Haute Route im Nationalpark

Verglichen mit der Haute Route der Westalpen mag die Bezeichnung „Haute Route “ hoch-

Foto: Ludwig Wucherpfennig Foto: gestochen klingen. Aber das wichtige Mittel- gebirge im Norden Deutschlands ist mit seinem unverwechselbaren Gepräge auf jeden Fall einen Besuch wert – auch für Menschen aus anderen Gegenden Deutschlands.

VON RICHARD GOEDEKE

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er Kontrast zwischen dem Gebirge Harz mungen, so zum Beispiel den altehrwürdigen und der Weite der norddeutschen Tief- „Kaiserweg“ -Eckersprung-Wal- ebene und dem südlich anschließenden kenried-Kyffhäuser und den themenbezogenen Hügelland sticht sofort ins Auge. Die fast „Hexenstieg“ --Torfhaus-Ostero- D100 Kilometer lange, auf etwa 600 Me- de. Aber mit der hier neu skizzierten Haute ter Höhe herausgehobene Pultscholle besteht Route Harz bietet sich die reizvolle Möglich- aus Gesteinen des Erdaltertums. Im zentralen keit, eine Reihe von Highlights des Harzes in ei- Bergland erreicht der sagenumwobene Brocken ner mehrtägigen Tour zu kombinieren und da- weit und breit konkurrenzlos die stolze Höhe bei als Stützpunkte die Häuser des Alpenvereins von 1142 Metern. Mit Ausnahme einiger Wei- zu nutzen. Für diese Tour kann das Auto vor- deflächen der Hochfläche und einiger Hoch- teilhaft zu Hause bleiben, weil Ausgangs- und der Artenvielfalt Tag Thomas Stephan/GEO Foto: moore auf Bergkuppen ist das gesamte Gebirge Endpunkt weit auseinander liegen und gut an bewaldet. Der Erzreichtum des alten Gebirges öffentliche Verkehrsmittel angebunden sind. wurde über 1000 Jahre lang durch Bergbau ge- Die Route hat vier Etappen, wobei jeder nutzt. Dies hat tiefe Prägungen im Wald und Stützpunkt für Rasttage interessante Nahziele Wasserhaushalt bewirkt und zahlreiche Relik- aufweist. Sie ist normal zu Fuß zu wandern, te in der Landschaft hinterlassen, die vom Fleiß kann jedoch auch (mit einigen Varianten) per und Einfallsreichtum der Bergleute zeugen. Fahrrad und im Winter bei ausreichend Im Nationalpark Harz wird der Kernraum Schneelage (selten in ganzer Länge) per Ski besonders geschützt und behutsam, die kul- durchgeführt werden. Unter Zuhilfenahme turhistorischen Kostbarkeiten respektierend, in der ausgezeichneten Wanderkarten 1:50.000 einen naturnäheren Zustand zurückentwickelt. „Westlicher Harz“ (LGN Landesvermessung- All dies trägt dazu bei, den Harz zu einem ide- Geobasisinformation Niedersachsen) und alen Gebiet für naturnahes Erholen und Wan- „Östlicher Harz“ (Landesamt für Landesver- dern zu machen. messung und Geoinformation Sachsen-Anhalt), „Der ganze Harz“ (KV-Plan Freizeit) oder Vier Etappen über den Harz „Der Harz mit Kyffhäuser“ (Verlag Schmidt- Es gibt eine Fülle von Wandervorschlägen, da- Buch, ) dürfte es keine Probleme runter auch etablierte mehrtägige Unterneh- bereiten, die Route ausfindig zu machen.

DAV Panorama 5/2004 31 1. Etappe: Seesen – Harzer Westkamm – Kreuz- bach-Hütte/Silbernaal-Hütte

Route: Seesen – Schildautal – Futterplatz – Große Wulpke – Grüner Platz – Wegekreuz Keller – Wegekreuz Spinne – Spitziger Berg – Tatern- platz – Kreuzbach-Hütte / Silbernaal-Hütte (18 bzw. 19 km) Alternative von zur Kreuzbach-Hütte/

Fotos: Richard Goedeke (2), Richard Klinger Otto Fotos: Silbernaal-Hütte: Goslar – Hessenkopf – Hahnen- klee – Bockswiese – Zellerfeld – Einersberg – Kreuz- bach-Hütte/Silbernaal-Hütte (18 km), Variante für Rad bei Beginn von Goslar anfangs: Goslar – Langelsheim – Papental – Kurtsberg – Vereinsplatz – Kalte Birke – Schnapsplatz – Sternplatz – Futter- platz. Dann wie oben (insgesamt 51 bzw. 52 km).

Ausgangspunkt ist die Stadt Seesen, die einen landschaftlich besonders reichhaltigen Tour- start bietet oder alternativ Goslar, altehrwür- dige Kaiserstadt und Weltkulturerbe. Von See- sen führt die Strecke auf ruhigen Forstwegen V.o.n.u.: über einen Teil des 20 Kilometer langen, von Der Brockengipfel Laub- und Nadelwald geprägten Westkamms im Sommer – gute (in der Radvariante über den gesamten Kamm). Sicht vom höchsten Nahziele von beiden Hütten sind das Berg- Punkt. Der Bro- werksmuseum und die Mineraliensammlung ckengipfel kann der Technischen Universität in Clausthal, das zu Fuß oder mit Bergwerksmuseum in Wildemann und die Iber- der Bahn erreicht ger Tropfsteinhöhle. werden; Sonnen- aufgang auf 1142 2. Etappe: Sepp-Ruf-Hütte/Kreuzbachhütte – Meter Höhe. Dammgraben – Wolfswarte – Hüttengasthof Torfhaus oder Malepartus-Hütte in Oderbrück

Route: Hütten – Untere Innerste – Flambacher Teiche – Hasenbacher Teich – Buntenbock – Nasse- wieser Teich – Innerstesprung – Huttaler Graben – Polsterhai – Sperberhaier Dammgraben – Morgen- brodsthaler Graben – Großes Wehr – Sösestein – Stieglitzecke – Branderweg – Philippbrücke – Oker- stein – Wolfswarte (910 m) – Torfhaus (Hüttengast- hof Torfhaus) oder noch über den Märchenweg wei- ter nach Oderbrück (Malepartushütte) (insgesamt 23 bzw 27 km).

Diese Strecke führt zunächst durch einen von idyllischen Teichen und Grabensystemen des ehemaligen Bergbaus geprägten Teil der Harz- hochfläche. Zahlreiche Wassersammelgraben waren im 18./19. Jahrhundert angelegt wor- den, um die nötige Antriebsenergie für die Mühlräder des Bergbaus zu liefern. Weiter geht es hinauf ins zentrale Bergland des Harzes. Unterhalb der Philippbrücke zweigt von der Straße ein steiler Steig rechts ab und geht in den oberen Partien in einen blockreichen Forst- weg über, der bei Regen reichlich unbequem

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und glatt sein kann. Zwischen Fichtenstämmen zeigt sich ein Blockmeer und der aus scharf- kantigen Blöcken aufgebaute Okerstein. Nach kurzem Anstieg endet der Pfad auf einer Forst- straße, die als Baumannsweg zur nächsten Klippe, der 918 Meter hohen Wolfwarte führt. Typisch für die Landschaft in dieser Höhe sind Hangmoore. Von der Wolfswarte geht es ent- weder auf direktem Weg zum Hüttengasthof Torfhaus oder weitere vier Kilometer über den Märchenweg nach Oderbrück zur Malepartus- hütte. Nahziele vom Torfhaus: Nationalpark- haus, Torfmoor (mit Holzsteg), Magdeburger Weg durch die Steile Wand (ehemalige Karni- Fotos: Thomas Stephan/GEO Tag der Artenvielfalt (2), der Klinger Otto Artenvielfalt (2) Tag Thomas Stephan/GEO Fotos: sche eines eiszeitlichen Gletschers). Schöne Loi- pen. Mit Erdgas-Bus im Sommer Fahrt bis direkt zu den Rabenklippen und Hausmanns- klippen im Eckertal möglich (lohnende Kletter- felsen, aber Hausmann erst ab August frei). Nahziele von der Malepartushütte: Bestei- gung des Achtermanns (925 m) und Wurmber- ges (971 m), Oderteich.

3. Etappe: Etappe: Hütten – Eckersprung – Brocken – Basislager Brocken

Route: Von Torfhaus über den Goetheweg, von Oderbrück über Kaiserweg und Dreieckigen Pfahl zum Eckersprung, dann entlang der Bahnlinie der Schmalspurbahn auf dem Neuen Goetheweg (hier müssen Radfahrer ihr Rad schieben) und zuletzt über die Brockenstraße zum Brockengipfel. Abstieg über Brockenstraße – Eckerloch – Schierke Basisla- ger Brocken (15 km). Variante für Radfahrer: Vom Brockengipfel Ab- fahrt nur auf der Brockenstraße.

Dieser Tag bringt an Hochmooren und Klippen vorbei die Überschreitung des Brocken (1142 m), des höchsten Berges im Harz und Kern- stück des Nationalparks Hochharz. Als einzi- ge Mittelgebirgshöhe Deutschlands besitzt der Brocken eine waldfreie Kuppe. Bei klarem Wet- ter und optimaler Fernsicht kann man vom Brocken einen einzigartigen Panoramablick Vom Oberen Klip- genießen: im Nordosten die Domtürme von penweg geht der Magdeburg, im Südwesten die Höhen des Sau- Blick zur Grane- erlandes, im Süden die Kuppen der Rhön und talsperre (o.); die im Südosten vom Kyffhäuser, über Köterberg, Rabensteinklippen Ith und Hils im Weserbergland bis in den Thü- (M.li.); Wanderer ringer Wald mit Wartburg und Inselsberg sowie am Oberharzer zum Meißner bei Kassel. Wasserregal Nahziele von Schierke Basislager Brocken (M.re.); am sind die Feuerstein- und die Schnarcherklippen, Achtermann (u.). beides lohnende Kletterfelsen. Weiteres attrak-

DAV Panorama 5/2004 33 tives Ziel ist das romantische und bei Wande- rern beliebte Tal der Kalten Bode.

4. Etappe: Schierke – Hohneklippen – Werni- gerode Fotos: Richard Goedeke Richard Fotos: Route: Schierke – Bahnhof – Feuersteinklippen – Ahrensklint – Leistenklippe – Beerenstieg – Ottofel- sen (Kletterfels) – Gebohrter Stein (Kletterfels) – Gasthaus Steinerne Renne – Steinerne Renne – Bahnhof Steinerne Renne – – Wernige- rode (17 km). Abkürzung nach zur Harz- querbahn: Von der Leistenklippe an der Bärenklip- pe vorbei hinab zum Glashüttenweg und nach Drei Annen Hohne zur Harzquerbahn (bis Bhf 9 km). Alternative für Radfahrer: Schierke – Bahnhof Schierke – Bahnparallelweg – Brockenstraße – Brockenbett – Glashüttenweg – Trudenstein (von hier evtl. Abstecher zu Fuß zur Leistenklippe) – Ski- hütte – Oberer Hohneweg – Forsthaus Hanneken- bruch – Gasthaus Steinerne Renne – Bielstein- chaussee – Hasserode – Wernigerode (etwa 24 km). Diese Etappe führt durch teils urige Waldsze- nerien über die felsige Kuppe der Hohne am Ostrand des zentralen Berglandes hinab ins reizvolle Wernigerode (Fachwerkidylle, alte Kirchen, Schloss). :info: Alpenvereins-Stützpunkte Gegenüber vom Parkplatz am Ortseingang von Schierke geht es aufwärts zum Bahnhof. Kreuzbachhütte (450 m), direkt an der Straße durch das Innerstetal zwi- Über die Gleise der Brockenbahn führt der Weg schen Wildemann und Clausthal, in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude. – parallel zur Bahn – nach einem kurzen Ab- Anmeldung bei DAV-Sektion Bremen, Eduard-Grunow-Straße 30, 28203 stecher zu den turmförmigen Feuersteinklippen Bremen, Tel.: 0421/7 24 84, Fax: 0421/7 90 87 45, E-Mail: Geschaefts- leicht ansteigend zum Ahrensklint. Die speziel- [email protected]. len Felsformationen im Brockengebiet mit ih- Sepp-Ruf-Hütte (480 m), direkt an der ausgeschilderten Abzweigung der ren senkrecht und waagrecht angeordneten Straße von der Talstraße zur Unteren Innerste, etwa 500 Meter von der Klüften haben übrigens schon den begeisterten Kreuzbachhütte entfernt (in der Karte als Lokalität „Silbernaal“ einge- Harzwanderer Goethe auf seiner Reise 1784 in tragen). 39 Betten in 2-4-Bett-Zimmern, Kochgelegenheit. Information und Anmeldung bei DAV-Sektion Hamburg, Tel.: 040/35 22 88, Fax: ihren Bann gezogen. Die nächste Felsburg, die 040/35 43 64, E-Mail: [email protected]. Leistenklippe, bietet einen Blick auf den Harz- rand und das Vorland. Von dieser nahezu Hüttengasthof Torfhaus (800 m), direkt neben dem Informationszentrum baumfreien Granitlandschaft geht es über den des Nationalparks gelegen, günstig auch für den Hexenstieg, 27 Betten, 20 Lager. Information und Anmeldung bei Pächter Fam. Gödecke, Hüt- wenig auffälligen, uralten Fußweg Beerensteig tengasthof Torfhaus 25, 38667 Bad Harzburg, Tel.: 05320/212, Fax abwärts, vorbei an den Kletterfelsen 05320/33 10 00, www.torfhaushütte.de und www.dav-huetten-gast- und Gebohrter Stein. Der Steig erfordert auf hof.de. unebenem Gelände und einem Abstieg von 250 Malepartushütte (800 m), in Oderbrück Nord gelegen, günstig auch für Höhenmetern Trittsicherheit. An der Gaststät- Hexenstieg und Kaiserweg, 31 Betten, 16 Lager, Selbstversorgerhütte, te „Steinerne Renne“ am gleichnamigen Was- DAV-Sektion Hildesheim. Information und Anmeldung über Tel.: 05121/13 serfall bietet sich ein Zwischenstopp an. Über 42 08, Fax: 05121/69 41 87, E-Mail: [email protected], www.dav-hildes- Hasserode geht es schließlich zum Zielpunkt heim.de. Wernigerrode. Basislager Brocken (550 m), in Schierke gelegen, Selbstversorgerhütte. Die vorgeschlagene Route kann mit Nut- Information und Anmeldung über DAV-Sektion Wernigerode, Tel.: 0172/3 zung der originellen Harzquerbahn auch ver- 73 45 38 oder 039455/5 15 46, Fax: 039455/5 15 48, www.dav-basis- kürzt werden. Diese Etappe ist jedoch weithin lager-brocken.de. nicht fahrradkompatibel, deshalb ist für Rad- fahrer eine komplette Alternative nötig.

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Zehn Jahre Nationalpark Harz

Der östliche, im Land Sachsen-Anhalt gelege- ne „Nationalpark Hochharz“ wurde 1990 in der letzten Sitzung der DDR-Volkskammer be- schlossen, der westliche, in Niedersachsen gelegene „Nationalpark Harz“ 1993 vom niedersächsischen Landtag. Die kleinere sach- sen-anhaltinische Fläche wurde später noch erweitert. Der Zuschnitt der Schutzflächen er- folgte so, dass ein repräsentativer Streifen vom südlichen Gebirgsfuß über die Hochflächen und das zentrale Bergland bis zur nördlichen Fußstufe des Gebirges den Park bildet. Darin liegen bereits naturnahe, nach Gestalt und Lebensgemeinschaften typische Kernflächen in einem als Pufferzone dienenden Mantel von weiteren, derzeit weithin noch naturferneren Flächen. Nach 13 bzw. zehn Jahren Aufbau- arbeit steht jetzt die Vereinigung der beiden Nationalparks mit einer gemeinsamen Verwal- tung in Wernigerode bevor.

Erhaltung und Erlebbarkeit Ein großes Experiment In Sachsen-Anhalt wie in Niedersachsen wurde In der ersten Zeit gab es eine intensive Diskus- von Beginn an großer Wert auf breite Akzep- sion, ob man einen so stark von menschlichen tanz in der Bevölkerung gelegt. Die Zielsetzun- Eingriffen geprägten Raum überhaupt als Na- gen Erhaltung und Erlebbarkeit der Natur wur- tionalpark ausweisen könne, ohne die Idee vom den parallel verfolgt. Deshalb gingen Eingriffen Nationalpark als „einem Raum mit originaler und Beschränkungen jeweils ausführliche Dis- Natur“ zu beschädigen. Es setzte sich jedoch kussionsprozesse mit den betroffenen Gemein- der Gedanke durch, dass gerade in einem so den und Gruppen voraus dicht besiedelten Raum und es wurde für raum- wie dem nördlichen spezifische Erholungs- und Anfänglich kritische Deutschland ein größeres Sportaktivitäten auch im zusammenhängendes Ge- Nationalpark Entfaltungs- Distanz biet mit Vorrang für na- Linke Seite: Wernige- möglichkeit gelassen. So wurde gemildert türliche Prozesse sinnvoll rode Rathaus (o.); blieb zum Beispiel gleich und nötig ist, und eben der Gasthaus Steinerne bei der Einrichtung des eigentlich nationalpark- Renne; für Kletterer Nationalparks an einigen geeigneten und adäquate Zustand für weite Teile des Gebiets bieten sich zahlreiche traditionsreichen Klippengruppen das Klettern erst nach einer Phase der Renaturierung er- Klettermöglichkeiten weiterhin zulässig. Bei einigen nicht vermittel- reichbar sein wird. Damit wird der National- wie der Schießer baren Planungen wurde sogar auf die Umset- park zugleich ein großflächiges Experiment zur Feuerstein (r.). zung verzichtet. Auf diesem Wege gelang es, die Renaturierung und trägt dazu bei, wertvolle Rechte Seite: Wasser- anfängliche kritische Distanz einiger stark vom Erkenntnisse und Erfahrung zur Überwindung reichtum im Ilsetal (o. Tourismus lebenden Gemeinden zu mildern. von Landschaftsschäden auch anderswo zu ge- Schadach Volker Sektion Goedeke, Bremen, Richard der Artenvielfalt, Thomas GEO Stephan/ Tag Fotos: l.); die Kreuzbachhütte Das Qualitätssiegel „Nationalpark“ erweist winnen. zwischen Wildemann sich mehr und mehr als effektive Werbung für und Clausthal (o. r.); den Harz. Zugleich werden mit attraktiven An- Waldumbau an der Leistenklippe geboten des öffentlichen Nahverkehrs per Erd- Neben dem behutsamen Werben um Verständ- (M.); die Wasseramsel gasbus weitere Schritte in Richtung Ökotou- nis für Natur und ihren Wert ging die Haupt- fühlt sich in Harzer rismus gegangen. aktivität erst einmal in den Waldumbau. Die Gewässern wohl (u.).

DAV Panorama 5/2004 35 Wiederaufforstung der zu Beginn der Neuzeit der in einen artenreichen, von der Buche domi- durch den Bergbau und die Waldweide stark de- nierten Laubmischwald zurückzuverwandeln ist zimierten Waldbestände war auf der Basis öko- tatsächlich eine Jahrhundertaufgabe. Sie wurde nomischer Überlegungen und eines nur unvoll- angepackt durch Renaturierung der Fließgewäs- kommenen Verständnisses ser als Achsen der neuen der Naturzusammenhänge Entwicklung: mit Wieder- Foto: Nationalpark Hochharz Foto: erfolgt. So wurden weithin In den ersten zehn verlangsamen des durch standortfremde Baumarten Entwässerungsgräben be- angepflanzt. Dem Harzkli- Jahren wurde mehr schleunigten Wasserabflus- ma schlecht angepasste erreicht als erwartet ses, durch Entfernen der Fichtenarten prägen das Nadelholzbestände und heutige Landschaftsbild durch Einbringen stand- und schädigen durch Versauerung die Wasser- ortgerechter Baumarten wie Erlen und Weiden. qualität, die Bodenverhältnisse und damit die Ein weiterer erster Schwerpunkt wurde im Re- Artenvielfalt. Diese Fichtenmonokulturen wie- naturieren der Waldränder gesetzt. Ebenso pflanzte man in die Fichtenbestände zunehmend Inseln von Laubbäumen, vor allem der Buche, :info: Unterwegs im Nationalpark die später einmal zu einem standortgerechten Laubwald werden sollen, wie er bisher nur in Haus der Natur, Bad Harzburg Resten erhalten ist. Im Kurpark neben der Talstation der Burgbergseilbahn. Die über 400 Auf den Höhen des Harzes erfolgt der Quadratmeter große Erlebnisausstellung bietet viele Möglichkeiten Waldumbau durch Ersetzen der regionsfrem- selbst aktiv zu werden. Mit Spiel und Spaß werden Besucher an das den, mit weit ausladenden Ästen für Schnee- Thema Wald herangeführt. Den Einstieg in die Ausstellung stellt eine bruch anfälligen Fichtenarten durch die Pflänz- Waldkartei dar, die sich mit der Vielfalt der Harzer Tiere und Pflanzen be- linge aus den Restbeständen von autochthonen schäftigt. Fichten, die an einigen Stellen im Brockengebiet Öffnungszeiten: Di-So 10.00 bis 18.00 Uhr, Mo (außer an Feiertagen) Ruhetag, Tel.: 05322/78 43 37, Fax: 05322/78 43 39, E-Mail: fortunski. und am Oderteich die intensiven wirtschafts- [email protected] orientierten Eingriffe in das System überlebt ha- ben. Insgesamt konnte in den ersten zehn Jah- Nationalparkhaus Altenau-Torfhaus ren Tätigkeit bei den Waldumbaumaßnahmen An der B4 direkt gegenüber des Großparkplatzes, Bushaltestelle Torf- bereits mehr erreicht werden, als bei der Ein- haus. In der interaktiven Multimedia-Ausstellung ist zu erleben, was die richtung des Schutzgebiets erwartet wurde. Natur im Harz so einzigartig macht. Öffnungszeiten: April-Oktober, Mo-So 9-17 Uhr, November-März, Mo-So Hochmoor, Luchs und Ranger 10-16 Uhr, Tel.: 05320/263, Fax: 05320/266, E-Mail: torfhaus@t-online. de, www.torfhaus.info. Die störanfälligsten Biotope des Nationalparks sind die Hochmoore. Rigorose Zugangsbe- Nationalparkhaus schränkungen brachten hier den schmerzlichs- In der Ausstellung kann man eine Reise aus der Vergangenheit, vom ten Eingriff in die gewachsenen touristischen Bergbau-Harz, in die Gegenwart des Nationalparks unternehmen. Gewohnheiten. Das Betreten dieser früher be- Öffnungszeiten: April-Oktober, Mo-So 9-17 Uhr, November-März, Mo-So sonders im Winter von Skiläufern gern aufge- 10-17 Uhr, Tel.: 05582/92 30-74, Fax: 05582/92 30-71, E-Mail: national- suchten Bereiche wurde durchgängig verboten [email protected] – ein Prozess, der erst durch jahrelange Über- Brockenhaus zeugungsarbeit der Naturschutzbehörden, aber Auf dem Gipfel des höchsten Harzberges ist in der Ausstellung „Augen auch der grundsätzlich zu naturschonendem auf und durch!“ zu erfahren, was Hexen und Teufel auf dem Berg zu su- Verhalten bereiten Sportvereine möglich wur- chen haben, welche Tier- und Pflanzenarten dem rauen Klima am Bro- de. Immerhin wurden an einigen Stellen für Be- cken trotzen, wieso der sagenumwobene Berg heute zum Nationalpark sucher Möglichkeiten offengehalten, auch die- gehört und vieles mehr. se eindrucksvollen Szenerien zu erleben – am Öffnungszeiten: täglich 9.30 bis 17 Uhr, Tel.: 039455/5 00 05, Fax: 039455/5 00 06, E-Mail: [email protected], www.nationalpark- besten auf dem extra für Wanderer am Torf- brockenhaus.de. moor bei Torfhaus gebauten Moorsteg. Um den Tieren ausreichend große störungs- Weitere Infos und Hinweise zum Veranstaltungsprogramm bekommen Sie unter www.na- arme Bereiche zu schaffen, wurde zudem eine tionalpark-harz.de, www.nationalpark-hochharz.de. Ausdünnung des Netzes von Forst- und Wan- derwegen vorgenommen. Auch dies geschah

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erst nach einem langen Diskussionsprozess, der viel Fingerspitzengefühl erforderte. Immerhin hat die so verstärkte Beruhigung größerer Flä- chen vermutlich dazu beigetragen, dass das symbolträchtige Projekt der Auswilderung des vor 150 Jahren im Harz ausgerotteten Luchses erfolgreich ist. Um die Durchsetzung der Regelungen küm- mern sich fest angestellte, sorgfältig geschulte Ranger und eine große Zahl von ehrenamt- lichen Waldführern in den Nationalparkhäu- sern und Infostellen im Rahmen von Informa- tionsangeboten an Gruppen und Schulklassen sowie über Einzelgespräche bei Streifen vor

Ort. Der häufigste Verstoß gegen die National- (2), der Katja Hagen Artenvielfalt Tag Thomas Stephan/GEO Fotos: parkregeln ist nach wie vor die Nichteinhal- Linke Seite: Das Bro- tung des Leinenzwanges für Hunde. ckenhaus bietet eine Wichtigste Aufgabe sehen die National- umfangreiche Ausstel- parkmitarbeiterinnen und -mitarbeiter jedoch lung über den Hoch- in der Vermittlung der weltweiten National- harz. Rechte Seite: park-Philosophie: „Die Besucher mit Mitteln Die Auswilderung der unbeeinflussten Natur davon zu überzeu- von Luchsen ist gelun- gen, dass wir alle in unserem Verhältnis zur gen, für Schutzraum Natur, zu unseren Lebensgrundlagen umden- sorgen die Ranger. ken und umhandeln lernen müssen.“

Country Road, Co. Mayo

Die besten Routen zeigen einem die Einheimischen.

Und auf deren Gespür können Sie sich verlassen. Entlang verwunschener Küsten und malerischer Hügelketten können Sie sich führen lassen. Oder selbst entdecken. Die falsche Route gibt es ohnehin nicht.

Gehen Sie auf Entdeckungstour! Infos unter 069/66800950 oder www.tourismireland.de

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