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Szenen am Weg des Wassers von der Quelle bis zur Rhone durch die Gemeinden Embd, Törbel, , und

Département des transports, de l’équipement et de l’environnement Service de la protection de l’environnement

Departement für Verkehr, Bau und Umwelt Dienststelle für Umweltschutz 2 3 Inhalt Vorwort

Vorwort 3 Wer hat noch nie auf einer Bergwande- rung oder einem langen Spaziergang Durst erlitten? Wer hat sich nicht er- 1 Die Moosalp 4 schüttern lassen von den Bildern der Walliser 2 Der Bonigersee 6 Hochwasser im Oktober 2000 oder durch die 3 Der Diepjenweiher 8 jüngsten Überschwemmungen? Sei es, dass es 4 Suonen, heilige Wasser 10 mangelt – sei es, dass es bedroht: Wasser gehört der Vergangenheit zum Zentralsten in unserem Leben. 5 Trinkwasser: 12 Der Weg des Wassers gibt unserer Bevölkerung Das Reservoir Zeneggen und unseren Gästen Gelegenheit, sich mit dem 6 Eine traditionelle Landschaft 14 Phänomen Wasser in all seiner Vielfalt aus- 7 Die Bielkapelle 16 einanderzusetzen: vom Lebensmittel bis zum Energielieferanten, vom Reinigungsmittel bis zur 8 Regenentlastungsbecken 18 bedrohlichen Naturgewalt, vom idyllisch poeti- 9 Das Elektrizitätswerk Ackersand 20 schen Weiher bis zum Kiesproduzenten. 10 ARA Stalden 22 Die Beziehung, die wir zu diesem unverzicht- 11 Hochwasser und Murgänge 24 baren Gut pflegen besteht seit ewigen Zeiten. 12 Kieswerk Sevenett 26 Dabei ist es spannend zu erfahren, wie die alten 13 Tunnelentwässerung 28 Walliser mit den unterschiedlichen Erscheinun- 14 Pumpwerk Katzenhaus bei Visp 30 gen des Wassers lebten. Wie sie diese Erschei- nungen nutzten oder zu ertragen gelernt haben. Wer den Weg mit wachen Sinnen erwandert, Wegbeschreibung und Karte 34 lernt spielend, erkennt unvermutete Zusammen- hänge, erlebt die einmalige Landschaft noch intensiver und wird Freunden und Bekannten Neues und Überraschendes zu erzählen haben. Der lokalen Bevölkerung, allen Wallisern und Walliserinnen und unseren Gästen, wünscht unser Departement viel Vergnügen beim bereichernden Spaziergang auf dem Weg des Wassers. Alle Angaben in dieser Broschüre entsprechen dem Stand 2005 und können im Laufe der Zeit ändern. Die Begehung des Weges geschieht auf eigene Verantwortung. Die Herausgeber lehnen jegliche Haftung ab. Jean-Jacques Rey-Bellet Staatsrat 4 5 1 Die Moosalp

Die Moosalp umfasst ein Gebiet mit 11 verschiedenen Moor- biotopen. Es gibt sowohl Hoch- als auch Flachmoore. Sie stehen alle unter Schutz und haben teils nationale, teils regionale Bedeutung.

Alpwirtschaft Die Ringkuhkämpfe sind sehr spektakulär Ausserhalb der Moorflächen gibt es genügend Weideland, umzug, Tanz und Ringkuhkämpfe bringen aus- um etwa 150 Stück Vieh zu gelassene, farbenfrohe Stimmung. Ein Gottes- sömmern. Die Milch der Kühe dienst in freier Natur gehört als feierlicher ist denn auch von zentraler Höhepunkt dazu. Bedeutung. Restaurant, Alp- stallungen und Alpkäserei sind Tourismus in den 60er-Jahren neu gebaut Die Moosalp ist auch eine Touristenattraktion. worden. Und das nicht nur im Sommer, auch im Winter Zuvor floss die Milch von der wird die acht Kilometer lange Langlaufloipe rege Berganemonen am Moosalp durch eine Pipeline in benutzt. Skitouren auf das Augstbordhorn oder Wegrand bei der die Käserei Törbel. Moosalp Wanderungen mit Schneeschuhen auf den Aus- sichtspunkt Stand sind sehr beliebt, nicht zuletzt Das Älplerfest wegen der prächtigen Aussicht auf die Walliser Jedes Jahr am letzten Juli-Sonn- Viertausender und die Berner Alpen. tag ist auf der Moosalp das grosse Älplerfest. Trachten-

Singen am Älplerfest im Juli 6 7 2 Der Bonigersee zerfällt. Weidet gelegentlich Vieh im Gebiet, so gelangen durch Vor Ihnen liegt der Bonigersee. Ausscheidungen Nährstoffe in Blau, ruhig – ein normaler Berg- den Boden, der Säuregrad sinkt, see? Nein – da stehen Schilf und die auf sauren Boden speziali- allerlei Gräser auf verlandeten kis- sierten Pflanzen verschwinden, senartigen Inseln: ein Hochmoor, das Hochmoor stirbt. Um solches eines jener selten gewordenen zu vermeiden, ist der Bonigersee Naturjuwelen, welche im Tief- durch eine Pufferzone geschützt. land durch menschlichen Fleiss fast gänzlich verschwunden sind. Tier und Pflanzenwelt Hier in den Bergen finden wir sie Attraktiver und typischer Bewoh- Bergmolch im noch, die Hochmoore. ner des Bonigersees ist der Berg- Hochzeitskleid Der Bonigersee steht unter (Triturus alpestris) molch (Triturus alpestris). Käme nationalem Schutz! das Bergmolchmännchen aus exotischen Regionen, so würde es Was ist ein Hochmoor? wohl als besondere Kostbarkeit Hochmoore entstehen nur unter gehandelt. Mit seinem feinen speziellen Klimaverhältnissen. Rückenkamm, den blau Stimmt die Niederschlagsmenge, marmorierten Flanken so wachsen die Torfmoose eines und dem orangeroten verlandeten Sees (Flachmoor) Bauch ist das Männ- in die Höhe und speichern das chen zur Paarungszeit Regenwasser wie ein Bade- wirklich prächtig anzu- schwamm. Sie verlieren den Kon- schauen. Weiter leben takt zum Grundwasser und leben hier vier verschiedene, fortan ausschliesslich vom Regen. teils gefährdete Libellen- Ein ganz spezieller Lebensraum ist arten. In Hochmooren gibt entstanden – mit saurem Boden- es fleischfressende Pflanzen milieu und arm an Nährstoffen. (z.B. Sonnentau). Da der Moor- boden solchen Pflanzen zu Gefährdung der Hochmoore wenig Nährstoffe bietet, haben Hochmoore sind hochspeziali- sie ausgeklügelte Fallen ent- sierte, empfindliche Ökosysteme. wickelt, mit denen sie Insekten Werden etwa landwirtschaftliche anlocken und fangen. Diese Drainagegräben angelegt, so Tiere liefern ihnen die entwässert das Hochmoor und begehrten Nährstoffe. 8 9 3 Der Diepjenweiher

Wer sich heutzutage am Diepjenweiher oder am Biel- weiher der idyllisch verträumten Stimmung hingibt, mag kaum erahnen, dass diese kleinen Paradiese nicht nur vom lieben Gott eingerichtet worden sind, sondern auch aus ganz prakti- schen und notwendigen Grün- den von unseren Vorfahren.

Von alten Wasserspeichern ...

Der Neuntöter, keine 50 Solche Weiher hat es in Zeneg- Gramm schwer, fliegt gen um 1918 noch zwanzig an jedes Jahr 8000 km weit in den Süden und kehrt der Zahl gegeben. Sie wurden doch immer wieder in in bestehenden Geländemulden diese Landschaft zurück! angelegt, gehörten zum histo- rischen Bewässerungssystem der Suonen und dienten als Speicherbecken. Damit stand wertvolles Wasser auch für die Überbrückung von längeren Trockenperioden zur Verfügung.

... und positiven Nebenwirkungen Solche Weiher entwickelten Tourismus poetisch sich natürlich auch zu speziellen Schlussendlich sind die Weiher Freie Wasserflächen Lebensräumen. Sie schenken auch wunderschöne Landschafts- gehören zum bevorzug- uns eine reichhaltige Fauna und elemente und prächtiger Schmuck ten Lebensraum vieler Libellenarten Flora, die gedeiht und blüht. für die Bewohner und Gäste von Zeneggen. Manch einer sucht die lauschigen Plätzchen zur körperli- chen und seelischen Erholung auf und lauscht im kühlen Schatten der Musik der Natur. 10 11

4 Suonen, heilige Spektakuläre mittelalterliche Wasser der Ingenieurkunst Vergangenheit Suonen werden die Bewässe- rungskanäle genannt, welche Ohne Wasser kein Heu, ohne das Wasser oft weit her von Heu kein Vieh, kein Fleisch, Gletschern und sprudelnden weder Milch noch Butter, weder Quellen bis zu den Dörfern Käse noch Geld! Die Region leiten. Wo der Bergboden es Visp ist eine der niederschlags- erlaubt, fliesst das Wasser in ärmsten Gegenden der Schweiz, offenen, gegrabenen Kanälen. also muss Wasser künstlich her- Steil fallende Felswände meis- geführt werden. Dieses Problem terten die alten Walliser, indem ist technisch bereits im 13. Jahr- sie das Wasser über gut im Fels hundert gelöst worden, wahr- verankerte hölzerne Kännel Suone in den Diepjen scheinlich sogar früher. Nichts führten. oberhalb Zeneggen genaues ist bekannt, geheimnis- Da und dort sind die Suonen volle Spekulation, dass vielleicht auch direkt in den Fels gehauen. gar die Sarazenen schon vor Der Unterhalt solch aufwändiger dem 10. Jahrhundert die ersten Bauten erfordert viel Zeit und im Wallis gewesen wären, die oft grossen Mut. Endlich im das Wasser – aber eben, nichts Dorf angelangt, wird das Was- genaues ist bekannt. ser mit pfiffigen Systemen in die Wiesen, Weiden und Reben geleitet. Die gerechte Vertei- lung des kostbaren Nass' in der Dorfgemeinschaft erfolgt mittels alter Wasserrechte. Suone mit Schieber, um das Wasser gerecht in die Verteilungskanäle Durch das ganze Mittelalter zu leiten bis in die Neuzeit ist im Wallis ein mehrere tausend Kilometer umfassendes Suonen-Netz erar- beitet worden. Eine der bedeu- tendsten Leitungen führt vom Embdbach nach Embd, Törbel und Zeneggen. Reparaturarbeiten an Suonen mit bereit- liegenden hölzernen Känneln 12 13

5 Trinkwasser: stauen dieses Wasser und leiten Das Reservoir Zeneggen es manchmal zum Berg hinaus. Das Bergwasser erscheint jetzt Das Trinkwasser-Reservoir von als Quelle. Wer solche Quellen Zeneggen liegt höher als das nutzen will, muss sie fassen. Dieser künstliche Hügel Dorf, damit das Gefälle für ei nen Rohre mit kleinen Löchern beherbergt das Reservoir konstanten Wasserdruck im (Sickerrohre) sind in die Zeneggen Leitungsnetz sorgt. Das Reser- wasserführenden Ge steins- voir ist seit 1962 in Betrieb und schichten zu verlegen. Darin gehört der Gemeinde. Sein kann sich das Wasser sammeln Wasser entspricht allen Bedingun- und in eine Brunnstube fliessen. gen für gutes Trinkwasser. In den Sickerrohren werden durch das hier schneller Woher kommt das Wasser? fliessende Wasser Sand und Ins Reservoir fliesst Quellwasser Schwebstoffe mitgerissen. In aus dem Berg. Es wird weiter den Kammern der Brunnstube oben im Fels gefasst, in durch- kann es sich beruhigen, der lässigen, stark verfältelten und Sand sinkt zu Boden und klares wenig kompakten Felszonen. sauberes Wasser fliesst via Über- Geologen sprechen hier von lauf durch ein feinmaschiges «tektonisch gestörten» Berei- Sieb in eine grosse Röhre zum Reservoir. chen. Sie meinen damit Fels- Quellschutzzonen der bereiche, die dem Druck der Quellfassungen bei Diepjen Alpenfaltung nicht standhalten Trinken alle Menschen konnten und dabei zerrissen und Quellwasser? zerbröselt worden sind. Viele Nein, in der Schweiz stammen solche Zonen finden sich auch in nur 40% des Trinkwassers aus kompakt wirkenden Felskörpern Quellen (im Wallis 80%). Diese und bilden ein Netz von wasser- liegen meist in Gebirgsregionen. führenden Adern und Klüften. Im Mittelland wird gleichviel Quellwasser ist Niederschlagswas- Trinkwasser aus mächtigen ser, das in den Boden ver- Grundwasserströmen gepumpt, tonige Stauschicht sickert und oft lange Zeit lang- die restlichen 20% sam durch Humus, Sand und müssen aus Seen poröse Gesteinsschichten fliesst. und Flüssen Hangschutt Dabei wird es gereinigt und gewonnen nimmt oft gelöste Mineralien werden. Mischquelle auf. Undurchlässige Schichten unterirdischer Quellaustritt vom Fels ins Locker- gestein 15 6 Eine traditionelle Landschaft

Wie stellen Sie sich das Paradies vor? Eher mit Palmen, oder darf es auch in Bergregionen liegen? Schauen Sie sich um! Was ist es wohl, das uns die Landschaft über Zeneggen so einzigartig und traumhaft erleben lässt? Mit Sicherheit nicht reine unbe- rührte Wildnis, denn die finden wir hier nicht. Nein, das hier ist Kulturlandschaft, nur eben ausgesprochen naturnah. Nicht nur Menschen freuen sich da- Auch der Buntspecht gehört zur arten- ran, auch Tiere und Pflanzen in reichen Kulturland- grosser Vielfalt fühlen sich hier schaft Zeneggen ausgesprochen wohl.

Suonen und Trockenmauern Lärchenstamm und rauschendes Wasser Möglich macht dies das alte tra- Mit diesem Landschaftskonzept ditionelle Bewässerungssystem hat die Gemeinde Zeneggen der Suonen (Wasserleitungen), denn auch einen Preis des Fonds kombiniert mit den zahl- Landschaft Schweiz gewonnen. reichen Trockenmauern, die Andernorts im Wallis, wo die das Gelände netzartig über- alten Wasserleitungen längst ziehen. Beides ist die Folge einer zerfallen sind, wird mit moder- uralten Methode, das Land nen Berieselungsanlagen bewäs- urbar zu machen. Dabei sert. Diese sind zwar praktischer entsteht ein Mosaik von und billiger, aber sie führen zum Suone aus Holz trockenen Weideflecken Verlust der ehemals reichhalti- zwischen den Trockenmauern gen, kleinräumig strukturierten und den feuchten Standorten Landschaft. entlang von Wasserleitungen. Dies ermöglicht eine breite Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich. 16 17 7 Die Bielkapelle

In der Bielkapelle findet sich 4000 Millionen Jahren in den Ur-Ozeanen statt- geweihtes Wasser. Ein religiöses gefunden. In einer energiereichen Umgebung Ritual hat es verändert. Die Sub- haben sich unter Blitzschlägen, Vulkanausbrü- stanz bleibt dieselbe, die Bedeu- chen und intensiver UV- und radioaktiver Strah- tung aber hat sich gewandelt. lung kugelige Strukturen gebildet, die sich selbst Dieses Wasser passt nun zum vermehren konnten und Stoffwechsel betrieben Das Weihwasserbecken Ort der Ruhe, der Besinnung haben. In den nächsten 3400 Millionen Jahren in der Bielkapelle und des Gebets. Es dient der hat es irdisches Leben ausschliesslich im Wasser Übertragung von Segenskraft gegeben. Die ältesten Hinweise auf landlebende auf Menschen, die diesen Ort Organismen datieren Geologen und Physiker auf aufsuchen. höchstens 600 Millionen Jahre zurück. Wasser hat in allen Religio- nen seit jeher eine besondere Bedeutung, sei es als Symbol für geheimnisvolle Lebenskraft, als heiliges Wasser für rituelle Waschungen und Reinigungen, oder als Wohnort von Quell- nymphen, Fluss- und Meer- göttern. Weshalb finden wir überall sol- che Bedeutungen? Hängt es mit der Ahnung zusammen, dass Wasser das wichtigste Lebens- mittel ist? Unsere Körper wollen oft und in grosser Menge damit versorgt sein. Oder ist es die Bedeutung des Wassers als Wiege des Lebens überhaupt?

Wasser, die Wiege des Lebens? Die ersten biologischen Vor- gänge haben nach heutigem Forschungsstand vor rund 18 19 8 Regenentlastungs- becken

Abwasserkanäle und Kläranla- sinkt zu Boden. So findet bereits gen mögen Regenwetter nicht eine grobe Reinigung des Wasser besonders gern. Vor allem bei statt. Sollte die Wassermenge Gewittern steigt die Abwasser- für das Becken zu gross werden, menge in den Rohrleitungen kann via Überlauf fast sauberes sprunghaft an, weil immer noch Wasser in einen nahegelegenen zuviel Dach- und Strassenwasser Bach einge- in die Kanalisationen geleitet leitet werden. wird. Die Kläranlagen müssten Wenn sich nach dem Gewitter deshalb Unmengen an fast sau- der Abwasserzufluss zur Klär- berem Wasser reinigen, wenn anlage wieder normalisiert hat, kein Regenentlastungsbecken wird das zwischengespeicherte vorgeschaltet wäre. Das ist ein Schmutzwasser aus dem Ent- unterirdisches Speicher- lastungsbecken schubweise becken, das den ersten tosen- in verträglichen Mengen der den Schmutzwasserstoss auf- Kläranlage zugeleitet. Unterirdisches nimmt. Im Becken beruhigt sich Regenentlastungs- das Wasser und der Schmutz becken unterhalb Zeneggen 20 21 9 Das Elektrizitätswerk Ackersand

Jedes Jahr 230 Mio. Kilowatt- Das im Jahr 1959 in Betrieb stunden, soviel Strom produziert gesetzte Kraftwerk nutzt das das EW Ackersand. Was lässt Wasserangebot des inneren sich damit machen? Das ent- Mattertales, soweit es nicht über spricht dem Stromverbrauch von unterirdische Leitungen in den knapp 20000 US-Amerikanern, Stausee der Grande Dixence gut 100000 Schweizern oder abgeleitet wird. Die Nutzung 575000 Indern pro Jahr. der Wasserkraft ist an sich eine 14000 Liter Wasser stürzen jede umweltfreundliche Form, Ener- Sekunde durch einen Druck- gie zu gewinnen. Trotzdem, die stollen vom Wasserschloss Stauseen hinter den mächtigen Das EW Ackersand Törbel zum EW Ackersand und Mauern haben natürlich auch treiben dort vier Turbinen an. Auswirkungen auf die ursprüng- Diese Kraft wird auf grosse liche, natürliche Landschaft und Stromgeneratoren übertragen, das Leben in den Bergbächen. welche Elektrizität erzeugen Manch blühende Alp ist - und diese in das Stromnetz grund geworden, das lässt sich einspeisen. nicht vermeiden. Und tosenden Wildbächen drohte gar die völli- ge Austrocknung. Solch radikale Auswirkungen möchte niemand ertragen, deshalb sorgen die Behörden des Kantons Wallis für die Einhaltung der Umweltschutz- gesetze, damit gierige Plünde- rung von Volksschätzen und Allgemeingut nicht salonfähig werde und damit es immer noch rauscht, in den wilden Bächen am Berg. Wenn es aber nun Hochwasser gibt? Dafür hat der Kanton Wallis zum Beispiel beim Mattmark-Stausee die Mauer erhöht und so ein Hochwasser- Rückhaltebecken gewonnen. 22 23 10 ARA Stalden ausgefällt. Im Nachklärbecken kann sich der Klärschlamm absetzen und das saubere Wasser Toilettenpapier, Fäkalien und wird in den Fluss geleitet. vieles mehr in Schweizer Flüssen Jährlich fallen in der ARA Stalden 50 Tonnen und Seen dahin treibend, das Klärschlamm an, welcher in einem Spezialofen war in den 60er-Jahren uner- der Lonza-Werke verbrannt wird. träglich geworden. Keine Frage – seither hat sich viel gebessert! Oktober 2000 ... Zahlreiche Kanalisationsrohre Beim Unwetter im Oktober 2000 wurde das und viele Kläranlagen sorgen Betriebsgebäude mehr als zur Hälfte mit Schutt Die Kläranlage Stalden dafür, dass verbrauchtes Wasser und Kies gefüllt und das ARA-Becken bis über gereinigt den Gewässern wieder einen halben Meter über den Beckenrand zugeführt werden kann. hinaus mit Flusskies überdeckt. Auf dem Areal Auch die ARA Stalden ist bereits sind 7500 Kubikmeter Material weggeräumt in den 70er-Jahren geplant wor- worden. den und konnte ihren Betrieb nach 5 Jahren Bauzeit 1987 auf- nehmen. Sie reinigt heute das gesammelte Abwasser von vier Gemeinden.

Wie arbeitet eine Kläranlage? In der ersten, der mechanischen Kontrolle der Ein Kontrollschacht – Wasserqualität Hinweis auf die unter Stufe, wird das schmutzige im Labor irdische Kanalisation Wasser durch grobe und fei- nere Rechen geleitet, die alles grössere Treibgut aussortieren. Danach durchläuft es den soge- nannten Sandfang und gelangt in die Vorklärung. Hier kann sich Schlamm absetzen, bevor das Wasser in das Kernstück der Anlage, die biologische Stufe, gelangt. Bakterien und zahl- reiche Mikroorganismen bauen Kohlenstoff- und Stickstoff- verbindungen ab, Phosphor- verbindungen werden chemisch 25 11 Hochwasser und erhielt eine halbrunde Schale Murgänge aus betoniertem Blockwurf als neues Flussbett, damit anfallen- Im Oktober 2000 riss der des Geschiebe keinen Rückstau Beiterbach bei Neubrück mit einer verursacht, sondern direkt in Schlammlawine (Murgang) ein die Vispa gelangen kann und Restaurant und ein Wohnhaus in von ihr weggeführt wird. Aus die Fluten der Vispa. Zwei Perso- demselben Grund ist das Bach- nen wurden anschliessend ver- bett teilweise vertieft, begradigt misst, eine davon ist später und auf etwa 10 m verbreitert 70 km weiter flussabwärts tot worden, zudem sind Strasse und aus der Rhone geborgen worden. Bahnlinie neu durch ein Alarm- Ausserordentliche Niederschläge system gesichert. Gefahrenkarte mit unterschiedlichen im ganzen Alpenbogen und ganz Gefahrenzonen bei besonders starke im Oberwallis Schutz vor Hochwassern Neubrück haben nebst vielen anderen im Wallis Schäden zu diesem tragischen Mit Gefahrenkarten und Schutz- Ereignis geführt. konzepten will der Kanton seine Bevölkerung vor Hoch- Mit Baumassnahmen Sicherheit wasser-Ereignissen schützen. erhöht Dabei werden Landflächen in In der Folge wurde mit enor- verschiedene Gefahrenzonen men baulichen Anstrengungen eingeteilt. Entsprechend der zu den Naturgewalten in Neubrück erwartenden Ereignisse hat entgegengetreten. Der Bach dies Einschränkungen zur Folge. Verheerende Die rote Zone beispielsweise Auswirkungen des ist mit einem kompletten Bau- Murganges bei verbot belegt. Mit Restrisiken Neubrück im Oktober 2000 ist aber weiterhin zu rechnen. Auch in Zukunft werden Mur- gänge und Hochwasser auftre- ten. Die Bevölkerung wird mit dem verbleibenden Restrisiko leben müssen und hat für den Katastrophenfall auch Krisen- stäbe organisiert. 27 12 Kieswerk Sevenett dieser Rohstoffe drängt sich auf, da durch diese Ablagerungen Hochwasser bringen zwar die Sohle des Flussbettes jeweils meist Verwüstung und oft auch erhöht wird und die Abfluss- Unglück oder gar Tod mit sich; es kapazität für Hochwasser- gibt aber auch eine andere Seite situationen durch Ausbaggern – den Segen des grauen Goldes: wieder hergestellt werden kann. Kies! Bei Unwettern schwillt die Vispa Oberhalb des Kieswerks Seve- an und es wälzen sich grosse nett ist die Schaffung eines Mengen kiesführender Wasser- Auengebietes geplant. Der Fluss Kiesbänke massen aus den Bergtälern durch soll also dort aus dem engen das Flussbett. Korsett seines Bettes befreit werden und ungehindert mit Grosse Mengen solchen Materials mehreren Teilarmen die dane- werden jeweils beim Kieswerk benliegenden Auengebiete Sevenett als Kiesbänke im Fluss durchfliessen und überschwem- abgelagert. Eine Bewirtschaftung men dürfen. Diese renaturierte Auen- und Flusslandschaft ist als Kompensation für Verluste vorgesehen, die beim Bau der Autobahn A9 bei Visp in Kauf genommen werden müssen. Durch sinnvolle Kompensatio- nen ist es manchmal möglich, wichtige Infrastrukturbauten errichten zu können, auch wenn diese geschützte oder erhaltens- werte Gebiete verletzen. Kieswerk Sevenett

Auch Eisvögel könnten in neu geschaffenen Auengebieten wieder wunderbaren Lebens- raum finden 28 29 13 Tunnelentwässerung

Ein Berg in den Alpen beher- bergt immer auch Wasser. Wird ein Tunnel hineingebohrt, so ist deshalb mit Wassereinbrüchen zu rechnen. Ein solches Bauwerk wirkt wie eine Drainage-Leitung. Auch der 3,2 km lange Umfah- rungstunnel vor Visp ist mit einer starken Betonverschalung Vispertaltunnel gegen eindringendes Wasser mit Wärmepumpen respek Der Rest des aus dem Embdbach abgeleiteten geschützt, aber der Druck des table Energiemengen gewinnen Wassers läuft über die- Bergwassers ist so gross, dass lassen. An anderen Orten, wie sen Felsen in die Vispa. die Tunnelstabilität bedroht ist. etwa beim Furkatunnel, wird Deshalb muss das Bergwasser solches bereits erfolgreich drainiert und am Tunnelende in praktiziert. einen Kanal der Lonza Aus dem Embdbach abgeleite- abgeleitet werden. tes Wasser, das unterwegs nicht gebraucht worden ist, läuft übri- Dieselbe Problematik wird zur gens hier als kleiner Wasserfall Zeit am neu geplanten Umfah- über den Fels in die Vispa. rungstunnel südlich Visp stu- diert. Auch hier wird das Wasser abgeleitet werden. Während der Bauphase werden deshalb die Quellen von Zeneggen und Bürchen überwacht, weil die eine oder andere vielleicht ver- siegen wird und daraus Entschä- digungsansprüche erwachsen könnten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die erwarteten 90 Sekundenliter 14 Grad warmen Wassers nicht zur Energie- gewinnung (Heizen) genutzt werden könnten. Auch bei solch niederen Temperaturen können Impression beim Tunnelbau sich bei grossen Wassermengen 31 14 Pumpwerk Katzenhaus bei Visp

Wozu mag ein Haus ohne Fenster dienen? Richtig – es wird nicht bewohnt, es schützt nur einige Pumpen, die aus einem ca. 30 m tiefen Bohrloch unter dem Gebäude sauberes Trink- wasser aus dem Untergrund gewinnen und in das Wasser- leitungsnetz einspeisen. Dabei handelt es sich um Grundwas- ser. Das ist ursprünglich Nieder- schlagswasser, das im Boden versickert ist und sich über teils Grundwasser braucht Schutz lange Wege in typischen Grund- Die Schweiz ist dicht besiedelt. wasserleitern in den Talgründen Es wird gewohnt, gedüngt, sammelt. Überall in den entsorgt, gelagert und es gibt Schweizer Tälern, aber vor allem Industrie, Gewerbe, Landwirt- im Mittelland sind vor vielen schaft und Verkehr, und bei all tausend Jahren von alten Flüssen dem kann Grundwasser ver- grosse Mengen an Schotter, Kies schmutzt werden. Da wir davon und Sand deponiert worden. trinken wollen, muss es des- Der Raum zwischen den Kiesel- halb geschützt werden. Dieser steinen und Sandkörnern (Poren- Schutz wird seit 1991 mit einem raum) bildet ein gewaltiges umfassenden Gewässerschutz- Speichervolumen, das mit etwa gesetz geregelt. 56 Mia. Kubikmeter Wasser gefüllt ist. 32 33 Zum Geleit Impressum

Das Uno-Jahr des Wassers war der Auslöser Auftrag: Dienststelle für Umwelt- für die Entstehung des vorliegenden Weges. schutz Uno-Jahre haben den Sinn, die Bevölkerung Konzept und Texte: Stefan Werthmüller, Thun weltweit für ein bestimmtes Thema zu sensibili- Projektbegleitung: Adolf Imesch, Zeneggen sieren. Gerade Wasser, insbesondere der Schutz Frédéric Zuber, Brig des Wassers, ist eines der zentralen Anliegen Zeichnungen Stefan Werthmüller der Dienststelle für Umweltschutz des Kantons und Gestaltung der Broschüre und Wallis (DUS). Daher war es naheliegend, die- der Info-Tafeln: sen Impuls auch über das Uno-Jahr hinaus zu erhalten und dafür zu sorgen, dass die Sensi- Druck der Broschüre: Mengis Druck und Verlag bilisierung der Bevölkerung und der Gäste des - Visp Kantons langfristig fortgeführt wird.

Der Weg des Wassers ist also eine Investition! Er wird Kindern wie Erwachsenen den Spazier- gang bereichern und sie sehr bewusst die Schätze ihres Lebensraumes wahrnehmen lassen. Solche Erlebnisse hinterlassen Spuren, vielleicht für ein ganzes Leben. Der Wert unse- rer Lebensgrundlagen wird bewusst gemacht und beeinflusst zukünftiges Verhalten: was als wertvoll erkannt worden ist, wird in der Regel sorgsam gepflegt. Und diese Entwicklung will die DUS fördern. Sie freut sich auf Zeiten, in denen zahlreiche ähnliche Massnahmen ihre Wirkung entfalten werden. Sie will damit zeigen, dass sie ihre Aufgaben nicht nur mit Kontrollen, Beanstan- dungen oder gar Bussen und Verfügungen wahrnehmen muss, sondern dass die Lebens- qualität im Wallis auch gefördert werden kann, gerade durch solche Beleuchtung von Wert- vorstellungen, Einsichten und Lebensfreude.

Das Verwaltungsgebäude in Sitten, in dem auch die Dienststelle für Umweltschutz untergebracht ist

37 www.stefan-werthmueller.ch