April 2006 / Ausgabe 1

Hamburg:Das Magazin der Hansestadt

Jetzt kommen wir! Die neuen Hamburger Talente

Größer als Kino Zu Besuch in der Oper Drei Männer und ihr Baby Das Label Grand Hotel van Cleef

DER KLANG DER STADT

Hamburg:Das Magazin der Hansestadt

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

wie hört sich Hamburg an? Hat diese Stadt einen eigenen Klang? Das haben wir uns gefragt, als wir anfingen, an diesem Heft zu arbeiten: der ersten Ausgabe von Hamburg – Das Magazin der Hansestadt. Wir haben Rocker und Rentnerinnen ge- troffen, fluchende HipHopper und eine arbeitswütige Dirigentin, die sich über Publi- kum in kurzen Hosen freut. Wir haben unsere Reporter in den Orchestergraben der Staatsoper geschickt, in eine Fabrik, in der die besten Konzertflügel der Welt gebaut werden und in einen ehemaligen Schlachthof, wo zwischen Computerspiel-Konsolen und Gitarren der Pop der Zukunft entsteht. Dabei haben wir viele Antworten auf un- sere Frage gefunden. Die Stadt klinge nach Wasser, sagte uns eine Blinde, die Ham- burg nur mit den Ohren wahrnimmt. Das Hamburger Klima mache einen bestimm- ten, rauen Sound möglich, erklärt der Rapper Denyo. Lesen Sie selbst: Der Sound Hamburgs ist ein großer Zusammenklang von unverwechselbaren Geräuschen, Stim- men und Melodien. Die zweite Ausgabe unseres Magazins wird Ende Mai erscheinen. Wir freuen uns des- halb über Anregungen und Kritik.Was hat Ihnen gefallen? Was haben Sie vermisst? Schreiben Sie uns: [email protected]. Unsere Titelheldinnen sind die Geigerinnen Katharina Danke fürs Zuhören und viel Spaß beim Lesen. Weiß, 20, und ihre Schwester Hellen, 17. Mehr über Die Redaktion die beiden und andere Hamburger Talente ab Seite 18.

Inhalt Heft 1: Musik

GROSSE FREIHEIT Wer sind die denn? S.18 Jeder kennt Freddy Quinn. Aber wer ist Tamara Gura? Oder OleSoul? Nummernrevue S.04 Wir haben die Hamburger Stars von morgen schon heute getroffen Liebeserklärung S.06 Hotel Mama S.22 Die HipHop-Band Beginner hat ihrer Stadt eine Hymne geschenkt Die Geschichte von drei Männern und ihrer Musik. Keine Plattenfirma wollte Puzzle aus 12 000 Teilen S.08 sie haben, doch statt aufzugeben, gründeten die drei ihre eigene Firma: Grand Die Firma Steinway & Sons baut seit 125 Jahren edle Konzertflügel Hotel van Cleef Der Sound der Stadt S.09 Wie Hamburg sich anhört, wenn man nichts sieht KALENDER Der unbekannte Star S.10 Die Songs von Bernd Begemann sind traurig und lustig wie das Leben selbst Hier spielt die Musik S.25 Die wichtigsten Hamburger Events im April und Mai TITEL 48 Stunden Hamburg S.26 Anleitung zu einem musikalischen Wochenende Revolution in Hamburg S.12 Die Internationalen S.29 Seit sieben Monaten leitet Simone Young die Staatsoper. Die Hamburger In den Clubs der Hansestadt tanzt die Welt waren skeptisch, doch die neue Chefin begeistert alle. Wie macht sie das nur? Hamburger Schule S.30 Ein Besuch in der Werkstatt der großen Gefühle Helga Kniffka, 66, hat für den Bau der Elbphilharmonie gespendet TITELFOTO. GIANNI OCCHIPINTI

3 HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT GROSSE FREIHEIT Nummernrevue Wo wohnten die Beatles, was verdiente Hans Albers? Und warum dreht man einen Fußballplatz? Zahlen, über die Hamburg spricht.

Im Jahre 1908 DIE BEATLES wurde die Laeisz- spielten vom halle feierlich ein- 4. Oktober bis 12 geweiht. Bis vor Ende November zwei Jahren noch als „Musik- 1960 während halle“ bekannt, bekam sie am ihres ersten En- 12. Januar 2005 den Namen gagements des Reeder-Ehepaares Sophie 36 in Hamburg im und Carl Laeisz, das den Bau mit Kaiserkeller in 200000 einer großzügigen Schenkung der Großen Musicalstadt Hamburg: Schon zwei ursprünglich erst ermöglichte. Wochen nach Beginn des Vorverkaufs Freiheit Nr. 36. im Januar 2006 waren 200 000 Tickets für die Bühnenfassung von „Dirty Dancing“ verkauft – europäischer Re- 460 000 kord für eine Neuinszenierung. 1944 beginnt Hans Albers in Hamburg die Dreharbeiten zu „Große Freiheit Nr. 7“. Er erhält die für damalige Verhältnisse unglaubliche Gage 430In mehr als 430 Hamburger von 460 000 Reichsmark. Das Team dreht zunächst in und Ham- burg, weil die beiden Städte jedoch bombardiert werden, gehen die Szenetreffs spielt die Musik Dreharbeiten in dem von den Nazis besetzten Prag weiter. nach Sonnenuntergang.

In Hamburg sind rund 130 Independent Labels ansässig. Die unabhängigen Plattenfirmen haben viele bekannte Künstler wie 5 Sterne Deluxe, Beginner oder Kettcar unter Vertrag. Der Hamburger Flughafen liegt auf einer „Höhe“ von 11 Metern über dem Meeresspiegel und so nah am Stadtkern wie kaum ein zweiter Airport einer Großstadt: 755 11nur 8,5 Kilometer nordwestlich der City Hamburgs. Das Hamburger Stadtgebiet umfasst 755 qkm. Die Fläche ist siebenmal größer als Wer zum Musical „König der das Stadtgebiet von Paris und zweiein- Löwen“ mit der Hafenfähre von 130 den Landungsbrücken anreist, halb mal größer als das von London. macht das mit der Linie 73. 73 Als Georg Friedrich Händel im Jahr 1703 Moin Moin: 1787 wurde Wilhelm Bentz ge- nach Hamburg kommt, ist er 18 Jahre boren. Er war Wasserträger und hatte den und spielt zweite Violine im Orchester der Spitznamen Hans Hummel. Die Kinder rann- ten hinter ihm her und verspotteten ihn mit Oper. Nur zwei Jahre später wird seine „Hummel Hummel“. Seine Antwort war ein erste Oper „Almira“ mit großem Erfolg 1787 harsches „Mors Mors“. Das ist plattdeutsch für 18 uraufgeführt. „Hintern“. So entstand der Hamburger Gruß.

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 4 MARKENWARE

Seit 50 Jahren in Hamburg: Die Deutsche Grammophon holt die besten Musiker der Welt von der Bühne auf den Plattenteller. Hamburg hat den größten Parkfriedhof der 400Welt. Mit über 400 Hektar ist der Friedhof Ohlsdorf doppelt so groß wie das gesamte Fürstentum Monaco. in sonnengelbes, kantiges Eti- kett. So sieht die weltweit be- Beim Umbau des alten Volksparkstadions E kannteste Marke für Klassik- zur AOL Arena wurde das Spielfeld um CDs und -Schallplatten aus. 90 Grad gedreht. Die Heimspielstätte des Egal ob Vinyl oder Silberscheibe, seit 1956 HSV fasst derzeit 55 000 Zuschauer. – also seit fünfzig Jahren – kommt die Mu- sik der Deutschen Grammophon aus der Alten Rabenstraße in Hamburg. Die ersten Töne der Grammophon waren allerdings rund hundert Kilometer südlich zu hören: in Hannover. Hier meldete Emil Berliner 1887 ein Patent für eine schwarze Scheibe an, aus der Musik erklang, wenn man sie auf einem wuchtigen Apparat mit großem

90° Trichter abspielte. Eine Revolution: Plötz- lich sang Caruso nicht mehr nur auf der Bühne, sondern im eigenen Wohnzimmer. 1902 unterschrieb der italienische Tenor 1676 bei der Grammophon; die ersten Platten nahm er im Mailänder „Grand Hotel“ auf. Sony stellten die Tonträger in Salzburg vor Die älteste Versicherung der Welt wurde Das Geschäft der Grammophon boomte: – der erste europäische Hersteller war die an der Waterkant gegründet: die 10 Millionen Schellackplatten wurden al- Polygram, der die Deutsche Grammophon „Hamburger Feuerkasse“, im Jahr 1676. lein 1929 verkauft, und zwar nicht nur in damals als Tochter angehörte. Die Er- Musikgeschäften. Die ersten Platten wur- folgsgeschichte der Firma, die mittlerwei- den nämlich in Spielzeug- und Fahrrad- le rund fünfzig Angestellte hat und acht läden verkauft. Auch andere große Namen Millionen Platten und CDs im Jahr ver- kamen von der Bühne auf den Plattentel- kauft, geht weiter. Kein Wunder, denn die ler zu Hause: Dirigent Herbert von Kara- Liste der Stars, die die Deutsche Grammo- jan unterschrieb 1939 bei der Grammo- phon in den letzten Jahren unter Vertrag phon, 1978 schloss auch ein 15-jähriges nahm, liest sich wie ein Who’s Who der Mädchen einen Vertrag mit dem gelben Klassikkünstler des 21. Jahrhunderts: An- Etikett ab. Ihr Name: Anne-Sophie Mut- na Netrebko, „die Venus der MTV-Gene- 240Laut Umweltbehörde stehen000 an Hamburgs Straßen rund 240 000 Bäume, in öffentlichen Anlagen und ter. Drei Jahre später wurde aus der Musik ration“, Stargeigerin Hilary Hahn. Die Parks weitere 600 000. Die Zahl der „privaten“ der Schallplatten-Ära ein knisterfreier Da- Liste ist lang. Und Erfolg hat eine Farbe: Bäume soll in die Millionen gehen. tenstrom, gebrannt auf CDs. Philips und Gelb. Christian Sobiella

5 HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT GROSSE FREIHEIT Liebeserklärung Hunderte Lieder besingen Hamburgs Schönheit. Eines hat es zur heimlichen Hymne geschafft: „City Blues“ – ein Song der HipHop-Band Beginner.

„Das ist Hamburg, Mann, willkommen in meiner Heimatstadt. Moin, ist doch klar,dass so ein raues kühles Klima prägt, Sich über Jahrhunderte auf die Gemüter niederschlägt. Heißt, nicht mit jedem reden und nicht jeder Sau traun. Wir brauchen halt ne kleine Weile,bis wir auftaun. Tja, man glaubt’s kaum, aber dann sind wir echt kuschelig. Hamburg ist ein derber Beat und schön und schmuddelig.“

an Eißfeldt, Denyo und DJ Mad sind die Beginner. an ihrer Liebeserklärung an Hamburg war das Klima. „Es gibt Die drei Jungs aus Hamburg-Eimsbüttel gehören zu hier diesen krassen Widerspruch zwischen den Menschen, die ex- J den kommerziell erfolgreichsten und zugleich musi- trem offen sind, und dem beschissenen Wetter“, sagt Rapper kalisch anspruchsvollsten HipHop-Gruppen in Denyo. „Acht Monate lang ist es dunkel und verregnet. Das woll- Deutschland, denn sie haben es geschafft, intelligente Reime mit ten wir rüberbringen.“ Es ist gelungen. Auch im Süden kommt eingängigen Melodien zu verknüpfen. City Blues ist 2004 auf der Lokalpatriotismus der Beginner an: „Bei unseren Konzerten

dem Album Blast Action Heroes (Universal) erschienen. Schuld wird der Song selbst in bayerischen Dörfern gefeiert.“ FOTO: ACHIM MULTHAUPT

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 6 Boing Bumm Tschak Ex-Kraftwerker Karl Bartos lehrt heute, wie man unverwechselbare Klänge gestaltet.

sion heißt. Ich beschäftige mich momen- tan hauptsächlich damit, wie sich Bilder und Klänge zueinander verhalten. Meine Musik ist die akustische Umsetzung von Piktogrammen – also kleinen Informati- onsgrafiken, wie dem Zeichen für „Flug- hafen“, das ja nur aus einem Bild besteht. Was reizt Sie am Zusammenspiel von Ton und Bild? Bei den Menschen ist das Sehen der Primärsinn. Stellen Sie sich unser Bewus- stsein als Haus vor: Die Bilder treten durch die Vordertür ein. Aber der Klang kommt durch Fenster und Ritzen. Es ist sehr interessant, wie Töne die Wahrneh- mung der Welt beeinflussen, ohne dass Herr Bartos, Sie wohnen seit zehn Jahren man es merkt. in Hamburg. Hat die Stadt für Sie einen Mit welchen Gefühlen beobachten Sie die spezifischen Klang? Arbeit Ihrer ehemaligen Kollegen von Jede Stadt, jeder Platz hat einen speziellen Kraftwerk? Klang. Ich wohne hier relativ nah an der Eigentlich mit gar keinen Gefühlen. Das Elbe, ich höre immer das Tuten der Schif- interessiert mich nicht mehr. Ich bin so fe. Das ist meine Hamburger Klangland- sehr in meine Arbeit als Musiker und Leh- schaft. rer eingespannt, dass Kraftwerk für mich Woran arbeiten Sie gerade? völlig der Vergangenheit angehört. Ich sitze vorm Computer und schreibe ei- Werden Sie nicht immer wieder mit dieser nen Vortrag über Sounddesign. Ab Mitte Vergangenheit konfrontiert? April unterrichte ich an der Berliner Uni- Das Schöne an Musik ist ja, dass sie allen versität der Künste in einem neu einge- gehört, wenn sie einmal fertig komponiert richteten Studiengang zur akustischen und in den Äther entlassen wurde. Wenn Kommunikation. zum Beispiel Coldplay einen Titel, den ich Was werden Sie den Studenten beibringen? geschrieben habe, aufgreift und zehn Mil- Genau hinzuhören. Unter anderem be- lionen Mal verkauft, dann ist das natür- schäftigen wir uns mit den heutigen Mög- lich toll, aber nicht mein Verdienst. Es ist lichkeiten der Klanggestaltung. In Zu- eher so, als würde jemand ein altes Pass- kunft wird jede Firma einen unverwech- bild von mir nehmen und damit ein selbaren Sound als Marke haben: das Kunstwerk gestalten. Heiko Zwirner Audiologo. Einige Firmen haben solch ei- ne Klangmarke schon. Denken Sie nur an Karl Bartos, 53, war zwischen 1975 und 1991 als die Telekom. Mitglied der einflussreichen Elektronikband Bleibt Ihnen da überhaupt noch Zeit, Kraftwerk an Popklassikern wie „Radioaktivität“ selbst Musik zu machen? und „Die Mensch-Maschine“ beteiligt. 2003 er- Ja, ich spiele viel live und habe hier in schien sein Soloalbum „Communication“ (Home

FOTO: MARION VON DER MEHDEN Hamburg ein eigenes Label, das Audiovi- Records/Sony BMG) .

7 GROSSE FREIHEIT Puzzle aus 12 000 Teilen Wie baut man eigentlich einen Konzertflügel? Wir haben eine Hamburger Firma gefragt, die seit 125 Jahren die wohl besten Tasteninstrumente der Welt herstellt.

Handarbeit bei Steinway & Sons: Erst werden die Querblöcke verleimt, dann die Saiten aufgezogen.

in Konzertflügel der Firma lassen. Zur Stabilisierung des Gehäuses Saiten für die hohen Töne – kreuzweise auf- Steinway & Sons besteht aus Querblock und diagonale Spreizen einset- ziehen, strecken und auf Tonhöhe brin- E rund 12 000 Einzelteilen, die zen. Den Resonanzboden mit dem Gehäu- gen. Die Einzelteile von Klaviatur und He- in Handarbeit zusammenge- se verleimen, putzen und lackieren – er ist belwerk aufeinander abstimmen, dabei al- fügt werden. Martin Olbrich, 64, Ausbil- die Seele des Instruments; um eine mög- le Tasten auf das definierte Niederdruck- der in der Hamburger Manufaktur, er- lichst hohe Dynamik und Schall-Leit- und Aufgewicht bringen; Dämpfer auf- klärt die Rezeptur der edlen Instrumente: fähigkeit zu erzielen, muss er leicht und setzen, Hämmer regulieren, Klappe an- „Man nehme für die Holzkomponenten elastisch sein, deshalb geschmeidiges Fich- schlagen. Stimmen, vorintonieren und ma- ausschließlich natürlich gewachsene Mas- tenholz verwenden. Resonanzboden zu schinell einpauken. Bei diesem Klangtest sivhölzer, die ein optimales Schwingungs- den Seiten hin ausdünnen, um die Klang- darauf achten, dass jede Taste etwa 10000- verhalten des Instruments garantieren. Die fülle zu erhöhen. Glockenförmige Guss- mal angeschlagen wird. Dann Gehäuse Hölzer etwa zwei Jahre lang unter Luftzu- platte einsetzen, an der die Saiten befestigt abkleben, mit Polyesterlack bespritzen, fuhr trocknen lassen, anschließend sechs werden – beim Spiel muss sie Zugkräfte schleifen und polieren. Füße und Pedalauf- bis acht Wochen in eine spezielle Trocken- von bis zu 20 Tonnen aushalten. Da sie hängung anschrauben. Dämpfung über- kammer geben. Für das Gehäuse, auch Schwingungen schluckt, darauf achten, prüfen, Mechanik nachregulieren. Noch- Rim genannt, bis zu zwanzig dünne Holz- dass sie nicht mit dem Resonanzboden in mals stimmen, Deckel drauf, fertig.“ schichten zuschneiden, verleimen, unter Berührung kommt. Basssaiten aus rostfrei- Protokoll: Heiko Zwirner Spannung zusammenfügen und in Flügel- em Edelstahl erst mit Kupferdraht umwi-

form zurechtbiegen. Sechs Monate ruhen ckeln, dann mit den Diskantsaiten – den Weitere Informationen unter www.steinway.de FOTOS: FREELANCE

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 8 Der Sound der Stadt

Augen zu und durch: Wie Hamburg sich anhört, wenn man nichts sieht.

usgebrumme und Menschengemurmel, dazu tern der Segel auf den Segelbooten, dem Keuchen der Jog- das Geraschel von Tüten. Irgendeine Ein- ger und dem Rollen von Kinderwagen. Die kleinen Ka- B kaufsstraße. „Nein, nein“, sagt Ivonne Lotze. näle mit ihrer Ruhe. Und die Elbe. „Am Hafen ist Ham- „Das klingt eindeutig nach Hamburg. Hö- burg einzigartig, nirgendwo anders auf der Welt klingt es ren Sie genauer hin – allein wie die Leute reden!“ Aus so wie hier. Sie müssen mal Ihre Augen schließen und ein- dem Gemurmel lassen sich Wörter und Sätze heraus- fach zuhören.“ picken: „Moin“ und „dafür nich“, spitze Konsonanten Den Schritten der Passanten. Die einen knirschen, die an- und näselnde Vokale, gedämpfte, höfliche Stimmen. deren klappern, manche schlappen oder schlurfen, jeder Ivonne Lotze hat Recht: eindeutig Hamburger Möncke- in seinem Rhythmus. Klippklapp, klippklapp, als würde bergstraße. ein Schlagzeuger zu Beginn des neuen Songs mit seinen Die 34-Jährige muss immer genau hinhören; seit ihrer Stöcken den Takt vorgeben, und eins und zwei und eins, Geburt ist sie blind, sieht nichts außer ganz grellen Far- zwei, drei ... tütüt!, setzt ein Schiffshorn mit einer fröhli- ben und auch die nur auf einem verschwindend kleinen chen Fanfare ein. Die Anleger quietschen und knarzen, Teil ihres Sehfeldes. „Als würde ich durch ein Objektiv tief wie eine Posaune dröhnt die Antwort eines anderen in ein verwaschenes Farbenmeer schauen“, erklärt sie Schiffes herüber. Am Himmel röhrt das Wasserflugzeug und sagt: „Meine Orientierungshilfe sind die Klänge.“ und im Rücken rumpelt die U-Bahn heran. In der Ferne Mit ihren Ohren erkundet Ivonne Lotze Hamburg, seit hämmert und bollert es auf der Baustelle der Hafencity. sie vor acht Jahren von Heiligenstadt in Thüringen hier- „Hafenrundfahrt“, singt eine Stimme in norddeutschem herzog. Um in einer Bücherei zu arbeiten, die Hörbücher Tonfall, „große Hafenrundfahrt“. Unten klatschen Wel- und Bücher in Punktschrift an Blinde verleiht. „Hamburg len gegen die Schiffe, oben kreischen die Möwen. Im hat eine besonders schöne Geräuschkulisse, man muss Hintergrund kommt ein ganz sachtes Klingklongkling- sich nur richtig einfühlen“, sagt sie. „Das ist wie mit ei- klong hinzu, von links und von rechts, wie ein Grund- nem Haus: Wenn ich davorstehe, kann ich mir kein Bild schulchor mit Triangeln. Eine Windböe eilt herbei, das davon machen. Aber wenn ich drinnen bin, gibt es diese Klingklong wird lauter und lauter, als würden die Kinder vielen Gerüche und Geräusche; die verraten mir alles. In mit voller Wucht auf ihre Instrumente dreschen, immer Hamburg kann ich viel mehr an meiner Umgebung teil- lauter... haben als etwa in meinem Heimatstädtchen: Hier gibt es Die Augen müssen sich öffnen. Müssen schauen, was da so viele Klänge.“ geschieht. Nichts. Bloß ein paar Fahnen, die im Wind Hamburgs Melodie? „Wasser. Alle Varianten von Was- flattern, und vereinzelte Spaziergänger mit Kapuzen über ser.“ Die Alster mit ihrem leichten Geplätscher, mit ihrem den Ohren. Es ist, als ginge nach der dritten Zugabe der Entengeschnatter, den Rufen der Ruderer und dem Flat- Lieblingsband das Licht an. Inka Schmeling FOTO: PLAINPICTURE GROSSE FREIHEIT Der unbekannte Star In Hamburg ist Bernd Begemann weltberühmt. Südlich der Elbe kennt ihn kaum einer. Das ist schade, denn seine Songs sind so lustig und so traurig wie das Leben selbst.

ut, dass ich nur ein C-Promi- nenter bin“, sagt Bernd Bege- G mann, „sonst müsste ich womöglich noch bei der ,Du bist Deutschland’-Kampagne mitma- chen.“ Eigentlich sollte der Mann mit der Gitarre im ganzen Land bekannt sein, denn seit Jahren ist er nahezu ohne Un- terbrechung auf Tournee, er spielt nicht nur in Berlin oder München, sondern auch in Worpswede, Raversbeuren und Neubrandenburg – und natürlich immer wieder in seiner Heimatstadt Hamburg. Hier kennt man seine Lieder, seinen Witz, seine überwältigende Bühnenpräsenz, hier fragt man sich auch: Wann wird dieser Mann endlich richtig berühmt? Vielleicht nie. Songs wie Solange die Ra- senmäher singen, Bis du den Richtigen triffst – nimm mich oder Schluss mit dem Quatsch (jetzt wird Geld verdient) sind nicht für die Top Ten gemacht – und dafür wären sie vielleicht auch viel zu schade. „Bis du den Richtigen triffst – nimm mich“ heißt einer der vielen schönen Songs von Bernd Begemann. Bernd Begemann ist ein Poet, der die Schönheit im Alltäglichen sucht. Wer ihn reif für feinfühlige Popmusik mit deut- In Hamburg lebt Begemann heute mit beim Konzert erlebt, hört Songs und Ge- schen Texten; die Band ging auseinander. Frau und Kind. Manchmal sieht man ihn schichten, die genauso traurig oder lustig Später lud Begemann, inzwischen die in Clubs wie der Weltbühne auf der Ree- sind wie das Leben selbst. Vom Fernsehen „Mutter Beimer des deutschen Schlagers“ perbahn oder beim Spazierengehen vom mit der kleinen Schwester der Freundin ist (SZ), als „Bernd im Bademantel“ für den Dammtor durch den Park nach St. Pauli. da die Rede. Vom Gefühl, lebendig begra- NDR Musiker in seine Küche ein – Jetzt Dann hört er seiner Stadt zu, um neue Ge- ben zu sein. Von Menschen, die viel zu bist du in Talkshows heißt sein Album aus schichten und neue Melodien zu finden. glücklich sind, um es lange zu bleiben. dieser Zeit. Doch auch wenn er „unten am Fluss, un- Von Situationen eben, die jeder kennt und Wenn man auf der Bühne steht, gibt es drei ten am Hafen, wo die großen Schiffe die niemand außer Begemann so schön zu Grundregeln, sagt Begemann: „Erstens: Al- schlafen“ (so der Refrain seines Songs Un- besingen weiß. Und all das muss raus, da le kochen nur mit Wasser. Zweitens: Du ten am Hafen) ein Zuhause gefunden hat, kann er nicht anders. Drei Stunden dau- musst vor dem Mikrofon nichts tun, was ist seine Suche nicht zu Ende. Die nächste ern die Auftritte, manchmal länger. du nicht tun kannst. Und drittens: Du hast Bühne wartet immer irgendwo auf Bernd Aufgewachsen als Adoptivkind im west- das Recht, dort zu stehen!“ Vielleicht ist Begemann. Und wenn er sie betritt, wird fälischen Kurort Bad Salzuflen, begann das sein Antrieb, eine Mischung aus Aus- er drei Stunden lang singen und erzählen. Begemann schon als Teenager, Musik zu dauer und Empfindsamkeit. Mindestens. Barbara Streidl machen. Anfang der achtziger Jahre zog er nach Hamburg und wäre mit seiner Seit 1987 hat Bernd Begemann 13 Alben veröf- Rahmen seiner aktuellen Tournee treten er und Band „Die Antwort“ beinahe erfolgreich fentlicht, zuletzt Unsere Liebe ist ein Aufstand seine Band am 29. April im Hamburger Club

geworden, doch die Zeit war noch nicht und die Live-DVD Die Welt wird uns hören. Im Uebel & Gefährlich in der Feldstraße 66 auf. FOTO: ACHIM MULTHAUPT

HAMBURG: DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 10

TITEL

Revolution in Hamburg

Seit sieben Monaten leitet Simone Young die Staatsoper. Die Hamburger waren skeptisch, doch die neue Chefin begeistert alle – die Künstler, die Kritiker, das Publikum. Wie macht sie das nur? Ein Besuch in der Werkstatt der großen Gefühle. Text: Tobias Haberl

Bariton Franz Grundheber als Simon Boccanegra in Verdis gleichnamiger Oper.

TITEL ie Zeichen standen Anfang genommen? Und wer ten: Schwimmen und Stepp- willigt, die hat sie sich schon er- schlecht für die ist dafür verantwortlich? Nur tanz. kämpft, aber es fehle noch so D Neue aus Australi- Simone Young? Es ist Zeit für Dann bittet Simone Young her- vieles: mehr junges Publikum, en. Ihre Vorgänger einen Blick hinter die Kulissen. ein. Ihr Büro: groß, Blick auf sie arbeitet daran; es fehlt Geld, – der Intendant der Hambur- Auf nach Hamburg also, zu die Alster, ein Flügel, eine Cor- sie arbeitet daran; es fehlt Der gischen Staatsoper Louwrens dem Haus, in dem vor Jahr- busier-Liege. Dann sie selbst: Ring des Nibelungen von Ri- Langevoort und sein General- zehnten Plácido Domingo und die erste Chefin eines Opern- chard Wagner im Repertoire, musikdirektor Ingo Metzma- Luciano Pavarotti am Anfang hauses weltweit, die auch noch sie arbeitet daran; es fehlen cher – hatten acht gute Jahre ihrer Weltkarrieren auf der selbst dirigiert, die erste Frau französische Opern, sie arbei- und eine grandiose letzte Sai- tet daran; die Auslastung von son hingelegt. Sie hatten das 82 Prozent soll gesteigert wer- Repertoire erweitert, Barock- den, sie arbeitet daran. Gerade opern vor dem Vergessen be- brütet sie über dem Spielplan wahrt, das Hamburger Pub- 2009/10 – die beiden letzten likum an die Klassiker des Neuinszenierungen der laufen- 20. Jahrhunderts herangeführt den Spielzeit stehen längst fest: und die Auszeichnung „Opern- im Mai Mozarts Idomeneo haus des Jahres 2005“ gewon- und Donizettis Regimentstoch- nen. Sie hatten ihr Publikum ter im Juni. Oper ist wie Mara- begeistert. Wäre die Staatsoper thonlaufen, man muss lange ein Fußballclub, dann wäre in Strecken im Blick haben, muss den Zeitungen vermutlich die über morgen und übermorgen Rede von einem „genialen Trai- hinausdenken. „Entscheidend nerduo“ gewesen. Wie sollte ist die Balance“, sagt Young, eine Frau von gerade mal 42 „innerhalb einer Spielzeit, aber Jahren dieses Niveau halten? auch innerhalb mehrerer Jah- Oder sogar nach oben schrau- re.“ Das Wichtigste sei jedoch, ben können? Vor allem, da die den Leuten immer wieder mit- Neue einen Job machen sollte, Gute Noten für Hellen Kwon: Seit 20 Jahren ist die Sopranistin im Ensemble. zuteilen, wie anders, wie aufre- der vorher auf zwei Paar Schul- gend das Liveerlebnis einer tern verteilt gewesen war: In- Opernstimme im Gegensatz zu tendantin und Generalmusik- einer CD- oder DVD-Aufnah- direktorin, also politische und me ist. künstlerische Führungsperson. Bühne standen, wo im Jahr am Pult der Opern in Wien, Los Die Sopranistin Hellen Kwon, Die Hamburger waren skep- 1678 das erste Opernhaus Angeles und Paris, die vielleicht 42, aus Seoul ist so eine Opern- tisch – und sie sollten sich täu- Deutschlands eröffnet wurde. berühmteste Dirigentin der stimme. Seit zwanzig Jahren ist schen. Nach oben also, in den achten Welt; schwarzer Hosenanzug, sie schon Ensemblemitglied in Denn seit der Australierin Si- Stock, und rein ins Vorzimmer. langes Haar, in der Hand eine Hamburg. „Dass Simone Young mone Young vor gut einem hal- „Aber nicht länger als eine hal- Plastikflasche Cola light, die spontan einspringt, wenn mal ben Jahr die Leitung der Ham- be Stunde“ – die Stimme der sie leert, während sie in fließen- ein Dirigent ausfällt, das schät- burgischen Staatsoper übertra- Sekretärin lässt keine Zweifel dem Deutsch (sie spricht sechs ze ich sehr“, sagt die Sängerin gen wurde, überschlagen sich aufkommen: Ihre Chefin hat Sprachen) von ihren Plänen er- und aus ihrer Stimme klingt die Kritiken. Sämtliche Kon- sehr viel zu tun. Ein Dirigent ist zählt. „Obwohl wir nicht so Respekt für das Arbeitspensum zert- und Opernpremieren ge- krank geworden und sie muss viel Geld zur Verfügung haben, der neuen Chefin. Seitdem Si- rieten ihr zum Erfolg. Paul Hin- einspringen. Am Abend also ist die Hamburger Oper eine mone Young mit dem Ham- demiths Künstleroper Mathis Proben, danach schnell ins echte Konkurrenz für die gro- burger Orchester arbeitet, ha- der Maler – brausender Ap- Funkhaus, zwei Stunden Talk- ßen Häuser in Berlin, München be es sich hörbar verändert: plaus im Zuschauerraum. Si- show bei NDR 90,3. Derzeit und Wien“, sagt sie, „und da- „Samtweich“ sei der Klang aus mon Boccanegra von Giuseppe will einfach jeder etwas von her müssen wir unser Reper- dem Orchestergraben jetzt, auf Verdi – Ovationen. Zuletzt A ihr. Und sie bringt alles unter toire weiter ausbauen.“ Und tat- einmal lässt sich „jedes Motiv Midsummer Night’s Dream einen Hut: Aufführungen, Pro- sächlich klingt sie da ein biss- wunderbar heraushören“. Und von Benjamin Britten. Was pas- ben für die Oper, die künstleri- chen wie eine Fußballtrainerin, das Publikum goutiert diesen siert da an der Staatsoper in sche Leitung des Brahms-Festi- die mit ihrem Team Großes neuen, wärmeren Klang. Über- Hamburg? Wo und wann hat vals „Ostertöne“, Interviews vorhat. Fünf zusätzliche Or- haupt das Publikum. „Die Leu- diese Erfolgsgeschichte ihren und daneben ihre Leidenschaf- chestermusiker hat man ihr be- te wissen genau, was gut ist FOTOS: STEFAN MALZKORN (S.10/11) ACHIM MULTHAUPT

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 14 Hängende Götter, liegende Stars: In der Werkstatt der Staatsoper entsteht der rote Teppich, zeitgleich proben Sänger für den „Sommernachtstraum“von Benjamin Britten. TITEL und was nicht.“ Auch der Bari- oper, dazu kommen zwei Bal- sen Bauch, für die Passagiere Produktion von Händels Giulio ton Jan Buchwald, 32, gerät lette. Wie viel für eine einzige unsichtbar, hunderte Men- Cesare in Egitto begleitet. Al- ins Schwärmen: „Mit Simone Premiere geschuftet wird, wie schen arbeiten. Christof Siemes lein im Bühnenbild stecken Young ist eine Muse in Ham- viele Menschen, aber auch wie von der Zeit hat diese Ge- 5000 Stunden Arbeit. Am En- burg eingekehrt.“ viel Planung und Logistik nötig schichte vor ein paar Monaten de schreibt er: „Oper ist die 600 Opernpremieren werden sind, das ist eine eigene Ge- aufgeschrieben. „Nicht zählen. aufwändigste, langwierigste, jedes Jahr in Deutschland auf schichte. Und sie handelt vom Fühlen! Fühlen!!“ war der Text schwerfälligste, teuerste Kunst- die Bühne gebracht, fünf davon Abstieg in den Maschinenraum überschrieben, in dem der Au- form der Welt.“ Auf jeden Fall an der Hamburgischen Staats- eines riesigen Schiffes, in des- tor davon berichtet, wie er die nichts für „Pfennigfuchser, Ef- Oper in kurzen Hosen Star-Dirigentin Simone Young über den langen Tod auf der Bühne, Angst vorm Abendkleid und Konkurrenz im Löwenkostüm.

Frau Young, wie erklären Sie jeman- Die meisten Opernbesucher sind älter Musikern und Sängern lauschen und sich dem, der noch nie in der Oper war, die als 50. Wie begeistern Sie junge Men- nach dem Büro ein wenig entspannen. Faszination mehrstündiger Verdi- und schen für die Oper? Gibt es ein Angebot für Kinder? Wagner-Werke? Indem ich ein paar Neuerungen einge- Ja, bei den Konzerten in der Laeiszhalle Indem ich ihm von dem Gefühl erzähle, führt habe: Viele Menschen scheuen die haben wir eine Familienkarte eingeführt. das sich einstellt, wenn man zum ersten Oper, weil sie Angst vor Abendkleid und Daneben steht die Kinderoperreihe Mal eine richtig gute Opernstimme aus Smoking haben. Deswegen gibt es bei uns „Opera piccola“ auf dem Programm, bei der Nähe hört. Das ist wahnsinnig aufre- der Kinder Oper für Kinder machen, gend, der ganze Körper ist tief erregt, ein natürlich unter Anleitung von Profis. unbeschreibliches Gefühl. Natürlich ist Wie ist das Hamburger Publikum? vieles, was auf einer Opernbühne passiert, Hamburg ist seit Generationen eine sehr unlogisch oder sogar absurd: Da stirbt je- schauspielbewusste Stadt. Die Hambur- mand und singt voller Inbrunst eine 20- ger sind nicht nur neugierig, sondern minütige Arie dazu. Es gibt Menschen, auch kompetent und verlangen musika- die können so eine Handlung nicht nach- lisch, schauspielerisch und dramatur- vollziehen. Aber das Wunder ist, dass gisch höchstes Niveau. Hier kommt man Oper trotz dieser Brüche so tief bewe- nicht damit durch, eine hübsche Dekora- gend sein und Trost spenden kann. Oper tion hinzustellen und loszuträllern. ist eine unglaublich lebendige Theater- Hamburg ist auch eine Musicalstadt.Ist form. Der König der Löwen Konkurrenz für Aber auch eine, die allein in Hamburg Momentan will jeder was von ihr: Simone Young. die Oper? jedes Jahr mit 42 Millionen Euro sub- Ich kenne den König der Löwen, ein sehr ventioniert wird. viermal pro Jahr einen Casual Day, an gutes Musical, brillant inszeniert. Der Ohne Zuschüsse könnte keine Oper dem die Leute in kurzen Hosen und T- Unterschied zu uns: Es handelt sich dabei überleben. Eine Oper, die sich selbst fi- Shirt kommen können. Übrigens ist die nicht um Kunst, sondern um Unterhal- nanzieren will, müsste ein reines Unter- Kleiderordnung auch an normalen Tagen tung. Ziel eines Musicals ist es, jeden haltungs- oder Musicalprogramm auf die nicht mehr so streng wie früher. Bei Pre- Abend das Gleiche zu bieten. Wir von der Bühne bringen. Damit wären 300 Jahre mieren sehe ich Leute in Jeans und Turn- Oper wollen jeden Abend etwas anderes deutsche Operngeschichte unwieder- schuhen und die sind mir allemal lieber zeigen. In der Oper muss man sich kon- bringlich verloren. Eine Stadt muss sich als solche, die gar nicht kommen. Außer- zentrieren und eine Eigenleistung erbrin- also entscheiden: Will sie Kultur erhalten, dem steht einmal im Monat ein so ge- gen. Es gibt aber noch einen anderen ent- muss die Oper subventioniert werden. nanntes After-Work-Konzert auf unserer scheidenden Unterschied: Im Musical Ich hoffe, den Tag nicht miterleben zu Experimentierbühne, der „Opera stabi- singen die Leute mit Mikrofon, in der müssen, an dem in Deutschland die ers- le“, auf dem Programm. Dort kann man Oper arbeiten wir mit reinen Stimmen.

ten Opernhäuser schließen müssen. bei einem Drink oder Kaffee unseren Das ist ein ganz anderes Erlebnis. INTERVIEW: TOBIAS HABERL, FOTOS: ACHIM MULTHAUPT, KASSKARA

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 16 fizienzfanatiker und Rendite- der im Laufe des Abends aus dreißig Jahre lang im Reper- treffen sich jetzt im Aufzug. apostel.“ der Decke bricht, allmählich toire. Und dank der neuen Probe- Allein an der Hamburgischen immer weiter nach unten sinkt Früher zogen alle Bühnenbil- räume müssen die Musiker mit Staatsoper arbeiten mehr als und am Ende in den Boden ein- der, auf Sattelschleppern festge- ihren Instrumenten nun auch 1000 Menschen: 660 feste Mit- schlägt.“ Ein Symbol für das zurrt, von Barmbek in die Ham- nicht mehr durch die ganze arbeiter, 140 Orchestermusi- drohende und am Ende nicht burger Innenstadt, um hier auf Stadt fahren und wieder ker, 250 gastierende Künstler mehr abzuwendende Schicksal, der Bühne aufgestellt und mon- zurück. und freie Mitarbeiter. Der Etat aber vor allem „eine hoch kom- tiert zu werden. Seitdem für 37 Vor einigen Wochen rief die beträgt 56 Millionen Euro, 14 plizierte Angelegenheit“, er- Millionen Euro ein neues Be- Gewerkschaft Ver.di ihre Mit- Millionen spielt das Haus selbst zählt Heinrich Tröger, „die wir triebsgebäude an die Oper an- arbeiter zum Streik auf. An der ein, 42 Millionen sind öffent- Hamburger Oper verteilten die liche Zuschüsse, rund 400 000 Bühnentechniker vor der Simon Euro stammen von privaten Boccanegra-Aufführung Flug- Sponsoren. blätter gegen die 40-Stunden- Eine halbe Autostunde von der Woche. Drinnen ackerten Ver- Oper entfernt jammert die Stim- waltungsangestellte am Büh- me Xavier Naidoos aus einem nenbild, sogar der Personalchef tragbaren Radio. Das Radio packte mit an. Pünktlich um steht in einer 40 Meter langen 19.30 Uhr war man fertig, man und rund zwölf Meter hohen hatte es geschafft, die Vorstel- Halle, von deren Decke Neon- lung konnte wie geplant statt- röhren kaltes Licht hinabwer- finden. Zigtausend Euro waren fen. Wie in einem Flugzeug- gerettet, 1600 Opernbesucher hangar sieht es hier aus und waren erleichtert – und der mittendrin – zwischen dem Beifall toste Sängern und Or- Knistern eines Schweißgerätes, chester entgegen, nachdem der einer fauchenden Schleifma- Vorhang gefallen war. So ist schine und vor Plakaten, von Hauptsachen im Regal: Holzköpfe in der Hutmacherei. Oper. denen griechische Götter auf Und so: Am nächsten Mor- den Hallenboden hinabblicken gen, bei der Probe zu Salome – steht Heinrich Tröger. Er ist von Richard Strauss, fehlte das Chef der Werkstätten der Bühnenbild ebenfalls. Also sa- Hamburgischen Staatsoper. ßen die Sänger in Jeans und Seine Aufgabe – auch wenn es Jogginghosen auf Stühlen, wäh- kitschig klingt: Er lässt Träume rend ihnen Simone Young vom wahr werden. Was immer die Barhocker aus Anweisungen Bühnenbildner für Opern- und zurief. Im Zuschauerraum ver- Ballettaufführungen entwerfen sank Josef Hussek, Operndi- – er lässt es hier bauen, mit Hil- rektor und stellvertretender In- fe von 46 Frauen und Män- tendant, in seinem Stuhl – er nern: Schlossern, Malern, De- saß einfach nur da und lausch- korateuren, Theaterplastikern. te. Für einen Moment schien er Alles hier ist groß, laut, bildge- sich von der Welt der Büros waltig. Eine Karl-Marx-Büste und Meetings verabschiedet zu zum Aufklappen, so groß, dass haben. Das geht nirgendwo ein 30-köpfiger Chor Platz da- Hat die Sänger hinter sich: Simone Young nach der „I Pagliacci“-Aufführung. sonst so gut wie in der Oper, rin findet, hat Trögers Team wo es kein Scham- und kein hier schon gebaut. An den Pathosverbot gibt. Oper ist nie Wänden hängen Skizzenbilder nur Hobby, sondern immer für das Bühnenbild von Simon am Ende aber Gott sei Dank gebaut und die Bühne verlän- Leidenschaft, eine Überdosis Boccanegra. „Die Schwierig- hinbekommen haben“. Robust gert wurde, können komplette Leben, manchmal gefährlich, keit bei dieser Produktion war, müssen die Bühnenbilder sein, Bühnenbilder einfach nach hin- immer überwältigend. „Oper dass Regisseur und Bühnen- erklärt Tröger, denn manchmal ten geschoben werden. Mitar- ist wie Traubenzucker“, sagt bildner unbedingt einen riesi- bleiben erfolgreiche Inszenie- beiter, die früher auf verschie- Hussek, „sie schießt ohne Um- gen Meteoriten haben wollten, rungen zwanzig oder sogar dene Gebäude verteilt waren, wege direkt ins Blut.“

17 HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT TITEL Wer sind die denn? Jeder kennt Freddy Quinn. Aber wer ist Tamara Gura? Oder OleSoul? Wir haben die Hamburger Stars von morgen schon heute getroffen. Text: Marc Winkelmann Foto: Gianni Occhipinti

KÄMPFEN FÜR MUSIK: KATHARINA UND HELLEN WEISS „Das quietscht so“ – dieser Satz hätte das Ende der Karriere von Katharina Weiß sein können. Die damals Sechsjährige hatte ihre Eltern angebet- telt, Geige lernen zu dürfen. Die Eltern waren dagegen. Katharina kämpfte um das Instrument – und bekam es. Und auch ihre jüngere Schwester Hellen erhielt von den Eltern eine Violine. Seitdem haben sich die Geschwister ganz nach vorn gespielt. Vom Kinderzimmer in die großen Säle. Bei- de reisen für Konzerte ins Ausland – oder treten mit den Hamburger Symphonikern auf. Katharina Weiß, heute 20 Jahre alt, wurde von der Stadt Hamburg mit dem Sonderpreis des Ersten Bürgermeisters für Herausragende Leistungen ausgezeichnet, Hellen, 17, gewann mehrfach den Bun- deswettbewerb „Jugend musiziert“. Beide müssen noch immer um ihre Instrumente kämpfen. Denn die Geigen beider Frauen – Violinen aus dem 19. Jahrhundert – stammen aus dem Instrumentenfonds der Deutschen Stiftung Musikleben und sind Leihgaben. Die Geschwister müssen in Ham- burg regelmäßig vor einer Jury spielen. Fallen sie durch, geht das Leihinstrument an einen anderen Musiker. „Daran darf ich gar nicht denken“, sagt Katharina Weiß. „Diese Violine ist die beste Förderung für mich als Musikerin, die ich mir vorstellen kann.“ BOXENGEFLÜSTER: GEKA 30 Briefumschläge. 30 Demo-Aufnahmen. 30 Absagen. Keine Plattenfirma wollte die Musik von Geka Winkler haben. „Das passt nicht zu unserem Image“, hieß es in den Begründungsbriefen. Und: „Das ist nicht poppig genug.“ Also landete ihr Album „Stations“ dort, wo es nicht hingehörte: zu Hause im Regal. Dass sich für die Veröffentlichung kürzlich dann doch, so Geka, „zwei Menschen mit Ohren an ihren Köpfen und in ihren Bäuchen“ fanden, nämlich die beiden Macher der kleinen Plattenfirma Le Pop Musik, ist ein Glücksfall. Für die in Hamburg lebende Sängerin. Und für die Fans, die sie seitdem hat. So wohlig, wie sie ihre Hörer mit diesen hauchzarten Chansons einlullt, hat man das von einer deutschen Sängerin noch nicht gehört. Französischkenntnisse sind übrigens nicht erforderlich: Geka singt auf Englisch. ELBE-BEAT: OLESOUL Diese Stimme – ist das Xavier Naidoo? Nein. Es ist OleSoul. Und dieses Gesicht – ja, das kommt Ih- nen sicher auch bekannt vor. Wahrscheinlich von Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, denn hier trat Ole Feddersen, 31, für seine Heimatstadt Hamburg auf. Eigentlich ist Feddersen, der sich OleSoul nennt, Tischler. Doch in Wahrheit ist der Hamburger ein Multitalent: Rhythm and Blues, sou- liger Pop, Rock – all diese Musikrichtungen sind auf dem Album zu hören, das er gerade aufnimmt. Demnächst kommt es in die Läden. Was seine Musik mit seiner Stadt zu tun hat? „Beide haben Soul“, sagt er. Wundervollen Soul.

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AUF KURS: KAJAK Zwei Alben in fünf Jahren – die Bilanz von Ka- jak klingt bescheiden. Der Grund: Nach dem gefeierten Debütalbum der Hamburger Gitar- renband löste sich die Gruppe auf. Übrig blieb nur Sänger Matthias Rothaug. Der 33-Jährige machte allein weiter und aus der Misere wur- de ein musikalischer Segen. „Ich hatte mehr Freiheiten und konnte meine Grenzen auslo- ten“, sagt der Mann aus St. Pauli. Neue Sounds entstanden am Computer, neue Textzeilen in seinem Kopf. Als eine Art Einmannorchester hat der Multiinstrumentalist seine Platte „Tief Drinnen – Weit Draußen“ eingespielt – und die Kritik jubelt: Eine Melodienmaschine sei der Sänger, der ein Album voller Ohrwürmer ge- schrieben habe. Ein Neubeginn mit makellosen Melodien, schroffen Gitarren und unaufdring- lich erzählten Geschichten. STIMMIG: HEART, SOUL & VOICES Johannes Beetz, 22, Timo Melzer, 23, und Karl Grunewald, 24, haben sich mit ihren Stimmen bereits ziem- lichen Ärger eingehandelt. Alle drei studieren zurzeit an der Stage School, einer Musicalschule am Ham- burger Hafen. Jeden Monat findet hier eine Talentshow statt – das A-cappella-Trio gewinnt regelmäßig. Das fanden die Mitschüler der Sänger gar nicht lustig. Wenn die drei antreten, habe der Rest keine Chance mehr, hieß es. Als Heart, Soul & Voices interpretieren sie seit drei Jahren Pop- und Musicalhits wie „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams. Im Sommer sind sie mit ihrer Ausbildung fertig, alle drei haben bereits Verträge in Aussicht. Timo Melzer und Karl Grunewald werden an Bord von Kreuzfahrtschif- fen in Musicalensembles auftreten – und singend um die Welt reisen. Johannes Beetz wird wahrschein- lich eine Rolle in „Phantom der Oper“ bekommen. Das Trio? „Bleibt auf jeden Fall zusammen“, sagt Beetz. In einem halben Jahr sind die beiden ja wieder in Hamburg.“ OPER STATT MTV: TAMARA GURA Manchmal schaltet Tamara Gura MTV an. Und dann wünscht sie sich, ein Fernsehstar zu sein – aber nur für einen Tag. Länger würde sie den Job nicht übernehmen wollen. „Fernsehen ist nicht so spannend wie das, was ich mache“, sagt die Amerikanerin. Ja, ihr würde so vieles fehlen: vor allem der „fantastische Klang des Orchesters, wenn ich auf der Bühne stehe“, sagt die die 28-jährige Mezzosopranistin. Tamara Gura kommt an: Sie sei eine „Energiefontäne“, schreibt ein Kritiker, sie stecke „voll funkelndem Tempera- ment“, urteilt ein anderer. Nach ihrer Gesangsausbildung in den USA und der Schweiz zog sie nach Ham- burg und ist nun Schülerin am Internationalen Opernstudio der Staatsoper, wo ihre Stimme und Bühnen- präsenz weiter geformt werden. Gut, dass sie nicht zum Fernsehen gegangen ist.

HAMBURG - DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 20 HIPHOP-HURRA: MASKOE Wenn Maskoe von seiner Musik redet, klingt das nicht immer jugendfrei. „Ich habe mehr Mut als alle anderen Lutscher. Ich bin da, um mir die Kro- ne zu holen“, sagt der 22-jährige Rapper. „Kanakenrap“ nennt er seinen Sprechgesang. Sie ahnen es – mit seiner Wortwahl hat sich der Sohn türki- scher Einwanderer nicht nur Freunde gemacht. Er polarisiert und bekam bereits etliche Drohungen. Unbestritten aber ist sein Talent. Vor vier Jah- ren gewann Maskoe den Respect Contest, einen bundesweiten Wettbewerb, bei dem er sich mit seinen flüssigen Reimen gegen 200 Konkurrenten durchsetzte. Sein erstes Album will er jetzt über seine Homepage vertreiben. Die Lieder gleichen einer schlingernden Kamerafahrt durch die Stadt- teile im tiefen Süden Hamburgs, die Maskoe ein „soziales Glasscherbengebiet“ nennt. „Ich bin nicht stolz darauf, wie das hier ist. Aber ich bin stolz darauf, dass ich der Öffentlichkeit das Leben in meinem Umfeld zeigen kann.“ Und als ob man es noch nicht geahnt hätte, fügt er hinzu: „Ich kann meine Klappe einfach nicht halten.“

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„Mach immer, was dein Herz dir sagt“, heißt die wichtigste Zeile in einem Song von Marcus Wiebusch (links) und seiner Band Kettcar. Genau das haben (Mitte), Reimer Bustorff und er getan, als sie ihre eigene Plattenfirma gründeten. Hotel Mama Dies ist die Geschichte von drei Männern und ihrer Musik. Keine Plattenfirma wollte sie. Doch statt aufzugeben, gründeten die drei ihre eigene Firma: Grand Hotel van Cleef. Na, und jetzt raten Sie mal, wer den ganzen Spaß bezahlt hat.

Text: Christoph Koch Foto: Samuel Zuder

u musst ganz nah rangehen.“ Tatsächlich: Wenn man Die Geschichte der drei Musikunternehmer begann im Herbst sich weit nach vorn beugt, die Stirn an die Scheibe 2002: In einem lauten, engen Büro im Schanzenviertel sitzen die D lehnt und schräg zur Seite rüberschaut, kann man jungen Männer an Schreibtischen vom Sperrmüll und planen die drei Flutlichtmasten des Millerntor-Stadions sehen. erste Veröffentlichung ihres nach dem nur mäßig erfolgreichen Für die meisten Leute ist so etwas nicht wichtig. Für Reimer Bus- Westerndarsteller Lee van Cleef benannten Labels: das Kettcar- torff, Thees Uhlmann und Marcus Wiebusch schon. Sie sind Album Du Und Wieviel Von Deinen Freunden. Draußen fahren Fans. Fans vom FC St. Pauli und von der Musik, die sie mit ihren Autos durch den Regen, drinnen läuft Reimer Bustorff nervös auf eigenen Bands Kettcar und Tomte spielen – und die vor vier Jah- und ab. „Wann erscheint denn der Artikel in der Hamburger ren niemand in der deutschen Musikbranche hören wollte. Morgenpost über uns?“, fragt er. „Ich muss unbedingt die kom- „Die großen Labels sind so unflexibel wie die Abwehr von Her- plette Auflage in Niendorf aufkaufen. Meine Mutter weiß nichts tha BSC“, sagt Marcus Wiebusch, und als er sich von seinem von dem Label. Die denkt doch, ich studiere ...“ Die Mutter von Schreibtischstuhl erhebt, bekommt man kurz Angst, so riesig ist Marcus Wiebusch dagegen weiß Bescheid über die Firmengrün- er. Während der Hüne Kaffee für alle aufsetzt, erzählt er dung: Sie leiht den dreien für den Anfang Geld. Denn von der frustrierenden Suche nach einem Label. die Banken zögern, Geschäftskredite zu vergeben, Niemand, der einen Plattenvertrag vergibt, wenn man seinen privaten Dispo schon ständig konnte etwas anfangen mit dem rauen Gitar- bis zum Anschlag ausreizt. Auch Thees Uhl- renrock und den deutschen Texten, die von manns Mutter ist nicht begeistert, als sie er- störrischen Bankautomaten und dem Fla- fährt, dass ihr Sohn gerade keine Kranken- schenmeer auf dem Balkon handeln. Thees, versicherung hat und seine Zahnschmerzen der mit seiner Band Tomte ebenfalls Klinken mit Aspirin betäubt. Manchmal ist den drei- geputzt, Probeaufnahmen vorgespielt und en in ihrem Durcheinander aus Computern, Talentsucher zu Konzerten eingeladen hat, Telefonen, Bierflaschen und einem Hund erinnert sich: „Ich weiß noch, wie die ersten namens Goo nicht ganz klar, auf was für ei- fünf Reihen im ausverkauften Club jedes Lied nen Ritt sie sich eingelassen haben. Klar ist nur, mitgeschrien haben – ohne dass die Band bis da- sie genießen ihn. Und sie gehen grundsätzlich erst hin einen Tonträger veröffentlicht hätte. Wenn dir nach dem fünften Klingeln ans Telefon – „um Ge- dann jemand von einer Plattenfirma erzählt, dass er von schäftigkeit vorzugaukeln“. deiner Livepräsenz nicht überzeugt sei, dann“ – Thees lässt seine Seit Januar 2006 befindet sich das Büro von Grand Hotel van runtergerauchte Zigarette in den Hals einer leeren Bierflasche fal- Cleef im Karostar Musikhaus St. Pauli. Dieses Büroprojekt liegt len – „erledigt sich die Zusammenarbeit von selbst.“ Er grinst genau zwischen dem alternativen Karo- und dem Schanzenvier- und zeigt dabei eine Lücke mitten zwischen den oberen Schnei- tel auf dem Gelände einer ehemaligen Rinderschlachthalle. Es dezähnen, die so groß ist, dass ein Strohhalm dazwischenpasst – entstand 2002, als bekannt geworden war, dass der Plattenmul- und zwar einer von den dickeren. Also fingen er, Marcus Wie- ti Universal nach Berlin übersiedeln würde; für die Hamburger busch und Reimer Bustorff an, Geld zusammenzukratzen, Excel- Musikbranche ein Schock. Je eine Million Euro spendierten ein Tabellen anzulegen und sich nach einem Büro umzusehen. „Wir EU-Förderprogramm und die Hamburger Behörde für Wirtschaft haben den Partner, der zu uns passt, selbst erschaffen“, erzählt und Arbeit, um jungen Musikfirmen durch günstige Mietpreise Wiebusch. „Ein bisschen wie in Frankensteins Braut.“ eine Starthilfe zu geben. Die Erwartungen, mit denen man sich

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Die Band ist echt, der Sänger nicht: Schauspieler Jügen Vogel spielt im Film „Keine Lieder über Liebe“ den Frontmann der Hansen Band. damals bei Mutter Wiebusch das (inzwischen zurückgezahlte) aufnahme oder auf der Bordsteinkante spielen die Lieder jetzt vor Darlehen borgte, sind längst übertroffen: 30 000 Mal verkaufte der Ausfahrt Zum Haus Deiner Eltern. Und das Grand Hotel ist sich gleich die erste CD des Labels, das zweite Kettcar-Album in manchen Momenten so professionell, wie eine junge Firma nur ging sogar 65 000 Mal über die Ladentheke. Die jüngste Ver- sein kann – in anderen Momenten so seriös wie ein junger öffentlichung Buchstaben Über Der Stadt, das zweite Hund: „Eine der Grundregeln ist, dass man sich in Ex- Tomte-Album für Grand Hotel, kam sogar auf Das tremsituationen, die so vier- bis fünfmal am Tag vor- Platz vier der offiziellen Albumcharts. kommen, auch mit schlimmen Schimpfwörtern ti- Bis unter die Decke strecken sich im Lagerraum Label ist so pro- tulieren darf“, beschreibt Marcus Wiebusch das des Labels die Regale. Randvoll mit CDs nicht fessionell, wie eine Betriebsklima. Und auf die Frage, wie Mei- nur von Tomte und Kettcar, sondern auch nungsverschiedenheiten gelöst werden, ant- von amerikanischen Bands und natürlich Firma nur sein kann, wortet er: „Schreien, schmollen, schreien, ei- Hamburger Nachwuchshoffnungen wie Olli manchmal aber so nen dummen Witz machen. Vielleicht noch mal Schulz & Der Hund Marie, Marr oder Home laut schreien. Anschließend an der Playstation Of The Lame. Dazwischen stapeln sich Kartons seriös wie ein jun- ,Mario Kart’ um die Wette fahren – fertig.“ mit der Aufschrift „Hansen Band“. Diese Grup- ger Hund. Noch mal den Kopf verdrehen, die Stirn an der pe entstand eigens für den Film Keine Lieder über kalten Scheibe, da sieht man in der Abenddämme- Liebe mit Heike Makatsch und Jürgen Vogel, der im rung wieder die Scheinwerfer des Fußballstadions von Film einen Rocksänger spielt. Als es darum ging, Musik für St. Pauli kalt glühen. Zeit zu gehen. Thees Uhlmann zieht sich den Film auszuwählen, gefielen Jürgen Vogel Tomte und Kettcar seinen Parka an: „Manchmal, wenn ich mit meiner Mutter tele- am besten. Musiker aus beiden Bands komponierten also Songs, foniere, fragt sie mich: Habt ihr eigentlich immer noch dieses wurden zur Hansen Band und gingen auf Tour – begleitet von der Wiebusch-Ding am Laufen? Damit meint sie das Grand Hotel. Filmkamera. „Jürgen ist im Proberaum immer so rumgehüpft“, Sie kann es anscheinend nicht glauben, dass wir eine richtige Fir- schildert Thees Uhlmann die ersten gemeinsamen Proben. „Bis ma sind.“ Jetzt müsste Jubel vom Stadion herüberwehen – dann ich ihm gesagt habe: Wenn du hier weiter so rumspringst, trete wäre es der perfekte Augenblick. Doch es bleibt still. Nur die U- ich dir von hinten in die Knie. Wir sind hier keine MTV-Band.“ Bahn rattert unter dem Büro vorbei. Das Grand Hotel hat Erfolg. Das erklärt vielleicht, dass die Mu- sik von Kettcar und Tomte positiver geworden ist. Statt von Knei- Tomte treten am 8. und 9. April in der Großen Freiheit 36 auf. Olli Schulz

penschlägereien wird von der Liebe gesungen, statt in der Not- & Davey van Bohlen spielen am 7. April im Uebel & Gefährlich. FOTO: FILM1

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 24 KALENDER Hier spielt die Musik Hamburg, was geht? Eine Auswahl der wichtigsten Termine im April und Mai.

MUSIK/KONZERTE

7.4. Olli Schulz & Davey von Bohlen – Grand Ho- tel van Cleef-Abend. Songwriter Olli Schulz („halb Mensch und halb Bett“) tritt mit Maritime-Sänger Davey von Bohlen auf. Uebel & Gefährlich, 20 Uhr 8.4. Mariha – Folkpop von einer zarten Frau mit Gitarre. Die 24-jährige Hamburgerin tourte bereits mit A-ha durch Deutschland. Knust, 21 Uhr 8.4. + 9.4. Tomte – Die Gitarrensensation des Jahres bei ihrem Heimspiel auf dem Kiez. Große Freiheit 36, 19.30 bzw. 21 Uhr (siehe Beitrag S. 21) 11.4. Edita Gruberova – Galakonzert. Die in Bratis- lava geborene Sopranistin gehört zur Elite der Opernwelt, ist Ehrenmitglied der Wiener Staats- oper und wird gefeiert als „Königin der Koloratur“. Bei ihrem Gastspiel in Hamburg singt sie Werke von Mozart, Schubert, Dvorák und Strauss. Laeisz- halle – Musikhalle Hamburg, 20 Uhr 12.4.–17.4. Ostertöne – Brahms-Festival. Er ist in Brahms und die Folgen: Beim Ostertöne-Festival spielt das Nash Ensemble Werke der britischen Moderne. Hamburg geboren und daher sind die Hanseaten besonders stolz auf ihn: ihren Komponisten Jo- terpretieren das Klarinettenquintett op. 115 und 24.4. The Bad Plus – Jazztrio mit Vorliebe für un- hannes Brahms. Ihm und der Moderne (Musik aus Werke der britischen Moderne, das Abschlus- konventionelle Interpretationen von Hits wie dem 20. und 21. Jahrhundert) ist nun das erste, völ- skonzert geben die Hamburger Symphoniker am „Smells Like Teen Spirit“. Stage Club, 20 Uhr lig neue Hamburger Ostertöne-Festival in der Lae- Ostermontag. Außerdem stehen auf dem Pro- 26.4. Erasure – Synthiepop von Andy Bell und iszhalle unter der künstlerischen Leitung von Si- gramm: das Tokyo String Quartet, und die Philhar- Vince Clarke. Deutsches Schauspielhaus, 20 Uhr mone Young gewidmet. Die Wiener Symphoniker moniker Hamburg („Ein deutsches Requiem“ am 27.4. D’Sound – Das Trio aus Norwegen spielt eröffnen – schließlich war Wien Brahms’ zweite Karfreitag, am Pult: Simone Young) sowie Lieder- eingängige Rhythmen zwischen Abba und Acid Heimatstadt. Das Nash Ensemble of London in- abende, Chorkonzerte und Matineen. Laeiszhalle. Jazz. Mandarin Kasino, 20 Uhr MARIHA Infos unter www.ostertoene.de 29.4. Bernd Begemann & Band – Traurige Songs, 13.4. + 14.4. Maceo Parker – Funk. Seit Jahren gnadenloser Hüftschwung, tolles Entertainment. kommt der Meister des Funk mit seinem Altsaxo- Uebel & Gefährlich, 20 Uhr (Siehe Beitrag Seite 10) fon in die rustikale Konzert-Location in Altona. 29.4. + 30.4. Lotto King Karl & Die Barmbek Immer wieder gut. Fabrik, 21 Uhr Dreamboys – Liebling aller HSV-Fans, weil der 19.4. Die Sterne – Sie gehören zu den Mitbegrün- Sänger, Radiomoderator und Stadionsprecher mit dern der Hamburger Schule und klingen so frisch so viel Inbrunst „Hamburg, meine Perle” singt. wie lange nicht. Uebel & Gefährlich, 20 Uhr Color Line Arena, 19 Uhr 21.4. Bluesculture mit Abi Wallenstein – Ham- 2.5. Ivo Pogorelich – Klavierkonzert. Pogorelich burg plus Blues gleich Abi Wallenstein. Hier im provoziert und inszeniert. Der Pianist aus Kroatien Trio mit Steve Baker und Martin Röttger. Land- spielt Werke von Schumann und Liszt. Laeiszhalle haus Walter, 21 Uhr – Musikhalle Hamburg, 20 Uhr FOTOS.: OSTERTONE, UNIVERSAL

25 HAMBURG– DAS MAGAZIN DER HANSESTADT KALENDER 48 Stunden Hamburg Nur zwei Tage Zeit? Das wird aber knapp. An diesen Orten sollten Sie gewesen sein.

FREITAG

Ankommen. In Hamburg 18.00 und im Abend. Die Bank am Fenster im Kurhaus (Beim Grünen Jäger 1) ist der perfekte Platz dafür. Die kleine Bar mit den beruhigend blauen Wänden liegt zwischen Schanze und Kiez. Sobald die Witterung es zulässt, verteilt sich das Publikum auf Gehweg und Kantstein davor.

Beim Imbiss Kleine Pau- 20.00 se (Wohlwillstr. 37) die Grundlage für den Rest des Abends schaffen. Beantworten Sie die Frage „Auffe Pommes was drauf?“ souverän mit „Schranke“. Ganze Sätze gehen zur Frühling an der Außenalster. Im Café sitzen und Segelboote kucken. So entspannt ist Hamburg. Not auch. Wenn Sie es etwas schicker möchten: Das Mess (Turnerstr. 9), ein Es sind 453 Stufen, aber Nach dem Shopping sind Souterrainlokal im Karolinenviertel, 09.30 der Aufstieg lohnt sich. Al- 15.30 die „Teatime classics“ in serviert originelle Crossover-Küche. lein schon, um hinter dem Zifferblatt von der Laeiszhalle (Johannes-Brahms-Platz) St. Michaelis (Englische Planke 1) die jetzt genau das Richtige! Einfach im Hinter der grauen Schale Glockenschläge zu spüren. Täglich um 10 Brahms-Foyer auf ein neobarockes Stühl- 21.00 des Bunkers verbergen und um 21 Uhr spielt der Trompeter Josef chen fallen lassen, Tee trinken und ab 16 sich Discos, Galerien und Tanzstudios. Thöne in alle Himmelsrichtungen Choräle Uhr Nachwuchstalenten bei der Kam- Und ein neuer Liveclub namens Uebel vom Turm des „Michels“. mermusik lauschen. & Gefährlich (Feldstr. 66) – ein Name, den die Macher „schön doof“ finden. Suchen Sie nicht erst lange, Hunger? Schön ist’s im An- Demnächst spielen Blumfeld, Die Ster- 11.00 gehen Sie gleich im Café 18.00 no 1905 (Holstenplatz 17), ne, The Streets und Tocotronic. Paris (Rathausstr. 4) zum Brunch. Die das noch heute so aussieht wie vor 101 Decke mit den prächtigen Jugendstil- Jahren. Wagen Sie sich getrost mal an SAMSTAG kacheln erzählt vom Kaufmannsstolz ver- Labskaus, der ist hier richtig lecker. Alter- gangener Tage; in der Vitrine am Tresen native: Teufels Küche (Ottenser Haupt- Na gut, hier ist es etwas stehen Apfeltarte und verschiedene Käse. str. 47), wo man den Köchen in die Töpfe 00.00 eng. Man könnte aber Vermutlich das schönste Café der Stadt. gucken kann. auch sagen: familiär und im besten Sinne uncool. Ein Abend in Rosis Bar (Ham- Stöbern! Nach Klassik, Jazz Ein wirklich schöner Ort burger Berg 7) ist so, als hätte auf einer 13.00 und Oper am besten bei 20.00 für Konzerte ist die Fa- Wohnzimmerparty plötzlich jemand an- Hanse CD (Große Bleichen 36). Nach al- brik (Barnerstr. 36.) Früher wurden gefangen zu tanzen und die, die eigent- lem anderen und dem, was es sonst nir- hier Holzbearbeitungsmaschinen zu- lich gerade gehen wollten, damit ange- gends gibt, bei Michelle Records (Gertru- sammengeschraubt, heute treten Rock- steckt. Je nach DJ läuft Rockabilly, Hip- denkirchhof 10) – legendär auch wegen und Jazzmusiker auf, oft auch Legen-

Hop, Elektro oder Udo Jürgens. der „Schaufensterkonzerte“. den wie Eric Burdon oder Ted Nugent. TEXT: RUTH HOFFMANN, FOTO: BILDERBERG, ALFRED JANSEN

HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER HANSESTADT 26 In Gehweite der Fabrik 22.30 steht das Blaue Haus (Große Brunnenstr. 55), wo Sie riesige Cocktails erwarten. Hier lohnt sich so- gar der Gang zu den eigenwillig gestal- teten Klos. Vor allem für Frauen: Der venezianische Spiegel erlaubt den Blick nach nebenan zu den Männern.

SONNTAGSONNTAG

Die Fähre 62 fährt für 11.30 1,50 Euro flussabwärts, wo das Ufer allmählich grüner wird. Im Museumshafen Övelgönne (Fähranle- ger Neumühlen) liegen alte Hochsee- kutter, Schlepper und Barkassen – und ein Dampfer, in dem man fabelhafte Generation Rock: Revolverheld spielen unbeschwerte Hymnen. Bratkartoffeln bekommt und bei Hoch- wasser den zu tief geparkten Autos 5.5. Santana – Latin Pop. Im März war Carlos San- 28.5. Mark Knopfler und Emmylou Harris – beim Wegschwimmen zusehen kann. tana noch in Südamerika, im April und Mai kommt Knopfler war der Gitarrist der Dire Straits. Gemein- er nach Europa. Color Line Arena, 20 Uhr sam mit Countrylegende Harris singt er jetzt im Seit Jahren schwebt über 7.5. Elbklänge – Kurz bevor der Hafengeburtstag Duett. Color Line Arena, 20 Uhr 14.30 dem Hafenklang (Cars- mit der Auslaufparade der Schiffe zu Ende geht, 28.5. Michael Bublé – Der kanadische Entertainer ten-Rehder-Str. 51–53) die Abrissbirne, tönt Mendelssohn Bartholdys „Meeresstille und interpretiert Songklassiker wie „I’ve Got You Un- doch gerade das Provisorische macht Glückliche Fahrt“ durch das Kirchenschiff des der My Skin“ und „Crazy Little Thing Called Love“ den Charme dieses Clubs aus. Abends „Michels“. Sonderkonzert der Hamburger Philhar- in der Tradition von Frank Sinatra und Dean Mar- spielen hier Bands, sonntags wird zu moniker unter Simone Youngs Leitung. Auch auf tin. Freilichtbühne im Stadtpark, 19 Uhr Crêpes und Milchkaffee elektronische dem Programm: Händels „Wassermusik“ und Kon- BÜHNENPREMIEREN/LESUNGEN Musik aufgelegt. zertarien von Mozart. St.-Michaelis-Kirche, 14 Uhr 9.5. Jessye Norman – Primadonna assoluta. Sie 3.4. Lexikon des frühen 21. Jahrhunderts – Die- Hamburg zu verlassen, hat legendäre Auftritte wie den zur 200-Jahr-Feier ehemaligen Tagesschau-Sprecher Jo Brauner, 16.30 ohne auf Hafenrund- der Französischen Revolution auf den Champs-Ély- Dagmar Berghoff und Wilhelm Wieben lesen fahrt zu gehen, wäre ein schweres Ver- sées absolviert. Die 60-jährige amerikanische So- Erklärungen der wichtigsten Begriffe der letzten säumnis. Nehmen Sie aber unbedingt pranistin, eine perfektionistische Künstlerin, ist Jahre – von „Arschgeweih“ bis „zeitnah“. eine der unscheinbaren alten Barkassen, auf großer Welttournee. Bei ihrem Liederabend Schmidt Theater, 21 Uhr denn die modernen schwimmenden „Between Love and Loss“ singt sie Werke von 6.4. Die Entdeckung der Currywurst – Schauspiel Riesenbügeleisen passen nicht unter den Schubert, Strauss, Cole Porter und Bernstein. nach der Novelle von Uwe Timm. Eine Liebes- Brücken der Speicherstadt durch. Auf Laeiszhalle – Musikhalle Hamburg, 19.30 Uhr geschichte der Nachkriegszeit, die von Lena der Fahrt kommen Sie am Kaispeicher 10.5. Skin – Ihre Wahnsinnsstimme kennt jeder: Brückner handelt, einer Imbissbesitzerin auf A vorbei, auf dessen Dach sich vielleicht Skin, geboren auf Jamaika, war die Sängerin der dem Hamburger Großneumarkt. Im Foyer bereitet schon bei Ihrem nächsten Besuch eine Rockband Skunk Anansie und ist mittlerweile Tim Mälzer am Premierenabend Currywürste zu. wellenförmige Glaskonstruktion erhe- allein unterwegs. Große Freiheit 36, 21 Uhr Premiere im Ernst Deutsch Theater ben wird: die Elbphilharmonie. 18.5. Johnny Liebling – Die Hamburger Band 13.4. Nachtasyl von Maxim Gorki – Klassiker über jazzt und swingt mit der achtköpfigen Formation Menschen am Abgrund der Gesellschaft. Premie- Schlafen an der Elbe: Designhotel oder Pen- „Der Fall Böse“. Mandarin Kasino, 20 Uhr re im Deutschen Schauspielhaus sion? Vier Sterne? Oder reicht auch einer? 20.5. Blumfeld – Hamburger Gitarrenpop, ein 19.–26.4. Vattenfall Lesetage – Literaturfestival Am einfachsten finden und buchen Sie Heimspiel also für Jochen Distelmeyer und seine mit Daniel Kehlmann, Moritz von Uslar, Gilad Atz- Übernachtungen sowie Tickets für alle Band. Uebel & Gefährlich, 21 Uhr mon, Paul Nizon, Michel Friedman u.v.m. Gelesen wichtigen Hamburger Kultur-Events unter: 24.5. Revolverheld – Lässige Rockmusik von wird an ungewöhnlichen Orten: auf der Skater- www.hamburg-tourismus.de . Jungs aus Hamburg und . Große Freiheit Bahn, im Planetarium oder im türkischen Bad. Pro- 36, 21 Uhr gramm unter: www. vattenfall.de/lesetage

27 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER HANSESTADT KALENDER

Heinz Strunk macht Quatsch bei SchmidtCom. Hier geht’s rund: Hamburger Dom. Jetzt auch als Musical: „Dirty Dancing“.

22.4. Die schmutzigen Hände von Jean-Paul der Veranstaltung bildet die „Lange Nacht der Au- 23.4. Conergy Marathon – Die vielleicht schönste Sartre – Drama um Entscheidungsfreiheit und toren“: Hubert Spiegel, Juror und Leiter des Lite- Art, die Hansestadt zu Fuß kennen zu lernen: der Verantwortung in der Zeit der deutschen Besat- raturressorts der FAZ, wählt vier Stücke aus, die 21. Hamburg-Marathon. zung. Premiere im Thalia Theater nach zweiwöchiger Probenphase als einmalige 29.4. Lange Nacht der Museen – 46 Hamburger 4.5.–27.5. SchmidtCom – Das erste „Hambur- Werkstattinszenierungen auf die Bühne kommen. Museen vom Abwasser- und Sielmuseum bis zum ger Comedy Festival“. Mit dabei: Ingo Apelt, Char- Thalia Theater und Thalia in der Gaußstraße. Zoologischen und Botanischen Museum haben lotte Roche und Heinz Strunk, Django Asül, Details zum Programm: www.thalia-theater.de bis 2 Uhr geöffnet. Über 600 Programmpunkte Dr. Eckart von Hirschhausen und andere. Schmidt 27.5. Abalon, one nite in Bangkok – Kammer- sind geplant, elf Busrouten verbinden die Aus- Theater und im Schmidts Tivoli. www.schmidts.de spiel von Fritz Kater. Zwei Brüder, nachts in Bang- stellungsorte. Das Ticket kostet 12 Euro. 7.5. Idomeneo – Neuproduktion des Mozart-Wer- kok: Der Ältere kommt zu Besuch, der Jüngere www.langenachtdermuseen.hamburg.de kes unter der Leitung der englischen Dirigentin will sich umbringen. Premiere im Thalia in der 5.5.–7.5. HafengeburtstagDIRTY DANCING – Das größte Hafenfest und Mozart-Spezialistin Julia Jones. Premiere in Gaußstraße der Welt mit Schiffsparaden und Feuerwerk. der Hamburgischen Staatsoper. Weitere Vor- www.hafengeburtstag-hamburg.de FESTE & SPORTEVENTS führungen am 10., 16., 20., 25. und 30. Mai 13.5.–21.5. Tennis Masters Series – Traditions- 21.5. Abseits-Melodie – Liederabend rund um Bis 17.4. Hamburger Dom – Riesenrad fahren, turnier am Rothenbaum: Weltklasse-Tennis auf das Thema Fußball. Uraufführung im Deutschen Zuckerwatte schlecken, Geisterbahn fahren, dem größten Center Court Deutschlands. Schauspielhaus Schmalzgebäck naschen: Auf dem Heiligengeist- 19.5. Japanisches Kirschblütenfest – Schon seit 23.5.–8.6. Hamburger Autorentheatertage – Eins feld trifft sich, wer große Jahrmärkte liebt. 1968 feiert Hamburg das Erblühen seiner inzwi- der führenden Festivals der zeitgenössischen 21.4.–23.4. Pok ta Pok – Historisches Ballspiel- schen über 5000 japanischen Kirschbäume, die Dramatik mit Gastspielen des Wiener Burgtheaters Spektakel: „Pok ta Pok“ gilt als ein Fußball-Vor- japanische Gemeinde spendiert das Feuerwerk. (Elfriede Jelineks „Babel“), der Münchner Kam- läufer und stammt aus dem mexikanischen Hoch- 25.5.–28.5. Tischfußball Weltmeisterschaft – merspiele und anderer Bühnen. Eines der High- land. Mit der Hüfte müssen die Spieler einen Kaut- Bei der Tischfußball-WM in der großen Auktions- lights ist Lars von „Dogville“ in der Inszenie- schukball durch ein Steintor befördern. Auf dem halle am Fischmarkt muss das Runde ins Eckige. rung des Staatstheaters Stuttgart. Den Abschluss Rathausmarkt, www.fifawm2006.hamburg.de MUSICALS GEWINNSPIEL: KOMMEN SIE NACH HAMBURG Mamma Mia – „Dancing Queen” und „Super Trou- Hat Ihnen unser Magazin Lust auf Hamburg gemacht? Dann besu- per” – die Abba-Kulthits rauf und runter, dazu gibt chen Sie uns! Mit etwas Glück können Sie zwei Übernachtungen mit es eine Geschichte rund um die Träume dreier Frühstück in einem Doppelzimmer im Grand Elysee Hotel Ham- Freundinnen in den wilden 70ern. burg gewinnen, dazu eine Hamburg CARD und zwei Tickets für das Dirty Dancing – 1963: Es ist Sommer und alle Musical „Mamma Mia“. nennen sie Baby. Frances fährt mit ihrer Familie in ein Ferienhotel in den Bergen. Und verliebt sich Die Preisfrage: verbotenerweise in den Tänzer Johnny. Der Kino- Welches Mozart-Werk hat im Mai an der Hamburgischen Staatsoper Premiere? klassiker seit März neu als Musical. Schicken Sie die Lösung per Mail an: [email protected] König der Löwen – Mit der Barkasse nach Afrika: oder per Postkarte an die Hamburg Marketing GmbH, Wer die Geschichte des kleinen Löwenjungen Sim- Kennwort „Hamburg-Magazin“, Steinstr. 7, 20095 Hamburg ba sehen und hören möchte, nimmt den Schiff- Wir freuen uns auch über Kritik und Anregungen. Was hat Ihnen an unserem Shuttle zum Musicalzelt am anderen Ufer der Elbe.

Magazin gefallen? Was haben Sie vermisst? Schreiben Sie uns! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. www.stage-entertainment.de FOTOS.: PICURE-PRESS, DPA, DORLE BAHLBURG

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 28 Die Internationalen Andere Länder, andere Klänge – in Hamburger Clubs tanzt die Welt.

FRANKREICH Französisch schwappt es bei „Je danse donc je suis“ aus den Boxen, wenn DJ Luc Le Truc den Bogen von Frenchhouse über Six- ties-Swing und Nouvelle Chanson zu französi- schem Rock spannt. Der nächste Termin: Sa 29.4., 23 Uhr, Nachtasyl (im Thalia Theater, Alstertor), 4 Euro, www.je-danse.de Bordsteinschwalben: Die Ausstellung „Sexarbeit“ widmet sich der Geschichte der Prostitution. GROSSBRITANNIEN AUSSTELLUNGEN Bis 28.5. Chaplin in pictures – Mensch, My- Ein Union-Jack-Button am Parka ist thos, Filmemacher – Ein Hut, ein Stock, ein Ko- Pflichtaccessoire im Revolver-Club. An Bis 7.5. Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten miker. In den Deichtorhallen hängen 250 Foto- wechselnden Orten und unter Anleitung des DJ- und Mythen – Allein in Deutschland arbeiten et- grafien aus dem Leben des englischen Schau- Duos Benny und Marco feiern Britpop-Anhänger wa 200000 Menschen im Sexgewerbe, ihr Jah- spielers und Regisseurs Charlie Chaplin seit fünf Jahren ihre musikalischen Helden. resumsatz wird auf 14 Milliarden Euro geschätzt. (1889–1977), die erstmals in Deutschland zu Nächste Termine: 8.4., 23 Uhr, Molotow (Spiel- Die Ausstellung beschäftigt sich ohne erhobe- sehen sind. Deichtorhallen budenplatz 5), 4 Euro; 29.4., 23 Uhr, Mandarin nen Zeigefinger mit der Kulturgeschichte der In- Bis 5.6. Entfesselt – Expressionismus in Kasino (Reeperbahn 1), 5 Euro; Geburtstags-Spe- dustrieEDWARD und MUNCH zeigt Exponate aus den Jahren 1850 Hamburg um 1920 – Im Mittelpunkt der etwa cial: So, 16.4., 20.30 Uhr, Mandarin Kasino, bis 2005. Im Mittelpunkt stehen Themenkom- 350 Objekte umfassenden Ausstellung stehen www.revolver-club.de plexe wie Arbeitsmigration, Drogenprostitution die selbst geschneiderten Ganzkörpermasken und Menschenhandel. Museum der Arbeit und Kostüme des Hamburger Tänzerpaars Lavinia JAMAIKA Bis 14.5. Edward Munch – „... aus dem mo- Schulz und Walter Holdt. Museum für Kunst und Einmal im Monat werden in der Palm dernen Seelenleben“ heißt die Ausstellung mit Gewerbe Dancehall die Bässe aufgedreht. Das Love den Werken des Norwegers (1863–1944). Die Bis 5.6. SNAFU. Medien, Mythen, Mind Con- Tank Soundsystem importiert die neuesten Reg- Hamburger Kunsthalle besitzt eine der bedeu- trol – Das Medium Video kann der Befreiung, gae- und Dancehall-Singles direkt aus der Ka- tendsten Munch-Sammlungen außerhalb Nor- aber auch der Kontrolle dienen. Die Galerie der ribik; das Gespann produziert aber auch eigene wegens. Kunsthalle Gegenwart und Hamburger Kunsthalle zeigen Riddims. Nächster Termin: Sa 15.4., 23 Uhr, Knust Bis 25.5. Rodin in Deutschland – Werke des Arbeiten, die diesen Widerspruch aufgreifen. (Neuer Kamp 30), 8 Euro, www.lovetank.de französischen Bildhauers Auguste Rodin 30.4.–26.11. Faszination Fußball – Ausstellung (1840–1917) sind im Bucerius Kunstforum zu zur WM 2006 – Warum begeistern sich Milliar- KUBA sehen: Bronzen und Marmorarbeiten, Gipsplas- den Menschen für Fußball? Diese Frage steht Ausgedehnte Lateinamerika-Reisen nutzt tiken, Skizzen und Studien – z.T. Leihgaben des im Mittelpunkt einer interkulturellen Schau im das DJ-Kollektiv Sonido Bestial regel- Pariser Musée Rodin. Bucerius Kunstforum Museum für Völkerkunde mäßig zum Shopping. Kofferweise importieren die DJs Salsa-, Rumba- und Mambo-Scheiben, IMPRESSUM die bei ihren Clubnächten zum Einsatz kommen. Hamburg: Das Publikum bedankt sich mit ausgiebigem Das Magazin der Hansestadt Paartanz. Nächster Termin: Sa 22.4., 22 Uhr, Ro- HERAUSGEBER Tel. 040 / 32 50 89 3 mann, Christoph Koch, Ilka 80331 München Hamburg Marketing GmbH Fax 040 / 32 02 99 80 Schmeling, Christian Sobiella, Tel. 089 / 21 83 93 24 te Flora (Schulterblatt 71), ca. 5 Euro V.i.S.d.P.: Dr. Hariolf Wenzler [email protected] Barbara Streidl, Marc Winkel- Fax 089 / 21 83 85 29 Steinstraße 7 mann, Ina Zimmermann 20095 Hamburg REDAKTION OBJEKTLEITUNG [email protected] York Pijahn / Heiko Zwirner FOTOGRAFEN Stefanie Greca RUSSLAND (Leitung), Andrea Walter(Ka- Achim Multhaupt, Gianni Occhi- Berlin hat die Russendisko, Hamburg das VERLAG lender), Isolde Durchholz pinti, Samuel Zuder, Stefan DRUCK Magazin Verlagsgesellschaft (Schlussredaktion), Malzkorn Braun S.A., Rue Gutenberg, „Datscha-Projekt“. Seit 2001 gibt das Süddeutsche Zeitung mbH F-68801 Vieux-Thann, Geschäftführer: Rudolf Spindler ART DIRECTION ANZEIGEN Frankreich Team um die St. Petersburgerin Tatjana Lidokho- Thomas Kartsolis Magazin Verlagsgesellschaft BÜRO HAMBURG Süddeutsche Zeitung mbH ver Nachhilfe in osteuropäischer Lebensfreude Alter Wandrahm 15 AUTOREN Andrea Hedecker REPRO und Trinkfestigkeit. Nächster Termin: So 30.4., 21 20047 Hamburg Tobias Haberl, Ruth Hoff- Rindermarkt 5, Compumedia GmbH Uhr, Fundbureau (Stresemannstr. 114), 10 Euro, Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Das Papier des Hamburg-Magazins wird aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. 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29 HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT HAMBURGER SCHULE „Ich tue meins dazu“ Am Hafen entsteht ein neues Wahrzeichen: die Elbphilharmonie. Mehr als 57 Millionen Euro haben die Hamburger für den Bau gesammelt. 150 Euro stammen von der Rentnerin Helga Kniffka, 66. Interview: York Pijahn Foto: Samuel Zuder

Guten Tag, Frau Kniffka. Sie haben für die Elbphilharmonie gespendet... Im November, Dezember und im Januar. Jeweils 50 Euro. Warum denn dreimal? Ich bin Rentnerin – und keine reiche. Ich kann monatlich nicht mehr als 50 Euro geben. Mal sehen, ob ich diesen Monat wieder 50 zusammenbekomme. Ich versuche es. Warum spenden Sie für die Elbphilharmonie? Wie die meisten Städte ist Hamburg finanziell nicht so gut aus- gestattet. Als es die Debatte gab, ob man mit einer Stiftung die Elbphilharmonie bezahlen kann, hielt ich das für eine gute Idee. Ich mag den Gedanken, dass Bürger selber was auf die Beine stel- len. Manche sagen: Die Philharmonie ist doch nur was für die Eliten. Das halte ich für falsch. Warum? Freude an Musik zu haben, ist keine Frage der Bildung oder des Geldes. Warum sollen nur „die da oben“ ihren Beitrag leisten? Ich tue eben meins dazu. Es gibt natürlich Menschen, die sagen: Man könnte das Geld ja auch für soziale Projekte verwenden. Ein nachvollziehbares Argument, oder? Auf den ersten Blick – andererseits ist die Alternative „Soziales oder Kultur“ fatal, denn wir brauchen doch beides. Ich mag Klassik sehr gern. Ich bin mit der Musik von Mozart, Beethoven, Brahms aufgewachsen – nach dem Krieg, da lief ja viel Klassik im Radio. Später dann habe ich die Arbeit von Ingo Metzmacher Spenderin vorne, Speicher hinten: Helga Kniffka hilft, dass auf dem ehe- (ehemaliger Generalmusikdirektor in Hamburg, Anm. d. Red.) maligen Kakaospeicher die Elbphilharmonie gebaut werden kann. in Oper und Konzert bewundert. Ich mag seitdem auch die Klas- sik des 20. Jahrhunderts sehr. Bei uns zu Hause lief so was natür- Welche Musik möchten Sie in der Elbphilharmonie hören? lich nicht. Da hat meine Mutter Klavier gespielt und mein Bru- Ach ... ich mag gute Musik. Die Unterscheidung zwischen U und der und ich Geige. Gesungen haben wir auch, aber wir waren E in der Musik habe ich immer als etwas Künstliches empfun- keine verhinderten Musikstudenten. Ich bin nicht einmal be- den. Ich kann mir vorstellen, dass man in der Philharmonie auch sonders musikalisch. Ich ziehe einfach Kraft aus der Musik. Swing spielen könnte. Aber gut muss die Musik sein. Was heißt das? Sie haben wahrscheinlich schon Zeichnungen der Philhar- Wenn es mir mal nicht gut ging, heute würde man sagen: wenn monie gesehen. Wie gefällt Ihnen das Gebäude? ich Depri hatte – da hat mir das Geigenspiel sehr geholfen. Den Ich finde es schön. Das Dach hat so eine schwebende Leichtig- gleichen Effekt hat es, wenn ich heute in die Oper oder ein Kon- keit. Wie ein Segel über dem Kaispeicher aus norddeutschem zert gehe: Das baut die Seele auf und ich habe wieder Freude am Backstein. Das passt doch gut zu Hamburg, nicht wahr? Leben. Ich habe ein Abo für einen Platz in den hinteren Reihen. Wie wird es sein, wenn Sie das erste Mal zu einem Konzert in Man muss ja nicht vorn auf den teuren Plätzen sitzen, auch in die Elbphilharmonie gehen? der 25. Reihe kann man gut hören und genießen. Und übrigens: Ich werde glücklich sein. Vielleicht werde ich zu mir sagen: Die- Elegante Kleidung ist auch nicht wichtig dafür. se fünf Steine an der Ecke – die hast du beigetragen.

HAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 30