Bildung einer „Großen Landgemeinde “ als Modell für eine gemeinsame Kommunalstruktur im Schwarzatal? (Vision)

Mit dem Vorschaltgesetz zur Durchführung der Gebietsreform in Thüringen wurde in § 45 Abs. 13 ThürKO für freiwillig gebildete oder erweiterte Landgemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern, deren Ortschaften mindestens 1.000 Einwohner haben, die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen ihrer Hauptsatzung zu bestimmen, dass die Ortschaften für eine Übergangszeit nochmals erweiterte Entscheidungsbefugnisse sowie zusätzliche finanzielle Mittel erhalten. Bis zum Ende der nächsten auf die allgemeinen Kommunalwahlen (allgemeine Gemeinderats- und Kreistagswahlen im Jahr 2019) folgenden gesetzlichen Amtszeit des Gemeinderats (also bis zum Jahr 2024) kann in der Hauptsatzung der Landgemeinde bestimmt werden, dass:

• der Ortschaftsrat über die Angelegenheiten des § 45 a Abs. 7 Nr. 5, 8 bis 11 und 13 ThürKO entscheidet • der Gemeinderat über die Angelegenheiten des § 45 a Abs. 7 Nr. 1, 2 und 6 im Einvernehmen mit dem jeweiligen Ortschaftsrat entscheidet • die Landgemeinde den Ortschaften zusätzlich einen Anteil am Aufkommen der Grundsteuer A, B und der Gewerbesteuer zur Verfügung stellt.

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Eine solche Landgemeinde mit besonders gestärktem Ortschaftsrecht setzt voraus, dass zunächst im Rahmen des allgemeinen freiwilligen Neugliederungsverfahrens eine Landgemeinde mit entsprechenden Einwohnerzahlen entsteht. Anschließend hat die Landgemeinde die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres nach Wirksamwerden der Neugliederung die Bestimmung über entsprechend erweiterte Ortschaftsrechte in ihre Hauptsatzung aufzunehmen. Der Gemeinderatsbeschluss über die Regelungen in der Hauptsatzung ist danach den Bürgern zur Entscheidung in geheimer Abstimmung entsprechend den Bestimmungen über den Bürgerentscheid vorzulegen.

Chancen des Modells einer „großen Landgemeinde mit Bad Blankenburg“

Anbei möchten wir einige Chancen und Möglichkeiten aufzeigen, die eine gemeinsame Gebietsstruktur z.B. in Form einer großen Landgemeinde mit sich bringen könnte. Die hier dargestellten Ansätze sind als Ideen oder Konzept für die Region zu sehen und nicht als Alternativlose Vorstellung.

Touristischen Entwicklung Historisch ist das Schwarzatal mit seinen Gemeinden gekennzeichnet durch die touristische Nutzung und Ausprägung, mit Hotels- und Gastgewerbe und anderer touristischer Infrastruktur. Dabei bilden die Verwaltungsgemeinschaften Bergbahnregion und mit der Stadt Bad Blankenburg die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Schwarzatal. Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist es der negativen touristischen Entwicklung seit der Wiedervereinigung entgegen zu wirken und gemeinsam Konzepte zur touristischen Vermarktung der Region zu entwickeln. Siehe hierzu auch nachfolgenden Regionalvergleich. Dazu sei bemerkt, dass die Übernachtungszahlen im Jahr 1990 zwischen 600.000 und 700.000 Übernachtungen (!) im gesamten Schwarzatal mit Bad Blankenburg lagen.

(hier Beispielhafte Betrachtung von Einzelgemeinden)

Mit der Entwicklung des Tourismus, ist auch der Erhalt und die Weiterentwicklung der vorhandenen Infrastruktur unmittelbar gekoppelt. So wurden im Jahr 2014 in Thüringen von jedem Gast pro Aufenthaltstag ca. 50 EUR ausgegeben. Bei etwa 700.000 Übernachtungen im Jahr 1990 und heute etwa 104.000 Übernachtungen ergeben sich damit pro Jahr allein 30 Mio. EUR an Umsatz die dieser Region durch den Zusammenbruch des Tourismus fehlen.

Hauptursachen in der Vergangenheit waren aus unserer Sicht vor der Einführung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Schwarzatal die fehlende Kooperation untereinander, aber auch die komplexen Verwaltungsstrukturen, die eine effiziente Tourismusausrichtung mit gezieltem Mitteleinsatz (z.B. in touristische Infrastruktur wie Tourist-Informationen oder die Investition in touristische Alleinstellungsmerkmale) unmöglich machte.

Die seit 2012 entwickelte Kooperation bildet aus unserer Sicht daher die Grundlage für die künftige wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung der Region.

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Technische Infrastruktur / interkommunale Zusammenarbeit hier Öffentlicher Personen Nahverkehr: Über die Stadt Bad Blankenburg wird das Schwarzatal zentral mit öffentlichem Nahverkehr versorgt. So bindet sowohl die Region Königsee-Rottenbach, als auch das Städtedreieck über den Bus-Bahnhof in Bad Blankenburg an den ÖPNV in das Schwarzatal an. Von Seiten des ÖPNV-Versorgers Kombus ist zudem geplant diesen zentralen Bushalt durch eine Zentrale-Bushaltestelle am Bahnhof Bad Blankenburgs auszubauen. Zugleich bietet eine große Landgemeinde (mit entsprechender Einwohnerstärke) die Chance, als eine der größten Gebietseinheiten in einem neuen Kreisgebilde, auch die künftige Struktur des ÖPNV entscheidend mitzubestimmen und damit auch entsprechend auszubauen. hier Kommunaler Wohnungsbestand: Viele der Schwarzatalgemeinden verfügen über einen relativ umfassenden Kommunalen Wohnungsbestand, dazu gehören unter anderem Wohnimmobilien mit bis zu 24 Wohneinheiten. Gleichzeitig ergibt sich nach unserer Einschätzung bei einigen dieser Objekte aktuell ein einfacher bis umfassender Sanierungsbedarf (je nach Objekt). D.h. viele der vorhandenen Objekte wurden in den 1970er und 1980er Jahren errichtet und seitdem nur soweit notwendig saniert. Ein kommunales Wohnungsbauunternehmen ist in den Gemeinden des Schwarzatals nur in Bad Blankenburg (mit aktuell ca. 1.400 Wohneinheiten – 90 % Sanierungsstand und 93 % Wohnungsauslastung) vorhanden. Mit einem Zusammenschluss in Form einer großen Landgemeinde wäre in diesem Zusammenhang aus unserer Sicht auch die Erweiterung des Wohnungsbauunternehmens der Stadt Bad Blankenburg auf das Schwarzatal vorstellbar. Im Gegensatz zur Stadt Bad Blankenburg verfügt die Gesellschaft über eine wiedergesundete Finanzstruktur und erwirtschaftet stabil Gewinne, so dass hier künftig auch Investitionen in den kommunalen Wohnungsbestand des Schwarzatals unternommen werden könnten. Gleichzeitig könnte das Unternehmen im Falle einer solchen Struktur in eine Art Regionale Entwicklungsgesellschaft für das Schwarzatal umgewandelt werden, so dass hier ein gezielteres Leerstands-Management erfolgen könnte. Die Erweiterung des bereits vorhandenen Stadtentwicklungskonzeptes und die Schaffung einer Gemeindestruktur über 10.000 Einwohner eröffnen zudem umfassendere Möglichkeiten zur Wahrnehmung von speziellen Förderprogramm für den sozialen Wohnungsbau oder auch zur Wahrnehmung von Rückbaumitteln für Altlasten. hier Bauhof und Freibäder: Aktuell befinden sich im Schwarzatal sechs Freibäder (Bad Blankenburg, Unterweißbach, Sitzendorf, Schwarzburg, Mellenbach und Rohrbach) die heute wie in Zukunft nur schwer erhaltbar sind. Ebenso existieren durch die Struktur als Verwaltungsgemeinschaften zahlreiche kleine Bauhofeinrichtungen, die teilweise je Gemeinde autonom betrieben werden und teilweise auf Basis geringfügiger Beschäftigung oder durch Mitarbeiter in Teilzeit betrieben werden. Die Freibäder können vor dem Hintergrund der Haushaltssituation der einzelnen Gemeinden schon heute nicht mehr in vollem Maße durch die Gemeinden erhalten und bewirtschaftet werden und werden so zum Teil nur noch durch die ehrenamtliche Arbeit von Vereinen am Leben erhalten (siehe z.B. Bad Blankenburg oder Schwarzburg), ebenso fällt es allen Gemeinden zunehmend schwerer alle notwendigen Arbeiten am Kommunalen Eigentum vollständig zu erfüllen.

Vor diesem Hintergrund könnten wir als Freie Wähler – BfBB uns mit einer gemeinsamen Gebietskulisse vorstellen, eine gemeinsame Betriebsgesellschaft für das Schwarzatal zu implementieren. Ein ähnliches Modell existiert bereits heute in vielen Flächengemeinden Brandenburgs. So könnten sowohl Bauhöfe als auch Freibäder in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammengefasst werden. Diese Gesellschaft wäre dann unmittelbarer Dienstleister für die Kommunen in einer gemeinsamen Gebietskulisse. Durch die Abrechnung der erbrachten Dienstleistungen gegenüber der Kommune könnten unabhängig von der Haushaltslage notwendige

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Instandhaltungen in den kommunalen Freibädern (bei gleichzeitiger Entlastung der Vereinsarbeit) als auch im Anlagebestand der Bauhöfe in einem größeren Maße erfolgen als heute im Städtischen Haushalt und sich die Arbeit des Bauhofes wirtschaftlicher bzw. Abrechenbar für jede einzelne Ortschaft der neuen Gebietskulisse gestalten. Gleichzeitig würde sich der Haushalt einer solchen Struktur künftig weitestgehend auf die Kernverwaltung begrenzen. hier Wirtschaftsförderung Die Städte des Städtedreiecks verfügen über eine gemeinsame Wirtschaftsförderagentur. Dies hat sich zum Ziel gesetzt, durch Bündelung er Fachkompetenzen den Anforderungen einer effektiven und zielgerichteten Wirtschaftsförderung noch besser gerecht zu werden. Unter Beteiligung des Landkreises -, der Städte Bad Blankenburg, Rudolstadt und Saalfeld, sowie der Innovations- und Gründerzentrum GmbH werden sowohl Aufgaben der klassischen Wirtschaftsförderung wahrgenommen, als auch gemeinsame Projekte entwickelt.

Mit der Bildung einer großen Landgemeinde Schwarzatal könnte, so auch der Wirkungskreis der Wirtschaftsfördergesellschaft auf das Schwarzatal ausgeweitet werden und damit auch ein gezielteres Leerstandsmanagement, eine verbesserte Vermarktung von Gewerbeflächen und eine gezielte Förderung von Wirtschaftsansiedlungen im gesamten Schwarzatal gewährleistet werden.

Kommunale Haushaltssituation Mit einem freiwilligen Zusammenschluss zu einer großen Landgemeinde werden durch das Land Thüringen im Rahmen des Vorschaltgesetzes zur Gebietsreform insgesamt Strukturbegleithilfen in Höhe von 4 Mio. Euro sowie eine Fusionsprämie von 1 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Diese würden zu einer deutlichen Entspannung der kommunalen Finanzsituation beitragen und zu einer Durchschnittsverschuldung deutlich unter dem Thüringer Durchschnitt (per 31.12.2014 978 EUR je Einwohner) führen.

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Fazit: Die hier aufgeführten Beispiele sind nicht abschließend, zeigen aber schon in wenigen Punkten auf, welche Möglichkeiten einer Weiterentwicklung unserer Region eine gemeinsame Verwaltungsstruktur mit sich bringen könnte.

Für unsere Fraktion im Stadtrat der Stadt Bad Blankenburg ist es vor diesem Hintergrund substanziell, gemeinsame Gespräche mit den Gemeinden des Schwarzatals über dieses oder andere künftige Modelle einer kommunalen Zusammenarbeit zu führen und die Phase der Freiwilligkeit auf Augenhöhe für eine gemeinsame Entwicklung unserer Region zu nutzen.

Gleichzeitig bietet sich aus unserer Sicht mit dem Modell der Großen Landgemeinde die Möglichkeit, eines größtmöglichen Maßes an Selbstständigkeit der einzelnen Ortschaften einer künftigen Gebietskulisse, wenngleich dieses Modell lt. aktueller Fassung des Vorschaltgesetzes nur bis 2024 befristet ist (Eine Aussicht auf Nachbesserung des Vorschaltgesetzes mit Entfristung der großen Landgemeinde wurde lt. Aussagen des Ministerpräsidenten / OTZ-Bericht in der vergangenen Woche aber schon in Aussicht gestellt).

Die genaue Aufstellung der künftigen Verwaltung einer solchen Landgemeinde, kann zum jetzigen Zeitpunkt von uns noch nicht abschließend bewertet werden, da parallel zur Phase der Gebietsreform, von der Landesregierung die Verwaltungs- und Funktionalreform erarbeitet wird. Nach ersten Einschätzungen durch Vertreter der Landesregierung sollen im Rahmen dieser Funktionalreform ca. 60 Mittelbehörden aufgelöst werden und zahlreiche Aufgaben auf Landkreise und Gemeinden übertragen werden. In der Folge wäre die Angst vor einer Standortkonzentration oder Verlagerung innerhalb des Schwarzatals, auch durch die begrenzten Kapazitäten der einzelnen Verwaltungsobjekte, aus unserer Sicht in jedem Fall unbegründet. Unabhängig von den künftig zu erwartenden erweiterten Aufgabenfeldern der Gemeinden, sprechen wir uns aber auch in Zukunft für eine Bürgernahe Verwaltung mit Bürgerbüros vor Ort und Aufteilung der Funktionsbereiche auf die aktuellen Verwaltungsstandorte aus.

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