4.3. FACHKONZEPT VERKEHR UND TECHNISCHE INFRASTRUKTUR

BEREICH VERKEHR ...... 2

4.3.1. ALLGEMEINE ANGABEN ...... 2

4.3.2. BESTANDSANALYSE/ PROGNOSE UND KONZEPTION ...... 3

4.3.2.1. Straßennetz ...... 3 4.3.2.1.1 Bestand Straßennetz ...... 3 4.3.2.1.2 Konzeption Straßennetz...... 4

4.3.2.2. Bestand und Konzeption der einzelnen Verkehrsmittel...... 9 4.3.2.2.1 Ruhender Verkehr ...... 9 4.3.2.2.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ...... 16 Bahn ...... 16 Bus ...... 19 4.3.2.2.3 Fußgänger ...... 23 4.3.2.2.4 Radverkehr ...... 24

BEREICH TECHNISCHE INFRASTRUKTUR ...... 27

4.3.3. ALLGEMEINE ANGABEN ...... 27

4.3.4. BESTANDSANALYSE UND PROGNOSE SOWIE ZIELE UND KONZEPTION ...... 28

4.3.4.1. Wasserversorgung ...... 28

4.3.4.2. Abwasserentsorgung ...... 30

4.3.4.3. Energieversorgung ...... 33

4.3.4.4. Abfallentsorgung/ Wertstofferfassung ...... 38

Anhang Karten Karte 1 Hauptstraßennetz Karte 2 Verkehrswegezustand Karte 3 ÖPNV-Netz Bus/ Bahn Karte 4 Radwanderwege

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im 1 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Bereich Verkehr

4.3.1. ALLGEMEINE ANGABEN

Akteure/ Beteiligte Stadtverwaltung Reichenbach FB 3, Abt. Stadtplanung/ Baumanagement FB 4, SG Verkehrswesen Reichenbacher Verkehrsbetrieb Gerlach GmbH Straßenbauamt Landratsamt

Welche Anforderungen werden an die Verkehrsentwicklung in Reichenbach gestellt? Von welchen übergeordneten oder stadteigenen Planungen wird das VK beeinflusst? Wie ist der derzeitige Zustand? Welche Stärken und Schwächen bestehen?

 Entwicklung von Maßnahmen zur Zielerfüllung und deren Auswirkungen

Allgemeine Ziele - Entwicklung einer optimalen Mobilität und Sicherheit aller am Verkehrsgeschehen beteiligten Personen - Schnelle Erreichbarkeit aller öffentlicher Einrichtungen und Einrichtungen mit hoher Kundenfrequenz - Die Berücksichtigung von städtebaulichen, ökologischen und ökonomischen Belan- gen

Beachtung übergeordneter Planungen bzw. Studien Landesentwicklungsplan Sachsen Regionalplan Südwestsachsen Fachlicher Entwicklungsplan Verkehr Sachsen Bundesverkehrswegeplan Kreisstraßenkonzeption Vogtlandkreis Radverkehrskonzeption für den Freistaat Sachsen Verkehrserhebung 2003 – Mobilität in Städten (TU Dresden)

Vorhandene Fachplanungen Entwurf Verkehrskonzept 2002 für Gesamtstadt Reichenbach

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - 2 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

4.3.2. BESTANDSANALYSE/ PROGNOSE UND KONZEPTION

4.3.2.1. Straßennetz

4.3.2.1.1 Bestand Straßennetz

Eine gut ausgebaute und gegliederte Verkehrsinfrastruktur ist eine der wesentlichsten Vo- raussetzungen für eine nachhaltige positive Entwicklung Reichenbachs. Reichenbach besitzt grundsätzlich durch die Anbindung an die A 72, die B 173 und die B 94 einen überdurchschnittlich guten Anschluss an das nationale Fernstraßennetz. Die im Nov. 2007 fertiggestellte S 289 ergänzt und optimiert die verkehrliche Vernetzung.

Das Straßennetz Reichenbachs gliedert sich grob in (siehe dazu auch Karte 1 „Hauptstraßennetz“):

Bundesstraßen:

B 173 => Plauen - Reichenbach – Zwickau (u.a. Friedensstraße, Zwickauer Straße) B 94 => Reichenbach – Greiz (u.a. Rosa- Luxemburg- Straße, Klinkhardtstraße)

Staatsstraßen:

S 289 => Ortsumgehung Reichenbach S 282 => Reichenbach - S 295 => Göltzschtal

Kreisstraßen: K 7810 => Alte Lengenfelder Straße in Richtung Schneidenbach K 7811 => Plauensche Straße in Richtung Mühlwand K 7817 => Cunsdorfer Straße über die Kneippstraße, die Brunner Straße und die Dr.-Eckener-Straße nach Brunn wichtige Ortsstraßen (Gemeindeverbindungsstraßen)

• Rotschauer Weg • Kahmerer Straße • Schönbacher Weg • Oberneumarker Weg • Dammsteinstraße • Obermylauer Weg • Ruppelte Weg wichtige innerstädtische Straßen (kommunale Straßen)

• Bahnhofstraße mit Am Graben • Oberreichenbacher Straße und Untere Dunkelgasse • Karolinenstraße

Die Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt sind die B 94 und B 173, die Bahnhofstraße, der Straßenzug Karolinenstraße – Rathenaustraße – Bebelstraße - Humboldtstraße, Am Graben und die Oberreichenbacher Straße.

Die Karte 2 „Verkehrswegezustand“ zeigt in einem groben Überblick den Zustand der Ver- kehrswege in Reichenbach.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 3 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Es kann ausgesagt werden, dass vor allem in der Innenstadt zahlreiche Straßen und Fuß- wege durch grundhaften Ausbau saniert worden sind und sich daher in einem guten bis sehr guten Zustand befinden.

Im Zentrum gibt es nur noch wenige Verkehrswege (Trinitatisgasse, Ackermannstraße), die per grundhaften Ausbau oder über das Deckenbauprogramm instandgesetzt werden müs- sen.

Anhand des Maßnahmeplans des städtischen Haushaltes und der Prioritätenliste werden die verbleibenden Straßen und Gehwege nach und nach in Angriff genommen. Dabei muss er- wähnt werden, dass die Entscheidungen, welche Straßen ausgebaut werden sollen, jeweils von den zur Verfügung stehenden Förderprogrammen mitentscheidend gesteuert werden. Die Instandsetzung ist auch abhängig von den Baumaßnahmen der jeweiligen Versorgungs- träger. So wird meist im Anschluss von umfangreichen Arbeiten am Leitungs- und Kabelnetz eine Fahrbahnerneuerung vorgenommen oder von vornherein eine komplexe Maßnahme mit allen Ver- und Entsorgungsnetzbetreibern geschmiedet.

Für bestimmte Straßenabschnitte, in denen die Fahrbahn sichtbar uneben bzw. stark abge- nutzt ist, werden mit der umfangreichen jährlichen Schlaglochflickung oder OBN- Maßnahmen (abhängig vom jeweiligen Zustand) die notwendigen Ausbesserungsmaßnah- men durchgeführt. Durch die letzten starken Winterperioden sind erhebliche Frostschäden an den Straßenoberflächen entstanden, die mit dem „normalen“ Budget der Schlaglochfli- ckung nicht behoben werden können. Der punktuell verursachte Instandsetzungsbedarf ist erheblich gestiegen.

Instandsetzungsbedarf für größere Streckenabschnitte besteht zum großen Teil noch zu bzw. in den Ortsteilen. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass es sich dort zumeist um Kreis- straßen handelt, die in der Straßenbaulast des Vogtlandkreises liegen. Damit werden Bau- maßnahmen der Stadt (z.B. Fußwegeerneuerung) erst sinnvoll in Verbindung mit Straßen- baumaßnahmen des Vogtlandkreises vorgenommen. Beispiele dafür sind die Deckenerneuerungen der Kreisstraßen in Brunn und Rotschau im Jahr 2009 durch den Vogtlandkreis und die damit verbundenen Fußweginstandsetzungen, welche kostenseitig durch die Stadt Reichenbach getragen wurden.

4.3.2.1.2 Konzeption Straßennetz

Es ist davon auszugehen, dass der Straßenverkehr zukünftig seinen jetzt schon großen Ein- fluss auf das alltägliche Leben der Menschen weiter behalten, wenn nicht gar ausdehnen wird. Trotz der Tatsache, dass die Einwohnerzahlen stetig sinken (siehe Demographische Entwicklung).

Daher gibt es nicht nur in der Innenstadt hinsichtlich Streckenführung und Zustand der Stra- ßen Verbesserungsbedarf, sondern auch für das gesamte Stadtgebiet bestehen notwendige durchzuführende verkehrliche Infrastrukturmaßnahmen, die die allgemeinen Ziele der Ver- kehrskonzeption - Entwicklung einer optimalen Mobilität und Sicherheit aller am Verkehrsgeschehen beteiligten Personen - Schnelle Erreichbarkeit aller öffentlicher Einrichtungen und Einrichtungen mit hoher Kundenfrequenz - Die Berücksichtigung von städtebaulichen, ökologischen und ökonomischen Belan- gen verwirklichen sollen.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 4 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Durch Koordination aller Verkehrsplanungen der verschiedenen Träger und deren späteren Umsetzung sowie der Optimierung der Organisation des vorhandenen Straßennetzes kann eine Steigerung der Leistungsfähigkeit des Verkehrs erreicht werden. Ein wichtiger Schritt war die Fertigstellung der S 289 Ortsumgehung Reichenbach im Jahr 2007 als ein Teil der Westtrasse, die die A 72 und A 4 verbinden soll.

Die Aufgabe und das Ziel, den Großteil des überörtlichen Durchgangsverkehrs, vor allem den Schwerlastverkehr, aufzunehmen und dadurch die Innenstadt Reichenbachs dahinge- hend zu entlasten, soll die Ortsumgehung erfüllen. Im baulichen und räumlichen Zusammenhang mit der S 289 steht der notwendige 4-spurige Ausbau der B 94 (Teilstück zwischen S 289 und Autobahnanschlußstelle). Damit würde die B 94 den netzplanerischen und verkehrlichen Anforderungen an ihre Zubringerfunktion zur A 72 gerecht. Das dazu notwendige Planfeststellungsverfahren hat jedoch noch nicht begon- nen, so dass eine Realisierung nicht vor 2014 erfolgen wird.

Sowohl die Planung als auch der (Nicht-)Ausbau der B 94 hat Auswirkungen auf die Ent- wicklung des Industriegebietes PIA II. Ungeachtet dessen wurde die Kreisstraße 7810 im PIA II-Gebiet aufgrund der Firmenansiedlungen umverlegt. Der weitere Neubau bzw. Rück- bau der K 7810 ist abhängig von der Realisierung der B 94. (  siehe Karte 1 sowie Fach- konzept Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel) Der gegenwärtige Entwurfsstand zum Ausbau der B 94 ist nicht endgültig, die beteiligten Behörden und Interessengruppen werden im Zuge des Fortgangs des Planfeststellungsver- fahrens neue Varianten erörtern. Dabei zu beachten sind jedoch die Wechselwirkungen mit den angrenzenden Gewerbegebieten PIA I und II und „Kaltes Feld“, deren Bauleitpläne ebenfalls verbindliche Festsetzungen enthalten. So sind die Planungen für die Übergänge zur S 289 und den Gewerbegebieten wie Kreisverkehr, knotenpunktsfreie Strecke oder am- pelgesteuerte Kreuzungen gegeneinander abzuwägen. Die Variantenuntersuchung erfolgt unter dem Gesichtspunkt der Gewährleistung einer flüs- sigen und sicheren Verkehrsführung.

Im Zusammenhang mit der Planfeststellung der S 289 sind auch Untersuchungen und Daten zu derzeitigen und zukünftigen Verkehrsbelastungen für die Hauptverkehrstraßen des Rei- chenbacher Straßennetzes erarbeitet worden. Die Angaben zeigen die Verkehrsbelastungen für - das Jahr 2000 - das Jahr 2015 ohne S 289 - das Jahr 2015 mit S 289 auf.

Trotz des Baus der Ortsumgehung S 289 wird mit einer erhöhten Verkehrsstärke auf der B 94 gerechnet, die ohne die Ortsumgehung noch wesentlich höher liegen würde. Hinzuzufügen ist, dass mit einem vierspurigen Ausbau der B 94 wiederum eine Steigerung zu erwarten ist, die der Prognose – ohne S 289 – entsprechen würde. Für die B 173 bliebe der 2015-Wert, auch mit den Bauvorhaben, nahezu gleich.

Die folgenden Jahre werden zeigen, in welchem Ausmaß die S 289 Einfluss auf das Ver- kehrsverhalten in und um Reichenbach hat und ob z.B. dann das Vorhaben - Teilortsumgehung B 173 - als direkte Verbindung zwischen Agnes-Löscher-Straße und Cunsdorfer Straße noch verkehrstechnisch notwendig und sinnvoll ist.

Der Zustand der verkehrlichen Erschließung des Geländes der Entsorgungsfirma Glitzner mit Deponie im Ortsteil Schneidenbach ist langfristig als nicht zufriedenstellend anzusehen. Der entstehende gewerbliche Verkehr wird über die durch Wohnen geprägte Ortslage ge- führt. Der bauliche Zustand der Straße Weißensander Weg sowie die Straßenentwässerung bedürfen einer Instandsetzung.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 5 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Die Kreisstraßenkonzeption des Vogtlandkreises sieht vor, bestimmte Kreisstraßen im Sinne des Sächs. Straßengesetzes abzustufen und den zuständigen Gemeinden zu übergeben. Die Stadt Reichenbach erkennt die Notwendigkeit zur Neuordnung der Unterhaltung des Kreisstraßennetzes, allerdings wird die Übernahme von Straßenabschnitten der K 7810 und K 7817 mit deren jetzigem Zustand seitens der Stadt abgelehnt.

Das Hauptziel für die kommunale Straßenverkehrsplanung ist die:

Neuordnung der Verkehrslenkung und Neuausrichtung der Verkehrsströme im Innenstadtbereich

Die Umsetzung soll durch partielle Änderung der Verkehrsführung (Verteilung der Verkehrs- ströme über bestehende Verkehrwege, im Einzelfall auch Neubau) geschehen, so dass dadurch eine funktional und gestalterisch nachvollziehbare Abgrenzung von Quartieren ent- steht. Eine Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur in den am meisten belasteten Stadtberei- chen soll durch einen qualitativ verbesserten Ausbau vorhandener Knotenpunkte und Fahr- bahnen geschehen, welche in Zuständigkeit der Stadt Reichenbach oder übergeordneter Straßenbaulastträger stehen.

Beispiel: Der 2012 bevorstehende Umbau des Knotenpunktes Dr.-Külz-Straße/ Klinkhardt- straße (B 173) zum Kreisverkehr durch den Freistaat Sachsen (SBA Plauen), da dieser ei- nen Unfallschwerpunkt darstellt.

Langfristig ist beabsichtigt, auch die innerstädtischen Straßen soweit wie möglich vom Durchgangsverkehr zu befreien bzw. ihn schnell durchzuleiten. Der Straßenraum ist lediglich für den Anliegerverkehr und Besucherverkehr attraktiv zu gestalten, welche für sich allein jedoch auch schon eine Belastung darstellen. Ein geordnetes und störungsarmes Ein- und Abfließen dieses Verkehrs gelingt allerdings nur, wenn der Binnenverkehr (z.B. Parksuch- verkehr) ausreichend Möglichkeiten besitzt, für ihn wichtige Bereiche unkompliziert in gerin- ger Entfernung zu erreichen.

Dies soll konkret erreicht werden mit:

Der Schaffung eines Innenstadtringes , d.h. den innerstädtischen Durchgangsverkehr auf wenige Straßen zu verteilen. Der Stadtring soll ein schnelles Abfließen des Durchgangs- und Binnenverkehrs ermöglichen. Stichwort: Vermeidung von Abkürzungen, Erweiterungsmöglichkeiten ( siehe Karte 1 sowie Fachkonzept Städtebau, Denkmalpflege und Wohnen)

Die verkehrlichen Erschließung des Güterbahnhofsgeländes als neue Verbindungsstre- cke zwischen Zwickauer Straße und Kreisverkehr am Bahnhof

Die Straße führt über den Bereich des ehemaligen Güterbahnhofes und schafft eine Direkt- verbindung zwischen der Zwickauer Straße und der Fedor-Flinzer-Straße (Verknüpfungsstel- le). Gleichzeitig entstehen Einmündungsbereiche/Anschlüsse mit der Solbrigstraße und der Weinholdstraße. Die Anlage großflächiger innenstadtnaher Parkplätze ist anzustreben. Es besteht die Möglichkeit, die Trasse östlich bis auf den Knotenpunktsbereich Rathenau- straße/ Bebelstraße weiterführen zu lassen. Grundvoraussetzung ist der Ankauf des Güter- bahnhofsgeländes durch die Stadt Reichenbach.

Die Umgestaltung des Knotenpunktes Bahnhofstraße/ Lessingstraße/ Dr.-Külz-Straße/ Goethestraße zu einen Kreisverkehr in Zusammenhang mit baulichen Maßnahmen auf dem Flurstück der Gebäude Dr.-Külz-Straße 1/3. Es gibt immer wieder (private) Bestrebun-

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 6 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

gen, das Grundstück nach Rückbau der brachliegenden Gebäude einer neuen Nutzung zu- zuführen, z. B. als Einzelhandelsstandort. Bei konkreten Bauabsichten muss es das Ziel sein, unter Einbeziehung des benachbarten Ehrenmals eine Umgestaltung des Knotenpunk- tes zu erwirken. In seiner Knotenpunktsform ist der Kreuzungsbereich etwas ungewöhnlich, da in die abbiegende Bahnhofstraße kurz nacheinander drei Nebenstraßen einmünden. Er wirkt zudem aufgrund seines Erscheinungsbildes und der Fahrbahnmarkierungen unüber- sichtlich.

Der Änderung der Verkehrsführung in bestimmten Straßen der Innenstadt und in Wohn- gebieten, z.B. durch Aufhebung von Einbahnstraßen oder Ausbau der Straßenbreite

Beispiel a) Das Projekt Solbrigplatz sieht vor, die Fritz- Schneider- Str., Solbrigplatz und Sol- brigstraße schrittweise gegenläufig befahrbar zu machen oder als Zwischenschritt einen Fahrtrichtungswechsel vorzunehmen. Dadurch werden Umwegfahrten vermieden (verrin- gert), die Humboldt- und Bahnhofstraße teilentlastet. Die Gegenläufigkeit der Straßen be- deutet den teilweisen Verlust von Parkplätzen, welches dem Parkhaus zu Gute kommt. Eini- ge Stellplätze für den Besuch von dort ansässigen Ärzten und der Apotheke sollen erhalten bleiben. Allerdings sind dafür bauliche und gestalterische Maßnahmen am Solbrigplatz not- wendig. Im oberen Teil der Fritz-Schneider-Straße und der Solbrigstraße wurde im Jahr 2006 die Fahrtrichtung gedreht. Die Verkehrsführung hat sich bewährt, da sie zu den o.g. positiven beabsichtigten Wirkungen führte. Am Gegensatz dazu werden die Fritz-Schneider-Straße und die Solbrigstraße nun stärker befahren. Grundsätzlich gilt, dass es sich bei der Fritz-Schneider-Straße, dem Solbrigplatz und der Solbrigstraße um Straßen innerhalb bebauter Gebiete mit maßgebender Verbindungsfunkti- on handelt. Aufgrund ihrer Lage und Funktion sind sie daher keine Anliegerstraßen. Die Straßen sind seit Jahrzehnten Bestandteil des innerstädtischen Verkehrsnetzes und in ihrer Verkehrsbedeutung ebenso zu betrachten wie jede andere Straße gleicher baulichen Gestal- tung im Stadtgebiet Reichenbach (z.B. Humboldtstraße, Weinholdstraße, Albertistraße). Die dazugehörigen Prüfungen ergaben, dass sowohl im verkehrsrechtlichen, im weiteren baurechtlichen Sinne als auch hinsichtlich immissionsschutzrechtlicher Belange die derzeiti- ge Verkehrsführung nicht zu beanstanden ist. Die Verkehrsführung wurde daher beibehal- ten.

Beispiel b) Gegenläufigkeit Weinholdstraße Diese Maßnahme ist vergleichbar mit dem Projekt Solbrigplatz. Die bisherige Regelung (Einbahnstraße) wird aufgehoben, da die Vorzugsvariante, die Busse von der Bahnhofstraße durch die Weinholdstraße führen, die Gegenläufigkeit der Weinholdstraße voraussetzt (Hin- und Rückfahrt identisch). Nur empfehlenswert, wenn Busverläufe unbedingt aus der Fuß- gängerzone in die Weinholdstraße verlegt werden sollen. Weiterhin sind die möglichen Aus- wirkungen auf die dortige Weinholdschule zu prüfen. Durch die Gegenläufigkeit entfallen im allgemeinen Stellplätze. Diese sollten an anderen Standorten neu geschaffen werden bzw. erhalten die bisherigen Standorte einen besseren Zulauf.

In den großen Wohngebieten wie Neubau- oder Wasserturmgebiet besteht die Möglichkeit einer räumlich begrenzten Änderung der Verkehrsführung. In Abhängigkeit der örtlichen Ge- gebenheiten, dem Verkehrsaufkommen, (Nicht-)Vorhandensein von Ausweichstellen oder Grundstückseinfahrten, Straßenzustand sowie Gefahr von Geschwindigkeitsüberschreitun- gen kann sich auf bestimmten Straßenabschnitten für eine Einbahnstraßenregelung oder gegenläufigen Verkehr entschieden werden. Damit wird für einen kleinteiligen Bereich inner- halb des Wohngebietes eine Verbesserung der Verkehrssituation erzielt. Da in der Winter- zeit häufig wetterbedingt die Verkehrsführung geändert werden muss, dienen diese zwangsweise ausgewiesenen Strecken zugleich als Test, inwieweit die provisorische Ver-

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 7 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

kehrsführung in Hinblick auf den Verkehrsabfluss Sinn macht und die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung vorhanden ist, um möglicherweise nach der Winterzeit diese Regelungen dauerhaft beizubehalten. Als Beispiel sei die bleibende Umstellung zur Einbahnstraße auf Teilen der Erich-Mühsam-Straße im Wasserturmgebiet genannt.

Der Bau der Teilortsumgehung der B 173 im Bereich zwischen Cunsdorfer Straße und der Agnes-Löscher-Straße oder als Alternative die Umgestaltung des Knotenpunktes Zwickauer Straße/ Cunsdorfer Straße (Kreisverkehr) Aufgrund der Dimension der Maßnahme, der örtlichen Gegebenheiten und der Verteilung der Straßenbaulast wird das Projekt nicht vordergründig weiterverfolgt. Es bleiben zunächst die Auswirkungen der S 289 abzuwarten. Da die TOU B 173 im aktuellen Bundesverkehrs- wegeplan 2003 immer noch als vordringlicher Bedarf eingetragen ist, besteht für die Stadt Reichenbach kein Anlass, diese Maßnahme abzuweisen. Da die Schaffung von Baurecht für die Teilortsumgehung allerdings nur über ein Planfest- stellungsverfahren nach dem Bundesfernstraßengesetz in Zuständigkeit des SBA Plauen erreicht werden kann, wurde die Aufhebung des B-Plan Nr. 2 „An der Schlachthofstraße“ aus baurechtlicher und ökonomischer Sicht im November 2010 beschlossen. Im Zusammenhang mit dem Neubau der Zentralen Feuerwache wäre als Ersatz zur TOU die Umgestaltung des Knotenpunktes Friedensstraße/ Cunsdorfer Straße (K-Straße) zum Kreis- verkehr erforderlich, um eine einwandfreie Alarmzufahrt für die Kameraden zu gewährleis- ten. Auch hier müsste in Zuständigkeit des SBA Plauen und des Landkreises ein umfassen- des Verfahren eingeleitet werden.

Des weiteren wird die Räumliche Erweiterung des verkehrsberuhigten Bereichs (VB) vom Marktplatz auf den Rossplatz beabsichtigt. Dort ist jedoch aufgrund der Rahmenbedingungen (Parkplätze, Aus- baugrad der Straße, Einordnung Straßenkategorie, zu erwartende Verkehrsbelastung) zu überprüfen, ob aus straßenverkehrsrechtlicher Sicht i.V.m. der Absprache der ansässigen Gewerbetreibenden eine Ausweisung zulässig und zweckmäßig ist. Grundsätzlich trifft diese Überprüfung auch für den bereits als VB ausgeschilderten Marktbe- reich zu.

Stadtgebiet allgemein Im Ortsteil Schneidenbach ist die bestehende verkehrliche Erschließung des Entsorgungs- betriebes Glitzner mit Deponie am Weißensander Weg langfristig als ungenügend zu be- trachten. Dies betrifft sowohl den Ausbaugrad der Straße und als auch den Zustand der Straßenentwässerung. Zudem wird der Zu- und Abgangsverkehr (Schwerlastverkehr) durch die bewohnte Ortslage Schneidenbachs abgewickelt. Die Schaffung einer einwandfreien verkehrlichen und emissionsverträglichen Erschließung wäre nur über den Ausbau der Ver- kehrsanlagen aus Richtung Weißensand gewährleistet. Da der Ortsteil Weißensand jedoch zur Stadt gehört, sind erhebliche Probleme bei der Umsetzung und Finanzierung des Vorhabens inbegriffen. (-> siehe auch Fachkonzept Umwelt)

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 8 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

4.3.2.2. Bestand und Konzeption der einzelnen Verkehrsmittel

Statistik: Verkehrsmittelanteile in der Stadt Reichenbach Quelle: Verkehrserhebung 2003

4.3.2.2.1 Ruhender Verkehr

Bestand Der Motorisierte Individualverkehr (MIV) nahm und nimmt durch die Änderung in den Sied- lungs- und Wirtschaftsstrukturen und dem Verlangen nach eigener unabhängiger Mobilität einen großen Anteil im Hinblick auf die einzelnen Verkehrsmittel ein. Bemerkbar macht sich dies durch den ansteigenden Pkw-Besitz pro Kopf. Zwangsläufig führt dies nicht nur zu Problemen bei der gesamten Verkehrsabwicklung auf unseren Stra- ßen, sondern auch zu einem erhöhten Flächenbedarf hinsichtlich notwendiger Stellplätze für die Pkws.

Auch das Vorhandensein von großzügig angelegten Parkbereichen kann nicht sicherstellen, dass jeder Bewohner einen Stellplatz für sein Fahrzeug direkt vor der Haustür oder jeder Kunde einen Stellplatz vor dem Geschäft vorfindet. Es kommt vordergründig darauf an, eine zumutbare Wegstrecke für jeden Einzelnen zu gewährleisten.

Das Nutzungsprofil von Stellplätzen stellt sich so dar, das im Bereich der Wohnbebauung Stellplätze vor der eigenen Haustür, vor allem vom späten Nachmittag bis zum frühen Mor- gen, gebraucht werden, in den Innenstädten dagegen die Stellplätze tagsüber während der Öffnungszeiten und Arbeitszeiten.

Stellplätze für Wohnen in den Randbereichen Die Stellplatzsituation in den beiden großen Reichenbacher Wohngebieten stellt sich wie folgt dar: Im Neubaugebiet West „Obermylauer Weg“ sind ca. 2300 Stellplätze, davon 40% öffentliche Stellplätze vorhanden. Der Rest sind vermietete Stellplätze der Wohnungsbauunternehmen, die sich meist in unmittelbarer Nähe der Wohnung befinden oder Stellplätze an öffentlichen Gebäuden oder auf privaten Grundstücken. Ansonsten wird auf den weiter entfernten öffent- lichen Stellplätzen geparkt. An den Wochenenden ist erkennbar, dass in bestimmten Straßenzügen ein Stellplatzdefizit herrscht und dadurch auf weiter vom Wohnstandort entfernte Stellplätze ausgewichen wer- den muss oder rechtswidrig entlang der Erschließungsstraßen geparkt wird.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 9 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Trotz der Tatsachen, dass das Angebot an Stellplätzen in einigen Bereichen der vorhande- nen Nachfrage nicht entspricht und teilweise widerrechtlich Kfz abgestellt werden, kann man im Neubaugebiet West von einem räumlich geordneten und akzeptablen Zustand sprechen. Hinzugefügt werden muss, dass dieser Mangel an öffentlichen Stellplätzen auch daher ent- steht, dass ein Teil der Fahrzeughalter, die einen privaten Stellplatz besitzen, trotzdem ihr Fahrzeug auf einen öffentlichen Stellplatz stellen, wenn dieser sich näher an der Wohnung als der von ihnen Gemietete befindet.

Die Wohnungsbauunternehmen vermelden den Trend, dass bei den Anwohnern immer mehr der Wunsch zu einer eigenen Garage ansteigt. Daher ist in Zukunft mit Errichtungen von Garagen im Wohngebiet zu rechnen. Hier ist eine geordnete Anlage von Garagenkom- plexen das städteplanerische Ziel. Abrissflächen bzw. private, bisher „unüberdachte“ Stell- flächen sollten dafür bevorzugt genutzt werden, anstatt Grünflächen zu versiegeln.

Im zweiten großen Reichenbacher Wohngebiet „Wasserturm“ beidseitig entlang der B 173 gibt es überwiegend öffentliche Stellplätze und kleinere privat bewirtschaftete Garagenkom- plexe.

Auch hier gibt es bis auf die Erich-Mühsam-Straße (geringe Straßenbreite, Begegnungsver- kehr) keine nennenswerten Mängel bzw. zusätzlichen Stellplatzbedarf.

Stellplätze für Einkaufen/Arbeit/Wohnen in der Innenstadt In der Innenstadt wird zwar eine geringere Stellplatzanzahl als in den Wohngebieten benö- tigt, gleichzeitig sind jedoch die zur Verfügung stehenden Flächen geringer.

Die für einkaufende Personen wichtigen, zur Fußgängerzone oder zum Marktplatz nächst gelegenen oder darauf befindlichen Stellplätze sind kostenpflichtige Kurzzeitparkplätze. Dies betrifft die Parkplätze auf dem Markt, Roßplatz, Mylauer Tor und Postplatz. Darüber hinaus gibt es auf den Einbahnstraßen der Innenstadt (Weinholdstraße, Fritz- Schneider- Straße, Weststraße) kostenlose Kurzzeitparkplätze, die tagsüber ausschließlich von Besuchern der Innenstadt genutzt werden. Durch die Neugestaltung des Marktplatzes und des Quartiers Mylauer Tor/ Roßplatz wurde das Stellplatzangebot insgesamt am und um den Marktbereich erhöht, aber gleichzeitig auch zergliedert.

Weiterhin gibt es in der Innenstadt Reichenbachs seit 1997 zwei größere Parkierungsein- richtungen (Parkhäuser): das privatwirtschaftlich betriebene Parkdeck der Sparkasse Vogt- land im Quartierinnenhof Bahnhofstraße/ Weinholdstraße/ Zenkergasse mit 167 Stellplätzen (ca. 50 öffentlich) und das städtische Parkhaus Marienstraße am Park des Friedens. Letzte- res bietet 399 öffentliche Stellplätze (davon ca. 100 dauervermietet) für das Stadtzentrum Reichenbach. Diese Parkierungseinrichtungen dienen der wirtschaftlichen Belebung der Innenstadt und tragen zur Stärkung der Zentrumsfunktion bei.

Seit 2007 besteht ein statisches Parkleitsystem für die innerstädtischen Parkplätze per Be- schilderung (Bezeichnung der Parkplatzstandorte mit einprägsamen Namen).

Grundsätzlich ist zu bemerken, dass in einem Mittelzentrum wie Reichenbach unter zumut- barer fußläufiger Erreichbarkeit von Handelseinrichtungen und Dienstleistern eine wesentlich geringere Wegstrecke verstanden wird als z.B. in einer Metropole.

Dabei ist festzustellen, dass im gesamten Innenstadtbereich eine ausreichende Stellplatzan- zahl für Besucher und Kunden vorhanden ist. Da jedoch bestimmte Stellplätze Standortvor- teile besitzen bzw. die Bereitschaft der Bürger zur Erledigung einer Wegstrecke nicht so hoch wie in einer Großstadt ist, werden bestimmte Stellplätze häufiger frequentiert als ande- re.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 10 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Im übrigen Stadtgebiet, besonders im Bereich der „Altstadt“ und Oberreichenbach, gibt es keine größeren, ausgebauten, öffentlichen Parkierungseinrichtungen. Die Pkws werden meist entlang der Straßen oder in vorhandenen Baulücken „wild“ abge- stellt. Hier ist entsprechend Neuordnungsbedarf gegeben. Bei Befragungen der Wohnbevöl- kerung wurde mehrheitlich die Stellplatzsituation in diesen Gebieten bemängelt und als ver- besserungsbedürftig charakterisiert.

Prognose Die Stellplatzverteilung/ Parkraumsituation liegt für den motorisierten Verkehrsteilnehmer im besonderen Interesse.

Das im Stadtentwicklungskonzept gestellte Ziel, nämlich die wirtschaftliche Belebung der Innenstadt, kann erreicht werden, in dem man ausreichend Stellplätze in der Innenstadt und somit den Individualverkehr von den Einkaufszentren der „Grünen Wiese“ weglockt. Dabei sind u.a. die Ausgeglichenheit zwischen kostenlosen und gebührenpflichtigen Park- plätzen, die durchdachte Standortwahl einzelner großflächiger, innenstadtnaher Parkplätze sowie die Steigerung der Attraktivität des Parkhauses als zentraler Anlaufpunkt für Besucher der Innenstadt zu beachten, damit die Verkehrsströme bewusst nur in/ durch bestimmte Stadtquartiere geleitet werden. Im krassen Gegensatz dazu steht das Ziel, den Parksuchverkehr in den Bereichen zu ver- mindern, in denen die Geschäfts- und Aufenthaltsfunktion dominieren soll. Aber genau in diese Bereiche möchte der Kraftfahrer mit seinem Fahrzeug so nah wie möglich hineinfah- ren. Es muss also eine gesunde Mischung zwischen beiden Standpunkten gefunden wer- den.

Die Parkraumkonzeption ist ein wichtiges Steuerungselement des Verkehrskonzeptes, da die Bereitstellung bzw. Beschränkung von Parkraum die Verkehrsströme und die Verkehrs- mittelwahl nachhaltig beeinflusst.

Auch die Möglichkeiten der Nutzung neuer Technologien fassen im Parkraummanagement Fuß. So ist seit Oktober 2008 das mParking in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Vogtland an städtischen Parkscheinautomaten möglich, welches das Lösen des Parkscheins über das Handy zulässt und somit die Kleingeldsuche erspart.

In den Wohngebieten zeigt sich ein verstärktes Interesse der Anwohner für eine Garage (oder Carport) in unmittelbarer Wohnortnähe, welches an die Wohnungsbauunternehmen herangetragen wird. Dies kann nachvollzogen werden, da diese Anlagen neben der Gewiss- heit eines eigenen, immer frei verfügbaren Stellplatzes auch einen besseren Schutz des Fahrzeugs vor Umwelteinflüssen und Vandalismus bieten.

Konzeption Das Abstellen des Fahrzeuges soll möglichst in der Nähe der eigenen Wohnung, des Arbeit- sortes oder am Ort der Dienstleistung (Geschäft, öffentliche Einrichtung) sein.

Im Sommer 2010 wurde ein Grundsatzbeschluss zur Umsetzung eines Parkraumkonzeptes im Technischen Ausschuss beschlossen. Inhaltlich ist der Entwurf des Parkraumkonzeptes in 3 Teile gegliedert:

Im 1. Teil wird eine moderate Erhöhung der gebührenpflichtigen, innerstädtischen und in- nenstadtnahen Parkplätzen und des Parkhauses vorgeschlagen.

Im 2. Teil wird die Möglichkeit der Erweiterung von sogenannten innerstädtischen und in- nenstadtnahen Bewohnerparkplätzen vorgeschlagen. Für diese Bewohnerparkplätze wird durch die Verwaltung die Erhebung einer Gebühr von 25,- €/Jahr vorgeschlagen.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 11 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Im 3. Teil wird die Verstärkung der Initiative zur Vermietung und Verpachtung von Stellplät- zen auf städtischen Grundstücken vorgeschlagen. Zur Vermietung der Stellflächen auf städtischen Grundstücken erfolgte zunächst eine Erfas- sung der möglichen städtischen Grundstücke. Darüber hinaus muss die Geeignetheit der Flächen geprüft und bauliche Erfordernisse (z.B. Bordsteinsenkungen) festgestellt werden. Eine weitere Prüfung hat hinsichtlich der förderrechtlichen Rahmenbedingungen zu erfolgen. Danach sollten unter Berücksichtigung von baulichem Aufwand und tatsächlichen Nutzen die Miet- bzw. Pachtzinsen gestaffelt festgelegt werden.

Innenstadt -> Parkraumkonzept

Für Anwohner: Mehrfach wurden durch Bewohner der Innenstadt das Begehren auf Bewohnerparkplätze vorgetragen. Die Zunahme des Individualverkehrs und die steigende Nachfrage nach Parkplätzen beein- trächtigen die Abwicklung des ruhenden Verkehrs und die Lebensqualität der Bewohner die- ser Quartiere.

Der Beschluss vom Januar 2011 über die Einrichtung von Bewohnerparkplätzen soll zu einer ausgewogenen Regelung zugunsten der Bewohner beitragen, da sich die Parksituation in diesen belasteten Bereichen entspannt und den Bewohnern der notwendige Parkraum be- reitgestellt wird. Die betroffenen Straßen befinden sich größtenteils im Gründerzeitgebiet, in der Altstadt zwi- schen Markt und Kirchplatz sowie zwischen Krankenhaus- und Landesgartenschaugelände.

Der Bewohner erhält ein Parkvorrecht gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. In Bereichen, in denen das Parken mit einer Parkscheibe zeitlich begrenzt ist, muss der In- haber eines Sonderparkausweises die angeordnete Höchstparkdauer nicht beachten. In Bereichen, die mit Eingeschränktem Haltverbot beschildert sind, ist der Bewohner von dem Verbot oder der Beschränkung ausgenommen. Bewohner sind nur diejenigen Personen, die in dem ausgewiesenen Gebiet tatsächlich woh- nen. Grundsätzlich erhält der Bewohner die Sonderparkberechtigung nur, wenn er Halter eines Kfz ist.

Anderseits wird durch den Rückbau ehem. Wohn- und Industriegebäude im Altstadt- bzw. Gründerzeitbereich beabsichtigt, punktuelle Mängel teilweise mit den freigewordenen Flä- chen bzw. Baulücken durch neue Stellplatzanlagen auszugleichen und somit bedarfsgerecht für die Nutzer (z.B. Anwohner der benachbarten Wohngebäude) bereitzustellen und das Wohnumfeld attraktiver zu gestalten.

Für Besucher und Kunden: Für die gesamten öffentlichen Stellplätze in der Innenstadt empfiehlt sich eine Optimierung der Parkgebühren bzw. der Parkzeit. Dabei soll die Parkgebührenhöhe regulativ eingesetzt werden, dass möglichst viele Fahrzeuge nacheinander für möglichst kurz begrenzte Zeit parken können. Absolut im Zentrum oder bei öffentlichen Einrichtungen befindliche Stellplät- ze werden teurer angesetzt als weitere entfernt liegende. Ziel ist, im Innenstadtbereich annähernd gleichmäßig verteilte großflächige Stellplatzangebo- te (siehe Grobdarstellung Seite 11) zu schaffen/ anzuordnen. Diese Stellplätze sollen eine schnelle fußläufige Erreichbarkeit der wichtigen sozialen und gewerblichen Einrichtungen im Zentrum ermöglichen. So entstanden auf der Abrissfläche der ehem. Sonntags Fabrik (Unte- re Dunkelgasse) weitere innenstadtnahe Kurzzeitparkplätze.

Die Variante der Nachnutzung von Abrissflächen für Stellplätze ist, unter Einhaltung städte- baulicher Anforderungen, vor allem im Innenstadtbereich, eine gangbare Prozedur, wobei der erhöhte Instandhaltungsaufwand für diese Flächen nicht außer Acht gelassen werden kann.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 12 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Diese Strategie gilt auch im Hinblick auf mögliche im Fachkonzept beschriebene Verände- rungen der innerstädtischen Verkehrsführung.

Die großflächigen, öffentlichen Stellplätze sind und werden mit Hilfe eines Parkleitsystems (integriert in der allgemeinen städtischen Beschilderung) entlang der Hauptverkehrsstraßen ausgewiesen. Das statische Parkleitsystem funktioniert gut. Die Einrichtung von dynamischen (elektronischen) Parkleitsystemen ist für die Stadt Rei- chenbach auch langfristig nicht vorgesehen.

Der Standort und die bauliche Ausführung des Parkhauses sind nicht mehr zu korrigieren. Es könnten lediglich technische Veränderungen (Einbau von Schranken, Änderung des Kas- siersystems [Zahlung der Parkgebühr nicht mehr im Voraus], Beleuchtung) durchgeführt werden, die jedoch mit finanziellem Aufwand verbunden sind. Der Wegfall von Parkplätzen im Umfeld würde dem Parkhaus mehr Zulauf bringen.

Es sollte nicht ausgeschlossen werden, dass langfristig die Stellplatzmöglichkeiten im Markt- bereich aufgehoben werden können. Aufgrund der hohen Frequentierung und der guten Lage der Parkplätze ist ein hoher Park- such- und Durchgangsverkehr vorhanden, der erheblich die Aufenthaltsfunktion des Markt- bereiches einschränkt und den Eindruck des Gebiets als Verkehrsberuhigten Bereich nicht erkennen lässt.

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Abbildung: Übersicht der innenstadtrelevanten Stellplatzmöglichkeiten (aufgrund ihrer Größe oder Standortes)

Die kleineren öffentlichen „Nischenparkplätze“, die sich zumeist in kleinen Nebenstraßen (z.B. in den Gassen in der Altstadt) befinden und punktuell lediglich 4-5 Stellplätze bieten und eine Menge Parksuchverkehr erzeugen, sollen überwiegend als Bewohnerparkplätze ausgewiesen werden. Im Hinblick auf den Rückbau einzelner Häuser und dadurch entste- hender Baulücken sollten dort in Einzelfällen weitere private Stellplätze geschaffen werden.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 14 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

So kann ein Wohnen in der Innenstadt mit eigenem Parkplatz „vor der Haustür“ wieder at- traktiv gemacht werden. Allerdings muss hier der Ausbildung von verschiedenen baulichen Variationen von Garagen und Carports entgegengewirkt werden, d.h. es muss eine städtebaulich verträgliche Integra- tion erfolgen. ( Fachkonzept Städtebau, Denkmalpflege und Wohnen)

Ergänzend sollte am Rande der Innenstadt ein großflächiger, kostenloser Parkplatz für Bür- ger geschaffen werden – vorzugsweise im südlichen Bereich (z.B. Altstadtbereich oder auch Bahngelände, ehem. Busbahnhof), die einen längeren Fußweg ins Zentrum in Kauf nehmen, aber dafür keine Gebühr bezahlen. Der Parkplatz sollte eine Funktion wahrnehmen, wie z.Z. der Parkplatz an der Höferstraße, der eigentlich aufgrund seiner Nähe zur Innenstadt und Nutzungshäufigkeit gebührenpflichtig sein sollte.

Randbereiche In der nicht genügend breiten Erich-Mühsam-Straße kommt es aufgrund des straßenbeglei- tenden Längsparkens und des Zweirichtungsverkehrs häufig zu Problemen zwischen dem Begegnungsverkehr. Lösungen wären hier die - Umwandlung in eine Einbahnstraße - Verbreiterung der Straße oder - Verlegung der Stellplätze auf vorhandene Freiflächen - Absenken der Fußwegborde zum halbseitigen Parken.

Wie schon erwähnt, wurde für die Erich-Mühsam-Straße das Modell einer Einbahnstraßen- regelung gewählt. Hintergrund war geänderte Verkehrsführung in der Winterzeit, die nun dauerhaft beibehalten wird, da eine Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung vorhanden ist.

Im Neubaugebiet West und im Wasserturmgebiet könnten punktuell Stellplatzerweiterungen zur Deckung von lokalen Stellplatzdefiziten realisiert werden. Bezogen auf diese Wohngebiete sollte vorzugsweise ein Neubau von Garagen/ Carports nur auf bereits vorhandenen privaten Stellplatzanlagen der Wohnungsbauunternehmen realisiert werden. Der Garagen-/ Carportneubau sollte jedoch nicht flächendeckend, sondern bedarfsgerecht erfolgen und sich auf eine sehr geringe Anzahl beschränken bzw. nur dort, wo der Bedarf (Nachfrage) in hoher Konzentration gegeben ist. Es sollte vor allem sichergestellt werden, dass die Garagen in günstiger Lage zum Wohnort errichtet werden, so dass der Mieter nach Möglichkeit die Garage täglich und nicht nur gele- gentlich mit seinem Fahrzeug nutzt bzw. im nachhinein trotzdem freie, dem Wohnort nähe- re, öffentliche Stellplätze bevorzugt. Es wäre auch nicht im städtebaulichen Sinne, wenn mit den Garagen lediglich ein zusätzli- cher Stauraum zum Unterbringen häuslicher Utensilien geschaffen würde.

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4.3.2.2.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Der ÖPNV soll im Planungsraum nicht nur dazu beitragen der nichtmotorisierten Bevölke- rung eine ausreichende Mobilität zu sichern, sondern er soll, soweit dies möglich ist, zu einer sinnvollen Alternative zum motorisierten Individualverkehr entwickelt werden. Die Verkehrsmittelanteilübersicht für Reichenbach (siehe Seite 8, Bild Verkehrsmittelanteile) zeigt, dass der Anteil des ÖPNV steigerungsfähig ist.

Grundvoraussetzung für die Akzeptanz des ÖPNV (dazu gehören Bus, Bahn und Taxi) ist ein bedarfsgerechtes Angebot von Verkehrsleistungen, vor allem bezüglich Schnelligkeit, Pünktlichkeit, Bequemlichkeit, Häufigkeit, Regelmäßigkeit und Preiswürdigkeit.

Bahn

Bestand - Bahnverkehr Der Bahnhof Reichenbach (siehe Karte 3 „ÖPNV-Netz“) hat z. Zt. für die gesamte Region des mittelzentralen Städteverbundes und darüber hinaus für das Gebiet des Städteverbun- des „Nordöstliches Vogtland“ zentrale Bedeutung. Er besitzt einen Einzugsbereich von ca. 80.000 EW. Das Gelände der Deutschen Bahn AG erstreckt sich über 45,24 ha und durchschneidet das Stadtgebiet von Reichenbach als Bahntrasse in Ost - West Richtung. Die Stadt Reichenbach verfügt über einen ausgezeichneten Anschluss an das vogtländische Regionalbahnnetz durch die sogenannte Vogtlandbahn, die auf kurzen Wegen Reichenbach mit Plauen, Zwickau, Hof und sogar der Tschechischen Republik verbindet. Diese Bahnver- bindungen werden in der Woche hauptsächlich von Berufspendlern und am Wochenende von Ausflugreisenden genutzt.

Abbildung: Eisenbahntriebwagen der Vogtlandbahn „DESIRO“ Quelle: Homepage der Vogtlandbahn

Seit Ende 2005 besteht mit dem Vogtlandbahn Express eine tägliche Linienverbindung nach Berlin. Von Reichenbach aus erreicht man in ca. 3,5 Stunden den Flughafen Schönefeld. Trotz dieser überregionalen Verbindung nach Leipzig und Berlin besitzt der Reichenbacher Bahnhof keine bundesländerübergreifende Geltung mehr.

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Abbildung: Linienplan der Vogtlandbahn sowie deren Partnerverbünde Quelle: Homepage Vogtlandbahn

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Prognose und Konzeption - Bahnverkehr Das Ziel ist die Bestandssicherung des Bahnhofes als moderner Haltepunkt für alle regiona- len Zugverbindungen (IR – Haltepunkt). Ein wichtiger Beitrag dafür wurde mit der Errichtung der ÖPNV/ SPNV- Verknüpfungsstelle geleistet, die ein Umsteigen von Bus/ Bahn und um- gekehrt in kurzer Entfernung möglich macht. Es erfolgt eine Konzentration auf den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), der durch sei- ne weitere Ausbildung von Nahverkehrsräumen/-netzen und i.V.m. der Zusammenarbeit zwischen den regionalen Zweckverbänden und Verkehrsbetrieben weiter wachsen soll. Die Erhöhung der Fahrgastzahlen (derzeit jeweils ca. 300 Ein- und Aussteiger täglich) zeigt, dass die Verzweigung des regionalen Streckennetzes seitens der Vogtlandbahn Früchte trägt. Für die Folgejahre sind keine Änderungen der Bedienungshäufigkeit bzw. des Linien- konzeptes seitens des Auftraggebers (ZVV) bekannt.

Die Einrichtung einer Bedarfshaltestelle für die Vogtlandbahn im Stadtzentrum ( in der Nähe Bahnüberführung mit der Zwickauer Straße) muss, unabhängig vom vorhandenen verkehrs- technischen und –logistischen Aufwand, in Zusammenhang mit der Entwicklung des Güter- bahnhofgeländes gesehen werden. Hinsichtlich des Aufwandes gilt gleiches für eine evt. Errichtung in Oberreichenbach (Nähe Bad). Als längerfristiges Entwicklungsziel nach 2020 sind diese Bedarfshaltestellen in Angriff zu nehmen. Die Potentiale hinsichtlich einer Verbesserung des Schienenfernverkehrs sind beschränkt. Reichenbach zwischen den Fernhaltepunkten Zwickau und Plauen wird zukünftig von Fern- schnellverbindungen abgekoppelt. Selbst Zwickau und Plauen werden dahingehend Schwie- rigkeiten bekommen.

Eine Weiterentwicklung des Reichenbacher Bahnhofes in seiner Bedeutsamkeit als regiona- ler Fernverkehrssystemhalt, wie er in etwa vor 1990 zu verzeichnen war, wird schwer zu rea- lisieren sein, da wie angesprochen die Stadt Reichenbach im Schienenpersonenverkehr als Haltestation von den Fernverbindungen der DB AG (z.B. ICE) größtenteils abgeschnitten ist und zum anderen der Güterschienenverkehr keinen großen Einfluss mehr besitzt. Dagegen spricht auch die Einordnung des Reichenbacher Bahnhofes seitens der Deutschen Bahn AG in ein Kategoriesystem (Stand 2009), in dem der Bahnhof in die vorletzte Katego- rie 5 – Nahverkehrssystemhalt eingestuft wird. Diese Kategorie 5 beinhaltet (Zitat, Quelle: Homepage Deutsche Bahn AG): „Bahnhöfe klei- nerer Städte und zahlreiche Stadtteilbahnhöfe, die größtenteils von Pendlern genutzt wer- den. Diese rund 1.300 Bahnhöfe sind weniger belebt, weshalb auf eine robuste Ausstattung geachtet wird, die auch Vandalismus standhält. Weniger ist hier oft mehr: Statt in nicht benö- tigte Ausstattung zu investieren, werden finanzielle Mittel wirkungsvoller für Reinigung und Instandhaltung eingesetzt.“ Auch aufgrund dieser Philosophie gibt es regelmäßig Beanstandungen von Bürgern und Reisenden, die u.a. die Betriebszeiten (Öffnungszeiten) von Fahrstuhl und Toiletten kritisie- ren. Dennoch soll sich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG als Eigentümer bzw. mit dem Pächter, trotz der Einstufung in Kategorie 5, um die Sanierung und Vermarktung sowie die Instandhaltung der technischen Ausstattung (z.B. Fahrstuhl) des Bahnhofsgebäu- des bemüht werden.

Ein Entwicklungsschub aus Sicht des Güterbahnverkehrs und für den Bahnhof selbst könnte mittelfristig lediglich durch eine Ansiedlung von Gewerbebetrieben im Bahnhofsumfeld (ehem. Güterbahnhof, Bahnbetriebswerk), die auf einen Gleisanschluss angewiesen sind, eintreten. Derzeit bestehen durch die Abbestellung von Verkehrsleistungen im Güterverkehr, speziell im Rangierverkehr, freie Kapazitäten (derzeit ungenutzte Flächen und Brachen) nördlich der Bahntrasse. Vermarktungs- und Umnutzungsstrategien für das Bahnhofgebäude selbst sind kompliziert zu formulieren, da auch bereits Gewerbeflächen in besserer Lage leer stehen oder dauerhaft finanziell tragbare Nutzungen für öffentliche Zwecke schwer zu realisieren sind. Von einem Ankauf des Gebäudes seitens der Stadt wird mittelfristig abgesehen.

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Bus

Bestand Bus Das Stadtliniennetz besteht aus 3 Linien, die mit A, B und C benannt sind. Die Wiedereinfüh- rung der Stadtbuslinien fand 1989 statt. Betrieben werden die Linien von den Reichenbacher Verkehrsbetrieben Gerlach GmbH (RVB). Die großen Wohngebiete wie Neubaugebiet West und das Wohngebiet Am Wasserturm liegen im Einzugsbereich dieser Linien. Derzeit führen alle 3 Stadtlinien über die ÖPNV/ SPNV- Verknüpfungsstelle, Bahnhofstraße und die Halte- stelle Postplatz. bzw. Fußgängerzone. Die drei Stadtlinien erschließen Eingemeindungsgebiete wie Friesen oder Rotschau (siehe Karte 3 „ÖPNV-Netz“). Die „Schwerpunktlinie“ C wird im 30-Minuten-Takt mit Niederflurbussen gefahren. Um das Angebot von Fahrtzeiten und Fahrtstrecken zu gewährleisten, werden aus wirtschaftlichen Gründen seit Januar 2005 abends und an Wochenenden kleinere Fahrzeuge eingesetzt.

Die folgende Grafik zeigt die Anzahl der beförderten Fahrgäste für die Stadtbuslinien A, B, C. Seit 2007 wurden Schüler, welche ausschließlich den Stadtverkehr nutzen, der Statistik hin- zugefügt. Das wird auch weiterhin so beibehalten, da die Stadt Reichenbach zum kommen- den Schuljahr auch separate Schülerkarten ausgibt. Im Jahr 2009 erfolgte ein bedenklicher Einbruch der Fahrgastzahlen.

Stadtverkehr Fahrgäste 400000 365560 334456 350000 322733 285451 300000 279126 275430 273336 265751

250000

200000

150000

100000

50000

0 1998 1999 2001 2003 2005 2007 2008 2009 Jahr

Statistik: Anzahl Fahrgäste Stadtbuslinien Quelle: RVB Gerlach GmbH

Neben den Stadtlinien kommt den Bussen des Regionalnetzes, den sogenannten V- Linien, eine hohe Bedeutung zu, da sie die Ortsteile und Nachbargemeinden anbinden (siehe Kar-

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 19 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

te). Neben den Reichenbacher Verkehrsbetrieben Gerlach GmbH betreibt auch das Unter- nehmen Reissmann Reisen aus Reichenbach die Linien. Beide sind dem Verkehrsverbund Vogtland angehörig.

Die Stadtbuslinien und V- Linien haben folgende Verbindungen:

Liniennummer Richtung

A/ 14 (Stadtverkehr) Greiz – Friesen – Verknüpfungsstelle – Roßplatz – Oberrei- chenbach (Freibad)

B (Stadtverkehr) Verknüpfungsstelle – Roßplatz – Rotschau

C (Stadtverkehr) Mylau – Verknüpfungsstelle – Krankenhaus – Gewerbege- biet – „Alte Ziegelei“ – Verknüpfungsstelle – Mylau

V – 73 Reichenbach – – Mylau – Plauen

V – 74 Reichenbach – Rotschau – Schneidenbach – Weißensand – Wolfspfütz – Schönbrunn – Lengenfeld

V – 76 Reichenbach – Schönbach – Neumark

V – 77 Mylau – Reichenbach – Cunsdorf – Brunn – Reuth – Neumark

V – 80 BÜRGERBUS Reichenbach – Mylau – Lambzig – Foschenroda – Netzschkau – Hauptmannsgrün

V – 81 Reichenbach – Mylau – Netzschkau – Greiz

V – 82 Reichenbach – Unterheinsdorf – Oberheinsdorf – Haupt- mannsgrün

V – 83 Reichenbach – Netzschkau –

V – 84 Reichenbach – Mylau – Netzschkau –

V – 87 Reichenbach – Mylau – Netzschkau – Limbach – Jocketa (Talsperre Pöhl)

V – 88 Reichenbach – Lengenfeld –

V – 95 Reichenbach – Schönbach – Neumark – Heinsdorfergrund – Reichenbach

181 Zwickau – Reichenbach (betrieben durch Regionalverkehrsbe- triebe Westsachsen GmbH)

S – 177 Schulbuslinie Schneidenbach – Reichenbach (Klinkhardtstraße) zur Friederike-Caroline-Neuber-Grundschule

Im Zuge der Fortschreibung des Regionalen Entwicklungskonzeptes für den Städteverbund Nordöstliches Vogtland hat sich gezeigt, dass der Bedarf hinsichtlich einer flexibleren Bus- verbindung zwischen Reichenbach und Greiz (Besucherverkehr durch Eisbahn, Neuberin-

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 20 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

haus, Hallenbad) vorhanden ist. Daher wurde die Linie A und Linie 14 ab Dezember 2010 zusammengefasst. Nun können Greizer und Reichenbacher ohne umzusteigen in die jewei- ligen Innenstadtbereiche der anderen Städte. Bisher mussten Nutzer der Linie 14, die Fahr- gäste von Greiz über Schönfeld bis zum Reichenbacher Bahnhof brachte, umsteigen, um in den Innenstadtbereich, zum Freibad nach Oberreichenbach oder ins Krankenhaus zu gelan- gen. Nun wird eine durchgängige Verbindung angeboten. Ein weiterer positiver Aspekt sind die neuen Fahrverbindungen an Samstagen zwischen Reichenbach und Greiz, die an die Freizeitbuslinie angebunden sind. Je eine Tour vormittags, nachmittags und abends gibt Reichenbachern die Gelegenheit, das benachbarte Greiz zu besuchen. Damit sollen auch zusätzliche Fahrgäste im Stadtverkehr gewonnen werden.

Neben den „normalen“ Linien existiert eine durchgängige Linie zwischen Reichenbach und für das Wochenende (Sa, So) und für Feiertage. Mit dieser Freizeitbuslinie 8879 gelangt man von Reichenbach aus zum Freizeitpark Plohn, zur Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz und zur Vogtlandarena in Klingent- hal. Eine Fahrradmitnahme ist kostenlos.

Auf die Stadt Reichenbach bezogen besteht somit eine vogtlandweite „Rund-um- Verbindung“ (Vogtlandring) zu den touristischen Schwerpunkten von Reichenbach über Klingenthal nach Bad Elster und von Bad Elster über Plauen – Talsperre Pöhl – nach Rei- chenbach.

Prognose und Konzeption Bus Folgende Entwicklungstendenzen können auf der Grundlage des Bestandes formuliert wer- den: Der bedenkliche Rückgang der Fahrgastzahlen aus dem Jahr 2009 soll aufgehalten werden. Seitens der Verkehrsunternehmen und des Zweckverbandes könnten nach erfolgten Analy- sen entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen und durchgeführt werden (siehe Linie mit Stadt Greiz). Eine weitere punktuelle Veränderung der Linienführung des Stadtverkehrs ist realistisch. Seitens des RVB sind derzeit keine Linienänderungen an den bestehenden Strecken ge- plant. Es sollten auch aus Sicht der Stadt Reichenbach keine grundsätzlichen Veränderun- gen des Stadtbusliniennetzes mehr erfolgen. Möglich wäre die Verlängerung der Fahrleis- tung abends um eine Stunde. Komplett neue Linien könnten nur mit der Unterstützung durch Förderprogramme „entste- hen“. So könnte z.B. mit der Übernahme prozentualer Anteile der Betriebskosten das Stadt- busliniennetz um Eine erweitert werden, bei der dann mit Kleinbussen die Straßen im Musi- kerviertel (Haydnstraße, Beethovenstraße usw.) und das Gebiet Rosenplatz/ Rosenstraße im Wasserturmgebiet angefahren werden. Konkrete Vorstellungen sind beim RVB vorhan- den. Mittelfristiges Ziel ist jedoch weiterhin die Verlagerung der Busse aus der Fußgängerzone. Dafür gibt es mehrere Streckenvarianten (vorzugsweise auf die Weinholdstraße, über den Solbrigplatz oder die Obere Dunkelgasse). -> siehe Karte „ÖPNV-Netz“ Zu diesem Sachverhalt müssen RVB und Stadt einen Konsens, unter Berücksichtigung städ- tebaulicher, sozialer, streckentechnischer und wirtschaftlicher Aspekte finden. Diese Faktoren sind abhängig von der Gesamtentwicklung auf dem Güterbahnhofgelände, dem Trinitatispark und den betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Verkehrsbe- triebs. Wichtig zu wissen ist, dass Schüler einen sehr großen Anteil am Fahrgastaufkommen besit- zen. Die Schülerbeförderung muss ständig fortgeschrieben werden, wenn man sie möglichst gut zum Nutzen aller und trotzdem wirtschaftlich betreiben will. Dabei sollte auch unter dem Motto verfahren werden, dass der „Fahrgast Schüler von heute zum Stammfahrgast von morgen“ wird. Grundsätzlich wird durch die Einbindung der Schülerleistungen von entfernten Stadtteilen zu den im Zentrum liegenden Schulen auch die Sicherheit für den Schulweg verbessert. ( Fachkonzept Bildung, Erziehung und Soziales)

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Es ist im allgemeinen davon auszugehen, dass zukünftig noch mehr Kleinbusse während den fahrgastarmen Zeiten eingesetzt werden bzw. dauerhaft bei bestimmten Linien für die gesamte Tageszeit die „normalen“ Linienbusse ersetzen werden.

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4.3.2.2.3 Fußgänger

Bestand Der früher dominante Fußgängerverkehr hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Durch die ständig anwachsende Motorisierung hat sich der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wegstrecken erheblich reduziert. Das Umfeld für Fußgänger ist durch teilweise mangelnde Instandsetzung von Fußwegen oder illegales Parken auf Gehwegen schlechter geworden. Die hohe Verkehrsdichte hat dazu geführt, dass innerstädtische Hauptstraßen nur noch an wenigen Stellen ohne Behinderungen überquert werden können. Der Fußgängerverkehr konzentriert sich aufgrund der Geschäfts- und Aufenthaltsfunktion in der Innenstadt zw. Bahnhofstraße, Zwickauer Straße, Humboldtstraße, Am Graben und Mylauer Tor.

Die Fußgängerzone in der Zwickauer Straße (Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Ost- stasse) ist eine wichtige Verbindungsachse des Fußgängerverkehrs in und zur Innenstadt. Einen Nachteil stellt deshalb das Befahren der Linienbusse durch diesen Bereich dar. Da zur Zeit keine geeignete Streckenausweichvariante vorhanden ist bzw. realisiert werden kann, bleibt dieser Mangel mittelfristig bestehen. Mit der Ausweisung einer Fußgängerzone im Sinne der StVO und der zeitlichen Einschränkung des Lieferverkehrs ab dem Jahr 2007 wurde jedoch eine Verbesserung für eine ungehinderte Begehbarkeit des Bereiches im Ver- gleich zu den Vorjahren erzielt.

Im Stadtgebiet von Reichenbach gibt es außer dem zentralen Marktplatz weitere verschie- dene Flächen, die so gestaltet sind, dass grundsätzlich die Geschäfts- und Aufenthaltsfunk- tion überwiegen soll (Fußgängerzone, Alter Friedhof, Postplatz). Der Marktplatz, mit der Marktstraße und der Rathausstraße, wurde ebenengleich ausgebaut und als Verkehrsberuhigter Bereich ausgeschildert. Mit der Neugestaltung ist die Mischung der Verkehrsarten und damit eine ruhige Einkaufsatmosphäre mit Aufenthaltsfunktion mög- lich. Der Markt kann sich damit zum zentralen Treffpunkt der Bürger Reichenbachs entwi- ckeln. Einziges Manko stellt die zahlreiche Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Schrittge- schwindigkeit durch die Fahrzeugführer dar (hauptsächlich zurückzuführen auf die Einrich- tung der Stellplatzmöglichkeiten).

Konzeption Die Bemühungen der Stadt Reichenbach im Bereich Fußgängerverkehr zielen bezüglich der Innenstadt auf die Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Dazu gehört die stetige Erweite- rung von beruhigten Bereichen sowohl städtebaulich als auch verkehrsrechtlich. Das zweite wichtige Ziel ist die Verbesserung der fußläufigen Verbindungen zu den Ortstei- len. Daher sind u.a. auch folgende Maßnahmen außerhalb des Stadtzentrums anvisiert (  siehe dazu auch Karte 2 „Verkehrswegezustand“ – Instandsetzungsbedarf Fußwege):

− Errichtung/ Instandsetzung von Fußwegen zu und in den Ortsteilen Cunsdorf, Rotschau und zur Gemeinde Heinsdorfergrund für eine gesicherte Verbindung (vor allem für die Schüler und Berufstätigen) − Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Verringerung des Tempolimits und Errichtung von Überquerungshilfen für Fußgänger − Instandsetzung der Fußwege auch außerhalb des Stadtzentrums (z.B. Ackermannstraße, Burgstraße, Gabelsberger Straße, Kastanienstraße, Parkstraße, Wielandstraße, Zwick- auer Straße), − Begrünung von Nebenanlagen an Verkehrsflächen zur Verbesserung der Aufenthaltsqua- lität

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4.3.2.2.4 Radverkehr

Bestand Aufgrund der eigenen gegebenen Topographie (die Stadtflur liegt ca. zwischen 323 m ü. NN und 450 m ü. NN), aber auch der städtebaulichen Eigenschaften verfügt Reichenbach nur über einen geringen Radverkehrsanteil (ca. 4 %), bezogen auf die Gesamtheit der zur Ver- fügung stehenden Verkehrsmittel. Deshalb wurde sich in der Vergangenheit mit der Anlage von speziellen Radverkehrsanlagen schwergetan. Vorhandene Daten belegen, dass durchschnittlich in den Haushalten je ein Pkw und ein Fahrrad vorhanden sind. Die unten dargestellte Übersicht zeigt, dass das Fahrrad jedoch einen wesentlich geringeren Einsatzkoeffizienten besitzt. Hier gibt es also erhebliche Reser- ven im Bezug auf einen erhöhten Radverkehrsanteil.

Der Fahrradverkehr, als eine Alternative zum motorisierten Verkehr, ist in Reichenbach noch entwicklungsbedürftig. Der Radverkehr wird neben den topographischen und städtebauli- chen Eigenschaften vom hohen Verkehrsaufkommen, fehlenden Radwegen, sowie zu weni- gen Fahrradabstellplätzen negativ beeinträchtigt.

Im Verkehrskonzept beschränken sich die Aussagen auf radtouristische Aspekte.

Eine direkte Innenstadtdurchfahrt mit Rad per Benutzung von Radwegen ist nicht vorhan- den. Die Tempo 30-Zonen im Neubaugebiet West und im Wasserturmgebiet sind für den Rad- verkehr ohne besondere Radverkehrsanlagen befahrbar.

Statistik: Fahrzeugmitteleinsatz in der Stadt Reichenbach Quelle: Verkehrserhebung 2003

Es existiert der Radwanderweg „Rund um Reichenbach“ (Mylau – Reichenbach – Friesen) von über 15 km Länge mit einer Durchfahrt in Reichenbach über das Wasserturmgebiet (Ringstraße, Erlicht).  siehe dazu Karte 4 „Radwanderwege“

Für den eigenen Reichenbacher Radwanderweg – „Rund um Reichenbach“ erfolgte der Neubau von Strecken über mehrere Kilometer, wie z.B. der Radweg vom Joppenberg zur Postmeilensäule, entlang der Friesener Teiche und des Alten Schulweges.

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Des weiteren ist Reichenbach an das überregionale Radwanderwegenetz mit dem regiona- len Hauptradrouten = touristische Hauptradrouten II gemäß Radverkehrskonzeption für den Freistaat Sachsen angebunden, die innerhalb der Flurgrenzen verlaufen: „Quer durchs Vogtland“ (Nord-Süd-Route), „Euregio Egrensis“ und Göltzschtalradweg

Konzeption Grundsätzlich werden Radverkehrsanlagen für den Radfahrer im alltäglichen Straßenverkehr sowie für den Radtouristen getrennt betrachtet.

Radtourismus Die Stadt Reichenbach konzentriert sich dabei verstärkt auf den Bereich „Radfernverkehr“ (touristischer Radverkehr). Es soll ein Radwanderwegenetz in und um Reichenbach konzipiert werden, welches den Bürgern der Stadt Reichenbach, seinen Nachbarn und Touristen, ein angenehmes Radfah- ren /-wandern zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und landschaftlich interessanten Berei- chen ermöglicht (mit einer zweckmäßigen Verbindung zu benachbarten Orten). Somit dient es auch als Anschlussstreckennetz für Nutzer der überregionalen Radrouten, dass auf die Stadt Reichenbach aufmerksam macht und zu ihr leitet. Der Städteverbund „Nordöstliches Vogtland“ hat sich als Ziel die enge Verzahnung der Radwege mit wertschöpfenden Angeboten im Umfeld zum Ziel gesetzt (Leitprojekt: Top- Region für Radfahrer).

Die 5. Sächsische Landesgartenschau (LGS) 2009 in der Reichenbacher Altstadt als touris- tischer Höhepunkt, hat auch in Hinblick auf veränderte Radwanderwegeanbindungen neue Möglichkeiten eröffnet, so dass das bisherige Radkonzept angepasst wurde. Eine der Grundideen der Landesgartenschau, die auch mitentscheidend für die Vergabe an die Stadt Reichenbach war, ist die Schaffung eines Grünen Bandes bzw. eines Bewe- gungsbandes entlang des Talraumes des Raumbaches und der Göltzsch, welches die Städ- te Reichenbach, Mylau, Netzschkau sowie die Gemeinde Heinsdorfergrund (HDG) vernetzen soll.

Verkörpern soll dies ein Radweg, der den Arbeitstitel Raumbachtalradweg trägt.

Beginnend ab Rollbockschuppen in Heinsdorfergrund entlang des Raumbaches bis zur Ge- markungsgrenze mit Reichenbach wurde der Radweg im Frühjahr 2008 fertiggestellt.

Ab der Gemarkungsgrenze mit Heinsdorfergrund verläuft er kurz auf der S 282 (Heinsdorfer Straße) über die Mittelgasse und Schießgasse in und durch das LGS-Gelände mit Anschluss an den Radweg auf Mylauer Flur.

Hauptradroute „Euregio Egrensis“ • Die Verlegung des Euregio Egrensis ab dem Lindenplatz (Rotschau) in Richtung Reichenbacher Altstadt entlang der Reichenbacher Straße und dem Rotschauer Weg, in das LGS-Gelände • In Reichenbach trifft sich der Radweg bei der Einmündung Rotschauer Weg/ Rosa- Luxemburg-Straße mit dem Radweg aus Heinsdorfergrund und verläuft weiter identisch mit dem in der Landesgartenschau konzipierten Bewegungsband (Helenenbad, Unterer Bahnhof, E-Werk) weiter in Richtung Burg Mylau und Göltzschtalbrücke

Der neue Abschnitt des „Euregio Egrensis“ in Reichenbach mit Fortführung nach Mylau so- wie der Radweg aus Richtung Heinsdorfergrund/ LGS-Gelände bilden zusammen den neuen Raumbachtalradweg. Die Umbeschilderung erfolgte. Gleichzeitig wird damit auch die Einbeziehung der weiteren Naherholungsstandorte und Se- henswürdigkeiten (z.B. Schöne Aussicht, Alaunwerk) sichergestellt.

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Hauptradroute „Quer durchs Vogtland“

Der Verlauf in der Altstadt wurde dem Bewegungsband der Landesgartenschau (Radwege innerhalb des Geländes) angepasst/ überlagert. Ausgehend vom Bereich des Sperlingsbergs, welcher mit Bachsanierung und Begrünung aufwendig und attraktiv gestaltet wurde, ist es das Ziel, entlang des Oberreichenbacher Ba- ches bzw. der Oberreichenbacher Straße eine radfahrtaugliche Wegeverbindung zum Frei- bad (Eisenbahnstraße) zu realisieren. Die Verbindung vom Freibad zum Ausflugsziel Schwarze Katz’ über den Oberneumarker Weg wird als radfahrtauglich beurteilt. Der weitere Verlauf des Radweges „Quer durchs Vogtland“ in Richtung Hauptmannsgrün, Neumark ist ausbauwürdig. Die genannten Strecken befinden sich jedoch außerhalb des Hoheitsgebietes der Stadt Reichenbach, so dass die Einflussnahme der Stadt begrenzt ist. Eine radfahrtaugliche Herstellung der Wegeverbindung von der Gaststätte „Schwarze Katz´“ in Richtung Hauptmannsgrün bzw. Neumark wäre wünschenswert.

Hauptradroute „Göltzschtalradweg“

Auf den Gemarkungen Rotschau und Schneidenbach existiert eine gut ausgebaute, vom übrigen Straßennetz abgekoppelte Wegstrecke. Von hoher Wichtigkeit zur Attraktivitätssteigerung dieses Radweges ist der Ausbau in Mylau im Gebiet Hirschstein (Nähe Mylauer Bad), da die Radfahrer von dort bis zum Mylauer Stadtzentrum die Staatsstraße benutzen müssen, weil kein straßenbegleitender Radweg vorhanden ist. Des weiteren ist die Fortführung bzw. Verbindung des Radweges von Mylau/ Netzschkau nach Greiz (Mündung Göltzsch in Weiße Elster) auf den Elsterradweg ein gemeinsames Ziel des Städteverbundes „Nordöstliches Vogtland“. Es gibt dazu eine Machbarkeitsstudie zur durchgängigen Radwegeverbindung zwischen dem thür. und sächs. Vogtland vom Juli 2010. Das Ergebnis dieser Machbarkeitsstudie war, dass die einzige derzeit machbare Fortführung des Radweges nicht die Vorzugsvariante darstellt, da sich der Streckenverlauf komplett auf Thüringer Flur und somit in alleiniger Verantwortung der Stadt Greiz befindet. Zudem sind die Herstellungskosten deutlich höher als bei anderen Varianten. Mit dem derzeitigen Er- gebnis ist die Realisierung der Fortführung für unbestimmte Zeit sehr unwahrscheinlich.

„Rund um Reichenbach“ Neben der Entwicklung der regionalen Radwanderwege soll auch der städtische „Rund um Reichenbach“ ausgebildet werden. Hier sind der Lückenschluss zwischen Mylau und Friesen (über den Höhenweg und Pappelweg) sowie die Anbindung des Ortsteiles Brunn über den Windmühlenweg unerlässlich. Zudem sollten angesichts der Landesgartenschau Anpassun- gen des Verlaufs im Altstadtbereich vorgenommen werden. ( Fachkonzept Kultur, Sport und Tourismus)

Arbeitstitel „REK-Radweg“ Möglichkeit der Realisierung/ Ausschilderung eines Radweges ausgehend vom Wirtschafts- weg der S 289 über Brunn und Mohlsdorf in Richtung Greiz.

Spezielle Radverkehrsanlagen (Radwege, Radfahrstreifen) im Sinne der StVO sind im in- nerstädtischen Bereich nicht vorhanden. Die Stadt Reichenbach will auf eine nachträgliche „Installierung“ spezieller Radverkehrsanlagen (Radwege oder Radfahrstreifen) bei vorhan- denen Straßenkörpern im (inner)städtischen Bereich verzichten, versucht jedoch im Rahmen der innerstädtischen Wohnumfeldverbesserung, fehlende Netzanbindungen für Ortsteile und Wohngebiete zu ermöglichen. So kann z.B. bei einem Fußwegeneubau zu den Ortsteilen ein straßenbegleitender Radweg oder Angebotsstreifen realisiert werden (abhängig von Finanzierung und zur Verfügung ste- hender Fläche) oder eine Beschilderung auf schwach befahrenen Innenstadtstraßen zum Fahren mit dem Rad aufgestellt werden.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 26 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

Bereich Technische Infrastruktur

4.3.3. ALLGEMEINE ANGABEN

Akteure/ Beteiligte

Stadtverwaltung Reichenbach FB 3, Abt. Stadtplanung/ Baumanagement Abwasserzweckverband „Reichenbacher Land“ Stadtwerke Reichenbach enviaM Zweckverband Wasser Abwasser Vogtland

Herangehensweise

Welche Handlungsstrategien verfolgen die einzelnen Ver- und Entsorgungsnetzbetreiber? Inwieweit werden diese von den Wohnungsbaukonzeptionen und Straßenbaumaßnahmen der Stadt beeinflusst? Führt der Rückbau bzw. der Leerstand von Wohnungen zur „Schrumpfung“ des Leitungsnet- zes? Sind einzelne Netze so gering ausgelastet, dass sie stillgelegt werden müssen? Welchen Zustand und Umfang besitzen die einzelnen Netze?

 Entwicklung von Maßnahmen zur Zielerfüllung und deren Auswirkungen

Vorhandene Fachplanungen Leitungsnetzplanung des Abwasserzweckverbandes „Reichenbacher Land“

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 27 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

4.3.4. BESTANDSANALYSE UND PROGNOSE SOWIE ZIELE UND KONZEPTION

4.3.4.1. Wasserversorgung

Die Trinkwasserversorgung für Reichenbach und seine Ortsteile wird durch Zulieferleitung aus dem Verbundnetz der vogtländischen Trinkwasserversorgung und umliegenden Quell- gebieten übernommen. Verantwortlich für das Stadtgebiet Reichenbach zeichnet sich der Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland (ZWAV). Er ist ein Zusammenschluss von 45 vogtländischen Städten und Gemeinden, um gemein- sam die Aufgaben der Wasserver- und Abwasserentsorgung, die vom Gesetzgeber den Kommunen übertragen wurden, zu erfüllen. Der ZWAV ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er arbeitet als Vollverband ohne Gewinnerzielungsabsichten.

Entsprechend den Vorgaben des Sächsischen Wassergesetzes ist der ZWAV verpflichtet, die Bürger seines Verbandsgebietes mit Trinkwasser in guter Qualität, ausreichender Menge und dem erforderlichen Druck ständig zu versorgen. Er hat die dazu notwendigen Anlagen entsprechend des gültigen Standes der Technik zu schaffen und zu unterhalten. Die Arbeit des ZWAV in den vergangenen Jahren hatte zur Folge, dass sich eine Vielzahl vogtländischer Flüsse, Seen und Talsperren in der Wasserqualität in diesem Zeitraum um 1- 2 Stufen verbessert haben. Die Investitionstätigkeit des ZWAV in den Jahren seit seiner Gründung 1993 sicherte jährlich die Arbeitsplätze von ca. 380 Beschäftigten in der Bauin- dustrie. Sehr flexibel reagiert der ZWAV, wenn es um die kurzfristige Erschließung von Flä- chen für Industrie- und Gewerbeansiedlungen geht. Das Verhältnis zum Kunden ist privatrechtlich ausgestattet. Der ZWAV erhebt keine Gebüh- ren und Beiträge, sondern verlangt für von ihm erbrachte Leistungen einen Preis. An den Investitionskosten wird der Grundstückseigentümer bei einem Neuanschluss an die Anlagen des ZWAV durch einen Baukostenzuschuss beteiligt. Es besteht damit eine Rechtsbezie- hung zum Kunden, die für diesen im erschwinglichen Rahmen liegt.

Das TW-Leitungsnetz besitzt eine Länge von ca. 138 km. In aller Regel ist die Außerbe- triebnahme von Leitungsabschnitten aufgrund des punktuellen Rückbaus nicht möglich. Trotz Leitungsauswechslung in den vergangenen Jahren sind über 50% des Leitungsnetzes Altbestand und sanierungswürdig. Dies betrifft vor allem gewisse Bereiche in der Altstadt (Blumengasse, Mittelgasse, Anger) und im Bereich Gründerzeit (Bebelstraße, Lutherstraße).

Die Versorgung der einzelnen Reichenbacher Haushalte erfolgt durch 5 Hochbehälter und 2 Wasserwerke.

Die Sicherung der Trinkwasserversorgung wird von den bestehenden Trinkwassergewin- nungsanlagen durch Wasserschutzgebiete in ausreichender Größe bewältigt. Die Standorte der Bereiche sind festgelegt und auch dem zukünftigen Bedarf und Anforderungen gewach- sen, d.h. die gegenwärtig vorh. Trinkwasserschutzzonen und Quellgebiete bleiben erhalten bzw. werden nicht aufgehoben. (-> Fachkonzept Umwelt)

In den Jahren 1998 bis 2010 sank: die Anzahl der Hausanschlüsse von 4361 auf 4212

1998 2000 2002 2005 2007 2009 2010 4361 4442 4251 4231 4217 4207 4212

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und der Verkauf von Trinkwasser (Tm³/a) von 941 auf 685.

1998 2000 2002 2005 2007 2009 2010 941 854 752 734 711 695 685

Gründe dafür sind lt. ZWAV - der allgemein zu verzeichnende Bevölkerungsrückgang - der Trend zu mehr Einfamilienhäusern (weniger Anschlüsse/Einwohner) - der Rückbau von Wohnhäusern (und damit der HA-Leitungen) - Sparmaßnahmen bei der Bevölkerung - Rückgang Verkauf an Industrie - nutzen von Wasser aus Brunnen und Zisternen, um sich damit die Kosten für Trinkwasser zu sparen sowie - Rückgang der Wasserverbräuche von techn. Geräten (Geschirrspüler, Wasch- maschine)

Mit knapp -4% liegt der Rückgang beim Verkauf (2007 zu 2010) noch unter dem Vogtland- durchschnitt.

Beim Rückbau von Wohnungen werden entsprechend die Hausanschlüsse zurückgebaut, nicht die Versorgungsleitungen. Es war bisher noch nicht nötig und möglich, einzelne Stre- ckenabschnitte zu entfernen, auch Freispülungen mit Frischwasser für geringer genutzte Leitungen sind selten. Eine Minderung ist jedoch auch bei den Kosten für die Endabnehmer zu verzeichnen, die entgegen dem allgemeinen Trend in der Wirtschaft von 2,45 €/m³ (1996) auf 1,90 €/m³ (2005) gesenkt wurden und bis 2010 auch so bleiben. Um zukünftig aufwendige Freispülungen aufgrund des niedrigen Wasserverbrauchs zu ver- meiden, wäre die Einführung einer „Trinkwasser-Flatrate“ denkbar, d.h. die Einführung des Wasserverkaufs zum Pauschalpreis. Auch könnten damit der Verwaltungsaufwand (z.B. Wassermengenerfassung) und Wartungskosten für die Zähler eingespart werden.

Bei Neuansiedlungen von Betrieben in den Gewerbegebieten (z.B. im PIA II-Gebiet an der Autobahn A 72), die einen erheblichen Trinkwasserbedarf verlangen, zeigt sich der ZWAV aufgrund der vorh. Zonen in Reichenbach und Heinsdorfergrund flexibel und kann notwendi- ge Leitungen baulich zügig realisieren.

Entwicklungsziele Wasserversorgung Mittelfristig soll der Aufbau einer modernen, qualitativ hochwertigen Trinkwasserversorgung aller Haushalte und Großbetriebe unter Berücksichtigung von ökonomisch vertretbaren Rahmenbedingungen und in Abstimmung mit der Stadt Reichenbach bei der Umsetzung des INSEKs fortgeführt werden. Dies betrifft  die schrittweise Modernisierung der Wassergewinnungsanlagen,  die Sanierung des Leitungsnetzes und das Wechseln und Erneuern von maroden Hausanschlüssen im Zuge von vorgesehenen Straßen-, Kanalbaumaßnahmen  den unabhängigen Neubau von Leitungen zu Gewerbegebieten.

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4.3.4.2. Abwasserentsorgung

Die Stadt Reichenbach hat ihre Abwasserentsorgungsaufgaben auf den Abwasserzweck- verband „Reichenbacher Land“ übertragen. Dieser ist für die Entsorgung des Verbandsge- bietes zuständig und verantwortlich. Die Stadt Reichenbach ist mit 70,96% am AZV beteiligt. Infolge des gesetzlichen Rahmens sind jedoch die Stimmrechte wie folgt auf die einzelnen Verbandsmitglieder aufgeteilt:

Reichenbach 40 % Netzschkau 31 % Mylau 25 % Limbach 4 % Abbildung: Vereinssymbol AZV

Für den Reichenbacher Raum wurde durch den Abwasserzweckverband „Reichenbacher Land“ ein Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) und ein Investitionsplan für die kommenden Jahre aufgestellt, der durch die Verbandsmitglieder beschlossen wurde.

Dieser Plan regelt die finanziellen Größenordnungen in denen der AZV in das vorhandene Leitungssystem investiert. Die größte und wichtigste Investition von ca. 15 Mio. DM war da- bei der Bau der Zentralen Kläranlage am „Weidig“ hinter der Göltzschtalbrücke auf Netzsch- kauer Territorium und deren Fertigstellung im Oktober 1997. Mit der Inbetriebnahme der Zentralen Kläranlage und des Hauptsammlernetzes entlang der Göltzsch, des Raumbaches und des Limbaches wird ein Gebiet von ca. 10 km² incl. Gewer- bebetriebe abwasserseitig erschlossen. Das dafür bisher geschaffene Hauptsammlernetz hat eine Länge von ca. 7 km und beinhaltet 5 Regenüberlaufbecken und 2 dezentrale Klär- anlagen in Oberreichenbach und Friesen. Damit werden die Voraussetzungen für die schrittweise Verbesserung der Wohnqualität, der in der Planregion lebenden Bürger, ge- schaffen. Die neu errichtete Kläranlage am „Weidig“ in Netzschkau stellt eine gute technisch- infrastrukturelle Voraussetzung für die gewerbliche und städtebauliche Entwicklung in der gesamten Region dar. Von den ca. 150 Kanal-Kilometern sind 2/3 erheblich in die Jahre gekommen. Der Instand- haltungsaufwand ist kaum kalkulierbar.

Es sind nahezu alle Haushalte der Gemarkungen Reichenbach und Oberreichenbach an die öffentliche Kanalisation und somit an die zentrale Kläranlage in Netzschkau angeschlossen. Als letztes großes Gebiet im Innenstadtbereich wurde die Randsiedlung 2010 abwassersei- tig zentral angebunden. Da eine einfache Versickerung aufgrund der gewachsenen Wohn- bebauung wasserrechtlich nicht mehr zulässig war, wurde der zentrale Anschluss in Form von Baumaßnahmen der dortigen Anwohner (Leitungslegung von Wohnhäusern bis zur Straße) und dem AZV (Verlängerung der Schleuse im Joppenberg zur Randsiedlung) er- reicht. In Rotschau, Friesen und Cunsdorf ist der Anschluss über eine öffentliche Kanalisation an eine Kläranlage für mehr als die Hälfte der Baufläche bereits gegeben (ansonsten nur Kana- lisation). Es bestehen einige Kanaleinleitstellen ohne gegenwärtige zentrale Abwasserbehandlung, bei denen die Vorbehandlungen der Abwässer nicht (vollständig) dem Stand der Technik entsprechen (Friesen, Cunsdorf Grüne Aue).

Der Abwasserzweckverband errichtete als „Pilotprojekt“ in Friesen eine Pflanzenkläranlage, die im Oktober 2009 fertiggestellt wurde. Lediglich im Saarland gibt es Anlagen eines ähnli- chen Typs. Das in Frankreich entwickelte Verfahren kommt dort allerdings schon vielfach zum Einsatz.

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Die Mischabwässer von zirka 200 Einwohnern von Friesen und Teilen Obermylaus sowie das Niederschlagswasser vom Friesener Berg werden in der neuen Anlage geklärt. Damit entfällt die fällige Investition in eine vollbiologische Kleinkläranlage für die Anwohner, falls keine öffentlichen Kläranlagen vorhanden sind. Es ist ein sehr naturnahes Verfahren, bei dem mit einem geringen Maß an Wartung und Betriebskosten ausgekommen werden kann. So landet das im freien Gefälle zur Anlage fließende Mischwasser aus Abwässern und Nie- derschlag zunächst in einem so genannten Trennbauwerk, das bei Spitzenzuflüssen eine Überlastung der Anlage sowie Rückstau in den Kanal verhindert. Die Anlage kommt ohne die bei Anlagen mit biologischer Reinigungsstufe üblichen Belüftungs-Aggregate aus und setzt voll auf die biologischen Abbauprozesse durch Mikroorganismen, wie sie in der „natur- ähnlichen Umgebung“ mit Wasser, Boden und in diesem Fall Schilf ablaufen. Ein Bau solcher Anlagen ist jedoch nur dort wirtschaftlich, wo auf ein bestehendes Kanalnetz zurückgegriffen werden kann. Zudem sind die Geruchsbelästigungen der Anlage noch nicht weitgehend unbekannt. Aufgrund des Pilotprojektcharakters muss die Anlage in Friesen jedoch ihre Eignung im Dauerbetrieb in den kommenden Jahren beweisen bzw. der Wirkungskreis muss langfristig untersucht werden.

Für das Gebiet Rotschau-Süd und deren ca. 200 Kunden wurde 2010 eine abwasserseitige Lösung mit Hilfe eines unterirdischen Stauraums für Klärwasser samt Pumpwerk errichtet, die bisher einen Anschluss an einen der Teilortskanäle hatten. Das Abwasser wird per Druckleitung nach Reichenbach befördert und in die Kanalisation bis zur Zentralen Kläranla- ge eingeleitet. Für die Neukunden entfällt im Gegenzug dafür die sonst fällige Investition in eine vollbiologische Kleinkläranlage.

Der Ortsteil Brunn ist nicht an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. Dort sind neben der Eigentumsfrage die Erarbeitung einer finanzierbaren technischen Lösung die größten Herausforderungen.

Entwicklungsziele Abwasserversorgung Das ABK liegt in der 2. Überarbeitung mit Stand Juni 2008 vor. Darin sind folgende Schwer- punktmaßnahmen für die nächsten Jahre festgelegt:

- Bau Mischwasserkanal Friesener Berg (Hauptstraße, Gartenstraße) - Anbindung an das zentrale Abwassernetz des Wohngebietes Klein Grönland, Göltzschtalblick, Schöne Aussicht (Bau Schmutzwasserkanal)

Des weiteren werden in verschiedenen Straßen die Schmutzwasserkanäle erneuert (Am Werk, Am Fernblick, Grüne Aue, Heinsdorfer Straße).

In den Ortsteilen Brunn und Schneidenbach existiert noch keine öffentliche Kanalisation. Dort wird das Schmutzwasser nach entsprechender individueller Vorklärung in die oberirdi- schen Gewässer über sogen. Bürgermeisterkanäle geleitet bzw. es versickert. Das ABK sieht auch mittelfristig nicht vor, die Entsorgung des Schmutzwassers über zentra- le Anlagen in Brunn und Schneidenbach zu gewährleisten. Es sollte dennoch das Ziel sein, eine Bestandserfassung der sog. Bürgermeisterkanäle vor- zunehmen, die als Grundlage für den Aufbau einer Entwässerungskonzeption dient. Ein Anschluss an die zentrale Kläranlage ist logistisch und finanziell mit hohem Aufwand (jeweils über 1 Mio. € pro Ortsteil) verbunden und erzeugt eine enorme Erweiterung des Lei- tungsnetzes. Daher wird auch aus wirtschaftlicher Sicht eine dezentrale Lösung (z.B. zentral biologisch) angestrebt.

Sanierungen bzw. Erneuerungen bestehender Kanalleitungen bzw. Neuanlagen auf kleine- ren Abschnitten im Stadtgebiet werden in der Regel nur i.V.m. Straßenbaumaßnahmen durchgeführt. Dabei reagiert der AZV auf vorangekündigte Baumaßnahmen, in dem er vor-

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her die betroffenen Leitungen im Baugebiet untersucht und überprüft, ob eine Sanierung erforderlich ist oder nicht (Beispiel Wiesenstraße).

Vor allem in den im Fachkonzept Städtebau, Denkmalpflege und Wohnen angezeigten Schwerpunktrückbaubereichen würde es Auswirkungen auf die Ver- und Entsorgung geben. Seitens des AZV wird angestrebt, dass möglichst komplette Gebiete zurückzubauen sind, damit keine Infrastruktur mehr notwendig ist. Dort müssten dann auch keine erforderlichen Erhaltungs-/ Erneuerungsinvestitionen getätigt werden.

Andererseits muss aber auch die geplante Entwicklung in den Bereichen Güterbahnhof und Windmühlenweg/ Schönbacher Weg beachtet werden. Hier wäre mit der Entstehung von Gewerbegebieten Handlungsbedarf für Neubau von Anschlüssen vorhanden. Diese Auf- wendungen sind für eine Kapazitätserweiterung zu berücksichtigen.

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4.3.4.3. Energieversorgung

Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 21. Mai 1992 wurden die rechtlichen Grundlagen zur Bildung eines kommunalen Versorgungsunternehmens der Stadt Reichen- bach gelegt. Vor diesem Hintergrund begannen Mitte 1992 die Vorbereitungen zum Ausbau der Wärmeversorgung Reichenbach/Vogtl. GmbH, einer Eigengesellschaft der Stadt Rei- chenbach, zu einem Querverbundunternehmen mit den Sparten Erdgas, Elektroenergie und Fernwärme.

Die Aufnahme des operativen Geschäftes durch die Stadtwerke GmbH erfolgte mit der Übernahme von Strom und Gas zum 01. Januar 1995. Bei dieser GmbH ist die Stadt Rei- chenbach 51 %iger Gesellschafter. Dem Unternehmen obliegt derzeit die Versorgung bzw. Verteilung von Erdgas, Fernwärme und Strom im Gemeindegebiet, das vor der ersten Stufe der Gemeindegebietsreform be- stand. Somit werden von den Stadtwerken „nur“ das Stadtgebiet mit der Gemarkung Reichenbach sowie die Gemarkungen Oberreichenbach und Cunsdorf versorgt.

Die Versorgung der Ortsteile Brunn, Friesen, Rotschau, Schneidenbach sowie die PIA I und II – Gebiete erfolgt aufgrund bestehender Konzessionsverträge durch die envia bzw. Eins Energie in Sachsen GmbH&Co KG (vormals Erdgas Südsachsen GmbH).

Strom

Das Versorgungsgebiet der Stadtwerke umfasst ca. 15,6 km². Das Kabel- bzw. Leitungssys- tem hat eine Länge von ca. 250 km, wovon über die Hälfte nicht älter als 20 Jahre ist. Die Anzahl der Tarifkunden entwickelte sich wie folgt:

1997 2000 2003 2005 2007 2009 2010 16.000 15.799 15.204 14.882 14.750 14.681 14.568 Tabelle: Entwicklung der Tarifkundenanzahl

Bedingt durch die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Gebietsteilen des Versor- gungsgebietes besteht eine Auslastung des Stromnetzes zwischen 50% - 80%.

Unterteilung der Tarifkundenzähler im Jahr 2010: gesamt: 14.568 dav. 12.935 als Haushalt abgerechnet (d.h. auch schon abzüglich Hauslichtzähler von Wohnungsgesellschaften und Verwaltungen) verbleiben nach geschätzten Abzug der anderen Hauslichtzähler ca.:

11.430 aktive Zähler mit Haushalttarif

In der Menge der aktiven Zähler mit Haushalttarif sind auch Zähler mit haushaltähnlichem Verbrauch enthalten, wie z.B. Gartenanlagen, Wochenendgrundstücke und Garagen. Von der Anzahl der Zähler kann nicht auf die Anzahl der Kunden geschlossen werden, da einem Kunden durchaus mehrere Zähler zugeordnet sein könnten.

Für die Ortsteile Brunn, Friesen, Rotschau und Schneidenbach sind zusätzlich laut envia 772 Hausanschlüsse (Stand Ende 2010) vorhanden.

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Gas

Das Erdgas für die Stadtwerke wird an zwei Netzkopplungspunkten vom Vorlieferanten (Erdgas Südsachsen GmbH) bezogen, Es existieren keine Speicheranlagen, keine Leitungen mit einem Nenndruck über 16 bar. Über die Netzkopplungspunkte wird das Erdgas in ein Mittel- und Niederdrucknetz einge- speist. Jeder Kunde kann von jedem Netzkopplungspunkt aus versorgt werden, d. h. eine vollstän- dige Erreichbarkeit aller Ausspeisepunkte von jedem Einspeisepunkt ist gegeben.

Versorgungsleitungen in km Hausanschlussleitungen in km Hochdruck 0,0 1,0 Mitteldruck 30,0 11,0 Niederdruck 45,9 23,0 Tabelle: Leitungslänge nach Art des Druckes

Alter des Netzes

Bis 10 Jahre 11 – 20 Jahre 21 – 30 Jahre 31 – 40 Jahre Älter als 40 Jahre 40% 24% 30% 1% 5% Tabelle: Alter des Netzes in %

Tarifkunden Gas

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009

4730 4525 4377 4250 4089 4009 3939 3885 3710 Tabelle: Entwicklung der Tarifkundenanzahl Quellen: Stadtwerke Reichenbach

Die Angabe der Tarifkunden Gas umfasst die Anzahl der aktiven Gaszähler im Netz. Der Rückgang ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass in den letzten Jahren bei einer Vielzahl von Wohnungen die Gaskochstellen bei Modernisierungsmaßnahmen zugunsten elektrisch betriebener Herde entfallen sind.

Die Versorgung mit Erdgas in den Ortsteilen Brunn, Friesen, Scheidenbach und Rotschau erfolgt durch die Erdgas Südsachsen GmbH und hat zusammen eine Leitungslänge von ca. 15 km. Versorgungsengpässe (Druckprobleme) bestehen nicht. Da großflächige Gebäudeabbrüche in den Ortsteilen nicht vorgesehen sind, ist kein straßen- zugsweiser Leitungsrückbau geplant.

Fernwärme

Die Fernwärmeversorgung umfasst das Neubaugebiet Reichenbach West. Die Wärmeer- zeugung wird zentral am Standort Obermylauer Weg 40 vorgenommen. Die Trassenlänge Vor- und Rücklauf beträgt ca. 12 km. Eine Erweiterung des Fernwärmenetzes ist nicht ab- sehbar. Über 85% des Netzes ist älter als 16 Jahre.

Die Stadtwerke GmbH sind bestrebt an der Fernwärme festzuhalten, ggf. mit Umstellung der Wärmeerzeugung. Die vorhandene Wärmeerzeugungsanlage war aufgrund der Rahmenbe-

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dingungen (Rückbau, Demographie, Sparverhalten der Kunden) und dem Wegfall des Großkunden Deutsche Bahn überdimensioniert. Daher wurde Ende 2010 das bestehende Heizwerk (Dampfkesselanlage mit einer Feuerungswärmeleistung von 27,8 MW) umgebaut. Es entstand ein neues Blockheizkraftwerk und neue Heißwasserkessel (Feuerungswärme- leistung von 12 MW), die so ausgerüstet sind, dass wahlweise die Brennstoffe Erdgas, Erdöl und Rohbiogas genutzt werden können. Ein Drittel des Gasbedarfs im Heizwerk wird durch Biogas abgedeckt. Dafür erfolgte parallel zum Umbau die Verlegung einer 3,2 km langen Biogasleitung von der Biogasanlage in Rotschau in das Neubaugebiet West. Im Zusammen- hang mit den Umbaumaßnahmen wurden im Neubaugebiet West Wärmemengenzähler zu- rückgebaut und die Fernwärmetrasse umverlegt.

Das Fernwärmeversorgungsnetz sollte entsprechend der städtebaulichen und wohnungs- baulichen Entwicklung schrumpfen bzw. umgebaut werden. Der Ausbau sollte nur noch unter Beachtung energieökonomischer Rahmenbedingungen erfolgen (Vorhandensein von hohem Wärmebedarf und geringer Transportentfernungen), wie z.B. bei neuen Großabnehmern wie der Verein Lebenshilfe e.V. in der Dammsteinstra- ße.

Die Versorgung der Ortsteile Brunn, Friesen, Rotschau, Schneidenbach sowie die PIA I und II – Gebiete erfolgt aufgrund bestehender Konzessionsverträge durch die envia Verteilnetz GmbH. Dabei ist sie an der Optimierung Ihrer Netzstrukturen interessiert. Im Stadtgebiet betreibt die envia die Mittelspannungskabel lediglich als Durchleitungskabel. Die envia hat die Verpflichtung, dass jeder Kunde mit Strom beliefert werden muss, selbst wenn er der einzige Bewohner in einem Wohngebiet wäre. Seitens der envia besteht derzeit kein Handlungserfordernis zum Ausbau/ Instandsetzung des vorhandenen Versorgungsnet- zes. Hier wird eher auf Strategien und Projekte der Stadt reagiert. So auch im Fall der Erwei- terung des PIA II-Gebietes, wo kurzfristig neue Leitungssysteme für eine Firmenansiedlung verlegt worden sind.

Entwicklungsziele Energieversorgung Der Ausbauzustand der Netze Elt, Gas und Fernwärme gewährleisten für die Stadt für die nächsten Jahre eine relativ hohe Versorgungssicherheit.

Die Stadtwerke Reichenbach GmbH haben 2010 für das gesamte Stadtgebiet einen neuen Konzessionsvertrag für die Nutzung öffentlicher Verkehrswege zum Bau und Betrieb von Leitungen für die Strom- und Gasversorgung abgeschlossen. Der Vertrag läuft bis Ende 2031 (Sparte Strom ab Januar 2012, Sparte Gas ab 2013, Ausnahme: Ortsteile Reichen- bach ab 1. Januar 2015). Der Vertrag gilt fortan auch für die eingemeindeten Ortschaften Rotschau, Brunn, Friesen und Schneidenbach, für die es getrennte Konzessionsverträge gab. Die Verträge, die die Endverbraucher mit ihrem Strom- und Gasunternehmen abgeschlossen haben, werden von den neuen Regelungen nicht berührt. Jeder behält den Vertrag mit dem von ihm gewählten Versorger, aber er hat mit den Stadtwerken Reichenbach einen neuen Netzbetreiber. Die bisherigen Konzessionsverträge, die 1992 und 1994 abgeschlossen worden waren, lie- fen aus. Die Stadt hatte daher Energieversorger und Netzbetreiber aufgefordert, ihr Interes- se für die Zukunft zu bekunden. Nur die Stadtwerke Reichenbach gaben 2010 als einzige eine vollständige Bewerbung für beide Bereiche Strom und Gas ab. Um künftig die Strom- und Gasversorgungsanlagen im gesamten Stadtgebiet zu betreiben, beabsichtigen die Stadtwerke, die derzeit im Eigentum der EnviaM Energie AG und der Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG stehenden Anlagen zu erwerben. Das entsprechende Ankaufsrecht hat die Stadt Reichenbach auf die Stadtwerke übertragen.

Die Energieversorger haben zu verstehen gegeben, dass Umbau- oder Rückbaumaßnah- men grundsätzlich nur in Verbindung mit der Stadt Reichenbach, den Wohnungsbauunter- nehmen sowie Privateigentümern und deren Baumaßnahmen durchgeführt werden.

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Die demographische Entwicklung wird zwangsläufig Handlungsbedarf schaffen, da der Wärmeanschlusswert sinkt. Dennoch ist eine bedarfsrechte Planung von der Einwohnerzahl nur bedingt abhängig, da aufgrund der „Niederspannungsanschlussverordnung“ eine An- schluss- und Versorgungspflicht seitens der Unternehmen besteht.

Über die Entwicklung des Wohnungsbestandes lassen sich aber Optimierungsoptionen, z.B. für das Stromnetz, ausarbeiten.

Rekonstruktionsmaßnahmen des Strom- und Gasnetzes erfolgen in Koordinierung mit dem Straßenbaulastträger, anderer Versorgungsträger oder dem firmeneigenen Bauhof.

Ein „selbständiger“ Aus- bzw. Umbau der Netze ist nicht geplant.

Aus umweltpolitischen Gründen sollte zwar weiterhin die Modernisierung und der bedarfsge- rechte Ausbau der regionalen Gasversorgung im Stadtgebiet erfolgen, da es als Vorteil gilt, dass im Vergleich zu anderen Energieträgern bei der Verbrennung von Erdgas geringere

CO 2 - Emissionen und durch den leitungsgebundenen Transport keine zusätzlichen Belas- tungen für das regionale Verkehrsnetz entstehen. Die vorangegangene Statistik zeigt, dass jedoch der Anteil der Gasversorgung im Laufe der Jahre stetig abgenommen hat (allg. Bevölkerungsrückgang, entfallene Gaskochstellen).

Abhängig ist dies von der weiteren Entwicklung der Energiepreise, den Veränderungen der Wohnsituation und den daraus entstehenden Rückbaumaßnahmen.

Alternative Energiegewinnung Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) fördert und bezweckt den Ausbau von Energiever- sorgungsanlagen voranzutreiben, die aus sich erneuernden (regenerativen) Quellen ge- speist werden. Das EEG dienst also vor allem dem Klimaschutz, denn es hat das Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie beispielsweise Erdöl, Erdgas oder Kohle zu verringern.

Zusätzlich fordert der Landesentwicklungsplan für Sachsen die Nutzung der Möglichkeiten dezentraler Energieerzeugung. Auf dieser Grundlage entwickelte der Gesetzgeber u.a. ver- änderte Zulässigkeitsvoraussetzungen für Windkraftanlagen. Aus den grundlegenden Zielen zur Entwicklung der Region, insbesondere dem Ziel des Er- haltes der Identität und Verschiedenheit der prägenden Landschaft (Z 4.2.1.1 i.V.m. G 4.1.1.1 - G 4.1.3.1 - Entwurf des Regionalplanes Südwestsachsen) leitet sich die Notwen- digkeit ab, Teilgebiete der Region von Anlagen zur Windenergieerzeugung freizuhalten, da Windkraftanlagen aufgrund ihrer Dimensionen weit reichende Wirkungen auf die sie umge- bende Landschaft ausüben und je nach Landschaftscharakter deren Erscheinungsbild er- heblich beeinflussen können. Dies ist für die Reichenbacher Flur begründet aus der Topo- graphie zutreffend.

Deshalb sind im aktuellen Entwurf des Regionalplanes für das Stadtgebiet Reichenbachs keine Vorranggebiete bzw. Vorbehaltsstandorte für Windkraftanlagen ausgewiesen und auch noch keine Einzelwindkrafträder auf Reichenbacher Flur errichtet wurden.

Neben der Windkraft als alternative Energiegewinnung bzw. Stromerzeugung ist auch die energetische Nutzung von Biomassen im Kommen. Im Jahr 2006 entstand per Bauleitver- fahren eine solche Biogasanlage bei der Milchviehanlage an der Schwarzen Tafel (Betreiber Agrargenossenschaft). Wie beschrieben, nehmen die Stadtwerke Reichenbach das erzeugte Biogas mit Hilfe eines aufwendigen Leitungsneubaus zum Heizkraftwerk im Neubaugebiet ab. Damit besteht in Reichenbach schon eine Kooperation zwischen heimischen Erzeugern von Biogas und Energieunternehmen.

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Damit wird die Stadt Reichenbach unabhängiger vom Erdgas, trägt zum Klimaschutz bei und wird energieautonomer. Die Stadt Reichenbach steht der Realisierung oder Erweiterung solcher (regenerativer) An- lagen positiv gegenüber, da sie einen Beitrag zur Unabhängigkeit vom regulierten Energie- markt und Schaffung/ Erhaltung von Arbeitsplätzen darstellen. Voraussetzungen dafür sind gerechtfertigte Standorte auf Außenbereichsflächen mit landwirtschaftlicher Nutzung und schon vorhandener Anlagen für die Tierhaltung gemäß §35 BauGB.

Zur Ausnutzung der Sonnenenergie haben sich die Photovoltaik- und Solaranlagen etabliert. Es ist aufgrund der Gesetzeslage und der konstant steigenden Energiepreise damit zu rech- nen, dass private Haushalte, Wohnungsbauunternehmen und gewerbliche Unternehmen solche Anlagen an und auf ihren Gebäuden realisieren bzw. schon errichtet haben. Die Stadt selbst beabsichtigt zukünftig bei der Modernisierung/ Instandsetzung öffentlicher Gebäude und Immobilien sich regenerativer Energien (d.h. Errichtung von Solaranlagen o- der Erdwärmeanlagen) sinnvoll zu bedienen.

Grundsätzlich begrüßt die Stadt die Errichtung solcher Anlagen im gesamten Stadtgebiet. Dabei sollte aber vor allem in städtebaulich sensiblen Bereichen (z.B. Altstadt, Erhaltungs- satzungsgebiet) auf die verträgliche Einordnung solcher Anlagen auf Dach- und Freiflächen geachtet werden. Das Ortsbild darf dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Großflächige Anlagen sowohl im Innen- als auch im Außenbereich nach BauGB sollten nur an städtebaulich vertretbaren bzw. geeigneten Standorten errichtet werden. Gestützt durch Rechtssprechung und planungsrechtliche Kommentierungen zu großflächi- gen Photovoltaik-Anlagen gilt als Grundsatz, dass die Errichtung einer Freiflächenfotovolta- ikanlage nur über die gemeindliche Bauleitplanung ermöglicht werden kann. Erforderlich ist also die Aufstellung eines -qualifizierten oder vorhabenbezogenen- B-Planes (damit einher- gehend im Regelfall auch die Änderung des Flächennutzungsplanes). Es ist jedoch die städ- tebauliche Erforderlichkeit nachzuweisen und nicht die bloße Ausweisung als Baufläche auf Wunsch des Grundstückseigentümers. Ein notwendiges Bauleitplanverfahren kann im Rahmen der kommunalen Planungshoheit nur von der Stadt Reichenbach durchgeführt werden und wäre verbunden mit notwendigen Beschlüssen der zuständigen städtischen Gremien. Die Kostentragung für dieses Verfahren müsste vom Bauherrn übernommen werden. Die Rahmenbedingungen treffen zum großen Teil auch auf die Errichtung von Biomassean- lagen zu.

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4.3.4.4. Abfallentsorgung/ Wertstofferfassung

In kommunalrechtlicher Folge der Kreisgebietsneugliederung in Sachsen ist der bisher zu- ständige Entsorgungsverband Vogtland seit dem 01.01.2009 aufgelöst.

Die gesamten bisherigen Aufgaben in den Bereichen Deponiesanierung, Kompostplatz, Wertstoffhöfe und Gebührenverwaltung sind auf den Vogtlandkreis übergegangen. Es wurde im Kreistag beschlossen, dort ab dem Jahr 01.01.2010 ein Amt für Abfallwirtschaft in Oelsnitz mit den entsprechenden Aufgaben (z.B. Erstellen Gebührenbescheide) einzurich- ten.

Hauptaufgabe ist Gewährleistung der Entsorgungssicherheit im gesamten Vogtlandkreis

Dies bedeutet, dass das Landratsamt Vogtlandkreis für Betrieb und Errichtung von Ab- fallentsorgungsanlagen, Erstellen von Abfallwirtschaftskonzeption und Abfallbilanzen sowie der Sanierung der Deponien nach Stilllegung und deren bedarfsgerechte Nachsorge zu- ständig ist.

Das Einsammeln, Transportieren und Verwerten oder Beseitigen von Abfällen obliegt den vom Landkreis beauftragten Firmen, darunter die zu 100% kreiseigenen Unternehmen Krei- sentsorgungs GmbH Vogtland (KEV), die Glitzner EntsorgungsGmbH und die Deponie Schneidenbach GmbH (DSG). Mit im Boot ist die Mitteldeutsche Logistik GmbH (MDL) als eine vom Vogtlandkreis beauf- tragte Firma.

Der Vogtlandkreis betreibt seine Abfallentsorgungsanlagen gemäß geltender rechtlicher Bestimmungen insbesondere Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz vom 27.09.1994 (BGBl I Seite 2705). Zuständige Genehmigungsbehörde und Fachbehörde ist die Landesdirektion Chemnitz. Die Unternehmen nehmen territorial festgelegt die einzelnen Aufgaben wahr. Dazu gehören: - Abholung Restabfall (Hausmüll) -> Glitzner - Annahme Elektroaltgeräte -> Glitzner - Papier (blaue Tonnen/ Container) -> Glitzner - Schadstoffannahmestellen -> Deponie - Gelber Sack -> MDL - Flaschen/Gläser -> MDL - Sperrmüll -> Kreisentsorgungs GmbH

Für bzw. in der Stadt Reichenbach ist hauptsächlich die im Ortsteil Schneidenbach ansässi- ge Glitzner GmbH verantwortlich. Im Ortsteil Schneidenbach befindet sich eine Hausmülldeponie, die im Jahr 2000 stillgelegt wurde. Seitdem befindet sich dort ein Wertstoffhof mit einer Abfallannahme-/ Umladestation (in Zusammenhang mit der Glitzner EntsorgungsGmbH und der DSG). Der Zustand der ver- kehrlichen Erschließung des Geländes ist, wie schon im Fachkonzept Verkehr erwähnt, dauerhaft als nicht zufriedenstellend anzusehen.

Abfallorganisation

Hausmüll -> Mülltonne (meistens eine pro Haushalt) Papier -> Papiertonne (meistens eine pro Gebäude) „Gelber Sack“ -> Abholung einmal im Monat, Säcke werden direkt vor der Abholung vor die Haustür gestellt

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In den Wohngebieten gibt es spezielle Müllhäuschen, in denen sowohl Hausmüllcontainer und Papiercontainer bzw. Unterstellmöglichkeiten für Gelbe Säcke für die einzelnen Häuser- blockabschnitte zur Verfügung stehen.

Flaschen/Gläser -> verschiedene Container an festen Standorten im Stadtgebiet Elektroschrott -> verschiedene Container an festen Standorten im Stadtgebiet

Durch das Aussortieren verwertbarer Stoffe wie Papier, Glas und Leichtverpackungen wird in erheblicher Weise das Abfallaufkommen reduziert und zur Schonung wertvoller Rohstoffe beigetragen.

Standorte

Mit der Einführung des Dualen Systems zur Erfassung von Wertstoffen wurden alle Kom- munen durch die jeweiligen Landratsämter aufgefordert, geeignete Flächen im öffentlichen Bereich für die Aufstellung der Container zur Verfügung zu stellen. Im Stadtgebiet, einschl. der Ortsteile wurden insgesamt 19 Stellflächen ausgewiesen, wobei ein Stellplatz aufgrund von Baumaßnahmen nicht mehr zur Verfügung steht. Die aktuellen Standorte sind als Anlage beigefügt. Rechtsgrundlage bildet das Sächsische Abfallwirtschafts- und Bodengesetz (SächsABG). In diesem ist im § 3 Abs. 4 geregelt, dass der jeweilige Aufsteller von Containern zur Sauber- haltung des Standplatzes und zur Entfernung von dort abgelagerten Abfällen verpflichtet ist.

Es bestehen grundsätzlich Probleme in der fehlenden Sauberkeit und Ordnung an den meis- ten Containerstandorten. Zudem werden leider vor allem bei den Elektroschrottcontainern auch Gegenstände eingeworfen, die dort ausdrücklich nicht hingehören. Trotz regelmäßiger Reinigung gab es eklatante Problemstandorte, wo Bürger ihren Haus- müll mit entsorgen. Aus diesem Grund wurden Beratungen und Ortsbesichtigungen mit Ver- tretern der Glitzner GmbH und des Kreisentsorgungsverbandes (KEV) durchgeführt. Im Ergebnis werden nachstehende Veränderungen ab dem Frühjahr 2011 vorgenommen:

- Abbau Standplatz Höferstraße - Abbau Standplatz Kneippstraße (ehemals Brauerei Jahn) - Abbau Standplatz Karl-Liebknecht-Straße - Verlegung Standplatz am Wasserturm

Die an den abgebauten Standplätzen vorhandenen Glascontainer werden auf die Standorte Wasserturm und „Unterer Volksfestplatz“ aufgeteilt. Zusätzlich wurde bis Ende März 2011 in der Burgstraße ein neuer Standort für Glascontainer und Kleidercontainer eingerichtet. Mit der Fa. Glitzner GmbH erfolgte eine Abstimmung zur Erweiterung der Leerungszyklen für Elektronikschrott, speziell am Standort Wasserturm. Es wird davon ausgegangen, dass mit der neuen Aufteilung der Standorte und dem Ab- holzyklus die besonders augenfälligen Verunreinigungen von der Bildfläche verschwinden werden. Es kommt auch immer wieder vor, dass vor Abholung der Gelben Säcke diese mutwillig auf- gerissen werden und darin enthaltene Müll in alle Ecken verstreut wird. Hier kann aber nur jeder einzelne Bürger mit verantwortungsbewusstem Handeln zur Ver- besserung beitragen. Verbesserung könnte die Einführung von „Gelben Tonnen“ herbeiführen oder geringfügig eine Optimierung der Abholzeiten für verschiedene Stadtbereiche/-bezirke, um den Zeitraum vom Hinausstellen bis zum Abholen der Gelben Säcke zu vermindern.

Einziger Ausweg zur Kontrolle wäre die Einrichtung von zentralen Annahmestellen.

Zu überlegen wäre weiterhin die Wiedereinführung von Bio-Tonnen, die jedoch dasselbe Potential einer missbräuchlichen „Handhabung“ wie die Elektroschrottcontainer besitzen.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 39 Fachkonzept: Verkehr und technische Infrastruktur

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