Ludwig Van Beethoven: Die Klavierquartette Woo 36 Nr
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Ludwig van Beethoven: Die Klavierquartette WoO 36 Nr. 1–3 & op. 16a Klaviertrio Hannover Konstantin Sellheim, Viola Ludwig van Beethoven: Die Klavierquartette WoO 36 Nr. 1–3 & op. 16a Klaviertrio Hannover Konstantin Sellheim, Viola Ludwig van Beethoven (1770–1827) Quartett C-Dur für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, WoO 36,3 (1785) 01 Allegro vivace .................................................... ( 0 6 ' 2 4 ) 02 Adagio con espressione ........................................... ( 0 6 ' 4 9 ) 03 Rondo. Allegro ................................................... ( 0 3 ' 2 0 ) Quartett Es-Dur für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, WoO 36,1 (1785) 04 Adagio assai ..................................................... ( 0 6 ' 1 3 ) 05 Allegro con spirito ............................................... ( 0 3 ' 4 4 ) 06 Thema. Cantabile – Variazioni I-VI – Thema. Allegretto ........... ( 0 6 ' 0 4 ) Quartett D-Dur für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, WoO 36,2 (1785) 07 Allegro moderato ................................................ ( 0 7 ' 5 0 ) 08 Andante con moto ................................................ ( 0 5 ' 5 2 ) 09 Rondo. Allegro ................................................... ( 0 5 ' 2 2 ) Quartett Es-Dur für Klavier, Violine, Viola und Violoncello op. 16a (1796/1810) 10 Grave – Allegro, ma non troppo. .................................. ( 1 2 ' 4 6 ) 11 Andante cantabile ................................................ ( 0 6 ' 0 8 ) 12 Rondo. Allegro, ma non troppo ................................... ( 0 5 ' 4 5 ) Gesamtspielzeit.......................................................... ( 7 6 ' 2 5 ) Beethovens Klavierquartette Lehr- und Wanderjahre eines jungen Meisters arum widmet sich ein Klaviertrio zum großen Beethoven-Jubiläum dessen Klavierquartetten? Jene Frühwerke, die kaum jemand kennt und kaum je- mand spielt... Es ist die reine Begeisterung, die das Klaviertrio Hannover W und Konstantin Sellheim mitreißt, die Freude über die ungestümen Äuße- rungen des jungen Komponisten, in denen sich bereits das unbändige Temperament und der eigenwillige Humor der späteren Jahre andeuten. Bei aller klassischen Formtreue be- weist Beethoven schon hier seine ausgeprägte Individualität und die vier Musiker lassen sich gerne von seinem Elan anstecken. Ihr großer Respekt gilt dabei nicht nur der kompo- sitorischen Leistung, sondern auch seiner Persönlichkeit, die sich unter wahrlich besonde- ren Bedingungen bewähren musste. Was mag er für ein Mensch gewesen sein, der fünfzehnjährige Ludwig van Beethoven? Die Annäherung fällt nicht leicht, denn es waren andere Zeiten und Verhältnisse, in denen er aufwuchs. Leicht hatte er es nicht, der hochbegabte Sohn des alkoholkranken Bonner Hoftenoristen und Musiklehrers Johann van Beethoven und seiner Frau Ma- ria Magdalena. Kindheit und Jugend wurden überschattet vom Vater, der einerseits den Jungen als Wunderkind à la Mozart zu vermarkten suchte, andererseits mit den 4 eigenen begrenzten Möglichkeiten und gesundheitlichen Ausfällen dessen Wege selbst einschränkte. Glücklicherweise war der junge Ludwig früh dem Organisten, Komponisten und Diri- genten Christian Gottlob Neefe begegnet, der 1782 sein Kompositionslehrer wurde. Neefe erkannte Beethovens Talent und unterstützte ihn nach Kräften, und er sah, dass das pro- vinzielle Bonn ihm nicht den Rahmen bot, den er zur Entwicklung seiner Talente brauchte. 1783 schrieb Neefe in Cramers Magazin der Musik: „Dieses junge Genie verdiente Unter- stützung, daß er reisen könnte. Er würde gewiß ein zweiter Wolfgang Amadeus Mozart werden, wenn er so fortschritte, wie er angefangen.“ Die Zeiten waren zunächst nicht gelegen: Kurz vor der Französischen Revolution fiel Neefe als glühender Anhänger der Aufklärung zusehends in Ungnade und verlor an Ein- fluss; Beethoven war zudem angesichts der fortschreitenden Trunksucht seines Vaters ge- zwungen, die Rolle des Familienoberhauptes zu übernehmen. 1784 wurde er zum zweiten Hoforganisten am kurfürstlichen Hofe in Bonn ernannt und trug mit seinem Gehalt we- sentlich zum Unterhalt der Familie bei. Die Verantwortung für das familiäre Leben trug er stellvertretend für den Vater ohnehin. In dieser Phase seines Lebens trat das Komponieren ebenso in den Hintergrund wie die systematische Erfassung seiner Frühwerke. Zwischen 1785 und 1789 entstanden nur wenige Werke, und seine kompositorische Entwicklung wurde kaum vorangetrieben. Zwar erhielt er im Frühjahr 1787 tatsächlich die Chance zu einer Reise nach Wien, doch musste diese nach zwei Wochen abgebrochen werden, weil aus Bonn schlimme Nachrichten über den Gesundheitszustand der Mutter kamen. Ob Beethoven in dieser kurzen Zeit Mozart getroffen oder sogar Unterricht von ihm erhalten hat, ist nicht dokumentiert, wenn die Möglichkeit auch zu reichlicher Legendenbildung Anlass gegeben hat. Dass er sich mit dem 5 Vorbild Mozart auseinandersetzte, steht jedenfalls außer Frage. Zu sehr hatte das einzig- artige Talent Europa in Aufruhr versetzt, als dass man es hätte übersehen können. Und insbesondere für einen ähnlich begabten Sprössling wie Beethoven, der ebenfalls einen Musiker zum Vater hatte, muss Mozart hohe Maßstäbe gesetzt haben. Vierzehn Jahre trennten die beiden Ausnahmetalente, und während Beethoven eben dem Wunderkind- alter entwuchs, war Mozart schon zum voll ausgebildeten Musiker erwachsen. Die Wiener Klassik, heute Maßstab zeitloser Kompositionstradition, stand auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, und die Gattungen der Sonate, des Streichquartetts oder der Sinfonie waren eben dabei, ihre noch heute gültigen Formen auszuprägen. Vorbilder und Nachklänge 1785 entstanden Beethovens Drei Klavierquartette WoO 36 , die tatsächlich deutli- che Gemeinsamkeiten mit Werken Mozarts aufweisen, namentlich mit den Violinsonaten KV 296, 380 und besonders KV 379. Mozarts Werke waren 1781 veröffentlicht worden, die letzten beiden im selben Jahr komponiert, das erste 1778. Mozart war also zur Zeit der Kompositionen 22 beziehungsweise 26 Jahre alt und stand auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Im selben Jahr war er von Salzburg nach Wien übersiedelt und baute sich dort mit großem Erfolg als freischaffender Komponist und Musiklehrer eine Existenz auf. Mit Sicherheit wurden seine Werke mit großem Interesse aufgenommen, und mit ebensolcher Sicherheit setzte sich auch Ludwig van Beethoven damit auseinander. Zu deutlich sind die formalen Übereinstimmungen, als dass sie zufällig entstanden sein könnten. Insbesondere die Parallelen zwischen Mozarts Violinsonate KV 379 und dem ersten der drei Beethoven-Quartette sind bemerkenswert, zumal die Form weder für eine Sonate noch für ein Quartett typisch ist. Nicht nur der Beginn mit langsamer Einleitung 6 wurde von Beethoven übernommen, sondern die Anfangswendung ist deutlich an Mozarts Vorbild angelehnt. Auch der anschließende Variationensatz wurde von Beethoven in wei- ten Teilen und zahlreichen Details nachgestaltet. Vielleicht war diese besonders prägnante formale Ausnahme der Grund dafür, dass das Es-Dur-Quartett bei der Veröffentlichung 1828, nach Beethovens Tod, an die erste Stelle der drei Werke gesetzt wurde. Auch in den beiden Klavierquartetten in D-Dur und C-Dur lassen sich Parallelen zu Violinsonaten von Mozart nachweisen. So ist das D-Dur-Quartett der Sonate KV 380 nachgebildet und das Quartett in C-Dur der früher komponierten und ebenfalls in C-Dur stehenden Sonate KV 296. Allerdings sind in beiden Fällen die Parallelen nicht so außerge- wöhnlich wie im erstgenannten Vergleich. Dennoch zeigt sich schon beim jungen Beethoven dessen individuell-stürmisches Na- turell, das seine Werke deutlich vom Charakter der Mozart’schen Kompositionen abhebt. Schon als Fünfzehnjähriger war Beethoven sicherlich eines nicht, nämlich angepasst. Der Musikwissenschaftler Ludwig Schiedermair, Biograf der beiden und Gründer des Bonner Beethoven-Archivs, brachte es auf den Punkt: „Dieser Unterschied ist nicht allein durch Beethovens Jugend und Mozarts reife Meis- terschaft bedingt, er liegt tiefer begründet im Wesen der beiden. Die seelischen Erregun- gen werden durch Mozart in knappster, konzentrierter Form künstlerisch gestaltet […] Beim jungen Beethoven dagegen droht der wilde Strom alle Schranken niederzureißen.“ 1796 – Sturm und Drang Ein Jahrzehnt später war Beethoven endgültig in Wien angekommen und hatte, dem geflü- gelten Worte des Bonner Förderers Graf von Waldstein gemäß, „Mozarts Geist aus Haydns Händen“ empfangen. Einerseits waren die 1790er Jahre politisch und gesellschaftlich 7 hochgradig aufgeregt; in Frankreich tobte die Revolution, und die Aufklärung wirkte in ganz Europa mit großer Sprengkraft. Andererseits war es in der Donaumetropole eine Zeit voller Glanz und großer Kunst. Es waren erfolgreiche Jahre für den jungen Meister in der musikbegeisterten Großstadt. Umgeben von anregenden Eindrücken und Einflüssen, sog er diese begierig auf und begab sich mit Enthusiasmus mitten in das Leben und Wirken seiner Epoche hinein. 1796 beziehungsweise 1810 entstand das vierte Quartett op. 16 , ebenfalls in Anleh- nung an Mozart: Dessen Quintett für Klavier und Bläser diente Beethoven als Vorbild für sein Quintett auf dem Fortepiano mit vier blasenden Instrumenten akkompagnirt. Die Besetzung entsprach dem Zeitgeschmack und war durchaus nicht frei von pragmatischen Überlegungen gewählt, denn natürlich musste es in Beethovens Interesse sein, sein Werk häufig aufgeführt zu wissen. Diese Möglichkeit war durch die populären Bläser gewähr- leistet und wurde umso größer durch die zusätzliche Bearbeitung für eine weitere