Kaiserselikt vom 20.11.1002 – erste urkundliche Erwähnung von Saal Saal a.d.Donau unter dem Mit der Säkularisation ging 1803 die Grund­ Kloster Niedermünster bis herrlichkeit des Klosters Niedermünster in zur Neuzeit Saal zu Ende. Von 1803 bis 1810 gehörte Am 20. November 1002 wird Saal erstmalig Saal zum Fürstentum . Erst urkundlich erwähnt. Herzog Heinrich IV. 1810 fiel Saal an das Königreich Bayern. (der spätere Kaiser Heinrich II.) bestätigte 1848 wurden die Saaler Bauern von ihren in einer Urkunde der Äbtissin Ouda vom grundherrlichen Lasten befreit. Kloster Niedermünster bei Regensburg Am 1. Juni 1874 wurde die Donautalbahn den Besitz der Hofmark Saal. zwischen Ingolstadt und Regensburg Im Kaiserselikt vom 20. November 1002 be­ eröffnet. Mit der Zusammenlegung von stätigt Herzog Heinrich der IV. dem Kloster Post- und Bahnexpedition kam die Bahn- Nieder­münster in Regensburg dessen Besitz­ und Poststation nach Obersaal, die Post­ ungen in lateinischer Schrift: halterei in Untersaal wurde aufgelöst. Im Jahr 1876 liegen die Anfänge der Saaler „Saal mit dem Forst, Wasser, Mühlen und Kalköfen bei Haunersdorf. allem was dazu gehört“ Im Ersten Weltkrieg fielen 29 Saaler Bürger. Obersaal wird als „Salla“ 1070 im Lehens­ 1937 wurde das Rathaus erbaut und im buch des gefürsteten Reichsstifts Nieder­ Frühjahr 1939 bezogen. Im Waldtal, an münster und um 1340 als „Chürchsall“ der Straße Saal-, existierte 1944 bis (Kirchsaal) angeführt. 1945 ein Außenlager des Konzentrations­ Die Grundherrschaft des Reichsstifts Nieder­ lagers Flossenbürg. Ende 1944 wurden die münster erstreckte sich nach dem Saal­ Toten des Außenlagers hier am Friedhof ne­ buch vom Ende des 14. Jh. über Chürchsall ben dem Turm verscharrt. Nach Kriegsende (Kirchsaal = Obersaal) mit Weingärten, wurden die Verstorbenen wieder ausgegra­ Niedersall (Untersaal), Amannssall (Herrn­ ben und ordentlich bestattet. Gleichzeitig saal) mit einem Amtshof, Winzer bei sollte eine unterirdische Rüstungsfabrik mit Weingärten, Peterfecking, im Inneren des Ringberges für den Düsen­ Giersdorf (Kleingiersdorf), Einmuß mit jäger M 262 entstehen. einem Amtshof, Oberfecking und Thal­ Am 28. April 1945 besetzen US-Kampf­ dorf. Meist wird angenommen, dass sich truppen nach Artilleriebeschuss und Tief­ Salla von indogermanisch salo (wo­ gend) herleitet und auf das seit dem Mittelalter den Namen Feckinger Bach führende Bächlein bezieht. Al­ brecht Greule leitete dagegen den Ortsnamen vom germanischen Wort sal-az (Einraumhaus) ab, mit Bezug auf ein ehemaliges, römisches Kas­ tell in Untersaal. Die Ortsteile wurden unterschiedlich Postkarte von 1940 differenziert in Obersaal, Untersaal und fliegerangriffen Saal. Die Kampfhandlun­ Herrnsaal, wo sich der Sitz des vom Landes­ gen verursachten nur Gebäudeschäden. herrn beauftragten Amtmanns befand. Saal hatte im 2. Weltkrieg 142 Kriegstote Die Pfarrei Obersaal wird 1326 erstmals zu beklagen. urkundlich erwähnt. Jahrhundertelang Im Zuge der Gemeindegebietsreform waren die Saaler Bauern zum Reichsstift wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinden Niedermünster zehentpflichtig. In dieser Reißing und Teuerting, am 1. Juli 1972 die Zeit war Saal auch Sitz eines Schrannen­ Gemeinde Einmuß und am 1. Januar 1978 die gerichts. Gemeinde Mitterfecking in die Gemeinde 1530 wurde Saal Unterlegestation der Saal an der Donau eingegliedert. Mit Wirkung Österreichischen Hofpost, und seit 1630 vom 1. Mai 1978 erfolgte die Bildung der sind Posthalter in Saal nachweisbar. An Verwaltungsgemeinschaft Saal an der Donau diese Zeit erinnert bis heute das Posthorn zusammen mit der Nachbargemeinde im Wappen von Saal. Teugn. Während des Dreißigjährigen Krieges litt Im Zuge der Errichtung des Rhein-Main- Saal 1630 unter den von General Horn Donau-Kanals entstand der 1978 eröffnete angeführten Schweden. An die Pestjahre Hafen Kelheim-Saal. von 1660/1661 erinnert die Pestkapelle am Kirchplatz. Im Spanischen Erbfolge­ Entwicklung der krieg (1701-1714) war Saal von österrei­ Einwohnerzahlen chischen Truppen besetzt. 1705 wurde Mesner Joseph Johann Heid erster Schul­ 1806 lebten in Saal etwa 350 Menschen. Es folgte die Einführung der lehrer in Obersaal mit dem Mesnerhaus Hausnummern als erstem Saaler Schulhaus. 1900 655 Einwohner 1933 1392 Einwohner (erste Volkszählung im 3. Reich) 1945 2665 Einwohner (Saal nahm 840 vertriebene Menschen auf) 1978 4640 Einwohner (Eingemeindung der ehemaligen Gemeinden Einmuß, Reißing und Teuerting) 1984 5457 Einwohner (mit der Eingemein­ dung der ehem. Gemeinde Mitter­ fecking war die Gebietsreform abgeschlossen) 2020 5397 Einwohner

1817 – Urkataster Obersaal

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Alte Pfarrkirche Mater Dolorosa Saal – Schmerzhafte Mutter Gottes Die Urpfarrei von Saal war Bad Gögging, 1904 erfolgte eine Um­gestaltung in neu­ die etwa 700 n. Chr. von iroschottischen gotische Formen – geräumiges einschiffi­ Mönchen gegründet wurde. ges Langhaus mit Flach­decke. Die Kreuz­ 1326 wurde die Pfarrei Saal erstmals wegreliefs wurden von Jakob Helmer, urkundlich erwähnt. Regens­burg, 1904 gefertigt. Nach der Ausgliederung aus der Urpfarrei Die Seelenkapelle im alten Friedhof ent­ Bad Gögging erschien im Jahre 1342 der stand im 17. Jahrhundert. Heute dient die erste nachweisbare Pfarrer von Saal, sein Seelenkapelle der Erhaltung wertvoller Name war Pilgrim (Pylgrym). Epitaphien aus dem 15. Jahrhundert, mit Der Bau der ersten Saaler Kirche, ein kleines dem Motiv eines Kellermeisters bei der romanisches Kirchlein, fällt in die Zeit von Zubereitung des Messweines. 1100 – 1200.

Vermutliches Aussehen des Rekonstruktion der gotischen romanischen Gotteshauses Pfarrkirche (um 1480 – 1628) Um 1480 wurde das kleine Kirchlein Schwesternheim in der Werkstraße durch eine spätgotische Kirche ersetzt, Um die Jahrhundertwende war Saal ein von der heute noch der Hochaltar mit der ruhiges Bauerndorf. Einer der ältesten schmerzhaften Gottesmutter erhalten ist. Bauernhöfe in Saal war der alte Pfarrhof Das schöne gotische Presbyterium steht mit Ökonomiegebäuden, großem Stadel, unter Denkmalschutz und wurde 1480 Hof und schönen Obstgärten von rund 130 fertiggestellt. Tagwerk Feldern, Wiesen und Wald. Mitten unter dem 30jährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kirche 1628 nach Westen hin erwei­ Alte Pfarrkirche nach dem Anbau von 1628 tert. Der Taufstein ist ein kleines Muschel­ becken auf schlankem Rundständer. Die Stuhlwangen sind aufwändige Barock­ schnitzereien mit Akanthus­ranken und Tulpenstäben, die aus der Zeit um 1720 stammen. Wertvolle Figuren sind die Pieta auf dem Hochaltar (Ende 15. Jahrhundert), die „Mater dolorosa“ unter einem Barockkru­ Ignaz Bäumler, Pfarrer und zifix gegenüber der Kanzel (um 1480), ein Distriktschulinspektor (Schulaufsicht) Auferstehungschristus, jetzt als Salvator Der letzte Ökonomiepfarrer in Saal (1913 bis charakterisiert (um 1490) an der Nordsei­ 1927) war Pfarrer Ignaz Bäumler. te des Langhauses. Links neben dem Kir­ Im 1. und 2. Weltkrieg wurden je drei Glocken cheneingang befindet sich ein Altar aus zum Einschmelzen für Geschütze und Gra­ der Seelenkapelle (um 1710). Mittelal­ naten vom Kirchturm geholt. terliche Frömmigkeit und die Barockisie­ rung um 1720 – 1730 stattete die Kirche mit Schmuck und Bildern aus. Der Barock­ zustand blieb bis 1869 erhalten. Die Neugotik ließ nicht viel von alledem übrig. Der jetzige neugotische Turm (35 Meter) wurde um Barocker Bauzustand der Saaler 1869 anstelle des Pfarrkirche bis 1869 alten Barockturms Rekonstruktionszeichnungen von Hermann Neumann völlig neu erbaut.

Alte Kirche mit Leichenhaus – Aufnahme von 1966 Die große Glocke wurde in den 70er Jahren verschrottet und zum Guss ihrer Nach­ folgerin verwendet. Die Kirche ist der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht.

Plan zur Erbauung des neuen Kirchturmes – Hochaltarraum aus dem Jahr 1470 mit der schmerzhaften Mut­ Königliches Bezirksamt Kelheim 1868 ter Gottes sowie zwei Seitenaltären

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Bahnhof Saal a.d.Donau – Donautalbahn Zu der in Bayern bestehenden „General­post­ der Lände befand sich auch ein Verladegleis administration” kam 1845 eine „General­ eines Steinbruchs und schon bald die neu verwaltung der Königlichen Eisenbahn.” gegründete Zellulosefabrik. Im Zuge von Im Jahre 1847 wurden die beiden Behörden deren Erweiterung wurde die Lände 1915 zu der „Generalverwaltung der Königlichen aufgegeben. Post und Eisenbahn“ vereint. Der in den Stations- und Streckenverzeich­ Bei der Planung der zwischen 1869 und nissen im Jahre 1938 noch als Affecking 1874 errichteten Donautalbahn in Bayern aufgeführte Haltepunkt hieß im Kursbuch war die genaue Streckenführung zunächst 1944 (und auch noch 1976) Kelheim Ost. umstritten. Die Städte Kelheim und Abens­ berg bestanden beide auf einem direkten Bahnanschluss. So ließ das Gesetz über den Bahnbau vom 29. April 1869 die ge­ naue Linienführung offen. Die Kelheimer Variante hätte allerdings den Bau eines teuren Tunnels parallel zum Donaudurchbruch bei Weltenburg erfor­ dert, weshalb schließlich den Bahnhof Saal (1950) Zuschlag bekam. Der Personenverkehr nach Kelheim war 1871 wurde mit dem Bau der Donautalbahn zeitweise rege. 1944 verkehrten acht Zug­ Eisenbahnstrecke Ingolstadt – Abensberg paare. 1963 verkehrten werktags 16 Zug­ – Saal – Regensburg begonnen. Am 1. Juni paare als Triebwagen mit 2. Klasse, vier 1874 fuhr der erste Zug von Ingolstadt davon durchgängig von Kelheim über nach Regensburg. Streckenlänge 73,9 km; Saal nach Regensburg und zurück. Ab den damaliger Fahrpreis Ingolstadt – Regensburg 1970er Jahren fuhren bis zur Stilllegung 15 Kronen. der Strecke Saal Kelheim im Jahr 1988 nur noch drei Zugpaare für den Berufs- und 1874 wurden im neuen Bahnhof Saal Post- Schülerverkehr. und Bahnexpedition untergebracht. Sie ver­ fügte über eine Bahnbetriebstelegraphen­ Am 29. Mai 1988 wurde der Personen­ anlage, die zur Annahme und Beförderung verkehr eingestellt. Durch den Konkurs des von Privatdepeschen ermächtigt war. Zellstoffwerks 1993 entfiel der Güterkunde am Streckenende. Folglich wurde die Be­ dienung ab dem Anschluss der Zellwolle- Fabrik am 2. Januar 1997 eingestellt. Auf einen Antrag vom 2. Dezember 1997 wurden diese 5,0 km der Strecke am 28. Februar 1998 vom Eisenbahnbundesamt offiziell stillgelegt. Lediglich die 500 Meter

Bahnhof Saal mit Dampflokomotive (Datum des Fotos unbekannt) ab dem Bahnhof Saal a.d.Donau blieben als Anschlussgleis zur Zellwolle-Fabrik der 1893 erhielt die an der Bahnlinie Regensburg Firma Kelheim Fibres und zum Kanalhafen – Ingolstadt gelegene Station die künftige in Betrieb. 2015 wurde die Teilstrecke ab Bezeichnung „Saal a.d.Donau”. Kelheim Fibres entwidmet und steht somit nicht mehr für den Bahnverkehr zur Ver­ Bahnstrecke Saal – Kelheim: fügung. Als Ausgleich dafür, dass Kelheim wegen Abensberg an der Bahnstrecke Ingolstadt – Regensburg ursprünglich nicht ange­ bunden war, wurde eine 5,5 km lange Stichbahn zwischen Saal a.d.Donau und Kelheim gebaut, die am 15. Februar 1875 eingeweiht wurde. Um einen Personentransport zwischen 1966: Diesellokomotive im Bahnhof Saal. Saal und Kelheim vor Fertigstellung der 1978 wurde die Bahnstrecke Regenburg – Bahnstrecke Saal – Kelheim zu gewähr­ Ingolstadt elektrifiziert. leisten wurde im Amts- und Wochenblatt vom 3. Juni 1874 folgende Bekanntma­ Bahnwärter­haus an chung veröffentlicht: der ehe­maligen „Einem verehrlichen Publikum wird hier­ Reichs­straße durch bekanntgegeben, dass der Unter­ zw. Untersaal und zeichnete seinen Stellwagen täglich dreimal Teugner Straße zur Bahnstation Saal abgehen läßt, nämlich vor dem Bau der morgens 7 Uhr, mittags 12 Uhr und abends Bundes­straße B 16. Mit dem Bau der 5 Uhr, jedesmal zum Anschlusse an die Bundes­straße wurde der Bahnübergang Bahnzüge Ingolstadt und Regensburg. hinfällig und das Bahnwärterhaus Der Fahrpreis á Person beträgt 15 Kr. Zur musste abgerissen werden. Letzter zahlreichen Benützung dieser Fahrt ladet Bahnwärter war Max Manglkrammer. freundlich ein, Sebastian Ehrnthaller”. Vom Endbahnhof Kelheim führte ein Die Bahnhofs­ Anschlussgleis weiter zu einer Schiffs­ restauration wurde anlegestelle an der Donau. Diese wurde zuerst von Georg gleichzeitig mit der Bahn gebaut und war Fruth (1904) und in den Streckenverzeichnissen als Station dann von Otto Kelheim Donauumschlagstelle aufgeführt. Schweiger (1916) Zu dem am anderen Donauufer gelegenen geführt. Gegen 1922 musste die Bahn­ Kanalhafen bestand keine Bahnverbindung, hofsrestauration dem Bau des Donau­ so dass der Warenumschlag zwischen Bahn hotels (Eröffnung 1925) weichen und und Ludwigskanal unbedeutend blieb. An wurde abgerissen.

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Poststation Saal a.d.Donau 1839 wurde der Untersaaler Tafernwirt Georg Huber neuer Posthalter. Ab 1842 verkehrten die Eilpostwagen täglich. Die Fahrzeit von Regensburg nach Augsburg betrug 16 Stunden. 1849 bekam Kelheim eine eigene Post­ station – tägl. Karriolpost zwischen Saal und Kelheim. 1853 verkehrten von Saal Gasthaus Alte Post aus Postomnibusse (zwei-oder dreispännig) Die Poststation Saal lag auf der Poststrecke Saal – - Beilngries in 5 Stunden. von Regensburg nach Augsburg. Es konnten sechs Reisende befördert werden. 1576 wurde die Hofpostlinie Prag – Augsburg 1874 wurde die Eisenbahnlinie Ingolstadt eingerichtet. In dieser Zeit gewannen die – Regensburg eröffnet und dem allgemeinen Poststationen an dieser Strecke an Bedeu­ Verkehr übergeben. Das war das Ende der tung. In den Schriften von damals wurden Posthalterei in Untersaal. Die Poststation Aufzeichnungen gefunden, in denen die wurde aufgelöst und das Gasthaus „Zur Poststation Saal 1568, 1608, 1624 und Alten Post“ war von nun an ein gewöhn­ 1629 erwähnt war. liches Dorfwirtshaus. Mit der 1613 erbauten Poststation in Im neuen Bahnhof wurde 1874 die „Post- Untersaal,­ Haus Nr. 5, begann die über und Bahnexpedition“ vereint. 200jährige Geschichte der Saaler Post­ station. Das Haus steht heute noch und ist in Untersaal, Regensburger Straße 45, zu finden. Am Giebel zur Straße hin ist noch das alte Postwappen zu sehen.

Die 1613 erbaute Poststation, Haus Nr. 5 (heute Regensburger Straße 45) war über 200 Jahre Saaler Poststation

1721 wurde das Posthaus Untersaal Nr. 5 modernisiert und aufgestockt. 1806 wurde aus der Thurn und Taxischen Poststation eine T.u.T.-Lehenspostanstalt die 1808 dem Oberpostamt München unterstellt wurde. 1810 wurde die Postexpedition dem Ober­ postamt Regensburg unterstellt und 1827 bis 1834 wieder dem Oberpostamt München. Ab 1664 sorgten die Postämter für Unter­ künfte in den „Gasthöfen zur Post“. Die Wirte wurden zu Posthaltern und beher­ bergten Fahrgäste. Bereits 1625 erbau­ te Hans Froschhammer die Taferne Haus

Nr. 16, das heutige Gebäude „Gasthaus zur Tafel in Untersaal zur Erinnerung an die Donaufähre zwischen Alten Post“, Regensburger Str. 29. Untersaal und Herrnsaal, welche bis in die 60er Jahre in Betrieb war.

Kaiserl. Reichspostkurs Augsburg – Prag (1630) Prag

Waldmünchen Retz

Prugg

Khiern

Regenspurg

Saal

Newstadt

Geisenfeld

Waidhofen Aich Augspurg

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Kommerzienrat Ernst Cetto – Ehrenbürger von Saal In Saal baute er die Mädchenschule mit Kindergarten (Hauptstraße) , das Krieger­ denkmal, die Cetto-Villa, das „Derlet“- Haus in der Parkstraße, das Waldhaus, das erste Freibad und das Donauhotel mit Hotelpark, welches weit über die Landes­ grenzen hinaus bekannt wurde. Damals warb man zur Erholung im Donauhotel im Luftkurort Saal. Gegenüber dem Donau­ hotel schenkte Ernst Cetto der evangeli­ schen Kirchengemeinde ein Grundstück, auf welchem diese dann die Lutherkirche erbauen konnte.

Kommerzienrat Ernst Cetto Der am 10.09.1880 in Zwickau geborene Cetto-Villa Ernst Cetto stammte aus einer Bergmanns­ In den 20er Jahren sorgte er für die früh­ familie. Er selbst war bis zu seiner Einbe­ zeitige Elektrifizierung durch Verlegung rufung im Jahre 1901 ebenfalls im Bergbau eines Stromnetzes in Saal und schaffte tätig. Ihm hat Saal die Aufwärtsentwick­ erstmals die Möglichkeit, Teilbereiche der lung zur heutigen Industriegemeinde zu Gemeinde zentral mit Wasser zu versor­ verdanken. gen. Hierzu erbaute er einen Wasserturm neben der Cetto-Villa. Der Wasserturm ist heute denkmalgeschützt. Schließlich setzte er sich für den Bau der Gemeinde­ verbindungsstraße Saal – Teugn ein und schaffte die Voraussetzungen zur Grün­ dung eines Fremdenvereins in Saal.

Familie Cetto um 1920 mit Kommerzienrat Ernst Cetto und seiner Ehefrau Augusta Cetto sowie den Kindern Hildegard, Alfred, Johanna und Ernesta. Tochter Ilse ist nicht mit auf dem Bild und Sohn Ernst Cetto wurde erst 1925 geboren. Ernst Cetto machte eine Bankausbildung und bildete sich durch Selbststudium zum

„Vollkaufmann“ aus. 1909 kam er nach Saal in den 1920er-Jahren Saal und nahm im Kalkwerk als Vollkauf­ mann eine Stellung an. Damals hatte das Bereits 1924 ernannte das Bayerische Kalkwerk gerade mal 40 Mitarbeiter. Ernst Staatsministerium Ernst Cetto ob seiner Cetto setzte sich für die Erweiterung des Verdienste zum Kommerzienrat und seit Kalkwerkes ein, in dem er 1912 Direktor 1930 war er Ehrenbürger von Saal. Am wurde und es dann 1917 erwarb. 27.02.1967 verstarb Kommerzienrat Ernst In dieser Zeit nahm das Kalkwerk einen be­ Cetto im Alter von 86 Jahren. achtlichen Aufschwung. Cetto übernahm Saal wäre ohne Ernst Cetto nicht das ge­ dann auch noch die Kalkwerke in Kelheim worden, was es heute ist, eine Industrie­ und eines in Ismaning bei München. 1915 gemeinde mit guten Voraussetzungen um erzeugte man in Saal mit 60 Arbeitern be­ auch in Zukunft gut bestehen zu können. reits 15 Tonnen Stückkalk – 5 Wagen täg­ lich. Bereits 1923 hatte man die tägliche Erzeugung von Stückkalk auf 1000 Tonnen – 100 Wagen gesteigert. In dieser Zeit hatte das Kalkwerk 800 Arbeiter und 30 Ange­ stellte. Ernst Cetto stand dem Kalkwerk bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1939 als Direktor vor. Denkmalgeschützter Wasserturm bei der Cetto-Villa

Cetto-Villa mit Wasserturm und den Produktionshallen der 1960 gegründeten Fa. Ernst Cetto Plastprodukte

Cetto-Häuser an den Linden Ecke Donaustraße Ernst Cetto bemühte sich auch um vernünf­ tige Unterkünfte für seine Arbeiter sowie die soziale Sicherung der Bürgerschaft. Er war der Erbauer der Arbeitersiedlung Cetto- Hain und Haunersdorf. Auch in Kelheim wur­ den Cetto-Häuser erbaut. Cettohäuser Kelheimer Straße

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Donauhotel

Donauhotel Saal a.d.Donau – Aquarell von Prof. Josef Haseneder 1925 erbaute Kommerzienrat Ernst Cetto Im Großen Saal des Hotels bekam Saal sein als kulturellen Mittelpunkt für Arm und erstes Kino. Das Hotel war mit allem aus­ Reich an Stelle der früheren Bahnhofs­ gestattet, was man zur damaligen Zeit von restauration gegenüber dem Bahnhof einem gehobenen Haus erwartete: Große Saal das Donauhotel mit Hotelpark in der Hotelküche, Weinstüberl, großer Speisesaal, Parkstraße. schönes Gastzimmer und moderne Doppel- und Einzelzimmer mit eigenem Bad. Zum Hotel gehörte auch ein großer und schön angelegter Hotelpark im Osten des Hotelge­ bäudes. Leider ist der Park heute nicht mehr vorhanden. Zu Beginn des 2. Weltkrieges ver­ lor das Hotel seinen Glanz und Donau-Hotel mit Eingang zum „Donau-Stübl – Cafe – Restaurant“ wurde zum Kriegslazarett. Es be­ Für die damalige Zeit war das Donauhotel herbergte eine große Anzahl verletzter weit über die Grenzen von Saal hinaus ein Soldaten. 1945 quartierten sich die ame­ beeindruckendes Bauwerk, ein Hotel mit rikanischen Besatzungsmächte im Donau­ großem Tanz- und Festsaal. Das Donauhotel hotel ein. Nachdem die Amerikaner das war über vier Jahrzehnte ein Ort glanzvoller Hotel wieder verlassen hatten, blühte es Bälle und berauschender Feste, aber auch bis 1952 wieder mit Gastronomie und rau­ ein Ort klassischer Konzerte und von Tanz­ schenden Bällen auf. veranstaltungen.

Hotelsaal mit integriertem Kino Durch einen Hintereingang gelangte man in die sogenannte “Schwemme”. Diese war den einheimischen Arbeitern und Berufs­ tätigen vorbehalten, die ganztägig hierher kamen (in ihren Arbeits­ gewändern) zum Brotzeit machen, Ratschen und Kartenspielen. 1952 übernahmen die Rummelsberger An­ stalten die Räume vom Landkreis Kelheim, welcher kurzzeitig das Hotel als Kreisalten­ heim betrieben hatte. 1957/1958 erwar­ ben die Rummelsberger Anstalten das Do­ nauhotel und betrieben es als Altenheim. 1950: Faschingsball im Hotelsaal 1971 wurde der Saal des Donauhotels ab­ 1936 wurde im Donauhotel das Richtfest für gerissen. 2015 zogen sich die Rummels­ die Zellwolle AG, heutige Fibres, gefeiert. Die berger Anstalten aus Saal zurück und das Nürnberger Eisenbahngesellschaft schickte Gebäude wurde von ihre Mitarbeiter alle Jahre mit Bussen zur der B+Z Projekt­ Erholung in den Luftkurort Saal. bau erworben und Berühmte Personen wie Prinz Alfons von generalsaniert. Die Bayern, Karl Valentin oder auch Ferdl Weiß Arbeiterwohlfahrt waren Gäste im Donauhotel. 1935 über­ (AWO) betreibt nun nachtete das Reichssymphonieorchester ein Seniorenheim mit im Donauhotel. 79 Betten im ehema­ ligen Donauhotel.

Das Speisezimmer Gehoben ausgestattetes Einzelzimmer

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) Kalkwerk Saal a.d.Donau

1876: Der abgebaute Kalk wurde mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof gefahren und dort in Bahnwaggons verladen. 1876 erwarb Bauunternehmer Jakob Daniel Ende 1945 wurde die Produktion wieder Schneider aus Landau in der Pfalz für 342 Mark aufgenommen. 1946 hatte das Kalkwerk zwei Tagwerk Wald mit Steinbruch in Saal 466 Beschäftigte und es wurde im glei­ am Einsiedlerberg (Bauernberg). chen Jahr damit begonnen für die Mit­ General­bevollmächtigter Josef Filser errich­ arbeiter Wohnraum zu schaffen. tete drei Trichterkalköfen. Der Kalk wurde Am 23. April 1947 wurde südlich der Linden mit Pferde­­fuhrwerken zum Bahnhof Saal in Saal der Grundstein für 50 Wohnungen gefahren, in Bahnwaggons verladen und gelegt und bereits 1948 konnten alle Woh­ verschickt. nungen in der „Caro-Siedlung“ bezogen 1886 – 1888 bauten die damaligen Besitzer werden. Erhardt & Filser zwei Ringöfen, ein dritter folgte 1912.

Geheimrat Caro-Siedlung – Ecke Linden-/Carostraße (1947) 1954 wurden vier Kalkschachtöfen moder­ ner Bauart errichtet. Die Entwicklung und der Bau des weltweit ersten ölbefeuerten Ringschachtofens im Jahre 1961 revolution­ ierte die Kalkwelt. Bis 1968 folgten weitere drei Öfen dieser Bauart. 1917 kaufte Ernst Cetto, bereits seit 1912 Direktor des Kalkwerkes, die Donauwerke Saal. Mit der Übernahme von Ernst Cetto begann der eigentliche Aufschwung des Kalkwerkes. Cetto machte aus dem ur­ sprünglichen Handwerksbetrieb im Lauf der Jahre einen Industriebetrieb von be­ achtlicher Größe. 1954 werden vier Kalkschachtöfen modernerer Bauart errichtet. Ab 1919 wurde die Karbidfabrik Trostberg 1999 übernahmen die FELS-WERKE GmbH, mit Stückkalk aus Saal beliefert und 1922 Goslar, die Kalkwerk Saal GmbH & Co. wurde mit dem Bau von 13 Schachtöfen Heute hat das Kalkwerk Saal ein Ausmaß die Donauwerke Aktiengesellschaft für von 200 Hektar erreicht und produziert Kalkindustrie gegründet. mit 80 Mitarbeitern vornehmlich für die chemische und Baustoffindustrie.

1922: Donauwerke A. G. für Kalkindustrie, Saal a. D. Abteilung Cettowerk, Saal a. D. Luftaufnahme des Saaler Kalkwerks (2012) 1939 schlossen sich die Bayerischen Stickstoff­ werke AG, die Bayerischen Kraftwerke AG und die Donauwerke AG für Kalkindustrie zur Süddeutschen Kalkstickstoffwerke Aktien­ gesellschaft Trostberg zusammen. Ernst Cetto schied aus dem Unternehmen aus.

Luftaufnahme des Saaler Kalkwerks (2017)

1939: Gründung der Süddeutschen Kalkstickstoffwerke Aktiengesellschaft Trostberg Während der Kriegszeit von 1939 bis 1945 war der Betrieb des Werkes nur durch den zusätzlichen Einsatz von Kriegsgefangenen Oben: Postkarte um 1895 aus Polen, Frankreich, Russland, Italien und unten: Anzeige im Altmühlboten (1915) Belgien möglich, und wurde bis zur Beset­ zung am 25. April 1945 durch die Amerikaner aufrechterhalten. Die Amerikaner nutzten das Werk als Gefangenenlager für Mitglieder der SS und Wehrmacht.

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER)