Und – Action! Bitparade
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11/2016 Fünf Screencast-Programme im Test Software Und – Action! Bitparade 40 Screencasts können insbesondere Lehrinhalte audiovisuell leichter verständlich machen. Die Bitparade klärt, welche Programme unter Linux zum Anfertigen von Screencasts taugen. Erik Bärwaldt www.linux-magazin.de Aufnahmen anfertigen können und ei- nen universellen Einsatz – also auch in Fenstern – zulassen. Ein weiteres Kri- terium ist die aktive Weiterentwicklung des Projekts. Die Probanden Im Test müssen sich neben dem einfach gestrickten Kazam das bereits länger ver- fügbare Record My Desktop sowie die umfangreiche Neuentwicklung Simple Screen Recorder und das intuitiv zu be- dienende Vokoscreen einer Prüfung un- terziehen. Als einziges Java-Programm kommt das ebenfalls unter der GPL ver- © Vadim Ivanov, 123RF Ivanov, © Vadim öffentlichte Krut zum Zuge. Neben dem Funktionsumfang (Tabelle 1) Multimediales Lernen hat sich inzwi- rung- oder Dekodierung von Audio- und legt der Test Wert auf möglichst nahtlose schen in Unternehmen und Behörden Videodaten kümmern. Außerdem gibt es Desktop-Integration und ein ausgereiftes etabliert. Eine wichtiges Hilfsmittel sind eine fast unüberschaubare Anzahl von Bedienkonzept. Auch sollten die Pro- dabei Screencasts, die in Videosequenzen Video- und Audio-Codecs. Da manche gramme gängige Codecs nutzen, schließ- den Bildschirminhalt von Computersyste- Screencast-Programm obendrein auf be- lich sollten die generierten Filmsequen- men samt gesprochenen Anleitungen des stimmte grafische Komponentenbiblio- zen im besten Fall überall abspielbar sein. Lehrenden wiedergeben. Ob einfache Be- theken wie GTK+ oder Qt angewiesen dienschritte in der Textverarbeitung oder sind, integrieren sie sich nicht nahtlos in E Kazam komplexe Befehle einer höheren Pro- jede Desktop-Umgebung. grammiersprache – Screencasts können Abgesehen von diesen Unterschieden, Seit 2010 wird der Screenrecorder Kazam zum Verständnis von Zusammenhängen auf die der Anwender vor dem Einsatz [1] entwickelt, der auf das Gstreamer- in der Informationstechnik beitragen. eines Screenrecorders achten sollte, Framework aufsetzt und Pulseaudio weicht auch der Funktionsumfang der unterstützt. Kazam bringt wenige Ab- Problematisch einzelnen Applikationen voneinander ab, hängigkeiten mit und ist bei allen grö- sodass sich nicht jedes der ins Auge ge- ßeren Distributionen in die Repositories Unter Linux haben sich viele freie Pro- fassten Programme für jeden Zweck eig- eingepflegt, was die Installation bequem jekte der Entwicklung von Screencast- net: Manchen Screencast-Applikationen gestaltet. Die Software ist anspruchslos, Software verschrieben. Doch einige fehlt die Technik zur Aufzeichnung in wenn es um die Desktop-Umgebung Hindernisse erschweren den Einsatz: So Fenstern, was die Aufnahme in virtuel- geht: KDE, Gnome, Unity oder weniger gibt es unter Linux mit Alsa und OSS len Maschinen unmöglich macht. Andere verbreitete Umgebungen wie Cinnamon zwei Soundarchitekturen und mit Alsa, können keine Ausschnitte aufnehmen, kommen in Frage. Pulseaudio und Jack gleich drei aktuelle und manche Recorder beherrschen nur Nach der Installation über die Paket- Soundserver. Mit Gstreamer und Ffmpeg die Aufnahme von Videosequenzen, aber verwaltung findet der Anwender einen konkurrieren zudem zwei unterschiedli- nicht von Audio-Inhalten. Starter im Menü »Multimedia« oder »Un- che multimediale Frameworks, die sich Das Linux-Magazin berücksichtigt nur terhaltungsmedien«. Ein Klick darauf um Aufnahme, Wiedergabe und Enkodie- jene Programme, die Ton- und Video- fördert ein schlichtes Programmfenster erscheint das Programmfenster auf dem Desktop. Kazam bietet im Einstellungs- dialog die Option, die aufgenommenen Videosequenzen automatisch in einem frei wählbaren Verzeichnis zu speichern. Ist dieser Schalter aktiviert, braucht sich der Anwender nicht um die Speicherung zu kümmern (Abbildung 2). Ergebnisse Im Test lieferte Kazam eine ansprechende Bildqualität. Wie bei allen Screencast- Abbildung 1: Ohne Einarbeitung sofort nutzbar – die Programmen empfiehlt es sich, vor der Oberfläche von Kazam. Aufnahme zunächst deren Lautstärke anzupassen, um Rückkoppelungen oder zutage, das intuitiv zu bedienen ist, trotz eine zu hohe Lautstärke zu vermeiden. unvollständiger deutscher Lokalisierung Die Screencasts im Webm- und MP4-For- (Abbildung 1). Der Anwender kann dort mat zeigten bei gleicher Framerate und nur die Verwendung von Lautsprechern Auflösung erhebliche Unterschiede beim und Mikrofonen steuern und eine Latenz- Platzbedarf. Während ein in HD-Qualität zeit bis zum Start des Screenrecorders aufgezeichneter Bildschirm im Webm- definieren. Über zwei Buttons im obe- Format inklusive der Audio-Aufnahme ren Bereich des Programmfensters legt rund 5 MByte Speicher belegte, benötigte er fest, ob Kazam für Screencasts oder eine gleich lange Aufnahme im MP4-Con- Screenshots gefordert ist. tainerformat rund 10 MByte. Im Menü »Datei« konfiguriert der An- Störend war, dass bei der Aufnahme im wender die Software über die »Einstel- VP8/Webm-Format die Audiosignale Pro- lungen«. Das einfache Fenster gestattet bleme bereiteten. Es kam in Abständen im Reiter »Screencast« die Konfiguration von einigen Sekunden zu kurzen Ausset- der Framerate und des Ausgabeformats. zern, die im MP4-Format nicht auftraten. VP8/ Webm- und H264/ MP4 stehen zur Es empfiehlt sich, bei professionellen Wahl, wobei zu beachten ist, dass nicht Desktop-Recordings vor der eigentlichen alle aktuellen Medienabspieler den VP8/ Aufnahme Probeläufe durchzuführen, Webm-Standard beherrschen. Im Einstel- um eventuelle Funktionsstörungen recht- lungsmenü lässt sich zudem der Spei- zeitig lokalisieren zu können. cherort der Videos definieren. Die beiden Videoformate machen Kazam E Record My Desktop universell einsetzbar: Der VP8/ Webm- Codec liefert eher bei niedrigeren Auf- Record My Desktop [2] gehört bereits lösungen eine hohe Bildqualität und ist zu den Senioren unter den Screencast- gut für Webanwendungen oder mobile Programmen und ist ebenfalls längst in Geräte geeignet. Der H264/MP4-Standard den Software-Repositories der Linux- dient eher als Lösung für professionelle Distributionen vorhanden. Die Installa- Videos. Nach dem Start der Aufnahme stellt sich die Software mit ei- nem Kamera-Symbol im Systemtray des Desktops dar. Ein Klick darauf öffnet ein Kontextmenü, in dem sich die Aufnahme beenden oder pausie- ren lässt. Beendet der Abbildung 2: Übersichtlich: Auch die Einstellungsdialoge sind bei Kazam frei Nutzer die Aufnahme, von jeglichem Ballast. 11/2016 Software verliert die Aufnahme. Nach dem Encoding blen- det sich das Programm- fenster wieder ein. Bitparade Einstellungssache 42 Im Startbildschirm be- Abbildung 4: Fortschrittsbalken: Record My findet sich unterhalb Abbildung 3: The old fashioned Way: Das Programmfenster von Record My Desk- Desktop enkodiert die Aufnahme in einem der Schieberegler für die top bietet eine ungewöhnliche Ansicht. gesonderten Arbeitsgang. Qualität der Video- und www.linux-magazin.de Audio-Aufnahme eine tionsroutine legt im Menü »Multimedia« roter Farbe dargestellt und erhält nach Schaltfläche »Erweitert«, die einen de- einen Starter an. Nutzer sollten neben dem Loslassen der Maustaste einen roten taillierteren Einstellungsdialog öffnet. dem eigentlichen Programmpaket auch Rahmen. Zudem kann der Nutzer – wenn Hier kann der Anwender verschiedene das zugehörige Binärpaket für Qt- oder er nur einzelne Fenster des Bildschirms Optionen anpassen: So legt er im Reiter GTK-basierte Arbeitsoberflächen mitins- aufnehmen will – durch einen Klick auf »Leistung« unter anderem die Framerate tallieren, um eine nahtlos in die jeweilige »Wählen Sie bitte ein Fenster aus« die fest. Bei entsprechend leistungsstarker Desktop-Umgebung integrierte Oberflä- gewünschten Inhalte selektieren. Hardware lässt sich auch festlegen, die che zu erhalten. Hat der Anwender anfallenden Daten wäh- Die Software öffnet dann ein ungewöhn- die Bereiche oder rend der Aufnahme zu lich anmutendes Programmfenster: Links Fenster definiert, enkodieren. sieht der Anwender seinen Bildschirm in startet er die Auf- Der Reiter »Audio« bietet verkleinerter Form, rechts lediglich zwei nahme mit »Re- Einstellungen zur Sam- Schieberegler zur Qualitätsjustage der cord«. Daraufhin pling-Frequenz oder der Video- und Audio-Aufnahme. Letztere trägt sich die Soft- Anzahl der Kanäle. Ist im lässt sich über ein vor dem Schieberegler ware in den Sys- System ein Jack-Audioser- befindliches Häkchens einschalten oder temtray ein und ver installiert, nutzt das deaktivieren (Abbildung 3). zeigt ein schwar- Programm ihn, sobald der zes Quadrat zum Anwender vor der ent- Bedienkonzept Stoppen der Auf- sprechenden Option ein nahme. Häkchen setzt. Im Reiter Record My Desktop erwartet im Pro- Nach Aufnahme- »Misc« definiert er den grammfenster die manuelle Festlegung stopp öffnet sich Aufnahmebereich, wobei der aufzunehmenden Bereiche in der ein Fenster, in dem er manuell die Fenster- verkleinerten Displayanzeige. Dazu ver- sich der Fortschritt dekoration ein- oder aus- wandelt sich der Mauszeiger in ein Kreuz des Encoding der blenden kann. beim Überfahren der Monitoranzeige, Daten verfolgen Zusätzlich lassen sich die und durch Ziehen bei gedrückter linker lässt (Abbildung meist allerdings nützli- Maustaste legt der Nutzer den Bereich 4). Wer den Vor- Abbildung 5: Die Einstellungsdialoge von chen Kurzinfos ausblen- fest, den er aufnehmen will. Der wird in gang unterbricht, Record My Desktop sind eingängig. den, die beim Überfahren Tabelle 1: Funktionsübersicht Screencast-Programme