
auch professionelle Partnerin, bis dieser 1938 in die Vereinigten sie in einen neuen Kontext, der zu vielfältigen Assoziationen Staaten aufbrach. Ihre Entscheidung, in Deutschland zu blei- anregt. Hier ist es ein Netz von Kabeln, welches an Bauhäusler ben, in einer Zeit, in der ihre Designaufträge zusammenschmol- Oskar Schlemmers »Figur und Raumlineatur« von 1924, die zen, spielte zweifellos eine wichtige Rolle bei der Marginalisie- sich mit der Übertragung der Bildfläche in die räumliche Tiefe rung ihres Werkes in der Geschichte der Architektur und des einer Theaterbühne beschäftigt, angelehnt sind. Macuga über- Designs des 20. Jahrhunderts, während ihr ehemaliger Partner trägt die Komposition Schlemmers in den Raum und kooperiert zu einem der weltweit angesehensten Architekten wurde. Auch dabei mit dem griechischen Lichtdesigner Michael Anastassia- ihre Beteiligung an nationalsozialistischen Projekten erfährt im des. Im oberen Foyer ist eine weitere Installation des Designers Nachhinein eine andere Fokussierung und Bewertung, als es zu sehen. bei Mies van der Rohe der Fall war. Macugas Installationen, Oberes Foyer für die sie die drei Arbeiten rekonstruierte und zu eigenstän- Die 17 Collagen in schwarz/weiß, die sich im gesamten obe- digen Skulpturen machte, erteilt sie Reich die ihr zustehende ren Foyer verteilen, vereinen Natur- und Architekturfotografien Aufmerksamkeit. Dabei übt sie keine Kritik, sondern schlägt Macugas mit Material aus Frauenzeitschriften aus den 1930er eine neue Lesart vor. Darüber hinaus befragt sie Begriffe wie und 1940er Jahren. Inspiriert wurde Macuga durch Arbeiten Autorschaft und Authentizität, Originalität und Rekonstruktion, des britischen Fotografen Paul Nash (1889-1946), die Natur künstlerische Autonomie und Uneindeutigkeiten in Künstlerbio- und Objekte miteinander verbinden. Bei Macuga werden die grafien. Frauen ebenfalls zu einem Bestandteil der Architektur und Na- Die fortlaufende Serie von Papiercollagen, rechts und links neben tur. In ihren Kombinationen präsentiert Macuga die Frau als der Tür, mit dem Titel 15 »Discrete Model« fertigt Macuga Muse, aber auch als eigenständige Schöpferin und setzt so goshka macuga seit 2018 an. In den Collagen wechseln sich Hintergrund- und einen Kontrapunkt zu der Rauminstallation in Halle IV, die sich stairway to nowhere Vordergrundsubjekte ab und erscheinen wie ein textiles Git- mit der Repräsentation der drei männlichen Bauhausdirektoren ter. Dafür webt Macuga das aus vielen Quellen ausgewählte auseinandersetzt. Macuga zitiert Nash motivisch und schlägt 24. mai bis 4. august 2019 Informationsmaterial in das Millimeterpapier ein. Macuga ver- in der somit eine Brücke zu der Erzählung über die Zeitgenos- bindet in dieser Serie, auch im Kontext ihrer Tapisseriearbeiten, sen Reich und Mies van der Rohe. Auch Nash führte zu seiner Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums präsentiert die Künstler*innen in ihr Werk und geht Kooperationen ein: Eigens nicht nur die Geschichte des Textils, sondern auch die Entwick- Partnerin der britischen Fotokünstlerin Eileen Agar sowohl eine Kestner Gesellschaft eine Einzelausstellung der polnisch-briti- für die Ausstellung in der Kestner Gesellschaft entstand bei- lung der Technologie und der posthumanen Natur miteinander. professionelle als auch private Beziehung. Nash war ein Weg- schen Künstlerin Goshka Macuga (*1967 in Warschau). Macuga spielsweise ein Werk in Zusammenarbeit mit dem Londoner Macuga verwendet Bilder, die sie in Büchern und Zeitschriften bereiter der Moderne in Großbritannien und Mitglied im New befragt in ihren Installationen, Skulpturen, Textilien und Colla- Lichtdesigner Michael Anastassiades. gefunden hat, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück- English Art Club. 1933 war er Mitbegründer der »Unit One«, gen die Geschichtsschreibung. In detektivischer Recherchear- Goshka Macuga lebt und arbeitet in London. Sie wurde 2008 für reichen. Zu sehen sind beispielsweise Motive der ökologischen eine Kunstbewegung der Moderne, die kurzlebig aber auf die beit spürt sie Brüche, Fallstricke und Uneindeutigkeiten in einer den renommierten Turner Prize nominiert. Ihre Arbeiten wur- Krise oder des Bauhauses. Die Arbeiten beziehen sich im Titel britische Kunstszene der Zwischenkriegszeit einflussreich war. vermeintlich linearen Erzählung auf. Sie bezeichnet sich selbst den unter anderem im Neuen Museum, Nürnberg (2018), in auf die Beschreibung von Problemen durch Modelle, verwen- Das Spektrum der Ausstellung wird um architektonische Ele- als Spionin, die in die Archive und Geschichten der Institutio- der Fondazione Prada, Mailand (2016), im New Museum, New det in der Informatik und Programmiersprache. Die Serie zeigt mente erweitert, indem Macuga in kuratorischer Manier zwei nen, dieses Mal in die der Kestner Gesellschaft, eindringt, um York (2016), auf der Documenta 13 (2012) und der Venedig Macugas Interesse an verschiedenen Wissensgebieten, indem weitere Künstler aus ihrem Netzwerk mit einfügt. Zum einen das vorgefundene Material dann in ihren Arbeiten umzusetzen. Biennale (2009) gezeigt. sie versucht, ähnlich einer Computerprogrammierung, eine Me- den griechischen Lichtdesigner Michael Anastassiades, der, Somit nimmt sie gleichzeitig die Rolle einer Historikerin, Kura- thode zu entwickeln, die es ermöglicht, Gruppen von visuellen neben der Arbeit in Halle IV, auch im oberen Foyer mit seiner torin und Designerin ein. Claussen-Halle Referenzen zu restrukturieren. Die Technik des Verwebens er- Lichtarbeit 18 »Arrangements« vertreten ist. Der Lichtvor- Macuga beschäftigt sich immer wieder mit der Geschichte der Die Ausstellung beginnt in der Claussen-Halle mit dem innert an die Teppiche, die in Halle II zu sehen sind. Auch hier hang besteht aus einzelnen, geometrischen LED-Elementen, Moderne, deren große Veränderungen unsere Gesellschaft bis 1 » Kabinett der Abstrakten (After El Lissitzky)« (2003) basieren die Arbeiten auf fotografischem Material und der Ent- die sich über den Kontakt miteinander zum Leuchten bringen. heute prägen. Auch die Geschichte der Kestner Gesellschaft, die - einer Ausstellung in der Ausstellung. Das Kabinett erinnert an stehungsprozess auf die Programmierung einer Maschine. Die Arbeit, die als Raumteiler konzipiert ist, hängt im Licht- 1916 in einer Zeit gegründet wurde, in der die Avantgarde des eine Schrankskulptur und präsentiert 27 Objekte verschiedener graben der Kestner Gesellschaft und trifft auf natürliches Licht, beginnenden 20. Jahrhunderts Utopien entwickelte und sich internationaler Künstler*innen und Kollektive, wie Christo, Art Halle IV ohne mit ihm in Konkurrenz zu stehen. Als Gestaltungselement gegen konservative Strömungen positionierte, erzählt Macuga & Language, Joseph Beuys, General Idea oder Herbert Distel. Die 16 Licht-Raum-Installation 2019 in Halle IV besteht fügt es sich perfekt in den bestehenden Leerraum ein. in dieser Ausstellung und setzt sie in neue Zusammenhänge, In der ersten Nische trifft die Arbeit »Ja Ja Ja Nee Nee Nee« aus einem Netz von Kabeln, von dem drei Leuchten hängen, Dem gegenüber stehen 19 drei Betonskulpturen beispielsweise mit dem Bauhaus. Das Bauhaus wurde 1919 (1969) von Beuys, die aus 20 gestapelten Filzplatten und einer die jeweils einen Stuhl anstrahlen. Es handelt sich hierbei um (» Standing Piece No.2« (2018), »Angles Of Response in dieser Zeit des Aufbruchs als Schule für Kunst, Design und Tonbandaufnahme einer Fluxusveranstaltung besteht, auf die Stühle, die auf die drei Direktoren des Bauhauses zurückgehen: No. 3« (2019), »Table Piece No.21« (2018)), des briti- Architektur gegründet und ist mit der Geschichte der Kestner »Deutsche Studententapete« (1967) von Happeningkünstler Walter Gropius (Direktor von 1919 bis 1928), Hannes Meyer schen Architekten und Bildhauers Jeffrey James. James, der Gesellschaft verbunden. So pflegte die Kestner Gesellschaft in Wolf Vostell und die »European Flag« (1997) des US-amerika- (1928 bis 1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1930 bis 1933). auch lehrend tätig ist, verwendet seine Objekte als Lehrmittel den 1920er und 1930er Jahren einen intensiven Kontakt zu den nischen Künstlers Peter Fend. Durch das Verbinden von Werken Macuga befasst sich auch in dieser Arbeit mit der wechselhaften und spielerisches Element, um für Material, Form und Gewicht Persönlichkeiten des Bauhauses, wie Lyonel Feininger, Paul Klee verschiedener Künstler*innen schafft Macuga neue Sinnzusam- ideologischen Positionierung und politischen Instrumentalisie- zu sensibilisieren. In ihrer Objekthaftigkeit schärfen die Skulp- und Walter Gropius. In der Ausstellung »stairway to nowhere« menhänge und Kontexte. Das Werk lädt die Besucher*innen rung des Bauhauses aus historischer und heutiger Perspektive. turen zudem die Wahrnehmung für die Architektur des Hauses. verknüpft Macuga die Geschichten des Bauhauses mit denen dazu ein, es zu umrunden und in den einzelnen Nischen weitere Während das Bauhaus heute häufig als eine kohärente Einheit, der Kestner Gesellschaft sukzessive miteinander und fügt ihr Arbeiten und Verknüpfungen zu entdecken. Macuga, die sich als Marke des klaren Designs, wahrgenommen wird, möchte Editionen Halle V weitere Erzählungen hinzu. So lässt sie Netzwerke zwischen in ihren Arbeiten oft mit dem ortspezifischen Kontext ausein- Macuga künstlerisch die gegensätzlichen Weltanschauungen Parallel zur Ausstellung zeigt die Kestner Gesellschaft in Orten und Zeiten, Personen und Erzählungen entstehen. andersetzt, bezieht sich in diesem Werk auf das Kabinett der aufzeigen, innerhalb derer die Institution Bauhaus
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