F 5931 EX

Meinungen Oktober 1981 und Informationen

Evangelischen • • Arbeitskreis der CDU/CSU

Heft 10/1981

Hermann-Ehlers-Preis 1981 für Gerhard Schröder

Kai-Uwe von Hassel

An Persönlichkeiten, deren Lebenswerk im Sinne Her- weg, von dem ich jetzt sprechen möchte, vor allem mann Ehlers, des Gründers und ersten Vorsitzenden des aber Ihr durch christliche Verantwortung geprägtes Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, auch Dienst Wirken bezeugen dies. am Staate gewesen ist, verleiht die Hermann-Ehlers- Stiftung e.V. jährlich den Hermann-Ehlers-Preis. Sie wurden 1949 als Christlicher Demokrat in den ersten Deutschen gewählt. In ihm wurden Nach den Preisträgern Bischof a. D. D. Hermann Kunst, der Politikerin Dr. , dem Historiker Prof. Sie ab ovo mit hoher Verantwortung betraut, schon Dr. Karl-Dietrich Erdmann, dem früheren Kultusminister zu Beginn wurden Sie stellvertretender Vorsitzender Prof. D. Wilhelm Hahn, dem Frankfurter Oberbürgermeister der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. In der ersten Zeit Dr. Walter Wallmann und Staatsminister a. D. Dr. Ernst ist ihr Name eng mit der Ausgestaltung der Montan- Engelbrecht-Greve wurde der Preis Bundesminister a. D. mitbestimmung verbunden. Dr. Gerhard Schröder, dem langjährigen Bundesvorsitzen- Nach der zweiten Bundestagswahl 1953 hat Sie den des EAK, für seine Verdienste um Staat und Gesell- schaft zuerkannt. in die Bundesregierung berufen, zunächst als Bundesminister des Innern. Sie gehör- Die nachfolgende Laudatio auf Dr. Gerhard Schröder hielt ten 16 Jahre lang ununterbrochen den Regierungen der Vorsitzende der Hermann-Ehlers-Stiftung e.V., Bundes- an unter Adenauer, unter Erhard und Kiesinger. Sie tagspräsident a. D. Kai-Uwe von Hassel. waren 8 Jahre lang Innenminister, 5 Jahre leiteten Sie die Außenpolitik, 3 Jahre das Verteidigungsmini- sterium; insgesamt haben Sie damit einen Rekord Sehr verehrter Herr Dr. Schröder! erreicht, der bisher nicht überboten worden ist. Ich freue mich, daß das Kuratorium der Hermann- Nach der großen Zäsur des Jahres 1969 übernah- Ehlers-Stiftung Ihnen den Hermann-Ehlers-Preis 1981 men Sie den Vorsitz eines der wichtigsten Aus- zuerkannt hat. Sie setzen die Reihe fort, die 1975 schüsse des Bundestages, des Auswärtigen Aus- mit Hermann Kunst, dem großen Bischof, eröffnet schusses. In diesem Amt haben Sie bis 1980 bei- wurde, dem im Jahr danach die wohl bedeutendste spielhaft gezeigt, wie ein Politiker der Opposition katholische Politikerin Dr. Aenne Brauksiepe folgte. außenpolitisch im Sinne des Ganzen tätig sein kann. Hermann Kunst wollte heute abend die Laudatio auf Es gibt zu viele Stationen, die zu würdigen sind. Sie halten; er ist leider erkrankt und daher verhindert Ich muß mich daher auf Ihre außenpolitische Zeit be- diese Absicht zu verwirklichen. schränken, obwohl dazu auch Ihr Wirken als Innen- Lassen Sie mich über die Überlegungen sprechen, minister gehören müßte, in der Sie unter anderem Sie mit dem diesjährigen Preis auszuzeichnen. den Versuch unternahmen, eine Notstandsverfassung durchzusetzen, die Gefahren von unserem Staate ab- Sie gehören genauso wie der Namensgeber der zuwenden geeignet gewesen wäre. Dazu gehörte Stiftung zu den Männern der ersten Stunde, die nach auch Ihre Zeit als Verteidigungsminister, die Sie als dem Kriege die parlamentarische Erneuerung in einziger ohne Rückschläge durchgestanden haben. unserem Lande bewirkten. Sie haben Hermann Ehlers noch in gemeinsamer Verantwortung erlebt, denn Sie Sie übernahmen das Auswärtige Amt im Herbst waren schon Bundesminister, als er 1954 starb. Vor 1961 in einer besonders schwierigen Zeit. Der Bau allem aber leitete uns der Gedanke, daß Sie sich, der Mauer in war erst wenige Wochen zuvor wie es in unseren Richtlinien heißt, im Sinne des geschehen. Namensgebers um die freiheitliche demokratische Ihre Hauptsorge war es, die zwei Grundpfeiler Grundordnung verdient gemacht haben. Ihr Lebens- deutscher Außenpolitik zu festigen und auszubauen: Die Bündnispolitik und in ihrem Rahmen die enge regierung vom März 1966 an alle Staaten, zu denen Verbindung mit den Vereinigten Staaten von Nord- wir diplomatische Beziehungen unterhielten. Diese amerika einerseits und die Politik der europäischen Note, die unter der Bezeichnung „Friedensnote" in Einigung andererseits. Sie waren ein überzeugter die Geschichte einging, ist ein historisches Dokument Verfechter der Nordatlantischen Verteidigungsge- geworden. In ihr war der Gedanke formuliert, mit den meinschaft. Sie wurden von manchem als Atlantiker osteuropäischen Staaten, vor allem der Sowjetunion, gescholten. Sie sahen in diesem Bündnis die einzige Polen und der CSSR, Gewaltverzichtserklärungen Chance Frieden und Freiheit zu wahren. Sie hielten auszutauschen und damit eine wichtige Vorausset- die enge europäisch-amerikanisch-kanadische Ver- zung für eine weitere konstruktive Entwicklung der bindung für absolut unverzichtbar. Wie recht haben beiderseitigen Beziehungen zu schaffen. Sie bis heute behalten. In ihr erklärte die Bundesregierung auch ihre Be- Ihre Europapolitik war gekennzeichnet von Enga- reitschaft, einem Abkommen über die Nichtweiter- gement und Realismus. Sie haben sich dabei aus- verbreitung von Atomwaffen und über die Verminde- einandersetzen müssen mit einer Strömung, in der rung des nuklearen Potentials in Europa beizutreten. das „Europa der Zwei" Freunde gewann, während Hier wird eine deutsche Politik definiert, die unter Sie das größere gleichberechtigte Europa wollten. Wahrung der berechtigten deutschen Interessen Sie waren ein großer Verfechter der deutsch-fran- einen Beitrag zur Verminderung der Spannungen zösischen Aussöhnung. Sie glaubten aber, daß auch und damit zur Sicherung des Friedens in Europa und die anderen Staaten in das auf der Grundlage der weltweit zum Thema hatte. Hier ist für die Geschichte Aussöhnung entstehende europäische Werk einbe- niedergelegt, daß eine aktive Ostpolitik im Zusam- zogen werden müßten. menhang mit einer Politik der Friedenssicherung In beiden Bereichen kam es während Ihrer Amts- keine Erfindung der Linkskoalition von 1969 war, zeit zu ernsthaften Krisen. Sie haben dazu beigetra- sondern daß sie von Gerhard Schröder als Außen- gen, daß diese Krisen gemeistert werden konnten. minister bewußt und weitsichtig betrieben wurde. Das eigentlich neue Element, das Sie in die Außen- Kein Mensch kann heute präzise sagen, wohin die politik der Bundesrepublik Deutschland einbrachten, ostpolitische Konzeption von Gerhard Schröder ge- betraf aber das Verhältnis unseres Staates zu den führt hätte. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber, das Staaten des Warschauer Paktes. Die deutsche Ost- ist meine feste Oberzeugung, wäre das Ergebnis für politik hatte bis zu Ihrem Amtsantritt nicht wesentlich unser Land besser gewesen. über die 1955 erfolgte Aufnahme diplomatischer Be- Der entscheidende Unterschied aber bestand darin, ziehungen zur Sowjetunion hinauskommen können. daß Gerhard Schröder nicht bereit war, bis zur An- Sie mußten daher bald feststellen, daß „Osteuropa erkennung des Status quo und damit der deutschen ... für die deutsche Politik nahezu eine terra in- Teilung zu gehen. Er hat es während der späteren kognita" sei, daß wir „heute erst am Anfang unserer Auseinandersetzung um die Ostpolitik Brandts so Beziehungen zu Osteuropa" stünden. Sie sahen die formuliert: „Gewaltverzicht ja — Anerkennung nein!" Notwendigkeit, in diesem Felde aktiv zu werden. Folgerichtig hat er, sobald erkennbar wurde, daß Wenige Monate nach ihrer Amtsübernahme — im Brandts Ostpolitik zu einer defakto Anerkennung der Februar 1962 — legten Sie in einer ausführlichen Teilung Deutschlands führen würde, sich gegen diese Denkschrift an die Führung der Sowjetunion das Politik gewandt. Er hat dies in seiner viel beachteten deutsche Interesse an einer Politik der Verständigung Rede im Deutschen Bundestag bei der ersten Lesung der friedlichen Zusammenarbeit auch mit dem Osten der Ostverträge Ende Februar 1972 in überzeugender dar. Im gleichen Jahr begannen Sie Verhandlungen Weise dargelegt. Er hat dies von einer Position aus mit Polen, Rumänien, Ungarn und Bulgarien mit dem getan, in die er nach dem Regierungswechsel vom Ziele, Handelsabkommen abzuschließen und die ge- Oktober 1969 von seiner Fraktion berufen war: als genseitige Errichtung von Handelsmissionen zu ver- Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deut- einbaren. In behutsamer und umsichtiger Weise ge- schen Bundestages. lang es Ihnen, diese Verhandlungen zu Erfolgen zu führen. Entsprechende Vereinbarungen wurden im Auch in diesem neuen Amt blieben Sie Ihrer politi- März 1963 mit Polen, im Oktober und November mit schen Linie treu. Sie setzten Ihre Arbeit für die Ver- Rumänien und Ungarn und schließlich im März 1964 ständigung mit den Staaten Osteuropas und mit der mit Bulgarien unterzeichnet. Sowjetunion fort, aber eben unter entschiedener Wahrung der deutschen Interessen. Sie traten dafür Mit dieser Einleitung einer allerdings nicht ideo- ein, eher Spannungen auszuhalten als sie auf deut- logisch gefärbten Ostpolitik bewiesen Sie Ihre Fähig- sche Kosten zu lösen. keit, neue Wege zu erkennen und sie zu beschreiten. Sie demonstrierten in der Politik die nicht eben häu- Auf vielen Reisen haben Sie sich bemüht, öst- fige Verbindung von Einsicht und Mut. lichen Gesprächspartnern diese Auffassung in kon- struktiver Weise zu erläutern und um Verständnis für Die konsequente Fortführung der von Ihnen ein- sie zu werben — nicht als Parteimann, sondern als geschlagenen Politik gegenüber Osteuropa ist im Staatsmann, der sich dem Ganzen verpflichtet weiß. Kontext der nach der Kuba-Krise im Herbst 1962 ver- Sie haben Anfang der 70er Jahre Moskau besucht stärkten internationalen Bemühungen um Friedens- und mit Kossigin und Gromyko gesprochen. sicherung und um einen Abbau der Spannungen zu sehen. Dieses wird klar in einem Dokument, das Sie haben gerade auch Länder besucht, mit denen entscheidende Grundzüge Ihrer Außenpolitik beson- zu Ihrer Amtszeit Handelsabkommen geschlossen ders prägnant formulierte: in der Note der Bundes- worden waren: Ungarn, Rumänien, Polen. Sie haben aber auch ein Land besucht, das in men, ließ allerdings keine Wahl und im Oktober 1972 Ihren politischen Überlegungen von Anfang an eine wurden in Peking die entsprechenden Vereinbarun- bedeutende Rolle gespielt hat: die Volksrepublik gen unterzeichnet. Sie haben damit ein Beispiel ge- China. Schon 1964 hatten auf Ihre Veranlassung hin setzt für die sicher seltene aber dem staatsmänni- in Bern Gespräche stattgefunden mit dem Ziel, zu- schen Geschick doch greifbare Chance, auch aus der nächst zu offiziellen Wirtschaftsbeziehungen zwi- Opposition heraus gestaltend Einfluß auf die Außen- schen der Bundesrepublik Deutschland und der politik des eigenen Landes zu nehmen. Volksrepublik China zu gelangen. Es war Ihnen damit vergönnt, eine auf 1964 zu- Diesen Bemühungen war seinerzeit kein Erfolg rückgehende Initiative nach Jahren doch noch zum beschieden gewesen; aus Gründen, die weder in Erfolg zu führen. Sie werden, dessen bin ich sicher, Bonn noch in Peking zu suchen waren. Ernst Majo- die Aufnahme der Beziehung zu China zu den größ- nica und Erwin Wickert haben darüber geschrieben. ten Erfolgen Ihrer politischen Laufbahn rechnen. Sie verloren jedoch diesen bedeutenden Faktor der Weltpolitik nicht aus den Augen. Nach gründlicher, Die Bedeutung, die China inzwischen in der inter- aber diskreter Vorbereitung, reisten Sie im Juli 1972 nationalen Politik gewonnen hat, unterstreicht den nach Peking, um die Aufnahme diplomatischer Be- staatsmännischen Weitblick den Gerhard Schröder ziehungen zu China in die Wege zu leiten. In langen hier einmal mehr unter Beweis gestellt hat. Er hat Gesprächen mit dem damaligen Ministerpräsidenten auch gezeigt, daß „neue Wege" keinesfalls ein Privi- Chu-en-lai, konnten Sie die Voraussetzung für eine leg der Linkskoalition sind, sondern daß die Devise baldige Normalisierung der deutsch-chinesischen zutrifft: „Konservativ sein heißt an der Spitze des Beziehungen schaffen, die Sie in deutschem Inter- Fortschrittes zu marschieren!" esse für notwendig hielten. Es sind Zweifel daran Sie haben, sehr geehrter Herr Dr. Schröder, durch erlaubt, daß die ganze damalige Bundesregierung Ihre Politik die Fundamente der Bundesrepublik die Auffassung teilte. Die alsbald erfolgende Ein- Deutschland mit gefügt, auf ihnen aufgebaut und ladung an Außenminister Scheel, zwecks Aufnahme damit unsere Zukunft ermöglicht. diplomatischer Beziehungen nach Peking zu kom-

Aus unserer Arbeit

sollte, war eine Frage, die mit unter- einen Mann, „der als Vorsitzender im Friede - Freiheit - Sicherheit schiedlicher Meinung vertreten wurde. Sozialausschuß und Sprecher der CDU Podiumsdiskussion mit Militärs im Kulturausschuß der Lübecker Bür- und Theologen Bei dem unklaren Kräfteverhältnis des Waffenpotentials und der Reichweite gerschaft wertvolle Arbeit für die Sozial- der Waffen war man teilweise für Ge- und Kulturpolitik der Stadt leistet". LQdenscheid. Ab- oder Aufrüstung sprächsführung mit dem Osten. war eines der Themen des Evangeli- Wolfgang Lohmann von der CDU- schen Arbeitskreises der CDU/CSU, die Kreistagsfraktion warnte davor, in Ent- im Evangelischen Gemeindezentrum an spannungseuphorie auszubrechen, nur der Erlöserkirche zum Thema: „Friede weil Rußland über Abrüstung spreche. — Freiheit — Sicherheit" diskutiert wur- den. Aus dem Inhalt

Das Gespräch führten Oberst Dr. Diet- Hermann-Ehlers-Prels 1981 1 rich Genschel, Kommandeur der 20. Pan- CDU ehrte Pastor Ulrich Böhme für Gerhard Schröder zerbrigade Iserlohn, Bundestagskandi- Kai-Uwe von Hasse! dat Wolfgang Lohmann, stellvertreten- LUbeck: Für seine Verdienste um die der Vorsitzender der CDU-Kreistagsfrak- Aus unserer Arbeit 3/7/12 Lübecker CDU und seinen „engagierten tion im Märkischen Kreis, Lüdenscheid, Einsatz für die Politik der Christlich Planwirtschaft contra 4 Kirchenrat Albrecht von Mutius, Beauf- Demokratischen Union" ist Bürger- Soziale Marktwirtschaft tragter der Evangelischen Kirchen bei schaftsmitglied Ulrich Böhme mit der Paul C. Peddlnghaus Landtag und Landesregierung Nord- Konrad-Adenauer-Medaille ausgezeich- rhein-Westfalen, Düsseldorf, Professor Zur Diskussion gestellt: net worden. Manfred Zabel, Professor für Theologie Thesen des Bundesvorstandes (Sozialethik) an der Gesamthochschule Die Verleihung nahm CDU-Kreisvor- des EAK zur Entwicklungspolitik Siegen-Wilnsdorf. Die Gesprächsleitung sitzender Ekkehart Eymer, MdB, vor. hatte Chefredakteur Hans-Jürgen Rit- Mit der Ehrung fanden Böhmes lang- Der Staat Ist gefordert tinghaus von den Lüdenscheider Nach- jähriges Wirken als Mitglied im Kreis- Zu den Fragen des Evangelischen richten. vorstand, aber auch seine Arbeit als Arbeitskreises an die Kirche Vorsitzender des Evangelischen Arbeits- Reinhard Schön Im Prinzip war man sich einig, daß kreises der CDU/CSU und des Ortsver- das ständige Wettrüsten zu immer kata- Ethische und theologische Aspekte 10 bandes Hüxtertor Anerkennung. strophaleren Möglichkeiten im Falle der Genmanipulation eines Krieges führen würde. Nur, wie In einer kurzen Laudatio würdigte Walter Kerber man dem Ganzen Einhalt gebieten die CDU Pastor Böhme überdies als

3 Planwirtschaft contra Soziale Marktwirtschaft Möglichkeiten menschlicher Einflußnahme

Paul C. Peddinghaus

Produkten liegen ausschließlich in Nach dieser kurzen Charakteri- Im Zusammenhang mit der gegen- den Händen kleiner Kadergruppen. sierung der beiden Wirtschaftsfor- wärtigen schwierigen wirtschaftlichen men wollen wir uns nun den politi- Situation in unserem Lande mehren In völligem Gegensatz dazu steht schen Einflüssen zuwenden, die sie sich die Stimmen, die die Ursachen In das System der Sozialen Marktwirt- fördern oder einengen. Dabei sind unserer Wirtschaftsordnung, der Sozia- schaft. Sie fordert die Fähigkeiten len Marktwirtschaft suchen. Insbeson- wir mit der Planwirtschaft sehr und die Einsatzbereitschaft des ein- dere in Kreisen der SPD werden schnell fertig, weil sie keine Beein- zelnen Menschen geradezu heraus. Lösungsvorschläge unterbreitet, die flussung von außen zuläßt, sondern Verhalten und Lebensweise des eine stärkere staatliche Einflußnahme ihre Richtung ausschließlich von einzelnen sind die Voraussetzungen auf die Wirtschaft und den Einbau von dem obersten Planungsbüro zentral mehr planwirtschaftlichen Elementen In für den Erfolg der Sozialen Markt- bestimmt wird. Allein aus dieser unsere Wirtschaftsverfassung fordern. wirtschaft. Dazu bedarf es eines Sicht wird es verständlich, daß die auf Pflichtbewußtsein und Tugen- Dagegen wendet sich der Unterneh- Verfechter der sozialistischen Ideo- den aufgebauten Lebensziels. Da- mer Paul C. Peddinghaus mit seinem logie die freiheitliche Soziale bei werden menschliche Eigen- engagierten Beitrag, der gleichzeitig ein Marktwirtschaft neben ihrer anders- Stimmungsbild der gegenwärtigen In- schaften dem Dienst der Allgemein- artigen Gesellschaftspolitik dulden. nenpolitischen Lage in der Bundesrepu- heit nutzbar gemacht. Diese Eigen- blik Deutschland bieten will. schaften sind nicht selbstverständ- Die Soziale Marktwirtschaft unter- lich. Sie liegen im Menschen ver- liegt dagegen einer Reihe unter- borgen und müssen erst durch Er- schiedlicher Einflüsse, und zwar Um den Unterschied zwischen ziehung und Pflege entwickelt wer- politischer, struktureller und kon- der Planwirtschaft und der Sozialen den. junktureller Art. Marktwirtschaft deutlich zu machen, wird man zweckmäßigerweise bei Die eigentliche Antriebskraft der der Planwirtschaft von einer Ord- Sozialen Marktwirtschaft ist im nung, bei der Sozialen Marktwirt- Grunde der menschliche Ehrgeiz, Gesellschaftspolitischer Einfluß schaft von einem System sprechen. der sich in der freiheitlichen Wirt- schaftssphäre entfalten kann. Das Wenn man die planwirtschaftliche Streben des einzelnen Menschen Bei der Bedeutung des mensch- Ordnung dem marktwirtschaftlichen nach persönlichem Erfolg und Fort- lichen Verhaltens in der Sozialen System gegenüberstellt, und die schritt wird gefördert und trägt Marktwirtschaft darf die Verände- Möglichkeiten des menschlichen durch wachsende Leistung zu einer rung des menschlichen Wesens, Einflusses innerhalb dieser beiden Verbesserung der Lebenshaltung insbesondere bei der heranwach- Formen betrachtet, muß festgestellt bei. senden Generation nicht übersehen werden, daß bei der Planwirtschaft werden. Mensch ist nicht einfach Die Soziale Marktwirtschaft ist die dispositive Mitwirkung des ein- gleich Mensch. Durch antiautoritäre ein anspruchsvolles System mit zelnen Menschen gar nicht vorhan- Erziehung, Abwendung von Glaube f einem viel höheren volkswirtschaft- den ist. Dies wird an dem Beispiel und Kirche sowie Veränderung lichen Wirkungsgrad als die Plan- der UdSSR und den vielen Ländern bisheriger Bildungsschwerpunkte wirtschaft je zu entwickeln vermag. des Ostblocks besonders deutlich wächst ein in seinem Charakter Dabei wird das unternehmerische und durch Aussagen von Dissiden- völlig veränderter junger Mensch Risiko auf alle in der Wirtschaft ten bestätigt. heran. Anstelle des früheren Pflicht- tätigen Menschen ausgedehnt. Die Die Planwirtschaft ist eine Kom- bewußtseins und Verantwortungs- Soziale Marktwirtschaft paßt sich mandowirtschaft. Sie ist starr, auto- bewußtseins ist inzwischen ein An- durch Produktionsänderung der ritär, nicht anpassungsfähig. Das spruchsdenken getreten, was der Technik und der Mode ständig geht aus den meist unerfüllten Jah- Sozialen Marktwirtschaft allmählich durch Rationalisierung, Schaffung resplänen hervor. Der Tatendrang die erforderlichen Antriebskräfte neuer Produkte an. Sie schafft sich des Menschen wird an die Kette entzieht und dadurch das System zusätzliche Märkte. Dabei sorgt der gelegt und völlig unterdrückt. Die schwächt. Diese Entwicklung wird freie Wettbewerb für einen höheren Planwirtschaft entspricht den er- leider von der heute tätigen und volkswirtschaftlichen Wirkungsgrad. zwungenen politischen Vorstellun- für unsere Zukunft verantwortlichen gen der kommunistisch regierten Der Erfolg der Sozialen Markt- Generation viel zu wenig beachtet. Länder, die zur Durchführung ihrer wirtschaft wird also weitgehend Sie bezieht sich bisher auch weni- Weltrevolution die Mitwirkung des vom Verhalten des einzelnen Men- ger auf die wirtschaftlichen Füh- einzelnen Menschen ausschließt. schen und dem gesetzlichen Rah- rungskräfte als auf die Leistungs- Planung und Leitung von Industrie- men, in dem er sich entwickeln willigkeit der breiten Schicht aller produktion und landwirtschaftlichen kann, bestimmt. Mitarbeiter. Wir alle kennen die Nöte der heranwachsenden Jugend, Vermögensumverteilung im Rahmen digen Versuch eines revolutionären das Fehlen geeigneter Vorbilder, der jährlichen Lohnerhöhungen. Umbruchs gleichkommt. (Lex Man- geeigneter Lösungen zu Lebens- nesmann) Diese bisher von den Mit dieser Aufstellung soll weder problemen, die Sucht nach Alkohol Gewerkschaften hartnäckig verfolg- eine Bewertung verbunden sein, und Rauschgiften und anderes ten Ziele belasten nicht nur das noch die Frage nach sozialer Ge- mehr. Nach diesen erzieherischen politische Klima, sondern zugleich rechtigkeit aufgeworfen werden. Sie Fehlschlägen braucht die Jugend die Wettbewerbsfähigkeit unserer erfolgt allein aus der Sicht der Ko- eine neue Ausrichtung und Hilfen, Wirtschaft. stenbelastung für die Wirtschaft und um für die an sie gerichteten Lei- berührt damit auch die Frage nach stungsansprüche gewappnet zu dem Erfolg des praktizierten Wirt- sein. schaftssystems. Wettbewerb Die jährliche Lohnfindung zwi- schen den beiden Tarifpartnern, der Sozialpolitischer Einfluß Gewerkschaft einerseits und den Die Jahre der Hochkonjunktur in Unternehmensverbänden anderer- der westdeutschen Wirtschaft fan- Als es nach dem 2. Weltkrieg an seits, hat in den vergangenen Jah- den zu Beginn der 70er Jahre durch den Wiederaufbau unseres deut- ren zu erheblichen Lohn- und Ge- den zunehmenden Wettbewerb mit schen Staates ging, wurde unter haltserhöhungen geführt, die den anderen Industrienationen und den der Regierung Konrad Adenauers nationalen und internationalen Ländern der Dritten Welt ein Ende. die Soziale Marktwirtschaft durch Wettbewerb der deutschen Wirt- Hier waren inzwischen neue Indu- Wirtschaftsminister Erhard und schaft sehr stark beeinträchtigt ha- strien entstanden, vorwiegend mit Staatssekretär Müller-Armack aus ben. Inzwischen hat der Zuschlag Hilfe der westlichen Welt, um die der Taufe gehoben. Sie bestand in für soziale Leistungen auf den Pro- Niedriglohnländer als billige Hilfs- den folgenden Jahren, von fremden duktivlohn eine Höhe von 77,2% quellen für eigene, inzwischen zu Einflüssen unverfälscht, ihre Be- erreicht. Zum Vergleich wird in den teuer gewordene Produkte zu nut- währungsprobe. USA mit einem Zuschlag von 25— zen. Billiger Nachbau in Niedrig- 30 v. H. auf den Produktivlohn ge- lohnländern ließ den Absatz eige- Im Laufe der dann folgenden rechnet. Auf die lohnpolitischen ner Erzeugnisse schrumpfen. Dabei Jahrzehnte wurde die Soziale Auseinandersetzungen und die verloren im Laufe der Jahre ganze Marktwirtschaft immer stärkeren Gründe der Streiks, die zu den Industriezweige Westdeutschlands Belastungen ausgesetzt. West- überhöhten jährlichen Lohn- und ihre Abnehmer im In- und Ausland. deutschland erreichte einen mate- Gehaltserhöhungen führten, kann Sie waren gezwungen, ihre Produk- riellen Wohlstand, der von einer hier nicht weiter eingegangen wer- tionen aufzugeben und ihre Be- Oberkonjunktur begleitet war, die den. Ebenso muß die Tarifautono- triebe zu liquidieren. Der früher einige Millionen von Gastarbeitern mie der beiden Vertragspartner als unter gleichen Startbedingungen ins Land brachte. bekannt vorausgesetzt werden. Un- geführte Wettbewerb wuchs zu In den letzten zehn Jahren ist die ter den Problemen möchte ich nur einem unlauteren oder Verdrän- derzeitige Koalitionsregierung, zu- zwei herausgreifen, die mit Rück- gungswettbewerb. Dem Wunsch nächst unter Führung von Bundes- sicht auf die unterschiedlichen poli- nach Einfuhrbeschränkungen aus kanzler Brandt und dem dann nach- tischen Auffassungen bisher nicht Niedriglohnländern konnte weder folgenden , bemüht, gelöst werden konnten, aber für durch die Bundesregierung, noch durch Maßnahmen, entsprechend unsere zukünftige sozialpolitische durch den EG-Ministerrat entspro- ihrer sozialistischen Ideologie, den Entwicklung von großer Bedeutung chen werden, da dies den Grund- Besitzstand im Volke zu verbes- sind. sätzen der Liberalisierung wider- sern. Dies alles entwickelte sich sprach. Beispiele: Stahl-, Fischerei- Es handelt sich hier einmal um unter der lebhaften Beteiligung der industrie, Agrarproduktion. Gewerkschaften. die Diskussion über das Problem Kapital und Arbeit und ihre Bedeu- Der deutschen Industrie blieb An und für sich ist an dieser poli- tung für unsere Volkswirtschaft, wo- nichts anderes übrig, als durch lau- tischen Entwicklung nichts auszu- bei stets unterlassen wurde, das fende Rationalisierungsmaßnahmen setzen, wenn die Verbesserung der Produkt und den Markt in die Dis- ihre Produktionskosten zu senken Lebensbedingungen im Rahmen kussion einzubeziehen, um zu einer und die Technologie zu steigern, der volkswirtschaftlichen Leistung richtigen Beurteilung unserer volks- um dadurch neue Absatzmärkte zu erfolgt. Inzwischen ist der Wunsch- wirschaftlichen Leistung zu kom- gewinnen. Von einem freien Wett- traum eines Wohlfahrtsstaates er- men, und weiter um das Problem bewerb konnte aufgrund dieser heblicher Ernüchterung gewichen. der Vermögensumverteilung, wobei Entwicklung keine Rede mehr sein. Befassen wir uns zunächst ein- bewußt übersehen wird, daß der Durch die preislich wesentlich gün- mal mit einigen der wichtigsten so- Zuschlag auf den Lohn oder das stigeren Lieferungen aus den Dritt- zialen Errungenschaften. Dazu ge- Gehalt niemals zu einer Vermö- ländern wurde der Wettbewerb ver- hören, neben dem Betriebsverfas- gensumverteilung führt, sondern fälscht. Es bleibt schließlich noch sungsgesetz: nur höhere Produktionskosten ver- zu erwähnen, daß die Bundesregie- das Gesetz für Mitbestimmung, ursacht. Bei diesen Auseinander- rung durch Errichtung einer Kartell- setzungen bedienen sich die Ge- behörde den Zusammenschluß von die Arbeitszeitverkürzung, werkschaften seit Jahren eines Industrie- und Handelsunterneh- der Bildungsurlaub, Werbejargons, der alle Andersden- mungen überprüft, um den Bran- Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle, kenden abqualifiziert und dem stän- chenwettbewerb so weit wie mög-

5 lieh zu erhalten. Eine solche Kon- Probleme des Umweltschutzes und dürfte kein Zweifel bestehen, wurde trolle schützt natürlich nicht vor In- der Ölversorgung. durch unsere Bundesregierung der solvenzen. Wenn man an die vielen Refor- Wohlfahrtsgedanke überzogen, das men unserer jetzigen Koalitions- heißt Bund, Länder und Gemeinden regierung denkt auf dem Gebiet der haben über ihre Verhältnisse ge- lebt, mehr Geld ausgegeben, als es Folgerung Erziehung und Bildung, an ihr Ver- sprechen, die Menschen in eine so- der Steuerkraft des Volkes und da- zial ausgeglichenere Welt zu füh- mit seiner Leistungsfähigkeit ent- Dieser Eilmarsch durch die Ent- ren, so kann man die Versprechen, sprach. Eine Summe von Fehlern wicklung in der Bundesrepublik gemessen an ihrem Ergebnis, nur hat zu der hochgradigen Verschul- Deutschland in den letzten zwei als Volksbetrug bezeichnen. Das ist dung des Staates geführt und zu- Jahrzehnten kann nur einen einge- allerdings ein hartes Wort. Es gleich die Leistungskraft unserer schränkten Eindruck über die poli- scheint aber berechtigt zu sein, Wirtschaft eingeschränkt. tischen und wirtschaftlichen Span- wenn man die Hilflosigkeit der Es ist also völlig falsch, die So- nungen vermitteln, die durch die Koalitionsregierung sieht, mit den ziale Marktwirtschaft der Unfähig- Überbetonung des sozialistischen bestehenden Problemen fertig zu keit zu bezichtigen, mit den Fehlern Gedankengutes entstanden sind. werden. Wir sind sicher noch nicht und Mängeln unserer wirtschafts- Bei näherer Betrachtung einzelner am Ende der vielen Enttäuschun- politischen Entwicklung nicht fertig Schwerpunkte wurden besondere gen. Solange die Menschen nicht werden zu können. Nicht das Wirt- Schwächen unserer Regierung wieder zu einem gesunden Lei- schaftssystem hat versagt, sondern deutlich, in denen es ihr an Ent- stungsstreben zurückfinden, wird die politische Führung. Im Zuge scheidungsfreudigkeit mangelte. unsere Zukunft dunkel und die Un- ihrer Forderungen nach sozialer Hierunter fallen u. a.: zufriedenheit im Volk groß bleiben. Gerechtigkeit hat sie die Anforde- die Spannungen mit der DRR durch rungen an die Wirtschaft überzogen Ist die öffentliche Kritik an der die Forderung nach erhöhtem Geld- und die Entwicklung auf dem Welt- Sozialen Marktwirtschaft berechtigt, umtausch bei Besuchen; markt nicht genügend beachtet. für die hohe Zahl der Arbeitslosen wachsende Unsicherheit in unserer verantwortlich zu sein, sie also Ohne Änderung der politischen Bevölkerung durch zunehmenden durch mehr Planwirtschaft ersetzt Zielsetzung ist die Beseitigung der Terrorismus; werden müsse, um zur Vollbeschäf- Arbeitslosen nicht möglich. Die So- Krawalle der Atomkraftgegner ge- tigung zurückzukehren? Die Ant- ziale Marktwirtschaft kann für uns gen den Bau von Kernkraftwerken wort lautet: Ungenutzte Arbeits- nur dann von Vorteil sein, wenn wir und den sich daraus ergebenden kräfte gibt es auf der ganzen Welt, sie richtig zu nutzen verstehen. wirtschaftlichen Folgeschäden; also auch in den Ostblockländern. Durch die politische Entwicklung Auseinandersetzungen über Vertei- Dabei können die Gründe hierfür zum Sozialismus wird die Entfrem- digung und Aufrüstung gegen An- ganz unterschiedlicher Art sein. Für dung zu ihr immer größer. griffe aus dem Ostblock; uns in Westdeutschland, darüber

Zur Diskussion gestellt: Thesen des Bundesvorstandes des EAK zur Entwicklungspolitik o

vom christlichen Menschenbild und von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Die enger werdenden materiellen der Verantwortung des Christen leiten Solidarität können für die Dritte Welt Möglichkelten In der Bundesrepublik läßt. und damit auch für uns nur dann ge- Deutschland einerseits und die drama- Gerade als Christen wollen wir dazu fördert werden, wenn Entwicklungspoli- tische Verschlechterung der Situation beitragen, daß der Hunger besiegt, tik, Außenpolitik, Wirtschaftspolitik, vieler Entwicklungsländer andererseits Krankheiten bekämpft und Analphabe- Außenwirtschaftspolitik und auswärtige machen eine Intensive Diskussion unse- tentum überwunden werden. Besonders Kulturpolitik eine Einheit bilden. rer Entwicklungspolitik dringend erfor- zu fördern sind die ärmsten und am Auch die vom Staat und von den Kir- derlich. wenigsten entwickelten Länder. Im ge- chen und gesellschaftlichen Kräften aus- Die These des EAK-Bundesvorstan- meinsamen Bemühen mit den Entwick- gehende Entwicklungshilfe muß mehr des zur Entwicklungspolitik sollen zur lungsländern muß es gelingen, den Pro- als bisher als Einheit gesehen werden. Diskussion auch unter unseren Lesern blemen der Bevölkerungsexplosion ge- Nur so ist ein gerechtes Urteil über die herausfordern. recht zu werden. Leistungen unseres Volkes in der Ent- Aus Achtung vor der Würde des Men- wicklungshilfe möglich. Nur so wird schen wollen wir eigene Initiative und aber auch deutlich, daß Entwicklungs- Präambel: eigene Leistungsbereitschaft in den Ent- hilfe nicht nur eine staatliche Aufgabe, Der Evangelische Arbeitskreis der wicklungsländern fördern. Dies ge- sondern eine Aufgabe aller Bürger ist, CDU/CSU fordert eine Entwicklungs- schieht vorrangig durch Hilfe zur Selbst- vor allem auch der Jugend, die hier die politik, die sich in all ihren Maßnahmen hilfe. Chance hat, einen eigenen praktischen Beitrag der Solidarität mit der Dritten These 3: len Folgen für uns alle und müssen die Welt zu leisten. Wir fordern eine kulturelle Zusam- Entwicklungsländer auch wegen deren Bei allem Engagement gegenüber der menarbeit, die der Eigenständigkeit der eigener Rüstung beschäftigen. Dritten Welt müssen wir auch daran verschiedenen Kulturen Rechnung trägt. denken, daß wir nur dann wirksame Gerade dadurch kann auch die Bereit- These 7: Hilfe leisten können, wenn es gelingt, schaft zur Veränderung gefördert wer- Zur notwendigen Neuorientierung ist die Bundesrepublik Deutschland als den. In der bisherigen Entwicklungs- die Beratung entwicklungspolitischer einen hochentwickelten Industriestaat politik sind wirtschaftliche Faktoren Fragen mit den Kirchen vordringlich. mit einer leistungsfähigen Wirtschaft zu überbewertet worden; dagegen werden Wir wünschen einen breiten Erfahrungs- erhalten und auszubauen. die kulturellen Faktoren vernachlässigt. austausch insbesondere mit den kirch- lichen Entwicklungsdiensten und ent- These 1: These 4: wicklungspolitisch engagierten Gruppen. Gemeinsam muß über die ethischen Trotz aller bisherigen Bemühungen Die Achtung der Menschenrechte ist Grundlagen, die unser Handeln bestim- haben sich in vielen Entwicklungslän- das Ziel aller unserer Anstrengungen. men, nachgedacht werden. dern die Lebensbedingungen drastisch Die Mißachtung der Menschenrechte in verschlechtert. Als evangelische Chri- weiten Teilen der Welt widerspricht sten sind wir zur Analyse der Ursachen nicht nur unseren Grundsätzen, sie ver- These 8: dieser Entwicklung und zur Erarbeitung nichtet auch immer wieder die sonst Grundlage einer gesunden Entwick- von Vorschlägen zur Verbesserung der möglichen Erfolge der Entwicklungs- lung sind eine ertragreiche Landwirt- Situation aufgerufen. politik. schaft, ein solides Handwerk und ein funktionierender Binnenmarkt. Die Ent- wicklung der ländlichen Gebiete ist da- These 2: These 5: bei ebenso wichtig wie der Aufbau von Eine konsequente und umfassende Die wachsenden Flüchtlingsströme in Industrie und die Bewältigung der wirt- Entwicklungspolitik wird auch manche der Dritten Welt sind nicht zuletzt eine schaftlichen, sozialen und administrati- Veränderungen für unser Leben inner- Folge der Mißachtung der Menschen- ven Probleme, die sich aus dem sich halb der Bundesrepublik mit sich brin- rechte. Wir erkennen unsere Verpflich- ständig beschleunigenden Verstädte- gen. Partnerschaft mit den Entwick- tung zu schneller und wirksamer Hilfe, rungsprozeß ergeben. lungsländern bedeutet z. B. Arbeitstei- fordern aber ebenso dringend, die Ur- lung mit der Folge eines strukturellen sachen des Flüchtlingselends zu er- These 9: Wandels unserer Wirtschaft. Auch des- gründen, um ihnen wirksam begegnen halb fordern wir entwicklungspolitische zu können. Die Energiefrage wird immer mehr zu öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Sie einem Schlüsselproblem der Entwick- soll die Menschen zu dem für eine er- lung. Die Hauptursache der gegenwärti- folgreiche Entwicklungspolitik erforder- These 6: gen weltwirtschaftlichen Probleme ist lichen neuen Verhalten fähig machen. Die Entwicklungsländer stehen heute die ölpreisentwicklung. Deshalb halten Die Grundlage für eine erfolgreiche Ent- vielfach vor der Entscheidung, ob sie wir ein neues Energiekonzept für die wicklungspolitik kann nur im Dialog die Lösung ihrer Probleme von revo- Industriestaaten und die Erschließung aller Beteiligten geschaffen werden. Aus lutionärer Gewalt oder von friedlichem der in den Entwicklungsländern selbst dem Dialog mit den Entwicklungslän- Wandel erwarten wollen. Die Fragen vorhandenen Energieressourcen durch dern können auch wir in vielen Berei- um Rüstung und Abrüstung stellen sich neue Technologien für eine vordring- chen lernen. wegen der außerordentlichen finanziel- liche entwicklungspolitische Aufgabe.

Aus unserer Arbeit

„Politisches Forum für evangelische zur Oberwindung konfessioneller Spal- Evangelischer Arbeitskreis Christen in der CDU" Ziel und Aufgabe tung leisten sowie evangelische und im CDU-Kreisverband Gießen der Evangelischen Arbeitskreise. katholische Christen zu gemeinsamer Er stellte fest, daß sich in den ein- politischer Verantwortung in einer gro- zelnen Kreisverbänden der CDU Kräfte ßen demokratischen Partei zusammen- Fernwald-Steinbach: Einen Evangeli- regten, die zur Bildung Evangelischer führen. schen Arbeitskreis hat der CDU-Kreis- Arbeitskreise führten. Die evangelischen Im einzelnen bedeute dies das Ein- verband Gießen ins Leben gerufen. Zum Christen fühlten sich durch Denkschrif- treten für eine aktive, an der Gewalt- Vorsitzenden wählte die Gründungsver- ten, Stellungnahmen und öffentliche Er- losigkeitsidee orientierte Sozial- und sammlung in Fernwald-Steinbach Pro- klärungen herausgefordert. Die evange- Entwicklungspolitik, für Menschenwürde fessor Klaus Kramer, seine Stellvertre- lische Kirche nehme hier ein politisches und Menschenrechte, für einen freiheit- ter sind Klaus Frömmelt und Adolf Wall- Mandat in Anspruch und begebe sich lichen und starken Staat, der für Recht, bott. Karl-Heinrich Jung, Karl-Reinhard bewußt auf die politische Bühne. Ihre Frieden und Sicherheit sorge, eine frei- Philipp, Karl-Ludwig Voss und Ingo offiziellen Vertreter führten die Ausein- heitliche Gesellschafts- und Wirtschafts- Berner gehören dem Vorstand als Bei- andersetzung mit höchst radikalem An- ordnung sowie den Schutz der wichti- sitzer an. Vielfältig seien die Hinter- spruch und mangelndem Gespür. Eine gen Güter des Menschen wie Leben, gründe, die zur Gründung dieses Ar- tragende Partei wie die Union müsse Gesundheit, Ehe, Eigentum und Ehre. beitskreises geführt hätten, erklärte In sich an der Diskussion beteiligen und Auf dieser Basis versuche der Ar- der Gründungsversammlung CDU-Kreis- ihre Kompetenz einbringen. Sie müsse beitskreis als offenes Forum die Grund- vorsitzender Gerhard Keil. Arnulf Bor- offen sein für Gespräche mit der Kirche. satzdiskussion sowohl in der CDU/CSU sche, MdL, Landesvorsitzender des EAK Mit der Gründung des Evangelischen als auch in den Kirchen zu führen, Hessen, erläuterte unter dem Thema Arbeitskreises wolle man einen Beitrag sagte Borsche.

7 Der Staat ist gefordert • Zu den Anfragen des Evangelischen Arbeitskreises an die Kirche Reinhard Schön

die damit zusammenhängende Auf- gelium und namens der evange- Das mit der Veröffentlichung der An- weichung, bzw. Auflösung des Pre- lischen Kirche so alles gesagt und fragen des Evangelischen Arbeitskreises an die Kirchen in der EV 6-7/81 ver- digtamtes begründet zu sein. 5. Die getan wurde, reicht wohl zur Be- bundene Gesprächsangebot hat Pastor nicht erst in der Gegenwart, son- gründung dieser Behauptung aus. Reinhard Schön aufgegriffen. In seinem dern schon seit dem 18. Jahrhun- Beitrag stellt er fest, daß In einer Zelt dert verbreitete Ideologisierung der II. zunehmender Rechtsunsicherheit nicht theologischen Wissenschaft auf der Unter diesen Voraussetzungen ist nur die Kirche, sondern der Staat selbst einen und das Fehlen eines funk- es nötig, vor einer Diskussion der zu fragen ist, was er im Bereich seiner tionsfähigen Bischofsamtes auf der Verantwortlichkeit zu tun bereit Ist. „Anfragen" im einzelnen den Stand- anderen Seite haben zu weitgehen- punkt zu nennen, von dem aus dis- den Versäumnissen in der geist- kutiert wird. Dieser Standpunkt ist lichen Erziehung der Gemeinden von der lutherischen Tradition be- geführt; als Folge davon ist heute stimmt. Auf ihm wird vorausgesetzt, Die gegenwärtig übliche Weise, gerade bei besonders lautstark in der aus dem Bereich der evan- daß das Bekenntnis von Augsburg redenden Theologen wie Nichttheo- das evangelische Bekenntnis in gelischen Kirche zu politischen Fra- logen ein erschreckender Mangel gen Stellung genommen wird, offen- dem Sinne ist, daß man in ihm die an geistlicher Bildung, zum Teil an gültige und unüberholbare Ausle- bart ein Dilemma des heutigen schlichter Bibelkenntnis zu beob- deutschen Protestantismus. Dieses gung des Evangeliums von Jesus achten. 6. Besonders katastrophal Christus findet. Weiter wird, dem ist als eine anscheinend immer wirkt sich im Augenblick der Um- noch zunehmende Disziplinlosigkeit lutherischen Bekenntnis entspre- stand aus, daß die mit der „Aufklä- chend, vorausgesetzt, daß dieses theologischen Denkens und Redens rung" begonnene Verachtung naiver beschreibbar. Es sei zunächst mit Evangelium ausschließlich und voll- Frömmigkeit bei den „Gebildeten" ständig in der Heiligen Schrift Alten ein paar Stichworten skizziert: zu einem weithin spürbaren Verlust 1. Nicht erst seit der Entmythologi- und Neuen Testaments niederge- der Transzendenzbindung in der legt ist. Drittens wird vorausgesetzt, sierungs-Diskussion unseres Jahr- protestantischen Theologie geführt hunderts hat sich die deutsch- daß die Kirche das Evangelium zu hat: wo Gott nicht mehr Herr aller verkünden und die Sakramente zu sprachige protestantische Theolo- Dinge und Richter aller Taten ist, gie derart von der Bibel entfernt, verwalten hat, damit Menschen vom wird auch in der Theologie der ewigen Tode gerettet werden, und daß die abenteuerlichsten Schrift- Mensch sich selbst zum Maßstab widrigkeiten ohne weiteres und daß der Staat von Gott geschaffen und fällt zurück in heidnische Welt- und dazu eingesetzt ist, durch Aus- öffentlich als „evangelische Theolo- vergötzung mit allen sich daraus gie" vertreten werden können. übung von Gewalt vorläufige Ord- ergebenden Konsequenzen im Den- nung zu garantieren, damit unter 2. Die Bekenntnisse der Reforma- ken, im Reden und im Handeln. tion haben in der kirchlichen Praxis den Menschen vorläufige Wohlfahrt durchweg nur noch die Bedeutung Was bisher aus den angedeuteten möglich ist. Viertens wird vorausge- von weithin unbekannten Museums- Vorgängen gefolgt ist, kann man setzt, daß der einzelne Christ zu- stücken. 3. Ein falscher und irre- ohne Obertreibung als Beginn einer gleich Glied der Kirche und des führender Toleranzbegriff begün- Existenzkrise der evangelischen Staates ist und beide Gliedschaften stigt einerseits die fortschreitende Kirche bezeichnen. Es ist mittler- nicht von einander trennen darf. Verwässerung grundlegender Glau- weile zu fragen, ob es eine evange- bensaussagen und ermöglicht an- lische Kirche in der Gegenwart III. dererseits die Verwechslung überhaupt gibt, ob nicht vielmehr Zur 1. Anfrage: In Berlin-Kreuz- menschlicher Ideologien mit Glau- der Protestantismus — jedenfalls berg und anderswo ist ganz einfach benswahrheiten. 4. Bereits in der der deutsche — in seiner Substanz das Siebente Gebot übertreten wor- Reformationszeit selbst ist ein kol- schon weitgehend zerfallen ist. den. Dieses Gebot ist wie der ganze legialistischer Kirchenbegriff (Kirche Zwar besteht in unserem Lande Dekalog nicht menschliche und da- als freiwillige Vereinigung der Gläu- evangelische Kirche noch als durch- mit vorläufige Rechtsordnung, son- bigen) entstanden, der sich in der aus beachtenswerte und auch be- dern göttlicher Befehl, der gilt, so- heutigen Verfassungstheorie und achtete Organisation, aber ihr fehlt lange die Welt besteht. Seine Ober- Verfassungswirklichkeit der prote- in vieler Hinsicht die Kraft zu ein- tretung ist demzufolge eine Belei- stantischen Kirchen voll durchge- helligem Zeugnis und damit — das digung Gottes, nicht nur eine Stö- setzt hat. Durch ihn scheint das auf muß leider in aller Härte gesagt rung zwischenmenschlicher Verhal- „demokratischen" Mehrheitsprinzi- werden — auch die Vollmacht zu tensregeln. Auch wenn man, wozu pien beruhende kirchliche Entschei- verbindlicher Stellungnahme. Was wohl Anlaß besteht, unterstellt, daß dungsverfahren (allzuständige Sy- z. B. auf dem Hamburger Kirchen- manche Besitzer besetzter Häuser noden mit Laienmehrheiten) und tag unter Berufung auf das Evan- in Berlin und anderswo ihr Gut auf

8 unrechte Weise und zum Schaden raten ist: wenn man nicht mehr auf „nicht von der Welt" ist (Joh. 15, anderer haben, ist und bleibt auch das zukünftige Himmelreich hoffen 19), zu allen Zeiten den ganz be- die „Expropriation der Expropria- will, muß man eben das gegen- rechtigten Vorwurf der „Weltfremd- teure" Unrecht, und zwar Unrecht wärtige Weltreich mit „guten" Wer- heit" hinnehmen und ertragen müs- vor Gott. Wer solches Unrecht be- ken zu vermeintlicher Perfektion sen. Immerhin muß man in jeder günstigt, ist ebenso schuldig wie bringen; wenn man sich die Ge- Hinsicht und in allen Dingen Gott der Dieb selbst. Wenn er sich dabei rechtigkeit Gottes nicht schenken mehr als den Menschen gehorchen auf das ihm verliehene Predigtamt lassen will, muß man die eigene — auch da, wo es um Rechtsord- beruft, zeigt er bestenfalls, daß ihm Gerechtigkeit durchzusetzen su- nungen geht (vgl. etwa Act 5, 12- zur Ausübung dieses Amtes der chen; und wenn man aufgehört hat, 42). Nur wird von denen, die im Verstand fehlt, schlimmerenfalls, auf den neuen Himmel und die Blick auf Kernkraftwerke, NATO- daß er in gotteslästerlicher Weise neue Erde zu warten, muß man alle Beschlüsse, Kriegsdienstverweige- das Amt zu unevangelischen Zwek- religiöse Kraft - die jeder Mensch rung u. ä. mit Gewissensentschei- ken mißbrauchen will; wenn es in nun einmal hat — daran setzen, die dungen und Glaubensgehorsam der evangelischen Kirche mit rech- alte Erde zu konservieren. Die in argumentieren, in aller Regel das ten Dingen zuginge, wäre er in bei- der Anfrage genannten Gefahren Reich Gottes mit weltimmanenten den Fällen aus dem Amt zu entfer- bestehen durchaus. Doch wird man Utopien (die als solche übrigens nen. — Diese Bemerkungen können ihnen nicht durch sorgfältigeren gar nicht immer schlecht sind) ver- allerdings kein generelles Protest- Sprachgebrauch begegnen können, wechselt. Damit aber wird der und Demonstrationsverbot für Pa- sondern nur durch wirkliche Um- Glaube und sein die Welt besie- storen begründen. Da es nach evan- kehr zu dem lebendigen Gott und gender Inhalt (1 Joh. 5, 4) einfach gelisch-lutherischer Lehre keinen durch aufmerksames Hören auf außer Acht gelassen, und die Be- besonderen Klerikerstand geben rufung auf das christliche Gewissen kann, ist auch ein Pastor Staats- wird zur gemeinen Lüge. Der Lüge bürger, und sein Amt enthebt ihn begegnet man nicht mit Diskussio- nicht seiner Bürgerpflichten; zu nen, sondern dadurch, daß man sie Unsere Autoren: denen kann unter Umständen auch öffentlich entlarvt. Hierzu wäre aller- die öffentliche, sinnenfällige Mani- Bundestagspräsident a. D. dings mehr Furchtlosigkeit und festation gehören. Nur muß der- Kai-Uwe von Hassel, MdEP theologischer Sachverstand - und Friedrich-Ebert-Allee 73-75 jenige, dem die öffentliche Predigt 5300 Bonn 1 das ist zunächst einmal Bibelkennt- des Willens Gottes aufgegeben ist, nis — auch bei denen nötig, die Prof. Dr. Dr. Walter Kerber S. J. sich besonders sorgfältig überle- Institut für Gesellschaftspolitik über die Auswüchse in diesem Be- gen, was er wann wie tut; immerhin an der Hochschule für Philosophie reich klagen. hat Christus, den wir zu verkünden Kaulbachstraße 33 8000 München 22 Zur 7. Anfrage: Zur aktuellen Be- haben, das Gesetz nicht aufge- deutung der Barmer Theologischen hoben, sondern erfüllt — und das Paul C. Peddinghaus Körnerstraße 45 Erklärung ist zunächst dasselbe zu macht einen Unterschied. 5820 Qevelsberg sagen wie zu der der alten reforma- torischen Bekenntnisschriften: sie Zur 2. Anfrage: Im Evangelium ist Pastor Reinhard Schön das Reich Gottes verheißen, das Redderallee 6 ist in der Praxis der Kirche ein un- menschliche Politik weder herbei- 2059 Lütau bekanntes Museumsstück, das kei- führen noch behindern kann. Wer ner wirklich ernstnimmt — mag mit dem Evangelium tages- und noch so oft und feierlich davon ge- parteipolitische Entscheidungen be- redet werden. Die gegenwärtig einflussen will, ist wie einer, der dessen richtendes und begnadigen- übliche „konsequente Verweige- versucht, einen ausgewachsenen des Wort. Dazu aber ist nicht nur rung" vieler Leute gegenüber den Baum in einen Geranientopf zu die Kirche gerufen, sondern ebenso staatlichen und sonstigen öffent- pflanzen. — Allerdings kann sich im der Staat mit seinen Organen und lichen Ordnungen und Anforderun- Licht des Evangeliums falsche Poli- jeder einzelne Christ. gen könnte allerdings unter Beru- tik gelegentlich besonders eindeu- fung auf These 5 der Barmer Er- Zur 4. Anfrage: Wer seelsorger- klärung gerechtfertigt werden, da tig als falsch erweisen; und dann liche Entscheidungen zu verfas- hätte die Kirche Recht und Pflicht, dort (entsprechend dem calvinisti- sungsrelevanten Forderungen an schen Ansatz) Christengemeinde gegebenenfalls auch die partei- den Staat macht, vermischt Staat ideologischen Ursachen solcher fal- und Bürgergemeinde einfach von und Kirche und muß sich in der Tat einander getrennt werden (was schen Politik beim Namen zu nen- nach der Qualität seiner theologi- nen. weder biblisch noch historisch be- schen Methode fragen lassen. Unter gründbar ist). In den „Anfragen" Zur 3. Anfrage: Die „religiöse solcher Fragestellung sollten übri- wird sehr richtig These 5 zu den Aufladung" anstehender politischer gens auch die „Heidelberger The- Thesen 1 und 2 in Beziehung ge- Sachentscheidungen dürfte in der sen" einmal diskutiert werden. setzt. Dies erscheint in der zur De- oben skizzierten Bibelferne mancher Zur 5. und 6. Anfrage: Wo es um batte stehenden Angelegenheit zeitgenössischer Theologien ihren den Glaubensgehorsam geht, ha- aber wenig hilfreich, da hierdurch Grund haben. Hier zeigt sich be- ben Sachargumente — die ja wegen zunächst nur die innere Wider- sonders kraß das Dilemma, in das der Unzulänglichkeit menschlicher sprüchlichkeit der Barmer Erklä- der Protestantismus durch den Ver- Erkenntnis immer relativ sind — rung aufgedeckt wird, die deren such einer Eliminierung des Tran- keinerlei theologisches Gewicht. Wert als evangelische Bekenntnis- zendenten aus der Theologie ge- Auch wird der Christ als einer, der schrift ohnehin erheblich mindert.

9 Es wäre besser und für die drin- keit zu stellen; denn nicht weniger Bereich seiner Verantwortlichkeit gend erforderliche Lösung des Pro- steht auf dem Spiel als die vor- zu tun bereit ist. Als eine göttliche blems förderlicher gewesen, etwa nehmste Aufgabe des Staates, Einrichtung unterliegt auch er gött- nach der Gültigkeit des 16. Artikels nämlich die Wahrung der Rechts- lichem Gebot und Gericht. Und weh der Augsburgischen Konfession zu sicherheit. „Christen in politischer uns allen, wenn er zum Schaden fragen. Verantwortung" sollten diese Frage der Armen und Bedrängten das ihm aber nicht nur an die, wie angedeu- anvertraute Schwert liegen läßt, IV. tet wurde, im Augenblick als solche nur weil seine Repräsentanten sich Zur Zeit ist in dieser unserer Re- kaum faßbare evangelische Kirche vor ihren Wählern fürchten! publik „die Frage nach dem Staat" richten; vielmehr ist jetzt auch der tatsächlich mit unerhörter Dringlich- Staat selbst zu fragen, was er im

Ethische und theologische Aspekte der Genmanipulation Walter Kerber

Zur inhaltlichen Bestimmung des telbare Handlungsanweisung ab- Die Fortschritte auf dem Gebiet der moralisch Richtigen zog die tradi- ableiten. naturwissenschaftlichen Forschung ha- tionelle Moral den Begriff „Natur" ben zu einer erheblichen Verbesserung Drei Punkte können aber — ohne der menschlichen Lebensbedingungen hinzu. Allerdings wird dieser Begriff Anspruch auf erschöpfende Darstel- beigetragen. Gleichzeitig wirft der tech- in der Moral keineswegs eindeutig lung — wenigstens angedeutet wer- nische Fortschritt aber auch die Frage verwandt. So ist es verschieden, ob den, die besondere Berücksichti- auf: „Dürfen wir noch alles tun, was man von der Natur des Menschen gung verdienen: 1. Eine grundsätz- wir technisch können?" spricht oder der Natur der Sache, liche Rechtfertigung der geneti- Diese Frage stellt sich mit besonde- das heißt des Sachverhalts oder schen Forschung; 2. Absolute Gren- rer Schärfe angesichts der Fortschritte von der Natur der Handlung. Im- zen, wo die Forschung sicher un- auf dem Gebiet der genetischen For- merhin ist mit diesem Begriff eine moralisch wird; 3. Sinnvolle Gen- schung, die sich bemüht, die Grundbau- Vorgegebenheit zur Hand, aus der manipulation. steine des Lebens veränderbar zu ma- sich moralische Konsequenzen ab- chen. leiten lassen. „Handle entsprechend Die folgenden Ausführungen des der Natur des Menschen, der Sache Theologen Prof. Dr. Dr. Walter Kerber oder der Handlung". 1. Grundsätzliche Rechtfertigung S. J. vom Institut für Gesellschaftspolitik der genetischen Forschung an der Hochschule für Philosophie In Am Thomismus sich orientierend, München sollen skizzenhaft die wesent- kann man also fragen: „Entspricht lichen ethischen und theologischen eine Handlung dem Schöpfungs- Gerade im Bereich der Genetik Aspekte umreißen, wie das Thema an- plan Gottes wie er sich als teleo- begegnet man bei vielen Menschen gegangen werden könnte. Sie bean- logisch sinnhaft aus der Betrach- einer spontanen, gefühlsmäßigen, spruchen nicht, alle wesentlichen Ge- tung des Menschen und der Dinge sichtspunkte zu berücksichtigen. quasi-religiösen Abwehr. Mit wel- mit ihren innewohnenden Finali- chem Recht maßt sich der Forscher täten erkennen läßt?" Aber genau an, hinter jenen Schleier schauen in diese Natur mit ihren innewoh- Philosophie und Theologie kön- zu wollen, der die Geheimnisse der nenden Finalitäten soll ja nun im nen zu einem solchen Thema keine Natur und auch seiner eigenen vorliegenden Falle eingegriffen neuen Informationen liefern, son- humanen Existenz verdeckt? Muß werden. In welchem Umfang ist dern nur eine Reflexion bieten, wie nicht gerade hier das göttliche dies erlaubt? sie an sich jedem von uns möglich Schöpfungsgeheimnis vor dem ist. Zu den in der Genmanipulation Sich mehr an Kant orientierend, manipulativen Zugriff menschlicher aufgetretenen Fragen besteht keine kann man fragen: „Zu welchen Neugier geschützt werden? Muß Sicherheit im Urteil der Ethik und Konsequenzen würde es führen, nicht die Natur als heilig und unan- Theologie. Wir sind uns zwar be- wenn die in Frage stehende Maxime tastbar gehalten werden gegenüber wußt, daß wir nicht alles dürfen, der Handlung verallgemeinert, das der modernen zivilisatorischen Ma- was wir tun können, jedoch: Woran heißt von allen zur Grundlage ihres nipulation und einer gewissen tech- soll sich der Ethiker und der Theo- Handelns gemacht wird?" Gerade nologischen Denkweise? loge orientieren? Während der Ju- in diesem Fall sind die Konsequen- Diese Einwände sind verständ- rist noch eine gewisse Richtlinie am zen nicht eindeutig vorhersehbar; lich, aber sie sind sicher nicht positiven Recht findet (StGB, BGB), und eine Moraltheologie, eine Ethik christlich. Sie entsprechen nicht muß der Ethiker seine Entschei- oder eine Philosophie des Risikos dem Glauben an einen welttrans- dung „in der freien Luft" treffen; er ist nicht entwickelt. Weder aus der zendenten Schöpfergott. Nach muß das, was er sagt, als wahr aus thomistischen noch aus der Kant- christlicher Oberzeugung sind nicht sich selber heraus begründen. schen Position läßt sich eine unmit- nur alle in der Natur und Welt vor- 10 findlichen Dinge, sondern auch alle Grenze ist dadurch gezogen, daß Genmanipulation greift nun aber in ihr angelegten und vom Men- kein Mensch das Recht hat, direkt gerade in diese entelechialen Steu- schen erst zu erkennenden Mög- über das Leben eines anderen erungskräfte ein. Hier gilt es eine lichkeiten Teil eines göttlichen Menschen oder menschlichen We- Orientierung zu finden. Folgende Schöpfungsplanes, also geschaf- sens zu verfügen. In der Sprache Unterscheidung ist möglich: Geht fene und von Gott abhängige Wirk- der Bibel - das Gebot: „Du sollst es in der Forschung darum, be- lichkeiten. Dem menschlichen For- nicht töten" heißt, daß direkte Tö- stimmte Krankheiten zu überwin- schungsdrang, alles zu erkennen, tung menschlichen Lebens (ganz den, also etwa Schäden auszubes- was ist und machbar ist, sind von gleich zu welchem Zweck) als uner- sern, die durch Zwischenfälle zivili- der Theologie her keine grundsätz- laubt zu gelten hat. Dieses Tötungs- satorischer oder naturhafter Art lichen Schranken gesetzt. Die in- verbot gilt absolut, unbedingt und aufgetreten sind, erscheint ein Ein- stinktive Angst vor dem Unbekann- ausnahmslos.1) Die Frage ist nur, griff in die Gensubstanz grundsätz- ten ist zu überwinden durch das wo und in welchem Umfang man lich als gerechtfertigt. Leitbild ist Vertrauen, daß der Mensch mit all vom Menschen oder menschlichem dann der Begriff des gesunden seinen Manipulationen nicht aus Leben (Wesen) sprechen kann. Menschen. Auch wenn der Gesund- der Schöpfungsordnung herausfal- Menschenwürde beschränkt sich heitsbegriff nicht klar gefaßt wer- len kann. Er kann grundsätzlich sicher nicht nur auf jene, die tat- den kann, gibt es doch eindeutige nicht Schöpfer werden, er trifft nie sächlich im vollen Besitz ihrer Ver- Erbkrankheiten, deren Oberwin- auf das Göttliche selbst, noch kann standeskräfte sind, sondern gilt dung als medizinischer Fortschritt er in Konkurrenz zum Schöpfergott auch für die Debilen, Alten, Unge- angesehen werden kann. Insofern treten. borenen. Samen- und Eizellen Genforschung und Genmanipula- Der Bereich des Heiligen liegt für kommt, obwohl sie lebendig, Trä- tion dazu beitragen können, solche den Christen jenseits der erfahre- ger menschlichen Lebens sind, Erbkrankheiten zu heilen und aus- nen Welt, das heißt, daß die Natur keine vom Organismus der Eltern zurotten, haben sie einen hohen keine Bezirke des Heiligen enthält; losgelöste Unantastbarkeit zu. Ob menschlichen und sittlichen Wert. es gibt keine naturhaft heiligen ein Ovulum schon vom ersten Als bedenklich hingegen er- Orte, keine heiligen Tiere, keine Augenblick der Empfängnis an als scheint eine Wissenschaft, die ge- heiligen Naturgewalten. Auch der menschliches Wesen mit allen nor- wissermaßen aufs Geratewohl ver- Leib des Menschen ist heilig nur, mativen Konsequenzen anzuspre- sucht, eine neue menschliche Spe- insofern er Substrat der Personen- chen ist, darüber sind vielleicht zies zu züchten und dabei alles würde ist. noch gewisse Zweifel möglich. Aber auszuprobieren, was technisch als Daraus ergibt sich, daß nicht der selbst wenn man diese Zweifel als möglich erscheint. Eine streng logi- Forscher die Beweislast hat, warum begründet ansieht, bleibt es mora- sche Beweisführung, die ein gene- er bestimmte Untersuchungen zur lisch unerlaubt, das Risiko einzu- relles Verbot für Unternehmungen besseren Erkenntnis der biologi- gehen, möglicherweise mensch- in dieser Richtung begründet, kann schen Wirklichkeit durchführen will, liches Leben direkt zu töten. zwar nicht gegeben werden; jeden- sondern die Beweislast derjenige falls besteht hier aber ein hohes hat, der sie ihm verbieten will. For- Risiko, daß im Gefolge der tech- schung (als Erweiterung der 3. Sinnvolle Genmanipulation nologischen Machbarkeit in der menschlichen Erkenntnis und Hand- Biologie in einer unverantwort- lungsmöglichkeit) stellt als solche lichen Weise mit dem Menschen ein positiv zu bewertendes Ziel dar, Was kann von der Ethik und der umgegangen wird. das nicht noch einmal einer eige- Theologie nach dieser engen nega- Die Auffassung, Forschung, die nen Rechtfertigung bedarf. Nicht die tiven Ausgrenzung Positives zur Erkenntnis als solche, sondern das Genmanipulation gesagt werden? mit einem unkalkulierbaren Risiko Handeln des Menschen (aufgrund Der Forscher möchte nicht nur das verbunden ist, sei immer unmora- lisch und damit zu unterbinden, ist der Erkenntnis) stellt die eigentlich Wissen erweitern, er möchte auch moralischen Probleme. zur Verbesserung des mensch- so nicht akzeptabel. Der Forscher muß oftmals Risiken in Kauf neh- lichen Lebens beitragen. Was von dem technisch Machbaren vermag men, die er nicht voll überschauen kann (und muß dabei versuchen, 2. Grenzen der Genmanipulation zu einer echten Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen sie abzuwägen im Vergleich zu den beitragen, was kann eine langfri- Zielen, die er dabei zu erreichen sucht). Er muß bestrebt sein, das Wo Forschung den Menschen be- stige Zielvorstellung sein? Risiko möglichst gering zu halten: rührt (wie in der Humangenetik), Der gläubige Christ sieht im Men- Solche Forschung sollte z. B. nur in tauchen moralische Bedenken auf. schen als körperlich-geistigem We- optimal ausgestatteten Labors Der Mensch darf nicht alles, was er sen nicht das reine Zufallsprodukt durchgeführt werden. Angesichts kann, und selbst die Forschung ist einer stammesgeschichtlichen Ent- solcher Risiken ist für die gene- kein absoluter Wert. Das heißt, der wicklung, an der er beliebig herum- tische Forschung eine Warnung am Mensch erfährt sich als Geschöpf manipulieren darf wie der Mecha- Platz, aber kein absolutes Verbot. und nicht als Herr der Welt und sei- niker an seinem Auto, sondern er Die sittliche Verantwortung für die ner selbst. Eine fundamentale erspürt in ihm einen sinnvollen Forschung jedoch kann dem For- 1) Auf die Notwehr - als indirekte Tötung - göttlichen Schöpfungsplan, der wie scher selbst letztlich von nieman- und die Rechtfertigung der Todesstrafe in eine aristotelische Entelechie seine dem — auch nicht vom Ethiker und der traditionellen Moral kann hier nicht eingegangen werden. Entfaltung lenkt und steuert. Die Theologen — abgenommen werden.

11 Evangelische Verantwortung Meinungen und Informationen aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU • Herausgeber: Innenminister Prof. Dr. Roman Herzog, MdL; Dr. , MdB; Kai-Uwe von Hassel, MdEP; Dr. Sieghard-Garsten Kampf, MdHB; Landtagspräsident Albrecht Martin, MdL • Redaktion: Wilhelm Staudacher, Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 5300 Bonn, Telefon (0228) 544306 • Verlag: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 4000 Düsseldorf 1 • Abonnementspreis vierteljährlich 4,— DM. Einzelpreis 1,50 DM • Konto: EAK - Postscheck Köln 1121 00-500 oder Sparkasse Bonn 56267 • Druck: Oskar Leiner, Erkrather Straße 206, 4000 Düsseldorf • Abdruck kostenlos gestattet - Belegexemplar erbeten.

. Aus unserer Arbeit

Thürk meinte, das Verhältnis der über den mangelnden Rückhalt ihrer Neubeginn beim EAK Merzig — evangelischen Christen zur CDU an- Kirche — sie fühlen sich absoluten Gisela Bley als Vorsitzende bestätigt sprechend, aus traditionellen Gründen moralischen Ansprüchen ausgesetzt, die neigten Mitglieder der evangelischen die Sachzwänge der Politik ignorieren." Kirche eher zur SPD und zur F.D.P., Dabei spielte sie besonders auf die um- Merzig: Dem Evangelischen Arbeits- weil sie die CDU als die Partei der strittene Kirchen-Kritik Helmut Schmidts kreis Merzig-Wadern, der sich neu kon- Katholiken ansähen. Ganz zu Unrecht, an, die sie für gerechtfertigt halte: „Die stituierte, will der CDU-Kreisverband sagte Thürk. Die anderen Parteien Moralisierung der Politik und die Poli- volle Unterstützung gewähren. Das schlachteten den eben geschilderten tisierung der Kirche ist verhängnisvoll." sagte der CDU-Kreisvorsitzende, Hans- Sachverhalt gegen die CDU aus. Des- Auch diejenigen, die mit der Berg- Werner Müller, MdB, der EAK-Mitglie- halb habe der Arbeitskreis weniger Be- predigt argumentierten, isolierten dar- derversammlung zu. Die in ihrem Amt deutung innerhalb der Partei als viel- aus nur einzelne Aspekte wie den Frie- als Vorsitzende bestätigte Gisela Bley mehr überörtlich als Bindeglied zwi- densgedanken und seien durchaus nicht nahm Müllers Zusicherung mit großer schen der evangelischen Bevölkerung bereit, alle ihre Forderungen zu über- Genugtuung zur Kenntnis. Als weitere und der CDU. nehmen. Moralische Oberfrachtung als Vorstandsmitglieder stehen ihr künftig Wie die Vorsitzende des Arbeitskrei- Ausgleich für mangelndes Sachwissen zur Seite Ralf Staudy, l. Falkenberg und ses ankündigte, soll die Arbeit des EAK führe leicht zur Ideologisierung, die Frau Ganter. Die Bedeutung des Neu- Merzig mit Nachdruck verstärkt werden. jedes Gespräch verhindere. beginns beim Evangelischen Arbeits- Zu diesem Zweck soll bereits in Kürze Als „gangbaren Weg der Ausein- kreis der CDU im Kreis Merzig-Wadern eine weitere Mitgliederversammlung andersetzung" der Institutionen schlug wurde auch durch die Anwesenheit des einberufen werden. Gesa Conring vor: „Die Kirche muß Landesvorsitzenden Kurt Thürk unter- mehr Kirche sein, das erleichtert dem strichen. Staat seine Aufgaben". Den Politikern Thürk berichtete über die Arbeit auf gegenüber seien die Kirche zur Seel- der Landes- und Bundesebene des Politisierung der Kirchen abgelehnt sorge und „ethischen Rückenstärkung" Evangelischen Arbeitskreises. Auf den aufgerufen — ihre Hauptaufgabe aber Bundestagungen seien regelmäßig pro- bestehe darin, die „Botschaft" zu ver- filierte Politiker, Wissenschaftler und Münster: Kann die Bergpredigt Anwei- mitteln, daß „verantwortliches Leben Kirchenmänner vertreten. sungen für politisches Handeln geben? ein Leben für die Gemeinschaft" sei. Sie kann es nicht — so der Grundtenor Die Idee zur Gründung des Evange- „Damit ist die Kirche als moralische des Referates der Landesvorsitzenden lischen Arbeitskreises sei in den Kon- Größe auch immer politisch". Ihr Ein- zentrationslagern entstanden. Nach dem des EAK Hannover, Pastorin Gesa Con- fluß höre aber da auf, wo Politiker zu ring zum „Verhältnis von Kirchen und verlorenen Krieg, so Thürk, fanden sich handeln hätten, die sich demokratisch überall im Lande Frauen und Männer Politik", gehalten auf einem Diskus- durchgesetzt hätten. sionsabend des Evangelischen Arbeits- zusammen, entschlossen, auf dem Fun- Die anschließende, lebhafte Ausspra- kreises Münster. dament christlicher Oberzeugung eine che wurde von der Vorsitzenden des neue stattliche Ordnung aufzubauen. Vor dem Hintergrund der aktuellen EAK Münster, Ursula Dippel geschlos- Darin sollten nach den leidvollen Erfah- Brisanz dieser Frage warb Pastorin sen mit dem Aufruf, den Dialog zwi- rungen der Vergangenheit katholische Conring um mehr Verständnis für füh- schen Kirche und Politik fortzusetzen und evangelische Christen zusammen- rende christliche Politiker: „Evange- und gemeinsam „der Stadt Bestes zu arbeiten. lische Christen aller Parteien klagen suchen".

4. Esslinger-Gespräch am 30. Oktober 1981, 17.00 bis 20.00 Uhr Zunahme von Gewalt in der jungen Generation Programme/Einladungen können Sie anfordern bei der EAK-Bundesgeschäftsstelle Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 5300 Bonn 1, Telefon (0228) 544306

12