- und Nasswiesen werden dagegen erstmals Mitte Juni und zum zweiten Mal Mitte September geschnitten. Auf morastigen Böden erfolgt dies mit Balkenmähern. Auf allen Flächen unterbleibt jede Form der Düngung. Das Schnittgut wird auf der Fläche getrock- net, das Heu abgefahren. Besonders bei den Frischwiesen im Unterhang beiderseits des Forstwegs werden beim Schnitt in wechselnder Lage Schonstreifen ausgespart. – Abb. 14 zeigt den aktuellen Pflegemodus auf den Flächen von Stadt und Bund Naturschutz. Auf dem privaten Waldgrundstück können leider keine Maßnahmen durchgeführt werden. Mo- Abb. 15: Fototermin von Beteiligten mit Oberbürger- mentan betreibt der Eigentümer dort eine vergleichsweise meister Jürgen Dupper nach der Präsentation der Er- naturnahe Waldwirtschaft. gebnisse des „GEO-Tags“ (Foto: Thomas Herrmann, 18.06.2010).

GEO-Tag der Artenvielfalt abhängig davon und zu anderen Zeitpunkten gemachte Be- obachtungen. von Willy Zahlheimer Als Alternative zur Angabe von Fundpunkten mittels Fund- Die Zeitschrift GEO hat 1999 einen bundesweiten jährli- ortkoordinaten wurde das Untersuchungsgebiet in die aus chen „GEO-Tag der Artenvielfalt“ eingeführt, an dem eh- Abb. 16 ersichtlichen Teilflächen gegliedert. Bei Gewässer- renamtlich die Lebewelt in Gebieten erfasst wird, die sich organismen lieferte Abb. 7 eine Möglichkeit zur Lokalisati- die teilnehmenden Organisationen ausgesucht haben. Am on. „GEO-Tag“ 2016 (18. Juni) veranstaltete der Naturwissen- schaftliche Verein Passau zusammen mit dem Umweltamt der Stadt und dem Bund Naturschutz einen solchen Kar- Biologische Ausstattung tiertag im Erdbrüst-Feuchtgebiet. Hauptanliegen war dabei, Schmetterlinge, Pilze, Moose, Gefäßpflanzen, Kriechtiere acht Jahre nach dem Beginn der Naturschutzmaßnahmen und Lurche wurden in den letzten Jahren im Untersuchungs- eine erste Erfolgsbilanz zu ziehen. Das Kartiergebiet war mit gebiet wiederholt registriert, wenn teilweise auch nur unsys- dem, diesem Aufsatz zugrundeliegenden, Untersuchungsge- tematisch oder als Zufallsbeobachtungen. Die übrigen Or- biet identisch. Die Mitwirkenden zeigen Tab. 2 und – un- ganismengruppen waren nur am GEO-Tag der Artenvielfalt vollständig – Abb. 15. Einen ausführlichen Bericht verfasste 2016 Erhebungsgegenstand oder sind bisher hinsichtlich ih- Zahlheimer (2016). rer Präsenz im Gebiet infolge des Mangels an einschlägigen Die Ergebnisse des GEO-Tags bilden die Hauptgrundlage Experten unbekannt. Das Erdbrüst-Feuchtgebiet bleibt somit für die folgenden Abschnitte. Diese enthalten aber auch un- weiter ein lohnendes Objekt für naturkundliche Forschun-

34 Tab 3: Die in drei Abschnitten des Erdbrüstbachls erfas- sten Benthos-Tiere. z = zahlreich, sz = sehr zahlreich.

Individuenzahl in Bachabschnitt Taxon (siehe Abb. 7)

E1 E3/5 E6

Steinfliegenlarven Nemoura 4 Eintagsfliegenlarven Rhithrogena 2 Ephemerellidae 8 2 Ecdyonurus 5 3 Cloeon 1 Baetis 8 4 27 Ephemera 4 4 Köcherfliegenlarven Rhyacophila 1 Sericostoma 1 7 9 Silo spec. 3 12 3 Hydropsyche 2 Anabolia 1 Mollusken Acroloxus lacustris (Fluss-Napfschnecke) 3 <50 z Physa fontinalis (Quell-Blasenschnecke) 1 Abb. 16: Gebietsgliederung zur Groblokalisation von Wenigborster Fundorten. Gb = Streuobstwiese, Gf 1 bis Gf 6 = Feucht- Stylaria lacustris (Teichschlange) 3 und Nasswiesen; Gm 1 bis Gm 3 = Wiesen mesophil Sonstige (Frischwiesen), Gq 1 bis Gq 2 = Hangquellsümpfe mit Gammarus pulex (Bachflohkrebs) ~30 >50 sz Streuwiesen, Wm 1 bis Wm 6 = Hang- und Plateauwald Dugesia gonocephala (Strudelwurm) 2 6 2 mesophil. Wm 4 = Buschwald unter Hochspannungslei- Erpobdella octoculata (Rollegel) 6 tung, Wq 1 und Wq 2 = Hangquellwald, Wt 0 und Wt 1 Simulidae (Kriebelmücken) 2 = bachbegleitende Sukzessionsflächen Wt 2 bis Wt 4 = Talbodenwald, großenteils feucht. wert ist das Vorkommen von Froschlaichalgen-Kolonien gen. In den folgenden Abschnitten wird mit Ausnahme der (Batrachospermum) im westlichen Teil des Quellbächleins Q5a. In schlenkenartigen, seichten Quellrinnsalen von Teil- Pilze und Schleimpilze (diesen widmen Hanslmeier et al. in diesem Heft einen eigenen Beitrag) der aktuelle Kenntnis- fläche Gf 4 (Lage Abb. 16) fielen klumpige gallertige Algen- stand dargestellt. kolonien von ca. 0,5 cm Durchmesser auf. Der Bestimmung harrt auch die sicher nicht ganz uninteressante Gruppe der Mikroorganismen in den Quellen, Tümpeln und Schlenken Makroskopische Gewässer-Lebewelt (Kieselalgen etc.). von Josef Punkenhofer Das sogenannte Makrozoobenthos (am Gewässergrund le- bende, mit bloßem Auge sichtbare Tiere) der Fließgewässer hat nicht nur große Bedeutung als Fischnahrung. Die einzel- nen Organismen haben spezifische Ansprüche an die Was- sereigenschaften und eignen sich daher als Indikatorarten für die Gewässergüte. Was an Daten zum Makrozoobenthos aus dem Untersuchungsgebiet bekannt ist, wurde bei der Be- probung für die Gewässergüte-Bestimmung am „GEO-Tag“ erhoben. Das beachtenswerteste Tier in den Fließgewässern des Un- tersuchungsgebiet ist der bayernweit stark gefährdete Stein- krebs (Austropotamobius torrentium, Abb. 17). Er kann in allen Altersstufen angetroffen werden. Zufallsbeobachtun- gen zeigt das Kärtchen Abb. 18. Abb. 17: Im nischenreichen renaturierten Abschnitt des Makroskopische Wasserpflanzen spielen in den Fließgewäs- Erdbrüstbachls fühlt sich der gut getarnte Steinkrebs be- sern des Gebiets eine sehr untergeordnete Rolle. Bemerkens- sonders wohl (Foto: W. Zahlheimer, 06.09.2016).

35 Abb. 19: Jungwuchs von Buche, Tanne und Fichte dro- hen den halbanthropogenen Heidelbeer-Kiefernwald zu verdrängen (Foto: W. Zahlheimer, 22.06.2016).

Abb. 18: Zufallsbeobachtungen des Steinkrebses. Punk- te rezente Beobachtungen, leere Kreise in Folge von Eingriffen (1: Einstau Widdertrichter, 2: Rohrverschluss, 3: Wasserableitung) möglicherweise verwaiste Stellen.

Vegetation

Waldgesellschaften Abb. 20: Vor hundert Jahren vielleicht noch Grünland – von Willy Zahlheimer der Sumpfdotterblumen-reiche Erlensumpfwald südlich des renaturierten Bachabschnitts (Foto: W. Zahlheimer, Im Gegensatz zum Grünland wurden in den Waldbeständen 17.04.2009). keine pflanzensoziologischen Aufnahmen angefertigt. Die Ansprache der Waldgesellschaften kann daher nur sehr grob Auf dem westlichen Wallabschnitt von Wt 2, Teilen des eins- erfolgen. Wir bewegen uns dabei von den trockenen zu den tigen Freizeitgrundstücks Wq 2 und Wm 6 existieren Ansät- nassen Böden. Die Ortsangaben beziehen sich auf Abb. 16. ze zum Hainsimsen-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Car- pinetum), der auf reicheren Böden bei kurzen Umtriebszeiten Am trockensten ist der Südhang unterhalb des Breiteichwegs und unter sonnigen Verhältnissen eine Ersatzgesellschaft für mit seinen sandreichen Böden (Teilfläche Wm 3). Hier fin- (Tannen-)Buchenwälder darstellt und neben der Hainbuche det sich der Rest eines Heidelbeer-Kiefernwalds (Vaccinio- regelmäßig Winterlinde, Stieleiche und Vogelkirsche enthält. Pinetum typicum), der bei uns in aller Regel als Halbkul- Der Hang von Wm 5 ist vorerst ein vor allem von Stieleiche turformation zu betrachten ist (Abb. 19). Sicher hatten ihn dominierter Pionierwald auf vor einem halben Jahrhundert Maßnahmen wie Streunutzung oder Kahlhieb gefördert. noch beweideten Flächen, dem die typische Begleitflora von Zusätzlich begünstig wurde er dadurch, dass der unterhalb Wäldern noch weitgehend fehlt. angrenzende Quellhang unbewaldet war und somit Sonne und Wind ungehinderten Zutritt hatten (Aushagerung). Jetzt Soweit im Talgrund (Wt) mit seinen schweren Tonböden läuft dort die Sukzession in Richtung Hainsimsen-Tannen- wechselfeuchte bis dauerfeuchte Verhältnisse herrschen, ist Buchenwald (Luzulo-Fagetum), das als potenziell natürli- die Tanne von Natur aus der Rotbuche überlegen. Die Fich- che Vegetation der nicht zu nassen oder schweren Böden im te ist hier als bodenständiges Glied der Bestockung aufzu- Untersuchungsgebiet anzusehen ist, also aller weiß geblie- fassen, aber meist infolge gezielter Förderung und geringen benen Flächen von Abb. 4. Die Naturwaldentwicklung sollte Wildverbisses überrepräsentiert. Der natürliche Waldtyp mittelfristig zu ihm führen. Kleinflächig, aber relativ natur- ist dort vermutlich der Beerstrauch-Fichten-Tannenwald nah ist er auf Wm 2 zu beobachten, wo der künstlich erhöhte (Vaccinio-Abietetum). Fichtenanteil reduziert und die Naturverjüngung von Tanne Bedingt durch den Anbau fremdländischer Gehölze in der und Buche gesichert wird. Nachbarschaft – im Staatsforst, auf dem einstigen Freizeit-

36 grundstück und in Wohngrundstücken – ist auf den frischen bis feuchten Waldböden mehrfach Jungwuchs von Strobe, Roteiche, Thuja, Robinie, Cotoneaster u. a. vorhanden, der Zug um Zug „herausgepflegt“ wird. Das Erdbrüstbachl ist zu klein, seine Hochwasser verebben zu schnell und seine Auensedimente sind zu wenig feinder- de- und nährstoffreich für die Ausbildung des an größeren Bächen im Raum verbreiteten Bachufer-Erlenwalds vom Typ des Stellario nemorum-Alnetum. Am ehesten lassen sich die Bestände dem meist nur linear die Quellabflüsse beglei- tenden Quell-Eschenwald (Carici remotae-Fraxinetum) zuordnen, der typisch auf den Wq- und Wt-Teilflächen des Untersuchungsgebiet wächst. Bezeichnende Elemente sind darin neben Esche, Schwarzerle, Traubenkirsche und Berg- ahorn sowie der namengebenden Winkelsegge das Mittlere Hexenkraut (Circaea intermedia), Quellsumpf-Pflanzen wie Abb. 21: Basengehalt und Nässegrad des als Streuwiese Quell-Schaumkraut (Cardamine amara), Milzkraut (Chry- gepflegten Hangquellsumpfs auf Fläche Gq 1 wechseln sosplenium alternifolium) und punktuell die Hängesegge auf kleinstem Raum. Rechts quellige Schlenke mit Dre- panocladus, Hirse- und Gelbsegge i. w. S., links Torfmoo- (Carex pendula). se und Rundblättriger Sonnentau (Foto: W. Zahlheimer, Auf den ausgesprochen quellnassen, mehr oder weniger tief- 06.09.2016). gründigen Weichböden der Verebnungen am Hangfuß (Wt (Nardo-Callunetea) gekennzeichnet. Daneben fällt ein hoher 2, Wt 3 und Wt 4) gedeihen Schwarzerle, Esche, Trauben- Anteil des Pfeifengrases (Molinia arundinacea) auf. Außer kirsche, Öhrchenweide (Salix aurita), Sumpf-Dotterblume, Pfeifengras finden sich aber keine weiteren charakteristi- Waldsimse, Schnabelsegge (Carex rostrata) und vereinzelt schen Feuchtwiesen-Arten, so dass das optisch hervorste- sogar die Walzensegge (Carex elongata). Nach Auffassung chende Rohrpfeifengras hier wohl auch als Schlagpflanze des Autors handelt es sich hierbei um Bestände des Hexen- gesehen werden kann. Unter „Sonstige“ ist eine Reihe von kraut-Fichten-Erlenwaldes (Circaeo-Alnetum; Abb. 20). Arten versammelt, die an die frühere Gehölzvegetation er- Nicht ausschließen möchte er, dass die potenziell-natürliche innern. Vegetation auf diesen früher landwirtschaftlich genutzten Nassstandorten – wie im Naturschutzgebiet „Nadelwälder Alles in allem ist der artenarme Bestand schwer zuzuordnen, zwischen Außernzell und Jederschwing“ zu beobachten – aufgrund des Vorherrschens der Heide-Elemente wird er ein Peitschenmoos-Fichtenwald (Bazzanio-Piceetum) ist. aber als Fragment einer Zwergstrauchheide-Gesellschaft an- gesprochen. In den Donauleiten ist die Geißklee-Heide (Cy- tiso-Callunetum Oberd.) verbreitet, der wir unseren Bestand Offenland als Initiale einer wechselfeuchten Ausbildung anschließen. von Thomas Herrmann Im Umfeld unserer Aufnahme wechseln lediglich die Do- Im Rahmen des GEO-Tags der Artenvielfalt, sollte auch die minanzverhältnisse, so dass teilweise das Heidekraut (tro- Vegetation des Untersuchungsgebiets dokumentiert werden. ckenste Flecken) teilweise das Rohrpfeifengras die Bestände Der Schwerpunkt der Betrachtung wurde auf die Offenland- prägt. Außerdem wuchern stellenweise Dominanzbestände bereiche gelegt, also vor allem die verschiedenen Wiesen- des Land-Reitgrases (Calamagrostis epigeios), in denen typen. regelmäßig der Faulbaum (Frangula alnus) etwas dichter aufkommt. – In den quelligen Rinnen des Hangabschnitts Es wurden acht pflanzensoziologische Aufnahmen nach der findet sich meist einCarex panicea-reiches Braunseggenried dafür üblichen Methode (Braun-Blanquet) angefertigt und mit punktuellen Anklängen an den Herzblatt-Braunseggen- zu zwei Tabellen verarbeitet. Anhand der Tabellen, die in sumpf. dieser Veröffentlichung enthalten sind (Tab. 4 und 5), wer- den die vorgefundenen Pflanzengesellschaften besprochen. Flachmoore Heide Im nördlichen Gebietsteil am Breiteichweg wird ein quellig- mooriger Absatz als Streuwiese gepflegt (Teilfläche Gq 1, Im südlichen Teil des Erdbrüst-Feuchtgebiets, im Bereich der Abb. 26). Von ihm stammen die Aufnahmen 2 und 3 von Tab. Hochspannungsleitung (Fläche Gq 2), wurde ein südwest- 4. Beide Aufnahmen sind charakterisiert durch eine Arten- lich exponierter, teils quelliger Hang von Gehölzen befreit. gruppe, die ihren Schwerpunkt in bodensauren Mooren hat, Er wird jetzt durch einen Herbstschnitt offen gehalten. Der und zwar in Flachmooren mit Braunsegge (Caricion fuscae). Hang zeigt noch eine recht heterogene Pflanzendecke. Mit Mit dem Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) Vegetationsaufnahme 1 in Tab. 4 wird der recht artenarme findet sich sogar eine Art der Hochmoore (Oxycocco-Sphag- Bestand belegt, der die etwas erhabenen, trockeneren Hang- netea). Arten wie die Hirsesegge () besiedeln lagen besiedelt. Er ist durch Arten der bodensauren Heiden üblicherweise weniger bodensaure Nassflächen (Abb. 21).

37 Tab. 4: Erdbrüst-Feuchtgebiet, Heide-Initiale und Klein- Diese Bestände können dem Herzblatt-Braunseggensumpf seggenried. (Parnassio-Caricetum fuscae Oberd. 57 em. Görs 77) zuge- Lfd. Nr. 1: Cytiso-Callunetum fragm., wechselfeuchte ordnet werden, einer Flachmoorgesellschaft auf basenrei- Ausb. chen, aber kalkfreien Standorten. Sie vermittelt zwischen den bodensauren Flachmooren und Kalkflachmooren.Carex Lfd. Nr. 2, 3: Parnassio-Caricetum fuscae Oberd. 57 em. demissa und C. pulicaris (diese außerhalb der Aufnahme- Görs 77. Außerhalb der Aufnahmefläche auch Carex pulicaris und Rhynchospora alba sowie vereinzelt Par- flächen vorhanden) sind als Charakterarten der Gesellschaft nassia palustris und (ob noch?) Pinguicula vulgaris. vertreten. Laufende Nr. 1 2 3 Mit dem hohen Anteil der Waldbinse (Juncus acutiflorus) Gelände-Nr. 3 4 8 und anderer Wiesenarten deutet sich ein relativ hoher Nähr- Deckung Krautschicht [%] 92 60 80 stoffgehalt des Bodens an. Philippi (in Oberdorfer 1977) Deckung Moosschicht [%] 60 85 98 beschreibt derartige Bestände von „quelligen Stellen mit gu- Aufnahmefläche [m²] 16 4 9 ter Sauerstoffversorgung und einer gewissen Nährstoffmo- Exposition W W - bilisierung“. Neigung 20 15 - Linhard (2002) bringt zahlreiche Aufnahmen der Gesell- V, O Calluna vulgaris 2b + schaft von der Wegscheider Hochfläche. Demnach kann un- Nardo-Callunetea, Nardetalia ser Bestand der typischen Subassoziation zugeordnet wer- Potentilla erecta 1a 1b 2b den. Carex pilulifera 2a Carex pallescens + + Nasswiesen Luzula campestris + Der flache, wiesenbestandene Talgrund des südlichen- Ge Caricion fuscae bietsteils (Gf 5) ist sehr nass, zeitweise ist der Boden in Tei- AC Carex demissa 1a len der zweischürigen Wiesen flach mit Wasser bedeckt. Hier Carex echinata 2a 1a prägen verschiedene Pflanzengesellschaften mit hochwüch- Viola palustris 3 sigen Sauergräsern das Bild. Oxycocco-Sphagnetea Drosera rotundifolia 1b 2a Die Waldsimsen-Wiese (Scirpus sylvaticus-Ges., Tab. 5, div. spec. 5 Aufnahme 1) wird im Wesentlichen von der namengebenden Molinietalia, Molinio-Arrhenateretalia Waldsimse aufgebaut, die nährstoffreichere Nassstellen be- Molinia arundinacea 4 1b siedelt und den dokumentierten Bestand prägt. Den nächst- Juncus acutiflorus 2b 2b größten Flächenanteil hat die Waldbinse (Juncus acutiflo- Cirsium palustre + + 1a rus), die selbst Dominanzbestände bilden kann (siehe Aufn. Galium uliginosum 1a 2). Die Waldsimsen-Wiese wächst in quellig-wasserzügigen, Juncus conglomeratus + z.T. überrieselten, fast ganzjährig nassen Mulden und Rin- Lythrum salicaria + nen sowie an Hangfüßen und in Tallagen mit austretendem Prunella vulgaris + Hangdruckwasser (Burkart et al. 2004). Holcus lanatus + Die Waldbinsen-Wiese (Crepido-Juncetum acutifloriOberd Sonstige Nässezeiger 1957, Tab. 5, Aufnahme 2) steht den Waldsimsen-Beständen Carex panicea 2a 1a sehr nahe und ist im Erdbrüst-Tälchen mit diesen eng ver- Lysimachia vulgaris + + 1a zahnt. Die Waldbinse selbst tritt auch in den anderen Wie- Carex flava s. str. + sengesellschaften auf, ohne aber dominant zu werden. Der Sonstige hier dokumentierte Bestand ist allerdings recht artenarm, so Frangula alnus K 1b + findet sich bei Linhard (2002) eine wesentlich artenreichere Alnus glutinosa + 1b Aufnahme aus dem Wegscheider Land und auch im Terti- Equisetum sylvaticum + ärhügelland finden sich sehr reiche Bestände. Waldbinsen- Ajuga reptans + Wiesen wachsen auf ähnlich nassen, aber weniger basenrei- Cotoneaster spec. 1a chen Standorten als die Waldsimsen-Wiese. Deschampsia flexuosa 1a Am quellnassen Hangfuß von Teilfläche Gf 5 beherrscht fle- Rubus fruticosus agg. + ckenweise die Sumpfsegge (Carex acutiformis) Bestände, Sorbus aucuparia + die wohl noch zu den Nasswiesen zu zählen sind. Melica nutans R Anemone nemorosa R Die Grünlandflächen mit dem eingezäunten „Widdertrich- Eupatorium cannabinum + ter“ (Gf 6) wurde vor über zwei Jahrzehnten durch Erdbe- wegungen und Befahren übermäßig strapaziert. Obwohl aus- gesprochen nass und seit 2008 jährlich zweimal gemäht, hat ihre Pflanzendecke selbst heute mit den klassischen Feucht- wiesen kaum mehr etwas gemein. Meist dominiert die Be-

38 Tab. 5: Erdbrüst-Feuchtgebiet, Nasswiesen und Frisch­ Centaurea jacea + + wiesen. Cerastium holosteoides + + Lfd. Nr. 1: Scirpus sylvaticus-Ges. Rumex acetosa + + Lfd. Nr. 2: Crepido-Juncetum acutifloriOberd. 1957 Alopecurus pratensis 1b Sonstige Magerkeitszeiger Lfd. Nr. 3, 4: Bromo-Senecionetum aquatici Lenski 1953 Anthoxantum odoratum 2a 2a 2b Lfd. Nr. 5: Arrhenateretum elatioris Br.-Bl. ex Scherrer 1925 Hypochaeris radicata 1a 2a Stellaria graminea + 1b Laufende Nr. 1 2 3 4 5 Carex pallescens + Gelände-Nr. 2 1 7 6 5 Pilosella officinarum 2a Deckung Krautschicht [%] 98 98 98 98 98 Danthonia decumbens + Deckung Moosschicht [%] 75 Sonstige Nässezeiger Aufnahmefläche [m²] 8 9 25 25 15 Ranunculus flammula + + 3 Juncus effusus 1a 1b Calthion Poa palustris + + Scirpus sylvaticus AC 5 2b Lysimachia vulgaris + + Juncus acutiflorus AC 2b 4 3 Senecio aquaticus 4 1a Carex brizoides 2a 1a Lotus pedunculatus + + Carex acutiformis + 1a Agrostis stolonifera s. str. 1a 4 Molinietalia Equisetum palustre + + Ranunculus repens 1a + Lythrum salicaria + + Phalaris arundinacea + Cirsium palustre + + Carex vesicaria + Silene flos-cuculi 1a + r Galium palustre + Sanguisorba officinalis + + Carex nigra 1a Juncus conglomeratus + Sonstige Betonica officinalis + Epilobium spec. + + Equisetum sylvaticum r Arrhenaterion Arrhenaterum elatius 1b Ajuga reptans + Galium album 1a Glyceria spec. + Carex leporina + Arrhenateretalia Achillea millefolium + + Lolium perenne + Bellis perennis + + Luzula multiflora 2a Leontodon hispidus 1a Veronica chamaedrys 2a Lotus corniculatus 1a Dactylis glomerata + Trisetum flavescens + Potentilla reptans + Quercus robur kml. + Molinio-Arrhenateretea KC Holcus lanatus 2a 2a 2b 2b 2a Teucrium scorodonia r Plantago lanceolata 2b 2b 1a Cynosurus cristatus + 1b 2a + Poa pratensis + 1a + Ranunculus acris + + + Trifolium pratense + 2b 1b Prunella vulgaris 1b 2b 2a haarte Segge (Carex hirta), oft zusammen mit dem Sumpf- Hornklee (Lotus pedunculatus) und Kriechrasen-Elementen. Ein anderes Bild bieten dagegen die Wiesen im Nordwesten entlang des Breiteichwegs. Sie ziehen sich dort vom flach geneigten Unterhang zum Talgrund hinab. Entsprechend ist ein Feuchtegradient von relativ trocken in den oberen Berei- chen bis zu dauerhaft nassen Verhältnissen im Talgrund aus- gebildet. Die Aufnahmen 3-5 in Tab. 5 sind entlang dieses Gradienten angeordnet (Teilflächen Gf 2 bis Gm 2). Abb. 22: Blick in den trockeneren Flügel der Wassergreis- Aufnahme 3 liegt dabei im schon weitgehend ebenen, nassen kraut-Wiese mit der namengebenden Art, Kuckucks- Talboden, Aufnahme 4 etwas höher im Hang. Beide Aufnah- Lichtnelke, mit Sumpf-Hornklee und Rotklee. Aufnahme unmittelbar vor dem ersten Schnitt (Foto: W. Zahlheimer, men dokumentieren relativ artenreiche Nasswiesen, die den 21.06.2016).

39 Wassergreiskraut-Wiesen (Bromo-Senecionetum aquatici Tabelle 6: Deutschlandweite Gefährdung der im Erd- Lenski 1953) zugeordnet werden können. Als wesentliche brüst-Feuchtgebiet dokumentierten Wiesengesellschaf- Kennart gilt das Wassergreiskraut (Senecio aquaticus), wäh- ten. rend Kennarten anderer Nasswiesengesellschaften, wie z. B. Gefährdungsgrad die Kohldistel (Cirsium oleraceum), fehlen (Burkart et al. Pflanzengesellschaft 2004). Kennzeichnend für die Greiskrautwiesen Süddeutsch- für Deutschland lands ist der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Herzblatt-Braunseggen- stark gefährdet Die Bestände der Gesellschaft kennzeichnen grundsätzlich Sumpf ganzjährig nasse, basenarme Standorte (Hauser 1988). Waldbinsen-Wiese gefährdet Entsprechend der Einordnung in den standörtlich beding- ten Feuchtegradienten können die beiden Aufnahmen zwei Wassergreiskraut-Wiesen gefährdet unterschiedlichen Subtypen (Subassoziationen) zugeordnet Glatthaferwiesen nährstoff- gefährdet werden: ärmerer Standorte • Aufnahme 3 (Tab. 5) kann in einer Subassoziations- Gruppe dauernasser Standorte dem Bromo-Senecione- Naturschutzfachliche Bewertung tum caricetosum fuscae, also der Wassergreiskraut-Wie- se mit Braunsegge (Carex nigra) zugeordnet werden. Die im Erdbrüst-Feuchtgebiet vorgefundenen und dokumen- Neben Carex nigra selbst zeigt sich hier Ranunculus tierten Wiesengesellschaften zählen mittlerweile großenteils flammula als bezeichnende Art, dazu kommen Flecken zu den in Deutschland gefährdeten Pflanzengesellschaften. mit Juncus filiformis. Derartige Wiesen kennzeichnen Dies verdeutlicht die Zusammenstellung der Einstufungen in nasse, relativ nährstoffarme Verhältnisse im Übergang der „Roten Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands“ zu den bodensauren Flachmooren. Im südlichen Ge- (Rennwald 2000) in Tabelle 6. bietsteil des Erdbrüst-Feuchtgebiets nimmt Carex nigra Damit wird der naturschutzfachliche Wert der Wiesen des noch größere Anteile innerhalb der Nasswiesen ein. Erdbrüst-Feuchtgebiets offensichtlich. Im Stadtgebiet Pas- • Aufnahme 4 (Tab. 5) zeigt mit einem höheren Anteil sau kommen vergleichbare Wiesentypen andernorts kaum verbreiteter Wiesenarten wie dem Wiesenklee (Trifolium vor; in den weiteren, nicht weniger wichtigen Wiesengebie- pratense) oder der Kleinen Brunelle (Prunella vulgaris) ten Passaus beim nahen Ziegelreuth, im Ilztal, an den Do- etwas trockenere und nährstoffreichere Verhältnisse an. nauhängen oder in Kohlbruck finden sich durchweg Wiesen Dieser Bestand kann wohl im Wesentlichen als typische anderer Ausprägung. Das Erdbrüst-Feuchtgebiet ist somit Wassergreiskraut-Wiese (Bromo-Senecionetum typi- für den Erhalt der Biodiversität Passaus aus vegetations- cum) bezeichnet werden, wenngleich mit dem Auftre- kundlicher Sicht unersetzlich. ten des Ferkelkrauts (Hypochaeris radicata) bereits der Übergang zu einer trockeneren Ausbildung angedeutet wird. Moosflora von Ulrich Teuber Aufnahme 5 schließlich wurde am höchsten Hangbereich, direkt unterhalb des Breiteichwegs angefertigt. Die charak- Die präsentierte Moosliste ist das Ergebnis von zwei Auf- teristischen Arten der Nasswiesen fehlen hier nun völlig, nahmedaten: dem 22.10.2009 und dem „GEO-Tag“ am während sich mit dem Glatthafer (Arrhenaterum elatius) 18.06.2016. 2009 erstellte der Autor im Auftrage der Regie- und dem Wiesen-Labkraut (Galium album) zwei bezeich- rung von Niederbayern eine Moosliste für ein Gebiet, das nende Arten der Glatthaferwiesen (Arrhenateretum elati- flächenidentisch mit dem beim „GEO-Tag“ durchforschtem oris Br.-Bl. ex Scherr. 25) finden. Der Bestand umfasst ei- Gelände (Untersuchungsgebiet) ist. nerseits Arten, die noch eine gewisse Bodenfeuchte erwarten Die Aufnahmen von 2009 und 2016 weichen in der Anzahl lassen (Agrostis stolonifera agg., Ranunculus repens, Silene der notierten Moosarten deutlich voneinander ab: 2009 wur- flos-cuculi, u. a.), andererseits ausgeprochene Magerkeits- den 48 Arten notiert, 2016 aber 89 Arten. Hauptgrund dafür zeiger, zugleich Anzeiger basenarmer Standorte (Pilosella ist, dass 2016 gegenüber 2009 mehr Zeit für die Aufnahme officinarum, Danthonia decumbens, Hypochaeris radicata, zur Verfügung stand. So war 2016 auch Zeit für die Unter- u. a.). Hauser (1988) beschreibt eine Untergesellschaft der suchung der Borke alter Eschen, die am verfüllten Gerin- Glatthaferwiesen die diesem Bild entspricht, das Arrhena- ne des Erdbrüstbachls unterhalb des Forstwegs stehen und teretum elatioris lychnidetosum floris-cuculi Meisel 1969. 2009 nicht erfasst wurden. Das brachte einige Epiphyten neu Demnach handelt es sich um eine Pflanzengesellschaft ba- in die Artenliste. Durch die in der Zwischenzeit getätigten senarmer Standorte mit ständigem Grundwasserkontakt, Maßnahmen zur Renaturierung (siehe unten bei Gebietsbe- aber ohne stärkeren Wasserüberschuss (Übergang zu den schreibung), erhöhte sich zusätzlich die Anzahl der Moos- nässer stehenden Wassergreiskraut-Wiesen). Mit zahlreichen sippen im Gebiet. Magerkeitszeigern stellt unser Bestand außerdem eine Aus- bildungsform nährstoffärmerer Standorte dar – die düngerlo- Nimmt man beide Jahre zusammen, so enthält die Moosliste se Bewirtschaftung seit 2009 zeigt Wirkung. für das Untersuchungsgebiet 98 Arten, doch auch die nun vorgelegte Moosliste ist sicher noch nicht vollständig.

40 Anmerkungen zu einzelnen Arten gen darauf, dass er die Art bereits am 17.11.2006 bei einem Besuch im Naturwaldreservat Habichtsbaum im Neuburger Lebermoose Wald einmal nachweisen konnte, eine Tatsache, die leider bei der Arbeit für Teuber (2012) übersehen wurde. Es exis- Calypogeia arguta, das Zweispitzige Bartkelchmoos, wuchs tieren jetzt 2 bekannte Fundorte im Passauer Raum: subregi- am Nordufer des Erdbrüstbachls im Bereich Wt 2 an einer onale Bedeutung. Stelle, wo der Bach am Ufer einen senkrechten Erdanriss von etwa 80 cm Höhe geschaffen hatte, der oben von einer Pellia endiviifolia, Kelchbeckenmoos. Die Art, die steril überhängenden Grasnarbe beschirmt war. Dort fand sich ein nicht immer von anderen Pellia-Arten wie Pellia neesiana Mischrasen aus Moosen von etwa 2 Handtellern Größe, be- oder Pellia epiphylla zu unterscheiden ist, konnte im Okto- stehend aus Dicranella heteromalla und einer Calypogeia- ber 2009 im Bereich Wq 2 nachgewiesen werden. Die Art Spezies, die sich unter dem Mikroskop als Calypogeia arguta hatte damals ihre typischen geweihartigen Auswüchse aus- herausstellte (siehe Teuber 2016). Diese Art ist subozea- gebildet, die im Herbst erscheinen und eine Identifizierung nisch verbreitet: im westlichen Europa, vom Mediterraneum auch im Gelände möglich machen. Sie ist ein Kalkzeiger, bis nach Südwestnorwegen und Südschweden. In Deutsch- der auf einen Kalkgehalt der dortigen Quellwässer hinweist. land kommt sie im Westen vor (Rheinland-Pfalz, Nordrhein- Im Passauer Gebiet kannte sie der Autor bisher nur von den westfalen, westliches Niedersachsen, Baden-Württemberg, von Kalkschlick bedeckten Ufern von Inn und Donau. – Von östlich auch in der subatlantisch getönten Niederlausitz). In regionaler Bedeutung für den Bayerischen Wald. Bayern ist sie bisher nur aus dem Allgäu und der Rhön be- Pellia neesiana, Nees‘ Beckenmoos. Die Art konnte eben- kannt (Verbreitungskarte Abb. 23). falls 2009 identifiziert werden, da sich bei den Fundpflanzen Das am Fundort von Calypogeia arguta herrschende Klein- im Bereich Wq 1 noch die Geschlechtsverteilung feststellen klima weist Eigenschaften auf, die man als ausgesprochen ließ (diözisch). 2016 wurden in den Bereichen Wt 1 bis Wt 4 subozeanisch bezeichnen kann: luftfeucht durch die unmit- mehrfach sterile Bestände einer Pellia-Species gesehen, die telbare Bachnähe, im Sommer kühl durch den vorbeifließen- der Autor aufgrund der sauren Bodenverhältnisse zu Pellia den Bach und geschützt gegen zu große Hitze und gegen epiphylla gestellt hat. Pellia neesiana wächst im Allgemei- Austrocknung durch die überhängende Grasnarbe, im Winter nen an etwas reicheren, besonders basenreicheren Standor- gegen zu strenge Kälte ebenfalls geschützt durch die Nähe ten. – Lokale Bedeutung für den Stadtbereich. des Baches und seine temperierende Wirkung. Die Misch- Riccardia multifida, Vielspaltiges Riccardimoos. Die Art rasenbildung mit der unempfindlicheren Dicranella hetero- wächst an ständig nassen, oft durchsickerten Stellen, auf malla schützt die zarten, empfindlichen Pflänzchen der Art schattigen bis sonnigen, meist ziemlich basenreichen, gele- wohl zusätzlich. Der Fund der Art hier im Randbereich des gentlich auch kalkhaltigen Standorten. Dabei zeigt sie Pio- Bayerischen Waldes unterstreicht ein weiteres Mal die sub- niercharakter, d. h. sie erscheint gern an Störstellen für eini- atlantische Klimaprägung des bayerischen Grenzgebirges. – ge Zeit, wird aber oft bald von anderen Moosen oder Gräsern Von bayernweiter, überregionaler Bedeutung. überwachsen. Im Oberen Bayerischen Wald ist die Art nicht Calypogeia fissa, Eingeschnittenes Bartkelchmoos. Die Art selten, im Unteren Bayerischen Wald selten bis fehlend (un- ist an m. o. w. dauerfeuchte bis -nasse Standorte gebunden, terkartiert?), im Passauer Raum selten: Ziegelreuth, Schal- bevorzugt auf sauren Rohböden, sie wächst aber auch nicht ding links der Donau, Erdbrüstbachl. – Subregionale Bedeu- selten in Sümpfen und Mooren, auch zwischen Torfmoosen. tung. In Niederbayern kommt sie zerstreut vor, auch aus dem Pas- sauer Raum ist sie bereits aus 3 Quadranten bekannt. Erst im Laubmoose September 2016 entdeckte sie Zahlheimer in der Fläche Gq Aulacomnium palustre, Sumpf-Streifensternmoos. Das 1 in einer „Schlenke in Kleinseggenried“ (leg. Zahlheimer, Moos lebt in schwach sauren bis mäßig kalkreichen Sümp- det. Teuber). Der Fund der Art erst im September 2016 unter- fen, Mooren und Nasswiesen auf m. o. w. torfhaltigem streicht die Aussage, dass die Artenzahl im Untersuchungs- Untergrund. Die Art wuchs früher fast in jeder Wiese des gebiet sich weiter erhöhen kann. Bayerischen Waldes, soweit sie einigermaßen nass war. In Nowellia curvifolia, Krummblattmoos. Die montan verbrei- den vergangenen Jahrzehnten ist sie durch die allgemeine tete, säureliebende Art besiedelt an luftfeuchten, schattigen Entwässerung der Landschaft sehr zurückgegangen (Drai- Stellen morsches Nadelholz, seltener Laubholz, wobei sie nagen!). Auch Düngung verträgt sie nicht. Die Anwesenheit starkes Totholz bevorzugt, also Stämme oder starke Äste. Im der Art in den Flächen Gf 4 und Gq 1 ist ein Hinweis, dass Bayerischen Wald ist sie im Hauptzug vom Falkensteinge- diese Flächen als Standorte für eine wertvolle Flora geeignet biet bis zum Hohen Bogen nicht selten, im übrigen Bayeri- sind. Im Passauer Gebiet kommt die Art sonst nur noch am schen Wald (Vorderer und Unterer Wald) ist sie nur zerstreut Scharbach bei Ziegelreuth vor. – Subregionale Bedeutung. anzutreffen. Aus dem Passauer Raum wurde sie bisher noch Bryum pseudotriquetrum, Bauchiges Birnmoos. Wie die nicht berichtet. Nun konnte der Autor sie am Erdbrüstbachl vorhergehende Art ist das Bauchige Birnmoos ein Nässe- auf einem toten, liegenden Fichtenstamm entdecken (zusam- zeiger. Es wächst auf meist lichten bis sonnigen, kalk- oder men mit Lophocolea heterophylla). Bei den Recherchen zu zumindest basenreichen, mineralischen Unterlagen (Roh- diesem Bericht stieß der Autor in seinen eigenen Unterla- böden), auch an Gestein oder an Stammfüßen von Bäumen,

41 soweit die Feuchtigkeitsverhältnisse stimmen. Im Untersu- Gq 1 darauf hoffen, dass die durch Schnittgut eingebrachten chungsgebiet wurde sie 2016 in der Fläche Gq 1 beobachtet; seltenen Flachmoorarten dort Bestand haben werden (siehe sie ist dort offensichtlich mit dem Schnittgut aus Schuttholz Abschnitt „Beschreibung des Gebietes aus mooskundlicher oder Ritzing eingebracht worden. In Niederbayern ist die Art Sicht“). Der Fundort am Erdbrüstbachl ist derzeit der einzige aus der intensiv landwirtschaftlich genutzten Donauebene im Passauer Stadtgebiet. – Subregionale Bedeutung. praktisch verschwunden, im Bayerischen Wald, v. a. im Hin- Hookeria lucens, Glänzendes Flügelblattmoos. Die Art ist teren Wald, ist sie noch einigermaßen verbreitet, im Passauer ein Gebirgsmoos, das an kühlfeuchten Stellen gelegentlich Raum wächst sie gelegentlich an den Ufern von Donau und weit herabsteigt. Es liebt schattige, meist dauernasse, auch Inn, 1 Fundort liegt im unteren Erlautal und einer bei Jochen- quellige, kalk- oder zumindest basenreiche Standorte auf stein. Nun kommt die nasse Wiese am Erdbrüstbachl hinzu. meist erdigem, seltener auch humosem Substrat. Die Art – Subregionale Bedeutung. ist im Hinteren Bayerischen Wald nicht selten, im Vorderen Campylium stellatum, Stern-Goldschlafmoos, eine weitere Wald sehr selten und fehlt im übrigen Niederbayern voll- Art, die an nasse Stellen gebunden ist. Sie hat ähnliche sozio- kommen. In näherer Umgebung gibt es einen Standort im logische Ansprüche wie Bryum pseudotriquetrum und tritt Kösslbachtal (Oberösterreich, TK 7447/14, 360 m), wo es auch häufig in seiner Begleitung auf. Im Gebiet wurdeCam - der Autor 1998 bei einer Exkursion mit Franz Grims gesehen pylium stellatum bereits 2009 beobachtet, damals im Bereich hat, sogar mit Sporogonen. In der Fläche Wt 3 konnte 2016 Wq 2 an einem der dortigen Quellbächlein. 2016 konnte sie ein kleiner, etwas schwacher Bestand am rechten Ufer des zusätzlich in der Wiese Gq 1 beobachtet werden, wohin sie Baches entdeckt werden, somit sind jetzt 2 Fundorte im Pas- ebenfalls mit Schnittgut von Schuttholz gelangt sein mag. sauer Nahraum bekannt. – Regionale Bedeutung. Das Vorkommen der Art schon 2009 im Gebiet unterstreicht Leucodon sciuroides, Eichhornschwanzmoos. Das epiphy- die Berechtigung des Einbringens von Schnittgut von Stand- tisch (an basenreicher Laubholzborke) wie epipetrisch (an orten mit ähnlichen soziologischen Verhältnissen. Im nieder- Kalkgestein, kalkhaltigem Sandstein, auch Mauern) wach- bayerischen Raum ist die RL-Art (Gefährdungsgrad 2) nur sende Moos liebt lichte bis sonnige, aber luft- bzw. nebel- sehr zerstreut zu finden, im Passauer Raum bleibt das Gebiet feuchte Lagen. Die Art hat in den 1980er Jahren und davor um das Erdbrüstbachl weiterhin der einzige Fundort der Art. sehr unter der allgemeinen Luftverschmutzung gelitten. Seit- – Regionale Bedeutung. her erholen sich die Bestände allmählich wieder. Im Passau- Dicranum bonjeanii, Sumpf-Gabelzahnmoos. Wie der deut- er Raum ist sie gelegentlich zu beobachten; Standorte sind sche Name besagt, ist die Art ein Bewohner von Sümpfen stets alte Laubbäume in Solitärstellung. Epipetrisch wach- und Mooren, wobei sie sonnige, nasse, kalk- oder zumindest send kennt sie der Autor aus dem Passauer Raum nicht. basenreiche Standorte über Torf liebt. Aus ganz Bayern ist Pylaisia polyantha, Vielfruchtmoos. Die Art hat ähnliche sie – das Voralpenland ausgenommen, wo die Pflanze nicht Standortansprüche wie Leucodon sciuroides. Sie verträgt je- selten ist – nur von wenigen Fundorten bekannt und zudem doch etwas mehr Schatten und ist auch auf Gestein nur sehr zurückgehend. Im Passauer Raum war bisher erst ein Fund- selten anzutreffen. In Niederbayern ist sie relativ häufig. Der ort bekannt (Zieglreuth), nun kommt das Erdbrüstbachlge- Autor führt sie jedoch hier zusammen mit der vorhergehend biet (Nachweis 2016 in Gq 1) hinzu, wohin es mit Schnittgut beschriebenen Art an, da die beiden Species stets Standorte aus dem Schuttholzer Moor gelangt ist. Von überregionaler, kennzeichnen, die eine reichere epiphytische Moosflora zu- bayernweiter Bedeutung. lassen. Im Gebiet sind dies z. B die Eschen an der Grenze Drepanocladus cossonii, Mittleres Sichelmoos. Das Moos Wt 1/Gf 2 (siehe unten bei „Beschreibung des Gebietes aus wächst auf offenen, meist sonnigen, nassen bis quelligen, mooskundlicher Sicht“). meist kalkreichen, m. o. w. torfhaltigen Standorten in Flach- Rhytidiadelphus subpinnatus, Gefiedertes Kranzmoos. mooren, Quellsümpfen, auch submers in zeitweise mit Was- Die montan verbreitete Art wächst nur an naturnahen (men- ser gefüllten Senken. Es hat in Bayern eine ähnliche Ver- schenfernen!), kalkarmen, aber nährstoffreichen Standorten breitung wie Dicranum bonjeanii, ist jedoch außerhalb des auf erdigem Substrat oder Skelettböden in schattiger, luft- Voralpenlandes noch wesentlich seltener als diese Art (Abb. feuchter und bodenfrischer Lage, gern in Bachbegleitung, in 23). 2016 konnte es in der Fläche Gq 1 nachgewiesen wer- Moorwäldern u. ä. Im Bayerischen Wald erscheint sie zer- den, ebenfalls mit Schnittgut aus dem Schuttholzer Moor streut, immer nur in kleinen Beständen, im Passauer Raum dorthin gelangt. Aus der Passauer Umgebung gibt es einen ist sie mit dem Nachweis von 2016 im Erdbrüstgebiet nun einzigen historischen Nachweis der Art für das Kubinger aus 4 Quadranten bekannt. – Subregionale Bedeutung. Moor bei Schärding (Molendo 1875), dort ist sie längst erlo- schen. Zur Zeit ist der Bestand im Erdbrüstgebiet der einzige Sphagnum contortum, Gedrehtes Torfmoos. Die Art ist ein Fundort im Passauer Raum. – Überregionale, bayernweite Besiedler sonnig-offener, dauernasser, basenreicher Standor- Bedeutung. te auf m. o. w. torfhaltigem Substrat in Nasswiesen, Flach- und Zwischenmooren. Die RL-2-Art ist in Niederbayern Fissidens adianthoides, Haarfarnähnliches Spaltzahnmoos. aktuell nicht einmal mehr von 1/2 Dutzend Fundorten be- Die Art ist gern mit Drepanocladus cossonii vergesellschaf- kannt (Abb. 23). In die Fläche Gq 1 wurde sie mit Schnittgut tet. Deshalb lässt ihr Nachweis 2009 als Populationsrest auf aus dem Schuttholzer Moor oder von Ritzing eingebracht. Teilfläche Gq 2 und 2016 (wieder-)angesiedelt auf Fläche Die Art hat im Gebiet nun einen ersten Fundort im Passauer

42 Raum, abgesehen von der Streuwiese bei Ritzing / Gaißa. – len basenreich und kalkhaltig ist. So weisen das Vorkommen Überregionale, bayernweite Bedeutung. von Pellia endiviifolia und Cratoneuron filicinum auf einen direkten Kalkeinfluß durch das Quellwasser hin. Weitere Ba- Sphagnum magellanicum, Mittleres Torfmoos, wächst ge- senzeiger, die dort vorkommen, sind Aneura pinguis, Riccar- wöhnlich auf sonnigem, auch gelegentlich weniger nassem, dia multifida, Campylium stellatum, Fissidens adianthoides, kalkfreiem Torf, meist auf Bulten in Hoch- und Zwischen- Plagiomnium cuspidatum, Rhytidiadelphus triquetrus. mooren. Die RL-3-Art ist im Hinteren Bayerischen Wald noch sehr regelmäßig verbreitet, im Vorderen Wald ziemlich In dem von groben Quarzkieseln und Sand geprägten Be- selten. Aus dem Passauer Raum war bisher der einzige be- reichen entlang der Waldpassage des Erdbrüstbachls zeigen kannte Fundort das Untersuchungsgebiet (s. Tabelle: 2009, sich säureliebende Arten wie Calypogeia muelleriana, Sca- Wt 4). Dort war sie 2016 nicht mehr anzutreffen Der Autor pania nemorea, Bazzania trilobata, Leucobryum glaucum, führt dies auf das Ausholzen der Fichten aus diesem Bereich Pleurozium schreberi. Gefördert wird deren Vorkommen zurück, womit die saure Nadelstreu und mit ihr das säure- durch die eingebrachten Fichten und deren saure Nadelstreu. liebende Sphagnum magellanicum verschwand, doch kann In Höhe von Abschnitt E3 des Erdbrüst-Bächleins (Lage auch sein, dass es nach den Rodungsarbeiten durch Häcksel- Abb. 7) finden sich am Rande und in einigem Umgriff des in gutreste erstickt wurde (siehe unten im Abschnitt „Beschrei- seiner Mitte 2009 wegen seines damals morastigen Zustands bung des Gebietes aus mooskundlicher Sicht“). kaum betretbaren Sumpfgeländes verschiedene Torfmoosar- Sphagnum subnitens, Feder-Torfmoos. Die Art lebt auf ten, an einer Stelle sogar Sphagnum magellanicum, ein Hin- meist sonnigem, m. o. w. nassem, auch schwach saurem, tor- weis darauf, dass sich punktuell Torf bilden konnte. Auch das freichem Substrat, v. a. in Flach- und Zwischenmooren, auch Sumpfmoos Aulacomnium palustre war hier zu finden. In der in Quellhorizonten. Im Bayerischen Wald ist sie zerstreut Zwischenzeit wurde in der Nasswiese Gq 1 Schnittgut aus (Hinterer Wald) bis selten (Vorderer Wald), im Passauer dem Schuttholzer Moor und von einer Streuwiese im Gaißa- Raum war sie bisher nicht bekannt (Abb. 23). In der Streu- tal bei Ritzing aufgebracht. Damit wurde eine Reihe neuer wiese Gq 1 konnte sie 2016 nachgewiesen werden, mit dem Arten übertragen, ich nenne nur die RL-Arten Bryum pseu- Schnittgut aus dem Schuttholzer Moor eingebracht. – Neu dotriquetrum, Dicranum bonjeanii, Drepanocladus cossonii, für den Passauer Raum, von überregionaler (bayernweiter) Sphagnum contortum, Sphagnum subnitens und Sphagnum Bedeutung. warnstorfii. Diese Arten sind durchaus standortgerecht. Dies lässt sich aus der Tatsache folgern, dass sich soziologisch Sphagnum warnstorfii, Warnstorfs Torfmoos. Die RL-1-Art ähnlich verhaltende Arten wie Fissidens adianthoides oder wächst auf m. o. w. sonnigen, nassen bis quelligen, schwach Campylium stellatum bereits 2009 an dieser Stelle nachwei- sauren, m. o. w. torfhaltigen Substraten in Quell- und Zwi- sen ließen (siehe Tabelle). Zum jetzigen Zeitpunkt und wohl schenmooren. In Bayern hat sie ihre Hauptverbreitung im auch für die Zukunft wird der von basenreichem Quellwas- Voralpenland (zerstreut), im übrigen Bayern ist sie selten ser durchtränkte Untergrund die langfristige Etablierung der oder fehlt völlig. Im Bayerischen Wald findet sie sich im oben genannten Moosarten begünstigen – vorausgesetzt, es Hauptzug zerstreut, im Vorderen Wald selten (s. Verbrei- wird eine Streuwiesen-typische Pflege beibehalten. tungskarte Abb. 23). Im Passauer Raum entdeckte sie der Autor in der Streuwiese bei Ritzing, woher sie mit Schnittgut Andererseits wurde in diesem Bereich im Vergleich 2016 nach Passau ins Untersuchungsgebiet (Fläche Gq 1) gelang- gegen 2009 das Verschwinden von Sphagnum magellanicum te. – Überregionale, bayernweite Bedeutung. und großer Flächen von Sphagnum angustifolium festge- stellt. Dies ist auf das Ausholzen von Fichten (sie hatten mit ihrer sauren Nadelstreu die Ansiedlung der beiden säurelie- Beschreibung des Gebietes aus benden Torfmoose erst ermöglicht) und privaten Entwässe- mooskundlicher Sicht rungsmaßnahmen in diesem Bereich (siehe Abschnitt „Opti- mierungsvorschläge“) zurückzuführen. Schon 2009 wurde eine Beschreibung und Bewertung des Gebietes aus mooskundlicher Sicht erstellt, die durch die Rohbodenbesiedler unter den Moosen haben von 2009 auf Neufunde von 2016 nicht grundlegend verändert werden 2016 ebenfalls zugenommen: Der Grund ist die Umgestal- müssen. Es wird im Folgenden nicht auf die kleinteilige tung des Bachlaufes (Renaturierung) im westlichen Teil des Flächeneinteilung Bezug genommen wie sie für den „GEO- Gebietes. Die Arbeiten als solche haben reichlich Rohboden Tag“ vorgegeben war (s. aber Tabelle 7 Spalte 5: Fundort), es geschaffen, überdies kann sich der jetzt frei laufende Bach wird ein gröberes Raster zugrunde gelegt. durch seine natürliche Dynamik immer wieder neue Ufer mit Rohbodenanrissen schaffen. Bezeichnenderweise gelang der Das Gebiet ist charakterisiert durch das Erdbrüsttälchen, in Nachweis von Calypogeia arguta genau an dieser Stelle. dem sich unterhalb des querenden Forstwegs im Talgrund und im flachen Südhang moorig-sumpfige Bereiche ausbil- Die epiphytischen Moose sind im Gebiet schwach vertreten, den konnten, die mehrfach durch Quellaustritte beeinflusst lediglich unterhalb des Forstwegs, wo einige hochwüchsige werden. Bedeutsam wird das Gebiet auch durch den Quell- Eschen und Weidengebüsch stehen (Wt 1/Gf 2), haben sich horizont, der sich am bewaldeten Nordhang hinzieht. An den Populationen epiphytischer Moose eingefunden: Porella kleinen und kleinsten dort entspringenden Rinnsalen zeigt platyphylla, Homalothecium sericeum, Leucodon sciuroides, sich anhand des Moosinventars, dass das Wasser der Quel- Neckera crispa, Ulota bruchii u. a. Bis auf Ulota bruchii,

43 die obligat epiphytisch wächst, sind die genannten Arten in Laubmoose). Die Vorkommen etlicher Moosarten sind unter anderen Gegenden meist epipetrisch auf Kalkgestein oder Artenschutz-Gesichtspunkten besonders wichtig: basenreichem Silikatgestein beheimatet, sie besiedeln aber Moose von landkreisweiter (subregionaler) Bedeutung: in und außerhalb von Kalkgebieten ebenso gern basenreiche Nowellia curvifolia, Riccardia multifida, Aulacomnium pa- Rinde von Laubbäumen, besonders, wenn diese ein höheres lustre, Bryum pseudotriquetrum, Fissidens adianthoides, Alter erreicht haben. Philonotis fontana, Rhytidiadelphus subpinnatus. Es sind wenige Totholzbewohner unter den Moosen zu fin- Moose von Bedeutung für Niederbayern bzw. den Baye- den. Dies ist auf die Seltenheit entsprechender Habitate zu- rischen Wald (regionale Bedeutung): rückzuführen, v. a. von starkem Totholz (z. B. ganze Stäm- me von gefallenen Bäumen) mit jeweils unterschiedlicher Campylium stellatum, Hookeria lucens, Sphagnum magel- Zersetzungsphase. Dies wird sich mit fortschreitender Zeit lanicum. ändern, sobald sich im künftigen Naturwald entsprechendes Moose von Bedeutung für ganz Bayern (überregiona- Totholz angesammelt hat. Ein erstes Anzeichen für eine Ver- le Bedeutung): Calypogeia arguta, Dicranum bonjeanii, besserung in dieser Hinsicht ist das Auftauchen von Nowel- Drepanocladus cossonii, Sphagnum contortum, Sphagnum lia curvifolia in Begleitung von Lophocolea heterophylla auf subnitens, Sphagnum warnstorfii. einem toten, liegenden Fichtenstamm in Abschnitt Wt 3.

Schlussbemerkung Bewertung der Moosflora Die erneute Durchforschung des Geländes ums Erdbrüst- Das kleine Gebiet weist eine verhältnismäßig hohe Arten- bachl am „GEO-Tag“ hat die Moosflora von Passau und vielfalt auf, die durch Renaturierungsmaßnahmen noch ge- Umgebung gegenüber Teuber (2012) um zusätzliche Arten steigert wurde (98 Moosarten, davon 22 Lebermoose und 76 bereichert. Es sind hinzugekommen: Calypogeia arguta,

Tab. 7: Die im Erdbrüst-Feuchtgebiet festgestellten Moose. Die Funde der beiden Aufnahmetage sind in Spalte 3 getrennt aufgeführt. Spalte 5 benennt die Fundorte im Gebiet entsprechend der Karte „Gebietseinteilung“ (Abb. 16) ohne Häufigkeits- oder Mengenangabe zu den einzelnen Arten. In Spalte 6 wird der Gefährdungsgrad (RL-Status) angegeben, wie ihn Meinunger & Schröder (2007) für das außeralpine Bayern einschätzen. Die Abkürzung „Anmerk.“ verweist auf erläuternde Anmerkung zur Art im Text.

Nach- Bewohntes Substrat / Taxon Deutscher Name weis- Fundort Habitat

jahr Anmerk. RL-Status außeralp. By

Lebermoose Aneura pinguis Fettglänzendes Ohnnervmoos 2009, Rohboden (nass), Waldbo- Wq 2, Wt 3, Gq 1 2016 den, Feuchtwiese Bazzania trilobata Dreilappiges Peitschenmoos 2009, Rohhumus Wt 3 Wt 4 u. a. 2016 Calypogeia arguta Zweispitziges Bartkelchmoos 2016 sandig-lehmiger Rohbo- Wt2 S x den, feucht-schattig Calypogeia fissa Eingeschnittenes Bartkelch- 2016 Schlenke in Kleinseggen- Gq 1 x moos ried Calypogeia muelleriana Müllers Bartkelchmoos 2009, Waldboden, Rohboden, Wt mehrfach, Gq 1 2016 Feuchtwiese Chiloscyphus polyanthos Vielblütiges Lippenbecher- 2016 Gestein im Bachbett Wt 0 bis Wt 4 moos Lepidozia reptans Kleines Schuppenzweigmoos 2009, Totholz Wt 2 bis Wt 4 2016 Lophocolea bidentata Zweizähniges Kammkelch- 2009 Waldboden, Feuchtwiese Wt 2, Gf 4 moos Lophocolea heterophylla Verschiedenblättriges Kamm- 2016 Totholz Wm und Wt kelchoos Metzgeria furcata Gewöhnliches Igelhauben- 2016 Lebendholz, Gestein Wq 2 moos Nowellia curvifolia Krummblattmoos 2016 Totholz Wt 3 x

44 Nach- Bewohntes Substrat / Taxon Deutscher Name weis- Fundort Habitat

jahr Anmerk. RL-Status außeralp. By

Pellia endiviifolia Kelch-Beckenmoos 2009 Rohboden Wq 2 x Pellia epiphylla Gewöhnliches Beckenmoos 2016 Rohboden Wt 1 bis Wt 4 Pelia neesiana Nees´ Beckenmoos 2009 Rohboden Wq 1 x Plagiochila asplenioides Großes Muschelmoos 2009, Waldboden Wt 3 2016 Porella platyphylla Flachblättriges Kahlfrucht- 2016 Laubholzborke (Esche) Wt 1 moos Radula complanata Gewöhnliches Kratzmoos 2016 Laubholzborke Wq 2., Wt 2, Wt 3 Riccardia latifrons BreitlappigesRiccardimoos 2009 Totholz Wt 3 Riccardia multifida VielspaltigesRiccardimoos 2009, Waldboden, Rohboden: Wq 2, Gq 1 3 x 2016 nass (Wald und Nasswie- se) Scapania nemorea Hain-Spatenmoos 2009, Gestein, Totholz Wt 2, Wt 3 2016 Scapania undulata Bach-Spatenmoos 2016 Gestein (nass, überspült) Wt 1 bis Wt 3 Trichocolea tomentella Filziges Haarkelchmoos 2009, Waldboden, nass Wq 1 3 2016 Laubmoose Amblystegium juratzka- Juratzka-Stumpfdeckelmoos 2016 Waldboden, feucht Wm 5 num Amblystegium serpens Kriechendes Stumpfdeckel- 2016 Laubholzborke, Gestein Wm 5, Wq 2 moos Atrichum undulatum Großes Katharinenmoos 2009, Rohboden Wm 1 bis Wm 6 2016 Aulacomnium palustre Sumpf-Streifensternmoos 2009, Torfiger Erdboden (Nass- Gf4, Gq 1 3 x 2016 wiese) Brachythecium populeum Pappel-Kurzbüchsenmoos 2016 Laubholzborke, Gestein Wm 5, Wq 2 Brachythecium rivulare Bach-Kurzbüchenmoos 2016 Nasser Waldboden Wt und Gf und Gq Brachythecium rutabulum Raues Kurzbüchsenmoos 2016 Laubholzborke, Waldbo- in allen Waldgesell- den schaften u. Feucht- wiesen Brachythecium salebro- Glattstieliges Kurzbüchsen- 2016 Laubholzborke Wt 0, Wt 1 und sum moos Wt 2 Brachythecium velutinum Samt-Kurzbüchsenmoos 2016 Gestein Wm 3 Bryum capillare Haarblättriges Birnmoos 2016 Laubholzborke, Rohboden Wm 3, Wm 4, Wm 5 Bryum pseudotriquetrum Bauchiges Birnmoos 2016 Nasswiese Gq 1 3 x Calliergonella cuspidata Spießmoos 2009, Nasswiese in allen Nass- u. 2016 Feuchtwiesen Campylium stellatum Stern-Goldschlafmoos 2009, Nasswiese Gq 1, Wq 2 3 x 2016 Campylopus flexuosus Bogiges Krummstielmoos 2016 Torfige Nasswiese Gq 1 Cirriphyllum piliferum Pinsel-Haarkelchmoos 2016 Rohboden Wm 5, Gf 4 Climacium dendroides Bäumchenartiges Leitermoos 2009, Rohboden, nass: Nass- Wm 5, Gq 1 2016 wiese Cratoneuron filicinum Farnähnliches Starknervmoos 2009, QuelligerWaldboden, Wq 2, Wt 1 2016 Beton (nass) Dicranella heteromalla Einseitswendiges Kleingabel- 2016 Rohboden, sandig-lehmig Wt 2, alle Wm zahnmoos

45 Nach- Bewohntes Substrat / Taxon Deutscher Name weis- Fundort Habitat

jahr Anmerk. RL-Status außeralp. By

Dicranella staphylina Acker-Kleingabelzahnmoos 2016 Rohboden, sandig-lehmig Wt 2 Dicranodontium denuda- Bruchblattmoos 2009, Totholz Wt 2 bis Wt 4 tum 2016 Dicranum bonjeanii Sumpf-Gabelzahnmoos 2016 Nasswiese Gq 1 3 x Dicranum montanum Berg-Gabelzahnmoos 2009, Totholz, Laubholzborke Wt 3 2016 (Buche) Dicranum scoparium Besen-Gabelzahnmoos 2016 Rohhumus, Totholz Wt 3 und Wt 4 Drepanocladus cossonii Mittleres Sichelmoos 2016 Nasswiese Gq 1 3 x Eurhynchium angustirete Stumpfblättriges Schönschna- 2009, Waldboden Wq 2 belmoos 2016 Eurhynchium hians Kleines Schönschnabelmoos 2009, Waldboden Wq 2 2016 Eurhynchium striatum Spitzblättriges Schönschna- 2009, Waldboden Wt 4 belmoos 2016 Fissidens adianthoides Haarfarnähnliches Spaltzahn- 2009, Nasswiese Gq 1, Gq 2 3 x moos 2016 Fissidens bryoides Birnmoosähnliches Spaltzahn- 2016 Rohboden, feucht Wm 5, Wt 2 moos Fissidens taxifolius Eibenblättriges Spaltzahn- 2009, Rohboden Wq 2 moos 2016 Homalothecium sericeum Seidenmoos 2016 Laubholzborke (Esche) Wt 1 Hookeria lucens Glänzendes Flügelblattmoos 2016 Rohboden, feucht Wt 3 3 x Hylocomium splendens Etagenmoos 2016 Waldboden Wm 4 Hypnum cupressiforme Zypressen-Schlafmoos 2009, Waldboden, Totholz, Le- überall 2016 bendholz, Nasswiese Isothecium alopecuroides Großes Mausschwanzmoos 2016 Laubholzborke (Buche) Wq 2 Leskea polycarpa Vielfrüchtiges Leskemoos 2016 Laubholzborke (Holunder, Wq 2, Wt 2 Esche) Leucobryum glaucum Gewöhnliches Weißmoos 2009, Rohhumus Wq 1, Wt 2, Wt 4 2016 Leucodon sciuroides Eichhörnchenschwanz-Moos 2016 Laubholzborke (Esche) Wt 1 3 x Mnium hornum Schwanenhals-Sternmoos 2009, Rohboden, Rohhumus Wt 1 bis Wt 4 2016 Neckera crispa Krausblättriges Neckermoos 2016 Laubholzborke (Esche) Wt 1 Orhtotrichum affine Verwandtes Goldhaarmoos 2016 Laubholzborke (Buche, Wm 5, Wt 2 Esche, Holunder) Philonotis fontana Gewöhnliches Quellmoos 2016 Nasswiese (quellige Gq 1 Stellen) Plagiomnium affine Verwandtes Kriechsternmoos 2009, Waldboden Wq 2, Wm 5 2016 Plagiomnium cuspidatum Spieß-Kriechsternmoos 2009, Waldboden, Laubholzbor- Wq 2 2016 ke (Buche - Stammfuß) Plagiomnium undulatum Gewelltblättriges Kriechstern- 2009, Waldboden, nass Wq 2, Wt 1 bis Wt moos 2016 4 u. a. Plagiothecium cavifolium Hohlblättriges Plattmoos 2009, Waldboden, Rohboden, regelmäßig in den 2016 Laubholzborke (Stamm- Waldgesellschaften fuß) Plagiothecium denticu- Gezähntes Plattmoos 2009, Laubholzborke (Stammfuß Wm 5, Wq 2 latum 2016 Buche)

46 Nach- Bewohntes Substrat / Taxon Deutscher Name weis- Fundort Habitat

jahr Anmerk. RL-Status außeralp. By

Plagiothecium succulen- Saftiges Plattmoos 2016 Waldboden, feucht regelmäßig in den tum Waldgesellschaften Pleuridium acuminatum Pfriemenblättriges Seitenköpf- 2016 Rohboden Wm 5 chenmoos Pleurozium schreberi Schrebers Rotstängelmoos 2009, Rohhumus Wt 2, Wt 3, Wt 4 2016 Pogonatum aloides Alloeblättriges Filzmützen- 2016 Rohboden Wm 2 und 5, Wq 2 moos Pohlia melanodon Rötliches Pohlmoos 2016 Rohboden, feucht Gf 5 Polytrichum formosum Schönes Frauenhaarmoos 2009, Waldboden v. a. Wm- Gesell- 2016 schaften Pylaisia polyantha Vielfruchtmoos 2016 Laubholzborke (Esche, Wm 5, Wt 1 u. a. 3 x Buche, Weide) Rhizomnium punctatum Punktiertes Wurzelsternmoos 2009, Gestein, Holz, Waldboden regelmäßig in den 2016 Waldgesellschaften Rhodobryum roseum Rosettiges Rosenmoos 2009 Rohboden Wq 2 Rhynchostegium murale Mauer-Schnabeldeckelmoos 2009 Beton, feucht Wq 2 Rhytidiadelphus squar- Sparriges Kranzmoos 2009, Waldboden, Rohboden in allen Wiesen rosus 2016 (Gm, Gf, Gq) Rhytidiadelphus subpin- Gefiedertes Kranzmoos 2016 Waldboden, feucht Wq 2, Wt 2 x natus Rhytidiadelphus triquetrus Großes Kranzmoos 2009, Waldboden, Wiese Gf 4, Wt 3 2016 Scleropodium purum Großes Grünstengelmoos 2009, Waldboden, Wiese +/- regelmäßig in 2016 Gm, Gf, Gq, Wq Sphagnum angustifolium Kurzblättriges Torfmoos 2009 Vermoorte Wiese Gf 4 Spitzblättriges Torfmoos 2016 Waldboden (sauer), Roh- Wt 3, Wt 4, Gf 4 humus, Wiese Sphagnum contortum Gedrehtes Torfmoos 2016 Nasswiese Gq 1 2 x Sphagnum fallax Trügerisches Torfmoos 2009, Waldboden, feucht Wt 4 2016 Sphagnum magellanicum Mittleres Torfmoos 2009 Moorwald Wt 4 3 x Sphagnum palustre Kahnblättriges Torfmoos 2009, Waldboden, feucht; Nass- regelmäßig an 2016 wiese Feucht- und Nass- stellen (G- und W- Gesellschaften) Sphagnum squarrosum Sparriges Torfmoos 2009, Waldboden, feucht Wt 4 2016 Sphagnum subnitens Feder-Torfmoos 2016 Nasswiese Gq 1 2 x Sphagnum subsecundum Einseitswendiges Torfmoos 2016 Nasswiese Gq 1 Sphagnum warnstorfii WarnstorfsTrofmoos 2016 Nasswiese Gq 1 1 x Tetraphis pellucida Durchsichtiges Georgsmoos 2009, Totholz Wt 0 bis Wt 4 2016 Thuidium tamariscinum Tamarisken-Thujamoos 2009, Waldboden Wm, Wq, Wt 2016 Ulota bruchii Bruchs Krausblattmoos 2016 Laubholzborke (Esche, Wm 1, Wm 5, Wt 1 Buche, Holunder) und 2 Ulota crispa Gewöhnliches Krausblattmoos 2016 Laubholzborke (Buche) Wm 5 Weissia controversa Zartgrünes Perlmoos 2016 Rohboden Wm 5

47 Abb. 23: Verbreitungskarten ausgewählter seltener Moosarten für Bayern (aus www.moose-deutschland. de). Der Strich weist auf den Fundquadranten vom Erd- brüstbachl.

Nowellia curvifolia, Drepanocladus cossonii, Sphagnum contortum, Sphagnum subnitens und Sphagnum warnstorfii. Von diesen Arten sind „von selbst“ eingewandert die beiden Lebermoosarten Calypogeia arguta und Nowellia curvifo- lia. Die übrigen Arten, allesamt Flachmoorarten, sind mit Schnittgut aus dem Schuttholzer Moor oder der Streuwiese von Ritzing eingebracht worden und stellen eine wertvolle Bereicherung der Passauer Moosflora dar. Unter den vor Ort gegebenen Voraussetzungen und bei entsprechender Pflege (siehe oben) haben sie beste Überlebenschancen.

48 Farn- und Blütenpflanzen-Flora schen (Nordostrand von Teilfläche Wt 4 der Abb. 16). 2006 von Willy Zahlheimer wuchs es noch steril im dortigen Quellsumpf. Gegenüber der Forstwegmündung stand 2005 unter einer Bank auf der an- Einigermaßen systematisch erfasst wurde die Flora des Un- deren Seite des gebietsbegrenzenden Sträßchens noch die tersuchungsgebiets am 18.06. (westliches Kartenfeld) und Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), die zumin- 21.06.2016 (östliches Feld). Daneben liegen floristische Ein- dest vor den Aufforstungen mit Sicherheit auch im Untersu- zelbeobachtungen aus dem vorangegangenen Jahrzehnt vor. chungsgebiet vorhanden war. Die angesichts der geringen Gebietsgröße beeindruckend große Artenzahl (Tab. 8 mit 340 Sippen) wird durch etliche Aus Tab. 8 ist zu entnehmnen, dass im Erdbrüst-Feuchtge- aus Gärten und Kulturen im Umfeld verwilderte Pflanzen et- biet neben zahlreichen, lediglich stadtbedeutsamen Blüten- was relativiert (Etablierungsstatus U mit Untergruppen und pflanzenarten sieben bayernweit gefährdete leben. Die Flora E). Von unbekannter Seite wurde jüngst der Bärlauch (Al- erweist sich damit als subregional bedeutend. Bei einer Rei- lium ursinum) angesalbt. Da die Herkunft unklar ist, ist das he von Pflanzen sind die Bestände im Untersuchungsgebiet Vorkommen als florenverfälschend zu wertend (Neophyt) darüberhinaus essenzielle Stützpunkte zur Erhaltung der tra- und wird deshalb wieder beseitigt. ditionellen Pflanzenareale (vgl. Zahlheimer 2007). Es sind dies besonders die unten einzeln gewürdigten Arten. – Mit Während des Beobachtungszeitraums ist infolge zunehmen- jeder erfolgreich über Material autochthoner Herkunft wie- der Beschattung das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum derangesiedelten Sippe wächst die Artenschutz-Bedeutung angustifolium) auf dem privat gebliebenen Grundstück erlo- des Gebiets.

Tab. 8: Seit 2007 im Erdbrüst-Feuchtgebiet beobachtete wildwachsende Farn- und Blütenpflanzen. Die im Untersu- chungsgebiet häufigen oder zumindest stellenweise reichlich vorhandenen Sippen sind fett gedruckt, die nur an der Gebietsgrenze wachsenden sind eingeklammert. Etablierungsstatus: E = eingebürgerter Neophyt; Iw = erfolgreich reetabliert; U = unbeständig, mit Us = subspontan, Uu = eigentlich unbeständig, Uw = 1. Spontangeneration nach Wiederansiedlung, Ue = Einbürgerungstendenz, + = erloschen, kein Eintrag = urwüchsig. Gesäte und Gepflanzte, die sich noch nicht verjüngten, blieben unberücksichtigt! In Spalte „Gefdg. u. Seltenheit bedeutet „3“ gefährdet nach der Roten Liste Bayern (2005), „s“ wegen lokaler Selten- heit stadtbedeutsam. Taxonomie und Nomenklatur nach Lippert & Meierott (2015).

RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 2016 Abies alba Edeltanne h 2016 2016 Acer campestre Feldahorn 2016 Acer platanoides Spitzahorn 2016 2016 Acer pseudoplatanus Bergahorn h Achillea millefolium subsp. Gewöhnliche Schafgarbe h 2016 2016 millefolium 2016 2016 Aegopodium podagraria Geißfuß h 2016 2016 Agrostis canina s. str. Hunds-Straußgras i. e. S. h s 2016 2016 Agrostis capillaris Rotes Straußgras h 2016 Agrostis stolonifera s. str. Flecht-Straußgras 2016 2016 Ajuga reptans Kriechgünsel 2016 Alchemilla vulgaris agg. Frauenmantel 2012 Alisma lanceolatum Lanzett-Froschlöffel Uu 2015 Alisma plantago-aquatica Gewöhnlicher Froschlöffel 2016 2016 Alliaria petiolata Lauchrauke 2016 2016 Alnus glutinosa Schwarz-Erle h 2006 2016 Alnus incana subsp. incana Grau-Erle Alopecurus pratensis subsp. Wiesen-Fuchsschwanz h 2016 2016 pratensis 2016 2016 Amelanchier lamarckii Kupfer-Felsenbirne Us 2016 2016 Anemone nemorosa Busch-Windröschen h

49 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit Angelica sylvestris subsp. Wald-Engelwurz h 2016 2016 sylvestris 2016 2016 Anthoxanthum odoratum Gewöhnliches Ruchgras h 2006 Anthriscus sylvestris Wiesenkerbel 2012 Aquilegia Cultivare Gartenakelei G Uu 2006 Arabidopsis thaliana Schmalwand 2016 Arctium lappa Große Klette 2016 2016 Arrhenatherum elatius var. elatius Glatthafer h 2016 2016 Aruncus dioicus Wald-Geißbart s 2016 2016 Athyrium filix-femina Wald-Frauenfarn h 2016 2016 Atriplex patula Spreizende Melde 2008 Atriplex prostrata Spreizende Melde G 2016 2016 Bellis perennis Gänseblümchen h 2008 Berberis thunbergii Thunberg-Berberitze Us 2016 2016 Berberis vulgaris Gewöhnlicher Sauerdorn s Betonica officinalis subsp. Heilziest 2016 officinalis 2016 2016 Betula pendula Hängebirke h 2016 Blechnum spicant Rippenfarn s Brachypodium sylvaticum subsp. Waldzwenke h 2016 2016 sylvaticum 2016 Briza media subsp. media Zittergras s Bromus hordeaceus subsp. Weiche Trespe h 2016 hordeaceus 2016 Buxus sempervirens Buchsbaum Us 2016 Calamagrostis arundinacea Wald-Reitgras 2016 Calamagrostis canescens Sumpf-Reitgras s 2016 2016 Calamagrostis epigejos Land-Reitgras h 2006 Callitriche stagnalis Pfützen-Wasserstern 2016 2016 Calluna vulgaris Heidekraut h s 2016 2016 Caltha palustris Sumpf-Dotterblume h 2016 2016 Calystegia sepium subsp. sepium Zaunwinde h 2016 2016 Campanula patula Wiesen-Glockenblume h Campanula persicifolia subsp. Pfirsichblättrige Glockenblume s 2016 2016 persicifolia Campanula trachelium subsp. Raue Glockenblume 2016 2016 trachelium 2016 2016 Capsella bursa-pastoris Hirtentäschel 2016 2016 Cardamine amara Quell-Schaumkraut h 2016 Cardamine flexuosa Wald-Schaumkraut 2016 Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut 2016 Carex acutiformis Sumpfsegge h 2016 2016 Carex brizoides Seegras h 2016 Carex canescens Grausegge 2016 2016 Carex davalliana Raue Segge 3 2016 2016 Carex demissa Grünliche Gelbsegge h s

50 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 Carex digitata Fingersegge 2016 2016 Carex echinata Sternsegge h s 2016 Carex flava Eigentliche Gelbsegge s 2016 2016 Carex hirta Behaarte Segge h 2016 2016 Carex leporina Hasenpfoten-Segge h 2016 2016 Carex nigra Braunsegge h s 2016 2016 Carex pallescens Bleichsegge h 2016 2016 Carex panicea Hirsesegge h s 2016 Carex pendula Hängesegge 2016 2016 Carex pilulifera Pillensegge h 2016 Carex pseudocyperus Scheinzypergras-Segge 3 2016 2016 Carex pulicaris Flohsegge 3 2016 2016 Carex remota Winkelsegge h 2016 2016 Carex rostrata Schnabelsegge s 2016 Carex spicata Dichtährige Segge 2016 2016 Carex sylvatica Waldsegge h 2016 2016 Carex umbrosa Schattensegge h s 2016 2016 Carpinus betulus Hainbuche h 2016 2016 Centaurea jacea s. str. Eigentliche Wiesen-Flockenblume h 2016 Cerastium glomeratum Knäuel-Hornkraut h 2016 2016 Cerastium holosteoides Wiesen-Hornkraut h 2016 2016 Chaerophyllum hirsutum s. str. Rauhaariger Kälberkropf h 2016 Chelidonium majus Schöllkraut h 2009 Chenopodium polyspermum Vielsamiger Gänsefuß 2016 Chrysosplenium alternifolium Wechselblättriges Milzkraut h Circaea intermedia Mittleres Hexenkraut h 2016 (C. alpina × lutetiana) 2016 2016 Cirsium arvense Feld-Kratzdistel 2016 Cirsium oleraceum Kohldistel h 2016 2016 Cirsium palustre Sumpf-Kratzdistel h 2016 2016 Clematis vitalba Weiße Waldrebe 2016 2016 Convallaria majalis Maiglöckchen h s 2016 Cornus sanguinea subsp. australis Südlicher Roter Hartriegel E 2016 2016 Corylus avellana Hasel h 2016 2016 Cotoneaster dielsianus Zwergmispel (Gartensippe) h E 2016 Cotoneaster moupinensis Zwergmispel (Gartensippen) h Ue 2016 2016 Crepis biennis Wiesenpippau h 2016 2016 Crepis capillaris Haarstiel-Pippau 2016 2016 Crepis paludosa Sumpfpippau h s 2016 Cynosurus cristatus Kammgras h Dactylis glomerata subsp. Wiesen-Knaulgras h 2016 2016 glomerata 2016 Dactylorhiza fuchsii Fuchs‘ Knabenkraut s Danthonia decumbens subsp. Dreizahn s 2016 2016 decumbens

51 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 2016 Daphne mezereum Gewöhnlicher Seidelbast s Deschampsia cespitosa subsp. Rasenschmiele h 2016 2016 cespitosa 2016 2016 Deschampsia flexuosa Drahtschmiele h Dianthus deltoides subsp. Heidenelke s 2016 deltoides 2016 Digitaria sanguinalis Bluthirse G 2016 Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnentau h Iw 3 2016 Dryopteris borreri var. borreri Nordischer Wurmfarn 2016 2016 Dryopteris carthusiana Dornfarn h 2016 2016 Dryopteris dilatata Breiter Wurmfarn h 2016 2016 Dryopteris filix-mas Gewöhnlicher Wurmfarn h 2009 Echinochloa crus-galli Hühnerhirse 2016 2016 Elymus repens var. repens Kriechquecke h 2011 Epilobium ciliatum Drüsiges Weidenröschen Uu 2016 2016 Epilobium montanum Berg-Weidenröschen 2016 Epilobium obscurum Dunkles Weidenröschen 2016 Epilobium palustre Sumpf-Weidenröschen h s 2016 2016 Epilobium parviflorum Kleinblütiges Weidenröschen h 2016 2016 Equisetum arvense Acker-Schachtelhalm h 2016 Equisetum fluviatile Teich-Schachtelhalm s 2016 Equisetum hyemale Winter-Schachtelhalm s 2016 2016 Equisetum sylvaticum Wald-Schachtelhalm h 2009 Erechtites hieraciifolia Schein-Greiskraut Uu 2016 Erigeron canadense Kanadisches Berufkraut E 2006 Schmalblättriges Wollgras + s 2016 2016 Euonymus europaea Gewöhnliches Pfaffenhütchen h 2016 2016 Eupatorium cannabinum Wasserhanf h 2016 2016 Euphorbia dulcis Süße Wolfsmilch s 2016 2016 Fagus sylvatica Rotbuche h 2016 Fallopia dumetorum Heckenknöterich G 2016 Festuca arundinacea Rohrschwingel Us 2016 2016 Festuca gigantea Riesenschwingel h 2016 2016 Festuca nigrescens Horst-Rotschwingel h 2016 Festuca pratensis subsp. pratensis Wiesenschwingel h 2016 Festuca rubra subsp. rubra Ausläufer-Rotschwingel h 2016 2016 Ficaria verna Scharbockskraut h 2016 Filipendula ulmaria var. denudata Grünblättriges Mädesüß h 2016 Fragaria moschata Moschus-Erdbeere s 2016 2016 Fragaria vesca Wald-Erdbeere 2016 2016 Frangula alnus subsp. alnus Faulbaum h 2016 2016 Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche h 2016 Galeobdolon argentatum Florentiner Goldnessel E 2016 2016 Galeobdolon montanum Berg-Goldnessel h

52 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 Galeopsis pubescens Weichhariger Hohlzahn 2016 2016 Galeopsis tetrahit Gewöhnlicher Hohlzahn h 2016 Galinsoga quadriradiata Zottiges Knopfkraut Uu 2016 2016 Galium album subsp. album Weißes Labkraut h 2016 2016 Galium aparine Gewöhnliches Klebkraut h 2016 Galium palustre s. str. Sumpf-Labkraut h Galium palustre subsp. Tetraploides Sumpf-Labkraut 2016 tetraploideum 2016 Galium sylvaticum Wald-Labkraut s 2016 2016 Galium uliginosum Moor-Labkraut s 2016 Geranium palustre Sumpf-Storchschnabel s Geranium robertianum subsp. Ruprechtskraut 2016 2016 robertianum 2016 2016 Geum urbanum Echte Nelkenwurz h 2016 2016 Glechoma hederacea Gundermann h 2016 2016 Glyceria fluitans Flutschwaden h 2016 2016 Gnaphalium uliginosum Sumpf-Ruhrkraut 2016 Gymnocarpium dryopteris Eichenfarn 2016 Hedera helix (fruktifizierend) Efeu - fruchtend Us Heracleum sphondylium subsp. Wiesen-Bärenklau h 2016 2016 sphondylium 2016 Hieracium aurantiacum Orangerotes Habichtskraut Ue 2016 2016 Hieracium lachenalii Gewöhnliches Habichtskraut 2016 Hieracium laevigatum Glattes Habichtskraut 2016 2016 Hieracium murorum Mauer-Habichtskraut h 2016 Hieracium sabaudum Savoyer-Habichtskraut Hieracium umbellatum subsp. Dolden-Habichtskraut 2016 umbellatum 2016 2016 Holcus lanatus Weiches Honiggras h 2016 2016 Holcus mollis subsp. mollis Wolliges Honiggras 2016 Humulus lupulus Wildhopfen 2016 2016 Hypericum dubium Hügel-Fleckenjohanniskraut 2009 Hypericum humifusum Liegendes Johanniskraut 2016 Hypochaeris radicata Gewöhnliches Ferkelkraut h 2016 Impatiens glandulifera Indisches Springkraut h E 2016 Impatiens noli-tangere Rühr-mich-nicht-an h 2016 2016 Impatiens parviflora Kleinblütiges Springkraut h E 2016 2016 Iris pseudacorus Wasser-Schwertlilie 2010 Isolepis setacea Borstensimse Uu s 2016 2016 Juglans regia Walnuss Us Juncus acutiflorus subsp. Waldbinse h s 2016 2016 acutiflorus 2010 Juncus articulatus Glanzfrüchtige Binse 2016 Juncus bufonius Krötenbinse 2016 2016 Juncus bulbosus subsp. bulbosus Zwiebelbinse h s

53 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 2016 Juncus conglomeratus Knäuelbinse h 2016 2016 Juncus effusus subsp. effusus Flatterbinse h 2016 Juncus filiformis Fadenbinse h 3 2016 2016 Juncus tenuis Zarte Binse h E 2016 2016 Knautia maxima Wald-Witwenblume h 2016 Lamium maculatum Gefleckte Taubnessel h 2016 Lapsana communis Rainkohl h 2016 2016 Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse h 2016 Lemna minor Kleine Wasserlinse Leontodon hispidus subsp. Rauer Löwenzahn h 2016 hispidus var. danubialis Leontodon hispidus subsp. Rauer Löwenzahn h 2016 hispidus var. hispidus Leucanthemum ircutianum subsp. Fettwiesen-Margerite h 2016 ircutianum 2016 2016 Lolium perenne Ausdauerndes Weidelgras h 2016 Lonicera xylosteum Wald-Heckenkirsche Lotus corniculatus var. Gewöhnlicher Hornklee h 2016 2016 corniculatus 2016 2016 Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee h 2016 Luzula campestris Feld-Hainsimse h 2016 2016 Luzula luzuloides Weiße Hainsimse 2016 2016 Luzula multiflora subsp. multiflora Vielblütige Hainsimse 2016 2016 Luzula pilosa Wimper-Hainsimse h Lychnis flos-cuculi subsp. Kuckucks-Lichtnelke h 2016 2016 flos-cuculi Lycopus europaeus subsp. Ufer-Wolfstrapp h 2016 europaeus 2016 2016 Lysimachia nemorum Hain-Gilbweiderich h 2016 Lysimachia nummularia Pfennigkraut h 2016 2016 Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich h 2016 2016 Lythrum salicaria Gewöhnlicher Blutweiderich h 2016 2016 Maianthemum bifolium Schattenblümchen h Matricaria discoidea subsp. Strahllose Kamille E 2016 discoidea Melampyrum pratense var. Gelber Wiesen-Wachtelweizen 2016 2016 pratense fo. concolor 2016 2016 Melica nutans Nickendes Perlgras 2011 Mentha arvensis Ackerminze 2016 2016 Molinia arundinacea Rohr-Pfeifengras h 2016 2016 Molinia caerulea Blaues Pfeifengras h s 2016 2016 Mycelis muralis Mauerlattich 2016 Myosotis arvensis Acker-Vergissmeinnicht 2016 2016 Myosotis nemorosa Hain-Vergissmeinnicht h 2016 2016 Oxalis acetosella Wald-Sauerklee h 2016 Oxalis stricta Steifer Sauerklee Uu

54 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2010 Panicum schinzii Glatte Hirse Uu 2016 2016 Paris quadrifolia Einbeere s 2016 Parthenocissus inserta Fünfblättrige Jungfernrebe Us 2016 Persicaria amphibia Wasserknöterich 2016 2016 Persicaria hydropiper Wasserpfeffer 2016 Persicaria maculosa Pfirsichblättriger Knöterich 2016 Persicaria minor Kleiner Knöterich 2011 Persicaria mitis Milder Knöterich 2016 Peucedanum palustre Sumpf-Haarstrang Uw Phalaris arundinacea var. Wildes Rohr-Glanzgras h 2016 2016 arundinacea 2016 2016 Phegopteris connectilis Buchenfarn 2016 Phleum pratense Wiesen-Lieschgras 2016 Phyteuma nigrum Dunkle Teufelskralle 3 Phyteuma x adulterinum Blassblaue Teufelskralle 2014 (P. nigrum x spic.) 2016 2016 Picea abies Fichte h 2016 Pilosella officinarum Mausohr-Habichtskraut 2016 Pilosella piloselloides Florentiner Habichtskraut 2016 2016 Pinus strobus Strobe, Weymouthskiefer Us 2016 2016 Pinus sylvestris subsp. sylvestris Waldkiefer h 2016 2016 Plantago lanceolata Spitzwegerich h 2016 2016 Plantago major subsp. major Eigentlicher Breitwegerich h 2016 Poa angustifolia Schmalblatt-Rispengras 2016 2016 Poa annua Jähriges Rispengras h 2016 Poa nemoralis var. nemoralis Hain-Rispengras h 2016 2016 Poa trivialis subsp. trivialis Gewöhnliches Rispengras h 2016 2016 Polygonatum multiflorum Vielblütiges Salomonsiegel 2016 2016 Polygonum arenastrum Vogelknöterich G, h 2016 2016 Populus tremula Aspe, Zitterpappel h 2016 Potentilla anserina Gänse-Fingerkraut 2016 2016 Potentilla erecta subsp. erecta Blutwurz h s 2016 Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut h 2016 2016 Prenanthes purpurea Hasenlattich 2016 2016 Primula elatior Hohe Schlüsselblume h 2016 2016 Prunella vulgaris Gewöhnliche Brunelle h 2016 2016 Prunus avium var. avium Vogelkirsche h 2016 2016 Prunus padus Ahlkirsche h 2016 Prunus serotina Späte Traubenkirsche Us 2016 Prunus spinosa Schlehe Pteridium aquilinum subsp. Adlerfarn 2016 aquilinum 2016 2016 Quercus robur subsp. robur Stieleiche h 2016 2016 Quercus rubra Roteiche Us 2016 2016 Ranunculus acris Scharfer Hahnenfuß h

55 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 Ranunculus auricomus agg. Gold-Hahnenfuß s Ranunculus flammula subsp. Brennender Hahnenfuß h 2016 2016 flammula 2016 2016 Ranunculus repens Kriech-Hahnenfuß h 2016 Rhinanthus minor Kleiner Klappertopf s 2016 Rhynchospora alba Weißes Schnabelriet h 3 2011 2016 Ribes rubrum var. domesticum Rote Garten-Johannisbeere Us 2016 Ribes uva-crispa Stachelbeere Us 2016 Robinia pseudacacia Robinie, Falsche Akazie Uu 2016 Rosa canina Hundsrose 2016 Rubus caesius Kratzbeere 2016 2016 Rubus fruticosus agg. Echte Brombeeren h 2016 Rubus idaeus Himbeere h 2016 Rubus saxatilis Steinbeere s 2016 Rumex acetosa subsp. acetosa Großer Sauerampfer h 2016 Rumex acetosella var. acetosella Kleiner Sauerampfer h 2016 Rumex crispus subsp. crispus Krauser Ampfer 2016 2016 Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer 2016 2016 Sagina procumbens Niederliegendes Mastkraut 2016 2016 Salix aurita Öhrchenweide 2016 2016 Salix caprea subsp. caprea Salweide 2016 Salix fragilis Bruchweide 2010 Salix purpurea Purpurweide Uu 2016 2016 Sambucus nigra Schwarzer Holunder 2016 2016 Sambucus racemosa Roter Holunder 2016 2016 Sanguisorba officinalis Großer Wiesenknopf h s 2016 2016 Scirpus sylvaticus Waldsimse h 2016 2016 Scorzoneroides autumnalis Herbst-Löwenzahn h 2016 2016 Scrophularia nodosa Knoten-Braunwurz 2016 Scrophularia umbrosa Flügel-Braunwurz 2016 Scutellaria galericulata Sumpf-Helmkraut 2016 Senecio aquaticus Wasser-Greiskraut h s 2016 2016 Senecio ovatus subsp. ovatus Fuchssches Greiskraut 2016 Senecio vulgaris subsp. vulgaris Gewöhnliches Greiskraut 2016 Setaria pumila Fuchsrote Borstenhirse 2016 2016 Silene dioica Tag-Lichtnelke h 2016 Sisymbrium officinale Wegerauke 2016 2016 Solidago gigantea Späte Goldrute h E Solidago virgaurea subsp. Eigentliche Deutsche Goldrute 2016 2016 virgaurea 2016 Sonchus asper subsp. asper Raue Gänsedistel Sorbus aucuparia subsp. Eberesche h 2016 2016 aucuparia 2016 2016 Spergularia rubra Rote Schuppenmiere G 2016 Stachys sylvatica Waldziest h

56 RL- Beob.- Beob.- Etablie- Bayern, Jahr in Jahr in Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Präsenz rungs- Selten- 7446/222 7447/111 Status heit 2016 Stellaria alsine Sumpf-Sternmiere h 2016 Stellaria aquatica Wasserdarm h 2016 2016 Stellaria graminea Gras-Sternmiere h 2016 2016 Stellaria media Eigentliche Vogelmiere 2016 Symphoriocarpus rivularis Schneebeere Us 2016 Symphytum officinale s. str. Gebräuchlicher Beinwell Symphytum tuberosum subsp. Knotiger Beinwell 2016 2016 angustifolium 2016 2016 Tanacetum vulgare Rainfarn 2016 2016 Taraxacum sect. Ruderalia Fettwiesen-Löwenzähne h 2016 Taxus baccata Eibe Us 2016 Teucrium scorodonia Waldgamander G s 2016 2016 Thelypteris limbosperma Bergfarn 2016 Thuja occidentalis Abendländischer Lebensbaum Us 2016 2016 Tilia cordata Winterlinde h 2016 Tilia platyphyllos Sommerlinde Us 2016 Trifolium dubium Zwergklee h 2016 2016 Trifolium medium Zickzackklee 2016 2016 Trifolium pratense subsp. pratense Rotklee h 2016 2016 Trifolium repens subsp. repens Kriechklee h Trisetum flavescens subsp. Goldhafer h 2016 flavescens 2016 Tussilago farfara Huflattich 2016 Typha latifolia Breitblättriger Rohrkolben 2016 2016 Urtica dioica s. str. Große Brenn-Nessel h 2016 2016 Vaccinium myrtillus Heidelbeere, Blaubeere h 2016 2016 Valeriana dioica Sumpfbaldrian h s 2016 Veronica arvensis Feld-Ehrenpreis h Veronica beccabunga subsp. Bachbunge h 2016 2016 beccabunga Veronica chamaedrys subsp. Gamander-Ehrenpreis h 2016 chamaedrys 2016 Veronica filiformis Faden-Ehrenpreis Uu 2016 2016 Veronica montana Berg-Ehrenpreis s 2016 2016 Veronica officinalis Gebräuchlicher Ehrenpreis 2016 Veronica persica Persischer Ehrenpreis Uu 2011 Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis s 2016 Veronica serpyllifolia Quendelblättriger Ehrenpreis 2016 2016 Viburnum opulus Wasser-Schneeball h 2016 2016 Vicia sepium Zaunwicke h 2016 Vinca major Großes Immergrün Us 2016 2016 Viola palustris subsp. palustris Sumpfveilchen h s 2016 Viola reichenbachiana Waldveilchen 2016 2016 Viola riviniana Hainveilchen h 2016 2016 Viscum album subsp. abietis Tannenmistel

57 Abb. 26: Nass- und Streuwiesengelände der Tellflächen Gf 3, Gf 4 und Gq 1 nach dem Herbstschnitt (Foto W. Zahlheimer, 17.03.2015). Abb. 24: Floristische Wertzahlen von Teilflächen des Erdbrüst-Feuchtgebiets, basierend auf den Angaben unter der Hochspannungsleitung (Gq 2). Besonders reich- in Spalte „Gefdg. u. Seltenheit“ von Tab. 8. Jede ge- haltig sind dann auch die Nasswiesen und Waldbestände auf fährdete Art der Roten Liste Bayern erhält 5 Wertpunkte, Weichböden. Um das Erdbrüstbachl herum versammeln sich jede seltene Art (s) einen Punkt. im Wald der Teilfläche Wt 2 bemerkenswerte Pflanzen wie Winter-Schachtelhalm, Hängesegge und Süße Wolfsmilch. Einen Akzent setzt auch der schmale Eichen-Hainbuchen- wald in der Leite am südlichsten Ende des Untersuchungsge- biets: Nur dort wurden Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), Moschus-Erdbeere (Fragaria moschata) und Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) beobachtet. Wie im Abschnitt „Naturschutzmaßnahmen“ angedeutet, soll nicht nur ein naturschutzfachlich hochwertiger Lebensraum- komplex entwickelt, es soll auch die Artenausstattung er- gänzt werden. Neben artenreichen Lebensräumen der nähe- ren Umgebung liefert Anhaltspunkte dafür, was Mayenberg (1875) in einst in nächster Nähe befindlichen Feuchtgebieten („zwischen Lindau und Rabengut“ [Firmiangut], „sumpfige Wiesen ober Lindau“, „Moorwiese hinter Firmiangut“, …) gefunden hat. Folgende von ihm erwähnte, aus damaliger Sicht bemerkenswerte Arten könnten nach den standörtliche Gegebenheiten im Erdbrüst-Feuchtgebiet möglicherweise erfolgreich etabliert werden: Raue Segge (Carex davalliana – noch Restvorkommen!), Rundblättriger Sonnentau (Dro- sera rotundifolia), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum lati- folium), Preußisches Laserkraut (Laserpitium prutenicum), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpf-Läusekraut (Pe- dicularis palustris), Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Weißes Schnabelriet (Rhynchospora alba), Sim- Abb. 25: Floristisch besonders hochwertige Teilflächen senlilie (Tofieldia calyculata), Alpen-Haargras (Trichopho- des Untersuchungsgebiets. Dunkelgrau = Wertstufe I (> 20 Wertpunkte), Kreuzschraffur = Wertstufe 2 (10-20 rum alpinum). Weitere inzwischen selten gewordene und Punkte), waagrechte Schraffur Wertstufe 3 (3-9 Wert- für uns interessante Arten lokalisiert Mayenberg nicht, weil punkte). sie damals noch recht verbreitet waren, so Teufelsabbiss, Kriechweide, Sumpf-Herzblatt oder Breitblättriges Knaben- Die durch Gefährdung und Seltenheit des wildwachsenden kraut. – Mit den meisten dieser Arten wurden bereits Ansied- Arteninventars definierte floristische Bedeutung der - „rei lungsversuche gemacht, teilweise erfolgreich (s. u.). cheren“ Teilflächen zeigt Abb. 24. Als Spitzenfläche erweist Keine Chancen eingeräumt werden dagegen aus der Mayen- sich erwartungsgemäß die wiederhergestellte Quellsumpf- berg-Aufzählung Sondersegge (Carex dioica), Lückensegge Streuwiese auf Teilfläche Gq 1, gefolgt von der Streuwiese (Carex distans), Saumsegge (Carex hostiana), Fleischrotem

58 Tab. 9: Angesäte oder ausgepflanzte Sippen, die sich noch nicht spontan vermehrt haben. 2016 zum Fruchten gelang- te Arten sind fett gedruckt.

Ausbrin- Ausbrin- Letzte Be- Herkunft Wissenschaftlicher Name Deutsche Bezeichnung gungsgut gungsjahr obachtung PA-Ziegelreuth Carex hartmanii Hartmansegge S 2010 - Schuttholz Carex lepidocarpa Schuppenfrüchtige Segge R 2010 2016 Landkreis PA Clematis recta Steppen-Waldrebe P 2010 2016 Ritzing Comarum palustre Sumpfblutauge P 2009 - Passau Crocus albiflorus Alpenkrokus P 2015 2016 Ritzing, Ziegelreuth/PA Dactylorhiza majalis Breitblättriges Knabenkraut S 2015 - Schuttholz, Ritzing Epipactis palustris Echte Sumpfwurz R, S 2009 - Ritzing Eriophorum angustifolium Schmalblättriges Wollgras S 2009 - Schuttholz Eriophorum latifolium Breitblättriges Wollgras S 2009 2016 Hals Euphorbia illyrica Flaumige Wolfsmilch P 2014 2016 PA-Haibach Geranium sylvaticum Wald-Storchschnabel P 2014 2016 Oberilzmühle Iris sibirica Blaue Wiesenschwertel P 2009 2016 Schuttholz Juncus subnodulosus Knotenbinse S 2009 2010 Ritzing Laserpitium prutenicum Preußisches Laserkraut S, P 2009 ff. 2012 Schuttholz Linum catharticum Purgier-Lein R 2009 2009 Ritzing Menyanthes trifoliata Fieberklee P 2009 2011 Schuttholz, Ritzing Parnassia palustris Sumpf-Herzblatt R, S 2009 2016 Wegsch. Hochfl. Pedicularis palustris Sumpf-Läusekraut S 2012 ff. - Schuttholz Pinguicula vulgaris Gewöhnliches Fettkraut R 2009 2012 Haibach/PA Polystichum aculeatum Lappen-Schildfarn P 2015 2016 Schuttholz Primula farinosa Mehlprimel R 2009 2012 Ritzing Salix repens Kriechweide P 2009 - Ritzing Selinum carvifolia Kümmelsilge R, S 2009 2010 Isarmündungsgebiet Staphylea pinnata Pimpernuss P 2010 2016 Schuttholz, Ritzing Succisa pratensis Teufelsabbiss R 2009 2016 Passau - Raberinbach Thelypteris palustris Sumpffarn P 2013 - Schuttholz Tofieldia calyculata Simsenlilie R 2009 2016 Schuttholz Trichophorum alpinum Alpen-Haargras R 2009 2016 Wegscheider Hochfl. Trifolium spadiceum Moorklee S 2010 ff. - Niedersatzbach Ulmus laevis Flatterulme P 2010 2016 Außernzell Utricularia minor Kleiner Wasserschlauch P 2010, 2016 2013 Eberhardsreut Veronica maritima Langblättriger Ehrenpreis P 2011 2016 Erdbrüst Willemetia stipitata Krönchenlattich P 2014 2016

Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), Zierlichem Wollgras enthält Abb. 44. Unten werden sie in alphabetischer Reihen- (Eriophorum gracile; ob korrekt? Wohl eher der Bastard folge charakterisiert. zwischen Schmal- und Breitblättrigem Wollgras), Nordi- Calamagrostis canescens (Sumpf-Reitgras): Dieses herden- schem Labkraut (Galium boreale), Knotenbinse (Juncus wüchsige Gras mehr oder weniger offener, heute brachlie- subnodulosus), Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata) und gender Sumpfböden hatte ursrünglich im Bayerischen Wald Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis). wohl ein ziemlich zusammenhängendes Verbreitungsgebiet. Tab. 9 gibt einen Überblick der Blütenpflanzen-Arten aus Aus dem Bereich um die Stadt Passau war es bisher nur vom der weit umfangreicheren internen „Zielarten-Liste“, die be- Neuburger Wald bekannt. Im Untersuchungsgebiet bildet es reits Gegenstand von Ansiedlungsversuchen waren. einen Fleck auf einem quelligen Unterhang Einzelne Blütenpflanzenarten verdienen es, besonders he- Carex davalliana (Raue Segge): Während dieser Basiphyt in rausgehoben zu werden. Fundpunkt einer Auswahl davon den Kalksümpfen und Flachmooren der Nördlichen Kalkal-

59 Abb. 27: Auswahl von Fundpunkten bemerkenswerter Blütenpflanzen-Arten. Gefüllter Kreis = Drosera rotundi- folia, Stern = Rhynchospora alba, Quadrat = Carex dav- Abb. 28: Quadranten-Rasterkarte für die Steinbeere alliana, Dreieck = Carex pulicaris, Raute = Willemetia sti- (Rubus saxatilis) in Bayern aus wiki.bayernflora.de (Auf- pitata, Pfeil nach oben = Equisetum hyemale, Pfeil nach ruf 18.1.17). Das Feld mit dem Vorkommen im Erdbrüst- unten = Calamagrostis canescens, Kreis = Rubus saxa- Feuchtgebiet ist mit einem roten „x“ ergänzt. tilis, Schnörkel = Juncus filiformis, Kreis mit Mittelpunkt = Dactylorhiza fuchsii. Dactylorhiza fuchsia (Fuchs‘ Knabenkraut): Am GEO- pen und des Alpenvorlandes große Bestände aufbaut, wächst Tag 2016 wurde ein Exemplar dieser Sippe entdeckt. Von er in den basenreichen Ausbildungen quelliger Streuwiesen anderen Stellen im weiteren Stadtbereich scheint sie nicht im Bayerischen Wald meist nur in unauffälligen Gruppen. bekannt zu sein. Im Erdbrüst-Tälchen haben es einige Individuen des zar- Drosera rotundifolia (Rundblättriger Sonnentau): Es war ten Sauergrases geschafft, an halbschattigen Quellrinnsalen überwältigend, dass ein Vierteljahr nach dem Auftrag des (Teilflächen Gq 2 und Wq 1) zu überdauern. Auf den gero- Rechguts aus dem Schuttholzer Moor 2009 auf dem quel- deten Quellhang Gq 1 kam es dagegen über Rechgut vom ligen Hang Gq 1 die ersten Sonnentau-Pflänzchen blühten. Schuttholzer Moor zurück. Beim Streurechen erfasste Rosetten hatten sich sofort be- Carex demissa (Grünliche Gelbsegge): Diese Sippe aus der wurzelt. Inzwischen besitzt der Sonnentau dort eine stabile Artengruppe “Gelbsegge” ist für basenreiche Quellmoore Population, daneben gedeiht er stellenweise auf Gf 3 und Gf im Bayerischen Wald charakteristisch. Auch sie hat im Erd- 4 (Lage Abb. 16). Es ist der einzige Fundort in Passau. brüst-Feuchtgebiet an Quellabflüssen vereinzelt überlebt. Equisetum hyemale (Winter-Schachtelhalm): Er begleitet Durch die Wiederherstellung der Streuwiesen hat sich das den Inn, steht in Auwaldresten an der Donau unterhalb von Vorkommen erholt. Es ist nach derzeitigem Kenntnisstand Passau und gelegentlich in den Mündungsabschnitten von das südlichste im Bayerischen Wald. Seitentobeln der Donauleiten. Einige „versprengte“ Halme Carex pulicaris (Flohsegge): Die unauffällige kleine Seg- stehen in der Böschung des Erdbrüstbachls (Abb. 27). ge ist außerhalb des engeren Alpenvolandes in Bayern stark Juncus acutiflorus (Waldbinse) und J. bulbosus (Zwiebel- gefährdet. Bisher waren keine Vorkommen aus dem Bereich binse): Die Verbreitungskarten beider Binsen im wiki.bay- der Stadt Passau bekannt. Auf Teilfläche Gq 2 hat die Floh- ernflora.de lassen eindrucksvoll ihre Vorliebe für kalkarme segge wohl bis heute in Form der Samenbank überdauert, Gebiete erkennen. In Passau treten sie an mehreren Stellen auf Gq 1 kann sie genausogut über das Rechgut vom Schutt- auf, aber nirgends so massiv, wie in den Nass- und Streuwie- holzer Moor etabliert worden sein. sen im Untersuchungsgebiet. Die kleine Zwiebelbinse war Carex umbrosa (Schattensegge): Sie gehört im Bayerischen auf den Nacktböden nach den Rodungen eine Massenpflan- Wald zu den seltenen Seggen (siehe Verbreitungskarte im ze, heute profitiert sie von den bei der Pflege entstehenden wiki.bayernflora.de) und liebt halbschattige wechselfeuchte Bodenverletzungen. Böden. In den Quellhängen des Erdbrüst-Feuchtgebiets bil- Juncus filiformis (Fadenbinse): Die in den 1970er Jahren det es wohl seit Langem eine beträchtliche Population (die noch überaus verbreitete Pflanze zwei- bis dreischüriger größte im Stadtgebiet). Feuchtwiesen des Bayerischen Waldes hat durch die Nu-

60 Tab. 10: Im Erdbrüst-Feuchtgebiet beobachtete Laufkä- fer.

Wissenschaftlicher Name Anzahl Individuen Abax ovalis 3 Abax parallelepipedus 1 Agonum sp. 1 Amara plebeja 1 Amara sp. 1 Anisodactylus binotatus 1 Bembidion geniculatum etliche Carabus nodulosus 2 Cicindela hybrida 1 Elaphrus cupreus 2 Notiophilus sp. 1 Limodromus assimilis 2 Paranchus albipes 2 Pterostichus fasciatopunctatus 1 Pterostichus oblongopunctatus 1 Trichotichnus laevicollis 1 diese aber auf den Streuwiesenhang Gq 1; Lage siehe Abb. 16). Es ist ein schöner Erfolg, dass das Passauer Vorkommen Abb. 29: Zufallsbeobachtung (Mathyl, Zahlheimer) des damit etwa 1 km vom alten Fundort entfernt wiederbelebt Gruben-Laufkäfers (Carabus nodulosus) seit 2007, werden konnte. Rubus saxatilis (Steinbeere): Der Fund dieser unverholzten Brombeer-Verwandten im lichten Randbereich des quelligen Hangwalds unmittelbar nördlich der Hochspannungsleitung ist überaus bemerkenswert. Wie die Verbreitungskarte für Bayern zeigt (Abb. 28), handelt es sich um ein völlig isolier- tes Vorkommen. Im Bayerischen Wald fehlt die Steinbeere ebenso wie im nördlichen Teil des oberösterreichischen Inn- viertels (Hohla & Kraml 2005). Willemetia stipitata (Krönchenlattich): Er gehört zu den Ar- ten, die sowohl in den Alpen als auch im Bayerischen Wald einen Verbreitungsschwerpunkt haben und zwischen beiden ursprünglich eine breite Arealbrücke beiderseits des Inn be- saßen. Als Bewohner quelliger Feucht- und Nasswiesen hat der Korbblütler ein ähnliches Schicksal wie die Fadenbinse Abb. 30: Der Gruben-Laufkäfer ist nicht nur eine im Na- durchlitten. Das letzte bekannte Vorkommen der Stadt Pas- turschutz hochbedeutende Art, auch seine Lebensweise sau befindet sich im Erdbrüst-Tälchen wenig oberhalb des ist spektakulär. So läuft er bei der Nahrungssuche gerne Untersuchungsgebiets auf einer privaten Wiesenfläche (Abb. unter Wasser (Foto: W. Zahlheimer, Erdbrüst 11.4.2010). 27). Die Bewirtschaftung erfolgt dort neuerdings so, dass der Fortbestand sehr in Frage gestellt ist. Über Pflanzenteile von zungsintnsivierung der letzten Jahrzehnte in den tieferen dort wird die Ansiedlung auf einer städtischen Fläche des Lagen die meisten Fundorte eingebüßt. In der Stadt Passau Untersuchungsgebiets versucht. liegt das Hauptvorkommen heute im Erdbrüst-Feuchtgebiet. Rhynchospora alba (Weißes Schnabelriet): Das schwer- punktmäßig in Schwingrasen und Übergangsmooren lebende Laufkäfer kleine Sauergras wurde zwischen Eging und der Wegschei- von Markus Mathyl der Hochfläche ausschließlich bei Passau dokumentiert: Bei Alle Beobachtungen erfolgten am Abend des 17.06.2016 Mayenberg (1875) heißt es „auf Moorwiesen bei Lindau und am folgendend Tag, und zwar ohne Falleneinsatz. Die [dem Ortsteil, bei dem das Erdbrüstbachl mündet] massen- tatsächliche Ausstattung des Gebiets mit Laufkäfern ist er- haft“. Auch in diesem Fall gelang sofort eine nachhaltige heblich umfangreicher. Durch die stabil erscheinende Po- Etablierung. Im Gegensatz zum Sonnentau beschränkt sich pulation des streng geschützten, stark gefährdeten Gruben-

61 Laufkäfers (Carabus nodulosus, Abb. 30) ist das Gebiet für die Laufkäferfauna von besonderer Bedeutung. Ein Foto von Zahlheimer vom 18.05.2013 belegt zusätzlich Carabus intricatus (Dunkelblauer Laufkäfer) für das Gebiet (Teilfläche Wm 2; Bestimmung M. Mathyl). Die Art ist laut Roter Liste Bayern (StMUGV 2005) gefährdet.

Schmetterlinge von Rudolf Ritt Die Liste der Tagfalter des Erdbrüst-Feuchtgebiets ist sicher sehr unvollständig. Die Daten wurden fast ausschließlich am GEO-Tag der Artenvielfalt, am 18.06.2016, erhoben. Bei ge- nauerer, jahresumgreifender Untersuchung würde die Arten- anzahl deutlich steigen. Abb. 31: Heidelbeer-Strichspanner (Hyppa rectulinea), Intensiver erfasst sind die Nachtfalter. Sie wurden mittels im Passauer Bereich bisher nur in den Donauleiten bei Leuchtanlage angelockt (Kombination aus superaktinischer Jochenstein gefunden (Foto: Rudi Ritt). und Schwarzlicht-Röhre mit einer Mischlichtlampe). Hier liegen zwar Beobachtungsdaten aus mehreren Jahren vor, je- Eier, Raupen und Puppen, möglicherweise sogar Imagines doch fast ausschließlich aus dem Monat Juni. Eine Ganzjah- von Kleinschmetterlingen, können mit dem Rechgut von den resbeobachtung würde die Artenzahl auch bei den Nachtfal- Spenderbiotopen (Schuttholzer Moor, Ritzing) übertragen tern steigern und so bestimmt auch noch die eine oder andere worden sein, das für die naturgemäße Begrünung der Ro- Besonderheit „ans Licht holen“. dungsflächen verwendet worden ist. Es kommen fünf verschiedene Graszünslerarten vor, dar- Mit über 150 nachgewiesenen Arten erweist sich die Schmet- unter uliginosellus, der Niedermoor-Graszünsler terlingsfauna als recht artenreich. Dabei ist allerdings zu be- (Rote Liste Bayerns 3). Dies lässt auf einen guten Zustand rücksichtigen, dass beim Leuchten auch Tiere aus der Um- der Wiesenflächen schließen. Als weitere Art, die weitge- gebung des eigentlichen Untersuchungsgebiets angelockt hend an Flachmoore gebunden ist, lebt im Erdbrüst-Feucht- werden. gebiet Macaria brunneata, der Waldmoorspanner. Er ist in Tab. 11: Schmetterlinge des Erdbrüst-Tälchens. – „cf.“ Deutschland nur lückenhaft verbreitet, kann aber in geeig- bedeutet, dass die Ansprache nicht ganz sicher ist. Be- neten Habitaten ziemlich häufig sein S( teiner et al. 2014). obachter Dr. Ritt, andere Beobachter in den Spalten „Kartenfeld“ angegeben (Z = Zahlheimer). Bemerkenswert ist weiterhin Batia lambdella, der Ginster- Rindenfalter. Er ist ein Vertreter der Familie der Oecophori- Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- dae, deren Raupen sich meist von Pilzen oder Totholz ernäh- Taxon Name 222 111 Datum By ren (Sterling et al. 2012). Diese Art (Rote Liste Bayern 3) Tagfalter wurde in Bayern nur sporadisch gefunden (Haslberger et al. 2016). Die Raupe von Batia lambdella frisst ausschließlich Anthocharis Aurorafalter xZ Mai 2015 das Kambium unter der Rinde von Ginsterbüschen (Lepifo- cardamines rum). Auffallend ist auch eine größere Anzahl von Arten, die Araschnia Landkärtchen xZ 27.07.2016 mit Heidelbeere und auch Heidekraut in Verbindung stehen levana (z.B. Anaplectoides prasinus Cepphis advenaria, Hyppa rec- Colias crocea Postillon xZ 03.10.2012 tilinea – Abb. 31, Macaria brunneata, Pasiphila debiliata Glaucopsyche Dunkler xZ Aug 2014 3 und Phymatopus hecta). nausithous Wiesenknopf- Ameisenbläu- Eine zweite Gruppe von Nachtfaltern hat Bezug zur Wald- ling kiefer (z.B. Archips oporana, Bupalus piniaria, Dendro- Gonepteryx Zitronenfalter xZ x 16.08.2011 limus pini, Sphinx pinastri). Kiefern stehen im Gebiet vor rhamni 18.06.2016 allem auf Teilfläche Wm 3 unterhalb des Breiteichwegs. Inachis io Tagpfauen- xZ oft Von der Artengruppe Amphipoea fucosa/lucens/oculea ist A. auge lucens fast ausschließlich eine Hochmoorart und vielerorts Lycaena Kleiner Feuer- xZ 06.09.2016 verschwunden (Rote Liste Deutschland 3). A. oculea liebt phlaeas falter feuchte, nasse, sumpfige Stellen (Steiner et al. 2014). Die Maniola jurtina Großes Och- x 18.06.2016 drei Arten sind nur durch Genitaluntersuchung sicher unter- senauge scheidbar, die nicht durchgeführt wurde. Hier wären weitere Ochlodes Rostfarbiger x 18.06.2016 Nachforschungen sinnvoll. sylvanus Dickkopffalter

62 Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Taxon Taxon Name 222 111 Datum By Name 222 111 Datum By Polyommatus Hauhechel- x 18.06.2016 Bijugis Ockergelber x 13.06.2010 icarus Bläuling bombycella Gitter-Sack- 17.06.2016 träger 18.06.2016 Thymelicus Braunkolbiger x 18.06.2016 sylvestris Braundickkopf- Biston Birkenspanner x 17.06.2011 falter betularia 12.06.2015 Nachtfalter und Kleinschmetterlinge Bupalus Kiefernspan- x 17.06.2011 piniaria ner 12.06.2015 Abrostola Dunkelgraue x 12.06.2015 triplasia Nessel-Hö- Cabera Braunstirn- x 13.06.2010 ckereule exanthemata Weißspanner Acronicta Großkopf- x 13.06.2010 Cabera Linienspanner x 13.06.2010 megacephala Rindeneule pusaria 17.06.2016 18.06.2016 Adoxophyes x 12.06.2015 orana Calliteara Buchen- x 13.06.2010 pudibunda Streckfuß Agrotis Ausrufungszei- x 13.06.2010 exclamationis chen 17.06.2011 Campaea Perlglanzspan- x 13.06.2010 17.06.2016 margaritaria ner 12.06.2015 Alcis Wellenlinien- x 13.06.2010 Catoptria Marmorierter x 17.06.2011 repandata Rindenspan- 17.06.2016 verellus Graszünsler ner 18.06.2016 Celypha Dunkler x 13.06.2010 Amphipoea Artengruppe x 17.06.2011 lacunana Brennessel- 17.06.2011 fucosa / lucens Stängeleule Wickler 12.06.2015 / oculea 17.06.2016 Anania x 13.06.2010 Celypha cf. cf. Magerra- x 17.06.2016 hortulata 17.06.2011 rivulana senwickler 12.06.2015 Cepphis Zackensaum- x 13.06.2010 Anania Wasserdost- x 17.06.2011 advenaria Heidelbeer- lancealis zünsler 12.06.2015 spanner Anaplectoides Grüne Heidel- x 12.06.2015 Charanyca Dreilinieneule x 17.06.2011 prasinus beereule trigrammica Ancylis mitter- Eichen-Spitz- x 13.06.2010 Chiasmia Klee-Gitter- x 17.06.2011 bacheriana flügelwickler 17.06.2011 clathrata spanner Ancylis x 13.06.2010 Chloroclystis Grüner Blüten- x 17.06.2011 unculana 12.06.2015 v-ata spanner Angerona Pflaumenspan- x 13.06.2010 Chrysoteuchia Rispengras- x 17.06.2011 prunaria ner 17.06.2011 culmella zünsler 12.06.2015 12.06.2015 17.06.2016 17.06.2016 Cnephasia Cnephasia- x x 13.06.2010 Apoda Asselspinner x 13.06.2010 indet. Wickler 17.06.2011 limacodes 12.06.2015 12.06.2015 17.06.2016 Archips Kiefernnadel- x 12.06.2015 oporana wickler Colostygia Prachtgrüner x 17.06.2011 pectinataria Bindenspanner 12.06.2015 Archips Eschenzwie- x 17.06.2011 podana selwickler 12.06.2015 Comibaena Grüner x 13.06.2010 bajularia Eichenwald- 12.06.2015 Arctornis Schwarzes L x 17.06.2011 spanner l-nigrum Crambus Dunkler Gras- x 17.06.2016 Argyresthia Erlengespinst- x 12.06.2015 pascuella zünsler brockeella motte Crambus Weißer Gras- x 13.06.2010 Atolmis Rotkragen x 12.06.2015 perlella zünsler 17.06.2011 rubricollis 12.06.2015 Autographa Gammaeule x x 17.06.2016 Crambus x 12.06.2015 3 gamma 18.06.2016 uliginosellus 17.06.2016 Autographa Ziest-Silber- x 12.06.2015 Craniophora Liguster-Rin- x 17.06.2011 pulchrina eule 18.06.2016 ligustri deneule Axylia putris Putris-Erdeule x 17.06.2011 Cyclophora Eichen-Gürtel- x 13.06.2010 12.06.2015 punctaria puppenspan- Batia Großer Gins- x 13.06.2010 3 ner lambdella terrindenfalter Cydia Buchenwickler x 17.06.2011 fagiglandana

63 Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Taxon Taxon Name 222 111 Datum By Name 222 111 Datum By Deilephila Mittlerer Wein- x 12.06.2015 Hydrelia Braungestreif- x 17.06.2011 elpenor schwärmer sylvata ter Erlen- Spanner Deltote Waldrasen- x x 17.06.2011 pygarga Grasmotten- 12.06.2015 Hypatopa cf. cf. Fünffleck- x 13.06.2010 eulchen 17.06.2016 binotella motte Dendrolimus Kiefernspinner x 13.06.2010 Hypena Nessel-Schna- x 13.06.2010 pini 17.06.2011 proboscidalis beleule 12.06.2015 12.06.2015 17.06.2016 18.06.2016 Diachrysia Messingeule x 13.06.2010 chrysitis 12.06.2015 Hypena Hopfen-Züns- x 17.06.2011 rostralis lereule Drepana Heller Sichel- x 13.06.2010 falcataria flügler Hypomecis Aschgrauer x 13.06.2010 punctinalis Rindenspan- 17.06.2011 Drymonia Ungefleckter x 12.06.2015 ner 12.06.2015 dodonaea Zahnspinner 18.06.2016 Dypterygia Dunkle Knöte- x 13.06.2010 Hypomecis Großer Rin- x 13.06.2010 scabriuscula richeule roboraria denspanner 17.06.2011 Dysstroma Möndchenfle- x 17.06.2011 Hyppa Heidelbeer- x 12.06.2015 truncata cken-Binden- 12.06.2015 rectilinea Stricheule spanner 18.06.2016 Idaea aversata Breitgebänder- x 17.06.2011 Eilema Nadelwald- x 17.06.2011 ter Stauden- depressa Flechtenbär- 12.06.2015 spanner chen Idaea biselata Breitgesäum- x 17.06.2011 Elaphria Marmoriertes x 17.06.2011 ter Zwergspan- venustula Gebüscheul- ner chen Jodis lactearia Milchweisser x 13.06.2010 Ennomos Birken-Za- x 17.06.2011 Birkenbusch- erosaria ckenrandspan- spanner ner Lacanobia Gemüseeule x 12.06.2015 Epagoge x 18.06.2016 oleracea grotiana Lacanobia Ginstereule x 12.06.2015 Epirrhoe Gemeiner Bin- x 13.06.2010 w-latinum alternata denspanner Laothoe populi Pappelschwär- x 17.06.2011 Ethmia Vierfleck-Bein- x 12.06.2015 mer 12.06.2015 quadrillella wellmotte Laspeyria Sicheleule x 17.06.2011 Eulithis Veränderlicher x 13.06.2010 flexula populata Haarbüschel- 17.06.2011 spanner 12.06.2015 Ligdia Pfaffenhüt- x 17.06.2011 17.06.2016 adustata chen-Harlekin 12.06.2015 18.06.2016 Lomaspilis Schwarzrand- x x 17.06.2011 Euphyia Vogelmieren- x 13.06.2010 marginata spanner 17.06.2016 unangulata Blattspanner 17.06.2016 18.06.2016 Euplexia Gelbfleck- x 17.06.2011 Macaria Waldmoor- x 13.06.2010 lucipara Waldschatten- 12.06.2015 brunneata spanner 12.06.2015 eule 17.06.2016 18.06.2016 Gypsonoma Grauer Laub- x 17.06.2011 dealbana holzwickler Macaria Violettgrauer x 17.06.2016 liturata Eckflügelspan- Habrosyne Achat-Eulen- x 17.06.2011 ner pyritoides spinner 12.06.2015 Macaria notata Birken-Eckflü- x 17.06.2011 Hedya Grauer Knos- x 13.06.2010 gelspanner 17.06.2016 nubiferana penwickler 12.06.2015 Malacosoma Gewöhnlicher x 17.06.2011 Hemithea Gebüsch- x 17.06.2011 neustria Ringelspinner aestivaria Grünspanner Melanthia Waldreben- x 12.06.2015 Herminia Bogenlinien- x 12.06.2015 procellata Blattspanner grisealis Spannereule 17.06.2016 Mesoleuca Brombeer- x 13.06.2010 Herminia Brombeer- x 17.06.2011 albicillata Blattspanner 17.06.2016 tarsicrinalis Zünslereule 17.06.2016 18.06.2016 Miltochrista Rosenmotte x 12.06.2015 miniata Herminia Olivbraune x 13.06.2010 tarsipennalis Zünslereule Mimas tiliae Lindenschwär- x 17.06.2016 mer

64 Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Deutscher 7446/ 7447/ Beob.- RL- Taxon Taxon Name 222 111 Datum By Name 222 111 Datum By Moma alpium Seladoneule x 12.06.2015 Pungeleria Brauner x 17.06.2011 capreolaria Nadelwald- Mythimna Stumpfflügel- x 17.06.2011 Spanner impura Graseule Pyrausta Purpurroter x 17.06.2011 Mythimna cf. cf. Breitflügel- x 12.06.2015 purpuralis Zünsler 17.06.2016 pudorina Graseule Rivula Seideneulchen x 13.06.2010 Nemophora Degeers Lang- x 17.06.2011 sericealis degeerella fühler 12.06.2015 Scopula cf. cf. Gelblich- x 12.06.2015 Noctua Hausmutter x 18.06.2016 floslactata weißer Klein- pronuba spanner Notocelia Brombeertrieb- x 12.06.2015 Scopula Vierpunkt- x 13.06.2010 uddmanniana wickler immutata Kleinspanner Ochropacha Zweipunkt- x 17.06.2011 Scopula Schneeweißer x 18.06.2016 duplaris Eulenspinner subpunctaria Kleinspanner Oligia Halmeulchen x 12.06.2015 Smerinthus Abendpfauen- x 17.06.2011 latruncula / ocellata auge versicolor Spatalistis x 17.06.2011 Oligia strigilis Striegeleule x 12.06.2015 bifasciana Ostrinia nubi- Maiszünsler x 12.06.2015 Sphinx pinastri Kiefernschwär- x 12.06.2015 lalis mer Pammene cf. x 12.06.2015 Spilarctia lutea Gelbe Tiger- x 17.06.2011 fasciana motte 17.06.2016 Pandemis Geschwärzter x 13.06.2010 18.06.2016 cerasana Johannisbeer- 12.06.2015 Spilonota Roter Knos- x 17.06.2011 wickler 17.06.2016 ocellana penwickler Pandemis cf. cf. Weißkopf- x 17.06.2011 Spilosoma Breitflügeliger x 12.06.2015 cinnamome- Wickler lubricipeda Fleckleibbär ana Stauropus fagi Buchenspinner x 17.06.2011 Parectropis Weißfleck-Rin- x 12.06.2015 similaria denspanner Teleiodes x 17.06.2011 luculella 12.06.2015 Pasiphila cf. Heidelbeer- x 17.06.2011 debiliata Grünspanner Tethea or Pappel-Eulen- x 17.06.2011 spinner Pasiphila Obstgarten- x 13.06.2010 rectangulata spanner Thera britanni- Nadelholz- x 17.06.2011 ca / variata spanner (Ar- Peribatodes Zweifleckiger x 17.06.2011 tenkomplex) rhomboidaria Baumspanner 12.06.2015 17.06.2016 Thera variata Veränderlicher x 12.06.2015 Nadelholz- Peribatodes Fichten-Baum- x 17.06.2016 spanner secundaria spanner Thyatira batis Rosen-Eulen- x 13.06.2010 Phalera Mondvogel x 13.06.2010 spinner 12.06.2015 bucephala 12.06.2015 Udea cf. cf. Wander- x 17.06.2011 Phycita cf. cf. Eichen- x 17.06.2011 ferrugalis Fettzünsler roborella buschzünsler Watsonalla Buchen- x 17.06.2011 Phymatopus Heidekraut- x 18.06.2016 cultraria Sichelflügler hecta Wurzelbohrer Xanthorhoe Springkraut- x 13.06.2010 Plagodis Hobelspanner x 13.06.2010 biriviata Quellflur-Blatt- dolabraria spanner Polia nebulosa Nebeleule x 12.06.2015 Xanthorhoe Garten-Blatt- x 13.06.2010 Pseudargyro- Eschenwickler x 13.06.2010 fluctuata spanner toza Xanthorhoe Schwarzbraun- x 18.06.2016 conwagana montanata binden-Blatt- Pseudoips Buchen-Kahn- x 17.06.2011 spanner prasinana spinner 12.06.2015 Xestia Schwarzes C x 17.06.2011 Pterophorus Winden-Feder- x 17.06.2011 c-nigrum pentadactylus motte Yponomeuta Traubenkir- x 17.06.2011 Pterostoma Palpen-Zahn- x 17.06.2011 evonymella schen-Ge- palpina spinner spinstmotte Ptilodon Ahorn-Zahn- x 17.06.2016 cucullina spinner

65 Wildbienen Bombus pascuorum (Scopoli, 1763). Ebenfalls flächende- von Ralf Braun ckend kommt in Bayern die Ackerhummel vor. Sie nistet in oberirdischen Grasbüscheln, in Moospolstern und generell Wildbienen und Wespen haben im Naturhaushalt eine wich- dicht über den Boden. Damit ist sie eine der wenigen Hum- tige Funktion. Wildbienen gelten in Mitteleuropa als zent- melarten mit dieser Nistweise, die häufig ist. rale Bestäuber bei Wild- und Kulturpflanzen. Wespen spie- len eine regulatorische Rolle bei vielen „Schadinsekten“. In Bombus pratorum (Linnaeus, 1761): Die Wiesenhummel ist Mooren und anderen kühl-feuchten Lebensräumen treten die eine kleine Art, die ebenfalls überall in Bayern zu finden ist. Wildbienen als Bestäuber in ihrer Bedeutung etwas zurück, Auch sie nistet oberirdisch. relativ viele Blütenpflanzen sind dort wind- oder selbst-be- Chelostoma distinctum (Stoeckhert, 1929): Die Langfran- stäubt. Soweit aber Insektenbestäubung stattfindet, besorgen sige Scherenbiene ist auf Glockenblumen (Campanula per- diese dort meistens Hummeln. sicifolia, C. patula, C. rotundifolia) spezialisiert. Sie nistet Die Mehrzahl der Arten wurde in den trockeneren Randbe- in Totholz mit Bohrlöchern und hohlen Pflanzenstängeln, so reichen besonders des westlichen Teils des Untersuchungs- von Brombeere oder Schilf. Trotz ihrer Spezialisierung ist gebiets nachgewiesen. Die südlich gelegenen Wiesen sind sie sehr häufig. überwiegend von Bäumen umringt und bieten noch weniger Halictus subauratus (Rossi, 1792): Die Goldene Furchen- Nistmöglichkeiten im Boden. biene hat sich in den letzten Jahren in Bayern stark ausge- Folgende Wildbienen wurden beim Begang des Untersu- breitet. In Norddeutschland fehlt diese wärmeliebende Art chungsgebiets im Rahmen des „GEO-Tags“ am 18.06.2016 überhaupt. Sie lebt eusozial, d. h. es bilden sich arbeitstei- vor Ort bestimmt oder gefangen und unter dem Binokular lige Kasten aus Königin und Arbeiterinnen aus, die jedoch identifiziert: höchstens 10 Tiere umfassen. Die Nester werden an vegeta- tionsfreien, besonnten Stellen angelegt. Dies Furchenbiene Andrena minutuloides (Perkins, 1914): Diese kleine Sand- wird in Bayern in der Vorwarnliste geführt. bienenart ist fast in ganz Bayern verbreitet. Sie nistet manch- mal in kleinen Aggregationen. Lasioglossum leucozonium (Schrank, 1781): Die Weiß- gebänderte Schmalbiene ist in Bayern flächendeckend vor- Andrena humilis (Imhoff, 1832): Die gewöhnliche Dörn- handen. Sie wurde mit 6 Individuen am häufigsten nachge- chen-Sandbiene ist den Roten Liste von Bayern und wiesen. Deutschland zufolge eine Art der Vorwarnstufe, denn sie ist spezialisiert auf zungenblütige Korbblüter wie Crepis, Hier- Lasioglossum pauxillum (Schenck, 1853): Ebenso häufig acium, Hypochaeris und Leontodon. Da diese durchaus noch ist die Lappenspornige Schmalbiene. Sie lebt eusozial und häufig sind, tritt auch diese Biene noch in viele Landkreisen bevorzugt offene Bodenstellen für die Nestanlage. Bayerns auf. Sie gilt als Wald-affin, trotzdem auch als Tro- Lasioglossum villosulum (Kirby, 1802): Die Zottige ckenheit liebend. Schmalbiene wurde mit 5 Individuen sehr häufig nachgewie- Andrena semilaevis (Pérez, 1903): Die Glattrandige-Zwerg- sen, so wie sie auch in ganz Bayern überall zu finden ist. Sie sandbiene im Erdbrüst-Feuchtgebiet ist ein Neufund für den bevorzugt ebenfalls offene Bodenstellen. Landkreis Passau. Von ihr wird eine Gefährdung angenom- Anthidium byssinum (Panzer, 1798) (= Trachusa byssina): men. Trotzdem ist sie in vielen Landkreisen Bayerns zu fin- Die große Harzbiene ist im Süden Deutschlands häufig. Sie den. Sie nistet an kahlen, leicht geneigten Bodenstellen. sammelt bevorzugt an Hornklee (Lotus), aber auch an ande- Bombus barbutellus (Kirby, 1802): Die Bärtige Kuckucks- ren Schmetterlingsblütlern. Ihren Namen trägt sie, weil sie hummel schmarotzt an der Gartenhummel (Bombus hor- ihr Nest mit Harz von Kiefer, ausnahmsweise auch Fichte, torum) und der Feldhummel (B. ruderatus). Beide wurden an Steine in Bodennähe klebt. nicht nachgewiesen, wobei die häufige Gartenhummel wahr- Cerceris rybyensis (Linnaeus, 1771): Die Gewöhnliche Kno- scheinlicher ist als die seltene Feldhummel. Die Feldhummel tenwespe ist vor allem in Nordbayern weiter verbreitet. Sie ist im Landkreis Passau noch nicht nachgewiesen. Die Gar- ist klassisch gefärbt, mittelgroß und damit auffällig. Sie jagt tenhummel nistet sowohl in oberirdischen Hohlräumen als kleine Bienen der Gattungen Lasioglossum und Halictus. auch in Mauselöchern. Oxybelus trispinosus (Fabricius, 1787): Die Dreizahn-Flie- Bombus bohemicus (Seidl, 1838): Die Böhmische-Ku- genspießwespe ist in wärmegetönten Gebieten Deutschlands ckuckshummel schmarotzt an der Erdhummel (Bombus ter- und auch Bayerns, aber auch in den Alpen und Mittelgebir- restris agg.). Beide gelten als Ubiquisten. Die Erdhummel gen zu finden. Sie ist weit verbreitet, aber nirgendwo häufig. wurde nicht nachgewiesen, diese ist aber die häufigste Hum- Sie wird in der Roten Liste Deutschlands (Binot-Hafke et mel überhaupt. al. 2011) als gefährdet geführt. Beutetiere sind Fliegen der Bombus hypnorum (Linnaeus, 1758): Die Baumhummel ist Familien Anthomyidae, Muscidae, Calliphoridae sowie Ta- ebenfalls flächendeckend in Bayern nachgewiesen. Sie nistet chinidae. Die Beute wird am Stachel aufgespießt zum Nest in Baumhöhlen und ist die einzige Hummel, die als angriffs- transportiert. lustig gilt.

66 Bewertung Feuchtgebiete sind keine typischen Lebensräume für die wärme- und trockenheitsliebenden Hymenopteren. Trotzdem gibt es auch dort einige besondere Arten. Dass solche nicht nachgewiesen werden konnten, mag damit zusammenhän- gen, dass im Gebiet vorhandene wichtige Nahrungspflanzen für Spezialisten wie Blutweiderich (Lythrum salicaria) oder Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) zum Beobachtungs- zeitpunkt noch nicht blühten. Die Areale anderer speziali- sierten Arten erreichen Passau nicht. Außerdem kann die vorangegangene nasse Witterung zu dem mageren Ergebnis beigetragen haben. Das Untersuchungsgebiet wirkt vor allem auch deshalb recht artenarm, weil das angrenzende Donautal extrem artenreich ist und als wichtiger Korridor für Hymenopteren gilt. – Um die Hypmenopteren-Fauna des Erdbrüst-Feuchtgebiets aus- reichend zu erfassen, müsste es monatlich von März/April bis August begangen werden. Von den nachgewiesenen Arten gelten nur Andrena humilis, A. semilaevis und Oxybelus trispinosus nicht als Ubiquisten und weisen eine etwas höhere Wertigkeit auf.

Fische Abb. 32: Zufallsbeobachtungen ausgewählter Reptili- von Josef Punkenhofer en (Punkt = Schlingnatter, Quadrat = Mauereidechse) und Amphibien (Dreieck = Bergmolch, Andreaskreuz = Nachdem am 18.06.2016 keine Fische registriert werden Feuersalamander) seit 2009 sowie besonders wichtige konnten, wurde am 19.06. an mehreren Stellen des Erdbrüst- Amphibien-Laichgewässer (Kreise). bachls (Abschnitte E4, E5 und E6) eine Elektrobefischung durchgeführt. Ergebnis: Ausschließlich Bachforelle (Sal- nördlichen Gebietsgrenze datiert vom 11.06.2016, die vom mo trutta fario) mit folgendem Längenspektrum: < 5 cm: 1 südlichen Zipfel gelang eine Woche später (Abb. 32). Nicht Tier, 5-10 cm: 37, 10-15 cm: 29, 15-20 cm: 14 Tiere, 20-25 unwahrscheinlich ist, dass gelegentlich auch die Äskulapnat- cm 1 Tier. Gründe für das Fehlen adulter Fische kann ne- ter von den nahen Donauleiten her das Gelände aufsucht. ben der geringen Bachgröße sein, dass möglicherweise ein Immer wieder einmal anzutreffen ist die Blindschleiche (An- Fischotter den Bach bestreift. Das Vorkommen der juvenilen guis fragilis). Die Italienische Mauereideichse (Podacris Bachforellen wiederum zeigt, dass Reproduktion stattfindet. muralis subsp. nigriventris – in Passau ein vor vielen Jahr- Kieslaichplätze sind vorhanden und Geschiebeftransport ist zehnten erfolgreich angesalbtes Neozoon), ist wohl noch erkennbar. – Große Fische waren von vornherein nicht zu mehr als die Schlingnatter auf lichte, trockene Bereiche in erwarten, da die erreichbare Fischgröße auch von der Ge- der östlichen und nördlichen Gebietsperipherie beschränkt. wässergröße abhängt. Der Erstnachweis gelang am GEO-Tag. Noch nicht doku- mentiert, aber wahrscheinlich ist die Existenz der Zaunei- Reptilien und Amphibien dechse im Erdbrüst-Feuchtgebiet. von Gudrun Dentler & Yvonne Sommer Amphibien Reptilien Die Larven des Gefleckten Feuersalamanders (Salamandra salamandra) leben punktuell in den Quellrinnsalen, so in Eine wirklich systematische Kartierung der Reptilien und den letzten Jahren auch an dem in Abb. 33 verzeichneten Amphibien im Erdbrüst-Feuchtgebiet gibt es nicht. Die in Punkt. Adulten Tieren kann man bei feuchter Witterung im- Bayern als gefährdet eingestufte Ringelnatter (Natrix nat- mer wieder einmal in den quelligen Wäldern begegnen. Die rix) kann regelmäßig und in allen Gebietsteilen beobachtet Art gilt in Bayern als gefährdet (StMUGV 2005). Bergmol- werden, die Schlingnatter (Coronella austriaca), eine stark che (Ichthyosaura alpestris) besiedeln die ständig bespann- gefährdete und zugleich streng geschützte Schlangenart, ten stehenden Kleingewässer im Gebiet, darunter auch eine scheint sich dagegen bevorzugt in den trockeneren Rand- teilweise renaturierte Brunnenfassung auf dem ehemaligen bereichen aufzuhalten. Die Zufallsbeobachtung von der Freizeitgrundstück.

67 Neben dem Grasfrosch (Rana temporaria) ist im Untersu- Tab. 12: Vogelbeobachtungen im Erdbrüst-Feuchtge- chungsgebiet offensichtlich der Springfrosch (Rana dalmati- biet am 18.6.2016. Es werden an Status-Abkürzungen na) gut verbreitet. Letzteren betrachtet die Rote Liste Bayern verwendet: A = beobachtet zur Brutzeit, B = möglicher als gefährdet. Weitere Amphibienarten könnten aufgrund ih- Brutvogel, C = wahrscheinlicher Brutvogel, D = siche- rer Verbreitung im Bearbeitungsgebiet vorkommen. Neben rer Brutvogel, N = Nahrungs-/sonstiger Gast (Brut nicht wahrscheinlich). günstigen Landlebensräumen bietet es auch geeignete Laich- Anzahl singen- plätze – die wichtigsten sind auf Abb. 32 markiert. abweichende Art Status de Männchen Beobachter oder Brutpaare Vögel Stockente B 1 von Andreas Pontz Mäusebussard N 1 G. & G. Grimbs Die in der Tabelle 12 zusammengestellen Vogelarten wurden Wespenbussard N 2 G. Dentler am 18.06.2016 beim GEO-Tag der Artenvielfalt registriert. Sperber N 1 R. Ritt Der umgebende Wald wurde dabei teilweise mit einbezogen, Ringeltaube C 2-3 da ja die Reviere der Vögel oft weit über das Untersuchungs- gebiet hinausreichen. Knapp außerhalb des Untersuchungs- Buntspecht C 2 gebietes wurden auch Blaumeise und Kuckuck angetroffen. Grünspecht B 1 Der Waldkauz wurde von einer Singdrossel nachgeahmt, Schwarzspecht D 1 was normalerweise auf dessen Anwesenheit in unmittelbarer Mauersegler N 1 Umgebung im selben Jahr schließen lässt. Rauchschwalbe N 1 Besonders als Nahrungsgäste halten sich gelegentlich weite- Bachstelze C 1 re Vogelarten im Erdbrüst-Feuchtgebiet auf. Beispielsweise Zaunkönig C 5 scheuchte am 06.09.2016 W. Zahlheimer eine Waldschnepfe Heckenbraunelle B 1 auf. Rotkehlchen C 4 Singdrossel C 4 Sonstige Organismen Misteldrossel D 1 von Rudolf Ritt Wacholderdrossel B 1 Amsel D 2 Im Untersuchungsgebiet gibt es noch eine enorme Zahl an Organismen der unterschiedlichsten Gruppen zu entdecken. Mönchsgrasmücke D 3 Tabelle 13 enthält nur zufällige Beobachtungen und Beifän- Zilpzalp C 2 ge der letzten Jahre und vor allem des GEO-Tags. Wintergoldhähnchen B 1 Sommergoldhähnchen B 1 Grauschnäpper B 2 Naturschutzfachliche Zwischenbilanz Kohlmeise C 2 Da in die Flächen am Erdbrüstbachl erhebliche Mittel in Kleiber B 1 Grunderwerb und Biotopentwicklung investiert wurden Waldbaumläufer B 1 und überdies die Erhaltungspflege jährlich ein paar Tausend Elster B 1 Euro kostet (80 % davon trägt der Freistaat Bayern, den Rest Eichelhäher A 1 die Stadt Passau), ist die Frage nach dem damit Erreichten Dohle A 1 sehr berechtigt. Konkret läuft das in unserem Fall auf den Vergleich des naturschutzfachlichen Wertes vor beziehungs- Rabenkrähe A 5 weise ohne die getätigten Maßnahmen mit dem des erzielten Buchfink C 3 Zustands hinaus. Die wichtigsten und zugleich einfachsten Gimpel A 1 Kriterien sind dabei Umfang und Qualität schutzwürdiger Lebensräume und die Ausstattung mit seltenen oder bedroh- gestaltungen möglich, besonders die Rodung von Auffors- ten Pilz-, Pflanzen- und Tierarten im Projektgebiet, das et- tungen und eines spontan entstandenen Vorwaldes sowie was kleiner als das Untersuchungsgebiet ist. die nachfolgende Wiederherstellung von Streuwiesen und zusätzlicher Nasswiesen – beide in der vorliegenden Form durch §30 BNatSchG geschützt. Das noch vergleichsweise Schutzwürdige und geschützte Biotope artenreiche Wirtschaftsgrünland der trockeneren Böden er- Vor der Umsetzung des Naturschutzprojekts erfüllten nur hielt durch düngerlose Bewirtschaftung und lediglich zwei bewirtschaftete und brach gefallene Feuchtwiesen sowie Schnitte pro Jahr die Qualität kartierungswürdiger Glattha- die Feuchtwaldbereiche die Kriterien der Biotopkartierung. ferwiesen-Biotope. Insgesamt wurden durch das Projekt die Erst durch den Flächenerwerb wurden weitgehende Um- Offenlandbiotope von rund 1,25 ha auf etwa 3,3 ha und da- mit um das 2,4-fache gemehrt (Abb. 33).

68 Tab. 13: Beifänge und Zufallsbeobachtungen. Arten der Roten Liste Bayern sind fett gedruckt. Bei den Beobachtern bedeuten G Gotthard Grimbs, R Dr. Rudi Ritt, Z Dr. Willy Zahlheimer.

Deutsche Bezeich- Beob.- Beob­ Deutsche Bezeich- Beob.- Beob­ Taxon Taxon nung Datum achter nung Datum achter Schnecken Stenurella Kleiner Schmalbock 18.06.2016 R melanura Limax Schwarzer Schnegel 18.06.2016 R cinereoniger Trichodes cf. Gewöhnlicher (?) 18.06.2016 Z apiarius Bienenkäfer Succinea spec. Bernsteinschnecke oft Z Netzflügler Hundert- und Tausenfüßer Myrmeleon Gewöhnliche Amei- 18.06.2016 G Cryptops Garten-Hunderfüßer 18.06.2016 R formicarius senjungfer hortensis Land- und Wasserwanzen Cylindroiulus Gewöhnlicher 18.06.2016 R punctatus Gepunkteter Schnur- Adelphocoris Gelbsaum-Zier- 12.06.2015 R füßer seticornis wanze Polydesmus Rotbrauner Band- 18.06.2016 R Elasmostethus Bunte Blattwanze 12.06.2015 R angustus füßer interstinctus Spinnen Eurygaster Schildkröten-Wanze 18.06.2016 R testudinaria Agelena Labyrinthspinne 18.06.2016 Ritt labyrinthica Pentatoma Rotbeinige Baum- 18.06.2016 R rufipes wanze Araneus Vierfleck-Kreuz- 25.09.2011 Z quadratus spinne Stenotus Zweifleck-Weich- 12.06.2015 R binotatus wanze Argiope Wespenspinne oft Z bruennichi Velia caprai Großer Bachläufer 18.06.2016 R Dolomedes Gerandete Jagd- 14.04.2016 R, Z Zikaden spinne 18.06.2016 fimbriatus Aphrophora alni Erlen-Schaumzikade 18.06.2016 R Evarcha arcuata Schwarze Spring- 18.06.2016 R Cicadella viridis Binsen-Schmuckzi- 12.06.2015 R spinne kade 18.06.2016 Misumena vatia Veränderliche Krab- 18.06.2016 R Oncopsis Gemeine Birken- 12.06.2015 R benspinne flavicollis Maskenzikade Pisaurus mirabilis Listspinne 18.06.2016 R Springschrecken Zweiflügler Gryllotalpa Maulwurfsgrille 18.06.2018 R Hemipenthes Zickzacklinien-Trau- 18.06.2016 R gryllotalpa morio erschweber Gryllus Feldgrille oft Z Schwebfliegen campestris Sericomyia Große Torf-Schweb- 04.10.2009 Z Meconema Gewöhnliche Ei- 18.06.2016 R silentis fliege thalassinum chenschrecke Nemobius Haingrille oft Z Hymenopteren sylvestris Formica rufa Rote Waldameise oft Wiegel Pholydoptera Gewöhnliche 18.06.2016 R, Z Miciola fagi Buchen-Gallmücke 18.06.2016 R griseoaptera Strauchschrecke Käfer (ohne Laufkäfer) Roeseliana Roesels Beißschre- 17.06.2011 R roeselii cke Calvia Licht-Marienkäfer 12.06.2015 R decemguttata Libellen Chrysomela Pappelkäfer 06.05.2012 Z Calopteryx Gebänderte Pracht- oft Z populi splendens libelle Cicindela Feld-Sandlaufkäfer 18.06.2016 R Cordulegaster Gestreifte Quell- 03.07.2010 Z campestris bidentata jungfer 18.06.2016 22.06.2016 Drilus flavescens Gelber Schnecken- 18.06.2016 R hauskäfer Libellula Plattbauch-Libelle 18.06.2016 R, Z depressa Geotrupes Mistkäfer 18.06.2016 Ritt spiniger Libellula Vierfleck 15.03.2009 Z quadrimaculata Harmonia Asiatischer Marien- 18.06.2016 R axyridis käfer Orthetrum Großer Blaupfeil 12.07.2009 Z cancellatum Mordella Kurzschwanz-Sta- 18.06.2016 R brachyura chelkäfer Pyrrhosoma Adonislibelle 18.06.2016 R spec. Oxythyrea Trauer-Rosenkäfer 18.06.2016 R funesta

69 Bedrohte und geschützte Pilz-, Pflanzen- und Tierarten Außer bei den an trockenere Lebensräume gebundenen Wild- bienen und den Vögeln, bei denen angesichts der geringen Größe des Untersuchungsgebiets im Verhältnis zu den Re- vieransprüchen keine Sensationen zu erwarten waren, sind alle untersuchten Organismengruppen überdurchschnittlich artenreich und auch mit überregional gefährdeten oder stark gefährdeten Arten (Rote Liste Bayern u. a.) vertreten (sie- he die einzelnen Abschnitte). Das heißt umgekehrt, dass das Erdbrüst-Feuchtgebiet eine Rolle für deren Fortbestand spielt. Tabelle 14 bringt auch zum Ausdruck, inwieweit die Vorkommen durch das Naturschutzprojekt gefördert werden. Insgesamt ist das Erdbrüst-Feuchtgebiet infolge des Natur- schutzprojekts heute ein Objekt, das nicht nur lokale Bedeu- tung hat, sondern subregionale, nämlich für den Großraum Abb. 33: Ausstattung des Untersuchungsgebiets mit Passau, der über die Landkreisgrenzen hinausreicht. schutzwürdigen Biotopen 2007 und 2016. Bei einer Be- schränkung auf die von Stadt und Bund Naturschutz Tab. 14: Bisher im Erdbrüst-Feuchtgebiet nachgewiese- erworbenen Grundstücke wären die Säulen für Feucht- ne bedrohte Arten der Rote Liste Bayern (StMUGV 2005), wald und vor allem für„Wald mesophil“ viel niedriger. Moose nach Meinunger & Schröder (2007). Spalte „Projekt- nutzen“: ~ = kein nennenswerter Einfluss, (>) = erhöhte Sicherheit durch Lebensraum-Schutz, > = durch die Le- Während das gesamte Offenland Stadt und Bund Naturschutz bensraum-Pflege gefördert, >> = von der Lebensraum- gehört, ist vom Wald fast die Hälfte privat und Naturschutz- Wiederherstellung und -Pflege stark profitierend. maßnahmen verschlossen geblieben. Auf den erworbenen Projekt­ Taxon deutsche Bezeichnung RL By Waldflecken wurde der Fichtenanteil fast überall drastisch nutzen reduziert und die natürliche Verjüngung gefördert, so dass Pilze sich dort nun naturgemäße Bestockungen entwickeln kön- nen. Da diese künftig weitestgehend sich selbst überlassen Hygrocybe Feinschuppiger Moor- RL D 2 >> coccineocrenata saftling bleiben („Naturwaldparzellen“), werden sie in absehbarer Craterellus lutescens Goldstieliger Leistling RL D 3 ~ Zeit die Kriterien schutzwürdiger Biotope erfüllen. Neben- bei wird sich der gegenwärtige Mangel an Alt- und Totholz Lactarius lignyotus Mohrenkopf-Milchling RL D 3 ~ erledigen. Russula aurea Goldtäubling 3 ~ Tricholoma ustalo- Bitterer Eichenritter- RL D 3 (>) Mittelfristig werden die „Naturschutz-Grundstücke“ fast ides ling vollständig „Biotopcharater“ aufweisen. Bereits jetzt unter- Tubaria confragosa Beringter Trompeten- R (>) liegen dem pauschalen Biotopschutz durch §30 BNatSchG schnitzling die bach- und quellbegleitenden laubholzreichen Waldstrei- fen sowie die erlenreichen Bestände auf den Weichböden. Moose – Weitere Informationen über schutzwürdige Pflanzengesell- Sphagnum contortum Gedrehtes Torfmoos 2 >> schaften siehe im Abschnitt „Vegetation“. Sphagnum subnitens Feder-Torfmoos 2 ~ Auch naturnahe Bachläufe gehören zu den schutzwürdigen Sphagnum Warnstorfs Torfmoos 2 >> warnstorfii und zugleich geschützten Biotopen. Durch die Renaturie- rung des Erdbrüstbachls unterhalb des Forstwegs und das Aulacomnium Sumpf-Streifenstern- 3 >> palustre moos „Verwildernlassen“ weiterer Abschnitte erfüllt es heute in den offen fließenden Abschnitten fast überall die Kriterien. Bryum Bauchiges Birnmoos 3 >> pseudotriquetrum Der in Passau fast verschwundene Lebensraumtyp besonn- Calypogeia arguta Zweispitziges Bart- 3 > ter Quellen entstand an einigen Stellen wieder. Drainagen kelchmoos beziehungsweise Rohrleitungen wurden verschlossen oder Campylium stellatum Stern-Goldschlafmoos 3 >> Beeinträchtigungen des Wasserhaushalts durch künstliche Dicranum bonjeanii Sumpf-Gabelzahn- 3 >> Gräben durch Staueinrichtungen minimiert – Maßnahmen, moos die die Biotopqualität der Feucht- und Nassflächen fördern. Drepanocladus Mittleres Sichelmoos 3 >> cossonii Fissidens Haarfarnähnliches 3 > adianthoides Spaltzahnmoos

70 Projekt­ Das Gebiet für das Naturschutzprojekt wurde nach funkti- Taxon deutsche Bezeichnung RL By nutzen onalen Gesichtspunkten abgegrenzt. Erst wenn es in seiner Hookeria lucens Glänzendes Flügel- 3 (>) Gesamtheit nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten blattmoos entwickelt und gepflegt werden kann, bietet es auch länger- Leucodon sciuroides Eichhörnchen- 3 > fristig die Garantie, dass es so hochwertig bleibt. Was dafür schwanz-Moos zu tun ist, ist mit privaten Grundeigentümern in aller Regel Pylaisia polyantha Vielfruchtmoos 3 ~ nicht umzusetzen. Selbst der Vollzug gesetzlicher Bestim- Riccardia multifida Vielspaltiges Riccar- 3 ~ mungen kann dort zum Problem werden. Der Erwerb der dimoos Flächen beziehungsweise die Flächenverfügbarkeit für Na- Trichocolea Filziges Haarkelch- 3 ~ turschutzzwecke war und ist daher eine entscheidende Vor- tomentella moos aussetzung für den Projekterfolg. Farn- und Blütenpflanzen Im Erdbrüst-Feuchtgebiet konnte eine zentral gelegene, na- Carex davalliana Raue Segge 3 >> turschutzfachlich sehr wertvolle und sensible Fläche von 1,6 Carex lepidocarpa Schuppenfrucht- 3 >> ha Größe nicht angekauft oder gepachtet werden. Sie ist Teil Segge eines großen Waldgrundstücks. Allein in dem Jahrzehnt un- Carex Scheinzypergras- 3 >> serer Beobachtungen fanden dort mehrere negative Eingrif- pseudocyperus Segge fe statt, so die teilweise Räumung des Erdbrüstbachls und Carex pulicaris Flohsegge 3 >> kleinere Verfüllungen von Nassstellen. Am folgenreichsten Drosera rotundifolia Rundblättriger Son- 3 >> waren aber die Ableitung eines Quellbächleins nach halbem nentau Weg ins Erdbrüstbachl, die Verkürzung von Quellgerinnen Phyteuma nigrum Dunkle Teufelskralle 3 > und die teilweise Verfüllung der alten Bögen sowie das Aus- putzen von Quellabflüssen (Abb. 34). Die dahinterstehende Krebse Absicht war wohl, Teile des Feuchtwaldes trocken zu legen, Austropotamobius Steinkrebs 2 ~ damit dort andere Baumarten gepflanzt werden können. – torrentium Alle diese Handlungen waren aufgrund des gesetzlichen Spinnen pauschalen Biotopschutzes für Quellen und Feuchtwälder Dolomedes Gerandete Jagdspin- 3 > verboten. Zu einem Rückbau kam es dennoch nicht. fimbriatus ne Vor der künstlichen Ableitung floss das Wasser bis zur Mün- Käfer dung ca. 170 m weiter, nahm dabei zusätzliche Quellaustritte Carabus intricatus Dunkelblauer Lauf- 3 ~ käfer Carabus nodulosus Gruben-Laufkäfer 1 -> 2 (>) Schmetterlinge Batia lambdella Ginster-Rindenfalter 3 ~ Glaucopsyche Dunkler Wiesenknopf- 3 > nausithous Ameisenbläuling Reptilien Coronella austriaca Schlingnatter 2 > Natrix natrix Ringelnatter 3 ~ Amphibien Rana dalmatina Springfrosch 3 ~ Salamandra Feuersalamander 3 ~ salamandra

Optimierungsvorschläge von Willy Zahlheimer Wie in diesem Beitrag ausführlich dargestellt, hat die Stadt Passau zusammen mit dem Bund Naturschutz und unter- stützt durch den Landschaftspflegeverband ein großartiges Lebensraum-Ensemble wiederhergestellt. Was dabei geleis- tet worden ist, verdient alle Anerkennung. Wie meist, gibt es aber auch hier ein Paar Dinge, die unbefriedigend sind, dazu latente Gefahren einerseits und andererseits Chancen, Abb. 34: Eingriffe in das längste Quellbächlein Q5 im Tal- grund am Erdbrüstbachl. Rot = künstliche Gerinne, fett die nicht ungenutzt verstreichen sollten. gepunktet = verödete Abschnitte, grau = Wald.

71 auf und bildete so das längste und schließlich wasserreichs- te Qellbächlein im Erdbrüst-Tälchen. In ihm lebte sogar der überregional stark gefährdete Steinkrebs. Wenn seine Popu- lation im Erdbrüstbachl unter Hochwasserereignissen gelit- ten hatte, konnte sie sich von hier aus regenerieren. Seit der Ableitung und damit Auftrennung in zwei Quellbächlein (aus Q5 wurden Q5a und Q5b) ist das Wasser für den Steinkrebs überall zu seicht; er hat mit diesem Lebensraum zugleich ein wichtiges Refugium verloren. Es sollte daher erneut alles versucht werden, das Grundstück oder zumindest den ins Projektgebiet einbezogenen Teil zu erwerben. Sollte dies er- folglos bleiben, drängt sich der Gedanke an eine Verstärkung des Schutzes durch die Ausweisung des Projektgebiets als geschützter Landschaftsbestandteil auf. Empfohlen wird zudem, das Projektgebiet bachaufwärts zu erweitern. Auf dem angrenzenden Wiesengrundstück gilt Abb. 35: Die ungehemmte Ausbreitung der Sumpf- es, den Schwund der wertvollen Substanz mit Arten wie Kratzdistel ist auf der westlichen Streuwiese zum Problem dem seltenen Krönchenlattich zu stoppen und den Wiesen- geworden (Foto W. Zahlheimer, 6.9.2016). Lebensraum durch eine angemessen extensive und gewäs- serschonende Pflege aufzuwerten. Außerdem bietet sich dort erst dabei sind, richtig Fuß zu fassen. Die Kratzdistel die Renaturierung begradigter Bachstrecken an. muss noch vor dem Frühjahr gründlich herausgehackt werden; die insektenfreundliche Pflanze hat auch an we- Die biologische Qualität des Erdbrüstbachls und besonders niger kritischen Stellen ausreichend Lebensraum. das Überleben des Steinkrebses sicherzustellen erfordert, da- für zu sorgen, dass im Einzugsgebiet alles vermieden wird, • Die planmäßige Ergänzung des Artenspektrums sollte was zu zusätzlichen Gewässerbelastungen oder Störungen fortgesetzt werden. Dabei genügt es nicht, auszupflan- des Wasserhaushalts führen könnte. zen oder zu säen: Die Pflanzen müssen in den ersten Jah- ren intensiv betreut werden („Pinzettenpflege“). Abschließend noch einige kleinere Anregungen: • Um die Pflege der Streu- und Futterwiesen-Lebensräu- • Die Bachsohle unterhalb des Rohrdurchlasses „Forst- me optimieren, die Qualität kontrollieren und die Ent- weg“ ist mittlerweile so stark eingetieft, dass die Bach- wicklung wichtiger Lebensräume dokumentieren zu forelle nicht mehr aufwärts wandern kann. Hier wird können, sollten einige Dauerbeobachtungsflächen zur eine noch massivere Befestigung unvermeidlich sein. jährlichen Analyse der Pflanzendecke (Vegetationsauf- • Das Projektgebiet sollte nicht nur bachaufwärts, son- nahmen) eingerichtet werden. dern auch am Nord- und Ostrand auf das gesamte, die- sem Beitrag zugrundeliegende Untersuchungsgebiet erweitert werden, damit dort gleichfalls Naturschutz- Quellen Zielen ein besonderes Gewicht gegeben werden kann. Am Online Projects (2016): Climate-Data.org – Klimadaten Es handelt sich um zwei bewaldete Hanggrundstücke an für Städte weltweit: Passau. URL: http://de.climate-data. der Straße Sulzsteg und vor allem um den Staatswald- org/location/22382, Zugriff 11.12.2016. streifen südlich des Breiteichwegs. Mit dem staatlichen Forstbetrieb sollte mit dem Ziel verhandelt werden, dort Baumburger, W. & Unger, H. J. (1984): Geologische Karte den gefährdeten Lebensraumtyp des Heidelbeer-Kie- von Bayern 1 : 25 000 – Erläuterungen zum Blatt Nr. fernwaldes zu erhalten, indem aufgekommene andere 7446 Passau. – Bayer. Geolog. Landesamt, München, Gehölzarten beseitigt, die Kiefern dagegen geschont und 175 S., Karte u. 8 Beilagen. ihre Verjüngung gefördert werden (Blößen). Binot-Hafke, M., Balzer, S., Becker, N., Gruttke, H. u. a. • Noch vorhandene oder erneut aufkommende Fremdge- (2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pil- hölze sollten regelmäßig „herausgepflegt“ werden. Die ze Deutschlands – Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Etablierung von besonders problematischen krautigen Landwirtschaftsverlag, Münster, 719 S. Neophyten, besonders von Staudenknöterich, muss ver- Blösch, M. (2000): Die Grabwespen Deutschlands – Le- hindert werden (Kontrollgänge!). bensweise, Verhalten, Verbreitung. – Göcke & Evers, • Streuwiesenfläche Gq 1 als aus botanischer Sicht wert- 480 S. vollster Teil des Gebiets muss besonders intensiv beob- Bodemüller, U. (1971): Die naturräumlichen Einheiten auf achtet und betreut werden. Nach dem erfolgreich be- Blatt 175 Passau – Geographische Landesaufnahme 1: seitigten Erlenanflug hat sich in den letzten Jahren die 200.000. – Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Sumpf-Kratzdistel massiv ausgebreitet (Abb. 35). Die Bonn, Bad Godesberg. – URL zur Karte: http://geogra- ausladenden Rosetten verdrängen die zarten Moorpflan- phie.giersbeck.de/karten/175.pdf. zen und führen zum Erlöschen von Individuen, die eben

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73 Zusätzliche Internetseiten: Josef Punkenhofer http://www.buw-bayern.de Bahnhofstr 58A, A-4780 Schärding (OÖ), Brunnwies http://www.aculeata.eu [email protected]

Andreas Pontz Anschrift der Verfasser Patriching 23, 94034 Passau Dr. Willy A. Zahlheimer [email protected] Freinberger Str. 11, 94032 Passau Ralf Braun [email protected] Haus am Strom, Am Kraftwerk 4, 94107 Untergriesbach Ulrich Teuber [email protected] Hinter der Grieb 3, 93047 Regensburg Markus Mathyl [email protected] Höllgasse 24, 94032 Passau Thomas Herrmann [email protected] Passauer Str. 21, 94127 Neuburg am Inn Gudrun Dentler [email protected] Kühberg 14g, 94036 Passau Dr. Rudolf Ritt [email protected] Sonneneck 7,94051 Hauzenberg Yvonne Sommer [email protected] Am Dorfbach 8, 94107 Untergriesbach [email protected]

Den Druck dieses Heftes, den Umfang und die Ausstattung ermöglichten durch großzügige Spenden:

Dr. Rudolf Ritt Moderne Zahnheilkunde

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