RUND UM DEN STADTTEIL STERNSCHANZE Quartiersnachrichten meileSternschanzennsteinn Altona

Nummer 06_Dezember 2009 EIFFLERSTRASSE: Sanierung wird beendet

ABSCHLUSSVERANSTALTUNG: 16. Dezember im JesusCenter

PLUS UND MINUS: Die Bilanz von 20 Jahren Stadterneuerung unter uns Liebe Leserinnen und Leser,

nach 19 Jahren aktiver Stadterneuerung wird das Sanierungsverfahren Eifflerstraße Ende dieses Jahres abgeschlossen. Wir möchten Sie daher mit diesen Quartiersnachrichten vor allem einladen zur öffentlichen Abschlussveranstaltung am Mittwoch, den 16. Dezember 2009 um 19 Uhr im Jesus Center. Das Bezirksamt Altona und die steg mbH als Sanierungsträgerin möchten mit Ihnen einen Blick zurück werfen, Bilanz ziehen und Sie außerdem über die Beendigung des Sanierungsverfahrens Eifflerstraße informieren.

Die vorliegende Ausgabe der Quartiersnachrichten steht ganz im Zeichen des Rückblicks. Seit November 1990 war die steg Hamburg mbH im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, zunächst zur Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen und ab Januar 1996 als Sanierungsträgerin für das Gebiet Eifflerstraße tätig. Während dieser knapp zwei Jahrzehnte Stadterneuerung ist viel Neues entstanden. Mit diesen Quartiersnachrichten möchten wir die Projekte und Entwicklungen dieser Zeit noch einmal in Erinnerung rufen.

Wir möchten diese Broschüre auch zum Anlass nehmen, uns von Ihnen zu verabschieden und Ihnen für die vielen Jahre konstruktiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit zu danken. Über den Sanierungsbeirat und die Quartiersnachrichten Sternschanze haben Sie bei Interesse über das Jahr 2009 hinaus die Gelegenheit, sich über die aktuellen Planungen auch im Gebiet Eifflerstraße auf dem Laufenden zu halten.

Wir wünschen Ihnen nun viel Vergnügen beim Lesen und hoffen, Sie am 16. Dezember um 19.00 Uhr im Jesus Center begrüßen zu kön- nen.

Mit den besten Grüßen

Julia Dettmer, steg Hamburg und Heinz Evers, Fachamt Sozialraummanagement, Bezirksamt Altona inhalt 04 Der Blick zurück Die Bilanz von 19 Jahren Stadterneuerung 10 Alles in Einem Die wechselvolle Geschichte des Flora Parks 12 Als der „Held der Donau“ gastierte Die Flora im Wandel der Zeit

Titelfoto: Der Bolzplatz im Flora Park. impressum

Abschlussbroschüre Sanierungsgebiet Eifflerstraße

© Herausgegeben von der steg Hamburg mbH, Schulterblatt 26 – 36 20357 Hamburg Telefon: 040-43 13 93-0, Fax: 040-43 13 93-13, Internet: www.steg-hamburg.de

Redaktion: Dr. Rüdiger Dohrendorf, Telefon: 040-43 13 93-33 in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Altona, Heinz Evers, Telefon: 040-42811-2437

Fotos: Julia Dettmer, Rüdiger Dohrendorf, Barbara Kayser, Matthias Müller, Privat

Druck: Heinrich Siepmann, Hamburg-Altona

______2 _STATISTIK LIGHT_____ Zahlen erzählen

Meistens sind Zahlen ja eher trocken. Deshalb listen wir hier keine komplette Chronologie des Sanierungsgebietes auf. Wir lassen lieber exemplarisch Zahlen für sich sprechen.

Am 20.03.1990 beschloss der Senat Im Sinne der Stadterneuerung wur- die Durchführung Vorbereitender Unter- den 73 Wohneinheiten (WE) mit öffent- suchungen (VU) gemäß § 4 des Städte- licher Förderung instandgesetzt und mo- bauförderungsgesetzes für das Untersu- dernisiert. Mehr als weitere 100 WE chungsgebiet Altona-Altstadt/St. Pauli- wurden ausschließlich mit privaten Mit- Nord (Schulterblatt II). Mit den VU wur- teln saniert. de die Stadterneuerungs- und Stadtent- Drei soziale Einrichtungen haben ein wicklungsgesellschaft Hamburg mbH neues Zuhause im Quartier bezogen: Der (steg) beauftragt. Kinderladen Tüdelband, die Mädchenoa- Am 08.08.1995 erfolgte die förmli- se und die Freiwillige Feuerwehr Alto- che Festlegung als Sanierungsgebiet „Al- na. tona-Altstadt S4, Eifflerstraße“ durch den Seit 2006 gibt es im Schanzenviertel Zwischen 1991 und 2009 wurden 72 Hamburger Senat. nach ca. zehn Jahren keine Drogenhilfe- neue Wohnungen gebaut. Seit 01.01.1996 ist die steg treuhän- einrichtung mehr. derisch als Sanierungsträgerin für das Seit 1992 gibt es die öffentliche Spiel- Sanierungsgebiet Eifflerstraße zuständig. und Grünfläche Flora Park mit inzwi- Drei Straßen und die Eisenbahn be- schen lauter Besonderheiten: eine Pho- grenzen das Gebiet: Schulterblatt, Juli- tovoltaikanlage auf dem Bunkerdach, usstraße, Stresemannstraße sowie der einen Kunststoffbolzplatz mit „Flutlicht“, Bahndamm. die höchste Outdoor-Kletterwand Nord- Insgesamt fünf Umbenennungen der deutschlands, riesige Graffitikunst an der Straßennamen gab es seit Ende des 19. Bunkerfassade, eine behindertenfreund- Jahrhundert im Gebiet. Die Stresemann- liche Toilette, eine Parkinitiative und den straße wurde bis 1933 Kleine Gärtner- Parkpfleger Donald. straße und von 1933 bis 1945 General- In eine Richtung geht es für Autos in Litzmann-Straße gennant. Die Lippmann- der Juliusstraße seit 1998, eine wesent- straße hieß früher Friedenstraße, dann liche Maßnahme des Konzeptes zur Ver- Harpunierstraße, die Eifflerstraße zuvor kehrsberuhigung Lippmannstraße-Julius- Parallelstraße. straße. Das Sanierungsgebiet Eifflerstraße 106 Sitzungen des Sanierungsbeira- Drei soziale Einrichtungen haben ihr zu- umfasst eine Fläche von 5,9 ha und ist tes fanden von 1999 bis Ende 2009 statt hause im Sanierungsgebiet, so auch der damit so groß wie acht Fußballfelder. (91 Eifflerstraße, 15 Sternschanze-Alto- Kinderladen Tüdelband. 1.047 Einwohner lebten am na). 31.12.2008 in 69 Gebäuden im Gebiet. Zwischen 1999 und Juni 2008 wur- In 2009 gibt es im Gebiet rund 601 den 128 kleine Stadtteilprojekte mit ei- Wohnungen und 100 Gewerbeeinheiten. ner Gesamtsumme von 142.873 Euro Um knapp 15 % stieg die Zahl der aus dem Verfügungsfonds Eifflerstraße Wohnungen im Gebiet von 1991 bis gefördert. 2009. 86 % der zwischen 1991 und 2009 Matthias Müller entstandenen Neubauwohnungen (62 von 72) sind öffentlich gefördert und unterliegen somit einer langfristigen Mietpreis- und Belegungsbindung.

3 ______DIE BILANZ_ Der Blick zurück: 20 Jahre Stadt- erneuerung Nach knapp zwei Jahrzehnten aktiver Quartiersentwicklung wird das Sanierungsverfahren Eifflerstraße nun abgeschlos- sen. Auch wenn nicht alle Sanierungsziele erreicht werden konnten, ist die Entwicklung des Sanierungsgebietes insgesamt positiv. Das Gebiet ist als Teil des Schanzenviertels von dessen Gesamtentwicklungen zu einem Ausgeh- und Vergnügungsviertel zwar betroffen, hat sich aber bis heute

Juliusstraße 4 vor und nach der Moder- seinen Charakter und Charme als vielschichtiges Quartier mit nisierung. kleinteiligem Gewerbe bewahrt.

Wer das Sanierungsbiet schon lange den Untersuchungen wurden die wesent- kennt und die Entwicklung mitverfolgen lichen Ziele der Stadterneuerung formu- konnte, der wird sich erinnern, dass es liert, die mit der förmlichen Festlegung Anfang der 1990er Jahre keinen Flora des Sanierungsgebietes am 8.8.1995 als Park, keine Mädchenoase und keinen Sanierungsziele festgelegt wurden. Und Spielplatz an der Eifflerstraße gab. Dass obwohl sich die Rahmenbedingungen der Schleichverkehr durch die Lippmann- über diesen langen Zeitraum fortlaufend straße rauschte, um die Ampeln und auch geändert haben, blieben die Hauptziele den Stau auf der Stresemannstraße zu der Stadterneuerung dennoch dieselben: umfahren. Dass einige unbebaute Grund- • Langfristiger Erhalt des vorhande- stücke, mit Bretterzäunen versehen, nen Wohnungsbestandes durch Instand- brachlagen. Und dass viele Gebäude in setzungen und behutsame Modernisie- einem schlechten baulichen Zustand rungen. waren, die Wohnungen teilweise kein • Stabilisierung der Bewohnerstruk- Bad hatten und es durch die Fugen pfiff. tur und Verhinderung von Verdrängungs- Nach knapp 20 Jahren Stadterneue- prozessen durch Erhalt des preiswerten rung, zwischen 1990 und 1995 als Ge- Mietwohnungsbestandes. biet für Vorbereitende Untersuchungen • Erhalt der stadtteilprägenden Mi- und danach als förmlich festgelegtes Sa- schung aus Wohn- und Gewerbenutzung, nierungsgebiet, geht die Sanierung im um die Existenz der ansässigen Betrie- Gebiet Eifflerstraße nun zu Ende. Ein be, wohnungsnahe Arbeitsplätze und die Zeitraum, in dem sich das Schanzenvier- Versorgung der Bewohner über Kleinbe- tel stark verändert hat und damit auch triebe zu sichern. die Anforderungen an eine integrierte • Schaffung von Wohnraum durch Stadterneuerung. Im Folgenden möchten Neubau, Dachgeschossausbau und An- wir mit Ihnen zurückschauen auf das, bauten im Bestand, Schaffung neuer Ge- was in diesen knapp zwei Jahrzehnten werbeflächen. im Rahmen der Stadterneuerung passiert • Verbesserung der öffentlichen In- ist. frastruktur durch Ergänzung sozialer und Während der Phase der Vorbereiten- kultureller Einrichtungen.

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• Verbesserung des Wohnumfeldes. dene unbebaute Fläche als Garten nut- • Erhöhung der Verkehrssicherheit zen. und Verbesserung des Verkehrsraumes • In den folgenden Jahren ab 1995 für Fußgänger und Radfahrer (z.B. auch bis 2000 wurden weitere 20 Wohnun- Abbau bestehender bzw. Verhinderung gen mit öffentlichen Mitteln errichtet. neuer Barrieren für Behinderte). Darunter vor allem die Wohnungen im • Entsiegelung und Begrünung wohn- generationenübergreifenden Wohnpro- orientierter Freiflächen, Fassadenbegrü- jekt Buntbau an der Lippmannstraße / nung. Ecke Eifflerstraße, das 1997 fertig ge- Diese Ziele wurden bzw. konnten im stellt wurde. Nach dem Jahr 2000 sind Sanierungszeitraum unterschiedlich in- keine Wohnungsneubauten mit öffentli- tensiv umgesetzt werden. cher Förderung mehr realisiert worden. Insgesamt entstanden im Gebiet Eiffler- Wohnen straße 62 Sozialwohnungen in Neubau- Neben umfangreichen Modernisierungen • Der Erhalt des vorhandenen Wohn- ten mit einer Bindungsdauer von 30 bis im Altbaubestand wurden auch einige Neubauten realisiert. raums und damit auch der Erhalt der 40 Jahren. Altbausubstanz sowie die Schaffung neu- • Daneben wurden insgesamt 73 en Wohnraums durch Baulückenschlie- Wohnungen in privaten Wohnhäusern ßungen und Dachgeschossausbauten mit öffentlicher Förderung instand ge- waren ein wesentlicher Arbeitsschwer- setzt und modernisiert. Diese Maßnah- punkt im Sanierungsverfahren. Im ge- men erfolgten nach und nach zwischen samten Zeitraum erfolgten nur wenige 1996 und 2008. Mit den öffentlich ge- Gebäudeabbrüche. Wohnraum war von förderten Wohnungen im Rahmen von diesen Abbrüchen nicht betroffen. Die Modernisierungen wird Mietwohnraum vorhandene Altbausubstanz, die das zu moderaten Preisen über einen langen Stadtbild des Sanierungsgebietes über- Zeitraum, in der Regel um die 20 Jahre, wiegend prägt, konnte somit erhalten gesichert. Erst nach Auslaufen der Bin- werden. Darüber hinaus wurde bei In- dung können die Wohnungen zur orts- standhaltungs- und Modernisierungs- üblichen Miete vermietet oder in Eigen- maßnahmen auf einen denkmalschutz- tumswohnungen umgewandelt werden. gerechten Umbau geachtet. • Neben und auch angeregt durch • Das Sanierungsziel „Stabilisierung die öffentlichen Investitionen wurden der Bewohnerstruktur und Verhinderung private Investitionen im Wohnungsbau von Verdrängungsprozessen durch Erhalt getätigt: In der Juliusstraße 12-14 ent- des preiswerten Mietwohnungsbestan- stand bis 2000 ein Wohnungsneubau mit des“ konnte nur bedingt erreicht werden, elf Wohnungen (davon 1 Wohnung mit da das Sanierungsrecht keine Instrumen- öffentlicher Förderung) und im Zeitraum te zur Regulierung von Mietpreisen und von 1991 bis 2009 wurden mehr als 100 zur Verhinderung der Umwandlung von Wohnungen im Gebiet umfassend moder- Mietwohnraum in Eigentum bietet. Im nisiert, in mehreren Objekten verbunden Rahmen der realisierten öffentlich geför- mit einem Ausbau des Dachgeschosses. derten Neubauten und Modernisierun- Es ist davon auszugehen, dass in diesem gen konnte allerdings für 135 Wohnun- Zeitraum in vielen weiteren Wohnhäu- gen ab Fertigstellung eine Mietpreis- und sern im Sanierungsgebiet privat finan- Belegungsbindung von rund 20 bis 40 zierte Modernisierungsmaßnahmen Jahren erzielt werden. durchgeführt wurden, die nicht geneh- • In den ersten Jahren der Stadter- migungspflichtig waren und von denen neuerung zwischen 1991 und 1992 wur- die steg bzw. das Bezirksamt Altona da- de in größerem Umfang Wohnungsneu- her keine Kenntnis erhalten haben. bau errichtet: Die GWG baute in der Juli- usstraße 20-22 insgesamt 42 Sozialwoh- Spiel- und Grünflächen, soziale Infra- nungen. Die benachbarte pro- struktur testierte zunächst gegen die Bebauung • Die Schaffung und Aufwertung der Flächen, denn sie wollte die vorhan- wohnungsnaher privater und öffentli- Seit 2006 im Gebiet: Die Freiwillige Feuerwehr Altona.

5 ______DIE BILANZ_

cher Spiel- und Grünflächen sowie die ein Umwelt- und Erlebnisprojekt für Verbesserung der sozialen Infrastruktur Mädchen ab 6 Jahren, das sowohl das waren über den gesamten Zeitraum der technische, das handwerkliche als auch Stadterneuerung ein Schwerpunkt der das ökologische Verständnis und Ge- Sanierung. Die Anzahl der Angebote für schick fördert. Wo zuvor Autos und Bau- Kinder und die Qualität der Angebote materialien lagerten, können seit 1998 konnten im Sanierungszeitraum deutlich Kinder spielen, gärtnern, basteln, toben verbessert werden. und mehr. • Bereits in den Jahren 1991/92 wur- • Im Dezember 2006 hat die Frei- de die öffentliche Spiel- und Grünanla- willige Feuerwehr Altona in einem Neu- ge Flora Park angelegt. Sie beschäftigt bau an der Eifflerstraße / Ecke Lipp- Blick in den herbstlichen Flo- seitdem und bis zum heutigen Tag fast mannstraße im Gebiet eine neue Heimat ra Park. durchgehend die Grünplaner des Be- gefunden. zirksamtes, die steg und natürlich • Das autonome Kulturzentrum Rote auch die Anwohner und Nutzergruppen: Flora war schon da, als die Stadterneue- auf mangelnde Nutzungen und/oder rung im Gebiet begann. Es feiert in die- Fehlnutzungen, in den jüngeren Jahren sem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. dann auch eine besonders intensive Nut- • Während also eine Reihe von sozi- zung und damit zusammenhängende alen Angeboten im Sanierungsgebiet hin- Abnutzungserscheinungen im Flora Park, zukamen, wurde eine Einrichtung zum wurde immer wieder reagiert. Die Spiel- Ende des Jahres 2003 geschlossen, der und Grünanlage ist mehrfach und stets FixStern. 1995 wurde im Schulterblatt 73 mit Beteiligung der Anwohner und mit die Drogenberatungsstelle mit Konsum- den im Park aktiven Gruppen mit grö- raum eingerichtet, nachdem sie auf ei- ßeren und kleineren Umbauten, Ergän- ner öffentlichen Veranstaltung in 1994 Die Mädchenoase an der Eifflerstraße. zungen im Angebot sowie Reparaturen eine breite Akzeptanz gefunden hatte. Auf dem Gelände ist heute ein alter Bundesbahn-Wagen als Unterkunft auf- und Erneuerungen hergerichtet und auf- Die Bewohner des Schanzenviertel er- gestellt. Früher wurde die Fläche gewertet worden. Der Flora Park hat hofften sich mit der Einrichtung eine hauptsächlich zum Abstellen von alten aufgrund seiner Lage im Quartier und Entlastung für das Quartier. Ende der Autos genutzt. des vielfältigen sowie besonderen Ange- 1990er Jahre klagten viele Bewohner botes auf vergleichsweise kleinem Raum, und Gewerbetreibende über die offene verbunden mit dem großen Nutzungs- und offensive Drogenszene im Viertel. druck, eine Sonderstellung (siehe auch Die geplante Verlagerung des FixStern Artikel zum Flora Park auf Seite 10/11). an einen anderen Standort im Stadtteil • Durch einzelne Wohnumfeldmaß- zerschlug sich und der Mitte-Rechts-Se- nahmen konnten zudem wohnungsnahe nat beschloss die Schließung der Einrich- Freiflächen realisiert werden, die die tung zum 31.12.2003. Darauf folgte für Wohnqualität erhöhen. zwei Jahre eine ausstiegsorientierte Dro- • Im Neubau des Wohnprojektes genhilfeeinrichtung, die in Containern „Buntbau“ in der Lippmannstraße 73 ent- auf der nahe gelegenen „Brammer Flä- stand mit dem Kinderladen Tüdelband che“ untergebracht war. Eine größere (bis 2007 „Kinderladen Koppel“) auch offene Drogenszene gibt es seit 2004 eine Kindertagesstätte im Sanierungsge- nicht mehr im Schanzenviertel und seit Idyllisch anmutende Gewerbelage im Hinterhof. biet. Der Kinderladen zog aus einem klei- 2006 auch keine Anlaufstelle mehr für neren Standort in Altona-Nord im Jahr Drogenabhängige. 1997 in den Neubau und hat aktuell 35 Plätze (davon 24 Elementar- und 11 Krip- Gewerbe penplätze, Ausbau der Krippenplätze auf • Die stadtteilprägende kleinteilige 17 Plätze bis 2010 geplant). Mischung von Wohnen und Gewerbe • Im Zeitraum von 1997 bis 1999 blieb im Sanierungsgebiet erhalten. wurden an der Eifflerstraße die Spielflä- Insbesondere die Lippmannstraße ist chen für den Kinderladen Tüdelband durch die Gewerbehöfe der ehemaligen (1250 qm) und die Mädchenoase (700 Aristo-Fabrik (Nr. 53) oder Leder-Schü- qm) hergerichtet. Die Mädchenoase ist ler (Nr. 59) geprägt.

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• Die im Schanzenviertel insgesamt Die in den vergangenen vielen Jah- beobachtete Entwicklung, dass immer ren realisierten Projekte und Entwicklun- mehr Ladengeschäfte in gastronomische gen im Sanierungsgebiet Eifflerstraße Betriebe oder Kioske umgenutzt werden, werden nicht von allen gleichermaßen ist im Sanierungsgebiet Eifflerstraße im begrüßt. Während sich der eine oder an- Bereich des Schulterblattes sehr auffäl- dere Grundeigentümer durch die Anwen- lig. In den übrigen Straßen des Gebietes dung des besonderen Städtebaurechts ist diese Entwicklung bislang relativ zu- (sanierungsrechtliche Genehmigung von rückhaltend. Bauanträgen, Kaufverträgen oder Grund- • Ein Ziel des Erneuerungskonzep- buchbelastungen erforderlich) in seinem tes ist seit Anfang der 1990er Jahre, ei- freien Handeln eingeschränkt fühlte, nen gewerblichen Neubau an der Eiffler- konnte es für so manchen Anwohner gar straße, bahnseitig zwischen Lippmann- nicht genug Regulierungen geben. In den straße und Schulterblatt zu realisieren. letzten Jahren der Sanierung wurde auch Nach mehreren Überlegungen aus den im Sanierungsgebiet Eifflerstraße vergangenen 15 Jahren steht nun ein zusehends die „Verkiezung“ des Viertels Konzept vor der Realisierung, das krea- und die damit verbundenen Belästigun- tiven Schaffensraum in Ateliers, Werk- gen für die Anwohner thematisiert und stätten und Büros zu günstigen Preisen problematisiert. Die Auswirkungen die- bieten soll (siehe hierzu auch den Arti- ser Entwicklung sind deutlich im Flora kel auf Seite 14). Park abzulesen, weswegen der Bezirk Altona und steg auch aktuell wieder mit Verkehr einer baulichen Veränderung gegensteu- • Mehrere Verkehrsthemen wurden ern. gebietsübergreifend mit dem Sanierungs- Der Bezirk Altona plant, das Sanie- Zum Gedenken an die im August 1991 auf der Stresemannstraße tödlich ver- gebiet Schulterblatt behandelt und um- rungsgebiet im Laufe des Jahres 2010 unglückte Nicola pflanzen Kinder gesetzt. Die größten verkehrlichen Pro- förmlich aufzuheben. Bis dahin findet seinerzeit Blumen. Heute gilt auf der Straße Tempo 30, das obere Bild zeigt bleme im Gebiet waren die Schleichver- das Besondere Städtebaurecht weiterhin einen Blick auf die Straße. kehre durch Julius- und Lippmannstra- Anwendung. Auf den folgenden beiden ße sowie die erhebliche Verkehrsbelas- Seiten finden Sie das Erneuerungskon- tung durch die Stresemannstraße. zept für das Sanierungsgebiet Eifflerstra- • Dem erstgenannten Problem wur- ße mit aktuellem Stand zum Abschluss de durch die Umgestaltung des Kreu- der Sanierung. zungsbereichs Juliusstraße/Lippmann- straße und die Einführung der Einbahn- Sie sind herzlich eingeladen! straßenregelung in der Lippmannstraße Öffentliche Veranstaltung in den Jahren 2001/02 begegnet (siehe zur Beendigung des hierzu auch Artikel auf Seite 15). Sanierungsverfahrens • Für die Stresemannstraße als Eifflerstraße Hauptverkehrsstraße mit überregionaler am Mittwoch, den 16. Dezember 2009 Bedeutung (Autobahnzubringer, Gefahr- um 19.00 Uhr im JesusCenter guttransport, etc.) konnte im Sanierungs- im Schulterblatt 63 verfahren hingegen keine Lösung erar- beitet werden. Julia Dettmer, Heinz Evers • Der Radverkehr durch das Schan- zenviertel wurde 2001 begünstigt, indem die Einbahnstraße Juliusstraße und im weiteren Verlauf die Bernstorffstraße bzw. Susannenstraße in Gegenrichtung freigegeben wurden. Damit wurde eine durchgehende Radwegeverbindung zwi- schen Thadenstraße und Schanzenstra-

ße geschaffen. Die Abschlussveranstaltung findet im Jesu- sCenter statt.

7 ______8 9 ______DER PARK_ Alles in Einem Grünes Idyll und Hundekackwiese, Kletterparadies und Party- zone, Kinderspielplatz und Junkiedepot: So gegensätzlich wie all diese Attribute, so vielfältig ist die Realität des Flora Parks der vergangenen rund 17 Jahre. Und das alles passiert auf einer Fläche, die gerade mal so groß ist wie acht Fußballfelder Ansichten eines Parks. – und mittendrin steht ein Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, eine Trutzburg, die mit bunten Bildern und Klettergriffen reich geschmückt unbeeindruckt auf das Treiben um sie herum herabschaut.

Die Geschichte des heutigen Flora erinitiative entwickelte. Die Umsetzung Parks beginnt mit der offiziellen Beset- der gemeinsam erarbeiteten Maßnah- zung der Roten Flora durch Stadtteilak- men erfolgte weitgehend in 1997. Aber tivisten am 1. November 1989. Die Rote schon bald wurden die Nutzungskonflik- Flora protestierte gegen den geplanten te zwischen den Anwohnern, die die Neubau der Wohnhäuser auf der Fläche Grün- und Spielfläche gerne mit ihren hinter dem besetzten Gebäude zur Lipp- Kindern nutzen wollten und anderen mannstraße, indem sie dort von Sommer Nutzergruppen nur noch größer: Der Flo- 1990 bis Sommer 1991 in Selbsthilfe eine ra Park wurde zusehends mehr von Dro- öffentlich zugängliche Grünfläche gestal- genkonsumenten und -dealern und auch tete. Die Bebauung konnte aber nicht von Obdachlosen genutzt, die hier näch- verhindert werden, denn bereits 1992 tigten. Die Folge war, dass sich die An- wurde der Soziale Wohnungsbau der wohner nicht mehr sicher fühlten im Flo- GWG in der Juliusstraße 20/22 fertig ra Park und ihre Kinder hier nicht mehr gestellt. Die öffentliche Grünfläche „Flo- (alleine) spielen ließen. Die mangelnde ra Park“ entstand danach bis 1992 nach Sauberkeit war ein weiteres Problem. Es einem Konzept, das gemeinsam mit in- wurde öffentlich diskutiert, dass die er- teressierten Bewohnern erarbeitet wor- folgten öffentlichen Investitionen in die den war. Damit schloss sich ein Kreis, Verbesserung der Freiflächensituation denn der Flora Park war zu Zeiten des nur dann nachhaltigen Charakter haben Concerthauses Flora vor nunmehr über könnten, wenn es gelänge, eine dauer- 100 Jahren ein hübsch gestalteter Gar- hafte Stabilität hinsichtlich sozialer Kon- ten für die Theatergäste (siehe auch Ar- trolle und Pflege zu verankern. Hierzu tikel auf Seite 12/13). Die Gäste hatten war eine Parkbetreuung notwendig, die sich geändert und damit auch das Mobi- neben der handwerklichen Arbeit auf liar: hier entstand die erste öffenltiche persönliche Kommunikation, Stärkung Skateboardbahn im Bezirk Altona! nachbarschaftlicher Identifikation und Mitte der 1990er Jahre wurden erste Unterstützung sozialer Kontrollmecha- Nachbesserungen notwendig und die nismen ausgerichtet sein müsste. Sie Rasenfläche war in festen Händen der scheiterte an der Finanzierung. Hundehalter mit ihren Vierbeinern, so Zehn Jahre später sind wir in einer dass sie zum Spielen und Liegen nicht ähnlichen Situation, wenn auch unter mehr geeignet war. Die Anwohner wur- gänzlichen anderen Rahmenbedingun- den von der steg aufgefordert, sich mit gen: Nach einer erneuten Rundumerneu- Ideen zur Umgestaltung des Flora Parks erung in 2004, in deren Planungsprozess zu beteiligen, woraus sich eine Anwohn- sich wieder eine Parkinitiative, die „grü-

_____ 10 _DER PARK_____ ne flora“ gebildet hat, kam das Selbst- che Veränderungen möglich ist. So wird vertrauen zurück: für die Kinder und die „Feuerstelle“ demnächst mit einer Jugendlichen gab es nun mehr Spiel- und neuen Nutzung belegt: hier entsteht ein Bewegungsangebote, in den späten Ab- Bewegungsparcours. Auf dass offene Feu- endstunden schaffte die Bunkerbeleuch- er ab der kommenden Saison aus dem tung subjektive Sicherheit, ohne die Flä- Flora Park verbannt sind! che hell auszuleuchten. Die grüne flora Doch das grundsätzliche Dilemma veranstaltete Nachbarschaftsfeste oder bleibt: Mit Sanierungsmitteln können nur die Winterspiele im Flora Park, das Je- investive Maßnahmen getätigt werden, sus Center mit seinem Bollerwagenspaß Honorare, z.B. für einen Parkbetreuer im und der Kletterverein Kilimanschanzo an Sinne eines Sozialarbeiters, können nicht der Bunkerwand belebten schon seit ein finanziert werden. paar Jahren den Flora Park. Und ab Früh- Aber zum Glück gibt es Donald Ku- sommer 2006 gab es sogar einen Park- towski, den Parkpfleger im Flora Park, pfleger. Die uneingeschränkte Freude der im Jesus Center beschäftigt ist. Er über die Wiederbelebung und stadtteil- sorgt dafür, dass die Spiel- und Grünflä- verträgliche Nutzung des Flora Parks chen trotz der intensiven und eben hielt aber nur kurz an. Spätestens mit mitunter auch gedankenlosen Nutzung dem WM-Sommer 2006 entdeckte das nutzbar sind, auch für Kinder. Deswegen Partyvolk den Flora Park für sich. Das, kommt er manchmal auch in seiner Frei- was mal als Grillstelle geplant war, wur- zeit am Wochenende vorbei und befreit de zu einem großen Lagerfeuerplatz, in die Rasen- und Kunststoffflächen vom den ganze Europaletten fliegen, deren gröbsten Schmutz und Scherben. Rauch in den umliegenden Wohnungen Ach ja, viele Hundehalter sind hängt. Die Tische und Bänke werden für bekanntlich unbelehrbar, wenn es um nächtliche Trinkgelage genutzt, die lee- das seit 2006 geltende Hundeverbot im ren Wodkaflaschen landen an der Bun- Flora Park geht. Formal wäre es gar nicht kerwand und die Scherben dann auf dem nötig gewesen, hier ein Hundeverbot zu Kunststoffbelag unter der Kletterspinne. beschließen, weil die Fläche des Flora Der Höhepunkt des Vandalismus wurde Parks insgesamt als öffentlicher Spiel- Anfang September 2009 erreicht, als platz gewidmet ist. Und auf Spielplätzen während der Ausschreitungen nach dem sind Hunde ja bekanntlich grundsätzlich Schanzenfest der Bollerwagencontainer nicht erlaubt (und Hundekacke sowieso im Flora Park aufgebrochen und die nicht) – dasselbe gilt übrigens auch für Spielzeuge verbrannt bzw. gestohlen Alkohol! wurden. Es kann wohl als sicher gelten, Zurück zum Bunker im Flora Park: dass diese dumpfe Gewalt nicht von Ju- Da die Schutzfunktion von Luftschutz- gendlichen oder Jungerwachsenen aus bunkern in der heutigen Zeit obsolet dem Stadtteil verübt wurde. Ebenso wie geworden ist, bereitet der Bund bundes- das rücksichtslose nächtliche Party fei- weit die Entlassung der Bunker aus der ern im Flora Park, das die Anwohner um Zivilschutzbindung vor. Dies ist die Vor- ihren Schlaf bringt. aussetzung für eine Umnutzung und auch So ist die Stadterneuerung, und al- für den Verkauf der Gebäude bzw. len voran die Grünabteilung Altona, seit Grundstücke. Die an der Sanierung be- der Entstehung des Flora Parks vor 17 teiligten Fachämter des Bezirksamtes Jahren immer wieder damit befasst, auf Altona und Fachbehörden sind sich ei- die wechselnden Entwicklungen zu rea- nig, dass der Bunker im Flora Park durch gieren. Immer mit dem Ziel, den Flora einen möglichen Verkauf nicht zu Wohn- Park als wichtige öffentliche Spiel- und oder Gewerbezwecken umgenutzt wer- Grünfläche im dicht bebauten und be- den darf, sondern Gemeinbedarf bleiben siedelten Schanzenviertel für die Anwoh- muss. Denn welche öffentliche Grün- und ner zu sichern und ungewollte Nutzun- Spielfläche braucht einen Fels in der gen zurückzudrängen, soweit dies in ei- Brandung mehr als der Flora Park? ner öffentlichen Fläche und durch bauli- Julia Dettmer Buntes Sommerfest im Park.

11 ______GESCHICHTE DER FLORA_ Als der „Held der Donau“ noch an der Schanze gastierte

Das ehemalige „Concerthaus Flora“ hat wahrlich eine wechsel- volle Geschichte hinter sich. 1888 erbaut, amüsierten sich hier bis 1943 viele Besucher aus der ganzen Stadt. Nach den Statio- nen Möbellager und Kino verkaufte 1000 Töpfe hier von 1965 bis 1987 Pütt´ un Pannen. 1988 kam der Teilabriss bis auf den Kopfbau. Es folgten die Auseinandersetzungen um die weitere Nutzung samt Besetzung. Heute ist die „Rote Flora“ in Privat- besitz.

Die Damen flanieren über den Trot- Concerthaus Flora, ab 9 Uhr abends wird toir, kleine Schirme schützen gegen den endlich aufgespielt zum Sommernachts- Sonnenschein. Denn damals gilt es in der Ball. feineren Gesellschaft als unschicklich, Diese Szene hat sich um 1890 abge- braun gebrannt zu sein. Die Straßenbah- spielt. Damals war das Concerthaus Flo- nen werden noch von Pferden gezogen. ra gerade zwei Jahre alt und hieß eigent- Und vor dem Concerthaus Flora selbst lich noch Tivoli-Theater. Dem geneigten setzen Droschken illustre Gäste ab. Das Publikum wurden Konzerte und Operet- wunderschöne Gebäude hat neben dem ten als eher leichte Kost offeriert. Spä- Zeitgenössische Ansicht des Concerthau- ses Flora um 1890. Erdgeschoss noch zwei weitere Stockwer- ter lockte man die Gäste mit Revue, Va- ke, im hinteren Bereich liegt der große rieté oder eben den schon beschriebe- Saal. nen Sommerbällen auf die Vergnügungs- Plakate verraten, dass das „mit so meile Schulterblatt. Auch schienen sich großem Beifall aufgenommene Riesen- die Besucher für „Festungs-Belagerungs- Feuerwerk mit sensationellem pyrotech- Manöver“ zu interessieren, ein altes Pro- nischem Schauspiel in 2 Abtheilungen“ gramm weist in Fettdruck auf dieses Er- wiederholt wird, dass das „gesamte Eta- eignis hin. blissement in einer Total-Illumination“ Rechts vom Kopfbau animierte ein erstrahlen wird, ehe das „Gr. Militair-Pro- kunstvoller Torbogen mit der weithin menaden-Concert von der Capelle der sichtbaren Aufschrift „Flora“ zum Verwei- vom hohen Königlichen Ministerium neu len im Theatergarten. Auch der noch errichteten 1. Kgl. Sächs. Militair-Musiker- weiter rechts stehende pompöse Altbau Schule in Gala-Uniform“ beginnt. Aber Schulterblatt 73 gehörte zum Gesamten- das ist noch nicht alles, denn der Höhe- semble der Flora. punkt folgt erst nach der „Bravour-Vor- Die Annalen vermelden, dass das stellung“ des berühmten Seilkünstlers Schanzenviertel in diesem Bereich wäh- Herrn Joseph Brunner aus Wien, genannt rend des Zweiten Weltkrieges keine Bom- „Der Held der Donau“. Denn dann benvolltreffer erleiden musste. Jedenfalls kommt die rauschende Ballnacht im blieb das Concerthaus weitgehend erhal-

_____ 12 _GESCHICHTE DER FLORA_____ ten und konnte nach einigen Instandset- hatte nun seine „Rote Flora“ mit der gel- zungsarbeiten bereits 1949 den Unter- ben 1000 Töpfe Fassadenfarbe. haltungsbetrieb wieder aufnehmen. Das Dennoch konnte der politische Wider- Haus hatte nur irgendwann die oberste stand aus dem Quartier den Abriss des Etage eingebüßt. Allerdings war die gro- größten Teils der alten Flora im April ße Zeit der Varietébühnen vorbei. Das 1988 nicht verhindern. Und jetzt muss neue Medium Film lockte nun mehr Be- man natürlich auch chronologisch kor- sucherscharen an als ein „staatlich ge- rekt bleiben, denn die Flora wurde erst prüfter Kunst-Feuerwerker“. Das Kino am 1. November 1989 formal für besetzt mit 800 Plätzen hielt sich von 1953 bis erklärt. Zuvor hatte es Überlassungsver- 1964. träge und ähnliche juristische Spitzfin- Dann kam die gelbe Phase der Flora digkeiten gegeben. Dazu gehören auch – Reste kann man heute noch entdecken. die Einzelheiten um die geplante Sozial- Schreck an einem Morgen im November 1995: Brand der Flora., Gelb ist ja bekanntermaßen die Hausfar- wohnungs-Bebauung im Park hinter dem be des Gemischtwarenhandels „1000 Rest-Flora-Gebäude, der Protest dagegen Töpfe“. Aber im Gegensatz zur „Roten und die damit verbundene Randale. Flora“ hieß das Ambiente nie „Gelbe Flo- Verhandlungen über einen Nutzungs- ra“. Wie dem auch sei, das liebenswerte vertrag, Räumungsdrohungen und Poli- Warensammelsurium von 1000 Töpfe zei auf dem Schulterblatt, ein dramati- konnte man in der Flora bis 1987 bestau- scher Brand des Flora-Gebäudes im No- nen, dann zog der Händler einige 100 vember 1995 – an all das können sich Meter weiter in einen anderen Laden am sicherlich viele noch erinnern. Und dann Schulterblatt. Und damit war die leidlich kam der große Coup der Stadt Hamburg. konfliktfreie Zeit der Flora beendet. Denn völlig überraschend – die Verhand- Denn der Musicalproduzent Friedrich lungen um irgendwelche Einigungen Kurz aus dem fernen Ruhrgebiet schick- waren sämtlich im Sande verlaufen – ver- te sich an, die alte Flora ihrer ursprüng- kaufte die Stadt die Rote Flora im März lichen Nutzung wieder zugänglich zu 2001 an den Immobilienkaufmann und machen. Dabei hatte Kurz seit 1986 in Kunstmäzen Klausmartin Kretschmer. Hamburg bereits das Musical „Cats“ er- Urplötzlich war die Rote Flora nicht folgreich auf die Bühne des Operetten- mehr besetzt. Denn der neue Eigentümer Auszug aus einem alten Programm des Concerthauses Flora. Die historischen hauses gebracht. Nun sollte in der „Neu- gab zu Protokoll, die Immobilie den ge- Ansichten hat uns Günter Zint vom St. en Flora“ nach einem geplanten Umbau genwärtigen Nutzern weiterhin mietfrei Pauli Museum zur Verfügung gestellt. 1989 das „Phantom der Oper“ wieder zu überlassen. Und das ist auch noch der Publikum in die Schanze locken. Status quo anno 2009. Zwar hat Eigen- Nun ist es ja keineswegs weit herge- tümer Kretschmer in einem Interview in holt, wenn Kurz aus einem ehemaligen der Zeitung DIE WELT vom 13. April „Concerthaus Flora“, das nach dem Aus- 2009 verkündet, er sei von den Betreib- zug von 1000 Töpfe auch noch leer stand, ern enttäuscht, empfinde die Rote Flora wieder eine florierende Kulturstätte inzwischen eher als einen Fremdkörper, machen will. Allerdings hatte der erfolg- weil sie keine Beziehung zum Quartier reiche Musical-Produzent seine Rechnung mehr habe. Gleichzeitig sagt er aber ohne die Bewohnerinnen und Bewohner auch, dass er zu seinen Zusagen bezüg- der Schanze gemacht. Ja nicht einmal lich der Nutzung weiterhin stehe. Dann geredet hatte er mit ihnen. Wie sollte ist ja alles Bestens rund um die Flora. auch ein Kunstbeflissener Dinge wie „Bürgerbeteiligung“ bedenken? Rüdiger Dohrendorf Lange Rede, kurzer Sinn: Das Ergeb- nis ist bekannt. Das Ensemble, im Besitz der Stadt, wurde nicht zum neuen Kurz- schen Kulturtempel, sondern kurzerhand besetzt. Der, Kurz also, realisierte einen Steinwurf weiter an der Holstenstraße seine „Neue Flora“ Und das Schulterblatt

13 ______PROJEKT_ Kleine Preise für kleine Kreative In die Projektentwicklung an der Eifflerstraße kommt Bewe- gung. Auch der Verein Gartenkunstnetz und das Unternehmen ItalVime sollen ihren Platz darin haben. Der geplanten und inzwischen kon- das Konzeptangebot der steg. Die unab- kreter werdenden Bebauung der Flächen hängige Kommission für Bodenordnung an der Eifflerstraße zwischen Schulter- hat der Empfehlung der Finanzbehörde blatt und Lippmannstraße geht eine län- zwischenzeitig entsprochen und der steg gere Geschichte voraus: Bereits zu Be- das Grundstück ’Anhand’ gegeben. Nun ginn der Stadterneuerung Anfang der muss der Kauf innerhalb der Anhandga- 1990er Jahre waren die unbebauten befrist von einem Jahr erfolgen. In die- Grundstücke im Eigentum der Stadt Ham- ser Zeit wird das Konzept weiter ausge- burg entlang der Eifflerstraße als Erneu- feilt und ein Bauantrag gestellt werden. erungsbereich für eine neue Nutzung Was also will die steg hier bauen? identifiziert. Nachdem im Erneuerungs- Geplant ist eine voraussichtlich 4-ge- Das Gelände heute ... konzept von 1996 ungefähr je zur Hälf- schossige Kreativimmobilie, die kleinen te ein gewerblich genutzter Neubau und und kleinsten Betrieben, vorzugsweise eine öffentliche Grünfläche vorgesehen aus dem Stadtteil, Atelier-, Werkstatt- und waren, enthielt die Fortschreibung des Büroflächen zu möglichst günstigen Prei- Erneuerungskonzeptes aus dem Jahr sen bietet. Die Kosten für die Mieter sol- 2004 bereits den Neubau der Freiwilli- len durch die Verwendung von vorgefer- gen Feuerwehr Altona (Eröffnung war tigten Bauteilen und die Überlassung im dann im Dezember 2006). Die geplante Rohbau zum Selbstausbau möglichst ge- zusammenhängende Grünfläche konnte ring gehalten werden. Gleichzeitig wird somit nicht mehr realisiert werden, wes- auf eine qualitätsvolle Architektur Wert wegen eine gewerbliche Bebauung aller gelegt. Möglicherweise werden für einen verbliebenen Grundstücke neben dem Teil des Gebäudes öffentliche Fördermit- neuen Wehrhaus angestrebt wurde. Bei tel in Anspruch genommen, mit denen dieser Zielaussage, die eine architekto- insbesondere Existenzgründerinnen ge- nisch ansprechende Bebauung mit 3-4 fördert werden sollen. Geschossen und gewerblicher Nutzung Der Verein Gartenkunstnetz und der mit Bezug zum Quartier vorsah, ist es italienische Großhandel ItalVime sollen ... und vor mehr als zehn Jahren. bis heute geblieben. Nur ein gutes Kon- nach Möglichkeit in das Gesamtkonzept zept, das diesen Zielen entsprach, fehlte integriert werden. Während ItalVime mit all die Jahre. seinem Flächenbedarf in das geplante Also entschied die Stadt Hamburg in neue Gebäude einziehen könnte, kommt 2008, die Grundstücke öffentlich auszu- für Gartenkunstnetz eine Nutzung des schreiben. Die Grundstücke sollten dem- Daches als Gartenfläche nicht in Frage. nach an den Bieter veräußert werden, Zurzeit wird gemeinsam mit Garten- dessen inhaltliches Konzept in Verbin- kunstnetz geprüft, ob es für den Verein dung mit dem Preis den Zielen der Stadt- eine Alternative am Standort gibt. Der erneuerung und der Stadt entsprachen. aktuelle Stand der Planung wurde auf Bei der Stadt gingen mehrere Angebote der November-Sitzung des Sanierungsbei- ein, darunter auch eines der steg. Das rates Sternschanze vorgestellt. Der Sanie- Ergebnis der Auswertung lag im Spät- rungsbeirat wird weiterhin auf dem Lau- sommer 2009 vor: Die Stadt favorisierte fenden gehalten. Julia Dettmer

_____ 14 _LIPPMANNSTRASSE___ Weniger Verkehr

„Die Erhöhung der Verkehrssicherheit und die Rückgewinnung des Verkehrsraumes für Fußgänger und Radfahrer“ lautet die etwas kryptisch formulierte Zielsetzung im Erneuerungs- konzept für den Bereich Verkehr. Das augenfälligste Projekt stellt Baumaßnahmen. Von Norden nach Sü- hierbei die Umgestaltung der Lippmann- den wurde der Straßenbereich runder- Jetzt und einst. straße zur Verkehrberuhigung dar. Es neuert. Nur die Kreuzungsbereiche ka- wurden eine Reihe von Maßnahmen men verspätet an die Reihe, da in bei- umgesetzt, wenngleich manche länger den Bereichen erst andere Baumaßnah- dauerten und erst des deutlichen Finger- men abgeschlossen werden mussten. zeigs der Anwohner bedurften. Bereits Als die Bauarbeiten 2001 formal ab- im Jahr 1993, also noch vor Beginn des geschlossen waren, fand eine Begehung Sanierungsverfahrens, stellte die steg auf mit Verwaltungsvertretern, der steg, ein- einer öffentlichen Veranstaltung zum zelnen Politikern und der Anwohnerini- Erneuerungsbereich Eifflerstraße die tiative statt, um das Ergebnis zu begut- Idee vor, den Kreuzungsbereich Lipp- achten. Es zeigte sich jedoch, dass eini- mannstraße/Juliusstraße neu zu gestal- ge Maßnahmen nicht oder nur unzurei- ten, einzuengen und aufzupflastern. chend ausgeführt worden waren. Der Es dauert jedoch bis ins Jahr 1996, Mängelkatalog war lang: Markierungen dass das Thema wieder forciert wurde, für die Parkplätze fehlten, Findlinge als nun vor dem Hintergrund der Umgestal- Parkhindernisse waren noch nicht auf- tung des Schulterblatts und der dadurch gestellt, die Grünflächen und Baumum- erwarteten zunehmenden Verkehrsbelas- randungen blieben ungepflegt. Der Kin- tung. So forderte nun auch die Anwohn- derladen Koppel (heute: Tüdelband) erinitiative JuLip, die sich inzwischen monierte, dass die versprochene Aus- formiert hatte, die Verkehrsberuhigung buchtung des Bürgersteiges (‚Nase’) noch Die damalige Kampagne zur Verkehrs- von Julius- und Lippmannstraße. Die ers- nicht errichtet war. Sie wurde als Bedin- beruhigung bediente sich auch kreati- ten Maßnahmen wurden im Erneue- gung angesehen für ein sicheres Über- ver, manchmal ironischer Plakate. rungskonzept durch die steg vorgeschla- queren der Eifflerstraße zur Spiel- und gen: Errichtung einer Diagonalsperre im Freifläche. Ein Zebrastreifen würde den Bereich Julius-/Lippmannstraße, die Ein- zwischen parkenden Autos wartenden engung und Teilaufpflasterung der Fahr- Kindern kein Geleit geben. bahn in beiden Straßen, Straßenrückbau Nach und nach wurde ein Großteil im Kreuzungsbereich Lippmann-/Eiffler- der Maßnahmen umgesetzt. So wurden straße. Findlinge vor dem Eingang zum Flora Die Diagonalsperre stieß jedoch auf Park angebracht, zusätzliche Pflasterun- Kritik der ansässigen Gewerbebetriebe, gen vorgenommen und – im Jahr 2004 sodass sich auf eine Einbahnstraßenre- – die Nase vor dem Kinderladen Tüdel- gelung geeinigt wurde. Es wurde dann band errichtet. ein Entwurf zur Verkehrberuhigung er- Auch wenn die „Wunschliste“ der arbeitet, der als Grundlage für die Um- Anwohner länger war als die realisier- bauarbeiten diente und u.a. Einbahnstra- ten Maßnahmen, so können die Ände- ßenregelungen in der Juliusstraße und rungen insbesondere im Sinne der Er- in Teilen der Lippmannstraße festlegte. höhung der Verkehrssicherheit und der Im Oktober 1998 wurde die Beschil- Fußgänger- und Radfahrfreundlichkeit derung für die neue Einbahnstraßenre- durchaus als Erfolg angesehen werden. gelung in Julius- und Lippmannstraße Matthias Müller umgesetzt. 1999 begannen die ersten

15 _____ adressen Bezirksamt Altona Platz der Republik 1 2010 geht´s weiter: 22765 Hamburg Dezernat Soziales, Jugend und Ge- sundheit Sanierungsbeirat, Fachamt Sozialraummanagement Leitung: Ulrike Alsen Telefon: 040-42811-2850 Städtebauliche Sanierung Verfügungsfonds und Heinz Evers Telefon: 040-42811-2437 Sanierungsrechtliche Genehmigungen Quartiersnachrichten Meike Böttcher Telefon: 040-42811-3051

Auch nach dem Abschluss der Sanierung im Gebiet Fachamt Grundsicherung und Soziales Wohnungsabteilung Eifflerstraße können Sie sich im nächsten Jahr über den Herr Raasch Telefon: 040-42811-1476 Sanierungsbeirat und die Quartiersnachrichten Sternschanze Wohngeld Frau Heidrich über anstehende Themen in Ihrem Quartier informieren. Und Telefon: 040-42811-1415 mit dem Verfügungsfonds wird voraussichtlich auch 2010 Geld Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt für kleine Projekte aus dem Gebiet Eifflerstraße zur Verfügung Fachamt Bauprüfung Frau Heil, stehen. Telefon: 040-42811-6338 Herr Arriens, Seit 1999 gab es für das Sanierungs- beirates über Planungen und Aktualitä- Telefon: 040-42811-6336 gebiet Eifflerstraße einen Sanierungsbei- ten in ihrem Quartier auf dem Laufen- Herr Hendeß, rat, den Verfügungsfonds und – meist ge- den halten und mitdiskutieren. Telefon: 040-42811-3512 meinsam mit dem benachbarten Sanie- Weiterhin werden die Quartiersnachrich- rungsgebiet Schulterblatt – die Quartiers- ten auch in 2010 im dann abgeschlosse- Fachamt Verbraucherschutz nachrichten. Das änderte sich Mitte letz- nen Sanierungsgebiet kostenlos in die Wohnraumschutz ten Jahres. Haushalte verteilt. Und auch der Verfü- Frau Mohr, Telefon: 040-42811-6142 Mit der Neubildung des Stadtteils gungsfonds wird den Bürgern und Sternschanze im März 2008 im Einrichtungen der Eifflerstraße steg Hamburg mbH Sanierungsträger Zuge der Bezirksreform wur- für kleine Stadtteilprojekte im Zentrale den die Mitwirkungsmöglich- nächsten Jahr noch zur Verfü- Schulterblatt 26-36 keiten und Öffentlichkeitsarbeit gung stehen. Ob diese Ange- 20357 Hamburg für den Stadtteil zusammenge- bote über 2010 hinaus noch Telefon: 040-43 13 93-0 fasst. Im Juli 2008 wurde der Sa- bestehen werden, wird der Fax: 040-43 13 93-13 Mail: [email protected] nierungsbeirat Sternschanze gebil- Bezirk Altona im kommen- Web: www.steg-hamburg.de det, die Verfügungsfonds der im den Jahr entscheiden. Stadtteil gelegenen Sanierungsgebie- • Ansprechpartner für das Julia Dettmer, Telefon 43 13 93 46 te wurden zu dem Verfügungsfonds Sanierungsgebiet Eifflerstraße ab 1. Ja- Mail: [email protected] Sternschanze zusammengefasst und mit nuar 2010: Heinz Evers, Bezirksamt Al- den Quartiersnachrichten Sternschanze tona: Kontakt siehe nebenstehend. Sprechstunde für den Stadtteil Sternschanze Altona erscheint seit dem letzten Som- • Ansprechpartnerin für den Sanie- Mittwochs von 15.30-18 Uhr mer eine neue Broschüre für den gesam- rungsbeirat Sternschanze Altona: Barba- bei Aizan, Juliusstraße 33 ten Stadtteil. ra Kayser, steg Hamburg, Telefon: 43 13 Von dieser Änderung können die 93 28. Bürger und Einrichtungen des Sanie- • Ansprechpartner für den Verfü- rungsgebietes Eifflerstraße nun profitie- gungsfonds Sternschanze Altona: Mat- ren, denn auch nach Abschluss der Sa- thias Müller, steg Hamburg, Telefon: 43 nierung können sie sich in 2010 auf den 13 93 37. monatlichen Sitzungen des Sanierungs- Julia Dettmer