Supplementband

2021Direktorium Neue diözesaneNeue Gedenktage der Heiligen und Seligen der Erzdiözese Freiburg Erzdiözese der Anhänge Herausgegeben vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg i. Br.

Oktober 2020

Herstellung: schwarz auf weiss – Litho- und Druck GmbH

INHALTSVERZEICHNIS

Neue diözesane Gedenktage der Heiligen und Seligen………………………………….... 6

5. Januar: Hl. Johannes Nepomuk Neumann .…. 7 Bischof, Glaubensbote – g 22. Januar: Hl. Vinzenz Pallotti …………..………. 13 Priester – g 27. Februar: Hl. Gregor von Narek ………..………. 18 Mönch, Priester, Kirchenlehrer 24. März: Hl. Oscar Arnulfo Romero ……..…… 21 Bischof, Märtyrer 19. April: Sel. Marcel Callo ……………….…….. 26 Märtyrer – g 8. Mai: Sel. Ulrika von Hegne ………..……… 34 Ordensfrau -g 10. Mai: Hl. Johannes von Avila …….………... 43 Priester, Kirchenlehrer – g 29. Mai: Hl. Paul VI. ……………………..…….... 47 Papst – g 15. Juli: SEL. BERNHARD ………………...…..… 54 MARKGRAF VON BADEN – in Baden F, in Hohenzollern g 9. August: HL. TERESIA BENEDICTA VOM KREUZ () …………. 58 Jungfrau und Märtyrin Schutzpatronin Europas – F 12. August: Sel. ………………………. 72 Priester, Märtyrer – g

3 Inhaltsverzeichnis

5. September: Hl. Mutter Teresa von Kalkutta ……. 81 Ordensfrau – g 9. September: Sel. Alfons Maria Eppinger ……….… 87 Jungfrau und Ordensgründerin – g 5. Oktober: Hl. Maria Faustina Kowalska ……….. 94 Ordensfrau – g 9. Oktober: Hl. John Henry Newman .……………. 99 Priester – g 11. Oktober: Hl. Johannes XXIII. …………….….....106 Papst – g 22. Oktober: Hl. Johannes Paul II. …………..……. 113 Papst – g 3. November: Sel. Rupert Mayer, Priester ……..….118 Ordensmann – g 4. Dezember: Sel. Adolph Kolping …………..……..122 Priester – g 9. Dezember: Sel. Liborius Wagner …………..….…126 Priester, Märtyrer Nur im Dekanat Mosbach-Buchen: nichtgebotener Gedenktag 10. Dezember: Unsere Liebe Frau von Loreto – g .. 134

Anhänge ……………………………..………………………. 140

Gemeinschaft im sakramentalen Leben, besonders in der Eucharistie – Kommunionspendung für nichtkatholische Christen …………………………..141

4 Inhaltsverzeichnis

Gemeinschaft im sakramentalen Leben mit den Mitgliedern der verschiedenen orientalischen Kirchen …………………….………………. 141 Gemeinschaft im sakramentalen Leben mit den Christen anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften ………………………… 144

Teilnahme an der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen ………….…….…. 151

Die Feier ökumenischer Gottesdienste ………….….. 152

Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis, zur Feier des Sonntags und zur Osterkommunion …………………………..…..158

Liturgische Bücher für Messe und Stundengebet ...168

5 Neue diözesane Gedenktage

NEUE DIÖZESANE GEDENKTAGE DER HEILIGEN UND SELIGEN

In den Direktorien 2017 und 2018 wurden Formula- re zur liturgischen Feier der neuen Gedenktage an- geführt. Das Liturgische Institut in Trier hatte nur für diese beiden Jahre die Erlaubnis zum Abdruck der „Neuen Gedenktage“ gegeben, da alsbald ent- sprechende neue liturgische Bücher erscheinen sol- len. Es wird empfohlen, die beiden Direktorien solange aufzubewahren, bis tatsächlich neue liturgische Bü- cher für Messe und Stundengebet erschienen sind. Abgedruckt sind hier die Formulare jener neuen Ge- denktage, die Eigenfeiern der Diözese sind bezie- hungsweise einen Bezug zu unserem Erzbistum auf- weisen. Nicht approbierte Teile sind als „privater Vorschlag“ gekennzeichnet, die anderen Teile sind approbiert und werden in einzelnen Diözesen oder Ordens- gemeinschaften verwendet. In absehbarer Zeit ist die Neuherausgabe aller litur- gischen Bücher mit den Eigenfeiern des Erzbistums Freiburg vorgesehen. Diese werden dann die bishe- rigen Eigenfeier-Ausgaben für die Messfeier und das Stundenbuch sowie das Lektionar ablösen, auch die- sen Ergänzungsband. Die nachfolgend angeführten Formulare sind allein zum liturgischen Gebrauch in der Feier der Stunden- liturgie und in der Messfeier bestimmt. Die Erlaubnis zum Abdruck im Direktorium wurde für alle Texte eingeholt.

6 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann Bischof, Glaubensbote - g Zu Prachatitz im Böhmerwald am 28. März 1811 ge- boren, studierte Johannes Nepomuk Neumann in Budweis und Prag. Der Wunsch, unter den seelsorg- lich ungenügend betreuten Auswanderern in Nord- amerika zu wirken, ließ ihn selbst auswandern. 1836 in New York zum Priester geweiht, wirkte er, der sich dem Orden der Redemptoristen anschloss, 24 Jahre unermüdlich an verschiedenen Orten der Ver- einigten Staaten. Als Bischof von Philadelphia (1852) errichtete er fast 70 neue Kirchen und über 100 Pfarrschulen und verfasste auch Katechismen in deutscher Sprache. Ebenso ist er der Gründer einer neuen Schwesterngenossenschaft vom Dritten Orden des hl. Franziskus. Ganz unerwartet starb er am 5. Januar 1860 in Philadelphia. ZWEITE LESUNG Johannes Nepomuk Neumann (1811 – 1860) Aus einem Brief vom 31. Mai 1839 an Msgr. Hermann Dichtl (original im Diözesanar- chiv Budweis) Leiden und Mühen des Missionars Um die Mühseligkeiten eines Missionars in Ame- rika nicht zu vergessen, muss ich sagen, dass sie vielfach und bedeutend sind; aber eben darum wird dieser Stand einem jeden erwünscht sein, der wie ich, Gelegenheit sucht, die göttliche Ge-

7 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann rechtigkeit wegen der begangenen Sünden zu versöhnen. Die Gewalt, die sich der Missionar antun muss, ist ihm ein tröstliches Unterpfand des Himmel- reiches. Die Mission unter den eingewanderten Deutschen, Franzosen und Irländern hat wohl nicht so viel Anziehendes, fast möchte ich sagen Abenteuerliches, wie die der Indianer – sie ist aber auch nicht so mühsam, und der Gedanke, dass man die Glieder des Leibes Christi pflege, und nach dem Willen des göttlichen Meisters für die verlorenen Schafe des Hauses Israel sorge, lehrt unwillkürlich Demut und Liebe Gottes und seiner heiligen Kirche. Es geschieht wohl gewöhnlich, dass jene Con- gregationen (Missionsstationen) die undankbars- ten sind, die vorher am dringendsten um einen Seelenhirten flehten: in diesem schwierigen Falle muss es sich der Missionar zur Ehre machen, dass er dem lange und sehnlichst erwarteten Messias, der auch so übel aufgenommen wurde, in geduldiger Ergebung nachfolge. Ein jeder, der sein Vaterland verlässt, um unse- rer heiligen Kirche in diesem Teil der Welt zu dienen, muss entschlossen sein, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen: sein Wahlspruch muss sein: Aut pati aut mori (leiden oder ster- ben).

8 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann RESPONSORIUM R Christus hat mich gesandt, das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klu- gen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird. * Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. V Da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, be- schloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. * Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Tor- heit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. 1 Kor 1,17-18.21 (entnommen aus „Die Feier des Stundengebetes. Ei- genfeiern der Kongregation des Heiligsten Erlösers. Deutsch. Verlag der Redemptoristen – Wien 2014)

9 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann ORATION Barmherziger Gott, du hast den heiligen Johannes Nepomuk Neumann zum bischöflichen Dienstamt berufen und ihn befähigt, in den Gemeinden Amerikas deinem Volk in großer Liebe zu dienen. Höre auf seine Fürsprache und mache auch uns bereit, die jungen Menschen zu gläubigen Christen heranzubilden und durch das Zeugnis unserer geschwisterlichen Liebe stets die Gemeinschaft deiner heiligen Kirche zu stärken. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

10 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann ZUR MESSFEIER

ERÖFFNUNGSVERS Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; du hältst mein Los in deinen Händen. Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. Ja, mein Erbe gefällt mir gut. Ps 16 (15),5-6 TAGESGEBET Barmherziger Gott, du hast den heiligen Johannes Nepomuk Neumann zum bischöflichen Dienstamt berufen und ihn befähigt, in den Gemeinden Amerikas deinem Volk in großer Liebe zu dienen. Höre auf seine Fürsprache und mache auch uns bereit, die jungen Menschen zu gläubigen Christen heranzubilden und durch das Zeugnis unserer geschwisterlichen Liebe stets die Gemeinschaft deiner heiligen Kirche zu stärken. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

11 5. Januar Hl. Johannes Nepomuk Neumann GABENGEBET Herr, unser Gott, schau gnädig auf die Gaben, die wir darbringen, und entzünde in uns jene Liebe, die den heiligen Johann Nepomuk Neumann erfüllte. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

KOMMUNIONVERS (So spricht der Herr:) Jeder, der um meines Namens willen Häuser o- der Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hun- dertfache erhalten und das ewige Leben gewin- nen. Mt 19,29 SCHLUSSGEBET Barmherziger Vater, du hast uns mit dem Leib und Blut deines geliebten Sohnes gestärkt. Lass uns auf die Fürbitte des heiligen Johann Nepomuk Neumann mit Christus so durch die Zeit unseres Lebens gehen, dass wir mit ihm die Ewigkeit teilen können. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

12 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti Priester - g Vinzenz Pallotti, geboren 1795 in Rom, empfing 23- jährig die Priesterweihe und promovierte im selben Jahr zum Dr. theol et phil. Neben seiner wissen- schaftlichen Tätigkeit war er sehr aktiv in der Seel- sorge für Jugendliche, für Strafgefangene, als Exerzi- tienmeister und Volksmissionar. 1827 wurde er Spi- ritual am Seminario Romano und war weit darüber hinaus geschätzter Beichtvater. 1834 begann er mit Laien, Priestern und Ordensleuten die Gründung der Gesellschaft des katholischen Apostolates zur Ver- tiefung, Verbreitung und Verteidigung der Fröm- migkeit und des katholischen Glaubens, die 1835 die päpstliche Approbation von Gregor XVI. erhielt, im selben Jahr als Priestergemeinschaft Unione dell’Apostolato Cattolico, Pallottiner, gegründet wurde und 1843 durch einen weiblichen Zweig er- weitert wurde. Er starb am 22. Januar 1850 in Rom und liegt begraben in Rom in der Kirche San Salva- tore in Onda. ZWEITE LESUNG Vinzenz Pallotti (1795 – 1850) Aus den Briefen des hl. Vinzenz Pallotti – Epistolae Latinae Ihr seid berufen, das Werk Gottes zu vollenden. Zuerst danke ich meinem Gott von Herzen, dass er Sie voll Erbarmen auserwählt und berufen hat

13 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti und als Arbeiter in seine Ernte gesandt hat, da- mit durch Ihr Wirken bei den Schafen Christi, die bereits in der Hürde weilen, der Glaube bewahrt und die Liebe vermehrt werde, jene aber, die der erlesenen Herde Christi erst noch zugeführt werden müssen, auf die Gabe des Glaubens vor- bereitet werden. Freuen Sie sich also im Herrn, nochmals sage ich, freuen Sie sich, denn wie Gott Sie auserwählt und berufen hat, sein Werk zu vollenden, so hat er Ihnen auch jene Gnade gegeben und den Glauben, der durch die Liebe wirksam ist, damit wir in allem als treue Diener Christi erfunden werden. Und alsdann werden Sie in Wahrheit durch die Barmherzigkeit unseres Gottes und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus Frucht bringen, und Ihre Frucht wird bleiben, wie Gott es will. Damit sich aber einer als treu erweise, darf er die empfangenen Talente nicht im Schweißtuch einhüllen und verstecken, sondern er muss sie zum Nutzen für seine eigene Seele und zum überreichen Gewinn für das Seelenheil der ande- ren gebrauchen. Alle, die auserwählt und beru- fen sind, empfangen vom Herrn ihre Talente nach Maßgabe ihrer heiligen Auserwählung und Berufung. Aber nicht alle werden darin für treu befunden, und nur wenige unter allen gewinnen durch ihre Treue noch andere Talente dazu.

14 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti

Achten wir daher sorgsam auf uns selber, um durch die Barmherzigkeit unseres Gottes und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus in allem die Treue zu bewahren, wie Gott es will. Unsere Aufgabe ist es, an der Frohbotschaft in der Kraft Gottes mitzuarbeiten, der uns erlöst und zu heiligem Dienst berufen hat, nicht unse- rer Werke wegen, sondern in seiner großen Barmherzigkeit und Gnade, die uns in Christus Jesus zuteil geworden ist. Und weil er zum Erstgeborenen unter vielen Brü- dern bestimmt worden ist, deswegen müssen auch wir uns ihm in allem gleichförmig machen. Zu unserer Belehrung und Ermahnung fing Chris- tus an zu wirken und zu lehren. Darum hat er auch gesagt: Wer wirkt und lehrt, der wird ein Großer heißen im Himmelreich. Wir aber, die aus Barmherzigkeit und durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus ins Heilig- tum berufen sind, wollen unserem Gott Dank sagen. Er hat uns mit ewiger Liebe geliebt und hat uns die seligste Jungfrau Maria, die Mutter seines eingeborenen Sohnes, gezeigt. Zu unse- rem Vorbild ist sie auf allen Wegen der Gerech- tigkeit den Spuren unseres Herrn Jesus Christus so gefolgt, dass sie in der Fülle der Heiligkeit, Gnade und Gerechtigkeit die Engel und alle Chö- re der Gerechten wunderbar überragt. Und dazu hat Gott sie uns gezeigt und zugleich durch seinen eingeborenen Sohn uns zur Mutter

15 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti geschenkt, dass sie uns durch ihre Fürsprache und ihr ganzes vorbildliches Leben den Weg wei- se, auf dem wir jederzeit unserem Herrn Jesus Christus in Glaube, Hoffnung und Liebe nachfol- gen sollen, damit durch alle Tage unseres Le- bens bis zum letzten in allen unseren Werken jedwede Gerechtigkeit mehr und mehr vor den Menschen erstrahle und sie den Vater preisen, der im Himmel ist. (lesehore-vinzenz-pallotti.pdf. - http://www.liturgie.ch/liturgiepraxis/direktorium/di oezesanproprien) RESPONSORIUM R Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Ar- beiter. * Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. V Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. * Bit- tet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.

16 22. Januar Hl. Vinzenz Pallotti ORATION Gott, du hast deiner Kirche im heiligen Vinzenz Pallotti einen Priester erweckt, der sich ganz dafür einsetzte, dass der Glaube und die Liebe in ihr lebendig sei. Lass uns nach seinem Vorbild deine Wahrheit vor den Menschen zum Leuchten bringen und allen in brüderlicher Liebe begegnen. Das gewähre uns durch ihn, Jesus Christus.

17 27. Februar Hl. Gregor von Narek 27. Februar Hl. Gregor von Narek Mönch, Priester, Kirchenlehrer Das Gedächtnis steht im Martyrologium, jedoch nicht im General- oder Regional- oder Diözesanka- lender. Es wurde in diesen Ergänzungsband aufge- nommen, da bislang alle Kirchenlehrer mit einem Gedächtnis im Kalender vertreten sind und ihre Feier im Erzbistum ermöglicht werden soll. Das Formular ist als privater Vorschlag zu betrach- ten. Gregor von Narek (heute Yemışlık Köyü) wurde im damaligen Königreich Vaspurakan – heute in der türkischen Region Ostanatolien - geboren. Gregor entstammte einer Gelehrtenfamilie. Sein Vater war der spätere Erzbischof Chosrov Andzevatsi, der Ver- fasser des ersten Kommentars über die göttliche Li- turgie der armenischen Kirche. Weil schon in jungen Jahren seine Mutter starb, erzog ihn seine Cusine Anania, die in Narek eine Schule gegründet hatte. Wie seine beiden Brüder wurde Gregor schon im frü- hen Jugendalter Mönch im Kloster Narekawank in seinem Heimatdorf und bald nach der Priesterweihe mit 25 Jahren, Abt. Er verfasste mystische Schriften, die gleichzeitig zum literarischen Schatz der ar- menischen Literatur zählen, so ein Text zum Hohen- lied. Unter seinen liturgischen Texten befindet sich das bis heute gebrauchte Buch der Klagen. Gregor starb im Jahr 1005 und wurde in seinem Kloster be- graben. Papst Franziskus erhob den heiligen Gregor von Narek am 12. April 2015 mit dem Schreiben Vidimus

18 27. Februar Hl. Gregor von Narek stellam zum Kirchenlehrer. Gregor wurde schon frü- her im Martyrologium Romanum als "Doctor ar- menorum" (Doktor der Armenier) geführt. Er bestä- tigte mit der Erhebung eine dahingehende Empfeh- lung der Angehörigen der Heilig- und Seligspre- chungskongregation. Die Erhebung erfolgte im Jahr des Gedenkens an den Völkermord der Türken an den Armeniern von 1915 im damaligen Osmani- schen Reich. Wegen seiner Bedeutung für die Litur- gie gilt Gregor in der Armenischen Kirche bereits seit langem als Kirchenlehrer. Für die Katholische Kirche ist er der 36. Kirchenlehrer. ZWEITE LESUNG Gregor von Narek (1005) Aus einem Nachtgebet Das Kreuz als Schutz Im Schweigen dieser Mitternacht hebe ich meine Hand zu Dir für das gesegnete Zeichen Deines Kreuzes, Quelle des Sehens, die nicht verblasst in der Dunkelheit des Unwissens, sondern auf ewig wohnt im unnahbaren Licht. Mit dankbarem Herzen flehe ich, dass Du diese trauernde Seele unter den Schutz Deines all- mächtigen Flügels nimmst. Rette mich vor dem Ansturm äußerlicher Illusion. Statte das Auge meines Herzen aus mit reinem Licht. Stärke mich mit Deinem Kreuz, dem Holz des Lebens, gegen die Albträume. Segne die Grenzen meiner Zelle mit Tropfen Deines lebensspendenden Blutes.

19 27. Februar Hl. Gregor von Narek

Heilige meine Schwelle mit dem Wasser und dem Blut aus Deiner Seite. Möge das Dach meiner Bleibe die Gestalt Deines Kreuzes tragen. Möge das Wunder Deines Opfers für unser Heil vor meinen erhobenen Augen erscheinen. Möge das Werkzeug Deiner Qual auf meiner Tür befestigt sein. Mögen mein Glaube und meine Hoffnung an Deinem gesegneten Baum hängen. Mit Deinem Kreuz, Herr, halte auf den Töter der Seelen. Lasse eintreten den Schutzherrn des Lichts. Lindere die Schwere meiner Schmerzen und erleichtere die Bürde meiner Schuld. In der stillen Kammer, wo sich mein Geist sammelt auf dem Kissen meines Bettes, sich erinnert an die bitteren Früchte der Verzweiflung, bekenne ich Dir, allwissender Gott, meine unzähligen Taten bösen Frevels in all ihren Formen.

Responsorium und Tagesgebet aus Commune: Hirten der Kirche, Kirchenlehrer.

20 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero Bischof, Märtyrer Das Gedächtnis steht im Martyrologium, jedoch nicht im General- oder Regional- oder Diözesanka- lender. Es wird hier aufgenommen, da sich nicht wenige im Erzbistum dem Beispiel Oscar Arnulfo Romeros verpflichtet wissen. Das Formular ist als privater Vorschlag zu betrach- ten. Oscar Arnulfo Romero wurde am 15. August 1917 in der Kleinstadt Ciudad Barrios in geboren und wuchs in bescheidenen Familienverhältnissen auf. 1937 begann er das Theologiestudium am Priesterseminar in San Salvador und setzte es an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom fort. 1942 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Er kehrte als Pfarrseelsorger in seine Heimatdiözese San Miguel zurück und wurde später Generalvikar. 1966 wurde er zum Sekretär der Bischofskonferenz von El Salva- dor und zum Delegaten des Lateinamerikanischen Bischofsrates ernannt; 1970 wurde er von Papst Paul VI. zum Weihbischof in San Salvador ernannt. 1974 wurde er Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 Erzbischof von San Salvador. Als Oscar Romero mit 59 Jahre zum Erzbischof vom San Salvador ernannt worden war, steckte das Land in einer tiefen sozialen und politischen Krise. Auf der einen Seite nahm die Repression mit einer Alli- anz der Großgrundbesitzer und der Militärs insbe- sondere durch die inoffiziellen Todesschwadronen drastisch zu. Auf der anderen Seite entstanden in

21 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero den 1960er Jahren soziale und politische Bewegun- gen, die sich für die Menschenrechte, für eine besse- re, gerechte Gesellschaft einsetzten; einige wurden von Intellektuellen geleitet, die von der Christlichen Soziallehre geprägt waren. Dieser Teil der Kirche, die sich für die Armen einsetzte, wurde brutal ver- folgt. Am 12. März 1977, zwei Wochen nach seiner Ernen- nung, wurde in El Salvador erstmals ein Priester er- mordet, P. SJ, Pfarrer von Aguilares. Oscar Romero begann sein Bischofsamt auf eine neue Weise zu verstehen. Er klagte die Sünden sei- nes Landes mit aller Macht an, bezog Position für die Menschenrechte und für die Verteidigung der Armen und wurde so zur Stimme derer, die keine Stimme haben. Mit unvergleichlicher Leidenschaft geißelte er die Unterdrückung, die Massaker und den Völkermord. Am 24. März 1980 wurde Romero in der Kapelle von der Göttlichen Vorsehung während der Messefeier am Altar von einem Auftragsmörder erschossen. Ei- nige wenige Tage vor seiner Ermordung sagte er: „Das Martyrium ist eine Gnade, die ich nicht verdie- ne. Aber wenn Gott das Opfer meines Lebens akzep- tiert, möge mein Blut Same der Hoffnung sein“.

22 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero

Zur Kommemoration LESUNG Oscar Arnulfo Romero (1917-1980) Aus einer Meditation Das Reich Gottes geht über uns hinaus „Es hilft, dann und wann zurückzutreten und die Dinge aus der Entfernung zu betrachten. Das Reich Gottes ist nicht nur jenseits unserer Be- mühungen. Es ist auch jenseits unseres Sehver- mögens. Wir vollbringen in unserer Lebenszeit lediglich einen winzigen Bruchteil jenes großar- tigen Unternehmens, das Gottes Werk ist. Nichts, was wir tun, ist vollkommen. Dies ist eine andere Weise zu sagen, dass das Reich Gottes je über uns hinausgeht. Kein Vortrag sagt alles, was ge- sagt werden könnte. Kein Gebet drückt voll- ständig unseren Glauben aus. Kein Pastoralbe- such bringt die Ganzheit. Kein Programm führt die Sendung der Kirche zu Ende. Keine Zielset- zung beinhaltet alles und jedes. Dies ist unsere Situation. Wir bringen Saatgut in die Erde, das eines Tages aufbrechen und wach- sen wird. Wir begießen die Keime, die schon ge- pflanzt sind in der Gewissheit, dass sie eine wei- tere Verheißung in sich bergen. Wir bauen Fun- damente, die auf weiteren Ausbau angelegt sind. Wir können nicht alles tun.

23 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero

Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn uns dies zu Bewusstsein kommt. Es macht uns fähig, etwas zu tun und es sehr gut zu tun. Es mag unvoll- kommen sein, aber es ist der Beginn, ein Schritt auf dem Weg, eine Gelegenheit für Gottes Gna- de, ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun. Wir mögen nie das Endergebnis zu sehen be- kommen, doch das ist der Unterschied zwischen Baumeister und Arbeiter. Wir sind Arbeiter, keine Baumeister. Wir sind Diener, keine Erlöser. Wir sind Propheten einer Zukunft, die nicht uns al- lein gehört.“ RESPONSORIUM R Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. * Jedem aber wird die Of- fenbarung des Geistes geschenkt, damit sie an- deren nützt. V Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. * Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. 1 Kor 3,9; 12,6.7

24 24. März Hl. Oscar Arnulfo Romero ORATION Barmherziger Gott, du bist ein Gott des Friedens. Wir stehen vor dir mit der Sehnsucht nach Lebendigkeit und Frieden, nach Freiheit und Gerechtigkeit. Wir bitten dich: Stärke uns nach dem Vorbild des heiligen Oscar Arnulfo Romero, der in seinem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit sein Leben verloren hat, und lenke unsere Schritte auf dem Weg des Heils, damit wir einstehen für das Reich, das mit Christus in die Welt kommt. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

In Laudes und Vesper Antiphon zur Kommemoration aus dem Commune: Ein Märtyrer oder Hirten der Kirche, Bischöfe.

25 19. April Sel. Marcel Callo 19. April Sel. Marcel Callo Märtyrer – g Marcel Callo wurde am 6. Dezember 1921 in Rennes in Frankreich als zweites von neun Kindern geboren. Sein Leben wurde von der Pfadfinderbewegung und von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) geprägt. Er arbeitete in einer Buchdruckerei. Als er zur Zwangs- arbeit verpflichtet wurde, fuhr er am 19. März 1943 als „Missionär“, wie er selbst sagte, nach Deutsch- land. Er lebte bis April 1944 mit Franzosen und Hol- ländern im Arbeitslager Zella-Mehlis in Thüringen. Dort baute er zusammen mit Gefährten von neuem die CAJ auf, wurde aber am 19. April 1944 verhaftet, weil er „viel zu katholisch“ war. Es war der Anfang eines Kreuzweges, der ihn ins Gefängnis nach Gotha und in das Konzentrationslager Mauthausen führte, wo er am 19. März 1945 an Erschöpfung starb. Für einen seiner Mithäftlinge, der ungläubig war und ihn sterben sah, „war es eine Offenbarung. Sein Blick verriet die tiefe Überzeugung, dass er auf das Glück zuging.“

26 19. April Sel. Marcel Callo ZWEITE LESUNG (privater Vorschlag) Marcel Callo (1921 - 1945) Aus einem Vortrag – gehalten am 31. März 1940 Das Ideal der Christlichen Arbeiterjugend Wir sind die Christliche Arbeiter-Jugend. Wir ha- ben den Blick auf Christus, unser Vorbild, ge- richtet und wollen die Arbeiterklasse zu einem christlichen Leben zurückführen, ohne das kein Glück Bestand hat. Wir verachten die Egoisten, die nur an sich selber denken, an ihre eigenen Interessen und Vorteile und - wenn sie es kön- nen - auf die andern die Schwierigkeiten der Ar- beit und die Lasten des Lebens abwälzen. Wir sind keine Glücksjäger und Emporkömmlinge, die bereit sind, die anderen zu opfern, wenn sie sich nur selber einen Weg bahnen und irgendei- ne Goldader finden: Alle Arbeiter sind für uns Brüder, und deshalb wollen wir, dass Vertrauen, Friede und Brüderlichkeit unter uns herrschen. Schließlich sind wir Christen. Vereint mit Chris- tus durch ein echt christliches Leben, bemüht sich der CAJler, in all seinen Handlungen dem göttlichen Vorbild, Christus dem Arbeiter, nach- zueifern. Er weiß, dass die Leiden und Mühen der Arbeit in Gottes Augen einen großen Wert haben. Er weiß, dass sein Leben sehr kostbar ist,

27 19. April Sel. Marcel Callo wenn er leidet, und deshalb lacht und singt er immer, selbst wenn er in Not ist. Eine machtvolle und starke Christliche Arbeiter- Jugend tut not, die fähig ist, sich Achtung und Gehör zu verschaffen, um auf den Arbeitsstellen die Rechte und die Freiheit aller zur Geltung zu bringen: machtvoll durch die Zahl ihrer Mit- glieder - stark durch die Qualität ihrer Vorkämp- fer. Eine solche CAJ wird in der Arbeitswelt. Brü- derlichkeit, Gerechtigkeit und Liebe verbreiten - mit dem Ergebnis, dass der Arbeiterstand in je- der Hinsicht aufgewertet wird, dass er den Frie- den und das Glück findet, das er erwartet. Das ist unser Ideal und unser Programm. Wir sind zu jedem Opfer bereit, um es zu verwirkli- chen. Davon lassen wir uns durch nichts abbrin- gen. Wir werden, wenn es nötig ist, dafür bis ans Ende unserer Kräfte, bis zum äußersten gehen. Quelle: Marcel Callo - Zeuge des Glaubens und der Versöhnung - eine Dokumentation. Hrsg. von Rose- marie Pabel, Franz-Sales-Verlag, Eichstätt 1991, S. 13. RESPONSORIUM R Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben. Jeder von uns soll dem Nächs- ten zu Gefallen leben, zum Guten und zur Auf- erbauung. * Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Halleluja, halleluja.

28 19. April Sel. Marcel Callo

V Denn auch Christus hat nicht sich selbst zu Gefallen gelebt. * Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Halleluja, halleluja. Röm 15,1-3b.7 Oder: (privater Vorschlag) Johannes Paul II. (1920 - 2005) Aus der Predigt zur Seligsprechungsfeier am 4. Oktober 1987 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden In der Eucharistie, die wir feiern, wird die Stunde des Gottessohnes zur Stunde der Kirche, eines neuen Volkes, das in Christus seinen Eckstein hat. Zu diesem Volk gehören die drei jungen Menschen, die die Kirche heute zur Ehre der Se- ligen erhebt. Alle drei sind Laien, junge Menschen und Märty- rer! Als Kinder dieses unseres Jahrhunderts, das zwar schwierig ist, aber auch begeisternd, haben sie die Stunde des Gottessohnes geteilt, indem sie in der Welt eng mit ihm verbunden blieben. Freudig bewegt stellen wir sie dem christlichen Volk und allen Menschen guten Willens als „aus- gewählte Knospen“ vor, die der göttliche Land- mann in unserer Zeit herangezogen hat durch ihre Familien, ihre Vereinigungen, besonders die Katholische Aktion und die C.A.J., durch die Ar-

29 19. April Sel. Marcel Callo beit im Haus und in der Fabrik und durch das Martyrium. Wir stellen sie allen als gläubige Laien vor, als junge und mutige „Bürger der Kirche und der Welt“, Brüder einer neuen Menschheit, freie und gewaltlose Erbauer einer ganz menschlichen Kul- tur, prophetisches Zeichen für die Kirche des dritten Jahrtausends, die zum Salz der Welt wird, dank auch der Gegenwart von heiligen Laien. Ich habe die Freude, Marcel Callo seligzuspre- chen, inmitten seiner Familie, seiner Diözese Rennes und zahlreicher Vertreter der C.A.J. und der Pfadfinder. Er ist nicht von sich allein aus zur evangelischen Vollkommenheit gelangt. Eine ein- fache, tief christliche Familie hat ihn herangebil- det. Dann traten Pfadfinderschaft und Christliche Arbeiterjugend an ihre Stelle. Gestärkt durch das Gebet, die Sakramente und eine apostolische Tä- tigkeit, die nach der Pädagogik dieser Bewegun- gen ausgerichtet war, hat er die Kirche zusam- men mit seinen Brüdern, den jungen christlichen Arbeitern aufgebaut. In der Kirche wird man Christ und mit der Kirche baut man die neue Menschheit auf. Marcel ist nicht sofort zur evangelischen Voll- kommenheit gelangt. Hochtalentiert und guten Willens, kannte er auch langdauernde Kämpfe gegen den Geist der Welt, gegen sich selbst und gegen den Druck von Dingen und Menschen.

30 19. April Sel. Marcel Callo

Aber ganz offen für die Gnaden ließ er sich im- mer mehr von Gott führen, bis zum Martyrium. Die harte Prüfung hat seine Liebe zu Christus zur Reife gebracht. Aus dem Gefängnis schreibt er an seinen Bruder, der kurz zuvor zum Priester geweiht wurde: „Zu meinem großen Glück ist Er ein Freund, der mich keinen Augenblick verlässt und der mich zu stützten und zu trösten weiß. In schlimmen und beglückenden Stunden kann man mit seiner Hilfe alles ertragen. Wie sehr muss ich Christus danken, dass er mir den Weg gewiesen hat, auf dem ich mich befinde.“ Ja, Marcel ist dem Kreuz begegnet. Zuerst in Frankreich. Dann – der Liebe seiner Familie und seiner Verlobten, der er zärtlich und keusch zu- getan war, entrissen – in Deutschland, wo er der C.A.J. zusammen mit einigen Freunden neuen Schwung gibt. Mehrere dieser Freunde starben ebenfalls als Zeugen für Christus. Verfolgt von der ging Marcel bis zum Letzten. Wie der Herr, so hat er die Seinen geliebt bis zum Äußersten und sein ganzes Leben ist Eucharistie geworden. Zur ewigen Freude Gottes gelangt, bezeugt er, dass der christliche Glaube die Erde nicht vom Himmel trennt. Der Himmel wird auf der Erde vorbereitet durch Gerechtigkeit und Liebe. Wenn man liebt, ist man schon „selig“. Oberst Tibodo, der Tausende von Gefangenen sterben sah, stand ihm am frühen Morgen des 19. März 1945 bei; er bezeugt mit Eindringlich-

31 19. April Sel. Marcel Callo keit und Bewegung: Marcel hatte den Ausdruck eines Heiligen. Die lebendige Botschaft, die das Mitglied der C.A.J., Marcel Callo, gibt, betrifft uns alle. Den jungen christlichen Arbeitern zeigte er die au- ßerordentliche Ausstrahlung derjenigen, in de- nen Christus lebt, und die sich für die uneinge- schränkte Befreiung ihrer Brüder hingeben. Selig, weil „reinen Herzens“, werden Marcel, Pie- rina und Antonia euch anvertraut, Laien und Ju- gendliche als Zeugen einer Liebe, die auf dem Weg ist, die über das Menschliche hinausblicken und „Gott schauen“ kann. Sie sind euch überge- ben als Beispiel reifen Glaubens, der frei ist von Kompromissen, der sich der menschlichen und christlichen Würde der Person bewusst ist, als Hoffnungsgesang für die neuen Generationen, die der Heilige Geist weiterhin zur Radikalität des Evangeliums ruft. L´Osservatore Romano. Wochenausgabe deutsch. 17. Jahrgang Nr. 45 vom 6. November 1987, Seite 14.

32 19. April Sel. Marcel Callo RESPONSORIUM R Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früch- te des Reiches Gottes bringt. * Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen. Halleluja, halle- luja. V Er wird den Weinberg an andere Winzer ver- pachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. * Der Stein, den die Bauleute ver- worfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunder- bar in unseren Augen. Halleluja, halleluja. Mt 21,41-43 ORATION Herr, unser Gott, du hast dem seligen Märtyrer Marcel brennenden Eifer gegeben: Bis zu seinem grausamen Tod hat er sich unermüdlich unter den jungen Arbeitern für dein Reich eingesetzt. Auf seine Fürsprache stärke uns, den christlichen Glauben in unserer Zeit mit der gleichen Begeisterung und mit Kühnheit zu bezeugen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

33 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne Ordensfrau -g Franziska Nisch wurde am 18. September 1882 als Tochter von Ulrich Nisch in Mittelbiberach geboren. Mit 22 Jahren trat sie ins Kloster Hegne ein, in die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Sie erhielt bei der Einkleidung den Ordensnamen Ulrika. 1907 legte sie die Profess ab. Sie arbeitete als Küchenschwester. Neben der Arbeit widmete sie sich viele Stunden der Betrachtung und dem Gebet. 1912 erkrankte sie sehr schwer an Tu- berkulose. Am 8. Mai 1913 starb sie im Ruf der Hei- ligkeit. Ihr Grab befindet sich in der Krypta des Klos- ters Hegne. Papst Johannes Paul II. sprach sie am 1. November 1987 in Rom selig. ZWEITE LESUNG Ulrika Nisch (1882-1913) Aus einem Brief an ihre Mitschwestern Der Wert der Demütigungen und Leiden Wie ich mir denke und wie es immer Brauch war, wenn wieder eine fort ist, fragt man, wie wird es ihr gehen. Ihr werdet Euch interessieren, wie es mir geht. Mir geht es gut und ich bin glücklich, denn was will man mehr, wenn man so gut ver- sorgt ist. Es ist, wie wenn ein Kind bei Vater und Mutter zu Hause ist, und keinen Kummer und keine Sorgen hat. Man hat alles, was man will, und man kann gut für sein Seelenheil sorgen.

34 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne

Beten kann ich jetzt auch und ich bete viel für Euch, was Ihr auch für mich tun sollt. Nicht nur einmal am Tage bete ich für Euch, sondern viel- leicht zehnmal, manchmal noch öfter. Wenn es Euch also nicht gut geht, so hängt dies nicht von mir ab. Allerdings kann bloß der liebe Gott dar- über verfügen, und er weiß, wie er es anwenden kann. Er weiß, wie er die Schwachen und die Starken zu behandeln hat. Den Schwachen gibt er Trost und Frieden und leitet alles zum Besten. Den Stärkeren schickt er manches Kreuz und Missgeschick in jeder Beziehung. So erweitert er die Herzen und je mehr über einen kommt, des- to mehr kommt man zur Erkenntnis. Man lernt die verschiedenen Kreuze und Widerwärtigkeiten tragen und den Wert derselben erkennen. Wür- den wir den Wert der Demütigungen und Leiden erkennen, so würde unser Herz so groß und weit, dass wir mit Gottes Gnade die Leiden der ganzen Welt tragen möchten. Es würde aufgehen vor Verlangen nach Kreuz und Leiden. Wir wür- den uns nicht mehr vor einer Verdemütigung scheuen, sondern mit heiligem Neid auf jene bli- cken, die dieser Gnaden mehr gewürdigt wer- den. Darum sind wir auch oft so unruhig und zerstreut bei der Arbeit, weil unser Inneres nicht vom übernatürlichen Eifer belebt ist, und man sich vor Missgeschick oder Demütigung fürchtet. Je reiner die Absicht, je freier man von Eigenlie- be und Eigennutz ist, desto ruhiger und in Gott

35 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne gesammelter arbeiten wir. Kommt dann ein Ta- del oder eine Zurechtweisung, so kann sich die Natur wohl sträuben, aber die Gnade sagt: Nimm es an, du hast noch mehr verdient, und erhebe dich über das Irdische. Hat so die Gnade gesiegt, hängen von ihr wieder mehrere Gnaden ab. Sie geben den tiefsten Frieden, heilige Ruhe und das Herz jubelt in seligem Glück. Man wird ganz ru- hig und still in der Arbeit, gleich wie ein ge- räuschlos dahinfließendes Bächlein. Dadurch ler- nen wir uns kennen und den Umgang mit Gott schätzen und lieber üben. Wir nehmen unsere Zuflucht zum Herzen des Geliebten. Dort bitten wir und lernen die Tugenden üben. Besonders bedürfen wir alle der Demut und Großmut. Ohne diese Tugenden werden wir auch keine Liebe finden, was sich gewiss eine jede von uns wünscht. Wir würden alle gewiss bis ans Ende der Welt laufen, sie zu finden. Kein Maß kennt die Liebe und wir wollen nur in der Liebe und für die Liebe alles leiden und arbeiten. Liebe Mitschwestern, Ihr denkt sicher, dass Ihr alles, was ich Euch da predige, ja schon lange kennt und noch viel mehr. Aber ich habe es nicht unterlassen können, Euch einen Brief zu schrei- ben, weil ich ja weiß, dass alle einen heiligen Feuereifer haben und wir wollen doch alle einan- der heiligen und unserem Bräutigam ähnlich ma- chen. Wir sind doch alle ein Herz und eine Seele und lieben einander in Jesus Christus. In meiner

36 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne

Armseligkeit habe ich es nicht besser fertig- gebracht. Ich hoffe, dass Ihr mir auch einige Zei- len zukommen lasst, und meiner im Gebet nicht vergesset. Es grüßt Euch alle Eure Euch liebende Schwester UIrika. (Beilage zum Amtsblatt der Erzdiözese. Auszug aus dem Amtsblatt der Erzdiözese Freiburg - Nr. 27 vom 2. November 1987, S. 175 ff. Approbiert und con- firmiert / GottesdienstKongregation, Prot. 767/87) RESPONSORIUM R Alle aber begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt Stolzen entgegen, Demütigen aber schenkt er seine Gnade. * Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist! Halle- luja, halleluja. V Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch! * Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist! Halleluja, halleluja. 1 Petr 5,5b-7 ORATION siehe unten: Tagesgebet

37 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne ZUR MESSFEIER ERÖFFNUNGSVERS Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. TAGESGEBET Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes, du hast die selige Ulrika von Hegne dazu berufen, deinem gekreuzigten Sohn nachzufolgen und in Demut und grenzenloser Liebe ihren täglichen Dienst zu tun. Schenke uns auf ihre Fürsprache die Kraft, die Widrigkeiten unseres Lebens als Ergänzung des Leidens Christi zu tragen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus. LESUNG 1 Kor 1,26-31 (ML I 245) Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt. ANTWORTPSALM Ps 23,1-6 (ML I 80) R Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.

38 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne RUF VOR DEM EVANGELIUM Halleluja. Halleluja. So spricht der Herr: Bleibt in meiner Liebe! Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. Halleluja. Vers: Joh 15, 9b.5b EVANGELIUM Joh 13,1-2a.3-5.12-15.17 (Auszüge aus ML I 124f) (hier abgedruckt, weil diese Auszüge sich in keinem Lektionar finden.)

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. ✠

1 Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. 2 Es fand ein Mahl statt. 3 Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, 4 stand vom Mahl auf,

39 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne

legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. 5 Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 12 Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? 13 Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. 15 Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. 17 Wenn ihr das wisst - selig seid ihr, wenn ihr danach handelt.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. oder Joh 13,1-15 (ML I 124f) Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.

40 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne GABENGEBET Herr unser Gott, nimm die Gaben an, die wir zu deinem Altar bringen. Befreie uns von der alten Anhänglichkeit an das Böse, und lass das neue Leben der Gnade in uns wachsen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. PRÄFATION Von den heiligen Jungfrauen und Ordensleuten KOMMUNIONVERS Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. Wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen – so spricht der Herr. Joh 14,23

41 8. Mai Sel. Ulrika von Hegne SCHLUSSGEBET Ewiger Gott, der Empfang des Leibes und Blutes Christi lenke unseren Sinn von den vergänglichen Dingen auf das, was bleibt. Gib, dass wir nach dem Beispiel der seligen Ulrika in aufrichtiger Liebe unsere Lebensaufgabe erfüllen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

(Messtexte entnommen aus dem Ergänzungsband zum Messbuch für die franziskanischen Ordensge- meinschaften. 2016)

42 10. Mai Hl. Johannes von Avila 10. Mai Hl. Johannes von Avila Priester, Kirchenlehrer [1569] Das Gedächtnis steht im Martyrologium, jedoch nicht im General- oder Regional- oder Diözesanka- lender. Es wurde in diesen Ergänzungsband aufge- nommen, da bislang alle Kirchenlehrer mit einem Gedächtnis im Kalender vertreten sind und ihre Feier im Erzbistum ermöglicht werden soll. Das Formular ist als privater Vorschlag zu betrach- ten. Johannes von Avila, Juan de Ávila Gijón, wurde am 6. Januar 1500 in Almodóvar del Campo, Kastilien, ge- boren und war väterlicherseits jüdischer Abstam- mung, was ihm sein Leben lang Schwierigkeiten be- reitete. So musste er sein in Salamanca aufgenom- menes Jurastudium abbrechen, als die Universität von ihren Studenten einen Nachweis der „Blutrein- heit“ verlangte. In der Folge zog er sich zu einem Leben strenger Buße in das heimatliche Almodóvar zurück. Nach zwei Jahren der Zurückgezogenheit begann er in Alcalá de Henares ein Theologiestudium und wur- de 1526 zum Priester geweiht. Der reiche Erbe ver- kaufte all seinen Besitz, verteilte das Geld unter den Armen und stellte sich als Missionar für die Evange- lisierung Amerikas zur Verfügung, doch der Erzbi- schof von Sevilla bestellte ihn als Volksmissionar nach Andalusien. Juan hatte als volkstümlicher und leidenschaftlicher Prediger durchschlagenden Erfolg nicht nur beim einfachen Volk, sondern setzte spektakuläre Bekeh-

43 10. Mai Hl. Johannes von Avila rungen hochrangiger Persönlichkeiten wie Herzog Franz von Borja oder des Haudegens Johannes von Gott in Gang. Sein Ansehen brachte ihm aber auch den Neid des Klerus ein: 1531 wurde er des „Eras- mismus“, das heißt missverständlicher Aussagen im Geiste des Humanismus beschuldigt und verbrachte über ein Jahr im Inquisitionsgefängnis von Sevilla. Dort verfasste er den ersten Entwurf seines asketi- schen Hauptwerks Audi filia, et vide („Höre, Tochter, und sieh“), einem Kommentar zum 45. Psalm, der ihn zum maßgeblichen geistlichen Autor des 16. Jahrhunderts machte. Seinen Wunsch, den Jesuiten beizutreten, vereitelte wiederum seine jüdische Abstammung, doch im Geist der Gesellschaft Jesu gründete er zahlreiche Kollegien und Seminare zur Priesterausbildung und war maßgeblich an der Entstehung der Universität von Baeza beteiligt. 1554 erkrankte er und zog sich nach Montilla bei Cordoba zurück, wo er 1569 am 10. Mai starb und begraben wurde. Der „Apostel von Andalusien“ wur- de 1894 selig- und 1970 heiliggesprochen. 1946 er- klärte ihn Papst Pius XII. zum Patron des spanischen Klerus, 2012 erhob ihn Papst Benedikt XVI. zum Kir- chenlehrer. Dargestellt wird er meist betend vor dem Allerheiligsten

44 10. Mai Hl. Johannes von Avila ZWEITE LESUNG Johannes von Ávila (1500 – 1569) Aus einigen Schriften des heiligen Johan- nes von Ávila Du hast in dir einen, den dich in allem begleitet, den Heiligen Geist Gleichwie Gott, indem er die Menschen an den Schätzen seiner Gottheit teilnehmen lassen woll- te, dies als Mittel wählte, dass er Mensch gewor- den, damit er durch die Niedrigkeit und Armut den Armen und Niedrigen gleich sein könnte, und indem er sich mit ihnen vereinigte, sie zu seiner Höhe emporheben könnte, so ist der ge- wöhnliche Weg, worauf Gott den Seelen seine Gottheit zuteil-werden lässt: seine heilige Menschheit. Sie ist die Pforte; wer durch sie ein- geht, wird selig werden; sie ist die Leiter, auf ihr steigen wir zum Himmel empor. Das Ziel der Betrachtung des Leidens Christi soll die Nachahmung desselben sein, und die Be- obachtung der göttlichen Gebote. Wie Christus verkündigt hat, so verkündigt jetzt der Heilige Geist; wie Christus gelehrt hat, lehrt der Heilige Geist; wie Christus getröstet hat, tröstet und erfreut der Heilige Geist. Was erwar- test du, was suchst du, was willst du mehr? Du hast in dir einen Ratgeber, Lehrer, Beschützer, jemanden, der dich leitet, dich berät, ermutigt, auf den Weg bringt, dich in allem und zu allem

45 10. Mai Hl. Johannes von Avila hin begleitet. Und wenn du nicht die Gnade ver- lierst, wird er am Ende so an deiner Seite stehen, dass du nichts tun, nichts sagen, nichts denken kannst, was nicht sozusagen durch seine Hand geht und seinem heiligen Willen entspricht. Bemüht euch sehr darum, mein Bruder, euch der Meinung anderer unterzuordnen; dann wird euch der Teufel nicht täuschen. Ein Heiliger sagt näm- lich, dass jemand, der nur an sich selbst glaubt, nicht vom Teufel versucht zu werden braucht, denn er ist für sich sein eigener böser Geist. Die Liebe zeigt sich nicht in Worten, sondern in Werken, und sie zeigt sich am meisten, wenn es uns mehr kostet, was wir für die tun, die wir lie- ben. Quelle: Ávila, Juan de: Sämmtliche Werke Zum ers- ten Mal aus dem Spanischen Original übersetzt von F. J. Schermer, Bd. 1. Regensburg 1856, S. 366f u. ö. Aus: Joachim Schäfer: Artikel Johannes von Ávila, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johann es_von_Avila.htm, abgerufen am 31. 8. 2020

Responsorium und Tagesgebet aus Commune: Hirten der Kirche, Kirchenlehrer.

46 29. Mai Hl. Paul VI. 29. Mai Hl. Paul VI. Papst - g Papst Paul VI., mit dem bürgerlichen Namen Giovan- ni Battista Montini, wurde am 26. September 1897 in Concesio bei Brescia geboren Er wurde am 29. Mai 1920 zum Priester geweiht – deswegen der heutige Gedenktag - und absolvierte anschließend in der Päpstlichen Diplomatenakademie in Rom seine Stu- dien. Papst Pius XII. ernannte ihn 1954 zum Erzbi- schof von Mailand. Papst Johannes XXIII. hat ihn 1958 zum Kardinal erhoben, als dessen Nachfolger er am 21. Juni 1963 gewählt wurde. Mit großer Ent- schlossenheit setzte Papst Paul VI. das Zweite Vati- kanische Konzil fort. Gemäß den Weisungen des Konzils hat er umfassend die Liturgie und das kirch- liche Leben erneuert. Er bereiste als erster Papst die Welt, baute Brücken zur Orthodoxie und zum Ju- dentum und setzte sich für Evangelisierung, Frieden, Entwicklung und Gerechtigkeit in der Welt ein. Er starb am Sonntag der Verklärung des Herrn, dem 6. August 1978, in Castel Gandolfo. Am 12. August 1978 wurde er in der Krypta von St. Peter beige- setzt. Papst Franziskus hat ihn am 19. Oktober 2014 selig-und am 14. Oktober 2018 heiliggesprochen. Viele im Erzbistum haben das Pontifikat des Kon- zilspapstes Paul VI. mit großer Anteilnahme miter- lebt. Darum wird sein Gedenktag auch hier unter den diözesanen Gedenktagen angeführt, obgleich er nicht im Diözesankalender verzeichnet ist

47 29. Mai Hl. Paul VI.

ZWEITE LESUNG (nicht approbierte Übersetzung des approbierten Le- sungs-textes) Paul VI. (1897 – 1978) Aus der Homilie des heiligen Paul VI. bei der letzten öffentlichen Sitzung zum Ab- schluss des II. Vatikanischen Konzils (7. Dezember 1965) Um Gott zu kennen, muss man den Menschen ken- nen Die theozentrische und theologische Auffassung von Mensch und Universum hat sich wie eine Herausforderung auf die Anklage des Anachro- nismus und der Weltfremdheit mit diesem Konzil inmitten der Welt erhoben mit Ansprüchen, die das Urteil der Welt anfangs als töricht bezeich- nen wird, dann aber, so hoffen wir, als echt menschlich, weise und heilsam erkennen wird: nämlich, dass es einen Gott gibt, dass er wirklich ist, dass er lebendig, persönlich, dass er Vorse- hung und unendlich gut ist, ja dass er nicht nur in sich gut ist, sondern unendlich gut auch zu uns – unser Schöpfer, unsere Wahrheit, unser Glück in dem Maße, dass die Fähigkeit auf ihn unsere Blicke und unsere Herzen zu richten – wir nennen das Beschauung – zum höchsten und reichsten Akt des Geistes wird, zu einem Akt, der auch heute der unermesslichen Pyramide der

48 29. Mai Hl. Paul VI. menschlichen Tätigkeit eine hierarchische Ord- nung verleihen kann und muss. Ja, die Kirche des Konzils hat sich – außer mit sich selbst und der Beziehung, die sie mit Gott eint – mit dem Menschen beschäftigt, wie er heute wirklich ist: der lebendige Mensch, der ganz mit sich selbst beschäftigte Mensch, der Mensch, der sich nicht nur zum Mittelpunkt jeg- lichen Interesses macht, sondern der es wagt, von sich zu sagen, dass er Prinzip und Grund al- ler Wirklichkeit sei. Das ganze Phänomen Mensch, das heißt angetan mit den Masken sei- ner zahllosen Aufmachungen hat sich gleichsam vor die versammelten Konzilsväter hingestellt, die ja auch Menschen sind, und darum aufmerk- same und liebevolle Hirten und Brüder: der tra- gische Mensch mit seinem eigenen Schicksal, der Übermensch von gestern und heute, der deshalb stets gebrechlich und unaufrichtig, ego- istisch und voll Leidenschaft ist, dann der über sich selbst unglückliche Mensch, der bereit ist, jede Rolle zu spielen, der starre Mensch, der nur die wissenschaftliche Wirklichkeit pflegt, der Mensch, wie er ist, der denkt, liebt, arbeitet, der stets auf etwas wartet, der „filius accrescens“, der wachsende Sohn (Gen 49,22), der durch die Unschuld seiner Kindheit, durch das Geheimnis seiner Armut und durch seinen Reueschmerz heilige Mensch; der Mensch als Individuum und als Gemeinschaftswesen, der Mensch, der die

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Vergangenheit preist, und der Mensch, der von der Zukunft träumt; der sündige Mensch und der heilige Mensch, und so weiter. Der laizistische und profane Humanismus ist schließlich in sei- ner furchtbaren Gestalt erschienen und hat in einem gewissen Sinn das Konzil herausgefor- dert. Die Religion des Gottes, der Mensch wurde, ist der Religion (denn sie ist es) des Menschen begegnet, der sich zum Gott macht. Was ist ge- schehen? Ein Zusammenstoß, ein Kampf, ein Anathem? Es hätte sein können, aber es ist nicht geschehen. Die alte Geschichte vom Samariter wurde zum Beispiel für die Geisteshaltung des Konzils. Eine ganz große Sympathie hat es ganz und gar durchdrungen. Die Entdeckung der menschlichen Bedürfnisse (je größer sie sind, desto größer macht sich auch der Sohn der Erde) hat die Aufmerksamkeit unserer Synode gefes- selt. Erkennt ihm wenigstens dieses Verdienst zu, ihr modernen Humanisten, die ihr die Trans- zendenz der höchsten Dinge leugnet, und er- kennt unseren neuen Humanismus an: auch wir, und wir mehr als alle, sind die Förderer des Menschen. Was hat dieser hohe Senat in der Menschheit betrachtet, was hat er im Lichte der Gottheit zu studieren unternommen? Er hat das ewige Doppelspiel ihres Antlitzes betrachtet: das Elend und die Größe des Menschen, sein tiefsit- zendes, unleugbares, aus sich selbst unheilbares Übel und eine ihm verbliebene Gutheit, die im-

50 29. Mai Hl. Paul VI. mer von hoher Schönheit und unbesiegbarer Er- habenheit gezeichnet ist. Aber man muss aner- kennen, dass dieses Konzil, das über den Men- schen ein Urteil zu fällen hatte, weit mehr bei dieser guten Seite des Menschen verweilte als bei der traurigen. Seine Einstellung war ausge- sprochen und bewusst optimistisch. Ein Strom von Zuneigung und Bewunderung hat sich vom Konzil über die moderne Welt des Menschen er- gossen. Ja, die Irrtümer wurden zurückgewiesen, weil Liebe und Wahrheit es verlangen, für die Personen gab es nur Einladung, Achtung und Liebe. Anstelle deprimierender Diagnosen auf- munternde Heilmittel, statt unheilvoller Voraus- sagen wurden vom Konzil an die heutige Welt Botschaften des Vertrauens gerichtet; ihre Werte wurden nicht nur respektiert, sondern geehrt, ihre Bemühungen unterstützt, ihre Bestrebungen geläutert und gesegnet. Die katholische Religion und das menschliche Leben bestätigen so erneut ihre Verbindung, ihre Konvergenz in einer einzigen menschlichen Wirklichkeit: die katholische Religion ist für die Menschheit, in einem gewissen Sinn das Leben der Menschheit. Wenn wir, die ihr hier anwesend seid, uns daran erinnern, wie im Antlitz eines jeden Menschen, besonders wenn es durch Tränen und Schmer- zen durchscheinend geworden ist, das Antlitz Christi, des Menschensohnes, wiedererkennen

51 29. Mai Hl. Paul VI. können und müssen: „Wer mich sieht“, sagt Je- sus, „sieht auch den Vater“ (Joh 14,9), dann wird unser Humanismus christlich, und unser Chris- tentum wird theozentrisch, so sehr, dass wir auch sagen können: um Gott zu kennen, muss man den Menschen kennen. Wir meinen damit, den Menschen nicht als In- strument zu lieben, sondern als ein erstes Ziel in Richtung auf das transzendente höchste Ziel, den Ursprung und den Grund jener Liebe. (lateinischer Text: AAS 58 [1966] 53. 55-56. 58-59) RESPONSORIUM R Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, * darauf seid be- dacht (O: Halleluja). V Was Tugend heißt und lobenswert ist, * darauf seid bedacht (O: Halleluja). ORATION Gott, du hast dem heiligen Papst Paul aufgetragen, als unermüdlicher Apostel des Evangeliums deine Kirche zu leiten. Hilf uns, dass wir im Licht seiner Weisungen mitwirken, eine Kultur der Liebe in der ganzen Welt zu verbreiten. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

52 29. Mai Hl. Paul VI.

L: 1 Kor 9,16-19.22-23 (ML IV 386f) APs: Ps 96 (95),1-2a.2b-3.7-8a.10 (ML IV 439) Halleluja: Mk 1,17 (ML IV 435) Ev: Mt 16,13-19 (ML IV 435)

53 15. Juli Sel. Bernhard von Baden 15. Juli SEL. BERNHARD MARKGRAF VON BADEN – in Baden Fest, in Hohenzollern nichtgebotener Gedenktag Markgraf Bernhard von Hohenbaden wurde wahr- scheinlich 1428 auf der Burg Hohenbaden geboren. Nach den Vorstellungen der Zeit zum ritterlichen Kämpfer und verantwortungsbewussten Regenten erzogen, war er im Dienst Kaiser Friedrichs II. uner- müdlich tätig, um für Frieden und Recht im Reich zu sorgen. Seine Sittenstrenge, seine Redlichkeit und seine Nächstenliebe prägten sich den Zeitgenossen ein. Nach dem Fall von Konstantinopel (1453) über- trug er sein Fürstentum auf zehn Jahre seinem Bru- der, um sich ganz der Sache der bedrängten Chris- ten widmen zu können. Als Gesandter des Kaisers in Oberitalien unterwegs, erlag er am 15. Juli 1458 in Moncalieri bei Turin einer Seuche. Von seiner Grab- stätte in der Marienkirche zu Moncalieri breitete sich der Ruf seiner Heiligkeit aus, zumal in Baden und Lothringen. – 1760 seliggesprochen, wurde er weite- ren Kreisen bekannt, besonders seit seiner Erhebung zum Patron von Baden. Momentan ist das Verfahren zur Heiligsprechung anhängig.

Messbuch Eigenfeiern 2000 16ff, Stdb. Eigenfeiern 25ff. In der Lesehore kann alternativ untenstehende Le- sung genommen werden.

54 15. Juli Sel. Bernhard von Baden ZWEITE LESUNG Johannes Trithemius († 1516) Aus den Annalen des Klosters Hirsau Zu jeder Zeit und an jedem Ort in der Furcht des Herrn Dem Markgrafen Jakob wurde ein fünfter Sohn geboren, man gab ihm den Namen Bernhard. Dieser blieb nach dem Zeugnis vieler Zeitgenos- sen aus Liebe zur ehelosen Keuschheit bis zu seinem Tode unverheiratet. Bernhard wurde von Kindheit an zur Gottesfurcht ange-halten und bewahrte deshalb sein Leben in voller sittlicher Lauterkeit. Wenn er auch kraft seiner führenden Stellung Waffen trug, so hat er dennoch nieman- den gekränkt, niemanden verletzt, niemandem Schmach oder Unrecht zugefügt. Lange Zeit hat er am Hofe Kaiser Friedrichs gedient, sich aber der Ausschweifungen höfischen Lebens enthal- ten. Seine gesamte Lebensführung war eher die eines Mönchs als die eines Soldaten. Den Armen zeigte er seine Zuneigung und nahm sich mit großer Umsicht der Bedürftigen an. Oft traf er bei seinem Gang durch den kaiserlichen Hof ei- nen Mönch oder einen armen Kleriker oder Landarbeiter oder irgendeinen Menschen, der wegen seines niederen Standes oder wegen sei- ner Hilflosigkeit sich beim Kaiser oder dessen Beamten kein Gehör verschaffen konnte. Bern- hard übernahm stets aus Liebe zu Gott die Auf-

55 15. Juli Sel. Bernhard von Baden gabe eines zuverlässigen Anwalts. Er trug das Anliegen des hilflosen Menschen bei Kaiser und Beamten mit Nachdruck vor und nahm von sei- nen energischen Bemühungen nicht eher Ab- stand, bis er den armen Bittsteller in seiner ge- rechten Sache wunschgemäß zufriedengestellt hatte. Sein pflichtbewusstes Mitgefühl mit den Armen war so groß, dass er alles, was er in sei- nen Besitz bringen konnte, ausschließlich zu ih- rem Nutzen verwendete, wobei er keinen Unter- schied machte im Ansehen der Person. Auf dem bloßen Leib trug Bernhard einen eisernen Büßer- gürtel oder ein härenes Hemd, das er kluger- weise verbarg, da er in der Öffentlichkeit in ge- pflegteren Kleidern einherging, wie es sich für einen Adeligen geziemte. Im Gebet bewies Bern- hard Beharrlichkeit, und oft geschah es, dass er, während andere fröhlich lachten, schweigend dasaß und in großer innerer Ergriffenheit dem Herrn unter Tränen seine Bitten vortrug. Seitdem Bernhard diesen heiligen Lebenswandel begon- nen hatte, zog er sich erst dann zum Schlafen zurück, wenn er zuvor seine eventuellen tägli- chen Vernachlässigungen dem priesterlichen Hofkaplan, der ihm stets zur Verfügung stand, in aufrichtiger Reue gebeichtet hatte. Er sagte sich nämlich, dass für einen Christen nichts gefährli- cher sei, als in der Verfassung schlafen zu ge- hen, in welcher er nicht zu sterben wage.

56 15. Juli Sel. Bernhard von Baden

Diese menschliche Situation hatte der Gott wohl- gefällige Mann in Klugheit stets vor Augen und war so zu jeder Zeit und an jedem Ort in der Furcht des Herrn wachen Geistes auf den Tod gefasst, um eben nicht unvorbereitet vom Tod überrascht zu werden. Nach dem Bernhard sein Leben mit guten Werken erfüllt hatte, starb er schließlich im Mannesalter so, wie die Schrift sagt: „Er gefiel Gott und wurde von ihm geliebt; da er mitten unter Sündern lebte, wurde er ent- rückt. Er wurde weggenommen, damit nicht Schlechtigkeit seine Einsicht verkehrte und Arg- list seine Seele täuschte.“ „Da seine Seele dem Herrn gefiel, enteilte sie aus der Mitte des Bö- sen.“ „Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt.“ (Johannes Trithemius, Annales Hirsaugienses, Bd. 2, St. Gallen 1690, S. 459 (Quelle aus: Anna Maria Renner, Markgraf Bernhard II. von Baden. Quellen zu seiner Lebensgeschichte. Karlsruhe [1958], S. 192)) RESPONSORIUM R Früh vollendet, hat der selige Bernhard doch ein volles Leben gehabt. * Da seine Seele dem Herrn gefiel, enteilte sie aus der Mitte des Bösen. V Er hat die Königskrone der Herrlichkeit emp- fangen und das Diadem der Schönheit aus der Hand des Herrn. * Da seine Seele dem Herrn ge- fiel, enteilte sie aus der Mitte des Bösen.

57 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz 9. August HL. TERESIA BENEDICTA VOM KREUZ (EDITH STEIN) Jungfrau und Märtyrin Schutzpatronin Europas – F Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 als Kind jü- discher Eltern in Breslau geboren. Sie studierte (1916–1918 in Freiburg) Philosophie und fand nach langem Suchen den verlorenen Gottesglauben wie- der. Schließlich wandte sie sich der katholischen Kir- che zu und wurde am 1. Januar 1922 getauft. Ihren Lehrberuf und ihre wissenschaftliche Arbeit verstand sie fortan als Gottesdienst. 1933 trat sie in Köln in den Karmel ein. Im Sinne des von ihr gewünschten Ordensnamens Teresia Benedicta vom Kreuz opferte sie ihr Leben für das deutsche und jüdische Volk auf. Wegen der Judenverfolgung musste sie Deutsch- land verlassen und fand am Silvestertag 1938 Auf- nahme im Karmel von Echt in den Niederlanden. Am 2. August 1942 wurde sie dort von den nati- onalsozialistischen Machthabern verhaftet, in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Polen) de- portiert und wahrscheinlich am 9. August durch Giftgas ermordet. Papst Johannes Paul II. hat sie 1987 selig- und im Oktober 1998 heiliggesprochen. 1999 wurde sie zu- sammen mit der hl. Birgitta von Schweden und der hl. Katharina von Siena zur Mitpatronin Europas er- klärt.

58 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz

Commune: Märtyrer, Stb. III 1105ff, oder für heilige Frauen (Ordensleute), Stb. III 1244ff, außer: ZWEITE LESUNG Edith Stein (1891 – 1942) Aus dem Vortrag „Das Weihnachtsgeheimnis“ (1931 in Ludwigshafen/Rhein) Gotteskind sein heißt: an Gottes Hand gehen Gotteskind sein heißt: an Gottes Hand gehen, Gottes Willen, nicht den eigenen Willen tun, alle Sorge und alle Hoffnung in Gottes Hand legen, nicht mehr um sich und seine Zukunft sorgen. Darauf beruht die Freiheit und Fröhlichkeit des Gotteskindes. Wie wenige, auch von den wahrhaft Frommen, selbst heroisch Opferwilligen, besitzen sie! Sie gehen immer niedergebeugt unter der schweren Last ihrer Sorgen und Pflichten. Alle kennen das Gleichnis von den Vögeln unter dem Himmel und den Lilien auf dem Felde1. Aber wenn sie einem Menschen begegnen, der kein Vermögen, keine Pension und keine Versicherung hat und doch unbekümmert um seine Zukunft lebt, dann schütteln sie den Kopf wie über etwas Unge- wöhnliches. Freilich, wer von dem Vater im Himmel erwartet, dass er ihm jederzeit für das Einkommen und die Lebensverhältnisse sorgen werde, die er für wünschenswert hält, der könnte

59 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz sich schwer verrechnet haben. Nur dann wird das Gottvertrauen unerschüttert standhalten, wenn es die Bereitschaft einschließt, alles und jedes aus des Vaters Hand entgegenzunehmen. Er allein weiß ja, was uns guttut2. Und wenn einmal Not und Entbehrung angebrachter wären als behaglich gesichertes Auskommen, oder Misserfolg und Verdemütigung besser als Ehre und Ansehen, dann muss man sich auch dafür bereithalten. Tut man das, so kann man unbelas- tet durch die Zukunft der Gegenwart Das „Dein Wille geschehe“3 in seinem vollen Ausmaß muss die Richtschnur des Christenlebens sein. Es muss den Tageslauf vom Morgen bis zum Abend, den Gang des Jahres und das ganze Le- ben regeln. Es wird dann auch des Christen ein- zige Sorge sein. Alle anderen Sorgen nimmt der Herr auf sich4. Diese eine aber bleibt uns, solan- ge wir leben. Es ist objektiv so, dass wir nicht endgültig versichert sind, immer auf Gottes We- gen zu bleiben. Wie die ersten Menschen aus der Gotteskindschaft in die Gottesferne fallen konn- ten, so steht jeder von uns immer auf des Mes- sers Schneide zwischen dem Nichts und der Fül- le des göttlichen Lebens. Und früher oder später wird uns das auch subjektiv fühlbar. In den Kin- dertagen des geistlichen Lebens, wenn wir eben angefangen haben, uns Gottes Führung zu über- lassen, da fühlen wir die leitende Hand ganz stark und fest; sonnenhell hegt es vor uns, was

60 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz wir zu tun und zu lassen haben. Aber das bleibt nicht immer so. Wer Christus angehört, der muss das ganze Christusleben durchleben. Er muss zum Mannesalter Christi heranreifen5, er muss einmal den Kreuzweg antreten6, nach Ge- tsemani und Golgota. Und alle Leiden, die von außen kommen, sind nichts im Vergleich zu der dunklen Nacht der Seele, wenn das göttliche Licht nicht mehr leuchtet und die Stimme des Herrn nicht mehr spricht. Gott ist da, aber er ist verborgen und schweigt. Warum das so ist? Es sind Gottes Geheimnisse, von denen wir spre- chen, und die lassen sich nicht restlos durch- dringen. Aber ein wenig hineinschauen können wir schon. Gott ist Mensch geworden7, um uns aufs neue teilhaben zu lassen an seinem Leben. Damit beginnt es, und das ist das letzte Ziel.

1Mt 6,26-30. 2 Vgl. Mt 6, 32. 3Mt 6,10. 4 1 Petr 5,7. 5

Vgl. Eph 4,13. 6Vgl. Mk 8, 34. 7Vgl. Joh 1, 14. RESPONSORIUM R Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ih- rer Herrin, * so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott. V Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. * So schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott.

Oder:

61 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz

Edith Stein (1891 – 1942) Aus den Ausführungen über das Gebet Das Gebet der Kirche als Liturgie und Eucharistie Aus den evangelischen Berichten wissen wir, dass Christus gebetet hat, wie ein gläubiger und gesetzestreuer Jude betete. Wie von Kindheit an mit seinen Eltern, so ist er später mit seinen Jüngern zu den vorgeschriebenen Zeiten nach Jerusalem gepilgert, um die Hochfeste im Tem- pel mitzufeiern. Gewiss hat er mit den Seinen in heiliger Begeisterung die Jubellieder gesungen, in denen die Vorfreude der Wallfahrer ausström- te: „Ich freute mich, da man mir sagte: Wir wol- len zum Hause des Herrn gehen“1. Dass er die alten Segenssprüche betete, wie sie noch heute über Brot, Wein und Feldfrüchte gebetet wer- den2, bezeugt uns die Erzählung von seinem letzten Zusammensein mit seinen Jüngern, das der Erfüllung einer der heiligsten religiösen Pflichten gewidmet war: dem feierlichen Oster- mahl, dem Gedächtnis an die Errettung aus der Knechtschaft Ägyptens. Und vielleicht gibt uns gerade dies Zusammensein den tiefsten Einblick in das Beten Christi und den Schlüssel zum Ver- ständnis des Gebetes der Kirche. „Während sie aber speisten, nahm Jesus das Brot, segnete und brach es, gab es seinen Jün- gern und sprach: Nehmet hin und esset, dies ist mein Leib! Und er nahm den Kelch, dankte und

62 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz gab ihnen denselben mit den Worten: Trinket al- le daraus, denn dieses ist das Blut des Neuen Testamentes, das für viele vergossen werden wird zur Vergebung der Sünden.“3 Segnung und Verteilung von Brot und Wein ge- hörten zum Ritus des Ostermahls. Aber beides bekommt hier einen völlig neuen Sinn. Damit nimmt das Leben der Kirche seinen Anfang. Wohl wird sie erst am Pfingstfest als geisterfüllte und sichtbare Gemeinschaft öffentlich hervortre- ten. Aber hier beim Ostermahl erfolgt das Ein- senken der Reben in den Weinstock, das die Geistausgießung möglich macht. Die alten Se- genssprüche sind im Munde Christi Leben schaf- fendes Wort geworden. Die Früchte der Erde sind sein Fleisch und Blut geworden, von seinem Le- ben erfüllt. Die sichtbare Schöpfung, in die er sich schon durch die Menschwerdung hineinbe- gab, ist nun auf eine neue, geheimnisvolle Weise mit ihm verbunden. Die Stoffe, die dem Aufbau des menschlichen Leibes dienen, sind von Grund auf umgewandelt, und durch ihren gläubigen Genuss werden auch die Menschen umgewan- delt: in die Lebenseinheit mit Christus einbezo- gen und von seinem göttlichen Leben erfüllt. Die lebensschaffende Kraft des Wortes ist an das Op- fer gebunden. Das Wort ist Fleisch geworden, um das Leben, das es annahm, hinzugeben; um sich selbst und die durch seine Selbsthingabe entsühnte Schöpfung dem Schöpfer als Lobopfer

63 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz darzubringen. Durch das letzte Abendmahl des Herrn ist das Ostermahl des Alten Bundes über- geführt in das Ostermahl des Neuen Bundes: in das Kreuzesopfer von Golgota und jene Freu- denmahle der Zeit zwischen Ostern und Himmel- fahrt, bei denen die Jünger den Herrn am Brot- brechen erkannten, und in das Messopfer mit der heiligen Kommunion.

1Ps 122 (121), 1. 2Gepriesen seist du. Ewiger, unser Gott, König der Welt, der du aus der Erde Brot her- vorbringst, […] der du die Frucht des Weinstocks schufst.“ 3Mt 26, 26-28. RESPONSORIUM R Erkennt im Brot den Herrn, der am Kreuze hing, im Kelch das Blut, das aus seiner Seite strömte. * Nehmt und esst den Leib Christi! Nehmt und trinkt das Blut Christi! V Der Herr stiftete dieses Sakrament als Denk- mal seines Leidens, als Erfüllung der alten Zei- chen, als größtes der von ihm gewirkten Wunder. * Nehmt und esst den Leib Christi! Nehmt und trinkt das Blut Christi!

Oder:

64 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz

Johannes Paul II. (1920 – 2005) Aus der Predigt zur Seligsprechung Edith Steins am 1. Mai 1987 Geprägt von einer unermüdlichen Suche nach der Wahrheit „Selig sind, die aus der großen Bedrängnis kom- men; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht“ (Offb 7, 14). Unter diesen seligen Männern und Frauen grü- ßen wir heute in tiefer Verehrung und mit heili- ger Freude eine Tochter des jüdischen Volkes, reich an Weisheit und Tapferkeit. Aufgewachsen in der strengen Schule der Tradition Israels, aus- gezeichnet durch ein Leben der Tugend und Ent- sagung im Orden, bewies sie eine heldenhafte Gesinnung auf dem Weg ins Vernichtungslager. Vereint mit dem gekreuzigten Herrn, gab sie ihr Leben dahin „für den wahren Frieden“1 und „für das Volk“2: Edith Stein, Jüdin, Philosophin, Or- densfrau, Märtyrin. Der ganze Lebensweg von Edith Stein ist geprägt von einer unermüdlichen Suche nach der Wahrheit und erhellt vom Segen des Kreuzes Christi. Entsprechend ihrer hohen geistigen Begabung wollte sie nichts ungeprüft hinnehmen, nicht einmal den Glauben ihrer Vä- ter. Sie will den Dingen selber auf den Grund gehen. Darum sucht sie unermüdlich nach der Wahrheit. Im späteren Rückblick auf diese Zeit geistiger Unruhe erkennt sie doch darin eine

65 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz wichtige Stufe ihres inneren Reifungsprozesses, indem sie feststellt: „Meine Suche nach der Wahrheit war ein einziges Gebet“3 – ein herrli- ches Wort des Trostes für alle, die sich mit dem Gottesglauben schwertun! Schon die Suche nach Wahrheit ist zutiefst ein Suchen nach Gott. Das lange Ringen um ihre persönliche Entscheidung für den Glauben an Jesus Christus fand erst 1921 ein Ende, als sie bei einer Freundin4 das autobiographische „Leben der heiligen Teresa von Avila“ zu lesen begann. Sie war sofort ge- fangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende: „Als ich das Buch schloss, sagte ich mir: Das ist die Wahrheit!“5 Die ganze Nacht hindurch hatte sie gelesen bis zum Aufgang der Sonne. In die- ser Nacht hat sie die Wahrheit gefunden, nicht die Wahrheit der Philosophie, sondern die Wahr- heit in Person, das liebende Du Gottes. Edith Stein hatte die Wahrheit gesucht und Gott ge- funden. Sie ließ sich unverzüglich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen.6 Obwohl seit der Begegnung mit den Schriften der heiligen Teresa von Avila der Karmel das Ziel Edith Steins geworden war, musste sie noch über ein Jahr- zehnt warten, bis Christus ihr im Gebet den Weg zum Eintritt zeigte. In ihrer Tätigkeit als Lehrerin und Dozentin in der Schul- und Bildungsarbeit, meist in Speyer, zuletzt auch in Münster, be- mühte sie sich fortan, Wissenschaft und Glauben miteinander zu verbinden und gemeinsam wei-

66 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz terzuvermitteln. Dabei will sie nur „ein Werkzeug des Herrn“7 sein. „Wer zu mir kommt, den möch- te ich zu ihm führen.“7 Zugleich lebt sie in dieser Zeit schon wie eine Klosterfrau, legt privat die drei Gelübde ab und wird zur großen, begnade- ten Beterin. Aus ihrem intensiven Studium des heiligen Thomas von Aquin lernt sie, dass es möglich ist, „Wissenschaft als Gottesdienst zu betreiben... Nur daraufhin habe ich mich ent- schließen können, wieder ernstlich (nach der Konversion) an wissenschaftliche Arbeit her- anzugehen.“8 Bei aller Hochschätzung der Wis- senschaft erkennt Edith Stein immer deutlicher, dass das Herz des Christseins nicht Wissen- schaft, sondern Liebe ist. Wir verneigen uns tief vor dem Zeugnis des Lebens und Sterbens von Edith Stein, der herausragenden Tochter Israels und zugleich Tochter des Karmels, Schwester Theresia Benedicta vom Kreuz, eine Persönlich- keit, die eine dramatische Synthese unseres Jahr- hunderts in ihrem reichen Leben vereint. Die Synthese einer Geschichte voller tiefer Wunden, die noch immer schmerzen, für deren Heilung sich aber verantwortungsbewusste Männer und Frauen bis in unsere Tage immer wieder ein- setzen; und zugleich die Synthese der vollen Wahrheit über den Menschen, in einem Herzen, das so lange unruhig und unerfüllt blieb, „bis es schließlich Ruhe fand in Gott“.9

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1Brief Nr. 296 vom 23. März 1939. 2Kölner Selig- und

Heiligsprechungsprozess. 3Teresia Renata de Spiritu

Sancto, Edith Stein, S. 55. 4Hedwig Conrad-Martius in

Bergzabern. 5Teresia Renata de Spiritu Sancto, Edith

Stein, S. 55. 601. Januar 1922 in Bergzabern. 7Brief

Nr. 76 vom 19. Dezember 1930. 8Brief Nr. 45 vom

12. Februar 1928. 9Aurelius Augustinus, Bekenntnis- se I, 1. Vgl. Brief Nr. 38a vom 13. September 1925. RESPONSORIUM R Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem le- bendigen Gott * Wann darf ich kommen und Got- tes Antlitz schauen? V Ich wählte den Weg der Wahrheit; nach deinen Urteilen hab' ich Verlangen * Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?

Oder: Edith Stein (1891 – 1942) Aus dem Buch „Kreuzeswissenschaft“ Glaube an den Gekreuzigten -Weg zum Leben Christus hat das Joch des Gesetzes auf sich ge- nommen, indem er es vollkommen erfüllte und für und durch das Gesetz starb. Eben damit hat er die vom Gesetz befreit, die von ihm das Leben empfangen wollen. Aber sie können es nur emp- fangen, wenn sie ihr eigenes Leben preisgeben. Denn die auf Christus getauft sind, sind auf sei- nen Tod getauft.1 Sie tauchen unter in sein Le- ben, um Glieder seines Leibes zu werden und als

68 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz solche mit ihm zu leiden und mit ihm zu ster- ben, aber auch mit ihm aufzuerstehen zum ewi- gen, göttlichen Leben. Dieses Leben wird in sei- ner Fülle für uns erst kommen am Tage der Herr- lichkeit. Wir haben aber jetzt schon – „im Fleisch“ – Anteil daran, indem wir glauben: glauben, dass Christus für uns gestorben ist, um uns das Le- ben zu geben. Dieser Glaube ist es, der uns mit ihm eins werden lässt wie die Glieder mit dem Haupt und uns öffnet für das Zuströmen seines Lebens. So ist der Glaube an den Gekreuzigten – der lebendige Glaube, der mit liebender Hingabe gepaart ist – für uns der Zugang zum Leben und der Anfang der künftigen Herrlichkeit; darum das Kreuz unser einziger Ruhmestitel: „Ferne sei es von mir, mich zu rühmen, außer im Kreuz un- seres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“.2 Wer sich für Christus entschieden hat, der ist für die Welt tot, und sie seinem Leibe3, ist schwach und ver- achtet vor den Menschen, aber gerade darum stark, weil in den Schwachen Gottes Kraft mäch- tig ist.4 In dieser Erkenntnis nimmt der Jünger Jesu nicht nur das Kreuz an, das auf ihn gelegt ist, sondern kreuzigt sich selbst: „Die Christus angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt mit sei- nen Lastern und Begierden.“5 Sie haben einen unerbittlichen Kampf geführt gegen ihre Natur, damit das Leben der Sünde in ihnen ersterbe und Raum werde für das Leben des Geistes. Auf

69 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz das letzte kommt es an. Das Kreuz ist nicht Selbstzweck. Es ragt empor und weist nach oben. Doch es ist nicht nur Zeichen – es ist die starke Waffe Christi; der Hirtenstab, mit dem der göttliche David gegen den höllischen Goliat aus- zieht; womit er machtvoll an das Himmelstor pocht und es aufstößt. Dann fluten die Ströme des göttlichen Lichtes heraus und umfangen al- le, die im Gefolge des Gekreuzigten sind.

1Vgl. Rom 6, 3. 2Gal 6, 14. 3Vgl. Gal 6, 17. 4Vgl. 2 Kor

12, 9. 5Gal 5, 24. RESPONSORIUM R Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. * Der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. V Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes. * Der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.

70 9. August Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz ORATION Gott unserer Väter, du hast die heilige Märtyrin Teresia Benedicta vom Kreuz zur Erkenntnis deines gekreuzigten Sohnes geführt und in seine Nachfolge bis zum Tode gerufen; auf ihre Fürsprache lass alle Menschen in Christus den Erlöser erkennen und durch ihn zur Schau deiner Herrlichkeit gelangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

71 12. August Sel. Karl Leisner 12. August Sel. Karl Leisner Priester, Märtyrer – g Karl Leisner wird am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein geboren; aufgewachsen ist er in Kleve. Als Gymnasiast tritt er der katholischen Jugendbe- wegung bei. Der Bischof von Münster betraut ihn mit dem Amt des Diözesanjungscharführers. Die Gesta- po wird auf ihn aufmerksam. Während seiner beiden Semester in Freiburg entscheidet er sich für den Priesterberuf. Am 25. März 1939 wird er zum Dia- kon geweiht. Eine Lungentuberkulose zwingt ihn zur Ausheilung nach St. Blasien im Schwarzwald, so dass die geplante Priesterweihe verschoben werden muss. Hier führt seine Äußerung bezüglich des missglück- ten Attentats auf am 8. November 1939 zu seiner Verhaftung durch die Gestapo. Er kommt ins Gefängnis nach Freiburg. Von dort wird er eingewiesen in das KZ Sachsenhau- sen; im Dezember 1940 wird er ins KZ Dachau über- führt. Der französische Mithäftling, Bischof Gabriel Piguet, spendet dem todkranken Diakon Karl Leisner am Gaudete-Sonntag, dem 17. Dezember 1944, unter Gefahr aller Beteiligten die Priesterweihe. Seine erste und einzige Messe zelebriert der Neupriester am Stephanustag 1944. Nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau am 4. Mai 1945 verbringt er seine letzten Wochen im Lungensanatorium Planegg bei München. Nur noch zwei Gedanken beherrschen ihn: Liebe und Sühne. Am 12. August 1945 stirbt er. Seine letzte Eintragung in seinem Tagebuch lautet: "Segne auch,

72 12. August Sel. Karl Leisner

Höchster, meine Feinde!" Sein Grab befindet sich in der Krypta des Xantener Domes. Am 23. Juni 1996 hat ihn Papst Johannes Paul II. in Berlin zusammen mit Dompropst selig gespro- chen. ZWEITE LESUNG Johannes Paul II. (1920 – 2005) Aus dem Apostolischen Schreiben "Tertio millennio adveniente" Die Heiligen und Seligen offenbaren die Lebendigkeit der Ortskirchen Die Kirche des ersten Jahrtausends ist aus dem Blut der Märtyrer entstanden: "Sanguis martyrum – semen christianorum". Die geschichtlichen Er- eignisse im Zusammenhang mit der Gestalt Kon- stantins des Großen hätten niemals eine Entwick- lung der Kirche, wie sie im ersten Jahrtausend eintrat, gewährleisten können, wenn es nicht je- ne Märtyrersaat und jenes Erbe an Heiligkeit ge- geben hätte, die die ersten Christengenerationen kennzeichnen. Am Ende des zweiten Jahrtau- sends ist die Kirche erneut zur Märtyrerkirche geworden. Die Verfolgung von Gläubigen - Pries- tern, Ordensleuten und Laien - hat in verschie- denen Teilen der Welt eine reiche Saat von Mär- tyrern bewirkt. Das Zeugnis für Christus bis hin zum Blutvergießen ist zum gemeinsamen Erbe von Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern und Protestanten geworden, wie schon Paul VI. in der

73 12. August Sel. Karl Leisner

Homilie bei der Heiligsprechung der Märtyrer von Uganda betonte. Das ist ein Zeugnis, das nicht vergessen werden darf. Die Kirche der ers- ten Jahrhunderte war, obwohl sie auf be- trächtliche organisatorische Schwierigkeiten stieß, darum bemüht, das Zeugnis der Märtyrer in eigenen Martyrologien festzuhalten. Diese Martyrologien wurden die Jahrhunderte hindurch ständig auf den letzten Stand gebracht, und in das Verzeichnis der Heiligen und Seligen der Kir- che haben nicht nur diejenigen Eingang ge- funden, die für Christus ihr Blut vergossen ha- ben, sondern auch Glaubenslehrer, Missionare, Bekenner, Bischöfe, Priester, Jungfrauen, Eheleu- te, Witwen, Kinder. In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zu- rückgekehrt, häufig unbekannt, gleichsam "un- bekannte Soldaten" der großen Sache Gottes. Soweit als möglich dürfen ihre Zeugnisse in der Kirche nicht verlorengehen. Wie beim Konsisto- rium empfohlen wurde, muss von den Ortskir- chen alles unternommen werden, um durch das Anliegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an diejenigen, die das Martyrium erlitten haben. Dies sollte auch einen ökumenisch beredten Zug haben. Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist viel- leicht am überzeugendsten. Die communio sanc- torum, Gemeinschaft der Heiligen, spricht mit lauterer Stimme als die Urheber von Spaltungen.

74 12. August Sel. Karl Leisner

Das Martyrologium der ersten Jahrhunderte stell- te die Grundlage für die Heiligenverehrung dar. Durch die Verkündigung und Verehrung der Hei- ligkeit ihrer Söhne und Töchter erwies die Kirche Gott selbst die höchste Ehre; in den Märtyrern verehrte sie Christus, den Ursprung ihres Marty- riums und ihrer Heiligkeit. In der Folge hat sich die Praxis der Heiligsprechung herausgebildet, die in der katholischen Kirche und in den ortho- doxen Kirchen noch immer besteht. In diesen Jahren haben sich die Heilig- und Seligsprechun- gen vermehrt. Sie offenbaren die Lebendigkeit der Ortskirchen, die heute viel zahlreicher sind als in den ersten Jahrhunderten und im ersten Jahrtausend. Die größte Verehrung, die alle Kir- chen an der Schwelle des dritten Jahrtausends Christus darbringen werden, wird der Beweis der allmächtigen Gegenwart des Erlösers durch die Früchte von Glaube, Hoffnung und Liebe in Män- nern und Frauen vieler Sprachen und Rassen sein, die Christus in den verschiedenen Formen der christlichen Berufung nachgefolgt sind. Aufgabe des Apostolischen Stuhls im Hinblick auf das Jahr 2000 wird es sein, die Martyrologien für die Universalkirche auf den letzten Stand zu bringen und dabei die große Aufmerksamkeit auf die Heiligkeit derer zu richten, die auch in unserer Zeit die volle Wahrheit Christi gelebt ha- ben. In besonderer Weise wird man sich hier um die Anerkennung der heroischen Tugenden von

75 12. August Sel. Karl Leisner

Männern und Frauen bemühen, die ihre Beru- fung in der Ehe verwirklicht haben: Da wir über- zeugt sind, dass es in diesem Stand nicht an Früchten der Heiligkeit mangelt, empfinden wir das Bedürfnis, die geeigneten Wege dafür zu finden, dass diese Heiligkeit festgestellt und der Kirche als Vorbild für die anderen christlichen Eheleute vorgestellt werden kann. (A.A.S. 87 (1995) 29-30 - Amtsblatt 1997 135 / Bei- lage) Oder: ZWEITE LESUNG (privater Vorschlag) Johannes Paul II. (1920 – 2005) Aus der Predigt bei der Eucharistiefeier zur Seligsprechung von Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner im Olympiastadion in Berlin am 23. Juni 1996 Christus ist das Leben "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tö- ten, die Seele aber nicht töten können" (Mt 10,28). Die einst von Christus an seine Jünger im Heili- gen Land gerichteten Worte beziehen sich auf alle Christen über die Jahrhunderte hinweg. Sie gelten für alle geographischen Längen- und Brei- tengrade.

76 12. August Sel. Karl Leisner

Diese Feier ist eine Gnadenstunde für das ganze deutsche Volk. In der großen Danksagung der Kirche, der Eucharistie, dürfen wir am heutigen Tag einen zusätzlichen und besonderen Dank sagen. Es ist der Dank an Gott, der seiner Kirche und der Welt Menschen geschenkt hat, die in der bedingungslosen Nachfolge Jesu Christi Zeugnis abgelegt haben für den Sieg des Glaubens. Der vor den Menschen bekannte Christus war ihre Stärke. Christus blieb ihnen auch nach dem Märtyrertod treu. Er ist ihr Zeuge vor dem Vater, und in diesem Zeugnis ist das "Urteil ihrer Hei- ligkeit" enthalten - das "Urteil", das heute im Olympiastadion von Berlin von der Kirche öffent- lich bekannt gemacht wird. Genau an dem Ort, wo das nationalsozialistische Regime vor 60 Jah- ren die Feier der Olympischen Spiele zu einem Triumph für seine menschenverachtende Ideolo- gie nutzen wollte, an demselben Ort, wo der Idealismus der Jugend missbraucht und Men- schen statt zum friedlichen Miteinander zu Hass und Feindschaft angestachelt wurden, tri- umphieren heute zwei selige Märtyrer. Nicht der Beifall der Welt, sondern das treue Be- kenntnis zu Jesus Christus ist der Ausweis einer echten Nachfolge Christi. Der Herr verlangt von seinen Jüngern kein Allerweltsbekenntnis, son- dern ein Glaubensbekenntnis, das bereit ist, auch Opfer zu bringen.

77 12. August Sel. Karl Leisner

"Christus, du hast mich gerufen. Ich spreche be- scheiden und bestimmt: ,Hier bin ich, sende mi- ch'", schreibt Karl Leisner zu Beginn seines Theo- logiestudiums. Er, der frühzeitig den anti- christlichen Charakter der damals herrschenden Partei erkannt hatte, fühlte sich berufen, durch den angestrebten Dienst als Priester den Men- schen den Weg Gottes zu lehren und keine Zu- geständnisse an die sogenannte "völkische Welt- anschauung" zu machen. Noch bevor er in Dach- au gefangen war, entwickelte er bereits eine tie- fe Marienverehrung, zu der er von Pater Kente- nich und der Schönstattbewegung angeregt worden war. Sein Glaubensmut und seine Begeisterung für Christus sollen vor allem den jungen Menschen, die in einem weithin von Unglauben und Gleich- gültigkeit geprägten Umfeld leben, Anstoß und Vorbild sein. Denn nicht nur politische Diktato- ren schränken die Freiheit ein; es braucht eben- so Mut und Kraft, sich gegen den Sog des Zeit- geistes zu behaupten, der sich an Konsum und egoistischem Lebensgenuss orientiert oder gele- gentlich mit Kirchenfeindschaft, ja sogar mit mi- litantem Atheismus liebäugelt. Karl ermuntert uns, auf dem Weg zu bleiben, der Christus heißt. Wir dürfen nicht müde werden, auch wenn dieser Weg manches Mal dunkel er- scheint und Opfer verlangt. Hüten wir uns vor den falschen Propheten, die uns andere Wege

78 12. August Sel. Karl Leisner weisen wollen. Christus ist der Weg, der ins Le- ben führt. Alle anderen Wege werden sich als Umwege oder Irrwege erweisen. Christus ist das Leben: Das war die Überzeu- gung, für die Karl Leisner gelebt hat und für die er schließlich starb. Er hat sein Leben lang die Nähe Christi gesucht im Gebet, in der täglichen Schriftlesung und in der Meditation. Und er hat diese Nähe schließlich in besonderer Weise ge- funden in der eucharistischen Begegnung mit dem Herrn. Das eucharistische Opfer, das Karl Leisner nach seiner Priesterweihe im Konzentra- tionslager Dachau dann doch noch als Priester feiern durfte, war für ihn aber nicht nur Begeg- nung mit dem Herrn und Kraftquelle für sein Le- ben. Karl Leisner wusste auch: Wer mit Christus lebt, tritt ein in die Schicksalsgemeinschaft mit dem Herrn. Unsere Seligen sind nicht Zeugen des Todes, sie sind Zeugen des Lebens: eines Lebens, das über den Tod hinausgeht. Sie sind Zeugen für Chris- tus, der das Leben ist, und der gekommen ist, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10). In einer Kultur des Todes haben beide Zeugnis abgelegt für das Leben. Wie die beiden Seligen sind wir alle dazu beru- fen, für das Leben Zeugnis zu geben. Darum hal- tet fest am Leben, das Christus ist. Widersteht der Kultur des Hasses und des Todes, unter wel- chem Gewand sie auch immer auftritt. Und wer-

79 12. August Sel. Karl Leisner det nicht müde, Euch gerade für die einzuset- zen, deren Leben und Lebenswürde bedroht ist: die Ungeborenen, die Schwerstkranken, die Al- ten und die vielen Notleidenden unserer Welt. (https://w2.vatican.va/content/john-paul- ii/de/homilies/1996/documents/hf_jp- ii_hom_19960623_berlin-.html) RESPONSORIUM R Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen be- schimpft und verfolgt und auf alle mögliche Wei- se verleumdet werdet. Freut euch und jubelt, * euer Lohn wird groß sein im Himmel. V Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. * Euer Lohn wird groß sein im Himmel. ORATION Herr, unser Gott, du hast dem seligen Priester Karl Leisner eine leidenschaftliche Liebe zu Christus geschenkt. Diese bezeugte er bis zum Martyrium, das er für die Jugend der Kirche auf sich nahm. Gib auch uns auf seine Fürsprache die Kraft, als unerschrockene Zeugen für das Evangelium einzutreten und so dein Reich der Wahrheit und der Gerechtigkeit sichtbar zu machen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

80 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta Ordensfrau – g Mutter Teresa von Kalkutta (Gonxha Agnes Bojaxhiu) wurde am 27. August 1910 von albanischen Eltern in der damals zu Albanien gehörenden Stadt Skopje geboren. Die Tochter einer wohlhabenden albani- schen Familie beschloss bereits im Alter von 12 Jah- ren Nonne zu werden. Nach Zwischenstationen in Irland und Bengalen (Indien) ging sie nach Kalkutta, wo sie 17 Jahre lang an der „St. Marys School“ tätig war, zuerst als Lehrerin, später als Direktorin. Auf einer Fahrt durch Kalkutta verspürte sie am 10. Sep- tember 1946 beim Anblick eines Kruzifixes die Beru- fung, den Armen zu helfen. In ihrem Tagebuch schil- derte sie dieses Erlebnis als mystische Begegnung mit Jesus, der sie mit den Worten „Mich dürstet“ da- zu aufgefordert habe, ihm in den Ärmsten der Ar- men zu dienen. Sie verstand dies als „Ruf innerhalb der Berufung“, den Durst Jesu nach Liebe und Ret- tung der Seelen zu stillen. Die Erlaubnis dazu erhielt sie 1948 und lebte von da an mitten unter den Ärmsten der Armen. 1950 gründete sie die »Kon- gregation der Missionarinnen der Nächstenliebe«. In Kalkutta richtete sie die so genannten Sterbehäuser ein, in denen todkranke, mittellose Menschen ein Bett, medizinische Betreuung, Essen und mensch- liche Zuwendung bekamen. Sie gründete Armen- schulen, Leprazentren, eine Tuberkuloseklinik, Ent- bindungsheime und ein Heim für unverheiratete Männer. Sie adoptierte mehrere tausend Kinder und ersparte ihnen dadurch ein hoffnungsloses Leben in

81 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta den Slums. Mutter Teresa wurde ein international anerkanntes Symbol der Liebe Gottes und eine wah- re Mutter für die unerwünschten und ungeliebten Menschen weltweit. 1978 nahm sie am Katholiken- tag in teil. 1979 erhielt sie für ihr selbstloses Lebenswerk den Friedensnobelpreis. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa in Kal- kutta an Herzversagen nach großem Leiden. Bei der Trauerfeier erklärte ihre Nachfolgerin als Ordens- oberin, Schwester Nirmala: Das Geheimnis des Werks von Mutter Teresa sei ihre Liebe zu Christus gewesen. Christus hatte sich Teresa ihr Leben lang verantwortlich gefühlt, aber „nicht der Kirche gegen- über“, wie sie selbst einmal sagte. Bereits am 19. Oktober 2003 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte am 4. September 2016 durch Papst Franziskus.

Commune: Jungfrauen oder Heilige der Nächstenlie- be, außer:

82 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta ZWEITE LESUNG (privater Vorschlag) Mutter Teresa von Kalkutta (1910 – 1997) Aus der Ansprache Mutter Teresas anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1979 in Oslo Unsere Armen brauchen unsere verstehende Liebe Heute, da ich diesen großen Preis erhalte - ich persönlich bin äußerst unwürdig - bin ich glück- lich wegen unserer Armen, glücklich, dass ich die Armen verstehen kann, genau gesagt die Armut unserer Leute. Im Namen all derer, die sich unerwünscht, unge- liebt, nicht umsorgt fühlen, die aus unserer Ge- sellschaft ausgestoßen sind. Ich nehme den Preis in ihrem Namen an und bin sicher, dieser Preis wird eine neue verstehende Liebe zwischen den Reichen und den Armen bringen. Hierauf be- stand Jesus, darum kam er auf die Welt, diese frohe Botschaft den Armen zu bringen. Vor einigen Wochen kamen einige Arme zusam- men. Wir wollten den Armen die frohe Botschaft verkünden: "Gott liebt uns, wir lieben ihn, sie sind jemand für uns, auch sie sind durch die gleiche liebende Hand Gottes erschaffen, um zu lieben und geliebt zu werden." Unsere Armen sind großartige Leute, sie sind liebenswerte Menschen. Sie brauchen nicht un-

83 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta ser Mitleid und unsere Sympathie, sie brauchen unsere verstehende Liebe. Sie brauchen unseren Respekt, sie wollen, dass wir sie mit Liebe und Achtung behandeln. Und ich fühle, dass es die größte Armut ist, dass wir dies erfahren, dass wir es erst verstehen lernen müssen, wie der Tod unserer Leute ist. Ich vergesse es nie, wie ich einst einen Mann von der Straße auflas. Er war mit Maden bedeckt. Sein Gesicht war die einzige Stelle, die sauber war. Ich brachte den Mann ins Heim für Sterben- de und er sagte nur einen Satz: "Ich habe wie ein Tier auf der Straße gelebt, aber nun werde ich wie ein Engel sterben, geliebt und umsorgt." Und er starb wunderschön. Er ging heim zu Gott. Der Tod ist nichts anderes als ein Heimgang zu Gott. Ich spürte, er erfreute sich an dieser Liebe, dass er erwünscht war, geliebt, dass er für jemanden jemand war. Ich habe eine Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Frie- dens ist heute der Schrei des unschuldigen, un- geborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoss ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig um- bringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: "Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse es nicht." Aber heute wer- den Millionen ungeborener Kinder getötet, und

84 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir die- ses und jenes, aber niemand spricht von den Mil- lionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Le- ben Gottes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Was ich von Ihnen wünsche, das ist dies: Lieben Sie die Armen, und wenden Sie ihnen nicht den Rücken zu, denn wenn Sie den Armen den Rü- cken zuwenden, so wenden Sie ihn Christus zu. Er hat sich selbst zum Hungrigen gemacht, zum Nackten, zum Heimatlosen, so dass Sie und ich Gelegenheit haben, ihn zu lieben. Wo ist Gott? Wie können wir ihn lieben? Es ge- nügt nicht, zu sagen: "Mein Gott, ich liebe Dich!" Wir lieben Gott in dieser Welt, indem wir etwas aufgeben, etwas weggeben. Natürlich kann ich den Zucker selbst essen, ich kann ihn aber auch weggeben. Ich kann den Erwachsenen geben, ich kann den Kindern geben. Wenn wir den ganzen Tag gäben, das ganze Leben lang, so würden wir überrascht sein an jenem schönen Tag, an dem die Menschen teilen und sich darüber freuen. So bete ich für Sie, dass Sie das Gebet in Ihre Familien bringen. Die Frucht des Gebetes wird sein, dass wir glauben, dass wir es für Christus tun. Wenn wir wirklich glauben, werden wir an- fangen zu lieben, und wir werden dann natürlich einander lieben, zuerst in unserem eigenen

85 5. September Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Heim, dann unseren nächsten Nachbarn, dann die Menschen in dem Land, in dem wir leben. (entnommen aus http://www.muttertheresa- hwv.ch/index.php/mutter-theresa/friedens- nobelpreis/6-friedens-nobelpreis - Druckgenehmi- gung erteilt vom Vorstand der Mutter Theresa HWV Schweiz, Vilson Spaqi) RESPONSORIUM R Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen ge- geben; ich war durstig und ihr hat mir zu trinken gegeben; * Amen, ich sage euch: Was ihr für ei- nen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. V Ich war krank und ihr habt mich besucht. * Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. ORATION O Gott, du hast die heilige Mutter Teresa berufen, auf die Liebe deines am Kreuze dürstenden Sohnes, mit besonders liebevoller Zuwendung zu den Ärmsten zu antworten. Wir bitten dich: verleihe uns auf ihre Fürsprache, dass wir in den leidenden Brüdern und Schwestern Christus dienen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

86 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger Jungfrau und Ordensgründerin - g Alfons Maria wurde am 9. September 1814 in Nie- derbronn (Elsass) geboren. Seit ihrer Jugend lernte sie, Leiden zu ertragen, indem sie sich in das Ge- heimnis des Kreuzes sowie in die Barmherzigkeit Gottes vertiefte. Im Jahr 1846 wurden ihr einige mystische Erfahrungen zuteil. Sie gründete eine Kongregation zur Pflege der Kranken ohne Unter- schied von sozialer Klasse oder religiösem Bekennt- nis und war bestrebt, die Botschaft zu verbreiten, dass alle Menschen vom barmherzigen Gott geliebt sind. Am 31. Juli 1867 starb sie in Niederbronn.

Commune: Jungfrauen oder heilige Frauen (Ordens- leute), außer: ZWEITE LESUNG Alfons Maria Eppinger (1814 - 1864) Aus den Schriften der seligen Jungfrau Al- fons Maria In allem, immer und überall nur Gott sehen Meine Schwestern! Unsere Berufung führt uns zu kranken Menschen. Begeben wir uns gern an ihr Schmerzenslager, in der Absicht, ihnen an Leib und Seele zu Hilfe zu kommen. Oft übersteigt die seelische Not die körperliche Krankheit. Bitten wir Gott jeden Tag um Kraft für diesen Dienst, ohne Menschenfurcht. Reich oder

87 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger arm, angesehen oder unbekannt, was liegt uns daran! Wie immer man über uns denkt, bleiben wir an der Seite kranker Menschen. Sprechen wir zu den Kranken über Gott und von seiner Liebe. Es geht um das Heil des Menschen. Manche kranken Leute werden nichts über Religion von euch wissen wollen. Auch ihre Angehörigen werden es euch verbieten, sie werden euch beobachten, ob ihr nicht gegen ihre Anordnun- gen handelt. Schwestern, da wird es darauf an- kommen, mit der Klugheit der Schlange die Ein- falt der Taube zu verbinden. Wählt den richtigen Augenblick, ohne Anstoß zu geben. Wachet und betet! Die Stunde der Gnade wird kommen. Der Heilige Geist wird euch die Worte ins Herz und auf die Lippen legen. Folgt die- sen inneren Impulsen vertrauensvoll. Gott wird segnen, was ihr in seinem Namen sagen werdet. Der Kranke wird auf euch hören und umdenken. Kranke Menschen werden euch auch zu leiden geben. Selbst Unhöflichkeiten, ja sogar Grobhei- ten werden nicht ausbleiben. Viele erwarten von euch nur Pflege, keine Glaubensunterweisung. Das werden sie euch auch spüren lassen. Schwestern, nehmt diese Ablehnung an nach dem Beispiel der Apostel, die sich freuten, um des Namens Jesu willen Schmach zu erleiden. Im Schweigen liegt eure Kraft. Bleibt freundlich, achtet die Würde des Kranken und sprecht Wor- te, die guttun. Durch euch können sie der Liebe

88 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger

Gottes begegnen. Schwestern, kranke Menschen werden eure Geduld auch auf andere Weise auf die Probe stellen und euch mit Ansprüchen quä- len. Manche werden sich auch über euch be- klagen; ihr werdet ihnen nichts recht machen können. Empört euch nicht, regt euch nicht auf, Gott ist mit euch. Betet für die Bekehrung der Sünder besonders zur Muttergottes. Eure Gebete werden erhört werden. (Über die Krankenpflege, XVI, Positio super vita, vir- tutibus et fama sanctitatis, pp. 420 – 422] RESPONSORIUM R Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen ge- geben; ich war durstig und ihr habt mir zu trin- ken gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht. * Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. V Wer sich des Armen erbarmt, der liebt den Herrn. * Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Mt 25, 35-36. 40; Spr 19, 17

89 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger ZU DEN LAUDES Benedictus-Ant. Die kluge Jungfrau ging Christus entgegen. Wie die Sonne strahlt sie im Chor der Heiligen. ORATION Gott, du bist reich an Erbarmen. Du hast der seligen Alfons Maria die Kraft geschenkt, im Dienst für die Leidenden am Werk der Erlösung teilzunehmen. Auf ihre Fürsprache hilf uns, dass wir durch die Liebe Christi, unseres Erlösers, verwandelt werden, um vor allen Menschen seine Zeugen zu sein. Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. ZUR VESPER Magnificat-Ant. Braut Christi, komm´ und emp- fange die Krone, die der Herr für dich bereithält.

90 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger ZUR MESSFEIER ERÖFFNUNGSVERS Braut Christi, komm und empfang die Krone, die der Herr dir bereitet hat. TAGESGEBET Gott, du bist reich an Erbarmen. Du hast der seligen Alfons Maria die Kraft geschenkt, im Dienst für die Leidenden am Werk der Erlösung teilzunehmen. Auf ihre Fürsprache hilf uns, dass wir durch die Liebe Christi, unseres Erlösers, verwandelt werden, um vor allen Menschen seine Zeugen zu sein. Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. LESUNG Gal 2,19-20 NICHT MEHR ICH LEBE, SONDERN CHRISTUS LEBT IN MIR ANTWORTPSALM Ps 16 (15),1-2.5.7-8.9.11 R Behüte mich, Gott, behüte mich, denn ich vertraue auf dich; mein ganzes Glück bist du allein.

91 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger RUF VOR DEM EVANGELIUM Halleluja. Halleluja. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerech- tigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Halleluja. Vers: Mt 5,6 EVANGELIUM Mt 16,24-27 WER SEIN LEBEN UM MEINETWILLEN VERLIERT, WIRD ES FINDEN. GABENGEBET Herr, unser Gott, nimm die Gaben an, die wir darbringen, und mache das heilige Opfer in uns wirksam. Befreie uns, gleich der seligen Alfons Maria, von der alten Anhänglichkeit an das Böse und lass das neue Leben der Gnade in uns wachsen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. KOMMUNIONVERS So spricht der Herr: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Mt 16, 24

92 9. September Sel. Alfons Maria Eppinger SCHLUSSGEBET Herr, unser Gott, du hast uns gestärkt durch die Teilnahme am heiligen Mahl. Da wir das Todesleiden Jesu an unserem Leibe tragen, lehre uns nach dem Vorbild der seligen Alfons Maria, dir unser ganzes Leben als ungeteilten Dienst zu weihen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

93 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska Ordensfrau – g Helena Kowalska wurde am 25. August 1905 in Głogówiec bei Lodz in Polen geboren und wuchs als drittes von zehn Kindern eines Landwirts auf. Im Al- ter von 20 Jahren trat sie nach vielen Hindernissen in den Orden der Muttergottes der Barmherzigkeit in Warschau ein und erhielt den Ordensnamen Maria Faustyna vom allerheiligsten Sakrament; das No- viziat verbrachte sie im Kloster in Krakau. Als Schwester arbeitete sie in den Ordenshäusern in Warschau, Płock, Vilnius und Krakau in der Küche, Bäckerei, Gärtnerei oder als Pförtnerin. Maria Faustyna wurden 1931 in Płock Visionen von Jesus Christus und Erscheinungen der Gottesmutter zuteil. Maria Faustyna wurde zur Künderin der unergründli- chen göttlichen Barmherzigkeit erwählt, sie sollte die Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit durch die Verehrung des Gnadenbildes sowie das Beten des Barmherzigkeits-Rosenkranzes verbreiten und sich dafür einsetzen, dass ein Fest der Göttlichen Barmherzigkeit eingeführt werde. Mit brennender Liebe, durch Sühneleistungen, in ihrem Gebet sowie durch ihr im Verborgenen geübtes Opferleben er- flehte sie die Barmherzigkeit Gottes für die Welt. be- ruht auf der engen Vereinigung meines Willens mit dem Willen Gottes. 1934 begann Maria Faustyna auf Bitten ihres Beichtvaters, Tagebuch zu führen. Dort notierte sie die Anweisungen, die sie von Jesus Christus erhalten hatte, und beschrieb die Be- gegnungen zwischen ihrer Seele und Gott; dieses

94 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska

Tagebuch zählt heute zu den Klassikern der spi- rituellen Literatur. Maria Faustyna starb mit 33 Jahren im Rufe der Hei- ligkeit in ihrem Kloster in Kraków an Tuberkulose. Ihre Anliegen, die Verehrung der Großen Barmher- zigkeit Gottes, die Verehrung der Eucharistie und das Leben nach dem Vorbild von Maria, wurden vom polnischen Papst Johannes Paul II. kräftig gefördert. In Krakau wurde das Sanktuarium der Großen Barm- herzigkeit eröffnet, in der Maria Faustynas Offenba- rungen in Ehren gehalten werden. Zusammen mit ihrer Heiligsprechung legte Papst Johannes Paul II. fest, dass die ganze katholische Kirche mit Beginn dieses 3. Jahrtausends am Weißen Sonntag das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit feiert. Auch im Erzbistum Freiburg wird die Verehrung des Gnadenbildes und das Beten des Barmherzigkeits- Rosenkranzes gepflegt. Darum wird das Gedächtnis der Heiligen hier aufgenommen, auch ohne dass es im Diözesankalender verzeichnet ist.

95 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska ZWEITE LESUNG (privater Vorschlag) Johannes Paul II. (1920 – 2005) Aus der Predigt bei der Heiligsprechung von Sr. Faustina am Weißen Sonntag, 30. April 2000 Christus hat uns gelehrt, dass der Mensch das Er- barmen Gottes nicht nur empfängt und erfährt, sondern auch berufen ist, an seinen Mitmenschen Erbarmen zu üben Meine Freude ist fürwahr groß, der ganzen Kir- che heute das Lebenszeugnis von Schwester Faustyna Kowalska gewissermaßen als Geschenk Gottes an unsere Zeit vorzustellen. Die göttliche Vorsehung hat das Leben dieser demütigen Tochter Polens ganz und gar mit der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden, das wir gerade hinter uns gelassen haben. So hat ihr Christus zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg seine Botschaft der Barmherzigkeit an- vertraut. Diejenigen, die sich daran erinnern, weil sie Zeugen der Ereignisse jener Jahre waren und das schreckliche Leid von Millionen von Menschen miterlebten, wissen nur zu gut, wie notwendig die Botschaft von der Barmherzigkeit war. Jesus sagte zu Schwester Faustyna: »Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmher-

96 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska zigkeit wendet«. Durch das Werk der polnischen Ordensfrau verband sich diese Botschaft für im- mer mit dem zwanzigsten Jahrhundert, dem letzten des zweiten Jahrtausends und der Brücke hin zum dritten Jahrtausend. Diese Botschaft ist nicht neu, obgleich sie als ein Geschenk beson- derer Erleuchtung angesehen werden kann, die uns hilft, die österliche Frohbotschaft erneut in- tensiv zu erleben, um sie den Männern und Frauen unserer Zeit wie einen Lichtstrahl anzu- bieten. In den verschiedenen Lesungen scheint die Li- turgie den Weg der Barmherzigkeit nachzu- zeichnen: Indem sie diese Beziehung eines jeden zu Gott wiederherstellt, er weckt sie auch unter den Menschen ein neues Verhältnis brüderlicher Solidarität. Christus hat uns gelehrt, dass »der Mensch das Erbarmen Gottes nicht nur empfängt und erfährt, sondern auch berufen ist, an seinen Mitmenschen ›Erbarmen zu üben‹: ›Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen fin- den‹ (Mt 5,7)« (Dives in misericordia, 14). So- dann hat er uns die vielfältigen Wege der Barm- herzigkeit aufgezeigt, die nicht nur Sünden vergibt, sondern die auch allen Bedürfnissen der Menschen entgegenkommt. Jesus hat sich zu je- dem menschlichen Elend hinabgebeugt, sei es materieller oder geistlicher Natur. Seine Botschaft der Barmherzigkeit erreicht uns weiterhin durch die Geste seiner zum leidenden

97 5. Oktober Hl. Maria Faustina Kowalska

Menschen hin ausgestreckten Hände. So hat ihn Schwester Faustyna gesehen und ihn den Men- schen aller Kontinente verkündet. Im Konvent von Lagiewniki, in Krakau, machte sie ihr Dasein zu einem Lobgesang auf die Barmherzigkeit: »Misericordias Domini in aeternum cantabo«. [Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen] (Ps 88 [89], 2.) Die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Brüdern sind … untrennbar miteinander verbunden, wie uns der erste Brief des Johannes ins Gedächtnis gerufen hat: »Wir erkennen, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote er füllen« (5,2). Der Apostel erinnert uns hier an die Wahrheit der Liebe, indem er uns die Befolgung der Gebote als deren Maß und Richt- schnur aufzeigt. Es ist nämlich nicht leicht, mit einer tiefen Liebe zu lieben, die in der wahrhaftigen Gabe der ei- genen Person besteht. Diese Liebe erlernt man allein in der Schule Gottes, durch die Wärme sei- ner Liebe. Indem wir unseren Blick zu ihm hin- wenden und uns auf sein Vaterherz hin ausrich- ten, werden wir befähigt, mit anderen Augen auf die Brüder zu schauen, in einer Haltung der Selbstlosigkeit und der Anteilnahme, der Groß- herzigkeit und Vergebung. All dies ist Barmher- zigkeit!

Responsorium und Tagesgebet aus Commune: Jung- frauen oder Heilige Frauen, Ordensleute.

98 9. Oktober Hl. John Henry Newman 9. Oktober Hl. John Henry (Johannes Heinrich) Newman Priester - g John Henry Newman wurde am 21. Februar 1801 in London geboren. Mehr als zwanzig Jahre lang war er anglikanischer Geistlicher und Theologe in Oxford. Seien Studien über die frühe Kirche führten ihn nach und nach zur Konversion. Am 9. Oktober 1845 – da- rum der heutige Gedenktag – wurde er in die rö- misch-katholische Kirche aufgenommen und 1847 zum katholischen Priester geweiht. Er gründete das Oratorium des heiligen Philipp Neri in England. Als demütiger und leidenschaftlicher Seelsorger wurde er ebenso gerühmt wie für seine Beiträge zum intel- lektuellen Leben der Kirche. Papst Leo XIII. nahm ihn 1879 in das Kardinalskollegium auf. John Henry Newman starb am 11. August 1890 in Birmingham. Papst Benedikt XVI. sprach ihn dort 2010 selig. Die Heiligsprechung erfolgte in Rom durch Papst Fran- ziskus am 13. Oktober 2019. Im Oktober 1990, dem Jahr des hundertsten Todes- tages von John Henry Newman, wurde an der Theo- logischen Fakultät der Universität Freiburg im Breis- gau die internationale Deutsche Newman- Gesellschaft gegründet. Damit hat die bis in die Le- benszeit Newman zurückreichende Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit für Newman zu einem Zusammenschluss in einem Verein geführt. Zahlrei- che Übersetzer und Theologen haben das Werk Newman verschiedenen Generationen zugänglich gemacht. Sie haben die lebendige Gottesbeziehung,

99 9. Oktober Hl. John Henry Newman die theologische Aufgeschlossenheit, die kirchliche Treue Newman und die Widerständigkeit gegen mo- dische Verzerrungen der Offenbarungsbotschaft er- schlossen. Commune: Hirten der Kirche, außer: ZWEITE LESUNG John Henry Newman (1801 – 1890) Aus einer Predigt zur Fastenzeit. Liebe - das eine Notwendige Ich vermute, die Mehrzahl derer, die ein christli- ches Leben zu führen versuchen, sind diesbe- züglich mit ihrer Situation unzufrieden, weil sie nämlich fühlen, dass ihr zugrunde liegendes Mo- tiv nicht das edelste ist, – dass die Liebe zu Gott und zu den Menschen um seinetwillen nicht ihr oberster Grundsatz ist. Und wir sehen, dass reli- giöse Menschen unter uns daran leiden, nicht weniger als andere; Verstand und Herz gehen nicht zusammen – der Verstand strebt himmel- wärts, das Herz zu irdischen Dingen. Zunächst besteht die Liebe nicht bloß in großen Opfern. Wir können uns nicht damit trösten, dass wir Gottes Eigen sind, nur weil wir Großes getan oder erlitten haben. Die größten, ohne Liebe vollbrachten Opfer sind nichts wert, und ihre Größe beweist nicht unbedingt, dass sie in Liebe getan sind. Der heilige Paulus sagt: „Wenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen redete, wenn ich die Prophetengabe hätte und alle Ge-

100 9. Oktober Hl. John Henry Newman heimnisse wüsste und alle Erkenntnis besäße, aber die Liebe nicht hätte, so wäre ich tönendes Erz oder eine klingende Schelle ... dann wäre ich nichts" (1 Kor 13,1.2b). Geistige Erkenntnis und Einsicht in die Botschaft des Neuen Bundes sind kein Beweis für die Liebe. Verlassen wir nun diese erhabeneren Dinge und wenden wir uns den bescheideneren und ständi- gen Pflichten des täglichen Lebens zu, um fest- zustellen, ob nicht auch sie mit einem be- trächtlichen Maß an Genauigkeit erfüllt werden können, aber auch mit einem Mangel an Liebe. Sicherlich können sie es; aber viele spüren, dass die Liebe nicht im entsprechenden Maß beteiligt ist. Dies ist ihre Wahrnehmung; sie fühlen sich innerlich hohl; ein gefälliges Äußeres ohne geis- tigen Inhalt. Ich will damit Folgendes sagen: Man kann ge- horchen, nicht aus Liebe zu Gott und zu den Menschen, sondern aus einer Art Gewissenhaf- tigkeit, die hinter der Liebe zurückbleibt; aus ei- ner Vorstellung heraus, einem Gesetz Genüge zu tun, das heißt, mehr aus Furcht vor Gott als aus Liebe zu ihm. Und weiter: ein ähnlicher Mangel an Liebe zeigt sich in unserer Neigung, uns durch Nichtigkeiten einfangen und in Anspruch nehmen zu lassen. Warum sind wir so empfänglich für den Reiz des Aufregenden? Warum halten wir Ausschau nach Neuigkeiten? Warum beklagen wir uns über den

101 9. Oktober Hl. John Henry Newman

Mangel an Abwechslung im religiösen Leben? Warum können wir es nicht leiden, uns Jahr für Jahr in einem gewohnten Kreis von Pflichten zu bewegen? Warum sind uns einfache Pflichten zuwider und lästig? Warum braucht es eine mit- reißende Predigt oder ein interessantes und er- greifendes Buch, um unsere Gedanken und Ge- fühle bei Gott verweilen zu lassen? Warum haben wir so viel Angst vor weltlichen Ereignissen oder der Meinung der Menschen? Warum fürchten wir uns so vor ihrer Kritik oder ihrem Spott? – Offen- sichtlich, weil es uns an Liebe mangelt. Wer liebt, kümmert sich um alles andere wenig. In der Welt mag es gehen wie es will; er sieht und hört es nicht, denn seine Gedanken werden woandershin gezogen; er ist in erster Linie besorgt, mit Gott zu gehen und bei Gott gefunden zu werden; er lebt in vollkommenem Frieden, weil er seinen Halt in Gott hat. Wenn ich mich dazu äußern soll, wie das Übel zu überwinden ist, so muss ich offen sagen, dass die Annehmlichkeiten des Lebens die Haupt- schuld daran tragen; und so sehr wir uns dar- über beklagen und dagegen ankämpfen mögen, wir werden das Übel nicht überwinden, solange wir nicht lernen, auf einen Gutteil von ihnen zu verzichten. Ein hartes Leben ist leider kein si- cherer Weg zur Geistigkeit, aber es ist eines der Mittel, durch die uns der allmächtige Gott dort- hin führt. Wir müssen uns wenigstens zeitweise

102 9. Oktober Hl. John Henry Newman unserer Natur berauben, wenn wir nicht der Gnade beraubt werden wollen. So möchte ich euch auffordern, um eine fortwäh- rende Gesinnung der Liebe zu eurem Herrn und Erlöser, der für euch am Kreuz gestorben ist, be- sorgt zu sein. „Die Liebe Christi", sagt der Apos- tel, „drängt uns" (2 Kor 5, 14). Denkt an das Kreuz, wenn ihr aufsteht und wenn ihr euch schlafen legt, wenn ihr fortgeht und wenn ihr nach Hause kommt, wenn ihr esst, geht und euch unterhaltet, wenn ihr kauft und wenn ihr verkauft, wenn ihr arbeitet und wenn ihr ruht; so weiht und besiegelt ihr all euer Tun mit dieser einen geistigen Tätigkeit, dem Gedanken an den Gekreuzigten. Sprecht vor anderen nicht dar- über; schweigt wie die reuige Sünderin, die ihre Liebe in tiefer Demut zeigte. Lasst uns ferner häufig nachdenken über sein mannigfaltiges Erbarmen mit uns und unseren Brüdern als Folge seiner Menschwerdung; seine anbetungswürdigen Ratschlüsse, wie sie sich in unserer Erwählung offenbaren, – warum sind wir berufen und andere nicht; die Wunder seiner Gnade an uns, von unserer Kindheit an bis auf den heutigen Tag; die Gaben, die er uns schenkt; die Hilfe, die er uns gewährt; das Erhören, das er unseren Gebeten verleiht. Lasst uns außerdem, soweit wir dazu Gelegenheit haben, nachsinnen über sein Walten in der Kirche durch die Zeiten; die Treue, mit der er zu seinen Verheißungen

103 9. Oktober Hl. John Henry Newman steht, und die geheimnisvollen Wege ihrer Erfül- lung; wie er sein Volk im Ganzen inmitten so vie- ler Feinde stets sicher und glücklich leitet; welch unerwartete Ereignisse seine Pläne Wirklichkeit werden lassen; wie Böses in Gutes verwandelt wird; wie seine heilige Wahrheit sich stets unver- sehrt erhält; wie die Heiligen auch in dunkelsten Zeiten zur Vollkommenheit geführt werden. Durch solche Taten und Gedanken wird unser Gottesdienst, unsere Reue, unser Gebet, unser Umgang mit den Menschen vom Geist der Liebe durchdrungen. https://john-henry-newman-gesellschaft.de/at/ predigt-3-liebe-das-eine-notwendige; abgerufen am 17.01.2020. RESPONSORIUM R Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Ge- heimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. * Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. V Die Liebe hört niemals auf. * Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

104 9. Oktober Hl. John Henry Newman

1 Kor 13,1.28a.13 ORATION Gott, du hast dem heiligen Priester Johannes Heinrich die Gnade geschenkt, deinem gütigen Licht zu folgen und in deiner Kirche Frieden zu finden; gewähre uns, dass wir auf seine Fürsprache und durch sein Beispiel aus Schatten und Bildern zur Fülle deiner Wahrheit geführt werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

105 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. Papst – g Angelo Giuseppe Roncalli wurde 1881 in der Ort- schaft Sotto il Monte in der italienischen Provinz Bergamo geboren. Mit elf Jahren wurde er in das Di- özesanseminar aufgenommen und vollendete seine Studien am Päpstlichen Seminar zu Rom. 1904 emp- fing er die Priesterweihe und wurde zum Sekretär des Bischofs von Bergamo berufen. 1921 trat er in die Dienste des Apostolischen Stuhls und übernahm beim Päpstlichen Werk zur Verbreitung des Glau- bens die Leitung des Zentralrats für Italien. 1925 wurde er in Bulgarien zunächst Apostolischer Visita- tor, anschließend Apostolischer Delegat. Als solcher wirkte er ab 1935 in der Türkei und in Griechenland. 1944 folgte die Ernennung zum Apostolischen Nun- tius in Frankreich, sodann 1953 die Erhebung zum Kardinal und die Einsetzung als Patriarch von Vene- dig. 1958 wurde er zum Papst gewählt: In seinem Pontifikat berief er eine Synode für die Diözese Rom ein, gründete die Kommission zur Reform des Co- dex Iuris Canonici und kündigte das Zweite Vatika- nische Ökumenische Konzil an, das er am 11. Okto- ber 1962 eröffnete. Er starb zu Rom am Abend des Pfingstmontags, des 3. Juni 1963.

106 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. ZWEITE LESUNG Johannes XXIII. (1881 – 1963) Aus den Ansprachen bei der feierlichen Er- öffnung des Zweiten Vatikanischen Öku- menischen Konzils am 11. Oktober 1962 Die Kirche, die liebevolle Mutter aller Es jubelt die Mutter Kirche, weil durch das ein- zigartige Geschenk der göttlichen Vorsehung der so sehnlich erwartete Tag angebrochen ist, an dem hier am Grab des heiligen Petrus unter dem Schutz der Jungfrau und Gottesmutter Maria, de- ren Mutterwürde heute festlich begangen wird, das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil er- öffnet wird. Die bedeutsamen Probleme und Fragen, die der Menschheit zur Lösung aufgegeben sind, haben sich nach fast zweitausend Jahren nicht verän- dert. Immer aber ist Christus Jesus gleichsam der Mittelpunkt der Geschichte und des Lebens. Die Menschen hängen entweder ihm und seiner Kirche an und empfangen dann die Gaben des Lichtes, der Güte, der rechten Ordnung und des Friedens. Oder sie leben ohne ihn, ja handeln gegen ihn und verbleiben bewusst außerhalb der Kirche – dann herrscht bei ihnen Verwirrung; ih- re Beziehungen untereinander verhärten sich, und sie geraten in die Gefahr blutiger Kriege. Am Beginn des Zweiten Vatikanischen Ökumeni- schen Konzils leuchtet so klar wie nie zuvor auf,

107 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. dass die Wahrheit des Herrn in Ewigkeit bleibt. Wir beobachten ja, dass im Laufe der Generatio- nen ungesicherte Meinungen der Menschen ei- nander ablösen und entstehende Irrtümer oft ge- nauso schnell vergehen wie ein Morgennebel, den die Sonne bald vertreibt. Diesen Irrtümern hat die Kirche zu allen Zeiten widerstanden, oft hat sie sie auch verurteilt, manchmal mit großer Strenge. Heute möchte die Braut Christi lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffen der Strenge erheben. Sie ist der Auf- fassung, dass es angesichts der heutigen Ver- hältnisse angemessener ist, an Stelle von Verur- teilungen die Kraft ihrer Lehre in größerem Reichtum zu entfalten. Das bedeutet nicht, dass es keine falschen Lehren, Meinungen und Gefah- ren gibt, die man meiden und auflösen muss. Aber diese widersprechen so offensichtlich den rechten Grundsätzen menschlichen Anstands, und sie haben so verheerende Früchte hervorge- bracht, dass in der Gegenwart die Menschen von sich aus begonnen haben, solche Lehren zu ver- urteilen. Das gilt besonders von jenen Lebens- formen, die Gott und seine Gebote verachten, von einem zu großen Vertrauen auf den techni- schen Fortschritt und von einem Wohlstand, der allein auf die Annehmlichkeiten des Lebens be- dacht ist. Sie erkennen selbst immer tiefer, dass die Würde der menschlichen Person und deren harmonische Vervollkommnung eine Aufgabe

108 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. von großer Bedeutung und Schwierigkeit ist. Was aber am meisten zählt: Sie haben aus der Erfah- rung endlich gelernt, dass die Anwendung äuße- rer Gewalt gegen andere, das Potenzial der Waf- fen und politische Vormachtstellung nicht genü- gen, um die sie bedrängenden schweren Prob- leme erfolgreich zu lösen. Angesichts dieser Lage hebt die katholische Kir- che durch dieses Ökumenische Konzil die Leuch- te der Glaubenswahrheit empor. Sie will sich als die liebevolle Mutter aller erweisen, gütig und geduldig, voll Erbarmen und Milde gerade den Kindern gegenüber, die sich von ihr getrennt haben. Wie einst Petrus zu einem Armen, der ihn um Almosen gebeten hatte, spricht die Kirche zu einer Menschheit, die mit so vielen Schwierig- keiten zu kämpfen hat: „Gold und Silber besitze ich nicht. Doch was ich habe, gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh umher!“ (Apg 3,6). So bietet die Kirche den modernen Menschen keine vergänglichen Reich- tümer und verspricht auch kein irdisches Glück. Sie vermittelt ihnen vielmehr die Gaben der gött- lichen Gnade, die die Menschen zur Würde der Gotteskindschaft erheben und ihnen dadurch wirksamer Schutz und Hilfe sind, um ihr Leben menschlicher zu gestalten. Sie öffnet die Quellen ihrer unerschöpflichen Lehre, durch die die Men- schen, erleuchtet mit dem Licht Christi, vollstän- dig erkennen können, was sie in Wahrheit sind,

109 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. mit welcher Würde sie ausgezeichnet sind und welches Ziel sie verfolgen sollen. Schließlich ver- breitet sie durch ihre Kinder überall die Fülle christlicher Liebe, die am besten dazu geeignet ist, den Samen der Zwietracht auszureißen und Eintracht, gerechten Frieden und geschwisterli- che Einheit aller zu fördern. (AAS 54 [1962] 786–787. 792–793) RESPONSORIUM R Jesus sprach zu Simon: Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, * und die Mächte der Un- terwelt werden sie nicht überwältigen. V Gott lässt sie ewig bestehen. * Und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Vgl. Mt 16,18; Ps 48 (47),9 ORATION Allmächtiger, ewiger Gott, im heiligen Papst Johannes hast du der Welt ein lebendiges Abbild Christi, des guten Hirten, aufleuchten lassen. Gib uns auf seine Fürsprache die Kraft, dass wir den Reichtum christlicher Liebe mit Freude weiterschenken. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

110 11. Oktober Hl. Johannes XXIII. LAUDES HYMNUS Herr Jesus Christus, guter Hirt, du bist der Weg, du bist die Tür, du bist die Wahrheit, die uns führt durch Licht und Schatten hin zu dir.

Du hast nach deines Herzens Bild Johannes dir zum Dienst erwählt, dass er wie du, geduldig, mild, die Kirche leite in der Welt.

Er kündete voll Kraft dein Wort den Nahen, Fernen insgesamt, blieb bei den Menschen immerfort und demutsvoll im hohen Amt.

Prophetisch hat er seine Zeit in ihren Zeichen klar erkannt, der Kirche Tor geöffnet weit, dass segnend sie die Welt umspannt.

Er hat gehört und ausgeführt, was Jesu Geist der Kirche sagt, dass sie in ihm lebendig wird und mutig neue Wege wagt.

111 11. Oktober Hl. Johannes XXIII.

In deinem Herzen, Jesus Herr, finden wir Tröstung immerzu, die wir an Lasten tragen schwer, schenk Frieden uns und bei dir Ruh. Amen.

112 22. Oktober Hl. Johannes Paul II. 22. Oktober Hl. Johannes Paul II. Papst – g Karol Wojtyła wurde 1920 in Wadowice in Polen ge- boren. Nach der Priesterweihe und dem Studium der Theologie in Rom kehrte er in die Heimat zurück und übernahm verschiedene pastorale und akademi- sche Aufgaben. Er wurde zunächst Weihbischof und 1964 Erzbischof von Krakau und nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Am 16. Oktober 1978 wurde er zum Papst gewählt und nahm den Namen Johannes Paul II. an. Sein außerordentlicher apostoli- scher Eifer, besonders für Familien, Jugendliche und Kranke, führte ihn auf Pastoralreisen in der ganzen Welt. Zu den vielen Früchten, die er der Kirche als Erbe hinterlassen hat, gehören vor allem sein reiches Lehramt und die Promulgation des Katechismus der Katholischen Kirche sowie des Codex des Kanoni- schen Rechts für die lateinische Kirche und für die Ostkirchen. Er starb am 2. April 2005, dem Vor- abend des Weißen Sonntags, des Zweiten Sonntags der Osterzeit (von der göttlichen Barmherzigkeit), in Rom. Dieses Gedächtnis findet sich nicht im Diözesanka- lender des Erzbistums Freiburg, wurde aber wegen der Verehrung, die viele im Erzbistum dem hl. Jo- hannes Paul II. erweisen, hier in diesem Supple- mentband aufgenommen.

113 22. Oktober Hl. Johannes Paul II. ZWEITE LESUNG Johannes Paul II. (1920 – 2005) Aus der Ansprache am Beginn des Pontifi- kats (22. Oktober 1978) Habt keine Angst! Öffnet die Tore für Christus! Petrus ist nach Rom gekommen! Nur der Gehor- sam gegenüber dem Auftrag des Herrn hat seine Schritte geführt und ihn bis zu dieser Stadt ge- langen lassen, dem Herzen des Römischen Rei- ches. Vielleicht wäre er lieber dort geblieben, an den Ufern des Sees von Gennesaret, bei seinem Boot mit den Fischernetzen. Aber unter der Füh- rung des Herrn und seinem Auftrag getreu ist er hierhergekommen! Nach einer alten Überlieferung wollte Petrus während der Verfolgung des die Stadt Rom verlassen. Da aber griff der Herr ein: er ging ihm entgegen. Petrus sprach ihn an und fragte: “Quo vadis, Domine?” – “Wohin gehst du, Herr?” und der Herr antwortete sofort: “Ich gehe nach Rom, um dort ein zweites Mal gekreuzigt zu werden.” Da kehrte Petrus nach Rom zurück und ist dort bis zu seiner Kreuzigung geblieben. Unsere Zeit lädt uns dazu ein, drängt und ver- pflichtet uns, auf den Herrn zu schauen und uns in eine demütige und ehrfürchtige Betrachtung des Geheimnisses der höchsten Gewalt Jesu Christi selbst zu vertiefen.

114 22. Oktober Hl. Johannes Paul II.

Er, der aus der Jungfrau Maria geboren wurde, der Sohn des Zimmermanns – wie man glaubte, – der Sohn des lebendigen Gottes – wie Petrus be- kannte, – ist gekommen, um uns alle zu einem “königlichen Priestertum” zu machen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns das Ge- heimnis dieser Herrschergewalt wiederum in Er- innerung gebracht und auch die Tatsache, dass die Sendung Christi als Priester, prophetischer Lehrer und König in der Kirche fortdauert. Alle, das ganze Volk Gottes, haben Anteil an dieser dreifachen Sendung. In der Vergangenheit hat man vielleicht dem Papst die Tiara, die dreifache Krone, aufs Haupt gesetzt, um durch diese sym- bolische Geste den Heilsplan Gottes für seine Kirche zum Ausdruck zu bringen, dass nämlich die ganze hierarchische Ordnung der Kirche Christi, die ganze in ihr ausgeübte “heilige Ge- walt” nichts anderes ist als Dienst, ein Dienst, der nur das eine Ziel hat: dass das ganze Volk Gottes an dieser dreifachen Sendung Christi An- teil habe und immer unter der Herrschaft des Herrn bleibe, die ihre Ursprünge nicht in den Mächten dieser Welt, sondern im Geheimnis des Todes und der Auferstehung hat. Die uneingeschränkte und doch milde und sanf- te Herrschaft des Herrn ist die Antwort auf das Tiefste im Menschen, auf die höchsten Erwar- tungen seines Verstandes, seines Willens und

115 22. Oktober Hl. Johannes Paul II.

Herzens. Sie spricht nicht die Sprache der Ge- walt, sondern äußert sich in Liebe und Wahrheit. Der neue Nachfolger Petri auf dem Bischofsstuhl in Rom betet heute innig, demütig und vertrau- ensvoll: “Christus! Lass mich ganz Diener deiner alleinigen Herrschaft werden und sein! Diener deiner sanften Herrschaft! Diener deiner Herr- schaft, die keinen Untergang kennt! Lass mich Diener sein! Mehr noch ein Diener deiner Die- ner!” Brüder und Schwestern! Habt keine Angst, Chris- tus aufzunehmen und seine Herrschergewalt an- zuerkennen! Helft dem Papst und allen, die Christus und mit der Herrschaft Christi dem Menschen und der ganzen Menschheit dienen wollen! Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß, “was im Innern des Menschen ist”. Er allein weiß es! Heute weiß der Mensch oft nicht, was er in sei- nem Innern, in der Tiefe seiner Seele, seines Herzens trägt. Er ist deshalb oft im Ungewissen über den Sinn seines Lebens auf dieser Erde. Er ist vom Zweifel befallen, der dann in Ver- zweiflung umschlägt. Erlaubt also – ich bitte euch und flehe euch in Demut und Vertrauen an,

116 22. Oktober Hl. Johannes Paul II.

– erlaubt Christus, zum Menschen zu sprechen! Nur er hat Worte des Lebens, ja, des ewigen Le- bens! RESPONSORIUM R Habt keine Angst: Der Erlöser der Menschheit hat die Macht des Kreuzes offenbart und für uns das Leben gegeben! * Öffnet, reißt die Tore weit auf für Christus! V In der Kirche sind wir dazu berufen, an seiner Macht Anteil zu haben. * Öffnet, reißt die Tore weit auf für Christus! ORATION Gott, du bist reich an Erbarmen und hast den heiligen Papst Johannes Paul zur Leitung deiner ganzen Kirche bestellt. Gib, dass wir, durch seine Lehre geführt, unsere Herzen vertrauensvoll öffnen für die heilbringende Gnade Christi, des einzigen Erlösers der Menschheit. Der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

117 3. November Sel. Rupert Mayer 3. November Sel. Rupert Mayer, Priester Ordensmann – g Der selige P. Rupert Mayer S.J. wurde 1876 in Stutt- gart geboren. Als Priester der Diözese Rottenburg trat er im Jahre 1900 in den Jesuitenorden ein. Seit 1912 lebte und wirkte er in München. Er war im Weltkrieg 1914/18 Feldgeistlicher an der Front, wo er ein Bein verlor. Im ersten Weltkrieg war er Divisi- onspfarrer und verlor das linke Bein. Nach dem Krieg wirkte er in München als erfolgreicher und be- geisternder Männerseelsorger. Während der natio- nalsozialistischen Herrschaft 1933/1945 war er als Widerstandskämpfer im Gefängnis, im Konzentrati- onslager Sachsenhausen und in der Verbannung nach Ettal, wo er vier Jahre abgeschlossen von der Welt leben musste. Er war ein unermüdlicher Helfer der Armen, ein mutiger Prediger und Verteidiger der Freiheit der Kirche, ein opferbereiter Beter und war über die Stadt hinaus der bekannteste Priester Mün- chens. In der Zeit der Bedrängnis ermutigte er viele Gläubige, die bei ihm Halt fanden. Er starb am Fest Allerheiligen 1. November 1945 in München, wo er am 3. Mai 1987 von Papst Johannes Paul II. seligge- sprochen wurde. Sein Grab befindet sich in der Bür- gersaalkirche in München.

Commune: Hirten der Kirche oder Ordensleute, au- ßer:

118 3. November Sel. Rupert Mayer ZWEITE LESUNG Julius Döpfner (1913-1976) Aus einer Predigt zu Allerheiligen Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen „Selig, die hungern und dürsten nach der Ge- rechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.“ Wie passt dieses Wort auf P. Rupert Mayer! Gott war in Wahrheit seine Leidenschaft, die ihn unbe- irrbar in eine Richtung führte, ja trieb. Ihn erfüll- te eine tiefe, männliche Liebe zu Gott. In seinem Lieblingsgebet finden wir immer wieder den ei- nen Refrain: „Herr, wie – wann – was – weil du willst ...“ Der Herr und sein Wille waren der Magnet dieses Le- bens. „[...] denn sie werden gesättigt werden.“ Wir kennen das Sterben von P. Rupert Mayer. Er pre- digte im Anschluss an unser Evangelium über die Armen. Und dann sagte er mit letzter Stimme dreimal: „Der Herr – der Herr – der Herr.“ Das war für ihn die Erfüllung der Verheißung: „Sie werden gesättigt werden.“ Sein Leben lang fand er immer wieder Sättigung an der Begegnung mit Gott, nun aber erfuhr er die letzte Erfüllung gemäß dem Wort, das wir vorhin in der Lesung hörten. „Wir werden ihn sehen, wie er ist“.1 „Se- lig, die barmherzig sind; denn sie werden Er- barmen finden.“

119 3. November Sel. Rupert Mayer

Wollte man das bei P. Rupert Mayer darstellen, man käme an kein Ende. Immer hatte er die An- tennen seines großen Herzens für alle Not der Menschen ausgestellt. Er war immer empfangs- bereit und sprungbereit; ausschauend, um sich auf den Weg zu machen. So war er als Kriegs- pfarrer, der immer dort war, wo es am heißesten herging. Erbarmende Liebe treibt den Großstadt- seelsorger, er sieht die Not. Er sieht die Not der Strafentlassenen, der arbeitenden Schichten, der Familie. Er gründet die Gemeinschaft der Schwestern von der Heiligen Familie, er errichtet die Gottesdienste im Hauptbahnhof. Er spürt die geistige Verwirrung der Nachkriegsjahre, und so sieht man ihn in zahllosen Versammlungen, wo er sein klärendes Wort spricht. Der Beichtstuhl, die Sprechstunde beanspruchen einen großen Teil seines Tagewerkes. In diskreter, persönli- cher Hilfe gibt er buchstäblich das Letzte weg. Er predigt, wo er gebraucht wird. Spricht zu seinen Männern der Kongregation und in den Pfarreien: immer aus tiefem Glauben, in schlichter, zeitna- her, zupackender Weise. „Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Auch und gerade hier ist P. Rupert Mayers Weg vorbildhaft. Das Hinstehen um der gerechten Sa- che willen ist für ihn in allen Zeiten seines Le- bens kennzeichnend. In der Nazizeit vollendet sich seine aufrechte Tapferkeit. Aber großartig

120 3. November Sel. Rupert Mayer ist dabei, wie er – genau im Geist der Bergpre- digt – unterscheidet. Noch eines sollten wir nicht übersehen: Der Mann einer berstenden Aktivität trägt schwer daran, nicht mehr für die Menschen tätig sein zu dürfen. Da vollzieht sich in ihm eine Läuterung in die Tiefe hinein. In der Gefolgschaft seines gekreuzigten Herrn reift in ihm die noch größere Liebestat der Opferhingabe.

11 Joh 3, 2. RESPONSORIUM R Ich bezeuge den Glauben an den Herrn Jesus Christus und fürchte nichts. * Ich schäme mich des Evangeliums nicht. V Ich will mein Leben geringschätzen, wenn nur das Wort verkündet wird. *Ich schäme mich des Evangeliums nicht. ORATION Gütiger Gott, du hast den seligen Priester Rupert zu einem standhaften Bekenner des Glaubens und selbstlosen Helfer der Armen gemacht. Erwecke auf seine Fürsprache der Kirche neue, vorbildliche Verkünder des Glaubens und schenke uns allen ein offenes Herz für die Nöte der Menschen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

121 4. Dezember Sel. Adolph Kolping 4. Dezember Sel. Adolph Kolping Priester – g Als Sohn eines Schäfers wurde Adolph Kolping am 8. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln geboren, wo er die Volksschule besuchte und das Schuhmacher- handwerk erlernte. Seit 1837 besuchte er das Mar- zellengymnasium in Köln, um Priester zu werden. Nach seinem Studium in München, Bonn und Köln wurde er am 13. April 1845 in der Kölner Minori- tenkirche zum Priester geweiht. Als. Kaplan in der Industriestadt Wuppertal-Elberfeld (1845 bis 1849) lernte er das Elend der Arbeiter kennen. Angeregt durch den von Lehrer Johann Gregor Breuer gegrün- deten Jünglingsverein, fand Adolph Kolping seine Lebensaufgabe darin, sich der jungen Handwerker und Arbeiter in ihrer sozialen Not anzunehmen und ihnen in der Kirche Heimat zu geben. Als Domvikar in Köln gründete er am 6. Mai 1849 den Kölner Ge- sellenverein, der Ausgangspunkt des heutigen Inter- nationalen Kolpingwerkes wurde. Adolph Kolping starb am 4. Dezember 1865. Sein Grab in der Mino- ritenkirche, deren Rektor er seit 1862 gewesen war, wurde schon bald nach seinem Tod verehrt. Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 27. Oktober 1991 in Rom selig.

122 4. Dezember Sel. Adolph Kolping ZWEITE LESUNG Adolph Kolping (1813 - 1865) Aus einer Predigt zum Neujahrstag Es ist Zeit zu handeln, Zeit zu wirken Die Menschen sind überhaupt nicht so schlecht, als man sie sich gern vormacht. Greift sie nur mal mit einer wahrhaft christlichen Hand an, ihr werdet von eurem Irrtum bald überzeugt sein. Wir haben das vielfach erfahren im Leben, erfah- ren es noch alle Tage, und während bei anderen Menschen der Glaube an die Menschen zu sin- ken scheint, sehen wir ihn, Gott sei Dank, wach- sen. Ja, wir glauben noch an die Menschen, be- sonders glauben wir noch an unsere arbeitende Jugend, trotz ihrer Fehler, trotz ihrer jeweiligen Verkommenheit, trotz der Verführung der Zeit. Und weil wir daran glauben, lässt es uns keine Ruhe, dafür zu wirken. Wir glauben aber auch noch an mehr als an die Menschen, wir glauben auch an Gott, und weil wir daran glauben, weil wir das Christentum als tätiges Leben, als Wirken zum Heile verstehen, deshalb verlassen wir uns nicht auf uns, sondern auf die siegende Kraft des Christentums und hal- ten es für eine Pflicht, dieser Gotteskraft dienst- bar zu sein. Und weil so manches faul ist in die- ser Welt, weil so vieles gebrochen und zerrissen ist im gesellschaftlichen Leben, deswegen wäre es für uns, die wir ans Christentum wirklich

123 4. Dezember Sel. Adolph Kolping glauben, wahrlich Verrat an der Sache, wenn wir gerade jetzt nicht alle Kräfte anspannten, die ei- genen und die gleichem Zwecke dienenden fremden, zu bessern und zu retten, was sich ret- ten lässt. Es ist keine Zeit zu feiern, zuzuschau- en, gewähren zu lassen, bloß zu jammern und zu klagen, sondern es ist Zeit zu handeln, Zeit zu wirken, und zwar für jeden ohne Unterschied, wie es ihm nach Maßgabe seiner Kräfte und Mit- tel nur möglich ist. Da handelt es sich nicht da- rum, ob man alles kann, sondern ob man irgen- detwas Ersprießliches zu leisten vermag, und kann man allein nichts, dann doch gewiss im Verein mit anderen. Das ist kein rechter Christ, der sich dieser gemeinsamen Tätigkeit entzieht, kein rechter Christ, der sich nicht gern und willig gemeinsamem Wirken anschließt und helfend schafft. Diejenigen, welche an Gott glauben, müssen dadurch auch an die Menschen glauben, und welche das Christentum lebendig glauben, müssen in seinem Geiste schaffen. RESPONSORIUM R Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen be- reit ist.*Er ordnet das Seine, wie es recht ist. V Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten. *Er ordnet das Seine, wie es recht ist.

124 4. Dezember Sel. Adolph Kolping ORATION Gott, unser Vater, du hast den seligen Adolph Kolping vom Handwerker zum Priester berufen, um durch ihn jungen Menschen in ihrer religiösen und sozialen Not zu helfen. Auf seine Fürsprache gib uns Einsicht in die Nöte unserer Zeit und schenke uns Kraft, sie zu überwinden. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

125 9. Dezember Sel. Liborius Wagner 9. Dezember Sel. Liborius Wagner Priester, Märtyrer Nur im Dekanat Mosbach-Buchen: nicht- gebotener Gedenktag Der selige Liborius Wagner wurde als Sohn evangeli- scher Eltern am 5. Dezember 1593 in Mühlhausen / Thüringen geboren. Im Anschluss an sein Studium an den Hochschulen zu Leipzig, Gotha und Straß- burg fand er den Weg zur katholischen Kirche und wurde am 29. März 1625 im Dom zu Würzburg zum Priester geweiht. Nach kurzer Kaplanszeit in Hard- heim wurde er 1626 Pfarrer von Altenmünster- Sulzdorf, wo er unter schwierigsten Verhältnissen seinen Gläubigen ein guter Hirte war, der seine Glaubenstreue und Liebe zur Kirche mit dem Märty- rertod besiegelte. Er wurde am 9. Dezember 1631 auf den Mainwiesen bei Schonungen wegen seiner katholischen Glaubens- und Gewissensüberzeugung nach tagelangem Martyrium erschossen und später in der Klosterkirche zu Heidenfeld beigesetzt. Am 24. März 1974 wurde er „als des uralten Glaubens treuer Zeuge“ im Petersdom von Papst Paul VI. selig- gesprochen.

Commune: Ein Märtyrer oder Hirten der Kirche

126 9. Dezember Sel. Liborius Wagner ZWEITE LESUNG Liborius Wagner (1593 – 1631) Aus dem Carmen heroicum vom Heiligen Geist des Seligen Liborius Wagner Alles hängt denn an Dir, all mein wägendes Denken und Wollen. Phaeton leitete einstmals den Sonnenwagen des Vaters, ohne Kenntnis des Wegs, um das Tages- licht erdwärts zu bringen, fuhr dann zu nah ei- nem Stern und stürzte tief abwärts vom Himmel. Mich erfüllt eine innere Angst, dass ähnlichem Los ich erliege, da ich auf schwankendem Schiff mich Wind und Wogen vertraue, ganz unerfahren auf See, unbewandert dazu mit dem Ruder. Du, gütiger Heiliger Geist, lenke segnend den furchtsamen Bootsmann. Gib Du ihm bitte das Versmaß und öffne die schöpf‘rische Ader. Ohne Dich trocknet mein Mund, und die Stimme bleibt stumm in der Kehle, wenn Du mich nicht inspi- rierst; denn verweigert hat dies mir Minerva. Du aber richtest befeuernd mich auf, damit ich es wage, setze die Segel im rastlosen Wind; denn wenn Du mich leitest, muss ich nicht fürchten die rollende See, das Gebrüll der Orkane. Du bist mit mir und die Fahrt verläuft klar, sie trägt mich zur Küste. So hängt denn alles an Dir, all mein wägendes Denken und Wollen. Niemand doch ruft Dich so an, wie‘s Deiner Er- habenheit ziemet, bis nicht Sein Segel Dich

127 9. Dezember Sel. Liborius Wagner kenntlich ihm macht, Heiliger Geist, Gottes Ga- be. Deswegen hat ja die Kirche doch ausge- zeichnete Tage im ganzen Jahr zu feiern gelehrt und geboten, zu halten. Jedwede Stimme spricht laut und klingt auf nur vor Dir, Allerhöchster. So lehrt das göttliche Wort, dass Du ausgehst vom Sohn und vom Vater und bist nicht weniger Gott als beide, der Sohn und der Vater. Anhub die Schöpfung im Anfang durch Dich, der das Leben ihr einhaucht. So wie Du alles erschufst, so er- hältst Du auch allem das Leben. Freigiebig schenkst Du die Fülle der Gaben, die Du uns be- reithältst. So wie Du selbst heilig bist, so heiligst auch Du unsere Herzen, nimmst alle Finsternis fort, die sonst die Seele belastet, zündest Dein Licht in uns an, machst fähig dem Worte zu glauben und gibst uns Gnade durch Dich, den Sohn wie den Vater zu kennen. Lasst uns mit Inbrunst erflehen, tapf‘re Treue- pflicht Christus zu halten. Lasst unsere Hoffnung uns setzen auf Gott, der die Macht hat zu helfen willig das Kreuz auf uns nehmen, ein heiliges Leben Gott weihen. Wo aber furchtbarer Schre- cken das Herz lässt beinahe erstarren, bist Du bei uns und erneuerst den Mut und vertreibst alles Dunkle. Allen, die leiden, gewährst Du die freundliche Kraft Deines Trostes. Sprach‘ ich in so vielen Sprachen wie Menschen- zungen es könnten, wären‘s so viele wie Argus der Sage nach Augen besessen, niemals ver-

128 9. Dezember Sel. Liborius Wagner möchte ich‘s zu schildern, was Du uns an Wohl- taten spendest. Als an dem fünfzigsten Tage das heilige Pfingsten erwachte, bist Du, beständiges Licht, unterm Bild der Flamme gekommen. Jün- gerschaft Christi erglüht von der himmlischen, kostbaren Gabe. Hundertfach ward sie verteilt und in zahllose Sprachen gegliedert. Wie war Dein Wehen so gütig, wie treibt es zu christli- chem Zeugnis. Ohne Dich bleiben wir arm und vermissen die Gnade und Hoffnung. Und nur mit Dir strömt dahin unser Werk bis zum glücklichen Ende. So singt am heutigen Tage die ganze Gemeinde vom Geiste und alle Christenheit trägt ihre Bitten zum Spender des Lebens. So wollen auch wir dieses Fest in gesammelter Andacht begehen, demütig flehend zu Dir in dem Anliegen, das uns beweget. Gib unserem Geist günst‘ge Segel zur Fahrt in das Land, das wir suchen. Gib unserem Mühen die Gunst, sie so gut zu vollenden, dass wir den Dienst, den erwählten, mit all‘ unseren Kräften erfüllen Und Du, unser König, der höchste, als brauchba- res Werkzeug uns nutzest gibst Du auch mir die- se Gnade, der Kirche Wachsen zu fördern, oder soll was ich leiste, dem Staatswesen Förderung bieten, rufst Du mich irgendwohin oder rufst Du mich ab: Siehe, ich folge. Täusch‘ ich mich, sehe ich Land? Ja, es zeichnet sich ab meinen Blicken. Schon, wirklich schon,

129 9. Dezember Sel. Liborius Wagner läuft mein Schiff in den Hafen, den lange er- sehnten. Müde ist‘s, aber zum Lohn ruht es friedlich am sandigen Strande.

Oder: Bischof Josef Stangl (1907 - 1979) Aus dem Hirtenbrief über die Feier der hei- ligen Eucharistie. Heiliges Wissen um die „Gemeinde des Herrn“ Der gütige Gott will den Menschen nicht allein lassen in Not und Mühsal, in Kampf und Bewäh- rung, in Krankheit und Tod. Er hat ihn hineinge- stellt in die große Gottesfamilie der Kirche. In der Stunde der heiligen Taufe wurde uns diese göttliche Berufung zuteil. Damals empfing uns der Priester im Namen der Kirche Gottes. Durch ihn hieß uns willkommen die ganze Gemein- schaft der Gläubigen, die unzählbare Schar der Heiligen sowie Jesus Christus, unser Erlöser und Herr, der uns durch den Heiligen Geist zum Va- ter heimführen will. Dieses heilige Wissen um die „Gemeinde des Herrn“ ist Grundvoraussetzung für die rechte Eucharistiefeier. Wenn uns die Kirche zur Feier der heiligen Eu- charistie einlädt, dann geht es nicht zuerst um eine persönliche, fromme Andachtsübung, die wir für uns allein begehen. Die Messe ist auch nicht eine Privatsache des Priesters. Hier ver- sammelt sich „die Gemeinde des Herrn“. Wenn

130 9. Dezember Sel. Liborius Wagner wir uns zum Gottesdienst versammeln, ist Chris- tus als Heil und Herr der Kirche in unserer Mitte. Der Herr, der zur Rechten des Vaters thront und am Ende der Zeiten wiederkommt, schließt in dem Brot des Lebens die Gläubigen zu einer ge- heimnisvollen, wirklichen Einheit mit sich und untereinander zusammen. Als Glieder der Got- tesfamilie gehören wir der sichtbaren Gemein- schaft der Erlösten hier auf Erden an. Wir feiern mit den Engeln und Heiligen die sakramentale Vorwegnahme des himmlischen Hochzeitsmah- les. Die Messe ist auch nicht Privatsache einer Gemeinde. Jede Gemeinde, die Eucharistie feiert – mag sie noch so klein sein – ist hineingebettet in die Gesamtkirche, die der Herr in dem Neuen und Ewigen Bunde mit Seinem kostbaren Blute erlöst hat. In der heiligen Kommunion wird dann in der Tischgemeinschaft mit Christus das in- nigste Band um diese Gemeinde geschlungen, wenn alle an demselben Tisch von demselben Brot essen, das Christus, unser Herr, selbst ist. Bei diesem Gottesmahl werden wir durch das Fleisch und Blut unseres Erlösers in eine wirkli- che Gemeinschaft mit Gott versetzt. So schenkt uns die Feier der heiligen Eucharistie eine innige Lebensgemeinschaft mit Christus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“1 Das heilige Wissen um die Gemeinde des Herrn, der wir als lebendige Glieder des Leibes Christi angehören, lehrt uns,

131 9. Dezember Sel. Liborius Wagner dass man im Grunde Eucharistie gar nicht als einzelner vollbringen kann. Sind wir doch als Glieder Christi und der Kirche eines Leibes und eines Blutes mit ihm. Wie dankbar müssen wir für dieses heilige Wissen sein. Am Sonntag, dem Tag des Herrn, erfüllt die Gemeinde in der Ge- bets-, Opfer- und Mahlgemeinschaft die höchste Aufgabe des Menschen: die Verherrlichung Got- tes. Der Sonntagsgottesdienst ist für uns eine große Gnade. Er schenkt uns die heilige Begeg- nung mit dem lebendigen Gott. Hier findet die „Gemeinde des Herrn“ Kraft und Gnade für ihren Pilgerweg. 1 Joh 6,54 RESPONSORIUM R Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit. V Ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkennt- nis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Christus will ich erkennen und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. * Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerech- tigkeit bereit.

132 9. Dezember Sel. Liborius Wagner ORATION Allmächtiger, ewiger Gott, du sammelst und bewahrst, was zerstreut ist. Lass auf die Fürsprache des seligen Märtyrers Liborius alle, die du durch die Taufe geheiligt hast, auch verbunden sein in der Einheit des Glaubens und durch das Band der Liebe. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

133 10. Dezember Unsere Liebe Frau von Loreto 10. Dezember Unsere Liebe Frau von Loreto g Das Heiligtum von Loreto ist der Ursprung einer Ma- rienverehrung, die besonders das Geheimnis der Menschwerdung und das biblische Beispiel der Hei- ligen Familie betrachtet. Nachdem die Kreuzfahrer das Heilige Land verloren hatten, haben Engel der Überlieferung nach das Haus von Nazaret in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1294 an diesen kleinen Ort in der Nähe von Ancona getragen. Vor allem die Lauretanische Litanei verbreitete sich von hier aus in die gesamte Kirche. Mehrere Päpste schenkten dem Heiligtum besondere Aufmerksamkeit. Papst Benedikt XV. erklärte Unsere Liebe Frau zur Patronin der Luftfahrt. Im Erzbistum Freiburg finden sich mehrere Loretto- Kapellen. Darum wird das Gedächtnis hier ange- führt.

134 10. Dezember Unsere Liebe Frau von Loreto

(Eine approbierte deutsche Fassung der Zweiten Le- sung ist bislang nicht veröffentlicht worden.) ZWEITE LESUNG Johannes Paul II. (1920-2005) Ex Epístola sancti Ioánnis Pauli II papae pro VII saeculári anniversário Almae Do- mus Lauretánae Maria spatium corporale spiritualeque Incarnationis Lauretána Alma Domus, non “relíquia” tantum est, sed pótius pretiósa ac vera “icóna”. “Icóna” non veritátum a sénsibus sepositárum, sed uníus evéntus et mystérii, id est Incarnatiónis Verbi. Incarnátio quidem, quae intra has sacras pa- ríetes memorátur, statim próprium germa- númque sensum bíblicum recúperat; non enim de mera doctrína ágitur, quae ad uniónem inter divínum et humánum áttinet, sed pótius de evéntu, qui in exácto témporis moménto ac definíto loco áccidit, sicut verba Apóstoli mira- bíliter maniféstant: Ubi venit plenitúdo témporis, misit Deus Fílium suum, factum ex mulíere. María est Múlier; illa est, ut ita dicámus, spátium eódem témpore corpóreum et spirituále in quo Incarnátio facta est. Sed Domus étiam, in qua vixit, huius rei evocátio est manifésta. Memória vitae abscónditae Nazarethánae res certas évocat et vitae próprias ómnium hóminum mulierúmque. Ea nempe sensum sanctitátis

135 10. Dezember Unsere Liebe Frau von Loreto famíliae rénovat, repénte osténdens univérsam summam virtútum, quae hódie tam minitátæ sunt, id est fidélitas, vitae obséquium, educátio filiórum, cura oratiónis, et quas christiánae famíliae dénuo inveníre possunt intra paríetes Domus illíus sanctae primae atque exímiae his- tóriae ecclésiae domésticae. Domus illa alma commémorat, eódem témpore, magnitúdinem vocatiónis ad vitam consecrátam ac virginitátem pro Dei Regno, quæ praeclárum hábuit inítium in persóna Maríae Vírginis et Matris. Iuvénibus deínde, qui innumerábiles petunt per- egrinántes ad Domum Matris, iteráre cúpimus ea verba quae olim eis díximus: «Ite ad Maríam, ite cum María … in corde vestro eius “fiat” résonet». Utinam iúvenes, iuxta praecépta Domus Naza- rethánae, renováre váleant suam diligéntiam in cathólico laicórum órdine ad Christum in córdi- bus, famíliis, sciéntia atque societáte restituén- dum. Iustus ímpetus nostri témporis ad agnoscéndum pro mulíere illum statum qui ad eam pértinet in Ecclésia et societáte, hic vero aptíssimam oppor- tunitátem pervestigatiónis ínvenit. Quia misit Deus Fílium suum, factum ex mulíere, omnes mulíeres, in María, ad talem dignitátem ita elevátae sunt ut áliam illa maiórem cogitári néqueat.

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Nulla theórica considerátio, praetérea, dig- nitátem humáni labóris exaltáre póterit magis quam scire quod Ipse Fílius Dei Názareth laborá- vit et vocári permísit fabri fílius. Quómodo, dénique, non mentiónem fácere possímus “electiónis páuperum”, quam Ecclésia in Concílio fecit et magis magísque clare póstea confirmávit? Austérae et modéstae sanctae Do- mus paríetes nos ádmonent Deum Ipsum hanc electiónem inauguravísse in María, quae, sicut légitur in textum conciliarem, «praecéllit inter húmiles ac páuperes Dómini, qui salútem cum fidúcia ab Eo sperant et accípiunt». Omni témpore étenim, ad paupertátem et passiónem quod áttinet, locum praecípuum in história Sanctuárii aegróti habuérunt, qui, primi ex ómnibus, peregrinántes ad Almam Domum accurrérunt et eius famam in géntibus diffu- dérunt. Ubinam céterum illi mélius excipiántur, nisi in Domo Illíus quam in Litaníis Lauretánis invocámus sicut “salútem infirmórum” et “con- solatrícem afflictórum”? «Hoc Sanctuárium Lauretánum – sicut dixit Io- ánnes XXIII – semper pátula fenéstra in univér- sum orbem terrárum esse váleat, voces illas arcánas révocans, quae animárum, familiárum populorúmque sanctificatiónem annúntiant».

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RESPONSORIUM R Vere benedícta tu in muliéribus quia Deus in te pósuit tabernáculum suum. * Consecrábis Dómino multitúdines populórum. V Quem caeli cápere non póterant, tuo grémio contulísti. * Consecrábis.

ORATION Herr, unser Gott, du hast die Verheißungen an die Väter erfüllt und die selige Jungfrau Maria auserwählt, Mutter des Erlösers zu werden. Ihre Demut hat dir gefallen, und ihr Gehorsam war für uns der Anfang des Heils. Gib uns die Kraft, ihrem Beispiel zu folgen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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ANHÄNGE

140 Gemeinschaft im sakramentalen Leben

GEMEINSCHAFT IM SAKRAMENTALEN LEBEN, BESONDERS IN DER EUCHARISTIE – KOMMUNIONSPENDUNG FÜR NICHTKATHOLISCHE CHRISTEN Siehe can. 844 CIC; auch: „Direktorium zur Aus- führung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus“ Nr. 122 bis 136, hrsg. vom Sek- retariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn, als Nr. 110 in der Reihe „Verlautbarungen des Apostolischen Stuhles“, hier zitiert:

Gemeinschaft im sakramentalen Leben mit den Mitgliedern der verschiedenen orientalischen Kirchen 122. Zwischen der katholischen Kirche und den orientalischen Kirchen, die nicht in voller Ge- meinschaft mit ihr stehen, besteht dennoch eine sehr enge Gemeinschaft im Bereich des Glau- bens. Außerdem „baut sich auf und wächst durch die Feier der Eucharistie des Herrn in diesen Ein- zelkirchen die Kirche Gottes“ und „diese Kirchen besitzen trotz ihrer Trennung wahre Sakramen- te, vor allem – kraft der apostolischen Sukzessi- on – das Priestertum und die Eucharistie [...]“. Dies schafft gemäß der Auffassung der katholi- schen Kirche ein ekklesiologisches und sakra- mentales Fundament, um eine gewisse Gemein- schaft mit diesen Kirchen im liturgischen Got- tesdienst und sogar in der Eucharistie zu erlau- ben und zu ihr zu ermutigen, „unter gegebenen,

141 Gemeinschaft im sakramentalen Leben geeigneten Umständen und mit Billigung der kirchlichen Autorität“. Aber es ist bekannt, dass die orientalischen Kirchen aufgrund ihres eige- nen Kirchenverständnisses strengere Ordnungen haben können, die andere respektieren sollen. Die Hirten sollten deshalb die Gläubigen sorgfäl- tig unterrichten, damit diese die besonderen Gründe für diese Teilnahme am liturgischen Got- tesdienst und die unterschiedlichen Ordnungen kennen lernen, die es in diesem Bereich geben kann. 123. Wenn die Notwendigkeit es erfordert oder ein wirklicher geistlicher Nutzen dazu rät und vorausgesetzt, dass jede Gefahr des Irrtums o- der des Indifferentismus vermieden wird, ist es jedem Katholiken, dem es physisch oder mora- lisch unmöglich ist, einen katholischen Spender aufzusuchen, erlaubt, die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung von ei- nem nichtkatholischen Spender einer Ostkirche zu empfangen. 124. Da es bei den Katholiken und bei den orien- talischen Christen unterschiedliche Gewohnhei- ten gibt bezüglich der Häufigkeit des Kommuni- onempfangs, der Beichte vor der Kommunion und der eucharistischen Nüchternheit, müssen die Katholiken dafür Sorge tragen, dass sie nicht Anstoß und Misstrauen unter den orientalischen Christen dadurch erregen, dass sie nicht den orientalischen Gewohnheiten folgen. Ein Katho-

142 Gemeinschaft im sakramentalen Leben lik, der berechtigterweise die Kommunion bei den orientalischen Christen zu empfangen wünscht, muss soweit wie möglich die orientali- sche Ordnung respektieren und vom Kommuni- onempfang absehen, wenn diese Kirche die sak- ramentale Gemeinschaft nur ihren eigenen Gläu- bigen gewährt und alle anderen ausschließt. 125. Die katholischen Spender können erlaubt die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung Mitgliedern der orientali- schen Kirchen spenden, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind. Auch in diesen Fällen muss die Ordnung der orientalischen Kirchen für ihre eigenen Gläu- bigen beachtet und jeder Anschein von Prosely- tismus vermieden werden. 126. Während einer sakramentalen liturgischen Feier in einer Ostkirche können die Katholiken Lesungen übernehmen, wenn sie dazu eingela- den werden. Während ähnlicher Feiern in katho- lischen Kirchen kann ein orientalischer Christ eingeladen werden, die Lesungen zu überneh- men. 127. Wollen zwei orientalische Christen oder zwei Gläubige, von denen der eine Katholik und der andere orientalischer Christ ist, in einer ori- entalischen Kirche heiraten, so kann ein katholi- scher Amtsträger bei der Feier der Eheschlie- ßung, die nach geltendem Recht gefeiert wird, anwesend sein und an ihr teilnehmen, wenn er

143 Gemeinschaft im sakramentalen Leben von der Autorität der orientalischen Kirche ein- geladen ist und wenn er sich nach den Normen (siehe unten) für die konfessionsverschiedenen Ehen richtet, wo sie zutreffen. 128. Ein Mitglied einer orientalischen Kirche kann Trauzeuge bei einer Eheschließung in einer katholischen Kirche sein; ebenso kann ein Mit- glied der katholischen Kirche Trauzeuge bei ei- ner Eheschließung sein, die nach geltendem Recht in einer orientalischen Kirche gefeiert wird. In allen Fällen muss dieses Tun der allge- meinen Ordnung der beiden Kirchen bezüglich der Regeln der Teilnahme an solchen Eheschlie- ßungen entsprechen.

Gemeinschaft im sakramentalen Leben mit den Christen anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften 129. Das Sakrament ist eine Handlung Christi und der Kirche durch den Geist. Seine Feier in einer konkreten Gemeinde ist das Zeichen der in ihr bestehenden Einheit im Glauben, im Gottes- dienst und im gemeinschaftlichen Leben. Als solche Zeichen sind die Sakramente, besonders die Eucharistie, Quellen der Einheit der christli- chen Gemeinde und des geistlichen Lebens und die Mittel, sie aufzubauen. Folglich ist die eucha- ristische Gemeinschaft untrennbar an die volle kirchliche Gemeinschaft und deren sichtbaren Ausdruck gebunden. Gleichzeitig lehrt die katho- lische Kirche, dass durch die Taufe die Mitglie-

144 Gemeinschaft im sakramentalen Leben der anderer Kirchen und kirchlicher Gemein- schaften in einer wirklichen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katho- lischen Kirche stehen und dass „die Taufe ein sakramentales Band der Einheit zwischen allen begründet, die durch sie wiedergeboren sind (...), und ihrem ganzen Wesen nach hinzielt auf die Erlangung der Fülle des Lebens in Christus“. Die Eucharistie ist für die Getauften eine geistli- che Nahrung, die sie befähigt, die Sünde zu überwinden, vom Leben Christi selbst zu leben, immer tiefer in seinen Leib eingegliedert zu werden und immer intensiver an der ganzen Heilsökonomie des Geheimnisses Christi teilzu- haben. Im Lichte dieser beiden Grundprinzipien, die stets zusammen gesehen werden müssen, gewährt die katholische Kirche im allgemeinen den Zutritt zur eucharistischen Gemeinschaft und zu den Sakramenten der Buße und der Krankensalbung einzig jenen Gläubigen, die mit ihr in der Einheit des Glaubens, des Got- tesdienstes und des kirchlichen Lebens stehen. Aus denselben Gründen erkennt sie auch an, dass unter gewissen Umständen, in Ausnahme- fällen und unter gewissen Bedingungen der Zu- tritt zu diesen Sakramenten Christen anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften gewährt oder sogar empfohlen werden kann. 130. Wenn Todesgefahr besteht, können katho- lische Spender diese Sakramente unter den Be-

145 Gemeinschaft im sakramentalen Leben dingungen, die unten (Nr. 131) aufgezählt wer- den, spenden. In anderen Fällen wird streng empfohlen, dass der Diözesanbischof allgemeine Normen aufstellt, die dienlich sind, um zu beur- teilen, welche Situationen als ernste und drin- gende Notwendigkeiten zu bewerten und ob die unten (Nr. 131) genannten Bedingungen als ge- geben anzusehen sind. Dabei hat er den Normen, die diesbezüglich von der Bischofskonferenz oder von den Synoden der katholischen Ostkirche festgelegt wurden, Rech- nung zu tragen. Entsprechend dem kanonischen Recht dürfen diese allgemeinen Normen nur nach Beratung mit der zuständigen – wenigstens lokalen – Autorität der betreffenden nichtkatho- lischen Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft er- lassen werden. Die katholischen Spender werden beurteilen, ob es sich um besondere Fälle han- delt, und werden dieses Sakrament nur in Über- einstimmung mit diesen Normen, falls es solche gibt, spenden. Falls es diese nicht gibt, werden sie nach den Normen dieses Direktoriums urtei- len. 131. Die Bedingungen, unter denen ein katholi- scher Spender die Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung einem Getauf- ten, der sich in der oben erwähnten Situation be- findet (Nr. 130), spenden kann, sind folgende: Diesem Gläubigen ist es nicht möglich, einen Spender der eigenen Kirche oder kirchlichen

146 Gemeinschaft im sakramentalen Leben

Gemeinschaft aufzusuchen, er erbittet von sich aus diese Sakramente, er bekundet den katholi- schen Glauben bezüglich dieser Sakramente und ist in rechter Weise vorbereitet. 132. Aufgrund der katholischen Lehre über die Sakramente und ihre Gültigkeit kann ein Katholik unter den oben erwähnten Umständen (Nr. 130, 131) diese Sakramente nur von einem Spender einer Kirche erbitten, in dessen Kirche diese Sak- ramente gültig gespendet werden, oder von ei- nem Spender, von dem feststeht, dass er gemäß der katholischen Lehre über die Ordination gül- tig geweiht ist. 133. Die Lesung der Heiligen Schrift während der Eucharistiefeier der katholischen Kirche ge- schieht durch Mitglieder dieser Kirche. In Aus- nahmefällen und aus gutem Grund kann der Di- özesanbischof dem Mitglied einer anderen Kir- che oder kirchlichen Gemeinschaft erlauben, die Aufgabe des Lektors zu übernehmen. 134. In der katholischen Eucharistiefeier ist die Predigt, die Teil der Liturgie selbst ist, dem Priester oder Diakon vorbehalten, da sie die Mys- terien des Glaubens und die Normen des christ- lichen Lebens in Übereinstimmung mit der ka- tholischen Lehre und Tradition darlegt. 135. Für die Schriftlesung und Predigt während Gottesdiensten, die keine Eucharistiefeier sind, sollen die oben (Nr. 118) angegebenen Normen angewandt werden.

147 Gemeinschaft im sakramentalen Leben

136. Die Mitglieder anderer Kirchen oder kirchli- cher Gemeinschaften können Trauzeugen bei der Feier einer Eheschließung in einer katholi- schen Kirche sein. Katholiken können auch Trauzeugen bei Eheschließungen sein, die in gül- tiger Form in anderen Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften vollzogen werden. In der Enzyklika „Ecclesia de eucharistia“ Papst Johannes Paul II. vom 17. April 2003 heißt es im „Kapitel IV Die Eucharistie und die kirchliche Gemeinschaft“ zum Sakramentenempfang nicht- katholischer Christen: 45. Wenn die volle Gemeinschaft fehlt, ist die Konzelebration in keinem Fall statthaft. Dies gilt nicht für die Spendung der Eucharistie unter be- sonderen Umständen und an einzelne Personen, die zu Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften gehören, die nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen. In diesem Fall geht es nämlich darum, einem schwerwie- genden geistlichen Bedürfnis einzelner Gläubiger im Hinblick auf das ewige Heil entgegenzukom- men, nicht aber um die Praxis einer Interkom- munion, die nicht möglich ist, solange die sicht- baren Bande der kirchlichen Gemeinschaft nicht vollständig geknüpft sind. In diesem Sinn hat sich das Zweite Vatikanische Konzil geäußert, indem es die Praxis bestimmte, die gegenüber den orientalischen Christen ein- zuhalten ist, die in gutem Glauben von der ka-

148 Gemeinschaft im sakramentalen Leben tholischen Kirche getrennt leben, spontan um den Empfang der Eucharistie aus der Hand eines katholischen Amtsträgers bitten und in rechter Weise darauf vorbereitet sind. Diese Verhal- tensweise ist von beiden Gesetzbüchern bestä- tigt worden, die mit den entsprechenden Anpas- sungen auch den Fall der anderen nicht orienta- lischen Christen berücksichtigen, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen. 46. In der Enzyklika Ut unum sint habe ich selbst meine Wertschätzung für diese Norm zum Ausdruck gebracht, die es gestattet, für das Heil der Seelen mit dem gebotenen Unterscheidungs- vermögen Sorge zu tragen: „Ein Grund zur Freu- de ist in diesem Zusammenhang, daran zu erin- nern, dass die katholischen Priester in be- stimmten Einzelfällen die Sakramente der Eucha- ristie, der Buße und der Krankensalbung anderen Christen spenden können, die zwar noch nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, aber sehnlich den Empfang der Sakra- mente wünschen, von sich aus darum bitten und den Glauben bezeugen, den die katholische Kir- che in diesen Sakramenten bekennt. Umgekehrt können sich in bestimmten Fällen und unter be- sonderen Umständen auch die Katholiken zum Empfang derselben Sakramente an die Geistli- chen jener Kirchen wenden, in denen sie gültig gespendet werden“.

149 Gemeinschaft im sakramentalen Leben

Es ist notwendig, diese Bedingungen genau zu befolgen. Sie sind unumgänglich, auch wenn es sich um begrenzte Einzelfälle handelt. Die Ab- lehnung einer oder mehrerer Glaubenswahrhei- ten über diese Sakramente, etwa die Leugnung der Wahrheit bezüglich der Notwendigkeit des Weihepriestertums zur gültigen Spendung dieser Sakramente, hat zur Folge, dass der Bittsteller nicht für ihren rechtmäßigen Empfang disponiert ist. Und umgekehrt kann ein katholischer Gläu- biger nicht die Kommunion in einer Gemein- schaft empfangen, der das gültige Sakrament der Weihe fehlt. Die getreue Einhaltung aller in dieser Materie festgelegten Normen ist Ausdruck und zugleich Garantie der Liebe zu Jesus Christus im heiligs- ten Sakrament, zu den Brüdern und Schwestern anderer christlicher Konfessionen, denen wir das Zeugnis der Wahrheit schulden, wie auch zum Auftrag, die Einheit zu fördern.

150 Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen

Teilnahme an der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat nach der Sitzung des Ständigen Rates vom 26. Juni 2018 eine Orientierunsgshilfe veröffenltlicht: „Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur. Kon- fessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teil- nahme an der Eucharistie“. Sie kann abgerufen werden unter https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/divers e_downloads/dossiers_2018/08- Orientierungshilfe-Kommunion.pdf.

Vgl. dazu die „Pastorale Handreichung zur Frage konfessionsverbindender Ehen und gemeinsa- mer Teilnahme an der Eucharistie. Erklärung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonfe- renz“ vom 27.06.2018, abzurufen unter: https://www.dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldu ng/pastorale-handreichung-zur-frage- konfessionsverbindender-ehen-und- gemeinsamer-teilnahme-an-der-eucha/detail/.

151 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

DIE FEIER ÖKUMENISCHER GOTTESDIENSTE

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am 24. Feb- ruar 1994 folgende „Erklärung bezüglich öku- menischer Gottesdienste“ erlassen:

1. Seit der apostolischen Zeit feiert die Kirche den Sonntag als „Tag des Herrn“. Der wö- chentlich wiederkehrende Feiertag ist we- sentlich „Zeichen“ für die Heilswirklichkeit der „neuen Schöpfung“, die mit der Aufer- stehung Christi angefangen hat und am En- de der Tage vollendet wird. 2. In Treue zum Vermächtnis und Auftrag des Herrn „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ hält die katholische Kirche den Sonntag heilig durch die Feier der heiligen Eucharistie. Das II. Vatikanische Konzil sagt: „Aus apos- tolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag Christi zurück- führt, feiert die Kirche Christi das Pascha- Mysterium jeweils am achten Tag, der des- halb mit Recht Tag des Herrn oder Herren- tag genannt wird. An diesem Tag müssen die Christgläubigen zusammenkommen, um das Wort Gottes zu hören, an der Eucha- ristiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken“ (SC 106). Die Eu- charistie ist „Quelle und Höhepunkt des gan- zen christlichen Lebens“ (LG 11). In ihr fin-

152 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

det auch alle kirchliche Liturgie ihren Hö- hepunkt. Daher sind die Katholiken ver- pflichtet, an Sonn- und gebotenen Fei- ertagen an der Messfeier teilzunehmen (can. 1247 CIC; vgl. den Beschluss „Gottesdienst“ der Gemeinsamen Synode, speziell 2.3). 3. Neben der Eucharistiefeier als der Wort und Sakrament umschließenden Grund- und Hochform der Liturgie der Kirche hat es von apostolischer Zeit an immer auch Got- tesdienste gegeben, die aus Gebeten, Le- sung der Hl. Schrift, Verkündigung des Wor- tes Gottes und Fürbitten bestanden. Diese Form von Wortgottesdiensten greifen die ökumenischen Gottesdienste auf, in denen Katholiken sich mit Christen, die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften an- gehören, zum gemeinsamen Gebet versam- meln. Solche gemeinsamen Gottesdienste sind ein wirksames Mittel, um die Gnade der Einheit zu erflehen (vgl. Ökumenisches Di- rektorium 1993, Nr. 108). Sie sind ein Aus- druck der durch die Taufe grundgelegten Gemeinschaft in Jesus Christus und ein Weg, der zur geistlichen Versöhnung führt. Sie bieten den konfessionsverschiedenen Ehen die Möglichkeit einer gemeinsamen liturgi- schen Feier, die bewusst machen kann, dass sie als sakramentale Gemeinschaft „eine Art Hauskirche“ sind (LG 11).

153 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

4. Ökumenische Wortgottesdienste sollten nach Möglichkeit fester Bestandteil des li- turgischen Lebens jeder Gemeinde sein. Als besondere Zeiten des gemeinsamen Gebets bieten sich unter anderem an: (1) jene Tage, die ausdrücklich dem Anliegen der Einheit der Christen gewidmet sind: die Gebetsoktav vom 18. bis 25. Januar, der Weltgebetstag der Frauen am 1. Freitag im März, die Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingst- montag. Es sollten auch besondere schuli- sche Anlässe, ökumenische Konferenzen, Bi- belwochen u. a., desgleichen der Buß- und Bettag in Betracht gezogen werden. (2) staat- liche Feiertage, die nicht auch kirchlich ge- botene Feiertage sind (z. B. 1. Mai, Tag der Deutschen Einheit). In ökumenischen Got- tesdiensten könnten an diesen Tagen Anlie- gen des Staates und der Gesellschaft ebenso wie weltweite Ängste, Nöte und Sorgen für- bittend vor Gott getragen werden. 5. Da die sonntägliche Eucharistiefeier für das christliche Leben und den Aufbau der christ- lichen Gemeinde einen unverzichtbaren Wert hat, können ökumenische Gottesdienste sie nicht ersetzen. Diese haben deshalb stets einen Ausnahmecharakter. Ökumenische Gottesdienste dürfen nicht dahin führen, dass in einer Gemeinde an einem Sonntag keine Heilige Messe gefeiert werden kann.

154 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

Die katholischen Christen dürfen durch die Teilnahme an einem ökumenischen Gottes- dienst nicht in einen Konflikt mit dem Sonn- tagsgebot gebracht werden. 6. Gegenüber dem Einwand, dass zahlreiche Gemeinden – bedingt durch den Priester- mangel – sich zu sonntäglichen Gottesdiens- ten ohne Priester, mithin zu einem Wortgot- tesdienst versammeln, müssen die Aus- nahmesituation, zugleich aber auch die pas- torale und liturgische Notwendigkeit solcher Gottesdienste geltend gemacht werden. Die Gemeinde ist von ihrem Wesen und Auftrag her stets auf die Versammlung, besonders am Herrentag, angewiesen, um ihre Gemein- schaft im Glauben zu erfahren und zu be- kunden, ebenso wie ihre Verbundenheit und Einheit mit der Universalkirche. Diese wer- den, wenn am Sonntag keine Eucharistiefeier stattfinden kann, vor allem in der Verkün- digung, im Glaubensbekenntnis und im für- bittenden Gebet bezeugt. Die sonntäglichen Gottesdienste ohne Priester, die an die Stelle der Eucharistiefeier treten, haben an der ka- tholischen Sonntagsliturgie und Sonntags- spiritualität orientierte Feierordnungen; sie lassen sich daher so nicht als ökumenische Gottesdienste gestalten und müssen als von der Situation erzwungene Ausnahmen ange- sehen werden.

155 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

7. Mancherorts hat sich bewährt, dass die ver- schiedenen Gemeinden bei besonderen An- lässen zunächst je ihren Gottesdienst feiern und anschließend zu einer ökumenischen Feier zusammenkommen. Wo dies nicht möglich ist, kann in bestimmten Fällen und aus wichtigen Gründen ein ökumenischer Gottesdienst an Sonntagen und kirchlichen Feiertagen am Vormittag stattfinden; dabei darf die Feier der Eucharistie nicht ausfallen. Solche Fälle und Gründe können gegeben sein, wenn (1) Gemeinden besondere öku- menische Ereignisse begehen, (2) die politi- sche Gemeinde ein seltenes, herausragendes Ereignis auf Ortsebene feiert. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass ökumenische Got- tesdienste nicht von politischen Gremien angesetzt, sondern rechtzeitig mit den Pfar- rern der betreffenden Kirchen vereinbart werden, (3) überörtliche Großveran- staltungen von besonderem Rang stattfin- den. 8. Findet aus wichtigen Gründen ein ökumeni- scher Gottesdienst am Sonntagvormittag statt, so muss für die Katholiken die Mög- lichkeit zur Mitfeier der Eucharistie an die- sem Sonntag gewährleistet sein. 9. Damit deutlich bleibt, dass die Feier ökume- nischer Gottesdienste am Sonntag stets Ausnahmecharakter hat, dürfen solche Got-

156 Die Feier ökumenischer Gottesdienste

tesdienste nur in sehr begrenzter Zahl statt- finden. Die Pfarrer sind verpflichtet, das Ge- neralvikariat (Ordinariat) rechtzeitig vorher um Genehmigung zu ersuchen. 10. Jedem ökumenischen Gottesdienst sollte ein echtes spirituelles Bedürfnis zugrunde lie- gen. Andere Motive, wie zum Beispiel Ver- schönerung eines Vereinsfestes, kirchen- fremde Anlässe oder Konzessionen an Gruppeninteressen, können solche Gottes- dienste am Sonntag nicht rechtfertigen. In jedem Falle sollten ökumenische Gottes- dienste eingebettet sein in ein aktives öku- menisches Leben der Gemeinde.

157 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

WEISUNGEN ZUR KIRCHLICHEN BUSSPRAXIS, ZUR FEIER DES SONNTAGS UND ZUR OSTERKOMMUNION

Buße als Haltung des Christen Am Anfang der Verkündigung Jesu steht der Ruf: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Der Ort der ersten, grundlegenden Um- kehr ist die Taufe. Durch den Glauben an das Evangelium und durch die Taufe haben wir dem Bösen widersagt. Zugleich wurden wir in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Als Kin- der Gottes und Schwestern und Brüder Jesu Christi sollen wir Tag für Tag in der Gnade Got- tes und der Gemeinschaft mit den Menschen wachsen.

Wir wissen jedoch, dass wir immer wieder versa- gen. Wir laden Schuld auf uns. Deshalb gilt uns der Ruf des Herrn zur Umkehr immer neu. Die Umkehr ist so eine beständige Aufgabe. Sie um- fasst unser ganzes Leben. Es geht darum, ent- schiedener auf Gottes Wort in der Botschaft Jesu zu hören, und das zu tun, was er uns sagt. Dazu sind wir besonders in der österlichen Bußzeit aufgerufen.

158 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

Vielfältige Formen der Buße im christlichen Leben Die Umkehr des Christen kann in sehr verschie- dener Weise Ausdruck finden. Die Heilige Schrift spricht hauptsächlich von vier Ausdrucksformen, die besonderes Gewicht haben.

1. Gebet Ohne das Gespräch mit Gott kann der Christ nicht leben. Das tägliche Gebet gehört zu einem christlichen Leben wie das Atemholen für unser leibliches Dasein. So nennt Bischof Augustinus das Gebet, das Jesus selbst uns zu beten gelehrt hat, das Vater unser „die tägliche Taufe“. Das tägliche Gebet soll fest im Alltag verankert sein und ggf. wieder be- lebt werden, z. B. das Morgen- und Abend- gebet, das Tischgebet und der „Engel des Herrn“.

2. Fasten und Verzicht Das leibliche Fasten zielt zunächst auf den Verzicht von Speise und Trank. Es gibt aber auch andere Formen des Verzichts, um ge- genüber den eigenen Wünschen und Bedürf- nissen frei zu werden und damit offen für Gott und die Menschen zu sein. Dieser Ver- zicht kann sich z. B. durch Einschränkung im Alkoholkonsum, Rauchen und im Gebrauch des Fernsehens ausdrücken.

159 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

3. Werke der Nächstenliebe Die Liebe zum Nächsten soll sich in Wort und in Tat erweisen. Darum ist der Christ bereit, sich tatkräftig um Menschen in leibli- cher und seelischer Not zu sorgen, um Alte, Einsame, Kranke und Behinderte, um ratlose und verzweifelte Menschen.

4. Bereitschaft zur Versöhnung mit den Mitmenschen Die Vergebung Gottes bindet Jesus an die Versöhnung mit den Mitmenschen: „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen ver- gebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben“ (Mt 6,14). Wo immer Menschen aneinander schuldig werden, sind der Weg zum anderen, das ehrliche Einge- ständnis der Schuld, die Bitte um Vergebung und die Versöhnung in besonderer Weise ge- fordert. Eine solche Form der Umkehr hat zwischen Eltern und Kindern, zwischen Mann und Frau, in Gruppen und Lebensge- meinschaften ihren Platz. Der erste Schritt auf den anderen zu, das offene Gespräch sowie die bereitwillige Entschlossenheit, mit dem anderen wieder neu anzufangen, erfor- dern oft ein hohes Maß an Selbstüberwin- dung. Aber gerade darin wachsen wir über unser eigenes Ich hinaus. So sind wir auf dem Weg, zu „leben wir er (Jesus) gelebt hat“

160 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

(1 Joh 2,6), der am Kreuz selbst seinen Fein- den verziehen hat.

Zeiten der Buße Von Anfang an haben die Christen feste Zeiten der Besinnung und Buße gehalten. Sie haben da- bei erfahren, wie wichtig und hilfreich es für uns Menschen ist, dem Ruf des Herrn zur Umkehr in besonderer Weise zu folgen und diese Haltung in bestimmten Zeiten immer wieder einzuüben.

1. Österliche Bußzeit Alljährlich bereitet sich die Kirche in einer eige- nen Zeit der Besinnung und Buße, in der österli- chen Bußzeit, auf die Feier des Todes und der Auferstehung des Herrn vor.

In dieser Zeit suchen wir Christen uns und unse- ren Lebensstil so zu ändern, dass durch Besin- nung und Gebet, Verzicht, Werke der Nächsten- liebe und Versöhnung untereinander Christus wieder mehr Raum in unserem Leben gewinnt. Jeder Christ soll entsprechend seiner wirtschaft- lichen Lage ein finanzielles Opfer für die Hun- gernden und Notleidenden geben (z. B. bei der Misereor Kollekte). Als Einzelne und als Gemein- schaft machen wir uns bereit, in der Osternacht das Taufversprechen bewusst und entschieden zu erneuern und in dankbarer Freude mit Chris- tus das Ostermahl zu halten.

161 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

Diese österliche Tischgemeinschaft mit dem Herrn ist für uns lebensnotwendig. Deshalb sind wir dazu in jeder Messfeier eingeladen. Daraus ergibt sich als klare kirchliche Weisung: Ein katholischer Christ ist verpflichtet, an jedem Sonntag und gebotenen Feiertag die Heilige Messe mitzufeiern. An Sonn- und Feiertagen oh- ne schwerwiegenden Grund die Eucharistiefeier zu versäumen, ist eine ernsthafte Verfehlung vor Gott und der Kirche.

Wo die Teilnahme an der Eucharistiefeier am ei- genen Wohnort nicht möglich ist, weil an diesem aufgrund des Priestermangels die Eucharistie nicht gefeiert werden kann und die Teilnahme in der Nachbargemeinde nicht zumutbar ist, wird empfohlen, dass die Gläubigen an einer Wort- Gottes-Feier teilnehmen, wenn eine solche in der Gemeinde gefeiert wird. Damit wird dann auch der Sinn des Sonntagsgebotes erfüllt.

2. Aschermittwoch und Karfreitag Am Aschermittwoch beginnt die Kirche gemein- sam ihren österlichen Weg. Nach Möglichkeit nehmen die Gläubigen am Aschermittwochgot- tesdienst teil und lassen sich als äußeres Zei- chen der Bußgesinnung die Asche auflegen. Der Aschermittwoch ist strenger Fast- und Absti- nenztag.

162 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

Am Karfreitag begeht die Kirche in der Feier des Leidens und Sterbens Christi das Gedächtnis des gekreuzigten Herrn. Mit ihm verbunden hält sie diesen Tag als Tag der Buße, des strengen Fas- tens und der Abstinenz.

Der katholische Christ beschränkt sich am Aschermittwoch und am Karfreitag auf eine ein- malige Sättigung sowie eine kleine Stärkung zu den beiden anderen Tischzeiten (Fasten) und verzichtet auf Fleischspeisen (Abstinenz).

Die Verpflichtung zum Fasten betrifft Erwachse- ne vom vollendeten 18. Lebensjahr bis zum Be- ginn des 60. Lebensjahres. Das Abstinenzgebot verpflichtet jeden Katholiken vom vollendeten 14. Lebensjahr bis zum Lebensende. Entschul- digt ist, wer durch Krankheit, auf Reisen, an fremdem Tisch oder durch schwere körperliche Arbeit am Fasten oder an der Abstinenz gehin- dert ist.

3. Freitage des Jahres Umkehr und Erneuerung unseres Lebens sind uns das ganze Jahr über aufgetragen. Sie sollen unseren Alltag prägen in Ehe und Familie, in Ar- beit und Freizeit, in Gesundheit und Krankheit.

163 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

Die Freitage des Jahres sind im Gedenken daran, dass Jesus Christus an einem Freitag für uns ge- litten und den Tod auf sich genommen hat, kirchliche Bußtage. Deshalb ist jeder Katholik vom vollendeten 14. Lebensjahr bis zum Lebens- ende an allen Freitagen zu einem Freitagsopfer verpflichtet (ausgenommen sind die Freitage, auf die ein kirchliches Hochfest fällt). Das Frei- tagsopfer kann verschiedene Formen annehmen:

An erster Stelle steht der Verzicht auf Fleisch- speisen; darüber hinaus entsprechen aber auch der Dienst am Nächsten, das Gebet, die Lesung der Heiligen Schrift, die Meditation, die Anbe- tung, die Teilnahme an der Heiligen Messe oder eine spürbare Einschränkung dem Sinn des Frei- tagsopfers. Das durch das Freitagsopfer Ersparte soll mit Menschen in Not geschwisterlich geteilt werden.

Feier der Buße

1. Bußgottesdienst In der Feier von Bußgottesdiensten wird beson- ders deutlich, dass die Kirche eine Kirche der Sünder und zugleich Ort und Zeichen der Ver- söhnung ist. Wir stehen mit unserer Schuld nicht allein vor Gott. Wir wissen uns als Glieder der Gemeinschaft von Gläubigen, die oft hinter dem Auftrag Christi zurück bleiben. Gemeinsam rufen

164 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis wir darum im Bußgottesdienst das Erbarmen Gottes herab und erbitten im Namen Christi Ver- söhnung mit Gott und miteinander. Buß- gottesdienste bieten auch besondere Möglichkei- ten der Bußverkündigung, der gemeinsamen Gewissenserforschung und der Neuorientierung Einzelner und der ganzen Gemeinde. Deshalb sollen Bußgottesdienste im Leben jeder Gemein- de einen festen Platz haben. Im Advent und in der österlichen Bußzeit dienen die Bußgottes- dienste der entfernteren Vorbereitung auf die kommenden Hochfeste. Sie haben einen eigen- ständigen Charakter, sind aber kein Ersatz für das Bußsakrament, das Sakrament der Versöh- nung.

2. Sakrament der Versöhnung (Beichte) Unter den gottesdienstlichen Formen der Buße nimmt das Sakrament der Versöhnung eine her- ausragende Stellung ein. Im Auftrag der Kirche wird dem Christen, der seine Schuld aufrichtig bereut, sie persönlich bekennt und zur Umkehr im Sinn eines konkreten Bußwerkes bereit ist, durch den Priester in der Vollmacht Christi Ver- gebung seiner Sünden und damit die Versöh- nung geschenkt.

Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, ist zum Empfang des Bußsakramentes verpflichtet. Unter schwerer Sünde versteht die Kirche, dass

165 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis sich der Christ in einer wichtigen Sache wissent- lich und willentlich gegen ein Gebot entscheidet. Wer sich durch schwere Sünde von Gott und der Gemeinschaft der Kirche abgewandt hat, muss umkehren und sich durch den Empfang des Buß- sakramentes die Vergebung seiner Sünden schenken lassen, ehe er die Heilige Kommunion empfängt. Jeder Gläubige ist verpflichtet, seine schweren Sünden wenigstens einmal im Jahr zu beichten.

Die Kirche empfiehlt auch denen, die sich keiner schweren Sünde bewusst sind, in überschauba- ren Zeitabständen das Bußsakrament zu emp- fangen.

Dadurch erfahren wir persönlich und sinnfällig, was der auferstandene Herr den Jüngern und damit der Kirche als erste Gabe geschenkt hat: Vergebung der Sünden und Versöhnung. Das Aussprechen der Schuld, wie es beim Empfang des Bußsakramentes geschieht, kann hilfreich sein und dazu beitragen, dass wir uns ent- schiedener vom Bösen abwenden. Darüber hin- aus hilft uns das Bußsakrament unsere Grund- einstellung zu überprüfen, tiefer liegende Fehl- haltungen zu entdecken und uns der Liebe Got- tes neu zu öffnen.

166 Weisungen zur kirchlichen Bußpraxis

Anlässe für den Empfang des Sakramentes der Versöhnung können sein:

Die Hochfeste des Kirchenjahres, wieder- kehrende Termine (z.B. Herz-Jesu Freitag), be- sonders liturgische Feiern (z.B. Taufe, Erstkom- munion, Firmung, Trauung, Begräbnis im Fami- lienkreis);

Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt (z.B. Eheschließung, Eintritt in den kirchlichen Dienst oder in einen neuen Beruf);

Persönliche Erfahrungen (Exerzitien, Krank- heit, ein zur Besinnung rufendes Erlebnis).

Osterkommunion An Ostern feiert die Kirche in der Freude des neuen Lebens gemeinsam das große Fest der Er- lösung: Tod und Auferstehung des Herrn. Darum ist jeder Christ verpflichtet, wenigstens ein Mal im Jahr, und zwar in der österlichen Zeit (Aschermittwoch bis Pfingstsonntag), in voller Weise an der Eucharistiefeier teilzunehmen, in- dem er auch die Kommunion empfängt.

Freiburg, im Februar 2006

Erzbischof von Freiburg

167 Liturgische Bücher

LITURGISCHE BÜCHER FÜR MESSE UND STUNDENGE- BET

Die Feier der Heiligen Messe 1. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch. Für die Bis- tümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Teil I: Die Sonn- und Feiertage deutsch und lateinisch. Die Karwoche deutsch. Einsiedeln – Freiburg 1975. Teil II: Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres außer der Karwoche. Einsiedeln – Freiburg 1975; 2. Auflage 1988.

Ergänzungshefte: a) Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Ergän- zungs-heft zu Teil I: Präfationen und Messformulare sowie Tagesgebete zur Auswahl aus Teil II. Einsie- deln – Freiburg 1979. b) Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Teil II: Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres au- ßer der Karwoche. Ergänzungsheft zur ersten Aufla- ge. Einsiedeln – Freiburg 1988. c) Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Teil II: Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres au- ßer der Karwoche. Ergänzungsheft zur zweiten Auf- lage. Solothurn – Freiburg 1995. d) Ergänzungsheft zum Messbuch. Eine Handreichung. Mit dem aktuellen Regionalkalender und den erwei- terten Formularen der Ergänzungshefte 1 (1995) und 2 (2010) zur zweiten Auflage des Messbuchs. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz. Trier 2010. e) Ergänzungsheft zum Messbuch. Eine Handreichung. Mit dem aktuellen Regionalkalender und den erwei- terten Formularen (Kurzviten, Schriftlesungsanga-

168 Liturgische Bücher

ben) der Ergänzungshefte 1 (1995) und 2 (2010) zur zweiten Auflage des Messbuchs (Teil II, Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres außer der Karwoche). Hrsg. von den Liturgischen Institu- ten Deutschlands, Österreichs und der deutsch- sprachigen Schweiz. Trier 2. Auflage 2016. f) Ergänzungsheft zum Messbuch. Eine Handreichung. Mit dem aktuellen Regionalkalender und den erwei- terten Formularen (Kurzviten, Schriftlesungsanga- ben) der Ergänzungshefte 1 (1995) und 2 (2010) zur zweiten Auflage des Messbuchs (Teil II, Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres außer der Karwoche). Hrsg. von den Liturgischen Institu- ten Deutschlands, Österreichs und der deutsch- sprachigen Schweiz. Trier 4. Auflage 2020. g) Jahr der Barmherzigkeit. Eine Handreichung zum Messbuch. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachi- gen Schweiz. Trier 2015.

2. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Klein- ausgabe: Das Messbuch deutsch für alle Tage des Jahres. Einsiedeln – Freiburg 1975; 21988; 32007.

Ergänzungshefte: a) Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Klein- ausgabe. Ergänzungsheft zur ersten Auflage. Ein- siedeln – Freiburg 1988. b) Die Feier der heiligen Messe. Messbuch […] Klein- ausgabe. Ergänzungsheft 2 zur zweiten Auflage mit den neuen Messformularen für Herren- und Heili- genfeste des Missale Romanum 2002. Freiburg 2010.

169 Liturgische Bücher

Separatdrucke: a) Die Feier der Gemeindemesse. Handausgabe. Aus- zug aus der authentischen Ausgabe des Messbuchs für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. An- hang: Hochgebet für Messen für besondere Anlie- gen. Votivhochgebet „Versöhnung“. Solothurn – Freiburg 1995. b) Karwoche und Ostern. Auszug aus der authenti- schen Ausgabe des Messbuchs für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Handausgabe für alle an der Vorbereitung der Karwochenfeiern und der Os- terfeier Beteiligten. Einsiedeln – Freiburg 1976. 3. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Karwo- che und Osteroktav. Ergänzt um die Feier der Taufe und der Firmung sowie die Weihe der Öle. Solothurn – Freiburg 1996. 4. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Samm- lung von Marienmessen. Zürich – Freiburg 1990. 5. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch. Eigenfeiern der Erzdiözese Freiburg. Freiburg 1975 2. Auflage 2000 (als Ergänzungsheft zu 1. und 2.). 6. Fünf Hochgebete. Hochgebet zum Thema „Versöh- nung“. Hochgebete für Messfeiern mit Kindern. Stu- dienausgabe für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes mit einem Anhang: Hochgebet für Messfeiern mit Gehörlosen. Approbierter und kon- firmierter Text. Hrsg. von den Liturgischen Institu- ten Salzburg, Trier und Zürich. Einsiedeln – Freiburg 1980. 7. Die Feier der heiligen Messe. Messbuch [...] Hoch- gebet für Messen für besondere Anliegen. Solothurn – Freiburg 1994. Kleinausgabe 1995. 8. Die Feier der heiligen Messe. Lektionar für die Bis- tümer des deutschen Sprachgebiets. Band I. Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A. Freiburg –

170 Liturgische Bücher

Stuttgart – Einsiedeln – Regensburg – Salzburg - Linz - Wien 2019. 9. Die Feier der heiligen Messe. Lektionar für die Bis- tümer des deutschen Sprachgebiets. Band II. Die Sonntage und Festtage im Lesejahr B. Freiburg – – Einsiedeln – Regensburg – Salzburg - Linz - Wien 2020. 10. Die Feier der heiligen Messe. Lektionar für die Bis- tümer des deutschen Sprachgebiets. Band III. Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C. 2. Auflage. Freiburg – Stuttgart – Einsiedeln – Regensburg – Salzburg - Linz – Wien 2019. 11. Die Feier der heiligen Messe. Lektionar für die Bis- tümer des deutschen Sprachgebiets. Band VII: Sak- ramente und Sakramentalien. Für Verstorbene. Frei- burg – Stuttgart – Einsiedeln – Regensburg – Salz- burg - Linz – Wien 2020. 12. Die Feier der heiligen Messe. Messlektionar [...] Kleinausgabe [der Bände I–VII]. Einsiedeln – Freiburg 1985–2000. 13. Die Feier der heiligen Messe. Messlektionar [...] Sammlung von Marienmessen. Zürich – Freiburg 1990. 14. Die Feier der heiligen Messe. Evangeliar [...] Die Evangelien der Sonntage und Festtage in den Lese- jahren A, B und C. Einsiedeln – Freiburg 1985. 15. Die Feier der heiligen Messe. Messlektionar. Eigen- feiern der Erzdiözese Freiburg. Freiburg 1975. 16. Lektionar für Gottesdienste mit Kindern. Studien- ausgabe für die katholischen Bistümer des deut- schen Sprachgebietes. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Salzburg, Trier, Zürich. Band I: Kirchen- jahr und Kirche. Einsiedeln – Freiburg 1981; Band II: Lebenswelt des Kindes, Lebensordnung des Chris- ten, Biblische Gestalten als Zeugen des Glaubens. Einsiedeln – Freiburg 1985.

171 Liturgische Bücher

17. Die Gedenktage der Heiligen im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet und einige weitere Gedenktage: Kurzviten und Tagesgebete Die Kurzviten sind so formuliert, dass sie gegebe- nenfalls im Gottesdienst vorgelesen-werden können. Um die Ausgabe in der Messfeier verwenden zu können, ist das jeweilige Tagesgebet ergänzt. Herausgegeben von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachi- gen Schweiz. Anhang: Regionalkalender: Stand Sep- tember 2014.

Die Feier des Stundengebetes 1. Die Feier des Stundengebetes: a) Die Feier des Stundengebetes. Stundenbuch. Für die ka-tholischen Bistümer des deutschen Sprachgebie- tes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Ge- brauch. Band I–III. Einsiedeln – Freiburg 1978. b) Die Feier des Stundengebetes. Lektionar [...] Erste Jah-resreihe Heft 1–8 und zweite Jahresreihe Heft 1– 8. Einsiedeln – Freiburg 1978–1980.

Ergänzungshefte: a) Die Feier des Stundengebetes. Stundenbuch [...] Er- gän-zungsheft. Solothurn – Freiburg 1995. b) Geistliche Lesung für den Tag und die Woche. Er- gänzung zum Lektionar des Stundenbuches. Heft 1–10. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Luzern, Salzburg, Trier. 1999–2013. c) Psalterium für Laudes und Vesper. Der Vier-Wochen-Psalter des Stundenbuchs in der Fassung der revidierten Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Luzern, Salz- burg, Trier. 2018.

172 Liturgische Bücher

Auszug: a) Die Feier des Stundengebetes [...] Die Komplet. Zü- rich – Freiburg 1990. b) Die Feier des Stundengebetes [...] Karwoche und Osteroktav. Zürich–Freiburg 1992. c) Kleines Stundenbuch. 4 Bände: Jahreskreis; Advent und Weihnachtszeit; Fastenzeit und Osterzeit; Die Gedenktage der Heiligen. Hrsg. von den Liturgi- schen Instituten Salzburg, Trier, Zürich. Einsiedeln – Freiburg 1981–1984; Gedenktage der Heiligen 2 2006.

2. Die Feier des Stundengebetes. Eigenfeiern des Erz- bistums Freiburg. Freiburg 1983. 3. Antiphonale zum Stundengebet. Hrsg. von den Li- turgischen In-stituten Trier, Salzburg, Zürich. In Zu- sammenarbeit mit den Mönchen der Abtei Münster- schwarzach. Freiburg – Münster-schwarzach 1979. 4. Kleines Antiphonale zum Stundenbuch. Freiburg 1995.

Die Wort-Gottes-Feier 1. Wort-Gottes-Feier. Werkbuch für die Sonn- und Fest- tage. Hrsg. von den Liturgischen Instituten Deutsch- lands und Österreichs im Auftrag der Deutschen Bi- schofs-konferenz, der Österreichischen Bischofs- konferenz und des Erzbischofs von Luxemburg. Trier 2004.

Martyrologium Romanum 1. Martyrologium Romanum. Vorläufige Arbeitsüber- setzung 2016 © Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Online-Ausgabe PDF unter: https://dli.institute/wp/wp- content/uploads/2017/06/ Martyrologium-Romanum-deutsch_Vorlaeufige-

173 Liturgische Bücher

Arbeitsuebersetzung_2016_Liturgiekommission- DBK-web.pdf Die authentische Ausgabe in lateinischer Sprache erschien in zweiter Auflage 2004: Martyrologium Romanum. Editio Altera, Typis Vaticanis A. D. MMIV.

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