Departement für Bau und Umwelt

3. Thurgauer Thurkorrektion Thurrichtprojekt

Option

Begleitbericht

VERNEHMLASSUNGSEXEMPLAR

Gemeinden: Neunforn, Uesslingen-Buch, Projekt Nr. 3130.30 Warth-Weinigen, , Felben- Wellhausen, Pfyn, Hüttlingen, Müllheim, Wigoltingen, Amlikon, Märstetten, Bussnang, Weinfelden, Bürglen, Sulgen, Kradolf- Schönenberg, Hohentannen, Bischofszell

Planerteam TRP Verfasst: 28.04.2017 / rg c/o Hunziker Betatech AG Pflanzschulstrasse 17 8411 Winterthur

Genehmigung:

Departement für Bau und Umwelt

Impressum 2

Impressum

Planerteam: Hunziker Betatech AG Ueli Oswald, Rolf Gall, Florian Mocka, Benjamin Lüthi, Reto Albert BHATeam AG Christian Herrmann, Konrad Bähler CSD Ingenieure AG Fred Zaugg, René Löpfe Hunziker, Zarn und Partner AG Roni Hunziker, Sammy Mirjan, Christian Jecklin Kaden und Partner AG Joggi Rieder Meier & Partner AG Toni Raschle Simultec AG Christian Gmünder

Kontaktadresse: Rolf Gall Hunziker Betatech AG Pflanzschulstrasse 17 8411 Winterthur Tel.: +41 (0) 52 234 50 96 E-Mail: [email protected]

Auftraggeber: Kanton Amt für Umwelt Abt. Wasserwirtschaft/Wasserbau

Kontaktadresse: Dr. Marco Baumann Leiter Abteilung Wasserwirtschaft/Wasserbau Bahnhofstrasse 55 8510 Frauenfeld Tel.: +41 (0) 52 724 24 81 E-Mail: [email protected]

Beilagen 3

Beilagen 1: O-B1 Plan: Gewässerentwicklungsplan Teil West, Dämme an neuer Lage, 1:15‘000 O-B3 Plan: Massnahmenplan Teil West, Dämme an neuer Lage, 1:15‘000 O-B5 Plan: Typisierte Querschnitte im Abschnitt Allmend Frauenfeld, Dämme an neuer Lage

Beilagen 2:

O-D5 Plan: Intensitätskarte Projektzustand HQ100 ohne Dammbrüche 1:25‘000 O-D6 Plan: Intensitätskarte Projektzustand Extremereignis ohne Dammbrüche 1:25‘000

O-D7 Plan: Fliesstiefenkarte Projektzustand HQ100 1:20‘000

O-D8 Plan: Fliesstiefenkarte Projektzustand Testereignis Überlastfall mit 1.5 x HQ100 1:20‘000

O-D9 Plan: Fliesstiefenkarte Projektzustand Testereignis Überlastfall mit 1.8 x HQ100 1:20‘000

Inhaltsverzeichnis 5

Inhaltsverzeichnis

1 Überblick ...... 6 2 Massnahmenbeschrieb ...... 8 2.1 Bereich Wuhr ...... 8 2.2 Bereich Allmend ...... 8 2.3 Bereich Pfyn ...... 9 3 Massgebliche Wirkungsfelder ...... 11 3.1 Auswirkungen auf die Hochwasserschutzmassnahmen ...... 11 3.2 Auswirkungen auf die Wasserversorgung ...... 12 3.3 Auswirkungen auf die Landwirtschaft ...... 15 3.4 Auswirkungen auf die Waldwirtschaft ...... 15 3.5 Auswirkungen auf Naherholung, Tourismus, Sport und Freizeit ...... 15 4 Investitionskosten ...... 16 Übersicht ...... 16 5 Nutzwertanalyse ...... 17 5.1 Definition der Kriterien ...... 17 5.2 Bewertung der Kriterien ...... 18 5.3 Berechnung des Gesamtnutzwertes...... 18 5.4 Fazit ...... 19 6 Kenndatenblatt TRP Option ...... 21 Anhang: Grobkostenberechnung ...... 22

Überblick 6

1 Überblick

Die Option «Dämme an neuer Lage» der 3. Thurgauer Thurkorrektion ermöglicht, in drei Grundvoraussetzungen Abschnitten sanierungsbedürftige Dämme mit ihren zugehörigen Binnenkanälen an neuer Lage zu erstellen.

Grundvoraussetzung dazu ist, dass ein Neubau der Dämme an neuer Lage eine technische, wirtschaftliche und ökologische Optimierung bedeutet und somit einer Sanierung der Dämme vorzuziehen ist. Dies ist für drei Abschnitte in der Region Frauenfeld erfüllt: Wuhr, Allmend und Pfyn. Die Dämme an neuer Lage können je auch einzeln realisiert werden.

Die Dämme an neuer Lage ermöglichen einerseits, das Hochwasserschutzsystem der Mehrwerte für den Überlastfall im Raum Frauenfeld gegenüber dem Basisausbau nochmals zu optimieren und die Trinkwasserqualität der thurnahen Fassungen zu verbessern.

Die Thurdämme in diesen drei Abschnitten stehen zudem in geschützten Auenwäldern, deren charakteristische Lebensdynamik dadurch unterbunden ist. Mit Dämmen an neuer Lage können die Auenwälder wieder an die Thurdynamik angeschlossen werden. Damit erhält das Thurtal einen seiner grossartigsten und vielfältigsten Lebensräume zurück: Intakte Auenwälder bereichern das Landschaftsbild und schaffen die Möglichkeit von eindrücklichen Naturerlebnissen mit überregionaler Bedeutung.

Abbildung 1: Die renaturierten Thurauen zwischen Eggrank und Thurmündung im Kanton Zürich. Das integrierte Naturzentrum Thurauen ermöglicht einzigartige Erlebnisse in einer intakten Natur (Bild: Winterthur Tourismus).

Überblick 7

Abbildung 2: Basisausbau und Option der 3. Thurgauer Thurkorrektion im Rahm der Abschnitte mit Dammverschiebungen. Kernelement zur Behebung der Defizite zwischen Kradolf- Schönenberg und der Kantonsgrenze Kanton Zürich bleibt die generelle Aufweitung des Flussbetts auf seine Gleichgewichts- breite.

Massnahmenbeschrieb 8

2 Massnahmenbeschrieb

2.1 Bereich Wuhr

Der Bereich Wuhr erstreckt sich linksufrig von der Mündung des Binnenkanals / Tägelbach Grundwasserfassungen bis hin zur Rohrerbrücke. Im Bereich Wuhr liegen zwei Grundwasserfassungen – Foren und werden geschützt Wuhr – mit ausgeschiedenen Schutzzonen.

Beschreibung der Dammverschiebung

Der Damm an neuer Lage liegt etwa 180 Meter südlicher, am Rand des Thur- Auenwaldes und hat eine Länge von rund 3.65 km. Die Schlüsselprozesse der Auenwalddynamik werden damit wieder hergestellt. Mit dem Damm an neuer Lage ändert sich auch die Anströmungsrichtung zum Grundwasserpumpwerk. Sie erfolgt direkter von Thur her. Die geforderten Fliesszeiten des Grundwassers können weiterhin eingehalten werden.

Beschreibung der Massnahmen

Der Damm an neuer Lage wird nach den heutigen, baulichen Anforderungen und Möglich- keiten erstellt. Die Dammkrone wird mit einer Ausleitstelle im Rahmen des Gesamt- konzepts des Thurrichtprojekts so ausgestaltet, dass grössere Hochwasser (seltener 1.5x HQ100) flussabwärts gedämpft werden. Die heutige Uferverbauung im Bereich der Grundwasserschutzzonen bleibt bestehen. Es wird ein verdeckter Erosionsschutz im Vorland erstellt. Der Tägelbach und der Binnenkanal werden umgelegt und entlang des neuen Dammes geführt.

Abbildung 3: Damm an neuer Lage im Bereich Wuhr. Der Damm wir an die Gewässerraumgrenze und damit an den Rand des Auenwaldes gelegt und erhält eine Ausleitstelle für den Überlastfall (1.5xHQ100). Die beiden Pumpwerke werden geschützt, vgl. blaue Interventionslinie. Der Tegelbach wird umgelegt. Der ehemalige Binnenkanal wird an die Thur angebunden, um die Dynamik zu initiali- sieren.

2.2 Bereich Allmend

Der Bereich Allmend erstreckt sich linksufrig von der Rorerbrücke bis zur Linkskurve beim Bestehendes Zielhang. Dammsystem wird optimiert Beschreibung

Der Thur-Damm wird etwa 240 Meter südlicher, am Rand des Thur- Auenwaldes, neu erstellt (Länge: ca. 2.85 km). Im letzten Abschnitt (im Bereich der ARA) entspricht die neue Lage des Thur-Dammes der heutigen Lage des Murg-Dammes. Die Schlüsselprozesse der Auenwalddynamik und des Murg-Deltas werden wiederhergestellt. Nicht nur die Thur, sondern auch die Murg im Bereich ihres Delta entwickeln sich eigendynamisch.

Massnahmenbeschrieb 9

Massnahmen

Der Damm an neuer Lage wird nach den heutigen, baulichen Anforderungen und Möglich- keiten erstellt. Die Dammkrone wird mit einer Ausleitstelle im Rahmen des Gesamtkon- zepts des Thurrichtprojekts so ausgestaltet, dass grössere Hochwasser (seltener 1.5 x HQ100) flussabwärts gedämpft werden. Der Binnenkanal wird umgelegt, entlang des neuen Dammes geführt und an hydraulisch optimaler Stelle durch diesen hindurch geführt. Die Murg-Dämme werden in das Gesamtkonzept der Thur-Schutzbauten integriert und ent- sprechend angepasst.

Abbildung 4: Damm an neuer Lage im Bereich Allmend. Das bestehende Dammsystem wird neu geordnet und erhält eine Ausleitstelle für den Überlastfall ab 1.5x HQ100. Die Anordnung ist auf die heutige Nutzung der Almend abgestimmt.

2.3 Bereich Pfyn

Der Bereich Pfyn erstreckt sich rechtsufrig vom «Städtli» bis zur Kreuzung von Thur und Autobahnbrücke.

Beschreibung

Der Damm wird nördlich des heutigen Auenwaldes an neuer Lage mit einer Länge von rund 2.85 km erstellt. Der Binnenkanal wird umgelegt, entlang des neuen Dammes geführt und an hydraulisch optimaler Stelle wieder in den bestehenden Binnenkanal geführt. Die Schlüsselprozesse der Auenwalddynamik werden wieder hergestellt.

Massnahmen

Der bestehende Damm wird rückgebaut und an neuer Lage rund 140 Meter nördlich gemäss den heutigen baulichen Anforderungen wieder erstellt. Entlang des Dammes wird ein neuer Binnenkanal/ Wasserrechtskanal erstellt. Die Grundwasserschutzzone wird mit Erosionsschutzmassnahmen geschützt.

Massnahmenbeschrieb 10

Abbildung 5: Damm an neuer Lage im Abschnitt Pfyn. Entlang des Dammes wird ein neuer Binnenkanal/ Wasserrechtskanal erstellt. Die Grundwasserschutzzone wird mit Erosions- schutzmassnahmen geschützt.

Massgebliche Wirkungsfelder 11

3 Massgebliche Wirkungsfelder

3.1 Auswirkungen auf die Hochwasserschutzmassnahmen

3.1.1 Überlastfall

Das wichtigste Massnahmenmodul der 3. Thurgauer Thurkorrektion besteht in einer generel- Positiver Effekt im len Aufweitung des Flussbetts über rund 36 Kilometer zwischen Kradolf-Schönenberg und Überlastfall. Niederneunforn von heute 45 Meter auf rund 100 Meter, was der natürlichen Flussbettbreite der Thur entspricht. Dadurch können die Hochwasserspiegellagen markant gesenkt, die Dämme entsprechend entlastet und das Risiko von Dammbrüchen von Grund auf verringert werden. Der Basisausbau sieht zudem Ausleitungen an definierten Stellen für den Überlastfall vor. Die Dammverlegungen respektive der Neubau der Dämme an neuer Lage bietet die Möglichkeit, diese Ausleitungen zu optimieren. Die Abflussdämpfung (zusätzlicher Re- tentionsraum) des dadurch ebenfalls erweiterten Flussprofils ist demgegenüber gering.

Basisausbau Überlastfall

Dämme an neuer Lage Überlastfall

Abbildung 3: Oben: Fliesstiefenkarte Basisausbau, 1.8xHQ100. Unten: Fliesstiefenkarte mit Dämmen an neuer Lage, 1.8xHQ100. Mit den Dämmen an neuer Lage können die Ausleitungen optimiert werden, so dass die Ueberflutungsflächen im Ueberlastfall bedeutend geringer ausfallen.

3.1.2 Allmend Frauenfeld

Der Raum Alemend ist auf Grund der Murgmündung und der Mündung des Binnenkanals in Anpassung an heutige die Thur ein anspruchsvolles, hydraulisches Teilsystem. Einerseits muss das Dammsystem Verhältnisse der Thur durchbrochen werden, anderseits entstehen Rückstaueffekte bei Thurhochwasser. Im Basisausbau wir der Damm nicht erhöht, so dass der Damm an alter Lage ab ca. einem HQ30 überströmt wird. Der Neubau des Damms an neuer Lage bindet den Auenwald wieder an die Thurdynamik an. Die Überflutungsflächen in der Allmend werden im HQ100 dank der

Massgebliche Wirkungsfelder 12

Dammverschiebung etwas reduziert. Der Damm erhält eine Ausleitstelle für Ereignisse ab 1.5xHQ100 (Extremereignis).

Basisausbau HQ100

Damm an neuer Lage HQ100

Abbildung 7: Oben: Fliesstiefenkarte Basisausbau HQ100. Der grüne Pfeil zeigt die Überströmung des alten, bestehenden Dammes ab ca. HQ30. Unten: Fliesstiefenkarte mit Damm an neuer Lage HQ100 im Raum der Allmend Frauenfeld.

3.2 Auswirkungen auf die Wasserversorgung

Werden Binnenkanäle im Zuge der Dammverschiebungen in den zwei Abschnitten Wuhr Positiver Effekt auf die und Allmend hinter die Pumpwerke verlegt, so ändern sich die Anströmungen der Trink- Trinkwasserförderung wasserfassungen in diesem Raum grundlegend. Die Pumpwerke werden nun direkter von der Thur angeströmt und erhalten mehr Uferfiltrat. Uferfiltrat hat in der Regel eine bes- sere Qualität als das landseitig anströmende Grundwasser, da dieses einen höheren Sauer- stoffgehalt und gleichzeitig einen kleineren Schadstoffgehalt hat. Trotz der direkteren

Massgebliche Wirkungsfelder 13

Anströmung können bei beiden Pumpwerken Fliesszeiten grösser als 10 Tage prognostiziert werden. Die Verlegung der Dämme mit ihren Binnenkanälen im Abschnitt Wuhr hat deshalb aus Sicht der Trinkwasserförderung einen positiven Effekt. Die Fliesszeiten und Anströmverhältnisse im Ist- Zustand und im Projekt-Zustand sind für die Trinkwasserpumwerke Foren und Wuhr in Abbildung 8 gezeigt.

Da die Anströmung an die Grundwasserfassung des Pumpwerks Neuwies landseitig er- Fassung Neuwis, Pfyn folgt, wirkt sich eine Veränderung der Lage der Binnenkanäle im Bereich Pfyn kaum auf den Einzugsbereich der Trinkwasserfassung aus. Um diese Aussage auch für den Hoch- wasserfall zu überprüfen, wurde ein Szenario während dem Hochwasser 2002 untersucht. Auch in diesem Szenario enden die Fliesswege vor Erreichen des Pumpwerks, entweder durch Exfiltration im Binnenkanal oder durch Zurückfliessen zur Thur.

Die Verschiebung der Dämme in den drei Bereichen Wuhr, Allmend und Pfyn wirkt sich Örtliche Senkung des positiv auf die Senkung der Grundwasser-Hochwasserspiegellagen der Thur aus. Bei einem Grundwasser- Hochwasserstandes Abfluss von 1100 m3/s beträgt der maximale Unterschied 45 cm. Der Einflussbereich beschränkt sich allerdings auf den Bereich zwischen Thurkilometer 8.5 und 12.5 (Wuhr und Allmend).

Da sich mit der Verlegung der Binnenkanäle die Anströmverhältnisse der Trinkwasserfas- Anpassung der Grund- sungen ändern, drängt sich im weiteren Planungsprozess eine Anpassung der Schutzzonen wasserschutzzonen auf. Dies betrifft insbesondere die Schutzzonen Foren und Wuhr. Mit den neuen Anströmbedingungen ist aufgrund der Verlegung des Dammes und des Binnenkanales unterhalb der Murgmündung davon auszugehen, dass eine Verlegung der Murg nicht mehr innerhalb einer allfällig angepassten Grundwasserschutzzone zu liegen kommt.

Massgebliche Wirkungsfelder 14

Projetzustand Projetzustand mit Basisausbau Dammverschiebungen Fliesszeiten und Anströmverhältnisse für das Pumpwerk Foren:

Fliesszeiten und Anströmverhältnisse für das Pumpwerk Wuhr:

Abbildung 8: Fliesszeiten und Anströmverhältnisse im Basisausbau und mit der Option Dämme an neuer Lage für die Trinkwasserpumpwerke Foren und Wuhr. Die oberen Bilder zeigen die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens nach 10 Tagen. Die unteren Bilder zeigen die der Fliess- bandberechnung mit Anteil und Herkunft des zum Brunnen hinzuströmenden Grundwassers.

Massgebliche Wirkungsfelder 15

3.3 Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Die heutigen Dämme in den drei Abschnitten liegen im Wald. Mit der Dammverschiebung «Opfersymmetrie» werden die Dämme an die Waldränder verschoben. Die exakte Lage muss in den weiteren Projektierungsschritten festgelegt werden. Die Richtplanung der 3. Thurgauer Thurkorrektion legt die neuen Dämme so in das Gelände, dass Wald- und Landwirtschaft gleichermassen betroffen sind. Im Abschnitt «Wuhr» bedingt die Anpassung des Dammsystems eine Anpassung des Tegelbachs.

3.4 Auswirkungen auf die Waldwirtschaft

Auenwälder sind geprägt durch die Wasserdynamik und gehören zu den struktur- und Gesetzliche Pflicht zur artenreichsten Lebensräumen. Während häufig überflutete Bereiche von Pionierarten und Aufwertung Weichholzauenarten besiedelt werden, entwickeln sich an weniger dynamischen Bereichen Hartholauenwälder. Da durch wasserbauliche Massnahmen die Gewässer- dynamik als Schlüsselprozess der Auen stark beeinträchtigt wurde, zählen die Auen zu den gefährdetsten Ökosystemen weltweit. Die Auenverordnung stellt die wertvollsten Auen der Schweiz – wie den Auenwald Wuhr und den Auenwald Allmend – unter Schutz und verpflichtet die Kantone, diese zu erhalten und aufzuwerten.

Die Qualität des Auenwaldes Wuhr wurde im Zuge der Richtplanung der 3. Thurgauer Analyse des Auenwald Thurkorrektion vertieft untersucht1). Der Auenwaldcharakter ist aufgrund eines hohen Wuhr Grundwasserspiegels und einer standortgerechten Bewirtschaftung noch vorhanden, jedoch deuten Buchenwald-Arten auf eine floristische Verschiebung zu einem Buchenwald hin. Um eine Sukzession zu verhindern und dynamische Auenwaldstandorte zu fördern ist ein Wiederanschluss des Waldes an die Dynamik unumgänglich.

Mit einer Dammverschiebung werden die Auenwälder im Bereich der Dammverschie- Nutzung des heutigen bungen langfristig infolge einer sukzessiven Umgestaltung in eine vielfältige Auen- Bestandes landschaft überführt, die dem Referenzzustand einer naturnahen Thur entspricht. Die Nutzung des heutigen Bestandes soll mit dieser Artenverschiebung einhergehen und diese unterstützen.

1) Andrea Gurtner (2014). Analyse des Thur-Auenwaldes Wuer und Potenzialabschätzung von Revitalisierungsmassnahmen. Bachelorarbeit ZHAW.

3.5 Auswirkungen auf Naherholung, Tourismus, Sport und Freizeit

Der Raum der Allmend Frauenfeld mit seinen wiederhergestellten Auenwäldern wird ein Naturzentrum mit über- Kontaktpunkt zur Natur von weit überregionaler Bedeutung erlauben. Ein Naturzentrum regionaler Ausstrahlung ermöglicht altersgerechte Naturerfahrungen im Auenwald, in der Kulturlandschaft oder im Flussbett unter fachkundiger Leitung. Das Thema Umweltbildung soll deshalb in den nächsten Projektphasen konkretisiert werden.

Investitionskosten 16

4 Investitionskosten

Abbildung 10: Vollständig eingewachsener Binnenkanal und Dammfuss inklusive Dammflanke im Raum Wuhr. Die Sanierung ist aufwändig.

Übersicht

Von den 370 Mio. Franken der Gesamtkosten der 3. Thurgauer Thurkorrektion inklusive 7 Prozent höhere der Dammverschiebungen entfallen gesamthaft 75 Mio. Franken auf die Option «Dämme Investitionskosten im Vergleich zum an neuer Lage». Die Sanierung der Dämme an alter Lage verursachen demgegenüber Basisprojekt Kosten von 53 Mio. Franken. Die Kosten entstehen, da die bestehenden Dämme in jedem Fall saniert werden müssen. Die Investitionskosten der Option «Dämme an neuer Lage » beträgt somit 23 Mio. Franken.

Für die Varianten «Dämme an neuer Lage» ist eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren zu Nachhaltiges Finanzie- erwarten. Eine Sanierung verlängert die Lebensdauer jedoch nur um 20 bis maximal rungsmodell 30 Jahre, dann stehen wiederum Sanierungen an. Die höheren Investitionskosten für die Option «Dämme an neuer Lage» können deshalb über die höhere Lebensdauer und die tieferen Unterhaltskosten amortisiert werden:

Die Dämme in den Abschnitten Allmend und Pfyn haben eine alte Bausubstanz. Sie sind heute zwischen 100 und 130 Jahre alt. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Dämme in diesen Abschnitten nicht grundsätzlich ihre Lebensdauer erreicht haben. Erfolgt die Aus- führung des Abschnitts 3 im Bereich Wuhr in 15 Jahren (Jahr 2032) wird die im Jahre 1993 durchgeführte Dammsanierung etwa 40 Jahre zurück liegen.

Nutzwertanalyse 17

5 Nutzwertanalyse

5.1 Definition der Kriterien

Basierend auf dem Grundsatzpapier der Regierungsräte aller Thurkantone (vgl. Basis- bericht) wurden zur Beurteilung der Dammverschiebung vergleichbare Kriterien definiert. Ergänzend dazu wurden finanzielle Kriterien unabhängig vom Aspekt der Scha- densminderung im Hochwasserfall berücksichtigt (Investitionskosten, Unterhaltskosten und Lebensdauer). Die Kriterien setzen sich somit aus wirtschaftlichen Interessen im engeren Sinne, ökologischen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Aspekten zusammen. Alle Kriterien werden gleich gewichtet.

Tabelle 1: Definierte Kriterien Nr. Name Beschreibung

K1 Hochwasserschutz Gewährleistung Hochwasserschutz innerhalb TRP13-Lösung

K2 Lebensdauer Erwartete Lebensdauer der Schutzbauwerke für die Sicherstellung ihrer Funktion

K3 Investitionskosten Investitionskosten exkl. MwSt. und Honorar

K4 Unterhaltskosten Unterhaltskosten

K5 Auenwälder Ökologischer Einfluss auf die Auenwälder von nationaler Bedeutung

K6 Landwirtschaft Einschränkung der landwirtschaftlichen Nut- zung (Vorgaben gemäss Gewässerschutzgesetz)

K7 Grundwasserschutzzonen Beeinträchtigung der Grundwasserschutzzonen um die Trinkwasserfassungen

K8 Dynamik der Thur Ausreichende Breite für die Pendelbewegung

K9 Erholungsnutzung Attraktivität der Flusslandschaft für die Nah- erholung

Nutzwertanalyse 18

5.2 Bewertung der Kriterien

Für die Bewertung der Kriterien wurden folgende, quantitative Messgrössen definiert:

Tabelle 2: Bewertung der Kriterien

Nr. Name Kriterium Punkte 0 1 2 3 4 K1 Hochwasserschutz Wahrscheinlichkeit des Überlastens der HQ 30 HQ HQ 1.5 * 1.8 * Schutzbauten [HQ] 100 300 EHQ EHQ K2 Lebensdauer Geschätzte verbleibende Lebensdauer der <20 20-40 40-60 60-80 >80 Schutzbauten [a] K3 Investitionskosten Investitionskosten nach Grobkostenschätzung pro > 4 3-4 2-3 1-2 <1 Laufmeter Fluss [1000 SFr./m1] K4 Unterhaltskosten Unterhaltskosten nach Erfahrungswert pro Jahr und >4.5 3.5- 2.5- 1.5- <1.5 Laufmeter Fluss [SFr./a*m1] 4.5 3.5 2.5 K5 Auenwälder Anbindung von Auenwälder mit nationaler 0-20 20-40 40-60 60-80 100 - Bedeutung an Thurdynamik [%] 80 K6 Landwirtschaft Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche pro >180 140- 100- 70- <70 Laufmeter, inkl. Vorländer [m2/m1] 180 140 100 K7 Grundwasser- Fläche der tangierten Grundwasserschutzzone >70 70-50 50-30 30-10 <10 schutzzone innerhalb der Dämme pro Laufmeter [m2/m1] K8 Dynamik der Thur Mittlere mögliche Pendelbreite [m] <180 180- 230- 280- >330 230 280 330 K9 Erholungsnutzung Einwohnerzahlen der Standortgemeinden in Relation <4 4-9 9-15 15-20 >20 zur Distanz und Fläche der Flusslandschaft (Gehdistanz bis 2.5 km), [EW*m2/m1] Folgende Werte ergeben sich aus der Analyse der Varianten (weisse hinterlegte Spalten: Neuer Damm an neuer Lage; grau hinterlegte Spalten: alter Damm an alter Lage):

Tabelle 3: Analysewerte

Nr. Kriterium Einheit Variante 0 0 0 Wuhr Allmend Pfyn 0 0 0 1 2 3 4 5 6 K1 Hochwasserschutz HQ 1.8 x HQ100 1.8 x HQ100 1.8 x HQ100 1.8 x HQ100 1.8 x HQ100 1.8 x HQ100 K2 Lebensdauer a 90 25 90 25 90 25 K3 Investitionskosten Fr / m1 3.62 1.21 3.96 1.83 2.51 0.73 K4 Unterhaltskosten Fr / m*a 2.41 4.33 3.14 6.54 1.34 2.60 K5 Auenwälder % 92% 45% 89% 38% 0% 0% K6 Landwirtschaft ha/m1 109 100 108 108 198 182 K7 Grundwasser- m2/m1 56 15 62 23 23 12 schutzzone K8 Dynamik der Thur m 358 212 369 169 360 232 K9 Erholungsnutzung m2/m1*m 19.8 11.4 20.5 10.5 6.8 4.5

5.3 Berechnung des Gesamtnutzwertes

Werden die Resultate der Analyse mit Punkten bewertet, ergibt sich folgendes Resultat (weisse hinterlegte Spalten: Neuer Damm an neuer Lage; grau hinterlegte Spalten: Alter Damm an alter Lage):

Nutzwertanalyse 19

Tabelle 4: Entscheidungsmatrix

Folgende Werte ergeben sich aus der Analyse der Varianten (weisse hinterlegte Spalten: Neuer Damm an neuer Lage; grau hinterlegte Spalten: alter Damm an alter Lage):

5.4 Fazit

Das Gesamtresultat in Form einer einfachen Summenzahl zeigt für alle drei Bereiche einen je höheren Nutzen für die Variante Dammverschiebung. Am geringsten kommt der Nutzen bezogen auf das Gesamtresultat im Ausschnitt Pfyn zum Tragen. Ein entscheidender Punkt dazu ist das Kriterium «Auenwälder von nationaler Bedeutung». Bei allen drei Varianten werden Auenwälder in das Gebiet der Thur mitgenommen, bei Pfyn ist der Wald jedoch nicht von nationaler Bedeutung. Nach der Waldstandortkarte des Kantons Thurgau handelt sich aber ebenfalls um einen Auenwald.

Die Berechnung des Gesamtnutzwertes enthält bewusst keine Gewichtung der Kriterien. Vielmehr wurde zur Berücksichtigung dieses wichtigen, subjektiven Faktors für jeden der drei Ausschnitte ein Spinnennetz-Diagramm (Radardiagramm) erstellt. Mit dieser Dar- stellung werden die Präferenzen und Gewichtungen der einzelnen Kriterien dem Be- trachter überlassen (Tabelle 5).

Nutzwertanalyse 20

Tabelle 5: Spinnennetz - Diagramme der Resultate der Nutzwertanalyse für die drei Bereiche Wuhr, Allmend und Pfyn.

Kenndatenblatt TRP Option 21

6 Kenndatenblatt TRP Option

Thur Länge Projekt, Bischofszell bis Niederneunforn 45 km Gerinnebreite, aktuelle Durchschnittsbreite der Thur 50 m Gerinnebreite Projekt, nach Massnahme Aufweitung 80 m Bauzeit ca. 30 Jahre Dämme an neuer Lage Neubau Damm Abschnitt Wuhr 3.65 km Neubau Damm Abschnitt Allmend 2.85 km Neubau Damm Abschnitt Pfyn 2.85 km Hochwasserschutzziel 3 Generell HQ100 HQ100 (Murgmündung) 1'360 m /s

+ 1.2m 3 EHQ (Murgmündung, 1.5 x HQ100) 2'025 m /s Freibord Projektkosten Basisvariante Weinfelden-Bürglen (BP 2014) 28 Mio. CHF Zusatzmassnahmen Weinfelden - Bürglen 2 Mio. CHF Murgmündung - Weinfelden 175 Mio. CHF Zürcher Schwelle - Murgmündung 79 Mio. CHF Bürglen - Bischofszell 59 Mio. CHF Total Basis 345 Mio. CHF Option Zusätzliche Investitionskosten Dämme an neuer Lage 23 Mio. CHF Total Option 370 Mio. CHF Schadenpotential Schadenpotential HQ100 nach Meier und Partner (2017) 218.6 Mio. CHF

Schadenpotential EHQ nach Meier und Partner (2017) 573.2 Mio. CHF Materialbewegungen Aufweitung Weinfelden-Bürglen 1.15 Mio. m3 des Murgmündung-Weinfelden 2.58 Mio. m3 Flussbettes Zürcher Schwelle-Murgmündung 0.81 Mio. m3 von Kradolf- Bürglen-Kradolf(-Bischofszell) 0.81 Mio. m3 Zürcher Total 5.4 Mio. m3 Schwelle

Anhang: Grobkostenberechnung 22

Anhang: Grobkostenberechnung

Die Baukosten sind gegliedert in die Bauabschnitte analog zum Basisprojekt (Abschnitt 2 und 3). Es gelten die Erläuterungen des Basisprojekts (ohne Landerwerb, Altlastensanie- rung, Verlegung von Werkleitungen, Massnahmen Fliegerbomben, Teuerung).

Die Grobkostenschätzung der Option Dämme enthält die Erstellungskosten für

- Neubau Dämme in den Abschnitten 2 (Murgmündung – Weinfelden) und Abschnitt 3 (Zürcher Schwelle – Murgmündung)

- Neubau Binnenkanäle

- Erosionsschutzmassnahmen Grundwasserschutzzonen

- Sondermassnahmen aufgrund der Dammverschiebungen

- Minderaufwand Sanierung Dämme (Basisausbau)

- Minderaufwand Neubau seitlicher Erosionsschutz (Basisausbau)

Anhang: Grobkostenberechnung 23

Verlängerung Steg, Objektschutz Pumpwerk Verwendung örtlich von anfalllendem Material Verwendung örtlich von anfalllendem Material mit Wiederverwendung vor Ort anfallender Blöcke Bemerkung 18'000 82'500 -30'000 Minderaufwand 232'500 640'000 -276'000 1'300'000 3'360'000 9'000'000 2'340'000 5'400'000 1'080'000 1'080'000 7'560'000 8'200'000 -2'567'000 Minderaufwand -1'250'000 Minderaufwand 11'700'000 -18'510'000 Minderaufwand gl m m m gl m m m m m m m 1 1 0.2 0.2 275 780 0.08 -200 1'550 3'900 3'000 2'800 -5'520 -3'020 -2'500 -6'170 Ausmass Einheit Kosten 50 300 150 150 850 500 3'000 3'000 3'000 1'200 3'000 1'300'000 5'400'000 5'400'000 7'560'000 Preis / E / Preis Rundung Ausleitstelle 4 m Binnenkanal Neubau Sondermassnahmen Unterhaltsweg an Dammfuss Neubau DammNeubau 4 m seitlicherNeubau Erosionsschutz Erstrodung (Annahme 50% der Fläche) Neubau DammNeubau 2 m Unterhaltsweg auf Krone Position Sanierung Damm 4 m Sanierung Damm 2 m seitlicherNeubau Erosionsschutz Unvorhergesehenes Honorare, Nebenkosten, Öffentlichkeitsarbeit Mehrwertsteuer mit Rundung Mehrwertsteuer Abschnitt 2 Abschnitt Summe Baukosten Summe brutto Summe netto Summe

Anhang: Grobkostenberechnung 24

Objektschutz Pumpwerke Verwendung örtlich von anfalllendem Material mit Wiederverwendung vor Ort anfallender Blöcke Bemerkung 0 0 77'000 12'000 200'000 543'000 -270'000 Minderaufwand 6'300'000 4'470'000 9'412'000 1'882'400 1'123'200 1'882'400 -2'430'000 Minderaufwand 10'860'000 13'176'800 14'300'000 -10'350'000 Minderaufwand gl gl m m m m m 1 1 0 m 0 m 40 0.2 0.2 0.08 2'100 3'620 3'620 1'490 -3'240 -1'800 -3'450 Ausmass Einheit Kosten 50 300 150 150 750 150 3'000 3'000 3'000 3'000 200'000 9'412'000 9'412'000 13'176'800 Preis / E / Preis Rundung Neubau Binnenkanal Neubau Ausleitstelle 4 m Sondermassnahmen Unterhaltsweg an Dammfuss Neubau DammNeubau 4 m seitlicherNeubau Erosionsschutz Erstrodung (Annahme 50% der Fläche) Unterhaltsweg auf Krone Position Sanierung Damm 4 m seitlicherNeubau Erosionsschutz Unterhaltsweg an Dammfuss Unvorhergesehenes Honorare, Nebenkosten, Öffentlichkeitsarbeit Mehrwertsteuer mit Rundung Mehrwertsteuer Abschnitt 3 Abschnitt Summe Baukosten Summe netto Summe Summe brutto