DIENSTAG, 1. MAI 2012 50 JAHRE #

1968/1969 GROSSE SPIELE

1. Bay. München Das Bayern-Gen wird entdeckt 1. FC Nürnberg 1 18 S, 10 U, 6 N Alem. Aachen 4 46:22 Pkt., 61:31 Tore Trainer: Serie (6) – 1968/69: Auf Papa „Tschik“ folgt der strenge Herr Zebec – Abstieg des Meisters 17. 8. 1968, 1. Spieltag: Sensation zum Start: Der Meister läuft in die Aachener 2. Alem. Aachen Konter, Gerd Klostermann 16 S, 6 U, 12 N trifft dreimal. Für den Club 38:30 Pkt., 57:51 Tore ist es der Anfang vom Ende, Trainer: Michel Pfeiffer die Alemannia ist am Ende Vizemeister – auch eine Sen- 3. Bor. M‘gladbach sation. 13 S, 11 U, 10 N 37:31 Pkt., 61:46 Tore Bay. München 3 Trainer: Hertha BSC 0

4. Braunschweig 7. 9. 1968, 5. Spieltag: 13 S, 11 U, 10 N Startrekord: Noch nie hat ein Team die Saison mit fünf Sie- 37:31 Pkt., 46:43 Tore gen eröffnet. Gegen den Auf- Trainer: Helmut Johannsen steiger tut der FCB nach ei- ner schnellen Führung nicht 5. VfB Stuttgart mehr als nötig; der Bayern- 14 S, 8 U, 12 N Stil zeichnet sich ab. 36:32 Pkt., 60:54 Tore Trainer: Werder Bremen 1 Bay. München 0 6. Hamburger SV 13 S, 10 U, 11 N 26. 10. 1968, 11. Spieltag: 36:32 Pkt., 55:55 Tore Entrüstung nach der ersten Trainer: Kurt Koch Niederlage. „Das war keine Georg Knöpfle Härte, das war Brutalität“, schimpft Bayern-Spielma- 7. FC Schalke 04 cher Gustl Starek. 35 000 14 S, 7 U, 13 N peitschen Werder an, Libero Heinz Steinmann erzielt das 35:33 Pkt., 45:40 Tore Tor des Tages. Als die Bayern Trainer: Günter Brocker die anderen Ergebnisse er- Beginn einer Ära: Die Bayern feiern 1969 die erste von 21 Meisterschaften in der Bundesliga. Die Väter des Erfolgs waren (kleines Foto) Trainer Branko Ze- fahren, legt sich der Ärger: bec (links) und Manager Robert Schwan. Foto: Imago Die Verfolger Gladbach (0:1 8. Eintr. Frankfurt gegen Hertha) und Braun- 13 S, 8 U, 13 N Von Harald Pistorius wilden, fröhlich stürmenden ning. Bald wog er 78 statt 84 „Kicker“. Der schlechte Kom- den amtierenden Meister in schweig (0:2 in Köln) verlie- 34:34 Pkt., 46:43 Tore Mannschaft ein disziplinier- Kilogramm und schoss 30 fort in den Stadien und ge- den Abgrund. Als die Nürn- ren ebenfalls. Trainer: Der Rekordmeister und Ti- tes, kühl und berechnend Tore. Seinen Wert lernten al- stiegene Eintrittspreise wur- berger weinend vom Platz telverteidiger steigt ab, in auftretendes Rasenschach- le zu schätzen, als er wegen den als Gründe genannt. gingen, sagte der Stadion- Hamburger SV 2 der Fußball-Hauptstadt Ensemble formt. Das Bay- einer Tätlichkeit gegen Jupp Hennes Weisweiler, der mit sprecher unter dem Applaus 9. Werder Bremen schafft der Emporkömmling ern-Gen war gefunden. Heynckes (damals bei Han- der Mönchengladbacher Bo- des Publikums: „Wir wün- 1860 München 0 14 S, 6 U, 14 N die Wachablösung mit dem „Tschik war für uns der nover 96) acht Wochen ge- russia wegen des mutigen schen diesem ruhmreichen 34:34 Pkt., 59:59 Tore Double. In den spannends- richtige Trainer gewesen, sperrt wurde: Der Vorsprung Angriffsstils Sympathien, Verein einen baldigen Wie- 30. 10. 1968, 12. Spieltag: Trainer: ten Abstiegskampf seit aber seine Platte war nach der Bayern schmolz, sie ge- aber keinen Titel gewann, deraufstieg.“ Es dauerte Nicht wegen der zwei Tore 1963 ist alles verstrickt, was fünf Jahren abgelaufen“, er- wannen in dieser Zeit kein sah die Ursache auf dem Ra- neun Jahre, bis der 1. FC von , sondern we- 10. 1860 München Rang und Namen hat. Und innerte sich Franz Becken- Spiel – bis Müller zurückkam sen: „Die Bundesliga ist spie- Nürnberg zurückkehrte. gen einer legendären Kaprio- dennoch: Es kriselt in der bauer an seine erste Meister- und beide Tore zum 2:1 bei lerisch schlechter geworden, Und es blieb einmalig, dass le seine Kumpels Gert („Char- 15 S, 4 U, 15 N Bundesliga. Zuschauerzah- saison, „jetzt war Zebec ge- Hertha BSC erzielte. alles spielt auf Abwehr und der amtierende Meister ab- ly“) Dörfel ist die Partie un- 34:34 Pkt., 44:59 Tore len sinken, Schulden stei- nau der Richtige.“ Der Unter- Der Erfolg schlug sich nur Unentschieden. Die meisten stieg. vergesslich. Zwölf Minuten Trainer: gen. „Macht die Bundesliga schied zwischen dem lebens- mäßig an den Bayern-Kassen Mannschaften spielen gegen Über die Gründe kann vor Schluss verwarnt Hans Pilz pleite?“, fragt ein Magazin. frohen Genussmenschen nieder: Der Besucherschnitt die Zuschauer statt für sie. man mit älteren Nürnber- Schiedsrichter Edgar Deus- „Tschik“ und dem distanzier- stieg um 3000 auf 24 000. Die Das ist langweilig.“ gern noch heute diskutieren. chel (Ludwigshafen) den 11. Hannover 96 Gerade mal 43 281,26 DM ten Asketen Zebec ließ sich meisten anderen Vereine Dass der Zuschauerschnitt Sicher ist: Es drehte sich alles HSV-Linksaußen und fragt 9 S, 14 U, 11 N Gewinn weist die Bilanz des ablesen an der Entwicklung meldeten Verluste, am ersten nicht unter die 20 000er- nur ums Geld, um die „Ma- den ligabekannten Glatzkopf 32:36 Pkt., 47:45 Tore neuen Meisters aus. Erfolg von Gerd Müller. Spieltag blieb die Hälfte der Marke rutschte, sondern bei rie“, wie Meistertrainer Max nach dessen Namen. „Meier“ Trainer: Zlatko Cajkovski zahlt sich beim FC Bayern „Kleines, dickes Müller“, Plätze in den neun Stadien 22 000 ausschlug, lag an der Merkel es nannte. Als er im antwortet Dörfel zwei Mal, München nur für die Spieler hatte Cajkovski den stämmi- leer. Über 20 Spiele der Sai- Rückkehr einer verruchten März 1969 entlassen worden danach schickt ihn Deuschel aus: 10 000 DM Prämie gibt gen Mittelstürmer liebevoll son sahen weniger als 10 000 Dame: Hertha BSC, 1965 we- war, sollte der 54er-Welt- runter mit den Worten: „Vom 12. MSV Duisburg es für die Meisterschaft, genannt. Zebec gab Müllers Zuschauer, nur drei Vereine gen illegaler Zahlungen aus meister Max Morlock als Be- Platz, Herr Dörfel.“ Zwei 8 S, 16 U, 10 N 10 000 DM für den Gewinn Ehefrau Uschi einen Diät- übertrafen den Zuschauer- der Liga verwiesen, lockte treuer moralische Aufrüs- Spiele Sperre… 32:36 Pkt., 33:37 Tore des DFB-Pokals. Zu verdan- plan und forderte den stäm- schnitt von 25 000. „Leere nach dem Aufstieg durch- tung betreiben. Er schaffte es Trainer: ken hat der Club den kleinen migen Naturburschen aus Kassen – Schreckgespenst schnittlich 44 000 Zuschauer sogar, den legendären Alt- Überschuss im 4-Millionen- Nördlingen im Einzeltrai- der Bundesliga!“, titelte der und war unumstrittener Zu- bundestrainer Sepp Herber- M‘gladbach 4 13. 1. FC Köln DM-Etat der Tatsache, dass schauerkrösus. ger vor einem Spiel für eine VfB Stuttgart 4 man sich einen Billig-Trainer Die letzten Wochen der Ansprache in die FCN-Kabi- 13 S, 6 U, 15 N geholt hat: Branko Zebec ver- Saison prägte der Abstiegs- ne zu lotsen. Doch Morlock 16. 11. 1968, 15. Spieltag: 32:36 Pkt., 47:56 Tore dient 6000 DM und damit kampf. Vier Spieltage vor resignierte bald und beant- Nur 10 000 kommen zum Trainer: Hans Merkle nur ein Drittel der Gage, die Schluss war noch nicht mal wortete die Frage, ob es wei- Verfolgerduell; sie sehen den „Tschik“ Cajkovski kassierte. der MSV Duisburg auf Platz terer Streicheleinheiten be- großen Tag von Willi Enten- 14. Hertha BSC Die beiden haben früher neun gesichert. Die größt- dürfe, gallig: „Hier sind eini- mann: Der „Erpel“ schaltet 12 S, 8 U, 14 N zusammen in der großen ju- mögliche Zuspitzung gab es ge dabei, die wollen nur mit Günter Netzer aus und erzielt 32:36 Pkt., 31:39 Tore goslawischen Elf gespielt, in der finalen Runde, als die Geldscheinen gestreichelt drei Tore. Als er verletzt aus- Trainer: Helmut Kronsbein doch viel mehr Gemeinsam- vier auf den letzten Plätzen werden.“ gewechselt wird, steht es 4:2 ➡ keiten gibt es nicht. Zebec ist unter sich waren: Mit einem Begonnen hatte die Saison für den VfB – dann treffen streng, er führt ein hartes Re- 3:0 gegen Neuling Kickers in Nürnberg damit, dass Netzer und . 15. Kaiserslautern giment, nicht nur auf dem Offenbach verhinderte Bo- beim Training ein Eintritts- Trainingsplatz. „An die Stelle russia Dortmund drei Jahre geld von einer DM erhoben 12 S, 6 U, 16 N Bay. München 2 30:38 Pkt., 45:47 Tore der Improvisation trat die nach dem Europapokal-Tri- wurde. Trainer: Egon Piechaczek Methodik“, urteilt die umph den Abstieg. Braunschweig 1 „Sport-Illustrierte“ und be- Nürnberger Tränen: Luggi Müller (links) und Horst Leupold In Köln stieß der FC im Nächste Folge: Eine neue schreibt, wie Zebec aus der nach dem Abstieg des Meisters. Foto: Horstmüller zweiten Abstiegsendspiel Borussia begeistert 8. 3. 1969, 25. Spieltag: 16. Bor. Dortmund Vorentscheidung im Titel- KÖPFE DES JAHRES kampf: Die Bayern schütteln 11 S, 8 U, 15 N in einem Rassespiel den star- 30:38 Pkt., 49:54 Tore Jürgen Moll Erst im No- „Der ist ja be- Tod auf der Er schickt die ken Meister von 1967 ab, des- Trainer: Oswald Pfau ist 30, als er vember 1968 soffen“, ruft Trainerbank: Spieler früh- sen Trainer Helmut Johann- am 16. Dezem- bekommt der 1860-Profi Oswald Pfau morgens zum sen gerade von Juventus Tu- Hermann Lindemann ber 1968 mit Torschützen- , ist der einzige Lauf an Zeche rin umworben wird. Kurios: seiner Frau könig von als Schieds- Fußballlehrer Consolidation Im Duell der beiden besten 17. 1. FC Nürnberg Sigrid auf eis- 1967/68 die richter Walter der Liga-His- vorbei, veran- Torhüter patzt sowohl Sepp 9 S, 11 U, 14 N glatter Auto- Kanone über- Horstmann in torie, der wäh- staltet Hea- Maier als auch .

29:39 Pkt., 45:55 Tore ➡ bahn verun- reicht: Eine Dortmund ei- rend eines En- rings für Fans, glückt. Das Tuberkulose nen Elfmeter gagements 500 kommen. Trainer: Hamburger SV 1 Robert Körner Ehepaar stirbt und hinter- hat Johannes Löhr erwischt, gibt. Kapitän Petar Radenk- stirbt. 1967/68 hat der aus Rudi Gutendorf hat Erfolg: Kuno Klötzer lässt die Töchter Caroline (1) in einem badischen Sanatori- ovic fordert von Horstmann Pommern stammende Trai- Der extrovertierte Coach hat E. Frankfurt 4 und Alke (4). Die Liga steht um wird der Kölner Stürmer lautstark eine Blutprobe. ner die Dortmunder als „Feu- in der wilden US-Liga die 18. Offenbach still vor Trauer, der Braun- aufgepäppelt, kehrt erst nach Weil Journalisten bereits bei erwehrmann“ vor dem Ab- PR-Kunst gelernt und mischt 31. 5. 1969, 33. Spieltag: 10 S, 8 U, 16 N schweiger war einer der bes- knapp vier Monaten zurück. Kellnern recherchieren, was stieg gerettet. Der Borsig- nun Schalke auf. Bestes Trainer-Benjamin Erich Rib- ➡ ten und beliebtesten Profis. „De Nas“, wie er wegen seiner Horstmann beim Essen ge- platz ist seine erste Bundesli- Rückrundenteam, DFB-Po- beck, mit 31 jüngster Coach 28:40 Pkt., 42:59 Tore Zum Benefizspiel tritt am 14. markanten Nase genannt trunken hat, fährt er nach ga-Station. Im Herbst 1968 kalfinale – nur den histori- der Liga, schafft den Klassen- Trainer: Paul Oßwald ➡ April 1969 die Weltmeister- wird, braucht nur acht Minu- dem Spiel ins nächste Kran- erleidet er einen Herzinfarkt, schen ersten Sieg in Dort- erhalt mit der Eintracht. Der Elf von 1954 in Braunschweig ten für Tor Nr. 64 – bis 1978 kenhaus und unterzieht sich erholt sich, kehrt ins Amt zu- mund (1:0 am 11. März 1969) HSV hat nur einen Grund zur = Punke-Abstand = Pokalsieger an; zum ersten und einzigen lässt er 102 folgen, alle für einer Blutprobe. Ergebnis: rück. Der zweite Infarkt am 3. seit 1958 verpasst er: Er liegt Freude: Der unverwüstliche = Trainer- = Aufsteiger ➡ ➡ Mal vollzählig. 100 000 DM den FC, dessen Rekordschüt- 0,0. Startorwart „Radi“ wird Januar 1969 trifft ihn tödlich, mit Grippe im Bett, es coacht Uwe Seeler erzielt sein 100. Entlassung = Absteiger kommen zusammen. ze er bis heute ist. vier Wochen gesperrt. im Alter von 54. Assistent Günter Diegel. Bundesliga-Tor.

DIE ELF DER SAISON 1968/1969 Sammelbilder (Bergmann-Verlag) aus dem Archiv Raimund Simmet (www.stickerfreak.de) hr eld f f f Tor Abwehr Abwe Abwehr Abwehr Mittelfeld Mittelfeld Mittelf Angrif Angrif Angrif ig ig g we we ach ach ch emen emen isbur gladb gladb aunsh auns Du er Br er Br rn München rn München rn München M‘ M‘ Br V Br . . . rd rd 1860 München . ye ye ye MS V We We Bor Bor Ba Ba Ba Eintr TS Horst Wolter Berti Vogts Bernd Patzke Michael Bella Günter Netzer Gustl Starek Eintr Bernd Dörfel Gerd Müller Bernd Rupp