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Integrationsmanagement

im Landkreis Oberallgäu

Miriam Duran Landratsamt Oberallgäu Beauftragte für Migration & Integration

Redaktion Miriam Duran Beauftragte für Migration & Integration Landkreis Oberallgäu www.oberallgaeu.org

Wissenschaftliche Begleitung Petra Stolz Studentin der Sozialwirtschaft Hochschule unter Mitarbeit von Arbeitsgruppe Migration & Integration Landkreis Oberallgäu gefördert von Regierung von Schwaben

Stand: September 2014

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Inhalt

Vorwort 4

Einführung 5

Entwicklungsprozess des kommunalen Integrationsplanes 6

Die Arbeitsgruppe Migration & Integration des Landkreises Oberallgäu 7

Integrationsverständnis 8

Vision 9

Integrationsleitlinien und ---ziele-zielezieleziele 10

Handlungsfelder mit Leitlinien und Vision 12 • Bildungsgerechtigkeit • Arbeitsmarktintegration • Kultur– und interreligiöser Dialog - Öffentlichkeitsarbeit • Partizipation - Stärkung der Zivilgesellschaft - Abbau von Diskriminierung • weitere in Planung

Handlungsempfehlungen 15 • Bildungsgerechtigkeit • Arbeitsmarktintegration • Kultur– und interreligiöser Dialog - Öffentlichkeitsarbeit • Partizipation - Stärkung der Zivilgesellschaft - Abbau von Diskriminierung • Interkulturelle Öffnung der Verwaltung

Umsetzung des Integrationsplanes 22

Monitoring

Ausblick

Definitionen 23

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Bereits 2001 habe ich deshalb die Stelle der Be- Integration --- auftragten für Migration & Integration im Land- Zukunft ratsamt geschaffen. Was zunächst als Integrati- miteinander onsberatungsstelle gedacht war, hat sich in den gestalten letzten zehn Jahren immer mehr zur landkreis- weiten Koordinations- und Initiationsstelle ge- Vorwort von Gebhard Kaiser , wandelt. Neben den zahlreichen Hilfs- und Bera- Landrat, Landkreis Oberallgäu tungsangeboten für die Menschen mit Migrati- onshintergrund und deren Familien sind immer Liebe Oberallgäuerinnen und Oberallgäuer, größere Anstrengungen notwendig, um Integrati- onsdefizite abzubauen und Integrationsbemü- in unserem Landkreis leben Menschen aus über hungen zu unterstützen.

100 Nationen friedlich miteinander. Die Verschie- Um Integration gemeinsam zu gestalten, wurde denheit der Menschen im Oberallgäu soll als im Oktober 2010 die Gründung einer ausschuss- Chance begriffen werden, ganz besonders im Hin- übergreifenden Arbeitsgruppe Migration & In- blick auf die demografische Entwicklung. Viele tegration beschlossen. Vertreter aus Politik, Ver- sind hier hergekommen, weil sie in ihrer alten Hei- waltung, Vereinen, Verbänden, der Hochschule mat keine Zukunftsperspektive gesehen haben. Kempten sowie Menschen mit Migrationshinter- Das Oberallgäu ist ihnen zur neuen Heimat ge- grund haben sich zusammengeschlossen und worden. Die Erfahrungen und Fähigkeiten, die sie den ersten Oberallgäuer Integrationsplan ge- aus ihren Kulturkreisen mit zu uns gebracht meinsam erarbeitet. Der nun vorliegende erste haben, bereichern auch das Leben im Oberallgäu. Oberallgäuer Integrationsplan zeugt von großer Das Erlernen einer neuen Sprache und das Fachkompetenz der Mitwirkenden, aber auch Zurechtfinden in einer neuen Umgebung ist für von der Notwendigkeit, gemeinsam mit allen die meisten Migrantinnen und Migranten eine Beteiligten um neue Lösungen zu ringen. große Herausforderung und verdient unsere größ- te Anerkennung. Ich bedanke mich bei Allen, die sich mit großem Engagement an der Erarbeitung des Integrati- Aber auch für die aufnehmende Gesellschaft onsplanes beteiligt haben und würde mich sehr bedeutet das, sich auf diese Menschen einzustel- darüber freuen, wenn auch zukünftig viele Men- len, sie wahrzunehmen und ihnen die Integration schen - mit und ohne Migrationshintergrund - zu erleichtern. Denn „Integration ist keine Ein- an diesem Prozess mitwirken. bahnstraße“, sie muss gewollt sein, von allen. Dies fällt manchmal nicht immer leicht. Eine Durch ein gutes Miteinander können wir die Zu-Zu-Zu- Kultur des Respekts und gleichberechtigten Mitei- kunft gemeinsam gestalten. nanders muss langsam wachsen und, um Wirkung zeigen zu können, durch geeignete Maßnahmen Herzlichst, Ihr unterstützt werden. Gebhard Kaiser Landrat

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Ein kommunaler Integrationsplan für den Landkreis Oberallgäu

Miriam Duran Beauftragte für Migration & Integration, Aussiedlerbeauftragte Landkreis Oberallgäu

Auf der Basis bestehender Aktivitäten und Initiativen im Landkreis Oberallgäu wurden Es leben rund 8000 Migrantinnen und Migranten hier verschiedene Ziele sowie deren Maßnah- im Oberallgäu, die es gilt, in das soziale und kultu- men und Umsetzungsvorschläge erarbeitet, relle Leben des Landkreises mit einzubeziehen, um gewichtet und dokumentiert. Die Gruppener- das Potential, dass die Vielfalt mit sich bringt, opti- gebnisse waren Grundlage des jetzt vorliegen- mal zu nutzen. Um die Integration auf kommunaler den Integrationsplanes. Ebene für den Landkreis Oberallgäu voranzutrei- ben, wurde ein lokaler Integrationsplan erarbeitet. Ziel des Integrationsplanes ist es, dem weite- ren Integrationsprozess einen strategischen Vertreter von Verwaltungen von Kommunen und Rahmen zu geben, indem bewährte und neue Landkreis, Hochschule Kempten, Migrantenorgani- Maßnahmen Berücksichtigung finden, um sationen, Bildungsträgern, Parteien und Vereinen danach die Integrationspolitik im Oberallgäu haben seit der Gründung der ausschussübergrei- auszurichten. fenden Arbeitsgruppe Migration & Integration an der Erstellung des ersten kommunalen Integrati- Die Erstellung des Integrationsplanes stellt onsplans mitgewirkt. einen ersten Schritt in einem mehrjährigen Integrationsprozess dar. Nach der Fertigstel- Die verschiedenen Themen spiegeln die Bandbrei- lung des Planes soll noch in diesem Jahr die te der Integration wieder und machen deutlich, Umsetzungsphase beginnen. dass sie eine vielschichtige Aufgabe ist, die sich durch alle Lebenslagen hindurch zieht. Die Ar- Um möglichst auf alle Problemlagen im Land- beitsgruppe beschäftige sich mit den Handlungs- kreis eingehen zu können, werden weitere feldern Bildungsgerechtigkeit, Arbeitmarktintegra- Netzwerktreffen notwendig sein. Der Oberall- tion, Kultur und interreligiöser Dialog, Öffentlich- gäuer Integrationsplan wird kontinuierlich keitsarbeit sowie Partizipation, Stärkung der Zivil- ergänzt und weitergeschrieben. Ein wesentli- gesellschaft und Abbau von Diskriminierung. Es cher Bestandteil des Integrationsplanes ist das wurden bereits konkrete Problemfelder analysiert jährliche Monitoring. Die Auswertung der und Empfehlungen zur Arbeit an diesen diskutiert Integrationszahlen 2010 wurden im Herbst und zusammengetragen. 2011 veröffentlicht.

Miriam Duran Beauftragte für Migration- & Integration Aussiedlerbeauftragte

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Entwicklungsprozess

des kommunalen

Integrationsplanes

Das 1. Oberallgäuer Integrationsmonito- Umgesetzt wurde der Integrationsplan durch ring hat deutlich gemacht, dass das die neu gegründete Arbeitsgruppe Migration Oberallgäu im Vergleich zu anderen & Integration mit rund 50 Persönlichkeiten Kommunen im Bereich der Integration aus dem thematischen Umfeld. bereits gut aufgestellt ist. Die vielen posi- tiven Integrationsverläufe überwiegen. In zwei großen Expertenrunden wurde ab Jedoch gibt es auch Felder, in denen sich Februar 2011 zunächst ein eigenes Integrati- Integrationsdefizite häufen, diese gilt es onsverständnis für den Landkreis Oberallgäu mit entsprechenden Maßnahmen abzu- erarbeitet, eine selbstverpflichtende Vision bauen. Um diesen Prozess voranzubrin- entwickelt und übergeordnete Leitlinien und gen, wurde die Verwaltung im Oktober Ziele ausgewählt. Aus sieben Handlungsfel- 2009 beauftragt, als Grundlage für ein dern wurden zunächst vier ausgewählt, die kommunales Integrationskonzept ein In- vorrangig in den Integrationsplan einfließen tegrationsmonitoring zu erstellen. Im Ok- sollen. tober 2010 erging der Auftrag an die Ver- waltung, eine ausschussübergreifende Zu den Handlungsfeldern 1: Bildungsgerech- Arbeitsgruppe Migration & Integration zu tigkeit, 2: Arbeitmarktintegration, 3: Kultur gründen sowie einen Integrationsfonds und interreligiöser Dialog, Öffentlichkeitsar- einzurichten. beit sowie 4: Partizipation, Stärkung der Zivil- gesellschaft und Abbau von Diskriminierung wurden Expertenteams gebildet. Diese erar- beiteten jeweils für ihr Handlungsfeld konkre- te Handlungsempfehlungen, Maßnahmen und Projekte.

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Arbeitsgruppe Migration & Integration des Landkreises Oberallgäu

Mitwirkende Organisationen und Gruppen :

CSU FPD & ÖDP Grüne Oberallgäu SPD Freie Wähler Junge Liste Oberallgäu

Landtagsabgeordnete 1. Bürgermeister Blaichach 1.Bürgermeister Markt Buchenberg 2. Bürgermeisterin Oberstaufen Integrationsbeirat Oberallgäu Süd e.V. 2. Bürgermeister Immenstadt Türkisch-islamischer Kulturverein Oberallgäu e.V. 3. Bürgermeister Immenstadt Europaunion Stadt Immenstadt Integrationsreferent Waltenhofen Integrationsbeauftragte Jugendmigrationsdienst Stadt Sonthofen, Sozialamtsleiter Caritasverband f.d. Diözese e.V. Diakonisches Werk Landratsamt: Rotes Kreuz Ausländeramt djo - Deutsche Jugend in Europa, Bayern e.V. Jugendamt Schulsozialarbeit Hochschule Kempten Jugendamt Bundesagentur f. A KE BCA Gleichstellungsstelle Arbeitsagentur Sonthofen Beauftragte für Migration & Integration Jobcenter OA BCA

Bildung und Beruf GmbH Weitere Beteiligte Kolping mit und ohne Migrationshintergrund Bildungszentrum Friedrich Bfz Immenstadt gfi BBZ Berufs-Bildungszentrum Kempten Berufsschule Immenstadt Schulamt

Freiwilligenagentur Oberallgäu Notausgang e.V. Rockzipfel Sonthofen Die Arche SPZ Immenstadt

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Das Oberallgäuer Integrationsverständnis

„Unter Integration versteht der Landkreis Integration wird von uns als ein über Ge- Oberallgäu die Einbindung und Verknüp- nerationen verlaufender, wechselseitiger fung von Zuwanderinnen und Zuwanderern Prozess verstanden, der alle hier lebenden in die bestehenden Sozialstrukturen und Einwohnerinnen und Einwohner betrifft. Er gesellschaftlichen Kernbereiche unseres kann nur gelingen, wenn sich sowohl die Landkreises. Integrationspolitik zielt auf die Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft als gleichberechtigte Teilhabe aller am gesell- auch die Zuwanderinnen und Zuwanderer schaftlichen Geschehen und auf faire Zu- aufeinander zu bewegen und an dessen gangschancen zu den zentralen Institutio- Gestaltung beteiligt sind – und in gleicher nen. Die Möglichkeit der Integration benö- Weise Verantwortung für dessen Gelingen tigt die Herstellung eines gemeinsamen übernehmen. Integrationspolitik wird als Verständnisses der demokratischen Grund- Querschnittsaufgabe verstanden, in die werte, d.h. alle Beteiligten erkennen das zentrale Politikfelder und unterschiedliche, Grundgesetz als verbindlich an. relevante Akteure eingebunden werden.

Die Integrationspolitik ist ausgerichtet auf Anerkennung und Wertschätzung der kulturellen Vielfalt und fördert in der Vielfalt liegende Potenziale. Zuwanderinnen und Zuwanderer sind aufgefordert, ihre eigene Identität und ihre Fähigkeiten einzubringen und bei Entscheidungen, die das Gemeinwesen insgesamt betreffen, mitzuwirken.“

Vorlagen waren Definitionen und Begriffserklärungen zum Integrationsbegriff der KGSt, des Bundesjugendkuratori- ums, der Städte München, Eberswalde und Tübingen, der Landkreise Darmstadt-Dieburg, Düren und Lörrach, sowie von Häussermann/Kapphan (in: Migrationsreport 2008)

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Die Oberallgäuer

Vision für Integration

„Das Oberallgäu versteht sich als ein für Menschen aus aller Welt offener und interkultureller Landkreis. Das Grundgesetz wird verbindlich anerkannt.

Kulturelle Vielfalt ist selbstverständlich, respektiert, gewünscht und

im öffentlichen Zusammenleben sichtbar. Kommende oder schon hier lebende Menschen haben das Recht, ihre Herkunft und kulturelle Identität nicht zu vergessen und somit das Leben innerhalb des Oberallgäus zu bereichern und vielfältiger zu machen. In der kulturellen, ethnischen und religiösen Vielfalt liegen unverzichtbare Potenziale unserer Gesellschaft. Für den sozialen Frieden ist Integration deshalb eine wichtige Konsequenz.

Das Aufeinanderzugehen und die Verständigung zwischen den vielfältigen gesellschaftlichen Gruppen und Menschen ist die Grundlage von Integration; ebenfalls von großer Bedeutung ist die Kooperation der Institutionen. Dies braucht Zeit (über Generationen), muss nachhaltig und wechselseitig sein.

Alle Bürgerinnen und Bürger, gleich welcher Herkunft, haben die gleichen Chancen.

Alle haben die Möglichkeit, am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, und kulturellen Leben und an kommunalpolitischen Entscheidungen teilzuhaben und mitzuwirken. Der Zugang zu Bildung und Ausbildung und zu Ressourcen ist allen Oberallgäuerinnen und Oberallgäuern gleichberechtigt gegeben.

Alle Dienstleistungen und Maßnahmen des Landkreises, sowohl der öffentlichen als auch der freien Träger, sind interkulturell orientiert und stärken die vorhandenen Fähigkeiten aller im Oberallgäu lebenden Menschen.

Ein besonderes Augenmerk verdienen Kinder und Jugendliche und geschlechtsspezifische Bedürfnisse.“

vergl. Hubertus Schröer Kommunale Integrationskonzepte. München. (S. 10), ebd.

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Integrationsleitlinien und ---ziele-ziele im Oberallgäu

Für das interkulturelle Zusammenleben sollen folgende Integrationsleitlinien und –ziele im Oberallgäu gelten:

Integration setzt die Anerkennung der ver- Integration basiert auf der uneingeschränkten fassungsrechtlichen Grundlagen des Teilhabe am kommunalen, wirtschaftlichen Grundgesetzes der Bundesrepublik und gesellschaftlichen Leben. Daher ist es Deutschland durch alle Beteiligten voraus. eine Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft,

strukturelle Voraussetzungen zu schaffen, die

Menschen mit Migrationshintergrund eine Integration ist ein Prozess, der gegenseiti- gleichberechtigte Teilhabe in allen Feldern der ge Annäherung, Anerkennung, Akzeptanz Gesellschaft ermöglichen. Chancengleichheit und Wertschätzung von Vielfalt schafft. in Bildung und Ausbildung sowie auf dem Individuelle Potenziale und Ressourcen Arbeitsmarkt gilt es zu fördern und Partizipati- von Menschen unterschiedlicher Herkunft on durch Mitwirkung und Mitgestaltung zu werden unterstützt und genutzt. ermöglichen - auch in Bereichen der politi-

schen Teilhabe und des bürgerschaftlichen

Integration baut auf Verständigung; das Engagements. Den Menschen mit Migrations- Erlernen der deutschen Sprache sowie hintergrund kommt die Verantwortung zu, Sprachkompetenzen in den Herkunftsspra- benötigte Angebote und Strukturen der chen, bei gleichwertiger Akzeptanz, sind Integration zu nutzen und so ihre Mitwirkung zentrale Ziele. für eine positiv verlaufende Integration zu leis- ten.

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Integration heißt, ein Bewusstsein für Vorurteile zu schaffen, entschieden gegen Diskriminierung und Rassismus

vorzugehen und Verständnis füreinan- Die interkulturelle Orientierung und Öff- der zu wecken. nung aller Institutionen, Organisationen,

Verbände, Vereine, Einrichtungen und Alle rechtlichen Optionen werden Angebote wird angestrebt. Dazu gehört genutzt, um die schutzwürdigen Inte- auch die Erweiterung der interkulturellen ressen von Asylbewerberinnen, Asylbe- Kompetenzen in Kommunikation und werbern und geduldeten Flüchtlingen Handeln von Führungskräften ebenso wie

zu wahren. von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Vorlagen dafür waren die Ziele und Leitlinien der Integrationskonzepte der Landkreise Lörrach, Düren, Darmstadt-Dieburg, sowie der Städte Tübingen, Eberswalde und München.

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Kommunale Handlungsfelder

im Oberallgäu

Der Landkreis Oberallgäu hat mit den Zunächst wurden vier Handlungsfelder Akteuren der kommunalen Integrationsar- für die Integrationsarbeit fokussiert: beit sieben Handlungsfelder definiert, die für die Integration im Landkreis zentral sind. 1. Bildungsgerechtigkeit

2. Arbeitsmarktintegration

Für jedes Handlungsfeld hat eine Experten- 3. Kultur und interreligiöser Dialog - gruppe eine Vision entwickelt. Sie be- Öffentlichkeitsarbeit schreibt die ideale Vorstellung, wie sich – bezogen auf das Handlungsfeld – das 4. Partizipation / Zusammenleben und die Integration im Stärkung der Zivilgesellschaft / Oberallgäu darstellen soll. Abbau von Diskriminierung

Für das jeweilige Handlungsfeld haben die Die Handlungsfelder: Expertengruppen aus lokalen Akteuren in 5. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung 6. Gesundheitsförderung und einem partizipativen Prozess Leit- und Teil- Gesundheitsvorsorge ziele für die Oberallgäuer Integrationsarbeit 7. Wohnen und entwickelt, die es mit der Umsetzung des Zusammenleben im Stadtteil Integrationsplans zu verfolgen gilt. sollen in Zukunft behandelt werden.

Vorlagen dafür waren die Ziele und Leitlinien der Integrationskonzepte der Landkreise Lörrach, Düren, Darmstadt-Dieburg sowie der Städte Tübingen, Ebers- walde, Schwäbisch Gmünd und München.

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1. Bildungsgerechtigkeit 2. Arbeitsmarktintegration

Gute Deutschkenntnisse und der davon Die erfolgreiche Eingliederung in das wirtschaftli- maßgeblich abhängige Erfolg im Bildungs- che Leben bildet ein Kernelement der Integration. system besitzen eine Schlüsselfunktion für Eine berufliche Ausbildung und eine stabile den erfolgreichen Verlauf von Integrations- Beschäftigung stellen die Voraussetzung für eine prozessen. Kinder mit Migrationshinter- Vielzahl weiterer Integrationsschritte dar. Sie sind grund haben oft weniger Gelegenheit, be- jedoch häufig stark an die Verfügung über sprach- reits in den ersten Lebensjahren Deutsch- liche Kompetenzen und den Erwerb von Bildungs- kenntnisse zu erwerben. Mit einem Migrati- qualifikationen gebunden.

onshintergrund ist nicht zwangsläufig auch ein Mangel an Deutschkenntnissen verbun- Zum einen hat das durch Erwerbsarbeit erworbe- den. Die Sprachförderung, insbesondere im ne Einkommen einen wesentlichen Einfluss auf Bereich der frühkindlichen Bildung, hat eine die Lebensbedingungen des einzelnen Menschen zentrale Bedeutung, mit der wichtige Grund- und seine Chancen zur Teilhabe am gesellschaftli- lagen für die Chancenannäherung gelegt chen Leben. Zum anderen ermöglicht die Beteili- werden. Bildungseinrichtungen sind wichti- gung am Berufsleben persönliche Selbstentfal- ge Orte für die Entwicklung interethnischer tung, verschafft Wertschätzung im familiären und Kontakte und Freundschaften, für die Förde- gesellschaftlichen Umfeld und führt zur Einbin- rung der Akzeptanz und den Abbau von dung in kollegiale Teams, wodurch wichtige An- Vorurteilen sowie für die Kenntnis und die knüpfungspunkte für Kontakte zu Angehörigen Identifikation mit den Strukturen und der Mehrheitsgesellschaft entstehen.

Grundwerten der Gesellschaft. Qualifizierte Beschäftigte mit Migrationshintergrund sind vom Schulabschlüsse stellen die Voraussetzung Strukturwandel der Wirtschaft oft besonders stark für die berufliche Bildung und die Integrati- betroffen: Aufgrund fehlender oder geringer beruf- on in den Arbeitsmarkt dar. licher Qualifikationen sind sie stärker in Bran- chen und Berufen vertreten, in denen Arbeitsplät- ze abgebaut werden und seltener in den wissens- intensiven Dienstleistungen oder im öffentlichen Dienst.

Im Jahr 2009 waren 3,1 % der ausländischen Oberallgäuer arbeitslos gemeldet. Bei der deut- Workshop zur Interkulturellen Öffnung schen Bevölkerung lag der Anteil der Arbeitslosen anl. Integrationskonferenz 2013 am 1.10.2013 mit knapp 2,5% deutlich geringer.

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3. Kultur und interreligiöser Dialog --- Öffentlichkeitsarbeit

Bedeutsam für das kommunale Zusammenleben ist schließlich auch der Austausch und die Annäherung zwischen den Einwohnern unterschiedlicher kultureller Herkunft und Angehöri- gen verschiedener Glaubensgemeinschaften. Die Anerkennung der kulturellen Vielfalt im Oberallgäu – gerade durch die Einwohner ohne Migrationshintergrund – als Potenzial für ein reiches Zusammenleben ist wichtig, um eine gemeinsame, kommunale Kultur zu schaffen, in der sich alle Einwohner gleichermaßen wohl und zu Hause fühlen.

4. Partizipation / Stärkung der Zivilgesellschaft / Abbau von Diskriminierung

Ein gutes soziales Zusammenleben betrifft alle Bürger im Oberallgäu und ist zentral an das zivilgesellschaftliche Engagement und die gleichberechtigte politische Teilhabe der Bürger ohne und mit Migrationshintergrund gebunden. Über die Förderung der gesellschaftlichen Integration hinaus eröffnet bürgerschaftliches Engagement grundsätzlich auch dem Einzel- nen vielfältige Integrationschancen. Als zentraler Ansatzpunkt für die Aufnahme sozialer Kontakte fördert es bei Bürgern mit Migrationshintergrund den Erwerb von sprachlichen und handlungsorientierten Kompetenzen sowie von Kenntnissen über die Aufnahmegesellschaft. Sie ist eine bedeutsame Quelle für die Erfahrung von Anerkennung und befördert nicht zu- letzt darüber eine Identifikation mit der Gesellschaft. Wichtige Orte des sozialen Engage- ments von Zugewanderten stellen auch Migrantenselbstorganisationen dar, die mit ihrem Selbsthilfeansatz eine Vielzahl von Leistungen erbringen, die das kommunale Angebot der Integrationsförderung ergänzen; daher sind Migrantenselbstorganisationen als gleichberech- tigte Partner im bürgerschaftlichen Engagement anzuerkennen und zu unterstützen.

Dem Handeln zivilgesellschaftlicher Akteure kommt gerade auch im Kampf gegen Fremden- feindlichkeit und Rassismus auf kommunaler Ebene eine herausragende Bedeutung zu.

5. 5. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung

Die interkulturelle Öffnung der Verwaltung gewinnt durch den demografischen Wandel und Fachkräftemangel in Deutschland gerade auf kommunaler Ebene eine immer größere Bedeu- tung. Migration und Integration werden auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in immer neuen Facetten Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland beeinflussen. Die Poten- ziale von Zuwanderung und Zugewanderten werden heute gerade von Unternehmen und Verbänden als eine Antwort auf den demografischen Wandel stärker in den Mittelpunkt ge- stellt. Die Entwicklung in den Regionen hängt immer stärker auch von dieser Personengrup- pe ab. Ein zentrales Anliegen ist es dabei, eine Willkommenskultur für neu Zugewanderte und eine Anerkennungskultur für die hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund zu etablieren. In diesem Zusammenhang ist der Prozess der interkulturellen Öffnung in öffentli- chen Einrichtungen ein zentrales Instrument, um Zugangsbarrieren abzubauen und die Kun- denorientierung auszubauen.

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Handlungsempfehlungen

1. Bildungsgerechtigkeit

Gleiche Chancen für alle! Die Bürger des Landkreises Oberallgäu nehmen ihren Anspruch auf Bildung und Teilhabe wahr. Damit sie ihre Potenziale entfalten können, stellen die Institutionen im Oberallgäu geeignete Bildungs- und Förderangebote – insbesondere im sprachlichen Bereich – zur Verfügung.

Das Expertenteam definierte folgende Leit– und Teilziele und Maßnahmen:

1. Alle Kinder nutzen auf ihrem Bildungsweg 2.2 Bildungs- und Förderangebote sind allen am ihre individuellen Chancen. Dazu steht Bildungsprozess Beteiligten bekannt.

ihnen geeignete Förderung zur Verfügung.

2.3 Eltern zeigen sich durch Beteiligung in Kita´s 1.1 Alle Kinder beherrschen die deutsche Spra- und Schulen verantwortlich für die Bildungs- che. biographie ihrer Kinder. Sie nehmen u.a. an

Eltern- & Informationsveranstaltungen teil. 1.2 Die Beherrschung der Muttersprache und

die Mehrsprachigkeit werden als Chance 2.4 Eltern stehen angemessene Sprachförder- erkannt und gefördert. maßnahmen zur Verfügung.

1.3 Kinder mit und Kinder ohne Migrationshin- tergrund werden auf ihrem Bildungsweg 3. Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Beschäftig- individuell begleitet und gefördert. te der Gesundheitshilfe und alle am Bildungs- prozess Beteiligte verfügen über interkulturel- le und interreligiöse Kompetenzen. Weiter- 2. Eltern sind eng in den Bildungsprozess ihrer bildungsangebote sichern und verbessern Kinder eingebunden und nehmen aktiv da- diese Qualifikation. ran teil. Sie sind hinsichtlich Erziehungs- und Bildungsfragen sensibilisiert, informiert 4. Die am Bildungsprozess beteiligten Institutio- und qualifiziert. nen haben interkulturelle Bildungsangebote in

ihrer Konzeption.

2.1 Familien, Kindertagesstätten, Schulen und

Ausbildungsstätten arbeiten in Netzwerken 5. Kulturelle Angebote sind allen am Bildungs- zusammen. Sie haben das gemeinsame Ziel, prozess Beteiligten bekannt und werden von Übergänge so zu gestalten, dass sie zu einer den Oberallgäuer Einwohnern gleichermaßen Bildungschance werden. genutzt.

In Zusammenarbeit mit den Schulen können sich Kommunen im Rahmen ihrer Integrationsarbeit z.B. bei der Stärkung der schulischen Kompetenzen in Sachen Sprachförderung, interkulturelle Öffnung und Elternarbeit einbringen.

Durch außerschulische Förder- und Betreuungsangebote für bildungsferne Schichten können benach- teiligte Stadtviertel aufgewertet werden. Dafür müssen finanzielle Mittel bereitgestellt werden.

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2. Arbeitsmarktintegration

Migrantinnen und Migranten haben im Oberallgäu gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sichern ihre Existenz eigenständig.

Das Expertenteam definierte folgende Leit– und Teilziele und Maßnahmen:

1. Arbeitgeber, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter 2.3 Migranten ist das vielfältige Branchenspektrum, in Oberallgäu, der Landkreis, Gewerkschaften, Kam- dem eine Existenzgründung möglich ist, bekannt mern und Innungen arbeiten für eine erfolgreiche und zugänglich.

und dauerhafte Eingliederung von Migranten in 2.4 Der Zugang zu (Start-) Kapital steht Migranten den Wirtschaftsprozess koordiniert zusammen. gleichberechtigt offen.

1.1 Die von Migranten mitgebrachten Potenziale und 2.5 Zuwandererbetriebe sind verstärkt als Aus- Qualifikationen werden bei der Arbeitsmarktin- bildungsbetriebe tätig. tegration entsprechend genutzt. Zur Eingliede- rung in das Erwerbsleben wird eine interkulturell 3. Migranten haben beim Übergang von Schule in ausgerichtete Beratung angeboten und von den Beruf und Studium gleiche Chancen. Adressaten wahrgenommen. 3.1 Bei der Einstellung von Auszubildenden werden 1.2 Die Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik sind Bewerber mit Migrationshintergrund gleichwertig bedarfsgerecht für die verschiedenen Zielgruppen akzeptiert. Spezielle und interkulturelle Kompeten- (Schulabgänger ohne qualifizierten Abschluss, zen bei den Bewerbern werden ggf. berücksichtigt. (Langzeit-) Arbeitslose, ältere Arbeitnehmer) aus- gerichtet. Sie bewirken die Anpassung der Ziel- 3.2 Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre gruppen an die Erfordernisse des sich wandeln- Eltern sind sich der Notwendigkeit einer erfolgrei- den Arbeitsmarktes. Sprachliche Defizite werden chen (Berufs-)Ausbildung bewusst. Bei Bedarf schnellstmöglichst behoben. werden die Jugendlichen in ihrer Ausbildung ge- fördert. 1.3 Migranten bringen die persönlichen und schuli- schen Qualifikationen mit, um in den deutschen 3.3 Es werden (individuelle) Realisierungsstrategien Arbeitsmarkt integriert zu werden. Sie beteiligen zur Stärkung der Ausbildungsfähigkeit im Hinblick sich aktiv und zahlreich an Qualifizierungs- und auf eine erfolgreiche Aufnahme eines Ausbil- Weiterbildungsmaßnahmen. dungsverhältnisses entwickelt.

1.4 Die Chancengleichheit am Arbeitsplatz für er- 3.4 Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre werbstätige Migranten spiegelt sich auch in der Eltern sind über das deutsche Ausbildungssystem, Bezahlung wider. das Bewerbungsverfahren, die Ausbildungsland- schaft sowie die jeweiligen Voraussetzungen hin- 2. Zur Eingliederung in das Erwerbsleben werden reichend informiert und mit ausreichender Berufs- Migranten bei einem Bestreben nach Selbststän- entscheidungskompetenz ausgestattet. digkeit gezielt unterstützt. 3.5 Die Ausbildung von Schulabgängern mit Migrati- 2.1 Durch ein umfassendes und adäquates Bera- onshintergrund schließt bei entsprechender Eig- tungsangebot liegen positive Rahmenbedingun- nung ein breites Spektrum an Berufsbildern ein gen für Existenzgründer vor. Dieses Angebot wird und findet verstärkt im gewerblich-technischen, nachgefragt und angenommen. dem kaufmännisch-verwaltenden und dem sozia- 2.2 Die relevanten Anbieter von Beratungsleistungen len Bereich sowie in der öffentlichen Verwaltung arbeiten mit Migrantenselbsthilfeorganisationen statt. und erfolgreichen Migrantenunternehmern zu- sammen.

Um die Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse zu erleichtern, wird eine zentrale Anlaufstelle benannt. Notwendig ist Klarheit über gesetzliche Regelungen.

Im Rahmen der Sprachförderung, insbesondere wegen der unterschiedlichen Vorkenntnisse der Bewerberinnen und Bewerber, ist eine bessere Vernetzung der Akteure umzusetzen.

Die beruflichen Förderangebote decken bereits heute ein breites Spektrum der besonderen Bedarfe von Menschen mit Migrationshintergrund ab. Diese Angebote müssen und werden aufgrund der demografischen Entwicklung noch ausgebaut werden.

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3. Kultur und interreligiöser Dialog ––– Öffentlichkeitsarbeit

Generationsübergreifendes interkulturelles Zusammenleben im lebenslebens---- und liebenswerten Oberallgäu

Das Expertenteam definierte folgende Leit– und Teilziele und Maßnahmen:

1. Interkultureller und interreligiöser Dia- 1.3 Oberallgäuer mit und ohne Migrations- log hat einen festen Platz in unserem hintergrund haben Kontakt zueinander. Landkreis und wird von der Verwaltung Die Oberallgäuer und relevante Institu- unterstützt. tionen gestalten den interkulturellen

Der Dialog und die Begegnung findet Austausch und die Begegnung je nach wechselseitig bei den Religionsgemein- Interesse.

schaften und den verschiedenen kultu- 2. Die Öffentlichkeitsarbeit der Institutio- rellen Gruppen im Oberallgäu statt. nen erreicht alle Einwohner des Land- 1.1 Die interreligiöse Zusammenarbeit wird kreises Oberallgäu. von den Religionsgemeinschaften aktiv 2.1 Einwohner mit positiven Integrations- gestaltet. und Migrationslebensläufen sind ver- 1.2 Die Interkulturelle Öffnung von Verei- stärkt in den Medien präsent. nen, Einrichtungen und Organisationen wird von den Dachverbänden der Wohl-

fahrtspflege, von Musik-, Kultur- und Langfristig soll ein interkulturelles, Sportverbänden, dem Kreisjugendring generationenübergreifendes Kom- und anderen kontinuierlich gefördert. munikationszentrum eingerichtet Interkulturelle und interreligiöse Kom- werden. petenzen werden gefördert.

Der interreligiöse Dialog wird in- tensiv und regelmäßig weiterge- führt.

Die bereits existierenden Integrati- onsprojekte sollen in ihrer positi- ven Entwicklung der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Auf diesem Wege könnten auch Erfolge der kommunalen Integrationspolitik vermittelt werden.

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4. Partizipation Stärkung der Zivilgesellschaft

Abbau der Diskriminierungen

Egal wie verschieden wir alle sind, wir leben gemeinsam im Oberallgäu … und alle machen mit.

Das Expertenteam definierte folgende Leit– und Teilziele und Maßnahmen:

1. Der Anteil von Oberallgäuern mit Migrationshin- tergrund in Schlüsselpositionen des Landkreises, 2. Personen mit Migrationshin- in der Politik und im bürgerschaftlichen Engage- tergrund sind in Bürgerinitia- ment nimmt zu. Der Dialog und die Zusammenar- tiven, Vereinen, Parteien, beit von bürgerschaftlich engagierten Bürgern und Konferenzen und anderen den Institutionen bzw. Einrichtungen schaffen Ver- Prozessen eingebunden und netzung und Anerkennung. Einwohner mit und unterstützen den Integrati- ohne Migrationshintergrund übernehmen dabei onsprozess. eine Brückenfunktion zwischen den Kulturen. 3. Der Landkreis organisiert 1.1 Die unterschiedlichen ehrenamtlichen Organisati- regelmäßig Einbürgerungs- onen sind für alle Bürger offen. Sie wissen vonei- feiern für neu eingebürgerte nander und kooperieren miteinander. Oberallgäuer.

1.2 Der Landkreis Oberallgäu fördert und unterstützt das bürgerschaftliche Engagement mit finanziellen 4. Die Förderung vielfältiger Mitteln und personellen Ressourcen. Begegnungen zwischen Gruppen stärkt das gegensei- 1.3 Alle Oberallgäuer, die sich in Selbstorganisationen, tige Vertrauen und baut Vor- im Bereich Kindergarten und Schule, in der Nach- urteile sowie rassistische barschaft, Freizeit oder Politik engagieren wollen, Tendenzen ab. werden gezielt unterstützt. Dort werden Informati-

onen über Angebote ausgetauscht und gemeinsa- 5. Die Zivilcourage der Oberall- me Ziele für das bürgerschaftliche Engagement im gäuer ist gestärkt; positive Oberallgäu entwickelt. Vorbilder helfen dabei.

Das Landratsamt sollte weitere Ressourcen schaffen. Einzelne Gemeinden sollten stundenweise Sprechstunden für Ausländer und Migranten zur Beratung anbieten, Integrationsbeauftragte installieren und Mittel bereitstellen.

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5. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung

♦ Der Oberallgäuer Integrationsplan ist in der Verwaltung akzeptiert und verankert. ♦ Das Landratsamt Oberallgäu als großer Arbeitgeber übernimmt im Hinblick auf die interkulturelle Öffnung Vorbildfunktion.

Im Rahmen der ersten beiden Workshops haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung Oberallgäu strategische Ziele definiert und Maßnahmen erarbeitet. Als Ziel- kategorien wurden dabei das Personalmanagement, die Kommunikation, die Vernetzung sowie die Kundenzufriedenheit ermittelt. Im dritten Workshop, an dem externe Integrationsakteure teilgenommen haben, wurden zusätzliche Maßnahmen definiert.

1. P e r s o n a l m a n a g e m e n t 1.2 Förderung von Sprachkompetenzen

1.1 Erhöhung des Anteils an Personal mit Auch Schulungen zur Stärkung der Sprachkompe- Migrationshintergrund tenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden Im Bereich des Personalmanagements hinsichtlich der zunehmenden interkulturellen wurden von Seiten der Mitarbeitenden Kontaktsituation eine Basis zur Förderung der eine Erhöhung des Anteils von Mitar- interkulturellen Öffnung. Für die Mitarbeiterinnen beiterinnen und Mitarbeiter mit Mig- und Mitarbeiter des Landratsamtes Oberallgäu rationshintergrund im Landratsamt sind bereits Englischkurse zur Auffrischung der Oberallgäu als Ziel definiert. Konkret vorhandenen Kenntnisse geplant. Zudem können wird ein Anteil entsprechend des pro- gewünschte Sprachkenntnisse als Anforderung in zentualen Anteils der Menschen mit Stellenausschreibungen aufgeführt werden. Ein Migrationshintergrund in der Bevölke- Vorschlag seitens der externen Akteure beinhaltet rung des Landkreises, d. h. 10 % ange- die Durchführung von darüber hinausgehenden strebt. Um diesen Zielwert zu errei- interkulturellen Kommunikationstrainings für die chen, wurden von den Mitarbeitenden Belegschaft der Verwaltung. eine zielgruppenspezifische Ansprache 1.3 Interkulturelle Sensibilisierung von Multiplikatorinnen und Multiplika- Um den demografischen Wandel und der damit toren bei Stellenausschreibungen als zusammenhängenden zunehmenden kulturellen Maßnahme definiert. Auch von den Vielfalt gerecht zu werden sowie eine interkulturel- externen Akteuren wird gewünscht, le Öffnung langfristig zu gewähren, ist eine Sensi- dass die Bevölkerungsgruppen, die im bilisierung der Akteure und Multiplikatorinnen Landkreis am stärksten vertreten sind, und Multiplikatoren vonnöten. Erreicht werden entsprechend berücksichtigt werden. kann dies in erster Linie durch interkulturelle Dies ist insbesondere im Hinblick auf Schulungen und Trainings. Hierbei sollte nach die notwendigen Sprachkompetenzen Meinung externer Akteure die Einbindung von wichtig. Die Zusammenarbeit mit positiven Fallbeispielen aus der Integration be- Migrantenorganisationen kann dabei rücksichtigt werden. Des Weiteren wünschen sich ebenso wie die Veröffentlichung mehr- die externen Akteure die Durchführung von Kom- sprachiger Ausschreibungen in Be- petenztrainings für die Mitarbeitenden der 115- tracht gezogen werden. Hotline („Behördennummer“).

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2.2 Optimierung der Zusammenarbeit 2. V e r n e t z u n g Als konkretes Ziel im Bereich des Ausländerwe- 2.1 Nutzung von Ressourcen sens entwickelte die Abteilung 3 das Ziel, die Zu-

Auch der Aufbau eines verwaltungsin- sammenarbeit mit anderen Institutionen bezüg- ternen Netzwerks wurde von Seiten der lich der Zielgruppe Flüchtlinge zu optimieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hierbei gilt es, die Zuständigkeiten bei verschie- Rahmen des zweiten Workshops vorge- denen (Problem-)Fällen zu klären. Als Maßnahme schlagen, mit dem Ziel die vorhande- scheint hier die Gründung einer Arbeitsgruppe nen Ressourcen optimal zu nutzen. geeignet, um die einzelnen Akteure zusammenzu- Wie aus der Onlinebefragung hervor- bringen. Diese können verwaltungsintern und ver- ging, steht mehrsprachiges Personal waltungsextern bestimmt werden. Für diese Ar- zur Verfügung, sodass die Einrichtung beitsgruppe schlagen die externen Akteure auf- eines hausinternen Dolmetscherpools grund der Komplexität des Asylrechts eine Weiter- dienlich erscheint. Folglich kann in Fäl- bildung der zuständigen Akeure durch das Justiz- len von aufkommenden Sprachbarrie- ministerium vor.

ren auf diesen zurückgegriffen werden. 2.3 Fachlicher Austausch Die Einrichtung eines Dolmetscher- Da in fast allen Abteilungen das Thema pools sollte dabei abteilungsübergrei- „Integration“ eine Rolle spielt, sind die Mitarbeite- fend gestaltet werden. Zudem erachten rinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung zu die externen Akteure einen externen dem Fazit gekommen, dass auch ein fachlicher Dolmetscherpool für sinnvoll, genauso Austausch zwischen den einzelnen Bereichen an- wie die Einrichtung einer auf die Berei- zustreben ist. Dafür schlagen die externen Akteure che Krankenhaus, Psychiatrie und Mig- die Durchführung von Best-Practice-Workshops rationsdienste spezialisierte Hotline. vor. Hierbei sollten verschiedene Bereiche, wie Zusätzlich schlugen die externen Integ- „Gesundheit“ oder „Religion“, einbezogen wer- rationsakteure die Nutzung qualifizier- den. So wäre für den Bereich „Gesundheit“ bei- ter Potenziale vor. Dabei sollte auf Pro- spielsweise ein Austausch mit angebracht, fessoren der Hochschule zurückgegrif- da der Landkreis als Vorbild dient und bereits ver- fen werden, die bereit sind, den Prozess schiedene Maßnahmen im Bereich der interkultu- der interkulturellen Öffnung ehrenamt- rellen Öffnung umgesetzt hat. Um existierende lich zu begleiten. Bei Bedarf können Ressourcen optimal zu nutzen, sollten eine besse- hier außerdem Schulungen angeboten re Koordinierung der Netzwerke und gegebenen- werden. falls die Einrichtung einer Koordinierungsstelle erfolgen.

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5. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung

3. K o m m u n i k a t i o n 4. K u n d e n zu f r i e d e n h e i t

Um eine Steigerung der Kundenzufrieden Im Prozess der interkulturellen heit zu gewähren, wurde von den Mitarbei- Öffnung der Verwaltung spielt vor tenden die Optimierung der Ansprache der allem die Verwaltungsspitze eine Menschen mit Migrationshintergrund als wesentliche Rolle. Wie aus der Ziel definiert. Um dies zu erreichen, müssen Onlinebefragung hervorging, wird zukünftig weitere Maßnahmen formuliert interkulturelle Öffnung bislang von werden. Für die externen Akteure scheint den Führungskräften der jeweiligen jedoch vor allem die Einrichtung eines be- Abteilungen zu wenig thematisiert. reits erwähnten externen Dolmetscherpools

(siehe Vernetzung) von Bedeutung. Um den Pro zess voranzutreiben, ist somit eine verwaltungsinterne Kom- munikation der Strategie durch die 5. M i t a r b e i t e r z u f r i e d e n h e i t Führungsebene von Bedeutung. Aus Im Rahmen der Workshops wurde zwar die Sicht der Mitarbeiterschaft scheinen Mitarbeiterzufriedenheit als Zielkategorie dabei Personalversammlungen und genannt, Maßnahmen zur Erreichung des interkulturelle Veranstaltungen ge- Ziels jedoch nicht erarbeitet. eignete Maßnahmen zu sein.

Mit der Umsetzung der ermittelten Maß- Die Transparenz über den Prozess nahmen in den Bereichen Personalmanage- der interkulturellen Öffnung kann in ment , Vernetzung, Kommunikation und diesem Zusammenhang geschaffen Kundenzufriedenheit ginge dennoch auch werden, wenn auch Kundinnen und eine Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit Kunden sowie externe Akteure einbe- einher. Durch interkulturelle Kompetenz- zogen werden. schulungen und der Einrichtung eines Dolmetscherpools können zum einen Ver ständigungsprobleme reduziert und zum anderen das Konfliktpotenzial verringert werden.

Quelle: Aktionsplan Landkreis Oberallgäu - Interkulturelle Öffnung - imap GmbH - Institut für interkulturelle Management- und Politikberatung vom 21.05.2014

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Umsetzung des Intergrationsplanes

Alle öffentlichen und privaten Institutionen, Vereine und Verbände sowie Migrantenselbstorgani- sationen, die sich aktiv für die Integration von Zuwanderern einsetzen, bilden die Arbeitsgruppe Migration & Integration. Innerhalb der Handlungsfelder Bildungsgerechtigkeit, Arbeitmarktin- tegration, Kultur– und interreligiöser Dialog - Öffentlichkeitsarbeit sowie Partizipation - Stärkung der Zivilgesellschaft - Abbau von Diskriminierungen schließen sich die Akteure in Expertenteams zusammen und entwickeln weitere Handlungsempfehlungen.

Der Landkreis Oberallgäu übernimmt als zentraler Akteur die Koordinierung der verschiedenen integrativen Maßnahmen. Als erster Schritt zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen wird eine Steuerungsgruppe gebildet. Aufgaben: Kontrolle und Steuerung der Umsetzung der Hand- lungsempfehlungen, Impulse setzen, Auswertung der Berichte aus den Arbeitsgruppen, Strate- gische Unterstützung bei der Zielerreichung - insb. beim Erschließen von Finanzierungsmöglich- keiten, beim Finden von Kooperationspartnern,  Fortschreibung und Modifizierung des Integrati- onsplanes, Weiterentwicklung der Integrationsstrukturen im Landkreis, Vernetzung der Akteure sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Integrationsmonitoring

Der vorliegende kommunale Integrationsplan für den Landkreis Oberallgäu ist eine Handlungs- anweisung, die „gelebt“ werden soll.

Damit dies gelingt, sind eine effiziente Steuerung und ein Monitoring erforderlich. Dazu werden im Zuge der Umsetzung die passenden Indikatoren ausgewählt, um die Wirkung der im kommu- nalen Integrationsplan vereinbarten Maßnahmen und Projekte zu bewerten.

Ausblick

Eine jährlich stattfindende Integrationskonferenz sowie Fortbildungen bzw. Workshops dienen neben dem fachlichen Austausch auch zur Information der lokalen Akteure. Weitere Ziele sind der Netzwerkaufbau und die Stärkung der Koordination der Akteurinnen und Akteure.

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Definitionen

Migrantin / Migrant Bei der Verwendung des Begriffes ‚Migrantin / Migrant’ ist nicht von einem eindeutigen Gebrauch auszu- gehen, da er keine homogene eindeutige Gruppe bezeichnet. Je nach Definition werden unterschiedliche Merkmale wie etwas Geburtsland, Staatsangehörigkeit oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Grup- pe, z.B. Spätaussiedlerinnen / Spätaussiedler, Arbeitsmigranteninnen / Arbeitsmigrant, Asylbewerberin- nen / Asylbewerber usw., verwendet.. Die Statistik operiert in aller Regel nur mit dem Begriffspaar Auslän- derin / Ausländer versus Deutsche / Deutscher, erhebt also das Kriterium der Staatsangehörigkeit zum zentralen Moment der Zugehörigkeit. Die Trennlinie wird demnach nicht nach dem Faktum der Einwande- rung oder der Abkunft aus einer eingewanderten Familie gezogen. Die statistische Kategorie Ausländerin / Ausländer deckt daher nur einen begrenzten Bereich der Personen mit Migrationshintergrund ab. Hilfreich für das Verständnis und um den nicht eindeutig definierten Personenkreis pragmatisch fassen zu können, ist die im Mikrozensus 2005 gewählte Systematisierung.

Danach werden zu den Personen mit MigrationshintergrundMigrationshintergrund gezählt:

Ausländerinnen / Ausländer • Zugewanderte Ausländerinnen / Ausländer: Ausländerinnen / Ausländer der 1. Generation • In Deutschland geborene Ausländerinnen / Ausländer: Ausländerinnen / Ausländer der 2. und 3. Generation

Deutsche mit Migrationshintergrund • Zugewanderte Deutsche mit Migrationshintergrund: ⇒ Spätaussiedlerinnen / Spätaussiedler ⇒ Eingebürgerte zugewanderte Ausländerinnen / Ausländer

• Nicht zugewanderte Deutsche mit Migrationshintergrund: ⇒ Eingebürgerte nicht zugewanderte Aussiedlerinnen / Aussiedler ⇒ Kinder zugewanderter Aussiedlerinnen / Aussiedler ⇒ Kinder zugewanderter, aber in Deutschland geborener eingebürgerter ausländischer Eltern ⇒ Kinder ausländischer Eltern, die bei Geburt zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit erhal- ten haben ⇒ Kinder mit einseitigem Migrationshintergrund, bei denen nur ein Elternteil Migrantin / Migrant oder in Deutschland geborene(r) Eingebürgerte / Eingebürgerter oder Ausländerin / Ausländer ist.

Quelle: Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung

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Impressum

Herausgeber:

Landratsamt Oberallgäu Beauftragte für Migration & Integration Aussiedlerbeauftragte Oberallgäuer Platz 2 87527 Sonthofen

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