Viktor Meyer ∗ 08.09.1848 V 08.08.1897

Im letzten Jahr konnte man des 100. Todestages von Viktor Meyer gedenken. In diesem Jahr ist es der 150. Geburtstag, der ihn in Erinnerung ruft. Victor Meyer wurde am 08. September 1848 als Sohn eines wohlhabenden Textilfabrikanten in geboren. Bereits mit 17 Jahren begann Viktor Meyer als Studium in in der Absicht, Chemiker zu werden. Zu dieser Zeit lehrten dort einige der hervorragendsten Naturwissenschaftler ihrer Zeit: , Gustav Kirchhoff, Hermann von Helmholtz, Hermann Kopp. Nach seiner Promotion 1868 kehrte er nach Berlin zurück, um in der Arbeitsgruppe von Adolf Bayer seien Interessen in der organi- schen Chemie nachzugehen. Die Benzoltheorie Kekulés hatte die Or- ganische Chemie revolutioniert und man versuchte, die Derivate des Benzols in Klassen zu ordnen, z.B. die Disubstitutionsprodukte in ortho-, meta- oder para-Reihen. Die ersten Schritte hierzu hatte Wil- helm Körner getan; Viktor Meyers Verdienst war es, neue Reaktionen entwickelt zu haben, die dieses Problem in allen Fällen lösen konnten. Diese Leistung machte ihn so bekannt, daß man ihn als außerordentli- chen Professor an die Technische Universität Stuttgart berief, obwohl er weder habilitiert noch Privatdozent war. Aber schon 1872, gerade 24 Jahre alt, erhielt er einen Ruf auf ein Ordinariat an die Polytechnische Hochschule Zürich. Dort verbrachte er 13 Jahre. Seine Vorlesungen waren berühmt. Kekulé meinte dazu: Seine Vorlesungen waren beispielhaft für ihre Klarheit und hatte im- mer einen gewissen „Pfiff“. Ein Vorlesungsexperiment führte ihn zu einer seiner großen Entdeckungen. Er wollte - wie damals üblich - Benzol mit einer speziellen Farbreaktion nachweisen. Der Farbum- schlag blieb aber wider Erwarten aus, weil ein neues Gebinde Benzol zur Anwendung gekommen war. Meyer ging der Sache nach und ent- deckte im gewöhnlichen Benzol eine dort immer festzustellende Ver- unreinigung: das Thiophen, einen schwefelhaltigen aromatischen He- terocyclus. Diese Entdeckung eröffneten ihm und anderen Chemikern ein völlig neues Feld der Forschung. 1884 nahm Meyer einen Ruf nach Göttingen als Nachfolger des be- rühmten Friedrich Wöhler an. Aber schon vier Jahre später erfolgte der Ruf an die wohl berühmteste Universität nach Heidelberg. Drei- mal lehnte Meyer auf Druck der preußischen Regierung, die ihn in Göttingen halten wollte, ab, den vierten Ruf nahm er auf besonderes Drängen von Robert Bunsen als dessen Nachfolger an. Der Name Victor Meyer ist bis heute verbunden mit der Bestim- mung der molaren Masse leicht verdampfender Flüssigkeiten nach eben Victor Meyer, ein Versuch, der auch heute noch in keiner Che- mikerausbildung fehlt, er entwickelte diese Methode. Mitte der 90-iger Jahre machte sich eine schnell fortschreitende Nervenkrankheit bei Meyer bemerkbar: Gedächtnisschwund. Er konnte schließlich selbst auf einfache Fragen keine Antwort mehr fin- den. Ehe die Krankheit soweit fortgeschritten war, daß er zu keiner eigenen Entscheidung mehr fähig war, nahm er sich am 08. August 1897 mit Kaliumcyanid das Leben. So starb er noch zwei Jahre früher als sein verehrter Lehrer und Vorgänger Robert Bunsen. [1] Alan Rocke, A to remember, Chemistry in Britain, August 1997, 27-29

Walter Jansen q