KUPFzeitung — Kulturplattform № Oberösterreich 165

MärzFrauenpolitik und Feminismus Neuigkeitswert Frauenpolitik

Wir legen selbst fest, wie lange es uns gibt

Die ÖVP und der Feminismus

Engagieren fürs Frauen*volksbegehren: 6 Ideen

Kindergartengebühr frisst „Familienbonus“

Mai #MeToö?!

Identitätspolitik und Klassenkampf

Oh gosh, mansplaining!

Vereinsmeier und Vereinsmeierinnen

Körper, Küche, Kommunismus

— — Nummer 165 kupf.at 2018März – Mai 2018 KULTURELLE Sonderförderprogramme & Förderpreise der Stadt

LINZimPULS 2018 Fördersumme: Euro 81.000,-- Ende der Einreichfrist: 5.4.2018 Mehr Informationen unter www.linzimpuls.at

LinzEXPOrt 2018 Fördersumme: Euro 45.000,-- Ende der Einreichfrist: 14.5.2018 Doris Mehr Informationen unter www.linzexport.at Lang-Mayerhofer Stadträtin Kulturreferentin der LinzKultur/4 2018 Stadt Linz Fördersumme: Euro 9.000,-- Ende der Einreichfrist: 24.9.2018 Mit diesen Mehr Informationen unter www.linzkultur4.at Förderpreisen und Sonderförder- programmen LinzIMpORT 2018 setzt die Stadt Fördersumme: Euro 18.000,-- Linz wichtige Ende der Einreichfrist: 14.5.2018 kulturpolitische

Mehr Informationen unter www.linzimport.at Akzente. entgeltliche Einschaltung, Foto: © Robert Gortana

Kulturstadt Editorial Liebe Kulturinteressierte !

Die Zielgruppen von FIFTITU% und maiz wären zu Warum #metoo in der oberösterreichischen Theater- Verlegerin & spezifisch, ihre Vereinsarbeit passe damit ab 2018 landschaft bisher kein Thema war, hat unsere Autorin ­Herausgeberin nicht mehr ins Kerngeschäft des Frauenlandesrefe- recherchiert (Seite 22). Ist Identitätspolitik eine Sack- Kulturplattform Oberösterreich­ rats – so lautete die Begründung für die Streichung der gasse, aus der nur Klassenkampf wieder herausführt? Untere Donaulände 10/1 Förderung durch das Referat. Doch wer genau sind die Dieser Frage geht Brigitte Theißl nach (Seite 24). Ist die 4020 Linz Zielgruppen von maiz und FIFTITU%? Valentine Auer Freie Szene eine Männerpartie? Tanja Brandmayr be- Tel. (0732) 79 42 88 porträtiert das tägliche Geschäft der beiden KUPF-Mit- richtet über Mansplaining in der Redaktion der KUPF- [email protected] gliedsvereine (Seite 06). zeitung (Seite 26). → kupf.at

Bürozeiten An mediale Angriffe von der FPÖ ist man bei maiz ge- Tamara Imlinger, derzeit bildungskarenzierte Leiterin Mo bis Do: wöhnt. Dass nun aber die beiden Ressorts von Frauen- der KUPFzeitung, lebt seit letztem Sommer in Leipzig – 9.00 Uhr — 12.30 Uhr und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander und blickt über den Tellerrand (Seite 28). Di zusätzlich: die Agenda der FPÖ erledigen und maiz die Förderung 15.00 Uhr — 17.00 Uhr

streichen, erstaunt. Wäre es nicht klüger, sich als jun- Zeit für einen Rück- und Ausblick ist es auch einige­ Redaktion ge, konservative Politikerin hier etwas weltoffener zu Monate nach der erfolgreichen Initiative #kulturland­ Christian Diabl, Thomas positionieren? Um die Frauenpolitik der ÖVP besser zu retten. Thomas Diesenreiter bilanziert (Seite 20). Diesenreiter,­ Edith verstehen, hat Valentine Auer mit der Leiterin der OÖVP Huemer, Lisa Neuhuber, Klemens Pilsl, Victoria Frauen, Doris Schulz gesprochen (Seite 08). Maria Pern- Mitte Mai diskutieren der Open Commons Kongress Windtner egger hat danach einige Fragen zur Rolle von Frauen in und die Medienkonferenz #mediana18 den demokrati- der Politik und Frauenpolitik beantwortet (Seite 09). schen Auftrag des medialen Diskurses. Worum es dabei­ Leitung KUPFzeitung, geht, erzählen Fanja Haybach und Magdalena Reiter im Inserat- & Abover­waltung 03 Die Kürzungen des Landes OÖ werden Realität und Interview (Seite 19). Edith Huemer, [email protected] treffen viele Fraueninitiativen hart. Auch bei den Bun- desförderungen werden weitere Einschnitte befürch- Heraus aus dem Abstellkammerl – Ex Kabinett! Ana tet. Mit welchen Strategien Frauenorganisationen Threat und Tamara Imlinger schreiben künftig abwech- schwarz-blauer Frauenpolitik begegnen, erzählen vier selnd über Musik (Seite 13). Andi Wahl danken wir für Mitgliedsvereine der KUPF (Seite 11). seine jahrelange Kolumne! Ein neues Thema greift Eva Egermann in ihren Fieberträumen – Crip Chronicles auf Noch bis 4. April kann man eine Unterstützungserklä- (Seite 15). rung für das Frauenvolksbegehren abgeben. Im Som- mer 2018 findet die eigentliche Unterschriftenwoche Zuletzt ein Aufruf: Feminismus frei Haus liefert die statt. Bleibt Zeit, um für das Frauenvolksbegehren zu an.schläge. Sie versorgt ihre Abonnent/innen acht Mal mobilisieren. Wie sich Kulturschaffende und Kultur- im Jahr mit fundiertem feministischem Journalismus. vereine einbringen können, verraten Wiltrud Hackl Wer diese Versorgung auch in den kommenden Jah- und Kathrin Quatember (Seite 12). ren sicherstellen will, schließt ein Abo ab unter www.­ anschlaege.eu! Oberösterreich ist im Bundesvergleich Schlusslicht beim Angebot an Kinderbetreuung. Nun wurden Ge- Edith Huemer bühren für die Nachmittagsbetreuung eingeführt und geht jetzt das Frauenvolksbegehren unterstützen die Lage verschlimmert sich. Da hilft der sogenannte «Familienbonus» wenig. Er kann die unflexibleren Öff- nungszeiten und zusätzlichen Gebühren nicht aufwie- gen, wie Klaus Baumgartner anhand der Einkommen mehrerer Familien aus dem Kulturbereich berechnet hat (Seite 14). Wortspende « Es ist ein langer Weg in eine gerechte Gesellschaft und die Hindernisse sind aktuell eher Wiltrud Hackl und Kathrin Quatember wieder dichter gestreut. » (S. 13) Inhalt

— 05 Neuigkeitswert ­Frauenpolitik Edith Huemer wittert einen guten Zeitpunkt in schlechten Zeiten.

Kulturplattform Kulturinitiativen Kulturpolitik Kulturpraxis Rezension

— 06 Wir legen selbst fest, — 14 Kindergartengebühr — 22 #MeToö?! — 29 Schnittstellen­ wie lange es uns gibt frisst „Familienbonus“ Eine Bestandsaufnahme. proplematiken Valentine Auer über Klaus Baumgartner — 23 Medial: Die soziale Absicherung das Kerngeschäft von ­rechnet nach. Ich seh, ich seh von Kulturschaffenden. FIFTITU% und maiz. — 15 pretty? dirty? Kommt Kommunikations­ ­— 30 Innovation und — 07 Widerworte: es auf mich an? kolumne von Barbara Tradition­ Schau ma mal Sexkolumne von Eppensteiner. Zwei Studien über Frauen Emanzenkolumne von Entdecker*innen. ­— 24 Klassenkampf 4.0 in Kunst und Kultur. Jelena Gučanin. — 15 Crip Chronicles: Brigitte Theißl über — 08 Die ÖVP und Oh du mein behin­ ­Identitätspolitik und der Feminismus dertes Österreich! Klasse. Interview mit Fieberträume —­ 25 Gnackwatsch’n Doris Schulz. von Ega Egermann. Festgetuckert. — 09 3 Fragen an … — 16 Termine ­— 26 Oh gosh, die Politik- und Wissenswertes von ­mansplaining! Medien­ expertin­ und für KUPF-Mitglieds- Ist die Freie Szene Maria Pernegger. initiativen. eine Männerpartie? 04 — 10 Comic — 16 Ausschreibungen, Von Tanja Brandmayr. Von Stephan Gasser. Preise und Splitter ­— 27 Vereinsmeier und — 11 Mitgegeben Zusammengetragen von Vereinsmeierinnen Wie können wir uns Edith Huemer und Ger- Infografik zu den Ge- weiterhin für Frauen hard Neulinger. schlechterverhältnissen organisieren? — 19 Ein medienpolitisches in der Freien Szene. — 12 6 Ideen, wie du dich Symposium in Linz ­— 28 Körper, Küche, fürs Frauen*volks­be­ Interview mit ­Kommunismus gehren stark machst Fanja Haybach und Tellerrand aus Leipzig Von Wiltrud Hackl und Magdalena Reiter. von Tamara Imlinger. Kathrin Quatember. — 20 Kulturlandretten: — 13 Ex Kabinett: Es geht nicht nur Mala Herba ums Geld Musikkolumne Rück- und Ausblick von von Ana Threat. Thomas Diesenreiter. — 21 blog: Kollateralschäden Leonhard Dobusch über den digitalen ­Über­lebenskampf von Presseverlagen.

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Die KUPF OÖ ist die Kulturplattform Oberösterreich. Sie ist die Interessenvertretung und Anlaufstelle für über 150 freie Kunst- und Kulturinitiativen in Oberösterreich. Die KUPF ist eine kulturpolitische NGO mit dem klaren Ziel, die Rahmenbedingungen für freie, initiative Kulturarbeit in Oö gemeinsam mit deren ProtagonistInnen abzusichern und beständig zu verbessern. KUPFvorstand: Thomas Auer (Klangfolger Gallneukirchen), Renée Chvatal (Raumschiff Linz), Christian Diabl (Radio FRO Linz), Sigrid Ecker (Freiraum Ottensheim), Eva Falb (KV KomA Ottensheim), Bernhard Forstenlechner (Klangfolger Gallneukirchen), Christian Haselmayr (KAPU Linz), Lisa Neuhuber (KV Kino Ebensee), Victoria Schuster (KV KomA Ottensheim), Florian Walter (KV waschaecht Wels). Leitartikel Neuigkeitswert Frauenpolitik

„Altersarmut“, „Frauenpensionen“, „Gender Pay Gap“, „ Selbstbestimmung“, „Quoten“, „Kinderbetreuung“, „ Gewalt“ … Sind Sie schon eingeschlafen?

Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Österreich wählen, Werden Mütt er zu Verfechterinnen der 30-Stunden- Edith Huemer leitet die lange wurde dafür gekämpft . Aber wenn wir uns an- Woche? Wird die Supermarktkassiererin mit Argu- KUPFzeitung. sehen, wie wenige Frauen in Österreich Bürgermeis- menten zur Lohnungleichheiten und Forderungen zu terin werden, ist klar: Irgendetwas stimmt hier immer deren Beseitigung versorgt? Oder stolpern sie über noch nicht! den Stern im F*VB – Frauen*volksbegehren? Die In- itiative ist zwar inklusiv angelegt, vermag aber durch Frauenpolitik ist kein Dauerbrenner ihr Auftreten und ihre Sprache eventuell diejenigen Feminist/innen kämpfen schon lange und teilwei- nicht anzusprechen, die am meisten davon profi tie- se für dieselben Themen wie anno dazumal, weil die ren würden. Probleme sich einfach nicht in Luft auflösen wollen, sondern maximal in neuer Form wiederkehren. Gera- Schlechte Zeiten, guter Zeitpunkt? Foto: Claudia Lomoschitz de weil die Themen ständig aktuell bleiben, empfi n- Ein Frauenvolksbegehren ist kein Wunderwuzzi. Die den wir sie als redundant. Sie werden uns lästig, wir Aktivist/innen schlagen sich gut. Das Sprachrohr der resignieren. Ohne Neuigkeitswert wird Frauenpolitik diskriminierten Frauen – und das sind fast alle Frauen 05 kaum zum Thema in den Medien. in diesem Land – werden sie aber nicht werden. Dafür Deshalb werden Neuigkeiten geschaff en: Die Debatt e braucht es mehr: den Willen der Medien, die Relevanz um das Burkaverbot beispielsweise und die neu ge- frauenpolitischer Themen anzuerkennen und ihnen plante Strafrechtsreform für Sexualstraft aten werden auch dementsprechend Platz einzuräumen. Neue als frauenpolitische Themen verhandelt. Zwei The- Kommunikationskanäle und neue Kommunikations- men, die aber weder zu Chancengleichheit noch zu formen für frauenpolitische Themen in den Parteien. Handlungsempfehlungen Gleichberechtigung führen. Es geht dabei weniger um Die Vorzeichen verheißen nichts Gutes: Die aktu- für Politik und Medien Frauenpolitik als um Symbolpolitik – auf dem Rücken elle Legislaturperiode ÖVP-FPÖ-Koalition bringt für gibt Maria Pernegger / Media Affairs: Frauen – von Frauen. viele Frauen nachhaltige Verschlechterungen. Diese Politik – Medien. Jahres- schlechten Zeiten sind aber ein guter Zeitpunkt, sich studie 2017 (erschienen Der * im Frauenvolksbegehren auf Frauenpolitik zu besinnen: Politiker/innen kön- März 2018) Mit dem Frauenvolksbegehren gibt es eine neue Initia- nen einen Themenkomplex aufgreifen, der immerhin → mediaaffairs.at tive. Sie bringt die Themen der Chancengleichheit und die Hälft e der Bevölkerung direkt und den Rest indi- Gleichberechtigung in die öff entliche Diskussion. Doch rekt betrifft . Medien können sich auf die konkrete Le- spricht das Frauenvolksbegehren auch diejenigen an, benslage von hunderttausenden Frauen besinnen. Die die am stärksten unter Chancenungleichheit und Dis- Vorzeichen stehen gut: #metoo hat für Sensibilisierung kriminierung leiden? Gelingt es den Aktivist/innen gesorgt und den Weg an die Stamm- und Wickeltische frauen ▯ des Frauenvolksbegehrens, die Relevanz der Themen gefunden. Das Frauenvolksbegehren ist ein solider Ver- politik ▯ medien ▯ Jahresstudie 2017

zu vermitt eln? Immerhin haben die Probleme ja kon- such, Frauenthemen ins Spiel zu bringen. Nach der Un- Mit freundlicher Unterstützung von

krete Auswirkungen auf alle Frauen in Österreich und terschrift für das Volksbegehren liegt es an uns allen,

auch auf viele Männer. Macht das Frauenvolksbegeh- weiter zu diskutieren. Bleiben wir lästig! ren Frauenpolitik vom Randthema zum Kernthema? Das Frauenvolksbegehren hat es geschafft , Themen zu setzen und sich ins Spiel zu bringen. Doch fi nden die Aktivist/innen des Frauenvolksbegehrens den Weg heraus aus ihrer Blase?

Blattlinie Zeitschrift zur Verbreitung von Nachrichten und Meinungen im Bereich der alternativen Kultur, Kultur politik und verwandter Themen. Namentlich gekennzeichnete Artikel müs- sen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Die Offenlegung gemäß § 25 MedienG ist ständig unter → kupf.at/impressum abrufbar Lizenz Die abgedruckten Texte erscheinen (Ausnahmen ausgenommen) unter der Creative Commons-Lizenz CC BY 4.0. Die Texte dürften geteilt und bearbeitet werden, Bedingung ist die Namennsnennung. Erscheinungsweise 4× / Jahr Auflage 4.000 Stk Abo € 18,70 Lektorat Andrea Trawöger Gestaltung Michael Reindl Druck BTS Druckkompetenz GmbH Inseratformate und Preise → kupf.at/medien/zeitung Redaktions- und Anzeigenschluss 18. 05. 2018 Erscheinungstermin 14. 06. 2018 Die KUPFzeitung ist auf 100 % Recyclingpapier gedruckt. Kulturplattform Kulturinitiativen Wir legen selbst fest, wie lange es uns gibt

Valentine Auer ist freie Linz. Zwei große Schreibtische. Drei Personen, die Alles Angebote, die sich durch den Bedarf der Frau- Journalistin und Redakteurin. sich an den Tischen verteilen, in ihre Laptops tip- en* ergaben. Und: Angebote, die das Ziel verfol- Schwerpunkte: Sexualität & pen, schwer beschäftigt sind. «Diese Lust zum Wider- gen, die politische und kulturelle Partizipation von Geschlecht; Migration, Flucht & Inklusion; Kunst & Kultur stand» steht auf einem der vielen Plakate im Raum. Et- Migrant*innen zu fördern, eine kollektive Selbster- was mehr als einen Kilometer weiter: ein nüchterner mächtigung zu schaffen und Herrschaftsstrukturen Empfangsraum, der Gäst*innen mit einem Plakat für kritisch zu hinterfragen. Umgesetzt wird das zum Bei- all jene, «die nicht gesehen werden, die nicht genannt spiel durch Workshops im Rahmen des Jugendprojek- werden, die kein Morgen haben» begrüßt – und damit tes «Strategien gegen Gewalt an Migrant*innen», durch die zapatistische Widerstandsbewegung zitiert. Auch den PreQual-Lehrgang, der Migrant*innen den Zugang hier hört man von allen Seiten stetiges Tippen. zu Gesundheitsberufen erleichtern soll, oder durch die Die Linzer Vereine FIFTITU% und maiz verbindet «gemeinsame Produktion von gegen-hegemonialem nicht nur die widerständige und feministische Hal- Wissen» an der «Universität der Ignorant*innen». tung. Sie sind auch zwei der drei Vereine, denen die Foto: Richard Klawatsch Förderung des oberösterreichischen Frauenreferats FIFTITU%: Sichtbarkeit von Künstler*innen gestrichen wurde und die nun um ihre Basisfinanzie- Empowerment, Teilhabe und Sichtbarkeit. Grundsät- rung kämpfen müssen. ze, die auch zentral in der Arbeit von FIFTITU% sind. Die Vernetzungsplattform für Frauen in Kunst und maiz: Migrantische Selbstermächtigung Kultur feiert heuer ihr 20-jähriges Bestehen. «Mit FIF- 06 Die Gründung der Migrant*innen-Selbstorganisation TITU% wurde eine Vernetzungsstelle erkämpft, die maiz liegt bereits über 20 Jahre zurück. Damals exis- sich die Frage erlaubt, wie Kultur (für uns alle) ablau- tierte keine Organisation von und für Migrant*innen. fen und erscheinen würde, wenn sie von Frauen* ge- Doch genau das wollten die maiz-Gründer*innen: staltet wird», zitiert Oona Valarie Serbest aus einem Unterstützung, die nicht von oben nach unten funk- der Anfangstexte. Serbest ist eine der zwei FIFTITU%- tionieren sollte, erzählt Luzenir Caixeta. Sie ist eine Geschäftsführer*innen. der maiz-Gründer*innen und arbeitet nach wie vor Immer noch blickt der Verein mit einer Art «Watch- im Verein. dog-Funktion» auf die Kunst- und Kulturproduktion in Die anfangs informellen Treffen, um bei Übersetzun- Oberösterreich. Zum Beispiel im Musikbereich: «Wir gen zu helfen oder über das Fremdenrechtspaket zu schauen seit 2000 auf die Bühnen und Häuser in Linz informieren, führten zu einem immer regelmäßigeren und fragen danach, wie es mit Frauen* auf der Bühne Angebot und schließlich zur Vereinsgründung. Mitt- aussieht, was ihre Rollen sind. Und ab dem Zeitpunkt, lerweile gibt es neben der Beratungsstelle fünf weite- ab dem wir hingeschaut und das öffentlich themati- re Bereiche, in denen «maiz» tätig ist: «sex & work», siert haben, begannen auch die Veranstalter*innen ein Bildungs- und Jugendarbeit, Kultur und Forschung. Augenmerk darauf zu legen. Plötzlich war es peinlich, «Die Palette reicht von sogenannten Dienstleistungen wenn ein Festival eine schlechte Frauen*beteiligung über die politische und symbolische Arbeit bis hin zur hat», freut sich Serbest. diskursiven Arbeit in der Forschung», erklärt Luzenir Musik ist dabei nur ein Schwerpunkt von vielen. Die Caixeta. Frage nach der Sichtbarkeit und danach, wer gut

Kurz vor Weihnachten wurde den Vereinen maiz, FIFTITU% und Arge SIE noch vor der Einreichung eines Förder­ antrages mitgeteilt, dass ihnen die Förderung des oberösterreichischen Frauenreferats komplett gestrichen wird. Die Argumentation: Die Vereine würden nicht mehr ins „Kerngeschäft“ des Frauenreferats fallen, da die Zielgruppe jeweils zu spezifisch wäre. Zudem sei es eine Reaktion auf Förderungsstreichungen des Sozial­ ressorts: Dieses hat acht anderen Frauen*beratungsstellen die Förderung gestrichen. Daher wolle das Frauen­ referat den betroffenen Stellen keine weiteren Kürzungen zumuten. Doch: Durch neue Verhandlungen im ­Jänner konnte die 100 %-Streichung des Sozialressorts in eine 10 %-Kürzung umgewandelt werden. Christina Haberlander, Landesrätin des Frauenreferats, ist trotz der geänderten Gegebenheiten nicht bereit, mit maiz, FIFTITU% oder Arge SIE nachzuverhandeln. Kurz vor Druckschluss gab das Gesundheitsressort bekannt, die Förderung von maiz ebenfalls komplett zu streichen. Übrigens: Auch nach mehreren Anfragen von Seiten der KUPF­zeitung stand Frau Haberlander nicht für ein Interview zur Verfügung. Emanzenkolumne von Jelena Gučanin

bezahlte Stellen bekommt und wer nicht, ist in al- len Kunst- und Kulturbereichen zentral. Und auch in den Beratungen von Kulturschaffenden spie- Wider­ len diese Themen eine Rolle. Wenngleich es oft um ganz pragmatische Dinge geht, wie die zweite FIFTITU%-Geschäftsführer*in Jerneja Zavec erzählt: ­Pensions- und Steuerrecht, Stipendien, Projektanträ- worte ge, Künstler*innenversicherung oder Abrechnungen bei Fördergeber*innen sind Themen, die immer wie- der besprochen werden. FIFTITU% und maiz leisten also wichtige Arbeit, die Schau ma mal von anderen Organisationen nicht in diesem Ausmaß und mit diesem gesellschaftskritischen Blick geleistet Was kann ich tun? Eine Frage, die ich mir oft stelle, wenn werden kann. Eine Arbeit, die nun gefährdet ist. Vor es darum geht, politisch aktiv zu werden. Zwischen Nazi­ allem, aber nicht nur, durch die Streichung der Förde- liedern, sexistischen Grauslichkeiten und dem Hinhauen auf rung des oberösterreichischen Frauenreferats. die Schwächsten unserer Gesellschaft fällt es nämlich oft gar Seit Jahren sind die beiden Vereine von Kürzungen be- nicht so leicht, den Mut zu behalten. Solche Ereignisse ma- troffen. Bei maiz zeigt sich das vor allem im Bereich chen traurig, zuweilen wütend und oft auch einfach ratlos. «sex & work», dessen Finanzierung in den letzten Jah- Doch gerade in Zeiten des schwarz-blauen Backlashes und ren von der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich und der unübersehbaren Flut an #metoo-Erzählungen ist es eine dem Gesundheitsministerium gekürzt wurde: «Wir Frage, die sich jeder solidarische Mensch stellen müsste. Oft wurden in den letzten Jahren jedes Jahr ein wenig ge- fehlt es jedoch an den nötigen Ressourcen, den richtigen kürzt. Im Bereich «sex&work» haben wir nur mehr ein Netzwerken und der Energie, große und nachhaltige poli- Drittel von dem Budget, das uns vor zehn Jahren zur tische Projekte umzusetzen. Für viele bleibt dann oft nur: Verfügung stand. Das wurde medial nicht skandalisiert, die Resignation. weil es nicht so plötzlich passierte», so Caixeta. Doch das muss nicht sein. Es gibt nämlich auch die kleinen FIFTITU% wurden bereits im vergangenen Jahr För- Widerstände im Alltag. Die Momente, in denen etwas gesagt derungen vom Kulturressort des Landes gekürzt. Die werden muss, die Tage, an denen Schweigen keine Option Anträge vom Bund (Kultur- und Frauenministerium) ist. Schon gar nicht, wenn eins in einer privilegierten Po- sind derzeit noch offen. Das Frauenministerium kün- sition ist. Witze über Vergewaltigung im FreundInnenkreis digte jedoch schon vor zwei Jahren an, dass sie nicht nicht einfach weglachen, nicht wegschauen bei der rassisti- 07 mehr mit der Förderung rechnen sollten. schen Beschimpfung in der U-Bahn, und nicht zögern, die- sen kleinen, aber wichtigen Gegenkommentar unter einem Auswirkungen der Kürzungen sexistischen Posting zu schreiben – das alles sind Dinge, die Damit wird die Aufrechterhaltung des laufenden Be- recht einfach umzusetzen sind. Und dafür umso gewichti- triebs immer schwieriger. Das zeigt sich auch in der gere Zeichen setzen. Reduzierung von Sach- und Personalkosten: Bei FIF- Denn der politische Rückschritt ist nicht bloß nervig, er ist TITU% konnten 2015 noch zwei Personen für 23 Stun- für viele Menschen, und darunter vor allem Frauen, exis- den sowie eine Mitarbeiter*in auf Geringfügigkeits- tenzbedrohend und brandgefährlich. Bei Armut, Chancen- Basis angestellt werden. Ab März wird nur noch eine ungleichheit, Diskriminierung einfach wegzusehen, weil es Person für 15 Stunden angestellt sein. Caixeta von bequemer ist, ist keine Option. Doch Österreich kann eines maiz geht ab März in Altersteilzeit, um Kosten zu spa- leider besonders gut: vorauseilend gehorsam sein. Lieber ren. Gleichzeitig verkauft maiz Workshops und Vor- wegschauen, als die Gefahr einer Blamage kassieren, lie- träge an die Mehrheitsgesellschaft, um das Budget zu ber schauen, wo man bleibt, anstatt näher hinzusehen. Ge- erhöhen. nau dieses Desinteresse ist jedoch stille Zustimmung. Ist Nichts ändern sollte sich bei maiz für Migrant*innen, der Grund, warum ein diskriminierendes System weiter dis- die Unterstützung brauchen, sagt Caixeta. Denn ge- kriminieren kann. Das sehr österreichische Motto «Schau rade jetzt sei diese notwendig: «Schon ausgegrenz- ma mal, was passiert» hat noch nie Veränderung gebracht. te Gruppen werden noch mehr ausgegrenzt. Das ist Denn passiert ist eigentlich schon genug. ein enormer Widerspruch: Die Menschen bräuchten Genau da fällt jeder Ungehorsam, jede Gegenrede und jeder durch diese Regierung mehr Unterstützung, bekom- persönliche Widerstand umso stärker auf. Denn er löst wei- men aber weniger.» tere, kleine Kettenreaktionen aus, die dieses Land dringen- «Back to the roots» heißt es für FIFTITU%, sollten kei- der braucht denn je. Und weitergehen, nach vorne schauen, ne alternativen Förderquellen gefunden werden. Im laut sein – das ist in solchen Zeiten wohl die beste Strate- schlimmsten Fall wird die Arbeit ohne Büro weiter- gie. Wenn wir die Möglichkeit und die Stimme haben, die geführt und dieses nach drei bis fünf Jahren erneut so viele Menschen nicht haben, dann ist es unsere Pflicht, aufgebaut. Ein Ende des Vereins ist keine Alternati- sie zu nützen. ve, denn «wir lassen nicht eine rassistische und neo- liberale Politik darüber entscheiden, wie lange es uns Jelena Gučanin, geboren 1989 in Jugoslawien, gelandet 1991 in Wien. gibt», zeigt sich Serbest weiterhin kämpferisch, «das Seitdem lernt, staunt und schreibt sie dort — derzeit vor allem Frauen­ wollen wir selbst festlegen.» politisches beim Magazin „Wienerin“. Kulturplattform Kulturinitiativen

FIFTITU% wurden bereits im vergangenen Jahr Gelder aus dem Kulturressort gekürzt. Die Streichung der Förderung des Frauenreferats bedeutet einen Wegfall Die ÖVP und von 20 Prozent des Gesamtbudgets. Das Argument, wieso diese Frauenprojekte nicht mehr gefördert wer- den, war, dass sie nach den «neuen Förderkriterien» nicht mehr zum «Kerngeschäft» gehören würden. Jetzt der Feminis­ scheint niemand zu wissen, was diese neuen Kriterien sind. Wissen Sie mehr? Die Förderkriterien haben sich geändert, da das Land mus Oberösterreich ein Nulldefizit ausgerufen hat und in allen Bereichen eine Deckelung von zehn Prozent ein- gezogen wurde. Die entsprechenden Beratungsstellen Sie ist Leiterin der ÖVP Frauen in Oberösterreich, müssen sich mit den Ausschreibungen beschäftigen. sitzt für die ÖVP im Bundesrat und bezeichnet sich Da muss man kreativ genug sein. Es geht um Leistung, es ist ja kein geschenktes Geld. als Feministin: Doris Schulz. Valentine Auer spricht mit ihr über Frauenpolitik, über Feminismus in der Ich frage nochmal anders und frecher: Es liegt die Ver- ÖVP und über #frauenlandretten. mutung nahe, dass es eine politische Entscheidung war, da sich alle drei Vereine als feministisch verstehen. Hat die ÖVP ein Problem mit dem Feminismus? Nein! Also bitte! Ich bin selber Feministin. Warum soll die ÖVP ein Problem mit dem Feminismus haben? Das ist eine alte Mär und ich kann sie nicht mehr hören. Es gibt genug Feministinnen in der ÖVP.

Interview: Valentine Auer Valentine Auer: Frau Schulz, welche Frauenpolitik ver- Wie definieren Sie Feminismus für sich? treten die ÖVP Frauen in Oberösterreich? Für mich heißt Feministin sein, als Frau zu agieren. Doris Schulz ist Bundesrätin Doris Schulz: Frauenpolitik bedeutet aus unserer Ich unterstütze Frauen ganz bewusst. Wenn ich als und leitet die OÖVP Frauen. Sicht, dass jede Frau ihr Lebensmodell selber wählen Unternehmerin jemanden suche, schaue ich als erstes, 08 kann, dass Frauen selbstermächtigt werden, etwas tun welche Frau das machen kann. Für mich sind Frauen zu können und dass jene, die Unterstützung brauchen, immer der erste Anlaufpunkt, um gemeinsam etwas diese auch bekommen. weiterzubringen – sei es beruflich oder privat.

Zum Thema Unterstützung: Die Förderung der Verei- Ich habe das Gefühl, dass bei der ÖVP Frauen oft in Be- ne maiz, FIFTITU% und Arge SIE wurden vom Frauenre- zug auf Unternehmerinnentum, Karriere und die Ver- ferat komplett gestrichen. Dadurch entstand die Kam- einbarung mit Kindererziehung genannt werden. Ge- pagne #frauenlandretten. Wie stehen Sie dazu? rade prekarisierte Frauen werden vergessen. Foto: Parlamentsdirektion, Ich verstehe nicht, wieso etwas gerettet werden muss. Das Frauenthema ist eine Querschnittsmaterie und Thomas Jantzen Alle drei Vereine beziehen Förderungen aus verschie- muss in allen Punkte mitgedacht werden. Bezüglich denen Töpfen und sie können über das Frauenrefe- Migrantinnen schaue ich zum Beispiel gerade, wie ich Frauenlandesrätin rat Projektförderungen beantragen. Im Verhältnis zu einige Frauen, die viele Kompetenzen haben, in gute Christine Haberlander – anderen Ressorts – ob jetzt auf Landes- oder Bundes- Positionen bekomme. politisch verantwortlich ebene – hat das Frauenreferat ohnehin den geringsten für die Förderung von Frauen – hatte wegen Teil beigesteuert. Aber da geht es wieder um ökonomische Interessen. Es eines Auslandsaufenthalts gibt auch Frauen, die nicht in dieser privilegierten Po- keine Zeit für ein Interview Meines Wissens liegt der maximale Betrag für Projekt- sition sind. mit der KUPFzeitung. förderungen des Frauenressorts bei 8.000 Euro. Damit Wir leben in einem Land, wo jede Frau zu einer Frau- fehlt maiz zum Beispiel immer noch die Basisfinanzie- enberatungsstelle oder auf ein Gemeindeamt gehen rung. Die Vereine wurden teilweise 20 Jahre lang vom kann, wenn sie möchte. Da gibt es nicht nur eine Frauenreferat gefördert und sind natürlich davon aus- Bringschuld, sondern eine Holschuld. gegangen, dass es auch weiterhin so sein wird. Um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, sind Projekt- Da sind wir beim Anfangsthema, dass zum Beispiel förderungen ja nicht gedacht. maiz – die Migrantinnen unterstützen – 20 Prozent Ich weiß, dass FIFTITU% 2016 alleine vom Land Ober- ihrer Basisfinanzierung fehlt. österreich 51.200 Euro bekommen hat, 12.200 davon Ich lebe in Wels und wir haben 40 Prozent Migranten Foto: Land OÖ sind vom Frauenreferat. Die Stadt Linz zahlt das kul- und Migrantinnen. maiz gibt es in Wels nicht und es turelle Jahresprogramm mit 7.500 Euro, das Frauen- funktioniert trotzdem. Ich verstehe, dass der Verein büro der Stadt Linz zahlt 1.600 Euro und das Frauen- mit dem Geld rechnet und das Geld braucht. Aber es ministerium auf Bundesebene 5.000 Euro. Insgesamt gibt darüber hinaus auch vieles, das außerhalb von acht Förderstellen zahlen hier mit. Vereinsarbeit funktioniert. Kulturplattform Kulturinitiativen

3 Fragen an … Maria Pernegger

Maria Pernegger Geschäftsführerin von Media Affairs Foto: Pamela Rußmann

Viele zeigen sich verwundert, dass Christine Haberlan- der die Förderkürzung der Vereine Arge SIE, maiz und FIFTITU% emotionslos kommuniziert. Welches Verhal- ten wird von Frauen in der Politik am ehesten akzeptiert? Eine Politikerin, die sich durch Kritik verunsichert oder gar persönlich betroffen zeigt, wird rasch als kompetenz- los oder ungeeignet für den Job abgestempelt. Gleichzei- tig gibt es Bereiche, wo vor allem von Frauen eine gewis- se Sensibilität und «Gefühl» erwartet werden – etwa im Sozialkontext oder bei Familienfragen. Das sind traditi- onell weibliche Felder, in denen Frauen die fürsorgliche, ausgleichende Rolle besetzen. Dieses Rollenklischee ist

in unserer Gesellschaft fest verankert. Bei Männern wer- Anzeige bezahlte den Selbstsicherheit, Kompromisslosigkeit oder Emo- tionslosigkeit als Zeichen von Kompetenz und Füh- rungsstärke wahrgenommen. Zeigen Frauen solche 09 Verhaltens- und Wesenszüge, dann hat das auf deren Sympathiewerte häufig negative Auswirkungen.

Warum machen gerade konservative Politikerinnen, de- ren Karriere auf die Errungenschaften feministischer Be- wegung fußen, kaum feministische Politik? Selbst die konservativsten Parteien haben bemerkt, dass es mittlerweile auch Frauen in Spitzenpositionen braucht. Vor dem Gesetz sind Männer und Frauen gleichberechtigt, damit sehen viele die Rahmenbedingungen für Chancen- gleichheit bereits durchgesetzt. Wer sich progressiv frau- enpolitisch äußert, wird schnell als zu links abgestempelt. Mit feministischer Politik kann man wenig gewinnen, aber viel verlieren.

Frauenpolitik gilt als Nischenthema. Was können wir da- gegen tun? Frauenpolitische Forderungen wiederholen sich seit Jahrzehnten, einige große Brocken sind unerledigt. Hier macht sich auf politischer und medialer Seite eine ge- wisse Resignation breit. Dass in Politik und Medien über- wiegend Randthemen wie Binnen-I oder die Burkadebat- te Aufmerksamkeit generieren, ist ein weiteres Problem. Viele Frauen fühlen sich von dieser Politik nicht entspre- chend vertreten. Es muss gelingen, frauenpolitische In- halte so zu gestalten, dass Frauen wieder in ihren Lebens- welten abgeholt werden, dabei darf die sozialpolitische Komponente nicht vergessen werden. Derzeit erleben

feministische Bewegungen weltweit ein Revival, das ist Anzeige bezahlte eine Chance, die genützt werden sollte. 10 Stephan Gasser Künstler inLinz. ist freischaffender

Künstlerin: tina hainschwang, Foto: reinhard winkler gfk-ooe.at informationen undreservierungenaufgfk-ooe.at Zum Verschwinden Zum Verschwinden Magazin prograMM out now! Queer cabaret,Vanishing gardenu.v.m. marx-geburtstagsfest, heiligenbilderverzehr, lesungen gegendasVerschwinden, Filmen, mit t martin Pfosser, christophwiesmayr, mit Beiträgenvonclaragallistl,danielaschopf, anja Brandmayr, us(c)hi reiter u.v.m. nebelballett, matineen,Konzertenund Kultur der Frage e Verschwinden. ine

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Die Kürzungen des Landes OÖ werden Realität und treffen viele Fraueninitiativen. Bei den Bundesförderungen werden ebenfalls Einschnitte befürchtet. Wie kann man sich als Verein weiter für Frauen einsetzen, wenn Strukturen nicht mehr finanziert werden? Vier Frauenorganisationen aus dem Umfeld der KUPF erklären, welche neuen Strategien sie als Frauen, Kultur- und Sozialarbeiter/innen verfolgen und was die LeserInnen der KUPFzeitung tun können:

Oona Valarie Serbest Foto: Violetta Wakolbinger Eva-Maria Großmayer-Gurney Foto: privat

FIFTITU%: Wir bleiben queer-feministischer INSEL: Basisfinanzierung einfordern! Watchdog Das Land Oberösterreich hat einen gesell- Bei FIFTITU% sind wir uns sicher, dass wir schaftlichen Auftrag, dem es nachkommen nicht Schwarz-Blau über unsere Existenz ent- muss. Es gehört zu seiner Aufgabe, Instituti- scheiden lassen. Wir werden unsere Struk- onen, die für das Land diesen Auftrag opera- turen anpassen und einen langen Atem brauchen, bis sich die po- tiv durchführen, zu fördern. Hier ist es notwendig, dass wir das Land litischen Verhältnisse wieder ändern. Wenn die Mitwirkung und Oberösterreich solidarisch daran erinnern und die dazugehörige Ba- Solidarisierung der Zivilgesellschaft weiterhin in diesem Ausmaß an- sisfinanzierung auch einfordern. Wir bei der INSEL geben uns 2018 hält, werden wir unsere Rolle als queer-feministischer Watchdog des Zeit, weitere neue begleitende Strategien und Wege zu erforschen. Landes Oberösterreich fortführen. Unterstützt uns durch ehrenamtli- Es ist mehr denn je essentiell, dass wir über die Grenzen hinaus den- che Hilfe, durch Spenden und mit der Kampagne auf frauenlandretten. ken – auf allen Ebenen QUERdenken und mutig Neues zulassen. Helft 11 at.! Unterschreibt das Frauen*volksbegehren, zeigt ethische Empö- uns, indem ihr Solidarität und Widerstand im eigenen Bereich und be- rung und Solidarität! JETZT! Ein strategisches WIR ist angesagt! Ver- reichsübergreifend lebt! Stehen wir gemeinsam für Menschenrechte bünden wir uns! und Selbstbestimmung auf!

Oona Valarie, Serbest Geschäftsführerin von FIFTITU% – Eva-Maria Großmayer-Gurney, Geschäftsführerin und Beraterin Vernetzungsstelle für Frauen* in Kunst und Kultur INSEL, Mädchen- und Frauenzentrum Scharnstein → fiftitu.at → imfz.at

Iris Kästel Foto: Robert Maybach Luzenir Caixeta Foto: Pat Costa

Frauenforum Salzkammergut: maiz: Zynismus? Vernichtungsmanöver? Verbünden wir uns strategisch! Diskriminierun­ g!

Die US-amerikanische Konzeptkünstlerin Bar- Die rassismuskritische und (queer)feministi- bara Kruger bringt es in einem ihrer Werke auf sche Arbeit einer Migrant*innen-Selbstorga- den Punkt: «Gewalt lässt uns vergessen, wer nisation wie maiz ist angesichts der aktuellen wir sind!» Bei einer ihrer Installationen gehen die BesucherInnen über Regierung unerwünschter als zuvor. Seit Jahren sind wir mit einer große Schriftzüge am Boden: «nicht springen», «nicht laut sein». Wäh- zunehmenden Prekarisierung unserer Arbeit und der Lebensbedin- rend die BetrachterInnen lesend darüber laufen, vergessen sie, wer sie gungen von Migrant*innen konfrontiert. Der Bedarf an professionel- sind. Was hat das mit der Frage zu tun? Trotz aller Zerschlagungsten- ler Beratung steigt, doch das Frauenreferat des Landes Oberösterreich denzen, die uns treffen, müssen wir authentisch bleiben. Uns verge- erachtet die Problemlage von Migrant*innen und Sexarbeiter*innen wissern, wer wir sind, was wir begehren. Eine gute Gelegenheit, In- als zu spezifisch, weswegen wir nun keinen Anspruch auf Unterstüt- tersektionalität mit Solidarität zu flankieren und geschlossener zu zung mehr haben sollen. Projektförderung statt Basisfinanzierung, werden. Strukturen gehen vielleicht verloren, die Menschen aber blei- und zwar maximal ein Viertel des vorherigen Betrags, ist das Ange- ben! Verbünden wir uns strategisch – seien wir souverän und zwingen bot. Zynismus? Vernichtungsmanöver? Diskriminierung! Die Zivilge- wir «die Politik», dort hinzuschauen, wo wir schon lange sind! sellschaft ist herausgefordert, ethische Empörung und Solidarität zu zeigen!

Iris Kästel, Luzenir Caixeta, Mitbegründerin* und Mitarbeiterin* von maiz – ­ Geschäftsführerin des Frauenforum Salzkammergut Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen in Oberösterreich. → frauenforum salzkammergut → maiz.at Kulturplattform Kulturinitiativen 6 Ideen, wie du dich fürs Frauen*volksbe– gehren stark machst

Im Sommer 2018 werden Unterschriften für das zweite Frauen*volks­begehren der Republik gesammelt. Das genaue Datum steht noch nicht fest. Die KUPF unterstützt das Frauen*volksbegehren. Wiltrud Hackl und Kathrin Quatember sind Aktivistinnen für das Frauen*volksbegehren in Oberösterreich. Sie haben sechs Vorschläge, wie man sich engagieren kann.

Wiltrud Katherina Hackl , u.a. Fast 21 Jahre nach dem ersten Frauenvolksbegehren 2 … im Kulturverein: Es findet in nächster Zeit eine Text- und Kulturarbeiterin, 1997 sind die Forderungen noch immer aktuell. In An- Vorstands- oder Projektsitzung statt? Ein Konzert? Autorin, Moderatorin, aktuell betracht der politischen Situation in Land und Bund Eine Vernissage? Eine Lesung? Es gibt Zeit und Raum, Geschäftsführerin oö. Gesell- schaft für Kulturpolitik und dem Versuch, durch Rückschritte etwa bei der um zum Unterschreiben aufzurufen? Materialien auf- → wiltrudhackl.com Kinderbetreuung – Stichwort kostenpflichtige Nach- zulegen? Das Frauen*volksbegehren sichtbar zu ma- 12 mittagsbetreuung und fehlender Rechtsanspruch – chen? Nutzen. kommt dieses Volksbegehren genau richtig. Unter den Unterstützer*innen finden sich unzählige Kunst- 3 … mediale Öffentlichkeit: Wesentliches Beteiligungs- und Kulturarbeiter*innen. Und es ist eine Grassroots- feld sind die Social Media Plattformen. Bereits wäh- bewegung. In allen Bundesländern haben sich Initiati- rend des Monats für die Unterstützungserklärungen ven gegründet: Frauen* und Männer* aus NGOs, Kultur, wurde öffentlich Druck aufgebaut. Auch hier und vor Kunst, Politik und Privatpersonen. Die Menschen lau- allem durch Menschen, die im Sinne und der Program- fen, agieren, rufen, reden. Und machen die Notwen- matik des Frauen*volksbegehrens argumentierten und digkeit dieses Volksbegehrens sichtbar. Informationen zu den Forderungen und den Möglich- Foto: Reinhard Winkler Ob Frauen*volksbegehren-Stammtische in den Ge- keiten der Unterzeichnung weitergaben. meinden, Diskursveranstaltungen, Filmabende, Foto- aktionen, Aktionistas*-Treffen in den Bundesländern, 4 … kreatives Sichtbarmachen und Sensibilisierung: Kathrin Quatember, Histo- Koordinationsgruppen und Social Media Kampagnen, Die Öffentlichkeiten und Halböffentlichkeiten, die rikerin, Bildungsarbeiterin dem Start des Monats der Unterstützungserklärungen Kulturschaffende durch ihre Arbeit bedienen und er- und Bloggerin, aktuell am 12. Februar ging Netzwerkbildung voraus. Auch in reichen, sind solidarischer als andere. Das Sichtbar- Projektmitarbeiterin­ oö. Gesellschaft für Kultur- Oberösterreich sind Aktionistas* aktiv. Beteiligung ist machen von Künstler*innen, das Zurverfügungstellen politik ausdrücklich erwünscht! Doch was tun? Und wie? von Raum und Ressourcen und die Thematisierung → fireredfriederike.com Um und Auf ist vor allem eines: Öffentlichkeit! von Geschlecht und Ungleichheit sind essentiell. Nur, wer sich der Ungleichheit bewusst ist, kann die Auf- 1 … im eigenen Umfeld: Jede einzelne Stimme ist un- hebung selbiger unterstützen. verzichtbar. Das direkte Umfeld – seien es Familie, Freund*innen oder Kolleg*innen – kennen wir am 5 … über die eigenen Grenzen denken: Die Erkenntnis, besten. Wir wissen, wie sie ticken. Wie und wo man dass hier ganz unterschiedliche Frauen und Männer einhaken kann, um sie zur Unterstützung zu motivie- aus ganz unterschiedlichen beruflichen und gesell- ren. Hier ist es wohl am einfachsten, auch intergene- schaftspolitischen Ecken zusammenkommen und rationell Zugang zu finden. Ruft Nichten & Neffen an, sich vernetzen, ist wertvoll. Nein, wir müssen das, Eltern, Opas und Omas und vergesst nicht auf Cou- was andere tun und denken nicht hundertprozen- Foto: privat sinen und Cousins. Ihr werdet überrascht sein, wel- tig mögen, lieben und herzen, solange wir uns wert- che positiven Feedbacks ihr bekommt. Ein einfaches schätzen und gesellschaftspolitisch gemeinsam etwas «Hey, es gibt was zu tun, wir brauchen dich!», reicht umsetzen und erreichen wollen. Und das riecht rich- oft. tig gut nach Demokratie und Vielfalt! 6 …Kritik kreativbegegnen: vilgesellschaftliches Engagement und umso wichtiger

wichtig, ein paar Zahlen, Daten, Fakten parat zuha- Kebekusschauen! /Pussyterror Form der Gewalt aufzutreten. Deshalb: Egal wie ihr’s Es ist einlanger Weg ineinegerechte Gesellschaft Kulturarbeiter*innen können mitKummer undRück hinaus etlicheTexte, Theaterstücke oderLiederund bauung, falls Mut und Zuversicht schwinden: Carolin baut» etc. dagegen halten. Sondern es gibt darüber bleiben», «Frauen undMännersindhaltanders ge- ben, mitdenenMenschen begegnet wird, diemitSät und bleibtwiderständig! und die Hindernisse sind aktuell eher wieder dich- tet ist undinderes selbstverständlich ist, gegen jede ten, wieVernetzung undZusammenarbeit geht. Und ter gestreut. Umso wichtiger sindVolksbegehren wie macht, engagiert euch,seidfreundlich zueinander auch, was fehlt, umeineGesellschaft zuetablieren, in sind Initiativen wieKulturvereine gerade indenRegi- selbst einenRabeneltern-Contest aus. Und zurEr- zen wie «Männer und Frauen verdienen doch längst schlägen ganz gut umgehen –wirwaren niewirklich es keine Altersarmut gibt,inderSchutz gewährleis- der Arbeit und Macht gerecht verteilt werden, in der onen. Denn dort wissen Aktivist*innen seit Jahrzehn- das Frauen*volksbegehren 2.0,umsowichtiger ist zi- etc. diebehilflich sein können. Oderihrschreibt mal das gleiche»oder:«Mütter sollenbeidenKindern everybody’s Deshalb ist es nicht darling,oder? nur ganz wunderbare Kabarettist*innen, Sänger*innen noch keine gibt, bitte gründen. bitte gibt, keine noch und Initiativen gibt­ viele es Mittlerweile life: real In zuvolksbegehren) finden. und twitter auf auch 2.0 ist F*VB Das beitreten. Frauen*Volksbegehren OÖ ­Aktionistas oder der Gruppe @frauenvolksbegehren Auf Facebook: [email protected] www.frauenvolksbegehren.at und Kontakt aufnehmen: Wie undwo aktivwerden Instagram /

(→ oder Stammtische – wo es es –wo Stammtische oder

instagram.com/frauen VieleKünstler*innen und (@frauenvb) (@frauenvb) regionale regionale ­ - -

bezahlte Anzeige Mala Herba «Sounds Queer?»wichtige Grundlagenarbeit inSachen → Kabinett Ex It is a tribute to my mom, my grandmothers, and our Die in Wien ansässige Synthpunkerin Zosia Hołubow­ Hołubowska hat unter dem nom de guerre Mala Herba bum isaherbal spellto empower allnon-binary, queer, femme folks. You witches, sluts, andtrouble-makers. fame, was unshiersicherauch nochmalgesondert be- Sichtbarmachung undVernetzung von queer_feminis- tischen elektronischen Musikerinnen* geleistet. Zosia most of all about persisting surviving, and growing like ring your body and sexuality, learning to be on your powerful female ancestors. Thespellsare about explo- nen, wenn’s keine mehrgibt: mittlerweile alssehrschicke Kassette auf Tape-O-Mat nicht nur mitihrer Workshop- undPerformancereihe a wildweed.» Produziert von Jasmin Rilke (of Aivery auch ein beeindruckendes Debut aufgenommen, das schäftigen wird). Jetzt kaufen undnicht nachher wei- ska hat alskültürgemma-Stipendiatin* imletzten Jahr own, blooming,brewing, resting, mourningbut crying, erhältlich ist. IndenWorten derKünstlerin: «Thisal-

malaherba.bandcamp.com Musikkolumne von Ana Threat Ana von Musikkolumne 13 Kulturpolitik Kindergartengebühr frisst „Familienbonus“

Wie schwarz-blaue Familien­ politik manche Familien­ ­begünstigt, statt flexible Kindergartenöffnungs­zeiten für alle zu ermöglichen.

Mit der schwarz-blauen Landes- und Bundesregie- der unter 18-Jährigen wird also gar nicht oder nur Klaus Baumgartner ist rung fließt wieder verstärkt ein rechts-konservatives wenig durch den Bonus profitieren. Für die schwarz- wissenschaftlicher­ Mit­ Familien- und Frauenbild in die (ober-)österreichische blaue Regierung sind die Zukunftschancen der Kin- arbeiter am Marie Jahoda – Politik ein. Zwar wird das im Jahr 2018 nicht mehr so der also eine rein private Aufgabe: Pech gehabt, wenn Otto Bauer Institut in Linz. offen dargelegt wie früher, doch die geplanten Maß- deine Eltern wenig verdienen. nahmen bevorzugen ganz klar die Konstellation Va- ter-Mutter-Kind, mit tradiertem Bild einer Mutter, die Schlusslicht für die Reproduktionstätigkeiten zuständig ist und ei- Die Kindergartengebühr für die Nachmittagsbetreu- 14 nem Vater, der das Geld nach Hause bringt. Maßnah- ung in Oberösterreich hat die gleichen ideologischen men wie der «Familienbonus» oder die Einführung Wurzeln. Seit Februar kostet es Eltern 42 bis 110 Euro von Kindergartengebühren setzen Frauen – vor allem pro Monat, wenn ihre Kinder auch nach 13 Uhr am jene mit unkonventionellen Erwerbsbiografien – wei- Nachmittag betreut werden. Das hat vor allem für ter unter Druck. Gerade unter Kulturarbeiterinnen Frauen negative Konsequenzen, da sie nach wie vor Foto: privat gibt es viele, die für ein geringes Gehalt Teilzeit oder den Großteil der reproduktiven, unbezahlten Ar- als (Schein-) Selbstständige arbeiten müssen. Die Ten- beit erledigen. Betroffene müssen sich also entschei- denz ist hier klar steigend. den, für den Kindergarten zu zahlen, die Betreuung im privaten Umfeld zu organisieren oder von Voll- in Leuchtturm Teilzeit zu wechseln. Schon heute arbeitet über die Aber first things first. Für die schwarz-blaue Regierung Hälfte der Frauen in Oberösterreich Teilzeit (51,2 Pro- ist der sogenannte «Familienbonus» ein Leuchtturm- zent). Ein Grund dafür ist der eklatante Mangel an projekt. In einem der ersten Ministerräte nach der An- Kindergartenplätzen mit flexiblen Öffnungszeiten. gelobung wurde das Vorhaben verabschiedet und als Zum Vergleich: In Wien – Spitzenreiter bei Anzahl «größte Entlastung der Familien in der Geschichte Ös- und Öffnungszeiten der Kindergartenplätze – liegt terreichs» gefeiert. Blickt man jedoch auf die Zahlen die Teilzeitquote von Frauen bei 40,9 Prozent. Das und die dahinter liegenden Lebensrealitäten zeigt sich hat natürlich immense Auswirkungen auf das Ein- schnell, dass zwischen den präsentierten und den tat- kommen der Frauen: In Wien liegt der Einkommens- sächlichen Auswirkungen ein krasser Gegensatz be- unterschied bei immer noch zu hohen 21 Prozent, in steht. Ab 1.1.2019 soll der Bonus von 1.500 Euro pro Oberösterreich, dem bundesweiten Schlusslicht, bei Kind und Jahr ab einem Monatseinkommen von 1.700 über 31 Prozent. Euro brutto voll ausgeschöpft werden können und die Eigentlich sollte Gegenteiliges der Fall sein: Stün- Steuerlast entsprechend reduzieren. de ökonomische Nachhaltigkeit auf der politischen Österreichweit verdienen 200.000 Frauen unter 1.500 Agenda von Schwarz und Blau in Oberösterreich, Euro brutto im Monat, davon 60.000 Alleinerzie- müssten sie in den Ausbau von Betreuungs- und Bil- herinnen, die durch den «Familienbonus» bloß 250 dungsangeboten setzen. Zum einen sind im Schulbe- Euro Steuergutschrift erhalten. Der «Familienbonus» reich Investitionen von einer halben Milliarde nötig, ist also eine Umverteilung von Menschen mit niedri- denn jede 3. oö. Schule ist sanierungsbedürftig. Zum gen Einkommen hin zu Gut- und Bestverdienenden. anderen bringen laut einer Berechnung der JKU für Damit wird auch klar: Kinder sind in dieser Denkwei- Wirtschafts- und Arbeiterkammer Investitionen in se nicht gleich viel wert, denn ein wesentlicher Teil den Kindergarten einen Kosten-Nutzen Faktor von pretty? dirty? Sexkolumne von Entdecker*innen

1:30. Jeder investierte Euro kommt somit direkt bzw. indirekt 30 mal ins Landesbudget zurück. Investitio- Kommt es nen im Bildungsbereich sind also nicht nur aus einer gesellschaftspolitischen Dimension von großem öf- auf mich an? fentlichem Interesse, sondern auch volkswirtschaft- lich sinnvoll. Mein Knie berührt die Wange meiner Partnerin, dann Schlusslicht frisst Leuchtturm massiert ihre Brust meine Kniekehle. Ich be­suche ei- In Oberösterreich konterkarieren sich die beiden nen für FLTI* offenen Erotikworkshop und arbeite Maßnahmen­ «Familienbonus» und Kindergartenge- daran, meinen Körper zu akzeptieren, mich abzu- bühr. Das Geld, das durch den Familienbonus in die grenzen und «Nein sagen» zu üben. Die Leiter*innen Taschen der Familien kommt, wird durch die Kinder­ kommen aus Spanien, wo sich eine ­Zusammenarbeit gartengebühr wieder weggenommen. Hier drei Bei- von queeren und Behinderten-Aktivist*innen eta- spiele von Kulturschaffenden aus dem Umfeld der bliert hat. Die Hälfte der Plätze im Workshop wäre Redaktion. Zahlen und Wohnort wurden geringfügig für Menschen mit Beeinträchtigung reserviert gewe- geändert. sen, leider war die Gruppe in dieser Hinsicht jedoch fast homogen. Gemeinsam deuten wir Körperteile Familie A. Ein Elternteil arbeitet für einen kleineren um und verändern – mit Objekten – unsere Körper Kunstbetrieb und verdient 1.300 Euro, der andere El- und unsere Wahrnehmung. Zu ­Beginn bauen wir Dy- ternteil arbeitet für eine große Institution und ver- namik und Vertrauen mit Übungen auf, die in jedem dient 2.400 Euro. Familie A hat ein Kind und liegt Teambuilding-Programm zu finden sein sollten. Am mit einem Gesamteinkommen von 3.700 Euro brut- Ende ziehen wir uns gegenseitig aus. Jederzeit ist es to im oberösterreichischen Median. Durch den «Fa- erwünscht, ein «Stop!» zu kommunizieren – mit den milienbonus» erhält Familie A 1.500 Euro im Jahr. Da Augen, der Stimme, dem Körper – und anzunehmen. sie aber in einer Gemeinde lebt, in der die maximalen Workshops machen gesellschaftliche Strukturen er- Kindergartengebühren anfallen, muss sie jährlich da- fahrbar und helfen mir, klar zu kommen. für 1.320 Euro ausgeben. Vom «Familienbonus» blei- ben somit 180 Euro, oder 15 Euro monatlich. Crip Chronicles Fieberträume von Eva Egermann Familie B. Beide Elternteile arbeiten für kleinere Kunstbetriebe und Spielstätten. Sie kommen so ge- 15 meinsam auf ein monatliches Einkommen von 3.150 Oh du mein behin­ Euro brutto. Elternteil 1 verdient 1.750 Euro, Eltern- teil 2 1.400 Euro. Familie B kann sich durch den «Fa- dertes Österreich! milienbonus» (dieser berechnet sich auf Basis des höheren Einkommens) über 1.500 Euro mehr im Jahr freuen. Familie B hat zwei Kinder, eines davon noch «Oh du mein behinderndes Österreich!» hieß ein 1999 im Kindergartenalter, eines ist schon erwachsen. In erschienener Band über die Behindertenrechtsbewe- der Gemeinde, in der die KulturarbeiterInnenfamilie gung in Österreich. Die Legasthenikerin, die ich bin, lebt, fallen für die Nachmittagsbetreuung die durch- las «Oh du mein behindertes Österreich!» – und war schnittlichen Gebühren von 76 Euro im Monat, sprich begeistert. Die Umdichtung des historischen Marsch- 912 Euro jährlich an. Familie B hat abzüglich der Aus- musiktitels symbolisierte für mich einen Gegenpol gaben für den Kindergarten somit einen Bonus von zur neoliberalen Form von heimatverbundenem Vi- 588 Euro pro Jahr. talismus. Woran ich dabei auch denken muss: kulturelle Großar- Familie C. Die Kulturschaffende ist Alleinerzieherin tigkeiten, die Töchter_*Söhne hervorgebracht haben und kommt durch ihre Arbeit auf ein Einkommen – von Qualtingers «Krüppellied» bis zur Linzer Hard- von rund 1.200 Euro brutto. Sie bekommt dadurch core-Band Krüppelschlag, von Sigi Maron bis zum jährlich 250 Euro als Steuergutschrift. Auf Grund ih- Rap-Duo Okma & Relups. An Behindertenrechts-Insti- rer Arbeitszeiten ist sie für ihr 4-jähriges Kind auf die tutionen wie Selbstbestimmt Leben Österreich, Freak Kinderbetreuung angewiesen. Sie lebt in einer Ge- Radio oder das bidok-Archiv; die oberösterreichische meinde, die mit 42 Euro monatlich den niedrigsten Gedenkstätte Schloss Hartheim. Und natürlich an jün- Tarif vorschreibt. Kulturschaffende C hat dadurch gere Initiativen wie Dis_ability Mad Pride , PRO Mehrkosten von 246 Euro jährlich. 21 oder Danceability . Liste unvollständig. Demnächst an dieser Stelle mehr aus dem behinder- Gerade in Zeiten in denen Erwerbsbiografien immer ten Kulturland. 20 Jahre nach Erscheinen besagter unkonventioneller werden, sind Investitionen in Rah- Publikation wäre jedenfalls eine neuerliche Bestands- menbedingungen somit sinnvoller als Steuererleich- aufnahme des hiesigen Behindertenrechtsaktivismus terungen für SpitzenverdienerInnen. Die Logik der angebracht, begleitet von passender Marschmusik, schwarz-blauen Familienpolitik scheint aber: Wer versteht sich. Interessierte Volksmusiker_*innen bitte weniger verdient, soll in Zukunft mehr bezahlen. melden. Chiffre: Oh du mein behindertes Österreich! Einen aktuellen Hier wird auch die Veranstaltungs- Barrierefreiheit der kalender mit einzelnen Häuser allen Terminen der angezeigt. Termine KUPF-Mitglieds- initiativen finden April — Mai 2018 sich unter → kupf.at

Aus- Sonntag, 1. April Freitag, 13. April Donnerstag, 19. April Freitag, 27. April schreibungen Konzert: Natura Morta Kino: Entwicklungspolitische Filmtage Kabarett: Lukas Resetarits Konzert: Elliott Sharp’s Fourth Blood 20:00 | Jazzatelier Ulrichsberg (DR Kongo) 20:00 | ALFA Laakirchen Moon ft. Eric Mingus und Preise → jazzatelier.at 18:00 | Kino Freistadt Papiermachermuseum Laakirchen 20:00 | Alter Schl8hof Wels Kukuroots Gramastetten → papierwelten.co.at Waschaecht Wels Easter Mega Dance feat. DJ Functionist → filmtagelinz.kukuroots.at → waschaecht.at 21:00 | Röda Steyr Konzert: Indoctrinate, Boycot the Soroptimist Künstlerinnenpreis → roeda.at Tabakfabrik Poetry Slam ­Baptists, Leslie Act Thriller Konzert: Melody Current Vier Linzer Soroptimistinnen-Clubs 20:00 | Tabakfabrik Linz 22:00 | KAPU Linz 20:00 | Ateliergemeinschaft Schlot, Linz vergeben 2018 Kunstpreise zur För- Post Skriptum Linz → kapu.or.at → schlot.info derung junger Künstlerinnen sowie Mittwoch, 4. April → postskriptum.at Kunst­studentinnen. Eingereicht wer- Konzert: Viktor Gernot & His Best den sollen Arbeiten aus der bildenden Konzert: The Hendrix Side of the Blues Kabarett: Stermann & Grissemann Freitag, 20. April Friends Kunst. Hauptpreis­ € 7.000,– zwei Aner- 19:30 | Ateliers Kunstverein NH10 20:00 | KIKAS Aigen-Schlägl 20:00 | ALFA Laakirchen kennungspreise je € 3.500.– Teilnahme­ NH10 Linz → kikas.at Figurentheater: Der Maulwurf Papiermachermuseum Laakirchen berechtigt sind in Oberösterreich gebo- → enhazehn.at 16:00 | OKH Vöcklabruck → papierwelten.co.at rene oder mindestens seit zwei Jahren Konzert: Mario Rom’s Interzone → okh.or.at in Oberösterreich dauerhaft lebende Kino: International Ocean Filmtour 20:30 | Musikschule Raab Konzert: The Godfathers Künstlerinnen bis zum vollendeten 35. 20:00 | ALFA Laakirchen KunstKultur Raab Konzert: 5/8erl in Ehr’n 20:30 | Kino Ebensee Lebensjahr. Das monatliche Nettoein- Papiermachermuseum Laakirchen → kkraab.com 20:00 | Braunau → kino-ebensee.at kommen darf € 910,– (je Kind erhöht es → papierwelten.co.at → gugg.at sich um € 140,32) nicht überschreiten. Konzert: Mahlstrom, Boden, Pettersson Konzert: Nine Eleven, Geraniüm, Einreichen: bis 28. April 2018 22:00 | KAPU Linz Lesebühne: Elias Hirschl Potence → linz1.soroptimist.at Donnerstag, 5. April → kapu.or.at 20:00 | Salonschiff Fräulein Florentine Linz 22:00 | KAPU Linz Original Linzer Worte Linz → kapu.or.at Projekte von und für Mädchen Ausstellung: Christine Wawrinek → linzerworte.blogspot.co.at und junge Frauen „Multiples“ Samstag, 14. April Die Hil-Foundation unterstützt und 20:00 | Galerie 20gerHaus Ried i. I. Kino: Space Opera Samstag, 28. April ­kooperiert mit Projekten, die ­Mädchen → 20gerhaus.at Kino: Entwicklungspolitische Filmtage 20:00 | KAPU Linz stark machen und dazu beitragen, (DR Kongo) → kapu.or.at Konzert: Kaleidophon dass Mädchen und Frauen frei von Ge- Konzert: Les Brünettes 19:00 | Adler Kino, Haslach a. d. M. 18:00 | Jazzatelier Ulrichsberg walt leben sowie in der Gesellschaft 20:00 | Kultur im GUGG Braunau Kukuroots Gramastetten Konzert: Krautschädl → jazzatelier.at ­mitentscheiden können. Gemeinnützige → gugg.at → filmtagelinz.kukuroots.at 21:00 | Röda Steyr Organisa­tionen können Projekte einrei- → roeda.at Musik: Julia Siedl & Jyotsna Srikanth chen, die von Frauen geleitet werden. HipHop: Lord Finesse (Ditc) & Konzert: Cobario 20:00 | AKKU Steyr Start der Projekte frühstens am 1. Jän- DJ Boogie Blind (X-Ecutioners) 19:30 | Josef Heiml Halle, Kronstorf → akku-steyr.com ner 2019. 22:00 | KAPU Linz Medio2 Kronstorf Samstag, 21. April Einreichen: bis 31. Juli 2018 → kapu.or.at → medio2.at Konzert: The Godfathers, Youngdozer → hil-foundation.org Konzert: Folkshilfe 21:00 | Röda Steyr Konzert: Achronon 20:00 | OKH Vöcklabruck → roeda.at Mädchenbeirat Freitag, 6. April 20:00 | Ateliergemeinschaft Schlot, Linz → okh.or.at Eine Gruppe von zehn unterschiedlichen → schlot.info Mädchen und jungen Frauen, zwischen Konzert: Guts Pie Earshot Konzert: M. Holzmann & E. Haimer Sonntag, 29. April 14 und 25 Jahren alt, aus ganz Öster- 21:00 | Röda Steyr Konzert: Gerald Gradwohl Group 20:00 | Salzhof Freistadt reich verbringt ein Wochenende im Sep- → roeda.at 20:00 | Zuckerfabrik Enns Local Bühne Freistadt Konzert: Kaleidophon tember gemeinsam und wählt die besten ZeitKultUr Enns → local-buehne.at 15:00 | Jazzatelier Ulrichsberg Ideen für neue Mädchenprojekte (siehe Konzert: Soviet Soviet, Dazed Pilots → zuckerfabrik.at → jazzatelier.at oben) aus. Rede mit, bring dich ein, ent- 22:00 | KAPU Linz Konzert: Ensemble Kontraklang scheide bei einem spaßigen Wochenende → kapu.or.at Konzert: Egotronic 20:00 | Kultur im GUGG Braunau Tanz: 10 Jahre RedSapata in Wels. Du erlebst, wie man in einem 20:00 | Alter Schl8hof Wels → gugg.at 18:00 | RedSapata, Linz Gruppenprozess gemeinsam Entschei- Waschaecht Wels → redsapata.com dungen trifft und lernst, wie du deine Samstag, 7. April → waschaecht.at Stepptanz & Konzert: Newberry & Verch Meinung und Interessen gut argumentie- 20:00 | AKKU Steyr ren und in der Gruppe vertreten kannst. Kabarett: Blözinger Welser Poetry Slam → akku-steyr.com Mittwoch, 2. Mai Dazu kommt Freizeitspaß, für dich ent- 20:00 | KIKAS Aigen-Schlägl 20:00 | Medien Kultur Haus Wels stehen keine Kosten. → kikas.at Post Skriptum Konzert: Krautschädl Musik: Jörg Leichtfrieds ESJA plus Bewerben: bis 31. Juli 2018 → postskriptum.at 21:00 | KIKAS Aigen-Schlägl Klaus Dickbauer → hil-foundation.org Kabarett: Bernd Kohlhepp → kikas.at 20:00 | Strandgut, Linz 20:00 | Kultur im GUGG Braunau Konzert: The Grizzled Mighty → facebook.com/vereinstrandgut Startstipendium und Auslands­ → gugg.at 20:30 | Kino Ebensee stipendium Kulturmanagement → kino-ebensee.at Mittwoch, 25. April Das Bundeskanzleramt schreibt auch Musik: M. Holzmann & E. Haimer Donnerstag, 3. Mai heuer wieder Start-Stipendien für Kultur­ 20:30 | Warschenhofergut Gallneukirchen Konzert: The Madfred Music Club Lesung: Karin Peschka management aus. Sie dienen der Er- Gallnsteine Gallneukirchen 21:00 | Röda Steyr 19:30 | Alter Schl8hof Wels Lesung: Andrea Nagele weiterung der Kompetenzen und Hand- → gallnsteine.at → roeda.at Waschaecht Wels 19:30 | ALFA Laakirchen lungsräume von jungen Kulturmanager/ → waschaecht.at Papiermachermuseum Laakirchen innen durch Weiterbildung in einem Konzert: Stoner Night Party: Nostalgia Millenium → papierwelten.co.at ­österreichischen Kulturzentrum. Die 20:30 | Zuckerfabrik Enns 22:00 | KAPU Linz Laufzeit beträgt maximal 6 Monate. Do- ZeitKultUr Enns → kapu.or.at Donnerstag, 26. April Kabarett: Christoph & Lollo tiert sind die Startstipendien mit € 1.300. → zuckerfabrik.at 19:30 | Gasthaus Rahofer Kronstorf Das Vorhaben muss 2018 begonnen wer- Symposion: Bots or Not Bots? Medio2 Kronstorf den. Frühester Antrittstermin ist der Konzert: The Loranes, High Brian, The Mittwoch, 18. April 15:30 | JKU Linz → medio2.at 1. Juli 2018. Alleinerziehende erhalten Vampyes Kulturinstitut an der JKU Linz einen um den Betrag von 200 Euro per 22:00 | KAPU Linz Kino: Welcome to Norway → kulturinstitut.jku.at Monat erhöhten Stipendienbetrag. → kapu.or.at 19:00 | Zuckerfabrik Enns Freitag, 4. Mai Einreichen: bis 31. März / 15. April 2018 ZeitKultUr Enns Pflanzentausch → kunstkultur.bka.gv.at → zuckerfabrik.at 16:00 | Röda Steyr Konzert: 5/8erl in Ehr’n Donnerstag, 12. April → roeda.at 20:00 | Zuckerfabrik Enns Tag und Nacht Lesung: Markus Binder ZeitKultUr Enns Die 44er Galerie der KUVA Leonding­ Kino: Entwicklungspolitische Filmtage 20:00 | Kino Ebensee Lesung: Ingrid Brodnig „Lügen im Netz“ → zuckerfabrik.at lädt zu einer Gemeinschaftsaus­ (DR Kongo) → kino-ebensee.at 19:00 | Zuckerfabrik Enns stellung zum Thema „Tag und Nacht“, 18:45 | Gramaphon Gramastetten ZeitKultUr Enns Konzert: FAT – Fabulous Austrian Trio die von 29.09. bis 18.11.2018 statt­­ Kukuroots Gramastetten Konzert: Bell Witch, Aerial Ruin → zuckerfabrik.at 20:30 | Musikschule Raab finden wird. Gewünscht sind Einrei- → filmtagelinz.kukuroots.at 22:00 | KAPU Linz KunstKultur Raab chungen von Einzelkünstler*innen, → kapu.or.at Kabarett: Gery Seidl → kkraab.com ­Kollektiven und Arbeitsgemeinschaf- Performance: Woven Heads – V. 1.0 SILK 20:00 | Salzhof Freistadt ten, bevorzugt von Absolvent*innen 20:00 | Posthof Linz Local Bühne Freistadt und Student*innen künstlerischer SILK Fluegge Linz Donnerstag, 19. April → local-buehne.at Samstag, 5. Mai Hochschulen und Kunstuniversitäten. → silk.at Aber auch Autodidakt*innen, die über Kino: Mein ziemlich kleiner Freund Konzert: Mala Herba Kabarett: Gerd Dudenhöffer Jahre an Themen arbeiten und gearbei- Konzert: Kieran Goss with Special Guest 19:30 | Gramaphon Gramastetten 21:00 | KAPU Linz 20:00 | Kultur im GUGG Braunau tet haben, sind herzlich zur Teilnahme Annie Kinsella Kukuroots Gramastetten → kapu.or.at → gugg.at ­eingeladen. Es sind alle Formen künst­ 20:00 | ALFA Laakirchen → kukuroots.at lerischen Ausdrucks willkommen. Die Papiermachermuseum Laakirchen Lesung & Jazz: R. Habringer & What’s up gezeigten Arbeiten können provisionsfrei → papierwelten.co.at Lesung: Stefanie Sargnagel Freitag, 27. April 20:00 | Musikhaus Walding verkauft werden. 20:00 | Röda Steyr KUIWA Walding Einreichen: bis 8. April 2018 Lesung: Nava Ebrahimi → roeda.at Konzert: Kaleidophon → kuiwa.at → kuva.at 20:00 | OKH Vöcklabruck 19:00 | Jazzatelier Ulrichsberg 4840 kulturakzente → jazzatelier.at Konzert: Oysterband → kulturakzente4840.org 20:30 | Kino Ebensee → kino-ebensee.at 18 LINZ JUNI 2018 02. 31. MAI– STREAM-FESTIVAL.AT FREIER EINTRITT public openspaces

Ines Doujak, Masterless Voices , Ausstellungsansicht, Bunkier Sztuki Gallery of Contemporary Art in Krakau, 2017, Foto (Detail): Studio FilmLOVE www 19. Mai2018,Linz Konferenz zuMedien,Kultur&Demokratie SALE DOUJAK INES 2.2.–21.5.2018 .mediana.at

bezahlte Anzeige bezahlte Anzeige Kulturpolitik Ein medienpolitisches­ Symposium in Linz

Am 18. und 19. Mai diskutieren der KUPF: Die mediana thematisiert den Public Service- Fanja Haybach ist Open Commons Kongress und die Auftrag von Medien. Was bedeutet das und warum ist Organisatorin der das Thema gerade jetzt so aktuell? diesjährigen mediana ­Medienkonferenz #mediana18 in und in kultur- und stadt- Fanja Haybach: Die Medienlandschaft verändert sich. politischen Kontexten Linz gemeinsam über Medienpo­ Traditionelle Leitmedien verlieren an Bedeutung, Al- aktiv. Ihre Tätigkeiten litik. Die Organisatorinnen Fanja­ gorithmen und kommerzielle Interessen haben im- bewegen sich rund um mer mehr Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse. die Themen (Handlungs) Haybach und Magdalena Reiter im Gleichzeitig wird der öffentlich-rechtliche Sektor Raum und Selbstorga- nisation. Gespräch.­ aktuell europaweit in Frage gestellt. Wir diskutieren den Public-Service-Auftrag der Medienlandschaft als Ganzes: Was können und sollen die drei Sektoren – KUPF: Der Titel des gemeinsamen Symposiums der öffentlich-rechtliche, der privat-kommerzielle ­lautet „Vom demokratischen Auftrag medialen und der dritte Sektor der freien Community-Medien ­Diskurses“. Was ist darunter zu verstehen? – zur politischen Meinungsbildung beitragen? Magdalena Reiter: Beide Tage beschäftigen sich da- mit, wie wir mit unseren aktuellen Medien unse- KUPF: Welche Rolle können die Freien Medien re Demokratie, die ja nicht mehr als selbstverständ- spiele­ n? lich wahrgenommen wird, stabilisieren und kräftigen Fanja Haybach: Die Freien Medien betreiben mit dem Foto: Sara Zlanabitnig können. Der erste Tag widmet sich hauptsächlich un- CBA (Cultural Broadcasting Archive) eine der ältes- seren Wissensarchiven – seien es die Wikipedia, Bib- ten Mediatheken Österreichs, bieten Menschen und Magdalena Reiter 19 liotheken, Mediatheken oder andere. Der zweite Tag Themen eine Plattform, die medial weithin unterre- ist Leiterin der Open beschäftigt sich mit unserer journalistischen Medien- präsentiert sind und vermitteln durch Aus- und Wei- Commons Linz, einer Initiative der Stadt Linz, landschaft. terbildung Medienkompetenz. Damit leisten sie einen die sich für Zugang zum Fanja Haybach: Durch Digitalisierung, neue Plattfor- wichtigen Beitrag zur Medienvielfalt und zur politi- Netz und Stärkung der men und neue Medien sind zunehmend auch netz- schen Willens- und Meinungsbildung. digitalen Kompeten- politische Fragen Teil der medienpolitischen Regulie- zen von BürgerInnen einsetzt. rungen. Diesem Komplex an Fragestellungen widmen KUPF: Was erwartet die TeilnehmerInnen konkret wir uns. beim Symposium in Linz? Magdalena Reiter: Der Open Commons Kongress KUPF: Welche Bedeutung haben Archive für eine schafft Raum für interessierte BürgerInnen, sich zu demokratische­ Gesellschaft? informieren und mit ExpertInnen direkt ins Gespräch Magdalena Reiter: Archive sind lebendige Träger un- zu kommen. Wir machen deswegen auch relativ groß- seres Wissens, unserer Kultur, unserer Praxis. In dem zügige Pausen, in denen viele Fragen gestellt werden wir für uns wichtige Informationen archivieren, kön- oder Gespräche direkt beim Kaffee entstehen können. nen wir nicht nur unsere Vergangenheit oder Ge- Fanja Haybach: Maren Beaufort von der Österreichi- genwart besser verstehen, sondern geben diesen In- schen Akademie der Wissenschaften wird bei der me- Foto: Michael Holzer formationen auch die Möglichkeit, unsere Zukunft diana einleitend auf den Programmauftrag der Freien mitzugestalten. Unsere Archive prägen immer auch Medien eingehen, Leonhard Dobusch, Mitglied des ein Stück weit unsere Zukunft. ZDF Fernsehrats, und Corinna Milborn, Info-Chefin bei Puls4, bringen die Perspektive der anderen Sek- KUPF: Wie hat sich diese Rolle durch die toren ein. Bei der mediana geht es um Qualität und Digitalisierung­ verändert? Inhalte, netzpolitische Entwicklungen, Zugänglich- Magdalena Reiter: Die Digitalisierung hat die Zugän- keit und Diversität. Wir besprechen auch Vorschläge ge zu Informationen drastisch vereinfacht. Informa- wie den einer gemeinsamen digitalen Plattform oder tionen sind heute dezentral verfügbar. Das hat zwar eines öffentlich-rechtlichen Algorithmus. Abschlie- den Vorteil, dass wir viel mehr Informationen in ei- ßend diskutieren VertreterInnen aus Politik und Zi- ner deutlich höheren Qualität bekommen. Gleichzei- vilgesellschaft über mögliche Lösungen. tig sind wir aber einer Flut von Informationen aus- gesetzt, von denen viele falsch sind. Digitale Archive → mediana.at gehören deshalb ebenso kuratiert. → opencommons.linz.at Kulturpolitik Kulturlandretten: Es geht nicht nur ums Geld

Nach dem Kulturlandretten ist vor dem Kulturlandretten: Der Kampf um die Zukunft der oberösterreichischen Kultur­ szene hat gerade erst begonnen.

Thomas Diesenreiter Anlegen ist Geschäftsführer Es war ein stürmischer Herbst. Die Ankündigung der noch die Gemeinden übrig. Dass diese aber ihre Bud- der KUPF OÖ. oberösterreichischen Landesregierung, im Kulturbe- gets nun verdreifachen, ist unwahrscheinlich. Die ge- reich 30 % der freien Fördermittel zu streichen, hat nauen Folgen für Oberösterreich sind noch schwer ab- über die Grenzen des Bundeslandes hinaus für Auf- zuschätzen. Vielleicht werden manche KünstlerInnen sehen gesorgt. Oder besser gesagt: Der Kampf gegen irgendwie weitermachen, sich selbst noch mehr aus- diese Kürzung, maßgeblich von der KUPF in Form der beuten. Vielleicht steigen die Kartenpreise fürs Pub- 20 Kampagne «Rettet das Kulturland OÖ» angeführt. Es likum. Vielleicht, und am wahrscheinlichsten aber passiert nicht allzu oft, dass sich Landeshauptleute ist, dass viele schlicht aufgeben werden. Oder in jene anderer Bundesländer zu den Vorhaben ihrer Kolle- Bundesländer ziehen, in denen zeitgenössischer Tanz gInnen äußern. Und so stand auf einmal die nö. Lan- und Theater mehr Zukunft haben. Foto: Jürgen Grünwald deshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf Seite der KUPF und hat ihrerseits Kürzungen im Kulturbereich wie Abwarten in Oberösterreich klar abgelehnt. Trotz großen Me- Ein weiteres Problem ist die seit letztem Jahr spür- dienechos, Kritik von allen Seiten und mehr als 17.000 bar gestiegene Bearbeitungsdauer der Förderanträge. Unterschriften der Petition konnte der Kahlschlag im Mehr als einmal musste die KUPF für ihre Mitglieder Kulturbudget nicht verhindert werden: Trotz klei- und auch für sich selbst intervenieren, damit mehre- nen Zugeständnissen beim runden Tisch wurde das re Monate offene Förderanträge bearbeitet oder zu- Zahlenwerk unverändert beschlossen. Das gesicherte gesagte Förderungen ausbezahlt werden. Davon wa- Wissen darum, dass die Kürzungen ohne die Kampag- ren und sind nicht nur kleine Förderungen betroffen, ne wohl noch höher ausgefallen wären, ist zwar schön, auch größere Festivals mussten teils bis zu 10 Monate aber auch kein Grund zu jubeln. auf Förderzusagen warten. Dass Förderzu- oder -absa- gen teilweise sogar erst Monate nach den zu fördern- Absagen den Veranstaltungen eintrudeln, ist schlicht nicht zu Hat sich der Sturm nun gelegt? Nein. Die Auswirkun- akzeptieren: Die Verantwortlichen in den Kulturver- gen der Kürzungen im Budget werden erst mit den einen müssen so nämlich große, persönliche Risi- konkreten Förderentscheidungen sichtbar werden. ken und Haftungen eingehen. Durch die Kürzungen Bisher, Stand Anfang März, wurden aber kaum Anträ- im Budget verschärft sich dieses Risiko nochmal: Wo ge bearbeitet. Für Aufsehen sorgt aber die Ankündi- man früher zumindest im Normalfall davon ausgehen gung der Beamten, dass die Projektförderung im Be- konnte, dass Subventionen vermutlich fortgeschrie- reich der darstellenden Kunst, also Tanz und Theater, ben wurden, so kommt nun die Gefahr dazu, massiv zu 100 % eingestellt werden soll. Den entsprechenden gekürzt zu werden oder ganz aus der Förderung zu fal- Absagen des Landes OÖ folgten prompt auch Förder- len. Die KUPF fordert daher vom Land OÖ eine drin- absagen des Bundes: Wenn das Land OÖ nicht mit- gende Überarbeitung der Förderprozesse im Kulturbe- fördert, gibt es eben auch aus Wien kein Geld mehr. reich ein. Die Stichworte lauten: Entbürokratisierung, Genau davor hat die KUPF im Rahmen der Kampagne Verkürzung der Bearbeitungsdauer von Anträgen auf eindringlich gewarnt, leider ungehört. Wenn zwei von maximal acht Wochen, mehrjährige Förderverträge drei Förderstellen die Förderung beenden, bleiben nur auch für Initiativen aus der Freie Szene. Netzkolumne von Leonhard Dobusch blog

Kollateralschäden des ­digitalen Überlebenskampfs von Presseverlagen

Traditionelle Presseverleger und deren Geschäftsmodelle sind durch neue digitale Geschäftsmodelle nachhaltig un- ter Druck geraten. Grund dafür ist eine doppelte Entbünde- lung: Einerseits offerieren digitale Plattformen wie Google und Facebook Anzeigenkunden neue Wege, ihre Zielgrup- pen mit viel weniger Streuverlust zu erreichen, entbündeln also Printinhalte und Inserate. Andererseits funktioniert die Bündelung verschiedener Inhaltskategorien wie Politik, Wirtschaft und Sport in gedruckten Zeitungen und Magazi-

Foto: Florian Voggeneder nen online viel schlechter, boomen spezialisierte Angebote. Hinzu kommt die Konkurrenz neuer Anbieter wie Blogs und Ansagen Newsletter, die dank radikal gesunkener Distributionskos- Es braucht einen grundlegenden Sinneswandel in der ten mit wenig Aufwand viele Menschen erreichen. Herangehensweise und im Denken des Landes: Kul- Im Ergebnis hat diese Situation nicht nur zu geschrumpften turvereine, egal ob Freie Szene, Blasmusik oder Volks- Redaktionen und beschleunigtem Zeitungssterben geführt. kulturinitiative sind de facto Dienstleister des Landes Presseverlage – mit publizistischer Unterstützung der von Oberösterreichs. Sie sind es, die dem Land OÖ helfen, ihnen verlegten und politisch immer noch einflussreichen seinen gesetzlich verankerten Kulturauftrag zu erfül- Printtitel – versuchen auch seit geraumer Zeit, ihr Überle- len: ben durch politische Interventionen zu sichern. Zum Bei- 21 spiel soll(te) mit einem Leistungsschutzrecht für Pressever- «Das Land Oberösterreich hat die Aufgabe leger zuerst in Deutschland und bald auch in Europa direkt für eine geordnete Gesamtentwicklung des Geld von Google zu den Verlagen umverteilt werden. Die Landes zu sorgen, die den wirtschaftlichen, damit verbundenen Einschränkungen für Linkfreiheit und kleinere, innovative Anbieter werden in Kauf genommen. sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Eine zweite Front im Überlebenskampf ist aber sogar noch Bedürfnissen der Bevölkerung insbesondere bedrohlicher für demokratische Öffentlichkeit im digita- auch in Wahrung der Verantwortung für len Raum. Und zwar attackieren einflussreiche Medien in künftige Generationen Rechnung trägt.» Deutschland (FAZ), der Schweiz (Neue Zürcher Zeitung) und Österreich (Kronen Zeitung) seit einiger Zeit massiv die je- Auszug aus dem Landesverfassungsgesetzes, Artikel 9 (1) 1. weiligen öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD/ZDF, SRG und Wenn das Land OÖ zur Erfüllung dieses Auftrages die ORF. Wenn ihnen schon nicht wie in der Schweiz rund um Dienste der Kulturvereine in Anspruch nimmt, muss die «NoBillag!»-Abstimmung ganz grundlegend ihre Exis- sie mit diesen auch auf Augenhöhe umgehen. Die Ver- tenzberechtigung abgesprochen wird, so sollen sie zumin- antwortlichen müssen wegkommen vom Bild des läs- dest in ihren digitalen Aktivitäten möglichst eingeschränkt tigen Subventionssuchers, der froh sein muss, wenn werden. Die Presseverleger wissen dabei nur zu gut, dass er ein paar Netsch für seine Arbeit bekommt. Kultur- mangelnde digitale Bewegungsfreiheit mittelfristig die Le- arbeit ist Teil einer Grundversorgung der Bevölkerung, gitimität von beitragsfinanzierten Medien unterminiert einer gesamtgesellschaftlichen Daseinsvorsorge, einer und Rufe nach deren Abschaffung weiter verstärken wird. Basisinfrastruktur wie Strom, Wasser und dem öffent- Im Kampf um das eigene Überleben schwächen Pressever- lichen Verkehr. Die Erhaltung des breiten Kulturschaf- lage damit gezielt publizistische Angebote, die jenseits von fens des Bundeslandes darf nicht das I-Tüpfelchen Anzeigen- und Profitlogik funktionieren und für demokra- beim Industrieland sein – die Leistungen der Kultur- tische Öffentlichkeit gerade auch im digitalen Plattformzeit- szene sind auch Teil des Erfolgs des Wirtschaftsstand- alter essentiell sind. Diesem Thema widmet sich 2018 auch orts. Wir arbeiten daran, dass auch das Land OÖ und die Konferenz Mediana, die von 18. bis 19. Mai in Linz steigt, der neue Kulturreferent und Landeshauptmann Tho- Infos unter → mediana.at. mas Stelzer erkennen, was sie an ihrer Kulturszene haben. Und dass die Rahmenbedingungen im Kultur- Leonhard Dobusch ist Professor für ­Organisation an bereich nach vielen Rückschritten wieder besser wer- der Universität ­Innsbruck und bloggt regelmäßig bei den. Wir wollen Fortschritt, und das jetzt. → netzpolitik.org Kulturpraxis #MeToö?! Eine Bestands­ aufnahme Heidelinde Leutgöb

#MeToo ist seit Herbst das geflügelte Wort für Machtmissbrauch,

­sexuelle Übergriffe – generell für sexistisch motivierte Ungerech­ Maxi Blaha tigkeiten aller Art. Weltweit nehmen Frauen den Twitter-Hashtag als Chance wahr, ihre Geschichte zu erzählen. Was als Schnee- ball in der Filmbranche begann, ­wurde rasch zu einer Lawine. In der oberösterreichischen Theaterlandschaft gab’s bisher kaum Schneeflocken. Und das, obwohl diese Branche mit ihren schein­ bar verschwimmenden Grenzen zwischen privat und beruflich ein Fotos: Matthias Horn, Petr Rigaud, Alexander Gotter Rigaud, Alexander Fotos: Matthias Horn, Petr ganz besonderes Terrain darstellt. Clara Gallistl

22 Von Mimi Stolz Es rumort in Hollywood. Seit Bekanntwerden der in OÖ? «Das wäre ein Märchen, zu sagen, dass es das Missbrauchsfälle rund um Producer-Mogul Harvey nicht gibt.» Beim Landestheater Linz nachgefragt, er- Weinstein bleibt in der selbstgefälligen Hochglanz- zählt eine Mitarbeiterin: «Während meiner Tätigkeit Filmbranche kein Stein auf dem anderen. Während in in der TOG (Theater und Orchester GmbH; Anm.) gab L.A. Schauspielerinnen bei Preisverleihungen schwarz es nur einen Vorfall im Orchester – eine junge Substi- tragen, um sich mit #MeToo zu solidarisieren, in den tutin wurde von einem Stimmführer sexuell bedrängt. großen Tageszeitungen beinahe täglich neue Fälle von Wir haben sofort mit einer Verwarnung reagiert, dann Übergriffen im Filmbusiness und jetzt aktuell eine er- war Ruhe. Ansonsten hat sich keine Frau an mich – weiterte Diskussion am (Hartmann!) auf- und meines Wissens auch nicht an die Geschäftsfüh- tauchen, ist es in Oberösterreich merkwürdig still rung – gewandt.» Sie sei jedoch sicher, dass sich sehr zu diesem Thema. Und das, obwohl hier an anderer viel mehr abgespielt habe, aber nicht gemeldet wur- Front lautstark etwa gegen Kürzungen im Kulturbe- de. Nachsatz: «Letztendlich braucht man das Gefühl, reich protestiert wird, Demos abgehalten und #frau- auf eine für dieses Thema aufgeschlossene Führung enlandretten-, #kulturlandretten-Hashtags wie virale zu stoßen, um sich auch bei nicht strafrechtlich rele- Rettungsanker ausgeworfen werden. vanten Vorwürfen an die Geschäftsführung oder die Doch von #MeToo keine Spur. Vielleicht gibt es im Personalabteilung zu wenden.» schönen Land ob der Enns solche Fälle nicht? Oder – Maxi Blaha hatte den Mut, mit ihren Erfahrungen an das legen Aussagen von Frauen aus der Theaterszene die Öffentlichkeit zu gehen. 2001 sollte sie beim Fes- nahe – es traut sich keine etwas dazu zu sagen. Aus tival der Regionen die Elektra spielen. Nach einem vielerlei Gründen. Treffen mit dem Regisseur wollte dieser bei ihr über- Wer sich in der Branche umhört, muss den Gesprächs- nachten, was sie ablehnte. Kurz darauf kam die Ab- partnerinnen häufig Anonymität zusichern. Sie sage, sinngemäß stand darin, dass sie die Rolle nun fürchten um Job, Karriere und ihren Ruf. Was uns in doch nicht bekäme, weil sie keine private Nähe zulas- medias res führt: Die Angst davor, in einem kleinen sen könne. Blaha ging zu ihrem Anwalt, der riet, auf Ort den Mund aufzumachen. «Man kennt sich unter- Verdienstentgang zu klagen. Ferry Öllinger, damals einander, die Theaterlandschaft in Oberösterreich ist Festival-Intendant, sagt heute, er habe gemeinsam überschaubar», sagt Heidelinde Leutgöb, freischaf- mit Geschäftsführerin Barbara Mitterlehner geraten, fende Regisseurin und Psychotherapeutin aus Linz. den Vorfall juristisch klären zu lassen. «Beide Seiten Sie selbst hat stets versucht, sich nicht in Abhängig- haben die Vorkommnisse zu 100 % diametral geschil- keiten zu begeben. «Aber ich weiß, wie das in einer dert. Das ist das schwierige daran. Und wir sind keine Szene abläuft, wo man ums Überleben kämpft.» Auch Schlichtungsstelle.» Medial Kommunikationskolumne von Barbara Eppensteiner

Blaha: «Ich bin heute in einer Position, wo ich keine Angst haben muss vor einem Chef, der mich kündigt. Mit Ende 20 habe ich mich das einfach nicht getraut.» Ich seh, Für Blaha, die als freie Schauspielerin in Wien lebt, ist #MeToo nur ein Symptom für eine ganz große Ungerechtigkeit. «Es herrscht ein generelles Macht- problem an den Theaterhäusern, die noch immer ich seh … ein männlich dominierter Betrieb sind.» «Scheinbar allmächtige Regisseure, die herabwürdigen. Es mag schon auch große Künstler darunter geben, aber das rechtfertigt das Benehmen nicht», weiß auch Leutgöb zu berichten. Maybrit Illner debattiert im ZDF mit einer interessant zusam- Das Theater, die moralische Instanz, in der humanis- mengestellten Runde differenziert über die Vorwürfe gegen den tische Ideale hochgehalten werden, scheint sich in deutschen Fernsehregisseur Wedel: das Bühnenbild – wech- dieser Sache besonders schwer zu tun. Vielleicht wird selnd. Zum Einstieg sind fünf überlebensgroße Portraits des hier deshalb so vornehm geschwiegen? «Auf der Büh- Beschuldigten, mal mit und mal ohne Sonnenbrille, zu sehen. ne öffnet man sich anders, übersteigt Grenzen, die Was will uns das sagen? Und dann ein Einspieler: die Vorwürfe missverstanden werden können. Deshalb ist es ja auch in Gestalt von Aussagen jener Frauen, die «Die Zeit» zum Auf- so schwer, sich zu wehren. Es will auch niemand prü- greifen des Falls bewog. Und was kriegen wir zu sehen: links de genannt werden», schildert Leutgöb. Auch Blaha vorne die jeweilige Frau, die eine ernst, die andere bedrückt, die erkennt die sehr offene Jobdescription als Manko an: dritte unsicher blickend und rechts hinten? Er schon wieder; «Es gibt wenig Regeln.» diesmal als Puppenspieler, der von einer quasi erhöhten Posi- «Gerade für junge Frauen ist das Theater ein schwieri- tion aus selbstsicher lächelnd die Fäden in der Hand hält. Wer ges Umfeld, weil immer eine latente Sexualisierung in denkt sich sowas aus? der Luft liegt», findet Clara Gallistl. Die Dramatikerin Schnitt: Ich sehe eine Folge der Arte-Philosophiesendung. Das aus Kirchberg-Thening arbeitet in Wien und Linz. Am Thema: Scham. Als Gast angekündigt: eine französische Jour- Burgtheater hat sie selbst sexualisierten Machtmiss- nalistin, die ihre lang zurück liegende Missbrauchserfahrung brauch erfahren: «Ich hätte nicht gewusst, an wen ich reflektiert. Fürs erste sind allerdings nur zwei Herren zu se- mich wenden soll.» Deshalb finde sie den Twitter- hen: der Gastgeber und ein Philosophielehrer. Sie sollen den Hashtag gut: «Er sammelt ungefiltert Aussagen, wie theoretischen Überbau liefern. Um sichtbar zu machen, wie ein Kummer-Briefkasten.» Gerade bei sexualisiertem Sartre Scham definiert, wird ein Foto überlebensgroß an die 23 Machtmissbrauch, bei dem sich Betroffene nichts zu Wand projiziert. Es zeigt die Sängerin Mylène Farmer, wie sie sagen trauen, könne man sich mitteilen. «Das Schwei- auf dem Weg zum Präsidentendinner auf der Treppe stolpert. gen zu brechen ist ein zentraler Punkt, wie sexuali- Strauchelnd reißt sie den rechten Arm hoch, ihr enges hochge- sierte Gewalt gestoppt werden kann.» schlitztes Abendkleid weht Richtung Stufen, ihr Oberschenkel Eben diese Undifferenziertheit des Hashtags ist es, wird bis zu ihrer Scham sichtbar. «Farmer wird ganz Ding, ganz die ihm von anderer Seite Kritik einbringt. Plakativ Körper», sagt der Philosophielehrer und der Moderator springt gesagt fängt #MeToo vom verbalen Sexismus bis zur auf, tritt nah ans Bild und greift ihr mit der Hand erklärend zwi- Vergewaltigung alles auf. «Alles unter einem Motto schen die Beine. Die mit dreizehn Jahren missbrauchte Journa- anzuprangern finde ich nicht gut, das funktioniert listin, die in Frankreich für längere Verjährungsfristen eintritt, nicht», sagt eine Theatermacherin aus Linz. Was ihr kommt erst im letzten Drittel der Sendung zu Wort. Wieso fällt bei der Debatte fehle, sei, «dass es weitergeht und das niemandem auf? man etwas damit macht. Entweder man handelt jetzt Schnitt: Ausgerechnet während einer Debatte über Sexismus oder man hört auf.» Im Österreichischen Skiverband fährt die Kamera langsam und genüsslich das Bein von Verona werden bereits konkrete Schritte in Richtung Aufklä- Pooth entlang. Ein Schwenk, dem wenigstens ein kleiner me- rung und auch Prävention unternommen. «An Thea- dialer Aufschrei folgte. So wie den Bildern, die die Verleihung tern gibt es meines Wissens nach keine Stelle, an die des deutschen Fernsehpreises lieferte. Dass dort nämlich gera- man sich wenden könnte», sagt Leutgöb. de jetzt Tänzerinnen in Bananenröckchen und mit Troddeln an In einem Punkt sind sich alle einig: Es ist wichtig, da- den Brüsten auftraten, hat «Zapp»-Moderatorin Anja Reschke rüber zu sprechen, nur dann kann ein neues Klima in ihrer Sendung präzis analysierend kommentiert. Dass sie da- der Wertschätzung und des respektvollen Miteinan- bei stellenweise beißend sarkastisch wurde, tat wohl. Fazit: Die ders tatsächlich stattfinden, damit Machtmissbrauch Debatte darüber, was den Boden für sexistisch motivierte Ge- und all seine Ausformungen erst gar keine Chance ha- walt bereitet, müssen wir wohl auch anhand der Bilder führen, ben. Apropos. Auch die Neubesetzung der Geschäfts- die uns umgeben. führung an einem großen Kulturtanker wie dem Lan- destheater könnte eine Chance sein für ein Theater des 21. Jahrhunderts, das nicht nur technisch gese- hen «State of the Art» ist, sondern auch in der sozia- Barbara Eppensteiner denkt politisch, liebt gute Filme und interessante Texte und setzt sich auch deshalb in ihrer Arbeit len Struktur eine Vorreiterrolle übernimmt. für kulturelle und mediale Partizipation ein. Seit 2005 als Programmintendantin beim Wiener Community Sender Okto. → okto.tv Kulturpraxis Klassenkampf 4.0

Das Konzept der Klasse erlebt unter Feministinnen ein Comeback. Die von Linken geforderte Rückbesinnung weg von „Identitätspolitik“ hin zum Klassenkampf läuft allerdings ins Leere: Komplexe Machtverhältnisse lassen sich weder auf die soziale Frage noch das Geschlechter­ verhältnis reduzieren.

Brigitte Theißl ist Redakteurin Nach dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps Aktivistinnen der zweiten Frauenbewegung in Europa beim feministischen Magazin im November 2016 suchten in den USA Linke und Li- gegen die eigenen Genossen, die die Unterdrückung an.schläge, arbeitet als freie berale händeringend nach Erklärungen: Wie konn- von Frauen zum «Nebenwiderspruch» erklärten: Mit Journalistin und bloggt unter → denkwerkstattblog.net te ein frauenverachtender Immobilien-Tycoon, der der Überwindung des ausbeuterischen Kapitalismus hasserfüllte Reden schwang, zum Präsidenten der erledige sich auch die Frauenfrage, so das linke Cre- Vereinigten Staaten gewählt werden? Ein Sünden- do. Unbezahlte Reproduktionsarbeit wie Kindererzie- bock war schnell gefunden: Kontrahentin Hillary hung und Altenpflege, die heute noch überwiegend Clinton hätte im Wahlkampf auf «Identitätspolitik» von Frauen geleistet wird, kam in diesen Überlegun- gesetzt, gezielt Frauen, Schwarze und LGBT-Personen gen schlicht nicht vor. adressiert – die «vergessene» weiße Landbevölkerung Auch akademisch konnte die feministische Klassen- hätte sich so in die Rolle der diskriminierten Minder- analyse schwer Fuß fassen. Als sich die Frauenfor- 24 heit gedrängt gefühlt. Dass Trump im sogenannten schung (später Geschlechterforschung und Gender Rust Belt, in Staaten wie Pennsylvania, Ohio, Michi- bzw. Queer Studies) an den Universitäten etablierte, Foto: Carolina Frank gan und Wisconsin punkten konnte, veranlasste ei- fungierten feministische Theoretiker*innen zuneh- nige Beobachter*innen schließlich zur Analyse, die mend als Impulsgeber*innen feministischer Bewe- Linke müsste sich endlich wieder der Klassenfrage gungen, was nicht nur eine theoretische Ausdiffe- widmen – und damit jenen arbeitslosen und resig- renzierung, sondern auch neue, klassenspezifische nierten Stahlarbeitern, die für Trump stimmten. Das Ausschlüsse mit sich brachte. Mit der sogenannten Bild der Arbeiter*innenklasse dahinter blendet ge- linguistischen Wende innerhalb der Geistes- und So- sellschaftliche Realitäten freilich aus: In den Köpfen zialwissenschaften passierte zudem eine Hinwen- vieler Menschen sind «Arbeiter» immer noch (weiße) dung zu Sprache – weg von ökonomischen Realitäten. Männer, die am Bau und in der Fabrik schuften, Frau- Feministinnen interessierten sich zunehmend für die en und Migrant*innen in prekären Dienstverhältnis- Konstruiertheit von Geschlecht, Begehren und sexu- sen in der Pflege, in der Gastronomie oder in Reini- eller Identität, materialistischer bzw. marxistischer gungsfirmen bleiben außen vor. Feminismus geriet zumindest an den Universitäten ins Hintertreffen. Schwieriges Klassenverhältnis Die Debatte um die angeblich fehlgeleitete Identitäts- Scheingefecht politik der Linken trifft auch feministische Bewegun- Die Marginalisierung der Klassenfrage in feministi- gen. Kritik wird dabei allzu oft polemisch formuliert schen Kreisen bricht nun langsam auf: Auch wenn und richtet sich vornehmlich gegen das Schreck- intersektionale Analysen – also die Überschneidung gespenst Political Correctness, queere Theorie und verschiedener Machtachsen bzw. Diskriminierungs- Binnen-I. Statt für armutsgefährdete Alleinerzie- formen wie Sexismus, Rassismus und Homofeind- herinnen und ausgebeutete Textilarbeiterinnen zu lichkeit – längst Basis jeder differenzierten feminis- kämpfen, widmeten sich moderne Feministinnen lie- tischen Debatte sind, bleibt «Klasse» nach wie vor oft ber komplizierten Sprachregelungen und non-binä- ungeliebtes Anhängsel – das auch zur Auseinander- ren Toilettenräumen: neoliberale Symbolpolitik statt setzung mit den eigenen Privilegien zwingen würde. Klassenkampf, so das hämische Resümee. Eine Wiederentdeckung des Klassenbegriffs kann sich Dass Klasse lange Zeit keine relevante Kategorie fe- für die feministische Analyse (globaler) Ausbeutungs- ministischer Wissensproduktion war, ist tatsäch- verhältnisse somit nur als äußerst nützlich erweisen lich nicht ganz falsch – und erklärt sich historisch. – ein Widerspruch zu emanzipatorischen Frauen- In den 1970er Jahren wehrten sich (marxistische) Kämpfen ergibt sich daraus jedoch keineswegs. Gewaltkolumne Gnack– watsch’n

Festgetuckert

Manchmal braucht es Außensicht: Warum ich zulasse, dass XY seine Hand von hinten so väterlich auf meine Schulter legt, während er mir die Welt und meine Arbeit gleich mit erklärt, werde ich gefragt. Dass er das schon öfter gemacht hat inklusive ein paar Anzüglichkeiten, die von mir bislang nur mit gequältem Gelächter quit- tiert wurden, erwähn ich lieber gar nicht. Weil’s nichts Die Polemiker*innen rief zuletzt die Debatte um se- bringt. Weil XY eigentlich einer von «den Guten» ist. Weil xuelle Gewalt (#MeToo) erneut auf den Plan. Publi- wir uns nicht ins eigene Nest scheißen. Vor allem nicht, zisten, wie der Philosoph Robert Pfaller, orten – ins- wenn das die «Anderen» eh grad heftig tun und wir zu- besondere unter Feministinnen – eine Empörungslust sammenhalten müssen. «die chauvies in der freien und und Hypermoral, die die «eigentlichen» Probleme kunst-szene sind immer noch ein stück bemitleidens- verdecke: So würde ein Politiker heute viel eher über werter als die von denens eh zu erwarten war, dass sie den Vorwurf sexueller Belästigung stolpern als über nicht über ihre kleingeistigen hierarchiegrenzen blicken Waffendeals oder die Beschneidung von Arbeitneh- können» schrieb kürzlich Eine auf facebook und der merrechten. Solch konstruierte Gegensätze entpup- Satz entspringt Not und Wahrheit gleichermaßen: War- pen sich freilich als rhetorische Tricks, die sich gegen um verblüfft es uns so, wenn wir in der Freien Szene auf die berechtigten Anliegen feministischer Aktivistin- genau die gleichen Macker und chauvinistischen Sprü- nen wenden: So zählt das Recht auf ein gewaltfreies che stoßen wie in der Welt da draußen? Warum verfallen 25 Leben zu den ältesten Forderungen der Frauenbewe- wir in Schockstarre, sind gehemmt, nehmen’s nicht ganz gung überhaupt – eine Forderung, die sich nicht in so ernst? Wenn etwa Moderatorinnen und Sendungsma- der Klassenfrage erschöpft. cherinnen live darüber diskutieren, wie es gelingen kann, die gleiche Aufmerksamkeit für ihre Sendungen und In- Globale Kämpfe halte zu generieren, und einer der männlichen Haupt- Dem engen Blick der Kritiker*innen entgehen nicht verantwortlichen schläft in Sichtweite dazu ebenso live, zuletzt Frauen*kämpfe rund um den Globus, die so ist das nicht lustig – egal ob in einem etablierten oder sich in Pakistan und Argentinien, ebenso wie in Po- freien Medium. Ihre männlichen Kollegen und Mitarbei- len und Österreich gegen unmenschliche Arbeits- ter, erzählt etwa die Leiterin eines kleinen Kulturvereins, bedingungen, gegen Frauenmorde und Gewalt im würden nach wie vor von Künstlern als die in relevanten sozialen Nahraum richten und für die Rechte von Fragen wie Kooperationen oder Ankäufen maßgeblichen Sexarbeiter*innen, das Selbstbestimmungsrecht Ansprechpartner betrachtet, obwohl die ohnehin bei ihr über den eigenen Körper und eine gerechte Klimapo- nachfragen müssten. Mittlerweile würde sie einfach litik eintreten. Auch in den USA ist die schlagkräftigs- nicht mehr reagieren, wenn einer nicht einmal wüsste, te Stimme gegen die unsoziale und rassistische Poli- an wen er sich zu wenden hat, meint sie. BIIITCH, ZICKE, tik der Republikaner*innen unter Donald Trump eine mit der kannst du nicht arbeiten, die ist so schwierig! – feministische. In der vielfältigen «Women’s March»- hör ich Männer da schon rufen. In der Freien Szene und Bewegung finden sich Forderungen der Gewerkschaft in den von der KUPF OÖ vertretenen Vereinen funktio- ebenso wie jene einer angeblichen Symbolpolitik. niert eine Quotenregelung, solange es meist ehrenamt- «Wer sich ernsthaft mit politischen Perspektiven und lich tätige Vorstandsmitglieder betrifft, ganz hervorra- emanzipatorischer Politik auseinandersetzen will, gend, sobald es um bezahlte Tätigkeiten wie etwa die dem sollte klar sein, dass es nicht um ein Entweder- Geschäftsführungen geht, wird es schon etwas dünner. oder von Umverteilungs- oder Anerkennungspoliti- Und selbst wenn Frauen in Führungsverantwortung sind, ken geht, sondern um deren Synthese – so schwierig werden sie – und da nehme ich mich selbst nicht aus – das sein mag», schreibt die Politikwissenschaftlerin seltener wahrgenommen als Männer. Aber: sind ja eh Alexandra Weiss im «Standard». lauter Feministen, Frauenversteher und ImHaushaltMit- helfer, schützens- und lobenswert. Wenn sie den Lohn- arbeits-Sessel frei machen sollen für eine Frau, tuckern sie sich allerdings genauso gern fest wie ihre Kollegen in etablierten Strukturen. Kulturpraxis Oh gosh, thank you for mansplaining!

Jobs, Freie Szene, Macht und Geschlechter. Ist die Freie Szene eine Männerpartie? Gibt es Geschlechtergrenzen? Die KUPF will’s wissen.

Tanja Brandmayr ist freie 2008 erzählte die Autorin Rebecca Solnit in einem Es- Szene-Zeitung ein Interview mit der Autorin anzu- Kunst- und Kulturschaffende. say eine Anekdote, in deren Zusammenhang sich der bieten. Nach Kontaktanfrage beim Verlag kam das In- Die Langversion dieses Begriff des Mansplainings etablierte. Der Neologis- terview zustande. Mit Erscheinen dieses Interviews Textes findet sich auf → kupf.at/zeitung mus aus «Man» und «Explaining» wird allgemein defi- war die Autorin soweit in aller Munde, als dass sie so- niert als: «Jemandem etwas auf eine als herablassend wohl beim Steirischen Herbst eingeladen war, sowie oder bevormundend empfundene Weise erklären, ty- sie in großen deutschen Talkshows zu Gast war, usw. pischerweise ein Mann gegenüber einer Frau». Nach Als ich irgendwann ins KUPF-Büro kam, wurde ich ge- Rebecca Solnit deutet Mansplaining auf eine Sicht- fragt, wie dieser Kontakt zustande kam, und ein dama- weise tieferer Diskriminierung hin, als Methode, auch liger (männlicher) Mitarbeiter vermutete, dass das In- im höflichen Diskurs Macht gegenüber Frauen auszu- terview wahrscheinlich auf bestehende Kontakte des 26 üben – etwa durch Nicht-Wahrnehmung, Einschüch- (männlichen) Redaktionsleiters der anderen Zeitung terung, mehr oder weniger subtile Gewaltausübung, zurückzuführen wäre. Immerhin war ich jahrelang Verweigerung an Partizipation. In diesem Sinne spre- auch in kulturjournalischer Funktion tätig, aber bitte: Foto: Pamela Neuwirth chen wir von relevanten und diskriminierenden inter- offensichtlich gemansplaint zugunsten eines anderen nalisierten Vorstellungswelten und damit zwangswei- Mannes. Ein weiteres Beispiel: Eine Zeitlang wurde in se von sich manifestierenden Strukturen. der KUPFzeitung sämtliche geschlechterspezifische in weibliche Schreibweise gegossen. Dies führte im Lek- Beim Nachdenken über geschlechterrelevante Unter- torat, das ich eine Zeitlang auch machte, zu durchaus schiede in der «Freien Szene» ist mir nun dieser Be- ambitionierten Diskussionen zwischen mir und der griff wieder eingefallen. Wegen seines soziologisch re- damaligen Redaktionsleiterin, von wegen Fragestel- levanten aber auch grotesken Kerns glaube ich, dass lungen, ob wir in den Texten schlussendlich wirklich Mansplaining hier als gutes Hilfsmittel dient, um Um- auf Diktatorinnen oder Kommunistinnenschnauz- stände zu beschreiben, die in ihrer Diffusität schwer bärte umändern sollten, wenn man schon konsequent zu fassen sind. Zum einen wegen schwer zu erheben- sein würde wollen. Solcherlei Text­eingriffe und die der Zahlen und fix zu benennender Tatsachen in den Sinnhaftigkeit generell infrage stellend, wurde mir freien Kulturszenen. Zum anderen ist Gleichstellung von einem damaligen (männlichen) Redaktionskolle- grundlegender konstituierender Belief und tatsächli- gen gesagt, dass, Achtung, gewichtig, in Sachen Eman- ches Faktum der Bewegungsrichtung der Szene. zipation «Sprache schließlich Wirklichkeit erschaffe». Damit es konkreter wird, nun mein persönliches Näh- Eine Aussage, der man einerseits so allgemein eh nicht kästchen aus Erfahrungen mit der KUPF itself. Ich widersprechen möchte, die aber andererseits in selbst- möchte sagen, dass ich Beispiele von anderen Verei- zufriedener Generalaussage das Problem nicht an der nen oder Begebenheiten anführen könnte, von mir Wurzel packt. Immerhin argumentierte ich als Frau oder Kolleginnen, wähle die KUPF aber hier als exem- und mit einem Soziologiestudium im Hintergrund plarischen Verein, denn, einerseits ist’s lange her und zugunsten einer Öffnung in mehrere Schreibweisen andererseits: Die KUPF will’s schließlich wissen. von weiblich über Binnen-I bis Gender_gap und *, also auch zugunsten einer Darstellung der sprachli- Als ich vor Jahren in der KUPF-Redaktion war, hat- chen Pluralität der Szenen. Und abgesehen, dass es te ich eine Buchbesprechung einer hier nicht beson- nicht darum ging, etwas Bestimmtes durchzusetzen: ders bekannten Autorin für die Zeitung vorgeschla- Gemansplaint war ich kurzerhand als eine, die nicht gen. Diese wurde immer wieder von der Redaktion weiß, dass Sprache Wirklichkeit erschafft! Ein abrun- verschoben und ich beschloss, einer anderen Linzer dendes Beispiel in Honorarangelegenheiten: Kulturpolitik Vereinsmeier und Vereinsmeierinnen

Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist vielen in der Freien Szene seit Jahren ein Anliegen — inhaltlich, künstlerisch und struk- turell. Aber wo stehen wir 20 Jahre nach der Gründung von FIFTITU%? Auch wenn die Besetzung von Vereinsvorständen nicht alles über reale Machtverhältnisse aussagt, so lassen sich daraus zumindest Fragen der Repräsen­tation beurteilen. Wir haben daher exemplarisch für euch das Geschlechterverhältnis von Vorständen und Obleuten der KUPF- Mitgliedsvereine ausgewertet:

49,3 % 50,7 % Das Lektoratshonorar war ohnehin zu niedrig und meine Arbeitszeit erhöhte sich auch wegen der aus- Erfreulicherweise sind die Vorstände mit 49,3 % Frauen zu 50,7 % ufernden Schreibweisen-Fragen. Der damalige (männ- ­Männern beinahe paritätisch besetzt. liche) Mitarbeiter argumentierte mit Hintergrund auf die finanzielle Lage der KUPF, dass man sich mehr als das etwas erhöhte Honorar nicht leisten könne. Als vormaliges Vorstandsmitglied kannte ich aber die Bud- gets, und bei aller Kenntnis über die Geldproblemati- 7,8 % ken bei den Freien bin ich aber leider auch sicher, dass man Männern eher zugesteht, einen Lebensunterhalt aus ihren Tätigkeiten generieren zu müssen. Also neu- 27 erlich gemansplaint in meinem Wissen über Finanzen. Aber nun, so what, was soll das alles? Ich glaube, dass diese einerseits recht läppischen Beispiele anderer- seits nicht einer gewissen bizarren Bedeutungsschwe- 7,8 % re entbehren. Derartige internalisierte Vorstellungen sind immer noch vorhanden, auch in der Freien Szene, Auch jene Vereine, in deren Vorständen ein Geschlecht gar nicht ver­ und sie wirken immer noch auf Frauen. Sie führen po- treten ist, liegen mit jeweils 7,8 % gleichauf. tentiell zu mehr oder weniger schwerwiegenden struk- turellen Benachteiligungen, je nach Ausgangsposition.­ Konkrete Beispiele (von brisanterer Benachteiligung) sind oft diffus zu fassen, allgemeine Benachteiligungs- hergänge (die etwa dann nicht zu Jobs führen) noch schwerer nachzuerzählen. Gegebenheiten sind oft peinlich in ihrer durchschaubaren Kleingeistigkeit und haben dennoch bittere Auswirkungen: Es ist qua- 45,6 % 54,4 % si Alltagsgeschäft von Frauen, gerade die kleineren, da- für konstant auftretenden und aufreibenden Diskrimi- Allein beim Vorstandsvorsitz ist noch Luft nach oben: 45,6 % der Obleute nierungen, die Anzeichen des größeren strukturellen sind weiblich, 54,4 % sind männlich. Übels sind, zu bewältigen – auf die eine oder andere Weise. Nochmals soll gesagt sein: Es geht eigentlich Die Informationen stammen aus dem zentralen Vereinsregister (ZVR) nicht um die KUPF selbst (die in vielen Dingen vorbild- und wurden im Februar 2018 abgerufen. Insgesamt wurden von 149 Ver­ lich agiert, z. B. in geschlechterparitätischen Quoten), einen die im ZVR hinterlegten Daten für diese Analyse verwendet. Die und nicht um einzelne Protagonisten, sondern um im ZVR angeführten Angaben müssen nicht zwingend vollständig oder schwer greifbare Zusammenhänge und immer noch ­tagesaktuell sein, Fehler des ZVR spiegeln sich also auch in dieser Sta­ vorhandene Vorstellungswelten in den Köpfen. Aber, tistik wieder. Weil wir die Daten leider nicht anders erheben konnten, again: Die KUPF wollt’s schließlich wissen. Bleibt noch sind uns nur die Vor­namen als geschlechtsanzeigendes Indiz geblieben. die Frage, ob und wie sich der größere politische Back- Inter-, transsexuelle oder queere Menschen sind hier in der Folge leider lash auf die Szene auswirkt: Ich hoffe, in (noch) mehr nicht realitätsgerecht repräsentiert. :/ Emanzipation. Datenrecherche: Gerhard Neulinger, Datenaufbereitung: Magdalena Reiter Kulturpraxis Körper, Küche, Kommunismus­

Leipzig gilt als Kunst- und Kulturhochburg, als neues Supermarktriesen, die seit den 1960ern im Erdge- Berlin, als Hypezig, als linke Hochburg im Bundes­ schoß eingemietet ist, wird aufgelöst. Mit der Suche nach Nachmieter*innen beginnt eine Auseinander- land Sachsen, das durch eine erstarkende AfD und setzung, was man mit der freigewordenen Gewerbe- durch rassistische Gewalt geprägt ist. Seit letztem fläche anfangen will – während die Gentrifizierung Sommer lebt Tamara Imlinger in Leipzig. langsam aber sicher auch in Connewitz eintrifft. Die- ses Mal wohne ich mit drei Frauen, in der WG im ers- Wie sie in der Stadt und ihrer linken Szene gelandet ten Stock. In der belebten Gemeinschaftsküche lerne ist, erzählt sie mit einem Blick über den Tellerrand. ich vieles über politische Strategien und Lebensent- würfe und kann mein neues Umfeld bestärken, wie wichtig es ist, eine Partei wie die Linke zur Wahl zu haben. Eine Schnittstelle ist die feministische Bibliothek MO- Tamara Imlinger ist ­Historikerin, Im Norden NAliesA. Hier passieren Veranstaltungen und Treffen Redakteurin, Vermittlerin, Die erste WG, die ich über eine Internetplattform von feministischen Gruppen. Hier komme ich mir ­Musikerin und derzeit bildungs- kontaktiere, meldet sich mit offenen Worten zurück: vor wie bei einer Mitgliedsinitiative der KUPF – Eh- karenzierte Mitarbeiterin der KUPF. Für zwölf Monate lebt Im Norden sei nix los, mein Jahr Auszeit solle ich lie- renamt, Kulturarbeit und Klinkenputzen. Der städti- sie nun in Leipzig. Dort besucht ber im Westen der Stadt verbringen. schen Förderungen wägt man sich sicher und über sie u. a. eine Schreibwerkstatt eine Landesförderung ist eine Projektstelle finan- 28 am Deutschen Literaturinstitut Im Westen ziert. Eine Interessenvertretung fehlt, aber die Ver- Leipzig. Beim zweiten Anlauf lande ich in einer Skype-Konfe- netzung stimmt – in der AG Frauenprojekte treffen renz mit zwei Frauen, die Teil der Redaktion der Zeit- sich die eher institutionalisierten Initiativen und es schrift für feministische Gesellschaftskritik ­outside gibt Überschneidungen mit dem städtischen Beirat the box sind. Zum Frühstück tischen wir in der WG- für Gleichstellung; darüber hinaus etablieren sich – Küche Gespräche über den Umgang mit Weiblich- von unten – gerade unregelmäßige Treffen zum in- keit auf. Feminismus wird hier oft mit dem Erbe der haltlichen Austausch. DDR verhandelt. Wenn auch viele (Linke) Anfang der Ums Eck vom Hausprojekt lebt eine Punkszene. Der 90er Jahre zugezogen sind, gibt es überall Geschich- Polit-Sportklub Roter Stern hat nun eine eigene Anla- ten – über die Montagsdemonstrationen und wie ge im Viertel, gesponsert durch die Stadt. Neben vie- es vor ’89 gewesen ist, wie Antifa-Arbeit in der DDR len Kneipen und anderen Diskussionsformaten laden Foto: Petra Moser (und in den 90ern) ausgesehen hat, wie jemand die das offene Abgeordneten- und Projektbüro linXXnet Wende erlebt hat, wie jemand aus der DDR geflohen und soziokulturelle Zentren zum Mitmachen ein: Die ist. Es finden sich unzählige Veranstaltungen rund Frauenkultur ist eine Institution seit 1990 und wirkt ums Thema Kommunismus (insbesondere weil sich über den Stadtteil hinaus, etwa durch einen interkul- 2017 die Oktoberrevolution jährt). Ein eigener Lese- turellen Mädchentreff im Osten; im Conne Island fin- klub bespricht Werke von DDR-Autorinnen. Und sogar det eine Benefiz-Disco für die kommende Ausgabe in meinem Sportverein außerhalb der Szene gehört der outside the box statt – einmal im Monat kann eine Kapitalismuskritik zum Wortschatz. Meine liebste Initiative Kassa und Garderobe übernehmen. DJ*anes sprachliche Errungenschaft ist Ostalgie. werden selbst oder vom Haus gestellt. Einzig: Die Mu- Abends erkunde ich die Kulturszene um den Karl-Hei­ sik ist immer ähnlich, von House über Minimal bis ne-Kanal: Die von der Stadt installierten Westkultur- zu 90ies in den Morgenstunden. Die Leute kommen Schilder weisen den Weg zum Westwerk oder der Spin- nicht wegen der jeweiligen Initiative. Aber sie kom- nerei, dazwischen liegen die vielen kleineren Oasen. men.

Im Süden Im Osten Im Herbst ziehe ich in ein Hausprojekt in Conne- Jung, migrantisch, studentisch, kurzlebig, links, witz, dem linken Viertel der Stadt. Die 17 Bewohne- rechts – viele Projekte und Schlagwörter und Schlag- rInnen sind zwischen zwei Wochen und 49 Jahren zeilen beschreiben die östlichen Stadtteile Leipzigs. alt, die meisten wie ich in den Dreißigern. Derzeit In der vom Verein krudebude angemieteten Projekt- wird wöchentlich pleniert: Die kleine Filiale eines wohnung besuche ich ein interaktives Theaterstück Abend landen wir zwischen den Fragen: Wie durch Austausch genieße, undnicht primär, weil ichwas für Winterfeiertage treffe icheine Freundin, diebeider Auf Distanz titu verändert? Sind wir mittlerweile emanzipiert genug, wir stehen Schlange imTreppenhaus des Altbaus Migrantinnen-Selbstorganisation maizarbeitet. Ein Mal wird mirdieKategorie Alter bewusst. Später am Leipzig jage. Mein Aufenthalt imOsten schafft mirDi- Das zeigt nicht zuletztdieKampagne Rettet das Kul- Bei einem Heimatbesuch – «ins neue Sachsen» wer- le michinmeinemKörper wohl, weil icheinenguten brechen wirlinke Moden undMythen, dienichts mit festival?» Gemeint ist dasmusic unlimited vom Kul- um von so einem Theaterabend fernbleiben und uns und werden gebeten, eine Seite der Treppe freizulas- ich imSommerzurückkehren werde. in Connewitz auf: «Wels? Da ist doch dieses Musik Stadien von Empowerment habenwirdurchschrit turland OÖ der turverein waschaecht injener Stadt, die gerade durch ten? Wie hatten? sich das Thema «Expertin sein» für uns ten Morgen schreibe ich in mein Notizbuch: Ich füh rungen undfordern undstärken dieZivilgesellschaft. null gekürzten feministischen Initiativen maiz,fif me Pressekonferenz von dendrei vom Land OÖ auf nisse einerVernetzung beobachten: einegemeinsa - paar Tage später, zurück inLeipzig, kann ichErgeb- mi-Generation aus dem Osten. Zum wiederholten nen aus demWesten, kennt niemandderneuenFe- meinen Körper tue. stanz, Oberösterreich besser inEuropa undderWelt zu Hause einerSeriewidmenzudürfen? Amnächs- ationen etwas amGesamtkonstrukt Welche ändern? sen, dieanderen Hausbewohner*innen seienschon zum ThemaAlltagssexismus. DerAndrang ist groß, des Frauenvolksbegehrens, live auf dorfTV dreifache schwarz-blaue Belastung glänzt und indie einordnen zukönnen. Plötzlichtaucht Altbekanntes de ichaus derWG gen. DieRegierungswechsel bringen auch Solidarisie- der Realität Können alltägliche Situ- zutunhaben? genervt. Meinegenervt. Begleitung,einederMitbewohnerin- % undArge SIE KUPF -Küche verabschiedet –überdie , moderiertvon einerVertreterin , die ich durch meine Verteiler in übertra------

Foto: feministischerkampftag.blogsport.eu Ansprüche auf Arbeitslosengeld geltend zu machen, auch wenn Arbeitslosengeld bestimmt. Dies schafftseither vorallembei Tageweise Anstellungen, Honorarnoten, öffentliche Förderun - Rezension (S. 14) (S. 14) velle von 2007wurde derZugang zurArbeitslosenversicherung versicherung alswesentliches Kriterium fürdenAnspruchauf Bernadette Schönangerer istRedakteurin derZeitschrift MALMOE wird denLücken indersozialenSicherungunddenSchnittstel - Martin Griesser durchgeführte sozialwissenschaftliche Teil der Bei Arbeitslosigkeit ist es daherfürKünstler_innen oft schwer, Barbara Trost, Birgit Waldhör undTanja Iljkic,wurde bereits im Einblicke indielangjährigen Erfahrungen aus derBeratungstä- Der Kulturrat Österreich beschäftigt sichseitgut zehn Jahren Die Studie zeigt dabeiinsbesondere dieWidersprüche auf, die Juli 2017 publiziert;nun liegtauch dervon ClemensChristl und Gleichzeitigkeit odereinemhäufigen Wechsel zwischenselbst Schnittstellenproblematiken losigkeit gesetzlich neudefiniertundder Wegfall einerPflicht leben von Künstler_innen reiht sichmeist Projekt anProjekt, kär Beschäftigte inanderen Feldern anknüpfbar undim Kon- lich undgut lesbar bleibt,ist, dass ihre Erkenntnisse gut fürpre- lenproblematiken, etwa zwischen SVA von Kunst- undKulturschaffenden und Lösungsansätze skizziert. Der juristische Teil, erstellt von und Kulturschaffenden. Im Auftrag der Arbeiterkammer Wien ist dieRegel undeinAngestelltenverhältnis eherdieAusnahme. innen derInteressengruppen (IG Studie vor. Basierend auf Expert_inneninterviews mitVertreter_ in der immer mehr Menschen in (Schein-)Selbstständigkeiten Stärke der Studie, die trotz der komplexen Materie übersicht in einem System der sozialen Sicherung, das auf unselbststän text gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen interessant sind, tigkeit und Lobbying-Arbeit in diesem Bereich auf den Tisch legt auch fürSelbstständige geöffnet, gleichzeitig aber auch Arbeits- sie Versicherungsbeiträge eingezahlt haben. MitderAlVG-No- schwerpunktmäßig mitdersozialenAbsicherungvon Kunst- ständiger undunselbstständiger Beschäftigung Probleme. zifische Unterschiede in den Problemlagen eingegangen. Eine schaftlichen «Leitbild eines starken Familienernährermodells» sich amregulierten Normalarbeitsverhältnis und amgesell- sungen für Künstler_innen bestehen bleiben. Während als the- ein Mix an selbstständigen und unselbstständigen Einkünften gen und ein Zuverdienst in eineranderen Branche – im Erwerbs- entstand nun einezweiteilige Studie, dieerstmals umfassende Neue Studie zur sozialen Ab Neue Studiezursozialen österreichische «konservativ-korporatistische Wohlfahrtsstaat» oretischer Ausgangspunkt darauf hingewiesen wird, dass der digen Angestelltenverhältnissen beruht, auch indenDetaillö- gedrängt werden. orientiert, wird jedoch nicht näher auf geschlechterspe- (Eigenverlag, 2017) aus sozialwissenschaftlicherSicht. fenden inder sozialenAbsicherung Studie zuProblemen von Kunstschaf –Erwerbslos. –Selbstständig ständig Kulturrat Österreich (Hg.):Unselbst ­sicherung s) undderrelevanten Behörden undAMS

, nachgegangen. ------29 Rezension

Innovation und Tradition: Qualifizierung exklusiv für Frauen Zwei Studien, die unterschied­licher Im Herbst 2018 startet der 6. MBA-Lehrgang nicht sein könnten, über Frauen­ in „ Management und Leadership für Frauen“. Kunst und Kultur Wir trafen uns mit Mag.a Barbara Ratzinger, Lehr- gangsteilnehmerin im 5. Lehrgang, zum Gespräch.

Katrin Hassler, Kunst und Sie haben für diese besondere Form der Leadership- Gender: Zur Bedeutung von Ausbildung entschieden. Was waren Ihre Beweggründe? ­Geschlecht für die Einnahme Ich habe schon länger überlegt, einen MBA Lehrgang zu absol­ von Spitzenpositionen im Kunst- vieren. Als ich 1998 mein BWL Studium abgeschlossen habe, feld (transcript, 2017) waren die Hälfte der AbsolventInnen Frauen. Nach wie vor sind Deutscher Kulturrat (Hg.) weniger als die Hälfte der Führungspositionen mit Frauen be­ Frauen in Kultur und Medien: Ein Überblick über aktuelle setzt. Ich möchte dazu beitragen, dass dieser Anteil ansteigt. Tendenzen, Entwicklungen und Welche Lehrgangsinhalte sind für Sie besonders hilfreich und Lösungsvorschläge, 2016 interessant? Für mich persönlich besonders interessant war das Modul Die gute Nachricht: Frauen sind in den Sphären der Kunst an Macht- ‚ Strategisches Management‘. Generell finde ich die Zusammen­ positionen relativ gleichberechtigt vertreten. Die schlechte: Dieser stellung der Module sehr gelungen. Meine Erwartung hinsichtlich Bereich nimmt gesamtgesellschaftlich eine marginale Rolle ein. Die- der Inhalte und der Vortragenden wurde deutlich übertroffen. se Erkenntnisse sind zwar nicht neu, werden aber in der bemerkens- Wie organisiert „frau“ sich diese 2 Jahre Investition in sich werten Studie der deutschen Kunstsoziologin Katrin Hassler erstmals selbst? empirisch untermauert. In ihrem Buch «Kunst und Gender. Zur Be- Die Module sind geblockt und finden einmal im Monat statt. deutung von Geschlecht für die Einnahme von Spitzenpositionen im Darüber hinaus gilt es für Prüfungen zu lernen, Hausarbeiten Kunstfeld» hat sie sich angesichts mangelnder quantitativer Analysen zu schreiben und eine Master Thesis zu erstellen. In meinem Fall über Geschlechterasymmetrien im Bereich der Kunst in Anlehnung ist eine große Unterstützung durch die Familie und den Arbeit­ an Pierre Bourdieu eine detaillierte Studie dazu vorgenommen: Mit- geber gegeben. tels Häufigkeitsauswertung, Streudiagrammen und Regressionsana- Teil des Lehrgangskonzepts sind Gespräche mit Frauen in lysen macht sie wesentliche Geschlechterstrukturen im Spitzenfeld Führungspositionen. Welchen Nutzen ziehen Sie daraus? der Kunst sichtbar; dieses umfasst Museumsdirektorinnen, Samm- Die Interviews mit führenden Frauen waren sehr spannend und lerinnen, Kuratorinnen, bildende Künstlerinnen oder Galeristinnen. haben mir einen Einblick gegeben, wie frau es geschafft hat, in 30 Demnach sind Frauen vor allem in vermittelnden Professionen stär- Spitzenpositionen zu gelangen. Der größte Nutzen daraus ist für ker zu finden als in den produzierenden. Markantes Beispiel: Cindy mich die Vorbildwirkung und die Motivation – mutig zu sein, Sherman ist als einzige Künstlerin in den Top 10 im Bereich der bil- Veränderungen zuzulassen und Neues auszuprobieren. denden Kunst zu finden. Wie können Sie als Lehrgangsteilnehmerinnen voneinander Was dieses bemerkenswerte Buch auszeichnet, ist nicht nur spannen- profitieren? de Empirie, sondern auch die profunde Auseinandersetzung mit fe- Jede Teilnehmerin bringt sehr spezielles Wissen und unter­ ministischer Theorie. Reduktionismus auf das Geschlecht liegt Hass- schiedlichste Erfahrungen mit. Wir bekommen theoretischen ler aber fern: Bourdieu folgend untersucht sie etwa zusätzlich zum Input und arbeiten mit Praxisbeispielen. So lernen wir vonein­ ander und von den Themenstellungen anderer Unternehmen symbolischen und ökonomischen Kapital den Einfluss von Alter und und Branchen. geografischer Herkunft auf Machtpositionen von Frauen im Kunstbe- trieb. Ihr in drei große Kapitel gegliedertes Buch mit vielen Tabellen Fühlen Sie sich in Ihrer Wahl bestätigt oder fehlen die Männer? und leider zum Teil schwer leserlichen Grafiken setzt sich darüber hi- Jedes einzelne Modul war für mich eine große Bereicherung und ich kann den MBA Lehrgang sehr empfehlen. Ich denke, dass naus auch mit der gesamtgesellschaftlichen Tatsache von Ungleich- männliche Teilnehmer einen Einfluss auf das Gruppenverhalten heit auseinander, an der auch die «Scheinfreiheit» von Frauen in Füh- und die Positionierung der Frauen hätten. Daher sehe ich es als rungspositionen nichts ändert. Vorteil, dass sich im Kurs nur Frauen untereinander austauschen. Völlig anders mit dem Thema verfährt hingegen die Bestandsaufnah- Beruflich schätze ich die Zusammenarbeit in gemischten Teams me der vergangenen 20 Jahre über «Frauen in Kultur und Medien», sehr, da das Zusammentreffen unterschiedlicher Verhaltens­ herausgegeben vom Deutschen Kulturrat. Neben dem Fokus auf die muster – von Frauen wie Männern – zu innovativeren Ideen und Interpretation von auf Statistiken und Befragungen basierenden Gra- Lösungsvorschlägen führt. fiken, finden sich in dem Sammelband Interviews, Anekdoten oder Lebensgeschichten. Themen wie Aussehen, Familie, Arbeitsmarkt, Nähere Informationen gibt’s beim Informationsabend Alter oder das «Weibliche» werden in traditioneller Manier abge- am 24. Mai 2018 ab 18.30 Uhr im Wissensturm, 15. OG. handelt. Daneben wird oftmals auf das Recht verwiesen, wenn es um (Eintritt frei, Anmeldung erbeten: [email protected]). die Umsetzung von «Gleichheit» geht. Dabei hat schon Bourdieu ge- oder unter : zeigt, dass sich im Recht und in seiner Anwendung nur die Ideen ei- www.jku.at/studium/studienarten/lehrgaengeprogramme ner Gesellschaft spiegeln und der Kampf gegen die Asymmetrie der Geschlechter tiefer gehen muss.

Christa Hager: Historikerin und Redakteurin bei der „Wiener Zeitung“, Anzeige bezahlte lebt und arbeitet in Steyr und Wien. DAS FRAUENBÜRO DER STADT LINZ

Das Frauenbüro ist die Interessensvertretung aller Linzerinnen. Ziel ist es, einen Beitrag zur tatsäch- lichen Gleichstellung zu leisten, damit – Männer ezahlte Anzeige ezahlte wie Frauen – selbstbestimmt ihr B

Leben gestalten können. Neben

konkreter frauenpolitischer Ar- beit bietet das Frauenbüro ein breites Veranstaltungsangebot. Foto: Max Mayrhofer Alle Informationen über das Angebot Mag.a Eva des Frauenbüros finden Sie unter: Schobesberger www.linz.at/frauen Frauenstadträtin

Frauenbüro der Stadt Linz

Neuigkeitswert20ger Haus Ried | 3er-Hof Leonding | 4840 Kulturakzente ­Frauenpolitik Vöcklabruck AKKU Steyr | Aktion K Gmunden | Akzent Altenberg | Alte Schule Gutau | Altes Kino St. Florian | Arcobaleno Linz | Arge Granit Ottens- heim | ARGE Zimbabwe Linz | Aufschrei Aschach | Autonomes Frau- enzentrum Linz | Backlab Linz | Backwood Association Weitersfelden legen selbstBaraka Nussbachfest, | Bauhof Pettenbach |bb15 – Raum fürwie Gegenwarts- lange es kunst Linz | Bongo Flavour Frankenburg | Charismart Wartberg / Aist Der Keller Bad Ischl | diakoniewerk Gallneukirchen | Dickau Nussdorf a. A. | Die Hupfauer Mönchdorf | element of style Linz | FIFTITU% Linz Filmclub Schwanenstadt | FM5 Wien | Forum Kultur Hellmonsödt Frauenforum Salzkammergut Ebensee | Frauennetzwerk Rohrbach unsFreies Radiogibt Salzkammergut Bad Ischl | Freigeist Weyer Widerworte: | Freiraum­ Wels | Frikulum Weyer | Gallnsteine Gallneukirchen­ | Game Stage Linz | GAV OÖ Linz | Gruppe O2 Lambach | GUK Ungenach | habiTAT­ Linz | HOFIS Hofkirchen |HolzHaus Linz | HOSI Linz | Höribachhof­ St. Lorenz am Mondsee | IFEK Linz | Infoladen Wels | INOK Linz | Insel SchauScharnstein mmalDie | Jazzatelier Ulrichsberg | Jazzfreunde Bad Ischl | junq.at ÖVP und Linz | K13 St. Wolfgang | K565 Alberndorf | KAPU Linz | KaV Vöck- lamarkt | KEK Krenglbach | KI 08/16 Gmunden | KI Bad Zell | KIA Au- rach am Hongar | KiK Ried | KIKAS Aigen | Kino Ebensee Ebensee KISL St. Leonhard | Klangfolger Gallneukirchen | KomA Ottensheim der Feminismus3Kraut & Ruam Zell an der Pram | KUBA Eferding | KUIWA Fragen Walding an … Kukuroots Gramastetten |Kul[T]urverein Hofkirchen |KULIMU Rüs­ torf | kult:Mühlviertel Pregarten | kult.is Seewalchen | Kultur im Gugg­ Braunau | Kultur Pur Gunskirchen | Kulturbüro Wels | KulturCafe Pichl | Kulturella Ottnang a. H. |Kulturforum Gramastetten­ |Kultur -­ institut UNI Linz | Kulturkreis Petten­bach | KuPro Sauwald Wernstein Maria PerneggerKumpan Gmunden | Kunst & 6Kultur Raab | KunstdüngerIdeen, Gampern wie du Kunstforum Salzkammergut Gmunden | Kunterbunt-Kulturbunt Hall- statt |Landstrich Brunnen­thal | Linzer Frühling Linz | Local-Bühne Frei- stadt | luft*raumLinz | m-arts Andorf | nähküche Linz | maiz Linz | MKH Wels | Medio2 Krons­torf | Miriam Linz | Musentempel Linz | Museum dich fürs FrauenArbeitswelt Steyr | Musik-Kulturclub *volks Lembach | Narrenschyff Leonding ­be­gehren nh10 Linz | NoiseArt Wels | nomadenetappe Linz | OKH Vöcklabruck Openair Ottensheim |Original Linzer Worte Linz | OTELO Gmunden OTELO Linz | OTELO Ottensheim |OTELO Vöcklabruck | OTELO Vorch- dorf | PA Events Enns | Pangea Linz | Papiermachermuseum Steyrermühl Planet Musical Vöcklabruck | Postskriptum Linz | Programmkino Wels machst KinderqujOchÖ Linz | Radio B138 Kirchdorf | Radio gartengebühr FRO Linz | Raml Wirt Neu- markt | Raumschiff Linz | RedSapata Linz | Reizend Wels | Rock im Dorf Wien | RÖDA Steyr | Saum Langenstein | Schloss Mühlgrub Wels | Schlot Linz | Schräge Vögel Linz | servus.at Linz | SILK Fluegge Linz | Social Impact Linz | Solidar-Werkstatt Linz | Sozialforum Freiwerk Wien frisst „FamilieSpielraum Gaspoltshofen | Strandgut Linz | Sunnseitn nbonus“ Feldkirchen Ein Textile Kultur Haslach | Theater Phönix Linz | TITANIC Bad Leonfelden Treffpunkt Georgia St. Georgen | Tribüne St. Georgen | ­unterton Vöckla­ bruck | urbanfarm Leonding | Waschaecht Wels | WI(E)SO Oberndorf Willy Linz | WOAST Wartberg / Aist | YOUKI Wels | Young and Culture medienpolitisVöcklabruck | Zach Records Linz | Zuckerfabrik Symposium Enns in Linz Ku lturlandretten: Es geht Es geht nicht nur ums Geld #MeToö?! kupfzeitung Kulturplattform Österreichische Post AG Nummer 165 Oberösterreich SP 02Z030447 S März – Mai 2018 ZVR 176162305 KUPF OÖ, ­Untere Donau­ KlassenkapfDVR 0808041 lände 4.0 10/1, 4020 Linz Oh gosh,