September 2020 www.buergerverein-ellerau.de
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2 Grünes Heft • September 2020 editorial ...... 3 Editorial leitartikel Das Jahr 2020 wird in vielerlei Hinsicht ein vergeudetes Mammutbaum und Bienenfreund Jahr. Schuld ist das Corona-Virus. Eine Hommage an Ellerau...... 5 politik Die Redaktion hatte sich im Winter und Frühjahr be- Aktuelle politische Informationen...... 11 müht, wieder ein informatives und unterhaltsames Positives Ergebnis in Rekordzeit Grünes Heft mit dem Cover „Der Menschenfeind“ zu- Jahresabschluss ´19 der Gemeinde überrascht wieder einmal...... 31 sammenzustellen, aber dann konnten wir es nicht in ge- wohnter Form als Printausgabe erscheinen lassen. Zu un- Weiterhin aktuell Aufhebung des höhengleichen Bahnübergangs am Ortseingang Ellerau....38 sicher war, ob unsere fleißigen Mitglieder infolge totaler lokales Ausgangssperre daran gehindert würden, es an alle El- lerauer Haushalte zu verteilen. Die ersatzweise online ge- Corona Lockdown und Homeschooling stellte Ausgabe fand viel weniger Leser. Die Folge: Müh- Erfahrungsbericht eines Grundschulelternteils...... 15 sam geschriebene Artikel wurden nicht wahrgenommen. Unter neuer Leitung Polizeidienststelle Ellerau wieder voll besetzt...... 23 Deshalb hat sich die Redaktion entschlossen, zwei Be- Ein leibhaftiger Schiedsrichter als neuer Schiedsmann richte der April-Ausgabe in dieses neue Heft zu über- Jochen Fuhrmeister zum stellv. Schiedsmann gewählt...... 25 nehmen – jeweils ergänzt um aktuelle Informationen: Windstrom in der Sackgasse? „Mehr regional geht nicht“ über den Hofladen Dedler Energiewende in und um Ellerau...... 33 und „Was Hänschen nicht lernt“ über die Schwimmfä- Was Hänschen nicht lernt higkeit der Grundschüler. Schwimmfähigkeit der Grundschulkinder...... 40 Bunte Erinnerungen an Corona Auch der Artikel über den höhengleichen Bahnübergang Die Steinschlange der Gemeindebücherei...... 51 am Ortseingang scheint es wegen seiner fortdauernden porträt politischen Brisanz der Redaktion wert, in gekürzter Fas- sung auch den „Nur-Print-Lesern“ nahegebracht zu wer- Unauffälligkeit als Geschäftsprinzip den. Dabei wird zugleich die Frage aufgeworfen, ob sich Das Ellerauer Importunternehmen Carstensen...... 35 die Situation durch die Wiederöffnung der fußläufigen Mehr regional geht nicht Zuwegung über die Bahnstraße zum Bahnhof Ellerau Hofladen Dedler...... 47 grundlegend geändert hat. unterwegs Der Wolf schläft nebenan Wir hoffen, dass diese neue Ausgabe mit ihrem erwei- Wildpark Eekholt – einmal anders...... 42 terten Umfang dazu beiträgt, zur alten Lesenormalität bildergalerie...... 28 zurückzukehren. intern...... 52 Die Redaktion ankündigungen...... 53 terminkalender...... 54 impressum...... 54 Grünes Heft • September 2020 3 Erledigen Sie Ihre Finanzgeschäfte ganz komfortabel im eigenem Wohnzimmer. Bequem und sicher mit dem übersicht- lichen Online-Banking der Sparkasse.
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4 Grünes Heft • September 2020 Mammutbaum und Bienenfreund Eine Hommage an Ellerau
„Ellerau – Die attraktive und überschaubare Gemeinde in und es werden bestimmt auch heute der Auenlandschaft“ – mit dieser Aussage wird der Leser die wenigsten Ellerauer diesen Emp- der Homepage der Gemeinde Ellerau begrüßt. Und das ist findungen widersprechen. Bei einem nicht übertrieben. Nicht nur eine exzellente Verkehrsan- Rundgang mit Besuchern oder den En- bindung, die Vielfalt unserer Einkaufsmöglichkeiten und kelkindern ist das Staunen groß über Dienstleistungsangebote, Banken, gute medizinische Ver- unser grünes Ellerau. Wir können stolz sorgung, Gastronomie, die üppigen Freizeitangebote durch sein auf die Vielfalt unserer Bäume, die unterschiedliche Vereine mit entsprechenden Hallen und viele unserer Straßen schmücken oder Sportanlagen, Schwimmbad, Bücherei und VHS schätzen im Park auf einer Bank zum Verweilen Gisela Pätzold die Bürger, sondern auch das viele Grün in unserer Ge- einladen. In so manchem Garten sind meinde. wunderschöne Exemplare zu entdecken, die über viele Jah- re eine beachtliche Größe erreicht haben. Ebereschen und „Ich kann mich nicht sattsehen an den unzähligen ural- Felsenbirnen mit ihren Früchten sind für viele Vögel ein ten Bäumen, die teilweise Alleen bilden. Es gibt hier so Eldorado, Trompetenbäume bestechen durch ihre duften- viele himmelwärts strebende Prachtexemplare, die zu je- den Blüten, Goldulmen und Ginkgobaum finden Bewun- der Jahreszeit schön sind“. So beschrieb vor vier Jahren derung durch ihre Blätter. die Neubürgerin Roswitha Koźlik ihre Gefühle beim Entdecken ihrer neuen Heimat in einem Beitrag 2016 im Einer sehr bemerkenswerten Aktivität verdankt Ellerau in- Mai-Heft des BVE. Besser kann man es nicht ausdrücken, zwischen über 70 privat gepflanzte Bäume. Seit 15 Jahren Grünes Heft • September 2020 5 te sie dem Bau- und Planungsausschuss Ideen für bunte Vielfalt für unseren Park vor, die dann auch teilweise in das Ortsentwicklungskonzept übernommen wurden.
Im Zusammenhang mit unserem grünen Ellerau ist es schon fast eine Verpflichtung, an den Ellerauer Bürger Gerd Bollmann zu erinnern. Vor 41 Jahren gründete er mit seiner Frau Christiane die Firma Baumpflege Bollmann GmbH. Gerd Bollmann ist leider im Juni dieses Jahres nach schwerer Krankheit verstorben. In verschiedenen Nachrufen wird Gerd Bollmann als Pionier der modernen Baumpflege gewürdigt. Als Gutachter und Sachverständi- ger war er weit über die Grenzen Elleraus bekannt und maßgeblich an den heutigen Richtlinien der Baumpflege beteiligt. Sehr am Herzen lagen ihm die Erhaltung alter und wertvoller Bäume als Naturdenkmäler. Einer der ältes- ten Bäume Schleswig-Holsteins – die 650 bis 700 Jahre alte Winterlinde in Bordesholm (Höhe 18 m, Krone 30 m, wegen der Gefahr des Auseinanderbrechens im Juni 2018 gefällt) – betreute er während seiner langjährigen Berufs- zeit und wählte sie stilisiert für sein Firmenlogo.
Ruft man im Internet die Seite des Kreises Segeberg für Naturdenkmäler auf, findet man auch eine Eintragung setzte die Tierärztin Dr. Nadine Schröder mit ihrer Familie für Ellerau. Im Dreiüm ist eine Hain- nach und nach, wie sie selbst sagt, eine ziemlich bunte Mi- buche zu bewundern, die auf ca. 350 schung von Bäumen auf ihrem Grundstück im Hellhörn. Jahre geschätzt wird, wie die Eigen- Viele Obstbäume mit alten Obstsorten, zwei Streuobst- tümer des Hofes Dührkop und Kra- streifen, Mammut-, Ginkgo-, Walnuss- und Bienenbaum, mer stolz berichteten. Sie wurde 2006 Esskastanie, Trauerweide, Blut- und Rotbuche, um nur in das Register aufgenommen und einige Arten aufzuführen, bezeugen ein breites Spektrum. mit einem entsprechenden Wappen Die vor acht Jahren gesetzten 20 Sommerlinden tragen be- gekennzeichnet. Damit ging einher, reits reichlich Blüten und sind von der Dreckstwiete aus dass nun die Naturschutzbehörde für gut zu sehen. Die Vermutung, dass auch Nisthilfen auf dem den Baum verantwortlich ist und die Grundstück zu entdecken sind, liegt nahe. Es sind „sage Eigentümer des Naturdenkmals nur und schreibe“ 50 Stück. Hier bietet sich nun ein kleiner noch eine begrenzte Beobachtungs- Schlenker an zurück in unseren Park. Die Diplom-Biolo- und Meldepflicht haben. gin Ulrike Werner, seit 2015 tiermedizinische Fachange- stellte in dieser Tierarztpraxis, hat in einer Eigeninitiative Normalerweise sind auf privaten Grundstücken die Ei- unseren Park um einige Nisthilfen bereichert, um deren gentümer für ihre Bäume verantwortlich und verpflichtet, Pflege sie sich auch kümmert. Bereits vor drei Jahren stell- dafür zu sorgen, dass von ihnen keine Gefahr für Dritte 6 Grünes Heft • September 2020 ausgeht (sog. Verkehrssicherungspflicht). Kommen sie die- werden jährlich alle Bäume auf öffentlichem Grund in ser Pflicht nicht nach, haften sie für Schäden, die durch Ellerau durch einen Sachverständigen auf ihre Verkehrs- ihre Bäume verursacht werden. Abgesehen von dieser Ge- sicherheit überprüft. Vielerlei einzelne Kriterien verraten setzeslage entstehen für die Eigentümer über die Jahre Si- dem Fachmann, ob ein Baum krank und ob er durch ge- tuationen, in denen sie einen Baum fällen müssen. Anfäng- zielte Maßnahmen noch zu retten ist. Spannend war im In- lich noch ein Bäumchen, mit Liebe gehegt und gepflegt, ist ternet zu lesen, dass bei Verdacht auf Krankheit inzwischen das Gehölz mit der Zeit durch seine Größe, die wachsende auch digitale Messmethoden eingesetzt werden. Laienhaft Kraft und Ausbreitung der Wurzeln oder durch Schäd- ausgedrückt werden Schallimpulse (Arbotom Impulsto- lingsbefall zur Gefährdung von Wohneigentum und des- mograph) oder Bohrwiderstände (Resistograph) durch sen Bewohnern geworden. entsprechende Software Einen solchen Baum zu fäl- auf Laptops umgesetzt, die len ist mit Sicherheit für den Rückschlüsse auf die Be- Besitzer keine leichtfertige schaffenheit von Stamm- Entscheidung. querschnitten/Holzgewebe und damit auf die Schwere Durch einen Vorstoß der der Krankheit ermöglichen. Verwaltung wurde der Ent- wurf einer Baumschutzsat- Bei Verlust von Bäumen zung (Seite 11ff) präsen- auf öffentlichem Grund tiert, der die Bäume auch hat sich die Gemeinde ver- auf privaten Grundstücken pflichtet, durch Nachpflan- unter besonderen Schutz zungen den Baumbestand stellen sollte. Bereits 1997 wieder zu ergänzen. Das ist hatten die Ellerauer Bürger nicht immer ganz einfach, eine Baumschutzsatzung denn verschiedene Fakto- mit großer Mehrheit ge- ren spielen dabei eine Rolle, kippt. „Der mündige Bürger habe entschieden“, so wurde z. B. der Pflanzabstand und die Standortwahl. Haben diese es damals in einer Zeitung kommentiert. Über Jahrzehnte Kriterien bei den abgängigen Bäumen nicht gestimmt und haben diese Bürger bewiesen, dass sie mit ihrem Baum- wurden diese Fehler erkannt, sollte man sie nicht wieder- bestand verantwortungsvoll umzugehen wissen. In An- holen. Weniger ist dann manchmal mehr, wenn der einzel- betracht dieser Einstellung gibt es überhaupt keine Ver- ne Baum mehr Platz zum Wachsen hat und das mit einer anlassung, die Bürger durch eine Baumschutzsatzung zu viel üppigeren Krone dankt. entmündigen und ihnen vorschreiben zu wollen, was sie ab welchem Stammumfang zu tun oder zu lassen haben. Und Immer mehr wird die Forschung durch den Klimawan- es gibt auch keine Veranlassung, dem BVE und der CDU del gefordert, um herauszufinden, welche Baumarten den ein „grünes Gewissen“ abzusprechen, weil sie sich gegen Umweltherausforderungen am besten trotzen. Die Be- eine Reglementierung in Form einer Baumschutzsatzung zeichnung „Klimabaum“ ist ein gängiger Begriff geworden. ausgesprochen haben. Baumschulen führen bereits entsprechende Klimabaum- Kataloge. Auf öffentlichem Grund werden besondere Bäume durch diverse Gesetze von Naturschutzbehörden des Bundes, der Seitens der Verwaltung sind in Ellerau Baumnachpflan- Länder oder der Kreise unter Schutz gestellt. Außerdem zungen für den Herbst/Winter 2020/21 geplant. Dafür Grünes Heft • September 2020 7 wurden zehn Standorte für besondere Baumarten unter Berücksichtigung der erforderlichen Bedingungen für ein gutes Wachstum ausgewählt. Ein Riesenmammutbaum ist aufgeführt, der auch immer häufiger in Norddeutschland zu finden ist. Nicht nur wegen seiner Höhe von häufig mehr als 40 m ist dieser Baum imposant, sondern auch wegen seines außergewöhnlichen Erscheinungsbildes. Vielleicht wird er mal ein Wahrzeichen von Ellerau.
Eine farbenprächtige Überraschung im Park gab es im Frühjahr. Schon von weitem leuchteten Tigerlilien, Os- terglocken und Tulpen in den kleinen Beeten. Die Idee dazu hatte die Verwaltung. Organisation und Anschaf- fung lagen in ihren Händen, und der Bauhof hat die vie- len Zwiebeln gesetzt. Das Insektensterben ist ein Thema unserer Zeit. Dem entgegen zu wirken durch Anlegen von Blühwiesen an verschiedenen Stellen im Ort war ein Anliegen aller Fraktionen. Mit fachmännischer Beratung wurden geeignete Flächen gefunden. Auf der Blühwiese im Park zeigten fast schüchtern Klatschmohn und Schlaf- mohn vereinzelt ihr leuchtendes Rot. Die Wilde Möhre war zwischen den vielen Gräsern kaum zu erkennen. Zur großen Überraschung wurde dann dieser magere Bestand auch noch gemäht, und alles war verschwunden. Wie zu erfahren war, wurde eine Saatmischung gewählt, die zwar nicht so üppig und farbenfroh blüht, aber dennoch für die Insekten genügend Nahrung liefert. Da auch viele Gräser dabei sind, ist eine Mahd durchaus normal. So haben die schwach gewachsenen Pflanzen eine Chance, sich gegen die dominanten Mitbewerber durchzusetzen. Manchmal laufen sie auch erst nach einem Jahr auf. Wir müssen also noch etwas Geduld aufbringen, bis Wiesen-Schaumkraut, Flockenblume, Acker-Witwenblume, Hornklee, Wegwarte und Leimkraut ihre Köpfchen zeigen und mit ihren Blü- ten mehr Farbtupfer setzen. Falls man ein Smartphone hat, hilft die App PlantNet beim Erkennen von unbekannten Gewächsen.
Auch das Rätsel um das Baumfragment an dieser Blüh- wiese ist gelöst. Es war eine Trauerweide, die altersbedingt von der Krone her morsch wurde und angebrochen war. Der Sturm vor vier Jahren gab ihr dann den Garaus. Da 8 Grünes Heft • September 2020 ein Specht den Stamm besetzt hatte und auch Insekten ne Schröder (s.o.). Vor fünf Jahren legte sie diesen Strei- gern solches Holz bewohnen, blieb dieser Überrest bislang fen entlang ihres Feldes an. Während sie bisher jedes Jahr stehen, wird aber wegen der Verkehrssicherungspflicht be- mühsam per Hand die Saat ausstreute, half ihr in diesem obachtet. Jahr der Landwirt Wulf Mette. Der linke Blühstreifen geht auf seine Initiative zurück. Seit drei Jahren bewirtschaftet Farbenprächtiger geht es bei dem Rendezvous mit dem er diesen Feldstreifen. Bienenfreund zu. Beim Abbiegen vom Hellhörn in die Dreckstwiete lädt er zu Entdeckungen ein, sind hier die Gleich in der Nähe, sehr schwer zugänglich und versteckt langen und breiten Blühstreifen rechts und links des klei- hinter einem verwilderten Wall bei der Biogasanlage, be- nen asphaltierten Weges sein Zuhause. Mit seiner Domi- findet sich eine große Blühwiese. Dieses Feld gehört den
nanz der lilablauen Blüten lässt er Erinnerungen an die La- KBE und wird schon seit etlichen Jahren für die Bienen vendelfelder in der Provence aufkommen. „Er“ ist natürlich und Co. hergerichtet. Einst war dieses Feld mit seiner eine Pflanze, die ihrem volkstümlichen Namen alle Ehre Buntheit vom Radweg nach Alveslohe zu bewundern, be- macht. So viele verschiedene Wildbienenarten, zu denen vor dieser Wall angeschüttet werden musste, eine Auflage auch die Hummeln gehören, tummeln sich auf den Blüten der Behörden. und scheinen um die Wette zu summen. Aber nicht nur diese Pflanzen, auch bekannt unter dem Namen Büschen- Ebenfalls vom Hellhörn abgehend, führt ein Weg über die schön, bieten den für unser Ökosystem so wichtigen Insek- Holzkamptwiete mit ihren schattenspendenden großen ten einen reichlich gedeckten Tisch. Sonnenblume, wilde Bäumen und dem sich anschließenden Fasanenstieg zum Malve, Kamille und Ringelblume sind zu entdecken, auf nächsten Blühstreifen. Durch bunte Plakate auf zwei Tafeln denen sich die Insekten ebenfalls gern niederlassen. Diese erfährt der Leser Wissenswertes über den Blühstreifen am Blütenpracht am rechten Wegesrand verdanken wir Nadi- Wegesrand. Die Sätze „Wir machen bunte Vielfalt – Wir Grünes Heft • September 2020 9 machen Früchte mit Folgen – Ihre Blühstreifen anlegen und das bereits Landwirte“ werden sich bestimmt seit drei Jahren. Patenschaften dafür positiv einprägen. Der Text auf einem bietet er seit dem letzten Jahr an. Ge- kleinen weißen Zettel verrät die Fa- genüber seinem Hof an der Moor- milie Rose als Besitzer dieses Strei- twiete tummeln sich auf 2000 m² fens und macht darauf aufmerksam, und auf ca. 600 m² am Kiefernweg in dass Blühpatenschaften für solche Quickborn-Heide die Bienen, Hum- insektenfreundlichen Flächen erwor- meln, Schmetterlinge und zahlreiche ben werden können. Auch auf dieser andere Insekten. Die kleinste Einheit Fläche überwiegt die Pflanze „Bie- zum Erwerb einer Patenschaft sind nenfreund“, deren wissenschaftlicher 100 m², auch hier erhält der „Blüh- Name auf dem Plakat mit Phacelia pate“ eine Urkunde. ausgewiesen ist. Einen zweiten Streifen findet man entlang der Krumbek in der Nähe des Rose-Hofes im Luisenweg. Beide Landwirte konnten schon etliche Bürger*innen für Für Christian Rose ist es das erste Mal, dass er sich auf Blühpatenschaften gewinnen, betonen aber zugleich, dass Anlegen von Blühstreifen eingelassen hat. Deshalb beob- noch reichlich Luft nach oben sei und sie sich natürlich achtet er mit seiner Familie selbst noch staunend, wie und freuen würden, wenn sie mehr Urkunden aushändigen was sich aus der gewählten Saatmischung entwickelt. Mit könnten. Der BVE hat bei beiden Landwirten Blühpa- unterschiedlichen Prozent-Anteilen sind 11 Sorten vertre- tenschaften erworben. Eine Blühpatenschaft, als Urkunde ten. Ob Borretsch, echter Koriander mit 2 % und Ringel- nett verpackt, wäre doch eine schöne Geschenkidee. blume mit 2,5 % Anteilen eine Chance haben? Ein Areal von 2500 m² ist für Blühpatenschaften vorgesehen, wobei Vielleicht regt dieser Artikel an, auch im eigenen Garten die Patenschaften ab 50 m² erworben werden können. Et- ein kleines Eckchen zu finden, wo die Samen aus einem liche Patenschaften sind schon vergeben und werden mit Tütchen mit Wildkräutern ungehindert wachsen können, Vertrag und Urkunde besiegelt. Christian Rose würde die sie nicht als störendes „Unkraut“ empfunden werden und Blühflächen gern ausweiten. In Kontakt mit einem Imker man neugierig ihre Entwicklung beobachten kann. arbeitet er an einem neuen Projekt. Gut kann er sich vor- stellen, auf seinen Blühflächen Bienenstöcke aufzustellen. Gisela Pätzold
Wie im Bericht über den Hofladen Dedler erwähnt (sie- Infos zu Blühpatenschaften: he S. 47), gehört auch Marco Dedler zu den Landwir- Hof Rose: [email protected] Tel: 0162/7707082 ten, die an ihren Feldrändern artenreiche Hof Dedler: [email protected] Tel: 0173/4743928
10 Grünes Heft • September 2020 Aktuelle politische Informationen Die Sitzungsrunde der Gemeindevertretung im 2. Quar- terfraktionellen Arbeitsgruppe überarbeitet und im Kon- tal 2020 war geprägt von den Einschränkungen infolge sens verabschiedet. Diese Fassung wurde einstimmig von des Corona-Virus. Im März hatte die Landesregierung in der Gemeindevertretung beschlossen. zwei Erlassen die dringende Empfehlung ausgesprochen, „Sitzungen der kommunalen Gremien auf das ab- • Zum Schiedsmann für Ellerau wurde der bisherige Stell- solut Notwendige zu beschränken“. Erst Ende Mai vertreter Bernd Törber gewählt. Zu seinem Stellvertre- durfte der normale Sitzungsrhythmus wieder aufge- ter wählte die Gemeindevertretung Jochen Fuhrmeister. nommen werden, jedoch unter Einhaltung strenger (Vgl. hierzu ausführliches Porträt auf Seite 25) Abstands- und Hygieneregeln. Daraufhin fanden die Sitzungen der Fraktionen und Ausschüsse im Saal des • Personelle Veränderungen in der Rathausverwaltung: Bürgerhauses statt; die Gemeindevertretung tagte in der Erich-Stein-Halle. Neue Mitarbeiterin im Vorzimmer des Bürgermeis- ters ist Frau Insa Brandmann. Frau Eleonore David, viele Jahren sehr fachkundig im Allgemeines und Personelles Baubereich tätig und immer wieder tatkräftige Unter- stützung, wenn bei Gemeindeveranstaltungen freiwil- • Der Brunnen, der jahrelang ein Schattendasein vor dem lig helfende Hände gebraucht wurden, hat sich in den früheren Ellerauer Rathaus Ecke Berliner Damm/Lär- Ruhestand verabschiedet. Ihren Aufgabenbereich in cheneck führte, wird stärker in den Blickpunkt der Bürger der Verwaltung übernimmt Frau Ute Evers. gerückt. Er war einst eine Spende des Ellerauer Herstel- Frau Plambeck ist aus der Ellerauer Verwaltung aus- lers chirurgischer Instrumente Bauer & Häselbarth und geschieden. soll jetzt einen reprä- sentativeren Standort vor dem derzeitigen Haushalt und Finanzen Rathaus am Berliner Damm 2 bekommen. • Der Jahresabschluss 2019 der Gemeinde weist einen Er- Die notwendigen Re- gebnisüberschuss von rund 400 TEUR aus. Nach Prü- staurierungsarbeiten fung durch den Rechnungsprüfungsausschuss wurde er am Brunnen wurden einstimmig beschlossen. Der Überschuss soll der Ergeb- von der Ellerauer Re- nisrücklage zugeführt werden. (Vgl. hierzu den besonde- covis GmbH ausge- ren Bericht auf Seite 31) führt, deren Leitungs- Duo Betina Ross und Dirk Sturmfels unter anderem dem berühmten Berliner Reiterstandbild Friedrich des Bau und Verkehr Großen Unter den Linden neue Stabilität und Glanz ver- liehen hatten. • Ohne Beantragung durch eine Fraktion hatte die Verwal- tung einen Entwurf für eine Baumschutzsatzung vor- • Die Hauptsatzung der Gemeinde und die Geschäfts- gelegt und auf die Tagesordnung des Bau- und Planungs- ordnung der Gemeindevertretung wurden von einer in- ausschusses sowie der GV setzen lassen. Ziel einer Grünes Heft • September 2020 11 Baumschutzsatzung ist es, Bäume auch auf privaten Sicherheit beurteilt. Abgängige Bäume werden in der Re- Grundstücken unter besonderen Schutz zu stellen. Nach gel durch geeignete Ersatzpflanzungen ersetzt. Die Fi- der Beschlussvorlage der Verwaltung (VO 2020/3797) nanzierung ist durch entsprechende Haushaltsmittel gesi- sollten auch auf Privatgrundstücken die meisten Laub- chert. Die SPD, die sich selbst als einziges „grünes baumarten ab einem Stammumfang von 60 cm (in 1 Me- Gewissen“ in Ellerau bezeichnet (Gemeindepolitik direkt ter Höhe) einem besonderen Schutz unterstellt werden; – Nr. 3/2020), hatte kritisiert, dass bei „63 gefällten Bäu- das entspricht einem Stammdurchmesser von ca. 19 cm. men im Ellerauer Andere Baumarten, wie Eiben oder Rotdorn, sollten be- Gemeindegebiet reits ab einem Stammumfang von 30 cm (das entspricht nur 10 Ersatz- einem Stammdurchmesser von weniger als 10 cm) art- pflanzungen vor- gerecht gepflegt werden müssen und nicht beseitigt wer- genommen werden den dürfen. Bereits vor Jahren hatte es in Ellerau eine Be- sollen“. Natürlich fragung zur Baumschutzsatzung gegeben. Damals hatten gibt es keinen Be- ca. 80 % der Bürger gegen eine solche Satzung gestimmt, schluss, mit dem weil sie darin einen unangemessenen Eingriff in ihre per- ein solches Miss- sönlichen Rechte auf ihren privaten Grundstücken sahen. verhältnis bewusst Der jetzt vorliegende Antrag auf Erlass einer Baum- herbeigeführt wer- schutzsatzung wurde mit deutlicher Mehrheit (bei 3 Ja- den soll. Aber eine Stimmen und 12 Nein-Stimmen) von der GV abgelehnt. zeitnahe Nachpflanzung gleicher Art am gleichen Stand- ort ist nicht immer möglich und sinnvoll. Gerne wird • Bäume auf öffentlichem Grund werden in Ellerau jähr- auch übersehen, dass ein Ort allein durch das normale lich bei einer Begehung durch Sachverständige auf ihre Wachstum der Baumkronen grüner wird, auch wenn sich