INHALT

VERDUN 1916 1986 - Ergänzt u. aktualisiert 1999 Aspekte zum Thema ,,Krieg und Frieden<< Vorwort des Herausgebers 1 Geleitwort des Ministeriums für Kultus und Sport _ 2 ,,Politik und Unterricht” wird von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben. Mitarbeiter dieses Heftes 2 Herausgeber und Chefredakteur: Siegfried Schiele, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Unterrichtsvorschläge Redaktionsteam: Einleitung 3 Otto Bauschert, M.A., Regierungsrat, Landeszentrale für (Jost Cramer / Günther Seitter) politische Bildung, Stuttgart (geschäftsführender Redakteur) Baustein A Ernst-Reinhard Beck, Oberstudiendirektor, Direktor des 4 Friedrich-List-Gymnasiums Reutlingen Rahmenbedingungen (Lothar Burchardt) Ernst Jung, Professor am Staatlichen Seminar für Schulpädagogik, Esslingen Baustein B Ulrich Manz, Lehrer an der Burgschule Esslingen (Grund- und Die Kriegswirklichkeit an der Front 7 Hauptschule) (Rudolf Conzelmann) Horst Neumann, Studiendirektor, Leiter der Außenstelle Freiburg der Landeszentrale für politische Bildung Baustein C Die Kriegswirklichkeit in der Heimat 33 Anschrift der Redaktion: (Hugo Eckert) 7000 Stuttgart 1, Stafflenbergstraße 38, Tel. 2153-380 Baustein D Besinnung über Gräbern 34 (Jost Cramer / Günther Seitter) Politik und Unterricht erscheint vierteljährlich Preis der Einzelnummer: 4,- DM Texte und Materialien für Schüler 9-z Vertag: Neckar-Verlag GmbH Literaturhinweise 35 7730 Villingen-Schwenningen, Klosterring 1 Druck: Baur-Offset GmbH 81 Co. Hinweise für eine Exkursion 36 7730 Villingen-Schwenningen (Konrad Pflug) Lichtensteinstraße 76 AV-Medien zum Thema, Adressen 40 Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Eränzungen und Aktualisierungen 1999______41 1

Vorwort Im Februar 1986 jährt sich zum siebzigsten Mal der Beginn der Schlacht von . Kaum einer von denen, die damals durchkamen, ist noch am Leben, des und das heutige Europa hat nur noch wenig mit dem von 1916 gemein. Verdun Herausgebers gehört heute zur Gemeinschaft der ,,Städte des Friedens“ - neben Coventry, Wolgograd, Hiroshima, Nagasaki und anderen. Im Geschichtsunterricht aller Schularten kann man mit der Schlacht von Verdun exemplarisch die Kriegswirklichkeit des Ersten Weltkrieges deutlich machen. Das Ziel sollte sein, den Schülern die Schrecken eines modernen Krieges auf- zuzeigen - auch angesichts der neuen Qualität gesteigerter Vernichtungs- potentiale in der Gegenwart. Am Beispiel der Schlacht von Verdun kann ferner das Verhältnis von Militär und Politik erörtert werden. Unterrichtsmaterialien und didaktische Hinweise dazu finden sich in den Bausteinen dieses Heftes. Die Stadt und die Schlachtfelder von Verdun sind häufig das Ziel von Exkursio- nen oder eine Zwischenstation auf dem Weg nach Paris oder ins nördliche Frankreich. Diese Ausgabe von ,,Politik und Unterricht“ will auch dazu beitra- gen, solche Vorhaben inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten. Damit soll erreicht werden, daß eine Exkursion an Ort und Stelle sinnvoll und angemessen durchgeführt werden kann; und es soll der Gefahr vorgebeugt werden, daß sie in bloßen ,,Schlachtfelder-Tourismus“ abgleitet. Seit 1984 sammelte eine Gruppe von Lehrern Materialien und erarbeitete eigene Beiträge zum Thema. Das Projekt wurde vom Oberschulamt Stuttgart, dem baden-württembergischen Landesverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Fachreferat Bundeswehr der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg vorbereitet und durchgeführt. Im April 1985 veranstaltete der Arbeitskreis selbst eine Studienreise nach Verdun. Die Vorbereitung und die Ergebnisse der Exkursion wurden auf einem Seminar aus- gewertet, von den Autoren des Heftes zusammengefaßt und für die Veröffentli- chung aufbereitet. Besonders dankbar zu vermerken ist die hilfreiche Mitwirkung französischer Dienststellen: der Stadtverwaltung von Verdun, vertreten durch Monsieur Ie Maire Jean Rettel, des Stabs der Fortes Francaises en Allemagne in Baden- Baden, der Leitung von Museum und Memorial in Fleury, einer Gruppe von Geschichts- und Geographielehrern aus dem Departement und des Institut Francais in Stuttgart. Auf deutscher Seite ist zu danken dem Präsidenten des Oberschulamts Stutt- gart, durch dessen Förderung erst die ursprüngliche Idee im Rahmen der Leh- rerfortbildung weiter entwickelt werden konnte, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel, Konstanz und Karlsruhe und dem Militärge- schichtlichen Forschungsamt in Freiburg. Für den Lehrer, der eine Exkursion nach Verdun didaktisch begleiten will, gilt es, einen schmalen pädagogischen Grat zwischen seriöser Bearbeitung und simp- ler Effekthascherei zu bewältigen. Herausgeber und Redaktion hoffen, daß die vorliegenden Handreichungen dazu eine gute Hilfe sind.

Siegfried Schiele Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 2

Geleitwort Auch die Schule wird immer wieder mit den tragischen Ereignissen von des Ministeriums Kriegen konfrontiert. 1986 sind 70 Jahre vergangen, seit sich der Massen- für Kultus und Sport einsatz von Kriegsmaterial auf den Schlachtfeldern um Verdun militärisch als sinnlos erwiesen, aber ungeheure Blutopfer von französischen und deutschen Soldaten gefordert hat. Um den Schülern die menschenverachtende Grausamkeit des modernen Krieges zu verdeutlichen, nimmt die Landeszentrale für politische Bildung die Erinnerung an das Jahr 1916 zum Anlaß, Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I zum Thema Verdun bereitzustellen. Dieses geschieht in engem Bezug auf die Lehrpläne aller Schulgattungen, die im Gegensatz zur Zeit vor 1945 die Schüler nicht mehr durch patrioti- sche Schlachtenschilderungen begeistern wollen, sondern ihnen Leid und Not der vom Krieg Betroffenen zeigen und zur ,,Versöhnung über den Grä- bern“ beitragen möchten. Das Ministerium sieht in der Erziehung zur Fähigkeit, den Frieden in Frei- heit zu bewahren, eine wesentliche Aufgabe des Unterrichts. Es begrüßt daher das Bemühen der Landeszentrale, die mit dem vorliegenden Heft dieses Erziehungsziel unterstützt.

Dr. Eckart Woischnik Ministerialrat Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg

Mitarbeiter dieses Heftes

Federführung: Konrad Pflug Dr. Hugo Eckert: Studiendirektor, Dietrich-Bonhoef- Prof. Dr. Lothar Burchardt: Universität Konstanz fer-Gymnasium Wertheim (Baustein C) (Baustein A) Konrad Pflug: Fachreferent ,,Bundeswehr“, Landes- Rudolf Conzelmann: Gymnasialprofessor, Albert- zentrale für politische Bildung, Stuttgart (Federfüh- Schweitzer-Gymnasium Neckarsulm (Baustein B) rung, Hinweise für eine Exkursion, AV-Medien) Jost Cramer: Gymnasialprofessor, Raichberg-Gym- Günther Seitter: Regierungsschuldirektor, Ober- nasium Ebersbach/Fils (Einleitung, Baustein D) Schulamt Stuttgart (Einleitung, Baustein D) 3

Verdun 1916 Aspekte zum Thema j>Krieg und Frieden<<

Einleitung bauen und sich für die friedliche. Lösung von Konflik- ten einzusetzen. Wenn diese Uberlegungen in den Wenn hier ein Heft über Verdun vorgelegt wird, so Unterricht einfließen, wird die Behandlung von Ver- erhebt sich die berechtigte Frage: Warum beschäfti- dun einen Beitrag zur Friedenserziehung leisten kön- gen wir uns in der Schule überhaupt noch mit diesem nen. Thema? Noch heute drängt sich dem Besucher des Die Unterrichtsbeispiele sind konzipiert für den Schlachtfelds von Verdun die Frage auf, wie es zu Sekundarbereich 1. Sie behandeln exemplarisch die diesem furchtbaren Sterben kam. Auch viele junge Kriegswirklichkeit an der Front (Teil B) und in der Hei- Menschen bewegt - angesichts gesteigerter Ver- mat (Teil C). Baustein C stellt auch den lokalen Bezug nichtungsmöglichkeiten - die Frage von Krieg und her. Vielleicht regt er dazu an, für andere Orte ähnli- Frieden besonders stark. Ein Forschen nach den ehe Materialien zusammenzustellen. Mit Teil D soll Zusammenhängen, die zu diesem Krieg und dem Massengrab an der Maas führten, kann zu einer Ant- wort führen. In welche Richtung weisen hier die Lehrpläne? In ihnen heißt es: Der Schüler erkennt, ,,welche Bedeu- tung der 1. Weltkrieg in gesellschaftlicher Hinsicht hatte“. Er lernt ,,das Gesicht des modernen Krieges“ kennen. Er erfährt von dem ,,Schrecken des moder- nen Krieges“ und von der ,,Not in der Heimat“. ,,Den Schülern soll bewußt werden, daß sich Krieg und Kriegsführung grundlegend gewandelt haben und daß dies einschneidende Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung hat“. Demnach sollen im Unterricht nicht Kriegstechnik, Schlachten, Kriegsge- schichte im Mittelpunkt stehen, sondern die Not der Menschen, soziale und politische Veränderungen als Folgen des Kriegs und die Schrecken des modernen Kriegs. Im Lehrplan heißt es, daß der Geschichtsun- terricht so zu ,,einem besseren Verständnis der Gegenwart“ beitragen solle. Für die wichtigsten der in den Lehrplänen genannten Aspekte kann Verdun als Beispiel herangezogen werden. Das Thema “Ver- dun“ hat also exemplarische Funktion für den Unter- richt. Diesem Ansatz folgen auch die Unterrichtsvor- schläge. Gleichwohl wird der Unterricht dem Thema nur gerecht, wenn er auch die Frage stellt, welche Bedeu- tung Verdun für uns heute hat. Ein Lehrer wird sich bei der Behandlung des Themas auch Gedanken machen über Bedingungen und Möglichkeiten einer Erziehung zum Frieden in unserer heutigen Welt. Indem der Unterricht zeigt, zu welch schrecklichen Folgen Vorurteile, Feindbilder, die Technisierung des Trauerndes Elternpaar - Denkmal von Käthe Kollwitz Kriegs und die Dominanz militärischen Denkens füh- (1867-1945) auf dem Soldatenfriedhof Vladslo bei Dix- muide in Belgien. Die am Ende des Gräberfeldes stehenden ren können, kann er dem Schüler bewußt machen, Figuren des trauernden Elternpaares hat Käthe Kollwitz zum wie existentiell wichtig der Frieden angesichts der Gedächtnis an ihren gefallenen Sohn Peter geschaffen. heutigen Drohpotentiale geworden ist. Dies kann die Bereitschaft fördern, Feindbilder und Vorurteile abzu- Nd: Fotoarchiv des Volksbundes Deutsche Kriegsgräbedürsorge e. V., Kassel 4

der Bezug zur Gegenwart gezeigt werden. Die Unter- richtsbeispiele können in Geschichte in der Haupt- schule Klasse 8 (LPE 7), Realschule Klasse 9 (LPE 1) Baustein A und im Gymnasium Klasse 10 (LPE 1) eingesetzt wer- den, ferner an Berufsschulen (LPE 7/2) und an Berufsfachschulen (LPE 4 und 13). Fächerübergrei- Rahmenbedingungen fende Aspekte ergeben sich zu Deutsch, Kunsterzie- hung, Französisch und Religion. Das Heft enthält auch Informationen, welche die historische Einord- nung des Geschehens erleichtern sollen. Sie können vor allem in der Sekundarstufe II eingesetzt werden. Zusätzlich zu den Unterrichtsvorschlägen bietet das Heft auch Hilfen zur Vorbereitung einer Exkursion nach Verdun. Gerade eine solche Exkursion kann einen praktischen Beitrag zum besseren gegenseiti- Historische Einführung gen Verständnis in Europa und damit zum Frieden lei- sten, wenn es zu Begegnungen mit französischen Der Erste Weltkrieg im allgemeinen und die Schlacht Jugendlichen kommt. Es wurde jedoch vermieden, von Verdun im besonderen waren keine historischen das Heft zu einem Reiseführer zu machen. Daher Zufälle. Sie ergaben sich vielmehr mindestens teil- wird der Leser manches vermissen, was er in jedem weise aus einer Analyse der damals für Deutschland Reise-, Stadt- und Museumsführer nachschlagen gültigen Rahmenbedingungen, die mindestens einen kann. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema vordergründigen Schein von Rationalität für sich soll helfen, einen bloßen Schlachtfeldtourismus zu hatte: Deutschland durchlief eine demographische vermeiden, eine Gefahr, die gerade 1986 angesichts und wirtschaftliche Entwicklung, die durchaus eine des 70. Jahrestags der Schlacht von Verdun besteht. gewisse Wachstumseuphorie begünstigte. Das inter- Jost Cramer/Günther Seitter nationale Klima und sozialdarwinistische Denkfiguren ließen zusätzlich den Gedanken aufkommen, daß es dieses Wachstum gegen eine mißgünstige Umwelt Am Zustandekommen dieses Heftes wirkten neben durchzusetzen gelte, ja daß ein Krieg um diese Ziele den Autoren durch Referate während des Vorberei- auf die Dauer unvermeidlich sei. tungsseminars und der Exkursion mit: Die militärischen Vorbereitungen für diesen Krieg wie- Canini, Gerard: Professeur agrege de I’Universite, derum standen unter dem Einfluß von Vorstellungen, Lycee Margueritte, Verdun (Die Bedeutung der die geradezu den Charakter von Dogmen erlangt hat- Schlacht von Verdun in Vergangenheit und Gegen- ten. Die Friedensausbj!dung, die Operationsführung wart) im Sommer 1914, der Ubergang zum Stellungskrieg, die Stellungskriegführung selbst wie auch das Bestre- Dr. Dietrich Neuschäfer: Gymnasialprofessor, Frei- hof-Gymnasium, Göppingen (Deutschlands innenpo- ben, durch großangelegte Offensiven wieder zum litische und wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Bewegungskrieg zurückzugelangen - alles das wird Vorkriegsjahren) erst verständlich, wenn man auch die militärischen Rahmenbedingungen mit in den Blick nimmt. Die fol- Professor Konrad Plieninger: Staatl. Seminar für genden Bemerkungen sollen dafür wenigstens einige Schulpädagogik, Esslingen (Die Geschichte der skizzenhafte Informationen liefern. Stadt Verdun) Gudrun Stein: Oberstudienrätin, Paracelsus-Gymna- Ökonomische und sium Hohenheim, Stuttgart-Plieningen (Franz Marc) demographische Rahmenbedingungen Dr. Horst Rohde: Oberstleutnant, Militärgeschichtli- Deutschlands Selbstverständnis, seine Außenpolitik ches Forschungsamt Freiburg (Die strategischen wie seine militärische Strategie waren in der Vor- Optionen des deutschen Generalstabs - vom kriegszeit wesentlich von seiner demographischen Schlieffenplan zur Falkenhayn-Denkschrift) und ökonomischen Situation bestimmt. Wie Tabelle A 1 zeigt, stand die Entwicklung der deutschen Bevöl- Dr. Friedwart Uhland: Studiendirektor, Hauswir-t- kerung seit Jahrzehnten im Zeichen des Wachstums. schaftliehe Schule Stuttgart-West (Die Material- Bis ins 20. Jahrhundert hinein stiegen nicht nur die schlachten des 1. Weltkriegs - Schwerpunkt Verdun absoluten Zuwächse, sondern auch die Wachstums- - im Spiegel der deutschen Literatur) raten. Dies führte in weiten Kreisen vor allem des Bür- Hartmut Volz: Gymnasialprofessor, Deutschorden- gertums zu der Vorstellung, daß Deutschland eines Gymnasium Bad Mergentheim (Julikrise, Kriegsvor- jener aufstrebenden ,,jungen” Völker sei, denen die bereitung, Kriegsausbruch) Zukunft gehöre und die daraus gewisse Ansprüche Dr. Günther Zollmann: Studiendirektor, Max-Planck- abzuleiten berechtigt seien (A 2). Gymnasium, Schorndorf (Der soziale und ökonomi- Diesen Eindruck dynamischen Vorwärtsstrebens sche Strukturwandel in Württemberg und Baden wäh- mußte ein Vergleich mit der Entwicklung der französi- rend des 1. Weltkrieges) schen Bevölkerung noch verstärken (A 3, A 4). Die 5

dabei sichtbar werdenden Wachstumsunterschiede In Deutschland stellte Frankreich die eigentliche Ziel- förderten die Vorstellung, dem ,,Erbfeind“ Frankreich scheibe solcher Äußerungen dar - jenes Frankreich, gegenüber schon rein quantitativ immer überlegener dem man 1871 nach allgemeiner Meinung das zu werden. Die Heeresvermehrurigen der Vorkriegs- unrechtmäßig annektierte Elsaß wieder abgenom- jahre et-folgten unter anderem mit dem Hintergedan- men und dessen Winkelzüge man seitdem immer ken, Frankreich unter Zuhilfenahme des deutschen wieder erfolgreich durchkreuzt hatte. Gewiß ginge Bevölkerurtgsüberschusses an die Wand zu drängen. man zu weit, beschuldigte man etwa das wilhelmini- Ahnlichen Uberlegungen begegnen wir später in der sche Bürgertum in toto der bewußten Kriegstreiberei. deutschen Verdun-Planung. Andererseits ist nicht zu übersehen, daß seit der Andererseits glaubte man, nicht unbegrenzt Zeit zu Ersten Marokkokrise in weiten Kreisen immer selbst- haben: Schon begannen die Wachstumsraten wieder verständlicher mit einem Krieg gerechnet wurde - zu sinken, schon fühlte sich mancher von einer ,,ame- und daß offenbar kaum jemand gegen eine solche rikanischen Gefahr“ bedroht, schon begann Ruß- Entwicklungsperspektive ernstlich etwas einzuwen- lands Industrialisierungstempo zu wachsen. Deshalb den hatte. Wo sich Pazifisten wie Berta von Suttner bewirkte die demographische Entwicklung nicht ein- oder der Engländer Norman Angell Lane zu Wort mel- fach eine Politik des gelassenen Abwartens, sondern deten, ernteten sie Ablehnung, ja Feindseligkeit. förderte eher eine hektische Neigung, die eigene Wenn es aber wirklich zum Krieg kam, so stand nach Übermacht zu nutzen, solange man sie noch besaß. fast allgemeiner Meinung links des Rheins der Feind, den es vor allem zu schlagen galt (A 5). Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung bot ein in mancher Hinsicht ähnliches Bild. Zwar kam es auch nach Überwindung der Gründerkrise gelegentlich zu Rezessionen, doch täuscht der Begriff einer bis in die Militärische Überlegungen neunziger Jahre hinein andauernden ,,Großen Da Deutschland nicht autark war, ging der deutsche Depression“: Insgesamt standen die Jahre schon seit Generalstab seit Schlieffen von der Notwendigkeit 1880 im Zeichen eines deutlichen Wachstums, und aus, einen etwaigen Krieg unter allen Umständen etwa sei der Jahrhundertwende überstieg die Wachs- schnell zu entscheiden (A 6). Schlieffen setzte diese tumsgeschwindigkeit alles bis dahin in Deutschland Vorgabe in den bekannten Schlieffenplan um, der den Erlebte. Diese Entwicklung verlief keineswegs stö- Krieg im Westen innerhalb von acht bis zehn Wochen rungsfrei, ja sie warf teilweise ganz neuartige Pro- beenden sollte. Sein Nachfolger Moltke übernahm bleme auf. Sie bestärkte jedoch die Führungsschich- diese ebenso rigorose wie risikoreiche Planung zwar ten des Kaiserreichs bis weit ins Bürgertum hinein in nicht in allen Einzelheiten, behielt ihre Grundgedan- der Ansicht, daß Deutschland berufen sei, internatio- ken aber praktisch unverändert bei. Die neuere nal eine führende Rolle zu spielen. Damit war nicht Kriegsgeschichte schien die Anhänger der Lehre zu zwangsläufig eine internationale bewaffnete Ausein- bestätigen, daß ein kommender Krieg geradezu andersetzung vorprogrammiert. Wie wir beispiels- zwangsläufig kurz sein werde. Allerdings wurden dar- weise aus Raymond Poidevins Forschungen wissen, über verschiedene Punkte ignoriert, ja geradezu ver- arbeiteten deutsche und französische Unternehmen drängt, die diese Annahme in Frage stellten: in zahlreichen Fällen gut und vertrauensvoll zusam- men. Gleichwohl konnte Deutschlands wirtschaftliche - Das zwischen Deutschland und seinen mutmaßli- Expansion im Ausland durchaus als bedrohlich emp- chen Gegnern trotz des deutschen Bevölkerungs- funden werden, und im übrigen ermöglichte über- wachstums bestehende militärische Gleichge- haupt erst sie es dem Kaiserreich, seine gewaltige wicht konnte zu einer militärischen Patt-Situation Heeres- und Marinerüstung zu finanzieren. führen. - Die modernen Schnellfeuerwaffen (Maschinenge- wehr!) begünstigten den Verteidiger mehr als den Angreifer. Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen - Wie das französische Beispiel von 1870/71 Publizistische Zeugnisse der Vorkriegszeit erstaunen gezeigt hatte, war es keineswegs sicher, daß sich den heutigen Leser nicht selten durch ihren handfe- ein moderner Volksstaat nach einer Entschei- sten, oft schrillen Nationalismus. Dies galt keines- dungsschlacht geschlagen geben würde, wie wegs nur für Deutschland. Klischeehafte Feindbilder Schlieffen und Moltke annahmen. fanden sich überall dort, wo ,,Erbfeindschaften“ bestanden, ja sie wurden gelegentlich bewu8t von - Der deutsche Operationsplan konnte mißlingen, regierungsnahen Kreisen aufgebaut, um die Offent- wenn sich z.B. die von Schlieffen und Moltke lichkeit von innenpolitischen Problemen abzulenken. geplante Umfassung des französischen Heeres Das Publikum griff, sieht man von Teilen der Arbeiter- im Norden nicht bewerkstelligen ließ, weil der bewegung ab, diesen Ton gerne auf. Es berauschte Gegner den ,,Wettlauf zum Meer“ gewonnen sich an den zahlreichen nationalen Schaustellungen hatte. aller Art, übernahm die Denkfiguren und Argumente der nationalistischen Publizistik und gefiel sich in Im zuletzt genannten Fall konnten sich zwei geschlos- patriotisch gemeinten, aber im Ton oft schon recht sene Linien bilden, die jeweils von der Schweizer chauvinistischen Sentenzen. Grenze bis zum Meer reichten. Darauf war die deut- 6

sehe Armee taktisch nicht vorbereitet, da Schlieffen Handels- und Flottenrivalität selbst dort den Boden für wie Moltke derartige Überlegungen stets verhindert einen Kriegseintritt vorbereitet. hatten. Dementsprechend sahen die Ausbildungsvor- schriften keinerlei Stellungskrieg, sondern lediglich Der später so oft als tragische Kriegsursache apostro- das Eingraben einzelner Truppenteile für einige Stun- phierte ,,Automatismus der Bündnissysteme“ dürfte den vor (A 7). Der Durchbruch durch geschlossene gegenüber dieser allseits anzutreffenden Kriegspsy- Stellungssysteme wurde weder theoretisch, noch in chose nur untergeordnete Bedeutung gehabt haben: der Praxis geübt. Die Entwicklung im Herbst 1914 Die vertraglichen Bindungen waren schwächer, als stellte also Truppe und Führung vor Aufgaben, auf die oft angenommen wird. Demgemäß hätte ein Verzicht sie weder gedanklich, noch ausbildungsmäßig vorbe- auf Kriegsteilnahme an der Seite seiner Vertragspart- reitet waren. Fortan stand im Mittelpunkt der von der ner keinen der betroffenen Staaten auch nur annä- deutschen Führung angestellten Uberlegungen die hernd gleichgroßen Risiken ausgesetzt, wie sie der Frage, wie man aus dem unerwünschten Stellungs- Kriegseintritt mit sich brachte. Entscheidend waren wieder zum Bewegungskrieg gelangen könne. vielmehr andere Faktoren - militärtechnische Erwä- gungen, Prestigefragen, diverse Gewinnerwartungen und nicht zuletzt der Druck der öffentlichen Meinun- Zur Diskussion um den Kriegsausbruch 19 14 gen. Man wird den Kriegsausbruch also wohl weit Der eigentliche Kriegsausbruch von 1914 stellte sich mehr als bewußte ,,Fortsetzung der Politik mit ande- weithin als Funktion der oben skizzierten Rahmenbe- ren Mitteln” denn als tragischen Betriebsunfall anzu- dingungen dar... Deutschlands demographische und sehen haben. Daß sich ein Staat notfalls aus dem wirtschaftliche Uberlegenheit hatte die Reichsleitung Krieg heraushalten konnte, wenn seine Regierung in den Stand gesetzt, gewaltige Rüstungsmaßnah- dies wirklich wollte, lehrt das Beispiel Italiens: Auch men zu ergreifen. Im Verein mit dem (abgewandelten) dort war man in jenen vermeintlichen Automatismus Schlieffenplan schienen sie wohl geeignet, einen bal- eingebunden, doch sprachen im Sommer 1914 hand- digen Erfolg zu garantieren und verleiteten die Lenker feste realpolitische Gründe gegen einen Kriegsein- der deutschen Außenpolitik im Juli zu einer wenn tritt. Also schlug die italienische Regierung ihre Ver- nicht geradezu aggressiven, so doch hochgradigen tragspflichten in den Wind, blieb (vorerst) dem Kriege riskanten Politik: Auf die eigene Stärke vertrauend, fern und ersparte dadurch ihrem Land große Opfer. zugleich aber in Sorge um den einzigen verbliebenen Bundesgenossen und von Ressentiments gegen den französischen ,,Erbfeind“ wie gegen das ,,perfide Albion” erfüllt, so gingen Reichskanzler von Bethmann-Hollweg und seine außenpolitischen Bera- Leitfragen für’die Interpretation ter in die Julikrise von 1914 hinein. Ihre Friedensliebe, die später von deutscher Seite so gerne als zentrales A 1: Was zeigt ein Vergleich der deutschen Wachs- Motiv der deutschen Außenpolitik benannt geworden tumsraten im Zeitablauf? Was zeigt ein Vergleich mit ist, spielte demgegenüber zweifellos eine sekundäre der heutigen demographischen Entwicklung? Rolle. Durch Fritz Fischers Forschungen wissen wir, daß A 2: Was versteht Rohrbach unter dem ,,deutschen damals deutscherseits keineswegs alle Möglichkei- Gedanken in der Welt”? Welche Folgerungen zieht er ten genutzt wurden, den Frieden zu erhalten: Zu stark aus dem deutschen Bevölkerungswachstum? war das Verlangen, eine scheinbar günstige Lage zu nutzen, um endlich die gewitterschwüle Atmosphäre A 3: Was zeigt ein Vergleich der Tabelle mit A 1 ? der letzten Vorkriegsjahre im deutschen Sinne zu bereinigen.’ Andererseits wäre es auch irreführend, A 4: Welche Methoden wendet der Zeichner an, um die Gegner als überrumpelte Opfer deutscher seinen statistischen Befund besonders wirkungsvoll Aggression hinzustellen: Frankreich und Serbien darzustellen? waren nicht weniger von Chauvinismus erfüllt als Deutschland, der Zar meinte, sich einem Krieg gegen A 5: Was folgert Bernhardi aus dem deutschen Bevöl- Deutschland und Osterreich schon aus innenpoliti- kerungswachstum? Warum steht bei ihm die Notwen- schen Gründen nicht entziehen zu dürfen. Lediglich digkeit eines Krieges gegen Frankreich im Vorder- Großbritannien hielt sich stärker zurück, doch hatten grund? A 6: Warum fordert der deutsche Generalstabschef von Schlieffen, daß ein zukünftiger Krieg von deut- scher Seite unbedingt schnell geführt und beendet ’ Die Diskussion um die Haltung der deutschen Rerchsleitung in der JulikrIse werden müsse? hat nach dem Erscheinen von Frrtz Fischers ,,Griff nach der Weltmacht’ (1961) jahrelang die deutsche Historikerschaft in Atem gehalten. Hauptkon- trahenten waren auf der einen Seite Fischer und sein Schüler Immanuel A 7: Wie stellen sich die Verfasser des Infanterie- Geiß, auf der anderen Fischers Hamburger Kollege Egmont Zechlin und der reglements von 1906 einen Stellungskrieg vor, und damalige Nestor der deutschen Neuhistoriker, der Freiburger Gerhard Ritter. Die wichtigsten Positionen sind vertreten in dem von Wolfgang Schieder her- wie unterscheidet sich ihr Bild vom Stellungskrieg der ausgegebenen Sammelband ,,Erster Weltkrieg” (KölnlBerlin 1969; = Neue Jahre 1914/18? (vgl. A 10 und Materialien zum Bau- wissenschaftliche Bibliothek 32). Dort finden sich auch weiterführende Lite- raturhinweise. stein B). 7

Nicht gesehen wurde (obwohl man es hätte wissen Baustein B können nach dem Krimkrieg, nach dem amerikani- schen Bürgerkrieg und nach dem ,,Volkskrieg“ in der Endphase 1870/71), daß der Krieg inzwischen seinen Charakter durch die technische Revolution, durch die Die Kriegswirklichkeit nationalen Emotionen, durch den Anstieg der Bevöl- kerung und damit auch durch die einsetzbaren Millio- an der Front nenheere grundlegend gewandelt hatte. Erst die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges mit ihrer Unzahl von Opfern haben hier ein neues Bewußtsein geschaffen. Daran knüpft der zweite Punkt der Überlegungen. Es war ja gerade wesentlicher Teil der Falkenhayn’- sehen Strategie, durch den konzentrierten Angriff auf die starken Befestigungen vor Verdun die feindlichen Kräfte festzunageln, das französische Feldheer durch Historische Einführung ,,Verblutung“ auszuschalten und dessen Reserven in der ,,Blutpumpe” vor Verdun zu verschleißen. Die Kriegswirklichkeit an einer Front des Ersten Welt- Schon die gebrauchten Begriffe zeigen das Konzept krieges, vor Verdun - ist das heute noch ein Thema? unglaublicher Menschenverachtung, das Hundert- Nach den unermeßlichen Verwüstungen des Bom- tausende von Toten auch auf der eigenen Seite um benkrieges, nach Kriegsgreueln, Völkermord und eines strategischen Zieles willen einkalkulierte. Damit Atomtod? Zumindest müssen die folgenden Aspekte hatte der Krieg seine endgültige Pervertierung erfah- geklärt werden, um Schülern von heute ein Verständ- ren. nis für die damalige historische Situation zu ermögli- chen. Zum einen vertraten die Politiker in Europa vor 1914, parallel zur Aufrüstung und der damit verbundenen Zielvorstellungen prinzipiellen Bereitschaft, Konflikte militärisch zu lösen, eine Auffassung vom Krieg, die noch völlig der Tradition des 19. Jahrhunderts verhaftet war. Der Aus diesen Überlegungen ergeben sich die Zielset- Krieg wurde noch als Kabinettskrieg gesehen, als zungen des Bausteins: die Veranschaulichung der Krieg der Staaten, nicht der Völker; der Krieg schien Kriegswirklichkeit und das Erzeugen von Betroffen- eine berechenbare Größe zur Erreichung begrenzter heit. Ziele, er galt als kalkulierbares Mittel zur Durchset- Wenn der Schüler, gleich welcher Altersstufe und zung machtpolitischer und wirtschaftlicher Interes- welcher Schulart, einen Eindruck vermittelt bekom- sen. men soll von der neuen und zugleich ungeahnten Dazu kam, daß in der öffentlichen Meinung aller euro- Dimension des Krieges im Ersten Weltkrieg, dann päischen Großmächte ein Denken über den Krieg muß die Kriegswirklichkeit auf möglichst realistische vorherrschte, das eindeutig unter dem Einfluß des Weise veranschaulicht werden. Dazu dienen im Sozialdarwinismus stand: Der Krieg wurde als ,,Ele- Materialienteil Dokumente unterschiedlichster Art. ment der Weltordnung“, als ,,Prüfung Gottes“, als Aus der Kenntnis der Kriegswirklichkeit sollte Betrof- ,,biologisch gerecht entscheidend“, ja geradezu als fenheit folgen, Betroffenheit schon allein aus der Tat- Wurzel der menschlichen Moral gedeutet. Ganze sache, daß hier junge Menschen litten und starben, Generationen wurden in diesem Geist erzogen. die kaum älter waren als die Schujer unserer Tage. Betroffenheit müßte aber auch die Uberlegung erzeu- Ein unbekannter Deutscher schrieb 1900 in der gen, daß in einem modernen Krieg die Schrecken und Schrift ,,Deutschland bei Beginn des 20. Jahrhun- Leiden, das Ausmaß von Tod und Zerstörung derts“ (Militär-Verlag R. Felix): ungleich größer sein würden als in den verheerenden ,,im ganzen können wir uns sagen, daß die ganz spezifische Materialschlachten des Ersten Weltkrieges, z.B. vor Brauchbarkeit der Nation für den Krieg uns ganz besonders Verdun. den Gedanken nahelegen muß, sie im 20. Jahrhundert einmal Letztlich soll der Baustein zum konkreten Nachden- auszunützen zur Vollendung Deutschlands. Der Krieg ist heute humaner und wirksamer als ehedem . . Die Wahrheit ist die, ken darüber führen, was getan werden kann, um ein daß der Krieg zwar humaner, aber weil seltener, empfindlicher solches Ereignis nicht wiederkehren zu lassen. Dies geworden ist für die schlappen, des Krieges entwöhnten Völ- kann präzisiert werden durch die Versöhnungsbereit- ker. Daher wirkt er heute mehr, und eine geschickte Kriegspo- schaft zwischen Deutschland und Frankreich, symbo- litik schafft heute mit einem kurzen Krieg von wenigen Monaten lisiert schon in einer frühen Phase durch die Umar- ganz anderes als ehedem mit dem jahrelangen, die Länder mung der Soldaten über dem Kreuz von Verdun (D 1) verwüstenden Geraufe. Ein Grund mehr für den Kühnen und und abgeschlossen durch den Händedruck von Geschickten, sich dieses Mittels ohne Scheu zu bedienen, Staatspräsident Mitterrand und Bundeskanzler Kohl wenn der Preis den Einsatz lohnt“. über den Gräbern von Verdun im September 1984 8

(D 5~). Die Bereitschaft zu Frieden und Völkerver- das den Autor vor ein Kriegsgericht brachte. ‘Im Felde, vor Ver- ständigung bleibt eine Aufgabe über die Zeiten hin- dun, Frühjahr 1916’ heißt es am Ende des seiner Mutter gewid- weg, aber auch der Wille, durch Abbau von Feindbil- meten Buches, doch schon vor der Widmung, nach dem In- dern und Vorurteilen zum Frieden beizutragen. nentitel, kann man lesen: ‘Das Erscheinen dieses Buches, das im Sommer 1916 vollendet vorlag, wurde bis Winter 1918 durch die Zensur verhindert. - Von dem Buch ist als 5. Band der Collection de Ia Revue Europeenne eine französische Aus- gabe unter dem Titel ‘Verdun’ erschienen’. Es war das erste Verdun-Buch, das geschrieben worden war, von Unruh las das Hinweise zu den Materialien Manuskript dem Kronprinzen vor, ein Militärgericht verbot die Veröffentlichung, der Gerichtsherr schickte den Autor auf ein Die Materialien (B 1 bis B 16) versuchen, ein mög- Himmelfahrtskommando, der Kronprinz zerriß das Urteil“ lichst breites Spektrum der unmittelbaren Kriegswirk- (Romane von gestern - heute gelesen, FAZ vom 26.6.1985, lichkeit wiederzugeben, und zwar auf beiden Seiten s. 25). der Front. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Trotz des Verbots kursierten Abschriften des Buches Augenzeugenberichte (B 2 bis B 6), die, oft verfaßt in den Schützengräben (B 11). Etwa zehn Jahre nach noch unter dem unmittelbaren Eindruck des Kriegser- Ende des Krieges erschien in Deutschland eine Reihe lebnisses, ein recht drastisches Bild der Kriegswirk- von Büchern, die sich mit dem Krieg aus der Sicht des lichkeit vermitteln. Ergänzt wird dieses Bild durch einfachen Soldaten auseinandersetzten, sich aber in Briefe, die in der Gewißheit des nahen Todes der ideologischen Ausrichtung und in der literarischen geschrieben wurden (B 7, B 8), und durch Photosvom Qualität stark voneinander unterschieden. Am Schlachtfeld (B 9). bekanntesten wurde der Roman ,,Im Westen nichts Schon während des Krieges begann auch die dichte- Neues“, erschienen 1929, von Erich Maria Remarque rische Auseinandersetzung mit der Kriegsrealität. (geb. 1898). Dabei überwogen in der Lyrik auf beiden Seiten die Zur Kriegswirklichkeit an der Front gehören auch die mehr oder minder trivialen ,,vaterländischen” Kriegs- Leiden der französischen Zivilbevölkerung in Verdun gedichte, die über die Spalten der Tages- und und den vom Frontgeschehen betroffenen Ortschaf- Wochenzeitungen, über Postkatten und sogenannte ten. Aus deutschen Pressemitteilungen (z.B. B 12) ,,lyrische Kriegsflugblätter“ eine weite Verbreitung geht hervor, daß mit dem Näherrücken der Front eine fanden. Eine bemerkenswerte Ausnahme in diesem Massenflucht einsetzte und die zurückbleibenden lyrischen Kriegseinerlei waren die Gedichte, die die in Einwohner Verduns einer ständigen Beschießung Berlin erscheinende, von Franz Pfemfert herausge- ausgesetzt waren und nicht mehr verpflegt werden gebene Wochenschrift Die Aktion veröffentlichte. konnten. Die Statistik einiger der im Kampfgebiet lie- ,,Die einzige entschieden kriegskritische Zeitschrift, genden Ortschaften (B 13) zeigt sehr eindrucksvoll die in Deutschland, dank der geschickten publizisti- die fast totale Zerstörung der Gemeinden, von denen schen Strategien ihres Herausgebers Franz Pfemfert, zahlreiche überhaupt nicht wieder aufgebaut wurden; kontinuierlich weitererschien, war Die Aktion . . . Erst- heute erinnern den Besucher Tafeln an die in der mals am 24. Oktober 1914 erschien die Rubrik ,,Verse Materialschlacht vor Verdun untergegangenen Ort- vom Schlachtfeld“ . . . Mit der Darstellung des Massen- schaften. todes, des Alltags im Schützengraben stellten die ,,Verse vom Schlachtfeld“ die heroische Gestik der Ergänzt werden die Materialien durch zwei künstleri- kriegsapologetischen Dichtung und die patriotischen sche Darstellungen, die versuchen, aus der jeweils Sinngebungen gründlich in Frage. Die Frontland- anderen Sicht die Kriegswirklichkeit zu veranschauli- schaft mit Granattrichtern und Stacheldrahtverhauen, chen (B 14, B 15). Der Baustein schließt mit zwei mit vernichteter Natur und zerstörten Dörfern offen- Fotos von Soldatenfriedhöfen, dem französischen barte sich in ihnen als Welt des Todes . ..“ (Deutsche Nationalfriedhof Douaumont und dem deutschen Lyrik 1914-1918, hg. v. Thomas Anz und Joseph Friedhof von Ville-devantChaumont (B 17). Vogl, München 1982, S. 239 f.). Das Gedicht ,,Mor- gue“ von Edlef Köppen (geb. 1893) ist ein Beispiel für (Fortsetzung Seite 33) diese Sicht des Krieges (B 10). Das erste Prosawerk, das sich mit der Schlacht um Verdun befaßte, ist die Erzählung ,,Opfergang“ des Generalssohns und Ulanenoffiziers Fritz von Unruh (geb. 1885). Die Entstehungsgeschichte des Buches ist bemerkenswert: Die Redaktion von ,, Politik und Unferrich t “ ,,Im Februar 1916 von der Obersten Heeresleitung beauftragt, freut sich über Zuschriften von Lesern und den von General Falkenhayn ‘zum Weißbluten der französi- Benutzern dieser Zeitschrift. Besonders schen Streitkräfte’ geplanten Generalangriff auf die Festung willkommen sind Erfahrungsberichte über Verdun zu beschreiben, ‘um der Heimat den Ernst der Lage zu die Verwendbarkeit des Mediums im Un- schildern und um die Truppe beim Portepee zu fassen’, wie es terricht, von Lehrern und von Schülern. Auftraggeber Major Nicolai formulierte, lieferte der Dichter ein zugleich schonungsloses und visionäres Bild vom Untergang gequälter, verstümmelter, schließlich getöteter Menschen ab, Texte und Materialien-für Schüler 52 _ ~a~~sz~nt~a~e für politische Bildung Baden-Württemberg .- .

VERDlJN 1916

Aspekte zu.m Thema b)Krieg und Frieden<<

Baustein A Rahmenbedingungen

Baustein B Die Kriegswirklichkeit an der Front

Baustein C Die Kriegswirklichkeit in der Heimat

Baustein D Besinnung über Gräbern

~eckar.Verlag GmbH Aus: Politik und Unterricht 7730 Vi~tjng~n-S~ennjn~n ’ Zeitschrift zur Gestaltung des -tierrang 1 politischen Unterrichts Postfach 1820 HeftlflQ66 - DM 1,50 10

Al-Al0 Rahmenbedingungen

Kaufleute und Fabrikanten immer neue Länder zu Das Wachstum bearbeiten, neue Schiffe zu bauen und neues Kapital der deutschen Bevölkerung in die Weltwirtschaft hineinzuwerfen, eure Söhne in die Ferne zu schicken und von den Enden der Erde 1871 1891 1911 1913 den Ertrag eurer Arbeit nach eurem Lande zusam- menzuschaffen! Wie sollen wir darauf verzichten, Bevölkerung (Mio) 41,0 49,8 65,4 67,0 wenn wir so schnell wachsen, daß wir in drei Jahren Zunahmegg. Vorperiode (Mio) - 8,8 156 - um so viel Menschen zunehmen, wie es Schweizer durchschnittl. Zunahme/Jahr(%) - 1 ,l 1,6 1,2 gibt, in sechs Jahren uns um die Menge sämtlicher Bewohner Hollands oder Schwedens vermehren und Quelle: Walther G. Hoffmann, Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit in einem Menschenalter ein zweites Volk, so zahl- der Mitte des 19. Jahrhunde&. Heidelberg etc. 1965, S. 173 f. reich wie die Spanier und Portugiesen, zu unsererfrü- heren Zahl hinzuerzeugt haben! Unser Wachstum ist ein Vorgang von elementarer Naturkraft. Nur ein Ver- m dorren des natürlich-sittlichen Empfindens, wie die Franzosen es an sich erlebten, oder eine furchtbare ,,Der deutsche Gedanke in der Welt“ äußere Katastrophe, die uns so arm macht, daß wir die Kinder nicht mehr aufziehen können, die uns Wollen wir also vom deutschen Gedanken in der Welt geboren werden, wäre imstande, unsere Vermehrung reden, so meinen wir den sittlichen Idealgehalt des zum Stillstand zu bringen. Deutschtums als gestaltende Kraft im gegenwärtigen wie im zukünftigen Weltgeschehen, und gehen dabei Quelle: Paul Rohrbach, Der deutsche Gedanke in der Welt. Düsseldorf und mit Bewußtsein von der Uberzeugung aus, daß wir Leipzig 1912, S. 6-6 dazu in das Spiel der Weltkräfte hineingestellt sind, um sittliche Tüchtigkeit nicht nur für uns, sondern auch für die ganze Menschenwelt zu erarbeiten und @Kl Das Wachstum zu bewähren. der französischen Bevölkerung Nach diesem Prinzip also glauben wir, und nach kei- nem andern, geschieht die dauernde Auslese der 1871 1891 1911 1913 Tüchtigsten unter den Völkern, die dazu gelangen, ein Stück Menschheitsfortschritt zu verwirklichen, Bevölkerung (Mio) 36,l 38,4 39.62 39,67 indem sie der Welt den Stempel ihrer nationalen Idee Zunahmegg. Vorperiode (Mio) - 2,3 1,22 - aufdrücken . . . durchschnittl. Zunahme/Jahr (%) - 0,06 0,03 0,Ol Nur die deutsche Nation hat sich neben den Angel- Quelle: Annuaire Statistique 19t6/f8, S. 12 Sachsen so entwickelt, daß sie zahlreich und innerlich stark genug erscheint, um auch für ihren Volksgedan-. ken Anspruch auf ein entscheidendes Mitgestal- tungsrecht am kommenden Weltalter zu erheben. 1 A4 1 Diesen Gedanken verstehen wir aber allein dann recht, wenn wir einsehen, daß wir unsere Kraft nur Bevölkerungswachstum im Vergleich durch immerwährende Ausbreitung der deutschen Idee zu erhalten imstande sind. Es gibt für uns kein Stillstehen oder Innehalten, keinen selbst nur vor- 1 Jährl.Volkszuwachs übergehenden Verzicht auf Ausdehnung unserer I Lebenssphäre, sondern wir haben nur die Wahl zwi- schen dem Zurücksinken auf die Stufe der Territorial- völker oder der Erkämpfung eines Platzes an der Seite der Angelsachsen. Wir sind wie der Baum, der Deutsches, engli- im Felsspalt wurzelt. Entweder wir drücken das sches und franzö- Gestein auseinander und wachsen weiter - oder der sisches Bevölke- Widerstand ist so groß, daß wir verkümmern, weil wir rungswachstum in nicht genug Nahrung bekommen. Undenkbar ist es, einer zeitgenössi- D~“t*ChUlUl r*~hn*a rr”nhrei‘h zu sagen: entfaltet eure Kultur, mehrt euren Reich- schen Zeichnung sro,ooo 465,000 se,ooo 1 tum, steigert euer wissenschaftliches, technisches, Dia im Besitz des I künstlerisches Können, aber verzichtet darauf, als Verfassers (L. Burchardt) ~-~~ 11

Nationen auf einen ununterbrochenen Fortgang der 1 A 5 1 ,,Hauptfeind“ Frankreich Industrie und des Handels begründet ist und durch eine rasche Entscheidung das zum Stillstand Wenn wir die Verantwortung für eine solche Entwick- gebrachte Räderwerk wieder in Lauf gebracht werden lung der Dinge, wie billig, nicht auf uns nehmen wol- muß. Eine Ermattungsstrategie läßt sich nicht treiben, len, müssen wir den Mut haben, eine unseren Ansprü- wenn der Unterhalt von Millionen den Aufwand von chen angemessene Machterweiterung mit allen Mit- Milliarden kostet. teln anzustreben, selbst auf die Gefahr hin eines Krie- ges gegen numerisch überlegene Gegner. Reichsarchiv (Hg.), Der Weltkrieg 1914- 1918. Kriagsrüstung und Kriegswirt- schaft 1. Berlin 1930, S. 327 f. Eine solche Machterweiterung durch Gebietserwer- bungen in Europa selbst zu suchen, dürfte unter den heutigen Verhältnissen so gut wie ausgeschlossen sein. Das-im Osten an Rußland verlorene deutsche Kolonialland könnte nur infolge eines großen für uns siegreichen Krieges wiedergewonnen werden und A 7 Aus dem preußischen würde dann wahrscheinlich einen fortwährenden Infanteriereglement Anlaß zu erneuten Kriegen geben. Auch das ehema- lige Südpreußen, das bei der zweiten Teilung Polens 380 a. Oft wird es in einer Nacht nicht gelingen, die mit Preußen vereinigt wurde, wieder zu erwerben, Infanterie bis auf Sturmentfernung vorzuführen. Sie würde der polnischen Bevölkerung wegen seine gräbt sich dann an der Stelle ein, wo sie zum Halten schweren Bedenken haben. gezwungen wurde. Dort kann sie unter Umständen zu Unter diesen Umständen müssen wir eine Stärkung langem Ausharren genötigt sein. Nur allmählich, viel- unserer politischen Macht offenbar auf anderen fach erst im Laufe der nächsten Nacht, wird es dann Wegen versuchen. möglich sein, bald an dieser, bald an jener Stelle wei- ter vorwärts zu kommen. Der Drang nach vorwärts Zunächst würde unsere politische Stellung schon muß dauernd die einzelnen Glieder der Kampftruppe dadurch sehr wesentlich befestigt werden, wenn wir beseelen. die fortdauernd bestehende Gefahr, bei günstiger Gelegenheit von Frankreich angegriffen zu werden, 406. Feldbefestigungen verlieren einen großen Teil sobald wir anderwärts in Verwicklungen geraten, end- ihres Werts, wenn sie dem Feinde das Erkennen der gültig beseitigen könnten. Auf die eine oder die Stellung erleichtern . . . andere Weise muß mit Frankreich abgerechnet wer- 408. Befestigungen sind in der Regel nicht als zusam- den, wenn wir Armfreiheit für unsere Weltpolitik menhängende Linie, sondern in Gruppen anzulegen. gewinnen wollen. Das ist die erste und unbedingteste Lücken zwischen den einzelnen Gruppen sind nicht Forderung einer gesunden deutschen Politik, und da schädlich, wenn das Gelände vor ihnen wirksam die französische Feindschaft auf friedlichem Wege bestrichen werden kann. In größeren Verhältnissen ein für allemal nicht zu beseitigen ist, muß es eben werden Bataillonsgruppen die Regel bilden. durch Waffengewalt geschehen. Frankreich muß so Quelle: Exerzierreglement für die Infanterie. Berlin 1906, S. 108 a und 114. völlig niedergeworfen werden, daß es uns nie wieder in den Weg treten kann.

Quelle: Friedrich v. Bernhardi, Deutschland und der nächste Krieg. Stuttgarr und Berlin 1912. S. 7 73 f.

Französisches Glaubensbekenntnis

1 A 6 ] Die Notwendigkeit Le 11 Credo 3 du Soldat ea 1915 eines kurzen Krieges Auszüge aus zwei Stellungnahmen Schlieffens von 7 905 bzw. 1909: Hinten in der Mandschurei mag man monatelang in uneinnehmbaren Stellungen sich gegenüberliegen. Im westlichen Europa kann man sich den Luxus einer solchen Kriegsführung nicht erlauben. Die Maschine mit ihren tausend Rädern, von der Millionen ihren Unterhalt finden, kann nicht lange stillstehen. Wir müssen versuchen, den Feind schnell niederzuwer- fen und zu vernichten . . . Der Feldzug schleppt sich hin. Solche Kriege sind aber zu einer Zeit unmöglich, wo die Existenz der 12

(Übersetzung zu A 8)

Das ,,Glaubensbekenntnis“ des Soldaten im Jahre 1915 Zeittafel: Verdun, Ich glaube an Joffre, den allmächtigen Vater, Herrn der Streit- kräfte des Himmels und der Erde und an die ,,Siegreiche Repu- Deutschland und Frankreich seit 1914 blik“, sein einziges Zial, unsere Mutter, empfangen durch die Revolution, geboren aus dem Tode eines Königs, gelitten für t Vorbereitungsphase die Ehre 1870, verstümmelt durch Abtrennung des Elsaß, das 44 Jahre lang begraben blieb; niedergefahren zur Hölle zur Herbst 1914 Bewahrung des Friedens. Die in einem weiten Bogen um Verdun herum verlaufende Front kommt zum Stehen Aber auferstanden von den Toten am Tage der ,,Rache”; der ,,Sieg” schwebt am Himmel und sitzet zur Rechten Joffres, des Spätjahr 1915 General Falkenhayn plant die Abnutzungsschlacht ,,im Raum allmächtigen Herrn, von wo er kommen wird zu richten die Ger- der Maas mit Richtung auf Verdun“ manen und uns die Elsäßer und Lothringer zurückzugeben. DezembedJanuar Ich glaube an den heiligen Geist meiner Führer, an den Sieg Deutsche Bereitstellung von Truppen und Material, 7 Armee- meines Landes, an die Gemeinschaft der Alliierten, an die korps, 1400 Geschütze Nicht-Vergebung der Teutonen, an die Auferstehung Frank- reichs, an seinen Ruhm und sein Ewiges Leben .

Postkarte im Besitz von M. Guy Baillet, Langres (Haute Marne); Übersetzung: Der Ansturm Christel Pohle 12. Februar 1916 Der Angriff wird wegen schlechten Wetters verschoben 21. Februar Neunstündiges Trommelfeuer und Sturmangriff 22./23. Februar 1 A9 1 Deutsche Postkarte Erneutes Trommelfeuer aus dem Ersten Weltkrieg 23.124. Februar Verlust der 1. und 2. französischen Linie 25. Februar wird eingenommen (B 9a) 26. Februar Potain übernimmt das Kommando zur Verteidigung Verduns 2. März Das Dorf Douaumont wird eingenommen (B 13)

Die ,,Abnutzungsschlacht“ 6. März Deutscher Angriff auf dem Westufer der Maas 8. März Deutscher Angriff auf Vaux (B 5) 28. März bis 8. April Deutsche Entlastungsangriffe auf dem linken Maasufer 31. März bis 5. April Deutsche Angriffe auf dem rechten Maasufer 2. April Dorf Vaux eingenommen 9. April Deutscher Generalangriff nach schwerstem Trommelfeuer auf beiden Maasufern scheitert (B 2) 3. Mai Deutscher Angriff auf die Höhe 304 (linkes Maasufer) 8. Mai Explosionsunglück im Fort Douaumont 20. Mai Deutsche Truppen nehmen die Höhe ,,Toter Mann“ (Morthomme) am linken Ufer ein 22. Mai Französischer Gegenstoß erreicht Fort Douaumont, wird zurückgeworfen (B 3) 13

31. Mai bis 7. Juni 12./13. Juli 1936 Kämpfe um das Fort de Vaux. Die französische Besatzung Internationale Feier zum 20. Jahrestag der Schlacht - Frie- kapituliert am 7. Juni (B 4) densschwur am Douaumont unter Beteiligung einer offiziellen 21. Juni bis 23. Juni deutschen Delegation (D 3) Erneutes Trommelfeuer, 19 deutsche Regimenter greifen an, nehmen Fleury, werden bei Froideterre und Souville zurückge- Der Zweite Weltkrieg wiesen (B 9c, d) 1. Juli 10. Mai 1940 Beginn der anglo-französischen Offensive an der Somme Deutscher Angriff auf Frankreich 11 ./12. Juli 15. Juni 1940 Deutsche Artillerie verschießt 63 000 Gasgranaten; 13 Regi- Einnahme von Verdun menter greifen Fort Souville an, werden abgewiesen (B 7) 22. Juni 1940 15. Juli bis 20. Juli Französische Kapitulation, Petain wird Staatschef der Vichy- Kämpfe um Fleury und Thiaumont Regierung bis 16. August 21. Juli 1944 Das Dorf Fleury, gedeckt von den Stellungen auf Froideterre Selbstmordversuch General v. Stülpnagels nördlich vor Ver- und Souville, wechselt insgesamt 17 mal den Besitzer dun (hingerichtet am 30.8.) 29. August 30. August 1944 Falkenhayn tritt zurück, Hindenburg und Ludendorff überneh- Verdun wird durch US-Truppen befreit. men die Oberste Heeresleitung 31. August 1944 2. September 17 französische und ein belgischer Widerstandskämpfer wer- Der Angriff auf Verdun wird eingestelllt den von der Gestapo bei Tavannes erschossen und im Bois de 4. September Ia Lauffee verscharrt. Explosionsunglück im Tunnel von Tavannes 8. Mai 1945 Ende des 2. Weltkriegs

Die Gegenoffensive Wege zur Aussöhnung

22. Oktober bis 4. November 2.-8. Juli 1961 Die Franzosen nehmen die Forts Douaumont und Vaux wieder Besuch von Bundeskanzler Adenauer in Frankreich (D 5a) ein (B 9b) Deutsch-französische Truppenparade in Mourmelon und 15. Dezember Messe in der Kathedrale von Reims. Eine französische Gegenoffensive wirft die Deutschen am Ost- 29. August bis 9. September 1961 ufer auf die Ausgangsstellungen vom Februar zurück. ,,Das Erster Staatsbesuch von Staatspräsident deGaulle in der Bun- Ende der Schlacht um Verdun“ (Petain) desrepublik. Rede ,,An die deutsche Jugend“ im Ludwigsbur- 20.122. August 1917 ger Schloß Die Höhen ,,Toter Mann“ und ,,304” links der Maas werden von 22. Januar 1963 den Franzosen zurückerobert Unterzeichnung des ,,Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ (Elysee-Vertrag) (D 5b) Beide Regierungen verpflichten sich zu regelmäßigen außen- Die Zeit danach politischen Konsultationen und zu verstärkter Zusammenar- beit in Verteidigungs-, Erziehungs- und Jugendfragen. 28. Juni 1919 Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes. , Unterzeichnung des Versailler-Vertrages 28.129. Mai 1966 Ab Sommer 1920 Feier zur 50. Wiederkehr der Schlacht mit Staatspräsident de Neuanlage (Consenvoye) bzw. Betreuung deutscher Fried- Gaulle höfe (z. B. Azannes, Ville) durch Frankreich. Anlage und Pflege ab 1928 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräber- 17. September 1967 fürsorge e.V. (B 17b) Einweihung des Memorials von Fleury 22. August 1920 22. September 1984 Grundsteinlegung des Beinhauses durch Petain Begegnung Staatspräsident Mitterrands mit Bundeskanzler Kohl auf den Schlachtfeldern. (D 5c, d) 1921 Errichtung des Denkmals am Bajonettgraben Zusammengestellt von Konrad Pflug (unter Vemendung von Unterlagen von 20er Jahre Prof. Konrad Piieninger) In Frankreich entwickelt Charles de Gaulle (Hauptmann vor Verdun) und in Deutschland Guderian Theorien des Panzer- kampfes als Taktik gegen den Stellungskrieg. Frankreich baut jedoch in erster Linie auf die neu errichtete Maginot-Linie. 23. Juni 1929 Einweihung des Siegerdenkmals der Stadt Verdun 7. April 1932 Einweihung des Beinhauses (B 16a) 14

Die Kriegswirklichkeit Bi-BI7 an der Front

- 58 französische Friedhöfe mit insgesamt rund Die Schlacht um Verdun 94 000 Toten, - 28 deutsche Friedhöfe mit insgesamt rund 84 000 a) Das Jahr 1916 Toten und - 21. Febr. Beginn des deutschen Angriffs das Beinhaus auf dem Douaumont mit den Über- resten von schätzungsweise 120 000 Toten. 24. Febr. DeutscherAngriff erreicht nordöstliche Festungswerke Der Volksbund vermutet, daß ,,weitere über 20 000 Gefallene beider Seiten bei den umfangreichen, bis in 25. Febr. Fort Douaumont in deutscher Hand die dreißiger Jahre dauernden Aufräumungsarbeiten Zwischenwerk Hardaumont in dt. Hand dieses zerwühlten, mit Blindgängern und Munition 2. März Deutscher Angriff auf das Dorf Douaumont durchsetzten Schlachtfeldes nicht geborgen werden“ konnten. Bis heute werden bei Grabungs- oder Rekul- 7. März Höhe 304 größtenteils in deutscher Hand tivierungsmaßnahmen im ehemaligen Kampfgelände immer noch menschliche Knochen gefunden. 22. Mai Franzosen auf dem Fort Douaumont Genauere Schätzungen als die genannten Angaben des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge erübrigen 23. Mai Angriff auf Fort Douaumont abgeschlagen sich also schon aus rein technischen Gründen. Im 2.-7. Juni Kampf um das Fort Vaux übrigen ginge die Suche nach genaueren Zahlen 23. Juni Erstürmung der Festung Thiaumont durchaus am eigentlichen Problem vorbei: Es darf und Fleury uns heute weder darum gehen, Verdun sozusagen unter Rekordgesichtspunkten zu betrachten, noch 24. Okt. Franzosen erobern Thiaumont und um eine Hochstilisierung der Kämpfe vor Verdun zum Douaumont zurück gleichsam übermenschlichen Heldenepos. Lothar Burchardt 2. Nov. Deutsche räumen und sprengen das Fort Vaux B 2 Artillerieeinsatz

15.116. Dez. Erfolgreiche französische Offensive auf Aus den Aufzeichnungen des Oberleutnants L. des dem Ostuferder Marne Feldartillerie-Regiments Nr. 99 (50 Inf. Div.) vom 15. Nach: Dergroße floetz, 29. Auflage 1980, S. 838 Die 1. Abteilung stand dort, wo der Bezonvaux-Bach b) Tote und Vermißte von Verdun die Bahn kreuzt. Die II. Abteilung eine Höhenwelle weiter vorne. Links und rechts, vorwärts und rück- Verdun war neben der Sommerschlacht die erste wärts standen feuernde Batterien. Bei Abgabe von Materialschlacht des Ersten Weltkriegs und erschüt- Sperrfeuer konnte man buchstäblich sein eigenes terte schon die Zeitgenossen durch die enorme Höhe Wort nicht mehr verstehen, so donnerte es aus allen der Toten und Vermißten. Ihre genaue Zahl hat sich Schluchten untermischt mit dem Krachen der feindli- nie ermitteln lassen, was frühzeitig eine Flut von Spe- chen berstenden Granaten. Es war wirklich, als wenn kulationen auslöste. Es gilt, sich darüber klar zu wer- sich selbst die Natur gegen uns verschworen hätte, so den, daß keine der üblicherweise genannten Zahlen regnete es Tag und Nacht. Es bildeten sich allerorts wirklich zuverlässig ist. Diese Einsicht ist aus zwei Tümpel, das Wasser stand fußhoch auf der einzigen Gründen wichtig: Sie bewahrt davor, die Ereignisse Zugangsstraße von Gincrey nach Bezonvaux, die im von Verdun allzusehr unter rein quantitativen übrigen im Laufe der Zeit vollkommen zerschossen Gesichtspunkten zu betrachten, und sie immunisiert war. Die Löcherfüllten sich mit Wasser und Schlamm, wenigstens teilweise gegen die Legendenbildung, die so daß man sie nicht sah und plötzlich hineinstürzte. Verdun seit langem umrankt und sich gerade auch Auf freiem Felde war es noch schlimmer. Die Grana- der Verlustzahlen immer wieder bemächtigt hat. ten rissen drei bis vier Meter tiefe Löcher, die schon Die in der Literatur und zeitweise in den Medien auf- nach Stunden in dem sumpfigen Gelände kaum von tauchenden Schätzungen schwanken (je nach Stand- dem übrigen Terrain zu unterscheiden waren, und punkt des Autors) zwischen 100 000 und fast 1,5 Mil- des öfteren passierte es, daß ein ganzes Fahrzeug lionen; auch bleibt oft unklar, wie weit diese Zahlen hineinkippte und in dem Schlamm auf Nimmerwieder- auch die Verwundeten mit einschließen. Verläßlich sehen verschwand. Sogar Meldereiter sind auf diese kann man demgegenüber nur soviel sagen: Nach Weise ums Leben gekommen. Der Feind beschoß Auskunft des Volksbundes deutsche Kriegsgräber- alle Zugangsstraßen bei Tag und Nacht ununterbro- fürsorge befinden sich im Großraum Verdun chen. 15

Das stinkende Gemisch von blutigen Verbandstoffen, rB3 Kleiderfetzen, Leichenteilen und Chlorkalk erfüllte uns mit tiefem Ekel. Kaum waren wir in den Totengra- Beschießung des Forts Douaumont ben gelangt, da ging es los! Die ganze französische Artillerie begann schlagartig mit ihrem Feuer. Pau- Niederschrift des Artillerieoffiziers vom Platz (Fort senlos sausten die Hammerschläge schwerster Kali- Douaumont), Hauptmann H., vom 26. Mai 1916 ber um uns nieder. Die Hölle von Verdun in höchster Steigerung. Am 16. Mai mittags begann die Beschießung mit Um vier Uhr morgens feuerte die französische schwerer und schwerster Artillerie . . ., die bis 22. Mai Ämllerie mit höchster Feuersteigerung. Mit einem 2 Uhr nachmittags anhielt. Jeden Tag nahm der Fran- Schlage waren alle deutschen Verbindungen von zose ein Stück des Forts vor mit schwersten Kalibern, vorn nach hinten unterbrochen. Niemand kam mehr während Rimailho-Haubitzen und schweres Flach- durch. feuer das Fort gleichmäßig unter Feuer hielten. Die Wie sollten die Reserven bei einem derartigen Luft war sehr bald mit feinem Kalkstaub erfüllt. Sie Sperrfeuer hindurchkommen? Was war aus meiner wurde verpestet durch freigelegte Leichen im Kehl- Kompanie geworden? Es war 7 Uhr morgens und kei- graben. ner kam; um 9.30 Uhr sollte der Angriff beginnen. Um . Ein FeIdartiIlerist,“Leutnant B., war am 24. Mai drei 7.30 Uhr kamen endlich einige Leute meiner Kompa- Wochen oben, allerdings eine Bärennatur, dann war nie mit Teilen der Infanterie, die mit uns stürmen er aber völlig erledigt, zuckte bei jedem Schuß und sollte. Ich erkannte meine Leute nicht wieder! Ein redete irre. Unteroffizier, der Besten einer, meldete mir:,,Es ist . Gesundheitlich ging es mir gut. Unangenehm war alles tot!“ In seinen Augen flackerte es furchtbar. Das der häufige Brechreiz infolge verdorbener Luft. Im war ,,Panik!“ übrigen roch es überall nach Chlor, Tabak, Schweiß, . . . Die Verluste waren teilweise so hoch, daß Ersatz- Leder und verbrauchtem Öl . . . mannschaften herangezogen werden mußten. Da . Während ich am 19. Mai früh, auf der Pritsche lie- geschah etwas Unfaßbares! Die schweren Kaliber gend, meine Briefe las, schoß die franzosische Artille- unserer eigenen Geschütze schossen zu kurz und rie plötzlich mit Gas. Ich kam rechtzeitig in meine schossen in die auf engem Raum dicht geballten Maske. K. schluckte erst noch eine Menge Phosgen. Menschenmassen hinein. Die Leute schrien bei Etwa drei Viertelstunden dauerte die Schießerei mit jedem Einschlag unserer schweren Geschosse wie Gasmunition, und das Fort war bis in die letzte Ecke wahnsinnig auf, es waren keine Soldaten mehr, es angefüllt. Schlimm ging es unten im Lazarett den Ver- waren Menschen in wilder Verzweiflung. Dazwischen wundeten mit Kopfverbänden. Einige Leute sind an tönte der Ruf ,,Gasmasken auf!“ Es war das Gas aus der Vergiftung gestorben. den eigenen Gasgranaten, die zu kurz gingen. Der Grund für diese bedauerliche Erscheinung bei der Am 22. Mai von Tagesanbruch an steigerte sich das Artillerie lag in den stark ausgeschossenen Rohren, feindliche Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit. Ich die bei einer ununterbrochenen Feuertätigkeit von zählte bis zu 15 Einschläge schweren und schwer- mehreren Monaten Streuungen aufwiesen, die das sten Kalibers in der Minute. Verwundete kamen aus normale Maß vielfach überschritten. der Stellung und sagten aus, daß die Franzosen mit 62-64: Wir Kämpfer im Weltkrieg. Feldzugsbriefe und Kriegstagebücher von schwerstem Kaliber auf die Gräben schössen und die Frontkämpfern aus dem Material des Reichsarchivs Potsdam, zusammenge- Besatzung schon größtenteils verschüttet und ver- stellt von W. Poerster, Justin-Moser- Verlag München, o.J. nichtet sei. Im Gang traf ich einen Kompanieführer, der von drei seiner Leute gehalten und geführt wurde; er hatte den Revolver in der Hand, delirierte und wollte seinen Bataillonskommandeur erschießen. 1851 In der ,,Hölle von Verdun“ Alle französischen Verwundeten, die von den Pariser Berichterstattern nach den Einzelheiten der Kämpfe 1 B 4 1 Angriffsvorbereitungen um Verdun begierig ausgefragt werden, stimmen mit dem Urteil überein, daß diese Kämpfe an der Maas Brief des Oberleutnants Th. der 10. Kompanie des das Furchtbarste darstellen, was immer die kühnste Garde-Reserve-Pionier-Regiments (7. Reservedivi- Phantasie an Grauenhaftem ersinnen könne. ,,Der sion), 31. Mai 7976 einfache Mann kennzeichnet das, was er erlebt, . . .Ich kroch mit dem Gefreiten B. aus der Bezon- schlicht als ,,furchtbar“, der andere, der sich gebilde- vauxschlucht über den Höhenrücken östlich Douau- ter auszudrücken weiß, spricht von ,,Dantes Hölle“. . . mont und gelangte in den Totengraben, den einzigen ,,Wir hatten uns in einem kleinen Gehölz bei Vaux ein- Verbindungsgraben nach vorn, eine 70 cm tiefe, genistet, als der deutsche Angriff begann. Ein besse- ungefähr alle 10 Meter gänzlich zerschossene Rinne. res Versteck wie die Erdfurche, hinterderwir hockten, 16 hätten wir uns nicht wählen können. Die Scheinwerfer ,,Gott hat es so gewollt“ konnten uns nicht entdecken, und das furchtbare (871 Feuer der deutschen Geschütze hatte unseren Gra- ben wie durch ein Wunder verschont. Gegen 2 Uhr morgens schwieg das deutsche Feuer. Meine Leute sprachen nicht und vermieden auch jede Bewegung, die ihre Gegenwart hätte verraten können. Ein sol- cher Zwang vollständiger Ruhe entnervt den Men- schen über die Maßen; und auch ich fühlte, daß meine Nerven nicht mehr lange widerstehen können. Mit Angst und Unruhe harrte ich des Augenblicks, in dem auch meine Leute dem Druck erliegen und die Span- nung in einem Geheul erxplodieren würde. . . . Meine Leute begannen, um sich zur Ruhe zu zwin- gen, die Zähne zusammenzubeißen. Dieses unendli- che Geheimnis, das sich in den Falten der Nacht ver- barg, untergrub Zusehens ihre Nerven. Einige schlos- sen die Augen, andere bissen sich, buchstäblich gesprochen, die Hände blutig. Ich sah auch welche, die sich umarmten und küßten. Wie arg sie unter dem Zwang, nicht reden zu dürfen, litten, konnte ich am besten an meiner eigenen Angst ermessen. Ich fühlte, daß dieser Zustand nicht mehr lange dauern könnte, und plötzlich, bevor ich noch einen Befehl geben konnte, sprangen meine Leute wie Wahnsin- nige aus dem Graben, um sich heulend wie wilde Tiere mit dem Bajonett hinaus und dem deutschen Maschinengewehrfeuer direkt in den Rachen zu wer- fen. In wahnsinniger Erregung brüllte ich: Halt! Halt! und es war ein-wahres Wunder zu nennen, daß die der Vernunft beraubten Leute noch im letzten Augen- blick stehen blieben und in den Graben zurückkro- chen. Nach dieser explosiven Lösung der Spannung waren sie ruhiger geworden und befähigt, dem beklemmenden Schweigen der Nacht erneuten Widerstand entgegenzusetzen.

Tauber- und Frankenbote, Tauberbischofsheimer Tageszeitung vom 16.3.1916 Erste Seite des Abschiedsbriefs des Colonel Coquelin de Lisle, Kommandeur der 255. Infanteriebrigade, gefallen am 11. Juli 1916 bei Fleuty.

,,Wir waren ausgedörrt vor Durst“ Der Brief wurde nach seinem Tod seiner Frau überge- ben (übersetzt von Fr&d&‘ique Möller): Das R. 1. (Regiment d ’ Infanterie) 170, das eben einen Angriff abgeschlagen hat, wird von neuem dreimal ,,Meine sehr teuere und sehr geliebte Marie, hintereinander angegriffen. Der Soldat Lecuell4 erzählt hierüber: Gott hat es so gewollt; dieser Brief ist der letzte, den Sie von mir lesen werden! ,,Wir waren ausgedörrt vor Durst. Überall suchten wir Wasser, niemand hatte welches. Ein Granattrichter Ich schreibe ihn, nachdem ich den Befehl bekommen mit grünem Wasser, das nach Leichen roch, zog uns habe, einen Angriff anzuführen, welcher die größten an, aber die deutschen Maschinengewehre hielten Opfer mit sich bringen wird - meines insbesondere. ihn unter Beschuß. Diejenigen, die sich ihm kriechend Ich vertraue ihn (den Brief) einem Offizier der 232. näherten, bildeten bald einen Kranz von Leichen um (Brigade), Leutnant Ruez, an, der ihn Ihnen überbrin- den Trichter. . . Seltsam mutete an, daß Lerchen über gen wird, wenn mein Opfer vollbracht sein wird. diesem Grauen schwebten, ohne sich um Explosio- nen und Krach zu kümmern. Trillernd schraubten sie Ich gebe gern mein Leben für Frankreich, für dessen sich in der Sonne auf und ab.“ Größe ich immer gearbeitet und gelebt habe. Jacques-Henri Lefebvre, L’Enfer de Verdun, Verlag Durassi.4 u. Cie. Paris Ich werde als Christ scheiden, nachdem ich meine 1966 religiösen Pflichten’erfüllt habe.“ ,,Ich glaube, ich muß sterben“

Johannes Haas (geb. 1892) war Theo- logiestudent und fiel am 1.6.1916 vor Verdun.

Kriegsbdef gefallener Studenten, hg. v. Philipp Witkop, München 1928, S. 165.

Lw Bilder vom Schlachtfeld

a) Fort Douaumont zu Beginn der Schlacht. Nur wenige Einschläge deutscher Granaten liegen auf dem Festungsgelände. Man erkennt deutlich Straßen, Schüt- zengräben, Felder und Häuser

b) Im erkennt nur noch das Fliegerbild die Umrisse der Panzerfeste Douaumont. Die Landschaft ist tausendfach zer- stampft und durchwühlt.

a) bis d): Alle Bilder aus Ettighofer, Paul C: Ver- dun, ’ 1985. 18

Cl Aus dem Alltag der Verdun- Schlacht: Französische Reservetruppen bei der Rast in einem Hohlweg

4 Ein erschütterndes Bild kur‘z dar- auf: die Toten nach einem deut- sehen Granatenangriff

1 B IO 1 Der Krieg im Gedicht B 11 Der Krieg im Roman

Morgue Fritz von Unruh: Opfergang Ein Dragoner band die Divisionsstabflagge fest: Aus dem Laub und rotem Stroh wachsen ihre totan Leiber - BCIumen sich zet&rochana &ina, ,,Halt, Du Luder!“ Aber ein anderer riß sie im Vorbei- krampfen sich zersprur~gi~~ Hände. laufen um: ,,Generalstabsoffizier?” ,,Am Dorfaus- SchrMan zum Mond, gang!“ ,,Was ist los?“ Und Neugierige drängten: ,,Der Der schaudetit ans Fam@er ~akrtx&t, erblaßt. Kommandierende, es geht scharf her im Zimmer.” Mit Ein Stern will dan schwatzen l%Hn @fen, Verwundeten strömten Gerüchte zurück: ,,Französi- Der dunkel am &xi@? f&ckart, sche Artillerie ist verstärkt, wir kommen nicht weiter.“ ~ndzu~~~~~. Plötzlich flogen Fenster und Türen auf, Soldaten, Offi- Res Postas Sch&ta vordar Tür ziere, selbst der Kommandierende stürzten auf die Mmmem wie bers&mdes Eiaan das Maater. Straße und blieben starr. An ihnen vorbei, wie eine An den auf ihn d&W@ndan Wodan z&hft er Höllenvision, jagte von der Kirche her durchs Dorf ein (fahl wie regennass9r Asphait) die Sakunden, Rudel tierwilder Gestalten. Abgerissene Menschen- Bis ar arklst wird. glieder schwangen sie wie Keulen, daß Blutfetzen wir- Fluchen und CMete flattern um ihn har. belten. Des Wahnsinns Gebell deckte bei allen das Edkf Koppen Zahnfleisch frei. Der General schrie sie an; sie lachten Edlef Köppen (18931939) war seit 1914 Soldat und verwei- nur wilder; er stieß Leute seiner Stabswache vor: gerte im September 1918 den weiteren Kriegsdienst, worauf er ,,Haltet sie auf! Unerhört! Unerhört!“ Aber ehe einer in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde. sie packten konnte, waren sie schon den Abhang Der Titel des Gedichts: Morgue = Leichenschauhaus. hinab und verschwunden. Aller Pupillen waren groß und öde, als sei die Erde vor ihnen geborsten und ein Der Dichter und der Krieg. Deutsche Lyrik 1914-1918, hg. v. Thomas Anz und gähnendes Nichts risse sein Maul auf, sie zu ver- Joseph Vag/, München 1982, S. 124. Das Gedicht war zuerst verOffenflicht in der Wochenschrift DIE AKTION vom 8.7.1916, Sp. 393. schlingen. ,,Woher kommen die Kerle?” ,,Aus der 19

Schlacht, Euer Exzellenz.“ ,,Unerhört! Unerhört!“ Der General wollte gehen, da hielt ihn der Divisionär auf: ,,Exzellenz, wenn keine Reserven eintreffen, kann ich die Linie nicht halten.“ ,,Es kommen keine!“ - Der Divisionär wischte sich mit dem Finger im Auge und schwieg. . ,,Ist das Ihr letztes Wort, Exzellenz? Es gibt keine Reserven?” ,,Gar keine Rede!“ ,,Aber es sind drei neue feindliche Korps im Douaumontabschnitt gemeldet! Unsere Leute stehen den fünften Tag ununterbrochen im Angriff.“ - Da flüsterte der Kom- mandierende plötzlich, kopfwackelnd und verzweifelt: ,,Ich kriege keine! Der Chef des Feldheeres gibt mir keine! Nichts! Gar nichts! Machen Sie, was Sie wol- len! ich habe keinen Mann zu vergeben.“ Der Divisio- när sah seinen Generalstabsoffizier an; der zuckte die Achseln. Das Feuer in den Wäldern wurde lauter, näher. Fritz von Unruh, Opfergang. Studienausgabe mit einem Vorwort von Kasimir Edschmid, Frankfurt 1966, S. 135 f 37 Hinweis: Vergleichbare Schilderungen der Kriegswirklichkeit, allerdings nicht am Beispiel Verduns, finden sich bei Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues, Ullstein Taschen- buch Nr. 56, S. 51-53

1 B 13 1 Französische Ortschaften um Verdun versinken

Name der Gemeinde Häuser Häuser Einwohnerzahl zerstört 1914 1914 1918 1970 Beaumont*) 78 78 185 - - Belleville 376 396 2631 - 3408 Bethelainville 93 137 338 - 182 Bethincourt 150 150 384 - 58 Bezonvaux*) 63 63 149 - - Bras-sur-Meuse 114 114 362 - 105 Champneuville 102 102 256 - 97 Charny 124 124 449 - 289 Chattancourt 115 115 321 - 182 Cumi&es*) 68 68 205 - 7 Douaumont*) 52 288 - 12 Fleury-dt.-Douaumont*) 92 92 334 - 5 From&eville 146 146 660 - 249 Haumont p. Samogneux*) 56 56 131 - - Louvemont*) 76 183 - - Marre 85 93 302 - 141 Montz&ille 151 154 440 - 165 Ornes*) 282 282 718 Samogneux 68 68 173 - 58 Thierville 276 276 1203 - 2456 Vacherauville 91 91 269 133 Vaux-dt.- 90 90 287 - 8 2754 2829 10337 - 7561 *) zerstörte Gemeinden, die nicht wieder aufgebaut wurden. Die Differenz von 75 Häusern erklärt sich wie folgt: 74 Häuser schwer beschädigt und reparierbar. 7 Haus unbeschädigt. Bei diesen Zahlen ist zu bedenken, daß Belleville und Thierville als Vororte von Verdun nach dem II. Weltkrieg außerordentlich stark besiedelt wurden. Es ergeben sich abzüglich dieser beiden Orte für die restlichen Gemeinden folgende Zahlen: 1914 = 6503 EW, 1970 = 1697 EW. Aufstellung der Einwohnerzahlen und Zerstörungen von Canton Chamy und Varennes-en-Argonne; aus: ,,Statistique par commone des d&tructions d’immeubles. Resultat de faits de guerre. DBpartement de /a Meuse”. 20

B 14 Der Soldat von Verdun 1 B 15 1 Schlachtfeld

Zeichnung: Ludwig Meidner. Aus: Die Akiion, Nr. 516 vom 30.7.1915, S. 58

1 B 16 1 Mondlandschaft

OICI LE SOLDAT DE VERDUN au plus profond de V aa detresse. Aveugle par lse gaz, il va, ler bras tendur; mais Ia boue qui emplit 1s boyau retarde sa marche. Dieu veuille qu’il rencontre un Samaritain moins bless6 qua lui, pour le guider jusqu’i Ia lointainc ambulante ! Si d’aventure il ecbappe aux rafalea meurtrieree, non calvaire Ie conduira B l’hopitnl pour Ia derniere Station du Sacrifice. Lcs yeux et les poumons brtiles, il est condamnb B une mort diffdree... Ainsi perirent, B Verdun et ailleura, tant de pauvree hommer qui ne connurent, de leur Victoin, qu’un infernal tourment.

(DAS IST DER SOLDAT VON VERDUN, in seiner tiefsten Not. Erblindet durch Gas, geht er, die Arme ausgestreckt; aber der Schlamm, der den Schützengraben anfüllt, verlangsamt sein Vorwärtskommen. Gott helfe ihm, einem Samariter zu begeg- nen, der weniger verletzt ist als er, um ihn zu einer entfernten Ambulanz zu führen! Wenn er das Glück hat, den tödlichen Maschinengewehrsalven zu entkommen, wird ihn sein Lei- densweg zum Hospital führen als letzte Station seines Opfer- gangs. Mit den verbrannten Augen und Lungen ist er zu einem qualvollen Sterben verurteilt... So werden sie zugrundegehen, in Verdun und anderswo, so viele arme Männer, die von ihrem Sieg nichts als eine höllische Qual gekannt haben.) [Übersetzt von Frederique Möller] Vorrückende Soldaten in der ,,Hölle von Verdun“ Jacques-Henri Lefebvre, L’Enfer de Verdun, Verlag Durassi@ u. Cie, Paris 1966, S. 15 Bild: Ossuaire de Douaumont / SPADEM 21

B 17 Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg

a) Französischer Nationalfriedhof Douaumont mit Gebeinhaus (angelegt 1920- 1932)

b) Deutscher Soldatenfriedhof Ville-devant-Chaumont (angelegt von deutschen Truppen während des 1. Weltkrieges, später durch Frankreich vergrößert. Hergerichtet 1972 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 1766 Gräber.) Die Stele im Vordergrund ist das Grabmal eines jüdischen Soldaten des deutschen Heeres.

Bilder: Fotoarchiv des Volksbundes Deutsche Kriesgräberfürsorge, Kasse/ 22

Die Kriegswirklichkeit Cl-C23 in der Heimat LEU Stimmung bei Kriegsausbruch

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Wertheimer Zeitung, 4.8.7914

l c2 I Appelle an die Opferbereitschaft a) Hindenburg zur Kriegsanleihe @r RtiegcSanleilje liegt beute ein ‘Bott @inbenburgl Pot, bapl totr unferen !i?efern in feinen eigenen GdjrifQiigen an biejer 6teUe wr 9hgen fiifpen. IDer ~eIbmar~djd.l fugt:

Gin Blann, her fitfj iohfjen 9Infprudj auf bie QanT* 6arfeit unb bas hertrauen bei beu$ijen !BoIfcs3 ermorben bat mte unfer @inben6urg, barf niet oergebenc3 gefpro4en #Itde : JBlcnn eB aurn dfriegc Kommen folI, bdrt f e b e Gaben. aeber Beutfdje mufj ie$t baol beine tun, bag bte @art et auf. %iNc fl101 nur uocb b 6 n t 1 da e Armartung be8 groben @lbt)errn lidj erfiIIIt. IB r it b e r. an. ~rieBenE+aelten Out ml4 @crr bte Tauber- und Frankenbote, 23.9.1916 tlnc ober bte anbere !ßartct 0 a Q e Q r t f f e n, bal aan~sm &erAea. b) Kriegsanleihe als ,,sicherste Kapitalanlage“? rl ficgret4 att# bem $?ampf WbcIPI@n, 11. !DMq. IB. 8. an bet geftern Ubenb “rben mtt rinem fm 8tat~au&[aaI abge@tItenen !fJerfammlung gab gjerr SubeI -$tabt@fqrrer &&.6er behbrenben Qluffd~Iuf~ Ubcr bie berum@- 4 tue ia IBerlln lebt aur getdjnung aufllegenbe 4.+ Rtte @anIei e Un- iere &ettibe 6auten WanntItdj t@re b ege@offnungen auf bret @Itine auf. .@trn @en glaubten fte ba#‘SDeut~ Anmerkung: Die Unterstreichungen in den Originaltexten rühren von TdjeBtetd) bu* itpe llebeqai-$ an Golbaten berntd)ten späterer Bearbeitung her. pt tßnnen. Btefen arrtum fdjen fte baIb ein unb 23

fiIau6en Un8 nun burdj böllifie 9IbfdjIit!@Ifi aIIer Glitt fuge @res Ueinett aofef. - Sie Gd$iIeraei@nung mädjfi fuFjr au8Ipngern gu lildnen, ba$ iIpen aber e6enfD aufet)enbB. boentfi gelingen bikfte. SDa 6elanntIicf, baB RriefifiiIpen bie1 (Setb roftet, fo fe&en Unfete @einbe ifire 4et)teQoffs nung barauf, bag un$ !&utl@en mit ber l?iinge 4wr Belt’ ba8 ntUifie @Mb ouBgeI)en hwrbe. 2Iber audj $lerin foIIen unb kuefben fIe eine grofje hntiiufdjung erleben, benn jeher fpine bäterIt@e rpfIi@t erfUIIt unb fidj an ,,“~~mb*@t, 3. Oft. (Rrie isattIei@e). bei her 5. ber :8ei@nunfi &ur bierten jftfeg&anIeiI)e nadj feinem Rrieg&tnIei!je knde in ben-Ei%?-iimmefuben Qunbs Whnen 6eteiIifit unb bir aua bierSmaI W!ber%inen #im unb Gteinba@ unb ben baaugehßrifien Wen fiIhaenben finanaieIIen Weg ortihnen unb baburd) 63 000 9JZari gqtddjnet. 9In btefgr 45umme tft bie IBnbl. bem lReidje bie !lRitteI tn,bte ganb @en, aur entgiE Shebitiaffe SjunbIjeim-eteinbadj urIt 20000 SRarf be. tigen ?RieberhrerGg-%er Eeinbe. gubem ift eB bie teiligt. fi@erfte Ra.@itaIanIage, benn ball ganae Beutfee Itteidj Tauber- und Frankenbote, 4.10.1916 blirfit bafiir. Taubar- und Frankenbote, 14.3.1916 l-2zL-l c) Patriotische und christliche Ermahnungen Nachrichten von der Front: 3ur Rriegslage. Auszeichnungen, Gefallene, Vermißte 14. Ge#tem&r. seine SöaigIidbr bobcit her @rokfQcrbog Wr fteFn auf bem SjiiIjeWnU ber RrtefiGereigntffe mn CS i da unter bem 7. @6rt10c 1916 gtibigft Qehw Wntritt her fitr bie RriefiftiIjrunfi immer unfiih *en gefunben, 6en8 GanitZtWnteroffiaier SwI WdjItr, oxrbenben ~itterungeber@iIiCtniffe. . , , f-Y-1 bfm Unteroffiaier 5@eobor $erdofl unb bem Befreiten abgeben PUen.8131e %boIf Rofer bei her Qebirg!3hwtena6teiIwng St. 8, fo. mie Oent @efreiten !ä!tia &i4 bei ixr Ieieten IDzani* tionkQdonne her Be6irg3Fanonen2Battcrie ‘Sr. 9 bie filberne ?&rbicnftmrbdIt am banbe her ?lWitiitifdjcn 8arI ~ebridp!8erbienftmcbaillr au berIei$en. Karlsruher Zeitung, 25.2.1916 bte nur opfern, bei1 e0 bem 8aterIanbe giIt, täntbfen Unterbalbach, 27. Okt. Unteroffizier Joseph Günter unb [eiben unb fterben. E9ir Beutfd)e nennen untl ein erhielt im Sommer v. Js. die silberne Verdienstme- $jrpfp%t%~M. 3ft e@ ChriRItdh, h>enn mir in o6er= daille und nun wurde er auch für seine Tapferkeit vor fIädjIidjem- --”OIau6en ..---5---- bieIIetdjf;im QqoißmM einer angfy dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausge- Ctre6ten_^o~tfiefo~ltg~~l~~~o~g~~~~~~~~~~- zeichnet. Im September 1914 wurde er von einerfran- zösischen Kugel verwundet, lag längere Zeit in Karls- ruhe, von wo er wiederum gegen den Feind auszog. .~a~en_~o~~~n,_berfafi~~-~~-~4~t? Ba6 IIBort: Er dient jetzt schon 3 Jahre dem Vaterlande. Oebet. be(nt-aiktL l&!5&MAiSt4‘-VUQUti OotteP1 ’ t e$- fiirt&ix u118 dl.e, WfI eG un8 maQnt Pülfringen, 27. Okt. Schon länger als ein Jahr ist in +--bem atedanbe in ber Rot BeiaufteQen. Dir @ebeIn an hiesiger Gemeinde kein Soldat mehr im Krieg gefal- xrtjcrewn-&enen @ottotYJg[auben-_ --.L-~--~- koenn ibir une in len; gestern traf die Trauernachricht ein, daß unser __biefer .___ S3uttbe- ._- =--_ ber $htjf!en- Ge@@- ber ßrfitIIiq ber Schäfer Alois Kleißner, Unteroffz., infolge eines Gra- un9 auferlegten @fIiQt~n ent&ie@en. Beräd)tIid) bor fi@ feI6er, luer in foldjem PIugen6Iibnidjt bermag, nibjt natschusses den Heldentod gestorben ist. Die ganze nur aIB Beutfcfjer au f!kDIen, fonberdaudj au Fjanbeh. Gemeinde, der er als Schäfer gute Dienste geleistet Eger bermti@t’e ba Ikhtfitifi an @etft, niebrig an hat, bedauert seinen Tod. Besonders schmerzlich ist Oeftnnunfi au fein? aber seine Frau und hochbetagte Mutter betroffen, die an ihm ihren Ernährer verloren haben. Er ruhe in Tauber- und Frankenbote, 169.1916 Frieden! Brehmen, 27. Oktbr. Wohl kaum eine Gemeinde der d) Kinder, Schüler und Bauern im Zeichen der Umgegend wurde in letzten Wochen so schwer heim- Anleihe gesucht als die hiesige; zum 4. mal läuteten seit kur- iftörigljeitn, 3. zem die Trauerglocken; Josef Reinhard, 21 Jahre alt, Unter bem %rauetgeIäute fiir ist infolge eines Kopfschusses den Heldentod gestor- Beljrer am %y!Itjaufe Suf unb ab. 60 1ommt her tletne, ben. Allgemeines Mitleid wendet sich ihm zu; denn mit 4jäljtifie aofef Rappier auf iIyt, giebt bie &upe begenb ihm ist ein fleißiger, sparsamer junger Mann gestor- 06 unb fagt : ,,tBufeq Zag, @sr EeTjrer, i@ bat! oudj ben. Seit derselben Zeit sind seine beiden Kamera- 100 9JlorE deidjnen.” ,,Go tft’6 redjt”, fa ie ber Zebrer, den von hier: Weber und Weißschädel vermißt; möge ,,ie@ ger)ft bu kirn unb fafift, ber Bater oter bte Yhter den besorgten Elter? bald eine tröstliche Nachricht foa(en auf ein %Iott !J.hpier f@eiberi, bah bu 100 mod zugehen. aeidjnen barfft.’ 6cQteCl fprang ber Rleine nadj ,@aale uub aIPl6aIb ?am bie Mjjmuttet unb beitätigte bie QIuS* Tauber- und Frankenbote, 2810.1916 24

1 C 4 1 Telegramm in die Heimat r1 CAngehörige 6 suchen Gräber

Ludwigsburg, 4. Febr. 1935 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Bezirksgruppe Württemberg Herrn Rob. Rudolph Schwäb. Gmünd Betrifft: Musketier Franz Rudolph Vom Zentralnachweisamt erhielten wir heute folgende Mitteilung: eine namentliche Grab- meldung über Musketier Franz Rudolph 8.1 R.JR.247., gefallen am 24.3.1918; ist in den französischen Gräberlisten nicht enthalten. Die unbekannten Toten aus der Gegend Roquigny sind nach dem endgültigen Friedhof Rancourt, Departement Somme, umgebettet worden. Wir bedauern sehr, Ihnen keinen genaueren Bescheid zukommen lassen zu können. Mit deutschem Gruß Heil Hitler! Winke Geschäftsführer

Abschrift aus den Unterlagen der Familien pflug/Rudolph Aus dem Felde 218 (Dun an der Maas liegt ca. F. F. Magdalene Baumann 30 km. nordwestOch von Dörlesberg bei Werfheim Verdun. Auf dem deut- Musketier Vinzens sehen Soldatenfriedhof Baumann heute verstorben dort ruhen 1684 Gefal- Beerdigung Friedhof Dun lene.) a - Maaß 5.8.1917 ZiHebteI %obe2bn&eigen fjab& Vfjon bie Beftungen Feldlazarett 168 gefiiIIt, fettbern her große, Krieg in Europa einge3ogert! Qebe efyefne ift eiu ~eIbenbenCnM1 in grober 8eit. Das Originaltelegramm stellte Oberlehrer Gerhard Steubner, Werlheim-tMrler- berg, zur Verfügung. Gfe eqätjIt bon $eIbenrufjm unb @eIbengrab. Blut quiIIt au2 jober BeiIe, bie ben 2ob efne2 neuen @eiben Iünbet, bunfIe2 menfa)enbIut. Ba2 Nut C 5 Beerdigung eines Soldaten im lainbet fidj 311 einem QorbcerCrön&Iein um jeben @eG Heimatdorf bennaktwn. 5btin Ieudjten taeiße Rö2Iefn unb %ergifi= meinntdjt, OfebeiSgaben trauernber $jetaen fm Geimats [S] ~lmfpaa, 12. Wiq. %rn lebten @eitag mmbe Ianb. lhb rotgeheinte %ugen neben bie Sobehelbung eh meitere3 RriegSopf~r auol her $iepQen @emefhbe in ber geitung mft ljeffien Mfnen. par auf bem fjiqigen 3rieb,$ofe Bur Ie$teh !lju>e ?.Bifrt iljr, miebiel gmeiei’a au2 foICq einer ein+ beft&tet. @S ift biekr? her !&mb~turmmann, Skttbrtirtt gfgen Zobeolanaeige fdjIu&t? SLjr kofffet epI nidjt aIIe! unb 4. Bt 9Jlelner Dartut @roIb, mkId)er burdj efhen 3fjr beadjtet e2 nidjt! %Jifit @r, beIdje Wer, toeldje ~ngI~cUi~en gaU im 5eIbe eine tiidifdje Smgenfrnn~~eit ?DWjfaI, IueIdje ISobeBnot au$ fol@‘einer eiqtgen 9.h jic$ guggogen, ber er nod) tänQer+?m&ibenam 8. b. im 5&a= aefge batiren? EIie bieh Mffen unb 6eacfjten e$ niet! rett au Ba&!rbf~djofl@eim Prhgen ift. sie ~~e~btQu?Q mifit tfp, taiebiel !Fjoffnungen foIdj eine ein&tge Irin= be5jeI6fn, ber auSer bem fjiefigen nur@ ber ?JJhhtaraeretn aeige Intbt, laiebfel bIii$enber ~tiaIiPlmu(d oft ah& &?#nfeIb beituoIpte l unb. art mehijer pdj bie panae @es fdjen biefen f@uaqen Trauerrad begraben liegt? rnefnbe betetiigte, orfoIQte imtvr ben iiblidjen mtIitäriidjen %fj, bfele Iefen barüber tieg! ?JHcf# oft an!3 biifem%GI: EIyenbe~euQunQen. Wadjbem Dorn biefigen r112iIitiiraetein Ien pu2 mangel an !XadjbenUfa)teft tm $iaften be2 butdj Qerrn Wegmann mit entfprea)enber mibmung e{n rafdjen !GebenG. Brand nieberQeIeQt morben, fjieIt ~odp. ?Bitar $jethQ Sauert ber Cfeg fdjon fo lange? aft er fdjon@e:~ eiue tiefergreifefibe ‘SInjpxidje unter @QrunbeIeQunQ ber &utjn@!t gemorben,? Sfittgft ftanb in einem grofjett ‘Barte her $1. Gdpift : ,,!$$ Ijdbe einen guten Rampf Qe= beu.tf@ert BI& @rang. Btg., %benbbLtt bom 14. E-impft, ben Bauf uoUenbrt, mofilr mir bie Rrone heg (Sept. 1916) ba2 Ijarte, ?aIte Zhu!t bam ,,Eiltag be2 emigen Liebeng 6interIeQt ip.” Ser Illerftorbene -ftanb im Rriegel” unb baß au$ btefe2 ungefjeuere Weben bem heften manne5aIter aon 39 3aIpen unb IjinterIäfit eine CXjhffuI, attr Betaof)nf)eft eu herben, nidjt entgehen” %%tme mit einem a*/, 3agre alten Rinbe. %WQe ber Gebe Itlnne. @ott Fe tröiten unb iIp bie Raft oerIei$en, biejen jo Unb um bie Sobe2an3efge efne2 tapferen, treuen Wen %erIuft mit &buLb unb Ergebung in feinen $1. JOelben @rItdjterfert in ,,mobernen” BIättetn bfeIfa@ unerforfd$idjen Wkn p trogm. beleibigenb bunter ‘Sank Bergnifgen, @enufi, 8erl Tauber- und Frankenbote, 14.3.1916 ftreuung, fetdjte Iei$jte lInterIjaItung unb ~~Ifmmcre2 25

grinfen unb ladjen in2 bunfle Blut unb fn ba2 rote !Zor6eerkängIein, ba8 fidj unn beS @eIbett papierene2 S3)enhaI fdjhgt. JPino sunb fonftige Bergniigung2onS aeigen, bie ntdjt oljnen Iaffen, bafi her fur$tbarfte Weg ber fBeltgef@id#e an SDeutfOIanb2 Seren riittelt, umbrängen bie fdjlidjte, QeJjre Runbe, bag lafeber einer bon un2 fein Blut fiir bie Qeimat ijingegeben. Urigel betene (Säfte! 59auert ber Krieg fdjon fo lange?

Aus dem Leitartikel aus Tauber- und Frankenbote. 5.10.1916

fdjhgen einaelne bomben ein. De Wmmften FGGbee- tungenöBFE$fd~ti~n~ in ber %älje be2 SeftpIa&2 unter ben fuüq nodj fo friibIi&en, idjitlblofen SYinbern an. -im bie fran&$f&en $Weger nadj einer BiecteIftunbe miebec beckhtuanben. formten fie fich be2 tcauCiot?n @r- Illuf bem SeIbe her (Ebte finit gefallen: um 14 Scbruat 19iG: Rack &aaf, &uptIe5rer an her Bolf2ldpIe in @og~@iic, 9f. CSiifingen, X?eut- tutnt ber ‘Jteferbr unter ben -fd)reb%d) be#iimmeIten seid& umher, ,um ihre geföfefen k3iebIinge au Wjen. Brei EWenbe haben tjatte eine bon ihnen bechen; eine anbere, bie 913ittve eine2 gefaknen 9rieger2, i$ren einaioen Wm, GoIbafen ferbft, bie brauten im selbe Rin Gdcden be2 Qampfel erfdjiitterte, 6etannfen, bafi i$nen nie wboc fo 8urdjtbaw2 bor %ugen OcfOmmen fei. Karlsruher Zeitung, 5.7.19 16

C 9 1 Plastische Darstellung / tkllt! - lesen! \ nn Elefanten -Saal Karlsruhe Todesanzeigen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges 42 Kaiserstraße 42

KarfsruherZeitung, 5.3.1916, S. 1 (oben), /pf- und Jagst-Zeitung, 13.61916 Illlllllllln#liuIInIin~lil~~illlli~llllHnlulHllllnlllllllnlllllllll~lllllllllllnlulllllllllllllllilllllll

1 C 8 1 Fliegerangriff auf Karlsruhe mit unseren Nellungen IIllIIIIIIIIIIIIHIIllulllllllllllllllilllllnlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllllllll (,,Zur Vergeltung für die Bewerfung der offinen Städte Bar Ie Due und Lun&ille durch die Deutschen“ - so der amtliche Plastische Rarstellung französische Heeresbericht; Tauber- und Frankenbote, Gtöffnet von IO Uhr ab 26.6.1916) 4, 6 und 8 Uhr: s ständige Vortpage 7 Eintritt 40 Pfennig, Kinder und Militiir die Hillfte - Verwundete 10 Pfennig l 0. auf bem RacK2wher %eftblaS. h?o Qagenbed2 Ziermu bies. awfaefd%mn hatk@&e Karlsruher Zeitung, 17.10.1916 26

C 12 Aufruf an die Bauern Eine Mahnung an die Landwirte erlassen die badi- Situationsbericht aus einem Dorf sehen landwirtschaftlichen Genossenschaften, indem sie schreiben: ,,Mitglieder, Landwirte! liefert Q Iridjd~~eia, 1. !JJWj. Bon nnferer Wnetnbe fter)en gegenloärtig 134 marin an Lw gront; 63 !QIaftn alle äußerst entbehrliche Eier und Butter an die in finb Ijtnter ber gront, im Qtappew L!aaaretts unb jeder Gemeinde bekannte Sammelstelle ab. Genos- Barni!oSbienp tätig. aeber @oIbat erIjäIt eine rei& senschaften, unterstützt in dieser ernsten, eisernen We Uebei5gabe bon ber Oemeinbe unb baau einen Zeit die notwendigen Regierungsmaßregeln, helft mit %nteilf@ein wr &ieg&berfidjerung. Sertounbet laas zum Durchhalten, liefert Vieh, besonders Schweine, ren bi@ jebt 25 %Qann. Seeriet man bie aulgetoans Obst, Gemüse, Kartoffeln, Heu und Stroh ab. Schließt berten baw, fo biirfte glefdjoI&im etma 250 9Jtann gegen Lieferung von billigem Maisbrot Schweine- wm Qeere ftellen. Qine grobe’ %Iut~thter reiftet bie mastverträge mit der Landwirtschaftskammer ab. IanbWrtf@aftIi*e 8eböIFerung. Pro@ her groben Bilden Das Vaterland wird Euch lohnen!“ in ben Betrieben unb BarnUten Wrb fteubig aIIe 9.h beit geIeWet, unb ntandjer junge burfdje tiartet nod, Karlsruher Zeitung, 9.7.1916 auf bie Qinberufung. !@ir finb nodj niet am Qnbe unferer ‘%eferben. @in großer birtfdjaftIi@er %ortetI 1 C 13 1 Durchhalteappell von 1916 ffir unfere Brauen h&e je$t Qier etne ?BafferIeitunQ unb .bte eIertrifee Rraft. Ber Brtebe hoirb uns? betbe* Stete muß unier BoIt fidj bar Uugen Ijdten ,hIdp Bor ehigen zagen erWeIt W tbeoI- gragen jebt entfdjteben tierben. C% gilt ,aIIee au geben, Eiebe, tBeIb unb Straft unb Nut. %iQIe ?J’ter; ben unb OebuIb giIt 08 &U bekoafirev ünb-jene eiFFne Tauber- und Frankenbote, 3.3.1916 Sa@ferleit, bte urti 618 je$t auBgegetdjnet bat. m ?BoII MI. IIIerbingB toi11 e0 bie anbere @eW$r I)as Sen, bafi aIIe$ getan totrb unb alle 9JIitteI hur QInbew bung fommen, bte in baB @er8 uniere8 Qauptgegenere trcffcn. 6djOn einmal ijinQ eine &taftIOpI# über Qng: Ianb, burd) RapoIeon in ben Satiren 1800 bi(s 1804; bamaL3 i0uang napoIeon QngIanb aum IRa4geben. @nlf C 11 Die Lage des badischen ef? banl beutfdjet Gentfmentalttät engWer Rrteg Arbeitsmarkts im Juni 1916 gie ermtigItdjt herben, aud, bie Ieeten Weutralen ki tber uni in ben Bam*f gu @Ijen? Am stärksten ist der Rückgang der Arbeitsuchenden !Hudj bae ift eine 2äufdjung. ?lRit !RitterIitiTe&t-Rn& in der männlichen Abteilung, vornehmlich wohl eine ~e~~~[~~bem_~~j?e~~~t~irnppnie~~~ &[t.c Folge weiterer Einberufungen zum Heeresdienst, S&ra@e ift bcr Bau[tfdjIag__- ghirdjen bier-p.-^- 9Iugett. IID.@. sowie von Arbeitsbeschränkungen infolge gesetzli- Tauber- undFrankenbote, 13.9.1916 cher Bestimmungen, z.B. im Nahrungsmittelge- werbe. Es kommen in der männlichen Abteilung auf 1 C 14 ) Der Kaiser als Vorbild 100 offene Stellen nur mehr 88 Stellensuchende gegen 98 im Mai d. J. und 96 im Juni 1915. Auch die Sic 5Mw@twi(t bei) %~tW~ctt diaifcrB. weibliche Abteilung zeigt einen, wenn auch nicht so 83 u ba@e ft, 24. Dtt. lIeber bie !&.ben&oeiie heg erheblichen Rückgang. Immerhin kommen hier auf Beutfeen Raifer& kuiiIjrunb beB Rriegee meIbet her Be: 100 verlangte Arbeitskräfte noch 130 Arbeitsuchende rid#erftatter bee ,,Illubapefter SjirIap” au& bem beut: gegen 136 bezw. 138 in den Vergleichsmonaten. j4en Qau$tquartier: Set gawe %ag Be& Raifed berr ftreiQt in ernfter Wbeit. &r erlebigt 9IEten ober Bart Im ganzen betrug bei den 19 badischen Verbandsan- Beri@e fetner %Rini[ter an. %ue erI$iIt er bi4 @eiua)e stalten im Juni 1916 die Zahl der her IBunbdfürrten unb Gtaatgmänner unb ber miIitCs männl. weibl. zus. fdjen !ßerfanIi@Eeiten her BunbeBftaaten. $unEt 12 ItDr em#fängt er tägIi@ $$nbenburg unb hbenborff in verlangten Arbeitskräfte (off. Stellen) gerneinfamer ?Hubien&. Bte burdj ba6 Qau@tquartier 6571 5052 11 623 &teIpben %ru$pen miIjjen bort imnwr QaIt madjen. Arbeitsuchenden ...... 5784 6555 12 339 Ber Raifer Iägt fie %ebue Paffieren unb rietet begei= eingestellten Personen (vermitt. Stellen) fterte Wtfpra4en an fie. Erauen bilrfen $i@ im Qaupk 3597 3599 7 196 quartier nidjt aufIjaIten. ßtig fidj feine 8amiIie nidjt Es kamen sonach auf je 100 offene Stellen für männ- bet iQm aufIjaIten barf, bebeutet fiir ben Raifer ehe liche und weibliche Personen 88,0 bzw. 129,8 auberorbentIidje &Ib~tiiberhutnbung. ßodj IjäIt er.oudj fidj gu aIIem berpfh$tet ,tiag er bOn feinen GDIboten Arbeitsuchende; von je 100 männlichen und weibli- forbert. Wodjmttto~(S @if@en 3 unb 4 llljr fpaaiert ber chen Arbeitsuchenden wurden 62,2 bzw. 54,9 einge- Saiier in begteitung ober 0IIein in bem groben

völlig freie Entwicklung des Kaffeehandels hatte die [ C 15 1 Mangel an Rohstoffen Einfuhr von Kaffee nach Deutschland erheblich gesteigert und dabei den deutschen Konsumenten Beschlagnahme und Bestandserhebung der Fahr- einen verhältnismäßig billigen gerösteten Kaffee radbereifungen (Einschränkung des Fahrradver- kehrs) betr. Zum Vollzug der Bekanntmachung des gesichert. Inzwischen traten nun aber in allen neutra- len Ländern ganz erhebliche Preissteigerungen für Kgl. steilvertretenden Generalkommandos des XIV. Rohkaffee ein, und im Laufe des Februar und März Armeekorps vom 12. Juli 1916 Nr. V.I. 354/6. 16. haben die sämtlichen, für die Kaffeeversorgung K.R.A. (Staatsanzeiger Nr. 188) wird bestimmt, daß Deutschlands in Frage kommenden Länder, Norwe- zuständig zur Erteilung der Erlaubnis zur weiteren gen, Schweden, Dänemark und Holland Ausfuhrver- Benützung der Fahrradbereifung (5 4, 5 5 Abs. 2 der bote für Kaffee erlassen. In Holland ist auch noch ein Bekanntmachung) die Bezirksämter sind. Die Teeausfuhrverbot hinzugekommen (vom 27. März d. Anträge können durch Vermittelung des Bürgermei- J.). Dadurch mußte eine völlige Wandlung unserer steramts (Ortspolizeibehörde) des Wohnorts des Kaffeepolitik bedingt sein: es handelte sich um Siche- Antragstellers eingereicht werden. Bei den Bürger- rung aller vorhandenen Vorräte, insbesondere für den meisterämtern sind Vordrucke für diese Anträge sowie für die Meldescheine zur Anmeldung derjeni- Bedarf des Heers und der Flotte, und bei dem zu erwartenden völligen Aufhören der Einfuhr um Schaf- gen Fahrradbereifurigen zu erhalten, welche nicht fung von Ersatzmitteln. weiter benützt werden dürfen. Auf Grund der Bestandsaufnahme für Kaffee von Karhdter Zeitung, 14.7.1976 Anfang Januar und unter Berücksichtigung der inzwi- schen für den Heeresbedarf in Anspruch genomme- piq ,,Gold in die Bank“ nen Vorräte, insbesondere aber auch derjenigen Mengen, die zweifellos von Gemeinden wie von Pri- Gold in die Bank, vaten, und zwar in recht erheblichem Umfange ,,ein- Schwert in die Hand, gehamstert“ worden sind, muß man zurzeit in Hand an den Pflug, Deutschland einen Bestand von Kaffee im freien Ver- Gut und Blut fürs Vaterland! kehr in Höhe von etwa 350 000 Sack (zu 60 Kilo- gramm) annehmen. Das würde nach Maßgabe des bisherigen Verbrauchs für etwa 1 1/2 Monate ausrei- chen, während Heer und Marine zurzeit noch auf Iän- gere Zeit (etwa 4 Monate) eingedeckt sind. Unter die- sen Umständen erschien es notwendig, eine Bewirt- schaftung der gesamten Kaffeebestände in Deutsch- land durch das Reich eintreten zu lassen. Die ange- ordnete Beschlagnahme erstreckt sich auf alle Bestände. KarlsruherZeitung 8.4.1916

1 C 18 1 Kartoffelmangel

Von zuständiger Stelle geht uns folgender Aufruf zu: Landwirte versündigt Euch nicht an Euern Mitmen- schen! Wer Kartoffeln, die als Speisekartoffeln ver- wendbar sind, an Tiere verfüttert, begeht ein schwe- Tauber- und Frankenbote, 3.10.1916 res Unrecht und macht sich strafbar. Pflicht jedes Ein- Der Staat nimmt Goldsachen (Uhr- und Lorgnonketten) an und zelnen ist es, alle entbehrlichen Lebensmittel zur vergütet den Goldwert, um den Goldbestand der Reichsbank Ablieferung zu bringen. Erinnert Säumige an ihre zu erhöhen. Um denjenien Patrioten, die sich im Interesse des Pflicht, damit das Vaterland in dieser schweren Zeit Staates von ihren Goldsachen trennen, einen Ersatz zu schaf- durchhalten kann. Wir wollen unserer Brüder, die in fen, hat der Bundesrat beschlossen, den betreffenden Perso- der Front stehen, würdig bleiben und den Erfolg ihrer nen eiserne Ketten gegen Zahlung von 230 Mark für das Stück Waffen sichern durch verständige, treue Hilfe in der zur Verfügung zu stellen. Die Verkaufsstellen in Berlin werden Heimat. erst Mitte Oktober eröffnet. Tauber- und Frankenbote, 10.7 1.1916 Tauber- und Frankenbote, 12.10.1916

1 C 17 1 Gegen das ,,Hamstern“ [ C 19 1 Schwarzmarkt

Bis jetzt war der deutsche Kaffeemarkt, und zwar Das Bad. Landwirtschaftliche Genossenschaftsblatt sowohl die Einfuhr wie der Inlandshandel, von allen gibt ein energisches Mittel an, um Personen fernzu- gesetzgeberischen Eingriffen freigeblieben. Diese halten, die Sonntags und Werktags die Landleuteauf- 28

suchen und diesen Butter und Eier zu viel höheren (liinb loir bieie Dbfer .kuirflid, W-c @ie bnnlen Preisen, wie die Höchstpreise sind, abschwätzen und $/r e6 fbner & ba braufien tn Rot unb 9ob aeben? so die richtige Regelung der Zuteilung von Butter und Qrforidp& kJ,s-bodj ein& re&t ernft unb grilnblt4 Eier unmöglich machen. Landwirte, schreibt das utifer ,$nnerpe$ unb gefte@cn* Tuer e@ unB feI6er ebr= Landw. Blatt, wir fordern Euch dringend auf, diesem It4 unb o$no WMboXt:-jkfn ,Mr baben uni3 bkftr unreellen Hamstern ein Ende zu bereiten; weiset jede Person, mag sie einem Stande angehören, welchem sie wolle, mit dem Prügel vom Hofe. Außerdem sind unfere rpfSk@t gentg getan Du: @oben, toenn lott bann solche Personen sofort beim Bürgermeisteramt pnb loann unfeten Blnßef#ktgccn tne 8elb ein S?lebe& anzuzeigen. Ipolet fqiden unb bann unb Wann etnmol cfn War Tauber-undFrankenbote, 10.11.1916 Wart farf8 Stete Rreup ober Me ariegbfürrofgeopfern. $ft ba8 )oioiW~ ein ,,D&fer?“ gro% .unb Mrbig ber Saten, bfe brouben für Uniere 93ettuag geldp@en? Sa6et jammern kir, Dajj DM ober jene& teurer geLOor* 1 C 20 1 Das Kartoffelbrot Den, Dqe ober jene& nid)t meljr k>fe tm &%ebeU &u BOP Den iff,. fo bat man fffft meinen lih&te, ioir feien am Berfpingern. ?Ri @oIb berftedt J,)aft, fo foIUep bw eigcntli4 b&‘b&~‘juk)ibaren Wu~me unterer qeIbenm0tigen /@amrot Ebert 6ei bem @e&an?ert, bafl d betne bei% ffäm~fet, bte burd) eh @er bon Beuer unb eiren Iigfte f@fli*t tft, je#t rn&@f#cn dn her Wirhing binburct, ba13 UngIauGItdje bakjr maeten unb bte Wir unferer ftnanaieIIen_PBeqrtroft, Wcfe CFrtenntni& muft unehtnegmbar.-._ _--.- ge$aItenen j&MocrlpJ~n !Berbun iib+ bot? bog1 bir tn Den Qfntetftc~l&Qtfet unferer $d@arp rannten. &f)!oer @oar Iaftet auf uns ber Bebante, MaIbtäler gebrungen fcta, b& alIe@ @Mb aur Btei@@= bafi audj Ijier faiebet fo manGer brabe @Satte, eo@” banf gefjbrtrum fo Den IPlolbbeftanD be$ Wei&eB &u ober huber &?ht geben D¶nn D@fer gebradjt fgr beii ftarten. PlIfo @erau$ bamit, Wttge bie @DIDfndjfe fd~Iea@ IUaterIanbe$ glettung, für unier aIkr Ill)oQI unb nigp aum n84ften @o@fi@aIter unb Iaß fie umtaufdjen QgtVena. gegen ba8 e6enfo gute unb eben@ fi@ere’Ipa#iergeIb! 29

Ii$en 8)otfdjrtften befolgen, hrtr &5Ilez1 ftarfen @er. gon$ unb -freubigen 5Ruterß alkb tragen,‘ toas? bie %or-- /eqUng fik ani18 be~mmt fJat! Unferen Oeinbett ZE& rufen totr &u: Cfuer fd#inbltdjer IpIan @EL pt@rrbert toerbeit, ani ~elkwttmttt unferet %ru$#en, om eifernett $ffi~t~~u~t~Fi~ unb her Opfer&iJ&jfeit berer in ber @%mat. Sir fplten btrrdj bi@ Z)um f%egkeidjon Bnbe, bi@ gmt e3penboIlen &rirben! Tauber- und Frankenbote, 9.3.1916 p-j.’ Solidaritätsappell, Dezember 1916

&maen, Me’tn bee &8uftrie. numeutlidj bet kc Ölregung akWten, letbett ldtttre

Tauber- und Frankenbote, 2.12.1916 30

Dl-D6 Besinnung über Gräbern

brand, dem grausigsten Moment ,der ganzen Weltge- schichte“, gegen die französische Nation kämpfen müsse, der er künstlerisch und menschlich so viel ver- dankte und deren Sprache auch eine seiner Mutter- sprachen war: ,,Selbst der gemeine Soldat draußen ist mit allem politischen Geschrei nicht zu überreden, den französischen, belgischen, russischen oder eng- lischen Soldaten zu hassen. Die Liebe zum guten Deutschtum muß heute verschränkt gehen mit der Liebe zum guten Europäerturn.“ Vor allem durch seine Briefe finden wir einen inneren Zugang zu dem geistigen und religiösen Wollen sei- ner Kunst. Geprägt durch die entsetzlichen Kriegser- lebnisse, hat Marc am 12.4.1915 seine menschliche und künstlerische Entwicklung selbst gedeutet: ,,Ich empfand schon sehr früh den Menschen als ‘häßlich’. Das Tier schien mir schöner und reiner; aber auch an ihm entdeckte ich so viel Gefühlswidriges und Häßli- ches, so daß meine Darstellungen instinktiv, aus einem inneren Zwang, immer schematischer, ab- strakter wurden. Bäume, Blumen, Erde, alles zeigte mir in jedem Jahr mehr häßliche, gefühlswid- rige Seiten, bi mir erst jetzt plötzlich die Häßlichkeit der Natur, ihre t nreinheit voll zum Bewußtsein kam.“ Nach dem Abitur im Jahr 1900 hatte sich Marc als Ein- jährig-Freiwilliger zum Königlich Bayerischen Feldar- tillerieregiment gemeldet. Seinen Entschluß, den Beruf eines Pfarrers zu ergreifen, ließ er fallen. Er ent- schied sich, Maler zu werden. Der Vater hielt den bie Zeichnung entstand unter dem unmittelbaren Eindruck des Sohn nicht für begabt genug, tolerierte aber seinen Kampfes um Verdun. Wunsch: Franz durfte die Akademie in München besuchen. Zeichnung: Marcel SanW Bild aus dem Führer durch das ,,M6modal de Ver- dun”, Fleury-devanr-Douaumont, S. 43. 0 Verdun Baftle Memorial Das Jahr 1910 war ein Entscheidungsjahr in mensch- licher und künstlerischer Hinsicht. Durch einen Ver- trag mit dem Kunsthändler Brahl von jahrelangen finanziellen Einengungen befreit, konnte Marc ab jetzt 1 D2 1 FranzMarc, 1880 - 1916 alle Zeit dem Malen widmen. 1914 konnte er sich I I sogar ein Haus in Ried bei Benediktbeuern kaufen. Der Maler Franz Marc ist am 4. März 19 16 bei Verdun Durch Zufall entdeckte August Macke bei Brahl zwei gefallen. Er kam nachmittags um vier Uhr in einen Lithographien von Marc und wollte daraufhin den französischen Feuerüberfall und wurde durch einen Künstler persönlich kennenlernen. Aus dieser Begeg- Granatsplitter an die Schläfe getroffen. Am nächsten nung entwickelte sich eine Freundschaft, die für Marc Morgen begrub seine Einheit den 36jährigen Leut- nach dem Urteil seiner Frau Maria, geb. Franck, die nant Franz Marc im Garten des Schlosses zu Gus- eigentlich schöpferische Phase einleitete. Der sieben sainville. Jahre jüngere Macke war strahlend, heiter, lebens- Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München froh, die Freundschaft mit ihm auch der Beginn des geboren und wuchs mit seinem älteren Bruder Paul in künstlerischen Aufschwungs. einer liebevollen Atmosphäre auf. Sein Vater war 1914 wird die Schaffenskraft von Franz Marc unter- Landschaftsmaler, seine Mutter eine im calvinisti- brochen: Als Kriegsfreiwilliger ist er, seit dem ersten sehen Glauben verwurzelte Französin aus dem Tag des Krieges an der deutsch-französischen Front, Elsaß, die ihn zu einem tiefreligiösen Menschen Teilnehmer der Schlachten von Nancy und Epinal. erzog. Seine Briefe an sie sind in französischer Spra- Von dort schreibt er an seine Frau: ,,Die Deutschen che geschrieben. in den ,,Briefen aus dem Felde, kommen nur ganz langsam vorwärts, mit entsetzli- 1914- 1916“, schreibt Marc über seine zwiespältigen chen Verlusten, aber es geht. Der Leichengeruch auf Gefühle, daß er als deutscher Patriot in diesem ,,Welt- viele Kilometer im Umkreis ist das Entsetzlichste. Ich 31

kann ihn weniger ertragen, als tote Menschen und Dann kommen Amerikaner, Deutsche, Franzosen, Pferde sehen. Diese Attilleriekämpfe haben etwas alle zufällig nebeneinander. In dieser Riesenkolonne unsagbar Imposantes und Mystisches.” marschiert der Frontsoldat zwischen hunderttausend Schon am 26. September 1914 ist der Freund August Kameraden, einstmals seine Brüder in Leid und Macke gefallen, aber erst Ende Oktober erfährt Marc Todesgefahr. Unser Ziel ist der große Friedhof vor davon. Er ist zutiefst getroffen: ,,Augusts Tod ist mir so dem Gebeinhaus. Wir stellen uns vorne auf, eine furchtbar.“ Er schreibt in einem Nachruf an dessen Flamme der Erinnerung flackert, am Grabmal des Witwe Lisbeth: ,,Mit seinem Tod wird der Kultur eines Unbekannten Soldaten entzündet und durch Front- Volkes eine Hand abgeschlagen, ein Auge blind kämpferstafetten von Paris bis hierher gebracht. gemacht. Wie viele und schreckliche Verstümmelun- Langsam schlägt die Glocke vom Turm des Gebein- gen mag dieser grausame Krieg unserer zukünftigen hauses, und dann schüttert ein Kanonenschuß über Kultur gebracht haben? Wie mancher junge Geist das Schlachtfeld hin. Hunderttausend Frontkämpfer mag gemordet sein, den wir nicht kannten und der legen vor den Gebeinen der Toten den Schwur ab, unsere Zukunft in sich trug? Und manchen kannten den Weltfrieden zu halten und zu schützen. Und in wir gut, ach zu gut! August Macke - der junge Macke drei Sprachen hallt es nacheinander weithin durch die ist tot.“ Nacht: ,,Wir schwören es!“ Anderthalb Jahre später trafen diese Worte auf ihn Paul Ettighofec Verdun, Limes Verlag, WiesbadenAtiinchen, 5 1985 selbst zu. Zwei Tage vor seinem Tod, überzeugt, daß Verdun trotz allem genommen würde - ,,Nun sind wir mitten drin in diesem ungeheuerlichsten aller Kriegs- tage“ - schreibt er nach Hause: ,,Wie schön, wie ein- zig tröstlich zu wissen, daß der Geist nicht sterben kann, unter keinen Qualen, durch keine Verleumdun- gen, in keinen Wüsten. Dies zu wissen, macht das l-!!!-l Fortgehen leicht.“ Gudrun Stein Versöhnung über den Gräbern

Anmerkung zu D 2: Unter den Toten von Verdun war auch ein bekannter französischer Schriftsteller. Alain-Fournier (Henri Fournier), der Autor des Romans ,,Le grand Meaulnes” (Alain- Fournier: Der große Meaulnes. Bibl. Suhrkamp, Frankfurt 1982; Übersetzung: Walter Widmer) ist am 22. September 1914 in der Nähe von Verdun als Leutnant gefallen. Seine Kompanie kam in einen Hinterhalt und wurde völlig aufgerie- ben.

Treffen ehemaliger Verdun-Kämpfer Aus einer Schilderung des Treffens ehemaliger Ver- dunkämpfer verschiedener Nationen am 12. Juli 1936: Stumm und barhäuptig schreiten wir durch die Nacht und den leise rinnenden Regen. So waren ehedem unsere nächtlichen Ablösungen. So zogen wir dahin im Klirren von Schanzzeug, im müden Scharren der Füße, und so, wie es just drüben am Douaumont blitzt und von einem fernen Gewitter wetterleuchtet, so umflammten damals die zahllosen Abschüsse die zerrissene Horizontlinie. Fast gespensterhaft wirkt Unter diesem Leitgedanken führt der Volksbund Deutsche dieser Nachtmarsch der Hunderttausend über das Kriegsgräberfürsorge seit den fünfziger Jahren Aufbaulager ehemalige Trichterfeld. Neben mir gehen zwei Fran- für Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Ländern durch. Gemeinsame Arbeit und Frei- zosen, ein Handwerker aus Sedan und ein Winzer zeit, das Gespräch über Vergangenheit und Gegenwart för- aus Burgund, wie ich später feststellen kann. Vor mir dern das gegenseitige Verständnis. bilden zwei Kanadier einträchtig mit drei Deutschen, zwei Belgiern und einem Franzosen die Achterreihe. Bild: Volksbund - Fotoarchiv. Kassel 32

c) Helmut Kohl und Francois Mitterand ehren die Toten der Weltkriege auf dem Soldatenfriedhof von Douau- mont im September 1964. Auf dem Wege der Aussöhnung

Bild: dpa

a) Charles de Gaulle mit Konrad Adenauer in der Kathe- drale von Reims im Juli 1962 Mit einem feierlichen Tedeum in der gotischen Kathedrale von Reims - des alten Königsdoms der französischen Könige - nahmen nach der gemeinsamen Truppenparade Staatspräsi- dent de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer an einem Bild: dpa gemeinsamen Hochamt teil. Dieses Gebet zeigt - so äußerte der Erzbischof von Reims, Marty, in seiner Festrede -, daß d) Ein Zeichen des Friedens im Geist der Brüderlichkeit beide Völker auf dem Wege sind, sich auszusöhnen. Aus der gemeinsamen Erklärung des Bundeskanzlers Dr. Hel- mut Kohl und des französischen Staatspräsidenten Francois Mitterand am 22. September 1984 in Verdun: b) Auszug aus der Gem&nsamen Erklärung des französi- schen Staatspräsidenten, Charles de Gaulle, und des Heute, am 22. September 1984, sind der Bundeskanzler der deutschen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, vom Bundesrepublik Deutschland und der Präsident der Französi- 22. Januar 1963 schen Republik in Verdun zusammengekommen, um sich vor den Gräbern der gefallenen Söhne Frankreichs und Deutsch- Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Kon- lands zu verneigen. rad Adenauer, und der Präsident der Französischen Republik, General de Gaulle, haben sich Mit ihrer gemeinsamen Ehrung der Toten vergangener . . Kämpfe setzen sie an historischer Stätte ein Zeichen.dafür, - in der Überzeugun@daß die Versöhnung zwischen dem daß beide Völker unwiderruflich den Weg des Friedens, der deutschen und dem französischen Volk, die eine jahrhun- Vernunft und freundschaftlichen Zusammenarbeit eingeschla- dertealte Rivalität beendet, ein geschichtliches Ereignis gen haben. Die Einigung Europas ist unser gemeinsames Ziel darstellt, das das Verhältnis der beiden Völker zueinander - dafür arbeiten wir - im Geist der Brüderlichkeit. von Grund auf neugesteltet, Zitiert nach IfdT 72/64 - in dem Bewußtsein, daß eine enge Solidarität der beiden Völker sowohl hinsichtlich ihrer Sicherheit als auch hin- sichtlich ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung miteinander verbindet, m - angesichts der Tatsache, daß insbesondere die Jugend Hauptstadt des Friedens sich dieser Solidarität bewußt geworden ist und daß ihr eine entscheidende Rolle bei der Festigung der deutsch- französischen Freundschaft zukommt, - in der Erkenntnis, daß die Verstärkung der Zusammenar- beit zwischen den beiden Ländern einen unerläßlichen Schritt auf dem Wege zu dem vereinigten Europa bedeu- tet, welches Ziel beider Völker ist, mit der Organisation und den Grundsätzen der Zusammenar- beit zwischen den beiden Staaten, wie sie in dem heute unter- zeichneten Vertrag niedergelegt sind, einverstanden erklärt.

Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr. 15, 24.1.1963 Bild: Günther Seiffer 33

im Alter von 18 bis 45 Jahren ,,zu den Fahnen” eilen mußten. Baustein C Es wäre also zu prüfen, ob die in allen Schulbüchern dokumentierte Kriegsbegeisterung im August 1914 für die gesamte Bevölkerung zutrifft. Unumstritten ist, Die Kriegswirklichkeit daß zwischen August 1914 und dem ,,Hungerjahr“ in der Heimat 1916 ein tiefgreifender Stimmungsumschwung statt- fand. Die Generalstabschefs Moltke (1914) und Fal- kenhayn (1916) sind abgelöst worden, ebenso der legendäre Admiral Tirpitz (1916). Die bei Verdun Vorbemerkungen geplante ,,Ausblutung” des Feindes erwies sich als verhängnisvoller Bumerang; gegen Ende des Jahres Die harte, entbehrungsvolle Realität des Krieges in waren fast alle Geländegewinne wieder verloren. Im der Heimat ist das Thema dieses Bausteins: Arbeite- Skagerrak hatte sich die deutsche Flotte zwar achtbar rinnen in einer Munitionsfabrik zum Beispiel, Steckrü- geschlagen, aber es hatte sich auch gezeigt, daß sie ben-Lebensmittelkarten aus dem Jahre 1917 oder der Ubermacht nicht gewachsen war. Zum erstenmal streikende Arbeiter von Rüstungsbetrieben. Fronten wurden große englische Tanker eingesetzt, deren und Heimat standen in enger Wechselbeziehung; die Bedeutung die deutschen Militärs unterschätzten. Wortschöpfung ,,Heimatfront“ beweist dies eindring- lich. Die Frontlänge war beachtlich: sie betrug zur Der legendäre Kaiser Franz Joseph starb, und sein Jahresmitte 1916 in Frankreich 650 km, in Italien 450 Nachfolger, Kaiser Karl, galt vielen als nicht recht km und gegen Rußland 1000 km. Zehntausende von bündnis-zuverlässig. Im Innern begann der Burg- friede zu zerbrechen; alter Parteihader lebte wieder Soldaten hatten täglich ,,Feindberührung“, und so ist auf. Der Bevölkerung mußten von Mal zu Mal mehr es verständlich, daß während des gesamten Krieges die Stimmung an der Front die Heimat stark beein- und einschneidendere Entbehrungen zugemutet wer- flußte; und die Situation zu Hause beflügelte oder den; vor allem der Hunger machte sie mürbe. Nach- lähmte den Willen der Soldaten in Vorderster Linie. richten über Gefallene, Vermißte, Verwundete und Gefangene schlugen tiefe Wunden - all diesen Der Tauber- und Frankenbote, dem die meisten Aus- demoralisierenden Fakten standen nur relativ wenige züge entnommen sind, war die Tageszeitung der Hoffnungsschimmer gegenüber (z. B. die Eroberung Kleinstadt Tauberbischofsheim im badischen Fran- der ,,Kornkammer“ Rumänien, die, angesichts des kenland. Sie informierte, in der Regel unter Bezug- riesigen Bedarfs, den Hunger auch nicht bannen nahme auf das Berliner Wolffsche Telegraphenbüro konnte). Die Vermutung Wilhelms II., Ende August (WTB), eine ländliche, fast ausschließlich katholische 1916 in vertrautem Kreis geäußert, daß der Krieg ver- Bevölkerung. Die ebenfalls zitierte KarlsruherZeitung loren sei, kann in gewisser Weise als Stimmungs- war gleichzeitig ,,Staatsanzeiger für das Großherzog- barometer jener Zeit angesehen werden (zitiert bei A. tum Baden“. Palmer, Kaiser Wilhelm II., 1982, S. 249). Der ,,Zeitgeist“ 1914-1916 Hinweise zu den Materialien Um die Stimmung zur Zeit der Schlacht um Verdun Den Zeitgeist einer ganzen Epoche können die Schü- genauer zu charakterisieren, ist es angebracht, zuvor ler in den Zeitungsartikeln vom August 1914 erken- den Zeitgeist bei Kriegsausbruch zu skizzieren. ,,Ihr nen: noch immer existierte das Bündnis von Thron werdet wieder zu Hause sein, bevor die Blätter von und Altar; in der Stunde höchster Gefahr vertraute den Bäumen gefallen sind“ - so verabschiedete Wil- man auf Gott, huldigte man dem Landesfürsten und heim II. als ,,oberster Kriegsherr“ seine Soldaten, als dem Kaiser, bekundete man Treue zum Vaterland. In sie 1914 zur Front zogen (zitiert bei A. Palmer, Kaiser religiösem und nationalem Bewußtsein wird die For- Wilhelm II., 1982, S. 231). derung des Kaisers nach Gehorsam und Burgfrieden Die Auffassung, daß man einen gerechten Verteidi- akzeptiert (Cl). gungskrieg zum Schutz von Vaterland und Heimat zu In halbjährigem Turnus wurden die in der denkwürdi- führen gezwungen sei, war allgemein verbreitet. In gen Reichstagssitzung vom 4.8.1914 einstimmig zahlreichen Städten schwappte die patriotische bewilligten Kriegsanleihen aufgelegt. Doch nur bis Begeisterung über, in Kundgebungen und Gottes- 1916 wurde so reichlich gezeichnet, daß das Reich diensten mit Bittgebeten für den Sieg und nationalen seine laufenden Wechsel und Schuldverschreibun- Appellen. gen decken konnte. Der gesamte Krieg erforderte 160 Die Bevölkerung kleinerer Städte hielt sich eher Mrd. Mark, von denen durch Anleihen aber nur 98 zurück, zumal in Süddeutschland. Die ,,Wertheimer Mrd. Mark gedeckt werden konnten (C 2a-2d). Zeitung“ schrieb am 4. August: ,,Diese Augusttage Der Stellungskrieg an der Westfront - und hier (bringen) bitteres tiefes Weh in unzählige Familien“. besonders die großen Schlachten bei Verdun, an der Auf dem flachen Land dürfte sich die Kriegsbegeiste- Somme und in Flandern - warf ein bis dahin fast rung auch in Grenzen gehalten haben, denn man war unbekanntes Problem auf: Die Vermißtenzahl stieg eben dabei, mit der Getreideernte zu beginnen. Jede gewaltig an, da Zehntausende von Soldaten durch Arbeitskraft wurde dringend benötigt, als die Männer Verschüttung oder Trefferwirkung spurlos ver- 34

schwanden. Für die Familien zuhause bedeutete das nach der ersten Erschütterung oh lang dauernde Ungewißheit. Die Klärung von Vermißtenschicksalen Baustein D als zusätzliche Aufgabe wurde während des Krieges von den Militärbehörden wahrgenommen; später teil- ten sich das Reich und der 1919 gegründete Volks- Besinnung über Gräbern bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in diese mühe- volle Arbeit (C 3 - C 7). An Kanonendonner von der weit entfernten Front (200 km und mehr) hatte sich die Bevölkerung längst Der Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I sollte gewöhnt. Aber plötzliche Luftangriffe erschütterten auch einen personalen Bezug herstellen. An welchen die Menschen tief und ließen den Glauben an die Personen könnte sich der Unterricht im Falle Verduns deutsche militärische Überlegenheit schwinden (C 8). orientieren? Entsprechend den Lehrplänen sicher Um der schon etwas abgestumpften Bevölkerung die nicht an Petain, Falkenhayn, dem Kronprinzen Wil- Bedeutung von ,,Verdun“ zu veranschaulichen, wur- helm oder General Joffre. Deshalb wurde in dem Heft den in Karlsruhe ,,ständige Vorträge“ gehalten und bewußt auf Porträts dieser Gestalten verzichtet. Der ein ,,Riesenrelief“ vorgestellt (C 9). Unterricht könnte vielmehr den unbekannten Solda- ten nennen, der symbolisch für viele andere unter C 10, C 11: Reitholzheim (heute Stadtteil von Wert- dem Triumphbogen von Paris begraben wurde. Er heim) hatte bei der Volkszählung 1910 986 Einwoh- hatte sein junges Leben in der Hölle von Verdun verlo- ner in 186 Haushaltungen. Fast die Hälfte der männli- ren. Die Leiden vieler unbekannter Soldaten werden chen Bevölkerung war im Krieg. Seit Sommer 1915 durch das Bild D 1 versinnbildlicht. Wenn man einen mußten 20 russische Kriegsgefangene in der Land- bekannten Namen herausgreifen will, dann kann man wirtschaft mithelfen. Daß es in Baden im Juni 1916 vielleicht Franz Marc wählen, der am 4. März 1916 vor noch 5 784 männliche ,,Arbeitssuchende“ gab, ist Verdun fiel. Kurz vor seinem Tod fragte er sich, voller erstaunlich. Wahrscheinlich stammte der größere Teil Zweifel und Todesahnung, warum er ein guter Soldat von stillgelegten, nicht kriegswichtigen Betrieben. geworden sei. Im Soldatentod war ihm schon sein C 12 - C 16: Seit dem Frühjahr 1916 häuften sich die Freund August Macke vorausgegangen. In einem Durchhalteappelle in den Zeitungen. Der Kaiser galt Brief Ende Oktober 1914 beklagte Marc nicht nur den mit seiner spartanischen Lebensweise als Vorbild. Verlust eines Freundes, sondern auch den Verlust für Die Beispiele für Beschlagnahmen scheinbar unwich- unsere ganze Kultur. Er schrieb: ,,Wie mancher junge tiger Bestände verdeutlichen die Rohstoffknappheit Geist mag gemordet sein, den wir nicht kannten und auf fast allen Gebieten. Gold benötigte man dringend der unsere Zukunft in sich trug.“ Auf französischer zur Bezahlung von kriegswichtigen Importen, z. B. Seite gehört der Schriftsteller Alain Fournier zu den von schwedischem Eisenerz, aber auch für Kaffee Toten von Verdun (D 2). und Tee. Die Materialien bieten auch eine Grundlage für die C 17-C 23: Die Lebensmittelknappheit nahm bereits Frage, welche Konsequenzen in der Folgezeit aus im Laufe des Jahres 1916 bedrohliche Formen an. Verdun gezogen wurden (D 3 - D 6, Zeittafel A 10, Preissteigerungen, Unterschlagungen, Schiebungen Käthe Kollwitz: S. 3). Die Materialien zeigen, daß die und Hamstern waren an der Tagesordnung. Die Kar- Folgerungen sehr verschieden ausfielen: Einerseits toffeln reichten nicht aus, weil große Mengen an das die noch ganz im Militärischen verhafteten Folgerun- Vieh verfüttert oder an Schnapsbrennereien verkauft gen eines Maginot und Guderian (s. Zeittafel), ande- wurden. Sogar Steckrüben waren im ,,Rübenwinter“ rerseits der Schwur der ehemaligen Frontkämpfer, 191607 in vielen Städten kontingentiert. Das ,,K- den Weltfrieden zu halten und zu schützen (D 3), oder Brot“ enthielt 10-30 % Kartoffeln. Katastrophal war ein grundsätzlicher Pazifismus, zu dem sich Käthe auch die Fettversorgung. Während man in Friedens- Kollwitz bekannte, die aus dieser Einstellung heraus zeiten pro Kopf täglich 28 g verbrauchte, wurden 1916 die Plastik ,,Die trauernden Eltern“ (s. S. 3) schuf. lediglich noch 7 g zugeteilt. Uber sie schrieb Gerhart Hauptmann: ,, Ihre schwei- Die Fülle der Materialien zwingt dazu, anhand von genden Linien dringen ins Mark wie ein Schmerzens- Leitfragen bestimmte Themen auszuwählen, je nach schrei.“ Eine geradezu irrsinnige Konsequenz war den Bedürfnissen des Unterrichts bzw. den Interes- auf deutscher Seite der ,,Mythos von Verdun”: das sen der Schüler oder Schülergruppen. ,,Der 1. Welt- Opfer von Verdun dürfe nicht vergeblich sein und krieg“ würde sich auch als Hinführung zur Beschäfti- müsse durch einen nachfolgenden Krieg gerechtfer- gung mit der Lokalgeschichte eignen, z. B. an Projekt- tigt werden (s. Zeittafel). tagen. Die Schüler könnten beispielsweise prüfen, ob Die Botschaft, die aus D 4 und D 5 hervorgeht, ist die die Spiegelung des Kriegsgeschehens in ihrer Hei- Bekräftigung der deutsch-französischen Aussöh- matzeitung von 1914 und 1916 Parallelen aufweist nung, die 1962 in dem deutsch-französischen Vertrag oder wesentliche Unterschiede; ob die These stimmt, zum erstenmal einen Ausdruck auf politischer Ebene daß die in den Schulbüchern beschriebene Kriegsbe- fand. D 1 und D 3 weisen auf die Aussöhnung auf geisterung vom August 1914 auch für ihren Schulort menschlicher Ebene hin, die jedoch einen weiteren zutrifft oder nicht. Auch Interviews mit Augenzeugen Krieg zwischen den betroffenen Völkern nicht verhin- des 1. Weltkrieges wären denkbar. dern konnte. Erst wenn auch die Politiker so weit sind, 35

daß sie eine Aussöhnung vollziehen, kann sich eine Literaturhinweise dauerhafte Grundlage für den Frieden bilden. Verdun bezeichnet sich heute als Hauptstadt des Friedens und Sitz der Vereinigung der Märtyrerstädte a) Sachdarstellungen/Erlebnisberichte und Friedensstädte (D 6). Der Unterricht sollte zei- Werth, German; Verdun, Die Schlacht und der Mythos, Lübbe, gen, welche Geschehnisse mit den Städtenamen ver- Bergisch Gladbach, * 1984, Leinen und kartoniert (gut bunden sind. Zu der Vereinigung zählen Städte aus gegliederte Darstellung unter Verwendung der Vorläufer- Ost und West. Dies kann zu der Frage anregen, wel- Literatur und von Aussagen zahlreicher Zeitzeugen). che Lehren aus Verdun heute für die ganze Welt Ettighofer, Paul C.; Verdun, gezogen werden müssen. Limes, 5 1985 (Wiederauflage des Erlebnisberichts von 1936) Ducasse A., Meyer J., Perraux, G., Genevoix, M.; Vie et Morl des Francais 1914 - 18, Hachette, Paris, 1959 (Zusam- menfassende Übersicht über den Kriegsverlauf und poli- Neuerscheinung tisch-gesellschaftliche Aspekte mit zahlreichen zeitge- nössischen Quellen und Dokumenten). Die Kunst des Friedenschließens Lefebvre, Jacques Henri; Die Hölle von Verdun/L’Enfer de Ver- dun, Berichte von Frontkämpfern. Durassie et Cie., Paris 1966 (deutsche und französische Ausgabe liegt vor). ,,Es soll kein Friedensschluß für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Margot, Jean; Die Schlacht von Verdun in Bildern. Französi- Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht wor- sche und deutsche Dokumente, Memorial de Verdun Ver- den,“ forderte Immanuel Kant schon vor fast lag, 1980 zweihundert Jahren. Wurde seine Forderung beherzigt oder ist die Fähigkeit, Frieden zu schlie- b) Literarische Bearbeitungen ßen und zu wahren, im 20. Jahrhundert gar verlo- Hein, Alfred; Eine Kompanie Soldaten ren gegangen? Limes, Sonderauflage 1978 Ein Symposium der Landeszentrale für politische Remarque, Erich M.; Im Westen nichts Neues Bildung in Zusammenarbeit mit der Universität Kiepenheuer und Witsch, geb. und TB Tübingen und dem Volksbund Deutsche Kriegs- Unruh, Fritz v.; Opfergang gräberfürsorge, Landesverband Baden-Württem- Frankfurt 1966, Studienausgabe mit einem Vorwort von berg, im April 1985 ging dieser Fragestellung Kasimir Edschmid nach. Die Beiträge liegen jetzt als Veröffentli- Zweig, Arnold; Erziehung von Verdun chung vor: Fischer, 5 1984, TB INHALT alle übrigen im Heft zitierten Werke sind derzeit (Sept. 85) nur bibliothekarisch oder antiquarisch erhältlich. - Krieg und Frieden im Völkerrecht (Wolfgang Graf Vitzthum) c) Karten - Friedensschlüsse im 19. Jahrhundert Forets de Verdun et du mort homme - champ des bataille de Verdun, carte 1:25 000 institut geographique national (Hans-Otto Binder) 1985, 27.- Franc. Beste, mehrfarbige Karte mit deutschen - Friedensschlüsse nach dem Ersten Weltkrieg Erläuterungen. Wanderwege zum Kriegsgeschehen von Ver- (Jürgen Heideking) dun bis mort homme. Verdun Plan 1985. Offert par I’Office du Tourisme, Place de Ia - Die Liquidierung des Zweiten Weltkrieges Nation, 55100 Verdun (Stadtplan mit Kurzbeschreibung der (Lothar Hilbert) Sehenswürdigkeiten)

- Abrüstungspolitik und Friedenssicherung aus d) Deutschsprachige illustrierte Führer der Perspektive eines Mithandelnden (Klaus Jürgen Citron) Verdun sehen und verstehen - Die Schlachtfelder und Umge- bung. 31984 Barcelona (Editions Mage, 93700 Drancy). 96 S., 192 Farbfotos, 12 Karten und Pläne, gut kommentiert, Einführung von Prof. Dr. Lothar Burchardt und behandelt die Stadt und die Schlachtfelder. Geleitwort des Universitätspräsidenten Dr. Adolf Theis. Verdun - Geschichtlicher illustrierter Führer durch die Schlachtfelder (1914-18). Edition Lorraine Framont Verdun ,,Die Kunst des Friedenschließens“ ist als Heft 5 o. J. 160 Seiten, reich bebildert mit Skizzen und zeitgenössi- der Schriftenreihe des Volksbundes Deutsche schen Fotos. Kriegsgräberfürsorge 1985 erschienen. Einzelne Exemplare können kostenlos angefordert werden e) Ergänzende Unterrichtshilfe bei: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Aspekte der Friedenserziehung, Politik und Unterricht 3/1981 Sigismundstr. 16, 7750 Konstanz. (Themen: Heimat, Kriegstote, Friedensbegriff, Friedensfor- schung und -erziehung) 36

Süden, östlich der Stadt Verdun, ein moderner Fernmeldeturm, im Westen der Hinweise für eine Exkursion Turm des Gebeinhauses und die Höhe des Douaumont, nach Norden abfla- chend in Richtung

Azannes-et-Soumazannes (24). Davor der Wald von Spintourt, in dem die deut- Vorbemerkungen sind Reduktionen für Schüler und Studen- sche Angriffsartillerie versteckt war. ten möglich. Rundfahrten liegen zwischen 3 und 11 Euro für Jugendliche (1999). Auf einer Anhöhe in Azannes Reste der Verdun und die sich nördlich und östlich Änderungen der früheren Kirche mit einem deutschen Sol- davon erstreckenden Schlachtfelder zwi- Öffnungszeiten sind (u. a. witterungsbe- datenfriedhof (Belegung teilweise schon schen den Argonnen im Westen und St. dingt) jederzeit möglich. Die ausgeschil- vor der Offensive am 21.2.1916). In süd- Mihiel im Süden liegt 5 Autobus-Stunden derten Wanderwege nördlich des Douau- westlicher Richtung, beim verschwunde- von Stuttgart, einige Kilometer nördlich mont können zeitweise wegen Schießbe- nen Dorf Soumazannes lag das soge- der Autoroute de I’Est. Der größte Teil der triebs auf dem Truppenübungsplatz nannte ,,Kap der guten Hoffnung“ mit dem ehemaligen Kampfzonen ist jetzt mit dich- Wav- rille gesperrt sein ,,Kaplager“, dem letzten Etappenlager, ten Wäldern bedeckt, die die ,,Mondland- Ausgangs- und Endpunkt vieler verlust- schaft“ überdecken (B 16), aus denen sie reicher Ablösungen zum Raum Douau- herauswachsen. Einige Abschnitte von Die Erläuterungen zu den Stationen der mont. besonderer Bedeutung im Bereich der Exkursion sind als Hinweise, keinesfalls Festungsbauwerke von Verdun wurden als erschöpfender ,,Reiseführer“ ge- Auf der D 905 wird Moirey erreicht, dort jedoch von größerem Pflanzenbewuchs dacht. Die vorbereitende Auseinander- abbiegen nach flabas. Man durchquert freigehalten und bieten zusammen mit setzung des Leiters mit den Geschehnis- von dort ab in südlicher Richtung die Aus- den Trümmern der Befestigungsanlagen sen und Orten ist unbedingt nötig. Gerade läufer des Caures-Waldes (23) bis zum und Dörfer, den Resten von Gräben und in Verdun gilt: Man sieht nur, was man Monument du Colonel Driant und dem Unterständen, den verstreuten, rostigen weiß! Zur besseren Orientierung und Gefechtsstand (Poste de Commande- Utensilien des Krieges, den Friedhöfen inhaltlichen Anregung sind die Orte mit ment) P.C. Driant. Diese Strecke ent- und Denkmälern immer noch ein ein- Kennziffern des Übersichtsplanes (S. 38) spricht der Kampfzone der ersten drückliches Spiegelbild der Ereignisse. versehen und den Orten die entsprechen- Angriffstage und war Wirkungsbereich den Materialien zugeordnet. des vorbereitenden deutschen Trommel- Nachfolgender Exkursionsvorschlag feuers beschränkt sich auf Schauplätze östlich der Maas. Er berücksichtigt Zurück über Ville-devant-Chaumont, - den deutschen Anreiseweg von Azannes und Greilly nach Osten her, Zum Ablauf Ornes. Das Dorf ist bis heute völlig zer- - die geographische Gesamtausdeh- stört. Die sich in westlicher Richtung nung der Kampfzone auf dem rechten anschließende Orne-Schlucht war ab Maas-Ufer, Man verläßt die Autoroute A 4 am besten Anfang März Munitions- und Materialla- - Geländeabschnitte und Orte, die in bereits bei der Ausfahrt fresnes-en- ger, Artilleriestellung, Biwak und Ver- der deutschen Verdun-Rezeption Wo&re in Richtung Etain. Nach wenigen bandsplatz ablösender Truppen auf eng- eine besondere Rolle spielen, Kilometern passiert man das Dorf Bra- stem Raume in einem (vgl. B 2). Unter- - den chronologischen Ablauf der quis. Hier fiel der deutsche Impressionist stände im Südhang sind bis heute zu Ereignisse, soweit möglich. und Reserveleutnant Franz Marc (D 2) erkennen. Besondere Bedeutung hatte am 4. März 1916. (Er wurde zunächst im Der Zeitbedarf beträgt etwa einen Tag die Quelle. Sie war eine der wenigen auf Landschlößchen von Gussainville begra- (besser: zwei halbe Tage). Steht weniger dem Weg von der wasserlosen Höhe zu ben, später nach Koche1 am See über- den Ruhestellungen und lag daher unter Zeit zur Verfügung, so kann reduziert wer- führt.) den: ständigem Beschuß (vgl. B 6). Gedenk- - Etain, Ornes, Fleury, Douaumont, Beiderseits der Straße nach Warcq gele- stein mit Ortsplan, Überreste der früheren Ossuaire, oder auch nur als aussage- gentlich betonierte Feldbefestigungen Dorfkirche. Am ,,Ortseingang” Kirche und kräftigste Plätze teils französischen, teils deutschen ,,Dorfplatz“ aus den 20er Jahren, Zeug- - Fleury, Douaumont, Ossuaire, (mög- Ursprungs. nisse der vergeblichen staatlichen Wie- lichst jeweils in der genannten Rei- deransiedlungsversuche (B 13). Warcq henfolge). Von aus ist ein Abstecher nach Gussainville (auf der N 3 ca. 3 km südöst- Durch die Orne-Schlucht ist ein Abste- Die besten Jahreszeiten sind Frühjahr lich) möglich. cher bis zur Straße zum Douaumont und Herbst, solange die Vegetation (,,Kegelbahn“) möglich. Vom Gedenk- Man erreicht von Warcq aus ftain, ehe- stein am Nordende des Truppenübungs- schwach ist (und sich auch die Anzahl der mals Endpunkt einer deutschen Nach- Touristen in Grenzen hält). platzes Wavrille freier Blick über die schub-Eisenbahnlinie. Von Etain aus auf Bodenwellen zum Douaumont (,,Sarg- Deutschsprechende Führer stehen im der D 65 über Morgemoulin, Gincrey, deckel“). Memorial, in den Forts Douaumont und Maucourt-sur-Orne geht es nach Azan- Vaux bei rechtzeitiger Anfrage (über nes-et-Soumazannes. Die Straße folgt Von Ornes gelangt man nach Bezonvaux Office de Tourisme) zur Verfügung. Alle etwa dem Frontverlauf von 1915/16 und (B 2, 13), das ebenfalls völlig verschwun- Einrichtungen sind in der Regel von 9 - 1917/18. Von einer der Geländekuppen den ist. Ein Denkmal und in der Straßen- 12 h und von 14 - 17 h geöffnet. Eintritts- aus bietet sich in westlicher Richtung ein kurve einer der Gedenksteine (,,Borne preise für Gruppen (Bezahlung en bloc!) Ausblick auf die Gote Lorraine mit den commemorative“), die in den 20er Jahren liegen bei 2-3 Euro. Bei Voranmeldung Schlachtfeldern östlich der Maas. Im vom Touring-Club de an denkwür- 37

digen Plätzen entlang des Frontverlaufs Von dort zurück zum Unterbringung von 1918 gesetzt wurden. Ossuaire (Beinhaus) und französi- Auberge de la Jeunesse du schen Friedhof (17). Im Gebeinhaus die Von Bezonvaux aus ist es möglich, auf Centre Mondial de la Paix in einzelnen Geländeabschnitten gefun- einem ausgeschilderten Wanderweg zu denen sterblichen Überreste der Toten Fuß (,,Seder d’Hardaumonf/No. 3”) zum Place Monseigneur Ginisty beider Seiten, überdeckt von steinernen Douaumont zu gelangen. Die Wege sind Katafalken. Von der Rückseite her sind F - 55100 Verdun 2 - 5 m breit, geräumt und bei nicht zu die einzelnen Kammern einsehbar. An Tel.: 0033-3-29 86 28 28 nassem Wetter gut begehbar (ca. 1 1/2 dieser sehr eindrücklichen und betroffen Fax: 0033-3-29 86 28 82 Stunden). Man erhält einen Eindruck von machenden Stelle bietet es sich an, mit der Schwierigkeit des Geländes, der den Gruppen eine Reflexion durchzufüh- www.fuaj.org/aj/verdun/ Dichte der Stellungsgräben und Unter- ren. Eine nachdenklich und versöhnlich stände, des völlig umgewühlten Bodens gestimmte Tonbildschau (Gebühr) im und der Unmengen eingesetzten Mate- rückwärtigen Untergeschoß kann zusätz- rials (B 4). lich dazu anregen. Vorsicht: Nur mit kleinen, disziplinierten Gruppen durchführbar. Blindgänger, Bei verbleibender Zeit sind von hier aus 0721/23020) scharfkantige Eisenteile, Drahtverhaue Abstecher zum Jhiaumont (18), Bajonett- befinden sich unmittelbar neben den Graben (16, Tranchee des Baionnettes) Wegen. Vorherige Belehrung ist Bedin- oder zum Ouvrage de Froideterre (21, gung! Kalte Erde) möglich. Ein anderer Abste- Margueritte cher führt nach Fort de Vaux (vgl. B 5), d’Enseignement Wird der Fußweg ausgelassen, fährt man vorbei am ,,Denkmal der Erschossenen mit dem Bus über Vaux-devant-Damloup von Tavannes” (1944; s. Zeittafel). Die d’Enseignement (B 13) in das Tal von Vaux ein. Nördlich Präsentation im Fort bezieht sich auf die Barres auf der Höhe das Werk Hardaumont, im Verteidigung durch Major Raynal (April - d’Enseignement Talgrund die Teiche von Vaux, auf der Juni 1916). südlichen Anhöhe das Fort de Vaux. Die- ses Tal war Schauplatz verlustreicher Der weitere Rückweg zur Stadt Verdun Kämpfe im März und Juni 1916 (B 5). erfolgt wieder über Fleury. Westlich des Nationalfriedhofs das Denkmal für die Man erreicht die Höhe durch die Fumin- jüdischen Soldaten der französischen Schlucht unweit des Memorial de Verdun Armee. Im 2. Weltkrieg vom deutschen - an der ehemaligen Ortschaft Fleury- Kommandanten hinter einem Lattenver- devant-Douaumont. schlag verborgen. Association Fleury (9,lO) und das südlich gelegene sen S. 40) An der Kreuzung beim Memorial das Fort Souville war Schauplatz der Kämpfe de vom Ende Juni bis 18. August 1916. In Denkmal für die Verteidiger des Fort Souville dieser Zeit wechselt es siebzehnmal den (Der Löwe von Souville), dort Mitwirkung der Schüler Besitzer (B 7, 13). Etwa an Stelle des frü- rechts ab, vorbei am unscheinbaren Gedenkstein der 51. französischen Infan- Wichtig erscheint es, daß die Schüler heren Bahnhofs das teriedivision (schlichter, die Fakten wie- nicht nur als Sightseeing-Touristen über den ,,Champ de Bataille“ fahren, sondern M6morialde Verdonmiteiner mehrspra- dergebender Text) und am imposanten Monument Maginot mit den Symbolen selbst an der inhaltlichen Gestaltung mit- chigen Tonbildschau, der Rekonstruktion wirken. eines Ausschnittes des Schlachtfeldes, Mauer, Schild und Scharte, Zeichen des mit Modellen, Originaldokumenten und erfolgreichen Widerstands von 1916 (und Folaende Aufaaben sind denkbar: Filmen aus der Zeit sowie der Darstellung der falschen Hoffnung von 1940). -Kurzreferate zu den Geschehnissen des Kämpfens und Sterbens auf beiden und der Bedeutung der einzelnen Seiten (Zeitbedarf mindestens 1 112 Stun- In der Stadt selbst kann bei ausreichen- Punkte den; vgl. auch Medienangebot S. 40). Bei der Zeit Vergleich der Darstellung in Douau- ausreichender Zeit kann noch der Weg - die Kathedrale mit Krypta, Kreuzgang mont-Ossuaire-Memorial-Vaux ,,Poudriere de Fleury” abgegangen wer- und Bischofspalast, Interpretation der Denkmäler und den. Steht mehr als ein Besuchstag zur - die Porte St. Paul mit der Rodin-Pla- Gedenksteine Verfügung, sollte hier das Besichtigungs- stik ,,Die Abwehr”, Gespräche (Interviews) mit anderen programm unterbrochen werden. - die Porte Chaussee (internationalen) Besuchern, Ver- - und das Rathaus mit dem Ehrensaal gleich der Aussagen Anschließend erfolgt der Besuch des Fort (Hotel de Ville et Musee de Guerre) Gespräch mit Ortsansässigen de Douaumont (15, vom 25. 2. bis Vergleich der Soldatenfriedhöfe besucht werden. Letzteres enthält den (Symbole, Nationalitäten und Religio- 24.10.1916 in deutscher Hand). Im Fort Saal ,,Des goldenen Buches der Gefalle- Grabstätten deutscher und französischer nen“ von Verdun sowie der 9 vernichteten nen der Toten) Soldaten. Insgesamt bietet es im heuti- Studium der schriftlichen (deutschen) Ortschaften, Auszeichnungen der Stadt Dokumente im Memorial gen Zustand einen guten Eindruck der Verdun sowie Dokumente, Erinnerungs- Befestigungstechnik und der Wirkung der stücke etc. Bewertung der Souvenirs auf sie angesetzten verstärkten Artillerie. Reflexion: Soll man der Kriegstoten Ein Rundblick von der Oberfläche macht Der Einlaß wird durch den Pförtner gere- gedenken? In welcher Form? Trüm- die beherrschende Stellung des Forts gelt. Es empfiehlt sich Voranfrage über mer, Gräber, Denkmale - mahnen (,,Sargdeckel“) deutlich (B 3, B 4, B 9). das Office de Tourisme. sie? SEDAN 80~~

DE EELLEVILLE

mg ;$;.;m l **=* Ergänzungen (z.T. Fußwege) kM NANCY 9flKM cVerkehrsverein VerdwbZeichnung Exkursionswege: Bürschgens 1 - Nahonalfnedhof von Verdun: 5500 Kreuze. Am Eingang deutsche 12 - Denkmal ,,Soldat des Rechts”, Andre Thome gewidmet. Abgeordneter Geschütze und Denkmal der Opfer. In der Mitte das Viereck der unbekannten und VIze-Präsident der Nationalversammlung, gefallen am 10. März 1916. Soldaten. Vor dem Zivilfriedhof das Fliegerdenkmal. 13 - Denkmal des franz. Artillerieregimentes no 61 und Caillette-Schlucht. 2 - Denkmal der Erschossenen von Tavannes. 1944 fanden hter 16 Wrder- 14 - Festung Douaumont: Die am stärksten bewaffnete und imposanteste standskämpfer den Tod. Festung der Region. 3 Etagen-Galerien und Kasematten. Beobachtungs- und Panzertürme fur M.Gs., 7,5 cm und 15,5 cm Geschütze. Befehlsstände, Wie- 3 - Befestigungswerk der ,,Laufee” dereinrichtung eines Unterkunftsraumes. Verbandsraum, Kapelle und zuge- mauerter Friedhof. 4 - Festung Vaux: Besuch das Inneren mit Führung und Kommentar. Zu beachten der nord-westliche Gefechtsstand ,,Casemate de Bourges” mit sei- 15 - Gedächtniskapelle von Douaumont - dem vernichteten Dorf gewidmet, nen zwei 75 cm Geschützen. Durchgehende Lichtbildvorführung mit Bildern 16 - Bajonettgraben - zum Ruhme des franz. Infanterieregimentes no 137. des Schlachtfeldes. 17 ~ Douaumont - Beinhaus, die Überreste von über 100 000 unbekannten 5 - ,,Casemate Pamard” - Vorgezogener Bunker der Festung Souville. Soldaten enthaltend. Kreuzgang Kapelle, Turm mit Museum und Übersicht. 6 - Löwendenkmal - Der äußerste Vorstoß der deutschen Truppen vor der Nationalfriedhof: 15 000 Gräber von namentlich bekannten franz. Soldaten. Stadt Verdun am 23. Juni 1916 - errichtet an Stelle der ehemaligen Kapelle 16 - Befestigungswerk Thraumont ,,Sainte Fine“. 19 - Jüdisches Denkmal 7 - Maginot-Denkmal - Zum Andenken an Andre Maginot. Abgeordneter der Maas im Parlament. Am 9. Nov. 1914 vor Verdun verwundet. 20 - Befestigungswerk ,,4 Schornsteine“. 6 - Denkmal am Vauxteich des 1. Bataillons der Jäger zu Fuß. 21 - Befestigungswerk ,,Froideterre - Kalte Erde“, Äußerster Vorstoß der deutschen Truppen im Maastal. 9 - Memorial - Museum von Fleury. Dokumente geben Aufschluß über den Verlauf der Schlacht. 22 - Damenschlucht - auch Totenschlucht - und Steinbrüche von Haudro- mont. 10 - Gedächtniskapelle des zerstörten und verschwundenen Ortes Fleury. 23 - Caures - Wald - Jägerdenkmal und Befehlsstand des Obersten Driant 11 - Unterstand 320. - Kommandant des Jägerregimentes. Karte: Verkehrsverein Verdun

Erläuterungen zum Stadtplan ten, gepflegten Parkanlagen, zahlreichen Sportanlagen, sowie ein Standort namhafter Unternehmen der Nahrungsindustrie, 1 - Unterirdische Zitadelle und Marschallsallee der Textilindustrie, der Feinmechanik und des Baugewerbes. 2 - Porte Chatel (Chatel-Tor) aus dem XIV. Jahrhundert Verdun, als historische Stadt, ist ein internationales Reiseziel 3 - Denkmal und sogar ein Wallfahrtsort für zahlreiche Besucher der 4 - Kathedrale, Kreuzgang, Museum und Bischofspalast Schlachtfelder des 1. Weltkrieges. 5 - Siegesdenkmal mit Krypta (Monument de Ia Victoire) Verdun ist auch ein Tor zum Lothringischen Naturschutzpark, 6 - Prinzenmuseum (Musee de Ia Princerie) und die Hotels bieten den Besuchern selbstverständlich den besten Empfang. 7 - Unterpräfektur und Gerichtsgebäude (Sous-Prefecture et Palais de Justice) 8 - Paulus-Tor (Porte Saint-Paul) Fremdenführungen 9 - Chaussee-Tor (Porte Chaussee) Zur Besichtigung der historischen Stätten stehen den Besu- 10 - Rathaus und Kriegsmuseum (Hotel de Ville et Musee de Guerre) chern Führer in französischer, deutscher und englischer Spra- 11 - Wehrtürme che zur Verfügung nach Vereinbarung mit dem Verkehrsamt. 12 - Kriegerdenkmal der Stadt Verdun Rundfahrten über das Kampfgelände (rechtes oder linkes 13 - q Tourist-Information Verdun (Verkehrsamt) Maasufer - Ab 1. Mai bis 15. September)

Anschriften Verdun an der Maas - Auskunft über Kriegsgräber (Bureau des Sepultures Mili- taires): Citadelle Haute, Verdun, Tel. 86 02 96. Unterpräfektur des Departements Meuse, zählt 35 000 Ein- - Privatquartier in der Stadt und auf dem Land (Gites wohner. Neben der malerischen Altstadt mit Kathedrale und ruraux): Prefecture de Ia Meuse, 55012 Bar-Ie-Due, Bischofspalast, Zitadelle und winkligen Gassen, die ihren Tel. 79 48 10. ursprünglichen Charakter bewahrt haben, gibt es auch Zeug- - Camping ,,Les Breuils”: Tel. 86 15 31. nisse moderner Architektur. - Bahnhof (Gare S.N.C.F.): Am Ende der Avenue Garibaldi, Aus der 1916 zerstörten und 1944 beschädigten alten Tel. 86 18 97. Festungsstadt wurde eine aktive Verwaltungsstadt und ein - Busbahnhof (Gare Routiere): Place Vauban, Tel. 860271. lebendiges Einkaufszentrum, eine Stadt mit höheren Bildungs- - Flugplatz und Rundflüge über das Schlachtfeld: Aeroclub anstalten, Kliniken, neuen Wohnvierteln, Unterhaltungsstät- du Rozelier, Route de Metz (R.N. 3), Tel. 86 49 02. 40

Stellungskrieg, Frontleben, AV-Medien zum Thema Der Graben 56 Minuten Die deutsche Westfront Zusammengestellt von Konrad Pflug Kriegspiloten an der Westfront Frontleben 28 Minuten Material, Waffen, Kriegstechnik 53 Minuten Tonbandkassetten des Museumsdien- Spielfilme als lästiger Mitwisser wieder in dievorder- stes Fleury ste Linie geschickt. Interviews und Lieder Im Westen nichts Neues (Reklams Filmlexikon S. 493). zur Epoche 45 Minuten (All Quiet on the Western Front) USA Verleih: UIP-Filmverleih, 6000 FrankfurV f. Vorschläge für Rundgänge (u. a.): 1930 Main 70, Stresemannallee 13, 16 mm; Regie: Lewis Milestone, nach dem gegen Gebühr A) Pfad des Munitionsraumes Roman von Erich Maria Remarque. von Fleury 1,5 Std. B) Douaumont 1,5 Std. Milestone erzählt vom Standpunkt der Dias C) Hardaumont 3 Std. Deutschen aus; es ist die Geschichte von (empfohlen: Strecke Bezonvaux- sieben Schuljungen, die aus der Schule Zum Thema ,,l. Weltkrieg“ bei den Lan- Douaumont) genommen, mit patriotischem Eifer erfüllt des- und Kreisbildstellen, zu ,,Franz D) Ornes 2,5 Std. und in den Schrecken und das Elend des Marc“: 15, Farbe, Kennziffer: 10 0685 Stellungskrieges gestürzt werden. Sie (LBist) Auch in deutscher Übersetzung erhältli- werden bitter desillusioniert, und als che beidseitig bedruckte DIN-A-CBIätter schließlich alle außer einem getötet sind, Angebote des pädagogischen mit Erläuterungen und Kartenskizzen des nimmt eine neue Gruppe von Rekruten Dienstes des Museums Fleury Museumsdienstes Fleury. ihren Platz ein. In Deutschland gelang es den Nationalsozialisten mittels insze- a. Führer durch das Museum Fleury- nierter Demonstrationen vor den Kinos, in devant-Douaumont denen der Film gezeigt wurde, sein Ver- 50 Seiten, 5, -Franc, Heft mit den wichtig- bot zu erreichen. (Buchers Enzyklopädie sten Hinweisen zu den verschiedenen des Films S. 26). Abteilungen des Museums. Deutsche Wichtige Adressen Ausgabe vorhanden. Verleih: Landesbildstelle Württemberg, Allgemeine Auskünfte, Reservierun- Rotenbergstr. 111, 7000 Stuttgart 1 b. Hektographierte Kuruusammen- gen, Informationsmaterial, Angebote fassungen (deutsch): und Voranmeldungen: Kennziffer: 16 mm = 326693-95, VHS: La Bataille de Verdun, 21 Fevrier - 15 Office de Tourisme 426656 Place de Ia Nation Decembre 1916,4 Seiten F-55100 Verdun Memorial de Verdun, 6 Seiten Tel. 0033291841885 Wege zum Ruhm Verdun de 1914 a 1918,3 Seiten Dokumentationen, Informationsmate- (Paths of Glory) USA 1957 Les Forets Domainiales du Mort-Homme rial, Medien und Routenvorschläge Regie: Stanley Kuhrick, nach einem et de Verdun, 2 Seiten (Wanderwege): Roman von Humphrey Cobb. Mit Kirk Combat du Bois des Caures, 2 Seiten Douglas. 86 Minuten. Freigegeben ab 12 La Voie Sacree, 2 Seiten Jahren. Prädikat: wertvoll. Notice sur Ie Palais Episcopal de Verdun, Frankreich 1916. Auf Anordnung von 2 Seiten u.a. General Broulard befiehlt General Mireau den Angriff auf eine stark befestigte deut- c. Kleine Bildersammlung des pädago- sche Stellung. Mireau weiß, daß das gischen Dienstes des Museums Fleury: Unternehmen aussichtslos ist, läßt sich Zeitgenössische Fotos werden auf DIN- aber durch die Aussicht auf eine Beförde- A-2 Rahmen Schulen für Ausstellungen rung bewegen, seine Bedenken zurück- zugeschickt (längere Anmeldefristen). zustellen. Die Truppe unter Führung des Colonel Dax bleibt im Artilleriefeuer der d. Französische Videos des Museums- Deutschen stecken, Wutschäumend dienstes Fleury befiehlt General Mireau, auf die eigenen zurückweichenden Soldaten zu schie- Video Cassetten in VHS und Betamax, zu ßen. Nach dem Scheitern des Angriffs will entleihen oder im Filmsaal Fleury zu er 100 Mann wegen Feigheit vor dem sehen. Feind erschießen lassen. Zwar ändert Dokumente der Epoche General Broulard den Befehl. Aber trotz (1916) 18 Minuten aller Bemühungen von Colonel Dax wer- den drei Soldaten nach einer Kriegsge- Bilder von Verdun 31 Minuten richtsverhandlung erschossen. Dax, der Verdun, französische 0711/2153-392 die Hintergründe des Urteils kennt, wird Kriegstätigkeiten 54 Minuten Ergänzung 1999:

Seit der Erarbeitung des Heftes im Jahr 1985 hat sich an den Fragestellungen und den historischen Fakten nichts geändert. Allerdings ist die museumspädagogische und auch die touristische Aufarbeitung in Verdun und an anderen Orten vorangeschritten. Auch bei Literatur und Medien sind Neuerscheinungen zu verzeichnen.

Jugendgruppen steht inzwischen eine Jugenherberge zur Verfügung. Das Centre Mondial de la Paix im Palais Episcopal (ehem. Bischofsitz) in der Stadt ermöglicht die Befassung mit dem Thema "Krieg und Frieden" in einer breiteren Form bis in unsere Tage hinein.

Literatur: Rohde, Horst/Ostrowsky Robert; Militärgeschichtlicher Reiseführer Verdun, E.S. Mittler, Herford, Bonn 1992 - ISBN 3 8132 0393 X Historische Ereignisse, Routenvorschläge, Kurzbiographien, Sehenswürdigkeiten, Literatur, Hinweise (ca. 20 DM).

"Der Bürger im Staat": Heft 2/1989 "Frankreich" "Politik und Unterricht": Heft 3/1989 "Frankreich" Heft 29/1994 "Europäische Friedensschlüsse 1648-1815-1919-1990"

Unterrichtsfilm: Deutsche Kriegstechnologien im Ersten und Zweiten Weltkrieg, FWU 1998, VHS 42 02295, www.fwu.de

Wichtige Adressen:

Allgemeine Auskünfte, Führungen, Informationsmaterial, Hotelreservierungen und Voranmeldung: Office de Tourisme Place de la Nation, B.P. 232, F - 55106 Verdun Tel: 0033-3-29 84 18 85 (auch auf Deutsch); Fax: 0033-3-29 84 22 42 www.verdun.org für die Region: Comité Départemental du Tourisme F - 55012 Bar-le Duc, Tel.: 0033-3-29 45 78 40; Fax: 0033-3-29 45 78 45

Dokumentationen, Informationsmaterial, Medien und Routenvorschläge: Mémorial de Fleury F - 55100 Fleury devant Douaumont Tel: 0033-3-29 86 22 60 Jugendherberge: Auberge de la Jeunesse du Centre Mondial de la Paix Place Monseigneur Ginisty, F - 55100 Verdun, Tel.: 0033-3-29 86 28 28; Fax: 0033-3-29 86 28 82 www.fuaj.org/aj/verdun/

Unterrichtmaterialien, Hinweise auf Sodatenfriedhöfe und Beratung bei Exkursionen: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Sigismundstr. 16, 78462 Konstanz Tel: 07531-9052-0; Fax: 07531-90 52 52 www.volksbund.de

Beratung bei der Exkursionsvorbereitung: Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg, Fachreferat III/7, Sophienstr 28-30, 70178 Stuttgart, Tel.: 0711-2371501, Fax: 0711-2371498 e-mail: [email protected]

Interessante Adressen und Links:

Verdun: Centre Mondial de la Paix, des Libertés et des Droits de l'Homme Place Monseigneur Ginisty, F - 55100 Verdun www.unicaen.fr/collectivite/memorial/10EVENT/fr/partner.html

e-mail: [email protected]

1. Weltkrieg:

Historial de la Grande Guerre, Péronne Chateau de Péronne, F - 80201 Péronne, Tel.: 0033-3-22 83 14 19, Fax: 0033-3-22 83 54 18 (Zahlreiche interessante Links) www.historial.org/fr/home.htm

Pädagogischer Dienst e-mail: [email protected]

Heeresgeschichtliches Museum im Arsenal, Wien Arsenal, A - 1030 Wien, Tel.: 0043-1 79561; Fax: 0043- 1 5200 17707 www.bmlv.gv.at

Imperial War Museum, London www.iwm.org.uk

Wehrgeschichtliches Museum, Rastatt Schloss Rastatt, 76402 Rastatt, Tel.: 07222-34244, Fax: 07222-30712 (umfaßt Zeitraum 1815-1918) www.wgm-rastatt.purespace.de

2. Weltkrieg:

Musée pour la Paix - Mémorial de Caen Esplanade Général Eisenhower BP 6261, F - 14066 Caen Cédex Tel.: 0033-2-31 06 06 44; Fax: 0033-2-31 06 06 70 (Zahlreiche Links weltweit > "Musées") www.unicaen.fr/memorial

Militärhistorisches Museum, Dresden Olbrichtplatz 3, 01099 Dresden, Tel.: 0351-8230, Fax: 0351-8232850 (Schwerpunkt Zeitraum ab 1918) www.bundeswehr.de

Sonstige:

Deutsches Historisches Museum; Berlin Unter den Linden 2, D -10117 Berlin, Tel.: 030-203040; Fax: 030-20304-509/519 www.dhm.de

Orte des Gedenkens, Technische Universität Chemnitz (Materialien zu Kriegsgräber- und Gedenkstätten) www.tu-chemnitz.de/~ubrt/

Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr PF 60 11 22, 14411 Potsdam, Tel.:0331-97140; Fax: 0331-9714507 www.bundeswehr.de

Zuschüsse bei internat. Begegnungen: Deutsch-Französisches Jugendwerk Rhöndorfer Str. 23, 53604 Bad Honnef

Überarbeitet an Hand des Exkursionsberichtes eines Seminarkurses des Paracelsus- Gymnasiums, 70599 Stuttgart-Hohenheim, Paracelsusstr. 36 (GP Otto Hofmann, OstR Ulrich Storz). Konrad Pflug/13.08.1999