auch professionelle Partnerin, bis dieser 1938 in die Vereinigten sie in einen neuen Kontext, der zu vielfältigen Assoziationen Staaten aufbrach. Ihre Entscheidung, in Deutschland zu blei- anregt. Hier ist es ein Netz von Kabeln, welches an Bauhäusler ben, in einer Zeit, in der ihre Designaufträge zusammenschmol- Oskar Schlemmers »Figur und Raumlineatur« von 1924, die zen, spielte zweifellos eine wichtige Rolle bei der Marginalisie- sich mit der Übertragung der Bildfläche in die räumliche Tiefe rung ihres Werkes in der Geschichte der Architektur und des einer Theaterbühne beschäftigt, angelehnt sind. Macuga über- Designs des 20. Jahrhunderts, während ihr ehemaliger Partner trägt die Komposition Schlemmers in den Raum und kooperiert zu einem der weltweit angesehensten Architekten wurde. Auch dabei mit dem griechischen Lichtdesigner Michael Anastassia- ihre Beteiligung an nationalsozialistischen Projekten erfährt im des. Im oberen Foyer ist eine weitere Installation des Designers Nachhinein eine andere Fokussierung und Bewertung, als es zu sehen. bei Mies van der Rohe der Fall war. Macugas Installationen, Oberes Foyer für die sie die drei Arbeiten rekonstruierte und zu eigenstän- Die 17 Collagen in schwarz/weiß, die sich im gesamten obe- digen Skulpturen machte, erteilt sie Reich die ihr zustehende ren Foyer verteilen, vereinen Natur- und Architekturfotografien Aufmerksamkeit. Dabei übt sie keine Kritik, sondern schlägt Macugas mit Material aus Frauenzeitschriften aus den 1930er eine neue Lesart vor. Darüber hinaus befragt sie Begriffe wie und 1940er Jahren. Inspiriert wurde Macuga durch Arbeiten Autorschaft und Authentizität, Originalität und Rekonstruktion, des britischen Fotografen Paul Nash (1889-1946), die Natur künstlerische Autonomie und Uneindeutigkeiten in Künstlerbio- und Objekte miteinander verbinden. Bei Macuga werden die grafien. Frauen ebenfalls zu einem Bestandteil der Architektur und Na- Die fortlaufende Serie von Papiercollagen, rechts und links neben tur. In ihren Kombinationen präsentiert Macuga die Frau als der Tür, mit dem Titel 15 »Discrete Model« fertigt ­Macuga Muse, aber auch als eigenständige Schöpferin und setzt so goshka macuga seit 2018 an. In den Collagen wechseln sich Hintergrund- und einen Kontrapunkt zu der Rauminstallation in Halle IV, die sich stairway to nowhere Vordergrundsubjekte ab und erscheinen wie ein textiles Git- mit der Repräsentation der drei männlichen Bauhausdirektoren ter. Dafür webt Macuga das aus vielen Quellen ausgewählte auseinandersetzt. Macuga zitiert Nash motivisch und schlägt 24. mai bis 4. august 2019 Informationsmaterial in das Millimeterpapier ein. ­Macuga ver- in der somit eine Brücke zu der Erzählung über die Zeitgenos- bindet in dieser Serie, auch im Kontext ihrer Tapisseriearbeiten, sen Reich und Mies van der Rohe. Auch Nash führte zu seiner Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums präsentiert die Künstler*innen in ihr Werk und geht Kooperationen ein: Eigens nicht nur die Geschichte des Textils, sondern auch die Entwick- Partnerin der britischen Fotokünstlerin Eileen Agar sowohl eine Kestner Gesellschaft eine Einzelausstellung der polnisch-briti- für die Ausstellung in der Kestner Gesellschaft entstand bei- lung der Technologie und der posthumanen Natur miteinander. professionelle als auch private Beziehung. Nash war ein Weg- schen Künstlerin Goshka Macuga (*1967 in Warschau). Macuga spielsweise ein Werk in Zusammenarbeit mit dem Londoner ­Macuga verwendet Bilder, die sie in Büchern und Zeitschriften bereiter der Moderne in Großbritannien und Mitglied im New befragt in ihren Installationen, Skulpturen, Textilien und Colla- Lichtdesigner Michael Anastassiades. gefunden hat, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück- English Art Club. 1933 war er Mitbegründer der »Unit One«, gen die Geschichtsschreibung. In detektivischer Recherchear- Goshka Macuga lebt und arbeitet in London. Sie wurde 2008 für reichen. Zu sehen sind beispielsweise Motive der ökologischen eine Kunstbewegung der Moderne, die kurzlebig aber auf die beit spürt sie Brüche, Fallstricke und Uneindeutigkeiten in einer den renommierten Turner Prize nominiert. Ihre Arbeiten wur- Krise oder des Bauhauses. Die Arbeiten beziehen sich im Titel britische Kunstszene der Zwischenkriegszeit einflussreich war. vermeintlich linearen Erzählung auf. Sie bezeichnet sich selbst den unter anderem im Neuen Museum, Nürnberg (2018), in auf die Beschreibung von Problemen durch Modelle, verwen- Das Spektrum der Ausstellung wird um architektonische Ele- als Spionin, die in die Archive und Geschichten der Institutio- der Fondazione Prada, Mailand (2016), im New ­Museum, New det in der Informatik und Programmiersprache. Die Serie zeigt mente erweitert, indem Macuga in kuratorischer Manier zwei nen, dieses Mal in die der Kestner Gesellschaft, eindringt, um York (2016), auf der Documenta 13 (2012) und der Venedig Macugas Interesse an verschiedenen Wissensgebieten, indem weitere Künstler aus ihrem Netzwerk mit einfügt. Zum einen das vorgefundene Material dann in ihren Arbeiten umzusetzen. Biennale (2009) gezeigt. sie versucht, ähnlich einer Computerprogrammierung, eine Me- den griechischen Lichtdesigner Michael Anastassiades, der, Somit nimmt sie gleichzeitig die Rolle einer Historikerin, Kura- thode zu entwickeln, die es ermöglicht, Gruppen von visuellen neben der Arbeit in Halle IV, auch im oberen Foyer mit seiner torin und Designerin ein. Claussen-Halle Referenzen zu restrukturieren. Die Technik des Verwebens er- Lichtarbeit 18 »Arrangements« vertreten ist. Der Lichtvor- Macuga beschäftigt sich immer wieder mit der Geschichte der Die Ausstellung beginnt in der Claussen-Halle mit dem innert an die Teppiche, die in Halle II zu sehen sind. Auch hier hang besteht aus einzelnen, geometrischen LED-Elementen, Moderne, deren große Veränderungen unsere Gesellschaft bis 1 »­Kabinett der Abstrakten (After )« (2003) basieren die Arbeiten auf fotografischem Material und der Ent- die sich über den Kontakt miteinander zum Leuchten bringen. heute prägen. Auch die Geschichte der Kestner Gesellschaft, die - einer Ausstellung in der Ausstellung. Das Kabinett erinnert an stehungsprozess auf die Programmierung einer Maschine. Die Arbeit, die als Raumteiler konzipiert ist, hängt im Licht- 1916 in einer Zeit gegründet wurde, in der die Avantgarde des eine Schrankskulptur und präsentiert 27 Objekte verschiedener graben der Kestner Gesellschaft und trifft auf natürliches Licht, beginnenden 20. Jahrhunderts Utopien entwickelte und sich internationaler Künstler*innen und Kollektive, wie Christo, Art Halle IV ohne mit ihm in Konkurrenz zu stehen. Als Gestaltungselement gegen konservative Strömungen positionierte, erzählt ­Macuga & Language, , General Idea oder Herbert Distel. Die 16 Licht-Raum-Installation 2019 in Halle IV besteht fügt es sich perfekt in den bestehenden Leerraum ein. in dieser Ausstellung und setzt sie in neue Zusammenhänge, In der ersten Nische trifft die Arbeit »Ja Ja Ja Nee Nee Nee« aus einem Netz von Kabeln, von dem drei Leuchten hängen, Dem gegenüber stehen 19 drei Betonskulpturen beispielsweise mit dem . Das Bauhaus wurde 1919 (1969) von Beuys, die aus 20 gestapelten Filzplatten und einer die jeweils einen Stuhl anstrahlen. Es handelt sich hierbei um (»­Standing Piece No.2« (2018), »Angles Of Response in dieser Zeit des Aufbruchs als Schule für Kunst, Design und Tonbandaufnahme einer Fluxusveranstaltung besteht, auf die Stühle, die auf die drei Direktoren des Bauhauses zurückgehen: No. 3« (2019), »Table Piece No.21« (2018)), des briti- Architektur gegründet und ist mit der Geschichte der Kestner »Deutsche Studententapete« (1967) von Happeningkünstler (Direktor von 1919 bis 1928), Hannes Meyer schen Architekten und Bildhauers Jeffrey James. James, der Gesellschaft verbunden. So pflegte die Kestner Gesellschaft in und die »European Flag« (1997) des US-amerika- (1928 bis 1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1930 bis 1933). auch lehrend tätig ist, verwendet seine Objekte als Lehrmittel den 1920er und 1930er Jahren einen intensiven Kontakt zu den nischen Künstlers Peter Fend. Durch das Verbinden von Werken ­Macuga befasst sich auch in dieser Arbeit mit der wechselhaften und spielerisches Element, um für Material, Form und Gewicht Persönlichkeiten des Bauhauses, wie , verschiedener Künstler*innen schafft Macuga neue Sinnzusam- ideologischen Positionierung und politischen Instrumentalisie- zu sensibilisieren. In ihrer Objekthaftigkeit schärfen die Skulp- und Walter Gropius. In der Ausstellung »stairway to nowhere« menhänge und Kontexte. Das Werk lädt die Besucher*innen rung des Bauhauses aus historischer und heutiger Perspektive. turen zudem die Wahrnehmung für die Architektur des Hauses. verknüpft Macuga die Geschichten des Bauhauses mit denen dazu ein, es zu umrunden und in den einzelnen Nischen weitere Während das Bauhaus heute häufig als eine kohärente Einheit, der Kestner Gesellschaft sukzessive miteinander und fügt ihr Arbeiten und Verknüpfungen zu entdecken. Macuga, die sich als Marke des klaren Designs, wahrgenommen wird, möchte Editionen Halle V weitere Erzählungen hinzu. So lässt sie Netzwerke zwischen in ihren Arbeiten oft mit dem ortspezifischen Kontext ausein- Macuga künstlerisch die gegensätzlichen Weltanschauungen Parallel zur Ausstellung zeigt die Kestner Gesellschaft in Orten und Zeiten, Personen und Erzählungen entstehen. andersetzt, bezieht sich in diesem Werk auf das Kabinett der aufzeigen, innerhalb derer die Institution Bauhaus eingeordnet 20 Halle V im Erdgeschoss alle verfügbaren Editionen von Auch der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf eine unerzählte Abstrakten von El Lissitzky aus dem Jahr 1926, die mit der wurde, oder sich selbst eingeordnet hat. Das reicht von frühen 2003 bis heute in chronologischer Abfolge. Die Werke von An- Geschichte: »stairway to nowhere« (dt: Treppe ins Nirgend- Geschichte der Kestner Gesellschaft und der Stadt Hannover spirituellen, sozialistischen, marxistischen Ideologien bis hin zu ton Corbijn bis Teresa Burga rufen ein breites Spektrum künst- wo) war ursprünglich der Titel einer öffentlichen Skulptur des verknüpft ist. Alexander Dorner, Interimsdirektor der Kestner apolitischen oder kapitalistischen Haltungen. Die unterschied- lerischer Ansätze auf und offenbaren zugleich die Geschichte Bauhauslehrers Herbert Bayer, der unter anderem die typische Gesellschaft von 1923 bis 1924, beauftragte den konstrukti- lichen Positionen werden an den drei verschiedenen Designs der Ausstellungen und die programmatischen Ausrichtungen Werbetypografie des Bauhauses entwickelte, wie zum Beispiel vistischen Künstler El Lissitzky (1890-1941) einen Schauraum der Stühle sichtbar und einzeln beleuchtet. Die Arbeit ist ein unter Veit Görner (Direktor in den Jahren von 2003 bis 2015) die der konsequenten Kleinschreibung. Die sechs Meter hohe für das Provinzialmuseum Hannover (heute Landesmuseum) zu weiteres Beispiel für Macugas Umgang mit historischen Zeug- und Christina Végh (Direktorin seit 2015). und neun Meter breite Treppenskulptur ist seit 1969 unter dem schaffen. Dieser Schauraum informierte die Betrachter*innen nissen. Sie verortet die Objekte nicht historisch, sondern setzt Titel »Double Ascension« in Los Angeles zu sehen. Die Treppe über aktuelle Entwicklungen in Kunst und Kultur und wurde hat weder einen Anfang noch ein Ende und repräsentiert das gleichzeitig zum aktivierenden Erfahrungsraum. Heute steht zyklische Verständnis von Geschichte, auf das sich Macuga in eine Rekonstruktion des Kabinetts im Sprengel Museum Han- ihren Arbeiten immer wieder bezieht. nover. Das erweiterte Kabinett Macugas vereint, was die Ar- Das Land Niedersachsen fördert die Kulturpartner Kestner Gesellschaft goseriede 11 | 30159 hannover | Ein weiteres zentrales Thema der Ausstellung ist die Frage nach beitsweise der Künstlerin ausmacht: Ihr kuratorischer Ansatz, fon +49 511 70120 0 | fax +49 511 70120 20 der Autorenschaft, die die Künstlerin auf verschiedenen Ebenen das Eintauchen in Archive, das Ausstellen von Werken anderer www..de stellt: Sie adaptiert Entwürfe, integriert Arbeiten von anderen Künstler*innen und die damit einhergehenden Fragen nach Erdgeschoss Obergeschoss Halle V

20

11 8 Halle II 13 2 Halle III 7 Halle IV Claussen-Halle 17 12 10 6 1 16

15 9 14 6a 3 4 18

5 17 17 19

Autorschaft und Kollaboration und die Aktivierung der Besu- 5 »Daybed for the Spirit of Polish Culture« (2012), »Not Opportunism and the Collapse of the Second Interna- über die verschiedenen Prozesse der Modernisierung. Macuga cher*innen, Kunst und Geschichte zu erfahren. Darüber hinaus Everything I See Is Art« (2012) und »Congratulations­ tional von V. Lenin, Zürich, 1916«, das 2005 in Dublin auf- fühlt sich Warburg in seiner unkonventionellen Herangehens- spiegelt sich sowohl in El ­Lissitzkys, als auch in Macugas Ver- Chair« (2012) sind von Macuga designte Sitzmöbel, die an geführt wurde, arbeitete Macuga mit der britischen Künstlerin weise und in seinem Umgang mit Wissen und Bildern sehr sion ein starkes Interesse an Blickkonzeptionen und Dynamik, Mobiliar aus der Massenproduktion und an Bauhaus Design Monster Chetwynd zusammen, die bekannt ist für die Über- verbunden, so sucht auch sie nach versteckten Verbindungen als Reaktion auf die technischen Neuerungen der Moderne. erinnern und zu eigenständigen Skulpturen werden. Macuga arbeitung kulturgeschichtlicher Momente in improvisierte Per- innerhalb ihrer Motive und fügt Ensembles in neuen Kontexten Die Durchlässe der Halle geben einen Blick frei auf drei nutzt das Mobiliar als Display für Dokumente, die direkt auf formances. Während auf dem linken Monitor ein Schauspieler zusammen. 2 Spiegel, deren Oberfläche Macuga durch Sandstrahle ver- den Polsterstoff gedruckt sind. Die Schriftstücke dokumentie- den jungen Lenin verkörpert, der 1915 das Manifest zum Zu- ändert hat: »Mirror After Duchamp’s Oculist Witness« ren die Kommunikation, die nach 1989 zwischen Öffentlichkeit, sammenbruch der II. Internationale in gebrochenem Deutsch Halle III (2003), »Drawing no.5 ‘System of Organizing a First Kunstinstitutionen und Künstlern in Polen stattfand und geprägt vorliest, ist auf dem rechten Monitor eine dadaistische Perfor- Halle III zeigt sowohl Papiercollagen als auch drei zentrale and Second Category Point in Space‘ After K. Malevich war von öffentlichen Angriffen und Zensur. Das 6 »Notice mance zu sehen. Das Nebeneinanderstellen der Videoarbeiten Glasskulpturen. Zwei davon ähneln sich, sie tragen den Titel (1922)« (2011) und »Drawing no.4 ‘Path of Movement Board« (2011) markiert die zentralen Veränderungen in untersucht die Parallelen von Lenin und Dada, die beispielswei- 12 »Haus der Frau 1« (2008) und 13 »Haus der Frau 2« of a point‘ after K. Malevich (1922)« (2003/2007). Der der polnischen Kultur nach 1989 auf ähnliche Weise. Macuga se in den anarchistischen Tendenzen liegen. Lenin wohnte in (2008). Die Kombinationen aus Stahl und Glas wirken wie in Spiegel als Raum- und Erfahrungserweiterung verweist auf vie- spürte Dokumente dieser Zeit auf und ordnete das gefundene unmittelbarer Nähe des Cabaret Voltaire in Zürich, das als Ge- Stahl eingefasste Fenster, vor denen sich Stahlkonstruktionen lerlei Ebenen auf avantgardistische Quellen: So nimmt ­Macuga Material an der zwölf Meter langen Pinnwand an. Die Briefe, burtsort des Dadaismus gilt. Die Kostüme dieser Performance befinden, die an Geländer in verschiedenen Höhen erinnern, Bezug auf Kasimir Malewitschs Manifest »The ­Suprematist Zeitungsausschnitte, Ausdrucke sind negative Reaktionen der sind gegenüber den Monitoren ausgestellt. über denen Textilien hängen. Die drei Stoffe sind Arbeiten der ­Mirror« von 1923, in dem er die Befreiung der Kunst vom Ge- Öffentlichkeit auf kulturelle Events aus den Jahren von 1989 bis Die Ausstellung zeigt ein breites Spektrum Macugas Arbeiten Künstler*innen Eva Berendes, Bernd Ribbeck und Klaus We- genstandsbezug forderte, wie auch auf Marcel Duchamps zer- 2011. So findet sich beispielsweise die Forderung nach Entlas- und beinhaltet auch 10 Kostüme, die in dem Gang unter den ber. Rechts daneben steht das Werk 14 »Deutsches Volk – sprungenes »Das Große Glas«, ein Werk, welches den radika- sung der ehemaligen Direktorin Anda Rottenberg der Zachęta Arkaden präsentiert sind. In Kooperation mit dem britischen deutsche Arbeit« (2008). Auf zwei halbkreisförmigen Plat- len Bruch Duchamps mit der ihn umgebenen zeitgenössischen National Gallery of Art in Warschau. Als sie dort im Jahr 2000 Mode-Designer Gareth Pugh entwarf Macuga das künstlerische ten stehen je zwanzig Glasscheiben, die sich wie ein Fächer Kunst markierte. Macuga wählt drei Motive der zwei Künstler in einer von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung Maurizio Konzept und die futuristischen Kostüme für die Oper Antigona, aufspannen. Ein entschieden feministischer Impuls ist hier der und druckt sie auf die Oberflächen des jeweiligen Spiegels, der Cattelans Darstellung des von einem Meteoriten niedergeschla- die 2017 am Staatstheater Kassel aufgeführt wurde. Die wie Schlüssel zur Praxis Macugas, wie ihr Interesse an der weit- Symbol von Selbsterkenntnis ist und Dinge aufzeigt, die außer- genen Papstes Johannes Paul II. zeigte, wurde sie nach hefti- Rüstungen anmutenden Kostüme sind typisch für die skulptu- gehend vergessenen Pionierin des Ausstellungsdesigns, Lilly halb der Bildgrenzen liegen, nach denen alle drei Künstler*in- ger konservativer Kontroverse entlassen. In dem Handout 6a ralen Kreationen von Gareth Pugh, der damit auch schon Stars Reich, zeigt. Macugas Glasskulpturen sind Rekonstruktionen nen suchten bzw. suchen. wird ausführlicher über zwei konkrete Ereignisse berichtet, die wie Lady Gaga, Kylie Minogue oder die Pet Shop Boys aus- nach Reichs Vorbild, die Macuga 2008 auf der 5. Berlin Bienna- sich auf dem »Notice Board« befinden. Dem gegenübergestellt stattete, und erinnern zudem an die Ästhetik der Kostüme des le erstmals ausstellte. Der Titel »Haus der Frau« bezieht sich Halle II ist 7 Archivmaterial der Kestner Gesellschaft von 1919 bis Bauhäuslers . auf ein Gebäude der Architektin Margarete Knüppelholz-Roeser, Seit 2005 verwendet Macuga vermehrt Teppiche als künstleri- 1951. Die Dokumente handeln von der Verteidigung der Errun- Den Entstehungsprozess einer Collage überträgt Macuga auf welches sie anlässlich der Werkbundausstellung 1914 in Köln sches Medium, um Geschichte und zeitgenössische politische genschaften der Moderne gegen konservative Strömungen, es den Film 11 »Preparatory Notes for Chicago Comedy« realisierte. Lilly Reich, damals Teil der Jury und Ausstellungs- Szenen miteinander zu verweben. So setzt sich die Bodenar- findet sich aber auch ein Briefwechsel, indem der heute namen- (2014), einer Kombination aus Performance, Lesung und Cho- leiterin, entschied welche weiblichen Designerinnen in der Aus- beit 3 »How the Failure of Reconstruction Destroyed hafte Kandinsky um einen Preisnachlass gebeten wird. Sowohl reographie. Zu sehen sind Schauspieler*innen, die vor dem stellung ihre Werke präsentieren durften. Macuga realisiert un- Progress« (2018) mit Prozessen, Dekonstruktion und der die Bedrohung und Fragilität des Fortschritts, der Demokratie Hintergrund der dreidimensionalen Wandteppiche Macugas die ter dem Titel Entwürfe, die Reich für die Weltausstellung 1929 Schaffung von etwas Neuem auseinander. Macuga schlitzte und der individuellen Freiheit, als auch die Möglichkeit von sich unterschiedlichen Teile des Werkes animieren. Dabei entste- in Barcelona machte. Damals diente Reichs Arbeit als Kulisse, einen wollenen Wandteppich auseinander und durchzog ihn ähnelnden Ereignissen in der Geschichte an zwei verschiedenen hen Dialoge zwischen Figuren der Geschichte und des aktu- auf der Textilien drapiert und präsentiert werden konnten. 1934 mit langen schwarz-weißen Bändern, sodass ein geometrisches Orten und Zeitpunkten, lassen sich in diesem Material ablesen. ellen Zeitgeschehens, wie Angela Merkel, Marina Abramović, beteiligte sich Lilly Reich an der propagandistischen, national- Muster entstand. Der Titel (zu dt.: » Wie das Scheitern des Auch wenn es heute so scheinen mag, dass das Bauhaus stets Aby Warburg oder Goshka Macuga selbst. Das Stück, welches sozialistischen Ausstellung »Deutsches Volk – Deutsche Arbeit« Wiederaufbaus den Fortschritt zunichte machte«) beschreibt eine klare Haltung zu Design-, Gesellschafts- und politischen auf der Berlin Biennale 2014 aufgeführt wurde, basiert auf Aby in Berlin und war als Ausstellungsarchitektin für die Abteilung die Fixierung auf Bestehendes, die ein Voranschreiten aufhal- Fragen einnahm, war die Realität geprägt von Widersprüchen Warburgs (1866-1929) unveröffentlichter »Hamburg Comedy«, Glas, Keramik und Porzellan zuständig. Die 1885 geborene Lil- ten kann. Auch die Arbeit 4 der zerschnittene Teppich an und Neuausrichtungen, so zu sehen in dem eigens für die Kest- die Macuga 2007 bei Recherchearbeiten im Warburg Archiv ly Reich war eine der ersten Frauen, die in den Vorstand des der Wand lässt die Frage aufkommen, ob in der Zerstörung ner Gesellschaft angefertigten Teppich 8 »1919/1933« entdeckte, in einen zeitgenössischen Kontext übersetzte und in Deutschen Werkbundes aufgenommen wurde, ein Vorläufer das Potenzial für etwas Neues liegt und ob tradierte Vorstellun- (2019). Der Teppich zeigt ein Diagramm von Geisteshaltungen Chicago verortete. Die Komödie kommentiert die zeitgenössi- des einflussreichen Bauhauses. 1924, bereits eine feste Grö- gen erst überwunden werden müssen, um einen Fortschritt zu im Bauhaus von 1919 bis zur Zwangsschließung 1933. sche Kunstszene auf humorvolle Weise und gibt einen Einblick ße in der Welt des deutschen Designs, lernte sie Ludwig Mies ermöglichen. Für das Projekt 9 »Spiegelgasse / Cabaret Voltaire and in Warburgs Ansichten zur modernen Kunst und in sein Denken van der Rohe kennen und wurde sowohl seine persönliche als