ANNALES HISTORICO-NATURALES MUSEI NATIONALIS HUNGARICI Volume 89. Budapest, 1997 pp. 197-213.

Ungarische - und in Ungarn tätige - Mitglieder der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft

ZS. BUNKE

Botanische Abteilung, Ungarisches Naturwissenschaftliches Museum H-1087 Budapest, Könyves Kálmán krt. 40, Ungarn

BUNKE, Zs (1997): Ungarische - und in Ungarn tätige - Mitglieder der Regensburgischen Botani­ schen Gesellschaft. - Annls hist.-nat. Mus. natn. hung. 89: 197-213.

Abstract - (The Hungarian and non-Hungarian (working in Hungary) members of the Botanical Society of .) There was an inspiring good ground for sciences in Regensburg for centu­ ries. At the end of the 18th century a remarkable civil society, a "Spezialverein" was established for studying . The founder members were DAVID HEINRICH HOPPE and two of his colleagues. The attractive sphere of the society was soon expanding to Central Europe, then beyond it. PÁL Ki- TAiBEL was the first Hungarian member. 1805 was a record year of the Hungarian entries, e.g. STE­ PHANOS LUMNITZER also joined the society at that time. Several Hungarian scientists (e.g. JÓZSEF SADLER, ADOLF FERENC LÁNG, JOHANN HEUFFEL, PETER WIERZBICKI and EMERICUS FRI- VALDSZKY) established a busy relation with the journal of the society, the Flora. Beside the physi­ cians-pharmacists, teachers and museologists public figures were also affiliated, e.g. PÁL ANTAL ESTERHÁZY, LUDOVICUS HAYNALD. The last Hungarian member, ÁRPÁD DEGEN purchased the part of the HOPPE herbarium, appeared in an antiquarium in Vienna, for his private collection. Thus the HOPPE herbarium entered into the possession of the museum of Budapest together with the Degen herbarium. The proportion and activity of the Hungarian members of the Mineralogical Society of Jena established almost at the same time, and its organization give an opportunity for valuable comparisons. With 7 figures.

Regensburg war Jahrhunderte hindurch ein fruchtbarer Boden der Wissenschaften, besonders der Naturwissenschaften. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine hochste­ hende Fachliteratur-Verlegung. Der wohlbekannte Mykolog, JACOB CHRISTIAN SCHÄF- FER fundierte ein Museum, eine vielbesuchte Privatinstitution (KILLERMANN 1940: I- XIII). In dieser hochgebildeten und wohlhabenden Stadt gründeten drei Pharmaceuten am 14. Mai 1790: DAVID HEINRICH HOPPE, ERNST WILHELM MARTIUS und JOHANN AUGUST STALLKNECHT eine Sozietät. Sie waren zwar nur Angehende in ihrem Beruf und eigentlich von fremden Herkunft, in der Stadt wurden sie mit wohlwollender Aufmerk­ samkeit aufgenommen. Der Charakter ihrer Unternehmung war anfangs - mit humanisti­ schen und pedagogischen Zielsetzung - zur Förderung der "Apothekerkunst". Es war gleichzeitig - nach HOPPES Absicht - ein floristischer Spezialverein. Es ist bezeichnend, daß "er in seinem Statutenentwurf von 1790 für die zu gründende Regensburger Gesell­ schaft auf eine Regelung von Sitzungen vergessen, weil er Treffen ohnedies im Rahmen der von ihm vorgesehenen Exkursionen als gegeben erachtete" (GRABHERR & KLEM UN 1991: 13). Selbst die Begründung geschah im Freien; auf dem zeitgenössischem Kupfer­ stich stehen die Gründer an der Donauufer, in der Nähe einen gewissen "Schutzfelsen", rechts steht HOPPE und liest das von ihm konzipierten Statut, im Gebüsch sammelt ein vierter Apotheker, der sich eben zu ihnen anschließen bereit ist: HEINRICH CHRISTIAN FUNCK, der namhafter Bryolog (Abb. 1).

Nach WOLFGANG ILG, der die Geschichte der Gesellschaft unlängst bearbeitete, waltete im Zeitpunkt der Gründung in Europa, geschweige in der ganzen Welt kein derartiger "SpezialVerein". Die Gründer meinten, ihre Gesellschaft sei "eine moderne freie Association" (ILG 1984: 17, 1-15). Dennoch zeigte sich in der Auswählung ihr Motto und in der Abbildung ihres Siegels ein konservativer Charakter. Eine Sentenz von SALLUSTIUS, die eine allgemeine Wahrheit ausdrückt, schlug HOPPE vor: "Res parvae concordia crescunt, discordia dilabuntur" (Durch Eintracht wächst das Kleine, durch Zwietracht zerfällt es). Der Rundsiegel weist an Pflanzenkunde; es wurde in der Formwelt der Spätgotik entworfen, die grobe Technik des Holzschnittes imitierend. Es stellt einen Mönch vor einem illustriertem Foliant dar, in der Hand eine Pflanze, mit der Inschrift: "Contemplemur et admiremur (Laßt uns betrachten und bewundern. Abb. 2).

Res parvae enncordia crefeunt, dil'cordia ä.l-bumur.

Ôîecjoff, uiib ni bn!'(n frttïty S)d bWftr, alá in bet S3?cnfaa.if4>tn íöu^bimíiung.

Abb. 1. Gründung der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft. Zeitgenössische Darstellung Die ersten Grundregeln wurden später natürlicherweise weiter ausgebildet. Die Aufnahme der Mitglieder war durch Empfehlung, oder - seltener - durch eigene Be­ werbung geschehen. Ordentliche Mitglieder wurden die Ortsansässige, tätige Gefähr­ ten. Als Ausländer, so auch die Ungaren und die in Ungarn tätige Botaniker wurden nur als Ehrenmitglieder aufgenommen. Was die Mitgliedschaft einem bedeutete, war verschieden. Es gäben die Proto­ kolle der Regensburger Archiven Informationen darüber, welche Beweggründer in einzelnen Fällen Anlaß der Aufnahmen waren. Ein Werk anerkennen, eine Leistung zu lohnen war oft Sinn der Mitgliedschaft; es bildeten sich aber auch Verbindungen für eine gewisse Aktivität. Schon im Jahre 1803 sah ANDREAS WOLNY klar, daß die Zeitschrift der Regensburgischen Gesellschaft wahre Gemeinschaft bildet unter den Lesern, gibt Möglichkeit Erfahrungen, Meinungen, selbst Pflanzen zu tauschen und dadurch die Pflanzenkenntnisse vervollkommnen (BUNKE 1995: 154—155). Weiterhin waren SADLER, LÁNG, HEUFFEL, WIERZBICKI, FRIVALDSZKY, die rege Verbindungen mit Regensburg durch Zeitschrift Flora gestalteten.

Verzeichnis der ungarische - und in Ungarn tätige - Mitglieder, nebst Angaben einiger Botaniker, die in der ungarischen Botanik verdient waren (M = Mitglied)

BRASSAI SÁMUEL 1797-1897 M 1838 BÜCKY JÓZSEF, felsőpulyai 1758? - ? M 1805 CSEREY FARKAS, nagyajtai 1773 - 1842 M 1805 DEGEN ÁRPÁD 1866 - 1934 M 1918 ESTERHÁZY PÁL ANTAL, galántai 1785 - 1866 M 1842 FRIVALDSZKY IMRE 1799 - 1870 M 1835 GENERSICH SÁMUEL 1768 - 1844 M 1805 HABERLE, CARL CONSTANTIN 1764 - 1832 M 1828

Abb. 2. Siegel der Gesellschaft HANÁK JÁNOS 1812 - 1849 M 1847 HAYNALD LAJOS 1816- 1891 M 1871 HAZSLINSZKY FRIGYES 1818 - 1896 M 1852 HEISZ (HÁSZ?) FERENC ? - ? M 1805 HEUFFEL JÁNOS 1800 - 1857 M 1832 HOFFMANN JOSEPH ? - ? M 1805 ISTVÁNFFI GYULA 1860-1930 M 1902 JEKELFALUSSY JÓZSEF ? - ? Ml 806 KANITZ ÁGOST 1843 - 1896 M 1871 KITAIBEL PÁL 1757 - 1817 M 1801 KOVÁTS GYULA, szentléleki 1815 - 1873 M 1848 KUBINYI ÁGOSTON 1799 - 1873 M 1843 LÁNG ADOLF FERENC 1795 - 1863 M 1831 LAZIC GRIGORIJ 1796? - 1842? M 1834 LEIBITZER JOHANN 1763-1817 M 1806 LIEBBÁLD GYULA 1780 - 1846 M 1816 LUMNITZER ISTVÁN 1747-1806 M 1805 MÁTYUS ISTVÁN 1725 - 1802? M 1806 MÜLLER, CARL ? - ? M 1803 NOË FRIEDRICH WILHELM ? - 1858 Ml 833 RIEGLER SIEGMUND ? - ? M 1804 ROCHEL ANTON 1770 - 1847 M 1821 SADLER JÓZSEF 1791 - 1849 M 1821 SENNOVITZ MATTHIAS 1763 - 1823 M 1806 STERNBERG KASPAR 1761 - 1838 M 1799 VOZAR SÁMUEL 1754? - ? M 1805 WALDSTEIN FRANZ ADAM 1759 - 1823 M 1800 WIERZBICKI PÉTER 1794 - 1847 M 1838 WOLNY ANDRÁS 1759- 1827 M 1803 ZIPSER CHRISTIAN ANDREAS 1783 -1866 M 1839

Neben Ärzte und Pharmaceuten, Lehrer und Museum-Kustoden findet man auch in dem Namensregister solche Männer des öffentlichen Lebens, Personalitäten, zur dessen Lebensform gehörte vielfältige, weitreichende Verbindungen herstellen, überdurchschnittliche Opfer bringen im Geldmittel, Zeitaufwand, Stiftungen. Die Mitglieder der Gesellschaft präsentierten Herbarpflanzen oder Samen, le­ bendige Pflanzen für den Botanischen Garten der Sozietät. Andere bereicherten die Bibliothek mit eigenen Werken, oder die von HOPPE redigierten Zeitschriften haben sie mit Artikel versehen. Was ihm selbst anbelangt, "sah er seine Aufgabe vor allem im Sammeln und in der botanischen Reiseschriftstellerei" (GRABHERR & KLEMUN 1991: 20). "Mehr als 50000 Pflanzen-Exemplare sind durch meine Hände gegangen und in Europa vertheilt worden" - behauptet er ebendort (Abb. 3). Nach Floristik und Systematik zeigte sich in der Gesellschaft gegen 1840 eine "Hinwendung zur ökonomischen Botanik" (Garten- und Landbau, Ausstellungen). Ab 1860 zeigte sich ein gewisser Niedergang. Es waren welche, die in der Stadt Re­ gensburg tätige mineralogische, zoologische Vereine sich anschließen wollten. Abb. 3. Aus dem Festschrift Dr. D. H. HOPPE's Jubelfeier - Regensburg 1845. Die Doktorwürde erhielt HOPPE im Jahre 1795, Thema seiner Inaugural -Dissertation war vom Gebiet der Entomolo­ gie: Enumeratio Elytratorum circa Erlangam provenientium. Verlag von G. J. MANZ, Bildnis aus Kunst-Anstalt G. Serz, Nürnberg Andere Mitglieder kämpften beharrlich um eine Selbstständigkeit. Dies ist schließlich gelungen; es meldeten sich sogar neue Zielsetzungen für die Botaniker in den Aufga­ ben des Naturschutzes. Doch "selbstverständlich wird die 'Regensburgische Botani­ sche Gesellschaft' nie mehr die Stellung erreichen können, die sie in ihrer Blütezeit innehatte" (NEUMAYR 1972: 9). Die Mitgliedzahl zeigt aber zur Zeit wieder eine auf­ steigende Tendenz; die Gesellschaft hat sich dem botanischen Lehrstuhl des in 1972 gegründeten Universität angeschlossen. Nach den Angaben von 1987 sind Ungaren nicht dabei. Die Berücksichtigung der ehemaligen ungarischen Mitglieder geschah nach dem alfabetischen Verzeichnis, zusammengestellt von W. ILG. Dies gibt nur die Stel­ lung, etwa den bürgerlichen Beruf an; über ihren wissenschaftlichen Tätigkeit müssen wir uns an andere Quellen orientieren. Wir müssen jedoch respektieren, daß die Angaben inzwischen auch ergänzt wurden (ILG 1984: 317-348). Wir versuchten aber in jedem Fall den entsprechenden Zustand zur Zeit der Aufnahme rekonstruiren (Abb. 4).

1801: PAUL KITAIBEL wurde Mitglied, als Adjunkt der medizinischen Fakultät des chemisch-botanischen Lehrstuhls der ungarischen Universität. Sein Name mit denen von Graf FRANZ ADAM WALDSTEIN, war bereits nicht unbekannt, denn WILLDENOW in Berlin beschrieb vor zwei Jahren die Gattungen Kitaibelia (Familie Malvaceae), und Waldsteinia (F. Rosaceae; WILLDENOW 1799: 104-111).

Abb. 4. Senecio vernaUs W. et K. Aus einer von HOPPE herausgegebenen Exsiccatenserie: "Herba­ rium vivum plantarum rariorum praesertim alpinarum, exhibens sodalibus in varus Germaniae re- gionibus collectas et Botanophilis communicatas. Cent. I-IV. Regensgurg 1798-1803." Mangel Ki- TAIBELS Autornamen ist wahrscheinlich kein Druckfehler! Ein beleg aus Herbarium Sadlerianum. Signatur und Numerierung des Ungarischen Nationalmuseums geschrieben von JULIUS v. KOVÁTS Weiterhin: die bisher erschienene Hefte der Descriptiones et icônes plantarum ra- riorum Hungáriáé erreichten ein Aufsehen in ganz Europa (JÁVORKA 1957: 66-87).

Auf Grund seiner gesellschaftlicher Position erreichte WALDSTEIN schon früher, am 25. September 1800 die Mitgliedschaft; vielleicht war er - auch durch seine Reisen - bekannter (Abb. 5.). Die Urkunde für KITAIBEL wurde nicht ganz um ein halbes Jahr später ausgefertigt, am 21. März. Selbst CARL LUDWIG WILLDENOW wurde im demselben Jahre aufgenommen. Nach WALDSTEIN und KITAIBEL müssen wir uns auch an KASPAR STERNBERG erinnern; sein Name ist durch die Denomination der Gattung Sternbergia W. et K. (Familie Amaryllidaceae) ein für allemal in die Geschichte der ungarischen Botanik eingegliedert (BUNKE 1990: 27-36). Er wurde im Jahre 1799 Mitglied der Gesell­ schaft und er nahm hier einen Sonderplatz ein. Als berühmte Personalität war er im­ stande, tatkräftige Hilfe zu bieten für die Aktivität der Gesellschaft. Später erreichte er - aus dem innerem Kern der Sozietät - die höchste wissenschaftliche Resultate als Paläobotaniker und Organisator der internationalen wissenschaftlichen Bewegungen. (PALACKY 1868: 43^15, ILG 1984: 263-264).

1803: Freund und fleißiger Tauschpartner von KITAIBEL, der schon erwähnter ANDREAS WOLNY war Naturgeschichte-Lehrer und Direktor des "illyrischen Gymna­ siums" im damaligen Carlovitz (Karlóca, Sremski Karlovci). Den Kontakt mit der Re­ gensburgischen Botanischen Gesellschaft nahm er wahrscheinlich ganz selbstständig auf. In seinem am 27. September 1803 datiertem Brief sandte er ein "Index Vegetabilium der hiesigen Gegend" hin, und dies beantwortete man mit einem Diplom am 20. November (BUNKE 1995: 147-168). Im demselben Jahre wurde der erster Apotheker-Mitglied aus Ungarn, CARL MÜLLER aufgenommen, der wahrscheinlich Inhaber der Apotheke Fekete Sas in Her­ mannstadt (Nagyszeben, Sibiu) war. 1804: Aufnahme eines Winterl-Schülers, SIEGMUND RIEGLER "Hungarus nobilis Rohonciensis" - obwohl Professor WINTERL selbst kein Mitglied wurde, was auffallend ist. RIEGLERS Dissertation war von botanischen Inhalt: De Syngenesia divisionibus, und wurde im Jahre 1778 verteidigt. RlEGLER war der erste praktisierender Arzt unter den un­ garischen Mitglieder; er wurde Physicus der Stadt Gyula (Komitat Békés). 1805: war Rekordjahr in der Aufnahme der Ungaren. Für uns ist der bekannteste STEPHANUS LUMNITZER, "Hungarus Schemnitziensis". Er wird auch für Winterl-Schüler gehalten, seine Dissertation jedoch: De rerum naturalium adfinitatibus zeigt Auswirkung SCOPOLIS Gedanken (BUNKE 1991: 311). Als Stadtphysicus schrieb er seinen wertvollen Flora posoniensis (1791). WlLLDENOW beschrieb im Jahre 1803 zu seinen Ehren die Gattung Lumnitzera (Familie Combretaceae); L. racemosa ist eine tropische Mangrove- Pflanze (WlLLDENOW 1803: 186-187). Im Januar des folgenden Jahres der Mitgliedsauf­ nahme starb LUMNITZER als Opfer seines Berufes während des napoleonischen Kriegs­ zug. SAMUEL GENERSICH, Oberarzt von Leutscheu (Lőcse, LevoCa) stellte eine Flora- Enumeration der Zips zusammen; das Büchlein Elenchus florae Scepusiensis erschien unmittelbar vor Waldstein-Kitaibels Prachtwerk (GOMBOCZ 1936: 333-336). Drei weitere Ärzte waren Zeitgenossen von KITAIBEL; zwei von ihnen erhielten ihr Diplom an GY. KOVÁTS L. HAYNALD Á. DEGEN

Abb. 5. Einige ungarische Mitglieder der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft (Zeichnungen: K. D. CZAKÓ) der Universität von Pest. JOSEPH BÜCKY von felsőpulya wurde Oberarzt im Komitat Bács-Bodrog, EMERICUS ZovÁNYi de zilah dasselbe in Kraszna. Über FRANZ HEISZ, "Physicus in Marmaros" gelang es keine Angaben zu finden. Die Weise der Kontaktauf­ nahme mit Regensburg ist unbekannt. Was es SAMUEL VozÁR marmaroscher Apotheker und den Administrator JOSEPH HOFFMANN von Békés, Gyula anbelangt, ihr Mitglied­ schaft war sehr wahrscheinlich mit der Tätigkeit der obengenannten Ärzten verbunden. "JOSEPH WOLFGANG CSEREY de Nagy" stammte aus einer adeligen Szekler Familie; wurde "Obrist Wachtmeister" in Kraszna, war Teilnehmer der wissenschaftlichen und li­ terarischen Kreisen im damaligen Klausenburg (Kolozsvár, Cluj-Napoca). In seinem Garten ließ er mehrere Tausende Freiland- und Gewächshauspflanzen pflegen. Mit Rat und Tat regte er Pläne an, weit und breit im Lande weitere botanische Gärten zu gründen. Hunderterweise sandte er die Gewächse nach Klausenburg, Debrecin und Sárospatak. Autoren des ungarischen Kräuterbuches Magyar Füvészkönyv erfuhren seine Opferbe­ reitschaft und Gastfreundlichkeit, so wie BAUMGARTEN seine Unterstützung während der Zusammenstellung des Florenwerkes von Transsilvanien (GOMBOCZ 1936: 270, 359-361). Silène Csereyi trägt seinen Namen (BAUMGARTEN 1816: 345-346). 1806: - in diesem Jahr wird der Nestor der ungarischen Mitglieder unter anderen genannt. Zeitpunkt der Aufnahme muß kontrolliert werden. Ein interessanter Fragment aus dem Regensburger Archiv der Gesellschaft, selbst HOPPE sah die Aufnahme von MÁTYUS begründet: ".. da er in Ungarn wohnt, kann er und nützlich sein" (ILG 1984: 35-36).

"STEPHAN von MÁTYUS Marus-Wasarhely" studierte Medizin in Utrecht und wurde Oberarzt in Marosvásárhely (Tirgu Mures). Zwischen 1762-66 erschien sein Werk von gesunder Lebensweise, welches beträchtlich erweitert in 6 Bänder unter dem Titel: Alte und neue Diätetik zwischen 1787-93 in Pressburg (Pozsony, Bratislava) erschien (KANITZ 1865: 73). MATTHIAS SENNOVITZ war Lehrer an dem evangelischen Gymnasium in der hoch­ kultivierten Stadt Eperjes (Presov). Später, im Jahre 1821 erscheint sein Werk über den in Eperjes gegründeten Botanischen Garten (SziNNYEl 1908: 912-913). JOHANN LEIBITZER; Bürger in Leutscheu verlies den Lehrerberuf und bildete sich weiter im Gartenbau. Seine populäre Werke erschienen in Wien, von denen sollen hier nur zwei erwähnt werden: Vollständiger Garten-Kalender 1791 und Vollständiges Hand­ buch der Gärtnerey, insbesondere für die Küche 1797 (SziNNYEl 1900: 912-913). Von botanischen Tätigkeit von dem im demselben Jahre aufgenommenen "K.k. Kämmerer JOSEPH von ICKELFALUSSY" gelang es keine Angabe zu finden.

Hier folgt ein längerer Intervall in der Mitgliedsaufnahme." der napoleonischer Kriegszug erreichte im Jahre 1809 die Stadt Regensburg, schwere Schaden verursa­ chend. Im demselben Jahre kämpfte selbst WALDSTEIN in den Schlachten um Wien (PALACKY 1868: 87-93, GOMBOCZ 1936: 316).

1816: der Nächste, auf ungarischem Boden tätiger, in der Gesellschaft aufgenom­ mener Mitglied war JULIUS THOMAS LlEBBALD. Er stammte aus Mähren; war Lehrer im landwirtschaftlichem Institut Georgikon zu Keszthely (Komitat Zala), unterrichtete Na­ turhistorie und Tierheilkunde. Er studierte auch die Pflanzenwelt der Umgebung, mei­ sterhafte Bilder malte dazu PETER WIERZBICKI (GOMBOCZ 1936: 418-419).

Ein einziger Satz in der Zeitschrift Flora gibt Nachricht, daß Professor KITAI­ BEL in Pest gestorben ist.

1821: Flora verständigt seine Leser von einer langen Reihe Neuaufnahmen, - z. B. "Prof. Besser in Kremeniec .. Präsident Freyherr von Göthe Excellenz .." Wie bekannt, KASPAR STERNBERG und JOHANN WOLFGANG von GOETHE waren in Freundschaft. Von Pest wird ANTON ROCHEL aufgenommen; - nach ILG "Garteninspektor", Obergärtner des Universitätgartens. Er stand damals in reger Korrespondenz mit Regensburg, er wollte Subskriptionen sammeln für sein Folio-Werk seiner ersten Banat-Reise. In dieser Form scheiterte aber der Plan. Der andere neue Mitglied von Ungarn war der viel jüngerer JOSEPH SADLER, Adjunkt der medizinischen Fakultät in Pest und seit 1821 Custos der Naturhistorischen Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums. Zwei Werke ließ er bereits erscheinen: ein Floren-Verzeichnis von der Umgebung Pest/Buda und seine Dissertation über die Farnkräuter. Nach seiner Exkursion in Oberitalien besuchte er mit einem großen Umweg Regensburg. Wahrscheinlich war SADLER der einzige der ungarischen Mitglieder, der dorthin gelangt ist. Es ist vermutlich, daß diesmal SADLER seine Pläne mit HOPPE bekannt machte: Exsiccaten-Ausgabe von seltenen ungarischen Gewächsen, für Auslän­ der bestimmt und seine andere Absichten (Flora Bd. I. 1821: 141-144).

Wie betrachtete man im Jahre 1822 von Regensburg aus die Botaniker in Ungarn und ihre Anstalten? Der anonyme Glossator - der vermutlich HOPPE war - würdigte die Tätigkeit von WALDSTEIN und KITAIBEL, ROCHEL und SADLER, auch die Verdienste von Palatin JOSEPH und anderen bedeutenden Gönnern, schließlich meint er ".. wird Ungarn, wie bisher, so auch in der Folge, das Land seyn, welches unsere Wissenschaft vorzüglich bereichert, und Pesth mag in den Annalen der Botanik fortan gleichen Rang mit Wien, Graz, Prag, München, Regensburg, Berlin, Bonn, Dresden, , Greifswalde, , Münster u.s.w. behaupten." {Flora Bd. 1. 1822: 235-237). Im nächsten Jahr widmet Flora ein Nekrolog über den Verdiensten des verstor­ benen Graf FRANZ ADAM WALDSTEINS (Bd. I. 1823: 383-384).

1828: es wurde CARL CONSTANTIN HABERLE, Professor der Pesther Universität auf­ genommen; er wurde wahrscheinlich durch seinen Samenkatalogen bekannt, die er aus dem Botanischen Garten regelmäßig versendete. Es ist aber nicht unmöglich, daß man ihm nach seinen meteorologischen Beobachtungen und anderen wissenschaftlichen Studien in Deutschland schon kannte (SAUER 1902: 299, GOMBOCZ 1936: 397^103). 1831: ein "im europäischem Sinne genommener" bedeutender Apotheker, ADOLF FRANZ LÁNG wurde aufgenommen (HALMAI 1937: 1-39). Er war der einzige praktisie- render Pharmaceut, der damals in der Ungarischen Gelehrten Gesellschaft Mitglied wurde. Zwei bedeutende Stiftungen sind mit seinem Name verbunden: er gründete und anfangs redigierte den ersten ungarischen pharmaceutischen Fachorgan, weiterhin grün- dete er auf eigenen Kosten die zweisprachige Zeitschrift: Magyarhoni Természetbarát, Ungarischer Naturfreund, mit farbige Illustrationen. Als er starb, hinterließ er verschie­ dene naturwissenschaftliche Sammlungen: Mineralien, Herbarpflanzen, Muschel- und Schneckensammlung.

Sein großer Verdienst war, daß er die rußländische Sammeltätigkeit von JOHANN SZOVITS großzügig förderte. Dieser Apotheker erwarb sein Magister-Titel in Pest, nachher praktisierte er in Odessa. Seine botanische Tätigkeit machte in Flora Kollege LÁNG bekannt: "Ich eile, allen Botanikern die angenehme Nachricht mitzu- theilen, daß sich einer meinen innigsten Freunde - der seit mehreren Jahren Rußlands Bewohner ist, aus reiner Liebe für die Wissenschaft, deren wärmster Anhänger er ist, weit entfernt von jeder gemeinen Gewinnsucht, - entschlossen habe, ein Herbarium ruthenicum theilweise in fortlaufenden Centurien herausgeben. {Flora Bd. II. 2. Beilage 1825: 18-19). SZOVITS - der kein Mitglied in Regensburg war, - starb im Jahre 1830 in Kutais, nach einer langen Exkursion in Armenien und West-Persien. Seinen Namen trägt die Gattung Szovitsia FISCHER et MEYER (Familie Umbelliferae), deren einzige Art Sz. callicarpa wächst um Karabagh (LEDEBOUR 1844: 340). Sein wertvoller Herbar kam nach Petersburg, nur Einzelblätter sind in Budapest mit der In­ schrift: Reliquiae Szovitsianae.

1832: es wurde JOHANN HEUFFEL, der ausgezeichneter Banat-Forscher aufgenom­ men. Vor zwei Jahren ließ er sich nieder als Komitats-Oberarzt in der Stadt Lugos (Lugoj). Mit PETER WIERZBICKI begann er die Publikation einer Exsiccatenserie von Banater Pflanzen. Für ihnen war auch die Flora eine Kontaktmöglichkeit mit Europa. Im demselben Jahr: STEPHAN LADISLAUS ENDLICHER war von ungarischer Her­ kunft, tätig in Wien. Zur Zeit war er noch Bibliothekar und Geschichtsforscher. Sein großes Werk Genera plantarum erscheint im 1838-40 (KANITZ 1865: 183-188). ENDLICHER war ein Mensch von außerordentlicher Vielseitigkeit; er starb unter tragi­ schen Umstände. 1833: ein Apotheker von deutscher Herkunft, FRIEDRICH WILHELM NOE, war längere Zeit in Fiume (Rijeka) tätig. Als Botaniker war er mit SADLER im Kontakt. Das Herbarium fluminense, seine schöne Sammlung befindet sich in Budapest. NOË wurde später Direktor des Botanischen Gartens in Istambul (Konstantinopel). Ausnahmsweise sind seine beide Berufs-Gebieten in dem Verzeichnis von ILG mitgeteilt. Nach 20 Jahre dieser Mitgliedsaufnahme finden wir in Flora ein Reisebericht von Kurdistan, durch BOISSIER und NOË beschriebene neue Arten enthaltend (Bd. II. 1853: 633-639). 1834: GRIGORIJ LAZIC" ist wahrscheinlich ein unbekannter Name. Er wurde ganz jung im "illyrischen Gymnasium" Nachfolger von ANDREAS WOLNY. Der Unterricht Na­ turhistorie war ihm sicher unschwer; WOLNYs Schüler waren gewöhnt im Freien Minera­ lien und Pflanzen zu sammeln. Die Jungen wetteiferten damals, wer seltenere Pflanzen findet! (PETROVifj 1951: 83). Im Jahre 1830 stellt LAZIO eine Floren-Enumeration der Carlovitzer Gegend zusammen (SziNNYEl 1900: 931). 1835: "EMMERICH von FRIVALDSKY" Custosadjunkt im Nationalmuseum in Pest war als Wissenschaftler besonders für Entomologie geneigt (selbst HOPPE schrieb seine Doktorarbeit aus diesem Gebiet). Zahlreiche Pflanzen tragen aber FRIVALDSZKYS Autor­ namen; er beschrieb auch eine neue Gattung zu Ehren seinen Lehrer in der Pflanzenkun- de: Haberlea (Familie Gesneriaceae), ein hochinteressanter Mitglied der Balkanflora ist H. rhodopensis (FRIVALDSZKY 1835: 249). Pflanzen, von denen viele der in Saloniki ver­ storbener Sammler CAROLUS HINKE zusammenbrachte, bestimmte FRIVALDSZKY mit Hilfe von ROCHEL, LÁNG und JOSEPH SÁNDOR (KANITZ 1865: 194). Letzterer war ein Kameralbeamter, guter Pflanzenkenner jedoch Autodidakt, der aber in den Regensburger Kreisen unbekannt war. IMRE FRIVALDSZKY war seit zwei Jahre korrespondierender Mit­ glied der Ung. Gelehrten Gesellschaft. Auch er suchte Kontaktaufnahmen mit mitteleuropäischen Botanikern durch die Zeitschrift Flora. 1838: Ebenfalls KANITZ (1865: 195-196) charakterisierte den nächsten ungarischen Mitglied, SAMUEL von BRASSAI: "Ausser allem Zweifel ein Polyhistor, der die volle Achtung verdient.. gegenwärtig ist er Director des siebenbürgischen Museums". Damals war er noch "Privatgelehrter in /Buda/Pest", nach GOMBOCZ (1936: 470) war er schon "fertiger Wissenschaftler, als Philolog, Mathematiker und Botaniker zählte er zur Autori­ tät". Er stellte eine Verbindung her mit JULIUS von KOVÁTS mit der Absicht, ein ungari­ sches Florenwerk zu schreiben. Ein anderer neuer Regensburger Miglied war der Pole PETER WIERZBICKI, der sich als Chirurg vor einem Jahrzehnt im Banat niederließ. Seine Abhandlung Ueber die Vege­ tation der Oravitzaer Gebend wird nächstes Jahr in Flora erscheinen (Flora 1839, s. auch 1840, 1842, 1845). 1839: Aufnahme des Mineralogs CHRISTIAN ANDREAS ZIPSER, der in der Stadt Besztercebánya (Bistritz, Banská Bistriza) in der Mittelschule unterrichtete. Begeistert arbeitete er in dieser Zeit um die Organisation der Wanderversammlungen ungarischer Ärzte und Naturforscher. ZlPSER war Mitglied von 61 wissenschaftlichen Vereinen. (Im Leben KITAIBELS sind 10, in SADLERS 7 Mitgliedschafts-Dokumente bekannt.) ZIPSER publizierte über Pflanzenfossilien in den Jahren 1846 und 1851.

1841: es wurde in Pest die Ungarische Naturwissenschaftliche Assoziation be­ gründet: Királyi Magyar Természettudományi Társulat.

1842: im Diplomatenkreisen war Herzog PAUL ANTON ESTERHÁZY von Galánta eine wohlbekannte Personalität. In diesem Jahre nahm er Abschied von dem Londoner Botschaftdienst, nachher aber schloß er sich an der Innenpolitik. Er war aber auch als Pflanzenliebhaber bekannt; im Jahre 1822 beschrieb an seinen Ehren MlKAN (1822) die Gattung Esterhazya (Familie Scrophulariaceae), ein frutex gracilis am brasilianischem Meeresufer: E. splendida. Als 5 Jahre später in Sopron (Ödenburg) Kongress der Ung. Ärtzte und Naturwissenschaftler veranstaltet wurde, hatte er die ganze Versammlung in seinem Palast und Garten höchst freundlich eingeladen, - es waren mehr als 480 Perso­ nen (HALÁSZ 1863: 9, 22). 1843: Im vorigen Jahr ließ ÁGOSTON von KUBINYI ein mit farbigen Illustrationen versehenes Taschenbuch von Ungarischen Giftpflanzen erscheinen. In diesem Jahre wurde er Direktor des Ung. Nationalmuseums, erreichte Mitgliederschaft der Wissen­ schaftlichen Akademie, und wurde Vizepräsident des Naturwissenschaftlichen Vereines. Das ungarische Kulturleben hat viel zu danken der Brüdern AUGUST und FRANZ von KUBINYI; der sie einst in den Naturwissenschaften eingeführt hatte, war ZlPSER. 1847: Aufnahme von Piarist, Gymnasiallehrer JOHANN BAPT. HANÁK. Nach seiner Lebensbeschreibung erlernte er spielend die naturhistorische Kenntnisse von dem Apo­ theker ADOLF FRANZ LÁNG (SZINNYEI 1896: 407-411). Herbarbelege von HANÁK sind vom Gebiete Mármaros in der Bot. Abt. des Museums in Budapest. Sein bedeutendes Werk ist: Geschichte und Literatur der Zoologie in Ungarn. Im Freiheitskampf "griff er zur Waffe als gemeiner Soldat", und ist bald gestorben. 1848: "JULIUS KOVÁTS von Szentlélek" ließ in dieser Zeit seine große Exsiccatense- rien in Wien erscheinen. Mit SAMUEL BRASSAI begonnen sie die Vorarbeiten eines neuen ungarischen Florenwerkes, - es ist aber leider nie zustandegekommen (GOMBOCZ 1936: 474-475). Es fehlen noch 3 Jahre, bis er den Kustoden-Amt im Museum übernimmt, in dem er bleibend wertvolle museologische Arbeit leisten wird. Seine Tätigkeit beschränk­ te sich nicht nur an rezente Farn- und Blütenpflanzensammlungen, sondern er forschte eingehend auch paläobotanische Funde. 1852: in diesen Jahren ist FRIEDRICH HAZSLINSZKY Gymnasiallehrer in Eperjes (Presov), und forschte bereits 5 Jahre mit Mikroskop (GOMBOCZ 1936: 539-544). Er stu­ dierte besonders die Kryptogamenpflanzen. Aus dem Fach der Bryologie ist z.B. ein spätes Hazslinszky-Werk in Regensburg zu finden: A magyar birodalom moh-flórája in dem neuen Bücherverzeichnis der Bibliothek der Botanischen Gesellschaft (MÜLLEROTT 1976: 147). Es wäre ein interessanter Studium, die Widmungen der von Ungarn gesand­ ten Fachwerken untersuchen.

Es ist erwähnenswert das Aufnahmejahr 1853, zweier berühmter Gelehrten von Wien einzuschalten: CONSTANTIN ETTINGSHAUSEN Paläobotaniker, dessen weltbe­ rühmte Sammlung teils im Budapester Museum aufbewahrt ist. Der anderer Wiener Wissenschaftler war Professor ANTON KERNER, der 5 Jahre lang auch in Ungarn tätig war, dessen berühmtester Werk: Das Pflanzenleben der Donauländer (Innsbruck 1863) eine für dem Karpatenbecken wichtige Arbeit ist.

1871: LUDOVICUS HAYNALD Kardinal-Erzbischof von Kalocsa botanisierte von Jugend an; bis zum seinem Lebensende vermehrte er sein Herbar und seine Pflanzen­ tausch-Verbindungen mit großem Fachwissen. Vor 5 Jahre der Regensburger Mitglieds­ aufnahme nannte FERDINAND SCHUR ihm zu Ehren die Gattung Haynaldia (Familie Gra- mineae; SCHUR 1866: 807). HAYNALD wurde auch Mitglied der Ung. Wissenschaftlichen Akademie; seine Antrittsvorlesung hielt er über die Harz- und Gummi-liefernden Pflan­ zen der Heiligen Schrift. Vor einem Jahr errichtete er eine Stiftung zu Gunsten der Bot. Abteilung des Nationalmuseums für die Vergrößerung der Sammlungen und der Biblio­ thek, und auch für weitere Exkursionen (GOMBOCZ 1936: 595-597). Im demselben Jahre wurde der junge AUGUST KANITZ aufgenommen, der zur Zeit mit staatlichem Stipendium in Italien, Deutschland, Holland und England studierte. Schon als Universitätshörer, annähernd ein Jahrzehntelang her, begann er die Bearbei­ tung des Kitaibel-Nachlaßes. Er forschte dauernd die Geschichte der ungarischen Botanik. Bald wird er Professor der Universität von Klausenburg; im Jahre 1877 er­ scheint zum erstemal Magyar Növénytani Lapok, die erste ungarische botanische Zeit­ schrift (GOMBOCZ 1936: 582-583). Im Jahre 1888 wird wegen redaktionelle und finanzielle Schwierigkeiten die Regensburger Flora abgestellt.

1902: GYULA ISTVÁNFFI de Csik Mádéfalva (anfangs als JULIUS SCHAARSCHMIDT) wurde aufgenommen. Die Gebiete seiner Tätigkeit waren Algologie und Pflanzenpatho­ logie. Im Jahre 1900 machte er sich hochverdient um die mykologische Würdigung des Clusius-Codex. Die konkrete Motivierungen dieser Mitgliedschaft wären vielleicht nur in Regensburg durch Archivforschungen ermittelbar (GOMBOCZ 1936: 593). 1918: Personalität und fachmännische Tätigkeit von ÁRPÁD DEGEN wurde in der Botanischen Gesellschaft wahrscheinlich nur durch das Herbarium Hoppeanum bekannt. Von Antiquar IGNAZ DÖRFLER erkaufte DEGEN im Jahre 1907 den angebietenen Frag­ ment des Hoppe-Herbars (ILG 1984: 106). Es besteht aus mehr als 1100 Bögen, erhält zahlreiche Typen-Exemplare. Diese letzte Mitgliedsaufnahme von Ungarn ist also im un­ mittelbaren Zusammenhang mit Tätigkeit des Gründers der Regensburgischen Botani­ schen Gesellschaft, DAVID HEINRICH HOPPE.

Herbarium Hoppeanum ist ein Bestandteil der Collectiones historicae; unterge­ bracht in der Carpato-Pannonicum Blütenpllanzcnsammung. Diese Deponierung ist schließlich durch zufällige Raumbegebenheiten geschehen.

Abb. 6. Pisum arvense L., instruktiv präpariertes Pflanzencxemplar von HOPPE mit eigenhändige Schrift. Sammelort: Ursprung-Moor in der Nähe von Salzburg. Aus dem Herbar von ÁRPÁD DEGEN Der von DEGEN angekauftes Material ist im besten Zustande, frei von Beschädigun­ gen (Abb. 6). Die Belege sind durch ein Satz von Herbarium Sadlerianum ergänzt; diese Pflanzen sind wahrscheinlich von HOPPES erste, für Verbreitung zugedachte Sammlung und kamen irgendwie ganz früh nach Pest. Einzelne Bögen aus dem Schott- und Heuffel- Herbar sind auch hier eingereiht.

Ausmaß der vollständigen, originellen Hoppe-Sammlung ist unbekannt. Diese - kleine - Kollektion in Budapest zeigt zufällige Zusammensetzung, man kann von den Mängeln keine Folgerungen ziehen, es fehlen die Zusammenhänge. Verschiedene Ur­ sachen gaben diesen Resultat. Letzter Faktor war schließlich in dem Degen-Herbar gewesen, der im 2. Weltkrieg Gefahren ausgesetzt wurde. ÁRPÁD DEGEN hatte ein Sinn für Geschichte, er forschte eingehend die Belege von HOPPE. Er nahm sich die Mühe, die lange Adnotationen zu studieren, die anonyme Schriften miteinander vergleichen. Resultate dieser Prüfungen schrieb er dann mit feine Bleistiftzüge neben den Etiketten. Er gab der Nachwelt viele Unter­ stützungen damit.

Abb. 7. Fragment aus der Kurzen Lebensbeschreibung des Gelehrten A. WOLNY, von PÁL BEREG­ SZÁSZI NAGY (Ungarische Nationalbibliothek OSZK, Quart. Hung. 899, 1928). Text der beiden Aufnahme-Urkunden von der Mineralogischen Sozietät zu Jena (1801) und der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft (1803) wurden sorgfältig abgeschrieben ANHANG Ungarische Mitglieder in der Mineralogischen Sozietät zu Jena

Diese Sozietät wurde sieben Jahre später gegründet, als die Regensburgische Bota­ nische Gesellschaft. Es zeigen sich konstitutionelle Unterschiede und in dem Funktionie­ ren gaben sich andere Weisen. Ungarns Teilnehme in der Aktivität ist immerhin auffal­ lend größer (BENEDEK 1942: 1-62). Einige Wissenschaftler in Ungarn erhielten die Aufnahme von beiden Organisatio­ nen, z.B. KITAIBEL, LUMNITZER, WOLNY (Abb. 7), ZIPSER. ES gibt dagegen Gelehrten, die nur in der Jenaer Sozietät aufgenommen wurden, wie z.B. MITTERPACHER und WINTERL von der Universität zu Pest, DIÓSZEGI und FÖLDI aus Debrecin, die nicht wenig Verdienste in der Pflanzenkunde erworben haben. Forschungstätigkeit in Jena, die dort aufbewahrte, von Ungarn gesandte Briefe brachten viele Angaben für die Fachwissenschaft zur Tageslicht, aber auch für die in Vergessenheit geratene kulturelle Beziehungen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch in Regensburg eine Menge wertvolle Angaben noch auf Erschließung warten.

Photoaufnamen - Abb. 4.: ISTVÁN RÁcz, Abb. 6.: ANDRÁS KEVE, beide Ungarisches Natur­ wissenschaftliches Museum. Abb. 7.: OSZK Handschriftensammlung, Photoatclier.

LITERATUR

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