Zahlen un d f akten Ein Magazin der Bayerischen Staatsforsten für die Region Ausgabe 2 Dezember 2013

Nachgefragt!

Im Juni 2013 begaben sich 15 Studenten und Studentinnen der Technischen Universität München begleitet von ihrem Professor für Wald- und Umweltpolitik Michael Suda und dessen Mitarbeiter Der Günter Dobler in den Wald zu den Spessartern. Sie wollten herausfinden, was den M enschen so alles durch den Kopf geht, wenn sie an den Spessart denken. Unterschiedlichste Fragen haben sie den Bewohnern des Spessarts gestellt. Drei Assoziationen sollten die Befragten dabei nennen, je häufiger Vorher – nachher Auf Entdeckungsreise Die Waldarbeiter ein bestimmter Begriff fiel, desto größer ist er auf dieser Seite abgedruckt. Über die sorgfältige Planung Im Spessart gibt es einige kulturelle Sie pflegen den Staatswald eines Einschlags. Reichtümer, die es zu entdecken gilt. im Spessart.

„Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an den Spessart denken?“ schön Natur Tiere

Zerstörung FWaldreizeit Erholung Heimat Märchen Baum Aktivität Luft Ruhe Ort Dorf Landschaft „In den Wäldern des Der Spessart ist für seine Bewohner untrennbar mit dem Wald verbunden. Der Wald ist Natur. Er wird als Spessarts habe ich meine Idylle, als Ort der Ruhe, Erholung und Entspannung wahrgenommen. Die Welt im Spessart ist in Ord- Kindheit verbracht.“ nung, nur ein verschwindend geringer Teil der Befragten ( < 1 Prozent) erkennen Elemente der Zerstörung in ihrem Spessartbild. Das Bild ist also voller Harmonie, da gibt es keine Interessengegensätze oder felix m agath Konflikte. Wald und Mensch bilden hier eine Einheit, die in einem Gleichgewicht zu schweben scheint. im i nterview a uf seite 32

„Ohne Wald ist der Spessart …“

wertlos undenkbar Nichts Kein Spessart mehr nackt langweilig arm öde kahl trostlos leer sinnlos tot leblos nicht schön

Vielen Spessartern fehlt zu dieser Frage die Vorstellung. Der Spessart wäre ohne Wald nicht mehr das, was er ist. Ein Spessart ohne Wald ist keine lebenswerte Umwelt mehr und in dieser Umwelt gibt es auch keine menschlichen Aktivitäten mehr. Zwischen dem Wald und dem Spessart besteht für die Bewohner eine sehr enge, geradezu untrennbare Verbindung.

www.baysf.de Waldarbeit Inhalt/ Editorial

Der Spessart hat viel zu bieten, so viel, dass gar nicht alles in eine Aus- gabe passt, deswegen erscheint un- Forstbetrieb Hammelburg ser Magazin dieses Jahr zum zweiten Christoph Hemmerich Mal. Wer hätte zum Beispiel gedacht, ist durch seinen Vater Seite 4 schon in jungen Jahren dass hier Jahrhunderte lang eine flo ­ zur Jagd gekommen und dann war der Berufs- ALS DIE EISE NHÄMMER SC HLUGEN rie­rende Schwerindustrie zu Hause wunsch klar. Und bis Der Spessart hat eine lange Geschichte war? Eines ist in den Jahrhunderten heute kann sich der Forst- als Industrieregion. wirtschaftsmeister aus gleich geblieben – das gute Essen. dem Forstbetrieb Ham- melburg keinen schöne- Den Weg zu den Köstlichkeiten weist ren Beruf vorstellen. Seite 18 Ihnen unsere kulinarische Landkarte.

SCHLARAFFIA Da wundert es uns auch nicht, dass Eine kulinarische Reise durch den Spessart. französische Eichenholzhändler im Spessart ihr Holz für die Weinfass­her­­ Seite 22 stel­lung kaufen. Doch bevor sich das Holz auf den Weg nach Frankreich ma- VORHER – NACHHER Ein Einschlag wird sorgfältig geplant. chen kann, müssen die Bäume gefällt werden. Dies geschieht im Rahmen ei-

Seite 28 ner naturnahen Waldbewirtschaftung, deswegen wird jeder Hieb sorgfältig DEUTSCH-FRANZÖSISCHER M YTHOS ge­plant. Wie ein Waldstück vor und Eichenholz aus dem Spessart ist sehr gefragt – auch bei französischen Weinfassholzlieferanten. nach dem Hieb aussieht, erfahren Sie ab Seite 24. Felix Magath erzählt uns, wie er den Wald im Laufe seines Lebens genutzt hat. Der Meistertrai- ner fühlt sich im Spessart heimisch. IHRE BAYERISCHEN STAATSFORSTEN

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WALDSPAZIERGANG Felix Magath spaziert mit uns durch die Wälder, „Ich habe einen Traumjob. Der Spessart ist in denen er seine Kindheit verbrachte. ein sehr großes zusammenhängendes Waldgebiet mit sehr vielen verschiedenen Baumarten, hauptsächlich Buchen und Eichen, sehr viel Laubholz. Für mich gibt es nichts Anderes. Seite 40 Ich will auch nirgendwo anders hin.“ Christoph Hemmerich FREMD IS T DIE DO UGLASIE ( Forstwirtschaftsmeister) NUR I N DE R FR EMDE Fremdling oder tiefverwurzelt? Ahnenforschung einer Baumart.

Der Spessart 3 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Als die Eisenhämmer schlugen

FOTOs t EXT MATTHIAS ZIE GLER BEn edikt sarreiter

Der Spessart war einmal eine florierende Industrieregion. Die Spuren dieser Zeit sind versteckt, aber man findet sie, wenn man die Landschaft genau betrachtet.

4 Der Spessart Der Spessart 5 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Seite zuvor: Vor fast 90 Jahren trank Kurt Tucholsky die schlugen in der Lichtenau die schweren Rexroth- Geräte mit Geschichte, Sonne. Er saß mit seinen Freunden Jakopp und schen Hämmer Eisen in Form, angetrieben von altes Eisen. Im Eisenhammer Karlchen in einem Gasthaus im Hafenlohrtal, sie Mühlen und dem Wasser der . Dann zog bei Hasloch, dem letzten im Spessart, werden heute noch bestellten Steinwein. Eine der Flaschen korkte. der Betrieb um nach Lohr am (wo er bis heute Klöppel für Kirchenglocken Kurz diskutierten sie mit dem Wirt, der anderer ansässig ist), weil es dort den Fluss und die Eisen- geschmiedet, mit der gleichen Meinung war, dann orderten sie die nächsten Run- bahn als Transportwege gab, die eine bessere Technik wie vor 200 Jahren. den vom „vielen, vielen Steinwein, von allen Sor- Anbindung an den Markt gewährleisteten.

Linke Seite: ten, und alle, alle schmecken sie nach Sonne“, „Wie alle Mittelgebirgsregionen war der Spes- Marianne Geis ist die Wirtin schrieb Tucholsky 1927 in seiner Erzählung „Das sart Verlierer der Industrialisierung Mitte des des „Gasthauses im Hoch- Wirtshaus im Spessart“ über diesen Abend. Der 19. Jahrhunderts“, sagt Gerhard Ermischer zwi- spessart“. Bevor dort vor mehr Autor war auf Sommerfrische, so nannte man schen zwei Schluck Kaffee. Denn plötzlich kauften als einem Jahrhundert der damals die Flucht der Städter aufs Land in der die früheren Kunden aus der Region bei der Kon- Gastbetrieb aufgenommen wurde, trommelten auf dem heißen Jahreszeit und es gefiel ihm außerordentlich kurrenz aus ganz Deutschland, die oft günstigere Gutshof Eisenhämmer. gut im kleinen Mittelgebirge. Nicht nur weil der Waren von besserer Qualität anbot. Die Zollschran- Wein gut war, sondern auch wegen der Landschaft, ken fielen und viele Gebiete des Spessarts waren die er so beschrieb: „Dies ist eine alte Landschaft. durch fehlende Zugverbindungen schlecht ver- Die gibt es gar nicht mehr; hier ist die Zeit stehen- netzt. Die Vor- und Nachteile eines freien Mark- geblieben.“ Doch darin irrte Tucholsky, die Land- tes kennt man also nicht erst seit der Globalisie- schaft war keinesfalls ursprünglich, sie wurde rung. „Ein anderes Problem war, dass es zwar geformt von der wirtschaftlichen Nutzung der viele Rohstoffe im Spessart gibt, Eisen, Kupfer, jeweiligen Zeit. Silber, Mineralien, Salz oder Kalk, aber eben nicht „Hier im Hafenlohrtal hat es einmal gedampft so massenhaft und in so hoher Qualität, dass es und gelärmt, das war ein Industriestandort“, sagt für eine großindustrielle Produktion reichen wür- Gerhard Ermischer, Vorsitzender des Archäologi- de. Es gibt dafür eine passende Umschreibung: schen Spessartprojekts, das sich zur Aufgabe ge- Der Spessart ist reich an armen Rohstoffvorkom- macht hat, Besuchern und Bewohnern des Spes- men“, sagt Gerhard Ermischer. sarts dessen Geschichte näher zu bringen (siehe Bis ins 18. Jahrhundert war der Spessart jedoch Interview). Ermischer hat am Tisch im „Gasthaus Heimat florierender Industriebetriebe. Besonders Hochspessart“ Platz genommen, an dem sich Tu- erfolgreich waren sie im Mittelalter, also bis ins cholsky damals betrank. An der mit dunklem Holz späte 15. Jahrhundert. Die Täler des Mittelgebirges vertäfelten Wand neben ihm hängt eine Fotografie waren durchzogen von Glashütten, in Minen wur- von den Freunden Kurt, Jakopp und Karlchen, die den Rohstoffe gewonnen, das Wasser der vielen während ihres Besuchs aufgenommen wurde. „Ich Flüsse und Bäche lieferte die Energie für Eisen- sage immer zu meinem Mann, wir sollten einmal hämmer, Sägewerke, Walk-, Papier- oder Filzmüh- zu Tucholskys Grab fahren und uns bei ihm bedan- len. Die Wälder wurden gerodet. Wo heute dichter ken. Er hat uns zu vielen Gästen verholfen“, sagt Wald den Spessart bedeckt, stand nicht selten die heutige Wirtin Marianne Geis im Spessart- bis vor 100 oder 200 Jahren kaum ein Baum mehr. eigenen Singsang aus Fränkisch und Hessisch. Sie Mit Holz und Holzkohle wurden die Öfen von kommt gerade lachend aus der Küche und bringt Töpfereien und Eisengießereien befeuert, Häu - Gerhard Ermischer einen Kaf- ser gebaut, Möbel gezimmert. fee. Marianne Geis’ Vorfah- Buchen und Eichen wurden ren hatten das Gut Lichtenau geschlagen und über ein aus­ 1896 von Julius Rexroth ge- geklügeltes System aus befes- kauft. Rexroth war der Spross Wo heute tigten Bächen und Schwemm- der Unternehmerfamilie Rex- dichter Wald den becken, die zum Driften der roth, einer Eisengießer- und Stämme mehr Wasser für die Hammerwerkedynastie, was Spessart Bäche lieferten, aus den Tä- anzeigt, dass hier in der seit bedeckt, stand oft lern bis zum Main transpor- Tucholskys Zeit unveränder- tiert. Dort wurden sie zu Flö- ten, gemütlichen Gaststube, bis vor 100 oder ßen zusammengebunden und nicht immer Spessartforelle 200 Jahren kaum bis nach Holland verkauft. „Ich und Frankenwein kredenzt sage immer, man kann in Ams- wurden, sondern der Raum ein Baum. terdam auf dem Spessart des vielleicht auch mal als Eisen- 15. und 16. Jahrhunderts lau- lager oder Werkzeugkammer fen. Denn die Stadt steht auf benutzt worden war. Bis 1871 Pfeilern, die unter anderem aus

6 Der Spessart Der Spessart 7 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Holz aus dem Spessart gefertigt wurden. Und Doch an einem Ort im Spessart bekommt man man kann im Kölner Dom durch den Spessart des noch einen Eindruck von der Technik des 19. Jahr- Der W ald 12. und 13. Jahrhunderts blicken, denn das Glas hunderts und wie sie die Umgebung geprägt der großen Fenster wurde im Spessart produziert“, hat. Man muss dafür zu Armin Hock nach Hasloch sagt Gerhard Ermischer auf dem Weg nach Ein­ fahren. Es geht Richtung Main, dann durch eines Holz spielte für die Indus­ siedel, einem kleinen Ort in der Nähe Lichtenaus. der im Spessart typischen trichterförmig zulau- trie im Spessart immer Draußen fliegt der Wald vorbei. Viel Wald, da- fenden V-Täler, an einer Kirchenruine vorbei, auf eine wichtige Rolle. Im Mit­ zwischen immer wieder gewaltige Eichen. Bis vor das Gelände des Maschinenbauers und Eisengie- telalter und auch später 60 Jahren war der Talgrund um die Hafenlohr noch ßers Kurtz GmbH. Dort steht Armin Hock, graue wurde es zur Kohle verar­ frei gewesen. Der Wald wurde erst durch die Förs- Haare, grauer Schnauzer, lockere Sprüche und beitet, war Energieliefe­ ter des Fürsten zu Löwenstein, dem Besitzer des öffnet im rauchverhangenen Raum des alten Ei- rant für Glasöfen, Eisen­ Waldes um Einsiedel, gepflanzt. Die Forstwirt- senhammers die Luftzufuhr unter dem Schmiede- hütten und Schmieden. schaft ist heute neben dem Tourismus der bestim- ofen. Die Kohle glüht weiß, Hock erhitzt lächelnd Aus Holz wurden Möbel mende Wirtschaftszweig des Hafenlohrtals. ein Stück Metall bis es orange leuchtet und geht und Häuser gebaut und es Einsiedel besteht nur aus ein paar Häusern, hinüber zu einem dicken Eichenstamm, an des - wurde als Baumaterial und doch kann man auch dort die Geschichte sen Front ein Nockenkranz angebracht ist. Rechts bis nach Holland verkauft. des Spessarts lesen. Seit dem neben dem Stamm befindet sich Die Struktur des Waldes Ende des 15. Jahrhunderts war ein beachtlicher Eisenkopf mit änderte sich durch seine es ein Klosterhof mit Kapelle. Holzstiel. Das ist der Eisenham- Bewirtschaftung immer 1803 wechselte Einsiedel den mer. Hock wirft die Mühle drau- wieder. Mal war er dichter, Besitzer. Die Mönche mussten Einsiedel besteht ßen an, der Stamm dreht sich, mal lichter. Mal waren die aufgrund der Säkularisierung nur aus ein paar hebt den Stiel des Hammers mit Täler frei, mal bewaldet. gehen, der Fürst zu Löwenstein einer Nocke, die Lücke danach Und auch heute ist der Wald zog ein. Er gründete die Glas- Häusern, doch lässt den 170 Kilogramm schwe- wichtiges Wirtschaftsgut manufaktur Karlshütte, in der man kann dort die ren Hammer krachend auf das im Spessart. Er liefert das 50 Mitarbeiter in den folgen- glühende Stück Eisen fallen und Material für die Säge­ den Jahren Gläser, Flaschen und Geschichte des plättet es. Dann folgt der nächs- werke und Holzindustrie, Schmuck herstellten. Die alte Spessarts lesen. te Schlag und der nächste. Seit Wald­hackschnitzel für Klosterkapelle wurde zum Ma- 43 Jahren arbeitet Armin Hock moderne Biomasseheiz­ teriallager. Der Fürst baute für hier, jede seiner Bewegungen kraftwerke und Brennholz seine Arbeiter eine Kirche aus ist automatisiert und fließend. für den Kamin zuhause. rotem Spessart-Sandstein, die Seit 1779 steht der Eisenham- bis heute über Einsiedel thront. Es gab eine Grund- mer in Hasloch, mit ihm beginnt die Geschichte schule und lange viel zu tun. Doch 1889 musste der Kurtz GmbH. Bis 1945 arbeiteten 16 Schmie- auch die letzte große Glashütte im Spessart schlie- de in dem roten Backsteinbau an vier Eisenhäm- ßen. Steht man im Zentrum von Einsiedel, das mern, stellten jährlich zwischen 50 000 und 60 000 heute noch 10 Einwohner hat, erinnert nichts mehr Pflugscharen her. Damals muss es dort unerträg- an Manufaktur und Glashandwerk. Auf dem Schür- lich laut gewesen sein. loch des ehemaligen Hauptglasofens wurde nach Danach wurde der Betrieb runtergefahren, dem Einstellen des Betriebs der Tradition gemäß doch bis heute schmiedet Armin Hock mit seinen eine Eiche gepflanzt, die nun still und hochgewach- Kollegen jeden Tag Klöppel für Kirchenglocken. sen vom Ende einer Ära erzählt. Um noch Spuren Könnte man die nicht auch drüben in den moder - der Vergangenheit zu entdecken muss man hoch nen Hallen der Kurtz GmbH fertigen? „Natürlich“, zur Kirche steigen und den Wald am Hügel hinter sagt Armin Hock, „aber warum? Die Eisenhämmer Einsiedel betrachten. Das untere Drittel besteht funktionieren einwandfrei, und wir wollen den aus Fichten, darüber Laubwald bis zum Kamm der Leuten doch zeigen, wie im Spessart einmal ge- Rechte Seite oben: Anhöhe. „Die Fichten wurden erst im 20. Jahr­ arbeitet wurde. Man sollte die Geschichte nicht Die Plakette am Eisen­ hundert gepflanzt. Davor war da Niederwald, das vergessen, die Tradition nicht einfach aufge- hammer Hasloch erinnert Holz wurde für die Glasmanufaktur gebraucht. ben.“ 16 Eisenhämmer klopften früher im Spes- an den Beginn der Eisen­ verarbeitung in diesem Teil Und auch der Laubwald war sicher damals lichter sart Eisen in Form, der in Hasloch ist der letzte. des Spessarts. als heute“, sagt Gerhard Ermischer. Es ist schwer Er berichtet von einer Landschaft, die immer stark vorstellbar, wie die Landschaft mit weniger Wald von Menschen geprägt wurde, die Industriestand- Rechte Seite unten: aussah, wie die Glasöfen dampften, wie das Häm- ort war, wenig später Kurt Tucholsky zu roman­ Auf dem Weg nach Einsiedel säumen große Eichen die mern der Arbeiter den Rhythmus von Einsiedel tischen Schwärmereien inspirierte und die trotz- Straße. Die Kirche von Einsie- bestimmte, wo heute nur das Rascheln der Blätter dem eine Kulturlandschaft ist, die immer genutzt del, das heute nur noch aus im Wind zu hören ist. wurde. wenigen Häusern besteht.

8 Der Spessart Der Spessart 9 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Diese Seite: Armin Hock, der Schmied vom Eisen­hammer Hasloch, zeigt an, woher die Luft kommt, die das Schmiede- feuer erglühen lässt.

Rechte Seite: Heute wie früher treibt Wasserkraft die Mühlen an.

10 Der Spessart Der Spessart 11 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Nicht weit vom „Gasthaus im Spessart“ steht der „Hohe Knuck“ im Hafenlohr- tal. Früher einmal Säge- werk, ist dort heute eben- falls ein Gasthaus.

12 Der Spessart Der Spessart 13 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

„Die Landschaft ist wie ein Buch.“

Herr Ermischer, was ist die Aufgabe des Archä­ wo eben die römischen und griechischen Ruinen ologischen Spessartprojekts? Spessart­ stehen oder die Kathedralen in den Städten. Das Wir wollen ein Bewusstsein für die Landschaft des projekt ist dann Kulturlandschaft. Die vielen kleinen Din- Spessarts und deren kulturellen Reichtum schaf- ge vor der Haustüre, die bei weitem nicht so spek- fen. Zu Beginn – unsere Anfänge reichen bis ins takulär, aber historisch ebenso interessant sind Jahr 1994 zurück – konzentrierte sich der Verein Neben der Vermitt- und genauso viel über die Entwicklung der Land- noch ganz auf die Archäologie und klassische lung der Kulturland- schaft erzählen, die sieht man erstmal gar nicht Fragen der Denkmalpflege. Aber im Laufe der Zeit schaft an Bewohner als wertvolles Kulturelement an, sie werden nicht ging es immer mehr darum, ein ganzheitliches Bild und Touristen ist geschätzt. von der Landschaft zu zeigen. die Forschung Aufgabe Wie haben Sie das geändert? Was heißt das? des Archäologischen Wir mussten den Leuten zeigen, dass ihr Wissen Nun, man hat den Spessart immer als eine ge- Spessartprojekts (ASP). von den Dingen vor ihrer Haustür auch wertvoll schichtslose Landschaft gesehen. Das hat sich mit Wie verändert ist. Wir versuchten eine Verbindung zu ihrer Ge- unseren Projekten massiv geändert. Etwa durch sich das Klima, welchen schichte herzustellen. Vielleicht hat der Großvater die Kulturwege, bei denen wir mit Hilfe der Bürger Einfluss hat der oder der Urgroßvater im Rexroth-Werk im Hafen- des Spessarts die Geschichte und Besonderheiten Mensch auf die Natur? lohrtal gearbeitet, oder die Familie war im Berg- ihrer Landschaft zusammengetragen haben, bis Dafür arbeitet das bau tätig oder später in der Heimschneiderei. Und in die Gegenwart. Dabei kommt es gar nicht auf ASP mit verschiedenen vor allem die Heimschneiderei ist ja erst einmal die großen Dinge an, sondern auf die vielen klei- Uni­versitäten und nicht glamourös. Eine Tätigkeit, die nicht gut be- nen Geschichten, die die Leute erzählen. Daneben Forschungseinrichtungen zahlt war, mit der man seine Familie gerade so machen wir auch große Forschungsprojekte, wie zusammen. über Wasser halten konnte. Sie war aber in eine zum Beispiel das Projekt zu den mittelalterlichen Wirtschaftsentwicklung im 19. Jahrhundert einge- Burgen im Spessart. Am Anfang unserer Arbeit Dr. Gerhard Ermischer bunden, die für die ganze Region ungeheuer wich- kannte man nur die großen Burgen am Spessart- wurde 1963 in Salz- tig war. war einmal das Zentrum Im Uhrzeigersinn: rand und ein paar innerhalb des Spessarts wie burg geboren. Er ist Leiter der Textilindustrie in Deutschland und die Leute Die alte Klosterkapelle die Burg Rieneck. Aber die hochmittelalterlichen des Archäologischen im Spessart nähten zuhause für die großen Unter- von Einsiedel. Das Hafen­ lohrtal im Herbst. Ein Burgen, die zum großen Teil aus Holz und Erde Spessartprojekts. nehmen dort. Das ging bis Mitte des 20. Jahr­ Forellenteich – die Fisch- gebaut wurden, waren meist unbekannt. Inzwi- hunderts und dann in den 60 er, 70 er Jahren ganz zucht ist noch heute schen wissen wir von Hunderten dieser rapide nach unten, weil die Produktion ein wichtiges Gewerbe im Anlagen – vor allem dank der Mitarbeit in Billiglohnländer verlagert wurde. Natür- Spessart. zahlreicher freiwilliger Helfer. lich kannten die Leute die Heimschneide- Sie sagten, der Spessart wurde bisher rei, sie wussten aber nicht, wie prägend als geschichtslose Landschaft gese- sie für Landschaft und Region war. hen. Wussten die Bewohner nichts von Man kann also sagen, dass das Spes- ihrer Geschichte? sartprojekt den Blick auf die Landschaft Das ist keine Frage des Nichtwissens. Das verändert. Problem liegt auf einer anderen Ebene. Ja, wir sagen immer: Die Landschaft ist Wenn man den Leuten sagt, ihr lebt in wie ein Buch, in dem man lesen kann, aber einer Kulturlandschaft, dann schauen sie es ist wie bei einem Buch – man muss einen mit großen Augen an, denn sie wis- lesen lernen. Wir versuchen eben den Leu- sen ja genau, was eine Kulturlandschaft ten einen anderen Blick auf die Landschaft ist. Die vermuten sie aber eher in ihren Ur- zu vermitteln, damit sie die Spuren der laubsländern Griechenland, Italien, Türkei, Geschichte erkennen.

14 Der Spessart Der Spessart 15 Waldarbeit Waldarbeit

Diese 72 Waldarbeiter arbeiten in den Staatswäldern im Spessart. Sie pflanzen Bäume oder pflegen junge Forstbetriebe Waldbestände in der warmen Jahreszeit, und wenn es kalt Hammelburg, wird fangen sie mit der Holzernte an. Sie erhalten und Heigenbrücken den Wald von heute und sorgen für den Wald von morgen. Alle Spessartwaldarbeiter aus den Forstbetrie- ben Hammelburg, Rothenbuch und Heigenbrücken auf einem Bild unterzubringen war ein großer logistischer Aufwand. Umso mehr freuen wir uns, dass es geklappt hat die vielen Gesichter des Staatswaldes hier zu versammeln. schlaraffia schlaraffia

Schlaraffia Die Wirtshäuser im Spessart sind berühmt, nicht nur für Schmor- gerichte und Würstchen aus Wildschwein und Reh – freuen Sie sich auch auf Lakefleisch aus dem Lagerfeuer, Wildkräuter und aromatisches Obst, frisch oder frisch gebrannt. Eine Auswahl:

RESTAURANTS Bierverkostungen und Braue­ wild reibesichtigungen angeboten. 1. Spechtshaardt 1. Wildspezialitäten www.brauhaus-wiesen.de Spezialitäten: Im Winter Ludwig Kunkel (siehe Seite 20): Lakefleisch Die Wildspezialitäten aus 2. Edelbrennerei Dirker am Lagerfeuer. Im Sommer: dem Hochspessart werden Tipp für Kenner: Zu den be- Panoramaterrasse mit Blick küchenfertig vorbereitet liebtesten Produkten gehört über das Hafen­lohrtal. und können nach telefoni- das „flüssige Nutella“. Der Tel.: 06094 97200 scher Bestellung in Rothen- Haselnussgeist wird aus ge- www.spechtshaardt.de buch abgeholt werden. rösteten Haselnüssen auf Tel.: 06094 1066 einem Rosenhut-Destillier­ 2. Forsthaus Echterspfahl apparat hergestellt. Spezialitäten: 2. Ritter Rainer Saulädchen www.dirker.de Frische Wild- und Pilzgerichte. Alles rund ums Wildfleisch Tel.: 06094 326 wird freitags und samstags 3. Weingut www.forsthaus-echterspfahl.de im Saulädchen angeboten. Johannes Deppisch Spezialität: Wildschwein- Eine Besonderheit ist der 3. Gasthof Zum Löwen fleischkäse. JOSECCO, der einzige Edel- Spezialitäten: Regionale Tel.: 06055 82389 perlwein Frankens. Schmankerl und Bratwürste www.deppisch.com aus eigener Herstellung. 3. Alois Sagasser Tel.: 06094 984994 Wild aus der Region zur www.gasthof-zumloewen.de Abholung. Tel.: 09356 972159 4. Hotel Jägerhof

Spezialität: Traditionelle 4. Metzgerei Schneider REGIONALE Küche mit Produkten aus der Wild, Ziege oder Pferd – die PRODUKTE Region. Metzgerei Schneider bietet Tel.: 06094 361 1. Die Wildkräuter Drey eine besondere Fleischauswahl www.hoteljaegerhof.de Hier kommen Kräuterliebhaber auf Märkten der Region an. auf ihre Kosten. Die angebo­ Abholungen in Krombach nach 5. Landgasthof tenen Delikatessen werden aus telefonischer Vereinbarung. Hochspessart Wildkräutern hergestellt, Tel.: 06024 5795 Spezialität: Feines Rehwild die auf heimischen Wiesen, in www.pferd-lamm-ziege.de aus dem Spessart. Hecken und im Wald gesam- Tel.: 06020 97200 melt werden. 5. Metzgerei www.hochspessart.de www.die-wildkräuter-drey.de Michael Loschert Wildspezialitäten aus der 6. Zur frischen Quelle 2. Obstbau Wolf Region. Spezialitäten der Saison. Pflückfrisches Obst von den Tel.: 09359 232 Tel.: 06020 1393 eigenen Obstplantagen, Mar- www.diefrischequelle.de meladen, Säfte und Frucht- 6. Edeka-Aktiv-Markt weine werden im Hofladen Stolzenberger und auf dem Aschaffenburger Wildfleisch und -wurst­pro­ Wochenmarkt angeboten. dukte aus dem Spessart wer- www.obsthof-wolf.de den von Herbst bis Frühjahr angeboten. FLÜSSIGES 3. Fischgut Seewiese www.edeka-stolzenberger.de Fischliebhaber können zu­ 1. Bürgerliches Brauhaus sehen, wie ihr Fisch gefangen Wiesen wird und ihn anschließend Für Bierfreunde ein echtes gleich mitnehmen. Kinder dür- Erlebnis – neben feinen Bier- fen ihr Glück beim Angeln spezialitäten werden auch auch selbst versuchen. Illustration: Ma rtin h aake www.fischgut-seewiese.de

18 Der Spessart Der Spessart 19 schlaraffia schlaraffia

Lakefleisch – de r Br aten Rezept: aus de r A sche für Fei nschmecker Wildschweinlende a uf fr ischen und W aldarbeiter pilzen m it K artoffel­Sellerie- p ü r ee Hawaii hat seinen Emu, Neuseeland den Hangi, der Spessart das und W alnüssen Lakefleisch. In den schönsten Gegenden der Welt vergräbt man ger- ne den Sonntagsbraten: Fleisch, manchmal auch Gemüse, wird bei Zutaten für 4 Personen niedrigen Temperaturen über viele Stunden ganz sanft gegart. Durch Für das Kartoffel-Selleriepüree: die sanfte Garmethode ist das Ergebnis superzart, unglaublich saf- 600 g mehlig kochende Kartoffeln tig und sehr beliebt für große Feste. Auf Hawaii kommen dafür gro- 100 g Knollensellerie ße Stücke Fleisch, manchmal ganze Lämmer, in dicke Lagen frischer 1/4 l Milch Bananenblätter, um dann mit reichlich Glut und Steinen in der Erde 20 g Butter vergraben zu werden. Neuseeländische Naturburschen glühen dicke Im E ichelparadies – W ildschweine 100 g Walnüsse Lavasteine (die platzen nicht, wie zum Beispiel Kalksteine) in riesi- aus de m S pessart Salz und Pfeffer „Ich sc hreibe Rezep te gen Scheiterhaufen vor und vergraben dann nur die heißen Steine Wildschweine können große Schäden in der Landwirtschaft an­richten nie a uf.“ mit Allerlei vom Kohlkopf bis zur Schweineschulter in ihren Hangis. und sie werden immer mehr. Zunehmend warme und daher kürzere Für die Wildschweinlenden: Sie stehen jeden Tag in der Küche und kochen für Ihre Hierzulande sind die Stücke kleiner, die Garmethode ist aber nicht Winter verringern die Sterblichkeit, auf den Äckern findet man immer 800 g Pilze (idealerweise Steinpilze) Gäste, was kochen Sie besonders gerne? weniger raffiniert: Wahrscheinlich begannen Waldarbeiter im spä - mehr Mais, Kraftfutter für die Wildschweine. Selbst in höheren Lagen 1 Zwiebel Alles. Ich habe kein Gericht, das ich am liebsten koche. Ich ten 19. Jahrhundert, ihr Mittagessen in großen Gluthaufen zu garen. des Alpenvorlandes, in denen es vor wenigen Jahren noch kein 1 Knoblauchzehe mag neue Herausforderungen, deswegen koche ich auch nie Kühlschränke gab es noch nicht, deshalb verwendeten sie haltbares Schwarzwild gab, werden zunehmend Wildschweine gesichtet. Vor 2 große oder 4 kleine Wildschweinlenden nach Rezept, aber ich lese sehr gerne Rezepte. Wenn ich ein Fleisch – aus der Pökellake, daher der heutige Name Lakefleisch. diesem Hintergrund wird eine konsequente Bejagung immer wich­ 20 g Butter gutes Rezept lese, lege ich es beiseite und lese für das gleiche Damals wurde Holz oft in großen Kahlschlägen geerntet, die Baum- tiger. Die Jagd ist jedoch nicht einfach, Schwarzwild ist scheu und 2 Frühlingszwiebeln Gericht noch andere. Ich kann mir Kräuter- und Gewürzmi- kronen verbrannte man direkt im Wald, so hatten die Waldarbeiter lernfähig. Eine Kombination aus Jagd vom Ansitz und gut organisier- eine Hand voll Schnittlauch schungen sehr gut vorstellen und probiere sie dann in Kom- große Feuer, deren Reste über Tage glühten. Morgens vergruben sie ter Drückjagd in der laubfreien Zeit setzt die Tiere am wenigstens Salz und Pfeffer bination mit den Rezepten, die ich dazu gelesen habe. So darin ihr Mittagessen, dick verpackt in nassen Zeitungen um das unter Stress, was auch für die spätere Fleischreifung sehr wichtig finde ich dann mein Gespür für die Zubereitungsart. Ich pro- Fleisch vor zu großer Hitze und Trockenheit zu schützen. Ganz ent- ist. Wildschweine schmecken so saftig wie Hausschweine, in Koch- biere sie dann so häufig, bis es so schmeckt, wie ich es mir scheidend war dabei ein sauberer Luftabschluss durch sanfte Glut rezepten sind beide Fleischsorten weitgehend austauschbar. Dabei 1. vorstelle. Aber ich schreibe meine Rezepte nie auf, deswegen und reichlich Asche, damit die Zeitung nicht irgendwann zu heiß wur- ist Wildschweinfleisch aromatischer und deutlich fettärmer. Wild- Für das Püree zunächst die Kartoffeln und die Sellerieknolle waschen, schmecken sie immer ein bisschen anders. de und Feuer fing. Auf vielen Vereinsfesten im Spessart gibt es das schweinbraten hat keine Kruste, denn die Schwarte wird abgezo- schälen und in Würfel schneiden. Alles in einem Topf mit Salzwasser Was ist das Besondere am Wildschweinfleisch? Lakefleisch heute wieder, nur wurde die damals bleihaltige Zeitung gen. Am beliebtesten sind die sogenannten Überläufer, Jungtiere gar kochen. Anschließend das Gemüse in eine Schüssel geben und Das Wildschwein hat einen nussigen Geschmack, es ist ein durch Alufolie und das Kronenholz durch Brennholz ersetzt. Lake- von 1 bis 2 Jahren und mit einem Gewicht zwischen 30 und 60 Kilo. mit dem Kartoffelstampfer zerdrücken. Mit einem Schneebesen nun kerniges Fleisch, deshalb muss man bei seiner Zubereitung fleisch ist immer noch wunderbar zart und saftig und – anders als Emu Nach freundlichen Herbstmonaten und einer ordentlichen Eichel- Butter und Milch unterrühren. Abschließend mit Salz und Pfeffer auch ein paar Dinge beachten. Wildschwein hat eine längere und Hangi – durch die Pökellake auch automatisch perfekt gewürzt. und Bucheckernmast im Wildschwein-Schla­raffenland Spessart sind abschmecken. 100 Gramm Walnüsse zerkleinern, trocken in einer Garzeit als beispielsweise Reh oder Rotwild. die Tiere natürlich gemästet und für den Schmortopf perfekt. Dage- Pfanne anrösten und unter das fertige Püree heben. Haben Sie einen Tipp, wie man erkennt, wann das Fleisch gen sollte man kurz vor der Paarungszeit im Winter das Fleisch von gar ist? Keilern meiden. Im Spessart fressen die Tiere im Herbst vor allem 2. Bei Wildschweinlenden kann man mit einem Löffel aufs Fleisch Eicheln aus den heimischen Mischwäldern, während Schwarzwild Parallel dazu 2 große oder 4 kleine Wildschweinlenden im Ganzen drücken, je mehr das Fleisch nachgibt, desto roher ist der Zu- in vielen anderen Gegenden sehr viel mehr Mais frisst. Wer jemals zartrosa anbraten und mit Salz und Pfeffer würzen. Nun das Fleisch stand. Ein Wildschweinbraten braucht mindestens zwei Stun- einen Schinken vom halbwilden spanischen Eichelschwein, einen bei 80 Grad im Ofen circa zehn Minuten nachgaren lassen. den bis er fertig ist, weil das Fleisch so kernig ist. Sticht man „Jamon ibérico Bellota“, probieren durfte, ahnt wie viel kulinarisches mit einer Fleischgabel ins Fleisch und es bleibt nichts mehr an Potenzial in wilden Spessart-Schweinen steckt. 3. der Gabel hängen, dann ist der Braten fertig. In dieser Zeit die Pilze putzen, kleinschneiden und in einer Pfanne Welche Gewürze verwenden Sie für Wildschweinfleisch? mit Butter, Zwiebeln, einer fein gehackten Knoblauchzehe und Früh- Viele legen Wildschwein ja ein, zum Beispiel in Rotwein. Ich lingszwiebeln andünsten. Bei geringer Hitze etwa fünf Minuten kö- mache das nie, weil dann der gute Eigengeschmack verloren cheln lassen und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Lende aufschnei- geht. Bei einem Wildschweinbraten dürfen Lorbeerblätter, Wa- den und auf den Pilzen anrichten, mit Schnittlauchröllchen bestreuen cholderbeeren und Knoblauch nicht fehlen. Bei Wildschwein- 1 276 und das Püree dazu reichen. lenden reicht es, wenn man sie mit Satz und Pfeffer würzt. Das Wildschweinrezept wurde freundlicherweise vom Gasthof Echterspfahl zur Verfügung gestellt. Gabi B allmann Wildschweine Die Inhaberin und Köchin des Forsthaus Echters- Wildschweine wurden im Jagdjahr 2012 /2013 in Forsthaus Echterspfahl, pfahl greift beim Kochen gerne auf regionale den Staatswäldern im Spessart erlegt. Eine beachtliche Zahl, An der Staatsstraße 8, 63879 und saisonale Produkte zurück. Trotz ihrer Routine in denn Wildschweine sind nachtaktiv und vor allem schlau. Tel.: 06094 326, www.forsthaus-echterspfahl.de der Küche gibt es keine Routine auf dem Teller, Im Spessart fühlen sich die Schwarzkittel besonders wohl, denn denn die Wirtin kocht nicht nach Rezept, deswegen das Klima ist angenehm und es gibt viele Eicheln. schmeckt es jedes Mal ein bisschen anders.

20 Der Spessart Der Spessart 21 Forstwirtschaft Forstwirtschaft

Vorher

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Auch wenn viele Wälder im Spessart nicht so aussehen, sie werden bewirtschaftet. Dass man das nicht merkt, dafür sorgen im Staatswald intelligente Konzepte und eine schonende Vorgehensweise. Nachher

Die markierten Bäume wurden entnommen, aber Mit dem Stichwort „einzel- der Wald ist immer noch stammweise Nutzung“ kann da. Nur etwas lichter und man die Bewirtschaftung des heller ist er geworden. Staatswalds gut zusammen- Davon profitieren die ver­ fassen. Nicht ganze Bestände, bleibenden Bäume und sondern nur die mit roter die nächste Baumgenera- Farbe markierten Bäume, hier tion. (Forstbetrieb Heigen­ im Bild vor allem Fichten brücken, Revier Neuhütten, und Kiefern, werden gefällt. Abteilung Lohrpfad)

22 Der Spessart Der Spessart 23 Forstwirtschaft Forstwirtschaft

vor de m h ieb Vorher – n achher Das sogenannte Auszeichnen, also die farbige Förster und Waldarbeiter sprechen die gleiche Sprache. Mit der Farbe an den Bäumen gibt der Förster die Entwicklung Auswahl von Bäumen, die gefällt bzw. gezielt er- des Bestandes vor, etwa welche Bäume mehr Raum bekommen oder welche Baumarten gefördert werden. Und die Wald­arbeiter wissen dann ganz genau, was sie zu tun haben. (Forstbetrieb Heigenbrücken, Revier Neuhütten, Abteilung Lohrpfad) halten bleiben sollen, steht am Ende eines um- fangreichen Planungsprozesses. Dieser beginnt mit einer Stichprobeninventur, die wichtige Wald- daten erfasst, etwa die Baumartenzusammenset- zung, den Holzvorrat oder die Menge an Totholz. Die Forsteinrichtung kombiniert diese Daten mit den Ergebnissen der bestandsweisen Waldbegän- ge und erarbeitet dann Bewirtschaftungspläne für die nächsten zehn Jahre. Diese Pläne setzen die Förster mit der Sprühdose im Wald um, etwa mit einem roten Punkt auf Bäumen, die geerntet wer- den sollen. Oder mit einem farbigen Band an den Bäumen, die besonders gut gewachsen sind und erhalten bleiben. Beim Auszeichnen legen die Förs- ter auch die „Feinerschließung“ an. Das bedeutet, dass die Rückegassen markiert werden, auf de - nen die Forstmaschinen fahren dürfen. Meist ge- schieht dies mit zwei Strichen auf Bäumen rechts und links der Gasse. So wird dauerhaft sicher­ gestellt, dass der Boden nicht flächig verdichtet wird. Die Waldarbeiter können diese Zeichen lesen Vorher und wissen ganz genau was zu tun ist. Und sie wis- Ohne Maschinen geht es nicht. Aber nur auf definierten Wegen, wenn das Wetter es zu - sen auch: Der Bestands- und Bodenschutz geht lässt und so schonend wie möglich. über alles. Das kann dann schon mal bedeuten, dass nach langanhaltendem Regen die Maschinen in der Garage bleiben müssen.

nach de m h ieb Die Wälder im Spessart sind Teil einer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft. Dies wird direkt nach einem Hieb am augenscheinlichsten. Denn ohne Spuren geht es nicht. Holz ist schließlich groß und schwer und das Fällen und Abtransportieren braucht Ma- schinen. Im Staatswald wird jedoch hart daran gearbeitet, dass die Spuren so gering wie möglich ausfallen. Dafür setzen wir auf eine sorgfältige Pla- nung, das richtige Wetter, Rückegassen, Maschi- nen mit sehr breiten Reifen oder Ketten, gute Aus- bildung der Waldarbeiter und schonende Arbeit. Unseren forstlichen Fußabdruck wollen wir damit so gering wie möglich halten. Denn je geringer die Schäden, umso weniger Zeit braucht der Wald, diese Wunden wieder zu schließen. Und so fällt es bereits nach ein bis zwei Jahren schwer, noch Spu- ren der letzten Maßnahme zu erkennen. Denn der Wald als solcher bleibt erhalten, wenn auch mit einigen Bäumen weniger. Die Nutzung im bayeri- nachher schen Staatswald geschieht einzelstammweise. Und ganz ohne Spuren auch nicht. Leider. Dass Vielleicht denken deswegen so viele Waldbesucher, hier eine schwere Holzerntemaschine gefahren dass es im Spessart besonders viele, schützens- ist, wird man im kommenden Jahr aber kaum mehr sehen können. (Forstbetrieb Heigenbrücken, werte Naturwälder gibt. Wir fühlen uns dadurch Revier Heigenbrücken II, Abteilung Rauhhöh) in unserer Arbeit bestätigt.

24 Der Spessart Der Spessart 25 Waldarbeit Waldarbeit

Forstbetrieb Hammelburg Vom Buntsandsteinspessart bis zur Vor- rhön erstreckt sich der Forstbetrieb Hammel- burg. Die Waldarbeiter Adam Klosko, Nico Werthmann und Martin Gabrys bilden eine Rotte des Forstbetriebs Hammelburg, die vor allem im Nordspessart aktiv ist.

„Die Artenvielfalt bei uns im Spessart ist ganz besonders. Es gibt verschiedene Bäume, keine Monokulturen, wie z. B. nur Fichten- oder Kiefernbestände; da wäre es nicht so schön zu arbei- ten, hier hat man besonders viel Abwechslung.“ Adam Klosko „Die Arbeit in der Natur ist das Schönste. Man ist hier draußen, kann man sagen, sein eigener Chef. Ich war schon als Kind gern in der Natur. Auch meine Hobbys sind alle mit Natur verbunden.“ Martin Gab rys

„Am meisten fasziniert mich an der Waldarbeit die ständige Veränderung, das Wachstum zu beobachten. Wenn ich jetzt die Bäume sehe, die ich 1999 gepflanzt habe und wie die sich weiterentwickelt haben, ist das ein- fach schön. Man sieht hier draußen über die Jahre, wie sich alles weiterentwickelt, das ist in der Industrie nicht so. Da fertigt man ein Teil und das ist dann halt weg. Hier draußen sehe ich, wie die Natur wächst.“ Nico W erthmann holznutzung holznutzung

Deutsch- französischer Mythos

Illustration t EXT An dré g ottschalk JAKOB sc hrenk

Franck Deschamps kauft Eichen im Spessart. In Frankreich werden aus dem Holz Weinfässer gefertigt.

28 Der Spessart Der Spessart 29 holznutzung holznutzung

„Ich kann Eichen gar nicht lange genug ansehen“

400 Kilometer ist Franck Deschamps gefahren, industrie liegt bei der Qualität und beim Preis aus Bar-le-Duc in Lothringen bis in den Spessart, die eic he genau zwischen Furnier und Sägeholz. jetzt ist er gerade aus dem Auto geklettert, steht Rund drei Viertel seiner Eichen kauft Deschamps am Rande eines Forstwegs bei Rothenbuch, lächelt nach wie vor in Frankreich, den Rest in Deutsch- 1 – Im Wald 2 – Im Sägewerk und weiß jetzt schon, dass sich die Reise gelohnt Die Eiche wird auch land. Normalerweise geschieht das auf den so­ Nicht jede Eiche eignet sich als Fassholz. Der Stamm sollte Der Stamm wird in Stücke von etwa 1,10 Meter Länge gesägt hat. Der Herbst zeigt, was er kann: Die Morgenluft der Baum der Deutschen genannten Submissionen, die im Frühjahr in den einen Durchmesser von mindestens 40 Zentimetern haben und, und in etwa sechs Segmente gespalten, aus denen dann die ist frisch, der Nebel wirkt wie ein natürlicher genannt, fühlt sich aber einzelnen Forstbetrieben abgehalten werden. Dort wenn überhaupt, nur Äste oder Rosen im Abstand von mindes­ einzelnen Dauben gewonnen werden. Aus fünf Festmetern Rund- Weichzeichner, die Buchen tragen die buntesten tatsächlich in Italien oder begutachten die potenziellen Käufer auf einem tens 1,20 Meter haben. Beim Biegen würden die Eichendauben holz lässt sich gerade einmal ein Festmeter Dauben gewinnen, Blätter. Deschamps aber starrt nur auf eine dicke, Frankreich genauso wohl zentralen Sammelplatz das Holz und bieten einzeln nämlich an den Astlöchern brechen. Enge Jahresringe machen was wiederum für zehn Eichenfässer reicht. Zuvor müssen gerade Eiche und sagt: „Ich kann diese Bäume wie bei uns. Ihr werden für jeden Stamm. Wer am meisten zahlen will, das Holz durchlässiger und garantieren einen guten Austausch die Dauben drei Jahre im Freien lagern. Sonne und Regen mildern gar nicht lange genug ansehen. Sie sind stark und Werte wie Stärke und bekommt den Zuschlag. Manchmal bittet Volkmar zwischen dem Wein im Fass und der Luft außerhalb des Fasses. den Geschmack, den die Dauben an den Wein weitergeben. würdevoll. Eichen sind die Könige des Waldes.“ Standhaftigkeit zugeschrie­ Zankl seine Kunden aber auch zum Einzeltermin, Franck Deschamps hat natürlich nicht die lange ben. Wahr ist aber auch: wo nur wenige Stämme verkauft werden, die zu- Strecke zurückgelegt, nur um Spessart-Eichen Die Eiche wächst langsam dem meist nicht die höchste Qualität haben. zu betrachten und zu bewundern. Tatsächlich mag und braucht viel Pflege Heute ist so ein Tag. Zankl und Deschamps stap- Deschamps deutsche Eichen so gern, dass er sie und Schutz. Ohne die Ar­ fen durch den Eichenwald. Zankl zeigt einige Ei- mit nach Frankreich nimmt. Deschamps kauft beit der Förster wäre sie chenstämme, die in den vergangenen Tagen gefällt Eichenholz im Spessart und gibt es an französische im Spessart beinahe voll­ wurden. Deschamps, 39 Jahre alt, ist ein sehr fei- Sägewerke, vor allem aber an französische Fass- ständig verdrängt. Tat­ ner, freundlicher Mann. Seine Urteile aber fällt bauer weiter. Die machen daraus Eichenfässer, sächlich liegt ihr Anteil er schnell und entschieden. „Ça va pas, das geht in denen Winzer ihren Wein ausbauen. Er sagt: dort bei 25 Prozent. nicht“, sagt er und deutet auf eine dunkle Verfär- 3 – Beim Küfer 4 – Im Weinkeller „Natürlich kann man Wein auch im Container rei- bung an einem Eichenstamm. Die ist entstanden, Die Dauben werden senkrecht angeordnet und mit Hilfe von Die Fässer geben nur kurze Zeit den charakteristischen fen lassen. Aber viele Weine werden erst durch Frank Deschamps weil vor Jahrzehnten der Stamm an dieser Stelle Stahlringen und einer Hydraulik-Presse zum Fass geformt. In das Geschmack an den Wein ab. Hochklassiger Wein kommt des­ die Lagerung im Eichenfass wirklich rund. Es ist 39 Jahre alt, wohnt in beschädigt wurde, vielleicht war es der Frost, viel- fast fertige Fass wird eine Schale mit brennenden Kohlen wegen immer in ein neues Eichenfass. Nach spätestens drei unglaublich, was das Eichenholz an Geschmack Bar-le-Duc in Lothringen leicht ein herabfallender Ast. „Das fault zwar nicht, gelegt, dieses Feuer soll zusätzliche Aromen freisetzen. Ist das Jahren ist das Fass ausgelaugt und es gibt kaum mehr Aro- hinzufügt.“ und arbeitet als selbst­ aber es würde kein gutes Aroma an den Wein wei- Fass für die Weißweinproduktion gedacht, wird nur eine halbe men ab. Viele Winzer verkaufen dann ihre Fässer an Whisky - Volkmar Zankl, stellvertretender Betriebsleiter im ständiger Holzhändler. tergeben“, sagt Deschamps. Ein anderer Stamm Stunde gebrannt, bei Rotweinfässern kann es bis zu eineinhalb Her­steller. Da Whisky mehr Alkohol hat, kann er auch aus Forstbetrieb Rothenbuch, begleitet Deschamps ist ihm zu spröde, das Holz würde brechen, wenn Stunden dauern. Der Fachmann nennt diesen Vorgang toasten. einem alten Eichenfass noch Geschmacksstoffe herausholen. an diesem Tag. Seit dem Sturm Lothar, es für das Eichenfass gebogen wird, eine der im Dezember 1999 vor allem in Frank- weitere Eiche ist zu krumm im Wuchs. „Ich reich wütete, werden dort weit weniger kann mir den Baum nicht backen“, sagt Eichen geschlagen als der Markt benötigt. Volkmar Zankl und grinst. Jahrringe führen dazu, dass das Holz feinporiger sogenannten Hiebsatz, halten und darf nicht Also begann Deschamps, sich in Deutsch- Tatsächlich braucht es viel Demut, um ist“, erklärt Deschamps. „Das hat zur Folge, dass mehr Eichen fällen, als nachwachsen. In Frank- land umzu­sehen und kam mit dem Forst- einen Eichenwald zu bewirtschaften, vie- der Austausch zwischen dem Wein im Fass und reich werden jedes Jahr 500 000 Eichenfässer betrieb Rothenbuch in Kontakt. „Der Kon- les liegt nicht in Menschenhand. 200 bis der Luft außerhalb des Fasses viel besser ist. Au- hergestellt, mit steigender Tendenz. In Deutsch- takt zur Holzfassindustrie hat sich für uns 300 Jahre wächst eine Eiche, ehe sie ge- ßerdem bin ich überzeugt, dass Eichen mit engen land hingegen produzieren nur einige wenige Fa­ sehr gut getroffen“, erklärt Zankl. „Wir ha- fällt wird. Der Förster muss darauf achten, Jahr­ringen einen besseren Geschmack abgeben.“ mi­lienbetriebe. Auch deutsche Winzer bestellen ben uns dadurch einen ganz neuen Markt dass die Eichen nicht von Buchen über- Als Deschamps endlich einen Stamm gefunden deswegen bei französischen Firmen ihre Eichen- erschlossen.“ Sehr hochwertige, sehr di- wachsen werden, die wesentlich konkur- hat, der alle seine Kriterien er- fässer. Deschamps hat heute cke Eichenstämme mit einem Durchmes- renzstärker sind. Kleinere Buchen, die un- füllt, nimmt er etwas Sägemehl „Wenn gute einen Winzer, mit dem er be- ser in Brusthöhe ab 80 Zentimetern ver- ter den Eichen wachsen, sind allerdings in die Hand, riecht daran und freundet ist, ein Eichenfass im Filmtipp kauft Zankl als Furnierholz und bekommt wichtig: Sie beschatten den Eichenstamm ruft: „Das ist ein unvergleich­ Eichen gefällt Kofferraum seines Autos mitge- dafür zwischen 700 und 2 000 Euro pro und verhindern so, dass sich dort Seiten- liches Aroma. Wenn Eichen ge- werden, riecht bracht. Der Holzhändler macht Fest­me­ter. Holz, das nicht ganz diese Qua- triebe bilden. Denn je weniger Äste eine fällt werden, riecht es im Wald das nicht zum Geldverdienen, Eine interessante Doku­ lität er­reicht, etwa weil der Stamm zu dünn Eiche hat, desto besser ist die Qualität. nach Vanille.“ es im Wald nach sondern einfach, weil er die Ar- mentation über einen ist oder zu viele Äste hat, musste Zankl Weil die Böden im Spessart arm sind, Fünf bis zehn Stämme wird Vanille.“ beit der Winzer schätzt: „Es gibt der letzten Fass­macher früher für deutlich weniger Geld, 100 oder wachsen die Eichen nur langsam. Genau Deschamps Zankl abkaufen, in Deutschland nicht nur groß- im Spessart finden Sie 200 Euro pro Festmeter, ins Sägewerk ab- diese engen Jahrringe haben die Spes ­- er würde gerne mehr nehmen, frank deschamps artige Eichen“, sagt Deschamps, auf der Website geben, wo es dann zu Dielen oder Parkett sart-Eiche berühmt und begehrt gemacht, aber Zankl muss sich genau Selbstständiger Holzhändler „es gibt auch großartige Weine.“ www.wald-im-spessart.de. verarbeitet wurde. Das Holz für die Fass- auch für die Holzfasshersteller. „Die engen an die Einschlagsvorgaben, den

30 Der Spessart Der Spessart 31 waldspaziergang waldspaziergang

Im Lauf seiner Karriere wusste Felix Magath immer ganz genau, wo es hingeht. Derzeit trainiert der 60-Jäh­ rige keinen Verein. Und findet so leichter Zeit für aus- giebige Spaziergänge. Zum Beispiel im Spessart, wo Felix Magath seine Kindheit verbrachte.

„Ich verlaufe mich ganz gerne“

FOTOs t EXT MATTHIAS ZIE GLER JAKOB sc hrenk

Felix Magath bezeichnet den Spessart als seine Heimat. In den Wald geht er nicht nur, um fit zu werden. Sondern auch, um den Kopf freizubekommen.

32 Der Spessart Der Spessart 33 waldspaziergang waldspaziergang

Felix Magath, in den vergangenen zwanzig Jah- die mit mir als Coach ihren Karrierehöhepunkt er- felix m agath ren haben Sie viel für das Image des deutschen reicht haben. Das führen die allerdings dann nicht Waldes getan. auf mein Training zurück, sondern glauben, dass Mit seinen Spielern lief Das höre ich gerne – aber wie kommen Sie darauf? sie das alles gewissermaßen aus eigenen Kräf- Felix Magath gerne auch mal Geboren 1953 in Aschaf­ Sie haben als Trainer Hunderten von Fußballern ten erreicht haben. Fehlt nur noch, dass die dann querfeldein. Weil das die Kon­zen­tra­tion stärkt. Und fenburg, gewann 1980 mit nicht nur Zweikampfverhalten oder taktische sagen: „Ich war damals trotz Magath so gut.“ weil es mitten im Wald der Nationalmannschaft Disziplin beigebracht, sondern ihnen auch die Forstweg oder Trampelpfad? am schönsten ist. die Europameisterschaft Schönheit der Natur vermittelt, ganz egal, ob Ich bin manchmal mit den Spielern auch einfach und 1983 mit dem Ham­ das nun in Hamburg, Stuttgart, München oder querfeldein gelaufen. Um auf unebenem Gelände burger SV den Europapokal Wolfsburg war. Ihr Mittel dazu: Die berühmten den Fuß richtig aufzusetzen, muss man sich kon- der Landesmeister. Als Waldläufe. zentrieren, das ist eine gute Übung. Man muss Trainer holte er mit dem FC Ja, die sind wohl meine Spezialität. natürlich aufpassen, sich dabei nicht zu verlaufen. Bayern München und dem Auch weil Sie Ihre Spieler so oft zum Laufen in Das ist mir einmal mit den Spielern des Hamburger VFL Wolfsburg drei Mal die den Wald schickten, bekamen Sie Spitznamen SV passiert. Ich lief vorneweg und habe irgendwann deutsche Meisterschaft. wie Quälix oder Diktator. die Orientierung verloren. Die Laufeinheit hat we- Felix Magath hat aus erster Die Spieler der heutigen Generation empfinden ein sentlich länger gedauert als geplant. Die Spieler Ehe drei Kinder. Mit seiner sinnvolles Lauftraining schnell als Angriff auf ihre haben gegrummelt, ich fand es sehr erholsam. zweiten Ehefrau und den Bequemlichkeit. Dabei ist Laufen nun einmal die Es heißt, dass Sie als Kind gerneL angstrecken- drei gemeinsamen Kindern Basis unseres Sports. Als Spieler und als Trainer läufer geworden wären. lebt er in München. habe ich mittlerweile doch eine gewisse Erfahrung. Das stimmt nicht. Ich wollte schon lieber Fuß­baller Und ich weiß: Lauftraining in der werden. Das Gerücht rührt daher, Vorbereitung kann das Verlet- dass ich einmal erzählt habe, zungsrisiko erheblich mindern. „Im Wald dass ich mir als Kind beim Lau- Und meine Waldläufe in der Sai- fen immer vorgestellt habe, dass son waren ohnehin nicht so bekommt man ich bei Olympia auf der Langstre- hart – es ging hier vor allem um den Kopf cke antrete und nach hartem die Regeneration. Kampf alle Gegner besiege. So Im Grunde kommen beim frei“. habe ich mir die Langeweile beim Waldlauf zwei deutsche My- felix magath Laufen vertrieben. then zusammen: Eben der Machen Sie das heute immer Wald und dann auch noch der noch beim Joggen? laufstarke, kampfbetonte deutsche Fußball. Nein, ich müsste mir ja vorstellen, bei der Senio- Das mag sein. Es ist ja auch im Ausland bekannt, ren-WM mitzumachen. Das ist kein besonders at- was für eine hohe Bedeutung der Wald für die Deut- traktiver Gedanke. schen hat. Und natürlich fürchtet man sich im Aus- Wie oft gehen Sie denn noch laufen? land vor den laufstarken deutschen Mannschaften. Das Ziel ist zwei Mal pro Woche. Aber das gelingt Allerdings sollte man nun nicht glauben, dass nur leider nicht immer, da geht es mir wie den meisten die deutschen Spieler eine gute Ausdauer haben. Menschen. Eine gute Ausdauer kann jeder bekommen, der be- Wie lange konnten Sie beim Waldlauf noch mit reit ist, an sich zu arbeiten. Ihren Profis mithalten? Theoretisch wäre es ja auch möglich gewesen, Als ich von 2004 bis 2007 den FC Bayern München die Spieler auf der Tartanbahn joggen zu lassen trainierte, ging das schon noch. In Wolfsburg ist oder sie auf’s Laufband zu schicken. mir das dann nicht mehr gelungen, weil ich ja dort Aber im Wald ist es doch viel schöner. Man bewegt nicht nur Trainer war, sondern auch Geschäftsfüh- sich an der frischen Luft, betrachtet ein paar Bäu- rer. Durch diese Doppelbelastung hatte ich weni- me, hört vielleicht einen Vogel singen. Ich habe ger Zeit, um mich fit zu halten. Dabei ist gerade auch immer darauf geachtet, dass die Spieler beim das Laufen im Wald gut um abzuschalten. Laufen keine Kopfhörer getragen und Musik gehört Inwiefern? haben. So nimmt man die Natur um sich ganz anders Als Trainer steht man permanent in der Öffentlich- wahr. Das hilft, um den Kopf frei zu bekommen. keit, jede Entscheidung, die man trifft, wird kritisch Hat sich eigentlich mal ein Spieler bei Ihnen kommentiert, man steht die ganze Zeit unter einem dafür bedankt, dass Sie ihn mit dem Wald ver- hohen Druck, will unbedingt den Erfolg. Da braucht traut gemacht haben? man zwischendurch einfach Ruhe. Und die habe Ich glaube nicht. Aber man sollte sich als Trainer ich immer im Wald gefunden. ohnehin nichts vormachen: Dankbarkeit ist in un- Gibt es etwas, was ein Fußballtrainer von einem serem Geschäft sehr selten. Es gibt viele Spieler, Förster lernen kann?

34 Der Spessart Der Spessart 35 waldspaziergang waldspaziergang

Ich glaube, ich weiß zu wenig über die Arbeit eines Würden Sie den Spessart als Ihre Heimat be- Försters, um diese Frage beantworten zu können. zeichnen? Generell würde ich glauben, dass ein Förster genau Ich denke schon. Der Begriff Heimat hat viel mit weiß, dass er nicht zu sehr in die Natur eingreifen Kindheitserfahrungen zu tun. Und als Kind bin ich darf, dass eine gewisse Harmonie wichtig ist. Für ganze Nachmittage lang alleine durch die Wälder Im Wald denkt Felix Magath den Fußball würde ich mir das auch wünschen, wir am Stadtrand von Aschaffenburg gezogen. über nichts Bestimmtes nach, sollten uns nicht zu sehr von der Natur des Spiels Warum alleine? sondern lässt die Gedanken schweifen. Wichtige Entschei- entfernen, das Spiel nicht zu sehr kommerzialisieren. Ich habe keine Geschwister und es gab nicht viele dungen trifft er dann, wenn Haben Sie das auch mal Ihren Spielern geraten: andere Kinder in der Siedlung, in der ich damals er wieder zurück am Schreib- Geht doch mal in den Wald, entspannt euch, wohnte. tisch ist. erholt euch? Haben Sie dann für sich alleine Cowboy und Klar. Ich bin auch schon einmal mit der ganzen Indianer gespielt? Mannschaft spazieren gegangen. Das war 2009, Ich war damals vier oder fünf Jahre alt und weiß als wir mit Wolfsburg Meister wurden. Am vorletz- noch, dass ich mir den Wald Schritt für Schritt er- ten Spieltag hatten wir eine enorm wichtige Aus- schlossen habe. Ich bin auf Bäume geklettert und wärtspartie in Hannover. In so einer späten Phase habe mich jedes Mal ein wenig höher getraut. Ich der Saison erreicht man mit Training eh nicht mehr habe nach Tieren Ausschau gehalten und ab und viel, weil die Spieler müde sind. Deswegen haben zu auch mal ein Reh gesehen. Und natürlich bin wir einen kleinen Ausflug in den Wald gemacht. ich auch manchmal in einem dichten Laubwald Wir haben am nächsten Tag das Spiel gegen Han- gestanden und hatte keine Ahnung mehr, in welche nover mit 5 : 0 gewonnen. Ich muss allerdings sa- Richtung ich jetzt laufen muss, um da wieder raus- gen, dass bei diesem Spaziergang ausgerechnet zukommen. Das waren jede Menge Mutproben. unser Regisseur Zvjezdan Misimovic verloren ging. Hat sich denn niemand um Sie Sorgen gemacht? Kommt es eigentlich öfter vor, dass Sie oder Mein Vater hat ja bekanntlich die Familie früh ver- Ihre Spieler sich im Wald verirren? lassen, meine Mutter musste viel arbeiten. Die Ich verlaufe mich ganz gerne. Ich mag es, wenn wusste gar nicht so genau, wo ich die ganze Zeit ausnahmsweise nicht alles geplant ist und gehe über war. Ich habe diese Freiheit sehr genossen. am liebsten einfach der Nase nach oder orientie- Würden Sie Ihren Kindern auch diese Freiheit re mich an der Sonne. Und man verirrt sich ja wünschen – oder wären Sie zu besorgt, wenn die nie wirklich, irgendwann findet man immer wieder für ein paar Stunden im Wald verschwinden? raus aus dem Wald. Auch Misimovic haben wir Ich würde mir wünschen, dass die das täten. Aber damals selbstverständlich nach kurzer Zeit wie - dafür haben Kinder doch heute gar keine Zeit mehr: der gefunden. Schule, Hausaufgaben, Sportverein, das Leben von Haben Sie bei der Auswahl der Trainingslager Kindern ist heute viel durchgeplanter als damals oder der Hotels vor den Auswärtsspielen darauf bei mir, das finde ich schon schade. geachtet, dass ein Wald in der Nähe war? Und zu einem Waldlauf können Sie ihre Kinder Auf jeden Fall. Ich habe auch immer Wert darauf wohl auch nicht schicken? gelegt, dass mein Wohnhaus in Waldnähe war. In Nein, das würde ich nicht tun. Aber in den letzten Wolfsburg bin ich zum Beispiel oft nachts noch Sommerferien war die ganze Familie zusammen einmal mit dem Hund in den Wald gegangen, da im Altmühltal. Dort sind wir auch viel wandern konnte man die Wildschweine hören. gegangen. Mein Großer ist jetzt allerdings fünf- Wo in Deutschland gibt es denn die schönsten zehn, das ist ein Alter, in der man Spaziergänge Wälder? mit dem Vater nicht mehr so gerne mag. Ich komme aus Aschaffenburg – da fällt die Antwort Können Sie garantieren, dass Ihre Kinder zu- leicht: natürlich im Spessart! Ich mag einfach das mindest die wichtigsten Bäume kennen? Mittelge­birge, es geht rauf und Das lernt man doch in Bayern runter, ich mag die Hügel hier, man „Der Begriff glücklicherweise noch in der kann ein bisschen in die Ferne se- Schule. Bei aller Liebe zum hen, aber auch nicht zu weit. Und Heimat hat viel Wald – ich selbst kenne mich die Mischwälder im Spessart sind mit Kind­heits­ nicht so gut aus. Eine Buche natürlich auch wunderschön. Die würde ich erkennen. Und eine Laubbäume, die Buchen, die Ei- erfahrungen zu Birke. Das aber auch nur, weil chen, die Jahrhunderte alt sind, tun. früher vor meinem Haus eine das ist wunderschön, besonders Birke stand und ich immer diese im Herbst, da kann ich mir fast felix magath kleinen Blätter zusammenfegen nichts Schöneres vorstellen. musste.

36 Der Spessart Der Spessart 37 Waldarbeit Waldarbeit

„Wenn du jeden Morgen raus in die Natur kommst und siehst, wie dir ein Reh über den Weg läuft, da freust du „Die schönste Jahreszeit im Wald ist dich schon auf den Tag.“ für mich der Winter, wenn es leicht jochen h asenstab geschneit hat und es so minus vier oder minus fünf Grad hat. Dann friert das Holz durch und wenn man dann die dicken Buchen oder Eichen fällt, dann kracht es so richtig. Da freut man sich, weil man weiß, das kann nicht jeder.“ martin s tula

„Ich war früher schon gern im Wald und habe mit meinem Vater zusammen Holz gemacht, deswegen habe ich mich für den Beruf entschieden. Mein Vater ist Forstbetrieb Heigenbrücken Zimmermann, mein Bruder Schreiner, Der Forstbetrieb Heigenbrücken bildet auch aus. wir haben also alle mit Holz zu tun.“ Martin Stula arbeitet seit seiner Aus­bildung hier und matthias h ench fühlt sich in der Rotte, zu der auch Matthias Hench und Jochen Hasenstab gehören, sehr wohl. Baumarten Baumarten

Dem Waldbesucher gefällt der Baum. Eine Das Thema „Neophyten“ fordert Differenzie - Kiefer? Eine Tanne? Eine Fichte? Egal, ein Nadel- rung, nicht Ideologisierung. Die Douglasie ist eine einwanderer baum halt. Hochgewachsen ist er. Seine Nadeln wertvolle Bereicherung für den hiesigen Wald, sind grün bis blaugrün, weich und stumpf, stehen gerade in Zeiten des Klimawandels – was sie im einzeln. Sie sind drei bis vier Zentimeter lang Lauf der letzten hundert Jahre im Spessart be - Smartphone und verströmen, wenn man sie zerreibt, einen weisen konnte. Eingebunden in eine ausgewo- Telefonieren, im Internet aromatischen, angenehmen Geruch. Die Rede gene Waldbaustrategie, hat sich die Douglasie surfen und fotografieren ist von der Douglasie, die nach dem britischen in dieser Zeit auch nicht unkontrolliert vermehrt. mit einem Gerät, das in die Gärtner und Botaniker David Douglas (1799 bis Eine Größenordnung in der Diskussion um den Hosentasche passt – für 1834) benannt ist. Er hat die Pseudotsuga men- Einsatz von Douglasien ist besonders bemer- uns mittlerweile ganz nor­ ziesii 1824 aus Amerika nach Europa gebracht. kenswert: Der gesamte Douglasienanteil im bay - mal. Das Smartphone – Ein Comeback, wenn man so will. Die Gattung erischen Staatswald liegt derzeit bei 1 %. In Wor- ein willkommener Einwan­ Douglasie war nämlich bis zur letzten Eiszeit ten: ein Prozent! Dieser Anteil soll in den nächs- derer aus Amerika. schon einmal in Europa zuhause. Trotzdem – ten 50 Jahren auf drei Prozent erhöht werden. heute gilt sie in unseren Breiten als Neophyt. Ist es das, was Eiferer als die „Douglasierung“ Nationalmannschaft „Neophyt“ – das Wort sieht schon aus wie: des Staatswaldes betrachten? Die Deutsche Fußballna­ fremd und nicht-von-hier. Dabei bedeutet es, Bei der Wahl der Baumarten, die unsere tio­nalmannschaft bringt seinem griechischen Wortsinn gemäß, nichts Mischwälder der Zukunft bilden werden, haben Migrationshintergrund mit. anderes als „Neu“ und „Pflanze“. Doch nicht nur die Bayerischen Staatsforsten den Klimawandel Spieler wie Mesut Özil, in der Botanik, auch in gesellschaftlichen Grup - im Blick. Die heute eingesetzte grüne Küsten ­ Lukas Podolski und Miroslav pen wie etwa in der Kirche kommt die Vokabel douglasie stammt von der Nordwestküste Nord - Klose sind hier dennoch vor. Aus dem Neophyten wird dann der „Neu- amerikas, das Klima dort ist durch relativ warme fest verwurzelt. Angekommene“, was ein bisschen freundlicher Winter und relativ trockene Sommer gekennzeich - klingt. In deutschen Fußballmannschaften ge - net. So erträgt sie als eine (!) der Mischbaum­ Xavier Naidoo deihen diese „Neu-Angekommenen“ meist präch- arten die durch den Klimawandel zunehmende Einem Einwandererkind tig. So prächtig, dass die Tore des japanischen Trockenheit in der Vegetationsperiode. Ein an - haben wir eine der schöns­ Neophyten den Fans so lieb sind wie die von den derer Aspekt, nach dem Baumarten ausgewählt ten deutschen Soulstim­ Eigengewächsen des Vereins. Diese Liebe be - werden, ist die Holzverwendung. Nadelholz – men zu verdanken. Mit Lie­ schränkt sich allerdings auf die eigene Mann - und damit auch die Douglasie – ist gefragt. Und dern wie „Sie ist nicht von schaft. Die Tore des türkischen Gegenspielers das zunehmend. Aus diesen Gründen wird die dieser Welt“ hat Xavier werden deutlich kritischer gesehen. Douglasie einen kleinen, aber festen Platz im Naidoo die deutsche Pop- Auf ähnlich ambivalente Haltung trifft man, bayerischen Staatswald bekommen. Musik wieder salonfähig wenn von der Douglasie die Rede ist. Da wird Eine heimische Douglasie hat einen weite - gemacht. die Douglasie schnell zum suspekten Immigran - ren, nicht unerheblichen zukunftsträchtigen As- Fremd ist die ten und die Eiche zum einheimischen „Deutsch - pekt. Die Douglasie liefert, unabhängig ihrer Kartoffel baum“. Dass die „deutsche“ Eiche geschafft hat, klimatischen Angepasstheit, auch gutes Holz! Die Kartoffel gilt als das was der Douglasie nicht gelang, sich nämlich ih - Douglasienholz gilt als das Beste für den Bau deutsche Gemüse schlecht­ ren Lebensraum in Mitteleuropa nach der Eiszeit von Dachstühlen! Abgesehen davon öffnen sich hin. Ursprünglich stammt Douglasie nur in wieder neu zu erobern, gerät dabei in Vergessen ­ für dieses Holz zahlreiche andere Verwendungs - die Kartoffel allerdings aus heit. Ist ja auch schwer zu glauben, wenn man bereiche. Als da sind: Furnierholz, Ausstattungs - Südamerika. Mitte des den Spessart sieht – mit seinen jahrhunderte- holz bis hin zu Spezialholz für Schiffsmasten, 16. Jahrhunderts gelangte alten Eichenwäldern. Eine menschengemachte Rammpfähle, Schwellen, Fässer etc. In Zeiten ste- sie nach Europa. der Fremde Kulturlandschaft, in der die Douglasie schon seit tig steigenden Holzbedarfs sind solche Aussich - über hundert Jahren wieder heimisch ist. Wenn ten nicht die Schlechtesten, die man sich von Sprache in diesen Wäldern dann Douglasienpflanzungen einer heimischen Baumart wünschen darf. Bei Homepage, shoppen FOTOs t EXT wegen „Fremdheit“ ausgerissen werden, wie im und googeln wissen wir ramon hai ndl gernot w üschner vergangenen Jahr durch Greenpeace-Aktivisten gleich, dass sie aus dem geschehen, mutet das an wie eine botanische Englischen immigriert sind, Im Wald ist für alle Platz. Doch wenn es nach einigen „Ausländer-raus“-Attacke. Geht es demnächst aber auch so manches Umweltschützern ginge, gäbe es keinen Platz für die Douglasie. Tomaten, Kartoffeln, Mais und Co. auch an den deutsch klingende Wort Über hundert Jahre ist sie jetzt im Spessart Kragen? hat eine weite Reise hin- ter sich. Der „Tollpatsch“ zu Hause – Zeit ihre Einreisegenehmigung zu prüfen. stammt zum Beispiel aus Ungarn.

40 Der Spessart Der Spessart 41 Waldarbeit IMPRESSUM

Forstbetrieb Herausgeber Bildnachweis Hinweis Rothenbuch Bayerische Staatsforsten AöR Matthias Ziegler: Inhalt und Struktur dieser Pub­ Zwei Generationen in Tillystraße 2 Titel, S. 2, 4, 6, 9 – 16, 26, likation sind urheberrechtlich einer Rotte: Harald D - 93053 Regensburg 32 – 38, 42 geschützt. Die Verviel­fältigung Brasch arbeitet gemein- ( ) sam mit seinem Sohn Tel.: +49 0 941 69 09-0 Ramon Haindl: und Weitergabe, ins­besondere Tino und seinem Neffen Fax: +49 (0) 941 69 09- 495 S. 22 – 25, 40 die Verwendung von Texten, Heiko Dosch in den [email protected] Jakob Schrenk: Textteilen oder Bildmaterial be- Wäldern des Forstbe- www.baysf.de S. 30 darf der vorherigen Zustimmung triebs Rothenbuch. der Bayerischen Staatsforsten. Rechtsform Illustration Anstalt des öffentlichen Rechts Martin Haake (Sitz in Regensburg) S. 18 /19 Umsatzsteuer-Identifikations­ André Gottschalk nummer: DE 24 22 71 997 S. 28/29

Vertretungsberechtigter Lithografie Dr. Rudolf Freidhager MXM, München

Verantwortlich für den Druck redaktionellen Inhalt Appl – Echter Druck, Bayerische Staatsforsten AöR Würzburg Christoph Baudisch Philipp Bahnmüller Für Beratung und Informa­ [email protected] tionen bei der Erstellung dieser Ausgabe danken wir: Redaktion und Gestaltung Dr. Gerhard Ermischer Anzinger | Wüschner | Rasp Archäologisches Spessart- Agentur für Kommunikation, Projekt München 63739 Aschaffenburg www.spessartprojekt.de

„Angst sollte man bei der Arbeit keine haben, aber Respekt ist wichtig. Man muss bei der Arbeit immer schauen, was man macht.“ Harald Br asch „Man muss bei der Arbeit schon aufpassen und die Sicherheits­ vorschriften einhalten, sonst kann es auch tödlich aus­gehen. Man hat ja auch Familie daheim, „Ich gehe abends noch da muss man schon achtgeben.“ auf die Jagd, da habe ich dann Die Bayerischen Staatsforsten tino Br asch meine Ruhe. Das ist sind PEFC-zertifiziert. mein Ausgleich zur Arbeit.“ Der vorliegende Magazin ist auf Heiko D osch PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. (PEFC/04-32-0928)