Sep.09

Im Plattenladen EINSCHLAUFEN Betrifft: Das goldene Zeitalter der Tütenträger Impressum Nº 07.09 DER MUSIKZEITUNG LOOP 12. JAHRGANG Der unaufhaltsame Zerfall der Zivilisation – wie Dieser betrifft vor allem das Transportgerät, oft haben wir ihn nicht schon bejammert? Wenn mit dessen Hilfe man früher die Tonträger nach P.S./LOOP Verlag liebgewonnene Traditionslokale ihre Pforten Hause schleppte – die Plastiktüte. Damals trug Postfach, 8026 Zürich schliessen und damit das Weiterführen lebens- man den PVC-Beutel mit dem Schriftzug des Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 wichtiger Rituale verunmöglichen, ist einmal Plattenladens seines Vertrauens stolz durch die [email protected] mehr eine Reorganisation der eigenen Existenz Gegend, selbst wenn man darin artfremde Ge- www.loopzeitung.ch fällig. Bevor diese zunehmend anstrengendere genstände wie Bierdosen oder nasse Badesachen Arbeit jedoch aufgenommen werden kann, muss transportierte. Die silbergraue Rock-On-Tüte Verlag, Layout: Thierry Frochaux der Abschiedsparcours absolviert werden. Der war im jugendlichen Stadtbild ebenso präsent letzte Besuch, der letzte Einkauf, das letzte Ver- wie der schwarz-gelb-weisse Jamarico-Sack. Da- Administration, Inserate: Manfred Müller lassen der Verkaufsstube und schliesslich die Ge- mit konnte man sich sehen lassen und gleichzei- wissheit, dass nichts mehr so sein wird, wie es in tig guten Geschmack demonstrieren. Redaktion: Philippe Amrein (amp), Koni Löpfe besseren Zeiten einmal war. Natürlich versucht In der heutigen Zeit, da in erster Linie Reich- man dabei Würde zu bewahren und bis zum tum (Prada-Schuhe, D&G-Sonnenbrille, Por- Mitarbeit: Nicolas Y. Aebi, Reto Aschwanden bitteren Ende stilsicher aufzutreten. Entspre- scheschlüssel) oder dann Coolness (Kleintelefon (ash), Yves Baer (yba), Thomas Bohnet (tb), chend schwer fällt dann die Wahl der allerletz- mit Apfel-Logo) «beiläufi g» zur Schau gestellt Annette Boutellier, Pascal Cames (cam), ten Platte, die man in besagtem Laden kaufen werden, hat die Plastiktüte als Statussymbol Marcel Elsener, Christian Gasser (cg), will. Erster Gedanke: «It’s the end of the world ausgedient. Der ursprüngliche Inhalt wird zwar Tom Kawara, Nino Kühnis (nin), as we know it.» Doch der zugehörige REM-Hit weiterhin noch konsumiert, aber konsequenter- Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber (tl), taugt nicht wirklich als akustisches Adieu, denn weise auch gleich mit einer Amazon-Tragetasche Dominique Meienberg, Philipp Niederberger, zum Schluss des Refrains wird alles mit der Zeile herumlaufen, das mag dann doch niemand. David Sarasin, Benedikt Sartorius (bs), «And I feel fi ne» in Zynismus aufgelöst. Zwischen Mythen und Tüten geht also ein wei- Andreas Schneitter, Martin Söhnlein (söh) Das allmähliche Verschwinden des Plattenladens teres goldenes Zeitalter seinem Ende entgegen. as we know it fühlt sich alles andere als fein an. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Ment- Druck: Rotaz AG, Schaffhausen Einige von ihnen behaupten sich zwar noch holzigarette, und die rauch ich, während im Hin- immer tapfer gegen die Generation Download, tergrund Songs von The Ehiopians («Incessant- Das nächste LOOP vom Aussterben sind sie jedoch alle in irgend- ly») und den Eels («Souljacker Pt. II») laufen – in erscheint am 24. September 2009 einer Form bedroht. Ein Grund dafür, der in stiller Trauer um zwei Zürcher Plattenläden, die Redaktions-/Anzeigenschluss: 17.9.2009 der gegenwärtigen Diskussion allerdings selten in wenigen Wochen ihre Türen schliessen wer- bis gar nie genannt wird, ist ein schleichender den. Für immer. Titelbild: Good Times Record Store Wertewandel, der sich im Kleinen vollzogen hat. Rob «Gordon» Fleming

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 30 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, Postfach, 8026 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] DIE MUTTER ALLER SHOPS Kein Plattenladen hat unser aller Musik- bewusstsein stärker geprägt als Rough Trade. Dabei war der Original-Shop eher winzig, und heute gibt es bloss noch zwei Filialen davon.

Es ist durchaus möglich, dass sich dann und wann ein er- schöpfter Tourist in die Talbot Road verirrt. Ein paar Mo- mente lang wird er tief durchatmen, doch dann wird er sich zurück in den Menschenstrom stürzen, der am Samstag mit lavahafter Trägheit die Portobello Road hinunterschleicht. Vielleicht erfreut er sich kurz des schönen Zufalls, dass er hier auf öffentliche Toiletten gestossen ist (öffentliche Toi- letten: in London so rar wie Vashti Bunyan auf Vinyl). Möglich, dass er noch einen schnellen Blick ins Schaufens- ter des Plattenladens wirft, der dort zwischen trendigen Coiffeuren und Kunsthandwerkszeugs eingeklemmt ist. Sehr wahrscheinlich wird er bald in den Pub an der Ecke stechen. Ja, selbst Google StreetView ignoriert diese Ecke (hatte das Videomobil von Google etwa Angst?). Darum werde der sich abwendende Tourist nicht allzu hämisch ausgelacht. Aber es ist schon so: Wer sich von besagtem Schaufenster abwendet, ist ein ganz grosser Banause. Ver- wurde mit schnödester Verachtung bedient. Der Shop ist dient es nicht, mit uns bekannt zu sein. Einer, der womög- mittlerweile hinter die Truman’s Brewery an der Brick Lane lich Celine Dion kauft, oder Nickelback oder Lady GaGa. umgezogen und da zu einem regelrechten Indie-Lifestyle- Denn genau hinter diesem winzigen und mit handgeschrie- Imperium herangezüchtet worden. Sprich: immenses An- benen Zetteln, photokopierten CD-Covers und abstrusem gebot auch an Mützen und Grammo-Slipmats, Wi-Fi, Es- Acid-Folk-Vinyl zugekleisterten Schaufenster befi ndet sich presso etc. das Zentrum des musikalischen Universum. Nichts mehr und nichts weniger. Oder in den Worten von Michael Jack- HERUMLUNGERN VOR DEM ANSCHLAGBRETT son selig: This is IT! Natürlich sind der Name, der Ruf und vor allem das Sorti- EIN WINZIGES WELTREICH ment von Rough Trade dank dem Plattenlabel und all den nostalgischen Punkstorys längst legendär. Zwischendurch Wagen wir einen Schritt in die Dunkelheit des Raums. lancierte man RT-Läden in New York, San Francisco und Rechts am Boden der Bargain-Karton mit CD-Singles, die Tokyo. Mittlerweile sind diese jedoch ganz modern dem keiner mehr will (denn links vorn winkt ein ganzes Re- Rough Trade-Internet-Laden gewichen. Ich halte mich gal mit unwiderstehlichen brandneuen Vinyl-45s!), und aber weiterhin an den Laden in der Talbot Road. Es ist ein Stapel Gratispapier. Stool Pigeon zum Beispiel, eine nicht der Original-Shop, in dem Geoff Travis anno 1976 zweimonatliche Musikzeitung, die dem «New Musical anfi ng, die Avant-Garde-Platten zu verkaufen, die er bei Express» in punkto Design und inhaltlicher Exzentrizität einem US-Trip erstanden hatte. Nicht ganz der Laden, wo längst Rang und Namen abgelaufen hat. An der Wand Punks, Rastas und Fans ausgefallener Jazz-Musik einst rechts die Regale mit den Oldie-, Rock- und Americana- zusammenfanden und mittels Anschlagbrett und Herum- CDs. Geradeaus der «Listening Post» mit den neusten lungerns Gleichgesinnte suchten und fanden. Nicht ganz CD-Empfehlungen, von denen natürlich kein Tourist je ge- der Shop, wo alle Londoner Punk- und New-Wave-Bands hört haben wird. In der Mitte des Raumes das CD-Regal ihren Anfang nahmen. Nein. 1982 trennte sich der Rough- mit den Neuheiten sowie älteren CDs aus England, dazu Trade-Laden vom Rough-Trade-Label und zog von der Hardcore-Punk und so. Links die Vinyl-Regale (ausgefalle- Kensington Park Road in die zweihundert Meter entfernte nere Dance- und Reggae-Maxis, Alben aller Art und eben Talbot Road. Aber der Geist ist geblieben. Mit Nigel steht die Singles). Treppe hinunter in den Second-Hand-Laden. noch immer ein Mann der fast ersten Stunde hinter dem Zuvorderst die Kasse mit den Grammos und CD-Players Tresen. Er und seine Besatzung kennen die Kundschaft. Sie zum Anhören der Wunschmusik, dann noch CD-Gestelle wissen, dass Stammkundin Lily Allen keine Dr.-Strangely- für Acid Folk, Reggae/World und Electronica. Alles in al- Strange-CD haben will, ich aber schon. Sie wissen, dass ich lem winzig. Alles in allem eine Auswahl, die in ihrer weit mich nicht für die obskuren Rave-Perlen interessiere, hinter ausholenden Eigenartigkeit höchste Selbstbeherrschung er- denen Liam von The Prodigy her ist. «Wenn dir die CD fordert, um nicht einfach das Portmonnaie auszuschütten nicht gefällt, bring sie ruhig zurück», hiess es, als ich nicht und aufs Gratewohl die zwei, drei Kilo Tonträger in den auf Anhieb von The Low Anthem überzeugt war. Und als Sack zu werfen, die das Geld hergibt. ich letzte Woche sagte: «Drei Japanerinnen, die klingen wie Früher gab es in Covent Garden noch einen zweiten RT- Heavy-Metal-Michael-Nyman, bitteschön», wussten sie Shop. Dort waren vor und hinter dem Ladentisch zuletzt sofort, was ich meinte: «Destination Tokyo» von Nisen- vor allem Eletronica-Fans zuhause. Man fürchtete sich vor nenmondai. DAS ist noch ein Plattenladen! ihnen. Wer aus Unwissenheit oder auch nur der Provoka- tion wegen einen uncoolen Silberling vor die Kasse legte, Hanspeter Künzler VON ABBA BIS ZAPPA Für das schmale Kerlchen, das ich damals war, war das Wenn das Leben Geschichten schreibt, eindeutig zu viel. Es gab auch andere Platten, die ich im- mer wieder in die Hände nehmen musste, zum Beispiel die spielen diese mitunter an seltsamen «Gimme Some Neck» von Ron Wood. Tolle Zeichnungen, staunte ich. Und Roxy Music: tolle Weiber. Wohin sollte Orten. Einer davon könnte zweifellos die das noch führen? ominöse «Plattenbar» sein. •••

«Du siehst müde aus!» Okay, wer als Clown durch die Die «Plattenbar» erforderte immer das gleiche Ritual. Ich Gegend rennt, darf die Wahrheit sagen, ohne eins auf die zog das Fünffach- aus dem Fach und liess meine Fresse zu kriegen. Natürlich sehe ich müde aus, schliess- Augen über den schwungvollen Schriftzug «The Rolling lich habe ich alle meine Platten in den Renault geschuftet Stones» gleiten. Wie schwer das Album war! Manchmal und das war ungefähr so mühsam wie anno 1200 Steine öffnete ich den Deckel und schaute mir jedes Cover an. zu schleppen für die Chinesische Mauer. Alle haben nicht eines nach dem anderen. Darauf waren Porträtfotos von reingepasst, Jugendsünden wie ELP und ELO bleiben in Mick, Keith, Brian, Charlie und Bill. Von der ersten bis Keller und Speicher. Soll die Nachwelt daraus schlau wer- zur letzten Platte wurde die ganze Rolling-Stones-Story der den. Für eine zweite Fuhre habe ich keine Zeit. Woher mei- Sechzigerjahre aufgerollt, sogar «I Wanna Be Your Man» ne Platten kommen? Aus den Plattenläden natürlich, einige war dabei, und die letzte Seite war live. Die 50 Mark konn- der schönsten aus dem Plattenladen aus St. L. Ich war 12 te ich mir nicht leisten. Schuld daran waren The Who. Seit Jahre alt, vielleicht auch schon 13 und war wirklich ratlos, «5.15» war ich elektrisiert. Mein Taschengeld ging drauf was mich anging. Die Zeit kam mir ewig vor. Ich wollte sie für «The Kids Are Allright» und «Quadrophenia», die überbrücken, doch wohin mich diese Brücken führen wür- Booklets kannte ich natürlich schon in- und auswendig. den, wusste ich natürlich nicht. Eine dieser Brücken war Auch «Who by Numbers», Roger Daltreys «McVicar» und die «Plattenbar». Singles, Singles, Singles leerten meine Kassen. Der Mann hinter der Theke hatte gute Kontakte und bestellte mir ger- ••• ne und viel. Irgendwann kaufte sich mein bester Kumpel den Rolling-Stones-Fünfer. Ein paar Jahre später ging das Der steinalte Mann (ungefähr 35) hinter der Theke hatte Werk an mich über. Der Kumpel war pleite, und ich ver- Hängebacken, Schnauzer und einen Bierbauch. Er humpel- kaufte es an einen Stones-Fan, der mit Selbstmord drohte, te. Von seiner Sorte gab es viele hier im Dorf, ihre Bäuche wenn er dieses Album nicht bekommt. Aus Dankbarkeit quollen über die Levi’s, und sie fuhren Manta, Golf oder bekam ich das Album Jahre später vom besagten Superfan Suzuki. Früher hatten sie alle mal Fussball gespielt. Fett wieder zurück (er hatte mittlerweile ein zweites Exemp- wurden sie nicht wegen dem Bier, sondern weil die Luft lar aufgegabelt), und jetzt war alles wieder gut. Aber ver- so appetitanregend war. St. L. ist ein Luftkurort. Hmm, dammt, das Album ist nicht im Renault. Unmöglich, wo vielleicht war es doch wegen des Biers. Einer dieser di- kann es sein… cken schnauzbärtigen Typen («Adi») fuhr einen Manta Pascal Cames mit eingebautem Telefon. In den Siebzigerjahren war das eine grosse Sache. Er war der Erfi nder des Cruisens, immer schön langsam, immer Fenster runtergekurbelt und immer den Hörer am Ohr. Währenddessen glotzte er Passanten an. Klar, das Telefon hatte Verbindung nach Nirgendwo. «Hehe», lachte Adi, der Kneipengänger, und schleckte sich den Pilsschaum von den Barthaaren. «Hehe.» Adi glaub- te, dass die Leute glauben, dass er beim FBI arbeitet. Aber wahrscheinlich glaubten die Leute, dass Adi glaubt, dass die Leute denken, dass er beim FBI arbeitet. Es gab auch andere Typen, die trugen karierte Hemden, grüne Parkas und die Haare etwas länger. Einen grünen Parka hatte ich auch. Seltsamerweise hing der Chef der «Plattenbar» nicht mit den dicken Schnauzbartträgern zusammen. Die liessen sich auch nie in seinem Laden blicken.

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Die «Plattenbar» war nur ein langer Schlauch, auf der ei- nen Seite die alphabetisch geordneten Platten, von «Abba bis Zappa», wie man damals so schön sagte, auf der an- deren Seite die Bar mit drei Hockern und genauso vielen Kopfhörern. Mehr als zwei Leutchen hatten nicht Platz. Der Chef stand wie immer hinter der Theke. «Salli», sagte er, wenn die Milchglastür aufging. Schüchtern grüsste man zurück. Wie immer steuerte ich die Fächer B (Beatles), R (Rolling Stones) und W (Who) an. «Mal sehen, was sich so getan hat...» Natürlich hatte sich seit gestern (oder vor- gestern) nichts getan. «The Kids Are Allright» und «Sticky Fingers» standen immer noch am gleichen Platz, das Fünf- fach-Album der Rolling Stones auch. Es kostete 50 Mark. FALLRÜCKZIEHER Die Ostschweizer und sogar Vorarlber- alex spirig ger Musikszene der letzten vier Jahr- zehnte wäre ohne ihn unvorstellbar arm: Alex Spirig. Sein Plattenladen Bro-Re- cords, soeben vom Stadtzentrum in ein Ostquartier gezogen, lieferte stets den notwendigen Stoff.

Jüngst hat er beim Montagskick unten am See einen bil- sche Pendant auf der Isle of GEORDNETES CHAOS derbuchmässigen Fallrückzieher hingelegt. Der Ball fl og Wight und arbeitet als DJ knapp über die Latte, es wäre das Tor des Jahres gewor- in einer griechischen Feri- Ein weiter Weg, und ein breiter Fluss, in dem viele Strömun- den. Natürlich waren alle baff, aber der Mann, der nächs- enanlage, um bald zu wis- gen untergegangen sind, auf die der Bro spezialisiert war. tes Jahr 60 wird, machte ebenso wenig Aufhebens um die sen, dass er die Musik zum Heute «gibt es zu viele Parisienne People», zitiert Alex Spirig akrobatische Einlage wie vor wenigen Jahren, als er an Beruf machen muss. 1973 einen Song des Schaffhauser Musikers Olifr Guz Maurmann, einem Vierziger-Geburtstagsfest nach einem Guz-Auftritt steigt Spirig bei einem – wie der als Gewerbeschüler einst fast täglich im Bro herumhing nicht den erwarteten Gitarrenfl uss der Saints oder Wipers das damals hiess – progres- und der den Plattenhändler noch bei jedem seiner St.Galler aufl egte, sondern knallharten Techno. Rundherum Irritati- siven St.Galler Plattenladen Gastspiele ehrt. «Für heutige Kids ist Musik nicht mehr on, aber der drahtige Rheintal-Indianer schüttelte nur sei- ein, 1975 gründet sich die Lebensinhalt, ihr Ausgang hat wohl mit Party zu tun, aber ne grau gewordene Mähne und lachte sich ins Fäustchen: British Record Organisati- nicht mehr mit Musik.Eigentlich ist es eine Frechheit, noch Ha, der Dealer hat euch wieder erwischt, gell! «Es ist das on, die der günstigen Preise zu zügeln», sagt Spirig angesichts der um 50 Prozent ein- Höchste, als alter Sack in jüngste Szenen hineinzuschau- und der grösseren Auswahl gebrochenen CD-Verkäufe seit den Neunzigerjahren. Doch en», hat er schon vor zehn Jahren auf die Frage nach seiner wegen Platten direkt aus Jammern ist nicht sein Ding: Vielmehr freut er sich über die Lebensfl amme geantwortet. England importiert. soeben eingetroffene Vinyl-Sammlung von Jazz- und Blues- Nein, so einer gibt nicht auf, auch wenn der Wind kons- Zwei Jahre später behaup- Raritäten eines Appenzellers, 800 Titel, die älteste Aufnahme tant gegen ihn bläst und die Krise noch einen obendrauf tet Alex mit seinem Laden datiert von 1902 (!). «Sowas hab ich noch nie erlebt, alles setzt. Alex Spirig, Plattenhändler seit 36 Jahren, davon 33 die Speerspitze von Punk Sachen, die es noch nie auf CD gegeben hat und nie geben unter dem Segel der einstigen Mini-Kette British Record in der Ostschweiz: Dank wird.» Zum Beweis schiebt er einen wunderschönen MPS- Organisation (BRO), ist diesen Sommer von der St.Galler Pfadfi ndern wie «Otto» Doppelumschlag rüber, Sun Ra mit Arkestra live an den Innenstadt in ein Aussenquartier gezogen – nach St.Fiden, Rahm, der im St.Galler Festivals von Donaueschingen und Berlin, 1970. Der neue an die Rorschacherstrasse zwischen dem Siebzigerjahre- Rotlichtviertel Linsebüel Laden, von Lokalmatadoren wie Rapper Göldin und Lap- Hochhaus Silberturm und dem Programmkino Kinok, ei- einen der ersten Punklä- top-Terrorist Fuckintosh fulminant eröffnet, bietet auf 100 nen Steinwurf entfernt vom Jugendhaus des Journalisten den im Lande betreibt, und Quadratmetern (zu lediglich 1500 Franken Monatsmiete, ge- Niklaus Meienberg. Lurker Grand, der atemlos genüber 5000 Franken für die bisherigen 150 Quadratmeter) Platten-Pakete aus London im Jugendstilhaus alles, was der alte bot – sichere Werte und GEBEUTELT, ABER NICHT GEBROCHEN und New York anschleppt, Trouvaillen in drei Dutzend Genres und Subgenres, das be- mausert sich der Bro zur rühmte «gepfl egte Sortiment» halt, und der Stift Sascha Bald- «Leaving The City Behind», hiess es selbstbewusst auf ersten Adresse für Punk- auf, ursprünglich Gothic- und Metalfreak, ist auch noch da. den Flyern, eine Vorwärtsbewegung, die man mit The und Independent-Bands. Alles ist, wie es sein sollte, geordnetes Chaos, hoch gehängt Clash auch «Back To Garage-Land» nennen könnte. Die Vorarlberger Punks stehen die Band-T-Shirts, allesamt schwarz, und die kitschigen Fan- Alternative wäre der Rückzug an den Waldrand gewesen, am Samstag schon vor Tücher von Korn bis Michael Jackson mit US-Flagge, aber sprich ein Versandbüro in Spirigs Zuhause in Waldstatt Ladenöffnung da («Hätts auch «Gegen Nazis», dazu Vinyl von Ultravox und Beef- AR. «Aber das kanns nicht sein. Schon allein weil ich den Punk?») und prügeln sich heart, aber auch Madonna und Yello. Ostschweizer (Punk-) direkten Kontakt, den Austausch vermisst hätte», sagt er, regelrecht um die neusten Vorlieben haben Spuren hinterlassen: Eine Live-CD von Ex- schliesslich ist er auch Tankstelle, Umschlagplatz, Platt- Singles. Der Informations- ploited fi ndet sich an prominenter Auslage neben der Pretty- form, Infobörse und Vorverkaufsfi liale (nicht zuletzt für vorsprung gilt viel in einem Things-Box, und die Blumfeld-Anthologie gereiht mit jener Vorarlberger Lokale wie Conrad Sohm und Poolbar). Ganz Laden, der zum Verstärker des Pere-Ubu-Sängers («David Thomas, Monster»). Beim zu schweigen von den regionalen Veranstaltern wie etwa musikalischer Lebensläufe Probehören schielt man auf ein handbemaltes Aufstiegsfo- der Grabenhalle, die er als Mitglied der Organisatorenban- wird; lang ist die Liste der to des FC St.Gallen oder einen Wimpel des Stadtrivalen SC de «Teufelskraut» in den Achtzigerjahren auf der Landkar- Bro-Verkäufer mit nach- Brühl. Wie so oft wird sich Alex bei diesem Schreiberling te zu installieren half – u.a. mit Konzerten von Toxic Rea- hallenden Namen, genannt nach The Fall erkundigen («Gell, das angekündigte Album sons, Bad Brains oder Wipers. In diesen Tagen rennen ihm seien hier aus Platzgründen ist mal wieder ein Live-Ding?») und dann zum Abschied ru- die Indie-Kids die Bude ein, um ein Maxïmo-Park-Ticket nur Jogi Neufeld, der das fen: «Am Montag solls schön werden, zum Kicken.» Er wird zu ergattern (20.10., Grabenhalle). Fanzine «Skunk» heraus- auf dem Feld, bevor er zum nächsten Fallrückzieher ansetzt, Der gelernte Automechaniker und KV-Absolvent aus dem gab und heute in Wien den dem aufstrebenden Anwalt mit Hang zum US-Punk noch Rheintaler Dorf Widnau ist als Plattenhändler einen weiten Subotron-Shop führt und eine jüngste Bestellung überreichen, die neue Rancid, Stupids Weg gekommen, von den ersten rockmusikalischen Infu- als Cpt. Joghurt im Flex oder Anti-Flag. Teufelskraut halt, das nie vergeht. Unlängst sionen Mitte der Sechzigerjahre, als er für einen Kumpel wirkt, und Philipp Buob hat der Plattenhändler eine Trockenmauer um sein Appen- die Plattensammlung «hütet», während der in der Rekru- alias DJ p-beat, der mittler- zeller Haus gebaut, Hunderte von Platten, Stein um Stein – tenschule schmort. Beatles und Stones, wobei ihm Letz- weile seinen eigenen Plat- und dazwischen wuchert es schön wild für die Kriechviecher, tere, «überhaupt die rauere Fraktion», bedeutend mehr tenladen betreibt (Fresh- die wir alle sind. Marcel Elsener zusagen. Im Woodstock-Jahr 1969 erlebt er das europäi- cuts). Bro Records, Rorschacherstr. 128, St.Gallen-St.Fiden, www.brorecords.com GOLDon RECORDS GR001 Release: 27/03/09 Count Gabba The Lady’s Gone. The Song Remains.

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ZWÖLF – das junge Fussball-Magazin. Am Kiosk und im Abo. www.zwoelf.ch DOPPELTER VERLUST Ein Traditionsladen hat ausgeächzt, ein vermuteter Eindringling ist bereits wie- der weg: In Basel verschwinden die annette boutellier Plattenläden. Oder verhalten sich der Krise entsprechend und nutzen Synergien.

Vor rund sechs Monaten schlossen in Basel zwei Musik- geschäfte ihre Tore. Das eine hiess Roxy Records, ein un- abhängiger Traditionsladen mit einer Lokalgeschichte von 25 Jahren, das andere war eine Filiale der französischen Unterhaltungsartikelkette Fnac, die erste in der Deutsch- schweiz, erst ein Jahr zuvor in der Flanierstrasse Steinen- vorstadt eröffnet. Als die Pressemitteilungen zu den bevorstehenden Schlies- sungen verschickt worden waren, konnte man von struk- turellen Problemen und einem rückläufi gen Umsatz im Musikmarkt als Ursachen für die Geschäftsaufgaben lesen. Der kleine Indie-Laden und die grosse internationale Filiale – Opfer derselben Zeiterscheinungen? EINE KRISE, ZWEI OPFER? eliane meyer Kaum. Roxy Records behauptete sich dank intensiver Kundenpfl ege und einem Lokalprominenzfaktor jahrelang nach elf Monaten bereits wieder geschlossen. Grund: «Die gegen die grossen Ketten. Musiker wie der HipHop-Pionier Wirtschaftskrise», sagt Meyer. «Die Filiale wurde vor rund Black Tiger oder Phébus-Sänger Guisy Ariniello standen im fünf Jahren konzipiert, zu einer anderen Zeit mit anderen Roxy hinter der Theke. Eliane Meyer, zwölf Jahre lang Ver- Margen. Die neuen Geschäftsprognosen sahen jedoch erst käuferin im Laden, erinnert sich: «Die Szenenanbindung nach sieben, acht Jahren schwarze Zahlen vor.» Ein zu durch die Musiker war wichtig. Das Roxy profi tierte aber grosses Risiko für die Firmenaktionäre in Paris. vor allem von einem grossen Importnetzwerk, das es er- möglichte, begehrte Alben bereits vor der schweizweiten DER HANDEL MIT EMOTIONEN Veröffentlichung im Laden zu haben.» 2001 kaufte der Basler Jürg Werber, ein passionierter Stammkunde, den La- Anstatt belebende Konkurrenz zu gewinnen, hat Basel also den. Ein Quereinsteiger ohne grosse Erfahrung als KMU- innert weniger Wochen zwei Plattenläden verloren. Roxy- Geschäftsführer. In der Folge verliessen mehrere alteinge- Chef Jürg Werber sagte zum Zeitpunkt der Schliessung, sessene Verkäufer das Roxy, und auch die Stammkunden grosse Handelsketten seien immer Gefahren für kleine sprangen nach und nach ab: Aufgrund von Liquiditätseng- unabhängige Läden – und verschweigt, dass die Roxy-An- pässen, so erzählen ehemalige Angestellte und Lieferanten, gestellten die CDs teilweise gar im örtlichen MediaMarkt seien Rechnungen lange nicht bezahlen worden. Die Folge einkaufen gingen, weil die Preise dort tiefer waren als bei waren ungewisse Wartezeiten auf bestellte Ware. Das wie- den traditionellen Lieferanten. Eliane Meyer erwidert, dass derum verärgerte die Kunden, die so nicht mehr bereit wa- auch ein kleines Geschäft überlebensfähig sei, wenn es ren, höhere Preise als in den Filialen der grossen Ketten für mutig auf die Bedürfnisse der Kunden zugehe, nicht nur ihre Platten zu bezahlen.Werber war für ein Gespräch nicht im Musiksektor, sondern in Kombination mit verwandten zu haben, aber seine ehemalige Mitarbeiterin Meyer sagt: Bereichen wie Gastronomie, Mode, Kunst. Im Ausland sei- «Die neue Geschäftsleitung hat in einer Umbruchphase der en diese Konzepte verbreiteter – dort würden Plattenläden Branche den Laden ohne klare Ziele übernommen.» Dies auch als Cafés oder Computerfi rmen geführt, und auch in und «eine vernachlässigte interne wie externe Kommuni- Basel versuchen sich die letzten unabhängigen Läden in kation» habe die Kunden vergrault und schliesslich den Synergien: Vor wenigen Tagen haben die Musikgeschäfte Niedergang des Roxy herbeigeführt. «Plattfon» und «Rocksi» neu eröffnet – das erste zusam- Zu jenem Zeitpunkt hatte Eliane Meyer bereits das Ange- men mit einer renommierten Kunstgalerie, das zweite mit bot von Fnac angenommen und amtete als Abteilungsleite- einem Designermodehandel. rin CD/DVD sowie später als Pressesprecherin der Basler CDs vermitteln Emotionen, heisst es bei den Sprechern der Filiale. Fnac bemühte sich marketingtechnisch von Anfang grossen Unterhaltungsketten wie MediaMarkt oder Fnac an um die lokale Musikszene, ein Sampler mit Beiträgen häufi g. Neue Alben grosser Stars würden die Leute in die von Basler Bands erschien, eine Showcase-Bühne wurde Geschäfte locken, wo sie gleich noch emotionsärmere Pro- eingerichtet. Gleichzeitig, sagt Meyer, habe man die Haus- dukte wie etwa einen Laserdrucker kaufen sollen. Umge- aufgaben jedoch nur ungenügend gemacht. Fnac plane kehrt gilt dies auch für die verbliebenen, ehemaligen unab- ihre Filialen als «Erlebniswelten», als grosse Räume mit hängigen Kleinläden, die ihre Nischen im Verbund mit der wenig Treppen, die das gesamte Angebot mit einigen Bli- Kunst oder Mode suchen. Wegen Kleidern geht das Ziel- cken erfahrbar machen würden. Im Standort Basel stellte publikum auch im Downloadzeitalter noch gerne shoppen. man jedoch einen achtstöckigen Brocken hin («die oberen Nur wegen einer CD jedoch kaum noch. Geschosse blieben meistens leer»), und obwohl der CD- Verkauf zumindest «ansprechend» lief, wurde die Filiale Andreas Schneitter BESTE EMPFEHLUNGEN War es bei deinem Wiedereinstieg nicht bereits abzusehen, dass der klassi- Eine Institution feiert Geburtstag: Seit sche kleine Plattenladen ein Geschäftsmodell mit ungewisser Zukunft ist? Die grossen Ketten damals waren ja schon präsent. drei Jahrzehnten führt Veit F. Stauffer Damals war es noch nicht so akut. Erst am 11. September 2001 hat die Krise begonnen – wenn man mal ein sym- den RecRec-Laden im Zürcher Kreis 4. In bolisches Datum setzen will. Damals war plötzlich eine grosse Verunsicherung zu spüren, auch in ökonomischer dieser langen und bewegten Zeit hat er Hinsicht. 1994 war vor allem ein musikalisch interessantes Jahr, da Trip-Hop und Electronica in voller Blüte standen. sich als Plattendealer mit unschlagbar Von Mouse on Mars haben wir damals jeweils 100 Platten verkauft, heutzutage vielleicht noch eine… gutem Musikgeschmack etabliert. Aber auch die ganze Songwriter-Szene um das Label Glit- terhouse hat sich entwickelt. Und ich war froh, dass end- Veit, ihr habt 1979 angefangen mit dem Laden. War das damals ein Wagnis lich dieser unerträgliche Musikmüll aus den Achtzigerjah- oder eher ein Exoten-Spleen? ren verschwunden war. Es war ein absolutes Wagnis. Bis 1982 hätte ich auch nie gedacht, dass wir das dereinst hauptberufl ich machen «Recommended Records» – das bedeutet ja vor allem «empfehlen». Hast könnten. Im September 1979 haben wir den ersten Mail- du also eine ähnliche Funktion wie die Einkaufsratgeber bei Amazon.com? order-Katalog gemacht, und etwas später durften wir dann In gewisser Weise schon, allerdings mit dem Unterschied, im Paranoia-City an der Anwandstrasse und im Bro an der dass ich meine Kunden kenne. Einige von ihnen kommen Badenerstrasse unsere Platten in Kommission reinstellen. vorbei und sagen: Gib mir mal fünf CDs. Dann hören sie rein und entscheiden danach, was sie kaufen wollen. Und wie habt ihr die Arbeit aufgeteilt? In den ersten Jahren war der Daniel Waldner die treibende Die medialen Kanäle haben sich in den vergangenen Jahrzehnten gewan- Kraft. Er arbeitete damals auf dem Notariat Höngg und delt. Das habt ihr wohl schon bei der Umstellung von Vinyl auf CD miterlebt. verfügte über kaufmännisches Fachwissen. Stimmt. Aber es war fast schon ein Glücksfall, dass ich in Ende 1980 haben wir dann den zweiten Katalog gemacht. jener schwierigen Übergangsphase pausiert habe. Als ich Ich war zu jener Zeit ein halbes Jahr in München und hab dann wieder zurückkam, war die Umstellung bereits voll- an meinem Buch geschrieben, daneben aber auch Texte zogen, also musste ich nicht mehr alle Neuheiten auf zwei zum Katalog beigesteuert. Während ich in München be- Formaten vorrätig haben. Mein gegenwärtiges Vinyl-Sorti- schäftigt war, haben Daniel Waldner und ich unsere Zür- ment besteht zu 90 Prozent aus Second-Hand-Sammlungen. cher WG aufgelöst, also gab es diesen Alltagsaustausch Ich lebe von 50 Prozent CD-Umsatz, von 25 Prozent Mail- unter Mitbewohnern nicht mehr. Aber als Überraschung order und von 25 Prozent antiquarischer Ware. 140 Pro- hat er dann das Hinterzimmer eines Kleiderladens an der zent arbeiten und 90 Prozent Lohn – so sieht es dann unter Engelstrasse 62 angemietet und dort einen kleinen Platten- dem Strich aus. laden eingerichtet. Ich war absolut verblüfft, hab dem Shop aber keine grossen Chancen eingeräumt. Kommen wir mal noch auf den Begriff des «Plattenverkäufers» zu sprechen. 1982 war ich einen Sommer lang in London und hab bei Hast du damals eigentlich eine entsprechende Lehre gemacht? Recommended Records mitgearbeitet – für Kost und Lo- Fast! Im Herbst 1974 hat mir die städtische Berufsberatung gis. Danach haben wir in Zürich das MaK-Festival ge- einen Schnuppernachmittag bei Radio/TV Seeholzer an der macht. Die Abkürzung stand für «Musik ausser Kontrolle» Löwenstrasse vermittelt. Die hatten allerdings nur zwei – ich weiss allerdings gar nicht mehr, wer den Slogan da- Plattenkisten, und das war mir deutlich zu wenig. Also mals ausgeheckt hat. An vier Abenden spielten jeweils vier ging ich erst mal zweieinhalb Jahre in die F+F Tagesschule, Bands im Theatersaal und in der Aktionshalle der Roten danach habe ich gejobbt, als Hilfsarbeiter oder im Service. Fabrik, und pro Abend kamen rund 800 bis 1200 Leute. Daneben habe ich mich auch als Musikjournalist betätigt. Ich bin also ein klassischer Quereinsteiger. Wie wirkte sich das auf den Laden aus? Natürlich äusserst positiv. Der ganze Betrieb wuchs, also Ein ausgebildeter Schallplattenverkäufer wäre wohl gar nie auf die Idee haben wir im September 1983 Vertrieb und Laden getrennt, gekommen, einen eigenen Laden zu eröffnen – viel zu viel Arbeit. und bei einer der vielen Sitzungen wurde dann beschlossen, Zweifellos. Deshalb freue ich mich auch immer, wenn es dass ich den Laden übernehmen solle. Das war ziemlich wieder Leute gibt, die dieses Wagnis trotz wirtschaftlicher anstrengend, da ich zu jener Zeit eigentlich im Ziegel Oh Bedenken auch heute noch eingehen. So sind tolle Läden Lac arbeitete – ich stand also tagsüber im Laden und hab wie der Katalog an der Weinbergstrasse oder der englische dann am Abend noch eine Schicht im Service geschoben. Buchladen Pile of Books an der Zentralstrasse entstanden. Drei Monate lang lief das parallel, bis ich dann den Sprung gewagt habe und mir kurz darauf einen Lohn von 1000 Gibt es eigentlich Stammkunden, die schon seit Beginn dabei sind? Franken auszahlen konnte. Seither bin ich hauptberufl ich Die gibt es tatsächlich. Es sind rund zwei Dutzend Leute, Plattenhändler. die immer drangeblieben sind. Allerdings mit Unterbrüchen. Und gibt es auch so etwas wie einen Ladenhüter? Genau. Von 1989 bis Mitte 1994 habe ich pausiert. Das Auch den gibt es. Das Werk heisst «John Gavanti» und brachte viel, obwohl ich mit anderen Projekten und Ideen wurde von Mitgliedern der Bands Mars und DNA einge- nicht wirklich weiterkam. Aber es hat mich motiviert, beim spielt. Es ist eine No-Wave-Operette, die lose auf Mozarts zweiten Anlauf dann wirklich dran zu bleiben. «Don Giovanni» basiert. Und diese Platte haben wir seit Der Laden war in der Zwischenzeit an die Ackerstrasse 1 Anbeginn im Sortiment. und von dort schliesslich an seinen heutigen Standort um- Interview: Philippe Amrein gezogen. Zur Eröffnung des Ladens – die ich leider verpasst habe – spielten die Young Gods und Les Reines Prochaines. RecRec RecRec Zürich wurde im Herbst 1979 von Veit F. Stauffer und Daniel Waldner gegründet, auf Anregung des britischen Henry-Cow-Schlag- zeugers Chris Cutler, der die Idee «Recommen- ded Records» in England initiiert hatte und in anderen Ländern Ableger suchte. Bis heute besteht eine enge Verbundenheit, allerdings mit fi nanzieller und stilistischer Unabhängigkeit. Dank idealistischem Volleinsatz sowie vermut- lich auch aufgrund der geographischen Lage der Schweiz (mit ihrer Vielsprachigkeit), gelang es hierzulande, das internationale Konzept, grenz- überschreitende (Rock-)Musik aus verschie- denen Ländern einem neugierigen Publikum schmackhaft zu machen, das durch die Zürcher Unruhen der Achtzigerjahre zusätzlich aufge- rüttelt wurde. RecRec Zürich hat seit 1980 un- zählige Konzerte organisiert, mit Vorliebe in der Roten Fabrik: Aksak Maboul, Univers Zero, Blurt, This Heat, Hermine, Virgin Prunes, John Cale, Go-Betweens, The Fall, Glenn Branca, El- liot Sharp, Sonic Youth, Legendary Pink Dots, John Zorn u.v.a.m. Das erste Konzert aber wurde organisiert, als es RecRec Zürich eigentlich noch gar nicht gab. Der grosse Soft-Machine- bzw. Robert-Wyatt- Fan Stauffer war fasziniert von den Entwick- lungen der englischen Canterbury-Szene und erfüllte sich am 13.Januar 1978 einen Herzens- wunsch: ein Schlüsselkonzert mit der Gruppe Henry Cow in der legendären Besetzung Fred Frith, Chris Cutler, Tim Hodgkinson, Lindsay Cooper, Georgie Born und Dagmar Krause. Letztere fi el für das Konzert krankheitshalber aus, war jedoch kurz darauf im Sunrise Stu- dio in Kirchberg zugegen, als Henry Cow mit dem Schweizer Produzenten Etienne Conod ihr nächstes Album aufnahmen – welches sich dann als «Hopes & Fears» von Art Bears entpuppte... Den RecRec-Laden & -Postversand gibt es in Zürich seit dem August 1981, zweimal wur- de das Lokal gewechselt, der heutige Standort in der nähe des Volkshaus besteht seit dem Oktober 93. Der Laden wurde 1983-89 von Veit F. Stauffer geführt, der 1994 nach einer fünfjährigen Pause von der Geschäftsleitung wieder zurückgewonnen werden konnte, um den alten Spirit am Leben zu erhalten. Neben dem Hauptgebiet experimenteller Rock (= die grenzüberschreitende RecRec-Szene) enthält das Sortiment die Sparten Moderne Klassik & Minimal Music, Jazz & Free Music, Rock & Independent, Ambient & Electronica, Trip-Hop & Dub, Ethno & World Music. Ebenfalls mög- lichst lückenlos erscheinen in der Rubrik «Wie- der oder endlich erhältlich» zahlreiche Wieder- oder Erstveröffentlichungen aus den genannten Sparten des 20. Jahrhunderts. Statt Katalogen gibt es seit 2004 ein monatliches Rundmeil. Sämtliche in der Zwischenzeit ein- gekauften Tonträger werden mit persönlichen Texten beschrieben und aufgelistet. Abgesteckt wird dabei eine möglichst breite Auffassung des Begriffs «die andere Musik», ohne die in gewis- sen Kreisen verbreitete Überheblichkeit der E- Musik gegenüber der U-Musik zu zementieren.

RecRec-Laden, Rotwandstr. 64, Zürich, www.recrec-shop.ch veit f. stauffer nicolas y. aebi nicolas y. everything [email protected] A Thousand Leaves A Thousand So. 4.10.09 Clubraum 20:30 Coleümes Die feat. Metalicos Madeira Los METALICOS Sa. 3.10.09 AH Foyer 22:00 Everton Blender, byJugglin Boss Hi-Fi ETANA Enter The Dancehall Sa. 26.9.09 Aktionshalle 21:00 Dj K-Rim JADAKISS Woo-Hah! Fr. 25.9.09 21:00 Aktionshalle APES LIKE FIGHT Ziischtigmusig Di. 22.9.09 Ziegel oh Lac 21:30 Dryconditions LEFT THE OF FUTURE Sharp Sugarshit So. 20.9.09 Clubraum 20:30 Support DENIM WHITE Sharp Sugarshit Do. 17.9.09 Clubraum 20:30 Ungarn aus Balkan-Kost gepfefferte DROM O BESH So. 6.9.09 Clubraum 20:30 Tickets • Aarau: Beat, Jamarico, , Jelmoli (044 212 Zürich: 13 *Vorverkauf: 11), Migros City • DjM Bala & Dj Buzz MAAL BAABA JackSoul Fr. 30.10.09 20:30 Aktionshalle Codebook Band: neuen seiner mit Mahanthappa Rudresh CODEBOOK RUDRESHMAHANTHAPPA Fabrikjazz Mi. 14.10.09 Clubraum 20:30 Support BROKENRECORDS glaubwürdigen Umfeld werben Sieineinem Image is Dezibelle • • Dezibelle St. St. Gallen: Baden: BRO • • BRO BIZZ (044 221 22 83), Crazy Crazy 22183), 22 (044 BIZZ Zero Zero • • Zero Zero Winterthur: Bern: Jamarico Olmo Olmo gaswerk_loop_0809.indd 1 22.8.2009 6:37:04Uhr 22.8.2009 gaswerk_loop_0809.indd 1 HIGH GRADE GRADE HIGH SPETZCUT, SHS-SOUNDSYSTEM E T S Y S D N U O S - S H S , T U C Z T E P S

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(NZ) K.I.Z. (IRL) (UK) (UK) (CH) (CH) (N) (D) (D) (D) www.loopzeitung.ch OCEAN OF SOUND Der Rock On ist eine feste Grösse in der Zürcher Musikszene. Fans und Musiker

kaufen gleichermassen in Ruedi Fehl- dominique meienberg manns Platten-Shop am Kreuzplatz ein. Mitte Oktober schliesst er seinen Laden aus gesundheitlichen Gründen.

Wer die Verfi lmung von Nick Hornbys «High Fidelity» gesehen hat, hatte das Gefühl, einen Film über den Rock On gesehen zu haben. Zumindest in Zürich gibt es noch einen solchen Plattenladen, der aus jeder Mauerritze Musik zu atmen scheint. Der Schreibende und sein Bruder waren wohl nicht die einzigen musikbegeisterten Teenager, die sich überlegt hatten, hinter welchem Gestell sie sich verste- cken müssten, um sich über Nacht einschliessen zu lassen und dann in Ruhe im Sortiment stöbern zu können. Auf zwei Etagen – eine Meerjungfrau weist den Weg ins Unter- ruedi fehlmann geschoss des «Ocean of Sound» – fi nden sich 60000 Ton- träger aus den Sparten Rock und Verwandtes. Tonträger ist der richtige Ausdruck: neben LPs, CDs, und DVDs fi nden Ruedi ist ein wandelndes Musiklexikon und kann einem die sich noch immer VHS-Videos und Laserdiscs. Hintergründe von Platten, Musikern und Produzenten aus Eigentlich wollte Ruedi gar nicht Schallplattenhändler wer- dem Stehgreif erzählen. Er weiss, wer wann wo mit wem den, rutschte aber immer mehr in sein Métier. An der Mit- was gemacht hat. Für die Pfl ege der eigenen Sammlung war telschule und danach während der Lehre betätigte er sich der Rock On auch immer eine der ersten Adressen. Wollte als DJ. Da der Import von Platten aus England günstiger man sich in das Werk eines Künstlers einhören, so hatte war als der Einkauf in der Schweiz, nahm er von seinen Ruedi den Backkatalog, und oft fand man hier sogar noch Kollegen die Wünsche für Sammelbestellungen auf. Nach die Singles des vorletzten einer Band. Diesen Um- der Lehre arbeitete Ruedi ein Jahr in einer Stahlhandlung stand nutzte auch Stephan Eicher, der seine «Noise Boys»- und legte das Geld zur Seite. Seine Bewerbung bei Jecklin Single bei Ruedi kaufte, nachdem ihm die Belegexemplare wurde mit der Begründung abgelehnt, Frauen würden bes- ausgegagen waren. Und da es an den Wänden wegen den ser repräsentieren, worauf Ruedi schliesslich seinen eige- Gestellen fast keinen Platz für Promoposters hat, entwi- nen Laden eröffnete. Zuerst betrieb er 1978 von zuhause ckelte sich der Rock On zu einer TV-Kulisse, so fi lmte «10 aus einen Vinylversand und veranstaltete nebenbei Discos vor 10» hier etwa ein Porträt über Katie Melua. Als Dank und Konzerte. Seit 1979 hat er seinen Laden am Kreuz- führte die Sängerin anschliessend einen Rock-On-Sack mit platz, zuerst an der Zollikerstrasse, seit genau 20 Jahren in Inhalt in Zürich spazieren. seinem Lokal am Ottenweg. ROCK-ON-MOMENTE FÖRDERER DES UNBEKANNTEN Als langjähriger Stammkunde verliert man im Oktober sei- Ruedi Fehlmann zeichnet sich durch sein Gespür für Neues nen musikalischen Heimathafen. Besonders die speziellen aus. Immer wieder hat er unbekannte Musiker und Bands Rock-On-Momente können weder der Mediamarkt noch ins Sortiment aufgenommen und so mitgeholfen, diese auf- das Internet bieten. Wie beispielsweise im letzten Novem- zubauen. Bereits ganz zu Beginn seiner Karriere hatte er ber, als der Chef «Electric Arguments» von The Fireman damit begonnen. 1971 beispielsweise hatte das Trio Eu- aufl egte und die Kundschaft raten liess, wer denn da nun gster mit der Eugster Musikproduktionen AG ein eigenes singe. Auf die Frage, welches einer seiner speziellen Rock Plattenlabel für einheimische Musik gegründet. Auch Do- On Momente ist, führt Ruedi die Einführung der CD an, minique Grandjeans zweite Band Hertz erschien bei den die er kritisch verfolgt hat. Eugsters. Da Volksmusik und Swiss Wave nicht unbedingt Wie es weitergeht, weiss Ruedi noch nicht. Auch er spürt zusammenpassen, offerierte Ruedi, der damals einen Indie- die Krise der Musikbranche und die allgemein schlechte Vertrieb mit deutschem Punk und NDW-Produktionen Wirtschaftslage, die einen speziellen Effort erfordern wür- hatte, den Vertrieb von Hertz zu übernehmen – mit Erfolg. de. Doch seine Gesundheit lässt diesen Schritt nicht zu. Auch ausländische Bands profi tierten von Ruedis Engage- Noch immer ist er in Behandlung wegen eines Velounfalls ment. Für The Nits organisierte er vier Konzerte. Wie er von vor 13 Jahren. Den langen Alltag hinter der Ladenthe- von der Band später erfuhr, wurde man in Holland erst ke steht er nur mit Schmerzmittel durch. Für die Zukunft auf sie aufmerksam, als sie in der Schweiz erfolgreich war. plant er jedoch, eine Website mit reduziertem Angebot Auch Portishead profi tierten von Ruedis Musikgespür: Der aufzuschalten. Vielleicht entwickelt sich daraus ein kleiner Vertreter von Universal zweifelte am Erfolgspotenzial der Spezialitätenservice oder ein Online-Vinyl-Shop. Das wisse Band, Ruedi bestellte dennoch eine Schachtel mit der CD er aber noch nicht – das komme auch auf die Gesundheit an. und war in den Neunzigerahren einer der erfolgreichsten Verkäufer für die Band. Auf Promopostern für das Album Yves Baer «Roseland NYC Live», die in der Stadt hingen, war neben Rock On, Ottenweg 35, Zürich. Der Ausverkauf dauert bis 17. Oktober, dem Universal-Logo jenes vom Rock On abgedruckt. und ab November wird die Website www.rockon.ch online sein. SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

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 )=/=;<›;-8<-5*-: +16-5),7*:);14    ›      ; - 8 < - 5 * - : 2152):5=;+0 AM(ELVETIAPLATZ 4EL WWWXENIXCH RENTE STATT REGGAE ehemaligen Keyboarder der Reggae-Band The Ganglords. Elf Jahre Reggae Fever: Das Zürcher Im Hintergrund wickelt das Büro-Duo Bestellungen ab und betreut den Internetversandhandel, der dem Laden ange- Fach geschäft für Reggae, Dancehall und schlossen ist. Rock steady führt rund 50000 Titel im EINE KLAFFENDE LÜCKE

Sortiment. Doch nun geht Lucien Sullo- Gerade die zunehmende Digitalisierung der letzten Jahre macht der Crew des Reggae Fever bereits seit einiger Zeit way in Pension und schliesst den Laden zu schaffen. «Die haptische Komponente des Musiksam- melns geht allmählich verloren», seufzt Lucien Sulloway. an der St. Jakobstrasse. «Vinylplatten kann man anfassen, aus der Hülle nehmen, aufl egen und anschliessend wieder ins Regal einsortieren. Das Schaufenster ist schön dekoriert. Es gibt einen klei- Heruntergeladene Musik hingegen stellt nur noch eine nen Sandstrand, Schilfrohre und einen steinernen Löwen. grosse, abstrakte Ansammlung von Information dar.» Der Dahinter hängen 7-Zoll-Singles in stilgerecht vergilbenden sich verschlechternde Geschäftsgang hat dazu geführt, Papierhüllen. Die wahre Pracht eröffnet sich dem Besucher dass im März 2008 die Filiale in Genf geschlossen werden freilich erst nach dem Betreten des Ladens an der St. Ja- musste. Damals hoffte Sulloway noch, den Laden in Zürich kobstrasse. In unzähligen Kisten und Regalen sind hier Vi- halten zu können. Doch diesen Herbst geht der 65-Jährige nylplatten sowie ein grosses Sortiment an CDs und DVDs in Pension. Einen Nachfolger, der den Reggae Fever über- ausgestellt und wollen vom Musikfreund durchstöbert nehmen und weiterführen möchte, hat er nicht gefunden: werden. «Insgesamt führen wir rund 50000 Titel», sagt «Es rechnet sich einfach nicht mehr.» Und so wird bald Mitbesitzer Lucien Sulloway stolz und lässt seinen Blick eine weitere Lücke in der einst blühenden Zürcher Vinyl- über die Tonträger wandern. Landschaft klaffen. Seit knapp elf Jahren führen er und Geschäftspartner Mar- Reggae Fever verschwindet allerdings nicht komplett vom kus Vogel den Reggae Fever nun schon, und in dieser Zeit musikalischen Radar, denn das Sortiment wird in eine La- haben sie einiges miterlebt. «Der Dancehall-Boom der gerhalle in Wald/ZH überführt und über den Online-Shop späten Neunzigerjahren ermöglichte uns einen sehr guten weiterhin einseh- und bestellbar bleiben. Und vor dem Um- Start», so Sulloway. «Die DJs benötigten die entsprechen- zug kann man bis zum 12. September noch ein letztes Mal den Platten, und etliche Fans begannen sich damals auch im Laden vorbeischauen und von diversen Ausverkaufsak- mit Künstlern aus den Sechzigerjahren zu befassen.» tionen proftieren. Philippe Amrein VOM SAMMELVIRUS ERFASST Reggae Fever, St. Jakobstrasse 59, Zürich, www.reggaefever.ch Seine eigene Sozialisation als Plattensammler wollte ur- sprünglich nicht so recht funktionieren, wie sich der gebür- tige Amerikaner erinnert: «Mein Dad war ein begeisterter Plattensammler.» Der Sohnemann konnte diese Leiden- schaft nicht verstehen. «Ich hab ihn gefragt: Bist du eigent- lich noch normal?» Erst 1969 habe der Sammlervirus dann auch ihn erfasst, und er habe sich bei seinem Vater für die «frechen Kommentare von früher» entschuldigt. Doch erst einmal machte er ein anderes Hobby zum Beruf und begann eine Karriere als Tennisspieler, die ihn schliesslich auch in die Schweiz führte. «Nach einem Turnier in Luga- no hab ich beim dortigen Klub angefragt, ob sie nicht einen Trainer brauchten», sagt Sulloway. «Also habe ich als Ten- nistrainer gearbeitet.» Nach weiteren Stationen in Locarno und Lausanne siedelte er dann zu Beginn der Achtziger- jahre in den Grossraum Zürich über, wo er bis zu seinem Wechsel ins Plattengeschäft als Tennislehrer tätig war. Bereits während dieser Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen nach Jamaica, nach Trinidad oder auf die Cay- man Islands. «Manchmal gingen wir einfach von Haus zu Haus und haben die Leute nach Vinyl gefragt», erinnert sich Sulloway. Auf einem dieser Streifzüge lernte er auch Larry kennen, den Konditionstrainer von Donovan «Ra- zor» Ruddock, der in den frühen Neunzigerjahren zwei- mal gegen Mike Tyson geboxt hat. Hauptsächlich war er allerdings damit beschäftigt, Platten zusammenzutragen: «Wir haben so viele Platten gekauft, dass wir uns schliess- lich fragten: Was machen wir nun damit?» Die Lösung lag auf der Hand, und so gründete Sulloway 1998 gemeinsam mit Markus Vogel den Reggae Fever – «a soundboy’s pa- radise», wie einer der Firmenslogans verheisst. Während der ehemalige Tennislehrer den Verkauf im Laden leitet, ist Vogel vor allem im administrativen Bereich tätig, wobei er seit einiger Zeit von Stefan Gisler unterstützt wird, dem lucien sulloway MUSIK UND GETRÄNKE Fleetwood Mac und die Eagles unsere Bestseller. Und na- türlich AC/DC. Die Kasse klingelte. Wir zogen um – an eine zentralere Lage. An der Hirschmattstrasse kauften zwischen 1978 und 1998 rund zwei Generationen von (überwiegend männli- chen) Heranwachsenden ihren bevorzugten Sound. Peter konzentrierte sich auf den Postversand, später stieg er ganz aus. Ich arbeitete an der Front – und agierte als Ein- und Verkäufer, als polarisierender Musikvermittler, als Stim- mungskiller und zweifelhafte Hilfe für Leute, die mir im Laden die gesuchte Melodie vorträllerten, als stiller Genies- ser (falls sich, was selten genug passierte, Frauen in den Laden verirrten), als Barkeeper, Kummertante, Trinkkum- pan und als Rausschmeisser, wenns mal echt heavy wurde. Oder wenn ich einen beim Klauen erwischte. Ab 1998 nannte ich den Laden «Tony‘s CD». Und ver- kaufte – wegen meines latenten Hangs zum Exzess – neben Musik auch Bier. Das war gefährlich, musste ich doch in schweisstreibendem Selbstversuch sämtliche Sorten testen. Ich blieb ein Musikfan, zu dessen wöchentlichen Highlights das Auspacken neu eingetroffener Ware gehörte. Einer, der sein Hobby zum Beruf machte. Stets auf der Suche nach neuen, spannenden Sounds. HEARTATTACK AND WINE

In meinem Laden traf sich alles. Vinyl- Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda verkaufte ich stapelweise Platten von Talking Heads, Tom Waits, Dr. junkies und andere. Es fanden Partys John, Screamin’ Jay Hawkins. Oder Soul- und Blues-Wie- derveröffentlichungen. Rockabilly. Easy Listening. Je obs- statt. Und Live-Konzerte. Dort begannen kurer, desto besser. Mit unterschiedlichem Erfolg versuchte ich Sachen zu pushen, die sich jenseits des Mainstreams Lovestorys und Männerfreundschaften. bewegten: Zum Beispiel Bhangra-Sound und Go-Go-Funk. Mein Laden war ein Treffpunkt. Es fand ein Austausch Ganz wie bei Nick Hornby. statt. Dort stieg die Party. Manchmal bis tief in die Nacht hinein. Da kams schon mal vor, dass einer splitternackt «Ist verdammt lang her», denke ich jeweils, wenn mir mal durch den Laden hüpfte, weil er im Suff die Unterhose das wieder ein alter Kunde über den Weg läuft. Meistens freut Klo runtergespült hatte. Mehrere Paare haben sich bei mir es mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Und kaum sind kennengelernt. Und auch ich fand Verehrerinnen. Ganz die Fragen nach der Befi ndlichkeit ausgetauscht, wird in wie in Nick Hornbys «High Fidelity». Überhaupt habe Erinnerungen geschwelgt: Das sei schon geil gewesen, bei ich beim Lesen dieses Buches oft geschmunzelt – vieles von mir im Laden. Seine ganze Plattensammlung habe er dort dem, was dort geschildert wird, habe ich genau so oder gekauft und hüte diesen Schatz bis heute. Im Übrigen habe ähnlich erlebt. All diese liebenswerten Spinner, die sich lei- er keinen Schimmer davon, was heute angesagt sei. denschaftlich mit dem Sammeln von Musik beschäftigten. Solche Treffen sind seltener geworden, immerhin habe ich Ich kannte Typen, die von einem Tag auf den anderen ihr meinen Laden vor zehn Jahren dichtgemacht. Dadurch komplettes Vinyl verramschten, weil nun CDs angesagt sei- sind meine Kundschaft und ich ein wenig heimatlos ge- en – und sich später für viel Geld wieder eine neue Vinyl- worden. Wenn ich zurückdenke, fallen mir vor allem die Kollektion zulegen mussten. Oder der Heavy-Metal-Fan, angenehmen Seiten meines früheren Jobs ein. Die negativen dem es chronische Kopfschmerzen verunmöglichten, seine – die Monotonie des Alltags, der Frust, der Ärger mit dem Musik weiter zu hören. Nicht zu reden vom Stammkun- Vermieter, die Schulden – verblassen mit der Zeit. den, der von bestimmten Labels jede Veröffentlichung Durch meinen Job lernte ich eine Menge Leute kennen. kaufte – Stilrichtung egal. Aus Fachsimpeleien unter Musik-Enthusiasten entwickel- ten sich zum Teil langjährige Freundschaften. Manch einer GOOD TIMES, BAD TIMES kaufte bei mir Musik, die ihm ein Schlüsselerlebnis be- scherte. Das bewegt mich irgendwie. Sind die Lebenswege Oft schauten auch Musiker vorbei. Sowohl Typen aus lo- meiner Kunden auch ganz anders verlaufen als meiner, so kalen Bands wie auch Stephan Ramming oder Enzo Esposi- haben sie sich doch einmal kurz gekreuzt. to. Als Wayne Kramer in Luzern ein Konzert gab, besuchte er am Nachmittag mein Geschäft – zusammen mit seinem LET THERE BE ROCK Bassisten. Ab und zu schaute auch die amerikanische Mu- sikerin Silvia Juncosa vorbei. Die lebte in den Neunzigern Mein erster Laden war nicht mein Baby: Den «Schallplat- kurz in Luzern. Ich bin froh, dass diese Junkiebraut nicht in ten Markt» eröffnete Peter Zimmermann 1975 im Luzer- meinem Laden kollabierte. Dafür ging dort schon mal dem ner Bruchquartier. Ich bin dort irgendwie reingeschlittert. einen oder anderen das Licht aus. Einmal sass ich mit einer Als Kunde. Ein halbes Jahr nach Eröffnung war ich bereits reizenden jungen Frau im Laden. Während wir gerade im Verkäufer im winzigen Ladenlokal, dessen Plattenauswahl Begriff waren, eine Flasche Champagner zu köpfen, blickte ich rückblickend als «klein, aber fein» einstufen würde. ich aus dem Fenster und sah, wie sich vom Haus gegenüber Ende der Siebzigerjahre waren Barclay James Harvest, ein junger Mann in den Tod stürzte. Tony Lauber MUSIK UND KLEIDER sind. Jeder, der schon am Hand. Das Internet und das Geschäft mit den Downloads Der Plattenladen Jamarico hat eine lan- Helvetiaplatz stand, kennt haben die Musikwelt umgekrempelt. die dicken, weissen Lettern ge Tradition in der Zürcher Musikkultur. auf schwarzem Grund, sie ATTRAKTIVE ANGESTELLTE prägen den Platz. Wer in Trotz Krisen hält er sich seit 29 Jahren den Laden tritt und durch Auch ein Laden mit einer Stammkundschaft und einem gu- den Kleiderladen hinauf in ten Ruf, was Jamarico beides besitzt, bleibt davon nicht tapfer über Wasser. den ersten Stock gelangt, verschont. «Kundschaft unter 20 Jahren haben wir heute dem fallen als Erstes die al- keine mehr», stellt Woody Jakob fest. Die Zeiten, als man Die Geschichte des Jamarico reicht zurück in eine Zeit, als ten Sticker und Plakate mit an den schulfreien Mittwochnachmittagen noch mit seinen Vinylplatten die meistverkauften Tonträger waren und die ihrem in die Jahre gekom- Freunden in den Plattenladen pilgerte, um neue Musik zu Stadtbewohner die Nächte nicht im Klub, sondern mangels menen Charme auf und die entdecken, scheinen defi nitiv vorbei. Für musikalische Ent- Alternativen vor dem Plattenspieler in der heimischen Stu- melancholische Gitarren- deckungen ist das Internet viel bequemer. Und noch etwas be verbrachten. Der Kreis 5 wurde seinem Ruf als Arbeiter- musik, eine von Woodys hat sich geändert: Heute kämen nur noch selten Leute von quartier noch gerecht, und eine Dichte an Tanzschuppen, Leidenschaften. Woody ausserhalb der Stadt in den Laden, sagt Jakob. wie man sie heute im Industriequartier antrifft, war damals Jakob kümmert sich heute Denjenigen, die immer noch Plattenläden aufsuchen, wird undenkbar. ausschliesslich um den Plat- im Jamarico etwas geboten: Jeden Dienstagabend fi nden Man schrieb also das Jahr 1980, als die Musikfans Ulrich tenladen, während Thomas sich nach Ladenschluss Musikliebhaber aus der ganzen «Woody» Jakob und Thomas Berther an der Heinrichstras- Berther für die Kleider un- Stadt an der Ladentheke ein und fachsimpeln über Neu- se beim Steinfels-Areal ihren ersten Plattenladen eröffneten. ten zuständig ist. erscheinungen und Raritäten aus der Welt der Popmusik. Der Laden sollte Jamarico heissen, eine Wortschöpfung Das Geschäft mit der Mode Zur Musik aus der Stereoanlage gibt es etwas zu knabbern, bestehend aus den Worten Jamaica und Puerto Rico, der wurde damals aus einem Bier und einen unvergleichlichen Blick auf das Treiben am Leidenschaft von Berther und Jakob. Denn daher stammte Zuviel an Platz errichtet Helvetiaplatz. «Wir konzentrieren uns heute mehr darauf, der Sound, dem die Betreiber damals verfi elen und den sie und weil Musik und Mode den Leuten das zu bieten, was sie im Internet nicht fi nden», später in ihrem Geschäft anboten: der Reggae. «Wir waren immer auch zusammenhin- so Woody. Dazu gehört eben ein persönlicher Kontakt und grosse Liebhaber der Musik und konnten im Laden unsere gen, meint Woody. Heute auch vermehrt persönliche Beratung. Leidenschaft mit den Kunden teilen», sagt Woody Jakob. gibt es neben dem Jamari- Vorbei sind auch die Zeiten, als Plattenladen-Verkäufer Es folgten diverse Reisen nach London und die Erwei- co am Helvetiaplatz auch als elitäre Zeitgenossen galten, die jeden «Geschmacksver- terung des Sortiments um Postpunk, Pop und andere je- zwei Modegeschäfte im irrten» mit Ignoranz bestrafen. Mehr als 60 Prozent aller weils aktuelle Musikrichtungen. «Wir haben die Zürcher Niederdorf und eines in Verkäufe im Laden seien heute Empfehlungen von den Ver- Jugendlichen mit Underground-Musik versorgt, teilweise Winterthur. Somit ist der käufern, die sie aus dem Kontakt mit den Kunden heraus- kommen heute noch Kunden von damals zu uns in den Kleider-Jamarico um eini- fi lterten, versichert Woody Jakob. «Wir sind viel stärker ge- Laden», meint Jakob. ges grösser als die Musik- fordert, die Arbeit ist anstrengender geworden», sagt etwa abteilung. Diese ist nach Rolf Isler, einer von Jakobs Angestellten. Dafür kämen NUR NOCH EIN STANDORT der Schliessung der beiden heute auch mehr Frauen in den Laden. Dies sei auf die neue Filialen im Niederdorf nur Stimmung und «die attraktiven Verkäufer» zurückführten, Nach einer fünfjährigen Zwischenstation an der Bäcker- noch am Helvetiaplatz zu sagen der Chef und sein Angestellter lachend. strasse zogen die Betreiber 1985 mit ihrem Geschäft ins Hause. «Zu wenig renta- doppelstöckige Lokal an der Ecke Stauffacherstrasse/ bel», meint Woody. Der David Sarasin Langstrasse, direkt beim Helvetiaplatz, wo sie heute noch Grund dafür liegt auf der Jamarico, Stauffacherstrasse 95, Zürich, www.jamarico.ch

woody jakob tom kawara DIE NEUEN PLATTEN

Various Artists The Clean Casiotone For Khaled Moritz von A Tribute to Mister Pop The Painfully Liberté Oswald Trio Die Fantastische Vier (Morr Music/Namskeio) Alone (Universal) Vertical Ascent (Columbia/Sony) ...vs. Children (Honest Jon’s/Import) Mein erstes Interview für (Tomlab) Fünf Jahre nach dem – Die Legende besagt, dass DRS 3 «Sounds» führte ich rückblickend – eher schwä- Der Berliner Produzent mit der Gründung von Die anno 1987 mit The Chills Owen Ashworth begann cheren Album «Ya Rayi» Moritz von Oswald, der Fantastischen Vier 1989 in Stuttgart. Damals sprach einst mit kleinen Casio- gibt es endlich wieder ein mit seinen Rhythm & in Stuttgart der deutsche alle Welt, zumindest die Hymnen für gebrochene neues Werk des «Roi du Sound-Arbeiten Techno Sprechgesang begann. Seit Indieszene, von Neusee- Herzen, die den einsamen Raï, der mit seinem Hit und Reggae miteinander damals haftet ihnen das land. Der Sampler «Tuat- Wolf in die Ecke der trau- «Aïcha» auch hierzulande verzahnt und in noch frü- G’schmäckle des Bürgerli- rara» hatte die Ohren im rigen LoFi-Bastler ver- von arabischer Musik un- heren Jahren mit Basic chen an. Aber: Benztown deutschsprachigen Raum frachteten. Mit seinem beleckten Hörern bekannt Channel ein Minimal- ist nicht die Bronx, Tho- geöffnet für die lebendige letzten Album «Etiquette» sein dürfte. Und: «Liberté» Mysterium erschaffen hat- mas D nicht Chuck D. Die Subszene zwischen Wel- entkam der 33-jährige Ka- ist grossartig geworden. In te, versammelt bei seinem «Tribute» veranschaulicht lington und Dunedin. Das lifornier dank üppigerer Frankreich schon im März aktuellen Projekt die Be- noch einmal Einmaligkeit Label Flying Nun war in Instrumentierung und aus- erschienen, ist die CD nun rufskollegen Sasu Ripatt und Einsamkeit der Fanta aller Munde, und Bands gereiften Songs allmählich auch bei uns erhältlich. alias Vladislav Delay und Vier. Ausser den alten Kon- wie The Chills, Sneaky diesen Zu schreibungen. Das Auf «Liberté» hat der Max Loderbauer. Gemein- kurrenten Massive Töne Feelings, Tall Dwarfs oder neue Werk führt diesen 49-jährige Charmebolzen sam schmieden die Drei mit ihrer superben Funk- Verlaines boten uns ihren Schritt zur Band-Werdung wieder mit seinem alten vier Tracks, vier «Patterns» Version des «Picknicker» verspielten Indie-Pop, Post- des ehemaligen Einmann- Produzenten Martin Meis- von je rund viertelstündiger gibt sich kein deutscher Punk und Post-Wave an. Projektes mit zeitweiligem sonnier zusammengearbei- Dauer, die mit dreidimensi- Rapper die Ehre, um den Eine der wegweisenden Bands Live-Schlagzeug und Gast- tet, der ihn darin bestärkt onalen, pochenden Sounds Helden des Sprechgesangs von einst sind The Clean, Gesangsverstärkung weiter. habe, so ist in Interviews zu und stromlinienförmigen, die Referenz zu erweisen. welche die neuseeländi- Das Leben von Ashworth lesen, ein sehr klassisches, live eingespielten Rhyth- Jan, Samy, Max – wo seid sche Punk- und Indieszene und die Gestalten, die sei- traditionelles Album ein- musbogen aufwarten und ihr Grossmäuler? Dafür massgeblich mitbeeinfl usst ne Lieder bevölkern, sind zuspielen. Unterstützt von mit ätzenden und mürri- wurden die Tore zur Un- haben. Überraschend lan- natürlich immer noch ei- exzellenten Musikern, in- schen Flirrtönen angerei- terwelt geöffnet: Pur, Fools det das neue Album der nigermassen trostlos, und klusive eines ägyptischen chert sind. Die sorgfälti- Garden, Thomas Anders Band bei mir. Und der ver- der Herr singt gebrochen Streichorchesters, zieht der gen Klangmeister heben so und Scooter rocken, träl- spielte, keyboardlastige, über die Winterkälte, über Mann alle Register und ihre minimalen, fern vom lern und knödeln sich minimalistische Pop ver- Gangsterpaare, schneebe- zeigt sich zudem vielseitig digitalen Einerlei angesie- durchs Repertoire. Was ha- strömt heute wie damals deckte Telefonkabinen und wie selten. Mal geht es in delten Club-Welten in eine ben die mit den Fantas zu seinen Charme. Ob nun die Freuden des Rauchens. Richtung marokkanischer unaufgeregte, neugierige tun? Auf der anderen Seite der leichte Opener «Loog», Besonders schön und wenn Musik, Berber-Sounds, mal Zeitlosigkeit, wo sich die kriegt man mit dem Ko- das poppige «Factory nicht optimistisch, so zu- in Richtung algerischen Arbeitstechniken von Jazz, miker Dieter Nuhr einen Man», der schrammelnde, mindest tröstend, ist «Opti- Raï. Er traut sich auch bei Dub, und Techno treffen. onkeligen Fast-Reinhard- an die Go-Betweens erin- mist Vs. The Silent Alarm», einigen Lieder Einleitungen Eine Veröffentlichung, die Mey, mit Max Mutzke nernde Gitarren-Pop von das wunderbar das Thema zu singen, was er bislang dank ihres forschenden den Soul-Gott in spe und «Rubber Soul», der kleine der heiligen Marschierer immer weggelassen hatte, Charakters überaus gut in mit Peter Maffay den deut- Ohrwurm «Are You Really einbringt. Natürlich mit da er dachte, der westliche den gefeierten, vorwiegend schen Johnny Cash, der aus On Drugs» mit billigem den fi ependen Klängen des Hörer möge das nicht. musikarchäologischen La- «Krieger» einen bestens ab- Drumcomputersound und Casio. Wir hören unter anderem bel-Katalog von Honest gehangenen Western-Song sphärischem Gesang oder ein bewegendes Lied für Jon’s passt. macht. Die 36 Songs plus das wilde Instrumental bs. seinen verstorbenen Vater ihre manchmal fantasti- «Moonjumper» – die Platte «Papa» sowie eine Hym- bs. schen Interpreten zeigen die kommt ziemlich gut. ne an den getöten Wider- enorme Wirkung, welche standskämpfer Zabana, der die Band auf Deutschland tb. 1956 guillotiniert worden hat. «Dieses Haus ist be- ist. Dazu Stücke über die setzt, ich komm zuerst und Liebe und das Leben. Mit geht auch zuletzt», rappen dem Kracher «Raikoum» sie auf «Buenas Dias Mes- hat er zudem einen seiner sias». Sie sind also immer älteren Hits wieder ausge- noch die da, die da sind. graben und neu eingespielt.

cam. tb. DIE NEUEN PLATTEN Prefab Sprout Falls Uncool tatsächlich das neue Cool sein sollte, dann schreibt der Rezensent die folgenden Zeilen zu einer gera- dezu brillanten Hintergrundmusik. Doch es beschleichen ihn Zweifel. Weshalb hat Paddy McAloon das «neue» Prefab-Sprout-Album nicht dorthin platziert, wo es eigent- Girls Berry lich hingehört, nämlich ins Jahr 1992? Die Kompositionen Album Ambivalence Avenue Mademoiselle des «britischen Bacharach» mögen zeitlos sein – der Sound (Turnstile Music/MV) (/MV) (Universal) von «Let’s Change the World with Music» ist es defi nitiv nicht. Bereits der kraftlose Rap zu Beginn des Eröffnungs- Da freut sich die Marke- Die bereits zweite Veröf- Die junge Pariserin Berry stücks «Let There Be Music» ist eine kleine Zumutung. tingabteilung. Die Band fentlichung in diesem Jahr war für mich 2008 die An den ausgesprochen digitalen Klangcharakter hat man heisst Girls, ihr Debüt führt den englischen Pro- französische Entdeckung. sich im Falle von Prefab Sprout seit dem Klassiker «Steve «Album». Jetzt versuchen duzenten Stephen Wilkin- Mit einem Jahr Verspä- McQueen» gewöhnt, hier klingt es aber teilweise wirklich Sie mal, im Internet etwas son und seine durch einen tung kommt ihr Debütal- unangenehm und erinnert etwas an den Kleidungsstil eini- über diese Musiker her- Filter verfremdeten Gitar- bum nun auch im deutsch- ger Bewohner der damals noch sehr neuen Bundesländer in auszufi nden. Besser, Sie renklangcollagen auf den sprachigen Raum auf den eben jenem Jahr: immer noch very 80’s. lesen das Wesentliche hier. Liedweg. Perlende und Markt, und Berry ist erst- Natürlich bietet der Zyklus auch ein paar grossartige Songs. Also: Die Girls sind in der luftige Melodielinien wie mals live zu sehen. «Music Is a Princess» ist von atemberaubender Schönheit Hauptsache zwei Jungs aus in den berückenden Num- Auf ihrem Erstling hören und weist in Richtung «Andromeda Heights», dem Album San Francisio, Songwriter mern «Lover’s Carving» wir folklastige Chansons, von 1997, auf dem Paddy McAloon zum letzten Mal in al- Christopher Owens und oder «Haikuesque (When die auch noch originell ter Frische zurückkehrte. Seither kämpft er mit gesundheit- Produzent Chet Jr White. She Laughs)» stehen neben arrangiert sind, wie etwa lichen Problemen – ein vorübergehender Hörverlust und Für ihr Debüt zogen sie vernebelten Folklandschaf- das himmlische «Demain», eine voranschreitende Erblindung sind nur zwei davon. Es weitere Musiker bei (Boys, ten, und weil das Album dessen Gitarrenpop gegen mag an diesen Beeinträchtigungen liegen, dass einer der keine Girls), wodurch ihr auf Warp, das in diesen Ende Afrikanisches mitein- grössten Songwriter aller Zeiten, der früher mit Sätzen Album nicht nach Studio- Tagen seinen 20. Geburts- fl iessen lässt. Zusammenge- wie «I’m probably the best songwriter on the planet» die gefrickel sondern nach ei- tag feiert, erschienen ist, halten wird alles von Berrys englische Musikpresse herausgefordert hat, in den letzten ner Band klingt. Die erste zimmerte Bibio noch einige warmer, weicher Stimme, Jahren nicht wirklich vom Fleck kam. Schachtelweise soll Referenz ist schnell gefun- Elektrospielereien zusam- die im Gegensatz zu an- unveröffentlichtes Material in seinem Studio herumstehen, den, denn Owens quengelt men, die ins Liedmaterial deren Nouvelle-Chanson- mehrere komplett aufgenommene Konzeptalben, von de- wie der junge Elvis Costel- eingefügt werden. Diese Sängerinnen erwachsen, nen bisher «The Gunman and Other Stories» (2001) und lo, und Lieder wie «Laura» Frickeleien sind zwar wohl- fraulich klingt, manchmal eben dieses hier erschienen sind. Das traumhafte, haupt- und «Ghost Mouth» hätten gelungen, erreichen aber an das wunderbare Organ sächlich instrumentale «I Trawl the Megahertz», das McA- auch auf «Armed Forces» nicht die Leichtigkeit sei- von Jeanne Balibar erin- loon nach einer Augenoperation schrieb und dann auch gepasst, sind also ziemlich ner Gitarrenetüden, die in nert. Man weiss gar nicht, prompt unter eigenem Namen veröffentlichte, bildet die gut. Je länger die CD läuft, ihrer Verwaschenheit zeit- welcher Song denn eigent- löbliche Ausnahme. Wenn es aber um Prefab Sprout geht, desto weitläufi ger schwei- weise an den grossartigen lich der Beste ist. Der eröff- erweist sich der 52-jährige Karl-Marx-Bartträger als Zau- fen die Girls vom knacki- Schlaufenmeister Panda nende Titeltrack mit seinen derer. «Last of the Great Romantics» heisst eines der bes- gen Popsong zum epischen Bear erinnern sowie, wenn- wunderbaren Streicherpas- seren Lieder auf «Let’s Change…» Und ja, vielleicht ist er Gesang. Das überlange gleich etwas entfernter, an sagen? Das folgende «Le das. Aber er könnte ruhig etwas vorwärts machen. Dann «Hellhole Ratrace» könnte den wesentlich plakative- Bonheur», die erste Sing- nämlich könnten wir etwas mehr an seiner Kunst teilhaben. man als riesigen Hallraum ren El Guincho. Jedenfalls le mit ihrem charmanten mit massiven Gitarrenwän- funktioniert «Ambivalence Arizona-Touch? Oder gar Martin Söhnlein den beschreiben. Nicht nur Avenue» als frohe Hinter- «Las Vegas», ein himmli- hier klingen die Newcomer grundkochmusik ebenso sches Duett, das Berry mit wie eine luftigere Version wie als listiges Kopfhörer- ihrem Mitmusiker Manou von Glasvegas. Anders aus- werk und ist eine der be- (der auch an den Stücken gedrückt: Gesangsmelodien glückenden Platten dieses mitgeschrieben hat) insze- à la Beach Boys werden mit Jahres. niert? Oder das einzige Gitarren nach 50-Jahre- englisch gesungene Stück Töffl ibuben-Art unterlegt, bs. «Love Affair», wo uns das Schlagzeug gern auf Berrry mit diesem char- einen stoisch geschlagenen manten Akzent einfängt, Schellenkranz reduziert. das jazzig poppige «Cheri», Alles gelingt noch nicht, das typische Chanson «In- Charme aber hat dieser utile… So geht das munter Erstling. Und um von Girls weiter auf diesem herrli- zu Ladies zu reifen, haben chen Debüt, das am Ende die Jünglinge ja noch Zeit. noch den schönen Hidden Track «Mon Automobile» ash. bereithält.

tb. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Es dürfte die geneigte LeserInnenschaft nicht weiter erstau- nen, wenn sie erfährt, dass Interviews mit Popstars, die in Pubs geführt und von einem alkoholischen Getränk beglei- tet werden, gewöhnlich vergnüglicher ausfallen als solche, die im Edelhotelzimmer mit Mineralwasser («not fi zzy») über die Bühne gehen. Die in Leeds lebenden Wild Beasts Toy Fight Peppermoon Trembling bestätigten diese schöne Regel wieder einmal in aller Form. Peplum Nos Ballades Bells Nun muss man dazu wissen, dass diese Beasts nur schon (City Slang/TBA) (Edina/Rue Stendahl) Carbeth dadurch erhebliche Zivilcourage markierten, dass sie im (Honest Jon’s/Import) doch ziemlich machohaft eingestellten hohen englischen Die erste Zeile auf «Pe- Vom Netz über diverse Blogs Norden (ursprünglich kommen sie sogar aus Kendal, das plum», dem zweiten Album an eine grössere Öffentlich- Alex Neilson stammt aus ist links oben kurz vor der Grenze zu Schottland) auf die von Toy Fight, ist nicht nur keit: Fans des verträumten, Leeds, wohnt in Glasgow Idee verfi elen, ihre cleveren und dramatischen Lieder auch wunderschön, sondern verspielten French-Pop des und betätigt sich als Schlag- noch mit Falsettstimme vorzutragen. Klanglich liegen die auch vielversprechend: Pariser Trios Peppermoon zeuger. Als solcher hat er Resultate auf halbem Weg zwischen Klaus Nomi und «What’s going on inside warten schon seit zwei, schon Anstellung bei al- Sparks mit einem Hauch Radiohead. Wobei man hoffe – so a song, you never know.» drei Jahren auf das Debüt lerhand Wichtelmännchen Bassmann Tom Fleming –. dass die Texte punkto sexuellem Der Pop-Song als kleines der Band um Songschreiber aus dem dunkleren Un- Gusto mit denen von Tim Buckley und «Greetings From Abenteuer im Alltag – das Pierre Faa. Und das Warten terholz der britischen und L.A.» mithalten könnten. und nicht weniger verheisst hat sich gelohnt, wie die elf amerikanischen (Acid-) Für ihren Mut hat die Combo schon allerhand Beleidigun- die Pariser Combo, die für Songs und zwei Instrumen- Folk-Szene gefunden, dar- gen eingesteckt. Doch sie nimmts gelassen: «So schlimm ihren zweiten Wurf vom tals auf «Nos Ballades» unter Six Organs of Admit- wie Suicide, die mit Pisse beworfen wurden, ist es uns noch Trio zum Sextett ange- zeigen. Lockerer, fein ar- tance, Bonnie ‘Prince’ Billy, nie ergangen.» Das Wild-Beasts-Debüt war verspielt, ver- wachsen ist. Und sie erfüllt rangierter und instrumen- Richard Youngs, Jandek stiegen und keineswegs easy listening. «Limbo, Panto» das Versprechen gleich 16 tierter Folk-Pop, der zum und vor allem auch beim (Domino) gehörte zu der Art von Album, deren Mut zum Mal, dank ihrer Begabung, einen aus der Qualität einer grandiosen Alasdair Ro- Risiko man schätzte, wo man spürte, dass hier eine wahr- eingängige, aber nie an- Françoise Hardy oder der berts. Mit Trembling Bells haft eigenwillige Muse am Werk war, man aber doch in biedernde Melodien mit jüngeren Keren Ann und hat er nun selber ein En- einer eher selten auftretenden Stimmung sein musste, um komplexen, aber nie über- Barbara Carlotti schöpft, semble zusammengestellt, sie auch tatsächlich aufzulegen. ladenen Arrangements zu andererseits aber auch von dessen spukhafte Musik Ihr Zweitling «Two Dancers» kommt deutlich konzen- verknüpfen und daraus ver- einer internationalen Band aus einem post-psyche- trierter daher. Statt in jedes Lied sieben Ideen zu stopfen, spielte Folk-Pop-Songs voll wie Belle And Sebastian ins- delischen Nebel aufsteigt begnügt man sich nun mit deren drei, aus denen man dann gutgelaunter Melancholie piriert scheint. Faa entwirft wie ein Schimmelreiter mit aber auch noch den letzten würzigen Tropfen Groove her- zu basteln. Der Gesang ist mit Akustikgitarren, Piano, dem Geist der Incredible ausdrückt. Ausverkauf? «Ich glaube, es wäre für die Wild ➜ englisch, der Akzent aber Flöten, Ukulele, Cello und String Band, von COB und unüberhörbar französisch, dezentem Schlagwerk sehr Comus in der Satteltasche. und der Instrumente sind hübsche Songs, die ins Ohr Zum Instrumentarium ge- viele (unter anderem auch wollen und von der sanften hören nebst den obligaten Mandoline, Farfi sa, Glo- Stimme der erst 21-jähri- Gitarren auch Harmoni- ckenspiel, Melodica und, gen Iris Koshlev getragen um, Posaune, Viola und Bandname oblige, das eine werden. So wie «Les petits Lapsteel-Gitarre – und vor oder andere Spielzeuginst- miroirs», ein fantastischer allem die Stimme von La- rument). Gemahnen diese Song voller Herz und Klas- vinia Blackwell: eine klas- Beschreibungen an Belle se. Oder «Après l’orage», sische, eigenwillige, klare And Sebastian oder The zu dem es im Netz ein hüb- englische Folkstimme in Shins? Das wäre durch- sches Animationsvideo der der Tradition von Shirley aus nicht unbeabsichtigt, Künstlerin Carol Jakob zu Collins. Man merkt den denn auch Toy Fight haben sehen gibt. Zwischendurch oft sehr locker gestrick- sich der Suche nach dem – bei «Le thé» – ziehen die ten Arrangements an, dass beschwingt schwebenden Drei dann auch mal das Neilson auch mal gerne Wohlklang luftiger und, ja, Tempo ein wenig an und frei improvisiert – die ans geradezu schmusiger Har- werden etwas lauter. Ins- traditionelle Folk-Gut ge- monien verschrieben – und gesamt dominiert aber der mahnenden Gesangs- und entdecken die Schönheiten harmonische Wohlklang, Instrumentalmelodien drif- und den Charme des Pop das mittlere Tempo und das ten ineinander hinein und überall und immer, an je- «Leise», ohne dass je lang- übereinander hinweg wie der Strassenecke, in jedem weilen würde. Geisterschiffe. Und gerade Break oder Harmonie- darin besteht der Reiz die- wechsel. Ein leichtes, aber tb. ser in eigenartigsten Farben nie seichtes Vergnügen. schillernden CD samt ihren von William Blake beein- cg. fl ussten Illustrationen.

hpk. DIE NEUEN PLATTEN ➜ Beasts ziemlich unmöglich, Ausverkauf zu machen», grinst Sänger Hayden Thorpe, 23, unter einer dunkel ge- tönten Aviator-Brille hervor, wie sie in gewissen Teilen von London plötzlich wieder Mode geworden sind. «Es wird immer Leute geben, die entsetzt davonrennen, wenn sie uns hören. Das ist eine interessante Machtposition – die Fähig- keit, Menschen dazu zu bringen, überhaupt eine Position einzunehmen.» Und sein Mitspieler Fleming: «Sehr viel Musik wird für Menschen in der Grauzone aufgenommen. Musik, an der man sich garantiert nicht schneiden kann, Darker My Love Bowerbirds Ian Hunter für Menschen, die vor allem Angst haben. Aber wo gibt es 2 Upper Air Man Overboard diese Menschen? Ich glaube, sie existieren gar nicht. Sind (Dangerbird Records/MV) (Dead Oceans/Irascible) (New West/MV) ein Produkt der Fantasie von Plattenfi rmen und ihren Mar- ketingleuten. Und wenn sie doch existieren, bin ich froh, Drogenmusik – das bedeu- Wenn sie reden oder Song- 2009 ist ein gutes Jahr für dass es keine Freunde sind von mir.» Die Musik der Wild tet nicht unbedingt Musik texte schreiben, haben die Rockdinos – mit soliden Beasts sei Provinzmusik, darauf besteht Fleming. «Kendal von und für Drogenkonsu- Bowerbirds – Phil Moore Veröffentlichungen von Bob steckt tief in unserer DNS», sagt er. «Es ist ein Städtchen menten, sondern je nach- (Gitarre, Gesang) und Beth Dylan (68), Levon Helm mit einem ganz bestimmten Charakter. Wir hatten da oben dem auch Klänge, die wie Tacular (Handorgel, Key- (69), Bruce Springsteen das Gefühl, dass es keine Musik gab, die uns aus der Seele psychoaktive Substanzen boards, Gesang) – einen (59) und New-York-Dolls- sprach. Wenn wir Musik haben wollten, mussten wir uns wirken. So wie Darker My Hang zu heimelig humor- Sänger David Johansen anderswo einklinken. Eines Tages ging es mir auf: Das war Love. Denn dem grufteln- losen Hippie-Sprüchen im (59). Einen Namen muss eine kindische Haltung. In der Tat war gerade das eine pro- den Bandnamen zum Trotz amerikanischen Stil (die man der Liste nun noch vinzlerische Haltung – die grosse Herausforderung bestand widmet sich die US-Band Bowers stammen aus dem hinzufügen: Ian Hunter, darin, darüber hinaus zu wachsen und etwas zu kreieren, auf ihrem (ha!) Zweitwerk urbanen Raleigh in North den früheren Frontmann das uns gehörte.» Deswegen ging den Boys die Neugier auf «2» schwer groovendem Carolina). So geben sie als von Mott The Hoople. alles, was sonst noch so passierte, nicht verloren, im Ge- Psychedelikrock. Die Ori- Einfl üsse auf ihrer MyS- Nach seinem erstaunli- genteil: «Auch das gehört wohl zum Aufwachsen in einem entierungspunkte liefern pace-Seite «bird-of-para dise» chen Comeback «Shrun- Ort, wo es nichts gibt – man verbringt Stunden im Internet die Grossen: «Blue Day» an und beschreiben ihren ken Heads» (2007) legt und sucht Musik.» etwa klingt, als würden Sound so: «Winzige Kiesel- der Siebzigjährige (!) das Nachdem die weltbewegend wichtigen Punkte aus dem Primal Scream für einmal steine, die in ein Aquarium beachtliche «Man Over- Weg geräumt waren, geriet unsere Bierrunde erst richtig nicht im Stones-Geviert fallen gelassen werden». board» nach. Eigentlich in Fahrt. Die Stationen: Tim Buckley, Scott Walker, Dirty wildern, sondern durch Wenn die das so sehen... war Hunter schon immer Projectors, Klaus Nomi, Diamanda Galas, Death Metal, Zeppelin-Territorium pre- Wenn sie aber singen oder ein alter Knochen – ätzend, Napalm Death, Leonard Cohen, Jeff Buckley, Gary Lucas, schen. Überhaupt scheint an ihren Instrumenten her- voller Hohn und Spott. So Captain Beefheart («‹Ice Cream and Crow› – eine meiner der britische Rave der Früh- umdrücken, dann hört man überrascht es nicht, dass liebsten Platten aller Zeiten», sagt Tom Fleming) – ohne neunziger in diesen Amis ihnen schon viel lieber zu. er immer noch Songs über Halt bis Derek Bailey. Pub, Bier, Interview – das sind die neu aufzuleben, klingt doch Denn ihre Antenne ist fein Aussenseiter schreibt und PR-Aktionen, die etwas hergeben. QED. manches wie die Stone Ro- darauf eingestellt, ihrem sich auf die Seite der klei- Hanspeter Künzler ses mit Muskeln und Le- simplen elektrizitätsfreien nen Leute schlägt («Up and derwesten. Und dann, bei Instrumentarium (da und Running», «Man Over- «Summertime», heben mit dort ergänzt durch Gäs- board»). Im autobiografi - dem Gitarrensolo Streicher te mit Tambourin, Geige schen Opener «The Great zur bittersüssen Symphonie oder Drums) ungewöhnlich Escape» enthüllt er das an. Später kommen auch dicht ineinander verschlun- Geheimnis seines Erfolgs: die Beatles und Pink Floyd gene Melodien und Arran- «When you gotta get away, zu Ehren, wenn quer durchs gements abzugewinnen, die you gotta get away—espe- Universum astronomisches manchmal eine halbe, fas- cially when the other guy’s Domino gespielt wird. Das zinierende Ewigkeit brau- bigger than you!» Doch die ist bitteschön nicht despek- chen, bis sie in ihrer vol- Protagonisten in Hunters tierlich gemeint, denn die len Länge ausgerollt sind. Songs stecken nicht auf, Kombination aus schwe- «Upper Air» ist das zweite auch wenn sie wissen, dass bendem Gesang, Wah- Album des Duos. Es un- sie zum Scheitern verurteilt Wah-Gitarren und allerlei terscheidet sich kaum vom sind. Besonders die erste Gerassel und Klimbim tut ersten, das vor zwei Jahren Hälfte des wiederum von ihre Wirkung. Darker My erschien. Aber die Lieder Andy York produzierten Love nehmen das Publi- sind schön genug, dass man Sets überzeugt. Danach kum mit auf einen Hippie- sich gern eine zweite Aus- verlegt sich der Veteran Trip, und im Gegensatz wahl davon gefallen lässt. eher auf träge Balladen. zum chemischen Zeug fällt man auf den Schallwellen hpk. tl. dieser Jungs auch nicht so saublöd runter, kaum hat sich die Wirkung entfaltet. Drop in, turn on, stay tuned. ash. DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprise Die Entdeckung von Charlie Rich verdanke ich Loop-Boss Amrein, der uns vor einigen Jahren Richs Klassiker «Be- hind Closed Doors» (1973) ausdrücklich ans Herz legte. Zu Recht: Kaum ein anderer Country-Crooner schmachte- te sich mit soviel Stil und Klasse, Gefühl und gleichzeitiger Zurückhaltung durch grossartige Herzensbrecher und an- The Bottle Mark Knopfl er Voormann & dere melodramatische Balladen. Dass der Mann mit dem Rockets Get Lucky Friends dichten weissen Schopf auch andere Saiten aufziehen konn- Lean Forward (Universal) A Sideman’s Journey te und sich in seiner knapp vier Jahrzehnte währenden Kar- (New West/MV) (Universal) riere als vielseitiger Künstler erwies, fand ich erst nach und Eines der Markenzeichen nach heraus – besonders einprägsam ist die Anekdote, wie In mein Bewusstsein ge- von Mark Knopfl er ist, Der Hamburger Klaus ein betrunkener Rich während der Verleihungszeremonie spielt haben sich The Bot- dass er einen immer wie- Voor mann war stets zur der Country Music Awards den Umschlag mit dem Namen tle Rockets vor etwa zehn der überraschen kann. Das richtigen Zeit am richtigen des «Entertainer of the Year» (John Denver) nicht aufriss, Jahren mit einer Tribut-CD tut er auch mit seinem am Ort und nutzte die Gunst sondern kurzerhand abfackelte für Doug Sahm. Und nun 11. September erscheinen- des Augenblicks. 1960 1957 lebte Charlie Rich mit seiner Frau Ann-Margret und beschert mir die Band aus den Album «Get Lucky». lernte Klaus Voormann den drei Kindern in der Nähe von Memphis. Aus dem Bau- St. Louis einen prächtigen Gefi el er sich beim letzten in Hamburg die Beatles ernsohn war ein Bauer geworden – der aber seinen Beruf Strauss Rock-Goodies, ohne Album noch als halbgarer kennen, spielte bei ihnen hasste. Vom Stallgeruch lenkte er sich ab, indem er mit ihren Alt-Country-Twang Folksänger und setzte so ein bisschen mit und blieb Freunden in den Jazzclubs von Memphis auftrat. Eines zu verleugnen. Was die das Album «Kill To Get den vier Ausnahmekön- Tages spielte Ann-Margret Rich dem legendären Sam Phi- Songs des mit Producer Crimson» in den Sand, nern fortan verbunden. Er lips Demo-Aufnahmen von Charlie Rich zu; Philips fand Eric «Roscoe» Ambel ver- macht er bereits mit den zeichnete das berühmte sie zu jazzig, drückte Rich aber bei Gelegenheit ein paar stärkten Quartetts zum ersten Klängen des neuen Cover der «Revolver»-LP, Rock’n’Roll-Singles in die Hand. Die Folge fi ndet sich auf Hörgenuss adelt, ist ihre Werks klar, dass er die Sa- spielte den Bass in John der Compilation «Charlie Rocks», auf der das verdienst- Vielschichtigkeit. Man kann che ernst genommen hat. Lennons Plastic Ono Band volle deutsche Label Bear Family Records 31 Aufnahmen sie laut hören und einfach Sein Rezept lautet: Kei- sowie später auch auf Al- präsentiert, die der Rock’n’Roller Rich zwischen 1958 und auf die Musik abfahren ne Songs, die an die Dire ben von George Harrison, 1966 für Sun Records, RCA und Smash aufnahm. Auffällig oder sich zurücklehnen und Straits erinnern, dafür die Lou Reed oder B. B. King. ist, dass Charlie Rich – schon damals mit silberner Haar- die Geschichten vom öden Ambition, den Grammy 1966 bis 1968 gelang ihm locke – nicht nur blendend aussah, sondern eine Stimme Mittelklasseleben im Mit- für the most laidback and Hit auf Hit mit Manfred hatte, die der von Elvis sehr ähnelte. «Charlie Rocks» ver- telwesten auf sich einwir- relaxed Album of the year Mann. In den Achtzigern sammelt Richs frühe Hits wie «Big Boss Man», «Mohair ken lassen. Sänger/Gitarrist zu gewinnen und ernst- entdeckte und produzier- Sam» und «Lonely Weekends» sowie weniger bekannte, Brian Henneman bringt haft Folksongs zu spielen. te er Trio. Und natürlich aber nicht minder süffi ge Songs zum Porträt eines Balla- es im knackigen Rocker Keine Americana sondern trug auch das Cover der densängers als junger Rocker. «Hard Times» auf den English Folk mit Fiedel, «Beatles Anthology» seine Charlie Rich gehörte zur zweiten Rock’n’Roll-Generation. Punkt: er pfeift nicht nur Flöte und Akkordeon. Die Handschrift. Amos Milburn hingegen war ein grosser Vorläufer und Pio- fi nanziell aus dem letzten vier Songs «Border River», Anlässlich seines 70. Ge- nier, der in den Südstaaten grossen Einfl uss ausübte, in der Loch, sein Auto ist auch «Get Lucky», «So Far from burtstages reiste Voormann offi ziellen Genealogie des Rock’n’Roll allerdings oft über- ohne Benzin. «Kid Next the Clyde» und «Piper to im vergangenen Jahr um sehen wird. Zu Unrecht. In den Vierzigerjahren entwickelte Door» zeigt, welche Aus- the End» bilden die Folk- die Welt und suchte eini- Milburn eine Spielform von Boogie und Rhythm’n’Blues, wirkungen der Krieg auf klammer des Albums und ge seiner früheren Wegge- in der sich wild rollende Rhythmen, ekstatisch kreischende das Zusammenleben der markieren zugleich dessen fährten auf. Mit Freunden Saxophone, frenetisches Pianohämmern und eine gewal- US-Amerikaner hat. Im Höhepunkt. Böse Zun- wie Paul McCartney, Dr. tige Stimme zu überaus druckvollen, schweisstreibenden, Refrain von «Get on the gen mögen zwar behaup- John, Bonnie Bramlett, atemlosen Tanzbodenkillern verknüpften, die dem späte- Bus», einem treibenden ten, dass die Gitarre auf Yussuf Islam (Cat Ste- ren Rock’n’Roll verdammt nahe standen. Diese Verwandt- Countryrocker mit Fiddle «So Far from the Clyde» vens), den Manfreds und schaft wird auf «Amos Milburn Rocks» (Bear Family und Mandoline, wird «Ma- an jene von «Brothers in Ringo Starr nahm er noch Records) überdeutlich, das bei einer Spielzeit von über gic Bus» (The Who) zitiert. Arms» erinnert. Aber die- einmal jene Songs auf, die 80 Minuten 31 Boogie- und Rock’n’Roll-Stomper Mil- Melancholisch gehts dann ses Selbstzitat ist ein gutes ihm in den vergangenen burns versammelt: exzessive Oden an Leben und Laster, in die Schlussrunde: «Soli- Zeichen, denn in der Mitte 50 Jahren besonders viel an schnellen Sex, starken Whiskey und endlose Nächte, taire» beginnt mit dem Riff des Albums droht Mark bedeutet haben. Das Ergeb- die er zwischen 1946 und 1957 aufnahm. Explizite Titel von Little Feats «Willin» Knopfl er ob seiner eigenen nis sind grossartige Sessi- wie «Bad, Bad Whiskey», «Good, Good Whiskey», «Vi- und malt das Bild zweier Entspanntheit den Faden ons, zusammengefasst auf cious, Vicious Vodka», «Let Me Go Home Whiskey» oder entfremdeter Menschen. zu verlieren – da hilft ihm dem Album «A Sideman’s «Sex Shack Boogie» mischten damals die Rhythm’n’Blues- Und «Give Me Room», der nicht einmal die elektrische Journey». Darauf hören Charts auf. Ab 1957 liess der Erfolg nach – Milburn schaff- heimliche Hit, besänftigt Gitarre auf «Cleaning My wir Voormann’sche Karri- te es nicht, vom Rock’n’Roll-Boom zu profi tieren. Ausser- mit eingängigem Pop-Beat. Gun». Mark Knopfl er be- ereschritte und Standards dem forderte der exzessive Lebensstil seinen Tribut und reitet einem also ordentlich wie «Short People», «My führte 1969 zu einem ersten Schlaganfall und zur Lähmung tl. Hörspass. Nicht zuletzt Sweet Lord»» oder «Migh- seiner linken Hand – und damit zum Ende seiner Karriere. auch, weil er sich auf elf ty Quinn». Altherrennost- Er starb 1980. Songs beschränkt hat. algie pur. Aber soo schön! Christian Gasser yba. tl. DIE NEUEN PLATTEN 45Prince Thee Vicars aus England haben mit ihren grossartigen ersten beiden Singles und der LP den Punk-Rock’n’Roll- Schnutz zu neuen Höhen getrieben. Aber da es mit den Prisoners noch mehr Landsleute ausser Billy Childish und The Boys zu ehren gibt, spielen sie kurzerhand zwei Acht- Clues The Innits Lamps of Delta zigerjahre-Neo-Garage-Singles ein. «Feels So Good» (Holy Clues Onthefence Interregnum Express Twist) und «You Lie» (Dirty Water) haben alles, was sich (Constellation/Irascible) (Sunday Service/Irascible) (Pottwalplatten/Irascible) auf «Back from the Grave» empfi ehlt, sind jedoch gleich- zeitig so sauber eingespielt, als wollte man jedes Haar des Fünf Jahre nach dem Ende Es gibt Alben, die gehen Noch 2005 war die Bas- Mops an der hinfrisierten Stelle belassen. der unsterblichen Unicorns durch wie wilde Pferde, ler Band Lamps Of Del- Neuseeland hat nicht nur schräge Pop-Schafhirten. «God gibt es ein schönes Le- überhitzt und unberechen- ta (LoD) ein Fanal. Von Damn» von Knife Fight (Kato) ist eine Blues-Noise-Vari- benszeichen des dritten bar. Das Debüt-Album irgendwo am Arsch der ante der Fatals – beinahe an der Grenze zum heute Erträg- Mitglieds der Montrea- von The Innits war so eine Schweiz, wie das eben häu- lichen. Mit «Ugly» gelingt ihnen aber ein irrer Schlächter. ler Splatterpopgruppe zu Rockexplosion, und auch fi g so ist mit guten jungen Wer meint, hier krachen die Oblivians, dem hat die Erin- vermelden: Alden Penner «Onthefence» hat diese Bands, was aber natürlich nerung ein kleines Schnippchen geschlagen: derart hart spannt in seiner neuen goldenen Momente der keine Rolle spielte. Wie ist es damals nicht zu und her gegangen, auch wenn der Band Clues mit dem ersten Leidenschaft – auch wenn das eben häufi g so ist mit Rhythm’n’Blues Zugang der gleiche ist. Arcade-Fire-Schlagzeuger die Gitarren etwas dressier- guten jungen Bands. Denn David Peter & The Wilde Sect haben dank The Jackets Brendan Reed zusammen ter sind. Im Vergleich zu zig LoD waren in erster Linie für ein paar Konzerte die Schweiz gestürmt und neben und fabriziert auf dem anderen Bands spielen sie grossartig. Mit Schmiss schweisstriefenden Lachgesichtern auch ihre Single zurück- selbstbetitelten Debüt bruch- aber immer noch ruppig, und Verve und eigenem gelassen. Vier Dänen um die 20 nehmen den Beat der Six- reiche Psycho-Oden für schrubbig – also charmant, Sound. Skelettal und zap- ties und frisieren diesen bis zum Kolbenfresser. The Dukes eine bessere Popwelt. Me- wenn man das Ungeho- pelig und verkopft und Of Hamburg haben ein ähnliches Tempo angeschlagen. lodien auszuspielen, ist belte mag. In gleich zwei aber auch derbe. Kurzum: Hier wird jedoch der Gesang möglichst unverzerrt gehal- natürlich nicht die Sache Songs wird ausgelotet, was LoD waren die strahlende ten. «Wilde Girl» (Wilde Beat) fährt den Pretty Things ans der Kanadier, die unüber- sich mit einem Saxophon Zukunftshoffnung in einer Raucherbein, «Puppy Dog» garantiert psychiatrischen Be- hörbar Freude haben am alles anstellen lässt. Fazit: düsteren Zeit voller unta- treuungsbedarf und «On the Street» ist defi nitiv nichts für Fallenstellen, an lärmig viel. Vor allem «Hearts lentierter Franz-Ferdinand- den fi xierten Mod. raspelnden Gitarren und and Minds» klingt wie der Plagiate. Gut vier Jahre Das Label Memoire Neuve glänzt mit bisher unveröffent- lumpigen Perkussions-Hol- Soundtrack für den ersten später steht nun also die lichten Aufnahmen aus den Jahren um 1977. Den motöri- zinstrumenten – wie auch Flug in die Stratosphäre Materialisierung via CD- sierten Anfang machte eine LP von Soggy. Nun legt man die Nähe des meist fi steln- oder den ersten Vollrausch Aufnahmen an. Und hier mit einem totalen KBD-Punker nach: Bondage-T. «Image den Gesangsorgans Pen- mit süffi gem Wein, bei ist Sense mit herausstechen- d’epinal» wurde 1979 eingespielt und wäre die perfekte ners zu jenem seines dama- dem das Kopfweh schon der Eigenständigkeit punk- Eröffnungshymne für den längst überfälligen «Bloodstains ligen Unicorns-Vorstehers mit dem Saufen kommt. to Klangästhetik. Denn lei- across France»-Sampler. Jawohl, Dogs, Gasoline oder Me- Nick Thorburn frappant Wann hat man soviel heis- der haben sie sich in Guido tal Urbain müssten hinten anstehen. Das längere Gitar- ausfällt. Da fi nden sich se und heisere Lust zuletzt Lucas’ Blunoise Studios be- rensolo, ein Schlagzeug, das nicht hetzt, Gitarren, die an aber auch verwunschene, gehört? Wahrscheinlich in geben, wo ihre Finesse und Slaughter & the Dogs erinnern: ihr Gründungsjahr 1975 geschlossene Balladen und den Siebzigern, auf einer Originalität plattgewalzt drückt an allen Fronten durch. ein verstimmter, lustiger Free-Jazz-Scheibe. Obwohl wurden. Ihre Verstiegen- Klavier-Ausgang, die diese hier Berlins wildeste Kerle heit, das Feingliedrige und Philipp Niederberger famose Platte veredeln und rocken, gibt es doch so ei- Listige wurden begraben Penners ehemaligen Wegge- nige zuckersüsse Momente. unter dem typisch bom- fährten, der mit dem einst Der Chef der Gang, Mek bastischen Wall-of-Guitar- furios gestarteten Projekt Obaam (Gesang, Schlag- Sound, wie man ihn auch Islands immer einen gera- zeug, Komposition), gibt von Blackmail her kennt. deren und berechenbareren öfter mal den smarten FreundInnen von Indiedis- Weg einschlägt, unter Zug- Sänger, und die Gitarristen cos mag es erfreuen, dass zwang setzen. wollen auch nicht immer eine lokale Band endlich dengeln, sondern spielen mal genau gleich klingt bs. fein geschliffene Songs, wie die grossen Helden aus wie für einen Edelwestern. dem Ausland. Musikfreun- So lange, bis die Gäule mit dInnen dürfte genau dieser ihnen durchgehen... Das ist Umstand eher zum Abwin- die Platte mit dem gewissen ken bewegen. Twang! nin. cam. NACHT SCHICHT

Mischen mit Curse Ov Dialect Vernünftig sein mit Hertz

Wer an dieser Welt nicht zugrunde werden will, muss sich ins Absurde Fühlten sich die famosen Taxi noch lose dem abstrakten Kraut- bezie- fl üchten: So erklärt der Rapper Raceless der australischen HipHop-Artis- hungsweise Röstirock der Siebzigerjahre verbunden, machte sich deren ten Curse Ov Dialect in einem Interview die comichaften Züge, die sich in Nachfolgeband Hertz auf, die Achtzigerjahre zu bewältigen. Der zickige den ursprünglich ernstgemeinten Message-Rap seiner Band eingeschlichen Ska-Beat von «Willy Ritschard» gab die Richtung vor. Daneben lotete die haben. Mit ihrem zweiten Album «Wooden Tongue» für Mush Records, Zürcher Band, deren Sänger sich auf Langstreckenfl ügen gerne mal einen dem amerikanischen Vorzeige-Label für abseitigen HipHop, fabrizierten Campari Soda genehmigte, alles aus, was es zwischen Post-Punk, New sie vor drei Jahren einen zeitlosen Klassiker, der seine Komik und Nachhal- Wave und Neue Deutsche Welle zu entdecken gab. 2002 veröffentlichte tigkeit aus dem frivolen Sampleunterbau aus Trickfi lm-, Volksmusik- und CSR Records «Eine Auswahl» mit 24 Hertz-Titeln. Seither ist die Band in auch John-Cage-Schnipsel bezieht. Auf der Bühne hüllen sich die Fünf mit erweiterter Urbesetzung sporadisch auch wieder live zu hören. heimischen Wurzeln in Malta, Mazedonien, Indien, Neuseeland und Paki- Für unsere an Devo geschulten Ohren klingt der Sound inzwischen ein- stan in Kostüme, die die multikulturelle Herkunft betonen und gleichzeitig gängiger, als es damals der Fall sein konnte, herausfordernd sind aber im- die Ethnizität unterlaufen. Denn das Ernste, die Message, sie wurde im mer noch Dominique Grandjeans superbe Texte. «Musik zerschlägt die Rap noch nie lustvoller vermittelt als im Werk von Curse Ov Dialect, die in Zeit. Wir machen Schlager. Wir wechseln die Zeit. Wir glauben heute an Bälde ein neues Album veröffentlichen werden. (bs) morgen. Hertz, die Stimme der Vernunft», schrieb er 1979 in einem Band- Manifest. Doch gehen Sie hin und hören Sie selbst. (söh) 1.9., L’Usine, Genf; 2.9., Queen Kong Club, Neuenburg; 3.9., Reithalle (Rössli), Bern; 4.9., Espace Autogéré, Lausanne; 6.9., Kalkbreite, Zürich 5.9., 9.10., 10.10., Helsinki, Zürich; 25.9., Bar59, Luzern; 16.10., Palace, St. Gallen; 17.10., Mühle Hunziken, Rubigen

Schlicht bleiben mit Magnolia Eletric Co. Zurückkehren mit Starsailor Zuletzt wurde Jason Molina öfter in Neil-Young-Nähe gerückt. Im Inter- «Sie machen alles richtig. Betreten im Dunkeln die Bühne, rocken die ers- view mit einem amerikanischen Magazin berief er sich allerdings auf Ri- ten zwei Stücke staubtrocken durch und geben dann beim Stück ‹Alcoho- chard Thompson (Fairport Convention). Der Mann sei eine Quelle der Ins- lic› eine gepfl egte Portion Pathos bei. Zuvor begrüsst Sänger und Gitarrist piration, und was ihm besonders gefalle: «Er ist ein richtig harter Arbeiter.» James Walsh aber noch in gebrochenem Sympathisanten-Deutsch das Pu- Das ist Molina auch: Seit 1995 sind eine Vielzahl – manche meinen: Unzahl blikum, das der Band spätestens nach dieser kleinen Geste unwiderrufl ich – von Aufnahmen erschienen. Zwei Alben pro Jahr sind keine Seltenheit, zu Füssen liegt. Auf gewichtigere Showeinlagen können Starsailor freilich dazu ein Sammelsurium von Singles, Minialben und Kollaborationen. Der getrost verzichten, denn ihre Musik spricht beziehungsweise singt für sich. Amerikaner ist ein Meister der Songminiatur, doch trägt er seine Stücke Da gibt es Anklänge an The Who, forsche Vorwärtsnummern im Geis- womöglich allzu bescheiden vor, denn aufs erste Hinhören klingen die- te von The Jam und immer wieder breit arrangierte Melancholie. Walsh se Lieder unspektakulär bis unscheinbar. Hits landet man auf diese Weise singt dabei mitunter raumgreifend wie Brett Anderson von den Britpop- keine, und Johnny Cash coverte blöderweise bloss den artverwandten Will Altmeistern Suede, wobei seine Stimme durch einen kräftigen Hall-Effekt Oldham. Doch das fi cht den schmächtigen Sänger nicht an: Auf dem neuen zusätzlich monumentalisiert wird und selbst in den ruhigen, lediglich von Album «Josephine» seiner Band Magnolia Electric Co. präsentiert Molina einer Akustikgitarre begleiteten Passagen noch mächtig strahlt.» So lautete souverän einige der berührendsten Momente seiner Karriere. Doch weil das Verdikt im November 2003, als Starsailor im X-tra gastierten. Nun Produzent Albini dafür sorgte, dass die Schönheit von schlichter, strenger kehrt das Quartett mit dem im Frühling veröffentlichten Album «All the Form ist, werden die Verkäufe auch diesmal überschaubar bleiben. Einen Plans» nach Zürich zurück. Und auch diesmal werden sie wieder alles rich- Vorteil hat das immerhin: Man kann sich Molina und Co. im kleinen Rah- tig machen. (amp) men unter Gleichgeschmackten anhören. (ash)

9.9., Kaufl euten, Zürich 10.9., El Lokal Zürich; 11.9., Le Romandie, Lausanne NACHT SCHICHT

Basteln mit My Little Pony Skanken mit den Toasters

My Little Pony – ein schnuckeliges Plastikpony mit kämmbarer Mähne, «Pick it Up!» Diesen szenetypischen Tanzbefehl liessen die Toasters immer das von jener Firma hergestellt wird, deren Hauptkonkurrent Barbiepup- wieder durchs Winterthurer Albani schallen, damals, in den Neunzigern, pen und «Hot Wheels»-Spielzeugautos fabriziert. Eingang in die Populär- als gerade die dritte Ska-Welle über die westliche Musikwelt hereinbrach. kultur fand das Pferdchen mit der US-Fernsehserie «The O.C.», und zwar Und genau das tat man dann auch: im munteren Offbeat, mit warmen als Princess Sparkle, das wichtigste Besitztum von Summer Roberts, einer Bläsern, schneidener Gitarre, rollendem Bass und zackigem Snaresound im der Hauptfi guren. Ohr. Nachdem die Welle verebbt war, bedeutete dies den fi nanziellen Ruin Aber My Little Pony ist auch der Name eines norwegischen Quartetts, das für einen der wichtigsten Pfeiler der Szene. Das New Yorker Label Moon seit ein paar Jahren besteht und in dieser Zeit eine Reihe clever–kuscheli- Ska Records, das vom Toasters-Frontmann Bucket betrieben wurde, mel- ger Popsongs angefertigt hat. Zu hochmelodiöser Begleitung berichten sie dete Konkurs an. Bucket stand und steht aber weiterhin zu seiner Liebe, aus dem unspektakulären Alltag, der doch immer wieder herausragende und so ist es kaum erstaunlich, dass es auch die Toasters noch gibt. Und kleine Erkenntnisse bereithält. Ihr bisheriges Meisterwerk dreht sich – und dass sie auch wieder Schweizer Bühnen beehren. Natürlich ist das Muster hier schliesst sich der Kreis – um eine wesentlich wichtigere TV-Figur als immer noch das gleiche, und natürlich hat man das so schon gehört, be- Summer Roberts, und zwar um MacGyver. Dem genialen Bastelkünstler tanzt und beschwitzt. Na und? Sonic Youth klingen auch immer noch wie haben sie mit dem Song «MacGyver Blues» ein herzergreifendes Denkmal Sonic Youth. Und wo man sich bei Sonic Youth bereits am Konzert als alter gesetzt, indem sie sein Genie in griffi gen Versen umschreiben («You could Sack fühlt, stellt sich dieses Gefühl bei den Toasters erst einen Tag später make anything out of anything») und schliesslich gar eine der ganz grossen ein. Zusammen mit dem Muskelkater von der wilden Tanzerei. (nin) Fragen der Menschheit stellen: «What’s the Phoenix Foundation gonna do now?» Um dieses Lied live zu hören, muss man einfach nach Düdingen 18.9., Sommercasino, Basel; 19.9., Palazzo, Chur; 20.9., Café Mokka, Thun fahren – notfalls in einem Auto, das man sich aus Alufolie, Büroklammern, Brausetabletten, einer halben Zitrone und jeder Menge Klebeband eigen- händig zusammenbastelt. (amp)

18.9., Bad Bonn, Düdingen Finster funkeln mit Hugo Race

Schmachten mit Scott Matthew Manche Musiker explodieren wie Sternschnuppen, andere steigen immer höher in den Sternenhimmel und mancher stürzt furchtbar ab. Dann gibt Mit Schmalzlocke, Waldschratbart, einem mystischen Amulett, Ukule- es noch die, die unbeirrt auf kleinem Fuss durch die Musikgeschichte spa- le und weitem T-Shirt sass der australische Barde Scott Matthew diesen zieren. So einer ist der Australier Hugo Race. Einst spielte er bei den Bad Sommer auf der Galabühne des Montreux Jazz Festivals – und sorgte im Seeds und bei The Wreckery, längst aber zieht er unter eigenem Namen mit Vorprogramm des pompösen Antony für ein glorioses Konzert. Ein Kon- der Begleitkappelle True Spirit durch Klubs und Kaschemmen. Eine run- zert, das dank den melancholischen, feierlichen und abgründigen Liedern des Dutzend Alben hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten eingespielt ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte und mild euphorisch stimmte. und dabei Rock, Psychedelia, Industrial und Elektro gestreift. Doch egal, Schliesslich zwang dieses Konzert zum Anhören des prätentiös betitelten in welches Stilgewand er sein Schaffen kleidet – im Zentrum seiner Songs und im CD-Stapel liegen gebliebenen Albums «There Is an Ocean That pocht stets ein Herz aus Soul. Die Musik glitzert und funkelt fi nster, und Divides/And With My Longing I Can Charge It With a Voltage That’s So manchmal meint man die modrige Hitze einer Sumpfl andschaft zu spüren, Violent/ To Cross It Could Mean Death». Und die Euphorie hält beim Hö- während der Mann am Mikro eine Mischung aus Halbweltcharme und ren dieser Platte weiter an, speziell beim sündhaften «Ornament», in dem Aristokratenarroganz verströmt. Anders als Familienvater Nick Cave, der Matthew besonders schön schmachtet, während die Cello-Piano-Gitarren- den Dirty Old Man nur spielt, wirkt Race auch im fortgeschrittenen Alter Band auch die frohen Chörli beisteuert. Kurz: Eines der grössten Lieder des wie einer, der jederzeit ein Messer aus dem Stiefel ziehen könnte. Dem laufenden Musikjahres. (bs) Mann ist nicht zu trauen, aber alles zuzutrauen. (ash)

20.9., Schüür, Luzern; 22.9., Theatre de l‘Alhambra, Genf 29.9., El Lokal, Zürich SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

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